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Gebrüder Grim'm-Denkmal in Hanau.
Das große Comite für das Grimm-Denk
mal war an: 29. Oktober Abends im oberen Rath-
haussaale zu einer Sitzung einberufen, um den
Bericht der Vertrauensmänner iiub des technischen
Ausschusses entgegenzunehmen imb über deren An
träge Beschluß zu fassen. Tie zahlreich erschienenen
Comitämitglieder wurden von: Vorsitzenden, Herrn
Schuldirektor Junghenn, begrüßt, der für den regen
Besuch gebührend dankte und dann ausführte, daß
die Denkmalsangelegenheit einen erheblichen Schritt
näher gerückt sei. Das Hilssmodell des Herrn
Professors E b e r l e sei fertig und von den Vertrauens
männern , den Herren Professoren H e r r tu a n n
Grimm, Ost er ding er und Schulz, geprüft ltitb
aus das Günstigste beurtheilt worden. Nachdem
hieraus Herr Maler Schulz das Gutachten der
Vertrauensmänner vorgetragen hatte, legte Herr
Justizrath Osius die in seiner letzten Sitzung
gefaßten Beschlüsse des technischen Ausschusses dar.
Der technische Ausschuß hat darnach beschlossen, dem
Comitö zu empfehlen, den Bronzeschmuck des Sockels,
Schild unb zwei Basreliefs an den Seiten in Beziehung
auf die wissenschaftliche und volksthümliche Thätigkeit
der beiden Brüder, sowie einen ent der Vorderseite
anzubringenden Schrift-Epitaph mit leichtem figür
lichem Schmuck zu genehmigen und weiter auch die
von den Herren Vertrauensmännern vertretenen
Ansichtetr in Bezug aus die Platzsrage, daß das
Denkmal nicht aus die Mitte des Neustädter Markt
platzes, sondern näher dem Rathhause aufgestellt
werden müßte. Der Herr Redner bringt eine
weitere Zustimmung des Herrn Professors Grimm zur
Kenntniß, der in einem Brief vom 16. Oktober d. I.
seine volle Uebereinstimmung mit dem zu erkennen
giebt, was in dem Gutachten der Vertrauensmänner
sowohl über des Modell, als über die zukünftige
Aufstellung der Stattte ausgesprochen worden ist.
Wie Herr Justizrath Osius weiter ausführte, ist
Herr Professor Eberle kontraktlich verpflichtet, das
Denkmal 9 Monate nach Abnahme dttrch die Ver
trauensmänner, also am 1. Juli 1895, gußfertig
herzustellen, bei welcher Gelegenheit ihm eine Ab
schlagszahlung von 29000 Mark zu leisten ist, nach
weiteren 6 Monaten, also am 1. Januar 1896,
aber fertig abzuliefern. Da man jedoch im Winter
nicht bauen kötme, so dürfte das Denkmal wohl
am 1. März 1896 fertig dastehen. Die technische
Abnahme habe nur durch die Vertrauensmänner
zu erfolgen. Aus die Geldfrage übergehend, wird
nach Aufstellungen des Herrn Schatzmeisters Limb ert
bis zu diesem Termine an Kapital und Zinsen,
den Kurswerth zutu heutigen Stand angenommen,
und nach Abrechnung oben erwähnter 29000 Mark
noch eilt disponibler Fonds von rund 62131 Mark
vorhanden sein. Es würden dann noch rund
5000 Mark einschließlich der Kosten für die Aus-
stellung fehlen, doch könne dieser verhältnißmäßig
kleine Fehlbetrag die Entschließungen für den
reicheren Sockel um so weniger beeinflussen, als
gegründete Aussicht vorhanden sei, daß derselbe
anderweit gedeckt werde. Das große Grimm-Comitä
beschloß nach diesen Ausführungen einstimmig, bett
Anträgen des technischen Ausschusses nnb der Ver
trauensmänner zuzustimmen.
Universitätsnachrichten. Aus M arb ttrg,
5. November, schreibt man der „K. A. Ztg.": Heute
wurde in der Universitätsaula die Immatrikulation
der für das laufende Wintersemester neu inskribirten
Studirenden von dem Rektor, Herrn Professor
Dr. Theobald Fischer, vorgenommen. Im Gattzett
wurden 243 Studirende immatrikulirt. Davon
waren 28 Theologen, 82 Juristen, 64 Mediziner
ttttb 69 gehören zur philosophischen Fakultät. Es
wird also der Wahrscheinlichkeit nach, wenn auch
noch mit Genehmigung des Kurators einige Nach-
Jmmatrikulationeu erfolgen sollten, das jetzige
Semester eines der am schwächsten besttchtett der
letzten Jahre werden, da im letzten Sommersemester
365, im vorigen Winter 262 und im Sommer-
setuester 1893 424 Studirende nett immatrikulirt
wurden. — Von einer Berttfung des Professors
Dr. Behring an die Universität Marburg ist
zufolge der „O. Ztg." an zuständiger Stelle nichts
bekannt.
Professor Geheimrath I)r. Seelig (vergl. Hessen
lund S. 247) in Kiel ist für das Jahr 1895
bis 1896 zum Universitätsrektor gewählt worden.
Eduard D u n k e r. Bor Kurzem verstarb zu
Halle a. S. in hohem Alter unser Landsmann
Bergrath Eduard D u n k e r, ein Vetter des am
13. März 1885 verstorbenen Marburger Professors
Geh. Bergraths Wilhelm Dunker. In dem Nachruf,
welchen Professor Dr. Kirchhofs in dem Verein für
Erdkunde zu Halte dem Verstorbenen widmete,
feierte er diesen als den bedeutendsten Forscher der
Gegenwart aus betn Gebiete der Flußgeologie. Er war
der Erste, der die unrichtige Theorie über die un-
gleichmäßige Abnagung der Flüsse auf andere Wir-
kuttgen zurückführte als aus die der Erdrotation. Dieses
bestrickendste aller Pseudogesetze aus der Wissenschaft
für immer ausgemerzt zu haben, ist das hohe
Verdienst des Verstorbetteu, das ihm für alle Zeiten
einen Namen in der wissenschaftlichen Welt sichertt
wird. Dunker war seit den 50er Jahren Mitglied
des Vereins für Naturkuttde zu Kassel und hat in
dessen Jahresberichten einige sehr interessante, natur-