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Postoffizianten enthielt, durften keine Aenderungen
ohne landesherrliche Genehmigung vorgenommen
werden. Zur Besetzung der Poststellen durften
nur Landeseingeborene dem Landesherrn in Vor
schlag gebracht werden, deren Bestätigung er sich
vorbehielt, auch die Verleihung der Titel war
lediglich seine Sache. Alle Administrations-
Transport-, Unterhaltungs- rc. Kosten (einschließlich
der Besoldungen und Pensionen der Beamten
und Unterbeamten) sowie die Entschädigungs
beträge für in Verlust gerathene Sachen hatte
der Erblandpostmeister zu bestreiten. Zum Schluß
wurde vonr Kurfürsten dem unter der neuen
Verwaltung stehenden Postwesen der landesherrliche
Schutz und alle bisherigen Begünstigungen zu
gesichert. Als staatliche Kontrolbehörde wurde
die „Kurfürstliche General-Post-Inspection" in
Kassel eingesetzt.
Es dürfte hier noch zu erwähnen sein, daß der
Erblandpostmeister im Laufe der Zeit noch weitere
Verpflichtungen zu übernehmen hatte, insbesondere
die Zahlung der Pensionen, welche auf Grund
des im November 1836 zwischen der kurfürstlichen
Staatsregierung und dem Fürsten Erblandpost
meister verabredeten „Pensions-Regulativ für die
Kurhessischen Postbeamten, sowie deren Hinter
bliebenen Wittwen und Waisen" festgesetzt wurden.
Die Privilegien der Fürsten von Thurn und
Taxis, welche ihnen ungeheuere Reichthümer ein
brachten, fanden in den 60er Jahren ihr Ende:
Nach dem von Preußen glücklich beendeten Krieg
von 1866 wurde das gesammte fürstlich Thurn
und Taxis'sche Postwesen von diesem Staate in
Administration genommen, und ging dasselbe dann
nach dem zwischen dem preußischen Staat und
dem Fürsten Maximilian Karl von Thurn und
Taxis am 28. Januar 1867 abgeschlossenen
Vertrag in seinem ganzen Umfange mit allen
Rechten und allem Zubehör an unbeweglichem
und beweglichem Eigenthum, Inventarien, Uten
silien rc. in das Eigenthum, den Besitz und Genuß
des preußischen Staates über. Als Entschädigung
erhielt der genannte Fürst 3 Millionen Thaler.
Ohm und Onkel.
Erzählung von C. von Dincklage-Campe.
(Fortsetzung.)
^l er Oberst war so sehr in seine eignen Ange-
l| legenheiten vertieft, daß ihm das anfängliche
Schweigen seiner Zuhörerin nicht aufgefalleit
war. Jetzt, wo sie sprach, erschrak er fast vor dem
herben Klang ihrer Stimme, der wie einer ge
sprungenen Glocke alle weichen Akkorde fehlten.
Von seinem Sitz gleichfalls aufspringend rief
er: „Agnese! das willst Du thun?"
„Was ist da zu verwundern? Ohm Tankmar
ist der klügste und edelste Mensch, der jemals
ein treues Herz in der Brust trug; warum sollte
ich ihn nicht glücklich machen?"
Eckebrecht biß sich auf die Lippen. Die lang
jährige Gewohnheit, Agnese als ihm verbunden
anzusehen, hatte ihn hingerissen, bis er sich be
wußt ward, daß er selbst jedes Anrecht an das
Mädchen verloren hatte.
„Ich verstehe durchaus nicht," nahm Fräulein
von Loßberg wieder das Wort, „was mir dies
alles soll, warum Du nicht freimüthig vor Deine
Mutter hintrittst, ihre Vergebung zu erbitten.
Die alte Frau sehnt sich längst danach, Dich in
die Arme zu schließen."
„Weiß Gott, Agnese, daß ich nicht feige bi»,
habe ich bewiesen, aber mit dem Bekenntniß
meiner ohne ihre Zustimmung eingegangenen
Ehe vor sie hinzutreten, fehlt mir der Muth.
Ich hoffte, Du würdest es übernehmen, Mama
vorzubereiten und sie zu überzeugen, daß die
Verhältnisse mich zu ungesäumtem Handeln
drängten. Wenn Du mich anhören willst, wirst
auch Du vielleicht das harte Urtheil ändern,
welches in Deinen Zügen geschrieben steht."
„So rede," lautete ihre Antwort, „aber mache
es kurz und sei wahr, sofern ich Dir beistehen soll."
„Liebe kleine Agnese!" begann er weich. „Immer
hat mein Herz Dir angehangen, und wenn es
auch, leicht entflammt, für die wechselnden Ein
drücke weiblicher Schönheit nicht unempfindlich
war, immer kehrte es zu Dir zurück."
„Das habe ich nicht zu hören verlangt", schaltete
das Mädchen ein.
„Nein, aber Du willst Wahrheit."
„Komm zu Deiner Heirath, das andere ist
Nebensache."
„Wohl! Bei Lady Hemfort vereinten sich dem
Reize einer bestrickenden Erscheinung Geist und
Herzensgüte. Wenigstens durfte ich auf letztere aus
der sorgsamen Pflege schließen, durch welche sie in
Philadelphia mein Leben rettete. — Was soll