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von Trier aufgefordert. Der Angriff auf die
Ebernburg wurde der vorgerückten Jahreszeit
wegen verschoben, nur einige Burgen Sickingen'scher
Anhänger wurden eingenommen. Im April 1523
begann die Belagerung der Feste Nannstuhl, auf
die sich Sickingen ihrer größeren Festigkeit wegen
von der Ebernburg aus zurückgezogen hatte, durch
Landgraf Philipp, die Kurfürsten Ludwig von
der Pfalz und Richard von Greifenklan von Trier.
Am sechsten Tage der Belagerung wurde Sickingen
tödtlich verwundet und die Burg übergeben.
Dieser Uebergabe folgte die mehrerer Burgen seiner
Söhne und Freunde, so von Drachensels, Dann und
Lützelburg in Lothringen, Hohenburg und zuletzt die
jenige der Ebernburg nach siebentägiger Belagerung.
Landgraf Philipp erhielt bei der Theilung
Sickingen'scher Güter Schloß und Gebiet Kronen
berg und einen Beuteantheil, der aber nicht die
für die Fehde aufgewendeten Kosten erreichte.
Pfalz und Trier theilten sich in die Besitzungen
auf dem linken Rheinufer. Kronenberg wurde
vom Landgrafen Philipp (1541) an feine vorigen
Besitzer unter dem Vorbehalte des Oesfnungsrechtes
zurückgegeben.
In der Hildesheimer Fehde (1519—1521) die
von Bischof Johann von Hildesheim und Heinrich
Der amerikanische Feldzug d
des Grenadiers Johannes
1776
dem Aelteren von Lüneburg gegen die Herzöge
von Kalenberg und Wolfenbüttel, Erich I. und
Heinrich den Jüngeren, geführt wurde, unter
stützte Landgraf Philipp die letzteren öfters mit
Truppen auf Veranlassung der Landgräfin Anna,
die von Erich's Gemahlin, Elisabeth von Branden
burg, darum angegangen war. In Folge eines
kurze Zeit vor der Schlacht bei Soltau in der
Lüneburger Haide ausgebrochenen Streites, da
die Brannschweiger erklärt hatten, das Bild des
hessischen Löwen fei das eines Hundes, zog ein
Theil der Hessen nach Hause. Die Schlacht fiel
zu Ungunsten der Herzöge aus. Philipp sandte
eine neue Hilfe von 350 Reitern und 600 Fuß
gängern, die die Schlösser Heinrich's des Jüngeren
deckten. Nach der auf dem Reichstage zu Worms
(1521) erfolgten Reichsacht über den Herzog von
Lüneburg und den Bischof ;u Worms wurde
Philipp vom Kaiser aufgefordert mit dein Könige
von Dänemark dem Herzog Erich und seinem
Neffen zu helfen. Unter Hermann von der Mals
burg wurden 350 Reiter, 1500 Fußgänger,
6 Schlangenbüchsen und 2 Karthaunen gesandt
und das Stift Hildesheim erobert.
(Fortsetzung folgt.)
r Hessen nach dem Tagebuch
Ueuber von Niedervellmar.
1783.
Von F. W. I u n g h a n s.
‘-¡¡in Nummer 16 des Jahrgangs 1893 dieses
jf Blattes brachten wir einen Auszug aus dem
1 Tagebuch des hessischen Grenadiers Johannes
Reuber von Niedervellmar über die Belagerung
von Mainz. Der nachfolgende Aufsatz berichtet
feine Erlebnisse während des amerikanischen
Feldzugs.
Johannes Reuber war geboren zu
Niedervellmar am 2. Mürz 1759 als Sohn eines
Tagelöhners. 1773 wurde er konfirmirt und
schon zwei Jahre darauf, am 15. September 1775,
zum Landgrenadierregiment ausgehobcn und ein
geschworen. Er war vermuthlich groß und stark
gewachsen. 1775 schloß der Landgraf den bekannten
Vertrag mit England, und am 1. Januar 1776
bekam der noch nicht Siebenzehnjährige Ordre
zur Gestellung in I in m enhausen, wo die Kom
pagnie des Majors Matthäus lag. Schon am 2.
rückte die Kompagnie nach dem größeren Orte
G r e b e n st e i n, wo die junge Mannschaft bei tiefem
Schnee und großer Kälte in aller Eile ^einexerziert
wurde. Am 3. März erfolgte die Ordre zum
Ausmarsch nach Amerika. Das^Bataillon wurde
in Eile mit den zum Felddienst erforderlichen
Ausrüstun'gsgegenstünden, Tornistern, Brotbeuteln,
Kesseln,^Flaschen, Aexten, Schippen und .Hacken,
versehen. Außerdem erhielt der Mann 60 scharfe
Patronen und eben so viele scharfe Steine, und
am 4. rückte das Bataillon zur Revue vor dem
Landgrafen nach Kassel, der es „auf der Renn
bahn" musterte. Der Marsch nach Bremerlehe,
wo die Truppen eingeschifft werden sollten, ge
schah zu Land längs der Weser. Am 7. April
langte das Bataillon in Schiffsdorf bei Bremer
lehe an, Ivo es von einem englischen Kommissär
übernommen und für den Dienst des Königs
von England vereidigt wurde. Die erste hessische