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präsentiert, dem Meister wie den talentvollen
Schülerinnen Ehre machend. Daß die afrikanischen
Landschaften Klingelhöser's, zu denen der Künstler
an Ort llnd Stelle seine Studien gemacht hat, be
sonderes Interesse erregen, liegt nicht nur in:
behandelten Gegenstand, wesentlich auch in der
künstlerischen Ausführung.
Erwähnt mag noch eine vorzügliche Radirung
Ubbelohde's werden wie einige in Pastell aus
geführte treffliche Porträts.
Daß es Herrn Ehrhardt gelungen ist, dem
berühmten Künstlerheim in Willingshausen die
Thür zu entführen, auf welcher sich unsere nam
haftesten deutschen Künstler, so weit sie das Maler
dorf zu besuchen pflegen, mit den: Pinsel verewigt
haben, macht seinem diplomatischen Talente Ehre
und bereitet dem Besucher angenehme Ueberraschung.
Alles in Allem genommen ist diese Ausstellung,
welche Marburg der Initiative eines energischen
Mannes verdankt, ein nicht zu unterschätzendes
künstlerisches Ereigniß, das, wie 51t hoffen steht,
für die Folge Früchte tragen wird. K. Ar.
Bekanntlich haben sich die sämmtlichen hessischen
Mitglieder des preußischen Abgeordnetenhauses für
einen Vermögens-Ausgleich mit den Allodial-
erben des Kurfürsten Friedrich Wilhelm I.
verwendet. Mit Bezug hieraus veröffentlicht die
Berliner „Nationalzeitung" folgende Zuschrift
des Prinzen Heinrich voll Hanau: „In
Nr. 338 der „Nationalzeitung" findet sich eine
Zuschrift aus Kassel, welche das Eintreten der
hessischen Abgeordneten für die Petition der
Allodialerben des Kurfürsten deshalb tadelt, weil
außer Acht gelassen werde, daß die Verwendung
der sequestrirten Revenuen eine ,Sühne' dafür
habe sein sollen, daß ,der Kurfürst während seiner-
ganzen Regierungszeit alle dem Lande geschuldeten
Verpflichtungen schnöde hintangesetzt habe'. Der
Berfasser dieser Korrespondenz erweist sich damit
augenscheinlich als einer jener Gegner meines un
vergeßlichen Vaters, welche ihrem Groll selbst über
den Tod hinaus treu geblieben sind. Wie wenig
jedoch sein Urtheil Anspruch auf Objektivität
besitzt, ist allein schon aus der Behauptung zu
ersehen, mit welcher er seine Zuschrift schließt:
Paß die Sache nur zu verstehen sei, wenn man
wisse, daß sich ein neues, den früheren hessischen
Verhältnissen fremd gewordenes Geschlecht in die
Vertretung Hessens hineingeschoben habe, während
vor zwanzig Jahren von den hessischen Abgeordneten
nicht ein einziger für eine solche Verwendung 31t
haben gewesen wäre.' — Es sei mir erlaubt, dem
gegenüber festzustellen, t. daß scholl gegen das
Beschlagnahmegesetz selbst hessische Abgeordnete seiner
Zeit Widerspruch erhoben haben, u. A. mit der
Erklärung, daß es ,ganz unmöglich' sei, für das
Gesetz zu stimmen, 2. daß scholl die erste Petition
der Allodialerben im Jahre 1883 voll hessischen
Abgeordneten aller Parteien bcm Hause der Ab
geordneten überreicht wordell ist, 3. daß der
eifrigste und entschiedenste Fürsprecher der An
gelegenheit von Ansang an bis zu seinem im
vorigen Jahre ersolgtell Ableben der Geheime
Justizrath Dr. Oetker gewesen ist, 4. daß von
diesem uub noch einem, gerade der ältesten
Generation allgehörigen hessischen Abgeordneten im
Jahre 1892 die Eingabe an das Staatsministerum
veranlaßt worden ist, aus welche die jetzige Ver
wendung lediglich Bezug nimmt, uub 5. daß die
heutigen Abgeordneten sich der Mehrzahl nach aus
Herren zusammensetzen, welche die frühere Zeit als
Erwachsene miterlebt haben. Was die Angabe der
Zuschrift über die Ersparnisse des Kurfürsten für
seine Familie anbelangt, so liefert sie selbst wohl die
beste Kritik dadurch, daß sie, abgesehen von dem
Ankauf der Herrschaft Horowitz (4000 000 Mark),
beu Nachlaß meines Vaters zutreffend tu einer
Höhe von 7 000 000 Mark allgiebt, nach einer
35jährigen Regierungszeit lind gegenüber einer
Jahreseinnahme seit 1847 von nahezu 2 000 000
Mark, Hochachtungsvoll Heinrich, Prinz von Hanau."
Unser Landsmann Professor Carl Schäfer,
Lehrer all der technischen Hochschule in Berlin, einer
der ersten Architekten und Architekturlehrer Deutsch
lands, hat einen Ruf an die technische Hochschule
in Karlsruhe erhalten und angenommen. In
beu Fachkreisen herrscht darüber, daß lnan eine
solche Kraft von Berlin wegholen läßt, starke Ver
stimmung. „Die Deutsche Bauzeitung" läßt sich über
unsern Landsmann wie folgt alls: „Sein außer
gewöhnliches Wissen und Können wie seine durch
die Macht einer voll ausgeprägten Persönlichkeit
unterstützte, wohl nur Wenigen im gleichen Maße
eigene Lehrgabe haben ihm hier (in Berlin) Er
folge verschafft, die ebenfalls ganz ungewöhnliche
sind. Er hat nicht nur zahlreichere Schüler um
sich geschaart als jeder andere deutsche Architektur
lehrer, sondern sich auch die begeisterte Anhänglichkeit
dieses Schülerkreises in einem Maße zu erwerben
gewußt, wie es vor Alters nur Wilhelm Stier-
gelungen war. Seine Uebersiedelung nach Karls
ruhe dürfte nicht nur viele seiner jetzigen Schüler
veranlassen, ihm dorthin ztl folgen, sondern auch
die Anziehungskraft der Berliner Hochschule aus
Jahre hinaus dauernd verringern. Und die Gründe
seines Abzuges von der Stätte einer so erfolg
reichen Thätigkeit? Herr Schäfer macht kein Hehl
daraus, daß er Berlin uub Preußen lediglich des-