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26 4” y. 6 h 600 ZA
Karl Halldorn
Buchbinderei
Kassel, Hoheazollernstr.99
Dr. I. Türke.
Gymnasial - Dircctor z. D.
Arolsen^
in Commission bei A. Speyer.
1869.
CH ST, tbl)
Druck der Weig cl’schrn Hofbuclidruckerei in Mengeringliau*en.
U o r ra a 11.
4Jie Geschichte des Gymnasiums zu Corbach ist bisher wenig
bearbeitet worden. Ein Programm des Rectors Josias Strüben
vom I. 1696 giebt dürftige, zum Theil unrichtige Nachrichten über
die Lehrer des Gymnasiums bis zu dem genannten Jahre; eine
poetische Verherrlichung verschiedener Lehrer, mit einigen litera-
rischen Nachweisungen, enthält Gymnasii Wald. Redivivi Memoria
Bisaecularis — per Chr. W. Kreusler — rectorem. Corb. 1779;
„Historische Beiträge zur Geschichte des Fürstl. Gymnasiums zu
Corbach von I. Chr. Freybe" (vier Programme von den I. 1809,
10, 12, 13) sind sehr fragmentarisch; ein Programm von meinem
Bruder, Carl Curtze, vom I. 1837 „Die Gründung des Gym-
nasiums zu Corbach" dagegen ist der actenmäßigen Darstellung
wegen schätzbar, ebenso verdient: „Das Gymnasium zu Corbach,
dargestellt von Carl Curtze" (wald. gemeinn. Zeitschr. I., Hl-, I V.,
1837, 1841, 1845) Beachtung, sowie auch „Jacob Reichart."
Einladungsschrift — von A. Hahn. 1845.
Ich habe stets für die Geschichte der Anstalt, an der ich über
30 Jahre gewirkt, Interesse gehabt und von Zeit zu Zeit Material
dazu gesammelt. Schon im 1.1832 verfaßte ich ein Programm:
Oe vita Lazari Schoneri, primi rectoris Gymnasii Corbacc., 1845
gab ich Nachrichten über das Gymnasium zu Corbach (Prgr.). Jetzt
erscheint hier nun die Darstellung der 1. Periode des Gymnasiums
IV
vom Jahre 1579 — 1616, mit vorausgeschickter! Nachrichten über
das Schulwesen der Stadt Corbach vor und nach der Reformation
bis zur Gründung der Landesschule.
Die Quellen, aus denen ich geschöpft habe, sind der
Hauptsache nach handschriftliche. Am werthvollsten sind die
betr. Acten im Fürstl. Archive und in der Consistorial-Registratur
zu Arolsen, die Schul-Acten des Gymnasiums, unter denen vor-
zugsweise die s. g. Matrikeln, vom 1.1682 beginnend, zu nennen
sind und die Acten der städtischen Registratur zu Corbach.
Von den betr. Behörden ist die Benutzung all dieser Materi-
alien dem Vers, in liberalster Weise erlaubt worden, wofür ich
mir nicht versagen kann hier öffentlich meinen Dank auszusprechen.
Aber auch die handschriftlichen Sammlungen von Director
I. W. Vogel „Collecianea ad historiam Gymnasii Oorb.“ und die
von Kirchenrath Varnhagen gesammelten 'Nachrichten, hauptsächlich
über die Lehrer, haben treffliche Ausbeute gewahrt.
Wo gedruckte Nachrichten benutzt werden konnten, sind
diele stets sorgsam angeführt worden. Am ergiebigsten waren
außer den oben angeführten Arbeiten von Carl Curtze verschiedene
Programme, namentlich für Darstellung der inneren Verfassuugs-
geschichte. Vom größten Werthe in dieser Beziehung sind die
Sammlungen von Programmen aus dem 16. und 17. Jahrh,
von Kirchenrath Varnhagen*) und betn ehemaligen Rector des
Gymnasiums zu Corbach, späteren Professor der Geschichte an der
Universität Wittenberg, Conrad Samuel Schurzfleisch, deffen lite-
rarischer Nachlaß in der Bibliothek zu Weimar aufbewahrt wird.
Ohne diese Programme wären wir ein volles Jahrhundert nicht
im Stande eine einigermaßen befriedigende Darstellung der inneren
Entwickelungsgeschichte des Gymnasiums zu geben, da sie für diese
wegen der theilweise in ihnen enthaltenen Lectionsverzeichniffe so
zu sagen die einzige Quelle sind. Uni so mehr ist es zu bedauern,
daß sie nicht sämmtlich erhalten sind. Haben die Programme aus
der 2. Hälfte des 17., dem ganzen 18. und den 3 ersten Decennien
*) Diese sind von mir im I. 1858 der Bibliothek des Gym-
nasiums geschenkt worden.
des 19. Jahrhunderts im Allgemeinen für die Geschichte wenig
Werth*), da sie keine Lectionsverzeichniffe enthalten, so beginnen
sie wieder werthvoller zu werden vom I. 1832 an, wo durch mich
zum erstell Male wieder ein freilich nicht ganz genügendes Lections-
verzeichniß und sonstige Schulnachrichten beigegeben wurden. Diese
Schulnachrichten fiub von da an in der: Programmen immer voll-
ständiger mitgetheilt und geben nun für die neuere Geschichte des
Gymnasiums werthvolle Anhaltspunkte.
Es ist mein besonderes Bestreben, die innere Verfassung der
Schule in den verschiedenen Zeiten zur Darstellung zu bringen
ltub ich bin bemüht gewesen, bei derselben überall die gleichartigen
Erscheinungen der höheren Schulanstalten Deutschlands überhaupt
zu beachten und in einer größeren Ausführlichkeit nachzuweisen,
als dies bisher in ähnlichen Schriften der Fall gewesen ist. Wie
interessant und belehrend eine solche comparative Darstellungs-
weise ist, durch die der Blick vom Einzelnen auf das große Ganze
erweitert wird, liegt auf der Hand.
So niöge beim meine Geschichte des Gymnasiums, von der
dieser erste hier erscheinende Theil, mit Ausnahme der beigegebenen
Urkunden, stückweise in den von mir herausgegebenen Beiträgen
zur Geschichte der Fürftenthümer Waldeck und Pyrmont (Bd. J-,
1866, II., 1869.) für engere Kreise bereits zum Abdruck gelangt
ist, gute Aufnahme finden; möge sie mit dazu beitragen die Schule
*) Schätzbar sind dagegen folgende Programme, die sich aus-
schließlich mit Darstellung der inneren Verfassung des Gymnas.
befassen: 1. Die gegenwärtige Verfasiung des Wald. Gymuasii zu
Corbach beschreibt Julius ^iarl Rangen, des illustren vaterlän-
dischen Gymnasii Conrector. 1770. 2. Anzeige des Unterrichtes
in Wissenschaften und Sprachen, welcher im künftigen Sommer-
halbjahre 1780 aus der Waldeckischen ersten Laudesschule zu Cor-
bach ertheilt werden soll, vom Rector C. W. Kreusler. 1780.
3. Anzeige der Winterlektionen in den Klaffen des Gymnasiums,
vom Conrector C. F> Strube. 1783. 4. Rechenschaft von dem
öffentlichen Unterrichte des verflossenen Sonimerhalbeitjahrs in den
Klassen des Gymnasiums zu Corbach. Von C. F. Strube. 1787.
5. Nachricht von der jetzigen Beschaffenheit des Gymnasiums zu
Corbach. Von Rector C. F. Strube. 1810.
Vf
der vertrauensvoll gehofften Fürsorge der Königl. Preuß. Behörden
zu empfehlen, unter deren Verwaltung die Anstalt in diesem Jahre
gestellt ist; möge sie das größere Publikum im voraus darauf
aufmerksam machen, daß das Gymnasium gerade in einem De-
cennium von untergesetztem Datum an das Jubiläum ihres
dreihundertjährigen segensreichen Bestehens und Wirkens zu
feiern hat!
Corbach, den 7. Mai 1869.
I. HurtLe.
Erster Zeitraum.
Vom Jahre 980 — 1579.
Stadtschule zu Corbach.
Erster Abschnitt.
Die ersten Schulen der Stadt vor Einführung der Reformation
1543.
In den fränkischen Theil des jetzigen Fürstenthums
Waldeck ist das Licht des Christenthums und somit Gesittung
und Bildung von Fritzlar her durch Bonifacius gebracht. Die von
ihm (zwischen 725—731) gestürzte Wodanseiche stand auf waldecki-
schem Grund und Boden; zu der von ihm 741 gegründeten Mutter-
kirche Bürberg gehörten einige waldeckische an der Eder gelegene
Ortschaften. Das von Bonifacius 747 gestiftete Kloster Fulda hatte
im Waldeckischen Güter (850 zu Affoldern, Mehlen, Giflitz), so wie
auch das von seinem Schüler Lullus um 768 gestiftete Kloster Hers-
feld (Giflitz, Wildungen). Mit den: Petersstifte zu Fritzlar standen
verschiedene waldeckische Ortschaften in genauester Verbindung. ‘
1 L. Curtze, Gesch. und Beschreibung des Furstenth. Waldeck. Arolsen, 1850.
S. 322 ff. Carl Curtze, Gesch. der ev. Kirchenverfaff. in dem Fürstenth.
Waldeck, 1850, S. 35 ff.
2
Zu den sächsischen Bewohnern des Landes ist das Christen-
thum von anderer Seite gekonnnen. Carl der Große zerstörte
772 im Gebiete der Diemel die Eresburg und die benachbarte
Jrmensäule, und Eresburg (das jetzige Stadtberg) wurde dem be-
rühmten Sturm als Missionsstation angewiesen» Von der in Eres-
burg 799 gestifteten Kirche ging das Christenthum in die Um-
gegend und so das benachbarte Waldeckische aus, * insbesondere
noch, nachdem die Kirche und das Kloster zu Eresburg 826 an das
Kloster Corvei geschenkt worden waren. Corvei, wo 822 eine be-
rühmte Schule gestiftet war, * hatte nachweislich sehr viele Be-
sitzungen bei uns: 888 zu Goddelsheim, Immighausen, Mün-
den rc. * Die christlichen Gemeindeglieder wurden vorerst nur zum
Entsagen vom heidnischen Götterglaubm, zum Auswendiglernen des
Vaterunsers und des christlichen Glaubens verpflichtet. * Ebenso
wird ihnen aufgegeben, ihre Kinder zur Schule zu schicken, damit
sie den katholischen Glauben und das Gebet des Herrn recht erler-
nen und zu Hause wieder lehren können. Die Art des Lernens
war bei fast gänzlichem Mangel aller Hülfsmittel der unmittelbare
Vortrag des Lehrers, Vorsagen und Nachsagen, Wiederholen und
abermals Wiederholen, bis der Schüler sich das Pensum ange-
eignet hatte. °
* Mein Bruder glaubt annehmen zu dürfen, daß in dem sächsischen Theile des
Fürstenthums schon im Anfange des 8. Jahrhunderts das Christenthum
gepredigt sei. (Gesch. der ev. Kirchenverfass. in dem Fürstenth. Waldeck,
S. 35.)
3 Meyer, Gesch. des Hamb. Schul- u. Unterrichtswesens im Mittelalter,
1843, S. 2.
* L. CurHe, Geschichte u. Beschreibung des Fürstenthums Waldeck, S. 326 ff.
„Carl legte zu Eresburg an der Diemel eine Art von Missionsstation an,
deren Mitglieder, gleichsam sich an der Grenze haltend, nur allmälig
weiter vordringen sollten." (König, Gesch. des Gymnast'ums zu Münster,
1821, S. 10.) -
5 Rettberg, Kirchengesch. Deutschlands, l., 436. 451; Maßmann, die deut-
schen Abschwörungsformeln, 1839, S. 6—10; Bade, Geschichtl. Nachr. üb.
das Hochstift Paderborn und seine höheren Bildungsanstalten, Paderborn
1847, S. 22.
3 Helfenstein, Entwickelung des Schulwesens der freien Stadt Frankfurt,
1858, S. 6. 10; Sack, Gesch. der Schulen zu Braunschweig, 1861, S. 21.
Selbst im 15. Jahrhundert wurde die Kenntniß des VU. und des Glau-
3
Die Stadt Corbach wird als vilia urkundlich zum ersten Male
im I. 980 genannt. Corbach ist damals im Besitze des Kaisers
Otto II., welcher es an Corvei austauschte. 1036 wird Corbachs
als einer eurtis dominicalis, als Dinghof, in welchem Gericht ge-
halten wurde, mit vier kleinen Häfen (den Vorwerken: Ense, Ense,
Dalwig und Lengefeld) 7 erwähnt und gehört dem Bischof Mein-
werk von Paderborn." Im I. 1146 wurden die Besitzungen zu
Corbach dem Kloster Abdinghof vom Papst Eugenius bestätigt.
In diese Zeit etwa fällt die Umgebung der bis dahin offen gele-
genen Höfe mit Mauern °: Corbach wird eine Stadt; jedenfalls
ist dies vor dem I. 1188 geschehen. In diesem Jahre wurde
nämlich Corbach das Privilegium ertheilt, sich des Soester Stadt-
rechts bedienen zu dürfen. Es besaßen aber damals bereits die
Grafen von Waldeck die Stadt, und sie haben ihr jenes Privile-
gium später oft bestätigt, so 1227, 1271, 1442." Nachdem die
Stadt nun ihr eigenes Recht erhalten hatte, wird sie sich schnell
erweitert und vergrößert haben; 1216 hat sie einen eigenen Stadt-
richter; 1217 ist sie der Sitz eines höheren Geistlichen, eines Archi-
diakonus; 1227 wird die Neustadt genannt (nova munitio), die
1265 ihren eigenen Stadtrath hat; 1227 wird sie opxiäum, 1255
civitas genannt, und hat damals schon einen Bürgermeister (ma-
gister civium) und 1243 ihr eigenes Siegel. Um das I. 1250
war in Corbach eine Münzstätte, 1298 eine Kirche.
Als- Klöster in der Umgegend Corbachs werden in diesen Jahr-
hunderten erwähnt: Flechtdorf 1101 (ein Benedictinerkl.), Werbe
vor 1124 (zuerst ein Mönchskloster, seit 1207 ein Benedictiner-
bens noch öfters vermißt (Fischer, Gesch. des Hymnas. Andreanum, Hil-
desheim 1862, S. 5.
7 L. Curtze und v. Rheins, Gesch. der Kilianskirche, 1813, S. 9.
* Unter Meinwerk wurden in der Domschule zu Paderborn außer Musik,
Dialektik, Rhetorik, Grammatik auch schon römische Schriftsteller: Horaz,
Virgil, Sallust tractirt. Vita Aleinverei, Leibn. rer. Brunsw. 1. 1.. p. 546.
Bade, a. a. O., S. 28.
* Es ist auch sonst bekannt, daß der Ucbergang von einem offenen Orte,
Dorfe (vilia), in eine Stadt (oppidum, civitas) im Sachscnlanve in diesem
Jahrhunderte ein durchaus allmäliger war. Knoch, Gesch. des Schul-
wesens zu Helmstädt, 1860, I., S. 7.
Wald. Zeitschr., 2, 371.
4
nonnenkl.), Arolsen 1131 (ein Augustinernonnenkl.), Volkharding-
hausen 1171, Berich (noch vor 1196 desgl.), Schaken (ein Bene-
dictinernonnenkloster, von Corvei abhängig) noch vor 1196, Netze
1228 (ein Cistercienserkl.), Hönscheid 1235 (ein Augustinernonnenkl.).
Alle diese Klöster werden, ein jedes in seiner Art, sür die Bildung
der Umkreise nicht wenig beigetragen haben, namentlich die Bene-
dictinerklöster," wenngleich sie, ihrer ursprünglichen Stiftung
gemäß, zunächst nur sür die Bildung des geistlichen Standes be-
stimmt waren. In Werbe wird (ohne Jahr) namentlich eine
„Scholastersche" genannt; in dem benachbarten Kloster Fritzlar
1196 und 1206 ein Lodevicus scolasticus, d. h. Vorsteher der
Schule (Varnh., Urkb., S. 27. 37).
Wie es bis dabin mit dem Schulwesen Corbachs gestanden
habe, darüber ist urkundlich nichts nachzuweisen. Wahrscheinlich
haben nur Geistliche die Jugend unterrichtet, zumal da Corbach in
den ältesten Zeiten von Paderborn aus mit einem s. g. Obedien-
tiarius bedient wurde. Höchstens hat damals eine s. g. „Schrief-
schole", die seit dem 12. Jahrhundert in Deutschland aufkamen, 12
bestairden, und werden die Knaben in Mitbesorgung des Gottes-
dienstes unterwiesen worden sein, da sich alle Schulen Deutsch-
lands in den Zeiten des Mittelalters mehr oder weniger gleich
waren (Hautz, Gesch. der Neckarschule in Heidelberg, 1849, S. 9).
Etwas Bestimmteres über das Schulwesen Corbachs bieten die
Nachrichten aus dem 14. Jahrhundert. Die Stadt hatte immer
mehr an Bedeutung und Bevölkerung zugenommen; 1325 wurde
die Zunft der Bäcker, 1348 die der Wollweber, 1350 die der
Schneider, 1370 die der Fleischer errichtet; 1374 machte Corbach
nebst den Städten Sachsenhausen und Wildungen und dem Grafen
Henrich mit dem Erzbischöfe von Cöln einen Landfrieden; 13 1335
" „Schon in den frühesten Zeiten feste und sichere Pflanzstätten der Wissen-
schaften." Hautz, Gesch. der Neckarschule in Heidelberg, 1849, S. 5. 6.
"Ruhkopf, Gesch. des Schulw., I., 84. So verordnete der Erzbischof Engel-
' bert von Köln >270, daß die Kinder zu Bigge an der Wupper Vor- und
Nachmittags im Lesen und Schreiben unterrichtet und die Eltern bei 12 Mark
Strafe angehalten werden sollten, ihre Kinder zur Schule zu schicken.
Sack, Gesch. der Schulen zu Braunschw., 1891, S. 19.
" Haeberlin, Anal. med. aevi, p. 330.
5
wurde das Chor der St. Kilianskirche, 1393 der Thurm derselben
zu bauen angefangen, 1359 der Thurm der St. Nicolaikirche. u
Im Anfange dieses Jahrhunderts finden wir nun auch die erste
urkundliche Nachricht einer Laienschule in Corbach. Die Lehrer
solcher Schulen heißen bald rector scolarium und scolarum oder
puerorum, bald magister scolarium, scolarum, bald rector parvu-
lorum; in den deutschen Urkunden aber stets Schulmeister, da
auch die Lehrer eine Art Innung bildeten (Schwarz, Gesch. der
Erziehung, H., S. 179).11 * * * 15 Die Nachrichten über diese Schulen
sind jedoch sehr dürftig und beschränken sich fast nur auf die
Namen der Lehrer. Als rector scolarium in Corbike wird 1310
Ditmarus genannt und in demselben Jahre als rector scolarum. "
1369 war der Lehrer ein Geistlicher: Hermanns dictus Berkerich
de Corbach, rector parvulorum. 17 Einen wesentlichen Zweig des
Unterrichts bildete im Mittelalter der kirchliche Gesang, da es zu
den Obliegenheiten der erwachsenen Schüler gehörte, beim Gottes-
dienste auf dem Chore mitzuwirken. " Im I. 1377 kam man
überein, es solle nur eine Schule in den Städten Corbach, und
11 Gesch. der Kilianskirche, S. 18 ff., 381.
"Ruhkopf, Gesch. des Schul- u. Erz.-Wesens, 1794, l., 104. 119. 333; Lan-
dau, Zeitschr. f. Hess. Gesch., IV., 275; Mone, Zeitschr. für die Gesch. des
Oberrheins, II., 134; Francke, Gesch. des Gymn. zu Herford, 1840, S. 8;
Hautz, Gesch. der Neckarschule in Heidelberg, 1849, S. 10.
"Kopp, Herren von Itter, S. 239.
"Landau, 1. I., S. 277. In benachbarten Städten werden genannt: zu
Sachsenhausen: 1332 Didericus, rector scolarum; zu Frankenberg:
1254 Arnoldus sacerdos et rector puerorum: zu Volkmarsen: 1266
Hermaimus rector scolarum; zu Hofgeismar: 1307 Hugo rector sco-
larum; zu Cassel: 1225 u. 1321 Ouuceliuus socius scolarium de Casle.
1245 Godefridus Kaptor. provisor in Casle puerorum, 1321 Johannes rec-
tor scolarium; zu Marburg: 1284 Conradus magister scolarium. Vgl.
Landau, Zeitschr. f. Hess. Gesch., IV., 275 ff. Medebach stellt schon 1275 .
einen Lehrer zum Lesen und Schreiben an (Barthold, Gesch. der deutschen
Städte, 1., 3; Seibertz bei Wigand, Archiv f. Gesch. u. Alterthumskunde
Wests., IV., 3, 310.
" Fechter, Gesch. des Schulwes. zu Basel, 1857, S. 25. Meyer, Gesch. des
Hamburger Schul- u. Unterrichtswesens im Mittelalter, 1843, S. 24.28.
Helfenstein, die Entwickelung der Schule in Frankfurt, S. 19. Sack, Gesch.
der Schulen zu Braunschw., 1861, S. 23. 24. Heiland, Beitr. zur Gesch.
des Gymnasiums zu Weimar, 1859, S. 2.
6
zwar auf der Altstadt sein. Wenn man aber ans der Neustadt
singen müsse, so solle man vier oder sechs auf der Neustadt geborene
Schüler zur Messe schicken. Des heiligen Abends aber sollen sämmt-
liche Singeschüler von der Neustadt daselbst zu der Vesper sein,
und des heiligen Tages zu der Mette, Messe und Vesper, auch
soll der Meister der Schule Einige mitschicken, die den Chor ver-
wahren. " In Betreff des Gesanges ist daran zu erinnern, daß
es vor der Reformation weit mehr Lieder von reinem christlichen
Gehalt gab, als man bis jetzt geglaubt hat (Wackernagel, das
deutsche Kirchenlied, 1841, Vorr. XlV.). Was den Unterricht be-
trifft, so beschränkte sich der überhaupt nur auf Deutsch, Lesen
und Schreiben."" Von dieser Zeit an finden wir den Bnrgemei-
ster und Rath der Stadt Corbach bei Entscheidung über Schul-
fragen, Einführung von Lehrern u. dgl. thätig; es ist daher anzu-
nehmen, daß vorr jetzt an die Stadt die Unterhaltung der Schule
übernommen hat, bis durch Einführung der Reformation auch
diese Verhältnisse eine Aenderung erlitten.
Im 15. Jahrhundert werden neben dem Rector der Schule
Untermeisler, also zweite Lehrer, erwähnt, wie diese bei den Schulen
des Mittelalters in der Regel vorkommen. Als nämlich im I.
1413 der allmächtige Gott beu Grafen und den Bürgern der Stadt
geholfen, daß sie den Streit mit den Herren von Padberg gewan-
nen, da vereinigte sich der Burgemeister, Rath und die ganze Ge-
meinheit beider Städte und stifteten ein ewiges Begängniß auf
den heiligen Reginentag, da der Streit gewonnen war. An diesem
Tage sollte das heilige Kreuz und das heilige Sacrament um die
Stadt getragen und den Priestern, die in Procession mit umgehen
würden, dem Chorherrn und seinen Capellanen jedem eine Gabe
von 4 Pfennigen gegeben werden, dem Schulmeister aber und
"Der Stadt Corbach wahrhafter Gegenbericht, S. 142. 143. Wie denn im
14. Jahrhundert überhaupt ein Bestreben der deutschen Städte hervortrat,
eigene Schulen zu gründen (Sack, Gesch. des Schulwes. in Braunschweig,
1861, S. 46. 87; Hautz, Gesch. der Neckarsch, in Heidelberg, 1849, S.26;
Fischer, Gesch. des Gyrnnas. Andreanum, 1862, S. 34. Im 1.1433 wurde
in Weimar das Verhältniß der Schule zu Rath und Pfarrer urkundlich
festgestellt (Heiland, a. a. O, S. 2. 3).
"Landau, I. I, S. 278. Korber, Gesch. der Pädagogik, 1857, S. 93.
/
allen Untermeistern," Altaristen und Küstern, die in der Pro-
cession sind und mit umgehen, jedem zum Präsent eine von 2 Pfen-
nigen. Wenn man dem Schulmeister die Schule befiehlt, was man
den nächsten Montag nach Ostern thun soll, so geht der Rath mit
ihm in die Schule und befiehlt ihm dieselbe mit den Kindern auf
seine Seele, seinen Fleiß darin zu thun und auch beide Chöre auf
beiden Städten zu besorgen, wie das von Alters Herkommen ist,
und sie überreichen ihm dann die Schlüssel (Altes Bürgerbuch der
Stadt Corbach)." Im I. 1461 legte Joh. Rinck, Burgemeister
in Cöln, bei der Stadt Corbach 520 Gulden als Capital an und
verordnete, für die jährlich davon fallenden 21 Gulden Zinse seien
12 Memorien von den Priestern abzuhalten. Abends vorher
mußten mit Geläut, mit vier Kerzen und andern Lichtern, wie es
in der Kirche gebräuchlich war, Vigilien zum Heil und Trost seiner
und seiner Angehörigen Seelen gehalten werden. Der Kirchherr
bekam dann vom Rath der Stadt 8 Pfennige, die Capellane und
die Altaristen, sowie auch der Rector der Schule zu Corbach
6 Pfennige, der Untermeister aber 3 Pfennige für das Singen
mit den Schülern." Man wird nicht irren, wenn man annimmt,
es sei in dieser Schule gleichfalls nur Lesen, Schreiben und Rech-
nen, das Nöthigste von der Religion und Singen, aber nichts
Wissenschaftliches gelehrt worden, wie dies bei den damaligen Pa-
rochialschulen überhaupt der Fall war. In den Städten, die
keine Stiftskirchen hatten, übten nämlich die etwa vorkommenden
reetore8 puerorum die Jugend zwar in lateinischen Kirchengesän-
gen, aber sie lehrten die lateinische Sprache nicht," so wie auch
" Untermeister kommen auch 1429 und später in Weimar vor. Heiland,
Beitr. zur Gesch. des Gpmnas. zu Weimar, 1859, S. 2. 3.
" Gesch. der Kilianskirche, S. 65. 66.
"Ebendas., S. 7 f. Die Abhaltung der Messen war im Mittelalter eine
sehr ergiebige Quelle der Einnahmen für die Lehrer. Heiland, a. a. O>,
I., S. 4. Fechter, Gesch. des Schulw. in Basel, 1837, S. 16.
"Weber, Gesch. der städt. Gelehrtensch. zu Cassel, 1843, S. IO. 11. Ueber
das Schulwesen vom 13.—18. Jahrh.: Mone, Zeitschr. für die Gesch. des
Oberrheins, II., S. 131. Was den Schreibunterricht betrifft, so wurde
dieser noch im 15. Jahrhundert durch die Theurung des Schreibmaterials
sehr gehemmt. Noch im Anfange des 15. Jahrh, mußten für ein Buch
8
die Religionslehre ausschließlich die Sache der Geistlichkeit war.
Die Methode dieser Zeit war noch immer, daß der Lehrer den
Schülern vorzusagen pflegte, was sie auswendig lernen sollten,
wobei die größeren dem Lehrer halfen. Mehr als etwas Latein,
die Melodien zu den üblichen Psalmen, den Glauben und das
Vaterunser mochten die Schüler wol auch im 15. Jahrhundert
nicht lernen. ”
Ob die Mönche des im I. 1487 zu Corbach gestifteten Fran-
ziscanerklosters irgendwie auf die Schule Einfluß ausgeübt haben,
kann nicht gesagt werden. An anderen Orten unterhielt der Fran-
ziscanerorden vielfach in den Klöstern und außerhalb derselben
. Schulen, wie dann auch die meisten Lehrbücher für Schulen vor
der Reformation gerade von Franziscanern verfaßt wurden. "
Da im Kloster zu Corbach ein Codex des lateinischen Dichters
Ovidius aufgefunden ist 17 und wahrscheinlich ein Franziscaner-
mönch das Altargemälde in der St. Kilianskirche daselbst gemalt
hat (Gesch. der Kilianskirche, S. 357), so sieht man daraus wenig-
stens, daß sich die Mönche mit Wissenschaften und Künsten beschäf-
. tigt haben.
Die Gemeinden allein hatten für die Schulmittel zu sorgen,
sie allein nahmen daher auch die Schulmeister an, bestimmten deren
Sold und die Dauer des Schuldienstes. 28 Da die Schüler mit
dem Gottesdienste in vielfacher Verbindung standen, indem, man
sich damals eine Schnle ohne kirchliche Verbindung nicht zu denken
vermochte, so waren die Schulgebäude in der Nähe der Kirchen. 20
Papier gegen 3 Thlr. nach unserm Gelde bezahlt werden. Gräfe, die
deutsche Volksschule, 1850, III., 161. Als Graf Philipp von Waldeck um
1512 nach Palästina wallsahrtete, hatte er unter den acht Rittern, die mit-
reiseten, nur einen, der schreiben konnte und daher „Schreiber" genannt
wurde. Rauchbar, wald. Kirchen- und Religions-Staat, MS. Vgl. Cord.
Chronik, S. 184 e.
" Korber, Gesch. der Pädag., S. 95. Heiland, a. a. O., S. 4.
"Heiland, a. a. O., S. 4. 5.
"Gegenwärtig auf der Bibliothek zu Göttingen aufbewahrt.
"Mone, I. 1., 133.
"Jb. S. 135. Knoch, die Gesch. des Schulwesens zu Helmstädt, 1860, 1.,
S. 15. Helfenstein, die Gesch. des Schulwesens der freien Stadt Frank-
furt, 1858, S. 18.
So auch die älteste Schute zu Corbach, wenn dies gleich urkund-
lich erst aus dem 16. Jahrhundert nachgewiesen werden kaun
(Varnh., Wald. Gesch., I., 406).
Zweiter Abschnitt.
Die städtische Schule nach Einführung der Reformation bis
zur Gründung des Gymnasiums. 1543—1578.
Es ist besannt, daß die Reformatoren, insbesondere Luther,
es recht wohl erkannten, daß sie in der Schulbildung der Jugend
eine Stütze für das Bestehen und die weitere Fortbildung ihres
Werkes suchen müßten. Sie waren deshalb auf Verbesserung des
Schulwesens eifrigst bedacht. 30 Schon 1524 ermahnte Luther in
seinem berühmten Sendschreiben an die Bürgermeister und Raths-
herren der deutschen Städte, christliche Schulen aufzurichten und
zu erhalten/' und 1528 gab Melanchthon seinen Unterricht der
Visitatoren, dessen letzter Abschnitt.„von den Schulen" als die erste
protestantische Schillordnung anzusehen ist.33
Als nun die Reformation in Waldeck durch seine erleuchteten
Regenten gar bald (im Allgemeinen von 1521- 29) Eingang ge-
funden hatte," so war es natürlich, daß sie aüch bei uns, wie
anderwärts,3' sofort auf die Schulen ihren Einfluß ausübte. In
einer wahrscheinlich 1525 vom Grafen Philipp dem Aelteren und
Philipp dem Jüngeren gegebenen Ordnung über Examination der
Pastöre rc. heißt es voll den Schulen: „Dieweil! bey unseren
Zeitten die kinderschulenn so gentzlich verfallenn vnrldt vffgestellet
werden, So wollen wir das Burgermeyster vnndt Ratt Inn vnn-
3" Gräfe, die deutsche Volksschule, III., 1850, S. 168 ff. Korber, Gesch. der
Pädag., S. 107. Helfenstein, das Schulwes. Frankfurts, 1858, S. 57. 58.
31 Luther's Werke, Thl. 1l., S. 804. v. Raumer, Gesch. der Pädag., 1843,
1., S. 150 ff.
33 Vgl. Melanchthon's Kirchen- u. Schulordn. Herausgeg. von K. Weber.
1844.
33 Varnh., Eins, der Reform., 1817, S. 16. C. Curtze, die Kirchenverf. des
Fürftenth. Waldeck, 1850, S. 45 ff.
" Müller, Gesch. der Fürsten- und Landschule zu Meisten, 1787, I., S. 7.
Schultheiß, Gesch. der Schulen in Nürnberg, 1853, S. 12. Heiland, a. a«
O., S. 7. Zober, Gesch. des Stralsunder Gvmnas., 1839, 1., S. 1.
IN
fern Stedden vnndt Fleckenn, dar mann znnoren schnle gehaltenn
hatt, darann sein, Das dieselbigen abgestellte schalen wiedernmb
vffgerichtet vnndt mit frommen gelartenn Znchtmeisternn be-
stellt werdenn, Damit die jngenndt zn Gottes Lob vnndt Ehre
vnndt Christlicher Erbarkeit ertzogenn werde, Darnff dann Anch
wir verdacht wöllenn seinn, Das dieselbigenn kinndermeister
mitt gepnrlicher besoldnnge versehenn werden."35
So wie nun in dieser Ordnung gemeinsam mit dem Pfarr-
wesen des Schulwesens gedacht wird, so geht dasselbe dann anch
nachweislich in den verschiedenen Städten mit der Einführung der
Reformation Hand in Hand. Das Evangelium wurde unter den
waldeckischen Städten mit am ersten zn N.-Wildnngen gepre-
digt; hier finden wir demnach folgerichtig anch das Schulwesen
zuerst geordnet. Im I. 1527 schrieb Graf Philipp von Waldeck
an A. von Geismar: „In der Wildnngschen fachen — mochten
wir geliden vnd werens gantz geneigt, das ein gelerter Prediger
mit dem reinen wort gotes mochte verordnet werden, darzen ein
fromer gelerter schul meist er der linder, eines ehrlichen guten
lebens beide geschickt." re. 3° Und in der wildnngischen Kastenord-
nnng vom I. 1532 wird gesagt: „Man soll Alle Zeit eynen gelerten
Tngentsamen Schnelmeyster mit eynem oder Zweien geschickten
mithelffern Zn Niddern Wildnngen Anß dem Kasten nach halten;
vnnd dieweill kein bester kleinst Inn gemeynem nutz ist denn gute
kinder Schnele, soll Bnrgermeyster vnd Raith, pfarher vnnd Kasten-
herr ein besonderlich vleißig vffsehens vff die Schnele habemr, Das
dieselbige vffs beste man magk bestellet werden" re.37 Im I. 1533
erschien eine „Ordnung wye man mit den Kyndern im 0ateebi8mo
procediret, nach gebrauch der Kirchen Zn Wildnngen". Da heißt
es u. a.: „Man hatt alweg dreyerley kynder im Oateobismo.
Dye ersten sahen anzn lernen, das sye dye zehenn gepott, Vatter
vnser re. schlecht anffsagen, dye andern synd etwas weyter kom-
"C. Curtze, die Volksschulgesetzgebung des Fürstenth. Waldeck, 1857, S. 1.
,/Kin der Meister" werden 1429 auch in Weimar erwähnt. Heiland,
Beitr. zur Gesch. des Gymnas. zu Weimar, 1853, 1., S. 2. 4. 11.
" Brief in dem Archive zu Arolsen.
*’(L Curtze, die kirchl. Gesetzgeb. des Fürstenth. Waldeck, 1851, S. 12 f.
H
men, das sye auff dye frag des Oateekismi zu antworten begyn-
nen, Der drytte Hauff synd dye Oateehumeni, milche nun im Ca-
techismo bericht vnd wye Zukünftige glidmas der kirche zugerust
vnd beweret werdin." " Im I. 1533 wird von der Schule zu
"Ebendas. S. 3 f. Als der erste Lehrer zu N.-Wildungen wird M. Lib.
Grammateus aus Corbach genannt; wahrscheinlich ist er um das Jahr
1530 zu Wildungen Lehrer gewesen, vielleicht bis zum I. 1536. Im Dec.
1536 kam dann nach Wildungen >1. Lib. Florus, aus Lippspringe. Ihm
folgte vielleicht 1539, sicher 1540, Reinhard Trygophorus, der sich
1539 in Wildungen verehelichte. Im I. 1542 schreibt er: „Ludus litera-
rius noster per pestem prorsus dissipatus 68t." 1546 wurde Trygophorus
Pastor zu Naumburg. Im I. 1543 kam an die Schule Jonas Trygo-
phorus, geb. zu Fritzlar: 1544 zu Ostern ging er, der Studien wegen,
nach Marburg, wurde dann aber 1545 zu Ostern Lehrer zu Waldeck und
1547 Pfarrer zu Ense. Sein Nachfolger im Schulamte zu Wildungen
wurde 1544 M. Georg Schacht, aus Cassel; er verheirathete sich 1545
zu Wildungen mit Susanne Meyer und war Lehrer daselbst 15 Jahre
7 Monate (J. Trygoph. ad Cal., 1563). Er zog 1559 von Wildungen weg
und scheint nach Cassel gekommen zu sein (Weber, Gesch. der Schule zu
Cassel, S. 55). — 1556 den 22. Mai waren Lehrer zu Wildungen: Klag.
Georgius Schacht und Joh. Reinemans. Gehalt des AI. G. Schacht waren
29 Gulden zu 28 Alb., 3 Scheffel Korn, einige Accidenzien von auswärti-
gen Schülern. Joh. Reinemans erhielt 21 Gulden. — Lectionen des G.
Schacht: Argumentum in suprema classe cnm exercitio partis orationis;
Syntaxis Phil. Melancht.; Exercit. Musices; Andria Terenlii; confubala-
tiones Herinanni Schottenij Hessi; Cafo. — Lectionen I. Reinemans:
Eclogg. Virgilii; Fabulae Aesopii; genera verborum et nominum; Evan-
gel. dominicale; Catechbmus puerorum; concionibus eccles. alternis vi-
cibus intersunt; interim ab altern ipsorum habetur lectio pro supremis
classibus. His, qui tertiae classis sunt, leguntur Erotemata Gramma-
tices Sigismundi Lupuli, Rotcnburgij, cum exercitio paradigmatum ex
Donato. Pro iisdem legitur Dialogus, qui incipit Bonus dies. Sunt et alii
iuvenes, qui et lcgunt et declinant, hi audiunlur bis tempore et horis con-
stitutis. Item fundamentum graecae linguae referatur in diem Saturni.
Numerus Scholasticorum 90. (Jusfi Abelii, Past. et Visit. Wildung. Visi-
tationis Protocollum de a 1556). — 1586 kommen ZU Wildungen folgende
Lectionen vor: Epp. Cicer.; Dialogi Castellionis; Terentius; Rhetorica
Philipp! et Rami; oratio Cie.; Plutarchi Tract. de educ. lib.; Isocrates;
Virg. et Hör.; Dialectica Rami et Philipp!; Catech. Luth. germ. min. et
mag.; Psalmi germ.Dav.; PolitiaMosis; Castellionea graeca. Dem Schul-
Plane liegt offenbar der von MelanchtHon in der kursächsischen Schulordn,
vom 1.1528 zu Grunde. Vgl. Phil. Melanchthon's evang. Kirchen- und
Schulordnung vom I. 1528. Herausgeg. von K. Weber. 1844. Raumer,
Waldeck mitgetheilt: „Dem Schulmeyster gibt man 8 Mütte
partim aus dem frümesse gute; eyn yder knab hat ihm 6 alb. bis-
her eyn Jarlang vor schullohn gegeben. Auff dem schloß hait er
etwan alle tag eyn nralzeit gehabt," ist aber lange nicht geschehen;
er hait auch aus ydern Hause des jars 3 Pf." (Lib. visit. a
J. Trjgoph.) In den von den Superintendenten zu Wildungen
1539 für die waldeckische Landeskirche festgesetzten Bestimmungen
heißt es 10.: keeuliarem diem 81 bi pro docendoCatechismo deligant. 40
In Corbach kam das Reformationswerk unter den waldecki-
schen Städten am spätesten zu Stande, weil die katholischen Bür-
germeister uub die Mönche des Franziskanerklosters beständig Wider-
stand leisteten. Erst im I. 1540 machten die Grafen ernstliche
Anstalt zur Einführuilg der Reformation. Graf Wolrad suchte
den Vorsteher des Klosters im genannten Jahre zu bestimmen, den
Kindern und denen aus der Gemeinde, welche erscheinen würden,
den Catechismus Melanchthon's auszulegen, und ebenso war zur
Auslegung des Catechismus der Pastor der Stadt Corbach aufge-
fordert worden.“ Erst im Frühjahre 1543 aber kam die Einfüh-
rung der Reformation förmlich zu Stande. Ganz besonders thätig
war dabei der zu diesem Zwecke von Marburg berufene Superin-
tendent Adam Kraft. " In der von ihm entworfenen s. g. Kasten-
ordnung heißt es in Betreff der Schule: „Es soll alle Zit ein
gelerter Erbar tugentsamer Schulmeister mit einem oder Zweien
geschickten Mithelfern zu Corbach aus dem kastenn vnderhaltenn
Gesch. der Pädag., 1., 150. Schwarz, Gesch. der Erz., 2, S. 296 f. Kor-
ber, Gesch. der Pädag., S. 108 ff. Löschte, die relig. Bildung der Jugend
im 16. Jahrh., 1846, S. 13 ff. Diese kursächsische Schulordnung war
überhaupt die in dem evangel. Deutschland allgemein herrschende. Spitz-
ner, Gesch. des Gymn. zu Wittenberg, 1830, S. 4. Calmberg, Gesch. des
Johanneums zu Hamburg, 1829, S. 15.
"Der freie Tisch gehörte im Mittelalter fast regelmäßig zu den Einkünften
der Lehrer. In Altenburg sollte „der Oberschulmeister und Kirchner auf
dem Schlöffe die Kost aus der Amtleute Schüsseln und jeglicher auf den
Abend alle Tage eine Kanne Bier zum Schlaftrunk erhalten". Heiland,
a. a. O., S. 7.
"Kirchl. Gesetzgeb., S. 21.
41 Gesch. der Kilianskirche, S. 126 f., 144.
4* Ebendas., S. 149 ff.
13
werdenn. Vnnd dweill kein beßer Cleinot In gemeinem nutz ist,
dann gute kinder schulenn, Daruß alle ampte Inn geistlich vnnd
weltlichenn sachenn bestelt werden müßen, So soll Bürgermeister
vnnd radt pfarher vnnd Castenmeister ein besonder vhleißig vff-
sehens vnnd sorge habenn vnd tragenn, das Dieselbigen vffs best
mann magk versehen werden." "
Und so beginnt denn in der That von jetzt an auch für das
Schulwesen der Stadt Corbach eine neue Zeit. Im I. 1541 noch
ziehen auf Reginentag die „Schulmänner" mit einer Procession um
die Stadt und erhalten vom Bürgermeister und Rath dafür ein
kleines Präsent an Gelde1543 im Frühjahre wird als ein
„wolgelernter geselle nämlich Meister Johann Florekenn von Her-
uerde" genannt, der mit dem Lohne des Altars Mariä versehen
sei;" im I. 1543 dagegen schreibt Graf Wolrad an Burgemeister
und Rath zu Corbach: „Rach dem gemeinem nutz vnnd ganzer
Landschafft nit gering darann gelegen ist, das die kinderschulenn
mit gelerten Gottseligen Jnformatoribus vnd schulmeistern ver-
sehen vnd bestelt werden, So habenn wir mit Wilhelmo von der
Nigenstad, jezo zue Mengerinkhusen, hieuor vnderreddung gehabt,
das er sich bey euch neben dem Gesellenn," so Ir jezo habenn,
bestellen zu lassen In meynung gewesen ■— vnd so viel wir mit
Ihme geredet beduncket er vns nit vngeschickt — Das er sich bey
euch, wo Ir sein begertten, vff diß ostern begeben vnd die Schule
mit obgerurten Bartholomeo annemen wolle. Demnach wollen wir
euch zu dem geraten habenn." " Und ebenso schlägt Hermann von
Viermünden, Amtmann zu Medebach, einen gewissen Mag. Hillbrandt
" Äirchl. Gesetzgeb., S. 38 f.
" Altes Bürgerbuch der Stadt Corbach. Gesch. der Kilianskirche, S. 146.
"Schreiben des Magistrats von Corbach.
"»Schulgesellen" werden auch in einer Hildesheimischen Schulordnung vom
1.1544 erwähnt. Fischer, Gesch. des Gymnas. Andreanum zu Hildesheim,
1862, @.73; »verstendige Gesellen" 1509 zu Nürnberg. Schultheiß, Gesch.
der Schulen in Nürnberg, 1853, S. 47. Der Schulmeister „samt seinen
gesellen" ca. 1470 und 1525 zu Weimar. Heiland, a. a. O., I., S. 3.7.11.
1560 und 1563 kommen »Rector und sine Gesellen" (Schulgesellen) der
Schule zu Stralsund vor. Zober, zur Gesch. des Strals. Gymnas., 1839,
l., S. 27.
" Brief des Grafen Wolrad im Archiv zu Corbach.
14
Hartwigs, auf dessen Wunsch, dem Burgemeister und Rath zu Cor-
bach in demselben Jahre zu „einem Rector vnnd obersten Magister
der scholen" vor. Diesemnach stellte also der Magistrat die Lehrer
an. " Der Erfolg aber zeigt, daß keiner von beiden vorgeschlage-
nen genommen wubde. Wir finden nämlich im I. 1544 in der
ersten Kastenrechnung verausgabt: „deut Schulmester" 2 Mütte
Roggen, und im I. 1545, 1546—1554 wird nun als „Ludimagi-
ster" ebendaselbst „Mag. Liborius" genannt. Die erste urkundliche
Nachricht zeigt also, daß nach Einführung der Reformation die
Besoldung der Lehrer aus dem Kirchenvermögen gegeben ist."
1. Mag." Liborius Schreiber war gebürtig aus Corbach
und nannte sich nach der Sitte damaliger Zeit entweder mit einem
lateinischen Namen „Scriba" oder mit einem griechischen „Gramma-
teus". Im I. 1517 lehrte er zu Cöln, einer damals blühenden
Universitätsstadt, die schönen Künste, wie aus eurem Briefe an ihn
von Conradus Klüppel oder Scipio, dem bekannten Verfasser einer
waldeckischen Geschichte, hervorgeht. Dieser schrieb: „Ex Corbachio
sexto idus Febr. 1517: Videris tu mihi non mediocri laude effe-
rendus: quippe qui philosophiae (quae vitae nostrae magistra est)
studiosus — virtutem bonarunique artium institutionem amas.“
Im I. 1525 war L. Schreiber Rector des Altars und der Capelle
unser lieben Frauen auf der Altstadt zu Corbach. Nach Varn-
hagen wird er um das I. 1530 bis vielleicht 1536 Schullehrer zu
Wildungen gewesen sein. Er verheirathete sich 1539 zu Wildun-
gen; 1541 heißt er nach einer Nachricht im Arolser Archiv: „der
" So auch zu Stralsund im 16. Jahrh. Zober, Gesch. des Strals. Gymnas.,
1839, 1., S. 6.
"In früheren Zeiten erhielten die Schullehrer als halbe Kirchenbeamte die
Mittel zu ihrer äußeren Existenz auch von der Kirche. — Alte Vermächt-
nisse bei den Kirchen und den aufgehobenen Klöstern nebst milden Stiftun-
gen gaben die Mittel zur Besoldung her. Zober, zur Gesch. des Strals.
Gpmnas., 1839, I., S. 6. So gr'ößtentheils auch zu Hildesheim: Fischer,
Gesch. des Gymnas. Andrean. zu Hildesheim, 1862, S. 77.
"In Frankfurt scheint im 16. Jahrh, der Magistergrad auch für die Gehül-
fen des Rectors nothwendige Bedingung gewesen zu sein. Helfenstein, die
Entwickelung des Schulwes. der freien Stadt Franks., 1858, S. 69. Die
Rectoren mußten „Magistri“ in früheren Zeiten sein. Müller, Gesch. der
Fürstenschule in Meissen, 1787, I., S. 3.
15
freyen Kunst Magister, Rector des Beneftcij yn vnser lieben Frawen
Capelle vff der Altenftait Corbach". Nachdem er nun sicher von
1544 an „Ludimagister" zu Corbach gewesen war, schreibt „Graf
Philips der Elter" im April 1556 an den Grafen Wolradt zu
Waloeck, „daß Magister Liborius Schreiber, so itzo ein Zeitlang
zu Corbach Schul regiert, zu der erledigten Sachsenberger Pfarre
möge vocirt werden, weil er ein gelehrter Mann und wol des
Orts nicht undienlich seyn sollt." Darauf wurde er examinirt,
vocirt und als Pfarrer zu Sachsenberg introducirt, starb aber schon
den 25. August 1556 zu Corbach „cum per aliquot (lies d>8enteria
^raviter luisset a<lleetu8." 31 Daß die Lehrer jener Zeit den Schul-
dienst mit dem einträglicheren Kirchendienst häufig und gern ver-
tauschten, findet sich oft (Fischer, Gesch. des Gymn. Andrean., Hil-
desheim, 1862, S. 9. 10; Spitzner, Gesch. des Gymnas. zu Witten-
berg, 1830, S. 8). In welchem Verhältniß die 1544 erwähnten
drei Küster, Jost und Johannes der ältere und Johannes der jün-
gere, zur Schule gestanden haben, ist nicht anzugeben;" wahr-
31J. Tryg. Ann. ad Cal. Gesch. der Kilianskirche, S. 61. E. Scriba, Genea-
log.'-biogr. Uebersicht der Fam. Scriba, 1824. Varnhagen, Erste Einfüh-
rung des Christenth. rc., S. 36 f.
" Der Unterricht in den deutschen Schulen in Flecken und Dörfern wurde da,
wo sich andere Lehrer nickt fanden, oder wegen Mangels an Mitteln nicht
angenommen werden konnten, den Küstern (Custodes, weil ihnen die
heiligen Gefäße rc. zur Bewahrung anvertraut waren) als Nebensache
übertragen. Gräfe, die Volksschule, 01., 181. Darum heißt es in der
Stiftungsurkunde der Pfarre zu Netze vom I. 1540: ,/Zu Mittage zw
zwelff vhren sal ehr (der Pastor) alle Suntage vnd Heilge tage für jugk
vnd alt den Eatechismum myt allem muglichem fleyß ererciren vnd leren
— Item den freitag allen morgen sal ehr stettiglich den Großen Eatechis-
mum exercieren vnd leren. Item des wynters sal ehr alwochen abents epn
mal den kleynen Eatechismum leren — Item miss das ehr dyffer Gottes-
dynst ordentliche möge halten vnd außrichten Sal eyn Pastor haben eynen
geschickten vnd gelarten Koster, der schreyben, lesen vnd zu Chor wol
syngen könne." Dabei wird bestimmt, daß er ihm jährlich zwey Viertel
Frucht partim gebe. Der Küster wird also gleichsam als ein Gehülfe des
Pfarrers beim Unterrichte angesehen; gerade so wie dieses Verhältniß in
einer merkwürdigen Urkunde zu Bigge (bey Brilon) vom I. 1270 festge-
stellt ist. Seibertz, Westphälische Beiträge zur deutschen Geschichte, 1823,
H, 403 ff. 1451 erhält von einer Seelmesse zu N.-Ense der Pastor
4 Pf., der Küster 2 Pf., und 1461 desgl. der Pastor 6 Pf., der
16
>
scheinlich aber ist, daß der in demselben Jahre in der Kastenrech-
nung erwähnte und mit einem Mütte Roggen besoldete „Daniel
der Schrieber" ein Unterlehrer gewesen ist. " Im I. 1551 werden
sicher schon zwei Lehrer, ein „Scholemeister senior" und ein „Schole-
meister junior", Henricus (1552 Henrich Hartwigs), erwähnt und
1552 wird bemerkt, Burgemeister und Rath hätten nach Ableben
des verstorbenen Schulmeisters einen andern Collegen empfohlen.
Ueber die in der Schule unter Grammateus vorgekommenen
Lectionen ist uns nur wenig bekannt. In der Kastenordnung vom
I. 1544 (Kirchl. Gesetzgeb., S. 38. 39. 41) wird gesagt, man solle
nach Absterben der gegenwärtigen Beneftciaten zwei oder mehr
Knaben in einer löblichen berühmten hohen Schule zum Studio
mit guten stipendiis halten. Doch sollen dieselbigen Knaben zuvor
zu Corbach etliche Jahre in die Schule gegangen sein — und
zuvor verhört werden, „ob sie Grammatica und artes triviales
wol können." Hiernach war also beabsichtigt, daß namentlich die
lateinische Sprache, Musik und Arithmetik (denn diese Gegenstände
verstand man hier wahrscheinlich unter den arte« triviales, wie dies
auch sonst wol vorkam (Hautz, Gesch. der Neckarschule in Heidelberg,
1849, S. 16)} getrieben werden solle. Daß dabei auch hauptsäch-
lich auf Einübung von Religionskenntnissen gesehen worden sei,
versteht sich von der damaligen Zeit, wo die Schule hauptsächlich
im Dieuste der Kirche stand, von selbst. " Außerdem wurde da-
Küst er2Pf. Urkunden der Enser Kirche. In der ältesten Wald. Kirchen,
ordn. vom I. 1556 stehet noch „Custos" p. 97. Ueber Küster im 1.1440
zu Corbach vgl. Gesch. der Kilianskirche, S. 63.
"Es ist dieser Daniel wol sicher Christoph Daniel, der 1567 als Paedagogus
et Organista Corb., 1576 als Schuldiener (Saalb. des Almosentast, vom
1.1586) und noch 1578 als unterster Lehrer an der Schule zu Corbach
und zugleich als Organist vorkommt.
" Kurz nach Einführung der Reformation wurden im Walveckischen verschie-
dene Catechismen als Lehrbücher gebraucht. 1) der große und kleine Ca-
techismus L uth er'ö (Urk. von Netze, 1540); der kleine Catechismus
Luther's (Kirchenordn., 1556), auch schreiben die Kirchen-Visi'tatoren 1558
einem Pfarrer vor „ut Catechismum Lutheri et non diversarn methodum
doceat“unt> empfehlen ihm 1565 den Catechismus Luther's „ut in ecclesiis
nostris harmonia servetur“. 2) Graf Wolrad empfiehlt zu Corbacb 1540
den Gebrauch des Catechismus von Melanchthon (abgedruckt in
17
mals bestimmt, die Visitatores, Pfarrer und Kastenherren sollten
aus die Schule Achtung haben und des Jahres einmal die Knaben
„verhören und eensuiam halten lassen, ob sie sich bessern, auch
solle man dem Schulmeister Schulordnung vorstellen nach Rath
der Gelehrten". Schließlich heißt es: wo arme Schüler vorhanden
wären, die gern studiren wollten, denselben solle erlaubt werden,
alle Tage um die Almosen zu singen, und die Prediger sollten
auf den Kanzeln die Leute ermahnen, solchen armen Schülern mit-
zutheilen. "
Daß das Schulgebäude auf der Altstadt stehen solle, war
1377 bestimmt; daß es in der Nähe der altstädter Kilianskirche
gestanden, geht aus der vom I. 1551 aufbewahrten Notiz hervor,
es seien die Fenster an der Schule „vnder dem Beynhuße" gemacht,
auch wird es außerdem in der Corbacher Chronik ausdrücklich an-
gegeben. " Sonst wissen wir von der Schule unter Lib. Schreiber
nichts weiter anzuführen, als daß 1547 einem „armen Studenten"
7 Alb. für ein Paar Schuh aus dem Almosenkasten verwilligt
wurden und daß die Besoldung des Rectors 15 Gulden ä 18 Alb.
betragen hat.
Schuler's Gesch. des Catech.-Untere., 1802). 3) Ioh. Trygophorus
(41542) hatte einen Catechismus verfaßt. In seinem Testamente heißt es
u. A.: »Meine nachgelassene Schrifften und Büchlein belangendt, also
nemlich meinen Catechismns, Cantiones" rc. Martini führt einen Cate-
chismus des Trygophorus an (Martini, Consp., p. 4). 4) Ein »Catechis -
m us" vom Past. NaucleruS zu Sachsenhausen »das buch meyner lere der
kynder zu Sassenhausen (Brief vom 1.1541). 5) Vom Past. Hallenstein
zu Helmighausen wird von den Visitatoren 1556 berichtet:„In catechi-
sando methodum Brentii secutus est; ut in Ecclesiis nostris harmonia
servetur docebit posthac iuxta praescriptum Lutheri, non tarnen pias
quaestiunculas Brentianas obliterabit.“ Brenz hatte mehre Catechismen
geschrieben; welcher bei uns gebraucht sei, kann nicht gesagt werden. Im
I. 1543 hatte Melanchthon den Catechismus von Brenz in besonders dazu
geschriebener Vorrede zur Einführung empfohlen (Bretschneider, Corp.
Reform., V., p. 274).
" Hiermit ist also wol die s. g. Currende in Corbach eingeführt, die bis an
das Ende des 18. Jahrh. Bestand gehabt hat. Leicht möglich jedoch, daß
-ste auch schon vor 1544 bestanden hat, da die Currenden in vielen deutschen
Städten bereits im 14. und 15. Jabrh. vorkommen (vgl. Stemler, Ab-
handl. von der Currende, Leipzig 1765, S.23. 26 ff.).
" Corbacher Chron., S. 150.
2
2. Auf Lib. Schreiber wird Chunradus Monachus ge-
folgt sein. Wir finden ihn als „Praefectus Scholae Corbachij“ den
28. Juli 1559. Er schreibt damals an den Grafen Philipp: „Die-
weil — ich ein schön und Christlich Spiel bekonmien von Gideon
im Buch der Richter am 6. und 7. Cap. beschrieben: — — so
sind wir solche herrliche und überaus tröstliche Historien — in
Vorhabens anzufahen und zu spielen ans nächst künftig Sonntag,
welcher ist der 2. July, Morgens zu früer Tage Zeit um 7 Schläge
ans dem altenstädter Kirchhof, unserm gewöhnlichen Spiel-Plan.
Derowegen dieweil nun E. G. andere Spiele, so vor dieser Zeit
allhie gespielet, gnädiglich gefördert, ja auch selbst in Gegenwär-
tigkeit solche herrlich gezieret, Bitt ick zum unterthänigsten, E. G.
wolle aus genanntem Ort, Zeit und Stunde allhie zu Corbach
gnädig samnit Dero liebe und treu Ehegemahl neben E. G. Söh-
nen ankommen und solchen actum mit E. G. praesentia zieren und
condecoriren. Ferner, gn. H., dieweil zu solchen grossen Spielen
erhabne Gebän und pro8cenia nöthig seyn, auf bellen die Personen
unverhindert reden und von ben Spectatoribus vernommen mögen
werden, und ich mit meinen Mitgethanen solches zu erlegen nicht
vermögen, thml wir E. G. unterthänig bitten, E. G. mit einem
- oder 3 Wagen Holz zum Gebän des Spiels dienlich uns gnädig-
lich befördern, Wollen hinwieder E. G. samlnt deren Zugethanen
einen bequemlichen Seß zurichten, aus welchen! dieselbige die reden-
den Personen und derselbigen gesten und alle Handlung der gan-
zen Historien wohl vernehmen und sehn möget. Wird Gott der
Allmächtige, welchem solches Spiel zu Lob und Gedächtniß seiner
herrlichen Wohlthat angerichtet, bep E. G. wiederum erstatten." "
1564 wird „Conradus Münch" Notarius zu Corbach genannt
(Archiv); leicht möglich, daß er dieses Amt neben seinem Lehramt
bekleidet hat, indem dies mehrfach so vorkommt (Ruhkopf, Gesch. des
Schulwes., I., 114).
"Kastenrechnung. Es ist mit Sicherheit anzunehmen, daß die Schüler auch
auswärts hinzogen und dramatische Sviele aufführten. In einem Haus-
buche des Kl. Schaken heißt es: 1550: denjscholern von Corbach 11 Pf.;
1557: den scholern, da se spelden 16 Pf.; 1561: den paffienspeler 1 Daler.
Näheres von solchen dramatischen Spielen später.
IQ
1575 heißt es von ihm: ,,7. Junii conciliantur cum conciona-
toribus Corb. Conrad Monachus et eius socii“ (Trvg. Ann. ad
Cal.), es ist also irgend ein Zerwürfniß mit den Predigern vor-
gekommen. 1577 im Januar starb er. Sein Vater hieß Bertold,
sein Onkel war Jost Münch, 1539 Pfarrer zu Berndorf. Was
die innere Verfassung der Corbacher Stadtschule zur Zeit Münch's
betrifft, so ist darüber nichts bekaunt. Folgende in der ältesten
Kirchenordnung vom I. 1556 gegebenen Bestimmungen werden
auch bei ihr in Anwendung gekommen fein: „Alle Pfarrer sollen
groffen fleiß verwenden, das sie der Jugent den kleynen Catechis-
mum D. Lutheri durchs gantze jar vorhalten vnd einbilden. (S. 117.)
Damit die Jugent inn Gottes wort, guten Sitten und Künsten
rechtschaffen vnterrichtet werde, Sollen die Schülmeyster vnd Ludi-
magistri inn der Catolischen, Apostolischen vnd Christlichen leer be-
gründet — mit guten fünften vnd Spraach gezieret sein." (S. 125.)
3. Im I. 1563, im Herbst, wird „Joannes Ludimagister
Corbacbianoruin“ genannt (Tryg., I. 1.). Es ist dies Joannes
Busmann US, von dem Graf Wolrad in seinem Diar. msto
Anni 1571 folgende 17 Verse anführt:
„Joannes Busmannus Ludimoderator 48 Corbaciensis
ad CHRISTUM.
. , i- - ■■ 1 ■
CHRISTE DEVS, succure mihi cum flamine sacro:
Tu cum patre tuo me vitae lumine cura:
Tuque meos susceptos sic moderare labores,
Vt dicant pueri SOLI SIT GRATIA CHRISTO,
Tempore qui nostro non Delphica somnia promit,
Ast Euangelij mysteria cuncta reuelat,
Ergo scholas nostras lectas tu detege CHRISTE,
Atque fluant fontes nostrae, fac CHRISTE, salutis.
Insere tu uerbi fiores, poue semina uitae.
0 DEVS, o lux et summi sapientia patris,
Quaeso, cibos animae primum des rite benignos:
Arles tum reliquas, linguam quoque, CHRISTE, Latinam,
" 1529 werden auch zu Basel ludiwagistri oder ludimoderatores genannt
Fechter, Gesch. des Schulw. zu Basel, 1837, S. 44.
20
Condiscat Graecam, fac, liaee Germana iuuentus:
Et sanctam, des, qua non lenior altera lingiia.
Hebraeam, quae Simplex, clara, diserta, brevisque.
Tu leneram ui > tute meam sie instrue mentem,
Vt pueri possint syncerum red de re uerbum.“
Man sieht hieraus, daß unter Busmauu außer beu Künsten
(Musik uiiD Arithmetik) auch Die lateinische, griechische und hebräische
Sprache iu Der Schule gelehrt wurden. Busmattnus kam den
1. März 1572 ztt der Psarrstelle zu Uffeln in Vorschlag. Der
Erfolg ist iticht bekannt.
4. Im I. 15t*5 wird „Georgins Brigeius" (vom Grasen
Philipp) „Schulmeister", unb 1566 von I.Trygophorus„G.Bristys"
„Eudimoderalor Lorbaebianus" genamtt. Er war gebürtig aus
Corbach; fein Vater hieß, so viel matt ersehen kann, Joachim Brey.
1559 sollte G. Brey vom Bttrgemeister zu Corbach die Hälfte eiues
Beneficiums zu feinen Studien aus Der Universität zu Marburg
oder sonst erhaltett, wenn er vier Jahre ausbleibe. 1559 und 1561
studirte er ztt Wittenberg, ntiD meldete, daß er 1562 von da abgehen
werde. 1665 bewarb er sich um Die Psarrstelle zu Sachsenhausen;
1566 verheirathete er sich zu Corbach mit Eddelittge Biedettcap.
R. Goclenius kommt in der Kastenrechnung vout I. 1568 und 1569
als Mitlehrer unter ihm vor. 1567—1577 wird Christoph Daniel
als Schuldieuer und Organiste genannt. Auffalleitd ist, daß Gras
Wolrad 1571 G. Briätts „conreetorem 8ebolae Cord." nennt. In
eben genanntem Jahre kam er im Juni als Pfarrer nach Naumburg
an Reinhard Trygophorus' Stelle; hier stand er 1590. Auch unter
ihm wurden vott der Schule dramatische Spiele ausgeführt; daraus
weist wol die vom I. 1568 ausbetvahrte 'Notiz hin: „2% Mark
und 8 Alb. vor Behr gegeben den scholmeistern und studenten";
sicher die Nachricht vom I. 1569: „1 Daler dem Scholmeister, Den
spiellüden und den prüdieanten gegeben, als das spiel geschehen."
(Kastenrechnung.)
Zu Brey's Zeit tvurde die Schule von der Altstadt in das
Kloster auf die Neustadt verlegt. „1566 ttehmen Bttrgemeister und
Rath das Kloster ein, besehett die Schule und befehlen den prae-
71
cejrtoribus die Kinder"; 1569 wurden zur Erbauung der „neuen
Schult" 24 Mütte Roggen verwendet und noch 1570 heißt es:
„der Burgemeister Thonges Koch hat in dem fast spoliirten Kloster
ein Gemach oder zwei im Kreutzgange zur Schule zurichten lassen."
Da dies ohne Wissen des Grafen Philipp geschehen war, so wurde
durch einen gräflichen Commissarius das Lokal in Augenschein ge-
nommen und bemerkt, daß der Graf denen von Corbach keine Ge-
rechtigkeit daran zugestehe (Archiv).
5. Der ausgezeichnetste Rector der Stadtschule zu Corbach ist
M. Rudolf Gockel gewesen. Er ist den 1. März 1547 zu Corbach
geboren, der Sohn rechtschaffener und geachteter Bürger. Er wurde in
der Schule seiner Vaterstadt vorgebildet, und '4 Jahr bei Joh. Lim-
perger, Stadtrichter zu Corbach, und bezog dann 1564 die Uni-
versität Erfurt, wo er 1567, wie es heißt, prima lautea fuit orna-
tu8, " dann 1567 Marburg, 1568 Wittenberg. In demselben Jahre
aber war er Mitlehrer an der Schule zu Corbach bis in das Jahr
1570, wo er, nachdem er sich mit Margaretha, Joh. Emmerich's
Tochter, den 9. April zu Corbach verheirathet hatte, den 18. April
sich wieder nach Wittenberg begab (J. Tr\g. Annou. ad Cal.) Hier
wurde ihm 1572 sein Sohn gleichen Namens geboren. In Witten-
berg lebte er „discens et docens“,89 erhielt einen ehrenvollen Ruf
zur Leitung einer Schule, zog es aber doch vor, einem Riffe ins
Vaterland zu folgen, und wurde 1573 Rector der Schule zu Cor-
bach. Davon heißt es in einem alten Bürgerbuche: „1573 haben
Burgemeister und Rath Al. Rndoipho Ooelenio im Kloster die Ju-
gend befohlen." 1574 erhielt Mag. Rudolph gocklenius 60 Mark
5 Alb. als Besoldung, 1575 21 Mark 11 Alb. auf seine alte Besol-
dung, die man ihm schuldig geblieben, und 43 Mark 7 d. für seine
halbe Besoldung. Erwähnt finden wir noch: 1574: 2 Daler zu Wi-
nachten verehret Mag. Rudolfo vnnd seinen Gesellen; 1575: 3 Mark
v Alb. 4 d. gegeben den Gelerten zum Convivio;" dre Würste;
5 Alb. 4 d. '4 Viertel Weins, da wir mit Rudolpho gerechnet.
" Löneisen, Series Magnif. Erfurti Rectorum, 1614, 1.
*n R. Gocl. Problem. Logic.: Pars 1111. de Syllog. Marp., 1595. Epist. De-
dicat.: .,Ampliss. et Prudent. Viris. Reipubl. Corbacensis Consulibus“ etc.
" Wol sicher nach abgehaltenem Eramen, wo anderwärts ein förmliches Gast»
WW
22
Neben Gockel wird als Lehrer erwähnt 1574 und'1575 „Ma-
gister melchior Licaula", geboren zu Corbach; er hatte Jura studirt.
1592 war er „Scholarcha" und starb 1619 als Burgemeister und
Notarius des K. Kammergerichts. ' Lycaula erhielt als Lehrer an
Besoldung 52 Mark 2 Alb. Dritter Lehrer war Christoph der
Organist, der 1574 30 Mark 20 Alb. Besoldung erhielt. Diesem -
nach wird die Schule, wie damals gewöhnlich," aus drei Classen
bestanden haben. Von dem Zustande der Schule ist nichts be-
kannt, außer dem, daß Gockel sagt: „nolui sedern natalern asper-
nari, sed ei — operam meam addixi: quo quidem factum, ut,
Deo laboribus meis beuedicente, Schola felicissime cresceret et
novae (postea enim liberalitate generosorum et Illustrium Wal-
deccae Comitum amplilicata est) fundamenta jacerentur non as-
pernanda.“ "
Im I. 1574 waren Schüler Gockel's Jeremias und Philipp
Nicolai; da diese vorher schon auf den Schulen zu Cassel und Dort-
mund gewesen waren, so darf man daraus schließen, daß die
Schule zu Corbach unter Gockel schon einen recht guten Standpunkt
eingenommen hat. H. Schumacher bezeugt ausdrücklich. Viele
hätten an Gockel einen Lehrer der Sprachen und Wissenschaften
gefunden, für deffen Unterweisung sie sich glücklich priesen, da sie
keine bessere hätten hoffen und keine leichtere sich hätten wünschen
können.Gedruckt ist aus jener Zeit von Gockel nur ein Gedicht
vom I. 1574 vorhanden, auf damals den 4. Nov. vorgekommene
feurige Lufterscheinungen. Es sind 59 Distichen, in denen der
Dichter die Erscheinungen als Zeichen des Zornes Gottes für die
Sünden der Zeit hinstellt und dann zur Buße mahnt. Höchst-
wahrscheinlich ist ein ,,Precatio ad Jesum Christum tempore pestis“
und „Preccs Scholasticae'4, welche einen frommen Sinn athmen
mahl angestellt wurde. Helfenstein, a. a. £>., S. 72. Die Prüfungen
wurden aber schon in frühen Zeiten öffentlich gehalten. Ruhkopf, a. a. 0.'
S. 155.
" Weber, Gesch. der Schule zu Cassel, S. 29.
" Lp. Dedicat. Probl. Logic.
" H. Schumacher, consp. Wald, liter., p. 20.
•8 R. Gocl. Liber Sei. Carm. Marp., 1606. 296—301.
23
und in der Sammlung gleich nach jenem zuerst genannten Gedicht
gedruckt stehen, von ihm gleichfalls in Corbach gedichtet. Daß
Gockel schon damals leicht aus dem Stegreif gedichtet, ersieht man
aus der Nachricht bei Loriseca: °° Gockel habe den Landgrafen
Wilhelm, als er die Grafschaft Waldeck (Goclenii) videndi desiderio
besucht, sofort mit einem göttlichen Gedichte begrüßt: „Cujus
festivo lepore, grapbico stylo, exitnia vena, singularique gratia
tantopere oblectatus est heros, — ut Gocieniura — Casselas vo-
caret.“ Klettenberg erwähnt, im I. 1574 habe M. Rudolphus
Goclenius, Rector der Schule zu Corbach, eine Genealogia Comi-
tum W ald, mit einiger Beschreibung derselben zu Papier gebracht,
welche hätte sollen gedruckt werden und Lob verdient habe. Das
Werk aber sei verloren gegangen.Zu Michaelis 1575 trat
Gockel, vom Landgrafen Wilhelm berufen, das Rectorat der Schule
zu Cassel an. Seine Frau zog den 28. Octbr. von Corbach weg
(J. Tryg.) Im I. 1581 schlug er das ihm am Gymnasium zu
Corbach angetragene Conrectorat ab, wurde dagegen im Herbst
jenes Jahres Professor der Physik zu Marburg," 1589 der Logik,
später der Mathematik, 1603 der Logik und Ethik, und starb als
solcher den 8. Juni 1628. Er ist ein Mann von bewunderns-
werther Gelehrsamkeit."
6. Der letzte Rector der Corbacher Stadtschule ist Jodo-
cus Ju ngm an uns oder Justus Jungmann, 70 aus Kaufungen
bei Cassel gebürtig. Er studirte zu Wittenberg, wo er auch 1575
Magister wurde. Gleich hierauf kam er als Rector an die Schule
zu Corbach. 1576 stand er sicher schon hier und trat Ostern 1579
als vierter Lehrer mit über an das neu gestiftete Gymnasium.
" Orationes Lorisecae. Cassel, 1631. 102.
" Klettenberg, Wald. Helden- u. Regenten-Saal, 1738, MS., I, XVI.
" Unter diesem Titel und mit dem Prädicat Mag. wird er 1589 als Bürger
der Stadt Corbach in das Bürgerverzeichniß eingetragen, wahrscheinlich
ist ihm damals das Ehrenbürgerrecht ertheilt : vgl. altes Bürgerverz. der
Stadt Corbach auf dem Rathhaufe.
" Weber, Gesch. der Schulen zu Cassel, S. 58.
"Strieder, Hess. Gel.-Gesch., IV., 477; VI., 422.
24
Mitlehrer waren: 1577: 1) D. Jodocus Grammateus,
von Herbst 1576 bis Ostern 1578," wo für ihn bis Ostern 1579
eintrat Theodoret Grammateus, der vielleicht ein Sohn des früher
genannten Liborius Grammateus ist; 2) Christoph Daniel,
Organist und Schnldiener bis Michaelis 1578, wo die Stelle ge-
trennt wurde und den Schuldienst Walther, und den Organisten-
dienst bis Ostern Hope übernahm. 1577 wurden aus dem Kasten
„den Gelerten zum Convivio" ausgezahlt 3 Mark.
" Kostenrechnung.
Zweiter Zeitraum.
Vom Jahre 1579 —1619.
I. Gründung des Gymnasiums.
Graf Wolrad II. (geb, 1509, f 1578), schon im I. 1536 von
seinem Vater Philipp Hl. zum Mitregenten angenommen, ein
„hochgepriesener Liebhaber und Beschirmer der Gelehrten", war es,
der gleich zu Anfange seiner Regierung die Gründung einer allge-
meinen Schule für das ganze Land beabsichtigt hatte. * Im Jahre
1543 stellte er und sein Vater Philipp, u. A. auch durch Wilhelm
von Hanxel, an die Stadt Corbach das Ansinnen, sie möchte einige
geistliche Güter dazu thun, damit etliche bewährte Magistri an
diesen Ort gefordert und davon besoldet werden könnten; die
Grafen wollten damit eine wohlgerühmte Schule restauriren und
die Jugend zur Ehre Gottes und sonst in guten Künsten erziehen.
Die Stadt antwortete, nach Anhörung ihrer Rathsfreunde und
einer Anzahl Ritter, sie sei geneigt, von geistlichen Gütern, die
mit der Zeit erledigt würden, ein Particular so zu begaben, daß
1 Justus Spring, Rector der gelehrten Schule zu Weilburg, schrieb 1537
von dort an den Grafen Wolrad: „3oh. Hacus, Maecenas meus liftera-
tissimus meique amanlissimus, voluntatem in Schola Corbachii aperiunda
mihi recensuit, et me istuc quandam vocalum iri minitabatur, quo nihil
unquam acceptius audivi, utinam votis meis responderet successus.“
(Martini, Consp. Hist. Prim. Emend. in Wald. Relig., p. 9). Varnhagen
nimmt an, daß hiermit an die Gründung einer gelehrten Schule gedacht
sei. (Cord. Chron., S. 203.) Ihm folgt C. Curtze, die Gründung des
Gymnas. zu Corb., S. 4. Spring, aus Mengeringhausen gebürtig, starb
als Archipädagogus zu Weilburg 1542. Vergl. über ihn Eichhoff, Gesch.
des Landesgpmnas. in Weilburg, 1840, S. 4—13. 2*
26
sich ein oder zwei ehrbare und wohlgelehrte Gesellen davon wohl
erhalten könnten. Die Schwierigkeiten, die dem Werke hemmend
entgegentraten, waren nicht so bald aus dem Wege geräumt. 1
Etwa 1569 rathschlagteu die Grafen chon einer neuen Schule, in
der die Sprachen und freien Künste gelehrt würden, * und 1575,
bei Gelegenheit eines gräflichen Theilungsvertrages, legten auch
Ritterschaft und Städte, insbesondere Rhoden, Wildungen, Menge-
ringhaufen und Corbach, das Verlangen nach „einer Particular-
schule zu Behuf der Allgemeinen Jugend dieser Grafschaft" an den
Tag, „wie hiebevor zu mehrmalen geschehen."'
Auf voraufgegangeue allerseits freuudliche Vergleichung bega-
ben sich darauf am 17. Aug. 1577 nach dem Kloster Berich „der
Wohlgebohrne Graff vnd Herr, Herr Josias, Graff vnd Herr
zu Waldeckeu anstatt fr. G. Herreu Vatters vnd vor sich selbst,
vnd dan vonu wegen der auch Wohlgeb. Graffen Henrichs zu
Waldeck Alban vonn Geismar, Amtmann zu Itter, vlld Joannes
Limperger, Von wegen Frawen Annen, gebohrner Tochter zur
Lippe, Gräffin vnd Withwen zu Waldeck, Heidenreich von Exterde,
Hoffmeister, vnd .>1. Anthonj Holman vnd dann vonn wegen Graf-
fen Günthers zu Waldeck >1. Justus Schefferus", berathschlag-
ten und beschlossen, nachdem am 17. d. M. auch noch Graf Franz
und Günther angekommen waren, 1) daß die zum Kloster Berich
gehörigen Ländereien, Wiesen und Gärten an einen oder zwei
Meier um ein Gewisses an Gelde oder Frucht, oder aber ums
Theil zu verleihen seien; und 2) „nachdem es dieser Grafffchaft
Waldeck beides in Kirchen vnd Welt-Regiment an gelehrten Leuten
* Schoner sagt in der Promulg. novae Scholae Waldeccianae in civitate
Corbach : „Merito Generosiss. domus Waldecc. munificentia praedicatwr.
et, quoad nosfra vox pervenire poteril, ad omnes moriales divulgatur,
qnae, tametsi mulfae passim scholae varia multiplicique doctrinae laude
cumulatae sint, tarnen suam quoque doinesticamque diu multumque
cogitatam. saepc retardatam, contra omnes d i f fi c u 1 ta te.s
Corbach ii summa cum alacritate, optante etiam toties hac ipsa hone-
stissima civitate, nunc molitur.“
1 Cord. Chronik, S. 203.
^ Corbacher Stadtregistratur.*
27
zum höchsten mangelt, damit dan dero hinfürter vermittelst gött-
licher Verleihung soviel leiderlicher zu erziehen, auch die Land-
saßen und Unterthanen Ihre Kinder so viel beßer zun studiis hal-
ten mögen, und derowegen vorwolgerürte unsere gnedige Herren
und Frau sich hiebevor dahin Freundlich entschloßen, vergliechen
und erklehret, daß Ihr Gn. in dieser Ihrer Graffschaft eine tüg-
liche Schule fundiren und dieselbige aus des Klosters Berich Güt-
tern dotiren und begifftigen wölten, alß ist zu wircklicher Fort-
setzung deßelbigen dieser Punct dahin berathschlaget und verabschiedet
worden, daß die Schule gehn Corbach ins Franciscaner Closter
gelegt werde. Zu Verwaltung dieser Schulen sollen bestellet wer-
den Fünff praeceptores, darunter ein Rector und nechst demselben
ein Conreetor. Die Besoldung aber für diese Fünff Persohnen ist
dahin ermeßen worden nemblichen, daß deroselbigen jedem jähr-
lichs aus des Klosters Berich Gefällen vor seine Besoldung gege-
ben würde dem Rectori sechzig Gulden an Gelde, 30 Viertel Korns,
10 Viertheil Haffern, 30 Hühner und 4 Gänse, darzu hette er
von der Stadt Corbach jährlichs über 40 gülden ohngefehrlich;
Dem Conrectori 50 Gulden, 24 Vierth. Korns, 8 V. Haffern und
dan von der Stadt Corbach 35 Gulden; Dem dritten 40 Gulden,
18 V. K., 8 V. H., dazu dann von denen von Corbach 28 G.;
Dem Vierten 50 G., 18 V. K., 8 V. H.; Dem Fünfften 45 Gul-
. den, 16 V. K., 8 V. H.
Hierüber wird vor nothwendig angesehen, daß eine Erbahre
Gelahrte Person für einen Oeconomu« zu Verwaltung dieses Wercks
bestellet werde, deßen Ausrichtung sölte seyn, daß er alle und jede
Gefälle des Klosters Berich jährlichs erhübe, darvon den prae-
ceptoribus jährlichs zu bestimmten gewißen Zeiten, als etwan zu
jedem Quartal ihre Besoldung, und andere Ausgaben zu milden
Sachen, so unsere Gn. Herren ferner zu verordnen, ausrichte
und darvon jährlichs gebührliche Rechnung gebe; Zu dem sölte
der Oeconomus alle Ungerechtigkeiten, so in der Schulen vorfielen,
neben dem Rectore richtig zu machen haben.
Diesem Oeconomo sollen vor seine Besoldung gegeben werden
20 Gulden, 10 V. Korn, 20 V. H., 30 Hahnen. —
38
Der im Kloster Berich noch lebenden betagten Convents-Jung-
frau, Anna von Graffschaft, und betn ebenfalls dort noch lebenden
alten Pfarrer, Hermann von Brünkhausen, sollte gehöriger Unter-
halt ad vitam gegeben werden; Letzterer aber, so lange es ihm
möglich, das Predigtamt im Kloster versehen."'
In einem Schreiben vom 24. Sept. 1577 machten darauf die
Grafen Wolrad und Josias dem Burgemeister und Rathe der
Städte Corbach Folgendes bekannt: „Nachdem hiebevor zu mehr-
malen im Namen gemeiner Ritter- und Landschaft dieser Graf-
schaft Waldeck bei uns und unsern Vettern erinnerung geschehen,
daß wir von und aus den Clöstern, die hiebeuor nicht eingezogen,
eine solche Verordnung zu milden Sachen anschicken mochten, welche
deni gemeinen Nutzer: dieser unser Landschaft zum Besten gedeihen
und die Landsassen mib Unterthanen sich dessen zu erfreuen haben
möchten — Und wir dann ferner erwegen und betrachtet, daz eß
gleichwol vast allenthalben Inn dieser Grauvschafft sowohl Inn
Weltlich- vnnd Bürgerlichen Als auch Inn Geistlichen vnd Kirchen-
Regiment am: gelereten und geschickten Leuthen mangelt. Auch
wie beschwerlich es sey, dugliche Personen zu bestellung der welt-
lichen vnnd Kirchen-Aemter zuwege zu bringen; Hiergegen wir
aber dafür erachtet, daß in dieser unserer Grauvschafft viel gude
Ingenia zu finden::, welche allein vnvermugenheit und Arnutths
halben und dieweiel fein tägliche Schule Inn der Nähe vnd Ihnen
Ihre Studia Inn frembden Schulenn oder Universiteten vort zu
setzen vnmuglich verhindert werden und dahinden pleibeu müßen,
welche gleichwol hiergegen, do Sie gelegenheit zun: 8:udiren haben
und excoliret werden mochten zu kirchen vnd Schuldiensten, Auch
In Weltlicher vnd Politischer Regierung vnnd Emtern dieses Landts
wohl tuglich vnnd gepraucht werden khonten vnnd derowege:: nntt
der Zeitt so viel wenig vonnöthen sein mochte, die Regierungen
und Amptsverwahltungen ober vnsere Angeporene Landsassen vnnd
Vnderthanen mitt Außlendischenn vnnd frembden Personen zu be-
• Receß wegen des Cloisters Berich vnd Tchule zu Corbach. De dato
17. Aug. 77. Archiv zu Arolsen.
29
setzen, bo dieselbigen fünften mit Angepornenn tmnb Jngeseßenenn
vnserer Grauschafft vnderthanen vnd dero kynderen bestellt werdenn
tonten: Ms haben wir vnß mitt mehrged. vnseren sreundlichenn
lieberm Vetternn — verglichen vnnd feinbt vnserer Ritter- vnnd
Landschafft — entschlossenn, ein Collegium vnd gute tugliche Schuel
auß vnsers Closters Berich Guttern vnd gesellen bey euch zrr Cor-
bach Inns Franciscaner Closter zu fundiren vnnd zu Stifftenn
vnnd dieselbige mit fünff gelereteu praecvptorilius zu bestellenn.
Inn welcher Schulenn nothwendige sprachenn vnnd freye Künste,
dazu die sundamenta etlicher faculteten Als Theologi vnd Juris-
prudentz träfet vnnd gelert werden solten.
Nachdem dann vff vnderhaltung dieses nützlichen vnnd noth-
wendigen wercks Jerlichs ein ansehenliches wil lauffen, vnnd dann
vnsers erachtens darüber bey euch keiner anderen Schulenn mehr
vonnot sein wirdt, Als wollen wir vnß versehenn, Ir werdenn deß
Jenige, so auß gemeiner Statt Corbach Kämrnerey zur vnderhal-
tuug der Schulenn dieser Zeitt Jerlichs verordnett zu dieser Stiff-
tung zuschiessen vnd khommen laßen, Auch das Closter, darin die
Schuel sol gelegt werdenn. In baw vmld wesen erhalten vnnd vnß
furderlich Herwidder In schrifflen verstendigen, wie hoch sich daz
Jenige so Ihr zur Schulenn Jerlichs vor einenn Jedeun Schul-
meister Außrichreu erstrecke, In ferner Anordnung darnach zu rich-
ten. Daz gereicht Euch vnnd den eweren selbst zu gutem.
Würde dann über nottwendige Bestellung angeregter Schulenn
Auß Angeregten gesellen des Closters Berich ferner etwas vbrig
seinn, feint» wir vnsers theils geneigt vom selbigen Arme knabenn,
so auß dieser Grauvschafft burtigk vnd zum stufen sich wohl An-
legenn, vor stipendiaten vnderhaltenn zil laßenn, welche hernach
verpflichtet wehrenn diser Landschafft zu dienen. Datum Eilhausenn
Am 24. Septembris Anno 1577.
Wolrad d. Elt.
G. z. Wald.
' Stadt-Registratur zu Corbach.
Josias graf zu
Wald." ‘
30
Den 29. Septbr. 1577 gab hierauf Burgemeister und Rath
der Städte Corbach die Antwort: „Was wegen Stiftung einer
guten Schuel Ins Franciscaner Closter Alhier binnen Corbach
betreffend geschrieben, haben wir samt etlichen der eitesten dazu
erforderten Rathsfreunden vernommen vnnd sinnd solchs der Land-
schaft zu vielem nutzen verhoffenden ersprießlichen werks In vnder-
thenigkeit erfreuet, demselben glücklichen 8ueee88um vnnd gedeiens
wünschend, thun vns auch unsers orts vnderth. bedanken, Wißen
Euch nun zur resolution von vns zu solcher Stifftung begerten
Zuschusses nicht zu uerhalten, daß Jehrlichs dieß orts zu dero
vnderhaltung 80 gülden zu 27 alb. folgen vnnd außgericht werden
könnten, Jndeme Auch die Schützen vnnd kleinen Knaben In an-
geregter Schule mit nottörftiger Information vnnd darauf vnser
Kirch beidt Sonntags vnnd durch die Wochen mit gesinge versehen
werden solle." 7
Nachdem dann Michaelis 1577 Jordan Cuntzemann, aus Hem-
furt, und Curth Lewen, aus Viermünden, die Meierei Berich auf
zwölf Jahre für einen jährlichen Pachtzins von 287 Gld. 1 Alb.
(250Thlr.) und 16 Mütte Frucht angenommen hatten,' war man
dahin bedacht, einen tüchtigen Rector ausfindig zu machen. Der
Oekonomus Joh. Limpergk, Stadtrichter zu Corbach, reifte darum
im Frühjahre 1578 nach Dortmund,' Friedrich Beurhaus,Pro-
rector des dortigen Archigymnasiums, einen hochgeachteten, gelehr-
ten Mann,zum Rector an die Schule zu Corbach zu berufen.
Anhänglichkeit an seine Vaterstadt und Liebe zu der Lehranstalt,
an der er mit so glänzendem Erfolge bisher gelehrt hatte, ließen
ihn den Ruf ausschlagen. Hierauf unternahm Limpergk eine zweite
Reise, jetzt nach Osnabrück, um dem aus Corbach gebürtigen Con-
rector M. Conrad Nelle die Rectorstelle zu Corbach anzutragen.
Auch er lehnte sie ab, sowie Engelbert Copius, Rector der
’ Archiv im Rathhause zu Corbach.
' S. Bericher Oekonomie-Rechnung vom I. 1578.
' Ebendaselbst.
Mellmann, das Archigymn. zu Dortmund, 1807, S. 64 ff.
31
lateinischen Schule zu Hamm, an den man sich, auf Nelle's Rath,
zum Dritten gewandt hatte. 11 Wahrscheinlich durch den gelehrten
Werner Crispinus, Gräflich Waldeckschen Rath, oder durch Bern-
hard Copius, " damals Profesior der griechischen Sprache zu Mar-
burg, die beide an den Berathungen über die Organisation des
Gymnasiums Theil nahmen, bewogen, ließ man nun einen Ruf
an den gelehrten und erfahrenen Lazarus Schoner ergehen,
der damals in seiner Vaterstadt Neustadt lebte, früher aber als
Pädagogiarch und Profesior der Philosophie zu Marburg gestanden
hatte. Dieser nahm den Ruf an, vielleicht durch verwandtschaft-
liche Verhältnisse — seine Gattin war eine Schwester Werner
Crispin's — mit dazu vermocht. "
Vorläufige Anordnungen und Bestimmungen wegen seines
neuen Wirkungskreises an Ort und Stelle zu treffen und resp. zu
vernehmen, reifte Schoner nun selbst nach Corbach und traf hier
den 1. Juli 1578 ein. Am 12. d. Mts. kamen dann in Corbach
zusammen: „Von wegen Grafen Philip und S. G. Brüder An-
thoin Holman, von wegen des Gr. Josias und I. G. Brüder
Georgius Heffus D. und W. Crispinus, wegen Gr. Günthers
Justus Schefferus, auch diese dinghe berathschlagen zu helffen der
Ehrnhaffte vnnd Hochgeb. Herr Bernhardus Copius, der Rechte
Doctor, des Fürstl. Hofgerichts zu Hessen Assessor und der Univ.
Marburg Prof, „„gleichfalls beschrieben"" und Magr. Laz. Schone-
rus gleichfalls vocirt." Diese verabschiedeten den 14. Juli e. a.:
„Anfänglich ist eine general-Schulordnung vnnd vispositio I,eetio-
num, so in vorbemelttem Collegio tradiret werden sollten, durch
gemelten Doctor Copium gestellet, welche folgends in Jegenwerttig-
keit vorberurts Magistri Schoneri, Auch wolgerurtter vnnserer gn.
Herren gesantten, verlesen worden, welche sich vor Ihre Persoh-
nen dieselbige gefallen lassen------Vnd ist hiebei ermeßen worden,
Das eine solche äoctrina so vieler ansehnlicher Hochnutziger scientia-
" C. Curtze, die Gründung des Gymnasiums zu Corbach, S. 7.
" Bergt, über ihn Mellmann a. a. £>., S. 64. Strieder, Hess. Gel.-Gesch.,
II., 280.
" Oe vita Lax. Schoneri, primi recf. Gymnas. Corb., expos. L. Curtze. 1832.
32
rum bequemlichen nit ringer Alß durch Acht vnderschiedliche classe»
trabiret werden fönten. Zu Verwaltung solcher Lectionum sindt
vohr nottig erachtet ein Rector vnnd Acht Andere praeceptores,
deren Jeder einer sonderen Classi präfieiret vnd vohrgesetzt wurde.
Darunder Ihrer einer Conrcctor Scholar sein soll.
Dieselbigen sollt ein Rector, so dießes ortep_. jeher Zeit sein
wurdt, mit vohrwissen Wohlgem. v. gn. Herren Anzunehmen vnnd
zu dimittiren haben, Doch sollt vns. gn. Herren 'freystehen, wo in
ein oder mehr Classibus ein praesectus odder praeceptor mangeln
würde, Alßdan samytlichen eine bequeme Persohn Ahn solche vaci-
rend orte dem Rector, zu nominiren vnnd vohrzustellen, Doch
söltte darunder einem Rector! widder dessen willen kheiner obtru-
diret werden, Alle Unrichtigkeit vnnd vnordnungh In der Schullen
so uill muglich dadurch zit uerhütten." —
Die lectiones sollten förderlich durch den Rector publicirt,
auch dahin gedacht werden, daß die übrigen Classen mit geschickten
praeceptoribus bestellt würden, damit die Lectionen in diesem
Collegio auf Michaelis angehen möchten. „Nachdem mahn sich
Aber vermuttet, es mochten Zu Anfaugh der Schullen so zeitt-
lichen nit ettwa solche studiosi odder Discipuli Andresfen, welche
zu Allen Lectionibus der Obersten Classium habiles, Als wurdet
zu Verhüttung vnnoettiges vncostens vohr gutt Angesehen, daß
mahn den praeceptorem so zu der zweitten Classe vohrgeschlagen
nit vocire biß so langhe man zu Allen Lectionibus der Oebersten
Classium auditores habe — Vnnd will nicht vndienlichen sein, Das
der Rector zeittlichen vor Michaelis ahlhier zur Stedde sein, Da-
mit er alles so uill besser vff seiner Collegarum, deßgleichen der
auditorum Zukunft Anzuschickhen habe." Da nun die Einkünfte
des Klosters Berich an Geld und Frucht, das Viertel Korn zu
2 Thlrn., das V. Hafer zu 1 Thlr. gerechnet, mit 100 Thlrn. von
Corbach, jährlich ungefähr 891 Gulden ausmachten, so könnte
man, war die Ansicht, außer den anderen nothwendigen Ausgaben
„von jetzt bemeltten residuo des Corporis Jährlichs pro stipendiis
des Herrn Rectoris vnnd dessen nachgesetzten praeceptorum Auß-
zuwendenden 782 gülden vnd der vor Zwehen Pedellen, so In der
33
Schulten von noetten, zehen gülden, thut Summa 792 gülden,
Zuvohrsichtiglichen" erhalten. “
Die Grafen gaben alle dem, worüber man sich vereinigt hatte,
Genehmigung und trugen in einem Gesammtfchreiben vom 24. Juli
dem Rector auf, den iudex lcctionum per classes anfertigen, auf
Kosten der Oekonomie drucken uttb noch vor Michaelis in den an-
grenzenden Landschaften publiciren zu lassen. Schoner, einstweilen
wieder nach Neustadt zurückgekehrt, fertigte denselben daselbst an,
sandte ihn unter dem 24. August mit der Bitte um Genehmigung
an die Grafen und setzte in ihm den 1. October als den Tag fest,
an welchem die neue Schule eröffnet werden solle. Der Abdruck
des Index verzögerte sich indessen bis in beit Winter, war auch
noch nicht nöthig, da es noch an den erforderlichen Lehrern fehlte,
um die Schule eröffnen zu können. Schoner selbst war schon den
2. Octbr. 1578 mit seiner Familie in Corbach angelangt und wird
wol mit den damaligen Lehrern der Stadtschule, die später in das
Gymnasium überging, die Schüler, die schon früher die Stadtschule
besuchten, oder im Herbste sich eingefunden hatten, unterrichtet
haben. " Erst den 14. Febr. 1579 schickte Schoner die Pronml-
gatio novae Scholae Corbacluanae an die Grafen und bat dabei
wiederholt dringend, daß die vier Collegen, die noch nicht berufen
seien, baldmöglichst berufen werden möchten.
Nachdem Alles so viel möglich geordnet, schrieb Schoner den
22. und 25. April an die Grafen Franz und Josias, " „ob es
Ihren Gnaden gefallen mögte, die Oeffnung der Schulen und Ein-
führung der Lehrer mit sonderlicher soiennitet zu halten, — die-
weil an solcher Oeffnung und Einführung nicht wenig gelegen, daß
dieselbige mögt bewilligt werden. Solches wird der Schulen nicht
wenig Ansehens machen und ich bin in Unterthänigkeit willig und
" Abschied in Anordnungen der Scbulen zu Corbach, genhommen Den
14. July Anno rc. 78. Arolser Archiv.
"Wörtlich aus C. Curtze, die Gründung des Gymnasiums zu Corbach,
1837, S. 9.
" S. die Briefe Schoner'S an die Grafen Franz und Josias, vom 22. und
25. April 1579. 3
34
bereit, auch solchem Werk zu Ehren zu dem, was meines AmtS
halben mir möglich sein wird, mich zu präpariren."
Graf Franz antwortete den 24. April, daß er sich die Mei-
nung des Rectors nicht wolle mißfallen lassen und werde seinen
Räthen Befehl geben, der erwähnten Eröffnung beizuwohnen.
Darauf wurde ausgefertigt folgender
„Processus introducendiet inaugurandiRectorem el ipsiusPraefectos.
Anfänglich soll man morgen Donnerstag finita concione statim
post septimam allhier (zu Eorbach) in der Altenstädter Kirche zu-
sammen kommen, nämlich
Graf Wolrath,
Aller Herren Gesandte,
Senatus Corlmchiensis, una cum nobilibus vocatis,
Concionatores,
Pastor, cum omnibus Scbolae praefectis,
Scbolastici,
Ciues.
Transitus in Scholam.
1. Erstlich die Knaben, ihrer drey in einem Glied.
2. Dieselbigen sollen durch die Praeceptores in Ordnung zu
halten, auch eine Musicam per transitum mit denselbigen zu exer-
ciren concomitirt werden,
3. Außerhalb des Rectoris und Conrectoris. Dann der Rector
durch Herrlein Wolrathen und dann anstatt der Wolgebornen unser
gnädigen Herren Grauen Frantzen durch Aitthonium Holman und
dann der CWector durch einen unsers gnädigen Herren Grauen
Josiaß Diener als Wernerum Erispinum und von wegen unsers
git. Herrn Graff Günterß durch Johann von Geißmar, resp. ein
jeder in der Mitte ad scholam deducirt werden.
4. Demnächst sollen folgen aubere unserer gn. H. Räthe,
5. Die von Adel, von der Landschaft, und die Prädicauten,
<>. Bürgermeister und Rath der Stadt Eorbach,
7. Ciues et provinciales in ordine.
35
Via transitus esto
aus dem Altenstätter Kirchhof über die Stechebahn durchs Thor
vorm Rathhaus über strack bis ins Kloster.
In Collegio
8. soll der transitus continuirt werden reeta zur rechten Hand
durch den Circuitum vor dem Rekectorio über ad Auditorium qiiin-
tae classis, daselbst per transitum weichen erstlich die Knaben und
sämmtliche die Musicanten in die nächsten Bänke vor der Cathedra;
9. Die Praeceptores, so die Knaben geführet, sollen vor der
Cathedra stehen bleiben.
10. Die Knaben, so in den Bänken nicht Stand hätten, sollen
sobald ausweichen hinüber in das Auditorium sextae Classis.
11. Unser gn. Herr Graf Wolrath sammt vorbemeldter Herrn
Dienern verlassen, sobald sie ad Cathedram auditorii quintae Classis
kommen, den Reclorem und Conrectorem, so Ihre Gn. und sie
geleitet.
12. Deinceps D. Rector et Conrector Cathedram conscendunt.
13. Darnach nimmt unser gn. Herr sammt den Räthen Ihre
gebühernde sessioues in eminenliori loco ad hoc instructo,
14. Und können die von Adel, Prädicanten, sammt den älte-
sten des Raths, so viel spacij daselbst zu sich nehmen.
15. Die übrigen 8enatores haben ad sinistram vor den Fen-
stern ihre sonderen sessioues.
16. Die Praeceptores, so die Knaben geführet, haben ante
gradus Cathedrae eine sondere session,
17. Und sollen dieselbigen ante actum mit den Knaben ein
Miserere (?) singen und folgends in ihre Station sich sinden.
18. Darnach soll von wegen unser gn. Herrn schola aperirt
werden.
19. Darauf sich die Herren Rector und Prorector sammt
andern, so dazu sich zu begeben gemeint, mit ihren Orationihus
gleichfalls vernehnen lasten.
20. Hinc fortassis sequetur gratiarum actio prouincialiuni.
36
21. Et (andern laudibns musieis actus sinietur.“ 15
„Vnd hat zu solcher Eröffnung Wernerus Crispinus, Gräffl.
Walb. Raht vnd Riedeselischer AmptMan zu Eisenbach, wegen dero
Graffen zu Waldeck eine Ovation gehalten deß Inhalts: Es wer-
den nicht vnbeqnemblich von M. Tuilio die Gliedtmaffen des ge-
meinen Nutzens den Gliedtmaffen des menschlichen Cörpers ver-
glichen: dahero auch die Egyptier, wenn sie eines Fürsten Bildt
andeuten wollen, ein Auge mit einem Scepter gemahlet, vnd damit
zu verstehen geben haben, daß ein Fürst gleichsamb ein Auge des
Volks wäre. Vnd wie die Vernnnfft, alß das vornehmbste Theil
des Menschen, gar weißlich rathschlaget, welcher gestalt der Cörper
ehrlich möge aufferzogen vnd erhalten worden: also gebühre auch
einer guten weltlichen Obrigkeit, vor den gemeinen Nutzen Sorge
zu tragen, vnd alles dasjenige, was nützlich vnd ehrlich, zu beför-
dern ; hingegen alles, was schendtlich vnd schedtlich ist, abzuwenden
vnd gentzlich außzutilgen. Es könne aber dasselbe anderer gestalt
nicht geschehen, alß daß die Jugendt wohl aufferzogen werde. Denn
man der Mensch nicht recht erzogen, sondern ihme zugelassen werde,
seinen Lüsten vnd angeborner verderbter Natur nachzuleben; so
werde der Mensch, wie Plato bezeuge, das vnartigste vnd abscheu-
lichste Thier, falle in allerhandt Schandt vnd Laster, vnd stürtze
sich endtlich selbst ins ewige Verderben. Derohalben nicht allein
die Heydtnische Philosophi vnd Gesetz Geber zu Bestellung eines
guten Reginients sonderlich in Acht genommen, daß die Jugendt
wohl aufferzogen vnd unterrichtet worden: sondern es hat auch
der Höchste durch seine Propheten dern Volck Israel befohlen, daß
seine Gesetze vnd sein Zeugnüß die Vätter ihren Kindern, vnd die-
selbe hinwieder ihren Kindern erzehlen sotten, damit sie Gottes
Wercke nicht vergessen thäten, auch hartnäckig vnd wiederspenstig
würden. Vnd müsse man zu Aufferziehung dero Jugendt gute
bequemliche Leute erwehlen, vnd mit ehrlichen Besoldungen erhal-
ten, welche dero Jugendt vorgesetzt werden, dieselben in guten
Sitten vnd Künsten, wie auch in Gottes Wort vnd weltlichen
Sachen zu vnterrichten. Nun tragen die Graffen zu Waldeck son-
"Arolser Archiv.
37
derliche Sorge tmb Bekümmern üß, daß die Jugendt wobl erzogen
werden möge. Dahero sie auch die Evangelische Lehr nicht allein
in Städten und Dörffern, sondern auch in Clöstern, nachdem das
Pabstthum darauß abgeschafft, predigen, die heilige Saeramenta
nach Christi Einsetzung außtheilen, vnd dero Jugendt die Haupt-
Stücke dero Religion lehren lassen: haben auch die wahre reine
Religion wider die gewaltige vnd hinterlistige Anläuffe dero Pa-
pisten verthedigt, vnd, sonderlich aber Graff Wolrad der Elter [so
die wahre Religion sehr geliebet vnd vertretten, vnd ein rechter
Mecänas dero freyen Künste vnd Vatter des Vatter-Landes gewe-
sen,^ nicht allein ihr Landt vnd Gütter, sondern auch ihr Leib vnd
Leben in eusserste Gefahr gesetzt, damit das Licht Göttliches Worts,
nachdeni dasselbe in der Graffschast Waldeck angezündet, nicht wieder
außgeleschet werden mögte; deßwegen die Graffen zu Waldeck son-
derlich zu loben seynd. — Nachdem gedachter Graff Wolrad der
Elter vermercket, daß er nicht lange mehr im Leben bleiben würde,
hat er das Werk sehr getrieben, auch seinem Sohn Graff Josia
befohlen, dasselbe Werck dermassen zu befördern, damit noch bey
seinem Leben die Schule angestellet würde. Darauff Graff Josias
an ihme nichts erwinden lassen, sondern alle Mühe vnd Fleiß an-
gewendet, daß des Vatters Willen ein Genüge geschehe. So haben
auch Graff Johan zu Waldeck; wie auch seine Gemahlin Fraw
Anna, gebohrne Gräffin zur Lippe, wegen ihrer Söhne Graff Phi-
lips, Graff Frantz vnd Graff Bernd; sodan auch Graff Frantz vor
sich selbst; deßgleichen Graff Günther, alle Graffen zu Waldeck,
diese gute Sache uach ihrem Vermögen befödert. Ehe sie aber zu
Werck gesetzt worden, ist zuförderst Graff Johan, vnd hernacher
Graff Wolrad der Elter, von dieser Welt abgeschieden. 18 Gleichwohl
haben die andern Graffen zu Waldeck in ihrem gottseligen Werck
fortgefahren, vnd sich vereiniget, daß in der newen Schulen ge-
lehret werderr sollen drey Sprachen, die Lateinische, Griechische vnd
Hebräische: vnd dan die Grammatiea, lll.etorics, Oialeetiea, Arith-
metica, Geometria, Musica, principia quoque et fuudamenta facul-
" Graf Johannes starb zu Landau im April 1567; und Graf Wolrad II.
zu Eilhausen im April 1578.
38
tatum: Physica, Ethica et Politica, Sphaera item, et Mechanica
(Varnhagen bemerkt, daß in dem Originale hier noch stehe: Geo-
metriae praxis, cf. Cord. Chron., S. 204 z.): Lnstitutiones etiani
Justinianeae: Catechismus Lutheri: quaedam ex Evangelistis et
Epistola aliqiia Pauli graece; Psalterium vero hebraice, ultra reli-
quos Aulhores oratorios et alias, nec non Styli, Paeseos, Dispu-
tationuin et Declamationum de Ethicis aut Physicis exercitia. —
Gleichwie aber Constantinus Magnus die Geistliche Güter, so er
den Donatisten alß Ketzern genommen, den Lehrern dero wahren
Religion gegeben: alß haben die Grasten zu Waldeck das Closter
Berich mit allen seinen Einkünfften vnd Nutzbarkeiten, nachdem
das Pabsthumb darauß vertrieben worden, zu Erhaltung dieser
Schule gegeben — also seyen die Grasten zu Waldeck von den
Nachkomnten hoch zu rühmen, vnd ihnen zu dancken, daß sie diese
Schule zu Erhaltung derv Christlichen Religion angerichtet haben.
Dieses aber seye nicht vorbey zu gehen, daß BurgerMeistere vnd
Raht dero Stadt Corbach nicht allein die Principia vnd Fundamenta
dieser Schulen nach ihrem Vermögen befördert; sondern sich auch
verpflichtet haben, zu Erhaltung deroselben jährliches eine ehrliche
Summa Geldts zuzuschiessen: derohalben billig wäre, daß die Ju-
gendt, derentwegen dieses alles geschehn, damit sie zu Ehren vnd
Digniteten gelangen könten, nicht allein den Grasten zu Waldeck,
sondern auch einem ehrbaren Raht zu Corbach von Hertzen Danck
sagten. Vnd wolte er (Wernerus Crispinus) demnach in Nahmen
vnd anst Befehl Grast Josiä vnd gegenwertigen Grast Wolrad des
Jüngern, Gebrüder, Grasten zu Waldeck, diese Schule eröffnet;
auch obgemeldten M. Lazarum Schonerum, Rectorem, an dessen
Fleiß Lehr, Disciplin vnd Trew nicht zu zweiffeln seye, auffge-
kündiget vnd ihme das Gubernaculum dieses Collegii befohlen, ihn
auch ermahnet haben, daß er dasselbe dahin richte, damit es ge-
reiche zur Ehre Gottes, zu Erweiterung dero Christlichen Kirchen,
zu Heyl vnd Wohlfahrt des gemeinett Nutzens, vnd ihm selbst zu
Lob vnd Ehre. Wolte auch die College» erinnert haben, daß sie
dem Rectori gebührende Ehr vnd Gehorsamb erzeigen, ihr Ampt
wacker verrichten, vnd sich friedtlich mit einander vertragen mögen.
39
Demnechst hat auch mehr gemeldter Rector, M. Lazarus Schone-
rus, eine Oratio» tie velect» Ooelrinae deque Artium Oenere, so-
dan auch Oonreclor, s^icentiat Bernhardiis Salignacus, Orationem
iitiiitatls et Cohor:ationis ad colenda stndia gethan. Endtlich ist
durch eine besondere Oration wegen dero Ritterschafft vnd eines
ehrbahren Rahts zu Corbach diese Fundatio et Apertio Scholae
Corbachiensis acceptiret worden." "
" Die kurze Mittheilung aus der Rede W. Crispin's ist aus der Corbacher
Chronik S. 200—206 genommen. Die bei Eröffnung der Schule gehal-
tenen Reden find gedruckt erschienen. Der Titel heißt: „Orationes
Quatuor. Dum aperiretur Schola Corbaehiana Prima per WERNHERUM
CHRISPINUM Consiliarium Waldeccensium Comitum, et Praefectum
in Eisenbach. Secunda per Magistrum LAZARUM SCHONERUM Nea-
politanum Scholae illius Rectorem. Tertia per BERNHARDUM SALIG-
NACUM Burdegalensem Juris Licentiatum et Mathematicum, Conrecto-
rem. Quarta per alium quendam Procerum nomine congratulationis
causa in novo Collegio Corbachii habita Non. Maji. Anno 1579. Cum
annexis Carminibus JOANNIS RODINGI Marpurgensis. Et ANTHONII
TRILINGH.“ [97j Bogen in 4°. 1) Titelblatt. 2) Zueignung Wern-
heri Crispin!; Bl. 2. 3) Desselben „Oratio de Necessitate Scholarum:
item pro fundatioue et apertura novae Scholae Corbachianae habita;
Bl. 3—10. 4) Lazari Schoneri Praefatio; Bl. 11. 5) Desselben „Ora-
tio, cum aperiretur Schola Corbachiensis praesente Wolrado Comite
Waldeccensi, in conspectu Consiliariorum, Nobilium et Senatus, habita,
de suo Recforatu deque Scholae doctrina; Bl. 12—20 a. 6) Bernardi
Salignaci Dedicatio; Bl. 20b. und 21a. 7) Desselben „pro Scholae
Corbachiensis apertura Peroratio; Bl. 21b. 8) — — 9) Carmen in
honorem virtute et Juris Civilis scientia viri Clarissimi ac Consultissimi
Wernheri Crispini. Comitum Waldeccensium Consiliarii, et Praefecti
Eissenbachiensis, scriptum a Joanne Rodingo Marpurgensi; Bl. 29 b.
bis 33 a. 10) Carmen de Eundatione Scholae Corbachianae conscriptum
ab Antonio Trilingio; Bl. 33 b. — 38.]
Angeführt werden diese Reden u. A. von Eölner in seiner Chronol. et
Syncrot Papapafus. Corbachii 1675, p. 407, und in dessen Soloecismus
Papatus. Francof. 1685, p. 15. Barnhagen hat die Ausgabe derselben
noch in der Hand gehabt (vgl. Sammlungen zur wald. Gesch., S. 202,
Anm. w.), nach einer handschriftlichen Bemerkung von ihm gehörte die-
selbe dem Hofrath Dr. Wigand. Bei den Erben desselben ist vergebens
Nachfrage danach geschehen, auch habe ich fle weder sonstwo im Lande, noch
auf den Bibliotheken zu Marburg, Cassel, Gießen, Frankfurt a. M. und
Wolfenbüttel anftreiben können.
40
Wernerus Crispinus ist ein geborner Waldecker; er war zuerst
Secretär des Grafen Wolrad II., dann Rath des Grafen Samuel zu
Wildungen, darauf Geh. Secretär des Grafen Wolrad. Zweimal stand
er in Diensten des Landgrafen Wilhelm von Hessen zu Cassel (so 1575).
1575 schrieben die Grafen Wolrad II. und Daniel von Waldeck an den
Landgrafen Wilhelm, er möge ihnen Crispin wieder überlassen. Dieser
wollte ihn jedoch nicht gern entbehren; 1576 aber war er doch wieder in
gräflich waldeckschen Diensten und nahm Theil an den Berathungen über
Stiftung des Gymnasiums. Er war aber auch zugleich Riedesel'scher
Amtmann zu Eisenbach (Varnh., Cord. Chronik, S. 200u.)
Johannes Rhodingus, des Prof, der Theologie Nicolaus Rhodin-
gus zu Marburg Sohn, war später des Landgrafen Wilhelm Bibliothekar
zu Cassel. (R. Gocleiiii lib. sei. carm., Marp. 1606, p. 412.) Er war ein
Freund R. Gockel's. Strieder verzeichnet einige Gedichte von ihm, auch
Ethicae libii III. bei Scribonii Ethica, Francof. 1589, 1606 (Hess. Gel.--
Gesch., XI., 326.).
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II. Lokal der Schule.
Nachdem die Grafen von Waldeck die Einkünfte des Klosters
Berich zur Gründung eines Gymnasiums hergegeben hatten, lag
es nahe, bei der damaligen Verwandtschaft der Kirche mit der
Schule, daß auch ein Kloster-Raum für Aufnahme der Schule
bestimmt wurde. Es war dieses das Franziskauer-Kloster 30)
zu Corbach. Den 29. Septbr. 1577 schreibt Burgemeister und
Rath zu Corbach, was die Grafen wegen Fundation und Stiftung
einer neueil Schule ins Franziskanerkloster zu Corbach beschlossen,
habe sie sehr erfreut. 20
20) Luther hatte gesagt (opp. ed. Jen. VI., 514): „Die Stifter
und Klöster sind vor Zeiten guter Meinung gestiftet, zu erziehen
gelehrte Leute. Sollten wiederum in solchen Brauch geordnet
werden, damit inan Pfarherrn und Prediger haben möge, auch
sonst nöthige Personen zu weltlichen! Regiment in Städten und
Ländern." So kommt es, daß wir nach Einführung der Refor-
mation unzählige Klöster zur Aufnahme von Schulen verwendet
sehen: Franziskaner-Klöster z. B. zu Torgau, Mühlhausen,
Dorsten, Recklinghausen, Wipperfürth, Wetzlar, Kreuznach; Wiese,
das höhere Schulw. in Preußen. S. 262, 283; 306; 307; 345;
387; 392; zu Lübeck; Deecke, das Cathar. zu Lübeck; 1843, 2; zu
Helmstädt; Koch, Gesch. der lat. Stadtsch. zu Helmst.; 1860, 45;
zu Ulm; Zweite Säcularf. des G. zu Ulm; 1822, 5; zu Salz-
wedel; Danneil, Gesch. des G. zu Salzw.; 1844, 4; zu Halle;
Eckstein, Gesch. der Halleschen Schulen 1850, I., 1; zu Berlin;
Bellermann, das graue Kloster in Berlin; 1825, 6. (In einem
Progr. vom I. 1824 gibt Bellermann ausführliche Nachrichten
von den Gesetzen des Franziskaner-Ordens, von ihrer Verpflichtung
3*
42
Graf Philipp von Waldeck war der Stifter desselben. Er
war den 9. Juli 1487 zu Corbach persönlich erschienen und hatte
einen Vicarius der Cölnischen Provinz der Brüder des h. Franziscus
gebeten, die für das Kloster von dem Grafen bestimmte Stätte
von ihm anzunehmen. Diese Stätte lag in der Neustadt, in der
Nähe des 1349 gestifteten Hospitales. Die Kirche des Klosters
war in dem genannten Jahre 1487 zu bauen begonnen. An
einer Wand derselben las man ehemals die Worte:
Da man schrieb MCCCC sechß vnd ein
Da ward hier geleget der erste Stein.21)
Zur Erbauung der Kirche hatte Graf Otto (ch den 14. Oct.
1495) 100 Goldgulden vermacht, von den Bürgern der Stadt
Corbach aber war durch Fuhren, die sie freiwillig übernommen
hatten, mit dazu gewirkt. Nach einigen Nachrichten soll die Stadt
aber auch diejenigen Häuser, welche zum Aufbau des Klosters auf
Abbruch angekauft werden mußten, angekauft und die betreffende
Stätte geschenkt haben, nach andern that dies Graf Philipp.22 23 *)
Auch von außen her hatte man Beisteuern zum Bau erhalten.
Die Mönche wußten sich selbst nach Einführuug der Refor-
mation in Corbach, die erst 1543 statt fand,2S) doch noch bis zum
zu Gehorsam, ihrem Betteln, Predigen, Gebet, ihrem Fasten, ihrer
Aufnahme, Disciplin u. s. w.); zu Danzig; Hirsch, Gesch. des G.
zu Danzig; 1837, 3; zu Schwerin; Wex, Gesch. der Schweriner
Glsch; 1853, 9. Dominikanerklöster zu Nordhausen, Min-
den; Wiese a. a. O. 287; 308; zu Eisenach: Funkhänel, Gesch.
des G. zu Eisenach; 1844, 1., 5; zu Strasburg; Strobel, Hist,
du gymnase protest. de Strasb.; 1838, 11; zu Halle (1703);
Eckstein, Gesch. der Halleschen Schulen; 1851, 3: Augustiner-
klöster zu Erfurt; Wiese a. a. O. 281; zu Gotha; Schulze
Gesch. des G. zu Gotha 1830, 19; zu Friedberg, Dieffenbach, Nachr.
über die Augustinersch. zu Friedberg; 1825.' 10.
21) L. Curtze u. Fr. v. Rheins, Gesch. und Beschreibung der
Kilianskirche zu Corbach. 1850. S. 22 ff. 2. Corbacher Chronik
Seite 150.
22) Geschichte der Kilianskirche S. 125.
23) Im Jahr 1544 befanden sich im Kloster 0 Priester und
2 Weltpriester; abwesend war der Biceguardian und noch 5
Brüder. Die Mönche scheinen sich mit Künsten und Wissenschaften
beschäftigt zu haben. Wahrscheinlich ist von einem Franziskaner-
43
Jahr 1566 im Kloster zu halten; erst in diesem Jahre gelang es
dem kräftigen Einschreiten der Grafen, sie zum Abziehen zu be-
wegen.
Darauf nahmen Burgemeister und Rath der Stadt Corbach
im genannten Jahre, 1566, das Kloster ein und verlegten dann,
nach einer Aussage des Superintendenten Vietor, die Bürgerschule
aus dem neuen Schulgebäude^) auf dem Altenstädter Kirchhofe
hinein. Ein ungenannter Commissarius des Grafen Philipp be-
richtet: „1570 off den Sonntag d. 3. Septembris sindt wir mit
dem Burgemeister Thonges Koch im Closter gewesen vnd der
Burgemeister angezeigt, das das Closter fast spoliiret vnd haben
sie ein Gemach oder zwei im Kreutzgange25) zur Schule zurichten
lasten, wie dann der Augenschein ausgewiesen vnd ist ime gesagt:
wenn die von Corbach hätten drin bawen wollen, sollten sie pillich
mit Wissen Graf Philippsen des Eltern gethan haben, denn Jhro
Gn. hätten ein Mißfallens daran vnd gestünden den von Corbach
keiner Gerechtigkeit drann, würden sie auch Hirnehst selbst drum
weiter anredden." Später erhielten auch Doctor Echard Eln-
berger und nachher Rudolf Goclenius und Melchior Lycaula als
Schuldiener im Kloster Wohnung.
Als nun von den Grafen der Beschluß gefaßt war, eine ge-
lehrte Schule für das Saub zu gründen, schrieben sie d. 24. Sptbr.
1578 all Burgern, und Rath der Stadt Corbach, die Stadt solle
das Kloster, darin die Schule solle gelegt werden, „in Bau und
mönch das Altarbild in der Kilianskirche zu Corbach gemalt. Gesch.
der Kilianskirche S. 11. Auf der Bibliothek zu Göttingen be-
findet sich ein Codex des Dichters Ovid; nach einer darin befind-
lichen Nachricht, aus dem Kloster zu Corbach stanmiend.
*4) Bis 1569 war sie „aufm Beinhause" gewesen. — Dchon
seit 1545 war die Nachmittags-Predigt in der Klosterkirche ge-
halten; 1560 tagte in dems. Kloster die Synode der waldeckischen
Geistlichkeit. Corb. Chron. 195.
2b) So ließ auch Landgraf Philipp zu Cassel 1539 aus dem
Krenzgange des Martinsstiftes zu Cassel 3 auditonia zur Schule
einrichten. Weber, Gesch. d. gel. Sch. zu Cassel, 1843, l, 49.
Dieser Kreuzgang, aus 3 Flügeln, wie auch anderwärts bestehend,
diente zu Prozessionen (Weber 48); sonst auch zum Lustwandeln.
Schniidt u. Kraft, die Landessch. Pforta, 1814, 31.
ich
Wesen" erhalten. Den 29. Septbr. antwortet der Burge-
meister rc.: „Das Closter in Bau vnd voriges Wesen belangend,
ist dasselbe ohne unsere Schuld und wider unsern Willen spoliiret
vndt verwüstet; daß wir es vff der Stadt vermögen widder in
vorigen Wesen stellen vnd darin erhalten sollten, wäre vns be-
schwerlich; achtens davor, alldieweil es zur Schul gebraucht wird,
auch was nöthig darin zu bauen von den dazu verordneten Zin-
sen verrichtet werden könne, darzu wir denn alle mögliche Hülfe
und Förderimg thun wollen." So wurden denn später, wie aus
den Oekonomie-Rechnungen ersichtlich, aus den Einkünften von
Berich die nothwendigen Reparaturen an dem Gebäude besorgt;
so namentlich 1578.26)
Die Nachrichten über die Art und Beschaffenheit des Gebäu-
des sind sehr spärlich. Fassen wir das, was sich aus verschiedenen
Zeiten bis jetzt darüber aufgefunden hat, zusammen, so ergibt sich
folgendes, allerdings unvollständige Bild.
Das ganze Klostergebäude bestand der Hauptsache nach aus
einem Viereck, in dessen Jnnerm sich der Klosterhof befand. 1758
wurde ein Flügel von dem alten Klostergebäude abgebrochen,
wahrscheinlich der östliche. Das Gebäude selbst, 1579, 1581 Col-
legium genannt, hatte 2 Stockwerke. Nach der einen Seite lag
die Kirche, über derselben war ein Thürmchen (1578, 1689), wel-
ches auch noch auf der Abbildung bei Merian aus dem 17. Jahrh,
deutlich wahrzunehmen ist.27) Auf bem Thurm war eine Glocke
angebracht, die 1581 aufgehängt wurde. Im Innern des Gebäu-
des werden Zellen und ein Kreuzgang (1570, 1630) erwähnt.
Der Unterbau von dem Kreuzgange an der westlichen Seite ist
noch jetzt an dem sg. Nebenbau deutlich wahrnehmbar. Die
26) Den 1. Jan. 1582 sagt der Rector Schöner: aeäilleatio Ita
injecta ut hodie pleraque interrupta pendeant, collegium instar
vici cujusdam dies noctesque pateat; aedisicatio perficienda; gra-
narium scholae constituendum, Und den 17. Aug. 1583 schreibt
er: Neque adliuc effici potuit, ut collegium janua clauderetur,
ut bedellis esset domicilium.
, 27) Vrgl. das Bild der Stadt Corbach vor den Sammlungen
zur waldeckischen Gesch., herausgegeben von Varnhagen.
45
Zellen sind zu Classen (1625 auditoria, 1761 acroateria, 1763
coetus) eingerichtet gewesen. Tertia und Quarta lagen zusammen.
Um das Jahr 1756 wird bemerkt, die unteren Klassen hätten
so in einenl kleinen Gebäude (wahrscheinlich einem Neben-
flügel) zusammen gelegen, daß man, um in Quinta zu kommen,
durch Octava, Septima und Sexta habe durchgehen müssen. Da
im Jahre 1708 einmal angegeben wird, es solle Holz angekauft
werden, daß die Claffen von einander geschieden werden könnten,
so verniuthe ich, daß in der ältesten Zeit wenigstens 2 Classen
(Abtheilungen) neben einander in einem Raume von ver-
schiedenen Lehrern Unterricht werden erhalten haben. Es kommt
dies auch bei anderen Schulen in der älteren Zeit so vor.28)
Außer diesen Classen gab es noch ein „größeres Auditorium"
1589 (auditorium publicum 1628, acroaterium 1763, das große
Schul-Auditorium 1764), welches (1589) zu Disputations- und
Declamationsübungen benutzt wurde und mit Bänken aus Eichen-
holz versehen war. 29)
Der Rector hatte in dem Kloster seine Wohnung. Im Jahr
1581 wurden 12 neue Thüren für dieselbe gemacht; und 1588
ein neuer Ofen in die Stube des Rectors gesetzt; im Jahr 1756
wurde erlaubt, daß auch in der Kirche des Gymnasiums 2 Wohn-
räume für den Rector eingerichtet werden dürften. 1766 hatte
der Prorector seine Wohnung in dem Klostergebäude (in der Nähe
des Ziehbrunnens) so wie der Pedell, der früher entweder im
Hospitale oder in einem andern Nachbarhause gewohnt hatte.
Vergebens hatte Rector Schöner schon 1583 für die Pedellen Her-
richtung einer Wohnung im Kloster beantragt. Mit ^,1^111:911119
des Grafen Christian waren 1606 in der Franziskanerkloster-
Kirche einige Fruchtboden zu besserer Unterhaltung der Armen,
2«) Zu Schleusingeu waren 1577 nur 3 Auditorien, so daß
1580 von den Schülern von V—III, welche von verschiedenen
Lehrern in Einem Zimmer gleichzeitig unterrichtet wurden, nicht
wenige, weil sie auf Bänken keinen Platz finden konnten, auf der
Erde sitzen mußten. Wiese, das höhere Schulwesen in Preußen.
1866, 289. In Schwerin wurden noch 1734 zwei Classen in
Einem Raume unterrichtet. Wex, Gesch. der Schweriner Schule
1853, 11. 29) 1588 werden 2 große Auditorien erwähnt.
46
wenn theure und schwere Zeiten vorfalleil sollten, eingerichtet.so)
Graf Christiail hatte zu dessen Einrichtung 6 Eichstämme ge-
schenkt.
Das Dach des Klosters war mit Schiefern gedeckt; so noch
theilweise 1761. Um das ganze Kloster ging außen eine Ring-
mauer. 1625 werderl 2 Priuzipalthore in derselben als darnieder-
liegend genannt, wodurch in den auditoriis leicht Schaden zuge-
fügt werden könne; noch 1761 trägt ein Lehrer darauf an, der
Klosterplatz müsse, wie vorhin, durch ein lleues Thor sicher gemacht
werden. 1628 wird bemerkt, ein Theil der Ringmauer sei 10
Werkschuh lang eingefallen; ein Theil derselben wurde 1759 durch
das in Corbach liegende Militär zerstört und die Steine zur Er-
richtung von Backöfen für dasselbe vor dem Tränkethor neben der
Allee benutzt (Schul-Matrikel). Ein Theil der östlicherl Ring-
nlauer steht noch jetzt; auch ein kleiner Theil der westlichen.
Jllnerhalb der Ringmauer des Klosters hat auch ehemals iloch
ein Siechenhaus gestanden. Dasselbe ist aber 1580 nebst dem
unter demselben befindlichenKellerabgebrochen, derKeller aber damals
wieder neu aufgeführt worden. Auch der Begräbnißplatz für die
Klosterbrüder fand sich innerhalb der Ringlnauer. Noch am Ende
des vorigell Jahrhunderts sind Gräber auf dem jetzigen Obst-
garten des Gymnasiums eingefallen und dadurch der Platz ge-
nau constatirt worden. Im Kloster selbst aber halten der Stifter
desselben, Graf Philipp der 1t., 1524, und feine Gemahlin Catha-
rina, geb. Gräfin von Solms-Laubach, 1492, ihre Ruhestätte ge-
funden. Nach Einführung der Reformation ließ diese gräfl. Per-
soilen aber Graf Wolrad mit gehöriger Solennität 1576 in die
Nicolaikirche auf den Chor bringen. Varnhagen, Wald. Gesch.
II., 114 f. Auch Hermann von Viermünden, der den 18. März
1563 zu Nordenbeck gestorben, sowie der etwa 1527 daselbst ver-
storbene Philipp von Viermünden waren im Franziskanerklosier
zu Corbach beerdigt worden. Es ist dies ein Beweis dafür,
daß das Kloster in einem gewissen Ansehen gestanden hat.
Es sei noch bemerkt, daß innerhalb der Ringmauer des
so) Ritteri Cosmogr. 1619, 525.
47
Klosters auch schon 1588 der noch jetzt vorhandene Brunnen er-
wähnt wird. Im genannten Jahre werden zwei neue Eimer für
denselben angekauft; sie kosten 6. Alb.; der Beschlag davon 8 Alb.
(1766 wird der Brunnen als „Ziehbrunnen" erwähnt.) An einem
Fenstergesimse der jetzigen Wohnstube des Direktors stehen die
* ...
Buchstaben I. A. P. F. (Also der Name eines Mönchs mit semem
Familienzeichen und der Bezeichnung: Pater Franziscanus).
Zur Veranschaulichung theilen wir schließlich noch genau den
Grundriß über den alten Klosterbau mit, wie er sich findet in
dem „Plan der Stadt Corbach rc. gemessen und gezeichnet von
I. D. V. R. H., angefangen 1749 und vollendet 1756"; dieser wird
aufbewahrt in der Registratur der Stadt Corbach.
H. Name und Behörden der Schule.
A. Name.
Wir finden iu dem ersten Zeitraume für die Schule zu Cor-
bach sehr verschiedene Namen: Die Schule zu Corbach, Schola
Corbachiensis, Corbachiana 1575, 1577, 1579, 1580, 1581,
1582, 1586, 1589, 1593; Sehola Waldecciana apiid Corbachianos,
Schola Waldeccensis in Corbach 1588,1589, 1614, Illustris schola 31)
31) Das pruukhafte Beiwort illustris bei Schulen bezeichnete
in Würtemberg ausschließlich ein Institut für den Adel; in der
Kurpfalz aber wurde es auch für alle Mittelschulen imb Päda-
gogien gebraucht, besonders solche, die eine'.Vorbereitung auf Uni-
versitäten gaben. Vierordt, das Gymnasium zu Durlach 1859,
48
Waldeccensis, quae est Corbachii, 1592; die Neue Schule 1577,
1579; die Particularschule 32) 1575, 1578, 1593; die neue aufge-
117 f. Nicht selten finden wir Schulen mit dem fr. Beiwort
benannt: Gotha, gyutnas. iuustre 1597; Schulze, Gesch. des G.
zu Gotha; 1824, 68; zu Siegen 1598 illustre Alass. Lieg. sekola;
Steubing, Gesch. der hohen Schule zu Herborn; 1823, 110;
g“dle a. S., Gymn. illustre et regium 1703; Wiese a. a.
. 256; Gießen, 1605 Gym. 111.; Geist, Gesch. d. Päd. zu Gießen;
1845, 3; Hanau, Gymn. ill; 1623; Piderit, Festschrift zur Feier
des 200jährigen Jub. 1865, 48; Weissenfels, Gywoas. ill. 1664;
Heydenreich, Kirchen- und Schulchronik der Ephorie W. 1840, 75;
Dortmund, Archigymn. illustre; Wiese 327; Brieg wurde zu
einem Gymn. ill. erhoben; Wiese 174; Duisburg, Gymn. ill. 1634;
Kühnen, zur Gesch. des G. zu Duisburg 1850, 26; Danzig seit
der Mitte des 17. Jahrhunderts Gymn. aead. oder illustre;
Hirsch, Gesch. des G. zu D. 1837, 13; Hamm, 1650, Gymn.
illustre; Wiese 325; Karlsruhe, Gymn. ill. Vierordt a. a. O.
119; Quedlinburg, Gymn. illustre; Wiese 244.
32) Der Name Particularschule ist nach der Ansicht einzelner
Schulmänner aus dem Gegensatze gegen den Namen der Univer-
sitäten, im 14—16. Jahrhundert generale Studium (so Heidelberg
1369 und Rostock 1419 genannt) und aus dem Gegensatze zu
Trivialschulen zu erklären. Particularschulen sollten nur Huma-
niora und die zur Vorbildung für eine Universität dienenden
Studien behandeln. Wex, Gesch. der Schweriner Gelehrtenschule;
1653, 8, 9; Hartmann, Gesch. des Rathsgymn. zu Osnabrück;
1865, 3. Im 16. Jahrhundert war Particulare ein weit ver-
breiteter Name für lateinische Schulen, (wie in Württemberg,
Schmid, Encyclop. des ges. Unterr. II., 682), aus denen unsere
Gymnasien hervorgegangen sind. Wiese a. a. O. S. 50.
Scliolae Part. bildeten einen Gegensatz zu den deutschen Schulen,
Bouterwek, Gesch. der lat. Schule zu Elberfeld; 1665, 19. Nach
Schmid, Encycl. rc. IV., 161 ist der Grund des Namens Par-
ticularschulen nicht recht klar. Mitunter werden Landschulen
nieberer Stufe im Gegensatz zu umfangreicheren Pädagogien,
Kloster- oder Fürstenschulen so genannt. Dann soll der Name
eine niedere Stufe des Unterrichts bezeichnen, dessen Gesammtbe-
griff hier in einzelne Elemente (panieulas) aufgelöst erscheine.
Ein Particulare oder eine Particular-Schule finden wir genannt
1558 zu Danzig; Hirsch a. a. O. 9; zu Osnabrück um 1570, Hart-
mann a. a. O. 27; zu Görlitz, Wiese 193; zu Strasburg 1564;
Heiland, Gesch. des G. zu Weimar 1859, 19. Luther nennt Par-
tlcular-Schulen zu Torgau, Wittenberg, Gotha, Eisenach; Funk-
hänel, Gesch. des G. zu Eisenach; 1844, I., 19. Die Stuttgarter
49
richtete Particularschule 1583, Pädagogium33) vnd Particular-
schule 1593; 6)MN38IUM N08trum 1586, 6)MN«8ium 6orbactzN8S
1616, (H^muasium XVgläeeeense 1616;34) Collegium 1579,
Schulordnung, die mit der sächsischen vom I. 1580 übereinstimmt,
handelt von Particularschulen (= gelehrten Schulen); Pfaff,
Gesch. des gel. Unterrichtsw. in Würtemberg; 1842, XXXIII.
Particularschulen werden auch im Fürstenthum Wolfenbüttel ge-
nannt. Leiste, Beiträge zur Gesch. d. Schule zu Wolfenbüttel
1817, 9.
33) Im 16. Jahrhundert kam für vollständig organisirte latei-
nische Schulen der Name Gymnasium oder Pädagogium auf.
Schmid, Encycl. 4, 162. Mit dem Namen Pädagogium
scheinen die gelehrten Schulen in Schwaben, Hessen, Sach-
sen u. s. w., die aus der Reformation hervorgingen, den
evangelisch-klassischen Erziehungszweck bezeichnet zu haben,
während die Humanisten schon vom 15. Jahrh, an gern jede
städtische Mönchsschule in ein „Gymnasium" verwandelten.
Beiderlei Namen, Gymnasium und Pädagogium, sollten
also eine Veredlung derselben Sache andeuten, im Gegensatz gegen
die Mönchsschulen. Im 18. Jahrh, neigte sich die Vorliebe für
die erste Benennung. Das Lyceum in Cassel, daö Gymnasium
zu Darmstadt, in Göttingen u. s. w. führten von der Mitte des
vorigen Jahrhunderts noch die Lieblingsbenennung der Refor-
mation „Pädagogium." Sobald man aber anfing unter Päda-
gogium eine Anstalt für Knaben (nccTdeg) zur Erlernung der
Elementarphilologie zu verstehen, woraus man nicht die Universität
mit einem Zeugniß der Reife beziehen: 'kann, ohne vorher noch
einen Gymnasialcursus gemacht zu haben, wie früher im Nassaui-
schen, da mochte die allmälige Umänderung jener Namen Bedürf-
niß sein. Koch, Beiträge zur Gesch. des öffentl. Unterrichts u. s. w.
1828. S. 26. Pädagogien sind theils vollständige, oft zugleich
mit einer Erziehungsanstalt verbundeile Gymnasien, wie die
zu Halle, Züllichau, Putbus, theils Anstalten, welche in ausge-
dehnterem Maße auf die Gymnasien vorbereiten, wie in Baden.
Schmid, Encycl. 3, 171. Wir finden ein Pädagogium u. a.
1541 zu Stettin; Hasselbach, Gesch. des G. zu Stettin; 1844,23;
zu Göttingen 1542; Schmid, Encycl. 3, 273; zu Marburg 1560.
Koch a. a. O. S. 19; zu Hanau 1623; Piderit, Feftschr. 1865,
48; zu Gießen 1605, Borck, Stiftung des Päd. zu Gießen 1777,
S. 5; zu Dillenburg, Hadamar, Wiesbaden; Statist. Handbuch
der deutschen Gymnasien; 1837, 1., 475; zu Ilfeld, ebenda-
selbst 417.
34) Der Name Gymnasium war im 15. und 16. Jahrh, für
gelehrte Schulanstalten noch nicht so populär wie jetzt. Im ge-
4
50
1581 35) Im 17. Jahrhundert finden wir übrigens auch bei andern
Schulen die verschiedensten Namen 36)
6. Behörden, a. Nach Einführung der Reformation über-
nahmen überall die Landesherrn die Oberaufsicht über die Schulen,
die bis dahin der Geistlichkeit zugestanden hatte. In den ersten
Jahren des Bestehens des Corbacher Gymnasiums besorgten die
wald. Grafen persönlich die oberste Leitung der Schule. Der erste
Rector der Schule, Lazarus Schöner, richtet seine Schreiben über
innere und äußere Angelegenheiten der Schule direct an die
wöhnlichen Leben wurden Anstalten der Art partienlares genannt.
In Urkunden jener Zeit ist das Wort Gymnasium noch synonym
mit Universität. In der Stiftungsurkunde der Universität Duis-
burg heißt es : universitatern seu gjmnasium erigimus. Krafft, die
gel. Schule zu Düsseldorf; 1853, 9. Die Universität Rostock wird
1419 gymnasium sive Studium universale genannt. Wex, Gesch.
der Schweriner Gelehrtenschule; 1853, 9.
3Ö) Im Jahr 1583 nahm die Anstalt zu Heiligenstadt den
Namen Collegium an ; außerdem hatten diesen Namen die Schulen
zu Trier, 1610, Saarlouis 1707, Nmß 1809, Kreuznach, Aachen
1814. Vergl. Wiese 284, 401, 405, 381, 392, 394.
36) Görlitz: Particularschule, Gymnasium, Gymnasium augus-
tum, Schola augusta-, Wiese 193; Halle a. S.: Hohe Schule,
Gymnasium, Asceturium, Schola Halensis, Stadt-Gymnasium;
Wiese 249; Mühlhausen wtJ543 Lyceum, Stadtschule, große oder
neue Schule; Wiese 283; Soest: Neue Schule, Athenäum, Ly-
ceum, -Gymnasium, 1606 Archigymnasium; Wiese 323; Cleve:
Pädagogium, lat. Schule, Königl. Gymnasium; Wiese 371;
Schwerin: Fürst!. Particularschule, gemeine Schule, Fürstenschule,
Pädagogium, freie Schule. Wer 3, 9; Cassel: Stadtschule, lat.
Schule, Pädagogium; Weber, Geschichte der gel. Schule zu Caffel;
1843, 23; Meiningen: ludus, die Schule, 1705 Museum, 1821
Gymnasium; Knochenhauer, die Schule zu Meiningen; 1863, 4;
Karlsruhe: Athenäum, Lyceum, G\mn. Ul., Karlsruher Fürsten-
schule, das Hochfürstl. Gymnasium, Akadem. G.; Vierordt a. a. O.
119; Budissin: Schola nova, Indus literarius, Paedagogium, Ly-
ceum Budissense. Das Gymnasium zu Budissin. Progr. 1863,
3. Im Königreich Hannover gab es bis zum Jahr 1830 nur
eine Art gelehrter Schulen, unter verschiedenen Namen, Gymna-
sium, Lyceum, Pädagogium, lat. Schulen. Schmid, Encyclopädie
UI., 291.
Grafen.37) Er bringt bei ihnen nicht allein Berufungen von
Lehrern, 1581, 1585, sondern auch Genehmigung von Lectionsver-
zeichnissen, 1579, 1580, 1582, Anschaffung von Lehrmitteln (zweier
Globen) 1582, 1583, Bauten am Gymnasialgebäude, 1582, 1583,
Beschwerden wegen Gehaltszahlung, 1583, 1585, Urlaubsgesuche,
1584, vor. Und die Grafen ertheilten hierauf persönlich Bescheid,
und stellen dabei auch Abgangszeugnisse an betr. Lehrer aus;
1586. Die Grafen mochten sich damals wol um so lieber der
unmittelbareil Leitung der Schule unterziehen, da sie dieselbe als
ihre eigenste Stiftung betrachteten. In ähnlicher Weise ging z. B.
die Berufung und Entlassung der Lehrer an der Hofschule zu Caffel
unmittelbar vom Landgrafen Moritz aus 38,) und mußte zu Her-
born der Rector das Lectionsverzeichniß direct an den Hof schicken
und Approbation erlangen.33)
b. Als Behörde, welche die Rechnungen abnehmen mußte,
finden mir zunächst nur abgeordnete Räthe und Diener
genannt; so 1577 „von wegen Grafen Philipsen des Jüngern und
s. G. Brüdern Anthon Holmann; von wegen Herrn Josiä und
S. Gn. Bruders, Herrn Wolrads, Just. Nellius, wegen Gr.
Günthers Justus Schefferus, Hans Scheffer"; Seitens gn. Herr-
schaft für den Grafen Günther: Justus Schefferus 1578, 1579,
3?) So 1579: Dem Wolgebornen Herrn Frantzen, Graven
vnd Herrn zu Waldecken, meinem gn. Herren. Ebenso dem Grasen
Günther; 1580 dem wolgeb. Herrn Frantzen, Grauen vnd Herrn
zu Waldeck meinem gn. Herrn; Ebenso dem Grafen Günther:
Ebenso dem Grafen Josias; 1850: Generosissimis Dominis, Domino
Francisco, Domino Josiae, Domino Gnnthero, Dominis et comiti-
bus Waldecciae, Maeconatibus suis clementissimis; 1581: Genero-
sissimis comitibus, dno Francisco, dno Josiae, dno Gnnthero,
comitibus Wald. Maecenatibus clementissimis; oder: Den Wolge-
dornen Herrn, Herrn Frantzen, Herrn Josiaßen vndt Herrn Günthern,
Geuettern, Grasen vndt Herrn zu Waldegck rc. Meinen gn. Herren;
1582: Generosissimis Comitibus ac Dominis, dno Francisco, dno
Josiae, dno Gnnthero consanguineis dnis et comitibus Waldecciae,
Maecenatibus suis clementissimis. Ebenso 1583; 1584; 1585.
38) Hartwig, die Hofschule zu Caffel. 1865, 23.
33) Steubing, Gesch. der hohen Schule Herborn. 1823. S. 110.
1581—84; Nicolaus Weigell 1582—1584; Joh. Backbier 1584;
I. Brunner 1579, 1593 und 1594; Melchior Linden 1581—-1586;
Anton Holrnan 1581, 1584—1586; 1589, 1593 (Canzler) 1594;
Georg Hesse, vr., 1578, 1579, 1581; Georg Speirman —;
Justinianus Nelle 1578, 1579 1582—1584, Joh. Greibe 1581,
1584; Arnt von Rehen 1584, Heydenreich von Extede (?) 1589;
Georg von Dalwigk (Landdrost) 1594; für Frau Marie, gräfl.
Wittwe, Georg Walther 1585, 1586; Bertoldus Nolden 1585,
1586, 1591; Joachim Burtorf, Dr., 1589; für Frau Margareta,
gräfl. Wittwe, Joh. Backbier 1585, 1586, 1589; Jonas Mönch
1589; Daniel Harttwigs 1591; Arnold Langemann 1593, 1594;
B. Rebenstock 1593; wegen des Grafen Wilhelm Ernst: Melchior
Lycaula 1597 und Arn. Langemann 1597; wegen der jungen
Herrschaft zum Eiseuberg: Bartold Nöldenn 1593; für die Gr.
und Herren Christian und Wolrad Jost Ritter, vr., 1594, 1597,
1598; B. Nolden 1598; Georg von Dalwigk 1597; Anton Hol-
mann 1597; Georg Speirman 1597.
Später wenden sich aber auch Lehrer wegen Vertheiluug der
Schularbeiten (des Vorsingens in der Kirche) oder wegen An-
setzung von Lectionen an die gräfl. Räthe, 1588; sowie auch der
Pror. Lange das Lectionsverzeichniß zur Genehmigung einschickt.
1589.
c. Scholarchen. 1587 schreibt der Rath Crispinus an den
Grafen Josias: „er wisse, daß auf Anhalten der Ritter- und
Landschaft das Kloster Berich mit allen Gefällen der Schule de-
dicirt." Da demnach die Ritter- und Landschaft indirect mit
zur Gründung der Schule mitgewirkt hatte, so lag es nahe, daß
auch von diesen Abgeordnete zur Aufsichtsbehörde mit hinzuge-
zogen wurden. So finden wir denn schon im Jahr 1578 gräfl.
Wald. Räthe und Beigeordnete von der Ritterschaft, auch Burge-
meister der Städte Corbach als Rechnungsbehörde. Wahrschein-
lich ganz bald nachher wird daun ein förmliches Scholarchat *0)
40) Durch Luther und Melanchthon war den Landesherren
empfohlen, die Schulen einer Aufsichtsbehörde, Scholarchat genannt,
errichtet sein. Im Allgemeinen finden wir Scholarchen schon 1581 und
1587 erwähnt. Im Jahr 1589 wird auf den den 19. April zu Menge-
ringhausen abgehaltenen Deputationstage zum Ober-Scholarch der
3 Schulen Corbach, Mengeringhausen und Wildungen vorgeschlagen
Otto von Wolmeringhausen, zu Unter-Scholarchen für Corbach
Ditmar Münch und Melchior Lycaula. Im Herbst 1589 finden
wir Domini Scholarchae erwähnt, denen mit dem Rector von den
Grafen die Leitung (gnbernatio) und Inspektion der Schule, auch
die Erlaubniß, Zeugnisse für die Lehrer auszustellen, übertragen
war (Programm v. I. 1589). 1591 werden bei der Rechnungs-
- abnähme von wegen Ritter- vnd Landschaft „anwesende Scholarchä"
ermähnt Melchior Lycaula und Ditmar Münch; Seitens der Ritter-
schaft: Antonius Zeddesaltz zu Lengefeld, 1578, 1579, 1581, 1582;
Henrich von Twiste, 1593; von wegen der Ritterschaft undLand-
zu unterstellen. Ruhkopf, Gesch. des Schul- und Erziehungswesens.
1794, 330. So finden sich denn Scholarchen seit dieser Zeit bei
den verschiedensten Schulen.
Auf ein Gutachten Melanchthons waren zu Strasburg unter
Sturm zur Ueberwachung des Unterrichts 3 Scholarchen ernannt.
Rieth, I. Sturm. Eisenach. 1864, 5. Zu Hamburg war ein colleg.
Scholarchale schon durch Bugenhagen angeordnet. Meyer,
Gesch. des Hamb. Schulw. im Mittelalter. 1843, 86. Zu Lü-
beck haben schon 1537 Scholarchen die Oberaufsicht. Deecke,
das Cathar. zu Lübeck. 1843, 5. Zu Wesel bestand 1548 das
Scholarchat nur aus Rathsmitgliedern. Wiese, 367. Sie hatten
mehr auf Aeußeres, als Inneres der Schule zu sehen; kommen
namentlrch zum halbj. Examen; seit 1589 sollen sie alle 14 Tage
wegen Mängeln bei der Schule deliberiren. Heidemann, Gesch. des
G. zu Wesel. 1859: 25. 29. Zu Cassel finden sich 1581 Schol-
archen. Weber, Gesch. der städt. Gelehrtensch. Progr.. 1843. S.
75. Zu Frankfurt war mit der Reformation die Aufsicht der
Schulen Scholarchen übergeben. Rathsglieder und Geistliche bil-
deten die Behörde. Helfenstein, Gesch. der Schulen zu Franks.
1858, 71. Sie waren auch bei Disputationen gegenwärtig.
Ebeud. 101; vergl. 140. Im I. 1600 bestand zu Danzig ein
Collegium scholarchale. Hirsch, Gesch. d. G. z. Danz. 1837, 46.
Zu Dortmund wurden 1603 Scholarchen angeordnet. Mellmann,
Gesch. des G. zu Dortm. 1588 S. 10. 1601 finden sich zu Her-
born Schulherren, d. i. Scholarchen: Progr. v. I. 1863, 4.
54
schüft anwesende Scholarchä: Melchior Lycaula und Ditmar Münch
1591, Seitens der Städte Corbach: Ulrich Leußman, 1578,
1581—183, Joh. Rangen 1581, Steffan Schott, 1584, Tilemann
Leußman, 1585, 1586, 1598, Joh. Staden, 1589, Joh. Sangen
1589, Joh. Zwelck, 1593, Joh. Staden, 1593; Seitens der von
Corbach und gemeinen Landschaft: Conradus Ebersbach, Joachim
Rodern 1579; Seitens der Schule Lazarus Schonerus, 1581,
Reinerus Langius, Prorector, 1585, 1586.41) Im Jahr 1651
war ein Stadtgeistlicher Scholarch. Geschichte der Kilianskirche
! '. S. 325.
Steubing, Gesch. der hohen Schule zu Herborn. 1823, 4. Im I.
1607 wurde zu Hanau eine Aufsichtsbehörde über die Schule, das
sg. Scholarchat, ernannt. Piderit, Festschrift zur Feier des 200
jährigen Jubil. des Gymn. zu Hanau. 1865, 12. Zu Cleve war
seit 1643, ähnlich wie bei der früheren Clever Schule, ein Schol-
archat. Wiese 371. Zu Duisburg kommen 1638 vier Scholarchen
vor. Kühnen Gesch. des G. zu Duisb. 1851, IO. 1728 stand die
Schule zu Soest unter einem eolleK. schoiarcharum (2 Luth. mem-
bris politicis und 2 Luth. Predigern). Wiese 324. 1745 war
ein Scholarchat bei der Schule zu Erlangen. V. Jan, das Er-
langer Gymnas. vor und unter Döderlein. 1864, 4. Außerdem
finden wir noch ein Scholarchat zu Mors (aus dem Burgemeister,
einem ev. Bürger, 2 Pfarrern und dem Rector der Schule be-
bestehend). Wiese 373; zu Emden; Jahresber. 1861, 191; zu
Verden; Dom-G. zu Verden; Progr. 1859, 7. In der neueren
Zeit kamen auch Scholarchen zu Wismar, Detmold und Bücke-
burg vor. Statist. Handbuch der Gymnasien, von Bruns und
Theobald. 1837, 488, 624, 625. Auch bei den Gymnasien zu
Nürnberg und Würzburg werden Scholarchen erwähnt. Ebend.
319. 337. Ebenso sind bei den lat. Schulen in Baieru Scholarchate,
aus Geistlichen und Weltlichen bestehend. Ebendas. 272. Auch
gibt es Scholarchate bei einigen Schulen in Preußen. Eben-
daselbst S. 3.
41) Neben der genannten Behörde nahm in dem ersten Decen-
niunl der Schule noch der Oekonomus gewissermaßen eine Auf-
sicht über dieselbe in Anspruch, wie aus verschiedenen Berichten
desselben deutlich hervorgeht. Es war dies der Bestimmung des
Vergleichs vom 17. Aug. 1577 gemäß, wo es heißt: Zu dem
sollte der Oeconomus alle Ungerechtigkeiten, so in den Schulen vor-
fielen, neben dem Rectore richtig zu machet; haben.
55
Daß die Wirksamkeit der Scholarchen sich auch auf die Di-
sciplin der Schule werde erstreckt haben, ist an und für sich anzu-
nehmen, wird aber auch vom Rector Lange, 1589, noch ausdrück-
lich ausgesprochen. (Vergl. Programm v. I. 1589: Actum de
schoia suisset nisi solers Dominorum Seholarcharum cura nobis
mature subvenisset). Außerdem beurtheilten die Scholarchen die
anzustellenden Lehrer (1593; vergl. unter Rymphius).
Das Amt der Scholarchen war ein Ehrenamt und wurde
demnach für die Geschäftsbesorgung kein Honorar gewährt. Nur
bei Abnahme der Oekonomie-Rechnungen wurde denselben gewöhn-
lich eine Mahlzeit gegeben. (Vergl. später unter Einkommen.)42)
Auch bei Besprechung und Aburtheilung von Disciplinarfällen
wurde Wein gereicht; 1589: „Als von den di§cipu1en factiones
gegen den Rectorem und seine Collegen vorgenommen, ist Otto
von Wollmeringhausen neben Burgem. Ditmar Münch und M.
Lycaula, von uns. gn. Herrn und Frauen verordnete Scholarchen,
im Collegio erschienen und ist damals vff begehren vorerwähnter
Scholarchen geholet worden ein Viertel Wein, kostet 1 fl. 5 Alb."
Im Jahr 1606 und 1609 wird Joh. Hoffmaun, Conrector,
Inspector Scholae genannt, wahrscheinlich nur vorübergehend.
Vergl. unter Hoffmann.
Schließlich muß hier noch bemerkt werden, daß die Stadt
Corbach sich bei Berufung der Lehrer (wie es scheint jedoch nur
der unteren Elasten) ein gewisses Recht zuschrieb. Im Jahr 1593
verbot Burgemeister und Rath dem Prorector Cranz den vom
Grasen Franz zum Lehrer an der siebenten Classe vorgeschlagenen
Herenclau (s. unter diesem) einzuführen, es geschehe denn mit
eines Rathes Vorwisten, da die Corbacher wegen ihrer Kinder
misten müßten, wer Lehrer werde, auch sei es billig, daß ihnen
*2) In ganz gleicher Weise war auch 1625 zu Dortmund das
Amt der Scholarchen ein Ehrenamt. Aber bei einer Rechnungs-
abnahme oder Couferenz durfte auf Kosten der Scholarchatskasse
etwas verthan werden; außerdem gab es ein Weihnachtsgeschenk
von 2 Thlr. oder Mittewintersabend */* Wein. B. Tiersch, Gesch.
des G. zu Dortmund bis 1800; 1842; 14. Wiese 327.
Mittheilung wegen Berufung gemacht werde, da sie der Schule
jährlich Zuschuß gewährten. Sie nahmen das Recht in Anspruch,
die beiden untersten Stellen zu besetzen. Und da Burgem. und
Rath in demselben Jahre C. Nymphius zum Lehrer an der sechsten
Classe in Vorschlag bringen, antwortete Graf Franz den 19. Febr.
d. I.: Ob Ihr Euch wol die Gedanken macht, daß wir ohne
Euren Konsens in dieser und dergleichen Ersetzung nichts anzu-
ordnen; so kommt uns das befremdlich vor; wir als Fundatoren
und Unterhalter der Schule haben die erste vornehmste Stimme,
deren wir uns keineswegs begeben wollen. Vergl. unter Nymphius.
Wie der Magistrat der Stadt Corbach auch in die Schul-
Disciplin eingreifen wollte, wird unter Disciplin erzählt.
IV. Lehrverfassung.
I. Allgemeines. 1578 den 12. Juli kamen zu Corbach
wegen fernerer Anordnung der neuen Schule in dem Franzis-
kanerkloster daselbst zusammen: 1. der sämmtl. Grafen zu Waldeck
Räthe; Anthon Holman (m.p.), Namens Grafen Philipsen d.J.
zu Arolsen und dessen Herren Brüder; George Hesse, D., und
Wernherus Crispinus, Namens Grafen Josiä zu Eilhausen und
dessen Bruders Wolrad; Justus Schefferuö, M.: Namens Grafen
Günthers zu A.-Wildungen; 2. Bernhardus Copius, I. U. D.,
des Fürstl. Hess. Hofgerichts-Assessor und Professor zu Marburg,43)
43) Bernhard Copius war aus Stromberg bei Lippstadt,
wo sein Vater Prediger war. Er ist 1525 geboren, studirte zu
Löwen und Cöln die Rechte, beschäftigte sich aber zugleich auch
auch mit der hebräischen, griech. und lat. Sprache. Dann wurde
er Conrector an der Schule zu Dortmund, Rector zu Münster,
nachher zu Paderborn, ferner zu Lippstadt urtb 1559 zu Lemgo.
Jur Jahr 1566 ging er nach Marburg und gab Privatstunden.
1569 wurde er Professor der griech. Sprache, 1580 Prof. Juris.
Er starb daselbst an der Pest 1581, den 12. Nö^ember.
Pustkuchen, Beitr. zrr den Merkw. der Grafsch. Lippe. 1769,
138; Strieder II., 280, der auch Schriften von ihm anführt;
Jöcher. Mellmann, Gesch. des Archygymn. zu Dortmund. 1807,
64. Abr, Säur, tliar hist. 1582, 477. Dilich, Hess. Chron. I, 103.
57
der zu dieser Zusammenkunft war eingeladen worden M. La-
zarus Schönerus; auch waren Abgeordnete der Stadt Corbach
gegenwärtig. An demselben Tage brachte Dr. Copius auf Be-
gehren aller Abgeordneten sein Bedenken de forma scholae, de
lectionibus et distributione earundem in classes, dies et horas aufs
Papier, um solches folgenden Tages ad delibtrandum zu pro-
poniren, welches daun auch geschah. Nachdem die Schrift vorge-
lesen, wurde Schöner aufgetragen, dieselbe nachher zu publiciren.
Den 24. Juli schrieben die Grafen an M. Lazar. Schöner, der
den 12. Juli das Rectorat angenommen hatte, sie ließen sich die
Austheilung der Classen und Lectionen, wie die verordnet, gelesen
und tradirt werden sollten, gefallen, Schöner möge nun darauf denken,
wie der Catalog der lectionen gedruckt und dieser Orten und
sonst in den angrenzenden Landschaften publicirt und intiniirt
werde. Der Graf Josias, der in Diensten bei dem Churfürst
August von Sachsen stand, hatte das Lectionsverzeichniß aber
inzwischen auch an diesen Churfürst zur Begutachtung einge-
schickt. In dem betr. Antwortschreiben v. 30. August 1578 be-
merkt der Churfürst, er habe das Verzeichniß einigen Gelehrten,
die sich auf Schulordnung verständen uud durch lange Uebung
in Erfahrung hätten wie die Ordnung der Classen und Lectionen
am besten anzustellen, zu lesen und zu erwägen gegeben; diese
wollten im Allgenteinen dafür halten, daß die Lectionen etwas zu
hoch und die Classen wol enger einzuziehett sein möchten; auch
fändert sie, daß die Autoren, die in dem Verzeichniß befindlich,
in unsern Schulen in Deutschland neue und fremde seien. —
Ferner wurde auch dafür geachtet, daß die Jugend in der Gram-
matik und den - lat. Autoribus etwas mehr und fleißiger geübt
werden müßte; die Grammatik lege das Fundament und dürfe
die Jugend darin nicht zu sehr übereilt werden. Die lectiones
geometricae, eth., phys. und institt. juris seien etwas zu hoch und
würden viel Unkosten dazu gehören, wenn man so viel Präcep-
toren haben wollte. Der Churfürst legte einen Plan zur Cin-
4*
.'*«i lidiiiiiO’jo ‘♦Id*,; ,'wt
58
W bei „was maffen die Ordnung einer Particular-Schüle nützlich
anzttftellen."
Die gernachten Ausstellungen haben zuerst weiter keine Be-
rücksichtigung gefunden; ein Decenimn später aber sind sie doch,
wie es scheint, in Bezug auf die Zahl der Classen itnb der Lehrer
nicht ohne Einfluß geblieben.
44) Der Sächsische Plan ist folgender:
8int eis8868 quatuor. 1. Alphabetioium. II. Deoli-
nare et conjugare discentium. III. Eorum, qui grommaticam
latinam audiunt et in hac aliquantum progressiv declinaliones et
conjugaliones graeeas cognoscere incipiunt. IV. in Quarta
grammatica graeca, diaicctica et rhetorica tradatnr, adjunctis
attloribus cuique classi convenientibus.
De prima classe. In hac Alpbabetarii, more schoiarum,
liferas cognoscere et legere discant: tum Catechisimim Lutheri
germanice imbibunt. Assuescant etiam panlatim bina vocabula,
latine pariter et germanice memoriae mandare et pronunciare.
De secunda. In bac scribere, decliriare et conjugare, tum
Catechismum Lutheri germanice et latine discant, cum interpre-
latione vel proverbiorum Salomonis vel epistolarum Ciceroni*
minorum, vel sententiarum aut verspürn selectorum. Addatur
etiam Nomenclator et Evangelia dominicalia.
De tertia. In hac Grammatica Philippi tradatnr integre,
Eclogae Vergilii et Epp. Ciceronis fam.; Dialogi de amicitia et
senectute, Siracides, Catech. Lutli. latine, historiae sacrae Fahr.,
Ovidius de Ponto. Terentius et adjungatur usus et exercitatio
scribendi et loquendi pro captu puerorum. Proponantur item
sormulae simplices declinationum et Conjugation um graecarum cum
Evangeliis dominicalibus graece et sententiis brevib. atque
selectis.
De quarta. In hac doceatur grammatica graeca Phil, in
epitomen redacta, item dialectica et rhetorica Phil, cum autoribus
bonis utriusque linguae; inprimis enarrentur scripta Ciceronis
selecta, Virgilius, Terentius, Phocylides, Hesiod., Plutarch. de
educatione liberorum, Isocratis oratio una atque altera, Demosthe-
nis Olynth, vel Philipp., Hist. Justini vel Chronicon Phil., libellus
continens praecipua div. Christ, relig. capita atque fundamenta.
Scriptum aliquot! biblicum, denique adhibeantur exercitia still,
vicissitudine quadurn grata et convenienda discentibus ut nunc
salutae nunc numeris astrictae orationis hypotheses proponantur ;
nunc de graeco in latinum, vel contra de latino in graecum ali-
qnid vertatur.
Musicam et arithmeticam, proul cuique classi expedire \ide-
tur, facile ordinabit prudens Rector.
M
Faßt man nun die durch die Grafen genehmigte Eimichtung
und Anordnung des Unterrichts, sowie die Lehrmethode, so weit
sie uns bekannt ist, genauer ins Auge, so ist unverkennbar, daß
dieselbe auf den berühmtesten und einstußreichsten Schulmann der
damaligen Zeit, (Raumer, Gesch. d. Päd. 1., 233, Lübker bei
Schmid, Encyclop. des gesummten Crziehungs- und Unterrichtsw.
II., 642), Johannes Sturm, hinweist.") Nach dessen Ansichten
wurden damals viele Schulen Deutschlands eingerichtet") und
es ist schon vom G.-Director Weber ganz richtig bemerkt worden,
auch das Gymnasium zu Corbach (Geschichte der Gelehrtenschule
zu Cassel Prgr. 1843, S. 78). Es sprechen dafür äußere und
innere Gründe. Im Jahr 1600 sagen die gräfl. Räthe, die Schule
zu Corbach sei Anfangs nach den Schulen zu Düsseldorf,
Dortmund und Lemgo regulirt und angeordnet. Nun steht
K urkundlich fest, daß der Prof. Bernhard Copius aus Marburg
einen Plan über die Form der Schule, über deren Lectionen und
die Vertheilung derselben vorgelegt hat, der angenommen wurde.
Copius aber war vom Jahr 1553—1559 Prorector zu Dort-
mund und darauf Rector zu Lemgo gewesen; es ist sicher anzu-
nehmen, daß er seinen Corbacher Schulplau nach dem Dortmun-
der verfaßt haben werde, was obiger Behauptung der gräflichen
Räthe ganz entspricht. Dieser Dortmunder Plan aber war von
dem ersten Rector jener Schule, Lambach, gegeben, der nicht nur
ein Schüler von Johannes Sturm war, sondern auch später noch
speciell nach Strasburg gereis't war, um mit seinem berühmten
45) Ich bemerke hier, daß Sturm zu Löwen n. a. auch ein
Schüler des aus Mengeringhausen gebürtigen Professors Conrad
Gockel war; vergl. Raumer, Gesch. der Päo. I., 89.
46) Von ihm persönlich das Gymnas. zu Lauingen, Trarbach,
Hornbach (Raumer, Gesch. der Pädag. 1., 264); seine Methode
wurde empföhle^ zu Pforzheim und Heidelberg, sonst noch durch
seinen Schüler Schenk zu Augsburg, außerdem in Sachsen und
Würtemberg. Strobel hist, du gymn. prolest, de Strasb. 1838,
54; Schmidt, La vie et les travanx de Jean Sturm. Strasb. 1855,
309. Die durch Sturm begründete Lehrverfassung fand auch im
letzten Zehntel des 16. Jahrhunderts in Stralsund Eingang.
Zober, Gesch. des Strals. Gymn. 1839, I., 7.
60
Lehrer den betr. Plan zn berathen und zn entwerfen, (Mellmann,
das Archigymnas. zu Dortrnund, 4, Thiersch, Gesch. des G. zu Dort-
mund. 1842, 21. Und ebenso war die gel. Schule zu Düsseldorf
ähnlich wie das Gymnasium zu Strasburg durch Sturm einge-
richet; Krafft, die gel. Schule zu Düsseldorf. 1833, 9. So-
mit weist also schon die äußere Entstehung des Corbacher Schul-
planes unmittelbar auf Joh. Sturm hin. Aber auch die ganze
innere Einrichtung entspricht ihm, (Vergl. Ruhkopf, Gesch. des
Schul- und Erziehungsw. 366—371), wie schon eine allgemeine
Vergleichung mit dem Dortmunder Schulplan dasselbe beweis't
(Mellmann a. a. O. 11—14).
Sturm hatte der Hauptsache nach den sächsischen vor: Mel-
anchthon gegebenen Schulplan dem seinigen zu Grunde gelegt,
unterscheidet sich aber darin wesentlich von der Anschauung Mel-
anchthons, daß er die alten Sprachen nicht kirchlicher Zwecke,
sondern der Sache selbst wegen erlernt wissen wollte (Helfensteiu,
das Schulwesen der Stadt Frankfurt. 1858, 86; Eckstein über
Sturm; in den Verhaudl. der Philol. zu Heidelberg; 1866, 66).
Und so sind denn auch in der Cord. Schule die alten Sprachen,
insbesondere die lat. Sprache, dieser Stürmischen Anschauung ge-
mäß betrieben worden. Wie Sturm auf Wort- und Sachkeunt-
niß durch sg. Namenclaturen drang, (Ruhkopf S. 368) so finden
wir es auch hier; wie Sturm auf lat. Sprachfertigkeit besonderes
Gewicht legte (Rieth, Joh. Sturm; 18 S. 8) und tägliches Latein-
sprechen einführte (Ruhkopf 366, Schmidt, La vie etc. 240;
Raumer 271, Schmid, Encycl. II., 645), so heißt es auch bei
uns: Neque tantum Joquatur discipulus cum onmibus omnia
latine, sed scribat eiiam ex tempore; 1580; wie bei Sturm
die Lectüre des Livius und Tacitus wol ganz verbannt war,
(Vierordt, Gesch. des G. zu Durlach und Karlsruhe. 1859, 48;
Schmid ll.j 645; Schmidt, La vie, 271), so kommt sie auch
bei uns nicht vor; wie nach Sturm jeder Knade, sobald er
schreiben konnte, gewisse Tagebücher, ephemerides, diaria, halten
mußte, in welche er täglich eintrug was er gelernt, namentlich
Wörter und Phrasen, oder ausgezeichnete Stellen der Classiker
(Ruhkopf 367, Strobel, bist. du gyirin. pr. de Strasb. 17, Schmidt,
öl
La vie 256, Rieth 9, Eckstein 68, Raumer, Päd. L, 252), so
werden auch bei uns 1587 libri iocorum coimminium empfohlen,
in welche die Schüler eintragen sollen, was sie Merkwürdiges ge-
hört oder gelesen; wie Sturm auf häufige Repetition großes Ge-
wicht legte (Schmidt, La vie etc. 287) so war das auch hier der
Fall; wie nach Sturm dramat. lat. Dichter namentlich Terenz
und Plautus durch theatral. Declamationen dargestellt wurden,
(Schmidt, Encycl. II., 644; Raumer L, 251, 259, 271, 272;
wollte er doch, daß in der I. Classe keine Woche ohne Aufführung
hingehen sollte, Raumer I., 255), so finden auch in Corbach solche
Aufführungen statt; wie Sturm für den Sonnabend und Sonntag
die Section und Interpretation der kleinern Paulinischen Briefe
in den obersten Claffen, in der II., Classe aber Sonntags Aus-
wendiglernen des Römerbriefes empfahl (Ruhkopf, 369, Schmid,
Encycl. II., 644, Raumer, Gesch. der Päd. I-, 250; 253,) so
finben wir fast dasselbe auch bei uns; wie jede Classe bei ihm
in Decurien zerfiel und der Erste jeder Decurie Dekurio war
(Raumer I., 243 Anm. 2), so kommen auch bei uns Decnrionen
wie auch nach Sturms Weise in Würtemberg (Raumer I., 280),
vor. Uebereinstimntend mit Sturms Grundsatz, daher auch mit
der Würtemb. Schulordnung v. I. 1559 und mit der Sächs. vom
Jahr 1580, Raumer, 2, 6, waren auch wie in Cassel, Weber,
Prgr. 1844, 21 die einjährigen Curse, die Wahl der Lectüre, die
variirenden und nachbildenden Stylübungen nebst Extemporalien,
die prosod. und metrischen Arbeitet!. Dabei ist aber doch nicht
zu verkennen, daß doch auch manche Abweichungen von dem Sturm-
scheu Lehrplan hervortreten; so z. B. daß in einigen Classen
Unterricht im Deutschen gegeben wurde, während Sturm wollte,
daß die Jugend die deutsche Sprache vergessen sollte, um zu lernen
ciceronianisch zu reden (Schmidt, La vie elc. 243. 283; Raumer L,
267 f., 271; Vierordt, Gesch. des G. zu Durlach u. Karlsruhe.
4859, 67). Ebenso wurde bei Sturm die Mathemathik sehr hint-
angesetzt (Raumer L, 268), was bei uns nicht der Fall war;
auch fehlte bei Sturtu der Unterricht int Hebräischen. Raumer
!., 270.
Zahl und Namen der Classen. Nach den Miscellae
62
(ordinatio super classibus, leetionibus et exercitiis scholae in
Corbach 1578) sollten 3 (Elaffett47) ooit Octava bis zur Prima
47) Die sächsische Schulordnung nahm 3 Classen au in Sachsen,
Hessen, Cur-Pfalz; die Zahl der Classen wurde aber dann be-
sonders verändert, wenn eine Verwandlung der Schulen vorge-
nommen wurde. So wurde die Trivialschule zu Corbach 1579
in ein förmliches Gymnasium mit 8 Classen verwandelt. Schmid,
Encyel. 1!., 641. Diese 8 Classen haben aber kaum 3 Decennien
Bestand gehabt. Die Prima ist um 1612 weggefallen und Rector
und Conrector lehrten nun gemeinschaftlich an der 2. und 3. Classe'.
Nicht lange nachher fiel auch die zweite Classe aus, die eigentlich
nie einen besondern Lehrer gehabt hatte, sondern so lange sie be-
stand stets vom Rector und Conrector unterrichtet worden war.
In der Anordnung der Schule vom 1. Juli 1578 war gleich
gesagt: Zu Verhütung unnötiges Vncostens wurde vor gut ange-
sehen, daß man den praeeeptorem so zu der zweiten Classe vor-
geschlagen, nit vocire bis so lange man zu allen leetionibus der
obersten Classen auditores habe. Vergl. I., Gründung des G.
Nach Ausfall der zweiten Classe lehrten Rector und Conrector
gemeinsckaftlich nur noch an Tertia. So war es schon 1627.
Von da bis 1802 war Tertia der Name für die erste, Quarta
für die zweite Classe u. s. w. Erst 1802 wurde sachgemäß der
Name Tertia in Prima, Quarta in Secunda verwandelt. Was
den Wegfall der Prima betrifft, so hatte die 1545 zu Düsseldorf
gegründete Schule auch keine Prima, wahrscheinlich, weil der Rector
die oberste Classe nicht als auf der höchsten Stufe der von ihm
beabsichtigten wissenschaftlichen Bildung stehend bezeichnen wollte.
Krafft, die gel. Schule zu Düsseid. Prgr. 1853, 14. In Strals. blieb
die Prima in der ersten Zeit weg, bis für diese geeignete Schüler
herangebildet waren. Zober, Gesch. des Strals. G. 1839, I., 4,
In Soest wurde erst 1798 der Name Prima für die erste Classe
eingeführt; bis dahin hieß, ähnlich wie in Düsseldorf, die oberste
Classe Secunda, weil man die Universität „als Prima" aufzu-
fassen sich gewohnt hatte. Wiese 323, 327.
Von Corbach wurde I. Jungmann 1581 nach Cassel berufen
und auch hier wurde die niedere lat. Stadtschule zu einer höheren
von 8 Classen gesteigert. Schmid, Encyel. II. 641. Zu Dortmund
hatte man gleichfalls Anfangs 8 Classen. Mellmann a. a. Q.
S. 43, auch die St. Lorenzschule zu Nürnberg hatte so viele
Classen; sonst ist die Zahl von 8 Classen nur selten. Das Gymn.
zu Nürnberg hatte nur 4, später 6, das Pädagogium zu Stutt-
gart 1582 — 6 Classen. Schmid, Encycl. II., 639; zu Gotha
wurde 1572 die Zahl der Classen auf 6 erhöht; Schmid II., 640.
Die sächsischen Varticularschuleu hatten nur 5 Classen. Schmid
63
sein.48) Die Sexta und Quinta entsprach der Quarta und Tertia,
die Quarta und Tertia der Secunda und Prima der hessischen
Schulen (Mise.) Octava und Septima bildeten gewissermaßen
die deutsche Schule, obgleich sie schon etwas höher standen,
da sie auch im Briefschreiben Unterricht erhielten (1581; 1582).
Die Quinta war die Grammatica, die Quarta die Rhetoria, die
Tertia die Logica4») (Ind. lect. 1582.). Im Jahr 1581 wird die
Schule einmal Integra schoia philosophica genannt.
II., 650; die gel. Schule zu Düsseldorf bestand aus 6 Classen.
Krafft, 14, deßgl. zu Zittau; Rückert, das G. zu Zittau. 1848,6.
48) Die würtemb., bayerscheu und badischen Gymnasien fangen
mit der unterster: Elaste als Prima zu zählen an, alle nördlichen
mit der Prima als obersten. Klumpp, das Gymn. zu Stuttgart
1831, 7; vergl. Schmid II., 649 ; so hieß überhaupt die oberste
Classe in den nach Sturm organisirten Mittelschulen. Vierordt,
Gesch. des Gymn. zu Durlach-Karlsruhe. 1859, 57.
4o> DieseNamen waren von der Hauptlection in den betr. Classen
genomnien und deuten rroch auf das sg. Trivium (Grammatik,
Rhetorik, Dialektik) aus den Klosterschulen Carls des Großen hin.
Schwarz, Erziehungsl. !., 2,89 f. In den Jesuitenschulen kommen
die Namen: Intima, Secunda, Syntaxis, Poetica, Rhetorica, Logica,
Physica vor. Wiese 292. Vergl. jedoch auch Raumer: Päd. I.,
301. Die österreichischen Gymnasien haben die alte Terminologie:
Grarnmatik, Syntaxis, Rhetorik. Klumpp, das Gymnasium zu
Stuttgart. 1838, S. 7.
Zu Duisburg wurde:: 1638—1645 eine Zeitlang die Classen
benannt: Classis Inflexionum, Graminatica, Poetica, Rhetorica.
Dialectica; Kühnen, zur Gesch. des G. zu Duisburg. 1851, S. 11.
Wiese, 361; zu Arnsberg kommt um 1643 eine Secunda oder
Grammatica, Syntaxis, Poetica und Rhetorica vor; Wiese 318; zu
Cassel hieß 1618 die erste Classe rhetorica, die zweite logica, die
dritte graeca, die vierte poetica, die fünfte lexicographa, die
sechste syntactica, die siebente etynmlogica und die achte intima oder
rnäimentaria; Weber, Gesch. der städt. GeleHrtensch. zu Cassel.
Prgr. 1844. S. 14.
Zu Paderborn werde:: 1633 Syntaxis, Poetica, Rhetorica
genannt; Bade, Gesch. Nachr. über' das Hochstift Paderborn.
1847, 86.
Zu Hechingen werden 1776 Principia, Rudinien(a, Gramma-
tica, Syntaxis, Poesis, Rhetorica genannt; Wiese 408.
Zu Düren findet sich noch 1816 die herköntmliche alte Be-
64
3 Studium, Einfüh rung, Zahl und Titel der Lehrer.
Obliegenheiten des Rectors. Wie in damaligen Zeiten
überall an gelehrten Schulen fast alle Lehrer Theologie studir.t
hatten^«) und nach mehrjähriger Ausübung des Schulamts in
das Predigeramt, weil dasselbe bessern Unterhalt gewährte, über-
traten, so ist das auch bei uns der Fall gewesen. Nachweislich
waren in der ersten Periode wenigstens 11 Lehrer Theologen
(die Rectoren Ursinus und Zysenheim, sonst die Lehrer Hofmann,
C. Cordts, L. Herenclau, N. Theodoretus, C. Nymphius, I. Speier-
mann, H. Degen, I. Nicolai, I. Hutwelker). Einer war
Mediziner (Scribonius),^) ein anderer Jurist (B. Salignac),
Zeichnung: Infima, Grammatica, Poetica, Rhetorica, Philosophica;
Wiese 398.
In Cassel wurden in der ersten Periode der gel. Schule selbst
die übrigen Lehrer nach dem Rector und Conrector als Dialeeti« u«,
Orammatieu« und Rudimentarius erwähnt; Weber Gesch. der gel.
Schule zu Cassel. Prgr. 1843. S. 95. 96.
5°) Am Gymnasium zu Marienwerder sind sämmtliche Rectoren
Theologen gewesen; Lehmann, Nachw. über das Gymnasium zu
Marienw., Prgr. 1838, 10. Jnl Jahr 1590 und noch in den
ersten Decennien unseres Jahrhunderts waren die Lehrer an ge-
lehrten Schulen nur Theologen, Hartmann, Gesch. des Rathsgymn.
zu Osnabr., 1865, 8; am Dom-G. zu Verden sämmtliche, Prgr.
1859, 5, zu Hildesheim fast ausschließlich, Fischer, das Gymn.
Andreanum zu Hildesheim. 1862, 87. Zu Wittenberg gingen um
1522—1565 die meisten Lehrer in theologische oder weltliche
Stellen über; Spitzner, Gesch. des Gymn. zu Wittenberg. 1830,
8. Im 17. Jahrhundert traten 10 Rectoren vom gr. Kloster zu
Berlin in das Predigtamt; Bellermann, das graue Kloster in Berlin.
1825, III., S. 33. Die Uebersicht der Lehrer des G. Mar. Magd,
zu Breslau von 1590—1610 zeigt, daß die Lehrämter, wie meist
im 16. und 17. Jahrhundert, von Theologen gesucht wurden, uni
durch sie in einträglichere Predigerstellen zu gelangen; Schönborn,
Gesch. des Gymn. zu Mar. Magd, zu Breslau; 1848, 46. Vrgl.
auch Hautz, Gesch. der Neckarschule zu Heidelb. 1849, 11.
Zu Wesel war ein Dr. med. Rector der Schule und fungirte
in dieser Stellung um 1480 noch ein Jahr lang als Stadtarzt;
Heidemann, Gesch. des G. zu W. Prgr. 1859, 14; ebenso war
ein anderer Lehrer daselbst 1545—48 zugleich praktischer Arzt
Ebend. 31. 1578 verstand sich der Rector Hübner zu Weimar'
65
ein dritter (H. Rüsel) hatte Jura 52) und Philosophie studirt. Und
die Bemerkung des Dir. Perlet in seiner Gesch. das Gymn. zu
Eisennach: Man hatte Liberalität genug, Gymnasiallehrer auch
aus andern Fächern zu wählen, wenn sie geschickt in den Huma-
nioren waren (Eichhoff, Gesch. des G. zu Weilb. 47) ist barmn
ganz richtig. Einer der Lehrer, G. Uffel, war in den Rath der
Stadt Corbach gewählt; 1630 wurde er Oberburgemeister der
Stadt Corbach.53)
Die Einführung der Lehrer, (des Rectors und des Con-
rectors) geschah 1589 durch gräfl. Räthe, wobei Kost und Trank
gegeben wurde.54) Es ist wahrscheinlich stets ein Antrittsschmaus
„in medieina praetieineiw." Heiland, Beitr. zur Gesch. des G. zu
Weimar. 1859, I., 20; Heiland gibt daselbst an, daß auch zu
Allstedt ein reetor professione raetlicus erwähnt wird. Sv hatten
UM das Jahr 1600 die Gymn. zu Weilburg den Rector Nollius
(Eichyoff, Gesch. des G. zu Weilb. 1840, 47), zu Idstein den
Rector C. Stroh und zu Eisenach den R. Möller, der Rector
scholae et felix medicinae practicus genannt wird, als Mediziner zu
Rectoren; Hautz, Gesch. der Neckarsch, zu Heidelb. 1849, 11. Die
Physik wurde in der Schule zu Durlach meist durch einen Arzt
vorgetragen. Vierordt, Gesch. der Durlach-Karlsruher Schule.
1859 77.
52) So war ein Rector zu Hildesheim 1617 Jurist (Fischer,
das Gymn. Andreanunt 1862, 22) und auch ein Rector zu Göttingen
1591, Kirsten, Nachr. über die Schule Gött. 1829, 9, 11; deßgl.
zu Herborn ein Professor (Steubing, Gesch. der hohen Schule zu
Herborn; 1823, 69.)
53) Heiland, (Gesch. des G. zu Weimar 1859 1., 21) bemerkt:
In jener Zeit, wie schon früher im Mittelalter, kam es häufig
vor, daß Rectoren in den Rath befördert wurden. In Plauen
haben im 16. Jahrhundert 4 Rectoren das Schulkatheder mit dem
Rathsstuhl vertauscht. Wegen kärglicher Besoldung hatten die
Lehrer oft auch das Anst eines Notars oder Stadtschreibers.
Pfaff, d. gel. Unterrw. in Würtemb. 1842, 17; Geist, Gesch.
des G. zu Gießen; 1845, 7.
54) So wurde zu Weilburg auf Kosten des Stifts „ein
Antrittsschmaus" gegeben, wenn Lehrer angenommen wurden.
Eichhoff, Geschichte d. G. zu Weilburg 1840, 47. 1545 heißt es
vom Gymn. zu Wesel: Item als der Rector der Schulen an-
genommen, haben der Burgemeister und etliche des Raths ver-
drunken rc. Heidemann, Prgr. des G. zu Wesel. 1859, 31.
5
66
gegeben, wie z. B. auch beim Abgang ein convivium angestellt
wurde (Vergl. unter Lehrerbesolduug). Im Jahr 1610 behauptet
Bürgern, und Rath zu Corbach, wenn ein Rector angeordnet,
müsse er die Schlüssel zum Kloster von einem ehrbaren Rath
empfangen und die von Corbach seien zur Einsetzung eineg Rectors
oder dessen Collegen zugezogen unb hätten solche auch ohne Zu-
thun der Grasen angesetzt.
So viel Classen, so viel Lehrer: quot ciassibus schola
distinguitur, tot mihi colJegae sunt classium magistri-, lud. lect.
auet. 1579; genus doctrinae — ciassibus octo distributum, qui-
bus todidem auditoria °a) secrela, ö6) magistrique Rectori todidem
adjuncti. Promulg. novae schul. Wald. 1579. Es war denrnach
das sg. Clastensystem hier geltend, nur in den ersten 2 Elasten
gab der Rector und Conrector beu Urrterricht.57) Uebrigens ging
55) Die Classen wurden im 16. unb 17. Jahrhundert nicht
selten auditoria genannt: 1539 zu Cassel; Weber, Gesch. der städt.
Gelehrtensch. zu Castel. Prgr. 1843, 49; zu Breslau in Maria-
Magd. G.; Schönborn, Gesch. des M. M. G. 1848, 3; zu Hanau
im Anfang des 17. Jahrh.; Piderit, Gesch. der Gründung des
G. zu Hanau 2 Th. 1865, 16; zu Lübeck 1621; Deecke, das
Cathar. zu Lübeck; 1843, 14; zu Herborn 1636; Steubing, Gesch.
der hohen Schule zu Herb. 1823, 49; zu Budistin 1672; Progr.
des G. 1863, 3; zu Carlsruhe 1786; Sachs, Gesch. des G. zu
Carlsruhe 1787, 171. Bei uns hat sich der Name gegenwärtig
nur noch für den öffentlichen Hörsaal erhalten.
56) Es lag dies sicher in^der Absicht; wie aber schon früher
angeführt wurde, waren wahrscheinlich mitunter 2 Classen in
einem Zimmer, da 1708 Bauholz verwendet wird, womit die 2
Classen durch eine Wand sollen „distinguirt werden." Ebenso
waren zu Eisleben nach damaliger Weise je 2 und 2 Classen in
1 Zimmer vereinigt. Ellendt, Gesch. des Gymn. zu Eisl. 1846;
17. 138. Auch in Stralsund hatte man 1560—1569 für 7 Classen
ill der That nur 5 Räume; die Prima und Secunda daselbst
wurde erst in neuerer Zeit durch eine Zwischenwand getrennt.
Zober, Gesch. des Strals. G. 1839, 8.
57) Ebenso stand zu Hamburg jeder Classe ein Lehrer vor,
der ersten aber 2; Calmberg, Gesch. des G. zu Hamburg, 1829,
120. Es bestand damals schon bei den Schulen der Reformatoren
das s. g. Clastensystem, (Schmid, Encycl. 2, 639,) damals Schul-
claffensystem genannt, d. h. irr welcher Classe ein Schüler saß, in
dieser erhielt er den gesammten Unterricht. Rückert, das G. zu
67
es mit der Berufung der betr. Lehrer in der ersten Zeit lang-
sam. Schöner schreibt den 31. Aug. 1579 an den Grafen: Ich
will gebeten haben, es wollen Dieselbigen darauf bedacht sein,
daß auf zukünftige Ostern die übrigen zwei Classen, so noch un-
bestellt, auch geordnet werden mit ihren magistris und auditoriis.
Der erste Lehrer hatte den Titel Rector,58) der zweite
Conrector und, nachdem die Verhältnisse der Lehrer fest ge-
ordnet waren, der dritte den Titel Cantor. 59) Einmal findet
Zittau, 1848, 6. Auch in Frankfurt gab es nur Classenlehrer;
ein gemeinschaftliches Auftreten des Lehrercollegiums bei allge-
meinen Angelegenheiten der Schule finden wir in jenen Zeiten
noch nicht, allenfalls nur, wenn sie seit den: 17. Jahrh, um Er-
höhung ihrer Besoldung süpplicirten.
58) Die Prediger des Mittelalters hießen u. a. auch i-eetore«
eeclesiarum (Ruhkopf 75) und so wurde reetor auch der Titel
des Vorstehers einer Schule (Klettenberg 111), da die Lehrer über-
haupt mehr oder weniger in der ältesten Zeit eigentliche Kirchen-
diener waren; Lehmann, Nachr. über das Gymn. zu Marien-
werder 1838, 10. Nachweise über diesen Titel im Mittelalter im
Ersten Abschn. Anm. 16 und 17; deßgl. bei Meyer, Gesch. des
städt. Schulwesens zu Hamburg, 1843, 47, f., 123, 204, 205;
deßgl. bei Pfaff, Gesch. des gel. Unterrichtsw. in Würtemberg.
1842, 6—8. Bei den Gymnasien ist der Titel Rector durchweg
noch in Sachsen; Statist. Handbuch der Gymnasien. Von Brauns
und Theobald 376. Im Jahr 1550 hieß der Rector der
Schule zu Grimma noch „Schulmeister". Lorenz, Gesch._ der
Landessch. zu Grimma. 1850, 17. Bis 1602 hießen die Vorsteher
der Schule zu Wittenberg lud, moderateres oder deutsch Schul-
meister, wie wol sie sich zuweilen Rectoren nennen. Bald nach-
her werden sie auch mit diesem Titel ernannt. Spitzner, Gesch.
des G. zu Wittenb. 1830, 18.
58) Cantor. Wegen fortdauernder Verbindung der Schule mit
der Kirche war Gesang auch im 16. Jahrhundert einer der wesent-
lichsten Lehrgegenstände, wie schon im Mittelalter. Ruhkopf I.,
142. Der Titel rührte von denl Amte her, das dem Inhaber
auflegte, den Gesang in der Kirche zu leiten. Ein Cantor wird
schon in Urkunden des Mittelalters z. B. in Hamburgs mit Titel
imb Namen erwähnt. Meyer, Gesch. des Hamburger Schul- unö
Unterrichtsw. im Mittelalter. 1843, 24. In der hannoverschen
Bestallung von 1504 und 1511 wurde dem Rector aufgegeben,
dat he de Schölere fall wollregyren und holdere düchtigen Bac-
calaureum vnd eynen guten Cantorem, de den Küldern lehre singen
68
sich auch 1579 anstatt des Titels Conrector der Titel Prorector
neben bem Rector (Vergl. 1., Gründung des Gyinn.); außerdent
in k^urations. Ruhkopf 119. Im Jahr 1588 berichtet der
Cantor Lückel an die Wald, grast. Räthe, außer der Schularbeit
liege ihm ob, mit den Schülern wöchentlich der Morgeukirche an
jedem Mittwochen und Freitag, und den Sonnabend dem Abend-
gebet, sowie auch dem Morgen- und Abendgebet am Montag in
der Kirche beizuwohnen. Da ihm das namentlich für den Winter
zu lästig, so bittet er, daß eine gerechtere Vertheiluug dieses Os-
ficiums mit seinen Collegen stattfinden möge. In ganz gleicher
Weise leitete der Cantor an der Schule zu Greifeuberg int 16.
Jahrhundert den Gesang in der Kirche und führte auch die Schul-
jugettd in Procession in die häufigen Wochenpredigten und Bet-
stunden. Dabei war er verpflichtet, tticht nur den tircmes die ele-
mentaren Kenntnisse in der Musik beizubringen, sondern die Ge-
übteren auch nt der ratio canendi, der Theorie der Musik und
dem Kontrapunkt zu unterrichten. Niemann, Gesch. der Stadt
Greifeuberg. 1862, 116. 112. Cantoren finden sich bet sehr vie-
len Schulen, außer später noch anzuführenden, z. B. zu Lübeck
1530; Deecke, das Cathar. zu Lübeck, 1843, 7; zu Meissen und
Schulpforta; Lorenz, Gesch. der Landesschule Grimma, 1850, 6;
1561 zu Hamburg; Meier, Gesch. des Schulw. zu Hamburg im
Mittelalter, 1843, 341; zu Breslau; Schönbortt, Gesch. S. Mar.
Magd. 1848, 44; 1592 zu Budisiin; Prgr. 1863, 7; 1599 zu
Osnabrück; Hartmann, Gesch. des Rathsg. zu Osnabrück 1865, 8;
1550 zu Grimma; Lorenz a. a. O.; 1550 zu Wittenberg; Spitzner,
Gesch. des G. zu Wittenberg. 1830; S. Anm. **)
Nachdem von den Reformatoren ausgestellten Lehrplan waren
damals die Schulen in 3 Classen eingetheilt; unter ben denselben
vorgesetzten Classenlehrern wird tticht selten ein Rector, ttnd als
zweiter Lehrer ein Cantor genannt: zu Greifenberg. Niemann a.
a. O. 112; Schmid, Encpcl. II., 693. Auch findet sich der 2.
Lehrer schoit Conr. und dann der dritte Cantor genannt z. B. 1540
zu Weilburg; Eichhoff, G. des G. zu Weilb. 1840, 5. Bei den
später erweiterten höheren Schulen, werden dattn häufig die 3
ersten Lehrer Rector, Conrector und Cantor gettanut: zu Stral-
sund; Zoher, G. des Strals. G. 1839, I., 4; zu Wittenberg um
1622; Spitzner a. a. O. 22 (die andern Lehrer Collega IV, V. etc.),
zu Helmstädt 1542; Kn och, Gesch. der lat. Schule zu Helmstädt;
1860, 38 (der letzte hieß Intimus); zu Marienlmrg nach der Re-
formation; Prgr. des G. zu M. 1864, 15 (der letzte hieß Intimus
oder Quartus); zu Wismar um 1560, „de overste Scholemester
(später Rector), Conrector, Catttor, verde Geselle, Schriffschole-
mester; Crain, Prgr. der Stadtsch. zu Wismar. 1840, 2. Zu
69
nennt sich der nachmalige Rector Lange Prorector als er 1586
nur die Vices eines Rectors versah. 60) Die übrigen Lehrer
kommen nnter verschiedenen Benennungen vor; 1578 finden sich
praefecti classium, 1581 praefectus quintae, 1586 praefectus
quartae;61) 1578 Collaboratores; 1612 Collaboratores scholae;62)
1577 Praeceptores (nämlich Secundanus etc.), 1581 prae-
ceptor Sextae; 63) 1578: Collegae, 1592 collega infimus64);
Dortmtlnd hieß der erste Lehrer Rector, der 2. Conrector, der
3. Lector. Tiersch, 1842, 6; der erste Lehrer neben dem Rector
hieß zu Saarb. Conrector; Wiese 407; deßgl. 1599 zu Osnab.;
Hartmann a. a. O. 8; zu Hamb. 1556; Calmberg, Gesch. des G. zu
Hamb. 52 ; deßgl. zn Halle; Eckstein, Gesch. der Salleschen Schulen,
1850, I-, 2; zu Cassel 1589; Weber, Gesch. der gel. Schule zu
Cassel. Prgr. 1844, 89.
60) Zu Lübeck heißt es 1621: der Prorector soll, wenn Rector
behindert ist, die Schulinspection sich angelegen sein lassen und
gleich ihm täglich die ©fassen besuchen. Deeke, das Cathar. zn
Lübeck. 1843, 14. Auch zu Wismar heißt es 1668: Absente
Rectore peiies Prorectorem esta totins scholae administratis.
Prgr. Wismar 1840, 7.
61) Die Anstalten der Jesuiten zerfielen in 2 Abtheilungen;
unter einem dem Ganzen vorstehenden Rector standen 2 Präsecti
für die beiden Abtheilungen. Schmid, Encycl. II., 647.
02) Collaboratoren werden schon im 15. Jahrh, zu Hamb, an
der Domschule erwähnt. Meyer a. a. O. 53, in Cassel waren
1539 an der städtischen Schule 1 Rector und Collaboranten, 1639
Collaboratores. Weber a. a. O. I., 29, 11., 16; zu Wolfenbüttel
hieß 1581 der erste Lehrer Schulmeister, die übrigen Collabora-
toren oder Gesellen: Leiste, Gesch. des G. zu Wolfenb. 1817, 3;
ju Breslau waren 1528 ein Schulmeister und Collaboratores;
Prgr. 1860; zu Heilbronn 1583 ein Rector und Baccalaurei, auch
CoÜaboratores genannt; Prgr. 1863, 3; zu Osnabrück um 1560
Collaboratores; Hartmann a. a. O. 1861, 8; 22; zu Wittenberg
im Anfange des 17. Jahrhunderts die 2 untersten Lehrer Colla-
boratoren; Spitzner a. a. O. 22.
63) Der Name Praeceptor war besonders in den nach der im
Mittelälter gewöhnlichen Art eingerichteten Schulen der Ordens-
Ritter für Unterlehrer üblich. Ruhkopf 104. Hautz, Gesch. der
Neckarsch, zu Heidelberg 1849, 10.
34) Zu Breslau wird im 16. Jahrh, unter den Lehrern ein
Cantor erwähnt; alle übrigen werden Schnl-Collegen bei dem
Elisab. G. genannt. Schönborn, Gesch. des G. zu Mar. Magd.
1848, 44. Zu Budissin kommt 1592 ein Rector, Conrector,
70
1584: Schul-Regruten; außerdem wird 1586, 1603, 1627 Rector
quartae oder Rector Rbelorices und 1589 ein Professor logi-
sus66) genannt. Der Praefectus Octavae ober auch Sepiimae
war zugleich Organicus (praefectus organorum). Die beiden untern
Classerl hatten tu den ersten Jahren einen deutschen Schreib- und
Rechenlehrer (magister arithm. germ.)
Obliegenheiten des Rectors. Der Rector hatte nach
der Anordnung der Schule vom 1. Juli 1578, wie schon sub I.,
Gründung des Gymn., angeführt ist „mit Vorwissen der gen.
Herrn die anderen Präceptores, deren jeder einer sonderen
Classe präficirt und vorgesetzt wurde, anzunehmen und zu
dimitLiren; doch sollte den gen. Herren freistehen, wo in den
Classen ein Praefectus oder Praeceptor mangeln würde, alsdann
eine bequeme Person an solchen vacirenden Ort dem Rector,° zu
nomiuiren und vorzustellen, doch sollte darunter einem Recton
wider dessen Willen keiner obtrudiret werden, alle Unrichtigkeit
und Unordnung so viel möglich dadurch zu verhüten." Diesem
Collega III., Cantor, Collega V. und VI. vor; Prgr. 1863; zu
Wittenberg um 1622 Collega IV. V. et VI. Spitzuer 22; zu
Minden 1599 ein collega classis VII, collega cl. VIII und collega
«I. IX ober Intimus. Däcke, Gesch. des G. zu Minden. 1830, 20.
o-J Klösterliche Lectorett, welche den Mönchen Vorlesungen
halten mußten, kommett während des Mittelalters sehr oft vor.
Meyer, Gesch. des Hamb. Schulw. im Mittelalter. 1843, 57.
Daher der Titel auf die Schulen übertragen. So hatte z. B.
die Schule p Düsseldorf 1545 zwei Lectoren; Krafft, die gel.
Schule zu Düsseld. 1853, 14; 1584 wird auch zu Herborn ein
Lector erwähnt. Steubing, Gesch. der hohen Schule zu Herb.
1823, 25.
6e) Der Titel Professor scheint im 16. Jahrh, nur Lehrern
an höheren Schulen gegeben zu sein. So lehrten an der Mittel-
schule zu Durlach 1586 5 Präceptoren, alt den beiden höheren
Anstalten, dem Gymnas. und dem Convictoriuni, aber der Rector
und 4 Professoren. Auch bei der höheren Schule zu Herborn
kommt 1586 der Professortitel ror. Steubing 29. Zu Weilburg
finden sich in der neueren Zeit, 1832, ein Rector und 5 Professoren.
Friedemann, das Nass. Landes-Gymn. zu Weilburg. 1832, 115
u. 116.
71
gemäß schlugen u. A. die Grafen 1593 dem Prorector Cranz L.
Herenclau pm Lehrer vor und „präsentirten ihn."
Gleiche oder ähnliche Bestimmungen finden sich zu verschie-
denen Zeiten auch bei anderen Schulen. ß7)
Es lag ferner dem Rector ob, wöchentlich mit dem Conrector
an einzelnen Tagen die Classen zu besuchen, in einer Stunde je
zwei unter Begleitung Eines der Pedellen (Mise.).68) Unter seinem
Vorsitz (Praeside R.) wurde viermal des Jahres von den Classen-
lehrecn Examen gehalten (Mise.). Da der Rector eine kleine
o?) Der Rector wählte seine Unter-Lehrer nach den bekannten
Schulnachrichten im Mittelalter überall. Ruhkopf 119. Zober,
Gesch. des Strals. G. I., 6. Nach Bugenhagens Schulordn. voni
Jahr 1529 hatte der Rector mit 4 Rathmannen den Subconr.
und Cantor allein zu verschaffen. Calinburg, Gesch. des Gpmn.
zu Hanib. 1829, 29. Zu Siegen tjatte der oberste Schulmeister
seine Gesellerl anzunehmen und nach Befinden zu entlassen; Wiese,
333; auch zu Stuttgart durfte nach der Schulordnung von 1501
der Schulmeister die Gehülfen selbst wählen. Prgr. 1864, 23;
ebenso war zu Osnabrück der Rector ermächtigt, Schulgesellen an-
znnehmen und zu entlaffen. Prgr. Osnabr. 1861, 22. Noch um
Ostern 1563 wurde vom Patrone zu Stralsund dem Rector voll-
kommene Gewalt gegeben, zil jeder Zeit seine Gesellen zu entlassen
und Andere wieder anzunehmen. Zober, .Gesch. des Strals. G.
6. 1621 hatte zu Lübeck mit Zuthun der Curatoren der Rec-
tor vakante Stellen mit tüchtigen Männern zu besetzen. Deecke,
das Cathnr. zu Lübeck. 1800, 13. Zu (Stettin band sich der Fürst
bei Berufung eines Mitarbeiters aus eigenem Beliebeil gleichwohl
an das Vorwissen des Rectors. Hasselbach, zur Gesch. des G. z.
Stellin. 1851, 15.
6«) Zu Cassel mußte 1581—1599 der Rector eine wöchent-
liche Prüfung oder Repetion in den einzelnen Classen vornehmen.
Weber, Gesch. der gel. Schule zu Cassel. Prgr. 1843, 79. 80.
Dir. Weber beinerkt dabei: Dieselbe Einrichtung war auch zu
Corbach, Stralsund (Zober, zur Gesch. des Strals. G. I., 8)
und anderwärts hatte der Padägogearcha zu Herborn wöchentlich
die einzelnen Classen zu prüfen. Strubing, Gesch., d. h. Schule
zu Herb. 1823, 295. Zu Lübeck vlußte 1662 der Rector täglich
in die Classen gehen, examiniren und auf die _ Sitten achten.
Deeken, das Cathar. z. L. S. 43. Zu Halle besucht noch 1803
der Rector des reform. Gymn. die Classen, so oft es ihm möglich
und wo er es für nöthig findet. Eckstein, Beitr. ztlr Gesch. der
hall. Schule. 1851, 32.
7Q
Vergütung pro inscriptione69) erhielt (Mise.), so hatte er ohne
Zweifel die Schüler bei ihrer Aufnahme in ein Album zu schreiben;
und somit wahrscheinlich auch vor derselben zu prüfen.70) (Mise.;
Da oben gesagt ist, daß Die Scholarchen antretende Lehrer
zu examiniren halten und der Rector zu den Scholarchen gehörte,
so hat wahrscheinlich ihm der größte Theil dieses Geschäftes ob-
gelegen. 71)
4. Die Zeit des Unterrichts.
Die Zeit, wo der Unterricht seinen Anfang nahm, war für
Sommer und Winter verschieden: im Sommer begann der Unter-
richt um 6 Uhr, im Winter (vom 1. Oct. bis 1. Jan.) um 7
Uhr (Mise.).79) Die zweite ordentliche Stunde wurde um 8 Uhr
69) Schon 1557 wird zu Stettin Einschreibegebühr erwähnt;
Hasselbach, Beitr. zur Gesch. des Gymn. zu Stettin. 1851. 16.
Auch zu Essen kommt schon 1563 Jnscriptionsgeld vor; Prgr.
des Gymn. zu Essen 1862, 2; zu Stralsund 1560. Zober a. a.
O. 7; zu Herborn seit 1620. Prgr. 1863, 8. Zu Quedlinburg
bis 1827; Wiese 245; zu Gumbinen 1762; Prgr. 1865, 16; zu
Marienwerder 1786; Gesch. Nachr. über das Gymn. zu Marien-
werder; 1838, S. 18. 19.
79) So zu Stralsund 1569—1616. Zober II., 11; zu Her-
born 1609; Strubing 294; zu Darmstadt 1658; Dilthey, Gesch.
des G. zu Darmst. 1829, 27. und zu Zittau bis 1824; Rückert,
das Gymn. zu Zittau. 27.
71) Zu Herborn soll der Pädagogearch 1609 die Lehrer
prüfen, wenn es erforderlich ist, ehe sie berufen werden Strn-
bing 294.
72) Ebenso zu Lübeck bis 1662; Deecke, das Cathar. zu Lü-
beck; 1843, 23; zu Saarbrück; Wiese 407; zu Budissin 1592;
Prgr. 1863, 15; zu Minden 1599—1618; Däcke, Gesch. des G.
zu Minden. 1830, 22; bei der Egidienschule zu Braunschweig 1535;
Sack, Gesch. der Schule zu Braunschw. 1861, 45; zu Herborn
Ende des 16. Jahrhunderts des Sommers am 5, im Winter uni
6 und 7 Uhr zum Morgenessen entlassen; Nachmittags 12—4 Uhr;
Prgr. 1863, 4; in der Casseler Schule von 1539—1581 von 5
oder 6 Uhr, Nachm, von 12—3 Uhr; Weber a. a. O. I., 33,
nach einer schon vor der Reformation bestandenen Einrichtung;
Ruhkopf 260; zu Stralsund stellten sich im Sommer die Schüler
um 5 Uhr in ihren Classen ein, die Schüler der untern Classen
73
gegeben. Mit diesen beiden Stunden war der öffentliche Unter-
richt für den Vormittag geschloffen (Ueber Pädagogien später).
Da man damaliger Zeit um 11 Uhr zu Mittag aß (Zober, Gesch.
des Stralsunder Gymn. 1839, I., 8, Vierordt, Gesch. des G. zu
Durlach Karlsruhe, 1859, 55), so begannen die Nachmittags-
stunden wie bei fast allen damaligen Schulen um 12 Uhr, wo
man mit dem Singunterricht7S) in den verschiedenen Classen be-
um 6. Zober, Gesch. des Stralsunder Gymnas. I., 1839, I., 7.
Nach der Würtemb. Schulordn, vom Jahr 1559 dauert der Un-
terricht im Sommer von 6—7 und „nach der Morgensuppe" von
8—10; im Winter von 6—8; 9—10; Nachm, von 12—2 und,
außer Donnerst, und Sonnabend von 3—4; Schmid, Encycl. II.,
649; zu Weimar 1562 im Winter von 7—10, des Nachm, von
12—2, ob im Sommer die Lectionen früher begonnen haben, ist
nicht angegeben; Heiland, Gesch. des G. zu Weimar. Prgr. 1859,
16; zu Stuttgart im 16. Jahrh. Sommers von 6-7 und 8-10;
Winters von 6—8 u. 9 IO; Nachm, von 12 2 u. 3—4; Prgr.
Stuttg. 1864, 31; zu Wesel beginnt d. U. im Sommer und Winter
in den obern Classen um 6, in den untern um 7 Uhr; Programm
1859, 27; zu Frankfurt im Sommer von 6, im Winter von 7
oder 8 10; Gesch. der Schule zu Frankfurt. 1858, 92; zu Her-
born im Sommer von 6, im Winter von 8 Uhr; Prgr. 1863,
5; zu Schleusingen 1577 von 6-9; Nachm. 12—3; Wiese 289;
zu Eßlingen 1533 von 6—10; Nachm. 12—4 Uhr; Pfaff, Gesch.
des gel. Schulw. in Würtemberg; 1842, 54; zu Wittenberg 1645
von 6—9; Nachm, 12—3; Wiese 259; zu Cassel bei der Hofschule
im 16. Jahrh, von 6-8; Nachm, von 12—2; Hartwig, Gesch.
der Hofschule zu Cassel. 1865, 42; zu Dortmund fingen die erste
Zeit * hindurch die Lehrstunden, auch des Winters Morgens
um 6, Nachm, um 1 Uhr an. Mellmann, Gesch. des Archig. zu
Dortm. 1807, 14; in Weilburg Morgens 6—9 Uhr; Eichhoff,
Gesch. des Gymn. zu Weilburg. 1840, 33, 34; zu Zeitz c. 1550
von 7—10 und Nachm, von 12—3; Wiese 275; zu Gotha 1606
von 7 -10, Nachm, von 1-4; Schulze, Gesch. des G. zu Gotha.
1824, 79; zu Durlach von 7—10 bei den älteren, bei allen Classen-
schülern von 8-10, Nachmittags von 1—3; Vierordt, Gesch. der
Schule Durlach-Carlsruhe. 1859, 89; zu Osnabrück von 7 — 9
und Rachm. von 12 - 2 oder auch wohl bis 3; Hartmann Gesch.
des Rathsg. zu Osnab. 1865, 19; daß man wie z. B. in Minden
oder Rudolstadt im Sommer um 6 Uhr angefangen habe, dafür
finden sich keine Andeutungen; Ebendas.
73) Schon in der Mitte des 16. Jahrhunderts war die Mu-
sikstunde gleich nach Tisch; Ruhkopf 271. Luther sagt in seinem
5 *
74
gann und von 1—2 niedere Zweige folgen ließ. Die letzte öffent-
liche Stunde war des Sonnners von 4—5, vom ersten Octbr. bis
X. Jan. aber von 3—4 (Mise. ititb lud. lect. hiein. 1586, 1588).
Der öffentliche Unterricht umfaßte also täglich mit weiser Unter-
brechung 5 Stunden,^) von denen 2 des Vormittags und 3 des
Nachmittags gegeben wurden.
Der Mittwoch Nachmittag sollte, nachdem die Gesangstunde
gehalten war, frei sein (Mise.;) nach dem Index lect. auct. 1579
Mittwoch und Sonnabend die 1. und 3. Stunde Nachmittags.
Wenn an diesen Tagen nicht zum Abendgebete gegangen wurde,
wurde den Schülern Erlaubniß gegeben, spazieren 31t gehen, oder
zu spielen.75)
Unterricht der Visit. 1538: Die Stunde nach Mittage sollen sie
mit den anderen in der Musica geübt werden und die Sachs.
Schulordn, bestimmte iür die Singübungen die Stunde von 12—1;
so zu Stettin 1565, Hasselbach 1851, 22; zu Weilbnrg 1592;
Elchhoff S. 37; 1562 zu Weimar; Heiland 16; 1594 zu Grei-
fenberg; Niemann, Gesch. der Stadt Greifenb. 1862, 111; zu
Siegen 1604; Prgr. 1859, 18;'zu Budiffin 1700; Prgr. 1863,
30;' zu Walkenried; Volckmar, Gesch. der Klostersch. Walkenr.
1857, 62; zu Hamburg 1537; Calmberg, S. 46; zu Saarbrücken
Peter, Prgr. 1863, 32; zu Wittenberg 1623; Spitzner 125.
u) Der Unterricht bei den Schulen der Reformatorelt dauerte
5-6 Stunden täglich; Schmid, Encycl. 2, 639; in den höheren
Stadtschulen beschränkte sich die Zahl der wöchentlichen Stunden
auf 21—22, wodurch der freien L>elbstthätigkeit mehr Spielraum
überlassen und eine größere individuelle Ausprägung der Geister
und Charaktere gewonnen werden konnte. K. Schmid, Encycl.
2, 640. K. Schmidt, Gesch. der Erz. und des Untere., 1863, 205.
In Schulpforte wnrdeu im 16 Jahrh, täglich nie mehr als 5
Stunden, mit Unterbrechung, ertheilt; Schmidt und Kraft, die
Landesschule Pforte; 1814, 14; zu Stralsund 5 Stunden (2 des
Vorm., 3 des Nachm). Zober 1!., Seite 7; zu Duisburg täglich
nur 4; Köhnen, zur Gesch. des G. zu Duisb. 1850, 9; zu Cassel
täglich 5-6 Stunden; Weber, Prgr. 1844, 32, ebenso zu Dort-
mund, Mellmann S. 15; zu Weilbnrg 6 (Vorni. 3 und Nachm.
3); Eichhoff, Gesch. des G. zu Weilb.; 1840, 33; deßgl. zu Stral-
sund ; Zober I., 36. Der öffentlichen Stunden sind zu Osnabrück
mit Einschluß der Disput, im 16. Jahrh. 21, oder wenn die 3.
Nachmittagsst. gehalten wurde, 25; Hartmann, das Rathsgymn.
zu Osnab. 1865, 19.
75> Stach Bngenhagens Schulordnung v. I. 1529 war zu
75
Eine Viertelstunde vor dem Anfange der Schule wurde mit
der Glocke76) geläutet, worauf die Schüler sich einfinden mußten,
damit der Unterricht zeitig anfangen konnte (Mise.).
Hamb. Mittwoch Nachm, „verlöf". Calmberg, G. d. G. zu Hamb.
Ebenso war nach einer Schulordn. v. I. 1535 zu Braunschweig
wöchentlich ein halber Spieltag; Dürre, Gesch. der gel. Schute
zu Braunschweig; 1861, 24; zu Weimar war 1562 Mittwochs
und Sonnabends Nachmittag frei; Heiland, Beitr. zur Gesch.
des G. zu Weimar 1859, 16, deßgl. zu Dortmund; Mellmann
a. a. O. 25; zu Cafiel; Weber, Gesch. der städt. Gelehrtenschule
zu Cassel; Prgr. 1843, 82; zu Saarbrücken; Peter, Beiträge zur
Gesch. des G. zu Saarbr. 1863, 30; zu Herborn 1609; Steu-
bing 295.
Die Nachmittage am Mittwochen und am Sonnabend waren
zu Stralsund 1560 — 69 nicht frei; dagegen wurde des
Sonnabends schon um 2 geschlossen, weil die Schüler dann in die
Kirche mußten. Zober t., 8. Zober bemerkt, II., 7, es sei auf-
allend, daß auch Mittwochs und zum Theil auch Sonnabends die
Nachmittagsstunden zun; Unterricht benutzt seien.
76) Zu Stralsund heißt es 1560: „Nachdem die Klocken all-
hie in allen drein pfarkirchen so gar vngleich schlan vnd vns eine
große Anordnung beide in schulen vnd Kirchen — wird vns eine
kleine Klocke im Kloster von nötten sein, da man leuthe, wen
man zu lesen anfangen vnd aufhören sol, darnach sich ein jeder
wisse zu richten." Zober, z. Gesch. des Strals. G. I., 34. Auch
anderwärts hatte man im 16. Jahrh. Schu lglo cken. In Schul-
Pforte wurde kurz vor 5 Uhr mit der Sch ul g locke vom kleinen
Thurme das Zeichen zum Aufstehen gegeben; Schmidt und Kraft,
die Landesschule Pforte. 1814, 13. Im Jahr 1543 hatten zu
Dortmund die Choristen Morgens und Nachmittags zur gehörigen
Zeit mit der Schulglocke das Zeichen zum Anfang des Unter-
richts zu geben. Mellmann S. 6. Zu Herborn mußte, nach den
revidirten Schulgesetzen vom Jahr 1609, vor dem Anfange der
Lectionen mit dem Glöckchen ein Zeichen gegeben werden, da-
mit die Classen zu rechter Zeit ihren Anfang nähmen. Steubing,
Gesch. der hohen Schule zu Herb. 1823, 235. Zu Durlach ver-
einigten sich die im Gymnasium wohnenden Convictoristen täglich
um 6 Uhr Morgens bei einem Zeichen mit der Sch ul g locke zu
der gemeinsamen Andacht. Vierordt, Gesch. des G. zu Durlach-
Karlsruhe. 1859, 53.
4. Vertheilung der Unterrichtsgegenstände in die einzelnen
Classen.
Im Allgemeinen war festgesetzt, daß die Wissenschaften in
allen Classen des Morgens, die Uebungen des Abends, die Au-
toren in den mittleren Stunden des Tages docirt, resp. gelesen
werden sollten.77) Der Unterricht wurde theilweise 2 Classen ge-
meinsam, theils jeder einzelnen ertheilt. In der kromulgatio
novae scholae Corb. vom Octbr. 1578 heißt es: Quinis quotidie
per singulas classes horis docetnr, ternis quidem singularuni pro-
priis, binis vero binarum combinationibus. 78) Welche Zahl von
Stunden ein einzelner Lehrer wöchentlich zu ertheilen gehabt habe,
ist nirgend genau zu erfahren. Sie scheint nicht sehr hoch ge-
wesen zu sein.79) Die Promulgatio rc. setzt zwar den Ansang der
Schule auf den 4. Mai, die wirkliche Eröffnung erfolgte aber doch
erst Donnerstag den 7. Mai.
Lectionen unter dem Rector Lazarus Schöner.
Frühjahr 157 9. Octava. Deutsch-bnchstabiren, Lesen,
(Sommer 1582 auch Lateinischlesen- und schreiben). Schreiben der
77) Die Lectionsplane der gel. Schulen im 16. Jahrhundert
zeigen im Allgemeinen eine große Uebereinstimmung, besonders
die von Sturm und der Sachs, und Würtemb. Schulordnung
abhängigen. Knoch, Gesch. d. lat. Stadtsch. z. Helmslädt 1860,29.
Zu Cassel wurden die Hauptlectionen, namentlich Grammatik, des
Vormittags gegeben, die Rebenlectionen, insbesondere die Musik,
des Nachmittags. So bestimmte dies schon die Sächs. Schulordn,
vom Jahr 1580; Weber, Prgr. 1843, 32, und der Lehrplan der
Reformatoren überhaupt; Schmid, Encycl. II., 639.
78) In Cassel wurden die meisten Lectionen in combinirten
Claffen ertheilt; Weber, Prgr. 1843, 79; zu Dortmund wechselten
die Lehrer mitunter-»ihr<Classen, oder die Schüler mehrerer Classen
traten zusammen; Mellmann S. 15; im Gymn. zu Saarbrücken
gab es vielfache Combinationen mehrerer Classen; Peter, Beitr.
zur Gesch. des Gymn. zu Saarbr. 1863, 31; Combinationen kamen
auch zu Herborn 1609 vor; Steubing 291.
79) Zu Dortmund betrug sie für den 1. und 2. Lehrer täglich
je 3. Mellmann S. 15; zu Stralsund gab der Rector wöchentlich
etwa 17, der Conrector ungefähr 18, die andern Lehrer je 20—23;
Zober 1., 13.
77
deutschen Buchstaben nach Vorschrift auf die Tafel 80), Vorzeigung
des zu Hause aus dem Psalter Geschriebenen; Uebung der deut-
schen Orthographie nach Beispielen sproposito exemplo), kleinere
Briese nach Angabe des Inhalts, Hersagen aus dem deutschen
Katechismus Lutheri, Rechnen, Kenntniß der Zahlen, Zählen,
Singen der in der Kirche vorkommenden Choräle.
S e p t i m a. Lateinisch buchstabiren- und lesen, (Xomenclatnra
Latinogerm.81) (Sommer 1580 und 1581: cum quibusdam lo-
quendi formn lis paucis et familiaribus), Lateinischschreiben nach
Vorschrift auf der Tafel, lateinische Orthographie (im Sommer
1580 uub 1581 cum vocum flexione analoga, ubi satis est, si
puer formulam teneat, etiamsi cujus declinationis nomen aut con-
jugationis verbum sit, nondum sentiat; et ut latine nondum lo-
quatur, tarnen coosuescat ob eam causam a vernaculo sermone
abstincre atque ita Jatinum aliquid meditari; 1582—83: In vocum
flexione dicenda scribendaque confirmatur), Auswendiglernen aus
80) Schultafeln werden schon im 15. Jahrhundert zu Braun-
schweig oft erwähnt; Dürre, Gesch. der Gelehrtensch. zu Braun-
schweig. 1861, 22. In Sturm's Gymnas. zu Strasburg wurde
eine Tafel gebraucht; Raumer 1., 242. Deßgl. zu Hamburg
1537; Calmberg 39. Lesen an der Tafel kommt im 16. Jahrh,
zu Stuttgart vor; Prgr. des Gymn. zu Ulm; 1863, 10; 1559
erwähnt; Pfaff, Gesch. des gel. Unterrichtsw. in Würtemb. S. 37;
zu Stralsund; Zober I., 9. Zu Dortmund benutzte man im
16. Jahrhundert eine Tafel zum Anschreiben; Mellmann S. 24,
1597 sind zu Osnabrück 4 Tafeln zum exercit. musices und
arithm.; Hartmann S. 24.
81) Die Nomenklatur-Methode wurde von Sturm nicht allein
bei der lateinischen, sondern auch bei der griechischen Sprache an-
gewendet; Ruhkops 368; bteNomcnclatura, ein Vokabelbuch, wurde
1570 zu Breslau eifrig betrieben; Schönborn, Gesch. des G. zu
M. Magd. 1848, 6; deßgl. zu Cassel; Weber, Prgr. 1843, 79.
Nach den Mise, ist bei uns die Nomcnclatura Adriani Junii ge-
braucht. Adr. Junius, gebürtig aus Horn in Holland, war^ 1564
Schul-Rector zu Harlem und schrieb u. a. Nomenclatorem; Jöcher.
Die Nomcncl. Adr. Junii wurde auch zu Herborn 1609 gebraucht.
Steubing 291, 293; deßgl. 1604 zu Siegen; Prgr. 1859, 16, zu
Wesel 1584; Heidemanu, Prgr. 1859, 33; zu Frankfurt; Helfen-
ftein 95; gu Meißelt Adami Siberi Epitome Nomenclatoris Junii;
Müller, Gesch der Fürsten- und Landesschule zu Meißen 1787, 30.
78
betn lateinischen Katechismus82) (im Sommer 1582 und 1586
mit Octava gemeinsam Catechismun cum quodam scribemli exer-
citio), Schreiben und Correctur der gesckriebenen lat Decl. und
Conjug. (im Winter 1851 — 82: Adjecit septima flexiones
vocuni, quarum causa tum nomenclatura, tum dialogi puerilium
sermonum ediscuntur), Schreiben deutscher Briefe (mit 8.), Aus-
wendiglernen des deutschen Katechismus Luthers;8S) Rechnen und
Singen mit 8.
Sexta. Lateinische Etymologie nach der kleinen Gram-
matik Phil. Melanchthon's;84) Historia sacra ex, dial. Castalio.
82) Nach Sturm lehrte man in der 9. Classe ben Katechismus
deutsch, in der 8., 7., 6. lateinisch; in 5. las man lest.
Gr. und in 2. u. 1. einige Capp. 6enes. Rieth, I. Sturm. Prgr.
Eisenach 1864, 5. Auch bei Trotzendorf ging die Unterweisung
in der Religion auf das Auswendiglernen des'deutschen und lateini-
schen Katechismus. Ruhkopf 355. Der deutsche Katechismus
Luthers wurde u. a. gebraucht zu Stralsund, Zober II., 8; zu
Weimar 1562; Heiland 1859, 16; 1586 wird der deutsche Katech.
in der Schule zu Durlach ins lat. übersetzt; Vierordt, 1859, 54;
1592 gebraucht zu Weilburg, Eichhoff S. 35. Der lat. Katech.
aber ist gebraucht 1560 zu Stralsund, Zober I., 38; zu Weimar
1562, Heiland 1859, 16; 1567 zu Lübeck, Deecke, 1843,27; 1569
zu Helmstädt, Knoch 1850, 42; 1570 zu Eisleben, Eilend, 1840,
134; 1581 im gr. Kloster zu Berlin, Bellermann 1825, HI., 20;
1592 zu Weilburg; Eichhoff 1840, 35; 1615 wird der lat. Katech.
in den höheren Classen zu Wittenberg gelehrt, der deutsche in den
unteren; Spitzner 1830, 24.
88) Ein griech. Katech. Luthers wird zu Stralsund erwähnt;
Zober II, 9; auch zu Weilburg 1592, Eichhoff 35.
8H Melanchthons lat. Grammatik kam zum ersten Male 1525
heraus; man zählt bis zum Jahr 1737 nicht weniger als 51 zum
Theil mehr oder minder veränderte Editionen; Raumer I., 202;
205. Sie herrschte in der 2. Hälfte des 16. Jahrh, auf deutschen
Gymnasien. Wir finden sie u. a. 1537 zu Frankfurt, Helfenstein
1858, 88; zn Hamburg, Calmberg 1829, 42; 1544 zu Hildes-
heim, Fischer 1862, 6; 1560 zu Stralsund, Zober I., 10; 1562
zu Weimar, Heiland 1859, 16; 1565 zu Schwerin, Wex 1853,
11; 1566 zu Wismar; (die größere Gr.) 1569 zu Wolfenbüttel
(die größere Gr.) Leiste 1817, 2; 1570 zu Eisleben, Ellendt, 1846
133; 1581 im gr. Kloster zu Berlin; Bellermann 1825, III-, 20;
1584 zu Walkenried; 1592 zu Budissin, Prgr. 1863, 19; 1592
zu Weilburg, Eichhoff, 1840, 35; 1594 zu Greifenberg, Niemann,
nis,85) kleinere Briefe Cicero's,86) Gelogen Virgils,87) Correctur
der Übersetzung aus dem Lateinischen, Arithmetik nach Ramus
Gesch. der Stadt Gr. 1862, S. 111; int 16. Jahrh, zu Stutt-
gart, Programm 1864, 32; ßu Frankfurt, Helfenstein 1858, 88.
Sie war überhaupt vorgeschrieben in der Stuttgarter Schulordn,
vom Jahr 1559, mit der die Sächsische vom Jahr 1580 überein-
stimmt, Pfaff, Gesch. des gel. Unterrichtsw. in Würtemberg, 1837,
10. Im Jahr 1609 kommt zu Herborn vor: Grammat. lat.
Ppilippo-Ramea, Steubing 1823, 291.
85) Castalio starb als Prof, der griechischen Sprache zu Basel
im Jahr 1563.
Diall. sacr. Cast, wurden z. B. auch auf der Hofschule zu
Cassel gebraucht, Hartwig, Gesch. der Hofschule zu Cassel. S. 58,
deßgl. 1502 zu Stuttgart, Pfaff a. a. O. 34, Prgr. 1864, 32,
auch sonst in Würtemb. Klosterschulen, Pfaff, 23; 1569 zu Helm-
städt, Knoch 1860, 42.
86) Wahrscheinlich nach der Atlsgabe non Sturm, die z. B.
auch in Cassel unter Jungmann, der von Corbach als Rector dort-
hin versetzt war, gebraucht wurde; Weber, Prgr. 1843, 37. S.
3. Sturm schrieb die Lectüre der Briefe Ciceros vor; Raumer 1.,
242. Ebenso kommen Cie. epp. e<l. Sturmii vor 1562 zu Weimar,
Heiland 1859, 17; 1565 zu Schwerin; Wex 8. 1569 zu Stral-
sund, Zober 11., 9; 1580 zu Meißen, Müller 34; 1592 zu Bu-
dissin, Prgr. 1863, 17; 1609 zu Herborn, Steubing 291, 292;
sonst noch zu Durlach, Vierordt 58, zu Gotha, Schulze 8, zu
Düsseldorf, Krafft 15. Außerdent finben sich Cie. epp. ohne An-
gabe des Herausgebers bei vielen Schulen, was nicht zu verwun-
dern ist, da sie schon in der Stuttgarter Schulordn, vom Jahr
1502 Md von Luther in s. Unterr. für Visitatoren 1538 empfohlen
waren: 1537 zu Frankfurt, Helfenstein 89; 1543 zu Helmstädt,
Knoch 30; 1543 zu Braunschmeig, Sack 74; 1544 zu Hildesheim,
Fischer 6; 1554 zu Eisenach, Funkhänel 111., 6; 1558 zu Heidel-
berg, Hautz, Gesch. des Pädag. zu Heidelb. 1855, 16; 1560 zu
Stralsund, Zober 1., 9; 1570 zu Eisleben, Ellendt 133; 1583 zu
Frankfurt, Helfenstein 95: zu Wernigerode um 1600, Kallenbach
23. S. 3.
87) Melanchthon schrieb in der K. u. Schulordn, vom Jahr 1528
den Virgil zur Lectüre vor. K. und Schulordn. Mel. vom Jahr
1528, hersg. von Weber 1844, S. 111; Ebenso die ^Schulordn.
für Baiern (Aen. und Ecl.), Lipowsky, Gesch. der Schulen in
Baiern1825, 182. deßgl. Sturm, Raumer 24,7. Die Erlogen Virgils
wurden gelesen 1537 zu Frankfurt; Helfenstein S. 88; 1537 zu
Hamburg, Calniberg 49; 1560 zu Schwerin; Wex 1853, 11; 1562
zu Weimar, Heiland 1859, 17; 1569 zu Stralsund, Zober 11.. 9;
1570 zu Eisleben, Ellendt 134; 1581 im gr. Kloster zu Berlin,
80
(reliquae speeies), Singen der Psalmen und lat. Hymnen nach
Art der Kirchen-Choräle.
Quinta. Lat. Syntax nach der kleinen Grammatik. Phil.
Melanchthon's (im Sommer 1580 und 1581 earnque ex autori-
bus praelectis quotidie apud magistrum imitetur scribendo, loquendo;
im Winter 1581: conversio quotidiana extemporalis et singu-
lis septimanis domcstioa; int Sommer 1581: In Quinta \ero
audiat et. Grammaticam P. Rami, id est Etymologiam totam cum
tota Syntaxi, neque tantum loquatur cum omnibus88) omnia
Bellermann 1825, HI., 20; 1583 zu Frankfurt, Helfenstein 96;
1592 zu Weilburg, Eichhoff 35; 1592 zu Budissin, Progr. 1863,
19; um 1600 zu Wernigerode, Kallenbach, Gesch. d. L. zu Wer-
nigrode 1850, Zus. 23. 24, 1613 zu Herborn, Bouterwek, Gesch.
der lat. Schule zu Elberfeld 1865, 170; zu Gotha im 16. Jahrh.,
Schulze 83; 1615 zu Wittenberg (oder Aen.), Spitzner 24.
88) Schon 1478 wurde den Lehrern zu Braunschweig befohlen,
die Schüler zrt lehren, lateinisch zu sprechen, Dürre, Geschichte
der Gelehrtenschulen zu Braunschweig. 1861, 28. 39. Melanchthon
in der Schulordn, von 1528 bestimmt, die Kinder sollten allein Latei-
nisch lernen; Mel. Kirchen- und Schulordn, hersg. von Weber.
1844, 107. In Luth. Unterr. der Visitatoren v. I. 1538 heißt es:
Es sollen auch die Knaben dazu gehalten werden, daß sie Latei-
nisch reden; Raumerl., 177. Nach der Schulordn. Bngenhagen's
vom Jahr 1529 sollen die Schüler lateinisch reden, Calmberg,
Gesch. des G. zu Hamb. 1829, 28, deßgl. 1538 zu Braunschweig,
Sack a. a. O. S 74; im Gymn. zu Strasburg war nach Sturm's
Schulgesetzen den Lehrern wie den Schülern alles deutsch sprechen
untersagt: sermones juventutis latinos esse volumus, omnium,
etiam eorum, qui in extremis latent classibus; Raumer l., 271.
Die von Sturm gegebenen Gesetze für die Schule zu Lauingen
sagen §. 11: Sermo ubique omnium latinus esto; Vierordt, Gesch.
des G. zu Durlach. S. 61. Eine Schulordn, von Stuttgart vom
Jahr 1501 dringt auf „latinisch reden, scriben"; Raumer l., 279,
Stuttg. Progr. vom Jahr 1864, 25; auch die Würtemb. Schul-
ordnung vom Jahr 1559 bestimmt, die Knaben sollten in und
außerhalb der Schulen nicht deutsch, sondern lateinisch nüt einander
reden; ebenso bestimmt die Sachs. Schnlord. vom Jahr 1580, die
Knaben sollten gut Latein zierlich und verständlich reden lernen,
Raumer L, 282. 288. Die Schulgesetze des Gymn. zu Hamburg
vom Jahr 1537 bestimmen: Die Schüler sollen lat. sprechen;
Calmberg 53. zu Hildesheim: 1544 und 1574: sie sollen stets
lat. sprechen; Fischer, 6, 16; in Salzwedel sollen 1560 die Schüler
8*
latine, sed scribat etiam ex tempore, habeat domestieae conver-
sionis thema singulis septimanis, modoque vernacule datum eon-
vertat autorum verbis latine, modo latinum locum familiärem,
nondum tarnen expositum, reddat vernacule. Vorsum quoque la-
tinum aliquando graece referat. Atque ita hujus classis est
latina grammaticae scientiam absolvere), Prosodik,'8S) Briefe
in und außer der Schule lateinisch sprechen. Wiese 236; deßgl.
zu Heiligenstadt, Wiese 284, §n Erfurt 1561, Prgr. 1862, 47; zu
Weimar 1562, Heiland 18; zu Breslau 1565, Schönborn, Prgr.
1848, 12; zu Helmstädt täglich 1569, Knoch, Prgr. 1860, 44, 30;
zu Grimma sagen die Gesetze ca. 1570 sermone tarn apud magi-
stros, quam apud sosios latino semper utuntor, Wunder, Sacr.
saec. Jll. ap. Mold. 1850, 33; zu Frankfurt heißt es 1579: sermo
latinus esto, Helfenstein 140; zu Eisleben soll in den 3 oberen
Classen nur lateinisch gesprochen werden, Ellendt 135; eben so zu
Gotha in den oberen Classen 1572, Schulze 56; zu Arnstadt heißt
es 1583 latino sermone in templis, schola et quibuscunque con-
gressionibus Utuntor, Uhlworm, Prgr 1853, 29; in der Hofschule
zu Cassel soll, 1595, die Unterhaltung nur in lateinischer Sprache
statt finden, Hartwig 34; im 16. Jahrh, sollen die Schüler zu Stuttg.
schon in 11. lat. sprechen, Prgr. Stuttg. 1864, 33; immer lat.
sprechen sollen die Schüler zu Herborn, Stenbing 301, deßgl. zu
Ersenach, Fnnkhäiiel III., 11. Die 1599 publicirte institutio stu-
dior. societ. Jesu enthält gleichfalls die Vorschrift des Lateinspre-
cheiis für die Schüler; Raumer 1., 302; Ruhkopf 380.
8») In Quarta kommt Nachahmung nnb Uebersetzung ans
Prosa in Verse vor; unter N. Lange aber lat. und griech. Vers-
übungen. — Melanchthon hielt poet. Versuche für einen wesent-
lichen Bestandtheil der Stylübnngen, Klix. Phil. Melanchthon,
1860, 18; et' sagte alumnam eloquentiae et paene omnis sincerae
eruditionis esse poeticen nnb ermahnte seine Privatschüler unab-
lässig, Verse zu machen. Ebend. S. 19. Auch Luther hatte in
seinem Unterricht der Visitatoren 1538 gesagt, man solle den
Knaben des 3. Haufens metricam vorlegen, dadurch sie gewöhnt
würden Verse zu machen; denn diese Uebung sei sehr fruchtbar.
Anderer Schrift zu verstehen, mache auch die Knaben reich an
Worten und zu vielen Sachen geschickt. — Schon seit 1500 be-
trieb man gerne. Poesie, weil sie in ihren Abstiche gegen die
mittelalterliche Scholastik als die sicherste Schule des Geschmacks
erschien, Ellendt, Gesch. des Gymn. zu Eisleben, 1846, S. 137.
Zu Dortm. kommen 1583 in 111. Uebungen in geb. und ungeb.
Rede vor; Mellm. S. 11; deßgl. 1555 zu Eisenach; Funkhänel
III., 10; zu Weimar 1562; Heiland S. 17; zu Frankfurt 1579;
6
82
Cicero's mit 6. Eclog. Birg, (im Winter 1581/82 uub Sommer
1582: Quorum autorurn aiternis diebus in Sexta analysis et
genesis scribendo. In Quinta cum Epp. et Buc. lect. majore
consimiliter resolutio et imitatio90) sua sequitur; im Winter
1582/83 Sextae proprii sunt dialogi Sturmii, unde Etymologie
cae et Syntaxeos rudimentaria paratur. Quintae propria Buco-
Jica Virgilii), Uebersetzett aus betn Deutschen -ins Lateinische und
aus dem Lateinischen ins Deutsche, täglich 1 Extemporale und
wöchentlich 1 Exerc. zu Hause; Griechisch lesen aus der Gram-
matik des P. Ramus;9r) Correctur der geschriebenen Deel, und
Conjug., die auch auswendig zu lernen sind; Hist, sacra mit 6.,
Helfenstein S. 91; Zu Gotha griech. und lat. Verse; Schulze S.
85; deßgl. zu Herborn; Steubing 112, 289. Prosod. und metr.
Uebb. zu Stralsund 1569; Zober II., 8; zu Stuttr. 1599; Prgr.
Stuttgart 1864, 37; zu Siegen 1598, Steubing S. 113; Helm-
städt 1569; Knoch I., S. 43; Zu Hildesheim 1574; Fischer 12.
") Die Imitation der Klassiker, vott Sturm und in der
Würtemb. Schulordnung eifrig empfohlen', besteht daritt, daß
man die Schüler unterrichtet, wie sie ttamentlich Phrasen Cicero's
und Anderer durch geringes Verändern unkenntlich machen und
als eigenes Product vorbringen. Raumer 1., 273; 283; Ruh-
kopf 369, 370.
91) Peter Ramus stammte aus einet alten adeligen Familie
aus Lüttich. Er ist geboren im Jahr 1515 in dem Dörfchen
Cuth bei Soissons, erhielt seine Bildung in deut College de Na-
varre zu Paris, erlernte die lat. u. griech. Sprache in seltener
Vollkommenheit und studirte außerdem Aristotel. Philosophie. Im
Jahr 1536 vertheidigte er die These: Quaecunque ab Aristotelc
dicta essent, commentitia esse und erhielt darauf die Magister-
würde. Als Docent vott der Universität zu Paris in vielfache,
auch theologische Streitigkeiten verwickelt, beschloß er, sich nach
Deutschland überzusiedeln. Er betrat bett deutschen Boden in
Strasburg, ging dann nach Freiburg, Basel, Zürich und 1569
nach Heidelberg. 1570 kehrte er nach Paris zurück. Am 26. Aug.
1572 fiel er hingemordet von bem durch seine wissenschaftlichen
Gegner fanatisirten Pöbel. Er war nicht bloß ansgezeichneler
Philosoph, fonberu auch Pädagog, Mathematicus und Theolog,
zog sich aber durch feine Angriffe auf die Aristotel. Philosophie,
der auch die meisten Melanchthonianer streng anhingen, viele Feinde
zu. Vergl. über Ramus Charles Waddington: Ramus, sä vie, ses
ecrits etc. Paris 1855; M. Cantor, Petrus Ramus, in Gelzer s
Geschichte: Sleidanus de quatuor munarchiis;92) Arithmetik und
Sillgen mit 6. (Im Winter 1582/83: Atque ita quatuor classi-
bus latini sermonis facultas terminatur, deinceps graeca
lingua cum reliquis artibus).
Quarta. Cicero pro Marcello 93), (im Sommer 1580:
Cic. or. in Catilinam; Sommer 1581: Cic. or. in Cat. !.
Sommer 1582: Quarta, cui rhetorica proposita est rhotorice re-
solvit et imitatur, Tertia, cujus est logica, logice; im Winter
1582/83: Imitatio fit prosa et versibus; expositis in Quarta Cic.
et Virg. tantum rhetorica ideoque solam hanc analysis et genesis
respiciunt, in Tertia logice fit analysis et genesis), Correctur des
aus dem Griechischelt ins Lateinische, aus deut Lateinischert irts
Griechische, oder des aus Versett in Prosa oder umgekehrt Ueber-
setzten; Griechische Etymologie (im Sommer 1580 ex p. Kamo
Monatsbl. 1867, S. 129 ff.; Lorsbach, Prgr. hes G. zil Siegen.
1855, S. 11. Um die Grammatik und Rhetorik erwarb er sich
viele Verdienste.
9*) Luther hielt viel auf das Studium der Geschichte (Rau-
mer !., 163, 178, 183). Wir finden das Lehrbllch des berühmten
Sleidan zu Dortntund, Mellmann 14; zu Gotha, Schulze 83; zu
Stralsund 1569, Zober 11., 8; zu Frankfitrt 1579, Helfenstein 91;
zu Wesel, Heidemanu Prgr. 1859, 23. — Das Werk des Sleidan
war zuerst im Jahr^l555 erschieneit hat fünf und fünfzig Auf-
lagen erlebt (durch Strauch und Cour. Sanr. Schurzfleisch fortge-
führt) und hat lange Zeit der Jugend, nicht blos Deutschlands,
zum Unterrichte in der Geschichte gedient. Vrgl. über das Com-
pendium Ranke, deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation.
V., 491.
93) Schon die Stuttgarter Schulordn, vom Jahr 1502 schreibt
die Lectüre der Reden des Cicero vor; Pfaff, Gesch. des^Unter-
richtsw. in Würtemb. S. 35. .Bei Sturm entschied das Streben
nach Eloquenz namentlich für die Lectüre des Cic. Raumer I., 274.
Wir finden die Rede pro Marcel lo im 16. Jahrh, zu Stralsund,
Zober I., 36, pro Ligario zu Wesel 1584, Heidemaun 1859, 23;
pro. Lig. 1614 zu Saarbrücken, Peter, Prgr. 1863, 32, pro Milone
1561 zu Schwerin, Wex 1853, 11; sonst im Allgemeinen Reden
Cicero's 1561 zu Duisburg, Kühnen Prgr. 1850, 9; 1556 zu
Düsseldorf, Krafft Prgr. 1853, 25; 1570 zu Breslau, Schönborn
Gesch. des G. zu Mar. Magd, zu Breslau. 1848, 10; zu Stettin,
Hasselbach 1851, 21.
84
rum utriusque linguae exereitio), Xenophons Cyropädie 94) (im
Winter 1581/82: Iroitatio ex autoribus est in Quarta rhetorica
in tropis et figuris, quac in Tertia magis et iogica), Rhetorik
nach Taläus; ") Geometrie (planorum) mit Tertia, im Sommer
1580 ex e!em. Rami, Musica figurata mit Tertia.99)
Tertia. 6ic. orationea, mit Quarta, Virg Aeneis,97) Cor-
rectur (wie bei Quarta), griechische Syntax (im Winter
1580/81: tota cum utriusque ling. exerc.), Tenophon, mit Quarta,
Kvang. Matth. gr., Dialektik (im Sommer 1580: Logica Rami
in III. et IV.), Geometrie mit Quarta (im Sommer 1581:
Quare hic cum Logica, Rhetorica, Graeca grammat. perfici (lebet
Arithmetica: im Winter 1585/83: Arithmetica perficitur, jam
94) Die griechische Sprache wurde später als die lateinische
ein Theil des ^Unterrichts, da sie erst seit 1515 ans Universitäten
gelehrt wurde; Ruhkopf 256. Vor der Reformation wird dieses
Unterrichts nirgend gedacht; Luther selbst lernte das Griechische
erst ans der Universität. Ruhkopf 257. 258. Zu Nürnberg be-
trieb zuerst S. Heyden das Griechische 1542 privatim; Schultheß,
Gesch. der Schulen in Nürnberg, 1853/ 52. Bugenhagen schrieb
den Unterricht vor; Dürre, das Schulw. der Stadt Braunschweig
32. Die Cyropaedie des Xenophon finden wir auch in der
Stuttgarter Schulordn, vom Jahr 1502 vorgeschrieben, Pfaff 35;
sie wird gelesen 1569 zu Helmstädt, Knoch I., 44; 1569 zu Wol-
fenbüttel, Leiste 2. 3; zu Stuttgart 1599; Prgr. 1864, 37; 1615
zu Wittenberg, Spitzner 25; 1579 Gerätes oder Tenophon zu
Frankfurt, Helfenstein 90.
") Audomar Taläus, Philologe, ein Freund des Ranlus,
starb 1562 zu Paris; die Rhetorik des Taläus war eingeführt
1581 zu Cassel, Weber Prgr. 1843, 77; 1579 zu Hildesheim,
Fischer 15; zu Dortmund, Mellmann 14; 1584 zu Wesel, Heide-
mann 23; 1600 zu Michelstein bei Blankenburg, Volckmar, Gesch.
der Klosterschule Walkenried 1857, 62; 1604 zu Siegen, Lors-
bach, Prgr. 1859; 1609 zu Herborn, Steubing 290, 292; 1614
zu Saaäbrücken, Peter, Prgr. 1863, 33; 1627 zu Osnabrück
(wahrscheinlich schon früher), Hartmann, S. 15.
") Musica figurata, mehrstimmiger Gesang. Dürre, Gesch.
der Gelehrtensch. zu Braunschweig. 1861, 34.
97) Die Lectüre der Aeneide Virgil's war vorgeschrieben in
der Stuttgarter Schnlordn. vom Jahr 1502, Pfaff, 35; in der
Schulordn, von Bugenhagen vom Jahr 1528, Calmberg, Gesch.
des G. zu Hamburg S. 26; in Luthers Unterricht für die Bist-
85
accedente Algebra et geometr. planor.), Musica ligur., mit
Quarta.
S ecund a. InstitutionesJustinianizb^DemostbenisOlyntb.I.;99a)
int Winter 1579 u. 1580 in II. u. I. gemeinschl., fSonntag Abends
tatoren vom Jahr 1538, Raumer I, 177; in der Schulordn, für
Baiern vom Jahr 1548; Lipowskr», Gesch. der Schulen in Bai-
eui 1825, 182; gelesen wurde die Aeneide 1557 und 1579 zu
Frankfurt, Helfenstein 89, 91; 1558 zu Heidelberg, Hautz, Gesch.
des Pädagog. 1855, 16, 1559 in den Würtemb. Klosterschulen;
Pfaff 10; 1560 zu Stralsund, Zober I., 9; II., 9. 1562 zu
Weimar, Heiland, Prgr. 1859, 17 (oder Georg, ib.); 1569 zu
Wolfenbüttel, Leiste 2. 3; 1569 zu Helmsiädt, Knoch I., 42, 43;
1584 zu Wesel, Heidemann 23; im 16. Jahrh, ztl Stuttgart,
Prgr. 1864, 33; zu Gotha, Schulze 83; 1615 zu Wittenberg
(oder Bucol.), Spitzner 24.
98) Aus dem gleichen Grunde, aus welchent manche Eltern
eine vorbereiteitde Beschäftigung mit der theol. Wissenschaft und
dadurch einen um so kürzeren Aufenthalt ihrer Söhne auf der
Universität wünschenswerth fanden, äußerte sich ein entsprechender
Wunsch zuweilen auch von Seiten solcher Väter, deren Söhne
sich der Jurisprudenz widmen wollten. Schon durch I. Sturm
war darauf in Strasburg Rücksicht genommen worden, Vierordt,
Gesch. des G. zu Durlach u. s. w. S. 87. In der Schule zu
Göttingen kam 1542 römisches Recht vor, Schmid, Encycl. 3,
273; zu Dortmuttd 1543 Rechtskunde, Mellmann S. 12; durch
einen Professor der Jurisprudenz. Wiese 327; zu Durlach 1670
und 1683 Jnstitutioneu, Vierordt a. a. O. 87. Um 1620 wurden
zn Eisleben in Vorschlag gebracht: Institut. Justin., Ellendt,
141. Zu Herborn mußten jurist. Professoren über Jnstit. und
Pandecten verordnungsmäßig lesen, Steubing, S. 69; zu Duis-
bttrg wurde das jus civile gelehrt, Kühnen S. 9; im gr. Kloster
zu Berlin 1574 Institt. juris; Bellermann, das graue Kloster zu
Berlin. 1825, III., 15; deßgl. zu Düsseldorf 1556, Krafft S. 15.
99a) Sturm las zu Strasburg die olynth. und philipp. Redendes
Demosthenes. Raumer 252. Demostb. Olynth, finde ich sonst zu
Schwerin, Wex, Prgr. 1853, 11; 1609 zu Herborn, Stenbing 290,
Demostb. orr. int Allgent. 1556 zu Düsseldorf, Krafft, 1853, 25;
1561 zu Duisburg, Kühnen 1850, 9; 1565 zu Stettin, Hasselbach
Prgr. 1851, 21; im 16. Jahrh, in würtemb. Klosterschnlen; Pfaff
S. 24; im 16. Jahrh, zu Frankfurt, Helfenstein 88.
86
Epist. ad Galat, graece99b], Hebräische Etymologie, 10°) nach
"b) Sturm war hauptsächlich daran gelegen, den religiösen
Siun bei den Schülern zu nähren; er versammelte sie deßhalb
an den Sonntagen in der Schule und ließ sie dann in die Kirche
führen; von da zurückgekehrt, wurden sie examinirt, Vierordt,
Gesch. des G. zu Durlach u. s. w. 1859, 52; er ließ die Schüler
der 5 oberen Classen des G. zu Strasburg am Sonntage Paulin.
Episteln lesen und stellenweise auswendig lernen, Raunier 250,
Ruhkopf 369. Mehr oder weniger kommt eine solche Einrichtung
bei vielen andern Schulen des 16. Jahrh. vor. Zu Duisburg
faud 1561 am Sonntag eiue Erklärung der Briefe Pauli statt,
Kähnen S. 9; zu Weimar wurde nach der Nachmittagskirche 1562
eine Wiederholung der Predigt vorgenommen, Heiland 18; deßgl.
zu Grimma, Dippoldt, hist. Beschr. der Landesschule zu Grimma,
1783, 155; im Pädag. zu Heidb. wurde Sonntags über den Brief
Pauli an die Römer gelesen, Hautz, Gesch. des Pädag. 1855, 16.
Die Schulordn, für Würtemb. vom Jahr 1559 schrieb vor: Zu
den Sonn- und Feiertagen sollen die Kloster-Jungen zu Mittag
6X Catechismo expliciren und examiniren, Pfaff, S. V1H.; am
Sonntag Morgen kamen zu Breslau im Mar. Magd. G. die
Schüler aller Classen zusammen: Die V. lernte die Sacramente
des Altars in beiden Sprachen aus dem Catech.; die Quartaner
wurden während der Predigt im Beten und in deut Catechismus
geübt; in den beiden obern Classen erklärte der Rector das Neue
Testament vor dem Hauptgottesdienst; Nachmittags gingen alle
Schüler zur Vesper, Schönborn S. 11; zu Eisleben hatten die
Schüler nach der Nachmittagspredigt Katechismus, Ellendt 136;
zu Crefeld wurden die Schulkinder vor der Mittagspredigt den
Katechismus abgefragt, Kapstadt, die lat. Schule zu Crefeld, S.
IO; zu Dortmund mußten die Schüler gemeinsam zur Kirche
gehen und dann hatten die Schüler der 3 untern Classen daselbst
im Schulgebäude religiöse Lection, Mellmann 28; zu Herborn
wurde vor der Kirche eine Stelle der heiligen Schrift erklärt,
Steubing 3O1; zu Gotha trug nian am Sonntage das Sonntags-
Evangelium oder ein Capitel aus dem Neuen Testament vor und
ging danrr zur Kirche, Schulze 85; zu Gießen wurden 1629 die
Schüler am Sonntag in dem Schullokal versammelt und über
die Morgenpredigt befragt, Geist S. 4; zu Budissin wurden Sonn-
tags nach der Kirche gewöhnlich die Evangelien und Episteln des
Sonntags im Urtext erklärt, Progr. 1863, 20, deßgl. zu Düssel-
dorf, Krafft, S. 25.
i") Die hebräische Sprache hatte vor der Reformation nur
sehr wenige Freunde; uni 1520 aber schon mehr; erst nach und
nach fand sie auch in den Schulen Berücksichtigung, Ruhkopf 253;
wir finden hebräische Sprache erwähnt in der Schule zu Stettin
87
Martini, Ethik und Physik, nach Corn. Valerius, m) Sphära
(im Sommer 1580: Algebra), dialektische und rhetorische Auf-
gaben über das Gelernte, oder nach einem Muster anzufertigende
ähnliche Compositionen; Disputations- und Declamirübungen,
jeden Monat. ^2)
1565, Hasselbach 22; 1567 wurde zu Lübeck für das Hebräische
wöchentlich > Stunde erübrigt, Deecke S. 25; im Pädagog zu
Marburg wurde es schon, früh betrieben, Weber Gesch. der gel.
Schule zu Cassel 1843, 28; deßgl. zu Braunschweig, Dürre 32;
1570 zu Eisl., Ellendt 135, 1 Stunde wöchentl. zu Gotha 1594,
Schulze 71; hebräische Rudimenta werden 1609 zu Herborn ge-
lehrt, Steubing 289; 1616 tritt zu Frankfurt die hebräische Sprache
als Unterrichtsgegenstand ein, Helfenstein 97.
101) Corn. Valerius, aus Utrecht, war 1557 Professor lmm.
lis. zu Löwen und starb daselbst 1578. Die Physik des Valerius
war auch auf dem Gymnasium zu Dortmund eingeführt; Mell-
mann 14.
i°2) Schon im 15. Jahrh, wurde in Prima alle 8 Tage bis
3 Wochen öffentlich disputirt; Ruhkopf S. 271. Dem Sturmisch-
Lambachischen Grundgesetze gemäß kamen zu Dortm. im 16. Jahrh.
Uebungen im Disputiren rmd Declamiren vor, Mellmauu S. 11;
deßgl. zu Wesel alle 6 Wochen, Prgr. 1859, 27; zu Hamburg
1537 jedes Vierteljahr Disputationen. Calmberg S. 54; die
Schulordu. für Würtemberg vom Jahr 1559 sagt: Disputationen,
sind nicht zu unterlassen, sondern sollen mit Fleiß instituirt werden,
Pfaff, Gesch. des Unterrichtsw. in Würtemb. 1842, 27; 1561 zu
Duisburg; Kühnen S. 9; Zu Budissin im Jahr 1618 = 144,
je 48 aus der Grammatik, Dialektik und Theologie; 1619 = 240
tlispp. philol., rliet., pb)8. und tbeol., Prgr. 1863, 22; zu Osna-
brück waren Disputationen monatlich den Sonnabend Nachmittag,
Hartmann, Gesch. des Gymn. zu Osnabr. 1865, 16—18; häufig
zu Danzig, Hirsch, Prgr. 1837, 50, zu Eisleben um 1618, Ellendt
147, zu Durlach, Vierordt 64; zu Schulpforte wöchentlich Dispu-
tations- und Declamationsübuugen, Schmidt und Kraft, S. 15;
zu Ulm wurde jede Woche disputirt, Zweite Säcularfeier des G.
zu Ulm, 1822, 10; zu Halle faßte die öffentliche Disputation der
Rector ab, und 1 oder 2 Schüler waren Respondenten, Eckstein,
Gesch. der Halleschen Schulen, 1850, I., 9; zu Cassel 1581—99
in III j. Weber. Prgr. 1843, 79; zu Herborn wurde nach den
Schulges. von 1699 jeden Sonabend disputirt, Steubing 67, 117,
277; es kamen dispp. log., phys. urib miscellaneae vor, ebend. 111;
zu Wesel kam in III. declam. et disp. vor, Heidemann. Vrogr.
1859, 23.
88
Prima. Birg. Georg., "3) Homer's Ilias I.,103 104) He-
bräische Syntax nach Martini (im Winter 1580/81: deßgl.
exercitium scriptionis); Sonntag Abends ein hebräischer Psalm
(1584 sagt der Oekonomus Limperger: die hebr. Sprache und
Institt. juris könnte eingerichtet werden; bis dahin scheinen diese
Gegenstände demnach an Werktagen öffentlich noch nicht gelehrt);
geometr. Fragen nach der Mechanik des Aristoteles, Geometrie
(solidor.; im Jahr 1581, 1582 heißt es: Propria Primae Physica;
1589 Physica cum geometr. solid.), Dialekt., oder rhetor. Aufgaben
über das Gelernte, oder Compositionen nach Mustern, Disputir-
und Declamationsübungen, jeden Monat (im Winter 1581/82
und im Sommer 1582: ad quas Tertia dass. admittitur; im
Winter 1582/83: Hic in Tertia jam declamatio et disput.).
Lectionen unter dem M. R. Lange im Frühjahr 1589.
Oc tava. Buchstabiren, Syllabiren, Lesen, Schreiben deutsch
und lateinisch, Rechnen, Hersagen des deutschen Katechismus.
Septima. Anfangsgründe der lat. Etymologie nach P.
Ramus, Flexion, Formulas colloquiorum Seb. Heiden 105 * *)discunt,
103) Virgil war schon im Mittelalter ein häufig gelesener
Schriftsteller. Vergl. Virgil im Mittelalter, von Zappert, Wien,
1851. Virgils Georg, scheint im 16. Jahrh, weniger gelesen zu
sein. Ich finde sie 1562 zu Weimar erwähnt, Heiland 1859, 17;
1581 im gr. Kloster zu Berlin, Bellermann 1825, III., 20.
104) Melanchthou las zu Wittenberg über Homer und De-
mosthenes, Raumer I., 198-, Sturm schrieb nur wenige classische
Schrifsteller vor; vor Allen Homer, Raumer I., 266. Wir finden
die Lectüre der 1!. III., 1554 zu Eisenach, Funkhänel 1854, IIl.,
6; II. I. zu Meißen, Müller 34; deßgl. 11. I. 1584 zu Wesel,
Heidemann, Prgr. 1859, 23; II. I. 1598 zu Siegen, Steubing,
Gesch. der hohen Schule zu Herborn 111. Sonst finden wir die
Lectüre des Homer ohne speciellere Angabe 1561 zu Duisburg,
Kühnen Prgr. 1856, 9; 1570 zu Eisleben, Ellendt 133; 134;;
1579 zu Frankfltrt, Helfenstein 88, 91; 1585 im gr. Kloster zu
Berlin, Bellermann 1825, Hl., 19; 1592 zu Budissin, Progr.
1863, 19. (Die Batrachom. 1559 zu Stralsund; Zober II., 9;
zu Frankfurt 1579, Helfenstein 89).
105) Seb. Heiden, geb. 1499, war an der Schule Sebaldi
zu Nürnberg Rector, Schultheiß, Gescb. der Schulen zu Nürnberg
1., 38. Die üialogi Seb. Heid, waren in der Stuttgarter Schul-
ordn. vom Jahr 1559 vorgeschrieben, mit ihr stimmt die Sächs.
89
Vocabeln aus bem Nomenclator, Schreiben: deutsch, lateinisch,
griechisch, Rechnen, Add. und Subtr., Hersagen des deutschen
Catechismus mit Octava (im Sommer 1586: senteniia aliqua
ex Proverbiis Salomonis 106), Choralgesang.
Sexta. Etym. derlat. Etymologie und Syntax aus Ramus,
Erlogen Virgils mit besonderer Einübung der Flexionen, kleine
Briefe Cicero's, griechisch. Grammatik, Correctur der geschriebenen
Flexionsübungen (im Sommer 1587: Graeca lectio ex Pho-
cylide,107) Flexiones vocum communes ex Rudim. Graec.), latei-
nischer Catechismus, Rechnen: Multiplication und Division (im
Sommer 1587: notatio, additio, subductio), Choral- und Figural-
gesang (im I. 1588: Musica choralis in Psalmis et Hyinnis in
templo decantandis h. 12; in reliquis oinnibus Mus. figurata
communiter (int W. 1586: Praecepta morum Camerarii 108).
vom Jahr 1580 übereilt, Pfaff, Gesch. des Würtemb. Schulw.
S. 40. Eingeführt waren sie auch 1569 zu Helmstädt, Knoch,
Gesch. der Stadtsch. zu Helmstädt 1860, 42.
106) Die Proverbb. Salom. werden vorgeschrieben in der
Stuttgarter Schillordn, vom Jahr 1502, Pfaff, 34; inderKirchen-
und Schulordn. Melanchthons vom Jahr 1528, Weber, Mel.
Kirchen- und Schulordn, vom Jahr 1528. S. 111; in der Stuttg.
Schulordn, vom Jahr 1559, mit der die Sachs, vom Jahr 1580
übereillstimmt, Pfaff 40. Wir findeil sie in derr Schillen zu Helm-
städt 1543, Knoch 1860, 32; zu Hildesheim 1844, Fischer S. 7;
zu Stralsund 1560, Zober 1., 37; zu Weimar 1562, Heiland Prgr.
1859, 16, 17; 1565 zu Schwerin, Wex 1853, 32; 1569 zu
Helmstädt, Knoch S. 42; zu Eisleben 1570, Ellendt 133; zu Weil-
burg 1592, Eichhoff 37; zu Greifenberg, Niemann S^ 111; im
16. Jahrh, zu Stuttgart, Prgr. 1864, 32.
1°7) Die Seetüre des Phocylides findet sich 1560 zu Schwerin,
Wex 11; 1562 zu Weimar, Heilaudt 1859, 17; 1570 zu Eisleben,
Ellendt 133, 134; 1583 zu Erfurt, Prgr. 1861, 46; 1592 zu
Weilburg, Eichhoff 40, 35; 1592 zu Budissin, Progr. 1863, 19;
im 16. Jahrh, zu Meißen, Müller 34.
108) Wahrscheinlich von Joachim Camerarius, einem Freunde
Melanchthons, der 1574 als Professor der griechischen Sprache zu
Leipzig starb. Pbrases ex Camerario finden sich in der Stuttgarter
Schulordnung vom Jahr 1559, Pfaff 41.
6*
Quinta. Vollständige lat. Etymologie u. Syntax, das 4. Buch
der Metamorphosen Ooid's "s) niit Berücksichtigung der Grammatik
(im Sommer 1586 und 1587 und Winter 1588: Ovid. Trist. 1.
I.110), Repetition der gelesenen Autoren, Montag u. Donnerstag
aus den Dialogis Sturmii m), Cicero’s Epp. lam.; .Correctur der
Häusl. Exerc., Einübung der griech. Flexionen, Rechnen: benannte
und unben. Zahlen (im Winter 1586: Arilhrnetica latina: im
Sommer 1587: Ex Rudim. Rameae Arithmctices), lat. Catechis-
mus, Musica Er. Keurimsil"^ mit Einübung verbmlden.
Quarta. Das 1. Buch der Oeorgica Virgils, mit Rücksicht
auf Grammatik und Kunst der Rhetorik, bisweilen auch mit poet.
Uebungen, Cic. Phil. II. (int Winter 1586: Cic. pro Archia;
S. 1587: Cic. pro Marc.; W. 1588: Cic. Phil. I.) mit Uebungen
der Analysis u. Genesis, Häusl. Exerc. in gebundener u. ungeb.
Rede, griechische Etymologie nach Ramus, einige Capp. Actt. gr.ns)
109) Melanchthon in seiner Kirchen- u. Schulordn, vom Jahr
1528 schreibt Ovidii Met. zur Lectüre vor; Weber a. a. O. 111;
ebenso Bugenhagen in seiner Schulordn, vom Jahr 1529, Calm-
berg, Gesch. des G. zu Hamb. 1829, 26; und Luther in seinem
Unterr. für die Visitatoren vom Jahr 1538; auch die Schul-
ordn. von Bugenhagen für Hildesheim, Fischer, Gesch. des Andr.
zu Hildesh. S. 7.
"0) Die Trist, des Ov. findeit sich 1537 zu Hamburg, Calm-
berg 42; 1592 zu Budissin, Prgr. 1863, 19; im 16. Jahrh, zu
Stuttgart, Prgr. 1864, 33; zu Gotha, Schulze, S. 84; 1609 zu
Herborn; Steubing, 291; 1614 zu Saarbrücken, Peter, Prgr.
1863, 32.
ur) Ob hiermit Cic. dialogi de part. or. cum Comment
Sturmii, 1551, gemeint sind?
Fr. Beurhaus, geb. 1536 zu Jmecke, war seit 1567 Pro-
rector am Archigymn. zu Dortmmtd und gab unter verschiedenen
andern Büchern auch heraus: Erotematuru musicae libri duo,
ex optimis hujus artis scriptoribus vera perspicuaque methodo
descripti. Tremon. 1573; Nürnb. 1579, 1585, 1591. Vrgl.
über Beurhaus unb seine Schriften: Mellntann, das Archigytnn.
zu Dortntmtd. S. 66 ff.
i") Roch int 18. Jahrh, erstreckte sich bei manchen Schulen
der Unterricht im Griechischen nur ans die Lection des Reuen
Testaments, Diltbey, Gesch. des G. zu Darmstadt 20, Spitzner,
di
(im Winter 1586 dazu: Epigrammatagraeca sei. ex Theognide m);
S. 1587: Aurea Pythagorae carmina gr.115); W. 1599: Aur.
Pythag. carm.j, Rhetorik des Taläus, Elemente der Logik, Rechnen:
die übrigen Cap. des 1. Buches (?), Arithmetik, Lectüre u. Erklä-
rung der griech. Evv. (an Festtagen die Ep. an die Römer),
Musica figurata.
Tertia mit Ii und I: Virg. Aen. 1. II. (im Winter 1586:
Horatii odd. I. I116); Winter 1588: Terentii Andria117); Winter
Gesch. der Schule zu Wittenberg. 53, 80. Melanchthon verlangte
für den griech. Unterricht das Neue Testament, Vierordt 54, eben-
so schrieb Bugenhagens Schulordn, vom Jahr 1529 das griech.
Neue Testament vor, Calmberg, Gesch. des G. zu Hamburg, 29;
deßgl. die Schulordn, für Baiern, Lipowsky, 182; deßgl. Sturm
für das G. zu Lauingen, Vierordt 62. Wir finden u. a. die
Sonntags-Evangelien u. die Epistel Pauli an Timoth. griech. 1560
zu Stralsund, Zober I., 9; 1584 zu Wesel, Heidemaun 23, eben-
das. d. Cv. Matth, griech. 23, 24; N. T. griech. im gr. Kloster
zu Berlin, Bellermann 1825, 19; Ev. griech. zu Frankfurt 1583,
Helfenstein 96, oder Paulin. Briefe, ebend. 91; 1600 zu Stendal
jeden Sonnabend griech. Ev., Wiese 233; 1609 lect.gr. ex N. T.
zu Herborn; Steubing 291. Der Sonnabend ist der „dies exer-
- cendae pietatis“ Fischer S. 6.
i") Theognis 1570 zu Eisleben, Ellendt 134; 1592 zu Bu-
dissin; Prgr. 1863, 19; im 16. Jahrh, zu Gotha; Schulze 83.
n5) Aur. carmra. Pyth. kommen vor 1571 zu Erfurt, Prgr.
1861, 44; 1581 im gr. Kloster zu Berlin, Bellermann 1825, III.,
20; 1581 zu Cassel, Weber Prgr. 1843, 77; um 1580 zu Dur-
lach, Sachs, Gesch. des G. zu Carlsruhe, S. 101; 1592 zu Bu-
dissin, Prgr. 1863, 19; im 16. Jahrh, zu Meißen, Müller 34.
116) Horaz wurde schon im Mittelalter von deutschen Gelehrten
eifrig studirt. Vergl. Hör. odd. ed. Obbarius S. 38. Die Schulordn,
für Baiern vom Jahr 1548 schrieb als Schulbuch vor die Oden des
toraz, Lipowsky, Gesch. der Schulen in Baiern, 1825, 182; sie
nden sich 1569 zu Stralsund, Zober II., 9; 1570 zu Breslau,
Schönborn, Gesch. des G. zu Mar. Magd., 1848, 10; um 1570
zu Heidelberg, Hautz, Gesch. des Pädag. zu Heidelb. 1855, 16;
im 16. Jahrh, zu Gotha, Schulze 83.
m) Der am häufigsten in den Schulen gelesene Schriftsteller
im 16. Jahrh, ist Terenz. Es schrieb ihn vor die Stuttgarter
Schulordn, vom Jahr 1502, Pfaff S. 34, Melanchthon in seiner
Kirchen- und Schulordn, vom Jahr 1528, Weber a. a. O. 109;
92
1589 Virg. Aen. I. III.), Cic. orat. in Catil. mit extemporster
Nachahmung und Berücksichtigung des logischen Baues (im W.
1586: Oie. de off118) in III u. IV; S. 1587: Cic. Phil. I: W.
1588: Cic. orat. pro Quintio; W. 1589: or. in Cat. II.), Griechisch
mit II und I: Homers Ilias I, Demosth. Olynth. I (S. 1587:
Demosth. Phil. I, Phocylid. carm; Homericum aliquid; W. 1589:
Demosth. Olynth. II.; Hom. II. I.) mit Repetition der Grammatik
unb bisweilen extemporirte Nachahmung, griech. Syntax nach
Ramus, Häusl. Exerc. in geb. und ungeb. Rede. Im W. 1586
wurden Dienstag u. Freitag die Extemporalia corrigirt; S. 1587:
Exerc. graeca et latina, ligate et solnte scripta; 1588meist griechische).
Dialektik nach Ramus, vollständige Arithmetik; Musica fig.
ebenso Bugenhagen 1529, Calmberg, Gesch. des G. zu Hamburg
26. Nach Cicero empfahl Sturm am meisten den Terenz, Rau-
mer I., 274. Speciell schrieb die Lectioit der Andria vor die
Stuttgarter Schulordn, vom Jahr 1559, mit der die Sächs. vom
Jahr 1580 übereinstimmt, Pfaff; wir finden die Andria 1559 zu
Schwerin, Wex Prgr. 1853, 11; 1569 zu Helmstädt, Knoch S.
43; d. Eumichus ebendas. S. 43; den Heautont. 1584 zu Wesel,
Heidemann 1859, 23; die Adelphen 1594 zu Greifenberg, Nie-
mann, Gesch. der Stadt Greifenberg. 1862, 111. Im Allgemeinen»
kommt die Lectüre des Terenz vor: 1529 zu Marburg; Weber,
Gesch. der gel. Schule zu Cassel, Prgr. 1843, 29—31; 1537 zu
Hamburg, Calmberg 47; 1543 zu Braunschweig, Sack 1861, 74;
1543 zu Helmstädfi Knoch 1860, 30; 1544 zu Hildesheim, Fischer
6; 1554 zu Eisenach, Funkhünel, 1854, 111., 6; 1556 zu Düssel-
dorf, Krafft, Progr. 1853, 25; 1560 zu Stralsund, Zober I., 9;
1569 zu Stralsund, Zober II., 9; 1569 zn Helmstädt, Knoch 1830,
42; 1570 zu Eisleben, Ellendt S. 134; 1570 zu Breslau, Schön-
born (er wurde daselbst mitunter aufgeführt); 1583 zu Frankfurt,
Helfenstein, 95, 96; 1592 zu Budissin, Progr. 1863, 19; 1592
zu Weilburg, Eichhoff 43; im 16. Jahrh, zu Durlach, Vierordt
69; deßgl. zu Gotha, Schulze 83; zu Stuttgart, Prgr. 1864, 13
(die Schüler mußten ihn auswendig lernen); um 1600 zu Wer-
nigerode, Kallenbach 1850, 23, 24; 1614 zu Saarbrücken, Peter
1863, 33; 1615 zu Wittenberg, Spitzner 24.
i*8) Cic. de off. kommt vor 1544 in dem G. zu Hildesheim,
nach der Schulordnung von Bugenhagen, Fischer 6; 1569 zu Helm-
städt, Knoch 43; 1569 zu Stralsund, Zober II, 9. 1579 zu
Frankfurt, Helfenstein 91; 1581 zu Wolsenbüttel, Leiste 3; 1609
zu Herborn, Steubiug 291.
93
Secunda und Prima: Virg. Aen., Hon». II., vorzugsweise
griechische Exerc. in geb. und ungeb. Rede, hebr. Grammatik nach
Martini, einige Psalmen, Physik (W. 1588 Scribonii119), Ethik
(Scribonii), Sleidauus de quatuor monarchiis, Idea pliilos. B.
Copii120); Institt. imperiales collat. carundem. anales. B. Copii c.
tit. de Reg. jure, Geometrie ans Ramus, Musica fig. Im Winter
1586 kam in 1. und II. vor: Phil. MeJanchth. lib. de anima 121)
und Sphaera D. Scribonii.
Bezüglich des Rechnens unter Lauge heißt es im W. 1588:
VIII. quaedam numeratio Germ. VII: numeratio et notatio germa-
nicolat. VI. Additio, Subduct., Multipl., Divisio, V. instit. de Numeris
paribus et imparibus, de primis et compositis, in IV. repetitis
obiter prioribus, reliqua libri I et prima quaedam lib. 2. capita;
in III. tota Arithmetica Ram i traditur, cujus Studium ita paulatim
tentabimur in classe IV. absolvere.
Von Tertia an fanden Privatübungen in Disputationen
statt, öffentliche (turn juridicae, tum philosophicae) jeden Monat;
auch kommen 1586 öffentliche Declamationen in gebund. uub
ungeb. Rede vor. Die Regeln über Declamation trug Scribonins
gleichsam als Professor Logicns vor. An den Festtagen wurde in
der Tertia und den anderen höheren Classen der Brief Pauli an
die Römer in der Ursprache erklärt und stufenweise Anleitung zur
Anfertigung von Predigten122) nach den Evv. dominic. ertheilt.
Int Winter 1586 wurden in der V. und VI. Pnmrbia Salom.
tractirt, in reliquis Catechesis; im Sommer 1587 wurde in den
oberett Classen die Epistel Pauli an die Römer erklärt, in VI. kam
119) Bergt. Scribonins, unter beu Lehrern.
12°) S. über B. Copins Schulverf. II. Allgem.
121) Dies Buch Melanchthons wurde im 16. Jahrh, auch
zu Cassel gebraucht, Weber, Geschichte der gel. Schule zu Cassel
1843, 77.
122) Manche Eltern fanden dantaliger Zeit eine vorbereitende
Beschäftigung mit den theolog. Wissettschaftett auf Schulen wünscheus-
werth, um dadurch den Aufenthalt auf der Universität abkürzett
zu können. Bierordt, Gesch. des G. zu Durlach u. s. w. 87.
94
00t Catech. latina, itt VII. sententia aliqua Salomonis latinogerni;
im Winter 1588 diebb. Saturn, et Profestis: in VIII. et VII
lectio Evang. germ.; in VI. et V. Catech. lat. in IV. Evang. gr.
lectio brevis illustr., in III., II., I. Graec. Ep. Pauli ad Gal. expos.
Im März 1590 bittet Lange, ihm die catechet. Lection doch
belassen zu wollen: nihil enim illa explicatione quaesitum est,
quam puerilis aetatis informatio et plenior eorum verborum, quae
jam ante in Lutheri catechismo didicissent, intellectus. — Nescio
qua fronte, sine singulari meo dedecore et ignominia, possim in-
termittere — Neque vero calumnias ullas et sulmina aliorum
curamus, quibus, quod übet, licet. Sed ferendum est, quod mutari
nequit. — Postulo, ut falsitas dictatorum ab iis, qui haec impu-
gnant, ex sacris iiteris demonstretur. Neque enim judicia saniora
fugio.
Im Sommer 1587 wird bemerkt: da alle Arbeit vergeblich
sei, wenn nicht Repetition 123) und Examination dazu komme, so
"3) Schon in dem Lehrplan der Reformatoren wurde mit
großem Nachdrucke auf vieles Repetiren gedrungen, Schmid,
Encycl. 2, 639; in Bugenhagens Schulordn, vom Jahr 1529
heißt es: Mittwoch gemeine Repetition in allen Locis, Calm-
berg a. a. O. 28, deßgl. in der Schulordn. v. I. 1537;
ebend. 51; ebenso zu Hildesheim 1544; Fischer 6. 1551 wurde
zu Düsseldorf jeden Abend Repetition angestellt; Krafft, gel. Schule
zu Düsseldorf S. 16. Zu Heidelberg kam 1570 Samstag Wie-
derholung alles desien vor, was im Laufe der Woche vorgekommen
war, Hautz, Gesch. des Pädag. zu Heidelberg 1855, 16; deßgl. zu
Wesel, Heidemann, Prgr. 1859, 23, 24; deßgl. 1565 zu Stettin,
Hasselbach, Gesch. des G. zu Stettin. 1851, 22; zu Lübeck jeden
Mittwoch, Deecke a. a. O. 22; zu Cassel nahm der Rector eine
wöchentliche Repetition vor, Weber, Prgr. 1845, 75, 79; ca. 1620
zu Frankfurt einen Tag in der Woche allgenteine Repetition,
Vömel, das Frankfurter G. unter Hirtzwig, 1829, 20; zu Her-
born waren jede Woche tentamina classica, Steubing 193, sonst
jeden Monat Repetition durch den Pädag., Steubing 295. Die vielen
Repetitionen in jener Zeit, wo noch nicht Wörterbücher für die
Schule vorhanden waren, waren eine Nothwendigkeit, Hartmann,
Gesch. des Rathsgymn. zu Osnabrück. 1865, 21. Zu Stralsund
kam Repetition 1560 am Freitage vor; zu Liegnitz „allsonnabend-
lich", Zober, zur Geschichte des StralsunderG I., 13; die Schul-
ordn. für Eisenach von 1551 ordnete Repetitionen an, Funkhänel
Gesch. II!., 1854, 6.
95
sei es beliebt, die 2 letzten Stunden jeden Tages den Repetitionen
zu widmen und so die Genesis uitb Analysis zu wiederholen.
Unter dem Rector Wilhelm Ursinus, 1609—1613, kom-
men folgende Lectionen vor. In der Quarta: Catechesis
Chytraeim) cum Psalmis lectioribus (nachmals kamen an deren
Stelle Haffenrefferi loci communes m) und Evangg. dom. graec.),
Bucolica Virgilii (oder Terentius, oder Ovid. Trist.), Prosodia
Gissensium, Excrc. dom., Epp. Cic. ad Fam., oder orationes Cic.
cum. analys. rhet., Exerc. extempor. prosa et metrica, Praecepta
Isocratis ad Demonicum 126), Posselius, graec. poeta m), additis
124) David Chyträus war 1551 Prof, der Theologie zu
Rostock, starb 1600. Sein Katechismus wurde im 16. Jahrh,
häufig in den Schulen benutzt: 1566 zu Wismar; 1559 zu Stral-
sund, Zober II., 9, 10; 1570 zu Eisleben, Ellendt 133; 1574 zu
Hildesheim, Fischer 11; 1583 zu Frankfurt, Helfenstein 95 und 96;
1600 zu Michaelsteiu bei Blankenburg, Volckmar, Gesch. der
Klosterschule zu Walkenried 1857, 62, um 1600 zu Wernigerode;
Kallenbach, Gesch. des L. zu W. 1850, Zus. 23.
125) Matth. Haffenreffer, Prof, der Theologie zu Tübingen,
starb 1600. Sein Buch wurde auch zu Dortmund gebraucht;
Mellmann 14; ebenso 1599 zu Stuttgart, Prgr. 1864, 38.
126) Die Schulordn, für Baiern vom Jahr 1548 schrieb den
Isoer. als Lectüre vor, Lipowsky, Gesch. der Schulen in Baiern
1825, 182. Isoer. or. ad Demon. findet sich als Lection 1569
zu Wolfenbüttel, Leiste 2. 3; 1570 zu Eisleben, Ellendt 134;
1580 zu Meißen, Müller 34. Die Lectüre des Jsocrates im All-
gem. schreibt die Stuttgarter Schulordn, vom Jahr 1559, mit der
die Sächsische übereinstimmt, vor, Pfaff 46; so kommt die Lect.
des Jsocrates auch vor 1565 zu Stettin, Hasselbach 21; 1569 zu
Helmstädt, Knoch I., 44; 157O zu Heidelberg, Hautz, Gesch. des
Pädag. 16; 1579 zu Frankfurt, Helfenstein 91; 1583 zu Erfurt,
Prgr. 1862, 46; 1592 zu Weilburg, Eichhoff 34; im gr. Kloster
zu Berlin, Bellermann 1825, Hl., 19; um 1600 zu Wernigerode,
Kallenbach, Gesch. des Lyc. zu Wernigerode 1850, 23; 1609 zu
Herborn, Steubing 2, 89; 1615 zu Wittenberg, Spitzner 24.
Isoer. ad Nicocl. wird 1614 zu Saarbrücken gelesen, Peter, Prgr.
1863, 32.
127) Joh. Posselius, geb. 1528 in Parchim, Anfangs Schul-
mann, später ausgezeichneter Professor der griech. Sprache zu
Rostock, starb daselbst 1591; er schrieb Ew. et Epp. rhythmis
graecis, apophthegmata gr. et lat., 2vvtcc£is graeca utilissimis
exemplis illustrata 1581. Eine Ausgabe wurde später von Conr.
96
facilioribus graimnat. graec. pracceptis, Rhetorica Talaei, Arith-
inetica numerorum integrorum et geometr. planorum.
Tertia. Catech. Chytraei; an deren Stelle später Gassem-elleri
loci communes et Evang. gr. dom., Virg. Aen. cum. prosod. Giss.,
Plautus128), oratt. Cic. oder Cic. Lael.129) et parad., Exerc. dom.
or. prosae; Plutarchus de educ. puerr. 13°), oder Isocr. ad. Dem.,
Posselii evang. metro graeco; Grammat. graec. P. Rami,
Golii grammat. gr.131); Exerc. pros., extemp. et metrica, Arith-
metica Buscheri 132) ex Ramo coli., Geometr. initiae c P. Ramo,
Dialectica Rami133) a Gissensibus castigata.
Sam. Schurzfleisch besorgt. Vrgl. Zober, Gesch. des Stralsunder
G. 11., 9. Posselii paraphr. Evangg. ftnb'eu wir auch zu Gotha,
Schulze 83; zu Stuttgart im 16 Jahrh. Prgr. 1864, 32; 1614
zu Saarbrücken, Peter, Prgr. 1863, 22. Die Syntaxis graeca
Posselii 1664 zu Meißen, Müller 33; 1581 im gr. Kloster zu
Berlin, Bellermann 1825, 111., 19; zu Saarbrücken, Peter 32;
die Apophthegmata zu Stralsund, Zober 11., 9.
128) Wir finden die Lectüre des Plautus 1545 zu Braun-
schweig. Sack, 1861, 74. Melanchthon wollte den Plautus nicht
ohne Auswahl in den Schulen gelesen wissen, die Sächsische Schul-
ordnung von 1538 und 1580 dagegen orbuete an „Plauti und
Tercntii comoedias die Knaben jährlich spielen zu lassen." Strau-
mer, Beitr. zur Gesch. der Schulcomödie in Deutschland. 1868,
S. 16, 17.
129) Cic. Lael. wird nach der Würtemb. Schulordnung vom
Jahr 1559 für die Klosterschulen vorgeschrieben. Psaff, 1848, X.
130) Schon 1520 wurde auf Universitäten über Plutarchs
Büchlein de educ. puer. gelesen, Ruhkopf 251; wir finden das-
selbe als Lectüre 1580 zu Meißen, Müller 34; 1592 zu Budisfin,
Prgr. 1863, 19.
m) Theophilius Golius war unter Sturm Lehrer am Gym-
nasium zu Strasburg und starb daselbst 1600. Die griech.
Grammatik des Golius wurde zu Strasburg benutzt, Ruhkopf 368,
deßgl. zu Gotha, Schulze 82, deßgl. zu Cassel 1609, Weber S. 80;
1614 zu Saarbrücken, Peter, Prgr 1863, 32; um 1650 war sie
in den Schulen jener Zeit allgemein herrschend, Eichhoff, Gesch.
des G. zu Weilburg 1840, 34.
Heizo Buscher war am Ende des 16. Jahrh. Rector zu
Hannover; Aritbmetica Buscheri kommt auch 1614 zu Saarbrücken
als Lehrbuch vor, Peter, Prgr. 1863, 33; Arithmetica Rami zu
Cassel, Weber, Prgr. 1843, 77.
133) Die Dialectica Rami wurde zu Dortmund gebraucht,
97
Secunda und Prima: Horatii odd.; Cic. orr., Instit. juris,
Isocrates ad. Dem. et Posselius, gr. poeta, Ethica Aristot.134),
Helvici instit. hebr. ling.135), Controversiae theolog. praecipue
dispntanturet explicantur,Logica Kamea 136)/ Phvsica Magiri 137)cum
sphaera Scribonii 138), Arithmet. numeror. fract. et geometr. solid.,
Discursus hist, de quatuor inonarchiis, Exercit. disputat. privatar.
hebdoma daria; Disputt.139) singulis semestribus solcnniores qua-
ternae et totideni declamationes.
Mellmann S. 14 das. Bemerkung 11 und 72; deßgl. 1579 zu
Hildesheim, Fischer 15; 1584 zu Wesel, Heidemann 23; 1598 zu
Siegen, Steubing, Gesch. der hohen Schule zu Herborn 72, 111,
ebenso 1604, Lorsbach, Prgr, 1855, 16,.deßgl. 1609, Steubing
289. Dialektik kam schon 1543 zu Braunjchweig vor. Sack 74;
deßgl. 1570 zu Breslau, Schönborn, Gesch. des G. Mar. Magd.,
1848, 11, ebenso 1599 zu Stuttgart, Prgr. 1864, 37. 1559 zu
Schwerin, Wex 11; 1565 zu Stettin, Hasselbach 21; 1569 zu
Helmstädt, Knoch 42;
134) Ethik kam bei Sturm vor; Vierordt, Gesch. des G. zu
Durlach. S. 63, deßgl. zu Stuttgart 1599; Prgr. 1864, 37.
135) Christoph Helvicus starb 1617 zu Gießen als Professor
der griech. und orientalischen Sprachen.
136) Logik und Rhetorik wurde unt 1560 zu Salzwedel nach
lat. Compendieu gelehrt. Wiese 236, deßgl. 1570 zu Eisleben;
ebendas. 264. Kami Eogica wurde 1627 zu Osnabrück gebraucht.
Hartmann 15.
137) Joh. Magirus, Professor der Physik zu Marburg, starb
daselbst 1596. Physica Magiri wurde 1614 auch zu Saarbrücken
beim Unterricht gebraucht, Peter, Prgr. 1863, 32. Physik kommt
auch zu Duisburg 1561 vor, Kühnen 9, ebenso zu Stuttgart
1599, Prgr. 1864, 37.
138) Lectio sphaeriea wurde 1556 in den Klosterschulen zu
Würtemberg getrieben; Prgr. Maulbronn 1859, 9. Astronomie
wurde auch 1599 zu Stuttgart gelehrt; Prgr. 1864, 37.
139) Als Thesen zu Disputirübungen, die jeden Monat
vorgenommen werden, kamen unter Schöner vor: Theses philos.
Stephano Kirchnern, Deterensi, ad disputandmn in Schola Cor-
bachiensi propositae Praeside L. Schonern, Hcctore.
Generales.
t. Scholae bene constitulae csl, Platonis Aristotclisque philosophiam
sequi.
7
98
6. Privatlectionen. Schon im 16. Jahrh, finden wir bei
manchen Schulen die Einrichtung, daß außer den öffentlichen
Stunden noch sog. Privatstunden ertheilt werden, theils um dadurch
den in wenigeren wöchentl. Stunden und meist mechanisch ertheilten
2. Ergo liberalibus arlihus Juventus ante omnes rcliquas facultates
infeg re et ordine imbuenda est.
3 Artes liberales sunt mathematica, physica et doctrina de inoribus.
Speciales.
1. Gramm aticae: veri soni literarum et syllabarum sine linguae
latinae detrimento non possunt negligi.
2. Verba latina in or. Praeteritum perseclum miliurn habenl
Rhetoricae. 1. Recte diuiditur Rbetorica in haec duo membra:
Elocutionem et pronunciationem.
2. Numeri oratorii delinitio perfecta ab A. Talaeo nulla est proposita.
Logicae. 1. Partitio Dialecticae in difinilionem, diuisionem. argu-
mentorum verorum connexionem, et falsorum refutationem est falsa.
2. In Syllogismo simplici argumentum partim uno et eodem loco
disponitur, partim diverso.
Arithrnetca. 1 Arithmetica in simplicem et compositam recte
est distributa.
2. Ex notationis fundamento fere tota ars numerafionis est descripta.
3. Quatuor additionis exempla a P. Ramo proposita ad demonstran-
dam disjunctorum additionem susliciunt ad ejus veritatem.
Theses philos.
Praeside Rectore L. Schonero, Respondente J. Rilgenstein, dis, utalae
Anno 81 Non. Aug.
Generales. 1. Philosophia hodie sine latina lingua commode
doceri non polest.
2. Artium liberalium nomina sunt retinendatamquam iam olim latinae
civitatis jure donata.
Speciales. Grammalicae. 1. Exterior, superior. inferior, com*
parativi, sunt non sine absoluto gradu.
2. Syntaxis recte dividitur in convenienliam et rectionem.
Rhetoricae. 1. Omnis (ropus est aut Metonymia aut Ironia, aut
Metaphora aut Synecdoche.
2. Figura est elocutio, qua orationis habilus a recta et simplici coii-
suetudine in aliam mutatur.
Logicae. 1. Materia est causa ex qua res est.
2. Exemplum formae artificiosae, quae a Caesare adfertur, non est
explicandum ex ca figura. quae cum historia Caesaris est edita.
A ri t h nt etica e. 1. Subductio natura posterior est addit.
99
öffentlichen Unterricht zu ergänzen, theils auch um die geringen
Einnahmen der Lehrer dadurch etwas zu verbessern. So bestimmte
die Schulordnung zu Stralsund v. I. 1561: wenn ein Schüler
für Privat-Repetitionen etwas schenken wolle, so möchten die Lehrer
2. Abacurn Pythogoraeum additionis et subductionis male praetermi-
serunt Arithinetici plerique hinge autem pejus divisionis.
Praeside G. A. Scribonio assurnente J. Ti-
manno, Callenhardense, examinatae sunt hae
theses Ao. 1582, 14. Junii.
Grammat i cae. 1. Una esse debet, caque generalis oinnium oin-
nino uationum et linguarum grammatica.
2. Idiomata nempe et dialecti singularum linguarum nullarn propriain
grammaticam pariunt.
Rhetoricae. 1. Rhetorica ordine docendi posterior est.
2. Rhetorica neinpc absque cognitione dialectices nec explicari aut
doceri, nec intelligi aut addisci potest.
Üialecticae. 1. Dialectica cerfam logicarum artium speeiein con-
stituit et nihilominus tarnen quarumlibet aliarum artium instrumentum
recta nominatur
2. Contradietio est unius ejusdemque rei affirmalio et negatio.
3. Ideoque axiomatieae tantum disputalionis particula est, haec Sem-
per in omnibus rebus verum a f’also dividit, quamvis Ramus boc ipsum
lieget.
Arithmetica una. Parium et inparium numerorum doctrina, qua
tradit generalem et eandem omnium numerorum affeclionem, videtur spe-
ciebus numerationis praemittenda.
Pbysiea un a. Pbysicae arlis subjectum est omnts natura, tum spiri-
tualis tumcorporea, ut nulla dari possit, quae in physicis explicanda non sit.
Praes. D. G. A. Scribonio, Respondente
Wetzelio, Grebensteinensi, Ao. 82.
Grammali cae. 1 3Iodi verborum a Grammaticis imperite hucus-
que definiti et dfstincti fucrunt in Indicativum, Imperativum. Optativum.
2 Per hos nempe modos siue species natura verborum nulla ratione
distinguitur aut dividitur, praesertim qua omnes istimodi inter se con-
fusi sunt.
Rhetoricae. 1. Partes orationis, quae vocantur a Rhetoribus
exordium, narratio, confirmafio, consutatio, peroratio contra legem, nam
ccvrd ab ipsis describuntur et explicantur in Rhetorica.
2. Error mult ) major est eorum, qui cert s quosdam rerum Status
in Rhetorica omnium rerum exornandarum communi proponunt.
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das wohl nehmen und für sich behalten, ohne schuldig zu sein, es
zu gemeiner Theilung zu bringen (Zober I, 40), und zu Breslau
hatte jede Classe 1570 außer den 24 öffentlichen Stunden noch
6 Privatstunden, um darin die Uebung zu erhalten, welche die
Dialecti cac. Conlractus qui dicitur Syllogismus a Ramo nullam
syllogismorum speciem constiluit, ideoque satis incogitantcr Syllogismus
nominatur.
2. Nulla nempe omnino dispositionis syllogisticaeforma in co apparet.
Arithmctica e. Parium et impariiim doctrina ad comparativam
Arithmeticam verissime pcrtinent-
2. Regula aurea, sive de tri, praxiu tanlummodo muhiplicatiouis copioi
sius ostendere videtur.
In gleicher Weise liegen Theses ans d. I. 1583 vor. Ich hebe nur
einige theologische, die dabei angeführt find, hervor. 1583, d. 19. Jan.
Praes. 11. Gerembergio. 1. Per Hierosolymam prophetas, ul es!
Matth. 23, occidentem, scribas et pharisaeos intelligendos arbitramur.
2. Horum filios, qui cives ceteri erant, Christus congregarc saepenu-
mero voluit, ul gallina pullos suos sub alas, sed scribae et pharisae
noluerunt.
3. Recte itaque pronunciat illis domum ipsorum vacuam relictum in'.
4. Quamvis haec domus ea intelligi possit, in qua quisque ipsorum
habilaret, de templo tarnen commodius exponi posse iudicamus.
5. Hane aulem domum ipsis desertam relictum iri demonstrat Chr. eo,
quod se illis ante ultimum judicium non amplius spectand. praebiturus.
Praes. D. Scribonio. 6. Feh. Theologiae universae scopus est
uiiius Christi cognilio.
2. Salus nempe noslra est Christus, Dei filius.
3. Hunc autem side tan turn amplectimur. v
4. Itaque sola fide etiam juslificanmr.
5. Ouamobrem male docent pontisicii bonis operibus justificari.
Cal. Martii. Praes. Gerembergio. Finem huius mundi aliquaudo
fore, certissiinum est.
2. Sed dies et liora aliqua certa temporis illius sciri nequit.
3. Hane nempe solus Deus pater novit.
4. Angeli vero coelestes ignorant.
5. Omnino Christus ipse, filius ille hominis
6. Quod »t ita sit verissima, tarnen videtur esse traditio domus Kliae
duraliorein mundi numero sex millium (deficientibus interim dcfecturis)
annorum determinantis.
3. Idibus Junii. Praes. H. Crantio- Quauquam nihil fit nisivolente
deo et moderante, auctor tarnen nullius mali statuendus est.
1. Aug. Praes. Gerembergio: Deus pater filium suum solum
Jussit obediendum, Huic igitur quisque non audiverit. execrabilis est.
101
öffentlichen Stunden nicht ausreichend ertheilen konnten (Progr.
1857 S. 16). Ebenso* kommen Privatlectionen zu Caffel vor.
Weber, Progr. 1843, 80. Zu Budissin wurden gleichfalls lectione«
privatae zur Verbesserung der Gehaltsverhaltnisse besonders honorirt,
Außerdem kommen Theses Vergilianae vor: Jan. 1. Quicquid Aeneas
inprimis terra marique passus est. in Aeneide proponitur.
2. Huius über primus partes duas habere videtur.
3. Priore describitur quod Aeneas in mari Siculo perpessus sit.
4. Haec causam sui efficientem, quae scilicetest tune Trojanisinfensa,
ante se habet.
5. Posteriore narratnr qualiter ex illis calamitatibns paulatirn libe-
ratus sit.
August. 1. Georgica Vergilii rebus astronQinicis et physicis plenis-
sima sunt.
2. Vox y^wqyixd synecdoche videtur accipienda.
3. ln Georgicis nempe non solum de agro colendo, sed de aliis etiam
rebus ad rus pertinentibus, tractatur,
4. Methodus in primo libro certe perturbalior esse videtur, quam
ratio permitfaf.
Novemb. Libro Aeneidos 4. essecta duorum proxime praecedentium
describuntur.
Es mögen hier noch einige andere Thesen aus dem genannten Jahre
angeführt werden : Qui graviter inimieis irascendum putant, audiendi non
sunt. Paterfamilius non omni ralione rem suam exaggerabit. Rhetorica
sine Dialectica nec explicari, aut intelligi, aut addisci dextre potest. Eum,
qui Studium sapientiae reprehendat, nihil non reprchendere recte indicat.
Homini nemqne sapientia nihil optabilius, nihil praestantius, nihil magis
necessarium. 0Hae ad civifatem, dornnm, morum denique informationem
spectare videntur, potius e sacris quam prophanis literis petenda esse veri-
simile est. 2. Quin enim in illis ea omnia plenius descripta sint , quam in
bis nemo forsan dubitaverit. Philosophia Theologia carere non potesf-
Etenim philosophia pauperrima est Theologiae ditissimae pedissiqua. 4.
lfaque qui litteras sacras non interpretatur per literas salvas vyisivw?
infellectas, sed per philosophicas ahsurdifates, is mataeologus, non theolo-
gus est. 5. Nam aquis Bethesdae et Siloae saluberrimis neglectis hört um
Dei in Edene ab ipso plantafum aquis Hierichuntis, quae vitiosae et morti-
ferae sunt, irrigat. 1. Quod de Deo naturaliter et ex mundi contemplatione
cognosci potest, id commode in physicis docetur. 2. Sed quod idem in
trinitate persona rum unus a Christianis cognosci tur, id divinae patefactioni
relinquendöm putamus. 1. Latinae linguae peritus nemo dici potest, qui
graecae ignarus. 2. Utriusque linguae pronunciatio cum sit corruptissima,
laudandum eorum institutum, qui de hac corrigenda sedulo cogitanf. 1. phi-
losophia veritatem magis qua ent quam oceupat. 2. Itaque, qui ita doeet nt
104
ein Zwang dazu scheint aber nicht stattgefunden zu haben; diese
Lectionen kämmen dann immer den betr. Klassenlehrern zu gute
(Prgr. 1863, S. 21, 27). Zn Saarbrücken werden neben den
öffentlichen Stunden auch horae privatae unter dem Rector-Ursinus
erwähnt, Wiese, S. 407. Zu Liegnitz aber wurden die Privat-
lectionen 1617 verboten (Prgr. des Gymn. zu Breslau 1667, S. 16).
Auch im Gymnasium zu Corbach scheinen schon in der ersten
Periode seines Bestehens solche Privatlectionen statt gefunden zu
haben. Im Jahr 1586 erbietet sich nämlich der Prorector zu
Privatunterricht, um für Disputationen, Repetitionen und
Uebungen vorzubereiten und unter dem Rector Ursinus werden
dann auch int I. 1609—1613 disputationes privatae erwähnt.
7. Die Lehrmittel waren, wie überall im 16. u. 17. Jahrh.,
so auch im Gymnasium zu Corbach in den ersten Decennien
seines Bestehens beschränkt. Außer Bänken und Tischen, gab die
Schule nur eine Tafel, auf der das Schreiben der Buchstaben mit
Kreide (1582) gezeigt wurde. Im Januar 1582 verlangte Schöner
einen Himmels- und Erdglobus und wiederholte das Gesuch 1583.
Als Lehrbücher dienten für VIII. die Bibel und Luthers
deutscher Catechismus; für VII. Luthers lateinischer Catechismus,
Nomenclatura aus Junius und Donatus 140) (Miscellä); für VI
non addiscat, ipse philosophus non est. Item si quis sapiens videri velif,
stultus merito dicatur. 1. Virtus recte definitur sanifas animae, Plaf. 4 de
rep. 2. Ad Studium virtutis nullae noctes nullique dies sufßciunt, ut nimi-
rum absolute et perfecte honio consequatur, Plato 7 de leg. Reipublicae
conservandae causa licilum est et filiis accusare parentes. Cic. Platonicus
3. offic. — Una est gentium ornnium dialectica ut et rhetorica. — Gramma-
ticae tot sunt, quot populi diverso idiomate utentes. Plura videntur apud
Graecos literarum compcndia, quam tria. Apud Latinos h. non minus est
litera, quam ceterae. Aerem aqua humidiorem, terram igni sicciorem
ducere, perabsurdum videtur.
uo) Nach des bekannten Aelius Donatus (um 354 zu Rom
lebend) Ars grammatica nannte man lange Zeit jede gewöhnliche
Schulgrammatik den Donat, Zober, Gesch. des Strals. Gymn. II, 8.
Der Donat war schon die im Mittelalter gebräuchliche Grammatik,
Helfenstein 88. Schon vor Luther wurde das Lat. nach den Glossen
103
die kleine lat. Grammatik des PH. Melanchthon (1579), Rudimema
lat. grammat. P. Rami (1581), Cic. Epp., Virg. Ecl., Dial. Sturmii
(1582, 1586), Dialogi Castalionis 1579, Praecepta morum Came-
rarii (1586). In V. kommen ebengenannte Lehrbücher vor und sonst
noch Grarnrnatica graeca P. Rami (1579) und Rudimenta graeca
B. Salignaci, Arithmetica P. Rami (1587), ex correctione L.
Schoneri (1589), Sleidamis de quatuor monarchiis, Musica Fr.
Beurhusii. In IV und III kommen vor Cic. orr. (1579 pro
Marcello, 1580, 1581 in Catil. I, 1589 in Cat. II, 1587 Phil.,
1588 pro Quintio), Cic. de off. (1586,) Virg. Aen., Virg. Georg
(1589), Xenoph. Cyrop., Grammat. gr. P. Rami (1580), Geometr.
plan, ex eiern. P. Rami (1580); in IV: Logica P. Rami, (1580);
in III: Rhetorica Taiaei (1580), Dialectica Bami, (1586); in II:
Institt. juris. ed. Copius (1587), Ethica e Corn. Valerie; in II und
I gemeinschaftlich Virg. Aen. (1588), Gor. odd. (1586), Terentii
Andria (1588); Demosth. Olynth. (1580), Homeri Ilias, Sphaera
Scribonii (1586), Ethica Scribonii (1586); D.Copii de natura hominis,
1587; in 1 allein Virg. Georg, (1579) "1).
und Regeln über den Donat gelehrt, welche Remigius, ein franz.
Benedictinermönch, im 11. Jahrh, verfaßt hatte, Hautz, Gesch.
der Neckarschule zu Heidelberg 1849, S. 17, 18. 'Melanchthon
schrieb in seiner Schulordn. v. I. 1528 den Dortat vor, Weber,
K. und Schulordn, des Mel. 1844, 107; ebenso die Schulordn,
für Baiern v. I. 1548, Lipowsky, Gesch. der Schulen in Baiern,
1825, 182; desgl. für die unteren Classen die Stuttgarter Schul-
ordn. v. I. 1559, mit der die Sächs. vom I. 1580 übereinstimmt,
Psaff, Gesch. des Unterrichtsw. in W. 1842, 37. Wir finden den
Donat 1529 in der Schule zu Marburg, Weber, Gesch. der Schule
zu Cafiel, Prg. 1843,29—31; um 1537 zu Frankfurt, Helfenstein
88; 1537 zu Hamburg, Calmberg 42; 1556 zu Düsseldorf, Krafft 25;
1560 zu Stralsund, Zober II, 8; 1562 zu Weimar, Heiland 1559, 16;
1562 zu Braunschweig, Dürre 31; 1569 zu Helmstädt, Knoch42;
1570 zu Eisleben, Ellendt 133; 1581 im gr. Kl. zu Berlin, Beller-
mann 1825, 20; 1592 zu Weilburg, Elchhoff 37; um 1600 zu
Werttigerode, Kallenbach, 1850, 25.
"1) Plutarch de educ. puer. kam 1586 auch auf der Schule
zu Wildungen vor. Bergl. oben Erster Abschn. Stadtschttle zu
Corbach.
104
Von 1609—1613 werden u. A. als Lehrbücher genannt in
IV. Catechesis Chjtraei und all deren Stelle darauf Haffenrefferi
loci communes; Prosodia Gissensium ; Posselius graec., Virg.
Bucol., Terentius oder Ov. Trist., Epp. Cic. ad. fam., Cic. orr.,
Isocr. ad Dem., Evv. dom. gr.; in III. Posselius; Golii grammat.
graeca; Arithmetica Buscheri e Ramo coli.; Dialectica Rami a
Gissensilnis castigata, Virg. Aen., Plautus, Cic. orr. oder Lael.
und Paradd., Isocr. ad. Dem , Plutarcli de educ. puer. u2), Pos-
selii evang. gr.; in II. et I. kamen vor: Helvici Instit. hebr. ling.,
Logica Ramea, Phjsica Magiri, Hör. odae, Cic. orr., Insitt. juris,
Isocr. ad. Dem., Posselius, gr. poeta, Ethica Aristot.143.
8. Die Methode, welche im ersten Decenniumund darüber
bei der Schule in Betreff der Belehrung und Einrichtung befolgt
wurde, war die des Peter Ramus (lud. lect. 1579). Schöner
selbst sagt darüber: Den P. Ramus, welchem ich 9 Jahre hindurch
in 3 Schulen gefolgt bin, glaube ich auch jetzt folgen zu müssen.
Die Lehren des Ramus halte ich für wahrhaft Sokratische, da sie
die Wahrheit einer jeden Lehre mit ihrem Nutzen und Fortschritt
in einer gemachten und natürlichen Folge verbinden. Da Ramus
dafür hielt, daß die Nachahmung der griechischen und lateinischen
Sprache hauptsächlich zur Ausbildung der deutschen Sprache
dienen solle, durch deren Vernachlässigung sie leide, so halte auch
ich dafür, daß diese Uebung für die Jugend wieder einzuführen
sei. Vor Allem will ich grammatische Richtigkeit in den einzelnen
Worten, als auch in ganzen Sätzen. Namentlich aber stimme ich
dem Raums auch darin bei, daß er die mathematischen Wissen-
schaften eifrig mit der Jugend betrieben wissen will. Mathematik
dient nicht allein zur Erkenntniß der Dinge, sie hat auch einen
praktischen Nutzen fürs Leben "4). Im Uebrigen müßten die
143) Es sei hier nebenbei erwähnt, daß 1588 „vor 8 gedreete
hölzerne Leuchter zu behuf der Schule 12 Alb." ausgezahlt werden.
"4) Ueberhaupt kam es Ramus nicht sowohl auf die Regel,
als auf die Anwendung (usus) an. Vergl. ausführlicher über die
Methode des Ramus: Hartwig, die Hofschule zu Cassel, 1865. S. 24,
auch diese befolgte die Methode des Ramus.
105
Wissenschaften in einer rechten Ordnung, nicht in einer verwor-
renen Weise gelehrt werden (Promulg. novae Schoiae Wald.).
Während aber Schöner dem Ramus folgte und denselben bewun-
derte, bewunderte er auch anderer trefflicker Lehrer Tugenden,
insbesondere die des Melanchthon, jener Zierde des 16. Jahrh.
Dieser habe, seiner Ansicht nach, Gleiches mit Ramus gethan und
gewollt. Melanchthon wollte die Philosophie den Schülern als
besondere Theile: Mathematik, Physik und Ethik, gelehrt wissen.
Ebenso Ramus. Melanchthon legte den größten Werth auf Beredt-
samkeit. Er übte die griech. und lat. Grammatik und empfahl
Nachahmung des Cicero und des Demosthenes, schlechte Redeweise
und Vernachlässigung des Griechischschreibens mißbilligte er sehr.
Virgil und Homer wurden der Nachbildung in der Poesie wegen
gelesen, ebenso Dichter anderer Gattung. Ganz ähnlich war es bei
Ramus. Phil. Melanchthon war darauf bedacht das Studium
der Rhetorik und Logik durch Uebung täglicher Deklamation und
Disputation so viel er konnte zu fördern; Ramus war selbst öffent-
licher Lehrer der Beredtsamkeit und Philosophie. Melanchthon
wollte, daß das Studium der Mathematik gleichsam als das Fun-
dament der Physik und Politik vorausgeschickt werde und empfahl
die Lectüre des Euclid rc. und hielt Keinen für einen Philosophen,
der diese Wiffenschaft nicht betrieb. Aber auch Ramus hat diese
mathem. Wissenschaften eifrig gelehrt. Daher ist es klar, daß
Melanchthon und Ramus dasselbe gewollt und gedacht haben.
Beide haben in gleicher Weise die lat. und griech. Sprache betrieben
und ausgebildet, Beide gingen von der Beredtsamkeit zur Mathe-
matik, von der Mathem. zur Physik, dann zu den übrigen Lehren.
Wo Beide aber nicht übereinstimmen, muß man dem eigenem Ur-
theile folgen. Melanchthon sowohl als Ramus nahmen weder
Auctorität, noch Gewohnheit als Gesetz, Beide wollten allein, daß
das Gesetz der Vernunft Geltung haben solle; Beide genügten sich
nie, sondern wollten immer das Bessere.
Das Schreiben der deutschen und lat. Buchstaben wurde vom
Lehrer an der Tafel vorgezeigt. Für den, der ein Redner oder
Logiker werden wolle, glaubte Schöner, sei nichts nöthiger als daß
er rein zu reden und zu schreiben wisse. Deßhalb sei vor allen
7 *
106
Dingen die Kenntniß der lat. Sprache zu erstreben. In der
Septima brauchten die Schüler zwar noch nicht lateinisch zu sprechen,
gleichwol wurden sie doch schon daran gewöhnt, sich des Deutschen
zu enthalten und etwas lateinisch zu denken (ita latimim aliquid
meditari). In der Septima wurde das Lateinsprechen täglich durch
Schreiben und Reden geübt, in Quinta aber mußte schon Alles
mit Allen lateinisch gesprochen werden (non tantum loqnatnr (puer)
eum omnilrus omnia latine, sed scribat etiam ex tempore). In
der Quinta nmrbe die grammat. Kenntiüß der lat. Sprache ab-
solvirt. (lud. lect. Sommer 80. Herbst 82.) In IV. ist die Er-
klärung des Cie. und Virg., die anal. und genes, nur rhetorisch,
in III. dagegen die anales, und genes, nur logisch. (lud. ann. 82.)
Namentlich wurde Gewandtheit im mündlichen und schriftlichen
Gebrauche der lat. Sprache erstrebt vermittelst der Nomenclatur,
der Einübung der Etym. und Syntax, der Lectüre von Dichtern
uitb Prosaikern, Häusl. Scripta und Extetnp., metr. Ausarbeitung
und Disputation. In III. wurde das Griechische begonnen.
Wenn gleich 1582 voll Schöner der Grundsatz ausgesprochen wird,
daß es nickt nöthig sei, angestrengt Griechisch zu treiben, es sei
genug wenn eilt griechischer Autor verstanden werden könne (Ind.
lect. vern. 1582), so wurden doch griech. Exerc. in I. selbst in ge-
bundener Rede gemacht, dagegen es für zweckmäßig gehalten wie
im Lat. in einer Classe auch int Gr. nur 2 Schriftsteller neben
einander (1 Prosaiker und 1 Dichter) zu lesen (Ib.).
Bei den l ogischen Wissenschaften, d. h. Grammatik, Rhetorik
und Dialektik, sollen die Lehren mit denen des Plato, Aristoteles,
Quiutil., Varro, Priscian tt. a. verglichen werben. Verschiedenheit
soll nur in der Form und ^Disposition stattfinden dürfen. Die
Lehren der Geometrie sollen durch prakt. Beispiele erläutert werden
(Mise.). Die h. Schrift soll von den Lehrern so viel möglich
nur historisch erklärt werden itnb darüber die Classen lehre r weiter
nicht disputireu (Mise.). An den Festtagen sotten die Evangelien
und Episteln wiederholt werdett.
Die wissenschaftlichen Lehrstunden sollen auf den Morgen,
Uebungen nnb Lectüre der Autoren in jeder Classe auf die fol-
genden Stunden fallen (praoeepta potissimum inane, exercitat.
i
107
vesperi. Mise.). Musik soll jedeu Tag zur Mittagsstuude sein.
Die Stunden für Arithmetik waren auf Mittwochs früh angesetzt,
was hiermit übereinstimmend auch in Cassel so eingeführt war,
Weber, S. 78. Die Lehren sollen kurz, wahr und nützlich sein.
(Mise.) Nicht allein die Lehren, die immer gesunde sein sollen,
sind nothwendig, sondern auch Uebungen. Diese aber müssen stets
dem Fassungsvermögen der Jugend angemessen sein. Die Inter-
pretation und die Uebungen der Lehrer sollen miteinander über-
einstimmen. Bei allen Gegenständen wird zum Erkennen und Ein-
prägen Wiederholung für nöthig erachtet. Damit hing die Ein-
richtung zusammen, daß der Rector und Conrector an den ein-
zelnen Tagen die Classen in den einzelnen Stunden besuchten,
indem ihnen stets einer der Pedellen folgte"^).
An den heiligen Tagen mußten die Evv. und Episteln meist
wiederholt werden und für die 6.-3. Classe war ausschließlich die
heilige, wie die Profangeschichte bestimmt.
Auch der Rector R. Lange hielt die Ramistische Lehrweise für
die kürzeste, wahrste und vollkommenste. Dieser gemäß, sagte er,
gehe die Schule von dem Allgemeineil unb weniger Unbekannten
zu dem Schwereren; diese Ordnung sei sowohl der Natur, als der
Kunst am angemessensten. Die Jugend sei sowohl durch die Gefilde
der Logik (Grammatik, Dialectik lind Rhetorik) und Mathematik
(Arithmetik und Geonretrie), wie der Physik (Musik unb Astrologie)
und Ethik (Politik und Jurisprudenz) zu führen. Dies müsse"
auf dem kürzesten Wege nach Ramus 146) und anderen Pädagogen
"5) Wöchentliche Prüfung oder Repetition in den einzelnen
Classen zu Cassel bemerkt Weber als mit der zu Corbach vorge-
kommenen Einrichtung übereinstimmend. Gesch. der Gel.-Sch. zu
Cassel, S. 79. Akg. 368.
"6) Noch 1590 sagt Lange: Quod Rammn retinuerim, in
causa est tum, quod ea conformitas nuper Mengeringhusii nobis
Omnibus post seriam Nominis divini invocationem longamque de-
liberationem, tandem simul placuerit et subscriptionibus noslris
confinnata sit: tum quod nihil rotundius, nihil perfectius, nihil
iliustrius, nihil melius vel viderimus hactenus, vel quisquam pro
baverit, — At populus obstat. — Bona ratio. — Cuilibet in sua
arte perito et experto artilieii, non populo, credenduni est. —
108
geschehen. Mit allen den genannten Fächern sei dann noch Poesie
und Historie zu verbinden. Aber auch die Anleitung zur Fröm-
migkeit wurde nicht vernachlässigt; der Grund zu ihr wurde von
früh sofort mit' den Elementen in allen Wissenschaften gelegt.
Speciell aber sollten die Lehren der Religion durch die heiligen
Geschichten veranschaulicht und durch Erklärung der Schriften der
Apostel näher erläutert und zu dem Zwecke auch die hebr. Sprache
für die Theologen betrieben werden (Ind. lect. 1589).
9. Disciplin. Einige allgemeine Gesetze für Lehrer und
Schüler finden wir in der von Copius 1578 gegebenen Schul-
ordnung. Nach dieser hatte nur der Rector und Conrector das
„jus virgae“ (des Stockes), die übrigen Lehrer das „jus ferularum“
(der Ruthe)"7).- In den oberen Classen konnten Geldstrafen U8)
wegen Pflichtversäumniß und schlechten Betragens auserkannt werden,
welche man in den 4 solennen Ferien bescheiden verwenden (cou-
surnere) durfte.
8ine dubio adversi ilii clamores, illi fluctus populäres, quibus sa-
pientem comnioveri non, propediem sedabuntur et per se con-
quiescent. Nos hactenus praecepta Kami nostris auditoribus
eüm fructu proposuisse, gloriari possumus. Neque hic ulla dis-
cipuli diffieultas est: tota ilia, si quae est, praecentoris est, quam
ille diligentia sua est sedulitate facile superabit.
14 7) Vor körperlichen Züchtigungen erbebte im 16. Jahrh,
kein Lehrer. Die Schulruthe spielte eine große Rolle. Löschke, die
relig. Bildung der Jugend rc. int 16. Jahrh. 1846, 150 ff. Von
Luther ist es bekannt, daß er an einem Morgen 15mal die Ruthe
bekomnien. Sturm's Disciplin war strenge; denn als die Scho-
larchen die Ruthe in den 4 oberett Classen abschaffen wollte, tadelte
er es. Rieth, Joh. Sturtu, 1864, 5. Von dem Gymnasium zu
Strasburg unter Sturm heißt es: Les coups de vierge figurent
au premier rang parmi les mojens de discipline. Schmidt, La
vie etc. 1855, 39. Aber für die unteren Classen wollte er Ruthe
und Stecken nicht angewendet wiffen. Vierordt, Gesch. des G. ztl
Durlach 94. Im Jesuiten-Gymn. zu Cöln wurden 1557 durch
alle Classen für gröbere Vergehen körperliche Züchtigungen ange-
wendet. Progr. des G. an der Apostelk. 1861, 7. 8. Zu Osna-
brück „strich" im 16. Jahrh, der Rector fast alle Tertianer, (d. h.
Primaner). Progr. 1861, 25.; zu Stettin kommt 1565 als Strafe
vor: virgis caedere, Hasselbach S. 18; zu Eisleben waren 1570
die alltäglichsten Strafmittel körperl. Züchtigungen, weshalb in
109
Der Rector und Conrector besuchten jeden Tag alle Classen,
in jeder Stunde zwei, indem ihnen dabei stets ein Pedell folgte.
Sicher wurde dabei auch die Disciplin mit ins Auge gefaßt. Nur
wegen eines Capital-Verbrechens stand dem Magistrate Bestrafung
zu, das Maß derselben durfte er jedoch ohne den Rath des Rectors
und Conrectors nicht bestimmen. Immer aber mußte die Strafe
der Wiffenschaft ihre Würde zu belasten, so viel möglich gelinde
sein und öfters dem Rector zur Ausführung überlassen bleiben.
Wenn Schüler des Nachts auf der Straße Unruhe gemacht hatten,
konnten sie zwar in ein besseres (boiu^uorem) Gefängniß gebracht,
mußten aber Tags darauf dem Rector übergeben werden (Mi««.).
Außer diesen ganz allgemeinen Gesetzen v. I. 1578 scheinen
aber bald nachher ausführlichere namentlich für die Schüler gege-
ben zu sein. Den 24. Januar 1581 spricht Schöner von Classen-
alter Zeit daselbst serula und baculus als Zeichen der Strafgewalt
dem Rector übergeben wurden. Ellend S. 170. Ebenso zu Eimbeck
1611, Ruhkopf 341, desgl. zu Stralsund Zober I., 11. In der
Hofschule zu Cassel wurden virgae als Zuchtmittel benutzt, auch
heißt es: fu8tibu8 caedatur. Hartwig 24. Zu Dorsten durfte jedoch
1712 ohne Wissen des Rectors nicht mit der Ruthe gestraft werden.
Wrese 306. Die Gesetze der Schule zu Walkenried ea. 1584
schreiben den Cuftoden vor: virgulas et baculos semper in protnptu
habento. Zu Wittenberg hatten die Currentaner die Lehrer mit
Stecken und Ruthen zu versorgen, Spitzner 39. Zu Hildesheim
regierte der Stock von Prima bis zur untersten Cl.; 1602 kommt
Hauen bis aufs Blut vor. Fischer S. 91 f. Zu Dortmund
wurde in HI. die Ruthe oder der Stock gebraucht, Mellmann 22.
Von der Strenge damaliger Schulzucht.giebt die Nachricht Beweis,
1612 habe ein Rector zu Meissen ahunno8 mit Prügeln dermaßen
traktirt und mit Füßen getreten, daß sie manche Zeit darüber
krank zu Bette gelegen. Müller II., 97.
U8) Die Goldberger Gesetzgebung sprach sich bald nach
Trotzendorf gegen Geldstrafen aus. Andere Schulordnungen
aber' haben diese Strafe angewendet tmb auch Trotzendorf bediente
sich ihrer; am ausgedehntesten die Gandersheimer Schulordnung
v. I. 1571. Löschte a. a. O. 148f. Wir finden sie zu Stettin
1565, Hasselbach S. 18; zu Duisburg längere Zeit, Wiese 360.
Diese wurde dort zu Prämien verwendet. Ebendas. Sonst kommen
Geldstrafen noch vor zu Hildesheim, Fischer S. 93; zu Dort-
mund, Mellmann 22; zu Lübeck 1579, Deecke 33.
HO
gesehen, bereit ein Exemplar den grast. Räthen eingehändigt war.
Und obwohl dieselben nicht alle vollkommen waren, so meint er
doch, sie würden nicht mißfallen. Einzelne Disciplinarfälle unter
Schöner sind itns nicht bekannt. Sobald Rector Lange angestellt
war, wird 1586 von einer Promulgation der Schulgesetze gesprochen,
bei der 10 Maß Wein verbraucht wurden.
Lange sagt in seinem ersten Programm, das ihm anvertraute
Antt habe besonders 2 Seiten bei der Jugend ins Auge zu fassen:
1. die Belehrung und 2. das Leben der Schüler; dabei müsse aber
auch auf Förderung der Frömmigkeit ein Hauptaugenmerk gerichtet
werden. Um die beiden letzteren Zwecke möglichst gut erreichen
zu können, veröffentlichte er 1589 fromme und gerechte Gesetze"9).
Diese aber erregten Anstoß: die Schüler schrieen nach Freiheit, tu-
multuirten"9), hielten draußen Versammlungen, erbrachen das
(Sarjer151), wollten nach ihrem Gefallen den Lectionen beiwohnen
und die Arbeiten machen. Durch Hülfe der Scholarchen wurde dem
Unfuge gesteuert; die Haupträdelsführer wurdeu aus der Schule
verwiesen, Andere verließen sie freiwillig. Und sehr richtig sagt er:
Non imminutiis es( numerus discentium, sed expurgatus, ejectum
est vetus fermentum, ne totam massam corrumperet. — Longe * 15
149) Lange sagt: Leges pubiicari saue piurimum refert —
sic una cum lectionibus etiam legum ct disciplinae nova quaedam
majorque cura instituitur.
15°) Auch auf andern Schulen jener Zeit wird mitunter von
Aufruhr der Schüler gesprochen; so 1587 zu Lübeck, Deecke 34;
1607 zu Frankfurt, Vömel, das Franks. Gymnas. unter Hirtzwig,
1829, 5. Zu Osnabrück ging einmal im 16. Jhrh. der Bürger-
meister in die Schule, um „Rebellen zu strafen." Prgr. 1861, 25.
Wird doch noch 1744 zu Danzig ein völliger Aufstand der Schüler
gegen die Lehrer erwähnt! Hirsch, Gesch. d. G. 1837, 54.
Die Carzerstrafe war im 16. Jahrh, sehr gewöhnlich.
Löschte a. a. O. 148. Wir finden ein Carzer für die oberen Elasten
1557 zu Cöln erwähnt. Prgr. 1891, 8. 1565 eins zu Stettin,
Hasselbach 1851, 17; zu Lübeck 1621, Deecke 40. Die Strnlsunder
L-chulordn. v. I. 1561 aber sagt, man solle die Schüler bei vor-
gekommenen Ungezogenheiten „sachtmodig mit ruthen unb Keiner
gefengniß strafen." Zober41.
tu
satius esse judicamus paucos probos, obedicntes et fideles162) ado-
lesccntes informare cum voluptate et laude, quam magna impro-
borum senil na docenda oleum operamque perdere. Int I. 1592
beklagen sich 2 Schüler, Jacob und Johann Severin, daß sie von
2 Corbacher Bürgerssöhnen vor dem Rathe angeklagt seien, als
hätten sie beabsichtigt ihnen einen jungen Hund163) zu entführet!,
da sie mit dem Rector Lange nach Stade hättet! abziehen wollen;
die Platten hätten die Schlagbäume an der Pforte zugeschlagen
und sie hierdurch an ihrer Ehre verbaliter unb realiter injuriirt.
Die Platten erklären darauf, sie hätten als junge Gesellen den
Schülern unrecht gethan, man möge ihnen verzeihen. 1593 wird
von einem Lehrer, S. Wedekind, der schon als Schüler 1588 eine
Faction gegen den Rector und dessen Collegett angestiftet, erzählt,
er sei an offenem hellen Tage, eine Trommel vor ihm her, eine
lange Lattdesknechts Feder auf dem Hute tragend, über die
Gassen gezogen und habe des Nachts einen Bürger stechen wollen.
Um 1598 überfiel ein Schüler (Studiosus) einen Andern des Nachts
mit mördlichem Gewehr, verletzte dessen rechte Hand und lähntte
ihm dieselbe ganz und gar. Den 25. Januar 1600 stach ein
adeliger Knabe und Stttdent der 5. Claffe, Torck Gottfried, unge-
fähr 16 Jahre alt, einen seiner Mitstudenten mit einem Meffer
etwas unter deut linken Artn. Der Rector Cranz ließ darauf den
Thäter in der Schule öffentlich mit Ruthen streichen. Der Rath
der Stadt Corbach aber ließ die Wunde besichtigen, that Einsprache
und ließ bett betreffenden Schüler aufs Rathhaus bringett. Da-
gegen aber protestirten die gräfl. Räthe, weil der betr. Exceß ein
geringer Civil-Schulexceß unb durch des Rectors Schulstrafe hin-
reichend gebüßt sei. Der Rath aber behauptete, es sei hergebracht,
daß er sowohl Mönche als auch später Studenteu, die inner-
halb und außerhalb des Klosters und der Schule gröblich delin-
quirten, incarcerire. Noch vor dem Advent des I. 1612 machten 153
162) Der Grundsatz eines berühmten Schulmannes war: Malo
seholam desolatam quam dissolutam! vgl. Niemeyer, Grundsätze
der Erziehung, 1832 S. 268.
153) In einem Schulgesetz aus dem 16. Jahrh, wurde den
Schülern zu Heidelberg verboten, Hunde zu halten. Hautz, S. 63.
112
die Schüler der 4. Classe eine „Liga" gegen den Lehrer L.Hofmann,
keinen Streich von ihm auszuhalten, bei einem Thaler Strafe,
weil solches in westphälischen Schulen zu Dortmund und Lemgo
nicht gebräuchlich. Der Lehrer bat um dergleichen vieler gegen
ihn verübten Muthwillen um seine Entlassung. Im I. 1616
wird bezeugt, daß die von Corbach gewöhnlich jährl. Montags zu
Ostern die Schule besuchten und die College« zur Treue und Fleiß,
die Schüler aber zum Fleiß und Gehorsam zu ermahnen pflegten.
So sei dies noch zur Zeit des Rectors Lange geschehen; wenn die
Schüler etwas peccirten, so sei dies sowohl von der Stadt als auch
von den Lehrern bestraft.
Wahrscheinlich haben die 6u8tolle8, welche 1578 erwähnt werden
(vgl. unter Pädagogien), zugleich den Lehrern auch in der Dis-
ciplin Unterstüftung gewähren müßen, wie dies anderwärts der
Fall rocn;154).
10. Auf das physische Wohl der Schüler hatte man dadurch
Bedacht genommen, daß an keinem Tage mehr als zwei Stunden
hintereinander öffentlicher Unterricht gegeben wurde155), daß
Mittwoch Nachmittag für alle Elasten frei und Sonnabends nur
für einzelne Elasten Unterricht angesetzt war (Mise.).
Nach den Prüfungen waren zur Erholung einige Tage
Ferien156), also jährlich viermal; diese werden solennes feriae
154) Die etwa 1584 'gegebenen Schulgesetze für die Schule
zu Walkenried bestimmten, es sollten für jede Woche 2 Custoden
angestellt werden, welche die Classen zuschließen und für Stöcke
sorgen sollen. Volckmar, Gesch. d. Schule zu Walkenr.; zu Greifen-
berg werden 1594 eustolles erwähnt, welche, für jede Woche er-
nannt, die Fehlenden oder die zu spät Kommenden und Plaudernden
aufnotirten; Riemann, Gesch. d. Stadt Greifenberg, 1862, S. 116;
zu Lübeck hatten die enstolles vor und nach den Schulstunden die
Aufsicht, Deecke S. 16; zu Duisburg mußte 1637 der custos die
Classe ausschließen, kehren und was in der Classe liegen bleibt,
aufheben. Kühnen, Pr. 1851, 10.
155) Ebenso war es bei der Schule zu Castel, Weber, Prgr.
1844, 26.
156) Zu Dortmund waren gleichfalls nach beiden Eraminibus
14 Tage Ferien, Mellmann 27; ebenso waren 2mal des Jahres
Ferien zu Duisburg, Kühnen 11; zu Lübeck, Deecke 48; zu Castel
14 Tage, Weber, Prgr. 1844, 26.
113
genannt. Den 31. August 1579 schreibt Schöner an die Grafen:
„Ich bin bedacht, das Examen also anzuordnen, daß die lerise,
so man darauf pfleget zu geben, vmb Michaelis aus seien und
die leetiones wiederum angehen. Ich hielte dafür, es wäre am
gelegensten den 14. September anzufangen, damit man alsdann
noch 14 Tage t'eriss geben könnte."
Außer diesen solennen Ferien sind aber auch wahrscheinlich
noch zu anderen Zeiten Ferientage eingetreten, so z. B. in den
s. g. Hundstagen157), an Apostel- und Markttagen; es läßt sich
dies aber erst später urkundlich nachweisen.
Uebrigens wurden für die Ferien gewisse Arbeiten aufgegeben:
Poetisches aus Horaz, Historisches aus Florus, hauptsächlich aber
beständige Repetition, Catechese und schwierige Lehren in Künsten
(1586, 1587, 1588).
11. Feierlichkeiten und Festlichkeiten der Schule
Dazu gehören in damaliger Zeit zunächst die Examina. Um
den Fleiß der Schüler zu erproben, wurden, unter dem Prä-
sidium des Rectors, von den Clafsenlehrern jährlich 4 Examina
gehalten; zwei, um nach dem Ausfall die Ordnungen in der Classe
zu ändern, gewissermaßen T e n t a m i n a, d. 1. Juli u. d. 1. De-
cember; zwei, um die Classen zu wechseln, den 1. April und den
I. September jeden Jahres"«) (Mise., Programm vom Winter
1586/87, u.vom Sommer 89). Zu den letztgenannten trafen Abgesandte
der Grafen ein, 1579. Im Herbst 1579 wurde Seitens des Grafen
Günther Ehrn Zach. Vietor zu Corbach zum Abgesandten designirt. * 158
m) So z. B. in Dortmund, Mellmann 27; in Lübeck, Deecke
48; zu Gotha, Schulze 86; zu Hirschberg, Prgr. 1862, 29.
158) Die Prüfungen waren schon seit frühen Zeiten öffentlich;
Hautz, Gesch. der Neckarsch. 1849, 10. 2 halbjährliche Examina
stnden wir im 16. Jahrh, zu Dortmund, Mellmann 27; Cassel
seit 1599 zu Ostern u. Michaelis, Weber, Prgr. 1844, 26; zu
Weilburg 1588, Eichhof 27; zu Durlach, Vierordt 67, 98; zu
Stralsund, Zober I., 13; zu Frankfurt (schor; 1561), Helfenftein
71; zu Gotha, Schulze 86; zu Eisleben 1570, Ellendt 163; zu
Wesel, Prgr. 1859, 27, Wiese 367; zu Torgau 1549 — 64,
Wiese 261; zu Schleusingeu 1577, Ebendas. 289; zu Breslau 1570,
Prgr. des M. Magd. G. 1848, 5.
8
114
Im I. 1616 wurde bezeugt, daß auch die vou Corbach jedesmal
bei den Examiuibus mitgewesen"6). Nach den Prüfungen wurden
Gespräche hergesagt und lateinische, griechische und hebräische Vor-
träge (declamationes) nicht allein in Prosa, sondern auch in Versen
gehalten (Mise.)159 160).
Bei jedem Examen scheint den Lehrern aus der Oekonomiekaffe
Wein verabreicht zu sein. Im I. 1618 finden wir die Notiz:
vffs Michaelis-Examen 6 Viertel Weins vom Oekonomus ange-
schafft, das Viertel 1 Daler 3 Alb. (=*= 6 Thlr. 18 Alb.)161 162 *).
Zu den Festlichkeiten gehörte aber auch die Aufführung von
Schul- Co mödien
Die Entstehung des Dramas reicht auch bei den Deutschen
in graues Alterthum hinauf. Schon bei den germanischen Heiden
wurde der Wechsel der Jahreszeiten früh spielweise gefeiert und
es weisen noch bis auf den heutigen Tag zahlreiche Spuren auf
solche Feste zrtrück, wo z. B. der Winter zurückzieht und der
Sommer als ftegeiibev Gott seinen Einzug hält166). Im Mittel-
159) So wohnte auch der Magistrat zu Heidelberg als Patron
jedesmal den Prüfungen bei; Hautz, Gesch. der Neckarsch, zu H.
1849, 10. Auch zu Osnabrück war der Rath beim Examen gegen-
wärtig, Hartmann Prgr. 1865, 20.
16°) Oeffentliche vierteljährliche Redeacte mit deutschen, lat.
und griechischen Redeil, in Prosa und in Versen, finden wir im
16. Jahrh, auch zu Danzig, Hirsch 50; oratorische Acte 1580 zu
Halle, Eckstein Hallesche Sch. 1., 1850, 6; actus pubiici zu Dur-
lach, Vierordt 66; Valediction und Gratiarium actus zu Schul-
Pforte, Schmidt u. Kraft 144; öffentl. Actusreden zu Meissen,
Müller 54; vierteljährliche Redeacte 1619 zu Eisleben, Ellendt
165. Am Schluffe des Schuljahres wurde zu Danzig durch An-
schlag an Kirchenthüren dazu eingeladen, Hirsch 50. Höchstwahr-
scheinlich ist dies in der ersten Periode auch §u Corbach der Fall
gewesen.
161) Zu Hildesheini zahlte der Rath jährlich zunl Examen
12 Thlr., Fischer 28; zu Frankfurt wurde 1583 nach dem Examen
auf Staatskosten ein Gastmahl angerichtet, Helfenstein 72; zu
Schwerin erhielten die Schüler 1559 vom H^'ZOg Geld, Wex 11.
Zu Herborn kam denn Actus zu Anfang der Lectionen Weintrauk
vor, Steubiug 119.
162) Straumer, Beiträge zur Gesch. der Schulcomödie in
Deutschland, Prgr. Freiberg, 1868, S. 2,
115
alter wurden diese Darstellungen verändert und die Geistlichen
setzten nun an die Stelle der bisherigen Aufführungen und heidni-
schen Spiele ein neues christliches Drama. Die Darstellenden sind
Geistliche, Bürger und Zünfte; Ort der Darstellung ist ein freier
Platz, der Kirchhof, der Markt. So wurde z. B. 1322 vor
Friedrich mit der gebissenen Wange von Klerikern das Spiel von
den klugen und thörichten Jnngfrauen aufgeführt und 1412 zu
Bautzen ans dem Markte das Spiel von der h. Susanne"»), 1413
zu Budissin auf dem Markte d. h. Dorothea, Prgr. Budissin 1864, 3.
„Anno 1520 an St. Georgs Abend hat de Cleresia to Men ge-
ring Husen daß Li den Christi vnserß Herloserß gespilleth —
vn hadden wol, eben stige Personen""^). Auf Ostern im 1.1520
wurde zu Corbach das Leiden Christi aufgeführt.
Neben diesem geistlichen Drama entwickelte sich in den auf-
blühenden Schulen des Mittelalters aber auch eine eigene Art des
Dramas: das s. g. Schul-Drama. Schon in den Schulen des
9. Jahrhunderts erscheint neben andern Dichtern (Virgil, Horatius)
namentlich Terenz als der eigentliche Schuldichter und es ist nicht
zufällig, wenn unter den Uebersetzungen lateinischer Schriften ins
Deutsche, die im 10. Jahrh. Notker Labeo, Mönch von St. Gallen,
gab, auch die Andria des Terenz genannt wird"3). Im 15ten
Jahrh, nun ward nach dem Wiederauferwachen der altclasi. Literatur
zunächst in Italien die Aufführung lateinischer Stücke des Terenz
und Plautus Schulübung und so entstand die lateinische, d. h.
eigentliche Schulcomödie. Namentlich war in Ferrara Aufführung
der Comödien von Terrenz und Plautus nicht selten"3). Und
nachdem dann zuerst in den Schulen der Hieronpmianer die lat.
Schulcomödie, mit reines Latein zu erzielen, gepflegt war, wurde
"3) Straumer a. a. O. S. 5.
"4) L. Curtze, Gesch. u. Beschr. des Fürftenthums Waldeck,
1850, S. 422. So spielte man auch zu Stolberg 1457 die Passion
Jesu Christi, Zeitschrift des Harzvereins für Gesch. 1868, S. 104.
re») Straumer S. 10. 1486 erschien eine Uebersetzung des
Cunuchus des Terenz von Nythart, 1499 zu Strasburg der ganze
Terenz, Prgr. des Raths-Gpmn. zu Breslau 1861, S. 11.
16e) Straumer S. 12.
116
dies gleichfalls in den Schulen Deutschlands der Fall. Wann die
Sitte, am Schluffe der Schule Schauspiele aufzuführen, aufge-
kommen, läßt sich mit Bestimmtheit nicht sagen; doch reicht die
Sitte bis ins 13. Jahrh.; in Klöstern geschah es an bestimmten
Festtagen und so wurde dies auf die Schulen übertragen"7). In
Wittenberg brachte namentlich Melanchthon oft und schon seit dem
Jahre 1524 lat. Stücke des Terenz, Plautus und Seneca zur
Aufführung. Und Joh. Sturm, der berühmte Rector der Stras-
burger Schule, ließ den Terenz und Plautus von den drei obersten
Classen wöchentlich aufführen. Und auch Luther äußerte „Comedien
zu spielen soll man um der Knaben in der Schule willen nicht
wehren, erstlich, daß sie sich üben in der lateinischen Sprache, zum
andern, daß in der Comedie fein künstlich erdichtet wird — wie
sich ein Jeglicher in seinem Stande halten soll""«). So konnte
es denn nicht fehlen, daß die Aufführungen lateinischer Stücke
durch Schulordnungen, z. B. die sächsische v. I. 1538 u. 1580
förmlich geboten wurde.
Luthers gelegentliche Aeußerung: El ego non iilibenier vide-
rem gesta Christi in scholis puerorum ludis seu comoediis
latine et gernmnice rite ac pure compositis repraesentari propter
rei memoriam et affectum junioribus aiigenduni riesen eine
Abzweigung von dem eigentlichen Schuldrama hervor: eine Legion
Comödien biblischen Inhalts in deutscher Sprache"«). Man
behielt aber daneben die lat. Schulcomödie bei, mit Vieser mehr
dem engeren Kreise der Schule, mit jener mehr dem größeren
Publikum dienend"«). * I.
167) Hoegg, zur Gesch. des Klosters und Gumnas. zu Arns-
berg 1643, S. 39. 40.
"«) Straumer S. 16. Schon Baco meinte: Das Aufführen
von Schauspielen ^stärkt das Gedächtniß, bildet den Klang und die
Wirksamkeit der Stimme und Aussprache, gewöhnt Mienen und
Geberden an Anstand, verschafft ungemeine Zuversicht und macht
die jungen Leute mit dem öffentlichen Auftreten vertraut. Raumer
I. Z49
"«) Straumer 17, 18.
17°) Straumer S. 19. Nach dessen Mittheilungen die obige,
mitunter wörtliche Darstellimg. Es sind hiermit mehr oder we-
117
So wie wir null bei sehr vieler; Schulen Deutschlands im
16. und 17. Jahrh. Aufführung von Schulcomödien findenm),
Niger übereinstimmend die Nachrichten bei Devrient, Geschichte der
deutschen Schauspielkunst, 1848, S. 17. 21. 35. 396; Heiland,
Ueber dramat. Aufführungen im Gymn. zu Weimar, 1858, 1—3;
Jahresbericht des Raths-Gpmn. zu Breslau, 1861. Vgl. sonst
noch: Hagenbach, Kirche u. Schauspiel; in Gelzers Protest. Monatsbl.
1862; Vilmar, Gervinus.
m) In fast allen Schulen Norddeutschlands, Weber, Prgr.
Cassel 1843, S. 46. In Frankfurt 1506 ein Passionsspiel, Helfen-
stein 22. Sehr häufig wurde namentlich die Tragödie, oder Co-
mödie von der Susanne aufgeführt; Heiland zählt als die ihm
beknnnten Aufführungen der Susanne auf die in Dortmund v. I.
1544 (vgl. auch Thiersch S. 33), v. I. 1558 u. 1605 in Rostock,
1584 in Stralsund (Zober II., 16), 1565 zu Weimar, 1589 in Roten-
burg, 1602 in Ulm, 1616 in Halberstadt; es kann noch hinzugesetzt
werden 1545 die Com. von der keuschen Susanna zu Frankfurt,
Helfenstein 71; in der Mitte des 16. Jahrh, zu Basel, Löschke 163.
Der Verarbeitungen dieses Stoffes sind eine große Zahl, Heiland.
Außerdem kommt vor: die Trag, von Daniel 1553 auf dem
Markte zu Stralsund, Zober II., 15; 1585 zu Neu-Ruppin die
Com. Daniel, Löschke 162; 1592 zu Rotenburg Daniel in der
Löwengrube, Heiland 1859, 4; Daniel zu Cassel 1608, Weber,
Prgr. 1843, 28; desgl. zu Arnsberg 1614, Prgr. 1843, 40; 1583
zu Rotenburg auf dem Markte Susanne und Daniel, Rommel 5,
723. 1558 kam auf dem Rathhause zu Wesel vor die Com. von
David, Heidemann Prgr. 1859, 27; 1562 zu Breslau im Elis.
G. Kain und Abel, Reiche, Gesch. d. G. zu St. Elis. 1843, 46;
zu Breslau im Raths-G. 1576 Adam und Eva, Prgr. 1861,
16; desgl. zu Schwerin, Löschke 162; 1599 zu Grimma die Com.
von der Ausführung Loth's und^. dem endlichen Untergange
Sodom's u. Gomorrha, Heidemann 1859, 4; zu Dortmund 1604
Judith und Holofornes, Thiersch 33; zu Arnsberg 1617
Rebecca, Prgr. 1843, 40. 1539 wurde zu Wernigerode die Com.
Joseph in lat. Sprache aufgeführt. Zeitschr. des Harz-Vereins
für Gesch., herausg. von Jacobs, 1868 S. 83. Hoe von Hoenegg
hatte eine geistl. Comödie „Joseph" aus dem Lat. des Aeg.
Hunnius übersetzt, Hasse, Abr. d. sächs. albert. Kirchengesch. 1847,
11., 82. Häufig dargestellt wurde aus dem N. T. der verlo-
rene Sohn: zu Zwickau 1536, zu Leipzig 1540, 1545 zu Wien,
1549 zu Frankfurt, 1572 zu Weimar, 1603 zu Dortmund, 1614
in Meiningen auf dem Markte, Heiland 1859, 8; Gödeke zählt
15 Bearbeitungen des verl. Sohnes aus dem 16. u. Anfang des
17. Jahrh, auf, Heiland a. a. O. Ferner kommen vor die Ent-
so ist dies nun auch bei dem Gymn. zu Corbach der Fall. Wie
anderwärts, so waren auch bei uns die Stücke meist biblischen
Inhalts. Unter dem Rector Schöner finden wir folgende Nach-
richten: 1582 werden 3 Mark 5 Alb. 4 Pf. denjenigen Personen
„zu verdrinken" gegeben, die das Spiel von Abraham und Jsaak77^)
agirt; 1584: 3 M. 5 Alb. den Spilleuten verehret, da die Comedie
von Homulo^7^) agftf wurde; 1586: 3 M. den Spilleuten ver-
ehret * 173 174), da sie die Comedie von Tobiasm) agirten.
hauptung des Johannes 1581 zu Dortmund, Thiersch 33;
desgl. 1580 zu Frankenstein, Löschke 162; die Com. vom reichen
Manne 1592 zu Osnabrück, Progr. 1865, 26. Außerdem werden
im Allgem. die Aufführungen von Schul-Com. erwähnt: 1546Gauf
dem Markte zu Dortmund, Thiersch 33; 1596 zu Meissen, Müller
!., 52.
m*) Zu Marburg wurde 1566 aufgeführt Isaak und Rebecca,
Justi Vorzeit 1825, 99; 1579 erschien zu Stettin Isaak, die Opfe-
rung deffelben enthaltend, Riemann, Gesch. der Stadt Greifenberg,
S. 112. 1598 kam zu Cassel in der Hofschule beim Beginn der
Lectionen vor Isaaks Opferung, Hartwig 10; 1602 zu Hildesheim
Abraham, Fischer 14; 1693 auf dem Gewandhaus zu Budissin
Isaaks Opferung, ebenso 1703, Prgr. 1864, S. 32. 33.
172b) Zu Fürstenberg erhielten 1604 die von Sassenberg, so
die Comedien von Homulo agirten, 16 Alb. 4 Pf. (d. i. M. Abr.
Saurii Comoedia germ. Hecastos seu Homiilus. Marp. 1591. 8).
173) Es war sehr gewöhnlich, daß den Spielenden eine kleine
Ergötzlichkeit gewährt wurde. Heiland 1859, 13. So erhielt 1558
zu Wesel der Rector für die Com. von David 3 Thlr., Heide-
mann, Prgr. 1859, 27; 1565 ju Cassel der Schulmeister für Auf-
führungen einer Com. mit seinen Schülern vom Rath u. Burge-
meister 3 Gulden, Heiland, Prgr. 1859, 4; 1592 zu Osnabrück
die Acteurs, die die Com. vom reichen Manne n. Laz. gespielt,
6 Thlr. und ebendas. Rector und Collaboratores pro exbibitlone
com. et trag. 12 Thlr., Hartmann, Prgr. 1861, 27. Nach der
Schulordn, der Kurs. K. O. v. I. 1580 soll den armen Schülern
die eine Hälfte von der Verehrung gegeben werden, die andere
Hälfte den Lehrern, Vormbaum, Ev. Schul-O. I., 259.
174) Lrtther sagt in seiner Vorrede zu Tobias: Tobias giebt
eine feine, löbliche gottselige Comödie, Heiland S. 3. Dadurch
gab er der Bearbeitung die Weihe unb Autorität. So kommt
1561 zu Schwerin eine Comödie von Tobia vor, Mecklenb. Jahrb.
von Lisch 6, 190; 1590 zu Osnabrück die Comödie Tobias, Hart-
mann, Prgr. 1861, 25- desgl. im 16. Jahrh, die Comödie Tobias
zu Breslau, Prgr. des Raths-G. 1861, 17; desgl. wurde zu Weil-
f 19
Aber auch classische lateinische Stücke wurden bei uns, wie
anderwärts, aufgeführt. Unter dem Prorector Lange heißt es im
*1.1588: Andria Terentii m) ad finem lectionum a gen da. Hier-
nach zu schließen, kamen die Darstellungen also nach Beendigung
bürg per vicissitndines die Comödie Tobiae proponirt, Eichhoff
34 s ;u Friedberg wurde 1597 Tobias und Rebecka aufgeführt,
Dieffenbach, Gesch. von Friedberg 210. Die ergiebigsten Stoffe
boten die Geschichte von Tobias, Judith, Susanne, Esther. Hei-
land 1859, 3.
175) Die Schauspiele des Terenz, die bereits in Italien auf-
geführt waren, wurden gegen Ende des 15. Jahrh, auch schon in
Deutschland gegeben, Heiland, 1859, 1. Die Reformatoren hatten
in ihren Schulordnungen das Auswendiglernen des Terenz aus-
drückich empfohlen. Schmid, Eucycl. II., 25. Melanchthon sagt
in seiner Vorrede zürn Terenz v. I. 1535 fast kein Buch sei
würdiger in aller Händen zu sein, als dieser Dichter; er möchte
hinsichts des Ausdrucks wohl alle übertreffen — „darum ermahne
ich alle Pädagogen, diesen Autor angelegentlichst dem Studium
der Jugend zu empfehlen. Denn er scheint mir das Urtheil über
die Welt besser auszubilden als die meisten philos. Bücher; und
kein anderer Autor lehrt reiner sprechen, keiner gewöhnt die
Knaben an eine Redeweise, die ihnen mehr zu statten käme." So
empfiehlt ihn die Braunschw. K.-Ordn. v. I. 1569, revid. 1615;
und die Sächs. Schulordu. von 1580 sagte ausdrücklich: „klauti
et Terentii comoedias sollen sie die Knaben jährlich spielen lassen
und solchergestalt sie an das zierliche Lateinreden gewöhnen."
Sturm spielte den Geta im Phormio des Terenz schon in s. 14.
Jahre zu Lüttich (Epp. dass. I., 111) und so ließ er in seiner
Schule alle Stücke des Terenz ohne Ausnahnle spielen, Rieth S. 9;
unt im Lateinsprechen zu üben, Strobel, hist. d. gymn. Strasb.
123. 124. Stücke des Terenz wurden aufgeführt 1562 zu Breslau,
Reiche, Gesch. des G. zu St. Elisab. 1843, 46; 1570 zu Grimma,
Wunder, 8acr. Saec. Tert. III. ap. Grimm. Mold. 1850, 16; zn
Meissen erlaubte Churf. Christian, daß jährlich 2mal Comödien
des Plautus unb Terenz aufgeführt würden; Müller 1., 53; 1606
kommen zu Hildesheint Stücke von Terenz und Plautus vor,
Fischer S. 20; in Oels führte man den Terenz auf, auch in
Güttingen Stücke aus Plautus unb Terenz, Raumer II., 100;
1612 zu Arnsberg eine lat. Com. des Plautus, Prgr. 1843, 40.
Int Allgem. fittben wir die Aufführung uou lat. Comödien er-
wähnt: 1566 zu Wismar jährl. eine lat. und eine deutsche Com.,
Prgr. der großen Stadtsch. zu Wisurar von Crain, 1840, S. 6;
1599 zn Cassel, Weber Prgr. 1844, 27; zu Durlach häufig lat.
Dramen, Vierort S. 49.
der Lectionen, wahrscheinlich am Ende des Examens vor. Da man
darauf bedacht war, bei der Aufführung so viel Schüler als möglich
zu beschäftigen, so war die Anzahl der Personen oft sehr groß.
Zu einer besonderen Festlichkeit der Schule gab ein Tauffest
des Grafen Josias auf dem Eisenberge im 1.1588 Anlaß. Nach-
folgenden Montag nämlich „haben vnsre Gnaden ein Figural
Musicam mit schönen Psalmen vnd Lobgesängen aus vnser Schul
Cörbach bei gehabt, abermals Gott §u Lob und ehren vnd den
Herrn Gevattern zur Fröhlichkeit"7 76).
12. Da Pädagogien erwähnt werden, in welchen die Schüler,
außer den 5 Unerrichtsstunden, täglich mit Ausnahme des Mitt-
wochs und der Festtage, noch 2 Stunden, (die erste nach der ersten
Morgenstunde, die zweite nach der letzten Nachmittagsstunde) in
der Schule gehalten werden sollen (Mise.), so sind gewiß auch hier,
wie anderswo s. g. Pädagogi, ältere vorgeschrittene frühere
Schüler zur Unterstützung der Lehrer gewesen, welche weniger
fortgeschrittene Schüler beaufsichtigen mußten.
Außerdem gab es noch Oustoäesm) (Wächter, Aufseher)
176) Drey Klage und Leichpredigt - durch G. Nymphium u.
Ant. Steinrucken, 1588, D. 111.
m) Pädagogi waren auswärtige Schüler, welche für freie
Station in Bürgerfamilien die Aufsicht und Nachhülfe jüngerer
Schüler übernahmen. Sie mußten die betreffenden Knaben früh
wecken, in die Schule und Kirche begleiten, bei ihren häuslichen
Arbeiten gegenwärtig sein, mit ihnen wiederholen was in der
Schule vorgekommen war und den Abend mit ihnen ein Capitel
aus der Bibel lesen. Schönborn, Beitr. z. Gesch. des Gymn. Mar.
Magd, zu Breslau, 1857, 16; Zober, zur Gesch. des Strals.
Gymn., 1839, 10; Hartmann, Gesch. des Rathsgymn. zu Osna-
brück, 1865, S. 20. 21. Ellendt, Gesch. des Gymn. zu Eisleben
S. 113; Helfenstein, das Schulwesen d. Stadt Frankfurt S. 93.
Prgr. des Gymn. zu Budissin, 1863, 12; Mellmann, das Archig.
ztt Dortmund S. 24, 35. Solche Pädagogi erwähnt die Stutt-
garter Schulordu. v. I. 1559, mit der die Sächs. vom I. 1580
übereinstimmt, Pfaff, Gesch. des grl. Schulwesens in Würtemberg,
1842, XXXVI. und die Schulordn, für Eisleben v. I. 1570;
Ellendt 113. Sie kommen vor bei dem Mar. Magd. Gymn. zu
Breslau, Prgr. 1848, 3; zu Eisleben 1570, Ellendt 113; zu Cassel
1599, Weber Prgr. 1843, 53; zu Osnabrück 1627, Prgr. 1865,
12»
decuriarum * 178), der einzelnen Bänke. Es waren dies gleichfalls
ältere Schüler, welche die Schriften der ihnen untergebenen Schüler
einforderten linb sie verhören mußten (exigent scripta et quae
recitauda (Mise.)179).
20; zu Danzig, Hirsch Gesch. des G. z. D. 1837, 45; zu Budissin
1592, Prgr. 1863, 12; desgl. zu Zittau 16O2; ebendas. 12; zu
Stettin, Hasselbach, Gesch. des Gymn.- zu Stettin 1844, 34; zu
Stralsund, Zober 1., 10.
178) Custodes waren zu Stralsund ältere Schüler, die noch
die Schule besuchten und ihre Mitschüler beaufsichligett und verhören
mußten. Zober 1., 11. Custodes publici hatten 1562 zu Weimar
die Beaufsichtigung des ganzen Cötus in der Schule und Kirche,
custodes privat! die Reinigung der Classen und führten die Ab-
sentenliste. Heiland. 1859, 18, 19. Zit Greifenberg wurden für
jede Woche custodes ernannt, ^welche die Fehlenden oder zu spät
Kommenden und Plaudernden aufnotiren mußten; Riemann, Gesch.
d. Stadt Greifenberg, 1862, 116. Zu Breslau int Mar. Magd.
Gymn. war die Aussicht über das Betragen der Schüler in der
Schute, in der Kirche und bei Begräbnissen s. g. Custoden über-
tragen. Schönborn, Prgr. 1848, 17; zu Ulm mußten Custodes
die Schule fegen, einheizen und Ruthen holen, Pfaff; Gesch. des
glr. Schulw. in Würtemberg 1842, 17. Zu Eisleben waren die
Custodes bett Corycäis, Aufsehern, zugeordnet und mußtert Mitt-
wochs und Soitnabends die Klasse reinigen uttd für Stöcke Sorge
tragen. Ellendt 169. Ganz ähnlich so auch 1637 zu Duisburg;
Wiese 361.
179) Nach Sturm zerfiel jede Classe in Decurien; der Erste
jeder Decurie war Decurio, Raumer 1., 243, Schmidt, la vie etc.
301. Ebenso unterschied die Stuttgarter Schulordn. v. I. 1559,
mit der die Sächsische übereinstimmt, Classen und Decurien, Pfaff
XXXI. Sturm ließ wöchentlich Decurionen wählen, Rieth S. 5.
Nach Funkhänel, Beitr. zur Gesch. der Schule zu Eisenach 1854,
NI., 14, sind die Decurionen Sturm's wie die in Kursachsen und
Würtemberg den Eisenacher custodes privat! ähnlich. In Lübeck
bemerken die Decurionen die Fehlenden und zu spät Kommenden,
fordern die Arbeiten ein und zeigen Ungehorsam an, Deecke
S. 40, und in Breslau lag es den Decurionen ob, auch die Schüler
ihrer Decurie zu überhören, Schönborn 1857, 17. Decurionen
finden sich attch 1615 zu Frankfurt, Bömel, das Frankfurter G.
unter Hirtzwig, 1829, 11; im 16. Jahrh, zu Sch ul-Pforte, Schmidt
u. Kraft S. 20, zu Stralsund 1569, Zober II, 11; 1562 im Mart,
zu Braunschweig, Dürre 38.
8*
m
V. Lehrerpersonal.
A. Rectoren.
i. M. Lazarus S ch ö n t r ' •*).
1579—158fi.
Der erste Rector war Lazarus Schöner. Er nmr aus Neu-
stadt au der Saale, einer kleinen iin Hochstift Würzbnrg zwischen
Königshofen and Kissingeu liegenden Stadt, gebürtig, weßhalb
er sich oft ^eapolitonn« b'rancus schrieb "^). Er mag um das
I. 15-43 geboren sein. Wahrscheinlich ist sein Vater Valentin
Schöner gewesen, dessen gleichnamiger Sohn 1540 zu Schmalkalden
geboren und daselbst später von 1564—1567 Rector an der Stadt-
schule gewesen ist"^. Valentin Schöner, der ältere, war aus
18°) Im Lateinischen unterschrieb er sich immer eigenhändig
Schttnerus; (1579—1585), gedruckt aber wurde, vermuthlich in
Ermangelung eines lat. 6, Schonenns. Wenn er deutsch schrieb,
nennt er sich mehrmals (1579, 1580 und 1590) Schöner. In
Neustadt a. d. S. soll noch 1803 ein Kaufmann Schöner gewohnt
haben. Auch zu Mannsbach lebte 1780 ein Pfarrer Schöner.
Strieder, Kästner u. A. z. B. Schmid, Encycl. II., 641, schreiben
den Namen Schoner, lat. finde ich beständig gedruckt Schonerus.
Habicht schreibt Schöner, Varnhagen Schöner oder Schönen,«.
i") Vgl. Corbacher Schnl-Programme, Strieder 14, 362 bis
364. Varnhagen, Sammt. z. Wald. Gesch. I., 202; Nota W.Textor
(Nass. Chronik Wetzlar 1712 S. 13) sagt, Laz. Schöner sei „von
Schweinfurt in Franken" gewesen. Diese Angabe ist dadurch zu
erklären, daß diese Stadt der nächste große oder vorzüglich bekannte
Ort bei Neustadt a. d. Saale war. Puhstkuchen (Denkw. der
Grafschaft Lippe S. 132) nennt Schöner einen Salzburger, was
daher kommt, daß bei Neustadt auf einem Berge das alte Schloß
Salzburg liegt (M. Zeiler, Beschr. der zehen Kreyse. Nttrnb.
S. 520)'. Den 28. August 1579 schrieb Schöner von „Newstadt
vnter Salzbnrgk" an die Grafen zu Waldeck.
18*) Als Valentin Schoner, der Jüngere, 1567 das Rectorat
an der Schule zu Schmalkalden verliest uuö von da bis 1576
Prediger daselbst wurde, erhielt Lazarus Schöner seit 1569 das
Rectorat zu Schmalkalden. Das legt doch die Vermuthung einer
nahen Verwandtschaft dieser Beiden sehr nahe. Valentin Schoner,
der Jüngere, wurde 1576 Prediger u. Metropolitan zu Ziegenhayn
Meirichstadt hu Würzburgischeu gebürtig unb hatte Catharina,
eine geb. Erhard, zur Frau"»). Welche Schule und Universität
L. Schöner besucht habe, ist nicht bekannt. Er selbst berichtet nur,
als Knabe habe er von seiner Mutter Bruder im I. 1553 den
ersten deutschen und lateinischen Unterricht empfangen"^). Er
wird später von Andern Magister"3) titulirt; da er sich aber
selber niemals so geschrieben hat, so bleibt es zweifelhaft, ob er
wirklich promovirt sei. Den 21. August 1569 wurde er zum
Schulmeister, d. h. Rector, zu Schmalkalden verordnet (Strieder
13, 186), wie sich in einer Schmalkaldischen alten geschriebenen
Nachricht findet"3). Hier lehrte er die Grammatik nach Ramus,
was ihm aber, zu seinem Verdruß, verboten wurde, weßhalb er
das Rectorat niederlegte. Darauf wurde er als Lehrer der Rhetorik
an das 1569 gestiftete Gymnasium zu Hersfeld"7) berufen, wo
u. endlich bis 1611, wo er starb, Superintendent u. Prediger zu
Marburg, Strieder X1U., 189—191.
183) Will in j. Nürnberger Glr. Lex. UI., 562, glaubt, L.
Schoner sei ein Sohn des berühmten Nürnberger Mathetllatikers
Andreas Schoner.
184) Puer apud avuncuium annos abliiuc quinqe et«vi-
ginti öermanice perinde et Latine loqui verbis verbortuuque
structura docebar, cum textus quoque Latini German icique dit»-
tinctiones, antequam edisceretur, accurate honio diligentissituita
emendaret. Pronmigatio novae seholae Waldecciaiiae. 1579.
"5) Der Titel eines Magisters als acad. Grad ist im 13.
Jahrh, aufgekommen. Meyer, Gesch. des Hamb. Schul- u. Unter-
richtsw. 1843, 83.
"3) Strieder 13, 186 u. Schöner's eigener lat. Brief au
Jot). Thomas Freige, datirt Neapoli ad Salam d. 7. Jllni 1577;
bei Freigii Quaestt. geometr. Bas. 1583. 8. Dieses Amt zu
Schmalkalden war Schotters erstes öffentliches Schulamt; doch
muß er schon 1568 in dasselbe eingetreten sein. Vielleicht war er,
ehe er Rector wurde, eilte Zeitlang Unterlehrer.
"7) Münscher sagt, er habe daselbst neben dem ersten Rector
M. Christ. Uranius gelehrt. Chronik des Hersfelder Gymn. vott
Münscher, 1836, S. 6. Nach Acten im Casseler Archiv wird er
aber 1575 Rector zu Hirsfeld genannt, auch sonst wird von ihm
selbst erwähnt, daß er den Primattis zu Hersfeld den Virgil
interpretirt habe. Und daß er mit Einschluß des Marburger
Pädngogiarchats nenit Fahre öffentlich gelehrt hatte, bemerkt er
124
er Talaei Rhetorik vortrug. Den 5. September 1575 kam er als
Pädagogiarch nach Marburg"«), wurde aber zugleich auch den
selbst ausdrücklich iu seinem Brief an Freige sowohl, als in seiner
1578 aufgesetzten Promulg. novae scholae Waldece. — In dem
fr. Briefe sagt er: er habe fast neuen Jahre zu Schmalkalden,
Hersfeld und Marburg gelehrt und sitze nun schon in den
fünften Monat müßig, ungewiß, ob er je zu einem Schulamt
zurückkehren werde. Freunde riethen ihm, sich gerichtlichen Ge-
schäften zu widmen, wozu er auch wohl geneigt sei. In der
Promulg. heißt es: P. Rammn novem annos tribus in schölte
prae aliis autoribus fere secutus sum. — Uebrigens hatte Schöner
den P. Ramus bei dessen Aufenthalt in Deutschland 1568- 1570
persönlich kennen gelernt uut> war wahrscheinlich seit dieser Zeit
dessen eifriger Anhänger. Vrgl. 1.. Curize, de vita L. Schoneri.
Mengeringh. 1832. Prgr. pag. 5 seq.
188) Nach geschriebenen Annalen der Marb. philos. Fakult.
Vrgl. auch Curtius, Schattenriß der Gesch. des Marb. Päd. 1785.
S. 6. Dilich, Hess. Chron. I., 103. Hartmanni Hist. Hass. II.,
120. Schöner folgte unniittelbar auf den 1575 d. 31. März ver-
storbenen Justus Vultejus im Pädagogiarchat und ihm darin am
l.März 1578 Johannes Ferinarius, Strieder 4, 87. Folgende
genaue Nachrichten über die Berufung Schoners nach Marburg
aus betn Archiv zu Cassel verdanke ich Herrn G.-Director Vogt
zu Wetzlar: In einer Instruction v. I. 1575, Waß vnser Wilhelm's
(IV.) Cantzler, Retthe — verrichten vnd zu beuchlich haben sollen,
heißt es unter: Vorschlägen zur Besetzung des Pädagogiarchats
zu Marburg: l: Laubmeyer, 2; Copius; 3. Louicerus — „so mag
entlichen der Jtziege Rector zu Hirsfeldt Schonerus vor-
geschlagen werden, denn derselbige wirdt vns auch geruembtt,
das er ein sondergabe vnd Lust habe. Schulen zu Regieren, das
er auch Laboriosus vnd fleißig sey, dann waß den l.onicerum
belangst, hören wir, das derselbig dießent werck zu weich vnd zu
wenig sey." Der Canzler des Landgrafen Ludwig des Aelteren,
Ol. I. Heiutzenberger, aber schlägt s. dal. Frankenbergk o. 5. Aug.
1575 dem Canzler des L. Wilhelm I V., R. Scheffer, zum Päda-
gogiarchendienst zu Marburg bett Goclenius von Corbach vor
„sodann etwan den Scbönerns von Hirsfeltt dem künftigen Päda-
gogiarchen vor einen collegam, so der eine abziehen würde, zuge-
ordnet werden möchte." Scheffer antrvortet d. d. 22. August:
Landgraf Wilhelm habe Goclenium u. Scbonerum bey sich gehabt,
sie selbst gesehen uub gehört: „so hat S. F. G. sich vnter den
beyden beit Schoneruni am besten gefallen lassen propter aetatem,
auctoritatem el mores. — Schonerus sot vngefer mit 150 Fl.
Sa!ar zufrieden seyn. _ Mit Ooclenio ist geredt vnd gehandelt, sich
anhero bey diese vnsere Schul zu Cassel zu begeben, welches er
125
Professoren der Philosophie daselbst beigezählt189). Schöner war
es, der 1576 das wegen der Pest 1575 nach Wetter verlegte
Pädagogium nach Marburg zurückführte (Curtius a. a. O. S. 69).
Da Schöner seiner Ramistischen Lehrweise wegen schon in
Schmalkalden viele Gegner gefunden hatte, so waren sofort bei
der Berufung nach Marburg verschiedene Verhandlungen in Betreff
der Stellung Schoners zu Ramus geführt und zuletzt deut Schöner
im September 1575 aufgegeben „er sol vor sich allein In dissem
oder eynem andern Keyn Neuerung anfangen, Sondern mit des
Hectoris vnd der Professoren vorwissen handeln".
Scholl am 1. October 1577 aber beschweren sich der Vicerector
und die professores facuitalis artium zu Marburg bei dem Land-
grafen über Schöner, daß er voll Arroganz eine Methode befolge,
welche „scholani hanc destruit potius quam aedificat". Landgraf
Ludwig nennt Schöner in einem Schreiben vom 8. October 1577
eilten „vnruigen, fterrigeu Kopf" und spricht von dem „Jmmer-
wehreltdelt gebeisse zwischen Schöner uub der facultate artium".
„Es fehle dem Schöner, seines fterrigeu Kopfes halben, die Jugend
in officio zu halten". Ludwig gibt seinem Bruder den Ersatz
Schöner's durch ein brauchbares Subject (Joh. Ferinarius) anheim.
Auf diesen Gedailken geht Landgraf Wilhelm ein uub meint
(29. October 1577), man sönne dem Sch. etwa lectio historiarum
übertragen, „sofern er dazu qualificirt, sonderlich in Mathesi, die-
weil er vns vor ein geschicktelt ^lathematirtun gerümbt wirdt".
Den 28. Januar 1578 theilt Ludwig seinem Bruder mit, daß
Sch. „kurz auff sein erfangteuu Vrlaub teilten Abschiebt geiiomnieu
auch bewilligt." Heintzeitberger erwiedert d. 24. August: „Scho-
ncrus hat in Herßfeldt ober 100 Guldert zu befolbnnge nit gehapt";
es ließe sich wohl mit ihm als einem „Jultgen angehenden Mann"
auf 120—130 Fl. handeln mit Aussicht' auf Erhöhung dieses
Gehalts; er räth, ltoch einmal mit Goclenio zu unterhandeln, ob
er als Secundus nach Marburg gehen wolle.
Landgraf Ludwig d. Aelt. (d. d. 25. August 1575) willigt
in Sehoner's Bernfltilg „sofern er lücht ex p, ofesso Zwinglianisch
oder Calviuisch." Schöner wird mit 160 Fl. Gehalt angestellt..
189) Chr. Fr. Axrmannus de peregr. in Hass. Proff. p. 15.
Petr. Nigidii Elenchus Profis. Acad. Marp. p. 66.
126
vnnd darvon gezogen" (aeta im Archiv zu Cassel). Schöner selbst
äußert sich über die Marburger Verhältnisse also: Ehe ich die
Stelle antrat, erklärte ich, daß ich aus P. Ramus nehmen werde,
was mir gefalle. Die Landgrafen willigten ein, aber einzelne
Professoren waren gegen mich. Sieben Monate hatte ich gelehrt,
da vereinigten sie sich mit ben Theologen, weil sie in Verlegenheit
waren, wie sie exanliniren sollten, weil sie Philippisten waren"9-).
Keiner konnte mich eines Irrthums zeihen, aber ich wurde durch
die Verhältnisse gezwungen, auch dieses Amt aufzugeben (Lau.
Schonerus Freigio p. 329f.).
So verließ Schöner beim Marburg; schon im Januar 1577
war er in seiner Heimath, zu Neustadt in Franken (vgl. Brief bei
Freige), und im März 1578 trat Joh. Ferinarius im Pädagogiar-
chat an seine Stelle190b).
Bald nachher suchte man einen tüchtigen, erfahrenen und
gelehrten Schulmann zum Rectorat für die in Corbach zu er-
richtende neue Waldeckische Landesschule oder das grast. Sammt-
gymnasium und entweder D. Bernhard Copius, Professor und
Hofgerichtsassessor zu Marburg, oder Werner Crispinus, gräfl.
wald. Rath und Riedeselscher Amttuann zu Eiseubach, welche Beide
bei der Errichtung des Gymnasiums vorzüglich zu Rathe gezogen
wurden, empfahl dazu deu damals privatisireuden Lazarus Schöner.
Dieser kanl darauf anl I.Juli 1578 nach Corbach und reifete mit
dem ebenfalls dahüt gekommenen D. Copius am 15. Juli wieder
ab, nachdem man ihn am 13. desselben zum Rector wirklich an-
geuorumeu hatte. Dell 5. August ward au ihn geschrieben, es
möchten noch vor der Herbstmesse die leetione« in Druck verfertigt,
"O") Vrgl. Jac. Martini Vernunft-Spiegel (Witteub. 1618, 4),
wo D. Zachar. Ursinus Bedenken vom I. 1570 steht: Ob Petri
Rami Dialektik u. Rhetorik in den Schulen einzuführen sei.
Die beu eifrigen Lutheranern damaliger Zeit äußerst verdächtige
Philosophie des Calvinifteu Ramus brachte mehrere Lehrer der-
selben um ihr Amt. So wurde z. B. Joh. Cramer, Prof, des
Organons zu Leipzig wegen seiner Anhänglichkeit an Ramus ab-
gesetzt. Ruhkopf, Gesch. des Schulw. 1., 387—390.
190i0 Strieder 13, 187. Cnrtins a. a. 0. S. 7.
127
auch die collaboratorps in Zeiten erfordert und beschrieben werden.
Den 2. Oktober kam er zu Wagen mit seiner Ehegattin von Reu-
stabt in Corbach an191) und erhielt von Michaelis an seinen Gehalt.
Bei der, verschiedener Hindernisse wegen, erst den 7. Mai des Jahres
1579 in Ansführung gebrachten feierlichen Eröffnung der Landes-
schule"9) , hielt Schöner eine lat. Rede: de delectu doelrinae,
deqne artium genere (S. oben). Er bewies sich in Corbach als
eillen sehr würdigen Rector, brachte das Gymnasium in gute Auf-
llahnle und zeigte großen Fleiß mit» unermüdete Aufmerksamkeit
für das Gedeihen der Schule. Zwar erbat er sich d. 8. März 1584
gegen einige Widersacher des Schulwesens"3) beu Beistand
m) Eill Theil seilles Hausgeräthes traf voll ebendaselbst auf
zwei andern Wagen eill. ^ Das übrige Hausgerätb wllrde von
Marburg nach Corbach gefahrell.
^") Dan. Angelocratoris Epit. acad. p. 228. Abrah. Saur's
Diar. hist. 194.
"3) Patrociniunn adversus iinportimäs quasdam patriae pestes.
A sacrificulis indoctis vituperatur doctrina, a scribis qnibusdam
et rabulis reditus minuuutur. Dabei wird er aus die Corbacher
Pfarrer hindeuten, welche der Ramiftischeil Lehrart abgeneigt ge-
weseil sein mögen und auf den Schulökonomen und Corb. Stadt-
richter Job. Limperger u. andere in Ansehung der Schule ihm zu
karg vorkommende gräfl. Beantte.
Schöner hatte bei allem Eifer tnib großer Aufopferung mit
vielen Widerwärtigkeiten zu kämpfell. Es gab Leute, denen er
die 8.Claffe nicht anvertrauen mochte, die wollten doctrinam übe
ralium artium stilo veteri, non quidetu probate, sed jam enoleto
lractirtx missen. Diese waretl besondere Freunde der Musik und
er meint, wenn ihnen die Leituilg des Gynmas. aiwertraut würde,
möchten sie und die Schüler die Zeit, nach Art der Heuschrecken,
nur mit Singen znbringerl. Er wünschte mit ihnen einmal zu
disputiren. Ändere maßten sich eirl Urtheil über das innere Leben
der Schule ari, da sie doch nie die Gelegenheit gebraucht hätten,
die Leistungell fenuen zu lernen. Er wünscht, sie möchten das
Examen besuchen, auswärts sei (im I. 81) die Schule als eine
l^ute auerkallllt ulld zeige sich daratls, daß atts fernen Gegeildetl
Schüler aufs Gynnlas. tarnen. Lehrer mußten sich bei Schöner mel-
den; er llahm solche sogar an ohne vorher eingeholte Genehmigung.
Gern erhielt er der Allstalt gute Lehrer, indem er wobl wußl'e,
daß der zu häufige Wechsel der Anstalt uachtheilig sei. Er suchte
Meister in der Lehrkunst zu bekommen, nicht aber „Lehrjunge,i".
Friedrich's von Hertingshausen, der damals einen Sohn in der
Schule zu Corbach hatte, doch genoß er hier, soweit man sieht,
völlige Lehrfreiheit und billige Unterstützung.
Nachdem Schöner sich bei Johann dem ältern, Grafen von
Nassau, der ein großer Liebhaber der Mathematik und der Stifter
der Herborner hohen Schule war, durch eine Corbach am
1. Januar 1586 geschriebene, seinem Lehrbuch der Arithmetik vor-
gesetzte Dedication bekannt gemacht hatte, wurde er bald daraus
nach Herborn an die oben gedachte, 1584 errichtete, hohe Schule
als Professor der Mathematik an der ersten Classe berufen. Er
verließ Corbach den 2. Juni 1586. Den 12. März 1586 stellten
ihm die Grafen ein sehr günstiges Zeugniß aus. Es heißt u. a.
in demselben: Er hat in tradendis et exerccndis artibus liberalibus
die praecepta und den melhodum P. Rami, als welche zu solchem
Allem ant bequemlichften uttd dienlichsten, in Betracht, daß solche
praecepta in den benachbarten Schulen allbereits eingeführt waren
und berühmt gemacht worden, nicht allein vorgeschlagen, sondern
dieselben in vnser ihm zum Rectorat anbefohlenen neuert Schule
selbst mit sonderlichem Fleiß uub Arbeit der Jugend eingebildet.
Jngleichen hat ermelter unser Rector seinem anbefohlenen Amt
mit guter förderlicher Institution und Lehre, deßgleichen mit ge-
bührlicher ernster Jnspection, beides aus die Jugend, dieselbe in
guter Disciplin und Zucht, als auch auf feine zugeordneten Mit-
gehülfen und Collegen, sie sampt unb sonderlich ihrem Amt trettlich
mit Lesen, Repetiren, Vermahnen nrtd Strafen obzusein, wacker
mit) fleißig zu behalten, aufrecht, redlich, treulich und also vor-
gestanden, weil er überdies vor .sich und auch die Seinen ein
rühmliches, ehrliches, christliches Leben und eingezogenen, ehrbaren
Wandel geführt, wir nichts Lieberes hätten wünschen, sehen oder
haben mögen, denn ihn unsern Rector bei dieser unserer Samt-
schule in seinem anbefohlenen Amt noch lange zu behalten, item
ihm aber jetzo sein oder der Seinen besserm Nutzen zu befördern
andere Gelegenheit vorgestanden und er uns unterthänig zu ver-
stehen gegeben, daß seine Intention sei, diese obgedachte Art und
Weise der Institution auch an anderen Orten einzuführen und
also gemeinevt Nutzen teutscher Nation zum Besten fortzupflanzen
gern verfolgen wollte: — so haben wir aus fein beharrliches und
unterthäniges Anhalten ihn an seiner besteil Wohlfahrt nicht hindern,
vielmehr soviel an uns befördern wollen — haben ihm also dies
Zeugniß — mitgetheilt u. s. w.
In Herborner Rechnungen steht vom 1.1586: Pädagogiarch
M. Lazarus Schöner x/± Besoldung: 80 Gulden; im I. 1587:
M. Lazarus Schöner 360 ©ulbeu194 195). Jur I. 1588 aber bekam
er von der Philosoph. Fakultät seine Entlassung, wahrscheinlich
auch hier, weil man in ihm einen Ramisten erkannte (Strieder
13, 187. 188).
Sogleich daraus wurde er Rector der Schule zu Lemgo 196),
wo er noch im I. 1593 stand196).
Weil aber Schöner calvinisch gesinnt war und die Stadt
Lemgo, voll dessen Magistrat die Lehrer ihrer Schule allein ab-
hingen, keinen Calvinisten unter benfetben dulden wollte (Habicht
a. a. O. S. 25. 26), so verlor er hier sein Amt im Märzmonat,
wahrscheinlich nach dem Frühlings - Examen 1593 und schon anl
14. März 1593 unterschrieb der neue Rector M. Johannes Happerlus
die Schulordnung197).
In demselben Jahre fand Schöner bei denl Grasen Simon VI.
voll der Lippe"9) eine Anstellung als Lehrer oder Hofmeister von
194) Steubing, Gesch. der hohen Schule zu Herborn. Hada-
illar 1823. S. 102.
195) Abr. Saur's Städte-Buch. Franks. 1615 im Catalog.
Rroff. Marp. p. 55. M. Zeileri Topogr. Hass. S. 86. Puhft-
kuchens Denkwürdigkeiten der Grafschaft Lippe. S. 139.
196) E. K. Habicht, Beytrag zur Gesch. des vormaligen Au-
austiner-Nonnenklosters in Detmold und der darin gestifteten
Provinzialschule. Lemgo. S. 25. Anm. 2.
"?) Puhstkuchen S. 139. Noch den 7. März schrieb Rector
scholae Lazarus Schonerus die Dedication oder Präsatioil an den
Grafen Simon zu der Lippe vor die Theses ad disputandum pu-
blice propositae in Schola Lenigoviensi. Diese Theses über sechs
Wissenschaften (Grantmatik, Rhetorik, Dialectik, Arithmetik, Geo-
metrie und Mechanik) wollte er am 19—24^,März in Disputir-
übllngen vertheidigeil.
"9) Er heißt auch der Aeltere oder Magnus und war der
Sohn Bernhard's VIII. und Katharinen, geb. Gräfin von Waldeck.
130
dessen Söhnen; der Graf war reformirt gesinnt und führte die
ref. Confession in seinem Lande ein. Als gräfl. Hofmeister hatte
Schöner seinen Aufenthalt an dem Hofe zu Brake, unweit der
Stadt Lemgo. Als dieser Graf den Entschluß faßte, eine neue
Landesschnle, und zwar evangelisch-reformirter Confession, in seiner
Residenzstadt Detmold anzulegen, würdigte er bei der Einrichtung
derselben den Lazarus Schöner seines ganzen Vertrauens und er-
nannte diesen gelehrten, thätigen, im Lehranit geübter: und im
Schulfache erfahrenen Mann schon irr den ersten Tagen des Jahres
1602, wenn nicht noch etwas früher, zum Rector seiner neuen
Schule. Auch übertrug er ihm die Einrichtung derselben, die Aus-
bauung des Augustiner-Nonnenklosters zu einen, Schulhause, ja
selbst die Bestellung der anderen Lehrer (Habicht S. 26). Schöner
vollzog treu die ihm gegebenen Aufträge, berief sogleich in, Januar
des erwähnten Jahres 1602 vier Männer zu Lehrgehülfen, wor-
unter sein Schwiegersohn, Conrad Schlingmann, der dritte und
vermuthlich Cantor war (Habicht S. 27); und darauf ließ er im
Innern der Klosterkirche Classen bauen. Im Juli des folgenden
Jahres 1603 publicirte er die Schulgesetze, von denen aber keine
Abschrift mehr vorhanden ist (Habicht 27) und gab sich alle Mühe,
das Werk zu möglichster Vollkommenheit zu bringen. Nur muß
man bedauern, daß er die ihm verliehene Gewalt zu weit aus-
dehnte und mißbrauchte. Er wollte nämlich die ihm untergeordneten
und auf landesherrlichen Befehl von ihm angesetzten Schulcollegen
eigenmächtig wieder absetzen. Er berichtete den 16. April 1607
„daß, weil er seine Anitsbrüder vociren, mithin auch dimittiren
könne', er seinen College,,, den Conrector Joh. Lucanus, bösen
Verdachts halber, seines Amts entlassen habe." Dergleichen eigen-
mächtiges Verfahren war ihn, schon mehrmals verwiesen worden,
auch jetzt wurde der dem Lucanus gegebene Abschied cassirt und
der Mann in seine Lehrstelle wieder eingesetzt (Habicht S. 28.
29.); Schöner aber fiel in die Ungnade des Landesherrn und starb
Er trat 1577 die Regierung an und starb d. 17. Dez. 1613 zu
Brake. Habicht a. a. 0. S. 20.
131
in demselben Jahre 1607 zu Detmold "9) und liegt in der Stadt-
kirche daselbst begraben.
Kinder Schoners: 1. eine Tochter, an Conr. Schlillgemanll,
Lehrer zu Detmold, verheirathet; 2. Josias Schürfer, zu Corbach
geboren (wie ans dem Taufnamen zu schließen ist, den er voll
dem auf denl Eisenberge residirenden Grafen Josias 311 Waldeck,
als feinem wahrscheinlichen Paten, wird erhalten haben). Er ist
zweiter Lehrer an der Schule zu Detmold gewesen, aber 1608
von da weggegangen. Vielleicht hat ihll der Vater 1607 au Lucan's
Stelle zu bringen versucht; 3. Matthias Schüller, geb. zu Herborn.
Von ihm ist gedruckt ein Epithalamion in nuptiis iilustris et ge-
nerosi Domiuis, D. Volradi, Comitis a Waldeck etc. cum
illustrissima Principe et Domina, D. Anna de Baden, Hochberg etc.
a Matth ia Schon ero, Nassoviense. Marp. Catt., ex officina
Rod. Hutwelckeri, Anno 1608. 1 Bogelt; lat. Verse; 4. Bernhard
Schöner, zu Lemgo geboren, lebte 1605 vermuthlich als Schüler
zu Detmold.
Lazarus Schöner^ wurde seiner Zeit Summn« Philosophie
genannt (Corb. Chron. S. 205), besonders war er ein geschickter
Mathematiker, wovon seilte gedruckt erschierlenertSchriften zeugen20°).
1. y Epistola ad Juan. Thum. Freigium de VII. Juuij
Anno 1577. In: Juan. Th. Freigii Quaesiiones geometr. et ste-
reometr. in Euclidis et Rami <fnn%€iw<nv. Basileae, 1583. 8!
p. 327 331. 2. Oratio de delectw doctrinae, deque artium ge-
rerc, in quat, orr. cf. oben. 3. y Schul-Programme. 4. f Petri
Rami Arithmetices libri duo et Algebrae totidem; a Lazaro
Schonero emendati et explicati. Eiusdem Schoner« libri
duo: alter, de Numeris figuralis; alter, de Logistica sexagenaria.
Franco so« di Apud heredes Andreae Wecheli, 1586 (406 S. 8).
(Ein Nachdrttck: Francof. apud her. Andreae Wecheli, Öland. Mar
niiint et Juan. Aubrium, 1592,8. Einen Auszug aus diesem Buche
1") Also «licht zu Lemgo, wie Johann Textor in seiner
Nassauischen Chronik 2. Anst. Wetzlar 1712 S. 13 angibt.
200) R. Gockel, Probl. Log. HU. Ep. dedic. sagt: Quae vero quau-
taque Gymnasii literarii decora? Lazarus ille Schonerus et B.
Salignacus, qui magnum In men in Mathematicas scientias intulerunt.
132
gibt: P. Kami, Prof. Reg., Arithmetiees Libri Duo. Nunc Pli
raum hat* raanuali forma in gratiam studiosae juvcntulis in lutem
edili. Hannov. ap. her. G. Antonii. 1611.) Dieses Buch war
nach der Vorrede zunächst für die Corbacher Schule bestimmt.
Die Dedicatiou an Johann den älteren. Grafeil von Nassau, ist
unterschrieben: Corbacliij in Comitatu Waldcccensi Cal. Januarij
1586. 5. fDe Syllogismo contractu ad Rud. Snellium epistola.
Unterschrieben: Herbornae, 18. Januarii, anni 1587 (3 0.). In:
R. Snellii Cummentarius in Dialect. P. Rami; Herbornae 1587.
6. Lectionum et exercitiorum Schoiae Lemgoviensis promulgatio
ab aequinoctio autumnali anni 1588. Lemgoviac (1588). S.
Puhstkuchen a. a. O. S. 139. 7. Theses ad dispnlandura pu-
blice propositae in Schola Lenigoviensi, grammatieae, rhetoricac,
dialecticae, arithmeticae, geometricae, mechanicae. Praeside Rectore
schoiae Lazaro Schonero Franco Neapolitano ad Salisburgura.
Strieder 13, S. 188; Habicht S. 25. Es ist dieses Progr. dem
regierenden Grafen dou Lippe dedicirt und ans der Zuschrift an
denselben erhellt, daß Schöner damals schon 24 Jahre lang als
öffentlicher Lehrer unterrichtet hatte, und daß er dieser! feierlichen
Disputir-Act zum Beweise seiner Geschicklichkeit und seines Fleißes
anstelle. Die Praefatio an den Grafen Simon ist unterschrieben
Nonis Mart. 1593. 8. Geographia duplex, Rodolphi Goclenii et
Lazari Schoneri. Francof. apud Z. Palthenium, 1596. 8.
S. Draudii Bibi. dass. lat. Frf. 1611 p. 788 U. Lipenii Ribl.
philos. p. 573. vrgl. Strieder 4, 455. 9. Rudolphi Snellii in
P. Rami Arithmeticam explicationes lectissimae, Lazari Scho-
neri, ßcrnh. Salignaci et Christ. Vrstisii commentationibus
passim locupletatae. Francof. ap. P. Fischerum, 1596. 8. Drau-
dii Bibi. dass. lat. 948. 10. In Petri Rami Geometriara Rudolphi
Snellii (Prof. Leid.) praelectiones, cum lectissirais Lazari
Schoneri et Johannis Thomae Freigii explicationibus ad prae-
cipua quaeque elementa statim adjectis illustratae, Francof. ex
off. typ. J. Saurii, irapensis haered. P. Fischerei 1596 et Hanov.
8. (361 Seiten). Draudii Bibi. d. lat. 1001. Kästner, Gesch. d.
Math. II., 737. 11. Tabula artium et professionum mathemati-
carum ; ist Joh. Schroederi, Nicop. Sueci, diss. mathem. de mecha-
133
nicae artis praestantia, nobilitate etc. Leingov, 1598. 4 ailge-
hängt. Strieder 13, 188. 12. Audomari Talaei Rhetoricorum
libri II. cum commentariis La/. Schone ri et Rud. Goclenii.
Lichae, 1599. 8. Ist auf der Schulbibliothek zu Detmold.
12. f Petri Rami Arithmeticae libri duo: Geometriae septem et
viginti. A. La/aro Sc hone ro recogniti et aucti. Francof.
ap. Andr. Wecheli heredes, Ciaudium Marnium, et Joann. Au-
brium. 1599. gr. 4. Zwei Hülsten; die erste enthält 240, die
andere 178 Seiteil mit sauber in Holz geschnittenen Figuren.
1\ 139--190 steht; De Numeri* Figuratis La/ari Schoneri
Liber und p. 216—240: La/ari Schoneri De Logistica Sexa-
genaria Liber. Der Herattsgeber, Laz. Schöner, hat dieses Werk
dem Landgrafen Moritz von Hessen zugeeignet imb noch eine Vor-
rede beigefügt, unterschrieben: Lemgoviae in Comitatu Lippiensi,
JJibus Augusti 1599. Habicht schreibt (©. 26): In der von
Schoner besorgten Ausgabe der Schrift des Pierre de la Kamee
über Arithmetik und Geometrie erscheint er als ein gründlicher
und sehr gelehrter Mathematiker. Draud. lib. 1. p. 948: Wolff's
Unters, v. d. mathenr. Schriftelt S. 20. Kästner, Gesch. d. M. 11.,
736. 737. G. Vossius (de giiat. artib. pop. 1660 S. 66) sagt,
in der Vorrede setze Schoner meitläuftig die Verdienste des Ra-
mils nni die Arithnletik auseinander; aber er habe in Beschul-
digllngen des Enclid keilt Maß gehalten. 13. ffPetri Rami Sclm-
lariim mathematicaruni libri unus et triginta a La/aro Scho-
nern recogniti et einendati. Francof. ap. Andr. Wecheli heredes,
Claud. Marnium, et Jo. Aubrium 1599. 444 Seiten. Kästner,
Gesch. d. Math. 1, 381—394. Lenz historia P. Rami; Lips. 1715
§. XI. Chr. Wolff's Unterr. v. d. math. Schriften. Frf. u. Lpz.
1744. S. 20. Drandii Bibi. cl. I. 1030. 14. Eilt kleines lat.
Lobgedicht oder Praeconium, welches er auf das vort dem Lemgo-
ischen Bürger und Rechenmeister Gottschalck Müllinghausen von
Schwelm verfaßte und 1602 zu Frkf. gedruckte Rechenbuch schrieb,
ist diesem Merkchen zur Empfehlung vorgedruckt, mit der Unter-
schrift: iM. Lazarus Schönem*, scholae novae Dethmoldiensis
Rector. (S. Habicht S. 26.) 15. Audomari Talaei Rhetorica,
e P. Rami praelectionibus observata, cum commentariis La/ari
Schoneri et Rud. Göcienii. Lichae ap. Ketzelium, 1604. 8.
Draud. 1.1.(1094). Hanoviae 1604. Bibf. Uft'enb. Frf. HI., 223.
16. Petri Rami Arithmetices libri i!»o. Hanoviae, apiul haeredes
(i. Antonii, 1611. 12. Daran sind gedruckt: 's De Nomeris figu-
ratis Lazari Schoneri Über, p. 52—66. Petri Rami Algebrae
über I. a Lazaro Schönern emendatus p. 67—70; üb. II.,
p. 71—73-, Lazari Schoneri de Logistica sexagenaria über
p. 74—81. (Zusammen 31/2 Bogen). G. Vossius urtheilt: qao-
rtiDi ulroqne Laz. Schon, non parum gloriae meruil. G. Vossii
de quat. art. 1660 p. 321. Das nicht so günstige Urtheil des
Mathein. Dechales bringt Kästner in seiner Gesch. d. Math, bei
I., 394. Von diesem Buche hat man anch eine Ausgabe Hanoviae
1604. 17. Aristotelis Oeconomie, verteutscht durch L. Schoner.
Lemgo. 4. (Findet sich in der Schnlbibliothek zu Detmold.)
Endlich hat L. Schöner auch Theses de Cometa geschrieben; der
Druckort und das Jahr sind nicht bekannt201). Lazari Schoneri
Commentarius in Arithmeticam Rami findet sich üt Handschrift auf
der Schulbibliothek zu Detmold. Nach I. E. Scheibel's Eint. zur
mathem. Bücherkenntniß 1781 S. 134 stehen in Kepler's Schriften
Klagen über Laz. Schonerus, Willebr. Snellius u. Hob. Flud.
Wahrscheinlich ist von Schöner (nicht oon Scribonius) noch
folgendes Buch: Flernentomm Geometricornm übelü doo, e P.
Rami Geometria excerpli et in usum Scholar Herbornensis editi.
Herbornae, typis Christophor. Corvini. 1594 (1V» B.) Schöner
zog von Corbach nach Herborn2"2).
M. R e in er ns Lang
Ostern 1589 — 10. Äärz 1592.
Das Rectorat blieb nach dem Abgänge des Rectors Schöner
bis Ostern 1589 unbesetzt. Zum Nachfolger Schoners hatte man
2oi) Thesis 8 schreibt er: Q "amobrem recte concludere vide-
mur, Cometam esse ejus generis stellam, quod Deus singulari
quodam consiüo, non nisi suo tempore in apertum jussit prodire.
20S) Vrgl. noch Vogels Gollectt: Varnhagen, Corb. Chron.
Orationes HI. de Scholae Rremensis Natalitiis, Pro-
gressu et increm. Bremae, 1684 p. 103. Rotermuud, Lexik, aller
Gelehrten -- in Bremen, S. 270.
135
1586 den Rector Jungmann zu Cassel ausersehen; dieser schlug
die Stelle jedoch aus (vrgl. Iuugmann). Ebenso trat auch Li-
borius Otto von Ellerich nicht ein, mit dein 1587 unterhandelt
war. Da wurde M. R. Lange zum Recror ernannt. Lange
war in Bremen gebor« und wurde, nach zurückgelegten akade-
mischen Jahren unb erlangter Magisterwürde, am Pädagogium zu
Bremen Lehrer; er muß aber nur kurze Zeit das Amt verwaltet
haben. Wahrscheinlich war er schon 1579 in Marburg, weil da-
selbst Theses vor, ihm gedruckt wurden; sicher finbeu wir ihn 1582
daselbst: im Juni dieses Jahres dichtere auf seine Vermählung
zu Marburg mit der Tochter des d. 12. Novb. 1581 verstorbenen
Professors Beruh. Copius, Anna, der Pros. R. Gockel ein Hoch-
zeitsgedicht 204). Lange mag in Marburg Privat-Docent gewesen
sein als er selbst im November d. I. eilt Gratulationsgedicht und um
1583 eilt Hochzeitsgedicht daselbst beransgegeben. Als mm der
Conrector (oder nach Vogel Prorector) Germberg von der Schttle
zu Corbach den letztert März 1586 abgegangen war, trateit die
gräst. Räthe zu Corbach mit Lange wegell dessen Berufung alt
diese Stelle in lluterhaltdtung. Er traf deßhalb d. 28. Mai in
Corbach ein und wartete bis den 5. Jmti aus Bescheid; nach
Marburg zunächst zurückgekehrt, traf er von da auf Vitus zu Cor-
bach wieder ein und wurde nun zur Verwaltmlg des Conrecto-
rats^os) augenomniell. „Sein 8npellex wurde auf zweien Wagerl
von Marburg nach Corbach gefahren. Der Universttäts-Fuhrniann
fuhr seine familiarii und den übrigen nolhdürftigen Hausrath nach
Corbach zrl zweyenmaten." Jnr Herbst 1586 nerint Lange sich
Rroreolor 8ebolae Corbachianae und versah als solcher noch 1587
und 1588 die vices eines Rectors. Den 14. April 1589 nennt er
sich Designatus scholae Wald. Reet. Inauguration u. Introduktion
des Rectoris it. Conrectoris sollte den 23. April 1589 vorgenommen
werden. Der Rector war vorher auf dem Depulaiions-Tage der
-04) Abgedr. in Liber sei. carmm. R. Goclenii. iVlarp. 1606.
p. 338—343. Mit Unrecht sagt v. Steinen, St. V. S. 1427 die
Hochzeit habe zu Herboril siattgesullden.
2oö) Daneben hat er „auf weiteres Begehren auch die Mühe
des Rectorats" auf sich genonlmen.
136
»> ■ «yl
Landstände zu Atengerütghausen seines Amts erinnert, daß er
neben den College» demselben fleißig obwarten wolle, welches er
auch zusagte2"«). Den 1. Sptb. 1589 nennt sich dann Lange im
Herbst -Programm einfach Rector Schol. Corb. Den 24. Novbr.
1591 schrieb er an die grast. Räthe, seine jetzige Nothdurft er-
fordere, daß er sich zu seinen Eltern und seinem Vaterland etwas
näher begebe, er bitte, dieses den gu. Herren und Frauen an-
bringen und ihm dazu verhelfen zu wollen, daß zu Ostern 1592
ihm ein gutes testimonium und seines Verhaltens und Schulver-
waltung Zeugniß aufgestellt und er gnädiglich demittirt werde2"?).
Den 12. Januar 1592 befehlen die grast. Räthe, der Oekouom
Henrich Leußnian solle dem abziehenden Rector, M. Rein. Lange,
seine bis dahero verdiente und noch unentrichtete Besoldung, auch
was er bis nächstkünftige Ostern verdienen würde, völlig imb bei
Zeiten vor unnahender Frankfurter Fastenmeß bezahlen unb ihm
auch zum Abzug, „sodanu auch wegen dessen wohlgedachteu unsern
gn. Herrschaften hiebevor dedicirten Jibells zwattzig Thlr., jeden
zu 30 alb., entrichten." (Den 15. März 1592 quittirte er den
Empfang.) Als Rector aber hatte er, wie er selbst schreibt,
eine kurze „Methodica Analysis ad Institutiones Juris" seines
Schwiegervaters B. Copius, die er unter dessen Hinterlassenschaft
gefunden, herausgegeben. Schon vor 1588 hatte er dieselbe der
lernenden Jugend zu Corbach zu verlesen angefangen. Da er
aber von ehrbaren unb schulliebenden Leuten vielfältig war an-
gegangen worden, solche Analysis und dergleichen andere Arbeiten
seines „geliebteil Schmehern" in Druck dieser und anderen Schulen
zu Nutz zu verordnen, so that er das und ließ es sich gefallen,
„den Wollgebornen sämbtlichen Grasten vndt Herrn zu Waldeck rc.
ein solch nützliches Werk aus dieser Ihrer Gnaden Schulen p
206) Aus dem Deputationstags-Protokoll de 19. Agr. a. 1589.
207) Bei der Anstelluug hatten sich die Grafen vorbehalten:
da ihnen nicht gefällig, ihn länger in Ihrer Gn. Diensten zu
wissen, ihm solches */4 I. zuvor gn. anmeldert zu lassen; wie denn
auch ihm ingleichen nachgegeben wltrde, da seine Gelegenheit nicht
sein werde, dieser Oerter länger zu verharren, er solches zeitlich
berichten möge.
137
bebicimt onbt zuzuschreiben, bannt dasselbe vndter Ihrer Guabert
Gräfflicheu Nahmen vnbt auctoritei besto weniger bei Anbern mögte
verschmähet unb verachtet werben." Dies Werk kam im Juni 1588
heraus unb würbe als Lehrbuch in ber Schule zu Corbach benutzt.
Er hat aber auch ein ABC-Buch zum Gebrauche in ber Schule
herausgegeben unb noch einige anbere Bücher, bie von seinem
Streben unb seiner Gelehrsamkeit zeugen. Unb selbst bichterische
Versuche hat er auch als Lehrer zu Corbach gemacht, wovon bas
Verzeichniß seiner Schriften Nachweis giebt.
Lange zog ben 16. März von Corbach weg, um bas Rectorat
ber Schule zu Stabe anzutreten. Er nahm von Corbach ben
bisherigen?raeteeturn quartae classis ber Corbacher Schule, An-
tonium Kannegießer, mit sich, ber ber zweite Lehrer zu Stabe
werben sollte. Auch wollte er ben damaligenPraefectum septimae
classis, Jost Luickelln von Corbach, mit sich nehmen unb ihn zum
dritten Lehrer zu Stabe machen; dieser aber zog es vor in seiner
Vaterstadt zu bleiben und der dasigen Schule ferner zu dienen?"«).
Lange blieb Rector der Schule zu Stade bis zum I. 1594, wo
er durch das Vertrauen seiner Mitbürger zum Secretair, dann
bald nach 1604 zuni Syndicus der Stadt Stade ernannt wurde.
Als solcher leistete er der Stadt wichtige Dienste am kaiserlichen,
dänischen und englischen Hofe und ward 1605 zur Belohnung
R. Gockel schrieb ein Gedicht UPOTPEMTIKON ad Novum
Scholae Stadensis Rectorem, M. Reinerum Langium, et Scholae
ejus Aiumnos. Mall sieht, daß Gockel den R. Lange sehr hoch-
schätzte. Es heißt darin u. A.
Sic reducem patriis sistunt te Nomina terris
Rectoris 6 praestans ingeniique bonis. —
Te, quippe audierat, turbae puerilis habenas,
Et frenos facili fiectere posse manu. —
Ecce tibi vires, tibi opes, tibi gratia Divum:
Omnigenae dotes cognitionis habes:
Arlibus est variis cultum tibi pectus: Apollo
Te docuit metricis claudere verba modis:
Suada tua Hyblaeo perfudit labra liquore
Vt possis terso cum Cicerone loqui.
Te docuit (testes mihi sunt Waldeccus et Hassus)
Jura poli Uranie, sed Themis alma fori.
9*
138
Bürgermeister mit Beibehaltung des Syndikats. Er starb den
29. Januar 1614809>.
Der von Rotermund (k., 271) als ausgezeichneter Rechtsge-
lehrter seiner Zeit erwähnte Theodor Lange ist wahrscheinlich ein
Sohn unseres Lange gewesen und vielleicht zu Corbach geboren.
1. Theses philosophiere, grammaticae, rhetoricae, arithmeticae,
physicae e( astrologicae. Marp. 1579 <!. 10. October. 2. Elegia
gratnlatoria in honorem Sigefridi Clotzii. IVlarb. 1582 d. 8. Nov.
(S. Clotz, 1580 zu Wetzlar geboren, wurde 1582 zu Marburg
Doctor der Rechte.) I. (lärmen de instiuuo Senat. Bremens, in
Gymnasio novo exornando, additum est Christophori Pezelii ora-
tioni continenti explicalionem parabolae Mattbi 13. Krem. 1584
d. 29. Maj. (wird sein Pezelii orat. in solenn! initiatione auditorii
scholae Bremens. Brem. 1584. 4). 4. Kpithalamium auf die
Hochzeit Johann Gödden u. Catrin Salvedin. Marb. 1586. Es
besteht aus lat. Versen u. gibt v. Steinen tu seiner Westph. Gesch.
St. V. S. 1427 eine Probe davon. 5. Eüt Gedicht auf Magda-
lena Petzelil. Brem. 1587. 6. Progyinnasmala. 1587. Im
Cord. Schul-Prograntm v. I. 1587 heißt es: In oetava et infima
hujus Ln di classe Praefectus Analphabetos hora 6. et 1. ex noslris
progymnasmatis literas eognoseere, easdern in syllabas colligere,
perlecteque legere. 7. Reineri Langii, scholae Corbachianae
Prorectoris, elegiarum sacrarum anni 1588 prima. In feriis na-
lalitiis salvaloris nostri J. C. decantata. Brem. 1588. 4. Elegia
seennda, de prima nati Christi annunciatione Pastoribns per An-
gelos lacta Luc. II., 8. Marb. 1588. 4. Elegia tertia anni novi
de circumcisione. IVlarb. 1589. 4. 8. Idea, s. Partitio totius
ä09) Vrgl. Pratje, Versuch einer Stadischert Schulgesch. 1766.
2 St. S. 16. 17. Rotermund, Grl. Lex. I., 270. ' (Die angege-
benen Jahrzahlen sind theilweise nicht richtig.) Bidermalltt Acta
sehol. V., 545. R. Langius — primum Rector Corbacensis,
posteo Stadens is saetns est. Qua in statioue tanta non prae-
clarae soltim indolis atque eruditionis scholasticae, sed et civilis
quaesitae prudentiae ac rerum dextre peragendarum solertiae edidit
specimina, tu Syndici, mox etiam Consulis dignitaie a Sta-
densibus honorarelur. Orationes III. de Scholae Bremens. Nata-
litiis, Progressu et Incremento — Brem. 168 p. 103.
Phiiosophiae, ex Platone potissimum et Arietotei«? collecia. Aec.
Dialogus Platonis de Philosophie Gr. cum vcrsionc M. Kein.
Langii, et notis Copii: it. de Controuersiis iogiear. artium tol-
lendis iudicium ejusd. Marp 1588. 8. (Catal. Bibi. Gundling.
Hai. 1731 N. 8989; Strieder II., 281). 9. Mcthodica Instituti-
onuin Juris Civilis Justiniani anahsis, cum uratione de Studio
Juris recke instituendo. Marp. 1588 (Lipen. Bibi. real. jur. 237),
herausg. voll R. Lange sCorb. Schul-Pr. 1589.J 10. M. T.
Ciceronis officiurum libri tres, methodice et succincte repetiti. Ac-
cessit tabula Cebetis, unacum notis ejusdem Copii, et latina
versione Reineri Langii. Francof. 1590 (Mellmann, das
Archigymnas. zu Dortm. 1807. S. 64). 11. !Y1. Reineri Lan-
gii Bremensis Epigramms in Nigidii Elcnchum; steht in: Petri
Nigidii sen. Elench. Proff. Acad. Marp. 1591. p. 8. Von R. Lange
als Rector Gvmnas. Corb. geschrieben. Es find 24 Disticha.
12. Elenchus praelectionum et exercitatiomun aestivalium scholae
Stadensis. Stadae 1592. Fol. 13. Reineri Langii Grammatica
latina. Romae apud ßernard Petri. 1593. 8. Draudii Bibi,
dass. lat. p. 1014. 14. In dem Cord. Schnl-Programm v. I.
1587 kommt noch vor: Libellus 1). Copii de Natura hominis,
(jui es! Isagoge libri Phil. Melanehthonis de A n i ma mox edendus
(sc. a Langio).
Archiv. Vogel's dkachrr. Orr. III. de 8clwlae Brem. Natal.
1684. 103. I. G. Pratje, kurzgef. Versuch einer Stad. Schulgesch.
Stade 1766 1769. H. W. Rotermund's Lexikon aller Gelehrten,
die seit der Resormatioli in Bremen gelebt haben. Bremen 1818.
I., 270. 271. Prarje's Brem- und Verdische Bibi. Hamb. 1753
bis 1760. II., 878. Bidermann Acta schol. V,, 545.
3. Henricus CrantztuS.
1603-1608.
Henricus Crantzitts (mp. auch Cranzius mp.) ist aus Bürert in
dem Fürstenthum Paderborn gebürtig lind daselbst, seiner eigenen
Angabe nach, erzogen worden. Unter dem Rector Schöner kam
er wahrscheinlich zu Ostern 1582 als Lehrer der 4. Classe an das
Gymnasium zu Corbach. Aus einem Schreiben des Rectors Schöner
140
v. 27. Nov. 1583 geht hervor, daß er von Hamm nach Corbach
tarn. Schöner sagt, Crantz habe für Transport seiner Sachen
von Hamm 14 Thlr. ausgegeben, er bitte, man möge sie demselben
aus der Oekonomiekasse erstatten, wie dies bei andern Lehrern der
Fall gewesen sei.
Er blieb $u Corbach Lehrer der 4. Classe bis den letzten März
1586. Im April des genannten Jahres begab er sich als Lehrer
nach Herborn210). Hier lebte er noch 1587, als inan ihn zum
Conrectorat nach Corbach berief, da er seiner Gelehrsamkeit wegen
daselbst in gutem Andenken stand. Er lehnte den Antrag damals
aber ab. In den ersten Monaten des I. 1589 lebte er in seinem
Geburtsorte Büren, vermuthlich dienstlos. Von hier kam er wieder
nach Corbach. Er hatte nämlich nach der Beförderung des Pror.
Lange zum Rector den Ruf zum Conrectorat des Gymnasiums
diesmal d. 19. April 1589 allgenommen und wurde schon d. 23.
ej. als Conrector vorgestellt. Nach dem d. 16. März 1592 erfolgten
Abgänge des Rectors Lange wurde er eine Reihe von Jahren
Prorector; nachher und zwar wenigstens seit dem I. 1603 Rector.
In dieser Stellung blieb er bis in d. Septbr. des Jahres 1608.
Während des Decenniums seiner Lehrwirksamkeil zu Corbach hatte
er manche Unannehmlichkeiten zu erdulden. Crantz war nämlich
mehr der reformirten als lutherischen Lehre zugethan. Wahr-
scheinlich hatte er die Vorliebe für die Grundsätze Calvins in
Hamm noch mehr angenommen, wo durch den Pastor Carl Gallus
und den Capellan Bokelmann der Heidelberger Katechismus ein-
geführt war, da sie mehr dem Calvin als Luther zugethan waren
(v. Steinen wstph. Gesch. 1760. IV., 580- 583; Hamelmanni op.
geneal. hist. 825). Nun war in der Grafschaft Waldeck gerade
gegen das Ende des 16. und im Anfange des 17. Jahrh, der
Kampf des Lutherthums gegen eine freiere Richtung namentlich
"0) Den 11. Apr. e. a. stellte er zu Corbach eine Quittung
über seinen vierteljährlichen Gehalt als Lehrer der 4ten Classe
aus: über 20 Gulden a 27 Alb. — Zu Herborn scheint Crantz
als Lehrer der 3. Cl. jährlich 100 Gulden Besoldung erhalten zu
haben. Er stand daselbst in großem Ansehrt, uitb lehnte deshalb
auch eilten Ruf, den er zum Rector in seiner Vaterstadt Beuren
erhielt, ab. Vergl. Steubing, Gesch. der hohen Schule Herborn.
1823. S. 102, 211 f.
141
durch bett bekannten Liederdichter Phil. Nicolai stark entbrannt
(L. Curtze, Lebert u. Lieder PH. Nicolai's. Halle 1850), darum
kottnte es bettn nicht fehlen, daß auch Crantz Ansechtungert erleiden
ntußte. Die freiere kirchliche Richtung des Crantz war sicher schon
bei seiner ersten Lehrthätigkeit zu Corbach wahrgenommen worden.
Donnerstag rtach Ostern 1583 schrieben die Prediger zu Corbach,
Z. Victor u. G. Nymphius, u. A. an die wald. Grafen: „Wie dann
aber daß wir verstehen, daß auch der tztisrianorum pk-aefeelu« den
Heidelb er gischen Catechißmum, darauß beinahe Alle grobe Sa-
cramentirische errares zu erweißen, seinen discipulis privatim
liefet, kann solches nicht wol verborgen vnndt bey denselbigen
allein pleiben." Sie bitten demttach, daß dem Heetor und seilten
Collegis befohlett werde, „allein beim Catechismus Lutheri zu
bleiben." Als 1589 von seiner Berufung zum Conrectorat
die Rede war und auf dem den 19. April zu Mengeringhausen
gehaltenen Deputations-Tage wegen der Besoldung mit ihm ge-
handelt werden sollte, wurde von den Deputirten der gräfl. Wittwe
(Margaretha) zu Alt-Wilduttgett gegen dessen Vocation und An-
nehmung protestirt. Ebettso verftthr der Doctor Joachim Buxdorf
im Namen der gräfl. Wittwe auf dem Eisettberge. Und Dittmar
Münch, Bnrgemeister von Corbach, zeigte au, daß die Prädicnnten
zu Corbach den Rath gebeten hätten, daß Cratltz vorgenom-
men ttttd ihm ernstlich unterbeutet werden möchte, sich des Friedens
zu befleißigen und keinen Zank oder Streit mit Disputirett an-
zurichten. Dabei wurde aber auch gedacht, „daß die Prädicanten
eins Theils bett Crantzium empfangen, mit ihm gezechet, fröhlich
und guter Dinge gewesen seiett." Als nun Crantzius in Person
erschien, wttrde ihm vermeldet, daß seiner Berttfung wegen Ein-
sprache geschehen sei, daß aber denttoch seine Berufung geschehen
solle. Matt wolle sich aber zu ihm versehett, da die Prädicattten
zu Corbach darum gebeten hätten, daß er fidt friedlich verhalten
möchte; wentt er iticht willetts sei, das ztt thutt, so möchte er es
zuvor sagen. Das „Stipendium" für ihn sei aus 120 Gulden an-
gesetzt. Hieraus möge er sich erklären. Cratttzitts ttahtn die Vo-
cation mit Dank an, verhoffte aber, es möge bei dem vorigetl
Salnrio bleibett und wünschte, daß ihm auch 6 Gulden zur „ha
142
bitatiun" gegeben würden. Die verneinte Auflage belangend, habe
er vier Jahr sich also gehalten, daß er nicht hoffe, daß Jemand
über ihn klagen werde. Zugleich bat er aber, daß er auf fünf
oder sechs Jahre angenommen und bestallt werde, was man ihm
zuwilligte und sicher im Interesse der Schule gelegen war, da die
damalige Sitte, die Lehrer jedesmal nur auf 1 Jahr anzunehmen,
mit großen Unzuträglichkeiten verbunden war. Gar bald liacfj
seiner Anstellung als Conreclor mochte Crantz wegen seiner Au-
sichten aber doch Anstoß erregt haben, was nicht Wunder nehmen
kann, da zu jener Zeit der Superintendent Zachar. Victor an der
St. Kilianskirche als Prediger stand, der ein so eifriger Lutheraner
war* daß er „lieber sterben wollte, als den Calvinisten einen
Fingerbreit nachgeben" (L. Curtze, Gesch. der Kilianskirche. 1850.
S. 322). Schorl im I. 1590 war Crantz in ster Lage, sich gegen
den Prof. Rud. Goclenills zu Marburg, aus Corbach gebürtig, der
ihm Vorwürfe des Calvinismus wegen machte, entschuldigen zu
müssen. Er autioortete diesem: Dixi ad amicum quendam, tem-
pore ifa postulante, me non dissentire a definitione cuenae a Lu-
ther« in parvü Catechismo posita. si secUndnm fidei articulos,
secundutn Patres, imo secundum Chytraei, cujus auctoritas apud
nostros magna, aecipiatur. Nec abesse ab eadeui senteniia, Cal-
vin i ex institutionibus et harmonia Evangelien docui, ideoque
maximam dixi optimo viro fieri injuria in ab iis, qni negare ipsum
praesentiam carnis Christi ex coena et corpus siguratum statuere
claniitent. Hiijus sermonis pariern non nialo quidem aninio (sludeo
enim conciliandae concurdiae inter schul am et ecclesiam) sactam
arbitror! sed male tarnen Nymphium interpretatum jcognovi 811).
Diese von Crantz gegebene Erklärung, in der das Bestreben osten
zu Tage tritt, der Einigkeit in der Kirche zu dielten, sollte zu den
weitläuftigstell Verband!nngeil Veranlassung geben. Einige Geist-
liche, besonders Zacharias Victor und Johannes Scriba, die eifrige
Lutheraner warell, rechneten ihm seine Grundsätze, die er in der
G. Nymphins war Pastor au der Nicolaikirche zu Cor
dach und starb als Superint. daselbst 1593. Gesch. der Kilians-
kircke zu Corbach S. 394.
143
Schule verbreitete und vertheidigte, als Ketzerei an und kamen
1602 mit einer sehr weitläuftigten Klage bei der damaligen vor-
mundschaftlichen Regierung, dem Grafen Georg zu Erbach und
Grafen Simon d. VI. zur Lippe, als Vormündern der jungen
Grafen von Waldeck, Christian's unb Walrad's, ein und verlangten,
daß er von seinem Prorectorat entfernt würde. Der wald. Canzler
Buxdorf aber berichtete d. 15. Decbr. 1603 au den Grafen Georg
von Erbach: „Es sey diese Klage gegen den guten, friedliebenden
und in seholis ausgeübten Mann ex utero orthodoxiae et religionis
odto erwachsen" und bat zugleich, Beklagten zu hören: so würde
matt ein ganz anderes Sentiment vorfinden u. s. w. Der Graf
üon Erbach eommunicirte darauf die Klage dem Grafen Simon
v. Lippe uuD war dabei der Ansicht, „matt kötttte sich zwar ttach
einem andern Rector umsehen, allein bis dahin sollten sich beide
Theile bescheidentlich betragen, Crantz bei der Schulstelle bleiben,
den verorditeten Catechismus ohne fremde Glossett und eigenes
Gedicht oociren, das geistliche Ministerium aber sollte Privatstreit,
als unerbaulich itttb bey dem gemeinen Volk sehr ärgerlich, bey
Strafe nicht ntehr auf die Kanzel bringen." Hiermit war Graf
Simon, der überdies der reformirtett Lehre beipflichtete, einver-
standen, fügte aber noch bei, „daß man diese Klage dem Rector
zur Verantwortung communiciren müsse." Nachdem das Decret
beiden Theilen bekannt gemacht worden war, ermahnte selbst der
Landgraf Moritz von Hessen, als Lehnsherr der Grafschaft Waldeck.
die Herreti Vormüttder, das ärgerliche Gezättck der Geistlichkeit,
unter altgefügter Drohung, Zu inhibiren. Httb als er vernahm,
daß man zu Ostern 1604 zur Absetzung des Rectors Crantz schreitett
ivollte, schrieb er selbst an die Waldeckische Gräfin Cathariita, da-
malige Aebtissilt des freiweltlicheu Stifts Schaken und nrachte ihr
wegen dieser Religionsbewegungen Vorwürfe unb ermahnte sie,
den Prediger» Stillschweigen ztt gebieten und dett Crantz in feiner
Stelle nicht ztt beunruhigen. Die Gräfttt aber klagte in ihrem
Antwortschreibett dett Cratttz an, ttahnt aber die Prediger in Schutz.
Auch Graf Sittton befahl dett Predigern ztt Corbach „bei Leibes
Strafe" dett Rector in seiner Pocation ruhig bleiben zu lassen.
Zugleich wttrde der tvald. Regierung befohlen, die ergattgene Ver-
144
.5*1
Ordnung zu handhaben. Crantz erklärte sich bereit, der« Befehle
Gehorsam zu leisten; er ordnete andere Theses und Lectionen an
und machte sich anheischig, keine Theolog,«« in der Schule weiter
zu dociren, hingegen den katechetischen und theologischen Unterricht
seinem Collegen, dem Conrector Ludolpho Herenclavio, als einem
ächten Lutheraner, zu übertragen. Dieses berichtet die wald. Re-
gierung mit vielen; Ruhm seiner Verträglichkeit. Nichts desto
weniger eiferten einige Prediger auf der Kanzel gegen ihn, machten
auch wol die einfältigen Bürger unruhig und soviel an ihnen war,
irrig Selbst Zacharias Vietor junior, Lector quartae classis
zu Corbach, ließ den ergangenen Befehlen ganz zuwider, ohne
Erlaubniß etliche The868 theologicas zu einer Disputation an-
schlagen, welches aber von Seiten der Regierung inhibirt wurde.
Die geistliche Zanksucht dauerte noch bis in das 1.1604 fort,
da erklärte Graf Simon zur Lippe, daß er zur Herstellung der
Ruhe den Rector Crantz, wenn er §u entrathen sei, zu sich nehnren
und befördern wolle. Aber die gräfl. wald. Regierung erwiederte:
„Weilen Crantz mit Haus und Gütern zu Corbach angesessen sey
und mit dem geistl. Ministerio in Frieden und Einigkeit zu leben
sich gern befleißige, so könne derselbe als Haupt und Director der
Schule, ohne deren Abbruch, nicht wohl entrathen werden." Es
wird vor; ihm erwähnt, daß er bei der Schule fleißig Disputir-
übullgen gehalten habe.
Aller Vermllthllllg llach hat jener Haß und Zallk der Geist-
lichkeit noch in deil folgenden Jahren fortgedauert. Jerem. Nico-
Z12) Die Stimmung der Pfarrer gegen Crantz ersieht rnan
noch recht deutlich aus einem Briefe des Pfarrers Joh. Scriba au
Jerem. Nicolai. Er sagt u. A.: „8 tat uni nostrae 8cholae ut
sciat Rever. Tim: jam nos in bivio Stare »overit, et inter saxutn
et sacrnm, qnod ajunt, haerere. Malignus enim et perversus
(eiiebraruni Spiritus, qui iiunquam quiescit, ejusque satellites et
lilii, qui semper callidiores sunt iiliis lucis, id agunt unice, ut
ministerio os obstruant ac eo rem perduxerunt, ut comes I.ippi-
ensis nobis mandarit, Crantzium in sua vocatione quietum lin-
queremus, maximo addito fulmine: Bey Leibes Strafe. Verum
pro eoncionibus ab eo tempore nos gravissime in eum fuimus
invecti." J. Nicolai Ami. IVlss.
lai sagt in feinen Ann. 1609: Henr. Cranzius, insignis Calviiiisfa,
cum perpetuum ipsi esset dissidium cum ministerio Corb., landein
ultro sunctionem suam resignavit. Crantz nahm endlich ZN dem
Grafen Simon seine Znflncht. Zn Michaelis folgte er der Be-
rufung in das Lippische und trat am 24. Octb. sein Amt als
Rector in Detmold an. Die beiden regierenden Grafen von
Waldeck stellten ihm beim Abgänge folgendes ehrenvolle Zeugniß
ans: „Wir Christian und Wolradt, Gebrüder, Grafen und Herren
zu Waldeck, thun kund hiermit offenbar gegen männiglichen be-
zeugend, Als der Ehrbar und wohlgelahrter unser lieber getreuer
Henricus Crantzius, eine geraume Zeit von Jahren an unser
Schulen zu Corbach anfangs vor einen CoJlegam und Lectorem
Quartae Classis, darnach seit Anno 90. vor einen Conrectorem,
und endlich auf diese Zeit vor einen Rectorem gedienet und sich
gebrauchen lassen. Dabey er sich dann auch also bezeiget, und
beyds in regimine und institutione verhalten, daß dadurch die
Schule in guten Beruf gekommen----------auch wir und manniglich
mit ihm wohl zufrieden seyn können. Ob dann wol dahero wir
ihn gern länger bey solchem Rectorat-Dienst behalten haben wollten,
So hat er doch seiner und der Seinigen Gelegenheit nach, weil
ihm eine andere Vocatio vorgefallen, um gnädige Dimission und
Erlassung unterthänig angelanget. Weil denn wir ihn an vor-
stehendem Gluck nicht zu, verhindern gewußt: So haben wir ihn
endlich seines Dienstes erlassen müssen. Vndt begehren demnach
an männiglichen nach Standes Gebühr, diesem unserm Gezeugnisse
nicht allein vollenkommen Glauben beyzumessen, Sondern auch er-
meldtem Crantzio, als einem um die Kirche, gemeinen Nutzen und
Schulen wohl verdienten Mann und der noch bey der Jugend viel
Gutes ausrichten kann, alle gute Beförderung zu beweiseu; Das
sind wir um einen jeden, nach Standes Gebühr zu verschulden
und zu erkennen gemeint, erpietig und willig. In Urkuud haben
wir diese Dimissoriales mit eigener Hand unterschrieben und unser
Gräflich Jnsiegel aufs spatium gesetzt. So geschehen und geben
am Moulage nach Michel, den 14. Septbr. Im Jahr nach
Christi Geburt 1608." Und schon 1589 hatte der Rector Lange
von ihm gesagt: octavus Coliega vir ornatissimus et doctiss. M.
10
146
Henricus Crantius, qui fideni, diligentiam et sedulitatem suam in
docendo et regendo non nt naouöTanmodo, sed et nouGTckxr^
pluribus Schoiis hacterus probavit) avve^yog nobis et cooperariu*
Prorectoratus mutiere ipsi demandato adjunctus est. Hub ui.
Gockel nennt ihn 1590 mit Schöner und Salignac, Jungmann
und Lange: viros omni doctrinae et virtutis iaude comulatos. Pars
quarta. Problem. Log. Marp. 1595. dediu.
Nach Detmold wirb er d. 23. Aug. berufen und d. 24. Octb.
1608 daselbst in sein neues Amt eingeführt worden sein. Er trat
an die Stelle des 1607 daselbst gestorbenen, gleichfalls früher von
Corbach dahin bernfetten Rectors Lazarus Schöner. Für diese
Schule entwarf Crantz eine neue Schulochnung, richtete 6 Classen
ein, deren jeder er einen besonderen Namen gab: d. 1. nannte er
Ylathematira; b. 2. Logica; d. 3. Khetorica ; d. 4. (irammatic t *,
d. 5. Rudimentaria: d. 6. Alphabetaria. In den beiden ersten
lehrte der Rector, in der 3. der Conrector, in der 4. der Sub-
conrector, in der 5. der Cantor, in der 6. der Jnsimus. Zugleich
gab er neue Schulgesetze, u. A. daß das, was die Schüler aus-
wendig lernten, auch der Meister auswendig missen solle; jeder
Schüler solle eilten praetVctum domesticum halten, alle Wein- und
Bierhäuser, auch das Tag- tutb Nachtlanfen solle beit Schülern
verboten sein. Alle halbe Jahre solle ein Examen gehalten werden.
Der Rector solle jedem Schüler seine bestimmte Classe anweisen.
Auch drang er auf Anordnnng eines gemeinen Freitisches, den
Graf Simon für die Grammatita bewilligte (noch 1620 wurden
12 Stipendiaten in Kost und Wohnung a 20 Thlr. von der
Herrschaft unterhalten). Er ließ ein Carzer bauen. Ueberhaupt
traf er mehrere gute Einrichtungen, ans denen man sieht, daß
Crantz kein gewöhnlicher Schulmann war und daß ihm das Wohl
der Lehranstalt sehr am Herzen lag. Im I. 1616 213) verließ
Crantz aus unbekannten Gründen diese Stellung und siedelte als
Rector des Gymnasiums nach Wesel über, kehrte aber 1617 schon
wieder nach Detmold zurück. Er erhielt jetzt 200 Thlr. Gehalt
i13) Bei Wiese, das höhere Schulwesen Preußens S. 367, ist
1613 als das Jahr seiner Anstellung als R. zu Wesel angezeigt.
147
und war derselbe wol früher so hoch nicht gewesen. Die Schule
war bei seinem d. 12. Juni 1628 erfolgtem Tode in einem sehr blühen-
den Zustande. Er ist in der Kirche zu Detmold beerdigt. „Sein
Verdienst werde geschätzt, werde stets in Ehren gehalten!" ruft ein
ehemaliger Lehrer der Detmolder Schule (Habicht) in feinem Bei-
trage zur Gesch. jener Schule aus.
Crantz war zweimal verheirathet; eine Frau hieß Alheit, die
andere Anna, geb. Carln; er hatte 8 Kinder, 5 Töchter und 3
Söhne. Eine Tochter, Anna Catharina, war an den Buchbinder
und Buchhändler Heinr. Heine zu Corbach verheirathet. M. Balth
Scribae sales poet. Marp. sumptibus Heinrici Heine» Bibi. Corbac.
Anno 1624. Ein Sohn, Conrad, war Prediger und Conrector in
Emden und starb vor dem Vater; derselbe war verheirathet und
hinterließ Kinder. In feinem Testament befahl Crantz, daß seine
Enkel Handwerke erlernen sollten, weil Handwerker weit glücklicher
leben könnten als Schulleute, die immer Verdruß fjätten und lange
bittern Schulstaub essen Ntüßteu. ^Er besaß eine ansehnliche Bi-
bliothek, welche 1633 verkauft wurde.
1. Ein kleines griech. Gedicht mit lat. Uebersetznng in: Petri
Kami Arithm. iibri duo — a Lazaro Schonero einend, et exp!.
Franeof. 1586. 2. Carmen elegiacum et sinui! choriambicum, in
obilum Simonis VII. 1627. 4. (Auf der Schnlbibl. zu Detmold.).
3. Henr. Crantzii Pudimenka Craeca. Franeof. 1593. 8. (Damals
war Er. Pror. am Gymn. zu Corbach.). 4. Dbeses de vera litte-
ramm graecaruni pronunciatione. Cass. 1600. Snb. Praes. Heu r.
Crantii des. Job. Aufrecht. Wieder abgedr. in: Dissertt.
pbiiol. lres, de vera litt, graee. pronunciatione etc. — qnas ob
raritatem suam es in usuni Auditorum snoruin denuo edidil. Balth.
Ltuicw. Eskuche. Pint. 1750. 8. (Paulus, Nachr. von allen Hess.
Schaumb. Superint. re. Rinteln. 1786. S. 353.). Adelung-Jöcher
!I, 938.
Kirchertbuch zrt Corbach. Detmolder Archiv. Acta 8cboI.
V., 555. Puhstkuchen, Beitr. zu den Denkwürdigkeiten der Graf-
schaft Lippe. 1769. S. 132. E. K. Habicht, Beytrag z. Gesch.
des vormaligen Augustilter- Nonnenklosters tu Detmold uni» der
isst I. 1602 darin gestift. Provinzialschnle. Lentgo 1802. S. 29 f.
148
4. M. Wilhelm Urftnuö.*'4»)
1608-1613.
Wilhelm Ursinus war in dem niederhess. Dorfe Deissel, nahe
bei Trendelnburg (Engelhard, Erdbeschr. der Hess. Lande. 1776.
S. 370) geboren. Sein Vater und Großvater gehörten dem
Bauernstande cm214b). Die Eltern, ohne besondere Bildung, waren
nicht begütert. Vom 10. Jahre an besuchte Uranus die benach-
barte Schule der Stadt Helmershausen; dann kanr er 41/» Jahr
auf das Gymnasium zu Cassel, auch einen Winter auf die Schule
nach Corbach. Von Cassel hatte er aus Mangel an Mitteln, um
weiter studiren zu können, eine Hauslehrerftelle bei einem Adeligen,
Rabottyo von Wreden, angenommen. Er hoffte mit dessen Söhnen
die Akademie besuchen zu können; znni Unglück starb der alte
Herr aber nach 2 Jahren. Jetzt bezog er durch Unterstützung von
wohlgesinnten Leuten die Universität Marburg und hörte vor
Allen von den Philosophen Rud. Gockel und auch sonst Theologen.
Auch richtete er für sich selbst^ein Collegium Logicum ein, da er
gern thätig war, wofür auch ein Buch über Logik von Professor
Christoph Cramer, welches er herausgab, Zeugniß ablegt215).. Im
I. 1593 vertheidigte er unter R. Gockel Themata physica de in
teilestfi und wurde von angesehenen Männern, die seinen Fort-
schritt beurtheilen konnten, ermuntert, die philos. Doctorwürde an-
zunehmen. Indessen er bezog zunächst noch auf 4 Jahre die Uni-
versität Jena und erwarb sich hier den Magiftergrad. Seine
Hauptlehrer daselbst waren Z. Brendel in der Physik, W. Heider
in der Ethik und Logik, P. Piscator in der hebr. - Sprache. Um
sich zu einer Profeffur der Philosophie vorzubereiten, trieb er als
214a) Die Familie wird sich Bär oder Behr geschrieben und
erst Wilhelm den Namen, nach der Sitte der damaligen Gelehrten,
in das lat. Ursinus verwandelt haben. Der Vater des berühmten
Theologen Zacharias Ursinus hat sich Caspar Beer geschrieben.
Wilh.Ürs. nennt sich in mehreren Schriften: Deisscllanus — Hessus.
Vrgl. auch Cölner Syiut. Pap. 406.
214b) Das Nächstfolgende ist ans den autobiogr. Mittheilungen
des Ursinus entnommen, die er in einer Up ist. Dedie. zu den
Dispp. pliiioss. 1610 gegeben hat.
21R) Strieder kennt dies Buch nicht 2, 330.
149
Magister legen« eifrig philos. Studien und Disputation. Unter
seinem Präsidiuni disputirte Wilh. Pistorius aus Sachsenberg vo
Syllogismo in genere cf. Ursini Disp. Philos. i., 132. Dann be-
gleitete er einen Preuß. Adeligen aus die Universitäten Leipzig
und Marburg auf 2 Jahre und uahnr darauf eine HauslehrersteUe
bei dem Marschall von Riedesel an, dessen Söhne er abermals
auf die Universität Marburg begleitete, wo er noch 1603 im
Februar verweilte und eine Santmlung philos. Disputationen
herausgab, zu deren Herausgabe ihn R. Gockel, als sein Freund,
ermuntert hatte. Im I. 1604 ist er Rector an dem neuerrich-
teten Gymnasium zu Saarbrücken geworden. In einem Bande
lateinischer Colloquien, die er 1606 für die Saarbrückschen Schüler
herausgab, nennt er sich Gymuasiarcha Saräpontanus und in
öer Vorrede 36ih. Martijs Rector, auf dem Titel des von ihm 1607
herausgegebenen Commentars zur Dialektik des Ramus: Gymna-
sii Saraepontani Rector. Das erste Buch enthält eine Sammlung
Colloquien aus Vives, Erasmus und beu Progymnasrnaten des
Pontanus. Es war darauf gesehen, daß die Materien zugleich
für das Leben nützlich seien. Außer beu von Sturm gesammelten
itrtb herausgegebenen Reden und Briefen des Cicero zeichneten sich
vor Allem die Progymnasmata des Pontanus durch Mannigfal-
tigkeit der Sachen und Eleganz der Worte aus, deßhalb machte
Ursinus eine Auswahl aus dessen großem Werke von 3 Bänden.
Ursinus suchte durch diese Arbeit keinen Ruhnt; es genügte ihm,
der armen Jugend durch dieselbe zu nützen. Dabei hielt er da-
für, daß die Grammatik in allen Classen betrieben würde, auf
ihre leichte und methodische Behandlung komme außerordentlich
viel an; wo sie nicht die Grundlage der Sprachkenntniß bilde, sei
Alles verloren. Er setzt in der Lp. Dedic. auseinander, daß man
von Jugend auf andauernd fleißig arbeiten müsse, weult man in
der lat. Sprache etwas Tüchtiges lernen wolle. Matt solle die
Sannnluttg gleichsam in suceum et sanguinem aufnehmen und
nicht geringschätzetl. Sie sei zum Besten des Schülers veranstaltet
uttb stehe da als ein Zeugniß der Liebe zu ihm^ß).
21ß) Ein schönes pädagogisches Wort spricht Ursinus solgen-
derntaßen aus:
f 50
Das zweite von Ursinus zu Saarbrücken herausgegebene
Buch war ein Commentarms in P. Rami Dialeeticam tarn theo-
reticus quam practicus cum primis luculenfiis et fructuosus. Er
glaubte dasselbe verbessert zu habe» und behauptete in der Vorrede,
es gäbe int ganzen Gebiete der Wissenschaften keine frttchtbarere
und nothwendigere, als die Logik. Denn, sagt er, wenn mau
gleich die Philosophie, Ethik, Mathematik und Astronomie, die in
der hiesigen Schule betrieben werden, großes Lob verdienen, so
übertrifft sie alle doch die Logik und verdient größeres Lob. —
Sie bildet den Verstand, dieses edelste Geschenk Gottes; sie ist es,
die den Menschen zunt Menschett macht. Es irren die daher ge<
wältig, welche sie aus dem Philosoph. Cursus entfernt wissen
wollen. Er wünscht zum Schluß, daß die Jünglinge sein Buch
Roctior ul fias igiüir, Sarana invenius,
Et teneas mores eomposuisse serös:
Hane modo culturam, quam praesens ingerit liora
Accipe, et in pectus fac penetrare luum.
Quodque hodie possis, totum ne differ in annutn
Ex parva siquidem sunt mala magna mora.
Depilis a tergo est occasio, fronte pilosa
Hane lapsam nulla post revocabis ope.
Te puero labor est, puer, impendendus in artes,
Erudias animumque ingeniumque coquas.
Ex cuitis anirnis nihil est ex culiius atque
Ingenio ingenuo nil magis ingenuum.
cf. Colloq. Epigr. fl.
Ein Anagramm auf G. Ursinus „Rectorem scholae Sarbrucken-
sis" findet sich in Lanii Censur, duae et decades tres Anagramm.
lVIarp. 1606. p, 119:
Giiilielmus Ursinus (Rector scholae Sarbruckensis).
11 li us genius m urus.
Fortis ul assurgit tenues extructus in au ras
\lurus et Hippodalis murmura nulla timet:
Sic IJRSINE truces stas contra imtnobilis ursus
Et genius nullo flectitur ore tuus,
O Ursine novem decus im mortale sororum,
Quis genii dotes enumerare polest!
Nosse sed Vrsinum sät erit mihi, cujus ob artes
Multorum volitat fama per ora virum.
151
mit Ausdauer, nicht flüchtig stndiren möchten, da eine flüchtige
Lectüre nicht solide Frucht bringe.
Durch diese beiden Schulbücher hatte Urfinus sich bekannt
gemacht. Als nun nach dem Abgänge des Rectors Crantz das
Rektorat an der Schule zrr Corbach vakant geworden war, ge-
dachte man seiner um so eher, da er ehemals auch Schüler des
Gymnasiums gewesen war. Die gräfl. Räthe erließen den 12ten
Oktober 1008 folgendes Schreiben an ifjn: „Unsere willfährige
Dienste zuvor. Ehrnachtbar Wolgelarter günstiger zuversichtiger
guter Frerrnd. Im Namert der Wolgebornen Herren Christian
und Wolraths Gebrüder Graven und Herren zu Waldeck rc, unser
gnädigern Herren, geben hierniit wir euch zu veruehmen, was-
gestalt Onus. lienei(!U8 Olantrius gewesener Ueetor allhier, seiner
Gelegenheit nach, einer Vocation in die Graueschaft Lippe zum
Ue^torul gen Derthmolden nunmehr auf hingewicheu \lichaelis
(1608) gefolget und selbigen Dienst bezogen und also hiesiger
Dienst jetzo vaciren thut. Weiln nun Wolged. Unsere gttädige
Herren in Gnadert gemeinet, diese Statt gebührlicher Massen hin-
wieder zu ersetzeit, dahero gnädig uns auferlegt uitd befohlen,
noch einen qualificirten Mann zudenkens zu haben, uub dann
eure Person nits trichl alleiit zinn Theil bekannt, sondern auch von
andern besonders commandirt wird, Woferrte detnilach euer Ge-
legenheit immer seyn köntite, dieser Ends euch heraus zu begeben
und zu angeregtem Rectoratdienft bestellen zu lassen, So wollen
anstatt obwolged. u. g. Herrschaft auf solchen Fall wir euch hier-
rnit der Gebühr vocirt, solcher! Dienst angetragen und gütlich ge-
fouiieu haben, (daß) Ihr erster Tage auf dieser Schule Oecono-
mei-Kosten euch anher» erfügeir, ferner der Sachen Beschaffenheit
und unser Gemüth vernehmen, verhoffentlich die Gelegenheit diß
Orts sowohl (als) auch des Dienfts und dabei verordneter Be-
soldung euch behaglich und Ihr damit zufrieden seyn können. Was
nun dießfalls anstatt ivohlgd. unser glt. Herrschaft wir uns zu
verlassen, Dessen bitten wir nachrichtliche schriftliche Erklärung und
sind euch, 'nächst göttlicher Empfehlung, zu dienen geflissen. Da-
tum Corbach am 1^. Obris Ao. 1608. An Wilhelmum Ursimmi
l52
jetzo der Schulen zu Sarbrücken Rectoren, rc."2^). Ursinus nahin
den Ruf an^8). Von seiner Wirksamkeit zu Corbach ist nur
wenig bekannt. Von Lectioneu unter ihm ist oben gesprochen.
Im I. 1609 im Rovbr. und 1610 gab er grammat., rhetor. und
dialectische Fragen im Gymnasium zu Disputationen auf; bei einer
war Joh. Mr. Wolf aus Speier Respoudens. Im I. 1610 wurde
unter seinem Vorsitz eine logisch-metaphysische Disputation de
Numero causarum, de ordine carundem et quarundam inter ipaas
communitate, ßespond. Ditmar. Platenius Corb. gehalten, im I.
1613 hielt er 2 Disputationen: Assertiones Philologicae et Critico-
Grammaticae, quibus errores inprimisPetri Rami aliorumquecandide
emaculantur (handschriftliche Nachr.). Sein Styl wird von Vogel
non pnru8, 8ed biuleu« et a8per genannt, was in der That der
Fall ist.
Daß man mit seiner Wirksamkeit auch in Corbach sehr zu-
frieden gewesen sei, geht aus der Thatsache hervor, daß ihn die
Grafen, als er 1610 nach Sarbrücken, wo man seiner dankbar
gedachte, zurückberufen werden sollte, nicht ziehen lassen wollten.
Es traf folgendes, beit Ursinus ehrende Schreiben von dem
Grafen Ludwig von Nassau an die wald. Grafen Christian und
Wolrad ein:
Aus E. L. L. Schreiben habe Ich mit mehrern vernommen,
was Dieselben an mich vorbittlich wegen Ihres Rectoris zu Cor-
bach M. Wilhelmi Ursini freundlichen gelangen lassen, mit An-
ziehung etlicher motiven, warum Sie ihn seines Dienstes nicht
erlassen können, sondern bey sich aufhallen müßten. Nun wollen
E. L. L. mir gewißlich glauben, daß ich nicht weniger Ursach hätte,
gedachten ürsinum dahin zu vermögen, daß er seinem gethanen
Versprechen und Zuschreiben ein Genügen thäte, weil ich darauf
217) Archiv.
218) In Saarbrücken war sein Diensteinkommen 150 Gulden
(d. G. zu 29 Alb.), 18 Malter Korn, 18 Malter Hafer, Schul-
behausung zur Wohnung, Minervalia, so je zu Vierteljahr fällig.
Jnfcriptionsgebühr gehört dem Rectori allein: von nobiJibus 1
Gulden, von anderer voruehnter Leute Kindern je nach Gelegenheit
V- Thlr. oder Gulden, von gemeinen Leuten 1 Ortsgulden,
4 Wagen Heu. Wiese a. a. O. S. 407.
153
mich verlassen, und himittelft auf aubcmj&rtigc Bestellung nicht
gedenken und fernern Nachtheil meiner Schulen zu Sarprücken,
so nunmehr hieraus entstehet, vorkommen mögen, Berorab auch,
dieweil dieselbe ausserhalb dieses albereit vor einem Jahr durch
des nächstgewesenen Rectoris Abzug und eingerissene Sterbens-
Lauste einen starken paroxismum erlitten. Beneben deme befremdet
mich aus was Bewegnussen gedachter Vrsinus von neuem bei E.
L. L. sich eingelassen, da doch sein Schweher ihn dieser Orten,
wie Ich beständig berichtet (bin), gern scher: und haben möchte.
Er auch selbften gegen die meinigen sich also resolviret: Dahero
ich desto mehr bewogen worden, ihn hierher zu revociren. Aber
wie dem allem, ob es zwar mit meiner Schulen nicht dran, daß
es diese Weg erreichet, und solche hiernnr länger in Marrgel eines
Rectors stehen muß, So laß Ichs doch im Namen Gottes dahin
gestellet sein und bin entschlosserr, nunmehr nach einer andern
qualificirten Person zu trachten, weil ja E. L. L. der Meinung
sind, ihn nicht zu erlassen, und er in solchem Dienst länger zu
bleiben sich gegen Dieselbige erkläret, daran er gleichwol zuviel
gethan und entweder so weit sich nicht bey mir zuerst einlassen,
oder aber bey einmal gethaner Zusage bestehen sotten219)." Ursinus
blieb in seiner Stellung zu Corbach bis an seinen den 6. Februar
(war der Sonnabend vor Dnca. Sexag.) 1613 erfolgten Tod.
(Corb. K. B.). Mehrfachen Zeugnisien nach22O, war er ein Feind
des Calvin, aber treuer Anhänger des Lutherthums.
819) Archiv.
22°) Jer. Nicolai in seinen Arm. Mss. sagt vor: ihm: Ao.
1609 post abitum Henrici Cranzii, Rectoris, provinciam suscepit
Wilhelm Ursinus, Logicus et Philosophus celebris, sincerae reli-
gioni deditus, qui nobiscum eandem profitetur fidem et colit pacem.
Und Balth. Scriba, in s. Sal. poet., hat folgende Verse: 8uper
Luctuosissimuni obitum — Dn. 1V1. G. Ursini — Rectoris longe
dignissimi et fidelissimi, Dn. Praeceptoris sui aeternum praedicandi:
Ursa velut fovet et fingit lambendo catellos,
Ursinus noster pubeni sic ore refinxit.
Extitit Ursinus Calvino magnus arnicus:
Ursinus noster Calvini maximus hostis
Vixit, defensor magni vixitque Lutheri.
Ursinum plenum nunc spe fideque refinxit
Coelestis figulus, coelorum ad gaudia du eens.
10*
154
Die Frau des Ursinus hieß Agnes und war wahrscheinlich
aus Sarbrücken, da sie nach dein Tode ihres Mannes dahin zu-
rückzog. Zu Ostern 1613 war seine Wittwe noch in Corbach. Den
Donnerstag nach Ostern wollte der Schul-Oeconomus Daniel
Hartwigs von N.-Wildungen zu Corbach ankonnnen und mit der
Frau Rectorin weitere Abfertigung vornehmen. Georg Kremer
zu Wildungen sollte sie in einer Kutsche wegfahren; er forderte
aber jeden Tages für Alles 41/2 Thaler. Da solches aber auf
12 oder 14 Tage zu rechnen hochanlief, so überließ der gedachte
Oeconomus die Sache beu grast. Räthen, insbesondere Herrn Rath
Georg Speirmann zu Corbach. — Später schreibt der Schulen-
Oeconomus Daniel Harttwigs d. 10. Febr. 1616, er habe zu Ab-
fertigung der nach Sarbrücken abgezogenen Reetorin von Corbach
über 300 Gulden verschaffen müßen.
In L. Hakelmanui Illustr. et sei. quaestt. — olim publice in
Acad. Jenensi propos. Magdeb. 1613 kommt vor: Illustr. quaest.
Disput, sexta de inoflicioso Testamento, Petit, heredit. et Rei
vindicatione. Resp. Johanne Ursino, Deissel. Hesso. P. 113
bis 130. Dieser M. Joh. Ursinus scheint ein Bruder des M.
W. Ursinus gewesen zu sein. Im I. 1610 d. 19. Januar wurde
eine Tochter von Ursinus getauft: Anna Catharina; 1612 d. 29.
Aug.: Anna Erich (Corb. K.-B.).
1. Themata physica de intellectu (sub Praes. R. Goclenii)
Resp. Guil. Ursinus, Deissel. Hass. Marp. 1593. 4. 2. De-
putat. 14. ex Metaphys., Physic. et Logic. Frkf. 1602. Draud.
Bibi. Class. 3. Clypeus Logicus, quo omnium facultatmn studiosi
se niunire poterunt. Frcf. 1602. (Draud. Bibi. Class.) 4. f Dis-
putationum Philosophicarum Pars I. exhibens Principia Disse-
rendi ex Nobiliss. Peripateticis et Scholasticis deducta; antehac
in incluta Saiana, permissa superiorum, modo privatim, modo
Ib.: Ursini Schediasma, quod parenti meo in institutiones
Calvini scripsit amicae memoriae ergo:
Vive Deo, vitam si longam vivere gestis;
8i quoque vis curtam vivere, vive Deo.
Extitit Ursinus Calvino rnagnus amicus;
Qui tarnen haec scripsit scaevus amicus erat.
155
publice discussa, nunc autem ita emendata, nt studioso instar
elypei esse possint. Accessit recens Disputatio de Distinctione
Reali et rationis utilissima, prolixe tractata. Auctore et Praeside
IM. Guilielmo Vrsino, Deissellano Hesso. Cum Praefatione
Rudolphi Goclenii, Sen., Marp, Philos. longe ceieberrimi etc.
1610. Francof. Parthen. Die Vorrede ist unterschr.: Marp. ex
fukttrjQ Uo nostro. Non. Febr. a M. D. C. III. Eine Ausgabe
von 1603 führt Upen in BibJ. real. Philos. p. 393 a. 5. fDode-
cas quaestionum Philosopbicarum scitu npprime necessariarum —
Authore M. Guilielmo Vrsino Deissellano Hasso. Frcos. Imp.
G. Eberi etc. Anno 1604. 90 S. 8. Dratide Bibi. CI. gibt
eine Ausg. vom I. 1605 an. 6. -fColloquia lectiora, omnis tna-
teriae verborumque varietate tincta, ex colloquiis Ludovici Vivis,
Scriptis Erasmi Roterodami, et Tribus Progymnasmatum Volu-
minibus Jacobi Portani etc. in vnum volumen Pro Scholis Nasso-
ico-Saraepontanis comportata a M. Guilielmo Vrsino, Gym-
nasiarcha Saraepontano. Francof. Ex off. M. Beckeri, sumpt.
haered. Bassaei. Anno 1606. Nach Bibi. Gerardina 1729 p. 628
ed Frcf. 1600. Nach Bibi. Baumgart. II., p. 333: Recus. Lips.
1614: nach Up. Bibi. real. Philos. p. 314 auch ed. Ups. 1622.
8. Dunckel: 1620. 7. Commentarius In P. Rami Dialecticam
tarn Theoreticus, quam practicus cum primis luculentus et fruc-
tuosus. ex Principibus Peripateticae et Rameae Philos. interpreti-
bus passim in ipso iaudatis, et jam dem um ab innumeris mendis
repurgatus a M. Guilielmo Ursino Gymnasii Saraepontaui
Reetore. Frcos. Sumptib. P. Rhodii. 717 S. 8. <Vorr. nnter-
fchrieben: Saraeponti Nassoviorum. Cal. Nov. 1606.)
Archiv. Vogel's Nachr. Strieder 4, 449. Upenii Bibi,
real. Philos. Draudii Bibi. Class. Dmtkel's hist. Grit. Nachr. III.,
544. Zedier 51. Sp. 596. In W. Pistorii Poem. Sacr., funebr.,
votiv. Witteb. 1612 steht eilt Gedicht ad M. Wilhelmum Ursinum.
5. M. I oh. Zpsei! hei in.
1613—1616.
-)kach dem Tode des Rectors Ursinus schrieb Bartold Nolden,
„Arulßen d. 11. Febr. 1613 an den Ehrnvesten vndt Wollgelarten
Georg Speirmann, Greflichen wald. Rath und Secretario: Weil'
156
der gewesene ttvetor M. Wilhelmus Ursinus verstorben und solche
Stätte mit einer andern tauglichen und qualificirten Person dem-
nächst und sobald immer möglich ersetzet und bestellet werden muffe:
so habe ich dahin gedacht auch mit dem Cantzler v. Buxtorfen, der
es sich denn gefallen lasse, darauf geredet „Ob es nickt ein Weg
wäre, daß man an M. Christoffern Scheibler zu Giessen
geschrieben und sich bey ihme erkundigt hätte, ob er wol nicht
gemeinet, sich zu solchem Rectorat bestellen zu lassen, wollte ich
zuerst, weil ich etwas Kundschaft zu ihm habe, an ihn schreiben,
sein Gemüth vernehmen und ihm dabey andeuten, da er zu diesem
Dienste Saften hätte, daß dann unsere gnädige Herren nächsten
Tages ihn in Schriften voeiren sollten, wollte ihn auch darbeneben
berichten, was des Rectoris Besoldung were und was er dabey zu
Corbach für Commoditates haben könnte. Er hat Zwar hiebevor
den Conrectorat-Dienst abgeschlagen, aber weil jetzo der Rectorat
vaciret, und ich dafür halte, das allezeit Dessen Besoldung zu Cor-
bach so gut, wo nicht besser, als seine jetzige Besoldung zu Giessen
seyn kaun, wer weiß dann, was er sich jetzo erklären und thun
würde, wäre mit einem Schreiben zu vernehmen." Speirmann
solle daher mit dem Grafen darüber reden (Archiv).
Der Erfolg zeigt, daß Scheibler zum Rector nicht befördert
ist. Es trat als solcher 1613 ein M. Joh. Ziesenheim (mp.) oder
Zyseuheim, mp., oft Ziseaius oder Ziseu genannt. Er war der
Sohn des aus Mengeringhansen gebürtigen, zu Landau 1616 ver-
storbeneil Superintendenten M. Conr. Zysenheim; seine Mlltter,
Anna, war eine geb. von Dalwig. Er verheirathete sich den
13. Novb. 1614 mit Anna Baun aus Frankenberg, eines Kauf-
manns Tochter, Wittwe des Superintendenten Eckhard221). Auf
seine Vermählung ließ der Lehrer der 4. Classe, H. Rüsel, ein
Hochzeitsgedicht biutfen222). Von dem Vater des Rect. Zysenh.
sagt er darin u. A.:
22 v) Alb. Eckhard war Magister und nack 1600 Prediger zu
Grünberg in Hess. Därmst. Im I. 1607 wurde er Superint. zu
Hildesheim u. Di-, th., starb aber schon 1609. Mit Anna, Tochter
des Rechtsanwalts Georg Baun, lebte er 51/* Jahr in der Ehe.
Strieder III., 289. 290.
222) Carmen Gratnlaturium 1
i
ln nuptias verendi atque
Candor inest animo: proeeres muleere potentes
Flectere suavisono pectora summa polest,
Dexter adest dextris, lapsis ratione benignus,
Condecorat, Christo ductus amore, fidem.
Deditus est studiis —
Hunc decorat pietas Hegnans in pectore virtns.
Hone vehit ad coelum gloria magna virum.
Vom Rector selbst aber singt er:
Te quoque non ausim celebris Zisheme silere,
Nomina sed summo sunt memoranda sono.
Non patriis pic sponse animis, non dotibus almis,
Non virtute cares, laude, pudore, fide.
Vir gravis atque pius, divinas pangere laude»
Novisti, quiequid fons sacer artis habet.
Pangere dona Dei, Mysteria pangere Christi
Salvificam nosti pangere mente fidem,
Pandere Schoneros, Ursinos pandere Langos,
Scribonios nosti, pandere sponse viros.
Pandere dona virum, Cicerone pandere fönte»
Novis i, patriam consociare scholam.
Te pudor ex merito te celsae robora mentis
Condecorant, sanctae relligionis opus.
Dam celer ingenio Sophiae transcendis in hortos,
Necearides Musas Leucoreasque colis etc.
Im I. 1613 und 1614 verwaltete er neben dem Rectorat
etwa 6li I. das Conrectorat und sollte dafür als Recompen» 50
Gulden, 4 M. Korn unb 2 M. Hafer erhalten, hatte dies aber
im December 1622 noch nicht bekommen und bat dieserhalb um
einen Befehl an den Oeconomns. Kaum 3 Jahre war er Rec-
tor^Z), da erhielt er die Stelle seines 1616 zu Landau verstorbenen
Vaters. 1618 und 1637 wird er Visitator zu Landau gettannt.
Im Jahre 1615 war ihm p Corbach ein Söhnchen geboren unb
in der den 29. Juli stattgefundeneit Taufe Conrad genannt?^).
doctissinri Viri | Dn. Johannis Zysenheim, Scholae j Waldeccensis,
quae est in Corbach, Pectoris { Dignissimi | Nec non j Pudicissimae
integritate conspicuae Matronae Annulae Pannen — j 13. Nov.
Anno 1614. | Scriptum ab Heinrico Ruselio Corbaccensi. Mar
purgi Cattorum, ex oificina Rodolphi Hutwelckeri, Anno 1614.
223) Sein Nachfolger Rector Ritter nennt ihn 1616 auch Director.
m) Im Allgemeinen werden die ersten Rectoren und andere
Lehrer des Gymnasiums ehrend erwähnt non R. Gockel in der
Ep. Dedic. zu Probt. Logic. IV.: Quae vero quantaque Gymnasii
158
literarii decora? Lazarus ille Schoner us et Bernhard us
Salignacus, qui inagnum Iumeu in Mathematicas scientias in*
tuierunt, clarissimus Medicae artis Doctor, Guil. Scribonius,
Jodocus item Jungmannus, Keinerus Langius, et
Henricus Crantzius, viri omni doctrinae et virtutis laude
cumulati, Scholae gubcrnatores et proreetores; von Ritter in s.
Cosmogr. Prosometr. t619. p. 525: Huic Gymnasio viri claris-
simi et relictis post se scriptorum monumentis celeberrimi prae-
fuerunt, veluti Lazarus Schoner us, primus hujus Gymna-
sii Rector; — Bernhardus Salignacus, Gallius; Guil. Scribonius,
Med. Dr.; G. Ursinus, Deissellanus; von Cölner in seinen
Chronol. et Syncr. Pap. 1678. p. 405: Gymnas. Corb. Doctissi-
mis, Clarissimis atque Excellentissimis Doctoribus, Professoribus
et Praeceptoribus semper ad hunc usque diem prospectnm est.
Habuit enim a prima inde sui restitutione praeclarae eruditionis
et scriptis celcbres viros: M. Lazarum Schonerum, Neapoiitanum,
Rectorem; Beruh. Salignacum, Burdeg. Gail., Juris Licentiatum,
Mathematicum, Co n rectorem; et Praeceptores Classicos: M.
Just um Jungmann, Casselanum; M. Nicol. Theodoretum, Walden-
sern ; M. Conr. W eltherum, Corb.: J. Nicolai, Mengeringh. —
Wilh. Scribonium, Med. Dr.: G. Ursinum, H. Cranzium etc.
(M. Zeilleri) Topogr. Hass, et Reg. Vic. Krcf. durch M.
Merlan. 1646. S. 19: Der wolbestelten Schul (ztt Corbach) haben
vorgestanden: Lazarus Schonerus, der erste Rector; (R. Goclenius,
so hier geboren); Salignacus, Gallus: Guil. Scribonius, Guil. Ur-
sinus, so alle in ihren Schriften bekandt.
An diesem 4 tage May, a. d. 1579, ist zu Corbach die neue
angefangene Schule mit lectionlbus bestätiget und eyngeführet
worden, vnd ist Lazarus Schöner der erste Rector. A. Säur,
Dlar. hist. 1582, 194. Gundling, Hist, der Gel. 111., S. 3180.
Vrgl. Klettenberg, Wald. Helden und Reg. Saal. Ms. - Deßgl.
Frkf. 1714. S. 133: Der erste Rector der Schule zu Corbach ist
Lazarus Schonerus gewesen; welchem ferner gefolgt unb dem
Gymnasio vorgestanden habet; der allhier geborne (sie!) Bern-
hardus Salignacus, Gallus, Guilielmus Scribonius, G. Ursinus rc.,
welche alle durch ihre Schriften sattsam bekannt und zu dem Auf-
nehmen dieses löblichen Gymnasii der Reichs-grafschaft Waldeck
nicht wenig geholfen und beigetragen.
Zu Ostern 1589 waren an den 8 Classen des Gyms. folgettde
8 Lehrer: M. Reinerns Langius, Rector. 2. M. Henricus Cran-
tius, Prorector. 3. D. Guil. Adolph Scribonius, Tertiae dass.
Praefectus, seu Prof. Logicus. 4. M. Antonius Kanngiesser,
Quartae dass. Praef. 5. M. Conr. Weltherus, Quintae cl. Praef.,
simulque Musicae Praef. 6. M. Joh. Speirmannus, Sextae dass.
Praef. 7. Justus Luccelius, Sept. cl. Praef. 8. Engelbertus Vier-
ordus, Octavae cl. Praef. (cf. Ind. Lect. per aest. 1589).
B. Conrectoren.
1. B. Salignac.
1ö76—l58v.
Bernhard Salignac ist gebürtig uns Bordeaux iu Frankreich,
daher oft Burdegalensis oder Burdegaia-Gallus genannt. Von
seinem Lebensschicksale iu Frankreich ist wenig bekannt; da er
später Juri« «triusque Ucentiatus genannt wird, so scheint er die
Rechte studirt zu haben. Außerderu nennt er 1575 den P. RamuS
seinen Lehrer und hat, da dieser in Paris lebte, sicher sich eben-
daselbst wenigstens eine Zeit lang ausgehalten. Er war der re-
sormirten Lehre zugethan itnb flüchtete deshalb als die Hugenotten
verfolgt wurden ans Frankreich, während Rantus bei der Pariser
Bluthochzeit (1572) sein Lebert verlor. Da Salignac die Vorrede zu
feinem Tractatus Arithmeticae, partium et Allegationis, Frcf. 1575,
Neuhusii 111. Non. Jan. 1575 datirte und dies Werk dem Stifter der
Schule zu Neuhaus (1564), dem Kurfürsteil Friedrich von der Pfalz,
dedicirte, so scheint er damals an dem Gyninasium zu Neuhaus
in der Pfalz angestellt geiuefen zu sein. 1*578 lebte er mit seiner
Frau zu Heidelberg, ob in irgend einer öffentlichen Stellung, samt
nicht gesagt werden. Von hier wurde er im I. 1578 als Con-
rector au die neugegründete Schule zu Corbach berufen und trat
iM genannten Jahre auf Martini Episcopitag sein Amt daselbst
an (Corb. Chron. S. 205). Sein Hailsgeräth kant den 3. No-
vember, seine Frau die letzten Tage des December in Corbach an.
160
Als Jahrbesoldung erhielt er 120 Gulden. Bei der Einwei-
hung des Gymnasiums zu Corbach hielt er eine, später auch
gedruckte Rede utilitatis el cohortatioiiis ad colenda studia. Conr.
Salignac scheint überhaupt die sämmtlicheil bei der Einweihung
der Schule gehaltenen Reden, deren Titel früher angegeben worden
ist, herausgegeben zu haben. Außerdem, daß von ihm die Dedi-
cation an die Grafen von Waldeck herrührte, scheint auch ein
Brief von ihm22^) an den Grafen Günther vom 4. Novbr. 1579
dafür zu sprechen. Mit diesem Briefe überschickt er 2 Exemplare
an den Grafen und bittet, daß der von ihm in einer für die
Schule nützlichen und nothwendigen Angelegenheit gemachte Auf-
wand wieder erstattet werden möge. Salignac sagt in der Vor-
rede zu feinem Werke Arithm. übri duo (1580), in welchem er
von den leichteren zu den schwereren Lehren ging, er habe alle seine
Bemühungen und Gedanken darauf gerichtet, die Schule zu fördern:
er halte deshalb für ein der Corbacher Jugend sehr nützliches und
den Grafen angenehmes Werk, wenn er seine sranz. Commenta-
tionen ins Lateinische übertrage und der Oeffeutlichkeit übergebe.
Auch gab er in demselben Jahre eine Algebra heraus. Außerdem
ließ er Rudimente der griech. Grammatik drucken und wurden der
Wittwe für ihres s. Herren Müh auf Edition der Arithmetik und
ä25) Der Brief lautet: Peregrinus et pauper sum, Genero-
sissime Clementissime Comes Domine Gunthare, Mecoenas optirne.
Ideo cum pro nostrarum orationum in seholae nostrae apertura
habitarum editione numerandi mihi essent ßoreni quatuor, Clarissi-
mos viros Consiliarios Veslros consuiui, ut ex iis cognoscerem
qua ratione pecunioia ista a me cum meo incommodo exposita
non esset. Placuit eis, ut exempiaria cum literis ad Generosos
Comites Waldeccenses et nobiies qui aperturae seholae nostrae
interfueriml mitterem. Rina igitur orationum nostrarum exem-
piaria cum his meis literis ad tuam Generositatem mitto. Peto
a Vobis ut sumptus a me in re seholae nostrae non minus ntili
quam necessaria i'aetos mihi dementer et liberaliter restitui ve-
litis jubeatis Sic me posthac vobis et seholae vestrae ad omne
oflicii genas paratiorem habituri estis. interea Deum opt. max.
per Christum precor ut vos vestrosque omnes omni benedictionis
et foelicitatis genese semper cumulet.
16!
der gr. Grmntt. 20 Gulden aus der Oekonomiekasse ausgezahlt.
Beide Bücher wurden in der ältesten Zeit als Lehrbücher in dem
Gymnasium zu Corbach gebraucht. Salignac starb d. 1. Febr. 1580
zu Corbach und wurde den 2. Februar daselbst beerdigt. Sa-
lignac galt seiner Zeit für einen guten Mathematiker. Ursti-
sius, Prof, der Mathem. zu Basel, sagt von ihm 1579: Salignaci
erudhioni tantum tribuo, ut si vel solas Arithmeiicam et Geo-
metriam sua cura non indignas indicaret, mihi polliceri possem,
eum hosce brevi ab omnibus salebris repurgatas exhibiturnm esse,
effecturumque ut accuratissima via instituta commodius traderentur,
discerentur melius, exercerentur denique facilius (Kästner freilich
dachte von ihm so nicht; Gesch. d. Mathem. I., 141). Und Gockel^«)
m) Rudolf Gockel hat sich für die Errichtung der neuen
Schule sehr interessirt (Vrgl. Erster Zeitr., zweiter Abschn.) Im
I. 1578 schrieb er an den Grafen Wolrad: Quis satis praedicahit,
lllustris et generöse Comes, insignem domus Waldeocianae libera-
litatem, quod ad ceiebrom in patria mea iudum aperiendum omnes
Census reditus et copias monasterii Berichiani transtulit. Huius
facinoris egregii indieia semper extabunt quamdiu literae vigebunt,
hanc beneficentiam nulla unquam vetustas obliterabit et cui ali-
quando cum nostrae Musae (licet aridae) omnia sua studia et
lucubrationes ad laudes inclytae vestrae domus praedicandas et
illustrandas convertent. Anne gratulor patriae meae et universo
eomitatui de tanto decore, quo iam ornari de tantis opibus quibus
jam locupletari coepit. Ecquod enim praestantius ornamentum,
ecqua antiquior possessio quam literarum? Faxit igitur Deus m
nova Scholä habeat virtute et liberal! doctrina praeeellentes viros,
qui ad amplissimas quasque res olim gerendas umbratilibus suis
operis adolescentiam praeparent et consorment! So konnte es
denn nicht fehlen, daß nach dem erfolgten Tode des Cour. Sa-
lignac an die Berusmtg des Rectors Gockel zu Cassel zum Con-
rectorat gedacht wurde. Schon den 15. März 1580 meldet der Rector-
Schöner an die Grasen Günther zu Wildungen, Franz zu Arolsen
und Josias zu Corbach, daß er des Courectorats wegen auf
Begehren der Herren mit Gockel selbst geredet habe; dieser habe das-
selbe aber abgeschlagen. Hub als nun dennoch der Oekonomus
der Schule, I. Limperg, den 20. April sich nochmals an Gockel
gewendet hat, antwortet er d. letzten Juni, er wolle die Sache,
die für ihn Schwierigkeiten habe, nochmals in nähere Erwägung
ziehen. Die endgültige Erklärung folgte den 4. Septbr.: „Kan
162
sagt von Salignac: gase vero gnantague Gzmnasil lilerarli de-
cora! Lararns ille Schonern» et B. Salignacus, qtii magnum
lumen in Mathematicas scientias intulerunt. Ep. dedic. zu Probl.
Log. 1595.
Ew. Gn. In vnderthenigkeit nicht verhalten, das ich mich erkenn.
Den; Vatterlande vnnd zu forderst E. G. vor anderen zu dienen
(nach den geringen gaben, die mir gott verliehen) schuldig. Vnd
demnach gern meine suchen vnnd gelegenheit dahill anschaffen vnd
richten wolt, dann ich der New'en )c^ul meine operam naviren
rnoge, hindangesetzl allerley accidentium, commoditeten rmnd Pro-
motion, die ich allhre teglich vnnd hinfurter, gunts gott, zu ge-
märten hab. Wiemol ich nun etlich mahl einem Erbarin Radt
vnnd Fürstlichen Rethen E. G. gllediges anpieten vmld begeren
hab zu erkennen gebenn, Mich auch dahin» ercleret, das ich E.
Ä. Newen schul zu dienen nicht vngeneigt: Jedoch dweil mir die
Bürgerschaft onub die Herren Rädte ihrer Ander halbenn vnd auch
fünften viel gltts erzeiget: vnnd ich vermerke. Das sie mich noch
zur zeit nicht gerne verlassen, Als hab ich meinen entlichen vrlaub
nicht fordern dürfen, damit ich nicht vor einen undankbaren an-
gesehen würd, vnd finde noch bei inihrnicht mie ich füglich vnnd
mit gutem millenn könne abkommen, es sey denne, das E. G. mit
einem schreiben ann die Fürstlichen Rädte oder an den Ul listn,
principem selbst mir ein gnedigen vrlaub vnnd missionem inipe-
triren wollten. Wolt ich alsdann mit einem Ja gegen E. G.
mich erclereir vnnd die Neme schul mit muglichem fleiß be-
fördernn vnnd bedienen helffen. — Gegen dieselbe hiermit gleich
zum vnterthenigsten mich bebanfenb, das sie mir vor anderen vor-
gemelteu dienst gnediglich thun anbietenn, deromegen E. G. ich,
so fern mein vermögen sich erstreckt, §u dienen erpetig. Thue die-
selbe mit diesem allem Gotte dem Almächtigen In seinen schirm
zu ewigenn gnaden enipfehlenn. Datum Cassel 4. 8eptb. ann. 1580.
Em. Gnaden dienstwilliger vn-
derthült M. Rodolphus Gocle-
nius Rector sch. Cassel.
Der Erfolg zeigt, daß die Berufung Gockels doch nicht statt-
gefunden hat.
Daß mall auf Gockel verfiel, dazu mochte auch das wohl
beigetragen haben, daß er ein Landeskind war. Noch 1586 sagt
Gräfin Margaretha von A.-Wildungen: Sie wünschte, daß Adam
Kalbe aus Wildungen einer Stelle zu Corbach präficiret werden
möchte: „In erwegllng oesen, wir die unseren, da sie Anders
düchtig befunden, anderen Auslendischen vorzuziehen schuldig."
163
1. Tractatus de mesolabio, An. 1574 (König Bibi. V. et N.
715): expositio Mesolabii. Geneuae. 1577. 4. Lipen. Bibi.
2. Tractatus de Arithm. partium ei allegationis. Frcos.
1577. 4.
3. SaJignaci Regula veri, Heidelb. 1578. 8.
4. W. Crispinus, Consil. Wald., M. Lazarus Schonerus
Rector, et Bernhardus Salignacus, J. U. L., Conr. G. Corb.
in urationibus de sundatione Scholae Corb. A. C. 1579 typis
exscr.
fö. Bernardi Salignaci Burdegalensis Arithmeticae libri duo,
et Algebra totidem, cum dernonstrationibus. Frcf. ap. A. Weche-
lum. 1580. 4. 152 S. Arithm. geht bis S. 97, dann folgt:
Bernardi 8alignaci Burdegalensis Algebrae libri duo. Frcf.
1580. Das erste Werk enthalt Praef. ad Generosissimos Comites
et Dominos Waldeccenses Mecoenates optimos. Heidelb. Calend.
Jan. 1579. König hat ed. 1593.
0. Bernard Salign. Burdegalens., Corbacr. Conrector, Rudi-
menta Graeca. Frcos. 1580. 8. So lautet der Titel in betn
Verzeichniß des Büchervorraths, welchen Reg.-Rath Samuel Scipio
zu Mengeringhauseit hinterlassen. Corb. 1765. S. 46. Brande
hat: Bernardi 8aiignaci Rudimenta graeca, ex P. Ramo prae-
eipue, Frcf. 1580. 8. Lipen: B. Salignaci Rudimenta graeca
ex P. Ramo. Frcf. 1580. 8.
7. Rudolph. Schnellii in P. Rami Arithmeticam explicationes
lectissimae, Laz. Schoneri, Bernh. Salignaci et Chr. Vrstisii
commentationibus passim locupletatae. Frcos. ap. P. Fischerum
1596. 8. Leidae 1613 (Lip.).
B. Salignaci Epitome de Re Nummaria, Mensuris etc. 1540
(wahrscheinlich ein Druckfehler). Vielleicht hat Schttrzfleisch (Introd.
in Kot. Script. 1.. 24) dieses Werk gemeint, wenn er sagt: Sa-
lignacus excelluit maximc in historicis et chronol. rebus, in f.,
ein gross Buch, soll in einer rechten bibliothek billig seyn.
Archiv. Corb. Chronik. 202. 205. 208. König, Bibi. Vet.
et Nova. 1678, 715. Vogelii Ms. M. Lipenii Bibi. r. Philos.
1681. p. 30. 110. 613. 917. 1017. 1518. 110. Vossii de quat.
U I
art. popul. 111., 1660 p. 320. Kästner, Gesch. der Mathem. I.)
1796, 136. 395; 139. 141.
2. M. JodocuS Jungmann.
1580—Ott. 1581.
M. Jodocus (Jost, Justus) Jungmann (mp.) stammt aus
einer berühmten Familie, die iu Folge der Spanischen Inquisition
Flandern, Gent, verlassen hatte und ist in Kaufnngen bei Cassel
den 15. Septbr. 1550 geboren. Sein Vater, Joh. Jungmann,
zu Deynse in Flandern geboren, starb 1603 als Rathsverwandter
und Kaufmann in Cassel. Seine Mutter war Margarethe, des
ev. Pfarrers Pfeffer Tochter zu Schwerte in Westphalen. Jod.
Jungmann studirte 1568 zu Marburg und darauf zu Wittenberg
wo er 1575 auch die Magisterwürde erlangte. Gleich hierauf
kam er als Rector an die Stadtschule in Corbach; 1576 stand er
sicher schon hier, wurde von Ostern 1578 au Lehrer an bem neu
gestifteten Gymnasium daselbst, trat aber sein Amt erst 1579, wo
das Gymnasium eingeweiht wurde, an. Er wurde zuerst Lehrer
an der 4. Claffe mit einer Besoldung von jährlich 80 Gulden und
Michaelis 1580 Courector. Vom Januar des genannten Jahres
an hielt er etwa 9 Monate laug nach Absterben des Conrectors
B. Salignac über seine ordentliche Lehrzeit noch täglich 2 Stunden
anstatt des Conrectors vicaria opera. Da er sich durch seinen
Unterricht zu Corbach ausgezeichnet hatte, so wurde er nach dem
Abgänge des Rectors Gockel und wahrscheinlich auf Empfehlung
desselben an beffen Stelle nach Cassel berufen. Statthalter und
Räthe zu Cassel schreiben d. 6. Septbr. 1581 an M. Josten Jung-
mann : Wir haben verstanden, daß Ihr nun endlich geneigt seyd,
Euch auhero zu diesem (Rector-) Dienst zu begeben. Wir haben
auch an den von Euch erinnerten Ooiilliiioiien kein Bedenken und
sonderlich soviel Euer Salarium anlanget, sollen Euch nicht allein
die allhier versprochenen 100 Gulden jährlich gereicht werden,
sondern auch eine Anzahl Korn üt Werth von 20 Gulden, oder
in Mangel dessen die 20 Gulden. Was aber die Zeit Eures Auf-
zugs allhier anlangt, ist es an denr, daß der itzige Kector M.
Goclenius auf diesen Michaelistag nach Marburg sich begeben wird.
165
Ihr werdet also aufs längste zwischen hier und Martini allhier
ankommen und an Euren Dienst treten, dazu wir Euch dann
nothwendige Fuhr bey den Beampten zu Itter und sonst bestellen
wollen. Dem betr. Boten waren noch 2 Schreiben mitgegeben:
eines an die Grafen zu Waldeck und das andere an den Rath zu
Corbach, in denen gebeten wurde, den M. I. Jungm. gnädig und
günstig zu dimittiren: „Als M. K. Goden ins, Rector Scholae,
von der Universität zu Marburg vor einen Professoren, Phvsiees
vociret worden und — demnach Bürgern, und Rath allhier Johann
Jungmanns, ihres Mitraths verwandten Sohn M. Josten an seine
Statt vor einen Rectoren, nominirt — So wollen anstatt und im
Namen des — Landgrafen Wilhelms zu Hessen re. wir uns ver-
sehen, E. G. werden sich ein solches nicht zuwider seyn lassen."
Hierauf antworteten die Grafen Franz, Josias und Günther,
Grafen zu Waldeck, am 27. Septbr. 1581: „Wir wollen uns zu
dem Magister Jllngmann keinesweges versehen, daß er sich also
von unserem Dienst ohn Urtier Vorwissen in andere Dienstbestel-
lungen ergeben — Alles in der Erwegung, daß er zu Corbach
von Burgenr. und Rath airfangs zu ihrem Schuldienst ausgenom-
men — und endlich an diese unsere Neue Schule daselbst zum
Collegen und zuletzt zürn Conreetore erhoben worden. Wie wir
ihn denn ingleichen auch dabey etlicher unserer Lehne, deren
er hiernächst zu Mannlohrr fähig werden tonnte, vertröstet und
sonsten ihrir jederzeit irr Grraden gewogen gewesen sind, Alles auf
das End, daß rvir feiner Treue und Fleißes in gedachter urrser
Schulerr oder sonst in unser Grafschaft auch hinfurter zrr gebrauchen
haben rnögten. Und das um so viel desto rnehr, weil er sich
daselbst zu Corbach zu wohnen niedergetharr — Als haberr rvir,
wie irrgleichen auch unsere Stadt Corbach, derab kein gering Be-
schwerurrg, daß wir ermeldeterr rtnseres Conrectoris also plötzlich
irr Mangel gerathen sollten. Und ist also nnfer günstigs Gestirnen,
daß Ihr — unsern Conrectorem der angelangten Vocation günstig-
lich erlassen wollet." Es kanr indessen rricht dazu. Schon den
11. Octbr. 1581 schrieb der Rector L. Schönerus an die 3 Grafen:
discedente jam Conreetore Jungmanno nihil melius est, quam de
alio primo quoque tempore cogitari. Atque utinam hunc doctissi-
166
mum virum nobis tarn diu retinere licuisset, quam diu ipse voluit
nobiscum esse, nihil aecideret huic seholae optabilius. Zugleich
berichtet er, Herm. Gerenberg sei bereit, die Stelle anzunehmen,
auch Scribonius; die Grafen möchten bestimmen, wer eintreten
solle. Den 20. Octbr. aber schrieb Jungmann selbst, daß er fast
wider seinen Willen die Gubernation der Schule zu Cassel habe
annehmen müssen. Er zog den 24. Octbr. 1581 von Corbach nach
Cassel ab. Geht aus den oben angeführten Schreiben der Graferl
und des Rectors Schöner hervor, daß Jnngmanrl als Lehrer sehr
geschätzt gewesen sei, so beweisen dies auch rioch besondere Ans-
sprüche von Gockel/ der ihn unter beu Gymnasii literarii Decoribus
aufzählt (Ep. Dedic. Probl. Log.) und von dem Verf. der Corb.
Chronik, der ihn (S. 205) et artibus et iinguis praestans nennt.
Aber auch das spricht für feinen Werth, daß die Grafen nach dem
Abgänge des Rectors Schöner im I. 1586 daran dachten, Jung-
rnaml an dessen Stelle zu berufen. Graf Josias schrieb s. d.
Eisenberg, d. 10. März 1586, an den Grafen Franz zu Arolsen:
Ich bitte E. L. mich zu verständigen, wie E. L. und unsere
Schwägerin zu A.-Wildungen der Schulen halber zu Corbach ge-
sinnet? Ob auch M. Jungmannus zu Cassel, wie er auf der jüngst
zu Corbach gehaltenen Audienz sich erklärt, solle vociret werden?
Graf Franz antwortet d. 12. März: Was die Voeation J. Jung-
manni belangt. so bin ich, wie auch die Frau Wittwe auf A.-
Wildungen, damit zufrieden, sofern er mit der Besoldung, welche
ihm nahmhaft gemacht, Content seyn wird. In eineni Gesammt-
schreiben v. 13. Apr. fordern ihn die Grafen auf, in Corbach zu
erscheinen und das Rectorat allzunebmen. Was davon ihm ver-
sprochen, das solle ihm geleistet, was zur Beförderung der Schule
dienlich, solle möglichst geschehen. Den 11. Juni 1586 schrieben sie
an Burgem. und Rath gn Cassel, ihn seines Schuldienstes entlassen
zu wollen, daß er sich bey unserer Schulen zu einem Rectore ge-
brauchen lassen möge. Jungmann jedoch blieb in seiner Stellung
zu Cassel. Als Lehrer gn Corbach schon bat er sich als eineil
denkenden Schulmann nnb insbesondere als einen genauen
Kenner der griechischell Sprache gezeigt, indem er in einem
Gedichte von 20 Hexametern mit der Unterschrift: Jodocus Jung-
167
uiannus Casselanus, seine pädagogische Ansicht dahin aussprichl,veram
artiuni metbodum esse eam solam, quam iudicium rectae rationis dic-
titet. Es schließt mit den Worten: Jtvg' d'gn, cux' e^t'Xrja^a e%€iv
voov avrdr ödts/ov Td'gioc ev Tt^vaig1 ßtXriaff 66dv rjyffxo-
vtvon. Das Gedicht nebst lat. Uebersetznng befindet sich in dem
Index der Lectionen für das Corbacher Gymnasium, Sommer-
semester 1579. Bort seiner Wirksamkeit zu Cassel sagt Weber
(Gesch. der Gelehrteusch, zu Cassel. Pr. 1843. S. 85): Den Hoff-
nungen rtnd Erwartungen, die man von ihm hegte, entsprach er
in jeder Hirtsicht, indem er sich bei ausgezeichneter Gelehrsamkeit
rächt allein als pädagogischer Schriftsteller um die Casseler Schule
Verdienste erwarb (Er gehört zu bett wenigen Schriftstellern der
damaligen Zeit, welche über die Methode des Unterrichts nach-
dachtert und Eirtsicht zeigten), sondern auch sein Amt mit großer
Umsicht, treuem Fleiß und unermüdlichem Eifer verwaltete, wie
namentlich die Einrichtung der wöchentlichen Prüfungen beweist.
Jungmanns erfolgreiche Bemühungen227) und Verdienste um die
Jugend tauben ebenso von Seiten des Casseler Stadtrathes als
von Seiten des Landgrafen Moritz gerechte Anerkennung, wenn
gleich seine Collegen rächt mit ihm zufrieden waren; der Stadtrath
fertigte Jungmann ein auf Pergament geschriebenes öffentliches
Zeugniß aus, worin er seine Thätigkeit an der Schule ntit Lob
anerkannte und Landgraf Moritz, welärer vielfach literarischen
Verkehr mit ihm hatte, stellte ihrt nebenbei als Professor der zu
Cassel errichteten Hofschule an mib bestimmte ihn später zum Pro-
fessor für Marburg. Ehe Jurtgmartn jedoch die Professur antral,
starb er nebst Frau und 6 Kindern an der Pest int Juli 1597
(Er ist den 3. Juli 1597 begraben. Weber; Hartwig, die Hof-
schule zu Caffel. 1865. S. 12228).
Weber, a. a. £)., S. 88, 89, setzt noch hinzu: Seinem Cha-
rakter nach war er treu und gewissenhaft, bewährte eine biedere
227) Rud. Goclenius, d. ä., Praefat. ad Praxin General. 1598
(2. Ausg.) nennt ihn felicissimum pueritiae ac pubis studiosae
praeceptorcm.
22«) Strieder n. A. haben irrthümlich 1598 als Todesjahr.
168
Gesinnung und zeigte sich anspruchslos und bescheiden; als Lehrer
aber verdient er hauptsächlich seines methodischen Unterrichts und
seiner zweckmäßig abgefaßten Schulbücher wegen hohe Achtung.
Lübker zählt Jungmann unter die ausgezeichneten Schulmänner
des 16. Jahrhunderts. Schmid, Encycl. II., 642.
Nach Jungmanns Tode blieb das Nectorat zu Cassel eine
Zeitlang unbesetzt. Veranlaßt durch Landgraf Moritz, hatte sich
der damalige Conrector zu Corbach, Heinrich Crantz, welchen Moritz
wegen dessen Neigung zur reformirten Eonfession sehr begünstigte,
zur Annahme des Rectorates verpflichtet und im April 1598 seine
Lehrerstelle zu Corbach aufgegeben. Da aber Landgraf Moritz „auß
erheblichen vrsachen nach einem andern Bectore" suchte, so trat
Crantz das Rectorat gar nicht an, sondern blieb in Corbach
(Vrgl. oben über H. Crantz). Weber a. a. O. S. 89.
Jungmann vermählte sich beu 17. April 1580 mit Anna,
Tochter des Burgemeisters Christoph Theiß zu Corbach. Mit ihr
zeugte er 9 Kinder. Der älteste Sohn, Justus, geb. d. 16. Jan.
1581 zu Corbach, später Advokat zu Corbach, starb als hessischer
Consistorial-Präsident zu Casiel im I. 1668.
fl. Carmen epicum von 20 griechischen Verfett. Index lectt.
Gymns. Corb. 1579 , unterzeichnet: Jodoeus Jungmannus, Cas-
sellanus.
|2. Ein griechisches Gedicht von 21 Zeilen. Abgedruckt vor
pag. 1. ßernardi Salignaci Arithineticae libri duo et Algebrae toti-
dem, Freos. 1580; das Gedicht ist 1579 verfaßt.
3. Fpicedion in obitum Beinh. Schefferi, Cancell. Bei
Jo. Ferinarii orat. de vita et morte Keinh. Schefferi. Marp.
1587. 4.
4. Grammatica Latina. Ex recentioribus rei grammaticae
scriptoribus methodo paullo accuratiore, pro Casseilana et inse-
rioris Hassiae scholis conformata, 159 S. 8. Freos. 1588. 8.
Kommt schon int I. 1582 vor, in Jerem. Nicolai An». Mss. p 45;
sie ist in diesem Jahre wahrscheinlich zum ersten Male heraus-
gegeben.
5. Bndimenta quatuor partium grammaticae, Compendii loco
ex iu8to opere Grammatico exscripta, pro scholae Cassellanae
169
vicinorumque locorum pneris, qui noinina ac vcrba fleetere iam
didicerunt. Frcf. 1591. 82 S. 8.
6. Elementa Et^rnologiae Eatinae hoc est partium orationis,
exemplo Hermanni Bouni atl Donatum incthodum comparata, pro
schola Cassellana. Frcf. 1591. 95 S. 8.
f7. Interpretatio puerilis Grammaliees, Ad vsum Scholae
Casscllanae, conscripta a Jodoco Jungmanno. Excusa Schmal-
caidiae etc. 1594. 8. (171/* B.) Eine deutsche Uebersetzuung
seiner lat. Gramrnatik.
8. Traetatio quaedam eompendiosa de »du et exercitationc
Logica. Exempiis cum poelicis tum oratoriis illustrata etc. Die
Grundlage dieses Buches ist ein zu Corbach ausgearbeitetes Schulheft;
es kam, jedoch ohne des Berfassers Namen, bereits 1595 als An-
hang zu Bad. Snellii Coinincntarius in P. Rami Dialecticam heraus.
Nach eigener Angabe Jungmann's hatte es sein Freund R. Gockel
veröffentlicht.
Diese Traetatio, von Jungmann umgearbeitet und vermehrt,
ging wahrscheinlich aus dessen eigener Druckerei, jedoch erst nach
des Verfassers Tod 1598 zu Cassel unter dem Titel hervor: Trium
Logicarum artiuin praxis hoc est de exercitatione über Gramma-
ticae, Rhetorieafc, Dialeclicae, praxin et usum ex Petri Rami in-
stituto et methodo per Anahsin et Genesin demonstrans, omnibus
elequentiae et honestarum artium studiosis tarn docentibus, quam
discentibus apprime utilis et necessarius. 2 Bde. 950 Bl. 8.
Ed. 1609. Lip. Bibi. Philos. p. 115. 792. 841. Auch in dieser
Schrift zeigt der Vers, nach Weber richtigen Tact und Geschicklich-
keit in der Auswahl utib Anordnung, außerdem eine große Be-
lesenheit, Schärfe des Urtheils und Gewandtheit in der lat.
Darstellung, die sich dabei ditrch Leichtigkeit und Correctheit
empfiehlt.
Außerdent gab Jungmann mit einer Erläuterung versehert
heraus:
9. Encvclopaedia Principis illustr. D. Mauritii Hass.
Landgr. — cui accessit 7iQ66qo(xog Enct>clopaediae, debiti ho-
noris et submissae reverentiae ergo pro decJaratione superiori
adjectus, Studio et opera Jodoci Jungmanni.
170
G. M. König in Bibi. vet. et nova, Altd. 1678 führt p. 440
an: Jungmannus, Jodocus, seripsit synfagma arlis universale,
Anno 1616. Nach Lip. Bibi. Ph. Frcos. 1616. Strieder IV.,
477: R. Goclen, Jodoci Jungmanni praxin artium liberal!»m
edidif. accesserunt ejusd. (Goelenii) hypoinnemata de deriva-
tione grammatica. Cassell. ap. Wessel. 1609. 8. (cf. G. Draudii
Bibi. dass. 1611, p. 949.)
Archiv. Jonae Trygoph. Annott. ad. Galend. 1580. J. H.
Wetzelii, Paedag., quod Cassellis est, — pia vota etc. Cass. 1757.
p. 8. Adelung, Forts, zu Jöcher 1787, Sp. 2353. Knipschild,
Cord. Chronik S. 205. Strieder IV., 477; Vf., 413, 422; IX.,
393. Weber, Gesch. der städt. Gelehrtenschule zu Cassel. Pr. 1843,
S. 84—89. Hartwig, die Hofschule zu Cassel. 1865. S. 12.
3. der m a n n Ger m b c r q.
1582 — März 1586.
Hermann Germberg stammte aus deut Lippe-Detmoldiscken
Dorfe Germberg, im Amte Blomberg, Vogtei Donop, wo sein
Vater gleiches Namens ein Bauersmann im Dorfe war. Er be-
suchte unter Copius die Schule zu Lemgo. Später war er zu
Frankenberg und daraus zu Hamm Lehrer. Als der Courector
Jodocus Jungmann Corbach verließ, schlug der Rector Lazarus
Schönerus d. 11. Octb. 1581 an dessen Stelle Hermanuum Ge-
reubergium den Grafen vor nnb schreibt von ihm: Hermann ns
Gerenbergius, qui bis vobis placuit, superiore inense a me ad-
monitus paratissinium sese esse respondit, si legitime vocetur.
Hic vir in re scliolastica diu versatus scholaeque reginiine functus
plane existiniat, se patriae suae inservire, si ad nostran» scholatn
optetur. Est enim W estphalus. — Si de Gerenbergio videtur,
literae ad eum mittendae. Er trat 1583 als Courector bei der
Schule zu Corbach ein. Gar bald bekam er Streit mit den Pre-
digern (Z. Vietor -und Nymphius) in Corbach. Bereits im I.
1583 nämlich verklagtert dieselben ihn bei den Grafen deshalb,
weil er nach dem Heidelberger Catechismus unterrichte^). In
229J In einem Donnerstags nach Ostern 1583 voll oen Pre-
digern der Stadt Corbach, Z. Vietor it. G. Nymphius, au die
171
Folge dessen wurde ihm von dem Rector aufgegeben, den kleinen
Catechismus Luthers bei seinem Unterricht zu gebrauchen. Stärker
Grasen gerichteten Schreiben sagen dieselben: Eß haben E. G.
gned. zu ermeßen, mit maß Vorsichtigkeit in dießen betrübten Zeiten
ein sonderliche Wahl in Bestellung der Schuldiener zu halten sein
will, damit die Jugent nicht allein mit gelertten, Sondern Auch
Allermeist in christlicher reiner Religion recht bewehrten Männern
versehen werde — — Wenth nii kurtz verrückter Zeit eine propo-
sition der Jugent Alhie vom jtzigen Conrectore ist vorgescho-
ben worden, die nicht Allein der reinen lehr vnserer vn'nd der
Alten christlichen Kirchen von der Aposteln Zeit hero vngemäß ist,
sondern auch dem Herrn Christo zur Schmach gereichet, Alß die
dahin gerichtet, daß sie nach der Sacramentirer vngegründeteii
vorgeben (mit ben Alten hierunrb verdampten Ketzern die Agnoiren
genant) der Jung franen Marien Sohn, denn wir glauben vnnd
bekennen einen zukünftigen Richter der lebendigen vndt todten,
der weit ende vnd jüngstes gericht, unbekannt sein, öffentlich be-
streitet und zurückgesetzt und ebenso andere Artikel vernachlessigt
werden. Sie bitten darum, dem Rectore und seinen Collegen zu
untersagen, daß die Schule über solche unchristliche fragen, qiiaesunt
praeludia variorum certamimim et errorum, sich äußere, von dieser
vngegründeten opinion die Auditores, so darmit vergiftet, eines
Andern zrl berichten vud volgents utilia tantum Vera et neeessaria
handeln müsse, Letzlich artch solche Personen in die Schule be-
stellt werden, die sich ex professo vnd rund in Allen Artikuln zu
Vnserer Kirchenlehre bekennetl. Int fall vnter den itzigen Collegen
etlich anderß hielten, dieselbigen sich deßen weder publice noch
privatim gegen Niemanden vermerken lassen vndt allein beinl Ca-
techismo Lntheri pleiben. Denn so ihnen frei stehen solle, nach
eines jeden Gutdünken allerlei seinen discipulis publice oder pri-
vatim eirtzubilden (wie denn aber ober das wir vorstehen daß
auch der qiiartanorum praefectus den Sacrameutirischen
Heidelbergischen Catechismum seinen discipulis privatin» liefet)
tverden dte studiosi in kurzer Zeit zu merklichen Schaden unseres
lieben vatterlandes in vielfältige Irrthum eingeführet. Sie bitten
die Grafen, hierin christlichen Eifer unb Ernst zu gebrauchen.
Den 10. Apr. spricht Graf Josias seine Ansicht aus, es sei zu
besorgen, daß aus solchen Widerwärtigkeiten allerlei ärgerliche Un-
ordnungen und Spaltungen entstehen würden, wenn von einer
jeden Privatperson, der aufgerichteten Kirchenordnung zuwider —
unbekannte Catechismen den Schulen inculcirt würden, auch sei
dem Rector und allen andern seinen Gehülfen den Catechismus
Lutheri der Jugend einzubilden anbefohlen. — Den 17. April
wurde Rector und Conrector mit den Predigern einer Audienz
berufen; die Lehrer wurden ihres Magistereides erinnert und er-
trat diese Uneinigkeit int folgenden Jahre hervor. Germberg bat
nämlich die Prediger, sein neugebornes Kind, „nach Christi ein-
mahnt, sich friedlich zu verhalten. Der Superint. mar hiermit
zufriedengestellt und man schied „gütlich" von einander. Dem
Conrector aber war gestattet, wozu er sich erboten, seine Thesis
zu vertheidigen.
Stärker aber trat die Uneinigkeit zwischen den Predigern und
Germberg im folgenden Jahre hervor. Den 16. Juni 1584 schrieb
Germberg an die grfl. Räthe: „Ich hab vast vor vier wochen bei
unseren Predicanten angehalten, sie sollten mir nach Christi ein-
seitiger einsatzung ohn zuthun Bepstlicker cerimonien mein Kind
tauffen. Das haben sie mir nicht alleine gegen ir ampt, so sie
nur warhaftige Diener Christi sein, abgeschlagen, sondern auch mich
in iren Predigen also außgemachet, daß kein Hund brott von mir
nemen mochte. Weil dem nun also, wollt ich gebeten haben und
fordern uns erster Gelegenheit zusammen zu verhören. Wird sich
dann befinden, daß ich unrecht habe, so haben unsere gn. Herren
zu Waldeck — so viel macht, daß sie mich nach verdienter Schuld
bezahlen können." Denselben Tag, d. 16. Juni, wurde uun „vor-
dem Synode zu Mengeringhausen neben relation der — Ern Z.
Vietoris und M. G. Nimphii ■— von etlichen Brüdern mit großer
Bekümmerniß und kleglichen Schmerzen vorgebracht, wie daß der
Conrector zu Corbach, M. Hermannus Germbergius, ein Kindlein
in die sechste Wochen vngetaufft hat liegen lassen — vnnd vorge-
geben, wo sein kindlein nicht seines Gefallens sollte getauft werden,
io müsse er dasselbige an andere Orter zu taufen tragen lassen,
mit was großer Aergerniß der Gemeinde, ist leicht zu ermefien. —
Als ist hiermit eines ganzen einhelligen ehrwürdigen Synodi der
Grafschaft bitten, — daß bei zeiten, der künftigen Zerrüttung der
Kirche und Aergerniß^ vorgebeugt werde und daß doch hinfüra
solche Personen zur Schule'' zu Corbach bestellt und angenommen
werden, die sich zuvor öffentlich mündlich und schriftlich zu der
reinen prophetischen und apostolischen Lehre und Augsburg. Con-
fession und Predigen in der Grafschaft Waldeck bekennen — und
daß der Conrector, wofern er länger bei dem Schuldienst zu blei-
ben gedenke, allerlei unzeitige Certamina und Disputationes ein-
stelle tnid sich öffentlich und privatim zu unserer Lehre bekenne."
Von den Grafen wurde darauf bestimmt, es solltenn etliche der
wald. Superintenden, Visitatoren und vornehmen Predicanten neben
den Räthen die Sache berathschlagen und verabschieden. In Folge
dessen kam d. 13. Juli zu Corbach mit den gräfl. Räthen zusammen:
M. Conrad Zisenins, Christoph Grote von wegen des Grafen Franz,
Bernhardus W.............und M. Antonius Steinrück wegen des
Grafen Josias und Justus Craen und Erasmus Reinemann wegen
des Grafen Günther. Da der in der gräfl. wald. Kirchenordnung
173
faltiger Einsetzung ohne Zuthun päpstlicher Ceremonien, wie sie
in der Kirchenordnung noch vorgeschrieben seien, zu taufen." Die
Prediger aber schlugen ihm dies Verlangen nicht nur ab, sondern
schimpften auch öffentlich in ihren. Predigten über daffelbe. Da
nun um diese Zeit (16. Juni 1584) zu Mengeringhausen die Syn-
ode gehalten wurde, so trugen Vietor, Nymphius und andere
Prediger mit großer Bekümmerniß vor, daß Germberg sein Kind
an 6 Wochen ungetanst habe liegen lasten und daß er bis jetzt
noch verlange, es solle der Einsetzung des Herrn gemäß getauft
werden, nicht aber nach der Kirchenordnung. Die Synode beschloß,
die Grafen zu ersuchen, solcher Zerrüttung der Kirche vorbeugen
zu wollen. Die 3 Grasen beredeten sich darauf 8. <1. Jsenbergk
d. 9. Juli 1584 schriftlich, daß sie durch ihre Diener diese Sache
demnächst wollten untersuchen lassen. Diese veranlaßten darauf
eine Zusammenkunft mehrerer Prediger in Corbach, damit darüber
berathen werde, ob der Exorcismus, der in der Kirchenordnung
stand, abgeschafft werden solle oder nicht. Die meisten der an-
wesenden Geistlichen waren der Ansicht, daß derselbe im N. T.
nicht enthalten sei und faßten daher den Beschluß, er solle abge-
schafft und von den Geistlichen nicht mehr in Anwendung gebracht
werden. Hierauf wurde (19. August 1584) den Stadtpredigern
befohlen, Germbergs Kind ohne Anwendung jener Formel zu
taufen (Wörtlich aus: Gesch. der Kilianskirche zu Corbach von
L. Curtze und F. v. Rheins. 1850. S. 321, 322.). Schöner
stand mit Germberg nicht gut; er warf ihm namentlich vor, daß
sich befinbenbe Exorcismus disputirlich angezogen sei, so wurde
zur Berathung die Frage gestellt: ob der Exorcismus in Gottes
Wort begründet und afto in der K.-Ordnung zu lassen, oder wie
dies sonst zu verbessern. Das Resultat der gründlichen Berathung
fiel dahin aus: turnt sehe für gut an, daß ein jeder Herr seinen
Prädicanten berichte, daß sie sich des Exorcismus hinfüro enthalten
und derselbe also stillschweigend abgeschafft werden solle. Den
Predigern zu Corbach aber wurde befohlen, daß sie dem Conrector
sein Kind ohne Exorcismus taufen sollten. Den Pfarrern war
dies aber, wie es scheint, gar nicht genehm, auch dem Rector
Schöner nicht, da er noch dem 10. März 1585 den Lehrer Scri-
bonius zu einer Dispntation veranlaßte, in der es 4. hieß, der
Exorcismus werde ohne allen Grund abgeschafft.
174
er sich nicht genug nach den Lehren des Ramus richte. Nach
einer Notiz im Detmolder Archive wurde Germberg darauf seines
Calvinismi wegen von der Corbacher Schule vertrieben. Er
quittirte 8. d. Corbach b. 2. April 1586 dem Oeconomus Joh.
Limperg über die 30 Gulden, jeden zu 27 Alb., so ihm vom
1. Januar bis den letzten März zur Besoldung gebührten sammt
11/2 Thlr. pro locario auf das erste Quartal; ingleichen über
30 Gulden „damit die wolgeborne Grasten, Her Frantz, Her Jo-
sias, Her Günther, Grasten zu Waldeck, ihn über seine Besoldung
zum Abzug aus Gnaden bedacht." Es ist der fr. Gehaltstheil und
die auf seine Bitte gewährte gn. Zulage aber wol sicher postdatirt,
denn schon im I. 1584 war Germberg von der Schule zu Corbach
an die neu gestiftete hohe Schule zu Herborn gekommen. Es kam
daselbst als Lector im genannnten Jahre in Vorschlag: der Con-
rector zu Corbach und ini Juli 1584 erhielt Hermann Germber-
gius zu Herborn 200 Fl. Gehalt. Er stand als Professor noch da-
selbst im I. 1587 (Steubing, Gesch. der hohen Schule zu Herborn.
1823. S. 28, 37, 101.).
1. Herrn. Gerenbergii Prouerbiorimi Centuriae XIV: Quibus
adiecta est Centuria vna somniorum siiam interpretationem im
plicitam habentium. Item Epistolarum Decades quinque; omnia
Graece et Latine in us. Scbolarum congesta. Basüeae Sebast.
Henripetri. 1583.
In einer Dissertation M. Jacobi Thomasii de Plagio literario
v. I. 1673 (1692) wird Germberg mehrfach, p. 193, 190, 100,
dieser Schrift wegen Plagiat vorgeworsett, weil er die Namen der
benutzten Verfasser, z. B. Seidel, nicht genannt habe.
st2. Griechische Verse von: E Q/navdc 6 rtofißäQytoc. In
Rudolphi Snellii Comment, in Dialecticam Petri Rami. Her
bornae 1587.
t3. Epitaphium Dn. Guilielmi Nassavii ill. Vraniae — in
Honorem ill. et gen. D. Joanuis, Com. Nassauiae — per H. Germ-
bergium. Ao. 1584. (30 V.) — HexavStichon graec. (6 V.) in
eund. Herborn, tjpis Chr. Coruini. Ao. 1586, Epitaph. Kuu-
gundis Jacobae, ill, D. Joanuis sen. Nassov. conj. vita des. script.
per eund. Heidelb. 1586. Fehr. Herb. Au. 1586. (36 V.)
175
f4. Septem versus priores, quibus Buchananus Psalmum
quadragesimum primuni expressit, harmonia vocum quatuor ab
Hermanno Gerembergio ornatos, dicavit et consecravit Consili-
ariis Waldeccensibus. Corbachii a. M. D. LXXXVI. Mensis
Martii die XIV. M. s. 1 Bogen form. pat. Er sagt darin u.
A.: Cupio, ut meae apud Comites gen. paupertatis habeatis ra-
tioncm. Dolet mihi mirum in modura, quod vobis hac re mo-
lestum me esse oporteat. Verum quid facerem? Necessitas
durum est telum.
5. Handschriftlich ist ein Bedenken „wie eine löbliche grast.
(Nassauische) Schitle zu stiften" auf 61/» B. vorhanden; Steubing,
Gesch. d. hohen Schule zu Herborn, S. 37.
6. Daemonologia, hoc est, aduersus incantationem siue ina-
giam institutio, forma Dialogi concepta, autore sereniss. Principe
Dn. Jacobo Angiiae, Scotiae etc. Rege, e Belgien in Latinum
conuersa Studio M Hermanni Gerembergii. Hannouiae apud
Guil. Ant. 1604. 12.
7. Jacobi I. Angiiae, Scotiae, Franciae et Hiberniae regis,
Institutio ad Henricum Principen! primogenitum filium suum. In
Lai. conv. st VI. Herrn. Germbergii. Hannou. ap. G. Antonium
1607. 12.
8. Synagoga Judaica, Hoc est, Schola Judaeorum, in qua
nativitas, institutio, religio, vita, mors, sepulturaque ipsorum e
libris eorundem a M. Johanne Buxdorfio, literarum Hebraearum
in incljta Academia Basiliensi Profess, graphice dcscripta est.
Addita est mox per eundem Judaei cum Christiano Dispu-
talio de Vlessia nostro, quae utraque Germanica nunc Latine
reddita sunt opera et Studio M. Hermanni Germbergii.
Accessit Ludouici Carreti Epistola de conuersione eius ad Christum,
per eundem ex Hebraeo Latine conuersa. Editio tertia priori
auctior et correctior. Hanoviae, Tvpis Petri Antonii, impensis
Johannis Stöckle. Anno M. DC. XXII.
Die erste Ausgabe der Jüden Schul rc. durch M. Johannem
Buxdorfium wurde 1603 zu Basel gedruckt; die erste Ausgabe
der lateinischen Uebersetzung durch VI. Hermannum Germbergium
war Hanau 1604 erfolgt. Im I. 1641 kam die lat. Uebersetzung
12
176
des David Clericus, Prof, zu Genf, zu Basel heraus und ebenso
1661 und 1680 (Lipenii Bibi. Theol.; Reimmanni Catal. Bibi.
Theol.); da diese eine verbesserte war, so ist Germbergs Arbeit
wohl nicht weiter aufgelegt worden.
Archiv. Jöcher 1750 11, Sp. 958. Draude Bibi. e1a88.
lüpen. V. Plaeeii Theatr. Anonym, et Pseud. 1708 p. 85. Curtze
u. v. Rheims, Gesch. u. Besckr. der Kilianskirche zu Corbach 1850.
S. 321 f.
Nach Germberg bekleidete 4. M. Reiner. Lange das Con-
rectorat von Mai 1586 bis Sommer 1586, von wo er zum Pro-
rector bis Ostern 1589 und dann zum Rector ernannt wurde
Vrgl. über ihn unter den Rectoren.
Auf Lange folgte 5. M. Henr. Crantzius 1589, nach der
Beförderung Lange's wurde er Prorector, dann Rector. Vrgl. über
ihn unter den Rectoren.
6. L ud o l f H ere ncl a u.
1603—1600.
Ludolphus Herenclau (mp.) oder Herenclaw, war der
Sohn des gräfl. Mundkochs Anton H. und ist zu Landau geboren.
Als im Frühjahr 1593 die Aussicht war, daß der Lehrer der 7.
Classe Joh. Speirmann an die Pfarre zu Adorf komme, schlug
Graf Franz an dessen Stelle Ludolf Herenclau vor und „präsen-
tirte ihn" dem Prorector Cranz. Der Burgem. von Corbach aber
ließ den Pror. Cranz aufs Rathhaus laden und verbot ihm, den
Vorgeschlagenen einzuführen, es geschähe denn mit eines Rathes
Vorwissen „da den Corbachern wegen ihrer Kinder sonderlich in
diesen Zeiten, da sich allerhand Irrthum und Secten aufthun,
nöthig zu wissen sei, wer Lehrer werden solle. Auch sei es billig,
daß den Corbachern Mittheilung wegen Berufung der Collegen
gemacht werde, da von ihnen Zuschuß zu dem Gehalt gewährt
und die Häuser, auf denen der Klosterbau errichtet, geschenkt seien."
Da Speirmann nicht nach Adorf kam, so empfahl Graf Franz He-
renclau d. 7. März dem Rector Joh. Nicolai zu N.-Wildungen
„als einen gelehrten und geschickten Gesellen" an des abstehenden
M. Fabri, bisherigen Cortrectors, oder auch an des Lehrers
WWWWMlWWLMW
177
Scheffers Stelle. Vermöge ihres Rechts in Besetzung der 2 untersten
Schulstellen, hatten die Wildunger aber bereits d. 10. März die Stelle
mit Joachim Querl, bisherigem Schul-Collaborator und Organist
zu Mengeringhausen, besetzt und so konnte auch hier L. Herenclau
nicht angenommen werden. Daraus erhielt er zu Ostern 1593 die
Stelle an der Octava zu Corbach und bekleidete dieselbe bis Ostern
1594. An seine Stelle hatte Graf Franz M. Conr. Staden be-
stimmt. Jost Ritter D. schrieb aber d. 2. Februar 1594 an den
Canzler Holmann zu Arolsen, daß M. Staden ihm berichtet habe
„wie Burgem. Mönch zu Corbach sich ausdrücklich vernehmen
lassen, daß, nachdem M. Staden den Grafen Franz „eher, denn
Ihre Burgermeisterliche Gnaden angelaufen, solle ihm der Dienst
wohl fehlen." Und so erhielt Staden den Dienst, wie der Erfolg
zeigt, auch wirklich nicht. Den 29. Decbr. 1593 schrieb Graf
Franz an M. H. Crauzium, Prorectorem: Wir sind berichtet,
welchergestalt M. Weiter gemeinet, auf künftige Ostern seinen
Schuldienst zu verlassen. Wenn denn Ludolf Herenklaw darzu
genugsam habitirt sein sollte: so lassen wir uns gefallen, daß Ihr
denselbigen an Weitheri Stelle annehmet. Wo Euch aber be-
deuchte rathsamer zu seyn, daß M. Luckelius an Wcltheri Stelle,
diesen Herenclaw an Luckeiii Stelle zu setzen, so ließen wir uns
solches auch nicht zuwider seyn. Den 8. Januar 1594 schreibt
darauf Cranz an den Canzler Holmann: Wenn der Graf einen
bestimmten Ausspruch in Betreff der Lehrerbeförderung gethan
hätte, so würde er glauben, absolut folgen zu müssen: da er die
Wahl seinem Dafürhalten aber freistelle, so müsse er seine Ansicht
frei aussprechen. Lückel bewerbe sich nicht um die Stelle an der
4. Classe, weil er einsehe, daß er dieser Classe nicht würdig vor-
stehen und für Quinta aus der Zahl der Lehrer ein passender
College nicht gewonnen werden könne. Lückel sei ein gelehrter und
bescheidener Mann und Cranz wünsche für seinen Theil, ihn be-
fördert zu sehen, es fehle ihm aber an Ansehen. Der Lehrer
aber, wenn er auch noch so gelehrt sei, könne nicht mit Nutzen
den Schülern vorstehen, wenn sein Ansehen bei denselben nicht
feststehe. Denn wenn dies in jeder Classe verlangt werde, so be-
sonders in höheren, wo die Schüler schon mehr zu Vergehen
178
geneigt seien. Da nun mehr auf den Nutzen der Schule, als
den einer Privatperson zu sehen sei, so müsse er urtheilen, beide
in Frage kommenden Lehrer seien in ihren Classen zu belassen und
an Quarta ein anderer zu berufen, der nicht allein gelehrt sei,
sondern auch Ansehen genieße. Dies schreibe er, um seine Treue
zu beweisen, zugleich aber auch, um sein Gewissen frei von ver-
säumter Pflicht zu halten. Der Erfolg aber zeigt, daß Hernclau
zu Ostern 1594 von Octava zum Lehrer der Quarta befördert
wurde. In dieser Stellung verblieb er bis vermuthlich in das
I. 1603. Von 1603 bis Lichtmeß 1606 war er Conrector oder
Mitlehrer der beiden obersten Classen am Gymuasimu. Van 1606
bis an seinen im I. 1611 erfolgten Tod war er Pfarrer zu Hel-
mighausen, im Amt Eilhansen. Herenclau war zweimal verhei-
rathet, 1. mit Susanna Heinemanns. Nachdem diese 1606 ver-
storben, 1607 mit Eva Gibelhausen, aus Frankenberg. Aus erster
Ehe werden Johannes (geb. 1600), Caspar und Jost als Sohne,
und Catharina als Tochter genannt; Susanne stammte aus 2. Ehe.
Von Herenclau's Gedichten sollen einige in Christoph Pezel's
Sammlung stehen. Dieses Buch soll auf der Schulbibl. zu Det-
mold zu finden sein.
Archiv.
7. Johanne!? HofsmannuS.
1606 — 1610.
Joh. Hvffmaunus (mp.) scheint aus dem Hessischen zu stammen.
Der Rector H. Cranzius reiste nämlich 1606 nach Naumburg, um I.
Hoffmann zum Conrector anzunehmen. Er trat den Conrectordienst
an auf Pfingsten 1606. 1608 verfaßte er ein Gedicht in Nuptias
Comitis Waldecciae, Wolradi III. Im Januar des 1.1609 wird
er Jnspector Sebolae genannt, weil Cranzius nicht mehr Rector
war. Im I. 1610 schrieb er an den Grafen Wolrad: „Ew. Gna-
den haben zu derv Cörbachischen Conrectorat-Dienst — nunmehr
in die vier Jahrlang gnädig mich aufgenommen und wäre auch
hinfüro, ohneracht, daß mir itzo andere Voeationes vorstehen, den-
selben mit allem angelegenem Fleiß — zu bedienen — herzlich
geneigt, gestalt als ich zum Lippischen Rectorat vor einem Jahr,
als die Cörbachische Schul Rectorlos war,, ordentlicher Maßen
179
vocirt u. E. G. Räthe, daß ich selbe Lippische Vocation ausschlagen
sollte, mir meine Conrectorat - Besoldung gewißlich zu tK’tbefferu
versprochen." Da aber sein Gehalt nicht verbessert, er das va-
cirende Rectorat und das innehabende Conrectorat respicirt und
verwaltet habe, sonderlich bei diesen schweren theuren Zeiten von
seiner ohnehin geringen Conrectorat-Besoldung sich nothdürftig nicht
könne unterhalten und vielleicht keine Zulage zu erwarten habe, so
sei er genöthigt, den Conrectorat-Dienst aufzugeben und bitte, ihn
deshalb zu entlasten: Im Uebrigen bittet er, mit dem Nachquartal,
wie es dem Herkommen gemäß, auch andereil Conrectoren begeg-
net, ihn begnadigen zu wollen, zumal er das vacirende Rectorat
anderthalb Vierteljahr ohne empfangene Besoldung verwaltet habe.
Im I. 1609 wurde sein Sohn Johannes geboren.
Im I. 1618 wird ein Joh. Hoffmannlls 8cbolae Wctzlari'
ensis moderator dignissimus genannt. Leicht möglich, daß dieses
der ehemalige Corbacher Conrector ist.
6. Ludwlg HofmaNN.
Ludwig Hofmann (Hofmannus inp.) ist 1584 d. 15. Aug. zu
Homberg a. d. Ohm geboren. Sein Vater war der Pfarrer Joh.
Hofmann, seine Mutter Margaretha, geb. Stolle. Nachdem er den
ersten Unterricht in der gr. u. lat. Sprache vom Vater erhalten
hatte, besuchte er vom Frühjahr 1599 an das Pädagogium zu
Marburg. Im I. 1602 bezog er die Universität, um Theologie
zu studiren. Er machte so ausgezeichnete Fortschritte in seinen
Studien, daß er 1603 zum Baccalaureus der Philosophie und
1604 zum Magister ernannt raitrbe230). Er war mit einer der
Letzten, die unmittelbar vor der Einführung der reformirten Lehre
zu Marburg diese Ehre erhielten, unb begab sich dann 1605 ans
die neu gestiftete, rein lutherische Universität Gießen. Hier übte
er sich fleißig in Disputationen und im Predigen und wurde von
23°) Rudolf Gockel, unter desten Vorsitz ihm die Würde er-
theilt wurde, begann ein betr. Elogium auf ihn: Kulrapele Au-
la,, des düctan, conscende Cathedram. Accipe cum Gemma
pulchrum, tua praemia, sertum etc. Cfr. Oratt. R. Gocl. ed. 1605.
180
Prof. Mentzer dadurch ausgezeichnet, daß er ihm die Vertheidigung
einer Disputation übertrug, deren Thema die Vergleichung der
Augsburger Confession mit der Lehre Zwingli's war"*). In
demselben Jahre empfahl ihn Mentzer auch zur Rectorstelle nach
Weilburg, welche er jedoch ausschlug und es vorzog, den Stu-
denten Vorlesungen über Logik, Ethik und Physik zu halten. Im
Jahre 1610 verließ er Gießen, um, wahrscheinlich im Frühjahr,
die Conrector-Stelle am Gymnasium zu Corbach anzutreten. Da
er als Conrector den Unterricht an der ersten und zweiten Klasse
des Gymnasiums mit zu besorgen hatte, so wurden auf seine An-
regung namentlich Disputir-Uebuugen sehr eifrig betrieben231 232).
Jeden Monat wurde ein Programm darüber herausgegeben.
Insbesondere wird von ihm erwähnt, er habe großen Fleiß darauf
verwendet, die durch den Rector Crantz bei dem Gymnasium viel-
fach zur Geltung gebrachten irriger: calvinischeu Lehren zu ver-
drängen und die wahre lutherische Lehre wiederherzustellen und zu
Verbreiter:. Dadurch erwarb er sich bei den meisten waldeckischen
Pfarrern, denen die reine Gottesverehrung am Herzen lag, große
Gunst. In: I. 1613 wurde er (wahrscheinlich auf Empfehlung
des Rector Ursinus) zum Rectorat an die Schule zu S a a r b r ü ck e n
berufen.
Den 14. März schrieb: M. L. Hosmannus, Prorector Wal-
deckischer schuelen alhier, ex Museo, den Gestrenger: Vesten und
hochachtbarer: Herrn Cantzler und Rüther: Wald. Regierung: Dem-
nach nunmehr ich 3 Jahr im Gymnasio allhier zu Cörbach bis
anhero Conrectoratnrn möglichsten Fleißes bedierret, — aber neu-
licher verrückter Zeit in oblatione Prorectoratus ich solches nunmehr
sehr schrverliche Amt, um allerhar:d schädlichen verdrieslichen Un-
231) Collaiio prior doctrinae Huldrici Zwinglii, Jo. Calvini,
Th. Beza« et sociorum cum Augustana Confessione, in novem
priorihus articulis; Resp. M. Ludov. Hoffmann, Homberg ad
Ohm. Giess. 1606. 4. Cf. Mentzeri Dispp. I., IX. p. 345—395.
222) \q4 1612 vernantes quaestionum Flosculos ex Gram-
maticae, Rhetoricae, Logicae, Physicae, Metaphysieae, Ethicae,
Oeconomicae, Politicae et Theologiae Honulis decerptos et collec-
tos, ventilandos proposuit, Praeside M, Hofmanno Conrectore,
Breunius, Corbac. Resp.
gelegenheit und anderer bewegender Ursachen halben, über vor-
stehendes Osterfest weiter nicht zu betreten mich höchlich bedinget —
Als gelanget an E. G. mein enisiges Bitten, Sie wollen mir in
so hochgelegenen gaavaminilius die Beförderung thun und bey
meinem gn. Herrn bishero verwaltetes Dienstes gnädige Erlassung
erhalten. Der gewissen Zuversicht, daß Sie wider allerhand
spargirte Nachrede meine Unschuld schützen werden, als ob ich
discipulos nimia severitate von dannen getrieben. — Und weil
auch hinaussen an andere Oerter in solchen Fällen spargirter
Unwahrheiten nicht geschonet worden, als kann ich nicht übergehen,
bei E. G. um schriftliche Zeugniß meines Wandels und Fleißes
anzuhalten. Er erhielt folgendes Antwortschreiben: Wir Cantzler
und Räthe thun hiermit offenbar, als der Ehrbar und Wohlge-
larter M. Lud. Hofman um Zeugniß gebethen, Weilen nun in
währendem solchem Dienste gedachter M. Hofmannus sich jeher*
weilen dermaßen fleissig, ehrbar und aufrichtig bezeiget, daß des-
wegen er im geringsten nicht zu culpiren, sondern vielmehr zu
loben gewesen, auch bey männiglich allhie seines Verhaltens gute
Zeugnisse gehabt mib noch, So hätten I. 'G. ihn gerne bei dero
Schulen länger sehen und behalten mögen, jedoch weil er seine
Ungelegenheit heftig vorgeschützet. So haben I. G. ihn an seinem
Glücke und Vorhaben nicht hindern oder aushalten wollen, daß
demnach Uns in Gnaden anbesohlen, diese wahrhaft Zeugniß ihme
mitzutheilen. — So geschehen und geben Corbach, am Montag
kalmarum 1613.
Obwohl er daraus d. 18. März im Gymnasium Corbach
sein Lebewohl gesagt hatte, wurde er dennoch durch die Bitten
der maldeckischen Pfarrer und insbesondere durch die Bemühungen
der Aebtissin zu Schaken, Gräfin Catharine von Waldeck, im
Vaterlande zurückgehalten. Graf Christian berief ihn nämlich zum
Hofprediger und Lehrer der gräfl. Kinder auf Schloß Waldeck.
Als solcher lebte er dann stets da, wo der Hof sich aufhielt; er
war ordinirt, 1614 finden wir ihn zu A.-Wildungen des Grasen
Christian Söhnchen Philipp taufen, 1615 copulirte er zu Waldeck,
1618 hielt er bei Beerdigung des Hofmeisters Ludwig Wilhelm
von Hanxleden in die Johanniterkirche zu Wildungen die Leichen-
182
predigt, 1623 copulirte er zu Waldeck Fräulein Marie Magdalene"»),
Aebtissin zu Schaken, mit dem Grafen Simon zur Lippe. Seine
Stellung als Hofprediger war schwierig. Die Gemahlin des
Grafen Christian, Elisabeth von Nassau-Dillenb. Linie in Siegen,
war der reformirten Confession zugethan, Graf Christian der lu-
therischen. Das gab in damaliger Zeit der strengen, unversöhn-
lichen Gegensätze, selbst unter den Gatten zu Dispüten Veranlassung,
so daß Graf Christian einst unmuthig ausrief: „Ich will es mein
Lebenlang Keinem rathen, daß er ein Weib nehme, die nicht seiner
Religion!" Weit schwieriger aber war durch diese Verhältniße
der Stand des am lutherischen Bekenntnisse fest haltenden
Hofpredigers Hofmann. Er wechselte mit der Gräfin Schriften,
um sie für seinen Standpunkt zu gewinnen; sie blieb aber aus
der Kirche, wenn er aus h. Schrift die Calvinische Lehre als irrig
darzustellen versuchte. Auch das gab Anstoß, daß Hofmann in
Uebereinstimmung rnit dem Grafen es gern sah, daß die jungen
Gräfinnen der Confession des Vaters folgend, das h. Abendmahl
nach lutherischem Ritus nahmen, während die Gräfin sie für den
Abendmahls-Ritus der Reformirten gewinnen wollte. Wie sie
denn überhaupt darauf ausging, auch sonst lutherisch Gesinnte
reformirt zu machen. Doch noch mehr entbrannte der Streit
zwischen dem Hofprediger und der Gräfin dadurch, daß sie sog.
Weigelianer, Enthusiasten, die damaliger Zeit in verschiedenen
- Ländern gewaltiges Aufsehen und große Unruhe machten, an ihrem
Hofe empfing und sie in benachbarten Orten besuchte und nicht
wenig in ihren Schlitz nahm. Diejenigen Weigelianer, welche von
1619, wie es scheint, bis etwa 1625 am Hofe zu Waldeck wahr-
genommen wurden, waren 1. Homagius. Hosmann schreibt von
ihm d. 8. Mai 1623: Der Weigelianische Homagius hat sich in
Gespräch mit mir in Beisein Jngemanni mit vielen Articulen auf
seinen Marpurgischen Schlags") grob hervorgethan. Als: die
223) Sie hatte Unterricht in der französischen und hebräischen
Sprache erhalten und dichtete Kirchenlieder.
234) Homagius u. G. Zimmermann waren 1610 Lehrer am
Pädagogium zu Marburg. Sie äußerten ihr Mißfallen über die
Art des Unterrichts, besonders aber, daß mit der Jugend lateinische
183
heilige Schrift sei ein todter Buchstabe, durch die nicht Wieder-
geburt, Glauben, Erleuchtung, Waffe, Heil von Gott gegeben
werde. Die Augsburger Confession sei nicht kalt, noch warm.
Das Athanas. Symbolum sei der H. Schrift nicht gemäß, sondern
irrthümlich in einigen Sätzen wenn es z. B. sage, Christus sei
kleiner als sein Vater nach seiner Menschheit, es sei nämlich zu
sagen: nach seiner Gottheit. Auf den Einwurf: Wer geringer ist
als der Vater, der ist nicht o/xoscnog, noch wahrer Gott, antwortet
er: Das sind lästerliche Schulgeigen. Anus sei ungerecht ver-
dammt. Er rühmt sich der Vollkommenheit, was selbst die Or-
trufischen Fanatiker Stiefel und Moth nicht thaten. Er wieder-
holt seinen Marburger Ausspruch: Mit einer zugerechneten Ge-
rechtigkeit werdet ihr bestehen wie Butter an der Sonnen. Die
Kindertaufe sei nirgend geboten, sie sei ein Adiaphoron, wenn sie
auf den Wunsch der Eltern geschähe; wenn sie als ein Befehl zur
Anwendung gebracht werde, behauptet er: Es sei nicht nütze und
wir haben nicht Christus, sondern des Teufels Taufe, Item des
Teufels Abendmahl, deffen Kern in den Worten bestehe: Das
thut; d. h. wenn ich für euch meinen Körper hingegeben habe, so
thut auch Ihr das, der Eine für den Andern. Jene Kirchen,
welche bis dahin Häretiker verdammt haben, sind nicht die wahren
Kirchen, bis jetzt sei die wahre Kirche Christi nicht auf der Erde
gewesen. Alle sichtbaren Kirchen, sonderlich die 3, sind Huren.
Meine Kirche, die ich weiland für meine Mutter hielt, hat mich
ausgestoßen. Als er von Hofmann gefragt wurde, welche er für
Schriftsteller gelesen würden. Am 18. Decbr. zerschnitten sie den
Cicero, Terentius, Virgilius, die lat. und griech. Wörterbücher
und warfen sie auf die Gasse. Zur Verantwortung gezogen, be-
riefen sie sich auf göttliche Offenbarungen, insbesondere nannte
sich Homagius einen unüberwindlichen Zeugen der Wahrheit, einen
Offenbarer des Antichrists unter XI anderen, einen Anti-Jscharioth;
Gott habe mit ihm geredet; den Paracelsus und Weigelius rühmte
er als die alleraccuratesten, erleuchtetsten und besten Theologen,
welche dem Herzen einen Schlüssel der wahren Erkenntniß gäben.
tomagius wurde von Marburg verwiesen, kam als Präceptor nach
ießen, erhielt 1626 zu Cassel öffentliche Staupenschläge und
wurde des Landes verwiesen. Vergl. Curtius, Schattenr. des
Marb. Pädag. S. 12. Walch, Religions-Streitigkeiten. S. 1078.
184
die wahre Kirche erkenne? antwortete er: Die Jerusalem droben
im Himmel erkenne ich für meine Mutter. Item: es werde kein
Mensch wegen irgend eines Irrthums verdammt. Unsere Prcdigt-
Canzeln seien Winkel u. s. id.235). Als Hofmann in Gegenwart
des Visitators dies dem Graser: Christian und seiner Gemahlin
berichtete, hörte der Graf ihn gnädig an, entschuldigte aber den Ho-
magius in den meisten Dingen, besonders aber that dies die Gräfin.
Nachdem dann die Irrthümer aus der h. Schrift bewiesen worden,
gab der Graf das Versprechen, besonders auch, da die Pastöre be-
klagten, daß ihre Gemeiudeglieder durch jenen Fanatiker ihnen
entfremdet würden, denselben in 2 Tagen von sich zu entfernen.
In denen Sachen, darin Er ihn gehöret, habe Er ihn nach seinen:
Wunsch befunden, er sei gut in der Cabala, wollte ihn noch ein-
mal hören und darnach dimittiren. Es sei gewiß, in dem Ho-
magius wohne colluviem der Teufel. Den Macrander nenne er
seinen geliebten Bruder. 1623 hielt sich Homagius und ein An-
hänger defielben zu Henifurt über 8 Tage auf, wo man ihn heim-
lich besuchte; dann aber wurde er nach Pyrmont dirigirt, wo der
neue Hofmeister des Grafen Philipp mit ihm verkehrte. Ein
zweiter Enthusiast war Philipp Ziegler233). Er selbst schreibt.
235) Jerem. Nicolai berichtet in s. Arm:.: Ao. 1623 die
lYIercurii p. \lis. D. Arolsae a Generös. Comi:e et Consiliariis
audivi mirabilia de Homagio, homine fanatico, in Valdeccensi
Aula modo degente et furibundorum more nuqudo^a sua spar-
genfe, plane ut Münzerus, Anabaptistae, hat geschwärmet über
Tisch wie ein Trunkener, hat die Pastores Lmheranos heftig ge-
scholten, arrogat sibi persectam sanctimoniam, immediatam voca-
tionem, absolutam sapientiani etc. fingit colloquia cum Deo et
Angelis, negat Arium l'uisse haereticum, damnat Synodum Nicae-
uam, Scripturam sacram transformat in Ailegorias, se fore nuindi
reformatorem.
23G) Noch 1625 mußte I. Nicolai auf Befehl des Grafen
Wolrad zum Grafen Christian nach Waldeck reisen und denselben
von jenem wüthenden Häretiker abmahnen. Gras Christian ant-
wortete: Er hätte nicht mit ihm zu thun, allein Er wollte eii:
heimlich Kunststück von ihm erfahren. Philipp Ziegler war aus
Würzburg gebürtig und gab sich 1616 für einen Verkündiger des
Reiches Christ: aus, erregte 1620 zu Frankfurt a. M. viel Auf-
sehen, wurde aber von da verwiesen. Nachmals begab er sich
185
daß er 1621 auf Haus Waldeck das Origeuische Reich angebildet,
da ihm die gräfl. Herren und Fräulein das verlorene Ehren-
kränzlein Germaniae offevirt und übergeben. Er nannte sich des
dritten Allerheiligsten Origenischen Reichs Herolden Seck, Dreck,
Seck, Dreck. Sonst wurden als Fanatiker oder Weigelianer zu
Waldeck bemerkt: Ak ant hi ns, Diakonus aus Erfurt, ein Abge-
sandter des Esaias Stiefel, von dem man viele Schriften
besaß und später auch für die jungen gräfl; Kinder druckeil ließ,
Adeler, der 1622 zu Waldeck war, M. Heiland! * 237 238), Jos.
Macrander23«), stU§ Mengeringhausen, ober Corbach und ein
nach Dänemark, Schweden unb England. Er schrieb einen deutschen
Tractat vom Chiliasnuts u. A. Jöcher 1751, IV., 2202.
237) Heiland, der beste Freund Macrandri, erhob die Offen-
barung Johannis als den biblischen Kern, schalt die, welche Commen-
tare über die Bibel gebrauchten, verachtete gänzlich den Catechis-
mus, war daher ein Weigelianer.
238) Josias Macrander, deutsch Langemann, war zu Menge-
ringhausen, oder Corbach geboren. Sein Vater war Arno ldus
Lang emannus, der 1589 Secretair des wald. Grafen Bern-
hard, Bischofs zu Osnabrück war. Darauf lebte A. L. einige Zeit
außer Diensteil und hielt sich zu Mengeringhausen auf. Im I.
1591 zog er nach Corbach und wurde am gräfl. Hofe Eisenb. Linie
Secretair. Dann nahm er das Rectorat au der Schule zu Men-
geringhausen von Neujahr 1593 an. Am 5. Febr. 1594 zog er
mit Frau und Kiildern nach A.-Wilduugeu, wo er von der gräfl.
Wittwe zum Rath bei der Canzlei angenommen wurde. 1589 hatte
er sich mit Margaretha Nicolai, Tochter des Pfarrers Theodor
Nicolai zlt Meugeringhausen, verheirathct. Dieser Eltern Sohn
war Josias Langemann; 1602 u. 1605 war er Schüler zu Wildlingen;
1615 d. 19. Aug. wurde er zil Gießen zum Magister ernaiint.
Darauf war er Lehrer der jungen Freiherren von Schlitz, genannt
Görtz; im I. 1616 war er Praeceptor dass, am akad. Pädagog
zu Gießen (Borck, -hist. Aiiz. von der ersten Stiftung des Gießer
acad. Päd. 1777. S. 10.). Homagius nannte ihn seinen lieben
Freund. 1622 schrieb er folgenden Brief an die Gemahlin des
Grafen Christiall zu Waldeck: Gnade, Friede, Freude inib Göttliche
Liebe regiere in unserm Herzen, von Tage zll Tage vollkommell
zu werden in Christo Jesu, welcher nufere Stärke und Zuversicht
ist in sttlen unsern Trübsalen und kailil uns erlösen von der
gegenwärtigen engern Welt, Jhnl selbsteil zu Lob, Ehr und
Preis. • ;«<s <• •
186
anonymer Pfarrer zu Butzbach. Eiu Freund und Beförderer der
Weigelianer am Hofe zu Waldeck war der reformirte Hartmann
Balthasar Rückersfelder, ein Ausländer, des Grafeil Christian
Oberamtmann 1609—1636239).
Das Eintreffen und Verweilen der s. g. Fanatiker, Enthusi-
asten oder Weigelianer zu Waldeck erregte in der waldeckschen
Landeskirche nicht geringes Aufsehen. Schon 1619 theilte der
Hochwohlgeborne Gräfin, Gnädige Frau,
Ueber E. G. Freudigkeit im Glauben unserm lieben Herrn
und Bräutigam I. C. werde Ich hoch getröstet und erquickt, als
der Ich wegen des lieben Gebets, so wir miteinander zu
Wal deck gethan, dermaßen bey unsern Geistlichen eingeflickt bin,
daß es wol gröber nicht seyn könnte und ist nunmehr die Sache
wegen meiner Person an unsern gnädigen Fürsten und Herrn
Landgraf Ludwigen geschrieben; wie es mir nun ergehen werde,
weiß der liebe Gott, welchem ich meine Sache heimgestellt und
zweifele nicht, Er werde es wohl machen. Und weil mir Schuld
gegeben wird, als hab E. G. Ich helfen verführen, sey selbsten
zu Dero gelaufen und einen falschen Wahn beygebracht, als
werden E. G. im Fall der Noth mich hierin zu entschuldigen
wiffen und nichts als die bloße lautere Wahrheit bezeugen, denn
E. G. mir jenesmahl gnädig zu wissen gethan, daß Ich wo mög-
lich wegön gewisser Ursachen Dieselbe ansprechen wollte. So viel
mich bedünkt will mich dieser Ort nicht länger dulden, werde der-
halben dem lieben Gott gehorchen, wo derselbe mich hinrufen wird.
— Der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft, be-
wahre unser Herz und Sinne in Christo Jesu. Amen. Datum
Gießen, 1. Sept. Ao. 1622.
E. G. unterthäniger
Josias Macramler.
Er scheint damals in seiner Stelle, zu Gießen noch gewesen
zu sein. Bald darauf aber wird man ihn von da removirt haben;
er wurde darauf Rector zu Wetzlar und befand sich an dieser
Stelle bereits d. 8. May 1623.
239) Von der Wirksamkeit Hofmanns zu Waldeck singt Scriba
(8a!. Poet. p. 220):
Praefuit arte sacra per multos, caclibe vita,
Annos et sccuit dogmata pura Dei.
Dogmata pura Dei docuit, fermenta relegans,
Ad Satanae (qua generata) scliolam
Errores calvae, rosae, roscaeque catervae
Detesfans, sonuit dogmata sola Dei.
187
Pfarrer I. Hefenträger zu Wildungen feine Ansicht über wieder-
täuferische und chiliastische Ansicht dem Oberamtmann Rückersfelder
zu Waldeck mit und noch 1621 schloß er einen Brief: Hiermit
Gott befohlen, der uns und unsere Zuhörer für solchen vorwitzigen
unnützen Träumen gnädig behüten und alles Unglück von uns ab-
wenden wolle! Im I. 1622 kam am Montag nach Trin. der
Visitator Zisenheim aus Landau und der Superint. Jerem.
Nicolai mit dem Hofprediger Hofmann und dem Pastor zu
Waldeck Meliturgus zu einer Conferenz zusammen und beredeten
sich über die Art und Weise, wie den Bestrebungen der Enthusi-
asten, die Gemahlin des Grafen Christian für sich einzunehmen,
entgegenzutreten sei. Den 6. p. Trin. erhielt Jerem. Nicolai vom
Grafen Wolrad den Auftrag, nach Schloß Waldeck zu reisen und
den Hofprediger mit der Gräfin auszusöhnen, auch über einige
Meinungen der Fanatiker, von denen sie bethört sei, mit ihr zu
sprechen. Den 7. p. Trin. versöhnten sie den Hofprediger mit
der Gräfin und ermahnten dieselbe, daß sie sich von den neuen
Pelagianern und Chiliasten, denen sie beizustimmen schien, in Acht
nehmen möchte; „denn die Enthusiastischen und Weigelianischen
Schleicher heimlich bei Ihr einkehren und ihre Oonventus haben."
Bei der Antwort mißbilligte zwar die Gräfin die Vollkommen-
heit (perkeetionew) der Anabaptisten und den Chiliasmus nicht,
behauptete aber, daß sie denselben nicht folge. Im I. 1623
richtete der Superint. I. Nicolai an die Grafen Wolrad und
Christian einen Brief, in welchem er sie ermahnte, standhaft bei
der wahren Religion zu verharren und die fanatischen Leute zu
meiden und die revidirte wald. Kirchenordnung herauszugeben.
In demselben Jahre wurde auf der Nach-Synode zu Corbach, die
u. a. voni Superint. und 3 Visitatoren besucht war, mit dem
Hofprediger Hofmann darüber berathen, in welcher Weise die
Grafen und insbesondere Graf Christian von den Fanatikern ab-
zumahnen sei, welche die wald. Gräfin mit ihren Töchtern und
selbst den Grafen Christian verdürben und ansteckten. Es wurde
beschlossen, der Superint. I. Nicolai und der Visitator Zisenheim
sollten zunächst dem Grafen Wolrad zu Arolsen, dann dem Grafen
Christian zu Waldeck ihre Aufwartung machen und sie mit den
188
gewichtigsten Gründen von der Richtigkeit der Kirchenordnung des
Consistoriums und von der Standhaftigkeit in der wahren Reli-
gion überzeugen.
So standen die Sachen, als 1624 dem Hofprediger Hofmann
der Auftrag wurde, den 11. Juni ein tägliches Gebet einzuführen
und den Zuhörern diesen Beschluß mitzutheilen. Hofmann schloß
seine Mittheilung mit den Worten: „Demnach es für gut ange-
sehen, daß das tägliche Gebet wiederum gehalten werden solle, als
werden sowohl hohes als niedriges Standes Personen gebeten
und ermahnt, daß sie sich darzu fleißig einstellen und nicht nur
im Anfang einen Eifer haben, foubeni denselben auch also fort-
setzen, damit unser Herr Gott im Werk spüre, daß solches Gebet
keine Heuchelei seye." Sofort wurde Hosmann auf die Canzlei
berufen und ihm mitgetheilt, obwol man gehofft, Ihre Gnaden
mit dem Hofprediger wieder versöhnt zu haben, so seien Dieselben doch
durch die gehaltene Predigt, besonders den Schluß, wiederum sehr
commovirt, da die Worte so gesetzt, als ob I. Gn. solches Gebet
aus Heuchelei angestellt — Und wollten I. G., daß er sich sowol
des Gebets, als auch der Canzel hinfüro enthalten, vielmehr an-
derswo Gelegenheit suchen möge, wo er wolle. Hofmann betheuerte,
er wisse sich nicht zu erinnern, daß er Worte geredet, wodurch I.
Gn. offendirt hätte werden können, er gebe es den Zuhörern an-
heim, ob sie eine genügsame Ursache zu so plötzlicher Dimission
hätten sein können. Es rühre einzig von der gräfl. Gemahlin her,
welche längst das lleeretum gemacht, der Pfarrer solle abgeschafft
werden, wenn er nicht ulti-o hinweg begehre, damit Jhro Gnaden
in ihrem Vorhaben mit Einführung fremder und irriger und
Unterdrückung der reinen Land-Religion kein weiterer Eintrag ge-
schehen möge. Er nahm seinen Abschied und theilte den Hergang
am 3. Tage dem Superintendenten mit, der gerade zu Waldeck
gegenwärtig war. Dieser vernahm das mit großer Bestürzung und
Traurigkeit und ging zum Grafen, um ihn von seinem Beschluß
abzubringen. Der Gras gab vor, der Hofprediger predige zu
lange, wohl 2—3 Stunden, stümpele die Sprüche, mache oft
lange Sermonen ohne Sprüche, habe Tractätlein heinrlich abge-
189
schrieben2") u. s. w. Obwohl der Superint. erwiederte, daß
solche Ursachen nicht für so erheblich zu erachten, um einen Seel-
sorger deponiren zu können, daß man einen Seelsorger allein um
falscher Lehr und ärgerlichen üppigen Lebens willen abzusetzen
befugt, so erklärte der Graf dennoch, es bei seinem Schluß be-
wenden lassen zu wollen; er wolle von jetzt an den Pfarrer der
Stadt Waldeck anhören, es wäre daun, daß er merken sollte, daß
die gräfl. Kinder in Oalvinismum geführt würden. Auch auf ein
eingereichtes Schreiben des Superint. Nicolai wurde der Bescheid:
Was I. Gnaden einmal beschlossen, dabey solle es bleiben.
Hofmann ging nach Gießen und wurde von Prof.Mentzer, seinem
früheren Lehrer, dem Landgrafen Philipp HI. von Hessen-Därmst,
bestens empfohlen, der ihm 1624 die Pfarrstelle zu Griedel, nahe bei
der Stadt Butzbach gelegen, verlieh. Gedachter Landgraf schrieb
den 15. Septb. 1624 an den Grafen Christian und bat denselben,
dem Prediger M. L. Hofmann bei den jetzigen unsichern Straßen
durch Amisfuhren bis Marburg zur Herschaffung des Hausgeräths
behülflich sein zu mögen. Als Hofmann mit diesem Briefe ein-
traf, mußten vom Grafen Christian ernanitte Conmiissarii erst ver-
schiedene Allgelegenheiten mit ihm ordnen. Es wurde ihm eröffnet,
der Graf habe es mit Verdruß empfunden, daß sein Hof äußerlich,
doch mit Unwahrheit, diffamirt worden, als solle die Lehre Augs-
burg. Conf. allhier nicht rein, sondern mit wiedertäuferischer und
anderer verdammter Ketzerei befleckt sein, wozu Hofmann weidlich
24°) Abschriften von solchen liegen bei den Acten im Archiv.
1. Tractatus: Von der Vollkommenheit oder unvergänglichen und
unbefleckten und unverwelklichen Erbe, 1. Petr. 1, 14 rc. (2S.);
2. Esaiae Stifiels ander Tractat, vor welchem vorangesetzt werden
folgende Sprüche: Ps. 46, v. 11; Ps. 47, v. 8; Ps. 48, v. 3;
Es. 43, v. 18. c. 44. v. 6. 8. (25 S.); 3. Tertius Tractatus:
Erklärung des Spruchs Matth. 6, v. 33: Trachtet am Ersten rc.;
4. Quartus Tractatus: Erklärung des Spruchs Christi: Es sey
denn, daß ihr umkehret und werdet wie die Kinder rc. (4 S.);
5. Quiutus Tractatus: Charissimi, dem III. lebendigen Gott U. s. w.
(13 S.); 6. Tract.: Spiegel für die unmündigen Kinder rc.;
7. 8ept. Tract.: de nomine Jesu etc.; 8. Octavus Tract.: vom h.
Leiden Christi.
190
Ursache gegeben; daß er die Schriften Stiefel's sich heimlich ab-
geschrieben und die Wechselschriften mit seiner Gemahlin heraus-
geben solle. Nachdem Alles geordnet, stellte der Graf d. 28. Sep-
tember folgendes Zeugniß aus: Wir Christian, Graf und Herr
zu Waldeck, thun kund, hiermit bezeugend, Demnach der würdige
und wohlgelehrte Ehr M. L. Hofman Uns ein Zeitlang von Jahren
vor einen Hofprediger bedient gewesen, seinem Amt auch mit
treuem Fleiß vorgestanden und an fleißiger Sorgfältigkeit vor
seine anbefohlenen Pfarrkinder nichts ermangeln lassen, sondern
dasjenige, was einem guten aufrichtigen Seelsorger gebühren wollen,
jederzeit prästiret - bezeugen hiermit, daß gedachter Mgr. Hof-
mann bey unserer Hofhaltung und in seinem Amt anders nicht,
dann einem Gottesfürchtigen, wohlgelahrten und fleissigen Pfar-
herrn und Seelsorger wohl anstehet und geziemet, sich die ganze
Zeit hero verhalten und bezeiget hat u. s. w. — So geschehen und
gegeben Waldeck am 28. Septb. a. 1624.
In Griedel verheirathete sich Hofmann mit Elisabeth, Tochter
des M. Eucharius Winckelmann, Conrectors zu Alsfeld, die ihm
später 3 Söhne und 3 Töchter gebar?"). Auch in Griedel hatte
er wegen der Calvinisten viele Mißhelligkeiten, nicht Wenige aber
gewann er für die reine Lehre. Nach dem Tode seines zu Boben-
hausen (im Darmst. Amt Ulrichstein gelegen) als Pfarrer gestor-
benen Vaters, erbat ihn sich die dasige Gemeinde zu desien Nach-
folger. Obwohl ungern, so entließ ihn doch Landgraf Philipp
im I. 1625 unter Bezeigung seiner Gnade. Einzig seinem
Amte treu obliegend, verlor er 1635 seine Frau, heirathete aber
in demselben Jahre die Wittwe des w. Pfarrer Jeremias Stecken
zu Eichen. Er erwarb sich das Lob eines gut verlebten Lebens,
der Frömmigkeit und der Sorge für die wahre Religion und alle
Tugenden. Mit Allen hielt er, so weit es sein Gewissen ihm er-
laubte, Frieden, allen Guten war er theuer. 30 Jahre hatte er
sein Amt versehen, da ergriff ihn eine schwere Krankheit, die ärzt-
841) B. Scriba schrieb: Svbediasma yafxncdv ad Virum Rev.
et spect. M. Ludov. Hoffmannum, Eccl. Gritlensis in Hassia Past.,
Sponsum. ß. Scribae Sales poetici. 1624. p. 220. 221.
191
liche Kunst nicht zu bewältigen vermochte. Er starb, 55 Jahre
alt, den 4. Decbr. 1639.
9. Caspar Cordis.
1613—1624.
Caspar Cordis war der Sohn eines Pfarrers zu Geismar bei
Frankenberg. Da er wegen feiner religiösen Ansichten (sein Vater
war, wie er schreibt. Calvinist) in seinem Vaterlande nicht hatte
befördert werden können, wurde er zu Corbach im I. 1606 als
Lehrer der 5. Elaste angenommen. In dieser Stellung blieb er
7 Jahre. 1609 nennt er sich Collega Phrpnti st eri i Corb. Er
scheint demnach damals auch Pfarrgehülse gewesen zu sein. Dann
erhielt er 1613 das Conrectorat. Im 1.1614 bat er um etwas Frucht
ullra constitutum salarium, cui nihil haetenus subsidii ad pretium
pro hospitio soivendum obtigit. 1616 hielt unter seinem Präs.
B. Scriba eine Disput. (ß. Scribae Sal. poet. 12.). Im I. 1619
hatte er „eine ansehnliche Vocation" und war willens derselben
zu folgen, weil eine Zeitlang die Bezahlung der Besoldung Seitens
des Oekonomus „fast langsam und rückständig beschah". Die
Grafen Christian und Wolrad aber schrieben an ihn, es solle mit
dem Dienst des Oekonomus eine andere Verordnung gemacht
werden, daß die Collegen zu rechter Zeit und ohne Aufenthalt
bezahlt würden. Sie wollten sich demnach nicht versehen, daß er,
der nun so geraume Zeit in ihrem Dienst gewesen, die Schule zu
Despect. und so leicht verlasteu werde. Er blieb diesmal. Nach
Vogel hielt unter seinem Präsidium 1620 eine Ramäische Dispu-
tation: de Diversis cum aliis nonnullis Epiph\liidibus, D. Hart-
mannus, Lemgovia — \\ estphaius. Den 17. Mai 1624 schrieb er
aber an die genannten Grafen: „Ew. Gn. haben mich unwürdigen
Diener als einen exulem gleichsam und der wegen Religion in
patria nicht könne promovirt werden vor 15 Jahren zu einem
Schuldiener angenommen. Ich hab auch auf rechtmäßigen Beruf
in dass« quinta sieben, in Conrectoratu acht ganzer Jahr — vor-
gestanden. — Weiln aber meiner studiorum scopus und einiger
Zweck gewesen, meine liebe Eltern selig mich auch darzu auf gött-
lichen Beruf destinirt, Gott in seiner Kirchen am Predigtamt zu
13
192
dienen, ich auch mich und die Meiner: bey dem mühseligen Schul-
diensten ohne Verschmälerung und Zusatz meines mtb meiner
Hausfrauen Patrimonij in die Länge besonders in diesen beschwer-
lichen theuren Zelter: nicht bergen und erhalten können und also
in deme meinen armen Kindern nicht wohl vorgestanden. Und
aber der allein weise Gott mich aus Gnaden — in mein liebes
patriam Geyßmar beym Franckenberg (daselbst mein Großvater
und Vater s. in die 76 Jahr beide an Wort Gottes gedienet, anch
mein lieber Vater s. von dem Ort wegen des Calvinismi vertrie-
ben). Als hab ich dessen weiser: Gnad und Allmacht mich schuldig
erachtet zu pariren, damit ich mein talentum nicht vergrübe und
auch etwa pro ingrato cuculo erga patriam angesehen werden
möchte. — Demnach ich auch beym Schuldienst in so viel Jahren
zusetzen müssen, mir auch schwerlich seyn wird, die Haushaltung
auf einem Dorf mit aller Nothdurft zu bestellen, und aber vor:
Herzen (Gott weiß es) treulich gedienet, so bitte ich — E. Gn.
wollen in der schriftlichen meiner gn. Dimission mir ein beglaub-
tes testimonium meines Lebens und Verhaltens gnädig mittheilen."
Die Grafen schreiben: „Als der ehrenhaft und wohlgelarte M.
Caspar Cordis die ganze Zeit hero bis Dato dieses Unser Schulen
und die liebe Jugend mit allen Treuen gemeinet — Ob dann wol
Wir ihn deswegen gern bey solchem Conrectoratdienst behalten
wollen, und er Gezeugniß seines Verhaltens unterthänig gebeten,
daß wir demnach Ihm solches nicht verweigern, noch an seinem
christlichen ehrlichen Vorhaben verhindern mögen." Er wurde
demnach im I. 1624 Pastor zu Geismar. Er bekam zu Corbach
seine Besoldung bis Joh. Baptist.
Nach dem, was sein Schüler Balthasar Scriba von ihm sagt,
muß er ein trefflicher Lehrer gewesen sein; er singt von ihm:
Gymnasii nostri vixisti quanta columna —
Gymnasium nostrnm, ncc non Waldeccia tota
Aeternae Ccdro tua nomina clara sacravit.
Jllustres Comites quoties tibi sceptra dedere
Rectoris;. verum tua magna modestia pubis
Profectum mage, quam proprium captabat honorem.
Sanguine von possuni profuso praemia digna
Ferro tibi; Logicas artes Cultamque Poesin
Tu me, post Jovam, magno fervore docebas. p. 219. 220.
Sonst nennt er ihn einen literatissimum virum und soler-
tissimum Conrectorem (VI. 12.).
Seine Frau, Catharina, war eine geb. Echel. In Corbach
starben diesen Eltern 6 Kinder; Agnete, Magdalena, Christian,
Margarethe, Anna Catharina und Gertrud blieben am Leben.
Archiv. K.-B. zu Corbach. Cölner Syncr. p. 406. B. Scriba,
Sales poet. 12. 219. 220. Vogel, Ms.
C. Praefecti secuadae classis.
Für die zweite Elaste sind nie besondere Lehrer angestellt
gewesen; Rector und Conrector haben den betr. Unterricht in dieser
Classe ertheilt und ist ihnen dafür besonderer Gehalt ausgezahlt.
v. Praefecti tertiae classis.
1. l)r. Wilhelm Adolf Scribonius.
1581 — 1000.
Es ist nur Weniges, was wir über das äußere Leben des
Scribonius zu berichten vermögen. Hauber in seiner Bibi. mag.
(H., 750) giebt an, er habe deutsch Schreiber geheißen; dastelbe.
sagt Zedler. Er ist ungefähr um das I. 1550 zu Marburg ge-
boren. Er studirte, wahrscheinlich zu Marburg, Medizin. Um
1579 trug er einigen Schülern daselbst die Ethik des Aristoteles
vor (Praef. ad Eth.). Nach Varnhagen las er überhaupt philo-
sophische Collegia an der Universität Marburg (Corb. Chron.
S. 207.). Den 24. Januar 1581 schrieb der Rector Schöner an
die wald. Grafen Franz, Josias und Günther: Da beschlossen
worden sei, daß ein Lehrer an die 3. Classe berufen werde, weil
der designirte nicht gekommen sei, so habe sich abermals um diese
Stelle Scribonius gemeldet, der er früher für würdig erklärt und
die er auch angenommen haben würde, wenn er nicht durch die
Seinen davon wäre abgehalten worden. Die Fähigkeit dieses ge-
lehrten Mannes für diese Classe gehe aus seinem geführten Lehr-
amt und seinen herausgegebenen Büchern hinreichend hervor. Den
m
9. März b. I. meldet Graf Franz dem Grafen Josias, Scribonins
habe sich bei ihm angegeben und um die vacante dritte Lehrerstelle
beworben; der Graf halte ihn für genugsam quasiftcirt dazu und
sei es zufrieden, daß er zu Ostern angenommen werde; Graf
Josias möge dem Scribonius dies durch den Rector Schöner
misten lasten. So trat Scribonius also als Lehrer der Tertia,
Professor Logicus (1589), zu der genannten Zeit eilt242). Ob-
wohl der Rector, nack dem Abgang des Conrectors Jungmann,
ihn den 11. October 1581 den Grafen für das Conrectorat empfiehlt,
„cujus eruditionem et doctrinam non tantum schola, sed omnes
etiam vestri consiliarii jam satis exploratam habent,“ so hat er
diese Stelle doch nicht erhalten. Er starb unverheirathet als
Lehrer der dritten Classe „Medicinae et Phiios. Doctor“ etwa 50 I.
alt d. 27. Dcbr. 1600 4 Uhr Nachm, und wurde d. 30. e. beerdigt.
Wie er selbst sagt, übte er täglich Medizinische Praxis aus (Ep.
Dedic. ad Antipisc. Log.)243). Er war ein eifriger Anhänger des
Petrus Ramus. Er nennt ihn in der Ep. Dedie. Her. natur.
doctr. meth. „Philosophiae sincerioris antistitem“ in Ep. Ded. s.
Antipisc. Log. „Hominem (f iloffo(/cÖTatovu. Jtl s. Triumph. Log.
Ramae sagt er, er müsse die Logik des Ramus lobend bis zum
Himmel erheben; nach dessen Methode erläuterte er verschiedene
Wistenschaften mit analysibus iogicis. Hauber nennt ihn einett
großen und berühmten PhHosophus seiner Zeit, Andere (Jöcher,
Jsolin) einen deutschen Philosophett und Medicus. Im Sommer
1619 wurde in Ci. prima et sec. Physica Magiri cum schaera
Scribonü gelehrt.
Etwas mehr wissen wir über seine schriftstellerische Thätigkeit.
242) 1587 unterschreibt er sich: Wilhelm Adolff Scribonius,
Med. D. zu Corbach; 1588: Schulcollege zu Corbach.
243) In seinem Buche: De 8agar. Natura berichtet er (S. 32)
von glücklich vollführtett Curett an Lattdleuten aus der Nähe von
Hessenstein und aus Immighausen; 1587 scheint ihn die Fürstin
Barbara zu Waldeck als Arzt gebraucht zu haben; 1597 verweilte
der Superint. Jer. Nicolai ztt Corbach, um den Scribonius um s.
ärztl. Rath zu frageu. R. Gockel nennt ihn: clarissimum Me-
dicae artis Doctorem, Probl. Log. P. IIII. Ep. Ded.
195
Er hat medicinische, philosophische, naturwiffenschaftliche, theolog.,
rhetorische und culturhist. Schriften herausgegeben.
Zuerst scheint er mit medizinischen Werken hervorgetreten zu sein.
Von seinen medizinischen Schriften misten wir kaum et-
was Anderes, als nur die Titel derselben zu berichten.
1. Petri Hispani lib. de medendis morbis hurnani corporis,
vermehrt. Frcf. 1578. 8. und
2. Job. Liebaultii thesaurus sanitatis 1578 ließ er mit k.
Hispani thes. paupernm drucken.
3. G. A. S cri b oni i Idea Medicinae secundiim Eogicas leges
informaiidae et describendae. Cui accessit de inspectione urinarum
contra eos, qui ex qualibet urina de quolibet morbo judicare vo-
lunt. Item de hydrope, de Podagra et Dysenteria, Physiologia
corporis. Lemgov. ap. C. Grothenum. 1584. 8. ßasileae 1585.
sGegen ihn schrieb Oornelius Fleyer: examen Tractatus G. A.
Scribonii, Erf. 1623, in quo uromantas defendit],
4. Bedencken, vnd Kurtzer Bericht: Von der Grewlichen Pest,
des verschiedenen 97. vnd noch laufenden 98. Jahres. Zu Nutzen,
Der löblichen Gemeinen Stadt Corbach publicirt. Durch Guil-
helm Adolphum Scribonium, Medicnm. Gedruckt zu Castel, durch
Wilhelm Wessel, 1599. 8. (21/* B.) Ist Bürgermeistern und
Rath der Städte Corbach dedicirt, sub d. Corbach, den 3. Au-
gusti 1598. Ich weiß aus diesem Buche jetzt nur anzuführen,
was ich einst in meiner Gesch. u. Beschr. d. Fürstenth. Waldeck
S. 173 daraus habe abdrucken lasten: Scrib. sagt u. A.: Dero-
wegen am ersten nöthig, das mann in allen Gasten, da es ohn
Schaden geschehen kann, jemals mit einem hellbrennenden Fewr
als von Eichenholtz und desen dürren Laub von Wacholder-Bäumen,
oder wo mann solches nicht hatt, von Buchen- oder Bircken-Holtz
die böse Luft verbrenne und also reinige, wie vor Zeiten Hippo-
crates eine große geschwinde Pest mit einem grossen brennenden
Fewr ohn andre Artzneien von der großen Stadt Athen vnnd an-
deren griechischen Stedten vertrieben hatt." Uebrigens bemerkt
er, „es habe hie bevor die Pest langsam in dieser Stadt regieret:
ich achte propter frigidiorein ideoque salubriorem aerent et terram
in pierisque locis hujus comitatus mineralem."
196
Philosophische Schriften. Im I. 1582 begann Scri-
bonius Anmerkungen zu der Logik des Ramus zu sammeln und
beendete dieselben, da ihm in der Schule zu Corbach Gelegenheit
gegeben war, jene Logik zu lehren. Da wurden ihm die An-
merkungen des Piscator zu jener Logik bekannt und die Dialectik
des Olevianus. Diese genügten ihm nicht, ebensowenig Hotomann
und Fr. Beurhusius. Er glaubte, die Logik des Ramus sei noch
immer die beste und allen andern vorzuziehen, wenn dies gleich
Piscator nicht zugeben wolle. Er müsse den Ramus bis zum
Himmel erheben, er verdanke ihm viel, wenn er sich gleich sein
eigenes Urtheil bewahre, was Ramus auch selbst so wolle. Um den-
Ramus nun seinen Tadlern gegenüber in Sckutz zu nehmen,
schrieb er: Triumpluis Logicae Rameae. 1584. Er dedicirte das
Werk einem vornehmen Dänen, Ruth, der in Corbach der Schüler
des Scribonius gewesen war. Vier Jahre waren verflossen, da
erschien dasselbe Buch aus Speculation eines Frankfurter Buch-
Händlers als dritte Ausgabe. Dadurch fand sich Scribonius ver-
anlaßt, sein Werk verbessert selbst noch einmal herairszugeben
(Vorr. 12. Novbr. 1587.). Da Johannes Piscator gegen dies
Werk geschrieben hatte, so hielt es Scribonius für nöthig, eine
Widerlegung herauszugeben, damit man durch sein Schweigen
nicht auf Zugeständniß schließen könne. Er schrieb: ^ntipiscator
Logicus. In der Vorrede spendet er der Logik das größte Lob.
Ist das Studium der Physik angenehm und nützlich, so ist doch
das der Dialectik nützlicher und nöthiger, sagt er. Denn sie zeigt
die Gesetze, wie die Lehrer recht lehren und die Schüler leicht und
mit Erfolg lernen können. Sie lehrt wie die Schulen zu leiten
seien, indem sie zeigt, in welcher Form und Methode die Wissen-
schaften zu behandeln. Ohne Logik können die Theologen in
der Erklärung der H. Schrift nichts Nützliches leisten; ohne Logik
kann kein Rechtsgelehrter, kein Staatsmann richtig urtheilen.
Daher ist mit Recht zu behaupten, es sei den Menschen nichts
besseres und wünschenswertheres gegeben. Denn wenn die Ver-
nunft den Menschen erst zum Menschen macht, welche Kunst könnte
edler und heiliger sein, als die, welche jene bildet, vervollkonimnet
und edler macht? Wenn er das Studium der Physik mit der
197
Ethik vergleicht, so gesteht er hier der letztern den Vorrang
zu. Sie lehre, wie er in der Vorrede zu seiner 1586 herausge-
gebenen Ethik sagt, ehrbar, pflichtgemäß, tugendhaft und glücklich
zu leben. Die Ethik ist die beste Bildnerin der Seele, leitet und
regiert alle Handlungen, wie sichs, gebührt. Sie ist die Lenkerin
der Gerechtigkeit und die Quelle aller Gesetze, durch die die mensch-
liche Gesellschaft verbunden wird. Sie ist würdig, von allen edleren
Menschen erkannt zu werden. Wer Kenntniß aller Dinge besitzt,
aber häßlich lebt, ist keines Lobes würdig. Die Reinheit Iber
Sitten ziert den Menschen mehr, als Kenntnisse. Auch ben Ge-
lehrtesten trifft Vorwurf, wenn er den Vorschriften der Vernunft
nicht gemäß lebt und nicht gute Sitten zeigt. Wer ehrbar lebt, wird
voit Allen geehrt, als wenn er die besten Kenntnisse besitze. Das
Studium der Ethik muß deshalb von Allen eifrigst betrieben
werden. Socrates, Plato und Aristoteles erkannten ihren Werth
und beschäftigten sich mit ihr. Wenn sie in neuerer Zeit weniger
beliebt ist, so liegt der Grund theils darin, daß sie nicht metho-
disch genug gelehrt wird, was Viele abschreckt, theils daß man
vielfach meint, die Ethik sei von der Theologie nicht zu unter-
scheiden, jene gebe die wahrsten und richtigsten Lehren über alle
Arten der Tugenden. Theologie aber sei nur die Wissenschaft,
Gott recht kennen zu lernen, Ethik dagegen habe es mit den
Sitten zu thun, so daß der Geist, durch diese gebildet, immer der
Tugend gemäß lebe. Da er insbesondere auch von Lehrern an-
gegangen sei, einen, kurzen Abriß seiner Ethik zum Besteu der
Schulen herauszugeben, so habe er dies gethan hauptsächlich auch
wegen der Corbacher Jugend, der er nach der Physik auch Ethik
vorgetragen habe (Lp. Dedic. Ethicae.).
Scribonius gab auch naturwissenschaftliche Werke
heraus.
Da ihni in der neuen Schule zu Corbach außer andern Lec-
tionen auch die Physik zu lehren aufgetragen war, so prüfte er
aufs sorgfältigste sein schon früher herausgegebenes Büchlein über
Physik und berichtigte und vervollständigte dasselbe. So erschien
denn 1583 sein Buch: Herum natiiralium doclrina moihodica. In
der vorgesetzten Dedication giebt er eine kurze geschichtliche Ueber-
sicht über die alten und neueren Naturforscher und glaubt, in der
neueren Zeit seien Gegenstände aus der Behandlung der Physik
geschieden, die darin behandelt werden müßten z. B. Sterne,
Pflanzen, Thiere, Menscher: rc. Jni Fall aber davon gehandelt
würde, geschehe das unvollständig; Scribonius wolle daher nach
einer genauen logischen Methode vollständiger und klarer als bis-
her über naturwissenschaftliche Gegenstände handeln. Er veröffent-
lichte seine Arbeit, da er darum gebeten und er des Glaubens
lebe, er sei für Andere, nicht für sich geboren. Er handelt darin
über die Himmelskörper, Meteore, Metalle, Pflanzen, Bäume,
Thiere. Ein Engländer, Bright, fanb Manches an dem Werke
des Scribonius zu verbessert: und gab 1587 Anmerkungen dazu,
heraus, im Ganzen aber dessen Bemühungen Anerkennurlg zollend.
Scribonius glaubte, wenn mau die verschiedenen Theile der Physik
mit einander vergleiche, so sei der über die Hininrelskörper, der
die Ehre Gottes erzähle, der schönste. Die Astronomie sei vor
Allem zu loben und des eifrigsten Sttldiums werth. Finde man
das Studiun: weniger betrieben, so trage die falsche MÄhode, in
der diese Wiffenschaft mitgetheilt würde, davor: die Schuld, ir:dem
darin Arithmetik, Geometrie, Astrologie uub Physik vorgebracht
würden, welche einzeln behandelt werde:: müßten. Aus diesem
Grunde gab er ein kurzes Lebrbuch der Astronomie, Sphaera
betitelt, heraus, in welchen: er kurz nur die nöthigsten Lehrei: über
das Himmelogebäude ertheilte, Alles nicht dahin Gehörige über-
gehend. Zugleich brachte er seine Lehren in einer klarerer: Methode
vor und gab zur Veranschaulichung Abbildungen bei.
Aber auch über theologische Dinge gab er ein kleines
Werkchen heraus: Idea Sacrosanctae Theologiae, 1596, eine kleine
Dogmatik.
Größeres Aufsehen aber als durch alle diese Arbeiten' erregte
Scribonius durch seine publicirten Ansichten über das Hexen -
wesen. Im September des Jahres 1583 war er in Lemgo,
2 Tage nachher cfls 3 Hexen wegen ihrer Vergehen den Feuertod
erlitten hatten; die denselben Abend von jenen angegebenen drei
anbeten Genossinnen wurden sofort ir:s Gefängniß gesetzt und der:
folgenden Aag vxr der Stadt von: Scharfrichter ins Wasser ge-
• ' 'V?
199
warfen. Tausende von Menschert sahen zu, wie sie einzeln auf
dem Wasser herumschwammen, keineswegs aber, was bis dahin
unerhört gewesen war, untersanken. Diesem Schauspiel wohnte
auch Scribonius bei, im höchsten Grade über bcu Vorgang sich
wundernd. Er wußte bisher nur, daß man bei mehreren Völkern
die s. g. Wasserprobe zur Anwerbung bringe und annehme, daß
die, welche schwimmen, für unschuldig, die, welche untertauchten,
aber für schuldig erklärt wurden. Cr dachte über den Grund der
vorgekommenen Erscheinung genauer nach zumal da der Rath der
Stadt Lemgo ihn ersucht hatte, seine Ansicht über dieselbe ihnen
schriftlich mitzutheilen. Er kommt in der Hauptsache zu dem Re-
sultate, daß nach physikalischem Gesetze leichtere Sachen schwimnu'n,
der Körper der Hexen durch den demselben innewohnenden und
von dem Teufel besessenen gänzlich verändert und ganz leicht ge-
worden sei. Die Wasserprobe beruhe daher auf ganz veruunft-
gemäßen Gründen, und er billige die zu Lemgo dort gewöhnliche
Anwendung derselben. Diese in einem Briefe an den Magistrat
zu Lemgo -ausgesprochene Ansicht fand aber sofort ihre Gegner.
Zuerst sprach sich noch in demselben Jahre Rudolf Gockel in
einer zu Marburg 1583 gehaltenen Rede: de natura Sagarum
contra Scribonium aus. Ihm folgte 1584 der Prof, der Medizin
am Gymnasiunt zu Bremen Dr. E w i ch in seiner Schrift: 0« Sa-
garum natura, arte, viribus et faciis, Breuiae 1584, und der
Pros. H. Neuwald zu Helmstädt. Als Scribonius diese beiden
letzteren Schriften zugeschickt erhielt, wollte er zunächst darauf nicht
antworten, da jedoch auch im Waldeckischen einige Hexen ange-
klagt und zum Tode verurtheilt wurden, bat wart ihn wiederholt,
seine Ansicht, insbesondere auch über die Wasserprobe, ausführ-
licher mitzutheilen. In Folge hiervon erschien sein Buch: Oe
Sagarum natura et potestate etc. In diesem Werke vertheidigt
er den Glauben an die Hexen, als vom Satan besessene Personen,
spricht von ihren durch Erfahrung und Eingestäitdniß bestätigten
Werken, vertheidigt nochmals die Wasserprobe und die Todesstrafe
der gerichtlich Verurtheilten. Abermals erschien'gegen ihn 1597:
Ottonis iVielandri Resolutio praecipuarum quaestiomtm criminalis
ad versus Sagas processus cum refutatione purgationis
200
Sagarum per aquam srigidam ad versus Guil. A. Seribonium.
Lichae 1597. Schließlich ist der erste Brief des Scribonius, in
welchem er die Wasserprobe vertheidigt, nochmals in einem 1686
herausgekommenen Tractalus de Examine Sagarum Frcf. et Lips,
abgedruckt worden.
1. Petri Hispani Thesaurus pauperum Studio G. A. Scri-
bonii Frcf. 1578 (?) cf. Petri Hispani lib. de medendis morbis
human, corporis anet. Frcf. 1578 und J. Libaultii thesaur. sani
tat. recogn. et cd. Frcf. 1578.
2. Gül. Adoiphi Scribonii Herum physicarum juxta I.eges
logicas methodica explicatio. Francof. 1577. 1581. Basileae
1583. 1587. Paris 1595. fRerum .Naturalium Doctrina me-
thodica. Post tertiam editionem denuo copiosissime adaucta, et
in Ul. Libros distincta a Gul. Adolpho Scribonio, Mar-
purgensi Doctore et Medico. Basileae ex oföc. Pernea, per Conr.
Waldkirch. 1585. 167 S. 8.
[fln Physicam Giiilielmi Adolph, Scribonii. Post secundam
editionem ab autore denuo copiosissime adauctam, et in III Li-
bros dislinctam Animadversiones Timothei Brightii Contabrigiensis,
medicinae Doct. Cum Isagoge Method. Sphaera eiusd. Scribonii.
Francof. ap. J. Wecheium 1587. London 1583, Cantabr. 1584,
Bas. 1587, Frcf. 1590. 1600.]
3. Isagoge Spaerica \lethodice Proposita a Guilielmo Adolpho
Scribonio Marpurgensi. Frcof. ap. J. Wecheium 1581. |1587.
1 B. 8. Lubecae 1644. Guil. Ad. Scribonii Isagoge Sphaerica,
cum Notis Zachar. Pallhenii. Frcf. 1581. Lemgov. 1585. Frcf.
1587. 1593. Lubecae 1644.
f4. Disciplina Sphaerica Methodice Tradita, et convenienti-
bus figuris illustrata Gulielmo Adolpho Scribonio Marpurgensi.
Editio Tertia. Frcf. ap. J. Wecheium et P. Fischerum consortes.
1591. 79 S. 8. Physica et Sphaerica Doctrina cum Nott. T.
Brighti et Z. Palthenii Frcf. ad AI. Ed. 3. 1593 (1596 Draude).
(Wenn ich Bayle, Suppt, au Dict. Hist. 1722, recht verstehe, so
kant eine Ausgabe der Physica des Scribonius zu London heraus,
zugleich Mit der Isag. Sphaer.)
201
5. Guil. Adolph. Scribonii Triumphus Logicae Rameae Basil.
1583. fTriumphus Logicae Ramcac a Guil. Adolso Scribonio
Philosopho Medico denuo auetus et illustratus. Bas. 1584.
236 S. 8. (Triumphus Logicae Rameae a G. Scribonio tertia-
tione actus 1587: cf. Ep. Dedic. ed 1588.) fTriumphus Logicae
Rameae: ubi Praeceptis Logicae P. Rami observationes animad-
versionesque — adduntur. a G. A. Scribonio, Marpurgensi,
Philosopho Medico in republica Wa'decccnsium Corbachiana.
Bas. 1588. 202 S. 8. [Joan. Piscatoris Exercitt, Log. Libr. II.
ad G. A. Scribonium, Nomine Logicae Rameae triumphantem.
1585. 8. Frcf. 1589.]
6. Guilielmi Adolph! Scribonii Epistola de Purgatione Sa-
garum super aquam frigid am Projectarum. Script. Lemgoviae.
4. Octb. 1583. Abgedruckt und zugleich übersetzt von Meibom in:
Hauber's Bibliotheca magica. 9. St. Lemgo 1739 S. 567 ff. Ab-
gedr. ferner in: Tractatus duo (sc. Jac. Rickii et G. A. Scribonii)
singuläres de Examine Sagarum super aquam frigidam projec-
tarum (Vott der Waffer-Prob der Hexen). Francof. et Lips. 1686
p. 94—99. [Oratio de Natura Sagarum Rud. Goclenii, habita
Marp. 1583 contra Scribonium in seil. orr. Marp. 1590 ed. a
P. Egenolph; v. Ewich: De sagarum natura, arte, viribus et
factis. Bremae 1584 (contra Scrib.); D. H e r m ann i N eu w al ds
Exegesis Purgationis sive Examinis sagarum super aquam frigi-
dam projectarum in qua refutatur Opinio Guilielmi Adolph!
Scribonii. Heimst. 1585. Wieder abgedr. in: Tract. duo singul.
— Frcf. et Lips. 1686 p. 99—155.]
' 7. G. A. Scribonii Idea Medicinae, secundum Logicas leges
informandae et describendae. Cui accessit de inspectione urina-
rum contra eos, qui ex qualibet urina de quolibet morbo judi-
care volunt. Item de Hydrope, de Podagra et Dysenteria, Phy-
liologia corporis, s. I. et bibl. 1575 (Bibi. Gerard. 1729, 474).
Lemgoviae, ap. C. Grothenum. 1584. 8. Basileae, ap. C.
Waldkirch, 1585. 8. Lemgov. 1594. Bas. 1625. 12.
[Corn. PIejeri Examen Tractatus Guil. Ad. Scribonii A.
1585. Bas. such falso Proetextu contra Uromantes impostores ipsi
Uropotas die tos edili. href. 1617. Erf. 1623. 8.]
»
)0)
f8. Ethica Guüelmi Adolphi Scribonii, ex Aristotele et Aliis
repetifa. Nunc denuo pluribus m locis diligemius illustrata et
copiosius adaucta. Cum Menone Piatonis de virtute. Lemgoviae,
ap. C. Groth. 1586. 128 S. Pas. 1586. Hanv. 1593. Frcf.
1606. Ethica G. Scribonii, ex Arist. Accesserunt J. Rodiugi
Marp. Ethicae libr. IV. Er cos. ap. N. Hoffman, sumpt. J. Rho-
dii (s. a. Grande) (1589. ib. 1606 Strieder).
|9. Antipiscator Logicus Guiiielnii Adolphi Scribonii Mar-
purgensis: Ad Logicas Joannis Piscatoris Exercitationes respon-
dens. Bas. 1589. Dedic.: Corbachy Waldeccensium 18. May
Anno 1588. [Joan. Piscatoris Exercitationum Logicarum libri 2 ad
G. Ad. Seribonium, nomine Rameae triumphantem. Frcof. 1589.]
f 10. De Sagarum Natura et Potestate, Deque His recte
cognoscendis et puniendis Physiologia Guil. Ad. Scribonii Mar
purgensis, ubi de purgatione earum per aquam srigidam. Contra
J. Ewichtum in Rep. Bremensi et H. Neuwaldum in Acad.
Heimst. Doctt. Med. et Proff. Marp. 1588. 132 S. 8. Ep.
Dedic. d. Corbachii Waldeccensium, e Musaeo nostro, 22. Nov.
A. 1587. (Up. hat eine Ausg. Heimst. 1584 (?))
11. Audomari Thalaei Rhetorica, cum notis Guil. Ad. Scri-
bonii. Pas. 1590. Frcf. 1595.
12. \V ilh. Ad. Scribonii Responsio ad examen iguoti patroni
veritatis de purgatione sagarum per aquam srigidam. Frcof. ap.
J. Wechel. 1590.
(Dagegen erschien: Ejusd. Responsionis Refutatio defendentis
Sagarum purgationem per Aq. frig. Ab ignoto patrono veritatis,
Herborn. 1591. (Lip.) Ott. Melandri Resol. praecipuarum
quaestiorunt adversus Sagas, cum Refut. Purgat. per Aquam, ad-
versus Seribonium. Lichae 1597 (1598 Strieder). 8. Atlgedr.
R. Goclenü or. de natura Sagarum in purgatione et examinaiione
per srigidam aqtiis innatantium. Colon. 1669. 8. Cf. Examen
Epistolae et partis physioiogiae Scribonianae de examine sagarum
per aquam srigidam. Herb. s. a. (Grande).
fl3. Idea Sacrosanctae Theologiae, Logicis legibus xard
TtavTog, xorA' avro et xocxtoAov tiqwtov congruenter desciipta.
203
A. G. A. Scribonio, Philos. et Med. D. Cantabrigae, Sumtibus
Paltheny Typogr. A. 1596. (lx/2 B.) Frcs. 1595 (Lip.).
f 14. Bedencken, vndKurtzer Bericht: Von derGrewlichen Pest des
verschiederwn 97. vnd nach laufenden 98. Jahrs. Zu Nutzen Der
löblichen Gemeinen Stadt Corbach vnblicirt. Durch Gm'Ibelm
Adolphum Scribonium, Medicnm. Gedruckt zu Cassel, durch Wil-
helm Wessel, 1599. 8. (2>B.) Ist Bürgermeistern und Rath
der Städte Corbach dedicirt «ab d. Corbach, d. 3. Augusti 1598.
Archiv. Corb. K.-B. d. Nicolai Ann. Mss. 1., 879. Vogel,
Ms. M. G. Draudii Bibi. libr. Germ. dass. 1611 — iatina. 1611.
M. Lipenii Bibi. real. Medica, 1679: — Jurid. 1679 — Philos.
1682, — Theol. 1685 II. Catal. Bibi. Univ. Francof. ed. J. C.
Becmanno. 1706. d. A. van der landen de Scriptt. med. ed. 3.
Amst. 1662, 222. Ba)le, Suppl. au Dict. Hist. 1722, 184—187.
dselin, hist. Lex. 1728, 348. döeher, 1726 11.; IV., 1751. Stolle,
Anl. zur hist. Med. Gel. 1731; Gundling, Hist, der Gel. II., 1734.
Zedler, Lex. 36. Kestner's Med. Lex. 1740. E. D. Hauber's
Bibi, mag I., 505; 567 ff; 11., 750. Boerha\e Metb. stud. med.
1751, 680. König, Bibi. vet. et nova. p. 742. Strieder V111.,
409; XI., 327.
2. Johannes Arcula rius.
Johannes Arcularius, Medieinae üoctor, war seit Ostern 1605
Praefectus tertiae dassis, auch noch zu Michaelis 1606 bekleidete
er diese Stelle. Im I. 1640 findet sich die Nachricht: Joh. Ar-
culorius, Med. Dr., ein alter wohlverdienter grast. wald. Hof-
Medicus ist d. 6/15. Novbr. 1640 in der Mittentacht §u Corbach
in seinem Hause selig in Christo entschlafen (Kalender von dems.
Jahre).
E. Praefecti quartae classis.
1. Jodocus Jungmaun von Ostern 1578 — Mich. 1580.
Vrgl. über ihn unter den Conrectoren.
2. M. Nicolaus Theodoretus, aus dem Dorfe Wald all
in dem Niederhess. Amt Neustadt gebürtig, wurde an die fünfte
Classe des Gymnasiums berufen und trat diese Stelle Ostern 1578
204
an. Michaelis 1580 erhielt er die 4. Classe und blieb an dieser
Stelle bis ins I. 1582. Schon den 11. Oclober 1581 berichtet
Schöner von ihm: Nicolaus quoque Themioretiis magisteriuni
sunm resignavit, Fundus classe quarta. Neo famen ante cal. Jan.
videtur discessurus. Nach einem Briefe des Rectors Lange vom
24. März 1590 lebte er zu Volkmarsen. Im I. 1590, den Tag
vor dem Fest der Erscheinung Christi, kam der Erzbischof von Cöln
mit einem Kriegsheere nach Volkmarsen und vertrieb daselbst
Nicol. Theodoret, der daselbst Prediger war und stellte das Papst-
thum wieder her (I. Nicol. Ann.). Es wurde darauf mit ihm
abermals wegen Annahme einer Lehrstelle zu Corbach unterhandelt.
Das zerscklug sich aber; wir finden: Mgr. Nie. Theodoretus war
Rector zu Wildungen 1590 (3 Quartale und 4 Wochen). Er
war ein Gegner der Ubiquisten und wurde deshalb um Pfingsten
1590 öffentlich und in Privatgesellschaften von dem Pfarrer Dor-
becker zu Wildungen angefochten. Das wird bewirkt haben, daß
er nicht lange in Wildungen geblieben ist.
3. Auf Theodoret folgte als Lehrer der 4. Cl. M. Henricus
Crantzius 1582 — 1586. Vrgl. über ihn unter den Rectoren.
4. Anton Kannengießer oder Kannegießer, gebürtig von
Paderborn, wurde auf den Rath des Conrectors M. Rein. Lange im
I. 1586 von seinem Schuldienst zu Soest als Lehrer an die 4.
Classe (Praefectus Quarlae, Lector quartae dass.) des Gymnasiums
zu Corbach berufen. Er erhielt als Besoldung 80 Gulden und
4 Gulden 15 Alb. 4 Pf. pro vecdira supellectilis und 1 Gulden
23 Alb., so er „über wegen aus und heim und in 4 Tagen zu
Corbach, als er berufen worden war, verzehret." Den 16. März
1592 jedoch zog er mit deut bisherigen Rector M. Reiner. Lange,
der au die neue Schule zu Stade als Rector berufen wurde, auf
dessen Wunsch als zweiter Lehrer niit dahin und erhielt von den
Grafen zu Waldeck ein gutes Zeugniß: „Sintemal Er dieselbe
Unsere fugend zur Religion und Gottesfurcht, auch in den Artibus
logicis, sonderlich Rhetorica, Dialectica, Griechischer und Hebräischer
Sprach und dazu gehörigen Antoribus und Scribenten, auch andern
nöthigen Uebungen, getreulich uub mit Fleiß im anbefohlener seiner
Claß wohl unterrichtet und angeführet; hat sich auch in solchem
205
seinem Dienst und Verwaltung derselben Präfectur aller Treu und
Fleißes bis anhero jederzeit also verhalten, daß die liebe ihm an-
befohlene Jugend dessen merklich gebessert."
5. M. Conrad Welther, aus Corbach, bekleidete seit Micha-
elis 1578 die 6. Stelle am Gymnasium bis in d.J. 1583, wo er ein
Pfarrer im Herzogthum Westphalen wurde; 1584 vertrieben, kehrte
er nach Corbach zurück. Seit d. 28. Mai 1584 versah er die 5.
Classe nebst dem Cantorat; für Versetzung des letzter« erhielt er
10 Gulden. Im gen. Jahre meldet sich Cour. Weltherus, Diener
int Wort Gottes, zur vacanten Predigerstelle zu Bergheim. 1590
wurde er Bürger der Stadt Corbach. Int 1.1592 erhielt er die
4. Classe, welche Stelle er bis Ostern 1594 verwaltete. Nach einer
Bemerkung des R. Gockel (?robl. Log. IV. Ep. Ded.) soll er
Rechtskundiger gewesen sein, und wurde nachdem er fein Lehramt
aufgegeben hatte Sachwalter (causidicus).
Handschriftlich ist von ihm vorhanden: Gramlatorium in
Taedas jugales illustr. et generös, personarum: Illustr. et gene-
rös. magnanimique Herois Comitis ac Dom. D. Georgii Comitis
Erpachii et ill. generosaeque — Comitis ac Dominae, D.
Mariae — Comitis ac D. Waldecc., vidnae — Corbachii Wal-
decc. XXII. Jiilii anni c. 1592 solenni et splendida prompa cele-
bratas. Er nennt sich daselbst: 8cbo!ae-Co11ega et sMiergos. —
Das Gedicht besteht aus 134 Versen, Distichen. Corb. Chron.
5. 206.
6. Welthers Nachfolger als der Lehrer an der 4. Cl. war
Ludolf Herenclau 1594—1603. Vrgl. über ihu unter den
Conrectoren.
7. M.Zacharias Vietor wurde 1584, d. 31. Jan. zu Corbach
geboren. Sein Vater, der ebenfalls Zacharias hieß, war damals
Pastor an der Kilianskirche daselbst und grast. wald. Superint.
in dem Wild. Landestheile. Seine Mutter, Adelberte, war die
Tochter weil. Conrad Rosenkrantze's, Bürgers zu Corbach. Nachdem
er das Gymnasium zu Corbach besucht hatte, bezog er 1599 die
Universität Marburg, unt Theologie und Philosophie zu ftudiren.
Rudolf Gockel, der ältere und Balthasar Mentzer waren seine vor-
züglichsten Lehrer daselbst. Im I. 1601 erhielt er von der phi-
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losoph. Facultät die Magisterwürde. Von Marburg wurde er
dann im I. 1603 nach Eorbach an das Gymnasium zit einem
Lector Rhetorices oder Lehrer der 4. Classe (welcher nachmals
Subeoui-eetol- genannt wurde) berufen. Mit Unrecht berichten
Einige (I. Nicolai, Ann. Ms., Martini consp. hist. cet. p. 7), er
sei Conrector am Gymnasium gewesen. Er zeigte sich zu Eorbach
als eifriger Lehrer, stellte aber gegen die Calvinisten strenge Thesen
auf, welche der Stadtmagistrat nicht billigte und deren Verthei-
digung inhibirte. Int I. 1605 wurde er zum Prorector an das
Gymnasium zu Soest berufen. Von hier bekam er einen Rttf
zum Lehrer nach Hamburg und dann an die Universität zu Gießen.
Er zog es jedoch vor im I. 1609 einige adelige Herren auf die
Universitäten zu Löwen uitö Leiden zu begleiten. In Löwen ent-
schloß er sich, Jura zu studiren; 1614 ging er nach Speyer, mit
sich beim Kais. Kammergericht für die Praxis vorzubereiten; 1615
erlangte er zu Basel den Doctorgrad beider Rechte. Nach seiner
im I. 1616 erfolgten Rückkehr ins Vaterland wurde er zum gräff.
Rath und später zum Canzeler ernannt. Als solcher starb er
1641 auf der Canzlei zu Arolsen, wurde aber zu Eorbach beerdigt.
Er hat verschiedene für die wald. Geschichte wichtige Schriften
verfaßt uub herausgegeben. Ausführlicher wird die wald. Ge-
lehrtengeschichte über ihn berichten.
8. Heinrich Rüsel war zu Eorbach wahrscheinlich 1559
geboren. Der Vornahme seines Vaters ist nicht bekannt, seine
Mntter hieß Elsa. Er veweilte unter dem Rector Gockel 4 Jahre
auf der Schule zu Cassel, besonders um sich in Logik und den
beiden alten Sprachen Kenntnisse anzueigtten (Weber, Gesch. der
gel. Schule zu Cassel S. 32 Akg. 161). Dann besuchte er eine
Zeitlang unter Schöner die Schule zu Eorbach, namentlich um sich
noch in der Mathematik zu vervollkommnen. Im I. 1585 begab
er sich nach Marburg unb ftudirte hier Jurisprudenz uub zugleich
Philosophie. Da aber die Pest damals dort ausbrach und die
Mittel der Mutter zu beschrärtkt waren, begab er sich nach Cor-
bach zurück und bewarb sich 1585 als „liberalis iiteraturae Stu-
diosus“ bei Schöner um die Stelle des Michaelis abgegangenen
Lehrers der 7. Classe PH. Molitor. Da sie ihm jedoch nicht zu
207
Theil wurde, scheint er nochmals nach Marburg wieder zurückge-
gangen zu sein. Den 24. Decbr. 1593 erließ Burgemeister und
Rath zu Corbach auf Rüsels Bitte ein Schreiben an den Grafen
Franz und baten, da sie vernommen, M. Conr. Weither habe den
Schuldienst an der 4. Classe resignirt, und ihnen berichtet feie, daß
Prorector M. H. Cranzius mit Rüsel's Person, erudition und
Geschicklichkeit wohl zufrieden sei, und sie ihn als einen Bürgers-
sohn gern befördert sehen wollten, ihn mit diesem Dienst versehen
zu wollen. Rüsel bekam aber erst Ostern 1594 eine Stelle beim
Gymnasium und zwar die achte. Diese Stelle behielt er bis etwa
1599, dann wurde er Lehrer der sechsten und Ostern 1605 der
vierten Classe (Quartanorum Lector). Als solcher starb er den
29. Aug. 1616. Er hinterließ eine Wittwe, die 1638 noch lebte.
Rüsel war seit dem 10. October 1599 bis an seinen Tod zugleich
auch Kastenschreiber zu Corbach. 1608 wird er praeoeptor longo
usu exercitissimus et benemeritus genannt.
Im I. 1614 ließ er zu Marburg ein großes lat. Gedicht auf
des damaligen Rectors zu Corbach, Joh. Zysenheim's, Verbindung
mit Anna Bannen (Vrgl. bei Zysenh.) drucken.
Auf der Hofbibliothek zu Darmstadt findet sich eine Abschrift
der Historia Gualdeccensis von Klüppel von H. Ruselius (Wenck
II., 991.).
f Epithalamiuui in Hon. doct. atque praeclare excell. iuvenis
Dn. Conradi Leusmanni, Patritii Corbachiensis, nec non castissi-
raae, moruniqiie integr. conspicuae virg. Cath. Hameken — sponsae,
nuptias celebratas Corbachii 17. Jan. Ao. 1592 Conscript. —
ab Henrico Ruselio Corbaccensi. Marp. Per D. Egenolph. 1592
(396 Verse).
F. Praefecti quiotae classis.
1. M. Nicolaus Theodoretus 1578—1580. Vrgl. über
ihn bet den Lehrern der 4. Clafie.
2. M. Johannes Heysus, aus Pickelsheim im Pader-
bornischen, war Lehrer der Quinta von Michaelis 1580 bis zu
Michaelis 1581. Dann kam er an die lat. Schule zu Siegen.
Er war ein sprachlich und wissenschaftlich gebildeter Mann. Ins-
208
besondere war er der Ramiftischen Lehrweise sehr zugethan und
setzte deren Vorzüge vor der Lehrweise des Melanchthon in einem
lat. Briefe, den das Programm der Siegensch. Schule v. I. 1855
mittheilt, ausführlich auseinander. Wegen dieser seiner Lehr-
methode aber hatte er zu Siegen manche Verdrießlichkeit. Er kam
dann, Oct. 1587, nach Herborn als Pädadogiarch und Lehrer der
1. Classe des Pädagogs daselbst mit einer Besoldung von 120 Gul-
den. Noch 1596 wird daselbst seiner Erwähnung gethan. Aus-
führlichere Mittheilungen giebt von ihm Lorsbach: Beiträge zur
Gesch. der ehem. lat. Schule zu Siegen. 1855. S. 11 —21. Den
Geburtsort nennt Lorsbach aber irrthümlich Dickelsen im Pader-
bornschen. Steubing in der Gesch. d. hohen Schule zu Herborn,
S. 198. 199, nennt ihn irrthümlich Hesius oder Husius.
3. M. Justus Emdenus (mp.), Joist aufer Emde, aus
Corbach, war 1580 Lehrer (nach Bidcrm. Act. Schal. 111. 233, Rector)
an der Schule zu Laubach in der Grafschaft Solms. Michaelis
1581 wurde er als Praesectus quintae dass, nach Corbach berufen
und war zugleich Cantor Gvnmasii. Er starb in dieser Stellung
den 28. Mai 1584.
4. M. Conrad Welt her, Cantor, vom 28. Mai 1584 bis
Ostern 1593. Vrgl. über ihn unter den Lehrern der 4. El.
5. Justus Luickelius (mp.) oder Jost Luickell, aus Cor-
bach, war zu Michaelis 1585 als Lehrer der 7. Classe beim Gym-
nasium angestellt. Als solcher „Collega der Schulen zu Corbach",
mp., quittirt er d. 20. Febr. 1588 über empfangene Jnhrbesol-
dung zu 50 Gulden ä 27 Alb. vom Jahre 1586 und ebenso 1590
über 50 Gulden an 4 Quartalen. Im 1.1593 wurde „Collega"
Lückel Bürger zu Corbach. 1588 beklagte er sich bei den gräfl.
wald. Räthen, daß er viele Beschwerlichkeiten bei den kirchlichen
Gottesdiensten, die ihm neben dem Lehramte oblägen, auszuhalten
habe: er müsse die Woche zweimal, am Mittwoch und Freitag,
des Morgens dem Gottesdienste als Vorsänger beiwohnen iutb
ebenso Sonntags und bitte dieserhalb um Erleichterung. Der da-
malige Conrector H. Cranz schrieb 1592 an den Canzeler Anton
Holmann und bat, da der abgehende Rector Lange den Lehrer an
der 4. Classe mitnehme, diese Stelle dem I. Lückel verleihen zu
209
wollen, der darum gebeten habe. Da er mm bereits 7. Jahr der
Schule nützlich diene, fügt er hinzu: non est quod cum pluribus euni
tibi comendem: quippe quem sua virtus satis commendet. Dicam
interim, quid de eo sentiam, breviter: ea nimirum hunc esse eru-
ditione et lindustria, ut, si quem sua virtus promovere debeat,
hie promotione dignissimus videatur. Huc accedit, quod artium
liberalium Studio inflammatus, scholae se penitus dederit: cujus-
modi hörn in es in primis scholis er ant optandi. Adde, quod cum
apud M. Langium, tertium in nova ipsius schola (Stadae) locum,
stipendio satis honesto habere potuerit, ortus sui memor, patriae
inservire maluerit. Hierauf wttrde er praelectus quintae classis.
In dieser Stellung war er noch im Novbr. 1606; 1603 wird er
im Cord. K.-B. ludimagister genannt. Darauf kam er als Pfarrer
nach Höringhausen. H. Rüsel, Lehrer an der 4. Classe und zu-
gleich Kastenschreiber bemerkt mit Unwillen im Saalbuch des
Almosenkastens: Jost Lückel, Pfarrer zu Höringhausen, wurde im
I. 1607 durch Apostasie Calvinischer Zunft verwandt und setzt
hinzu: 8i non dixerint secundum verbum hoc, non erit eis ma-
tutina lux.
Den 12. Januar 1613 schreibt Lückel von Höringhausen an die
wald. Räthe zu Corbach: Die Wolgeborne, Frau Anna, geborne
Gräfin und Edelfräulein zur Lippe, Gräfin zu Waldeck, habe im
I. 1570 ein Beneficium, ttämlich 5 Gulden bei einem ehrbaren
Rath der Stadt Landau jährlich zu erheben gestiftet, daß einer
aus den rechten Lückeln Erben von diesetn Beneficium, nach Aus-
weifilng der sundation, zur Schule und zu studiis gehaltert werden
solle: er bittet, deut Rath der Stadt Landau aufzugeben, dies
Beneficium zurrt Behuf feiner Kinder zurrt Studiren auszahlen zu
lassen. Im I. 1628 nrrtß er wohl, ohne Amt, in Corbach gelebt
haben. Er schreibt närrtlich Dat. Corbach d. 16. Mai 1628 an den
Secretär und Rath der Grafert vort Waldeck, Christophorus Wal-
decker, der Herr Secretär sei sein lieber discipulus gewesen; da er
(Lückel) aber nun in seinem hohen' Alter ein hochbetrübter sehr
armer Mattn geworden sei, weil sein Gesicht und Augen durch
viel Lesen rtnd Studirert verderbt, also dunkel und finster geworden
seien, daß er einem blindert Menschen mehr als einem sehenden
2lO
zu vergleichen und deshalb keinen Dienst mehr verwalten und
nichts zu seiner Leibes Nothdurft erwerben könne, ihm, der 46
Jahre lang Kirchen und Schule bedienet, eine Steuer und Almosen,
um Gottes und der christlichen Liebe willen, geben zu wollen.
I. Lückel war verheirathet: 1601 d. 9. März wurde sein
Söhnchen Hadrianus, 1603, den 3. August Josua, 1605, den
17. März Ditmar getauft.
6. Caspar Cordts vom Herbst 1606 — 1613. Vrgl. über
ihn unter den Conrectoren.
6. Praefecti sextae classis.
1. M. Conradus Weltherus von Ostern 1579 — 1583.
Vrgl. über ihn unter den Lehrern der 4. Cl.
2. M. Johannes Speirmann aus Mengeringhausen
(wahrscheinlich ein Sohn des Joh. Speirmann, der 1596 zu Menge-
ringhausen 97 I. alt starb), war seit 1582 bis d. 28. Mai 1584
Praeeeptor classis septioiae an der Schule zu Corbach und bis in
den Februar 1593 Praeeeptor Lextae. Wenn er M. genannt
wird, so soll das Magister, d. h. Lehrer heißen. Er selbst nennt
sich 1586 Coliega der Schulen zu Corbach. Am 11. Febr. 1593
wurde er als Pastor zu Adorf ordinirt und eingesetzt. Er starb
daselbst d. 5. April 1609. Seine Frau, Hedwig, eine geb. Hoppe
aus Corbach, starb 1611 im Juli zu Corbach an der Pest und
3 Kinder folgten ihr an derselben Krankheit: d. 3. Aug. Ricus,
d. 12. Aug. Cäcilia und d. 13. Aug. die jüngste Tochter.
3. M. Conradus Nymphius, Sohn des Superintendenten
Georg Nymphius zu Corbach, bemühte sich, nachdem er zu Mar-
burg studirt und daselbst graduni magisterii erlangt, 1593 um die
Stelle an der Sexta des Gymnasiums. Den 31. Februar e. a.
wußte märt noch nicht, ob er befördert werden würde, da L. He-
renclau noch am 23. Jan. das Versprechen des Grafen Franz
hatte, zu dieser Stelle befördert zu werden. Der Superintendent
Nymphius brachte es aber doch dahin, daß sein Sohn die Stelle
erhielt; er hatte feine bereits über 30 Jahre dauernde Dienst-
thätigkeit betont. Auch hatte sich die Stadt Corbach auf Bitten
des Superint. Nymphius für ihn verwendet: „Er sei nach seinen
2!1
disputiolas ein wohlgelehrler Geselle und von den Scholarchen,
Oonreetori und Oeconomo beurtheilt."
In dieser Beziehung aber schrieb Graf Franz d. 19. Febr. 1593
B. u. Rath zu Corbach: Ob Ihr Euch wol die Gedanken macht,
daß wir ohn Euren Consens in dieser und dergleichen ersetzung
nichts anzuordnen; so kommt uns solches gleichwol fast befremdlich
für vnd sein wir dessen mit Euch also nicht einig, besondern wir
Haltens dafür, daß wir vnd in Vormundschaft vnser jungen pupillen,
allerseits Grafen zu Waldeck als tundatol-en und Unterhalter der
waldeckischen Schulen die erste vornehmste Stimme haben, deren
mir uns auch mit Lveutual-Veränderung dieses unsers Gemüths,
dazu wir durch Mitleiden gemüßigt, keinesweges wollen begeben
haben. Im I. 1594 wurde Cour. Nymphius Bürger zu Corbach;
er bekleidete die Schulstelle beim Gymnasiium etwa bis z. 1.1599.
1604—1617 war er Pfarrer zu Schweinsbül und Flechtdorf.
1591 hatte er nebst S. Widekind ein Gedicht auf die Vermählung
des Secr. Bartold Nolden drucken lassen.
4. Henricus Rüsel 1599 (?)— 1605. Vrgl. über ihn
unter den Lehrern der 4. El.
5. Sigismund Widekind, Sohn des Peter Widekind
und dessen Frau Anna, welche 1591 Wärterin der Kinder der
verw. Gräfin Maria auf dem Eisenberge war. Diese schrieb d.
17. Decbr. 1591 an den Grafen Franz und bat, daß ihr Sohn
Sigismund, da er seine Studien nicht länger fortsetzen könne, doch
einen der untersten Dienste an der Schule bekommen möchte. Als
dies Gesuch nicht gefruchtet hatte, wendete sich Widekind „purioris
philosopliiae Studiosus“ d. d. Corbach, d. 21. Febr. 1592 an die
gräfl. Räthe, stellte vor, die Grafen empföhlen ihn zum Dienst an
einer der untersten Classen und bat, daß er alt Lückels Stelle be-
fördert werden möchte. Hierauf wurde er zu Ostern 1592 „Scho-
lae Wald. ap. Corbachianos collega infimus." Im Jan. 1593
bat er den Grafen Franz, ihm die durch beit Abgang des Magister
Speirmann erledigte Stelle geben zu wollen, da es Gebrauch sei, daß
„die Collegeit an einer Schule, wettn eine Veränderung geschähe, fein
paulatim ascendirten und einer dem andern succedirte, wenn sie
nur zu weiterer Promotion qualificirt seien." Diese Bitte aber
212
konnte nicht in Erfüllung gehen, obwohl dieselbe von dem Grafen
Georg zu Erpach, als des Grafen Wolrads von Waldeck Vormund,
bei den gräfl. wald. Räthen unterstützt worden war. Im April
des genannten Jahres war er nämlich voll dem Burgevl. der
Stadt Corbach in Haft genomnien, weil er der Jugend ein Aer-
gerniß gegeben, indem er „unter aiiberu am offenen hellen Tage,
die Trummen vor ihm her, eine lange landeskllechts weiße Fahne
vffm huidt tragend über die Gassen sich geschleppt und des Nachts
einen Buchbinder stechen gewollt." Der Rath berichtete daher,
Widek. könne deshalb der Jugend als Präceptor nicht länger vor-
gestellt werden. Er mußte die Stelle aufgeben. D. 28. Apr. 1593
verwendet sich der Magistrat der Stadt Corbach für M. Conrad
Staden aus Corbach, der sich bereits an Schulen geübt und ver-
sucht, geschickt und tauglich, an Sigism. Widekinds Stelle. Den
24. Jan. 1594 bittet Widekind den ©rasen Franz wiederholt um
neue Anstellung bei der Schule und beruft sich auf ein Zeugniß
des Prorectors Crallz, daß er sich in seinem officio ehemals mit
Fleiß und Treue verholten habe. Etwa int I. 1599 wurde er
dann Lehrer an der Octava und von Ostern 1605 — 1606 Lehrer
an Sexta. Im I. 1607 starb seine erste Frau Christine; 1609
verheirathete er sich zum zweitenmal mit Elisabeth Steinrück.
Nachdem er d. 24. Septbr. 1613 eine Tochter an der Pest ver-
loren hatte, starben ihm an derselben Krankheit d. 8. —10. Octb.
e. a. noch 4 Kinder. 1616 lebte er noch als Bürger zu Corbach.
1591 hatte er nebst Cour. Nymphio Corbacensi ein lat. Ge-
dicht auf die Vermählung Bartoldi Nolden, Comitum Waldeccen-
siuin Isenberg. Secretarii, drucken lassen.
6. M. Iost Samuel Uffel (mp.), Sohn des 1626 zu
Fürstenberg als Pfarrer in hohem Alter gestorbenen Johannes
Uffel. Er trat die Lehrstelle an der 6. Classe des Gymnasiums
1606 auf Joh. Bapt. Tag an und verwaltete dieselbe bis Ostern
1620. Den 26. April dieses Jahres schrieb M. Justus Samuel
üfifelius (mp.) an die Grafen Christian nnb Wolrad, er habe all
der Schule zu Corbach nunmehr in die 14 I. gedienet; wäre aucb
geneigt gewesen, daran länger zu dienen; weil er aber auf Matthiä
an den Rath gesetzt und seiner Mißgünstigen Vorgeben nach, der
2(3
Schule nicht länger solle abwarten können, da er doch weder an
Kirchen noch Schul seit er ant Rath gewesen, nicht das Geringste
verabsäumt, er aber sehe und spüre, daß Etliche Andere $u pro-
moviren, ihn aber zu degradiren wünschten, so wolle er cum omni
revercntia et submissione seinen anbefohlenen Dienst den Grafen
hiermit resignirt und wiederum überliefert haben. Er bedanke sich
ganz unterthänig voriger promotion und affection, bitte um fernere
Gnade und erbiete sich zu unterthänigen Diensten auf anderem
Wege. 1626 war er Rentmeister, seit Matthiastag 1630 Ober-
burgemeister zu Corbach, auch 1633; im I. 1641 war er Stadt-
Richter. Im I. 1603 hatte er sich mit Catharina, Tochter des
Pfarrers Heinrich Scriba zu Goddelsheim, verheirathet. Er starb
1641. Seine Wittwe heirathete 1642 der Schul-College Jost An-
dreas Benin.
7. Heinrich Degen, wahrscheinlich ein Sohn des Wilhelm
Degen aus Corbach, trat den 12. Jan. 1609 als Lehrer der Sep-
tima an die Stelle des removirten St. Vierort und bekleidete die-
selbe bis Ostern 1620244). Dann war er etwa bis Ostern 1621
Lehrer an der Sexta und kam darauf, tlachdem er 14 Jahre cum
lande scholae et ecclesiac vorgestanden, als Pfarrer nach Wethen.
Die betr. Probepredigt hielt er Sonntags d. 21. Jan. vor dem
Grafen Wolrad §u Arolsen und wurde dann voin Snperint. Jerem.
Nicolai zu Mengeringhausen ordinirt. Er starb zu Wethen den
9/10. Septb. 1664 als pastor emeritus.
H. Praefecti septimae classis.
1. Johannes Nicolai, der älteste Sohn des Pfarrers
Dieterich Nicolai zu Mengeringhausen, ist daselbst d. 25. Aug. 1553
geboren. Er besuchte 1568 die Schule zu Cassel, 1571 zu Dort-
mund mit seinem Bruder Philipp, dann zu Mühlhausen in Thü-
ringen. Er ftudirte 1576 zu Erfurt Theologie (L. Curtze, Leben
und Lieder Dr. Philipp Nicolai's. 1859. S. 10, 11, 18.). Im
I. 1579 kam er als Lehrer der 7. Classe an das Gymnasium zu
Corbach. Diese Stelle behielt er bis in das I. 1582; in diesem
2") 1612 wird er scholae collaborator genannt.
214
I. wurde er Hausprediger bei dem Freiherrn Johann von Büren.
Nach Verlauf eines Jahres gab er diese Stelle auf und ging nach
Mengeringhausen zurück, wo er seinen Vater im Predigen unter-
stützte. 1586 war er Hauslehrer zu Canstein, wurde aber dann
noch in demselben Jahre Rector der Schule zu Mengeringhausen
bis Pauli Bekehr. 1591. Von dieser Zeit übernahm er das Nec-
torat der Schule zu N.-Wildungen und starb daselbst 1623. Corb.
Chron. S. 206.
2. Joh. Speirmann, 1582 —Mai 1584. Vrgl. über ihn
unter den Lehrern der 6. Cl.
3. Philippus Molitor, Lehrer der 8eptima im I. 1584
bis zu Michaelis 1585. Ein Phil. Molitor staub 1605 zu Siegen.
Pr. 1859. S. 20.
4. I. Lückel, 1585 —Ostern 1593. Vrgl. über ihn unter
den Lehrern der 5. Cl.
5. Engelbert Vierort, Sohn des Lehrers Stephan Vier-
ort, wurde im I. 1579 Lehrer der 8. Classe und war zugleich
Organist. Im 1.1592 erhielt er die Lehrstelle an 8eptima. 1600
wurde er Bürger zu Corbach und starb als 7. Lehrer des Gym-
nasiums und Organist d. 16. Juni 1605 (Corb. Chron. S. 206.).
6. M. Justus Hutwelcker, Sohn des Justus Hutwelcker zu
Corbach, war Lehrer der Octava von Ostern 1605 bis Joh. Bapt.
e. a., von da an kraeceptor 8eptimae. Henr. Rüsel bemerkt von
ihm: Dieser ging von der wahren Religion zu der Secte der
Calviniften über den 10. August 1607, da er zu Eimelrod Ehrn
Contzio, der sich nicht zu solchem Werk bequemen wollen, succediret.
Im I. 1601, den 8. Mai, war er copulirt mit Margaret von
Marckelsbach in (lueatu klonten«!. Der Buchdrucker Rudolf Hut-
welcker, aus Corbach, zu Marburg war wahrscheinlich sein Bruder
und er mochte durch diesen, der reformirte Bücher verlegte, zum
Pfarrer nach Eimelroden empfohlen sein, da die Herrschaft Itter
damals zu Marburg gehörte.
7. Stephan Vierordt (mp.) oder 8t. Vieroröus (mp.),
wahrscheinlich ein Sohn des Organisten Engelbert Vierort zu Cor-
bach, da dessen Vater Stephan hieß, nach deutscher Sitte aber sehr
oft die Enkel nach dem Großvater benannt wurden. Er war von
215
Joh. des Täufers Tage 1605 au Lehrer an der Octava, und
dann vom Herbst 1605 (?) an Lehrer der Septima. Er schrieb
d. 15. Jan. 1609 an den Grafen Wolrad zu Arolsen: er habe
sich in Se. Gnaden Schulen zu Corbach fowol in der Schule als
auch in der Kirche, im Chorgefange und andern dermaßen ver-
halten, daß nicht allein sein gewesener Rector D. Cranzius und
die andern Collegen, sondern auch die ganze gemeine Bürgerschaft
daran ein vollkommenes Genüge gehabt; er habe nicht besorgt,
daß ihm einiger Schimpf zugefügt, viel weniger wider ihn mit
beschehener Remotion unerhörter Maßen procedirt sein sollte. Er
sei wegen Jrrrungen bei dem Oeconomo in Wildungen einen oder
2 Tage von der Schule entfernt gewesen und nun sei H. Degen
ihm subrogirt, wodurch ihm nicht allein seine Nahrung entzogen,
sondern auch äußerste Schmach zugefügt worden. Der jetzige In-
spector scholae M. Hoffmann so wenig als Andere würden mit
Recht eine Ursache beständiger Remotion nicht vorbringen können.
Er bitte den Grafen, die Sache gehörig untersuchen zu lassen.
Der Erfolg zeigt, daß Vierordt als Lehrer nicht wieder angestellt
ist. Im I. 1617 finden wir ihn als Küchenschreiber zu A.-Wil-
dungen. Darauf war er Verwalter bei der Klostermeierei zu
Ober-Werbe von 1617 bis Febr. 1623. Endlich war er Amtmann
auf dem Amthaus zu Landau 1623. Im I. 1634 war er todt.
8. Henricus Degenius, 1609 — Ostern 1620. Vrgl.
über ihn unter den Lehrern der 6. El.
J. Praecfeti octavae classis.
1. Engelbert Vierordt, 1579— 1592. Vrgl. über ihn unter
den Lehrern der 7. El.
2. Sigismund Widekiud, Ostern 1592—1593. Siehe über
ihn unter den Lehrern der 6. El.
3. Ludolf Herenclau, 1593 — Ostern 1594. Vrgl. Lehrer
der 4. El.
4. Henricus Ruselius, 1594 —etwa 1599. Siehe über ihn
unter den Lehrern der 4. El.
5. Sigismund Widekind, 1599 — Ostern 1605. Vrgl. über
ihn unter den Lehrern der 6. El.
6. Stephan Vierort, von Joh. des Täufers Tag 1605. S.
über ihn unter den Lehrern der 7. Cl.
7. Andreas .... Organist 1609, im Mai. Cord. K.-B.
8. Ludwig Zimmermann etwa 1609 als Lehrer ange-
stellt, resignirte im Oktober 1611. Der Rector Ritter sch-ieb an
den Grafen Wolrad, er und seine Collegen hätten dennächst ohnehin
hochnothwendige jiitb billige Klage vorbringen wollen, nun aber
hat^2. velut praeocciipamlo resignirt und habe zu Fritzlar bei den
Canonici« eine Stelle angenommen. Rector Ritter brachte 3 Sub-
jecte zu der Stelle in Vorschlag.
8. Gerlach Essäus, ans Grünberg in Hessen, wurde im
I. 1612 Lehrer an der Octava und zugleich Organist. Vorher
stand er zu Alsfeld und war vom Conrector und dem Lehrer Cordis
sehr empfohlen. Im I. 1624 schrieb er an beide regierende
Grafen Wolrad und Christian: er habe mm 12 Jahre an der
Schule gedient und bitte, ihn nunniehr von der insima zu der
7. Classe zu befördern, da der Lehrer dieser Classe nach Waldeck
sich begeben werde. In demselben Jahre wird er vom Rector
Ritter Leetor octavae dass, genannt genannt, p. Ritter berichtete
damals an die gräfl. Räthe, der Privatlehrer Pörtner habe ihm
ailgezeigt, daß er sich zu der Stelle an Octava offerirt haben
wolle, wozu er qualificirt sei. Es wurde ihm aber die Antwort,
Classis Sepiima sei bereits Joh. Kipen von Jhro Gn. versprochen.
Essäus starb als Lehrer der Octava an der Pest 1636.
K. Deutschreib- und Rechenmeister.
Balthasar Gerlach, ans Altdorf, war Schreib- und Rechen-
lehrer vorll I. 1579 -1585. Den 15. März 1580 berichtete der
Rector Schöner an die grast. Räthe, der Recheluneister Balthasar
Gerlach sei willens feinen Abschied zu nehmen; es werde also
nöthig sein, an einen andern zu denken. Gerlach starb ben
18. Januar 1585. — Zwei Pedellen.
VI. Schülerzahl.
Die Schüler werden 1577 und 1583 Studiosi oder Studenten,
1580 liberaiium artiiim studiosi, 1578, 1582, 1583, 1587 andi-
217
tores, 1583 discipuli, 1593 die studirende Jugend genannt. Die
Zahl der Schüler wird in der ersten Periode nicht sehr beträchtlich
gewesen fein245), wenn man gleich bei Errichtung der Schule auf
die Ankunft von Fremden gerechnet hatte. Es war nämlich Sorge
getragen, daß die Promulgation der Schule in Westphalen ange-
schlagen wurde; es war für ausländische Schüler ein besonderes
Schulgeld angesetzt; Graf Günther sagt d. ll.Septbr. 1579: wir
werden noch zur Zeit oou keiner sonderlichen Frequenz frembder
Knaben berichtet; 1581 sagt Schöner, aus fernen Gegenden
kämen Schüler aufs Gymnasium; wir finden u. A. einen Schüler
ans Deteren (?), 1582 einen ans Callenhard und einen aus
Grebenstein, 1583 Hil. Rndt a Witby, einen Dänen, 1610 einen
aus Speyer. Im I. 1580 heißt es: Der Rechenmeister hat
bei dreißig Discipnli sitzen, die nichts als rechnen und schreiben
lernen und werden der alle Tage mehr. Im Juli'1589 schreibt
der Oekonomus Limperger: Gottlob! diesen Sommer hat die
Schul zugenommen und unter 8 unterschiedenen Classibtts allein die
einige Prima noch unbesetzt mit Schülern und wenn Conrector käme,
so würde aus den jetzigen studiosis wol dieselbe für den Winter er-
zogen und dann die Schule ganz, wie sie Anfangs berathschlagt
war, in vollen Schwung gerathen. Den 20. Rovbr. 1581 aber
sagt derselbe Limperger: Ob nun wol die Schule in ihrem Anfang
bishero in etzlichen obereit Classen schwach und mit einer solchen
Anzahl dero Lehrigeu, als Ew. Gn. und Männiglich wol erhofft,
besetzt gewesen und zwar noch, hat es doch damit die Ursach wie
in ändert'. Sachen, daß jeder Anfang der schwerste und härteste,
auch die Verätiderung der oberen Präfecturen, insonderheit aber
245) Es fehlen bei uns, wie oft bei den Gyttttiasiert jener
Zeit, z. B. zu Wesel, Prgr. 1859, 27, zu Stralsund, Zober 1-, 5
S ch ü l e r l i st en. Uebrigens ist die Zahl der Schüler bei manchen
Gymnasietl, weil bereu damals überhaupt weniger waren und für
Viele die Universität ersetzten, Prgr. von Osnabrück 1861, 23,
eine beträchtliche; Strasburg zäblte unter Sturm 1578 mehrere
Tausend, Raumer I., 222; 264. Düsseldorf hatte 1556 — 2000
Schüler, Krafft S. 16; Osnabrück hatte 1570 einen großen Schüler-
zudrana, Prgr. 1861, 23. Weilburg hatte 1541 — 104, 1589
^ 121 Schüler, Eichhoff 17. 32.
218
auch ungewogene Obtrectatoren, als werde das Werk keinen Be-
stand haben. Würde die Schule angeordneter Maßen bestellt, so
würde es nicht fehlen, die Zahl der Lehrigen würde sich mehren.
Und als auch 1582 Gegner die geringe Zahl der Zuhörer tadelten,
behauptete Schöner, die Ursache davon sei die erste und zweite
Elaste. Die meisten Schüler seien dieser 2 Classen wegen nach
Corbach gekommen, getäuscht aber seien sie wieder abgezogen, nur
Einige seien geblieben. Im I. 1584 heißt es dann: von Ferne
und Nähe hat man die liebe lehrige Jugend zur Lehre hierher
geschickt. Mit dem 1586 berufenen Prorector Lange wollten zu-
gleich auch auswärtige Schüler eintreffen; ob es der Fall geworden,
ist nicht bekannt; im October 1587 aber wird von den Lehrern
berichtet, da verlaute, es solle ein Theil des Schulvermögens wieder
eingezogen werden, wodurch eine Zerrüttung der wohlangestellten
und weit berühmten Schule zu erwarten sei, so seien etliche der
Auditoren, die sich doch in ziemlicher Anzahl wieder zu uns zu be-
geben anfingen, wieder abgezogen, andere aber, die bereits um
Wohnungen und Privat-Disciplin- und -Institution neben den
öffentlichen Lectionen angehalten und zu uns hätten kommen wollen,
seien wieder abgeschreckt und wendig geworden. Im I. 1589
wird die Schule in Beziehung auf die Schülerzahl gedeihlich wachsend
(seliciter crescens) genannt.
VH. Schul- Matrikel.
Da zu Corbach schon im I. 1578 für den Rector eine Ler-
gütung pro in8eripl,0N6 erwähnt wird (Mise.), so darf daraus
wohl mit Sicherheit geschlossen werden, daß schon damals ein s.
g. Album246), bei uns später immer „Matrikel" genannt, vorhanden
2*6) Einschreibegebühr kommt 1557 zu Stettin vor, also war
damals wahrscheinlich auch schon ein Album vorhanden, wenn gleich
ein solches daselbst erst von; I. 1576 an existirt. Hastel-
bach, Beitr. zur Gesch. des G. zu Stettin. 1851, S. 16.' Jn-
scriptiousgeld kommt auch 1560 zu Stralsund vor. Zober l., 7;
1563 zu Essen; Prgr. des G. zu Essen 1862, 2; bei beiden
Schulen demnach auch wohl je ein Album. Lübeck führte schon 1621
ein solches-, Deecke, das Cathar. zu Lüb. 1843, 18; Duisburg erst
seit 1623, Kühnen 1850, 26.
. )!9
gewesen sei. Bestimmte Nachweisungen fehlen uns. Wir besitzen
Matrikeln erst vom I. 1682 an.
VIII. Einkünfte und Besoldung der Lehrer.
Luther hielt den althergebrachten Grundsatz, daß die Kirche
den Lehrern als halben Kirchenbeamten die Mittel zu ihrer
Existenz gewähren müßte, aufrecht, und so sind dieselben denn
auch nach Einführung der Reformation vielfältig aus geistlichen
Vermächtnissen und aufgehobenen Klöstern gewährt worden-4^).
Das Letztere ist auch bei dem Gymnasium zu Corbach der Fall
gewesen. Schon 1548 hatte der gelehrte und fromme Graf Wol-
rad an die Stadt Corbach das Ansinnen gestellt, sie möchte einige
geistliche Güter dazu thun, damit etliche bewährte Magistri besoldet
werden könnten; die Grafen wollten eine wohlgerühmte Schule
reftauriren. Nach mancherlei Hemmungen erklärten dann den
17. Aug. 1577 die sämmtlichen Grafen, daß sie aus den Gütern
des Klosters Bericht») eine Schule fundiren und dieselbe ins
-47) Ruhkopf S. 310, 336 f., 342.
-4«) Das 4/2 Stunde von Schloß und Stadt Waldeck ent-
fernte, hart an der Eder liegende Kloster Berich war ehemals ein
angesehenes und reiches Augustiner-Nonnenkloster, zu dem vielfach
gewallfahrtet wurde. Den Stifter des Klosters, welcher Egelolph
und vir nobilis (wahrscheinlich ein Graf von Battenberg) genannt
wird, nahm im I. 1196 der Erzbischof Conrad von Mainz in
seinen besonderen Schutz und 1205 bestätigte der Kaiser Philipp
(von Schwaben) dem Egelolph seine Stiftung des Klosters Berich,
welches derselbe zu bauen angefangen hatte. In dem 1196 gege-
benen Schutzbriefe werden schon einige Güter des Klosters namhaft
gemacht, mehrere aber im Bestätigungsbrief vom I. 1226. Die
Erwerbungen des Klosters hatten den besten Fortgang. 1216 er-
warb das Convent zu Berich den Zehnten zu Steinbach, 1237
überließ Graf Adolf von Waldeck sein Gut auf der Heiligenstat
mit der Bedingung, daß das Kloster jährlich 12 Malter Roggen
auf das Schloß Waldeck abgeben solle. Im I. 1244 eignete Erz-
bischof Sifrid von Mainz dem Kloster 2 Theile des Zehnten zu
Mendorf u. s. w. Das Convent hatte schon in den ältesten Zeiten
einen Probst und eine Priorissa, cfr. Varnhagen, Wald. Gesch.
I., 84. Nachdem die Reformation im Wald. Eingang gefunden,
wurde 1532 auch den geistlichen Personen zu Berich im Namen
der Grafen von Waldeck vom Pfarrer Joh. Hefenträger eine Er-
T70
Franziskaner-Kloster zu Corbach legen wollten. Die Einkünfte des
Klosters Berich bestanden aber, seit sie zur Fnndirnng einer neuen
innerung wegen unnöthiger und überflüssiger Bilderkleidung er-
theilt und 1548 verglichen sich.die Grafen unter einander über
Besitz und Eigenthum des ihnen zugefallenen Klosters, nachdem
die Ordens-Personen die Lehre des Evangeliums willig angenom-
men hatten. Die noch zu Berich befindlichen wurden aber von
den Grafen auf Lebenslang mit jährlichem Unterhalt versorgt.
Schon 1553 mußte die Priorissa zu Berich vor gräfl. wald. Ab-
geordneten ihre Klosterrechnung ablegen. Anna v. Weyters, die
letzte Prior., starb etwa im April 1566. Nach ihrem Tode wurden
für das Kloster durch gräfl. abgeordnete Diener 2 Befehlshaber
angestellt; bis dahin hatte bereits der Pastor gewissermaßen die
Aufsicht gehabt. Es wurde beschlosien, daß die damals im Kloster
sich befindenden Personen, 43, bleiben sollten. Das Kloster hatte
im genannten Jahre 553 Schafe, 110 Stück Rindvieh (worunter
40 Melkekühe), 154 St. Schweine, 97 Ziegen imb 29 junge Zie-
gen, 20 Pferde, 6 Fohlen, 4 Esel. Im I. 1576 betrug die
Einnahme: ständig Geld 34 Thlr. 3 Alb. 7 Pf.; unständig Geld
409 Thlr. 8 Alb. 7 Pf.; Körn, st. und unst., 431 M.; Gerste
101 M., Weizen 25 M., Erbsen 22 M., Hafer 103 (?) M.,
Rübsamen 17 M., 1 Leimes, 2 Metzen; Lein 6 Mütte. Rindvieh
hatte man 81 Stück (davon 6 geschl., 1 gest.), Schweine 75 (gest.
u. geschl. 48), Schafe 790 (126 geschl. u. gest.), Pferde 19 (1 gest.),
Esel 7 (2 gest.), Leinentuch 1484 Ellen, 89 Seiten Speck, 155
Paar Schuh, 147 Hühner, 7 Gänse. Im I. 1577 befanden sich
noch 2 Nonnen im Kloster Berich: Maria und Anna von Graf-
schaft. Jene starb dort im Frühjahre des letzgenannten Jahres
und Anna zog d. 10. Mai 1580 in das Kloster Schaaken, wohin
ihr das ihr zukommende Deputat verabfolgt wurde. Sie starb
daselbst den 31. Januar 1587. Auch dein Pfarrer Hermann von
Bringhaufen wurde ein Deputat ausgesetzt und dabei bestimmt,
daß er, so lange es ihm möglich sei, im Kloster predigen solle.
Der letzte gemeinschaftliche Verwalter der gräfl. wald. Herr-
schaft über die Einkünfte des Klosters Berich, ehe biefelbeu zur
Grü ndung eines Gymnasiums bestimmt waren, hieß Adanl Streid-
bel (oder Striedbel). Dieser mußte jährlich vor einigen abge-
ordneten gräfl. wald. Räthen, welche zu Berich zusammenkamen,
Rechnung ablegen. Außerdem hatte das Kloster einen Meier.
Die letzte von Adam Striedbel abgelegte Stumpfrechnung geht vom
1. Mai 1577 — 20. October und enthält vom zu errichtenden
Gymnasium weiter nichts als daß gesagt wird: Vnd soll der jtzige
verordnete 0eeonomu8 solches alles (d. h. Ueberschüsse) zu sich
nehmen, infoddern und berechnen. Unterschrieben ist die Rechnung:
„von wegen Hern Wolrads des Eltern vudt Hern Josiasen, Walters
TU
Schule zu Corbach verwilligt worden waren, hailptsächlich in stän-
digem und unständigem Geld249) imb ständiger und unständiger
vndt Sohns, sr. gn. Hern Jost Newradt, Amptman zu Waldeck;
von wegen Frawen Anna: Anthon Holman; von wegen Hern
Günthers, Grauens zu Waldeck, Ihres gn. Hern I. L. Cotzenberger,
Jonas Mönch. ^
Joh. Limperger, Ooconomag der neuen Schule zu Corbach,
fing seine erste Rechnung an den 24. Oktober 1577 und schloß sie
mit dein letzten December a. e. Er empfing an Geld, das beim
Kloster in Vorrath befunden, 140 Gulden 7 Alb. 6 Pf. Außer-
dem wurde einiges Haus- und Kirchengeräth, auch Vieh und
Früchte verkauft. In dieser Zeit erhielt jede der folgenden Per-
sonen als Geschenk 1 Stück Rindvieh: Wernh. Crispinus, Mag.
Scheffer und Cotzenberg, Jonas Münch, Justin Nelle, Melchior
Linden, Anton Holman, Conrad Hesse, Jost Newradt, Joh. Lim-
perger. Diese müssen wohl sämmtlich mit der neuen Anordnung
und Einrichtung des Klosters Berich beschäftigt gewesen sein.
Die erste Oeconomie-Nechnung von einem ganzen Jahre hat
die Aufschrift: „Rechnung über Einnahmen uitb Ausgaben aller
Gefälle in die Oeconomie der Schicke zu Corbach gehörig, vom
erstell Januarii des Jahres Christi 1578 bis auf den letzten De-
cembris Anni cjusd. vor Gräft. Wald. Räthen und Beigeordneten
von der Ritterschaft, auch Bürgermeistern der Städte Corbach,
durch nrich Johanli Limpergern, Oeconomum, gethan."
249) Die Rechnung v. 1.1578 rechnet 8 Pf. auf einen Albus
und 27 Alb. auf einen Gulden (1590 sind 31 Alb. 1 Thlr., 1630:
24 Mgr.). A. Ständiges Geld bilden: 1. 114Gnlden 22 Alb.
--- l00 Thlr. „contribuiren Bürgen:, u. Rath zu Corbach aus
beut Almosen-Kasten und Provision der Altenstädter Kirchen ztun
Unterhalt der Schulen und Versehnllg der Orgeln, inmassen sie
solches eingewilligt (Oeconomie-Rechn. v. I. 1578. Vrgl. oben
unter I. Gründung des Gyninasiums.). Die Corb. Chronik giebt
als Beitrag der Stadt Corbach pr Unterhaltung der Schule
100 Thlr. an S. 209. Jm J. 1583 heißt es: Burgem. uiid Rhat zu
Corbach geben järlichs aus die vier Quartalszeitte auß Iren Al-
mosen-Kasten vnlid Provision dero beiden Kirchen ausser Alten-
vnd Newenstadt zum Unterhalt dero Schulen und Versetzung der
Orgeln sunrmatini 110 Thlr., thun zu Glllden 126 Fl. 8 Alb.
So war es noch 1650. Die 10 Thlr. besaut der Organist.
2. Die Güter des Klosters Berich waren vom I. 1577 au auf
12 Jahre an 2 Meier verpachtet. Der eine war Jordan Cuntz-
mann von Henlsurt, der andere Cour. Lebe von Viermünden
(dieser noch 1608). Sie gaben jährlich an Gelde Meierpacht
250 Tblr. (1677 — 287'Gulden 1 Alb., 1588 — 324 Gulden
2 Alb. Seit 1590: 300 Thlr. ä 31 Alb. = 344 Fl. 12 Alb.
222
Frucht"«), außerdem sonst in einzelnen Producten des Feldbaues
und einigem Geflügel.
Im I. 1580 schlichtet Graf Josias persönlich zu Berich zwischen
dem Oeconomus und den Meiern entstandene Streitigkeiten.).
3. Von Baustätten und Hofreid en (von einer Hausst. 1 Alb.,
von einer Hofr. 1 Alb. 1 Pf.), aus Bringhausen 1 Alb. 6 Pf.,
aus Hemfurth 4 Alb. 4 Pf., aus N.-Werbe 1 Alb., aus Mandern
7 Alb. Sa. 14 Alb. 2 Pf. 4. Wiesenzins: aus Affoldern
13 Alb., aus Bringhausen 5 Gulden 1 Alb. 4 Pf., aus Böne
14 Alb. 4 Pf., aus Henffnrth 21 Alb. 4 Pf., ans Mandern
13 Alb., aus N.-Werbe 25 Alb., aus Vornhagen 1 Gulden
28 Alb., aus Waldeck 7 Alb. Sa. 10 Gulden 13 Alb. 5. Garten-
zins: ans Affoldern 8 Alb. 2 Pf., aus Hemfurth 2 Pf., aus
Mandern 1 Alb. Sa. 9 Alb. 4 Pf. 6. Von Ländern und
Gütern: ans Albershausen 1 Alb. 2 Pf., aus Hemfurth 1 Alb.
1 Pf., aus Wege 1 Alb., aus Steinbach (Steinbach ist der von
Berich freie Aushof zwischen den Feldmarken Waldeck, Netze, Böne
und Buelen, in seinem limitirten und versteinten Schnaisen und
Marke gelegen, hat seine Aecker, Wiesen, Holz, Feld, Büsche,
Wasser, Wasferflüsse, Haus nnd Hofstätte, ist zehntfrei und vor-
mals durch einen Convers aus Berich bewohnt und gebaut, seithero
aber denen von Netze, Böne und Buelen je auf 6 Jahre verliehen
worden und geben davon Netze I Gulden 17 Alb., die Dorfschaft
Buelen 1 Gulden 8 Alb.j. Sa. 3 Gulden 1 Alb. 3 Pf. 7. Von
Zehnten: aus Altendorf 1 Alb. 4 Pf., aus Cleinern 1 Alb.
8. Grundzinse aus Mühlen: 21 Alb. vom Sensenschmied zu
Bringhausen. 9. Aus Sachsenhausen vom Rath Hause von Vol-
pert von Treisbach 8 Currend-Gulden, jeden zu 15 Alb.; 1 Guld.
zu 26 Alb. von Gedert v. Treisbach, und 18 Currend-G. von Joh.
Kuen herrührend. Sa. 15 Gulden 14 Alb. 6 Pf. Sa. alles
ständigen Geldes 46 Gulden 23 Alb. 1 Pf.
6. Unständiges Geld: 1. Von Fischerei vor Berich u.
s. w. 6 Gulden 24 Alb. (nach Waldeck gezogen), zu Mandern
5 Gulden 21 Alb. (nach Wildungen), zu Wulbershausen 2 Gulden
24 Alb. Sa. 15 Gulden 15 Alb. 2. Von Ländern: aus Man-
dern, wenn der Acker trägt, 2 Alb. 3. Der Müller zu Berich
4 Thlr. oder mästet dafür 2 Schweine. Sonst Einnahmen von
verkauftem Holz, von Schweinemast im Gehölz, von Waldbußen.
4. Zinse von Cleinern: 4 Gulden 22 Alb., von den v. Wol-
meringhausen zu Meineringhausen von 200 Goldg. Cap. 14 Guld.
22 Alb. Sa. 19 Gulden 17 Alb. 1595 war die Sa. alles ftänd.
und unst. Geldes: 753 G., 10 Alb. 3 Pf., 1607: 901 G. 17 Alb.
5 Pf. Dazu kamen dann noch von der Stadt Corbach bis zum
Jahre 1630 jährlich 100 Thlr. '
. 250) Ständige Fruchteinnahme. (Ständig Korn
223
Diese im Ganzen nicht unbedeutenden Einkünfte hatte, nach
einer d. 15. Aug. getroffenen Bestimmung (vrgl. oben I. Grün-
von Meierhöfen.) 1. Von Meierhöfen zu Altenstedt 23 Mütte,
von Altendorf 12 M., von Affoldern 10 M. 12 Metzen, von Bas-
dorf 5 M., von Bergheim 2 M., von Böne 12 Metzen, von
Bringhausen 7 M. 2 Metzen, von Cleinern 6 M. 8 Metzen, von
Elderchausen 2 M. 8 Metzen, von Asel 1 M., von Gellershausen
1 M. 12 Metzen, von Giflitz 6 M. 4 Metzen, von Hemfurth 8 M.
12 Mtz., von Hertingshausen 3 M., von Holtzhausen 8 M., von
Mehlen 3 M., von N.-Waroldern 4 M., von N.-Werbe 4 M.,
von Sachsenhausen 8 Mtz., von Steinbach aus Netze und Böne
5 M., von Vöhl 3 M., von Vornhagen 9 M., von Obernvorschütz
5 M., von Wege 6 M. 8 Mtz. Ständig Korn von Pfennig-
Aeckern aus Altenstädt 1 M. 9 Mtz. Sa. 139 M. 15 Mtz.
Unständig Korn 1. von Berich durch die Meier jährlich
nach Corbach dem Oeeonomus der Schule zu liefern 16 M. 2. Von
Zehnten zu Altendorf 32 M., zu Cleinern 6 M., zu Giflitz
20 M., zu Bringhausen 2 M. Sa. 60 M. 3. Von Mühlen:
von der Bericher Mühle 35 M. 4. Von einzelnen Aeckern aus
Altenstedt 1 M.; aus Wege wenn der Acker trägt, aus Bring-
hausen, Hemfurth, N.-Werbe desgl.
Ständiger Hafer. Von Meierhöfen aus Altenstedt
23 M., aus Altendorf 12 M., .aus Affoldern 10 M. 12 Mtz.,
aus Basdorf 5 M., aus Bergheim 2 M., aus Böne 12 M., aus
Bringhausen 7 M. 2 Mtz., aus Cleinern 6 M. 8 Mtz., aus El-
derchausen 2 M. 8 Mtz., aus Asel 1 M., aus Gellershausen
12 Mtz., aus Giflitz 6 M. 4 Mtz., aus Hemfurth 8 M. 12 Mtz.,
von Hertingshausen 3 M., aus Holtzhausen 8 Mtz., aus Mehlen
3 M., aus N.-Waroldern 4 M., aus N.-Werbe 4 M., aus Stein-
bach von Netze 2 M. 8 Mtz., aus Böne 2 M. 8 Mtz., aus Völ
3 M., aus Vornhagen 9 M., aus Obernvorschütz 5 M., aus Wege
6 M. 8 Mtz. Sa. 136 M. 14 Mtz. Von Pfennigäckern:
aus Altenstedt 1 M. 9 Mtz. Unständiger Hafer. Von Zehnten;
aus Altendorf 30 M., aus Giflitz 20 M., aus Cleinern 13 M.
aus Bringhausen 2 M. Sa. 65 M. Von einzelnen Ae ckern:
aus Altenstedt und Wege, wenn die Aecker getragen; aus Bring-
hauseu 2 M., aus Hemfurth ca. 4 M. 14 Mtz., aus N.-Werbe
1 M. 6 Mtz. Sa. 8 M. 4 Mtz. Aus Giflitz: Mohn 1 Mtz.;
aus Cleinern 4 Metzen Lein aus dem Zehnten; der Flachszehnte
zu Giflitz kam an die Verwalter zu Wildungen, zu Altendorf an
die zu Naumburg; der zu Cleinern betrug 4 Gebunde. Der Zehnte
zu Giflitz gab jährlich an Stroh 7 Steige Strickling. Stän-
dige Hahnen aus Affoldern 35, aus Altendorf 18, aus Alten-
stedt 2, aus Basdorf 4, aus Bringhausen 10, aus Cleinern 10,
Giflitz 10, Hemfurth 9, Mandern 11, N.-Werbe 7, Elderchausen 6,
15
224
düng des Gymn.), ein s. g. 0 e c o n o m u s zu verwalten und jährlich
Rechnung abzulegen. Er hatte nach einer ihm 1577 gegebenen
Vornhagen IO, Wege 5. Sa. 137 Hahnen (desgl. 1590; 1607
= 139). Unständige Hahnen aus Mandern, wenn H. Mor-
sten Acker bei Ungedanken trägt: 2 Hahnen. StändigeGänse
aus Giflitz 1, aus Mandern 4, aus N.-Werbe 2. Unständige
Gänse aus Giflitz 1. 1590: aus Giflitz 1, aus Mandern 4,
N.-Werbe 2=7; 1590 Sa. der ständigen und unständigen
Hahnen 420.
Ueberblickt man die Gesammt-Rubriken der Oeconomierech-
nungen von einer Reihe von Jahren, so zeigen dieselben nament-
lich bei den unständigen Einnahmen eine nicht unerhebliche Ver-
schiedenheit, aber von Zeit zu Zeit auch in den ständigen, die
wahrscheinlich nach neuen Regulirungen eingetreten sind. 1578
beträgt die ständige Geld ein nähme (mit dem Corbacher Zu-
schuß von 114 Gulden 22 Alb.) 452 G. 11 Alb. 5 Pf., 1580:
455 G. 17 Alb. 5 Pf., 1583 (mit dem Corb. Zuschuß von 126 G.
8 Alb. oder 110 Thlr.) 157 G. 9 Alb. 7 Pf., 1584 desgl., 1585
aber 157 G. 3 Alb. 7 Pf., ebenso 1586, 1587—1593 — 157 G.
3 Alb. 3 Pf., von 1593—1597: 267 G. 17 Alb. 3 Pf. nebst
114 G. 22 Alb. von Corbach, 72 G. aus N.-Wildungen und
50 G. von Mengeringhausen zur Unterhaltung der betr. Stadt-
schulen; von 1599—1616 = 268 G. 3 Alb. Unständig Geld:
1583—1587 -- 324 G. 2 Alb., 1587: 1235 ®. 13 A. I1/* Pf.,
1588: 1668 G. 12 Alb. 61/* Pf., 1589: 1652 G. 17 Alb. 2 Pf.,
1590: 2078 G. 12 A. 7 Pf., 1591: 1333 G. 1 A. 3l/s Pf.,
1593: 569 G. 7 A., 1594: 501 G. 9 A. 4 Pf., 1597: 502 G.
2 A. 6 Pf., 1599: 721 G. 19 A. 4 Pf., 1605: 708 G. 26 A.
5 Pf., 1606: 631 G. 16 A. 5 Pf., 1616: 879 G. 3 A. 4^ Pf.
Ständig Korn 1578: 155 Mütte 3 Metzen, 1580: 174 M. 15Mtz.,
1583: 123 M. 15 Mtz., desgl. 1584; 1585-1616: 139 M. 15 Mtz.
Unständig Korn 1578: 781 M. 10 Mtz. 2 Becher, 1580: 319 M.
7 Mtz. 2/4 B., 1583: 451 M. 1 Mtz. 23/4 B., 1584: 584 M.
8 3/4 Mtz., 1585: 665 M. 5 Mtz. 3 B. sBei den unständigen
Geldern und Früchten sind starke Receßschulden, die nachher beim
Abgang wieder abgerechnet werden.), 1586: 705 M. 4 Mtz., 1587:
800 M. 11 Mtz. 21/* B., 1588: 946 M. 2 Mtz. 1 B., 1589:
890 M. 1 B., 1590: 880 M. 12 Mtz. B., 1593: 103 M.
8 Mtz., 1594: 96 M. 15 Mtz., 1597: 104 M. 15 Mß., 1599:
98 Dä 14 Mtz., 1605: 104 M. 9 Mtz., 1606: 91 M. 10 Mtz.,
1616: 99 M. 4 Mtz. Ständiger Hafer 1578—1585: 122 M.
7 Mtz., 1585—1616: 138 M. 7 Mtz. Unständiger Hafer 1578:
686 M. 12*/2 Mtz., 1580: 334 M. 81/* Mtz., 1583: 376 M.
131/4 Mtz., 1584: 454 M. 11 Mtz., 1585: 552 M. 3 Mtz.,
1586: 594 M. 8 Mtz-, 1587: 695 M. 14 Mtz. 3 B., 1588:
225
Instruction zu verfahren. Es heißt darin u. A.: Abgerechnete
Register. Eß soll der Oeeonomu« förderlichen ein beschlagenen
Kasten mit vier Schlossen lassen fertigen, darin die abgerechnete
Register vnd andere der Schullen Handelung soll reponirt werden.
Der Schlüssel zum selben Kasten sind drey unseren Gn. Herren,
nemblich jdem Stamb einer vnndt der vierte dem Rath zu Cor-
bach ahn Statt der Ritterschaft vnndt Stette zu stellen. — Aera-
rium. Vber das soll der Oeeonomu« ein woll verwahrte Trugen
fertigen lassen mitt dreyen Schlossen versehen, zu milchen zween
der nehest gesessenen von Adell als etwan Arnolt von Viermundt
vnndt Goedert Wolmeringhausen ahn Statt der Ritterschaft, den
anderen Bürgermeister im Nahmen der Stette dieser Grafschaft
vndt dan den dritten Schlüssell der Oeeouomu8 der Schullen
in Verwahrung haben soll. In diesse Trugen soll der Oeconomus
alle Auffkumpften ahn gesellen, so viele deren ahn Geltt der
Schullen, in Jegenwertigkeit etlicher des Raths vnndt dan einer
vorbemelter von Adell verschleissen. — Vnndt sollen vorgerurte
beide Kasten bey dem Rath zu Corbach vfs Rathauß daselbst ver-
wahrlichen Hingesetz vnndt daselbst enthalten werden. — Jegen
Ablauf des Jahrs soll der Oeeonnmu« mit seiner ganzen Jahr-
Rechnung so bald sich vollkommen gefast machen, also das er auff
845 M. 10 Mtz. 1 B., 1589: 8O3 M. 1 B., 1591: 814 M.
9 Mtz. 1 B., 1593: 57 M. 11 Mtz., 1594: 68 M. 8 Mtz.,
1597: 90 M. 10 Mtz., 1599: 57 M. 13 Mtz., 1606: 62 M.
11 Mtz., 1616: 47 M. 8 Mtz. (4 Becher bilden 1 Metze, 16
Metzen 1 Mütte.).
Die Unregelmäßigkeit ist theilweise dadurch zu erklären, daß
manche Bezahler säumig waren, z. Junker Joh. v. Geißmar, G.
v. Wolmeringhausen, und verschiedene Gefälle von den Hosver-
waltungen zu Naumburg, Wildungen, Waldeck und Arolsen streitig
gemacht und innebehalten wurden. So kamen z. B. die Gefälle
von Altenstedt und Altendorf beständig nach Naumburg, Einnah-
men von Fischereien und Zehnten, z. B. zu Giflitz, nach Wildun-
gen, Waldeck u. s. w. Namentlich behielt die Gräfin Barbara
Fruchtgefälle aus Bringhausen und Altenstedt inne; den 30. März
1580 bitten sie selbst die Grafen Franz, Josias und Günther
friedlich um Herausgabe „daß diese Güter nunmehr zu christlichen
Gebräuchen angewendet werden können." Mit dem I. 1593 scheint
größere Einheit in das Rechnungsswesen gekommen zu sein.
226
erstes Erfordern dieselbige in Jegenwertigkeit vnser Gn. Herren
Verordneten und vorberurter von der Ritterschaft vnndt Stette
gewißlich thun vnndt liffern konnte. Das auch das Kesiduum, so
er schuldig pleiben wirt, gewißlichen in der Schullen Aerario zu
finden sey, bey Vermeidung gepurlichen Straf. Zehrung —
„So soll der Oeconomua auch sonsten niemandt, wer der auch sey,
hinfurter kein Zehrung weiter ausrichten, aufierhalben was auf
dero praeceptorum Ahnzeig laufen werden, darinnen er gleichwoll
mit Vorwissen der Verordneten handeln soll — — Vndt soll jar-
lich des Oeconomi Rechnung auf Montag nach Oomiersionis Pauli
zu Corbach ihm Oollegio abgehöret werden, vnndt zu Behuf vnser
Gn. Herren Rethe des Sontags neheft zuuor gegen Abendt alhir
einkommen. Darnach der Oeconomus Fertigung seiner Rechnungen
gewißlich vnndt eigentlich sich zu richten. — Register. Soll der Oeco-
mu8 vierfacht in kotio fertigen vnndt vbergeben, deren eins in den
gemeinen Kasten vffm Rathhauß zu Corbach hingelegt vnndt die
übrigen drey vnsern G. Herren vbergeben werden. — Unter-
schrieben: Vf ratisication vndt weitere Anordnung Anthon Holman
den 17. Octber 1578. Die erste Rechnung über das volle Jahr
1578 ist überschrieben: Rechnung über Einnahme und Ausgabe
aller Gefälle in die Oeconomie der Schule zu Corbach gehörig,
vom ersten Januarii des Jahres Christi 1578 bis auf den letzten
Decembris Anni ejusdem vor Gräflichen Waldeckischen Räthen und
beygeordneten von der Ritterschaft, auch Bürgermeistern der Städte
Corbach, durch mich Johann Limpergern, Oeconomum, gethan.
Oeeonomi waren: 1577 — Michaelis 1588 Joh.Limperger^),
"0 Joh. Limperger war geb. aus Corbach; er hatte die
Rechte studirt; 1566 wurde er publicus judex; er wird vir doc-
trina et judicio praestans genannt. Im I. 1577 wird er Oeeo-
U0MU8 des Gymnasiums; als solcher legte er ein lebhaftes Interesse
für das Gedeihen der Schule zu Tage. 1583 war er causidicus
und Stadtrichter.
Im I. 1596 war er bei Freienhagen todtgefunden, wahr-
scheinlich in Folge des Trunkes, dem er ergeben. Jeremias Nico-
lai hat in seinen Annalen (1596) folgende Nachricht: Hoc anno
in Septembri Johannis Limpurgi, civis et judieis Corbachiani,
Corpus non procul a Freienhagen in valle quadam repertum est
mortuum et dubitatur etiamnum qua ratione hic vir occubuerit.
227
von Michaelis 1588 — Jan. 1593 Henrich Leusmann zu Cor-
bach; vom 1. Jan. 1593 — 1598 (?) Daniel Hartwigs. Im
I. 1596 Baltzer. 1597 treten 2 Oeconomi auf: Joh. Rangen
und Joh. Meyer; 1605 Joh. Rangen; 1606 Hartman Balthasar
Ruckersfelder; 1607 Benedictus Schleyermacher; 1616 Daniel
Hartwig.
Die erste Stumpfrechnung vom 24. Octb. 1577 — letzten
Decbr. 1577 ist abgenommen zu Corbach d. 17. Octb. 1578; die
volle Jahresrechnung von 1578 daselbst d. 18. Febr. 1579; die
vom I. 1587 desgl. daselbst d. 30. Aug., desgl. von 1588; die
von 1589 zu Mengeringhausen d. 1. Juni 1590; die von 1591
zu Corbach d. 29. Mai 1592; die von 1593 zu Mengeringhausen
d. 20. Juni 1594; die von 1594 daselbst d. 16. Octb. 1595; die
von 1597 zu Waldeck d. 4. Mai 1598.
Die Unterschriften sind u. A. folgende: d. 17. Octb. 1578:
Von wegen Grafen Philipsen des Jüngern u. s. G. Brüdern
Grafen zu Waldeck: Anthon Holman; von wegen Herrn Josiä u.
s. G. Bruders Herrn Wolradts, Grafen und Herrn zu Waldeck:
Justinianus Nellius; wegen Grafen Günthers zu Waldeck: Justus
Schefferus, Hanß Scheffer; d. 18. Febr. 1579: AntoniusZeddesaltz,
vf gn. rstike. seines gn. Hern; Justus Schefferus, M. George
Hesse, D.; Justinianus Nellius Secr.; B. Leußmann; d. 14. u.
15. März 1582: Wegen vnnsers gn. Herrn Grauen Franntzen zu
Waldeck, Melchior Linden, Anton Holman, George Heffe, D.,
Joh. Greibe, Justus Schefferus, M., cum protestatioue et reser-
vatione iuris dni sui generosi. Cui contradictum. Anton Zedde-
saltz; Vlrich Leußmann; Johan Sangen; Lazarus Schonerus,
Rector Scholae Corbach. Den 6. May 1584: Wegen feiner G.
Hern G. Franntzen zu Waldeck: Melchior Linden; wegen seines
Er war ein gelerrter Politicus und Causidicus, aber in Religions-
sachen hat er von calvinischen Kalbe soviel gefressen, das er mit
der reinen Lehre nur stracks seinen Spott trieb: Jntra septennium
Coenac sacrae apud Corbachianos conviva non fuit. Dixerat
quondam: Ich wollte, daß Alle der Augspurgischen Confession
Verwandte an einem liechten Galgen hiengen. Haec verba locutus
est anno ante suuin obitum in Domo Corbachiani eujusdam civis!
gn. Herrn Grafen Josiä zu Waldecken: Justinianus Rellins; von
wegen Grauen Günters zu W.: Nicolaus Weigell, Justus Schef-
ferus; wegen der Ritterschaft: Anthon Zeddesaltz; von wegen der
Stadt Corbach Vlrich Leußmann; d. 11. März 1585: wegen des
Herrn Frantzen Grauen zu Waldeck: Melchior Linden, Anthon
Holman; wegen Herrn Grafen Josiä zu Wald.: Arnt von Rehen,
Justinianus Rellins, Joh. Grebe wegen des Gr. Günther zu W.:
Justus Schefferus M., Nicolaus Weigell, Joh. Backbier; von wegen
der Städte: Steffen Schott. D. 30. Aug. 1588: von wegen des
Gr. Frantzen zu W. vor sich vnd S. G. allerseits junge Herrn
Vettern in Vormundschaft: Melchior Linden, Anthon Holman; von
wegen der wolgeb. Frauen Margrete, geb. Tochter zu Gleichen,
Wittib zu Wald.: Joh. Backbier; von wegen der wolgeb. Frauen
Marien, geb. Tochter zu Barby, Gräfin und Wittib zu W.:
Georg Walther, Bartholdus Rolden; von wegen der von Corbach*
Tilemann Leusmann; von wegen der Schulen zu Corbach: Rei-
nerus Langius, Prorector; wegen der Sckulen zu R.-Wildungen:
Johanneß Finck. D. 1. Juni 1590: wegen des Gr. Frantz zu
W.: Heydenreich von Extede (?), M. Linden, A. Holman; wegen
der wolg. Frauen Margrete: Joh. Backbier, Jonas Mönch; wegen
der wolgeb. Frauen Marien: Joachim Buxtorff, D.; wegen der
Stadt Corbach: Joh. Staden, Johann Sangen, Deitmar Münch,
Melchior Lycaula. D. 29. Mai 1592: wegen des Gr. Frantz:
George Speirman; wegen der w. Fr. Margrete: Daniel Hart-
wigs; wegen der Fr. Marien: Bartoldt Rolden; von wegen
Ritter- vndt Landschaft ahnwesende Scholarchen: Melchior Ly-
caula, Deitmar Münch; von wegen der Stadt Corbach in Ge-
genwart des Bürgern.: Jobst Hensaler (?) vnd Bernd Knipers,
George Heffe, D. D. 20. Juni 1594: wegen des Gr. Frantz:
Ant. Holman, Brunner; wegen der gräfl. Wittwen zu A.-Wil-
dungen: Arnold Langemann, B. Rebenstock; wegen der jungen
Herrschaft zum Eysenbergk: B. Rolden; wegen der Ritterschaft:
Henrich von Tzwiste; wegen der Stadt Corbach: Joh. Zwelck,
Joh. Staden. D. 16. Octb. 1595: wegen des Gr. Frantz: George
von Dalwigk, A. Holman; wegen der gräfl. Wittwe zu A.-Wild.:
Arnold Langemann; wegen der Grafen Christian und Wolradt:
229
Jost Ritter, 9. D. 4. Mai 1598: wegen des Gr. Wilhelm
Ernsts zu W.: Melchior Licaula, Arnold Langemann; wegen der
Gr. Christ, u. Wolr.: George von Dalwigk, A.Holm., Jost Ritter,
v., George Speirman.
Aus den verrechneten Einkünften wurden verschiedenartige
Ausgaben bestritten:
1. L ehrerbesold ungen. Die Lehrer erhielten ursprünglich,
dem Abschied vom 17. August 1577 zuwider, nur Geldbesoldung,
regelmäßige Fruchtbesoldung daneben ist erst im I. 1593 einge-
treten232). So lange die Besoldung reine Geldbesoldung war,
bestand der Gehalt des Rectors jährlich in 172 Gulden (ä 27 Alb.),
der des Conrectors in 120, der des Lehrers an der 2. Classe
sollte betragen 100, der des Lehrers an der 3. Classe bestand in
90252 253), an der 4. Cl. in 60, an der 5. Cl. in 70, an der 6. Cl.
in 60, an der 7. Cl. in 50, an der 8. Cl. in 45 G. 25 Alb.,
der des Schreiblehrers in 40 Gulden2^). Rach Bestimmung v.
14. Juli 1578 sollte der Gehalt zu rechter Zeit quartaliter aus-
gezahlt werden. Im I. 1586 wurde von 2 gräfl. Linien insofern
eine bedeutende Aenderung mit den Einkünften von Berich vor-
genommen, als ein Theil derselben zur Unterhaltung der Schulen
252) 1579/80 erkaufte der Rector von der Oeconomie 12 Mütte
Korn, je zu 2 Thlr. = 32 Fl.; 5 Mütte Conr. Salignac. 1581
der Rector 26 Mütte 7 Metzen, jede 6 Metzen 1 Thlr., der Conr.
Jungmann 14 Mütte 5 Metzen. Schon 1590 bekamen aber
Lehrer zu Mengeringhausen und Wildungen Fruchtbesoldung aus
Bericher Gefällen.
253) Der erst seit Ostern 1581 angestellte Lehrer an der
3. Classe, M. Scribonius, erhielt den Gehalt des Lehrers der
2. Classe, nämlich 100 Gulden.
2") Im I. 1584 wird bemerkt, der Lehrer an der 5. Classe,
Conr. Welther, erhalte für die Arbeit in der Schule 70 Gulden,
für das Kirchengesänge (1586 pro exercitio Musices figuratae)
10 Gulden, in Summa 80 G. und der Lehrer an der 8. Cl.,
Engelb. Vierort, 60 Gulden. Der Prorector R. Lange erhielt
1588 u. 1589 an Jahrbesoldung 160 Gulden und versah dabei
die Stelle eines Rectors. Er war 1586 mit einem Gehalt von
110 Gulden berufen. 1590 erhielt der Rector 160 Gulden, 1595
und desgl. 1597 der Conrector 120, der Praes. Tertiae cl. 100,
Quartae 80, Quintae (cum exerc. mus. fig.) 80, Sext. 60, Sept. 50,
Oct. et Org. 60, der Pedellen Besoldung war 10 Gulden.
zu N.-Wildungen und Mengeringhausen bestimmt wurde.
Die betr. wichtige Urkunde lautet nach einer aus dem Archiv ge-
nommenen Abschrift Varnhagens:
Wir Frantz, Graff vnd Herr zu Waldeck, vndtt Wir Margreta,
geborne Tochter zu Gleichen vnd Fraw zu Waldeck Witbe, vor
Uns vnd in Vormundttschaft des Wohlgebohrnen Vnsers unmün-
digen Vettern, Sönleins, vnd Pupillen, Grasten Wilhelm Ernstens
zu Waldeck, unserer Erben vnd Nachkommen:
Nachdem Wir dabevor, wie dan auch weilandt der Wohlge-
borne Herr Günter, Graff vnd Herr zu Waldeck, Vnser geliebter
Vetter, Schwager vnd Herr Ehegemahl wolsel. Gedechtnis, aus
sonderlicher gnediger Wolmeinung, Zu Mehrung göttlicher Ehren
vnd Wolfahrtt gemeinen Nutzens Vnsrer Graffschaftt Waldeck, Alle
vnd Jede gefalle Vnseres Closters Berich sampt allen desten zu-
gehörigen Gütern an Zinsen, Zehenden, auch allen gellt v. frucht-
gefellen vnd Gerechtigkeitten zu Vnsrer Schulen zu Korbach ge-
wandtt, vnd angeorttnet, vnd sich dan in werk ohnläugbar vnd
öffentlich befinden, das wegen berührter Schulen zu Corbach
Andere Vnserer Graffschaftt Landsassen vnd Vntertahnen, von
wegen beschwerlichen Vnkostens, welche sie des orts an zu wenden,
wenig gebeffert, noch deren bis dahero genos haben empfinden mö-
gen, das Wir aus gnediger Wollmeinung solchs allenthalben be-
herziget vnd dahero verordnett, In masten Wir hiermit vor Vns
vnd Vnsere Nachkommen in Krafft dieses Briests disponiren und
verordnen, das von vnd aus obberührttem Berichschen Gesellen
Jedes Jahr vnd benentlich von dem Bericher Zehenden zu Altten-
dorff viertzig Vierttel, vnd von dem Gifflitzer halben Zehenden
auch viertzig Vierttel, desgleichen aus des itzigen Greben zu Altten-
dorff Hans Metzen Hoff Zwantzig vnd vier Mutt, Jtem Sechs
Mutt aus Curt Krümmels Hoffe von Heimfurtt, Drey Mutt
Michell Heineman daselbst, Zwei Mütt Henrich Krummelln, Drei
Mütt Diepell Seuring von der huben zu Wenigershausen, Andert-
halb Mütt Berthold Pilgrim von Gellershausen, Zwei mütt
Berthol Rod daselbst, macht in Summa einhundertt, Zwantzig ein
vnd ein Halb Mütt frucht-panim, Auff Martini Zu Vorschub und
besserung Vnserer Schulen zu Niddern Wildungen Burger-
23 l
meister vnd Rahtt daselbst onweigerlich folgen vnd von dannen-
hero Jeder Zeit vnd nach Nieder-Wildungen Ferners verschafft
werden sollen, wie dan auch Zu behuff der Schulen zu Mengerck-
hausen Järliches aus viell berührten Berichschen Gesellen vnd
sonderlich Zu Alten Stette aus Johan Mogs Hoffe Zehn mütt,
aus Jonas Schmincken Hoff Zehen mütt, aus Josten Haußmans
Hoff zehen mütt, aus Johan Widdigen Hoff zwei mütt, vnd aus
Thebesen Ruffen von Bahsdorff drey mütt, thut in Summa viertzig
vnd drey mütt partim, daselbst hinfallen vnd derselben schulen
Järlichs zugelegt werden sollen,
Da Jegen haben sich berürtte Vnsere vntersaffen vnd liebe
getrewen Bürgermeister vnd Rahtt von Niddern Wildungen dahin
erbotten vnd verpflichtet, das sie aus schuldiger vnterthenigkeit vnd
gehorsamlicher Willfahrung, vor vnd Jegen ein solche gnedige vnd
Jährliche Provision, einen newen Baw vnd aller maßen solcher
von dem Erbaren vnd Wohlgelartten vnserm Keetore vnd lieben
getrewen Mag'«*™ Henrich Daubern dabevor angeben vnd beschrie-
ben worden, Zu behuff der schulen daselbst, ohn alle Wiederrede
vnd Zu beförderung dieses Christlichen Werks den nechsten zu
Werck richten lassen, Zu dem Jährlichs von vnd aus des Kastens
daselbst vffkünftten vnd ein kommen Neuntzig Floren an gelde,
oder aber siebentzig fünff gülden vnd acht mütt Partim, beneben
vier Kasten gartten hierzu schiessen, So dan berührtten Vnserm
kieetori durch die von Niddern Wildungen vier Clafttern Brenn-
holtz Jeder Zent zu legen vnd für seine Wohnung stellen wollen.
Alles sonder Arglist vnd gefehrtte, vnd von ihnen vns deswegen
zurückgestellten Heee>8. Vhrkundlich desen allen haben Wir
Frantz p. v. Wir Margret« p. obgemeld, zu mehrer Sicherheit,
Vnser Jnsiegell an diesen Brieff wissentlich thun hangen. So ge-
schehen Zu Altten Wildungen den neunten Aprilis Anni Tausent
fünfhundert achtzig und vnd Sechs.
Frantz Margret«
Graff zu Waldeck p. Gräffin vnd Witwe zu Waldeck.
(L 8.) (L. S.)
Diese vom Grafen Franz und der Gräfin Margareta getrof-
fenen Bestimmungen gaben jedoch zu mehrfachen Verhandlungen
)Z2
Veranlaffung. Dm 13. April 1586 schreibt Graf Josias an den
Grafen Franz, daß er mit ihm und seiner Schwägerin zu A.-
Wildungen unter Anderm wegen der Schule zu Corbach in Irrung
gerathen sei. Sie wollten, es sollten von der Schule zu Corbach
Lehrer entlassen und was an Einkommen übrig bleibe an
Nebenschnlen verwendet werden; Josias aber glaube, daß dann
dadurch die doctrina artium mutiliret und gestümmelt würde und
entstände ex scliola perfecta imperfecta und würde diese Mutation
zum Verderb der Schulen gerathen; es scheine ihm daher gerathener,
daß man eine vollkommene Schule, worin alle artes liberales
tradirt würden, behalte, dem: daß man drei halbe unvollkommene
Schulen hätte255). Würde sich die Gegenpartei widersetzen, so
werde er die Wege an die Hand nehmen, wodurch die bewilligte
einhellige Fundation und Stiftung gehalten und unzertrennt bleibe.
Der zu Lauterbach damals lebende, aus Sachsenberg gebürtige
Werner Crispin, vom wald. Grafen Josias um Rath gefragt,
stimmte gleichfalls d. 25. Nov. 1587 dagegen, daß der Schule zu
Corbach das Geringste von ihrem Einkommen entzogen werde: sie
sei auf Anhalten der Ritterschaft und Landschaft gestiftet, die
eigentliche Fundations-Urkunde habe D Copius anfertigen sollen,
derselbe sei aber unterdessen verstorben. Den 10. October 1587
baten auch Prorector und Collegen, dem heilsamen Werke Schutz
angedeihen zu lassen; sollten aber einige Lehrer entlassen werden,
so möge es ihnen doch zeitig angezeigt werden, damit ein jeder
sich nach einem andern Dienst umsehen könne. Die Angelegenheit
war nicht so bald abgemacht. Man ersieht dies aus nachfolgen-
dem Auszug des Protokolles des zu Mengeringhausen d. 18. u.
855) Fast gleichlautend heißt es in der Leichpredigt auf Jo-
sias, von Steinrück und Nymphius L. 111: Danach haben I. Gn.
der Schulen zu Corbach gn. Erwähnung gethan und befohlen,
daß doch das Ministerium auf den ersten Landtag, so gehalten
werden möchte, an die sämmtl. Landherren, Ritterschaft und
Städte sollte suppliciren, daß doch die Schule zu Cörbach, wie sie
anfänglich angeordnet und gestiftet, wieder in ihren vorigen Stand
und esse möchte gesetzt werden, auf daß also aus einem perfecto
nicht drey imperfecta würden. Könne man darnach etwas erübri-
gen, das sollte alsdan zu den andern Schulen gewendet werden.
533
19. April 1589 gehaltenen Ausschuß-Tages. Es heißt darin: Zu
wißen, als wegen Manutenenz der Schulen zu Corbach demnächst
wegen der beiden Schulen zu N.-Wildungen und Mengering-
hau s e n zwischen allerseits gräflichen Räthen und den Deputirten
aus Ritterschaft und Städten auf dem gemeinen Ausschußtag zu
Mengeringhausen d. 18. u. 19. April a. 1589 allerhand weitläuf-
tige, scharfe Disputation und Rede fürgelaufen und man endlich
befunden, nit rathsam zu sein in solchem Zwiespalt, darunter alle
Schulen zum Niedergang kommeu würden, länger zu stocken, son-
dern etwas näher zur Sachen zu schreiten sein wolle: Als ist ohn-
gefährlich fürgeschlagen und für gut angesehen, daß die Schule zu
Corbach, wie sie jetzo diesen Sommer bestellt, gelassen, gegen
Michaelis aber neben der zu Wildungen und Mengeringhausen
annoch nachfolgender Gestalt bestellt würde.
Schule zu Corbach auf 7 Praeceptores;
aus den Bericher Gefällen: von der Stadt Corbach
Rectori — 130 Fl. 30 Fl.
Conrectori 100 -- 20 -
Quartano 80 - 20 -
Quintano 60 - 10 -
Sextano — 50 - 10 -
Septimo — 40 - 6 -
Octavo — 30 - 30 -
Sa. 490 Fl. 8a. 126 Fl.
Sa. Summarum 616 Fl.
Schule zu N.-Wildungen auf 5 Praeceptores;
aus Berich: von der Stadt:
Rectori — 80 Fl. 40 Fl.
Conrectori 60 - 15 -
Tertio — — 50 - 15 -
Quarto - 40 - 10 -
Quinto — 30 - 10 -
Sa. 260 Fl. 8a. 90 Fl.
Sa. Summarum 3S0 Fl.
Schule zu Mengeringhausen auf 4 Praeceptores:
aus Berich: von der Stadt
Rectori — 60 Fl. 20 Fl.
Conrectori 50 - 10 -
Tertio — 40 - 10 -
Quarto — 30 - 10 -
Sa. 180 Fl. Sa. 50 Fl.
Sa. Summarum 230 Fl.
Die Total-Summe aus Berich zu
allen drei Schulen------ 930 Fl. von Städten 266 Fl. «
Dazu kommen für die Pedellen:
Corbach 6 -
Wildungen 4 -
Mengeringhausen 2 -
dem Oeconomus in Allem — 80 -
den Pfarrern 25 -
Gemeine Ausgaben von Berich
zu den Schulen 20 -
8a. fernerer Ausgabe 167 Fl., hinzu 1196, thut 8a. Summarum
1363 Fl. Hiervon abgezogen obenangegebene Stadtgelder 266 Fl.,
bleiben vom Kloster Berich zu behus der drei Schulen zu contri-
buiren 1097 Fl. und befunden, wenn die Arreste los, daß man
solches und noch mehreres reichlich davon haben könnte; man hat
sich deshalb verglichen, in continenti bei der Fürstin auf Waldeck
pro reelarnalione Arresti in der Güte oder zu Recht mit Ernst
anzuhalten rc. und hat man sich hierauf der Jntroduction des
Rectors und Conrectors zu Corbach auf d. 23. April verglichen.
Die Lehrer zu Corbach aber haben doch noch längere Zeit
wegen ihrer Besoldung in Ungewißheit geschwebt. Den 24. März
1590 schreibt nämlich der Rector Lange, es sei wünscheuswerth,
daß die Lehrer Gewißheit wegen ihrer späteren Stellung erhielten.
Erst im I. 1593 trat, in Folge der gepflogenen Verhand-
lungen, eine wesentliche Aenderung ein: die Besoldung wurde seit
diesem Jahre nicht allein in Gelde, sondern auch in Frucht be-
richtigt und zugleich wurde der von den Städten N.-Wildungen
(72 Gulden) und Mengeringhausen (50 Gulden) zur Erhaltung
235
ihrer Sckulen entrichtete Jahresbeitrag in den Oeconomie - Rech-
nungen mit verrechnet. Der Gehalt betrug nun
des Prorectors — 100 Fl., an Korn 10 M. 4 Mtz., an Hafer 6 M.
d. Lehrers d. 3. Cl. 70 - - - 6 - - - 3 -
- - - 4. - 52 - - - 7 - - - 2 -
- - - 5. - 52^/2- - - 5 - 14 - „ - - 4 -
- - - 6. - 40 - - - 3 - 8 - - - 2 -
- - V 7. - 32 - - - 6 - - - 4 -
- - - 8. - 24 - 18 Alb. 2 -
(1594) 27 ^'2 Fl.- - 3 - 256).
256) Die Fruchtbesoldung scheint für alle Jahre Jj nicht ganz
feststehend gewesen zu lern. Im 1.1505 u. 1597 betrug fte:
1. für den Prorector (Rector) an Korn 12 Mtt., an Hafer 6 Mtt.
2. - - Lehrer an der 3. El. - - 8 - - - 4 -
3. - - - - - 4. - - - 6 4 -
4. - - - - - 5. - - - 6 - r 4 -
5. - - - - - 6. - - - 4 r r : 3 -
6. - - - - - 7. - - - 6 - - 4 -
7. - - - - - 8. - - - 4 r r r — s
Im I. 1606 empfing:
1. der Rector 100 Fl., 12 Mtt. Korn, 6 Mtt. Hafer,
2. der Conreclor 70 - 8 - - 4
3. Tertianorum Praes. — 40 - — - r — S r
4. Quarlanorum Praef.— 54 - 8 - - 4 c r
5. Quintanorum Praef.— 521/s 10 - - 4 r r
6. Sextanorum Praef. — 40 - 6 - - 4 - :
7. Septimanorum Praef. 32 - 6 - - 4 - -
8. Octavanorum Praef.— 30 - 6 - - 2 - r
Vrgl. S. 71.
Zur Zeit des Mittelalters war die Schule, wie bekannt, enge
mit der Kirche verbunden und bezog davon die Besoldung. Als
aber allmälig der Versuch gemacht wurde, die Schule von der
Kirche loszureißen, mußten von den politischen Behörden die Schul-
besoldungen erbeten werden. Im südlichen Deutschland findet sich
die erste Spur dieser Sitte 1443 zu Nördlingen, wo der Stadt-
rath dem Rector 32 Gulden rhein. als Verehrung bewilligte.
Ruhkopf S. 258—261. Erst durch die Reformation wurde in
Bezug auf die Gehalte der Lehrer, welche bis dahin in der Regel
von der Kirche hergegeben wurden, eine Aenderung hervorgebracht,
wenn gleich ein Theil der Besoldung immer noch von der Kirche
besorgt wurde. Aber freilich die Gehalte waren zunächst nur ge-
ringe, ein Rector in den mittleren Städten mußte sich gewöhnlich
mit 20, 30 Guldeit begnügen. Ruhkopf S. 335—337. Hautz,
536
Dabei erhielt ein Lehrer auch wohl eine Gratification, z. B.
M. Th. Welther 2 Müttte Korn zur Verbesserurg seines Stipendii
(b. i. Jahrgehalts) von Ostern des 78. bis Ostern 79. Jahres
auf Bewilligung b. gn. Herrn zugelegt. Schon in ben ersten
Gesch. ber Neckarschule zu Heibelb. S. 13. Im I. 1524 erhielt
ber Rector zu Frankfurt 50, 1526 = 60, 1547 = 150 Gulben;
Koch, Gesch. ber Schulen zu Helmstäbt I., 26; 1530 zu Heilbronn
50 Gulben; Pfaff, Gesch. bes gel. Schulw. in Würtemberg 1842,
S. 47; 1532 zu Soest 35 Golbgulben unb bie eine Hälfte bes
Schulgelbes; Wiese 323; 1533 zU Eßlingen 100, unb 10 Gulben
für Holz, ber 2. Lehrer 60, ber 3. 40 unb freie Wohnung. Pfaff
54; 1536 bekam Sturm jährlich 40, später 100, bann 140 Gulben
Gehalt. Rieth, Leben unb Wirteil St. 1864, S. 4; 1540 zu
Stenbal ber Rector 100, ber 2. Lehrer 70, ber 3. 50, ber 4.
40 Gulben; Wiese 233; 1541 der Rector zu Weilburg 16 Golb-
gulben ä 18 Batzen. Eichhoff S. 6. 7; 1542 zu Helmstädt 60,
ber 2. Lehrer 40, ber 3. 30, ber 4. 20 G. Koch 26; 1544 zu
Hilbesheim 80 Gulben unb sonst Schulgelb unb Accibentien;
Fischer, Gesch. bes Anbr. 74; 1546 zu Eisleben ber Rector 200,
ber 2. Lehrer 100, ber 3. 90, ber 4. 80, ber 5. 60 Gulben.
Cllenbt S. 3. 1557 zu Stettin 150 Gulben, 12 Fuber Holz,
1 Mispel Roggen unb freie Wohnung. Hasselbach, Gesch. bes
G. z. Stettin 1851. S. 16. 1557 zu Wernigerobe ber Rector
100 Gulben, ber Cantor 70, ber Conrector 45 Gulben; Kallen-
bach, Gesch. b. G. zu Wernigerobe S. 12. 1560 zu Osnabrück
zuerst 94, später 104 Thlr., Hartmann, Prgr. 1861. S. 22; 1565
zu Schwerin 80, 1566 = 90 Gülden; Wex S. 32. 35; 1574 ber
Magister scholae zu Braunschweig 70 Gulben ä 20 Mgr., ber Cantor
47 G. Sack, Gesch. ber Schulen zu Braunschweig. S. 52; 1574 ber
Rector im gr. Kl. zu Berlin 110 Gulben, 1 Mispel Korn, 10 Gulben
für Holz; ber Conrector 90 Gulben, 1 W. Korn, 5 G. zu Holz;
ber erste Magister 60 G., 1 W. Korn, Etwas zu Holz, ber 4.
50 G., 1 W. Korn, Etwas zu Holz, ber erste Cantor 50 G.,
1 W. Korn, Etwas zu Holz; der 2. Cantor 40 G., 1 W. Korn,
ber Jnfimus 28 G., 8 Scheffel Korn; ber Rector unb Conrector
hatten freie Wohnung. Bellermann, bas gr. Kl. zu Berlin 1825,
IH., 15. 1576 erhielt ber Rector zu Siegen 100 G.; Prgr. 1855.
S. 7; 1579 zu Salzwebel 90 G., ber Conr. 48, ber Cantor 40,
ber Baccalaur 32, ber Jnfimus 20 G. Wiese 236. 1604 zu
Duisburg 100 Thlr., ber 2. Lehrer 52 Thlr. Köhnen, Prgr. 1851.
S. 5; 1605 zu Siegen ber Rector 130 G., ber 2. 90, ber 3. 80
(ohne was vom Gesänge bei Leichen unb Hochzeiten einkommt),
ber 4. 54, ber Teutsche Schulmeister 20, ber Pebell 6 Gulben.
Hoßbach, Prgr. 1859. S. 13.
?37
Decennien aber finden wir oft Klagen über säumige Entrichtung
des Gehalts; d. 31. Aug. 1579 schreibt L. Schöner an die Grafen:
Ich bitt, daß Ew. Wohlgeb. auch bei dem Oeconomo lassen an-
halten, daß er, wie in nächster Audienz ihm auferlegt, mir meine
Habitatation verfertigt, und mit entrichtung der stipendiorum mich
und meine collegas nicht zu lange aufhalte, denn er in diesen
beiden Dingen fast säumig.
2. Der Transport der ankommenden Lehrerfamilie und deren
Hausgeräths^).
257) Im Abschied der Schule 1578 heißt es: Es ist billig,
daß dem Rector sumptus itineris durch den Oecononius er-
stattet werden. 1578: 6 Guld. 24 Alb. dem Fuhrmann von
der Newstadt geben: hatte den Rectorem Schoner mit) seinHaus-
fraw von der Newstadt anhero gefüret; 10 Guld. 13 Alb. 4 Pf.
G. Neugeburß Knechten von der Neustadt, haben des Rectoris
Haußgeredt von der Neustadt anhero pracht; 5 Guld. 24 Alb.
demselben sammt seinen beiden Gespannen für Zehrung hier in
der Herbergk bey Herr. Schönhartt d. 2. u. 3 Octb. 7 Gulden
18 Alb. H. Kalden u. I. Bloem haben des Rectoris vbrig Su-
pelleciilem von Marburg anhero geführet. 3 Guld. 12 Alb. der
Conrector Salignaeus ober Weg vertzehret, wie er mit seiner
Hausfrau von Heidelberg anhero gefahren, Ultimi« diebus Decembr.;
5 Guld. 4 Alb. 4 Pf. dem Fuhrmann, so des Conrect. Supellec-
tilem von Frankfurt anhero pracht, d. 3. Nov.; 13 Guld. 2 Alb.
des Conrectoris Supellectilein HeideJberga Francosurtum tzu fahren
geben; 26 Guld. 11 Alb. Franz Schumacher« gezahlt, hat den
Conrectorem B. Sali g n a c u ni cum uxore von Heidelberg anhero
geführt; 2 Guld. 8 Alb. vor 6 Ellen schwartz Tuch zur Decken vber
einen Wagen, darauf der Conrector geholet worden; 1581: Ma-
gistro W. A. Scribonio pro supellectilis vectura von Marpurgk
biß anhero 3 Gulden; Justo Emmedeno eodem nomine von
Lauppach biß anhero erlegt 5 Fl.; 1583: Septimae class. prae:
fccto Joh. Speirmann pro vectura supellectilis suae erlegt
2 Fl. 8 Alb.; 1584: Quartae dass. Praesecto, M. Henrico
Crantz io, ist Zusteuer seines supellectilis anhero zu füren,
ingewilligt worden 10 Fl.; 1586: des Conrectoris Langii su-
pellectilem von Marpurg auf 2 Wagen anhero zu führen 11 Fl.
13 Alb.; Der Universität zu Marpurg Fuhrmann, daß er zwey-
mal von dannen auch des Conrectoris familiam und supellectiiem
anhero geführet, gegeben 13 Fl. 8 Alb.; Antonii Kanne-
tz iess er s supellectiiem von Soist anhero zu führen, gegeben
4 Fl. 15 Alb. 4 Pf.; 1589; M. Henr. Crantzio haben Grfl.
238
3. Bei Ankunft und Einführung und bei Weggang der
Lehrer^8). 4. Für Aushülfe und freie Wohnung^») einzelner
verordnete Räthe, wie ehr ist angenohmen, freie Fuhr seines Hauß-
raths vnndt der seinigen gehn Corbach zuuerschaffen verheißen und
ist zur Abholung deßelbigen bezahlt 21 Fl. 23 Alb. 3 Pf.; 1606:
Alß Joh. Hof mann Gonreet. ist nach Corb. ankommen, ist seinen
Fuhrleuten zu Lohn geben 8 lj» Thlr.
258) 1586: bei Antonius Kannegießer, Quartanorum
praefectus, auf Michaelis zu seiner Ankunft alhier in 4 Tagen
verthan 1 Fl. 5 Alb. und über Weg und heim 18 Alb. summatim
1 Fl. 23 Alb.; 1586: M. R. Langius, als berufener Cunrector,
ist am 28. Mai alhier angekommen und biß auf den 5. Juni be-
schieden sich zu erholen, in der Herberge zuni weißen Roß an Zeh-
rung, Futter, Stallmiethe, aufgegangen 4 Fl. 2O Alb.; bei In-
auguration des Pror. Lange vor lx/2 Thlr. Wein, 10 Alb. an
5 Viertel Bier, 6 Alb. Lichter aufgangen, summa 2 Fl. 18 Alb.
4 Pf.; 1589: den 13. Apr. Ao. 89 feindt allerseits niemer gn.
Herren vndt Frauwen abgeordnete Räthe zu Corbach ankommen,
Nachts bei mir, dem Oek., verharret als sie den reetorem und conrecto-
rem aufs neuw ingefuhrt, an Kost und Trank, Hafern und Heuw,
Stallung und andern verthan 13 Fl. 15 Alb. 4 Pf.; 1586:
Reetori 8cbonero zum Gonvivio diseessus vor 1 Thlr. vnndt
hernach zum Abschied ein Viertel Wein vor 16 Alb., thut zu-
sammen 1 Fl. 20 Alb.; — Grast. wald. Räthe haben dem Con-
rectori Germbergio aufs sein vielfältiges Anhalten zum Abzüge
zur Verehrung eingewilligt 30 Fl.; — 1589 M. Henr. Crantzius
ist von den Herren Rathen gen Corbach zu erscheinen beschrieben
vndt in Curt Sangerß Behausung in zweien Tagen verzehrt 1 Fl.
9 Alb.; — 1591: JV1. R. Lang io, gewesenen Rector alhier zu
Corbach, haben Gräfl. verordnete Räthe zum Abzug verehrt
20 Thlr. = 22 Fl. 26 Alb.; Rectori Langio zum convivio dis-
cessus 1 Thlr. und zum Abschied für Wein 16 Alb.; 1606:
Alß M. Jost Lückel von der Schulen Corbach abgezogen,
haben gn. Herren demselben pro bonorario verehret 4 Mütte Korn.
1580 stnde ich auch die Nachricht: Des Herrn Conr.Saiignaci
funus mit einem Leichtuche verehret, kostet 4 Fl.; dem Todten-
gräber 12 Alb.
259) 1580: Der Conrector B. Salignacus ist am 1. Febr.
entschlafen, haben nun der Rector u. Mgr. Jungmann seit-
hero bis auffs Examen vernum das ganze erste Quartal seine
Statt in der Schulen versehen vnnd seiner Wittwen dauon
die Besoldung gegönnet — trägt 30 Fl.; 1581: Der Rector und
Mgr. Scribonius, lertianor. praef., haben die Stelle Gon-
reetoris zusamb ferner biß zu Endt deß Jahrs versehen vnndt
seindt Ihnen dagegen zur Verehrung eingewilligt 10 Fl.; 1585:
239
Lehrer. 5. Für Ergötzlichst an Lehrer und Schüler zu Weih-
nachten und zur Examenzeit de o). 6. Für Druck von Lehrbüchern und
halbjährigen Lectionsverzeichnissen (elenchi)261).
dem Rectori Lasaro Schonero seindt auff sein mehrmaliges
suchen von grfl. wald. Räthen vor Mitverwaltung des Con-
rectorats vom 24. Octb. 1581 bis letzten Mart. 1582 bewilligt
worden 20 Fl.; — „D. 2. Juni 1586 dem Rector Schoner pro
extraordinaria sanctione ettlicher lectionum, so ich in Mangel eines
Conrectoris zu unterschiedenen malen, nämlich als Conr. Salign.
verstorben und abermals als Conr. Jungmann abgezogen, auf mich
genommen, 83 Gulden";
Da der Rector Joh. Zysenius zugleich 6/* I. das Conrectorat
mit verwaltet hatte, wurden ihm 1617 durch die Land-Canzlei
50 Gulden, 4 M. Korn und 2 M. Hafer aus der Oeconomie zu-
gesagt; 1580: Vor den Conrectorem B. Salign. vnd seine Relic-
tam vom 1. Jan. biß zur Herbstmeß, da ferne Relicta abgezogen,
zu Hauszinß erlegt 2 Fl. 23 Alb. 4 Pf.; 1581: Vor denn Hern
Rectorem L. Schonerum von Michaelis des 79. I. biß auf die-
selbe Zeit des 81. Jahrs Herrn G. Ny mp hi o zur Hauszinß
erlegt 14 Thlr. — 16 Fl. 2 Alb.; 1584: dem Conrectori M.
Herrn. Germbergio ist ober seine Jarbesoldung freie Her-
berge zugesagt und habe ich dergestalt Hern G. Nimphio vor ihnen
vor 3 Quartal iocarii erlegt 41/* und Hern H. Fredewald l1/* Thlr.,
summa 6 Thlr. = 6 Fl. 24 Alb.; 1585 desgl. 1586 für das
1. Quartal erlegt l1/* Thlr. = 1 Fl. 19 Alb. 4 Pf.; 1589:
Dem Conrector M. H. Crantz io ist ober seine Jahrbesoldung
auch freie Herberge zugesagt und seindt demselben vor 3
Quartale behändigt 4 Fl. 13 Alb. 4 Pf.; desgl. 1591 für freie
Wohnung des Jahres 90: 6 Fl.
26°) 1578: 1 Fl. 19 Alb. 4 Pf. dem Rectori und Praecep-
toribus zum Conuivio Scholastico in feriis Natalitiis Domini; 1579
zum Convivio scholastico l1/* Thlr., „stehet bei den gn. Herren,
ob passiren soll"; 1605: Ahm 15. Alartii nach gehaltenem Examen
den Knaben, so sich in Ihren studiis wollgehalten an Confect vnndt
anders verehret 2 Thlr. 12 Alb. — 2 Fl. 20 Alb.; Item am
14. Septb. — 2 Fl. 9 Alb. 4 Pf.; 1606: desgl. am 5. Apr. 2 Fl.
16 Alb.; Item im Septb. 3*/, Fl.; desgl. 1607 d. 3. März und
d. 8. Septb. desgl.
*6i) 1580: Der Conrectorin vor ihres Herrn seligen Müh
auf Edition Arithmetices vnd Graecae Grammatices angewandt,
item zum Abzüge auf sämmtl. gräfl. Räthe Befehl 20 Fl.; An-
dreae Wechelio zu Frankfurt zur Erlösung des Druckes Arith-
mctices cum Algebra et rudiment. Graecae Grammat. Dni. B.
Salignaci 20 Fl., dem Boten, so das Geld hinauf bracht, die Bücher
einpackte und die herunter zu füren bestellte, 2 Fl., dem Fuhrmann
540
i" 5:
7. Bei Promulgation von Schulgesetzen und Entwerfung einer
einheitlichen Schulordnung262). 8. Für Schulbedürfnisse2 3^) und
Bauten im Kloster2^4 * * * * * * * 12) und zu Berich2"). 9. Den gräfl. Räthen
2 Fl. 13 Alb. 4 Pf.; Für Einband von 12 Exempl. der griech.
Grmmt., welche an gräfl. Canzlei geliefert 28 Alb. 6 Pf., desgl.
für ebenso viele Expl. der Arithm. 1 Fl. 18 Alb. 4 Pf.; 1578:
18 Fl. 26 Alb. 2 Pf. Josten dem Scheurmeyer vor den Elenelium
zu drucken; 1580: Augustino Colbio, dem Buchdrucker zu Mar-
purgk, vom Ltencbo verno zu drucken bezalt 3 Thlr. rr 3 Fl.
18 Alb.; vor den Elenchum Authumnalem zu drucken 4 Fl. 6 Alb.
4 Pf.; 1581: A. Colbio, dem Buchdrucker zu Marpurgk, vor
den Eleneb. vern. 3 Fl. 12 Alb.; Chunr. Grothen, dem Buch-
drucker zu Lemgaw, vor den Elench. autumn. 3 Fl. 12 Alb.;
1586: Bor den Elench. zu drucken 2 Fl. 16 Alb.; 1587 vor den
Eleneb. (zu Marp.) zu drucken und den Gesellen zur Verehrung
3 Fl. Der Böthe, welcher zu Marp. auf den Druck des Elenchi
warten und denselben nach Corbach bringen mußte, bekam 24 Alb.
4 Pf.; 1588 der Elench. von Michaelis 88 2 Fl. 13 Alb.; 89:
2 Fl. 22 Alb.; 1591 zuMarpnrg vor den Elench. 2 Fl. 26 Alb.;
1597 desgl. für Druck 2 Fl. 1»/, Alb.; 1606 desgl. 1 Fl. 13 Alb.
262) 1586: Ueber der Promulgation leg um scholae an
10 Maß Wein aufgegangen, 1 Fl. 11 Alb. 6 Pf; 1589: Eß haben
die Rectores Schoiarum Waldeccensium zu Mengeringkhausenn
in Anrichtung der einhelligen Schulordnung d. 16. und 17. Octo-
bris verzehrt 7 Thlr. 7 Alb. 6 Pf. — 8 Fl.18 Alb. 6 Pf.
263) 1580: für 8 ferulae in die Schule 7 Alb.; 1588: dem
Drechsler, daß er in die Schulen 5 ferulas gemacht 6 Alb.;
1580: Von der Glocken zum signo castigationis zu hangen geben
2 Alb.; 1581: die Glocke aufzuhängen 12 Alb.; 1589: 2 eichene
Dillen gekauft, daraus eine lange Bank ins große auditorium,
darauf, wenn disputationes und declarationes gehalten, anweßende
Zuhörer sitzen können, machen lassen, kosten jede Dille 6 schillinge,
zu machen 3 sch. ~= 108 Alb.; 1588: dem Schreiner von Lengefeld
für 4 Buchendielen, dem Rector im Collegio an Schaffen, darauf
er die Bücher gesetzt, zu machen 1 Fl. 3 Alb.; vor 8 gedreete
hölzerne Leuchter zu behuef der Schulen, 12 Alb.
1607: Ins Kloster zu Corbach gekauft an Brennholtz, so
dem Reetori Crantio zugestellet, 10 Gulden.
264) 1578 und 1580 wurde am Collegio stark gebaut, auch
das Thürmchen auf dem Collegio von Leyendeckern bestiegen; 1581:
Meister Mrich Han in der Schule ins Rectoris Wohnung gemacht
12 neue Thüren, 6 Fensterposten mit den Rahmen, sonst an Bänken,
Fenstern, angedingt vff 9 Fl. 10 Alb.; der Schlosser hat diß 81.
Jahr in des Rectors Wohnung im Collegio ann Thüren zu be-
schlagen, Schlösser zu machen u. A. verdient 15 Fl. 17 Alb. 4 Pf.;
24 l
für Besorgung von Schulsachen2^), Anfertigung der Register2^),
Abnahme der Rechnungen2^). 10. Den Scholarchen bei
Schulbesorgungen2^). 11. Der Gehalt des Oeconomus270)
Von der Glocken zu hangen 12 Alb.; 1583: Von Viermündischen
begräbniß mit Brettern zu versperren 3 Alb.; Im Collegio wird
1583 gebaut, desgl. 1587; 1588 dem Rector ins Closter 2 neue
Eimer an den Brunnen 6 Alb.; dieselben zu beschlagen 8 Alb.;
1 Seil zu behuf der Glocken 21 Alb. Einen neuen Ofen ins
Closter über des rector« Stuben, einen Sclwrnstein gemacht, dazu
die zwen Ofen in den beiden großen Auditores geflickt 1 Fl. 4 Alb.
4 Pf.; 1589: Im Collegio gebaut.
265) 1588: Einem Schmied zu Nuttlar vor 9000 Decknägel
zu behuef der Baue zu Berich und Corbach; 1594: Fuhrlohn
wegen des Werber stegs 1 Fl. 19 Alb. 4 Pf.
266) 1581: Gräfliche Räth vber der äeliberation vonn wegen
des Conrectorats verthan d. 12. Octb. 1 Fl.
267) 1579: An Bier verthan, wie die Register geschrieben
und verfertigt 19 Alb. 2 Pf. Stehet dahin, ob solches dem Oe-
conom ferner passiren soll.
268) Am 6. Mai 1584, da die gesammten gräfl. Räthe vom
Oeoonomo der Schule zu Corbach die Jahrrechnung von 83 an-
gehört und den Morgen die Suppe erhielten, ist bei dem Wirth
aufgegangen an 31 Kostmalen, jedes 2 Batzen = 3 Thlr. 15 Alb.
4 Pf., an 39 Maaß Wein, jedes 4 Alb., an Hafer und Stall-
miethe 16 Alb. 4 Pf., an Bier 16 Alb. 4 Pf., an Confect 6 Alb.
= 10 Thlr. 4 Alb.; 1588 d. 15. Octb. haben gräfl. Räthe die
Stumpfrechnung von Joh. Limperg, gewesenem Oeeonomo, abge-
hört und vor und nach gehaltener Rechnung bei Susannen Schön-
harts, der Wirthin, an Kost und Trank, Hafer und Heu, Stall-
miethe und Anderm verthan 30 Fl. 8 Alb. 4 Pf.; 1590: das
Mahl Remin. 18 Fl. 1 Alb.; den 2. Juni nach gehaltener Au-
dienz von abgeordn. Räthen, Rittersch. u. Städten an Kost, Wein,
Hafer, und Anderm verthan 21 Fl. 25 Alb.; 1594 haben die
sämmtl. Landdrost und Räthe neben H. von Twiste und den Ab-
gesandten von Corbach, nach abgehörter Oeecmomei-Rechnung zu
Mengeringhausen verzehrt 5 Fl. 7 Alb.; 1595 haben die sämmtl.
Landdrost und Räthe neben d. H. Superint. von der Landau und
Mengeringhausen und den Abges. von Corbach nach Abhörung der
Oeconomie-Rechn. verzehrt 21 Fl. 6 Alb.
282) 1589: Alß von den discipulen factiones gegen den Ree-
torem vnd seine Collegen vorgenommen, ist Otto von Wolmering-
hausen neben Burgeni. D. Münch vndt M. Licaula von v. gn.
Herrn und Frauen verordnete Scholarchen im Collegio erschienen
vnd ist damals vff begehren vorerw. Scholarchen geholet worden
ein Viertel Wein, kostet 1 Fl. 5 Alb.
242
und der Pedellen^*). 12. Reichs-, Kreis- und Landsteuer^").
13. Besondere 2lu£gabenm): für Reisen des Oekonomus, oder
270) 1578: dem 0eeonc»mu8 an Gelde verordnet jährlich
20 Fl. und 16 Mütte Frucht; 1593: dem Oecoii. Jarbes. 20 Fl.
20 Mülle (hierunter 4 M. Hafer), 30 Hahnen; 1594: 20 Fl.
20 Mütte, 30 Hahnen; 1605: oem Oeco». 20 Fl. 16 Mülle Korn;
1606: dem Oecon. 20 Fl. 20 Mütte, 30 Hahnen.
2™) 1578 wird bemerkt: Die zween Pedellen, deren dem einen
6 Fl., dern andern 4 Fl. zur Besoldung verordnet, feind noch nicht
angetreten, vacirt also auch dieselbe Ire Besoldung; 1580: die
Pedellen Daniel Holtzapfel und Casp. Schefer samt deren Suc-
cessores haben bekomm 10 Fl.; 1581: den Pedellen Henr. Sckäfer
und Joh. Zwelck 10 Fl.r 1587 den Pedellen 10 Fl.; 1591 der
Pedell Ludevicus Scheffer vff 5 Quarlal 12 Fl. 13 Alb. 4 Pf.;
1594 dem Pedellen 0 Fl.; 1597 desgl.; 1605 üesgl.; 1607 desgl.
272) 1588: Justiniano Neilio, Obereiurrehmer der Reichs-,
Kreis- und Landsteuer, st- Anschlag eingewilligter Türkensteuer
wegen des Klosters Berich 21 Thlr. = 24 Fl. 3 Alb.; 1593: Zu
Schatzung vom Closter Berich 1/4 Anschlag nach Cord ach
12 Fl. 1 Alb.
273) a. dem Oecohomus für Reisen, um Lehrer zu ge-
winnen; 1578: 7 Fl. 23 Alb. vf dem Wege nach Dortmund, dar-
selbst, item von dannen auf Oßnabrück — wie ich (der Oeconom)
mich auf bevelich nach einem Rectore vmbgethan, vom 13. Martii
biß vf d. 25. ej.; 6 Fl. 9 Alb. vf der Reffe nach Oßnabrück, da-
selbst und Herwidder durch Warndorf, Ham, Sust von; 26. April
biß 6. Mai, wie Ich den NeJlium zum Rectorat berufen und auf
Anweisung deßelben den Engelbertum Copium zum Ham beredt
selbander vertzeret; 1581 hab ich (der Oecon.) zu 2 malen des
Conrectorats wegen zwischen Arultz, Cörbach, Wildungen vertzehrt
10 Alb.; Nach einem Conrectore hab ich in Westphalen mich um-
zuhören in 9 Tagen selbander verzehrt 4 Fl. 21 Alb.; 1586:
De;; vorgeschlagenen lleuen Rectorem Liborium Otto auf grast.
Räthe beseht aus Ellrich zu berufen, bin ich arn 23. Januar auf
Ellerich gereiset mrd ant 6. Febr. wieder gekommen, 2 Fl. (?).
b. dem Rector für Reisen. Meinolph Schmahlen, Außreiter
der Stadt Eorbach, hat M. R. Langio ein Pferd samt seinem
Sohn gelieheli, alß derselbige vff Befehl der gn. Hern, Oantzium
vor einen Conrectorem zu fordern, gen Beuern verreißet: 1 Fl.
18 Alb. 4 Pf.; 1606: Ist der Rector M. Joh. Crantzius nach
der Naumbilrg verreiset, alß er den jetzigen Conrector M. Jo-
hanneß Hoffmann angenhomen und daselbst verzehrt 1 Thlr.
e. Botenlohn: 1578: 4 Alb. dem Botten von Dortmund, welcher
des Beurhusii Widderantwort anhero pracht, zur Zehrung.
9 Alb. für ein Paar Schuh dem Stadtbotten alhier, daß er mich
243
Rectors um Lehrer zu engagiren, Botenlohn, für Reden, die in
der Schule gehalten, für Wein imb Hostien an die Comnrunicanten
von hinnen gehn Dortmund, Oßnabrück und wieder hero, einen
Rectorem zu bewerben, begleitet; 1 Fl. 6 Alb. einem Botten von
Dortmund, welcher des Beurhusii Widderantwort anhero Pracht,
geben den 11. Apr.; 2 Fl. 20 Alb. 6 Pf. zu Lohn vnd vor ein
Paar Schuh dem Boten, daß er mit mir gen Oßnabrück zum
ft elf io vnd von dannen auf Ham zum Engelberts Copio gangen;
4 Fl. 21 Alb. Jost Möllern: hat den Cour. Salignacum widerum
15 Meilen auf Frankfurt, von dannen 4 Meilen auf Mainz, ferner
3 Meilen auf Oppenheim vnd endlich 9 Meilen auf Heidelbergs
begleitet vnd demselben sein Gepeck vnd Mantel getragen; ist uef
die Meil 2 Batzen und 1 Thlr. zu Tragelohn; 1579: I. C. La-
keyer hat die erste Promulgatio der Schulen durch Weftphalen an-
geschlagen 3 Thlr. 12 Alb., ist vom Rector gedingt. Dem Boten,
des Conrectors Bücher nach Frankfurt zu bringen 15 Alb.; 1580:
Einem Boten, so Mgr. Rudolpho ein Schreiben bracht, vocationem
sui ad conrectoratum berührend, 10 Alb. 4 Pf.; Jost Müllern, so
das 3. Schreiben an Mgr. Rudolphuni pro vocatione sui gen
Cassel bracht 10 Alb. 4 Pf.; Joh. Lakeyer hat 79 die erste Pro-
mulgation der Schulen durch Weftphalen angeschlagen, hat der
Rector mit ihm auff 3 Thlr. gedingt = 3 Fl. 12 Alb.; Boten-
lohn vom Elencho zu Marpurg 3 Alb. 2 Pf. (und so oft z. B.
1581 zu Botten- und Trägerlohn für den Elench. von Marpurg
1 Fl. 3 Alb.); für den Elench. am. gen Lemgaw vnd widder-
bracht, 4 Tage gewartet: Botten- und Trägerlohn 2 Fl. 18 Alb.;
1590: C. Mehlen, welcher den Elenchum gen Marpurg getragen
vnnd daselbst verharret biß er gedruckt worden 15 Alb. 4 Pf.;
Jost Müllern gen Lauppach zum Emmedeno Botenlohn und da-
selbst zu warten 1 Fl. 20 Alb.; 1585: dem I. Kramer, so von
Liboriußen Otten, des Rectorats wegen, widerantwort an mich
brachte zu Botenlohn 1 Fl. 4 Alb., ibidem abzuwarten 4 Alb.
4 Pf., d. Für Reben. 1578 dem Herr Conrector von wegen
gn. H. vor die Ora1. ion pro inauguratione scholae eingewilligt
3 Fl. e. Für Wein und Hostien. 1593: Im I. 1593 vor
Wein und Hostien im Kloster Berich zu behuf der Communicanten
1 Fl. 4 Alb.; desgl. 1594, 1597, 1605, 1606 (23 Alb.), k. Kir-
chenvisitation. 1594: die Herren Kirchen-Visitatores haben zu
Berich verzehrt 2 Fl. 17 Alb.; 1590: dem Pastor zu Hemfurt
auf 3 Quartale fü Versetzung des Predigtamts zu Berich 15 Fl.,
dem Küster von Walpurg. 87 bis Mich. 1588 7 Fl. 13 Alb. 4 Pf.;
1607 dem Pastor 20 Fl., dem Küster 5 Fl. g. Gr äst. Hof-
lager zu Berich. 1593: Als der wolgeb. Graf Franz u.Jhro
wolgeb. Ehegemahlin, auch die alte Gräfin und Junge frewlein
von Diepholz auf Sonntag d. 20. Mai mit 26 Pferden zu Berich
244
in Berich, dem Pastor und Küster zu Hemfurt, für ein gräfl. Hof-
lager zu Berich, für Krebse an die Herrschaft, dem Holzförster zu
Berich, für Papier, Dinte und Pergament zu den Registern, für
Fuhrlohn*").
Außer der angeführten Geld- und Fruchtbesoldung aus der
Bericher Oeconomie bezogen die Lehrer auch Schulgeld275). Jeder
ankamen und daselbst bis Freitag Abend verharrten, ist an aller-
hand Proviant zur Küche und sonst durch die Meier berechnet
81 Fl. 5 Alb. 6 Pf., für ein Kalb 1 Fl. 9 Alb., für ein Rind
2 Thlr. 22 Alb. = 3 §t. 3 Alb., für 4 Lichter von Wildlingen
14 Alb., für 10 Biergläser 4 Alb., für 12 Weingläser 6 Alb.,
für 3 große „Duppen" 3 Alb., für 11 Pfd. holländischen Käse
22 Alb., für */* Kalb zu Waldungen 15 Alb. 4 Pf., zu Corbach
5 Pfd. Lichter 17 Alb. 4 Pf., für Wecke 8 Alb.; noch für eilt
Kalb 1 Fl. 9 Alb., noch für Biergläser 2 Alb., noch für Lichter
7 Alb., für 4 Loth Ingwer 3 Alb., für Seyffe u. s. w. 1 Fl.
4 Alb., für Weizenmehl vom Bäcker zu Waldeck 1 Fl. 4 Alb.,
sonst Korn 4 Mütte 1 Metze und Hafer 10 Mütte. Donnerstags
d. 25. Juni 1590 ist Graf Frantz samt Wild. u. Eisenb. Räthen
zu Berich angekommen und bis Sonntag verharret, ist damals an
Kost, Wein und Bier, Hafer u. A. verthan: Von dem Weinherrn
zu Corbach 15 Viertel Wein für 16 Fl. 18 Alb., noch vom Wein-
wirth zu Waldeck 9 Viertel, das Viertel für 33 Alb., mit Boten-
lohn 11 Fl. 9 Alb., Bier 10 Ohm von Corbach (25 Thlr.)
28 Fl. 19 Alb., desgl. 14 Viertel zu 1 Fl. 16 Alb., 5 Scheffel
Mehl verbacken 5 Fl. 4 Pf., für Wecke 14 Alb., für Rindfleisch
14 Alb., 2 Kälber, jedes 1 Thlr., trocken Rindfleisch 17 Alb. 4 Pf.,
für 2 junge Lämmer 16 Alb. 4 Pf., für 49 Pfd. Speck 3 Thlr.
17 Alb. 2 Pf., für 15 Pfd. Butter, verkocht und verspeis't, 1 Fl.
6 Alb. 6 Pf., für Gewürz, Lichter, Wein- und Biergläser 2 Fl.
10 Alb. 2 Pf., für Essig 12 Alb., dem Koch 1 Fl. 18 Alb. 4 Pf.,
in die beiden Küchen der Meierschen sammt dero Mägden 2 Fl.
8 Alb., an Hafer draufgegangen 7 Mütte, ä 1 x/s Thlr.; Sa. 92 Fl.
12 Alb. 6 Pf. h. 1593: Für 40 Krebse 12 Alb., nach Arolsen
Botenlohn 9 Alb. i. 1593: Dem Holzförster zu Berich, außer
Fruchtbesoldung, 18 Alb. zu Schuhen; desgl. 1607. k. Für Pa-
pier, Dinte und Pergament 1 Fl. 8 Alb.
274) 1607: Ausgabe Fuhrgeld, so nach Corbach den Collegen
ihre Fruchtbesoldung gefahren, von jedem Mütte Korn 6 Alb. und
von dem Hafer 3 Alb. = 19 Fl. 9 Alb.
*76) Geringes Schulgeld kam schon im Mittelalter vor: zu Ham-
burg im Anfange des 13. Jahrh, jährlich für I Scküler 100 Pfennige;
Meyer, das Hamb. Schulwesen im Mittelalter. S. 133. 159; zu
Braunschweig wird Schulgeld 1370 erwähnt; Dürre S. 8; Arme
245
Lehrer erhielt von dem in seiner Clasie sitzenden ausländischen
Schüler 4, von dem inländischen zwei Schillinge Schulgeld.
Für das Einschreiben eines Fremden erhielt der Rector 1 Ort und
für das eines Inländers drei Schillinge (jeder Schilling zu 12 Pf.
berechnet). Bürgerkinder zu Corbach waren von Beidem fm276).
gaben daselbst 1478 weniger als Reiche; 1528 Reiche jährlich
8 Mariengr., die übrigen Kinder 6. Dürre S. 21. 50. Nach
der Schulordnung zu Stuttgart v. I. 1501 gab jeder Schüler
vierteljährlich 4 Schilling (1 Sch. ungef. 2 */* Kr.); Progr. der
Schule zu Siegen 1855. S. 25; Pfaff S. 17. Zu Marienburg
betrug das Quatembergeld für den Schulmeister im 14. oder 15.
Jahrh. 4 Pf.; Prgr. 1864. S. 11. Zu Lübeck zahlten die Reichern
viertelj. 4, Wohlhabendere 3, Arme 2 Schillinge. Deecke S. 17.
Zu Ulm erhob man in alten Zeiten im Sommer 8, im Winter
12 Heller, Pfaff S. 17; zu Essen 1563 halbj. 4 rade Albus, Prgr.
Esten 1862 S. 2; zu Salzwedel wurde 1567 das Schulgeld bei
einer Theurung auf 1 Schill, vierteljährl. herabgesetzt, Wiese 236;
zu Aschersleben betrug es 1589 für jeden Knaben, Arme ausge-
nommen, jährlich 6 Gr., Vormbaum, ev. Schulordnung I., 640;
zu Osnabrück betrug es jährlich im Ganzen 8 Schillinge, Prgr.
1861 S. 23. Zu Herborn gaben Stadtkinder devl Schulmeister
viertelj. 18 Pf., dem Baccalaur. 2 Pf. und alle Wochen 2 Stück
Brod, Prgr. 1863 S. 7. Im Pädagog zu Heidelberg gab kein
Schüler Schulgeld, Hautz, Gesch. des Pädag. zu Heidelb. S. 3;
zu Dnrlach erhielten die 2 obersten El. 1586 unentgeldlich Unter-
richt, Vierordt S. 96; zu Osnabrück soll 1543 kein Schulgeld be-
zahlt sein, Prgr. 1861 S. 16; zu Salzwedel wurde 1577 der
Unterricht unentgeldlich ertheilt, Wiese 289.
276) Zu Wesel war .1548 das Schulgeld für Einh ei mische
auf 10 Albus angesetzt. Wiese 367; zu Hildesheim 1559 halbj.
auf 3^/r Mgr., für Auswärtige höher, Fischer S. 75; zu Stralsund
zahlten die Stadtkinder 1560 kein Schulgeld, nur Fremde zahlten
12 Sch., Zober 1., 7, II., 4; zu Cassel zahlten Anfangs nur Aus-
wärtige Schulgeld, Weber, Prgr. 1843 S. 67. 98; im I. 1599
jeder Einheimische 2 Alb., Auswärtige 4 Alb., Weber, Prgr. 1844
S. 53; zu Braunschweig 1596 Einheimische 6 Mgr., Auswärtige
8 Ggr., Dürre S. 51. Zu Dortmund war 1608 das Schulgeld
auf 3, dann auf 4 Schillinge gesetzt. Bürger machten auf un-
entgeldl. Unterr. Anspruch; Mellmann S. 15. Zu Torgau halten
bis 1616—18 Einheimische viertelj. 1 Gr., Auswärtige 2 Gr. zu
zahlen. Wiese 261; zu Hamburg zahlten nach der Schulordn. v.
I. 1634 Bürgerkinder vierteljährl. 3, Fremde 4 Schill.; Calm-
berg S. 119.
Dem Pedell mußte jeder Schüler halbjährig 4 Pf. geben
(Archiv).
Gewiß stoffen den Lehrern auch schon damals für kirchliche
Dienste, welche sie leisteten, Einnahmen zu, z. B. vom Singen bei
Hochzeiten277), Leichenbestattungen278). Urkundlich ist Beweis
dafür aber erst aus späterer Zeit beizubringen. Dieselbe Bemer-
kung gilt von Jahrmarktsgeld 279). Da in späterer Zeit die
Lehrer s. g. Neuj ahrsgeld 289) erhielten, so rührt dies wahr-
scheinlich vom s. g. Neujahrssingen, das in frühester Zeit stattge-
funden haben wird, her. Wahrscheinlich sind auch schon in der
ersten Zeit des Gymnasiums die Lehrer von s. g. Sto lg ebühren
frei gewesen und die Geistlichen von Bezahlung des Schulgeldes,
wenn dies gleich erst in der späteren Zeit mit Sicherheit nachge-
wiesen werden kann28*).
Da Privatstunden erwähnt werden (vrgl. oben), so ist mit
Sicherheit daraus auf s. g. Privatstundengeld zu schließen28s).
877) Im I. 1586 werden zu Herborn unter den Einkünften
für die Lehrer Hochzeitsgelder erwähnt; Prgr. 1663 S. 10; zu
Salzwedel gehörten zu dem Etat: Accidenzien bei Hochzeiten,
Wiese 238; 1586 zu Herborn, Prgr. 1863 S. IO.
278) Aus der engen Verbindung der Kirche und Schule ging
auch die alte Einrichtung hervor, daß die Leichen mit der ganzen,
halben- oder Viertelschule zu Grabe geleitet wurden, Ellendt, Gesch.
des G. zu Eisleben S. 128. Leichengelder kommen vor: 1528 zu
Braunschweig, Dürre S. 23. 50. 51; 1543 zu Osnabrück, Prgr.
1861 S. 16; 1560 zu Stralsund, Zober 6. 35, II., 14; 1570
zu Heidelberg, Hautz, Gesch. der Neckarschule S. 61; 1579 zu
Lübeck, Deecke S. 16; 1586 zu Herborn, Prgr. 1863 S. 10; 1589
zu Aschersleben von jeglichem funere 5 Gr., Vormbaum I., 640;
zu Torgau bis 1616, Wiese, 261; zu Nürnberg, Schultheß, Gesch.
d. Sch. z. N. S. 58; zu Marienburg in sehr früher Zeit, Prgr.
1864 S. 12; desgl. zu Elberfeld, Bouterwek S. 15.
279) Jahrmarktsgeld gaben früher die Schüler zu Wernigerode,
Kallenbach S. 22; zu Quedlinburg, Wiese 245.
28°) Neujahrsgeld kommt vor z. B. zu Erfurt 1664, Wiese
280. 246; zu Gumbinnen, Prgr. v. I. 1865, Wiese XX.; zu
Wernigerode 1540, Kallenbach S. 34.
m) Zu Stralsund genossen die Lehrer Befreiung von Stol-
gebühren, die Geistlichen dagegen von Schulgeld, Wiese 155.
882) Privatstunden in früherer Zeit z. B. in Verden, Prgr.
1859 S. 6. H s
247
Weil die Besoldung in damaliger Zeit geringe war, so hatte
man auch bei uns nichts dagegen, wenn die Lehrer dieselbe durch
Nebenverdienste zu verbessern suchten (Rüsel war Kastenschreiber),
wie dies anderwärts der Fall war888). Freie Wohnung, wie sie
bei uns in der ersten Periode mehrere Lehrer hatten, erhielten in
älteren Zeiten häufig einzelne Lehrer auch anderwärtsm). Daß
den Lehrern bei uns auch freie Ueberfahrt ihrer Möbel rc. zuge-
standen war, ist oben nachgewiesen.
S. g. Holzgeld scheint, nach einer Notiz der BericherOeco-
nomie-Rechnung v. I. 1607, aus der betr. Oeconomie-Kasie be-
zahlt zu fein885).
S. g. Lichtergeld ist wahrscheinlich schon in der frühesten Zeit
von den Schülern entrichtet, wenn gleich urkundlicher Beweis dafür
erst aus späterer Zeit beigebracht werden kann888). Daß gleich
Anfangs Leuchter angeschafft waren, ist oben bemerkt.
IX. Stipendien.
Alsbald nach Einführung der Reformation war hier, wie
anderwärts, das Bedürfniß gefühlt, arme Schüler in ihren Stu-
dien zu unterstützen. Zunächst in ihren Studien auf den Univer-
2M) Programm von Siegen 1855. S. 26.
m) z. B. Rector und Conrector zu Wesel, Heidemann S. 8;
der Rector zu Herborn 1586, Prgr. 1863 S. 10.
888) Nach der Stuttgarter Schulordnung v. I. 1501 mußte
jeder Schüler des Winters 1 Scheit Holz oder überhaupt dafür
einen Karren voll, andere als Aequivalent 3 Schilling bezahlen,
was übrig blieb, erhielten die Lehrer. Prgr. der Schute zu Siegen
S. 25, Pfaff S. 17. Zu Soest brachte man es erst 1649 bei dem
Rathe dahin, daß die Schulstuben geheizt wurden; Wiese 323.
Holzgeld kommt vor: 1530 zu Lübeck, Deecke S. 17 ; 1560 zu
Stralsund, Zober I., 7, H., 5; zu Herborn zahlte bis 1564 jedes
Schulkind im Winter vierteljährlich 2 Pf. für Holz, Prgr. 1863
S. 7. Holzgeld wird erwähnt 1581 zu Frankfurt, 2 Batzen, Hel-
fenstein 82; 1599 zu Caffel, Weber, Prgr. 1844 S. 53; zu Hil-
desheim, Fischer S. 75.
286) Zu Stralsund brachten die Schüler Lichter mit, Zober
l., 43; Lichtgeld wird 1564 zu Herborn erwähnt, Prgr. 1863 S. 7;
zu Hildesheim, Fischer S. 75; zu Marienburg vf Purificationstag
1 Schilling oder 1 Licht vor 1 Sch., Prgr. ^
248
sttäten. So bestimmt die Corbacher Kastenordnung vom I. 1544,
wenn der Kasten gebessert würde, sollte man zwei oder mehr Knaben
erwählen und mit ziemlichen guten Stipendiis vnd Steuer in einer
namhaftigen Academie halten (Kirchl. Gesetzgebung von Carl
Curtze S. 38). Doch sollen dieselbigen Knaben zuvor zu Corbach
etliche Jahre in die Schule gegangen sein. Dieser Bestimmung
gemäß erhielt 1582 I. Lösten 17 M. 3 Sch. 11 Pf. aus dem
beneficio Huperti zu seinem Studio und ebenso 1583 28 M. =
15 Gulden, jeden zu 18 Sch. Und im I. 1548 vermachte Burge-
meister Joh. Brenne (f 1548) in seinem Testamente 300 Thlr.,
daß „von demselbigen einem frommen Studenten Auß des Tes-
tatoris Geschlecht oder. Im Fal darin Keiner dienlich befunden
würde, einem andern Bürgerssohn zu Corbach, so sich zum Studio
wol anschicket, zu Behuef und Volbringung seines studii gehandt-
reicht werde". Im I. 1591 erhielt dies Stipendium Conrad
Nymphius und 1601 Zach. Victor (Gesch. der Kiliansk. S. 285).
Bei Gründung des Gymnasiums aber dachte man sofort da-
ran, auch einen Fond für Stipendiaten auf der Schule zu er-
richten. Den 24. Septbr. 1577 sagen die Grafen Wolrad und
Josias, wenn aus den Gefällen des Klosters Berich etwas übrig
bleibe, seien sie geneigt davon arme Knaben aus der Grafschaft,
die zum Studiren fähig, als Stipendiaten unterhalten zu lasten.
Und den 11. Juli 1578 wird gesagt, der Fond dazu sollte theils
aus dem Ueberschuß der Einnahme vom Kloster Berich, theils aus
Beiträgen aller Städte der Grafschaft errichtet werden, „damit
man davon einige artige ingenia von Stipendiaten unterhalten
und erziehen könnte". Im I. 1581 brachte fast denselben An-
trag der damalige Oeconomus der Schule, Joh. Limpergk, vor:
„Zudem," sagt er, „wäre noettig vndt den studiis hochbeförderlich,
das auch sonsten die Cloestern, wie iugleichen die Stedte der
Graueschaft Waldegk, Auch Ire besondern Stipendiaten hetten
(Sa. 22 Stipendiaten), deren muste Keiner aufgenommen werden,
Er were dan zum wenigsten ad quartam classcm tauglich. Müsse
auch daselbst vndt in oberen classib. 6 Jaare zubringen vndt in
besten sich wol verhalten. Denselben vndt andern, so es begern
würden, müsten Wohnungen im eolieg io vmb ziemliche gepure
249
zugerichtet vndt verstadtet, Auch ober sie ein Ephorus vndt auff-
seher verordnet werden, Deßen bestallung tonte sein 20 Fl.
Welcher stipend nun die bestimbte 6 Jar vber sich hir woll
verhalten hett, mögt dan den negsten auf eine Academiam den
gradum Magistern sobaldt junemen vndt dernegst facultates nach
rhadt seiner Herren Mecoenaten zu ftudiren 4 Jarlang verschickt
werden." Beide Vorschläge sind aber, soviel man ersieht, niemals
zur Ausführung gekommen, wenn gleich auch Graf Josias im I.
1586 meint, man könnte wol noch einmal zum Besten der Graf-
schaft Stipendiaten bestellen. Nicht selten jedoch bewilligte die Stadt
Corbach an hülfsbedürftige Schüler Geld zur Anschaffung von
Lehrbüchern oder Kleidungsstücken und zwar meistens auf Bitten
des Pfarrers Z. Vietor oder des Rectors Schöner. So 1579:
14 Pf. einem armen Schüler zu einer Aritbmeiiea Kami; 11 Batzen
Engelbrecht des Schneiders Jungen gegeben zu einer (-rammaiica
Kami, auf Vorbitten Ehrn Zachariae-, 1581 zwei armen Schülern
zu Büchern, zu Schuhen und Kleidungsstücken, desgleichen einem
3 Batzen zum Behuf seines studii287).
X. Bibliothek.
Schon die Mönche des alten Franziskanerklosters hatten eine
Sammlung von Büchern. Es ist dies deutlich aus dem 1543 aufgenom-
menen Inventarium zu ersehen. Es wird berichtet, daß sie 1546 zwei
Schiebkarren mit Büchern und Kleinodieit aus der Stadt gebracht
hatten, eine Anzahl von Büchern war aber noch zurückgeblieben;
demt im I. 1566, als Bürgern, und Rath das Kloster in Besitz
nahmen, erhielten sie u. a. auch Bücher (Gesch. der Kilianskirche
S. 139. 134.). Und es ist sehr wahrscheinlich, daß sofort, nachdem
die Bürgerschule in das Kloster verlegt wurde, die vorgefundenen
Bücher den Stock zu einer nachfolgenden Schulbibliothek ausgemacht
haben. Wir finden nämlich im I. 1577 die Notiz: Michel Leien
und seinem Sohne gegeben, daß sie vff der schul an thurm, fenster,
posten, rhamen, buchschapp gearbeit. Möglich auch, daß hierhin
, 287) Andere Schulgeschichten aus jener Zeit haben gleichfalls
von Stipendien zu berichten; z. B. die Gesch. des G. zu Stralsund
von Zober II., 17; die zu Cassel, Weber Prgr. 1844, 51.
550
die Nachricht gehört: 1588: Dem Rector im Collegio an Schaffen,
darauf er die Bücher gesetzt, verarbeitet. Die betr. Bücher werden
später, als die Bürgerschule zum Gymnasium übergetreten war,
in deffen Eigenthum übergegangen sein. Darauf weist un-
verkennbar die Nachricht vom I. 1608 hin: Im Cioster bover der
liberei gedecket (Altes Bürgerbuch der Stadt Corbach vom
I. 1689.)-««).
XI. Programme.
Gleich von Anfang der Schule sind von den Rectoren halb-
jährig elencbi, Indices oder catalogi lectionum, aus denen die nachher
üblichen Programme hervorgegangen sind, herausgegeben-««). Nach-
dem in einer Versammlung vom 12. Juli 1578 durch Beruh.
Copius die Lectionen festgestellt und vorgelesen, wurde dem Rector
Schöner aufgegeben, dieselben zu publiciren.
Da die Programme in der ersten Periode nur einen Bogen
in korma patsnti umfassen, so kann von einem eigentlich bedeuten-
den Inhalte nicht die Rede sein. Außer der kurzen Angabe der
Lectionen enthalten sie eine vorausgeschickte kurze Mittheilung, die
beständig eine naheliegende Schulfrage behandelt. Nur den Rectoren
(resp. Prorectoren) lag die Abfassung der betr. Programme ob
(Mise.). Schöner gab u. A. im ersten, Frühling 1579 ver-
öffentlichten Programme, „Promulgationovaescholac in Corbach“290)
*««) Bei einer Schule zu Braunschweig war eine Bibliothek
schon vor der Reformation, Sack 113; zu Hamburg bereits 1429,
Meyer 73; Luther rieth namentlich den großen Städten gute Bi-
bliotheken anzulegen, Nuhkopf S. 317; zu Lübeck eine iibrvc schon
durch Bugenhagen, Deecke S. 30; 1562 eine solche bei der Schule
zu Stralsund, Zober I., 13; 1580 zu Meisten, Müller S. 117.
118; 1606 zu Gotha, Schulze 105; 1609 zu Durlach, Vier-
ordt S. 27.
-««) Zu Meißen wurde wahrscheinlich schon 1580 an hohen
Festen durch Programme eingeladen, Müller i., 53; zu Zittau
erschienen seit der Stiftung des Gymnasiums, 1586, in lat. Sprache
öffentliche Programme, Rückert, das G. zu Zittau, 1848, S. 48;
ehenso zu Durlach im I. 1586, Vierordt S. 1O0.
290) So erschien auch zu Duisburg bei der Gründung des
Gymnasiums 1559 eine öffentliche Bekanntmachung über Einrich-
tung der Schule und die Zeit der Eröffnung. Kühnen S. 3.
251
einige Nachrichten über seine Person, die in der Schule zu betrei-
benden Wissenschaften und deren Methode; im Herbst-Prgr. 1579
handelt er über den Werth der Schulen und vergleicht dann die
Ramistische Methode mit der des Melanchthon; Frühling 1580
empfiehlt er die Schulbildung für Mediziner, Theologen und
Rechtsgelehrte; Herbst 1580 und Frühling 1581 stellt er den Satz
auf, Schulen seien nützlich für's Leben, für das Privat-, öffentliche
geistliche Leben; Frühling 1582 weist er kurz den Nutzen nach,
den die verschiedenen Schulwissenschaften haben; im Herbst handelt
er über Methode.
Rector Lange empfiehlt im Herbst-Programm 1586 die Schul-
anstalt und handelt dann über die Aufgabe derselben; im Früh-
ling 1587 beleuchtet er den Werth der Schul-Disciplin und einiger
Wiffenschaften; im Frühling 1589 empfiehlt er die Ramistische
Lehrmethode; im Herbst 1589 spricht er nochmals über die Noth-
wendigkeit einer kräftigen Disciplin.
Es bedarf wohl kaum der Bemerkung, daß sämmtliche Pro-
gramme in der lateinischen Sprache abgefaßt sind.
Den 24. Juli 1578 genehmigten sämmtliche Grafen die Aus-
theilung der Lectionen und den Druck derselben zu Frankfurt.
Da der Anfang der Schule sich aber verzögerte, wurde das Pro-
gramm erst im Frühling 1579 durch Andr. Wechelius zu Frankfurt
gedruckt. Das Herbst-Programm wurde zu Marburg durch Aug.
Colbe gedruckt; ebenso das zu Ostern 1580 und 1581; das Herbst-
progr. 1581 zu Lemgo durch Conr. Grothe und ebenso das Früh-
lings-Progr. 1582. Unter Lange wurde ein Progr v. I. 1587
u. 1589 zu Marburg bei P. Egenolf, 1588 eins zu Frankfurt gedruckt.
Vor dem Drucke wurden die Programme erst den Grafen
zur Genehmigung zugeschickt; so schickt z. B. d. 31. Aug. 1579 der
Oeconomus Limperg den vom Rector ihm zugegangenen Elenchus
an die Grafen, weil der Rector denselben nicht eher in Druck
gehen laffen wolle, als bis er von Jhro Gnaden ratificirt sei.
Im I. 1589 schickt der Rector Lange den elenchus scholae
an den gräfl. Rath Anton Holman „zur Einsicht und Prüfung"
und ebenso der Rector Lange 1590 an die wald. Räthe, Rector
Cranz 1595 an den wald. Canzeler.
252
In den ersten Jahren war man darauf bedacht, den Lections-
catalogen eine möglichst weite Verbreitung zu sichern. Die Grafen
gaben d. 24. Juli 1578 dem Rector Schöner auf, den catalogum lec-
tionum „dieser Oerter und sonst in den angrenzenden Landschaften
zu publiciren und intimiren". Den 20. Septbr. 1579 bittet der
Rector Schöner, die Grafen möchten dem Oeconomus befehlen, daß
er die Lections-Cataloge „an vornehme Orte anschlagen laste —
denn solches die fi-equentiam unser Schulen leichtlich mehren kann."
Es geschah dies mittelst Anschlags sicher wohl an denKirchthüren?"),
wie dies später auch der Fall in Corbach war. Im Mai 1580
sagt aber Schöner: Es ist mir von Etlichen gerathen, das Boten-
lohn, so auf Anschlagen der Promulgation hin und wieder zu
gehen pflegt, forthin zu sparen, dein: die Exemplaria nicht lange
stehen bleiben, sondern abgerissen werden, sobald sie angeschlagen
sind. Es wird am besten sein, sie durch Schüler bei ihren Eltern
und Freunden promulgiren zu lasten. Unter dem Rector Lange
scheinen die Cataloge aber doch nach außen hin verbreitet zu sein;
er schreibt: novus elenelnw promulgandus, ne exteri plane de
schola nostra actum putent. Im Herbst 1579 schickt der Rector
Schöner 10 Exemplare der Lections-Cataloge an die Grafen, ebenso
im Herbst 1580.
Die Kosten für den Druck wurden aus der Oeconomiekaste
gedeckt. Den 24. Juli 1678 schreiben die Grafen dem Rector
Schöner: Unser Oeconomus soll die sumptus, so nothwendig darauf
(auf den Druck) gewendet werden müssen, erstatten. 1579 kostete
der Druck für 200 Exemplare 3 Thlr,; 1586 wurden für den
Druck aus der Oeconomiekaste 2 Thlr. = 2 Gulden 12 Alb. ver-
ausgabt.
291) So wurden im 16. Jahrh, die Theses zu öffentl. Actus
zu Durlach an Thüren angeschlagen, Vierordt S. 65. Einen solchen
Schulanschlag in Form eines Comödienzettels (an den Thüren des
Gymnasiums, der Kirche rc.) aus Frankfurt v. I. 1737 theilt
Eichhoff in der Gesck. d. Weilburger Gymns. S. 68 mit.
253
XII. Urkundliches. j;
i.
1543.
Antwort der Stadt Corbach auf das ihr von den Grafen Philipp
und Wolrad gestellte Ansinnen, von geistlichen Gütern ein s. g.
Particular zu begaben.
Denn Achtparen vnnd Erbaren Joanni Haeck dem Elternn vnnd
Hermanno Nelen Waldegkschen Canzeler vnnd Secretarer vnsernn
geunstigenn zuuorsichtigen gutenn Freundenn.
Vnsern ganz freuntlichen Denst zuuor Achtparn vnnd Erbarn
geunstigenn, zuuorsichtigenn freunde! Vnser Bürgermeister Conradt
Kortheus hath vns bericht vnnd angezeigt, wie Ir vonn wegen
vnnd vß beuelich der Edtlenn vnnd Wolgeporenn Hernn Philipsen
vnnd Hernn Walrabens Geuettern, Grauenn zu Waldegk vnserer
gn. hernn, wie auch Wolgemelter vnser gn. h. Graf Philips
egener person mit Jme geredt vnnd zuuor Durch de Ernueste
vnnd Erbarnn Wilhelm vonn Hanxell vnnd Hern Johann vonn
Güdenbergk vnsere guten Freunde ann vns denn Radt gnediglich
gesinnen vnnd begeren lassen, Das wir vnsernn Pastor mit deme
verleddigten Lehenn genombt Der altar Maria vnnd deßelbigen
Jnkommenden Zinsen wolten Jrenn gnaden zue vnterdenigen ge-
felligenn Denstenn erstlich versehenn vnnd sein Leben langt begabenn.
Zum Anderenn Auch sonst ein fließig vfgehens vnd erstattung
von geistlichenn gudernn hinzuthun vnnd kommen laißen, Das
etzliche- bewertte Magistri an dießen ordt gefurdert vnnd dauon
besoldet wurden»; eß woltenn Iren gnaden damit ein wolgerombte
schole restaurert vnnd de Jvgendt zur erhe gots vnnd sunst In
gutenn kunstenn debeßer erzogenn, Dergleichen darthun rc. wie
wir solichs ferner verftandenn. Auch zum teill selber angehoirt.
Daruf wir vnßere Radtsfreunde vnnd sunderlich De mann nennet
De Ridere eine Dapfere Zall zue vnnd bie vnns thun furteren,
De Dinge Inn bedacht genomenn: Befinden vnter andern». Das
solich Lehen vonnn unseren vorsharenn Inn verloufenenn Jarenn
mit seinen Jnkommenden Zinsenn an vnsere Schole gewandt,
Daruf auch einen wolgelernten gesellen, nemlich Meister Johann
17
254
Florekenn vonn Heruerde angenomen vnnd mit demeselbigenn
Lehene verseheil so lange ehr Inn vnßerm Dienste verharren wirbt,
walten sunst Jrenn gnaden In deme erputig vnnd wilferig gewest
sein. Doch gemeint vnnd beschloßen, io erst dergleichenn oder ein
beßers Fellich wirbt, Das vns zuuergebend zuekompt, gmelten
Pastor, Inn deme erß begert, mit Deme zuversehend Dergleichenn
vnsere nachkommende sich aller gepuir Jegenn Jnenn woll halten
werden. Sein auch Des geneigten willens, von Zielten zue
Zielten, wie wir angefangenn, vonn geistlichem! guderen, so mit
der Zit vaceren, ein particular also vnnd Dermaiße zue bega-
bend, Das sich ein oder zwo Erbare Wolgelerntte gesellen» Dauon
woll erhaltenn sollen vnnd unserer Burgern, beide arm vnnd reiche,
Kinder Jrer besoldunge enthüben vnnd leddig mögen stehenn, Darzue
mit vberpliebendenn geistlichen guderen, zur erhe gots, einen zim-
lichen weg bedencken vnnd vfgehens habenn, Daß eher wolgemelte
vnßere gnedige Heren ein gudt gefallens Dar ann tragen» sollenn.
Derohalbenn vnser seer Frenntlich Denstlich bitt, Ir wollen» vnß
genn Wolgemelte vnßere gnedigen herenn In benenn gütlich ent-
schuldigenn vnnd dieße vnsere antwordt vnterdeniglich zuni pestenn
vortragenn. DaS vmb euch zu uerbieueub sein wir aller ver-
mogenheidt willich vnnd herzlich geneigt. Datum Montags nach
Palmarum Anno (15)43.
Bürgermeister vnnd Radt der Siede Corbach.
(Aus dem Originale im Archive zu Arolsen.)
2.
1575.
Dero Ritter- vnnd Landtschaft Schreiben«.
Klöster betr.
Wolgebornne Grauen»! E. G. seienn vnnsere vnnderthenig
gehorsame vnnd willige Dienste zuvor, Gnedige hernn was gestalt
nhnn etzliche Jahr hero zu vielen vnderschiedtlich Landtagen« bei
E. G. selbstenn vnnd dero einstheils wollöblichen vorElteren Christ-
seliger gedechtnus, unseren semptlichen gn. hernn, Wir E. G.
vnnderthenige gehorsamme Ritter- vnnd Landtschaft dieser E. G.
Graueschaft zue Waldeck, von wegeiln derer Inn derselbigenn
255
Graueschaft gelegen« Adelicher vnnd Anderer Stift vnnd Closter,
so mehrentheils vonn vnnserenn vorElternn vnnd guthertzigenu
Lenthenn allein zu Gottes eher vnnd nutzen dieser E. G. Graue-
schaft, vnnseres gemeinen« Vattertandes gestiftet vnnd begäbet
worden«, Das nembtich derwegen dieselbigen guitter uhuumehr
nach der erkannter vnnd angenommener ewigen« Gotlicheu Warheit,
daruor wir dann dem Almechtigenn Gott Mich vonu HerHeun
danksagen«, Zu solchem Christlichenn vnnd vnns nutzen«, darzue
sie aus guiter Andacht von« denn Alten« gegeben« würden«,
sonderlich aber zu stiftung einer vornehmen schulen, Auch
der Armen Hospitalen« vnnd Außsteuer frommer vnnd züchtiger
Jungfrawenn von Adell, gleich Inn Anderer Löblichen Fürsten-
thumben vnnd herschaften, widderumb Angeordnett vnnd geweudett
werden möchten, gantz vnderthenigk vnndt flehelich gesuchtt vndt
gepetten, Vudtt daz E. G. jederzeitt vnnd sonderlichen zu etzlichen
den neherenn Landttagen sich gnediglich hinwidderumb daruf er-
clerett ont> erpottenn, daß sollichem gemeiner Ritter- vnnd Land-
schaft vnderthenigem suchen folge gescheen, Auch mit dero Rath
vnnd gutachten die gepettene Anordnung furderlich beschehen sollte,
dessen Alles wissen E. G. vnnd dero Grefliche reihe, so den Land-
tage neben vnnd von wegen E. G. beygewonnett, ohn Zweifel sich
gnedig zu erinnern.
Weil aber obangeregtte Christliche Anordnung biß noch ver-
plieben vnnd nicht Ins werk gerichtet, vnnd dan Auch Jtzo
Inn disser E. G. Grafschaft vnnd negst anliegenden Landen er-
schollen vnnd ruchpar worden, daz vielleicht ein Theil E. G. ihre
aufererbte Land vnnd Leute oder zu dern Nutzung greflicher Ziuß
vnnd Renthe zu theilen vnd Inn dero Anschlag ehrgemeltte Adellicke
vnnd Anderer Stift vnnd Closter, Inn diesser Grafschaft gelegen,
mitpringen zu lassen Vorhabens sein sollen: Als haben wihr ehrn,
gewissens vnd jegenwertig, auch künftig gemeiner Ritter vnnde
Landschaft notturft wegen nicht vmbgehen mögen E. G. sempt-
lich vnnd sonderlich vnnsers mehr angeregten vnderthenigeu suchens
vnnd E. G. Ailch dero wollöblicheun VorEltern gnedig erpieteus
hiermit vndertheniglichen zu erinnern, Nochmals vnderthenig
hoichstes fleisses pitten, E. G. geruhen, deroselbige grestich vnnd
256
rhurnlich erpietten zu gnediger volge, viellgerurte Clofter vnnd
Almosene guitter zu solchenn Gottseligen Christlichen gepreuchen,
wie obstehett, widderumb, kommen vnnd fürters nicht in Priuat-
nutzen zu wenden, oder ferners zu reisten vnnd vertheilenn zu
lasten«, Auch neben dem Inn diesier vorhabenden Greflichen thei-
lung die vhraltte löbliche erbeinigung so E. G. Gresiiche Vorelttern
wollöblicher vnnd Christlicher gedechtnus mit dero Zeitt ihrer gn.
gemeiner Ritter- vnnd Landtschaft dieser Grafschaft Waldeck Auf-
gerichtet vnnd mit leiblichen Eiden Allerseits bestediget, In guiter
Acht zu haben vnnd dieselb zu erster gelegenheit Auß gleicher An-
dacht, wie von den Altten beschehen, mit Jtziger E. G. Ritter-
vnndt Landschaft widderumb erneueren vnnd Auch mit Fleiß
darob zu halten. — Derohalbenn wollen E. G. Inn dem Allen«,
wie obstehet, sich gnediglich erzeigen, Solches neben dem, daß es
Ann ihme selber Rechtens vnnd pillich, Auch sonderlich E. G. Inn
ewigkeitt rhumlich, vnnd dero Grafschaft, vnserm geliebten Vatter-
landt vnnd also per eonseguens E. G. selbsten vnnd dero Gref-
lichen Erben nützlich, so ist es ober daz Alleß vornemblich dem
Allmechtigen ewigen gott gantz Angeneme vnnd wollgefellig vnnd
gereichtt Inn Allewege zu Vermehrung seines göttlichen nahmenß
vnnd ehren, Auch erbawung seiner Christlichen gemeine vnd großen
Trost E. G. Armen Landtschaft.
Derowegen dan auch derselbige guittige Gott E. G. durch
wiele Andere mittel viell reichlicher vnndt milter dasselbige er-
statten, Auch E. G. vnnd dero grast. Heuser beidt mit ewiger
vnd zeittlicher gäbe segnen vnnd zieren« wird. Wie dann E. G.
Auß beiwonendem Greflichen vorstand sich, gottlob! selber loblichenn
werden erinnernn vnd vnß der getrewen Ritter vnd Landschaft
dieses suchens Inn vngnaden nicht verdencken können vnnd haben
E. G. wir Auß hoich dringender notturft vnnd erfordern unserer
Pflicht vnnd gewissen vndertheniglich zu erkennen zu geben nicht
vmbgehen sollenn, Darmitt wir hiernegst vor Gott vnnd vnsern
nachkommen vnnd erben Ann jenem Tage vnserntheils entschuldiget
vnnd das vnnser gethan habenn befunden werdenn mögen.
Und wollen demnechst E. G. semptlich vnnd sonderlich zu-
sampt derselben wolloblichen gantzen Grauelichen hauße zu Waldeck
?57
dem Allmechtigen guitigen Gott Inn glücklichen Wollstand vnnd
einigkeit zu erhaltenn Vnnd vns semptlich zu E. G. vätterlichen
schütz vnderthenig vnnd trewlich befohlenn habenn E. G. endeliche
Erclerung hieruf vnderthenig erwartten.
Datum denn 16. Februarii Anno (15)75.
E. G.
vnderthenige Gehorsame vnd willig der Graueschaft
zu Waldeck Gemeine Ritterschaft vnd Landschaft.
(Aus einer alten Copie im Archiv.)
3.
1575, oder 1576.
Furschlege der Rethe, Superindenten vnnd Visita-
toren, wo vnnd wilcher gestalt eine guit Particular-
Schole Inn der Herschaft Waldecken an gerichtet werden
möge.
Dieweill Corbach die heubtstadt: Auch vast Im mittel der
Herschaft gelegen, zudem eine bequeme Behausung Im Closter zur
Schuell vorhandenn, So wurde vor gutt, rathsam vnnd nützlich
Angesehenn, Die Schuell Ann denn orth geleget vnnd Im Closter
gehalten werde.
Vnnd damit mann des orts raum habenn vnnd disputation
zwischen denn hernn vnnd denn Stedden Corbach verhuetet werden
muge. Ist vor rathsam bedacht, Die Hern Ire Rethe vnnd Ge-
saunten gehen Corbach abgefertiget vnnd einem Erbarnn Rath da-
selbst solchs hettenn Anzeigen lassenn, Das Ire Gn. Jnenn vnnd
Jrenn Kindernn vornemlich zu wolffart. Auch der gantzen Land-
schaft zu gutem ein guit Particular Schuell daselbst vnnd sonder-
lich Im Obseruanten Closter Anzurichtenn vnnd zuuerordnenn
bedacht, Dieweill sie dann ohn das etzliche Schulmeistern besoldenn
müßen», So wäre Jrer Gn. begehren, Sie zu solchem Christlichem
löblichem notwendigem werck, Auch ftadtliche huilff vnnd befor-
derung leistenn wollten, Darzue auch Ire gn. einn Jder vonn
seinem orth vermuge einer Ordenung zuzuschiessenn vnnd die
vnderhaltung tragen zu helffen gemeint.
258
Praeceptores oder Schulmeister.
Es sollenn zu solcher Schuell zum wenigstenn vier Personenn
vor Preceptores vnnd Rectores verordnet werdenn, In artibus
vnnd linguis erfahren vnnd geschickt, wilcher belohnung sein soll
wie volget: Des Erstenn vnnd Obersten besoldung soll sein 70
guldenn batzenn, machen 61 thaler vnnd 13 batzen; Dem Anderenn
soll mann gebenn 55 guldenn batzenn, machen 48 thaller vnnd
5 batzenn; Dem Dritten 40 gbatzen, machen 26 thaller vnnd
8 batzenn, Dem Viertenn 30 gb. zu 15 batzen thut 22 thaler
26 alb. Summa aller besoldung thut 161 taler 26 alb.
Darzu soltenn die Closter dieser Graueschaft erlegen wie
volget:
Flechtdorf, Schakenn, Arnlsenn, Volkeringhausen, Hohnscheid
und Johanniterhans, Werbe, Berich, Netze järlichs je 20 Thaler,
Stedde Corbach 40 Thaler. Summa 200 Thaler.
Bleiben ann der Einnahme vbrig 40 thaller 5 alb., sollen zu
vnderhaltung des bawes, feuerwerks, Licht vnnd Pedellen Ange-
wendet werden».
Einer bestendigenn richtigen Schull-Ordenung mag mann sich
hernach weitter mit den Preceptorenn vergleichen.
(Aus dem Originale im Archiv.)
' > - ' 4.
„Original-Receß wegen des Closters Berich und
Schule zu Corbach."
De dato den 17. Aug. Anno 1577.
Zu wissen, das vff vergangen allerseits sreundtlich gefallens
vndt Vergleichung vff Montag ben 12. Monatstag Augusti der
wolgeborner Graf vndt Herr, Herr Josias, Graf vndt Herr
zu Waldecken, Ahnstatt seiner gn. Herren Vatters vndt vor sich
selbst; vndt dan von wegen des Auch wolgebornen Grafen Hen-
richs zu Waldecken Alban von Geißmar, Amptmann zu Itter
vndt Johannes Limpergk; von wegen Frawen Annen, geborner
Tochter zur Lipp, Greuin vnd Widtwin zu Waldecken Henrich von
Exter, Hoifmeister, vndt M. Anton Holman; vndt dann von wegen
Grafen Günthers zu Waldecken M. Justus Schefferus Alhier
259
Im Closter Berich Ahnkommen vndt biß vff heut dato das Cloister
Berich vndt desen Zubehörung vndt guiter halber vff freundtlich
vndt gnedige ratification wolgedachter Ihrer gn. Herrn Vatters
vndt Ihr der Gesandten gnedigen Herschaften berathscklagt vndt
beschlossen Jnmassen hiernach beschrieben folgt:
Ahnfenglichen soviel die zum Kloster Berich gehörige Lenderei,
wiesen tmbt 'gartten Ahntrift, daß dieselbige einem oder zweien
wolgesessenerr Personen vmb ein gewisses ahn geldt oder frucht,
oder aber vmbs theil verliehen wurden, Derowegen man sich Auch
den nechsten vmb tägliche vndt annembliche Meier vmbzuhören,
welche hierzu gesessenn.
Ahm Andern Ist das Korn, so dieses Jahr Jngführet, In
der Schüren gezehlet vndt desem Ahn gebende Im Bansen der
kornschenreil befunden worden ein tausend fünfhundert vndt Sie-
bentzig gebundt, Vndt soll die vbrige Frucht, so noch Im selbe
ein jeder gattung Jnsonderheitt Im feldt vff die wagen vndt den
vor der Scheure In Jegenwertigkeitt des Bawmeisters widderumb
Ab vndt In die Schemen gezehlett, darüber vnderschiedliche Kerb-
stöcke gehallten, nach beschehener Aerndte durch den befehlichaber
Abgezehlet vndt ein jeder gattung frucht den Kerbstöcken gemeß,
beidt wie viel dero Ahn gebende gewesen vndt was die Ins maß
gegeben, zu Register bracht vndt berechnet werden.
Zum Dritten Ist vor rathsam geacht, Sobald des Closters
Berichs Lenderey, Wiesen vndt gartten vermeiert, daß Alßdan alles
Viehe vndt vorrath zu Berick mit vorwiffen wolgedachter vnser
gnedigen Herren vndt frawen bgeschafft, verkauft vndt mit dem
Kaufgelhe die verpfendete frucht vndt Andere geselle des Closters
Berich widder Jngelöst vndt was desen dan vbrigk sonsten ge-
meinem werk zu gutem gleichfals Ahngelegt werde.
Zum Vierdten, Nachdem es dieser Grafschaft Waldeck, beidt
In kirchen vndt weldtregiment Ahn gelertteu Leuthen zum höchsten
mangelt, Damit dan dero hinfurtter vermittelstGüttlicher verliehung,
souiel leiderlicher zu erziehen, Auch die landsaffen vndt vnder-
thanen Ihre kinder souiel bester zue suidijs haltten mögen, vndt
derowegen vorwolgerürte vnsere gn. Herren vndt fraw sich hiebeuor
dahin freundtlich entschlosien, vergliechen vndt ercleret, daß Ihre
i
?G0
gn. In dieser Ihrer Grafschaft ein tügliche schule fundiren vndt
dieselbige vß des Closters Berich guittern dotiren vndt begiftigen
wöllen, Alß Ist zu wirklicher furtsetzung desselbigen dieser Punct
dahin berathschlagt vndt verabschiedet worden, daß die schule gehn
Corbach Ins Franciscaner Closter gelegt werde.
Zu Verwaltung dieser Schulen soltten bestellet werden fünf
prseeeptores, Darunter ein Rector vndt nechst demselben ein Con-
rector. Die Besoldung Aber für diese fünf Personen Ist dahin
ermessen worden, Nemblichen daß deroselben Jedem jehrlichs vß
des Closter Berichs gesellen vor seine Besoldung gegeben würde,
Dem Rectori Sechtzigk gülden Ahn gelde, Dreissig viertheil korns,
zehen viertheil hafern, Dreissig huiner vndt vier Gense, darzu
hette er von der Stadt Corbach jehrlichs ober viertzig gülden vn-
gefehrlich. Dem Conrectori funffzig gülden, zwantzig vier viertheil
Korns, Acht viertheil hafern vndt dan von der Stadt Corbach
dreissig fünf gülden, Dem Dritten viertzig gülden, Achtzehen vier-
theil Korns, Acht viertheil hafern, darzu von den von Corbach
zwantzig acht gülden, Dem Vierten funffzigt gülden, achtzehen
viertheil korns. Acht viertheil hafern, Dem fünfften viertzig! fünf
gülden, Sechzehen viertheil korns. Acht Viertheil hafern.
Dieser Ahnschlagk vorbeschriebener Besoldung würde ertragen,
so vß des Closters Berich guittern zu nemen sein wöllten
Ahn gelde----------------------- 245 Gulden,
Ahn körn------------------------106 Viertel,
Ahn hafern------------------ — 42 -
Ahn Huinern — -----------------30;
Ahn Gensen —---------------4.
Hierüber wirdt vor nothwendig! Ahngesehen, daß ein erbar
gelerte Person vor einen oeconomum zu Verwaltung dieses werks
bestellet werde, dessen vßrichtung solte sein, daß er Alle vndt jede
geselle des Cloifter Berichs jehrlichs erhübe, Daruon den prge-
ceptoribus jahrlichs zu bestimpten gewisseu zeiten, Als etwau zu
jedem Quartall Ihre Besoldung mtbt Andere Außgabe zu milden
fachen, so unsere gnedigen Herrn ferner zu uerordnen, vßrichtete
vndt daruou jahrlichs gebürliche rechuunge gebe. Zudem sollte
der Oeconoimis Alle ohnrichtigkeite, so In der schule vorfielen,
neben dem Rectore richtigk zu machen haben.
Diesem Oeeonomo sollten vor seine Besoldung gegeben werden
Ahn gelde 20 gülden, Ahn körn 10 Viertheil, Ahn hafern
20 Viertheil, Ahn Hahnen 30.
Vndt wollte sich geziemen, daß In namen vnser allerseits
gnedigen herschaften zu Ihrer gn. Ewigen, Christlichen vndt rühm-
lichen gedechtniß ein ordentliche fundation gefertigt vndt Bey die
schule vbergeben, darinne dan Alle nottürft ferner Jn specie
zuuerordnen.
Zum fünften, Nachdem weilandt des wolgebornen Hern Da-
niels, Grafen vndt Herrn zu Waldeck, wolseliger Gedechtnus,
witwe, eine Ahnsehenliche Frucht von Berichschen gesellen arrestiret
vnd biß noch hinderhalten. Ist deshalben beschlossen, daz man Ihre
G. durch ein Glimpflich schreiben ersuchte vmb relaxation des
Arrestes, so Ihre G. vff die Berichschen Zinße Im Ampt Naum-
burgk, Alß Ihrer G. Widdumb, Ahngelegt, vndt dieß hinterhaltene
frucht allenthalben folgen lasse, mit Ahnbietung geburlicher Caution
de judicio sisti et judicatum solvendo, solch schreiben durch einen
notarium Jnsinuirerl vndt darüber ein Jnstrumentum vfrichten
lassen; würde dan daruff ein solches nit erfolgen, daz man alsdan
Ahn Kais. Cammergericht Jn namen unserer gnedigen Herren vndt
des oeeonomi des Closters Berch vmb ein Mandat vff rep8a1ien
suppliciret hette, welche dan vermuthlich woll zu erhalten sein
würde. Daß Auch von Andern vnseren gn. Herren was Ihre gn.
Jn Ihren Ämtern von Berichschen gesellen Arrestiret vndt hindter-
halten gleichfals dem oeoonom» folgen liesse. Vndt ist vor gut
Ahngesehenn daß Johannes Limpergk, Richter zu Corbach, Alß
welcher darzu tuglich erachtet vndt gesessen, zu solcher Oeconomey
bestellet werde.
Zum Sechsten, Nachdem Jnr Closter Berich noch eine betagte
Conveitts-Jungfraw, Nemblichen Anna von Grafschaft vndt dann
ein Altter Pfarherr, nemlich Er Hermann von Brinkhausen vor-
handen, So Ist vff dero vnderhaltt ad vitam zu verordnen er-
messen, Nemlichen vor Jungsraue Annen von Grafschaft Ahn
Gelde 10 Gl., Ahn Korn 20 Viertel, Ahn hafern 20 Viertel, Ahn
262
Weitzen 2 V., Ahn Erbsen 1 V., Ahn Rübsan.en ^2 V., Ahn
Bier 1 fuder oder dauor 7 Gulden, Ahn Schweinen 2, oder davor
8 Gulden, 1 Rind oder davor fünf Gulden, Hahnen 30. Noth-
wendige Beholzung zu Ihrer feurung, welches Sie von dem
Meierholz zu nehmen, haw 1 gemeins fuder, Grumet 1 gemein
fuder, Stroh 6 Steige, Ein Stück garten, darzu sollte Ihr zwo
Kuh vß des Klosters vorrath §u gebrauchen gelösten werden. Zu-
dem sollten Ir die Meier jahrlichs säen In des Closters Lenderey
vier Metzen Leins vndt den flachs, so darauf wechst, heimbringen.
Bor Er Hermail den Pfarrherrn Ahn geldt 8 Gulden, Ahn Korn
8 Viertel, Ahn Hafer» 5 V., Ahn Weitzen 8 Metzen, Ahn Erbsen
8 Metzen, Ahn Rübsamen 8 Metzen, Ein Rindt oder davor fünf
Gulden, Ein Schwein oder davor vier Gulden, Ziembliche Holzung,
so Ihme die Meier zustellen. Zu dem sollen Ihm die Meier vß-
stellen vier Metzen Leins, zu Bier 4 Gulden; vnd soll dargegen
Er Herman, so lang Ihm möglich, das Predigtamt im Closter
versehen.
Letztlich, Als die wolgeboren Herr Frantz vndt Herr Günter,
genettern, Grafen zu Waldecke zu vndt bei dieser Handlung heut dato
Alhier in: Closter Berich bey wolgeb. Ihrer g. Vettern Graf
Josiassen Ankommerl, Ist Adam Striebeln vor ein Amtman Ins
Closter Berich In namen vndt zu behuif Graf Wolrads, Grafen
Henrichs, Auch Ihrer gn. selbst vndt Abwesenden dero Brüdern
vndt Vettern sämmtlicher Grafen zu Waldeck bestetigt. Auch alles
gesindt vndt dienstvolk Im Closter In Ihrer gn. Pflicht genom-
men vridt ermeldten Amptman Ahnstatt Ihr gn. zu gepürlichem
gehorsam Ahngewiesen worden.
In Jegenwertigkeit wolgb. Ahnweserlder vnser gn. Herrn
vndt dero Räthe vndt dienern, welche Allerseits sich In vrkundt
zu endt vndterschrieben, signatum Berich Ahm 17. Augusti, Im
Jahre nach Christi vnsers lieben Herrrl gebürt, fünffzehenhundert,
Siebeutzig vrldt Sieben.
Voll wegelt Graf Wolradten: Josias graf zu waldecken,
W. Crispinas sspt., Jnstmianus Nellius, sccref. spt.; von rvegen
Graf Heynrichs: Alban von geismar., Joharrn Limpergk ssl:• von
wegen der Withwen: Frantz Graf zu Waldeck sp., Heidenreich
763
von Exterde, Anthonius Holman; Günther, Graf zu Waldecken
Meiner Handt, Justus Schefferus 8p.
(Aus dem Originale im Archiv.)
. ■■■>•;
5.
Erste Schulordnung.
1578.
>8 06 k l ae.
Octo omnino classes erunt, scilicet ab ociava sursiun ad
primatn usque.
Quarum 6. et 5. Item 4. et 3. respondebunt 4. 3. 2. 1. in
scholis Hassiacis.
ln nni!)ii«i interim rlassihns pt»<1iis ileenriariim eliam ernnf.
1. et vesperi in schola, eta dhuc duas in paedagogia, coniinebuntur
Semper mane 6. et vesneri 4. dnr.ehitur.
3. docendum.
In paedagogijs post matutinam et vespertinam horam
coutinebuntur sola prouma.
Die Mercurij post Meridiem feriae iudendi erunt.
Examen publicum, praeside Rectore et tentante classis prae-
fe'cto, quater singulis annis habebitur, Bis ad mutandas decurias
et toties ad mutandas classes.
Iilud calend. Julij et Decembris, hoc antem calendis april.
et septembr.
Deinde post examina feriae aliquot dierum, in quibus recita-
tiones dialogorum et vergilii tanquam ludi, Item declamationes
Latinae, Graecae et Hebraicae, non solum prosa, sed et versibus
habebuntur.
Disputationes de thesibus ethicis et physicis singulis men-
sibus erunt.
Rector et conrector jus virgae habebunt, Caeteri autem non-
nisi ferularum.
264
In superioribus classibus mulctae pecuniariae de neglecto
officio et Malis moribus dari possunt: quas in quatuor istis so-
iennibus ferijs moderate licebit Consumere.
Ilii ipsi, Rector et Conrector, singulis diebus omnes classes
lustrabunt, nempe singulis horis binas sequente seinper altero
clavigero.
Pulsabitur autein campana, quadrante hora ante sequentem
horam et inox aderunt discipuli, ut ratio illa subduci mature
possit. Cum interim custodes decuriarum exigent scripta et quae
recitanda.
Literas sacras, quoad fieri polest, non nisi historice explica-
buni praefecti classium, neque de iilis quoque disputabunt.
Non nisi de capitali crimine magistratus animadversio erit,
quanquam non deccrnenda poena nisi cum consilio Rectoris et
Conrectoris, et ea quam maxime fieri polest ad conservandum
decus literarum temperanda et saepe etiam ad exigendum Rectori
relinquenda.
Si qui noctu turbas in plataeis excitaverint, trahi in custo
diam honestiorem aliquam possunt et postridie Reel, tradi.
In Logicis praeceptis, id est Grammatica, Rhetor.,
Dialectica cum uniusmodi materia ex Platone, Aristotele, Cicerone,
Quintiliano, Varrone, Prisciano et similibus colligatur.
Dissimilitudo autem nulla sit, nisi in forma et dispositione,
sive Rami, sive alter!us epitome tradatur, precium operae fuerit
illo principes laudari, sicut Talaeum in dialecticis Rami fecisse
videnius.
Quia in vicinis scholis Philipp! Grammatica Latina passim
traditur, illam praesertim non auctam retineri velim, jn Caeteris
autem nihil Rami epitome prius aut praestantius duxerim.
In omnibus classibus praecepta potissimum mane et exerci-
tationes vesperi, Caeteris autem horis autores illi, qui exempli
causa adduntur, tradi debent.
Praecepta autem brevia, vera et utilia erunt.
Musica semper meridie: Mathesis autem alia die Mercurii
mane et 9. tradetur.
Quia autem Geometriae usus minus intelligitur exemplis passim
omnium eorum, quae manibus fiunt aut Oculis cernuntur, illus-
trari debet; velim autem epitomen breviss. describi ex Rarao.
Diebus festis maxime Evangelia et Epistolae repetentur.
V esperi
In 6. et 5. Item 4. et 3. historiae tum sacrae et prophanae
in primis tradentur.
Interpretatationes et exercitationes passim similes praecep-
toruui erunt.
DE CL ASSIB VS SYMMATIM
et generaliter.
In classe 8. et 7.
Grammatica Germanica cum figuris et initium Grammaticae
Latinae. Arithmeticae principia ut numeratio, species et regula
de tribus ex Ramo. Catechismus Germaniens et Latinus Lutheri,
Psalterium, proverbia Salomonis et Sy rach. Evang. et Epistolae.
Teutsch Rhetoric, Formular vudt titulbuch. Musiea in vul-
garibus psalmis et hymnis. Nomenclatura ex Junio, item Donatus.
In 6. et 5.
Grammatica Latina et initium Graecae, id est lectio, scriptio
et formae declinationum et conjugationum ex Ramo. Ciceronis
epistolae, Eclogae vergilii. Epistolae Heroidum ovid. Epistolae
Horatii. Ariihmetica Rami. Musica in latinis vulgaribus psalmis
et hymnis. Evangelia et Epistolae festorum. Fpitome historiarum
Sleidani. Epitome Romanae histor. Boccatii etc. Historiae
sacrae in dialogis Castalionis.
In 4. et 3.
Grammatica Graeca, Rhetorica, Dialectica, Geometria. Ora-
tiones Ciceronis. Aeneis vergilii, Metamorphoses Ovid., Horatius,
Historia Justini, Caesaris, Salustii, Flori, Livij. Historia Graeca
Xen; phontis, Thucydidis etc. Historia sacra ex Novo Testarn.,
Evang. et Eplae. Musica figurata in Carmine decantanda in
In 2. et 1.
Ethica, politica, Oeconomica. Item physica ex Platone, Ari-
stotele, Xenophonte, Plutarcho, ubi Epitome Cornelij Valerij, Se-
bastiani Foxij, Christophen Mylaei in Theatro seiltest Universitatis
rerum. Orationes Demosthenis, lsocratis, Aeschinis etc. Homerus,
Hesiodus, Euripides, Sophocles etc. Vergilii Georgica, Aratus,
Dionisius desitu orbis, Lucretius, Manilius Macer de herbis et
similes. Institutiones juris Civilis Item Canonici. Partitiones juris
Hotomani, Titulorum juris utriusque interpretatio ParatitJa seu
Oeconomia tiiulorum Wesembecij. Sphaera, Geographia, Cosmo-
graphia, Astrologia: ubi epitome valerij, Ringelbergij, Glareani.
Grammatica Hebraea Martinij. Psalterium aut propheta, prae-
sertim minor aliquis Hebraice. Epistola Pauli aut alterius Apo-
stolorum Graece.
DE CLASSIBVS SEORSIM
et communiter, ratione temporis.
In 8. et 7. (ubi alicubi horae dispertiendae fuerint).
Mane praefectus 8. classis jubeat formale ad dimid. hör.
majores nonnullos legere: tum audiat singulatim Alphabetarios
et Catechistas Germanica. Praefectus au lern 7. dass, jubeat Ma-
jores similiter legere nomenclaturam aut Donatum ad dimid. hör.,
tum audiat Alphabetarios et Catechistas Latine. Nona hora prae-
fectus 8. dass, communiter petat scriptum Germanicum ex psal-
terio Germanien aut alio exaratum et simul jubeat missivas varie
scriptas legere, jubeat etiam recitari ex Catechismo Germanien.
Duodecima. Musica in hymnis scilicet et psalmis ijsque
cantabuntur in sequente festo.
Hora prima praefectus 7. classis Communiter jubeat
Catechism. Germ, memoriter recitare: Item legere Evang., Epi-
stolas, Syrach, Sprüche Salomonis. Quarta praefectus 8. dass,
missivam, quam proposito jnssisset argumento componere, corriget,
non solum in figuris literarum, sed etiam in forma loquendi. Osten
dat etiam titulorum varietatem, principia et conclusiones Episto
larum. Tum praeterea ostendet Alphabetariis figuras literarum
Germanicarum in tabula. Praefectus autem 7. classis Latinis
figuris scriptas declinationes aut conjugationes corriget. Alpha-
betarijs autem ostendet figuras Literarum Latinar um tabula etc.
Arithmcticae autem Germanicae principia die Mercurij tradentur
mane et nona.
In 6. et 5. classe.
Mane praefectus 6. dass. Etymologiam Latinam ex Philippo
tradet. Praefectus autem 5. dass, Syntaxin Lainam ex eodem
et paulatim prosodiam addet. Nona hora praefectus 6. classis
communiter tradet die Lunae et sabbat. dialogos Castalionis. Cae-
teris autem diebus epistoias Ciceronis.
Duodeciina communiter in psalmis et h)mnis et alijs Lati
nis, quae proximo fosto decantabuntur.
Prima praefectus 5. dass, epitom. historiarum SIeidani vel
simile quid die scilicet Lun. et Sabbathi. Caeteris autem diebus
Eclogas Vergilii vel aliud simile communiter. Vesperi prae-
fectus 6. dass, examinabit ex ijs, quae tradita fuerunt, secund.
praecepta, die videl. Lun. et Sabbathi, Caeter. autem dieb. ex
Latinis propositis conversum corriget. Praefectus autem 5. dass,
die Lun. et Sabb. jubebit Gramniat. Graecam discipulis legere,
et descriptas declamationes et conjugationes corriget et paulatim
jubebit etiam memoriter recitare. Die autem IWartis et Veneris
ex ijs, quae explicata fuerunt, Germanice, die autem jovis ex
Germanieis Latine conversum corriget. Arithmetica Latina Com-
muni'er die Mercurij mane et nona.
In 4. et 3. dass.
Mane praefectus 4. dass, die Lunae et Sabbat. Etymolo-
giam Graecam, Caeteris autem diebus Rhetoricam. Praefectus
autem 3. dass. dieb. Lun. et Sabb. syntaxin graec , Caeteris autem
diebus Dialecticam tradet. Nona praefect. 4. dass, die Lun. et
Sabb. communiter Xenophontis vel similis histor., Caeteris aut
diebb. Orationem Graec.
Duodecima. Musica figurata in Carmine decantando in
templo Prima praefect. 3. cl. die Lun. et Sabb. Evangelistam
aut Acta Aptor. Graece, Caeteris autem diebus Vergilij Aeneida
aut simile quid tradet. Vesperi die Lun. et Sabb. examinabit
uterque secundum praecepta: Die autem Marlis et Veneris ex
ijs, quae proposita fuerunt, aut ex Latino in Graecum aut e
contra conversum aut ex versibus resolutum aut contra ex soluta
et prosa oratione adstrictum emendabit. Die jovis autem prae-
fectus 4. classis ex praelectis, aut quod Rhetoricum, jubebit sim-
268
plicitcr commutari aut contra etiam tractari. Praefectus autem
3. dass, iubebit aut distingui quod praelectum ex dialecticis, aut
certe ex illis quaestionem explicari. Die Mercurii mane et nona
Geometria tradetur.
In 2. et 1. classe.
Mane praefectus 2. dass die Lun. et Sabb. Etymolog. Hebn,
Caeteris autem diebus Ethicam, politicam etc., praefectus autem
1. classis die Lun. et Sabb. Syntaxin Hebn, Caeteris autem diebus
physicam tradet. Nona hora praefectus 2. dass, die Lun. et
Sabb. Inslitutiones interpretabitur Justiniani aut aliud simile,
Caeteris autem diebus Orationem Demosthenis, Isocratis.
I hora praefectus dass. 1. die Lun. et Sabb. vergilii Georg,
aut simile. Caeteris autem diebus Homerum, Hesiodum.
V es per i autem petet uterque aut resolutionem aliquam
Dialecticam et Rhetoricam eorum, quae tradita sunt, aut imita-
tionem quandam expressam similem compositionem quoque dis-
cipuli ex intervallo longiore, plenius etiam opus possunt afferre.
Die Mercurij praefectus 2. dass, mane sphaeram. Nona autem
praef. 1. dass. Geometr. et Astrolog.
Die festo vesperi praefect. 2. dass. Epistol. aliquam Paul,
aut simile.
Praefect. autem 1. dass, psalterium aut prophetam minorem
Hebraice tradet.
Disputabunt interim et declamabunt discipuli singulis men-
sibus. Ex bis autem Rector singulis semestribus elenchum con-
texet, de ijs quae nominatim deinceps tractaturus sit, idque do-
minorum Conti tum consensu.
6.
Erstes Sch ul-Pro gr ainm des Gymn asiuins zuCorbach.
1579.
PROM V LG AHO NOVAE SCHOLAE WALDECCIANAE
ln civitate Corbach.
Rector scholae Corbachiensis Lazarus Schonerus Neapo-
litaners Francus, artium bonarum et disciplinae cupidis S.:
A.9
Scholae juventutis omnium virtutum officinae et quasi sca-
turigines bonorum civium merito dici et liaberi a sapientibus vj.
dentur, quod eae artium liberal«um usum omnibus communicantes,
prima fundamenta prudentiae ponunt, primaeque rerum aliquem
delectum esse persuadent, dum rectum quod est quodque expetitur,
qua ratione assequamur, singulae monstrant, idque eadem opera
a non recto discernunt. Logicae enim artes, quid in dicendo,
quid in cogitando expediat; Mathematicae, quae numerandi meti-
endique emolumenta; Physicae, quae facultates creaturarum Dei
sint, quoque pacto eae ad nostras utilitates adjungi queant, Lo-
gice, Mathematice, Physice, id est erudite et prudenter, ostendunt:
linde quid in moribus et vitae honestate deceat, omnes facile ex-
pioratum habemus. Prudentia autem virtus est, quae longe prin-
ceps ad munus suum probe perfungendum, iuminis instar caeteras
antecedit. Quam cum artes liberales complectantur, dubium non
est quin artium iegitima professio, veraque facultas, legitima vera-
que sit virtutum omnium officina. Idque ipsum quoniam ita est,
sequitur certe, nullum esse hujus vitae muniendae rectius Consi-
lium, quam eorum qui naturam hominis arte dirigendam et ex-
colendam putant, scholas scilicet doctrinae causa aperiendas, eisque
quam plurimos lectissimosque designandos publice Magistros cen-
sent, ut patria bonis civibus in perpetuum abundet. Merito igitur
Generosiss. domus V\ aldeccensis munificentia praedicatur, et,
quoad nostra vox pervenire polest, ad omnes mortales divulgatur,
quae, tametsi multae passim scholae, varia multiplicique doctrinae
laude cumulatae sint, tarnen suam quoque domesticamque diu
multumque cogitatam, saepe retardatam, contra omnes difficultates
Corbachii summa cum alacritate, optante etiam. toties hac ipsa
honestissima civitate, nunc molitur. Genus doctrinae non Logicum
modo, sed Mathematicum quoque, Physicum, Ethicum, Politicum,
Theologicum ejusmodi deligendum visum est, unde fructus quam
maximus ad privatam publicamque vitam, ad Ecclesiam et Rem-
publicam possit redire: idque ea ratione quam in tabula spectan-
dam infra exhibemus et sexto quoque mense deinceps exhibituri
consimillime sumus, classibus octo distributum, quibus totidem
auditoria secreta, Magistrique Rectori totidem adjuncti. Hujus
18
porro benelicii fructum, quanquam suis civibus inprimis deberi
Generosiss. Comites judicarunt, facile tarnen ad omnem vicinita-
tem, ad quosvis mortales pervenire patiuntur. Quamobrem si
quis artium et doctrinarum quae commemorata sunt genera sibi
expetenda putat, si a nobis, si legibus nostris expetat, sciat sibi
hoc a 4. Non. Maij anni 1579 (quo tempore, Deo volente et
benedicente, lectionum initium futurum est) licitum deinceps fore.
Caetera quidem quae ad laudem hujus operis commendationemque
et cohortationem spectabunt per delectos ad eam rem homines
tum commemorabuntur. Interea mihi hoc loco de doctrinae in
stitutionispue delectu disserendum esse, utendumque aliqua prope-
rn od um defensione decrevi: propterea quod P. Kamum, quem
novem annos tribus in scholis prae aliis autoribus fere secutus
sum, nunc quoque sequendum existimem. Permulti quidem a me
dissenserunt, sed quorum tarnen nemo adhuc repertus est, qui
ulla ratione, ullave certitudinis, ut loquuntur, norma judicium
suum conformaret. Sunt igitur (quicquid imperitis hominibus
veterumque et semper earundem annotationum institoribus videatur)
P. Rami praecepta vere Socratica quae videlicet veritatem cujus-
vis doctrinae cum utilitate profectuque (quem in ejus discipulis,
priusquam legerem, sensus ipse coegit admirari) justa et natural!
consecutione perspicue conjungunt. Cum quibus si conferantur
pristina lila, quae jam sua sponte de manibus populi delabi coe-
perunt, reperietur Grammatica quidem prope eadem, nec Rheto-
rica, si redundantiam secernas, in tropis et figuris dissimilis:
Cicerone tarnen et Demosthene vulgus Rhetorum graviter incre-
pantibus, principemque pariern Pronunciationem judicio exemploque
siio semper efflagitantibus. In Dialectica vero nimium aberratum
fuit, quam etiam ipse magna melioris aetatis jactura dediscendam
laudem depreheudi, proque ea inventionis et judicii Socraticam
P. Rami doctrinam, Socraticum doctrinae usum exercitationemque
capiendam. Haec porro Logica non Poetas et Oratores tantum
retexuit, eorumque virtules maximas imitari docuit, sed conse-
quentes etiam artes, iuprimisque Mathematicas, ita explicavit et
renovavit post annorum fere duo millia, ut ad eas jam cuivis
aditus pateat, qui plerisque antea maximis obscuritatis tenebris
interclusus videbatur: nt jam frustra difficultatis in Mathematis
caiumnia perseveret: cum illa interim Peter hispanica non hominum
sed pecudum logicuncula cum suis praedicabilibus, praedicamentis,
decem quaestionibus methodi, modalibus, reductionibus, regulis
consequentiarum, locis personarum, fallaciis, non modo Poetam
Oratoremque neminem, sed ne unam quidem Euclidis propositio-
nem interpretari adhuc ausit, aut in luce clariore collocare. Ut
bona spes sit Arithmetica Geometriaque sic Pythagorice, Platonice,
Arostelice, id est recte et phiiosophice restitutis, tantaque sirmitate
colloeatis reliquae Philosopbiae, Physicae, Ethicae, Politicae, ex-
imium et tot seculis optatum aedificium paulatim absolutum sore.
Etenim praecepta sua praeceplorumque delectum et ordinem autor
hic noster ipse suo Marte jam pridem ita desendit, ut contra
potuerit nemo. Ejusdem porro et institutioiiis modum nobis pro-
posuimus ubi primum illud est, quod cum Latino Graecoque ser-
mone vernaculum qnoque conjungendum imitatori, aut ab iis certe
non longo intervallo sejungendum, autoribus Cicerone Fabioque
monuit. Pu er apud avunculum annos abhinc quinque et viginti
Germanien perinde et Latine loqui verbis verborumque structura
docebar, cum textus quoque Latini Germanicique distinctiones,
antequam edisceretur, accurate homo diligentissimus emendaret.
Ex eo die quo quisque hujus instituti tenacior mihi Magister fuit
(fuerunt autem e tarn multis perpauci) eo plus sructus attulit:
quo magis de eodem remissum est, eo major vernaculi sermonis,
ad quem tarnen excolendum omnis externarum linguarum imitatio
referenda fuisset, jactura facta est. Quare hoc quoque exercitium
P. Ramo tot tantisque argumentis suadente, mihi primum, post
etiam juventuti recuperandum esse judicavi. Neque me movet,
quam a nonnullis notari video, vasta Germanici sermonis com-
positio, sententiaeque longius circumductae nostratium in tribuna-
libus Oratorum. Gramma’icam ante omnia puritatem tarn in sin-
gulis verbis quam conjunctis volo: cujus e tot libris in omni
genere doctrinae nostro sermone perscriptis prosa facilis juventuti
deligatur. Hinc si quis Rhetoricam quoque aemulari studebit
(quod ego faciendum moneo) reperiet diiigens lector et usu jam
aliquo confirmatus profecto, nequaquam ornnern Germanici Oratoris
‘212
dictionem adeo diffluentem, adeoque supinam esse, quin plurimae
passim virtutes imitationem mereantur. Simus ea industria qua
Tullius fuit, cum Graecorum eloquentiam Romane imitaretur, ex-
cellentium virtutum exemplo nequaquam carebimus. Quod si dissi-
patum trajectumque longius aliquando displicebit quippiam, ordine
commutato verbisque coliocatis red actum in quadrum hoc ipso
proderit, quod nos faciet circum spectiores et acriores addet sti-
mulos ad omnem elegantiam capessend um. Sed ad aliam quoque
partem institutionis et disciplinae veniendum laboris plenum, cujus
tametsi maximam partem P. Ramus sustulerit, tollendi reliqui
machinas nobis expeditas reliquerit, nescio tarnen qui fiat ut de
rerum ipsarum dignitate atque utilitate homini vix tantiUum credere
videamur. De artibus Mathematicis loquor, quae cum reliquae
deinceps Philosaphiae, Phvsicae et Ethicae fundamenta sint, eas-
que artes antecedere debeant, tanto praestantior haec disciplinae
pars est illa Grammatica, de qua Dixi, quanto haec ad persicien-
dum Philosophiam spectat, illa saltem ad inehoandum. Atque hoc
Pythagorae, Platoni, Aristoteli germanum est: quorum e libris
cum Physicam, Ethicam, Politicam discendam putemus, principia
quoque tantarum artium, nisi spiendida illa nomina tot Philoso-
phiae partium temere jactare et nos ipsos sallere velimus ante
omnia judicio institutoque eorundem serio sunt adipiscenda. Ne-
minem illi ad consequentem Philosophiern, nisi in Mathematicis
probe versatum atque exercitatum admittebant, hoc est, qui eorum
usum et ad reliquarum artium cognitionem et (quod in omni doc
Irina optatur) ad vitae actionem posset referre. Neque enim ele-
menta tantum Arithmeticae et Geometriae, sed Mechanica quoque,
Optica, Harmonica in illis scholis proponi solebat: quae consue-
tudo si retenta tuisset obscuritas, quae tot secuiis in Euclide
haesit, ad nostram usque memoriam nequaquam remansisset.
Prorsus igitur in eadem cum P. Ramo hic quoque sententia sum,
ut baue disciplinae partem juventuti restituendam existimem Ne-
que tarnen in eo sum errore, ut Arithmeticam qualemcumque
practicam (ut vocant) cum Sphaerula sex majorum, quatuor
minorum peripheriarum, Mathematicam prosessionem esse putem.
Euclide, Euclipe opus est, utque in Logicis nihil logicum, sic in
273
Mathematicis nihil mathematicum praetermissum oportet, si legi-
timam hujus institutionis viam sequi volumus. Ac si quid ele-
mentis deest (sicuti nonnulla deesse videntur) ea ex suis auto-
ribus, Diophanto, Nicomacho, Jordano, Appolionio, Sereuo, Theo-
dosio, Menelao, Archimede colligantur. Inertiae enim fuerit, etiam
nunc de Mathematicis desperare, temeritatis Philosophiam sine
Philosophiae fundamentis invadere. Neque vero cognitioni rer um
tantum inservit Mathesis, sed nihil ea in actione vitae crebrius,
nihil frequentius dixero. Quid enim vel domi vel foris utiliter
fieri, quibus rebus prospici polest sine numero, sine magnitudine,
sine motu, sine pondere? Ob eam causam Geometriae Mechani-
cam (qua etiam Isorrhopicam comprehendo) adjunxi (ejus utinam
veteres autores qui celebrantur, omnes extarent) pro eadem Op-
ticam Harmonicamque facile habiturus, ut de usu Matheseos tarn
celebri in utroque genere juventuti possit constare. Quem tarnen,
quoad legitimes in Cathedram autores admiserimus, sperare band
Ijcebil. Sive igitur EucJidem ipsum, sive collectum in de summani
Matheseos populo quis proponat, mea nihil interest, modo homo-
genen m nihil praetermittatur, modo nihil confundatur: P. Rami
tarnen elemento Euclideis clariora sunt et expeditioria: quibus ego
tantisper, quoad melius quid haberi possit, utendum esse decrevi.
Eam demum scholam commodo Reipubl. consiitui arbitror, in qua
artes liberales recto, non praepostero et turbato ordine ita do-
centur, ut nihil quod utile sit, efficive possit, negligatur, sed
accurate suscipiatur et excolatur. ln hac igitur P. Rami imita-
tione conatus nostros doctis et liberalium artium vere studiosis
probates sore, juventutique fructuosos, plane consido. Caeterum
haec Waldeccensis Generosiss. Comitum nostrorum Maece-
natum munifieentia, judicio et voluntate eorundem ita administra-
bitur, ut quotidie singulis in classihus ea quam index infra scrip-
tus cuivis ante oculos ponit, ratione doceatur,
274
Lectionum et exercitationum per omnes Classes a 4. Non. Maji
usque ad aequinoctium autumnale hujus annni 1579 index.
In octava et septima classe.
IVIane hora 6 praesectus 8. classis jubeat majores nonmillos
legere Germanicum sormulare: tum singulatim Alphabetarios et
Catechistas audiat Germanice. Praesectus 7 jubeat similiter
majores legere Nomenclaturam Latinogermanicam: audiat Alpha-
betarios et Catechistas Cat ine.
Hora 8 praesectus 8. classis communiter petat scriptum Ger-
manicum e Psalterio: recitetur aliquid e Germanico Catechismo
Lutheri.
Hora 12 Musica quae Choralis dicitur Germanicorum hym-
norum, qui canuntur eodem tempore ab Ecclesia, communiter
exerceatur.
Hora I praesectus 7 classis communiter jubeat Catechismum
Lutheri Germanicum recitari, legi Kvangelia.
Vesper! hora 4 praesectus 8 classis proposito exemplo exer-
ceat Orthographiam Germ an! ca m. Praesectus autem 7 classis
Latinam consimiliter.
In bis duabus classibus Germanice de Arithmetica doceantur
tantum Notatio et Numeratio, die Mercurii hora 6 mane et 8.
In sexta et quinta classe.
Mane praesectus 6 classis Etymologiam Latinam e vulgaribus
praeceptis Philippi, quae dicitur Grammatica minor: Praesectus
autem 5 classis Latinam Syntaxin ex eodem aulore, adjecta pau-
latim Prosodia, tradet. «
Hora 8 praesectus 6 classis communiter docebit die Lunae
et Sabbathi Dialogos Castalionis; reliquis Eqistolas Ciceronis quae
dicuntur minor es.
Hora 12 Musica communiter in Psalmis et Hymnis Latinis
more Ecclesiae Cboralis exerceatur.
Hora I praesectus 5 classis Eclogas Virgilii et libellum Slei-
dani de quatuor Monarchiis alternis vicibus.
275
Vesperi praefectus 6 classis examinabit cx iis quae tradita
fuerunt secundum praecepta Etymologiae die Lunae et Sabbathi:
caeteris autem ex Latinis propositis conversiim corriget. Prae-
fectus 5 classis die Lunae et Sabbathi jubebit legi Graecam
Grammaticain P. Rami, descriptasque pro exemplo flexiones corriget.
Die autem Martis et Veneris ex iis quae explicata fuerunt Ger-
manice, die Jovis e Germanicis Latine conversum corriget.
Arithmetica Latina hic communiter doceatur ex P. Ramo die
Mercurii mane et octava.
ln quarta et tertia classe.
Mane praefectus 4 classis die Lunae et Sabbathi Etymo-
iogiani Graecam: caeteris autem Rhetoricam Talaei. Praefectus
autem 3 classis die Lunae et Sabbathi Svntaxin Graecam Rami,
caeteris autem Dialecticam ejusdem tradet.
Hora 8 praefectus 4 classis die Lunae et Sabbathi commu-
niter Xenophontis Cyropaediam, caeteris autem Orationem Cice-
ronis pro Marcel Io.
Hora 12 exerceatur Musica figurata communiter.
Hora I praefectus 3 classis die Lunae et Sabbathi Evange-
lium secundum Matthaeum Graece, reliquis diebus Aeneida Virgilii.
Vesperi die Lunae et Sabbathi examinabit uterque secundum
praecepta. Die autem Martis ex iis quae proposita fuerunt aut
ex Latino in Graecum, aut contra conversum, aut ex versibus
resolutum, aut contra ex soluta et prosa oratione numeris astric-
tum emendaliit. Die Jovis autem praefectus 4 classis ex.prae-
lectis aut quod Rhetoricum jubebit simpliciter commutari aut
contra etiam tractari. Praefectus 3 classis jubebit aut distingui
quod praelectum ex Dialecticis, aut certe ex illis quaestionem
explicari.
Die Mercurii mane et octava Geometria planorum commu-
niter tradetur.
In secunda et prima classe.
Mane praefectus 2 classis die Lunae et Sabbathi Etymolo-
giarn Hebraeam ex Martinio, caeteris autem diebus Ethicam e Cor-
nelio Valerio docebit. Praefectus autem 1 classis die Lunae et
276
Sabbathi Syntaxin Martinii Hebraeam, caeteris autem Physicam e
Cornelio Valerio.
Hora 8 praefeetus 2 classis die Lunae et Sabbathi Institu-
tiones Jnstiniani, caeteris Oivnthiacam primam Demosthenis.
Hora I praefeetus 1 classis die Lunae et Sabbathi exercebit
Geometriam in quaestionibus Mechanicis Aristotelis, caeteris
primum librum Iliadis Homcri.
Vesper! autem petet uterque aut resolutionem aJiquam Dia-
lecticam et Rhetoricam eorum quae tradita sunt, aut imitatione
quadani expressam similem compositionem.
Die Mereurii praefeetus 2 classis mane Sphaeram.
Octava autem praefeetus 1 classis Geometriam solidorum.
Die solis vesperi praefeetus 2 classis Epistolam ad Galalas Graece.
Praefeetus 1 Psalterium Hebraice profitebitur.
Disputatio denique te Declamatio singulis mensibus.
7.
EXERCITIA ET PRAELECTIONES
Conrectoris in secunda classe a. 2. Maji
1584.
Mane hora 6. diei lunae explicabit Demosthenis Olynthiacam
primam, cujus analysin repetet vesperi hora 4. Postridie vero
mane hora 6 videlicet diei martis memoriam habitae lectionis ex-
ercebit ita, ut actionem etiam formet, cui aetioni vesperi hora 4.
ejusdem diei succedat genesis, hoc est, thema proponatur sententiae
similis cum habita lectione et memoria compraehensa, quod graece
convertatur.
Similiter diei Jovis mane hör. 6 docebit graecum carmen
Homeri, cujus item analysin vesperi hora 4 reposcat, memoriam
postridie hora 6 exerceat, genesin in themate trium aut 4. ver-
suum quam simillimae sententiae hora 4. vesperi persequatur.
Erit autem utriusque graecae praelectionis is modus, ut circa
solstitium Demosthenis oratio finiatur, cui confestim subjiciatur
similis Ciceroniana, de qua quidem in graecae praelectionis cursu
circumspiciet Conrector, ut latinus author graeco absque mora
succedat. Similiterque faciendum in graeco carmine commutando
577
Nam haec res auditores recreat, et hoc est graeca cum latinis
conjungere.
Idem Conrector hora 1. dierum lunae et martis explicabit
epistolam apostolicam: At sjntaxin graecam dierum jovis et ve-
neris horis item primis a meridie, quae praelectiones sint com-
munes secundae classi cum tertia.
Cum autem exemplo magistri plurimum juvetur discipulus,
neque lectiones tantum intelligendae, sed etiam memoriae man-
dandae sint, par est, ut Conrector quae discipuli injungit, eadem
ediscat ipse, et sic eos quasi provocet ad certandum. Haec nempe
diligentia faciet ipsum ad omnia promptiorem et alacriorem, prae-
sertim si domesticum omne Studium huc unice spectaverit, omissis
rebus et meditationibus alienis. Id perfacile existimabunt discipuli,
ejus autoritati plurimum tribuentes.
Exercitium domesticae meditationis erit duplex, primum quod
proponatur et reposcatur die mercurii mane hora 6. conversio
videlicet in graecum sermonem, eaque communis secundae classi
cum tertia, quemadmodum et epistola Apostolica. Ideoque hoc
thema etiam similem cum habita ejus praelectione sententiam
habere debet.
Alterum erit exercitium secundae classis proprium et tantum
latinum, nempe alternis vicibus modo declamatio ad imitationem
Ciceronis similj sententia delecta, modo carmen ad Virgilii
mutationem.
Potest igitur locus autoris, hoc est, vel epistola, vel oratio
Ciceronis, vel Virgilij pars aliqua commonstrari, cujus sententiam
disposito themate, secutus conrector ipse sit, ut eundem textum
legentes discipuli facilius et utilius in scribendo versentur, si non
est praelectus.
Quoties autem scriptorum emendatio minus temporis reliquerit
quam duas horas (nam conjungenda est hora 7 cum 6) toties cum
secunda classe sphaericae doctrinae 6et repetitio quaedam potius,
quam praelectio.
Die solis mane hora 7 graecum euangelium docendum, ut
res breviter distinguatur.
278
Disputatio quanüo sit lectionibus exercitiisve interponenda,
peculiariter denunciabitur.
2. Maji, Rector.
A. 2. MAJI 1584. Pro tertia classe D. Scribonij
lectiones et Exercitia.
Mane hora 6 per totain septimanam docebit dialecticam,
quam incipiet 4. maji. Hora 7 die lunae proponal Ciceronis
orationem Catiiinar. 2. unde analysis repetatur hora 4 pomeridi-
ana. Pestridie vero nempe die martis mane hora 6. memoria ita
exerceatur, ut actio commonstretur, ne adventante examine necesse
sit auditoribus omnia novo labore denuo discere. Genesis eadem
die fiat vesperi hora 4. proposito themate similis sententiae cum
lectione habita. Hujus bidui simile erit alterum videlicet diei
jovis et Veneris schola: nempe hora 7. diei jovis mane explica-
bit 5. lib. Aeneid. lectionis habitae analysin poscet hora 4. a rnc-
ridie, memoriam et actionem postridie videlicet die Veneris mane
hora 7 exercebit: Genesin in themate 4. circiter versuum eadem
die vesperi hora 4. Exercebit 3 classem domestrae meditationis
singulis septimanis unico themate, quod mane hora 7 diei Saturni
dictatum, proximi inde Saturni diei eadem hora reposcet et corri-
get. Erit autem latinum et logicum hoc exercitium scribendj, et
alternis vicibus prosa et carmen.
Thema prosae potest ut plurimum esse quaestionis, ut vulgo
vocant, simplicis. Cujus inventa argumenta tradentur imitatione
eorum exemplorum, quae in dialectica citantur. Ejus rei speci-
men singulis mensibus ipse exhibeat, et aliquot simiiia continuis
septimanis subjiciat. Attamen eruditiores post tertium mensem
declamatiunculam epistolarem possunt exhibere. Similitudo cum
oratione Ciceronis est servanda, operaque danda, ut ita mature
finiatur oratio, ut etiam possit una atque altera epistola Ciceronis
ex insignioribus proponi, ut semper etiam ad lectionem et utili-
tatem iHarum epistolarum juventus infiammetur. Omnis textus
artium et eloquentiae memoriae mandetur.
Hic ut exemplo suo prosit auditoribus non dedignabitur ipse
eadem cum discipulis memoriae mandare.
279
Idem Scribonius physicam suara secundae classi explicabit
horis 1. 2. dierum mercurii et Saturni.
Quod si reliquis quoque horis 1. 2. uti poterit utetur, sed
ita, ne quid ordinariis tertiae classis studiis detrahatur.
Disputatio quando sit lectionibus aut exercitiis interponenda,
peeuliariter monebitur a Rectore.
2. Maji, Rector.
>rt *j< coes
Lectionum et exercitationum
per omnes Classes a 4. Nov. Maji usque ad aequinoct. autumn. a. 1579 index.
Hora. CI.
D. Lunae.
Martis.
Mercurii.
8 Legere germ. form. cf. D. Lunae. Arithmet. germ. (No-. cf. D. Martis. cf. D. Martis. 8 cf. D. Martis.
et Catech. germ. tat. etNumeratio).
7 Legere Nomenei at. 7
lat. germ. Catech
lat.
Etym. lat. Grrnmt. Arithmetica latina 6
min. Phil. Mel. ex P. Ramo.
6 5 Synt. lat. Gramm!. 5
min. Phil Mel.
Prosod. Svnt. lat. Grammt.
4 Etym. graeca. Rhetorica Talaei. Geometria planor. 4 cf. D. Lunae.
3 Synt. graec. Rami. Dialect. Rami. 3
2 Etym. Hehr, ex Mar- Ethica e Com. Val. Sphaera. 2
tinio.
1 Synt. Hehr. Martini,'. Physica e C. Val. Physica eCorn. Val. 1
><
Scriptum germ e
Psalt. et rocit.
germ. Cat. Luth.
Diall. Castalionis.
Xenoph. Cyrop.
Instituts. Justiniani.
Script. — Catech.
Luth.
Cic. Epp. minores.
Cic. or pro Marc.
Demosth. Olynth. I
Aritlim. germ. (No-
tas ct Numerati'».)
Arithmet. lat. ex P.
Ramo.
Geometria plauor.
Demosth. Olynth. I.
Geometria solid.
cf. D. Martis. cf. D. Martis. 8 cf. D. Martis
6 cf. D. Lunae.
5
4
3
2
1
Solis.
12 8 7 5 4 3 Musica Chor. germ. hymn. Music. Psalm, el Hymn. lat. Musica figurata. cf. 1). Lunae. Musica chor. Musica. Musica. cf. Mercurii. cf. Mercurii. cf. Mercurii.
1 8 7 5 4 3 2 1 Catech. Luth. germ. lectio Evangg. Eclogg. Virgilii. Evang. Mattb. gr. Exerc. Geomelr. in quaost. Mech. Arist. cf. D. Lunae. Sleidan. de quat. Monarchiis. Virg. Acn. Homeri 11. 1. cf. Lunae. cf. D. Martis. cf. 1). Martis. cf. D. Lunae.
4 8 7 6 5 4 3 2 1 Orthogr. gern,. Orthogr. lat. Repet. Etym. Gram Graeca. P. Rami. 4. Repet. praecept. 3. Repet. praecept. 2. Resolut, dial, vel rhet., aut imit. sim. compos. 1. Id. Orthogr. germ. Ortb. lat. Exerc. lat. Correctio Script, germ. 4. Excerc. ex Lat. in Gr., aut contra convcrs. aut ex resolut, aut contra versibus. cf. D. Lunae. cf. D. Martis. Exerc. lat. e germ. 4. Commut. aut tract. Rhet. 3. Distinct. aut. explic. Dial. cf. D. Martis. > cf. D. Martis. 6. Repet. Etym. 5. Grmt. Gr. P. Rami. 4. Rep. praecept. 3. Rep. praecept. Epistola ad Galat, gr. Psalt. Hebr.
Disertatio et Declamatio singulis mensibus.
Lect. et exercit. index a d. 14. April 1589.
D. Lanae. M. Mercurii._________________d^V._______Saturni Solis.
6 8 7 6 5 4 3 2 1 Litt, cognoscere, in syllab. colligere et rite legere. Faciliora ex rudim. Et) m. lat. h>sa rud. Etym lat. Etym. lat. integr. Etym. graec. c. aliq. capp. Actt, Apost, Horn. 11. 1. et Virg. Aen. 1. 2. O öC G s O cj Lectio et quaed.nu- meratio germ. Numer. et Notat. germ lat. cum ad- dit. et subduct. Multipl. et divis. De nu m par.et i mpar de primis et comp. Reliqua lib. [. capp. 3 Tota Arithm. aliquot Geometr. li- bri ex P. Ramo. « o a 3 -J Q 's C 2 3 d v: v Üt dies Mercurii.
7 8 7 6 5 2 1 Lect. et script. cleg. Faciliora ex rud. Synt. lat. Ipsa rud. Synt. lat. Synt. lat. integr. Rhetor Talaei cum rud. Logicis. Dialect. ex P. Ramo. Institut. Imper. coli, anal. D. B. Copii. a5 3 Q 'S Scriptio Germ. lat. Scr. germ. lat., add. Graeci alph. pict. 6. Lectio grmmt. gr. 5. Graec. vocurn slex. 4. Exerc. dom., ligata et sol. 3.Ex. dom., lig. et sol. Ex. dom, ut plurim. graeea. <ü C3 s 3 Q L- 2 ►5 d c o cf. D. Mercurii. Ep. Pauli ad Rom. gr. simul ra- tio.
12 8 7 6 5 4 3 2 1 Scriptio. Formulae colloq. Seh. Heiden. Musica M. F. ßeur Music, add. exerc Synt. graec. exRam Sleid.de quat. Mon. et fdea lat. Philos. D. Copii. C3 ec C d c o Catech. germ. Musica chor. Musica figur. G c 3 d Ü o5 cö c d c o cf. D. Mercurii.
1 8 7 6 5 4 3 2 1 Catech. germ. Eclogg. Virg. inculc. maxime flexionib. Ovidii 1.4 Trist, cum tot. grmt. examin. Vlrg.Georg. 1. ostvn. Grmt. et Rhetor, artif. carm. exerc. Cic. Catilin. >. cum extemp. i mit. Gramm. Hehr. P. Martinii cum ali- quot Psalm. -s c p -3 Q o «3 SB 3 3 -J Q 'S c5 es c s d y Catech. germ. Catech. lat. S. sinuil. exerc. dom. 4. Evangg. graec. lectio. Disputat. priv. sing. mens, disp. et decl. publica.
4 8 7 6 5 4 3 2 1 Lectio. Aliquot ex Nomen- clat. voccabula. Epp. Cic. minores. Cic. Epp. kam. Cic. Phil. 2. Demosf. Olynth. 1. cum repet. tot. grmmt. gr. et non- nulla extmp. imit. Physica et Ethica. O 2 3 Q «4-5 6 cC c p -3 2 Q 1 d eC G s —3 d Ö