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Berlin le 19. Juin 1756
Mon très Cher fils
J’ai reçu avec plaisir votre Lettre, je vous
Suis obligé de La part que vous prenés a mon
nouveau Etablissement, et rien au monde ne
m’aurois pu etre plus agréable que d'avoir
appris par Mr. de Wiltorf que vous et vos
frères, aux quels vous ferés bien des Com-
plimens de ma part, vous etes bien Gouvernés
a La Cour du Boy de Dannemarck, Continués
toujours de la Sorte, et Comptés sur La Con
tinuation de La tendre affection Paternelle
avec La quelle je ne cesserai d'etre
Mon très Cher fils
Embrassés vos Votre fidele et bon Pere
freres de ma part Frederic PHDHesse
©feingrab bei Züschen. In der Woche
nach Pfingsten wurde bei Züschen, dicht an der
hessischen Grenze, ein St ein grab entdeckt. Es
enthielt mehr oder weniger gut erhaltene Knochen
von Männern, Frauen mtb Kindern, auch einige
Pferdeknochen, zwei Steinäxte, eine Anzahl Urnen,
Kohlenreste, jedoch kein Metall. In den: nun
leeren Grabe sieht man deutlich drei größere und
ein kleineres Bild von Pfeilen, 38 Bilder voll
Halseisen und Handfesseln in verschiedener Größe
in drei Formen, zwei Bilder von Kettell ltub das
große Sonnenloch nach Osten. Halseisen, Hand-
fesseln, Pfeile und Ketten deuten aus Krieg oder
Gefangenschaft oder feindlichen Uebersall, die Pfeile
auf ein damals gebrällchliches Kriegsgerüth, die
Steinäxte waren eine Waffe der Germanen. In
der „Kasseler Allg. Ztg." beschäftigt sich Dr. Rörig-
Wildungen eingehend mit dem Funde und kommt
zu dem Schlüsse, daß dieses Massengrab aus die
Abschlachtung überfallener Chatten durch Drusus
(15 n. Chr.) zurückzuführen sei. Die Römer
zogen 4 Legionen, 1200 Reiter und 10 000 Mann
germanische und gallische Hülfstruppen stark aus
und trafen — so führt Dr. Rörig aus — auf
die Chatten nahe bei der Edder, über welche sie,
wahrscheinlich von Friedberg zur Schwalm, bei
Treysa vorüber, nach der Altenburg kommend,
Brücken schlugen. Die Chatten wurden durch
diesen Uebersall der 47 000 römischen Krieger so
überrascht, daß sie zum Theil sich verborgen haben
mögen, nackt oder nur wenig bekleidet und kaum
bewaffnet, nur geringen Widerstand leisten konnten,
die Römer am Ausschlagen einer Brücke hinderten,
jedoch überwunden, durch Wurfgeschosse und Pfeile
zurückgetrieben wurden. Dagegen ist Alles, was
schwach und wehrlos war, Frauen, junge Lellte
und Kinder (Annalen I. 55, 56) gefangen oder
niedergemetzelt worden. Sie haben widerstrebt,
sich losmachen wollen, mtb sind dann erstochen,
erschlagen, erwürgt; die Fliehenden oder von den
1200 römischen Reitern Stunden weit Verfolgten,
sind dann mit Pfeilen zu Boden gestreckt. Nach
dem Mattium verbrannt, wandte sich Drusus zum
Rheine hin. Die Umgegend von Mattium, da
wo jetzt das hessische Dorf Maden liegt, begünstigte
den römischen Uebersall. Ein schönes flaches Thal
von mehreren Stunden im Umkreis, nach Lohne
und Züschen hin sanft aufsteigende Landschaft,
niedrige Hügel und) Gleichen Hill, dagegen nord
wärts über Gudensberg meist nackte basaltische
Bergkegel, von denen herab die Römer das Schlacht
feld überschauen, die Reiter anweisen konnten, in
welcher Richtung die Chatten zu treffen unb zu
verfolgen, gefangen zu nehmen oder nieder zu
machen seien. Die Chatten sind da mit Feiler
und Schwert total vernichtet. Das war die Kriegs
kunst der kultnrbringenden, sreiheitraubenden, hab
süchtigen Römer! Jln Chattenlande haben sie
schlimmer wie Rallbthiere gehaust. - So weit
Dr. Rörig. Natürlich ist nicht der Volksstamm
der Chatten durch Drusus vernichtet worden, deren
Existenz vielmehr sich sehr bald wieder ben
Römern in unangenehmer Weise fühlbar machte.
Wie alts Gießen berichtet wird, werden all
dein Castrum Alteburg die Ausgrabungsarbeiteu
fortgesetzt. Bekanntlich hat der Oberhessische
Geschichtsverein einen Theil des Geländes, in
beut das Castrum Alteburg liegt, pachtweise über-
nommen lllld zilm Zwecke der Erhaltung der Nord
seite des Castells einfriedigen lassen. Bis jetzt
sind einzelne Theile der Mauer an dieser Stelle
blosgelegt, das Uebrige soll im Laufe des Jahres
noch ausgegraben werden. Als Beitrag zu den
beträchtlichen Kosten, die hierdurch dem Verein
erwachsen sind, hat der regierende Gras zu Solms-
Lanbach in überaus liebenswürdiger Weise dem
Verein einen namhaften Betrag zur Verfügung
gestellt, wofür ihm die Dankbarkeit aller Alterthums-
sreunde gesichert ist.
Daß das „Nadelöhr" im Süllingswalde
der rohen Zerstörnngslust einiger Handwerksbllrschen
zum Opfer gefallen ist, haben wir schon in Nr. 10
mitgetheilt und auch berichtet, was über die Ent
stehung des Nadelöhrs erzählt wird. Ueber die
Bedeutung des Males gehen die Ansichten freilich
auseinander. Thatsache ist, daß das Denkmal vom
hessischen Landgrafen Moritz im Jahre 1561 er
richtet und im Jahre 1757, als es defekt geworden
war, reparirt worden ist. Es besteht aus einem
etwa anderthalb Meter hohen und ein Meter