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von Bastheim in feinem Rokokogeschmack damals
neu erbaut hatte. Neben dem Kurfürsten war
tn dem jetzigen Schwarz'schen Hause die besuchte
Bierwirthschaft von Vollmar. Die Pfarrkirche
war kürzlich (1770—1783) neu erbaut worden.
Der Friedrichsmarkt hieß Kreuzplatz, der Brunnen
der Kreuzkumpf. Der vor demselben stehende
Obelisk war 1770 hierher versetzt worden, er
stand früher vor dem Bäcker Hammer'schen Hause
am Kraftbrunnen, der um dieselbe Zeit verschüttet
worden ist. Das jetzige Rathhans war Privat
gebäude, es gehörte einem Buchbinder Kaiser.
An Stelle des gegenwärtigen Postgebäudes standen
die Fleischbänke, welche einen großen Hof um-
schlossen, lauter kleine Buden, woselbst von den
Metzgern alles Fleisch verkauft werden mußte, in
deren Häusern durste es nicht geschehen. Die
alte Gestalt hat am besten noch das Mollen-
hauer'sche, früher Rüttger'sche Haus mit seinem
mittelalterlichen Erker bewahrt, das damalige
Postgebäude. Die anstoßende Löwenapotheke be
stand schon und gehörte der verwitweten Bürger-
meisterin Zwenger. Der südlichen Langseite der
Pfarrkirche gegenüber befand sich das Rathhaus,
welches von Herrn Adam Schultheis zum Ring
bis zur Wohnung des Oberbürgermeisters ein
Gebäude mit einer größeren Freitreppe war.
Der goldene Ring ist eines der Wahrzeichen
Fuldas und diente für die Stricke, an denen die
großen Weinfässer in den unter dem Hause be
findlichen Rathskeller hinabgelassen wurden.
Der Stadtrath hatte 1793 als Präsident den
Propst von Guttenberg, als Vizedom Ludwig
Freiherrn von Karg zu Bebenburg, als Stadt
schultheis Joseph Kepler, sechs ältere xtnb sechs
jüngere Mitglieder, darunter Adolf Schalk als
ersten nnb Johann Maria Comitti als zweiten
Bürgermeister. Dazu gehörte noch der Unterrath
mit den Gemeindevorstehern, worunter Hauck,
Vogel, Oswald, Kircher, Knips und Uth noch
bekannte Namen sind.
Ueber dem Rathskeller befand sich eine Wein
stube und darüber die städtischen Schulen. Die
Knaben wurden von Lehrern, die Mädchen von
den Englischen Fräulein unterrichtet. Doch schon
1782 ist dieses Gebäude an den Metzgermeister
Konrad Schultheis verkauft worden, die Knaben
schule war bereits 1774 in den Borgiasbau
verlegt worden, und die Mädchen feinten in
das Kloster der Englischen Fräulein, das alte,
jetzt Herrn Dr. Raabe gehörige Haus am Bntter-
markt.
Neben diesem nach Norden zu waren zwei
Gasthäuser, der Löwe, jetzt Herrn Plappert
gehörig, und die Wirthschaft von Molitor. Von
da aufwärts bis zum Benediktiner- Nonnenkloster
hatte alles zum Jesuitenkloster gehört. Die
Jesuiten waren bekanntlich unter Fürstbischof
Heinrich von Bibra am 2. Januar 1774 durch
den Papst Clemens XIV. Ganganelli aufgehoben
worden. Die Kaserne, der jetzige Stadtschulbau,
blieb als Seminar für Weltgeistliche bestehen,
die Kirche in dem jetzt Linz'schen Garten wurde
abgetragen.
Der Borgiasbau, gegenwärtig Herrn Kramer's
Möbelmagazin, blieb bestehen, wurde der Stadt
geschenkt und wie schon bemerkt als Knabenschule
benutzt. Die übrigen Häuser bis zum oberm
Nonnenkloster wurden an Private verkauft und
später sämmtlich neu gebaut. Ich bemerke, daß
in den: Hause des Herrn Mehler die Bäckerei
und unter boxn jetzt zum Knabenkonvikt bestimmten
Hause der Weinkeller der Jesuiten war. An der
Westfront, der Pfarrkirche gegenüber, war das
Kollegiatstist zum heiligen Blasius für weltliche
Chorherren oder Kanoniker, welche die Seelsorge
der Stadtpfarrei besorgten. Das jetzige Gymnasium
war damals die hohe Schule Fuldas, die Adolfs-
Universität. Das Benediktiner-Nonnenkloster und
dessen hübsche Kirche bestanden schon in ihrer jetzigen
Gestalt.
Die Schmiedgasse setzt sich einestheils als
Hauptstraße in die Döppengasse (jetzige Markt
straße) fort, wo wir die Hof- und Schwanenapotheke
des Hoskammerraths Lieblein gewahren, andertheils
geht nach rechts die Mittelstraße, damals Juden
gasse, ab, die zum Gemüsemarkt führt, damals
Danzhütte genannt. Die Hauptstraße biegt aber
am Buttermarkt rechtwinklig um, die jetzige
Karlstraße hieß Kohlhäuser Straße, weil sie am
Kohlhäuser Thor (bei dem Hause des Herrn
Metzgermeisters I. I. Krauler) endigte. Von ihr
begrenzte der innere itxxb äußere Graben (jetzt
Kanalstraße und Königstraße) die Stadt nach
Westen. Der jetzt überpflasterte Kanal war
damals noch ein offener Bach; erst in diesem
Jahrhundert wurde er mit Brettern, später mit
Platten belegt und endlich kanalisirt; infolgedessen
wechselte diese längste Straße Fuldas ihren Namen,
innerer Graben, zunächst in die Bohlen, die
Platten itxtb endlich zur Kanalftraße.
Die innere Stadt war 1793 noch ziemlich voll-
ständig nlit Mauern und Thoren umgeben; die
Stadtmauer lief vom Paulusthore um den Schloß-
garten und das Schleiß herum zum Heerthor und
von da zürn Petersthor. Von den Oekvnomie-
und Stallgebäuden des Schlosses bis zum Peters
thor (vor der Harmonie) zog sich längs der
Mauer ein tiefer, breiter Graben, der Stadtgraben,
hin, welcher als Genlüseländerei benutzt wurde,