183
Bunde, der im Falle des Angriffes um der
Religion willen zu gegenseitiger Hilfe verpflichtete,
traten alsbald Philipp von Braunschweig-Gruben-
Hagen, Otto, Ernst und Franz von Lüneburg,
Heinrich von Mecklenburg, Wolf von Anhalt,
Gebhard und Albrecht von Mansfeld und Albrecht
von Brandenburg, Herzog von Preußen, bei.
Auf dem am 25. Juni 1526 zu Speyer ab
gehaltenem Reichstage wurde beschlossen, „daß
zur Vergleichung der Religion binnen Jahres
frist eine freie allgemeine oder wenigstens nationale
Kirchenversammlung auf deutschem Boden gehalten
und einstweilen sich jeder Reichsstand so verhalten
sollte, wie er es gegen Gott und kaiserliche
Majestät zu verantworten gedächte". Dieser Be
schluß veranlaßte nunmehr den Landgrafen, Schritte
zur Einführung der Reformation in seinem Lande
zu thun. Auf deu 21. Oktober 1526 berief
Philipp alle Prälaten, Aebte, Prioren, Dekane,
Domherrn, Pfarrer und Priester, die Ritterschaft
und die Abgeordneten der Städte aus dein
Fürstenthum Hessen und den dazu gehörenden
Grafschaften zu einer öffentlichen Synode und
einem Religionsgesprüch nach Homberg behufs
Entwerfung einer hessischen Kirchenordnung. „Re
formatio ecclesiarum hassiae iuxta certissimam
sermonum dei regulam ordinata in venerabili
synodo per clementissimum hessorum principem
Philippum anno 1526 die 20 octob. Hombergi
celebrata, cui ipsemet princeps illustrissimus
interfuit“, war der Titel der zu Homberg ent
worfenen hessischen Kirchenordnung.
(Fortsetzung folgt.)
Der amerikanische Feldzug der Hessen nach dem Tagebuch
des Grenadiers Johannes Neuber von Niedervellmar.
1776-1783.
Von F. W. Junghans.
(Schluß.)
§ ie gefangenen Hessen, 900 Mann stark, wurden
so schnell wie möglich in's Innere des Landes
~ geschafft, ei» Marsch, den Reuber mit
großer Genauigkeit beschreibt. Unter starker Be
deckung wurden sie zunächst nach Philadelph-ia
instradirt. Washington hatte befohlen, die ge
fangenen Hessen durch die Stadt zu führen, um
der Bevölkerung den Schrecken vor diesen ge
fürchteten Kriegern zu benehmen. Der Pöbel über
häufte sie mit Insulten, worin sich besonders die
Weiber hervorthaten, und wollte die Gefangenen
erwürgen; als aber Washington andern Tags
eine Proklamation anschlagen ließ, worin bekannt
gemacht wurde, daß die Hessen nur gezwungen
gegen die Freiheit in den Krieg gezogen seien,
so änderte sich die Stimmung. Alt und Jung
brachte Branntwein und Lebensrnittel in die
Kasernen, wo die Hessen einquartiert waren, und
überhäufte sie mit Freundschastsbezeuguugen.
Am 8. Januar mußten unsere Gefangenen
ihren Marsch bei großer Kälte fortsetzen. Das
nächste Ziel ihrer Reise war die Stadt Long
sester, wo sie wieder in eine große Kaserne ein
quartiert wurden, und hier revoltierten die eng
lischen Kriegsgefangenen gelegentlich der Geburts
tagsfeier ihres Königs, während sich die Hessen
ruhig verhielten. Die Folge davon war die, daß
die Hessen frei in der Stadt herum gehen durften,
während die Engländer in strengem Gewahrsam
gehalten wurden. Als das Frühjahr kam, wurde
den gefangenen Hessen angeboten, bei den Bauern
zu arbeiten. Wer darauf einging, sollte außer
Essen und Trinken täglich 14 Stüber (6 Albus)
Tagelohn bekommen und außerdem seine Ration
an Brod und Fleisch, die ihm als Gefangenem
gebührte, in Geld ausgezahlt erhalten. Die
Farmer mußten sich verpflichten, den Kriegs
gefangenen wieder zurückzuliefern, im Fall seines
Entweichens aber 200 Dollars in die Staats
kasse bezahlen. Viele nahmen das Anerbieten
an, die Unteroffiziere aber, darunter wohl auch
unser Neuber (er war zum Freiwächter oder Gefreiten
avancirt), blieben in der Kaserne und nahmen
den Sold für die im Land Arbeitenden in
Empfang. Wir sehen hieraus, daß es die Ge
fangenen ganz gut hatten.
Am 24. August 1777 drang eine englische
Flotte auf dem Elkfluß in Maryland ein, nur
etliche Tagemürsche von Longfester, sodaß viele
Gefangene zur englischen Armee entwichen. In
Folge davon wurden sie nach Newton trans-
portirt, einer von Herrenhutern bewohnten Stadt,
und hier wurden die noch übrigen Hessen in
zwei Kolonnen getheilt, mit weiter in's Land