Hessenland (33.1919)

Bibliographic data

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Persistent identifier:
1289911336242
Title:
Hessenland
Shelf mark:
38 4° H.coll. 13
Date:
1.1887-
Place of publication:
Kassel
Structure type:
Periodical
Collection:
Periodicals
Language:
German
Sub title:
Zeitschrift für hessische Geschichte und Literatur

Persistent identifier:
1289911336242_0033
Title:
Hessenland
Shelf mark:
38 4° H.coll. 13
Volume count:
33.1919
Place of publication:
Kassel
Publisher:
Scheel
Structure type:
Volume
Collection:
Periodicals
Year of publication:
1919
Language:
German
Sub title:
hessisches Heimatblatt ; Zeitschrift für hessische Geschichte, Volks-und Heimatkunde, Literatur und Kunst

Contents

Digitisation date:
2013
Place of electronic origin:
Kassel
Electronic publisher:
Universitätsbibliothek Kassel, Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel
Physical location:
Universitätsbibliothek Kassel, Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel

Title:
Nr. 1/2, Januar-Doppelheft 1919
Structure type:
Issue
Collection:
Periodicals

Contents

Table of contents

  • Hessenland
  • Hessenland (33.1919)

Full text

5 WS«! 
zopfig, alltäglich und allzu naiv an und lassen 
in der Form oft viel zu wünschen übrig, aber sie 
sind eine Lebensgeschichle im Kleinen, die man 
nicht ohne Rührung liest. Ost kann man ein 
Lächeln nicht unterdrücken, aber es ist ein vergnüg 
liches Schmunzeln, denn die Sängerin ist so durch 
drungen von der Heiligkeit ihres Dichterberufes, 
sie meint es so ernst mit der Tugend und Moral, 
sie ist dann auch wieder so anspruchslos und so voll 
unverwüstlich guter Laune, daß man ihr von Herzen 
gut sein muß. Ihr Leben ist auch' darum nicht 
ohne Interesse, weil sie ihre Jugendzeit in Göt 
tingen zugebracht hat, mitten in der großen geisti 
gen Bewegung zu Ende des achtzehnten Jahr 
hunderts und dadurch bis ins Alter hinein viele 
Beziehungen mit bedeutenden Menschen ihrer Zeit 
aufrecht erhalten konnte.*) 
Sie war die Tochter des berühmten Historikers 
Johann Christoph Gatterer, dessen Vater, ein Dra 
gonerunteroffizier in der kleinen Festung Lich- 
tenau bei Nürnberg, in dürftigen Verhältnissen 
lebte. Er hatte seinen Sohn für ein Handwerk 
bestimmt und schickte ihn auf die Nürnberger Stadt 
schule. Aber in seinem unbezwinglichen Drang 
zu wissenschaftlicher Fortbildung betrieb der Knabe 
selbständig' seine Studien heimlich auf dem dunkeln 
Hausboden, nachdem er soviel Ziegel aus dem Dach 
entfernt hatte, daß es hell genug zum Lesen war. 
Auf der Schule unternahm er das Heizen der 
Klassenzimmer, um Gelegenheit zu haben, jeden 
Morgen vor dem Unterricht einige Stunden un 
gestört studieren zu können. Endlich gelang es 
den Bemühungen der Mutter und' des Lehrers, 
dem Vater die Zustimmung zu den Plänen des 
Sohnes abzuringen. Johann Christoph durfte sich 
ganz den Wissenschaften widmen. Er bezog die 
kleine Universität Altdorf und habilitierte sich dort 
später als Privatdozent. Dann wurde er Gymna 
siallehrer in Nürnberg und zugleich Professor der 
Reichshistorie und Diplomatik an dem dortigen 
Auditorium Aegidianum, einer Art Lyzeum. Hier 
wurde seine Tochter Philippine 1756 geboren und 
kam als dreijähriges Kind nach Göttingen, als ihr 
Vater 1759 durch den hannöverschen Minister von 
.Münchhausen den ehrenvollen Ruf erhielt, den 
*) Für diesen Lebensübriß benutzte ich: „Eine deutsche 
Dichterin vor hundert Jahren" von dein verstorbenen 
Professor M. v. Nathusius-Greifswald, erschienen in 
der Allg. konservativen Monatsschrift Leipzig, E. lln- 
gleich 1890, die Biographie ihres Schwiegersohns I. 
G. Nathusius Deutsche Berlagsanstalt, Stuttgart 19.15, 
sowie auch ihren Briefwechsel mit Bürger, dem Dichter 
der „Lenore", bereits abgedruckt in Strodtmann, Briefe 
von und an G. A. Bürger-Berlin, Pätel, vor allem 
ihre eigenen Gedichte und ihre übrigen, freilich spär 
lich vorhandenen Briefe. 
dortigen Lehrstuhl für Geschichte und die ver 
wandten Disziplinen zu übernehmen. Es dauerte 
nicht lange, so zählte Gatterer zu den hervor 
ragendsten akademischen Lehrern der 
^.uAusta. Göttingen stand damals in seiner höch 
sten. Blüte. Da lebten und forschten neben Gatterer 
der große Philosoph Heyne, der Philosoph und 
Mathematiker Kästner, die Lichtenberg, Schlözer, 
Blumenbach und andere. Bote gab den erstell 
deutschen Musenalmanach heraus rntd die geist 
vollen überschwenglich vorwärts drängenden jun 
gen Leute, die von den berühmten Professoren 
angezogen wurden, die Stolberge, Bürger, Boß, 
Hölty und andere stifteten den Hainbund. Das 
war die geistige Atmosphäre, in der Philippine 
Kindheit und Jugend verlebte. Sie entwickelte sich 
geistig sehr früh. Der Philosoph Kästner fand einst 
das etwa fünfjährige Ding auf einer Fußbank 
sitzend und mit großem Eifer aus einein dicken 
Buch abschreibend. „Was machst du denn da, 
Pinchen?" „Ich schreibe die Bibel ab", und da 
hatte es ganz naiv lvirklich mit dem ersten Kapitel 
der Bücher Mose angefangen. 
Später dichtete sie aus der Erinnerung: 
Schon als kleines Mägdlein irrte 
Ich im Mondschein froh unb bang, 
Denn, wie zarte Böglein, girrte 
Scholl im Herzen Dichtersang. 
Über Philippines Göttinger Jügendtage wird 
später an dieser Stelle, berichtet. Hier soll zu 
nächst eine Schilderung ihrer Kasseler Zeit ge- 
geben werden. 
Es war der Musenalmanach, der den Anlaß zu 
einer Reise nach Kassel für Philippine gab, in 
damaligen Zeiten ein großes Unternehmen. Sie 
wurde angegangen, für den Almanach ihr Porträt 
stechen zu lassen, und- daß sie diesem Wunsche sehr 
gern folgte, war der jungen Dichterin nicht zu 
verdenken. So ging sie im Sommer 1781 zu einer 
befreundeten Kasseler Familie, um sich dort von 
I. H. Tischbein dem Älteren, dem bekannten hessi 
schen Maler und Direktor der Kunstakademie, 
malen zu lassen. 
Bis zu dieser Zeit hing sie immer noch ihrer 
ersten Liebe zu einent in Göttingen studierenden 
russischen Fürsten Meschersky nach, auch körper 
lich kränkelnd und sich stimmungsweise mit Todes- 
gedaukend tragend. Da wurden ihr die neuen 
Kasseler Eindrücke zu einem heilsamen, erfrischen 
den Bade, das Seele und Nerven neu belebte. Als 
Dichterin und als liebenswürdige, originelle Per 
sönlichkeit fand sie überall die freundlichste Auf 
nahme. Auch in Tischbeins Haufe wurde sie will 
kommen geheißen, und der berühmte Mann bemühte 
sich, ihr alle Merkwürdigkeiten der damals so
	        

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