© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Dr 203
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Dr 203
ÜBER DAS VERBRENNEN
DER LEICHEN.
EINE IN DER ACADEMIE DER WISSENSCHAFTEN AM
29 NOVEMBER 1849 VON JACOB GRIMM GEHALTNE
VORLESUNG.
BERLIN
GEDRUCKT IN DER DRUCKEREI DER AKADEMIE
DER WISSENSCHAFTEN
1850.
FERD. DÜMMLER’S BUCHHANDLUNG.
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© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Dr 203
ÜBER DAS VERBRENNEN DER LEICHEN.
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Litten im geräusch und in der arbeit des lebens werden wir allenthalben
an seinen ausgang gemahnt, dessen ernster betrachtung unser nachdenken
nicht ausweichen kann; nur kurze schnell vorbei rauschende zeit und wir
sind selbst unter dem grofsen beer versammelt, in das jeder einrücken mufs
und von wannen keiner wiederkehrt.
Vor den todten empfindet der mensch ein grauen, mit dem ausge-
stofsnen letzten athem sind sie uns abgeschieden und einem fremden unbe-
kannten land anheim gefallen, das alle feslhält; der erkaltete leib beginnt
sich aus seiner fuge zu lösen und unaufhaltsam zu zerstören. Zwar pflegt
den ersten tag oder die erste nacht nach dem tode noch einmal des verstorb-
nen antlitz sich abzuklären und was der schwere kampf verzerrt hatte, rein
und ruhig aus zu prägen(*); bald aber melden sich alle boten der Verwe-
sung, und der leiche anblick und dunst werden unerträglich.* den meisten
Völkern galt wer sie anrührte, wie das haus, worin sie liegt, für verunreinigt
und schon um der lebenden willen ist es geboten sie bei seite zu schaffen.
Selbst unter den thieren, die sonst für den tod von ihres gleichen gefühllos
scheinen, sollen die, deren haushalt dem menschlichen ähnelt, uns hier ent-
weder nachahmen oder Vorbild geben, ich ziehe Virgils schöne worte von
den bienen an (Georg. 4, 255):
tum corpora luce carentum
exportant tectis et tristia funera ducunt,
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(’) Wie die gebrochne blume fortglanzt und duftet:
cui neque fulgor adbuc, nec dum sua forma recessit.
rotinus post animalis mortem si artus flectere et movere
conamur, non minus mobiles eos esse videmus, quam vivo-
rum animalium. At brevi tempore post mortem elapso,
merabra resistentiam opponunt motui, quae vi tantum
superari potest. Quae artuum rigiditas par longius tem^
pus persistit, deinde putredini cessura paulatim evanescit,
Resistentia vi superata, artus raobilitatera retinet. Quem
statum corporis animalis mortui »rigorera mortis seu mor-
tuorum« appellaraus. Causam ejus in musculis positam
Jacob Grimm
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und was Plinius den ameisen nachsagt: sepeliunt inter se viventium solae
praeter bominem.
Nur die rohsten grausamsten menschen könnten es über sich gewinnen
ihre todten offen auf das gefilde zu legen, wo sie den wölfen und vögeln zur
beute würden, das sprechen die dichter blofs als herbes geschick der ge-
fallnen, (*) als drohenden fluch oder Verwünschung aus, und davon genau
zu unterscheiden ist, dafs einzelne alte oder wilde Völker ihre leichen wirk-
lich aussetzten, gerade mit bezug auf geheiligte thiere, denen sie überlassen
bleiben sollten. (2)
Das menschengeschiecht, durch vielfache bande an einander hängend
würde aber seine ganze natur verleugnen, wenn jenem recht der lebendigen
sich der todten zu entledigen, nicht auch von jeher gleichsam ein letztes recht
der todten beigemischt erschiene, angehörigen und verwandten, an die unser
herz gefesselt war, soll nicht nur eine ehre, deren sie würdig sind, sondern
auch ein dienst erwiesen werden, dessen sie bei der überfart und zur auf-
nahme in eine andere weit bedürfen. Diese kann nun bald als über uns im
himmel, bald als unter uns im abgrund der erde gelegen erscheinen und
gleich den himmlischen machten erheben auch die unterirdischen ihren an-
spruch auf die todten, der ihnen nicht verkürzt werden darf. In solchen
rücksichten allen liegt ein grund zum begang der leichenfeier, die wir auf
manigfalte weise bei den verschiednen Völkern der erde veranstaltet sehn.
Die beiden ältesten über die ganze erde am weitesten verbreiteten ar-
ten des bestattens, welchem ausdruck ich hier den allgemeinen begrif des
lateinischen sepelire beilege, sind das begraben und verbrennen, und je
tiefer man in ihr wesen eindringt, desto stärker überzeugen wird man sich,
dafs sie eine nothwendige, den bedürfnissen und der entwicklung der Völker
unentbehrliche Unterscheidung darstellen.
Erwägen wir beide weisen für sich, so scheint das begraben vorange-
gangen, im verbrennen ein fortschritt geistiger Volksbildung gelegen zu sein,
(1) Kvtrt xvgjj.cc ysvicrB’cct, oiwvoitiv sXuog neu yvgfj.cc ysvzs&cu bei Homer, die heilige Schrift
redet von adlern (Luc. 17, 37. Matth. 24, 28), die poesie unseres alterthums von wölfen, adlern,
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heute die Mongolen den hunden und raubvögeln. Klemms culturgeschichte 3, 173. die Kaffern
den wölfen, welche selbst für unverletzbare thiere gelten. Klemm 3, 294. äf i
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über das verbrennen der leichen.
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von welchem zuletzt wieder abgewichen wurde, als die menschheit fähig ge-
worden war noch allgemeinere stufen ihrer Veredlung zu betreten.
Unleugbar sagt es dem nächsten menschlichen gefühl zu, dafs die
leiche unangetastet und sich selbst überlassen bleibe, deckt sie der lebende
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sam um jenes recht der unterweit, dem er nicht entzogen werden soll, sym-
bolisch anzuerkennen. (3) Staub soll wieder zu staub werden. (4)
Allein auch dem verbrennen liegen sehr einfache und erhebende Vor-
stellungen unter. Von anfang an war dem menschen das feuer heilig, dessen
gebrauch ihn wesentlich von allen thieren abscheidet; im feuer bringt er
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(*) Auch läfst der Volksglaube den begrabnen ein gewisses leben fortsetzen, d. h. unzer-
stört bleiben, um ihn geweinte thränen lebender netzen dem todten das hemd; mitternachts
tritt die mutter aus ihrer gruft und gebt heim den verwaisten säugling zu stillen, die kinder
zu kämmen, der sohn nabt sich des vaters grab, zwingt ihn zur rede und heifst sieb das
sebwert heraus reichen, andern begrabnen soll ein fenster im bügel offen stehn bleiben, durch
welches ihnen die nacbtigall den frühling ansingen könne, alle diese Vorstellungen müssen auf-
hören sobald man sich den leib in staub zerfallen denkt. _ v
(2) Daher die schönen formein: sit tibi terra levis! ne gravis esse velis! tu levis ossategas! K&tYau 'Yyj** HjvojpÖ*» D/t^
molliter ossa cubent! amica tellus ut des bospitium ossibus u. s. w.
(3) Wo das rothkelchcn einen erscblagnen im walde liegen siebt, läfst es der Volksglaube
hinzu fliegen, einen zweig und blätter auf ihn tragen, dasselbe thun menschen, Parz. 159, 12:
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der liebten bluomen zeime dach.
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und was Plinius den ameisen nachsagt: sepeliunt inter se viventium solae
praeter bominem.
Nur die rohsten grausamsten menschen könnten es über sich gewinnen
ihre todten offen auf das gefilde zu legen, wo sie den wölfen und vögeln zur
beute würden, das sprechen die dichter blofs als herbes geschick der ge-
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rücksichten allen liegt ein grund zum begang der leichenfeier, die wir auf
manigfalte weise bei den verschiednen Völkern der erde veranstaltet sehn.
Die beiden ältesten über die ganze erde am weitesten verbreiteten ar-
ten des bestattens, welchem ausdruck ich hier den allgemeinen begrif des
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man sich,
dafs sie eine nothwendige, den bedürfnissen und der entwicklung der Völker
unentbehrliche Unterscheidung darstellen.
Erwägen wir beide wreisen für sich, so scheint das begraben vorange-
gangen, im verbrennen ein fortschritt geistiger Volksbildung gelegen zu sein,
(1) Kot* xvgfjioc yEvztrS’cu, oiluuo7tiu sXüog neu n\.jgfxct ysv&j’S'cu bei Homer, die heilige schrift
redet von adlern (Luc. 17, 37. Matth. 24, 28), die poesie unseres alterthums von wölfen, adlern,
imiM> raben; stellen habe ich gesammelt Andr. und El. XXV—XXVIII. in einem schwedischen yolks-
lied Sv. vis'/^1 S^lieifst es: liggen nu här för hund och för raven!
(2) Bekanntlich warfen die Perser und Hyrcanier ihre leichen den hunden vor, wie noch I
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heute die Mongolen den hunden und raub vögeln. Klemms culturgeschichte 3, 173. die Kaffem
den wölfen, welche selbst für unverletzbare thiere gelten. Klemm 3, 294.
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über das verbrennen der leichen.
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von welchem zuletzt wieder abgewichen wurde, als die menschheit fähig ge-
worden war noch allgemeinere stufen ihrer Veredlung zu betreten.
Unleugbar sagt es dem nächsten menschlichen gefühl zu, dafs die
leiche unangetastet und sich selbst überlassen bleibe, deckt sie der lebende
mit erde oder birgt er sie tiefer in der erde schofs, so geschieht seiner pflicht
genüge und es tröstet ihn, dafs der geliebte todte noch unter dem nahen hügel
weile, dem todten hat sich das äuge wie im schlaf geschlossen, er heifst ein
entschlafner, es ist kindlichem glauben gemäfs, dafs er aus diesem Schlum-
mer wieder erwachen werde, wer wollte den schlummernden verletzen? (j)
Sein gebein soll sanft ruhen und von der erde nicht gedrückt. (2) Einer
mutter gleich hat die erde den aus ihr gebornen in sich zurück empfangen
und lieblich nannten die Griechen einen todten den der mutter ge-
hörigen; in das element das ihn erzeugt hatte wird er aufgelöst und gleich
dem fruchtkorn eingesenkt, at mihi quidem, sagt Cicero (de legib. 2. 22,
26) antiquissimum sepulturae genus illud fuisse videtur, quo apud Xeno-
phontem Cyrus utitur. redditur enim terrae corpus, et ita locatum ac situm insi. VIII.7/^5
quasi operimento matris obducitur. Einem nackt liegenden erschlagnen wirft [(ußv ^
der vorübergehende und erbarmende eine handvoll erde auf die brust, gleich- ^ ^i
sam um jenes recht der unterweit, dem er nicht entzogen werden soll, sym- ” * ^ <
bolisch anzuerkennen. (3) Staub soll wieder zu staub werden. (4) 'fevtae co
Allein auch dem verbrennen liegen sehr einfache und erhebende vor-
Stellungen unter. Von anfang an war dem menschen das feuer heilig, dessen
gebrauch ihn wesentlich von allen thieren abscheidet; im feuer bringt er
(1) Auch läfst der Volksglaube den begrabnen ein gewisses leben fortsetzen, d. h. unzer-
stört bleiben, um ihn geweinte thränen lebender netzen dem todten das bemd; mitternachts
tritt die mutter aus ihrer gruft und gebt beim den verwaisten Säugling zu stillen, die kinder
zu kämmen, der sohn nabt sich des vaters grab, zwingt ihn zur rede und heifst sieb das
schwert heraus reichen, andern begrabnen soll ein fenster im hügel offen stehn bleiben, durch
welches ihnen die nachtigall den frühling ansingen könne, alle diese Vorstellungen müssen auf-
hören sobald man sich den leib in staub zerfallen denkt.
(2) Daher die schönen formein: sit tibi terra levis! ne gravis esse velis! tu levis ossa tegas!
molliter ossa cubent! amica tellus ut des bospitium ossibus u. s. w.
(3) Wo das rothkelchen einen erschlagnen im walde liegen siebt, läfst es der Volksglaube
hinzu fliegen, einen zweig und blätter auf ihn tragen, dasselbe thun menschen, Parz. 159, 12:
Iwänet üf in dö brach
der liebten bluomen zeime dach.
(4) Daz ze^molten wurde diu molte. Servat. 1720. CQ.d\Jir TG^TO/ de. f-err(K bhfa
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seinen göttern opfer dar, ausdrücklich benennt unsre alte spräche opfern
blotan, was dem gr. cpXoibovv, d. i. entzünden, brennen entspricht, ein von
den göttern ungnädig angesehnes opfer lodert gedämpft nicht in flammen
auf, das ihnen willkommne steigt mit hoher rauchseule in die lüfte empor,
das feuer, den dargebrachten gegenständ verzehrend hat ihn gleichsam da-
durch vermittelt. Den menschen muste also anliegen auch ihre todten den
göttern darzubringen und gen himmel zu senden; wie das grab den irdischen
stof der erde, erstattete die brunst den seinen dem element des feuers, von
welchem alle lebenswärme ausgegangen war. man glaubte die seelen der ab-
geschiednen zu beruhigen und begütigen, wenn man sie des ihnen gebühren-
den feuers theilhaft werden liefs. (*)
Die leichte flamme leckt aufwärts, während die schwere erde nieder
strebt; aus des Scheiterhaufens feuer hebt sich der entbundne geist zum va-
ter, den unsre Vorfahren al^vater, die Römer Jupiter nennen, wie durch die
erde der leib in der göttlichen mutter arme zurück sinkt, eine gr. grabschrift
(Böckh no. 1001) sagt ausdrücklich
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omu>fJL(f 7Tvoy\v S’ cci&y}g sAaßsu iraXiv, qttteq e^uoke,
oder eine andre (no. 938)
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\lsvyj]v ex, fJisXeüüv cvgavog evgig e%el (2)
Alle erfahrung lehrt uns, dafs die der erde anvertrauten leichen faulen und
in staub gewandelt werden; das feuer geht demnach mit den todten nicht
härter um als die erde, nur dafs es schnell vollbringt was diese langsam ver-
richtet. Hat den noch unentstellten leib die gefräfsige flamme verschlungen
und sinkt sie zusammen, so enthält die hinterbleibende asche keinen andern
bestandtheil als den staub des grabes, dessen enge, moder und leides ge-
würm den gedanken peinigen. Nach dem brand werden jene Überreste,
gleichsam ein alsbald auf sich zurück geführter auszug des geläuterten leibes
gesammelt in krüge und beigesetzt, so dafs aufser dem feuer zugleich noch
der erde genüge geschieht: das verbrennen war immer mit einem hegen
der brandstätte und bergen der knochen verbunden, darum ist auch auf den
ll*j£0£ fjL£iXt(TTS(JLsu 11.7, 410, auch 7rvgcg yjccgl£e<rS’oti.
(2) Zwei seelen gehn mit dem leib verloren, die dritte bleibt: bustoque superstes evolat.
Clandian IV cons. Hon. 228 — 35.
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über das verbrennen der leichen.
grabinschriften verbrannter das nziimi, Keirai, KarccKetraL und das sit ei terra
levis gerecht.
Wie schön ist, wenn verwandte oder freunde in weiter ferne sterben,
dafs ihre asche ohne mühe gefafst und heim getragen werden kann,^) da
das fortschaffen der ganzen leiche grofsen Schwierigkeiten ausgesetzt bleibt. (2)
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im liügel kein raum geboten hätte. Selbst allgemeine, unter den Völkern
des alterthums weitverbreitete Vorstellungen von einem ungeheuren brand,
der an aller dinge ende die erde und zugleich die ganze vrelt verzehren solle,
dürfen nicht ausgeschlossen bleiben, wenn man sich wie tief diese sitte vor-
walte vollkommen erklären will: in dem was den sterbenden menschen ge-
schieht erscheint vortypisch der ausgang der sterbenden weit.
Alles wessen sich die dichtkunst grofsartig bemächtigen kann, das
mufs im leben der menschen wahrhafte Wurzel geschlagen haben. Auf diese
poesie des verbrennens folgte zuletzt wieder eine rückkehr zur prosa des
begrabens, das zwar nie ganz aufser gebrauch gerathen, sondern neben dem
brennen für einzelne zustände beibehalten worden war, auf welche meine
(>) Zu Elektra sagt Orestes bei Sophocl. Electr. 1113: cpe^ouTsg avroC (r/Mxgu Xzl-^/av iv
ßgcty/i Tsvyjt Savovro?, w? ogus, y.cu^cusv. Ovthfl)pj\?v fy 'MM
ctyßi Tsvy/t •z‘uvovto?, w? eo«<?, xc'M^oasv. L/eto/Ajen'v r i c>uii\a %reivir . umu <ia.hic>v yw-i-u i - ■ — ,
(2) Xm mittelalter pflegte man die im kämpf gefallnen armen zu begraben, die edlen auf / ')7X{ Hf ■ V;
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bahren zu lande zu führen. Wh. 451, 12. 462, 29
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seinen göttern opfer dar, ausdrücklich benennt unsre alte spräche opfern
blotan, was dem gr. cphoibovv, d. i. entzünden, brennen entspricht, ein von
den göttern ungnädig angesehnes opfer lodert gedämpft nicht in flammen
auf, das ihnen willkommne steigt mit hoher rauchseule in die lüfte empor.
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Alle erfahrung lehrt uns, dafs die der erde anvertrauten leichen faulen und
in staub gewandelt werden; das feuer geht demnach mit den todten nicht
härter um als die erde, nur dafs es schnell vollbringt was diese langsam ver-
richtet. Hat den noch unentstellten leib die gefräfsige flamme verschlungen
und sinkt sie zusammen, so enthält die hinterbleibende asche keinen andern
bestandtheil als den staub des grabes, dessen enge, moder und leides ge-
würm den gedanken peinigen. Nach dem brand werden jene Überreste,
gleichsam ein alsbald auf sich zurück geführter auszug des geläuterten leibes
gesammelt in krüge und beigesetzt, so dafs aufser dem feuer zugleich noch
der erde genüge geschieht: das verbrennen war immer mit einem hegen
der brandstätte und bergen der knochen verbunden, darum ist auch auf den
(!) Il*j£os fjLstXtTTSiJLSv II. 7, 410, auch 7TVgcg yjocgl^scrS’cii.
(2) Zwei seelen gehn mit dem leib verloren, die dritte bleibt: bustoque superstes evolat.
Claudian IV cons. Hon. 228—35.
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über das verbrennen der leichen.
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grabinschriften verbrannter das KeTfxai, xsircu, zctTaKZirai und das sit ei terra
levis gerecht.
Wie schön ist, wenn verwandte oder freunde in weiter ferne sterben,
dafs ihre asche ohne mühe gefafst und heim getragen werden kann,(*) da
das fortschaffen der ganzen leiche grofsen Schwierigkeiten ausgesetzt bleibt. (2)
Und alle todtenkrüge lassen in gedrängter Schicht sich von schwachen hügeln
decken, ihre ausdünstung gefährdet nicht, wogegen die den völligen leich-
nam umschliefsenden gräber weit gröfsern raum und entlegne Stätte begehren.
Wer wollte miskennen, dafs die gewohnheit des leichenbrandes uns
höher stehende Völker und ihren freieren blick in die natur der dinge kund
thut? dieser brauch hängt zusammen mit einer schon durchgedrungnen hei-
teren auschmückung des menschlichen lebens, dessen ende selbst feste her-
bei führen, die die trauer mäfsigen und erheben, was anders hätte dem aus-
gang des grofsen griechischen epos solche ruhe verliehen, wie es der beiden
helden bestattung und eines jeden unter eignen beschwichtigenden eindrücken
vermag? Feierliches ausstellen, opfer, gastmal, leichenspiel, das ergreifende
mitsterben der gattin, des freundes, der diener und hausthiere, alle diese
zurüstungen konnten eigentlich nur beim verbrennen, und entweder gar
nicht oder nur nach kleinerem mafsstab beim begraben der leichen eintreten,
da sich schon neben dem leichnam für die der rosse und übrigen menschen
im liügel kein raum geboten hätte. Selbst allgemeine, unter den Völkern
des alterthums weitverbreitete Vorstellungen von einem ungeheuren brand,
der an aller dinge ende die erde und zugleich die ganze weit verzehren solle,
dürfen nicht ausgeschlossen bleiben, wenn man sich wie tief diese sitte vor-
walte vollkommen erklären will: in dem was den sterbenden menschen ge-
schieht erscheint vortypisch der ausgang der sterbenden weit.
Alles wessen sich die dichtkunst grofsartig bemächtigen kann, das
mufs im leben der menschen wahrhafte wurzel geschlagen haben. Auf diese
poesie des verbrennens folgte zuletzt wieder eine rückkehr zur prosa des
begrabens, das zwar nie ganz aufser gebrauch gerathen, sondern neben dem
brennen für einzelne zustände beibehalten worden war, auf welche meine
(>) Zu Elektra sagt Orestes bei Sophocl. Electr. 1113: cpzgovTzg avrc'j o-piugu
ßgcty/t rsv^st S’ccvovTog, üog ogcig, ko\ai£o\asv. £Y ku oftTM ’ 0V&
bahren zu lande zu fuhren. Wh. 451, 12. 462, 29.
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(2) Im mittelalter pflegte man die im kampf gefallnen armen zu begraben, die edlen auf r TM HF•
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Jacob Grimm
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nachfolgende Untersuchung sorgsam bedacht nehmen wird. Es gibt sodann
einen allgemeinen fall, in welchem jederzeit das brennen ausgesetzt werden
muste, den der kein gebot kennenden noth. War in einer schiacht und in
holzarmer gegend eine menge zugleich gefallen, so blieb nichts anders übrig
als sie in grofse gruben auch unverbrannt zu senken, wie dann noch heut-
zutage unsre krieger uneingesargt vergraben werden; aus derselben Ursache
unterblieb der brand, wrenn eine verheerende seuche plötzlich zahllose opfer
forderte.^) Da wo aber sonst beide bestattungen neben einander gelten,
scheint der leichenbrand vorzugsweise für die edleren, höheren bestandtheile
des volks, namentlich für die herschenden männer und krieger angewandt
worden zu sein, während mindestens bei einzelnen Völkern frauen, kinder,
unfreie meistentheils nur des begräbnisses theilhaftig wurden. Im verlauf
der zeit aber begann überhaupt wie in andern lebenszuständen ein menschlich
strenger und herber sinn um zu greifen, welchem der mühsame aufwand
des todtenverbrennens lästig geworden war, und der gern die älteste, schein-
bar einfachste weise des bestattens allgemein geltend zu machen trachtete.
Am leichtesten läfst sich der gegensatz beider bestattungen durch die
annahme fassen, dafs das verbrennen nomadischen, kriegerischen Völkern,
das grab aber ackerbauenden angemessen erscheint, dem schweifenden
unstäten hirten war feuer sein unentbehrlichstes element, dessen er zum bra-
ten und opfern täglich bedurfte, die grofsen festfeuer durch welche das vieh
getrieben wurde, rühren aus der nomaden zeit, wälder und selbst auf weit-
gestreckten steppen sattsames gesträuch nährte die flammen; welche bestat-
tung wünschen können hätte sich der krieger als vor den äugen des volks,
geschmückt und begleitet, von der flamme verzehrt zu werden? dem ein-
sameren ackermann sagte stille beisetzung im engen hause zu; wer das körn
in die erde grub dem muste geziemen auch selbst in die erde versenkt zu sein.
Man hat nunmehr der äufsern gestalt und dem inhalt der alten gräber,
wie sie fast durch ganz Europa sich erstrecken, die nothwendige Sorgfalt
gewidmet und einen unterschied nicht übersehn können, der den angegebnen
weisen der leichbestattung auffallend zu begegnen scheint. In mächtigen
Steinkammern, deren bauart fernste vorzeit verräth, sind beigesetzte leich-
als die cholera über-
Ov. rr^ef. (a[2,
(*) So heutzutage in Siam, wo wie in Indien noch verbrannt wird,
hand genommen hatte, vergl. deutsche zeitung 18A9 s. 2655.
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©Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Dr 203
über das verbrennen der leichen.
9 '
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name mit Steinwaffen, in erdgräbern aschkrüge mit verbrannten knochen und
ehernem geräth, (*) in noch andern hügeln ganz, sei es in gestreckter oder
hockender, kauernder gestalt, bestattete leichen mit eisernen waffen anzu-
treffen. Hiernach ergäbe sich ein steinalter, erzalter, eisenalter, die zugleich
als grabalter, brennalter und anderes grabalter betrachtet und auf die her-
gebrachte, doch in abweichendem sinn entsprungne Unterscheidung eines
goldnen, ehernen und eisernen weltalters bezogen werden könnten. Auch
gewänne es allen anschein, dafs die steinbauten einem fremden in unvordenk-
licher vorzeit das land bewohnenden volke beizumessen seien, wogegen erz-
alter und eisenalter füglich von demselben stamm, der nach dem verbrennen
sich wieder dem begraben seiner todten zuwandte, gelten dürfen, wie die
ackerbauer aus den hirten des nemlichen und nicht eines andern volks her-
vorgegangen sind. Dennoch bleibt diese ganze, wiewol im allgemeinen nicht
unhaltbare ansicht einer menge von ausnahmen und näheren bestimmungen
im einzelnen bedürftig, da sich in felsengräbern verschiedner gegenden
nicht nur eisengeräth sondern auch aschkrüge finden, und ohne zweifei eine
schon in vollen besitz des erzes gesetzte, ihre leichen brennende heroenzeit
zugleich auf den brandstätten steindenkrnale thürmte. weder ist dem stein-
alter aller leichenbrand, noch dem brennalter aller gebrauch des eisengeräths
abzuleugnen, wie das ganze brennalter hindurch neben dem brennen zugleich
ein begraben mehr oder minder sitte geblieben scheint.
Unter den Heiden des alterthums überwog bei weitem, wie meine
forschung offenbaren soll, das verbrennen der leichen, welches Juden und
Christen, die von anfang an immer begruben, unerträglicher greuel schien.
In der jetzigen weit hat längst das begraben über das verbrennen, dessen
anwendung sich stets enger beschränkt, den sieg davon getragen. Chinesen,
Mahomedaner, Christen, deren glaube über den ansehnlichsten theil der
bewohnten erde vorgeschritten ist, beerdigen ihre todten. wohin das chri-
stenthum drang, da erloschen vor ihm alle leichenbrände. Die Christen be-
gruben, weil im alten testament, soweit dessen künde reicht, nur begraben
worden und weil Christus aus dem grab erstanden war; hierzu trat dafs die
christliche lehre ihrem ausgleichenden wesen nach den unterschied der stände
(J) Der heroenzeit gibt Pausanias III. 3, 6 eherne waffen, an deren stelle hernach eiserne
traten; die benennung ^ccXy.svg für den schmied galt später fort, als er auch eisen bearbeitete.
Nach Straho XI p. 781 hatten die Massageten genug kupfer und gold, kein silber und eisen.
10 1^8
Jacob Grimm
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aufhob und den armen wie den reichen, den knecht wie den herrn bestattet
wissen wollte, also ein Vorrecht des adels auf den leichenbrand nicht länger
bestehen durfte: denn der adel hat überhaupt ein heidnisches, folglich un-
christliches element. Dem allgemein werden des begrabens kam sicher auch
zu statten, dafs ihm im voraus ansehnliche, noch heidnische secten huldig-
ten und der einflufsreiche buddhismus zu gethan war: den ganzen im mittel-
alter abgöttisch betriebnen reliquiencultus sehn wir wesentlich auf dem be-
graben der leichname beruhen.
Wo sich einer neuen Untersuchung vielfacher anhalt darbietet, darf
sie weder unergibig noch überflüssig zu sein fürchten. Das classische alter-
thum, wie man sich denken kann, liegt auch auf dieser strecke nicht unan-
gebaut, hat aber so reichen vorrath, dafs er von immer unangerührten
seiten her versucht und erschöpft, vielleicht auch aus der gemeinschaft mit
barbarischen Völkern neu beleuchtet wrerden mag. Unsre eigne vorzeit, in
dieser beziehung wie den meisten andern wissenschaftlich ganz vernachlässigt,
reicht uns jetzt nur bruchstücke dar, die gleich allem abgebrochnen die ein-
bildungskraft desto stärker anregen und lichter streifen lassen können auf
jene reicheren, darum doch nicht alle fragen beantwortenden denkmäler der
Griechen und Römer, dieselbe bewandtnis hat es beinahe um das alterthum
der übrigen europäischen Völker, und nur das indische, mit welchem meine
betrachtung endigen wird, darf hier dem classischen gewachsen oder gar
überlegen sein.
Meine abhandlung schliefst das begräbnis, dessen bräuche vieler und
anziehender erörterungen bedürfen, von sich aus, insofern sie nicht allzu
nahe mit ihr zusammen hängen, hervor zu heben ist, in welchen fällen und
aus welcher Ursache neben dem brennen begraben wurde; über diesen wich-
tigen punct ertheilen uns die quellen freilich lange nicht befriedigende aus-
kunft. Bei beurtheilung der geschichteten und entzündeten Scheiterhaufen
wird an sich gar nichts verschlagen, ob sie für ein heiliges opfer oder fest,
zum verbrennen der lebendigen oder todten bestimmt waren, denn wir sahen
auch dem brennen der leichen die Vorstellung eines Opfers unterliegen, und
der sich freiwillig noch in den letzten stunden seines lebens den flammen
weihende held, die dem todten gatten folgende gattin wollen sich selbst zum
opfer darbringen, ja der dem feuer übergebne missethäter (RA. 699) soll als
Sühnopfer sterben, und was dem todten zur ehre, konnte dem lebenden zur
Cud
1^,1.2r.
über das verbrennen der leichen.
11
"ft
strafe gereichen, gerade wie gleich den leichen auch Verbrecher lebendig in
die erde gegraben wurden, es scheint demnach die gewohnheit der men-
schenopfer durch das feuer und des feuertodes der Verbrecher für das ver-
brennen der leichen wo nicht voll zu beweisen, doch die Vermutung zu
begründen, dafs unter dem stamm, der sich einem dieser bräuche ergab,
wenigstens früher auch die andern im gang gewesen seien. (*) unsere deut-
schen Oster und Johannisfeuer z. b. müssen ursprünglich als heidnische
opfer angesehen werden und die Schichtung ihrer Scheiterhaufen wird wahr-
scheinlich denselben gebrauchen unterlegen haben, die beim leichenbrand
herschten; selbst wo ketzer und Zauberinnen im späten mittelalter verbrannt
wurden konnte sich durch Überlieferung manches von der beim brennen der
todten früher gültigen weise erhalten. Die gewohnheiten und deren anlässe,
auf welche hier rücksicht genommen werden mufs, sind also höchst manig-
faltig, der gewinn kann aber nicht gering angeschlagen warden, der aus einer AJ
genaueren bekanntschaft mit ihnen allen für die sage wie die geschichte des 400 ^ ^
Kwfo* Uw
total
alterthums hervorgehn mufs
Nach dieser einleitung gehe ich auf die Verhältnisse des leichenbrandes
bei den verschiednen Völkern selbst ein.
Für die GRIECHEN, von welchen billig auch hier anzuheben ist,
um sogleich festen und rechten anhalt zu gewinnen, bewähren das verbren-
nen der todten sowol mythische als historische Zeugnisse. Ein scholiast zum
ersten buch der Ilias (2) leitet der ganzen sitte Ursprung ab von Herakles,
welcher dem Likymnios verheifsen seinen sohn aus dem heerzug heim zu
führen, und den gefallnen verbrannt habe, um wenigstens asche und gebein
dem trauernden vater zurück zu bringen. Man weifs dafs dieser halbgott
selbst von schmerzen gequält auf der thessalischen Oeta seinen eignen holz- v
VkroiKie* stofs erbaute und dann anzünden liefs; wie sollten nach solchen beispielen j^Uoc
zw die laichen andrer heroen den flammen entzogen worden sein? Bei Homer ^ * 1432^
gouns drei gr°fse Scheiterhaufen in allgemein bekannten stellen geschil
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(*) Verschieden von dem förmlichen verbrennen einzelner menschen ist das in unserm
alterthum häufige anzünden eines hauses, worin sich viele zusammen befanden und ihren tod
finden musten, wenn sie den jeden ausgang sperrenden feinden nicht entrinnen konnten, be-
rühmte beispiele liefern das vereiten des sals in den Nibelungen XX und die Nialsbrenna,
vergl. RA. s. 70u.
(2) Schol. II. A, 52, vergl. fragm. hist. gr. ed. C. et Th. Müller 2, 350 b.
,4) ve?v A^Ycu/e? ; cjue,v- imh tarftA&l Ccntvemccf/m
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Jacob Grimm
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7
dert, des Patroklos im 23, des Hektor im 24 buch der Ilias, und des Achil-
leus im 24 der Odyssee, unter welchen doch die erste die ausführlichste und
TYlewncuA Ueulv C**^ . ergreifendste ist. Nachdem holz im walde gefällt und das gerüste errichtet
Jtr*^\jU. ■ 3t"6 • ß[Q • war, wird des Patroklos leiche darauf gehoben, Achilleus schneidet sich sein
FuVqhaupthaar abjund legt es in des todten freundes hand, wirft dann vier hohe
} Kok *ifi)(®Y rosse, zwei von neun haushunden geschlachtet und zwölf getödtete zum sühn-
opfer ausersehne Troer aufs gehölz, das nun die flammen verzehren. Ze-
phyros und Boreas werden angerufen die glut anzufachen, als das gerüste
zusammen gesunken und die flamme gestillt war,
ryj/uog irv^ytaivi e^aoaivsTO, 7rav<rctTo cts <p^o£,
kehrten die winde heim, die krieger sammelten das weifse gebein aus der
asche,(j) legten es in ein goldgefäfs und schütteten darüber auf der brand-
stätte selbst den hügel. Ebenso verfahren die Troer mit Hektors leichnam,
nur dafs keines mitverbrennens der thiere, noch begreiflich der gefangnen
erwrähnung geschieht. Sowol des Patroklos als Hektors leiche waren mehrere
tage liegen geblieben bevor sie zum brand gelangten, ausdrücklich heifst in
der Odyssee von Achilleus, dafs er erst am achtzehnten tag nach dem tode
sei verbrannt worden. Auf die bestattung selbst folgten bei Achilleus wie
Patroklos leichenspiele, kampf und wagenrennen. (2) Beim heerzug der
ftrv^Ti>>ucJk sieben gegen Thebae standen, wie Pindar sagt (Nem. 9, 54. 01. 6, 23) kirra
oAcßi/UeA fetaV* Kvgal vor der stadt sieben thoren, man hat doch anzunehmen, eigentlich nur
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um die leichen der gefallnen Thebaner zu verbrennen. Wahrscheinlich zehrten
stattliche Scheiterhaufen, wenn ihre menge nicht zu grofs war, alle im treffen
gefallnen krieger gemeinschaftlich auf (II. 7, 333 — 336) und was von der zeit
verheerender seuche giltmufs sich auch auf die die des kriegs anwenden lassen.
Dafs bei den Griechen verbrennen der leichen vorwaltete lehrt am
deutlichsten der technische ausdruck 3’ct7rreivy der gar nicht wreiter aufs ver-
brennen andrer gegenstände angewandt wird, da er doch ursprünglich der
unmittelbaren Wirkung des feuers gehörte, wie die sanskritwurzel tap cale-
facere, urere, pers. taften, lat. tepere, folglich auch das ags. J>efjan, ahd.
depan, vgl. nhd. dampfen weisen, doch hat sich das wort recpga cinis^wef^
ehern ich jetzt, der unterbrochnen lautverschiebung ungeachtet, das ags.
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Aatviqiit rC0UTY)/ quö44ftA
(1) ’OcrrsoXoylcc, ocrToXoyla Diodor 4, 38. lat.
(2) Leichenspiele II. 23, 238. Od. 8, 100. 24, 70,
cTtKjfely «icf V0l\p:i ^aßjia&cn fv$\HrfiCK'
üuftylec fv^ptfäi \M*. C
TMt+Z /OuoUte/ uv5)<= rcytuJ^U
fy^UM){dr. Ov ft'QA' Hy
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ossilegium.
Statius Theb. 6, 296. Virg. Aen. 5, 104.
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Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Dr 203
über das verbrennen der leichen.
13 201
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tifor, ahd. zepar d. i. opfer zu vergleichen geneigt bin. 3,<x7tt&ü aber, wie
gesagt, bezeichnet nicht mehr das brennen selbst, wofür xaiw gebraucht wird,
sondern das bestatten der verbrannten leiche, sowie rdtyog und racpyj ursprüng-
lich brandstätte aussagen musten, allmälich das auf ihr geschüttete mal, folg-
lich grab und grabmal ausdrücken. nah verwandt liegen rvjußog und rvcpeiv
dampfen, rauchen. Sanren wird demnach II. 21, 323. Od. 12, 12. 24, 417
in der Sache richtig durch verbrennen aus zu legen sein, Od. 12, 13 folgt
auch unmittelbar Itts! vexqog exavj, und ein gedieht der anthologie darf treffend
7rvgi d-ctTTTsiv igne sepelire verwenden. Wenn Herodot 9, 85 die bestattung
der leichen auf dem schlachtfelde von Plataea (479 vor Chr.) schildernd sich
nur der ausdrücke Sdirreiv und rcccpog bedient, nie von xaieiv redet, so könnte
zwar angenommen werden, dafs er den bekannten brauch des brandes voraus
setzt; richtiger aber scheint mir hier jene unthunlichkeit des verbrennens
eingetreten zu sein, wie die grofse menge der todten aus dem hervor heben
der einzelnen griechischen stamme bei diesem begraben hinweist. Thukydi-
des hingegen bei darstellung des grofsen athenischen Sterbens (434 vor Chr.)
läfst 2, 52 neben Sdirreiv und racpvi die Wörter 7rvgd und xalecrd-ai einflie-
fsen, so dafs kein zweifei bleibt, dafs das allmäliche fallen der opfer dennoch
den brand gestattete. Bei Sophokles als Antigone auf den nackt liegenden
bruderPolynikes durstigen staub (pi-J/lctv kgviv) schüttet, werden S-utttsiv, racpcu
xtihvittslv oder kqvtttuv, draepog und dScurTcg überall auf begraben bezogen,
ohne dafs die Vorstellung des verbrennens ausdrücklich hinzu träte. Im
Phaedo p. 115 läfst Plato den Sokrates von Krito gefragt werden: &d7TTuoiJiev
£e o*s t'ivcc tqottov; und der antwortende stellt ihm art und weise des bestattens
gänzlich frei, unterscheidet aber ein cruj/jia xaofj.evov und xarogvTTOfjLsvov, so dafs
beide arten damals im schwang gewesen sein müssen,^) xaro^vrrsiv drückt
humare im eigentlichen sinn aus. Kv\Tswg ra<pY\ bei Diodor 19, 34 ist deutlich
die stelle wo Ceteus eben erst soll verbrannt werden, folglich kann auch
hernach v\ rdv tstsXsvtyixotcjov racpYi auf ein verbrennen aller andern in der
schiacht gefallnen gehn. Schwerlich dürfte in älterer zeit Sdirrsw für ein
bestimmtes oqvttbiv, d. h. eingraben unverbrannter leichen gesetzt werden,
(i) Wie auch eine stelle bei Strabo p. 4s6 entnehmen läfst, nach welcher auf der heiligen
insei Delos ein todter weder begraben noch verbrannt werden durfte: ov yag s^sttiv zv ccvtyi
7% Av'Xuj Scc7ttsiv cvSl y.ctlsiv vsy.oov. so war auf der insei Reichenau im Rhein ein ungetauftes
kind zu bestatten untersagt, (d. mythol. s. 567 anm.)
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Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Dr 203
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Jacob Grimm
9*
. r , n obschon rdcp^ov oqvtrtreiv bereits in der Ilias graben ziehen bedeutet, ein noch
allgemeinerer ausdruck des bestattens war xyS'svsiv von ntj$og sorge, trauer und
leichbegängnis. Aber noehLucian (de luctu cap. 21) als er die characteristi-
schen leichenbestattungsarten der verschiednen Völker angibt, stellt verbren-
nende Griechen den begrabenden Persern entgegen: o fjlv ”eX),y\v exavTev, o
$1 lleaT^ £&a\Jjs.
Um beispiele berühmter männer, deren leichen verbrannt wurden,
auszuheben, so gehören nach Plutarch dahin Solon, Alcibiades, Timoleon;
i6lY>öe?vi«*vund Pjrrhus. Alexanders des grofsen teichnam kam bekanntlich auf keinen
\$4 'v.f'lvV.holzstofs, sondern wurde einbalsamiert und nach Ägypten gesandt. Ge-
wöhnlich aber mangelt die angabe der bestattungsart oder lautet unbestimmt;
wenn es bei Arnobius 6, 6 von Cecrops heifst 'terrae mandatus5, so schliefst
das kein vorgängiges verbrennen aus, wiewol nach Cicero de leg. 2, 25 dieser
von Ägypten hergekommne Cecrops in Athen gerade die humation eingeführt
haben soll.
Die griechische sage und geschichte ist voll treuer knechte, freunde
und frauen, die sich aufzuopfern bereit sind. Eyadne, als Kapaneus ihr
gemahl verbrannt wurde, stürzte sich in den Scheiterhaufen um den tod mit
ihm zu theilen, wie aus den supplicesfdes Euripides erhellt. Pausanias 4, 2
meldet, dafs Marpessa, Rleopatra und Polydora, drei messenische frauen
desselben geschlechts, nach ihrer männer absterben sich selbst tödteten,
lavrag £TrixaT£7cpa^av, man darf folgern dafs sie hernach auch mit ihnen ver-
brannt wurden. Lucian de luctu cap. 14 von den mit verbrannten pferden,
kebsen, weinschenken und kleidern redend bedient sich gerade so der aus-
drücke hrixciTejcpa^av und cvyxciTefK^av. Wach einer angabe desDuris Samius
(fragm. hist. gr. 2, 486) war es griechischer, wenigstens makedonischer
brauch, dafs die töchter bei der leiche des vaters den Scheiterhaufen anzündeten.
Den Scheiterhaufen nannten die Griechen irvgcc oder irvpxcüa, was feuer-
stätte allgemein bezeichnet, den aschenkrug oder die urne cooog. Pindar
Pyth. 3, 68 bedient sich der worte tsi%os £v\ivov, hölzerner wall, welches ich
r, p im sinne von crates nehme. Als desPatroclus leiche verbrannt werden sollte,
c6fc VUkfftHtvA*. giengen die männer|zur waldanhöhe, fällten hohe bäume, die sie spalteten
% (W/f . (8t<nrXYf<rtrovT£$) und auf mäuler geschnürt zur ebne hinab trugen; nun wurde
boYc< % i y ll ( die vv$ hundert fufs ins gevierte (£xa70fj.~£<$cs iv&a jlal ev$a) errichtet, es
^ fj- ^ kommt zumal auf den ausdruck an vv\sov vAyiv, /xevouxla vqeov vAyv II. 23,139. 163
tXy'Wi.OY CtOflTOY VJ/YiyV. . f D
\f) v .)0 ,on c,7 WU %v hHoev^cV OM «aW
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und vsKgovs Trvgy.aiYi? etevyiveov II. 7, 428. 431. man pflegt nvgdv vvitrai häufen |o^ct 7CoM°C- ö^-l^/^4r
'c2f^'oder schichten de« hol**»« anMnUwn >*"h möchte den gewöhnlichen sinn 3uvV’)6’aVTy> ! ^
auch lat. nere für nectere, M^.noJl< Qictaxe./V'e.d-errtt,
>n sich schlingenden pflan- tr. 'mua^ctini &ir^e ,na2>c
Tragedies of Sophocles by Mitchell lt>3
o d' idg oqü fiovov viv iXXeXsi/iuvov,
dtvp fit wtwv xeXccdov ivoeioag &ouis
nwXoig, dienten
rote ba aber di wxwv wl. ju »erfteben, fagt $r
50?. ebenfo wenig, wie t>ie übrigen (Srflärer. Unb
boef) fyat fchort &. £>. 50?ütter Strdiäol. §. 424, 1
baS ^Richtige angebeutet: eS ifi ^ter an bie Sitte
jti benfen, bie spferbe uermittel|t eines graben
Stabes, an beffen §nbe ©lecbjlücfe, Älingeln u.
bergt, befeftigt waren unb ben ber SBagenlenfer
für ben 5J?otbfafl bei ftd) im Sagen batte, *u bet
gtöften ^ efete
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ferner i V*. f »u«*
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oi neQinoXaQycu .. uwdojvct disoeiov. ©ie^e
(Einrichtung jlimmt aber gan$ mit anbern Mitteln
jur (Ermunterung unb Stntreibung ber spferbe bei
ben ©riechen: fo mürben an bie ©ebiffe Älingeln
gelängt: Poll. X, 56: auch an anbere ®efchirr§=
jtücfe: Scholl, ad Arist. Ran. 994: ugl. Vater,
ad Eur. Rhes. 296: au$ Magius de tintinnabulis.
12. Amstel. 1664 ober auö betn Discourse on
the Use of Beils, among the Easterns, the
Grecians, and the Romans im Classical Journ.
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nentur. das lat. glomerare
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gaben blofs den festen
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leiche redet vielmehr ^ ^Tü. 2,103^
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hnt Alkmenen lf.ft.2A.^314 fr?«
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und nach alter Vorschrift
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; ich belehrt werde, seine
ikern entlehnt. Ich mut-
hedienten sie sich zum
er, deren hedeutsamkeit
zuletzt nur noch für das
wie in manchem andern
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Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Dr 203
14 9,o%
Jacob Grimm
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obschon TctfQov oqvtroreiv bereits in der Ilias graben ziehen bedeutet, ein noch
allgemeinerer ausdruck des bestattens war kvi&svsiv von jcfjSog sorge, trauer und
leichbegängnis. Aber noehLucian (de luctu cap. 21) als er die characteristi-
schen leichenbestattungsarten der verschiednen Völker angibt, stellt verbren-
nende Griechen den begrabenden Persern entgegen: o fj.lv "EAAvjv skccvtsv, o
&s Os30"/ic e£hi\f/e.
Um beispiele berühmter männer, deren leichen verbrannt wurden,
auszuheben, so gehören nach Plutarch dahin Solon, Alcibiades, Timoleon /
ißi|)fleryi?*\und Pyrrhus. Alexanders des grofsen leichnam kam bekanntlich auf keinen
Wl ^v-Ck/.holzstofs, sondern wurde einbalsamiert und nach Ägypten gesandt. Ge-
wöhnlich aber mangelt die angabe der bestattungsart oder lautet unbestimmt;
wenn es bei Arnobius 6, 6 von Cecrops heifst 'terrae mandatus’, so schliefst
das kein vorgängiges verbrennen aus, wiewol nach Cicero de leg. 2, 25 dieser
von Ägypten hergekommne Cecrons in Athen gerade die humation eingeführt
haben soll.
Die griechische sag
und frauen, die sich auf
gemahl verbrannt wurde,
ihm zu theilen, wie aus d<
meldet, dafs Marpessa, 1
desselben geschlechts, na<
eavTctg eiriKar^cpa^av, man
brannt wurden. Lucian d<
kebsen, weinschenken und
* knechte, freunde
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i selbst tödteten,
ch mit ihnen ver-
brannten pferden,
erade so der aus-
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T div K:
V.a.
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drücke iwiKaTETcpa^av und <TvyxaTE<pAs£av. Nach einer angabe desDuris Samius
(fragm. hist. gr. 2, 486) war es griechischer, wenigstens makedonischer
brauch, dafs die töchter bei der leiche des vaters den Scheiterhaufen anzündeten.
Den Scheiterhaufen nannten die Griechen ttvqüc oder nv^Kctiä, was feuer-
stätte allgemein bezeichnet, den aschenkrug oder die urne crooos. Pindar
Pyth. 3, 68 bedient sich der worte tsi%o? ^vXivov, hölzerner wall, welches ich
im sinne von crates nehme. Als desPatroclus leiche verbrannt werden sollte,
7
f\ p ““ ‘pr“““'* UU1“UTOUJ xc^“c vcijjidimi weiuexi soine,
giengen die männerlzur waldanhöhe, fällten hohe bäume, die sie spalteten
'% • (ßunrKfovovTtg) und auf mäuler geschnürt zur ebne hinab trugen; nun wurde
^ ll ^ie ^unc^ert “1S gevierte (knctTOfAmSos evSa jtat svSa) errichtet, es
I ^ * ’ kommt zumal auf den ausdruck an vfeov vAvjv, fievostKea vyeov vÄvjv II. 23, 139. 163
»WtTOY u/byv. « f *
Ißy AiQ .Qf. UüJtw dW b'roew't'V' cnx-t axßeri [<tyMonmQoe^iMe ft
.y, 4i2.4*o /»«$ ^ fdtL ^
{Qpyick'dJ
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über das verbrennen der leichen.
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15 2o§
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• und vev^ovs Trvgy.aivi? stsv^vsov II. 7, 428. 431. man pflegt 7rvgav vy\<rai häufen YpeüV 7CoMot.
cy oder schichten dp« holzp« ans7nUnon ' ' ' " * ^ ?......... '
Tragedies of Sophocles by Mitchell 163
o $’ cos dp« ftövov vtv eXXeXsifiivov,
o!;vv dt (OTiav xsXctdov ivosioag &oaig
rnuXoig, iiimv.il:
ttjic ba aber di wtwv vtX. ju »erflehen,, fagt |>r
fOt. ebtnfo menig, mie bie übrigen (Srflärer. Unb
bocb l)at fctjon Ä. 0. SRütler Sfrcbäol. §. 424, 1
ba§ Nichtige angebeutet: e§ ifl fyier an bie Sitte
jti benfen, bie ^)fevbe vermittelt!: eines graben
Stabes, an beffen 6nbe SSlecbflücfe, Älingeln u.
bergl. bcfefligt n>aren unb ben ber SEBagenlenfer
für ben 9toti)fatl bei ftd) im SBagen Ijatte, ju ber
größten Stnftrengung ju treiben: eS mar baS lefcte
Mittel unb baS ifl Ifler genannt, um anjubeuten,
mie 0reft jefct StlleS, um ju ftegen aufbiete, mäb=
renb er früher (S5S 720) bequem erfcfjeint unb
bie fPferbe fct)ont. SKüller bemeift bieS trefflich
auS einer attifchen Sßafe bei üföiflingen Uned. Mo-
num. t. II, pl. 1 — 3, auch in JDenfmäl. f. alte
Äunft tab. XVII, n.91: SRef. glaubt baffelbe 3n=
flrument, baS fälfchlich mit bem xaXuvQoip »ers
glicfjen rcirb, auch auf einer fhrafuftfchen SKünje
ju ftnben: f. SDenftnäl. tab. XLII, p. 197. IDar*
auS nun erflärt ftch di wtwv: grabe »or bie
Sfyren wirb ben ^ferben ber xeXctdog gebracht:
ferner ivaelaag: benn baS fcheint ein Äun)lauS=
brucf hierfür geroefert: Hesych. s. xmdwvoipoQwv:
oi neQinohxQyui .. v.wdwvu diioeiov. ©iefe
ßinrid)tung flimrnt aber ganj mit anbern Mitteln
jur (Ermunterung unb Stntreibung ber ^)ferbe bei
ben ©riechen: fo mürben an bie ©ebiffe klingeln
gehängt: Poll. X, 56: auch an anbere ®efchirrS=
flücfe: Scholl, ad Arist. Ran. 994: ugl. Vater,
ad Eur. Rhes. 296: auS Magius de tintinnabulis.
12. Amstel. 1664 ober auS bem Discourse on
the Use of Beils, among the Easterns, the
Grecians, and the Romans im Classical Journ.
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"h möchte den gewöhnlichen sinn 3^* $uvv’)6'a'v'r«> *
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bedienten sie sich zum ■ K/lyaflL^Xqp-ocTut
er, deren hedeutsamkeit
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©Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Dr 203
14
Jacob Grimm
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obschon tuQqov fyvircrsiv bereits in der Ilias graben ziehen bedeutet, ein noch
allgemeinerer ausdruck des bestattens war n^evsiv von Kvjies sorge, trauer und
leichbegängnis. Aber nochLucia^ luctu rar* Ql'i rl.o
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wrenn es bei Arnobius 6,
das kein vorgängiges verb
von Ägypten hergekomm
haben soll.
Die griechische sagt
und frauen, die sich auf
gemahl verbrannt wurde,
ihm zu theilen, wie aus d
meldet, dafs Marpessa,
desselben geschlechts, n;
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drücke BTriTtarecrcpct^av und t
(fragm. hist. gr. 2, 486)
brauch, dafs die töchter bei
Den Scheiterhaufen
statte allgemein bezeichne
Pyth. 3, 68 bedient sich d
im sinne von crates nehme
giengen die männerjzur t
((hairX^öro-ovreg) und auf m
die Trvgq hundert fufs in
kommt zumal auf den aus
164 ©ott. gcl. Änj. 1855. ©tuef 17.
Decemb. 1810, p. 809 sqq. lägt ftd) für tiefe
grage gar nichts entnehmen, wenn nicht vieHeid;t
für einen ©laubigen ter NeweiS, baß auch tiefe
Sitte au$ tem Drient ju ten ©riechen gelangt
fei. UebrigenS jieht £). SRüller trrtbümlid) Phi-
lod. in Anth. Palat. VI, 246, 5 hierher:
TTjV T B7U VW%WV
ftaGTiya, go;C°v /uTjjigcc &aQoaXif]P•
tenn ta ift, wie tie SOBorte fdjon jeigen, lebigltcb
an tie 9)eitfd)e ju tenfen: tabei hat tem Sich-
ter Horn. II. O, 352 vorgefdjwebt:
wg einwv /uaoityi nav cojuadov rj’kaoev innovg,
wo Eustath. ju vergleichen: add.Hom.il. 500
ibiq. Scholl. Ven.
Sn temfelben ©tücfe, Elect. 893, gibt Gb^bfa5
tfjemiS an, weldjeS Greigniß an Slgatnemnon’S
©rabe fte ju ter Sfnnahme, DrefleS fei jurücfge«
fehrt, veranlage:
btib) yag ?jk&or n a % g 6 g agyaiov zatyor,
ogw xolwvTjg axgag veoggvrovg
nrjyag ydlaxxog xai negio%e(pi xvxhw
navTODV 6g botiv uv&bwv &rjxr]v nargog'
idovou d? Toyov x%h\
eS erklärt |)r 3R. nad) Nothe jwar nid)t gan^
unrichtig na%gog Tuyov für family-vault, läßt
ftcb aber auf tie auS tiefer Grflärung entfteben-
ten ©chwierigfeiten nidjt näher ein. 9tef. hat im
Philol. I, p. 129 sq. tie ©teile fur$ besprochen:
hier ©enauereS. §eft fleht, baß agyaiov rdcfov nur
von einem (Erbbegräbnis ter Sttriten verflanten
werben fann, wie auch Nürnberger im Philol. VII,
p. 155 auSführt: aber irrig ift von 9tef. tafür
ein gewöhnlicher |)ügel angenommen, ta SBelcfet
Äl. ©chrift. III, p. 368 sqq. über^eugent targe=
tban, baß man an einen funflvoüen 23au im
|)ügel, an einen fog. xhjoavgog ju tenfen habe:
&CAJL V/UAI 0* \
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0
©Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Dr 203
rrofiv Vvj<>*A
T'orler schichten dp« hol7.p« snc^ilncyor
Tragedies of SophocJes by Mitchell 165
baf btefe 33orfieHung ben Steenern ganz geläufig
gemefen, zeigt namentlich beß ©opbofleß Sfntigone.
Wut barin fehlt SBelcfer, bap er Elect. 379 tyier*
her ^ieht unb baß bafelbfi ermähnte ©efängntp
mit biefem Segräbntffe ibentificirt: benn mäfjrenb
baß ©rab nicht weit non bet ©tabt liegt, 336
51.404, ifl baß ©efängntp meit non ihr entfernt,
l&ovos emos, bat alfo mit bem ©rabe
nichts $u thun. 33on biefem latpoe agyaios ober
nargwos tnirb aber im golgenben &rjvtriv nazgög
unterfchieben: benn märe <iü(pos mit d'r^rj hier
gleichbebeutenb, fo märe ju &rjKrj nicht nöthig
gemefen, nuzgoQ htnsujufe^en: barnach ifl flar,
bap, mie fchon ber £obtencult nerlangt, auf bem
$>ügei, alfo über ber ßrbe, ein bem %gamcmnon
befonberß gemet’htcr erhöhter spia| mar, ben
hier bezeichnet: f. 33ß 51: auch bieß ifl bem ©es
brauche in ©op&ofleö Seit ganz entfprechenb. 9?un
ifl bie meitere ©rjählung ber (Sbrpfotbemtß auch
Elar: alß fte non meitem ben zayog unb auf fei=
ner ©pil^e bie gefchmücfte crblicft, fleht fte
füll: alß fie aber navza zonovy b. h* ben gan=
Zen 33au unb beffen Umgebung non SKenfchen
leer, alfo ftch unbeobachtet fteht, geht fte zur öfjxrj,
bie hier mit zv/ußoc unb nvga bezeichnet mirb:
benn nvga fchlechthin für ©rab ficht auch Eur.
Hecub. 386. 437 unb fonfi. £>amit ber SBerf)*
fei mit ©pnonnmen nid)t auffalle, ifl zu beachten,
mie in (Stählungen bie £tagifer lieben, in 33e=
Zeichnung beß $>auptbegriffß mit nermanbten SBor-
ten zu mechfeln: grabe mie f)ier ifl bieß in Eur.
Hecub. 517 gefchehen, mit betn ktjqvI in Soph.
Oed. Tyr. 800, bem nenlos in Soph. Trach.
757. Sehnliche ©chmierigfeiten haben tayal unb
dijuai in Thucyd. II, 52, 3 gemacht: vopoi ze
narxes ^vvezagvcyd^aar oig sygriövxo ngnit-
(j(U$
Amo<Y HOpocy YrtVocVTvs * QwvH*.
über das verbrennen der leichen. 15 2o§
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möchte den gewöhnlichen sinn JuvvjjtfaVTi* .2 J
i, wäe auch lat. nere für nectere, ^<Y.r\0Li
sagt von sich schlingenden pflan- ly. r)(V>c^curn fardiz
cursu nentur. das lat. glomerare
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me würden dazu ohne zwischen-
^ bäume gaben blofs den festen
Yebt werden muste. das scheint ^dx\j)ocT&fMiY'Tu
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stelle Theocrits 24, 87 zu stat-
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r dörner, deren bedeutsamkeit
s volks zuletzt nur noch für das
iftete, wie in manchem andern
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£ die xvgq hundert fufs ii
kommt zumal auf den au
166 ©oft. gel. SCnj. 1855. Stüd 17.
Qor neqi Tag Tatfag, e&amov di wg exaotog
edvvccTO. xai noXXoi eg avaioyvvr ovg ftr/xctg
ivganovvo onarei twv entxTjdeiwv dia io ov-
yyovg rjörj nQOTe&vavai ocpioiv* eni nvgac
yccQ «AXovQictg (p&doavveg Tovg vr/oavTag ol
/uiv im&evreg vor iamwv vexgov vtpijmov,
oi di xcuo/uevov c£AAov ctvw&ev entßaXovTeg
ov (peQoiev anfjeoav: t)a ip fti/xr/ meber t)ie
Slrt t>er Bepattung, maS gegen ben conpanten
©ebrauch be$ SBorteS bei S£l)ufpbibe6 (ein mürbe:
f. Krueg. ad Thucyd. I, 8, 1: noch peht e$ in
befonberm unb etpmologifchem Berhältniffe ju im-
öevreg, moburch eine bem hiporifchen ©tple frembe
Spielerei entpänbe: fonbern ber ^iftorifer fagt:
bie 6inen legten ihre lobten auf frembe Scheb
terhaufen, peeften biefe fd>nell unb heimlich an
unb gingen natürlich fofort — fte mären ja fonfl
ohne Bmeifel in unangenehme Berührungen mit
ben Beßkern gefommen— meg: bie Slnbern mar=
fen ihre lobten auf brennenbe Scheiterhaufen
Slnberer unb gingen, fo mie fte bieö gethan, auch
fort: Beibe fotnmen alfo barin überein, baß fte
nicht felbß be patten unb begraben, fonbern
bie Sorge für bie Begattung Slnbern jufdpeben:
benn bie Ueberbleibfel, fo hoffen unb mußten fte,
mürben oon ben Slnbern, mo auch nid>t förmlich
beigefefct, hoch mit @rbe menigßenS (Paus. I, 32,
4) bebeeft. So entpanben benn ör/xcu, ©räber,
avaioyvvToi, auf gan$ unoerfchämte SBeife: ins
bem bei ihnen meber bie gebührenbe Stücfßcht auf
bie lobten — oergl. Soph. Eleclr. 1139:
. . . ov xs na/tiffiexTov nvQOg
aveiXo/iyv w g ein og a&hov ßaQog —
noch auf bie ßebenben (v. Theoph. Gharact. IX)
genommen mar.
Dhne anjußoßen erflärt |)r 9R. bie fchmierigen
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Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Dr 203
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/lM0(V TtOPoiy YnCocfTV» • QWfao. °hsvfa.
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über das verbrennen der leichen. 15 2-0§
und vskqovs TTVgxaiYig sTrsvYjvsov II. 7, 428. 431. man pflegt 7rvgav vyjcrai häufen y^j6o(V 7C^X°C -
oder schichten des holzes auszulegen, ich möchte den gewöhnlichen sinn S0^01 JiwijtfaVTi* ^
von vew, nemlich nere und nectere festhalten, wrie auch lat. nere für nectere,
plectere verwandt wrird, Plinius 17. 20, 33 sagt von sich schlingenden pflan- tr. inaAc^aiw
zen: inter se radices serpunt, mutuoque discursu nentur. das lat. glomerare
kann lehren, wie aus nectere, involvere der begrif übergeht in den von
ctooqeveiv. (*) Für den Scheiterhaufen lag es daran schnellentzündbares holz
zu schaffen und die frischgehaunen waldbäume würden dazu ohne zwischen-
geflochtne dörner nicht gedient haben: die bäume gaben blofs den festen
theil des gerüstes ab, das mit reisig durchwebt werden muste. das scheint So&yoL'7o^juoY<Tsa
mir 7rvgdv vyjcrai und für meine ganze abhandlung wird entscheidend, dafs ich ÜCiAivJ*täwJ,
gewicht darauf lege. Dabei kommt mir eine stelle Theocrits 24, 87 zu stat- Pf w KlcdL ^
ßPj&cJt^Q UAui -) »
Aaaa.
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c)«Av i/rfgc
'c)t€^P /)Uu+
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s.v,
aAAa yvvai 7?vg /jlev toi vtto (nroSS £vtvkgv sttüo,
Kaynava a'TTraXaS'üo ^uA3 £tqijj.cvtclt yj itccXiovqg
yj ßdru) yj ävefjuo ^£^ovyj/U£VGV alov ayjEQ&ov •
KOl£ Ss TOuS'* UyQlYjTlV S7TI 0‘%l^Yjaml atC0VT£.
a(77raXaSos ist ein dornstrauch, wofür es aber einen bestimmten deutschen namen
geben mufs, 7ra\iGvgog (sonst ^xvog) unser hagedorn, ßctTog weifsdorn, a%sg&og
zaundorn, also vier dornarten, gewis mit absicht und nach alter Vorschrift
auserlesen; das xclleiv dy^iyjTiv hrl (r%i^y]Ti stimmt zu einem äygtoig KarctKavcrcu
^vXoig beiPhrjnichus dem grammatiker, (2) der, wie ich belehrt werde, seine
beispiele gewöhnlich attischen dichtem, zumal comikern entlehnt. Ich mut-
mafse, als die Griechen noch nomaden waren, bedienten sie sich zum
leichenbrand bestimmter vielleicht geheiligter dörner, deren bedeutsamkeit
allmälich verloren gieng und im andenken des volks zuletzt nur noch für das , ^
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verbrennen von drachen und Ungeheuern härtete, wie in manchem andern ' , \/ ^r> An ^
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lv xocviotirt Od. I, 147- 16, 51 heifst sie legten, schichteten brot in körben, und ctjxu^ag cpgv-
yuvuv imvlova-t Her. 4, 62 sie beladen wagen mit reisern. vY{rog ist gesponnen, gewunden
und dann gehäuft, wie sich gewundnes garn um den glomus häuft. v^vzua mag aus uvecvzu
entsprungen sein.
(24 Bekkers anecd. gr. 10, 26.
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fall auf thiere die längste anwendung behielt, was vordem für menschen recht
und sitte war. im allgemeinen dürfen solche dörner (pgvyava heifsen von
(pgvyoo fghirtru) torreo. Homer nennt sie schon nicht mehr, wenn er nicht
unter jenem v^trai dörner flechten verstand.
na$ K.^r. oK PWaj\n ^,^04, Ohne zweifei war von allen bestattungsarten wenigstens im hohem
ch()(i ~?)£T%Afc (M C$Cd//\k\oJ~J alterthum der Griechen verbrennen die vorherschende und nicht auf krieger
J& und vornehme, deren Scheiterhaufen nur prächtiger eingerichtet wurden, be-
"-£)<U VSfrß't. Ttofcj f>k Kftc^ktuMj schränkt. Dafs nicht allein die durchs schwert getödteten, auch die von der
( pest weggeraften der flamme verfielen lehrt schon der homerische vers
akl &e 7rvgat vskvuov kcclgvto Saixeica,
als Phoebus Apollon seinen pfeil im lager hatte erklingen lassen, und noch
mehr die schon vorhin angezogne beschreibung des grofsen Sterbens zu Athen
bei Thucydides. Aber die negavvooSevreg, weil sie der himlische strahl ge-
troffen hatte, blieben des irdischen feuers untheilhaft, und wurden, wie
Artemidor 2, 8 meldet, alsbald an der stelle begraben, wo der blitz sie ge-
rührt hatte. Uber Kapaneus müssen des Euripides supplices 934 ff. ver-
glichen werden. Nicht anders liefs man Selbstmörder, die das feuer verun-
reinigt hätten, unverbrannt, wofür Philostratus imag. 2, 7 des Ajas beispiel
anführt, den Agamemnon, ohne ihn den flammen übergeben zu haben, ein-
graben liefs und bei dessen tod auch Sophocles keines feuers gedenkt. (*)
Beides sind jedoch nur seltne ausnahmen, die gegen die häufige anwendung
des brands bei den Griechen kaum in betracht kommen. Gröfsern eintrag
gethan haben mufs ihm schon frühe die absonderung zahlreicher theile des
Volks in bestimmte gesellschaften, wobei ich vorzüglich die anhänger der
Eleusinien, so wie die Pythagoraeer ins äuge fasse. Die richtung der weit-
verbreiteten EJeusinier auf geheimnisse der Demeter und Trioptolems durfte,
scheint es, grundsätzlich zwar reinigungen durch mystisches feuer, keinen
leichenbrand gestatten und auch in den verstorbnen nur AqjwjrgiW oder Ce-
reales anerkennen, darum wird in des Dialogos grabschrift
ev3’d&e AidKoyog na3’agu irvgi yvTa xa3qgag
äcnsTYig (jocjHqg &%sr eg a3avarGvg
die reine flamme der iTvgct, keine eleusinische gemeint. Nicht minder galt
bei den Pythagoraeern, dafs keine todten verbrannt würden; die Platoniker
Toc^uco u^Tc*^0^
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(*) Auch nach dem Volksglauben des mittelalters kommen Selbstmörder nicht auf die grüne
wiese (ins paradies.) Flore 2422. i){ajJden iur*begYa4jfcrv .
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essisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Dr 203
über das verbrennen der leichen.
17 loZ
liefsen sich beides, verbrennen oder begraben gefallen. Der Stoa, welche
sich das feuer göttlich, einen weltbrand am ende aller dinge dachte, hätte
eine eKwv^üOTtg auch für die leichen nicht können widerstreben, doch weifs
ich kein zeugnis dafür. Wer alle mysterien und philosophischen Systeme
bei den Griechen in dieser beziehung untersuchen wollte, dem würde vielleicht
ausbeute lohnen, man darf wol annehmen, dafs in den letzten drei jahrh.
vor Christus das verbrennen der leichen zwar noch in Griechenland fort-
dauerte, dafs aber auch häufig blofs beerdigt wurde.
Unter den RÖMERN sind Cicero und Plinius einverstanden darin,
dafs für ihr volk dem brennen ein älteres begraben der todten voraus gegan-
gen sei, welches zu jener annahme eines steinalters vor dem brennalter stim-
men würde. Ipsum cremare, drückt sich der letztere schriftsteiler 7, 54 aus,
apud Romanos non fuit veteris instituti; terra condebantur. at postquam
longinquis bellis obrutos erui cognovere, tune institutum. et tarnen multae
familiae priscos servavere ritus, sicut in Cornelia nemo ante Sullam dictato-
rem traditur crematus, idque eum voluisse veritum talionem, eruto C. Marii
cadavere. Cicero, in der dem Plinius augenscheinlich vorliegenden stelle
de legibus II. 22, 26 vom alterthum des beerdigens redend fährt also fort:
eodemque ritu in eo sepulcro, quod ad Fontis aras, regem nostrum Numam
conditum accepimus, gentemque Corneliam usque ad memoriam nostram
hac sepultera scimus esse usam. C. Marii sitas reliquias apud Anienem dissi-
pari jussit Sulla victor, acerbiore odio incitatus, quam si tarn sapiens fuisset,
quam fuit vehemens. quod haud scio an timens suo corpori posse accidere,
primus e patriciis Corneliis igni voluit cremari. Das hier von Numa gesagte
findet sich auch bei Plutarch cap. 22 bestätigt, nach welchem Numa seinen
leichnam zu verbrennen selbst untersagt hatte, so dafs gleichwol der leichen-
brand als bereits vorherschend angenommen werden mufs. war dies aber
der fall zu Numas zeit, so mag 300 jahr später, als die zwölf tafeln gegeben
wurden, das brennen noch entschiedner im schwang gewesen sein, wie das
'hominem mortuum in urbe ne sepelito neve urito3, das frogum ascia ne po-
lito3, cvino rogum ne respergito3, und 'homini mortuo ossa ne legito3 ver-
kündigen.
Virgil läfst in seinem gedieht, dessen eilfies buch die grofse leichen-
feier so schön darstellt, auf seite der Trojaner alle todten verbrennen, auf ^)kh> L %
seite der Latiner auch viele beerdigen (11, 204), was vielleicht die ansicht v^fr|.cwc,
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ausdrücken soll, dafs die alten landesbewohner, im gegensatz zu den troja-
nischen ankömmlingen, noch dieser gewohnheit huldigten, auch des troja-
nischen Misenus leiche wird den flammen übergeben.^ wer aber- wollte
glauben, dafs die Trojaner die sitte des leichenbrandes erst in Latium ein-
geführt hätten? man kann blofs das einräumen, dafs von altersher da-
neben auch unverbrannte leichen in die erde gesenkt wurden und einzelne
geschlechter, wie das cornelische, diesem brauch lange anhiengen. sicher
aber wurde das verbrennen nicht gebräuchlich, um dem zerstören der gräber
einhalt zu thun, da man auch die urnen in hügeln beisetzte, die umgewühlt
werden konnten. Plutarch tom. 2 p. 499 (ed. paris. 1841. 3, 604) meldet,
dafs ein Decius (welchen der dreie meint er?) auf einem in der mitte des
heeres errichteten Scheiterhaufen (irugav v^ag) dem Saturn sich geweiht habe,
was die sitte des leichenbrands und deren Zusammenhang mit opfern vor-
aussetzt.
Man weifs, dafs die berühmtesten männer der römischen geschichte
auf Scheiterhaufen verbrannt wurden, ich will hier blofs^Antonius, Brutus,
Juliul Caesar, Pompejus, Octavius Augustus, Tiberius, Caligula und Nero
nennen. (*) Erst mit dem Vordringen des christenthums im römischen reich
begann das verbrennen aufser gebrauch zu gerathen, im dritten jahrhundert
hatte es zu Rom völlig aufgehört (2) und gegen den schlufs des vierten be-
zeugt dies aufhören Macrobius Saturn. 7, 7, der uns noch eine ihm bekannt
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LAjtA'fvWtu w» Zell gewordne merkwürdige nachricht aufbewahrt: (3) licet urendi corpora de-
-• /ovjjOif vAnifnwv ) functorum usus nostro seculo nullus sit, lectio tarnen docet, eo tempore quo
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« ['ricliv'iö Cef^fr_
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igni dari honor mortuis habebatur, si quando usu venisset ut plura corpora
simul incenderentur, solitos fuisse funerum ministros denis virorum corpo-
ribus adjicere singula muliebria, et unius adjutu quasi natura flammei et
hrvMK'iJ- Jltlfc- axu. ot\
^Oftccrh fnrv&
j/ltoj \
(1) Die Poppaea liefs Nero einbalsamieren: corpus non igni abolitum, ut romanus mos,
sed regum externorum consuetudine differtum odoribus conditur, tumuloque Juliorum infertur.
Tac. ann. 16, 6.
(2) Apollinaris Sidonius, ein christlicher Schriftsteller aus der zweiten hälfte des fünften
jahrh. bedient sich epist. 3, 13 eines vom leichenbrand entnommnen gleichnisses, ohne dafs
man daraus folgern dürfte, die sitte habe sich vielleicht in Gallien langer behauptet: enimvero
illa (persona) sordidior atque deformior est cadavere rogali, quod facibus admotis semicom-
bustum, moxque sidente strue torrium devolutum reddere pyrae jam fastidiosus pollinctor
exhorret.
(3) Ich gewahre, dafs schon früher Plutarch quaest. conviv. 3, 4 dasselbe berichtet.
^ 0\b) cia/fifc -yßt'x v*r^ranM^ c/amo^ ya'mrfVÄe u» e rro^.o «j&ht
mhne.Tlßu CxVpfeÄ j OflWhtT, TOPJri ■ YACÖvQh’ yfüpb
Ol\XX)0^ 'pOT'i Tw fvi 7*dLb-
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über das verbrennen der leichen.
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mabitur ex disciplina castrensi Christianus, cui cremare non licuit, cui Chri-
stus merita ignis indulsit? de resurr. carnis cap. 1: sed vulgus invidet,
exi Ofi i. « . _*.• \_ Q\ä0*n . fifti-Ts inctis parentant et
qm |~vw ___—j \ \ ^ mporibus sepulto-
run ^ r\ (\ • * 1 / raesumant. at ego
ma? / f^o . * '>6/TC> itrocissime exurit,
omerens et offen-
ultat, quum cre-
'. to. d artwo tttÜA,
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reiche darstellungen des leichenbrandes. aufser Virgils lieblicher Schilderung
des bestatteten Pallas (11, 64 —192) (*) und der des Misenus (6, 179 — 230)
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über das verbrennen der leichen.
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ideo celeriter ardentis cetera flagrabant. ita nec veteribus calor mulierum
habebatur incognitus. Ob das Wahrnehmungen neuerer physiologen bestä-
tigen weifs ich nicht, nach diesem zeugnis gehörten also die Römer nicht zu
den das verbrennen auf männer einschränkenden Völkern, und zugleich er-
hellt, dafs ein und derselbe scheiterhaufe mehrere leichen zu umfassen
pflegte. Stellen Tertullians lehren dafs wenigstens im zweiten Jahrhundert
der leichenbrand zu Carthago üblich war. de corona militis cap. 9: et cre-
mabitur ex disciplina castrensi Christianus, cui cremare non licuit, cui Chri-
stus merita ignis indulsit? de resurr. carnis cap. 1: sed vulgus invidet,
existimans nihil superesse post mortem, et tarnen defunctis parentant et
quidem impensissimo officio pro moribus eorum, pro temporibus sepulto-
rum, ut quos negant sentire quicquam, etiam desiderare praesumant. at ego
magis ridebo vulgus tune quoque cum ipsos defunctos atrocissime exurit,
quos postmodum gulosissime nutrit, iisdem ignibus et promerens et offen-
dens. o pietatem de crudelitate ludentem: sacrificat an insultat, quum cre-
matis cremat. gemeint scheinen die zum dienst der verbrannten leichen mit-
verbrannten Sachen.
Die römischen dichter liefern uns erhebende, für den gebrauch lehr-
reiche darstellungen des leichenbrandes. aufser Virgils lieblicher Schilderung
des bestatteten Pallas (11, 64 — 192) (*) und der des Misenus (6, 179 — 230)
sei hier nur auf Tibulls zweite elegie des dritten buchs gewiesen, wo es unter rj
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anderm heifst
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fodhra *
i>p.co^.Ke,2.-
ergo cum tenuem fuero mutatus in umbram
candidaque ossa super nigra favilla teget,
ante meum veniat longos incompta capillos
et fleat ante meum maesta Neaera rogum.
sed veniat carae matris comitata dolore:
maereat haec genero, maereat illa viro.
praefatae ante meos manes animamque precatae
perfusaeque pias ante liquore manus,
pars quae sola mei superabit corporis, ossa
incinctae nigra candida veste legent,
et primum annoso spargent collecta Lyaeo,
mox etiam niveo fundere lacte parent,
5
(!) Dies grab des Pallas wollte man im mittelalter gefunden und eröfnet haben, nach
Veldeckes Eneit 8324 ff. zur zeit kaiser Friedrich Rothbarts im jahre 1150, nach den Chronisten
schon früher unter Heinrich dem dritten um das jahr 1045, vergl. Pistorius 1, ll40. 3, 117 und
Fel. Fabri evagatorium 3, 54. <Vöty. Aaj\j 2v , 'KV^Vf.
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Cf.Joitirt Arv^n^ (>nAi<i ß. ,34A
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UrtAciv i
eyviM. |T,(
|V, o,^\2 '*4uAux.
post haec carbaseis humorem tollere velis
atque ln marmorea ponere sicca domo.
Aber noch mehr aus dem menschlichen leben gegriffen sind die zahlreichen
epitaphe, voll des herzlichsten gefühls; ich meine, kein volk der erde war so
bereit und gerüstet zu einfachen sinnreichen inschriften bei allen anlässen des
lebens, aber auch keine andre spräche so geschickt dafür wie die lateinische,
zumal wo in prosa abgefafst wird, denn in metrischen grabschriften möchten
es die Griechen den Römern noch zuvor thun. welchen schätz von kennt-
nissen verdankt die nachweit diesen in marmor gehaunen klaren buchstaben;
rechten gegensatz bildet die dürre des inhalts der runen auf nordischen grä-
bern, oder das barbarische zwar wortreiche doch gedankenarme deutsch auf
den leichensteinen unsrer kirchhöfe, dessen schnelles verwittern kommenden
Zeiten keine Sehnsucht wecken wird.
Die Römer gebrauchen sepelire für bestatten in so allgemeinem sinn,
dafs es bald terra condere, humare, bald auch concremare und comburere
tyir m<JL^ 24? ()« ausdrücken kann*!1) bustum deutete ich in einer jüngst vorgelesenen abhand-
fmu - *]pÄ/ lung über die Wörter des leuchtens und brennens aus ambustum, was die
iuihilare %% verba amburere und comburere bestätigen. Festus sagt, bustum proprie
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]iQ dicitur locus in quo mortuus est combustus et sepultus, diciturque bustum
quasi bene ustum; ubi vero combustus quis tantummodo, alibi vero sepul-
tus, is locus ab urendo ustrina vocatur, sed modo busta sepulcra vocamus.
demnach ist bustum gleich dem gr. racpog aus seinem ursprünglichen begrif
einer brandstätte in den des grabs allgemein übergegangen, nur dafs den
^ . f Römern der bezug auf urere fühlbarer blieb als den Griechen bei ru<pog und
i • 6&W- f)wJtjAy\v*. bkrtJ* &cc7rr6Lv. auch den namen urna, der häufig vom aschkrug des grabes gilt
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(man sagte cineres in urnam condere und caelo tegitur qui non habet urnam)
leite ich lieber als vom skr. väri aqua oder vom gr. cvgeiv und ovgdvv) einfach
ab vom lat. uro selbst, sei damit der gebrannte thon oder die verbrannte
asche gemeint. Dem Scheiterhaufen gaben die Römer bald die gr. benennung
pyra, bald die ihnen eigne rogus, welches von regere, wie toga von tegere
stammt; regere mag ursprünglich ausdrücken struere, congerere und dem
goth. rikan entsprechen, so dafs sich für rogus der begrif von strues, con-
der genauere Sprachgebrauch wendet auch pyra
geries von selbst einfindet.
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(*) Plaut. Men. I. 2, 4.3 ist sepulcrum brandstätte, wie das folgende comburamus und incendo
rogunj ergibt. - SfypuUcYti'n» öax uideivy .
naA Joie füCmuk fu ~ dfui =. fiu- ■ lunuA fA^ytTvw'j. ^ btviit&,
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über das verbrennen der leichen.
21
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auf den ignis rogi an, rogus auf die strues lignorum, in qua imposita cada-
vera cremantur. man sagte in rogum imponere, inferre und ascendere rogum.
Ich kann hier anzuführen nicht umhin, dafs nach Pollux 9, 46 (ed.
Bekker p. 369) goyoi auch kornschober und (riroßoXia hiefsen, wie gr. crogog
todtenbehälter an troogog getraidehaufe und häufe überhaupt mahnt, dazu
verglich ich gesch. der deutschen spr. s. 235 ein thrakisches trsigog sirus,
welches getraidehöle bezeichnet mit deutschen und finnischen Wörtern; jetzt
liegt mir an hervorzuheben, dafs den Etrusken oder Tusken die pforte der
unterweit für einen kornbehälter galt und der erde segen mit dem wirken
einer unterirdischen weit in berührung stand (0. Müller 2, 98), wie die
aegyptischen pyramiden so wol königsgräber als kornkammern, obgeTa ßanXiKci Jl vdW
ciToboyß. heifsen, (*) wir werden noch mehr ausdrücken begegnen, die zu- ^
gleich Scheiterhaufen und kornschober bezeichnen, pila, wras sonst columna, IL
v.frtw anccaot -fmrlpt sir*h nipht für rncrnc rlnrh rlas mint rnln nimmt dpn «inn »
A o*4t, ttqkiMoS
usm. 'u.cT‘ '*
ki'oov aussagt, findet sich nicht für rogus, doch das mlat. pila nimmt den sinn
von strues an, woher das engl, pile, scheiterhaufe. *) \y.
Das zündbare holz hiefs cremium, lignum aridum, quia facile crema- Juavbi« de UÄntnruw-
tur, aber auch sarmen (von sarpo): ignem et sarmen circumdari. Plaut. Most, ^
_ i , , V. 2, 65 ; ligna et sarmenta circumdari, ignemque subiicere. Cic. Verr. II. 1, qo” ,, Tt Tb .
PTT* P-bp' o- • v r u j. f i i.. t .... • f. C
idU 2/. mschnlten haben die lormel: subito conlectitioque igne cremare, wolur a r i\ . . .
(j i „ . -i . i -i j • l • ^ • i i GntArctlc (kA^T
i Hnrnpr sirh piancn. dennoch linde ich me einen der ausdrucke, woran das
rubus, dumus, prunus, vepris, sentis (neben sentix y-'beh vialev^n«u»*v \-^*3.
i i dörner sich eignen, der
latein reich ist, spinus,
t und dem nrli. <5Pntii.<A bi
uns Schilderungen römischer Scheiterhaufen zustehn hinterbleibt also von je- vnof-T
• <y~;ß. nem nomadischen gebrauch der dörner zwar keine spur; doch beachte man, Maß rj)em\ro*><her'
^«-Y^ rrutL 5. , . *u ü J , , * T t5[ftnth»4Uiw.6pw«lW
fbuOLOW^ dals prunus durch seine verwandtschalt mit pruna und pruno, rubus durch die d-, nlt* gn
mit rubeo gleichwol auf die Vorstellung des brennens weisen. (2) Auf schnei- A/7 f,. ^ s
° 0 fHftJ?V/)örrv -“V^ '
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;...— 6™; 7 "Tiv- i. ““ 77' »t
fi/ A- \ t,^es niederbrennen des holzstolses und volles zerstören der leiche wurde be- . u£<s'/irfrJA.
, dacht genommen. Wenn bei Sueton im Caligula gesagt wird cap. 59: cadaver Co^f f'frtttM.J
yywAlW-. : tumultuario rogo semiambustum, so drückt das Verachtung aus, und bei dem %-Jt, u J Ktfi-r. ^ ■
ßdr^erfe voraus um seine leiche besorgten Nero heifst es, dafs sein gefolge mit mtt {jRcier>t« - 'OW1
fiajp.JKWw^,
(1) Etymol. magn. 632, yergl. Gregor, turon. 1, 10. pifri
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-T=^---7--—----------TT- ck^Ö^ ***
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(2) Schon Isidor: pruna a perurendo; man nimmt sonst pruna carbo für prusna, wie dumus rfafiötj V. Suu&&k^(), p, (J^ .
für dusmus, leitet aber prunus vom gr. irgovuog *= irgovitvog. ^
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c>utet, }f,r/Aeuei fett PlWat \0iTl 9J1 .
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mühe erlangte nt totus cremaretur, wie auch bei Tibers bestattung der ruf er-
schollen war: in amphitheatro semiustulandum. nichts anders will ambustulare
sagen: ambustulatum objiciam magnis avibus pabulum. Plaut. Rud. 4, 65.
Man pflegte das holzgerüste auszuhobeln (wie jenes zwölftafelverbot
lehrt), mit tüchern, gewändern und waffen zu schmücken, auch anzumahlen
und starkduftende cjpressen rings aufzustellen. Wer anzündete, und gewöhn-
lich war es der nächste verwandte, wrandte das gesicht ab (subjectam more pa-
2.2.$ *
rentum aversi tenuere facem.) Blumen, vögelund andere opferthiere wurden
reichlich auf die flamme geworfen und mitverbrannt, wein und wolgerüche
gesprengt; eines mitverbrennens der frauen und witwen gedenken römische
quellen nicht. (*) die aus dem brand gelesnen knochen und aschen setzte
man in hügeln und gräbern bei. columbarium hiefs der raum des grabs, wo
die aschkrüge zusammengestellt waren; da dieser ausdruck eigentlich das
lager der tauben im gebälk, von wo sie ausfliegen, bezeichnet, darf man
vielleicht einen bezug auf den flug der seelen vermuten, die oft den tauben
verglichen werden.
Ausgenommen vom brand waren einmal kinder die noch nicht gezahnt
hatten. Plinius 7, 16 spricht es als allgemeinen brauch aus: hominem prius-
quam genito dente cremari mos gentium non est; des kindes knochen sind
noch unfest und dem feuer widerstand zu leisten unfähig, auch Juve-
nal 15, 138:
naturae imperio gemirnus, quum funus adultae
virginis occurrit, vel terra clauditur infans
et minor igne rogi,
durch welchen gebrauch die erst beim zahnen erfolgenden geschenke für das
kind in unserm alterthum bedeutsamkeit erlangen.
Ferner blieben unverbrannt fulguriti (Plin. 2, 54), wegen der heilig-
keit des vom blitz getrofnen bodens. Ob der tod durch krankheit oder in
der schiacht erfolgte scheint keinen unterschied der bestattungen zur folge
zu haben, und dafs frauen neben männern verbrannt wurden, lehrt Macrob.
Wichtig aber wäre genauer zu wissen, welche altrömischen geschlechter
aufser dem cornelischen ihre todten, während der leichenbrand vorherschte,
unverbrannt begraben liefsen. Wahrscheinlich bestanden auch schon vor
(‘) Wenn es bei Plautus im Rudens III. 4, 62 von zwei mädchen heilst: imo hasce ambas
hic in ara ut vivas comburam, so sollen sie als brandopfer der Venus fallen, und die stelle ist
nachahmung einer griechischen.
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essisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Dr 203
über das verbrennen der leichen.
23 ZW
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dem sieg des christenthums, seit griechische, jüdische und christliche secten
vordrangen, genug anhänger derselben, die ihre leichen der flamme entzogen.
Die bestattungsgebräuche der ALTITALISCHEN Völker, von jenem
durchbrechenden gegensatz zwischen Latinern und Trojanern abgesehen,
sind uns verschollen. Auch in Etrurien scheint beerdigung ältere sitte, die
später dem verbrennen wich und nur noch für blitzerschlagene beibehalten
wurde, in den gräbern finden sich ganze leichen eingescharrt und grofse
steinsärge neben den gewöhnlichen urnen aufgestellt (O. Müller 2, 160.)
Von den leichen der GALLIER ertheilt Julius Caesar wichtige nach- %%
rieht 6, 19: funera sunt pro cultu Gallorum magnifica et sumtuosa, omnia-
que quae vivis cordi fuisse arbitrantur in ignem inferunt, etiam animalia, ac
paullo supra hanc memoriam servi et clientes, quos ab iis dilectos esse con-
stabat, justis funeribus confectis, una cremabantur. das brennen ist also
hier unzweifelhaft und zum überflufs sagt Mela III. 2, 3: itaque cum mortuis
cremant ac defodiunt apta viventibus. olim negotiorum ratio etiam et exactio
crediti deferebatur ad inferos, erantque qui se in rogos suorum velut una
victori libenter irnmitterent. Mit Caesars meldung mufs man aber noch ver-
binden, wras er 6, 17 voraus geschickt hatte: alii immani magnitudine simu-
lacra habent, quorum contexta viminibus membra vivis hominibus complent,
quibus succensis circumventi flamma exanimantur homines. hier handelt eslurfrfiui.
sich nicht von leichen, sondern von menschen, Verbrechern oder unschul- .
digen, die den göttern zum opfer dargebracht und der flamme übergeben ßin&v Ko(a
werden; das weidengeflecht (sarmen) mahnt wieder ans vy)(rai 7rvgdv, und
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ir(Jrvjyi\
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Ossians nebelgeister der hei- j
r hügel deckte, bewust. Aber
an die zurüstung des Scheiterhaufens bei andern Völkern. Busta Gallorum
hiefs ein ort in den Apenninen, wo eine niederlage der Gallier erfolgt war
(Procop. b. goth. 4, 29.) 2-Ö
Aus dem spätem alterthum der Kelten weifs ich kein zeugnis für den tm
leichenbrand aufzuweisen und es befremdet darüber gar nichts weder in
irischen noch welschen quellen zu entdecken
den sind sich keines verbrennens, bevor sie der
nichts wird auch einzuwenden sein gegen die aschenurnen und brandüber-
reste, die in entschieden keltischen gräbern allenthalben wrahrzunehmen sind.
Und sollte nicht das ir. draighean, gal. draighionn dorn, draighneach schwarz-
dorn, draighbiorasg zunder, drag feuer auf das entzünden des feuers mit
dörnern leiten? draighean ist das welsche draen, armor. drean = sl. tr’n”, ^facYV
+f>o*nf)uYti&L^ • ciuöcv a neo^a. ^ •
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24 212,
Jacob Grimm
goth. f)aurnus, hd. dorn, die nicht minder den begrif des brennens in sich
zu tragen scheinen; ja eine andre wurzel, das ir. gal. teine, welsche tan feuer
schliefst sich, obschon ohne lautverschiebung, an das goth. tains, ags. tan,
altn. teinn, ahd. zein virgula, vimen, sarmentum, vielleicht sogar an goth.
tandjan, ahd. zuntan incendere.
Von der bestattungsweise bei den SKYTHEN hätte man gern genauere
auskunft. Herodot 4, 71 beschreibt höchst lebendig das verfahren der am
Borysthenes wohnenden Gerrhen mit der leiche ihres königs. erst wird eine
grübe gegraben, dann der leichnam einbalsamiert und auf einem wagen bei
allen unterwürfigen Völkern herum geführt, darauf kommt er in die grübe,
auf beiden seiten werden spere in die erde gesteckt, hölzer darüber gelegt
und mit geflecht bedeckt, in dem grabe wird auch eine der frauen, vorher
erdrosselt, bestattet, der weinschenk, koch, marschall und bote, dann pferde,
erstlinge von allen andern Sachen und goldschalen, zuletzt erde aufgeworfen
und ein grofser hügel errichtet!^ Nach verlauf eines jahres werden fünfzig
diener und eben so viel pferde getödtet, allen der leib aufgeschnitten und
an die stelle des ausgenommnen eingeweides mit stroh gefüllt und wieder zu
genäht. Dann festigen sie halbe radfeigen auf zwei hölzern in die erde, sto-
fsen eine Stange der länge nach bis zum hals durch die pferde und setzen sie
auf die felgen, legen den pferden zäum und gebifs an und lassen auf jedes
pferd einen der fünfzig jünglinge nieder, denen eine Stange durch den rück-
grat bis zum halse getrieben ist, deren unteres ende in dem durch die pferde
reichenden holze haftet, dies gerüste bleibt um das grab aufgestellt. Das
ganze gerüste gleicht nun auffallend der pyra equinis sellis constructa, auf
welcher der verwundete Attila, um nicht seinen feinden in die hände zu fal-
len, sich selbst verbrennen wollte (Iornandes eap. 40) und wahrscheinlich
/vt War auc^ sP^ter über seinem grabe errichtete strava d. i. strues (vom
goth. straujan sternere, Iornand. cap. 49) ebenso errichtet, auch das im
Sachsenspiegel geschilderte alterthümlichewergeldsgerüste und die anordnung
nordischer und angelsächsischer Scheiterhaufen wird licht darauf werfen.
Herodot gedenkt dabei keines feuerbrands (wie auch in Lucians Toxaris cap.
43. 59 blofs von Scltttziv geredet wird); man darf ihn aber sich hinzu denken,
wie auch die reupoi -TrargwioL der Skythen, nach allem was vorhin über den
gr. Sprachgebrauch erörtert wurde, verbrennen nicht ausschliefsen. Der
Skythen vorwaltende neigung zu feierlichen gerüsten erhellt am aller deut-
Am [XX c)*A K)
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über das verbrennen der leichen.
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lichsten aus dem drei Stadien langen und breiten reiserhaufen, oyKog cpgvydvwv,
welchem jährlich 150 wagen frischen yorrath zuführten (Herod. 4, 62i5)jda f
sich f^yavov von (p^vcrru) ableitet, mutmafse ich, dafs die dörner eben zum Hup* ~g>v ^Qy4Wu)y
zünden der opfer dienten, die hier dem Ares gebracht wurden, dessen altes
eisernes schwert oben auf der spitze des haufens prangte.
Nicolaus Damascenus fragm. 117 (fr. hist. gr. 3, 459) berichtet von
wahrscheinlich pontischen Kianern: Kioi rovg diroS-avourag KaraKav^aureg Kal
bcrToXoyYiTavrsg iu oXfjLw ra Q7Ta Kara7rrLJ’Gmov(nu, sTra hSeureg etg ttXqiqv Kal
kofklvov Aaßoureg ävairXeovciv etg irsXayog Kal irgbg rou dvs(j.ov e£o$id£ov(rtv, d%^ig
au Trdura SK^vT^yj Kal d(pavy\ yeuyjrai (1).
THRAKISCHER gräber gedenkt Herodot 5, 5 bei den Krestonaeern,
einem den Geten und Trausen nahverwandten stamm, die geehrteste und
geliebteste frau wird auf des verstorbnen mannes hügel vom nächsten freund
getödtet und mitbegraben: trcpd^erai ig rov racpou v~o rcv oiKyiiwrarov iuovTYig,
cT(payß‘£iGma $s crvuSctTTTZTai tu av&gi. auch hier darf unter rctcpog vorzugs-
weise die brandstätte verstanden werden, da das mitsterben der frauen
ursprünglichen leichenbrand voraussetzt, dazu sagt Mela II. 2, 4 von den
thrakischen frauen: super mortuorum corpora interfici simulque sepeliri Vo-
tum eximium habent, und gleich darauf arma opesque ad rogos deferunt.
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Überall, wo mitverbrennen lebender statt fand, liefs man ein er- ~
würgen vorausgehen.
Indem ich mich nun zu der Untersuchung wende, ob leichenbrand
oder bestattung unverbrannter leichen bei den DEUTSCHEN der vorzeit
gegolten habe; so überhebt uns ein kostbares zeugnis des römischen Schrift-
stellers, ohne welchen insgemein unser frühstes alterthum dunkel und glanz-
los geblieben wäre, aller zweifei. diese unverwerfliche beqchtung des Tacitus
(denn Caesar hat hier von den Germanen gar nichts berichtet) mufs demnach
an die spitze aller übrigen nachrichten treten, er sagt cap. 27: funerum
nulla ambitio. id solum observatur, ut corpora clarorum virorum certis
lignis crementur. struem nec vestibus nec odoribus cumulant: sua cuique
arma, quorundam igni et equus adjicitur. sepulcrum cespes erigit; monu-
vJsu&Jt
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vteuX tA axaju ct/ y)&Ar*A t r^"£.
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(*) Im Ruodlieb 6, 4S bittet eine verbrecherin selbst den ricbter: sed rogo, post triduum 1 /
corpus tollatis ut ipsum et comburatis, in aquam cinerem jaciatis, ne jubar abscondat sol, aut
aer neget imbrem, ne per me grando dicatur laedere mundo.
4^7 ttoMvi&y^itLöft^Ker fiax'Y'ruo*. f rncwöGoJlÄ
-WA tW tIXOJW O r^ <{ { (bJtuß y.AVj # TAociv^ $Jf-j
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(Die t%JUv- tta l/0^r>e4mJl^ «/whW
V«U-6m»v^ öle OuaVa- 0e*rWl.we8tlichen Germanen zu 8ebot standen, wird sich vollständig bewähren,
<3 ^( fct Äm{^{}(AK-iVlrV\)rw^ (W^ die worte ut corpora clarorum virorura certis lignis crementur’ mufs ich
IvuW\Aui4 euy^ S-
ftfi^TS TMhX cnrx cl
y**-'X ßü> ^
('V\rv
mentorum arduum et operosum honorem ut gravem defunctis aspernantur.
Diese künde, obgleich auf Wahrnehmungen gestützt, die den Römern an
auf
. . UJLC WUilC Ut t/Ul^JUia tiaiwi um yuuiuui v>c-i no xiguia wciuomui J-üuio ich SO“
uVK&W CTZw^m W°^ nac^ ^em was sc^on voraus gesagt worden ist als nach allen ergebnissen
Vf>wl vjh< 4iX ^er ^8en(^en f°rschung das entschiedenste gewicht legen, wie sollte irgend
ein yolk der Germanen, die zwischen leichbrennenden Galliern, Römern,
Griechen, Thrakern, Littauern und Slaven eingeschlossen wohnten, sich
dieser sitte entzogen haben?
Billig aber nehme ich zuerst auf die GOTHEN rücksicht, welche öst-
lichst gesessen, in spräche und gebräuchen vorzugsweise unsern Zusammen-
hang mit andern Völkern des alterthums am reinsten kund geben, wir lernen
aus Procops bericht (bell. goth. 2, 14), dafs unter den unleugbar gothischen
Herulen noch bis in das fünfte, sechste jahrh. nach Chr. die vorhin bei den
thrakischen Krestonaeern angetrofne sitte des mitbestattens der frauen sich
fortgepflanzt hatte, die wiederum mangelnde ausdrückliche angabe des lei-
chenbrandes darf aus der natur des ganzen gebrauchs, noch sichrer aus dem
Zusammenhang der stelle selbst gefolgert werden, da unmittelbar vorangeht,
dafs nach herulischer gewohnheit auch die alten und kranken, nach vorher
beigebrachtem todesstofs auf Scheiterhaufen verbrannt wurden : cvte ydg yrr
QCCTXOVCTIV OVTE VOTOVTIV ClVTolg ßlQTSVElV E^YiVy dXX E7T£l$dv T19 CCVTüüV Yj $
vcctuj dXuv), EnuvayyJg ol iyivsro rovg ^vyyeveTg aiTEÜvßai otl Ta^iTTct dvßgoo-
7tcjüu avrov acpavi^eiv. ol de £i?Acl woXXa ig [Jisya tl v\fsog ^vvvYjTavTsg, xaS’tcrctvTEg
te tov dvßqwjrov ev TYj Twv £vXwv VTrsgßoXrj, twv Tivci ’EqgvXüov, äXXorgiov [JLEV-
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übersehen ist, dafs zwar die verwandten die scheiter anzünden, den todes-
stofs jedoch durch einen fremden beibringen lassen.
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CT* IX : .
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über das verbrennen der leichen.
27
Die gothische geschichte selbst reicht nicht weit genug ins heidenthum
zurück um uns andrer beispiele des leichenbrands zu versichern. Eine stelle
des Sidonius Apollinaris gestattet vielleicht Folgerungen, epist. 3, 12 von
einem bestattungsplatz der todten redend drückt er sich so aus: campus
autem ipse dudum refertus tarn bustualibus favillis, quam cadaveribus nul-
lam jam diu scrobem recipiebat. damals in der zweiten hälfte des fünften
jahrh. waren die Gallier längst Christen und dem leichenbrand fremd, aber
Westgothen hausten zugleich in jenen landstrichen, entweder noch heid-
nische oder arianische, und es ist möglich, dafs sogar die Arianer ein ver-
brennen der todten gestatteten; die bustuales favillae können hier aber auch
uralte römische oder gallische grabhügel meinen, epist. 3, 3, als des Ecdi-
cius sieg über die Gothen (um 470) geschildert wird, heifst es von diesen:
tum demum palam officiis exequialibus occupabantur, ... sic tarnen, quod
nec ossa tumultuarii cespitis mole tumulabant, quibus nec elutis vestimenta,
nec vestitis sepulcra tribuebant, juste sic mortuis talia justa solventes, ja-
cebant corpora undique locorum plaustris convecta rorantibus, quae raptim
succensis conclusa domiciliis culminum super labentium rogalibus fragmentis
funerabantur; es scheint dafs die Gothen, vom feinde gedrängt, ihre leichen
auf den wagen verbrannten.
Das bruchstück eines gothischen calenders verzeichnet uns ein ge-
dächtnis oder gaminj)i marytre Jnze bi Verekan papan jah Batvin bilaif aik- f,rn(Xft:turYe,
klesjons fullaizos ana GutJ)iudai gabrannidaize, das waren christliche bei be-t n.
noch unbekehrten Gothen im feuer verbrannte märtyrer; die strafart wird ^ ^ ßrcmM
1 Pi , 11*1 • 1 1 r J tvt 1 1 T tvOTUs'TUw tUr W .
auch aul das verbrennen der leichen einen schluls gestatten. fNoch deuth- ^ *
eher weisen dahin einzelne ausdrücke, deren sich Ulfilas in seiner Verdeut-
schung bedient. Marc. 5, 2. 3. 5 bei dem besessenen, der in bergen und ouxfo.jcn«4“
gräbern hauste, wird das gr. dreimal ausgedrückt aurahi oder aurahjö, -
wo die vulg. monumentum setzt, was ist dies bisher ungedeutete wort? ich o()£ .
halte es für genau entsprechend dem lat. urceus, was hier den heidnischen foltert ,7;f.8
Tfffhnc worin dip vprhranntp Ipipbp bpstattpt war bpypipbript • für das märm- _ »/ * 0•’ . V
raepog, worin die verbrannte leiche bestattet war, bezeichnet; für das männ- fu*urceat,
liehe urceus galt dem Gothen ein weibliches aurahi mit dem sinn von urna; h
der bischof stand nicht^an,^die wohnstätte eines Ungeheuern gespenstes mit ^ ^ te 1K £Tf\7t \x/
dem für das heidnische grab hergebrachten ausdruck zu verdeutschen, und J C
Cm. 12,'C
es scheint uns damit die sitte des leichenbrands unter den Gothen erwiesen,
der aschkrug oder die urne setzen sie voraus. Luc. 8, 27 steht für /u^/uara
i> Kcx't «To 6co/uot /uou im Kc/Ur^n^cü/UDGi ^
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Jacob Grimm
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das goth. hlaivasnos gräber, Hügel, wie auch sonst das bekannte und ein-
fache hlaiv, abd. hleo = lat. clivus verwandt wird. Nun dürfte selbst der
ahd. Ortsname Uraha, das heutige Urach in Schwaben (Graff 1,459. Stalin
2, 453) auf heidengräber bezogen werden (l); dem urceus und urceolus ent-
sprach sonst ein ahd. urchal, mhd. urgel (Diut. 1, 480. 486) und mit Über-
gang in Zischlauturzalurzil, wofür ich bishernurdie bedeutung scyphus, nicht
die von urna sepulcralis nach weisen kann. Urzel heifst ein dorf amVogelsberg.
Aber noch wichtiger wird ein andres goth. wort, wie in aller weit
j gelangt Ulfilas dazu, das einfache gr. ßdrog, in der vulg. rubus, zu übertra-
aihvatundi/was doch wörtlich besagt equi incensio oder combustio?
denn ist auch Marc. 12, 26. Luc. 20, 37 gerade der brennende busch ge-
meint, in welchem gott dem Moses erschien, so wird doch Luc. 6, 44 nichts
als der blofse Strauch verstanden, offenbar mufs dieser rubus oder was sich
Ulfilas unter ßdrog dachte den Gothen ganz allgemein eine heilige bestim-
mung zum opfer gehabt haben, und hier liegt uns wieder das certum lignum
des Tacitus oder das dornreisig bei Theocrit vor äugen, zunächst zwar geht
aihvatundi auf das den Germanen wie andern Heiden feierliche pferdeopfer,
warum sollte der Strauch der dies zündete nicht auch für den Scheiterhaufen
des leichenbrands gedient haben? selbst der gr. name 7rv^aK(iv&a, den ich
für einen wildwachsenden Strauch gebraucht finde, scheint mir anzuklingen,
unter crataegus oxvacanthus, mespilus pyracantha hatNemnich die gangbaren
benenn^ngen feuerdorn, feuriger busch, brennender busch, buisson ardent7,
und selbst dem brennenden busch des alten testaments dürfen wir schon
U-rvfan mythischen sinn beilegen (2), so dafs der Gothe mit vollem fug sein aihva-
SK YlOW^yi (khJ&fflh ( ) man keinen l>ach (aha) darin sehn will, wie in der thüringischen Oraha (Perlz
0. " ^ \ 2, 344.)
r) CUA 1QaXQ\ (2) j)je J£c^er des ]yp\. wenden den brennenden busch auf Maria an:
iu in deme gespreidach
Moyses ein fiur gesach,
daz holz niene bran;
den louch sah er obenan,
der was lanc unde breit:
daz bezeichent dine magetbeit.
Hoffm. 2, l42, vgl. Wernher vom Niederrhein 43,17 ff. ein provenz. dichter, P. de Corbiac sagt:
domna vos etz l’aiglentina,
que trobet vert Moysens
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litt. ctfÄu)oKfe,
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Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Dr 203
über das verbrennen der leichen.
29
zy
ßow |S^4rtY\a. von
tundi für ßdrog, rubus, weifsdorn verwendet im gegensatz zu Jaaurnus, ctKav&a,
spina, schwarzdorn, beide dornarten dienten wol zu verschiednen opfern,
denn das merkwürdigste ist, dafs auch f)aurnus unser dorn auf feuer hin-
leitet und einer verlornen Wurzel J>airan = relqeiv, lat. terere angehört, folg-
lich geriebnes feuer aussagt (*); das n in J^aurnus trat der Wurzel zu und ist
ihr unwesentlich wie in horn, körn, u. a. m. hierzu halte man die vorhin
beim keltischen draighean und draen vorgetragnen bemerkungen.
Die geschichte der HOCHDEUTSCHEN volkstämme hat uns nicht
die geringste künde von einem heidnischen verbrennen der todten überlie-
fert; als Schwaben, Baiern, Burgunder, Langobarden bekannter werden,
war die christliche begräbnisweise schon durchgedrungen, keins ihrer volks-
rechte enthält verböte des brandes, das bairische redet 18, 6 ganz entschie-
den von humation und erdwurf auf den todten. Allein zahllose in alaman-
nischer, bairischer, burgundischer erde aufgedeckte, weder römische noch
keltische grabhügel zeigen uns in ihren aschkrügen spuren des leichenbrands,
ai>3.
oft noch neben beerdigten ganzen gerippen; es genügt mir hier auf die zu- (c
letzt entdeckten gräber bei Oberflacht in Schwaben (2) und Selzen unweit
Mainz (3) zu verweisen, beide rühren wahrscheinlich von Alamannen her
und die letztem reichen, weil sie münzen aus dem constantinischen haus
und von Justinian gewähren, nothwendig bis ins 6 jahrhundert herab.
Entgienge uns aber diese geschichtliche und örtliche bestätigung, die
ahd. spräche würde in einer reihe bisher unbeachtet gebliebner ausdrücke
uns des leichenbrands versichern, warum sollten ahd. wie goth. unmittel-
bar von ihm entnommne Wörter ohne anlafs dazu gebraucht worden sein,
wären sie nicht vollkommen gangbar und damals noch unausgerottet gewesen?
Für rogus und pyra liefern ahd. glossen den ausdruck eit (Graff 1,152),
dem ags. ad entsprechend; die bedeutung ist ganz die des gr. 7rvgct} feuer und
brand. unverstanden aber war ein in den gl. Jun. 191 und in andern bei
für aiglentina sagen die Nordfranzosen aiglantier, agalancier, agarancier, garancier; ein Ortsname
Garencieres heilst bei Irmino 262 b. Warenceras, vergleichbar dem flecken HocXlovgog in Cyre-
naica (Strabo XVII, 839) oder dem slav. Glogau, poln. Glogow von glog hagedorn.
(*) Graff 5, 699 bat zura paliurus, was ich nicht von zeran, goth. tairan leite, sondern von
jenem J>airan, mit verworrener lautverscbiebung.
(2) Im dritten heft des würtembergiscben altertb ums Vereins.
(3) Dargestellt und erläutert von den gebrüdern W. und L. Lindenschmit. Mainz 184s.
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30 £1% Jacob Grimm
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Graff 6, 148. 149 enthaltnes saccari rogus, ignis, pyra, zu welchem kein
andrer deutscher dialect etwas ähnliches darbietet (1). desto bedeutsamer
Oicj/J i>(£ca i ezeigt sich hier eine noch in mehr uralten Wörtern vorbrechende verwandt-
‘»«v.+ttna ^raw>ex,aTtt(>f=4-rrv Schaft mit der litauischen spräche, die uns zagaras oder zagarai und die
_ Vorstellung eines trocknen Strauches an hand gibt, saccari also, dürfen wir
^^rawfc^mit hoher Wahrscheinlichkeit annehmen, bezeichnete unsern Vorfahren den
Scheiterhaufen im sinn eines zum brand heran getragnen, aufgerichteten und
verflochtnen Strauchwerks, wobei man natürlich an eine bestimmte dazu aus-
erwählte dornart zu denken hat. ich stelle dem zagarai das lettische sarri,
pasarri Strauchwerk, sars zweig, rebe an seite, da litt, z und lett. s einander
begegnen (litt, zole, lett. sahle gras; litt, zaltis, lett. saltis schlänge), sarri
scheint aus sagari, sars aus sagars gekürzt, mit Übergang des s in s hat die
lettische spräche noch heute sahrts für scheiterhaufe, sahrti für strauch-
schichte in rodungen, sahrtös kraut für Strauchwerk zum verbrennen schich-
ten auf bewahrt. Uc^l.p. 5^.
Gleichen oder noch höheren werth hat die ahd. glosse depandorn
roxMg.
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CYeuo'itm
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rhamnus (gl. Hrab. 973 a. Graff 5, 227), welche vielleicht in depadorn zu ^yß/
berichtigen wäre und dem ags. jjefedorn spina, rhamnus, anderwärts f>yfe-
et) 6 -
(TC^i
<V0OTf
Y^C]
t
dorn sentis qui prehendit, sentis ursinus, £>yfel frutex, sentis entspricht,
zwar scheint dies J)yfedorn auf £eof für zu leiten, wie das latein/ servos fu-
ijrd Ä)eIipT^iISjAU.fyraces, an denen was sie anrühren hängen bleibt, sentes nennt (2), allein
fv.0,Kjjfei. 3,418 ^dann wür de Jieofesdorn gesetzt sein, und die herleitung von deba, diba, was ^
ßverftbeiob^feßa- . Hlfis. 5)3^0 in den malb. gl. inrendium aussagt, ist weit vorzuziehen. depadorn scheint ' )
demnach brenndorn, der gleich goth. aihvatundi und saccari das cremium |0^
. r\ . beim anzünden der pyra hergab. ich habe mit diesem deba ]aefe incendium I
Xix voX ühOCrfn nxfffllixAltK't*-' und einem verbum debian incendere, ags. ftefian aestuare gewagt (gesch. d.
JYfrWtIT* I deutsch, spr. s. 232) die mythischen namen Tamfana und Tahiti = Vesta ClslÄKy.
zu verknüpfen, welche gleichfalls der wurzel tap, tepere und Scltttsiv zu- 2/
fallen, und den uralten bezug von depadorn auf todtenverbrennung bestär-
{j ken. die urkundliche form depandorn liefse sich vollkommen rechtfertigen,
wenn in depan das starke part. praet. von depan dap (wie kepan kap kepan)
1 i i ii\ 111/ cajl^^Y\oa»>
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ßxevJorajrwk ßa/vV. (tl'e i
^SravüaJfcüÄc yuJxia
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(1) Ziemanns mbd. sackaere ist unbefugt nach dem ahd. erfunden.
(2) Plauti Casina III. 6,1 läfst den Olympio zum koch sagen:
vide für, ut senteis sub signis ducas. cocus: qui yero sunt sentes ?
OL quia quod tetigere, illico rapiunt: si eas ereptum, illico scindunt.
4. QTfohofls farvmlnwfe.r\c^l. [>rawßU,\
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Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Dr 203
über das verbrennen der Teichen.
31
gelegen ist und combustus, accensus aussagt, enthält aber schon dorn an
sich denselben begrif, so bietet depandorn einen unsrer alten spräche höchst
angemessenen pleonasmus dar. welche fülle von uralten bezügen erschliefst
uns eine einzige glosse. weit jüngere nachrichten vom anzünden der Oster-
feuer melden ausdrücklich, dafs man vorzugsweise dazu des bocksdorns
TgctyctKavSa sich bedient, ja das sunwends oder Johannisfeuer selbst cbocks- enö^, 0^ciKW>ottv
dorn3 geheifsen habe (d. myth. s. 583); diese feuer gehn augenscheinlich zu-
rück auf heidnische opfer, und beim darbringen des rosses oder bocks galt
ohne zweifei die anzündungsweise des leichenbrands, der auch ein opfer war.
Allgemeiner verbreitet also uralt ist der ahd. ausdruck hurt, welcher
den buchstaben wie dem sinne nach dem lat. crates genau entspricht; das ^ kdWm.
r hat nur seine stelle gewechselt. bezeichnet dadurch wird wiederum
ein geflecht von weiden und reisig zu vielfachem gebrauch, namentlich zu
kähnen und brücken, weshalb es liburna und pons glossiert (Graff 4, 103$)
man flocht aber auch körbe, Schilde und vorgehängte thüren, das goth.
haurds, altn. hurd stehn gerade zu für thür; ags. ist hyrdel crates, craticula, OT
engl, hurdle, thornhurdle, mhd. hurt das geflochtne oder geschichtete reisig CytuMh . ^ 22 ,
auf welchem einer verbrannt wurde: J
dm hurt was bereit
untz viur dar under geleit. Iw. 5155.
ir werdet beide erbangen
oder üf einer hurt verbrant. Trist. 324, 31.
üf einer hürde, diu fiuric si. Wh. 44, 29.
/ /
in den gesetzen des mittelalters heifst es cmit der hürde rihten, im Ssp. 2,
13 upper hört bernen, d. i. auf dem Scheiterhaufen, mnl. findet sich horde
für geflecht, z. b. bei Potter 4, 2006; nhd. hat sich hürde zumal für den
um die Schafherde geflochtnen zaun erhalten. Zur eignen bestätigung des
Wortes und seines sinnes gereicht aber das altfranzösische re, welches ich
aus crates (wie ne aus natus) entsprungen glaube und wie unser hurt für
bücher verwandt finde, man sagte 'ardoir en re3 Trist. 161. 846. 1180 von
Verbrechern, die den feuertod erleiden sollten:
menee fu la roi’ne
jusques au re ardant d’espine, Trist. 10^,
also wieder zum brennenden dornbusch oder depandorn, wofür noch be- Jtu,7u>e4jtm y<L.
deutsamer eine vorausgehende stelle spricht, nach welcher könig Marc die
E2
cum Oim flrä&rn Rftu&jV
CünX ovwleovt TiM><v4>aO'~ cJfa,
P-t Vtrd d&m»{
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Per ficm Cyernocf
ajb im .
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32 32/0
Jacob Grimm
königin
sammeln
weifsen und schwarzen dörner zum verbrennen der
läfst, 831:
li rois commande espines querre
et un fosse faire en terre.
li rois tranchanz de maintenant
partot fait querre les sarmenz,
et asenbler o les espines
aubes et noires o racines.
fffÄuf^\)of\röc<r\e\u dieser dichter mag noch gewust haben, warum für Iseuts feuertod gewisse
K<wfv» (f&l 52 dörner (sarmenta, spinae albae et nigrae) auserlesen wurden, auch in Chre-
Ptm)i V'yro-i
&QA> D'ir^cr'
ßmxr0Aj(. i\U>
ret
PY-Juißiuqe'fl 20j~/ 2.3/1 ff ]lll.)
imynff (jt&A %(. ßwßo,. _ y
toh- • CooJa/tfA
tiens chevalier de la charrette, Reims 1849 p. 16 heifst es: ars en feu d’e-
|oA[». spinel, verbrannt auf dornfeuer. . A^<
jUA, .(%»$ ?/& BU in die heutige spräche hinab reicht das ahd. pigo oder piga,
/^^caOv/aiT conger*es> acervus, strues sowol lignorum als manipulorum. bair. beige,
irtfldj holzbeige (Schm. 1,158), Schweiz, beige, bjge, ordentlich geschichteter häufe,
holzbeige, holzstapel (Stald. 1,153), big schitter, holzstofs, scheiterhaufe Wcxaier "55^0C-
5 ch uLta-rv
I
schwäb. beug, holzbeug (Schmid 57) (*); ich finde auch in
_ mr
(Tobler 52),
östr. mundart schwanken zwischen vierter und fünfter ablautsreihe
em ort
a/j. K-ififtniiT
6 m cJU
epnoi &d!jC
; r f
unluj
jt2in Ostreich heifst Jedenspeigen, ein andrer Persenbeug, und jener in ältern
urkunden Iedungespiuge Idungsspiuge (gesch. d. deutsch, spr. 500) Yduns-
peugen (Wiener quellen und forsch, s. 167b.) das ahd. piugo sinus, cur-
vatura scheint dafür wenig passend, Iedunges bige aber congeries Iedungi,
verstehe man es von geschichtetem holz oder getraide, wobei sich wiederum
die behälter für feuer und körn begegneten, denkt man an den alten volks-
namen Iedunc Iodunc, so würde Iedunges pigo combustura Iedungi, den
ort bezeichnen, wo vielleicht im heidenthum ein berühmter held dieses alt-
suevischen Stammes als leiche verbrannt wurde.
Neben piga setzen ahd. glossen fin, welches denselben begrif von
rogus und strues ausdrückt, Otfried sagt fina, und sein versmafs räth langen
vocal anzusetzen, von Abraham, als er Isaac opfern wollte, heifst es II. 9,48:
in then alteri er nan legita, so druhtin imo sageta,
thia liebun sela sina ufan thia wituvina,
joh es ouh ni dualti suntar nan firbranti.
diesem worte entspricht das ags. vudufin und umgesetzt finvudu strues ligni;
SdvtVfi-
(*) Auch die italienische spräche hat dies hica congeries in sich aufgenommen. 6tfTnoin*
yv-VvV, fett kktMoMi* cj'm'tvv)
ituo fnU.^ (J? (jß-tw (am Zcnuf-
^Q%JL ?tzi * ^crU. u!>5e^ui{uv<
f~h> f i TI Ju. a M > Bf i a ■ /l V ■ _ — j \ m m* >r\
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über das verbrennen der leichen.
33 ZZk
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\<AAjp(Kuya *
noch im westfälischen holting to Ettelen von 1411 (weisth. 3,82.83) liest man
vineholt. Den Finnen ist pino strues lignorum ordinata, den Esten pinno,
den Lappen fino acervus, muora fino acervus lignorum, von muor arbor,
lignum, und diese vewandtschaften verbürgen ein sicher in das heidenthum
zurückgehendes uraltes wort.
Nicht minder scheint unser heutiges allgemein gültiges häufe, ahd.
hüfo und houf strues, agger (Graff 4, 833. 835) und wituhüfo = witufina,
ags. heap acervus, congeries früher zugleich die Vorstellung des scheiter- ^
haufens in sich zu enthalten, denn in den gl. argent. (Diut. 2, 194) wird
zur redensart rogum sibi construit ein alts. häp gefügt, unsre schleppende _ ‘
Zusammensetzung scheiterhaufe mag nicht weit über die letzten jahrhunderte 1 ^^
hinaufreichen, Luther verwendet sie nie, doch hat sie Aventin (Frankf. 1580 auA Sp^Grvqb t lw\ ux cki ,
hi.7-6^ .5 Klint-
R>
Kivpima
T7ß
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Cu~ir\ufitf>
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fol. 56b.) hüfo und houf entsprechen dem slav. koupa acervus und litt,
kaupas häufe, kapas hügel, grabhügel, todtenmal, kapczius grenzhügel, so ^ ^ ^
dafs uns auch diese benennung zugleich auf leichenbrand und grab leitet. ll\(
Die unerforschte Wurzel von hüfo houf getraue ich mir in hiufan lugere, ow*^ *
ululare zu suchen, dessen praet. houf pl. hufum lautet (Graff 4, 837), die U
labialis schwankt in hiuban, hiupan, wras sich zum goth. hiufan häuf hufum r
(xlht. Kay 3-gyjvstv, ags. heofan oder heofian schickt, hiernach ist hüfo oder houf entwe- r>&(V-(xy\ PQovs
^er ro§us 0(^er sepulcrum, wobei geweint, gejammert wird, holzstofs, oyycog, lug^V.Q)iL4
^ v<al^ 9______hügel des weinens, der wehklage, ein treffender ausdruck für den Scheiter-
haufen des alterthums, der allmälich in den begrif der anhäufung überhaupt
erkaltete, zugleich würde nun verständlich, warum ahd. hiufo und hiufal- vat. KijSivH'V oUm, Id' K-nülvtou*
JKv KAvfßLKa. Wft D , ’ o S u I n 1 I ff
Ka.*M uädtar rubus, tribulus, paliurus bezeichnen (Graff 4, 836), denselben Strauch, uort-attuji^ j anh ,
o ^ / / n i
der zum leichenbrand geschichtet wird, den dorn des trauerns. das ags. Avroj, /us^i/uycl ^ ckxaw.
heope, hiope ist rosa silvestris, dornröschen, mhd. hiefe, engl, hep, hip, maeYcye , -SörcHM.
tat'V 2m.
dän. hjbe, schwed. njupon; dem dorn selbst legt der Volksglaube fortwäh- Koti^x
rend eine heilige bedeutung bei, wofür auch der name schlafdorn, altn.
svefnf>orn zu erwägen bleibt, merkwürdig scheinen das slavische koupa
acervus und kupina rubus in gleicher weise einander zu begegnen, früher
nahm ich Verwandtschaft zwischen unserm häufe und dem lat. copia an,
welche aber schon der Wahrscheinlichkeit weichen mufs, dafs copia zu ops
und opus gehöre und aus conopia, dessen Zusammenziehung das o verlän-
gerte, entspringe, ja mit küpa oder kupina könnte selbst kupalo, die sl.
benennung des Johannisfeuers, gleich jenem bocksdorn, zusammenhän
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© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Dr 203
34 m
Jacob Grimm
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gen, oder das altsl. schipok rosa cariina, russ. Setup’ dorn, böhm. sip, sjpek
hagedorn mit jenem hiufo, hiefo, da slay. sch öfter unserm h entspricht.
Bustum wird in ahd. glossen (Diut. 1, 167), nach beiden lateinischen
bedeutungen, übertragen fiuristat, dar man prinnant, edo daz crap taotero,
ubi homines comburuntur aut sepultura mortuorum; dann auch durch aimu-
ria, eimurra, altn. eimyrja, ags. aemyrie, d. i. glühende asche im gegensatz
zu falawisca, der todten asche. die tradit. fuld. nennen ein dorf Beinrestat,
d. i, peinirö stat, locus ossium.
Zuletzt sei noch einer in alemannischen landstrichen gangbaren benen-
nung gedacht, mit welcher man vorchristliche, heidnische grabhügel unter dem
yolke kennzeichnet, sie heifsen dort schelmenacker, schelmengrube, schel-
mengasse, oder auch blofs schelm und schelme (1). ahd.scalmo scelmo, drü-
cken aus pestis, lues (Graff 6, 4SI), jener name scheint also auf die durch
eine seuche oder schiacht weggeraften menschen zu gehn, wie ahd. wuol
strages clades, das ags. völ hingegen lues, pestis besagt, beide rühren an
den begrif der walstätte. Beachtenswerth ist eine von Mone s. c215 beige-
brachte angabe aus dem j. 1475 cim brand zen haidengrebenT, hier hat sich,
scheint es, unter dem volk die erinnerung an das verbrennen fortgepflanzt.
Ich wende mich zu den FRANKEN, auch bei diesem tief in Gallien
eingedrungnen volksstamm, dessen Übergewicht und frühere geschichtschrei-
bung vorzugsweise nachricht über die bestattung der todten erwarten lassen
sollte, gehn wir leer aus an unmittelbaren Zeugnissen. Gregor und Frede-
gar, denen der heidnische brauch sicher noch bekannt sein muste, enthalten
sich seiner zu erwähnen (2). Im jahr 1653 wurde zu Tournay ein reiches
grab entdeckt, in welchem sich ein schwert mit goldnem grif, eine gold-
schnalle, über hundert römische goldmünzen, alle des 5 jahrh., dreihundert
goldne bienen,[die knochen eines grofsgewachsnen mannes, daneben der Schä-
del eines jünglings fanden, die eisenklinge des Schwertes zerfiel an der luft,
alles übrige ist sorgsam zu Paris auf bewahrt (3). höchst wahrscheinlich sind
die Überreste Childerichs, der im j. 481 noch als Heide starb (erst sechzehn
(1) Mones Urgeschichte des badischen landes 1,215-218 hat eine menge von belegen.
(2) Freilich im Hunibald steht einmal: Salagastus moritur et combustus urnae imponitur.
Trithemii opera, Francof. 1601 fol. p. 83.
(3) Chifletii anastasis Childerici. Anty. 166l. Mabillon ceremonies sepulcrales des rois de
France. CXutlA \ & 5 5*
Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Dr 203
über das verbrennen der leichen.
35 nz
jahr später gieng sein sohn Chlodovech über zum christenthum) und im kö-
nigssitze Tornacum bestattet wurde. Diese merkwürdigen alterthümer, er-
neuter betrachtung werth und bedürftig, lassen gleichwol nicht bestimmt
auf einen dem bestatten vorausgegangnen leichenbrand schliefsen, obschon
jenes jünglings vom rümpf gelöster schädel, als eines mit verbrannten, viel-
leicht dahin weist.
Das salische noch zur zeit des heidenthums abgefafste volksrecht
konnte fast nur da, wo aus missethaten anlafs zur composition entsprang,
also wo von beraubung der grabhügel die rede ist, gelegenheit haben des
leichenbrands zu denken, in der that liefert titel 55 de corporibus exspo-
liatis 7,war nir»ht diirrh die fassuru? des textes selbst, wol aber durch die bei- oX^
liatis zwar nicht durch die fassung des textes selbst, wol aber durch die bei-
gefügten malbergischen glossen, wenn ihnen die rechte auslegung abgewonnen ■
wird, unverkennbare beweise. S'v
Es sind hier zwei fälle unterschieden, der erste, si quis corpus occisi
hominis antequam in terra mittatur, exspoliaverit, worauf blofs 2500 denare
stehn, und si quis corpus jam sepultum effodierit et exspoliaverit, wofür
8000 denare zu entrichten sind, aufserdem dafs der thäter zugleich aus dem
lande verbannt wird und von niemand aufgenommen und beherbergt werden
darf, bis er sich mit den verwandten des todten ausgesöhnt habe, es scheint
jedoch nur von bestattung des leichnams und ausgraben des bestatteten die
rede, ein vorgängiges verbrennen durch den ausdruck corpus, der für asche
und gebein nicht recht taugt, fast ausgeschlossen.
Indessen findet sich zu dieser Verletzung des grabs und ausgrabung
der leiche die merkwürdige glosse thornechale, thurnichale LV, 3; turnicale,
tornechallis sive odocarina (*), thurnichalt (1. thurnichall oder chali) 3, 4;
thornechales, turnichalis 143, 1. in thurni, thorne liegt ganz deutlich das
goth. Jiaurnus, ahd. dorn vor äugen, dessen bezug auf den leichenbrand
schon soviel andere benennungen rechtfertigen, in chale chali chalis challis
erblicke ich das im text selbst tit. XLI und 227 erscheinende, durch die
Zusammenstellung mit ramis erläuterte callis hallis allis. challus oder challa
vergleicht sich dem ahd. hala siliqua, wintarhalla labrusca (Graff 4,851. 859);
winterhehlen heifsen nachNemnich noch in Ostreich herlinge; thurnichallus
Z\
(!) Odocarina berichtige ich in chreotargina cadaveris sepimentum. lex sah ed. Merkel
s. LIII.
36 2,24
Jacob Grimm
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oder wie man die endung bilden wolle, drückt also dorngezweig, dornge-
flecht, dornschicbte aus, womit man ursprünglich den Scheiterhaufen, dann
aber, wie bustum und rcccpog in den begrif des grabs Übergiengen, den grab-
hügel bezeichnete. man dürfte bei challus auch ans goth. hallus petra, altn.
hallr lapis und höll aula, ags. heal, ahd. halla steinsal denken und thur-
nichallis auffassen als dornhalle, dornstein; seit das verbrennen mit dem
begraben tauschte, konnte es natürlich sein, dafs der bisher geheiligte dorn-
strauch auch auf das unverbrannte leichen umschliefsende grab gepflanzt
wurde, es geschah vielleicht aus ähnlichem grund auch bei den hügeln ver-
brannter leichen. hierzu stimmt sogar die ahd. glosse thornhüs ram (gl.
Ker. 236. Hattemer 203b.) dornhtis rar (Diut. 1,270), wo ich statt des
sinnlosen rar und ram vorschlage zu lesen ramnus, rhamnus oder ein roma-
nisches ramale, ramata, in beiden fällen scheint damit ein bedornter grab-
hügel gemeint, ferner dürfte man tit. XLI cde ramis aut hallis cooperuerit3
durch ein bedecken mit ästen und steinen deuten; dadurch wird nun auch
in einer urkunde des j. 786 bei Wenk im dritten band der ausdruck ctumuli
qui vocantur hagenhougi3 vollkommen erläutert, es sind dornhügel, von ha-
gan paliurus und houc tumulus. Diese einzige glosse thurnichallis versichert
uns also, wenn man meinen erörterungen folgen mag, dafs die Franken,
gleich den übrigen Deutschen, ihre todten auf dörnern verbrannten und
zugleich einen dorn über der grabstätte pflanzten.
Noch unsern Volksliedern ist es unvergessen, dafs auf oder vielmehr
aus gräbern dorn und weifsdorn spriefsen. in der sageberühmten schiacht
Carls des grofsen mit den Heiden, als der gefallnen leichen unerkennbar
untereinander lagen, geschah ein wunder: man fand bei anbrechendem tag
durch jeden Heiden einen hagedorn, bei jedes Christen haupt eine weifse
blume gewachsen, ich will Strickers worte selbst ausheben, 118 b.:
zwei ungelichiu wunder ßo-rtati
sach man an in beiden:
durch iegelichen heiden,
der da ze tode was erslagen, U
gewahsen was ein süre hagen; (2)
(1) Aus hagan, mhd. hagen paliurus entsprang das nhd. hain, eigentlich dumus, dumetum,
zuletzt lucus, silva überhaupt.
(2) Bei Schilter: was gewahsen ein hagen; ich bessere nach Trist. 449, 12 und schalte in der
folgenden zeile 'heiden3 ein, da das sechsjährige aussehn, in verschrumpfter zwerggestalt, auf
die hagendörner selbst nicht zu beziehen ist.
AaQ,Ö)öY7' ifü'vn^ejnA.'Mfc .
über das verbrennen der leichen.
37 21Ü
die heiden waren rehte gestalt,
als wseren si sehs jar alt,
sus lägen die unwerden
gezwicket zuo der erden;
die cristen lagen baz hindan,
dö sach man iegelichem man
gar bi sinem boubte stän
ein wizen bluomen wol getan,
do die werden pilgerine
von des liehten tages schine
die bagendorne sähen,
begunden sie dar gäben
und sähen die beiden so gesebant,
daz bime Zeichen wart erkant,
ir sele verlorn wseren
und aller genäde enbseren;
die cristen lägen micbels baz,
got het an in erzeiget daz,
daz er ir belfer wolte wesen,
dos also lägen üz gelesen
gezieret mit den bluomen wiz:
got bet siner genäden fliz
an ir lichnämen do bewant.
In des pfaffen Conrad Überlieferung, wie bei Turpin selbst, geht das alles
verloren; doch auch eins der altfranzösischen gedichte meldet, dafs um die
beerdigung der auf dem Schlachtfeld vermischt liegenden leichen zu vollbrin-
gen ein gebet wunder gewirkt habe und früh morgens alle Heiden in dörner
verwandelt gewesen seien, die nicht blühen können (1). darunter scheint
offenbar der schwarzdorn, spina, verstanden, der, wo genau gesprochen wird,
dem weifsdorn rubus entgegen steht, und den Heiden zum opferbrand dien-
sam war. Bedeutungsvoll aber nannten die Franken jene grofse walstätte
Ronceval, span. Roncesvalles, bei Turpin Runciae vallis, von runcia, franz.
ronce rubus, sentis, und dieser altfränkischen sage (2) traue ich noch ein
nachgefühl des heidnischen begriffes thurnichallis zu.
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38
Jacob Grimm
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Um nochmals zum salischen gesetze zurückzukehren, nimmt man
tit. XLI, wo von einem werfen des getödteten in den brunnen und zudecken
mit reisern und dörnern die rede ist, callis entschieden für dörner, so ver-
dient der zusatz caut incenderit’ in 318 (ed. Merkel s. 86) hervor gehoben zu
werden, weil cooperire et incendere an den leichenbrand mahnt und for-
melhaft hierher übertragen scheint, wo gar kein brand angewandt wäre,
diese worte gewährten dann den einzigen bestimmten ausdruck des textes
selbst für das verbrennen.
Was bedeuten die worte: si quis cheristadona (cheristaduna, arista-
tonem) super hominem mortuum capulaverit, mit der malb. glosse madoalle
oder mandoado 144 und 256? charistado cheristado haristato aristato scheint
mir eine auf dem grabhügel am ofnen weg, wohin die heidnischen gräber ge-
legt zu werden pflegten, errichtete heerseule oder irmenseule. die kaiser-
chronik meldet z. 624, dafs die Piömer des getödteten Julius Caesar gebein
auf (vielmehr unter) einer irmenseule begruben, ganz wie die griechischen
hermen auch am wege standen.^Aus Paulus Diaconus wissen wir, dafs die
Langobarden Stangen (perticas id est trabes) an ihren gräbern errichteten,
und der charistadonen scheinen mehrere auf einem grab gewesen zu sein,
da von einem jeden (unoquoque) die gesetzte bufse von 600 denaren zu
zahlen ist. 339 heifst es schlecht erläuternd: si quis aristatonem, hoc est
stapplus super mortuum missus, capulaverit, aut mandualem, quod est ea
structura sive selave, qui est ponticulus, sicut mos antiquorum faciendum
fuit, qui hoc distruxerit aut mortuum exinde expoliaverit, de unamquamque
de istis 600 denarios culpabilis judicetur. in diesem barbarischen satz ist
staplus das ags. stapol, ahd. staphol, altn. stöpull columna, basis, fulcrum,
dän. stabel pila; mandualis oder mandoalle ein gitter, wenn das ags. mond,
engl, mound corbis u. Ducange s. v. mandalus, clausura zur erklärung genom-
men werden darf, selave, silaue, 144, 4 sogar si levaverit, vermag ich gar nicht
zu deuten. Endlich 145: si quis hominem mortuum super alterum in nauco
(naufo naupho naucho) aut in petra miserit, malb. edulcus (idulgus), sol. 35
Co tüLirv\Qllo^
Y»l clin rh* I f
/
\jafi ,aßfn
]ol C.sJj.
(1) Vgl. deutsche myth. s. 105. 107. Heinrichs von Müglein ungrische chronik (nach Keza)
erzählt, wie Kewe der Heunen feldherr bei Tulna in der schiacht gegen Dieterich von Bern
blieb: do kamen die Hewnen und hüben iren haubtmann auf und machten ein steinen sewl pei
der strasze und pestaten in mit seiner geselschaft, die des wirdig waren. Man halte hierzu her-
nach den slavischen bestattungsbrauch.
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über das verbrennen der leichen.
39 m
culpabilis judicetur. naufus scheint ein sarg zu sein, denn Gregorius turon.
de gloria confess. sagt: sancta corpora pallis ac naufis exornata, reliquien
in kostbare tücher gewunden und in särge gelegt; vielleicht hängt nauchus
nauphus mit unserm nachen und dem lat. navis zusammen (vgl. altn. noi
vasculum) und mit dem heidnischen brauch im schiffe zu begraben, in schif-
fen leichen zu verbrennen oder den sargen und gräbern gestalt des Schiffes
zu geben, beides zu schiffen und Särgen werden bäume ausgehölt, und wenn
tit. 18 der lex Bajuv. de mortuis et eorum causis mit einem capitel de navi-
bus schliefst, so kann dabei dieser Zusammenhang obwalten.
Alle diese in erwägung gezognen stellen des salischen gesetzes bieten
noch mehrfache dunkelheit dar und lassen zwar in der glosse thurnechallis den
leichenbrand vorblicken, gewähren aber über das begräbnis selbst so vielfache
bestimmungen, dafs man der annahme sich kaum enthalten kann, unter den
Franken habe schon vor ihrer bekehrung auch das begraben neben dem ver-
brennen geherscht. Was in Benedicts capitularien 2, 197 (Pertz 4b., 83)
gesagt ist: admoneantur fideles ut ad suos mortuos non agant ea, quae de
paganorum ritu remanserunt, ist zu unbestimmt, als dafs man daraus für die
eine oder andre bestattungsweise etwas folgern dürfte. Rogge (über das
gerichtswesen der Germanen s. 38. 39) stellt mit gewohnter kühnheit auf,
das begraben sei die regel gewesen und habe für den natürlichen tod, das
verbrennen für die ermordeten, in der fehde und dem Volkskrieg gefallnen
gegolten.]"an beweisen hierfür gebricht es ganz.
Die, wie es scheint, zu anfang des achten jahrh. abgefafste, in Ma-
billons acta Bened. gedruckte vita Arnulfi metensis enthält cap. 12 eine
wichtige meldung, nach welcher sich nicht zweifeln läfst, dafs zur zeit Da-
gobert des ersten, folglich noch in des siebenten jahrh. erster hälfte die
heidnischen THURINGE ihre todten brannten. Als nemlich im gefolge
des Frankenkönigs Arnulf nach Thüringen gelangt sei (patrias Thuringorum
intrasset), habe sich an einem orte daselbst ein kranker, dem sterben naher
jüngling befunden, mit welchem Oddilo, einer der vornehmen in des königs
geleite, verwandt und befreundet war. bei der bevorstehenden abreise des
königs sei nun diesem Oddilo in seiner bekümmernis und angst kein andrer
rath geblieben als den befehl zu ertheilen: ut languentis capite amputato,
cadaver 'more gentiliunT ignibus traderetur; vielleicht wollte er die asche
mit sich führen. Arnulf jedoch um hilfe angegangen, habe durch sein gebet
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Jacob Grimm
des kranken gesundheit hergestellt. Das abschneiden des haupts erklärt
etwa den unverbrannt bestatteten jünglingsschädel in Childerichs grab; ge-
nau aber stimmt zu der herulischen sitte sich ihrer abgelebten greise zu
entledigen oder der skythischen und altnordischen ihre alten vom fels zu
stürzen, dafs auch in Thüringen gestattet war, aufgegebnen und verzwei-
felten siechen, bevor der natürliche tod eintrat, das leben zu nehmen, wo-
durch sie wol gar erst des feuerbrandes wdirdig wurden. Aus der lex An-
gliorum et Werinorum steht für diesen nicht das geringste zu gewinnen.
Noch minder als bei Franken und Thüringen läfst sich unter den
länger dem heidenthum anhängenden SACHSEN das verbrennen der todten
in abrede stellen. Die epist. 72 Bonifacii (ed. Würdtw. p. 192) vom j. 745
besagt: nam in antiqua Saxonia si virgo paternam domum cum adulterio
maculaverit, aliquando cogunt eam propria manu per laqueum suspensam
vitam finire, et super bustum illius incensae et concrematae corruptorem
ejus suspendunt; die an sich selbst hand an zu legen genöthigte wurde nach-
her verbrannt, weil es brauch war alle todten zu verbrennen. Das im j. 785,
wahrscheinlich zu Paderborn ergangne capitular Carl des grofsen verordnet
cap. 7 (Pertz 3, 49): si quis corpus defuncti hominis secundum ritum Pa-
ganorum flamma consumi fecerit et ossa ejus ad cinerem redegerit, capite
punietur; und cap. 22: jubemus ut corpora Christianorum Saxanorum ad
cimeteria ecclesiae deferantur et non ad tumulos Paganorum. diese an ihrer
gestalt kennbaren tumuli und der brand war den bekehrern ein so grofser
greuel als das essen des pferdefleisches.
Dafs im zehnten und eilften jahrh. unter dem niederdeutschen volk
noch manche erinnerung an das verbrennen der todten haftete, verraten uns
züge bei den geschichtschreibern. Thietmar von Merseburg erzählt 1,7,
zur zeit bischofs Balderich von Utrecht (928 bis 977) habe ein priester in
der morgendämmerung eine neuerbaute kirche zu Deventeri betretend die
todten opfer bringen sehn und sei in der folgenden nacht, als er auf des
bischofs geheifs in der kirche wache hielt, von den geistern heraus geworfen,
endlich in der dritten nacht von ihnen ergriffen und dem altar gegenüber zu
asche verbrannt worden: et ecce solita venientes hora elevaverunt eum,
coram altari eum ponentes et in favillas tenues corpus ejus resolventes. der
volkswahn liefs diesen verstorbnen geistlichen von (heidnischen) geistern,
denen der kirchenbau zuwider war, den flammen übergeben. Als im j. 1017
essisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Dr 203
...
Y*0 Hä^JsW' l
*, hßojif. ^ /^-Or
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rennen der leichen.
41
md ein geistlicher darin verbrannt war,
: corporis perusti tenues favillas mane
Dsuere praedecessoribus. Thietrnar 7,43.
h heute bleibt das gebein der im feuer
ilein der beidemal gebrauchte ausdruck
len unterschied zwischen der asche des
f welchen man sich bei Verbrennung der
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fyetvK * <atn.n- regisir. oardcnuuiö aucTj j jL/dxvji.jcijl uc»n n
Bo-i-Kindlingers münst. beitr. 2,59, die he1
^OVn l«* J (SeA*J- Spiel Enniger una wol noch anderwä
ßjtxX*. zurück auf bäl rogus, ags. bsel, altn.
, *Ä l.' < fries. herne, weil man wahrscheinlich i
Örter zum leichenbrand ausersah, im i
ßfllo 3^ einfache, jenem Eede vergleichbare w»
iGG-ltk- Balsham ein gegenstück zu Adeshäm (2
ü aus braunschweigischen urkunden eine
° s> -?>0»
UJöaKm*will jenem ahd. saccari rogus an die s
WyV 8?$6S- nicht auslegen könnte, sollte nicht im
5 GY ^oXCO*a tusta oder ein Combustica in Mjsien, .
; jens]3ejoe in Ostreich statten des leicht
Die trad. corbeienses 229 gewä
bolla, welcher ungefähr bedeuten muf
In niederdeutschen gräbern fine
schenknochen und geräth, das vom i
sacvjxuu
flWborjAoltl
kurff-U buMc [
%'* kuYt-rUxi.>JsV
6weiten
/V* /y
0
(*) Auch die trad. fuld. cap. 6 p.4l ed. Dr<
wo gelegen. m Suxlher^oru-m 'mciYca *
(2) Svilberg, der name eines sächsischen gai
resh. 2703 für Sulllzoberg, von suillzo incendiur
va^.aa*. 5ue>olody -s.43. r .
tutelAjar» C^ern OT(* ^6yiK^|
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V OM-ifyeJlß, fmeh. v/^rd-^n- hiedet
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ueßa™, GOeßecn mtaxit, offt-tWe, Uar^-t
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3acßer, $iftorie oon b. ^falzgräfin ©enooefa 2039
Die §iftorie oon ber ißfatjgräftn ©enooefa.
Sin Settrog zur beutfe^en Sitteraturgef(flirte
unb üBfgtßologie oon $uliug .gaeßer. Sö'
niggberg, Serlag bon Scßubert unb Seibel,
1860. 63 <3. in Dctao.
Diefe oerbienftlidje Slbßanblung verfällt in zmei
Dßeile. Der erfte zeigt, baß bag big auf ben ßeu=
tigen Dag oielfadj gelefene 3$olfgbucß, toettn eg aud)
in feiner jegiqeti ©eftalt erft in einem Sölner im
aeßtzeßnten gaßrßunbert erfißienenen Drntfe nacß=
meigbar ift, in feiner älteften ©runblage auf eine
lateinifeße Segenbe ^urittfgeßt, welche fdfon oor ber
3)iitte beg fünfzehnten 3ai)r()ttnbertg in einer §anb=
fcfjrift ber Slbtei l'aacf) unfern Soblenj oortjanben
mar unb, mie fief) aug ber 9iad)fd)rift berfelbett
(Scripta vero sunt haec primo vulgaritor)
fctjtiegen läßt, oielleidjt auf ein noch ältereg, jetst
oerloreneg beutfeßeg ©ebidßt meift. 21uf ©runb bie=
fer lateinifdjen Cegenbe, meldje oon (p. Sauevbont
(©eftßicßte ber ^faljgrafin ©enooefa unb ber Äa=
pelle grauenfinijen. Dtegengburg 1856, 54 f.)
ijerauggegeben ift, berfndjt ber Serf. in bem jmeh
ten Dßeile in ber @rjaf)tung oon ©enooefa einen
urfprimglid) ßeibnifeßen Diaturmßtßug naeßzumeifen.
Dbgleidß biefe Slnficßt im 3tllgemeinen moßl rießtig
ift, mie bem 9!ef. aueß feßon in ‘ißfeiffer’g @erma=
nia 1. 434 bie Sage oon ©enooefa mit meßreren
oermanbten beutfd^en SRßtßen zufammcngeftellt ßat,
fo oermiffen mir bodß im (Einzelnen eilte feßarfe
SSemeigfiißruttg. Denn allgemeine ^3emerfungen
über bie pßßfifcße 33ebeutung ber SJißtßen, mie fxe
S. 41 f. gegeben merben, unb SSergleidie mit inbh
fdßen unb griedjifcßen Slfßtßen (mie 3. 18. menn bie
SDftlcß ber .'pirfcßluß, tueldje ben Soßn ber ©eno=
oefa fäugt, <3. 49 für bag Ulaß ber ffiolfett tx-
oo.ioS,
m «4
boKS -
ec^y
des kranken gesundheit hergestellt,
etwa den unverbrannt bestatteten jüm
nau aber stimmt zu der herulischen
entledigen oder der skythischen und
stürzen, dafs auch in Thüringen ges1
feiten siechen, bevor der natürliche t
durch sie wol gar erst des feuerbranc
pliornm pt Wermomm steht für* diese]
2040 ©Btt. geh »uj. 186h Stücf 51.
Hart unb mit bem grieefufdjen S^eftar unb bem im
bifdjenSoma jufammengefteßt mirb), fuhren bei ber
Unterfud)ung beutfdjer Sagen menigftenS niefjt fidler
^um jjteje.
Um nun ju geigen, bafj e$ fyier guuadjft auf
eine ©rläuterung ber Sage aus fid) unb anbern
oermanbten beutfefjen an!am, motten mir nur einen
^Snntt Ijernorljeben. 9fadE) bem VolfSbudje lebt bie
oon ifyrern ©atten gum Sobe oerurtfyeitte ©enooefa
mit ü)rem Sinbe in einer §öf)le* Sa bie §öl)le
meljrfad) in beutfdjen Sagen bie Untermett befcentet
(ogtt *ßf. ©ermania 1, 422), fo ift fie, obgleid) bie
©rjafftung baS milbernb nur anbeutet, mirffid) ge*
tobtet ?cun ift es überrafdjenb, bajj ber f)ier ab"
meicfyenbe lateinifdje Se^t bod) auf biefelbe (Srffa=
rung füfyrt ©r berichtet, baft ©enooefa eine sjrues
lignorum et circimiligatio rubetorum quantum
potuit congregare gu ifjrem äßoljnorte batte* SaS
ift aber eine beutlidje Vegeidjnung bes Sdjeiterfjau*
fenS, auf meinem fie oerbrannt ift, meil man tu
alter ^eit gur Verbrennung ber Seiten namentlid)
ben §>agebuttenftraudj oermanbte, beffen altljodjbeut*
fdje Benennung hiufo , hiufaltnr mie ©rirnm (über
bas Verbrennen ber Seiten S. 33) gezeigt I)at,
oott hintan (lugere) abguleiten ift unb in bem eng*
ften .gufammenljange mit bem 8eid)enbranbe fteljt.
Sa fyiernad) bie Sage in einer geit entftanben fein
mufj, in meldjer bie Seicfyen nod) oerbrannt mürben,
fo ift bamit bie 2tnfidf)t beS VerfS, bafj in berfei-
ben fitf) in ber $orm einer £egenbe ein ^eibnifd^er
erhalten tjat, oollftanbig ermiefem
sb. m.
tnken
aden !
Boni;
a si v
3am p
llius i
ar alle todten zu verbrennen. Das im j. 785,
*angne capitular Carl des grofsen verordnet
•pus defuncti hominis secundum ritum Pa-
t et ossa ejus ad cinerem redegerit, capite
s ut corpora Christianorum Saxanorum ad
aon ad tumulos Paganorum. diese an ihrer
;r brand war den bekehrern ein so grofser
üsches.
m jahrh. unter dem niederdeutschen volk
verbrennen der todten haftete, verraten uns
n. Thietmar von Merseburg erzählt 1,7,
Jtrecht (928 bis 977) habe ein priester in
erbaute kirche zu Deventeri betretend die
sei in der folgenden nacht, als er auf des
he hielt, von den geistern heraus geworfen,
hnen ergriffen und dem altar gegenüber zu
e solita venientes hora elevaverunt eum,
avillas tenues corpus ejus resolventes. der
m geistlichen von (heidnischen) geistern,
r, den flammen übergeben. Als im j. 1017
über das verbrennen der leichen. 41 %%(j
zu Magdeburg feuer ausgebrochen und ein geistlicher darin verbrannt war,
sammelte man sorgfältig die asche: corporis perusti tenues favillas mane
patres sumopere colligentes suis apposuere praedecessoribus. Thietmar 7,43.
das wäre nichts heidnisches und noch heute bleibt das gebein der im feuer
verunglückten nicht unbegraben; allein der beidemal gebrauchte ausdruck
ctenues favillae3 scheint mir noch einen unterschied zwischen der asche des
leibs und des holzes anzudeuten, auf welchen man sich bei Verbrennung der
leichen ohne zweifei wol verstand: es ist das was Horaz cfavilla nigra3 nennt OtuA \0l)
im gegensatz zum cinis e carbonibus. - J )
Gewis deuten einzelne Ortsnamen sächsischer gegenden auf heidnische
brennstätten; ich will einige hervorheben, in Geldern liegt ein dorf Eede,
wahrscheinlich von ed, ags. ad, ahd. eit ignis rogi. Kemble no. 983 hat 5 KV,
Adeshäm, heute Adisham in Kent, was in ahd. Eitesheim zu übertragen Ul/äjuA^\bhrty(k/'
JlcdaJL o
'äjejvK (atK » 'A - registr. Sarachonis 209
fy&l- Kindlingers münst. beitr. 2, 59, die heutige bauerschaft Ballhorn im kirch-
nOV7\ 1 Spiel Ennig er und wol noch anderwärts in Niedersachsen (*), leitet sich
zurück auf bäl rogus, ags. bael, altn. bäl und horna angulus, ags. hyrne,
fries. herne, weil man wahrscheinlich in jedem landstrich gewisse abgelegne
v liYzf«
in /öOUaJhntTia wäre. Balahornon der trad. corb. §. 51, Balehornon in pago Pathergp des
),^Baleharnon in der Freckenhorster rolle^uinf in
Furfc. \00.(ö^.
.iSp
qJI .Bvainn U 0VT\ O'Y' •
S&AA
Örter zum leichenbrand ausersah, im ags. Bsele bei Kemble haben wir das Aöctaco™k P. A9e&coW> v*
einfache, jenem Eede vergleichbare wort selbst, und in Bseleshäm, heute ft Aromf> ™ iv»vAT
R »ft/ or emtacne, jenem Jbjede vergleicnnare wort selbst, und m i^selesnam, Heute w
|f)6Balsham ein gegenstück zu Adeshäm (2). Falke trad. corb. 792. 795 führt Ql% oau/* cumaboC \
6 aus braunschweigischen urkunden eine villa Sekere an, die ich einmal wagen wfo SiKete
UJoli-Km*. 6ca ■will jenem ahd. saccari rogus an die Seite zu stellen, wenigstens sonst gar \ ;nnf
H-^l- 8, $66- nicht auslegen könnte, sollte nicht im itiner. Antonini der Ortsname Com- 1,6t- r\
SGY busta oder ein Combustica in Mysien, gleich jenem Busta Gallorum und Je- \ndliufar oJ)m
Uxiv&W densbeige in Ostreich statten des leichenbrands anzeigen?
&WK QV- Konbc+<5 -
SQCVMAAJX
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f foG
kurf baMc [
Die trad. corbeienses 229 gewähren den seltnen mannsnamen Horo- K(XU/t^v^ •
bolla, welcher ungefähr bedeuten mufs urna lutea, aschenkrug.
bormAolti* In niederdeutschen gräbern finden sich nicht allein verbrannte men-
schenknochen und geräth, das vom leichenbrand verbogen und gesprengt
(*) Auch die trad. fuld. cap. 6 p.4l ed. Dronke habenc in villa Balhurne3, man sieht nicht
wo gelegen. m Suiltaera^ovuirn 7na*/«a .k.covb, Afer UJ\£
(2) Svilberg, der name eines sächsischen gaus, scheint brennberg, ahd. Sulziberg cod. lau-
0
,aH. CtiaoA ^\JLf c)
(jwsjb. '
ÖOTWJU, U i
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^ j OYllOcI ÜC1 lldillC clllco odbliMStKlcil gdUS ^ oCllClIlL Ü1 (jllillJbrg ^ ctiiCl» OUlZIDCrgJ COCl# 1311— I . •
resh. 2703 für Suilizoberg, von suilizo incendium. Sckßorq WcvrWff icV\ JUc^e-f u° 1S\ • na btti. LLT^dY
sv*0Lo£*. 43. // n l M ^ e^icy I. ^ ,£ ’
Ctkd tiueLfcarv C*err\ ot* / 6ycj| ^
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Jacob Grimm
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wurde, sondern auch unverbrannte, und Sachen, die keinem brand ausgesetzt
waren (1). gehören diese hügel dem Sachsenvolk oder einem andern deut-
schen an, so ist offenbar, dafs die leichen, nach einem uns unbekannten
unterschied bald verbrannt, bald unverbrannt begraben wurden.
Alle bisher für den leichenbrand unter gothischen, hoch und nieder-
deutschen volkstämmen aufgebrachten beweise sind mühsam aus einzelnen
glossen und Ortsnamen oder vereinzelten nachrichten der gesetze und ge-
schichtschreiber zusammen gestellt worden; ungleich lebendigere und be-
deutendere meldungen gehen aus angelsächsischen und altnordischen quellen
hervor, nicht nur weil diese auf einer längeren dauer des heidenthums und
seiner denkmäler sondern auch auf der bei jenen Stämmen fast erloschnen
einheimischen poesie beruhen.
Für die ANGELSACHSEN liefert uns das epos von Beovulf, dessen
jetzige gestalt höchstens dem siebenten oder gar achten jahrh. angehört,
dessen grundlage schon von den auswandernden Angeln und Sachsen nach
Britannien mitgebracht wurde, die Schilderung zweier grofser Scheiterhaufen,
die freilich prächtiger und geschmückter hervor treten, als des Römers ein-
fache beschreibung ergab. Der erste leichenbrand ist der des helden Hnäf
(ahd. Hnebi), nach dem es auch in einer urk. von 976 bei Kemble 3, 130
heifst to Hnäfes scylfe, zur bank oder zum stul (engl, shelf) des Hnäf. die
ganze von 2207-42 reichende stelle mufs hier ausgehoben und erwogen
werden.
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anon aequA'Y«.,
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ad väs geäfned and icge gold
ähäfen of horde herescyldinga,
betst beadorinca väs on bsel gearu.
ät |)‘am ade väs edgesyne
svätfäh syrce, svin ealgylden,
eofer irenheard, ädeling manig
yundum ävyrded, sume on väle crungon.
het J)ä Hildeburh ät Hnäfes äde
bire selfre sunu sveolode befästan,
bänfatu bärnan and on bael dön,
earme on eaxle. ides gnornode,
geomrode giddum, gudrinc ästäh,
vand to volcnum välfyra msest,
hlynode for hläve, hafelan multon,
(*) Lisch meklenb. jb. 11,368-372. Was alles Bolten (Ditmarsische gesch. 1, 315 -310) von
gräbern und leichenbrand meldet ist schmählich erdichtet.
über das verbrennen der leichen.
43 2?f
bengeato burston, |>onne blöd ätspranc,
lädbite lices lig ealle forsvealg,
gsesta glfrost {>ara p>e paer güd fornam
bega folces, väs hira blaed scacen.
3a die ganze erzählung von Hnäf nur eine episode des gedichts bildet, bleibt
in den persönlichen Verhältnissen einiges dunkel. Hnäf war, wie aus Vid-
sides liede erhellt, ein Hocing, also chaukisches geschlechts, und die schiacht,
worin er fiel, auf friesischem gründe geschlagen, weshalb alle diese gebräuche
für Friesland mitgelten müssen. Hildeburg, Höces tochter (2146) verlor in
der schiacht geliebte kinder und brüder, ich nehme den Hnäf für ihren
bruder, auf dessen Scheiterhaufen sie zugleich den gefallnen sohn bringen,
und mit dem arm an jenes achsel stellen liefs, earme scheint instrumentalis.
sveolod von svelan brennen ist ein mit äd gleichbedeutiges wort für die glut.
aufserdem waren andre im kampf gebliebne krieger, das blutige hemd des
Hnäf, sein eberhelm und schweres gold auf den holzstofs gelegt, unter lau-
tem wehklagen Hildeburgs erhob sich nun die gierige um den hügel spielende
flamme und des helden geist erstieg mit ihr in die luft: so glaube ich das
egüdrinc ästäh3 auslegen zu dürfen, denn ein steigen des todten auf den ^ ^ .
Scheiterhaufen kann unmöglich damit gemeint sein|7 oder wäre zu ändern fcxlev fyfrl c)£\ ydntä dt'i c/u
gudrec, heftiger rauch? ^
Die zweite stelle am ende des ganzen lieds geht auf den gefallnen
Beovulf selbst 6268-90
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yjcS .VuäuTec a^Vo4%
TsC£U*Q »
him J)a gegiredon Geata leode v^.vuämvec GSL&O.
ad on eordan unväclicne
belmbehongne, hildebordum,
beorhtum byrnum, svä he bena väs.
älegdon J)ä to mlddes mserne fieoden
häled hiofende hläford leofne.
ongunnon f)a on beorge bselfyra msest
vigend veccan: vudurec astäh
sveart of svicfiole, svogende let
vöpe bevunden, vindblond (ne) geläg,
od f)ät he J)ä bänhus gebrocen häfde
hat on hredre.
die helden behiengen den Scheiterhaufen mit helmen, Schilden, brunien,
legten ihren geliebten herrn in deren mitte und begannen das feuer zu
wecken, das nun den leichnam verzehrte, wie dort välfjra msest heifst der
tAfe. *J»A ftA c)aA ^ v*r jloX ußtcQQjfa^' (floov. £T_{C4 t vJM Vovw
‘ wv ~fAk 9cuÜ> *Ji A
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44 %%%
Jacob Grimm
s.33
OT) h&^oJlcrd>(X\r\?b .
» O^.QCon • 3\2v^
O/j^ örkwomiv
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&4n i.^OttJtar jpv.tai£örn ^m) ^
Vv--kJ*/ 1/3,a rvörmu«^ ■
brand hier baelfyra msest; vudurec ästäh käme dem vorhin gemutmasten
güdrec ästäh zu statten: schwarzer rauch stieg unter wehklagen (hiofan
s. 221) der leute prasselnd aus der glut (vielleicht für svicf>ole zu lesen
sviolode?) und der wind legte sich nicht, bis das beinhaus (der leichnam)
gebrochen w~ar. In den folgenden leider beschädigten versen wird hinzuge-
fügt, wie die männer über der brandstätte einen hohen und breiten hügel
aufwarfen, zwölf helder^en hügel umritten und ihres herrn preis ausspra-
chen. mitverbrannter rosse ist in keiner der beiden stellen gedacht.
Hier sind noch einige andere desselben gedichts:
bronde forbärnan, on bsel hladan. 4247. ^ ^fjT***J
hlsev gevyrcean beorbtne äfter baele. 5600. " °
aer he bael eure, bäte headovylmas. 5632.
J>a sceal brond fretan, äled |)eccean. 6025.
J>e us beagas geaf on ädfaere
ne sceal anes hv’at meltan nnd Jam modigan. 6012.
liebt f)ät bie baelvudu feorran feredon. 6219;
die letzten worte malmen an das herbeisehaffen des holzes zur pjra im ho-
Wrf.öKö&'S/^.bwÄ
\
ao.
Uyäa’el4,y ,meriscben epos, welches holz unter bselvudu gemeint sei, möchte man wissen.
i
\M
ftl
Du
Csedmon, da wo Abraham und Isaac, oder die drei männer im feu-
rigen ofen besungen werden, verwendet überall noch die heidnischen aus-
drücke; er sagt äd hladan 175, 25, äd und baelfyr 173, 3. 4. on bael ähöf
175, 30. 177, 14. ädfyr onbran 203, 4. baelblyse 203, 9. 230, 12. tö baele
*'ju-v — _____ gebeodan 242,4. die schottische spräche hat bail für feuer und flamme
bewahrt; es klingt auch an das galische bealteine, beilteine an.
In den ags. gesetzen begegnen ebensowenig verböte des heidnischen
leichenbrands als in den fränkischen und thüringischen; mehr fällt auf, dafs
die canones Edgari, capitula Theodori, das confessionale Ecgberhti unter-
lassen abergläubische Überreste des gebrauchs zu rügen, er scheint schon
e/f off (Ke.
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vd ocxc(7pi.
dju/. h (XTSt ^
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Qk).
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- ofcXSIT C/YWhma^, verschollen. Was bei Beda 3, 16, als vom anzünden einer Stadt die rede ist,
X, Upr\ A ^T^A7\/ flMrtf&n
' Jt ih.'«. krstt, 0
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sfvui^ • H'of Of^Qcf-
aW. liu»/ d tu
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Woac .
gesagt wird: advexit illo plurimam congeriem trabium, tignorum, parietum
virgearum et tecti foenei, lautet in der Übersetzung: micelne äd gesomnode
on beämum and on räftrum and on vägum and on vatelum and on Jbacum.
hier drückt äd nicht die flamme aus, sondern den gehäuften, geschichteten
holzstofs und die parietes virgeae sind crates.
Noch länger als unter den Sachsen dauerte der heidnische glaube bei
den SCANDINAVEN, noch reichlicher verzeichnet sind hier die denk-
4t> J^cnm Calöain .\{prtd)ßi cllari^
o|^ |3^TW ^><^7 —--------. '
&*h>,
b&t/i. arnddeu*^
3*2)8A'? sccai b?
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Dr 203
i
1l)ecfa||uitggi’b<’nl>£ beutfd)«? tteidje-Hcclainmluug.
® 0 riutttnu-
103*
••
&ottitefjt<tg ben 26» ©ctobet 18418, f8otmittajj§ 9 Hbf.
govtfegung in Smttbuug übet Slvt. H. §§. 2, 3 uni> 4 ieS aScrfaffung^entttmrf«.
♦
£ 'M.0X3
über das verbrennen der leichen.
45
\iajt , fWfiOji/Jor
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fdoor Kfr*v>vv\
mäler in gedieht wie prosa, und hier werden die ausführlichsten nachrichten
und beispiele für das verbrennen der leichen anzutreffen sein, selbst die
heutigen sagen und lieder weisen noch manigfach darauf zurück.
Snorri in der Vorrede zu seinen königssagen geht sogar vom verbren-
nen aus und meldet, das erste Zeitalter habe brunaöld geheifsen, wo man alle
todten menschen brannte und über ihnen bautasteine aufwarf; als aber Freyr
unverbrannt im hügel, dem man drei fenster offen liefs, nachher auch der
dänische könig Danr samt waffen, rüstung, pferd und satteizeug gleichfalls
im hügel beigesetzt worden sei, habe dieser brauch zumal in Dänmark um u
sich gegriffen und ein haugs öld begonnen, in Schweden und Norwegen das ^ereoTuA;
brennen länger angehalten. In Ynglingasaga cap. 8 folgt aber die bestimm- ^ . oso/w *
tere angabe, dafs erst Odinn das brennen der leichen auf dem Scheiterhaufen ^L ™
verordnet und jedem verbrannten aufnahme in Yalhöll zugesichert habe: so
viel von eines gut auf den Scheiterhaufen gebracht sei, werde ihm nachfolgen,
die asche solle man ins meer schütten oder in die erde begraben (also das
vom feuer übrig gelassene den andern elementen zuführen.) Nach dieser
Vorstellung ist anzunehmen, dafs vor Odins zeit gleichfalls begraben und
später dazu wiedergekehrt wurde, cap. 10 sagt, nach seinem ableben sei
Odinn selbst verbrannt und nun das brennen allgemein geworden; man habe
geglaubt, je höher der rauch in die luft aufsteige, desto geehrter sei der
verbrannte im himmel, wodurch sich der vom ags. dichter gewählte ausdruck
'ästigan3 bestätigt: jeder natürliche mensch beim anblick des leichenbrands
muste so empfinden (1).
Gleich Odinn war auch Niördr und Odins sohn Baldr verbrannt wor-
den, an Freys leichnam glaubten die Schweden seien fruchtbarkeit und friede
im land gebunden, darum wollten sie ihn nicht brennen, sondern unversehrt
im hügel beisetzen. Von den folgenden königen wurden Yanlandi, Yisbur,
Domarr, Agni, Haki dennoch verbrannt, dazwischen auch einer oder der
andre begraben, bis endlich die gewohnheit des blofsen begrabens allgemei-
ner um sich grif. nach Yngl. saga 24 Alfr oc Yngvi heygdr, ebenso On,
Egill, Adils, Yngvar, Hälfdan (das. 29. 30. 33. 36. 49.) Hälfdan svarti
(*) Maria 158, 1 von einem opfer:
er brant beidiu fleiscb und bein;
dö sich der rouch uf boue,
der engel al damite flouc.
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1ßßno £Y /neivW v&y wvfi $tT unaam
OwU ^tu, . c5eerr). '
wurde in vier stücke zerlegt und an vier Stätten beerdigt, um dem land
frucbtbarkeit zu verleiben, es gab daher mehrere Hälfdanar haugar. Harald
wurde unverbrannt in den hügel gelegt, nicht anders Häkon godi samt sei-
nen waffen.
Neuere scandinavische gelehrten sind geneigt, alle gräber mit eher-
nem geräth für keltisch zu erklären, die mit eisernem und verbrannten leichen
den Schweden und Norwegern, grablager mit unverbrannten leichen und
zugabe des rosses den Dänen anzueignen, gleichwol ist jene sage von Dan
nicht unmjthischer als die von Frej, und ich bezweifle kaum, dafs auch
bei den Dänen, wie bei den Gothen und den übrigen Germanen in bestimm-
ter zeit leichenbrand herschte; nur hat er in Norwegen und Schweden, wie
das heidenthum insgemein, sich länger behauptet.
Odinn selbst, wo er auftritt, ist blofs im licht des mythus, nie der ge-
schichte zu fassen, verlege man seinen zug aus Skythien oder Thrakien vor
oder nach Christus, wir wissen durch Tacitus, dafs zu beginn unsrer Zeit-
rechnung die Germanen verbrannten; die sitte mufs nothwendig unter ihnen
weit älter gewesen sein und ihre einführung kann gar nicht von dem Vor-
dringen der äsen gegen westen und norden abhängen.
Diese halbgöttlichen äsen und die von ihnen entsprofsnen helden und
könige unterlagen wie der griechische Herakles, gleich allen andern sterb-
lichen, dem tod und Scheiterhaufen; wie sollte dessen gebrauch bei dem
deutschen volk überhaupt nicht in ein unvordenkliches alterthum zurück
reichen?
Ein berühmteres beispiel des leichenbrands gibt es nicht als das von
Baldr Odinssohn: nachdem er durch verrat allen unerwartet und zu tiefer trauer
^gefallen war, brachten die äsen seine leiche zur see auf ein schif und errich-
teten da den Scheiterhaufen. Nanna seine frau starb vor grofsem harm und
wurde auch in die flammen gelegt, welche Thorr mit seinem hammer weihte;
einen ihm vor den füfsen laufenden zwerg(*) stiefs er gleichfalls in die glut.
Baldrs pferd wurde herangeleitet und mit allem satteizeug verbrannt, Odinn
that seinen kostbaren ring Draupnir hinzu und hatte dem geliebten sohn,
(*) Litr, vielleicht Liotr, deformis, denn die zwerge waren häfslich. der zug mahnt an den
mexicanischen brauch, auf dem Scheiterhaufen des königs aufser seinen dienern auch einige unge-
stalte männer mit zu verbrennen, die er zum Zeitvertreib in seinem palast unterhalten hatte.
Klemm 5, 51.
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Dr 203
über das verbrennen der leichen.
47 WZ
n c) dem Vai^Tü^Tu-v ;
bvod' 7A*£4i ä^V oL c?v^i
i>i a_£jv 7 <?Aya . RQ
^aJHL ü {
Mt
a ßaJ?
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Y'aV ai Ui
bevor ihn die flamme verzehrte noch worte ins ohr geraunt (1). Noch dem
könig Heidrekr legt in Hervararsaga cap. 15 Gestr die frage vor:
hvat mselti Odinn 1 eyra Baldri,
adr hann yar a bal borinn?
wie Yegtamr die vala fragt:
hverr mun befnt Hedi helpt of vinna,
eda Baldurs bana ä bal vega? /ü.- -v n\ j
. , , e , , ü n . , , «mK K-90t (MX*-V 246•
woraus sich ergibt, dals Hodr, der den Baldr unwissend erschossen hatte, ö ------
zu Vergeltung (von Rindrs neugebornem sohne Vali) getödtet und auf l/ft/tYu/4ftv$ß\cdti oL ßoJt LUfidxU
dem Scheiterhaufen verbrannt werden sollte; das wird auch gesagt in Vö- 6^
^ K*cM^\cc)tu luspä 38. Bei dieser leichenfeier Baldrs treffen wir also das mitverbrennen
> ' ( 2jl\ ^er §att^n5 des rosses und andrer gegenstände als wesentliche grundzüge;
6or»ivn verf£/xJ,
Goli i^idu cty (jo/t •
hCM ■
S>a*mede^
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dafs im mittelalter bis auf heute das ritterpferd der leiche folgen mufs, er- £^.#0^
klärt sich aus diesem mitverbrennen, hat aber seinen rechten sinn verloren.
ov*,^hm oo r JYenn es Völuspä 26 heifst
oh vahiy&e f\afle/ p-rv ovcuwp t
iX-TbnMe niJ-Wiv f J er Gullveigo geirom studdo, V<tf $T<.Ö^>+ o yy\ 'Yanrv'n or&to \r. b*r» 4t°L
ok i höll Hars hana brendo:
Jjrisvar brendo Jrisvar borna,
so drückt das der dreimal wiedergebornen Gullveig dreimaliges verbrennen
aus, auf jede gebürt in die weit folgt zuletzt die bestattung. das geirom
stvdja läfst ein feierliches legen oder erheben auf sperschäften beim brand
vermuten.
Rührend ist in der eddischen Brynhildarqvida Sigurds und Brynhilds ku Otß. ^fy] /
w\6cbXvyv *U
6u)&£keY So
( ' ^ * ' 'Jr'nV'nwT/axllv y
Oft. iud- ii oib taU u&-r£»t-A
11,1.2
scheiterbaufe besungen
Xu uy. V(H
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rrvo^-v■ atui
läfst zwischen sich und Sigurd das Ghr^aJv
zwischen beiden gelegen hatte; ihr ^ üocrusk
•i .. -i ___i » i , . « J/) Q i r*
das muste in den hörern des lieds ganz andern ein
druck hervorbringen, als Siegfrieds, wenn auch ergreifend dargestellte be-
vilde in den Nibelungen. Brynhildr
schwert legen, wie es einmal im bett ___________ ________D___c_________7____ , ___
zur Seite soll der geliebte mann brennen; ihm zur Seite ihre geschmückten awl 3^
dienstboten, zwei zu häupten und zwei habichte; wenn ihm fünf mägde und
acht diener folgen, kann die thür der unterweit nicht auf seine füfse fallen. j /y^^ryvjiKA^ iAy
Die einfachen worte selbst lauten so: ^ 2 XX)
1 n l>X« n ■— — 4k -»k - .1 kk 4k /k wk jk. -w k kk 11k nF nf C.»t i i f in . I l k i I I FVlS /I ^ ^
lattu sva breMa borg a velli,
at undir oss öllum iafnrümt se,
dcf |)unr« /
au.jkti ^
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Cbtti^^eJdc 9\°\ uxz) tr&^1;
«iy, i<t*^ 4m Vrnj*4 • t<dl*
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(2) Auf Baldrs Scheiterhaufen beziehen sich stellen der husdräpa. Laxd. saga p. 3S7. 388.
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48 m
Jacob Grimm
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VcjjL ^SotrrjcxY jaujOLY oK ^a/KovtdY.
fieim er sulto med Sigurdi.
tialdi Jiar um Ja borg tiöldom ok skiöldom,
valaript velfad ok vala mengi,
brenni mer inn hunska a hlid adra.
brenni enum hunska ä hlid adra
mina |)iona menjum göfga,
tveir at höfdum ok tveir haukar:
J)a er öllu skipt til iafnadar.
liggi ockar enn i milli rnälmr hringvaridr,
egghvast iarn sva endr lagit,
|)ä er vit baedi bed einn stigom,
ok hetom f)ä hiona nafni.
hrynja hänom |)ä a hael J)elgi
blunnblik hallar bring! litkod,
ef banom fylgir ferd min hedan,
J)eigi mun var für aumlig Jiyckja,
|mat banom fylgja limm ambottir,
ätta J)ionar edlom godir,
fostrman mitt ok faderni,
J>at er Budli gaf barni sino.
22?," xrr\orf Stlürrurf. Uy+i
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auch ihre milchschwester (fostrman, coalumna) und all ihre väterliche mit-
gift (faderni) ward verbrannt. Mit bemerkenswerther abweichung heifst es
Qußw^ *n ^ern Pr°l°§ zu helreid Brynhildar, nach ihrem tode seien zwei holzstöfse
' * W Hi errichtet worden, einer für Sigurd, der brann zuerst, und Brynhild ward
^ t 4M)ou^^ernac^ ver^rannt) sie^fuhr auf einem mit kostbarem gewand bedeckten wa- Tw urjk ov-
^—- /gen ihren helweg; vgl. Nornagests saga cap. 9.
bVt un ßy K Diener, rosse, hunde, falken, waffen wurden mit verbrannt, um den (2^,,1'
helden bei ihrer ankunft in der unterweit alsbald wieder zur hand zu sein,
weil man sich vorstellte, dafs dort die irdische lebensart ganz auf die alte
y weise fortgesetzt werden sollte. In der Vilkinasaga cap. 246. 247 ist be-
h) .■no-J oLP .^richtet, wie Dietrich von Bern den Iron unter einem hoch von balken auf-
) gerichteten gerüste bestatten liefs^und auf dem gebälk pferd, hunde und
0,-^xi c>4 habichte des todten standen^ Hier hatte die sage das verbrennen schon ver-
Infotö- tA (MtX gessen und doch die zurüstung des Scheiterhaufens beibehalten (1).
Das mitsterben der ehefrau, obgleich weit unter den Völkern ver-
breitet, scheint vorzugsweise der nordischen und germanischen Sinnesart
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(1) Müllers sagabibbotbek 2, (Sil. 612 theilt/eine offenbar jüngere m*archenbafte entstellung
der sitte mit. in den bügel werden das gesattelte pferd, waffen, babicht und hund lebendig ein-
gescblossen, der todte steht nachts auf, frifst habicht und hund auf u. s. w.
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sches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Dr 203
über das verbrennen der leichen.
49
überhaupt zusagend, als im j. 1011 dem berühmten Niall von seinen feinden
das haus über dem haupt angezündet wurde, wodurch er das leben verlor,
wollten sie Bergthora, Nials frau, herausgehn lassen, sie sagte ich bin dem
Niall jung vermählt worden und habe ihm gelobt, dafs ein Schicksal über
uns beide ergehn solle: ek var üng gefin Niäli, hell ek ]dvi heitid honum at
eitt skyldi gänga yfir okkr bsedi; sie wich nicht aus dem haus und liefs sich
mit verbrennen, schon Tacitus cap. 18 versichert von den germanischen
ehfrauen: ipsis incipientis matrimonii auspiciis admonetur venire se laborum
periculorumque sociam, idem in pace, idem in proelio passuram ausuram-
que. die frau erscheint hier nicht gleich einer dienenden magd im geleite
des mannes, es war ihr freier wille mit ihm zu leben und zu sterben, ein
rührendes beispiel dieser treue gaben Hagbarth und Sygne bei Saxo 132
St. 345 M., das viele Volkslieder feierten; auch Gunnilda nach Asmunds
tod, bei Saxo 46. M. KwniKjA# j ^ ,
Dafs aber nicht blofs ehfrauen mitverbranntf; sondern auch andre
frauen nach ihrem tod verbrannt wurden, lehrt vor allem ein allgemeiner
spruch in Hävamäl 80, dafs man den tag erst zu abend loben solle, eine
frau erst wenn sie verbrannt ist, d. h. nach ihrem tod:
at qveldi skal dag leyfa,
kono er brend er,
wie ein andrer spruch 70 blindr er betr enn brendr se nichts ausdrückt als
dafs blindheit dem tode vorzuziehen sei. Snaefridr, Haralds harf. vor ihm
versterbende gemahlin wurde auf dem bäl verbrannt. Haralds saga cap. 25.
fornm. sög. 10, 207. 208. Ich finde nirgend eine angabe, dafs frauen ge-
ringeres Standes vom leichenbrand ausgeschlossen wraren. Ebenso wenig
findet sich auskunft über das begräbnis noch ungezahnter kinder.
Ich will andere Zeugnisse für den leichenbrand im Norden anführen,
die zugleich seinen Übergang in das blofse begräbnis anschaulich machen (1).
Als in der grofsen Bravallaschlacht (ums j. 720) könig Haraldr ge-
fallen war, liefs könig Hringr des gegners leiche waschen, schmücken und
auf dessen wagen setzen, dann einen grofsen hügel weihen, die leiche samt
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9
(1) Auch in der fremde hielten die Normannen den brauch ihre todten zu verbrennen fest,
wie uns Regino zum j. 879 (Pertz 1, 591) bezeugt: Nordmanni cadavera suorum flammis exu-
rentes noctu diffugiunt et ad classem dirigunt gressum. gleich den Gothen bei Sidonius,
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50 xp>
Jacob Grimm
wagen und pferd in den hügel fahren und das pferd tödten. darauf nahm
er seinen eignen sattel und übergab ihn Haralds leiche, nun zu thun was er
wolle, nach Yalhöll reiten oder fahren, alle helden, bevor der hügel ge-
schlossen wurde, warfen ringe und waffen hinein. So meldet das sögubrot
in fornald. sög. 1,387 und hier scheint das verbrennen ausgeschlossen. Saxo
gramm. gibt p. 147 Steph. 391 Müll, bei demselben anlafs folgenden be-
richt: tandem cum corpore reperta clava Haraldi manibus parentandum
ratus equum, quem insidebat, regio applicatum currui aureisque subselliis
decenter instratum ejus titulis dedicavit. inde vota nuncupat adjicitque pre-
cem, uti Haraldus eo vectore usus fati consortes ad tartara antecederet atque
apud praestitem orci Plutonem sociis hostibusque placidas expeteret sedes.
deinde rogum exstruit, Danis inauratam regis sui puppim in flammae fomen-
tum conjicere jussis. Cumque superjectum ignis cadaver absumeret, moe-
rentes circuire proceres impensiusque cunctos hortari coepit, uti arma,
aurum et quodcunque opimum (1. Optimum) esset liberaliter in nutrimentum
rogi sub tanti taliterque apud omnes meriti regis veneratione transmitterent.
Cineres quoque perusti corporis urnae contraditos Lethram perferii ibique
cum equo et armis regio more funerari praecepit. Unbedenklich trägt hier
Saxos erzählung kennzeichen höheres alterthums, lehrt aber mit jenem be-
richt des sögubrot verglichen, wie auch in ähnlichen fällen die angabe des
leichenbrands verwischt wurde.
In dieselbe heldenzeit fällt Starkadr. als Saxo p. 158 Steph. 406 Müll,
dessen tod erzählt, fügt er hinzu: verum ne tantum athletam busti inopem
jacere pateretur, corpus eius in campo, qui vulgo Roelung dicitur, sepul-
turae mandandum curavit. hier kann nicht einmal bustum bestimmt auf
Waf&iK. 3o2 verbrennen bezogen werden, es meint blofs grab (1).
IjJr Öf I fj (tTYf 8C7R ,2$^- (1) Das christenthum drang auf Island in den jahren 995-1000 ein, aber schon vorher war
7 * ) daselbst begraben und beerdigen (heygja, iarda) unverbrannter leichen üblich, im j. 946 öfnete
man einen hügel, um eine neue leiche in ihm beizulegen. Egilssaga s. 601. Egili selbst, der
noch als heide nach 980 starb, wurde mit waffen und kleidern bestattet, und man fand später
sein gebein. ebenda s. 768. 769. Nicht anders war Thorolf im j. 926 mit waffen und kleidern
bestattet worden, ebenda s. 300. Skalagrim im j. 934 ins scliif geführt und mit pferd und Waf-
fen begraben, ebenda s. 399. Die Laxdoelasaga redet von 1 haug setja s. 20, haug kasta, verpa
s. 104. 142. 152, nie von verbrennen; doch wurde sie erst im 13 jahrh. abgefafst und die einzel-
nen ausdrücke können schon nach dem späteren brauch gewählt sein. s. 16 liest man: Unnr var
lögd i skip i hauginum ok mikit fe war i haug lagt hia henni, var eptir fiat aptr kastadr haugrinn.
HaXi vas (yvondx cv fcSß
]par< ev i-fo'cli’f o<tu
evcen
Grimm Nr. Dr 203
über das verbrennen der leichen. 51
Nicht übergangen werden darf aber was Saxo p. 87 Steph. 234 Müll,
von seinem dritten Frotho anführt: lege cavit, ut quisquis paterfamilias eo
conciderat bello cum equo omnibusque armaturae suae insignibus tumulo
mandaretur. quem si quis vespillonum scelesta cupiditate tentasset, poenas
non solum sanguine, sed etiam inbumato cadavere daret, busto atque inferiis
cariturus. si quidem par esse credebat, ut alieni corruptor cineris nullo
funeris obsequio donaretur, sortemque proprio referret corpore, quam in
alieno perpetrasset. centurionis vero vel satrapae corpus rogo propria nave
constructo funerandum constituit; dena autem gubernatorum corpora unius
puppis igne consumi praecepit: ducem quempiam aut regem proprio injectum
navigio concremari. Dies alles scheint kein allgemeines leicbengesetz, son-
dern blofse anordnung für den eben beendigten heerzug, daher auch der
frauen und unfreien nicht erwähnt wird; aber die abstufung der verschiednen
bestattungsweisen ist merkwürdig, die vornehmen sollen auf holzstöfsen im
schif, zehn zusammen oder einzeln verbrannt, die übrigen krieger blofs mit
pferd und rüstung im hügel beerdigt werden; es wird [für sie keiner bren- cjlyilK oJAq^
nung gedacht und doch könnte sie vorausgesetzt sein, da der hier bedrohte
leichenraub auch an hügeln verbrannter denkbar wäre.
Von Hotherus heifst es p. 41 St. 119 Müll.: Gelderum Saxoniae re-
gem, eodem consumptnm bello, remigum suorum cadaveribus superjectum
ac rogo navigiis exstructo impositum pulcherrimo funeris obsequio extulit.
cineres ejus perinde ac regii corporis reliquias non solum insigni tumulo tra-
didit, verum etiam plenis venerationis exequiis decoravit.
Nach dieser stelle, nach Frothos anordnung und nach dem mythus
von Balders tod wurden die leichname der äsen, könige, und helden auf
schiffen verbrannt, die man sobald der scheiterhaufe entzündet war, der
flutenden see überliefs; nach Yngl. saga cap. 27 befahl der todwunde Haki
auf einem schif den Scheiterhaufen zu entzünden: göra bäl ä skipinu, Haki
var lagidr a bälit, geck skipit logandi üt um eyjar l haf. Hier also empfien-
gen beide elemente, feuer und wasser, den todten gemeinschaftlich, dieser
merkwürdige gebrauch scheint zusammenzuhängen mit der weit umgreifenden
&in ?VMrv\tvvf,
Während in Islendinga bök cap. 7 das aussetzen der kinder und essen des pferdeileisches (barn-
ütburd, hrossakiötsät) als heidnisch bezeichnet ist, steht der leichenbrand (daudra brenna) nicht
auf gleicher linie und mufs früher abgekommen sein.
Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Dr 203
52 MO
Jacob Grimm
H/ntm neun
Sko^Vv
lapp. L uo tlc w . p txc Uctd . (hwc)
fll-ycxlo
Vorstellung des alterthums, dafs der todte über das gewässer in ein fernes
land, auf eine insei der seligen fahren müsse, wovon ich in der deutschen
mythologie s. 790 ff. ausführlich gehandelt habe, daher mag auch in spä-
terer zeit, als man vom verbrennen zum begraben zurückgekehrt war, sich
eine zwiefache sitte herleiten, einmal dafs man die leichen in schiffen selbst
oder in schifsförmig gestalteten sargen dem erdhügel übergab, dann dafs
man auf dem hügel steine und felsen in gestalt eines schiffes ordnete, sol-
cher schifssetzungen haben sich zumal in Schweden manche erhalten, man
sieht die seiten und Schnäbel des schifs deutlich gelegt, in der mitte aber
einen höheren felsenrif als mast sich erheben, wirkliche schiffe sind zwar
nirgend in nordischen noch deutschen gräbern aufgefunden worden, wol aber
die schwäbischen todtenbäume aus Stämmen ganz wie nachen geholt, und
nicht blofs altnordische auch deutsche sagen erzählen ausdrücklich von leich-
bestattungen im schif (1). dieser Volksglaube mag also allgemein und über
den norden hinaus unter unsern Vorfahren und viel weiter noch gehaftet
haben (2).
Für rogus findet sich altn. kein dem ahd. eit, ags. äd gleiches eidr
(denn eidr jusjurandum, ahd. eid, ags. äd ist unterschieden davon); der
übliche ausdruck lautet bäl, dem ags. bael und vermuteten alts. bäl entspre-
chend, wogegen kein ahd. pal zu bestehn scheint, die goth. völlig zweifel-
hafte form wäre bei; schwed. gilt bäl, dän. baal. dies bäl bezeichnet mehr
den holzstofs als die flamme selbst, gleichviel ob zum verbrennen der lei-
chen oder zu andern zwecken dienend; bei der berühmten Niälsbrenna
heifst es cap. 130: toku eld ok gerdu bäl mikit fyrir dyrunum. Egilssaga
cap. 45 s. 222: bäl mikit, lögdu f)ar l eld, es mufs also, wenn das geschich-
tete bäl brennen soll, erst feuer dazu kommen, in den altschwedischen
a gesetzen z. b. Uplandslag p. 150. 254 wird häufig das ei bäli brinnä,5 der
byerfo Ql vcJL, oA^ hk- scheiterhaufe, als strafe des Verbrechers ausgesprochen, in den norwegischen
-^^-’das Cdcema til brands ok til bäls/ Schwedische Volkslieder schildern diese
OuÄ ^Istrafe dichterisch, z. b. eins bei Arwidsson 1, 312, der könig entsendet seine
diener in den wald holz zu hauen:
i gän ät skogen och huggen ett bäl!
(*) Im goldnen scliif begraben, sage bei Müllenhoff n. 501.
(2) Noch heute pflegt in China den sargen schifsgestalt ertbeilt zu werden. Klemms cultur-
geschichte 6, 131. tvw-a Kcuuf ou C+ftwÄAA
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Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Dr 203
53 241
über das verbrennen der leichen.
Ka^fe. Sti.irn.
auA b^cüta •
als es geschichtet ist, werfen sie die unschuldige ins feuer:
sä kastade de liten Kerstin pä rödaste bäl,
und sie jammert über das rothe kissen, den blauen polster, auf welchen sie
schlafen solle:
mina dynor brinna röda, mina bolstrar brinna blä,
gud näde mig liten Kerstin, som skall sofva deruppä! ßcrfäw
man vergleiche dazu die ausdrucksweisen s. 315. 317. 319 und zumal 352.
373, so wie in dänischen liedern (D. Y. 3, 339. 340).
Dennoch mag in bäl ursprünglich der begrif der flamme selbst gelegen
haben, wie ich aus dem lappischen buolam flagro, finnischen palan flagro,
palo incendium, slavischen paliti urere folgre, und jenes irische bealteine,
worin man tine durch feuer, beal aus eines gottes namen deutet (deutsche
myth. s.579), ja der name des verbrannten gottes Baldr, ags. Baeldäg könnte
dabei in betracht kommen, jedenfalls schlägt hier eine uralte, weitverbrei-
tete wurzel ein. In Bchuslän heifst mittsommer oder das sunwendfeuer
noch heute häbäln, das hochfeuer, der hohe scheiterhaufe (1). ^ Kfcöu kW
Seltner als bäl wird das altn. hladi strues verwandt, vonhlada struere, \)W
acervare, ags. bael hladan, slav. klasti; ferner altn. köstr, gleichfalls strues von
kasta aufwerfen, wozu sich noch das einfachere kös congeries, vielleicht das
dän. kost (besen, a congerendo, converrendo) halten läfst. Ssem. 268 b.
heifst es:
hladit er iarlar eikiköstinn,
lätid bann und hlmni haestan verda,
schichtet den eichnen häufen, lafst ihn hoch aufsteigen unter dem himmel.
Noch einen ausdruk weifs ich nicht befriedigend zu deuten, die Wörterbü-
cher geben budlüngr (auch bolüngr, bulüngr), rafta budlüngr strues ligno-
rum. nun ist raftr, ags. räfter tignum; bezeichnete budli, ahd. putilo praeco,
lictor, so wäre rafta budlüngr, perticarum praeco, princeps = rogus? wahr-
scheinlich geht die benennung blofs auf die holzschicht und nicht auf pyra.
Die Dänen nennen einen Scheiterhaufen brändestabel oder vedkast,
den entzündeten, brennenden aber baun, den hügel, worauf er glüht, bau-
nehöi. in diesem worte hat man den diphthong au wie anderwärts (gramm.
\, 523) zu fassen, folglich wird baun hervorgegangen sein aus baven = ags.
. tto*-
n
Jßcxldr = idPatfa co-mbusfu*
GUveA?txV£\ rx
CjUi^hx. ü
lj\yKL(L<^Q_
Y
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7) c)ewveeA)tn
Sa 6r '■mieY c)e« |
a| eeAfe.,
Sv. vis. ,
Shup&l/obeti
7 i 32,2L%J
(i) Dybecks runa 1844 s. 21
I XJ J UCLAO lUlia X Ot:t: a
c^'-nrxxw. rua j>. ?.lo vtyjcu> je/M. Kwlt, H ajt+mlY .
54 m
Jacob Grimm
Ä 'tvV vrw ftrA<"r
unvcuie^r ‘. (iHj,. s® oo. co^ .^Q,2^
beäcen, ahd. pouchan Zeichen und dann feuerzeichen auf berg und hügel.
doch ist das altn. bunki congeries zu erwägen.
Gern empfienge man bestimmte nachrichten über die besonderheit
des zum altn. Scheiterhaufen verwandten holzes. eikiköstr, strues ilignea
fanden wir vorhin in der edda, und wie bei Homer gehn im schwed. Volks-
lied die männer zu walde, holz für den Scheiterhaufen zu fällen; es heifst
(Arwidsson 1, 317) huggen den veden af eken. Doch Yngl. saga cap. 27
steht einmal leggja eld i tyrvid, ignem imponere cremio, tyrvidr oder tyr-
vidi scheint harzholz, cremium zu bezeichnen, wofür ich sonst auch eldsneyti,
ignis consortium finde. Olaus Magnus 16, 11 gibt an, man habe sich zum
leichenbrand des Wacholders (schwed. enbär, enbusk) bedient, der zwar
kein dorn ist, aber gleich ihm einen verworrenen, stachelichten Strauch bil-
det, den man allgemein zu reinigendem räuchern verwendet und der im al-
terthum für heilig galt, ich denke zumal an den weitverbreiteten mythus
vom gemordeten knaben, dessen aufgelesnes, zusammengebundnes gebein
die treue Schwester unter einen machandelbaum legt: aus dem immergrünen
gezweige erhebt sich ein neubelebter vogel. sogar die bekannte deutung des
lat. Wortes juniperus (a junior et pario, quod juniores et novellos fructus
pariat antiquis maturescentibus), liefse sich hinzunehmen, ags. cvicbeäm.
Nicht zu verkennen ist sodann die bedeutsamkeit verschiedner arten
des dornstrauchs auch in altn. sage, wie in unserm alterthum überhaupt,
mit dem schlafdorn (svefnjDorni) stach Odinn die valkyrie Brynhild, d. h. er
steckte ihn an ihr gewand, worauf sie in todähnlichen Schlummer sank; noch
jetzt heifst uns die dornrose (sentis canina) schlafrose und ein moosartiger
auswuchs daran schlafapfel. diese Brynhild ist nun dieselbe, welche, wie
wir vorhin sahen, auf prächtigem Scheiterhaufen neben Sigurd verbrannt
wurde und im deutschen märchen das von der spindel gestochne schlafende
Dornröschen genannt wird, weil eine undurchdringliche hecke von dornen
um sie gewachsen wrar. Es wird sich im verfolg ausweisen, dafs der süd-
schwedische Volksglaube einen dorn auf gräber pflanzt und für heilig hält;
dort ist auch die sage verbreitet, dafs die trolle frühlings, wenn sie ihr
gold sonnen, es auf dornsträuche hängen und diese in der meinung der
leute dann brennend erscheinen (*), was nochmals auf den brennenden busch
(!) Dybecks runa
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TTifcfißjJfviAt' Op»- „ .—. -
LATO'aJl-
über das verbrennen der leichen.
55 3A8
führt, unmittelbarer weist zum verbrennen der gebrauch, dafs für das bäl
der mittsommernacht, wie in Deutschland beim Oster und Johannisfeuer
neunerlei holz und neunerlei blumen verwandt werden müssen (1).
Was uns jedoch keine der altnordischen sagen gewährt, die sicherste,
ihrem ganzen gepräge nach auf das höchste alterthum zurückgehende nach-
richt vom schichten der Scheiterhaufen hat ein in Smäland überliefertes kin-
dermärchen (2) bewahrt, dessen beweiskraft von denen nicht unterschätzt
werden wird, die auch in Perraults belle au bois dormant reste altfränkischer
Überlieferungen von Brunihild anzuerkennen bereit sind, alle hierher gehö-
rigen zöge verdienen hier sorgsam,ausgehoben zu werden.
Eine königstochter zum frösch verwünscht hauste ihrer erlösung har- ^■«^ortyoitoÄ«. avo^avv,
, . , .. i . ipi .... fyfibt*, Ta^o. tixfo. at aß/M, allen Kröte.
rend einsam m entlegnem prächtigem noi una garten, sie hatte einen jung- ling als diener angenommen, wies ihm im garten "einen grofsen Strauch, desgleichen ihm nie vor äugen gekommen war3, und trug ihm auf jeden tag, wo die sonne am himmel stehe, sonntag wie montag, jultag wie mittsom- mertag einen zweig von dem straucb zu schneiden, mehr aber nicht, weiter hatte er das ganze jahr durch nichts zu verrichten und lebte ruhig in allem überflufs. Als der letzte zweig geschnitten war, hüpfte der frösch heran und schenkte ihm ein wunderbares tuch, das er mit nach haus nehmen und n«ue^ • tßro a^rö • aahv^ 145. b&x dirb^Qj iikcprü ?>&$ W- c^-ryt hoXtJi f GlK Qa*m) omk» d\t [<yiAo AüAfK «.AfcV ■fizi'txk. W. oJL. (Lorr. , 2/zLäi, 3tc. ?sr i‘ ^70 Yuh ldd)ClM Vt5 A 1 ^
zu julabend aut seines vaters tisch breiten solle. JJie weiteren begebenheiten
fallen nun hier aus, nach Jahresablauf gelangte der jüngling von neuem in ^ |
den froschgarten, wurde wieder in dienst genommen und empfieng diesmal
den auftrag^von einem ihm überreichten garnknäuel (bundt efsingar) jeden |bßwi*
tag einen faden an einen der voriges jahr (i fjol) abgeschnittnen zweige zu 2c>s sKj**
knüpfen, doch wieder nicht mehr als einen, sowol sonntags als montags, ^ 2
jultags und mittsommertags. Auch dies geschält verrichtete er genau nach ^
der Vorschrift und empfieng, als der letzte zweig gebunden war, vom frösch ^
r D7 — o d y einen kostbaren trinkbecher geschenkt, den er daheim julabends seinem vater auf den tisch setzen solle. Es war ihm aber beschieden nochmals in denselben garten zurückzukehren, wo ihm zum drittenmal die aufgabe ge- schah, jeden tag, an dem die sonne leuchte, mittwoch wie donnerstag, jul- dDaS v (4jLm*)OuS <Ioju* VC^Ia/ .
(>) Dybecks runa 1844 s. 22. (2) Svenska folksagor o# äfventyr samlade och utgifna af Cavallius och Stephens. Stock- holm 1844. 1, 251-^63. ^ itö. ÖyäajuSI J? j H2
56 m
Jacob Gbimm
> *L ^ p
jmtKs) cW ry^kj^ (H MFU.<u4^
ß^Pt/Cccftiyi^nv^t ^ PJiAb .
Od. ka^no
om,
tag und mittsommertag einen der geschnittnen und gebundnen zweige im
hof zu schichten, immer nur alltäglich einen einzigen, nach ablauf des jahrs
aber, sobald der letzte zweig geschichtet sei, den häufen (bälet) anzuzünden
und was in der asche übrig bleibe zu bergen. Der jüngling that alles wie
ihm geboten war, und als der grofse reiserhaufe stand, entzündet wurde,
aufloderte und verglomm, erhob plötzlich aus der asche sich eine wunder-
schöne jungfrau, die der jüngling eilends der glut entrifs und die nunmehr
seine braut ward.
Hier scheint lange jahrhunderte hindurch in märchenhafter Verklei-
dung unter dem volk sich noch ein unverkennbares andenken an das
heidnische bäl und die ganze art und weise vielleicht seines feierlichsten auf-
schichtens fortgepflanzt zu haben, den dazu ausersehnen oder erforderlichen
dornstrauch nennt die aufgezeichnete Überlieferung nicht, doch sie bezeich-
net ihn; das langsame schneiden und binden der zweige verkündet heiligen
opferbrauch und gemahnt ans skythische dorngerüste oder ans aufhängen
des sächsischen wergelds, das aus verglühender asche emporsteigende neue
leben an die dem leichbrand nothwendig zum grund liegende Vorstellung,
dafs aus den flammen die unsterbliche seele sich gen himmel erhebe. Diese
unversehrte frische einer schwedischen bauersage, die keine phantasie so
ersonnen hätte, gewährt uns einfachen aufschlufs über das verbrennen der
leichen bei unsern Vorfahren insgemein: wie die erlöste königstochter in des
jünglings arme, werden sie geglaubt haben, dafs auch Brunhild in Siegfrieds
aus der glut gesprungen sei.
Hier darf ich aber noch etwas geltend zu machen nicht säumen. Nils-
son(1), von ganz andern gesichtspuncten als ich ausgehend, hat 6, 4. 5 bei
scharfer und sorgsamer Untersuchung der auf Schonen liegenden grabhügel
wahrgenommen, dafs alle dem brenn oder erzalter angehörigen von ihm
für keltisch gehaltnen gräber durch einen dorn (crataegus oxyacantha) ge-
kennzeichnet sind und dafs dieser dorn bei dem volk noch jetzt für heilig
erachtet, von keinem beil angegriffen wird und ein hohes alter erreicht,
mich dünkt vollkommen zulässig dergleichen dornhügel auch dem germa-
nischen und skandischen alterthum anzueignen, da die heiligkeit des dorn-
r H-
(') Skandinaviska nordens urinvänare. Lund 1838
s. 19. 20. N/ito£«oiuA .
luiiK/ cvnAflue ajojaecctojvwL- . fai arfcil j>(Ux)(k- &(ur* & iuye/rt&licmA,
tri CUop "ßüJli tUJl/ Ol, tiltä tK VtütyiCVJi
Iho^i ft
1843; man vgl. Dybecks runa 1847
A
Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Dr 203
über das verbrennen der leichen.
57 «4fr
Strauchs ebensowol in deutscher sage vorbricht und in dem altfränkischen r
thornichallis gerade ihre sicherste gefähr findet. Schonische grabhügel führen uü ccU. k^cu-Jiou^ j *
nicht blofs den namen Bälhögen (brandhügel) sondern auch Tornhögen
(dornhügel) (*), die Zeugnisse dafür haben im fortgang der Untersuchung sich
so ansehnlich gemehrt, dafs sie nun wechselsweise einander unterstützen.
Noch aber bin ich mit dem deutschen gebrauch hier nicht zu ende,
falls ich grund hatte, gleich den alten Aestiern auch spätere ESTEN für
Germanen zu erklären (2), deren name zuletzt an einem benachbarten und
nachrückenden finnischen stamm haftete ; auf solche weise war der keltischen
Bojen name mit dem besitz des landes erst auf die deutschen Baiern, zuletzt
auf die slavischen Böhmen übergegangen, an jener nordöstlichen seeküste
hatte bereits Pytheas Ostiaeer neben Guttonen gekannt, Tacitus hernach
die ihm noch unzweifelhaft germanischen Aestier am suevischen meer den
Sueven, wenn auch in bezug auf ihre spräche nicht ganz verglichen; viel
später unterhielt mit ihnen Verbindung der gothische Theodorich. Finnen
standen bereits im ersten jahrhundert und warum nicht weit früher in oder
an diesem landstrich neben Germanen; wer könnte sagen, wann der ger-
manische stamm ausgezogen, der finnische an dessen stelle getreten, wann
vielleicht eine mischung zwischen beiden entsprungen sei? war was im
neunten jahrhundert Esten heifst entschieden ungermanisch und schon fin-
nisch oder waltete damals noch das deutsche element vor? auch wenn man
letzteres für möglich hält, konnte spräche und sitte durch manchen einflufs
von aufsen her gestört und verändert worden sein.
Vulfstän hat uns in einer Alfreds Orosius eingeschalteten nachricht
folgendes über die estische leichbestattung, wie sie, wrir wollen annehmen,
zur zeit des neunten jahrhunderts galt, mitgetheilt.
Stirbt unter den Esten ein mann, so bleibt er bei seinen verwandten
einen monat, bisweilen zwei unverbrannt, ja reichere und könige noch län-
gere zeit, in dem haus, wo der todte liegt, ist trinkgelag und spiel bis dafs
er verbrannt wird, am tage aber, wo sie ihn zum Scheiterhaufen tragen,
theilen sie seine habe, so viel von dem trinken und spielen noch übrig ist,
in fünf, sechs oder mehr theile. diese legen sie dann auf einer mindestens
(*) Sjöborgs nomenklatur för nordiska fornlemningar. Stockh. 1845 s. 73, 74.
(2) Geschichte der deutschen spräche s. 719.
58
Jacob Gkimm
meilenlangen strecke aus, so dafs der gröfste häufe am fernsten, der kleinste
am nächsten dem hause des todten liegt, hierauf sammeln sich alle, die im
land die schnellsten pferde besitzen, wenigstens fünf oder sechs meilen von
dem ausgelegten gut und reiten nun zusammen um die wette darnach, wer
das schnellste pferd hat, erlangt den gröfsten häufen und so jeder nach dem
andern, bis alles weg genommen ist, der geringste fällt dem zu, welcher
dem hause zunächst bleiben muste. Ist auf solche weise des todten ganze
habe ausgetheilt, so trägt man ihn aus und verbrennt ihn mit seinen waffen
und kleidern. Durch das lange einlager und auslegen der güter auf dem
weg wird die habe schnell verschwendet. Übrigens verbrennen die Esten
alle ihre leichen und wto man ein unverbranntes gebein findet, mufs starke
hufse dafür erlegt werden, sie verstehn sich aber darauf kälte hervor zu
bringen und darum können die todten bei ihnen lange liegen ohne zu faulen.
Diese Zauberei sieht eher lappisch und finnisch als deutsch aus und
auch die grofse güterverschwendung scheint dem geregelten erbrecht unsres
geschlechts widerstrebend; doch wem wird Vulfstans beobachtung ganz ge-
nügen? leichenmale, leichenwrachen und spiele waren auch unserm alter-
thum gemäfs. das Wettrennen, wen mahnt es nicht ans pferderennen bei
Patroklus leiche? aber um Beovulfs brandhügel ritten gleichfalls die hei-
den (6332).
Vierhundert jahre später kann es nur undeutsche, finnisch redende
Esten geben. Heinrich der Lette (f um 1228) (*) meldet zum j. 1210: sed
Estones tristia funera multis diebus colligentes et igne cremantes, exsequias
cum lamentationibus et potationibus multis more celebrabant. und zum
j. 1225: et receperunt uxores suas tempore christianitatis suae demissas, et
corpora mortuorum suorum in coemeteriis sepulta de sepulchris effoderunt
et more paganorum pristino cremaverunt. wie man sonst verbrannte leichen
begrub, werden begrabne hier wieder ausgegraben um sie des heiligen bran-
des theilhaft werden zu lassen. Auch von den Kuren wird das verbrennen
der todten p. 68 zum j. 1209 versichert: Curones a civitate recedunt et col-
lectis interfectis suis ad naves revertuntur et transita Duna triduo quiescentes
et mortuos suos cremantes fecerunt planctum suum super eos. In diesen
kurzen nachrichten Heinrichs ist nichts was denen Vulfstans widerspräche,
(*) In Grubers origines Livomae sacrae et ciyilis. Francof. et Lips. 1740 p. 58. 155.
Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Dr 203
über das vej'brennen der leichcn.
59
zy
aber auch nichts was sie bestätigte, niemand wird in zweifei ziehen, dafs
die finnischen Esten gleich den germanischen, littauischen und slavischen
Heiden ihre todten der flamme übergaben. Ich werde hernach noch auf
die Finnen zurückkommen und will zuvor von den Littauern und Slaven
reden.
Den alten Aestiern wie den späteren Esten unmittelbar anstofsend
lagen die LITTAUISCHEN Völker, deren alterthümliche spräche und sitte
der unsrer vorzeit so oft begegnet, grofses gewicht in der hier angestellten
Untersuchung empfängt der wahrgenommene einklang des littauischen zaga-
ras und ahd. sakkari. das littauische Wörterbuch kennt aber zagaras nur im
ursprünglichen sinne von dornstrauch, nicht in dem von Scheiterhaufen, wo-
für ich läuzas angegeben finde, das zu läuzu ich breche gehörig scheint,
doch im lettischen sahrts scheiterhaufe und strauchschicht, das ich zu sarri
= zagaras nehme, walten beide bedeutungen.
Da die littauischen Völker zum theil bis ins vierzehnte, fünfzehnte
jh. heidnisch blieben, darf nicht verwundern, dafs sich bei ihnen noch ganz
späte beispiele des leichenbrands aufzeigen lassen. In einer urkunde von
1249, worin die neubekehrten Preufsen mit dem deutschen orden vertra-
gen werden geloben sie, quod ipsi et heredes eorum in mortuis com-
burendis vel subterrandis cum equis sive hominibus, vel cum armis seu
vestibus vel quibuscunque aliis preciosis rebus, vel etiam in aliis quibuscun-
que ritus gentilium de cetero non servabunt, sed mortuos suos juxta morem
Christianorum in cemiteriis sepelient et non extra; wonach also verbrennen
und begraben nebeneinander zulässig gewesen scheint. Die dem ausgang des
dreizehnten jahrh. zufallende livländische reimchronik berichtet von den
etwa zur mitte des jahrh. bekriegten Samen z. 3869-3888:
in disen dingen wurden bracht
ir liute, die da lagen tot;
san ir wisten in gebot,
daz sie die toten branten
und von hinnen santen
mit ir wäpen ungespart:
sie solden dort ouch hervart
unde reise riten;
des geloubtens bi den ziten.
cuucii „
(*) Dregers cod. diplom. Pomeraniae no. 191 p. 286-294.
/rÄKixfaiA Qavx
\)at. UhaY-Yc^aT toqux ■
60 24g
Jacob Gbimm
der rede volgeten sie mite,
wan ez was der Hute site.
uf hoher ze hant si träten,
ir toten, die sie häten,
die brantens mit ir ziuge
(yürwär ich niht enliuge):
spere, Schilde, briinje, pfert,
helme, keyen unde swert
brante man durch ir willen,
da mit solden sie stillen
den tiuvel in jener werlte dort,
so gröz torheit wart nie gehört.
von dem was seine eignen Vorfahren thaten hatte dieser dichter nichts ge-
hört, die mitverbrannten waffen und thiere, wähnte man, würden gleich
den ins grab gelegten gegenständen im neuen leben hergestellt und ihren
alten eignem zu dienste sein. Diese Samen bildeten den kern der alten
Preufsen, welche zum littauischen stamm gehörend, auch den Samogeten
(im gedieht Sameiten genannt) benachbart und verwandt waren, die Sa-
meiten müssen aber nicht minder ihre todten verbrannt haben, wie schon
daraus folgt, dafs sie ihren göttern menschen zum opfer brannten, z. 4700:
die gote die sint wol wert,
daz man brünjen unde pfert
und ouch rische man da mite
brenne nach unser site.
Dirc Potter, ein holländischer dichter schon aus dem beginn des 15 jahrh.
erzählt in der Minnen lop 1, 509-524 von einem heidnischen volk, das er
nicht näher nennt:
want het is noch huden mede
over al heidenscip ene sede,
als coninc of hoghe vorsten sterven,
so plachmen him daer bi te werven
hören heimelixten camerlinc
ende merrien melc, dits wäre dinc,
die graeftmen mede mitten here,
dat houden si vor grote ere,
want si meinen, twaer grote schände,
dat hoer her in enen anderen lande
comen soude sonder ghesinde
ende sonder dranc diemen minde:
©Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Dr 203
über das verbrennen der leichen. 61
J
want melc van merrien houden si daer
vor den edelsten dranc vor waer,
die men den heren schenken mach.
diese ausstattung des herrn durch mitbegraben seines vertrautesten dieners
und ein gefäfs Stutenmilch stimmt zu jenem samländischen glauben; auch
in deutschen gräbern werden die meistens zu füfsen der gerippe gestellten
krüge oft den mitbegrabnen trank enthalten haben. Stutenmilch war bei den
alten Samen wie bei den Skythen beliebt (1). woher Potter den ihm all-
gemein heidnisch erscheinenden brauch schöpfte weifs ich nicht. Bartholo-
maeus anglicus oder Glanvil (um 1350) schreibt von den Livonen: mortuo-
rum cadavera tumulo non tradebant, sed populus facto rogo maximo usque
ad cineres comburebat. post mortem autem suos amicos novis vestibus ve-
stiebant et eis pro viatico oves et boves et alia animantia exhibebant. servos
etiam et ancillas cum rebus aliis ipsis assignantes una cum mortuo et rebus
aliis incendebant, credentes sic incensos ad quandam vivorum regionem fe-
liciter pertingere et ibidem cum pecorum et servorum sic ob gratiam domini
combustorum multitudine felicitatis et vitae temporalis patriam invenire.
Lasicz aber de diis Samagitarum p. 57 (bei Haupt 1, 148. 149) überliefert
merkwürdige, mit dem vorgetragnen oft eintreffende züge: defunctorum
cadavera vestibus induuntur et erecta super sellam locantur, quibus assiden-
tes propinqui perpotant ac helluantur. Lamentatione absolut^ dantur cada- \(X'
veri munuscula, mulieri fila cum acu, viro linteolum collo ejus implicatum. 1
Cum ad sepulturam effertur cadaver, plerique equis funus prosequuntur et
ad currum obequitant, quo cadaver vehitur, strictisque gladiis verberant
auras vociferantes ‘geigeite begaite pekelle!’ eia fugite daemones in orcum!
qui funus mortuo faciunt numos projiciunt in sepulcrum, futurum mortui
viaticum. panem quoque et lagenam cerevisiae plenam ad caput cadaveris
in sepulcrum illati, ne anima vel sitiat vel esuriat collocant. Des verbren-
nens geschieht bei Lasicz noch Potter keine meldung, ihre nachricht rührt
schon aus einer zeit, wo nur begraben wurde, die einzelnen brauche dabei
stimmen aber zu denen des leichenbrandes, wie schon die Vergleichung mit
Bartholomaeus lehrt, das setzen der leiche auf den sattel mahnt bündig an
cm*, exyxcs^
(') Geschichte der deutschen spräche s. 721. Montevilla p. m. 170 erzählt, dafs die Tataren
der milch wegen stuten samt ihrem füllen mitbegraben.
62 25b
Jacob Gbimm
die pjra equinis sellis constructa de$ Attila und das skythische grabgerüste,
das reiten der schwertschwingenden an das estische pferderennen. begaite
ist von begti currere zu erklären und pekelle entweder von pekla hölle oder
pekulas, pikulas dem höllischen geist.
Sebastian Munsters cosmographie, buch 4 s. 907 der ausgabe von
1559 bemerkt von den Samogeten und ihren heiligen Wäldern ausdrücklich:
habebant praeterea in silvis praefatis focos, familias et domos distinctas, in
quibus omnibus carorum et familiarium cadavera cum equis, sellis et vesti-
mentis potioribus incendebant. locabant etiam ad focos hujusmodi ex subere
facto sedilia, in quibus escas ex farre in casei modum praeparatas depone-
bant, medonemque focis infundebant, ea credulitate illusi, quod mortuorum
suorum animae, quorum illic combusta fuerunt corpora, nocte venirent esca-
que se reficerent. Nicht viel später bezeugt Matth. Stryikowski in seiner
polnisch geschriebnen, zu Königsberg 1582, Warschau 1766 gedruckten
chronik s. 148 von denselben samogetischen Littauern, dafs sie mit ihren
todten die klauen von luchsen und bären (rysie i niedzwiedzie paznokcie)
zu verbrennen pflegen, durch deren schärfe ihnen das übersteigen eines
furchtbar steilen bergs in der unterweit erleichtert werden solle, dieser glä-
serne berg heifst Anaiielas und auf ihm wohnt ein die thaten der menschen
richtender kriwe kriweito, worüber Narbutts litt, mythologie s. 385 nach-
zulesen ist. Die jüngste mittheilung rührt von Alexander Guagnini, einem
Italiener her, der lang in sarmatischen ländern gelebt hatte und 1614 zu
Cracau starb; in seinem buch de origine Lithuanorum (Pistorii script. rer.
polon. 2, 391) schildert er die littauischen bestattungen folgender gestalt:
corpora mortuorum cum pretiosissima supellectile, qua vivi maxime uteban-
tur, cum equis, armis et duobus venatoriis canibus falconequc cremabant,
servum etiam fideliorem vivum cum domino mortuo, praecipue vero magno
viro cremare solebant, amicosque servi et consanguineos pro hac re maxime
donabant. ad busta propinquorum lacte, melle mulsato et cerevisia paren-
tabant, choreasque ducebant tubas inflantes et tympana per^ytientes. hic
mos adhuc hodie in partibus Samogitiae confinibus Curlandiae ab agrestibus
quibusdam observatur.
Wir schreiten fort zum leichenbrand bei den SLAVEN, wofür es an
alten und lehrreichen nachrichten nicht gebricht.
poue^h Vön jx
■y-ry
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Dr 203
über das verbrennen der leichen.
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HclmliJü Aoj.
6*J»0^|aV.
l,#8.
Die frühste darunter bezieht sich auf die den Norddeutschen zunächst
wohnenden Wenden und ist in einem briefe des Bonifacius vom j. 745 (ed.
Würdtwein no. 72 p. 191) enthalten: ad Ethibaldum regem Merciorum:
laudabilis mulier inter illas (mulieres Winedorum) esse judicatur, quae pro-
pria manu sibi mortem intulit, ut in una strue pariter ardeat cum viro suo.
die frau tödtet sich selbst um des Scheiterhaufens mit ihrem gatten theilhaft
zu werden.
Für die Polen zeugt einige jahrhunderte später Thietmar von Merse-
burg, der 8, 2 mehrere gebräuche dieses volks unter Bolislaus verzeichnet,
dessen sohn Otto im j. 1018 mit Oda, des markgrafen Ekkehard tochter
vermählt wurde: in tempore patris sui, heifst es, cum is jam (d. i. adhuc)
gentilis esset, unaquaeque mulier post viri exequias sui igne cremati decol-
lata subsequitur. sie wurde, hat man anzunehmen, nicht blofs enthauptet,
sondern auch mit verbrannt, denn ihre tödtung geschah eben in dieser ab-
sicht. Bei den Littauern und Esten war gerade von gemeinschaft des todes
zwischen den ehegatten keine rede, heutzutage nennen die Polen den Schei-
terhaufen gorzelina oder stos drewny (holzstofs).
Was die Böhmen angeht, so findet sich in der mater verborum 17a.
(ed. 1840 p. 230 b.): piram, rogum, i. lignorum constructionem, in quo
(rogo) mortui comburuntur, sarouisce, oder nach der heutigen Schreibung
zarowisce, zarowiste (Jungmann 5, 830), von zarjti accendere. jetzt pflegt £paü4* vtf&ft4
man scheiterhaufe durch hranice acervus, hranice drjwj acervus lignorum
auszudrücken. Eine stelle der Königinhofer handschrift, gegen den schlufs
des liedes von Cestmir a Wlaslaw (1829 s. 106), wo gesagt ist, dafs die
dem mund entfliegende seele von bäum zu bäum flattre,
doniz mrtew nezzen,
bis der todte verbrannt sei, diese stelle würde man mit vertrauen hierher
nehmen, wenn nicht verdacht wider alle dichtungen der handschrift (*)
geweckt wäre. Cosmas von herzog Bretislaw redend, der sich im j. 1093
mühte die Überreste des heidenthums unter den Böhmen auszurotten, sagt
p. 112: similiter et lucos sive arbores, quas in multis locis colebat vulgus
ignobile, exstirpavit et igne cremavit. item.....sepulturas, quae fiebant
(*) Gesteigert bat ihn zuletzt Haupts beweis, dafs das zwar nicht in ihr enthaltne,
aber ähnlich klingende minnelied könig Wenzels trug ist (berichte über die Verhandlun-
gen der gesellschaft der Wissenschaften zu Leipzig 1847 s. 257-265).
12
vJlrruM ^eM. fö Oak \ j Cf u-ot)
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64 252r
Jacob Gbimm
in silyis et in campis, atque scenas, quas ex gentili ritu faciebant in biviis
et in triviis, quasi ob animarum pausationem, item et jocos profanos, quos
super mortuos, inanes cientes manes ac induti faciem larvis bacchando exer-
cebant . . . exterminavit (1). leicbenbrandes wird dabei nicht erwähnt, er
hat wahrscheinlich dennoch stattgefunden; die auf Scheidewegen, wo man
oft grabhügel findet, errichteten hütten gleichen dem was Munster bei den
Samogeten häuser nennt, und auch der vorhin angeführte Guagnini versi-
chert von den Sarmaten und Slaven insgemein: sepulturae eorum erant in
silvis et agris, tumulosque aggestis lapidibus vestientes eminenter muniebant,
quod genus in Prussiae regionibus passim adhuc visuntnr: nonnulli quoque
more romano cadavera cremare, cineresque collectos in urnas recondere
solebant. an krügen mit asche und verbrannten knochen ist auch in slavi-
schen gräbern überflufs. Den technischen ausdruck trizna liefert die mater
verborum 11b. (ed. 1840 p. 228) für inferiae, placatio inferorum vel ob-
sequiae, vel infernalium deorum sacrificia, mortuorum sepulturae debitae;
wir werden ihm gleich noch bei Nestor begegnen, der aber trysna schreibt.
Kopitar im Glagolita hat trizna lucta, Miklosich trizna aywv certamen, vgl.
Jungmann unter tryzna.
Bei den südlichen Slaven, sowol Slovenen als Serben und Kroaten
hat sich keine künde des leichbrandes erhalten, in den serbischen liedern
keine anspielung darauf, ich vermag nur einige benennungen des Scheiter-
haufens hervorzuheben, den Slovenen in Iirain und Steier heifst er germada,
germazha, was von germ Strauch, busch abstammt; das serb. grm bezeichnet
nach Yuk eine art eiche, ich vermute robur, donnereiche, von grmiti don-
nern; gromila oder mit ausgestofsnem r gomila bedeutet acervus. sollte
nicht auch das russ. poln. gromada, böhm. hromada, obwol ihnen die be-
deutung von rogus gebricht, gleich unserm haurds und hürde auf die Vor-
stellung geschichteter reiser und zweige zurück zu leiten sein? darin bestärkt
mich ein slovenisches koster und kust rogus, russ. koster", was wieder von
kust" gesträuch stammt, aber auch dem altn. kostr an die Seite treten dürfte.
Des sl. tr’n3^ goth. |}aurnus, ahd. dorn, sowie koupa, kupina und kupalo
geschah oben erwähnung.
(') Auch bei Helmold 1,83 §. 18 von den obotritischen Slaven: et praecepit comes
populo Slavorum, ut transferrent mortuos suos tumulandos in atrium ecclesiae.
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Dr 203
über das verbrennen der leichen.
65 m
Ungleich wichtigeres ergibt sich über die heidnischen Russen. Nestor,
der seine chronik nach dem j. 1110 zu Kijev vollendete, berichtet (Schlözer
s. 12. Jos. Müller s. 76) uns das brennen der leichen bei den noch unbe-
kehrten Radimitschen, Wjatitschen und Sjeveriern; es mufs unbedenklich
für alle altrussischen stamme gelten. Starb ein mann, so wurde trjsna über
ihn veranstaltet, dann eine grofse klada geschichtet und darauf die leiche
verbrannt, die nach dem brand gesammelten knochen legten sie in einen
krug (sosud33) und stellten ihn auf eine seule am weg; so thun namentlich
die Wjatitschen, aber auch die Kriwitschen und andere Heiden mehr, klada
stammt von klast3 schichten, legen und entspricht genau dem ags. hladan,
altn. hlada. Vom begang dieser trysna ist oft die rede (Jos. Müller s. 117.
118. 120. 185), sie mufs leichenmal und leichenspiel gewesen sein, weil
das wort lucta, certamen ausdrückt, und die brauche der ags., estischen und
littauischen leichenfeier gleichen, das stellen der todtenseule an die heer-
strafse kommt meiner deutung des salischen haristato, cheristado, der her-
men und irmenseulen zu statten, begegnet auch dem böhmischen gebrauch
an den kreuzwegen.
Es gibt aber eine fast zweihundert jahre ältere, höchst anschauliche
und lebendige Schilderung des russischen leichenbrands von dem Araber
Ibn Foszlan, der im j. 921 und 922 nach Chr. auf seiner gesandtschaftsreise
von Bagdad zum könig der Slaven, d. i. der Wolgabulgaren die sitten und
gebrauche der heidnischen Russen erkundigte, wir besitzen seine Schrift
gleichwol nur in dem auszug, welchen ein späterer Schriftsteller namens
Jakut, der von 1178 bis 1229 lebte, einem umfassenden geographischen
lexicon unter dem worte Rus einfügte; danach ist sie durch Frähn zu Pe-
tersburg 1823 herausgegeben und verdeutscht worden.
Ibn Foszlan sah diese Russen am Itil (an der Wolga) wohin sie mit
ihren schiffen aus dem innern land gekommen wraren. man hatte ihm vom
verbrennen ihrer todten erzählt, er war neugierig die gebräuche kennen zu
lernen, als man gerade den tod eines ihrer grofsen meldete.
Sie legten den todten in ein grab und schlugen ein dach darüber für
zehn tage, bis sie mit dem zuschneiden und nähen seiner kleider fertig waren.
Ist ihnen ein armer mann gestorben, so bauen sie für ihn ein kleines schif,
legen ihn hinein und verbrennen es. beim tode eines reichen aber sammeln
sie seine habe und theilen sie in drei theile. das eine drittel ist für seine
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66 2$4
Jacob Grimm
familie, für das zweite schneiden sie ihm kleider zu, für das dritte kaufen
sie berauschendes getränke.
Sobald unter ihnen ein Oberhaupt verschieden ist, fragt man dessen
mädchen und diener cwer von euch will mit ihm sterben?3 dann antwortet
einer 'ich3, und hat er dies wort ausgesprochen, so ist er gebunden und
darf es nicht zurückziehen, meistentheils aber sinds die mädchen die es
thun. Bei jenes mannes tode war schon die frage ergangen und eins der
mädchen hatte geantwortet: ich. man vertraute sie nun zwein andern mäd-
chen, die sie bewachten, überall wohin sie nur gieng begleiteten und ihr
bisweilen die füfse wuschen. Während die kleider bereitet und alle übrigen
zurüstungen getroffen wurden, blieb das mädchen frölich, trank und sang.
Als der tag des verbrennens herangekommen war, zog man das schif
des verstorbnen ans ufer, trug eine ruhebank darauf, über welche ein altes
weib, das sie den todesengel nennen, gesteppte tücher, goldstoffe und kopf-
kissen spreitete. Dann giengen sie zum grabe, räumten die erde vom holz-
dach und zogen den todten samt dem leichentuch, worin er gestorben war,
heraus, kleideten ihn in prächtiges ge wand, und trugen ihn unter das schifs-
zelt auf die gesteppte decke, indem sie sein haupt mit dem kopfkissen un-
terstützten. berauschendes getränk, früchte und basilienkraut wurden neben,
brot, fleisch und zwiebeln vor ihn hingelegt, darauf brachten sie einen hund,
schnitten ihn in zwei theile und warfen beide ins schif, legten dann dem
todten alle seine waffen zur seite und führten zwei pferde herbei, die so
lange, bis sie von schweifse troffen, gejagt und dann auch mit Schwertern
zerhauen und alle stücke ihres fleisches ins schif geworfen wurden, auf
gleiche weise verfuhren sie mit zwei ochsen, einem hahn und huhn, die sie
gleichfalls zerhieben und ins schif wrarfen.
Das dem tode geweihte mädchen wurde nunmehr zu einem vorsprin-
genden, dem gesims einer thür ähnlichen gerüste geleitet, indem sie ihre
füfse auf die flachen hände der männer setzte emporgehoben und nachdem
sie auf das gesimse niederschauend einige worte gesprochen hatte, wieder
herabgelassen, alles dies wurde zum zweiten und drittenmal wiederholt,
alsdann reichten sie ihr eine henne hin, deren köpf sie abschnitt und weg-
warf; die henne selbst nahm man und warf sie auch ins schif.
Als der Araber sich nach den ihm unverständlichen Worten erkundigte,
die das mädchen gesprochen hatte, antwortete der dolmetsch: das erstemal
über das verbrennen der leichen.
67 m*
sagte sie 'sieh, hier sehe ich meinen vater und meine mutter/ das zweitemal
'sieh, jetzt sehe ich alle meine verstorbnen anverwandten sitzen/ das dritte-
mal aber'sieh, dort ist mein herr, er sitzt im paradiese, das paradies ist
so schön, so grün, bei ihm sind die männer und diener, er ruft mich: so
bringt mich denn zu ihm!3
Nun nahmen und führten sie sie zum schiffe hin. sie aber zog ihre
beiden armbänder ab und gab sie dem weibe, das man den todesengel nennt
und das sie morden wird, auch ihre beiden beinringe zog sie ab und reichte
sie den zwei ihr dienenden mädchen, töchtern des todesengeis.
Dann hob man sie auf das schif, liefs sie aber noch nicht ins gezelt,
sondern männer kamen mit schildern und staben und reichten ihr einen be-
cher berauschenden getränks, den sie annahm und singend leerte, hiermit,
sagte der dolmetsch, nimmt sie abschied von ihren lieben, darauf ward ihr
ein andrer becher gereicht, den sie auch nahm und ein langes lied anstimmte,
die alte aber hiefs sie eilen und ins zeit treten, wo ihr herr lag. Das mädchen
schien jetzt bestürzt und unentschlossen, sie steckte nur den köpf zwischen
zeit und schif; stracks fafste die alte sie beim haupt, brachte sie ins gezelt
und trat selbst ein, die männer begannen mit den Stäben auf die Schilder zu
schlagen, dafs kein laut der schreienden gehört würde, der andre mädchen
erschrecken und abgeneigt machen könnte auch einmal mit ihrem herrn in
den tod zu gehn. Dann traten sechs männer ins gezelt, streckten sie an des
todten seite nieder, indem zwei ihre füfse, zwei ihre hände fafsten, und die
alte, welche todesengel heifst, ihr einen strick um den hals legte, dessen
ende sie dem fünften und sechsten mann reichte; mit einem grofsen breit-
klingigen messer selbst hinzu tretend, stiefs sie dem mädchen zwischen die
rippen das messer ein und zog es wieder aus. die beiden männer aber würg-
ten mit dem stricke bis es todt war.
Nun kam nackend der nächste anverwandte des verstorbnen, nahm
ein scheit holz, zündete es an und gieng rückwärts zum schiffe, das holz in
der einen hand haltend, die andere auf seinen rücken gelegt, bis das unter
das schif gesteckte holz entzündet war. darauf nahten auch die übrigen mit
zündholz und anderm holze, jeder trug ein stück das oben schon brannte
und warf es auf den häufen, bald ergrif diesen das feuer, hernach das schif,
dann das zeit, den mann, das mädchen und alles was im schiffe war. es
68 3äC
Jacob Grimm
blies ein heftiger sturm, wodurch die flamme verstärkt, die lohe noch mehr
angefacht wurde.
Neben dem botschafter des chalifen stand einer von den Russen, den
er mit dem dolmetsch sprechen hörte und nach dessen Worten er sich er-
kundigte. es waren diese: cihr Araber seid doch ein dummes volk. ihr
nehmt den, der euch unter den menschen der geliebteste und geehrteste ist,
und werft ihn in die erde, wo ihn die kriechenden thiere und würmer fres-
sen. wir dagegen verbrennen ihn in einem nu, so dafs er ohne aufenthalt
ins paradies eingeht/ dann in unbändiges lachen ausbrechend fügte der
Russe hinzu: "seines gottes liebe zu ihm machts, dafs schon der wind weht
und ihn im augenblick wegraffen wird/ und traun, keine stunde vergieng,
so war schif und holz und mädchen mit dem verstorbnen zu asche gebrannt.
An der stelle, wo das aus dem flufs gezogne schif gestanden hatte,
führten sie einen runden hügel auf, in dessen mitte an einem grofsen bü-
chenscheit der name des verstorbnen und des königs der Russen geschrieben
wurde, alsdann begaben sie sich weg.
So weit reicht Ibn Foszlans nachricht, welcher Frähn s. 104. 105
noch ein paar andere aus arabischen Schriftstellern beifügt. Mas'udy sagt
von den Russen und Slaven, die einen theil der Chasarenhauptstadt Itil be-
wohnten: hi defunctorum cadavera una cum jumentis, supellectili et ornatu
comburunt. uxores cum maritis defunctis cremantur, non item viri cum
uxoribus. si quis caelebs moriatur, mortuo tarnen feminam uxoris loco ad-
dunt. hae autem omnes hoc mortis genus comprimis expetunt, sic enim
aeternam felicitatem adepturos esse credunt. hactenus autem illi populi ab
Indis hac in re differunt, quod apud hos nulla uxor, si noluerit, cum viro
comburitur. Von den heidnischen Slaven (Saklab) berichtet Schemseddin
Dimeschky: diese verbrennen ihre könige, wenn sie gestorben sind, und
mit ihnen knechte, mägde, weiber und alle, die zu ihrer nächsten Umge-
bung gehörten, den Schreiber, wesir, den gesellschafter beim becher und
den arzt.
Auch der Byzantiner Leo Diaconus, der um die mitte des zehnten
jahrh. in Kleinasien geboren, im j. 966 nach Constantinopel gekommen, von
den Verhandlungen zwischen Johannes Zimisces und Svätoslav (Xcpsv&oo’SXa-
ßog) aber genau unterrichtet war, erwähnt (ed. bonn. p. 149 ff.) unter dem
j. 972 von den ihm als Skythen erscheinenden Ros d. i. Russen folgendes:
über das verbrennen der leichen.
69 nj
yj£yj viwTcg KCCTa(r%ovomyig Kal TY\g \J-Y\vv\g irXy\(Ti(paoZg cvtryg Kara to irsblov
3ovrsg Tovg Tcpsrs^ovg dve\l/YjXa(pujv vsK^ovg* ovg Kal crvvaXiTavTsg ttqo tov irs^i-
ßoXov Kal 7rv^dg 3’afjuvag üiavayl/avreg, KarsKavtrav > 7rXslvTovg tZv airxJfj.aXoüTU)v,
avtyag Kal yvvaia, br* avroig Kard tov 7tutqiqv vo\xov hravaTcpa^avTsg. ivayiTfjLovg
ts TrsTTGiYjKOTsg y hri tov ^Itt^ov v7rofj.d^ia ß^ecpvi Kal aXsKTgvovag aVS7TVl^aVy TW
qo3lu) tov 77orafJLOv TavTa KarairovTooTavTsg. XeysTai ydg eAXvjviKoi'g ogyi'oig KaT-
o%ovg ovTag.
Wer wollte hier griechischen brauch suchen? dringender ist es nach
dem einflufs zu fragen, den warjagische einwanderung seit der mitte des
neunten jh. auch auf die sitte des nördlichen Slavenlands gewonnen haben
könnte, in der that gleicht die von dem Araber gelieferte Schilderung des
russischen leichenbrandes auffallend dem altnordischen, zumal darin, dafs
der scheiterhaufe auf dem schif geschichtet wird und das sich aufopfernde
mädchen unmittelbar in das grüne paradies überzugehn wähnt, wie unsre
Vorfahren in den grünen wang oder heim der götter (mythol. s.782. 783).
mit dem schlachten der pferde stimmt auch die altdeutsche gewohnheit und
zu dem nochmals durch Leo Diaconus bestätigten würgen der hennen oder
hähne darf das galli caput bei Saxo gramm. (St. 17. Müll. 51) gehalten wer-
den, nach dessen wurf über die mauer der vogel neues leben empfängt.
Allein verbrennen zu schiffe war hier den auf der Wolga fahrenden, sonst
im land fremden Russen von selbst geboten und mitopfer der thiere ein
fast allgemeiner, bei den meisten, zumal auch littauischen Scheiterhaufen
wiederkehrender zug, den man gar nicht erst nöthig hat aus Scandinavien
herzuleiten. Aufserdem ist in des Ibn Foszlan Schilderung, der überhaupt
diese Russen als ein höchst unreinliches und wollüstiges volk darstellt, von
mir absichtlich vorhin etwas empörendes unterdrückt worden; er berichtet
nemlich, dafs die sechs ins gezelt getretnen männer, welche dem mädchen
hände und füfse halten und es mit dem strick erdrosseln musten, ihm zuvor
samt und sonders beigewohnt hätten. Solch eine unthat stände aber altnor-
discher wie altdeutscher sitte fern, und nimmt man hierzu, dafs auch unter
den übrigen Slaven, namentlich Wineden uild Polen das verbrennen der
todten üblich war und Nestor für die Wjatitschen und Radimitischen sich
dabei des slavischen aber undeutschen ausdrucks trysna bedient; so sehe
ich keine Ursache, den an der Wolga unter den Russen des zehnten jh. be-
K
70 2«
Jacob Grimm
obachteten hergang auf scandinavische Warjager zurück zu leiten.^) Die
natürlichste annahme bleibt, dafs unter Slaven und Germanen von altersher
dies verbrennen der leichen auf sehr ähnliche obwol im einzelnen abwei-
chende weise im schwänge gieng; wir würden uns davon noch besser über-
zeugen, wenn unsre einheimischen Schriftsteller es verstanden hätten, die
gebräuche so anschaulich darzustellen, wie bei Herodot der skythische, bei
Procop der herulische, bei Vulfstan estische, bei Ibn Foszlan der russische
beschrieben sind.
FINNISCHE Überlieferungen von dem brand der leichen sind mir
unbekannt oder jetzt noch unzugänglich, in Kalevala kommt vor, dafs der
riese Vipunen mit ganzem leib, also unverbrannt, zu grabe liegt, was ans
steinalter und die Steinkammer der riesenzeit erinnert. Die neue ausgabe
des finnischen epos (2) gewährt aber XXXI, 145-160 die umständliche be-
schreibung eines Scheiterhaufens, den Untamo schichten läfst, um darauf den
knaben Kullervo zu tödten, welchen er vorher schon im wasser vergeblich
umzubringen gesucht hatte, es heifst mit wieder kehrenden zeilen:
käski orjansa kerätä
koivuja ko via puita,
honkia satahavuja,
tiettäviä tervaksia,
tuohia tuhat rekeä,
sata syltä saarnipuita,
fne'Y
b
\JScfneiW
/ \{oJtvü. 31114^)
jDoJlo Ist- ßra-nö,-b! .yofefc. j SZ
Pfyvn *oW>0 U^lojo'o ftcl-no ;
er liefs die knechte sammeln weifser birke hölzer, tannenzweige hundert-
nadliche, .... harzige, birkenrinde tausend schlitten, hundert klaftern eschen-
holz. hier wird kein dorn genannt, aber die zusammenfügung aus birken,
tannen und eschenholz in grofsen häufen mahnt an den skythischen oyKog /
<j)Qvyavwv. Für den Scheiterhaufen besitzt die finnische spräche den namen
pino, strues lignorum ordinata, dessen schon oben beim ahd. fina meldung
geschah, sonst gilt auch kokko für strues lignea. kanto, bei Renvall caudex,
truncus arboris, bezeichnet nach Juslenius zugleich bäl, und diese bedeu-
tung legt er dem worte miehusta bei, das nach Renvall truncus corporis hu-
mani ausdrückt.
(*) wie Ernst Kunik in seinem reichhaltigen und belehrenden werke über die schwedi-
schen Rodsen, Petersburg 1844. 1845 2, 44l. 453-458 thut.
(2) Kalevala, toinen painos. Helsingissä 1849.
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tA> <UA OfÄiiv' C/%Z .*£3- fVbA
über das verbrennen der leichen.
71 Uq
Das UNGRISCHE Wörterbuch gewährt rakas fa und rakas tüz, d. i.
holzhaufe und feuerhaufe, rakas aber scheint wieder an rogus und das goth.
rikan acervare zu klingen. Den wirklichen und alten brauch des leichenbran-
des bei den Ungern setzt uns aber ein zeugnis des Ekkehardus bei Pertz
2, 105 aufser zweifei; als sie im j. 925 zu Sanct Gallen einbrachen und zwei
ihrer leute umkamen, heifst es: quos ambos inter postes valvarum dum cre-
massent, rogusque flammivorus super liminare et laquear vehementer inva-
deret, contisque incendio certatim plures miscerent, nequaquam templum
Galli .... incendere quiverant. sie thaten gleich jenen Gothen, Normannen,
Esten und Russen nach der schiacht. ßttel
Forscht man von der ungrischen und finnischen spräche ab weiter ^e Vl ? ^ (mlMTxeU
gegen osten, so wird sich für den begrif des Scheiterhaufens eine reihe sol- 1
eher Wörter, die bald der flamme, bald dem geschichteten holz entnommen
sind, ergeben, zu anziehendem aufschlufs könnte erst eine vollständigere
samlung derselben führen, jetzt genüge an wenigem, der TÜRKISCHE
ausdruck ujum urum mag zusammen hängen mit dem MONGOLISCHEN
norom, dies aber mit norma glühender asche. auch mandschuisch bedeutet
noran den Scheiterhaufen und nora den häufen schichten, tibetisch sching-
krov holzstofs. In der mongolischen sage von Gesser Chan s. 34 wird aus-
drücklich das verbrennen der todten auf dem holzstofs berichtet.
Von uralter zeit an bis auf heute herscht in INDIEN unvertilgbar die cW
ftjul<
U
gewohnheit des leichenbrands und ohne zweifei hat auch die festigkeit in-
discher kasteneinrichtungen dazu beigetragen ihn unverändert zu erhalten,
obschon sie ihn zugleich einschränkten, denn abgesehn von den Brachmanen t\ß. /VWx (WWjh,y c)
wird er hauptsächlich den Kschatrijas d. h. helden und kriegern zu theil, ^
während die käste der kaufleute, ackerbauer und handwerker von ihm aus-
geschlossen bleibt, er zeigt sich also wiederum als Vorrecht und auszeich- | -^1 'V ^ ^
nung der höheren stände. /Qj
Abbruch thut ihm sodann der unterschied der glaubenssecten. die
anhänger Yischnus sind ihm ergeben, die des Siva sollen ihn verabscheuen
oder doch meiden. (*) Aufserdem brennen auch die zahlreichen Buddhisten
ihre todten nicht, sondern übergeben sie der erde, was sich von den in In-
(i) Vischnus anhänger verbrennen ihre leichen, um nicht das wasser durch sie zu verun-
reinigen; die des Öiva als feueranbeter werfen sie in den Ganges oder begraben sie.
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Jacob Grimm
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dien verbreiteten Mahomedanern von selbst versteht. Wie also das verbren-
nen der leichen in Griechenland durch glaubensgenossenschaften beschränkt
wurde, fällt ein noch gröfserer theil der einwohner Indiens zu den einfach
begrabenden, im Mahäbhärata 1,3616 ist ausdrücklich unterschieden zwi-
schen todten die verbrannt, begraben und eingescharrt sind.
Des leichenbrandes thun die gesetzbücher von Manu und Yäjnavalkya
verschiedentlich erwähnung. Manu 5, 167 Yäjn. 1,89 verordnen, wenn der
gatte die gattin im feuer verbrannt hat, nehme der Vorschrift gemäfs er eine
andre gattin und andres feuer. Einstimmig mit der römischen gewohnheit
soll nach Manu 5, 68 ein kind unter zwei jahren in reiner erde begraben
werden, nach Yäjn. 3,1 soll man es begraben und keine wasserspende dazu
vollziehen. p. ^40
Der sterbende, wenn ein Südra, wird auf ein bett von kusagras, wenn
von einer andern käste in die freie luft getragen.
Der leichnam wird gewaschen, ein stück gold in seinen mund, in die
nasenlöcher und ohren gelegt; dann trägt man ihn zu einer heiligen stelle
im wald oder am wasser und legt ihn auf ein kusalager mit dem haupt ge-
gen süden. die söhne oder nächsten verwandten rüsten den Scheiterhaufen,
auf welchen nach nochmaliger waschung die leiche mit dem haupt gegen
norden gelegt wird, blumen schmücken den Scheiterhaufen, ein gewand ist
darüber gespreitet, der berechtigte verwandte entzündet ihn mit den Wor-
ten: mögen die götter mit flammenden mund diese leiche verbrennen! er
entzündet ihn zunächst am haupt des todten gegen süden schauend und das
linke knie beugend und ruft aus: namö namah! Das feuer wird so einge-
richtet, dafs einige knochen aufgelesen werden können. Die verwandten
nehmen sieben spannen lange holzstücke, wandeln um den Scheiterhaufen
und die stücke über ihre Schulter ins feuer werfend rufen sie: grufs dir, der
du das fleisch verzehrst! Ist die leiche verbrannt, so gehn die verwandten
nochmals um den Scheiterhaufen, doch ohne in die glut zu schauen, dann
nahen sie sich dem wasser und reinigen sich; es folgen gebete, opfer und
fasten. Die knochenlese geschieht (nach Rämaj. 2, 62 erst den dreizehnten
tag nach dem brand) in ein irdnes gefäfs, eine tiefe grübe am flufs wird mit
kusa bestreut, mit gelbem gewande bedeckt, dann das irdne gefäfs einge-
stellt, lehm, dörner und moos darüber geworfen und ein bäum gepflanzt,
über das verbrennen der leichen.
73 2.6i
oder ein dämm aufgemauert und eine fahne errichtet, den schlufs machen
lustrationen, opfer und geschenke.
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ein wrollei
stenmehl
überrasch
mit dem
Vom mitverbrennen der indischen witwen hatten römische und grie-
chische Schriftsteller längst künde. (2) Cicero (tusc. disp. V. 27, 78) sagt:
mulieres in India quum est cujusvis earum vir mortuus, in certamen judi-
ciumque veniunt, quam plurimum ille dilexerit: plures enim singulis solent
esse nuptae. quae est victrix, ea laeta, prosequentibus suis, una cum viro
in rogum imponitur; illa victa maesta discedit. Propertius IV. 12, 15:
felix Eois lex funeris una maritis,
quos Aurora suis rubra colorat equis.
namque ubi mortifero jacta est fax ultima lecto,
uxorum positis stat pia turba comis:
et certamen habent leti, quae viva sequatur
conjugium, pudor est non lieuisse mori.
ardent victrices et ilammae pectora praebent,
imponuntque suis ora perusta viris.
Herodot 3, 38 gedenkt des verbrennens der eitern, nicht der frauen, was er
nicht unangeführt gelassen haben würde, wäre es ihm zu ohren gekommen;
(*) die indischen leichengebräuche schöpfe ich hauptsächlich aus H. T. Colebrooke on the . *n
religious ceremonies of the Hindus, nach den asiatic researches, Calcutta 1795, wieder abge-
druckt in seinen miscellaneous essays, London 1837 vol. 1, wo die funeral rites p. 155-186
und die Schilderung der figur aus hutealaub p. 159 enthalten ist. die abhandlung on the duties
of a faithful Hindu widow findet sich p. 114-122.
(2) auch in unser mittelalter war sie gedrungen, man vgl. z. b. das niederländische gedieht
die kinderen van Limhorch 8, 822.
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Der sterbende, wenn ein Südra, wird auf ein bett von Eusagras, wenn
von einer andern käste in die freie luft getragen.
Der leichnam wird gewaschen, ein stück gold in seinen mund, in die
nasenlöcher und ohren gelegt; dann trägt man ihn zu einer heiligen stelle
im wald oder am wasser und legt ihn auf ein kusalager mit dem haupt ge-
gen süden. die söhne oder nächsten verwandten rüsten den Scheiterhaufen,
auf welchen nach nochmaliger waschung die leiche mit dem haupt gegen
norden gelegt wird, blumen schmücken den Scheiterhaufen, ein gewand ist
darüber gespreitet, der berechtigte verwandte entzündet ihn mit den Wor-
ten: mögen die götter mit flammenden mund diese leiche verbrennen! er
entzündet ihn zunächst am haupt des todten gegen süden schauend und das
linke knie beugend und ruft aus: namö namah! Das feuer wird so einge-
richtet, dafs einige knochen aufgelesen werden können. Die verwandten
nehmen sieben spannen lange holzstücke, wandeln um den Scheiterhaufen
und die stücke über ihre Schulter ins feuer werfend rufen sie: grufs dir, der
du das fleisch verzehrst! Ist die leiche verbrannt, so gehn die verwandten
nochmals um den Scheiterhaufen, doch ohne in die glut zu schauen, dann
nahen sie sich dem wasser und reinigen sich; es folgen gebete, opfer und
fasten. Die knochenlese geschieht (nach Rämaj. 2, 62 erst den dreizehnten
tag nach dem brand) in ein irdnes gefäfs, eine tiefe grübe am flufs wird mit
kusa bestreut, mit gelbem gewande bedeckt, dann das irdne gefäfs einge-
stellt, lehm, dörner und moos darüber geworfen und ein bäum gepflanzt,
©Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Dr 203
über das verbrennen der leichen.
73 lC\
oder ein dämm aufgemauert und eine fahne errichtet, den schlufs machen
lustrationen, opfer und geschenke.
Wird die leichenfeier eines in fremdem land verstorbnen oder dessen
gebein nicht aufzufinden ist begangen, so bilden sie eine gestalt aus drei-
hundert und sechzig blättern des Strauches butea, oder eben so viel wolle-
nen fäden, womit sie die verschiednen theile des menschlichen leibs dar-
stellen nach bestimmten Zahlenverhältnissen; um die ganze gestalt mufs ein
lederner rieme von der haut einer schwarzen antelope und darüber noch
ein wrollenfaden geknüpft werden, dann bestreichen sie diese figur mit ger-
stenmehl und wasser und verbrennen sie als ein Sinnbild des leichnams. wen
überrascht nicht die höchst bedeutsame Übereinstimmung dieses gebrauchs
mit dem uns im schwedischen märchen aufbewahrten? (*)
Vom mitverbrennen der indischen witwen hatten römische und grie-
chische Schriftsteller längst künde. (2) Cicero (tusc. disp. V. 27, 78) sagt:
mulieres in India quum est cujusvis earum vir mortuus, in certamen judi-
ciumque veniunt, quam plurimum ille dilexerit: plures enim singulis solent
esse nuptae. quae est victrix, ea laeta, prosequentibus suis, una cum viro
in rogum imponitur; illa victa maesta discedit. Propertius IV. 12,15:
felix Eois lex funeris una maritis,
quos Aurora suis rubra colorat equis.
namque ubi mortifero jacta est fax ultima lecto, _
uxorum positis stat pia turba comis: ol,
et certamen habent leti, quae viva sequatur
conjugium, pudor est non licuisse mori.
ardent victrices et ilammae pectora praebent,
imponuntque suis ora perusta viris.
Herodot 3, 38 gedenkt des verbrennens der eitern, nicht der frauen, was er
nicht unangeführt gelassen haben würde, wäre es ihm zu ohren gekommen;
tuuft
(/(Mt
(*) die indischen leicbengebräucbe schöpfe ich hauptsächlich aus H. T. Colebrooke on the
religious ceremonies of the Hindus, nach den asiatic researches, Calcutta 1795, wieder abge-
druckt in seinen miscellaneous essays, London 1837 vol. 1, wo die funeral rites p. 155-186
und die Schilderung der figur aus butealaub p. 159 enthalten ist. die abhandlung on the duties
of a faithful Hindu widow findet sich p. 114-122.
(2) auch in unser mittelalter war sie gedrungen, man ygl. z. b. das niederländische gedieht
die kinderen yan Limborch 8, 822.
cyv ?i 24*1
’M/HuhUM KltojnJU' I5"' ' '
\h)-w ltO".
»2,7«,3,547
74 2(&
Jacob Grimm
auf jenes kommt er zu sprechen, als er den Darius Hystaspes sohn erst Grie-
chen, dann indische Kalatier (oder Kalantier) nach dem aufzehren der ei-
tern fragen läfst. die Griechen stellten es ganz in abrede, AageTog fre fj.erd
ravra KaXsretg 3Iv£wv rovg KaXsofjLEvovg KaXarlagy ot rovg yovsag KarerStcvri, ei-
gero, nagsbvrwv twv cEXXy\vu)v Kal fr3 EgfJLYivsog fj-avSavovroov rd Xeyb^sva, hnl rtvi
%gy\(jLart fr^alar3 dv rsXsvrsovrag rovg ireirsgag KetraKateiv 7TVgr cl fr dfj.ßwravr£g
Iusya eicp'/ifJLeetv fjuv ekeXsvov. Allgemein aber bezeugt Plutarch tom. 2, 499
nicht blofs das mitverbrennen der frauen, sondern das verbrennen der lei-
ber bei den Indern überhaupt: ’Iv^wv fr eptXav^goi Kal ruxpgoveg ywaiiKsg vnlg
rov nvgbg igt^ovn Kal (jid^ovrea 7rgog aAAvjAac, tvjv fr vtKrjrarav reSwiKon ru> av-
frgi 0’vyKaTa(p’AeyY\vaL> fjLaKagiav afrvoriv ai Xomai Twv fr ekel o’ocfyübv ovfrlg £vj-
Auurog oOAe fj-etKagirrog ecttiv, av juv) £wv en Kal epgovwv Kal vytaivuov, roZ rd\xarog
rv\v 4sv%y\v nvgl frarrvjTY}, Kal Ka3agog EKßy rv\g ragKcg, EKvi^dfiEvog ro 3’vyitov.
Nicolaus Damascenus fragm. 143 (fragm. hist. gr. 3,463): ’Iv^cI crvyKctra-
Kaiovnv orav reXevr^Toocrt twv yvvaiKubv tvjv ngorepiXErrarviv. avrdv fr ekeIvuöv äycov
fjLEytcrrcg ylyverai, movda^ovrüov viKY\rai EKarrry twv <ptXujv. Das wenige was
Strabo p.699 vom mitverbrennen der witwen meldet, entnahm er aus One-
sikritos und Aristobulos und bezieht es blofs auf die landstriche Kathaea
und Toxila: ifrov fr twv Ka^Su/wv Kal ro rvyKaraKaiEr3ai TsSvswcn roig av-
^ärt rag yvvaZKag Kara rotavr/jv atrtav on, Egubral iTors twv vswv, dcplrravro
twv av^wv, ^ (pagf^aKSvotev avrövg9 vc[jlov ovv 3ir3aL rcvrov, dg navrofj.Evv\g ryjg
<peigjJ.aKeiag- ov m3etvoug fj.lv ovv o vb/JLog, ovfr y\ alria Xsysrai. p.714: 7ra^a rin
fr aKovsiv (pyrly Kal crvyKaraKaiofJLEvag rag yvvaiKag roig ävSgetcriv ariJEvag• ra fr
fjLYj vnofjLevovrag, afr^eiv Eigyjrat Kal etXXotg ravra. Denselben nichtigen grund
des gesetzes führt auch Diodor 17, 91, wo von Alexanders heerzug gegen
die Kathaer die rede ist, an: naget fr revrotg vifj.ifj.ov rjv rag yvvaiKag roig av-
frgeert <TvyKaraKaier3ai. rovro fr EKVgw&Yj rb fryfJLa iraget roig ßagßetgotg frei fj.tav
yvvcciKa epagfJietKoig dvsXcvrav rov avS'ga.
Diodor berichtet aber 19, 33. 34 ausführlich ein in die schiacht zwi-
schen dem macedonischen Antigonus und Eumenes (Ol. 116,1. 316 vor Chr.)
fallendes ereignis. Ceteus, anführer der aus Indien angelangten krieger war
geblieben und hinterliefs zwei frauen, die ihm ins lager gefolgt waren, ein
altes gesetz der Inder verordnete, onujg rvyKaraKatuovrai roig rsreXEvr^Konv
ävügeüriv ai ywaiiKsg nXv\v ru>v iyKVwv vj twv E%ovrdv rEKva. doch durfte nur
AlU' \Pr4ft^ jjj .
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über das verbrennen der leichen.
75
5
eine der frauen mit verbrannt werden und nun entsprang zwischen beiden
Wettstreit, der weil die ältere sich schwanger befand, zu gunsten der jünge-
ren entschieden wTurde. y\ bn rrj vlkyj tTE^iy^a^g air^Et 7rgog rv\v 7rv()dv9 ns-
(pctvovfJLevYi /xsv fxir^aig viro ruiv gikeiujv yvvaiKuiv, KEKor\XEVY\ S'e &ta7rg£T7uig äcnrsg
sig rtva ydfjiov 7rQ0E7reuL7reT0 Otto ruiv rvyysvuiv ä&ovruov vfxvov etg rfjv ägeryjv avri\g.
wg $3 eyyvg iysvijSyj rv\g 7rvgas, TrEgiaLgcvfXEVYi rov Korfxov Eavrv\g $ie$$ov roig oi-
KSiotg Kal <piXoig9 wg dv slttol rig9 KaraXslirovra roig dyarruiri fxvYjfjLsiov. b &s ko-
<r\xog v\v 7tsqi fjiev rag %sigag &aKrvXiu)v re TrXYjßrog ivße&sfjievoüv X.lßoig re 7roXvre-
Xeti Kal ^tyjXXayfjiEvotg roig y^uifjiart, iregt rv\v KE(paXv\v %^vruiv dnegi<TKU)v cvk
oXlyog dgißfxbg iravro^arroig X Iß Gig &isiXyifXfXEvu)v9 ruiv ek rov Kar3 oXtyov asl Kaß3
{nrE^snv iusi^ovujv. rb Se rsXevraiov anrara/UEvyj rovg oiKslovg viro rdbeXcpov fxsv
E7rl rr,v 7rvgdv dvsßißar&yj9 V7TQ rov crvvtyafJLovrog ettI rv\v Ssav 7rXyjßovg &av-
/xarß’sira Karscrrgs\f/ev ygociKUjg rov ßiov. yj jjlev yaq Svva/uug iv roig owXoig irdra
7TQiv awrerSat rv\v irvgdv rqig 7te^iy\X&ev9 avri] rdvtyl TragaKXißeira, Kal aard
rv\v rov irvgbg b^fxvjv ovSsfxiav (puivviv dysvvYj 7rgosfJLEVYj, 7rgosKaX£craro ruiv bgdvruov
rovg fXEv sig eXeov, rovg sig v7rs^ßoXi]v braivujv. das austheilen des Schmucks
erfolgt gerade wie beim russischen mädchen. $rc^A\t\} (Wr. (faß Qi \
Was Strabo und Diodor hier vo/uog und vofxifxov nannten mag auf ge- QytA{£wka
heiligte sitte und herkommen, nicht gerade auf geschriebnes gesetz bezogen
werden; auch die gesetze unseres oder des griechischen alterthums enthiel-
ten kein gebot des verbrennens oder mitverbrennens, erst einschränkung
des aufwands und zuletzt verbot pflegten sie auszusprechen. Ebensowenig
gebietet das gesetz des Manu das mitverbrennen der ehefrau; im Rigveda
reden jedoch mehrere stellen ausdrücklich vom feuertod, den getreue Wit-
wen freiwillig erwählen: er soll für keinen Selbstmord gelten; die vom
Brachman bei solchen Scheiterhaufen gesprochnen gebete werden mitge-
theilt. In den Puränas heifst es, das mitverbrennen der frau solle des man-
nes sünde, selbst wenn er einen Brachmanen getödtet, einen freund ermor-
det habe, sühnen, an der stelle, wo sie sich verbrannte, wird der witwe ein
denkmal gesetzt und wer ihrem zuge zu fufs folgt soll für jeden dabei ge-
thanen schritt dasselbe verdienst sich erwerben, als hätte er das feierlichste
opfer, ein asvamedha d.h. pferdeopfer dargebracht. Nach Lassen 1,639 ist
das älteste beispiel das verbrennen der Mädre auf dem Scheiterhaufen ihres
gemahls Pändu aus dem Mahäbhärata.
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Uo(x AtäWtj/) TvaJa i'Äutt Raiten 2ory>aü'
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76
Jacob Gbimm
I
Die gebräuche selbst werden so geschildert: wenn die witwe gebadet
und in reine gewänder gekleidet ist, fafst sie heiliges gras (*) und schlürft
wasser aus ihrer hand. dann schaut sie gen osten und norden, während der
brachmane das geheimnifsvolle wort om ausspricht; hierauf neigt sie sich
Näräyana und spricht das sankalpa aus: in diesem monat möge ich zu Arun-
dhati (gemahlin des Vasishtha) kommen und in Svarga (dem himmel) woh-
nen; mögen die jahre meines wesens zahlreich sein wie die haare des mensch-
lichen leibs, möge ich mit meinem gemahl die wonne des himmels geniefsen,
meine väterlichen und mütterlichen Vorfahren und die voreitern des vaters
meines gemahls heiligen und selig sein mit meinem herrn in den reichen der
vierzehn Indras, ich rufe zu euch, ihr hüter der acht welttheile, zu sonne,
mond, luft, feuer, aether, erde, wasser, zu meiner eignen seele, Jama, tag,
nacht und Zwielicht! und du gewissen, sei mir zeuge, ich folge meines ge-
mahls leiche auf den Scheiterhaufen! Dann das sankalpa wiederholend wan-
delt sie dreimal um den holzstofs, und der Brachmane spricht: om! lafs
diese gute frau, unverwitwet, gesalbt und klare butter haltend sich dem feuer
weihen! unsterblich, weder kinderlos noch gemahllos, geziert mit edlem
gestern lafs sie ins feuer eingehn, dessen element das wasser ist! (2) om, lafs
diese treue frau sich selbst rein und schön dem feuer übergeben mit der
leiche ihres mannes.
Der sohn oder ein andrer naher verwandter des verstorbnen zündet
darauf den holzstofs an.
liQ friJtA Keine schwangere oder unreine darf ihn beschreiten. Stirbt und wird
ia ein Brachmana in der ferne verbrannt, so darf seine frau in der heimat nicht
einen zweiten Scheiterhaufen besteigen, wol aber ist dies der frau eines
Kschatrija gestattet; sie mufs dann etwas von des ferngestorbnen gatten ge-
räth, namentlich seine Sandalen auf ihrer brust zum feuer tragen.
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(*) herba pura, chrenecrüda, skr. kusa, poa cynosuroides, welche die Inder in heiligen
gebrauchen oft verwenden, durva agrostis linearis, ein anderes heiliges gras, entspricht dem
ags. torf cespes, ahd. zorba.
(2) Rigveda VII. 6. 27. 2
ima narir avidWäh supatnir äriganena sarpis'ä samvisantu I
anasravo ’namivah suratnä äroharitu ganayo yonim agre ii
p diese frauen, unverwitwet, gute gattinnen heran mögen sie mit salbe und butter treten,
Qu<\ cKe. ytwMclj yirur. ohne thränen, ohne krankheit, mit ihrem schmuck die mütter zuerst den schofs betreten.
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© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Dr 203
über das verbrennen der leichen.
77
Nicht allein witwen verbrennen sich mit dem gemahl, es kommt auch
vor dafs eitern der leiche des geliebten sohns in die flamme folgen; so star-
ben in einer episode des Ramäjana der blinde vater und die mutter des ein-
siedlers, den Dasaratha aus versehn erschlagen hatte. (*) Im Vetälapanca-
vinsati verbrennt sich ein freier mit der gestorbnen geliebten.
Unheilbare kranke veranstalten selbst ihre Verbrennung und bringen
sich auf diese weise ums leben, was an Herakles und den herulischen wie
thüringischen brand erinnert.
Überall aber stand es im freien willen der witwen, ob sie sich mit-
verbrennen wollten und nicht zu bezweifeln ist, dafs es oft unterblieb, wie
auch, wenigstens neuere reisende das mitverbrennen als ausnahme darstel-
len, die jedesmal grofses aufsehn errege. (2) g^0
Der scheiterhaufe heifst im skr. tschitä oder auch tschajana, beide
von der wurzel tschi colligere (Bopp 119L 123a 124a), d.i. der geschichtete
holz und reiserhaufe, ignis collectitius. Im Ramäjana 2,76 findet sich aber
eir^; ausführliche, lehrreiche Schilderung des holzstofses, auf welchem Da-
atha verbrannt wurde und auch seine gemahlin Kausalija mitsterben
ollte, obgleich es nicht dazu kam. Der leichnam wird auf einer bahre aus-
getragen, gold und gewänder werden vor ihm gestreut, geschichtet aber
wird der scheiterhaufe aus devadäruholz, götterbaumholz, pinus devadäru
(Lassen 1,46. 252); in Bengalen verwendet man dazu die uvaria longifolia,
im Dekhan erythroxylon sideroxyloides, welches ein wilder dornstrauch ist,
prunus silvestris, so dafs unsre aufmerksamkeit hier wieder dahin gerich-
tet wird, wo wir schon die einstimmung des griechischen und altdeutschen
brauchs wahrnahmen (3); auch in unserm alterthum müssen bestimmte
holzarten heiliges feuerholz gewesen sein, duftende gerüche werden ge-
sprengt und unter priesterlichem weihgesang die Scheiter entzündet.
(t) Holtzmanns Valmiki s. 137.
(2) man vergleiche die anziehenden beispiele, welche Arnkiel im cimbrischen heidenthum
3. 104-110 und Klemm in seiner culturgeschichte 7, l43-l47 gesammelt haben.
(3) Colebrooke 1,151 sagt: the fuel used at sacrifices must be wood of the racemiferous
figtree, the leafy butea, or the catechu mimosa. it should seem however, that the prickly ade-
nanthera (samt, adenanthera aculeata, ein dornstrauch) or even the mango may be used. the
wood is cut into small loges, a span long, and not thicker than a mans fist. anderwärts finde
ich noch andre Sträuche und hölzer genannt.
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Es kann nicht meine absicht sein die sitte des leichenbrandes in glei-
cher ausführlichkeit über den ganzen erdboden zu verfolgen; ich wollte,
die deutschen Völker im äuge habend, auf alle ihnen benachbarten und ur-
verwandten mich erstrecken und so den weg nachweisen auf welchem die
gebrauche aus Europa zurück nach Asien verfolgt werden mögen. Nur mit
wenigem sei hier angemerkt, dafs gleich den Hebraeern die Araber und na-
mentlich Beduinen nur begraben, nicht verbrennen, weshalb auch dies den
Mahomedanern insgemein fremd blieb. Da die heidnischen Canaaniten ihren
göttern menschenopfer brannten, ihre erstgeburt durchs feuer gehn liefsen,
darf man vermuten3 dafs sie auch ihre todten den flammen übergaben. Abra
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ÄCtmJ wAt«.!-. ham sollte seinen sohn im feuer opfern, und der brennende busch des alten
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testaments verräth Zusammenhang mit feuercultus; ich weifs nicht, ob man
daraus einen älteren leichenbrand folgern darf. (*) Wahrscheinlich brann-
ten die alten Assyrier ihre leichen, Sardanapal liefs für sich und seine frauen
den prächtigsten Scheiterhaufen rüsten, welchen aus Ctesias Athenaeus p.529
(12,38) umständlich beschreibt. Chinesen, Japaner, Mongolen begraben zwar,
doch spuren des brennens treten auch bei ihnen vor. (2) Alle indogermani-
schen Völker hiengen wesentlich dem brennen an und was davon abweicht,
bleibt blofs näher zu untersuchen und zu begründen. So mufs die zendische
lehre, weil sie das feuer hoch heiligte, brennen der todten, gleich den zahl-
reichen Sivadienern, untersagt haben (3); manche bräuche der blofs begra-
benden Buddhisten stehn mit christlichen in Zusammenhang. Während die
alten Mexicaner brannten, begruben die Araukaner (Klemm 5, 50. 51). in
Australien pflegen jüngere begraben, ältere verbrannt zu werden, ertrun-
kene oder an bestimmten ki’ankheiten gestorbene wurden des verbrennens
(*) auch im buch der richter 9, 15 wird der dornbusch (bei Gerb, von Minden n°33 der
blanke hagedorn) zum könig der bäume erwählt und feuer soll aus ihm gehn.
(2) nach Thunbergs reisen 2,2 s. 31.32 war in Japan der leichenbrand ebmals allgemein
und gilt jetzt nur noch für die vornehmen.
(3) was aber nicht hindert, dafs art und weise der anzündung heiliger Opfer und spenden
vielfach mit der des Scheiterhaufens übereinstimme, nach Vendidad Sade (herausg. von Brock-
haus, Leipz. 1850) heifst es s. 315: baevare vazjanam aegmanam khraojdvanam pairistanam äthre
Ahurahe Mazdäo ashaja vahhuja urun£ cithim ni§arenujät, d. i. zehntausend wagen von hart
sein müssenden trocknen ausgewählten scheiten spende er dem feuer des Ahura Mazdah um
guter reinheit willen als bufse für seine seele. ich folge der von Benfey in den Gott, anz,
1850 s. 1225 gegebnen Übersetzung.
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über das verbrenn<
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über das verbrennen der leichen.
79 XI
nicht theilhaftig (Klemm 5, 51). oft scheinen die Beobachtungen ungenü-
gend.
Des Tacitus ausspruch, der den Germanen einfachen leichenbrand
mit bestimmten holzarten zuschreibt, hat sich vollkommen bewährt, man
wird es für mehr als blofsen zufall ansehn müssen, dafs die ältesten aus-
drücke für den Scheiterhaufen von dörnern, die für viele dörner vom feuer
entnommen sind, es war hirtenvölkern natürlich zündbares reisig zum brand
zu verwenden (*) und einzelne dornarten auszuwählen, die ihnen für dies
heilige geschäft die geschicktesten zu sein schienen, alle in Europa einge-
zognen Stämme brachten die sitte ihre todten zu verbrennen schon aus
Asien mit.
Der einklang unseres alterthums mit dem indischen fällt in die äugen,
wie die Wörter unsrer spräche denen des sanskrit, begegnen deutsche bräuche
den indischen, ich kenne kein schlagenderes beispiel solches Zusammen-
treffens als das der Jahrtausende hindurch fort getragnen Überlieferung eines
schwedischen märchens mit dem indischen leichenbrand. die ein volles jahr
hindurch zu brechenden, fädelnden und schichtenden zweige eines baums
gleichen den 360 blättern des indischen baums und dem knüpfen der wol-
lenfäden vollkommen.
In diesen bezügen des grases, der kräuter und aller elemente auf die
ereignisse und handlungen des menschlichen lebens offenbart sich ein un-
schuldiger glaube, eine kindliche feierlichkeit der vorzeit, die uns noch so
roh dünken kann und doch einnehmen und rühren wird, der mensch je
weiter er in der Weltgeschichte vorschreitet fühlt sich immer ernsthafter ge-
stimmt und zu dem wesentlichen von dem zufälligen, zum gehalt der Sache
von dem blofsen bild hingezogen. Hochzeit und leichenfeier gehn heute
schnell an uns vorüber, wie ein Schauspiel, erscheinen nicht mehr gipfel
aller lust und trauer des lebens; längst wurden dem volk seine frohen braut-
läufte und leichenmale verkümmert und abgeschnitten, unter dem vorwand
oder im wahn es müsse dem aufwand gesteuert werden da, wo er gerade
an der rechten stelle ist.
Es war ein heiterer der menschheit würdiger gedanke ihre todten der
(J) man sagt noch heute creiser zum Scheiterhaufen tragen3 für einen beitrag geben.
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Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Dr 203
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hellen und reinen flamme, statt der trägen erde zu überlassen; vom ver-
brennen der leiche bis zum einbalsamieren und verharzen ist aber der gröfste
abstand den man sich denken kann, die brennenden Völker erkannten kla-
res auges, was für den leiblichen stof gar nicht ausbleibe (1); aegyptische i>u)t ?> ?,
Schwermut und befangenheit wähnte ihn gerade festzuhalten, den blofs ein-
gewundenen, der erde übergebnen leichnam erreicht Verwesung ungehindert;
des hölzernen kastens bretter, den die griechische spräche fleischfressend,
unser schwäbischer landmann noch heute todtenbaum nennt (2), halten sie
doch nur kurze zeit auf; schwere särge, wie sie bei Chinesen üblich sind,
oder die doppelten, metallnen unserer fürstengrüfte, hemmen sie ein klein
wenig länger und nähern die leiche dem zustand eingemachter mumie.
Wie hat sich die oft gefühllose weichherzigkeit der neueren luft ge-
macht gegen den herben brauch des mitverbrennens der frauen im alter-
thum, und doch billigen wir, dafs die ehe, wenn sie ihres (gesetz ausdrücken-
den) namens werth sei, ewig und unauflösbar heifse, und preisen als seltnes
glück, dafs hochbejahrte ehleute auf denselben tag hingeraft werden, denn
erhebend ist es wenn gesagt werden konnte
bis sex lustra tori nox mitis et ultima clausit,
arserunt uno funera bina rogo. TYiCLThia/. 10^1.
Wer es versteht, dafs bürger für das Vaterland, freund für den freund, ge-
liebter für die geliebte, so lange die weit steht, starben und sterben, wird
nicht zweifeln, dafs die meisten frauen freudig mit den männern gestorben
sind (3); selbst die starke macht der sitte muste ihren freiwilligen und viele
ausnahmen duldenden entschlufs bestimmen, und niemand schilt gewohn-
heit oder gesetz, die ein kriegsheer zur schiacht entsenden, in welchem auch
unentschlossene oder unfreiwillige mitstreiten und fallen. Barbarisch und
grausam sollten also nicht die heidnischen Völker heifsen, deren ehefrauen
mit den männern verbrannt werden durften, sondern die christlichen, unter
denen haufenweis ketzer und hexen unmenschlich der flamme überliefert
wurden; jenes beruhte auf einem geheiligten band der natur, dies auf der
priester verblendetem eifer.
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(*) Ttcii ti QsoSugw fJLzXsi, 7TOTSgov v7T£g yrfi Yj V7to yvjs (7Yj7reTcci; Plutarch II p. 499.
(2) auch in der Schweiz todtabomm sarg, bömmli kindersarg. jr»^b.7)off>hoUr ^ven/lrau^ -
(3) nach Caesarius von Heisterbach 5, 19 verbrannte sich eine jungfrau freiwillig mit dem
ketzer Arnold, ihrem lehrer. -
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über das verbrennen der leichen.
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Kein volk, meines wissens, war von den schauern des engen dumpfen
grabes stärker ergriffen, als das der alten Sachsen und Friesen, seit sie vom
brennen zum begraben sich zurück gewandt hatten, lese man nur die ge-
spräche der seele mit dem begrabnen leichnam im cod. exon. s. 367-377 (*)
oder ein kleines cdas grab3 überschriebnes gedieht in Thorpes analecten
s.142, dessen wrorte und Wendungen denen des friesischen rechtsbuchs be-
gegnen, wo ein kind klagt um seinen vater, der es gegen hunger und nebel-
kalten winter schützen sollte: quod ille tarn profunde et tarn obscure cum
illis quatuor clavis est sub quercu et pulvere conclusus et coopertus, ich erW
habe die lateinische fassung ausgehoben, obgleich die ursprüngliche friesi-
sche noch einfacher klingt. Liegt in dieser unbeschreiblichen wehmut auch ac^, oi
etwas keltisches? denn bei Ossian heifst es öfter cans an talla chaol gun leus\ 1
im engen dunkeln hause ohne licht. jWe £eiuh.Qp&c * «OirL'i
Wir nennen das grab ein bett (2), eine ruhestätte der entschlafnen**Y
(KOLfjLY,TYigiov), wo sie nach irdischer arbeit ungestört rasten
dens (3) und der stille, das mag viel mehr von den heidnischen
die noch kein pflüg aufgeackert, keine habsucht oder neugier erbrochen hat, \ m iowl)!r r^oU-erv luy* ttro**
als von den gräbern christlicher kirchhöfe gelten; der todtengräber und die ^aJl. (koJb<K $>oJdC c^oJb
clowns im Hamlet wissen, wie lang es dauert, bis ein platz für neue gräber mevmer* T^eßoe
wieder umgegraben werden mufs. es gibt keine unsrer Städte, in der nicht
strafsen über alten kirchhöfen gepflastert wären; so mächtig waltet das be-
dürfnis der lebenden raumbeengten menschen, dafs es nur wenig rücksicht
auf die todten zu nehmen gestattet, kaum wird auf unsern todtenhöfen ein
grab nachzuweisen sein, das sich über einige jahrhunderte hinaus behauptet
hätte, und bald liegt alles vergraset, verrostet, verwittert (4), das sind keine
houses which last tili doomsday ; wie tiefe Wahrheit liegt in jenen Worten
des Tacitus von den Germanen: sepulcrum cespes erigit, monumentorum
Hätte der entschlafnen^rT^^^
iten, ein haus des frie- ßittyx
dänischen grabhügeln, ^poK^o VuL«o^jtt,
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(*) auch in mhd. gedichten: ich sihe din gebeine rozzen,
daz hat diu erde gar vernozzen.
todes gehügde 631.
(2) intheket mir thaz ketli,
thaz mines friuntes betti.
O. III. 24, 82.
(3) friedhof, mhd. vrithof, ahd. frithof atrium, geschützter, eingefriedigter raum.
(4) schon Sidonius Apollinaris epist. 3, 12: jam niger cespes ex yiridi, jam supra antiquum
sepulcrum glebae recentes.
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arduum et operosum honorem ut gravem defunctis aspernantur. was hilfts
schweren stein über denen zu thürmen, welchen die erde leicht sein soll?
Wollte man für jeden der zahllosen millionen von gestorbnen menschen ge-
hegten grabraum fordern, die Oberfläche würde sich bald mithügeln decken.
Es läfst sich ein grauenvollerer anblick nicht denken, als den das schichten
menschlicher gerippe und schädel in den grüften einiger italienischer klöster
gewährt, für die angemessenste, das andenken am längsten sichernde be-
wahrung unsrer Überreste wird die gelten müssen, welche den geringsten
raum kostet und die vergehende gestalt zu erhalten aufgibt.
Unter der mähenden sense gefallne gräser und kräuter duften wrol-
geruch, die Verwesung des entseelten fleisches wird unsern sinnen unerträg-
lich. Nicht das rohe bedürfnis sich der leiche, die man nicht bei sich be-
halten konnte, um jeden preis zu entledigen war es, wTas die menschen an-
trieb sie tief in die erde zu graben, durch die reinigende flamme zu verbren-
nen oder gar den raubthieren als beute hinzuwerfen; sondern liebreiche
sorge um die todten selbst, deren gebein gehegt, ehrbietige rücksicht auf
die götter, welchen sie geweiht werden sollten, walteten ob. wol hat ein
strenges gesetz des bestattens aufwand einschränken zu müssen geglaubt,
mangel an holz und gedörn in der wüste den leichenbrand untersagt, nie
aber forstmännische furcht vor waldverödung, erst der veränderte lauf des
glaubens eine so mächtige sitte abkommen lassen.
Wir können nicht wieder zu den gebräuchen ferner Vergangenheit
umkehren, nachdem sie einmal seit lange abgelegt worden sind, sie stehn
jetzt aufser bezug auf unsre übrige eingewohnte lebensart und würden neu
eingeführt den seltsamsten eindruck machen, obgleich selbst der Sprach-
gebrauch immer noch duldet von der asche unsrer unverbrannten eitern
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zu reden. •
Die Vorstellung der ävctFrcarig oder auferstehung ist eine höchst ein-
fache, ehrwürdige, der entschlafne erwacht, die müden gebeine erheben
sich mit neuer kraft und stehn auf, die vorige gestalt durch ein göttliches
wunder wird geläutert hergestellt, sammeln und wiederbeleben der aufbe-
wahrten knochen, sogar von thieren, war auch der heidnischen fabel be^
kannt. An mehrern orten hat man alte gräber eröfnet, in welchem die lei-
chen weder der länge nach gestreckt noch sitzend, sondern mit händen,
haupt und beinen zusammengebogen lagen, gleichsam um den leib wieder
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über das verbrennen der leichen.
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in dieselbe richtung zu versetzen, die er vor der gebürt im schofs der mut-
ter eingenommen habe (j), so dafs die rückkehr in die mütterliche erde an-
zeichen werde künftiger neuer gebürt und auferstehung des embryons.
Kein nachdenkender kann umhin den begrif des auferständnisses von
dem der fortdauer oder des künftigen lebens zu unterscheiden. Selbst dem
auferstehn ist das verbrennen der leiche nicht mehr entgegen als das begra-
ben, da wir aus erfahrung wissen, dafs alle bänder und fugen des leibs im
verwesen gerade wie im brand aufgelöst werden, von allen bestattungs-
weisen wäre, sinnlich angesehn, das einbalsamieren den gekleisterten und
verklebten gliedern und beinen wiederaufzustehn am hinderlichsten, aber
der unsäglich viele menschen quälenden Vorstellung des lebendig begrabens
machte das verbrennen ein unmittelbares ende.
Für ein sacrament der Christenheit kann weder das begraben gelten,
noch das verbrennen für ein hindernis der Seligkeit, welche niemand den
sonst in flammen oder im wasser umgekommnen abspricht, die kirche aber
befiehlt den todten zu begraben, wie sie befiehlt das neugeborne kind, nicht
erst das erwachsne, seiner Vernunft mächtig gewordne zu taufen, man w’eifs
dafs auch viele heiden die neugebornen mit wasser besprengten, also beim
eintritt ins leben wie beim austritt durch die beiden elemente des wassers
und feuers weihten.
Bei dem durchdringenden gefühl dafs unser irdischer theil verloren
gehe, raunt in der innersten brust eine geheimnisvolle stimme uns unwider-
stehlich zu, der seelische theil bleibe erhalten.
Oben führte ich das beispiel einzelner thiere an, die gleich dem men-
schen ihre todten unter der erde bergen sollen, in erhebender dichtung
stellen uns sage und poesie des alterthums einen fabelhaften vogel dar, von
dem sich behaupten liefse, dafs er beide bestattungsweisen des menschlichen
geschlechts zusammen geübt habe. Herodot 2, 73 vernahm zu Heliopolis,
dorthin alle fünfhundert jahre komme aus Arabien der Phoenix geflogen,
um in des Helios heiligthum seinen verstorbnen vater zu begraben, er be-
reite aus myrrhen ein ei, so grofs ers tragen könne, hole es, lege seinen va-
ter hinein und klebe es mit myrrhen zu; dann sei das ei gerade wieder so
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wie eng er liege gevangen,
da im knie und diu wangen
ruorten sich. Renner 15019.
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Jacob Grimm
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schwer als da es noch nicht ausgehölt war. Das legt Tacitus ann. 6, 28 an-
ders aus: confecto annorum numero, ubi mors propinquat, suis in terris
struere nidum eique vim genitalem adfundere, ex qua fetum oriri; et pri-
mum adulto curam sepeliendi patris, neque id temere, sed sublato myrrhae
pondere tentatoque per longum iter, ubi par oneri, par meatui sit, subire
patrium corpus inque Solis aram perferre alque adolere. adolere hier, wie
oft, verbrennen. Noch andre sagen ausdrücklich, wenn der phoenix fünf-
hundert jahre erfülle, baue er einen Scheiterhaufen von gewürz, verbrenne
sich auf ihm und sterbe; aus der Verwesung gebäre er sich neu und trage
grofs geworden die gebeine seines alten leibs in myrrhen geschlossen nach
Heliopolis, wo er sie verbrenne. Pomp. Mela 3, 8. V^jP. |C;.
Dies schöne edle beispiel für des lebens erneuerung nach dem tode
ist auch von christlichen dichtem oft aufgenommen und eingeprägt worden,
dem verbrennen der todten widersetzten sich Juden und Christen, weil Abra-
ham und Sara (von keinem ihrer Vorfahren sagt es die schrift), Jacob, und
dann alle bis auf Lazarus herab begraben wurden, und Christus, unsers
glaubens Stifter, aus dem grab erstand.
Das ist dem menschen eingeimpft, dafs er an wunder, die ihn zu gott
führen, glaube, ich glaube an ein wunder des samens, der in die erde ge-
legt aus seinem inneren haft hinauf treibt und sich zu zartem, farbigem, duf-
tigem kraut entfaltet; ich glaube nicht, dafs das zerstörte auseinander fal-
lende haftlose körn in dem boden treiben würde, selbst die geheimnisse
sind den gesetzen der natur unterworfen. Wie vermöchte der an seiner seele
fortdauer gläubige, neues leben ahnende mensch für wahr zu halten, dafs
die durch feuer oder erde, schnell oder langsam, verflüchtigten theile seines
vergänglichen und vergehenden leibs ihrem Stoffe nach wieder zusammen-
ßiu • geheftet würden; wie könnte ihm die auferstehung oder das emporsteigen
A ih au. ^ Ijfä der rauchseule mehr als ein bild jener geistigen fortdauer sein? des mit
höchster Weisheit auf die sinne eingerichteten leibes fleischliche herstellung
müste ein anderes sinnliches leben nach sich ziehen und ein höheres hin-
dern; die art und wreise der uns geschehenden erhöhung oder Vergeistigung
spricht aber keine zunge aus.
Desto gleichmütiger dürfen wrir dem verbrennen der leichen sein ge-
be t’r w V ''^rT schichtliches recht widerfahren lassen und von diesem standpunct her die
^ ' ^ Wj /P Wahrheit der worte des dichters empfinden,
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über das verbrennen der leichen.
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höre mutter nun die letzte bitte:
einen Scheiterhaufen schichte du,
öfne meine bange kleine hütte,
bring in flammen liebende zur ruh.
wenn der funke sprüht,
wenn die asche glüht,
eilen wir den alten göttern zu.
Nachträge.
s. 12. die leiche kam ganz oben auf den Scheiterhaufen iv mgy* V7rdryj zu
liegen. 11.23,165. 24,787.
s. 13. . die tragiker denken sich zwar unter Sairreiv und Tctcpog gewöhnlich
ein beerdigen ohne die Vorstellung des brandes; bei Aeschylos in
den Choeph. 894 sagt Orestes zu Klytaemnestra
toiyag iv ravruj ra<pu) keicsi,
und 906 tovtu) Savovca ^vynaSev^
wo das zusammenliegen, zusammenschlafen eher auf unverbrannte
leichen geht. Doch tritt das verbrennen, schon dem mythus nach,
nicht selten deutlich vor, in des Sophocles Antigone 1201 wird des
Polynices leib zuletzt auf frisch gebrochnen zweigen (iv veocnactv SuA-
Aoig) verbrannt, und in der Electra ist des Orestes list darauf be-
rechnet, dafs sein verbranntes gebein im aschenkrug heran getragen
werde: 56 07700g Aoyoo KXs77rovT£g fi&eiav <pdnv
(pE^üüfJLev avroig rovfjiov dg eggst &s/jlag
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757 Kai viv 77Vga KEavreg sO'S’i)g iv ßgayjsi
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(pegovcrt.
Im Ajas aber 1065 soll dieser unbegraben den vögeln anheimfallen,
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fJLYj rovS's Sawrcav avrog stg racpctg WECrjg,
wo kein gedanke an brennen ist, wie sie ihm auch zuletzt die gruft
bereiten, koiXy\v kcl-kstcv, 1403. Wenn aber auch das begraben häu-
figer wurde, geschieht des brennens dennoch meldung: rd &e A
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Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Dr 203
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Jacob Grimm das verbrennen der leichen.
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18. Caesar in foro combustus. Cic. ad Atticum lib. 14 ep. 10
s. 20. der lat. spräche scheint es mit sepelire, das ich sonst dem goth. fil-
han commendare verglich, nicht anders ergangen als der griechischen
mit d-airrsiv, auch sepelire mag ursprünglich brennen, leuchten aus-
gesagt haben und zum sl. paliti, planutise, wie zum gr. cpXeyetv, aber
auch zum finn. palan, palo und altn. bäl fallen; das se in sepelire
sepultus verhält sich wie in sejungere abbinden, sevocare abrufen,
nur mit eingetretner kürzung des e: sepelire ist abbrennen, verbren-
arubuveve nen, /erbrennen und verwandt vielleicht pulcer, pulcher nitens,
aJ)tr nein anr\)oQj!.\r£'
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splendidus. aber schon sehr frühe artete es in die Vorstellung des
begrabens oder bestattens überhaupt aus, wenn die zwölf tafeln sa-
gen: hominem mortuum in urbe ne sepelito neve urito; si cui auro
dentes vincti escint, im cum illo sepelire urereve se fraude esto,
wird es als beerdigen dem verbrennen gegenübergestellt, wie es auch
rogum bustumve novum heifst, wo bustum, die brandstätte wieder-
um als grab zur seite steht. Bei den uralten redensarten sepultus
morte meroque Festus 340; urbem somno vinoque sepultam Virg.
Aen. 2,265; lingua sepulta mero Prop. III, 956 dachte längst kein
mensch weiter an brennen.
auch Kguoccrog ist beides wasserkrug und graburne, aschenkrug.
unsre dichter des mittelalters hatten natürlich künde des römischen
leichenbrandes:
ir toten sie da branden,
alse man zuo den geziten pflac,
En. 7913, vgl. Herbort 8106 J8120, ohne die leiseste erinnerung an
den alteinheimischen brand. utJl vt* VxKra.ja
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©Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Dr 203
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Einige berichtigungen zu der abhandlung über
das verbrennen der leichen
von JACOB GRIMM.
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S. 6 z. 14 zu lesen allvater für altyater.
z. 20 aAAa ra fxh.
s. 13 Athenaeus IV p. 159 berichtet aus Chrysippus von einem geizhals,
der sich geld in den %iruov genäht hatte, Kal evüvvra airov hrviKYi^ai roig
OLKsioig &a\fsai cvroog, \iv\ re navcravrag, fj.Yj re &s^a7T£V(ravrag. er wollte
weder verbrannt noch ausgekleidet sein, damit man des geldes nicht
gewahre.
s. 15. auch Macrobius Saturn. 2, 16: arbores quae inferum deorum aver-
tentiumque in tutela sunt, eas infelices nominant, alternum sanguinem,
filicem, ficum atrum — rubum seniesque, quibus portenta prodigia-
que mala comburi jubere oportet, vgl. Bergk monatsnamen p.49.50.
s. 17. was Lucrez 6,1275 ff sagt von mos sepulturae, humari, rogorum
exstructa ist alles aus Thucydides 2,52 entnommen und für den rö-
mischen brauch unerheblich.
s. 18 nach inschriften: C. Caesar Germanici Caesaris filius hic crematus est.
Tiberius Caesar Germanici Caesaris filius hic crematus est.
s. 20 es wird unterschieden humandi sepeliendi jus potestas, humatus se-
pultusve, vgl. sepelire urereve. Auch funus scheint wie fumus der
Wurzel fu = dhu = hu zugehörig, also todtenverbrennung. Pott 1,211.
s. 23. Diodor sagt 5, 28, dafs die Gallier in die flamme des Scheiterhaufens
geschriebne briefe an die verstorbnen zu werfen pflegten, auch mel-
det er, was zu Caesar 6,17 stimmt, dafs die missethäter in Gallien
alle fünf jahre auf solchen grofsen Scheiterhaufen verbrannt wurden.
Strabo 4,198 nennt diesen Scheiterhaufen koäoffov %oqtov Kal gvhoov.
s. 32 z. 22. von den bigen. Lanz. 1540. gein den bigen. Lanz. 2337.
88
Jacob Grimm: einige berichtigungen
s. 38 z. 8. entscheidend aber ist im salischen gesetz tit. 105 die Überschrift
creodiba = chreothiba (vorr. p. XLVI) leichenbrand.
s. 41 bei den Sachsen, wie aus einer in Albrechts von Halberstadt gedieht
yorzunehmenden Verbesserung des textes erhellt, hiefs im mittelalter
der scheiterhaufe rate, mhd. räze, was dem altfranz. re entspricht
und aus dem lat. crates abzuleiten ist. denn crates galt vom rogus
wie vom favus. \)fcu«pV
s. 55 auf vorletzter zeile 1. folksagor och äfventyr.
s. 61 z. 21 1. lamentatione absoluta.
s. 77. skr. auch äkäja rogus. sma-säna locus in quo eorpora mortua combu-
runtur vel sepeliuntur. Bopp 27* 354*.
s. 78 in bezug auf die Hebraeer könnten zweifei obwalten, J. D. Michaelis
hat sogar de combustione et humatione mortuorum apud Hebraeos
(syntagma comment. 1,225) geschrieben. Es steht fest, dafs vor
Sauls Zeiten kein todter verbrannt wurde, ja ein solcher brand für
die höchste strafe galt, hätte sich das seit dem beginn der königli-
chen herschaft in Israel geändert? nach 1 Sam. 31, 12. 13 nahmen
die Jabesiten Sauls und seiner söhne verstümmelte leichen von der
mauer zu Bethsan, wohin die Philister sie gehängt hatten, und ver-
brannten sie zu Jabes. wahrscheinlich aber blofs um sie den feindli-
chen Philistern dadurch schnell zu entziehen. II chron. 16,14 wird
bei des Assa begräbnis eines grofsen brandes gedacht und aus II
chron. 21,19 erhellt, dafs es gewohnheit wrar verstorbnen königen
einen brand zu machen, worauf sich auch Jerem. 34,5 bezieht; allein
damit ist blofs anzünden von wolgerüchen gemeint, Josephus bell,
jud. 1.33,9 nennt bei des Herodes leichenbegängnis ausdrücklich
die ägu)fJLciTO(pogoi. gewöhnlich wird von allen königen des südlichen
und nördlichen reichs ausdrücklich angeführt, dafs und wo sie be-
graben, niemals dafs sie verbrannt wurden. Wenn die LXX in jener
stelle Jerem. 34,5 enXavrav schreiben, könnte man ein ursprüngli-
ches sycav(Tctv mutmafsen, doch lesen schon cod. alex. und vatic. sxXav-
<rav, welches freie deutung des hebr. textes, nicht entstellung scheint.
Endlich ist Amos 6, 10 zwar von einem verbrennen des todten die
rede, aber wol in pestzeit, wo man gezwungen war von der landes-
sitte abzuweichen. Man scheint also von den nachbarn her den lei-
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Dr 203
zu der abhandlung über das verbrennen der leichen.
89
chenbrand gekannt und in besondern fällen ausnahmsweise geübt zu
haben. Nach dem exil kommt von einem verbrennen der leichen
bei den Juden gar nichts vor. Tacitus hist. 5,5 sagt von den Juden:
corpora condere, quam cremare, e more aegyptio, sie begruben, wie
die Aegypter, verbrannten nicht. Ich verdanke diese aufschlüsse
grofsentheils meinem freunde Bertheau in Göttingen.
s. 86 z. 11 1. zerbrennen f. verbrennen.
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©rudf in Piefem ßerbß ju erwarten iß) einige Gopieen Per 3n*
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PeS ßlnigs enthalten/ feinen ©opn perbrennen ju laßen, um
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PeS ÄPnigS SWoab, 2 83ud) Per Einige Gap. 3,27). ein »weite
Gopie betrifft Pie pangenPen ©drten, wel<ßc Per £Snig
für feine ©emalin erbauen ließ. Dr. ©r. batte ju Piefen noch
einige anPere 3nfcßriften pinjugefügt, wclcße Pen babplonifcbcn
©ebraucß Per ÄinPer-Dpfer crlduterten, wie er aus Pen, uon
Per fpro=dgt)ptifcpen@efeflfd)aft berauSgegebencn, GplinPern per*
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s. 38 z. 8. entscheidend aber ist im salischen gesetz tit. 105 die Überschrift
creodiba = chreothiba (vorr. p. XLVI) leichenbrand.
s. 41 bei den Sachsen, wie aus einer in Albrechts von Halberstadt gedieht
vorzunehmenden Verbesserung des textes erhellt, hiefs im mittelalter
der scheiterhaufe rate, mhd. räze, was dem altfranz. re entspricht
und aus dem lat. crates abzuleiten ist. denn crates galt vom rogus
wie vom favus. üfcuupV
s. 55 auf vorletzter zeile 1. folksagor och äfventyr.
s. 61 z. 21 1. lamentatione absoluta.
s. 77. skr. auch äkäja rogus. smasäna locus in quo corpora mortua combu-
runtur vel sepeliuntur. Bopp 27* 354*.
s. 78 in bezug auf die Hebraeer könnten zweifei obwalten, J. D. Michaelis
hat sogar de combustione et humatione mortuorum apud Hebraeos
(syntagma comment. 1.225) geschrieben. Es steht fest, dafs vor
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chron. 21,19 erhellt, dafs es gewohnheit wrar verstorbnen königen
einen brand zu machen, worauf sich auch Jerem. 34,5 bezieht; allein
damit ist blofs anzünden von wolgerüchen gemeint, Josephus bell,
jud. 1.33,9 nennt bei des Herodes leichenbegängnis ausdrücklich
die ägüü(j.aTO(poQot. gewöhnlich wird von allen königen des südlichen
und nördlichen reichs ausdrücklich angeführt, dafs und wo sie be-
graben, niemals dafs sie verbrannt wurden. Wenn die LXX in jener
stelle Jerem. 34,5 saXavrav schreiben, könnte man ein ursprüngli-
ches ettavrav- mutmafsen, doch lesen schon cod. alex. und vatic. exXav-
crav, welches freie deutung des hebr. textes, nicht entstellung scheint.
Endlich ist Arnos 6, 10 zwar von einem verbrennen des todten die
rede, aber wol in pestzeit, wo man gezwungen war von der landes-
sitte abzuweichen. Man scheint also von den nachbarn her den lei-
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zu der abhandlung über das verbrennen der leichen.
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chenbrand gekannt und in besondern fällen ausnahmsweise geübt zu
haben. Nach dem exil kommt von einem verbrennen der leichen
bei den Juden gar nichts vor. Tacitus hist. 5,5 sagt von den Juden:
corpora condere, quam cremare, e more aegyptio, sie begruben, wie
die Aegypter, verbrannten nicht. Ich verdanke diese aufscblüsse
grofsentheils meinem freunde Bertbeau in Göttingen.
s. 86 z. 11 1. zerbrennen f. verbrennen.
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