Murhardsche
Bibliothek der
Stadt Kassel und
Landesbibliothek
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Franz DT SolShaus
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zur VOLLENDUNG Der
5000OSTEN LOKOMOTIVE
UND DER ERSTEN
50 JAHRE DES LOKOMOTIVBAUES
IN DER FABRIK VON
DENSCHEL & SOHN
CASSEL
1899
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Druck von OTTO ELSNER, Berlin S.
fe LANDES-
BIBLIOTHEK
KASSEL
Georg Christian Karl Henschel Karl Anton Henschel Georg Alexander Karl Hensche! Karl Anton Oskar Henschel Karl Anton Theodor Ferdinand Hensche
geb. den 24. April 1759 geb. den 23. April 1780 geb, den 7. Mai 1810 zu Kösen geb. den 19, Juni 1837 geb. den 3. Oktober 1873.
gest. den 2. Juni 1835. gest, den 19. Mai 1861. gest. den 23. März 1860 zu Cassel gest. den 18, November 1894.
INHALTSVERZEICHNISS.
Seite Seite
]. Vorbemerkung. . 8 V. Entwickelung der Fabrikeinrichtungen . „. 68
II. Entwickelung der Fabrik und Geschichtliches VI. Gegenwärtige Beschaffenheit der Fabrik . . . 72
über die Familie Henschel . a LO NV. Lastenverkehr . 82
III. Technische Entwickelung des Werkes .,. . 46 VIIL. Aeussere Anerkennungen ; 84
[V. Näheres über die Leistungen im Lokomotivbau 56 Se Wohlfahrtseinrichtungen ; SP
Schlusswort. . 88
ANHANG.
Tafel I. Lageplan des Casseler Werkes 1838. Tafel VIII. Grundriss und Längenschnitt der Central-
Tafel II. Lageplan des Casseler Werkes 1855. kesselanlage und des Elektricitätswerkes
Tafel III. Lageplan des Casseler Werkes 1873. der Rothenditmolder Fabrik.
Tafel IV. Lageplan des Rothenditmolder Werkes 1873. Tafel IX. Grundriss der Centralkesselanlage und des
Tafel V. Lageplan des Casseler Werkes 1898. Elektricitätswerkes der Casseler Fabrik.
Tafel VI. Lageplan des Rothenditmolder Werkes 1898. Tafel X. Querschnitt der Lokomotiv-Montagehalle.
Tafel VII. Querschnitt der Kesselschmiede in Tafel XI. Regelmässiger Grundriss der Arbeiter-
Rothenditmold. wohnungen.
Abbildung 1.
2/„ gekuppelte Personenzug- Lokomotive Fabrik-No. 5000
für die Preussischen Staats- Eisenbahnen.
Hauptverhältnisse:
Cylinder-Durchmesser , . . 460 Länge der kupf. Feuerbüchse oben . 2200 Radstand des Vordergestells . . . 2000
Kolbenhub A 2 A 600 Heizfläche der Siederohre in qm 109,01 " von Treib- bis Hinterachse 2600
Treibräder-Durchmesser . . . 1750 u „ Feuerbüchse in qm . 8,93 Gesammt-Radstand , . . 7400
Laufräder-Durchmesser . . .- 1000 n ges. feuerber. in qm . 117,94 Gewicht leer... 400.0 kg 40800
Anzahl der Siederohre . . . . . 217 Rostfläche in. qm 1. el De 2,3 ® dienstf. 1. Achse . 1. 48550
Aeusserer Durchmesser der Siederohre 46 Dampfüberdruck in kg/qcem . . - 12 ä WR N „8550
Zwischen den Rohrwänden ‚ . . 3900 Rahmenlänge ausschl. Stossbuffer 9510 HS „14250
Kessel-Durchmesser aussen im Mittel 1400 Plattformhöhe über den Schienen . 1217 a a „14300
Kesselmitte über den Schienen . . 2145 Steuerung nach . . Heusinger v. Waldegg „a insges. „45650
Abbildung 2.
Lokomotive „Drache‘‘, Fabrik -No. 1ı.
Geliefert am 29. Juli 1848 für die Hessische Friedrich Wilhelms-Nordbahn.
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Hauptverhältnisse:
Dampfcylinder-Durchmesser nn A-4380 | Dampfüberdruck in ke/qcm AG
Kolbenhub .. . 2. Te 610 “Heizfläche in qm“ 20.0. GO
Treibräder-Durchmesser Mr 5240 (1 -Rostfläche in qui CE
Laufräder-Durchmesser EEE 00 Gewicht jeer „kg 22000
Gesammt-Radstand . Ben 5160 Gewicht dienstfähig Sr 29000
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VORBEMERKUNG.
Mit Beginn des. Jahres 1899 wird auf den Werken der Firma Henschel & Sohn in Cassel die
5000 ste Lokomotive und damit zugleich das erste halbe Jahrhundert des Lokomotivbaues vollendet. Die
5000 ste Lokomotive ist eine für die Königliche Eisenbahn-Direktion Altona bestimmte, zweifach ge-
kuppelte, vierachsige Personenzugmaschine mit vorderem ı zweiachsigen Drehgestell nach Abb. ı, Seite 6.
Als Gegenstück hierzu ist in. Abb. 2, Seite 7, die am 29. Juli 1848 fertiggestellte erste Lokomotive
»Drache« für die Hessische Friedrich Wilhelm-Nordbahn dargestellt. Merkwürdigerweise ist die Bauart
beider in der Hauptsache die gleiche, nämlich die in Norddeutschland erst vor etwa einem Jahrzehnt
wieder aufgenommene, mit vorderem zweiachsigen Drehgestell.
Der mit dieser Zahl. zurückgelegte .bedeutsame Abschnitt in: der Geschichte des. Werkes: giebt
Veranlassung, einen Rückblick auf die Entstehung und Entwickelung desselben zu werfen.
Abbildung 3
Pumpenanlage für Saline Sooden.
Entwurf von Anton Henschel aus dem Jahre 1800.
| 1
ENTSTEHUNG DER FABRIK
UND GESCHICHTLICHES ÜBER DIE FAMILIE HENSCHEL.
Die Fabrik von Henschel & Sohn ist eine der ältesten Deutschlands, Sie ist nicht als
Maschinenfabrik entstanden, sondern hat sich zur Zeit der Entstehung: des Maschinenbaues in Deutschland
aus einer Metallgiesserei in. eine solche verwandelt. Ihr Alter fällt also mit dem Alter des deutschen
Maschinenbaues zusammen.
Georg Christian Karl Henschel, der im Jahre 1777 aus Giessen nach Cassel kam, entstammt
einer. Glocken- und Stückgiesserfamilie, die dieses Gewerbe schon in: ältester Zeit betrieb. In den
Sammlungen der Familie wird noch ein aus dem 16. Jahrhundert stammender Vertrag — die Jahreszahl des-
selben ist nicht genau klar zu stellen — aufbewahrt, demzufolge ein Hans Henschel zwölfpfündige Kanonen
für den Grafen Wilhelm zu Solms angefertigt hat, sowie ein Erlass des Landgrafen Ernst Ludwig von Hessen-
Darmstadt aus dem. Jahre 1690, mit welchem dem Glockengiesser Johannes Henschel zu Giessen ein
landesherrlicher Schutzbrief für die bevorrechtete Ausübung‘ seines Gewerbes ertheilt wird. Später wurde
der Betrieb auf die Herstellung von Pumpen, Feuerspritzen u.: dgl. ausgedehnt.‘ Im Jahre 1736 Heferte
Philipp Henschel, Hessen -Darmstädtischer Stückgiesser und Rath zu Giessen, bronzene Druckwerke und
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andere dergleichen Maschinentheile für den Umbau der Saline zu Nauheim. Im Jahre 1796 erbaute sich
der durch Schutzbrief vom 25. Juni 1785 für das Niederfürstenthum Hessen privilegirte Stückgiesser und
Inhaber der‘ fürstlichen Stückgiesserei in- Cassel, Georg Christian Karl Henschel, geboren den
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24. April 1759 zu. Giessen, das erste. Bleiwalzwerk in. Deutschland. Dasselbe lieferte Walzblei zur
Dachdeckung,‘ bevor andere Metalle hierfür in Gebrauch.. kamen ‘ (z. B. 1818 für die Pinakothek und
Glyptothek in München). Derselbe befasste sich auch mit der Herstellung von Werkzeugmaschinen. Eine
im Jahre 1799, also vor jetzt 100 Jahren, von ihm erbaute Metall-Drehbank mit hölzernen Wangen,
die noch heut in der Henschel’schen Fabrik in brauchbarem Zustande erhalten wird, rührt von ihm her.
Durch . Dekret vom. Jahre 1796 wurde er neben seinem‘ Amte als fürstlicher Stückgiesser als
Nachfolger des bekannten Steinhöfer zum fürstlichen Brunnenmeister ernannt, als welcher er für die
Unterhaltung‘ der Wasserkünste, Wasserleitungen, Pumpen u. dgl. zu sorgen hatte, und wofür er als
Entschädigung neben freier Wohnung 112 Reichsthaler, 2 Albus und 9 Heller erhielt. Durch Dekret
vom Jahre. 1805 wurde ihm und seinem zweiten Sohne Johann Werner das landesherrliche Privileg auf
Anfertigung: von Geschützen und: Glocken, Pumpen, Feuerspritzen, . Metallgusswaaren, Pressen, Walzblei,
Bleiröhren, Kesseln und Maschinen jeder Art ertheilt.
Von seinen beiden ‚Söhnen Carl Anton, geboren den 23. April‘ 1780. und Johann Werner,
geboren den 14. Februar 1782, die beide das Lyceum und die Kunst-Akademie ihrer Vaterstadt besucht
und in ihren Mussestunden in der Werkstatt ihres Vaters sich praktisch ausgebildet hatten, trat der älteste,
der sich ausserdem durch Selbststudium und Privatunterricht in der Mathematik für diesen Beruf vorbereitet
hatte, im Jahre 1797 als unbesoldeter Accessist beim Baudepartement in den technischen Staatsdienst ein.
Abbildung 5
Pumpenanlage für Saline Kösen.
Entwurf von Anton Henschel aus dem‘ Tahre 1810
während der jüngere den Beruf des Bildhauers gewählt hatte, dem er bis zum Jahre 1810 mit Hingebung
oblag. Die traurige wirthschaftliche Lage, in welche der Vater durch die damalige Fremdherrschaft: und
seine unverhohlene Abneigung gegen dieselbe gerathen war, legten Werner Henschel den schmerzlich
empfundenen Zwang auf, seine Künstlerlaufbahn zu unterbrechen, um seinen Vater im Geschäft zu
unterstützen, wozu er als tüchtiger Former und Giesser besonders befähigt war.
Trotz Aufbietung aller Kräfte gelang es aber den vereinten Anstrengungen von Vater und Sohn
nicht, der durch ‚die lange Fremdherrschaft mit ihrem Gefolge von schweren Lasten verursachten,
drückenden Nothlage der Familie Herr zu werden. Unter diesen Umständen blieb nichts anderes übrig,
als von der angebotenen Unterstützung des im Staatsdienste stehenden ältesten Sohnes Gebrauch zu
machen und ihn mit in das Geschäft aufzunehmen.
Dieser war vom Jahre 1803 an, in welchem er seine erste Anstellung erhielt, nach einander
bis 1808 als Kurfürstlich hessischer Baumeister und Maschinist der Saline zu Schmalkalden, von 1808
bis 1811 als Königlich sächsischer Baumeister. an der Saline zu Kösen, von 1811—1813 als Königlich
westphälischer Bergingenieur und Maschinendirektor in Karlshafen, von 1813—1817 als Kurfürstlich
hessischer Bauinspektor an der Saline Sooden, von 1817 ab als Ober-Berginspektor und seit 1832
als Ober-Bergrath und Mitglied der Kurfürstlichen Ober-Berg- und Salzwerk-Direktion zu Cassel thätig.
Das hohe Ansehen, zu welchem er es als Techniker im Staatsdienste gebracht hatte, verschaffte ihm
glänzende Anerbietungen aus grösseren Staaten, die er aus treuer Anhänglichkeit an ‘sein Heimathland
sämmtlich ablehnte. Gleichwohl bot ihm seine staatliche Stellung nicht volle Befriedigung, weil sie ihm
die Gelegenheit zur vollen Entfaltung seiner glänzenden Fähigkeiten versagte, für welche gerade damals
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Abbildung 6.
Messingwalzwerk für Hegermühle.
Entwurf von Anton Henschel aus dem Jahre 1816
das noch völlig unentwickelte Feld der Technik den weitesten Spielraum bot. Dieser Umstand legte ihm
den Entschluss nahe, seine Begabung für die Technik auf dem Gebiete der privaten Thätigkeit zu ver-
werthen. Im Hinblick auf die ausgezeichneten Dienste, welche er als Sachverständiger im Berg-,
Hütten- und Salinenwesen seinem Vaterlande geleistet hatte und noch zu leisten versprach, bestimmte
man ihn jedoch zum Verbleiben in seinem Amte, indem man zugleich seinen Plänen jede mögliche Förderung
angedeihen liess. Um ihm die Ausführung seines Vorhabens zu ermöglichen, versetzte man ihn, seinem
Wunsche entsprechend, nach Cassel. und gab ihm zur Gründung einer ‘Dampfmaschinenfabrik einen
zinsfreien Vorschuss von. 2000 Thalern‘ aus ‘der Staatskasse. Erst im. Jahre 1845, als sich Schwer-
hörigkeit bei ihm einstellte, wurde ihm der erbetene Abschied aus dem Staatsdienste unter ehrenvoller
Anerkennung seiner hervorragenden Leistungen bewilligt.
Für das väterliche Geschäft bedeutete sein Eintritt eine entscheidende Wendung, indem von
diesem Zeitpunkt an der Bau von Maschinen zum Hauptarbeitsgebiet und die überkommene Glocken-
und Stückgiesserei, welche im bisherigen‘ Umfange beibehalten ward, zur Nebenbeschäftigung wurde.
Man ist daher berechtigt, das Jahr 1817 als das Gründungsjahr der‘ Henschel’schen Maschinenfabrik an-
zusehen und als Begründer dementsprechend den damaligen Oberberginspektor, späteren Oberbergrath
Anton Henschel zu bezeichnen.
Seine stille, dabei äusserst rege Mitarbeit im väterlichen Unternehmen reicht zwar in Wirklichkeit
viel weiter zurück. Schon im Jahre 1800 hatte der damals Zwanzigjährige den Entwurf zu einer grossen
Pumpwerksanlage für Saline Sooden ausgearbeitet, dessen Ausführung in der väterlichen Werkstatt
erfolgte, und ebenso tragen alle späteren bedeutenderen Erzeugnisse derselben den Stempel seiner
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geistigen Urheberschaft. In den Sammlungen der Familie befindet sich eine grosse Zahl von Anton
Henschel®s eigener Hand ‘herrührender Entwürfe‘ aus jener. Zeit, die zugleich ein lehrreiches Bild von
dem damaligen Stande des deutschen Maschinenbaues geben. Einige derselben, und zwar der schon
erwähnte für Saline Sooden, ein anderer, aus dem Jahre 1810 stammender, .einer ähnlichen, durch Wasser-
kraft betriebenen Anlage für Saline Kösen, ein im Jahre 1816 ausgeführter für; ein Messingwalzwerk mit
neuer Keilstellungsvorrichtung und ein im Jahre 1823 entstandener für ein hydraulisches Kastengebläse
sind in den ‚Abbildungen. 3. bis 7 auf Seite 9, 11, 13, 15 und ı7 in verkleinerter, sonst aber getreuer
Nachbildung‘: der Ursprungszeichnungen wiedergegeben.
Im. Jahre 1836 brannten die Werkstätten des bis dahin benutzten alten Giesshauses nieder und
man entschloss sich zu einem geräumigen Neubau am Möncheberg, d. i. an der Stelle, an welcher sich
der Haupttheil' der Fabrik mit der geschäftlichen‘ Oberleitung noch heute befindet. Die ursprüngliche
Gestalt‘ desselben‘ zeigt die Abb. 8, Seite 19... Die Eröffnung fand im Jahre 1837: statt‘ und der erste
grössere Guss, welcher aus der neuen Giesshalle hervorging, war der des Bonifaciusstandbildes, welches
noch weiter unten erwähnt werden wird.
Karl*Anton Henschel, der die Fabrik in die regelrechte Bahn‘ einer .neuzeitgemässen
Maschinenfabrik lenkte, gehört somit zugleich zu den Begründern des Maschinenbaues in Deutschland, d. h. zu
denjenigen .Männern des Geistes und der That, welche die wissenschaftlichen Grundlagen für dieses später
in’s Unübersehbare' gewachsene Gebiet der Bethätigung menschlichen Scharfsinns und Schaffensdranges
gelegt und den Weg für die erfolgreiche, wettkampfkräftige Entwickelung dieses neuen Arbeitsfeldes
vewiesen haben.
Abbildung 8.
Maschinenfabrik von Henschel & Sohn am Möncheberg in Cassel 1837
Als Mensch lauter und von seltener Herzensgüte, vereinigte er in sich umfassendes Wissen und
hervorragende organisatorische und erzieherische Begabung mit unermüdlicher Schaffenskraft, unbeugsamer
Willensstärke und unbesiegbarer Ausdauer. Er war nicht nur die vorsorgende und anordnende, sondern
im wahren Sinne des Wortes die schaffende Kraft seines Unternehmens, der geistige Urheber aller Er-
zeugnisse seines Werkes, die demzufolge alle den ausgeprägten Stempel seiner eigenen und eigenartigen
Erfindung trugen.
Eine seiner wichtigsten. Aufgaben, der er sich mit voller Hingabe widmete, bestand in der
Heranbildung‘ eines starken Stammes leistungsfähiger. Techniker und Arbeiter. Die Annahme und den
Bildungsgang von Zöglingen beider Berufsrichtungen hatte er schon frühzeitig nach ganz bestimmten
Grundsätzen. geregelt, in: ähnlicher. Weise, wie‘ dies‘ heute‘ noch: in. den. Werkstätten der Preussischen
Staatseisenbahnen Gebrauch ist.
Es ist nöthig, sich den beschränkten Standpunkt der damaligen Technik vor Augen zu halten,
um zu ‚ermessen, welcher aufopfernden Mühe und Arbeit es bedurfte, um in Sonderheit die ungeübten
Arbeiter zu: derjenigen Vollendung der Arbeitsausführung zu erziehen, welche die Vorbedingung für den
auf die Genauigkeit der Arbeit sich gründenden neuzeitlichen Maschinenbau bildet.
Hellen: Auges hatte er bei einem längeren Aufenthalt in England: die Ursache der Ueberlegenheit
der dortigen industriellen Technik in der zuverlässig gleichmässigen hohen Güte der Erzeugnisse erkannt,
und als Frucht dieser Studien hatte er sich die Erreichung des ‚gleichen Grades der Vollendung als unver-
rückbares Ziel gesteckt, welchem Streben gegenüber alle anderen Rücksichten, vor Allem auch diejenige auf
den Geschäftsgewinn, zurückstehen mussten. Als alleinige Richtschnur galt ihm, unter Hintansetzung
Abbildung 9.
Zeichnungstafel aus dem Werke
„Neue Construction der Eisenbahnen mit Anwendung comprimirter Luft‘
von Anton Henschel.
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geschäftlicher Vortheile für jede neue Aufgabe die zweckmässigste Lösung zu finden, was ihm bei dem
Reichthum seiner schöpferischen Phantasie keine Schwierigkeit bereitete. Aus diesem Grunde erklärt es
sich, dass das Unternehmen, trotz des wohlbegründeten Rufes seiner Erzeugnisse, lange Zeit hindurch nur
sehr bescheidene geschäftliche Erfolge aufzuweisen hatte. Erst den Nachkommen Anton Henschel’s
war es beschieden, bei eigener unermüdlicher Arbeit die Früchte seiner Aussaat zu ernten.
In der Geschichte des deutschen Maschinenbaues wird sein Name schon deswegen unvergessen
bleiben, weil er mit verschiedenen grundlegenden Erfindungen auf’s Innigste verknüpft ist. Es sei hier
nur an die seinen Namen tragenden Ketten- und hydraulischen Kastengebläse, Röhrendampfkessel- und
Turbinenkonstruktionen erinnert.
Unter den Aufgaben, die sein nie rastender Geist sich noch am späten Lebensabend stellte, befand
sich auch das von Henry Bessemer später ins Werk gesetzte Verfahren der Entkohlung des flüssigen Roh-
eisens mittels durchgeblasener atmosphärischer Luft. Ihm fehlte es an den. Mitteln, um die im kleinen
Massstabe ausgeführten Versuche in die technische Wirklichkeit zu übersetzen. ‚Mit neidloser Theilnahme
sah er den Preis der Priorität dieser weltbewegenden Erfindung seinem glücklicheren Mitbewerber zufallen.
Auch den im. Auslande aufgeworfenen Fragen wendete er seine Aufmerksamkeit zu. So erhielt
er für ‘die ‘beste . Lösung. der van‘ der »Societe d’encouragement pour l’industrie nationale« zu Paris
gestellten Preisaufgabe: »Sicherheitsmassregeln gegen die Explosionen von Dampfkesseln« im Jahre 1844
den Preis von 6000 Francs und die goldene Medaille.
Mit seiner vielseitigen fruchtbaren Wirksamkeit im Berg-, Hütten- und Maschinenwesen sind
indessen seine Verdienste um die deutsche Technik nicht erschöpft. Auch auf anderen Gebieten hat sein
Abbildung 10.
Patentirte Bolzenpresse in der Schmiede im Casseler Werke.
hervorragender Geist sich unvergängliche Denkmäler errichtet, so namentlich auf dem des Ingenieur-
und Eisenbahnwesens.
Auf ersterem hat er sich namentlich um die Förderung des Brückenbaues verdient gemacht.
Im Jahre 1833 betheiligte er sich an der Lösung einer von der österreichischen Regierung gestellten Preis-
aufgabe für eine Brücke über die Donau bei Wien durch den Entwurf einer auf steinernen Pfeilern
ruhenden Blechträgerbrücke. Der von neuen Gesichtspunkten ausgehende und: damals im Grossen noch
nicht erprobte Entwurf gelangte dieser Eigenschaften wegen nicht zur Ausführung, wenn auch die darin
niedergelegten Gedanken Anerkennung‘ fanden. Unter seinen weiteren hierher gehörigen Arbeiten hat die
von ihm im Jahre 1848 nach eigener, auf Grund eingehender praktischer und analytischer Untersuchungen
aufgestellter. Theorie entworfene und erbaute schiefe steinerne Strassenbrücke von ı0 m Lichtweite über
die Ahna im Zuge der Henschelstrasse in Cassel vorbildlich gewirkt. Die Eigenthümlichkeit dieser bis
heute ihrem Zwecke dienenden Brücke bestand in der damals bewunderten Kühnheit des Entwurfs, welcher
die geforderte und durch Probebelastung glänzend erwiesene Tragfähigkeit mit einem für die damalige
Zeit ungewohnt geringen Materialaufwande erreichte.
Dem Eisenbahnwesen war er‘ schon‘ in frühester‘ Zeit nahe getreten... Seit dem Jahre 1803 trug
er sich mit Plänen für die Anwendung der Dampfkraft auf die Fortbewegung der Strassenfuhrwerke. Im
Jahre 1816 führte er dem Kurfürsten Wilhelm I. das Modell einer derartigen Konstruktion vor. Die Bahn
für einen grösseren technischen Fortschritt wies. sein‘ im Jahre 1822 ausgearbeiteter, leider unausgeführt
gebliebener Entwurf einer hängenden Förderbahn für den Friedrichstollen auf dem Meissner, welcher schon
alle wesentlichen Eigenschaften der heut weit verbreiteten Luftseilförderbahnen aufwies.
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Als ungefähr um diese Zeit’'in England das gesammte öffentliche Interesse sich den Bemühungen
um die Herstellung einer brauchbaren Dampfschienenbahn zuwandte, wurde. auch sein Erfindungsgeist
durch diese Bestrebungen mächtig angeregt. Als Beitrag. zur Lösung der Aufgabe lieferte er zwei ein-
gehend begründete Entwürfe, die ’er in Druckschriften unter dem Titel: »Neue Konstruktion-der Eisen-
bahnen unter Anwendung“ komprimirter Luft zur Bewegung der Fuhrwerke« und »Vorschlag der Anwendung
eines eisernen Seilzuges auf Eisenbahnen« der Oeffentlichkeit übergab. Abb. 9, Seite 21, ist die Wieder-
gabe einer der erstgenannten , Schrift entnommenen Zeichnungstafel.. Seinen :in die Zukunft blickenden
Geist, der in dieser. neuen. Erscheinung‘ bereits. den. Keim des zukünftigen Weltverkehrsmittels sah, be-
schäftigten schon damals. die. in ihrer vollen‘ Bedeutung erst viel. später hervorgetretenen Fragen der
sicheren und zwanglosen Führung der Fahrzeuge in ‘dem Gleise, des festen ‘und dauerhaften Unterbaues
der Fahrschienen, ‚der Kurvenbeweglichkeit der Fahrzeuge behufs leichteren Durchfahrens der Krümmungen
und zugunsten: der Zulässigkeit kleiner Krümmungshalbmesser, der Verstärkung‘ der Adhäsionswirkung und
der Nutzbarmachung des Gewichts der‘ thalwärts gehenden Züge als Mittel. zur Ueberwindung steiler Steigungen.
Die schwerwiegenden Mängel, welche nach. seiner Meinung die Dampflokomotive‘ haben musste, und die
sie Anfangs auch in’ der That hatte, besonders der hohe Brennmaterialaufwand ‘derselben, liessen ihn in
dieser Maschine überhaupt nicht das geeignete Zugkraftmittel für-die mechanische Zugbeförderung erblicken.
Die zweckmässigste Lösung der Frage schien ihm vielmehr in der Anwendung grosser, feststehender, billig
arbeitender Kraftstationen unter Anordnung von Zwischenmitteln für die Zugförderung zu ‚liegen. Als
geeignetste Zwischenmittel kamen für ihn nach dem damaligen Stande der Technik Seilzüge und Luft-
kompressoren mit Pressluftlokomotiven in Betracht.
Abbildung 12.
Dampfkesselanlage des städtischen Elektricitätswerkes zu Cassel.
Sogleich als die ersten Bestrebungen zur Einführung von Eisenbahnen in seinem Heimathlande
auftauchten, schloss er sich denselben mit Eifer an. Im Auftrage des zur Förderung dieses Zweckes
gegründeten Vereins für Eisenwegebau machte er im Jahre 1833 eine Reise nach England, um die dort
bereits angelegten Dampfeisenbahnen zu studiren. Bei dieser Gelegenheit wurde er mit dem älteren
Brunnel bekannt, der damals mit der Ausarbeitung des Entwurfs einer neuen Bahn beschäftigt war. Wie
Henschel selbst in seinem Reisebericht hervorhob, erfüllte es ihn mit stolzer Genugthuung, dass Brunnel
seine Ansichten über die zweckmässige künftige Gestaltung der Eisenbahnen theilte und ohne Kenntniss
der Henschel’schen Arbeiten einen mit diesen. fast bis auf die Einzelheiten übereinstimmenden Entwurf
der Zugförderung mit Pressluftlokomotiven für seine geplante Bahn ausgearbeitet hatte.
Sich mit dem Eisenbahnwesen ‘ praktisch zu beschäftigen, fand er neben den Berufsarbeiten
nicht die Zeit. Er verfolgte‘ jedoch seine weitere Entwickelung mit unausgesetzter Aufmerksamkeit.
Im Jahre 1838 liess er‘ noch einen »Beitrag zur Konstruktionsverbesserung der Eisenbahnen« und
im Jahre 1844 >»Einige Worte über den mechanischen Theil der Eisenbahnen« erscheinen, in welchen
Schriften er Vorschläge für die geeignetere Herstellung der Eisenbahnen zur Ueberwindung grosser
Höhenunterschiede machte. Sie bestanden im Wesentlichen in der Anlage von Zickzackkehren und
in der Anwendung‘ von 2 Treibräderpaaren mit verschiedenen Durchmessern für schwache und stärkere
Steigungen.
Wenn die technische Entwickelung des neuen Verkehrsmittels in der Folge einen anderen Lauf
genommen: hat, als er zu jener Zeit. seinem geistigen Auge vorschwebte, so liegt‘ die Erklärung
nicht zum kleinsten Theile in der riesenhaften, fruchtbaren Geistesarbeit,. welche seit jener Zeit die
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Abbildung 13.
3/3 gekuppelte Nebenbahn- Tender-Lokomotive mit 5 Tonnen Raddruck
für die Preussischen Staats-Eisenbahnen.
Hauptverhältnisse: .
Cylinder-Durchmesser 350 Länge der kupf. Feuerbüchse oben . 1240 Radstand 2 m el m he“ N S000
Kolbenhub a U u . 550 Heizfläche der Siederohre in qm :. 55,5 Inhalt der Wasserbehälter in cbm . 4
Räder-Durchmesser. .. 7... 1080 7 „Teuerbüchse in qm:... 4,8 u „.. Kohlenkästen . . . kg“ 900
Anzahl. der Siederohre. u 4.1133 Se ges. In dm U 60,3 Gewicht 1er A ee 1500
Aeusserer Durchmesser der Siederohre 46 Rostfläche in gm... RS 7 dienstf; Vorderachse, .,, 9750
Zwischen den Rohrwänden . . ‚3240 Dampfüberdruck in kg/qem . . . 12 7 „... Mittelachse . . 49600
Kessel-Durchmesser aussen im Mittel 1106 Rahmenlänge ausschl. Stossbuffer =. 7000 % „= Hinterachse... 2, 9700
Kesselmitte über den. Schienen . . 1860 Plattformhöhe über den Schienen . 1200 % „. insges,. 29050
Steuerung nach . - Allan
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hervorragendsten Techniker auf die Verbesserung der Dampflokomotive verwendet haben, und an welcher
die von ihm begründete Firma einen wohlgemessenen Antheil hat.
Wie er an allen wichtigen Zeitfragen einen regen Antheil nahm, so beschäftigte er sich unter
Anderem auch mit dem Gedanken der Einführung eines einheitlichen Maass- und Gewichtssystems. Zur
Förderung desselben verfasste er den im Jahre 1855 veröffentlichten, auf sorgfältige Studien gegründeten
Entwurf eines an das metrische System ‚sich anlehnenden Maass- und Gewichtssystems, welches zur Grund-
lage die Längeneinheit des zu 0,8 m angenommenen menschlichen Schrittes hatte. Diese Arbeit ist
auch in das Französische übersetzt. worden. Die Gegenwart hat begründete Ursache, die Fügung der
Vorsehung zu preisen, welche uns die damals vergeblich angestrebte Weltmasseinheit später in Gestalt des
Meters bescheert hat, ohne sich deswegen der Einsicht zu verschliessen, dass der Anschaulichkeit und
Volksthümlichkeit des Masssystems durch die Wahl einer natürlich gegebenen und in der Vorstellung
jedes Menschen fest wurzelnden Einheit des Raumes besser gedient gewesen wäre.
Sein Gesichtskreis war aber nicht auf das technische Gebiet beschränkt. Von Natur kunstsinnig
veranlagt und künstlerisch gebildet, verstand er es, bei: allen seinen Werken den strengen Nützlichkeits-
zweck mit dem guten Geschmack und der Gefälligkeit der Form in wohlthuenden Einklang zu setzen.
Die nach seinen Entwürfen ausgeführten, pietätvoll erhaltenen Bauwerke auf der Stätte seiner Wirksamkeit
tragen nicht das einförmige Gepräge moderner Fabrikbauten, sondern athmen den Geist. formbeherrschender,
künstlerischer Gestaltungskraft, wie u. A. ein Blick auf das noch jetzt für Bureauzwecke und als Wohnhaus
dienende Verwaltungsgebäude und die in Anlehnung an altrömische Vorbilder 'mit einer 20 m weiten, aus
Topfsteinen gemauerten Kuppel überspannte, Giesshalle lehrt.
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Abbildung 14,
2/3 gekuppelte Personenzug- Tender - Lokomotive
für die Preussischen‘ Staats-Eisenbahnen.
Hauptverhältnisse:
Cylinder-Durchmesser . 420 Länge der kupf. Feuerbüchse oben . 1420 Radstand der Treibachsen .... . 72400
Kohlenhub 1 2 600 n „ zn 7 unten... 1470 _VGesammt-Radstand . =... 4200
Treibräder-Durchmesser . . . . 1580 Heizfläche der-Siederohre in qm . 383,9 Inhalt der Wasserbehälter in cbm 5
Laufräder- “u BA 1130 ” ‚„„. Feuerbüchse in qm .. 5,9 ” „ Kohlenkästen.. ... . kg. 1500
Anzahl der Siederohre ;....... 2 ‚3181 “ QES- AN Me me 09,8 Gewicht leer 2 32450
Aeusserer Durchmesser der Siederohre 46 Rostfläche in gm. 1 TG dienstf. Vorderachse . .,, 13730
Zwischen den Rohrwänden. . . . 3600 Dampfüberdruck in kg/qgcem . . . 12 S „.. Mittelachse .. „713980
Kessel-Durchmesser aussen, grösster. 1250 Rahmenlänge ausschl. Stossbuffer =. 8540 Gi „;. Hinterachse‘ ‘, .,, 14000
Kesselmitte über den Schienen . . 1900 Plattformhöhe über den Schienen . 1300 ; inSpes, „41710
Steuerung nach Allan
Ueber die der Baukunst gesteckten Ziele hat er sich in einer im Jahre 1850 erschienenen Schrift
‚Zur Aesthetik der höheren Baukunst« ausgesprochen, in welcher er die schablonenhafte Anwendung der
für unser Klima und unsere Lebensweise ungeeigneten hellenischen Baustile rügt und, vom reinen Begriff
des Kunstwerkes und von Vergleichen mit den Schwesterkünsten ausgehend, Fingerzeige für die Ent-
wickelung der Kunstform aus dem Wesen und Zweck des Bauwerkes giebt.
Neben dem künstlerischen war es besonders das weite Feld der philosophischen Gedankenwelt,
welches seinen Geist lebhaft anzog und zur eigenen Bethätigung anregte. Der Beschäftigung mit den
ungelösten Fragen dieses Forschungsgebietes verdanken seine im Jahre 1840 veröffentlichten » Gedanken
über den ununterbrochenen Fortgang der Schöpfung aus Raum und Zeit« ihre Entstehung.
Weitere Anregungen bot ihm der lebhafte persönliche und briefliche Verkehr, in welchem er
mit. wissenschaftlichen Vereinen und vielen seiner berühmtesten Zeitgenossen, stand.
Sein Vater Georg Christian Karl Henschel starb am 2. Juni 1835: - Sein. Bruder Werner,
welcher seit 1831 als Professor und Lehrer der Bildhauerkunst an der Akademie der bildenden Künste
in Cassel wirkte, hatte seinen Einfluss mehr und mehr auf die künstlerische Gestaltung der Erzeugnisse
des Werkes beschränkt und sich im. Jahre 1843 ganz aus dem Geschäft zurückgezogen, um sich ausschliesslich
seinem Berufe zu widmen, dem er durch seine technische Thätigkeit so lange Zeit entfremdet gewesen
war. _ Er reiste zu diesem Zwecke im Jahre 1843 nach Rom, wo ihn unmittelbar‘ vor‘ seiner geplanten
Rückreise am 15. August 1850 der Tod ereilte. Sein Missgeschick, dass er »während der besten Jahre
seines Lebens habe Kanonen giessen müssen«, hatte seiner Begeisterung für die Kunst keinen Abbruch
Abbildung 15.
2/3 gekuppelte Personenzug- Tender - Lokomotive für Nebenbahnen mit 6,5 Tonnen Raddruck
für die Preussischen Staats-Eisenbahnen.
Hauptverhältnisse:
Cylinder-Durchmesser ;... . 360 Länge der kupf. Feuerbüchse oben . 1352 Radstand der Treibachsen . . . . 1600
Kolbenhub 2 550 x en Be unten. 1386 —Gesammt-Radstand . . . . . . 3700
Treibräder-Durchmesser . . . . 1350 Heizfläche der Siederohre in qm . 69,8 Inhalt der Wasserbehälter in cbm . 4
Laufräder- „ 1060 n „. Feuerbüchse in qm... 6,1 „der Kohlenkästen .. ..kg. 1800
Anzahl der Siederohre .. =... . 165 u ges. feuerber. in qm . . 75,9 Gewicht leer 2 N 0700
Aeusserer Durchmesser der Siederohre 46 Rostfläche in qm... 1 46 NH dienstf. Vorderachse . . ,, 12800
Zwischen den Rohrwänden . . . 3240 Dampfüberdruck in kg/qcem . . . 12 u 1» Mittelachse: “..,, 412800
Kessel-Durchmesser aussen, grösster. 1250 Rahmenlänge ausschl. Stossbuffer. . 7370 ‘ ;„. Hinterachse: : . 10100
Kesselmitte über den Schienen . . 1980 Plattformhöhe über den Schienen . 1280 te „ insges, ; 4 85700
Steuerung nach. . Heusinger v. Waldegg
gethan. Neben seiner technischen Wirksamkeit in Cassel und
während der Zeit seines Künstlerlebens in Rom hatte er die Musse
zu edelstem künstlerischen Schaffen gefunden, wovon u. A. seine
beiden berühmtesten Werke, das bereits oben erwähnte, im
Jahre 1837 vollendete, von: ihm. selbst gegossene und ciselirte,
4m hohe. und: 3000 :kg schwere,‘ später in Fulda: aufgestellte
bronzene Bonifaciusdenkmal — siehe nebenstehende Abb. 16 —
und seine von dem kunstsinnigen Könige Friedrich Wilhelm IV.
erworbene, in Marmor ausgeführte Brunnengruppe beredtes Zeug-
niss ablegen.
. Mag die. werkthätige Mitwirkung des Vaters und des Bruders
auch hoch veranschlagt werden, so gebührt das Hauptverdienst an
der gedeihlichen Entwickelung des Maschinenbaubetriebes doch
unstreitig dem Oberbergrath Anton Henschel. Durch seine Arbeit
war die sichere Grundlage für den aussichtsvollen Fortgang desselben
gelegt... Seinen Nachfolgern . blieb. nur‘ übrig, darauf weiter _zu
bauen, und den Geist, welchen er seiner Schöpfung eingehaucht
hatte, sorgsam zu erhalten; und dieser Aufgabe haben sie sich
mit dem ganzen Masse beharrlicher Ausdauer und ernsten Pflicht-
Abbildung 16. bewusstseins, welches ihnen als Familienerbe wurde, gewidmet.
Bonifacius - Standbild
von Prof. Werner Henschel.
Erster grösserer Guss in der neuen Giesshalle 1837,
Abbildung 17.
2/3 gekuppelte Personenzug- Tender -Lokomotive mit hinterer Laufachse
/ PP
für die Berliner Stadt-Eisenbahn.
Hauptverhältnisse:
Cylinder-Durchmesser A 350 Heizfläche der Siederohre in qm . 58,9 Radstand von Mittel- bis Hinter-
Kölbenhub rk Ns 550 4 „.. Feuerbüchse in qm :.. 14,6 ACHSE rn Wi hat ie ann 1900
Treibräder-Durchmesser.... . .... 1330 Mi ges. In7gmM. ı 2 0 085 Inhalt der Wasserbehälter in cbm. . 4
Anzahl der Siederohre‘ ...“. (156 Rostfläche in qm... nn 0,945 „ Kohlenkästen. =". ee; kg; 1000
Aeusserer Durchmesser der Siederohre 46 (U Dampfüberdruck. in kg/gaem‘ ... 10 (Gewicht leer. 14 N 26500
Zwischen den Rohrwänden. . .. . 2860 Rahmenlänge ausschl. Stossbuffer. . 7155 N dienstf: Vorderachse ©. ..,,' 11500
Kessel-Durchmesser aussen im Mittel 1200 Plattformhöhe über den Schienen . 1250 Di ",,+"Mittelächse: .. ,,. 115600
Kesselmitte über den Schienen . . 1950 Steuerung nach... hr 2 ANA ;„ Hinterachse . .'.,,)11200
‘änge der kupf. Feuerbüchse oben . 858 Radstand von Vorder- bis Mittelachse 1600 insges, . . Ve 84200
Seit dem Tode des Vaters stand Anton Henschel sein Sohn Georg Alexander Karl,
geboren zu Kösen den 7. Mai 1810, zur Seite, der ihm in allen praktischen Angelegenheiten, besonders
in der Leitung des Geschäfts- und Fabrikbetriebes eine starke Stütze war. Er hatte seine praktische Aus-
bildung in der väterlichen Fabrik, seine wissenschaftliche auf dem Gewerbeinstitut in Berlin erworben und
auf der Universität Göttingen Mathematik studirt. Künstlerisch und -technisch befähigt, wie . sein Vater,
wandte er sich im Gegensatz zu diesem mehr den praktischen Aufgaben zu, um in dieser Hinsicht die
Thätigkeit seines Vaters wirksam zu ergänzen. Ihm ist in erster Linie die Erweiterung der Absatzgebiete,
die Einführung neuer Fabrikationszweige und überhaupt die geschäftliche Entwickelung: des Unternehmens
zu danken. In späterer Zeit ruhte die ganze Last der Geschäftsleitung auf seinen Schultern allein, da
sein Vater mit zunehmendem Alter sich hiervon zurückzog, um sich ausschliesslich mit-Studien und Ver-
suchen zwecks Lösung neuer Aufgaben zu beschäftigen.
Die Leistungsfähigkeit des Werkes erfuhr unter ihm eine wesentliche Steigerung, und er wusste
die hierdurch veranlassten vermehrten Bedürfnisse mit den zu Gebote stehenden beschränkten Mitteln zu
befriedigen, indem er durch verbesserte Organisation und Einführung vortheilhafterer Arbeitsweisen die
Selbstkosten in denjenigen Grenzen hielt, welche der allmählich‘ zunehmende Wettbewerb zur Be-
dingung machte.
Seine auf vielen Reisen im In- und Auslande erworbenen Kenntnisse und Erfahrungen und seine
dort angeknüpften Verbindungen kamen ihm dabei sehr zu Nutze.
Eins der wichtigsten Erfordernisse für die Durchführung eines geregelten Grossbetriebes ist,
neben der Verwendung der vollkommensten Hilfsmaschinen und Werkzeuge, die einheitliche Arbeitsleitung
Abbildung 18.
2/3 gekuppelte Verbund-Personenzug- Lokomotive
für die Freussischen Staats- Eisenbahnen.
Hauptverhältnisse:
x f 420 Kesselmitte über den Schienen . . 1885 — Steuerung nach Heuwsinger v. Waldegg
Cylinder-Durchmesser“ \600 Länge der kupf. Feuerbüchse , .. 1800 Radstand von Vorder- bis Mittelachse 2700
Kolbenhub 15. N 580 Heizfläche der Siederohre in qm =. 96,3 ‚„Mittel- bis Hinterachse 2300
Treibräder-Durchmesser N TS0 „ „. Feuerbüchse in. qm... 6,8 Gesammt-Radstand . . 1 S000
Laufräder- n A n ges. feuerber. in qm . . 103,2 Gewicht leer. 04 kg 35400
Anzahl der Siederohre .. 2.0. 5197 Rostfläche in qm; 0. Pe CHEN 1 dienstf. Vorderachse . „11700
Aeusserer Durchmesser der Siederohre 46 Dampfüberdruck in kg/qem ,. =. 12 n ; Mittelachse‘- , ‚„„ 13600
Zwischen den Rohrwänden . . . 3800 Rahmenlänge ausschl. Stossbuffer . 7765 Y „x. Hinterachse‘. „13600
Kessel-Durchmesser aussen im Mittel 1280 Plattformhöhe über den Schienen . 1217 „ „ insges, . „38900
zum Zweck des planmässigen Zusammenwirkens aller Werkstattsabtheilungen. Es bedingt dies die
Regelung des Arbeitsganges in allen Werkstätten nach genauen; pünktlich einzuhaltenden, alle Einzeltheile
umfassenden Zeitplänen, im Uebrigen unter Wahrung des selbständigen Verfügungsrechts der Werk-
stättenleiter. Der frühzeitigen Erkenntniss und angemessenen Würdigung dieses Bedürfnisses ist nicht
zum Geringsten die Erhöhung der Leistungen des Werkes zu verdanken.
Oberbergrath Henschel starb, 81 Jahre alt, am 19. Mai 1861, nachdem ihm sein Sohn Karl,
der neben seiner aufreibenden geschäftlichen Thätigkeit noch eine mannigfache Wirksamkeit im öffentlichen
Leben entfaltet hatte, schon ein Jahr vorher; am 23. März 1860 im Alter von 49 Jahren im Lode vor-
angegangen war. Damit ging das Werk, welches zu ‚dieser Zeit etwa 350 Arbeiter beschäftigte, auf den
Sohn des letzteren, Oskar, über, "der seit dem 1: Juli‘ 1859. Geschäftstheilhaber geworden war.
Oskar Henschel, geboren den 19. Juni 1837, hatte sich nach vollendetem Besuch der heut
als Ober-Realschule bezeichneten Lehranstalt in Cassel, dem überlieferten Familienbrauch getreu, durch
mehrjährige praktische Arbeit in den Maschinenbauhandwerken gründlich ausgebildet und durch Privat-
unterricht so vorbereitet, dass er in Karlsruhe, wo er von 1855 bis 1857 studirte, gleich in die Fachklassen
aufgenommen wurde. Mit besonderem Eifer hörte er die Vorträge von Redtenbacher, Eisenlohr und
Baumeister. Seine Thätigkeit in der eigenen Fabrik begann er als Vorstand des technischen und kauf-
männischen Bureaus.
Unter seiner umsichtigen und thatkräftigen Leitung hat die Fabrik in verhältnissmässig kurzer Zeit
einen ausserordentlichen Aufschwung genommen. Mancherlei glückliche Umstände kamen ihm hierbei zu statten,
Abbildung 19.
?/4 gekuppelte Verbund- Schnellzug - Lokomotive
für die Preussischen Staats- Eisenbahnen.
Hauptverhältnisse:
m S f 460 Kesselmitte über den Schienen . . 2260 Radstand des Vordergestells . . . 2000
Sylinder-Durchmesser 1680 Länge der kupf. Feuerbüchse oben 2200 „von Treib- bis Hinterachse 2600
Kolbenhub 1 N a 000 Heizfläche der Siederohre in qm. 109,01 Gesammt-Radstand- . 7400
Treibräder-Durchmesser . ,‚ . . . 1980 S „ Feuerbüchse in qm 8,93 Gewicht leer . .:. .. . kg 44300
Laufräder- N a 000 U ges. feuerber. in qm .'117,94 N dienstf. L1.Achse :... „9650
Anzahl der Siederohre“. HE ZLT Rostfläche in. qm. 2,3 nn AD 0, 9650
Aeusserer Durchmesser der Siederohre 46 Dampfüberdruck. in kg/qgcem .. .. 12 r HS 2 1 15200
Zwischen den Rohrwänden . . . 3900 Rahmenlänge ausschl. Stossbuffer . 9510 . He 4 u 415200
Kessel-Durchmesser aussen im Mittel 1400 Plattformhöhe über den Schienen . 1227 SE insges „49700
Steuerung nach . . Heusinger v. Waldegg
so vor Allem die durch die politischen Errungenschaften der Jahre 1866 und 1870 herbeigeführte Er-
weiterung der Landes- und Zollgrenzen, welche die Möglichkeit einer Vergrösserung der Absatzgebiete bot.
Der Hauptgrund seiner Erfolge beruhte aber in seiner Person, in welcher sich umfassendes
Wissen und Können, unerschöpfliche Arbeitskraft und kühne,Unternehmungslust mit klarem Blick und
bedächtig wägendem, sicheren Urtheil verbanden.
Von der Verfolgung seiner Zwecke konnte ihn keine irgendwie geartete Schwierigkeit zurück-
halten. Unentwegt seinen Zielen nachstrebend, häufig unter Veberanspannung seiner Kräfte, wusste er
die entgegenstehenden Hindernisse durch beharrliche Ausdauer zu überwinden.
Seine strengen Grundsätze in Bezug auf die Beschaffenheit seiner Erzeugnisse, seine unver-
brüchliche Zuverlässigkeit in Erfüllung eingegangener Verbindlichkeiten, sein gewinnendes Entgegenkommen
im geschäftlichen Verkehr und seine genaue Welt- und Menschenkenntniss — alle diese in gleichem
Masse selten in einer Person verkörperten Eigenschaften vereinigten sich in ihm, um seinem Wirken,
dem auch die Stütze erfahrener und bewährter Mitarbeiter nicht fehlte, die glänzenden geschäftlichen
Erfolge zu sichern, die ihm als, Lohn seiner. Arbeit ‘beschieden waren.
Im Laufe weniger Jahrzehnte war es ihm’ gelungen, die Leistungen seines Werkes zu verviel-
fachen,: den wohlbegründeten Ruf der Fabrik bis in ‚die fernsten Erdtheile zu tragen und das Geschäft in
eine Weltfirma umzuwandeln. Die Fabrikationszweige, deren bis zur Massenerzeugung gesteigertem Betriebe
dieses Ergebniss zu verdanken war, bestanden in erster Linie in dem Lokomotiv- und Werkzeugmaschinen-
bau. Beide waren schon unter seinen Voreltern eingeführt, aber erst von ihm zu den Hauptbetriebs-
zweigen ausgebildet worden. Als gegen Mitte der 70er Jahre der Bedarf an Lokomotiven stark nachliess.
Abbildung 20.
2/4, gekuppelte Personenzug- Tender-Lokomotive mit vorderer und hinterer beweglicher Laufachse
für die Preussischen Staats- Eisenbahnen.
Hauptverhältnisse:
Cylinder-Durchmesser +. .. 430 Heizfläche der Siederohre in:qm . 89,4 Radstand der Adamsachse hinten . 2500
Kolbenhub . N. 600 7 „ Feuerbüchse in qm 7,9 Gesammt-Radstand =... 2. 6800
Treibräder-Durchmesser . ... . . 1600 “ ges, feuerber. in qm... 97,3 Inhalt der Wasserbehälter in cbm . 5,7
Laufräder- N He 1000 Rostfläche in qm. N 57 rn Kohlenkästen‘ ... key 1800
Anzahl‘ der Siederohre . .- 2. 047 IT Dampfüberdruck in kg/qgem . . . 12 Gewicht-leerz 1. 2a „41400
Aeusserer Durchmesser der Siederohre 46 Rahmenlänge ausschl. Stossbuffer . 10385 " dienstf. 1. Achse , „13000
Zwischen den Rohrwänden . . . 4000 Plattformhöhe über den Schienen . 1400 in HD u. 13400
Kessel-Durchmesser aussen im Mittel 1242 Steuerung nach .., Heusinger v. Waldegg “ HU „13400
Kesselmitte über den Schienen . . 2200 Radstand der Adamsachse vorn. ‚ 2300 5 a Ber „12600
Länge der kupf. Feuerbüchse oben . 1522 von Treib- bis Kuppelachse - 2000 ; 7. Insges, . 52400
wurde der dadurch entstandene Arbeitsausfall durch die Aufnahme des Baues von Strassenbahnlokomotiven
gedeckt, deren Herstellung ‘sich - in. der Folge, dank der grossen. Nachfrage, zu einem wichtigen
Fabrikationszweige erweiterte. Die erste Strassenbahnlokomotive war für die Companhia Carris de Ferro
in Porto bestimmt und wurde am ı2. Januar 1878 vollendet.
Bedürfnisslos und‘ äusserem Scheine abhold, wie seine Vorfahren, suchte und fand er, wie diese,
seine ganze Befriedigung in seiner schaffenden Thätigkeit und im Gelingen seiner Unternehmungen. Wie
jene liess auch er alle Erträge des Geschäfts diesem selbst wieder zu Gute kommen. Im gleichen Schritt
mit dem Wachsthum derselben wuchsen daher die Ausdehnung und die Leistungen des Unternehmens.
Ein Blick auf die Lagepläne des Werkes aus den Jahren 1855, 1873 und 1898 lässt die sehr bedeutende
Erweiterung der Fabrikanlagen unter Oskar Henschel erkennen.
Die Wohlfahrt der Arbeiter lag: ihm besonders am Herzen. Der Fürsorge für dieselben hat er
durch den Bau von Arbeiterwohnungen, die Gründung und reichliche Unterstützung mehrerer Kassen
Ausdruck gegeben. Durch seine Bestrebungen in diesem Sinne ist es ihm gelungen, das von je bestehende
gute Einvernehmen mit den Arbeitern dauernd zu erhalten:
Oskar Henschel hat auch in verschiedenen Stellungen des öffentlichen Lebens, zu welchen er
durch das Vertrauen seiner Mitbürger und der Verwaltungsbehörden berufen ward; erfolgreich gewirkt.
Er gehörte u. A. der Leitung der Berufsgenossenschaft, dem Bürgerausschuss und der Handelskammer —
dieser lange Jahre hindurch als Vorsitzender —, dem Kommunal- und Provinziallandtage, dem Volkswirth-
schaftsrathe und der ständigen Kommission für das technische Unterrichtswesen, ausserdem einer grossen
Zahl wohlthätiger und wissenschaftlicher Vereine an. Seine hingebende Wirksamkeit für die öffentlichen und
Abbildung 21.
5/- gekuppelte Tender-Lokomotive Bauart Hagans
für die Preussischen Staats- Eisenbahnen
Hauptverhältnisse:
Cylinder-Durchmesser . =. .. . 520 Heizfläche der Siederohre in qm ‚, 129,05 Inhalt der Wasserbehälter in cbm . 4,5
Kolbenhüb“ 630 n „. Feuerbüchse in qm... 7,87 T „.. Kohlenkästen........ kg. 1500
Räder-Durchmesser‘ .. x 1200 n ges. In qm... a 136,92 Gewicht: leer 7 99000
Anzahl der Siederohre: ....,) , 7. 210 Rostfläche in:QmM ee a 2,34 „„_ dienstf, Vorderachse . „14000
Aeusserer Durchmesser der Siederohre 50 Dampfüberdruck in kg/gem. .. 12 ü „.. 2.Achse „14000
Zwischen den Rohrwänden . . . 4347 Rahmenlänge ausschl. Stossbuffer . 10610 0 8 K „14000
Kessel-Durchmesser aussen im Mittel 1634 Plattformhöhe über den Schienen . 1285 “ = vn „14000
Kesselmitte über den Schienen . . 2350 Steuerung nach . . . Allan N Hinterachse . „14000
Länge der kupf. Feuerbüchse oben 1950 Radstand. 6860 insges. . ., 7000C
gemeinnützigen Zwecke fand ehrende Anerkennung seitens seiner Mitarbeiter und Mitbürger. . Auch an aller-
höchster Stelle wurden seine Verdienste durch die Verleihung von Titeln und Ordensauszeichnungen gewürdigt.
Als der Geheime Kommerzienrath Oskar Henschel am 18. November 1894 im Alter von
57 Jahren starb, beschäftigte das Werk im Ganzen, gegen 2000 Beamte und Arbeiter. Sein einziger Sohn
Karl, der.im Alter von 21 Jahren stand, hatte seine Studien noch nicht beendet. Das Geschäft wurde
daher durch die Wittwe des Verstorbenen, Sophie Henschel, im Sinne seiner Bestrebungen und mit
dem denselben zu verdankenden Erfolge weitergeführt. Die zwischenzeitliche technische Leitung des Ge-
schäftes ging auf Oskar Henschel’s langjährige Mitarbeiter, den Oberingenieur August Schäffer,
welcher dem Verstorbenen von seiner Jugend an zur Seite gestanden hatte, und Major a. D. Gerland,
welcher im Jahre 1867 in das Geschäft eingetreten war, über. Als letzterer am ı. Oktober 18097, vor-
gerückten Alters wegen, seine Thätigkeit niederlegte; wurde der Königliche Eisenbahn - Bauinspektor
Leissner mit für die Leitung berufen. Im Oktober 1896 trat der Sohn Karl des Geheimen Kommerzien-
raths Oskar Henschel, welcher. nach voraufgegangener praktischer Ausbildung in der väterlichen Fabrik
bis dahin seinen Studien in Karlsruhe und Darmstadt obgelegen hatte, in die Verwaltung ein, um später
die Leitung des Werkes zu übernehmen.
Abbildung 22,
4; gekuppelte Verbund-Güterzug-Lokomotive
für die Wladikawkas- Eisenbahn.
Hauptverhältnisse:
rn 530 —Kesselmitte über den Schienen. . 2500 Steuerung nach . . Heusinger v. Waldegg
Cylinder-Durchmesser . 750 Länge der kupf. Feuerbüchse oben 2380 Radstand ea et OO
Kolbenhüb 650 Heizfläche der Siederohre in qm . 167,24 Gewicht leer... 2 7 ke S3700
Treibräder-Durchmesser , . . . 1250 “ „. Feuerbüchse in qm 13,26 S dienstf. vordere Laufachse ,„, 10450
Laufräder- ” 2 3 A ges. in qm. .. .“.. 180,50 Dr „Kuppelachse ‚, 12900
Anzahl der Siederohre...,... 224 Rostfläche in. gm... 2.5. 248 “„ 2. 1 „13000
Aeusserer Durchmesser der Siederohre 51 Dampfüberdruck in kg/qcem . . . 12 ir Triebachse: .,. 12950
Zwischen den Rohrwänden . . . 4660 Rahmenlänge ausschl. Stossbuffer . 9850 „ hint. Kuppelachse ‚, 13000
Kessel-Durchmesser aussen im Mittel 1600 —Plattformhöhe über den Schienen . 1175 NS QPS, HH Z A62300
IH
TECHNISCHE ENTWICKELUNG DES WERKES,
Unter den ersten auf dem Werke gebauten Maschinen befand sich. auch das erste deutsche
Cylindergebläse, welches im Jahre 1811 für. die Kurhessische Eisenhütte zu Holzhausen bei Homberg
geliefert wurde. Da man — die staatlichen Hüttenwerke in Oberschlesien ausgenommen — damals grosse
eiserne Cylinder noch nicht ausbohren konnte, so wurde ein hölzerner Gebläsecylinder angewandt, der
sich aber in Folge seiner sorgfältigen Ausführung im dauernden Betriebe gut bewährt hat.
Im Jahre 1817 wurde eine hydraulische Presse gebaut, welche zugleich die erste in Deutschland
hergestellte gewesen sein dürfte.
Im Jahre 1820 und 1821 wurden hier zuerst Buchdruckpressen nach System Stanhope und im
Jahre 1825 zuerst kaltgezogene Bleiröhren angefertigt.
Vom Jahre 1829 an wurden nach einem bereits 1816 erhaltenen Patent eine grosse Anzahl
Hochdruckdampfmaschinen bis zu 100 Pferdestärken und Anfangs der 3zoer Jahre mehrere grosse Messing-
und Eisenwalzwerke, sowie einige grosse Wassersäulenmaschinen gebaut.
In das Jahr 1837 fällt die Erfindung und erste Ausführung der (später unter dem Namen Jonval
in Frankreich patentirten) Henschelturbine und in das Jahr 1838 die Erfindung; der patentirten
Schneckengebläse.
Abbildung 23.
3/5 gekuppelte Verbund-Personenzug-Lokomotive
für die Moskau- Rjaesan - Kasan - Eisenbahn.
Hauptverhältnisse:
- 500 Kesselmitte über den Schienen . . 2500 | Steuerung nach . . Heusinger v. Waldegg
Cylinder-Durchmesser 730 Länge der kupf. Feuerbüchse oben 2225 Radstand... ..... 7840
Kolbenhub 5 600 Heizfläche der Siederohre in qm. 153,07 Gewicht leer. 2.0 ke 600
Treibräder-Durchmesser ,, 1700 en „.. Feuerbüchse‘ in: qm‘ ‘12,75 n dienstf. vordere Laufachse ,, 10260
Laufräder- 7 RU 1030 ni ges. in mM... 4. 165,82 % 1 hintere “ 1. 10280
Anzahl der Siederohre .. u 1 210 Rostfläche in:qm. 04 U UA „ Vvord,Kuppelachse ‚, 12840
Aeusserer Durchmesser der Siederohre 51 Dampfüberdruck in kg/gem . . . 12 „ Triebachse . 7,“ 12400
Zwischen den Rohrwänden. . . . 4550 Rahmenlänge ausschl. Stossbuffer . 9797 „ hint. Kuppelachse ‚, 12920
Kessel-Durchmesser aussen im Mittel 1502 Plattformhöhe über den Schienen . 1525 INSOESL LE 58700
Die wichtigsten grösseren Ausführungen im 4. Jahrzehnt waren 2 Dampfbaggermaschinen für
die Weser (in den Jahren 1841 und 1844) und zwei ebensolche für die Elbe (1845 und 1847), ein
kleines Dampfschiff »Eduard« (1843), welches mit Reaktionsantrieb versehen werden sollte, jedoch aus
Mangel an Zeit, wie die beiden nachstehend genannten, Ruderräder erhielt, und zwei grosse Dampfschiffe
»Herzog Wilhelm« für die Weser und »Constitution« für die Elbe.
Aus der Giesserei sind in dieser und der früheren Zeit Kunstgussarbeiten in Bronze und Eisen
nach den Entwürfen von Werner Henschel in grosser Zahl hervorgegangen, so insbesondere Standbilder
und andere Monumente, Grabdenkmäler, Säulen, Einfriedigungen, Ständer, Vasen und dergleichen. Auch
künstlerisch gestaltete Oefen, und zwar‘ nach zweierlei: Mustern, als gewöhnliche oder »Landöfen« (seit
1829) und als »Füllöfen« (seit 1840) ausgeführte, haben lange .Zeit zu den gangbarsten Erzeugnissen der
Giesserei gehört. Zu den hervorragendsten Kunstwerken dieser Gattung zählen die monumental gehaltenen.
reich verzierten bronzenen Oefen im kurfürstlichen Residenzschloss in Cassel.
Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass auch eine eigenartige Lampe nach der Erfindung
von Anton Henschel längere Zeit hindurch in Massen hergestellt wurde. — Glocken sind von 1817 bis
1865 noch 239 Stück und Kanonen bis 1854 noch in grosser Zahl‘ angefertigt worden.
In den 50er und 60oer Jahren haben namentlich eine als Wassersäulenmaschine ausgeführte
Wasserhaltungsmaschine für das Bergwerk Obernkirchen (1857) und (1868) eine für den Hörder Verein
gebaute Gebläsemaschine mit annähernd 3 m weiten Cylindern ebensowohl wegen ihrer bis dahin unerreichten
Grössenverhältnisse, wie auch wegen der Neuheit und Zweckmässigkeit der Bauart die Aufmerksamkeit der
technischen Welt auf sich gezogen.
Abbildung 24.
3/3 gekuppelte Gemischtzug-Lokomotive
für die Rumänischen Staats- Eisenbahnen.
Hauptverhältnisse:
Cylinder-Durchmesser ‚, 420 ' Länge der kupf. Feuerbüchse oben . 1562 Radstand von Vorder- bis Mittelachse 1700
Kolbenkiub 2. 630 Heizfläche der Siederohre in qm . 95,6 1 „ Mittel- bis Hinterachse 1700
Räder-Durchmesser 2 1462 ” „.. Feuerbüchse in: gm‘... 7,1 Gesammt-Radstand ...‘. .. . 3400
Anzahl der. Siederohre: .:., .. 182 ü ges in QM 0 02,7 Gewicht leer... 4 u sckg 30700
Aeusserer Durchmesser der Siederohre 50 Rostflläche in qm. EHI 64 N dienstf, Vorderachse . .,, 11400
Zwischen. den Rohrwänden . . . 3700 Dampfüberdruck in kg/qacem . .. 10 7 ‚.. Mittelachse .. ‘.,, 11500
Kessel-Durchmesser aussen im Mittel 1376 Rahmenlänge ausschl. Stossbuffer . . 7577 n „... Hinterachse 11550
Kesselmitte über den Schienen -.. 2100 Plattformhöhe über den Schienen . 1217 5 „x Iinsges 2 „34450
Steuerung nach . Allan
Ausser den vorstehend angeführten Arten von Bauwerken und Maschinen wurden in dieser Zeit auch
hydraulische Akkumulatoren und centralisirte Kraftanlagen, Hebe- und Fördermaschinen, Mühlen und alle Arten
von Eisenbaukonstruktionen ausgeführt. Es mag wenige Gebiete des allgemeinen Maschinenbaues geben, auf
denen die Firma in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts nicht durch achtbare Leistungen vertreten gewesen wäre.
Seit dem Jahre 1840) hatte der Umfang des Arbeitsgebietes noch eine wesentliche Erweiterung
durch Hinzunahme des Werkzeugmaschinenbaues erfahren. Die Noth war hier Lehrmeisterin gewesen.
Da der Bedarf an. schweren Werkzeugmaschinen, wie‘ sie‘ hier: gebraucht‘ wurden, zu dieser‘ Zeit in
Deutschland noch nicht gedeckt werden konnte, so hatte man sich selbst zur Anfertigung derselben ent-
schliessen müssen, und es hatte sich hieraus ein lange Zeit hindurch ausserordentlich lebhafter Fabrikations-
betrieb entwickelt. Das Sondergebiet war‘ der Bau schwerer Metallbearbeitungsmaschinen, dem sich später,
bei Aufnahme des Lokomotivbaues, die Herstellung besonders für diesen Zweig und den Betrieb von
Eisenbahnwerkstätten geeigneter Hilfsmaschinen gesellte. Eisenbahnwagen- und Lokomotiv-Achsen- und
Räderdrehbänke, Hohlspindel-Rohrdrehbänke, Doppelfräsmaschinen für Kurbelzapfenlöcher, Sprengring-
biegemaschinen, hydraulische Achsen- und Zapfenpressen, Blechbiegemaschinen, Dampflochwerke und
andere derartige Maschinen sind in grosser Zahl für das In- und Ausland gefertigt worden. Aber auch
Werkzeugmaschinen für den allgemeinen Maschinenbau, wie Drehbänke, Loch-, Stoss-, Hobel-, Shaping-, Bohr-,
Schleif- und Fräsmaschinen sind in Tausenden aus:dem Werke hervorgegangen. Unter diesen befanden sich
solche von aussergewöhnlichen Abmessungen, z. B. Panzerplatten- Hobelmaschinen von 45 Tonnen Gewicht.
Als wichtiger Sonderzweig auf diesem Gebiete wurde die Herstellung von Gewehrlauf- und
Kanonenrohrbohrbänken, letztere bis zu den grössten Abmessungen, betrieben. Dieselben gingen zum grossen
Abbildung 25,
3/4 Tender-Lokomotive
für .die Sicilianische Eisenbahn.
Hauptverhältnisse:
Cylinder-Durchmesser . 460 Länge der Feuerbüchse oben .:. 1750 Steuerung nach . . Heusinger v. Waldegg
Kolbenhub: 1 ET 650 — Heizfläche der Siederohre in qm . 102,66 Radstand en 0800
Treibräder-Durchmesser . 1130 nn „ Feuerbüchse in qm 7,84 Inhalt der Wasserbehälter in cbm . 6
Laufräder- u A 830 M ges in qm 1 VA 110,50 Gewicht leer kg 41000
Anzahl der Siederohre . . ,. 111200 Rostfläche in: 0m 1,8 nn dienstf. Vorderachse . ,.,, 8600
Aeusserer Durchmesser der Siederohre 48 Dampfüberdruck in kg/qem-. .. 9 ; „ vard. Kuppelachse ‚, 14750
Zwischen den Rohrwänden . . . 3800 Rahmenlänge ausschl. Stossbuffer . 8974 „.. Triebachse . . .,, 14900
Kessel-Durchmesser aussen. . . . 1430 Plattformhöhe über den Schienen . 1200 „ hint. Kuppelachse ‚, 14250
Kesselmitte über den Schienen . . 2000 £ Iinsges, 5 DRO00
Theil in’s Ausland: Oesterreich, Russland, England und Italien waren die Hauptabnehmer. Seit zwei Jahrzehnten
ist dieses Gebiet durch die Fabrikation patentirter Bolzen- und Mutternpressen erweitert worden. Abb. ı0,
Seite 23, zeigt eine Bolzenpresse dieser Art, welche sich in der Schmiede des Casseler Werkes in Thätigkeit
befindet. Diese äusserst widerstandsfähig hergestellten Pressen zeichnen sich durch ihre grosse Leistungs-
fähigkeit, die Mutternpressen ausserdem ‚dadurch aus, dass sie praktisch ohne Materialabfall arbeiten.
Mitte der 60er Jahre wurden für die Bebra-Hanauer Eisenbahn eine Anzahl Eisenbahnbrücken
gebaut, unter denen die grössten die Brücken über die Fulda bei Blankenheim (1865) und Hersfeld (1866)
waren. Im Jahre 1870 wurde eine Drahtseilhängebrücke über die Fulda in Cassel gebaut. In dieser Zeit
war auch die Thätigkeit in hydraulischen Anlagen, Wasserstationseinrichtungen, Drehscheiben, Strassen-
walzen, Draisinen und besonders Lokomobilen sehr rege.
Auf dem Gebiete des Dampfkessel- und Dampfmaschinenbaues hat es dem Werke nie an lohnender
Beschäftigung: gefehlt. Auf dem letzteren wurde seiner Zeit die Drehschieberkonstruktion zu einem hohen
Grade der Vollkommenheit ausgebildet. Gegenwärtig wird dem Bau stehender Verbundmaschinen grösster Ab-
messungen ein besonderes Augenmerk gewidmet. Abb. 11, Seite 25, zeigt eine derartige Maschine mit Kolben-
steuerung, welche zum unmittelbaren Antrieb einer Dynamo in dem Elektricitätswerk der Casseler Fabrik dient.
Der Bau von Dampfkesseln hat sich neuerdings, vermöge der hierfür getroffenen vollkommenen
Einrichtungen, zu einem der gangbarsten Fabrikationszweige entwickelt. Derselbe umfasst alle Arten von
Kesseln bis zu den grössten. Letztere werden sogar bevorzugt, weil bei diesen die reiche mechanische
Ausstattung der Werkstätten am vortheilhaftesten zur Geltung gelangt. Abb. 12, Seite 27, stellt eine jüngst
ausgeführte Centralkesselanlage für das Casseler städtische Elektricitätswerk dar.
Abbildung 26,
2/9 gekuppelte Strassenbahn-Lokomotive
für die Bahn Pisa- Pontedera- Calci.
Hauptverhältnisse:
Cylinder-Durchmesser 250 Länge der kupf. Feuerbüchse oben . 953 —Plattformhöhe über den. Schienen , 1175
Kolbenhub ze A 400 Heizfläche der Siederohre: in gm . 26,3 Steuerung nach‘ „u. Allan
Räder-Durchmesser. 2... 940 N „. Feuerbüchse in qm... 3,5 Radstand: Le a re N BL00
Anzahl der Siederohre . 2... 87 u ges. in qm =“. 0. 29,8 Inhalt der Wasserbehälter in cbm 2
Aeusserer Durchmesser der Siederohre 46 Rostfäche in-om. 4.0 EN 0,81 Gewicht leer... 0 0. aka 15000
Zwischen den Rohrwänden =. ... 2810 Dampfüberdruck in kg/qgem . . . 12 ” dienstf. Vorderachse . „9150
Kessel-Durchmesser aussen im Mittel 898 Rahmenlänge ausschl. Stossbuffer ‚ .5290 7 7 Hinterachse , u. 9150
Kesselmitte über den Schienen .„ . 1735 n AS e8 „18300
To
Der Lokomotivbau wurde im Jahre 1845 begonnen; 1848 wurde, wie Eingangs erwähnt, die
erste Lokomotive fertiggestellt. In den nächsten Jahren wurden 3 und 4, im Jahre 1857 bereits 8 Stück
und bis zum Tode von Karl Henschel im‘ Jahre 1860. im Ganzen 45 Lokomotiven fertiggestellt.
Unter Oskar Henschel ‚trat der. Lokomotivbau: mehr. - ın den Vordergrund des Unternehmens.
Am: 4. Oktober 1860 verliess die 50., am 19. August: 1865 die 100: Lökomotive das. Werk. Im Jahre
1868 hatte die Jahresziffer an fertiggestellten Lokomotiven bereits die Zahl 5o überschritten und 1873,
in welchem: Jahre die 500.. Lokomotive zur‘ Ablieferung - gelangte,.. die. :Höhe. von: 125 Stück erreicht. . Im
Jahre 1883 betrug sie bereits. 226.‘ Die; Ablieferung der: 2000; . Lokomotive erfolgte am 25. Juli 1886,
die der 3000. am ı. Februar 1890. Die. 4000... wurde am 18. Januar 1894 vollendet.
Während also: im ersten Vierteljahrhundert, . von 1848 bis 1873, im Ganzen 500 Lokomotiven
fertiggestellt wurden, betrug diese Zahl im: zweiten. Vierteljahrhundert 4500 Stück. Die Möglichkeit für
diese aussergewöhnlich rasche Steigerung der Leistung. war. durch die lange erstrebte, aber erst im Jahre
1872 nach Ueberwindung mannigfacher schwerwiegender Hindernisse verwirklichte Anlage eines Eisenbahn-
anschlussgleises geschaffen worden. Am 7. Mai. 1872 erfolgte zum ersten Male die Ueberführung einer
Lokomotive nach dem Unterstadt-Bahnhofe auf dem Schienenwege. Bis dahin musste die Beförderung der
abzuliefernden Lokomotiven nach dem Oberstadt-Bahnhofe mittels Pferden erfolgen, von denen wegen der
hügeligen Lage der Strassen für schwerere Lokomotiven 60 bis. 100 erforderlich. waren. Mit dem Fort-
fall dieser Erschwerniss wurde für den Uebergany zum ”Grossbetriebe freie Bahn geschaffen und der
neueste Abschnitt in der Entwickelungsgeschichte des Werkes eingeleitet, der durch den bevorzugten
Betrieb des Lokomotivbaues seine Kennzeichnung erhält.
Abbildung 27.
3/4 gekuppelte Tender-Lokomotive mit beweglicher Hinterachse nach System Krauss
für die Preussischen Staats- Eisenbahnen.
Hauptverhältnisse:
Cylinder-Durchmesser . 440 Länge der kupf. Feuerbüchse oben‘, 1662 Radstand...) 4 5 0 5700
Kolbenhüb +. ui 550 Heizfläche der Siederohre in- qm . 101,5 Inhalt der Wasserbehälter in cbm . 7,2
Treibräder-Durchmesser . ., = 1080 7 „; Feuerbüchse in qm... 7,5 Ü „ Kohlenkasten in kg . . 1600
Laufräder- n Ce a OR S10 ” ges. in qm. 0. 109,0 Gewicht leer: 9 Ka BT790
Anzahl der Siederohre ; = ... "219 U Rostfläche in gm. „EN LT „.. “dienstf: vord. Kuppelachse ,, 13210
Aeusserer Durchmesser der Siederohre 46 Dampfüberdruck in ke/qem ‘. 12 nr „1. Triebachse 1. 4 13420
Zwischen den Rohrwänden, . ,‚ . 3600 Rahmenlänge ausschl. Stossbuffer . 9173 ' „ hint. Kuppelachse ,, 13640
Kessel-Durchmesser aussen im Mittel 1400 Plattformhöhe über den Schienen ‚ 1355 ü „:. Laufachse . -..,, 12600
Kesselmitte über den Schienen . . 2200 Steuerung nach. . . Heusinger v. Waldegg „. insges. .. u 88 T0
yu
IV
NÄHERES ÜBER DIE LEISTUNGEN IM LOKOMOTIVBAU.
Die grosse Mehrzahl der Lokomotiven wurde auf Bestellung deutscher Bahnen geliefert. Tender-
Lokomotiven für Kleinbahnen, industrielle. Werke, Bauunternehmungen u. dgl. wurden in etwa 100,
Strassenbahn-Lokomotiven in etwa 50. verschiedenen Mustern ausgeführt.
Die meisten der gelieferten Lokomotiven waren für die Preussischen Staatsbahnen bestimmt.
Von den auf diesen im. Betriebe. befindlichen Lokomotivgattungen sind bis auf verschwindende Aus-
nahmen alle in grösserer oder geringerer Zahl von der Firma gebaut worden. Auch an den Entwurfs-
arbeiten für neue Lokomotivformen der Preussischen Staatseisenbahnen ist sie in namhaftem Masse
betheiligt gewesen; so sind hier u..A. angefertigt. worden Entwürfe für eine
2achsige ungekuppelte Omnibus-Verbund-Lokomotive,
2/2 gekuppelte Nebenbahn-Tender-Lokomotive mit 5 Tonnen Raddruck,
2/2 gekuppelte Rangir-Tender-Lokomotive mit 7 Tonnen Raddruck,
3/3 gekuppelte Nebenbahn-Tender-Lokomotive mit 5 Tonnen Raddruck, Abb. 13, Seite 29,
2/3 gekuppelte Lokomotive für gemischte Züge,
Abbildung 28,
33 gekuppelte Verbund-Güterzug-Lokomotive
für die Reichs- Eisenbahnen in Elsass- Lothringen.
Hauptverhältnisse:
5 © 480 Länge der kupf. Feuerbüchse oben . 1420 Steuerung nach . . Heusinger v. Waldegg
Gyinder-Durchmesser‘.. 720 Heizfläche der Siederohre im qm .:116,4 Radstand von Vorder- bis Mittelachse 2007
Kolbenhub 630 nn „. Feuerbüchse in qm . 7,3 A „ Mittel- bis Hinterachse 1400
Räder-Durchmesser 1330 u ges. in qm 2.40. A237 Gesammt-Radstand .. .'. . .. 3400
Anzahl der Siederohre.... 185 U Rostiläche in qm... 1. Gewicht: leer. „2... ke 37600
Aeusserer Durchmesser der Siederohre 50 Dampfüberdruck in kg/qgcem . . . 12 u dienstf. Vorderachse . „13800
Zwischen den Rohrwänden . . . 4449 Rahmenlänge ausschl. Stossbuffer =. 8378 N Mittelachse . „13950
Kessel-Durchmesser aussen im Mittel 1350 Dattformhöhe über den Schienen . 1245 n Hinterachse . „13950
Kesselmitte über den Schienen . . 2000 E insges. . „41700
2/3 gekuppelte Personenzug-Tender-Lokomotive für Vollbahnen, Abb. 14, Seite 31,
2/3 gekuppelte Personenzug-Tender-Lokomotive für Nebenbahnen mit 6,5 Tonnen Raddruck,
Abb. ı5,.Seite 33,
2/3 gekuppelte Personenzug-Tender-Lokomotive für die Berliner Stadtbahn, Abb. 17, Seite 35,
2/3 gekuppelte Verbund-Personenzug-Lokomotive, Abb. . 18, Seite, 37,
3/3 gekuppelte Verbund - Güterzug -Lokomotive. (1882 mit v. Borries’schem Anfahrventil und
Büte’scher ‚Klappe);
2/4 gekuppelte Personen- und Schnellzug-Lokomotive mit vorderem Drehgestell,
2/4 gekuppelte Personen- und Schnellzug-Lokomotive mit Verbundanordnung, Abb. ı9, Seite 39,
2/4 gekuppelte Personenzug-Tender-Lokomotive mit vorderer und hinterer beweglicher Laufachse,
Abb. 20, Seite 41.
Auch die Entwürfe für die Normal-Tender von ı2, 15 und 18 cbm Wasserinhalt sind hier ent-
standen. Die auf den Preussischen Staatsbahnen verwendeten Kolbenschieber sind ebenfalls zuerst von
der Firma Henschel & Sohn ausgeführt worden.
In den letzten Jahren gingen an neuen Musterformen für die Preussische Staatseisenbahn-Ver-
waltung aus dem Werke hervor eine 2/4 gekuppelte Personenzug-Lokomotive mit der Einrichtung zur
Dampfüberhitzung nach Patent W. Schmidt und die in grösserer Zahl ausgeführte 5/5 gekuppelte Tender-
Lokomotive Hagans’scher Bauart — Abb. 21, Seite 43 —. Letztere ist für Gebirgsstrecken mit scharfen
Krümmungen, und zwar bis zu 100 m Halbmesser, bestimmt . und entwickelt bis zu 750 Pferdestärken.
Abbildung 29.
Schnee-Schleudermaschine nach Leslie’schem System
für die Gotthard - Bahn.
Hauptverhältnisse:
Cylinder-Durchmesser: 2... 480 Kessel-Durchmesser aussen‘ . . . 1420 Gesammt-Radstand 041 5 a 7185
Kolbenhub ee 000 Kesselmitte über den Schienen . . 2170 Laufräder-Durchmesser 2. 1. 850
Schleuderrad-Durchmesser . . . . 2960 Länge der kupf. Feuerbüchse oben. 1894 Plattformhöhe über den Schienen . 1350
Anzahl der Umdrehungen des ; Heizfläche der Siederohre in qm . 93,6 Steuerung nach. . Heusinger v. Waldegg
Schleuderrades i. d. Minute . 140 A „ Feuerbüchse in qm. 9,8 Gewicht leer 2. en) u kg 59400
Räder-Vebersetzung .. ;. =... 22:39 N ges. in qm A 103,4 u dienstf. Vorderachse , „15900
Schleuderrad-Mitte über d. Schienen 1660 Rostfläche in. gm... UA ; N 2. Achse „15900
Anzahl der; Siederohre 2.4. TI Dampfüberdruck in kg/qenm . . . 12 ; 3 u „16000
Aeusserer Durchmesser d, Siederohre 50 (Ganze Maschinenlänge . . 0 11000 nr AU Bl „16000
Zwischen den Rohrwänden . „3365 insges, .. 63800
Für eine Anzahl demnächst zu erbauender vierachsiger Lokomotiven dieses Systems sind die
Entwürfe fertiggestellt.
Eine nicht geringe Zahl von Lokomotiven nach eigenen Entwürfen wurde auch nach dem Aus-
lande geliefert. Hierher gehören u. A. die für die Wladikawkas-Eisenbahn gebauten 4/5 gekuppelten
Verbund -Güterzug-Lokomotiven, die mit einem Adhäsionsgewicht von 54 und einem Dienstgewicht von
64,5 Tonnen zu den schwersten bisher auf dem Werke gebauten Lokomotiven zählen. Abb. 22, Seite 45.
In den letzten. Jahren sind überhaupt sehr viele und namentlich schwere Lokomotiven, wie
3/5 gekuppelte Schnellzug- und Personenzug-Lokomotiven, 4/4 und 4/5 gekuppelte Güterzug-Lokomotiven
nach Russland geliefert worden. Erwähnenswerth hierunter sind besonders die 3/5 gekuppelten Schnellzug-
Lokomotiven der Moskau-Rjaesan-Kasan-Eisenbahn, und zwar deswegen, weil sie bei den gegenwärtig
schnellsten Zügen in Russland Anwendung finden. Sie befördern bei ausserordentlich ruhigem Gange
schwere Züge mit einer ausnahmsweise zugelassenen Höchstgeschwindigkeit von 85 Werst in der Stunde
und entwickeln bei Naphtafeuerung etwa 1200 Pferdestärken.
Diese Lokomotiven — Abb. 23, Seite 47 — zeigen mancherlei Besonderheiten: Sie besitzen ein
eigenartiges Drehgestell, haben an der vorderen Kuppelachse glatte, flanschlose Reifen und eine durch
seitliche Arme hergestellte Verbindung zwischen Lokomotive und Tender, welche eine gewisse Führung giebt
und wesentlich zur Beförderung des ruhigen Ganges beiträgt.
Eine Anzahl ähnlicher Lokomotiven, jedoch mit etwas grösseren Rädern und Gewichten, wurde
an die Moskau-Kiew-Woronesch-Eisenbahn geliefert.
Abbildung 30.
2/2 gekuppelte Schmalspur - Tender- Lokomotive
für die italienische Militär- Verwaltung.
Hauptverhältnisse:
Spurweite. TE 950 —Kesselmitte über den Schienen . . 1600 Plattformhöhe über den Schienen . 760
Cylinder-Durchmesser . . 270 Länge der kupf. Feuerbüchse , . . 1044 Steuerung nach‘ + N Alan
Kolbenhub 2. 430 Heizfläche der Siederohre in qm. . 32,77 Radstand. A u 1800
Räder-Durchmesser . . .. 800 # ; der Feuerbüchse in qm . 3,73 inhalt der Wasserbehälter in cbm . 1,5
Anzahl der Siederohre.;.. .. 108 7 ges. feuerber. in qm . . 36,5 Gewicht leer. 2. kg 12700
Aeusserer Durchmesser der Siederohre 42 Rostfläche in’ qm... NOS N dienstf. Vorderachse . ,, 8225
Zwischen den Rohrwänden . . . 2300 Dampfüberdruck in kg/qgcm . . . 12 ä N Hinterachse . „8225
Kessel-Durchmesser, grösster, innen, 920 Rahmenlänge ausschl. Stossbuffer . 5320 a ä insges. , 7. u 16450
Weiter gingen aus dem Werke an Neukonstruktionen für das Ausland hervor:
für die Rumänischen Staatseisenbahnen
eine 3/3 gekuppelte Lokomotive mit Tender für gemischte Züge der Nebenbahnen
— Abb. 24, Seite 49 — und
eine 3/3 gekuppelte Güterzug-Lokomotive mit Tender,
für die italienische Mittelmeerbahn
eine 3/3 gekuppelte Verbund-Güterzug-Lokomotive und
eine 2/3 gekuppelte Personenzug-Tender- Lokomotive,
für die Sicilianischen Eisenbahnen
eine 3/4 gekuppelte Tender-Lokomotive Abb. 73, Seite 51 — und
eine 3/3 gekuppelte Tender-Lokomotive.
für die Holländischen Staatseisenbahnen
eine 2/2 gekuppelte Tender-Lokomotive.
für die Eisenbahn Settimo-Rivarollo
eine 2/2 gekuppelte Tender-Lokomotive.
für die Eisenbahn. Cirie-Lanzo
eine 3/3 gekuppelte Tender-Lokomotive
für die Eisenbahn Pisa-Pontedera-Calci
eine 2/2 gekuppelte Tender-Lokomotive — Abb. 26, Seite 53 -—
für die Companhia Carris de Ferro in Porto
eine 2/2 gekuppelte Strassenbahn-Lok©:::otive.
Abbildung 31.
2/2 gekuppelte Tender-Lokomotive
für Industrie- Bahnen.
Hauptverhältnisse:
Cylinder-Durchmesser . 350 Länge der kupf. Feuerbüchse oben . 1102 Steuerung nach . . . „4 Alları
Kolbenhüb 1 450 Heizfläche der Siederohre in qm =. 53,78 Radstand a a a te ne a 00
Räder-Durchmesser.. 1.0 900 © „Feuerbüchse in qm .. 4,35 Inhalt der Wasserbehälter in cbm . 2,9
Anzahl: der‘ Siederohre: .. 05 5 27 7 ges. feuerber. in qm . . 58,13 1" „ Kohlenkästen in cbm . . 1,0
Aeusserer Durchmesser der Siederohre 46 Rostfläche in qm. 2.0 00 Gewicht leer 1. N kg 19900
Zwischen den Rohrwänden . . . 3240 Dampfüberdruck in kg/qgem . . . 12 „.. dienstf. Vorderachse,‘ ,, 13300
Kessel-Durchmesser, grösster, innen. 1094 Rahmenlänge ausschl. Stossbuffer .- 6720 it u Hinterachse‘... ‘,, 12900
Kesselmitte über den Schienen . 1680 Plattformhöhe über den Schienen 1116 insges. .„ 26200
Eine grosse Zahl von Lokomotiven wurde an in- und ausländische Eisenbahnen geliefert, für
welche die Ausführung von den betreffenden Bahnen vorgeschrieben war. Beispiele hierfür geben die in
Abb. 27, Seite 55, dargestellte 3/4 gekuppelte Tender-Lokomotive mit hinterer beweglicher Laufachse nach
System Krauss, welche in grösserer Zahl für die Preussischen Staatsbahnen, und die in Abb. 28, Seite 57,
dargestellte 3/3 gekuppelte Verbund-Güterzug-Lokomotive der Reichseisenbahnen in Elsass-Lothringen,
welche ebenfalls in grosser Zahl für diese Verwaltung gebaut worden ist.
An eigenartigen Gegenständen baute das Werk für. die Preussischen Staatsbahnen und
für die Gotthardbahn je eine grosse Schnee-Schleudermaschine — letztere ist in Abb. 29, Seite 59
dargestellt —, welche auf 4 Laufachsen ruht und von mehreren Lokomotiven vorgeschoben wird.
Sie ist mit verbessertem Leslie’schen Schleuderrad ausgerüstet, besitzt eine Dampfmaschine mit zu-
gehörigem Kessel für 900 bis 1000 Pferdestärken und hat ein Dienstgewicht von 64 Tonnen. Namentlich
im Betriebe der Gotthardbahn hat sich ‚diese Maschine beim Forträumen schwerer Lawinen als
nützlich bewährt.
Unter den ausländischen Abnehmern steht Italien, nach welchem Lande allein gegen 600 Loko-
motiven geliefert worden sind, obenan. Als Absatzgebiete folgen: Russland, Holland, Rumänien, Dänemark,
Portugal, Ungarn, Serbien, Südamerika und China. |
In den Abbildungen -30-bis 35 sind einige bemerkenswerthe Muster von nach eigenen Entwürfen
ausgeführten Klein- und Strassenbahn-Lokomotiven dargestellt, nämlich
in Abb. 30, Seite 61 eine für die italienische Militärverwaltung nach Afrika gelieferte
2/2 gekuppelte Schmalspur-Tender-Lokomotive,
Abbildung 32.
2/2 gekuppelte Schmalspur- Tender - Lokomotive mit beweglicher Hinterachse
für die Mansfeld’sche Bergwerks-Bahn.
Hauptverhältnisse: |
Spurweite u Ah 750 Kesselmitte. über den Schienen . . 1600 Radstand der Treibachsen . . . . 1400
Cylinder-Durchmesser . 300 Länge der kupf. Feuerbüchse oben. 850 Gesammt-Radstand ... . 7. u 8400
Kolbenhub ‘0. 350 —Heizfläche der Siederohre in qm =. 42,46 Inhalt der Wasserbehälter in cbm . 2,2
Treibräder-Durchmesser ... .. . 700 nn „ Feuerbüchse in qm. 3,44 N „ Kohlenkästen in cbm . 1,1
Laufräder- ” BO 600 jr 7. ges in qm ;-. 4 456,90 [Gewicht ker. 1.0000 00 kg 17600
Anzahl der Siederohre . ... . . 120 Rostfläche in’qm 1 N 080 n dienstf. Vorderachse . . ,, 8150
Aeusserer Durchmesser der Siederohre 44 Dampfüberdruck in kg/qgcem ... . 14 2 Mittelachse . . ,„ 8150
Zwischen den Rohrwänden . . . 2560 Rahmenlänge ausschl. Stossbuffer . 6000 ü 7 Hinterachse .....,, 6000
Kessel-Durchmesser, grösster, aussen 1030 Plattformhöhe über den Schienen . 870 $ S insges. a 22300
Steuerung nach . Allan
in Abb. 31, Seite 63, eine für viele industrielle Werke gelieferte 2/2 gekuppelte Tender-
Lokomotive,
in Abb. 32, Seite 65, eine für die Mansfeld’schen Bergwerksbahnen gebaute 2/3 gekuppelte
Tender-Lokomotive mit hinterer beweglicher Laufachse,
in Abb. 33, Seite 67, eine 3/3 gekuppelte Schmalspur-Güterzug-Lokomotive von ı m Spur
für die Moskau-Kiew-Woronesch-Bahn,
in. Abb. 34, Seite 69, ‘eine ‘3/3 gekuppelte Tender-Lokomotive von 0,75 m Spur für die
Osteroder Kreiseisenbahnen,
in Abb. 35, Seite 71, eine 3/3 gekuppelte Strassenbahn-Lokomotive für die Geraer Strassenbahn.
Abbildung 33.
3/3 gekuppelte schmalspurige Güterzug- Lokomotive
für die Moskau - Kiew-Woronesch- Eisenbahn.
Hauptverhältnisse:
Spurweite 1000 Kesselmitte über den Schienen . . 1650 —Plattformhöhe über den Schienen . 936
Cylinder-Durchmesser . 360 Länge der kupf. Feuerbüchse oben .° 1440 Steuerung nach . . . . . . + Joy
Kolbenhüb 450 Heizfläche der Siederohre in qm . 53,88 Radstand A a 22800
Räder-Durchmesser.... . . . . 900 Ü „Feuerbüchse in qm . 5,47 Gewicht leer: >... 0 U ke 20000
Anzahl der-Siederohre ..... . 7118 N ges. in.Qm x «1 . 59,35 (Gewicht dienstf. Vorderachse . ‚,, 7600
Aeusserer: Durchmesser der Siederohre 51 Rostflääche in gm. 22 OT “a Mittelachse , ‚,, 7600
Zwischen den Rohrwänden . . . 2850 Dampfüberdruck in kg/qgem . . . 21 A Hinterachse 1... 7800
Kessel-Durchmesser aussen im Mittel 1150 Rahmenlänge. ausschl. Stossbuffer ‚ 6410 % insges, „23000
\/
ENTWICKELUNG DER FABRIKEINRICHTUNGEN.
Mit der Steigerung der Leistungen ging die Erweiterung der Räumlichkeiten und die Ver-
besserung der Betriebseinrichtungen Hand in Hand. Das räumliche Wachsthum lässt sich am besten an
der Hand der auf den Tafeln I bis VI im gleichen Massstabe dargestellten Lagepläne des Werkes aus den
Jahren 1838, 1855, 1873 und 1898 verfolgen. Die Bestimmung der einzelnen Gebäude ergiebt sich aus
den beigesetzten Erklärungen.
Eine durchgreifende Erweiterung wurde noihwendig, als Ausgangs der 60er Jahre der verstärkte
Betrieb des Lokomotivbaues in’s Auge gefasst wurde. Zu diesem Behufe wurde im Jahre 1870 eine neue
5schiffige Lokomotivmontagehalle errichtet, welche, in der Folge mehrfach erweitert, noch heute ihrem
Zweck dient und für den Bau von mehr als 300 Lokomotiven jährlich ‚genügt.
Im Jahre 1872/73 wurde‘ auf einem zu diesem Zweck erworbenen, bei dem Vororte Rothen-
ditmold‘ gelegenen Gelände eine neue Hammerschmiede errichtet, die neben den sonst erforderlichen
schweren Schmiedestücken auch die Lokomotivräder anfertigte. Letzterer Fabrikationszweig ist später
nach allgemeiner Einführung: der Flussstahlformgussräder im Lokomotivbau wieder eingegangen.
Die Inbetriebsetzung dieser Werkstatt fand am ı. Juni 1873 statt.
Abbildung 34.
3/3 gekuppelte Tender-Lokomotive
für die Osteroder Kreis- Eisenbahnen.
Hauptverhältnisse:
Spurweite, Ce Ni 750 Länge der kupf. Feuerbüchse oben. 862 Steuerung nach... „6 Alları
Cylinder-Durchmesser: 2... 280 Heizfläche der Siederohre in qm .. 31,24 Radstand‘. .. + 40.0004 4 2000
Kolbenhub En 400 i „.Feuerbüchse‘ in qm... 3,18 Inhalt der Wasserbehälter in cbm . 1,6
Räder-Durchmesser. 2 ua 800 7 ges. MM qm u 84,42 Inhalt der Kohlenkästen . . .hkg 500
Anzahl der Siederohre A 102 Rostfläche in QM 0,7 Gewicht Teer. 7 a ae LDO00
Aeusserer Durchmesser der Siederohre 44 Dampfüberdruck in kg/qcem . . . 14 dienstf. Vorderachse . „ 6100
Zwischen den Rohrwänden . ,‚ . 2500 Rahmenlänge ausschl, Stossbuffer . 5480 8 Mittelachse....,. 6100
Kessel-Durchmesser aussen im Mittel 980 Plattformhöhe über den Schienen 885 7 Hinterachse; „.;, 6300
Kesselmitte über den Schienen . 1700 insges, . 18500
Anfangs 1894 wurde auf demselben Gelände mit dem Bau einer neuen Kesselschmiede begonnen,
die im Jahre 1896 in Betrieb kam:
Nachdem auf dem Casseler Werke in der Zwischenzeit wiederholt einzelne Werkstätten umgebaut
und erweitert worden waren, erfuhr dasselbe in den Jahren 1897 und 1898 eine durchgreifende Umge-
staltung durch grössere Erweiterungs- und Neubauten, die an Stelle alter, niedergelegter Werkstatts-
Gebäude errichtet wurden. Unter Anderem wurde eine neue Schmiede erbaut und die Giesserei durch
einen vollständigen Umbau fast ganz erneuert und beträchtlich vergrössert.
Annähernd im Mittelpunkt des Fabrikgeländes wurde, ein Elektricitätswerk zur Versorgung des
Werkes mit Strom für Krafterzeugungs- und Beleuchtungszwecke angelegt und im Zusammenhange hiermit
wurde der einheitliche elektrische Betrieb aller Werkstätten eingeführt. Durch umfangreiche Anschaffungen
leistungsfähiger Werkzeugmaschinen wurde die Einrichtung der Werkstätten verbessert und durch Erwerbung
von geeigneten Grundstücken Raum für die künftige weitere Ausdehnung beider Werke geschaffen.
|
Abbildung 35.
3/3 gekuppelte Strassenbahn - Lokomotive
für die Geraer Strassen- Eisenbahn.
Hauptverhältnisse:
Spurweite‘ we 1000 Länge der kupf. Feuerbüchse oben . 1045 Steuerung nach + . ... . . . Allan
Cylinder-Durchmesser . . 280 Heizfläche. der Siederohre in qm ‚, 33,99 Gesammt-Radstand . ; +; . .. 1700
Kolbenhub . Ne U 430 9 „ Feuerbüchse in qm... 3,54 Inhalt der Wasserbehälter in cbm , 2,8
Räder-Durchmesser .. =... 800 ” ges; mM qm. U 8783 Inhalt der Kohlenkästen . . . kg 500
Anzahl der Siederohre..... .. 112 KRostfläche in qm... .. 1. 0,67 Gewicht leer; 2. 1 4.4 47000
Aeusserer Durchmesser der Siederohre 42 Dampfüberdruck in kg/gcm . . . 14 ” dienstf. Vorderachse. ..„ 7350
Zwischen den Rohrwänden . . . 2300 Rahmenlänge ausschl. Stossbuffer . 5100 % „= Mittelachse .. „7800
Kessel-Durchmesser aussen im Mittel 1020 —Plattformhöhe über den Schienen . 980 „: Hinterachse‘. <. „7400
Kesselmitte über den Schienen ‚ . 1650 „/ insges. „22100
VI.
GEGENWÄRTIGE BESCHAFFENHEIT DER FABRIK
Nach dem derzeitigen Stande besteht also die Fabrik aus zwei räumlich getrennten Abtheilungen,
nämlich der mit der Hauptverwaltung verbundenen eigentlichen Maschinenbau-Anstalt, welche auf dem
ursprünglichen Platze am Möncheberg in Cassel liegt, und der. Hammer- und Kesselschmiede in dem 2 km
davon entfernten Vororte Rothenditmold. Die Lagepläne - beider nach dem gegenwärtigen Zustande sind
auf den Tafeln V und VI dargestellt.
Das Casseler Werk nimmt: zur Zeit eine Grundfläche von ı1,5 ha.ein, von denen etwa 2,5. ha
mit Gebäuden bedeckt.sind; dasjenige in Rothenditmold hat eine Grösse von 10 ha mit einer bebauten
Fläche von:ftund. 1,6 ha.
Die Hammerschmiede in Rothenditmeld ist... mit 413 Dampfhämmern. von 300 "bis 4500 kg
Bärgewicht,‘ 5 Schweissöfen. und. eigener Dampfkesselanlage ausgerüstet. ;
Die‘ mit den vollkommensten mechanischen Einrichtungen versehene“ Kesselschmiede, deren
Leistungsfähigkeit noch einer bedeutenden Steigerung fähig ist, reicht z. Z. für die Herstellung von jährlich
zoo Kesseln aus. Ausserdem werden sehr viele Press- und Kümpelarbeiten für fremde Rechnung in
Abbildung 36.
Vorder-Ansicht der Kesselschmiede in Rothenditmold.
derselben ausgeführt. Sie bedeckt mit den Nebengebäuden rund-10 000 qm. Das Hauptgebäude besteht
aus 5 Hallen von je 18 bezw. 16 m Spannweite bei 104 m Länge derselben.
Die Tafel VII und die Abbildungen 36 bis 38, Seite 73, 75 und 77 stellen einen Querschnitt, eine
äussere und zwei innere Ansichten dieses Bauwerkes dar. Die erste Halle enthält die Blechbiegerei mit
den Glühöfen und Feuern, einer hydraulischen Börtelpresse für 300 Tonnen Stempeldruck, Blechricht- und
Blechbiegemaschinen, Ringbiegemaschinen, Lochmaschinen und Blechscheeren.
Die zweite Halle bildet den Hilfsmaschinenraum und enthält neben der Betriebsmaschine, einer
6opferdigen Verbundmaschine mit Ventilsteuerung, gegen 100 zum Bearbeiten der Kesseltheile dienende
Hilfsmaschinen, als Bohrmaschinen, Hobel-, Stoss-, Fräsmaschinen und Drehbänke.
Die ‚beiden nächsten Hallen dienen zum Zusammenbauen der Kessel. An den Kopfenden der-
selben befinden! sich 2 feststehende hydraulische Nieter mit hydraulischen Drehkrähnen von je 12500 kg
Tragfähigkeit und: den zugehörigen Presspumpen und Akkumulatoren,
In der dritten Halle befinden sich ausserdem hydraulische Nietscheeren, bewegliche hydraulische
Nieter, Bohrmaschinen: und Gewindeschneide-Einrichtungen für Stehbolzen und Deckenanker.
Die Hallen sind mit elektrischen Lauf- und Drehkrähnen ausgerüstet.
Die letzte Halle dient‘ hauptsächlich zur Herstellung von Tender- und anderen Wasserbehältern,
Aschkasten und “ähnlichen Blecharbeiten. Die‘ darin befindlichen Hilfsmaschinen werden durch einen
30 pferdigen Elektromotor getrieben.
ı Im‘ Ganzen sind für den Antrieb in der Kesselschmiede und auf dem Hofe 22 Elektromotoren
von 3,5 bis 30 Pferdestärken vorhanden.
Abbildung 37.
Inneres der Kesselschmiede in Rothenditmold.
In” einer räumlich abgesonderten Abtheilung der ‚ersten Halle befindet sich die den Bedarf beider
Werke deckende Werkzeugmacherel.
Sämmtliche Hallen sind mit Oberlicht und: ausgiebiger "Lüftung versehen. Die-Heizung erfolgt
durch Dampf, die Beleuchtung durch 54‘ Bogen- und 250 Glühlampen. Den Dampf für. diesen Zweck
und für den Betrieb. liefert die z.‘ Z. aus 4 Batterien zu je 2 Kesseln bestehende centrale Dampfkessel-
anlage, welche seitlich der Kesselschmiede liegt und mit. dem Elektricitätswerk in einem Gebäude ver-
einigt ist. Letzteres, welches den Strom, und zwar Gleichstrom. von 110 Volt, zum Betriebe der, Elektro-
motoren und der elektrischen Beleuchtung liefert, enthält :2 Dampfdynamos von je 120 Pferdestärken.
Die Erweiterung desselben durch Anlage einer Sammlerbatterie ist im Werke.
Äuf Tafel VIII und Abb. 39, Seite 79, ist‘ das Maschinen- und Kesselhaus ‚in Grundriss, | Längen-
schnitt und innerer Ansicht dargestellt.
Ein. in‘ den Jahren 1897/98 erbautes Arbeiterspeisehaus, welches in. den beiden: Ober-
yeschossen. 6 Meisterwohnungen enthält. bietet für mehr als 200 Personen Raum zur Einnahme der
Mittagsmahlzeit.
Im Gegensatz zu dieser, nach einheitlichem Plane entstandenen Anlage‘ zeigt das Werk in
Cassel, wie dies’ bei einer aus kleinen Anfängen hervorgegangenen, durch fortgesetzte Erweiterungen ver-
grösserten Anlage nicht anders zu erwarten ist, in der nicht überall wünschenswerthen Gesammtanordnung,
wie auch in der Ausgestaltung der einzelnen Theile die Spuren des allmäligen, durch . die. Ungunst der
örtlichen Verhältnisse erheblich beeinflussten Werdeganges.
Abbildung 38.
Inneres der Kesselschmiede in Rothenditmold.
Zum Betriebe der zahlreichen in den verschiedenen Werkstätten vertheilten Dampfmaschinen
dienten‘ bislang drei räumlich getrennte Kesselanlagen, Dieselben sind jetzt, wenigstens betreffs} ihrer
Inanspruchnahme für motorische Zwecke, durch eine einzige Gesammtkesselanlage ersetzt worden, welche
den für den Betrieb des Elektricitätswerkes erforderlichen Dampf liefert.. Die übrigen Kesselanlagen
werden‘ fortab nur noch in der kalten Jahreszeit für Heizungszwecke betrieben.
Den Grundriss des Centralkessel- und Maschinenhauses zeigt Tafel IX.
Das Elektrieitätswerk enthält‘ nach der in. Kürze bevorstehenden. Vollendung des Ausbaues zwei
Dampfdynamos von je 600, eine von 300 und eine von 200 Pferdestärken für eine grösste Leistung von
je 500 bezw. 250 und 180 Kilowatt. Die 10 poligen Aussenpoldynamos sitzen unmittelbar auf der Welle
der stehenden Zweifach-Verbunddampfmaschinen und arbeiten mit 220 Volt Spannung. Die Vertheilung
des Stroms erfolgt nach dem Dreileitersystem mit Hilfe einer Zusatzdynamo, die zugleich zum Laden der
Sammlerbatterie dient.
Die für den Betrieb der Werkstätten, Drehscheiben, Schiebebühnen, Pumpen u. s. w. dienenden
Elektromotoren, deren: nach vollständiger Inbetriebnahme der Anlage rund 50 in Stärke von 5—30 Pferden
vorhanden sein werden, sind an die äusseren Leiter, die Bogen- und Glühlampen, welche nur mit 110 Volt
betrieben werden, an die äusseren und den Nullleiter angeschlossen.
Der Antrieb der Werkzeugmaschinen erfolgt im Allgemeinen . gruppenweise, da sich die Um-
wandlung der Betriebsweise durch unmittelbare Vertauschung der Betriebsdampfmaschinen mit gleich-
starken Elektromotoren am einfachsten und zweckmässigsten gestaltete. Bis auf weitere Erfahrungen sind
jedoch die bisherigen Betriebsdampfmaschinen zur etwa nöthigen aushilfsweisen Benutzung noch an ihren
„wc
Abbildung 39.
Innere Ansicht des Elektricitätswerkes der Rothenditmolder Fabrik.
Plätzen belassen worden. KEinzelantrieb haben nur schwere oder ortsveränderliche, sowie selbstredend
diejenigen Arbeitsmaschinen, die schon früher durch einen eigenen Motor angetrieben wurden.
Abb. 40, Seite 81, ‘zeigt als Beispiel den, Antrieb des. Untergeschosses der Werkzeugmaschinen-
Bauwerkstatt durch 2 Elektromotoren von je 30 Pferdestärken. Die Gesammtzahl der im Casseler Werk
vorhandenen Werkzeugmaschinen beläuft*sich auf mehr als. 1000; die der Hebe- und Fördervorrichtungen
auf weit über. 100.
Der in üblicher Anordnung mit einer in der Längsmitte des Gebäudes sich bewegenden Schiebe-
bühne angelegte Lokomotivmontirungssaal, von welchem Tafel X einen Querschnitt und Abb. 41, Seite 83,
eine innere Ansicht. zeigen, besitzt bei 6000 qm bebauter Fläche, 26 nutzbare Gleisstände, die von
4 Laufkrähnen -bestrichen werden.
Die Heizung aller Werkstattsräume ‚erfolgt durch Dampf.
Zur Beleuchtung: dieser und -der Höfe dienen 100. Bogen- und 2000 Glühlampen.
Abbildung 40.
Elektromotoren zum Antrieb der Werkstatt für allgemeinen Maschinenbau.
Vi
LASTENVERKEHR.
Der tägliche Wageneingang. beträgt durchschnittlich” im . Casseler Werk 8— 10, im Rothen-
ditmolder 3—5. Zur Beförderung dieser Wagen und der neuen Lokomotiven von, bezw. nach dem
Bahnhofe Cassel-Unterstadt, sowie für den Verschiebedienst auf dem Casseler Werke dienen zwei 2/2 ge-
kuppelte Vollspur-Tenderlokomotiven. Ein Theil des Lastverkehrs innerhalb des Werkes wird ausserdem
auf Schmalspurgleisen und demnächst ebenfalls durch Lokomotiven bewerkstelligt.
"Der Ueberführungsdienst auf dem Anschlussgleise des Rothenditmolder Werkes wird seitens der
Staatseisenbahn ausgeführt. Für den Verschiebedienst innerhalb des Werkes. dient eine 1 50 pferdige
2/2 gekuppelte: Tenderlokomotive, — Abb. 42, Seite 85 —, welche zugleich mit. einem Dampfkrahn von
2500 kg Tragfähigkeit ‚versehen ist. Zur Beförderung schwerer Lasten besitzt das Werk :auch eine Anzahl
eigener Eisenbahnwagen.
Die Länge der nutzbaren Gleise beträgt im Casseler Werk annähernd 2.km, im Rothenditmolder
rund. 3. km.
Abbildung 41.
Innenansicht der Lokomotiv-Montagehalle.
VIII
AUSSERE:. ANERKENNUNGEN.
Für ‚ihre Erzeugnisse hat die Fabrik im Laufe der.Jahre auf den von ihr beschickten Ausstellungen
im In- und Auslande zahlreiche Preise und sonstige Anerkennungen erhalten, so u. a. auf den Ausstellungen in
Berlin 1844, in London 1862; in Wien 1873, ‚in Amsterdam 11883; In ‚Antwerpen :1885 auf Grund der
» Wettfahrten von Betriebsmaterial für Sekundärbahnen« für eine daran betheiligte Strassenbahnlokomotive
die höchste Auszeichnung, »den ‚ersten Rang mit dem Ehrendiplom«, zuletzt auf der Weltausstellung in
Chicago 1893 für eine dort ausgestellte preussische 3/3 gekuppelte Nebenbahn-Tender-Lokomotive den
ersten Preis.
Abbildung 42.
2/2 gekuppelte Rangir-Lokomotive mit Drehkrahn
[X
WOHLFAHRTSEINRICHTUNGEN.
Zur Sicherung gegen Feuersgefahr besitzt das Werk seit März 1870 eine eigene, aus 100 Köpfen
bestehende freiwillige Feuerwehr.
Unter den für das Wohl der Angestellten und Arbeiter getroffenen Einrichtungen stehen diejenigen,
welche die Versorgung derselben mit geräumigen, gesunden und billigen Wohnungen zum Zweck haben, obenan.
Gegenwärtig sind 46 Wohnhäuser mit zusammen 256 Wohnungen, von grösstentheils 3 Zimmern mit
reichlichem Nebengelass vorhanden und der Bau weiterer Wohnhäuser für diesen Zweck ist im Werke. Die
regelmässige Grundrissanordnung dieser Wohnungen erhellt aus Tafel XI.
Für die Erleichterung: des Haushalts ist durch Einrichtungen für den billigen Bezug‘ der Haushalts-
bedürfnisse Vorsorge getroffen.
Für die Invaliden und Wittwen der Arbeiter ist durch eine seit 1866 bestehende Pensionskasse
gesorgt, zu welcher die Arbeiterschaft, wie die Firma ihre regelmässigen Beiträge zahlen, und welcher
ausserdem von der Firma ausserordentliche Zuwendungen gemacht werden.
Daneben besteht ein Fond, aus dessen Zinsen bedürftige aktive Arbeiter unterstützt werden, sowie
ein anderer für die Unterstützung: von Reconvalescenten während des Zeitraumes, der zwischen dem Ende
der Krankenunterstützung und dem Eintritt der staatlichen Invaliden- oder Unfallrente liegt. Beide Fonds
sind allein aus den Mitteln der Firma gestiftet.
Eine Krankenkasse besass die Fabrik schon seit 1854; aus derselben wurde im Jahre 1885 die
reichsgesetzliche Krankenkasse gebildet. Diese, sowie die übrigen, auf Grund gesetzlicher Bestimmungen
bestehenden Einrichtungen, nämlich. die Invaliditäts-, Alters- und Unfallversicherung der Arbeiter, zu
welchen die Arbeitgeber ganz oder theilweise die Mittel hergeben, sind von den vorgenannten beiden
Kassen unabhängig und werden von diesen in wirksamer Weise ergänzt. Die‘ Krankenkasse gewährt auch
freie ärztliche Behandlung der Familienmitglieder.
Das Werk zählt einen grossen Stamm. alter Arbeiter, von denen ein Theil auf eine volle oder
annähernd 50 jährige ununterbrochene Thätigkeit in demselben zurückblickt.
Nach der Bestimmung des letzten Inhabers, Geheimen Kommerzienrath Oskar Henschel, treten
die Veteranen mit dem vollendeten 50 sten Dienstjahre in den Ruhestand. Sie erhalten von diesem Tage ab
ein Ruhegehalt von 1000 Mark, unbeschadet der ihnen sonst zustehenden Kassenansprüche und der aus
freiwilliger Arbeit ihnen erwachsenden Einkünfte.
Das zwischen der Firma und ihren Arbeitern bestehende Verhältniss ist immer ein freundliches
gewesen und nie durch ernstliche Misshelligkeiten getrübt worden. Möge es auch in Zukunft so bleiben!
KR
SCHLUSSWORT.
Die vorstehende Entwickelungsgeschichte der Fabrik von Henschel & Sohn bietet ein Beispiel
dafür, wie beharrliche Ausdauer alle Hindernisse überwindet und zuletzt in der Erreichung: des gesteckten
Ziels seinen Lohn findet. Durch die Umsicht und Thatkraft, die unausgesetzte Arbeit und die entsagungs-
volle Hingabe “Einer Reihe von Geschlechtern hat sich das aus den bescheidensten Anfängen hervorge-
yangene Unternehmen zu seiner jetzigen Bedeutung‘ erhoben und an der Begründung des heut sicher
gefestigten Rufs der deutschen Arbeit auf dem Weltmarkt nach Kräften mitgewirkt.
Bei der Vollendung eines für die Entwickelungsgeschichte ihres Unternehmens bedeutsamen Ab-
schnitts empfindet es die Firma als eine Ehrenpflicht, der Dahingegangenen zu gedenken, deren auf-
opfernder Wirksamkeit sie diesen Erfolg verdankt.
Ehre ihrem Gedächtniss!
ANHANG.
TAFEL 1—X[1.
LAGEPLAN DES CASSELER WERKES 1838.
Erklärung:
Nr. 1. Bureaux und Wohnungen. N |. unten; ‚Speiseraum und’ Pferdestall.
ir. 3
N | unten: Dreherei und. Schlosserei. 2 LI. Stock: Kutscherwohnung.
AB:
' I. Stock: techn. Bureau und Modellschreinerei. Nr. 4. Eisengiesserel.
77 WOLLT
070 20 40 60 80 4190 420 A40 ACO ABO 200 Ba
Massstab 1:2500.
LAGEPLAN DES CASSELER WERKES 1838.
VÄFI
LAGEPLAN DES CASSELER WERKES 1855.
Erklärung:
Nr. 1. Bureaux und Wohnungen. N | unten: Lokomotiv-Montage.
x.s f unten: Dreherei und Schlosserei. "- 5° 1. Stock: Schlosserei.
i l I. Stock: techn. Bureau’ u. Modellschreinerei. Nr. 6: Feuerschmiede.
N { unten: Speiseraum und Pferdestall. Nr. 7. Gussputzerei und Schlosserei
) ı I. Stock: Kutscherwohnung. Nr. 8. Gebäude für Geräthschaften.
Nr. 4 Eisengiesserei Nr. 9. Kesselschmiede.
Nr. 10. Schweissofenraum
TAFEL II.
0.80 29 40 60 E09 400 4‘ 140 «60 909
Bub PT KUN RL nn MbeXoc
Massstab 1:2500.
LAGEPLAN DES CASSELER WERKES 1855.
LAGEPLAN DES CASSELER WERKES 1873.
Erklärung:
Nr. ı. Verwaltungsgebäude. Nr. 10... Lackirerei.
Nr 2 f unten: Dreherei und Schlosserei. Nr. 11. Kesselschmiede.
“7 }\ oben: techn. Bureau und Dreherei Nr. 12. Pumpstation.
vw. . (0 unten: Speiseraum und Pferdestall. Nr. 13. Techn. Bureau, Sattlerei und Zimmer des
© . oben: Wohnungen. Arztes.
» 5 Kisengiesserel. Nr. 14. Werkstatt für allgemeinen Maschinenbau.
Ar | unten: Tenderban. Nr. 15. Schraubendreherei.
7 oben: Schlosserei. Nr. 16. Glühofenraum.
Nr. 6. Feuerschmiede. Nr. 17. Lokomotiv-Montirungshalle, Kupferschmiede
Nr. 7. Cysternenbau. und Lackirerei.
Nr. 8. Schweissofenraum. Nr. 18. Holzschuppen.
Nr. o. Schlosserei und Dreherei Berg. Nr. 19. Kohlenschuppen.
Nr. 20. Modellhaus und Magazine.
TAFEL II.
4 40 60 0 400 A20 A440 160 480 200
NL EL SPESEN m ler
Massstab 1: 2500.
LAGEPLAN DES CASSELER WERKES 18783.
LAGEPLAN DES WERKES IN ROTHENDITMOLD 1873,
Erklärung:
Nr. 1. Hammerschmiede. Nr. 4. Pumpstation.
Nr. 2 Schweissöfen. Nr. 5. Kesselanlage.
Nr. 2 KEisenmagazin Nr. 6. Kohlenschuppen.
; NV
. 0 SM. -
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40. 5.0. 40. 20. 30. 40. 50. 60. 70: 80. 90. 100. 200. „A A000 Umerun.
Massstab 1:2500.
LAGEPLAN DES WERKES IN ROTHENDITMOLD 1873.
TAFEL |
200
LAGEPLAN DES CASSELER WERKES 1898.
Erklärung:
v5 7 Verwaltungsgebäude. Nr. 16. Feilenhärterei.
f unten: Dreherei. Nr.:17. ‚Aborte:
i oben: techn. Bureau. Nr. 18. Räderdreherei.
| unten: Tenderbau. Nr. 19. Modellhaus.
. oben: Schlosserei und Buchbinderei Nr. 20. Materialmagazine
er Eisengiesserei. Nr. 21. Holzmagazine.
Nr. 5. Metallgiesserei. Nr. 22. Eisenmagazine.
Nr. 6. Eiserne Formkastenhalle. Nr. 23. Kohlenmagazine.
Nr. 7. Kesselhaus. Nr. 24. Härterei.
Nr. 8. Werkzeugmaschinenbau und Schlosserei. Nr. 25. Rahmenbau.
Nr. 9. Techn. Bureau, Feuerwehrstube, Sattlerei Nr. 26. Lokomotiv-Schuppen.
und Zimmer des Arztes. Nr.727, Lokomotiv-Montagehalle mit Lackirerei,
Nr. 10. Schmiede. FE Kupferschmiede und Schraubenmagazinen
Nr. II. Glühofenraum. Nr.. 28. Siederohrwerkstatt.
Nr. 12. Schreinerei. | Nr. 29... Alte elektrische Centrale.
Nr. 13. Dreherei und Schlosserei Möncheberg. Nr. 30. Gradirwerk.
Nr. 14. Schraubendreherei. Nr. 31. Wohnhäuser
Nr. I5. Elektricitätswerk. Nr. 32. Pferdestall.
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LAGEPLAN '
E}
DES CASSELER WERKES 1898. ;
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Massstab 1:2500.
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LAGEPLAN DES WERKES IN ROTHENDITMOLD 1898.
Erklärung:
Nr. 1. Hammerschmiede, Nr. 7. Elektricitätswerk.
Nr. 2. - Schweissofenraum. Nr. 8... Magazin.
Nr. 3. Eisenmagazin. Nr. 9. Kohlenschuppen.
Nr. 4. Pumpstation. Nr. 10... Speisehaus.
Nr. 5. Central-Kesselanlage, Nr. 11. Wohnhäuser.
Nr. 6. Kesselschmiede.
TAFEL VI.
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Massstab 1: 2500.
LAGEPLAN DES WERKES IN ROTHENDITMOLD 1898.
TAFEL VII.
Massstab 1:50 Querschnitt der Kesselschmiede in Rothenditmold.
TAFEL VIII.
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Massstab 1:333.
Grundriss und Längenschnitt der Centralkesselanlage und des Elektricitätswerkes der Rothenditmolder Fabrik.
TAFEL IX.
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Massstab 1:333.
Grundriss der Centralkesselanlage und des Elektricitätswerkes der Casseler Fabrik.
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Massstab 1: 333.
Querschnitt der Lokomotiv- Montagehalle.
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Massstab 1:16
Regelmässiger Grundriss der Arbeiterwohnungen
25, Juni 1980 - 30% 441090
8 Okt. au ö “ verlängen
.Verlängen
29, Aug. 1983 + 3 0
28. Sep. 83-30
04. Nov. 1983 - 30
75. Mai 1984 - 30
06. Dez. 1984 3 y*
29 Boril 1998 -30
. a4.) 1088 * 3 ®
7. Okt. 1988 30
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DB UkKt. / 90% 44 Te98
. 88 = 3 m verlänge?
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Verlänoen
29. Aug. 1983 + 3.0
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25. Mai 1984 3 er 0
06. Dez. 1984 3 y*
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4 Mai 038 - 3
7. Okt. „A
1988 30 I T
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