Der kleinen Liese
D)eihnachtsiraum
Spiel
Schule und Hau»
in 2 Aufzügen
S^gnss GsweÄe-Derg
A.Dsrne^en
Melsungen.
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Jungvolk- und Versins-Dühne/12. Heft
Der kleinen Liese
D)eihnachtstraum
Spiel
für Schule und Haus
in 2 Aufzügen
von y
^gnes Gewecke-Derg
%
Heimat - Schollen -Verlag- Dernecker, Melsungen
Personen des Spiels:
Hans
Liese
Die Mutter
7 Engel.
*
%
Ausstattung: Armeleutestube, Tisch, Stühle, ein Armsessel. Auf dem
Tisch brennt ein Heines Oellicht.
Kleidung: Mutter und Kinder sind ärmlich, die Engel weiß gekleidet
mit offenem Haar.
Bemerkung: Sollen mehr oder weniger Engel an dem Spiel teil-
nehmen, so verteile man die Gespräche etwas anders: ein größeres Mädchen
kann die Mutter spielen.
2>uc gefälligen Beachtung.
Das Aufführungsrecht dieses Stückes
wird durch Kauf von 6 Textbüchern erworben. Bei Auf-
führungen in mehreren Orten durch die gleiche Gpielertruppe
nach befonderer Vereinbarung mit dem Verleger.
Grundpreis 0,15 Mß.
Das Abschreiben der "Rollen
ist gesetzlich verboten.
Leihweijer Bezug von Theaterstücken
berechtigt nicht zur Aufführung.
I. Anfing.
Im Armsessel liegt Liese und schläft.
Hans (tritt ein, schüttelt sich):
Puh, draußen ist's wieder mal tüchtig kalt.
Grad komm ich heim aus dem Winterwald,
Hab Reis für die Küche zusammengelesen,
Bin stundenlang in der Kälte gewesen.
Hab' schnell in der Küche das Feuer entzündet
Und will nun sehn, wie die Mutter sich findet.
Doch, halt, da liegt ja die Liese noch.
Heda, Liese, erwache doch!
Da schläft sie so fest wie ein Murmeltier.
Doch was kann die arme Liese dafür.
Die viele Arbeit tut sie allein
Und ist dabei doch noch schwach und klein.
Dagegen bin ich schon bald ein Mann,
Wenn ich ja auch noch nicht alles kann.
Doch Junge bleibt Junge, und Mädchen sind schwach.
Jetzt aber mal munter, Liese, erwach!
Liese (reckt sich, gähnt, reibt sich die Augen):
Ach Hansel, jetzt hast du gar viel versäumt.
(Besinnt sich.)
Wo war ich? Wo bin ich? Ach, mir hat geträumt.
Jetzt fällt es mir ein, und ich sehe das Bild,
Das eben im Schlaf meine Seele erfüllt.
Ein Tannenbaum, dunkelgrünend und frisch,
Stand hier in der Mitte auf unserem Tisch,
Hell leuchteten Lichter, es strahlte ein Stern,
Ich selbst stand geblendet und schaute von fern,
Sah weiße Gestalten sich emsig bewegen
Und Gaben nnter das Bäumchen legen.
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Gewahrte nun allerlei Kleinigkeiten,
Die konnte ich aber nicht unterscheiden,
Denn es ging bei dem Treiben gar emsig zu,
Ich hörte noch singen, und dann kamst du —
Und riefst — da war alles Schöne aus,
's ist leer, kalt und düster bei uns im Haus.
Doch, Hansel, jetzt will ich Hur Küche gehn
Und eilig dann nach unsrer Mutter sehn.
Hans (steht sinnend):
Liese, Liese, dein schöner Traum,
Ich fürchte, der erfüllt sich kaum,
Solch traurige Weihnacht erlebten wir nie.
Doch will. ich nicht klagen, wer kommt da? Sieh.
Die Mutter, die Mutter, o Gott sei Dank.
(Er eilt zu ihr, geleitet sie fürsorglich zum Sessel.)
Ach Mutter, wie warst du so lange krank,
Aber nun wirst du uns bald genesen,
Wie sind wir die Zeit her so traurig gewesen.
Mutter:
Hab ich nur euch, ihr lieben Kinder,
Sind meine Schmerzen besänftigt und linder,
Ihr zeigt mir täglich Geduld und Liebe,
(seufzend)
Wenn ich nur lange noch bei euch bliebe!
Hans.
Mutter, wie darfst du nur so was sagen.
Wer wird an dem bißchen Kranksein verzagen.
Liese:
Das wird jetzt besser mit jeder Stund,
Im Frühjahr schon bist du uns kerngesund.
Mutter:
Gott geb' es, wir wollen ihn darum bitten,
Ich hab all die Jahre genug gelitten.
Wie lebte ich glücklich mit eurem Vater,
Er war mein Alles, mein treuer Berater,
Wir hatten uns beide von Herzen lieb. —
Und dann kam der Tag, da er draußen blieb.
7
Der machte all unserm Glück ein Ende,
Ich lag auf den Knieen und rang die Hände,
Der Vater war fleißig, war- mutig im Wagen,
Beim Fällen hat ihn ein Baum erschlagen.
Liese:
O Mutter, denk nicht an die furchtbaren Stunden,
Der Vater hat Frieden im Himmel gefunden,
Er ist nicht erschlagen, ist auch nicht tot,
Er weilt bei den Engeln, beim lieben Gott.
Mutter (gedankenvoll nickend):
Du ähnelst dem Vater, mein liebes Kind,
Er sprach so wie du, war dir gleichgesinnt,
Beständig für and're zum Trösten bereit,
Und hatte doch selbst genug Herzeleid.
Hans:
Ach Mutter, glaubt, dein betrübtes Gesicht,
Gefällt unserm Vater im Himmel nicht.
Kommt, laßt uns're Stimmen zusammen erklingen,
Wir wollen ein Weihnachtslied uns singen.
Mutter (lächelnd):
Gern will ich versuchen, ob singen ich kann,
So wählet ein 'Lied — und feit* Hans, stimm an.
(Sie singen „Stille Nacht, heilige Nacht". Bei der 2. Strophe
tritt Liese aus die andere Seite der Mutter, bei der 3. Strophe
legen beide Kinder den Arm um ihre Mutter. Nach dem
Singen kleine Pause.)
Mutter:
Seht, Kinder, das ist uns're Weihnachtsfreude,
Doch nun ist's genug mit dem Aufsein für heute,
Ich bin wieder müde und möchte zur Ruh,
Wie gerne schließ' ich die Augen zu.
(Alle drei gehen ab.)
i
2. Auszug.
Dasselbe Zimmer. Gesang hinter der Bühne oder im Zimmer
nebenan. „Heil'ge Nacht, o gieße du Hiinmelsfrieden in dies Herz" usw.*)
1. Engel (tritt ein, nmherspähend, trägt ein Tnnnenbäumchen mit weißen
Kerzen besteckt):
Ganz leise hab ich mich hergeschlichen,
Ich sah von draußen das Licht in der Küchen
Und dachte, der Augenblick sei nun da,
Drum rief ich die Schwestern von fern und von nah.
Die führen jetzt gar ein bewegtes Leben,
Müssen zur Erde herniederschweben
Und sind in der heiligen Weihnachtszeit
Allüberall in dem Lande verstreut.
Erst woll'n sie den Kindern Christbäume bringen,
Christlieder den alten Leuten singen.
Dann wartet im Himmel der Weihnachtsbaum
Mit Lilien und Perlen, mit Goldhaar und Flaum,
Die kleinen Engel mit lachendem Mund,
Sie harren mit Petrus der kommenden Stund.
Drum folgt mir, ihr Schwestern, kommt hier herein!
(Engel treten auf.)
Wir wollen den armen Kinderlein
Zur Freude dies Weihnachtsbäumchen bringen
Und was ihr besitzt an köstlichen Dingen,
Das schenket dem Baum für ein festliches Kleid,
Zum Geben seid ihr ja immer bereit.
2. Engel:
Das Mütterchen krank, der Vater ist tot,
Die Kinder sind oftmals in großer Not,
*) Nach Belieben auch andere passende Weihnachtrstrophe.
I
9
Es fehlt hier die Nahrung, Kleidung, die Schuh,
Oft legen die Kleinen sich hungrig zur Ruh.
Drum tretet jetzt hurtig an meine Seite.
Daß liebende Hand die Spenden bereite.
3. Engel:
Gestern abend hatte ich frei,
Da flog ich an vielen Fenstern vorbei,
Wollte mal sehen, was vor dem Fest,
So ein Mensch alles tut und läßt.
Kam auch hier am Hüttchen vorbei
Und schaute hinein, da knieten die zwei
Grade zu ihrem Nachtgebet.
(Deutet aizA dem Fenster.)
Seht ihr den Stern, der dort drüben steht?
(Die anderen nicken.)
Der blickte auch gestern zum Fenster hinein,
Sandte den Kindern so milden Schein
Darum holt' ich mir vom Himmelszelt
Sterne für diese kleine Welt.
Brennen die Kerzen und draußen ist's Nacht,
Glitzern sie hellauf in himmlischer Pracht.
Wenn wir so leuchtend das Bäumchen schmücken,
Werden wir Augen und Herzen entzücken.
4. Engel:
Im Himmelsgarten, im Paradies
Gibt's Birnen und Pflaumen und Aepfel gar süß.
Da stieg ich denn gestern beim Sonnenschein,
In die schönsten, größten Bäume hinein
Und brach mir die besten Früchte heraus,
Die bring' ich den armen Kleinen zum SchmauS,
Mögen sich recht von Herzen sich laben —
(Zum nächsten)
Nun kommst du mit deinen Weihnachtsgaben.
5. Engel:
Droben auf unsern himmlischen Wiesen
Tausend duftende Blüten sprießen
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Lange stand ich und wählte zum Strauß,
Lilien — die schönsten der Blumen — mir aus,*)
So wie die Lilien — bescheiden und rein
Sollt ihr stets bleiben, ihr Kinderlein.
6. Gugel:
Ich flog durch den Wald, da schüttelten, sacht
Die Bäume die Wipfel, sich grüßend zur Nacht,
Und warfen alle zart schimmernde Flöckchen
Auf mich herunter, schnell packt' ich mein Röckchen
Und tat sie im Fluge gar eilig hinein,
Um leise sie über dies Bäumchen zu streun.
7. Gugel:
Beim Kämmen hat Mutter Marie mich gerupft,
Mir goldene Härlein ausgezupft,
Die hab' ich gesammelt und werfe sie schnell
Ueber dies Tännchen — das glitzert nun hell.
1. Engel:
Die weißen Rosen lieb ich so sehr,
Drum bracht ich, auf Ranken gereiht, sie her.
Kommt, helft zu der Kinder hohem Entzücken
Das Bäumchen mit Rosenfülle schmücken.
2. Engel:
Der himmlischen Gaben sind's jetzt genug,
Nun leg' ich dem Hansel ein Märchenbuch,
Der Liese ein Püppchen unter den Baum,
Ich weiß es, sie wünschten sich's heute im Traum.
Auch hab ich hier köstlich belebenden Wein
Zur Stärkung fürs kranke Mütterlein.
Nun betet erst alle in eurem Herzen,
(knien nieder)
Dann laßt uns entzünden die Christbaumkerzen
*) Lilien, wo wirkliche fehlen, aus Buntpapier.
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Und „Fröhliche Weihnacht" erschalle dabei,
Das Singen lockt uns die Kinder herbei.
(Gesang „Fröhliche Weihnacht überall"*), bei dem die Engel
hinter den Baum treten.)
Hans (in der Türe, schlägt die Hände zusammen):
Lieseschwester, komm schnell mal herein,
Komm eil dich Liese, sieh nur, wie fein,
Da steht ja ein richtiger Tannenbaum!
Liese (lebhaft):
Den sah ich vor Abend in meinem Traum.
Ach Hansel, ja das ist wirklich wahr,
Hier sind auch die Sachen, jetzt seh ich sie klar,
Heut mittag ging alles so furchtbar schnell,
Dazu war's im Zimmer nicht sonderlich hell.
Hans (sie unterbrechend):
Sieh, Liese, hier liegt ja ein Märchenbuch,
Meinst du für mich? Ich werde nicht klug,
Ob alles dies wirklich unser soll sein,
Das Buch für mich und die Puppe dein?
Liese (glücklich):
Die PuIpe, ach Hans, die ist wundervoll,
Vor Freud' weiß ich nicht, was ich sagen soll,
Drum nehm ich das Püppchen mal in den Arm
Und wage ein Tänzchen (sie dreht sich) hei, das macht warm!
Hans (flüsternd):
Sag, hast du mal hinter den Baum gesehn,
Da stehen Engel, ganz wunderschön,
Die haben uns sicher zur heiligen Nacht
Den Baum mit den Weihnachtsgaben gebracht.
Komm, laß uns in Eile zu ihnen gehn.
Liese:
Was sagen wir denn?
') Nach Belieben auch anderes passendes Weihnachtslied.
12
Hans:
Wir danken recht schön!
Liese (ängstlich):
Gelt, Hansel, dn sprichst, denn ich bin noch zu klein.
Hans:
Komm, keine Bange, du Dummerlein!
(Sie treten zu den Engeln.)
O, wenn die Gaben vom himmlischen Kind
Auch wirklich für uns beide sind,
Der Baum mit dem Schmuck und den brennenden Kerzen,
So danken wir, Engel, toon ganzem Herzen!
3. Engel:
So ist's, und nun rufet die Mutter herbei
Und teilet die Freude unter euch drei.
(Kinder und Engel singen „O du fröhliche ...")
Ende.
Jungvolk' und Vereins-Bühne
Ln btt
Ziuigvolk-ilNdVereiiiMhnr
sind erschienen:
Wichtelweihnacht. Magmim bonuni.
Märchenspiel in drei Aufzügen
von Heinrich Ruppel,
2. Auflage.
Und wenn die Welt voll
Teufel wär!
Ein deutsches Spiel in einem
Auszug von Heinrich Nuppel.
Unter dem Joche der
Fremdherrschaft.
Bilder aus der Franzosenzeit in
fünf Auszüger, von F. Witzel.
Hessentreue.
Dramatische Dichtung in fünf
Aufzügen von Joh H. Schwalm.
Kriegstrauung.
Volksstllck in fünf Auszügen von
Joh. H. Schwalm.
Oer Waisen
Weihnachtsglück
Eln Geihnachisspiel in fünf Auf-
zügen v.Olga Slückrarh-Stawitz.
Ln Vorder!
Oer Holzhacker
und die drei Wünsche
Mürckenspiel in zwei Aufzügen
von Johanna Weiskirch.
Bezug durch alle
Ein lustiges Spiel in vier Auf-
zügen von Hein ich Ruppel.
Oottor Allwissend.
Mürchenschwank in zwei Auf-
zügen von Heinrich Ruppel.
Willkommen,
Weihnachtsmann.
Ein Spiel für Schule und Haus
von Heinrich Nuppel.
Waldweihnacht.
Ein Spiel für die Jugend von
Heinrich Ruppel
*
Oie Schulschwänzer.
Ein Spiel in zwei Auszügen
von Johann Baptist Peters f.
Herausgegebenv. Otto Stückrath.
Ein Krippenspiel
von der Geburt Jesu.
Nach alten Vorlagen bearbeitet
von Otto Stückrath
ttung sind:
Rumpelstilzchen.
Märcheuspiel in zwei Aufzügen
von
Heinrich Ruppel.
Buchhandlungen.
Heimat'ScholleN'Verlag, A. Bernecker, Melsungen