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von Würzburg, Konrad von Thungen, dazu
gebracht, daß sie in das Fortbestehen des Bundes
nicht mehr einwilligten. Mit allen diesen Fürsten,
sowie mit dem Erzbischof von Trier, Johann
von Metzenhausen, schloß Philipp einen zwanzig
jährigen Verein, der ihnen alle Vortheile des
schwäbischen Bundes, gegenseitigen Schutz, freien
Verkehr ihrer Länder und Unterthanen und im Falle
einer Vergewaltigung nachbarliche Hilfe, versicherte.
(Rheinische Einigung, 8. November 1532.)
Die Herzoge von Bayern wünschten, trotzdem
sie nicht mit der Auflösung des schwäbischen
Bundes einverstanden waren, dennoch Württemberg,
wenn» auch nicht ihrem Schwager, dein vertriebenen
Herzoge, so doch dessen Sohne, Christoph, wieder
zuverschaffen, uni das Land den Händen Ferdinand's
von Oesterreich zu entreißen. Christoph kam von
Innsbruck, wo er unter Aussicht gehalten war,
zu seinem Oheim Ludwig nach Landshut und
bat von hier aus brieflich den Landgrafen Philipp,
sich seiner Sache anzunehmen. „Er", so schrieb
Christoph, „möge sich des elenden, erbärmlichen
und unerhörten Falles, so seinem Vater ihm
ihren Nachkommen begegne, erbarmen lassen, und
bedenken, daß bei diesen unersättigen Leuten nicht
anders gedacht würde, denn alle deutschen Lande
zu ihrem Willen zu bringen, und was allent
halben im Reiche allen fürstlichen Namen und
Stämmen künftig bevorstehe." (8. September 1533.)
Für Christoph's Sache wandte sich der Landgraf
an viele deutsche und ausländische Fürsten, so
auch an den König von Frankreich. Der Ge
sandte desselben, Gnillaume de Bellay-Langhey,
bot gelegentlich der letzten Zusammenkunft des
schwäbischen Bundes zu Augsburg (2. Dezem
ber 1533) Alles auf, um die Sache für Christoph
günstig zu gestalten, aber vergebens. Nunmehr
faßte Philipp den Beschluß, in dieser Angelegen
heit Gewalt zu gebrauchen. Mit Heinrich von
Braunschweig, den Herzogen von Bayern und
dem Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen
knüpfte er Unterhandlungen an und gewann diese
für seinen Zweck. In Bar le Due (27. Januar
1534) kam der Landgraf mit dem König von
Frankreich zusammen und unterhandelte mit ihm
über eine zu leistende Geldunterstützung; Philipp
erhielt eine solche in Aussicht gestellt, ebenso lieh
ihm Christian von Holstein 10000 Gulden, und
noch von mehreren anderen Fürsten wurden
kleinere oder größere Beträge bewilligt. Ulrich,
der vertriebene Herzog von Württemberg, stellte
zu Kassel eine Urkunde aus, durch die er sich
verpstichtete, alle Unkosten, die zum Zwecke der
Wiedereinsetzung aufgewendet würden, zu ersetzen.
Bevor der Landgraf zum Kampfe ausrückte,
berief er seine Stände und die Ritterschaft nach
Kassel. Hier legt« er den Ständen seine Ver
fügungen über die Vormundschaft und Regierung
vor, falls er getödtet oder gefangen genommen
werden sollte, ernannte zu Verwesern der Regierung
den Statthalter zu Kassel, Adolf Rau, den zu
Marburg, Georg von Kolmatsch, seinen Kanzler
Johann Feige, den Amtmann 31t Trendelburg,
Burkard von Kram, Tile Wolf von Gudensberg,
den Oberamtmann zu Rheinfels, Helwig von
Lehrbach, und empfing das Versprechen, daß die
erlegte Türkensteuer zum Schutze des Landes ver
wendet werden sollte. Am 23. April 1534 brach
der Landgraf mit Ulrich, der niederhessischen
Ritterschaft und einigen Fähnlein Landsknechten
aus Kassel auf. Diesen gesellten sich unterwegs
noch 4000 Reiter und 20000 Fußgänger aus
den verschiedenen Theilen des deutscheil Landes
zu. An der Spitze dieses trefflichen Heeres stand
die hessische Ritterschaft, die gräflichen Vasallen,
die Erbbeamten, der Freiherr voll Plesse, der
Landkomthur von Marburg, Wvlfgang Schutzbar
von Milchling, Heinze von Lüder, viele Amt
männer der hessischen Städte, die landgräflicheil
Räthe und Kammerjllnkern, Werner von Wallen
stein, Kurt Diede, Friedrich von Keudell, Konrad
von Frankenstein, Eitel von Löwenstein, Hermann
von Hundelshausen. Otto Hund und Hartmann
Schlegerein waren Proviantmeister. Musterherrn
waren Siegmund von Bohneburg, Eberhard von
Bischoffrode, Max Lesch von Voitsberg bei
Gießen. Unter den zweiundzwanzig Rittmeistern
der Kürassiere waren zwei dem Landgrafen ver
wandte Grafen, Konrad von Tecklenburg 'nnd
Graf Georg Ernst von Henneberg, die übrigen
zwanzig Rittmeister waren Johann von Hertings
hausen, Georg von Dalwigk, Wiegerich von Stein,
Hermann von Hatzfeld, Sylvester von der Mals
burg, Emmerich von Diez, Knipping und Her
mann von Viermünden, LiPPold von Stockheini,
Philipp von Rüdigheim, Hektor Böhm von
Mörle, Ascha von Kram, Braun von Bothmer,
Johann von Manhanstein, Georg Mengersen
Georg Brede, Alhard von Hörda, Johann von
Beuern, Johann Kessel, Christoph von Steinberg,
Jost von Steinberg. Auch viele Ausländer von
hohem Adel fanden sich im Heere des Landgrafen.
Jede nachgesuchte Unterhandlung Ferdinand's ver
weigerte Philipp, bevor Ulrich im Besitz seines
Landes sei. Von Kassel aus ging der Heereszug
über Felsberg, Marburg, Gießen, Butzbach,
Niedereschenbach nach Frankfurt a. M., von hier
ans durch den Odenwald über Erbach und
Fürstenau nach dem Neckar. Am 13. Mai kam
es zu einer Schlacht bei Laufen zwischen Philipp