©Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Dr 198
ÜBER DIPHTHONGE NACH
WEGGEFALLNEN CONSONANTEN
VON JACOB GRIMM
VORGELESEN IN DER AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN AM XI DEC. 1845
BERLIN
CEDRUCKT IN DER DRUCKEREI DER AKADEMIE
DER WISSENSCHAFTEN
©Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Dr 198
,
m ju dem worauf mein augenmerk geht habe ich erst auszuholen, doch nicht
lange.
Die gothische, unsern deutschen typus am reinsten darlegende spräche
kennt nur vier diphthonge AI AU EI IU, in deren jedem der letzte vocal,
wenn aus zweiter silbe ein neuer daranstöfst, consonantische geltung empfan-
gen darf, gleichsam wendet er sich zu diesem folgenden laut und tritt vor
dem vorausgehenden, mit welchem er diphthongisch verbunden war, ab. so
bildet bai ambo bajo|)s, vai vae vajamerja maledico, naus funus navim fune-
ribus, faus paucus favai pauci, freis über frijana liberum, eis ii ijos eae,
triu arbor triva arbores, kniu genu knivam genubus. in diesen fällen ent-
springt schöne bewegüchkeit der formen, weil der wurzelvocal, dem sich
ein andrer gesellt und mit ihm gemeinschaftlich diphthongische länge erzeugt
hatte, sobald dieser letzte consonantiert wird, auch seine ursprüngliche länge
zurückerhält. Nicht immer nothwendig geschieht solche consonantierung vor
vocalen, sondern oft finden wir den einmal entsprungnen diphthong hart-
näckig, zumal AI und AU, beharren, es heifst saia sero, faia irascor, bnaua
frico, traua confido, und nicht saja faja bnava trava. Ob auch uner-
weichte EI und IU vor vocalen haften, daran zweifle ich, denn Ulfilas sagt
sniva snivis und nicht sniua sniuis, und die analogie zwischen IU und Ei
macht mir wahrscheinlich, dafs ebenso wenig feia keia gelten, wie ich frü-
her (gramm. 1, 855. 4, 26) angenommen hatte, vielmehr fija kija, welchen
formen in der dritten ausgabe meines buchs s. 42 der vorrang gelassen wor-
den ist. Die mit U schliefsenden diphthonge IU und AU fordern aber noch
weitere aufmerksamkeit. Sobald sich das I einer zweiten silbe, von welchem
die Wandlung des U der ersten in V abhieng, vor neuzutretendem vocal einer
ursprünglich dritten silbe in J verändert, hört alsbald die Ursache auf, welche
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2^ jenes V hervor gebracht hatte, und der alte diphthong kehrt zurück; also ent-
Ofx\ji aaxxjiA springt aus havi foenum der gen. haujis (= hav-i-is), aus J)ivi ancilla der gen.
J)iujös (== J)iv-i-os), und jenachdem in der flexion jotierung des I stattfindet
oder unterbleibt, mufs auch in der vorhergehenden silbe U zurücktreten
oder V eintreten, z. b. ganiujan innovare, taujan facere bekommen im praet.
ganivida tavida. Bei dem diphthong AU ist indessen ferner zu beachten,
dafs wo er sich in einem worte verhärtet hat und keiner auflösung in AV fä-
hig wird, er sich bei nachfolgendem J in O wandele und nun mit diesem
wechsele, dergestalt dafs in einer zweiten potenz AU und O genau wie in
der ersten AV und AU zu einander stehen, z. b. gavi regio zeugt den gen.
gaujis, taui opus den gen. tojis, taujan hat im praet. tavida, stojan stauida.
Zu vermuten aber stände dafs auch beim diphthong AI ähnliche Verdichtung
in E statthaft sei, da sich sonst AU zu O wie AI zu E verhält, und wenn ich
ein nicht vorräthiges saii sementis recht erfinde, dürfte dessen pl. seja sementes
bilden, oder von saian ein sejis seminans geleitet werden. Diese merkwürdi-
gen Verengungen des AU in O, des AI in E dienen die von mehrern behaup-
tete aussprache des AU wie O, des AI wie E zu widerlegen: es sind
verwandte, wie wir sehen, in einander übergehende laute, eben darum nicht
dieselben. Schwer aber scheint es insgemein auf die frage zu antworten
warum bei einzelnen Wörtern die diphthongische, verengte oder consonan-
* * * tierte form durchgeführt sei? warum heifst es slava sileo aber baua aedifico,
fluv i tUth '^CüULJfeßl/* ^aUv^>staua judex stauins judicis? warum skavja perspicio skavida, aber tauja facio
tavida und stoja judico stauida? willkür walten wird dabei keine, aber im
einzelnen hatte sich diese oder jene form gesetzt; in einigen Wörtern gewah-
ren wir alle drei behandlungen z. b. tavida feci, tauja facio, tojis factor;
aber für stojan stauida darf nicht staujan stavida gesagt werden. Von dieser
schönen gothischen manigfaltigkeit verschieden und ihr dennoch verwandt
scheint der ahd. Übergang der diphthonge OU und IU in OW OUW IW
IUW, wo bald blofse consonantierung eintritt, bald neben ihr und zum über-
flufs auch noch das U beharrt; besonders aber hebe ich eine jenem goth.
O für AU entsprechende Wandlung in UO hervor: stouwon queri, accusare
wird zu stuon = goth. stojan.
So viel über diese Wandelbarkeit der diphthonge und ihr gesetz. Ich
habe eine ganze reihe von wortformen, in welchen sie wahrzunehmen ist,
näher erwogen, weil sich daraus aufschlüsse von Wichtigkeit über den ausfall
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stümmer consonanten zu ergeben scheinen. Der diphthong ist in solchen
fällen, wie ich darzuthun hoffe, gerade erst aus Unterdrückung eines conso-
nants entsprungen, mit andern Worten, die den diphthong bildenden vocale
sind aus zwei silben zusammengerückt, und nur der erste derselben gehört
ursprünglich der Wurzel, der andere blofser ableitung an; erscheint also der
diphthong in einsilbigen Wörtern, so müssen diese auf vollere zweisilbige
formen zurückgeführt werden; der Wegfall des consonants ist es eben, der
nun in den vocallaut des Wortes unschlüssigkeit bringt und ihn mehrfachem
Wechsel aussetzt. Unter allen consonanten unserer spräche aber, die auf
solche weise syncope erfahren, kommen die mediae in betracht, wie sie der
lat. oder griech. tenuis entsprechen, und nicht zu übersehn ist, dafs sich
ihnen, wo sie haften und nicht ausfallen, nach mafsgabe des Organs oft ein
nasales N oder Manzuschliefsen pflegt, was noch greller gegen die syncopier-
ten oder diphthongischen formen absticht. Ich werde den ausfall des G,
von allen den häufigsten, zuerst vortragen, und dann den des D, zuletzt des
B, als den seltensten, folgen lassen.
Dem goth. magus puer steht mavi puera zur seite, und von jenem wird
magula puerulus, von diesem mavilo puella = puerula weiter gebildet, magus
bekommt im gen. magaus, mavi maujos, magula magulins, mavilo mavilons:
wollautige angenehm abwechselnde formen, mavi ist sichtbar moviert aus ma-
gus, hat auch dessen characteristisches U in sich aufgenommen, das nach dem
entfalteten lautgesetz vor dem neuzutretenden I einer eigentlich dritten silbe
consonantische geltung annimmt, jedoch sobald auch dieses I consonantiert
wird, in seinen vocal zurückkehrt; vor dem Y ist aber das wurzelhafte G
entwichen uud mavi entsprungen für magvi, maujos für magujos. Nicht
etwa gieng mavi aus magus durch unmittelbaren Wechsel des G in Y hervor,
wozu gar keine Ursache war, da G vor I bleibt (vgl. liga ligis ligij), snaga
snagins, ragin) und V in andern fällen aus U erwächst, ohne dafs ein G im
spiel ist (vgl. sunjus sunive). Noch ein anderer grund soll den ausfall des
G bezeugen: ähnliche weibliche bildungen pflegen im nom. sg. nur, wenn
die Wurzelsilbe kurz war, die endung A zu behalten, hingegen wegzuwerfen,
sobald lange silbe vorhergeht; es heifst demzufolge banja vulnus, halja tar-
tarus, aber bandi vinculum, kunj)i cognitio; in dem aus magvi entsprunge-
nen mavi dauert noch das gefühl der position, und die endung A unter-
bleibt; wie sollte sie zu mavi treten können, da sich mavia nothwendig in
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mauja wandeln müste und die diphthongisch lange silbe dem A entsagt, auf
der stelle also wieder mavi entspränge? Gleich den goth. magus und mavi
begegnen einander die altnordischen mögr und maer, wovon jenes den gen.
per Ö magar, dieses meyjar bekommt, mögr ist = magur; aufser maer gibt Biörns
______Wörterbuch zwar auch den nom. mey an, den aber wenigstens die ältern
a<^ feineren Sprachdenkmäler nie gewähren, mey steht blofs im acc. Saem. 73b
216ab 240a, maer bleibt dem nom. oder yocatiy Vorbehalten Saem. 37a 82a
84a213b 240a; folglich tritt maer dem goth. nom. mayi, mey dem goth. acc.
mauja zur Seite, ich mache aufmerksam auf die formel maer meyja Saem. 113a,
maer var ec meyja 230% puella puellarum, in verstärktem ausdruck, und
auf die Zusammenstellung maer oc mögr 240a puella et puer, mey oc mög
35a puellam et puerum, wobei das lied immer dem weiblichen geschlecht
den rang läfst. diminutiva, in dieser spräche überhaupt unbeliebt, kommen
auch von mögr und maer nicht vor. in die heutigen scandinavischen spra-
chen hat sich nicht das männliche mögr, blofs das weibliche maer fortge-
pflanzt und lautet Schweden wie Dänen mö, färöisch mojgj pl. mojggjar.
Die angelsächsische spräche stellt ihrem mago puer in den ältesten quellen
noch einigemal das weibliche mäg (Caedm. 109, 23. 165, 11. cod. exon. 391,
22) gewöhnlich aber schon das diminutivum meovle zur seite, gerade wie
das lat. puera frühe veraltete und puella neben puer trat: die kosende Ver-
kleinerung sagte zu für das weibliche geschlecht. in meovle befremdet EO
statt EA (denn erst meavle würde rein zu mavilo stimmen), doch soll diese
auch sonst obwaltende abweichung uns hier nicht stören, im engl, sind beide
Wörter erloschen, so wie sie weder ahd. mhd. nhd. noch mnl. nnl. fortzu-
leben scheinen, doch setzt die ahd. Zusammensetzung magazoho paedagogus
(Graff5, 619), mhd. magezoge, meizoge das alte magu puer voraus; ob
sich vielleicht noch spuren der weiblichen form entdecken lassen, wollen
wir hernach sehen, der alts. Heliand bietet magu puer, kein entsprechen-
des wort für puella dar: mewia und mowila wären dieser mundart zu-
zutrauen.
Den angegebnen deutschen Wörtern läfst sich aus der irischen spräche
das bekannte mac filius und maighdean virgo vergleichen, die Verwandtschaft
ist uralt und desto bedeutsamer, das lautverschobne mac stimmt zu magus,
ags. mago, und maighdean nähert sich stark dem ags. mägden, wovon so-
gleich mehr.
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Die wurzel zu magus und mavi suche ich unbedenklich in magan va-
lere, vigere, kinder sind der eitern kraft, gleicher wurzel entstammt das un-
mittelbar anrührende goth. magaj>s virgo und das ablautige megs gener, affi-
nis, nach einer treflichen eigenheit unserer spräche verwandte begriffe in
laut und ablaut zu verstufen; magus puer und megs affinis verhalten sich
ungefähr wie svaihra socer und svegar sororis maritus, welches letztere bei
Ulf. mangelnde wort ich aus dem ahd. suägar folgern darf: der ferner lie-
gende grad empfängt den ablaut. das goth. megs hat sich nun im altn. mägr,
ags. maeg (von jenem mäg virgo zu unterscheiden), ahd. mäc; magaf>s im
ags. mägd, mnl. maghet, ahd. magad, mhd. maget, nhd. magd erhalten, und
neben mhd. maget gilt die gleichhäufige kürzung meit, wie mavi durch syn-
cope des G entsprungen und ein vermittelndes magit, das seinerseits aus dem
ahd. magidi virguncula erklärbar wird, voraussetzend, ausgeschieden ist
aber der gutturallaut ferner nicht nur im nhd. mädchen für mägdchen, son-
dern auch im ags. mäden (vielleicht maeden) für mägden, einem diminutiv
von mäged und dem ahd. magidi, mhd. megetin, gleichzusetzen; engl, mai-
den. Alle diese weiblichen formen drücken eigentlich virgo, virguncula
aus, und haben allmälich den nahgelegnen begrif von puella erfüllt, also die
zuerst angeführten feiner scheidenden Wörter verdrängen helfen; sollte nicht
noch ein rest des goth. mavi im nnl. meisje == meysje vorhanden sein, und
in dem adj. möi venustus, das von fräulicher Schönheit her entnommen
wäre? Endlich hat die ags. spräche allein von derselben wurzel den ausdruck
mecg pl. mecgas aufzuweisen, welcher vir bedeutet, und dessen CG durch
ableitendes syncopiertes I hervorgerufen ganz wie secg nuncius, altn. seggr
oder wie hrycg dorsum, altn. hryggr sich verhält, folglich wurzelhaftes G $[\üLU>ft
begehrt; man vergleiche ags. secgan nunciare, altn. seggja. __---
Es gilt jedoch hier einen auf uns entfremdete Übergänge der begriffe
gestützten einfall. einige unserer mundarten weisen ein weibliches subst.,
dessen form vollkommen der für das goth. mavi zu suchenden entspricht,
aber ganz abweichenden sinn ankündigt, seltsam, dafs ein so uraltes wort
ausgegangen, und durch spiel des Zufalls ein zwar gleichläufiges mit andrer
bedeutung eingetreten sein solle; die scheinbar abliegenden begriffe liefsen
sie sich nicht versöhnen? mhd. heifst mouwe (und gerade so würde das
goth. mavi ins mhd. zu übertragen sein) manica, in noch häufigerem ge-
brauch steht das mnl. mauwe, heutige niederdeutsche dialecte kennen G)je
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maue{*); kein ahd. mouwa habe ich gelesen, finde es aber durchaus glaub-
lich. Nun kommt mir der gedanke, dafs in unserm alterthum, wie die namen
des schwerts auf männer, der spindel auf frauen, umgekehrt namen von frauen
und göttinnen auf weiblichen schmuck angewandt werden; ich habe das an-
derwärts (2) in bezug auf Hnoss, Gersemi, Hreda entwickelt; man nehme
hinzu, dafs der ermel in der yorzeit nicht zu dem kleid selbst gehörte, son-
dern als ein schmuck an den arm geschoben, gewunden, wahrscheinlich
durch bänder und ringe befestigt wurde. Nib. 427, 1 von Brünhild: an ir
vil wize arme si die ermel want. Hartmann im Erec 2311, wo er einen auf
^ den Schild geschlagenen ermel beschreibt (und aus Eneit 12035. Parz. 375,
10. 390, 20 wissen wir, dafs jungfrauen ihren ermel den helden als siegkräf- ■■
tiges Zeichen auf heim oder Schild zu heften schenkten), Hartmann bedient
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sich dabei der etwas dunkeln worte
<e^bCTra 2^Vj. des Restuont diu mouwe
m^bBY3t./i7.9uriU/5ü|WdFmerhalp ein frouwe;
sollte das nicht seinen hörern und lesern damals verständlich gewesen sein,
weil sich ihnen noch in mouwe die Vorstellungen puella und manica begeg-
neten? mouwe, vorausgesetzt, dafs es auch andern Deutschen als den Go-
then und Angelsachsen puella bedeutete , kann nach der dargelegten ver-
schwisterung der begriffe unmittelbar in den sinn von ermel spange kette
fessel übergetreten sein, manica leitet sich her von manus, wie pedica '
(tte&yj, böhm. pauto, poln. p§to) von pes ; mich dünkt dafs auch unser fessel, p
ahd. fezzil balteus, altn. fetill, ahd. fezzara vinculum, ags. fetor, altn. fiö- (T40tt
% >i 7TK /> tur ^uoz Pes genau verwandt seien, aus manica gieng das franz. ^
manche hervor, verkleinert manchette, zierlicher handschmuck, handge- (%(u)j)yuAy
. schmeide: den Spaniern bedeutet manilla armband, manillas handschellen, ^Viculum j&H.
ITW 1 ------------ JJ. 's i
manga ermel manguilla ermelchen, manguillo muf, welches letztere deutsche (
wort nichts ist als entstellung von mou, mouwe. Ich kann nicht unterlassen
weiter anzuführen, dafs in mehrern heutigen sprachen ausdrücke, welche 1)07^
filii n u l/^ L C iungfrau bezeichnen, für kette, fessel oder irgend ein geräth gelten, wozu oMa)~
U vyiLvaI LC\ jan«j-m<0 «t\ 6ii^r4)uuMct\|setbvv 2/Tity ^ ■* ^
. iQTVnlA' 0(i) mlat. muffulae, moffulae Ducange s. v., franz. moufle grofser nandschuh ohne finger. VOW KoJ
.'nokXftJ /,<£;)
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v(1)wmlat. muffulae, moffulae Ducange s. v., franz. moufle grofserTiandschuh ohne finger. Vl
<HW (2) deutsche mythologie s. 839. 840, den nordischen skalden galt die regel: ’konu skal
/ kenna tii alls kvennbünadar’, mulier appellatur ex omni suo ornatu. Römern und Griechen aber
j®} I J wandte sich der begrif von mundus muliebris und Herzog in den von weit.
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9-ahe gleich den rurmen magus unu maYr liegen
1 md J)ivi, famulus und famula, denn der knecht
m in des vaters gewalt. wenn also puer beide,
tann, wird nicht auffallen, dafs Ulfilas mit ma-
gus sowol Ttaig als tekvgv, mit ]aius cixetvjs, mit gehäuftem Jiiumagus wiederum
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owor 7raig ais tekvqv, mit pius oiKETY\g, mit genauitem piumagus wiederum ^ r ^
verdeutschte. J)iyi ancilla ist gegossen wie mavi puella und erhält im b v\n Tp^Ji^Kv] üum) ööuX^
gen. fiiujos, wie jenes maujos, folglich mufs auch {)iyi entsprungen sein aus cRk>V\£>(o^ .
{)igyi, Jiigui. Warum aber lautet das masc. J)ius gen. Jiivis und nicht Jaigus 1
gen. Jiigaus? dies wird die alte volle form gewesen sein; durch den Über-
gang aus der dritten in die erste declination, wie er öfter, und in ahd. mund-
art gegenüber der goth. besonders häufig wahrzunehmen ist, verlor das cha-
racteristische U seine kraft und G konnte nicht mehr durchbrechen. Dimi-
nutiva sind nicht entsprossen, nach magula mavilo hätten sie zu lauten Jiigula
jrAkLcn DOK/iheT o^de^vKei^ tnJ^>(xA a. foÖ*) htuc AyuÄf»
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(*) maiden an Instrument usea in the laundry. 1
(2) das franz. raoufle aufser der angegebnen bedeutung bat auch die von barres de fer
pour empecher i’ecart des murs. (\ j A r
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then und Angelsachsen puella bedeutete, ka: ^
schwisterung der begriffe unmittelbar in den
fessel übergetreten sein, manica leitet sich
(tte&yi, böhm. pauto, poln. p§to) von pes ; micl-- -uuio u ur^n xmer/f fessel, )^anj^ Lduvl^lnh
ahd. fezzil balteus, altn. fetill, ahd. fezzara yinculum, ags. fetor, altn. fiö- . BLeA^*. (yVOfi,
m sein,
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ien Gö-
ll en yer- WlufcL<JPrKove
e kette W
pedica
uro u ur^n xmer/f fessel,
A H ? C > A tur mit fotus, fuoz pes genau verwandt seien, aus manica gieng das franz ^
^ / Ji y manche hervor, verkleinert manchette , zierlicher handschmuck, handge- ftiujl.tA
^ C</ nJ'. <X / . schmeide; den Spaniern bedeutet manilla armband, manillas handschellen, -f<
eu>Cr{r>orr\ tp f&UmJ (’U40',y',,"T* ------------ ^ ^ 1 -
nCtA
y
f)0Ll1A.
^ manga ermel manguilla ermelchen, manguillo muf, welches letztere deutsche ClU/k (ow^w
& " wort nichts ist als entstellung von mou, mouwe. Ich kann nicht unterlassen
weiter anzuführen, dafs in mehrern heutigen sprachen ausdrücke, welche 6ö7iK
P. LjL C, n P C\ "de ®tv | ittfe*■ . 2/Tz£ ^ ^
ItMA .TXJiVnw-^ bftwi) (/(^) ^ inlat. muffulae, moffulae Ducange s. v., franz. moufle grofser handschuh ohne finger. VOLa WoJoiT&OL
t^M.rotvXaJ f)(Q
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(i fvou^ Ao\k. yifeter %J ^
(dw.jJaJUx mctnrcüu rrv^rvtle, ö/luo*iß«^?»wt .
«jM. e/Ä-mn I ^riy.i^a1,
C'£a*~ \9.h £A i«wi tiiirdsPt] ritJA) k<><
mlat. muffulae, moffulae Ducange s. v., franz. moufle grofser handschuh ohne finger. Vi
(2) deutsche mythologle s. 839. 840, den nordischen skalden galt die regel: ’konu skal
£ kenna til alls kvennbünadar’, mulier appellatur ex omni suo ornatu. Römern und Griechen aber
wandte sich der begrif von mundus muliebris und xoTfiog in den von weit.
^OerW^.hatne oAWsta f^eövt iHnCu/urA^*
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Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Dr 198
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neuere auslegung leicht den grund entdecken würde, dafs uns die frauen ac/eA'Ke AuCtW fr»*"K
überhaupt fessel anlegen und marter verursachen; doch ich glaube die alte ^
(k y\ 5(1^.) r^/iuytn£.ttvpttfl i
überhaupt fessel anlegen und marter verursachen; doch ich glaube
weit gieng von andern gedanken aus. das franz. demoiselle, wie das lett.
jumprawa bezeichnet ein geräth zum einschlagen, das engl, maiden einen
schlegel oder bengel beim waschen (*), den Böhmen ist panna d. h. jungfrau
sowol handfessel (sonst rucnice, rucnj pauto manica) als haisband, aber auch
eisernes Werkzeug der hinrichtung; so erlangen wir aufschlufs über die ei-
serne jungfrau im Burgverlies, die nach der volkssage mit ihren armen zum
tod verurtheilte missethäter umfieng, es wird nichts als ein Werkzeug zu Qi
3«amarter und enthauptung gewesen sein, und hiefs auch franz. fillette du roi, ^oJl
maiden. Frisch zufolge bedeutet jungfer einen klotz zum
' anschmieden gefangner (2), unter den idisen und walkürien der vorzeit,
welche fessel und band bereiteten, kommen die bedeutungsvollen eigenna*
men vor Hlöck oder Hlancha (catena) Herfiötr (exercitum vinciens) vgl.
mythol. 1. 373. 393. Meine mutmafsungen würden Sicherheit gewin-
nen, sobald für ein nord. mö die bedeutung manica, oder für ein mhd.
mouwe der alte sinn von puella aufzuspüren stände; man halte die abschwei-
fung zu gut, ich greife wieder an meine laute und buchstaben.
Sehr ähnlich und beinahe gleich den formen magus und mavi liegen
die verwandten begriffe |)ius und J)ivi, famulus und famula, denn der knecht
steht in des herrn wie der sohn in des vaters gewalt. wenn also puer beide,
sohn und diener ausdrücken kann, wird nicht auffallen, dafs Ulfilas mit ma-
gus sowol 7Taig als tekvqv, mit J)ius ofoeTYig, mit gehäuftem Jnumagus wiederum
7roug verdeutschte
gen. Jfiujos, wie
J)igvi, |)igui. Warum aber lautet das masc. |>ius gen. Jfivis und nicht Jbigus '
gen. J)igaus? dies wird die alte volle form gewesen sein; durch den Über-
gang aus der dritten in die erste declination, wie er öfter, und in ahd. mund-
art gegenüber der goth. besonders häufig wahrzunehmen ist, verlor das cha-
racteristische U seine kraft und G konnte nicht mehr durchbrechen. Dimi-
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ls tekvov, mit Jfius oiKETYjg, mit gehäuftem Jnumagus wiederum O ^
e. J)ivi ancilla ist gegossen wie mavi puella und erhält im bi\n iuvu) ooo^
jenes maujos, folglich mufs auch jüvi entsprungen sein aus cToa/A^/a .
iur\o
nutiva sind nicht entsprossen, nach magula mavilo hätten sie zu lauten j)igula
jr«w.«n U0)wü?c a.«|eivKer» üvJ^)(xA 0 e|o 'ftA cJl^ & foM . neue /rvdti .imtIwj
' o 17/ ‘ 7 iio^.
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(1) maiden an Instrument usea in the laundry.
(2) das franz. moufle aufser der angegebnen bedeutung bat auch die von barres de fer
pour empecher i’ecart des murs. ^ . .
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'fo-T»\A4$ (>fa\jUlR)
jaivilo, falls nicht Jaivila aus jaius gemacht wurde. Auch in allen übrigen
deutschen sprachen sehen wir bei Jaius die gutturalis getilgt: altn. Jayr gen.
Jays, ags. jaeov gen. Jaeoves, ahd. dio gen. diowes; das mhd. die diewes er-
scheint nur in dem zusammengesetzten eigennamen Hamdie = ahd. Hamadio,
altn. I lamjayr, was die edda in Hamdir entstellt, das ahd. fern, lautet diu,
gen. diuwi, ags. Jaeoven, Jayven, jenem mägden ähnlich; altn. Jay pl. jayjar
und daneben ein neutrum Jay mancipium. Wie uns aber bei magus mavi noch
andere bildungen des ursprünglichen G versicherten, ist es auch hier der
fall, und auf manigfache weise wechselt daneben der diphthong. zwar in den
ulfilanischen brach stücken hat sich kein Jaigns dargeboten, nach ahd. degan,
ags. [»egen, altn. Jaegn setze ich es, gebildet wie rigns pluvia, ahd. regan,
voraus, es bezeichnet einen freien untergebnen, minister, miles, das abgelei-
tete ahd. gadigini, mhd. gedigene militia, famulitium; wiederum steht neben
ags. Jaegen, Jaegn das gekürzte Jaen, in lateinischer fassung thanus, und neben
jenem weiblichen Jaeoven entspringt ein Jaignen und Jainen ancilla, jenem
mägden, mäden ähnlich. Dem ahd. degan, ags. Jaegen aber scheint nach der
lautverschiebung das griech. tekvov kind zu entsprechen, welches wie rexos
zur wurzel tbksTv und tmtsiv führt, gr. K fordert goth. H oder G, folglich
ergibt das goth. Jaeihan crescere, ahd. dxhan deh pl. digumes den stamm,
aus welchem Jaigns und Jaius, degan und dio (wie aus adolere adolescere
adolescens, aus olere proles und suboles,) spriefsen, und es hat bedenken ein
starkes Jaivan ]aau Jaivum anzusetzen, welches uns den Ursprung der G for-
men, wo nicht abschnitte, mehr verdeckte. (*) Geschwunden ist die guttu-
ralis im ahd. dionon, mhd. nhd. dienen, altn. Jaiona servire welchen ein
goth. Jaiunön zur seite stehen könnte, so wie den weitern noch heute gang-
baren bildungen dionest, dienst servitium, diorna, mhd. dierne, nhd. dirne,
altn. Jaerna serva, ancilla, oft aber in edlerem sinn puella, virgo, die goth.
form wäre wol Jaivairns oder Jaivairno? diese leichteren etymologien thun
einer schwereren Vorschub: ich möchte auch Jaiuda s&vcg leiten aus Jaeihan
crescere und für Jaaihuda oder Jaiguda nehmen, so dafs Jaiudisks sSvtzog, ahd.
diotisc, nhd. deutsch, welches zum namen unseres volks geworden ist, her-
W jaeaA jpxfyon ff |peqfir
:apere, accipere, doch scheint
n
CIUaA
cindA-
(1) Kemble leitet f>egn von J)icgan capere, accipere, doch scheint mir die Zusammen-
setzung magopegn Beov. 585. 810, welche ganz dem goth. {)iumagus entspricht, auf J)ius,
ags. I>eov zu führen. 2u lannfr, beffn b&Qu- ie.'ivitü*»''-
Uff itrvuA t+Hq/T V&lcMtä'-
- 9
rumfv C(Le«u)eTiu^
vM)yi ^
vorgegangen wäre aus Jngudisks. Es ist auffällig wie nah in allen slavischen
sprachen unserm f)iyi und dierne die verbreiteten ausdrücke djeva deva
divka devitze und andere mehr für alle stufen von puella ancilla yirgo liegen.
Den Gothen bedeutet das subst. naus einen todten, und flectiert im
gen. navis, im pl. nayeis; abgeleitet wird zunächst ein adjectiyisches navis ^
mortuus, dann nayistr sepulcrum, nayistron sepelire. altn. begegnet när QflÄ 0^
corpus exanime, zuweilen nä als neutrum. Wer sieht nicht auf der stelle, ^ G&c)/
dafs dazu das gr. vsavgund veugog, das lat. nex necis und das verbum necare X)ermcte/b
stimmen? wiederum lehrt ihr Klaut, dafs naus aus vollerem nagus verengt
sein müsse; ich will dazu noch das lett. nahwe mors, nahwigs mortiferus,
das litth. negyus mortuus (Ruhig 2, 471b) gesellen. Aber auch das lat. ne- V)cuaA, 'neuralv W cuuA cajt^y
cesse und necessitas begehren hier einlafs, sie drücken nicht das tödliche (^?
quälende, aber das zwingende unvermeidliche aus: tod ist extrema necessitas,
wie unsern mhd. dichtem diu grimme not (Er. 837) und der grimme tot
heifst. ESS in necesse necessarius necessitas nehme ich wie in facesso lacesso
arcesso comessor und gleich ISS in yicissim yicissitudo semissis und comissor
neben comessor. Döderlein hält comessor zu ku)\necessitas zu avayny
ävaytid^u), worin ich beipflichte, nur dafs bei avayKYi aynog ellboge und das
adv. äyzag aus dem spiel zu lassen wäre. A in avdyKvj scheint blofser Vor-
schlag (wie in stella stairno und a^eXyco mulgeo), folglich vdyKYj dem oCyUoccü
lat. nex unmittelbar verwandt, obschon es nicht tod, nur wie necesse zwang
und marter bedeutet, das alles versiegle ich nun mit dem goth. nau|>s, altn.
naudr und naud(1), ahd. not, ags. nead, die ich gramm. 2, 50 auf einen njfi
verlornen stamm niuj)an bezog, die mir jetzt aber aus navaj>s für nagva|)S
nagvuj)s entspringen und ebenfalls auf den abstracten sinn des zwangs ein-
geschränkt werden, da die not auch bindet, könnte necto zu necesse und
». Ötu
>tuY^V)
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rrrialots ■
[>7 Kjltt W
(*) Biörn gibt bei naud auch die bedeutung latratas canum an und dazu die redensart
lhann er kominn i naud’ ad incitas redactus est, ganz das franz. 'il est aux abois’ von aboi
latratus, was sich aufs lat. baubari zurückfuhrt; die jäger gebrauchen es vom hirsch, der den
hunden nicht mehr entrinnen kann und in die äufserste noth gebracht ist. mhd. heifst es
*ze bile stan’ von bil latratus, man hat aufser bellen bal auch ein gleichbedeutiges bilen beil
(mnl. bilen Maerl. 1, 283. Eleg. 776) anzusetzen, noch H. Sachs schreibt immer peilen f.
bellen, ahd. pil (oder pil?) gipit, substitit canis. Graff 3, 91. dies naud gemahnt an die
ähnlich lautenden gaud und gnaud canum latratus, ja es scheint aus letzterem entsprungen
und mit dieser bedeutung unserm naufjs necessitas völlig fremd; aber auch bei dem notfeuer
wurde man auf vorschlagende gutturalis geleitet (mythol. s. 574).
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neco geschlagen werden; naudibandi bei Ulf. für fessel schiene pleonastisch
gesagt und bedeutsam. Wir sind endlich an der rechten stelle um aufschlufs
über ein bisher räthselhaftes wort der nordischen mythologie zu erlangen,
norn, die göttliche parca, erfüllt buchstäblich den begrif der necessitas und
des fatums, norn würde goth. lauten navairns oder navairno, wie jenes ver-
mutete Jrivairns Jnvairno dem ahd. diorna begegnet, also ein ahd. norna zu
gewarten wäre, navairns aber entspränge aus älterem nagvairns, das sich zu
vayKYi und nex ungefähr verhielte wie goth. viduvairns zu lat. vidua; in na-
väirns und nauj>s gehören blofs na zur wurzel, in norn und not blofs n und
der mit dem der ableitung verschwimmende vocal. die norn aber ist die
über tod und Schicksal gebietende macht. Wie überrascht in allen diesem
■ die einstimmung der heidnischen lehre bei Griechen, Römern, Deutschen,
dem wort und dem geiste nach: 3AvayzYi Necessitas und Norn treten auf eine
und dieselbe linie. Da nun nectere mit nere* gr. veeiv, ahd. nähan, näwan
zusammenhängt und die parca den lebensfaden spinnt, so scheint auch das
lat. necare nicht ursprünglich tödten, sondern dem geschick verfallen ma-
chen, veKvg navis nicht sowol der todte, als der dessen faden abgesponnen
ist, fato concessus, norn die spinnende bindende, und dann die todesgöttin.
die Schicksalsjungfrau ist uns aber wieder zur fessel geworden, wie vorhin
die mavi zu handband und eisen.
Auf ersten blick befremden wird wenn ich goth. bauan zu lat. facere
halte, um schon die Übergänge des begrifs als leichte darzustellen, sei dar-
an erinnert, dafs das alterthum sein thun und arbeiten nach der feldbestel-
lung zu benennen pflegt, bei Homer ist egyov ja vorzugsweise feldbau, die
eqya ävd-QWTTuov drücken ihm wie Hesiod ackerbau und ackerland selbst aus.
land bauen, agrum colere heifst noch im Sachsenspiegel land wirken, beinahe
wird rus colere sein ruri esse, folglich bauan nicht blofs colere bedeuten,
sondern auch incolere habitare, so dafs des landmanns geschäft zugleich auf
bereitung seiner wohnstätte gerichtet wird: sein thun ist bauen, d. h. feld
bauen und haus bauen. Noch einhelliger sind die wortformen als die be-
griffe. bauan mufs im praet., das uns abgeht, reduplicieren (gramm. 1, 101),
also baibau oder baibö lauten und von facere statt fecit galt gerade die alt-
oskische form fefakust (fecerit) (1); um so mehr ist bauen auf älteres bagvan
(1) Mommsen oskische Studien s. 123. 126.
11
VJfiL
zurückzuführen, was im ags. biggend colens wie im altn. byggja neben büa
volle bestätigung findet, so dafs für altn. bio früher biog, für gotb. baibo ]pß • <S
früher baibagv zu erwarten wäre. ahd. pouwan, püwan, mhd. bouwan,
biuwen; in dem abgeleiteten piunta, biunte ager fehlt der kehllaut auf die-
selbe weise, das deutsche G in bagvan ist das lat. K in facere (früher faquere? 5.£>5
vgl. proficuus) und der anlaut B verhält sich regelrecht zu F, wie in bröf>ar
frater, baira fero u. s. w., Unterdrückung der gutturalis erfolgte aber schon in
Wn
.133,
tibi
J>
andern lateinischen formen (z. b. in hodie f. hocdie, lumen f. luemen), ge- ^ uj,
schweige romanischen. Wie ital. fare, franz. faire luire für facere lucere,
galt lat. infit für inficit d. i. incipit, (franz. bedeutet fait loquitur, ait), aber
noch mehr, das ganze fio mufs für fior, und dies für ficior, facior gelten,
wie das praet. factus sum ausweist, also stellt sich lat. fio buchstäblich zu
baua, und gr. fvw, dessen berührung mit lat. fio, fui, fuat sowie dem deut-
schen bin aufser zweifei ist, geht aus den bedeutungen des seins und Wer-
dens in die des hervox’bringens und bauens über, sutja los bauan heifst bei
Ulf. dulcem vitam, dulce otium agere. das altn. baer villa, rus verhält sich
wie maer puella, kann also goth. bavi oder baui d. i. bagvi lauten, der alts. ^
gen. bewo segetum Hel. 79, 14 verlangt einen nom. beo oder bao; bau
für seges hört man noch heute in Oberdeutschland, bewod hiefs alts. ernte,
wie nnl. bouwd, sämtlich von der wurzel bauan, auf die ich auch altn.
QXOJ»-- §
(kXö: iuAU , (QvS'ü)
'
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' jkit« .
'(xXt
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.... ... . , a
bygghordeum^dän. byg zurückweise. Allein noch ein andrer unverwerf- iröwwn.a> ^OU vfl
licher zeuge soll für bagvan = bauan auftreten. man hat bei dem heutigen jr ^ y ^
Worte bäum, mhd. boum, ags. beam gleich unbefugt ans lat. pomum und an '
7
fagus|gedacht, jenes heranzuziehen untersagt die mangelnde lautverschiebung
fagus (pviyog haben inlautendes G, welchem goth. K in boka zur Seite steht
aus dem lautersten quell unsers alterthums dürfen wir nun statt bäum die
vollere form bagms schöpfen, deren G gerade dem in bagyan zu statten
kommt, bagms verhält sich zu bäum, wie crayfict zu soum oder wie ein mut-
mafsliches goth. tagms — tahms habena zu ahd. zoum, nhd. zäum vorder ~~
Wurzel tiuha duco. mit Übertritt des G in D ward aus bagms altn. badmr \f$Xj UaR)v
(tadelhaft geschrieben badmr). ülfilas gebraucht bagms für bsvtyov, triu für fJl&sU
£uAQvy doch auch bagms seiner abkunft nach mufs ebenfalls hauholz materies c\ . I
ausdrücken. ich treffe bei den Böhmen ein wort für arbor, lignum, mate-
ries, nemlich ström, das wiederum von strogiti, russ. stroit’, d. i. struere
parare aedificare rührt und meine ableitung von bagms aus bauan vollends
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bewährt (1). drewo bedeutet böhm. holz, drzewo poln., derevo russ. bäum
und holz, und ist jenes deutsche triu, dessen herkunft hernach nochjunter-
sucht werden wird, das sich aber füglich dem griech. tyvs eiche and dann
bäum überhaupt vergleicht, ich kann nicht umhin nebenbei anzumerken,
dafs unser zimmer, mhd. zimbar, ahd. zimpar, altn. timbr das slav. dub,
poln. dqh quercus sei, bei uns aber blofs den begrif von materies vertrete;
% also auch in diesem wort thut sich der Übergang aus bauen in bäum dar.
Wörter zu klauben ist ebenso verfänglich als lockend, ich will mich
U.W C(/A kJ K.t- i i . • /» -i n j. . -i -l .
an eine der schwierigsten iormen unserer spräche wagen, aui die ich hier
_______^ unmittelbar geleitet werde, den begrif des lat. facere oder agere drückt
noch ein anderes sehr häufiges goth. verbum aus: taujan tavida, und taui
tojis bezeichnet opus. dafs taujan mit unserm thun, ahd. tuon, ags. don,
F , > ( i worauf man instinctmäfsig zuerst fallen muste, nichts aufser der bedeutung
\ 0 ^ gemein haben könne, ist längst eingesehen worden,^lenn für letzteres ver-
u*5'‘ v bum wäre ein goth. mit D anlautendes zu gewarten, wie die in goth. zunge
selbst lebendigen deds factum, dedja factor, ja bis zum überflufs das im pl.
v, . • a / praet. jedes schwachen verbums obwaltende dedum beweist; da dies dedum
v/okrv>. t^utv T^/htü/Av , .lAl n ^ 1 . .. . ,
- - f / im pl. tavidedum selbst statthndet, wie vermochte taujan einer wurzel zu
sein mit der die für dedum gesucht werden mufs? so seltsam auffällt, dafs
weder die goth. mundart zu dedum, deds, noch die altn. zu däd ein verbum
aufzuweisen haben. Noch mehr, dem goth. taujan zur seite stehn ein ahd.
zawan zouwan, ein ags. tavjan, altn. tja, freilich mit dem etwas eingeschränk-
f>7l j «ttfö
Tdfec*'i \Y, 0f3|M{5CYe
\ißt. *Kf.
vai.iQ.4vortti foxen
$4uwr ifm cre)aJfc
iffr. 4u fouttULs
^-4* üb cvew^e^e. T3
<»Ky. v<yy == ö
V>
teren sinn von parare, instruere? allein wie nahe liegt das bereiten und schaf-
fen dem thun? ist doch aucl) ahd. karawan, garawan parare nhd. in die be-
reaYe^ 1
f deutung gerben parare coria verengt, altn. göra, schwed. giöra, dän. gjöre in
’ die allgemeine von facere agere erweitert worden, und gerade so gilt zouwan,
'l'J tavjan von dem bereiten des leders. Erwäge ich nun ferner, dafs ahd. gi-
j~ oJ)M 4ne&{u\anff.. Wp l&~|§ zawa gizouwa (Graff 5, 713) ags. getave supellex, und mit Übergang in kehl-
ltv ~ J laut ahd. gaziuc (Graff 5, 612) nhd. zeug ganz dasselbe supellex und ma-
- hetr. öcrf cuhökco / ^
Cff. (3>otc^ icatc > . qöfö 0
fi#. d/w 'Ais*- PiftY M pW
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C) man darf wagen auch das mlat. boscus, it. bosco, prov. bosc, franz. bois (vgl. buche,
buscbe mlat. buschia), welche wald und bolz bedeuten, und aus keiner lat. wurzel leitbar
sind, auf unsere deutsche zurückzufiihren, SC verkündet die deutsche endung ISC und ein
adj. büwisc, büisc würde geradezu ausdrücken, was bagms boum: baumaterial, bolz, kaum
ist das altn. büskr virgultum, ahd. büsc oder busc (Graff 3, 218), mnl. boscb, nhd. buscb
aus dem romanischen zurückgenommen.
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fr. ‘hRT^y, TsK^v ^
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13
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teria ausdrücken, dafs unser heutiges Schreibzeug beides dem ahd. scripgi-
ziuc und scripgizowa (Graff 5,613. 713) entspreche, so wäre fast unmöglich
nicht auf rechte fährte zu gelangen, unser zeug stammt von ziehen, ahd.
giziuc von ziohan, goth. tiuhan, lat. ducere, folglich steht ducere ähnlich zu
taujan wie facere zu bauan und seinen begrif entfaltet ducere in educare,
nutrire. taujan entsprang etwan aus tagvjan, tahvjan und das nhd. zäum,
ahd. zoum, das wie zügel auf reitzeug eingeschränkt wurde, mag goth. tagms
wie bäum bagms gelautet haben, ich unterlasse nicht auf die bedeutende
einstimmung des finn. teen tehdä facio, teko opus, tekiä factor, so wie des ro W
estn. teggema facio, teggo opus zu weisen, weil goth. taujan und taui gleich 5ltc. .
allgemeine bedeutung haben und wir schon aus andern gründen an Wechsel- Jv
seitigen einflufs gothischer und finnischer spräche glauben müssen; nicht ir-
ren darf die finn. tenuis, weil das finnische organ insgemein der media ent-
behrt und sie immer durch die tenuis vertreten läfst. Unverantwortlicher
wird ein andrer einfall scheinen, die Übereinkunft des deutschen gottes Zio,
ags. Tiv mit dem gr. Zevg und lat. deus ist in der mythologie sattsam darge-
than und eine goth. form Tius Tivis völlig parallel dem J)ius £>ivis gemut-
mafst worden; sollte nicht auch in Tius die gutturalis zu ergänzen sein?
merkwürdig bricht sie vor im ags. Tig, und zu unserm ahd. ziori, nhd. zier
stellte ich längst das lat. decus decoris, decorus und dignus, und decere;
parare geht aber über in ornare, se parer ist franz. sich schmücken, wie
nun, wenn sogar deus verwandt w'äre mit duco und einen ductor, creator, i
factor ausdrückte? von allen seiten wird das angefochten werden, da schon
die hier eingreifende sanscritform keinen kehllaut zeigt; doch sie könnte ihn
ebenwol ausgeschieden haben, man hat divus und deus mit dies zusammen-
gehalten, sicher aus hinreichendem grund. dies, slav. diena mit goth. dags
zu vergleichen scheint gefährlicher, da lautverschiebung abgeht, und wör-
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ter, deren muta in goth. spräche und den classischen zusammentrift, nach der ^irvÄ. &UA. Q'UtÄnß- uctüM
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regel gerade unverwandt sein sollen, keine regel ist aber ohne ausnahme ^ r\p
und ausnahmsweise dürfen dies und dags um so lieber dasselbe wort sein, r\ f
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(inlvx . ynojJL jenes wichtige ahd. stuon für stowan verwegner, ich erwäge dafs auch ags. ' \f-en
n.itlj.Ja -dön, a]|,1t tuon einerlei sein müsse mit goth. taf jan, allen gründen zum trotz,
,[Jb die vorhin für deren Verschiedenheit angeschlagen wurden, nemlich im ags.
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dön, im goth. deds dedja haftete, wie in der praep. du = ahd. za, zi goth.
dis = ahd. zar zir, und in dags die uralte media D, während das praes. tauja
seinen laut verschob; nun auf einmal erklärt sich jener mangel der goth.
und nord. verba, die zu dedum und deds stimmen würden, nun leuchtet
ein, warum taujan ganz den sinn von facere agere hat, das ahd. zouwan, ags.
tavjan aber den engeren von parare, struere, weil die in älterer stufe ver-
schobenen tuon und don, die in diesen dialecten fortdauerten, ihren allge-
meinen sinn bewahrten. Zugleich folgt daraus, dafs tavidedum zweimal die-
selbe wurzel verschieden gestaltet zur schau trägt, in tavi lautverschoben, in
dedum unverwandelt. ahd. tuon, ags. don aber stehn wie stuon accusare,
spuon succedere, nur dafs diese im praet. stuota spuota, jenes teta tätum,
im goth. da (für deda) pl. dedum bekamen, also auf einen inf. daian zurück
weisen, aus dem ein praet. deda, dedum, ein subst. deds, wie aus saian
seds flössen; nothwendig lauten die ahd. formen sät, tat, tätum. Mit alle
dem ist lange noch unerschöpft, was über diesen mächtigen, mehr als eine
nebenwurzel schlagenden stamm und sein Verhältnis zu den alten sprachen
beizubringen wäre; ich hätte das lat. do dedi dare, das gr. slav. dam,
davam und die Übergänge der begriffe thun und geben, schaffen und tag wer-
den lassen zu erörtern.
Mislang es nicht dem namen des gottes Tius, Zio eine neue seite ab-
zugewinnen, so können dieselben lautverhältnisse auch licht fallen lassen auf
einen andern heidnischen gott. frauja gleicht haarscharf dem besprochnen
tauja und behält seinen diphthong in allen flexionen. Nicht zu übersehn,
dafs im Norden, wo das heidenthum länger andauerte, Freyr und das mo-
vierte Freyja (die sich verhalten wie der acc. mey zu mauja) nur dunkle ei-
gennamen sind, keine abstraction in sich schliefsen, das goth. frauja hingegen
ist kein nomen proprium mehr, sondern bedeutet kvqioq dominns, das ver-
bum fraujinon dominari, und zwei fälle sind, möglich: entweder des gottes
name hat sich aus dem begrif des herrn, oder dieser aus jenem entfaltet, und
letzteres scheint das meiste für sich zu haben, so schicklich ein gott und ge-
rade dieser gott der herschende, waltende heifst. das ahd. fro bezeichnet
zwar auch herr und frouwa herrin, das adj. frönisc aber öfnet uns die Vor-
stellungen pulcher, inclytus, arcanus, venustus, wie in Freyja der inbegrif
göttlicher Schönheit den der herschaft überwiegt. In frauja scheint aber wie
in tauja, mauja, baua wieder G ausgesprungen, und erlaubt in urverwandten
- 15 -
sprachen sich nach einem worte umzusehn, dem die consonanten P R C ge-
bühren; den yocal will ich unausgefüllt lassen. Es ist mir indessen noch
nicht gelungen das entschieden richtige zu finden, man könnte auf praeco
rathen, insofern Freyr nicht den höchsten gott, blofs dessen Verkündiger und
herold bedeutete, heifst doch der nqgvg A’ii cpiXog, und Hermes, obschon selbst
erhabner gott, Aicg ayyeXog nai avtyüov; praeconium gemahnt ans mhd. yrcenen
verherlichen oder gar ankünden: swie der meie vögellin froeneMS. 1,31*;
du hast fri gefroenet vögellin MS. 2,50". Dann fiel mir das lat. pro-
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cus ein, da Freyr gott der liebe und des freiens ist, den Slaven Prije, böhm.
Prige göttin der liebe, und wie Freyja und Frigg in den mythen sich vertre-
ten, dürfen auch frauja und frijon amare sich vermitteln, fravis laetus mit
freis liber verwandt liegen; procus aber gehört zu precari und frauja be-
rührt sich mit unserm fragen, goth. fraihnan frah frehun, ags. frignan fragn
frugnon; den Slaven ist prositi procare, Freyr wird in einem eddischen lied
als liebewerbender dargestellt. Endlich hat Wackernagel zu frauja und fro fy&pv Qr,
ansprechend das gr. 7rgavg, jon. 7rgyjvg, sonst auch iT^ctog milde, sanft vergli- I * * u ]^
chen, 7tqyivyis ist favens, lat. pronus, frauja ein milder gütiger gott, fautor; ein
kehllaut würde sich leicht diesen formen heigesellen, in procare steckt auch
blandiri. auf die form Frigg soll hernach zurückgekommen werden.
Dem goth. bauan mufs ein hauan caedere secare geglichen haben, das ocuiä\> cJko (vic 4cuu. y^[
sich nicht vorfindet (kotttsiv wird maitan übersetzt) aber aus dem subst. havi, y*- j äod * t(xu^oo
für %cgrog gramen caesum oder sectum geschlossen werden darf, sein praet.
würde gleichfalls reduplicieren haihau haiho, wie baibau baibo (1). ahd.
entspricht houwan praet. hiu und houwi foenum, mhd. houwen hie und
houwe, nhd. hauen hieb neben heu foenum (2). Neben ags. heavan heav
sehn wir in dem subst. heg hig foenum G auftauchen, welches ags. IG =
ahd. OUW noch in andern beispielen begegnen wird, die engl, spräche
hat den ablaut hew, wie öfter, zum praes. erhoben und mufs ein schwaches
praet. hewed hinzu bilden, altn. tritt die gutturalis noch stärker vor: höggva
caedere praet. hio gleicht jenem byggva bio, pl. praet. hiöggum, hiuggum.
SoWickkö* in
(*) 1 Tim. 2,11 ein seltsames 'in hauifja3 in silentio; sollte pauifja zu lesen sein, dies
zu ])agjan und tacere gehörig? ygl. dän. taus tavs taciturnus. 2,12. itv ^aJnOJL'nar
(2) foenum, it. fieno, franz. foin, span, heno gemahnt an finn. heinä, lapp, suoine suo-
idne, slav. sjeno, böhm. seno, poln. siano, litth. senas.
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16
högg verber ist aufzulösen in haggu, foenum aber lautet hey, das sich wie
mey zu mavi zu havi verhält, färöisch hojgj. aufser diesem neutrum gibt
Biörn auch ein fern, hä foenum serotinum an. Unserm hauen geht aber eine
andere den kehllaut hegende form merkwürdig zur seite, hauen ist uns fast
gleichbedeutig mit hacken, das ich ahd. noch nicht kenne, mhd. aber aus
Titurel aufgewiesen habe (Haupt 5,499), es steht auch MSH. 3,191Ä und
erscheint mnl. ungleich häufiger; hecken hacte pungere ist Weiterbildung
desselben. Von allen seiten weist also hauen auf ein volleres hagvan hagg-
van, wie bauan auf bagvan, und ich darf noch zwei fremde sprachen her-
anziehen. Kaum ward aus schwed. hugga das finn. hakkan caedo tundo
entlehnt, abliegender scheint zwar slav. kositi foenum metere, kosa falx
foenaria, doch pflegen die Slaven ihr S an die stelle des ursprünglichen C zu
setzen, wie in cyrillischer schrift der buchstab C sogar S vertritt; entsprach
jenes prositi lateinischem procare, der Slaven osm’, osam lat. octo, goth. ah-
tau, so darf auch kositi unser hacken und hauen sein, caedo ist gewis ver-
wandt, wie sonst G und D wechseln.
Der gothischen spräche stehn für den begrif des herschenden gestirns
zwei oder drei ausdrücke zu gebot sauil, sunna und sunnö, was mit Sicher-
heit auf manigfalte mythologische Vorstellungen schliefsen läfst. sauil ver-
hält sich zum altn. söl, wie sich ein goth. bauil zum altn. böl praedium, lec-
tus verhalten würde; für sauil sol erscheint aber wieder die ags. form sigel
(z. b. cod. exon. 486,17) und segel, sägel die zugleich name der rune S,
auch in der ahd. gestalt sugil suhil vorhanden ist, statt welcher ich sagil sa-
hil mutmafse (*), da in handschriften des achten neunten jh. u und ofnes a
häufiger Verwechslung unterliegen, ob goth. sauls columna, ahd. sül, altn.
sül mit sauil, sahil, sigel, sol, auch im begrif der sonnenseule zusammen-
fliefsen, bleibe dahingestellt; offenbar sind die identischen formen urver-
wandter sprachen auch als verengte, unursprüngliche anzuerkennen: lat. sol,
gr. Y\Xiog, vieÄLog, aiXiog, litth. saule weiblich, slav. slntze, solntze, slnce, slunce,
slonce neutral, wo die Verkleinerung, wie im franz. soleil für die gütige gott-
heit gewählt wurde. Welche wortgestalt aber allen diesen zum grund liege,
scheint noch verborgen, es ist auch ein kretisches aßlKiog, ein pamphylisches
ßaßeXiog überliefert, ein sabinisches ausel (vgl. ausum f. aurum) und etruski-
(*) Andr. und Elene s. 96. deutsche mythol. s. 664.
17
V
sches usil. O. Müller hat auf die grundform Savelios gerathen (*), der das
goth. sauil zunächst stände, den kehllaut zeigt hlofs die ahd. und ags. form.
In ahd. spräche sehen wir die weiblichen substantive aha fluvius und
ouwa insula, pratum, wasserumflofsnes land, wasserland, nhd. aue geschie-
den, so deutlich* sie derselben wurzel angehören, gothisch lautet aha voll-
ständiger ahva, was dem lat. aquai=acva streng entspricht; für vy\<Tog ent-
geht uns das wort, mutmafsen dürfte man avi aujos = mavi maujos, wie mhd.
ouwe den formen mouwe und frouwe gleicht, welches letztere goth. entw.
fravi fraujos oder fraujo fraujons lauten mufs, lat. diplome des 8. 9. jh. ge-
währen statt ouwa augia. altn. wird wiederum unterschieden zwischen ä flu-
vius, pl. är und ey eyjar insula, wozu das schwed. ä, dän. aa gegenüber
schwed. dän. ö stimmen; ey ist wie mey, mö gebildet, die färöische form
lautet ojgj. ags. unterscheide ich eä aqua und igge, ige, iege, ege insula, eä
verhält sich wie freä dominus, igge, ige wie altn. Freyja und Frigg, in dem
compositum eäland und igland wechseln aber beide subst., zum Zeichen ihrer
ursprünglichen einheit, eäland drückt eigentlich wasserland aus, was auch
sonst laguland heifst, igland auland, inselland, was schon das einfache aue
oder insei; ahd. las ich weder ahalant noch ouwalant, man hatte genug an
ouwa; alts. älande insula steht für ahalende. das mhd. einlant insulajver-
wechselt die Vorstellung der einöde und abgelegenheit mit der einer insei,
wie gerade das ital. isola, franz. ile f. isle das verbum isolare, isoler her-
vorrufen und auch mlat. bedeutete insulare auf öde insei landes verweisen
(Ducange s. v. insula); unser heutiges und schon mhd. eilant (Amgb. 37r.
MSH3,94a) eiland scheint dem mnl. nnl. eylant, eyland abgesehn, dessen
diphthong ich wie in meysje (s. 5) nehme.
Viele benennungen von flüssen sind mit aha ä, viele von wassergegen-
den mit ouwa ige ey zusammengesetzt z. b. Wisuraha Visurgis, wo das lat.
G unser deutsches H ausdrückt, Fuldaha, Elmaha, Gartaha und Steinouwa,
Grasouwa, Suäpouwa, Scäfouwa ags. Scaepige (Shepey). schon bei Tacitus
sind die Aviones offenbare gothische aujans, das von avi wie gaujans von
gavi gebildet wäre; in Batavi, Chamavi scheint das avi anders zu deuten,
eben weil sie nicht Bataviones, Chamaviones heifsen. Aber ein anderes al-
tes compositum gehört hierher zu näherer besprechung. Scandinavien, habe
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(*) in Schmidts Zeitschrift für geschichtsw. 2,124.
18
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ihm das alterthum allgemeinere, oder auf Schonen eingeschränkte bedeutung
verliehen, heifst bei Plinius 4,13 und Mela 3,6 Scandinavia, Scandinovia (1),
bei Fredegar Schatanavia (Scatanavia?), in einer langobardischen nachricht
Scatenauge (Zeufs s. 472), wozu man jenes augia f. ouwa halte, bei Paulus
Diaconus Scandinavia, bei Erchempert Scandanavia (Pertz 5, 242), noch
mhd. Scandinavia (Wh. 141,1^ ags. Scedenigge (Beov. 3370), bei Alfred
Sconeg, altn. Skäney gen. Skäneyjar, bei Saxo grammaticus Scania, wie
heute dän. Skaane, scbwed. Skäne (zwei silben statt der ursprünglichen fünf
aber doch vier); Iornandes hat die verengte form Scanzia, der man auch bei
andern lat. Schriftstellern des MA. begegnet (Pertz 8,119. 123. 142. 301),
Scathia insula Daciae steht Pertz 8,392. man hat Scatanavia und Scedenige
für die echte gestalt des namens zu halten (2), aus dessen kürzung das a in
Skäney entsprang, in Scandinavia aber schob sich N, welches nach dem D
stand, vor dasselbe, zu Iornandes ohr mufs gleich eine verkürzte form ge-
drungen sein.
Des in ä ser eä ouwa aue ö ausgesprungnen gutturallauts versichern
uns nicht allein die angeführten ahva aha augia ige igge aqua, sondern auch
das lat. aequor neben ags. eagor, egor egorstreäm und altn. aegir mare; ich
hatte mich früher für dessen ableitung aus oegja terrere entschieden und cegir,
ags. egor zu schreiben vorgezogen (mythol. s. 217. 218) und ce dürfte ablaut
des a in ahva sein; doch wird sich aegir vertheidigen lassen (3). wegen ae-
IA
(*) in einigen hss. soll Codanonia stehn, was sich auf den Codanus sinus beziehen
liefse.
(2) was auch daraus folgt, dafs Beov. 38 on Scedelandum gesagt wird statt jenes on
Scedenigge; im prolog des edicti Rotharis (Haupt 5,1) scheint sogar ein langobardischer
held Scadanan daraus verdreht, hinderte nicht das letzte N, so würde ich ans goth. skadus,
ags. scado, ahd. scato, oder wo nicht die lingualstufe widerspräche ans ags. scada, altn. skadi,
ahd. scado pirata, latro denken, so dafs der sinn entspränge insula umbrosa oder latronum
(scadono ouwa scadena ige). altn. bezeichnet skän cortex, crusta, das sich wiederum als
kürzung aus skadn nachweisen müste; in den andern sprachen fügt sich nichts, der be-
deutung jenes Codanus sinus, wenn er dazu gehört, sind wir völlig unsicher.
(3) der finnische meergott heifst Ahti gen. Ahin, oder auch Ahto, er sitzt grasbärtig,
wie der griech. Oceanus, auf seelilien. bei diesen anlafs will ich ein merkwürdiges Zeug-
nis für die fortdauer des Eagorcultus in England anführen: now this day, on our river
Trent, as I learn, the Nottingham bargemen, when the river is in a certain flooded state
(a kind of backwater or eddying swirl it has, very dangerous to them) call it Eager\ the
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f^0Tr\ VöOrt A-rv^ 4lMAeuMtks
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- 19
quor mag aequus nah verwandt und von der Wasserfläche entnommen sein,
das lat. amnis könnte etwan aus acmnis agmnis, fast wie examen aus exag-
men oder ital. frammento aus fragmentum, entspringen, eine zusagendere
herleitung soll im verfolg angegeben werden.
Gleiche buchstaben bei ungleicher bedeutung zeigt eine andere Wur-
zel. das goth. avistr ovile, ahd. ewist läfst wie navistr auf naus auf goth.
aus gen. avais, ahd. ou gen. ouwi ovis mutmafsen, und goth. ave|)i grex
ovium entspricht ahd. ouwiti (Graff 1,505). altn. ä agna pl. aer, doch wird
auch im sg. aer gebraucht, ags. eovu, eve, engl, ew ewe; nnl. ooi, fries. ey.
nah liegen das lat. ovis, gr. oig, litth. awis, skr. avi. der kehllaut aber bricht
vor im lat. agnus, agna, slav. iagnja, böhm. gehne gehnec, und ir. uan, uaghn,
uaghan agnus. wiederum mögen die gr. äjuvog, dfjivig (gleich jenem lat. am-
nis wasser) ein äyfjivog, dnfJLvog, umsovielmehr das goth. aus ein volleres agus,
agvis ahnen lassen, im Reinaert 1853 führt des Widders frau den namen
Hawi, der sich mit dem appellativ berühren kann.
Fast wie ahva aha eä und a verhalten sich goth. saihvan videre, ahd.
sehan, ags. seon, altn. siä-, aber die goth. form wahrt durchgängig HY: saih-
van sahv sehvun saihvans, die ahd. H: sehan sah sähun gisehan, woneben
einigemal gisewan; ags. wechseln HY Gr seon seah sävon und saegon, part,
geseven; altn. ohne consonanz: siä se sa sau. im goth. adv. sai und sai nu,
ahd. se und senu, die sich vom lebendigen inf. saihv und sih iSs unterschei-
den, entweichen HV und H (gramm. 1,93), nicht anders im goth. siuns vi-
sus species, siuns visibilis spectabilis, ahd. siuni, ags. syne, altn. synn, mhd.
siene, und die muta mufs geschwunden sein, bevor brechung des I in ai ein-
trat, damit I und vocalisiertes V im diphthong zusammenrinnen konnten,
dies IUN gleicht dem in gaqiunan niun und dem lat. UN in Iuno f. Iuvino,
oder demlAN in Diana f. Divana; siuns, niun sind = saihvans, naihun (naih-
van) wie taihun (taihvan) = decem. Es fällt nicht leicht dieser wurzel in den
urverwandten sprachen zu begegnen; buchstäblich überein träfe lat. sequi,
[wie goth. aihvus, alts. ehu, lat. equus^jwenn die bedeutung sich fügte, man
hat skr. aksh mit dem praefix sa (Benfey 1,227) lat. sagax und gr. 3-saofJLai
verglichen, den deutschen inlauten würde specus spicere species spectare zu-
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cry out, 'have a care, there is the eagcr coming’. Thomas Carlyle on heroes, herowor-
ship and the heroic in history. London 1841 p. 30.
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- 20 -
sagen, liefse der anlaut SP sich mit unserm S vereinbaren, und entspräche
diesen lat. Wörtern nicht schon unser spehon spähen, späh altn. spärr pro-
vidus. weiter wäre die frage, ob nicht sauil die sonne, des himmels äuge zu
saihvan gehöre, wie sich ags. sigel sägel jenem sävon und saegon nähert?
einen Übergang auf skr. akschi oculus, lksch videre könnte wirklich das scy-
thische (Tttov oculus, wie auf equus zend. aspa, skr. ashva weisen.
Aus dem goth. pl. favai oXiyoi, dem comp, faviza Ixdrrcüv folgt der nom.
sg. faus, welchem altn. fär, ags. feä pl. feäva, engl, few, alts. fah, ahd. foh
pl. fohe zur seite stehn; beide letztere hegen die gutturalis, die durch das
schwed. föga parum, das lat. paucus, ital. poco, franz. peu (wie feu lieu f.
focus locus) unzweifelhaft wird, der lat. diphthong gleicht dem ahd. augia
ouwa triuwi f. owe triwi, aber aus parum und parvus erhellt, dafs paucus f.
pacus (wie raucus für racus, ahd. ruh, neben ravus f. racvus) stehe; paulus
TravXog 7ravgog (: parvus = vevgov: nervus) sind wieder diphthongisch, die vol-
lere goth. form schiene fahus, was ich zu fahef)S yja^cc, faginon %atgeiv, wie
paucus zu pax und paco, ttcwqog zu tcivoo stellen möchte, insofern Vorstellun-
gen des wenigen zufriednen vergnügten aneinander rühren, slav. pokoi, litth.
pakajus ruhe friede Sanftmut, ist nicht auch ißcuog von v\ßv\ jugendfrohsinn
und unser gering eigentlich leicht, leichtmütig? vielleicht auch parco ver-
wandt, denn schonen heifst sich enthalten und parcus ist sparsam wenig.
Gr. vavg gen. vyjog, skr. naus gen. nävas, lat. navis stammen von vew9
lat. no navi, erweitert in nato natavi wie tt^oTov von 7tAew, das schif ist ein
schwimmendes haus, diphthong hat auch das oberdeutsche naue nauwe
(Stald. 2,232. Schm. 2,667) vgl. nawvart Ottocar 566Ä; in vy^o/jicu tritt gut-
turalis ein, wie im ahd. nacho linter, ags. naca, altn. nökkvi, die sich zu vavg
verhalten wie knoche cnucl knöchel zu knie. V und U wechseln in navis,
nauta = navita, naufragus = navifragus. Tacitus nennt den flufs Nahe, der
bei Bingen in den Rhein fällt, Nava, und Ptolomaeus einen ort an der Rhein-
mündung NavaAia, was nichts als das lat. Navalia scheint; der nach dem flufs
genannte gau heifst im mittelalter Naagouwi Nabegau. Sonderbar verdeutscht
Ulfilas 1 Tim. 1,19 ivavdyyirav (vulg. naufragaverunt) naqadai vaurfmn, woraus
zu folgen scheint, dafs naqa|)s, was sonst yvfxvoga. usdrückt, eigentlich schif-
brüchig bedeute und mit einem goth. naqa navis Zusammenhänge (1); ahd.
V j
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(*) gesetzt auch, der Gothe
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nahm vuvuyeiv für scheitern, verunglücken, so ist doch
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21
nachut, ags. nacod, altn. naktr (früher necqvidr Ssem. 216*) nur nudus, wie
slav. nagi, litth. nogas, ir. nochdaighe, skr. nagna. aber nudus selbst könnte
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aus nayidus entspringen wie udus aus uyidus, crudus aus cruyidus? andere
haben nudus aus nugdus, yvuvog aus veyv/Jivog gedeutet (Benfey 2,116).
Es gibt ein ahd. adj. clau clou, flectiert clawer clower, solers, perspi-
cax, clowi solertia, industria, clawida clowida ingenium; der spätem spräche
sind diese ausdrücke verschollen, die alts. form lautet glau, die ags. gleav;
gleäm ist splendor und läfst wie beäm bagms ein goth. glagms = ahd. kloum
erwarten, altn. überall GG: glöggr = glaggur perspicax, gluggi foramen, fe-
nestra, wodurch man schaut, goth. glaggvuba solerter, folglich glaggvus so-
lers, mit doppeltem genäseltem G. ags. gleav prudens, peritus, wie es scheint
übergehend in den begrif von clarus, hilaris, wovon gleoman, gligman musi-
cus, mimus, gligcräft musica, gligvord cantilena und glige ludibrium, jocus
musica; ein altn. glaer clarus, illustris mag sich wie maer virgo verhalten und
mit gley, glöggr nah verwandt sein.
Für ros roris entgeht uns das goth. wort, scheint aber daggvus lauten
zu müssen, männlich oder weiblich; altn. dögg daggar weiblich, schwed. dagg,
dän. dug, ags. deav, dessen genus ich nicht weifs, engl, dew; ahd. touwi,
mhd. tou beide neutral, nhd. thau masc. sämtlich ohne G. aufserdem ahd.
toum vapor, das wäre goth. dagms? Ulf. hat das verwandte dauns or/uq, altn.
daun, wozu ahd. tunst vapor. Vom ags. deavian rorare, engl, to dew, altn.
döggva völlig verschieden ist ags. J)avan regelari, engl, to thaw; nicht anders
steht ahd. towan rorare ab von doan regelari, tepere, nhd. mengen wir beide
thauen zur ungebühr, denn auch altn. ist dögg ros von f>eyr ventus egelidus
(wie mey, hey, Freyr), dän. dug von tö, nnl. dauw ros von doi regelatio ge-
sondert. zu J)eyr gehört altn. J)ä terra egelida (wie ä fluvius, gä cura) J)äm
egelida obscuritas aeris, J)äma egelidari. Zugleich bedeutet |>eyr auch mens,
indoles, wie ahd. dau indoles, mos, ags. J>eav, alts. thau, gleich als liege in
der Vorstellung von sinnesart und gewohnheit die von milde wärme und sit-
tigung; der wortform entsprechen würde ein goth. J)aggvus, dessen Ver-
wandtschaft mit J)ius und J)ivi mir sehr wahrscheinlich ist.
seltsam, dafs naqaps, das ihn also an naqa gemahnte, gebraucht wird, das oben s. 9 ver-
mutete nagvaps = nauj)s mag verschieden sein.
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sches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Dr 198
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- 22 -
Beiden Wörtern daggvus und Jtaggvus weifs ich aus den classischen
sprachen keine zu vergleichen, dem goth. adj. aggvus hingegen sehen wir
nicht nur das ahd. enki, mhd. enge, altn. öngr, sondern auch das gr. syyvs,
ayyjiTog, lat. angustus vollkommen gleich, hier ist keine form die des NG,
geschweige G entbehrte, zumal besitzt die altn. mundart solcher Wörter
noch andere, die nach dem entwickelten lautgesetz behandelt und in den
übrigen dialecten aufgesucht werden müssen.
Der in den letzten beispielen aufgetauchte nasallaut erregt vorzügli-
che aufmerksamkeit, wir begegneten ihm oben in ävctyxYi neben lat. necesse
und goth. naufrs; da wo die ahd. mundart sich mit blofsem W begnügt, fin-
den wir auch in andern Wörtern goth. GGY eintreten; doppelung des G zog
aber im goth. wie im griech. die aussprache NG nach sich, sind tuggo lin-
gua, figgrs digitus und eine menge ähnliche tungö fingrs auszusprechen (des-
sen uns schon das lat. lingua versichert, welches für dingua stehend regel-
recht zu goth. tuggo, ahd. zunkä stimmt), so werden wir auch hliggvan cae-
dere, triggvs fidus nicht anders auszusprechen haben als blingvan tringvs;
das altn. GG nehme ich jedoch für härter ohne N laut, tryggr. Goth. GGV
scheint aber, und das ist die hauptsache, älter als die diphthongische auflö-
sung, aus demselben gründe, der das goth. bagms älter erscheinen liefs als
beam und poum. Nun wird einleuchten, wie das goth. triggvs identisch sei
dem ahd. triuwi, ags. treove, das goth. hliggvan dem ahd. pliuwan, völlig in
der weise wie neben goth. bauan altn. byggja, neben ahd. houwan, goth.
hauan, ein altn. höggva zum Vorschein kommt, neben triggvs fidus gatraua
confido fortbesteht, von letzterm stammt trausti, von ersterm triggva, beide
foedus bezeichnend, ja es wird zulässig sein traua unmittelbar mit triu arbor
zu vereinbaren, insofern der begrif der treue auch den der festigkeit enthält, .
bäum aber, wie oben gezeigt wurde, dasjenige ist womit man baut(1); man .-Vfeoo^ei&l
sagt baumstark, baumfest. Halten wir zu hliggvan blaggv den unmittelbar
verwandten lat. laut, was könnte deutlicher sein, als dafs ihm fligere und fla- IT
gellum entspreche, also auch hier die gutturalis kennbar werde, diesmal kein
C sondern G, wie auch anderwärts.
(!) hierzu würde selbst Bgvg und SgdrTOfjicci BsSgccyiwt Bodyfj.cc mit den Vorstellungen
des festhaltens, fassens und arbeitens stimmen. poU^peU* Wjw
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sches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Dr 198
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23
Mit bliggvan blaggv, pliuwan plou Zusammenhängen mufs das ahd.
adj. plao coerulens, lividus, flavus, gerade wie liyidus den begrif schwarz-
blauer bleifarbe gewährt, die bei Schlägen und quetschungen aus unterlauf-
nem blut erscheint (color ex pallido nigrescens, qualem in contusis partibus
yidere est), was in unserm alten recht 'braun und blau schlagen heifst. lau-
tete das goth. adj. blaggys? ahd. hat sich plau plao in plao gen. pläwes ge-
wandelt, mhd. blä bläwes, nhd. blau; altn. blär, schwed. bla, dän. blaa.
die ags. form bläc ater, niger (*) zeigt uns wieder den gutturallaut, und auch
ahd. erscheint noch plah oder placha atramentum, plachorn atramentarium
(Graff 3,242). Nun fragt sich weiter, ob das ags. bleo, bleoh color, alts.
bli color, bli coloreus (Diut. 2, 102* 193*) und ahd. pli pliwes plumbum,
nhd. blei, altn. blj eingelassen werden dürfen in die Verwandtschaft? das
metall hat von seiner färbe den namen. aber selbst lat. flayus (f. flagvus?)
und liyidus (f. flividus, fligvidus?) dürfen anspruch erheben, schon von Pott
1,120 ist liyidus zu plao gestellt worden; wegen plumbum wage ich nicht zu
entscheiden. Doch wird, wenn diese Vergleichungen gewähr finden, anzu-
nehmen sein, dafs nicht plao aus pliuwan, liyidus aus fligere, sondern um-
gedreht das verbum aus dem im nomen enthaltnen begrif der färbe erwach-
sen sei, folglich pliuwan, bleuen eigentlich blau schlagen ausdrücke.
Frigg neben Freyja, wie ags. ige igge neben ahd. ouwa, mufs jetzt in
neuem lichte da stehn, auch die mythen vermengen beide göttinnen, deren
namen sich so nahe liegen wie die von Juno und Diana.
Auf einer und derselben reihe mit bliggva und triggvs finden sich aber
nicht blofs aggvus, glaggvus und die vermuteten daggyus, f>aggyus, blaggvs,
sondern noch andere theils bei Ulf. vorräthige, theils aus der analogie ahd.
und ags. formen sicher zu entnehmende verba, bei welchen auf jede kleine
Verschiedenheit zu achten wichtig wird, weil sie unmittelbar in die ablaute
der conjugation greifen kann.
Vor allem gehört hierher das goth. siggva recito, cano, dem zur seite
sich kein ahd. siuwu (wie zu bliggva pliuwu) vielmehr (wie neben aggvus
engi) unmittelbar singu, ags. singe, altn. syng stellt, einhellig mit Nlaut.
Wie nun goth. bliggvan blaggv bluggvun nach der ersten reihe sehen
wir auch siggvan saggv suggvun und ahd. singan sang sungun conjugieren,
(*) unterschieden von blae pallidus, engl, bleak, ahd. pleih, nhd. bleich.
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während ahd. pliuwan plou pluwun in die fünfte ausweicht; eigentümlich,
hat die nord. mundart neben dem N in syngja den diphthong Y = ahd. IU,
und bildet dennoch das praet. nicht sang, sondern nach fünfter reihe saung;
beim schwed. sjunga schwankt der ablaut, es ist beides nach fünfter söng,
nach erster sang statthaft; dän. nur siunge söng. Sichtbar waren das goth.
bliggva, ahd. pliuwu, das goth. blaggv, ahd. plou ursprünglich eins und das-
selbe, der yocalwechselhat sie aber in verschiedne conjugationen gerückt, und
es kann nicht verwundern, dafs ein goth. bauan hauan zur reduplication baibö
haiho schreiten, die durch altn. bio hio, wie ahd. hiu erwiesen ist. Aufser
siggvan und singan besteht aber mit abweichendem sinn ein diphthongisches
goth. siujan sivida, ahd. siuwan sxita = lat. suere nere; wie wenn zwischen
siggvan und siujan nahe Verwandtschaft waltete? die formen ständen beinahe
wie bei triggvs und triu, trauan. suere ist nectere, ligare; dichten und lesen
war dem alterthum die rede binden, die Stäbe der red*e sammeln; das be-
währen noch viele anwendungen des mhd. Sprachgebrauchs, z. b. auch snüe-
ren (auf die schnür reihen) galt vom geschäft des dichters; rihten und snüe-
ren Eracl. vorr. 132; der ez unrehte maz, so snüer ich gern ein anderz baz.
Fuozesbr. am schlufs seiner kindheit Jesu; wie oft wird vom knoten des ge-
dichts, vom entbinden der worte, lösen des hafts geredet, sanga bedeutet
ahd. und sänge noch heute manipulus, die gebundne gelesene garbe, goth.
siggvan (bei Ulf. a&eiv und ävayiyvootTnsiv vorlesen) wird ursprünglich den
sinn von legere sammeln und lesen, dann auch von recitare vereint haben,
wie dem lat. legere beide begriffe eigen sind, nicht anders begegnen sich
siujan und siggvan: die Vorstellungen des lesens bindens hersagens singens
dichtens rinnen zusammen, ich stelle dahin ob nicht das in der üblichen
formelc singen und sagen3 beigesellte sagen, das in goth. zunge noch nicht
erscheint (*), dieselbe wurzel bekenne (wie lat. frangere infringere zu fragor
gehört) (2). Unangemerkt bleiben darf hier aber nicht, dafs aus siujan siu-
2u jpYfciJia* jpycutk
falil
i 'mgpL'r1
(*) gleichwol war den Gothen sajo nuncius (ags. secga) bekannt, wie die lex Visigo-
thorum und des Cassiodorus variae zeigen, ygl. rechtsalt. s. 765.
(2) schwer fällt es den begrif von sengen, ahd. sengan, senkan (ustulare concremare)
Graff 6,257 mit singen zu vereinen; ist auf das geräusch, das knistern der flamme dabei
geachtet? mhd. gilt sungeln von funken und "Wolfram verbindet Parz. 104,3 sungeln und
singen in diesem sinn, man erwäge die bedeutungen von o*/£w und o-lyfji.cc.
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ö)C/
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— 25 -
C Gr.
wan das subst. ahd. soum, nhd. säum, gr. G'dyfj.a (also auch goth. sagms wie
bagms) abzuleiten sei und mit seiner zweifachen bedeutung von sutura und
onus, wie lat. sarcina von sarcio, rupta scissa reficio herstammt, sarte genäht,
geflickt, integre ausdrückte, der bündel ist zugleich das zusammengebundne
und die getragne last, darum mufs auch das durch alle sprachen ziehende
saccus, cctKKog, ags. sacc, ahd. sacch, sag (Graff 6,73) secchil pera, uns für
unerborgt gelten, da es sich deutlich zu siuwan und soum stellt und die
wurzelhafte gutturalis laut bezeugt.
Auf einer linie stehn die ahd. starken verba pliuwan, priuwan, hriu-
wan, chiuwan; ich behaupte dafs auch für die drei letzten gothische IGGV
AGGV angenommen werden dürfen.
Durch die meisten deutschen sprachen reicht ein wort für die bierbe-
reitung, nhd. brauen, mhd. briuwen, nnl. brouwen, ahd. priuwan, ags. breo-
yan, engl, brew ,altn. brugga, schwed. brygga, dän. brygge. schon die Go- ^ecm. 23.
then werden, mit der sache, den ausdruck gehabt haben, mochte er ihnen
brauan oder wahrscheinlicher lauten briggyan braggv. das G wird auch in
diesem beispiel bestärkt durch urverwandtes C, Plinius sagt 18,7: Galliae Cߣf^ J&tl,
quoque suum genus farris dedere, quod illic brace vocant, nos sandalam ni-
tidissimi grani; aus solchem getraide nemlich wurde das malz bereitet, wel-
ches den Irländern noch heute braich heifst, im mittelalter allgemeiu brace
bracium hiefs, so wie bierbrauen bracsare braxare, Ducange hat unter brace
belege gehäuft. Und nun verstehn wir den Zusammenhang zwischen brauen
und braxare, den Graff 3,316 ahnte, nicht darzulegen vermochte: brauen ver-
hält sich zu bracium wie bauan zu facere facilis, briuwen zu briggvan; die
nord. form hat GG überall gehegt, freilich die mangelnde lautverschiebung
läfst schliefsen, dafs, so früh es unter uns einkehrte, das wort doch aus der
fremde zugeführt ward.
Statt hriuwan hat die goth. spräche einen andern gänzlich unverwand-
ten ausdruck idreigon, wozu das altn. idraz stimmt, idraz stammt her von
idr intestina viscera, idreigon setzt ein goth. subst. idr voraus, von dem ich
ein adj. idreigs und das verb. idreigon leite, die bedeutung ist eigentlich
ü‘77\cLy%vi£eo‘S-ai, visceribus commoveri, was hier auf den begrif der reue ge-
wandt wird, eben wie die Schweden dafür ängra, die Dänen angre sagen,
angst und trauer empfinden. Gleichen sinn mufs nun das andrer wurzel
zufallende ahd. hriuwan, ags. hreovan, alts. hrewan, engl, rue (== rew), fries.
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- 26 -
riowa (part. rouwen) haben, das sich in goth. hriggvan übertragen liefse.
das altn. adj. hryggr moestus, ganz wie tryggr = goth. triggvs, ahd. triuwi,
lehrt dafs die wurzel auch in der nord. mundart vorhanden sei, hryggja be-
deutet transitiv tristitia afficere. Dem buchstab nach entspricht vollkom-
men hryggr dorsum, ahd. hrucki, ags. hrycg, ich wage sogar die bedeutun-
gen zu einigen, denn es liefse sich auf rücke und rückgrat, den innersten theil
des leibs, wie auf idr viscus <TTT'hayyJvovi die tiefe empfindung der reue zu-
rückführen, 'die katze läuft ihm über den rücken bedeutet er fühlt angst,
es könnte auch bedeuten reue, in hrucki hrucchi hrycg ist Klaut wie in
sacch secchil. die ags. fortbildung hreovsian entspricht dem ahd. hriuwi-
son, mhd. riuwesen.
Ahd. chiuwan, nhd. kauen, ags. ceovan, engl, chew fordert goth.
kiggvan kaggv; wie aber steht es um dieses wort in altn. mundart? sie zeigt
uns tyggja mandere, schwed. tugga, dän. tygge, in welchen allen T an die
stelle des K getreten ist; man erwäge den schwedischen, friesischen und
englischen laut der gutturaltenuis vor I und Y, schwed. kj ist = tj und tyggja
= kyggja, das einlautende GG ganz wie in tryggr, hryggr. Nun aber wird
kein bedenken obwalten, um auch ags. ceac ceace maxilla, engl, cheek, fries.
tziake ziake sthiake keke, nnl. kaak, ags. ceacbän mandibula, engl, cheek-
bone, altn. kiammi maxilla der wurzel kiggvan kaggv zu überliefern; das
auslautende K in ceac cheek kaak wieder wie in sacch und hrucchi. ahd.
aber wird ohne kehllaut gebildet chiwa chewa branchia, mandibula, mhd.
kiewe kewe, nhd. kiefer, (vgl. mit kieme) nnl. kieuw branchiae und ein ver-
bum chewan clamare, vocare (Graff 4,534) gleichsam aus der kehle stofsen,
ags. cigan (wie ige: ouwa). Aus fremden sprachen sei das ir. cagnajm cog-
najm kauen und das böhm. zweykati iwykati iwäti als zunächst verwandt
angeführt, denn die Slaven lassen ihr z, goth. K, ahd. CH, ihr Z hingegen
goth. G, ahd. K vertreten. Verwandt dieser wurzel scheinen nicht nur ahd.
chela, nhd. kehle, lat. gula, sondern selbst guttur.
Von dem anlaut KJ in kiggvan chiuwan unterscheide man KVI im
goth. qius gen. qivis, ahd. quec quecch cheg, nhd. keck, ags. cvic, altn.
qvikr, litth. gywas, böhm. ziwy, gr. lat. vivus, skr. g*iva, aus einer der
verbreitetsten wurzeln, gaqiunan reviviscere, gebildet wie infeinan, uskei-
nan von fijan, kijan. hat das goth. qius qivis (= kvius kvivis) zweimal V,
deren erstes in der wurzel haftet, das zweite aus dem U der ableitung rührt,
27
so mangelt ihm dagegen die ausgestofsne zweite gutturalis; das nhd. keck
zeigt beide kehllaute und hat beide V getilgt, gerade umgedreht das lat. vi-
yus beide Y behauptet und beidemal die gutturalis verloren, wie in uter ubi
für cuter cubi, oder in vermis für quermis. das goth. qius wäre demnach
zu vervollständigen in qigus qigvis (= kvigus kvigvis) wie f)ius in f>igus, das
lat. vivus dagegen in guiguus; im praet. vixi (= vicsi) bricht die gutturalis
vor wie in rexi dixi von rego dico (1). da aufser dem adj. und dem altn.
qvigr vitulus (f. cvitulus) qviga junix (f. juvenix) (2) unsre spräche nichts
von der wurzel behalten hat, so gehe ich auf ihre reichere entwickelung in
den urverwandten nicht ein.
Ahd. spriu palea pl. spriuwir, mhd. spriu (Waith. 18,8) nhd. spreu,
mit verändertem neutralen in weibliches geschlecht, ein allen übrigen dialec-
ten abgehendes wort, das sich in goth. spriu sprivis oder spriggv spriggvis
übersetzen liefse. merkwürdig steht ihm aber eine andere ahd. gutturalform
zur seite sprachulla siliqua, quisquiliae, ramentum, womit ich ags. sprec
sarmentum, altn. sprek ramentum, und das niederdeutsche sprok, sprokware
späne, äste, Schnitzel Zusammenhalten darf, und das thut alles meiner alten
mutmafsung Vorschub (gramm. 2, 27) dafs unser sprechen, ahd. sprechan,
ags. sprecan, ahd. sprächa, ags. sprec sermo ursprünglich vom begrif des
Schneidens und theilens ausgehe (singen von dem des bindens vgl. s. 24),
allmälich auf das spalten und zerlegen der worte im reden angewandt worden
sei; den Gothen gebricht sprikan oder spriggvan in solchem sinn völlig.
Wol aber steht dem goth. stiggan pungere (Matth. 5,29 usstigg f. us-
stagg zu lesen) ahd. stingan pungere, stungan stimulare (Graff 6, 692) ein
stikan figere, ahd. stechan praet. stah (Graff 6,627) zur seite, von diesem
stammen goth. stiks crnyjuvf, ahd. Stachel aculeus, von jenem ahd. stanga vec-
tis, contus. unterschieden und doch verwandt scheint das goth. stigqan stagq
ruere. diphthongische formen kommen hier nirgends vor.
Goth. vraiqs rnoxljg, ags. vrence obliquus, tortus, und davon vrence ia
fraus dolus, vrincle ruga; das verbum lautet alts. wringan torquere, ahd.
(*) noch deutlicher ist das franz. vecut = vixit, während in suivre suivit das Y über-
all haftet, wie in sequi secutus überall die gutturalis.
(2) nicht anders gleicht ags. cvicbeäm, lebensbaum, Wacholder dem lat. juniperus f.
juveniperus, verjüngender bäum.
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- 28 -
ringan (Graff 2,528) nhd. rank, ränke fraus; auf ein goth. vriggan führt
vruggo naylg, weil zur schlinge ein holz oder strick gedreht ist. ohne gut-
turalis erscheint das engl, wry tortus.
Mhd. nhd. link mufs mit Aatog laevus nah verwandt sein, dem goth.
drigkan, ahd. trinhan, altn. drecka weifs ich jetzt die Wurzel nicht nach zu
weisen, doch darf sie auf demselben wege gesucht werden.
Triu und qius mahnen an kniu, genu yow, skr. gränu, wozu sich ags.
cnucl articulus condylus nodus, nhd. knöchel, folglich das der ahd. spräche
fremde mhd. nhd. knoche, os ossis stellen, kniu, ahd. chnio, mhd. nhd.
knie, gen. knivis (*), chniowes, kniewes wiesen also auf ein volleres knigu,
und das gr. yvv£ auf yvi/ttu), weil irv£ Aa<£ auf itvkuj Saxw Accküo, wovon noch
7TVKCL Trvjtvog 7rvurvig üccwu) AaKTi£w übrig sind, knoche mag eigentlich weni-
ger bein als gelenk bedeutet haben. Den allzuweit führenden Zusammen-
hang zwischen kniu kuni kan genus gigno gnosco nosco novi gnavus gnarus
ahd. chnähu, ags. cnäve, engl, know knew lasse ich hier billig unerörtert (2).
Spröde scheinen die goth. wurzeln divan mori und snivan se conver-
tere, die, wie schon gesagt wurde, ihr IV im praes. festhalten, nicht in IU
erweichen, dagegen im praet. dau, snau pl. divum snivum bilden, also völlig
wie ahd. pliuwan plou, chiuwan chou der fünften reihe folgen, kein IGGY
entfalten, dem praet. dau entstammt das schwachförmige dojan, afdojan
(nicht daujan, afdaujan) praet. dauida, wie ahd. touwan tota, nhd. töuwen
tote gesagt wird, die altn. form deyja (färöisch dojggja) mori verhält sich
wie Freyja und ey eyjar zu ahd. touwan, frouwa und ouwa, zeugt aber ein
praet. vierter reihe dö doum, was ich jenem goth. dojan, tojis und stojan
neben taujan, stauida vergleiche, das subst. daujms mors, ahd. tot, ags.
deäd, altn. daudr ist wie nauf)s necessitas, ahd. not, ags. neäd, altn. naudr
zu betrachten, allen diesen bildungen weifs ich aber keine ausgefallne gut-
turalis nach zu weisen, auch in den urverwandten sprachen nicht; nahe Ver-
wandtschaft mit SaveTv, SavctTog, kann nicht bezweifelt werden, doch
(*) ein goth. könig bei lornandes cap. 18. 22 hiefs Cniva oder Cnivida.
(2) das ableitende U in kniu triu berechtigt aber anzunehmen, dafs diese substantiva,
so wie das masc. J)ius und das adj. qius, ursprünglich der dritten declination angehörten,
d. b. völlig wie faihu, magus,1 bardus flectiert wurden, allmälich in die erste declination
übertraten, den beweis liefert das lat. genu, welches ganz wie cornu gebt.
- 29 -
mit der wurzel, zu welcher dags dies, don facere und anderes oben be-
sprochne gehören, haben sie nichts gemein; diyan und daujous sind lautver-
schoben, dags und don nicht.
Snivan ist altn. snüa vertere, flectere, dessen praes. sny völlig dem
by hahito von büa gleicht; das praet. aber hat kein snio, sondern schwach -
formiges sneri, wie gröa, söa greri, seri erhalten, mit scheint, dafs ahd.
sneccho, mhd. snecke, ags. snägel snegel, engl, snail limax diese wurzel be-
kennen, und von dem sich windenden drehenden kriechenden oder dem ge-
wundenen haus so geheifsen sind, auch das goth. snaga snagins vestis könnte
davon genannt sein, dafs es sich um den leib windet. GG zeigt altn. snöggr
agilis citus, comp, snöggvari. Ohne zweifei führen sich goth. sniumjan pro-
perare, sniumundö festinanter, ahd. alts. sniumo cito, altn. snemma inane
auf snivan zurück; mit blofsem Übergang des SN in SL gilt ahd. sliumo,
sliuno, woraus das mhd. sliunic, nhd. schleunig zu erklären ist. auch ahd.
snel citus, nhd. sniallr und snarr celer werden sich derselben wurzel nicht
entziehen.
Ein ähnliches altn. verbum nüa praet. neri, terere, fricare scheint das
ahd. nüan, nouwan tundere, praet. niu (wie hiu cecidi) part. nouwan; und
ich möchte ihm das goth. bnauan fricare, conterere unmittelbar vergleichen,
dessen praet. kaum bnauaida, sondern wahrscheinlich lautete baibnau baibnö.
Die Slaven besitzen eine mit MN anhebende form, die ich unsrer deutschen
für verwandt halte: böhm. mnauti, poln. mi^c mn§, russ. mjati terere, con-
terere.
Ahd. sü gen. süwi, mhd. sü gen. siuwe, nhd. sau; ahd. süwili, siiili
sucula; ags. sugu gen. suges, engl, sow; altn. syr scrofa nach Biörn neutrum,
wie dann der genitiv? lat. sus suis, gr. (riis wog und vg vog. das C des lat.
sucula suculus wie bucula buculus scheint der ableitung nicht der wurzel,
vgl. ovicula avicula, obschon man equulus hoedulus sagte; das G der ags.
form möchte ich der wurzel aneignen, die sich von selbst darböte, wenn zu
weisen wäre, dafs unter sü ursprünglich die säugende scrofa oder das sau-
gende ferkel gemeint sei. Ulfilas überliefert für y^og blofs svein, das von
su gebildet, wie von |>eins f. javeins, eigentlich also suillum ausdrückt (1),
und dem ahd. suin, altn. svin, fries. swin, nhd. schwein entspricht, uns auch
vojl x öw. *>1v>0p M
-bKr« wiu. ■‘Wf
u>0) %nai\y> VktMr
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(*) vgl* gaitein, falls es Luc. 15,29 neutrum und nicht der acc. fern, von gaitei.
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4 Jwc utcyye c cula f rwi U uift-
U€t^.rfwt »Mjimj&i neu •>»«<*' -
,(X0^p t
30
mit den Slaven gemein ist, altsl. svinija, russ. svinja, böhm. swine. mit der
ablautenden form scheint aber aus svein svin entsprungen ahd. suein cvßüj-
ry,gy ags. svän, alts. suen, das goth. svains zu lauten hätte, und schon frühe
die allgemeine edlere bedeutung famulus puer juvenis annahm, das skr.
sükara schwein wird erklärt sü-kara zeugend, rsTcvomiog (Pott 1,215) weil es
ein fruchtbares thier sei: sue enim nihil genuit natura foecundius. Cic. de
N. D. 2,64; doch da die begriffe gebären und säugen, same und saft succus
einander unfern liegen, könnte die abkunft von sügan sugere damit bestehn ,
sumen bedeutet über, zumal über suillum und entspringt aus sugmen sugi-
men, vgl. goth. suqns <TTo\m%og und suqon ägrveiv würzen, wie jenes altn.
syr, dessen R an das in sükara mahnt, aufser scrofa auch obsonii genus be-
zeichnet. auch finnisch bedeutet sika, estnisch sigga sus.
Altn. geht geyja praet. go latrare wie deyja do, hochdeutsch wird
dafür gouwen gesagt, wovon das nhd. gautzen abgeleitet ist. gaud latratus
wurde schon oben s. 9 angeführt.
Gleich taujan tavida flectiert goth. straujan stravida, ahd. strewan
strewita, mhd. ströwen stroute, nhd. streuen, ags. stravian, engl, strew, altn.
strä, davon rührt ahd. stro strao, mhd. stro, nhd. Stroh, ags. streä, engl,
straw, altn. strä; dann aber ahd. stroum, nicht allein torrens, sondern auch
rudens seil (Graff 6,754), mhd. stroum torrens, nhd. ström, ags. streäm,
altn. straumr cursus aquarum, die goth. form wrürde stragms (wie bagms
poum) lauten, die begriffe torrens und rudens vermitteln sich in dem des
spreitens und auswerfens, wie sich der ström durch die gegend spreitet, wird
das schifseil ausgeworfen, Iornandes meldet cap. 49, dafs die wehklagenden
Hunnen über Attilas grabhügel strava begangen hätten (postquam talibus la-
mentis est defletus, stravam super tumulum ejus, quam appellant ipsi, in-
genti commessatione concelebrant) und Lindenbrog s. 159 führt dabei eine
schöbe zu Statius Theb. 12,64 an: exuviis hostium exstruebatur regibus mortuis
pyra, quem ritum sepulturae hodie quoque barbari servare dicuntur, quem
strabas dicunt lingua sua; es ist das aufgeschüttete cnjjua gemeint, dessen ich
RA. s. 677 gedenke, wovon bei andrer gelegenheit ausführlicher gehandelt
werden soll; der name ist aus straujan stravida zu deuten, und meint das
auf dem hügel errichtete, aufgestellte gerüste, eine streu, wenn man will ein
bette (lectisternium). Zu straujan rechne ich nicht allein das lat. struere
struxi, und strues (acervus, rogus jenes strava) sondern auch sternere stravi
31
Stratum und strages ruina, Casus, aber jenem strues ähnlich; das slav. streti,
stroiti, böhm. strogiti ist expandere, ström arbor, lignum, materia (vorhin s.
11); das G in strages wie in fruges fructus von fruor f. frugor (vgl. goth.
brukja und bruks) zu nehmen, sterno stravi vergleicht sich mit sperno
sprevi, cerno crevi und ist gr. utoqvvijli crro^evvvfju (TTQoovvvfM, skr. strinämi stri-
nomi; (rrgarcg lager, crr^wjua streu, bett (1). stramen ist die ausgestreute
spreu, in der form jenem stragms, ström, in der bedeutung unserm stro,
strä zunächst stehend, und aus stragmen erklärbar, wie fragmen aus frango,
so dafs auch strango, stringo anrühren könnte, wie unser sträng funis, und
strecken, ahd. strecchan tendere, sternere. strecchan verhält sich zu stre-
wan wie sneccho zu snivan, hrucchi zu hriuwan.
Das verhalten zwischen triggvs und triu treu, zwischen bliggvan und
pliuwan, bleueu, clvayKYj und norn kann recht erläutert werden durch das
lat. pinguis gegenüber gr. wim 7nog oder iriagog und pinguedo gegenüber 7nag.
irictgog lautet im skr. pivara, und wie pinguis lehrt, ist in allen übrigen formen
nach dem pi der kehllaut weggefallen, die ahd. form ist feizit, nhd. feist,
die altn. feitr, ags. faet, engl, fat, die gutturalis hat man nach ahd. altn. fe
zu suchen, so dafs der diphth. EI eben erst durch die syncope entsprang,
die lingualis stammt (wie im gr. 7norv\g pinguedo) aus der ableitung, nicht
der Wurzel. Wenn eine Vermutung (bei Benfey 2,67) grund hat, und harz
dem fett gleichsteht, so zeigen die Wörter pix picis und tfsvmi vgl. mit 7rirvg,
pinus, ahd. fiehta, nhd. fichte, dafs lat. und gr. K, ahd. H (vor T statt G)
ausgesprungen war.
Überhaupt scheint das griech. organ leichter zu dem auswurf als das
lateinische geneigt. 7rwu steht für 7tokv 1tekv (vgl: 7ronog 1rencg wolle) welchem
lat. pecu oder pecus entspricht; goth. faihu, ahd. fihu, ags. feoh, altn. fie,
fe. litth. piemu, piemenatis hirte, viehjunge, gr. 7roijjiqv. wie lat. decus dig-
nus, steht dem pecus zur seite pignus (das verpfändete vieh).
In der zahl freuet und decem, ir. deich haftet die gutturalis, wozu sich
goth. taihun, ahd. zehan, nhd. zehn fügt; dem ags. tyn oder teon, engl, ten,
dem altn. tiu ist sie entwichen, litth. deszimf, slav. deset, skr. dashan, mit
lingualem einschritt. (*)
(*) vgl. £vyov von £wvvv\a 1 ^svyvvjM.
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6
On . e/'/ocTW
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- 32 -
Bei der neunzahl gebricht der kehllaut fast allenthalben: goth. niun,
ahd. niun, nhd. neun, altn. niu, ir. noi, skr. navan, lat. novem, gr. evvsa
(litth. dewyni, slav. dewjat, dewet, nach Bopps einleuchtender bemerkung
für newyni, newjat, und preufs. newints = nonus), nur die ags. form ge-
währt nigon novem und nigoda nonus (= novenus), die alts. nigun, nigundo,
und noch heute negen, negende, die färöische nuiggju, die friesische niugun
nigun. dies alles liefse auch auf ein goth. naihun oder nigun rathen, doch
wie wären navan und novem zu ergänzen? Man hat längst erkannt, dafs mit
der neunzahl der begrif des neuen eng Zusammenhänge, sei es dafs im al-
terthum beim zählen mit neun neu angehoben oder ein üblicher neuntheili-
ger abschnitt, wie die röm. nundinae, die Vorstellung des neuen begründete;
so heifst neu im skr. navas, lat. novus, gr. veog, litth. naujas, preufs. nauns,
slav. nowy, goth. niujis, ahd. niuwi, mhd. niuwe, alts. niwi und nigi, ags.
nive, neove, in Zusammensetzungen niv- und nig-, engl, new, altn. nyr, fä-
röisch nuiggjur. Gilt nun die analogie von avi ouwa ige, von aus ovis oig
agnus, von avis oiuvog, von saihva und siuns, von pivara und pinguis; so wird
auch für niujis ein älteres nigujis (wie für f)iuj6s, maujos Jaigujos magujös)
für niun nigun zu folgern sein, für navas navan nacvas nacvan oder nagvas
nagvan. Wider niun = nigun (wie qiunan f. qigunan, piunta f. pigunta,
junda f. jugunda) dürfen wir uns um so minder sträuben, als auch ains (*),
unus, eTg (vgl. oTog solus) ir. aon ean auf das skr. eka, zend. aeva (Bopps.428)
zurückführen, die gutturalis aber durch das finn. yxi yhden, estn. uks ühhe
ungr. egy edgy bestätigt wird, wie nahe sKarsgog und eKarrog der gnmdform
liegen hat Bopp auseinandergesetzt, das slav. jedin, welchem er das skr.
ädi primus vergleicht, vertauscht D mit G, wie goth. bagms altn. zu badmr
wird, und ags. nig novus, ir. nuadh, welsh neuydh lautet.
Hier zeigten unus und estn. uks in der Wurzel U für A, unus aber
scheint aus oenus, wie munire aus moene moenia, communis aus commoe-
nus zunächst entsprungen, womit sich goth. AI in ains und gamains vollkom-
men einigt. Doch das verhalten des A zu U fordert auch in andern formen
rücksicht, vielleicht darf jenes ahd. sugil suhil nicht allzuschnell in sagil sa-
hil gewandelt werden. Der goth. comp, juhiza junior ist vom einfacheren
(1) vgl. sainjan tardare mit ahd. seini tardus, ags. ssene, lat. segnis, und den flufsna-
men Main Moenus mit dem altern Mogan, wovon Moguntia.
$T .V?(K ^noj/hm'
- 33 -
pos. juhs oder juhis herzuleiten, statt dessen sich nachher ein erweitertes
juggs geltend machte, das im ahd. junc, comp, junkiro, ags. geong geongra,
altn, üngr yngri festeren fufs fafste, und sich beinahe wie siggvan bliggvan
zu der einfachen form verhält, diese aber lebt in dem goth. subst. junda f.
juhnda, ahd. jugud, ags. geogud, welches H und G wiederum glaublich }UJueni>>
machen, dafs lat. juvenis juventus juvencus aus juguenis juguentus, juguen- ^ U
cus entsprangen, der comp, junior und junix vitula, juniperus = ags. cvic-
beam (s. 27) gleichen dem goth. junda, während juventa das V festhielt, wie
(X/
junior stehen das altslav. junii und litth. jauns=juvenis. auch der skr. comp,
javijas, dessen AY wie in aus avais ovis, navan novem, entfernt sich von dem
positiv juvan, dem nicht die bedeutung juvenis, sondern bonus pulcher zu-
kommt; die lat. jubar, juvo, juvare, Jovis und Juno = Jovino liefsen so-
gar Zusammenhang mit djaus coelum, Zsvg und deus annehmen.
Gewöhnlich leitet uns die prüfung dieser lautverhältnisse auf ablau-
tende verba erster reihe (wie bliggvan, siggvan) oder zweiter (wie saihvan)
und fünfter (wie snivan, divan); am seltensten kommt die vierte in betracht,
doch wurde J)ivi auf J>eihan zurückzuführen versucht. Sehr merkwürdig ist
ein andres verbum dieser reihe, das goth. hneivan hnaiv hnivun inclinari,
wovon das transitivum hnaivjan inclinare und das adj. hnaivs Tamivog humilis \mjt6
abstammt; hier hat die goth. form blofs V, kein G entfaltet, das alle übri- niVfl't p
gen dialecte aufweisen: ahd. hnigan hneic hnigun, mhd. nigen neic nigen, lern) i\lf\^
altn. hniga hne hnigu, ganz wie ahd. stigan steic stigun scandere, welchem \.C_y .
goth. steigan staig stigun zur seite steht, aus ahd. hnigan entspriefst aber 3/ultV . w. a,
weiter hnicchan deprimere, mhd. nicken und noch heute besitzen wir aufser ^ ^
neigen das verbum nicken mit der bedeutung von nutare, d. i. inclinatione / * h
significare. zu den deutschen Wörtern vergleichen sich mehrere griechische
und lateinische, einmal das gr. inw\ victoria und vikccoo vinco, welches Bopp
(vgl. gramm. 728) zu vskvq gestellt hat; sollte es nicht jenem ahd. hnicchan
deprimere, prosternere entsprechen? dann das lat. niveo und conniveo, wel-
chem ein gutturallaut ausgefallen scheint, wie das praet. nixi, connixi aus-
weist; connivere aber bedeutet oculos claudere, inclinare, folglich nicken (*), viotn ccey^
wofür die ältere snrache auch nteen setzt, vd. lachen und nfeen Iw. 391. in tyStfä.
den
Utrr
jmerJi w» v>^e< •
ir die ältere spräche auch nigen setzt, vgl. lachen und nigen Iw. 391, in Cju-fc'm amt-•
schwedischen Volksliedern begegnet oft: henne med ögonen neg (1,52), ovawjfif
___________________________________________________________________________ I im/mx CXc&jv ■
&ke
(1) transitiv bei Properz Y. 7,23: at mihi non oculos quisquam inclinavit euntes
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henne med yreda ögon neg (1,97). nivere grenzt also an nuere, innuere,
gr. vsJsw, und da die gottheit mit den äugen winkt oder nickt (deutsche myth.
s. 299), darf auch nutare für nuctare und veii^a, numen für nucmen (wie lu-
men für lucmen) genommen werden, nur fehlt den gr. und lat. Wörtern der
gutturalanlaut, wie er sich in kXlvuo und clino, inclino und in clivus, declivis,
proclivis = humilis findet, und das altfranz. cligner bedeutet wiederum con-
nivere. doch ich lasse die möglichkeit eines Übergangs zwischen CL und
CN (vgl. SL und SN in sliumo sniuno) dahingestellt; mir genügt es nach-
gewiesen zu haben, dafs das goth. hneivan aus hneigvan oder hnigvan ent-
springe, gerade wie auch snaivs, ahd. sneo hervorgegangen scheint aus snaigvs,
was das slav. snjegas und lat. nix nivis (vgl. vi<poo vtyoo und vicfrag) bestätigen,
in welchen sich X und V verhalten wie in niveo nixi und vivo vixi.
Ich will aber noch an äufserst dunkel gebliebene formen die hand le-
gen. Bopp hat alle pronominalstämme, zumal die persönlichen mit so ein-
dringendem fleifs und Scharfsinn untersucht, dafs es schwer halten wird ihn
zu überbieten, noch schwerer zu widerlegen, gleichwol bekenne ich mich
mit seiner ansicht von den goth. ugkis, unsis, iggqis, izvis uneinverstanden,
ihre GK, NS, GGQ, IZY sollen, mit allem verschiedenen sinn, samt und
sonders aus einem und demselben sanskritsuffix SMA entspringen, dergestalt
dafs in allen nichts als das U oder I zur wurzel gehöre. Wer die deutschen
sprachen blofs für sich betrachtet (was seine nachtheile hat aber auch vor-
theile), würde stein und bein darauf schwören, dafs sich die acc. pl. uns,
bans, ins, f>rins verhalten wie in sununs, dagans, balgins, dafs die bisheute
haftende form"uns5 eine uralte flexion verbürge, während sununs längst in
suni söhne geschwächt erscheint, zumal die veis und jus zu balgeis und sun-
jus treffen; nicht anders stehen die lat.acc.nos vos eos illos ambos duos filios
in gleicher eintracht, es hat sich einzelnes verrückt und verwechselt. Nach
Bopps dafürhalten (vgl.gramm. s.201) sind die deutschen dual und pluralfor-
men ursprünglich eins und nur durch den Sprachgebrauch jenem oder diesem
überwiesen, den ahd. pl. iwar iu iwih dem goth. izvara izvis gegenüber legt
er so aus, dafs ahd. -wa -wi = goth. -zva -zvi der wurzel fremd seien, doch
im ahd. dat. u, wie im goth. nom. jus das U der wurzel stecke. Mir, unter
dem gesichtspunct meiner jetzigen Untersuchung, mufs zu allererst das ver-
halten des goth. iggqara iggqis zu ahd. iuwar und iu auffallen, genug bei-
spiele haben sie uns nicht der goth. neigung zu IGGV der ahd. zu IUW ver-
sichert? iggqara und iuwar scheinen sich also zu verhalten wie bliggvan und
pliuwan. allerdings zeigt iggqara nicht genaues GGV, sondern härteres GGQ,
und das mufs gute Ursache haben, da in allen übrigen dialecten NK oder KK
waltet; es mag aus dem hohen alter der dualform zu erklären sein, die noch
über die zeit hin ausreicht, wo lautverschiebung begann, das K(1) also dem
lat. C in facio oder necis gleichstand, und die tenuis war der syncope unter-
worfen, wie später die media (2). aufserdem sahen wir K und KK in mecg
secg cvic sacch hrucchi neben der media G durch andere gründe hervorge-
rufen. die erweiterte form GK GGQ in ugk iggq scheint also von dem
sprachgeist auserlesen um die dualform zu bezeichnen, und in den pluralen
uns und izvis mufs nothwendig dieselbe Wurzel walten; über izvis hoffe ich
gleich nachher auskunft zu ertheilen, schwieriger bleibt das NS in unsara
unsis uns, dessen accusativischen character ich ungern fahren lassen möchte:
mich dünkt er ist unorganisch auch auf den gen. und dat. erstreckt worden,
doch ist es mir hier um die bedeutung von uns weniger zu thun, und haupt-
sächlich an dem verhalten von IGGQ zu IU in der zweiten person gelegen.
Gleich den Gothen unterscheiden die Altsachsen und Angelsachsen duales
inkar ink, incer inc von pluralem iuwar iu iuwik, eover eov eovic, welche
sich gegenüber stehn wie singan und siuwan, wie nigon novem und neove
novus. Auch die ahd. mundart mufs früherhin die duale unchar unch, in-
char inch den pluralen unsar uns iuwar iu iuwih zur seite gestellt haben,
jetzt begegnet uns das einzige unkar zueio bei Otfried III 22,32 fast nieder-
deutsch anklingend, zumal er cap. 31 des vierten buchs im gespräch der
beiden schächer, wo der dual an rechter stelle gewesen wäre, nur die plu-
rale wir und uns verwendet. Reinlich aber scheidet die altn. spräche ihre
duale ockr = ugkara und yckr = iggqara von den pluralen ossarj= unsara,
ydar = izvara; die neunordischen mundarten, dem dual entsagend, haben
blofs die pluralformen oss und eder behalten; die diphthongische auflösung
iuwar iu, eover eov geht also wie dem gothischen, so dem nordischen idiom
(1) ähnliche K für G gewährten auch stingan stikan, vringan vrence vraiqs, hnigan
hnicchan, pläo bläc plah, spriu sprecan sprachulla.
(2) die lat. defectiva ajo ait und inquam inquit scheinen sich gleich unserm iu und
inc zu verhalten und die letzte form bestätigt unser inc und iggqis vollkommen, ajo ist
das skr. aha dixi, goth. aika aiaik, steht also für agio aegio? wie augeo = goth. auka aiauk.
36
lutocLY — lAvam p-k.
iuAOCPf = iqc^c|&Y0L 7)ß.
Vaj^ .ftun CjevJLt)J.fy/ .
JKy. hv/#jyar*
r(p(ö<f&lütmj4
gänzlich ab. dieser diphthong kann nun auf doppelte art entsprangen sein,
entweder aus IGU, so dafs G der wurzel gehörte, wie es sich in der erwei-
terung IGGQ wiederfindet, oder aus IDU, was ich sogleich hei erklärung
des goth. izvara näher ausführen werde.
Bisher nemlich sind blofs fälle des zwischen zwei vocalen wegfallen-
den G vorgetragen, auf ähnliche weise, obgleich seltner, wird die media D
erscheinen oder schwinden, und daneben in DD und ND, gerade wie dort
G in GG und NG vorrücken.
Wir sahen goth. bagms in nord. badmr, ungr. egy in slav. jeden über-
gehn und slav. budem ero, fio mufs zu neuer bestätigung der Verwandtschaft
zwischen baua, ahd. pim, nhd. bin, ags. beo und lat. fio fui gereichen.
Nicht anders kann nun auch das eben besprochne ahd. iu iuwar, ags.
eov eover, nhd. euch euer dem altn. ydar, schwed. eder völlig gleich stehn;
nemlich ydar ist die jüngere form statt der älteren volleren ydvar, die noch
zuweilen auftritt z. b. Saem. 1904, ich bin geneigt auch der Schreibung id-
var (idvara vestram steht z. b. Yilkinasaga cap. 11) den Vorzug zu ertheilen,
weil das I der goth. und neunord, form, ja dem I der wurzel besser ent-
spricht. idvar oder besser idvar vestram zeigt uns also, dafs ahd. iuwar,
ags. eover aus iduar mögen hervorgegangen sein; augenscheinlich ist goth.
izvara dasselbe, goth. ZY pflegt sonst ahd. S zu werden (ubizva porticus,
ahd. opasa, ags. efese), aus izvara hätte isara entspringen können, hier je-
doch nehmen die laute andern gang, izvara steht = isvara, dieses für älte-
res idvara (1) oder itvara, gerade wie mpvoeg für iriro^g ttIrogeg, das gr. =
goth. ZV, demnach sind sich izvara idvar iuwar eover ganz identisch.
grenzt aber an 2$ in den merkwürdigen gr. formen trcpwi und <r<ps7g rnphi,
welche aus zweiter in dritte person überlaufen, fast wie unser pl. ihr, ahd.
ir, goth. jus sich berühren mag mit dem geschlechtigen pronomen is und eis
ins. kaum stehen npui'i Tipiig für iitp'xi inpsig, denn die dualform pa-
rallel dem vöö't, entsprungen aus dem sg. <rv für rv, ward in crfeig <j(phi auf die
dritte person gezogen, wie im goth. reflexivum seina sis sik, die nach Bopps
triftiger bemerkung (vgl. gr. s. 469. 487) für sveina svis svik gelten, und
(') ungefähr wie lat. esca für edca (Bopps gloss. skr. 59") und das part. esus für es-
tus edtus, wie comesus comestus und estur = editur lehren.
37
gleiches Ursprungs scheint mir das goth. fern, si, ahd. siu ea. Wie nah stöfst
(Tcpuo'ider dual zweiter person, an crcpooe, den der dritten, und man weifs dafs
mpicri für vfjuvy also goth. izyis vorkommt, dem es buchstäblich gleicht, z. b.
in Dolons Worten II. 10,398
cpv^Lv ßovXevovn fJLsrcc <r<pi<n,
oder II. 17,443 die dualform ccpSoi' für C/JLag = izyis. Bopp hält goth. izvis
zu gemutmafstem v(Tfj.sg für v)ufj,sg = v/msig, und ich denke, dafs uns die berüh-
rung zwischen erd pcpZi cr^/cri und izvis freilich zuletzt aufschlufs über vfJLeig
und vfjuvy die gleicher wurzel sind, wird zu wege bringen, das S in erv für
tu, in izvara = idvar(1) mufs darum hohes alter, und das reflexive seina sis
sik mit dem pronomen zweiter person die nemliche wurzel haben. Wem
diese ahnung weit über das ziel hinaus streift, der halte sich an das ausge-
machte, dafs izvara ydar und iuwar identisch sind. Z und D scheinen
aber wurzelhaft; das schwed. dän. eder wenn sie auch die gemeine ausspra-
che in blofses er zusammenzieht, haben diese organische lingualis bis auf
heute behauptet, ob sie auch dem goth. nom. jus, ahd. lr, altn. er ur-
sprünglich eigen war, lasse ich dahin gestellt sein.
Die vielgestaltige, alle drei reihen der mutae durchlaufende und doch
allenthalben formverwandte vierzahl zeigt im goth. fidvor und fidur, was
dem oskischen petur, welschen pedwar, armorischen pevar peder, dann aber
dem gr. Terogeg, das man neben tnpvQzg iretrvgeg iriwvgeg (wie Tsvoragsg tetto-
qeg Tsrogeg) ansetzen darf, zunächst liegt, an Tenrccgeg rerogeg stöfst slav. tshat-
vär tshatur tsheturi,[lett. tshetri, litth. keturi, preufs. ketwirts, skr. k’atvar | %&rr£
= tshatvar, ir. ceithir, lat. quatuor quattuor. alle diese formen wahren
ihren lingualinlaut, das armorische pevar und das lat. ordinale quartus f.
quatuortus abgerechnet, alle deutschen, aufser der gothischen scheiden ihn
aus und lassen diphthong entspringen: ahd. fiur fior, mhd. nhd. vier, ags.
feover, engl, fire, altn. fiorir, schwed. fyra, nur dafs altn. die neutralform
fiögur und der gen. fiögra G statt D erscheinen läfst. fior feover für fidur
fidvor gleicht vollkommen dem eben erörterten iu iuwar eov eover f. ydvar
ydar eder und beiderlei formverwandlungen bestätigen sich Wechsels weise;
war die lingualis in fidvor wurzelhaft, so mufs sie es auch in idvar sein. Nicht
7
Qor.jßo
KUq er\.
atUlUdi6th.(Myi>. Hj
cc(W ctu^ve"/ a
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öot^v
- 38 -
übersehe man das dem T oder D folgende U, V, dessen einwirkung wie in
magus bagvan u. s. w. hauptsächlich die elision der muta und die diphthong-
zCugung beizumessen ist. pevar gleicht dem mavi |)ivi ovis novus, es gleicht
aber noch mehr dem lat. suavis für suadvis, skr. svädu, ags. svete, engl,
sweet, ahd. suozi, goth. sutis (für svötis) gr. Y\&vg> in welchem wort alle deut-
schen sprachen den linguallaut festhalten; nicht anders mag lat. clavis für
cladvis stehn, denn unser Schlüssel, ahd. sluzil, alts. slutil und claudere, ahd.
sliozan, alts. sliotan sind dem linguallaut bürge.
Andere Zahlwörter liefern für dessen ausfall noch fruchtbarere bei-
spiele. Zu goth. tvai duo wird der gen. tvaddje duorum, ahd. zu zuene der
gen. zueio, altn. zu tveir tveggja (färöisch tveiggja) gebildet, alle diese ge-
nitive sind substantivisch, ohne den adjectivischen cbaracter (goth. -ze, ahd.
-rö, altn. -ra), wie er dem lat. -rum beider erster decl. entspricht; mit an-
dern Worten: die substantivische flexion dieser drei genitive gleicht dem lat.
gen. pl. dritter decl. nicht anders verhält es sich, wie wir sehn werden bei
der dreizahl. Die drei casus untereinander verglichen leuchtet ein, dafs der
goth. und nord. ausgang -je -ja dem ahd. -io gleich zu achten, in letztem
mithin für die Wurzel nichts übrig sei, als die buchstaben zue; zwischen dem
diphthong EI in zueio müssen also consonantlaute ausgefallen sein, die dem
goth. DD, altn. GG in tvaddje tveggja identisch sind, zugleich erhellt, dafs
DD und GG denselben grund fordern, womit die flexion nichts zu schaffen
kann. Da nun ferner ein andres die einigung der zweizahl ausdrückendes
goth. wort bai leutet, und den formen tvai tvös tva, acc. tvans tvös tva auch
bai bös ba, acc. bans bös ba parallel laufen; so darf sicher angenommen
werden, dafs auch ein goth. gen. baddje amborum gegolten habe, wie er
altn. beggja = tveggja bildete, ein ahd. peiö = zueio scheint jedoch nicht
vorhanden, weil in dieser mundart eine der goth. nebenform bajöf>s für bai
entsprechende überwiegt, welche pede lautet und ihren gen. adjectivisch
flectiert pederö. die dreizahl f>reis zeigt den gen. Jjrije wieder substanti-
visch, ohne dafs DD vorbräche, wie im altn. J>riggja GG, was ein goth. Jjriddje
gewarten liefse; die verengte form J>rije schliefst sich aber dem ahd. gen.
driö an. statt zueio driö sehen wir in spätem ahd. denkmälern die adjekti-
vische flexion zueierö, drierö walten, färöisch nicht allein im gen. truiggja,
auch im nom. truiggjir = altn. fmr. den Angelsachsen ist der ältere sub-
stantivische gen. tvega bega, später der adjectivische tvegra begra zuständig;
%yfe4/t ein &/4yT- cDv<°^' f*
39
in beiden ist G bewahrt, ja es pflegt noch einige andere casus zu erfüllen,
nemlich den nom. pl. masc. tvegen hegen, und im acc. findet sich tvig, ana-
log dem nig hig für neov heo. wahrscheinlich entsprang der ahd. mhd. pl.
masc. zuene aus zueine zuegene, das goth. tveihnai hat die distributivbedeu-
tung des lat. bini und erscheint im ahd. zuinelinc SßvfJLog gemellus, ist folglich
von jenem cardinalen zuene verschieden. Höchst wahrscheinlich macht mir
die Vergleichung des lat. ambo, gr. skr. ubhäu, dafs unsere deutschen
formen aphaeresis erfuhren; wenn tvaddje = duorurn, baddje = amborum,
so reichen die buchstaben ba des deutschen nur zu bo des lateinischen worts,
und erst ambaddje würde amborum decken, vgl. bia apis, bi abhi.
Für tvaddje baddje hätte man ahd. zuatto pattö, umgelautet zuetto
petto anzusetzen, oder galt mit geschwächtem vocal zuitto pitto? mir scheint
unser zwitter hermaphroditus dahin gehörig, einer der zwei geschlechter hat,
ahd. zuitarn (Graff 5,730), gleichsam goth. tvaddairns? denn gradeso begeg-
net ags. bäddel und bäddling für einen beides geschlechts, so dafs statt bega
früher auch bädda = baddje gegolten haben mag. das bekannte altvil des
Ssp. 1,4 sollte es nicht aus tvil f. tviddel zu deuten sein? ich finde auch ein
ags. adj. tväde oder tvaede duplex.
Diese Zahlwörter verlassend schreite ich zu einem ihnen höchst ähn-
lichen subst. vor. für den begrif ei entrathen wir des goth. ausdrucks, den
die Verdeutschung des alten testaments darbieten würde, oder selbst die von
Luc. 11,12, wäre nicht zwischen 10,30 und 14,9 lücke. nach dem mafs-
stab des ahd. zueiero duorurn und eiero ovorum, des ags. tvegra ägra [darf
fast sicher auf einen goth. gen. pl, addje, folglich den sg. addi ovum ge-
schlossen werden, was erwünschteste bestätigung aus Busbeks nachricht em-
pfängt, bei den in der Krimm ansässigen nachkommen gothischer Stämme
habe das ei geheifsen ada (*). In unserm hochd. ei ist demnach wurzelhaft
nichts als das durch i umgelautete a, und dies i gehört der flexion, so dafs ei
zu vervollständigen wäre entw. adi edi oder agi egi, wie sich mhd. treit ver-
deit ergab aus treget verdeget, und für G streitet die entwickelung der me-
dia nach dem I, da man auch eiges für eies, zueigero für zueiero findet, was
dembouwen für bowen, ouwe für owe, mouwe für mavi, riuwe f. riwe gleicht,
nur dafs hier das G der wurzel, dort das W der bildung gehörte. Aber nach
(?M)
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(1) Mafsmann bei Haupt 1,361.
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- 40 -
der altnord, form wurde noch nicht gefragt, sie lautet egg = eggi oder ohne
umlaut aggi genau wie tveggja beggja zu tvaddje baddje. der paragogische
pl. des ahd. eigir, ags. ägru würde einen goth. addiza fordern, wie jener gen.
zueiero ein goth. tvaddaize. Erwägen wir verwandte zungen, so trägt das
ir. ugh dieselbe media zur schau, diphthongischen laut aber das slav. jaitze, Vum
böhm. wegce (sprich wejze) mit diminutivendung (*); unverkleinerte form
gewährt das poln. jaje, altböhm. wage, das lett. ohla = ola entbehrt der
gutturalis. Deutlich elidiert ist die muta im gr. mv, man hat die wähl nach
Hesychs oißeu für wct anzunehmen ujßov oder digammiertes wfov, was den
Übergang zum lat. ovum erklärt, das sich ganz wie ovis oig oder wie novus
veog niujis neov nig gebärdet (2). Glänzenden erweis des hohen alters unsrer
goth. form addi liefert aber das skr. anda mit nasallaut (Bopps gloss. 5*),
N schwindet vor der lingualis, wie im ags. nedan für goth. nanf)jan, ahd.
nendan, tod für goth. tunjms, ahd. zand oder der ags. tertia pl. -ad für goth.
-and; man erwäge wät und gewand vestis. Ist aber das D in addi anda wur-
zelhaft, so mufs es auch der fall sein in tvaddje, und tvai dva duo Svuo schei-
nen verengte formen wie unser ei.
Den Gothen bedeutet vaddjus relyj>g, grunduvaddjus dsjJLeXiov, es ist
das altn. veggr wie addi egg, und dem goth. baurgsvaddjus entspricht völlig
das altn. borgveggr (Saem. 5*); die ags. form lautet vah gen. vages, ich bin
unschlüssig über die quantität, man sollte väg erwarten wie äg ovum; oder
hatte der laut production empfangen wie im ahd. ei eig und ist vah vages zu
schreiben? seine gleichheit mit vaddjus steht fest, vaddjus hielt ich früher
zu ahd. wal walles und nahm Übergang aus DD in LL an, wie er öfter vor-
kommt z. b. altlat. sedda für sella, und unser fallen scheint dem slav. paditi
nah, dazu kommt die ahd. Zusammensetzung kruntwal, ags. grundveall ==
grunduvaddjus, so dafs auch die altn. veggr und völlr, die ags. vah und veall,
dem sinn wie den buchstaben nach, sich verwandt lägen, fast wie das gr.
7oi%og wand hausmauer und rs7%og bürg oder Stadtmauer. Näher liegt also
vaddjus dem ahd. want gleichzusetzen, zumal in beiden das weibliche ge-
schlecht eintrift, während altn. veggr, ags. vah männlich sind. ahd. want
(*) zu welcher das neufriesische ayce (Epkema woordenboek op Japicx s. 12) schein-
bar, nicht wirklich stimmt, denn dies C ist K, also ayke, nhd. eichen.
(Z) vgl. auch eigelb, luteus.
essisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Dr 198
- 41 -
paries (mag es nun unmittelbar aus windan wendan rühren oder nicht) wird
sich zu vaddjus nicht anders verhalten als skr. anda zu goth. addi. da nun
auch stand und stall, ahd. stantan und stellan = stallian (stehn machen, sta-
tuere), vato vatn und dän. vand, litth. wandü, lat. unda zueinander treten,
so ergibt sich wiederum die Verwandtschaft zwischen vaddjus und wall, und
jenes lett. ola für ovum wird beleuchtet, aufserdem scheint bemerkens-
werth, dafs dem altn. veggr die nebenbedeutung cuneus zustehe, welche
der ags. form vecg, engl, wedge, mhd. wegge eigen ist, und dennoch zu
vaddjus einlenke, wie auch vallum zu dem begrif von pfal in dem bekannten
vieldeutigen namen der pfalmauer. Elision der muta tritt aber in allen die-
sen formen vaddjus want wal veggr nirgends ein; nach jenem ei und eierö
hätte man auch auf eine form wei müssen gefafst sein.
Wie tvaddje dem tveggja, addi dem egg entspricht goth. daddjan
lactare einem altschwed. döggia (Ihre 318), woneben verengtes dia gilt, und
auch ags. dian mag aus diendra lactantium Matth. 21,16 gefolgert werden,
die ahd. wortform lautete taan (Graff 5,282) (*) für tähan wie nähan nere
nähen, die slav. form ist doiti, poln. doic, böhm. dogiti, die lettische sihdiht
säugen neben sihst saugen, litth. zinditi säugen neben zisti saugen, dies z ist
sowol dem G, wie wir s.43 sehen, als dem D nahe, darum gleicht zind
dem anda für addi, dem want für waddjus. eine ahd. nebenform ist aber
tuzan, bei 0. duzan (Graff 5,462), das sich mit tutto (? goth. dadda dudda,
wie blaggv bluggvun) berührt, noch ein andrer synonymer ausdruck tila
(Graff 5,397) hingegen mit gr. <S?jA)] mamma, 'S-JjjAus weiblich, das L wieder
wie in jenem lett. ola für addi oder in wal für waddjus. thema von »S^A»]
Sau, wovon nur das aoristische Syifcu bräuchlich, nach aller lautverschiebung
verwandt mit daddjan und tahan. ein diphthong ergibt sich auch hier nicht.
Wol hat ihn das nnl. dooier vitellus ovi, neben ahd. tutiro, alts. do-
doro, ags. dudra, dydring, nhd. dotter, engl, dodder, wofür es gewagt, aber
leicht wäre ein goth. duddra zu errathen. da die ähnlichkeit in dem begrif des
säugens durch milch und des keimens und ernährens im ei einleuchtet, so
stellt sich tutiro unmittelbar zu tutto, duddra zu daddjan, AeniS-og zu lac (2).
iW w<ua./\JaÄÖjoL cwneirfT. .
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(*) taant lactaverunt Diut. 1,523*; mhd. gedegete lactavit
(2) finnisch muna ovum, munan ruskainen (eiröthe) vitellus
altn. eggblömi (eiblume)
Diut. 1,416.
, schwed. äggegula (eigelb), taAeie
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42
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Otfi-flks / Iwie»- x-
Ich bin versucht, den räthselhaften namen des Storchs nnl. ooievaar,
mnl. odevare, ahd. otibero, alts. odebero odeboro, plattd. adebar (deutsche
mythol. s. 638) in dieses lautgesetz zu ziehen, zumal in heutigen niederdeut-
schen dialecten die diphthongische form aiber, eiber, uiver und mit L für D
eilber heilbat halebat auftaucht, ein goth. uddjabaira addjabaira zu bilden
mag nicht gewagter sein als zu deuten: trägt der storch das ei, das junge
kind, wie der Volksglaube sagt, heran? solch eine Zusammensetzung darf ur-
alte laute einschliefsen und hegen.
Altnordischer mundart eigen ist ein neutrum skegg barba, schwed.
skägg, dän. skiäg, wofür in hochd. mundarten nichts genau entsprechendes
zu finden ist, nur ags. sceacg caesaries. wäre es wieder ein goth. skaddi?
das augenscheinlich verwandte lappische skautja skauzhja barba begünstigte
die Vermutung. Seltsamer dünken mag eine nachweisung der wurzel. goth.
skadus, ahd. skato bezeichnet umbra, in skadvjan obumbrare ahd. scatawen
wird der ableitungsvocal consonantisch (wie in siggvan bliggvan), ausgewor-
fen aber das D der wurzel im ahd. scuwo, gr. crzict umbra, mit G vertauscht
in scuginna tugurium (Graff 6,424) altn. skuggi umbra, skyggja obumbrare,
skogr silva umbrosa. der bart könnte skaddi heifsen, weil er das kinn be-
schattet, mir fällt ein poetischer amdruck der edda für den hart ein: kinn-
skögr d. i. silva genarum. Ssem. 53*; mit skadus umbra stimmt das -gleich-
bedeutige irische sgath.
Fast zu denselben buchstaben leiten andre Wörter, deren abweichen-
der begrif doch wesentliche Verschiedenheit der wurzel verlangt, des goth.
usskavjan prospicere, usskavs providus wurde oben gedacht, ahd. scouwon,
nhd. schauen bedeutet videre prospicere. aber goth. skuggva, altn. skyggja
ist speculum, ein ahd. scucar scuchar hat Graff 6, 420 (was schwerlich mit
char vas zusammengesetzt ist); hier erscheinen lauter gutturale, doch das
altn. skoda (d. i. skoda), schwed. skäda = ahd. scouwon, goth. skavjan zeigt
die lingualis. Sollte das lat. cavere (für cadvere) nah liegen? diese spräche
entbehrt des anlautenden S in manchen fällen, wo wir SK haben, sich hüten
ist sich vorsehn und cautus providus jenes skavs in usskavs.
Wie mavi zu mauja, havi zu hauan, das vermutete avi zu auja (aube-
wohner) steht auch goth. gavi terra zu gauja 7r^lyjjo^og incola. ahd. kouwi
kewi pagus, mhd. göuwe, nhd. gau; in lat. urkunden des MA. caugia, gleich
jenem augia f. ouwa. dem ags. und altn. dialect gebricht das entsprechende
- 43 -
wort, der fries. hat gä terra wie ä aqua. Man hat zu gavi sehr oft, ohne
allen fug, yvi und ycuct gehalten, lautverschiebung mangelt, und dies gr. wort
scheint vielmehr dem ahd. chuo, nhd. kuh verwandt, nach mythischer be-
rührung der begriffe kuh rind und erde (myth. s.631), gau fordert ein lat.
mit H, griech. mit X anlautendes wort, scheint also zunächst mit humus
terra und %ctfj.d$ig %a/ua&sv und y^a/uyjXog = humilis zusammen-
stellbar; neben %ajj.v\Xog kommt aber in betracht %&a{JLaXog, folglich X'&wv
yßtovog = humus. liefse sich nehmen für %a$wv von aor. e%a-
$ov mit Übertritt des A in 0 unmittelbar vor X, %3-wv wie sie das beigefügte
eCgeia kennzeichnet, scheint die umfassende weite, oder %oo§og entsprös-
sen gleicher Wurzel. Wir müssen aber noch mehr begriffe heranziehen, von
humus leitet sich homo d. i. yfiovicg, der irdische, erdbewohnende = iy%w-
%l0g gauja,Jahd. kumo. dem gr. X, lat. H entsprechen slavisches Z und (wie
%e?fj.a %etfjiwv hie ms zima) ist humus zeme ziem ja zemlja; litth. zieme terra,
zemay %a,ua4 imogus pl. zmones homo homines, in welchen formen allen M
der wnrzel fremd bleibt, das bestätigt auch ein abstracter begrif altn. gä cura
neben goth. gaumjan curare attendere, altn. geyma, ags. gyman. das ahd.
kouma, alts. goma drücken nicht allein cura, sondern vorzugsweise epulae
convivium aus, vielleicht weil gegen gäste und gastfreunde mahlzeit die erste
pflicht war, wie sie auch das lat. humanitas bezeichnen mochte. In der Wur-
zel mufs ein D gewaltet haben und aufser %av&avüo verdient noch %eoo erwä-
gung, welchem yprog und das adv. gufsweise zufallen, es ist das goth.
giuta gaut, ahd. kiuzu koz, und neue Vergleichungen öfnen sich, ich darf
aber fundo fudi buchstäblich hinzubringen, weil hier F dem X entspricht (1),
in homo humus hatte sich H behauptet, fundus bedeutet wiederum äygog
praedium und rührt an den begrif von gavi und humus, das adv. funditus
darf sowol %u<V als in fundo (zu boden) ausdrücken. der mythischen vor-
(*) bei keinem lat. laut ist mehr behutsamkeit nöthig als bei dem F, weil es alle drei
griech. aspiratae zu vertreten bat. am häufigsten entspricht es dem $, goth. B, ahd. P,
z. b. in fero cpspw baira piru; fama (pr^y,, frango brika pribhu. dem X, goth. G, abd. K
in fundo giuta kiuzu; und in den altlat. formen fostis fostia fordeum foedus = hos-
tis gasts käst, bostia, bordeum kersta, lioedus gaitei beiz; man vgl. das span, liondo hun-
dir bermoso hierro für fundus fundere forinosus ferrum. dem 0, gotb. D, abd. T in fera
diuz tior; fumus &v(xog (baucli, atbem)fdagms (?) toum; fores Bvgcc dauro turi; be-
kanntlich bat auch die aeol. mundart für 3^, die gotb. jdaihan Jdiuhan f. flehan Hio-
ban, die russische Feodor f. Theodor.
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©Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 G
44 -
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Stellung ist giefsen ein göttliches schaffen (mythol. s. 20. 93) und mensch wie
erde können als gegossen betrachtet werden, guma mag ohne Schwierigkeit
aus guzma(1) gudma entsprungen sein, gayi aus gadvi.
Um goth. hliuma sonus, hlutrs clarus purus, ahd. hlutar dürften gr.
käeüo und kXvu) werben, kXvSov bezeichnet die rauschende woge, KXeirog und
ycXvrog sind wie %mog und cautus gebildet, hliuma kann entspringen aus
hliduma und das TT des ahd. hluttar luttar (Graff 4,1105 ff) an DD mah-
. nen, zumal sich ein ags. hluddrasang chorea bei Lye findet.
Wenn lat. cruor und cruentus zu crudus und crudelis (gleichsam
frischblutig, blutgierig) gehören, mit cruor aber unbezweifelt slav. krv krev
krav, litth. kraujas identisch sind, skr. krüra saevus bedeutet; so wird man
versucht ahd. hro hrowes, ags. hreav, engl, raw, altn. hrär heranzuziehen
und auch dafür ausfallende lingualis zu mutmafsen, doch hatte ich oben ver-
sucht crüdus als cruvidus zu fassen, und dann würde sein D der ableitung
verfallen (s. rudis).
Diese kleine reihe noch unzureichender beobachtungen über DD (2)
neben diphthongen mag mit der merkwürdigen gothischen form iddja schlie-
(*) in einem runenalphabet, das noch viel nüsse zu knacken gibt, führt K den namen
cbozma.
(2) völlig unterschieden vom goth. DD in tvaddje baddje vaddjus daddjan iddja ist ein
altn. DD in rödd haddr hodd oddr broddr, welchem goth. ZD, ahd. RT, ags. RD zur seite
stehn, haddr bedeutet flos campi, aber auch coma und peplum mulieris, namentlich wird
unter Sifjar haddr der göttin goldhaar und das getraide verstanden; goth. würde es lauten
hazds und ich denke das ahd. hart silva campus ist dasselbe wort, die goth. Hazdiggös
(bei lat. oder gr. Schriftstellern geschrieben Asdingi, vA<r-tyyot, bei Cassiodorus var. 9,1
richtig Hasdingi) ahd. Hertinga Hartungä, altn. Haddingjar sind comati, capillati. altn.
hodd ist goth. huzd, ahd. hört thesaurus, und das lat. custos, vielleicht auch cura mögen
dazu gehören, altn. oddr acies, ahd. ort verlangt ein goth. uzds, der eigenname Ova-SglXag
bei Procop wäre ahd. Ortilo, wie ahd. Ortrün, altn. Oddrün, goth. Uzdruns. altn. broddr
cuspis margo, schwed. brodd, dän. braad, ahd. prort, ags. breord. goth. razda sermo, ahd.
rarta, ags, reard und reord (wie meovle f. meavle) = altn. rödd gen. raddar, neben wel-
chem merkwürdig raust, schwed. dän. röst erscheint, deren ST dem goth. ZD entspricht;
raust gen. raustar statt röst gen. rastar (was aber quies und milliare, goth. ahd. rasta aus-
drückt). Das wichtigste beispiel, weil sich bei ihm auch consonantwegfall und diphthong
ergibt, führe ich zuletzt an. zu dem gr. (Mcr^og gesellen sich das goth. mizdö (fern.), alt-
slav. m’zda, russ. böhm. mzda, wendische ’zda, zendische mizda, und keins dieser Wörter
scheint aus dem andern entlehnt, aber auch das lat. merces mercedis und mereri, meritum
erkennen dieselbe wurzel, R ist aus S entsprungen, wie dem goth. mizdö, ags. meord
(äS. KdkxV skivu
©Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Dr 198
- 45 -
fsen. es ist das anomale praet. von gaggan, das seines gleichen in keiner
mundart, aufser in dem ags. eode und noch altengl. yode yede hat. Bopp
s. 123 hält in iddja nur das I für bestandtheil der Wurzel, ich möchte ihr
das DD nicht so schnell entziehen, wie ich es in tvaddje und tyeggja zur
wrurzel schlage (1). Dafs iddja schwacher flexion angehöre, zeigt der wach-
sende pl. iddjedun, doch beiden formen mangelt hier nach dem J das charac-
teristische D, so dafs iddja iddjedun für iddida iddidedun zu stehn schiene,
falls nicht anzunehmen ist, sie seien aus idida ididedun, insofern das letzte
D sich zum ersten zog und das zwischenstehende I jotiert ihnen nachgesetzt
wurde, erwachsen, inf. und praesens erscheinen aber nirgends, weder in
der gestalt iddjan noch idjan; letzteres könnte, wie hrisjan auf hreisan auf
ein ebensowenig begegnendes starkes eidan leiten. Wie dem auch sei, das
darf nicht bezweifelt werden, dafs iddja zuletzt derselben wurzel zufallen
müsse, die im skr. i (Bopp s. 107), griech. iivai, lat. ire, slav. iti, litth. eiti
enthalten ist; in frage stehn kann nur, welche von diesen sprachen uns die
wahrere gestalt der wurzel erblicken lasse, das slav. praes. von iti, poln.
isdz gewährt gleichfalls idu, idem, poln. id§ eo (vgl. budem ero, poln. bgdg,
in welchem D wurzelhaft erschien wie das G in bagvan), folglich wäre der
da qcLM
yVM
QA
V
i
n
(ja &A-
TT'
oder meard entspricht, doch die ahd. form lautet nicht merta sondern miata, mieta, mhd
miete, alts. meda, ags. med, engl. meed. mieta liefse sich deuten aus miseta oder mireta,
ungefähr wie das praet. von rätan riet oder riat aus rirät, goth. rairöd, ags. reord her-
vorgieng. ags. gelten beide formen meord und med zusammen, jenes als ältere, dieses als
jüngere, gerade wie von rsedan, lsetan, laecan die älteren praet. reord, leort (f. leolt),
leolc allmälich den jüngeren formen red, let, lec wichen, seltsam zeigt sich nun auch
neben dem slav. mzda ein altslav. m”ito vectigal, poln. myto, böhm. meyto, litth. muitas,
lett. muita, und die begriffe zoll und lohn begegnen einander, darum darf aufser goth.
mizdö auch mota telonium altn. müta in betracht kommen, die abweichung des D und T
in mizdö mota, mzda meyto mufs sich aus dem binden der media mit dem weicheren Z ^
erklären, das gr. X in fjuo&og vertrug 0. Noch sei angemerkt, dafs das altsuevische Mas- ZU
dras in Isidors clironicon (ed. Hamb. 1611 p. 169. 179) ein hierher gehöriges goth. Maz-
dra verräth, wozu ich den altn. namen Mördr stelle. Idatii clironicon (Paris 1619 p. 37
38) gibt Maidras, das ist verlesen für Masdras. mazdra aber fordert ein ahd. martaro, und
bei Graff2,858. 4,632 liest man 'qhuec mardaro, caro viva5, mardaro = masdaro wird zum fipiöCtÖYtL (XlAvDJvfrA ftAKv
slav. mjaso, litth. miesa, skr. mänsa, goth. mimz oder minz gehören, und jener suevische Tn
königsname mag sich dazu verhalten wie Kgsuüi/ (das vielleicht nicht für xgeluv steht) zu ^
xgictg, y.gzwg. o4la/2-d eiw
(*) in iddalja descensus Luc. 19,37 ist kein vergleichbares DD, weil dies wort aus
der Zusammensetzung id-dalja erwächst.
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inf. gekürzt aus iditi. die ags. brechung eode steht == ide ^scheint eher idjan
als iddjan zu bestätigen.
Goth. iddja liefse sich buchstäblich übertragen in ahd. itta, nach den
vorhin bei zwitter, dotter, tutto geltenden analogien. gröfseren anspruch
hat aber die von wal walles zu vaddjus; es gibt ein vollständiges ahd. verbum
illan (*) oder llan, praet. ilta oder llta, welches zwar meistens festinare, an-
helare, satagere, ruere, aber auch noch blofses niti, tendere ausdrückt (Graff
1,226), also ganz den sinn von ire erreicht, es ist das mhd. llen llte, nhd.
eilen eilte, die production des vocals mufs wie in mile meile, ital. miglia
aus lat. mille, milliare angesehn werden, und nicht aufser acht zu lassen ist
dabei, dafr die hochd. LLform gerade der goth. und ags. mundart gebricht,
/dOjp|> 4f4weiche jenes praet. iddja und eode gewähren; das alts.ilian, nnl.ilen scheint
selten und hochdeutscher einflufs, der altn. spräche entgeht beides, iddja und
illan, llian (schwed. ila, dän. ile properare könnten aus dem hochdeutschen
geholt sein). Aufser vaddjus und wal braucht für den bekannten Übertritt
des D in L nur an Say'g levir, Scikqvov tagr äangviua lacryma, dingua lingua,
’O&vrtrevg und Ulysses, fidius und filius hier erinnert zu werden, ein anderes
beispiel soll noch näher liegen, iddja mahnt aber auch an lA^Aii'Sa (veni).
Aus diesem seltsamen iddja scheint mir plötzlich licht zu keimen für
die bedeutung einer bisher als undurchdringliches räthsel vorgelegnen form.
Den romanischen sprachen eigen ist es ihr verbum für den begrif des
gehens aus zwei Wörtern zu mischen und darüber das lat. ire fast aufser acht
zu lassen; nur im spanischen hat sich dieses zulängst, wenigstens daneben,
behauptet, die eine jener zusammengreifenden formen ist dem praesens für
den ganzen sg. und die dritte person des pl. verliehen, die andere herscht in
der ersten und zweiten pl. und dem ganzen praeteritum. ital. vo vai va, an-
r« diamo andate vanno; franz. vais vas va, allons allez vont. auch der imp.
yijuert - VN Wechselt auf gleiche weise sein va andate, va allez, das ital. praet. bekommt
andai, das franz. allai(2).
(*) vgl. aX'kog mit allus, ahd. willo mit goth. vilja; doch eine glossa cassell. schreibt
iili (festina) und erklärt damit das romanische vivaziu d. h. vivats, vias schnell.
(2) auch in der graubündnerischen romansprache: vomm vas ya, mein meits von; praet.
mava, imp. va (i) mat (ite). Conradis gramm. s. 67. die formen mein meits mava erkläre
ich nicht aus lat. meamus meatis meabam, sondern lieber aus einem Übergang des it. and
in den blofsen Miaut.
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iV/xjl
47
Jener formunterschied zwischen den einzelnen personen stimmt zu
dem völlig unlateinischen vocalWechsel des franz. tiens tiens tient, tenons te-
nez tiennent; nicht so ganz zu dem span, tengo tienes tiene, tenemos teneis
tienen oder ital. tengo tieni tiene, teniamo tenete tengono, welches letztere
genau den des nhd. gehe gibst gibt, gehen gebt geben erreicht, das alles hat
germanischen anstrich. die concurrenz zwischen vado und einem andern
verbum sehen wir aber schon im latein vorbereitet; die im zweiten jh. ent-
sprungne vulgata zieht vado vadis vadit vadunt neben imus itis, und im imp.
vade neben ite vor, obgleich sich noch hin und wieder eo für vado zeigt (* 1).
das praet. vasi war bereits im classischen latein aufser brauch und nur in den
compositis evasi pervasi zulässig, nach verlauf einiger jahrhunderte mehr
wird man da, wo diese spräche nicht unter dem joch gelehrter bildung steht,
z. b. in unsern lateinisch verfafsten volksrechten fast überall vado vadis va-
dit und vadunt, neben ambulamus ambulate und dem praet. ambulavi tref-
fen. aus ambulare leitet man nun das franz. aller, und das hat schein, wie
wol entgegensteht dafs ambulare aufserdem fast unverändert beibehalten wurde,
dies ambler aber bedeutet altfranz. zelten traben tolutim ire und das lat. am-
bulare hatte den einfachen sinn des gehens (ambula in jus = i in jus). Wie
nun gar das ital. andare, span, andar, provenz. anar aus ambulare deuten(2)!
ich geschweige anderer altlat. und sogar griech. verba, aus denen man die
herkunft hat erzwingen wollen; der rechte gesichtspunct scheint immer von
dem praet. aus gefafst werden zu müssen, nemlich für andai galt im frühem
ital. andiedi und andetti, für span, anduve früher andidi pl. andieron; un-
verhaltbar begegnen die ausgänge dieser praet. denen des lat. dedi dederunt
von dare. damit ist aber wenig abgemacht, solange das vorausstehende an-
völlig dunkel bliebe. Ich bin also geneigt für ein praet., das uns die lat.
spräche nicht erklären hilft, germanischen einflufs in der weise anzunehmen,
dafs deutsche volksstämme, Gothen, Langobarden oder andere in früher
zeit, etwa vom fünften bis zum siebenten jh., ihre eigne anomalie, aber eine
so unentbehrliche, bei diesem worte geltend machten. DD des goth. iddja
7yt eii
(XY\ CtY* ___
Crntf —
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Buttmanns corollarium zu Lachmanns N. T. p. XLVIII. XLIX.
unter den franzos. volksdialecten hat sich noch oft das futurum audrai, odrai, adrai,
i für irai erhalten, dem ital. andro entsprechend (man sehe die in Stalders dialecto-
enthaltenen roman. mundarten); an der Isere bei Grenoble hört man annarey. aber
; die franz. Schriftsprache besitzt andain in der bedeutung von gang beim mähen.
MB,MT p.52
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48
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könnte wieder auf nasales ND führen, und wenn das I abzuliegen scheint,
ein uns yerschollnes langobardisches and den ausschlag geben, wobei viel-
leicht gar die uns selbst noch unverständlichen andelang und wandelang
(RA. 196) rücksicht forderten, noch mehr, da das engl, schon altengl.went
wende gleich anomal mit go verbunden wird, lateinisch romanische quellen
jener frühen jhh. müsten die form bestimmter darstellen, andette für and-
dette? und bei dette diede, dettero dieron könnte das damals noch fühlba-
rere deda dedun in iddja iddjedun (idida ididedun) der form, die Verwandt-
schaft zwischen geben und thun (s. 14) dem begriffe nach gewirkt haben;
der span. pl. andidieron scheint zumal beachtenswerth. Die französische,
dem alamanischen und fränkischen andrang ausgesetzte mundart nahm kein
andai sondern allai auf, was sich auf doppeltem wege erklärt, entweder wal-
tete dabei das ahd. illan tendere, dessen praet. gar illa = iddja lauten, oder
dessen inf. und praes. erst aus dem praet. gebildet sein konnte, oder der
Wechsel DD, LL und ND schlug an, welcher die verba wenden, wandern
und wallen = ahd. wadalön ambulare vagari (Graff 1,799) zubrachte, und
das I von iddja und illa in das A von andai und allai überleitete; man ver-
gleiche das ags. veallian und veall = ahd. want. Zu bewundern ist, wie in
jenen Zeiten beiderseitiger Verwilderung ein geheimer trieb die sprachen lei-
tete sich zurecht zu finden und die romanischen andare und aller im hinter-
grund wieder mit vadere und ire verwandt erscheinen, von welchen sie völ-
lig abgewichen waren, langobardische, burgundische fränkische Sprachdenk-
mäler, die uns aus jenem jhh. gebrechen, müsten dem, was ich zu ahnen
suchte, ein siege! aufdrücken.
Es ist übrig die diphthongentfaltung, welche schon bei syncope des D
ungleich seltner als bei der des G vorkommt, zuletzt auch auf B, wo sie am
seltensten statt findet, anzuwenden, dem GG und NG, DD und ND stehn
in der labialreihe BB und MB entgegen.
Wie der deutschen cardinalzahl I. III. IX. X inlautende gutturalis ei-
gen scheint, die sich gebunden durch weitere consonanz bei VI und VIII
noch auf stufe der tenuis und asp. erhielt, findet bei II und IVlingualis, bei/
V und VII labialis statt, und zwar bei V die Verbindung MF. in sibun reine
media, welche für paralleles agin tvadeis £>rigeis fidvoreis niguneis tiguneis
an sich schon zeugen mag, ags. seofon, dän. syv, fries. sigun siugun. in sepl
Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Dr 198
- 49 -
tem und tnra haftet P an T wie in octo oktw, sex eg — secs exg K an S, goth,
saihs, ahd. sehs, altn. sex (*). B fällt aus im altn. siö, schwed. sju, und ein
diphthong entspringt.
Viele ahd. flufsnamen sind mit afa apha, niederdeutsche mit apa zu- B&/8 %
sammengesetzt, woneben gleichzeitig oder später das bekanntere aha = goth.
ahva erscheint, z. b. Ascafa (2) Erlafa Elsafa Waldafa Bibarafa und viel ähn-
liche sind nichts anders als Ascaha Erlaha Elsaha Waldaha Biberaha, woraus
zu schliefsen ist, dafs afa gleich aha flufs oder wasser bedeutet haben müsse,
obgleich es allein stehend mit der labialis nie gefunden wird, aber in vielen
Ortsnamen z. b. Schlirf (Slirefa) Lasphe (Lasefa) Dautphe (Dudefa) Olpe
(Olepe) Lennep (Lenepe, Lenefe). Plinius und Tacitus nennen einen rhei-
nischen ort Gelduba, es ist das auf der linken seite des Stroms in einer ur-
kunde von 904 (bei Lacomblet no. 83) genannte Geldapa, später Gellep,
unweit Kaiserswerth, das römische ohr konnte deutsches P der Verschiebung
gemäfs als B fassen, obgleich hier ein unveyschobnes uraltes P vorlag, dem
schon skr. P in dem fern, ap aqua (Bopps gloss. 2 ausg. s.13") entspricht,
auch die walachische spräche hat statt des lat. aqua apa, die litthauische
uppe fhrvius, die lappische ape mare; amnis läfst sich leichter auf apnis (vgl. oJct (4-
Pott 2,58) zurückleiten, als auf acnis oder acmnis, zumal die irische form ' ^
abhan fluvius den lippenlaut zeigt, vielleicht galt auch gr. airvog für ä/jivog
widder, denn neben litth. awis lese ich apcziorus schä Jfer und selbst das lat.
opilio f. ovilio kann unmittelbar von opis stammen, unsere kürzungen ä und
Wisarä, Bibarä scheinen aber nicht aus afa sondern aus aha entsprungen.
(!) Bopp s. 413 hält sex für Umstellung von xes = skr. shash, was auf aksh = saihvan
(s. 19) licht werfen könnte.
(2) heute die Ascliaf, ein in den Main sich ergiefsender bach, da wo Aschaffenburg
erbaut wurde, auf welchen ort man schon im zwölften jh. die vielfach angeknüpfte sage
von Asciburg und dem alten stammhelden Ascanius anwandte. Eckehard von Urach sagt
in seiner chronik zum j. 1122 (Pertz 8,259 vgl. 758): castrum antiquum et jam per mul-
tas generationes pene funditus dirutum, quod vel a rivo alluente Ascafa, sive ut quidam
volunt ab Ascanio conditore Askenburg dicitur, miro conatu coepit munire. Tacitus setzt
aber Asciburgium ans Rheinufer, Ptolemaeus sein °ArHt/2ovgytov östlich vom Rhein, und
aufserdem hat er ein ’Acrxtßovgytov ooog ganz zurück im osten, in der läge des Riesenge-
birgs. die namen Askiburg Askitün Askibah Askibrunno müssen in mehr als einer gegend
Deutschlands gehaftet haben; von des Ptolemaeus deutschen Ortsnamen bleiben uns noch
viele unerklärt.
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- 50 -
So erklärt sich altn. ior aus alts. ehu,. goth. aihvus, lat, equus besser
als aus gr. Itttrog wofür aöl. wycog galt. skr. ashva, zend. aspa equus (*), litth.
aszwa equa. Sollte nicht jener kretische aßeXicg unmittelbar auf uiXiog =
sauil, mittelbar auf 3A.7rcXAu)v aeol. ’A7reA\wv leiten, LL aus LI hervorgegan-
gen sein? ich will hier nicht in neue deutungen Phols und Baldrs mich ein-
lassen.
In den altn. formen Giuki und haukr habe ich früher (bei Haupt 1,
572) das U aus yoealisierung des Y im alts. Giyeko hayoc gedeutet; das ist
unrichtig, vielmehr entspringen sie durch ausfall des F (welchem hier alts.
Y gleichsteht) im ags. Gifeca hafoc, die jedoch ein älteres Gifuca hafuc, ahd.
Kipuhho hapuh, goth. Gibuka habuks voraussetzen, so dafs bei ausfallender
muta die diphthonge IU AU möglich werden, ahd. hapuh ist urkundlich,
und die sonst erscheinenden eigennamen Patuhho Wituhho, alts. Hamuko
verbürgen Kipuhho Gifuka Givuka statt des jüngern Kipihho.
Goth. stibna vox, das ich für verwandt mit stabs (jroiyßov halte, wan-
delt sich in ahd. stimna, assimiliert stimma, ags. stefen; altn. stefna bedeutet
vocare, in jus yocare, dän. stävne, schwed. stämna. Da der stab in dem al-
ten gericht so bedeutsam und der richter ein stabhalter ist, darf nun auch
goth. staua KQiTY\g> staua yt^ljiciy stojan stauida kqweiv unmittelbar aus stabya
stafva, wie taui taujan aus tagvi tagujan erklärt werden, ahd. stouwön ist
queri, accusare und jenem nord. stefna ganz nah; stabon adhramire, bista-
bon arguere, widarstap controversia (Graff 6, 612). stab enthält zugleich
den begrif der stütze, festigkeit und strenge, ahd. ist staben, arstaben rigere
rigescere, altn. stemma rigiditas, stemma cohibere, nhd. stemmen und stauen,
stab entgegen halten; unser stamm ist aus stabn wie stimma aus stibna, und
P in stipes wie C in necis; alts. stamn prora, gleichsam stab des schifs, mhd.
steben (passional 331,1), nnl. Steven, altn. stafn, dän. stavn, schwed. stam.
goth. stiviti (aus stibviti, wie J)ivi aus f>igvi) v7rofj.ov^ aushalten dulden, vgl.
mit ags. stivitum columnis? cod. exon. 383, 13 und mhd. understibel fal-
crum; wäre nhd. stütze aus stiviti? und gar goth. stautan staistaut, ahd. stö-
zan stiaz hierher fallend? es kommt aber lat. tundo tutudi in betracht, sich-
(*) die eigennamen Hystaspes und Pharnaspes bei Herodot scheinen damit zusammen-
gesetzt (vgl. corp. inscr. gr. 2,113*), wahrscheinlich auch der spater in der römischen
geschichte des fünften jh. auftretende Aspar. (Kfbt-^üiK ^ \ 2—
yPj: /lV$eTr\M/) (JUA. ,
51
rer wird goth. stoma, ijvotTTaartg grundlage stütze zu Stabs und stojan gehörig
deutbar aus stabma, gerade wie bagms und bäum aus bauan rühren, das
ahd. gistuomi aequus, temperatus, gleichsam cohibitus steht entgegen dem
ungistuomi insolens importunus, das O und UO wie in stuon tuon.
Sollten nicht bohne und faba derselben Wurzel sein? gewis, wer sie
nur zu einigen versteht, bohne lautet mhd. böne, ahd. pona, ags. beän,
altn. baun, schwed. böna, dän. bönne, folglich ist goth. bauna anzusetzen,
bauna aber mag aus babuna entspringen, worin sich der anlaut B zum lat. F
wie in baira fero verhält, der inlaut B zu lat. B wie in haba habeo. bekräf-
tigt wird babuna durch slav. bob, ungr. bab, vgl. finn. papu, litth. lett. puppa.
Von faba leiten sich die lat. eigennamen Fabius, Fabidius, Fufetius (*), ich
denke dafs auch das ahd. Babo, Papo, Pappo (goth. Babja?) auf babuna
bauna zurückgehe, und Bamberg = Babinberc ist mons Babonis, nicht pa-
vonis. Alle goth. AUN und AIN sind äufserst dunkel und schwer zu deu-
ten; weggefallne mediae können dabei helfen, wie ich hier an bauna prüfte.
Ahd. sou souwes succus (Graff 6,63) kann zu saf suber (Graff 6,169)
gehalten werden. \Jo£ * sf. *>öK , (iJttf). ittXCuATT
Alts, sueban somnium, ags. svefen, altn. svefn, schwed. sömn, wie lat»
somnus neben sopor (für svamnus, svapor?), gr. virvog, skr. svapna. altn.
sofa dormire f. svefa, mhd. entsweben einschläfern, das slav. spati scheint
= sopati, svapati, das goth. slepan, ahd. släfan, ags. slaepan halte ich für
unverwandt, da die labialstufen abweichen und SL für SV unerhört ist; aber
Suäp Suevus mufs dazu gehören, elision der labialis begegnet nicht.
Ahd. epar aper, ags. eofor, altn. iöfur, die goth. form scheint iburs
ibrs gelautet zu haben und der ahd. eigenname Eparnand goth. IburnanJ>s,
wofür mit ausfall der muta schon frühe Iurnanf)s, wie das lat.Iornandes dar^
legt; die kühnheit des ebers fand auf helden anwendung und altn. iöfur be-
deutet geradezu vir heros, vgl. den langobardischen namen Ibor bei Paul.
Diac. 1,7, wofür Saxo Ebbo hat, dies aber und ahd. Eppo ist hypokoristische
form für Eparhart, Eparnand und zugleich erweitertes epar. den Ortsnamen
Eboracum übersetzte man in ags. Eoforvic und kürzte dies gerade so in York.
Goth. ibns aequus planus, ahd. epan, ags. efen, altn. iafn, schwed.
jemn (wie stimma für stibna), und hier erscheint wieder die erweiterung BB
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(wie GG und DD) im ags. ebbe ebba, fries. ebba recessus maris, von der ge-
ebneten, ausgeglichnen meeresflut. auch lat. aequor von aequus drückt ei-
6$ßirvVö Sßß/fvfz t-Ccfl/t^ (keq'diM gendicb mare tranquillum, planum aus, vielleicht steht aequus ganz nah zu
Gtf frjU- (q j ibns (wie equus zu tWo?), was an das verhalten von aqua zu apa gemahnt.
// rY/ '1 7 vi A / > des vocals in ebbe bin ich unsicher, er könnte e und umlaut des a sein, wie
I ' ÖtirfiyJ^ überhaupt ibns auf eine ablautende form iban af ebun, worin noch manche
Wörter enthalten sind, leitet. Cassiodor (var. 4,17) überliefert den goth.
mannsnamen Iba. ar\ l J
UY\0 WYCLY/l
Ahd.hrabanj'ligs.hräfn und hrämn, altn. hrafn; vgl. goth.namo, ahd.
namo, altn. nafn. goth. ubils malus, ahd. upil, ags. yfel stehn gegenüber
dem altn. illr (f. yllr), dessen labialis nicht sowol ausgefallen ist, als sich dem
folgenden L assimiliert hat.
Vor labialen pflegt M einzutreten oder zu schwinden, wie in goth.
fimf, ags. fif; ahd. semfti, ags.sefte; poln. d^b, altn.timbr, ahd. zimpar. die
entfaltung MN für BN, erweitert MPN gleicht dem NK, da sich M ebenso- ügu*. ijlyJL
gern mit labialen, als N mit gutturalen und lingualen eint, altschwed. sompn ^
iampn nampn stempna f. sömn jemn namn stemna; die in M erweiterte labi- .2,/r
lis taucht nach dem M von neuem auf. so lat. sompnus dampnum f. som-
nus damnum, zumal yor T in tempto emptus comptus. auf diesem wege
verständigt sich lat. ambi, gr. dfji^i ahd. umpi neben skr. abhi, litth. api und ,
lat. ambo, gr. afjupoo neben skr. ubhäu JT man erwäge die nnl. diminutiva td'A&pkrwx
1 *11 • 1 , , • • i . • . . n„ i. fföTV\TnfV^
hnnmmP h noirmiA n n non ctAAntiA 7nAntiA nnn nuoiA nnn rri n rrntnu mbmi *
yP^'V c\u
docmrv\Aj^ ÜfKnvfruMjy m/ (JijtftoH» .
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^ 4-inJ-v inncpat
,r* • 'rn^uAM) LvujAey\, \)
ir. v\Gawih cceAmi
i ihMTylej~
Irti^n . QM/ qX jj
boompje bloempje neben steentje zoentje und ringje jongje, wofür lieber
ringetje jongetje gesprochen wird, oder goth. fimf neben Trivre, gr.
neben lanterna
iom.
lu.mbuA ;
aterna.
ocv«,J£öyjSo<A
. aßboxi. ^VurntuTcmt, i
aeö< ns/Uvs
•Si'yt avJuA,
u 0
~X<x/uK<o Zcl
buxhou) sk*-
j »tv>paY =. i'wpaY —
Wie es bei neuen versuchen zu sein pflegt, ich werde in einzelnen bei- 'T'r,'M7u,‘
spielen das gesteckte ziel noch nicht erreicht, in andern gar überschritten OYnj COYl
haben, so dafs es dort hinzufügens hier weglassens bedürfte; meine ganze ^)WYY' vnonec
ijn . i fc^p p arbeit aber wäre vergeblich unternommen, wenn nicht in der hauptsache des-
fewt>KC/ tml MtXdiu sen> was ich ausführe, schlagende kraft läge.
' 0 Wir gewinnen folgende formein:
(XuA vApöU.öYV\Oc ß-Try'p&UifrS
r
SCimpfU uX) sActyCk^ X
'iSXr- Wi'^^
inf\ 7ß7^i — ck-Yvi tuA
a°t z~z !
i
tHcimo ^urX-n? 7/)U JA .
o . ucttarv G'aYl • UaYlO
uoup+Yt j. vaitu ctiivAik) ,\ctK, c ,
essisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Dr 198
ags.
53 -
AU AY 6 AGGV
Iü IV E? IGGV
AI AJ ADDJ
EI? EJ IDDJ
AU AV A 0
IU IV A E?
OU OH ouw UO ACCH ANK
IU IUW Ä? ICCH INK
EI EIG ATT ANT all
I? IG? ITT INT ill
OU OUW APP AMP?
IU IUW IPP IMP?
EÄ EAV IG ö ANG ONG
EOY IG ÄG JE ? ING ADD EALL EOD EBB EBB
EY Ä JE EGG Ö ÖNG ÖGGV
IE YGG Ä? YNG YGGV
EI? EGG EGG öll IGG
10 IE AV OV Ö ANGU
-UO IV INGU
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ynaru)eif tnoAian
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Jomax) ci un&
- 54 -
doch ist diese Übersicht nicht alles Zweifels ledig, weshalb ich einigemal frag-
zeigen beigefügt, anderes ganz unausgefüllt gelassen habe; kleinere schrift
soll nebenformen und Übergänge ausdrücken. am sichersten wird man der
gutturalreihen, für die lingualen, zumal labialen gebricht es an beispielen;
im latein sind diese kaum angeführt, geschweige erschöpft worden. Die
nemlichen lautverhältnisse auch für die übrigen und jüngeren dialecte dar-
zustellen hat mir unnöthig geschienen; wer damit vertraut ist wird es ohne
mühe nachholen, so wichtig oder nothwendig durchgängige Vergleichung
<- des sanskrit wäre, kenne ich es dazu nicht hinlänglich.
UAtkfcXj Dafs in der vordersten, kurzen vocal und einfache muta verbinden-
den reihe das ursprüngliche Verhältnis zu suchen sei betrachte ich als ziem-
lich ausgemacht. Nicht minder leuchtet mir ein, dafs entstehung der diph-
thonge wesentlich durch die jener muta hinzutretenden vocale U und I be-
dingt und verursacht werde. Wie aber AVIV einerseits sich diphthongisch
in AU IU auflösen, streben sie andrerseits sich mit Wiederaufnahme der muta
in AGGY IGGY zu erweitern, und diese form bildet den gegensatz zu einer
A A
auch möglichen Verengung des diphthongs in O und E. Selten entfalten sich
an einer wurzel alle formen zugleich (*), aus der einen darf auf die andere
geschlossen werden, und zumal wichtig scheint das Vorkommen des GGV
DDJ neben U und I, denn V und J haben dort denselben grund.
Und so bewährt es sich von neuem, welcher einflufs den vocalen I
und U, im gegensatz zu A, auf die vorausgehenden buchstaben eigen sei;
wie sie vorausgegangne vocale umlauten, veranlassen sie auch den ausfall
vorausgehender consonanten, um mit dem vordem vocal selbst in einen diph-
thong zusammenfliefsen. Gleichwie A keinen umlaut erregt (wieder ein
grund umlaut und brechung von einander zu halten) läfst es auch die vorausge-
hende muta unbeeinträchtigt, in magan fadar haban bleibt jeder laut unge-
stört wie in liga bida iba und auch in magus skadus badi tigus sigis sidus;
allein aus magujos wird maujos, folglich müssen naus faus J)ius kniu durch
elision derselben muta entsprungen sein, addi setzt einfacheres adi, ahd.
ati eti voraus; es scheint dafs U und I oft, ich weifs nicht ob immer, durch
(*) neben hugu mens, sigu victorla erscheint keine diphthongische auflösung, wol
aber die gemlnatlon ahd. hukkan cogitare, ags. hycgan, altn. hyggja.
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55
einen folgenden zweiten vocal, der sich vielleicht nicht mehr nachweisen
läfst, angetrieben sind jenen ansfall zu bewirken.
Den wurzelvocal U berücksichtigt meine tabelle deshalb nicht, weil
durch anstofs von I und U an ihn keine diphthonge erwachsen, in der Un-
tersuchung jedoch durften wurzeln mit U nicht ausgeschlossen werden, weil
sich ausfall der muta auch an ihnen erprobt.
Übrigens widerfährt den consonanten aller drei Organe hier gleiche
behandlung, da sie nicht nur auf dieselbe weise ausfallen, sondern sich auch
wechselnd vertreten, maujös gehört zu magus wie staua zu stabs oder viel-
leicht stabus. ahva und apa tauschen wie sigun und sibun, aequus und
eben, caedo und hacke, addi und egg, tvaddje undtveggja, Xvnog und lupus,
tKKog und nnrog. fiögur erscheint neben fidur, iggqis neben izvara = idvar
und in iuwar läfst sich G wie D ergänzen.
Wurzelhafte natur der ausgestofsnen G D B ergibt sich aus der lat.
und gr. tenuis in facere pacare brace necare decus pecus specus decem pre-
cor procus ducere paucus raucus^nex sex necto octo fructus vinvg bena tsmov
yvv£ oktüü quater rerogeg aper stipes, wie aus der nicht selten eintretenden
media in agnus magnus flagellum strages dignus pignus gigno fruges faba; doch 6itbtffSjl
U nach C T P, wenn ein neuer vocal folgt, bleibt uns meistens vorenthalten, v J
es erscheint in aqua aequor quattuor (fidvor pedvar), darf also auch hinter
T in Tsrogsg erwartet werden (*). hinter P und B wird U kaum in V ver-
wandelt, und ouwa leitet sich leichter von ahva aqua als apa. Der lautver-
schiebung gemäfses H in ahva aihvus saihva ahtau taihun faihu zeigt die goth.
spräche, die ahd. in aha ehu sehan ahto fihu sehs fohe, während in gewöhn- Vßß.'cujJlü ,
liehen fällen der goth. inlaut G, der streng ahd. K an sich genommen hat.
für unsere Untersuchung liegen hier beide gleich.
Wer noch zweifei trägt, ob diese mutae wirklicher bestandtheil der
Wurzel seien, mufs sich immer deutlicher durch die erweiterten formen GGV
DDJ überzeugen, welchen abermals lat. ango angustus pinguis, gr. avaynri
eyyvg, skr. anda begegnen, das latein hat noch manche wie lingua anguis
(*) das latein ist nicht arm an ableitenden U, die unmittelbar hinter den schliefsenden
wurzelconsonant treten, vgl. tenuis anguis pinguis minuere metuere acuere batuere sta- ninftiu
tuere, aber die altertümlichen creduam perduam f. credam perdam lehren, dafs sie auch ^ U U
in andern fällen verloren giengen, und es war erlaubt ein facuere für facere nicht blofs
aus der analogie von bauan = bagvan zu folgern, man schlage an proficuus. e. £<5*
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- 56 -
sanguis langueo inguen exstinguo inquam unguis, deren NGU auf GU, wie
das NG zahlloser auf einfaches G zurückführbar scheint (1). Dieser erwei-
terung, obgleich sie jünger sein mufs als die ihr vorausgehende einfache muta,
gebührt nicht geringeres alter als dem consonantausfall.
In unserm vocalismus, der einfacher und geregelter ist als der latei-
nische und griechische, erzeugen solche synäresen alsbald gute diphthonge,
während im lat. und gr. meistens mischlaute entspringen, die für zweisilbig
gelten, nur ausnahmsweise diphthongische natur annehmen, lat. ait nauta eo f
neo deus dies fio trium fruor nuere suere struere fui suis (gen. von sus); gr. cTooj^
Saui gaco vavg veog vireog eTg xXeig Zsvg Uv tu ■>Tiog oig uov £wog ~xv. goth. dau snau
baua bnaua staua traua aus (ovis) faus naus taui sauil frauja tauja strauja
gaujis haujis maujös kniu triu niun qiunan siuns niujis qius Tius jsius. Weil
aber IU in AU ablautet, wird ein mhd. Wechsel zwischen biuwen bouwen,
briuwen und brouwen höchst begreiflich, und die erweiterung siggvan bligg-
van briggvan führt dieselben verba über in andere conjugation so dafs die
praeterita dau snau und saggv blaggv von einander laufen, neben mhd. biu-
wen hüte redupliciert goth. bauan baibo, wie aus goth. aikan aiaik, ahd. ge-
han jah erwuchs; dem goth. jnus zu gründe lag, wie ich vermutet habe, Joei-
han, ]iaih, wieder nach anderer reihe, dieser schwankende ablaut gemahnt
an die Verschiedenheit verwandter formen wie fio fui und neben ahd. pim,
nhd. bin, ags. beo des slav. budem. Einigemal findet sich der diphthong
schon vor der noch haftenden muta ein, z. b. im lat. paucus raucus f. pacus
racus, im ahd. augia, im goth. hnaivs humilis, im fries. niugon novem.
Denverengungen tojis döja stöja stoma, ahd. stuon tuon stuomi, altn.
bol sol (moer virgo statt maer? für letzteres streitet aer von ä, faerri von fär)
liefse sich der lange vocal im lat. sol, gr. q?uog, vielleicht auch in nudus udus
gleichsetzen (2).
(!) jugum fragor fregi tetigi klingen älter als jungo frango infringo tango, tudes tu-
tudi älter als tundo, und goth. juk brika teka taitök stauta staistaut zeugen von alterthum.
(2) jüngere diphthongbildungen aus Verengungen, die nicht auf dem dargestellten wege
erfolgen, bleiben von meiner Untersuchung ausgeschlossen, obgleich sie den bergang oft
erläutern können; so mhd. mein rein treit verdeit meit f. megen regen treget verdaget
maget oder fries. neil wein, engl, nail wain f. nagel wagen, ferner entspringt mhd. tälanc
lit Sifrit Sibant aus tagelanc liget Sigefrit Sigebant; ahd. pimenta aus lat. pigmentum.
merkwürdiger ist das goth. seiteins f. sinteins. Jedermann weifs wie die französische spra-
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Vorzügliche aufmerksamkeit fordert die consonantierung des V in
mavi hayi gavi favai naveis skavjan tavida dayida stayida diya sniva J)ivi trivis *
knivis qivis, denn sie gleicht ganz der lateinischen in caveo suayis nayis cla- t&Jlk 0Y£\H£'
vis flayus ravus ovis noyem Joyis ovum diyus yiyus livor niyis conniyeo ju- JfQ\)icu
venis und andern hier nicht in betracht gezognen z. b. ayis und dem AV steht 1
diphthongisches AU in nauta auca auceps cautus fautor = nayita avica avi-
ceps cavetus fayetor unmittelbar zur seite (1). inmitten gr. yocalhäufung
darf man ein digamma setzen. I wird zu J in lat. ait ajo und mejo neben
mingo, dessen gutturalis unser goth. maihstus fimus entspricht; in mist ist sie
wieder ausgefallen. . ~ f
Hier wird sich lebhafter widersprach erheben und schwer zugestan- YocÖ^OV cutLY#u6&)\0Y
den werden, dafs in solchen Wörtern yor dem V noch eine muta zu ergänzen <Tooj^ fWy f,rd(>bJY)
sei. man hat das V, wo ihm gegenüber G oder G erkennbar wird, als i&l ftliUT t
unmittelbar dessen stelle einnehmend angesehen und goth. hneivan hnaiy
würde, nach dieser auffassung, geradezu ahd. hnigan hneic wie lat. noyem ^
geradezu alts. nigun vertreten, während mir in hneivan G, in hnigan V un- c/&r).V0\Jß j )
terdrückt scheint, auch Bopp konnte die Verwandtschaft zwischen baua pim WwT. SfAflkCTY ^
fio und facio nicht übersehn, facio aber nimmt er für favio, wie er yicsi (vixi) 3aru tö , P&fl ^
von vivo für yivsi leitet, da doch vixi in Ordnung, für vivo vicuo oder vihvo _ ^>K0V -_____ bnoct
annehmlich schiene, wegfallende C in andern fällen werden genug behaup- 0
tet, z. b. in panis f. pacnis (gl. scr. 204°), famulus f. facmulus (das. 242*)
lumen luna f. lucmen lucna; elidiertes oder assimiliertes T in penna f. petna,
warum sollten sie nicht yor V fehlen dürfen? die lat. spräche hat C oder Q
selbst in den anlauten ubi unde ut uter uterus (= goth. qij)us) getilgt, sie
liebt zu sagen malo mavis mavult statt magvolo magvis magvult, malim f.
che muta auszustofsen liebt: faire facere, taire tacere, plaire placere, noir niger, Loire Liger, pcub
mais magis, roi rex, proie praeda, toit tectum, boire bibere, aboier adbaubari, naif natiyus,
prier precari, veuve vidua u. s. w. raw i, ztä. #y 5 )g. zw
(*) ein wichtiges beispiel liefert in der comödie der knechtsname Davus, der wie Geta
Syrus vom unterwürfigen volke bergenommen, gleichviel ist mit Dacus, so dafs beide for-
men in einem alteren volleren Dacuus Vermittlung suchen, es gilt aber ein noch gekürz-
tes Daae Dahae für Dacae und dem entspricht das gr. Aaog f. Davus, Herodot 1.125 nennt
die Daker Aäot. Da nun noch weit in das mittelalter hinab Dacia = Dania gesetzt wird,
und unserm worte tag, goth. dags, slav. den, poln. dzieii, serb. dan zur seite tritt, so
scheint es keine thorheit beide wörter und stamme für verwandt zu halten, den Nord-
länderj ist Dagr wie den Griechen Accvaog berühmter eponymus und heros. dies wird sich
alles ein andermal ausführen lassen.
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mavelim magvelim, examen f. exagmen, possum für potsum potis sum, wa-
rum wäre ihr nicht auch Dacuus f. Davus, naguis f. navis, aduis f. avis,
aduum f. ovum gerecht (2)? suadis suadvis f. suavis ist schon zugestanden,
nagvis weise ich aus unserm ags. naca, adyum aus goth. addi auf, folglich
hat in navis oyum nicht V mit C oder D getauscht, vielmehr stammt das Y
aus U. wer zaudert, nach erkentnis des goth. fidvor im ahd. fior/ ausfall der
muta zu glauben? zu vivus ist goth, qius, ags. cvic zu halten.
Wenn skr. djaus coelum den gen. diyas, Zevg aber Aiog bildet und mit
recht letztere form aus Alfog erklärt wird, so scheint der ausfüllung nicht ihr
ganzes recht widerfahren, sondern vor dem Y und digamma noch eine muta
zu ergänzen, wie ich aus mavi = magyi ein J)igyi f. J)ivi, aus bagms bagvan,
aus triggvs tragvan, aus pinguis 7riyvg rathen darf.
Ich erlaube mir nochmals auf die Zahlwörter zu kommen, die schon
einzeln oder analogien weise behandelt wurden, da sie aufserordentlich zä-
hen, dennoch abgenutzten stof enthalten, ihr täglicher bestimmter gebrauch
auffallende abweichung hinderte und allmäliches abschleifen herbeiführte.
Unter den schwedischen: en tvä tre fyra fern sex sju ätta nio tio gewähren
blofs zwei wurzelschliefsenden consonant, der durch Verbindung mit einem an-
dern geschützt blieb, nemlich sex = goth. saihs, ätta == goth. ahtau, lat. octo,
merkwürdig scheint aderton achtzehn, dän. atten, altn. ätiän. halten wir
dazu die altn. formen: einn tveir J>rir fiorir fimm sex sjö ätta niu tiu, so er-
scheint alles ebenso, doch die geminata MM in fimm weist auf fimf wie
stimme auf stibna, und in fiögur, dem neutrum zu fiorir, bricht G vor, das
dem goth. D in fidvor gleicht. In der ahd. folge: ein zuene dri fior finf sehs
sibun ahtö niun zehan zeigt sich aufser finf = fimf (mit nasalerweiterung)
schon sibun und zehan ausgefüllt, doch letzterem -an für -un verliehen. Die
Gothen zählen: ains tvai J>reis fidvor fimf saihs sibun niun taihun, welches
letzte mit sibun und niun gleich endigt, aber fidvor ist völlig, und zu tvai
läfst der erscheinende gen. tvaddje einen älteren nom. tvadeis oder tvaddeis
folgern; ohne consonant bleiben nur Jxreis gen. {>rije und niun. das lat.
(*) scharfsinnig verbindet Benfey 1,21 bereits avis und ovum, olwvog und cwoV, das be-
gegnet der deutung die ich s. 42 von adebar odeboro versuchte, und mit geringem un-
terschied kann addjebaura aussagen eigeborner. dem oluouog gleicht aber vlwvog nepos von
viog, das aus vSiog zu entspringen und dem lat. fidius = filius nahe zu stehn scheint, vgl.
span. hijo.
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(S-Tc^t
59
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System unus duo tres quatuor quinque sex septem octo novem decem, das
gr. sTg frvo rgeTg rertretgeg ttevts e£ httcl oktw evvect freuet, das skr. eka dva tri
tshatvär pantshan shash saptan ashtan navan dashan schalten sämtlich un-
serm sibun noch T ein, saptan hrret septem mit ahtau ashtan oaroo octo hierin
ausgleichend, obgleich unserm ahtau wie dem oktuo octo der liquide, den an-
dern parallele ausgang von ashtan mangelt, dessen auch Ittto evvea bettet ent-
rathen, während ihn sibun niun zehan, goth. sibun niun taihun mit lat. sep-
tem (vgl. finn. seitsemän) novem decem theilen, ja das skr. hat ihn auch in
pantshan, wo er allen übrigen fehlt, wie er in allen und dem skr. selbst in
sex shash gebricht, gleichwol in früherer zeit vorausgesetzt werden mufs,
da es glaublich scheint dafs die cardinalzahlen V-X auf gl eichen fufs geschnit-
ten waren. Der mehr oder minder gestörte oder zutreffende parallelismus
rechtfertigt nun den schlufs, dafs schwed. nio so gut der ausfüllung bedürfe
als tio oder sju, obwrol ein grund vorhanden sein wird, der niun und ivvia
ihre muta früher einbüfsen liefs als taihun decem freuet dashan, und das scheint
mir auch Ursache, warum novem und navan blofses Y ohne muta zeigen,
erst wenn man nagvan ergänzt finden sich alle cardinalien IY-X gleichmäfsig
ausgestattet, d. h. mit schliefsender muta der wurzel versehn. IIIIII sind
anders gestaltet; doch da eka inlautenden consonant besitzt,[jeden egy und
die einzahl andrer sprachen, bis auf das scythische a^ifxet hin, seiner nicht
entrathen, warum sollen allein dva und tri ihre wurzel vocalisch enden, da
uns tvaddje tveggja und Jariggja der consonanz versichern?
Drückte nun der Friese sein IX durch niugun (wie VII durch siugun),
der Angelsachse durch nigon aus, so scheint dies dem sigel = sauil, dem sae-
gon = sehvun, dem hrägel vestis = ahd. hregil entsprechend, das G mithin
dem gothischen in magus, nicht dem V in mavi oder im lat. novem; engl,
nine ist wieder dem goth. niun, nhd. neun ähnlich geworden, für das ags.
organ war IG ein beliebter laut, der auch oft, was nicht verhohlen werden
soll, die flexion an der stelle erweitert, wo andere mundarten blofses I ver-
wenden, so steht hlaefdige (lady) = hlaefdie, in der prima praes. schwacher
verba £>olige herige monige, im inf. jjoligean herigean monigean, oder im
gen. pl. statt Dena Danorum Beov. 401. 504 erweitertes Deniga 698 Deni-
gea 3163. 3338. 3359, und statt venaleäs spei expers venigealeäs Beov. 3326.
doch mitten in, dicht an der wurzel werden diese buchstaben andern und
festem grund haben. Auch das latein leitet von abies aper abiegnus aprug-
Prf\ a qcBu Ahcakktt.
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Q^o chrri oa*Jutw 5t«.
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nus (in iligneus mag es schon auf das G in ilex gehn), und das GN in agnus
dignus darf jenem nicht gleichgestellt werden.
Gleich aber stehn dem ags. ige insula, cigan vocare, glige industria
die ahd. ouwa, chewan, das goth. glaggvus, die ahd. pliuwan goth. bliggvan,
und es ist klar, wenn man jenes G der wurzel abschneiden wollte, dafs ihr
auch die W und GGY der andern entzogen werden müsten ('); dem bligg-
Uan gleicht vollkommen siggvan saggv, wäre auch in ahd. singan sang nur das S,
in lat. pinguis nur das P wurzelhaft, im lat. angustus wie im sk. anda nur das
A, alles übrige blofse ausdehnung? mir scheint rathsamer, auch das G, vor
dem sich nasallaut entfaltete und jenes ihm identische ags. G mit in die Wur-
zel zu schliefsen; V in bliggvan siggvan stelle ich aufserhalb der wurzel, wie
das Y in suavis ovum ravis novem brevis, falls sie aus suadvis advum racvis
nagvam brehvis (ߧct%vg) entsprangen, deren D und G wurzelmäfsig sind.
Auf diesem punct meiner Untersuchung angelangt stelle ich dreist aber
vorsichtig, blofs für die deutsche spräche, den mir lange vorschwebenden
CiolJL (\it grundsatz hin, dafs sie keine mit baarem vocal, noch mit V und J schlies-
sende wurzeln kenne; ihrem gefühl scheinen dergleichen wurzeln unbestimmt
und unvollendet. Ich weifs nicht sicher, wie es sich damit in andern spra-
chen verhalte, doch auch für sie wird unschädlich sein zu versuchen auf
welche weise manche ihrer entblöfsten wurzeln bekleidet werden könnten.
Schlüge es fehl, so bliebe der deutschen grammatik unverwehrt ihr selbst-
eignes wurzelgesetz aufzustellen.
Vocale sind das flüssige, consonanten das feste element der spräche;
eine des auslautenden consonants entbehrende wurzel würde offen und nackt
stehn, unbedeckt von der sie hegenden faser oder rinde, wir besitzen ein-
fache wurzeln, die mit einem, andere die noch fester mit zwei consonanten
beschlossen sind; letztere können sichtbar aus ersteren entsprossen sein.
Kennzeichen wahrer wurzel scheint bei uns das vermögen abzulauten.
In der geschichte aller sprachen und auch der unsrigen gewahren wir,
dafs die flexionen zusehends sich abstumpfen und verengen; warum sollten
die wurzeln nicht auch gedrängt werden, consonanten ausstofsen, vocale zu-
sammenschieben?
,w
iiruj,
(4) dem goth. GY (nicht dem GGY) scheint das im anlaut hervortretende romanische
GU statt des deutschen W ähnlich, ital. guanto guardare guerra guisa; es wächst aber
vornen an der wurzel, das goth. G vor Y bildet ihren schlufs.
- 61 -
Freilich einzelnen, obgleich wenigen, wurzeln scheint vocalischer
schlufs und dennoch ablaut oder reduplication zuständig, wie meist den goth.
faian saian (ags. sävan) vaian bauan bnauan fijan kijan snivan diyan, und aus
der analogie der übrigen sprachen läfst sich diese zahl noch mehren, z. b.
nach ags. mävan metere ein goth. maian maimo folgern, meine künste wä-
ren aber verloren, wenn ich nicht für die meisten dieser formen, und für an-
dere verba und nomina, die sich nicht mehr auf ablautende form zurückfüh-
ren lassen, erbracht hätte, dafs ihre diphthonge eben aus wegfallender con-
sonanz entsprungen sind.
Jenes gemutmafste maian würde entsprungen sein aus madjan und
dazu ein subst. madus pratum, eigentlich pratum demessum stimmen, wel-
ches im ags. mäd und mädve, engl, meadow, ahd. mato, mhd. mate, nhd.
matte vorhanden ist. maitan maimait kqtttslv schiene gar nicht verwandt,
wol aber das lat. metere messui, dessen tenuis die im latein mangelnde aspi-
rata vertritt, und dann wäre die laut Verschiebung geordnet; mit diesem meu-
tere hat metiri, goth. mitan, ahd. mezan wieder nichts gemein, gr. ä/uccoo
stöfst wie maia seine muta aus. Wäre aber maian aus madjan annehmbar, 1
so würde auch saian saiso auf noch älteres sadjan oder lieber sagjan leiten, 6ßia Smcj&J
wobei lat. seges in anschlag käme. lat. sero steht für seso = goth. saiso (wie %
ich schon gramm. 1,927 zweite ausg. folgerte), d. h. bringt die reduplication
ins praesens, während das praet. sevi jenem ags. sävan gliche.
Es ist verführerisch Wörter aus vocalischer wurzel, gleichsam die sich
entfaltenden blätter aus dem keim aufsteigen zu lassen, aus KI kijan germi-
nare und kind, aus VA vaian spirare und wind, wie aus av\\xi avsfjiog animus;
geben aber kind und wind nach dem N eine muta an, warum soll diese der (J\{\[{Q
Wurzel abgestritten werden? wie bei den zahlen dva und tri, die in höchstes ^
alter reichen, solch ein schlufs gerechtfertigt schien, so stark für unzusam- ) • '
mengezognes AI in tvai das analoge in J)ai blindai und allen männlichen nom.
pl. streitet. Goth. standan und gaggan könnten ihre wurzel treuer darstel-
len, als was sich in der gedrängten form der übrigen sprachen und unserer
jüngeren dialecte zeigt.
Wer Graffs Wörterbuch aufschlagend mag sich in deutsche wurzeln
wie LA LI LU, MA MI MU oder gar SA SÄ zurechtfinden!
Dobrowsky, der die slavischen wurzeln in drei classen sondert, je-
nachdem ihnen vocalischer schlufs, zweifache oder dreifache consonanz zu-
Mi'om 0
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Wyv^u /. hvujJaA^
trvdx oi' v*o tyujl/ o v<y
0
- 62 -
stehe, überweist seiner ersten classe dunkle pronominalstämme, partikeln
und einzelne verengte verba, deren lebendige Wurzel meist oder immer in
zweifei gezogen werden darf.
Wenn man im sanskrit eine fülle von wurzeln vocalisch ausgebn läfst
und daneben andere consonantiscb schliefsende stattfinden, so sind zwei ent-
gegengesetzte fälle denkbar, dafs entweder jene eines ursprünglichen conso-
nants verlustig wurden oder diese ihn nicht minder aufgeben könnten, die
Wortforschung schwebt in unruhe dorthin oder hierher, indem sie sich des
consonantischen lauts bald zu entledigen, bald ihn herzustellen sucht.
\aaJmutun§ scheint es, der sanskritwurzel MA zu gefallen, im
lat. metiri, gofch. mitan, ahd. mezan, folglich auch im lat. modus, ahd. mSz
wurzelhafte lingualis aufzugeben, während sie in edere itan ezan, in sedere
sitan sizan, gemäfs skr. AD und SAD, gelten soll. Wer möchte sie dem goth.
giuta, ahd. kiuzu, dem ahd. sliuzu, lat. claudo entziehen, weil sie gr. yjoo
xXsiui fehlt?
Das lat. I soll in ire lebendiger Wurzel ausreichen, die im imperativ
i! keines zutretenden lauts bedürfe; allein auch franz. eau, das heute wie 6
klingt, stammt aus aqua, altn. ä aus ahva, und die geschichte unser spräche
leitet für jenes i auf ID, dessen lingualis im slav. idu idem haftet, in eo ivi
(f. idvi) ire wie in sT/m fa tevai schwand.
Aus der wurzel PU reinigen leitet man pavana wie pävaka, die reini-
genden elemente der luft und des feuers. mir kommen alle lat. langen U
vor R in purus murus durus, und gleich purus das gr. ttvq, ahd. fiur gewal-
tig gedrängt vor, und ihre Wurzel könnte PAK MAK DAK austragen, so dafs
ich z. b. maceria dicht neben murus setze; man erwäge das bretagn. möger
murus. '/ftnyips tnojoo^Vi
Ich bekenne oft zu schwanken, von dem gewicht der gründe auf der
einen seite wie der andern angezogen, so scheint nicht wenig dafür zu re-
den, dafs in pater mater frater, ahd. fatar muotar pruodar die lingualis der
ableitung gehöre, nicht der wurzel, denn auch in soror (f. sueser) skr. svasri
f. svastri, goth. svistar, ahd. suestar mufs T ergänzt werden, und weder in
svistar noch dauhtar, ahd. tohtar, skr. duhitri, zend. dughdhar, gr. 3vyccTtig
wird man es der wurzel zuerkennen, dennoch leitet goth. födjan, ahd. fuo-
!(') vgl. litth. medis arbor und alts. mudspe'lli (arboris perditio = ignis). mytbol s.769.
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tan pascere, fuotar pabulum, ahd. pruotan fovere, pruot foetus auf abgelau-
tetes fadan braj)an, vgl. ahd. fatunga sagina, was zugleich an fett pinguis er- ^ ^
innert, bei mater dürfen maturus und materia angeschlagen werden, den '
Finnen heifst mater muori, wie juvenis nuori (für muotri nuotri?), den Lappen
muora muorra arbor(1), und lat. puer entspricht skr. putra, vor dem T jOUGf -POTf,
könnte wie in dauhtar 3vyctTYjg überall gutturalis eingetreten sein? wer will '
absprechen? es frommt wenigstens der annahme gedrängter vocalischer wur-
zeln die allenthalben vorbrechenden eonsonanzen vorzuführen und der allzu
erweichten form wieder kraft zu gewähren; lassen sich primäre formen von
secundären unterscheiden, so ist aus dem alten ein jüngeres stärkeres ge-
schlecht hervorgegangen, an die stelle vieldeutiger sich verwirrender wur-
zeln mit vocalausgang, wie sie in morgenländischen sprachen sich kund, f
g|b|, scheint in den europäischen, zumal der deutschen, die neigung vor-j&
handen, den wurzeln durch beigefügte consonanten gröfsere individualität
zu sichern. Was der einen spräche als Wurzel gilt braucht in der andern
nicht dafür anerkannt zu werden, wie schon jede den kreis und das Verhält-
nis ihrer laute für sich absteckt (1).
Yocalschlüssige wurzeln, da ihnen dienende consonanz von allen sei-
ten her hinzutreten darf, öfnen der willkür thor und thür; durch wesentli-
chen consonantausgang wird sie gebändigter. Man hat doch dem grundsatz
zuhuldigen, dafs jede spräche buchstäblich zusammenfallende wurzeln meide,
deren begriffe keine Vermittlung gestatten, ohne zweifei aber entspringen sol-
che wurzeln ungleich öfter, wenn ein vocal als wenn ein consonant schliefst,
die gr. spräche zeigt uns z. b. vivo no und veoo neo, ein abgehender consonant
würde beide sondern, und wer ihn genau wüste könnte uns auch des tap- Mn mmw/t Ytw tvo j
pens überheben, wenn wir für nache und noth, für avaywj und nanciscor Yfcto' f Yiho)
nactus scheinbar dieselbe wurzel graben. y(co u?» höLjU 7
In allen sprachen erscheint die kette der laute vielfach unterbrochen V£coV£06£> vd^vr^rne.
und fehlende glieder heischen ergänzung, zu welcher uns die comparative You» y&föo ft\tk%
grammatik beholfen ist, obschon nicht alle gebrauchten beweise gleiche
stärke erlangen. Das verlorne mufs in die seele der alten spräche hinein ge-
rathen werden.
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(’) das ist klar, dafs die Al AU im goth. mais = magis und naus = nagus den skr.
\ A.
durch guna gewirkten E und O = AI und AU, die sich auch in AJ AV umsetzen kön-
(gramm. 1,538), zwar ähnlich, dennoch fremd sind.
12
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Die wortgestalten einer auserwählten spräche für fruchtbare forschun-
gen sicher kennen zu lernen wird weniger durch ausdehnung des gebiets als
durch heilsame schranke erleichtert, die den pflüg ohne noth nicht zu tief
eingehn läfst bis auf stellen des bodens, wo kies und lehm mächtig werden;
doch die ergibigste ernte auf dem unabsehbaren blachfeld der spräche dringt
nicht in ihr unermessliches innerstes, und auch zu schachte fahren lohnt,
wenn immer mit anderen gewinsten. Etymologien gleichen einer ausreise
auf ofne see: unablässig wie an welle welle schlagen die Worte, ihrer form
und bedeutung nach, aneinander, wer ein Zuschauer am ufer stehn bleiben
will, leidet weder schifbruch noch befällt ihn Schwindel wie vielleicht die
ins boot gestiegnen.
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