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Schulralh, 1884 durch die Charakterisirung als
Oberschulrath ausgezeichnet. Am 9. November 1885
beging er sein 50jähriges Amtsjubiläum unter
allgemeiner Theilnahme von nah unb fern. Am
1 Mai 1887 trat er in den Ruhestand. — Wir
machen uns zum Dolmetscher der herzlichsten Ge
burtstagsgrüße unb -Wünsche seiner zahlreichen
Verehrer unb dankbaren Schüler int Hessenlande.
Dr. A.
Todesfälle. In Ehlen starb am 3. Dezember
der frühere Landtags- und Kommunallandtags-
Abgeordnete Heinrich Knobel, ein Reffe des be
kannten hessischen Verfassnngskämpfers. — Am
5. Dezember verschied an den Folgen eines Schlag-
anfalles eine hessische Schriftstellerin, deren Namen
mit Ehren innerhalb und außerhalb unseres engeren
Vaterlandes genannt wird, Frau Lilly Wie
gand (als Schriftstellerin H. Brand) in Wahlers
hausen. Aus einer knrhessischen Ossiziersfamilie
stammend, zu Kassel als die älteste Tochter des
verstorbenen Oberstlieutenants Hillebrand geboren,
lebte Lilly Hillebrand lange Jahre bei Frei-
frau von ©teilt in Berka a. W. Hier empfing
die Verewigte die Anregung zu ihrem ersten Werke
„Heinrich von Brabant, das Kind von Hessen",
einer historischen Erzählung ans dem 13. Jahrhun
dert, mit der sie eines der besten Erzeugnisse
historischer Romanliteratur schuf. Im Laufe der
Jahre, nachdem sie die Gattin des Verlagsbuch
händlers Georg H. Wiegand geworden war,
folgten ihre historischen Erzählungen aus der
hessischen Geschichte „In Lehnspflicht", „Allzeit
getreu", „Gute Zeit im Lande", „Vor der Fremd
herrschaft". Ihr letztes Werk, die historische Er
zählung „Unter König Järome", ist erst vor Kurzem
erschienen und wird auch in diesen Blättern noch
eine Würdigung erfahren. — Am gleichen Tage
starb in Kassel im 83. Lebensjahre der Geheime
Justizrath z. D. R ö t t g e r G a n s l a n d t, geboren
zu Hanau als der Sohn des Lübecker Senators
Ganslandt; nahe verwandt mit dem Dichter
Emanuel Geibel, genoß R. Ganslandt seine Er
ziehung in Lübeck, besuchte das Gymnasium und
studirte an den Universitäten Marburg und Heidel
berg. Nach glänzend bestandener juristischer Staats
prüfung an der Landesuniversität Marburg wurde
der Verstorbene zum Obergerichtsreferendar in
Hanau ernannt. Dann einige Jahre als Gerichts
assessor in Rinteln thätig, begleitete R. Ganslandt
während der politisch erregten Zeit des Jahre 1848
das Amt des Staatsanwaltes in Fulda. Später
erfolgte seine Berufung zum Obergerichtsrath in
Fulda. In dieser Stellung verblieb er bis zum i
Jahre 1869, in welchem er zum Appellations
gerichtsrath in Kassel ernannt wurde. Hier gehörte
der Verblichene lange Jahre dem Zivilsenat des
Appellationsgerichts an. Bei der Reorganisation
des Gerichtswesens im Jahre 1879 wurde R. Gans
landt unter Verleihung des Charakters eines Ge
heimen Jnstizraths zur Disposition gestellt. Die
hessische Juristenwelt betrauert in dem Verblichenen
den Verlust eines ihrer bedeutendsten Vertreter.
Ein scharfsinniger, mit hohen Gaben des Geistes
und Herzens ausgestatteter Beamter ist mit ihm
ans dem Leben geschieden. Seine Verdienste wurden
durch Verleihtlng mehrerer Orden ausgezeichnet.—
Am 11. d. M. verschied in Kassel nach lang
jährigem Leiden der praktische Arzt Dr. med. L u d-
wig Wachs. Derselbe war geboren zu Hanau
1843, wo sein Vater Landrath war. In Folge
dessen Versetzung als Regierungsrath nach Kassel
erhielt er seine erste wissenschaftliche Vorbildung
(1852 — 56) ans dem Gymnasium daselbst, um
dieselbe von 1856—64 auf dem Gymnasium zu
Fulda fortzusetzen, wohin seit! Vater inzwischen als
Regierungsdirektor versetzt worden war. 1864
bezog er die Universität Marburg, studirte später
auch in Würzburg und Berlin. Nachdem er eine
Zeit lang am Kasseler Landkrankenhans eine
Assistentenstelle bekleidet, im Kriegsjahr auch ein
Feldlazarett) geleitet hatte, ließ er sich in Haderau
im Holsteinischen als praktischer Arzt nieder. Nach
mehrjähriger Praxis daselbst machten seine Gesund
heitsverhältnisse die Uebersiedelung in ein wärmeres
Klima wünschenswerth. An mehreren Orten Italiens
übte er die ärztliche Praxis aus, und wesentlich
gekräftigt konnte er im Jahre 1889 nach Kassel
zurückkehren und hier seinem Berufe leben. Mehrfache
Jnflnenzaanfälle und pneumatische Erkrankungen
im vergangenen Winter setzten seiner Gesundheit
stark zu. Ein längerer Aufenthalt in Bad Reh
burg brachte leider nicht die gehoffte Besserung.
Nach aufopfernder, liebevollster Pflege seitens seiner
Gattin hat ein sanfter Tod ihn von seinen schweren
Leiden erlöst. Mit ihm ist ein treuer und mit
fühlender Arzt, ein edler und von seinen zahl
reichen Freunden hochgeschätzter und geliebter Mensch
dahingegangen. (A.)
Hessische Ottcherschau.
Deutsche Volkslieder. In Niederhessen ans
dem Munde des Volkes gesammelt, mit einfacher
Klavierbegleitung, geschichtlichen und vergleichen
den Anmerkungen herausgegeben von Johann