Landgraf Wilhelm's V. und der bedeutendsten Fürstin,
welche je in Hessen regierte, der Landgräfin Amelie
Elisabeth, ruhmreichen Angedenkens, ward 1652
zu Thouars geboren.
Einem der vornehmsten Fürstengeschlechter
Frankreichs angehörend, welches sich früh zur
Lehre Ealvin's bekannte, brachte ihre hohe Stellung
wie ihre altfürstliche Abkunft, verbunden mit den
Wirren der Zeit, welche sie bald an den fran
zösischen Hof, bald nach den Niederlanden, dem
dänischen Hos, oft nach Kassel führten, sie in Be
rührung mit den hervorragendsten Erscheinungen
des Jahrhunderts.
Ueberaus fesselnd und lehrreich ist es, die Aus-
zeichnungen einer Frau von solch' hoher gesell
schaftlicher Stellung zu lesen, in welchen neben
bedeutenden Menschen und Begebenheiten auch die
äußeren Verhältnisse des Lebens jener fernen Zeit
nicht übergangen sind, und die so ungeahnte kultur
historische Einblicke in das häusliche Treiben der
Vornehmen des XVII. Säkulums gewähren.
Die Aufzeichnungen der Herzogin sind für ihren
Sohn Anton II. von Aldenburg bestimmt, für
den sie als nachmalige Gräfin von Aldenburg,
in Barel residirend, tapfer verwickelte Erbstreitig
keiten auskämpfte, „damit er im Falle ihres früh
zeitigen Todes wissen möge, wie alles gekommen ist".
Alles, was die Herzogin erzählt, ist einfach und
wahr und erhält durch die familiäre Bestimmung
ein überaus anheimelndes Gepräge. Wir lernen
eine Fürstin kennen, deren intime Mittheilungen
ihrer Beobachtungsgabe, ihrer Urtheilssähigkeit
und der Festigkeit ihres tiefreligiösen Charakters
ein glänzendes Zeugniß ausstellen. Dies und die
Berührung der miterlebten geschichtlichen Ereignisse
der Zeit, die unbefangene Wiedergabe der Ein
drücke , welche hervorragende historische Persön
lichkeiten auf sie gemacht, sichern dem seltenen
Buche ansrichtige Theilnahme vom rein mensch
lichen wie vom geschichtlichen intb kulturgeschicht
lichen Standpunkte.
Die sorgfältige Uebertragung durch Dr. Rein
hard Mosen verleiht dem fesselnden Stoffe ein
unmuthiges Gewand, sodaß die Lektüre überaus
angenehm wird.
Dem Herausgeber und Erläuterer der Hand
schrift sei deshalb Dank für seine gewissenhafte
und liebevolle Thätigkeit nicht vorenthalten, er
hat unsere Literatur durch einen werthvollen Bei
trag bereichert. F ü r uns Hesse n hat das
Buch, dem ein Porträt der Herzogin beigefügt ist.
noch ein ganz besonderes Interesse, da seine Helöin
das Enkelkind des glorreichen Fürstenpaares Ist,
welches im dreißigjährigen Kriege für das Heffen-
land stritt und litt.
Kranz Treter..
Im April d. Ji sind 25 Jahre seit der' Be
gründung des R e a l g y m n a s i u m s zu K a s fei
verflossen. Dieses Jubiläum beabsichtigen die
früheren Schüler der Anstalt am 14. April durch
einen Kommers im Stadtparksaal zu begehen.
Auswärtige ehemalige Kasseler Realgymnasiasten
bittet der Festausschuß Nachricht über ihren
augenblicklichen Aufenthaltsort und ihre jetzige
Stellung an die Adresse des Herrn Zahnarztes
Carl Foerster, Kölnische Straße 27, gelangen
zu lassen. Diese Notizen sollen zugleich als
Material für eine zu veröffentlichende Lifte aller
früheren und jetzigen Schüler dienen. — Die
Vorbesprechungen für den Commers finden jeden
Mittwoch Abend im R e st a u r a n t L u d o v i e i,
Friedrichsplatz, statt.
Briefkasten.
Dr. W. Tr. u. J. Tr. geb. P. Wien. Herzlichsten
Glückwunsch zur Vermählung.
A. W., Kassel. Mit bestem Danke angenommen.
G. v. P. Marburg. Ihr gütiges Anerbieten nehmen
wir dankbarst an und sehen baldgefälliger Zusendung
des Manuskriptes entgegen.
E. B. Marburg. Zusendung erhalten, wird in
einer der nächsten Nummern gebracht werden.
Gr. 8. Marburg. Verbindlichsten Dank.
W. S. Wiesbaden. Unmöglich.
N. N. in B. Von 1889, 1892 und 1898 sind noch
einige vollständige Jahrgänge zu haben, von 1891 nur
ein Exemplar. D. V.
Inhalt der Nummer 4 des „Hessenlandes": „Farben
freude", Gedicht von M. Herbert; „Hessische Städte und
hessisches Land vor hundert Jahren: II. Die Haupt-
und Residenzstadt Kassel", von F. Zwenger (Fortsetzung);
„Das hessische Postwesen unter Landgraf Wilhelm IX.,
nachherigem Kurfürsten Wilhelm I.", von Schwalm in
Marburg; „Ohm und Onkel". Erzählung von C. von
Dincklage - Campe (Fortsetzung); „Liebeslieder" von
A. Trabert; Aus alter und neuer Zeit; Aus Heimath
und Fremde; Hessische Bücherschau; Briefkasten.
Den geehrten Abonnenten werden
Wroßenummern zur gest. Weiter
Verbreitung gern zur Verfügung
gestellt vom ' Verleger.
Herausgeber und verantwortlicher Redakteur: F. Zwenger in Fulda, Druck und Verlag von Friedr. Scheel in Kassel.