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Regierungsreferendar bei der Regierung in Kassel;
Referendar von Byren zum Gerickstsassessor; die Rechts-
kandidaten Krebs und von Christen zu Referendaren.
Beauftragt: der Pfarrer Most in Allendorf
a. d. W. mit Versetzung der Metropolitanatsgeschäfte der
Klasse Allendorf.
Uebertragenr dem Postmeister Dornte in Witzen-
Hausen die Vorsteherstelle des Postamts \ in Hechingen.
Versetztr Postdirektor Schlitter von Mühlheim
(Ruhr) nach Marburg; Postmeister Schönknecht
von Ziegenhain nach Witzenhausen; Gymnasialdirektor
Di-. Heldmann von Bückeburg nach Rinteln.
Verliehen: Dem Privatdozenten in der theologischen
Fakultät der Universität Marburg Lic. Dr. Johannes
Werner das Prädikat „Professor".
Wiederaufgenommen: Referendar Goebels in
den Justizdienst.
Entlassen: Notar Dr. zur. Wolter in Rinteln
aus dem Amte als Notar; Schatzzahlmeister Klopfer
bei der Landesdirektion; die Oberförster Wachsmuth in
Dodenhausen und von Stiernberg in Haina.
Geboren: Ein Sohn: Herrn L. Schomburg
und Frau Anna, geb. Flacke, in Halle a. S.
Verlebt: Frl. Marie Wichmann (Salzwedel)
mit Architekt Jean Spindler (Kassel).
Vermählt: Dr. inecl. Gg. Slemon, prakt. Arzt,
mit Dora, geb. Kratz (Wildungen).
Gestorben: Privatmann Karl Warnstorff
(Kassel, 10. Oktober); Cäcilie Schultze, geb. von
Heppe, Gattin des Oberlandesgerichtsrath Alexander
Schultze (Kassel, 10. Oktober); Rechnungsrathswittwe
Luise Heer, 67 Jahre alt (Kassel, 11. Oktober);
Regierungs- und Banrath a. D. Wilhelm Landgrebe,
91 Jahre alt (Kassel, 12. Oktober); Forstreferendar
Karl Coester (Hann. Münden, 13. Oktober); Rent
meister z. D. Wilhelm Reinhard Hassel, 88 Jahre
alt (Kassel, 15. Oktober); Anna Dorothea Gertrud
von Hartem, Gattin des Landraths Dietrich von
Hartem (Ottweiler, 17. Oktober); Christine Hassen-
pflug, geb. von Toden Warth, Wittwe des Professors
Hassenpflug (Kassel, 18. Oktober); Apotheker Georg
Stamm, 46 Jahre alt (Glauchau, 22. Oktober);
Valeska Hartmann, geb. Ey len stein, Gattin des
königl. Kammermusikers Wilhelm Hartmann (Kassel,
23. Oktober); Wilhelm Krapf, Einjährig-Freiwilliger,
18 Jahre alt (Wehlheiden, 23. Oktober); Karl Katzen
stein, 40 Jahre altlCarnaroon in Südafrika, 24. Oktober);
königl. Banrath a. D. Kntlman n (Rinteln, 24. Oktober);
Henry Moesta, aus Kassel gebürtig, 66 Jahre alt
(Detroit, Mich., 1. Oktober).
Hessische Bücherschau.
William Pierson, Preußische Geschichte. Ber
lin (Gebr. Paetel.) - Bd. II, 1894.
Bon Seite 374 an hat der Verfasser diesem
Bande seiner preußischen Geschichte eine „Uebersicht
der Geschichte der neuen Provinzen" angehangen;
Hessen wird daselbst von Seite 403 dis 412
abgehandelt. Was Unkenntniß und An
maßung zu leisten im Stande sind, ist
hier geleistet. Von den Landgrafen Karl,
Friedrich I., Wilhelm VIII. und Friedrich II.
weiß der Verfasser nichts weiter als den Soldaten
handel zu berichten, ob dessen er sich über die vier
um das Hessenland so hochverdienten Fürstell in
den gröbsten Schmähungen ergeht. Ein jeder
Hesse weiß, welche Fürsorge Landgraf Karl wäh
rend seiner fast sechszigjährigen Regierung seinem
Lande zu Theil werden ließ, wie er unausgesetzt
auf Verbesseritllg der Verwaltung, Hebung der
Industrie, der Landwirthschaft u. s. w. bedacht
war. Wer es nicht weiß, der werfe einen Blick tu
Bd. 3 der hessischen Landesordnungen, wo die von
Landgraf Karl erlassenen 1006 Verordnungert ttub
Gesetze ein schönes Denkmal seiner landesväterlichen
Thätigkeit bilden. Von diesem trefflichstell Fürsten
seiner Zeit, der noch jetzt im lebendigen Andenken aller
Hessen steht, sagt der prellßische Geschichtsschreiber,
zu seiner Ehre sei es bekannt, daß er sein Werk
llllr aus Quellen dritter und vierter Hand auf
baut, — Folgendes: „Die Gelder, welche Landgraf
Karl aus diesem Geschäft (dem Soldatenhandel)
bezog, vergeudete er größtenteils in Pracht
bauten und für Gunstdamen; Nützliches ward
nur wenig geschassell, wie der Ball voll
Karlshasen, die Ansiedelung verjagter Hugenotten
ll. a. Noch weniger (!) leistete dem Lande
seill Sohll und Nachfolger Friedrich l. ll. s. w."
Voll dem menschenfreundlichen mtb milden,
der Wissenschaft imb Kunst huldigenden, auch
dein Subsidienvertrage mit England durchaus ab-
geneigten Landgrafen Friedrich ll. weiß Herr
Pierson nur zll berichten, daß er feinen Vater
Wilhelm VIII. noch a n nichts w ü r d i g e r
Tyrannei überboten habe! — jenen Wil
helm VIII., der im Verein mit seinem Bruder-
Friedrich sein Land durch die im Jahre 1739
erlassene „Grebenordnllng" zll einer Zeit „tyran-
llisirte", wo man in andern Ländern von einer
Gemeindeverfassllng noch keine Ahnung hatte; jenen
Wilhelm VIII., voll dem Friedrich der Große bei
der Nachricht von dessen Tode sagte, daß er seinen
besten Freund und Delltschland einen seiner treff
lichsten Fürsten verloren habe.
In dem geschilderten Tone geht die Sudelei
weiter. Kurfürst Wilhelm I. ist der „böse" Kurfürst,
der „Landesvater mit dem dicken Kops und langen
Zopf", den die Ballern wieder haben wollten,
trotzdem er „ein alter Esel" war. Und
dies Alles wagt man dem prellßischen Volke als
hessische Geschichte aufzutischen. Gewiß wird das
Buch viel gekauft und viel gelesen werden. Trösten
wir uns mit der Thatsache, daß im Lande des
Soldatenhandels der „böse" Kurfürst Wilhelm I.,
als er im Jahre 1814 seine Landstände einberief
unb auch die Bauern als vierten Stand mit
hinzilzog, um aus freien Stücken den Entwllrs einer
Landesverfassung vorzulegen, feststellen konnte, daß