hast Du für mich gethan! Giebt es beim wvhl
noch einen Menschen in der Welt, der so getreu
ist wie Du!" Sie legte ihm beruhigend die Hand
auf die Schulter.
„Es war ja nur meine Schuldigkeit, daß ich
wieder kam und Zeugniß für Dich ablegte, Du
Armer, Guter. Und nun sei zufrieden; wem
Gott so gnädig ist, wie er Dir und mir war,
dem hilft er auch weiter aus der Noth." Aber
es dauerte lange, bis Julian sich zufrieden gab.
Endlich stand er auf, faßte Engelburgs beide
Hände und sagte entschlossen: „Du hast Recht,
Gott ist uns sehr gnädig gewesen. Und darum
will ich nun auch nicht mehr an seiner Hülfe
verzweifeln. Von heute an gehörst Du mir, und
ich will den sehen, der uns noch einmal trennt."
Es trennte sie niemand mehr. Der Mauer
hofer wollte zwar anfangs nichts davon wissen,
daß seine Schwester und der Herrenmüller nun
doch noch ein Paar werden sollten, aber einige
Ereignisse der nächsten Folgezeit stimmten ihn
um. Wenige Tage nach Julians Freilassung
wurde der wahre Mörder des Markus entdeckt
und verhaftet. In der Person eines übel
beleumundeten Tagelöhners der Nachbarschaft, aus
den sich der Verdacht schon früher gelenkt haben
würde, wenn nicht Julian so sehr belastet er
schienen wäre. Nun hatte eine unvermuthete
Haussuchung bei ihm nicht allein einen bedeutenden
Geldbetrag, sondern auch die Brieftasche zu Tage
gefördert, welche Markus auf seinen Wanderungen
bei sich zu tragen pflegte, und der Verbrecher
hatte, bestürzt und in die Enge getrieben, ein
umfassendes Geständniß abgelegt. Und wenn dieses
auch Julian nun nichts mehr nützte, das kam
4^.-
Mngstkn 1894.
Pfingsten, du das Fest der Freude
Leuchtest uns in lichtem Grün
Hochwillkommen Allen heute,
Die sich ausruh'n von den Müh'n,
Die sich sehnen nach dem Glücke,
Das auf ew'gem Grunde steht,
Die nicht schauen träg zurücke,
Deren Streben vorwärts geht.
Die da wandeln aus dem Pfade,
Der allein das Herz beglückt,
Wissen sich in Gottes Gnade,
Die sie schwerem Leid entrückt.
ihm doch sehr zu Statten, daß der Mörder aus
Furcht vor Entdeckung alle Schriftstücke ver
nichtet hatte, die in der Brieftasche gewesen waren.
Denn zu diesen Schriftstücken gehörten auch die
Schuldscheine des alten Herrenmüllers, und die
Erben des Markus, denen nicht unbekannt geblieben
war, daß es Markus mit der Wahrheit in Handel
und Wandel nicht immer genau genommen hatte,
erwiesen sich geneigt zu einer billigen Verein
barung, die ihnen Julian vorschlug.
In derselben Woche, in welcher sein kirchliches
Aufgebot mit Eugelburg erfolgte, verkaufte er
ihnen die Herrenmühle, und es blieb ihm nach
Tilgung aller seiner Schulden von der Kauf
summe noch so viel übrig, daß er „drüben," wie
man im Dorfe sagte, etwas anfangen konnte. —
Nun sind Julian und Engelburg längst ver-
heirathet, und von ihrem Leben im fernen Westen
giebt die beste Kunde ein Brief Engelburgs an
ihre alte Base.
„Es geht uns gottlob gut hier," heißt es
darin. „Der Julian hat viel zu thun und schöne
Einnahme, und die Leute in der Umgegend halten
Alle große Stücke auf ihn, weil er so rechtlich
ist und so gern hilft. Er ist auch immer gutes
Muthes, nur manchmal im Schlaf spricht er
ängstliche Worte von seinem Vater, seiner ersten
Frau und dem Markus. Wenn dann aber
unser kleiner Traugott zu schreien beginnt,
wacht er auf, giebt mir die Hand und sagt:
„Ich hörte einmal wieder die Räder der schwarzen
Mühle klappern. Nun stehen sie still, und ich
sehe dafür, was ich jetzt für ein Glück habe.
Dem Herrn sei Dank, daß er Dich mir gab und
unsern lieben Trangott."
Ja du bist das Fest des Geistes,
Der herab vom Himmel fließt,
Fest des guten Trösters heißt es,
Drauß' uns neue Kraft ergießt.
Pfingsten, du giebst reichen Segen,
Machst, was kranket hier, gesund,
Daß sich froh die Sinne regen,
Daß lobfinget jeder Mund.
Du versöhnest, die sich trennten,
Die entzweite Haß und Neid,
Lässest zwischen Brüdern enden,
Zwiespalt und erhobenen Streit.