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seinen Vizekanzler Dr. Walter, die Theologen
Korvinus, Kymeus, Draconites, Meleander und
Bucer. Von 300 Reitern umgeben ritt er selbst
von Marburg aus über Würzburg und Nürn
berg nach Regensburg. Im Namen des Kaisers
wurde der Landgraf empfangen von Granvella,
Raves und dem Herrn von Breda. Von Seiten
des Kaisers wurden zu dein theologischen Gespräch
gesandt die Katholiken Johannes Eck, Johannes
Gropper und Julius von Pflug, drei Evangelische,
Melanchthon, Bucer und Pistorius von Nidda.
Dem Gespräch ließ der Kaiser eine christliche und
vermittelnde Darstellung zu Grunde legen. Auf
diesem Reichstage hatte Philipp öfters Unter
redungen mit dem Kaiser, wobei er dem Kaiser
rieth, die verglichenen und die unverglichenen
Artikel den Reichsständen vorzulegen. Drei ver
mittelnde Gutachten der Kurfürsten, der Städte
und der protestantischen Stände verwarf der
Kaiser. Im Reichstagsabschied verwies er die
streitigen Punkte sammt der ganzen Religions-
Verhandlung auf ein allgemeines oder Nation-
Konzilium, mit der Bestimmung, daß, wenn
binnen 18 Monaten kein Konzilium zu Stande
kommen würde, die Sache ans einem Reichstag
verhandelt werden sollte. Der Nürnberger Friede
erhielt die Bestätigung des Kaisers, die Auf
hebung der Achtserklärung gegen Minden und
Goslar wurde bestätigt, eine gleichmäßige Be
setzung und unparteiische Visitation des Reichs
kammergerichts verheißen, die Protestanten zur
Reform ihrer Stifter und zur Aufnahme von
Proselyten ermächtigt und ihnen der ungestörte
Besitz der geistlichen Renten, Zinsen und Gülten
gesichert. Philipp erwarb auch ans diesein Reichs
tage die kaiserlichen Privilegien für die
nengestiftete Universität Marburg.
Herzog Heinrich von Braunschweig-Wvlfen-
büttel hatte die Rechte der Stadt Braunschweig
verletzt und die Vollziehung der Acht, die vom
Reichskammergericht über die Stadt Goslar aus
gesprochen, aber vom Kaiser auf dem Reichstage
zu Regensburg aufgehoben war, fortgesetzt. Auf
Bitten dieser beiden Städte kamen die beiden
Häupter des Schmalkaldischen Bilndes zu Eisenach
zusammen (13. Juli 1542). Hier verabredeten
sie sich wegen der gegen Herzog Heinrich zu
ergreifenden Maßregeln und beschlossen gegen
denselben vorzugehen. Mit 2500 Mann wurde
Bernhard von Mila nach Braunschweig gesandt,
der Landgraf sowie der Kurfürst von Sachsen
folgten mit 4000 Reitern und 15000 Fuß
gängern. Philipp nahm seinen Weg von Mar
burg aus über Beverungen, Höxter, Holzminden.
Das Land, mit Ausnahme der Festen Schöningen,
Steinbrück und Wvlfenbüttel, eroberteil sie inner
halb vierzehn Tagen. Heinrich floh mit seinem
Kanzler nach Laudshut. Nach und nach wurden
auch die drei genannten Festen eingenommen.
Die vor zehn Jahren uilterbrochenen evangelischen
Unterhandlungen mit Hildesheim knüpfte Philipp
wieder an, durch Buchenhagen und Korvin re-
formirt, trat die Stadt dem Schmalkaldischen Bunde
bei. In Wvlfenbüttel wurde Beutegroscheu aus
getheilt. Auf den Siegesinünzen des Landgrafen,
die aus den Einkünften der herzoglich Goslar'-
schen Bergwerke geschlagen wurden, stauben die
Worte: Parcere subjectis et debellare superbos.
Auf des Kurfürsten Siegesmünzen standen die
Worte: 8c>Ii ckeo victoria.
Auf einem Reichstage zu Wvrlns stellte der
Schmalkaldische Bund das eroberte Herzogthum
Braunschweig vorläufig unter die Hand des
Kaisers. Dein Herzog wurde vom Kaiser be
fohlen, sich den getroffenen Maßregeln zu fügen.
Von König Franz I. von Frankreich erschlich sich
der Herzog mehrere tausend Goldgulden, mit denen
er ein Heer warb von 8000 Landsknechten und
1500 Reiterll. Mit diesen erschien er plötzlich
im Lande Hadeln und im Gebiete feines Bruders,
des Erzbischofs von Bremen und Verden. Nach
dem sich ihn: die Feste Steiilbrück ergeben hatte
stießen Graf Otto von Rittberg, ein abtrünniger
Vasall des Landgrafen Philipp, und Alhard von
Hörde mit 3000 Fußgängern und 1000 Reiterir
zum Herzog. Der Herzog rückte vor Wvlfenbüttel.
Gegen ihn zog, mit Genehmigung des Bundes,
der Landgraf an der Spitze von 7000 Hessen, drei
Fähnlein besoldeter Landsknechte, 1600 Reitern,
23 Stücken schwerer und leichter Artillerie.
In dem Medemer Feld stieß im Namen
des Kurfürsten von Sachsen der junge Herzog
Ernst, der Sohn Philipp's von Braunschweig-
Grubenhagen, mit Truppen zu ihm. Herzog
Moritz stand mit 1000 Reitern und 5000 Lands
knechten in Mühlhausen. Am 16. Oktober 1545
kam es zum Zusammenstoß mit Heinrich bei
Nordheim und nach mehrfachen Unterhandlungen,
die sich jedoch zerschlugen, am 21. Oktober zur
Schlacht bei Kahlfeld. Die Schlacht endete mit
der Gefangennahme des Herzogs Heinrich nebst
seinem Sohne.
„.. .. Und als der Hertzog wieder kam
Ueber drey Jahr mit einem Heer,
Wolt seines Landts nicht sein flüchtig mehr,
Sondern das haben mit eim Streit,
Landgraf Philipp ward bald bereit,
Mit seinen Hessen kam zur Statt,
Den Vatter und Sohn gefangen hat,