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facher, aber würdiger Weise stattfand, betheiligten
sich Leidtragende aller Stände und Konfessionen.
In bcm Leichenzuge bemerkte man den Bisthums
verweser Prälat Dr. Komp, Domkapitular Dr. Braun,
Landrath Fliedner, Gymnasialdirektor Dr. Göbel,
Amtsgerichtsrath Mackeldey, Schriftsteller Emil Box
berger u. A. Das „Hessenland" ließ durch Freundes
hand einen Kranz ans dem Sarge seines Begründers
niederlegen. Auf der Ostseite des neuen städtischen
Friedhofes hat F. Zwenger seine letzte Ruhestätte
gesunden.
Hessische Bücherschau.
Paul Harms, Die deutschen Fortunatus-Dramen
und ein Kasseler Dichter des 17. Jahrhunderts.
Hamburg und Leipzig, Verlag von Leopold
Boß. 2,40 Mk.
Tie Landesbibliothek in Kassel bewahrt unter
ihren Schätzen zwei handschriftliche Dramen, von
denen das eine die aus den Volksbüchern bekannte
Geschichte von Fortunatus und seinen Söhnen
enthält, während das andere eine größere Episode
ans Ariost's Rasendem Roland behandelt. Harms
hat beide Dramen eingehend untersucht unb ist zu
dem Ergebniß gekommen, daß sie von dem gräm
lichen Verfasser herrühren, daß ferner die Kasseler
Handschrift das Originalmanuskript ist. Der Dichter
verschweigt zwar seinen Namen, doch ist es Harms'
scharfsinniger Untersuchung gelungen, durch sorg
fältige Berücksichtigung aller in Betracht kommenden
Momente festzustellen, daß der Autor nahe Be-
ziehungen zum Landgrafen Moritz und zu den im
Dienste desselben stehenden englischen Komödianten
gehabt hat. Weiterhin macht der Verfasser^wahr-
scheinlich, daß die Entstehungszeit der genannten
Dramen in das Jahrzehnt von 1610 — 1620 fällt.
Den Dichter charakterisirt Harms als einen ver
ständigen Mann, der seinem Stoffe nicht nur ein
gutes Maß natürlicher Beanlagung entgegenbrachte,
sondern sich auch nach englischen Mustern zu bilden
verstand und dessen Arbeiten die übrigen drama
tischen Produkte weit übertreffen, die während der
ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts in der Um
gebung des Kasseler und des Marburger Hofes
entstanden sind. Wer sich mit der Geschichte der
hessischen Litteratur beschäftigt, wird die gründlichen
Untersuchungen von Harms nicht übersehen dürfen. P.
Entgegnung. )
In Nummer 6 des „Hessenlandes" bringt Hermann
v. Pfister ein Eingesandt, welches wohl dem in meinem
Verlage in zweiter Auflage erschienenen Buche „Hehler
Sagenkranz aus Hessen-Nassau rc.", gelten soll.
- Ich bemerke dazu, daß nach § 7 des Preßgesetzes als
Nachdruck nicht anzusehen ist:
„Das wörtliche Anführen einzelner Stellen oder-
kleinerer Theile eines bereits veröffentlichten Werkes
oder die Aufnahme bereits veröffentlichter Schriften
von geringerem Umfang in ein größeres Ganzes,
sobald dieses nach seinem Hauptinhalt ein selbst
ständiges wissenschaftliches Werk ist, sowie in Samm
lungen, welche aus Werken mehrerer Schriftsteller
zum Kirchen-, Schul- und Unterrichtsgebrauch oder
zu einem eigenthümlichen literarischen Zwecke ver
anstaltet werden. Vorausgesetzt ist jedoch, daß der
Urheber oder die benutzte Quelle angegeben ist."
Ich begreife nicht, daß Herrn v. Pfister, welcher
doch schon verschiedene Schriften herausgegeben hat, das
Preßgesetz so wenig bekannt ist. Jedenfalls war es wohl
richtiger, ehe man ganz unbegründete Angriffe ausübt,
sich über die Berechtigung zu erkundigen.
Sämmtliche Gedichtsammlungen, wie z. B. Scherer,
Deutscher Dichterwald, Zettel, Edelweiß, Polko,
Dichtergrüße rc. enthalten Proben noch lebender Dichter.
Mit ganz demselben Recht ist es mir gestattet,
in einer Sammlung von Sagen einzelne Proben wieder
zugeben.
Herrn v. Pfister kann ich auf Wunsch auch einige
Schriftstücke vorlegen, in welchen sich Autoren bedanken,
daß einige Artikel in der Sammlung Aufnahme gefunden
haben.
Kassel, den 28. März 1894.
G u st a v K l a u n i g, Hof-Buchhändler.
*) Anmerkung der Redaktion. Nachdem sowohl Herr
v. Pfister als Herr Klaunig zu Worte gekommen sind,
mag für das „Hessenland" die Frage abgeschlossen sein.
Briefkasten.
II. Z., Kassel; J. J., Berlin. Wir bitten wiederholt,
alle für das „Hessenland" bestimmten Manuskripte an
die Buchdruckerei von Friedr. Scheel, Kassel, zu senden.
0. G., Hildesheim. Der Aufsatz über F. W. Br. wird
in Kürze erscheinen. Freundlichen Dank.
W. Sp., Cottbus. Sobald das betreffende Manuskript
in unsern Besitz gelangt sein wird, wird es Ihnen über
mittelt werden. Auch Ihnen besten Dank.
V. Tr., Rauschenberg. Die Sendung sehr willkommen,
wie Sie sehen. Wir hoffen, daß die Humoreske sich noch
vorfinden wird.
H. F., Witzenhausen; F. v. H., Berlin; Frau K.-J.,
München; M. M., Kassel. Wir behalten uns ausführ
lichere Beantwortung vor und bitten Sie, dem „Hessenland"
Ihre wohlwollende Unterstützung angedeihen zu lassen.
J. W., Leipzig. Für Nr. 8 leider nicht mehr zu ver
wenden, deshalb erst heute gebracht. Für derartige Berichte
haben übrigens stets Platz.
M., Straßburg. In Beantwortung Ihrer freundlichen
Anfrage bitten wir Sie, uns mittheilen zu wollen, welchen
Umfang die betreffende Arbeit haben wird.
G. F., Kassel. Es ist uns noch nicht möglich gewesen,
zu ermitteln, wo der Aufsatz sich befindet. Wir ersuchen
Sie um Geduld.
G. K., Gelsenkirchen. Es wird uns freuen, wenn Sie
unserer Zeitschrift Ihr Interesse zuwenden wollen.
Dr. J. P., Kassel; C. W., Kassel; J. S., Frankfurt a. M.
Freundlichen Dank und Bitte um Weiteres.
Herausgeber: Ferd. Zwenger's Erben. Stellvertr. verantwortlicher Redakteur: Pr. D. Saul in Stuttgart.
Druck und Verlag von Friedr. Scheel in Kassel.