aus
: Kölnische Zeitung,Nr. 6
1877, Jan.6, Bl.2
Literatur.
*• ©oetße. ©otfefungen, geljaften an ber $ötiigl. Unioerfität gu ©erlitt
oon §ermamr ©rimm. Berlin, $erß, 187G. Jroet Söättbe.
SeVtt begeißerter ©cßwung, ©ebaHfeureidjtßum nnb ©latts ber ©pradje
latcrn^e« ©eifaU fidjernjo nitt baS üon ©rimm’S Slavßetlung bei- ©ntwidlung
§eetf)e’8,V>ie Won bei ben Bußömn, üor weldjenbie ©orlefungen in beit Sauren
I8?f «nb* 1875 gehalten würben, warm aitfgenommen würbe. Sir freuen
ms biefer *• ßlfc’njettbeu (Srfdjeinuug, tie nidjt wenig baju beitragen büvfte,
»m falten ’©tutnpjßnit eine« fef)i großen «reifes entgegenjnwirfen, ber ltocß
;inmer ben tSitfjter.. beS JJiauß“ für. abgetan unb uberwitnben ljält. 3n
großen 3iige*t entwirft ;m "geißveidje, gebantemiefe unb feinfüßlenbe Äunft-
jfvitifer ejn ©ilb üon ©oetße’S ©ntwidfung au, ber #anb feiner Jpauptmerfe,
wobei bie Mens%3ge, fofern fte fließt Sfnotenßuncte ferner menftfjfit$en unb
fünßlertfcpn ©ntfaftung geworben, übergangen ober nur turj baitßrt werben,
©rtmm iß bön ber Ueöerjettgung burdjbrungett, baß ©oetße’s 2)id)tungen,
ttttßerblidj tebenb, immerfort bas §erj erfreuen werben. 3ebe fotgenbe .Beit
Werbe glauben, fte erft Ijabe ben redjtett ©tanbpuuet entbeeft, üon bem biefer
[tdj gang unbefangen Jieobadjten laffe; bie Slnfidjten über tint würben immer
wedjfeln, er rrad)* ber”ü$evfcf)iebeii^eit ber Beden bem beutfdjcn SBolfe uäljer
ober ferner 31t ßeßeit fcßeinen, nie aber werbe er gattj geftiirjt werben ober
fid) felbft auflöfen. ©djeine mau and) heute fidj wieber leife üott ©oetße
entfernen 31t wollen, fo fei bodj baSjertige, waS uns fremb an iljut 31t werben
angefangen, nidjt er felbft, nur baS ©ilb, wetdjeS bie letjte ©enevation fid)
üon ißin geformt, bie neue jeßt begonnene Beit, bie ©oetlje üoranSfeßeub
geahnt, niiiffe ftd) eben fein ©Ub wieber Don grifeßem fdjaffen; gerabe tjeute
werbe es wicfjtig, fid) mit ißm wieber 3U Befcßäftigen, nur mitffe ein anbever
©tanbpuuet genommen werben. Stad) Dielen Baßcßuttberten werbe cine Bed
fommen, ttt weldjer ©oettje’8 ivbifefje ©djicffale ftd) für mtjere ©liefe jufammen*
gießen, man fte mit immer eiufacßemt Sorten abt()un werbe; jetjt aber, too
wir eines foldjeu UebcrßuffeS 0011Sebensnnrijvidjten bcS ©idjterS uns freuten,
müßten wir ein ©ilb oou ißm ju gewinnen fließen, baS mW am meißelt
förbere, bem wir am meiften oertrauteu.
fDtan fiefjt, baß ©rirnrn bie meufdjltdj fittlidje (Sntwitflintg ©oetße’s bei
Seilern nidjt fo ßodj [teilt, wie feine fiinßlerifdje, ja, er beutet meßrfad) au,
baß es bei einem Sinter auf fein fittlidjeS ©erhalten nidjt anfomtite, unb
er jeigt fuß baritt feßv läßlich. Uns bagegen fdjeint gerabe ©oetlje'S fittlidje
SCüdjtigfeit unb reiche ntenfdjlidje ©ntwialung nicht mittber ßerüorrageub als
feine fünftlerifdje. 3iie f)at es einen 2Reitf<ßen gegeben, bem es 11m feine
einheitliche Sntraidlung uon ©eift unb §evj heiligerer ©ruß gewefen wäre, als
beit eben feiner ©itttidjfeit wegen fo Diel gefdjmäßten ©oethe. 2)iefe ©trenge
gegen fid) felbft, biefeS ftraffe galten auf feine ©[licht, biefe ntädjtige ©egierbe,
„bie Ißtjramibe feines SDafeitiS fo hoch als möglich ttt bie Suft ju fpßsen unb
es baritt, in nidjtS größerem, bem größten URenfdjeit gleidj 311 ttjun“, biefe
ßttlidje §öße, ohne bie ber beutfeße ©idjter bei allem ©lange feines Talentes
jutüdfallen würbe, biefe wirb unoergänglidj neben feinen ÜDieißerwerfen leben,
©ben ber größte beutfdje SMdjter, in bem beutfdjes Sefen fieß uoll auSlebt,
muß audj ein Ijod) fittlidjer, fein §er:; eben fo rein wie fein ©eift h^l unb
flar fein; bemt baS §et3 iß, wie ©oetße felbß fagt, 3itr Shat wie 3m- Sunß
unentbehrlich unb burdj ©ernunft uießt 31t erfe^en. Unb fo wirb andj bas
großartige ©ilb oott ©oetlje’s tnenfchlidjer ©ntwidlung beit 2>entfd)en nie
oerloreu gehen, auf baß aud) bie fpäteßen ©efdjledjtcr au ihm fidj ßärfen
unb erheben.
Sir haben hiermit einen Weitreidjeuben ©egenfaß gegen ©rimm’S SCuffaffitng
bejeießnet. ©iu iweiter bezieht fieß auf bie ©vuublage feiner Sarßelliutg.
2>ie gcfcßtdßlidje Slnfdjauuug ßängt nteßr, als mau gewößttlid) meint, üon
bev Dollen itenntniß bes Giujeliteit ab. Sir finb Weit entfernt üon bem
©tauben, jebe ©iuselßeit fei bebeutfam: maudje finb oßne ©elattg, aubere
beßätigett mir baS tängß ©ewußte, bagegen gibt es Diele, welcße baS fdjwanfenbe
©ilb beßimmen, tüiUlürltdje Büge, wel^e wir nteßr ober weniger waßrfd)etu*
tii) ßinetngetragett, beridjtigeit ober wie ein fvijdj eiufallenber i'idjtßraßl bte
Büge beleben. ©0 würbe, um nur ein ©eifpiet 311 nennen, bie fcßavfe
Sarftellmtg, wetdje ©rimnt üon Berber’s ©erßatten gegen ©oetße liefert, an
©itterfeit fefjv üerlorett ßabeit, wäre uidjt übergangen, baß Berber in ©traß»
bürg nteßr als einmal ©oetße uov ©ßafespeare's „heiligem“ ©ilöe umarmt
habe, tote biefer felbß im Saßve 1773 am ©cßluffe feines SCuffaßeS über
ben bvitifcßeit ©id)ter beridjtet, wo er 3ugteid) üor aller Seit beS Traumes
feines jungen ^eunbeS erwähnt, ©ßafeSpeave'S ©eitfmal aus unfern SRitter*
Seiten, iu uuferer ©praeße unferm fo weit abgearteten ©atertanbe ßer3ußeüeu.
„3cß beueibe bic ben Sraura unb bein ebteS beutfdßeS Sivfen", feßt er ßiusu;
„laß nicht nad), bis.ber Ärauj oben ßängt.“ SJiefevBug buvfte nidjt fehlen,
©riittm beßerrfeßt eben ben weitüerbreiteten geiualtigen ©toff nidjt fo, baß
ißm jebestnal bie jur fadjgemäßen 2>arßettmtg geßöcenbfn Bilge ju ©ebote
ßänben. Slud) üermiffen wir in ber ©ettußmig bie gehörige Sorgfalt, ©eßr
häufig ßnbeu fieß fleitte fylttcßtigfeiteii, bie beit Äenuer unangenehm berühren,
unb wenn fie and) feinen wefentücßen ©ittßuß auf bie S)arßellung üben, bodj
bet ber wetten ©erbreitung, bie ©rimm’S ©orlefuitgen ßnben »üevbeit, ftdj
feidjt fortpßanjeit. Sine jtueite Stuflage ßätte ßier gar SRandjeS gu beffevu.
©djlimmer iß es, wenn auf irrige ©eßauptungen ©eßlilffe gebaut werben.
Slitd) bie Baßt biefer ©erfeßen iß nidjt fleitt. ©0 iß es gaus imbegrünbet,
baß in „Saßvßeit unb S)icßtung" ©oetße’S evßer 9iitt jum ©farrer ©rioit
iit ben 2Jiai 1771 gefegt werbe, ©ine eigentliche Bedbeßimmuttg fiubet fidj
gar uid)t, nur wirb ber erße ©efndj 3U ©efeußeint in bie Bed uon Berber’s
Sluwefenßeit gefeßt, bie bis 3am Slpril 1771 bauert. 3)aß 2Jiattcßes in ber
©arftettnng bes ©erßättniffeS 3« gttebevifen üerfdjoben fei, iß löngß anerlaimt,
2f
aber wenn ©rimm aus Stellen dou „SBaljrijeit unb Sirfjtung" enoeifen
will, ©oetße ßabe bteS aitSbriidlid) augebeutet, fo liegt baüel eine irrige 2ltt@*
beutmig 511 ©mnbe. Sfiedjt fein ljat ©rimm au ein par Stellen bie fünft*
lerifdje ©ered)ituüg in ©oetfje’S Sarfteduug ßerborgetjoben; er ßätte fid) nur
weiter jagen joden, baß ©oetße, eben um bie l'iebeögefd)ict;te uidjt für fid)
abgeriffeu 311 geben, fonbern fie über bie Sdjilberuug fcer Straßburger 3eit
3U Derttjeilen, iföandjeS üerfcßieben mußte, wie and; fouft ütele 2l6weid)ungen
dou ber 2öirf(id)feit tu „Sßaßrljeit unb Sidjtuug" bttrdj bie fünft ler if dje
Slnorbnung geboten würben, ©utfdjiebeu mfiffen Wir uns and) gegen bie
Strt ecflären, wie ©rimm bie Söfimg be$ ©erßältniffeS bavftelit. @8 ift nid)t
wafir, baß ©oetße beridjte, er Ijabe auf einmal mitten im ©odgefilljl feiner
Siebe empfunbeit, baß Sides nur in feiner ©ßantafie liege. Saoon finbet fid)
uid)tS in ber bafür artgejogenen Stelle; erft fpätev begann ifjit ba8 ©erljältuiß
311 äugftigen, ba ifjm, befonbers uad) gtieberifenS ©efud) 3n Straßburg,
offenbar würbe, baß bie ©eliebte in bie Stabt unb Dor Üldem in fein elter*
ltdjeS §au8 auf bent ijivfdjgraben nidjt paffe. Sind) fonft treffen wir auf
tnandje ©eunßungen non Stellen unb barauf gegriinbete Slnnafjmen, bie wir
nidjt billigen tönneu. ©in ©eifpiet muß and; fjiev genügen, ©rimm [teilt
bie wunberlidje ©erututßung auf, aus ber ©antate, weldje ©oetlje auf beit
Job t>on ©Iud'3 92id)te im gritßialjc 1776 begann, oljne fie Dodeuben 311
föunen, fei — „Spfjigenie" eutftanbeu, wobei er es ebeu fo uatiirlidj al8
fd)ön finbet, baß biefer unter bem ©inbmcfe uoit ©lucfs „Spßtgeuie in 2lnti8",
wobon wir bantal8 nidjts wiffett, jitr Sobtcufeier feiner 92idjtc Spßigeuie in
SauriS gewählt, ja, nidjt unmöglid) fdjeiut e8 ifjm, baß ©lud auf bie 9iad)rid)t
i ßierDott auf feine 3weite „3pl)igeuie" gclommeu. Unb worauf berußt biefe
©ßantafie? 2luf einem Sictat au3 ©oet&e’S (extern SebenSfaßre, worin eS
ßeißt, er tjabe auf bem Sdjwalbenfteitt bei Sluteuan sereno die quieta mente
(für bie beibeu lebten SBorte fteßt bei ©rimm bloß quieto) uad) einer 2Baßl
dou brei Sauren beit vierten 2lct beS Stüdes in einem Sage üolleubet. ©rimm
■ nimmt eben bie wiberfintiigeu brei 3aßre rußig ßiu, obglekß tängft bemertt
■ worben, baß ein Sdjreib* ober Sprecßfeßler 31t ©ntnbe liege, ba ßier nur
Dom Dierteu Siete unb Don ber ©Saßt bes Ortes bie Diebe ift, bie enblid) auf
ben Sdjwalbcnfteiu fiel. 21 m 16. fDlärj ritt ©oetße nad) Ilmenau, wo er
ben Dierteu Slct Dollenben wollte, aber erft nad) brei Sagen ßatte er ben
paffenbeit Ort ßterju auf bem Scßroalbenftein gefunbeu, wo ber 2lft in
einem Sage am 19.entftanb. ©rimrn’S ©eßanptimg, aus einem ©riefe ber
grau D. Stein geße ßetüor, biefer 2lct fei am 18. gefdjrieben, enthält wieber 3Wei
ärrtßümer. Slucfj fonft ßättett wir 2)landje3 gegen bie Ouedenbeiuißitng
ju bewerten, befonbers baß ©rimm auf ©oetße’S uom Slugcnblid eingegebene
oft Wenn nidjt abfidjtlid) parabope, bod) eiitfeitig auf bte Spifee getriebene
Sicherungen, befonbers gegen ©dermauit, nteßvfad) ein 31t bebeutenbeS
©ewidjt legt.
Sodj Derweilen wir nießt länger bei biefen Sißattenfeiten. ©rintm’s ©or«
lefmtgeu enthalten Diele attßerorbenflid) feßone unb geiftrolle Sleußenutgeu
über ©oetße, neben ntandjeu aitbern weniger jur Sadje geßörenben glänienben
Stellen, unter weldjen wir bie über ben Stil ber gtiedjifdfett Zünftler, über
Sanbfdjaftsmalerei, ‘über ben Umfdjwung in graufreidj burd) ©oltaire,
Dfonffeau unb Stberot, über baS friifjere unb baS ßentige 9iom, über ben
uetterbingS Diel tnißßanbelten ©erDtnnS als Sdjöpfer ber beutfdjcit Siteratur^
gefdjitßte Ejerüovßebeu.. ?lbet freilid) fdßeittt uns 3uwei(eu and) ber ©eift
©apriccio fern lofcS Spiel getrieben 3U ßaben, wie wenn ©orona Sdjröler
ntöglidjerweife als Urbilb ber ©ßiliue gebadjt wirb, wenn es im ©raffe ßeißt,
wir bädjten uns ju allen fülännergeftalten ©oetße’S als ißlus ben gauft
ßinju, wenn ©oetße natß Sd)iHer?S Sob ftd) erleid)tert gefiißlt ßabeu foil, ba
ißtt bas gefpannte 3ufaitttnenwir!en mit ißm 31t feljr ermiibet unb er fpäter
gemeint ßabe, er Wäre offne Sdjider’S große ©fpebitioneit auf feinem 22ege.
weiter getontmen. Soldje gulgurationeu feßwinbett „Dor bem Äräßeit bes
AjaßuS". Sodj ade SDlängel fonueu uns ntdjt ßiubern, mit ßödjfter Sluer*
feuumtg bte fvifdje Sebeitbigfeit 3« rftßmen, mit weldjcr fid) ©oetße’s ©itb;
ßiev in einem fo finnigen Doit alter utib neuer Sunft unb bem 2Bel)W ber
©egenwart tief ergriffenen ©eifie fpiegelt. SaS ©ud) ßat feilten SÖeg bereits
gefunbeu unb wirb iljtt Weiter fiitben.
\
aus : Sonntagsbeilage Nr, 51 zur Vossischen
Zeitung ,Nr,296, 1876,Dez.17 ,S. 4
-7
©rtntm’ö „©oetljc".
SSon 5£h. g.
I.
Seitens beS 3)rofeffor§ ©timut toutbert an tjieflger Hniöcrfltät
im SEiuterfemefter 1874 auf 75, tote in beut barauf folgeitbcn
Sommer, 33otfefungen über ©oethe gehalten , fünfunbjtoanjfg
an ber SDteJc SSorlefungcn, außgearbeiiet mtb unter S3e-
nußung newebirter Hilfsmittel ertocitert, bilbett bett S«haU eines
peibänbineit, eben jeßt lei äß. erf&ienenen ©cethe-SöttiljeS.
2BaS baffelbe ron antern ihm boraufgegangenen @octhc-Büä)eru
untcrjdjeiöct, ift, baß an bie Stelle eines mehr ober mtnber ntüf)«
famen fPflücfeuS «in einfaches Schütteln am 33aum getreten p
fein feheint. ©8 bat bann fpätcr, etje bie grud)t«Sd?alen auf
ben Stieb gefegt tourben, an SlnStoahl itnb faubret Stppretirung
nicht gefehlt, aber toa§ bon Slnfaitg an ba mar, toar: güße,
Uebcrblicf, mtb in golge biefeS IteberblicfS bie SRöglidj-
feit unängftltcget SDiSpofttioneiu Stuf bieg Seitoori legen
toir ben Hauptacccnt. SJiit feite nett Ausnahmen begleiten uns
beim üiieberfdueiben eines ffludjcS auch bie Stubien p biefern
33ud)e. 2Bit gehen Eapitelweife bor; ein Verfahren, baS, tote
bon feiger, p prompter ©rlebiguttg beS ©tnjelnen führt, $eine
Stefter; alles toirb aufgearbeitet. 2lu§ ber Üftotb eine Sugenb
madjenb, bringen toir alles gehörigen DrtcS unter mtb freuen
uns |d)lteßlid), ettoaS DrbnungSmäßigeS p ©tanbe gebradjt p
haben, SBir nennen taS „gute ©iSpofttion", toährcnß eS hoch
nur bie SIctton ber llrfreihcit ift. ©rimtu ift anöcrS berfahten.
Seit Stoff collftönbtg behcrrfchcnb, über benStanb feiner grottt*
unb Dteferbe-Sruppen gleichmäßig im klaren, fah er fld) ber
Ser.öthtgung beS „©infapitelnS" überhoben. SBaS über griebc«
tife b. sefenheim ober grau b. Steht, über©oeß ober SBerther,
; über bett ©haraEter biefer ober fetter ©poche aefagt toirb, ift nie
! barauf aus, ben ©egenfianb ein für altemal ab«
pthun, fonbent läßt btcS unb jenes mterorterf, um
an aitberem Dit barauf prüdpfomtnett ober and}
nicht prüdpfommeit. 25cmt auch ei» foldjeS äkrsid)tc:t
tut ©iitjelnen muß gcftaltct fein, tocni.qftenS in unferen
Singen. Side in fpanifche Stiefel ©tngefdjnürteit, alle in 3)oftrii>
unb <£i;ftcm-2Birtt}fd}aft Stedfengebltebeneu toerbeu für biefeti
Sjorpg freilich feine 2Bürbiguttg haben, »eil ihnen btc gerabe
Ginte baö Sbeal unb bie bequeme ©licberung cie Hauptfache tft.
©8 ftnb bicS bie Geute beS ©rftenS, 3toeitcnS, drittens. Siefe
SErücfen hat £. ©riutm toeit bon ftch geworfen. Sei HcdjjeitS«
feiern pflegt ber ©etfilidjc, btetleidjt ein grember, aufgeforbert p
toerben, baS Brautpaar leben p taffen; eS toirb ihm bann ein
Settel pgefteeft, ber, bie nöthigen üDaten enthaltenb, nun p
einem längeren ober fürjeren, jebenfallS bie allgemeine 3»fiim«
muug fiu enbett Slnftantß«&rm!fprucb führt. ©S fcheint ba3
entfeheibenbe Sßort geiprochett. Slber eine halbe Stmtbe fpäter
erhebt fid), „un ?ieux de la famille“, ein gnnfjiger, ein 5.>athe
ber JBraut; er hat ihr baS fletnc streit* gefchentt, baS fie auch
heute trägt, et hat ihr, nach ben SDiafern, btc erfte Öonboniüte
gebracht, unb fle nnb ihre S3rüber, fo lang eS ned) 33uben gab,
alljährlich auf benSBkihnadügmarftgeführt. ©rtoctßaücö imHaufc;
er hat fetem bis auf baS £erj gcfchert. ©r erinnert ftd) ber 33raut
tote fie rod) im SaufEiffen lag, er citirt eine Slncfbote bon beut
©roßoatcr ,felig her, ber fdjon bautalS fagte, „toie cS Eommett
werte" unb erjählt bann pmt einer galjrt «ad? -^'tchelSöcrg ober
Saattoiufel, too ber .(lehn umfcfelug unb bie junge $rnut, bie
ca jeßt in blühentcm grange ft 13t, nur tote bureb ein SBuubcr
gerettet mürbe, ©r fdjacbtelt ein, er macht ‘Patenihefen; aber
alles athmet gölte beß Gebens, ©ntpftnbung, S2al)rhcit, mtb als
fctlteßlidi baS Gebehoch ausgebracht mtb berflungcn ift, ift bod?
nur eine Stimme am £iich, baß $atbe SR. ober S. beit SUogcl
abgejdjoffcn habe, ©r hätte aud} in ber „5)rcitheilung" fpredien
tonnen; tnbeffen er berjithtete barauf; feilte ©iittel erlaubten
eß ihm.
Hier haben toir, toie ben ä)arafterifttfä}ctt 3ug, fo auch ben
3ieij beß ©rintm’fdien ©cethe-BucheS. ©8 bewegt ftch frei.
Uber biefe freie töetoegnng ich-Iießt eine beftimmtc Äunfiform
nicht aus, ja ße führt tiefelfce jitm Shcil heibei. UDiefe gorut,
tote fie ltd) bon Kapitel p Äapitel giebt, ift bie beS ,,©i|ai)S".
H- ©vimni hat biefelbe jchoit früher mit föorliebe getoählt.
lXaS SBefen beS ©ffahö befteht batitt, in Enappfter gorut, p«
glcid) unter ©eltenbmachung fingemcinerföeftchtßpnnftc, etne@eftaU
ober eine grage nicht loSgclpjt bon ihrer Umgebung, fonbent im
3ufammenhattge mit fciejer p betrauten, mit anbercit SBorten,
hei töctaviblung bcö &beüß jnglcid) einen ffilict auf baß ©an*e
P toetfen. &Gcr bie ©ffat)8 «RacaulcifS über Gorb ©libe ltnö
SGarmr Hßftingß gelejeit hat, fennt nicht nur, biographifch, baß
Geben tiefer fUianner, fonhetn aud) allgemein hiftcrifd), bte ©e*
ictjicfcxc bou löritifd) Snbteu irährenb eines halben Sahrhnnberts,
Slehulich hier. 3»i SDÜftelpunft ietcB ettiselueit Slhjci)nitcs, fteljt
bie ©effalt ©toellje’S bon einem Statt-, einem Gaubfchaüs-, ober
einem, 3citbiibc, am Heöften, toie bei großen biftorifchen ©om*
pofitiönen, non einer ©erona mittoirfenfcer 3eitgenoffcn umrahmt.
Vl«ß biefe SliiitcIpuiKtSfMmig uerbleibt ihm bon Kapitel 3:1
.ei, toäl)t<nb a ßd) freilich auf teuer nnberen Ginic, tie aus
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Z 38
L
5J* tfwnt ta Me ÄUefe föfirt, ftt efnct fleten ©etoeaung «weift
3a, et tritt gelegenttf# in ben .fclntergrunb. Siber au# all
£intergrunbßfigur De^crrfdst er no# baß Sßorlfegenbe, wie bie
©cftalt Sutlers auf tem Steformationßbilbe 58aulba#’ß.
So ba&en mir in biefen ©rimm’f#cn Vorlefmtgen ein 53u#,
baß, an baß £cben unb ©#affen ©cetbe’ß anfnitpf°nb, guglci#
gu einer £iterar«.?>iftctie, mtb wicberum in ©ntwicflnng biefer gu
einer ©ef#i#t8barfienung ber gweitcn Jpftlftc beß »origen Saht*
bunbertß überhaupt wirb. 3« ben glänjeubften spattien gehören
jene 2lbf#nitte, bte baß Slbftcrben bcß 9Jtitte!aIterß, bann bie
Stagnation, bcn ©ünEelunb baß Si#erhcitßgcfühl bcß »origen
Sahihnnbertß f#ilbem&, bajit übergeben, befonberß in ber ©e«
ftalt SRouffeauß, baß ßebeitbigwerben eineß netten, rabiEal auf«
täumenben ©eifteß anfchauli# gu wa#en. €Riö3t bloß bie ©tuge,
au# ber ©ruttb ber ©tnge wirb nnß gegeben. Slüeß cntwitfelt
ft# auS berir Vollen ttnb Sirigemetncn. 3« biefer 3nt ber fpecial«
»riffcnf#aft!i#en f5orf#ung ein wahres Sabfal.
©in fehl’ glücfli#cr ©ebanfe »cn Seiten beß &crrn Vctfafferß
mar eß, »cn »orn heiein, lute t»ir ic&oit ©iitgangß anbeuteten,
auf VottiiänbigEeit gu »ergi#ten unb ft# baß Sledjt uorgubebalten,
rclati» Umcefcntli#eß gu ü&erjpringcn. ©abur# gewarnt er Seit
unb SRaurn für jene Sftatertcn, bie i&m alß bie mafegebenben er«
f&iercn. Sluß ber Sabi ber ©oeiljc'fcbcn ©i#’tungen wählt« er
betf»ielßi»ei|e mir ©oetj, ©Seither, Sßilhelm iffteifter. Sphigenie,
Kaffo, SBat)Iöeriüa«btf#aften unb fjaufi gu näherer 83etra#tung.
Sluß bem überKaffo ©efogten (.in ber 17. SSorlcfung) flehe hiet
baß golgenbe:
„3m Kaffo lernen t»ir rcdjt Fennen, maß baß fagen »»in „ftjra«
bolii#e ©iäjtung". 23aß ©oethe hier barfteflt, finb bie ©ebanEen,
bie tagtägli# in feiner Seele auf» unb nicrergingcn, unb bo#
haben bie ©reigniffe bcß Stücfeß nicht einen Scbtauncr realer
©rlebniffc. Unmöglich, auß ben ©efialten beß Kaffo eine einzige
wirfluhc gigur hcraußguf#älcn. ©3 »raren gang neue ©jefett,
alle ralteinanbcr gef#affen, nur um ©egriffc unb Vcrhäliniffe
ju perfenifteiren. Unb gcrabe beßhalb, fc mehr tiefe fsiguren nur
roiHEitrli#c ©reatureit ©oethe’ß »raren, um fo wahrhaftiger finb
fie. ©oetlje hat mit ihnen eine neue SBelt ber»orge&ra#t, in bie
er bie ©ebanfen nieberlegte, bte feine Seele bewegten. Unb hätte
er ein Stütf jdjrcibeu wollen mit bcn fPerfonen: epergog, £er;c«
pin, ©oethe, ton Wutfd), fsrau ». Stein, Seng u. f. »». unb
23ort für SBort Säfte b?neiiige&ra#t, bic i»irfii# gefpro#en »»or-
ten waren, fo würbe bieß, ßtrgli#en mit Saffo, Do# nur eine
tergängli#e reale fPuppencomöbie geworben fein, geeignet, einige
Liebhaber fogenannten eyacten SHatcrialß in ©utjüaeu gu feiert,
fonft aber nicht mit einem Schimmer ber gangen ©Jaftrfteit in
ft#, bie unß auß Kaffo cntgegenlcu#tet.
„3nbcm ©oethe Ferrara »erherrlichtc, ha* « ©Seimat ein in«
birecteß Sob gefpeubet, baß fdjöner ni#t benfbar ift unb auf
bircctem äöege uiemalß möglich war. So hätte fScimat fetn
fönnen: er hat eß bargefteOt alß fet cß fo. ©aß ädjte ^errara
felber ift baburd» 5»t uuperbieutem JRuhme gelangt. Sluß e;ner
oben ^ürficnrefibcnj gweiten Slangcß ift ein wieberauflebenbcr
SlbfenEer alten periEleifch'athenifchen Oebenß eutftrtnben. ©ie
gremben laufen heute in ten langweiligen Strafen »on ^errara
umher, bie wohl au# im 16. Sahrhunbert niä)t anberß waten,
mit fu#en bie grofje Vergangenheit ben SKauern ab3uf#nüffe(n.
©oethe hat au# bie fPerion Saffo’S neugef#affen. Sluß einem
für beutf#en ©ef#atai leeren Siebter, beffen 2Bcrfe bur#ju«
lefett he»te wenigen gelingen türfte, fo glängenb
ihr SLonfatt ift, hat er eine heroifdjc ©eftatt gema#t,
einen ©eniitß, bem man bie beeilt#{tat SSetfe att»er‘
muthet. Unb bieß fjcrrara auß ©oethe’ß ?)hantafie,
^ürftenfamilie barin, biefen £of unb J^ofbt#ter hat er fo übet
ü'eugenb wahr gef#affen, ba| bie SBirllidtfcir bagegen ni#t auf«
Fommt; tie gauge crbi#tete 5)errlt#!eit ift ua#träglt# »on
©cethc in bis .^iftetie hincmgebra#t uttb bermafeen barin feft-
gcuagelt worben, bag au# bte ftärffte Frilif#c jlneipgangc ni#tß
»ricbcr baren loßbefommt. Vtögen wir ftubiren wie wir wollen,
©octhc’ß Ferrara wirb bie Vlüthe bcß italicnif#en ©afeinß im
16. Sahrhunbert reptäfentiren, baß »on hier auß mit bem ©lange
ntilbcr ©efinnung unb ©eftttung überftrahU baftebt, bie wir
bcrgebUdj fu#en, wenn wir bie wahrhaftigen ©oFumeute ber 3«it
gu Slathe gichcn.
Ur.b bo# muffen Wir au# bem gegenüber Wtebcr unß fagen
©oethe hatte 9te#t. ©§ lebte im Stalicn bcß ©inguecento ein
©eift, ber fi# perfonificiren lieg, wie im Saffo ge[#el;en ift.
gjtan tefe wie cß in ©eutj#lanb bamalß guging. ©egenither ben
büftren SBUbnijfcn ber übrigen Stationen, henf#te im Stalien
jener «eit eine gepflegtere, fonnigere ©artenttirtf)f#aft, wo golöne
§rü#te ftitt au bcn Spalieren reiften. 2iut baft bie Seelen ber
2Jlenf#cn ri#t fo glatt unb offen balagcn, wie fle tm Xaffo fi#
unß aufthun.
,3m 23an ber 8lfte, in ber Rührung ber Scenen, im SluBbrmfe
bet ©ebanFett ift biefcß 23erE »oaenbet unb unübertrefflich. 3«b«8
2öort ein ©ebatiFe.
©aß Stücf enthält ni#t§, »»aß SUgiffcurcn ©elegenheit geben
fönntc, ihre ©cf#icfli#Eeit gu bewciien. ©ß enthält faurn hel-
fen für S#aufpfeler. ©ie ©haraEtcrc finb gn fein außgearbeitet.
©er hätte am beften gefpiett, tcr fte am wenigfte« perbarb.
glut langfam fonnte in ©eutf#lanb begriffen werben, maß ©oethe
mit bem Stücfe gewoüt unb geleiftet hatte, ©er ©ebanEe, bag
eß überhaupt aufführbar fei, beburfte Saht?« um gut Steife gu
femmen' ©enn wenn au# bic @#aufpieler ft# fänben, wo fanb
ft# baß ©it&liEum? Seopolb Stolbcrg f#rieb an Sacobi: „SSaß
fagen Sie »u ©oethe’ß Saffo? SJiir migffißt bet Kon eminent,
alarum giebt er bem fleinli# ftolgcn, grogmüthelnben Slntonto
tiefe ©uperiotät über bcn Sßgling btt SRufeit unb ©ragten?" —
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Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Z 38
Bn 33eranlaffung Pon Sermann ©rimm’S:
dhKif)t = &otfefmtgetn
Bmeite Auflage, öetlin. £jerb. 1880.
23on (Steotlj.
B<h habe aI8 Knabe erlebt, bah bie fftadhridjt
burdh bte Beitungen ging, ©oethe fei geftorben.
33iS in bie Sürgerfreife hinein, mo man, mie
in meiner Familie, oou Sintern nur noch etma
©ellert laS neben ben Romanen bon ©piefj,
S3an ber Selbe ober ©pinbler, mo man bon
©oethe SlidhtS fannte, nicht einmal Söerther’S
Seiben, ba empfanb man hoch im fernften SBinfel
SeutfdjlanbS mit, bah ein ©emaltiger aus bem
beutfdjen Solfe gefdjieben fei, bah man mit ihm
einen, großen Serluft erlitten habe.
@3 mar bie Beit, als man unter ©ebilbeten,
in ©efellfdjaften, in SageSblättern bis gum
Ueberbrufj bie Brage erörterte, ob ©oethe ober
©djitler ber ©rohere gemefen fei, als Sidjter,
als ÜJtenfdh, als fortmirfenbe Kraft. Sludj ich
gerieth nadh ein paar fahren an bie grage, bie
in ber Suft lag, bie fich Qebem aufbrängte, ber
nur etmaS bon ober über unfere beiben Sichter?
Heroen laS. Plan mürbe baruber inguirirt, eS
mar Parteifache, man muhte Barbe befennen,
burfte nicht etma mie ein „SCBilber" im politi?
fdjen Seben ber ©egenmart bie forage unent?
fdjieben laffen, etma beibe dichter unb ihre
SBerfe lieben unb loben, baS hätte für Feigheit,
BnbifferentiSmuS ober für etmaS ©dhUmmereS
gegolten.
©dhiller fam babei am beften toeg. ©ein ein?
bringlidheS Pathos, befonberS in ben leicht über?
fehbaren Iprifdhen ©ebidjten, Pallabm tc., fein
tragifdheS ©efchid machten ihn gum Sieblinge
ber lefenben SBelt, ber fdhmärrnenben ^ugenb
audh ba, mo man nicht bie ©elegenheit hatte,
bon ber Sühne herab feine fuhnen bramatifchen
Pleiftermerfe in ihrer hiureifienben SBirfung fen?
nen gu lernen, ©oethe beburfte nicht beS ÜUtit?
leibS, faurn einmal ber Siebe. Sie Singriffe
2BoIfgang DOtenjel^S blieben nicht ohne SBirfung;
©oethe galt nach ihm als ber geborene ©goift
unb als moralifch anrüchig. SBertljer galt für
ein lebensgefährliches Such, meil eS ben ©elbft?
morb Pertheibige unb fdjon manchen jungen
Ptenfdjen in ben Sob getrieben, SBUhelm
Pteifter für fittengefährlich, ber Bauft galt für
fdhlimmer als alle beibe. Plan hütete bie Bu=
genb Por ihrer Seetüre.
SieS mar eine fo Perbreitete Meinung, bah,
als ich begann ©oethe gu lefeit, ein nur einige
Bahre älterer ©ollege Pon mir, ein braper
ernfter junger SJlann, mir auS ber Pibliothef
feines principals ben fHeinife 23ofj Pon ©oethe
herauSfudhte unb mir erft fpäter, ba ber SKeinife
mir bureaus nicht gemährte, maS ich fuchte,
freie SBahl auf eigene ©efahr geftattete. Seihen
natürlich muhte ich mir bie Sücher.
Unb nun laS unb tranf ich mich gum erften
Ttale trunfen unb fatt. ©in ameiter Breunb
heilte ben ©enuh mit mir. 2Bir entfehieben
nS, um auch bodh an bem IKufe: £>ie
Schiller — hie ©oethe! Sheil 3“ nehmen, gu
[em SluSfpruche: ©oetbe fei ber objectioe Sich?
pr, ©chiller ber fubjectioe. Sluf biefe Formeln
urbe ber äfthetifdhe ©treit bamalS oerblafjt ab?
yapft
B<h laS bamalS SlUeS, maS mir Pon ©oethe
gänglich, b. h* Perftänblidh mar. Sahin ge*
rte „SBahrheit unb Sichtung" nicht, für bie
were ©ntmidlung eines foldhen ©eifteS hatte
i noch fein Perftänbnifj. Sann fam eine
eihe Pon fahren angeftrengter Slrbeit für mich,
i benen ich faitm Beit unb Ptufie hatte, gum
(oethe gurüdgufehren, bis ich enblidh in einen
Bftanb gerieth, wo i(h über meine Bufunft,
her mich felbft, meine Kräfte, meine SluSfichten
grabegu in Sergmeiflung gerieth unb feinen
Slsmeg muhte. Sin Dfath mar nicht gu benfen,
m« follte ich fragen? Sa führte mir ber
giiige Bufall ©oethe’S ©elbftbiographie gu.
Sa-an IaS ich mich gefunb. öatte ich früher
bei groben Sichter bemunbert, fo banfte idh jeljt
beu groben Pfanne, ber ba geigt, mie lelbft ein
ungewöhnliches ©enie als ein gewöhnlicher
Plenfdh irrt unb ftrebt unb, mo er fidb beS rech?
ten SßegeS nicht mehr beutlid) bemüht ift, irrenb
unjb ftrcbenb barauf loS lebt, im guten ©lau?
beu, bah bie SBeltorbnung ihm guleljt fchoit auch
feinen piatj anmeifen merbe.
©iitige Bahre fpäter eroberte idh mir bie
ÜUtube, einmal ben gangen ©oethe unb bie
@oethe?Siteratur, fomeit fie Slnfang ber fünf?
giger Bahre reichte, im Bufammenhange unb
ununterbrochen burdhgulefen. B<h mill nnb fann
nicht auSfpredhen, mit meid)’ erneuter, erhöhter
Semunberuug, benn id) erzähle bieS nicht, um
bon mir gu fpredhen, fonbern Pon ©oethe, unb
gmar ^ermann ©rimm’S in ber lleberfdhrift ge?
nannten Sud)eS megen. —
©o in ber tiefften ©infamfeit auSgerüftet
follte mir baS ©liicf gu Sheil merben, balb in
ben Kreis Pon Semunberern, Kennern, ja noch
perfönlidjen ^reunben ©oethe’S 3u treten, immer
unb immer aufs Steue Pon ihm gu Pernehmen,
gu erfragen, gu f(hauen unb gu hören, bis ich
guleht bahin gelangte, mir fein Silb perfön?
lieh in allen Situationen Porgaubern gu föunen.
Ser getreue ©dermann mab an meiner eige?
nen Perfon ab, mie ho<h gemachten er gemefen.
B<h lieh mir eS fdhon gefallen mit einem ©e?
fühl, als ftänbe ber grobe fUtann neben mir.
Senn bie Stugen ©dermannS leuchteten auf bei
ber ©rinnerung als fäh er feinen ©chatten.
©S mar hier in Kiel auf ber alten herrlich
ibpllifchen Pabeanftalt, bie jebem alten Kieler in
ber ©rinnerung in ihrem SBedhfel ben SBechfel
ber Beiten Porfpiegelt. 2ßir manberten unb fahen
Tecfung ber SerioattungSfoften beftimmt finb,
beträgt 1,846,807 Ä gn ber üom
Tagelang im ©efpräch über ©oetbe, öfter am
Straube auf einem Trittbrett, too uns einft ber
bamalige Sabemeifter Schuld überrafdbt unb be*
horcht batte, beuu loir loaren ganj oerfuufen,
©cfetmanu im ©wählen uub Sefdbreiben, leb-
haft geftifulirenb, ich ftiüe borchenb. loar
ja auch fo ftarf, bafj er eine Kanone mit ber
Hanb aufricbten tonnte", hörten loir bann bie
Stimme beS SabemeifterS inS ©efpräch entfallen,
ber auch mit in Segeifterung geraten loar burdb
bie Sdjilbernng unfereS Helben.
„2Ber benn? rief ©cfermann, auf* unb um*
blicfenb, loer bat baS erjä^It ?"
Stun, ich meine Sluguft ben Starten, fagte
ber Sabemeifter unfcfjulbig, babon fpredben Sie
ja loobl. „Sich loaS, rief ©cfermann jornig,
loaS gebt uns ber an, loir fpredben Pom „Sllten
Herrn", oon ©oetbe."
Salb nun tarn idb in Sonn unb Seipjig in
bie eigentliche ©oetbe*@emeinbe, in einen Kreis
Oon SJtännern, bie nicht blofi loie idb ©oetbe ge*
lefen unb beiounbert, fonbern bie als Schrift*
ftelfer, ©elebrte, als Kritifer, Sammler, Ser*
leger ein praftifdbeS Serbältnifj 3U ibm unb
feinen SBerfen batten.
2Jtein fpejietler SanbSmann unb nädbfter
greunb Otto gabn batte baS intereffante unb
loertböolle Such über ©oetbe’S Slufentbalt als
Stubent in Seip3ig gefcbrieben. Süiit meinem ,
---u wu.uiye|ujiyein; u3T
©füdEftabt überführt. — gür bie Kaüfen’fcl
SieiSmüble in g I e n S b u r g ift loieber eine !
greunbe unb HauSioirtb ©buarb Södfing mad
ich auf einer Steife einen Slbftecber nach 2Born
um für Salomon $trfcel, ben @oetbe=Samml
als ©eburtStagSgefcbent einen nodb ungebruct“
Srief ©oetbe’S an bie ©baritaS Sfteijner, t
ein tur3 bauernbeS gntereffe. für ibn gebe,
loo möglich 3u erobern. Ter Sefiher, eilt tleic
nicht su fauberet TabacfSbänbler, loar aber t
„©efchäft" flüger als loir, er loufjte fidb n
üorläuftgeS „©otteSgelb" burch binbaltenbeS C*
fpräch öon Söcting betauSsulocfen, unb erlitte
am Schluß beS HanbelS: baS Original S
SriefeS fei längft oon König Subioig Pt
Saiern getauft, boch baffe er eine Slbfchrift tr
uqS erlangen 31t tönnen.
TieS mag bie Sammler dbarafteriiiren, beit
Schäle ber fluge Schioei3er, Serleger in fie>*
jig, fiir&el faft fämmtlich 3U oereinigeit loufjt
©ine neue SluSgabe ber SBerte ©oetbe’S ab
Seranlaffung 31t eingebeitber Tejtfritif unb oft
fcharfer Serurtheilung beS Oerftedtten aber rieht
unbefannten Herausgebers. Helmbolfc, ber ja*
malS in Sonn loar, mit bem ich loegen meii*er
naturioiffenfcbafflicben Steigungen im b^<hft alt*
genehmen belehrenben Umgänge ftanb, batte
fdhon ein paar gafjre Oorber feinen bebeutungS*
tiefen Sluffab über ©oetbeS Slrt in ber Statur*
forfdhung in ben Kieler SJtonatSbeften brodien
laffen. Slufierbem aber batte faft jeber biejfer
im JSamen aer Hinterbliebenen:
Justus von Bestimm, Dr. phil.
Wiesbaden, den 6. August 1880.
Ö773 | 0608
jur älbfahrt (SiadpnittaflS unb SJüdfaJrt «Ibent
\ ä 2 Mi.r TuhcnbbtüetS 21
bei «Sartori & »etfler.
bebeutenben SJtänner, ID03U reifenbe, mehr ober
loeniger lang in Sonn anioefenbe, loie SDtoritj
Haupt, Taoib Straub, bie SJtonate lang mit
mir unter einem Tach auch bei Söcting loohn*
ten, menu nicht 3u ©oetbe felbft, fo boch 3» beffen
greunben, Secretaires Herausgebern, loie 3. S.
SBelcfer su SBilhelm Poit Hnmholbt perfönlidhe
Stellung, oft gans intime gehabt unb er3äbltcn
bem begierig gragenben gern baüon. So fafite
ich gleichfam auS sioeiter Hanb bie lebenbige elef*
trifdbe Kette, bie 3« bem groben SJtittelpunft, 311m
„alten Herrn" 3urücffübrte.
Sater Slrnbt, SöcfingS HauSnachbar, loar mir
loährenb einiger 3fa^re faft loie ein Sater
frennblich- geh fab manchen fchönen Slbenb an
feiner Seite unb ^örte mit ©rftaunen feinen leb*
haften Stählungen 3U auS ber B^t tyv, bie
faft jebem Sebenben als längft oergangen unb
biftorifcb oorfommen mubte, bie ihm in allen
Bügen lebeubig loar, als fäb er fie Oor Slugen
unb man fab fie mit ihm. Slrnbt loar Oor
2Wem beutfdber patriot, ©r fdhioärmte für ein
einiges ftarfeS Teutfdhlanb. ©r babte bie grau*
3ofen, fran30fifdh.eS SBefen, Prahlerei unb ©le=
gans, er babte glübenb bie StapoleonS, ben fo*
genannten ©toben noch über ben Tob hinaus,
freilich batte Slrnbt ilrfadhe ba3it. ©t loar
auch mit, loie fo mancher beutfdhe SJtann, oon
I bem corfifdben Tiger gebebt loorben, flüchtig
loie baS 2BiIb im SBalbe, uub ohne grage er*
fdhoffen, loenn er nicht baüon gefommen.
2ßemt ich fein Such „SBanberungen unb
Söanbelungen mit bent f^ret^erm Oon Stein",
loorin er ihre flucht nach Stufilaub, Slufentbalt
in Petersburg unb Stücffebr nach ber Schlacht
an ber Serefina befdhreibt, lefe, fo ift eS mir,
als fäbe ich noch an feiner Seite, b^te ihn
laut fpredben; feilte Slugeit bliben in bie gerne,
er fdhlägt mit ber gauft bröbnenb auf ben Tifdb,
bann lacht er über meinen Schrecfen: „ga,
mein liebet greunb, Kinb, baS loaren anbere
Beiten ! Ta muhte man ein eiferneS Her3 haben l
Ta ging ber Tob um, loie ein SJtäber. geh
habe im SBinter 1813 eine fleine Kirche ganj
ooll Seichen gefuuben, fie loaren aufgefdhidhtet
loie H0I3, alle erfroren, hoch auf foioeit man
reichen fonnte..." Unb er 3eigte eS mit ber Hanb.
gür eine foldhe Statur, loie Slrnbt, loar nicht
©oetbe baS gbeal, fonbern Stein, fein „alter
Herr", loie er loieberum 3U fagen pflegte, ohne
ben Stamen 3U nennen, ©oethe unb bie Hum*
boIbt’S loaren Slrnbt oiel 3u paffto geioefen in
ber B^it ber Stotb unb beS Kampfes mit bem
©r3feinbe. Strubt hätte oielleicht ben gauft,
ben KoSmoS unb bie fprachioiffenfdhaftlidhen ÜJtei*
fterioerfe Sßilbelm oon HumboIbtS gegeben für-
eine Steibe Sdhladhtcnlieber.
i (gortfefeung folgt.)
ättSfcucfb btefe Unreblicfjfett vtitbt^i^^R im 93oraug unb ftellt ein äfttfjlmgen in jtc^l Slngficht. £>ie 23ornugfe£ung, bah bk nicht fortfchrittlichen liberalen, bie Diationalliberalen, iljrerfeitg an bem fpaft tf;eilnefjmen nnb bie miff entlieh falfc^e S3ef^utbigung gegen eine SRacbbarpartei fidj aneignen füllten, muff fd^on an ber ©fjrlichfeit ber Siberalen feheitern. cobile" unb bie Heineren Schiffe (rSeürier",j „SJionftiqne" unb „Sllcpone". ©herhonrg bietet einen gro§artigen ÄnblicJ. ©inen mei* teren ©lanjpnnlt beg gefteg mirb bie ©rlench* tnng beg £)afeng bilben. ©herbourg ift eine «Stabt mit 40,000 ©inroohnern, nnb ba bie 3al)l ber ^remben cinferft grof ift, fo ift bag Sehen bort fefjr tfjeuer. ©infaetje ©achftubchen
3n Seranlaffung ron Hermann ©rimm’g; (Buetfje = ^orleftmgen^ 3toeite Auflage. ^Berlin. £>ertj. 1880. 25on ^lau§ II. 2lrnbt batte ©oetbe einmal gefeben unb ge* fprochen. Seine münblicbe Sefchreibung Pon iPer* fonen trar immer, begleitet buri^ lebhafte @e= herben unb trecbfelnben Don ber Stimme, böcbft anfcbaulich- ©^ ift mir alg fäb ich ©oetbe, Stein unb ©arl Sluguft sufammen im Sölner Dom, alg 2lrnbt su ihnen bereintritt unb fte in’g 2tuge fa|t: fo malte et fte mir, ©oetbe Poran: „3a er trar ein fdjöner 2Jtann! 2lber er batte ettrag su furse Seine. Dag muhte er auch febr mobl unb trug begbalh einen langen fRod, um eg su Perbecfen!" Slrnbt batte eine briefliche 2lufforberung Pon feinem „alten öerrn" erhalten, nach Söln herüber 31t fommen, mo er mit bem 6er3og unb ©oetbe eintreffen mürbe. Natürlich batte er ftch gleich aufgemacht, Permutblich 3U S^h/ batte 2lbenbg mit ihnen getäfelt, ©arl 2luguft batte etmag fripole Sifchgefpräche geführt unb Slrnbt ärgerte ftch noch, bah ©oetbe fie gleichgültig ober lächelnb mit angebört. Da aber fagte Stein: „Durch* laucbt, menu Sie ficb nicht Por fid? felbft fchä* men, füllten Sie fich fcheuen Por ben jungen amfchulbigen Seuten!1' — 3m Sommer 1855 fam auch noch Settina auf längere 3<it %ai) Sown Hrnbt brachte mich 3U ihr: „Sie mill Sie feben!" 3<h fträubte mich aufangg bagegen, aber ber 2llte lieh nicht nach. 5Ro<h bemabre ich einen fleinen fettet auf, ben ich eineg Sagg im 3nli auf meinem 3inr* mer fanb, ber in grober gemaltiger Schrift bie 2Borte enthielt: „Somme um 5 Uhr .fjerrn Slang ©rotb absubolen 3U Stau Settina. ©. 2R. Slrnbt.11 Unb fo fam et: ©in Heiner unterfeljter 9Rann, ein menig gebüeft, altbeutfchen fRocf an, ohne Sragen, breiten §embüberf<hlag aug biefem Sei* nen, rinbgleberne Schube mit Seberriemen 3itge* bunben, £>ut mit fchmalem SRanbe unb einer groben preujnfcben ©ocarbe: ein 3Rann aug alter 3eit, aber aug ber eifernen, ©r fafjte meine lange fchmale ©eftalt unter ben 2trm unb fo manberten mir bie Soblenser Strahe hinauf, er lebhaft rebenb. ©r erjählte mir eine Sage, mir mar’g alg mühte man ihn brühen übern Schein Pernebmen, Seute blieben fteben, boröbten unb faben ung nach- 3« ©rmefeifg ©arten hinter bem ßotel trafen mir Settina allein Por einem Dbeetifch. „Da ift er!" Unb bann umarmte unb füfite er fie, inbem er fie Stau Schmefter an* rebete. Settina’g 2lnfeben, bie einft gefeierte, mar bamalg am tiefften gefunfen. Sie batte einmal eine fReibe 3abte früher einen fRoman gefebrieben u. b. D. ,,©oetbe1g Sriefmechfel mit
'/ vvaiMpun Uli vvv Uvv-
//■.'F'Sreitreppe -Rorbenffjölb, bet in ^Begleitung
feineä berühmten Steunbeg Sorrel erfcbien, unb
geleiteten ihn in ben becorirten Seftfaal, in met*
<hem etma 300 Serfonen anmefeitb maren, bar*
unter ber ©rbprins oon Meiningen, ber ©bef ber
2lbmiralität Pon Stofcb, Unterftaatgfecretair öon
©ojjlet, ber ^iefige cbineftfche ©efanbte, ber Dlec*
tor ber UniPerfität unb eine grobe Strahl Pon
Deputationen gelehrter ©efellfchaften. 2ltt ber
einem Sinbe", einen Dtoman Pott beftricfenbem ,
3auber, bet in einer faft unpergleichlicb frönen
Spraye Sebengmutb unb Stüblinggluft, ber beut*
fdjeg 2ßefen unb Setfebr uttb alg ÜJRittelpunft
unfern gröfiten Dieter unb ficb felbft alg lieben*
beg unb geliebteg jungeg 9Räbcben barftellt, fo
bab ^ebermann Pon ber tbatfächlichen Realität
überzeugt, ein Silb ber 3oit unb Por allem beg
föauptbelben ©oetbe’g empfing, trie eg feine ejacte
Sebengbefchreibung hätte geben fönnen. 2lber
bamalg, in ben fündiger fahren, regierten bie
ejacten Sorfcber bie Sßiffenfchaft unb bie Sßoefte.
@g traten nicht blob bie ©ermaniften, Sachmann
unb ßaupt an ber Spilje, treldpe Staut unb
Unfraut, bag ftdj> nid^t mit 3ablen unb 9tamen
belegen lieb, augrotteten fotreit eg unfere mittel*
bochbeutfche $Poefie betraf. Die ©oet&eforfcber
trurben halb ebenfo baarfpaltenb. ©in falfcheg
Datum in „Dichtung unb SBabrbeit" trat ein
grober S»nb, ber bem gaitjen 3Jteiftertrerf ein
neueg Siebt geben fotlte. 2Ran trollte ber Settina
Sonette ron ©oetbe nacbmeifen, bie fie alg an
ftd? gerietet mittbeilte, bie aber nic^t für fte ge*
febrieben feien. 3a, fte ^ättc folche in ißrofa
aufgelbft, in ^Briefform an ©oetbe gerichtet unb
fie ficb bann Pon ihm alg Slntmort triebet
fdjreiben taffen. Dag unb 2lcbnlicbeg trat genug,
ihr eigueg SReiftermerf, bem noch feine Nation
etmag an bie Seite ju ftellen bat/ in ben Stugen
gläubiger Sefer 31t Pernicbten. 2llg trenn ein
nepmuugssgeiir oeuricper ©eogta
allen ©ebieten ber SBiffenfdbaft berrorragenbf
Sebeutung Deutfdblanbg mache ibm ben bereite*
ten ©rnpfang unb bie Segriijjung ungemein
irertbPolI; ber ©inbruef erhöbe fi<h für ibn
bureb bie ©rinnerung an feine 3nflenb, ba er
bag ©litcf batte, unter ber Seitung berrorragen*
ber beutfdber ©elebrter hier bie erften Schritte
auf ber Sahn ber SBiffenfcbaft su tbuu; inbem
er für biefen ©mpfang unb bag 3ntereffe
j Dtoman Pon Steptag ober ©berg ettrag anbereg
leiftet, nur nicht in bemfelben DRafje: ben Sefer
3U täufeben, alg fei atleg 2Birflid)feit getrefen,
trag bie Seher beg Serfafferg befchreibt. £>ätte
Settina ©oetbe’g Silb Pet3eichnet, hätte ihre
Darfteüung feiner ©rohe Abbruch getban, fo
träten bie Herren im Dtecbt getrefen. 3etjt haben
fte auf 3abte bin bem nadbirachfenben ©efcblecbt
©enufj unb ^Belehrung geraubt eineg Sunft*
trerfeg Pon einer inneren SSabrbeit, bag su
f<hreiben nur eine boebpoetifche Dtatur, begün*
ftigt burch gans befonbere ©rfabrungen, im
Stanbe trat, ©anj abgefeben pon ben £>aupt*
perfonen: 2Ber bat bie beutfdje Saitbfchaft am
glücflidjen DRain unb Dtbein, trer bat ben
Frühling unb Sommer unb mit ibm bag ein*
faebfte DRenfchenbafein, mie man im ©arten bie
©rbfen blühen fiebt, ober am Stübmorgen bie
Strafen einer Stabt, ober im ©dritter unb
Sommerregen bie Ofocbugfapelle unb ben 2Beg
hinab 311m alten beutfdfen Strom, trer bat
aufjer ©oetbe eg 3U befchreiben Permocbt, bah
bag £>et3 auflebt, trie ^Bettina ?
ltnb bie DJZoral trat noch ebenfo ftrenge mie
bie ^Philologie. Diefe ©itelfeit! ©ine Stau
ftellt ficb bar alg bie ©eliebte gleichfam
terg! 2llg trenn ber nicht DRanche geliebt!
llttb audb bieg Serbältnifj trabrlich reiner unb
icböner alg mehrere reale, ltnb gatt3 in bem
Sinne, trie ung ©oetbe fie felbft rerflärt in
'em
jeu. ieo2 in Tedjeimtg, 18bu
.Vfner ©elbftbiographie ober ttx feinen T)i<htun*
gen barftellt, fo bafs man auch nach biefer ©eite
hin ein ©ilb bon ihm burdh ©ettinag Vornan
geminnt, toie eg nicht lebenbiger, fchöner unb
mahrer gemonnen merben fönnte burd) bie befte
Sebengbefchreibung, bie nod) gefdhrieben merben
foil. Hermann ©rimrn hat fürslidh in bem
©oethe * Jahrbuch 1880 unter bem Titel:
„©ettina bon Slrnim" bieg mit größerer ©a<h*
funbe su meiner $reube umftänblidher augein*
anbergefefet unb mir etmag abgenommen, bag
mich längft auf bie finger brannte; benn id)
litt bamalg felber mit mitten unter ben ejacten
gorfdhem. ©tein .ßögern, mit Slrnbt sur©ettina
su gehen, hatte sum Theil ben ©runb eben
hierin, toie ich auch Slrnbt nidjt oerfchmieg. ©g
ift fturner, alg unerfahrener fffienfdh, in einem
foldjen Greife gegen ben ©trom ju fchmimmen.
©tan toirb mit fahlen unb Taten fo oft unter*
getaucht, big man ben Slthem berliert. ©o Per*
lor ich einen Theil meiner ©egeifterung, mit
ber ich, bamalg bor langen fahren fdhon, big
auf bie politifdhen ©üdjer ber ©ettina, jebeg
ihrer ©Berfe berfdhlungen hatte. SBüre bieg furs
borbem gefdhehen, märe ber ©hxbrud gans neu
gemefen, fo hätte ich PieHeicht opponirt, trie ich
eg fonft mitunter that. Setjt hielt mich bie
gefurcht in ©dhrattfen.
3ch erftaune fe&t, toie ich gefdhlagen mürbe
bon Shatfacfjen unb ©eben. Siodh muh ich
lachen, menn ich baran beitfe: alg ich ©ater
Slrnbt ermartete, um mit ihm 3U ©ettina 3u
gehen, guefte ©öding aug bem fünfter in ben
©arten, forage: „@roth, mo mollen ©ie hin?*
Slntmort: 3<h märte auf Slrnbt. „S53oHen ©ie
mit ihm?* Slntmort: $a! „SDöohin benn?
©ie finb fo ballmäjjig angesogen?" Sur
Bettina. ©r: „Tahin? unb ber Sitte mit?
©ben fo’n Söinbbeutel mie ©ie!" Sag mar
halber ©rnft.
Otto $ahn fchrieb bamalg an SJtosart unb
hatte Bettina früher fdhon, ba er auch
©eethooen’g ©iographie 3U liefern badhte, in*
guirirt, ob fie bie ©riefe ©eethooen’g, bie in
ihrem ©riefmechfel abgebrudlt finb, mirflidh
empfangen habe unb ihm su 3eigen geneigt fei.
©ie hatte ihn, geredhtermeife, abgemiefen unb er
mar überseugt, fie hätte auch biefe „erlogen."
Slber ba fafi ich nun bor ber Sauberin, per*
fönlidh, im himmlifdhen ©ommermetter, bei
©rmefeilg im ©arten. „Stun mag er fxdh allein
mehren!" fagte ber alte Slrnbt, inbem er nach
einigen Slnefboten bon ©ettinag ©ruber ©lemeng
©rentano, bie er er3äf)lt, Slbfchieb genommen,
©ie mar alt, ©ettina, aber ich fah in ifm bie,
bie ©oethe am Slrm unb auf bem ©dhofi ge*
habt. Unb halb erfdhien fie in erneuter $ugenb
in ihrer grasiöfeften jüngften Tochter, bie fxdh su
ung fe&te unb bag ©efprädh reicher machte,
©ettina gehört mit [Recht su ben ©eftalten, bie
bag ©oethe*Sahrimdh eröffnen. S<h mill nur
noch mittheilen, bah ein ©emitter im Slnsuge
mar unb ©ettina mich bat, fie nach bem Sitten
Soll su führen, mo mir ben Slnblid freier ge*
nie&en fonnten.
©g ift mahrhaftig feine ©itetfeit, menn ich
ersähte, mag fie mir fagte, alg ich fie burch ben
©arten führte, umleuchtet bon abmedhfelnben
©li£en: ,,©o, lieber ©roth, hänge ich nun
Shnen alg ein gans alter ©tridfbeutel am Slrm,
mie eixift ©oethe alg fleineg ©täbdhen." Tenn
mich burdhriefelte eg big in bie gehenfpitjen bor
©hrfurcht unb Tanf auch gegen bag ©efdhief,
mich bem, ber nun nicht mehr mar, einft mpthifch
fern, nun gleidhfam menfdhlidh fo nahe gerüdft
Su fühlen, bah idh noch einmal im Sehen ben
Slrm faffen burfte, ben feiner mit Siebe berührt
hatte.
(ftortfetjung folgt.)
kleine
[^nttflcrproljcn.] Tr. Banner in ©emporf
hat mit feiner £ungermette Sung unb Slit re*
bellifd) gemacht. Söährenb bie ©inen nad) bem
fRubme geisen, eg ihm gleid) 3u thun, fdhürfen
bie Slnberen in ben ©ruben ber ©rinnerung unb
bringen Taten sum ©orfdbein, bie bag hungern
ju miffenfd)aftlid)cn Smeden alg feine neue ßr*
finbung erfcheinen taffen, ©o mirb fefet an ein
©pperiment erinnert, meldjeg im Sabre 1844 ber
fchmebifdje ©rofeffor ©ruffelbäcf unternahm unb
bei bem beibe Momente, fomof)l ©ntjiehung ber
Nahrung alg aud) anbauetnber ©dhlaf, sufam*
mentreffen. 3)er Skofeffor perfdjaffte fxdh Pon ber
föniglicben ^Regierung, unter Suftimmung ber
Sßetheiligten, sum 2obe oerurttjeilte SSerbredher,
an benen er bie meitgehenbften SBerfudje madhte.
©r entsog sunäd)ft ben Subioibuen in ©ruben
unb ©rüften burd) eine fiinftlid) hcrabgebrüdte
Temperatur bie geioöhnlidbe Sebengmärrne pon
30 ©raben, fobann Perfürste er ben SJtänncrn
unb Stauen, an benen er feine ©jperimente
mad)te, bie Nahrung, inbem er ihnen Pon SBodhe
su 3öod)e geringere Portionen reidjte. Sn biefer
2Beife gelang eg bem !)3rofeffor balb, ben
Slthmunggproceh unb ben SÖIutumlauf su hem*
men. üftod) fpäter hörte bie Thätigfeit beg 3)la*
geng, bie 5Berbauung gänslid) auf, fo bafs Slug*
leerungen immer fcltener eintraten. Stunmehr
seigte ft^ eine ^Betäubung, eine förmliche ©dhlaf*
fud)t, in ber bie fieute Söodxen, ja 2Ronate (?)
ununterbrochen Perharrten. T)urdh allmählidhe
Suführung Pon Söärme unb Suft ermedte
©ruffelbäd nad) feinem SBelieben feine pflege*
befohlenen.
[StuS bem Sehen bcS iüngft jn lEßicn
Ucrftorbcncn ^Jeofcffoe #cb*a] ersählt bag
„Ä’l. Soutn." folaenbe hübfdie Slnefbote: ©in
junger fKebiciner jemitifdjer Slbfunft fam eineg
Tageg in bag Slrbeitgsimmer öebra’g unb theilte
ihm mit, bah er Pon ber Dtebaftion eineg mebi*
cinifdhcn ©latteg ben ehrenPollen Sluftrag er*
halten habe, mehrere Slrtifel über bie glänsenben
Seiftungen beg £>rn. ifBrofefforg su f^reiben. ,,©d)ön,
! fd)ön," antmortete ber furs angebunbene 5)3rofeffor
i unb arbeitete meiter. Siad) einer ©eile bemerfte
SS
gütige
immer
2)tann nod)
Perlaffen unb richtete
mollen ©ie benn nod)?"
—'r,'$>ħ)err $rofeffor", lautete bie ©rmiberung,
,,id) m^h Sllleg, )oag bie Sßiffenfdjaft Shuen Per*
banft, aber id) bin um einen Titel für bie 2luf*
false Perlegen." — ,,©o", rief &ebra lacbenb,
„na, menn Shuen nidbtg ©effereS einfällt, fo
fchreiben ©ie: Hebraica. 5)ie Seute merben
fdjon miffen, mag ©ie mollen."
[töcpthetlung bc8 üJlonthon = ^teifcä.]
Slug ©arig fd)rcibt man unterm 6. b. 2R. Unter
ben 60 ©reiggefrönten Pon geftern befinben fid)
47 Stauen, meld>e fämmtlid) ben ©rip fDtontpon
burdh Söohlthätigfcitgafte Perbient haben. Slufjer
biefer Kategorie belohnte bie fransöfifefje Slcabemie,
mie üblid), aud) ©d)riftfteller für Slrbeitcn, bic
im Saufe beg Sabreg erfdbienen finb. S)en ©reig
SRontpon für literarifche Sßerfe, meldhe bie ©itt*
lidjfeit fßrbcrn, erhielten: ber Sichter Souig ö-
Srechette aug Montreal (^anaba) ©erfaffer
eineg Sanbeg ©ebidbte, ber ben breifadhen Titel:
Les Fleurs boreales. Les oiseaux de neige.
Poesies canadienues trügt, unb Souig Segranb
für fein SßBerf: „Le manage et les moeurs en.
France“ je 2500 Srcg., mühtenb auf ad)t an*
bere ©dhriftfteller, unter benen 0. T)ouen mit:
„Les premiers pasteurs du desert,“ ©amille
Slantmarion mit einer „Astronomie populaire“
unb fDtaurice ©ioarb mit: „Les metamorphoses
des insectes“ herPorgehoben 3U merben Perbie*
nen, je 1500 S'tcg. entfielen. $ür bie „Etudes
sur Fbistoire de Prusse“ erhielt ©rneft SaPiffe
2500 f$rn:§. pon bem ©reig Tberouaxtne unb bie
jungen fRomanfdhriftfteller SOxbre Theuriet unb
Sllbert Tielpit theilten fuh in ben ©reig ©itet
(6800 fkc§.)
[$cttri 9lod)cfort] foil beabfxd)tigen, bie
bramatifdhe Siteratur mieber su cultipiren. ©er
„^igaro" fdhreibt ihm bie Slbftd)t su, gemein*
febaftlid) mit ©ugnad) ein ©tiid su oerfaffen.
Pon $5»ilom] mirb im nä^ften öerbfte
in Kopenhagen concertiren.
[<Scmpcr=9Jlttfcum.l Su Süridh mürbe am.
31. ^uli bag ©emper=2Rufenm eröffnet, ©affelbe
enthält bie gröfjte 3ahl ber 0riginal*3eid)nungen
beg genialen Slrdjitcften.
Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Z 38
mehrere Vßinter in Italien, nteift in Vom in
©tubien für feinen atticpelangelo unb Vaphael {
gugebracpt.
3)agu kommt ein ^öd^ft eigentümlicher ©tu-
bien= unb Silbung!gang, ber ihn nicpt gu früh
einfeitig in ein Fadhmiffen fjineintrieb, unb
Uebung al! ©cpriftfteßer. S<h bemunbere in
©rimm’! gasreichen CSffaiS nicht nur feine uni-
Perfale Gilbung, fonbern auch ben 3Jluth, un=
Perfcpteiert feine llebergeugung au!gufpre<hen unb
bie Craft jebe!mal bi! in bie unmittelbare ©egen=
mart hinein bie Regungen ber allgemeinen Sil=
bung!richtung nadbsuempfinben unb einjuorbnen.
liefen 3Jtuth bemahrt man fid) nur in einer
Poßfiänbigen glücklichen äufjeren unb einer er=
ftrebten inneren Unabhängigkeit. 3Jlan muh 2ln=
feeptungen nidbt gu beachten brauchen. 2ln fol=
dhen hat e! ©rimm nicht gefehlt, ja fte hoben einen
$heil feiner Arbeiten nidbt gur rechten SBirfung
kommen laffen. SUtan gönnt feinem 3Jtenfchen
Pornehm gu fein unb Slnbere entbehren gu können.
S<h, für meine Verfon, begreife 3. 55. nicht, mie
nicht ©rimm’! Vortrefflicher Vornan, „Unüber=
minbliche ajjäcbte", in bem man fid) immer in
guter ©efeßfepaft fühlt, ber reich ift an ben
trefflidbften ©cpilberuugen, fdbön in ©pradhe unb
3)iction, mehr al! smei 2luflagen erlebt hot.
3)ah ber Selb ein angekränkelter 2lbliger ift,
kann’! nicht machen, ihm hält bie entgütfenb
mahre fdpöne gefunbe Selbitt Poßkommen ba!
©egengemiept. 35od) Pießeidht kommt feine 3eit
noch mteber.
3Jluth gehörte auch ba3u, bie Vorlefungen
über ©oethe brücken su laffen. 35a! bi! iept
Porhanbene SCUaterial über ©oethe kann beinahe
einen ©eift erbrücken unb ba! ©ebäcbtnifj oer=
mirren. Unb mer nun auch über ©oethe etma!
©igentpümlidhe! fagen miß, ber finbet kritifdhe
Slugeu in Ungapl. ©ie hoben ©rimm’! Suche
nicht gefepabet, eine grneite burepgefepene Auflage
liegt Por mir, ober oielmehr um einen flauen
©infaß nicht unau!gefprod)en 31t laffen, mieber
hinter mir, beim e! hot mich auf! neue fo ge=
feffelt, bah id) e! nicht au! ber £>anb gelegt,
bi! ich e! noch einmal mörtlidh aufmerkfam
burdhgelefen höbe. Swm erften Sßlale gefdhah
bie! kurs nadh feinem ©rfdpeinen im SCßinter 1877
in Italien in fehr trüber Seit, bennod) feffelte
e! mich fo, boh e! mich oft au! meiner SUtelan-
dholie herau!pob, oft fo, bah tä mir mar al!
erlebte ich noch einmal, concentrirt unb geklärt,
ma! ich m einer Veipe bon fahren burd) meine
Seetüre, ©tubien unb ©rfaprungen an ©oethe
empfunben, genoffen unb gemonnen hotte. 3^h
ging bamal! gleich baran, bie ©inbrüdfe, meldhe
mir ba! 53udh gemadht ntebergufthreiben, um
meine ^reunbe, 53ekannte, ©chüler, biejenigen,
benen meine Uebergeugungen etma! gelten, auf bie
Portrefflicpe Slrbeit aufmerkfam au machen, aßein
e! blieb beim Anfängen.
©! ift nicht gerabe gebräuchlich, ein Sud) erft
bei ber gmeiten Auflage 3U befpredhen, menn man
nicht! befonbere! bariiber gu fagen meih. S<h
mählte baher bie Form perfönlicper aJlittpeilung,
um, menn meine Sefer baran ein Sittereffe ge*
monnen, in menigen SBorteu fagen 311 können,
ma! fie, menn fte e! noch nicht kennen, oon bem*
feiben 3U ermatten hoben.
fUleine ©rmartungen, bie both pod) gefpannt
maren, mürben meit übertroffen, ailich erfahte
fogleidl) ein ©dhauer ber ©befürcht, al! ich fchon
auf ber erften ©eite oon ©rimm! Sud)e la! :
„©oethe hot im geiftigen Seben 35eutfd)Iaub!
gemirkt, mie eine gemaltige atatur*©rfcheinung im
phpfifchen gemirkt hätte. Unfere ©teinfohlenläger
etjählen Pon Seiten tropifdher Sßärme, mo Val*
men bei un! muchern. Unfere fidh auffdbliefsen*
ben ööplen berichten Pon ©feiten, mo Venn*
thiere bei un! peimifdb maren. Sn ungeheuren
Seiträumen Poßgogen fich auf bem beutfdhen
©oben, ber in feinem heutigen S»ftonbe fo fehr
ben Slnfcpein be! emig UitPeränberlidhen trägt,
capitale Umtoälgungen. 3)er Vergleich alfo läfit
fidh Sieben, bah ©oethe auf bie geiftige 2ltpmo!*
phäre Teutfcplanb! gemirkt höbe, etma mie ein
teßurifdhe! ©rgebnih, ba! unfere flimatifche
Vßärme um fo unb fo oiel ©rabe im 35utd)*
fepnitte erhöhte, ©efdhähe bergleichen, fo mürbe
eine anbere Vegetation, ein anberer Setrieb ber
Sanbmirthfchaft unb bamit eine neue ©ritnblage
unferer gefammten ©jifteng eintreten."
„©oethe hot unfere ©pradhe unb Siteratur ge*
fchaffen.... 211! ©oethe gu febteiben anfing, mar
bie beutfdhe ©prache fo befepränkt in ihrer aßge*
meinen SEBirkuug, mie e! ber beutfdhe nationale
2Biße in ber Politik mar."
3)a! ift bie rechte Stimmung, in ber man 31t
©oethe treten muh, in bie un! ©rimm’! Such
gleich beim ©intritt Perfekt unb bie e! erhält
unb gut felbftbemufiten ©inficht fteigert, menu man
e! mit bem lebten Vßorte au! ber £mnb legt,
bankbar, bah mir einen foldhen IVann befafjen
unb enblidh Semanb gefunben, ber er e! gu fa=
gen unb 3U geigen im ©tanbe ift.
(©cplufj folgt.)
kleine
[S'hcunc Bettung.] 35ie „Cölnifcpe.Seitung"
er3ählt jept in ihrem Feuilleton ihre eigene ©es
fd)id)te unb ermähnt babei natürlid) aud) viele
ber kleinen Cunftgriffe, um ihren Vioalen guoots
gukommen. ©0 muhte fie fid) tor ber Seit be!
Telegraphen bie „3ime!" 12 ©tunben früher al!
bie übrige beutfepe S^effe gu Perfcpaffen. 35a!
englifd?e Slatt erfdhien, mie nod) heute, morgen!,
marb aber erft am Slbeub mit ber Continentals
poft nach 2>eutfdjlanb beförbert. 35ic C. S- liefe
nun morgen! ein ©yemplar in Sonbon kaufen,
fanbte e! burch befonbere Vermittelung mit bem
um 8 Uhr früh Pon bort abgehettben Sufle nach
Frankreich unb fo au! einer £>anb in bie anbere
nadh Cöln. 3)er Vegug auf biefe ffBeife koftete
3000 it. jährlich.
Pcutfehe BoMt«<*liflentH0] hat, oers
aniaht burd) Petfdjiebene ;Umftänbe, mogu noch
bie na^ Pielfadien Unterhanblungen fid) herau!s
fteßenbe Unmögli^keit kommt, in biefem Sahre
in Coin gu tagen, bie auf ben 22. Sluguft ans
gefepte ©eneraUVerfammlung bi! auf fpätere
Seit oerfepoben.
[®cr fpattifepe 3uatt @it=
gettio ift am 2. Sluguft geftors
ben. ©r hat mäprenb eine! halben Saprliunbert!
ben gröhten ©influh auf bie ©ntmidelung ber
fpanifdpen Sühne geübt. Sekannt mürbe
^arpenbufd) guerft burd) feine „5lmante! be 35es
ruel" (Vtabrib 1836, beutfd» Pon ©eubert), unb
pon ba ab ift er bi! in bie lepten Sahre unau!4
gefept al! 35ramenbicpter thätig gemefen. öar«
penbufd) Peranftaltete kritifd)e 2lu!gaben älterer
fpanifeper Vteiftermerke, ber SEBerke ©alberon!,
£ope be Vega! unb 2lnberer.
[S«t 9icftaurnnt.] „2lber, ©arpon, ma!
geben ©ie mir für ein Seeffteat!" — „Vers
geibung, ber Iperr miffen mohl niht, bah jefet
Vtobe ift, fid) baran gu gemöhnen, nid)t mehr gu.
effen." :
Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Z 38
Fn Seranlaffung Pon Hermann ©rimm^S:
$meite Stuflage. Serlin. £ertj. 1880.
Sou JltauS Cfcotfj»
III.
Sßernt idfe nun noch fürs ermähne, bafe idfe
unter befonberS günftigen Umftänbcn ober Piel*
mefer freunblicfeer Führung jeben Fled in SBei*
ntar unb Umgegenb bis 3^na betreten, beit
©oetfee gemeint, fo bin ich für mich am ©nbe.
Der lefete ©efretär ©oetfee’S, Dr. ©dfeudfearbt
geigte mir, ich meife nicht burdfe meffen Stuftrag
ermächtigt, ©oetfee’S ipauS, öffnete mir bie ©cfeieb*
laben feiner Sammlungen ic. ^eber SBinfel
tourbe mir auf meine begierigen fragen nach
einzelnen befannten Vorgängen burcfe freunblidfee
Stntmort lebenbig. F<h tarn aus einem gemiffen
©dbauer ber (S^rfurdht gar nicht feerauS. Fk ber
Sibliotfeef befah ich mir bie Süften ©oetfee’S
unter Seitung Pon Dr. Körner, ber mir, felbft
begabt mit ©timme, bie mächtige beS alten
£>errn Pormadfete: mie er fie, bie SBeimarer Fun*
genS, angerebet, ermutigt, gefcfeolten, menn er
fte beim ©piel, bei Schlägereien ober fonft ge*
troffen. F<h mar in ©tterSburg unb mo nid^t
fonft: immer Pon miffenben F*cunben umgeben,
bie meine SMfebegier befriedigen tonnten.
Sein SBunber, bafe ich, fo auSgerüftet, nicht
leicht etmaS über ©oetfee laS — Detailfadfeen
ausgenommen — baS mir einen tieferen ©in*
brucf madhte, bie empfangenen etma bermifdhte
ober bleibenb beränberte. F<$ f (heute mich fo=
gar nach unb nach babor, mie idb benn audh
niemals ftauft auf ber Süfene gefehen habe, um
mir nidht feine unb ©retdfeenS ©eftalt in attbe*
rer Raffung aufbrängen gu laffeu, als mie ich
fie mir als meinen eigenen Schafe in meiner
ißfeantafie bemafere. DeS ©nglänberS SeroeS
Such über ©oethe hatte fdjon diele Auflagen er*
lebt, ehe id} mich entfcfeliefeeu tonnte — um bem
©rftaunen, bafe icfe’S nicht fenne, auSgumeichen —
eS gu lefen. Unb mit melcfeer ©nttäufcfeung
legte ich eS hin! ©in DSanit, ber gefleht, bafe
er nicht recht meife, maS er aus ©oetfee’S Daffo
machen foil, bem als fjrembem ©oetfee’S ©pvadhe
im Fntimften berfchleiert bleiben mufete, ber
beutfche Serfeältniffe felbft ber ©egenmart nicht
burchfchaute, bem eS am rechten Sefpeft fehlte,
für SUleS maS er befchrieb — etma ben gefun*
ben Slppetit feines gelben ausgenommen: ber
biente uns — ober bient noch — uns bie Fns
tarnation beutfcfeer SBefen in ber ißerfon beS
gröfeten Richters ber SCBelt, uns felbft jn offen*
baren.
©cfeon in Sonn mar in bem Sreife ber ©oethe*
Senner unb Serehrer oft babon bie Siebe, mie
eS Sebürfnife fei unb hohe Feit, bafe einmal ein
orbentlidfeeS Sßert erfdfeiene über ©oethe unb feine
©dferiften, Sebürfnife, um baS anfdhmellenbe
SJtaterial in Sriefen unb Dolumenten auch für
anbere Sefer als bie eigentlichen Fachmänner gu
oermerthen, hohe Feit, bamit nicht bie lebenbige
Ueberlieferung erft Pollftänbig abgeftorben fei.
©oetfee mar nach feinem Dobe in ben Slugen
berer, bie ihn immerfort im ©efidfet behalten,
noch fortmäferenb gemadhfen. ©rft burdh an*
bauernbeS Forfdheti, prüfen, Sergleicfeen, tarn
feine fünftlerifcfee ©röfee, tarn ber ©pradhmeifter
unb dichter gum Pollen Semufetfein. SBir Gefeit*
fefee lernten jum Dfeeil erft burdh Fcembe begrei*
fen, bafe mir ben gröfeten aller Sorten ben un*
fern nennen burften. Der F01-‘fdher ©oethe
mürbe 311m Dfeeil erft burdh bie Datminfdhen
Sehren anerfannt. ©oetfee als ÜDleufd) erfefeien
immer reiner, fchöner, erhabener, feine fjergenS*
güte, feine Sleiblofigteit tonnten erft erfannt
merben burdfe immer zahlreicher fidfe feäufenbe Se*
meife, melcfee burdfe bis bafein unbefannte ©dferift*
ftüde offenbar mürben.
Dagu tommt, bafe einer neuen ©eneration
biefe Sunbe einmal neu in iferer ©praefee unb
S(nfd}auung mitgetfeeilt merben mufe. Denn eS
ift bie F*age, mie Siele mofel noch bei ben
burdmuS peränberten Serfeältniffen, mo ißolitif,
Fnbuftrie nebft Siellefererei Saum unb F^t
füllen, mie Siele ba noch in iferer SilbungSgeit
fidfe an ©oetfee fo gu fageit feft faugen, mie eS
nötfeig ift, menu man Pon ifem mefer haben mill
als einige UnterfealtungSIettüre.
©S mar ein glüdlidjer ©ebante Pon Hermann
©rimm, bafe er feine ©tubien über ©oetfee in
eine beftimmte aber bemeglidfeere F°l'm brachte,
in bem er fie als Sorlef ungen an ber ÜniPerfität
S erlin münblich burdfeprobirte. ©in Sudfe über
©oetfee bebarf ein beftimmteS Snblitum, tann
nicht fürr Febermann gefdferieben merben. £>er*
mann © /'mmfefete eine allgemeine Sefanntfcfeaft
mit ©oetfee' feinem SebenSgange, feinen Söerten
PorauS. SBer aber baS mitbringt — je mefer
bapon um fo beffer — ber finbet an feinen
Sorlefungen ein Such, baS er gemife nicht efeer
mieber aus ber £>anb legt, als bis er eS Pon
Slnfang bis 31t ©nbe burcfegelefen unb genoffen
feat. Fh ©rimm feat fich fomit — glüctlicfeer*
meife, unb noch eben gu rechter 3eit — ber
üftann gefunben, nach bem mir in Sonn Per*
gebenS auSfd?auten. Hermann ©rimm ftefet nodfe,
mie jeöt unter ben Sebenben mofel Seiner fonft,
in ber lebendigen Strabition Pon ©oetfee feer,
©r mucfeS auf in ber geiftigen Sltmofpfeäre, beren
SebenSluft Pon ©oetfee ausgegangen mar. ällan
bebente bloS, bafe SBilfeelm ©rimm fein Sater,
Facob fein Dntel mar, bafe in beren föaufe Sldfeim
pon 2lrnim, ©lemenS Srentano, ©aPignp intim
Pertefert feaben, ober maS er felbft in feinem
Sluffatj über Settina im ©oetfeejaferbudfe ergäfelt:
„Sater unb Dntel gehörten beibe su Settina’S
älteften F*eunben. F<fe felbft featte Settina Pon
Sinb auf als eine gang nafee Sermanbte feöfeerer
Drbnung angefefeen, eine Slrt Doppelgängerin
Pon meiner Stutter, mie ich meinen Onfel Facoh/
ber ftetS bei uns gelebt featte, als ben Doppel*
gänger meines SaterS aitfafe. Fd) betrachtete
ifer £>auS als eine Filiale beS unfrigen unb feabe
fie Pon 1841 bis 3« iferem Dobe, fomeit niefet
Seifen bagmifefeen traten, täglich gefefeen. Fdfe
mürbe nie auSfprecfeen fönnen, mie Piel idfe ifer
perbante ober ben Seicfetfeum beffett aufgugäfelen
permögen, maS idfe in iferem $aufe erlebt unb
gelernt feabe.“
©rimm ift in ber glüdflidfeen Sage gemefen,
auf Pielen Dteifen unb nicht als Dourift ober in
ber Slbfidfet, bieS fein Sudfe gu fdfereiben, oft mofel
in Segleitung Pon Settina, bie Orte gu be*
fudfeen, bie ©oetfeeS Fnfetritt gemeifet feat, ©r
ergäfelt Pon einem foldfeen lebten Sefudfe SBeimarS
©. 13 beS ©oetfee*FaferbucfeS. 2tber audfe in
Franffurt ift er gemefen, er feat nodfe bie
SBillemer (©oetfeeS ©uleifa) intim gefannt, feat
Setrn Hofmann gehegten Sunfd) nach einer 1 ^eit unb geftigleit toie bie fleiftige unb maTH> &ß9e (^ßferbefutter auf uid)t einmal fo
3n Seranlaffung oon Sermann ©rimm’g:
dtacffje * gtorfcfmtgetn
Breite Auflage. Berlin, Ser&. 1880.
Son ftlaud ©roll).
I IV.
©rimm hat feine ^iftorifd^=fritifd^e Sebengbe*
fdjreibung ©oethe’g geliefert. ©ine foldfe famt
unb mich oor* ober nebenher gclefen toerben.
Sie oon ©<häfer toar früher gut genug, bie oon
SDütt^er toirb ohne gtoeifel genauer unb auch
beffer fein, ©rimm beginnt mit ©oethe’g Stuf-
treten ben 7. ÜRooember 1775 in Seimar, alfo
mit bem geitpunfte, mit toeldbem ©oethe’g
©elbftbiographie fchliefit. Ser Sefer roirb aber
both uacb unb nach im Rüäblid mit ben Saupt*
momenten feinet ©nttoidelungg* unb Sebeng*
gauged befannt ober biefe Momente toerben ihm
burcb ©rimm’g Sarftellung neu beleuchtet.
ÜUtercf fchreibt einmal an ©oethe: „Sag Su
lebft ift noch beffer, alg toag Su fchreibft". Sag
mag toahr fein; aug ber brülle feiner reichen
©elbfterfahrung flnb bie Schriften ©oeihe’g nur
ein ©jtraft. 2fber für ung ©pigouen ift bag
toag ©oethe gefchrieben beffer, alg toag er gelebt.
3)enn eg ift bie Slume eineg ungeioöbnlich be=
gabten unb begünftigten Safeing. Sag er ge*
fchrieben, bag lebt für ung. ©o felbftftänbig
toie ©oethe gelebt, fo hat er hoch toie nie ein
aitber^ dichter fein Sehen gleichfam toieber alg j
Material für feine Sichtungen oerarbeitet. 9Jtän* ,
iter toie ©chiller, toie ©hafefpeare gehen an bie
Arbeit toie ein SUtaler, ein Silbhauer. ftreilid?,
| ihr 53lut tropft hinein, ihr ©chtoeijj flieht herab,
aber bie ©eltalten bleiben boch aufjer ihnen unb
toerben aug frembem ©toffe geformt, ©oethe ift
toie ber ©etbemourm, ber fein ©elbft auffpinnt.
Sermann ©rimm hat fo bag reiche Material,
bag ung über ©oethe’g äuhere Sebengfchicffale
unb innere Kämpfe unb ©rfahrmigen Oorliegt,
genügt um ©mpfängnifi unb ©eburt, ©nttourf
unb ©nttoicfelung toenigfteng ber Saupttoerfe
©oethe’g flar 3u legen unb baburch ihr 23er'
ftänbnih su ermöglichen in einem ©inne, toie
feine fritiföe ©rläuterung fie je getoähren fann.
©“ein Such ift in biefem ©inne recht eigentlich
ein Kommentar 3u ©oethe’g Sichtungen unb
3toar ein fo geiitooller unb tief einbringenber,
toie toir ihn big bahin nicht befeffen haben.
Sie man photographed? in neuerer Seit
Silber üon Köpfen herftellt, inbem man auf
biefelbe Srennfläche ber Platte üerfchiebene @e=
fichter aufnimmt, bie fich ju einem neuen ©e=
fammtbilbe oereinigen, bag Oon jebem Originale
einige 3üße enthält: fo loieg ©rimm su ben
einzelnen ©eftalten ©oethe’g, 3ur Sötte, 3phi*
genie, sum ©reichen, sunt Server, bem ftauft,
Sephifto _ bie einseinen ©eftalten nach, aug beiten
©oethe bie lebenbige 2lnf<hauung genommen, aug
beiten er fie benn enblich sufantmeu gefcbtoeiht
hat. ©rimm löft bei ben Sauptiocrfen oft bag
feine ©etoebe big su ben ein3elnen gäben auf
öichfam toie ber ©eibentourm fie gefponnen unb
rncht big 3U einem geioiffen ©rabe bie number*
toi Kunft begreiflich, mit ber ©oethe fie 3u
eimt lebettben @an3eu oerflochten hat.
Sem itaioen Sefer faun bieg 3Utoeilen ang
|r3 gehen, toie toenn er gemeint hat, h^r fei
inbiefer liebengtoürbigeu ©efeheinung eine Sh0=
togtphie nach ber Ratur geliefert, fo toahr, fo
fdjö, man liebt ein ©tücf Senfchhcit in ihr
unt erfchricft, toenn man erfährt, bah fie nur
au|Oerfchiebenen Rbbilbern 3ufammengeftücft fei.
äUf.n folche Sefer meinen auch ein ©ebicht toie
Johann, he fd’ mi fo bei" unb ähnliche
fe|el nur fo ^ingefchriebeit, eingegeben Oon
augjtblicflicher ©timmuitg unb ein Sichter toürbe
uittoht/ toenn er bag Sers rührt ohne (elbft
geriet 3U fein, alg er beg Seferg ©mpfinbungen
in £orte fable. Sahr bleibt er, auch toenn er
fdfetbafte Serfe macht, ba ihm bag Sers toeiitt:
feine Sahrheit ruht tiefer, empfuitben hat er
eg/ oag er fchreibt; toenn er nicht echt ift, geht
ber $ritnifj bod? toenigfteng mit ber geit ab.
gier 3. S. ©oetheg Sahrheit unb Sichtung
mit vollem Sertrauen toie ein ©efchichtgbuch ge*
lefenM, mit ben lebengooll ^mgefteüten Ser*
fonei gleichfam oerlehrt, ber erfd?ridt oielleicht,
mein ©rimm auch hier bie Jritifche ©onbe hin*
einfeift unb nachtoeift, bah eg auch eilt „Kunft*
toer£: fei/ auf ben ©ffect berechnet, oon ber
buchfablichen Sahrheit oft abtoeichenb, toie eg
benn urfprünglich auch Sichtung unb Sahrheit
oon ©oethe felbft benannt toorbeit. Slber toag
bleibt benn nach? Sa ift oor 2lUen grieberife,
beg Sfarrerg Sochter oon ©efenheim — auch
fie nur ein retouchirteg Sichtbilb aug ber Shan*
tafie beg getoaltigen 3ei<hnerg? — Sag boch
nicht. Slber oielleicht habe ich meine Sefer nun
gereijt, im ©rimm felber nachsulefen, toie er
feinen Selben unb beffen Sarftellung rechtfertigt,
für ben einfichtigen Sefer, für ben jumal, ber
fich felbft einmal oerfucht hat in fchriftlicher
Sarftellung bebarf eg feiner Rechtfertigung ©oe*
theg. ©r toeifj, bah lebe Sarftellung in Sorten
ein Kunfttoerl ift, um fo mehr je flarer unb
toahrer eg toirft. gür ihn ift eg eine greube
jefet beutlich betoiefen 3u fehen, toag er längft
geahnt, bah uur barum ©oetheg ©elbftbiographie
ein Such ift ohne ©leichen in Klarheit unb Kn*
fchaulichleit. ©in Senfchenleben enttoidelt fich,
alg fchaute man jeben toichtigen SRoment, alle
gactoren: Ort, 3eit, ©Item, greunbe, ©efpielen:
alleg ift toie burchfichtig. SRan merfe toohl:
auf abfichtlicbe Säufchung ift eg nirgenbg abge*
fehen, im ©egentheil barauf, gerabe in ben
Sauptfachen bem Safer bag gefammte Silb ber
jebegmaligen inneren unb äuheren ^uftänbe 31t
geben. Sahrheit bleibt’g, ohne Sichtung geht’k
nicht, bann toürbe eg feinen 3auber oerlieren.
Sei aller enthufiaftifchen Serehrung ©rimm’g
für feinen Selben macht er boch leinen Salbgott aug
ihm, su bem toir nur geblenbet auff(hauen, um ung
bann in Semuth absutoenben. ©oethe bleibt in
Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Z 38
feiner ©arftetlung ein äRenfd) feie mir anbern
armen ©rbenföhne, ein ungemßhnlicber freilief),
aber ein irrenber, menu auch guter Niann. 2)ie§
lefete betont ©rimm mit Nedjt, benn ©oetbe
mar fein falter ©goift, er mar oielmebr meidbs
bergig unb neibloS. S>afj er fid) fd)üfcte gegen
fidb aufbrängenbe Betreuung burdb Neugierige
fommt un§ 3u ©ute: mie hätte er fonft fo oiel
Schönes febaffen unb pollbringen fönnen. @3
ift mabrbaft mobltbuenb, einen ordentlichen
ÜDlann über fittlicb unflare Serljältniffe in @oe=*
tbe§ £eben in biefem Sinn urteilen 3u ^ören,
mie ©rimm e§ tbut 3. 53. über ba§ 3U ber Brau
pon Stein. 2Ba§ man Pon feiner Nlutter ober
©djmefter ober Brau nicht glauben mürbe ebne
3mingenbe Semeife, fagt er über3eugenb, bal foil
man auch nicht glauben Pon einer fjtau, bie
©oetbe hoch öerebrt but. 2lud) über bie Sulpiul
babe id) gern fein milbe§ SBort gelefen.
©oetbe’S Zünftler-, S5id)tergrö§e ift nie in ein
fo flare§ unb glängenbel Siebt geftellt morben,
al§ burdb ©rimm. ©erabe bagu ift er ber Slann,
porgebilbet burcf) eingebenbe Berglieberung äfthe-
tifdber Kunftmerfe, mie in feinem Sudje über
9JMd)elangelo, unb geübt in ber fo fdjmierigen
Sarftellung in Sßorten. SBenn fidb überhaupt
bie 2lrt unb Sßeife, fagen mir bie SJtetbobe be=
greifen labt, mie ©oetbe fdjuf, biebtete, mie fidb
in ihm ba3 Unbemufite, ber Keim gu einem
SDBerfe mit ber bemühten fünftlerifdben Arbeit in
ber Barm, an Seräbau unb Sprache bereinigte,
*o bat ©rimm fie flar gemacht. Sie ^p^igertie
ihren Perfcbiebenen ißbafen giebt ihm bagu,
lüg. 1880.
namentlich ma§ bie Sprache betrifft, eine befou
bere ©elegenbeit.
Nod) mehr mirb piellcicbt ber ßommentar gu
Bauft ben Sefer aufflären unb ihm ba3 gröfj
SDidbtermerf aller Beiten mieberum neu berflären1
2lber auch gang im Slllgemeinen giebt bie 2>ar=*
ftellung be§ BreunbfdjaftSbunbeS gmifdben ©<billert
unb ©oetbe eine ©inficht in ©oetbeä Slrt gljg
febaffen, einen neuen umfaffenben ©inblicf: m ls
ba ©oetbe burdb bie titanifdbe Straft feinet ©i )
führten faft aus ficb heraus geriffen mir L/
„Sdbriftfteller" mirb, mie er nie gemefen ma1 g
baS 53ublifum mit befriegt unb befiegt, ber bi n
bahin nur für feine Breunbe gebidbtet, unb bau
plßfclidj, nadbbem fein unpergefjlidjer Breunb bfnt
Pongegangen, fidb mieber auf fidb felbft befinL
unb gurüdfjiebt, neu fpiunenb, mie bes ©eibe|
murm in feinem eigenen Neige. _
©§ fommt nicht barauf an, bah ber Sefer 1*^
fährt, mo ich in eingelnen Bällen oielleidbt tuer
Hermann ©rimm nicht gleicher 2lnfid)t bin; |n
tbut am beften, menn er felber lieft unb fidb <L
bem üortrefflidbeu Suche erguidft, mie ich eS gf
than habe. I
teilte CHjtimif* 1
[Souriften = ^Joftfartcn.] 2)ie $oftfartJn
mit fdbematifd) Porgebrucftcm Bnbalte f<bein>er
bei Netfenben in Cefterreid), Sapern unb bm
Sdimeig febr in ©ebraud). S)ie harten po3;
SfBiener Kahlenberg, Bfdbler ©d)afberg unb Ni .
haben faft übercinitimmenb folgenbeS Scheme?’
Son einer .fjöbe Pon . . . Buf> über bem 2)teere|
fpiegel fenbe id) . . . beute bie berglicbften ©riifl
Sötr haben einen tüd)tigen ÜDtarfd) hinter unS,
ben mir in . . . ©efetlfchaft bei . . . ©etter gu*
rüdgelegt haben. Betjt haben mir bie ermübeten
©lieber in ber mürgigen SergeSluft unb geniehen
in Pollen Bügen bie herrliche Nunbficht unb bas
majeftätifdbe ©djaufpiel beS Sonnen . . . gan*
geS. Sou hier gebenfen mir unfere Schritte
nad) . . . gu lenfen unb ermarten Sriefe bi§
gum . . . poftlagernb in . . . ©eib beften§ ge*
grüht unb lebt mohl. Bn ©ile!
[Grin gchilbcter $raf)tbinbcr.] „Kommas
rorni £ap." ergäblt folgenbe ergötjlidie ©efd)id)te
au§ Komorn: „tiefer 2age marb bie £bür eine§
Öaufe§ auf bem Nofalienplahe geöffnet unb ein
Slooaf tief in’§ §au§ hinein: „Neinbel bin=
ben!" Bm £>ofe be§ £»aufe§ mar eben eine fröf)=
lidbe ©efellfdbaft beifammen. ©iner ber anmefens
ben Herren macht fid) ben Späh unb rid)tet an
ben haufirenben SloPafen bie Brage: Parlez
vous Frangais? £aute§ ©eläd)ter folgte biefem
©infall, bod) Perftummte ba§ ©elädjter halb, al3
bie ©efetlfchaft gu ihrem ©rftaunen hätte, mie
ber SloPafe frangßftfdh parlirte, beffer al§ irgenb
einer in ber ©efellfdbaft. ©§ ftellte ftd) heraus,
bah ber 2Jtann in gang ©uropa herum gefönt*
men mar unb aufjer feiner Ntutterfpracbe noc^
ungarifd), beutfdh, italienifdb, frangßftfdh unb eng*
lifd) fprad).
[®ic 2Btttn»e bcö Sö?iniftcr@ Sconbnrbt]
befinbet fid), mie man ber „Tribüne" au§ 2Jtün*
ben febreibt, augenblidlich in einer eigenthüm*
liehen Seriegenbeit. Sie hat bort red)t läftige
Söeitläufigfeiten in ihren alten Sagen burdbgu*
mad)en, bie auf ein Serfeben au§ ihrer Sraut*
geit gurüefguführen finb. Brau £eonharbt ftammt
au§ NUnben unb mürbe mit ihrem ©emahl, bem
nachherigen preuhifdjen Bnftigminifter, Pon ihrem
Sater , bem bamalä att ber St. Slafiifirdbe
.alg erften Srebiger augeftellten Superintenben*
ten Kahle, getraut. Siefer hat e§ Perfäumt, ben
Srauact im Kirdtenbud) gu Pergeidjnen, unb jetjt,
ttaebbem er lange tobt unb feine Söd)ter, bie
SBittme be§ Bnftigminifter» £eonharbt, ihre $en*
fion erheben mill, perlangt man Pon ihr einen
Sraufchein. 2llle§ Nad)fdüagen unb Nacbfuchen
im Kirchenbuch hilft nichts, ber 2lct ift nicht
barin enthalten, unb ein Sraufcbein, biefe§ fo
notbmenbige document gur Segri'mbung be§
2lnfprud)§ auf SBittmenpenfion, fann in Bofge
beffen nicht au^geftellt merben. 2Ba§ tl)un?
Nfan ift f^lieblid) auf ba3 Ntittcl Perfallen, bie
$od)geit§gäfte, meldje bem Srauaft beigemobnt
haben, al§ Beugen angurufen. Slber biemeiften
ber bamaligen iDocbgeitggäfte finb Perftorben, ober
man fennt ihren 2lufenthaIt§ort nid)t. ©ang
gulejct foil man nod) gmei alte ÜDfütterdben auf*
gefunben haben, melcbe nun näd)ften§ ihre £>anb
gum Scbmure erheben müffen, um Beugnib ab*
gulegen, bah Bräulein Kable in ber Sbat mit
£>errn £eonl)arbt getraut morben ift.
[@inc tJictfüfeigc ©rcifin.] S)er Drt Bari*
bault im Staate Stinnefota beherbergt ein febr
alte§ Sfcrb, eine 46jährige mohl * fonferpirte
Sdnmmelftute.
[@itt Sieger heim ^«rnfeft t>ott bet
Schute rclcgirt] 2lu§ 91 aff au, ben 8.2lug.,
mirb gefebrieben: ©iner ber Sieger beim beut*
fdjen Surnfefte (er erhielt ben 18. Srei§), Brieo*
rieb au§ SKieSbaben, Sccunbaner bei bortigen
Nealgpmnafium§, ift au§ bem genannten Kgl.
Sd)ulinftitut relegirt morben, meil er mäbrenb
ber Befttage bie Sd)ule gefd)mängt hat.
[SBom ^^aftJwuftlcr/'] Som 9. b. 9Jlt§.
mirb au» 9teroporf tclegraphirt: S)r. Sanner^er*
brad)te ben geftrigen Sag ruhig unb nahm ftunb*
lid) 9iahrung gu ficb, bie au§ Stelonen, Kar*
toffeln, fÖiild), Seeffteaf, Souilion, Srob,
unb Sier beftanb. Se» üötorgenä
Sonntag, ©rlieS Säeiblatt gu Br. 59 ber Bational=3eitung. 4. Februar 1877.
einnehmerfteßen mteber tn$ Seben gerufen Serben foßen.
3)ie Debatte mürbe aber nicht gu ©nbe geführt,
otelmeljr auf Freitag üertagt. 3« unerqntdltdjen perfcniidjen
©rötterunqen gab bann nod) ber llmftanb Aniah, bah ber
©eneral Bourcet nod) immer nidjt in ber Sage ift, feinen
^Bericht übet baS neue ©eneralftabSgefefj gu erftatten.
£)berft ©IjabotS maäjtc im tarnen beS AuSfchujfeS bem auS
bem progeh Bataine befamtien ©eneral megen feiner Saum»
fetigfeit Bormürfe; biefer fud)tc bie Sdjulb auf ben ©eneral
Sabmirault ober auf beit KriegSmintfter gu mälgen, mogcgen
•Sperr Brunet mentgffenS ben erfteren in Sdjufc naljm. 3wlefet
erklärte ber präftbent Aubiffret*paSquier etmaS gereigt, eS
fotlte ein 3eber für feinen Stbeil batür forgen, baf) öffent*
liebe AuSeinanberfefcungeu biefer Art nid^t nötbig mürben.
Der telegraphifd) gemclbete ^Proteft ber „proOingial*
forrefponbeng" gegen bie gchäfftgen ©ioflüfterungen ctncS
in ber „Beüue bei beuj SRcnbeS" erfdjienenert ArtifelS
über bie norbtfdjen f^iotten, als beffen Berf aff er übrigens
I)ter aßgemetn ber Pting oon Soinbille genannt mtrb, mirb
in ben Parifer Blättern Oielfacfc fommentirt. „DaS 33efte",
fagt ber „FtatmaiS", ift, auf biefe neue Auflage ber Fabel
ae^rSSotf unb ootn Samm gar nicht gu antmorten". Unb
ber „Bien Publ|ic" Oermag aud) ntdjtS BeffereS gu
ermibern als: „SStt finb burdjauS ber Anftdjt ber
„Prooingtalforrefponbeitg", nur muff man bie Stoßen um*
tebren. @8 ift mühtg, auf bie herauSforbernben Angriffe
ber im Solbe ber BeichSfanglci ftebenben beutfdjen
treffe git antmorten, meldje baS „gefährliche" Spiel non Oor
gmei Fahren mieberbolt unb Ftahfretch mit ihren Schmähungen
reigt. Sßtr braudjen nur an einen Sah gu erinnern, ber ben
Ulanen ber Bufunft in ben Schulen geprebigt mirb unb
meldter lautet: „£oßanb unb Dänemarf merben als Anljängfel
DeutfddanbS angefeben, meit fie gum groben Tfjeil innerhalb
ber natürlichen ©rengen DcutfdjlanbS gelegen finb.“ Dtejcr
©ah ftel)t in einem geographifchen ßeljibuch, melcheS in ben
beutfdjen ©ymitaften cingefübrt ift. — AßerbingS unterläßt
ber „Bien public" biefeS in ben beutfdjen ©ymnaften ein*
geführte geographtfdje fiehrbud) namhaft gu machen.
©rtcd)enlmt&«
$ SJthett, 28. 3anuar. Am nergangenen ORittmod) hat
bie Kammer ihre jSihun gen mieber aufgenommen. ©S be»
gann bie Debatte über baS Bubget bcS SuftipiinifteriumS,
bte abermegenBefdjluhunfähigfeit’nichtfortgefehtmerbenfonnte.
Am Donnerftag mar bie Kammer gleichfalls nidjt befd)Iuh=
fähig. Am Freitag mürbe baS Bubget beS SuftigminifteriumS
bcenbigt unb geftern begann bte Beratung über baS Bubget
beS SRmifteriumS beS Fanern.
Stt ber nötigen 2Bod)e ift bie englifdje flotte, be*
ftehenb aus 8 ©djiffen mit ungefähr 60 Kanonen unb faft
3000 StRann, angetommen unb hot ftch im ipafett Ampelafia
bor Salamis oor 9lnfer gelegt. (Sbenfo ift norgeftern Slbsnb
non SRalta baS Sdnff angetommen, melcheS ben Springen
Sllfreb unb feine ©entahlin SRaria trug. 9lm 2)onnerftag
langte ht^SRarquiS of Salisbury mit bem Slopbfdjiff „SereS"
an unb reifte geftern nach zweitägigem Aufenthalte ab.
9lm Freitag betuchten ber fßremierminifter unb ber SRinifter
beS Aeuftcrn ben SRatquiS of SaliSburt) unb am Abenb
mar zu (?nrcn bes Sezieren eia binlouiatifdjcö 2)incr in cer
engltjdjen ©efanbtjdjaft, mosu attd) ÄommunburoS unb Storno*
ftauloS gelaben maren. An ber barauf folgcnben Abenb*
Unterhaltung nahmen auch bie übrigen Parteiführer, SDeti»
iorjtS, B^'lwiS unb SrtfupiS St^eil.
S)ie Ausgrabungen in SRpcenae merben je^t non ber
ardäclogifdoen ©ejellfdjaft biirdh StamatafiS fortgefeht. ®te
beftimmte llebergeugung, meldje einige SRitglieber ber ardjäolo*
gifdjen ©efeßfehaft hegten, bah ttrdj anbere ©räbet ft^ neben
ben aufgebedten ftnbcn mürben, hat ftch als richtig ermiefen;
benn einem Telegramme non StamatafiS zufolge ift norgeftern
mieber eine Anzahl non ©olbfadjen gefunben merben. ©efiern
haben bie SRafeftäten mit bem Prinzen Alfreb bie hier auf*
gefteßten Alterthümer non 9Rt)ceitae beftdjtigt.
3n biefen Tagen haben folgenbe beutfdje ©eiehrte:
9R. (Schömann, Äirchhnff» Kiepert, SRußath, ©eorg ©urtiuS
unb Dr. 23öttid)cr ben griec^ifd^ert ©rlbferorben erhalten.
, Surfet*
P. C. Äunftauthtopel, 26. Januar. 35ie Abreife
ber fremben 33otfdjafter mirb hier noch immer nielfad)
fommentirt. 5Die nernünftigeren Politüer hoffen mohl, bah
SfRibljat Pafcha unb bte anberen SRinifter nunmehr tlügere
Söege etnfdhlagett unb auf einer Politif nicht beharren
merben, burdj melde bie Türfet fith bie Sympathien unb bic
moralifdje Uuterftü^ung ©uropaS oerfeberzen mürbe. That*
fädjlid ift aber non einer foldjen ©eftnmtugSänberung bcS
türüfdjen SSRini^lemtmS nod) nichts zu nerfpüren. 3m ©egen*
thcile ift bte non einer fanatifdfjeit Preffe aufgeftadheltc mufel*
männifiheSäenblternng non$ia§ gegen ©xtropa erfüßt unb für
einen Äampf bis auf’S Aeuhevfte eingenommen. Unter ber
Äontrole ber SSehörbe erfdjeinen Pref)erzeugntffe, metdje baS
©ift beS ©hnftenhaffeS nach aßen ©den unb ©nben beS
SteidjeS nerbreiten, fo bah im ^alle eines Krieges mit Stuh*
lanb audj ein Stacenfampf im 3ni^cnt broljt. ©S ift nicht
gu leugnen, bah feitenS ber Stcgicrung ben ProOinztalbeljorben
fortmährenb eingefdiärft mirb, ©intracht unb Harmonie zmifdjen
ben nerfdjiebenen ^onfcfjionen zu erhalten. ©S ftnb bieS
ftdjerlich aufrichtige unb loyale Anempfehlungen, bie aber in
ben Provinzen ur.b hauptfächltd int 3wiern ÄletnaftenS,
mo ber Fanatismus ganz in feinem Urguftanbe herrfcht, uu=
berücfftditigt bleiben. T)aS journal „Sttihab", meldjeS alSbaS
Övgan SRibhat pafdja’S augefehen mtrb, unternahm cS, bie
Ausführungen beS ©enerals Sgnatjem in ber lebten Konferenz*
ftiiung gu mtbetleqcn, mobei eS mt heftigen Ausfällen gegen
Stufßanb nnb beffen Vertreter nicht fehlte. T)ie Sprache beS
Journals mirb mitunter probojirenb, inbem eS behauptet,
bah Siuhlanb gar nicht im Staube fei, einen erfolgreidjen
Ä'rieg gegen bie Türfet gn füllten. 2)er ottomanifdjc Staat
oerfüge über 600,000 reguläre Solbaten unb ebcnfootele Fi’ei5
mißige, brauche bemnadj bic ©arantien ©uropa’S nid)t.
Söemt ©uropa ihm bie aus ben beftehenben Verträgen
refultirenben ©arantien unb SBohlthaten entziehe, fo tonne
ftd) bic Tütfei nur freuen; benn gerabe biefe ©arantien
haben ben gegenmärtigen Softawb beS 9tcid)eS üerfdnlbet.
SSie man Oerfichert, bereitet bie ^Regierung in biefem
Angenblide bte 3)rndlequng unb SSevöffetttlidjuwg einer Samm*
lung b t p l o m a t i f d) er A f te n ftü d c oor,in toeldher bte SthuugS*
protofoße ber Konferenzen, bte Oerfchiebenen Proieffe unb
©egenprojefte, SRemoranten, 9toten unb aße bie Pforte recht*
fertigenben SDofumente enthalten fein merben. 3Mefe Sammlung
mirb „ber cioilifirten SOSelt ©uropaS" gemibmet fein unb in
mehreren taufenb ©ycmplarcn nad) ©uropa Derfenbet merbeu.
3n biefer Sßetfe menbet ft<h bte Pforte an baS europäifdje
Pttbltfum. Sie miß, fagt fte, burd) baS öffentliche ©emiffen
uub nicht burd) bie Diplomatie ahgeuttheiit merben, meld)e
fte gum Selbftmorbe trethen moßte, tnbent fte fte bie 3er>
fiüdelung beS Staates linterfdireihen Iaffen moßte. Der ©roh5
oegter richtete in ben leüten Tagen ein JRunbfdreihen an
Ote yitv’t^X/triOvvcu, iii lO*‘n stc*
unb bie Abretfe ber Sotfdjafter jingugcigeii: -kutbhat pafd)a
begeidjnete bte Abberufung ber tRepräfentanten ber fed)S
©rohmädjte als eine biplomatifche prooiforifdje
üRahregel, meldje in feinem 3of ammenhange
mit ber politif bei Pforte in ihren frettnb*
fdjaftUdjen 93egiel)ungen gu ben a^ädjten ftehe.
©r forbere bähet bic ©oüoerneure auf, nach Wie oor ihre
guten ^Beziehungen gu ben Konfuln mtb ben ^Rationalen bte*
fer SRädjte gu pflegen nnb Alks aufgubieten, um und) nicht
gu ber geringften Ungufömmlid)feit Anlaf) gu geben, ©leid)*
Zeitig empfiehlt er allen Unterthaneit beS Reiches ©intracht
unb Sßerträglidjfeit, tnbem er bemerft, bah bie Feinbe beS
SäaterlanbeS, um ihr 3tel — ben 3fuin beS fiaubeS — gu
erreichen, nicht üerfeljlcn merben, bieBeOölferung gu Streitig*
feiten unb llnorbnungen aufgureigen. SfRtt grobem ©ifer
merben bie ©efe^e gur rafd)en Ausführung ber 23er*
faffttng öorberettet. ^Bisher gelangte noch feines biefer
©efefje gur 23eröffentli<hung. Die Pforte bcfd)Ioh auch,.
Fachmänner attS ©uropa gu berufen, meldje in ben SRinifterien
ber Finanzen, beS £anbelS, AderbaueS, ber öffentlichen Ar*
Beiten ttnb tm KriegSminifterium bei ber Dnrd)fül)tung ber
Reformen zu IRatlje gegogen merben foßen. Für baS Kriegs*
minifterium foßen biefe Fachmänner auS Deuifdjlanb geholt
merben, mährenb bezüglich ber anberen auf ©nglattb unb
Fraufretd) rcfleftirt mirb. Sir $enry ©lliot erhielt oor
feiner Abreife nicht nu»* oon ber engltfchen Kolonie, fonbern
auch bon ber türftfdten Söeoölferunq Stambul’S eine Abreffe,
lieber fein auSbrüdlicheS ©rfudien hat eS oon ber in Stambul
ihm gu ©hren bcabfithtigten SRanifeftatiou fein Abfommen
erhalten.
P 0 9&etcr8fm.r(t, 25. Sanuar. 3m ©egenfahe gu bett
Behauptungen ber ijtcfigen 331öitter, bah ©cneral 3qoatfem
auf ber IRüdreife auS Kouftaulinopel mehrere Plonate in
Kiem bei feiner Familie gubrtngen merbc, fann pofttio oer*
ftchert merben, bah berfelbe nad) einem nur eintägigen Auf»
enthalte in Kiem oielmehr fobalb als möglid hier eintreffen
mirb, um genauen Bericht über bie Situation tn ber Türfei
unb baS ©rgebnih ber Konferenz gu erftatten. ©S fteljt nidjt
gu ermarten, bah ^’e Pforte ihre Bertreter an ben £>öfen
©uropaS abberufen merbe; ber türftfdje ©cfdjäftSträger beim
hieftgen $ofe Temfif*Bey bleibt iebenfaßS hier; both mürbe
berfelbe aufmetffam gemacht, bah fich feine Bollmacfcten,
gleich benen beS rufftfdjen ©efdjäftSträgerS in Kon»
ftautinopel, BctfdjaftSrath o. Beltbom, nur auf bie
©rlebiqung laufenber ©efdjäite, nidjt aber auf ben Bortrag
politifäjer1 Angelegenheiten erftreefen fönnen. Bon ber Ab»
fenbung eines türfifdien Spegial*©efanbten naäj St. PeterS*
bürg, mie bieS bic hieftge Preffe geftern melbete,* ift an
leitenber Steße nidjtS befannt; baS betreffenbe ©erüdjt mtrb
als unglaubmürbig begetdmet.
DaS oon bonapartiftifdjer Sette oerbreitete ©erüdjt, bah
ber pring Sou iS Ba pole on feinen Befudj in Petersburg für
9Rittc Foöntar angegeigt ober gar Ijiergü eine birefte ©inlabung
auS Petersburg erhalten Ijabe, entbehrt feber Begrünbung. 9Ratt
befümmert ftch hier an mahgebenber Stoße nicht um piäne
unb fReiferouten bcS pringen fioitiä Bapoleon, unb ift bcSljalb
and) hier oon einem berartigen ©utfdjluffe beffelben nichts
befannt. ©S barf ebenfalls ntd)t unbetont bleiben, bah baS
Petersburger Kabinet in gu guten Beziehungen gu bem
frangöffdjen Kabinet( fteljt, als bah man burd) eine Beoor»
gugtmg bcS bonapartiftifden prätenbenten ber gegenmärtigen
frangöftfdhen IRegiernng Aniah zur ©mpfnbltdjfcit geben foßte.
Soßte ber Prinz trofgbem bte Abfcht haben, hierhergufommen,
fo fann er oerftd)ert fein, bah hie Spaltung beS hieftgen $>ofeS
ihm gegenüber bie gletdje fein merbe, mie bieS bem fpanifd)ett
Prätenbenten Don ©arloS gegenüber ber Faß mar, meldjem
auf oorhergegangene Anfrage bedeutet mürbe, bah man „hoffe“,
feifu&4)5Ä^i^ÄuWÄnt*9)?it,E;
nung unterblieben.
Dem Ijiefgen flaütfiüeit ©omite ift Ijeute bte be»
fttmmte ©tflärung ber hergegomtntfc&cn ttnb boSnifdjen
SBofmoben gugegangen, „bah fte nidjt gemißt feien, bte
Waffen, bte fte für bie ©tfämpfmtg ihrer IRcdjte ergriffen
uub bie fc fegreich burdj mehr als 1 3ahr getragen haben,
oor ber gefdjerten Durchführung ihrer Federungen lieber*
gulegen. Die hevgegominifd)en unb boSnifdjen^ Freifdjaaren
rechnen auf bte ^üfe fRuhlanbS unb feien überzeugt, in
biefer thver ©rmartung nicht getäufdjt gu merbeu."
nnb biefe Beugniffe haben both mohl gröberes ©emidjt als
jene hödjft unflare 3nfdjrift. Denn ioaS foß baS Ijethen:
„nach einer äBaljl oon bret 3aljren?" Söenn ©oethe an
biefem Datum bte SPhtQente erft Oon Beuern aufgenommen
hätte, fo liehe eS ftd) nodj eTjcr hören; mir mtfjen aber gang'
genau, mie oiel er fdjou Oor biefem Datum im 3ahre 1779
an ber 3Phiflente gearbeitet hat. Dünfjer’S Konfeltur, ftatt
„3ahbcn" git feijen „Tagen", mo fd) bann bie Sßahl auf bie
fiofalität begöge, hat fehr oiel für fdj; gu bemetfeu ift fte
fretltd) nidjt, ba feie Fnfchrift nidjt mehr eytftirt.
Der ^auptpunft ift aber biefer, ©titum fnbet cS un*
mahrfcheinlid), bah öaS Stüd fo rafdj fertig merbeu tonnte.
DaS ift aber gerabe baS ©iqenthümlidje bet ©oethe, bah
menn er im echten Strom beS ©efüljlö mar, bie Btlber fth
mit einer unglaublichen Sdjneßtgfeit fryftaßiftrten, unb bah
gerabe bann organifdjc, titnflerifdj ooßenbete Dichtungen
barauS Tj^’üorgingen. So ©öfj, SBertTjer, ©laoigo, ^ermann
unb Dorothea, bie Baljloermanbtfhaften.
©limut fiellt ftd) nad) meiner Anftdjt ben Unterfdjieb
gmifdhen ber früheren nnb ber fpäteren ©eftalt ber 3Phi=
genie gu groh bor. Seljt midjtig mar aßetbingS ber
neue Kunftftil, ben er ftd) barin erarbeitete,
^^abety ber eigentlid) fttliche unb raenfchlidje ©ehalt blieb oon
biefen Beränbemngen unberührt, llnb ber bleibt hoch in
biefem Stüd bie ^auptfadje. BoßenbS itberfdjä^t ©rtmm
ben ©tnfluh 3^fienS: ber Berfehr mit 3Rorih unb beffen
BerStheovie mar mistiger für biefe Arbeit, als ber italtenifdje
^immel unb bic Statuen beS Batitan. SBenn ©oetTjc ben
neuen fiebenS=©inbrüden, bte er in Ftalien empfing, Bannt
hätte gehen moßen in biefem Kunftmerf, fo märe eS auS ben
Fugen gegangen: benn biefe ©inbrüde maren bem ©eift ber
Fphigenic’ cntqegengefe^t. Die fpäterc Helena atljmet oiel
meljr Oon ber ßuft ber italienifchcn Beife.
Boch ein SBort über ben ©efammteinbrud beS BucheS.
©oethe in bem genitgenben Umfange gu oerftehen ift feljr
mid)tig, noch midjtigcr aber für bie Bation, ihn auf bic rechte
Art gu lieben. Satent finbet ftch hie Siebe gu ©oetlje feljr
meit oerbreitet; hier ift nun aber einer, ber mit ber größten
AuSbrucfSfähtgfeit begabt, uttö bie 3“agc löft unb uns feine
©mpfinbungen einfdjmcidjclt, bah Wir glauben, eS mären bie
unjent unb mir hätten fle fdjon Iängft gehabt Unb etmaS
oon bem ©efüfjl, baS ber grofje ©egenftanb in unS erregen
muh, übertragen mir audj auf bett, ber bafür einen fo jehönen
ergreifenben AuSbrud ftnbet. Fitlian Schmibt.
<Shafeft>eares®orträöe non Olubolph <$cttöe.
9Rittmod), ben 31. 3anuar, hielt Bubolph ©enee im
Saale beS Ard)iteften*BereinShaufeS ben gmetten feiner bem
altbritifdjen Theater gemibmeten Borträge. Derfelbe be»
fchäftigte fidj mit SBarlome’S „3ube oonSRalta“ unb Thomas
Kyb’S „Spanifdjer TragÖbie". äBäijrenb ber lebten Degenntcn
beS fedjSgehnten FaljrhunbertS gelangte baS romantifche
Drama in ©nglanb gu immer gröberer Bebeutung. 3tn
©egenfah gu ber Beigung ber üafftfehen Dichter,- bie $anb»
lung in ©rgählung mtigufehen, brängte bei ben Bomantifcrn
AßeS gur ftdjtbaren Aftion, bie oft gur mahlofen Ueberftitrgung
ber Jpanblung ocrleitete, mie eS unS felbft in Shqtefpeare’S
Fitgcnbbrampn bis gu Btdjarb 111. noch entgegentritt. Bon
Btarlome’S Tragöbien mar bereits bie elfte, „Tambnrlaine
the Great“, mclche ungefähr 1587 auf ben Brettern ber
Sonboner BMjne erfebten, megen ihrer hiitreihenben poetifchcn
Kraft eine epoäjemadjenbe Seiftüng. Der Bau beS DramaS
geigt, mie menig Büdfi^t ber Dichter auf Baum unb Beit
genommen hat, ba bic ftd) brängenbe« ©reigutffe, meldje
meift auS Sdjladjten, Siegen unb ©roberungert beftehen,
ohne füuftlerifchc ©ruppirung neben einanber herlaufen.
Tamarlait, ber ©roherer PevftenS unb Arabiens, bezeichnet
ftch felbft in biefer Tragöbie, beren 3ol)alt ©enee jtiggirte,
als ein oom ^itnmel ermäfjlteS Söerfgeug gur Brtd^ttqmici ber
URcnfchcn. 3a biefem Sinne fann baS Drama gur Klaffe
fener Badjetragöbien gcgäfjlt merbeu, beren bestimmter ©hatat*
ter in SERatleme’S gmeitent Stüde, feinem „3uben oon2Balta",
ausgeprägt ift. Die öauptfigur beS 3uben BarrabaS fann
als baS Borbilb für Sljafefpeare'S Shylod betrachtet merben,
bod) ift bie Aeljniiddeit beiber Figuren meniger in berDurdj*
führung beS ©fjarafterS, als in ber Anlage unb aßaemeinen
3bee erfichtltd). Drtgincß ift in ßRarlome’S Trquerfptel ber
9Racd)iaoeUi in ben 9Runb gelegte Prolog, meldjer bie politif
beS ttalienifdjen Staatsmannes ' nad) ber Auffaffung ber ba»
maligen B^f erörtert, ©enee bot eine feenenreidje Analyfe
biefeS DramaS, melcheS auS einer F°ffle fdjvedlidjer ©retg*
niffe befteljt nnb auf ber 3nfd Blalta fptelt. Die jpaupt*
ftgnr beS 3oben, ber, in feinem ©lauben befdjimpft unb fei*
neö BefhcS beraubt, bte graufamfte Badje gegen bie ©Driften
erftnni ifttroh argerItcbertreibungen oon impontrenbcr©nergie
beS ©harafterS. Der Dichter hat eS oerfudjt, ber Familien*
Tragöbie, meldje ftd) an BarrabaS unb feine Tod)ter fnüpft,
einen politifdjen Konflift itt ber Belagerung SRalta’S burd)
bie Türfen an bte Seite gu fefjen. Dod) geigte ftch 9Ratlomc
unfähig» bie ©elbgier bcS Subett mit feiner StaatSflughcit
in logtfd>er SBeife mit einanber gu oetfnüpfen. Die lei^t»
fertige Ausführung beS pianeS fteht int ©egenfahe gu ber
fünftlerifdjen Bertiefurtg unb Abgefdjtoffenheit, mel^c Shafc*
fpeare in feinem „Kaufmann oon Benebig" gelungen ift.
Abgefehcn oon biefem KompoftttonSfeljIer, tljeilt QRarlomc’S
Tragöbie mit faft aßen oorfhafefpeare’fdjen Slüden ben
ßRaitgel an einer bramatifchen ©ipfclung bet ©reigniffe.
Die Tf)atiad)eu hüben ein roljcS Bebenetnanber, bet metchem
baS tragiftho Fntercffc gu feinem £)öl)epunft gefteigert mirb.
Audj in biefer Beziehung muh @buarb II. als bte hefte,
füttfiletifd) am meiften gegtiebertc Dichtung SRarlome’S
betrachtet merben. AIS Prototyp für biefe roljcre ©attung
ber hritifdjen £iftottc fann Thomas Kyb’S „Spanifchc
Tragöbte ober 3«r®nimßH begcidjnet merben, bie nach
einer ©rmähnung 'SBcn F^nfon’S etma 1588 erfchienen
fein muh nnb hcaddenSmerthe BeiühntngSpunfte mit Shafe*
fpeare’S „TituS AnbronifuS" unb „fandet" aufroeift.
DaS lange hemunberte Stüd' oon Kyb, meldjeS ©enee
gleidjfaßS einer fehr helclji'cnben B^güderung unteimarf, ift
eine Slnljäufung oon Ahcnteuerlidjfeiten, an beren Steße gegen
bett Schluff f)trt eine mitfie Aufctnanbetfolge oon ©rauel*
thaten, Berftümntelungen nnb SSRorbcn tritt. BebeutungSooß
ift jebod) baS SRotio beS oerfteßten SBahnftnuS, meldjeS Kyb
ben König 3ei'oaimo gur Ausführung einer blutigen Badje
an ben SRÖvbern feines SoljncS ^oratio attmenben läfjt unb
baS oon Shafefpeare mieberholt gebraudjt morben ift, gunächft
im „TituS AnbronifuS" unb bann im „jpamlct". SBit Öet3»
terem hat bic-Tragöbie KybS audj baS fernere SRotio eines-
SdjaufpielS im Schaufpiel gemein. Dod) trifft baffelbe tn
ber „Spantfdjcn Tragöbie" nidjt nur, mie bei Shafefpeare,
baS ©emiffen ber ©gültigen, fonbern führt gur fofortigrn Boß*
gieljunq ber Badje. Die Täufdjung mirb bei Kyb gur fdjredlidjen-
SBabrljeit unb mährenb ftd) bie Büljne mit mivflicheit fieidjem
bebedt, fpenbett bieBufdjauerbemOermeintlidjenSdjmtfpiel Bet*
faß. BtS gu biefer Kataftrophe reid)t bie mtrflidje Tragtf
beS StüdeS, beffen Fortfefjung ittS ßädjerltdje umfdjlägt. 3ero»
mino lauft auf ber Bühne tirnher unb miß ftd) felbft auf*
hängen, als er ergriffen unb gu aßen möglichen ©efiättbniffen
gegmungen mtrb, bis er ftd) enbitd) bte Bange abbetht unb erfticht.
SßaS biefen Dramen auf ber engltjdjen Bühne ben ihatfächlich
grohen ©rfolg Oerfdjaffte, mar bie ftd) bis gur Iteberfüßung
brängenfcc jpßnblung, meldje bie BoPaner in bie lebhaftefte
Spannung oetfejjte. ©S ift für unS Deutfehe fehr intereffant,
bah einer ber älteften Dramatifer nnfercS BaterlanbeS, 3«fob
Ayrer, biefe Tragöbie oon Kyb in ber „englifdjen 2Ranter",
b. fj- ber ftdjtbaren Altion biefer Stüde, nachbilbete unb
unter bem Titel „Ttagebie oon bem ©riedjifdjen Kcyfer git
Konftantiuopcl unb feiner Toäjter Pelimperta mit bem ge»
beugten ^oratio", ziemlich getreu bearbeitete. F^Wä) tft baS
beutfdje Stüd nur eine Karitatur beS englifdjen
DriginalS, ba Ayrer nur für bie blutigen ©rättel
ntdjt aber für bie tragifdic ©röhe feines BorbilbeS
baS Berftänbnih bejah. 3<?ner ©efchmadSridjtung,
bie in Kyb’S „Spanifdjer Tragöbte" gipfelte, t>at audjSIjale»
fpeare in „TituS AnbronifuS" feinen Tribut gegaljlt, elje er
gu einer höheren Anfdjauung bcS Tragifchett gelangte unb
feine eigenen SBege ging. SSöaS biefeS Trauerfpiel troh aß
feiner 9Büftheit unb’Bohheü bereits über bie Literatur ber
Beitgcnoffen erhebt, ift bte oon bem Dichter tm elften Alte
mit bemühter Abftcht angebeutete tragifd)e Betjchnlbung feines
gelben mtb bie gcmaltige poetifdje Kraft ber Scetten, itt
mcldjen TituS tm oerfteßten 2Baljnfiun feine Bache auSführt.
Ä3ie Shafefpeare biefeS ßRotio ber Bafhr aadj Abftretfmtg
aßer trabttioneßeu Feffe^ in feiner reifften Dichtung noch
einmal oermerthet hat, mie auS ben rohen Anfchauungen einer
althetbntfdjen Sage bie Krone feiner poefle hrrbo^ßtag, mirb
©enee’S britter Bortrag erörtern, meldjer „ftamlet" gu feinem
©egenftanbe hat. ©ugen Babel.
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm N
AuS bem KaitfafuS laufen feit einigen Stagen an lei
tenber ©teile feßr beunrußtqettbe üRacßricßten ein. ©or furger
Seit war bon bem Auftreten Don 4 türfifcßeit ©miffären bie
iRebe; beute Wirb fonftatirt, baß unzählige tüiEifcßc ©tudaßS
unb emigrirte ©fcßet!effen*£>äuptlinge baS ßattb burcßftreifett
unb überall unter ben ©ebirgSfiämmett ben ©laubenSfrieg
($afabat) unb bie ©mpörung gegen bie JftegteruttgSorgane
prebiqen. ©)em Dor einigen Sagen t>eröffentltc^ien ©ementi
fecS Qberften Scßampl, tbeüßeS ftcE> gegen bie ©eßauptung
riditete, baß unter ben genannten 4 türftfcßen ©miffären and)
fein ©ruber Kaf i ©laßont ftd) beftnbe, Wirb feine ©ebeutung
beigerneffen. ©aS ©ementi but ben 3®c^ einem etwaigen
©erbadjte entgegengutreten, als ob er wäßrenb feines £erbft*
aufentßalteS in Konftanttnopel Don einem Derartigen glatte
feineg ©rubers irgenb welcße Kenntniß erbalten hätte; benn
bie SSßatfacße, baß Kaff SRaßom nach bem KaufafuS abge*
gangen ijt, wirb auch Don anberer ©eite beftätigt. ©icßt
unerwähnt foU eS bleiben, baß Don einer ßodjgeffedten per*
fönlicbfeit, bie längere Seit wäßrenb ihren Aufenthaltes in
Konftanttnopel mit Kaff ARaßom in freunbfcßaftlichem ©er*
fcbr geftanben ift, Derfid)ert wirb, bag Auftaucßen KaffPta»
bom Scßamprs int KaufafuS hänge mit bem Aßunfdje bef*
felben gufamnten, bie ©laubenSgenoffcn in ber Sfdjetna, ©a=
aeftan unb ©wanetien Dor ben Sntriguen oer türftfcßen
©nttffäre gu warnen unb gum ©eßotfatn gegen bie ruffffcße
©taatggewalt ju ermahnen. Unter Derartigen ©erßältniffen
gewinnen ÜRacßrußten aug bem KaufafuS, namentlich aug
©Wanetien, Dag burd) ben Aufruhr in Kalbt) Dor wenigen
ARonaten Diel genannt worben ift, Doppelt an Sntcreffe.
P. C. StfÜS/ 18. Sünuar. ©ie faufafifcße Armee
muß noch erheblich Derftärft werben, che ffe operationSfäßig
werben Dürfte. ÜRamentlicß weifen bie Artideiie unb Kabaderte
noch Süden auf, bie man fleh bergeit beeilt, fo gut alg eg
geht auSgufüüen. ©ie f^lb*2Utillerie ift in ben lebten acht
Sagen um 3 Batterien Derftärft worben. Sin fchwerem
©elagerungS*©efcßüß (Spffent ©larf) würben 34 ^iecen nach
Poti gebrächt. ©er £>aupt*parf Der Artillerie wirb bei
Sllcyanbropol Dorläuftg fongentrirt. Glicht miubere AufmerE*
famfeit Wirb Der Kabaderie gugewenbet. ©te Seref*
KofaEen gWeiten Säufgeboteg ftnb fämmtlid) mobiliftrt
unb theilweife bereits nad) Der ©renge birigirt
Worben. üRacß einer Anorbnung beg Kriegs minifterS foüen
46 KofaEett=PulES ä 550 Leiter mobiliftrt werben, währenb
ber gegenwärtige ©ffeftibftanb Der irregulären Kabaderie erft
14,800 beträgt. ©te Kompletirung biefer Sntppe big gur an»
georbneten StärEe Dürfte faurn Dor 6—8 Aßocßen möglich
fc?in. ©ine unerwartete ©erftärfung Dürfte bie irreguläre
Kabaderte Der Armee burd) Dag itberrafeßenbe Anerbieten
einiger moßamebantfeßer ©tämrne ber Kabarbina erhalten,
freiwillige gu fteUeit. ©iefeS ©ebirgSbolf, welcßeS ber
pagiffEation beg KaufafuS, namentlich unter bem Grafen
©. 3R. ABorottgoff, bie größten ipinberniffe bereitete, hat ffd) feit
ber Ateberwerfung ScßamplS Durch eine lopale Haltung,
Weldte felbft Die heftigen Agitationen ber paniSlamitifd)en
Partei nicht gu erfeßüttern Dermodjten, gang befonberg aug*
gegeidjnct. ©ie Kabarbtner, bie beweglich wie ber flugfanb
ffnb, ffnb burd) ihre an Sodfüßnßeit ftreifenbe Sapfcrfeit be»
fannt. ©ie wollen 10 ©Sfabroneit ä 300 SJtann formiren.
<5S muh bei biefer ©riegenßeit überhaupt bemerft werben, bafe
troh Der Slgitationen, bie im Äaufafug Don auglänbifchen
(Siutffären betrieben Werben, bießopalität faft fämmtlidjer mapo*
mebanifchen Einwohner ber fProüing ftch in uugweibeutiger
SBeife funtgiebt. ©o haben Die SKohamebanc.r fbbijtiirfien
^^Tuli'S r.r.'.in'U’frfbÄer^Jöiioerhcment, an Deren ©pit?e me
Einwohner ber ©tabt Drbubat, — eine Sluhänglichfeite»
htnbgebung an ber (Sgar edaffen. ©iefe SJtanifcftation ift
um fo bemetfengwerther, alg fie fpontan gum SDitrchbruche
fant. S)er (5gar lieh ber SSeDölferung in befonberg anerfen*
nenber unb weblwollenbcr SOBeife Dafür banfen. Um nidt in
ber Sopalität nacpguftch>:n, haben Die gu ben uralten ©in*
wohnern beg Äaitfäfug gählenbett Äaraiten ftch erboten,
eine Stiigaljl junger Satte für ben SBärterbienft tn ben
©pttälern gu fteilen. SDie ©rohfürftin Dlga, Welche an
ber ©ptf3e Der Ijicftgcn ©efeüfd)aft gur Untcrftühuug Don
^ranfen unb SSermunbeten fleht, hat Dag Slnerbicten banfeub
angenommen. S)ie Segiehungen gu ben türfifdjen Machbar*
proDingcn gefüllten [ich immer fd)Wteriger. S)ie SBeoölfcrmtg
beg ©rgerutner Sßilajctg begegnet Den tufftfehen Unterthanen
mit unDerhohlener feinbfdigfeit. Sn folge beffen wanbetn
alle Dortigen rufftfehen ©taatgangehorigen nadh bem Äaufa»
fug aug. Dtamentlich Die fatholifchen ©tuftcr fehren in hellen
Raufen in thref)etmath guritd. fette ©rufter, Die in Srape*
aunt ihre Ätnber in Den Dortigen ©d)ulen hatten, liehen bie*
felben abholen, ©benfo Derlaffen bie türfifdjen Unterthanen
unsere ©tabt, wtewoljl ihnen yticmanb nahe tritt.
^öd^tic^tew.
©e. SJlajeftät Der Äbntg haben SUletgitäbigfi geruht:
bem ^pofniatfchall beg bringen Karl oott ^reuhen, ©cljloh«-
hauptmann unb Äammeiherrn, 9Jiajor ©rafeit Don 2)ßnhoff,
beit Sftothen Slbicr.Dtbcu gweiter klaffe mit ©t^cnlaub unb
©chwertern am 9Uuge; bem erften K'ammerhcvut Der hod)feligctt
grau springeffin Karl ron g)r.mhen, ©crcmonicnmeifter, Jpaupt*
warnt a D. ©rafeu Don törühl/ ben JRothcn Slbler »Drben
smeitcr Klaffe mit ©tchenlaub, unb bem ptafttfeben Slrgt Dr.
^)aitl ©chüttc gu Berlin Den f(mißlichen Kronen-Örben Dicrtci
Klaffe gu Dcrleihcn. _______________
® t u t t . . i e I d).
©e. Sftajeflät Der Kai for ttttb König haben im kanten
beg 2)entfd)en yteicfjcä ben Kaufmann ?)aul Subtoig gu Slber»
been gum Kottjul beg {Dcutfchen gleiches gu ernennen geruht.
S3e‘f anntmadbun a,
betreffenb Die Sluegabe Dcrginglidjer ©dtalj^nweifiutgcn
im ^Betrage Don 6.300.000 SJiatf.
SSom 2. februar 1877.
Sluf ©rrntb Der Durch bag ©efefj/ betreffenb bie Stufnahme
einer Anleihe für Swede Der SJlarinc* unb ber SelegraphenDcr*
waltuna Dont 27. Sanuar 1875 unb bind) Dab ©efep. betreffenb
Die Aufnahme einer Slnleihe für Swede ber SelcgvaphenDerwal«
tung Dom 3. Sanuar 1876 mir eittjcilten ©rmcichtigung habe ich
befitmmt, bah gur iöeftreitung Don einmaltgenSlulgaben ber Sc*
legrapbenDertoaltung an ©teDe ber laut £8cfanntmad)ung
Dom 17. DioDembcr oorigen fabreg 3^ffcr 1 gu bcmfelben Sw d
auggefettigten, am 23. Sanuar biefcö Sahreg fäl-
lig geworbenen Dtctd)g * ©chapanmcifungen (©crie I. Don
1876) anberweit Derginblidjc ©chaganwcifungcn tm ©efammt
Derleihcn; ben IBaurgth ©eotg Otitbolphf SöUtatteb ber fontg
Ithen ©tfettbahu 5Direftton gu ©Ibetfelb, gum fRegicntngg* unb
Saurath; ben ©eridjtß Effeff or Don ^eufinget in Stachen gum
©taatg * Iprofurator bei bem Sar.bgerid)t bafdbfi; unb Den big
herigen otbentlidjen ?)rofeffor an ber fontglich baittfehen Unioer
fität gu ©dangen, Dr.SUphoug Kihner, gum orbentlid) tt $ro
feffor in ber Dhilofcphifdjen fafultät ber Unioerfltät Konigg
berg t. ^)r. gu ernennen.
^Berliner ^odirtd^ien.
SBcrlt«, 3. Februar.
— SJtajefiät bie Kaiferin war geftern, wie ber
„fR.=2lng." melbet, bet ber feterlt^en 2)iafonifftnnen>©tnfcg-
nung in ©ethanien anwefenb.
— 2)er Slugfdhah beS ©unbegrathö für tpanbel unb
©erfehr trat heute gu einer ©tjjung gufammen.
— S)er Öhertrihunalöratl) Sol)wann ift, wie Die „fPoft"
Derntmmt, gum ©icepräftbenten beg Slppellationggeridjtg gu
[Pofen ernannt Worben.
©torgen ift ber Sobegtag unfereg ehemaligen langjährigen
©hef*9tebaftenrg, Dr. friebvich Sahel, beffen Dielhetrauer*
teg ipinfeheiben Dor nunmehr gwei Satten, ant 4. fehruar
1875, erfolgt ift.
— 3)er „9t.=2lng." enthält eine ©efanntmaäjjing beg
IRet^gfanglerg Dom 2.’ fehruar 1877, betreffenb bie Sluggahe
Derginglicher ©chahanwetfungen im ©etrage Don 6,300,000 9Jif
(©. Amtliche 9taDh^iä)ten.)
— 3m Dritten ©erlitter SDeichgtaggwahltietfe
ift eine ©achwaht nothin, Da ber in ber Stichwahl burd)ge*
brungene Kanbibat, ©egufggertdügrath äöahl ab*
lehnt. SBir wollen hoffen, bah bie ftaatgfreunblid)en unb
freiftnnigen SBähler bc§ SBahlfretfeg ftd) über eine
^)erfönlid)fett einigen, bie mit ©rfolg ber fogial*
bemofrattfd)en Kanbtbatur entgegengefiellt werben fann. 2>ie
SluffteUung eitieg Kanbibaten, Der in eine auggefprochen fetnb»
feltge Stellung gu ben ©ationalliberalen getreten ift, wie
g. ©. bie eineg befannten fortf^rittlichen Slbgeorbneten,
beffen fPaffagerebe fo peittlidieg Sluffepen gemalt hat, würbe
felbftüerftänblid) bie ^erftellung ber ebenfo nothwenbigen
alg WünfdhengWetthen ©eretnigunq Don Dornherein aug*
fchlieffen.
— ©g beftätigt ftd), bah nunmehr nad) längeren ©er*
hanblungcn gwifdfen bent hieftgen 6entralwaI)Icomite auf ber
einen unb ©teininger unb ©rcglauer Sparteigenoffen auf
ber anberen Seite nunmehr entfehieben ift, bah ber Slbgeorb»
nete Sagfer bag ©tanbat für ©reglau ablehnt unb bie
SBahl in ©leintngen beffnitiD annintmt. 3lud) ber Slbgeorb*
nete £>änel hat ftch für Slblchuung in ©reglau unb Sin*
nähme in Kiel entfdneben. 2)er Hergang ber ©erhanblungen
in Der Sagfer’fdjen Slngelegenheit war furg gefaht fclgenber:
©on ©reglau aug würbe brtngenb oerlaugt, bah §err
Sagfer Singeftdhtg ber ©chwiertgf eiten, welche ein
nochmaliger SBahlfampf bereiten würbe, Dort an*
nehmen möchte. £err Sagfer, weld)er feinem alten
Sßahlfreife, Der thn bereite Dreimal gum ©ertre+er gewählt,
auf mehrfache Slufforberungen bie Slnnahwe beg SOßanbatg
im falle ber SBteberwahl gugefagt hatte, fonttte bieg ©er»
fpredjcrt nur gurüduehmen, wenn bie ©letttinger felbft ihn
Don bcmfelben entbanben. S)ag ©entralwahlcomite, in Doller
SSürbigtmg ber SCBi^tigfeit Des JöJohlfi^eg in ber gweiten
^auptftabt beg Sanbcg, wanbte fch bieferhalb brieflid)
an Dter herDorragenbe Pitglieber ber nationalltberalen
<Or,rtpf in unb ©onncbcrg.
fungen Dom Sal)tc 1877) auögcgcben werben.
£>ett biefer ©djafeanweilungeit habe ich auf Drei
•"progent fur Das Sahr unb btc Sauer ihrer Umlaufgfäl)iafeit
auf Diet ©tonate, nämlich Dom 25. Sanuar big 25. ©tai 1877
fcfigcfefct.
^ Sie atcid)gfd)ulben«©erwaltung ift wegen Stugfcrtigmtg Der
©d)afeanwetfmtgen mit näheret Slnweifung Derfehett worben,
©erlitt, 2. Februar 1877.
Ser 9teid)gfangler.
Don ©iSmard.
König r e t rt) ^Tr e ti fj c tt.
©e. ©iajeüät ber König haben SlÜergnäbigft gerußt:
Dem 3tittcrgittgbeflher IRubolph Don ©pent auf ©areßen,
tm gweiten Settdjow’fdjen Kreife, bie Kammcrherru-SBürbe gu
©g erflärte ftdT bereit, cinc^Seputation nad? SDReiningen gu
fdjiden, um über bie ©rünbe, welche einen ©ergidf ber fJtet*
ntnger ^feunbe Saöferg ©erfpvehen wünfchcngwtdh erjd)et*
nen liehen, pcrfönlid) gu Derpanbeln. Sluf btefe ©tütheilungen
erfolgte Don allen Dter ©eiten einmittfiig bie telearaptfhhe
©rflarung. bah ein foldter ©ergidjt unmöglich fei unb bah
Die ©ictnirtger unter feinen Umftänben bagu mitwirfen
fönnten, bah Saßfer bag ©tanbat für ihren Kreig aufgäbe.
9iäl)erc bricfltdje ©däuterungen liehen jeben wetteren ©erfuch,
Durch perfön(td)e ©efprcd)ungcn Die ©teininger gu einem an*
Deren ©nfdjluf) gu bewegen, alg auöficf?t§Io@ erfdjeinen. ©elbft*
Derftänblid) fottntc aber ohne bte freie Suftwtmung beg
älteren SBahlfreifeg Weber ber SIbg. Saßfer Die SBünfhe ber
©reglauer erfüllen, nod) bag ©cntral*2BaT)Icomit£ tßn gu
folcher ©rfüllung aufforbern. ©ine SeDutation ber ©reglauer
^arteigenoffen, Weld?e geftent ^tcr anwefenb war, übergeugte
ftd) aud) ihrerfeitl, bah eg anher ber 9Jtad)t beg ©enlral»
comite’g liege, biefe Sage gu änbern.
— gür Dag ©pmuaftum itt Kaffel bat ber ©efueß bef*
felben bureß ben ©ringeit SSBüßcIm aud) eine woßltßätige
Stiftung gttr ^olge, wcld)e jenes ©vetgttih in bleibender ©ritt*
neritng erßalteit wirb. $)te Stiftung tritt mit Dem nad)fteßen*
ben ©rlah be8 Krott p ri tt ge tt att beu ©pmuaftalbtveftor Dr.
©ogt in8 ßebett: „3n DattEDarcr Slnerfctutung ber gütifttgett ©r»
gebttiffe, wdd)c ber ©efud) be8 Kaffeier ©pmnaftiund für bie
geiftige ©ntwideluttg uttb ©tlbuttg Unfereg älteften ©oßttcg ge-
habt, triö id) in ©emeinfeßaft mit bcrKroupvtngcfflit, ©leiiter ©e-
maßlitt, cin©tiDenbium DottlOOOSJtarf jährlich begvünben,wdchc8
einem würbigenmitteUofen ©cßitler beß Lyceum Friedericanum gur
©rtttöglt^ung eines UniDerfttätSftubiumS oerlicbeit toerben foil,
©affelbe wirb gur@ttnncrung an Den Slufentßalt Unfereg ©obneS
itt Kaffel beit ©amen „Spring ©Mlbelmö-Stioeufeuutt" führen
mtb foU itt jebettt eittjcluen ?5aüc bettt auf©orfd)lag be8 Bcßrcr-
foIlegium8 Don Un8 gu beftätigenben Slbituricnteu für bie 3)attcr
feiner UniDerfltätSffubien überwiefett werben. Unter ben ©e«
Werbern fofleit Die ©ohne Der öeßrer bc§ ©pmnafiumg tn erflcr
©ctf)c©entcfficßttgung fittbett. ^te ©erwaltmtg meiner ©chatullc
ift atigewtefcn wotbett, oont 1. 2lpril b. 3. ab Den ©etrag Don
250 3Kf. Dterteljäßrlid) pränumerando an ©te gu gaßlen. ©er-
lin, bot 27. Sanuar 1877. (geg.) griebrtd) aßilßelnt Krottpting»"
— $et befattnfe Cateincr Der „^aKe'fchett S-" hat eß ni^t
unterlaffen föititctt, feiuerfeitS bc8 Slbituricuteticpameitg, weld?c8
fPrittg 2Bilbclm Dott 5)reuhcit wohl bcftaitben hat, mit fo!*
ßcnbcut poetifdjen ©rguffc gu gebenfen:
Metamorphosis novissima.
Quam mire inter se icl temporis
Mutantur membra scliolis Ilassis!
Discipulus fit primi ordinis.
Magistri fiuut quartae classis.
S» Deutfd):
„©euche ©erwaHblung.
Sn ipeffettö ©cbulcn wuubcrlich
©crwaubcltt jc^t Die ©lieber fieß:
3)er Schüler ßat ben elften Drben,
IDic Seßrer finb Duartaner worben."
— ©er ©cichSfangler ßat Die ©eftlmmüng bc8 § 30, 2f. ber
©rfafi-Drbnuttg baßitt einer ©cutting unterworfen bah Die
Dorläufige 3urüdftellitng Der Dort erwäßutcn ©liUtärpflid)-
tigen nur bann als guläfflg begcid)net werben fatttt, wenn biefe
fieß in ber ©orbcreititng gu einem bcftimmtcu CebettSberuf De*
finben, unb baf) bicfelbe nid)t Stmocnbunq finben Darf, wenn itt
ibret allgemeinen Hu8bilbung gurüdgebliebettc ©lilitärpfliditigc
fieß — bchufß ©ehebuttg btcfcS fffiattgelß — burd) ©pmitaflal-
ober anberen Unterricht fatbflbeit wollen, um fpäter bie Prüfung
gum einjährig-freiwilligen ©teuft abgulegen.
— Sn bett beutfeßen 9©üngftättcn finb hiß gum 27. Sa-
nuar 1877 geprägt worben att ©olbtuütijcn: 1,097 685,200 3Jlf.
©oDpelfroitcit, 337,530.330 9Jlf. Krotten; hieroon auf 3)rtDat-
rechnuttg: 171,345,164 ©lf* an Stlbermüttgcn: 71653,095 sl)if.
5-itarfpde,78,419,060 Wll 2-3Jlarfftüdc; 143,512165aJtf.l-S©arf-
ftüde, 51,940,373 Wt 50-ffeunigftüde, 35717J22JR 80 VI
20*5>fennigftttde; an ©idelmungen: 23,502,530 ©lü 70 ^)r-
80 s5f.: att ©tdelmüngett: 35,160,344 SERE. 45 an Kupfer-
uutngen: 9.425,003 2Rf. 57 Pf.
a ©ie Sittflaje gegen ben BegationBratl) a. ©. ©rafett
Jpermann Don Arnim, al§ ben ©etfaffer eine! Der Diel*
hefprohenett ftrafbaren ^rtifel ber „©eicßSglode", weleße bte
©erurtheilungett ber heiben ©ifjtebaftettre gur 5°lße gehabt
haben, gewinnt babuteß ein erßoßte8 Sntercffe, al§ ©raf Jeimann
t. Slrnim itt Der „Kreuj-Betümfl" Dom 24. Sanuar beit ©eidjulbi-
guttgeu be§ ©taatSanwaltS ©effettbotf im ©ermitt Dom 15. Sa-
nuar gegenüber, bah er att jetten Sürtifcln betßeiligt fei, „auf baß
8tu§brüdlid)fte" erfärt ßaü »öah jene Srttfel ihm Der Dem ©r-
feßeitten oöllig linbefannt waren, Dah er Den Sinter berfclbett
tiid)t fenttc, auch Jpcrr ©eßlfeit ißm abfolut nnbefannt fei.
UebrigenS wtrb bet Der münblicßen ©erßanDlnngr mag Diefclbe'
audß tu Slbmeifenßeit De§ Slngeflagten ftatffinDeii, Dor beut ©e-
ricßtSßofe eilte ©eweiSaufnaßme erfolgen, wclcß« Sicßt in
biefe ©aeße bringen wirD.
©er potgbamerftrahen-©egirE8Derein befcßäf*
tigte ftd? am grettag Slbenb mit ber ffragc be8 ©hlacßtßau§
gwattgeß unb Der ©inberpeft itt feßr eingeßenbcvJDebatte-
©er ©crfantmlttng woßnten ©tabtfpnbifuS ©bertß, ©tabtiatß
©tort unb Die©tabiDerorbneten '-©ofc8 unbSfc’h^nS bd- S)cr
©efereitt, ^tr. Dr. ©örner, ßob ßeroor, bah ble_,©interp'eft Die
frußer gefaßten ©efcßlüffc be§ ©ereittB, weihe ;tch für bieJ*@rr-
ricßtmig ftäbtiießer ©cßiacßtßäufer aHäfpradjen, uießt erfhüttern
fot-tte; Dielnteßr habe biefelbe auf8 ©eue Die ©olßwenbigfeit ber
centralen ^anbßabung beg ©ießßa nbel§ nid)t nurr fort*
bern aueß be§ ©tebfd)lacßtctt8 ergeben, weil nur bann eine.
auSretcßenbe Kontroie auSgeübt werben föntte. ipr. Ullftein
hält bie öfotiontifcßc ^rage für Die weit wichtigere, ©erlin ßabe
ba§ theuerfte gletfch uttb ©ahe-ber ©ehörben wäre e§, für ein
^entntergehen ber ^ieifeßpreife gu fotgen. (58 wäre angemeffenerr
mehrere ScßladUßäufer gu errieten, Damit Die ©cßlädfter ntihü
aegwungen wären, tm ©oninter ißt gleifcß meilenweit gu holen..
Sm äöeften wie im ©erben und Often Der ©tabt würben folcßcr
Schlacßthäufer mit bem centralen ©iehßofe in ©erbinbung fteßew
uttb fo Da3 ©ich bireft per ©aßn naeß beu ©cßläißtereien
tranSportirt werben fönnen. SBag-’ bie ©tnberpeft betreffe, fo’
empfeßle e8 ftd), um eubtieß einmal dar gu feßett, einej
Siufragc an ba§ polijeipräfibittm gu rießten, ob Die
©teßßof » Saftien - ©cfeüfthaft ben an fie in ©üdftcßt
auf beit Scßlacßtgwattg gefteliten Slnforbenutgett entfproeßen
ßabe. ©eßläeßter ©intfeß betont, baß bie Scßlacßträume auf
bem ©iebßofe fo ungenügenbe gewefett feien, bah fß11 ange-
wibert ßabe, bafelbft gtt fcßlaä)tcn. (Sr fei überhaupt ©3-gncr
be§ ScßlacbtgtoangeS, Da biefer feine ©ortßeile bringen würbe.
StabtfßnbifuS ©bertt) erinnert Daran, bah Der ©ereilt bereits
tn ber Scß!ad)thau§frage biitbenbe ©ef^lüffe gefaßt habe, bie
er ohne fein -Slitfeheit gu fcßäbigcn nicht umftofjen Dürfte, ©ag-
2tttfehen ber ©egtrf§Dereine leibe überhaupt feßon lange genug
Darunter, bah bei biefer grage fo oft bie prioatintereffen in
©orbergruub treten. SBa8 ber ©orrebtter gefaßt ßabe, fei ben
ftäbtifeßen ©cßörben nidtt itttbefannt geblieben. 2Benn Die
©tabt nette »litlagen fdtaffen füllte, fo werbe fie foldje ßerfteHcn,
bte bem öffentliißett ©cbürfntffe Pollauf eutfpreeßen unb Die
weniger foften werben, al8 bie ©iebmarft-Stftiengefillfcßaft für
ißr (gtabliffement geforbert hat. ©ie $rage ber (Srricßtung.
centraler ©d)lachtfjäufer fei nicht nur für ©erlin, foubertt auch
für Bonbon, part8 unD SBiett auf ber ©ageSotbitting (58 ftetit ftd?
eben üb:ratt ßerauB, bah ber fbanbcl unb baB ©cßlawtcit bei; ©ieß8
itt ftäbtifeßen Rauben liegen mühten, foU ba§ öffentliche Sitter*
effe gewährt werben, ©tcfelbett Kämpfe, Die wir in ©crlin
haben, feien aud? nad) ber ißm gegebenen ©etfidjerung beS 3©r.
©auttberB in Bonbon burcßguntad)cn, wo in Kurgetn auf (Brunb
beS act of public health Der gsmng cingefül)rt unb Die f^cuh- H
lid)ett 3«ftäitbe, wie fie in Aldgate-bigh-street ßerrfeßett, befei-
tigt werben würben. patiS unD SBictt ftreben genau baffelbe
an unb bte Kommune ©erlitt wirb ft^ aud) bnreß ben Kmftanb,
bah Die ©örfe bie auSbre^cnbe ©inberpeft in ©erlitt r.trt 3 Prog.
Jpauffe Der fftftien be^ ©ießmarftgefellid)aft eSfomptirt ßat, nid)t
beirren Iaffen, biefe brennettbe ^tage einer balbigett (5rlebifjung
unter ©ßaßrung ttnb ©erüdftd)ttgung auch Der gewerblichen
Sntereffen gugufüßrett. ©etffer,' ©litglicb beö 2luffid)t8*
rath§ Der ©tehmarEtgefeUfcßaft, betonte, bie ©tabt hätte Die
ihr non Der ©iehmarftgcfeüfchaft angebotenc Dbcraufftcht
über Jpanbel unb ©etrieb abgelehut, ebenfo fei ba8 (5nt-
gegenfomnten ber (Befellfd?aft nid)t ertpibert wotbett. ©ine
centrale firibtifdje Anlage werbe ©lilUonen foften nub Die ©or*
tbctlc, Die fie bringen würbe,, feien feßr problematifäjcr ©atur.
SDie ©efeßfdjaft habe ißre (5tabliffemeut§ ber ©tabt gum Selbft*
fofteitprcife aitgeboten. ^>err (Sbcvli? folltc fieß übrtgcu8 freuen,
wenn bte 2lfticn feiner ©iitbftrger, unb fei e8 audß-bureß bie
©inberpeft, fteigen; eä feßeitte ißnt bieö aHerbtngö nid)t angenehm
gu fein, Denn er habe bereits an attberer Stelle prioatim fleh
geäufeit, wenn bie ©tabt ba8 ©errattt ©erlin-©euftabt nießt
faufte, fo würben Die Slftien Der ©iehntarft-tBcfcltfchaft um
20 progent ftetgen. ©tabt-©pnbifu8 (Sbcrtß beftreitet eine
folcße Slcußerung tu folcßent Stttne getßait gu ßabett, Die übrigens,
felbft wenn fie gemacht worben, an Der Sacßc felbft nichts äubern
foune. @S fei ber Deftc ©ewciS für baS atigciibltdltche uttge*
funbe ©erßältitih, bah öie Kalamität, wetd?e ftber©etlin herein»
gebrochen, ben 2lfticncour8 einer (BefeUfdjaft in bte ^öße treibt,
welcßcr Die Prooiaiitirmtg Der- ©inwoßnerfchaft obliegt (5tnc
ßumoriftifeße gum (Stuft Der Situation wenig paffenbe ©ese beS
^entt ©tabtPcrorbnetcn ©ßettS fanb feitenS Des ©töDtöerorb»
ueten ©iofeS ißre SBibcrlcguttg. ©er ©cjirfSDeitin befcßloh
hierauf, auf feinen bisherigen ©efcßliiffett fteßen gu blctben
unb Icßntc Den Antrag UÜfteitt ab.
sg. Sn Der Sapanifcß-cit 2lu§ftellung fprach am Freitag
Slbettb Sperr DbcrftabSavjt Dr. ©iülfet über Die cßinefifcß*
japanifeße ©aturanfcßautuig. Den geug-fßut: eins wntt*
berlicße Beßre Don Kraft uttb ©toff, Derjwtdt mit- taufenberlei
httttmlifcßen unb irbifdtett ,3eid)eu i>oll Sinn unb Un{bin, wcld)e
bie 3eid)enbcuter gur 2lu8bcutuitg be§ gläubigen ©olfcS gu ßgttb j^^.
haben wiffett. Db Der (Shincfe ffcß cui.ueueS SmwS baut, ober
ob er ein ©rab für einen tßeuteti Ungehörigen bereiten will,
ftetö Wirb er bei Dem 3eicßcnbeuter ©atß ftd? ßolen, ob bieKon-
fteüaiion Der Berthen Der Anlage günftig ift. ©ie Sapauer, bie
feine eigene BBijfcnfcßaft befißen, lOttDcrtt attcS Don Den Gßtncfen
angenommen haben, empfingen aud) btefe fpcfulaitPc Beßre gern.
©er (Shtuefc feßretbt Den '^cng-fl;ui Dem $obi 3U, welchem er alle
feine äüiffe.(fd)aft Perbanft uttb Der um 2200 Sahrc Por ©ßrifti
©ebitrt gelebt haben foX ©isf tnS Beben be^©olfcS ift Der
©laubc öeS ^eng fßui in (Sßina eingcbrtntgnt; in Sapatt Da-
gegen fireift er g{cid)fam nur bie Dberflacßc. ©er Uiberglaube
v /rr '.c... ».ti r.. rv . r. ■ <... üaC ti««.
am (SifcrtbaßnDatnm eine ©cDoiution itt Der ©ftfluitg, bcr3dd;cn
herDorbr ingcth Seit CfonfuctuS fehlt Dem ($.t?tnefeti bie
©erflctljing eines perfottlidjcn ©ottcS, c* feunt nur Die
©aturfraftc alS bämouifd)e ©lacßtc, Die itt ftttcr ©Jedffel-
wirfung btiiben; er nuterfdicibct himwlifcße uttb irbtfeße
©iuge, DctfUcbt fie aber innig mit cittatiber. . 3m Slnfattg war
baS (5ß ac-S, in welcße8 Der «rfte 3tthcmjug ber ©atur Die etfic
©ewegi mg bradjte; biefent erfien SUßcntjitge banft baS männ-
liche pjeingip feine (Srifteng; ber gweite Sltßcmjng cxfdfuf ba*
wciblid.?e prinjip. AücS entftaub nun brneß <Stn* mtb 9iuS*
atßmen . §ötbernb ober gerftörenb wirfen Die bcibcn prtngtptctt
wecßfcl feitig Sluffdtlufi über ißr geßciatnihDofteS SBirfen gtebt
bie Bel ?rc, Ke geheißen. ©aS Icbcnbc Ptittgtp ift an gemiffe
©aturj gcfe^c, ©i, gebttnbcn, waßrenb Diefc wieber an beftimmte
gigure n fkß hinten^ welcße got)i jufamtnenffeUte; biefe 311 fetm-
rnenfte' Httttq füßrt ben ©amen ©u. 3lflc biefe ©tage treten in
äußere n formen auf unb Die Beßre biefer Atomen ßeiht:
ging. 2lu8 feiefen Dter ©ßctlcn ift ber ^ettg--fhui gufamnten*.
gefeljt . 3« öer ©onuc fießt Der (Sßittcfe ben ©epräfentanteu.-
DeS : männlichen PringipS, im PiottDc ben ©epräjentantww
be§ Weiblichen; bann foutmen bte 5 platteten, welchen bie
5 (Srbelcmente, £olg, ^euer, (Srbe, ©letatt unb 2Baffer foot*
binirt fl«b. Am Fimmel ergrünbet ber (Sßittefe bte ©efdßtde
ber ©tenfeßett unb ©ölfer. (pimmel unb (Sree Derbinbet er innig
miteinanber, wie bte ©obten mit ben Bebenben. ©aS ©lücf ber
Bebenben ift abhängig Pont ©ßoßlbefinbeit bc8 ©obten. ©er
5©euf^ hat gwet Seelen, eine mannlicße unb eine wctblidje, jene
geht in Den Jpimmel gur Urfeele xurüd, biefe bleibt bei bem
lobten unb empfängt geitweüig ©efuäje ber männli^en ©eelc.
©tefet ©orftellung entfpri^t au^ ber gefammte Kultus ber
©obteu. ©te fünf Planeten als ©epräfentanten ber oben ge-
nannten 5 (Slemente in ©erbinbung mit ©ontte unb ?©onb
Seben bte heilige 3«ßl 7. ©te gefammte SBtffenfcßaft, bte
Rebigin mit einbegriffen, berußt auf beit für alle biefe Kon*
fteHationen pon gohi gufammengeficllten Figuren; ber Seicßen*
Deuter bebient ftd) bei feinen ©eutungen eines acßtgehnthetligen
KompaffeS, auf welche aßc biefe Figuren gnfammengeftetlt finb.
©ie Figuren hat goßi erfuttben, gugleich mit ber ©tufir. ©r
ßat in etn ©ambttSroßr gebiafen unb befattt Damit etnett ©01t,
mit biefent gugleidj hörte er Die Quint ber Qber-Qftab mit*
Elingen, ben erfien unabhängigen ©on nannte er ben mäniilid)en
unb begeichuete tßit mit einem ©trieß. ©en gweiten immer ab-
hängigen ©on begeießnete er mit gwei Strießen unb nannte tßn
weiblich. ©ieS ift bie ©runblage ber 3etcßeit, auf Die Der
(Shinefc feßwört; bie Harmonie Der Bdcßen bebeutet ißm ©lütf;
wo btc5>armonie fcßlt, Da foU berfÜRenfcß fie burd) ©erbefferuttg
ber ©atur ßerguftetten fudßett. 2öie bieS gu gefd)eßett ßat, fagt
Die Beßre >»tt geng-fßut unb ißr Snlerpret bet 3cicßbeuter für
tßeureS ©elb.
©er Kroitprittg befitßttgte am Freitag ©aeßmittag im
Atelier beS ©ilbßauerS ©. Scßweittiß baS oott bemfelbctt auS-
gefüßrie 9Robeß einer Bangfeite beS für bie ©tabt Köln bc*
ftimmtcu ©enfmalS griebrieß ©Mlßelm’S III. mit bett Scannern
A. t. 5>umbolbt, p. 9tiebußr, P. (Btteifenau, Arnbt uttb P. gRoß.
©et Kroupting befitcßte ßterauf baS Atelier beS profefforS A.
ßalanbrelli unb befldjtißte Dort bte in Arbeit begriffenen ©cliefS
gu obigem ©enfmal uub baS fertige BßRobctt Der Statue Petcr8
D. (SomeliuS, welcße für bie gjlufeumSßaße beftimmt ift.
A ®cr ©efud) ber Kocßfunft*Au8ftcllung war am
Sonnabettb nid)t mtttber gaßlreid) als att ben beibeit Por-
hergeßenbett ©agett. (Srmutßigt Durch bie große ©ßeilnaßme beS
publifttmS, ßat ba§ (Somite befcßloffen, bie AuSfteUung erft am
Montag 2tbenb gu fcßließen, unb fteßer wirb bte tntereffante
ScßaufteRung amSoimtag nofß ein gaßlretcßeS Publifum finben.
— Snt ©aale be8 ArcßiteftenßaufeS (3Bilßelm8firaße 92/93)
wirb ßcute bie AnSftellung ber Beiftungen Der Beßrling8*
fchulen beS ©unbeS ber ©au-, ©lauter- unb 3immcrmeifter
©erlutS eröffnet.
— ©ic Aufführungen ber $lebetmau§, wel^e aöabcnbltdß
bte ©aume beS grtebricß-3Bilßelm8ftäbtifd)en ©ßeaterS
füHen, werben halb wiebet unterbrochen werben, Da ber Urlaub
beS Jperrtt ©ollmann am ©ienftag 31t (Snbc geßt.
— Sw ©efibengtßeater tritt3Rontag, b^n 5.%ebruar,
ber ^harafterfpiclcr SGSoßlmutß als Smrpagon tu 5RoIiere’S
„©eigigen" auf. ©a aber baS gegenwärtige Sugfind biefer
töüßne, „©in güvft beS Sd)wtnbelS", nteßt uttlerbrocßen werben
foü, fo wirb ber „©eigtge" bagugegeben.
— Sonntag, Den 4. Februar, gelangen ©cßiüer’S
„©ättbet" tut ©atiottal-©ßeater gtt halben Pretfett am
©a^mittage gut Aufführung Am Abenb wirb bie Püffe „©obett
uttb ©ertfam" mit 5>errn SIBeiraiuh wiebetßoit.
— ©ie©ireftion DeS ©hier garten»@Eatin g»©inf theilt
unS mit, baß ißre grüßjahrS-5IRccttng regelmäßig Sonntag,
©ienftag unb $rettag ©acßmittagS unb auf DielfeitigeS ©erlangen
sjRotttag ttnb ©ounerftag AbettbS 6% bis 10 Ußr unter ben
Klängen Der Kapelle beS (Barbe-Kürafßer-©tgtment8 ftattjrnbeit
Werben.
— Sßir mad)en unfere SifluSfrauen auf ba§ ttetterbingS in
atnfcten Konfum cingcfüßrte anterifattif^e ©inbfleifd) auf-
tnetffam. weld?e8 u. A. im ©erltner ^auSftaueupercin unb bet
Sperrt! (S. (Börner (Anßaltftraße 8) gu haben ift.
— pDligeibericßt. (Sin bem ©rttttfe ergebener SRantt
etßängte fteß am 31. 0. 3)1. AbcnbS mittelft eines ©ucße8 att ber
©ßür feiner SSoßnung. — Ant 2. b. 5R. ©ormittagS würbe bte
Scicße ettteS unbefauuten, anfeßetnenb bem Arbetterftanbe auge-
hörigen ©lanttcS itt ber 3Jlüßlenftvaße ans Ufer gefd?wemmt. —
An bcmfelben ©age ©tittagS ftürgte ber Klempner 2BtIßelnt
©aitmann Pott bem ©aeße cttteS SeitengebäubeS SRel^iorftraße
©r. 31 auf Den gcpflaftertcu 5>of ßinab unb erlitt babureß einen
©rud) ber ^alSwirbcIfäule, itt ffolge beffen er auf bem ©ranS
port nad) Deut Kraufenßaufe ©etßaitien oerftarb. Slücm Att
feßeitte nad) ift Der ©crunglüdtc auf Dem ©aeße, weldjeS er mit
einer neuen 3iitfbefleibitug gu Derfebett hatte, büßt an ber ©aeß«
tit-nc auSgegüttcn uub habet berabgefiürgt. — SBafferftaub an
bett ©amm-3Rüßlcn: Qberwaffer: 2,385 Unterwaffer: 1,36.
®er öe^cntt>ärti(|c ®tan2i 2>eö ^ewtfdßen ©enoffeu*
frßaftötbcfcnö*
I.
©ie auf Selbffßiilfe berußenbett beutfeßen ©enoffenfeßaften
ßabett im Sommer beS SaßreS 1875 baS elfte ©ieteljaßrßunbert
ißreS ©eftcßcnS befdjloffen. ©ie ©ebenffeier, welcße tm Anffßluß
an bicfeS bebeutungeDolle öretgntß in 9Jlüncßcn begangen
Würbe, ßat wie c§ und feßettten will, Damals in manchen
Kretfen nicht btc ©ead)titng gefunben, bie ißr woßl gufam.
33er bie ©erießte, wie fie feit bem Saßre 1859 aüjahrlid)
über baS ©enofjenfcßaftSmefen crfd)ienen finb, ocrfolgt, ber
fteßt etne ©ntwidlung, Welcße Don deinen Anfängen gu einem
feltenen Aufjd)Wung gelangenb, woßl gu näherer ©etrad)tung
unb Sßürbtgung aufforbert. AtterbittgS ift baS SBirfen ber
©enoffenfdjaften, je umfaffenber unb einbringlicßer eS ftd)
gcftaltete, and) geräufd)Iofer unb allem Anfcßetne naeß
aueß begrenjtcr geworben; anbere bebeutfame fogtale ®e*
bilbe, wie ©eWerfDerctne, gewerbliche ipülföfaffen,
SdjtebS* unb (SinigungSämter haben ftdß neben
tßtien cntwicfelt; Don ben Derfcßiebenften Seiten
wirb an Die großen, ftch immer feßwiertger geftalten*
bert fögialen Aufgaben herangetreten unb ber Streit über
bie ßrtnjtpieUen Staitcßunde wogt ßin unb ßer. ©aS aber
haben Die ©enoffenfehaften Dor AÜen DorauS, baß fte bereits
ftattlidjc Beiftungen aufweifen fönnen, bie geigen, WaS fie
bennögen. Unb eS Darf ben öJcnoffenfdßaften nid)t bergeffen
fein, baß fte in ben trüben Saßrgeßnten ttad) 1848 bis gum
Auffcßwung ttnfereS nationalen nnb ßolitifcßen Bebens einem
großen ©heile unfereS ©ürgettßumS bet ber Durch ßolitifdße
Sämmerlicßfeiten gitrüdgeßaltcnen wirtßfdtaftlicßen (Sntwide*
lung ©ürfßalt nnb Anlehnung geboten haben, baß fte Werth*
wolle Kräfte Dor ©erfitmmeruhg unb wueßetnben AuSwüd)fett
bewahrten, baß fte ben fo oft in ©eutfcßlanb bermißten ©eift
gudjtboller (Stnorbnung in ein umfaffenbeteS ©angeS pflegten
unb fo ein (SrgiehungSmiitel für baS ©olf würben.
313tr glauben Deshalb bem (SntwicfeiungSftanbe beS föe*
HoffenfchaftSwefenS, wie cS fid) naöß 25jaf)rtgem ©efteßen
barfJellt, an ber ^>anb beS leßten S^)resberid)tS (1875) eine
etwas eingeßenbere ©etrad)tung feßenfen gu follen.
©en beutfd)en Göenoffenfdjaften ift eSbefd)ieben gewefen,
am Sd)ltiß teS erften ©icrtcljaßrhunbertS tßreS ^ÖefteßenS
auf eine probe geftellt gu werben, weld)C ein ebenfo boU*
wicßtigcS wie glängcnbeS Beugniß ablegt für bie ßerborragenbe
©cbeutung unb Stellung, bie fte unter Den bolfSwirtßfcßaft*
lid)en (Simicßtuitgcn ber ©egenwart einnehmen, ©ie feßwere
^efcßäftSfriftS, wel^c feit Drei Süßten mit immer fteigenber
333ud)t auf Dem SRarfte Iaftet, ift allerbingS uid)t fpurioS an
ißnen borübergegangen, nnb mit ber größten Offenheit ßat
ftd) Der elfte ©erdeter beS GöcnoffenfcßaftSmefenS über Die
hier in ^Betracht fommenben ^älte auSgefprocßen; biefelben
ftnb aber fo Durchaus bereingelt aufgetreten, baß gerabe
in biefer förfeßeinnng ein fcßlagenbet SeWeiS für baS
Durch unb burd) foltbe ©efüge unfereS ©enoffettfcßaftS»
WefenS liegt, ©te ?frage pön ben (Stnwtrfungen unb
(Sinftüffen, weld?e Die feit SHitte 1873 anßaltenbe Krife auf
bie ©erßältniffe ber ©enoffenfdßaften gehabt ßat, barfbeSßalb
mit ©echt an Die Spiße einer ©efpredjung beS SüßreSberiißtS
bon 1875 geftellt werben. Unb Da ift benn gunäcßft gu Eon*
ftatiren, baß trofj ber fdjwerett ^etmfudjung, mit Weld)er
"anbei unb (bewerbe feit P fämpfen haben, baS
>enoffenfd)aftSwefen einen ftetigen ^ortfehritt aufwetft. ©ie
Wacßfenbe Angaßl ber ©ereitte unb ber SJtitglieber, Wie ber
geftiegene ©efcßäftSberfeßr fpredßen in biefer ©egteßung Deutlich
genug. SBährenb ber ©erießt pro 1874 an Krebitgenoffen*
fd)aften 2639 namhaft machte, weift ber Diesjährige 2763
auf; bie ©enoffenf(haften in ben eingelnen (SrWcrbSgwetgen
ftnb bon 600 auf 715 geftiegen; ber feßeinbare ©üdgang bei
Den Konfuntberetnen bon 1089 pro 1874 auf 1034 im leßten
Saßre erdärt fid) Durch baS AuSfcßeiben einer großen
Angaßl biefer ©mine tn ©eutföh*Qefterret(ß, namentlich
in ©ößmen, wäßrenb in ben Staaten beS beutftfjen
©ei^ßS aud) bet biefen ©eretnen ein 3«mad)S gu Eon-
ftatiren ift; an ©augenoffenfehaften werben tin lebten
Saßre 62 gegen 55 int Saßre 1874 bergeid)net, genug bon
4383 Göenöffenfd?aften, bie ber leiste ©eridjt anfgäßlte, ift
Deren Angaßl nach ber gegenwärtigen AufftcUung auf 4574
gefttegen, waS auf eine ©efatmntgaßl bon gut 4700 gegen*
wärtig fcßließen läßt; ebenfo ift bte 9Jtitgliebergaßl auf
1,360,000 (gegen 1,350,000 pro 1874) gu fcßäßen. ©er
allgemeine ©efcßäftSumfaß enblidj ift runb auf 2600 BJUKtonen
SDRarE (200 SDRUUotten nteßr aIS74) gu beranfdjlagen; wäßrenb
bie eigenen Kapitalien an ©efdjäftSantheilen nnb ©eferben
bon 150—156 SKiUtonen 9©arE auf 160-170 Millionen Bttarf,
bie Erebitirten fremben ©elber bon 345—354 SUtiUionen BJtarE
auf 355—360 SDRill. S©ar! gefttegen ftnb. — (5S leibet feinen
Sweifel, baß biefe troß ber Ungutift ber Beiten erhielten beben«
tenben ßrfolcje oßne bie tn ißrer Art cingige unb mufter«
hafte Qrgantfation beS CöenoffenfdtaftSwefenS, wie biefelbe
Durch ben ©egritnber beffelben, Sd)ulgc*©elißfd), geftaltet
worben ift, nicht hätten erreidft werben Eönnen. AllerbingS
gehören bem bon Sdntlge geleiteten allgemeinen ©erbatib ber
auf Selbfthülfe berußenbeit beutfd)cn (SrwerbS* unb AJirtß*
fcßaftSgenoffenfdjaftcn tm ©angen nur etwa 1150 ©ereine
an, bod) Eommt baS SBtrEen beS ©erbanbeS, beffen ©rfaß»
rungen nnb ©cAßfd)lägc mehr ober weniger auf bem Aßege
ber PubtiEation aßen gugute, Wie baS auch mit ber burd?
Sdjnlge’S erfolgretdjeS unb ßingebenbeS Eintreten für eine
ben eigentümlichen ©erßältniffen beS ©enoffenfdjaftSwefcnS
gerecht Werbettbe ©efeßgebung ber geWefen ift.
©on nid)t geringerer ©ebeutunq in biefer ^)inftd)t ift
enblicß bie ebcnfaßS unter ScßuIge’S Aufpigien ßerbor*
gerufene genoffenfd)aftlid)e ßiteratur, auf Deren neuefte
(Srfcßeinung Wir noch am Schluß gu fpreeßett Eomtnen.
Snfcem wir uns nun einer ©ctrad)tung ber etngelnen ©e*
noffenfeßaften guwenben, beginnen wir mit ben ©orfeßuß*
unb Krebitberetnen, Welcße ißrer Angaßl nad) bie ftärffte,
weit über Die Ipälfte ber hier in ^age Eommenben ©enoffen*
fd)aften umfaffenbe ©attnng ftnb. Unfer ©erid>t gäßlt Der»
felben 2763, b. 1.124 mehr als tm ©orjaßre, auf, bon Denen
auf ©eutfdj’Qefteneid) 1087 (©ößnten aßein 463), auf Preu»
ßett 969 Eommen; audß bie ©eicßölanbe werben mit gwet,
Suyemburg mit einem Krebitberein aufgeführt. SDRitgetßeilt
werben ferner bie Abfcßlüffe bon 815 ©ereinen — ber gleichen
Saßl wie tut ©orjaßre — unb gwar auSfd)Iteßltcß aus beut
beutfeßen ©eidjSgebiet mit ApSfcßluß Qeftetp-eicßS. ©te ?©it*
gliebergaßl biefer 815 ©creme beträgt 418,251 mit einem
©efammtumfaß bon 1,495,648,436 SSJlarE, ca. 92 9Jl*.ßionen
eigenen unb 330 ÜRißtonen fremben f^onbS. ©S repräfentiven
btefe Büßten bunßweg ein erßebltcheS 3öad)Stßum gegen
baS ©orjaßr, nnb gwar namentlich auf bem ©ebiet ber
©iSfontirungen, bie fteß um ca. 61 9©tßionen geffeigert ßaben.
(StwaS gebeffert ßat ft^ß ferner baS ©erßältniß beS eigenen
gum fremben Kapital, nnb gwar beträgt hier ber progentfaß
27,85 (gegen 27,68). ©urdjfdtnittlidh Eommt auf Das SRit
glieb an eigenem Kapital 219,8 5RarE, an frentbem Kapital
789,3 9TcarE (gegen 205,5 refp. 742,2 im ©erfahre), ein (je*
Wichtiges Beugniß für baS ©ertrauen, beffen fid) bie ©ereine
nad) wie bor erfreuen, ©roß ift freilid) and) bie ^)öße ber
©ertufte, unb gwar im ©erßältniß gu ben gewährten Krebtten
0,09 progent (gegen 0,05 Progent im Süßre 1874 unb 0,1
Progent im Süßre 1873), fo baß alfo baS berftoffene Süßr
tn biefer ©cgießung giemltdj gleid) mit Dem erften Süßre ber
KriffS 1873 fteßt. ©ennoeß Eanit man fagen, baß btefe ©er
lüfte in feinem ©erßältniß fteßen gu Denen, Weüße bie ©roß
inbuftrie unb ber ©roßßanbel tut gleichen Beitraume erfahren
ßabett, wie benn auch bte Büßl ber ©ereine, bte bem Sturm
ber 3eit erlegen ftnb, eine berßältntßmäßig geringe ift.
Unfer ©erid)t füßrt 4 in KonfurS geratßene unb 11 in
fiignibation getretene ©ereine an. ©ielfad) Eommett hier als
SDRotibe bte mangelnbe Kontroie ber StebifionSbeßörben, Un
fäßtgfett beS ©orftanbeS ober gerabegu betritgerifdje Plant
pniationen ber ©eamten in ©ctradßt. Am fd)Werften war
bte Kataftropße ber ©üffelborfer ©ewerbebanf, bereu eigenes
Kapital (5nfee 73 nod) 580,000 PlE. betrug, wäßrenb bie
©ertufte feßt weit über biefen ©etrag ßinauSgcßen unb über*
Dies noch eine Angaßl anberer rßeintfdjer ©olESbanfen ins
©erberben geriffen ift. AllerbingS war hier, gang abaefeßen
bon ben fe’ßftrßaften ftatutarifdjen Anorbnitngen in ©etreff
ber ©efugniffe bon ©orftanb, AufficßtSrath unb ©eueral*
berfammlung, ber^auptfeßler baburdj gemaeßt worben, baß man,
ftatt fteß auf Die ©eftiebigung beS KrebitbebürfniffcS ber bom
©anfbetfeßr anSgefdffoffenen Kreifc gu befeßvänfen, ffdj Weit
über Die Kräfte hinaus ün Den größten inbuftneKen
Unternehmungen betßeiligte. ©te bei bem Konfurfe ber
©üffelborfer ©eWabebanf gcntad)ten ©rfaßrungen ßaben
ben Anwalt ber ©enoffenfeßaften beranlaßt, eine Äbänberung
beS©enoffenf4aftSgefeheS,betrcffenbbaSßiqutbattonS*unbKon*
furSberfaßren bet ©enoffer.fcßnften anguregen, bie borau6ffd)t«
lidß fdjon tn ber näcßften PeicßStagSfeffion eingebradit Wer*
ben wirb. S«( SBefentltdjen ßanbelt eS fid) ßier Darum,
Wäßrenb beS KonEurfeS baS Dtecßt gur Abhaltung bon
©eneralberfammlungen mit binbenber Kraft bon beten ©e*
fd)lüffen für bie füliiglteber gu gewähren unb folcßen ©eneral*
berfamntlungen bte ©efugniß gugufpredßen, gur erefutiDifdjen
Umlage unb gwangöweifen ^Beitreibung ber bewilligten ©elb»
funttne Die ©erießte fdjon bor Scßluß beS KonEurfeS beran*
taffen gu Dürfen.
Ueber bie ©ewegung ber SDRitgliebfchaft unb bie
Statifttf ber 3Rttglteber nach ©erufSElaffen finben wir eine
751 ©ereine umfaffenbe Aufteilung, ©iefelben gäßlten gu
©egtnn beS SüßreS 1875 an SJlitgliebern 329,182 unb am
Schluß btefcS SüßreS 342,723, mithin ein Plus bon ca. 13,500.
Sn ©etreff ber Derfdffebcnen ©erufSElaffen ift baS ©erßältniß
ber 9Jlitgliebcr, im progentfaß auSgebrüdt, giemlid) baffelbe
geblieben. Am gaßlreicßften bertreten ffnb wie biSßer bie
felbftänbigen £mnbrocr!er, bie allein 33,6 Prog. ber BJlitglieb*
feßaft (über 115,000) umfaffen; bann folgen Die felbftänbigen
Banbwirtße mit 21,8 Prog. (74,000 Ptitqlicber [+ 1 Prog.
gegen 1874]), Die Kaufleute mit 10 prog. ©twaS höher,
iO,8 prog., ift baS ©erßältniß ber unfclbftänbigen Arbeiter,
Deren Angaßl 37,248 beträgt; bod) ift ßier ßerborgußeben,
baß in unferer Auffindung jene Kategorie folgenbermaßett
gufammengefeßt ift:
1) ^abrtfarbeiter, ©ergarbetter, ^yanbwetfSgefeden 17,436
2) ©eßülfen unb Arbeiter bei ber ßanb=, $orft*
Wirtßfdhaft, ©ärtnerci unb ^if^füng .... 9,241
3) ©riefträger, untere ©tfenbaßn*, ©elegtapßen*
unb pofitbeamte, ©ifenbaßnarbeiter, unfelbftän»
btge Schiffer, Kedner...................... 7,031
4) ©ienftmänner, ©ienftboten................ . 3,540
Bufammen 37,248
©S Wirb ffdß biedeiößt über Die BuflcßörigEett ber unter
3 genannten ©eamten gu ben t,unfelbftänbigen Arbeitern"
ftreiten laffen; ber ^>öße beS ©tnEommenS naeß gehören fie
inbeffen woßl meift unfraglid) hierhin unb nur in eingelnen
hätten mag in ber Sicherung beS ©inEommenS bei ben wivdfcß
Angeftedten unb in tßrer penffonSfäßigEeit eine über biefe
Kategorie ßinauSgeßcnbe Qualität liegen, ©urdffcfmittltdj
Eontmen auf bie angeführten ©ereine je 48 Arbeiter (74 wa-
ren eS 51, 73 Dagegen nur 46). ©aS ©erßältniß ber $rü*
fanten ift 3,8 Prog.; Die nodh übrigen 17 prog. bertßeiteit
fid) auf bie berfaffebenften ©erufSElaffenen unb umfaffen
©efchäftsleutc, Aergte, Künftlcr, ßiteraien, ©eamte, £anb*
lungSgeßilfen, penffonärc unb IRentierS. 3« bemerfen ift
enblid) noch, baß ftch unter ben aufgefüßrten 342,723Plitgltebern
25,794 Weiblidjen ©efcßiecßtS befinben. — üßenn fid) bemgemäß
bie BvtgeßörigEeit gu beu Krebitgenoffenfcßaften auf Die meiften
©erufSgweige erftreeft, fo ßaben fte bod) naeß Wie bor ißre
^auptangießungSfraft bet Den felbftftänbtgen .fjanbwerfern,
Banbwirtßen uttb deinen ©efdßäftstretbenben bewährt.
Snbem wir uns jeßt ben ©enoffenfdjaften in ben
eingelnen ©ewerfSgwctgen guwenben, haben Wir ßter
gwet ©ßatfaeßen als befonberS bebeutfam> unb cßaraEteriftifcß
ßerborgußeben; ©ie mehr ttnb itteßr ftetgenbe ©ctßeiligung
ber ßanbwirtlffdjaft am ©enoffenfcßaftSWefen unb bte Ueber*
flügelung ber dtohftoffgenoffcnfdhaften burdj bie meßr unb meßr
guneßmenben ProbuEttbgenoffenfdjaften; ein fdjlagenber ©eweiä
Dafür, baß ber gemetnfame ©egug beS SRoßftoffeS fettend
ber £anbwerEcr nießt meßr auSreicßt, um Die Konfurreng
ber im ©roßen arbeüenben f5ahriEinbuftrte auSgußalten,
namentlich tn aden größeren piäßen. 2Btt finben in
bem borliegenben ©erießt 262 lanbwirthfdhaftliche ©enoffen-
fdjaften aufgeführt, wäßrenb 1874 beren erft 189 unb 1873
nur 150 nadjgewtefen waten. — 3BaS bte ßRoßftoff*
genoffenfdjaften angeßt, fo Werben bon inbuftrieden 168,
'bon Ianbwtrtl)fd)aftUdßen 56 aufgefiißrt (gegen 155 refp. 52
pro 1874). Unter jenen, bte nadß 17 berfcßicbeneit ©entfS»
arten gefeßteben ftnb, nehmen bie Sdjußmacßer mit 85 ©e-
noffenfeßaften ben erftenplaß ein; bann folgen bieScßnetber
mit 29, bie Sd)loffer unb Scßmiebe mit 13, bie ©ifdjler mit
10, Die ABeher mit 6 ©enoffenfeßaften. 3m ©efcßäftSumfang
uiadjt fteß Den borgelegten Ahfd)Iüffi.‘n nad) feine uennenS»
Wertße ©rweiterung heinerEbar; in boder ©lütße fteßt nodj
immer bie leibige beutfeße ©efcßäftSprayiS, ben Plitgliebern
bie Aßaaren gegen langen Krcbit abgugeben, jo baß, wie bte
£>auptfumme Der mitgetheilten 18 Abfcßlüffe ergiebt, Die Außen-
ftänbe für Aßaarett bei ben Plitgliebcrn nießt einmal boUftänbia
bureß bie ©efcßäftSantßeile gebedt werben, ©ei ben angeführten
lanbwtrtßfcßaftlichen Pohftoffgenoffenjcßaften ßanbelt iS fieß
um gemetnfame ©efdjaffung bon Saaten unb Eüuftltdjett
©üngmtttcln. 9taß berwanbt btefen ©ereinen ffnb Die laufe*
Wirtßfdjaftließen AßerESgenoffenfeßaften, bet betten
gemetnfame ©efeßaffung ber gur ©rlcid)tcrung Der ProbuEltott
etforberlidten ©ebingungen begwedt wirb: alfo tßetlS lanb«
wirtßfcßaTtlicße Piafd)inen uitb ©erätße, tßetlS Büdjtbiet),^
beibeS ©rforberniffe, bie Der Eletne Banbwiitß ftd) nur fd?wer
allein befßaffcn Eann. Unfer ©erießt enthält bon Den elfteren
72, bon ben anberen 39 ©enoffenfeßaften; befonberS gaßlretcß
ftttb biefelben in ber Dißeinprobtng bertreten.
Sn ber SJtitte gwifeßen ben Sloßftoff» unb Probuftibge*
noffenfdjaften fteßen Die Ptagagingenoffenfdjaftcn, welcße
gemeinfamen ©erfauf im gemcinfdjaftlicßen ©erEaufSloEal
begweefen; and) fteßen fte bielfacß mit ben ©orfdntßbereiuen
Derart in ©efd)äftSbcrbinbutig, baß leistete Die fertigen SBaaren
beleihen unb fo Ptittei gur wetteren Probuftion gewähren.
Unter ben angeführten 55 ©enoffenfeßaften nimmt Der PRÖbel-
unb KletberbciEauf eine ßerborragenbe SteUung ein unb eS
gehören 24 allein ben ^tfcßler«, pianoforte* unb Stußlmadjer-
genoffenfd)aften att, wogu noeß 8 ©ewerbeßaden treten, bie
ebenfaUS meift Ptöbel feilßalten; an Sd)neiberger,offenfcßaftett
werben 14 genannt______ (Sdjluß folgt.)
Serüncr BÜrtcntioile.
^aßctt^mnthaler^ifettWerfe. ©te in bicfcit ©agett ab»
gehaltene ©eneral•©crfammlutig geueßmigte Die ©ageSorbitung.
©ie DicbuEtion beS bisherigen AEttenEapitalS fod bemitacß btuß
Abftewpelung Der Afttett bott 200 ©ßlr. auf 100 ©ßlr. refü. 300 9RE.
bewirft Werben, wäßrenb eine wettere ©riitäßiguitg beS Altten^
faoitalS nod) bttveß bte ^ergäbe oott 130 Aftien im ©ctragc bon
78.000 9Rf. fetlenS gwetcr Aftionärc erfolgt.
©er ©ortmuttber SBörfetiueretn ßat eine föerfte*, 9RaIg»
uttb Jpopfcnbörfe eingerichtet unb wirb biefelbe bis auf AßcitereS
bon ßcute au regelmäßig jeben Piittwocß uub Sottttabcnb dRit*
tagS bon 12 btS 1 Ußr int Kölntfcßen ^>ofc bafelbft abgeßaltcit
werben.
©örfen*Itfance. ©te Aftien beS ©erlittet ©ulfatt,
©ifettgießerei unb 50lafd)tttcnfabrif für ©ifcnbaßn»
ttub ©auwefett, werben jufolge befdtloffcttcr uub ßanbelS*
gerid)tlid) eingetragener Biguibation bom 5. gebruar er. ab franco
Btttfett gcßaubelt.
aWagbeburger Reiter* OctftcßermigS-öefeUfcbaft. ©er
leßte Plottat Des bottgeu SaßreS hat, naeß bem 9RonatS-©irfulär
Der ©efeltfcßaft, bei geringerer Attjaßl b?t ©ranbfcßäbcn eine
um (StwaS ßößere ©erluftjiffer gebvaißt, als ber ©ejetttber beS
SaßrcS 1875.
duömüifjmtgctt Oefterreicßö. ©et bem ^auptmunjamte
itt 2öiett würben in 1876 7,466,418 ©. Silber weniger,
10,639 585 ©. in Bcüaittiiter ©ßalcnt uub 1,185,192 @. itt Ad)t*
unb ©iergulben* (20 unb 10 5r-) ©tüden ausgeprägt.
©ad türlifcße ^apiergdb. ©aS ßoße Agio beS türfifeßen
papiergelceS ßat btc Pforte beranlaßt, Plaßregcln ju beratfeen,
bttreß wcld)c baS ©ertrauen tu btefe Dloten gefteigert werben [ott.
2Bic bte „Suvguic'' melbet, fanb unter ©orftß beS ^iuanjmitti-
fterS eine ©erfammlung ber ©anders bott Konftantinopcl ftatt,
um bte 3Rittel anjugebett, weldße ben adju ffarfett Sdjwautün-
gen im ÄJcrtße ber ©clbgetcßett borbettgen fönnten. ©ie ©er-
fammlung bcjctcßncte als bte ^aupturfaeße Der großen ©ntwer*
tßtuta bie adju rafeße ©mifßott großer ©eträge, wcld)e aUerDtitgS
burtß bie militärifcßeit 3tüftungen geboten war. Um einer wei-
teren rafcß-cn Snflation oorjubeitgett, wirb ber 9legicrung ein
btgen, wäßrenb bie ©anficrS mit ber Ausgabe Der Olotctt nur
borflcßtig unb langfant borgeßen füllen. ©S ift meßr als frag*
liefe, ob biefeS AuSfunftSmittcl wefeutliß gur #cvabminbcrung beS
AgtoS auf Die ©alter beitragen Eann.
©fenbettben. Aßie nad) ber „Bub. Btg." berlautct, beabfidj-
tigt bte Bübecfer prioatbauf für baS Saßr 1876 eine ©tot*
benbe bon 6^ Progent gu bertßeilcn. — ©ie ©tuber ©enoffen«
fcßaftSbanf ßat int boriqcn Saßre einen Umfaß bon 48004,994
SRarE gemaeßt unb bertßetlt eine ©ibibeube bon 8 progent. —
©er Auf{IdjtSratß ber © ß 01ner Krcbit gef eUf cßaft 65. P t owe
wirb bei ber ©ettcralbcrfammlung bie ©ertßeilung eincr ©ibt*
benbe bon 10i ^regent = 64 (ME. pro AEtie beantragen.-- (Die
Ungarifthe Kommetgialbanf mirb 8 ?)rogent = 40 ft. als
(Dibibenbe für 1876 bertljeilen. — 35er AufftdjtSrath ber (DreS-
bener Vau = ©efellf<haTt wirb bie Verkeilung bon 6 (Prog.
Btnfen auf bie d)ribtitäi8*©tamm«AEtien unb 5 (ME. (Dibibenbe
pro AEtie in Vorfdjlag bringen.
£5efterreic^ifc^:fcrbifdb»tür!ifi^c ©ifettbah». 2Btc eS im
„grembenblatt" wirb baS (ProtoEoü ber ferbifdjen gricbenS»
nexbanblungen aud) bie ofterreiä}ifd)-ferbifch«tütEifcbe ©ifenbapn»
anfdjluftftagc berühren.
(ftumänifche ©ifenbahtt. (Bie bie „9t. gr. ?)r." erfährt,
ift bie im Sanuar gur Müdgatftung fäüig geworbene Mate
bon 2 (Miüionen grancS bon bem Marleben, Welches bie ©taatS-
babn ber Mnmänifdjen ©ifenbahngefeüfchaft gemährt hat, am
23. Sanuar boüftänbig gut AuSgahlung gelangt.
SJeutföe 9leidf>$batil. Um für baS (PubliEunt eine gtö&cre
Vequemlid>Eeit unb eine noch bombiere Abfertigung hetbeigu«
führen, ift bom £auptbanEbireEiortnm Anorbnuug getroffen, bafj
bie (DiSEontoEaffe bon ber eigentlichen VanE=£auptEaffe ab
getrennt unb auS bem (Partevregefdjofj in bie erfie ©tage, un
mittelbar neben bie für ©inliefermtg ber (Bcäjfel beftimmten
(Räume »erlegt merbe.
®er SSerlitier 3ttaller=23ereiit hnt feine (EhätigEcit an ber
Vörfe begonnen. (Bie fäjon mitgetheüt, befteht ber Vorftanb
auS beit sperren ©aSpar Cebp unb Alfreb ©ohn. 3w* Seid)
uung ber girmen flnb anfjerbem bie sperren Ceopolb ©tein
tbal unb (Paul Kutfher ermächtigt. § 2 ber Statuten lautet:
„3mecf ber ©efeüfdjaft ift bie Vermittelung bon Vörfen
gefdjäften. (Die Anlage beS ©efeüfdjaftS-Vermögens barf nur
in (DiSEonten, (Reports unb Combarb naä) ben bom AufftdjtS
rath feftgufehenben Vcftimmungen gefdjehen."
ßefterreichifdhe« ©tcwtöpapierflelb. ©nbe Sanuar mären
im Umlaufe
(PartialhhPotheEar»Antbeifungcn ©. 64,468,557
Staatsnoten _________„ 347,530,761
Bufammen: @.411999,318
(Dhnbcnben. (Die Meal«Krebit=VanE gu Verlin (ein«
getragene ©enoffenfdjaft) hat bie (Dibibenbe für bic ©efdjäftß-
antheile auf 9 (prog., für bie (PrioritätS Anleihe aufter 5 (Ptbg
laufctiben Binfcn auf 3 (prog. feftgefcht.
©ic ^reußifdh l’Hhetuifche ©ainpffdnfffahrtö« ©efeü«
fdEwft in ÄMtt bertheilt per 1876 eine (Dibibenbe bon 2% (Prog.
= 13,50 (ME. per AEtie.
©rimberger (Hüc£öerftchming$«©efeUfdjaft. (Die Ciqui
bation ftöfjt nad) ber „Schl. (Pr." auf ©djtoicrigEeiten, ba einige
SBieuer Anftalten befdftoffen, bie Verträge nicht aufgulöfen.
®ie SBodNmer a3ergn>erfö=^lftiett=©efeIlfChaft fbibette
auf 3eÄe (Präflbent, ©d)ad)t 1 unb 2 im (Degember 1876 613,360
©tr. gegen 598684 ©tr. in 1875, mobei ein Ueberfdutp bon
32651 (ME. gegen 76,870 (ME. in 1875 ergiclt mürbe. (Der ©e«
fammt-Uel'erfdjuft pro 1876 fteHt ftd) auf 607,513 (Mf. gegen
553724 (ME. für 1875.
ÜRarftpreife in 35erlin am 2. Februar 1877
3RE. Vr., pr. gtühiahr 54,5 (ME. Vr. u. ©b, pr. 3Rai«Suni 55,5
(ME. Vr. u. ©b„ pr. Suni-Suli 56 (ME. Vr. u. ©b., pr. Suits
Auguft 57,2 (ME. beg. Angcmclbet: MidjtS. MegulirungSpreiS
für Künbiguugcn: Muböl 73,5(ME., Spiritus 5329Rf. Petroleum
fe^er, loco 19-19,25 9RE. beg., (RegulirungSpreiS 19 9RE, pr.
Februar 18,5 3RE. Vr., 18,25 ÜRE. ©b.
SGBoUberichte*
Sonboit, 31. Sanuar. (^riebr. Jputh n. ©o.) Sie erfie
Serie bieSfähriger AuEtionen bon kolonial * SföoUen mirb, laut
geftern gefahtemVef^litü ber Smborter8,_ am'Dienftag,20.Februar,
beginnen. ViSherigeBufuhren befiehenin: Sbbnep 13,347 Vallcn,
9)ort 93hiüip 55,370 Vaüen, Abelaibe 17.370 VaUen, Van
©iemenSlanb 364 VaHen, $Reu Seelanb 732 Vaüen, Äap
35,375 Vaüen, gufantmen 122,558 Vaüen, unb baS auSgubietenbe
Xotal bürfte 240,000 Vaüen - 200,000 Auflralifd)e unb 40,000
Äap — erreidfen. ®cr VtatEt bfeibt fittt, unb abgefehen bon
einigen Verläufen Aufiralifdjer Sffioüett anS Snlanb gu feften
greifen in ber lepten 2ßoche, ift feit ben geiertagen menig um»
gegangen; bie grage bom AuBlanbe fehlt 3« ben ßibetpooler
AuEtionen bon oftinbifchen VJoüett, bont 23. bis 27. bicfeS, mur»
ben 16051 Vaüen offerirt unb 13207 Vaüen mit Abfdjlag auf
Vßbentbcr-SPreife bon \ d. für gute rneifje, i\ d. für geringe
meiffc unb 1 d. pr. ^)fb für gelbe Sorten berfauft. Vei Äur«
rachee=3ößüen ift ber fRücfgang eher ftärEer. 2>ie ßiberpoolcr
AuEtionen bon circa 14,000 Vaüen biberfer anberer 2BoÜen flnb
feit geflern im ©ange unb merben morgen fchliefeen. 9Ran be»
richtet fcbmachcn Vcgehr unb circa 5 (Prog, nichtigere greife alS
im fRobembcr.
aSBafferftanb am 2.^ebruar.
(Der ©Ibe in füRagbcburg 1,81 füReter über 0. Sn (DtcS-
ben 0,60 9Retcr unter 0.
(Der 3ßarthc in ?)ofcn am 1 gebtuar 0,98 9Rctcr.
(Der Ober in VrcSlau Oberpcgcl 452 9Reter. Unterpegel
0,24 3Rcter. ©iSftanb.
©etreibemarEt. -2öeigen loco flau, auf SEcmtine ruhig.
(Roggen loco flau, auf Termine ruhig. SfBcigen pr. April*9Rai
221 Vr., 220 ©b., pr. SRai-Suni pr. 1000 223 Vr., 222 föb.
(Roggen pr. April*9Rai 159 Vr., 158 ©b., pr. 9Rai‘Suni pr.
1000 ßilo 159 Vr., 158 ©b. £afer ftiü. ©erftc flau. 9lübol
ruhig, loco 76, pr. 9Rai pr. 200 (Pfb. 75. Spiritus ruhig, pr.
gebruar 44%, br. 9Rärg:April 44%, pr. 9Rai=3uni 44i, pr. Suli«
Auguft pr. 1000 ßiter 100 ^rogent 46. Kaffee feft, Uutfa^
6000 ©acE petroleum feft, ©tanbarb mpite loco 19,25 Vr.,
18,75 ©b., pr. gebruar 18,50 ©b., pr. AugufPSDegembet 18,25 ©b.
— 2Better: ©ehr fchon.
33re$lau, Sonnabeub, 3. gebruar, (Ra^mittagS. ©rmattenb.
loggen
(Roggen
ittel» „ „ 100
leiste w „ 100
fdhmere ©orte pro 100 Äitgr.
Mit' '
titter
leichte ,
©erftc fdhujete „
SCRittcl- „
„ leichte „
$afer fernere „
„ dRittel» „
„ leichte „
©treh, (Richtftroh
£eit
©rbfen
©peife*Vohnen, methe
üinfen
Kartoffeln
(Rinbfieifch bon ber Keule
„ VauchfleifCh
©d^meineflcifdh
Kalbfleifd:
^ammelfleifdj
Vutter
©ier
100
100
100
100
100
100
100
100
100
100
100
100
100
100
1
1
1
1
1
i-
60 ©tücE
21
19
18
17
16
18
15
13
16
15
13
9
8
30
30
42
6
1
1
1
1
1
3
3
40
25
40
30
50
40
30
20
60
20
$ßevfd>icbcm§.
* Sn £>ainhotg bei ipaunober ctfdfien an ber 2£ahl
uritc bie ©befrait beS ViehhättblcrS ©., um für ihren EranE
batnieberliegenbeu ©atten ben Sföaplgettel nbgugeben. AIS ihr
bebeutet marb, bah ben grauen baS 2Bahlrcd)t nicht guftel)e, ber'
lieh fie febr entrüftet baS CoEal, um Eurg bor ©d)lith beg dßahb
aEteS in (JRänuerEleibuug mieberguEchrcn. Seiber mar ber SSahO
Eontmiffar ungalant genug, auch in biefern ©oftüme bie (Dame
gurüefjumeifen.
©enerrtlücrfammlmigcu.
(ßemnöbanf in Nürnberg. 5 (JRärg er. gu (Ritrnberg.
^0MTnröfarf)r!t.
35erlitt, 3- gebruar Sn ben KonEurSfachcn über baS Ver»
mögen 1) beS fid) auf ftüd)tigem griffe beftnbenbcit Kaufmanns
3Rat ©ltgeit Öoofdjett, unb 2) bc§ Kaufmanns ViEtor Sfccobi)*
©d)crbening mürben in bem heutigen 9)rttfungStermine bie Kauf
leute ©oebcl ad 1 unb ©ieg ad 2 befinitib gu Vermaltem ber
dRaffen ernannt unb baS AEforbberfahrcit nidit beantragt.
(Rach bent Vcrichte berfelbcn über bie Cage ber Sachen
bürften ad 1 auf bie nicht beborrechtigtcn gorberungeu
bon ca. 79,000 9RarE, nach Verichtiguua ber beborrcdjtigtcn'gor»
berungen unb dRaffcfdfuIbcn, bei (Durmfühntng beS Verfahrens
ca 14,153 9RarE ober 17% (Progent gur Verthcilnng gelangen. —
Ad 2 ift bie 9Raffe realifkt unb ftcüt ben nicht b borrcchtigtcn
gorberungen bon 177000 9RarE eine (Dibibcnbe bon 547Aoo 9)m,r.
in AuSfimt — Sn bem Kcnfurie über baS Vermögen beS Kauf«
mannS ©alo ^paljn, in girma ^>ahn u. ©efersborf, ift gur Vcr*
hanblung unb Vefdjlufjfaffitng über einen Afforb auf ben
14. gebruar er. VonmttagS 10% Uhr ein (Eermiit anberaumt. —
Veenbet flnb bie Konfurfc über baS Vermögen a) beS Kauf»
mannS ßouiS 5Eöbfer bitrch ©d)lnjfberibeilung ber 9Raffe, b) beS
gRarmormaaren-gabriEantcn SultuS ©ärl burch betätigte«
AEEorb unb c) beS Kaufmanns ©bgar Küffuer burd) ©tnmiüiguug
aücr ©laubiger.
Äonfar<terbffmtKg«t.
Ueber baS Vermögen 1) ber ©.felUdjaft ©obelheimer £oIg»
mcrEe (KreiSgeridü ööpter) unb über baS 93ribatbermögcn beS
©ef‘.Üfd)after8 Ab. Koob ift ber Eaufmännifdie KouEnrS im ab«
gefitrgten Verfahren eröffnet. BühlungSeinfteüung: 25. Sanitärer,
©inftmeiligcr Vemmlfer: AuTttonS-Kommiffar $odifcIb inJpöpter.
©tftcr SEerutin: 21. gebruar er ; 2) ber ^anblung 3.91 VerlinerS
SSiltme «. ©oh» gu ßecbfchüp ift ber Eaufmännifdie KonEuvS er»
öffnet. BahlungSeiiifteüiuig: 12. Sanuar er. ©fuftmciligcr Ver*
Walter: Kaufmann ^peinrid) (Rother bafefbft. ©rftcr Termin:
8. gebruar er.; 3) beS Kaufmanns 9RichaeIiS Venfamin
gu ©nefert ift ber faufmäuuifche KonEuvS eröffnet. BahlungS«
einfteüung: 31. Sanuar er.; ©tnfimeiliger Vermalter: Kaufmann
©arl (Rofcnberg; elfter Termin: 16. gebruar er.
^ „ ©brfen’^eric^tc.
©tcftiit, 2 gebruar. ©tettincr 9RaElcrbanE 89,5 beg.,
¥>rcuh 9iattonahVerf. 1415 ©clb, Union, ©cc« u. gluh Verf.
118,5 beg., ©ermania 113 beg.. 9ieue (Datubfer • Kompagnie
98 Vr., 97 ©b., Valt. Cicpb 41,75 beg, Verl «©tert. ©ifenb.
7. ©m. 99,25 beg., |)ommerfAe ^Jfanbbriefe 4%prog. 101,9 beg
ßcipgig, 2. gebruar Angemeine (Dcutfche Krcbit-Anftolt
110,75 beg. u. ©., Ceipgtger VanE 109 ©., Ccipgigcr SlßechSler«
Vant 60,40 beg., Deftcneid}ifche VanEnotcn 165,80 ©.
' ^rcbuftensaSerifhte*
Stettin, 2 gebruar. Aüeg br. 1000 Kilo loco. SBetgcn
matter, gclbet inlänbifAcr 175—207 9RE., feiner 210-217 9RE.
pr. gtübjafcr 221-220 m. bog., pr. 9Rai-Suni 222-221,5 9RE.
beg, pr. Suni-Suli 223 9RE. beg, pr. Suli-Auguft 225 9RE. beg.
(Roggen matter, inlänbifdjcr 180—183 9RE., rufftfeber alter 154
bis 156 9RE., neuer 158-161 m , pr. grithfahr 157,5-157 9Rf.
beg , pr. 9Rai«Suni unb Suni’SMii bo. ©erfie, 9Ralg- 158-166
5ötf., gutter» 130-135 9Rf. £>«fcr 140-158 9RE., pr. grühiabr
152 9RE. ©b. ©rbfen ruhig, gutter« 143-148 9RE„ Koch' 150
btS 152 9RE. asinterrübfeu menig Peränbert, pr ©eptember«
DEtober 305 9RE. beg. u. @b. SßinterrapS 320 9RE. beg. (Rüböl
matt, pr. 100 Kilo loco ohne gafc flüffigeS 75 9RE. Vr., pr,
gebruar 9Rärg 73,59RE. Vr., pr. AprihdRai 74,75-74,5 9RE beg,
per ©cptembcr*£)ftobcr 69 Vif. Vr. ©pirituS etmaS matter, pt. ..........
10,000 Citer 3)rog loco ohut gah 52,5 3RE. beg., pr. gebruar 53,2 Öaurahütte
Telegraphische Depeschen,
(9EBolff'ö Seleflraphtfchcö SBnremu)
bet S^cbaftiott eiuaetroffc«.
min, ©onnabenb, 3. gebruar, AbenbS. ©egen baS am
1. b. 5SR. publtgirte llrtheil ber AppeüEammer beö hieftgen
3ud)tpoligetaerichtS in ©aäfen ber (Rbeinifchen ©ffeEtenban!
ift heute dRittag feitenS beS 53ro!uratorS baS (Rechtsmittel
ber Kaffatton eingelegt morben.
Söten, ©oirnabenb, 3- gebntav, AbenbS. Sßie bic
„(Politif^c Korrefponbeng" erfährt, ift bie Antwort ber
(Pforte auf baS Verlangen ©erhienö in (Betreff ber 9Rtt*
theilung ber ©arantien für bie Eirnftige Haltung Serbiens
ber Art ausgefallen, bah bie ferbtfdje (Rcgteumg bor»
erjt bte Verhanblungen nicht fortfe%gcn fönne. (Die
bon ber (Pforte berlangten ©arantten machen ben
bon ihr felbft offerirten status quo ante tlluforifch. —
(Rad) einem ber genannten Korrefponberg anS VuEareft gn»
gegangenen (Eelegramme hat bie rumäntfehe (Regierung ihre
Agenten tm AuSlanbe neuerlid) angemiefen, bte ©erüd)tc über
einen angeblichen AUiangbertrag gmifchen (Ruplanb unb (Ru*
mänien für unbegrünbet gu ertlären mit bem ^tngufüaen,
bah bon ber Vetijeiligung (Rumäniens au einer ebentueüen
KrienSaEtton feine (Rebe fein Eönne.
!Wpw, ©onnabenb, 3. gebruar. (Der (Papft hat auS
Anla| ber grage, ob bie Kathclifen ftd) an ben politi*
fd)en Sßahlen betbeiligen foüen, ein bom 29. hörigen
VJenatS batirteS Vrebe an bie Eatholifchen Ver=
eine gerid)tct, toeldieS mit (Bebauern bte bieSbegügltd)
unter ben Katbolifen herrfdfenbe (üReinungSbcrfdiieben*
heit Eonftatirt unb evflärt, bah !ird)lid)en (BehMen
noch «iä)t barüber fddüfftg geworben, feien, _ ob befonberS in
ben ehemals päpftlid)cn ©taaten bie (Eheünahme an ben
öffenfli^en Angelegenheiten geftattet fet. (Der B^cd ber
Eatholifchen Vereine fei febenfatlS in erfter finite bcrSitgenb»
untcrridit, Uebung ber (Berfe ber Varnihergigfeit unb ber
Vertbcibigung ber Ktvdie. dßenn man an ben Söablen SEbcil
nehme, mürbe man einen ungemiffeit ©rfolg einem gemiffen
bovgtehcn. (Der (Papft forbert fd)iie^Iid> bte meltltchen Ver»
eine auf, tn bie eigenen dRcinungen nicht bte getftlid)en 23c-
hörben hincingugiehen, bic Bmtetvad)t gu befeiitgen unb bie
ihnen obliegenben ferneren Bunde gu berfolgen.
aOßiett, ©onnab?ttb|, 3. gebruar. (Eie ©cneralbetfammTuitg
ber (Duy-Vobcnbacher Vahn bcfchloft mit 330 gegen 30 ©timmen
bie fitgutbaftou ber ©cfcüfd)aft für ben galt, bah ber mit ber
Aufftö‘$epli&er Vahn megnt VerfaufS bet (DupVobcnbahcr
V<rbn bereinbarte Vertrag perfeft merben feilte, ©egen btefen
Vefhluh mürbe Pott Dr. Scbönbcrgcr im (Ramett bon 22 ©timm«
berechtigten (Proteft angemcibt».
^rattffurt a. 9W-, ©onnabenb, 3. gebruar, (Rad)m. 2 Uhr
30 dRinutcn. (Durchmcg feft
greibnrgcr
Dbcrfchleftfche
(R.£)beruf.«©t.A.
bo. bo. 2)rior.
Combarbcit
grangofen
©ilbencute
©olbvente
(Rumänier
70,50
128,25
105,00
109,75
56,50
61,75
14,00
©. o. 2.
71.50
127.50
105,00
109,75
126,00
56,50
61,75
13,90
VreSI. (DiSEmttob.
VreSl. 2Bcd)3levb.
©hlef. VanEber.
(RetcbSbauE
'KrcbttaEticn
jSaitrahütte
iDeftcrr. VanEnot.
[(Ruff. VanEnoteit
©dlcfJ
70.25
74,50
87.25
24930
66.25
166,30
25540
90,00
©. b. 2.
74.50
87,00
157,00
245.50
66.50
1(6,20
254.50
90,00
©d)kf-VcrcinSbE
aCßdett, ©bnnabenb, 3. gebruar. Umfaffcnber VerEebr unb
auf aüen ©ebieten fehl antmirt. Am ©dhlufi brüdten ftatfc
9tealiruungen. Vahitcn faft bttidhmeg erbeblid) h^Ejcr, (Renten
fehr beliebt, (Debifeu matt.
©hfahe©ourfc.
^apierrente
©ilberrente
1854er £oofc
9tationalbanE
9torbbabn
Krcbitanien
grangofen
©afigicr
Kafd)nuȣ>berberg
9)arbubi§cr
(Rorbmefrbahn
bo. Lit. B.
Bonbon
(pamlutrg
(Paris
63,65
68,90
107,75
846,00
1815
150,10
237,00
210.50
87,00
116.50
122,40
59,70
48,55
© b. 1.
62,90
68,20
107.75
812,00
1812%
147,60
238.50
207.50
87.50
116.50
123,00
59.75
48,85
©clbrcute 74,75, (EürE. ^oc'
©d)Iuh»©ourfc. ^
©. b. 1.
granEfurt
Amfterbam
Völnn. dßeftbfibn
Kreoit-Coofe
1860er Coofc
Comb, ©ifeubahn
1864er Coofc
UnionbauE
Anglo«Anftr.«Vauf
(RapolcoitS
(DuEateu
©ilbcrcoupoitS
©lifabcthbapn
ltng. ^)räm.«Coofe
(ülarEnoten
e 19,30.
tf,;,7o
101,50 101,75-
162.50
111.50
77,00
135,00
54,25
78.50
9.76%
5,79
114,40
134,50
75,20
59,75
162.75
1(1,00
78,25
134,80
53.50
77.50
9,81
5,80
114.75
134,20
74,00
60,05 60,27%
©d)lufj’(£ourfe.
Conboner 3Bed)feI
^arifer bo.
aßiener bo.
Völnn. dCeftbahn
©lifabethbahn
©aligier
grangofen *)
Combarbcit *)
9lorbmcftbahn
©Ub evrente
(Papierrente
(Rufi. VobeuErcbit
(Ruffen 1872
AmcriEancrdel885
1860er Coofe
1864er Coofe
©. b. 2. ©d)Iuh»©ou*fe. ©. b. 2.
204,50.204,50
81,35 81,35
166,10' 166,10
143%
111%
176
197
64%
97
57
52js
8l%
85%
111
174%
196%
m
96
5*6%
52%
81 f
85%
102% 102%
|100% I 99?
258,00 255,
KTcbitafttcn *) 424
£5 efterr. (Rationalb.'705 00
(Darmftäbtcr VanE 101
Verliu.VanEbercin'
granEf. 2öcd)SIcrb.
Deft.’bcutf d)eVanf
OReiitingcr VanE
ä3effifd)e CubmigSb.
Dberhcifcn
Ungar. ©taatSIoofe
bo. ©d)apanm. alte
bo. bo. neue
bo. Dftb.«Dbr. II.
©entraI«(Pacific
9^eid)S=VanE
©olbreute
71
95%
144 50
85
82%
58%
99%
158 &
61%
122%
695,00
100%
70%
142,00
84%
82%
58%
99%
157%
61
Oiad) ©djlufi ber Vötfe: Krcbitaftien 124%, grangofen 197,
1860er Coofe 100%, ©aligier 175%.
* per rnebio refp. per ultimo.
SEranEfurt «♦ 3R*, esconnabenb 3. gebruar, AbentS 6 Uhr.
©ffeftcn«©ocictät. KribitaEtieu 123%, grangofen 196%, 1860er
Coofe 100, ©aligier 175, (RctdfSbanE 158^r, ©olbreute 61%|.
©chmächer.
23reuten, ©onnabenb, 3. gebruar, (Racprnitt. $)etToleutrmatEt
rubtg. (©cbiubbericht.) ©tanoarb mhttc loco 19,50, pr. gebruar
19,30, pr dRärg 18,25. • ^
Hamburg, ©onnabenb, 3. gebntar, (RadjmittagS. (Diatt.
$antb. ©t.»5)r.«A
©ilberrente
©olbrente
KrebitaEtien
1860er Coofe
grangofen
Combarben
Stalienifd)* Slcnte
VereiuSbanE
©. b. 2.
117 115% i
57 56% f
— 61%
123% 123%
100% 99%
491% 493
157% 160
72% 72%
118% 118%
63% 65% \
Auglo'beutfche
Sutern at. VanE
99% lAmertE. de 18^
‘ Koln»(fRiub. ©t.^A.
(Rhein.©ifb. bo.
Verg.«(Ö7ärE. bo.
(DiSronto
101
129%
44
85%
97%
101
m
79
©. b. 2
101
129%
44%
85%
97%
101
1(0%
79
2k%
aBicit, ©onnabenb, 3. gebruar, (Radmuttag?. (Rahbötfe:
dRatt. KrebitaEtien 149.30, grangofen 236,50, Combarben 77,00,
©aligier 210,25, Anglo-Anftr. 78,50, ^apierrente 63.60, ©olb-
rente 74,70, dRarEnotcit 60,15, (RapolconS 9,77%.
SBien, ©onnabenb, 3. gebruar, (Racpmittag?. DfftgieÜe
(Rotinmgen: $)/,pierrente 63,5a, Kafdjau-Dberberger 88,00.
Söieti, ©onnabenb, 3. gebruar, AbenbS 5 Uhr 45 (Minuten.
Abenbbörfe. KrebitaEtien 148,90, grau ofeit 235,50, Combarben
TI,00, ©aligier 210,25, Anglo-Anftr. 78,00, ^apierrente 63.40,,
©olbreute 74 60, dRatEuolen 60,17%, (RatimtalbauE 844,00, (Rapo»
leonS 9,78%. 2Ratt.
SSirtt, ©onnabenb, 3. gebruar, (Racpm. SBod)cnait§mciS
ber gefammten ftombarbifd)en ©ifctibabn Pont 22. bis gunt
28. Sanuar 1,178,524 ft-, gegen 1083,262 ft. ber entfprccheuben
2B,C)e be* VorjahteS, mithin (Bcchcn«(IRehvcinnahme 95.260 fl.
(Die ©iitnahme beS üalicnifchcn (RcpeS in ber afiod)C bom
22. bis gnm 28. Sanuar betrug 605,267 fl., bie (Blebvcimtahme
beffelbcn 35,708 fl., bic ©efamintmchreinnabme beS italienifchcn
(Rc^cS feit 1. Satuurc c. 128,855 fl., bic ©efammtmehteinnahme
beS öfterreichifeben (Re^eS feit 1. Sanuar b. 3- 380,416 ft.
2Bmt, ©onnabenb, 3. gebruar. (Die ©innabnten bet Karl»
CnbmigSbahu betrugen in ber B^ti bom 21. bis gnm
31. Sanuar 361 622 ft., ergaben mithin gegen bie ent»
fpreebrnbe 3^1 beS VorfahrcS eine (Mehreinuahme bott
141,267 ft.
tlnttoerpen, ©onimbcnb, 3. gebruar, (RadjmittagS 4 Uhr
30 dRin. ©etreibemarEt (©d)lu9berid)t). dCcijctt unoeränbert.
(Roggen matt. .^?nfer ftetig. ©erfte behaubtet.
?)ctrolcummatEt (©cbluhbctid)t\ (RafftnirteS, 3(t)pc meifj,
loco 50% beg u. Vr., per gebtuar 49 Vr., per dRärg 45% Vr, per
April 451$ Vr., pr. ©eptember 48% Vr. geft.
aitnftevPam, ©onnabenb, 3. gebruar, (RadjmittagS.
51% 51%
52% 51%
55% 55%
55% 55|
60% 60%
552 552
132 132
©d)luft«©outfe,
% Muffen VI- ©tfll.
(Ruff.
Muff.
Muffen de 1
r.»A. b. 1864
r.-A. b. 1866
Mufftfche ©ifenb.
AntertEancr de 1885
3Rai«(Robbr.
3% neue ©panier
% dürfen
©. b
82%
©d)lnft»©ourfe. ©. b. 2.
D efterr.jOapierrcntc
ORabMoobr. berg.
bo. gebr.«-Aug. bo.
Defterv. ©ilberrente
Sanitar»StiIi bo.
bo. ApriLDEt. bo.
Defterr. ©olbreute
Deft. 1860er Coofe
Deft. 1864er Coofe
Slmfter&am, ©onnabenb,
treibemarft (©djlnftberidpt). döeigen pr. dRärg 300, pr. (IRai
302 Moggen per dRärg 186, pr. (Mai 196. Müböl pr. (Mai 42%.
(ßtmö, ©onnabenb, 3. gebruar, (RadjmittagS 3 Uhr.
284
285
255
991
12%
12%
91%
284
286
254
991
12%
12%
3 gebtuar. Macbmittage. ©e»
(Malt, ©djluft beffer.
©d)lu§»©ou?ic.
Mente
Anleihe de 1872
Stalien. 5^ Mente
bo. SiabaESaEtiert
bo. XabaESoblig.
frangofen
73.15
106,30
72.15
487,50
p. 2
73,22%
106 45
72,15
<6rebit mobilier 165
tt P. 2
Comb. ©ifenb.'Aft 163 75 162,50
bo. dlvioritätcn 23500 233,00
dürfen de 1865 12,72% 12,85
bo. de 1869 71,00 71,00
Sürfcnloofe 3825 39,00
485 00
©panier octet. Ill, bo. inter. 10%,
©ttegfanal-AEtiett 670, Vanque Ottomane 388, ©ociete generale
522, ©rebit foncier 607, Acgpptcr 252. — 5ficd)fel auf
Conbott 25,13%.
(fJarlV, ©onnabenb, 3. gebruar, (Mittags. ^vbbufteumarEt
(AnfangSberidjt). äCeigen behauptet, pr. gebruar 27,75, pr.
(Märg 28,00, pr. April 28,25, Pt. (Mat-Suni 29,00. Moggen
feft, pr. gebruar 19,25. pr. (Märg 19,50, pr. April 19,50,
pr. (Mni«3uui 19 75. 5Mepl ruhig, pr. gebruar 61,25, pr. dRärg
61,75. pr April 6250, pr. (Mai-Suui 64,25. ©pirituS matt, pr.
gebruar 6250, pr. (Mai- Auguft 63,25. ,
SUariä, ©onnabenb 3. gebruar, (RadjmittagS. Mohguder fcftr
Mr. 10 13 pr. gebruar pr. 100 Ktlogr. 73,50, Mt. 7/9 pr.-gebruar
pr. 100Ktlogr. 79.50. Sficifter Ruder meiepenb Mr.3 bt lOOKilogt,
br. gebruar 83,50, pr. (Märg 83 75, pr. April 84,00, pr. (Mai»
Auguft 84,25.
©onnabenb, 3. gebruar, (RadjmittaaS. 5)robuEtcn»
marft f©d)luftberid)t). (Beigen behauptet, pr. gebruar 27,75, pr.
(Märg 28,00, pr. April 28,50, pr. 3Jiat*3uni 29,00 (Mehl
rul)ig, pr. gebruar 61.00, br. (Märg 61,75, pr. April 62,75,
pr. ORai-Suni 6425. Müböl ruhig, pr. gebruar 93,25,
br. April 9475, pt. (Mai«Auguft 95.00, pr. ©ept.«(Degembcr
92,00 ©pirituS malt, pr. gebruar 62.25, pt. (Mai-Auguft 63,00.
— (Better: ©diön.
fionbon. ©onnabenb, 3. gebruar, (RadjmittagS 4 Uhr.
©. ». 2. ©- »- 2.
KonfolS
Stal. % Mente
Combarben
3^Couib.»|)rio. alte
3%Comb.«$rio.ncue
b% Muffen de 1871
ilber
95% 95%
71% 71%
6% 6%
91 —
«?H 1 oc 83%
i 84 83%
! 57% 57%
! 12% 12%
h% SEürEen de 1869! 131
5^ Vcr. ©t.pr. 18851105%
bo. bo. 5$ fmtb.
Deft, ©ilberrente
Deft. (Papierrente
6$ung.©cl)ahbonbS
bo. bo. II. ©Bt.
6$ (Peruaner
©panier
107%
56
52
84
80%
18%
12
13%
105%
lu7%
83%
79%
18%
12
5prog. Muffen de 1873 83%. ipiahbiSfont 1% ^rog.
AuS ber VanE ftoften ^.’’te 167,000 ?)fb. ©terl.
Bonbon, ©onnabenb 3. gebruar. Ipabaitaguder feft
Liverpool, ©onnabenb, 3. gebruar, Vormittags. Vaunt*
moüt (AnfangSbcri^t). (Muthmaftlichcr Umfafe 5000 V. Muhig.
SEageSintport 15,000 V., babon 11,000 V. nmctiEauifdjc.
fiiöctpooM ©onnabenb, 3. gebruar, MacfjmittagS. Vaum»
moüe (©djlnftbcridh*)- Umfah 5000 V.r babon für ©peEulation
unb ©pport 1000 V. (EenbenglcS. gutureS eher biüiger.
g-lorenü, ©onvabenb, 3. gebruar, Vorm. 11 Uhr. 5prog.
italirnifdje (Rente 78,12, ©olD 21,58.
^iergu gmeiteS (Beiblatt.
essisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm N
8 e * I i n.
Sonntag, 4. Februar
Abonnement: für Berlin üiertelj. 6./#75 \ (2^^)
für baS bcutfdje Seid) u. gang Defterreid) 9 Jl (3^)
Seftellungen nehmen an bte ©jpebition, gran*
aoftfd^e @tr. 51 unb f&mmtftdje Poftanftalten.
ittMföttätttg.
M 59«
1877. — 30. Jahrgang.
Snferate:
ble SPetitgelle in ber SKorgen*Au8gabe
4 gehalten 35 4 (3^ fy),
Abent'-SluSgabe 3 gehalten eo Ä (6 3M-
3 it f) a l t,
Deutffblanb» Berlin: bad Gegenüber an ber Donau; ber
fogialtftifde ©rfolg; ber Sit) be§ Neid|geridt8; aud bem
Slbgeorbnetenbaufe; ©rfläntng beS Abg. yßtquei; ber tufjifde
ßanbfturm; t>a§ ©enoffetifdjaftswefen.
©efterretehifd• migarifdte Btotiarcftte. Bien: au§ bem
Abgeorbnetenbaufe; Nachwehen Der fraget UuiDerfttcitS'(5yceffe.
peft: gur Banffrage.
^rmtfretdEt* PartS: aud bem Senate; TageSberidt.
©rtecfteulaitb. Athen: au§ Der Kammer; TageSberidt.
Würfel. Äon flau tin Opel: gur biplontatifdeu Sage.
Sftnülanb nnb geleit. St. Petersburg: Tagesbericht.
TifltS: bon ber rufftfdeu ÄaufafuS-Armee.
Amtliche Nachrichten.
Berliner Nachrichten.
Aus bem Neid) unb ben Probingen.
Berhanbluna.<’i« be§ AbgeorbnetenljaufeS.
Der gegentt'TVtige ©taub beS beutfdjen ©enoffen*
fdaftS roefenS.
Berliner Börfetthalle,
* ^Berlin, 3. geBnmr.
DaS Gegenüber an ber Donau.
Balb eine halbe Btißion Nlenfden fteljt etnanber nun
wodenlang gegenüber, ©entehr beim fjuh, in Äälte unb
Sdnee, unfähig, ftd Pom piajje gu rühren fchon um ber
Unwegfamfeit ber ßanbfdaft willen. Die ßanbfdjaft ift arm,
bie Snfuhr ber ßebenSmiitei ift febjc befdmerltd unb theuer,
bie Neide felbft, bie bort friegerifd bertreten ftnb, gehören
gn ben ärmften ©uropaS. BaS foil barauS werben? Bitg*
linge haben bort ein $eib ihrer Saune gefunben. Die „Times"
ergäbt fogar mit ernfter 9JUene, man habe bie Abftdjt, ein*
anber bort fo lange gegenübergufteljen, bis einer bon ben bei*
ben mübe wirb. Nufftanb rechne barauf, bah bie Türfei
guerft fo weit fommen werbe, bah ©elbmangel fie gwingen
werbe, entweber ihre Truppen gutücfgugiehen ober
gum Angriff gu fdjteiten. 3« ber That ift
ferner abgixfeljen, wie biefer Suftanb ohne Äampf ein ©nbe
erreichen foß, wenn bie Diplomatie bie abgebrodenen
Begehungen nid)t wiebrr aufnimmt. Nufjlanb Würbe eS
fdjwer fallen Ätfdinem gu oerlafjen ohne anbere ©rfolge als
biefenigen ber Äonfereng. Die Tutfei wirb faum Wagen, bie
Donau fretgugeben aud Ntifstrauen gegen bie ntfftfde Armee.
©S ift fogar feljr möglid, bah baS rufftfehe Heer über ben
Prutf) geht unb linfS ber Donau (Stellung nimmt. Säht bie
Pforte ’ftd? auch baburch nidjt herauSlocfen, fo erfüllt ftd bie
Barnung, bah man mit Sdjiehgeweljren nid)t ungeftraft
fpielen föfle. gür bie Dauer beS BinterS, ber noch bagu
ungewöhnltd ungünftig für biefe ÄriegSbereitfdaft ift, barf
man ber NuFje an ber Donau ftd^cr fein. BiS gur warmen
Saf^eSgeit ftnb aber noch Btonate hin, bie ungeheure Sum*
men Perfchlingen werben. Nufjlanb’S Heer lebt oorläuftg
öinr Otc Tagedfqffe bed Staate« unb ben veidltd?« Äorn*
unb ^onrageoorräthen ber fru^tbaren Sübprooingen. Aber mit
feber Perbrauchten SDtillion fdminben bie Büttel für einen Wirf*
liehenft'itcg, unb ber Büßionen ftnb fdon Piele rerbraudt. ©inen
SJtahftab giebt bie unä ergählte Thatfa^e, bah ber ©ehalt
beS ©rohfürften Oberbefehlshaber, abgefehen Pon ben
Tafelgelbcrn, ftd) nuf 10,000 5Rbl. täglich beläuft. Die An=
leihen im AuSlanbe finb bisher gefcheitert. AnbercrfeitS ift
bie ^inanglage ber Triefet noch fchlimnter. Die ©elbpreffe
perforgt Porläufig bie Waffen nodh mit Scheinen, beren Berth
Pon T#f gu Tage ftnft. ©in heutiges ßonboner Telegramm
@in ncueö SBuch üfecr ©pethe«
iethe. Borlefungen pon german ©rimm (Berlin,
3wei Bänbe).
Sunächft muh feftgefteEt werben, WaS baS Bmh Win unb
WaS eS nicht WiU.
©oetlje in feiner Bollftänbtgfeit gu charafterifiren, ift
ein feljr fdlPtengeS, faft möchte id) fngen, hoffnungSlofeS
Huternebmen. Denn wer wäre ihm gewachfen, wer hätte,
abgefehen Pon ber ©mpfänglichfeit für alles ©rope unb Sd)öne,
ein gld^mähtg auSgebilbeteS Urtheil über Poefte unb Äunft
über Sprachfitnbe unb Philofophie, über ©efdjiihte unb Na*
turmiffenfbhaft in ihren perfchiebenen Steigen, über Staats*
Perwallung, Berg* unb JpüttenWefen, — unb baS AUeS ge*
hörte bod) bagu! ©rimm bemerft einmal gang richtig,
©oetl)e hatte fid) üorgefe^t, fdlechthin bon Allem Jfenntnih
gu ttebmeu: wer wollte ihm aber barin nachgehen? Ber
über ©oethe fd)reibt, muh ft^h bon bornheretn fagen, bah «
feine Aufgabe nur appropimatib löfen fann, unb er wirb
am beften fahren, Wenn er ft<h felbft feljr beftimmt feine
©renge fteeft.
©8 ift ferner nöthig, ftch gu entfeheiben, für weldjeS
Publifum man fdheetben will. Die eigentlichen ©oetljefenner |
üub fehr perwöhnt, ihnen fommt eS hauptfächlid) barauf an,
i Tfeiejijicpi n«;4e Thatiacpen feftgefteüt werben; waS nidjt baljin
ob bte wif( itferfcblagcn ftc mit ©leichgültigfeit. Die SNenge aber
tcnntcr^erlancat Pom Schnftfteller eine Weitgebenbe ©ntljaltfamfeit;
1 fte WiU nur hören, waS ihrem BorfteüungSfreife geläufig ift.
^ür bie leptere hat ©rimm nicht gefd)ticben. 3d glaube
gwar, bah fein 33udj and) hieb ftljr gern Wirb gelefen werben,
benn eS ift äuherft unterhaltenb, feffelt burdj feinen lebhaften
Stil bie Aufmerfiamfeit in ungewöhnlidpem ©rab, nnb bietet
faft auf feber Seite etwas ©rfreulidjcS, baS man in fein
©ebanfenfdjat$fä[tlein wirb nieberlegen fönnen, Nedjt Wür*
bigen wirb aber baS Buch nur betjenige, ber ©oetlje bereits
gut fennt. bie anbern hatöeweS gefdrieben: er ergählt
alles, waS bie SNenge gu wiffen wünfdt, gang genau, unb
übergeht baS anbere mit StiUfdWeigen.
_ Aber aud an bie ©oethe * Kenner Pon Profeffion hat
©rimm nid)t gebadt. Durd ihn Wirb Pon feinem
eingigen Tage neu feftgeftellt, wo ©oethe gu fNittag
gcfp.'ift, WaS er gcrebet unb waS er gelefen hat.
DaS SERatettal ber ©oetlje * Biffenfdaft wirb nidfjt
bereidjett. Aber aud in ernfteren fragen geht bie mono*
graphifebe Beljattblung nur nebenher. Daf) ©rimm Pon ben
uatuvwiffcnfdaftlideu Arbeiten nidjtS weiter berührt, als
einerfeits ben Stil unb bie Äompofition, anbererfeitS bie Art,
wie ber Didter unb ber SJlenfd üd in ihnen fpiegelt, ift
gang in ber Orbnung, benn er ift fein gadjmann; unb wenn
er mit ©octlje’S Diefultaten feine Spmpatljie auSfpridjt, fo ift
bas eben nur fubjeftip gemeint. Aber aud, wo er mit £d3
unb Nedjt als f^admann anftreten fönnte, im ©e*
bid ber Äunftgefdidte uub tm ©ebiet beS Sprads
ltden — für baS lefcteve bringt er nidt bloS
bradte bie Nadiidt, bah bie Pforte bie Sahlung ihrer
Stufen für bie Anleihen pon 1854 unb 1871 aufgefdoben
habe bis gur ©enehmignng burd baS fünftige türfifdc Paria*
ment. Diefe Nadridt ift alSbalb Pon einem türfifden Diplo*
maten in ßonbon als nnbegrünbet begeiduet worben, wiber*
jpräde aber feineSWegS ber in ^onftantinopel jid einwurgeln*
ben Anftdt Pon ben Dingen. ©S wäre freilid eine eigen»
tljümltde Anff^ffung, bah baS Parlament erft barüber ent*
fajeiben foH, ob b.er Staat feinen eingegangenen Berpftid9
tungen nadgufommen habe ober nidt. Diefe neue Ber»
faffnng fdeint bte Tütfei nidt bloS gegen Angriffe fdüfcen,
fonbefn aud oon ©läubigern befreien gu foUen, mehr eine
Baffe gegen ©uropa als gegen türfifdc Biihwirthfdaft.
BtiDljat fühlt fid offenbar fehr Wohl hinter ber papiernen
Burg.
Diefe Berhältniffe finb gleich unhaltbar als bie biplo*
matifden, wie fte burd bie Abreife ber Botfdnfter geworben
finb. £Die SSotfdafter haben Äonftantinopel Perlaffen, aber
nur ihatfädlidr nidt als Seiden beS Abbrudä ber poli*
tifden Begiehungen. Sie ftnb nad Wie Por bei bem Sultan
accrebitirt unb fönnen jebergett auf ihren Boften gurüdE*
fehren. 3n Paris ftpt Sabpf pafda, in Bien Alefo Pafda
ruhtg in feinem £>otel, ©efdäftSträger Perfeljen überall unb
aud tn Äonftantinopel ben laufenben Dienft. Die Abreife
ber Botfdafter fann foPiel heihen, als bah politifde Dinge
mit ber Pforte nidt mehr Perljanbelt Werben foUen. Aber
wie lange fann baS aufredt erhalten werben? öabe td
mid über einen fdledten ©utSnadbar geärgert, fo hilft eS
Wenig, Wenn id bie SNiene anneljnte, als fei er nidt oor»
banben. Das Streitobfeft Wirb bamit nidt fortgefdafft, baS
Baffer feines SnmpfeS flieht nad wie Por auf meine gelber
unb id muh nttd bod wieber entfdliehen, mit ihm gu
reben. Unb gWar werbe id anfangen ntüffen. 3n bemfelben
f^aUe beftnbet fid ©uropa. Die Pforte fann Warten.
Sie hat Wenig 3ntereffen in ©uropa gu Pertreten,
wenig türfifde Untertanen ober ©igentljum gu
fdüfjen nnb würbe aud teidjt ftd btefeS Sd«^eS entfdlagen.
©uropa hat ein Weit gröjjereS Snterejfe baran, in ^onftan*
tinopel Pertreten gu fein in einer Beife, bte bte bortigen
Dinge Pon allgemeinen ©eftdtöpunftcn beljanbelt. ©i'ebt
bie Dürfet ntdt nad «nb Permeibct ben j?rieg, jo Wirb
©uropa ftd entfdliehen tnüffen gurücfgufchren. Btrb aber
©uropa ruhig Wieber fommen, wie eS ging? Dann läge aud
barin feine ©hrenfränfung für Nufjlanb, wenn eS feine
ArmeeforpS heute nad £aufe fdidfte, unb SNibfjat Pafda
hätte einige Befriebtgung mehr, fo wenig höflid liegen baS
fdeibenbe ©uvopa gu fein, als er eS gewefen ift. Die biplo*
matifde Sage ift eine fo eigentümliche, bah nad allen euro*
päifden Begriffen unb 3ntereffen fie nidt lange fortbefteljen
fann, porauSgefeht, bah man nidt bie Abftdt fahte, bit
Balfanhalbinfel für Pogelfrei gu er| ^ven unb bieDrientfrage
aus bem 3nbep ber euröpäifden Stq:% ^egenftänbe gu ftreiden
gu ©unften beö erften Beften, bc.*T'4 etnft'U, biefen Begel
auf eigene f^auft Pon ber Stange^*, fdiehen.
Der fogialiftifde ©rfolg.
Die fogialbemofratifden Agitatoren beraufden bie Btenge,
bte iljnen folgt, mit bem ©ebanfen ber errungenen SNadjt,
mit bem Bollgefühl politifder Bebeutnng. Sie geigen ihren
Anhängern bie menfdlide ©efeüfdaft mit ben ©rrungen*
fdaften einer Piel tau)enb}ährtgen Kultur als bie ungeheure
Beute, bie fid 3« ihren 5«hen auSbreitet, fo Wie Cannibal
eine reide Äenntnih fonbern eine gang ungewöhnlide $ein*
fühligfeit mit — fdlieht er nur für eingeltte partieen ab.
©ingelneS baiin ift Pon hohem Bert, g. B. bie Darftcflung
beS StilwedfelS in ber Seit nad ber Iphigenie. Benn biefer
nad ihnt barin befteht, bah feit bem bie ©eftalten fid »om
Didter ablöfen, wäfjrenb fte früher mit iljm oerwebt blieben,
fo trifft baS bei Alcpis unb Dora, bei Hermann unb Doro*
thea, bei Taffo, bei afteifter unb ben BahlPerwanbfdaften gu.
Den barauf folgenben Stilwedfel aber, Panbora, ©pimcnibeS,
3;auft gweiten Tljeil, läht er unberührt; unb gerabe Pott
biefen ©eftalten gilt mehr als Pon benen ber erften Periobe,
bah fie iljr waljreS ßidt erft gewinnen, wenn man fte als
Spiegelungen beS DidtergcmüthS betradtet.
Bei anberen fragen Pon grober Tragweite begnügt er
ftd mit ©oethe’S eigener AuSiaffung, 3« 33egug auf feine
pljilofophifde ©ntwicMung g. B. folgt er gang bem Beridt
in Bahtett unb Didtung, ba bod fpäter bie „Äritif ber
UrtheilSfraft" unb bte „SNonabologte" Pon feljr gt'ohent ©influh
auf ©oetlje’S philofophtfde Btlbung waren. Dtefe Arbeit
bleibt uod gu tljun.
^ür ©rimnt finb biefe Unterfudungen nur SNittel, nidt
SWecf; waS ift fein Swecf?
Sein Bud foH einÄunftwer! fein, ©r fprtdt ftd wieberholi
unb mit geredtem ßob über „Baljrheit unb Didtung" aus unb
fudt ber $ompofttion biefeS fdönen BudS auf bte Spur gu
fommen. ©oethe giebt nad ihm Bahrljett, aber nur wie fie
burd Ptelfährige ©rinnerttng in feinem ©entütfje ftd ab*
gefpicgelt «nb geftaltet hat; ja um baS Bilb redt rein her*
Portreten gu laffen, [teilt er baS eine inS ßidt, *aS anbre in
Sd«tten; er läht weg, er Perfekt.
Bei genauer Prüfung wirb biefe Beobadtung einiger*
mapen cingefdjränft werben müffen. ©igenüid darafteriftrt
©rimm bamit fein eigenes Berfaljren. ©t Will Bahr*
heit geben, bie ©eftalt beS DidtevS foH gang rein her»
portreten, aber Weide Söge aus ber Btrflicijfeit bafltr gu
entnehmen finb, barüber entfddbet er fid uad fünjtlerifden,
nidt nad Wiffenfdaftliden Btottoen.
Ber ben SNidel Angelo grünblid ftubirt hat, weih, bah
©rimm fid einer eigenen Äunftform bebtent. Die Bio-
graphen gewöfjnltden SdlageS evgählen AUeS, waS fte wiffen,
mit gleider AuSfüljrlidfeit; eS fehlt bann bie ridtige Ber*
theilung Pon ßidt unb Sdatten, in ber bod allein bte edte
Deutlidfeit befteht. Beffer gefdultc Biographen laffen baS
Unwefentlide gang weg unb [teilen baS übrige fo gufammen,
bah gletdfam ein Änodengerüft barauS hefborgeht. 3h^e
Auswahl ber Tfjatfaden unb bie gröbere ober geringere AttS*
führlidfeit, mit ber fte btcfelben befdretben, enthält gugleid
ein Urtheil über bie Bidtigfeit unb bie Bebeutung btefer
Thatfaden.
AnberS ©rimm. Die Auswahl feiner Thatfaden uitb
Unterfudungen wirb nidt burd bie Bidtigfeit berfelbcn
an ftd beftimmt: mandeS fdon Befaunte beljanbelt er jeljc
auSführlid. SNandeö, baS wohl einer fritifden Unterfudung
Pott ber £ölje ber Alpen hefab feinen Sdaaren bie fernljin*
fdimmernbe, glüdfgefegnete ©bene 3talienS PorwieS. Diefer
jo ergeugte Biadt* tinb |toffnungSraufd ift anfteefenb —
fdon bie Stidmaljlen haben ergeben, bah ftd) neue Blaffen
au ben alten bergubrängeit, um gleidfaßs ihr Thetl an bem
Naube ber Belt gu nehmen. Sehr mögltd, bah bie
©rlebignng ber Doppelwahlen nod ein weiteres AnfdtoeHen
jener beuteluftigen ^eerhaufen nadwetfen Wirb. Da aber
unfer Bolf neben ber ^äljigfeit, ftd in pljantaftifden ©ebil*
ben gtt ergötzen, bod einen feljr realiftifden ©runb in fted
birgt, fo wirb bem gegenwärtigen Naufd aud ber bemnädftifte
Äaienfammer nidt feljlen. An biefem Tage werben ftd bie
bisherigen ©efolgfchaften ber fogialen Demagogen bie 3*age
Porlcgen, ob baS Bohl ber arbeitenben klaffen benn
wirf ltd burd bie bisherigen ©rfolge geförbert ift, ob fi$
beffen AnSfidten auf Hebung ihrer gefeßfdaftliden, recht»
liden unb materiellen ßage burd bte bisherige Agitation um
Haaresbreite gebeffert haben, ob nidt burdjattS «nb
überall baS ©egentheil ftattgefunben hat.
An biefem Tage werben bie Bege ber arbeitenben Älaf*
fen unb ihrer bisherigen ^üljrer ftd fdetben. Unb biefer
Tag wirb nidt auSblcibcn!
Dießeiterber fogtaltflifdenBewegunqunballe jenepionierc
in ihrem Dienft, Weide bie Agitation berufSmähtg betreiben
unb ftd baburdj über bte brüdfenbe ©nge ber ßebenSbebtn»
gungen gu erheben Perftanben, in Weide ber aufgebotene
Heerbann in feiner gvohen Blaffe nad *°te por gu perharren
aegwungen ift, fie alle mögen bamit gufrieben fein, bah bie
lange mit ©ifer porbereitete Heetfdatt fo glängenb ausgefallen
ift. 3hr Anfeljen bei iljrent Bolle unb baS Bertrauen
auf ihre f^ührerfdjaft ift in erwünfdtefter Beife befeftigt, fte
haben Perbrieft nnb beftegelt bie Boßmadt in Hänben, ihre
Noße Weiter gu fpielen. DaS „arbeitend Bolf" mag nun
gufeljen, wie eS ftd mit bem ©efübl, e; ..e Bladt im Staate
gu fein, bie man ijie unb ba fürdtet, mit ber man aber
überall gu rednen genöihigt fein wirb, über ben Btangel
jeber gretfbaren wirfliden ©rrungenfdaft hintoeghilft. ©S
Wirb Pteßeidt lange bauern, bis ber SiegcSfubel Perraudt,
bis ber Blachtraufd auSgefdlafen ift unb eine nüdterne
Prüfung ber Dinge ben ßeuten barüber bie Augen öffnet,
bah fte auf einen Abweg geleitet ftnb, fte nidt nur nidtS ge*
Wonnen, fonbern felbft bagu geholfen haben, ber ^örberung
ihrer 3ntereffen H^berniffe in ben Beg gu legen.
Bon einer ßöfung ber fogialen §>mge finb wir heute
ebenfo weit entfernt, als guPor. ©S ift baS eine Kultur*
frage unb eine NedtSfragc gugleid, bie nur burd bie $ort=»
tdritte ber Kultur unb bte Berpoßfommnung ber NcdtS*
guftänbe fdrittweife ihrer ßöfung gugcfüljrt werben fann. Die
Herfteßung einer Poßfomntenen gefeßfdaftliden Hatntonie,
bie ©rlangung beS erreidbaren gröheften BlaheS aßgemeiner
fittlider unb materießer Befriebigung faßt gufammen mit ber
©rfüßung beS Berufs beS1 PlenfdengefdledtS, mit
bim AüSganye ber ©efdidte. 3?ber Berfud, bie
fogtale ^rage aßeitt als Bladtfrage' gtt behanbeln unb
gur ßöfung gu bringen, muh ben Biberftanb aßer Äultur*
elemente, bie an ihrer ßöfung arbeiten, fjeröor*
rufen. Denn eben fte werben babtttdj mit bem Untergange
bebroljt. 3n Beiten, wo btefer Biberftanb Porübergeljenb ber
rohen ©ewalt unterlag, hat bte fogiale forage in ihrem Weiten
Bege gur Rührung febeSmal bebauerltde Nücffdtitte gemadt,
unb felbft jeber guritcfgefdlagene Anlauf hatte gum Blinbeften
einen Stißftanb gur §o!ge. Die redtlide «nb wirthfdaft*
wertlj wäre, läht er faßen. ©S ftnb nidt immer bie Haupt»
punfte, bie er bePorgugt. ©r Perfährt als Äünftler. Die*
jentgen Umftänbe, bie am gceignetften ftnb, Seiten be3
DidterS redt ftnnlid gur Anfdauung gu bringen, werben
mit allem Aufwanb beS SdarfftnnS unb ber ©inbtlbungS»
traft oerarbeitet, fo bah fte ftd unauSlöfdüd einprägen; bann
fommt ein Sprung, unb ein neues Bilb. DaS Bilb beä
©angen foß in ber Seele babuvd ergettgt Werben, bah ber
Befdauer gleidfam gurüeftritt «nb aße biefe mannigfaltigen,
uon Ijeßeiu aber Perfdicbenem ßidtbefdienenen Scene« gleid*
geitig auf fid totrfen läht. Die Bletljobe ift ntdt fd^d*
unb tljut ihre Birfung.
Seine ©emälbe ftnb auf bte $crne berednet. Blau täufdt
ftd gtoar leidt barüber; währenb man ihnen nalje ^efjt, glaubt
man immer mitten in ber eittgclnen ©efdidte gu fein, fteljt
man aber genauer gu, fo wirb man geWatjr, bah mande
ßinien barunt fo ftarf gegogen, mande färben baruttt fo grell
aufgetragen ftnb, bamit bie Stride ftd mit anbern in ber ?5erne
gufammen finben unb fid ergängen, bamit bie färben gegen
etnanber abtönen. Daraus etflären ftd mandeftatfeAttSbrücfe,
mande fdeinbare Btberfprüde. Befanntlid ift jeber Sajj
fäljig umgefehrt gu werben; gewöhnlid Ilmitirt man ihn Pon
pornherettt, um tljm für ben einzelnen $aß bie fefte Steßung
gu geben, ©rimm limitht nie, ja er gicht gewöhnlid, beS
rafden ©inbrucfS wegen, bie parabopefte Benbur.g Por, mit
bem Borbehalt, fte fpäter, wo eS barauf anfommt, burd bie
entgegengefeigte Parabopie gu ergängen. Daraus erklären ftd
fleine Ungenauigfeiten in Dingen, bie ihm ooßfontmen be*
fannt ftnb: in bem ©ifer, gerabe bie garbe beroorgubringen,
bie er im Bioment braudw behanbelt er baS ©leidgültige
obenhtn.
tim ferner für feinen Helben bie ridtigen Dimenftonen
gu gewinnen, waS bei einer einfad realiftifden 3eid«««ft
nidt möglid märe, liebt er Pcrfpeftioen in bie Weite, weite
fterne. Der Hflb foß auf ber Beltbühne erfdeinen, aid
Btann ber 3aljttaufenbe. 3n feinen ©yturfen begnügt er
ftd nidt bamit, oon ©rtedenlanb, Nom, Amerifa nur bad
mitgutheilen, waS gum Berftänbnih feiner ©rgählung noth»
wenbtg wäre, fonbern er wirft ein redt Ijeßcd, guweilett
fubjeftiPeS ßidt hinein, bamit aud bie @ecle beS ßeferS ftd
erweitern unb gum Berftänbnih gröberer Dimenftonen be-
fähigt werben-möge. Aud hier wirb fein 3mecE ein fünft®
icrifder.
3d wteberhole, „Bahrljett unb Didtung" ift fein Bor»
bilb. Da er aber bie ©tnpfinbung hat, bah ©oetlje berettd
hiftorifd ift unb einer oergangenen Seit angehört, fo trand*
ponirt er bie ©rgählung aud „Baljrheit unb Didtung" in eine
nroberne b. h- in feine eigene Stimmlage. Bie ©oetlje feine
leeren Borte ertragen fonnte, weil ed ihn gerabegu in Ber*
gwetflung fe^te, wenn ihm etwas, woPon er Ptel reben hörte,
nidt lebenbtge Anfdauung würbe, fo ift and ©rimm eifrig
bemüht, waS er Pon ©oethe beridtet fo lange in ftd 3*
Perarbeiten, bis ed gleidfam fein eigenes ©rlcbnijj mirb; ec
lipe ßage ber unteren EejedjpaftSflafjen T>at unter folgen
SojmtgSoetfud)en iebevgett am metften gelitten; bie grofje
SRafje beß irregeleiteten 3Sol?eö hat burp Vcrfplepterung
feiner Sage ben llnoerftanb tüffen müffen, mit bem eß ben
Agitatoren folgte.
Unfere heutigen Anfpauungen fmb jo wett geläutert,
baff man gegen bie ©pmptome ein eg gäffrenben Klaffcnffaffeß
unb au§ gurpt oor einem beooifteffenben Klaffenfampf nipt
an bie Ergreifung rüdftdffßlofer Abweffrmittel bentt ober bie
hebroffte ©iperffeft burp einen Vliffbraup ber 9Rapt wieber»
gubefeftigen tradffet. Sir buben bie fogtaliftifcbe Bewegung
unter unfern Augen Wapfen jeffen, mir formen iffren Uufapen
«up, meffen ihre Kraft unb Bcbentung, mir üeruttffeikn bie
Stele ber ^Demagogen unb bie üßittel, mit melden tie biefe
Biele gu erretten trauten. Aber mir empffnben
fein Eefüffl ber ^etnbfeltgfett gegen baß irre*
geleitete Volf, halten unß nipt non ber fpflipt entbunben,
aup ferner nnfere Kräfte für tein Bohl eingujeffen. Rtdffß*
beftomeniger nötlffgt ung bie Evfemttniff, baff eine SRtÄton
ober md)r gur ©fjeilnabme an ben ftaatßbürget®!dien Repten
berufener ftp geneigt geigt, ber beftehenben ReptSorbnung
feiublip gfgenübergutreten unb bie gegebenen Beengungen
für bie Betätigung beg Eingelwtdenß innerhalb ber Staats*
grengen einfeitig gu änbern, ben Ernft ber Cage in feinem
ganzen Umfange anperfennen. Sag Vertrauen auf ein frieb»
ttpeß befonneneg Bufamnten wirten ift erfpüttert, unb btc
Eebanfen ftnb otel mehr auf bie Hemmung einer oom regten
Sßege abfiihrenbeit Bewegung alg auf bie' Verfolgung einer
hetlfamen Seiterentwtdelnng gerietet.
Selche $rüpte SRifftratten unb bie Rotfftgung,
mit ber Arbeiterpartei alö einer ftaatßfeinblipen 9Rapt meljr
alö bisher p regnen, biefer fetbft einträgt, jeffen mir nur
p beutlip au bem Eifer, mit meinem bie forage einer Be*
fpränfung beg allgemeinen ©iimmreptß unb gwar nipt blog
auf ©eiten ber KonferOattDen erörtert mirb. ©aff ftd) bie
^reunbe einer reaftionaren Verfaffusgßoerbefferung biefe An»
Gelegenheit nipt werben entgehen laffen, mit „bem rothen Ee*
l^euft" gegen bie breite Erttnblagc ber RetpSOerfafjung p
gtlbe p gteffen, mar OorauSgujeben. 3ene ftehen inbeff
fetneSwegß allein, nnb märe nidit bie liberale fPartci ent*
fploffen, berarttgen Verfupcn mit Entfd)iebenbeit entgegengu*
treten, bag adgemdne Sahirecf)t mürbe fehtbalb alg ein mp*
Iur.gener, gefährlicher Verjup befeitigt merben. Aber
eine oorftptige Butüdbaliurg gegenüber anberen
jcgtalen gorberungen, bereu Berechtigung man tm
$vingip längfi anerfamit hat, mirb ftcf> and; bie liberale
Partei fo lange pr Riptfdjnur nehmen muffen, alg ftp bie
Erregung ber 2Raffen gegen bie befteljenbe Vetfaffung
mer.bet. Seitere f^ertfd^riite ber Eefeffgebung auf fokalem
gebiete jpetnen baher oorläuftg nicht erreichbar. Senn
nichts ©plimmereS, fo tritt jebenfadß ein ©tiliftanb ein;
mie lange berfelbe anbauert, bag entgiel)t ftp oor ber £>anb
ber Berechnung. ©aß gleiche Vertrauen, welpeß im nötigen
Sahre bie Retpßtagßmebrbeit hei ber ©kafgejeffnooedc ofcer
bei bem HilfSfaffengefeff p ber Befonnenbeit beg Arbeiter*
ftanbeg unb gu bem Ernfte bevnitnftiger gefunber Beftrebungen
an ben ©ag legte, mirb man im neuen Reipßtage oergeb*
lip fuChcn.
5Den ßeitern ber fcgtalbemofrattjdjen Agitation fommt
bieg ohUeicht gerabe red)t. 3)er fpefftmigmug ift ia eine
ihrer ftärffien ©eiten; für ben Augenblid mag eg baher and)
getingen, biefe Sirfung beg Erfolgeg alö einen Eeminn bar*
pflellen. 311 SBirfltdjtcit ift eg freilid) ein ©djaben, ber ftd)
halb genug fühlbar mapen mtrb, bagu fommt, bag auch ohne
febe Verfchärfung ber .gefchliihen ©icherheitcn >gegen eine
‘ftaa^feinblicfee Bemegung ber beftehenben Eefehe gegenüber
ber ?)reffe, ben Vereinen, Verfammhtngen urb bergleidjen
»ahii<hernlich rüdfid)tgIofer unb energifchcr al§ higher ge*
hftubhabf merben bürften; eg entfteht baraug gum ?J)tinbeften
ber 2>tucE eineg unbehaglichtn Eefühlg, ber ftd> über gange
grofje EewMaftiflaffen oerbreitet, unb mahrltth nicht als
eine erfreuliche Ertnngenfdjaft ber fo haffnnnggrcichen SafyU
beroegung emyfunben merben mirb.
prüft Eoethe’g Äenntniffe an feinen eigenen Erfahrungen
ltnb . betten feiner j$rrcuube. Von ber gemeffenen ©prcd)=
meife in „Saljthett xmb SDidjtung" Iä|t er nichts
übrig,/cS mtrb Atteä mobetnifut, unb je realiftijcher
bie Begeifterung ift, bie er finbet, je mehr gefällt fie ihm.
Er crgählt, ba| Eoethe frd) nicht anberg alg in Eteichniffen
habe augbritden fönnen; oon ihm felbft gilt bag in otel
höherem Erabe. Senn etn Elctchnp nid)t auöreicht, nimmt
er bag grneite unb britte; jebe ftnnlidje Anfchanung, bte feinen
Eebanten iHuftrirt, begrübt er gemiffermaßen mit 3ubel.
©o Saoater’g Bitfte Oon 2)anneder; er rcfleftirt über biefe
Bitfte, unb gmar in lauter Eleichniffen; er ift bamit noch
nid)t gufrieben; „id) möchte", jagt er, „hier gang beutüdj
fein"; unb nun ergählt er Oon einem Eemälbe auf bem
htejtgert ÜJtafeum, nid>t ctma einem portrait ßaoater’ö,
into laßt Büfte unb Bilb in einanber refltftiren. 3)te
Betchnung toirb baburch etmaö unruhig unb fomint ing^lm*
mern, aber ber Eruub ift ber gegen aHeß ßeere unb
Sobte, ber ©rang nach ^Realität. Unb gumeilen liegt mirf»
ltd) im Eleichntß mehr alg in ber ©ebuftion. ©cl)r glüd*
lieh ift er mitunter in ber freien Ueberfe^ung Oon Sorten
Eoethe’S aug bem gehaltenen ©til. tu ben berb realifttfehen.
Eö tft natürlid), baß iljm btefentgen ©dylberungen am beftcit
gelingen, in betten Eocthe’g Entpftnbutig fidj in feiner eigenen,
bureb ein mirflicheg Erlebniß reärqbugtrt. ©o menu er oon
ben Etnbrüden 3lomg auf ben Aorblänbcr berichtet, ©urch
biefe ©d)ilberungen meljt ein begeiftertcr öaud); Etngelneg
tarin ifi mahrhaft entgücfer,b.
Erimm läßt bem ©ießter, bem Äüuftler, bem Eelehden
unb ©enter Eered)tigfeit miberfahren; feine ßiebe aber gilt
bem Vtenfdjen. Eoetße alg Vbenfch, baß ift ber eigentliche
Eegenftanb jeineß ^unftmerfg; baß anbere bient f>auptfdd)Urf)
nur bagu, nnß ben Vtenfdjen näßer gu bringen, ©arum ift
er am außfttfjrlicbften unb etngchenbften in bem Bericht über
Eoetße’ß perfönliche Begiehungen. Vortreffüd) gefchilbert ftnb
bie Begießungen gu Reiber, ft'arl Auguft unb ©d)tUer unb
im Eroßett unb Eangen finbe id) fte in uotler lieber*
einftimmung. 5re^ich tritt nteßr baß rein fPcrfönltCßc ßeroor,
über bte intetlefiuclle Etmoirfung beß einen auf ben anbern
fönnte noch rneßr gejagt merben. Eben begmegen fommt
Berber gu fttrg; menfdjlid) betrachtet, ift er fa eine uugleid)
meniger erfreuttöße ErjCßcinung alß Eoetße, fein Etnfl1 aber
auf Eoetße’g ©enfen unb ©cßaffen nid)t bloß im S^re 1770,
fonbetn ebinfo in ben fahren 1781—1786 fönnte Eegen*
ftanb einer eigenen Vlonographie merben.
©a mir Alle ung me^r unb meßr in Eoetße ßineingn*
leben juchen, mag boeß nur nad) bem Vlaße beg Vcr*
ftanbeß unb beß Eemütßß gefdjeßen tann, fo bUbet ftCß
Sefer feinen Vipthuß oon Eoetße. sJtid)t 3eiJer ßat
baß 9led)t, feinen fubjeftioen SRotßuß bem sj)uhtifum oorgu*
legen. Ertrntn ßat eß in einem höheren Erabe alß Viele,
nießt bloß meil er ein bebcutenber Vtana ift, fonbern megen
ber eigentßümlid) rafCßen unb lebhafte« Arbeit feiner ©ub*
jeftioität. gür otclc ßefer — nnb id) gefteße, baß t^ bagu
Offenbar ben fchledfteften ©ieitft ßat bie ©ogtalbemo*
fratie ber Arheiterbeoölferung hiniuhtlidj ihrer materiellen
Sage bereitet. Ecrabe bie ungünftigen Ermer&ßoerßältniffc
ber lebten Beit unb (bte menig erfreulichen Außftcbten für bte
Bufur.ft ftnb eß gemefen, meld)e einen fo großen Sßeil nuferer
Arbeitetbeoölferung in baß jcgiaibemofrattjdje Sager getrieben
haben, bovtßin locften fte bte Vorspiegelungen einer anber*
toeiten Stegelung oon fProbnftion unb ^onfumtion, bureft
mdd)e mit einem ©d)lage ber ©rud ber mirtßf^aftlichen
©Cßmierigfeiten oerfeßminben fehlte, ©arauf ßin ßnb Saufenbe
unb Abertaufenbe an bte Saßlurne geeilt, alß
ob ber ©tinungettel mit bem tarnen eiaeß fogial-
bemofratifpen güßrerß ein Salißman märe, ber
©efamß ^>ößle öffnen fönnte. Setber merben fte iefft halb
heraugftnben, baß bie üerßeißenen ©ßhäffe gu heben jener
Saltßman feine Äraft beftfft, baß fte otelmeßr, inbem fte jenen
folgten, felbft ben Aft abfägen halfen, auf bent fte fiffen; benn
noch meßr tote baß Vertrauen auf polttifpem Eebiete
beeinträchtigt ift, ßat eß auf mirthidjaftlidjem gelitten.
tneßr xtnfer Arbeitcrftanb ftd) bem Arbeitgeber feinblicß gegen*
überftelit, je mehr er fidj in fogialbemofrattfcße 3;been Ocrffridr,
anftatt in ber Veroollfommmtug unb ©teigerung feiner Seiftun*
gen baß Vtittel gurVerbeffernng feiner Sage gu fuChcn, befto meßr
erlahmt bte Sßätigfeit unb btc Energie beß Unternehmers,
fdjminbet bte SRögltcßfeit, ber Äonfurreng beß Anßlanbcß
gegenüber eine umfangreidm unb loßnenbe gemerbltCße Sßä*
tigfeit gu entmideln. Eß ift leiber eine unbeftreitbare Sßat*
fade, baß bte Ausbreitung ber fogialifttfCßen tpropa*
ganba bie mirtßfd)aftlid)e Ärtfiß oerfcßärft ßat, unb
baß ffc fortgefefft ftp jeber aujfommenben fftegung gur ^leffe*
rung mie ein feßtoereß Bletgemicßt anßättgt. Am mciften gu
bebauem bleibt aber, baß bte große SCRaffe ber Arbeiter biefen
Bufamntcithang nicht eher einfießt, biß ißr burCß bie bittere
Votß bie Augen geöffnet merben unb baß eg fein ffRittel
gicbi, biefen Verlauf abgumenben, fo lange noch bte fogial*
bemofratifdje Sßorßeit fo üiel offene ©ßren unb gläubige
bergen finbet.
©ie lefften Erfolge ber ©ogialbentofratte ftnb ein ©djlag,
ber nid)t nur in nufer polüifdjeß nnb Kulturleben, fonbern
auch mit gerbrüdettber Eemalt mitten in unfer Ermerbg*
leben bineiit fällt. An bem Sacje, mo biefe Saßrßeit bem
betßörten Volfe aufbämmert, mtrb ber Snümpßgug ber
fogialiftifcben ©emagogen in bent Bont unb ber Vtißacßtung
berfelben SRenge, bie ißnen im Augenblid gujauchgt, ein
fdriffeS Enbe nehmen. _____
©er ©ti; beg fRcichögeridjteg.
9iach einer aRittßeilung, melchc baß literarifcße Bitreatt
oerbreiten läßt, tft bem Bunbegratße heute ber Entmnrf
eineg Eefeffeg über ben ©iß beg fReidjSgcncßtg nebft
beff?n Begrünbnng gugegangen: ©er etngige paragraph beß
Eefeßeß lautet: ,,©ag fR*eichSgerid)t erßäit feinen ©iff in
Berlin." Attfdjeinenb ben SRoti'ocn beg Entmurfg entnommen
ftnb bie folgenden Erläuterungen:
,,©ie bcfchleunigte Entfcbeiöung über ben ©iß beß fRetcßß*
geitcbtS ift tringenb, fd)on meil bte baultcßeit Vorbereitungen,
mcld)e nothmenbtg ooraugehett utüffen, eine erhebliche Beit in
Anfprud) nehmen merben unb biß gum 1. DEtober 1879, bem
päteften Sermiu pr baß Bnßlebentreten beß neuen Eerid)tßßofcß,
nießt ßergufteHen feilt mürben, menu btc ^eßftchung beß DrtS
nteßt fd)on in ber beuorfteßenben ©effton beß 9leid)ßtagß erfolgte,
©er Vcrfcßlag, Berlin gum beß dleichßgettditß gu erheben,
mirb bttreß oerfdiebenc ©ritnbe unterftußt. Bunäcßft eignet flcß
bie Aeitßßßauptftabt meger^Äer geograobifdett ßage gtemlicß im
Sittcpunft be§ JRetdjeß auHjteti bagu; ferner prcd)nt bafür bte.
reichen joulfsmittef melci^r~efe ©labt ben Sitgliebern beß
ScricbtS materiell mie geijt^ bietet, ©agu tritt nodj mit
außfchlaggebenbcr Bebeuiutig, baß Berlin bie IRcftbengftabt beß
Katferß ift. baß ßier ber Bunbeßratß unb 9ieid)ßtag reftbiren
unb ftberbteß bie ßöcßften SRftcßöbehßrben ihren ©iß haben
paft in allen größeren euroyäifdKit «Staaten fällt ber ©iß beß
höchfien ©erteßtß mit bem ©p ber ©taatßregicrung gttfammen.
Amß bie 3fiüdftd)ten auf bic Bufammcnfeßung beß ©ißgpltttar»
hofeß, beß Bunbeßamtß für baß ^pcimathmefen unb beß 9teid)ß*
Eifcnbahnanttß, gu beten Bilbmig bic Jperangiehung rid)tcrlid)er
Beamten nötl)ig ift, fpreeßen für bie Saf)l Berlinß. „Auß
geßöre — liegt ein £>auptreig beß Bud)eg bartn, gu beohadj*
ten, mie Eoctße’g Eetft fid) in btefem Verehrer ptegelt. Eß
Eamt bahei nießt oßne Kontrooerfe ahgeßen. 3Cß r>ebe hier
namentlid) einen $)unft ßeroor, itt bem mtr ntd)t bie ^tbe
an ftdj, aber bte fRuauce oergriffen feßeint.
3m gmeiten Banbe, (Seite 82, heißt e§: „Eoetße
mar eßer falt als letbenfd)aftlicß. ©ein Sefen mag
bem feiner ©djmefter äßnlid) gemeiert fein." ©aß faitn nun
eine oon ben ©teilen fein, itt beneit Erttnnt, um für ben
aitgenblidlicßen Bmed recht ftarf feine Meinung außgubrüden,
abftptlip übertreibt. Aber ber Eebanfe Eeßrt in mannig*
faltigen Verleihungen mieber. „Eoetße", ßeißt eß Banb II.,
©. 6, „ftanb erhaben über Siebe unb Abneigung." ©. 233
enbltd) hebt Erimm gmei „Spatfacßen" alß „^ruttblebenß*
fnEta" ßeroor. ©aß erfte: „©ooicl mir miffett, ßat Eoetße
niemals etmaß erlebt, baß ißn ootlftänbig hingenommen hätte.
Unb menn er aufß lcibenfd)aftlid)jte erregt fpeint, eß bleibt ißm
ftetß bte Kraft übrig, ftd) im SRoment felbft gu fritifiren. Erleb»
niß unb nadjfolgenbe JReflepton muff bei ißut ftetß unteifd)teben
merben ... Erft inbem er tcfUfiirt, fommt bie ooUe Seiben*
feffaft gum Augbiudj." ©aß „Eoetße fennt feinen
iebenben SRann, bei bem er gefühlt hätte, fo möcßteft bu
fein!... ©o halb er einigermaßen Sebenßerfaßrung ge*
fammelt hatte, muffte er immer gleich im Vorauß, baff nad)
einiger Seit allen Erfdjeinungcn gegenüber Klarheit ü\er ißn
fommen mürbe, mdd)e ißn mieber auf ftd) felber fteHte," b. ß.
Kälte.
©iefen gmet „Erunblehengfaften" mirb ©. 248—49 ein
britteß ßingugefügt. Auf ber einen ©eite ift Eoetße ©ießter,
Racßtmanbter, fdjmanfenb, unflar, auf ber anbern,
„oon einer unbannßcrgigen ©bjeftioität u«b Klarheit;
cat ©ämon raunt ißm pf#rt gu, mo bie fcßmaCße ©teile ber
?Jiettfd)en unb ber ©inge liege." „Unb nun baß Entfd)ei=
benbe. Sir feßen Eoetße im Sehen immer baß eine ober baß
anbere fein, ntemalß betbeß gufammen. fRte laufen bte Kreife
btefer beiben ©pfterne in einanber. Entmeber er büßtet, ober
er ffeßt betnaße tßetlnaßmSlog maß er gcfdjrieben hat; entmeber
er giebt fid) mie ein 6etßörtcß Kiub oertrauenßooil ben 9Ren*
fchett ßin, ober er tritt ißnen mte ein ÜRann, ber affe Er»
faßrungen beß Scheuß hinter fid) ßat, hart entgegen."
3<h wiil uuf ö^n fdhetnbaren Stberprucß, ber meßr in
ber gönn alß in ber ©ad)e liegt, nidjt otel geben; maß Erimm
meint, ift flar.
SnS fRitcbterne überfefft ßeifft eß: 3n Eoethe’S ©oppel*
natur mar bie falte Befomienßeit baß Bleibcnbe, bie marme
Erregung eine meßr ober minber oorübergeßenbe ErfCßeimmg.
©ie mar mefentlid) ^)oefie, fie galt nid)t fomoßl bem realen
Eegenftanb alß feiner ©piegelung im eigenen Eemütß beß
©idßterß.
3n biefem ©inn bemüßt fteß Erimm, in ben gaßlreicßen
Siebeßoerßältmffen Eoetße’ß baß Scibenjchaftltcße abgubäntpfen,
ten bießterifeßen Vorgang ftärfer gtt betonen.
Von ber längften ©auer unb oon bem entfeßiebenfien
Einfluff auf Eoetße’ß Entmidlnng mar baß Verßältniff
affen biefen Ermägungen", ßeifft e§ fd)lteffltd), „fomie tut £in*
hlict barattf, baff mit bet mciteren Enttotdehmg ber jRetcßS»
infititutionen ücß immer meßr baS Bebürfniff ergeben totrb, itt
beit 9ietߧbchörbctt auf bie Sttmnfung oon retchßricßterltchen
Kräften gnrüdgreifen gu fottnen, hat ber Entmnrf Berlin alö
©p beß 9teidößertcßtö in Vorfriffag gebraßt."
©d)on gleid) nad) A6fd)luff ber fReid)gjuftiggefeffe ßahen
mir mieberßolt ßeroorgeßoben mte bringetib münfeßengmertß
nunmehr im 3nt^ffe ber fflerpnen unb ©aeßen ein fd)leu»
niger Estfdffuff über bie im Eerichtgoerfaffungggefeffe oorbe*
lialtene Beftimmung megen beß Sftetd)ggerid)tß fein merbe.
Sir begrüffen baßer gerne bie angefünbigte Vorlage, bie nnß
aueß materiell baß etngig 9lid)ttge gu treffen fdjeint, men«
mir aud) ben Vcrluft nipt unterfeßepen, ber oon Iofalem
©tanbpunft einer fo ßeroorragenben unb reidptreuen ©tabt
mie Sepgtg broßt. Bei jenem früheren Anlaffe ßaben
mir barauf ßingemiefen, baff gerabe für Berlin p aUcrlefft
tie forage ein Eegenftanb beß örtlichen ift; baff
acßtgtg ober ßunbert Vtitglieber unb Anmalte beß fReipg*
geriajtß meßr ober meniger für bte öfonomijd)e mie für bte
inteffeftnelle Bcbeutmtg ber preuffifd)en unb beutjdjert stäupt»
ftabt gang Oerfd)minbenb ftnb, mäßrenb ein folper 3umad)ß
felbff für bie größten ber Vtitteiftäbte ein unfcßäffbarer Ec**
mtnn märe. Sir hegen ben Sunfd), baff man ftp
aßfetttg in Sepgtg mie anbermärtä oon bem Eeftdjtß*
punft beß _ tofalen 3nteretpö oollfiänbig befreie unb-
bie ^rage in ißrer großen aKgemein poijtijcßen, Beben*
tnng erraffe. Eine folcfte Beßanb|iuv,ggmef.fe mtrb nidjf
bem bisherigen ©iff beß fRei<h§oberl)anbc{Sgeri<htS, fonbern
and) aüen anberen etma fonfurrirenben ©täbten bie felbftlofe
fRuße geben, bte ein objeftioeß Urtßeil ermöglicht, ©teilt
man ftp auf lofalen ©tanbpunft, fo mirb bte’Angelegenheit
rein gu einer ^aae ber Eunft ober Ungunff. ©enn mürbe
g._B. nipt ^ranffxtrt, bie alte Saßlftabr beß beutfpen JReichg,
mit minbeftenß gleichem fRecßte biefe „Sebenßfrage" für ftd)
geltenb mad)en, mürbe eß nid)t ber ffReßrhcit in ben ©üb*
fiaaten beffer gelegen unb jonft genehmer fein? ober fRitrn»
berg, melcße neben allen anberen Stitetn and) fid) barauf
berufen fann, bem gmeiten ©taate beß JRetcßeg angugeßören?
3m Err.ft mirb man bem beutfden jRetdtßtage fo menig mie
ben ^Regierungen gumutßen, bie forage nach foldjen EeftcßtS**
punften p entfeßetben, man mirb nid)t, nad)bent Berlin geßn
3aßre_ ßtnburd) ber ©iff oon Bunbeßratß unb ffietcßgtag mie
gaßdofer 9tetdtgbeßörben gemefen unb gemotben, lanbfcßaft-*
ließe ©pmpatßten ober Antipathien in’ß ^lb füßren. — ©te
fachlichen Erünbe, melöße für Berlin preeßen, ftnb in ben obige«
Erläuierungeit Eurg unb fplagenb gufammengeftedt. 3ßnen
ßat Setpgtg tticßtg entgegengufteUen, alß bie Sßatiacße, baff
augenbltdltd) bort baß ÖbetT)aube(ggerid)t — in feßr unge*
nügenben ^Räumen untergebracht ift tenb irgenb melcße SRittel«
ftabt nur baß unfereß Eradtenß tnßaltlofe ©cßlagmort, baff
tie _ Unabßängigfeit beß ßödtfien EericßtShofeß bttrp bie
größere ober geringere fRaße beß fjofeß ttnb ber Stegterung
gefäßrbet ober gerettet merbe. Senn lebtgltd) biefe fachlichen
SRomente gegeneinanber abgemogen merben, ffnb mir über bie
Entfcßeibung beß Bunbeßratßß unb beß ffieicßßtagg unbeben!*
lid). _ Sir ßoffen, baff auch bie ©tabt, bte neben Berlin biß
jefft im Vorbergrunb ber ©tßfuffton begügltcß beß ©iffeß beß
jRetd;ggertd)teg ftanb, ftd) biefen facßlicßcn Erünben oßne
adgugroffe Bitterfeit untermerfen mirb.
lieber ben meiteven Verlauf ber heutigen ©iffung beß
Abgeorbnetenßaufeß ift im Anfd)Iuff an ben in be^
Abcubaipgabe enthaltenen Bericht gu bemevfen, baff ber AefM
beß Etafg ber adgemcinen ^inaugoetmaltung oßne erßeblipe^
©ißfitfffon erlebigt mürbe. Bei betn Etat beß SRinifte*
riumß beß 3nneren enfpann ftd) eine längere Verßanbhutg über
bte üoit bem Abg. Eberp unb Eenoffen gu bem ©ttel ber
Einnahmen auß ber Eefängniffoermaltung geftedten Anträge,
rnelpe nad) ißrer Begtünbung burd) ben Autragfteder unb
erläutentben unb berttßtigeitben Außfüßrnngen beß Abc-
Eötting unb beß IRegierünggfommtffarß abgeleßut mitrbert.
Auf ber Sageßorbnttng ber näcßffcn, gu ©ienftaa 11 Ußr an»
beraumten ©iffung fteßt bie grneite Scfung ber Vorlage über
p f^rau oon ©tein. Ertmrn ftedt ftd) auf „bie
©eite berer, bie in biefem Verßältniff nid)tß metier feßen alß
eine auf gegenfettige VerebePng gerichtete innige fyrennbfpafL
3d) mid ßter ben alten ©treit nipt mieber auftüßrert, muff
mid) aber über eine adgenteine mit Erimm aitßcin*
anberfeffen.
Erimm beftreitet benen, bte entgegengefeffter 9Xeimtttg
ftnb, baß JRedff, biefe Anftcßt außguprepeu, menu fte nipt
ben jurtfüfpen Bemetß beibringen fönnen, ba eß ftp
um bte El)re einer unbcfd)oitenen Familie ßaubele.
3P , meiff feßr tooßl, maß ihn bagu oeranlafft.
Eß ftnb oerfpiebette ©priftfteder aufgetreten, bie. ftp ein
förmlipeS Eefpäft barauß mapen, biefe ©ante, bie mm ein
ßalbeß 3‘P^’ßunbert tobt ift, nachträglich Oor ben jRipterftuhl
gu fpleppen unb fte mit Kränfungeit gu überhäufen. Senn
baß aber Sabel oerbient, fo barf bop beßßalb baß ffiept ber
biftorijpen ltnterppung nipt eingeengt merben. Eine
ßiftorifpe Unterfttdtung ift etmaß anberß alß eine jurifüfpe,
unb auch beim [Reptßoerfaßren mirb gegenmärtig bie formale
Bemeißfüßrung bind) ben Saßrprup ber Eefpmorcnett er*
gängt, bie nap bem Eefammteinbrud ihr Verbift faden. 3*1
ber Eefd)id)te epebett ftp bte midpigflen JRefultate gerabe
burp Sahripeinltpfeitßrepmttig: nur inuff man immer unter»
fd)ciben, biß gu melpem Erab oer Eotbettg biefe 9tepnutiö
führt.
Eß ßanbelt fip ßter aber um eine literaturßiflorifpe
forage oon pringipieder Sid)tigfeit. Auf f^rau oon ©lein
fommt gar nid)tö: an. Auß ben menigen ©ofumenten, bie
mir oon ißr haben, mirb eß fpmer feilt’, fid) ein beutlipeß
Bilb gu formen. Rur beiläufig bemerfe ip, baff fte auf
Ertmnt ben Einbruch einer mefenüip falten Ratur mapt, auf
mip ten Einörucf einer tief leibenfpaftlipen Ratur, bie tßre
Seibenfpaft mit Dodfomntener Sellbtbung oerbecEt. Aber
miß getagt, barauf fommt menig an; baß Sefentlipe ift: mie
üerßielt ftp Eoetße?
Eoetße ift, mie anp Erimm gang oortrefflid) geigt,
einer ber größten ©ipter ber Siebe, oicllcidp ber
größte. Eß mürbe nun oon ber fPoefte einen gang
anberen Begriff geben, menn er feine ©iptungen rein
auß poetifdjer SBaUung hätte jpöpfen fönnen. ^rreilip haben
mir ©ipter ber Siebe unb beß Setrß, bie oon ber einen
ebenjo menig mufften, alß oon bem anbern, aber — ißre Ec*
bipte maren aup barnap.
3u Eoetße’ö fpönften Sicbeßgebipten tepne ip bic
Briefe an ftrau oon ©tein. Erimm nimmt in biefer Körte»
fponbenj einen Untfplag an, ip aud). f$üt nnß beibe mirb
moßl baß ©atum baffclbe fein. Aber nap Erimm erfolgte
ber Utnfplag buvp eine gegenfettige ilebercinfunft, einanber
nipt meßr fein gu moden, alß ©proefter nnb Bruber. 3<h
jage barauf niptß meiter alß baß: menn auf eine jolpe
Ueberetnfunft folpe Briefe folgen fonnten, mte bte, rnelpe
mir Iefen, fo hört bie Raturgcfpipte auf.
Eß ift gut unb aup notßmenbig, ftp in Eoetbe hinein
gu benfen unb ßtnein gu füßlen; nur muff man ftp baran
bie Einriptung beß B^gßaujcg nnb ^ortfeffung ber Etat»'
beratßung.
Eegenitber ber lärtnenben unb unfruptbaren fogtalbemo*
fratifpen Agitation mtrb man mit nerboppeltem Slntereffe
oon ber metteren Entmidelung beß Eenoffenfpaftß*
mefenß in ©eutfplaub Kenntniff neßmen. Sir beginnen
in bem Beiblatt bte Veröffentlüßung einer ttnß oon faeßfun*
biger ©eite gugeßenben Erörterung ber gegenmärtigen Sage
biefer maßrßaft oolfßtßümlipen Etnnphtngen, bie fid) mit.
unferm Ermerbßleben fo fpneU nnb fo eittgeßenb Dermapfen
ßaben.
§err Abgeorbneter üJRiquel oeröffentlipt folgenbe Er*
flärung:
„Bei meiner Anfuttft in Berlin mürbe ip auf einen Artifel
ber „Eermania" auftnerffant gemadtt, melper nad) ber ©arfiedung
etneß Korrefp on beuten auß Salbecf behauptet, ip habe mtp in
einer bortigen Verfammlung im ©egember 0. 3- in folgenbem
©inne geäuffeit:
,,^)reuffen müffc mehr unb mehr itt ©eutfdpanb attfgeßen;
er (Rcbner) halte ben ^ad nipt für ttnmögliP, baff c§ in 3«'
funft fein preufftfpeß Abgeorbnetenhanß unb bamit fein Herren»
ßauß mehr gebe, maß nop meniger gu bcflagen fei; baff tie
mentgen Angelegenheiten ^)reuffen8 gugleip Oom Reici)ßtagc er*
l^bißtjDiLrbsrtr ©ie übrigen ©taaten, Baiern, Sürtembcrg u. f. m.,
-tSopten ihre Kölüge n. f. mt ihren Eßrenrept.en behalten,
©iefe Sänbcr mürben aber intUebrigen eine ©tetlung
gum Reipe einitehmett, wie etwa jefft bie yrototngen
gum groffcreit ©taatßmefen."
©er ©ad)Oerbalt ift biefer:
Bur B^it ber ©tipwahlcn in SRünpeit würbe id) Oon bort tele»
grnphifp gebeten, eine oon ber Eegenoatfei oerwertßete angeb*
lipe Aenfferung oon einem Aufgehen Baiernß in ben bcntfd)cn
Einhettßftaat ga bementiren. Dhne Kenntniff Oon bem Sußalt
beß „patriotifpen" Aufrufs nnb ber Quelle, auß wclpcr berfelbe
gefpßpft war befpränfte tp ntip barauf, bie Aenfferung für «*
futtben gtt erflären. 3efft erft erfeffe ip, baff bie „C3ermattia"
im Sefentlipen jene Aeuffermtgen wenigftcnß bem ©nine nap
wieberßolt unb baff baß Referat aup in anbere Blätter
ftbergegangen ift. ©er oon ber „Eermania" oerfolgte
Bwecf tritt beutlip genug heroor, inbem ffc meine an-
geblipen Aeuffcrungen für Anfpauungen ber gefanimteu
nationallibcraleK gartet erflärt. 3n ben Verfammlungen
in Eorbad) unb Arolfen führte tP ben Eebanten auß, baff,
napbem in ©eutfdilanb ein cinheitlipeß ^eerwefen, eine ein
heitlipe ^)olitif nap attffen, ein einßeitlipeß BoUfhffent, ein
ctipeitliPeS Ecbiet für freie Rteberlaffung unb fveieß ©ewerbc
hergeftedt, an ben wefentlipett Erunblagen beß beutfpeii Bttnbeß*
ftaatß nur nop bie einheitüpe Suftigoerfaffung gefeßlt habe.
Sie im Parlament, fo bcgeipnete ip aup hier leffterc alß ein
Suubament nationalen Sebeitß, wclpeß oon einer beftimmten
erfaffung ©eutfplanbß oi>ßtg unabhängig fei. SP mieß bie
gegen bic naltcnafitbernle gartet oielfad) erhobenen
Votwüife übermäfftger Eentralifationßfupt gurüd, inbem
ip bte preiiffifpe ©cgentralifationSgcfeffgebmig fpilberte, ip
getgte bei btefer Eciegenbcit btc Bebeutuug biefer Eefeffgebttng
nnb «amentlip ber Erweiterung ber größeren ©elbffftänbigfeit
ber fprooingm für bie beutfpe Entwirfelung. 3d) wieß barauf
ßin, baff nap ber Erweiterung beß Eefcffgebungßgebietß beß
Rcipeß auf ber einen ©eite unb ber ©elbftoerwaltung bei
gtoffen preuffifpen ^roOingen auf ber anberen ©eite baß $elb
bet Spätigfeit für ben oratfftfpen Canbtag ffp admältg ocr*
mtitbere unb habe otelleipt bei biefer ©elegenheit ben ©e-
banfett hingeworfen, baff einmal bic Beit fommen föiutc,
wo bic p rcuffiipcn fTRitglt^ber beß Rcipßtageß gugleip ben
Saublag bilbeteit. ©iefer Entwicfelungßprogeff mape gerabe baß
fogcitannte Aufgehen 5)rengenß in ©eutfplanb erft rept mögltd',
währenb ein groffeß centraliftifp regierteß ?)rcuffen üiel weniger
ßomflgen mit ben übrigen Bofiäuben in ©eutfplanb fei. 3P
erinnere mid) beftimnu, gegen eine med)anifd)e Eletpmaperci
polemiffrt unb gerabe ben ¥5aff außgefühvt gu haben, baff eine
weitere Befpränfung ber ©tetlung Ber Eingelftaatcn unb ber
Redjte ber gürftenhäufer burp fein beutfeffeß 3ntcr
effe geboten fei. Rtcmalß habe id) ben ©aff außgefpropen, baff
man unter Verleffutig btr Reipßoerfaffuug ben dürften „nur
einige Eßrenrepte" ober „Ehrcnredjte" laffen fode, im Eegeit
tßeil woöte tp barlegctt, baff bte gefdjilberte Entwidelung ber
inneren Buflänbe ^)rcuffenß, weüße gerabe oon nuferer Partei
auf baß Entfpiebcnffe geförbert wirb, eine fold)e Eefaßr, wenn
fie überhaupt oorßanben, gu befeittgen . geeignet fu
©iefe Eebanten ftnb in meinem Rhtu'oe nipt neu. SP habe ffc
git ben Ocrfpiebenfteu Betten in ben Parlamenten nnb auffctpalb
berfelben außgetpropen. SP habe ftetß wie meine politifpen
greutrbe überhaupt, auf bem Beben beß DeutfPen Bitnbeöfiaatß
geftanben unb glaube bcnfelfben umfomeßr gu öefeftigen, je rücf«
haltßlofer ihm oon allen ©eiten btejentgett Attribute gegönnt
werben, welPe feilt nationaler Bnnbeßffaat entbehren fantt. SP
munbere mip übrigenß, baff gerabe ip, unb gwar uopnad)bcu
Sahlen. aup Oon fübbeutfpen Blättern für einen Verfünbtger beß
beutfpen Einheitßftaateß erflärt werbe, ba bed) auß ben Vcr*
hanblungen ber Suftigfomntifffon, an wclpcr ja anp Riitglteber ber
bairtfpett„patriotifpeu"Parteitheilual)men, nopinfrifperErinne.
rung fein muff, baff ip bei ber Erörterung über bie grage beß
oberffen Eertpthofß in Baiern unb anbere, für bic ©tedung
ber Eingelftaaten höpff wipttge fragen überad auf baß Ent*
ipiebenfte bemüht war, bie Erenglinie gwifd)cn Eingelftaat unb
Bnnbeßffaat f.orgfältig gu wahren. .
Ebenfowentg wie ber Kcrrefpoitbcnt ber „Eermania" ratt't
ip mtp felbffocvftänblip ber eingelnen Sorte mehr erinnern.
Einen attbern ©inn, alß beit bargelcgten, fönnen ffe nipt gc*
habt haben, weil biefer adetn meiner langgehegten üebergeugung
entfpript, unb id) glaube Wühl ben Anfprud) erheben gu bütfett,
ein gnoerläfffgerer Snterpret meiner Eebanfcn gu fein, alß ber
Buhörer ber „Eermania", welper meine Seite in bem oon ihm
oiedeipt gewünfpten ©ittne oerftanben ffat. S- SRtquel."
Aitß Petersburg Oom 3. 3'böouar melbet „S. %. B.":
Auswärtige Bettungen fprepen oon Organisation beß Saitb*
'turmeß. AUeß baritber Eefagte ift nid)t ripttg. RirgenbS
:anben Sanbfturmberufungen ftatt. ES liegt nipts oor, alß
bie längfterwartete ergängenbe Recede gum Sehrpfliptgefeff.
3njonberheit h^t öer Vciniffer beß Sooern eingelnen Ec*
ntetnben feine ©arlehen ober Vorfpttfje für bie Qrganifation
beS SanbffurnteS bewidigt.
Sfßicit, 2. ^hrnar. ©ie heutigen Rapriplen über
bic Banffrage ffnb nipts weniger als günftig; aup bte
Siener Blätter müffen bereits gugeftehen, baff oon einer
Verftänbigung nop feine Rebe ift. Sie bem „pefter Slopb"
„oon eingeweihter ©eite" oerffpert wirb, haben bie am
30. unb 31. 3auuar ftattgcl)abtcn fehr etitgehenben pour*
:tar!erS gu ber erwünfpten Verftänbigung wenig ober gar
ieine greifbaren Anhaltßpunfte geboten, — nnb fod, wie bem»
eiben Blatte einer feiner Siener Beripterftatter melbet, bie
„faft fpott afute SRiniftcrfrife" nop immer nid)tS weniger
als befeitigt fein, üidntebr ber wahtjdietnitpe Rücftritt beS
ffRinifterimnS ©iSga, um eoentned „weniger engagiiten" 9Rän*
nern für wettere Verhunblungen ptaff gu mapen, aup heute
nop int Vorbergrttnbe ftel)eh. — Unter biefen Vcrhältniffcn
bürfen wir auf bie SRittheilung „ber Eruntpringipicn" ocr*
gichten, weldje angebliP für j,bte fünftige Banfgeftaltung"
aufgeftedt unb theilweife genehmigt worben ffnb.
3n ber geftrigen ©iffung beS Abgeorbnetenl)aufeß
Würbe baS Eefeff gur ^efifteditn3 ber SRapimaltavife auf
ben Etfcnbahnen biß auf einen Artifcl erlebigt,
ber, ba ftd) bie Bufaff* unb AbänberungSanträge gu bemfelben
gu fel)r gehäuft hatten, an ben AuSfpuff gurüefgewtefen
wttrbe. ©ie meiften biefer AmenbementS bezogen ffd) auf ben
Bettraum gwifpen ber publifation unb bem 3nfi'dfttreten
einer ©arifänberung ttnb auf bie -Jorm ber öffenttipen Be*
fanntmadmng folper Aenbertuigcn. ©ie EpefutionSorb»
nung, mit welper ftp baS ^au§ barauf befpäftigte, erfuhr
fpon einmal nap langwierigen Erörterungen baß ©ptcf'fal
Ber Buritcfwetfttng an ben AuSfpuff unb bürfte aup btefeS
ffRai auf feine aögufreunbltpe Aufnahme gu repnen haben,
©em £>aufe liegt ein SRajoritütS* unb ein ffRinorttätSootum
gur Entfpeibung oor, bte oor bem £iaufc burd) bie Abgeorb*
neten» ©turnt ttnb Eblbaper begtünbet würben^ ©ie ctgenh
lipe ©iffereng begiel)t ftP barauf, baff tie ffRajorität auf bie
sofortige Erhbtgung ber EpefutionSortnung Serif) legt, _wäh*
reub bte 3Rinorität ben materieden Bufatmnenhang berfelben
mit ber Eioilprogefforbm ng aup formell refpeftirt gu fehen
wüt 5pt unb bie Beratf)itng fomit biß baffin oertagt feffen
möpte, wo ber Eioilprogef; tu feinem gangen Umfang ber
erinnern, baff man einer tncommenfurabdn bämontfpen
Ratur gegeuüöcrfteht. Senn etn bretuttbffehcngigjähriger
Eretß in Siebeiraferet Derfädt, fo Wirb man ba’ß itt ber
Siegel mit Eeläpter attfnehmen; aber bieß Eebäpter Oer*
ftummt, wenn wir an bte „©rilogie ber Seibenfdwft" gehen
unb won ben begleitenbe« llmffänben höcen. Adeß waß
Erimm oon Eoettje jagt ift ripttg, aber um ihn oodftänbtg
gu feljen muff man baß EeWaltige, baß ©ämontfpe’feiner
Ratur hingunehmen, bte nipt bloß tn ber 3ü3eab brannte
bie nod) im Alter ffd) nipt gang aufgegehrt hatte.
# ®ang retgenb ift baß Verhältntff gu ^rieberifc bargeftedt.
Erimm behanodt btc Ergälffung in „Sahtpeit unb ©iptung"
alß eine Rowede. Er fefft fel)r fein auSetnanber, wie bte
Aufeinanberfolge ber eingelnen ©eenen bagu btent, jebeßmal
tm Sejer bte nötl)ige ©timmung gu erregen; adeß I)öd)ft über
geugettö unb erfreulip, aber eß liegt pm baran, bie Korn
pofition alß etwaß rept BeWuffteS bargufteden, währenb
Wtr bop Oon Eoethe wiffen, baff in feinem Eetft bit
repteii SRpmrnte gletd)fam Oon felbft gufatnmenfpoffen
ohne aUe Riitwirfung beß fitnftlcrifpen Bewitfftjetnß.
Erimm will nad)weifen, baß Bilb tn Sahipcit unb ©iptung
beruhe gwar auf Ertunerunacn, fei aber im Uebrigest eine
"tcete^©rptung, burp unb'mtrp fünftlerifp fomponirt, unb
ob bte wt'rfltpe ^rieberife bem Bilb entfprepe, baritber
fönnten wir niptß wiffen. Er fnpt ttapguweifen, baff Eoethe
bie Eefptdffe gang anberß ergählt habe, ’ als ffe aftenmäffig
oerlanfen iff. Er giebt guetff Eoetffe’S Ergählttnn, baff e-
nap Berber’s Abrctfc tut 3uni 1771 auf einer Elfaffer Sanb-
faffrt nap ©efenhetm fatn nnb bort f$ffttbertfe guerft fennen
lernte; bann getat er auS ben Aften, baff Eocpe feie erfte
Befanntfpaft fpott im Dftobcr 1770 mapte. „©amit iff"
fo fPliefft er, „bis in bte ftrunbamente hinein gerffört, waS
Wir über biefen erffen Befud) beriptet finben".
£ier begegnet pm mm etwas, was freilid) jebem
gegnen fann, worüber tp aber bieSmal eine Heine ©djaben
freitbe empfunben habe, weil burp biefen 3trtl)um ^ Öan^e
©enbettg feiner ©arftedung „btS in bie gunbamente gerffört
wirb." Er ergälfft ttämltp Eoepe’S Beript falfp.
Eoethe ergäl)tt feineeWegS, baff er auf ber ^ahrt im 3uni
1771 f5fttbertfe guerft gefehlt habe, fonbern er ergählt btefe
für ffp, unb als er auf berfelben einmal ein Salb
horn Iprt: „ba erwapt tn mir baSBtlb eines halben Sejenß,
baß oor ten bunten Silbern biefer Reifetage in ben^intergrunb
gewipen war;" er befpleuntgt bie Rüdfprt, „bte mir bieSmal
reigerber etfd)tcn als ber hinweg, weil er mtp mieber in bie
Rähe etiteß 5rauengimmerS brapte, ber tp oon bergen ergeben
war unb Welpe fo üiel Aptung als ßtebe üerbtent." Unb nun
feht er ein unb ergählt napträglip ben Anfang berBefannt
fd)aft, ber ein halbes 3al)r früher ftattgefunoen hatte; r
ergählt aifo ben Verlauf ooHfommeu ferreft.
Aber bcr ßanbprebiger oon Safeffelb? Rap Eoethe.
Beript hatte il)m Berber baß Bup oorgelefen, ehe er nap
©efenhetm fam, in Sirflipfett hat er eß erft
jpäter gethan. 3<f/ oerffche nipt, wie matt baß Iefctere
er
Befdppfafjtmg be§ ApaufcS oorltcgen wirb, ©ie Weitere
©ebatte über biefen Eegenftanb wurte Oertagt.
Sie auß fPrag geiirdbet Wtrb, fmb wegen ber jüngften
Epceffe an ber Unioerfffät gegen ^}rofeffor Scltmaun ein
^törer ber ^Ipofophw für gwei unb ein grndter für _ ein
©emeffer Oon ber ^opfpule releairt Worben, Btoci 3uriffen
unb gwei sphttofophen erhielten Rügen oor bem afabemifpen
©enat.
^5cfl, 1. ^dmmr. 5Rorgen werben bic ungartfpen
ÜRiniffer auß Sien gurüdfel)ten unb am SRontag bürfte
©ißga bte Stttevpellation her äufferfttn ßtnfett über bic Banf*
[rage beantworten, lieber ben Verlauf ber.Vapanblungen,
welpe in Sien gwifpen ben tmgarifpen SRiniftern unb ben
©ireftoren ber Ratlonalbanf gepflogen würben, ftnb giemlid)
gitnfftge Rad)ripten oerbreitet. — „Buetff, fagen bte Qfffgiöfen,
jod ber Verfup einer Verftänbigung mit ber Rationalbanf ■
getnapt unb nur, wenn eine folpe ffp als abjolut nnmög*
i.ip ermetff, gur felbftffänbigen ungarifpen Ban! gegriffen
werben." — ES helfet, baff begüglip biefeß Programms unter
ben SRitgliebcrn beß ungarifpen SRintffertttmß ooßlommenc
©olibarität beffche unb baff bte 9Rittl)eilung beß „^efti
Raplc" über eine ©paltung innerhalb beß SRiniffctiumß
gänglid) evfunben fei. „Raplo" behauptete nämltp,
baff Baron Scn!I)eim ffp für ben Außgleip mit ber
Rationalban! unb gegen bte Erriptung einer ungarifpen
Ban! geäuffert hat. ©omit Würben im©pooffe beSKabinctß
begüglip ber Banbfrage gwei ©trömungen.eyiffircm ©em iff
aber nipt fo. Ript adetn Baron Sett!l)etm, aup. ©ißga
würbe bie Verftänbigung mit ber Rationalban! ber Erriptung
einer ungarifpen Ban! oorgieben. ©er ©treit, ob eß ftp
um ein fProotforium ober ein ©effnitioum haubeit, iff ein
muffiger. Senn baä fpriotlegium ber. Rationalban! auf
Ermiblagc beß status emo amcUiore auf fünf 3ahrc Oer»
längert wirb, fo iff ber neue Buffanb für biefe fünf 3affre
ein ©effnitioum, aber berfelbe bleibt benctop eine UebergattgS»
periobe. ©aff ©ißga bie Verftänbigung mit ber Rationalban!
ber Erriptung einer ungarifpen Ban! oorgiefft, iff begreiflid),
Wenn man beben!t, baff ffRorijj Sobianer für ben 3*ad eines
KompromtffeS feine Vermittelung fcalffn angeboten hat, baff
er bic Verlängerung beß ©ermtnß gur Rücfgalffung ber
153 SRtdtonen * Anleihe erwit!en werbe unb gwar fod —
ftatt tut 3ahve 1878—1879 — bte Anleihe erft in mehreren
3ahren gmüd'gegahlt werben, ©ie ungarifpen ^inanjen
würben babitrp eine groffe Erleipteruug erfahren; auffer*
bem würben bie SRäntier ber Rationalban!, in ifercr Eigen»
fpaft als SRttglieber ber Rothjptlb*Erttppc, für btc Ucber»
nähme beß Reffes ber 80 9RiUtonen*AnIeihe (40 SRidionett)
©orge tragen. ©Pltcfflip iff bie Rationalban! bereit, 30 ?>rog.
ihrer Rotem Emifffon unter ihre Filialen tn Ungarn gu oer»
peilen unb bie Bahl ber lefftercn gu oermchren. ©aburp
würben bem ungarttpen Krebit nid)t weniger Roten gur
Verfügung gefiedt werben, als burd) bie Erriptung einer
ungarifpen Ban! mit einem Banffonb oon 30 ffRidionen Eolb.
Sie man fiel)!, Wäre bie Verftänbigung mit ber Rational*
ban! felbft Oom ungarifpen ©tanbpunüe höpff wünfd)enß=
wert!), ©ie £>auptfpmiertfttett, Welpe bie Verftänbigung biß
fept oerhtnberte, liegt in bem ©treite über bie Bufammen*
fet^ung beß oberffen EcntralorganS ber Ban! nnb ber
Kompcteng ber betten ©irettionen. ©ißga behatTtbieS»
begüglip auf bett 9Rai=©tipuIaitonen, währenb bte Vertreter
ber Rationalban! Oon letzteren niptß hören woden. ipoffent*
ltd) wirb in leffter ©tunte aud) in biefer Bcgiehung ein
Ausweg gefunben Werben.
% ^art§, 1. 3'ebtuar. ©er ©enat bcfploff in feiner
geffrigett ©iffung auf ben im Rauten beS AuSfptiffeß oon bem
Qberffett b’Anbläu erffatteten Beridff offne ©ebatte baß Eefeff
betreffeub bie Erfföffung beS ©olbeS ber Offiziere ttnb
ging bann gu bem oon £>errn fßattl ©npont eiugebrapten
Eefeffentmurf über, nad) wedffem bie bmp baß ^'titanggefeff
oon 1872 als überffttfffg abgefpafften ffäbttjd)en ^loang»
bewetfeu will. Senn iperber im Rooember feiner Braut fpreibt,
er ffabc ben ßanbprebigcr fpon gum oierten 9RaI gelefen,
warum fod er itjn nipt im£)!tober Eoetffc oorgelefen haben,
ba btefer iffn gleip am ©age feiner Ar.Eunft rennen lernte!
ES iff ntöglid), baff Eoetffe ffd) in ben ©aten geirrt hat,
aber feffr unwahrfd)etnlid), ba gerabe folpe gufädtge ©inge
ffp am ffärfffeu Bern Eebädffmff einprägen; unb ©efenffeim
mit Eolbfmitff’S Augen angufeffen war fo rept EoetffeS Alt
3d) glaube, baff Erimm burp ben neuen, höpff itnter=
rid)tcten Herausgeber oon „Saffrheit unb ©iptung", Herrn
o. Socptr gu btefe tu3rrtffum oerlettet tft,berAnmerEung378fagt;
„Eoetffe fptlbertnid)twiemau crwartenfodtc,benBefup,welpen
er auf ber Rüdrcife oon öotffringen, 3«tt f,1771 in ©efen*
ffetm abftattete, fonbern feinen erffen Befup!" Unb baß
nennt er bie Betten wunberfvim oerwcpfeln! Eoetffc ffat aber
bie Beiten gar md)t oerwcpfelt, fonbern nur eins nad) bem
anbern ergäfflt: erff baß gange Verffältniff mit Berber, bann
ben Ritt in’S ßothringifpe, enblip bit Eefpipte gricberüe’S
©aß britte iff fföpff waffrfd)einlid) oor bem gweiten ge>
fprieben, wie ja Eoetffe gewöffnltp bie wtpttgffcn Kapitel
guerft außarbettete unb bcn Uebevgang uad)trägltP ffingufügte
©tup biefen 3ertffum iff mm allcrbingß Ettmm’S Ab*
ffpt, bte Roocllc alß freie Kontpofttion gu geigen, gerffört,
bagegen bleibt fein RapweiS, baff btefe waffve Eefpipte eine
reigenbe Roocde iff, in ooder Kraft, ©er Brief an ^rau
oon ©tein über bic gWeite Reife nap ©efenffeim, bte Erimm
anfüffrt, baS tiefe SRitleib, baß ffp in Eöp, Svauft, Elaotgo
außfpript, fpript ja für baß, waß gneberife bem ©ipter
war, nop Otel fplagenber als ber Beript in „Saffrffeit ttnb
©tdjltmg". Von gangem Apergen ffimntt man Erimtn bei
Wenn er fpliefft; „Etwas unbefpreiblip RüffrenbeS empfängt
fjrteberife tn Eoetffe’S ©nrffedung, alß fei iffm unb iffr bie
3ugenb nod) einmal Wieöergefd)en!t worben ttnb nop einmal
fcie'ffRogtipfeit gegeben, baff fte ftp nipt trennten." Sie
fpön ift baß auSgebrüdt, unb wie gang ffintmt eß mit
Eoctffe’ß eigner Auffaffung in ben „Spiegelungen" überein
bei Eelegenffeit eines BupS über ^rieöeriie.
©aß Verffältniff gu ßilt eignet ftp für ErintmS Auf
fafftmg am beffen; bte Erwähnung ber Egloffffem’fpen
„EntffüOung" hätte tp iffm gern gejpentt, fte fd)eint Oid gtt
jagen unb jagt eigenttip garniptß, jebenfadß ffat fte feine
„juriffifthe Beweiefvaft". ßili’S reigenbeS Bilb tritt unß tm
Eontarb’fpcn „§)nppenhattS" in ooder Klarheit entgegen.
gür baß Verffältniff gu Botte haben wir brei Queden:
bte gleipgeitigen Briefe, hauptfäplip Keffner’S Beript an
öenntttgS; „Sahrffeit unb ©iptung" unb ben erffen ©ffetl beß
Sertffer. 3« „Saffrffett unb ©idjtmig" fpript Eoetffe, Wte
mir jdieint, jeffr rtptig auß, Wie weit er Sertffer War, wie
Weit nipt: Diel innige Eingebung, Diel ktdffftnniger lieber*
mutff. ©ief inß fliag iffm bie ©ape nipt; Botten aup
nipt. Erimm ftedt eine Konjeftur auf, an beten ©dffuff er
felbft jagt: „baß färae ja beinahe Wte beleibigte Eitelfeit
herauß!" ©ie Rotffwenbigfett btefer Konjeftur, bie in ben
Queden feine Begtünbung finbet, wiU mir nipt eiwleupten.
^ertfepung im erffen Beiblatt.
Enbltp Ottilie, ©er ©ipter fod ftp ttaP Erimm in
ben „Sahloerwanbtfpaften" gegen bieß fein Eefpöpf mit
füffler £)öjeftioität oerffatten. Eß ift merfwürbig, wte baß*
felbe Bilb auf Verfptebene einen fo oerfpicbcnen Einbrud
mapen lann! 3'p ffnbe bet feiner oon Eoetffe’S biptcrifd)en
Eeffalten bte perjönlip« ©ffeilnahtne beß ©ipterß fo Ietb.cn»
fd)aftltp außgefpropen, alß öet Ottilie; eß ift ja beinahe An-
betung. „Riemanb Det’femtt tn ben „Sahlocxwanfctfpaften"
eine tief leibeuipaftUpe Sunbc, bie im öeilen ffp gu fdffie»
ffen fpeut, ein Hetg, baß gu genefen fürptet."
3d) Wtcberhole, waß tp außgufepen habe, begeht ffd)
uipt auf bie ftarbe, nur auf bie Ruancc. Eoetffe’ß ©oppel»
natur ffat Erimm gang ripttg erfannt; aber nap
meiner Auffaffung iff baß fieibenfpaftlipe, baß ©änto*
ntfpe baß ttrfpritngltpe; bie Kälte, b4e SciSffeit, bie
Atarapie wirb erft erworben, f^reilip fann and) ber ffärfffe
Side nur erwerben, wogu ber Keim üorhanben iff.
3m Hebrtgen übt gerabe baß f}3erfönltpe im Bud) bie
ffärfffe Augiehüng. Eß’ffefft mitunter tote eine groffe
rebe auß, bte ffp Oon anbern $effrd5eit nur baburp unter*
fd)eibet, baff nipt etn eingigeß leereß Sort bartn fiept. Eß
iff ein rctper ©trom Oon Eebanfcn, bem man meiffenß gern
unb wtdig folgt, oon bem man aber aup ba lebhaft angeregt
Wtrb, wo man ftp Weffren muff, ©tc ©prape ift bei ader
ßebbaftigfeit Oon einer Anmutff, btc beß Eegenftanbeß
oodfomtnen würbig genannt werben fann. ©ie erffen
Vorkfmtgcn ffnb oiedeipt bie fdjönffen beß Eangen.
Run noch einige Sorte über bte ©iptungen. Sertffer,
Eöp, ©äffo, bte römifpen Elegien, Hermann unb ©orothea,
aup bie Saffloerwaubtfpaften ffnb oortrefflid) paraftcriffrt.
©aff gum ©afjo ber Vorfad mit Beug bie erfte Anregung
gab, ffalte td), für eine glndltpe Konjeftur; minber glüdlip
bte im Rletffer über bie Verwcpfelung gwtjpen SRtgtfon nnb
jpbtlhte. S31it bem g-auff bin tp nipt einoerffanben, bop
würbe btefe llnterfupitng ffter gu wett führen. Eegen 3P^3
genie habe ip einigeß gu erinnern.
Bunäpff über bie Eniffeffung beß ©titdß. Erimm
nimmt an, ffe fei ur’ipritngltp tn ber gornt einer Eantate
gebapt ttnb oon Elud attSbrüdltp beftedt worben. ES fann
jeitt, eß fann nid)t fein; jebenfadß Wirb baß Verffänbniff ber
3phtgente baburp nipt geförbert: wie bie Spante, aud) in
ber erffen Ecffalt, ttnß Oorltegt, iff fte entfpieben feine Ean-
tate unb leine Dpev. 9Rit btefer Konjeftur oerffipt ftp aber
eine anbere, bie eine ernftere forage berührt. Rap Rietner’ß
Beript ffat nämttp Eoetffe 18. üRärg 1779 in ©pwalbcn*
ffein aufgefprteben: ^Sereno die, qnieta mente, fprieb
id) nap einer Safft Oon brei 3ahren ben
oierten Aft ber 3plftgenic in einem ©age." ©arauß
fpliefft Ertmnt, baff Eoetffe bie 3pitt3euk 1776
begonnen habe unb baff baß eben jene Eantate fei. Run iff
aber itt ben ©agebitpern beß 3ahreß 1779 feffr genau auf»
gegeipnet, wann ’jeber Aft angefangen unb gcfplojfen würbe,
S'ortjeffung im erffen Beiblatt
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Z 38
Aufträge
über 20 Mark
und
Proben
portofrei.
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15. Breite-Str., Berlin C.
Gegründet 1839.
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Eingegangene Neuheiten des In- und Auslandes in
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die in jedem einzelnen Artikel auf das Sorgfältigste assortirt sind, sämmtlich durch ein vorzügliches r neues,
von früheren Färbungen wesentlich abweichendes Schwarz und durch eine verbesserte schöne und dauer-
hafte Appretur sich vorteilhaft auszeichnen.
Schwarze ganz wollene Cachemires, Cachemiriennes und Velours:
120 c.[m. br. Cachemire 2 M., 2 M. 25 Pf. und 2 31. 50 Pf.; 120 c.|m. br. franz. Cachemirienne 4M. 50 Pf., 5 M., 5 M. 50 Pf.
und 6 M.; 167 c.|m. br. Cachemire 3 M., 4 M. und 5 M.; 180 c.|m. br. franz. Cachemirienne 9 M.; 167 c.|m. br. Velours long
6 M.; 60 c.|m br. Cachemire long 2 M. 25 Pf. Der Fabrikpreis tritt bei Abnahme eines Stückes von 25|27 resp. 36 38 Metern ein.
Schwarze ganz wollene französische Cachemires doubles:
120 c.|m. br. Cachemire double 3 M., 3 M. 50 Pf., 4 M., 4 M. 50 Pf., 5 M., 5 M. 50 Pf. und 6 M. Der Fabrikpreis tritt bei
Abnahme eines Stückes von 25 bis 27 Metern ein.
Schwarze französische FantasiestofFe:
130 c.|m. br. Drap Relief 6 M.; 120 c.'m. br. Lainage Armure damass£ 5 M.; 120 c.|m. br. Drap Diagonale und Drap Armure 4 M. 50 Pf.;
120 c.jm. br. Biarritz 4 M. 25 Pf.; 60 c.|m. br. Pique laine 2 M. 25 Pf. und 2 M. 50 Pf.; 60 c.m. br. Cachemire long pekin
2 M. 50 Pf.; 60 c.m. br. Armure d’ete 1 M. 50 Pf.; 60 c.|m. br. Natte tout laine 1 M. 65 Pf.; 60 c.|m. br. Brillante tout
laine 1 M. 80 Pf. Der Fabrikpreis tritt bei Abnahme eines Stückes von 25|27 Metern resp. 50j52 Metern ein.
Schwarze ganz wollene Taffetas laine, Popeline und Croise laine:
60 c.jm. br. Taffetas laine 1 M. 35 Pf., 1 M. 50 Pf. und 1 M. 75 Pf.; 60 c.'m. br. Popeline und Croise laine 1 M. 50 Pf.
Der Fabrikpreis tritt bei Abnahme eines Stückes von 46j48 Metern ein.
Schwarze dichte Halöwollenstoffe:
60 c.m. br. Stout Lustre 90 Pf., 1 M. und 1 M. 20 Pf.; 60 c.m. br. Brillantihe 1 M. 50 Pf. Der Fabrikpreis tritt bei Abnahme
eines Stückes von 48|50 Metern ein.
Schwarze Lyoner Sicitiennes und Crepe du Japon (beide Organzin-Seiden-Kette):
60 c.jm. br. Lyoner Siciliennes 6 M. 50 Pf. und 8 M. 120 e.|m. br. Crepe du Japon 12 M. Der Fabrikpreis tritt bei Abnahme
eines halben Stückes von circa 30 Metern ein.
Schwarze französische Seiden-Batavia (Asiatische Seiden-Kette):
ohne Glanz (chaine soie) 100 c.'m. br., fein geköpert, 5 M. und 6 M. Der Fabrikpreis tritt bei Abnahme eines halben Stückes
von 36 Metern ein.
Schwarze Lyoner ganz seidene Grenadines:
60 c.jm. br. 3 M. und 3 M. 50 Pf. Der Fabrikpreis tritt bei Abnahme eines halben Stückes von 38|40 Metern ein.
Schwarze Pariser Grenadines, Florentines und Byzantines, glatt und Fantaisie:
60 c.m. br. Grenadine 1 M. 65 Pf. und 2 M.; 60 c.jm. br. Florentine 2 M. 50 Pf.; 60 c.jm. br. Byzantine 3 M.; 60 c.|m. br.
Grenadine pekin 2 M. 50 Pf.; 60 c.jm. Grenadine crepe laine 3 M.; 60 c.jm. br. Grenadine crepe soie 3 M. 75 Pf.; 60 c.|in. br.
Grenadine soie ondee 3 M. 75 Pf.: 60 c.jm. br. Grenadine pekin tulle 3 M.; 60 c.|m. Grenadine pekin matelass^ 3 M. 75 Pf.;
60 c.jm. br. Grenadine Guipure 4 M. 50 Pf.; 60 c.m. br. Grenadine Faille a jour 5 M. 25 Pf.; 60 c.|m. br. Grenadine pekin soie ondde
5 M. 75 Pf.; 60 c.[m. br. Grenadine damassd tout soie 6 M. Der Fabrikpreis tritt bei Abnahme eines halben Stückes von ca. 50 Metern ein.
Schwarze klare Fantasiestoffe:
60 c.jm. br. Piqud printanier a jour und Guipure damasse laine 2 M.; 60 c.jm. br. Resille Mohair 2 M. 25 Pf. und 2 M. 50 Pf.;
60 c.jm. br. Resille laine 1 M. 50 Pf. und 1 M. 75 Pf.; 60 c.jm. br. Grenadine rayee cannelee 2 M. 50 Pf.; 60 c.jm. br. Grenadine
damassde tout soie 5 M. und 6 M.; 60 c.jm. br. Grenadine Guipure 4 M. 50 Pf. Der Fabrikpreis tritt bei Abnahme eines halben Stückes
von 50 Metern ein.
Schwarze klare Mozambiques und Mohair-Mozambiques:
60 c.jm. br. glanz- und corpsreiche Mozambiques, 90 Pf., 1 M. 20 Pf. und 1 M. 50 Pf.; 60 c.jm. br. Mozambique Cachemire
1 M. 20 Pf.; 60 c.|m. br. Mozambique Mohair 2 M. Der Fabrikpreis tritt bei Abnahme eines Stückes von 48|50 Metern ein.
Schwarze glatte baumwollene Stoffe zu Unterkleidern:
80 c.jm. breite glanzreiche superfeine Satins, Meter 1 M. 20 Pf.; 80 c.m. br. glanzreiche Foulards, Meter 75 Pf.; 80 c.jm. br. Jaconas,
Meter 60 Pf. Der Fabrikpreis tritt bei Abnahme eines Stückes von 40|42 resp. 48 50 Metern ein.
özonid blauschwarze luftächte (neueste Erfindung) deutsche Patent-Sammete:
66 und 70 c.jm. br. beste Velveteens 4 M. 50 Pf. und 5 M.; ^'57 c.jm. br. Patent-Velvets 2 M. 50 Pf., 3 M., 3 M. 50 Pf. und 4 M.,
50 c.jm. br. Patent-Velvets 1 M. 50 Pf. und 2 M. Bei allen Patent-Sammeten tritt der Fabrikpreis schon bei Abnahme eines halben
Stückes von 22|24 Metern ein.
Schwarze wollene Moires, Alpacca-Moires und Zanellas zu Unterkleidern: 60 c.jm., 65 c.jm. und 70 c.|m. br. Moires
und Alpacca-Moires 80 Pf., 1 M., 1 M. 25 Pf., 1 M. 50 Pf., 1 M. 75 Pf. unH 2 M.; 120 c.jm. br. Zanella (Zwirnkette) 2 M. 50 Pf.,
3 M. und 3 M. 50 Pf. — Bei Abnahme ganzer Stücke von 22[23 resp. 33|34 Metern zum Fabrikpreise.
Schwarzseidene Schürzen von Lyoner Faille confectionirt:
fortlaufend mit neuen Dessins unterhalten zu 5 M., 5 M. 50 Pf., 6 M., 6 M. 50 Pf., 6 M. 75 Pf., 7 M. 50 Pf., 8 M., 9 M., 9 M.
50 Pf., 10, 11, 13 M., 13 M. 50 Pf. und 15 M. — Bei Abnahme von 3 Stück schon tritt die dem Dutzendpreise entsprechende Ermässigung ein.
Schwarze Cachemire-Fichus, seidengefranzt, „besondere Neuheit“, zu 8 M. 25 Pf. und 10 M.,mit eleganter Franze zu 20 M.
Schwarze Tücher aus Zepliyr-Wo!le: zu 4 M.
Schwarze Pelerinen aus Zephyr-Wolle: zu 5 M.,6 M. und 7 M. 50 Pf.
Schwarze glatte franz. Terneaux-Long-Chäles: 24 M. und 30 M.
Schwarze glatte Cachemire und Velours-Long-Chäles:
13 M., 15 M. 50 Pf., 17 M. 50 Pf. und 21 M. 50 Pf., seidengefranzt 18 M., 21 M., 24 M. und 28 M. 50 Pf.
Schwarze glatte Cachemire- und Velours-Tücher: wollengefranzt 4 M., 7 M. 50 Pf., 10 M. und 11 M.: dergleichen
seidengelranzt 8 M. 50 Pf., 11 M., 13 M., 15 M. 50 Pf., 16 M. 50 Pf., 19 M. und 24 M. .
Schwarze glatte Wool-Shawds (englische starkwollige): 10 M. 50 Pf., 12 M., 18 M. und 27 M.
Lyoner schwarze und weisse classische Seidenstoffe unter Garantie der Solidität.
Lyoner und Crefetder schwarze Seiden-Sammete, Meter von 5 Mark an.
F®rtlaufendEingangvonNeuheitendesIn-undÄuslandesfürdieFrühjahrs-u.Somffler-Saisonl877.
£iergtt ttei 33eibldtier.
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Z 38
aus:
Der Bund,Bern,Mr.71
1888,Mrz.12,S . 1
£>mttann ©timrnS ätorfefuttgett «Der ©octpe.
Siterarifcpe Sinnige bon J. V.W.
„SEelcpeS iß baS beße ©uep über ©oetpe?" SÖßenn bieje Stage
in beulten Sanben laut mirb, — unb pe mirb unzählige üttale
laut, — pßegt ber ©mppanbler, bet fr.prer, bet ©ater, fur§, roer
ba als ©ertrauenSmann gelten barf, in bet Siegel mit achfel*
judenbem ©ebauetn §u antroorten: „Seiber pat fein ©eutfci&er
baS beße ©u<h über ©oetpe gefepruben. @8 gibt ein ganj bor*
treffliches SCßerf übet ©oetpeS ßeben unb ©ieptung; abet einen
©nglänber pat es jum ©erfaffer. @8 ift baS ©uch bon SemeS,
ins ©eutfd&e überfeist bon 3uliu8 grefe."
©iefe Mntmort iß auch ganj forteft gegenüber bet Süteprjahl
bet Sragepeßer. Seßlere pnb bormiegenb junge Seute, ©ismnaßaßen,
in ber Siteratur nafdjenbe ©amen, gebilbete ßkrjonen aus bet
©efcpüftsroelt, bie einmal unb nicht raieber eine gute ©arßeflung
be§ SebenS unb ber SBerfe ©oetpeS burchßiegen rnoßen, bieS teil«
toetfe auch, um ßcp ba§ ßefen ber meiften 2Berfe beS ©icpterS ju
etfparen. ©iefen aßen leiftet baS bortreßlidje ©ucp bon SemeS
bie bepen ©ienße. ©in flarer (Seift maltet in biefer ©oethe*
©iograppie, augleidp ber feffelnbe $on geißreicher Unterhaltung.
SBenn ber gefunbe ©erfianb in ©erfon ein ©uep über ©oetpe
hätte fepreiben roo'Jen, et hätte es nicht anberS anfangen fönnen
als Seme«, bem unter aßen Umfiänben baS ©erbienß bleibt, ge*
Wiffe ütbneube fraupilinien gejogen ju haben, an bie auch Spätere
©iogtappen ß<P hatten müffen unb gerne halten.
Uber mie übet ein ©t)nopt'tfer»©bangelium mit feinem tela*
Üben ©alfüchlicpfeitScharafter ein 3ohanneS»@DangeIium mit feinem
ßaufd&en auf ben frerjton beS ©MßerS in manchen ©emütern ben
©ieg babonträgt unb mirfltcp bon einem jünger ^er^utühlten
fdheint, bet am £>erjen Sefu lag, fo ip auch für bie ©tjaffung
beS innetPen SBefenS beS ©icpterS ein literarifcpes SBerf benf*
bat, baS bom 3kußerlicpen bet SebenSerßpeinung tiefet auf bie
ernige ©ebeutung bes ©eniuS eingeht unb jugleidb inß SIQgemeine
weite ©etfpeflibm eröffnet bon teilmeife philofoppifch'fpefulatioem
©haralter.
Unb ein folches ©u<p übet ©oetpe ip — erfreulicher Sffieife —
nicht bloS benfbat, eS ift mitflich borhanben unb jtoar fchon feit
geraumer Seit, ©och hat es eben jefct mit ber bi er ten Auflage
einen neuen ®ang angetreten unter bem Xitel: ©oetpe. ©or*
lefungen, gehalten an ber fgl. UniberPtüt ju ©etlin bon &er»
mann ®rimm. (©erlin, SZBilpeltn &erß.)
(58 märe nidjt fein, unfern Sefern ftetmann ©rimm, ben be* J
rühmten Sßerfaffer beS SCßerfeS über ©ticpel Slngelo unb fo bielet
anberer bebeutenber ©cpriften auf ben bermanblen ©ebieten bon
©oeße unb bilbenben fünften erp mit bieten Söorten borPeßen
ju moßen. @r ift einer ber ©lüdlicijen, ber baS «noblesse oblige«,
baS in einem ererbten berühmten tarnen liegt, ju erfüßen bie i
©igenfraft befiel. ©aS tragifche ©efepid ber ©nfel ©oetheS, baS
er in bem ©orbetiepi jur bermeprten Auflage biefeS feines ©ucpeS ;
fo treffenb fcpilbett, biefeS Erliegen unter ber Söudjt bcB Spn* j
perrnfcpilbeS, ift nicht baS feinige. SRflßtge ©ebanfenarbeit bon I
Sugenb auf hat ihn babor bemaprt unb bon Saht ju 3apr hat
er feine geißigen ©eßptümer fo gemehrt, baß er nun ein eigenes
gürftentum in ffunß unb SEBißcnfcpaften ju bermalten hat.
3n feinem IBuch über ©oethe nun hat er bie Frucht lang*
jährigen ©tubiumS niebergelegt. ©iefeS ©tubium aber mar ni^t
bon ber 2Irt fo bieler beutfeher ®oethest$orf<ber, bie nur angebti^
nad& ©<hät|«n graben unb froh pnb, roenn pe 9iegenmürmet pnben,
bie pe eigentlich fuchen. Ohne Stccifcl mirb jmar auh ^ermann
©rimm aßen ben Rleinfram, ber heutzutage bon ber 93efchäftigung
mit ber ©oethe*ßiteratur nicht su trennen ift, burchgearbeitet haben.
®ber, menu anbete mit mähret Regier in aß bem untergeorbneten
33eimerf mühlen unb ben SölidC nur feiten auf« ©anje rieten, fo
fbürt man bagegen bei £>«mann ©rimm ben glügelfchlag mächtiger
Sblerfchroingen, eines ©elftes, ber nur ungern, notgebrungen, in
bie Sicherung Pch fenft unb immer miebet bebacht ip, emporju*
peigen in bie Sonnenhöhe groper, aßgemein mertboßer ©ebanfen.
Sin oft mipbramhteS 2Bott barf man baher bon biefem ©oethe*
HuSIeQer anroenben: er iß bem großen ©iepter fongenial, bieS
namentlich in IBejug auf aße bie SBeiSheit, bie in ©oetpes
©dpriften niebergelegt iß, mäprenb man bießeiept ba, mo eS ß<jp
um bie Snterpretation ber primären poetilcpen ©mppnbung beS
©IchterS panbett, pie unb ba ein felteneS gragejeiripen ju ©rimmB
3luffaftutig fepen bürfte.
©3 liegt natürlich außerhalb ber ©rennen eines SßlaiteS, baS
nicht literarifcpeS Sacpblatt iß, hier auf eine eingepenbe Sffiürbigung
ber bierten Auflage bes ©timm’fcpen Ruches cinjutreten. 91ur eine
Slnjeige moßten mir fepreiben. ©odp möchten mir ben Sefern
menigßenS feigen, mie ©rimm fepreibt, unb ba mit jugleich ben
begreiflichen SCßunfdj hegen, ipnen etmaS mitjuteilen, maS ße noch
nicht gelefen haben, geßatten mir uns einen furzen 3luSjug aus
bet SBorrcbe ber bierten Auflage, eben bie ©tefle über bie ©nfel
©oetpeS, jene beiben nun betßorbenen ©rüber, mclcpe bie ©chmeße
bcS nun jutn ffiationalmufeum geworbenen ®oethe*^aufe8 mit faß
feinbfeliger Unnapbarfeit bor jebem ©inbringling gepütet haben,
©ie ©paralterißif, meldpe ©rimm gibt, laßen mir morgen folgen.
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm N
aus : New lork Daily Tribune 1880,Dez.24
; NEW PUBLICATIONS. >
GRIMM’S' LECTURES ON GOETHE.
IE LIFE AND TIMES OF GOETHE. By HERMAN
GkimjL irausfeted by Sarah Holland Adams. 12iuo,
j,p. 559. Boston : Lutle, Brown & Co.
The American reader will seek first, in thisexcel-
-lcnt translation of Grimm’s lectures fcr an answer
to the »Question— is Goethe’s influence de-
. iniug?. This question, asked first in Ger-
many by sceptical people who Thrust their inter-
_ ..ration poi ots into everything coinuioulv held as
, setiled and sacred in religion, history, science and
/literature, naturally finds an echo in this country* It
/ istiow more than a century since Goethe burst like
suneteor upon the sluggish world of German thought.
I'It is almost a century since .his greatest work was
published. Nearly half a century has passed
since that ..larch day when befell asleep at Weimar
and woke no more. All the contemporaries of his
fruitful years arc gone. A great change, clearly
foreseen by him, has come oyer the German people,
powerfully a fleeting their ways of lire and thought.
The time has therefore come, it would seem, when
the great personal influence of the poet naa faded
away, aud when the permanency of his work
may bo tested to some extent, at least, by its power
over the minds of a generation which knew him not
and has grown up under conditions widely differing
from those which surrounded him. Wo must ask
our question .as to Goethe’s place in litera-
ture of his own countrymen, for we must
acknowledge that the acquaintance of English
speaking countries with him is by no means
thorough. Since he went to Weimar m 1775, his
genius, like a light-house set upon a hill, has domi-
nated aud illumined the whole sea of German
thought, hut it has shone upon us chiefly
S through the lamps of our own writers, who have
borrowed oil from his great store. It wonld bo safe
to say that nine-tenths of well-read Americans and
Englishmen know Goethe rather from the hooks and
magazine articles written about him than from the
study of his own works, although good translations
may be had of all of them. Most cultivated people
read the first part of “ Faust,” but how many read
the “Iplugenia” or the “Italian Elegies,” or ths
“Dichtungund Wahrheit”? and how many have
any sort of familiarity with Goat lie’s prose writings
beyond “ The Sorrows of Young Weither”? What-
ever theory we may hold as to the future extension
of Goethe’s influence, we must admit that he is the
poet of oue nation and one language, and not of the
whole world like Shakespeare. The action of his
geUius outside of the Teutonic lauds is reflex,not
direct.
G.-imm believes that Goethe stands with Homer,
Dante and Shakespeare, as the poet of all times.
E :ch generation, he says, will believe that it com-
prehends his nature better than any that has goue
before. Opinions in regard to bis work will vary:
lie will appear to stand nearer to or further from the
German people according to the character- of the
times; but he will never be wholly dethroned, never
be resolved into himself—never melt as a
glacier of which wheu the last drop has
run away nothing remains. “ If however,” Grimm
goes on to say, “ that should happen, which has
happened to Homer, that after the lapse of thou-
sands of years, wheu our German lias ceased to be a
living language, wholly distant generations may
pot be able to coneeivo that a single man should
have created so many and such various kinds of
works—then may the learned men, wiio will cer-
tainly for a time be believed, affirm that Goethe is to
be interpreted only as a mythical name, under which
the entire intellectual work of his age was compre-
hended.”
1
Grimm places “ Faust ” far above all the other
productions of Goethe. He says it is Goethe’s most
beautiful, greatest and most important work ; (hat
which he began the first, and which in conception
reached on beyond his death. To no other can the
expression life-worJi 1)9 applied with such truth.
“ ’ Faust,’ ” he says, “ is the poem of poems. Put not
only all Goethe's other poems, but our entire poetic
literature into the other scale and wait!—which
sinks ? The persoidof Faust appears to ns to-day as
a natural, indispensable product of German life.”
Further on in the same lecture he says:
Faust is to us Germans the sovereign in the host
of ail the creations of German literature. Hamlet,
Achilles, Hector, lasso, the ‘Cid, Frithiof, Siegfried,
Ftngal—all these forms seem to lose something or
their life-like freshness wheu Faust appears. The
light which rests...upon -.thorn.is.pale, like- iaaoa-
hgkf, while Faust stands in the full blaze of the
sun. Their language has to our ears something of a
foreign sound, while Faust speaks so as to be under-
stood in everyone of his faintest accents. The
breath of these heroes is not the bracing mountain
air which streams from the lips of Faust. Their
spirit, however wide its scope, has not the expansive
wing on which he soars above the world ami its
phenomena, that he may describe everything with
his eagle giance.
The characters in “ Faust,” Grimm tells ns, were
alt suggested by persona in real life. He is himself
the hero of tbe poem. To the struggles and prob-
lems of his owu life he sought to give a symbolic
form. For this reason the poem was carried for-
ward almost to tbe day of his death. Until his last
hours, Goethe transferred to “Faust” his every
thought. Faust is the incarnate spirit of Goethe,
to whom no range is too vast, no experience impossi-
ble. Mephistopheles, usually identified with Goethe’s
friend Merck, Grimm thinks is Herder, who first
made him experience the frightful power of the cold,
‘ disinterested, hut merciless critic. Margaret is ilia
first love, Frederika, the daughter of the Alsatian
pastor, whose acquaintance he made during his
student days at Strasburg. The idyl of the Seson-
heim parsonage ran on smoothly until Goethe, be-
coming convinced that his love was a matter of the
imagination only, rudely broke it ofl, bidding the
poor girl good by without dismounting from bis
horse,' and telling her to get over it as best sire
could. The affair was innocent enough, save for
the wound it loft in the heart of a sensitivo, roman-
tic maiden, but Goethe’s imagination carried it for-
ward, easily found the way from Frederika to
Gretchen, and developed from the simple pastoral a
tragedy of sin and suffering.
Mrs. Adams’s translation was made in Berlin, and
lias the advantage of the cordial approval of the
author expressed in a note to her. Grimm says in
this uote that although he grew up in the study of
Goethe, and had much intercourse with those who
knew him personally, he is indebted to Emerson for
the historical view of the poet, which taught him
to regard Goethe as the great phenomenon in the
universal development of mankind. For this reason
he feels very much indebted to America.
aus : ImNeuen Reich, 1880,1, S# 8o3
ßttcratttr*
©oetlje. Botle jungen gehalten an bet fönigtic^en Unitoerfität ju Berlin
Jon german ©rtmm. ßweite, buxd)gefe^ene Auflage. Berlin, S. §ertj. 1880.
— gut $al)re 1877 erftmalg in zwei Bänben etjdjienen, ift bag Sud) ie^t in
einen Banb jufammengejogen. SS ereifert ift eg butd) etn Berzetdjntjj bet wid)=
tigften ©oetheauggaben nebft 9lugwahl au§ bet Literatur, bejonberg bet Brief-
fammlungen, burd) eine BeittafeX unb bot 2lüem butd) ein banfengwertl)eg Gegiftet.
Uebet bie fyetüottagenbe ©teüung, bie bag ©rimm’fd)e Bud) in bet ©oetheliteratur
einnimmt, braucht fautn nod) etwag gejagt ju werben. Sie ©igeutl)ümlid)feit beg
SBetfaffetg ttägt eg ftatf gut ©d)au: geiftboü, im t)o^en ©tile componiit, bet
bod) jmoeilen feltjam ing Buifd)ifofe umfd)lägt, boU weiter fkrfpectwen, abet
nicht ftei bon ©infällen, bie mehr überrafchen alg überzeugen, Sllleg in Ottern
bod) bie fd)öne unb teife grud)t fyingebenben, einbttngenben ©tubiumg. ©inzelne
^ugftettungen, bie beim elften @tjd)einen beg Bud)eg gemalt würben, finbet mau
ftillfd)weigenb berücffid)tigt. Sie 2tuffaffung ©djilletg, bie jo enetgijdjen Siber-
fprud) ijetauggefotbett t)at, ift biejelbe geblieben; fie ift weniger in bet ©ad)e
felbft ju beanftanben, etioag Berle^enbeg liegt abet im Sone, im Accent. «jbier
fehlest fid) ein fleinet 8ug ein, bet fonft bem ootne^men Buche ftemb ift. 3llS
tunjtwer! fteljt eg unerreicht in bet big^etigen ©oetheliteratur. Sie Aufgabe,
geben unb Sichtungen alg ein ©anzeg zu bettachten, ift nod) nie in jo großer,
man batj jagen, großartiger Seife burchgefühtt worben, unb wenn im ©ingange
mit 3fted)t bemetlt ift, jebe ©eneration wetbe ©oetl)e befjet ju oetfie^en glauben,
immer „jetjt etft" wetbe bet teerte ©tanbpunft füt bie Beobachtung entbedt zu
fein jeheinen, jo witb man jagen bütjen, bajs bie §öhe bet gegenwättigen got-
jehung unb Satftedung butch fein Set! befjet bezeichnet witb alg butd) biefeg.
Xi.
aus
Neue Evangelische Kirchenzeitung,Nr.21
1880,Mai 22 ,S.332
IOoit .gdfmaun ©rimnt an bet Unioerßtat
Botjfjungen über ©oethe jinb joebeu
gefeyficu Auflage (Berlin. S. £etfc. 1880.
irbep Sir freuen un$, baß biefcö bebeutenbe
naffennung, welcher aud) biefe Blätter balb
feinen Saßrgang 1876 @. 813—815 3lu8*
tn weiten Greifen gefnnben bat. Sie wahr*
uhtung, Welche bag geben unb Sitten beö
iftufe auf bie Sliit* unb 91ad)Welt »on bem
t au« tn’g 2luge faßt, bie frifdje, lebenbige
on bem ermübenben Setail abfehenb bag ®e*
nheitlid)en illnfdjauung bringt, bie meifterljafte
©chilberung,' welche überall in ben lern bringenb bag Sejcntlidje
flar herauötreten lägt, bie« aUeö mußte bag Bud) ber £h«lnahme
ber ©ebilbeten empfehlen unb wirb il>r biefelbe nod) lange erhalten.
Bon einzelnen Berichtigungen abgefehen ift bie zweite Auflage ein
getreuer Slbbrud ber erjten, nur bag bie zwei Steile 2« einem »er-
bunben ftnb unb ein Anhang bazu gefomuten ift, welker bie wich*
tigjten 9lu8gaben ber Serfe ©oethe’g unb bie bemerfenSwerthejten
©rlauterungöfchriften oerzeichnet, burd) eine Zeittafel ben Ueberblicf
erleichtert unb burd) ein forgfaltigeg 9tegifter eine mühelofe Drien*
tirung möglich mad)t. —
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Z 38
/f
aus : The Nation,Nr. 639,1877,Spt.27,S.199
!.*
JN volume ii., page 290, of his essay the author utters the following
' opinion incidentally, almost casually :
“ The career of this [namely, ' Faust,’] the greatest work of the
greatest poet of all times and all peoples, nas just begun, and we have
taken only the first steps towards exhausting its substance.”
The paragraph taken entire has the appearance of an innocent gene-
rality. But the single phrase, “the greatest poet of all times and all
peoples,” is one to make the thoughtful reader pause and consider. Is
the author prepared to stand by his assertion ? We must bear in mind
who and what he is. Hermann Grimm represents the second generation
after Goethe’s death. The circle of master-minds, the Grimms, Lach-
mann, Moritz Haupt, Savigny, the Humboldts, Richter, and the others
whom we think of instinctively when we seek to revert to the brilliant
period of the Berlin University, were young men when Goethe was slowly
declining to the grave. They looked up to him as “the old master.”
Yet they have long since passed away, and now Hermann Grimm, the son
of William, and nephew of Jacob Grimm, himself in the prime of life,
comes forward with this latest tribute to “ the old master,” this greatest
of all great poets. The unsparing art-critic, author of the standard life
of Michael Angelo, has outgrown the flush of youth, and the hearers to
whom he addresses himself are clear-headed, cool-blooded Prussians of
the purest water. We can scarcely imagine him as wishing us to take his
words otherwise than literally. Yet we do not cite his opinion with a
view to defend, much less to controvert it. We cite it merely as a sign of
the times, an index of that great revulsion of opinion which has taken
place in Germany, and to which we have called attention more than once
in these columns. Most of us are so misled by the empty Shakspere-
cult in Germany as to take it for sober earnest. It is significant enough,
therefore, to discover a Berlin professor lecturing to a Berlin audience
and proclaiming Goethe king of Parnassus. This Berlin professor, let us
not forget, has the entree to the highest circles of thought, and to the
sanctums where opinion is made, or at least forecast. His essay may be
fairly regarded, then, as a summing up of the past and an outlook into
the future of Goethe-criticism.
Yet it is set in anything but a dithyrambic key. It is rather analytic
than sympathetic, rather explanatory than laudatory. Its aim is to un-
fold the growth of each of Goethe’s great works, especially to lay bare
the connecting link between the poem and its author’s character, and to
give the broad movement, but not the details, of Goethe’s life. Those
who approach the essay prepared to find in it a biography in the ordinary
sense will be disappointed. On the other hand—and herein it surpasses
all previous works of the kind—it gives the political, social, and moral
atmosphere in which Goethe breathed and moved. We are made acquaint-
ed with the old, mediaeval Frankfort of Goethe’s boyhood, with the Wei-
mar of Karl August and Frau von Stein, and with the Rome of the
Italienische Reise. Comparisons are odious and also dangerous, yet we
venture to assert that nowhere else, at least without making the most
elaborate special studies, can one obtain such an insight into Rome of
the eighteenth centux-y and its inevitable significance for Goethe. We
learn what Goethe meant when he wrote in the first outburst of enthusi-
asm: “At last I stand in this capital of the world l”
To attempt to give even an outline of a work that is by its nature
* ‘ Goethe. Vorlesungen gehalten an der kgl. Universität zu Berlin. Von Hermann
Grimm.’ Berlin: Hertz ^ New York: L, W. Schmidt. 1877.
concise and condensed, would be necessarily fruitless. Those who are at
all familiar, with Goethe’s life know already what a complexity of ele-
ments it embraced, what a wealth of associations it embodies, what an
array of names, talents, and achievements it suggests. Grimm has pru-
dently refrained from characterizing every one whom circumstances
placed in close contact with Goethe. He has discarded the accidental
and unessential, and concentrated himself upon the “determining ” charac-
ters and events. Hence the carefulness with which he treats of Herder and
Spinoza, Karl Axxgust and Frau von Stein. On the other hand, he is the
first, to our knowledge, to assert unqualifiedly the fact that Goethe, after
his return from Italy, was a “ made ” man—that is, a man whose character
was incapable of being further moulded by others. Prior to the Italian
journey, Goethe had had more than one friend to whom he gave himself
up unreservedly, with all his emotions, his intellect, his joys and doubts
and aspirations. Friendship was to him in those days a blending of man
with man, as marriage is a blending of man and wife. But from 1788 to
his death, Goethe had no friend in this sense—no one whom he took into
his entire confidence, no one to whom he vouchsafed more than a partial
glance into his inner being. His world-renowned intercourse with
Schiller, apparently a striking exception, is in reality none at all, aecord-
■
z
ing to Grimm. This intercourse turned upon literature and philosophy
exclusively, and Goethe kept to himself his studies in art, science, and
human nature. At best, Schiller only half possessed him. So far from
“developing” Goethe, Schiller was the recipient, Goethe the giver ; and
it remains an open question whether the copartnership was not for Goethe
a disturbance rather than a gain—in other words, whether Goethe would
not have moved on in his appointed career had Schiller never existed.
Grimm’s essay is not more noteworthy in what it contains than in
what it does not contain. We have been discouraged so often by so-called
“defences” of Goethe from paltry accusations, that we are positively
gladdened by the sight of any work that turns its back upon the chatter
of scandal-mongers and leaves “ the great heathen and sinner ” to defend
himself. Such accusations are of two widely different kinds. One is
concerned with his relations to women, the other with his alleged want of
patriotism. The former is touched upon by Grimm very lightly yet
firmly, with what might be called a gentlemanly hand. Goethe’s relations
with Friederike Brion, Charlotte Buff, Frau v. Stein, and Christine Vul-
pius are placed in a light that is not only pleasing but informing, and
that leaves the reader to draw his own inferences. There is also a respect-
fulness in Grimm’s manner and tone that imparts itself to the reader, and
renders it impossible to judge even the weaknesses of the great poet in a
harsh, censorious spirit. As for the alleged want of patriotism, Grimm
skilfully turns the attack by showing that it was begun, not by the men
who suffered most from the catastrophes of 1806-1810, but by a much
later generation, who misunderstood Goethe, and were led more by blind
zeal than by discretion.
The general impression that Grimm’s essay makes is one of power and
insight, but not that of a perfectly finished work. The latter half of the
second volume is too condensed and meagre. ‘ Faust ’ and the * Meister ’
are sufficiently praised,but they are not analyzed as searchingly as ‘ Götz,’
* Werther,’ and * Tasso.’ We are forced to doubt once more the possibility
of doing justice to such a subject within such restricted limits, or the pos-
sibility in any case of securing the proper perspective. We are still too
near the object. It is less than half a century since Goethe’s death; Ger-
many is in a transition state ; the dust of temporary political disturbance
and the mists of traditional prejudice are still too dense. By the turning
of the century we may look forward to clearer skies and that sobriety of
judgment that comes only from great political experience.
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Z 38
aus : Weser-Zemtung, Bremen, ^r. 10819 u.10820
1877,Mrz• 1, u.2, S. 1
©oetlje tum german ©rimm**)
A 303er ber ©igriftftetlerei german ©rimm’g einigermaften
gefolgt ift, ber toeift, bag für ihn bon jeger ©oetge ber Singet»
punlt mar, um ben fid^ feilt Genien unb öetraegten bregt. ©r
mag reben, mobon er mill, unb fei eg bag ©nttegenftenfie ix
$unft ober ßiteratur, fieger finbet er ben Sßunft, oon mo aug er
bie Sörücfe gu ©oetge fragen fann ober muft, uxb igm toirb
erft reegt mögt ju äJiutge, mexn er in ben glänjexben ©traglen
feiner ßebenäfonne angelangt ift unb bort fieg frei bemegen fann.
Uxb babei gaben feine Sleufterungen, fo gelegentlich fte auch
fommen möchten, bag ©epräge grofter ©aegfenntnift xie Oer*
leugnet. Sttit ftteegt burfte man beagalb gekannt fein auf eine
jufammexgängenbe ®arfteUung beg ©oetge’fcgen ßeben«, toie ge
nun in biefen Sorlefungex borliegt. ©iefe gaben ftattgefunben
an ber berliner Uniberfität, mie icg bermutge, bie erften,
metege ©rimm bort gegalten. ©teieg bie erfte jufammen»
gängexbe Sgätigfeit in ber neuen Stellung beg Uniberfität«»
legrerg galt bem göcgften ©egenftanbe feineg SStffexg.
SJÜan mirb niegt bon born gerein jugeftegen, bag bie 33er»
öffentlicgung bon SBorträgen, mie ge gegalten finb, bie geeig»
xetfte gorm bon fßublicationen fei. Sttag man rügmen, bag fteg
ber ©inbruef beg unmittelbaren Sßerfegrg, beg Xtorauflogreben«,
beg SBirfeng box $erfon ju fßerfon barix mieberfpiegett, aber
etmag Ungleicgmäftigeg mirb fteg fetten gan$ oermtfegen tagen
©ixb alabemifege Jöorträge, mag fte fein follen, mirflng auf bie
Setegrung ber ftubirexben ^ugenb berechnet, fo ift ein ßufcgxitt
auf ein fjsublifum für fte maggebexb, melcge« fieg niegt mtt bem
gebitbeten fßublifum überhaupt beeft. ©o hätte man eine meitere
Verarbeitung beg gier gebotenen ©toffeg immerbin für paffenb
gefunben. Unb bei ber Steife beg ©rimm’fdjen ©titeg märe bie
babei bieDeicgt mögliche ©tnbufte box Uxmittelbarfeit laum
füglbar gemefen. @r gat fteg eine fo lebhafte ©egreibmeife ju
eigen gemacht, bag eg immer ift, alg fpräcge er gu feinem ßefer,
ein ©inbrudE, ber babureg mefentlicg bemirft mirb, bag er ogne
jeben SRücfgatt frifeg barauf logfegreibt, feinen ©infall unter»
brüeft, bie berfönlicgftex SBexbungen xiegt berfegmägt. @r ift ftolg
auf feixen ©til, bag gat et felbft gelegentlich ju oerftegen gegeben,
aber man berliert both nie bag ©efügt einer fünftlicgen Statur
*) ©oetgf. Sorlefunflen, gegolten an bet lat. Unioerfität *u
SSetlm bon $erman ©rimm. 2 JBänbe. SNtlfet. SB. $er$. 11 SKI.
'1--------------------------------------------------------------—~r=~
bei biefen furgen Sägen, bie babureg noch lürjer erftgeineu, bag
bureg fünfte biete ©äge gebitbet merben, bie, ftrexg genommen,
niegt einmal metege finb, fonberx nur alg gfottfefjuxgex box
Stelatibfägen ober ©ttipfen u. bgl. betrachtet merben fönnen.
3nbeg bag finb ©igentgümlicgfeiten, bie nun einmal bon ©rimm
alg ©cgriftfteDer niegt gu trennen finb. SBicgtiger ift jebeufaH«
ber fachliche ©egalt.
2Ean gat oft int ©egerg ober halben Spott bon einer
©oetgegeraeinbe gerebet, bamit bie ^agt ber unbebingten SBer»
egrer beg grogen ©iegterg meinenb, benen niegtg ftein unb
unmiegtig borfommt, mag fieg auf benfelben belegt, bie jebeg
feiner SBorte alg unbebingte Offenbarung betrachten. Settina,
bag ßinb, bag mit ©oetge jenen berühmten Söriefmecgfet geführt
gaben motlte, ©arngagen ban ©nfe unb feine ©attin, bie geift»
boUfte grau igrer Seit, SRagel, maren aug bet alten ©exeration
bie erften ©läubigen biefer ©emeinbe, bie in bem fürjlicg ber»
ftorbenen £irget in ßetpjtp einen Krdjibar bon bemunberng»
roürbiger ©emiffengaftigfett befag, bejfen ©oetgebibliotgef einzig
in igrer Slrt ift. Su igren berebteften Slpofteln gäglt german
©rimm. 2)aft feine SDarfteHung beg ©oetge'fcgen ßebeng begbalb
einen buregaug pattegpriftgen ©garalter tragen mürbe, fonnte SKie*
manb jmeifetgaft fein, ©leieg in ber erften 33orlefung, mo er bie
©runblinien beg gangen Unternegmeng enimirft, tritt bag auf ba#
beutlicgfte geroor. ©r meint gier, baft mie eg jegt eine SBiffenfcgaft
gebe, bie Corner genannt merbe, fo eine SBiffenfcgaft geben müffe, bie
nach ©oetge geifte, mogu man alg ©rgängung eine neuliege
Äeufterung eineg anberen ©oetgomanen — menn biefe SJegeicgnung
niegt boeg bieUeicgt gu meit gegt — SBilg. ©egerer, geranjiegeit
fann, ber eine befonbere @oetge*ff5güofopgie iU pegrünben für
bringenbfteg ©ebürfnift erflärt. ©rimm fügrt feine ^nfid^t noeg
meiter ing ©injetne aug, ©oetge erfegeint igm S. alg ber
©cgöpfer ber gefammten beutfegen ©praege in igrem mobetnen
Suftanbe. ^Sllle ©päteren, fagt er, lernten bei igm fegreiben.
Seine SSetfe erft baben bie ©cgtller’g in gluft gebracht, ©oetge
gat ©cgtegel bie güUe bertiegen, ©galefpeare beinage in einen
beutfegen dichter urn/mmnnbeln. ©oetge’g Vtofa ift nach unb
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm N
nach für alle gieret beS getfttgen .geben»
IBrofa geworben. 2)urch ©Wetlmg tft fte t« bxe
butcb ©atiianb in bie SuriSprubena, bureß aiejanber b. Huiu
bolbt in bie ^aturwiffenfehaften, bureß ^ilbelm o. ^umbolbt tit
bie tobilofoübifebe ©eleljrfamfett etngebtungen. an unter öncfftü
beruht auf bem ©oetße’S. Unacibltge SBenbungen, bte Wir ge*
braunen, ohne nach iß*er (Quelle au fragen, Weil fte uns au
natürlich au ©ebote fielen, Würben u*S ohne ©oethe ber*
fchloffen fein."
Ent foldje ©ehaußtnngen in bie SBett au fchleu*
bern, fdjeint c$, bebarf e& bodj einer grünblicfjen ©e*
weiSfühiung; bie nachbrücflicßen gragejei^en, welche ber
unbefangene Sefer hinter faft jeben biefer ©äfee au fteUen
fich gebrungen fühlt, bermag ©rimm’S einfaches Machtwort:
„fo ift es" nicht ju unterbrüefen.
»uch ber folgenbe Sah, ber auf biefen ^rämiffen ruht,
giebt au berechtigten Bwdfeln aniah: „aus biefer ©tnßeit ber
©brache ift bet uns bie Wahre ©emeinfamfeit ber höheren
getftigen ©enüffe erft entfbrungen, unb ohne fie wäre unfere
bolitifche ©inbeit niemals erlangt Worben, bie einzig unb allein
ber unabtäfflg borbringenben Xbätigleit berjenigen bei unS ber*
banlt wirb, bie Wir im ßöchften ©inne bie „©ebilbeten" nennen,
unb benen ©oethe auerft bie gemeinfame Dichtung gab." —
Man mag ©oethe als unferen größten dichter, als ben ©fofet
ber ganaen ©poche, ber er angehörte, als einen ©eift, ben ein
Voll nur in langen Bwifdjenrä unten in folcher Hoheit unb
©röße aus fich au eraeugen bermag, als einen dichter für alle
Bett, ber fich Würbig ben brei größten Seamen: Corner, 35antc,
©hafefbeare, anreiht, gelten taffen unb barin bodj eine Heber*
fcßäfcung finben, bie fich wit nichts rechtfertigen läßt, als mit
einer übertriebenen blinben Vergötterung. $>tefe macht fich
natürlich auch in ben weiteren auSführungen beS ©ucheS
gettenb.
3m allgemeinen ift unfere Iritifctje, reatiftifdje, einem un*
befangenen ffunftgenuffe Wenig geneigte 3«* auch in ihrem Ver-
halten au ©oethe eher ablehnenb, als unbebingt hutbigenb. Man
wirb in bielen Greifen ber ©ebilbeten eine Weit größere Hin-
neigung a« Seiner finben, unb ©oethe’S ©haralter, fein
©aotSmuS, namentlich auch baS, was man patriotifchen 3«*
Differentismus nennt, werben oft genug bem dichter aum Vor-
wurf gemacht, ©egen biefe ©timmen, bie jich wenigftenS nicht
au unbebingt unb uneingefchränft a« ©eßör bringen foUten,
fönnte bie begeifterte SlpotHeofe biefeS QüngerS als ein heilfameS
©egenmittel betrachtet werben, wenn nur nicht baS aUju große
Jener, baS öeftreben, ben HmwS bon jebent Mafel rein bar*
juftellen, über baS Biel hi*«u$ fchöffe unb jtcher ber gegenteiligen
Meinung neue SEaffen gäbe. ©oetjje’S ©erhältniß au Örieberile
Vrion oon ©eefenheim wirb fich nie rechtfertigen laffen. ®ie
oon tieffter ßeibenfhaft überftrömenben ©riefe an ©harlotte öuff
jin SBefclar, bor fewer Trennung gefchrieben, Währenb ec ben
anberen £ag bergnügtefter ©timmung bie Sahn hinunter reift
unb in bem Sarodhe'fchen Haufe in $oblena burchauS
heiter berweilt, unb .fo manches anbere finb Büge,
Welche bie Verehrung für ©oethe ftcher nicht fteigecn. Unb
©rimm’S anbeutungen, als habe ©oethe in Jrieberife ben
Sfeim iöbtlicher ßranfheit entbeeft unb fich beShatb bon ihr loS-
gemacht, ober feine Jurcßt, als fönnte er in Sötte eine Seiben*
fchaft für fich erweefen, bie ihm aum Verberben gereichen fönnte,
ihn aum abbruche beS VerhättniffeS beftimmt, helfen barüber
nicht hinweg, aber baS ift auf ber anberen ©eite gewiß nicht
minber wahr: fo groß unb einzigartig erfchien ©oetße’S SBefen
wieber unb fo reich bie anregungen, bte er auSftrahlte, baß alle
beren H
Welche er häufte unb
Heraen er bis aum ©rechen
berwunbete, fo Jrieberife, fo Botte unb ßeflner, Welche anfangs
über bie cofoffale 3ubiScretion in SBerther’S Seiben nicht wenig
inbignirt waren, ebenfo Sili ©dfonemamt, mit ber er fich berlobt
hatte — freilich nicht ber allein fcßulbtge $h«l bei ber aufhebung
beS ©unbeS — ihm feinen B»tn unb ©roll bewahrten. Mit
ade« erfolgte eine auSbrüdluße, boflftänbige ©erfößnung; er
War ein SÄenfd), ber mit befonberem Maße gemeffen warb, weil
er es berfciente. gretlich fönnte baS in ihm Den genialen ©gois-
muS, bon bem er nicht freiauforechen ift, obwohl berfelbe fich mit
feltenen ©igenfeßaften auch beS Helens, Welches ©üte unbSBohl*
wotten in hohem Maße fannte, berbanb, nur fteigern, aber
gerabe baS muß man bei einer baßttt aieleuben ©eurttjeilung
beS Richters nicht aus ben äugen laffen. auch baS Verhältnis
au ©hriftiane VulpiuS, Weites faft 20 3ah*e lang aum großen
anftoß ber Umgebung beftanb, ehe es bie firchliche ©anction
fanb, muß entfliehen fchärfer beurtheilt werben, als ©rimrn es
einräumen will. Matt fann bie Sage, in ber ©oethe ftd) befanb,
unb in ber ber H*uptgrunb bafttr liegt, bollfommen würbigen
unb Wirb fich both hüten rnüffen, in einer Uebertragung italienifdöer
auffaffungen unb anfdjauungen eine genügenbe ©cflärung bafür
finben au Wollen. SDagegen wirb man feine bolle ©iUigung bem
nicht oerfagen fönnen, was ©rtmm über ©harlotte oon ©tein
unb ihr Verhalten au ©oethe fagt, unb es mag ausbrücflich
bemerft werben, baß er fein 2Bort ber ©ntfchulbigung borbringt
für ben maßlos rücffichtSlofen ©rief, in welchem er ibr bie alte
greunbfehaft tünbigt.
3
©oet^t son german ©rtmm.*)
(@$l «&.)
A ©rimm hat nicht bie SIbfidjt, ba§ Seben ©oetbe’S nach
äße» ©eiten ooflftänbig pr DatfieHung p bringen. @r fonnte
ba$ auch mohl nicht in einer Steife pon achtunb^manjig Bor*
lefmtgen, bie gebrutft nur jmei feör mäßige Bänbe füllen.
Jornmi ipm nur barauf an, tn großen Bügen bie ©ntrotcfelung
beS Deters p fchclbern. DeSgaib fommen auch längft nicht
alle Berhältniffe DeS DidjterS unb namentlich nicht alle feint
Sföerfe pr Befprechmtg, bie michtigfien nur greift er heraus,
©o macht, non adern Uebrigen abgefeheu, fei« Such leine ber
anberen Biographien beS Dichters entbehrlich- Aber in geroiffem
©tnne fann man eS bodh als eine nicht unroefentliche ©rgänpng
berfelben betrachten. @3 ift ohne grage in einem groben ©time
getrieben unb bie großen Untrtffe, in benen baS Bilo be*
Jk'loen hi« oorgefühtt wirb, hnben in ihrer freien Sicherheit
üiet AnjiehenbeS, unb mürben baS noch mehr haben, menn won
nicht fo oft baS ©eifireidje für folibe Begrünbung nehmen
müßte, unb ben fubjectiben ©infall für eine unparteiifche
Beobachtung. Unb namentlidh, menn ber Berfaffer gelegentlich
meit auSpolt, um einen Bunft fo recht aus ben
ffunbamenten her llarpfteüen, hat man mehrfach ben ©inbruef
als fei beS guten SMeitS hier mehr als nöthig auf gemenbet.
SBaS bebarf eS pm Berftänbniffe beS ©öfc *. B. eines furama*
rixhen AbriffeS ber gefamrnten ©efcbichte beS Dramas, ober eines
ebenfoldjen beS Romans für bie SSürbigung beS SBerther, um
fo mehr, meil ber eigentliche B«nlt, auf ben eS hter anlommt,
baß nämlich ber äBerther in einem gan& entfdhiebenen Abhängig
leitSo unb BermanbtfchaftSPerhällmffe p Stouffeau’S bleuer
&eloife fteht, fomohl burch ©rieh ©chmibt als auch burch ©eorg
BranbeS längft befannt unb begrünbet ift. Dagegen mirb man
mit entfdhiebenftem 3ntereffe berfolgen baS Berhältniß pnfehen
©oetpe unb Berber. DeS lefjteren ©haralter, ber neben fo oielen
großen ©igenfdjaften beS ©eifteS bodh eine feltfame Betmifchung
oon lleinltcher ©itelfeit, faft meiblicher 9tet$bat!eit befaß unb
nicht frei oom ftteibe mar, tritt mit großer Klarheit h«au*- Auch
bie ©ntmicflunq ßaoater’S, ber anfänglich einen nicht minberen
©influß auf ©oethe auSübte unb über ben biefer bodh sulefc*
mit bem Urtheile abfehloß, er belog fich unb anbere — ift feljr
anfchaulidh gefchilbert. Unb mit befonberer Ausführlichst fommt
bie Beziehung p ©chiller pr Darfteöung. Deffeu anfängliche
felbfibemußte Spaltung, gegen bie ©oethe’S lühle Ablehnung fo
Oerlepenb mirlte, bie Seit beS böttigen fJferneftehenS, bann bie
allmähliche Annäherung merben heroorgehoben. Unb hoch macht
©rimm fein $ehl barauS, baß ©oethe, mie er tootpgSmeife ber
*) ©oethe. Borlefungen, gehalten an ber fgl Unioeifität p
Berlin Oon ^ermatt ©ritntn. 2 Banbe. Berlin. S®. $erp. 11 3JtI.
©ebenbe unb ber gförberttbe mar, auch in biefer greunbfdhaft
ftch niemals ganj putgab unb bei noch fo großer ©emeinfacnfät
ber 3*tereffen unb bet ber nahen Berbinbung p manchem
gememfamen Serie bodh immer noch feme ffteferoen machte unb
innerlich biel unberührter blieb, als ©chiHer.
Unter ben bichterifchen |jauptmerlen, meldhe ©rimm citt=
gehenber ermähnt, fei h*« nur auf baS hütgeroiefen, ma« «
über ^p^igcnic unb über ben ftauft fagt. 3« Bepg auf bie
erfte erfcheint eS bemerfenSmerth, baß fb eigentlich nicht fo gut
megfommt, als man fonft finbet. Bon allen benen, meldje
©oethe'S Serie mit bem ftrengen äßaße äfthetifcher Kritil be*
handeln, pflegt jenes Drama neben ^ermann unb ‘Dorothea unb
ben SBahloermanbtfchaften als auch nach biefer ©eite hin tabelloS
auSfdblteßlich arterlannt p merben. 3Wit Stecht aber, fchetnt eS,
macht ©rimm barauf aufmerffam, baß gerabe bei 3Pht9enie
©oethe nicht p einem rechten Abfdjfuffe fommen foitnte, baß er
bie Bearbeitung immer rnteber aufnimmt, fchließlich bamit ab'
bricht, aber eine lefcte enbgültige auch bann noch in AuSficht
ftellt. Unb befannt ift, baß, als ber Dichter im 3ah*e l?97
bei 3flc°6i in Dempelfort meüt uttb er bo»:t etmaS
pm Borlefen forbert, bie ihm gegebene Sbbigenie jurücflegt,
metl er fich tn Don unb ©eifi beS ©anpn nicht mehr su finben
oermochte, mie er benn ja auch fein eigenes Urtheil batübec in
bie Sorte pfammenfaßte: fte fei fo oerteufelt human.
SSaS über ben gauft ÖßfßQt mirb, genügt am aöecmenigften.
©S ift freilich am fchmerften, barüber p rebe». Aber p gering
erfcheint e$ jebenfaßS, menn ©rimm fich bamit begnügt, im
AJefcntlichen nur ben brei ^aupteharafteren in ihrer ©utftehung
nachäufpüren. 3m Aügemetnen ift eS gemiß ber richtige ©timb*
fap, bie ©eftaiten ber ©oethe’fchen Dichtungen in feiner Um«
gebung aufpfuchen unb bie $bee feiner SÖerfe aus ben per*
fönltchften ©rlebniffen herjuleiten. ©oethe h«t es felbft oft |
genug auSgefprochen, baß fo ber ^ergang feiner Politiken ©on* |
ceptiou fei. Aber eS bleibt biedetebt noch fraglicher, als ©rimm'
eS taffen mill, baß baS Urbilb ©retchenS bie ©eliebte in
©eefenheim mar. AIS ber DppuS beS SJtephifto gilt
fonft ber KriegSrath EÄerdE in Darmftabt, ber ©oethe
roährenb feiner ^meiten ffranSfurter S«t fehr nahe
A
aus : Der Bazar, Nr.8,1877,Jan.21 ,S.1
Berlin
(Üüftlje’s 4frmunuH'|Mtfn.
$Rad) german ©rimin.
I.
cn üicleit Kommentatoren «on ©octljc’g
SBcrtcit, ben SSriefjammlmtgcit nttb auf=
gezeichneten ©efpräcljcn mit ©derntattn,
gefeilt fief) in bent neuen 83ncT;e „©octl)c",
non German ©rimm (SBerlin, 2B. §crj3,
1877), eine Arbeit, bie mit eben jo Diet
Siebe uub SSeretjrung für ben ©egen=
ftanb fclbft, mie mit biograpljifcfjcr
©enauigfeit bis in alte ©Reinheiten
ber oietbebentenben 2Birffatnfeit bcS
großen Sid)terS burd)gefül)rt ijt. SaS
23itcf) tieft fiel) mie ein jRoman, inbem
cS unS bitrd) alte romautifdjcii ©pi-
joben oott ©octl)c’S Scbcn geleitet itnb
bieje mit feinen bidjterijdjen ©d)öpfutt=
gen in ben innigften Bhfamntenhang
bringt, ja bie lotteren gerabeju ans
jenen tjcrüorgcgangen itacljmeift: »on „SBerttjcr" bis 31t ben
„393a()l»crmaubtfd)ajtcu", in meid) Icßtercu ©oetl)C nid)t bie
unmittelbaren fRadjilängc einer übermnnbenen ober crtojdjencn
Scibcnfd)aft fdjilbert, aitS ber er jebcStttal fiegreid), nnb
glcidjfam mie einer Krantl)eit entronnen, 51t neuem Sieben
uub SebenSgemtffe fid) rüftenb, l)cr»orgct)t, fonbern nacfjträg-
lid) bartegt, toaS barattS patte entftetjen löitnen, menu er
fid) in baS SBer^nttuifi jur §rau »on ©teilt mit itori) größerer
Eingebung »erttejt. Ottilie, bie als bie SriebcnS= nnb ©pc-
ftörcriit »on ©bttarb uitb ©parlottcn auf tritt, geigt, mie fein
eigene^ ©ingreifen itt baS ritpigc nnb menu and) tütjte, bori)
nid)t uubcjricbigcube Bufammenlcbeit »011 ©parlotte »on ©teilt
unb i^rem ©alten hätte enben töuuen. Srägt bod) bie ©attiu
©bitarb'S jogar bett Rufnamen »on f^rait »on ©teilt, bie
©oett)C außerbem in feiner „Sppigenie", lu^c bieje öor ber
italicnifdjctt sJicife gebidjtet mar, jeidfuet. Später jebodj ab=
gefühlt nnb 51t neuen Slnfdpauungen bitrd) beit Umgang mit
römifdjen grauen geführt, mirb bag ©tiief »öltig umgearbeitet
uub ber ©iuflnfj ber SBcintarcr SSerpältniffe auf bie Sichtung
beseitigt. ©Ijriftinne S3ulpiuS, bie bent Sid)ter ltad) feiner
Üiüdtcpr »on fRotn in SBcimar entgegentritt, jdjeint ihm mehr
beut SßpuS ber ^Römerinnen nat)C 51t fommen, jo baj) er au
fic, mit ber er fid) fpäter »erheirathete, bie „SRöntifcpen ©le=
gien" bidjtct. „Sag SBevfiältnift hüllte fid) *u ben erfteu
feiten in tiefeg ©eheintuifj", fdjreibt ©rimm. „©ttergie in
trocpäijdjcm SJiafje, bag gleicfifant bie ©epnfucpt augbrüdt, ge=
hattenc ©cbidjte er^plcn »01t ©oethc’g »erborgenent S3er!el)re
mit ©priftiane. 2Bic er 51t ihr fattt, mie fic 311 ihm fatn, mie
er fie ermartete. Sille feilte ©ebanfeu gehörten beut fdjöncu
9Jiäbd)ett."
Sen reid)ftcn ©toff int SRüctblid auf bie elfte junge Siebe
bietet bem Sid)tcr Sriebcrife »011 ©efenheim, bie Hermann
©rimm in SRaric S3cauntard)aiS uub ©retdjen fiubet, beult
©retdjeti enthält für ihn „bie 2luSbilbung allcg beffen, mag
aug Sriebcrite hätte merbett fönnen". Sötte SBitff, bie bem
Sid)tcr bag $bcal ber mütterlich forgeitbcn Hausfrau ift, pat
er alg „SBcrtpcr’S Sötte“ unfterblid) gemad)t, unb Silit)
©djöncmanit, mit ber ©octpc einen furgen 93rautftaitb erlebte,
ift bie Urheberin üiclcr feiner ©ebid)te, mie and) »01t „beg
Jägers 9iad)tlieb". — Sie fßrinjeffin im „Saffo“ lägt fid)
mieber auf $rau »oit ©teilt auriiefführen.
Sie tnämtlidjen Hauptfiguren ber Sid)tungeit fiub immer
©oethe fclbft, inbem er fid) bitrd) bie 3eid)itung berfelben jur
©elbftbefreiung burd)arbcitct. Slm bitrcpgreifenbften gefd)iel)t
bieg im „gauft," beit ©rimm alg ben ©rftgebprnen aller
©octt)c’fd)eu ©eftattungen crfcitut. äBäprcub er au biejem
fedfsig 3al)rc arbeitet, feilt 1111b beffert, ift föieppifto aufangg
ber fritifcp gcrfcHcnbe SJfcrcf, uub and) Herber mit feiner $8cr=
tlciitcrunggfnd)t unb ©rniid)tentng, fpäter aber fieht er fid)
fclbft, fein cigcucg IritifcpcS $jd) neben feinem geitiefeenbcn 3<h,
feilten biabolifd)cn ©d)attcu in biefer ff-igttr. ©ttblid) iit bem
jmeiten Shcil beg „Sauft“ läfjt er biefeu bie Süjuitg uub
Sorfd)ung feineg ©udjeitS itnb Srad)tcug bei ber SIrbeit
fiubcit, er fd)afft nebenbei, fo 311 jagen, nur ©lisgeit ber
Hauptfigur „Sanft" in feilten anbern iRomanhcrocn, im©cgctt=
fafee 31t' ©d)illcr, ber fein Sd) alg Siebter gans gurüdtreten
läßt, bei bent bag ißcrföiilidjc uub Socatc — morattf Hcni1au
©rimnt bei ©oethe ein grofieg ©et»id)t legt — feiticrlei 93e=
beutuitg l)at uub ber nur eine $bce jjuvd) feilte ©eftaltcu 31t
»erförpern fnd)t.
Snbem ©rintnt in ©oethe ben h0c0 über alle anbertt
©eifter ragenben ©citing erfennt, iit ihm bie Hcrrlidjfeit itn-
ferer beutfd)eit Siteratitr fclbft preift, gcmiuitt jebe »bit ihm
gcgeidjucte ©eftalt eine ()iftorifd)e 93ebciitiutg, fic ift ein Shcil
unfcreS eigenen ©eilig uub Scufeng. ©0 fcl)cu mir in ber
SRutter ©oetfje », melchcr ber Sid)ter in „Hennaitu itnb So=
rothea" bag fdjöitfte Seufntal crrid)tet, bie beutfdjc üRittter
uub Haugfrait überhaupt, mie in ©rctd)cu bag Sbcal bcutfd)cr
9Jtäbd)cnlieblid)feit, uub ftellcu mir ben ©ebilben, mie fic Sid)=
titug uub 3Bahrl)eit fdjttfeu, and) hier bie stutter »orait, »01t
ber ©oethe „bie Srohnatnr“ unb „bie Suft 31t fabulircit“
geerbt. —
„Svait 9iat£) hatte bag Beug, 311 einer hiftorifdjen iperfou
3tt mcrbeit. ©oet()c'g SSatcr ift mtg cittbchrlid): mir braud)cn
iljit nicht, um in ©ebanfen ©oethe 31t conftrniren; bie sIRuttcr
aber ift ungcrtrcitnlicl) »01t il)m. Sie bilbet einen St)cil feines
S55efeng. ©ie öerftanb il)it »ott Slitfaitg an. ©ic ahnte if)tt.
9llleS, mag ©oethe HendidjcS erfüllt l)at, cntjprad) toielleid)t
nur einem Sheile nod) größerer ©rmartuugen, mc(d)e biefc
Srau l)c9tc-
SBcr aber and) ift fo feljr berufen unb befähigt, bag
©d)önc unb nofiuunggreid)C iit einem 9lnbcrn 31t fcl)cti, alg
eine SRutter, bie ihren ©ol)tt beurtheilt? Ser elenbefte, »er=
ftofjcnfte 9Jienfd): ein ißaar Slttgctt haben il)it einmal fd)öit
gcfitubcu unb hatten eilt Dicdjt ba3it. SBcldjc ©d)arffid)tigfeit,
ioelihc gultiuftigen .Königreiche nun aber erft, mo SSorjüge
mirflid) »orl)aubeit fittbi llitb nun tnüffett mir jagen, baf3
©oethe’S 9Jtuttcr ©jctragabcu für iljrc 9Riffiou empfangen hatte,
©ic mar eine geniale -Ratur. ©ine unöermüftlidje SebenSlraft
ftanb ihr 31t ©cbotc nttb eine fcftgcftcmpcltc ©igcnthiimlid)-
!cit iit jeber ©cbnufeitmeubuttg, bie mit mad)fenbcit fahren
nur 3111tahnt.
©ic mar il)rcr Beit mit ©octlje’g SSater, mie man fagt:
»erl)ciratl)et morben. ©ie trat ein als treue ©enoffin uub
SBirtl)fd)afterin cittcg 9!)lauttcg, beffen 23cjd)äftigttugcu unb
Snbioibualität il)r glcidjgiltig maren. SBir feljcn fie erft
gliicfüd) merbcu uitb gleid)fain mehr nnb mehr aitfmad)cu iit
z
bem SOtape, als fic bapiuterfommt, wnS für einen Slicfen fie
in iprent ©opitc jnr SBelt gebraut pat. ©ie bcrftept ©octpc'S
SJiatitr bottig; in ipren Snconfeqüenken jumeift, weil fie eine
grau war. ©ie bcrtpcibigt ©ie »ermittelt bent SSatcr
gegenüber. Sie ©rfotgc, bie fie niemals überrafdjen, erfüllen
fie mit unbefdjretbtidjetn ©tolge. SltS ©octpe bann für immer
und) SBcimar ging, non feinem Später aber notf) abhängig
blieb, ticp er feine SÜhttter gteidjfam als ©ontmaubant eines
ißtapcS jttrücf, bcr befehlt gehalten werben muffte. Sort thront
fic atS ©eneratbebottmäiptigte, nnb ^ictjt für fid) iprc fßro=
cente non alten ©preit ein, bie bem gropctt ©octpc 51t Speit
werben, ©ie metbet iX)tn fpäter und) 9tom, feine grauffurter
greunbe patten gejagt, „Wir waren ja Stile bod) nur feine
Safaien." SIber fie fotttcn Sitte gut bei ipr 311 effen befommcn,
wenn ©octpc wieberlomme. $pm 31t ©preit pielt fic bei fid)
Safet für feine bnrdjreijcuben ?5rcmxbc, bie bei ipr borfpredjen,
als ginge baS nidjt anbcrS.
SSeTonberS aber tpat fie fid) auf, atS ber Skater geftorbcn
War. ©d)on 1779 patte ©octpe auf ber Surdjrcifc bitrd)
grantfitrt, wäprenb bte Stlntter in alter Straft itiib Siebe wirfte,
ben „SSatcr" ftiEer gefunben. 1782, gepn ^aljre ntfo nacp ber
$eit, 001t ber jcpt bie Siebe ift, fd)reibt SKercf au einen greuitb:
„©octpc’S Später ift ja nun abgcftrid)cit nnb bie SJhttter famt
eublid) Sitft jcpöpfcn." Saran lief) cS grau Statt) bemt and)
nidjt fcptcn. gcpt Herrin ipreS Vermögens nnb iprcr Seit,
begann eine neue ©ntmidetuug.
gprc ©cfnnbpeit War wie öon ©ifcit. ©ie „tpat Stiles
gtcid) frifd)Wcg nnb nerfdptudte ben Seufet, opite ipn erft tauge
3»t begudcit". Sa§ alte tgauS wirb mit Einwilligung beS
©opneS ncrfauft nnb eine neue SBopnung bezogen. ©rftc
SBebingnng beim SJtictpcu: eS barf ipr fein ©efcpwäp wicber=
crgaplt werben. Sagcgcn atteS Slcue, ©rope, SBeltbewegenbc,
befonbcrS alles literarifd) SSebcittenbe fängt fie begierig auf.
SaS ift ipr eine SBottuft. ©ie nrtpeitt bann über bie Singe
ungeuirt nnb treffenb. ©ie war breit nnb ftntttidj nnb trug
imponirenbe Rauben, ©ie patte immer einen ßrciS üou jungen
SJtäbdjcn um fid), bie ipr mit fdpoärmcrifdjer Siebe anpingen.
gm Speatcr faf) fic in iprer eigenen Soge nnb applaubirte,
atS gcjdjcpc cS in ©octpe’S fpccietlent Stuftrage. SSon bort
auS präfentirte fic ipre fteinen ©tifclfinbcr bem fßttbltcum.
Stm fepönften ttttb waprpaftigftcu im ©iutic bou Sicptung uub
SBaprpeit ift fie oou Bettina befd)ricben worben. ©S gibt
niete Briefe non ipr, unbefangen uub tebenbig abgefapt, rcd)te
©ropmutterbriefe nnb tein tobteS SBort barin." —
Unfer SBeg füprt nnS jept uaep bem tßfarrpaufe bou
©efenpeim nnb 31t bcr ©tpitberung non gtieberife SSrion.
©eorgettS.
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Z 38
jcflicfjc <$efefeüudj«
ber tfommiffton für bie SluBarbeitung
eB beutfä)en bürgerlichen ©efefcbucbeB vor einigen Sftonaten
bent 5Reid)Bfangler ben fertig gefteUten ©ntrourf übergeben batte,
Jftadjbrud verboten.
fernem ©Hmnt wüev ©octlje»
Sn ber ^Berliner üniverfttät bat Herman ©rimm vom
5. ©tärg 1874 bis in ben SJtärgmonat beB SaljreB 1875 fünf*
unbgwangig Sßorlcfungen über ©oetbe gebellten, bie, im Sabre
1876 gum elften Stale im SDrud erschienen, einen lebhaften
Entlang in SJeutfcblanb, ©nglanb «nb Slmerifa gefunben haben.
S)ie englifebe Ueberfehung von Siifj Sarai) ^ouanb StbamB ift
©merfon gewibmet «nb 1879 in erfter, 1881 in gWeiter Auflage
unter bem Sitel The life and Times of Goethe berauB*
gefommen. 33on bem Original liegt jefct bie vierte burd) einen
JBorbericbt vermehrte Auflage: „©oetbe. SBorlefungen, ge*
halten an ber fgl. Univerfität gu 93erlin von Her*
man ©rimm" (^Berlin, SBtlbelm Herb) vor.
Unmittelbar nad) bem ©rfebeinen ber SBorlefungen bat fie
Sulian Scbmibt in ber „?RatiottaI*3eitMtg" in feiner eingeben*
ben, bie ^ernpunfte febarf bervorbebenbe«, ein wenig nüchternen,
aber Karen «nb buv<bft$ttgen SBeife befprodjen. Sefet eröffnet
german ©rimm bie vierte Stuflage feineB 33u<beB mit einem
Jürgen Sßorwort „3« Sulian Sdwiibt’B ©ebäcbtnijj." ©in tafd)er,
plöfclicber Sob bat Sultan Scbmibt Sonnabettb ben 27. Üftärg
beB SabreB 1886 über 9tad)t a«B feiner unennüblidjen literari*
feben Arbeit bittWeggerijfen; er batte baB adbtunbfed&jigftc
Sabr nur um Wenige Sage übevfdritten. 3twei feiner
SBerfe, bie ihn bu<r<b baB Ceben begleitet, feine „©ef<bid)te
ber Stomanti!" im 17. «nb 18. Sabrbtutbert — eB ift
fein erfteB, originalfteB «nb tieffinnigfteB 33ncb — «nb feine ,,©e*
fdjicbte ber beutfeben Citeratur von Ceibnig biB auf unfere Sage"
Werben fein Slttbenfen in unferer Literatur erhalten. Seine
greunbe ©uftav fjre^tag «nb german ©rimni haben ihm nun
aud) ein WürbigeB SDenfmal gefegt. „3)em SBebürfniffe beB
SageB gu genügen", fdjreibt ©rimm von ihm, „war bie Slufgabe,
bie er ftd) gefteltt batte. «Seine Steinung geltenb gu madjen,
erfd)ien ihm alB baB Sßornebmfte, «nb er fanb, Wie mit bem
Sluge beB geübten SßaibmannB, ben SDtonient berauB, Wo ber
Sdjufj fallen rnufete. Sßar er einmal für etwaB eingetreten,
bann lieb er nicht wieber ab. Hier ftanb ihm bie ©abe, in
einem barten Stamm einen barten Äeil ju treiben, gu ©ebote
«nb eB erfüllte il)n mit SSefriebigung, wenn bie Schläge getroffen
batten. Sludj wu&te man, baj) er folcbe Äämpfe burebfübrte.
«w m munm
rbmtfd)en «nb beB gemeinen | beuijd)en IRecbteB tbeilt. Sin
biefe ©ruppe fdlliefit ftcb, weil Wefentlid) auf bem gemeinen
Rechte berubenb, baB bairifdbe jSanbrecbt «nb baB fäcbfifdje ©e*
•) SBerlag von 3. @uttentag> SBerlin «nb Ceipgig.
Sieben aller ftreitbaren ©efmnung hegte er ein tiefeB SSebürfnij)
nach greunbfdhaft, baB fid) biB auf bie Äinber erftredte, bie ifi'm
befonberB anhänglich waren. Sßenn ich auf ber (Strafe guweilen
mit ihm ging, bemerJte id), wie bie Sangen in ber
©egeitb, wo er wohnte, bie Stü^en vor ihm gogen." Sin*
febaulieb hat ©«ftav Drehtag fein erfteB 3ufammentreffen mit
Sulian Scbmibt gefd)ilbert: „©B War in ben erften Stonaten
beB SöbreB 1848, alB id) bei einem S3ef«d) in fieipgig eine
Keinen £errn gegenüber fajj, bem bübfebe blonbe Coden ein
runblicbeB, rofigeB ^inbergeftdbt einfabten, «nb ber hinter
groben JöriUengläfern ftarr «nb febweigfam auf feine Umgebung
fab- ©B würbe mir gefagt, bab bieB 3«lian Sd)mibt, Sßerfaffer
beB gelehrten SöerJeB „©efdhicbte ber IRomantif" fei. fiängere
3eit hörte er febweigenb bem politifeben ©efpräcb mit Gelaunten
g«, ^löblich ober, alB ihm irgenb eine S3eha«bt«ng mibftel, brach
ber Strom ber (Rebe auB feinem Swern, wie fdiäumenber
Söein auB entforfter fjlafcbe. SdjneU «nb fräftig floffen bie
Söorte im febarfen oftpreubifeben JDialeJt. 2BaB er fagte, war fo flar,
energifd) «nb warm, bab 8ul* verwunbert guhörten, «nb bab
bie Unterhaltung nid^t wieber in ghtb Jam, auch alB er geenbet
hatte «nb ftdh fd)Weigenb hinter feine SSrille gurüdgog." SröeB
Sßort biefer Sdjilberung möd)te ich unterfd)reiben; genau jo
habe ich 3«lion Scbmibt viergebn Sabre fpäter in SBerlin
fennen gelernt. JDamalB in ben jungen Sagen «nfereB SJereinB
„SSerliner treffe" bin ich oft, munter «nb gefelltg an heiteren
Slbenben mit ihm gufammen gewefen. ©r war ein guter Srinl*
genoffe «nb hielt lange auB. £>ie Coden Waren nicht mehr
jugenbblonb «nb baB Äinbergefidht batte f^hon bie eine «nb bie
anbere gälte, ©r war bamalB gu unB berübergefommen, um
bie Ceitung einer neu aegrünbeten ^jolitifd^en SagcBgeitung ber
Sllt*Ciberalen gu übernehmen. £>ie 3eitung war in ber bamaligen
Strömung ein tobtgeboreneB Uinb, aber auch water günftigeren
SSerhältniffen Wäre 3«lian Sdjmibt nid)t ber tintige Sjtann
an ihrer «Spi^e geWefen. SDie juriftifdhen «nb national=öfono*
mif^en wie bie politiid)=biftorifd)en Äenntniffe, bie ein politifcher
Sieöalteur befi^en m«b, fehlten ihm, «nb waB fcblimmer ift, er
brachte bafitr «nb für bie SDetailfragen, bie jeber Sag aufwirft,
fein recbteB Satereffe mit. Sein politifdjeB ?)athoB, «nb er hatte
ein ftarfcB «nb IebeitbigeB, ging immer nur auf bie großen «nb
allgemeinen gragen; er war and) in ber fPolitil ein äftbetifdjer
geinfebmeder. 93efreunbet wobb aber nicht einen greunb Sulian,
meimepr tn eimgett ^aiietT and) gang neue
S3eftimm«nggn aufgenommen. ©B ift bieB ba gefdjehen, wo bie
in jepiger 3^it fo rafd) fortfdhreitenbe SSeräitberimg ber SSer-
bältniffe «nb 33ebürfniffe beB CebenB baB beftehenbe 9icd)t alB
«ngenitgenb crfdljeineit lieb, inBbefonbere Wo baB le^tere mit
SRüdfidjt auf bie veränberten SSerbältniffe bereits felbfi
Scbmibt’B fann ich mich nennen: mein SSerbältnifj gu ©ufcfow,
meine Neigung «nb SSerebrung für biefen h^rvorragenben unb
fcböpferifcbeti ScbriftfteHer, ben Saltan Scbmibt, namentlich in
ben erften Sluflagen feiner Citeraturgefd)id)te unbillig «nb in
einer mir noch b^te bei einem fo fcbarfftitnigen Äopfe
febwer begreiflichen SSerfennuitg von ©n^fow’B eigenftem
SBefen «nb Salent beljanbelt batte, lieb eine inni*
gere Slnnäberung nicht gu. Slber wir ftnb immer gut mit
einanber auBgefominen. Sulian Sd)mibt, ber feine 6icbe fo
wader «nb unvergagt auBgntheilen wufete, brach aud) nicht
gleid) gufammen, wenn ber #ieb eineB ©egnerB ihn traf. S)a»
malB nun batte er ber boBbaften «nb in einigen fünften
gerabegu verniebtenben 93rofchüre CaffaUe’B «nb Cothar SBudjer’d
,,^crr 3«Iian Scbmibt ber Citerarhiftorifer mit Sejjer*Scholieit"
1862 gegenüber baB S3ebürfnib eineB SlnfcbluffeB, er ift feit«
bem einer ber treneften «nb biB gu feinem Sobe tätigen
ffiftitarbeiter ber „National *3eitung" gewefen. SBie viel#
ber Von ©uftav greptag fo treffenb gefebilberten S3lätter
— „bie Von oben biB unten voll betriebenen, auf
betten nur feiten ein Sßort forrigirt war, bereit Sftüd*
feite mit algebraize« gormeln befcbricben waren: foldjeB
öiedhnen trieb er unabläffig alB Privatvergnügen gur ©rbolung"
— mit ihrer flaren, beutlidjen Schrift, voll verftänbiger, geift*
reicher ©ebattfen, ohne Sßortpomp «nb Äünfteiei ftnb mtr in
mehr alB gwangig fahren bureb bie £änbe gegangen. SJtir
gur greube «nb ©rquidung «nb ben Cefern oft gur ©r*
bauuttg, immer pr S3elehrung. 3a Saltan Sdjmibt’B Äritif
herrfebte, gu einfeitig für mein ©efühl, bie Sßerftänbigfeit «nb
eine gewtjfe Stüdlternheit vor; ihm felber mtbewubt fpielte ber
©nbgwed, bie Utühlidjleit ober Sdhäblicbfeit eineB literarifchen
SßerteB eine Hauptrolle in feiner S3e«rthrilung, bentt il)tn
fehlte ber Sinn für baB anmuthig Säitbclnbe, baB rein
Sjjielerifche «nb Phantaftifdhe in ber 2)id)tfunft «nb bie greube
an bem giellofen Slbentcuergang ber ©iubilbung; er war mehr
auB ber Philafvphte, alB a«B ber Äunft gur Äritif gefommen.
Slber biefen SJtangel «nb «nüberwinblidje Slntipathien — obgleich
tdh auch hier wieber greptag’B Urtheil betätigen fanit, bah „er
mit ben Sahren nidht abfprechettber «nb ntürrifdjer, fonbern
ntilber, vielfeitiger «nb anerfemtenber würbe" — billig alB
menfehiidje Schwädjen gitgugeben, wirb Sultan Scbmibt immer
gu unferen bebeutenbften wudjtigften unb muthiflften Äritifera
,u ,l ........ ..........
tärifte Kräfte in 2tätigfeit gefegt werben tonnen, um brohen*
gegäbt werben, er gehört in ßefftng’g unmittelbare ®efolgfdjaft
unb I)at ftd), wie ®ritnnt mit Stecht bemerft, „ein Spiebeftal ge*
ftaffen, auf beut er innerhalb ber beutfdjen geiftigen ^Bewegung
not lange ficf>tt>ar bafteljen wirb".
(Sine anbcre längere 33cmerfung im ÜBorberidjt begieht fit
auf (Schiller. Sötan hatte an ®riimtt’g Urtheil über Sd)iller, an
feiner SDarfteßuug beg 23erl)ältitiffeg gwiften ben beiben grofjen
Richtern, befonDerg in Sübbeutjdifanb, Slnftoh genommen. „So
id) in biefen SBorlefungen non Sd)iller fpvcd)e", jagt er fe^t,
Jute Ich bie £ljatfad)en unb bag g)erföulid>e fo fühl gu ftd*
bent unb fo ruljig gu beurteilen, wie bei ©oethe, Berber,
ßeffing, Klopftod tiitb ben Slnbern. Dag SBergänglite il)reö
©rbenlebeng war nid)t ber uornehmfte Präger ihreg UiuTuneö.
tpcljere Kräfte waren in fte eingefentt unb tarnen gum Slug*
brute. Der ©riinb, Warum fte unterblieb genannt werben,
liegt in ihren Schriften, bie jencg ©efübl erweden, man
habe mit fPerfÖnIid)feiten gu thun, bie fortarbeitenb not in
unferer SDRitte wirten." Unb einige Seiten weiter: „©g liegt
etwag ^elbenhafteg in Stdler’g 33erfen. (Sr muffte beut beutften
SBoltc bie SUjlumg feiner Kraft unb ©röte gu geben. Die ge*
nteinfame S3egeifterung, bie wir für Sllleg entpfiubeit, wag ung
ftart unb fiegreit mad)t, erfüllte ihn unb er muhte fte mttgu*
teilen. So er auftritt, ift eg, alg ob fid) eine groffe fjahite
entfaltet, auf ber heilige Sorte ftelten, bie Deutfddaitb burdj«
raufd)en. (Sr befaf) bag ©ebeimnijf, einfad)e Sorte mit einem
ungeheuren ©to gu umgeben, alg ob ungültige Stimmen fte
ton allen Seiten her wieberholten." ÜJian fann bag innerfte
Sefen ber Sd)iUer’fd)en fPoefte in einem turgen Safce nid)t
leffer unb fd}öner begeidjnen. Slber nidttgbeftoweniger Wirb
feber feinfühligere ßefer aug Örintm’g Darftellmtg bot heraug»
lefen, baff feine Sympathie fid> m$r ©oetlje, bent ÖJtenfte«
wie bem Ditter, alg Stiller guneigt. Darüber ift ja nun fein
Sort gu oerlieren. SCRit unb Slttbere hat aut nur geWunbert,
bah fötimm in Sd)lUer’g fiebenggang, ben er einen „gehegten"
nennt, gu fehr nat unferer SDReiitung bie forlftreitcnbe
Klärung, ben ftegreidjen f$lug aug Trübung unb Dunft
gu ber £>öbe reiner unb ebler SORenftÜtleit mtb barnit
bag _ fßorbtlblidte biefeg Dafeing für alle geiftigen
Slrbeiter überfeinen hat. Dag Sieben ©oetlfe’g Eöititen
nur bie ßieblinge beg Stidfalg führen, allen Stteffinbern ber
SRatur hat Still« ben Seg aug (Slenb, SXrbeit unb Drangfal
gum £)lt)tttp hinauf gegeigt, er ift ber £erafleg in unferer
ßiteratur. Dag, wag föoethe nie getan nt, bie gemeiHe Sorge
um bie SRotfjbuvft beg ßebeng, hatte er beinahe taglit gu leiben
mtb gu beiämpfen. Sott’ ein Kampf hat nid)t nur feine
“ to iff
heroifte, fonbern aut feine Eleinlidje mtb fläglidje Seite. Slber
©teuerbchöiöe uuD oeraulagt ba8|ö5cfd)äft in SRheinüju^ngi
ber £elb, ber ftegreit barattg feeroorgel)t,
It ü
bornehmen Stmteg
unb fledettlofen ©emütlfg, ift -aift int gerfetyten unb beftaubten
©emaube bewunberunggwerti), um fo bewunberunggwerther, ba
er neiblog auf bett glüdiiteren SRebeitbitbler ftaut, bem „fton
bor beg Kampfeg Söcgtnn bie Stläfen befräugt ftitb" — „ihm
ift, el)1 er eg lebte, tag bolle Sieben gevetnet, el)1 er bie 9Ml)e
beffanb, hat er bie ($l)aviö erlangt".
©ine ^Biographie ^oethe’g wollte ©rirnnt eben fo Wenig
gehen, wie eine phtlologifte Kritif ber ©oethe’ften Dichtungen.
3n tiefer 8Iblel)nuttg jeglid)eu Kleinirantg bon ber Sperfon wie
bon ben Seiten beg Ditterg liegt ein $auptborgug beg trefj*
Uten 23ud)eg. ^laftifd) unb ebel, boll Roheit, trttt und bte
groffe ©cftalt, treten uttg ©öfe unb Seither, 3pt)lflenie, Saffo,
g-auft entgegen. Sie genau fit aut bie Davftellung im ©in*
gelnen an bag 2:hatfäd|lid)e hält, fd)webt fie bot barüber unb
eutfühvt bett ßefer mit in ihre Öfeoaufenweft. Db fte uitt, bor
Slüem int ^inbltcf auf ihr evfteg ^ttblifitm, bie ftubirenbe
Sugeub, gu biel bovaugfefct, ift eine $rage, bte ber ßefer
bieUeidjt aufwirft, ohne bot bon ihr fonberlit berührt gu
werben, ©rimm nimmt im ©runbe au, bah Wir alle in
föoethe’g Serien unb Briefen fo befefen ftnb, wie er: ähu*
lit wie Dftaufe in feiner ©efd)id)lfd)reibung immer bei bem
eine annäf)crube Äenutitifi ber ^Begebenheiten unb ^)er*
ßefer
föulitfeiten, bon benen er fprat, für felbftberftänblit hielt.
JC>ier unb bort, am eingeheubften in ber Sd)ilberung ber^ugenb
föoethe’g, fetneg Slufenthaltg tn ßeipgig, Strafjburg, Se^lar unb
granffurt, feiner DRhdnreife gu Sophie ßa 9iod)e, gu ben ^acobi’g,
jeineg SSerljältniffeg gu gneberifeit unb (Shaviotten, weih Qfcrimut
amnuthig gu ergäben, aber ftetg in einer Seife, alg fpräte
er nur aug, wag wir ebenfo gut wüßten, unb woran er
mtg mir erinnern wollte. Die Stärfe uitb bag (Singigavtige
biefer 33orlcfuttgcn liegt in ben 33etrad)tmigeit über Göoethe’g
|)evfönl.id)teit unb Sirtfamteit, über ben Sufantmenhang
feiner Dittungen mit ben allgemeinen 3b«n, in ber groß*
artigen Sluffaffung feineg ßebeng. Ucberall fül)U fi^ her ßefer
halb bon bem Stiefftim mtb ber weiten Slugfttt, bie ftd) bor
ihm eröffnet, gefeffelt mtb gu eigenem 9Rad)benfen angeregt, halb
bon ber fd)önen unb fd)Iicf)tcit 9)ienftlid)feit wof)ltf)itenb berührt,
mit ber ©rintm aitt bte angreifbaren fünfte in ©oethe’g
ßebengführuna barftellt mtb eutwidfelt. SRnt SDRögfitteit ber*
nteibet er ßob unb Sabel, er fud)t fUtenfdjcn unb Dinge im
flarften mtb ruf)igften ßicfjte ung borgufübren. Seber will
er Weifer unb bejfer alg Goethe felber Wiffen, Wag il)m ge*
frommt, ob et fit nitt bon ^^ifherifen hätte trennen, fit
nitt ©fjnftiane 33iilpiug gu feiner ßehenggefäf)rtiit wählen
folien, nod) burch fühne C)V)potl)efen mtb Settel*
auggrabungen ergritnben, wag fiter bot n{tt mehr
gu ergrünben ift. 3m,ner hält er mtg im SBanne beg (j^efammt*
bilbeg. 9luf German ©riintn hat fton in ben 3üngIinggjaT)i’en
bie Slnftaumtgg* unb Darftellunggweife ©merfon’g einett ttad)*
haltigen ©influh geübt: gu feinen früheften ftriftftelleriften
Slrbeiten gehört bie Ueberfcfjung beg ©merfott'fdjen Sluffa^eg
über ®oeti)e. ©nterfon hefi^t bag feftene Saleitt, fein Singe
ttidü bon beit 3nfälligteiten unb bem 9Rebenfätlit«t einer ©r«
fteinung beirren gu laffeit; er fuefjt unb fittbet ftetg ihre groyc,
eigenthümlite Umrihliuie, bag Bleibenbe unb Äernhafte in tf)r.
©ewth taut ihm bei biefer 23etrattung ber Dinge
bie Urfpvüuglitteit mtb S3orurtl)eilglofigfeit ber arnerüa*
nifd)en S3ilbung gu Jpülfe; in ber SBlütlje feiner
Sirffatnfeit, in ben fünfgiger 3al)t'en beg 3al)rhunbertg, war
bie Kultur, bie Seltanftauung ÜRorbanterifa'g nod) itid)t bon
europäifdjen Slnfidjten, Kunfturtheilen unb gelehrten Keitntuiffcn
buvd)feüt: (Goethe war ein Phänomen, wie ein ^pimmelgineteor,
feilt „$fluft" Wttrbe not nitt, wie iept, in engltfd)cn unb
beittfdjcn Staufpielhäufern aufgefüf)rt, feilte Serie ftauben
not nidjt in ben S3ücberfcT)vänfett ber Privatleute. So weit
eg einem Deutften möglich f«n fann, hat fit aut ©rimm
biefer ©merfon’fdjen f^veitjeit mtbSRuhe ber 33eobad)tung (äoetl)e
gegenüber befleifjigt unb wo unfere genauere Kenntttih bon ben
^Begebenheiten, ben ©harafteren mtb bett Serien eine frldje
SRaioetät unb fBoraugfefjunggtofigieit ber Sluffaffung nid)t mehr
geftattet, fte burep ben Siefflun unb ben öodjflug feiner ©e*
banfen erfe^t.
3n biefer ^infld)t gehören bie erfte fBovlefttng, Wette ein
©efanimtbilb ©oethe’g entwirft, unb bie fetgehute, flebgehnte
unb attjehnte, in beiten ©oethe’g italienifte Steife, fein Sluf*
enthalt tn 8Rom, feine ^cimiehr nat Setmar mtb bon ben
Serien bie fBollenbung ber Sphigente, Saffo unb bte römiften
©legicn gefttlbert unb 6efprod)en werben, gu ben perlen beg
S3uteg. ©rirnrn gefeilt ©oethe alg bierten gu ben Seltbittern,
Router, Dante mtb Shafefpeare. Sag jene für ©rtedjctt,
Italiener unb ©ttglänbcr gewefen unb not ftnb, ift ©oethe
für uttg .. „wer weih, Weite Slemter ®oetf)e für Deutftlanb
not bovhel)alten ftitb in guiünfttgen Sanblungen unferer ®.e«
ftide". Dag 9Jienfd)lid)e unb Sufälltge an ihm wirb allmählich
mehr unb mehr berftwinben, wie eg hei £>omet gang, bei
Dante unb Sljniefpeare gum gvoffteu Dheil berftwunben ift.
Um fo heller unb bebeittfanter tritt bag Unfterblite hemor.
„Sie ein ntätttyer Strom, auf bem Weber gefät not geerntet
Wirb, aber ber bte gewaltige Slber ift, bte bag ßanb belebt,
ohne bte ein $olf fhtmm unb berlaffcn wäre, fo belebt unb
beherzt ©oetlje’g ©eftlbe ber Strom feiner Dittuug. 9)iag
$ nod? fo feljr bent ©ewüljl ber 9Renfd)en unb ber ©e*
fd)i$e hingcben: etnfam ift er gu gleicher 3eit unb nur baS
bewegt feine (Sinfamteit, lr>aß er ba, auS eigener Äraft, gu
unflerblidjer Sauer gefchaffen hat. ©tiicf für ©tücf werben
feine irbifdjen ©chtdfale für unfere Bltcfe ft<h gufamnten*
gtehen. 2Rit immer einfacheren Borten wirb man fie
abttjun. Sntmer einfamer wirb er bagufteljett fd)cinen
unb enblidj nichts übrig bleiben, als ©oetbe, ber ©d)öpfer
bon ©eftalten non ewiger Sugenbfraft." Siefcm ^oloffalbilb
beS SidjterS, baS er bie beutfdft Brunft bcljerrfdjen fielet, ftellt
©rimm bie ©djilberung {RomS gegenüber. {Roch gur 3<üt
©oetlje’S mar {Rom bie ewige ©tabt, bie #auptftabt ber Belt*
^ fuitnr, jefct burch feinen 2liifgang in Italien ift e$ eine Eonig»
liebe $aüvtflabt geworben, wie aubere mehr. ©oetbe aber fab
fie noch tn ihrem 2lbenbrotf)e, in bem wunberbaren, fo nie
wieber an einem fünfte vereinigten Soppelglange gweter Äul*
Euren, ber antifen Belt unb ber {Renaiffance. Ser ßreiS ber
Bilbung mar nod) nicht mcit über bie ©rengen binauSgegogen,
in benen fie ftd) mäbrenb ber gmeitaufenb einfjunfcert 3a()re von
bem 3nge 2lleranber’S beS ©ro&en bis gu bem 2luSbrucb beS
norbamerifanifdjen Unabl)ängigfeitSEriegeS, ber Stellung ÜJolenS
unb ber ©roberuncj 3n^cnö burd) bie ©uglänber gebalten batten.
{Rom mar ibr natürlicher SRittelpunft, von feinen Riegeln auS
batten nach einanber Äaifer unb fPäpfte, bie ©ötter beS
Capitols unb bie {Reliquien auS ben ßatafomben über
bie Belt, bie ©eftnnungen unb bie fpbantafle ber SRenfdjen ge*
berrjdjt. „©oetbe umfing bie $-ütle ber gcfdndjtlicben ©rinne*
rungen, bie biefe ©tabt auSatbmete, toie ein Staunt, ben er mit
madjenben Slugen erlebte. 3n einem enblofen ©eutälbe rollten
bie ©efebiefe ber SßÖffer vor feinen Slitgen vorüber. Siefe
Sräurne merbett bent, ber fie gu beqen fähig ift, auch feilte in
{Rom nod) auffteigen. Beleb’ ein ©efübl, nun ba ber ©d)utt
von taufenb fahren fortgeräumt tvirb, baS alte ausgetretene
SRarmorpflafter beS Forums unter ben ©ol)len gu fitbien, über
baS fo viele Seutfd)e als §elbberren, ßaifer unb ©Haven, als
©ieger ober S3efiegte einbergefebritten !" ©oetbe ift in ber
SDRorgcnrötbe beS univerfalen 3*italterS geftorben, in bem bie
9Renf<bb*it burch ©ifenbabnen unb Selegrapbenbräbte mie in
einem magifeben {Refce gu einem großen Bunbe vereinigt ift,
tvo eine gemeinfattte ftultur über il;re früheren engen
©rengen binauSmacbfenb, allen Bölfern ihr ©epräge auf*
i brüefen Wirb. Seijt bei bem Sobe unfereS ÄaiferS Bilhelm
haben mir eine 2leufjerung biefcS univerfalen Zeitalters, ein
3ufaittmengucfen ber 9Rcnfd)heit erlebt, mie fie in biefer
Unmittelbarfeit unb ©inftimmigfeit Eein {ReligionSftifter, fein
•Poet unb Eein fPhilofoph geträumt bat Sie nachhaltige Bir*l
Eung, bie {Rom in feiner 2Rifd)ung beS Jpeibnifcbcn unb ipäpft*
lid)en auf ©oetbe ausübte, würbe* mie ©rimm bervorbebt, nod)
fcabureb verftärft, bafj er in feiner anbern groben ©tabt, unter
£unberttaufeubcn, ben vielfältigen, unwägbaren unb uitbe*
fd)reiblid)en ©lententen ber Bilbung, ber {Beobachtung ttttb ber
2Inregung, bie aus bem Züfammenflufj unb ber {Reibung fo
Bieler mit {RothweiibigEeit hervorgehen, auSgefefct gelebt bat:
Berlin bat er nur flüchtig, Bien, fPariS unb fiottboit niemals
gefeben, nie bat er einem groben, taufenbEöpfigen fPubliEum
fleh gegenüber unb ihm verantwortlich gefühlt.
©oetbe’S fPerfönlid)Ecit ift eine fo vielfeitige, fein ßeben
bei aller Befdjeibenheit unb ©ngigEeit beS {Rahmens, ber eS
umfdjliebt ein innerlich fo bewegtes, feine Sichtungen ein fo
unerfhöpflidjer S3orn für bie Betrachtung pnb ben ©enub, bab
ber ßefer natürlich nicht mit febem fünfte in ©rimrn’S ©d)ilbe*
rungen unb Urtheilen übereinftinunen Eann, bab er hiev nicht
eine gröbere SluSführlichfeit, bort ein fhärfereS 3n?ammeufaffen
münfd)eit fönte, ©o mürbe ich, um eins, toaS mir als baS
Bidjtigfte erfdjeiut, angubeuten, eine flärlere Betonung ber
lt)rifd)en Äunft ©oethe’S, ein ©efammtuttheil über feine ©e*
bichte bem gelegentlichen ©tretfen berfclben vorgegogen haben.
3n feuer gufammenflellung ber vier Beltbid)ter möchte idj
Corner ben epifdjen, Sante ben pl)ilofopl)ifd)en, ©hafefpeare
ben bramatifhen, ©oethe ben Iprifhen Sinter nennen. StUeS,
maS unS in ©oethe fortreibt, beraufdjt, entgüctt unb gu
Shräiten rührt, hat ben Iprifhen 3«(J, $au^ uub SDuft.
{Rieht nur in ben ©ebidflen; and) tm f$auft, im Saffo,
in ber Iphigenie unb in Bevther flnb bie fehönften ©teilen
Iprifdber iflrt, {IRignon ift bie verEörperte ©legie, ©hiline bie
reigenbfte Operettennielobie. Sie ftorm unb ber ©til feiner
Berenntniffe modite medjfeln unb ihm, bem groben ifünfller,
mar biefer Bedjfel vieKeid)t eine ebenfo nothmenbige mie an*
genehme Bcfd)äftipnng, ein gefälliges ©piel ber Kräfte, aber
ber Äern blieb immer berfelbe: baS ©elegenheitSgebicht, ber
Iprifche Sluffchret beS ^ergenS: „Unb wenn ber ÜRenfch in feiner
Öual Verftummt, gab mir etn ©ott gu fagen, maS ich leibe."
3n biefer Uebermadjt ber ©mpflnbung liegt bie geringe bra*
matifche ©dflagfraft feiner Sramen, bie nur ergreifen, aber
niemals crfchüttent, unb ber öbe SluSgang beS Romans Von
Bilhelm {Öieifter’S ßehrjahren, bem mit bem Sobe ÜRignon’S
unb bem Untertaud^en {j)l)ifiuenS bie Iprifche ©eele genommen
mar. 210er wohin habe ich mich vevirvt? „©oetl)e — unb
Eein ©nbe", unb ich Wollte bodj nur bie Vortrefflichen Bor*
lefungen ©rimm’S bei ihrem neuen ©rfdjeinen benen empfehlen,
bie fte noch nicht Eennen. 8. gr.
kleine 3Jlittheilmtgcu.
21IS £). von Dberfamp, bamals noch urttev bem
fPfeuboupm DSEar BerEamp, vor mehreren fahren einen Banb
{Roveöen unter bem Sitel „Äarhatibcn" hvrauSgab, mürbe bie
Betfafferin von ber ^ritif als ein eigenartiges Salent begrübt,
bejfcn weiteren ©djöpfungen man mit Sntereffe entgegenfehen
müffe. 3cht liegt uns eine neue ©annnlung ihrer {Rovetten
vor: „Bogen ber ©iinbfluth" (Berlin, Bevlag von
Bilhelm fsfjleib, ©uftav ©^uhr). Stuf bem einmal ge-
wählten fPfabc ift £>. von Dberfamp meitergefdhvitten; an
$raft unb ©inbringlid)Eeit hat bie ©barattergeid)nung nichts
eingebüht, bie ©rflnbungSgabe hat aber aud) nichts
gewonnen, bie SfitSavbeilnng ber Sabel hält fleh nach mie vor
in befdjeibenen ©rengen. SaS neue Buch gerfältt in gmei 2lb*
theilungen, beren febe brei Novellen enthält. SaS Berhältnift
beS BeibeS gum 9)tanne wirb in fämmtlidhen fed)S ©efchidhteu
erörtert, währenb aber in ben erften brei als eherner ©runbton
mieberl)aüt: „SaS Beib ift beS ORanneS ©djitffal unb fein
ftluch\ prebigen bie brei folgenben ©rgäljlungen bie ßehre vom
^>eil, bai von ber licbenben ftvau ausgeht unb von. ber ©r*
löfung brirdh bie 2IUeS füljnenbe unb StUeö vergciheitbe ßiebe.
£)ber!amp’S ganger bichterifdjer 2lnlage gemäh ift bieferfte 2lb*
theilung bie weitaus gelungenere. 3« ber gmeiten ift giemlidj
2lüeS tünftlich gurcdjtgelegt, gegltebcrt unb geformt, Währenb
in ben elften brei ©efd)id)ten ber ßefer burch bie faft
bämonifche taft erfchüttert wirb, bie in feffellofer
©djönheit, in fdhranEenlofer Kühnheit gum 2luSbrutf
Eonimt. 3n ber 3*i<httun9 folcher ungebärbtgen Äraft*
naturen ift £). von iOberEamp Bleifterin; bie SetailS
getingen ihr minber gut; fomie ihre Bauern fpredhen, pflegen
Bauern ihren ttnflchten nidht SluSbrud gu geben, unb wenn fie
in ber {RoveUe „{Ruffalfa" nun gar einen fProgef) fchilbert,
Eommt fle mit ber BtrElichfeit arg in’S ©ebränge. Sic ^elbin
legt, um ben ©eliebten gu retten, vor ©erlcht ein fte felbfl
EompromittirenbcS 3eugni| ab unb bie ©efehworenen fpred)en
ben 2lngeflagten frei; baS ift Ijübfch gefchilbcrt uub Elingt fehr
romantifd), in BtrElichfeit aber Eommt 3vmattb, ber ein*
father Unterfdflagung angcflagt
nicht vor bie ©efehworenen.
bie {Roveüe „©in Sag ohne
eines jungen DiflgierS fd)ilbernb,
häufer — feine Pflicht verfäumte,
Segen mit Unehve bebeefte unb
freiwilligem Sobe
baS Satereffe ber
hervovtagenber Beife gu Sheil geworben ift ©-rti
ift, wie hiw ber $elb,
2lm heften gelungen ift
2lbcnb", bie ©eelenqualen
ber — ein mobenter Sann«
feinen {Rarnen unb feinen
bie ©chulb f^liehlid) mit
fübnt. SaS Budh verbient in reichem SRafce
ßeferEretfe, Weld)eS feinem Borgänger in fo
bilden lya^iat ber
aHe»Bittenbevfl, ©eheimen KegierungSrath Dr.ßüljn,
liUcUiiung befi ©tromeS be{rt)äftigt. Sie anberen
beiben ©iSbrech« bleiben einftmeilen ^in {Rejerve, um bie SRünbung
&ortfejjung im erften Beiblatt.
'^wasseci A
hatwasser
mation. Beste Anleitung dazu gegen al
Staats-u.Gemeinde-Steuerngiebt Dr. Ulm,
kundiger Steuer-Reklamant. 8. Aufl. 1887.
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3Utf DetanllaUung Des beutfd)tn 3 to tips iies (Etmngclifdien CBttnbrs
SBBcfyentltcfy ©cnnaDenbg erfdjehit
fine Summer Bon 1 Segen.
Steig ßafbjäCjrltdj 6 Siarf.
herausgegeben unb rebigirt
oon
Hermann SSFleftiter,
Soctor unb fProfeffor ber Speologie cm bcr Untoerfitcit Berlin.
Sü^otüer Ufer 11. W.
Beftetlungen auf biefe 3eitfct?tfft
nehmen afle Sudfflfattblungen uub
Softanftalten an.
Jt 51.
Berlag non ftrtebt. ©djulje in Berlin.
Wilbelmfirahc l a. SW.
Berlin, Iren 16. jBejember.
1876.
3ötr bitten uttferc geehrten fiefer, &a# Slbonncmeitt auf fcte „9icuc ©vattgeltfifc* &it($cil$eftitttg"
für &a# 1. «^albjabt 1877 bet beit betreffenben bBndifMtn&luitgeu über ^Joftanftaiten möglidjft halb
crneitern jn tvollcn. 9tameutHcb erfliegen tvir bte Abonnenten bet bcr Sßoft, bic 5$cfteMung ntefit erft
in ben testen Sfcagen biefe# Söloitat# aufzugeben. 33ei verdateter &eftcftung tvcrbcit bte bereite
erfcfitcncncn stummem von ber betreffettben ^Joftanftatt ttnr auf mi#brücf’(tcfic# Verlangen be# Abonnenten
itnb gegen Cviu;rtblung von lOSßf. nacbgcltefcrt.
3nIjoIt. Sie ©tbeSformel. — Sie ©tatiftif ber firä)Iiä)en Sitte in ber eoatigelifchett öanbeöfiriä)e ^reufjcnS für baS Sah* 1875. — Unfete »o!fS=
mirthfchaftliche ÄriftS. III. - AuS ber Refibenz. Y. — Sie facfjflfdje 8anbe$fpnobe. IV. — Belgifd)e Suftänbe. — SRarcuS Äonig öon ©uftao
^reptag. — ©oethe. Borleftntgcn von Cpetmann ©rttnm. — §ranf: ©efdu.pe beS Rationalismus unb feiner ©egenfäfee.
Literatur. Steurer: fprebigtbudi.
€ingegangenc fiebesgaben.
Die (Eiöeöformel.
Ülurd) bte Beratung ber Suftizgefehe im Reichstage ift bte fchmte*
rige unb ernfte $rage ber ©tbeSformel tvieber einmal auf bte SÜageSorb-
nung ber ©egenmart gefomuten. Sie RegterungSvorlagehatben©<hmur
bei ©ott bem Allmächtigen unb AUmiffenben feftgeljalten unb auch bte
BetheurungSform: fo mäht mir ©ott helfe, befielen laffen. Sie ©om-
nttffton ift biefer Anfchauung beigetreten, unb ber Reichstag hat btefelbe
bei ©elegenheit beS ©chßffenetbeS mit großer SERajorität befräftigt.
Ser Abgeorbnete ^)erj hatte hier ben Antrag gefteUt, jebe Beziehung
auf ©ott megzulaffen unb nur baS Wort: „fdjmoren" beijubefjalten.
Sn biefer Allgemeinheit mar ber Eintrag non vornherein unan-
nehmbar; ber Abgeorbnete von Buttfammer hob mit Red)t her-
vor, bah ber ©chmttr bei bem perfßnlidjen ©ott etn in Seutfchlanb
geheiligter unb noch immer von bem Betvuhtfein ber Nation getra-
gener ©ebrauch fei; eS femte nicht rathfam erfd)etnen, um einer
ÜRinorüät von Sltheiften mtUen biefen ©ib abpfRaffen. Sn ber
Shot liegt in btefen betben Argumenten AUeS, maS fich für Beibe-
haltung beS ©ibeS fagen läfjt. Ser ©tb ift nur burch bte Bezie-
hung auf ben lebenbtgen ©ott ein mirflicher ©ib; bie gormel ,,id)
fchmore" bebeutet bie Abfchaffung beS eigentlichen ©ibeä unb ben
©rfafj beffelben burch eine feierliche Berftcheruttg. 9lun Ißnnte man
freilich fagen, baf; eine folche ©tnri^tung gläubigen (S^rtften fehr
ermünfeht fein ntü|te; unb fortgefchrittene Atheiften haben ed ni^t
unterlaffen, bie Aufhebung beö ©ibeg für befonberö ^riftlich ju er-
tlären. Aber mir finb eben feine fDtennoniten; eine gefunbe @ye-
gefe ftnbet ben ©ib bor ber Dbrigfeit burch bas SBort ©hrip nicht
»erboten. Ser ©ib ift ein unentbehrliches ^Rechtsmittel jur ©rfor-
f^hung ber SBahrheit ?unb bie ^ir^e hat ihn nie »ermorfen. Sa§
granfreich unb Stalien bie blo§e gotntei: „ich f<hwßre" gebrauchen,
fällt für uns nicht in’S ©emicht; eS giebt ^ivifc^en fRomanen unb
©ermanen tiefgreifenbe Unterfchiebe, bie man nicht nitoeUiren foil.
AnberS liegt bagegen bie @ad)e, menu eS ftd) barum hanbelt,
für Atheiften eine Ausnahmeformel gn fchaffen. fpier halten mir
eS ebenfo unter bem ftaatlichen mie unter beut religiofen ©eftd)tS-
punfte für unbebingt nothmenbig, eine 3xücfftd)t malten ju laffen.
@inb and) biefenigen 2l)oren, meld;e in ihrem «öerjen fpredjen: eS
ift fein ©ott, fo ift eS bod) unntßglid) bei bent ©ib biefe SÜhorheit
Zu überfehen ober zn oergemalttgen. Sah eilt 5lRenfd) bie Wahr-
heit befräftigen foU, inbem er gegen feine Ueberzeugung einen ©tau-
ben hechelt, ben er nid)t tt)eilt, ift eine üble @inrid)tung. Sie
Äirche muh eS nod; mehr als ber (Staat münfd)en, bah foleher
Unmahrhaftigfeit ein ©nbe gemalt merbe. ©S ift fet;r beadhtenS-
merth, mie ft<h bte Meinungen hierzu fteUen. ©tn Auf fait in ber
„©egenmart" behauptet, „ber mirflich frei benfenbe SJlenfdb mürbe,
menu es feinen ÜUUtbürgern Vergnügen machen ober Beruhigung
gemähren mürbe, beim Salai 8ama ju fehleren, feinen Anftanb
nehmen; ©tbmeigerung oon linfS bemeift nur, bah ber Bermeigernbe
auf bem Stanbfiunfte eines geglaubten Unglaubens ftet)e unb fich
im ©runbe nod) oor bem fürste, maS er leugne/' Wir müffen
geftehen, bah unä bor biefer falten Frivolität ein ©Räuber über-
fornmt, unb bah ltng ber ©tanbeSbeamte ^offeri^tet, ber megett
©ibeSüermetgerung fein Baterlanb »erläht, um bem ©efättgnih z«
entgehen, als ehrenmerther 9Rann erfc^eint oergli^en mit jenem
grauenvollen SnbifferentiSmuS. Aber eben biefer Fall bemeift
bod), bah hi« eine ©emiffenSangelegenheit zu erlebigen ift. Senn
maS bte „Äreuzzeitung" forbert, bah eiu ©ibmeigerer einfach aller
cpolitifchen Siechte üerluftig gehen foUe, ift bei bem heutigen ©taatS-
begriff nicht burchzufe^en unb überhaupt nicht zu »ertheibigen. @S
muh febenfaUS, mie ben SRennoniten um ihrer irrigen, meil zu
61
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Z 38
803
äußerlichen 2luffaffung ber Bergprebigt Witten bie ©ibeSfreißeit ge»
währt ift, fo aueß ben 2ltßeifien um it;reö Unglaubens willen'baffelbe
IRed)t gu Sßeil werben.
2lber Betreffs ber 2(rt itnb 2Beife geigen ftcB> gwei 2ßege,Tber
eine ßöcßft gefährlich, ber anbere unbebenflicß. 2)er Antrag Baum«
garten will Sebent, ber erflärt, ber ©ib bei ©ott gehe gegen feine
religiöfe Itebergeugung, ben ftrengen ©ib erlaffen: bieS wäre eine
Prämürung ber ©ottlofigfeit unb eine SouOeränetätSerflärung ber
inbitnbueUen 2Sillfür. Laster, 9Jiarquarbtfen unb Sd) röter
wollen beseitigen, welche feiner SfteligionSgemetnfcßaft angeboren,
ben ©ioiteib geftattet wiffen. 2)iefen 2luSweg tonnen wir Billigen.
SBer ben ©ib nid)t fcßwören will, weil er an ©ott nicßt glaubt,
ber trete förmltcß auS ber Kirche, unb gebe oor ©ericßt eine 23er«
fid)erung, bereu Unwahrheit wie SEMneib Beftraft wirb. 23ermeiben
läßt fieß biefe ©inrtdftmtg bod) nid)t mehr. 2Senn eS erft einmal
Saufenbe oon Unconfirmirten giebt, bie feinen ^Religionsunterricht,
feine Unterweifung über ben ©tb empfangen haben, fo wirb cS ja
unmöglich fern, oon biefen einen ©ib gu forbern. 2)enn ber Oleli-
gioitömtterridft ift bie BafiS beS ©ibeS. — Sn btefer 2Beife erle*
bigett fuß alle geredften 23ebenfen unb, fo fdjmerglid) eS bleibt, baff
ein Sßeil beS beutfchen 2SolteS mit bem ©ib Bremen will, fo md§
bod) gerabe hier ber Uebcrgettgmtg ttacßgegeben werben, oßne baß eS
barnrn nötßig ift, bem gläubigen beutfchen 23olfe eine Formel beS
Unglaubens aufgugwiitgen. ftftatt mache ben ©tb feltener unb feier-
licher; man ftrafe ben Pleineib ftrenger unb ftempele bie Lüge oor
©eridft gu einem ftrafwürbigen 23ergehen, man geftatte beneit, bie
fid; als 9ltheiften erflären unb aus ber Kird)e förmlich ausgetreten
fiitb, ben ©iotleib, unb bie Sad;e ber 25aßrßeit wirb babei ge«
Winnen. —
11« 5tatifiik t>er kirdjUdjen .ftkte in tttr ctmmjcüfdjnt
^anb«sktrdje $)rcujjens für iraa 3d)r 1875.
Omn erften 3Ral ift burch eine amtlidje 23eröffeutltd)ung aus
bem 23üreau bcS ©oangeltftßeu Dber*Kird)cn«fRatßö für ein oolleS
Saßr baS ©rgebniß ber ftatiftifdjen ©rmittlungen über bae1 2 3 4 23er«
ßältniß ber fird)lid)en 2lfte gu ben ©ioilaften in unferer Laubes«
firdje feftgefteüt. 3)te Slufgabe war aus meßrfad)en ©rünben nicht
leicht. S)ie betreffenben Eingaben werben einerfeitS üon ben Stan-
besamtem, anbrerfeitS oon ben Pfarrämtern geliefert, jene non bem
ftatiftifchen 23üreau, biefe Oon ben ©onfiftorien gufatmnengefiellt; unb
bie beibcn letztgenannten 23ehörben fielen außer jeber amtlidjen
23erbinbung. 2)agu fouuut, öaß bie bürgerlichen unb fircblichen
^anbiungen nad) Seit unb Drt nidft gufaumienfatlen; Kinber, bie
in einem Saßre geboren finb, werben in einem anbern getauft,
©ßen werben an oerfdftebenen Drten bürgerlich gefcßlofjen unb ein*
gefegnet. ©emifcßte ©onfeffionSOerßältniffe bereiten neue Sd)wterig-
feiten, ba bie SJiitarbeit fatholifdjer ©eiftlicßer nid)t gu erwarten
unb beßßalb unterblieben ift. 5Ran hat nun bei ben allgemeinen
Sahlen für bie Saufen unb Srauungen in gemilchten 2Serhältniffen
jeber ©onfeffion bie Hälfte angenommen; Id fann eS fomrnen, baß
Z- 23. im SRünfier’fcßen, wo in rein eoangelifcßen gamilien feine
einige Saufe unterblieben ift, baS ftatifiifd)e 23erßältniß fcß im
SlUgemeinen ungünftig [teilt, weil oiele Kinber aus gemifd)ten ©he«
fatholifd) getauft finb. ©benfo in $oßettzoUetn. 2ln anbern Dr-
ten wieberum überfteigt bie allgemeine 3aßl ber Saufen bie ber
©eburten, weil hier mehr als bie $älfte ber Kinber aus 3Tcifd)el)en
eoangelifcß getauft ift. 2lber eS begreift fid) leid)t, baß biefe fah-
len ftd) um fo mehr auSgleichen, je größer ber Kreis ift, über ben
fie fich crftrecfen. Snbem man nämlich »ad) fixeren 23ere<hnungen
bie 3al)I ber bei fülifcßeßen ber eoangelifcßen Kird)e oerloren ge-
gangenen Saufen unb Stauungen auf 9,25 Proc. beredjnet, fommt
man ber 2ßal)rheit gang nahe, ferner ift es wichtig, bei ber 23e«
recßnung ber Saufen bie in bem erften 9DRonat eingetretenen SobeS«
fälle ber ^inber abgujiehen; bieS macht 7 Proc. Oon allen, unb
ungefähr 2 Proc. oon biefen ftnb getauft. Stuf biefe SCBeife gewinnt
bann bie ©rhebung burch bic ungemeine Sorgfalt, mit welcher fee
gefdjehen ift, ben ©harafter einer unzweifelhaften Sicherheit. 5)ie
0iefultate, welche ftch barauS ergeben, finb folgenbe.
804
Sramtngen
Saufen ttneßel. Ktnb.2) rein eogel. gentifeßt
Proc. Proc. Proc. Proc.
Prootng Pontmern 96,24 9,95 90,08 30,48
Sftßetnprooing 95,82 2,79 95,33 97,10
proo. Pofett 94,21 6,77 92,64 114,663)
„ Preußen 94,16 9,58 89,71 71,52
„ Scßlcften 94,13 10,15 88,67 89,46
„ SCBcftfalen 94,09 2,65 97,10 61,72
„ Sacßfen 92,58 9,12 78,01 49,50
„ Branbenburg 92,25 9,16 84,17 54,96
(oßne Berlin) Berlin 12,91 27,25 16,56
^oßengollern 71,269 2,50 80 4) 17,41
Sür einige ber großen Stäbte [teilt fieß baS 23erßältniß fo:
Saufen Stauungen
Proc. Proc.
Sortnmnb 98,74 88,32
Pofen 89,88 102,30
Königsberg 83,69 64,76
©öln 75,36 91,33
Stettin 73,38 32,31
9)tagbeburg 72,65 32,91
Berlin 65,79 26,455)
£>od) finb hier bie früh beworbenen Ätnber außer 23erechnung
geblieben.
2)as Schlitßergebniß ift nun fo, baß, alle Umfiänbe erwogen,
in ber £anbeSfird)e 2,39 Proc. Äinbcr ungetauft, 18,55 proc. ©l)en
ungefegnet geblieben finb. „gür 23erlin" — fo fd)ließt fd)mergli<h
genug ber 23erid)t —, muß als feftgeftellte Shatfad)e angefehen wer-
ben, baß im SählungSjahre jebeS oiertc j?inb ungetauft geblieben
ijt unb beinahe brei 2SterteI fämmtlicher !ird)ltd)er ©hefchließuugen
bie 2EBcihe ber Kirche nicht empfangen haben." £)ier ftehen wir oor
bem factum, baß, obwohl im ©anjen ber Umfang beS fird)lichen
SlbfaüS in Sejug auf bie Saufen gering, in Sejug auf bie Stau-
ungen jwar groß aber hoch geringer ift als man glaubte, in ben
großen Stäbten, befonberS in ÜJiagbcburg, Stettin unb 23erlin
erfchrecfenbe Suftänbe finb. Unb wir oerweifen biejenigen, welche
fragen, was gefd)ef)en foil, auf ben 23ortrag oon Pfarrer pan!f
ber auf bem ©ongreß gu ©angig bie ^erjen fo tief ergriff unb
neben ben bunflen Schatten and) mand;eS Sid)t unb ©runb gut
Hoffnung geigte. !Diefer Vertrag ift je^t gebrueft6) unb geftattet nun
ein tlrtheil über bie mancherlei ©inwürfe, bie befonberS oom SfUjetn-
lanb her gegen feine Sahlenftatifti! gemad)t finb. Paftor Panf
hat, wie er berichtet, in 2)angig auSbrücftich betont, baß baS 23er-
hältniß ber ÜJlifdjehen fowohl in 5Begug auf Saufen wie Stauungen
mandjeS 3rrefül)renbe mit fich bringe, was inbeß für bte oor»
liegenbe 2lufgabe oon geringerem ©ewichte fei. 9^i^tS beflo weni-
ger hält Paftor pan! auf ©runb ber amtlidjen Statifti! feine
Angaben feft, baß SDntSburg nur 58,93 Proc., ©refelb nur 71,23
Proc. eingefegneter rein eoangelifcher ©hen barbieten. @S ift
alfo wünfchenSwerth, baß biefe ©emeinben oermittelft amtlicher
5Reoifton jene 3aI)Ien bejireiten, falls fte nod) immer barauf be-
gehen, baß biefelben falfdh finb.7) —
Unfere Hoffnung aber ift, baß bie 3unal)mc an Saufen, welche
in ber lebten Seit in ben großen Stäbten unleugbar ftattfinbet,
fcon S«h^ ju 3ahr wachfen möge, barnit fünftige Statifiiten ein
fchönereS 23ilb gewähren als biejenige beS 1875. —
1) wegen ber SJtifchehen ift btefeS 23erl)ältmß fo ungünftig.
2) oon benfelben finb 81 proc. getauft, 10 proc. weniger als oon
ben ehelichen.
3) alfo mehr als bie Hälfte eoangelifä) getraut.
4) oon 5 eoangelifcßen ©hen finb 4 eingefegnet.
5) SDte eoangelifhen nnb gemifchten Stauungen jufantmen.
6) ©ie großen Stabte unb baS ©oangelium. Vertrag auf bem
18. ©ongreß für innere 9ftiffton in Sanjig am 7. September 1876.
Hamburg. Agentur beS Otaußen Kaufes.
7) Sffiir bemerfen jeboep im 23orauS, baß wir biefe Settmtg für
bie geeignete Stelle betrachten tonnen, an welcher biefer Streitpuntt gum
SluStrag gebraut werben fann.
818
814
gu laffen uttb ben Segen ber Kirche gu erhalten. 3« Sutler wirb
ber greife SJlarcuS geführt, bamtt unter feinem Machtwort ber alte
£aß ftch löfe unb er bitrd) baS 23efenntniS ber eigenen Scßulb
oerföhnt fterbe. Luther’S ©cwalt über bte ©emüther ber Seit3
genoffen wirb freilich baburd) gegeießnet, aber hier tritt er faßt wie
ein deus ex maebina auf unb fatecßiftrt glei^fant baS ©nbe her-
bei. 2)ic Hoffnung, welcßc allein tröfteub unb milberttb wirfen
tonnte, baß 2llbred)t’S Sßat bod) ber Anfang für bie 23erwitflichuitg
ber großen Lebensaufgabe beS fJJlarcuS war, bürfte er itt ißnt uießt
wachrufen- So bleibt an ber 23crföhnung etwas wie ein ntd)t auf*
geßenber 9teft ßaften.
SDiarcttS ^öntg ftirbt auf ber 23efte Coburg, am Sßale beS
SßibacheS. 9Jiit ißnt ift baS ©efd)Icd)t gtt feiner uralten £>eitnathS*
ftätte gurücfgefeßrt. 23tr hoffen, baß ber 2)id)ter oon ben ©ntelu
biefeS ©efd)led)ts uns nod) meßr evgäßle, unb wünfeßett, baß bagu
feine .^raft ftd) tßm ft arte unb ermjue. —
(öoetl)c.
23orlefungen^gfßaltcn an ber Unioerfttät gu 23erlitt. 23oit .^ermann
:), ' ,©rimm. 3wct ©änbe. ©cvlin. 2B. «fberß.
..^hfchon über ©oetßc fd)on fo üiel gefagt worben ift, baß
man meinen möd)te, eS fönnc nichts meßr gefagt werben, finb na«
mentlid) bie lebten Saßve an Publicationen über ißn ungemein
reich gewefen. 3)te ©rfläruttg bafür bietet bie 21 rt feiner bid)teri*
feßett Sßätigfeit. Sein S)td)teu ift eine llebertraguug feines Le-
bens in bicßterifd)e ^orm, ein fortgeßenbeS 23e!ettntniß über fieß
felbft; bie äußeren ©tlebniffe werben ißut gu ©lementen feiner 5)id)-
tungen, jebeS feiner 2Ber!e ßat feine eigene ©ntwicfliutgSgefd)id)te,
eingelne laffen ftd) burd) alle Stabien berfelben 001t ißrer erften
©onception an oerfolgen. 3n biefer innigen 23erfcßmelguitg oon
©0etpe’S Leben unb 2)id)ten rußt bte 23ered5tigttiig ber 3)etail-
forfdtung über ißn, für weldie bie Äenutniß jeber Stuube feines
LebettS oon 2Bicßttg!eit wirb, weil fie einen 23eitrag für baS 23er-
ftänbntß feines ©icßtenS enthalten tarnt. Sie barf baßer aud) io
lange uießt abgefcßloffcn gelten, als bie 2ötöglid)?eit ttoeß Oorhattbeit
ift, burd) neues SQßaterial neue 2luffd)lüffe gu gewinnen; baß gange
©orrefpottbengen nod) auf bie 23eröffentlid)ung warten, baß ber
9tad)laß ©oetße’S, oon feinen ©rben unter 23erfcßluß geßalteit,
nod) ungugätiglid) bleibt, ift befannt genug. ©leicßwoßl fann man
uießt behaupten, baß bte Slrbeiten biefer gorfdjung einen ptaß im
23orbergrttnbe beS allgemeinen SntercffeS gu beanfprud)en hätten;
bagu finb fte gu weitfeßtehtig geworben, baß eine oollftänbtge Dri»
entirung nur wenigen nod) möglid) ift, tßetlweife aueß in Jcletntg-
feiten üerfunfen unb in ©ontrooerfen oerwicfelt, Oon bereu leiben-
fcßaftlicßer, geßäfftger 23eßanblung man fid) gern abmenbet; oft
träufeln fte aud) nur an ben SBolfen, hinter betten ber Sftonb gute
9ftuße ßat, ttub laffen oon ber 2lrt beS ©eifteS, ben ©eift anguregen,
wenig fpürett.
3u guter Stunbe ßat baßer £ er mann ©titttm eS unter-
nommen, ttnS baS ©efammtbilb ©oetße’S wiebet oor 2lugcn gu
jteUen oßne abgießenbeS unb oerwirrenbeS ©ingeßen auf baS ÜDetail,
aber auf bem ©rttnbe umfaffenber ^emitniß beffelbett fein Leben
unb ©ießten itt einer ©inßeit gleicßfam wie aus einem ©uffe gu
fcßilbern. ©oebefe ßat in feinem forgfanten unb fleißigen
23ud)e bie Summe bet ©rgebniffe attS ber bisherigen gorfeßung
gegogen unb in leßrreidjer 2Beife baS gufammengejtellt, was wir
üon ißm wiffen. ©rtmrn fteßt auf einem ßößeren Stanbpunct
ber Betrachtung: oon bem 23oben ber ©egenwart, weld)e eine neue
©poeße beutf^en LebettS eröffnet ßat, feßaut er auf bte Perfon unb
baS Scßaffen beS 2)id)terS, auf ben ©tnfluß, ben er auf SDRit- unb
3ßad)welt geübt ßat; feinem burd) bie ©rfaßrungen unferer Sage
gefcßärften 23ltcEe, ftetlen fteß bie ©tlebniffe unb $Did)tungen
©oetße’S in organifeßem Sufammeußauge bar; in mufterßafter
3)arftellung, welcße bureß ißre grifeße unb Lebenbigfeit ißre urfprüng-
ließe 23eftimmung für ben münblicßen 23ortrag empftnben läßt, ent-
wirft er uns fein 23ilb unb bringt eS bem bureß fteigenbeS Snter-
effe gefeffelten Lefet gu leidster Slnfcßauung. SBentg über ein Saßr-
ßunbert ift feit ©oetße’S erftem 2luftreten oergangen, noeß fein
ßalbeS feit feinem Sobe: bie 5Jiöglt^feit einer wahrhaft ßiftorifeßen
©rfaffung feiner ©eftalt beweift uns ©rimm’S geiftoolleS 23ud).
2)te 5)arftellung fd)ließt fieß ben natürlichen Slbfcßnitten beS
Lebens unb ber fortfd)reitenben Sßätigfeit ©oetße’S an. Snerft
bie Sugenb bis gum ©intritt in 2Beimar, bie granffurter Seit; fte
wirb mit einer gewiffeit 23orltebe in geßn 23orlefungen beßanbelt;
fte breitet fieß aber aueß am flarften oor unfern 23Ucfen attS, ßat
fie bod) ©octße felbft in „S)tcßtung unb SLahrßeit" gefcßilbert.
3n wie ßoßem 5DRaße eS ©rimnt gelungen ift, ben fünftlerifdjen
unb gefcßtcßtlicßen 2Bertß tiefes 2ßerfcS gu witrbigen, baS mad)t ber
unübertrefflid) fd)öne 2lbfd)nitt über grieberife oon Scfenßeim
flar. 2lttt längften oerweilt er, wie billig, bei @ö& uttb bei 25er«
tß er, beren ©ntfteßen unb 2ßerben tut ©eifte beS 2)id)terS unter
bem ©inflitß feiner ©rlebniffe er mit einbriugeuber Sd)ärfe barlegt.
Sßoßl ift eS nteift 23efanntcS, was er uns oorfüßrt; aber er über-
rafeßt unb erfreut unS uid)t nur burd) manchen einzelnen 3ug; ber
fieß feinem forfeßenben 2luge bargeboten ßat, foitbent er übt au^
baburd) auf ben Lefer einen etgentßümlidjcn 9ieig, baß er ißnt baS
23efatmte itt neuem Liebte geigt, weil in fteter 23egicßttng gu
©oetße felbft unb gtt ber ißn umgebenben 2Belt. BefonberS
müffen wir bie Äunft ßeroorßeben, mit meld)cr er baS ©ingehte
burd) feine Slnfnüpfung an baS 2lllgemeine in bie red)te 23eleud)-
tuitg gu ftetlen oerfteßt: eS finb oft nur furge aber anicßaulicße
.©ßaracteriftifen wie bie ber alten freien 9icid)Sftabt, weld)e bureß
ißre engen unb eingerofteten 23erßältniffe bem auffirebcitben 3)id)«
tevgeift gu einer unerträglidjen geffd werben mußte, ober bie ber
tlnioerfitäten unb Stabte Leipgig uttb Straßburg, ober ber sJ3iän-
tter, welcße für ©oetße bebeutenb geworben finb, wie Berber’s
— bem er woßl, wie wtr fürcßteit, uießt oöllig gerecht geworben ift
— Laoater’S, Jacobi’S; oft nur fnappe aber inßaltmd)C lieber*
fid)tcit wie bie über bie ©efd)i<ßte beS mobernen SßeatcrS uttb 9io-
manS, nnb nod) meßr an einer fpäteren Stelle über bie SBeltftellung
9RomS in brei Saßrtaufettben: aber immer erreid)t er feinen 3wecf,
bas Bilb ©oetßc’S itt ftßärferen Umriffett gu ffiggtren unb baS
23er[tänbntß feiner ©ntwicflung unb feines Sd)affenS gu ocrtiefeit.
•©egenüber beut 3ftobe geworbenen Streben, in Spinoga ben £n;bel
gu preifen, welker bie ^teroett unferer Literatur auf bte .£)ößT ißrer
25eltan|d)auung erßobett ßabe, geießnet ftd) ©rintm bureß bte Be*
fonneußeit attS, mit welcßer er über ©oetße’S 23erßältniß gu bie-
fern 2)enfer urtßeilt. 25ir erfemten eS aueß gern an, baß er fieß
über feine Stellung gum ©ßriftcntßitm uießt itt ben üblichen bana-
len Pßrafen auSläßt, fonbern baS reltgiöfe Bebürfniß mit fftaeß-
bruef betont, welcßeS aueß itt ©oetße mächtig genug gewefen ift,
um nteßt ben ©lauben an ben perfönlicßen ©ott unb an bie inbioi«
buelle Unfterblicßfeit über Borb gu werfen: baS ßat er freilich uießt
erwiefen, baß mit biefen beiben „©IanbenSartifelit", welcße „in bie
gunbamentc feines ©afeinS eingemauert waren", bem religiöfett
Bebürfniß überhaupt genug getßan werbe. Steffenb ftnb bie Be-
mertuttgen, weld)e er über bie ©ultnroölfer, bie ©riedjen, ftiorna-
nett, ©ermatten uttb Semiten rnaeßt, „auS beren untrennbar gufam-
menwirfenber Strbeit ttnfere ©ultur, ber geiftige 3«fianb( innerhalb
beffen wir leben unb arbeiten, ßeroorgegangen ift uttb immer noeß
ßeroorgeßt"; eS mag aueß fein, baß unter ißren fttepräfentanten
Corner, Sfiapßael, SßafeSfpeare unb Sptnoga für ©oetße bte
erften piajje einneßmen: aber was er auS ber ißtt umgebenben
cßriftlicßen 2ltntofpßäre eingeatßmet ßat, barüber follte man bei ißnt
unb anbern uießt als felbftoerftänblid) ßinweggeßen. —
^e fieben 23orIefungen beßanbeln barauf bie erften geßn Saßre
in 25eimar mit ber italiänifdjen Sieife unb bie Icjjte anSgebeßnte
LebenSpertobe bis gu feinem Sobe, innerhalb beren fein Sufammen-
wtrfen mit Scßiller fieß abßebt uttb eingeßenb gewürbigt wirb,
fftur ©ingelneS fönnen wir auS biefem Sßetle ßeroorßeben. föltt
großer 3artßeit wirb auf baS oielberufene 23erßältniß gu ©ßar»
lotte 0. Stein eingegangen; naeß ben jüngften Berßanblungen
barüber füßlt man bet btefer SDarfieUuttg, welcße mit feinem Sinne
baS Olätßfel pfpcßologifcß gu löfen fueßt, fieß wie oon einem SDrucfe
befreit. 2lucß auf feine Stellung gum £ergog, beren ©ntwicflung
einer Betrad)tung untergogen wirb, fäüt mancßeS neue Streifli^t.
2)ie ©langpunfte aber erf^ßeinen uns bie Befprecßung über
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Z 38
815
816
nie unb Saffo, bic flare unb anmutpenbe Darlegung über ben
©tpl beg 3Did^terö unb über feine miffenffaftltfen gorffungen,
gulefct unb »or adern bet Slbffnitt über gauft, in melf em er alleg,
mag er über ©oetpe’S Doppelleben alg Dieter unb Denfer unb
über feine ©ntmicflung unb Mengauffaffung gefagt pat, in unBer*
gleiflif er SBeife gufammengufaffen Berflept. Darüber ift nun frei-
licp ein 36er! mie ber „SBeftßjtlif e DiBan" gu !urg gefommen, auf
manches anbere pat fif mit ülnbeutungen begnügen müffen: für
bie Defonomie Bon SBorlefungen ift eben bag ©nbe beg ©emefterg
befiimmenb. Dof mirb man feinen für bag 33üb ©oetpe’g me»
fentlifen 3ng Bermiffen.
©g ift bie ©igenffaft maprpaft großer ^perfonlif!eiten, baff
fte bie piftoriffe Arbeit auf lange, ungemepne Dauer in 2lnfpruf
nepmen. 3ebe§ naffolgenbe ^aprpunbert pat fif mit ipnen auö*
einanber gu fepen, eg mirb naf bem SÖGape feiner ©ntmitflung unb
feiner Slnffauungen tiefer in ipr SBefen einbringen unb ipr 33ilb
fiep immer neu guteftlegen; erft menn biefe piftoriffe Slrbeit auf-
port, erft bann mürbe ipr SBirfen gu ©nbe gepen, erft bann mürben
fte tobt fein. ©o paben bie ^elbengeftalten ber grtefiffen unb
no<p mepr beg rßmiff en 9lltertpum§ bur(p nufere Seit ein eingepenbereg
33erftänbnip unb eine itmfaffenbere SBürbigung gefunben; fo mirb
für bie Heroen beg ©eifteglebeng in ber SSergangenpeit immer
erneute llnterfufung erforberlif unb mit berfelben mäfft ipre
33ebeutung; fo ift Konter »bie abgefpiegelte SBaprpeit einer uralten
©egenmart" geblieben unb beffäftigt unauggefept bie gorffwtg.
@o lebt unb mirft 6utper im beutff en 3Solfe fort; naf ipren
©efiftgpunften unb tn iprer SBeife paben bie Berffiebenen
©efflefter naf iprn fein 33tlb fiep geftaltet; bie ©egenmart mit
tpren 33emegungen pat auf ipn gurücfgefüprt unb in fein ©Raffen
nnb Söirfen neue, big bapin niept geapnte ©inblitfe eröffnet, fo baff
eg ff eint, unferer 3ett erft märe eg Borbepalten gemefen, ein BoUeg
S3Ub Bon iprn gu geminnen. Slepnlif mirb eg mit ©oetpe ergepen.
Unmiberfpref lif pat er eine na<p Bielen Stiftungen fif erftreäenbe
©intoirlung auf bag ©eifiegleben unfereg 2$oIfeS geübt, menn auf
nift fo nnioerfeü alg Shttper. Dag fepen mir mit Älarpeit, bap
er bA^. ©rftepen einer SBeltliteratur angebapnt unb ben ©intritt
unferer Literatur in biefelbc ermßglift pat; nift minber auf bag,
bap er unferer ©praf e fein ©epräge aufgebrfteft unb jie erft maprpaft
befäpigt pat, in allen geifern t>eg geiftigen ©faffeng ben ©ebanten
ipren entfprefenben 9lugbruc! gu Berleipen. Die pßffte ©inpeit
ber ©prafe unb Literatur, melf e bag beutff e fßol! fe gefepen pat,
gept auf ipn gurücf; an ipn fnüpfen fif auf ipre 26trfungen; fie
bilbet bie breitefte unb ftf erfte ©runblage, auf melf er bag neue
Steif erftanben ift, grabe mie ipr, alg fte gum erften SDRal Bor
einem Saprtaufenb mirffam mürbe, Deutfflanb feinen Stamen unb
feine ©pifteng nerbantt. SJtan fiept, mie burf bie ©egenmart ein
neueg 6ift auf bie Sebengarbeit ©oetpe’g fällt, man ertennt bie
SSereftigung ber piftoriffen gorffung, melfe mit ben neu ge»
monnenen ©efiftgpunften in fein 2eben unb Diften bringt. Die
©effifte mirb fo naf bem befannten SBort eine rütfmärtg gemenbete
?Proppetie. £. ©rimm pat bag SSerbienft, bap er ung ©oetpe
guerft in eft piftoriffer SOÖeife geffilbert pat. Darum nimmt fein
33uf nift nur eine peroorragenbe ©tellung in ber ®oetpe»6iteratur
ein unb barf ber entgegenfommenben Speihtapme aller gebilbeten
Greife gemip fein, fonbern eg pat auf einen bleibenben SBertp,
auf menu einmal ein fpätereg Urtpeil ben Stapmen beg S3ilbeg alg
gu eng unb manfe Linien alg Bergeifnet erfennen follte. —
/rank: <&rfd)id)te to föationalistmia unk frinrr
(Ükgcnfü^ex).
ttafbem bie Hoffnung, bap Spolucf feine gebiegenfte unb
reif fte geffiftlife Arbeit, bie begonnene ©effifte beg Stationa*
J) ©effifte beg Stationaligmug unb feiner ©egenfäpe
»on Dr. ©. grant, $)rofeffor in Bien. Seipgig. Cartel. VI unb
410. 3ugletf alg britter 33anb ber „©effifte ber fProteftantiffen
Speologie"; ton ber beutff en Slufflärung big gnr 5Uütpegett beg Station
naligmug 1750—1817.
ligmug Bollenben merbe, gering gemorben ift, mar ^»rofeffor ©.
grant berjenige, Bon bem man guerft eine ©effifte beg Stationa»
ligmug ermatten burfte. Staf gepnfäprigem 3®iffenraum pat er
biefelbe nun alg britten 33anb feiner ©effifte ber proteftantiffen
Speologie auf ben gmeiten folgen laffen. Die lange Dauer ifl bem
SBerte gu ©ute getommen; eg erffeint naf gornt unb Snpalt ge-
reifter, ber ©tanbpuntt beg SSerfafferg mapBoller unb gerefter.
graut ff reibt befanntlif in ber Spanier |>afe’g, er faracterifirt
bie S)erfonen mit tpren eigenen ober iprer 3eitgenoffen SBorten unb
maft burf folfe fPortraitirung ber ©ingelnen ben aUgemeinen
©ang ber ©effifte lebenbig. ©o merben mir im erften 3lbffnitt
beg üßuf eg burf eine ©allerie ber Slufflärer gefüprt, bie bie ©frift
gelten laffen mollen, biefelbe aber burf bie 2lccommobationgpppo»
tpefe fif bienftbar maf en. Spnen gegenüber fiept bie Steipe ber
SJtänner, bie burf ©efüplgBertiefung ein peilfameg ©egengemift
gegen bie Steologen bilbeten, Sengei, ÖaBater, ^amaitn unb
ipre greunbe, unb gulept Berber. SJtit Äant läpt ber Ser faff er
treffenb ben eigentlifen Stationaligmitg beginnen, ber bie Sernunft
allein auf ben $£pron fe^t, unb bie fPerfectibilität beg ©priften»
tpumg leprt; barum pebt auf mit Äant, bem gifte unb ©fel-
ling in ipren früperen ©tabien angereipt fhtb, ber grneite 3tb*
ffnitt beg äßerteg an. Spnen gegenüber ftepen bann bie Sfeolo«
gen beg gefunben Sftenffenoerftanbeg unb bie Häupter beg ©uper«
naturaligmug.
3n nift menigen 5|lunlten pat bie reife Selefenpeit grant’s
Sergeffeneg an’g 6ift gebracht, bag ©ange ift geiftreif unb anre*
genb geffrieben. ©otlten mir begüglicp ber DarfteUiutg einen
SJtangel berüpren, fo märe eg ber, bap fte gu Biel ^itanteg bringt
unb gu menig Stupepuntte für tunffauenbe unb einbringenbe Se«
traftung pat. lieber SSlanfeg, mc$ gefagt, mag auggelaffen ift,
mirb man big gum ©rffeinen beg folgenben Sanbeg bag Urtpeil
fugpenbiren müffen. Unfere 3eit fiept in fo Bieten Segtepungen
unter ber ©inmirtung beg alten unb beg mieberaufgeftanbenen Sia*
tionaligmug, bap biefe erfte grünblife unb umfaffenbe ©effifte
beffelben banfbar Bon ung entgegengenommen mirb. —
Citeratur.
^Irebigtbuf auf bie geft», ©onn» unb geiertage Bon
©. Stpeurer, ©tabtpfarrer an ber ©tiftgtirfe in ©tuttgart.
Stuttgart, ?)aul Sliofer 1875. Sroff. 6 SJt. 20 5ßf.; geb. 7 SJt.
50 sßf. ©. 855.
©in Saprgang 5prebigten aug ber £>eimatp ^)ofa(fer’g ift
ung immer eine beaftensmertpe ©abe. SBir finb gemopnt, Bon
bort reife unb Bolle ©amentorner gu empfangen, unb fepen febeg
neue Suf gern barauf an, ob eg ben alten ©eift lebenbig in fif
trägt. SSpeurer’g fßrebigten finb nun mirtlif tßftlife 3cugniffe
eineg lebenbigen ©laubeng: tief unb einfaf, mäftig unb anbrin«
genb, freubig unb nüftern, gang eingetauft in bie Sebengftrome
peiliger ©frift unb bof treffenb angemanbt auf bie Slotpe unb
Kämpfe, bie Serfufungen unb ©efapren ber ©egenmart, atpmen
fie reft ben ©eift, ber in unfern Sagen Stotp tput. ©ie finb aller*
meift über Septe ber beibeu SBürtembergiffen ^eritopen-Saprgänge
gepalten; aber bag mirb fte, poffen mir, nift pinbern, auf ben
©liebem anberer $irf enfreife bie ©rquiefung unb Anregung gu ge«
mäpren, bie mir felbft beim 8efen baraug empfangen paben. —
Cringegangen fitcbcögabctt.
fiir bic bebrängten Cljriftcn in ber ÜDiitkci:
1) burf bag Stuttgarter en. ©omttagSbl. 8. ©enbung 211 üöt. 2) non
g. ©. £. in ©. 10 W. 3) ©. S>. 3 m.
für bie Ütiffiun unter betv €oll)»:
burf bag Stuttgarter eo. Sonntaggblatt G2
für bic berliner ötabtmiffion:
burf bag Stuttgarter en. Sonntaggblatt 27 3)1.
für ba* Utagöalenenftift in Berlin:
©. 9). 3 3)?.___________________
Drurf Don ©ebr. Unger (Sp. ©rimm) tn Berlin, Sfönebergerftr. 17a.
J&ierju brei Beilagen*
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Z 38
aus
Beilage zum H^mburgischen Correspondenten,
Nr. 293 , 1876,Dez.10, S. 1
Srlefutigen, gehalten an her lönigl. UniuerfUät gu ^Berlin
non ^ermann (Stimm.
(Berlin bei 2ß. £erß. Sroei S3änbe.)
Obgleich bie SBctfenhmg in ©oetbe’g Seben unb Schaffen
gu ben Sieblinggbefdmftigungen beutfeher Scbriftfteßer gehört
unb obgleich bie ber ©rforfebung beg größten beutfchenSichterg
geroibmete Siteratur unaufhörlich anroöcbft, ift eg groangig
;"yabre ber, baß bag lebte gum ©emeingut geworbene 93uch über
©oetbe an bie Dcffentlicbleit trat, ^ür mehr als ein Surrogat
bat bie netbienftuoße, febon wegen tbreg Urfprungg böcbft be«
beutfame unb merlroürbige Seweg’fcbe SBiograpbte betien, bie
©oetbe wirtlich gelefen batten, niemals gelten fönnen. Söeber
bie liebeoofle Eingabe, mit melier ber Stfeifafier ft<b in feinen
Stoff vertiefte, noch fein glärigcnbcg Talent für culturgef<bi<ht«
Iidbe Säuberung fonnten bafür entfdjäbigen, baß Seweg in ber
beutfeben Siteratur ein trembling unb in ber ©efebichte beg
beulten ©eifteg gu unoollftänbig orienlirt mar, um auch nur
ben gehörigen SUtaßftab fiit bie SCBürbigung beg größten S)i<hterg
ber neueren Seit gu beftßen. Seroeg rourbe unb roirb gelcfen,
roeil bie älteren ©oetbebiograpbien uöllig ungenießbar fvnb,
roeil ber SSctfaffer beg „Life of Goethe“ etu oorgüglidjer
Scbriftfteßer ift, ber über bie äußeren, ©oetbe umgebenben
ÜBetbältniffe uortrcfflicb SBefdjeib roeiß unb enblid) roeil eg für
ung non Sntereffe fein mußte, barüber unterrichtet gu werben,
wie bag beutfebe Seben beg 18. Sabtbunbertg ftd) in bem
©eift eincg unbefangenen unb babei roobltnollenbcn gremben
fpiegelte, ber ingbefonbere bie tßüringifcben Suftänbe ber
Schüler« unb ©oetbegeit mit nerftänbnißnoüem ©ifer ftubirt,
mit außerorbentlt er Sebenbigleit unb Slnfchaulichteit gu tilbern
gemußt bat. 2)ie SBerbienfte, welche Seroeg in biefer SRüdfubt
errootben, fmb fo groß, bie Säuberungen, roelcbe er non beg
föicbterg äußerem Sebenggang entwirft, fo angiebenb unb lehr«
reich, baß roir über ben 9teft gern binroegfeben, unb, ohne baß
eg ung Ueberroinbung ober Unbehagen fofiet, feine in jeher
SHüdftcbt ungenießbaren SBerfuche gut Schäftung beg „£affo",
beg „fjauft" ober beg „SEÖilbelm SJleißer“ überfcblagen. Sn
einer ©ntfebäbigung für bag, mag Seroeg fchulbig blieb, bat cg
ber beulten Sefewelt big heute gefehlt. $ie große Sabl berer,
bie aug äußeren ober inneren ©rünben non ber jßlögltleit
auggefcbloffen fmb, mit ber Specialforfchung Schritt gu halten
unb ba, roo fte Sluffhluß unb ^Belehrung perlangen, an bie
Duellen gurürfgugehen, ficht ftd) pergeblicft nad) einem 93udh
um, bag bie Summe ber neueften fteflfteflungen über ©oetbe
gu gießen unb in gemeinperftänblter SEBeife auggubreiten
gemußt hätte.
Schon alg erfter SBetfudj gut Slugfüßung biefer Süäe bat
bag in ber Sluffchrift biefeg S3erid)tg genannte SBetl außerge«
wohnlichen Slnfprud) auf bie Xbeilnabme ber beutfeben ©efeß«
taft. ©nblid) ein gufammenfaffenbeg 23u<h über ©oetbe unb
bag non berufener feanb, enblid) ein Such, bag nicht bie
grucht gelehrter ßJlofaifarbeit, fonbern bag f)Srobuct eineg bem
S'unftftubium geroibmeten Sebeng ift! Hermann ©rimm gehört
gu ben roentgen unfererSdtgenoffen, benen bag ©lüä geworben,
an einem Snittelpunft mobernen Sebeng unb hoch in birectem
beftänbigem ©ontact mit ber 2rabition unfeter aolbenen
Siteraturperiobe emporgefommen gu fein. Scr.er hohe Slbel ber
beutfeben ©efelifcbaft, ben man por groangig fahren bie
„©oetbegemeinbe" gu nennen pflegte, bat bie £>eimatb feiner
Sugenb gebilbet, bie Ueberlieferungen ber Sarnbagen, Slrnim,
£umboIbt, Sßtarianne SBißcmer, Souife Sepbel u. 21. ift fein
natütlicheg ©tbe, bie SSertiefung in bie ftintetlaffenfcbaftcn ber
groangiger unb ber breißiger Sabre fein angeborener föeruf
geroefen, er bat mit einem SBefift angefangen, ben anbere
erft burd) bie Slrbeit eineg halben Sebeng erwerben mußte». —
SBeber für eine föiogtapbie, noch für eine gelehrte Slnalpfe
giebt bag ©rimm'fche $8ud) ft aug. Slug einer SHeibe atabe«
mifeber SBorlefungen entftanben unb bagn befttmmt, ©oetbe’g
ftaupttöpfungen biogtaphifdj gu erläutern, feftt baffelbe
bie SSetanntfchaft mit ben ^auptmomenten aug bem Seben beg
3)i<hterg poraug. „®en natürlichen 2lbfd)nitten beg Sebeng unb
ber porfchreitenbeu %bätigfeit ©oetbe’g" werben ^Betrachtungen
atigefhloffen, roelcbe balb ben äußeren ben dichter umgebenben
SBerbältniffen, balb ben ßigentbümlidjfeiten feiner inneren ©nt»
roidelung folgen, fi<h aber aßentbalben auf bag SBefentlicbe,
auf bie in ihren SBirfungen maß» unb fruebtgebenben URomente
bef(hränlen,unb grunbfäßlichanbembloßcn93eiroerloorübergeben.
SBei bem ungeheuren Umfang beg Stoffeg, beffen ^Bewältigung
eg galt, bat ber SBerfaffer eine Selbftbefdöränlung üben gu
müffen geglaubt, roeld)e geroiffe Partien pon ©oetbe’g Seben
ebenfo bei Seite ließ, roie gange ©ruppen feiner Schöpfungen; bei«
fpielgroeife fei erwähnt, baß weher ber Sranffurter ©reichen«
©pifobe, noch beg SSerbältniffeg gu Slnnette Sdjönfopf unb gu
JBcrifd) in Seipgig ©rwäbnung gcfchiebt unb baß bie für bag
äßeimarer Sweater getriebenen $rofa«S)ramen (ber ©roß«
Jopbta, bie Slufgeregten, ber SSürgergeneral u. f. ro.) ebenfo
unerörtert bleiben, roie bie fatprifdjen puppen« unb Saftnadjtg*
fpiele ber erften SBeimarer f^abre.
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Z 38
X
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gefdjaffenen ©eftalten in neuer 33eleu<htung gu erblicfen, bie
£uft, welche biefelben einfogen, mit gu athmen glauben. Sie
©chilbevung biefer Bett, in melier Buftänbe obwalteten, „bie
ein Suftjug, wie er beute um iebe ©de bläft, umgeftfirgt hätte"
unb bie bocb für unerfdbütterlid) galten, in meiner „eg unmög*
Heb festen, bafe ©reigniffe irgenb melier Art bie nationale
©ntwidelung bcfchleunigten," unb bie bennoeb oon ber Ahnung
eineg beoorftehenben BufammeHfturgeß burchgUtert mären, — biefe
©djilberung bilbet ben bentbar berebtftcn Kommentar gu ©eetbe’g
erften poetifeben 33etfuchen unb ju ben SBorbilbevn, melden
ber Setpgiger ©tubent nac&ftrebte, fie laffnt fptcielle Außfüb»
rungen über biefelben gerabegu unentbehrlich etfdjeincn. (Sben=
fo glängenb bemäbrt ©rimm’g unoerglcidjUcbeßSalent für Bufam*
menfaffungutibSarfiellung beß ©baratteriftifeben fich in ben Ab
fdjniiten, melcbe oon ben Steunben ber ©rrafcburger unb ber fpäte--
reu fjranffutter B^it, inßbefonbere oon Berber unb 2Jlerd, ben
beiben SlUännern banbeln, welche auf ben merbenben ©oethe
ben ftärfften unb uachhaltigftcn ©inbtud übten unb beren 3Bir*
fungen big in bie lebten Sabre oon ©oethe’g Sieben beuilid)
nadjgewiefen merben. Saß ©leicbe gilt oon ben Slugführungen
über SEBeimar unb über 9lom: ein breit gemalter fcintergtunb,
oon welchem bie einzelnen ©oetbe’fäieri Schöpfungen ftdh licht*
noll abheben, meil überall ba§ bloß Zufällige obet Bufäflig*
fcheinenbe hinroeggerüdt unb ben entfeheibenben Stagen gu
£eibc gegangen wirb. Surcb bie Anlage feineß Söerteß
in bie fDtöglicbleit oerfe^t, nur ba gu oermeilen, mo er gern
oetweilt, über bie Buftänbe, welche feinen gelben umgeben,
allenthalben genau orientirt, roeifj ©rimm ftd) mit einer Sree*
heit unb einem SBehagen gu bemegen, welcheß fich bem Sefer
unwillfütlich mittbeilt; man bat bie ©mpfinbung, auf einem
luftigen SBagen an ben &öben beß ©oethe’fchen ©eifteß oor>
überjufahren, mit auf ben ©ipfel beß 33ergeß geftelltgu werben,
oon bem auß ber Dlpmpier oon SBeimar bie 2BeIt überfah-
■Jtacb allen ©eiten bin werben fßerfpectioen eröffnet, bie
biß in unfere eigene Bnt bineinreidben unb in welche wir auß
bem ©tanbpuntt ber ©oethe’fchen Beit unb beß ©oetbe’fdjen
©eifteß gu blitfen glauben. Sab baß ©ingelne unb baß bem
©tanbpunlt beß 33ef<hauerß -Aäcbftliegenbe" babei häufig gu
furs fommt, bab mitunter über ben Singen, an weldhe ©oethe’ß
Sub ftieb, ein ÜRebel liegen bleibt, ben man gern befeitigt fähe,
baß mub bet biefer Art ber SBehanblung mit in ben Kauf ge*
nommen werben — bie unß erßffneten Außblide finb bafür
immer oon reichem unb feffelnbem Seben unb in ber Sftegel
oon übergeugenber SBabrbeit. Sie Urariffe ber ftauptftationen
oon ©oethe’ß Seben liegen Har unb beutlich ba, bie ftörenben
unb oerwirrenben ©ingelbeiten, welche bie ©pecialforfdjung
aufgehäuft hat, werben mutbig bei ©eite gefchoben, bamit ber
Sefer immer einen ooOen unb gangen ©inbrud erhält, bamit er
über bem 2ftenfcben nicht ben Sichter, über bem Sichter nid)t
ben HJtenfcben oergifct.
Söenn bei bem 33ericht über ein Iangeß, inhaltreicheß Sieben
an jebem SBenbepunft fofort bie©umme gegogen, auf Stagen,
welche gu ben beftrittenften ihter Beit gehören, ohne SBeitereß
eine präcife Antwort gegeben wirb, !ann eß ohne ben 3Biber*
fprudj berer, welche biefen 33erid)t entgegennehmen foHen, nid)t
abgehen. Auf folgen 3Biberfprucb mirb ©rimm fuh oielfacb
gefaßt machen müifen. Auch wenn man oon eingelnen gewag*
ten Ausführungen, wie benen über SJe)fing’ß 3ierbäUnife gum
beutfehen Sheater gang abfiebt unb fuh nur an bie öauptfachen
hält, bleibt beß Stagwürbigen, Bmetfelhaften unb Unaufge*
Härten genug übrig. Sn bem über ©eetbe’g ©pinogißmuß
hanbelnben Abfchnitt wirb g. 33. beß Sichterß ©lauben an
einen perfönlicben ©ott unb eine inbioibueüe Sortbauer nach
bem Sobe alß über aller Sißcuffton ftehenb, begegnet, ohne
bah ber Autor unß faßte, wie biefer ©lauben mit bem Gultuß
gegen ben ©cböpfcr beß mobernen fPantbeißmuß in Ueberein«
ftimmung gu bringen ift; baß 33erbältnifj gu Stau oon ©tein
wirb an bem ÜJtafjftabe beß ftttlicben SJewufttfetnß unferer Beit
gemtffen, ber Unterfchieb biefeß SJewujjtfeinß oon bem beß
18. Sahrhunbertß aber oöüig unberüdftchtigt gelaffen, bie 33er*
binbung mit ©htiftiane SBulpiuß auß ber „römifchen Steiheit,
einem rütäbchen auß jebem beliebigen ©tanbe neben fuh ©tel*
lung gu geben", erllärt unb babei an ber ©rwägung oorübet*
gegangen, bafs ber Außgang ein burchauß unrömifeber war.
3lod) gröber ift bie Bahl bet Angriffßpunlte, weldhe ber (an
unb für fich hödjft bebeutenbe unb gerabegu genial concipirte)
Abfchnitt über „©oethe unb ©duller" ber Äritif barbietet, —
baß lefete 3Bort barübet ift, unfereß 93ebüntenß, nicht gefagt
worben, oielleicht weil eß in ber gweiten Hälfte beß 19. Saht*
hunbertß überhaupt no^ nicht gefagt werben lann.
3
Hebet bie ©rfpriefjlidjteit biefcr 2Xrt bet ©ehanblung (bei
bet eS bet -Jlatur berSadje nadb ohne gewiffe SBilllüiItdjfetten
nicht abgehen fann) lägt fid) unaweifelhaft ftteitew: ober auch
wer bet bem Sföiberfprud) gegen biefe ajletgobe nerharrt, wirb ein«
ßefteben ntüffen, ba& fte bem notliegenben Suche itt mehrfacher
ytücEftdjt ju ©ute gekommen ift. Einmal ift bet SSerfaffer bet
SHühe übethoben gewefen, fid) bei bet Apologie einet 9ieihe
©oethe’fchet Schöpfungen aufauhalten, bie nifht fowoljl über-
lebt, als niemals lebenbig gewefen finb unb an bereit einmal
feftftefjenbent ©efdjirf auch bet berebtefte unb eitiflufireicbfte
5?ritiEer nichts mehr 3U änbern oermag. 2Beil nitßenb bet
Serfuch gemacht roirb, bem SSergänglichen unb 3ufäüigen, baS
bet ©octhe’fchen ©piftetts wie jebet anberen angehaftet, .Rttmng
anjuthun, ift ber Serfaffer in bet Sage geblieben, allenthalben
aus bem Sollen fehaffen unb in ungehemmtem 3uge bcnißinfel
führen ju tonnen, ber baS ^bealbilb beS größten ©eniuS
unfeter Nation entroerfen füllte. 3uro Slnbertt ift burd) biefe
ftoffliche 33efdjränfung Sftaum für eineffteihe culturgefchi<htn<het
Gpifoben gefdjafft motben, welche nicht nur gu ben ©lanjpartien
beS SBerEeS unb pnt Seften gehören, was ©timm überhaupt
gefdjrteben hat, fonbern bie für baS Serftänbnife non ©oethe’S
(tntroidelung aufjerorbentlid) fruchtbar ftnb, hierher ftnb «or
Mem bieunoerglei<hli<heS<hilbetunq beS alten gmnffurt mtb bie
eharaherifti! ber eigentümlichen ju jählen, welche ber
freien Bewegung beS jungen ©oettjeburch feine ©eburtin bem
patricifdjen öaufe einer greiftabt alten 3uf<hnitteS angelegt
waren. ®iefe SdjUberung hält uns nicht für bie ^lüchtigleit
fdjabloS, mit welcher bie (in ihren SBirfungen nießetcht unter*
fc&ätjte) Seipstger ijjeriobe behanbelt wirb — fte bilbet einen
Scitrag xum Serftänbnt ber erften ©oethe’fchen Schriften, beffen
hohen SJertt) wir nur bemjenigen gleidjfteflen möchten, ber bem
meifterhaften Gpcutfe über bie „europäiften3»ftünbe um 1700"
beijulegen ift. 2)ie Seblofigfeit beS aus beu ftämpfen beS 30s
jährigen Krieges heroorgcgangenett beutfcheu itnb europäifchen
öffentlichen SßefenS ift mit einer Reinheit unb Schärfe ge*
fchilbert, welche in ber neueren beutfchen Sitcratur faum ihres
©leihen hat. Dftit einigen wenigen Strichen wirb ber Sinters
gtunb, auf welchem bie gefammte nor=©oethe’fcht.’ Siteratur ber
©eutfchen fich bewegt, fo beutliät unb fo ftimmungSooll be=
jeichnet, bah wir bie non ben Sefftng, Älopftod, ßngel u. f. w. i
ilSlan unb Slnlage beS ©rimm’fchen sßudjeS hängen mit !
i oen SlngriffSpunften, weite baffelbe bietet, ju eng aufammen, j
als bafe über biefen $un!t noch Weiteres ju fagen wäre. 3)en !
5Danf beS SeferS werben biefem SGßerfe grabe diejenigen Partien i
am reichlichften eintragen, bet benen bie jfritil am meiften eins j
juwenben hat. S5ie 3)etaÜforfdmng über©oetbe fteht noch auf
halbem üöege ~ bie Summe biefeS SebenS heute ju sieben,
fonnte überhaupt nur unternehmen, wer im SBemufetfein
innerer Sicherheit über bie ftauptpunfte, frei bem 3uge feines
ÖerjenS folgte unb Nichts nach ber3ufriebenheitber ßleinmcifter
fragte. $aS hat Hermann ©rimm gethan unb bafür ftnb wir
ihm ju einem Saufe nerpfüdjtet, ber um fo lebhafter fein
wirb, alS Jiiemanb genauer, als ber SSerfaffer felbft über
bie Schwierigtciten biefeS Unternehmens unterrichtet ge*
wefen fein tann. Ohne bie „SBiffenfdjaftSreife" feines
Stoffes abgttwarten, hat er baS gegeben, was feit lange ers
wartet unb gewünfdjt würbe: einen auS ber guile etgehenben
StubiumS gefdjöpften, non ber £anb eines liebetollen unb
fretftnnigen Zünftlers geformten, wenn aut ftagmentanfcben
Slbrib beS bebeuteubften SebenS, baS überhaupt jemals non
einem Seutfchen gelebt worben. $n biefem Sinne wirb bie
beutfdje Sefewelt baS ©rimm’ftc Such entgegennehmen unb
3U feinem bleibenben ©igenthum machen.
—r—
/I
aus :Pall Mall Gazette,1869,Okt.4, S.11
GOETHE EXPLODED.
It is enough to sicken the soul and turn one’s hair grey to see the frantic
efforts of our time, not so much to “ investigate ” as to “ find out.” We
have no objection to the exegete and the scholiast of the period. He is
a worthy and useful member of society. His remarks may not be very
brilliant, his mind may be none of the largest, but lie plods away over his
author, young or old, good or bad, and produces in due time his honestly
begotten tome. But what we do abominate is that morbid hankering to startle
the world with some revelation or other about the productions of some of j
the proudest and greatest of its men, to “show up,” to “explode” them, to
prove that their noblest efforts, the things for which we honour their
memories, belong in fact to the genius of some obscure, deluded woman, j
Poor thing ! Our great man not only robbed her of her affections, but of j
her work, her glory, her wages. And she knows it; and though he be long j
dead she is silent—like a woman. But justice slumbers not. Mrs. A.,
in time, makes the acquaintance of a young and aspiring writer, and one
day they walk in the garden; the clouds are gathering in the west; if
they are Germans they say “Du” to each other (though she may be
as old as his great-grandmother); and he quotes poetry, and she listens
strangely. And of a sudden he looks at her fixedly, and, seized with a j
sudden prophetic inspiration, says, “ Thou art the poet: this song,
supposed to be (say) Goethe’s, it is thine ! it is thine ! ” And she, blush-
ing, looks as if there were a struggle in her breast; she looks as if she
wanted to say something, and at last she does say something. “ Yes, I did
■write this little song, but pray don’t tell anybody. I wrote many another
thing too which he afterwards called his. But pray don’t tell anybody.”
Proof she has none. Yes, she has a handkerchief of that larcenous poet’s,
and certain letters, and an embossed wax picture, and, oh ! many more
relics. And the young litterateur forthwith sits down and indites a “ sensa-
tional,” or, rather, a “ sentimental,” and sends it to press. And while he
is busy with the proof sheet his friends speak in little paragraphs of the
tremendous Goethe discovery that has been made by Herr Hermann Grimm.
We have blurted out the story. Yes, Hermann Grimm, under the
modest signature of H. G., has given a Goethe revelation to the world,
and he has come by it pretty much in the way above described. It is
to be found in full in a recent number of the “ Preussische Jahrbücher.”
Goethe, according to him, has misappropriated a ■woman’s poems in
the “Westöstlichen Divan.” We confess we would fain have silenced
this affair to death—stillgeschwiegen, as the Germans have most wisely
attempted—if to do so were in our power. What to us is most painful
about it is the fact that a writer of Grimm’s standing should so far have
yielded to an impulse of righteousness, let us call it, as to overlook the
absurd position he was preparing for himself. The worst part, however, is
this; that, being without the faintest trace of proof for the assertion he
brings forward, he actually dares to hint that Goethe must have stolen a
great deal more than Hermann Grimm has heard of.
But let us proceed to this tale of “ Goethe and Suleika,” as PI. G.’s
paper is entitled. The lady in question is Marianne von Willemer, of
whom we have all heard in connection with Goethe. He became
acquainted with her in his sixty-fifth year, and from that time till his death
they were friends, and kept up a correspondence. She had been educated
for the stage in Frankfort, but had only appeared there a few times when
Geheimrath von Willemer fell in love with her and married her. From all
accounts she was veiy charming and very intellectual, and Goethe liked her
and the salon she had formed. When Grimm made her acquaintance
not many years ago she was widowed, old, garrulous, living in the far
golden past when she had been pretty—a past she tried to keep alive,
chiefly by a certain pocket-handkerchief which Goethe once had given her.
Grimm, with sentimental complacency, describes how he found her sur-
rounded by relics of the great man—on one table all his letters to her,
loosely heaped up under a glass case, on another a poem gorgeously
mounted and framed, and so forth. After enlarging upon his intense
admiration for Marianne, and his exceeding great intimacy with her, he
proceeds to describe, in a manner too characteristic not to be given in his
own words, how during one summer she spent some weeks with him in the
country in the neighbourhood of Frankfort.
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Z 38
I remember distinctly (he writes) one evening when we had been walking together in
the flower garden talking of Goethe; the clouds were gathering in the west, foretelling
bad weather, and a sighing wind was passing over the fields. I know not how it was
that Goethe’s words from the “Westöstlichen Divan,” “ Ach, um deine feuchten
Schwingen, West, wie sehr ich dich beneide,” came into my mind, and as we walked
along I repeated them half to myself. Marianne stood still, looked at me for a while
with her bright and moving grey-blue eyes, and said, “ Stop ; what makes you repeat
that poem ? ” “ Oh, it just came to me so vividly,” I answered : “ it is one of Goethe’s
most beautiful ones.” Marianne still continued to look at me, as if she wanted to say
something, but could not make up her mind to do so. “I will tell you something,” I
called out suddenly, without knowing how I came to do it : “ This poem is yours—you
made it! ” This supposition was, after all, not so very much out of the way. That
part of the “Divan ” is almost entirely kept up like a duet, and I knew besides what a
large share Marianne had had, generally speaking', in the production of these
poems. [Is not this delicious?] “You must not tell it to anybody,” she began
again after a time, holding out her hand to me. “ Yes, I did make those verses.”
And yet it was a surprise (!) to me. She then ended the conversation, and the next
morning was the day of her departure. She was expected at Neuburg, near
Heidelberg. From that place I had a letter, in which, for the first time, she
expressed herself more openly upon her relations with Goethe. “ Frau von
Stein,” she wrote, “I never knew; I was never in Weimar, and saw Goethe first
at Frankfort in the year ’14. During a visit he paid us in the country, from the
12th of August till the 6th of October, 1815,1 got to know him, and to love him, and till
four weeks before his death I was in constant correspondence with him. But his letters
were quite different to those he wrote to Fran von Stein, and it seems to me a fatal
piece of indiscretion that they should have been printed. About six or eight weeks before
Goethe’s death he sent me a neatly tied-up packet, and wrote to me at the same time most
affectionately, saying that he sent me herewith my letters, and begged me to keep the
packet unopened until the uncertain hour which, alas, must but too soon strike. In the
very hour that I was told of his death I broke the seal, and found at once some lines in>
his own handwriting. They are in the new edition, and I wish to impose upon you the
task of finding them.” There was no difficulty about this. The poem is to be found
among the posthumous ones (vii., 219): “Vor die Augen meiner Lieben,” &c.a
Weimar, March 3, 1831.
Remarkably enough (Marianne pointed this out to me) these lines were written after
the death of Frau von Stein. “ You will be surprised,” she writes to me later
(Feb. 18, 1852) that I do not possess Eckermann, and have not read him for a long time,
but am just in the third volume of Goethe’s letters to the ‘ Stein.’ You will find at the end,
on the last leaf, the last page but one, the beginning of those lines which Goethe sent me
with my letters, and which were certainly written on the 3rd of March, 1831—therefore
after the death of the * Stein.’ But this must remain, as always, between ourselves.”
Marianne would, I aim sure, have approved its not remaining between ourselves (! !).
She had intended to leave to me her correspondence with Goethe, though from the
beginning I had begged her not to do so. I had apprehended the responsibility which
would grow out of such a possession. Finally, she changed her mind about it, and the
letters are to remain deposited at the Frankfort town library till the twentieth year after
her death.
In another letter she returned again to the subject of our conversation in the garden.’
“ In the ‘Divan’ (she writes, April 5, 1856) you must not sift anything; I have nothing
on my conscience but the ‘Ost und Westwinde,’ ‘Hochbeglückt in deiner Liebe,’ andi
‘ Sag du hast wohl viel gedichtet.’ But much of it I have inspired, suggested, and
experienced. I think I promised you thejoriginal of the ‘ Westwind ; ’ it differs very
little from the printed version, but still significantly. May this leaf be a leaf of spring
to you, and greet you stormily, for such a storm blows here as we have not had for long.”
On the 2ist of January, 1857, she writes still more to the point :—
“ I send you with this letter the lines that you asked for ; after all there is only one
which G. altered, and I really do not know why, for I think my own are really more
beautiful; and so as not to disappoint your expectations too greatly, I also send you a
few small bits which then formed the greatest charm of our correspondence, in which
the secret could not but be an essential ingredient. Those which I have marked out are
from the ‘Divan’ of Hafis. . . . Now when you read in the ‘ Divan’ the beautiful
poem ‘Geheimschrift,’ ‘Lasst euch, 0 Diplomaten,’ it will no longer be a ‘secret writing’ to
you, and I again have told you something more about the happiest time of my life. But
why I should do so just this evening, when I have already been struggling for an hour
with a bad pen and worse ink, is just because------&c. This has excited me so much
that I resolved to write to you at once, and send you this enclosure, which I looked for
a few days ago. I am possessed with the feeling that I shall soon be no longer able to
write to you, so I want to make up for lost time, and begin by sending you this sheet.
Keep true to me, and be discreet, and remember the little grandmother, ‘ ‘ M. \V.
“P. S.—As your having the Hafis is uncertain, I send you this little sheet, which
contains the said passages by myself, and also some of Goethe’s. It is a trifle, I well
know, and you must forgive me for troubling you with it. Good morning.”
It seems to me (writes Grimm) no breach of faith to publish these innocent
things now, almost ten years after Marianne’s death. She herself wishes that her
letters to Goethe, which she showed to no one, should appear after twice
that time. I do not know whether I should be able to write down these
things later (?). Her wash for secrecy referred chiefly to judgments on living persons,
which were contained in her letters, and which, if they had gone further, might have
made mischief, and could now have been of no interest. Enclosed in this letter was a small
sheet, on one side of which wras written:—“ Östwind, Wiedersehn d. 6. October 15.”
‘Was bedeutet die Bewegung ?’ See., the poem to be found in the original edition of
the “ West östlichen Divan,” p. 161. Goethe has changed the fourth stanza, making
it more passionate [did it never strike Herr Grimm that the process might have been
reversed, and that Frau von Willemer made it into Goethe-and-water in her copy?],
and not to its advantage either, to my thinking.
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Z 38
On the other side of the leaf stood the other poem, “ Ach um deine feuchten
Schwingen,” &c., but in this Goethe has altered very little. “ Hochbeglückt in
deiner Liebe,” which Marianne further confessed to, stands at page 125 in the “ Divan ”
under the title of “Suleika;” and “Sag du hast wohl viel gedichtet,” at page 132,
under the same title. These details are important, as showdng, though she had so large
a share in the “ Divan,” how little the work was familiar to her as a printed book.
[This is very confused.] Marianne had almost put into my hands the copy given her by
Goethe, but withdrew it again because she could not part with it.
We confess not quite to understand the force of all this. But such is»
this precious revelation, such are the proofs alleged. Scraps of confused
speeches and more confused letters from an infatuated old lady (however
charming at one time) are to convince us that Goethe knowingly committed
petty larceny, coolly stole some of the most exquisite jewels in his crown
from the young dancer who loved him ! But what shall we say of what
follows ?—
As she says (Grimm adds) that she has inspired much besides (which she may have
forgotten), we may surely attribute to her some others of the poems bearing the title of
“ Suleika.” For instance, “ Als ich auf dem Euphrat schiffte,” wdiere the last stanza no
doubt was originally something different : —
Also träumt’ ich, Morgenröthe
Blitzt ins Auge durch den Baum,
Sag Poete, sage Goethe,
Was bedeutet dieser Traum ?
Simrock first drew attention to the necessary alteration here of Hatem into Goethe,’
which seems quite as natural as in the poem “ Hatem,” page 149 :—
Du beschämst W'ie Morgenröthe,
Jener Gipfel ernste Wand,
Und noch einmal fühlet Goethe
Frühlingshauch und Sommerbrand.
The poem “ Geheimschrift” follows at page 173. And immediately afterwards, as
an answer to the “Abglanz,” page 175, the poem entitled “Suleika,” page 177,
“ Wie mit innigstem Behagen,” &c. At the same time, Marianne says nothing of it.
It almost seems to me as if with a certain prudence she wished not to betray the full
extent of her share in the “Divan.” In time, however, her letters will bring this to
light. It is also clear that her memory occasionally failed her. We must not forget
that Marianne was over seventy when she made these communications to me.
No, we will not forget it. Neither shall we forget that it is a scion of the
Grimms, himself distinguished as a writer, who has thus dared to bring
such a charge before the world—a charge suggested (let us not forget this
either) by himself to that dear and queer old lady of Frankfort.
[ i3°7 ]
aus
9
E5F American 1 eaders and students of Goethe's works
v> ill esteem it a boon to have presented to them Her-
man Giirums lectures on 77e Life and Times of
Goethe in so admirable a translation us that which
Hiss Sarah Holland Adams has made, and which
Messrs. Little, Brown & Co. publish in a substantial
volume. 1 hese twenty-five lectures present the most
thoughtful, symmetrical and well-considered account
of the great pout which has yet been given us. They
are psychological and philosophic as well as literary
mid historic in tiieir scope and temper, and they treat
Hie subject not merely as a commanding and creative
Intellect, but as an important phenomenon in the his-
tory of human development. The author acknowl-
edges his indebtedness to Mr. Emerson for the
suggestion of the historic view of Goethe,
and the translator dedicates her own share of the
work to Mr. Emerson, In acknowledgment of his rela-
tions with the author, his friendship for translators
and translations, and his intellectual influence. The
nuther considers Goethe’s life as divided into two pe-
riods—the Frankfort period, from mil to 17T(i, and
the Weimar period, from 177Ö to 1832. The second
period lie again divides into two epochs, separated by
the journey to Italy, and lie proceeds to connect the
incidents of Goethe’s life with his principal works as
they appeared in the course of the three epochs, thus
following the natural divisions of his life and the prog-
ress of Ills works. The material for the study of
Goethe’s life lie dh Lies into two parts—his own ao-
count and the testimony of others; and in both de-
partments he finds an abundance of it. The volume
5s profoundly interesting, and although the translator
speaks depyccatingly of her work and asks especial
charity for its defects, we are of the opinion that most
readers will agree that her rendering" is a very faith-
ful one.
aus
^s^LIFE AND TIMES OF GOETHE. ^ "Nj
Mrs. Sarah Holland Adams has translated with
great fluency and apparently with close conscien-
tiousness this remarkable work of Herman Grimm on
the great German master; and the result lies before
us in a richly printed and fascinating volume. A let-
ter from Grimm Is prefixed to the book, expressing
entire approval of the translator’s labors, and mak-
ing cordial acknowledgement of the author’s indebt-
edness to Emerson. “Although 1 grew up lu the
study of Goethe,” says Herr Grimm, “and had had
much Intercourse with those who have known him
personally, I am indebted to Emerson for the histori-
cal view of Goethe which taught me to regard him as
the great phenomenon in the universal development
of mankind.” Some may gainsay the extreme enthu-
siasm of this profound Goethe student; but we rather
rejoice that Goethe is one of the few themes on which
the denying spirit of the present permits enthusiasm,
and that the author of this volume has availed him-
self of that privilege to the full. The book is com-
posed of lectures, and eminently adapted for popular
reading. The events of the life are taken up in their
order, and the discussion of the works introduced
naturally In the periods of their production. Then at
the end follow’s a very interesting estimate of Goethe
as a student of natural science and as a politician,
with a study of Faust. What Grimm says of the
great German as a scientific investigator is especially
fresh and well worth perusal. Ho claims for him an
anticipation of Darwin, and, on Agassiz’s authority,
the first intimation of the glacial epoch. We also
commend the portion preceding this, in regard to the
Elective Affinities, which the critic explains on the
largest principles of sympathetic insight, in a manner
to surprise the most orthodox with the soundness of
the conclusion arrived at in Goethe’s own mind. All
the lectures are written In the most charming manner,
with the inspiration of deep study and quick appre-
ciation, and wdtli the ready illustrative power sup-
plied by wide knowledge and a keen practical intelli-
gence. So important a work, however, needs little
introduction and less praise. [Little, Brown & Com-
pany, publishers; Boston.]
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Z 38
/I
aus
THE AUTHOR OF “FAUST,”
Psychological Biography of the
Great German Writer.
His Position as the Lcadei'
of ISiiropesm Tlaowgilat.
I« 1845, when Goethe had been 13 years in
flis grave, there was no biography of the great
German in existence, nothing more than his
piece of autobiographical 'writing entitled
“Poetry ana Truth from My Life.” The late
George Ilcury Lewes was his first biographer.
His “Life and Works of Goethe,” began in
1845, was completed 10 years later, and was
and is the chief English source of oar knowl-
edge of the intellectual prince of Weimar. It
is badly put together, a sort of hodge-podge,
accurate in facts, but eccentric in ihcir inter-
pretation, singularly wanting in that clear
intelligence and insight which were first mani-
fest in Carlyle’s early German studies, and has
been manifest also in Emerson’s and Arnold’s
essays on Goethe. But within the last 20 years
it seems as if the literature concerning Goethe
grew apace, not only the correct publication
of his works, hut their critical interpretation,
the accumulation of facts about them, the
study of German literature through them, tlic
gradual looking at his chief writings as wo
look at the “Iliad” of ilomer, the "Divine
Comedy” of Dante, or the plays of Shake-
speare. It is now generally conceded that, out
of all this mass of interpretative writing, the
best work is Herman Grimm’s “Life and Times
of Goethe,” which has air ady taken the rank
in German biography long ago taken by
Deau Stanley’s “Life and Correspondence
of Dr. Arnold” in English literature,
and which, in the translation made
by Sarah Holland Adams, a sister of Mrs.
James T. Fields, now residing in Germany,
and at this moment published by Little,
Brown & Co. in a handsome octavo volume,
accompanied by an excellent engraving oE
Goethe in his 79th year, is likely to be widely
popular as the best critical biography, of the
chief figure in German literature since Lu-
ther’s time, that lias yet been or will be
written. No epitome of a work like this, in
Which the author seeks to interpret without
reserve the entire personality of Goethe as a
man, is possible. It is the first tune that a
German has done for his great countryman
what Carlyle did for him
MORE THAN HALF A CENTURY AGO.
It is the first successful attempt to treat
Goethe’s life as a whole, and show its psy-
chological uo less than its intellectual conii-
auity. Prof. Grimm is, of course, an apologist,
but his apology is based upon a correct under-
standing of his hero. A translation of this
work has been urgently needed. The lectures
have been published in Germany for two or
three years; it was with reference to their com-
mendation by Prof, Edward Dowden at Dub-
lin last winter, especially -his explanation oi'
Goethe’s love experiences, that a social storm
was created among tno literary people
of tliat provincial city; and it is bv
no means certain that the entire
American public will receive the
work without a moral protest, not
at anything indelicate in the text, but at Prof.
Grimm’s reasons for excusing Goethe’s con-
duct toward the women who charmed His
imaginations. The author’s reasons concern
the ability of one person to exhaust the sym-
pathy and intelligence of anolher, which is
the basis of all friendship, and Goethe’s
»Uiances with the ether sox are explained
upon this ground. Goellio was an exceptional
man. As Jung Stilling s.ud of him, his heart,
which few knew, was as great as his intellect,
which all knew. It is hazarding nothing to
say that whoever reads this biography care-
fully through will receive not only a liberal
edneation, but such an insight into the great
forces which go to the making of literature
that ho will fool as if he had entered into a
new world. It will bo well, if no-sible, to
read, at the same time. Mr. Lewes7 work, but
Extracts From the “Life and
Times of Goethe.”
Prof. Grimm understands his hero vastly bet-
ter. ilo has the lino spiritual insight and
temper which in Mr. Lewes is almost wholly
wanting, and his style abounds in intellectim!
sympathy and feeling. He has done for
Goethe’s memory, now that he is dead, what
Schiller did for the larger development of
Goethe s genius when they both dwelt in
Weimar, and the lesser loved the greater with-
out being absorbed hv him. The best service
we can do the book and our readers, however
is to let the author speak for himself on vital
points, but, before this is done,
WE MUST THANK PROF. GRIMM
for saying that “uo author, with whose writings
1 have lately become acquainted, had had such
influence upon me as Emerson. The manner
of writing of tiiis man, whom I hold to bo the
greatest of all living authors, has revealed to
me a new way of expressing thought. Al-
though 1 grew up in the study of Goethe, and
had had much intercourse with those who
have known him personally, 1 am indebted to
Emerson for the historical view ot Goellio,
which taught me to regard him as the great
phenomenon in the universal development of
mankind. In this sense I have sought to
represent him in these lectures.”
Goethe worked in the intellectual life of
Germany as some great physical phenomenon
works in the realm of nature. Next after
Luther lie created the German language and
literature. A\ hen he began to write,
Prof. Grimm, “tlie German language was as
limited in its general iniluonoc as the German
national interest in our politics. The nation
existed, had a silent consciousness of its
worth, and a presentiment of its future course;
but tliat was all. Among the criticisms which
Goethe wrote in the beginning of his literary
career, he speaks of the meaning of
patriotism, and asks how one could demand of
us such a feeling as inspired the Homans,
who fell themselves to bo citizens of
a world embracing empire. Any influence
beyond our own borders seemed tons impos-
sible. The English, Fronch and Italian critics
noticed German literary productions only so
far as our authors (by way of addition to for-
eign literature) allowed their works to appear
as a part of the same. Frederic the Great, if.
perchance, lie bad the honor tb he named at
all, was counted in Paris among French au-
thors, and regarded himself as such. At-
tempts had often been made before Goethe so
far to perfect the German language that ex-
pression might be found in it for the finer
shades of thought; but beyond a personal
circle these efforts were unsuccessful, lvlop-
stock, Lessing and Wmekelmann, while they
railed themselves of the
FORMS OF THE CLASSIC LANGUAGES
and of French and Italian, sought to create
their own German; but all without radical
effect. Herder had been more successful in
giving higher qualities to German prose than
any other writer, save Goethe. Herder
assisted Goethe more than any one in pro-
ducing a true living German language, which
later authors have becu taught by him to
write. This Goethe did by collecting together
and turning to advantage the work of all those
who had preceded him. Goethe would ascribe
this service to Wieland, but he lias himself in
reality oast all other attempts into the shade.
It was Goethe’s verses which made Schiller’s
flow; and he lent to Schlegel the fullness
whereby he convened Shakespeare almost
into a Gorman poet. Goethe’s prose has be-
come, by degrees, in all departments of intel
lectual life, 1 he standard form of expression.
Through Schelling it lias penetrated into
philosophy; through Savignv into iurispru-
dence; through Alexander von Humboldt
into natural science; and through Wilhelm
you Humboldt into philology. We are even
indebted to Goethe for our present style of
letter writing.”
Very sharp and just is the contrast between
his work and Voltaire’s: “No poet or thinker
lince the time of Luther has worked in so
many' different directions at once, and
permeated with his influence four successive
generations, as Goethe has done. How wholly
unlike was Voltaire's work in France. So far
as quantity is concerned, Voltaire embraced
far more; ‘ certainly ho worked more inten-
sively than Goethe' Also, during iiis life, ins
writings penetrated more instantaneously,
deeply and widely among the people. But he
Was not so unresistingly believed in; ho did
not stand upon llio same moral height with
Goethe.
VOLTAIRE DESTROYED; GOETHE BUILT UP.
Again. Goethe never tried to create a party
for a momentary aim; he always granted Ill’s
rivals full scope; his immortal weapons were
too precious ’ to be used against mortals.
Goethe worked quietly and imperceptibly,
like Nature herself. Wo see him everywhere
recognized, without envy, as a man raised
above men. ‘An Olympian enthroned over
Hie world,’ Jean Faul calls him; to whom no
one could give anything, who was enough to
himself. Goellio stands lifted above love and
aversion. The few who have acknowledged
themselves his enemies appear from the out-
set to have much trouble m maintaining their
stand-point, while today they seem utterly in-
comprehensible. And, even as regards these,
It was good fortune for any one to have been
in relation with Goellio; and it was impossible
to Ignore him.” To understand the author of
“Faust.” and measure bis work, early
and late, another extract is demanded:
“Goethe had a twofold life measured out to
“him, whose latter half, indeed, proved most
important to the full completion of that which
be had begun in the earlier part. He was al-
lowed to enter into the enjoyment of a secure
and undisturbed inheritance of the conquests
of his youth, as if he were his own heir and
successor to the throne. To how few lias
been granted this privilege! The latter Half of
the lives of Lessing and Herder were blighted.
Schiller began gradually to die just us he was
beginning really to live; just as tic had begun
to unfold bis canacities, and freely to make
the most of his creative power. We
RECALL THE NAMES OF MANY OTHERS,
Whose career was interrupted before their 40th
rear, although they seemed to possess a vigor
which should not have been exhausted in
double that number of years. It is curious to
reflect with what doubtful aspects Goethe
himself entered on the second portion of his
life. He scorned to be intellectually ex-
hausted. We gather from many observations
made at the close of the last century and the
beginning of this, that his friends in Wiemar
and ids admirers all over Germany had re-
signed themselves to the idea that
J he had passed his prime. * ■* *
But Goethe soars again! ‘Faust’
appears. With this poem, in the new cen-
tury, Goethe thrills all Germany as if for the
first time. No one had expected anything so
great. Once more lie carries the young a way
with him, while' their elders return to their
allegiance. Not until this time had he taken
complete possession of Germany. There had
always been rneu among us who had not felt
drawn to lain. Baron von Stein until now
had never read any of Goethe's works, and
now first makes his acquaintance. Goethe’s
influence manifests itself in quite a different
way from what it had done earlier. On all
sides he gains the ascendency. It now seems
as if lie only needed to stretch out his hand to
make ins power felt.”
Goethe owed everything to his mother. “To
his mother,” says our author, “he ascribes his
buoyant nature arid his love of story-tolling.
And, indeed, this was just what distinguished
tiie ‘Frau Hath.’ The mother had in her the
material to make a historic personago.
Goethe's father can be set aside; we do not
need him to understand Goethe. But his
mother is inseparable from him; she forms a
part of his being.
SHE UNDERSTOOD HIM FROM THE BEGIN-
NING;
she divined him. All that Goethe gloriously
fulfilled corresponded but to a part of the
still greater expectations which this woman
cherished. * * * Her constitution was like
iron. She did what she had to do at once in a
fresh, ready way, and swallowed the devil
without stopping to look at him. * * * She
was large and stately, and wore imposing
head-dresses; and she had always a circle of
young girls about her, who followed tier with
enthusiastic love. In the theatre she sat in
her owh box, and applauded as if site had a
special commission from Goethe. From there
stic presented her little grandchildren to the
public. Siic lias been described most beauti-
fully and truly, quite in tiie spirit of ‘Dich-
tung und Wahrheit,’ by Bettina. There are
many letters from her—natural, graphic, true
grandmother’s letters, with no dead word in
them." Next to his mother, in his early develop-
ment, came Herder. When "Herder and
Goot ho first met in Strasburg, it soon became
Goethe’s highest wish merely to revolve
around Herder as Ins planot.” This was after-
ward changed, and it is now Herder’s chief
title to fame that lie prepared the way for
Goethe, and was one of his earliest teachers.
Goethe, like all men of genius, speaks through
the characters in his earlier drnmaiic arid
fictitious works. Herder was ids severest
critic when Getz was produced, and at ins
instance the drama was entirely rewritten. It
was after it had been rewritten that Herder
granted to Goellio equality, if not supe-
riority, to litmself. “When lie undertook
Gdtz,' lus sister, trie Flachsland, Merck,
Herder and a few others formed his
whole public; when the work came out this
circlo was extended in manv directions. Tiie
personal feeling which Goethe hoped to
assuage by this task had long been outgrown,
and
HIS HEART HAD FORMED OTHER TIES
out of which a new poem arose in his soul,
whoso success was destined far to exceed tliat
ot ‘Gütz.’ ” The next work which engaged
his attention was the “Sorrows ot Werther,”
an idyl which grew out of his personal ex-
perience, and illustrates his power over the
women who wore from time to time attracted
to him. J’rof. Grimm treads on very delicate
ground when lie ventures to excuse Goethe’s
amours on tiie ground that a poet is entitled to
freedom which cannot begiven to the ordinary
man, but his plea for his hero is at least
entitled to a hearing, and he has evidently
given an unvarnished story of the facts. “In
■Werther’ is first revealed his homage to
nature in all her different aspects,
which was truly among Goethe’s in.
tuitions, but which had never found
expression until he began to write 'Werther. ’
There has never lived a greater literary land-
scape painter than Goethe. * * * His
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Z 38
[ERD I',U
in toxica- .i
awakening to the beauty of nature may al-
most be said to have been sudden.” There
are two facts which l’rof. Grimm calls funda-
mental in Goethe’s life: “The first was that,
so far as wo know, he never experi-
enced anything which wholly took him out of
himself, and that, even when he appears most
passionately excited, he still retains the
power 10 criticise himself. With him, therefore,
events, and liis subsequent reflections upon
them, mnst be carefully distinguished. * * *
The secoud was that Goethe does not mention
any living man, or any contemporary book,
that fully meets the wants of bis nature; no
man who could excite in him the feeling,
'Such I would like to have been!’ and no book
over which he might have thought: ‘This is
what 1 would have written, but it is better
than I could have written it.’
HE WAS ENTHUSIASTIC ABOUT HER
only as a learner, and after his first intoxica
tion was over returned to a conscitnisp es - •>?
his owli"|ii>"9ifioh. And so ho soon recovered
from his infatuation about Lavater and Jacobi,
and no one came after them by whom he al-
lowed himself to bo deluded as he had been
by tliese three men. As so on as he had gained
some measure of experience in life, lie always
knew beforehand that in time all these bril-
liant meteors would cense to dazzle him, and
that he should once more be sustained by his
own independent judgment. In contem-
plating all the influences which tended to de-
velop Goethe, we find that there are only four
men who had a lasting effect upon him, who,
as it were, lived in hi soul never to
be displaced—Ilomer, Shakespeare, Raphael
and Spinoza. These men were to him repre-
sentatives of the four mighty elements from
whose workings our European culture, or the
mental conditions iu which we live and labor,
arose and is still rising.”
The following passage in regard to the re-
ligious education of one who lias been de-
scribed as our “chief modern pagan,” lias
deep interest: “Goethe had grown up in a
religious family and in full knowledge cvf
what tlie Christian faith rests upon. He
who today can repeat the Cord’s prayer,
the Ten Commandments, the creed and
some hymns without hesitation, and who
knows something about the books of the Old
and New Testaments and the history of the
church, believes himself well instructed
religious matters. But in the last century, H i
was quite different. The comprehension of
the Christianity of the former century, as an
historical fact, becomes again of importance
now that our whole spiritual development
seems colored by its religious tendency,
Whatever our own personal belief may be, we
must at any rate make ourselves familiar with
the whole course-of
RELIGIOUS DEVELOPMENT IN GERMANY.
Everybody in the last century was well versed
in the Bible, and thoroughly schooled in the
differences of the creeds anil sects even to the
subtleties, which are nowadays familiar to
the professional theologian alone. As at
present every one is aquainted with what con-
cerns the army, and every family knows all
the necessary facts about its organization, its
duties, promotions, etc., as well as where the
different regiments are stationed, and who the
commanders are in the prominent places, be-
cause every family is in some way or other
connected with the army—so at that time men
were at home in all matters apper-
taining to the church, and knew the
names and relative importance of the
leading ministers, in science, poetry and
theology alone was free discussion or agitation
allowed, as has oeen already said. Who
would really catcli the flavor of this state of
things should read the romance of the (during
his life) renowned Berlin bookseller Nicolai“,
—'Sebaldus Nothanker.’ The four volumes
contain nothing but a series of rows between
the hero—who is a philosophic, liberal, open-
hearted country preacher—and Fate, in the
shape of some bigoted old theological wrost-
lers. Without an acquaintance with these
circumstances it is impossible to have an
Idea of the fights into which Lessing was con-
stantly drawn, or to comprehend the power of
Herder, who as a free-thinking theologian
had made himself master of all the subjects
that were in fermentation aoout him. Goctiio
had been, even as a child, initiated m these
matters, through his connection with the
Moravian Fräulein von Klettenberg. And
again in Strasburg he made use of an intro-
duction he had taken with him to
A FAMILY INCLINED TO THIS FAITII.
Goetlie was therefore perfectly familiar with
the Bible. The active part lie took in the
religious discussions of the day, as
shown by a number of his essays on
the leading topics and his intimate friend-
ship with the prophet Lavater, was natural.
Goethe’s earliest poem is a bombastic song on
the ‘Descent of Christ Into Hell,’ which is in
the ranting style of the preachers of the hist
century; but ’ nevertheless we observe that,
while he was perfectly at home on religious
subjects, they bevor completely absorbed him,
nor (timed him aside from ideas which came
from other sources. Herder and Lavater were
to him tlietwo.great streams whose unsteady
current bore onward the ecclesiastical life of
the time.”
Goethe’s manly appearance is one of the cur-
rent traditions of Germany. l’rof. Grimm
thus describes him: “Goethe was a strong,
broad-shouldered man, to whom heat and cold
made little difference, who could ride the day
long in the saddle and spend all night in the
woods or at a “kneip,” without its having any
particular effect upon him. At sleigh-
ing parties, balls, the phase, or at
fires, lie was one oi those who! mild out long-
'est. lie took the foremost place whenever he
thought it was his right, ln 'tn.-^Lcd proces-
sions he was seen on horseback in inagtuSfjcnt
old German costume, and after lie was niorfl
than (iO years.old ho appeared as a Knight
Templar lit a fancy ball, and astonished every-
body by his commanding beauty.
HE RODE OUT BRAVELY TO TIIE FRAY
at Valmy, where the balls of the renowned
cannonade fell thick about him, watched the
symptoms Of t he ‘white feather’ steal over him,
and afterward described all minutely, ducli
a physique was necessary in order to master
the iron will of the duke, and to hold iiis
place close beside him. Goethe had the inex-
haustible vitality necessary for his office.”
Here is a passage which “discloses the inner
existence of Goethe. Prof. Grimm says:
Goethe's ‘Faust’ speaks of the beiden seelen
which dwelt within his breast. This twofold
spiritual existence Goethe had been able best
to ob-erve in himself. There was in his nature
a mixture of blindness with the keen-
A est perspicacity, which, apart from each
^ other, worked out their various results side
by side within him. He says of himself that
he first wrote, rushing unconsciously on* and
only knew what lie had done when he taw it
on paper. Added to this was the necessity of
expressing himself in parables, lie was once
phrenologically examined by l)r. Gall, who
introduced phrenology, and, by his personal
experiments, spread it far and wide iu Ger-
many; and Gall declared that Goethe's most
[ conspicuous trait was to express himself in
tropes. lie could not conve t his thoughts
into exact words, and availed himself of poetic
imagery to suggest what he wished to say.
To 8täte it emphatically, Goethe gave up try-
ing to understand himself. In his old age,
speaking of himself to Chancellor Muller, lie
said: ‘What one actually is lie must find out
from others.’ Goethe shows himself on one
side a poet; a somnambulist who is not
conscious while he writes what flows from Iiis
pen ; a dreamer who does not understand him-
self, and is m his own eyes
A HALF-FICTITIOUS CREATURE;
is vacillating, confused and passionate; will
enjoy the goods of tins world, will surrender
himself to’the vague instincts of his nature,
and remove from his path all obstacles which
thronten to hinder it. But on tne other side,
in opposition to this, stands his unmerciful
objectivity and clearness of apprehension.
A demon whispers to him instantly Avherc the
weak side is in men and things. lie practices
tlie subtlest criticism, anatomizes men—others
as well as himself—and will not allow the
least embellishment of his results. So wo see
him as naturalist, statesman, historian. He
is decided, keen, cold. Now lie will not be
tempted by the pleasures of this world, but in-
sists that renunciation Is commanded. This
is his great word. With an unrelenting
severity, toward himself first of
all, he seeks to fulfil his duty.
The result of all this is that wc see Goctiio
always cither one or the other; nevor both
together, never the two orbits running into
one another. Either lie writes poetry, or lie
views almost indifferently what he has writ-
ten, not quite knowing what to do with it;
either like a deluded child he gives himself
wholly and confidingly to men, or he advances
to meet them sternly like a man hardened by
experience. These alterations in him never
ended. Lie always meets men with fresh
curiosity, and loves them while new, but re-
pulses them unmercifully
WHEN THE HOUR FOR CRITICISM ARRIVES,
for the consciousness of the folly outgrown
irritates him, and, in general, when he begins
to criticise nothing satisfies him. Goethe's
double nature found in Spinoza’s philosophy
its only adequate interpretation.”
Goethe had a predilection for Napoleon,
who, “on coining to Erfurt, sent for Goethe,
and held the famous conversation with lum, at
the close of which the exclamation burst from
his lips, 'Voila nil liomme!’ wbicli bears this
translation: ‘At last a man who stands face to
face witli me in Germany!’ Napoleon had
fathomed Goethe; but Goethe also knew how
to value Napoleon. In the midst of a confu-
sion which appeared inextricable, Goethe had
seen this youthful general rise like some
ancient hero, who, one against a host, con-
quered whole .nations with the stroke of a
club.”
Nothing in the whole biography is more
beautiful than the dosing passage: "If we
desire a true picture of thie Weimar life as it
day by day glided by, through Ins last JO
years, wc shall specially enjoy reading ‘Eckcr-
inanu's Reminiscences,’ together with those of
Chancellor von Müller. We realize, as if we
had been eye-witnesses, how Goethe strove
above all things to the very last to keep him-
self in contact witli the young. He often said
that this was the only means of
KEEPING THE HEART YOUNG.
His vitality was inexhaustible. Even in his
70th year a young and beautiful maiden
kindled m him a passion which it cost him a
monstrous effort to subdue; and from this
struggle arose some of his most ardent poems.
Goethe, while enjoying all the privileges of
r.ge, seemed merely hiding the powers of his
youth ana not to have lost them. Finally all
1 * is friends were dead—the duke, Frau von
St em, even his son, had gone before him. But
it did not crush him; to live was to him pure
enjoyment. Until his very last days spring
and sunshine always brought a fresh rapture to
his soul, and tempted him to explore in
all directions the fields and woods so dear to
him; while the recollections of old friends
springing up in his path refreshed him instead
of making him sad. He looked forward to
each new day with serene expectation and
genuine human curiosity as to what it might
bring forth. On the 22d of March, 1832, he
died. He might have lived on, like the patri-
archs of tlie Old Testament, 1'or decades.
Therefore his loss came at last like something
so unexpected, and was so deeply felt. It
seemed impossible that a man m the midst of
the enjovinent of iiis best powers could bo
torn away.”
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aus
GOETHE'S BETTIHÄ,
The Most Notable German
Woman of Her Age.
The Circumstances That
Formed Her Character.
Ml Brilliant *>y 3*s’®f.
Meraaiiu Crrinon.
Bettina von Aruhn fills, as Lewes says, a
larger space in the literary history or the 19th
century than any other German woman, but
her works are not greatly read today, and
even in her lifetime the distinction she won
was to bs attributed in part certainly to an alto*
gethor rare aud elevated nature. Gifts she
had Indeed, and was both intellectual and
accomplished, but, better than these, she was
lo all who knew her a sunbeam in the
flesh, and gave not only light but
the Promethean spark itself to all
who approached her. To those out-
ride of Germany, through a wretched
translation of her principal work, she appears
only as the most exaggerated sentimentalist of
a sentimental age—the Do£casinn Sheldon of
modern times. That this was neitner her
character nor style is proved by the abundant
testimony of many talented men still living
who feel a personal debt of gratitude to her,
such as they are conscious of to no other.
The following sketch of her was written
lately by Prof. Hermann Grimm of Berlin,
who married her daughter. His lectures on
"Goethe and His Times" have been translated
this year by Miss Adams of Boston, and will
be soon issued by Little & Brown. This
article we receive direct from Miss Adams,
who now resides in Germany:
Bettina was born at Frankfort on the Main
April 4, 1786. She married Achim von Arnim
in 1811 in Berlin. The ‘'Correspondence of
Goethe with a Child” appeared in 1836. She
died on the 20Lh of January, 185!).
Her correspondence with Goethe was pre-
ceded by oue with her brother, Clemens
Brentano, and with tiiet“.5tilladnme” Caroline
von Giinderrodc. In "these three books is
contained the narrative of Bectina’s childhood
and youth. Of these times she gives the most
graphic aud pleasing description. Her
mother was the Maximiliane von La
Roche, whom Goethe so charmingly
describes as just between tbe child and
maiden when she first came to greet him in
her mother’s house, aud whom he held so dear
afterward when a j-oung wife in Frankfort.
Biaximiliane’s character afforded the material
which completed his picture of Lotte in the
•‘.Sorrows of AVerther,” while her husband,
Bcttina’s father, gave the final emphasis to
the disagreeable character of Albert iu tbe ro-
mance. She was Bicutauo’s second wife, who,
after her early death, soon died himself.
Many brothers and sisters, all distinguished
tor beauty and wit, formed a closely-linked
chain, being iu the Idiosyncrasies of their
natures best understood by one another—a
great family, within whose circle were included
all who, as relations or friends, were es-
jmcially dear to them. The old family man-
sion of the “Golden Head” in the “Land-
Ksse.” in Frankfort, remained the central
me of this republican community within
which Bettina’s nature uniolded itself freely.
PERSONAL EXPERIENCE
was Betiina’s element and that of her broth-
ers and sisters. The moment absorbed her
and inspired at the same time the desire to re-
cord what interested her so deeply. Bettina’s
letters form an uninterrupted chronicle.
Those of her brother, Clemens Brentano,
who, in a yet higher degree than herself, com-
prehended aud gave form to the incidents of
daily life, bear the same character.
An Inexhaustible freshness and vital-
ity animated her to strive to obtain
a knowledge of the world in all directions.
Bettina was never ill, never a sufferer; nor,
even to tiie last years of her life, variable in
temper and mood, as is the case witli most of
us. A victorious soul dwelt in her. She was
overflowing with the most absolute confidence
that things wore taking the right direction.
She demanded large intercourse with people,
and active participation in important affairs.
She was cosmopolitan. From a child she was
accustomed to change of place. AYe find her
on the Main, on the Rhine, in Bavaria, Aus-
tria, Thuringia—always and everywhere sur-
rounded by friends or relatives.
This scope granted her maidenhood, Bettina
looked upon through her whole life as proper
and essential to her. The future must stand
open rich in anticipations if she were to be
content. Public life in the days m which her
youth fell favored universal views. Old forms
In Germany were disintegrating. Fresh talent,
Springing up everywhere, was not to be di-
verted from its proper channel, or monopo-
lized or smothered by party spirit. Each pur-
sued quietly his own path, only that a great
aim was common to all. Poetry, philology,
natural sciences, philosophy and politics
formed one great sea over which eacn
took his own course, with the sails
of all the others constantly in sight.
The young and gifted, reckless of the past,
were engrossed with the monstrous expecta-
tions of what the next day might bring forth.
Now, as I read the youthful letters ot my
father and uncle, I realize how all interest in
tbe past had disappeared, and all that was
good seemed to lie only in the future. It was
Bettina’s fate to be very intimate with the
noblest or those who thought and worked in
this spirit and to be allowed to penetrate even
into the processes of their mental labors.
Both Goethe’s and Beethoven’s letters to her,
Whose genuine form we know today, prove
bow seriously both men understood her.
Earnestness was the sign-manual of those
times. Bettina possessed the power to live in
the thoughts which distinguished the epoch,
and, through incessant study, to develop her-
self iu many directions. Her acquaintance
with Goethe, for which she was well ure-
pared, formed the climax of her routhful
strivings. She arrived m Berlin at the same
tune with Savigny, who had been called to the
new university. Savigny’s wife was Bettina’s
sister. Thither, also, repaired Clemens Bren-
tano. He was seven years older than Bettina,
Mid. like herself, had already been for years
kn intimate friend of Achim von Ar-
Dim’s. Among Arnim’s letters to my
father and uncle, which I am prepar-
ing for publication, the most beautiful
certainly are those in which Ins marriage with
Bettina are described. When my father spoke
of Von Arnlm it was always in a most impres-
sive manner. It seemed as if Arnim rose be-
fore Ins eyes. Armin and Goethe were his
most precious memories. Great talents, too
early removed from earth, become sanctifieu
tons. There was in Arnim’s nature, also, the
heroic, unburdened, joyous tone which dis-
tinguished Bettina’s, although with a different
expression. Bettina was a child of the South
—dark hair and dark eyes. She was fearless
and direct, and sought to mould circumstances
to her will. Arulm was of the North, and more
reserved. He was born for a country life. He
was the genuine Prussian nobleman. AVher-
ever lie appeared, I have heard it said, men
felt that some good spirit bad come among
them. An atmosphere of cheerfulness and
rare excellence made his presence a benedic-
tion lo all about him. He was courteous, ele-
gant, handsome, free, brave and single-
hearted. His style hud all these qualities. No
greater contrast could be found man between
his aud Clemens Brentano’s, as exhibited in
their correspondence. Arnim’s name is sur-
rounded with a peculiar lustre in our literary
history, but his workä are not widely known,
and the best of them too little distinguished
from the less successful.
IN NORTH GERMANY.
AVhen Bettina came to North Germany the
struggles with Napoleon were just boginning,
aad life, even in Berlin, full of excitement—
but though these conflicts were crowned with
Buccess, after the first intoxication of triumph
passed away, Germany relapsed into astute
of quietude which grew ever more profound.
Naught remained of the gigantic hones which
for many long years had 'roused the people,
and whose sure fulfilment the war for freedom
Beemcd to prophesy. As early as 18-20 Goethe
spoke of a feeling among the people of the
"••utter worthlessness of the present.” Not
until this time did Bettina throw herself fully
hito her new life. AA’itli her children around
her she now lived for many years in the re-
tirement of the Margrases country home. Of
these quiet years she tells us little. The
most important event which marked them
Was her acquaintance with Schleier-
macher, who confirmed her sons, and
with whom she exchanged letters, rich in
contents, which are as yet imprinted.
Bettina was just at the time of her marriage
estranged from Goethe. She had gone with
Arnim directly to Weimar, and there had a
Bliarp altercation with Goethe’s wife, I have
letters in Arnim’s own hand to Kiemer, in
Which he strove to gain, at least, a meeting
with Goethe; but Goethe drew back; the old
friendship was renounced and Bettina and
Arnlm mourned the loss bitterly. It was most
natural that they should always look forward
to a reunion. In the beginning of 1S20 the
idea was embraced in Frankfort of erecting a
memorial to Goethe in his native city. In
Boisseree’s letters, as well as m Rauch’s life
of Eggers, we read many of the details
of the plan. In the last piages
of tho diary (which forms the
third part of the “Correspondence with a
Child” Bettina relates how, at this time, the
thought of the drawing of the monument to
Goethe arose in her mind, which she after-
ward took to AVeimar. She would represent
Goethe ns he had appeared to her from the
first. For years she pursued this matter, into
Which Arnlm entered with enthusiasm equal
toner own. In 1831 Arnim died, and in tiie fol-
lowing year Goethe. Chancellor von Miiller
returned to Bettina her letters found among
Goethe’s posthumous papers. The thought
now struck her that she would raise a monu-
ment to Goethe In her own way, and, since
the sketch she had made could not be carried
out in marble, it should form the flrst leaf in
her “Correspondence with a Child,” and face
the title page bearing the dedication to
work the occnp’aiion she needed. Thoughts
of the far-off days of youth awoke in her soul
as she pored over the old letters. VVhat she
Would have said and written to Goethe, but
never did, and at tbe same time what—accord-
ing to her conception—Goethe might have said
In reply, should now subsequently find ex-
Jwasioa. The fruits should hang ripe aud
sweet on the boughs, as in her early days, and
weigh down the branches to meet the hand
which was to pluck them. This was the key-
note to Uns unique book, of which Meusebach,
in closing his review of it, justly said it would
with difficulty escajie immortality.
AVith each one, in recalling the (lays of
youth, Fancy sits like Penelope at the loom,
drawing out of the well the old threads to
weave them in anew. Even the most accu-
rate memory, when gathering up and laying
together the things which constitute expe-
rience on earth, will join the threads so as to
produce something like a work of art. Goethe
in ‘’Dichtung und AVah/Jicit” has acknowl-
edged the necessity and naturalness of this
process.
THE “CORRESPONDENCE AVITH A CHILD.”
Let us consider the kind of participation Bet-
tina had directly iu this work. She related to
Goethe the stories of herchildhood, just as her
mother had told them to her, and, at the same
time, how she had reconstructed them to suit
her own fancy. Goethe, who understood this
well, listened eagerly to these accounts, and,
as we see the use he made of them,
it seems quite possible that it wa6 Bet-
tina who first struck the touo in which
he wrote out later bis own narration.
Certain it is that the desire to
make experience conform to what it might
have been mured Bettina to begin to write
Slie never dreamed of looking upon the book
in which Goethe is made the inspiration ot
her young life ns anything but a work of art.
She freely confessed vviiat she had added to It,
saving that, in reality, she had never loved
Goethe passionately.
AVe will now pass on to examine what
Goethe’s genuine letters to Bettina contain,
which Dr. von Locpcr has published, so far
as they could be obtained, together with those
to her grandmother Sophie von La Roche.
“Thy letters (Goethe writes to Bettina, May,
1810, jusi as he was leaving for Carlsbad)
travel with me and shall keep thy image ever
present to me in friendly affectionate remem-
brance. I do not say more to thee,
for, properly speaking, one can give
thee nothing—because thou either createst
or takest all to thyself. Farewell
and think of me." The letter was sealed with
a little Amor—neither by Bettina nor Goethe
at the time was this symbol interpreted se
riously—but precisely as the letter stands
how much of what may be called fatherly
love is expressed in Goethe’s word«, and how
much equality! YVe have before us a vast
amount of material, and can compare what
Goethe said to others in letters—to no one
after Hie times of Frau von Stein has lie de-
clared that he could give nothing. He ap-
preciated Eettina’s mental wealth, and con-
ferred upon her the rieht to feel that she was
most nearly related to him. Nothing more.
The passion which fills Boltina’s letters did
not come into play between the actual Goethe
and herself, but between the imaginary
Goethe of the correspondence and Bettina as
a new creation of later days.
AAre kuow how Goethe himself in the writ-
ing of “Werlher” was transported with a pas-
sion for Lotte which he had long ceased to
feel, and which, perhaps, indeed had never
stirred him so powerfully as he represents.
He writes of what might have been. It was
almost a year before his passionate imagina-
tion, even at that time, acquired intensity
enough for tho romance. Bettina had borne
these things in her mind for over 20 years be-
fore fitting opportunity presented for utter-
ance, and she was capable in a far greater
measure than Goethe of transforming real
experiences into myths. In fact, in such
power did she possess this gift, that often in
the very midst of events they assumed to
her a legendary form. Her grandmother
Soil hie La Roche had given evidence of this
talent long before—but she endured what be-
fel her, while Bettina accepted life bravely
aud with a sovereign will to rule its accidents.
Granting that Clemens of the “Friihlings-
kriinze,” “Giinderrocle,” “Frau Hath" and
“Goethe” arc creations of fancy, what vigor-
ous handling and what light and shade have
these figures received in her modelling of
them. Her treatment of her t hemes is only a
little more daring than Goethe’s, for Marianne
von AVillemer complained to me that an ele-
ment of passion was subsequently Introduced
into the poems addressed to her in the Divan,
which, on both sides, had been wholly foreign
to their intercourse.
Bettina was in herfiotli year when her book
appeared. AVith a large family dependent on
her, she had already for many years been
settled in Berlin, where she was
SURROUNDED BY A BRILLIANT CIRCLE
of relatives and friends. Her renown came
like the reviving spring rain, which falls at
night, and the enthusiasm she excited spread
far and wide iu Germany. It was accepted as
a matter of course that this was only her first
work, and expectation was eager as to what
might follow. “Giinderrode” had already taken
strong hold on the community. This book
was just published when luy father aud uncle
were called to Berlin in 1841.
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Z 38
They both belonged among Bettina’s oldest
friends. I myself, from a child, had looked
upon Bettina as a near relative of a superior
order—a kind of counterpart to my molher, as
my Uncle Jacob, who always lived with us,
seemed my father’s counterpart. Without
Bettina’s energetic assistance we should urob-
ably never have reached Berlin. I considered
her house as a part of ours, and saw her daily
from 1S41 until her death, except wheu jour-
neys intervened. I can never express how
much I owe her, or lind id possible to recount
the wealth of things I saw and enjoyed in her
house.
The period from 1840 up to the revolution of
’48, and even then for a seriee of years later,
was the last golden era in which public life in
Berlin depended on personal opinion and in-
tercourse. In truth, the ruling censorship was
so scrupulous and sensitive as to make it im-
possible to treat of the things which moved
the world in the newspapers with equal dig-
nity. Bettina had never had much to do witli
newspapers—what she wrote appeared in
book form. .She might claim the privilege of
being allowed to say many tilings forbidden to
others. Bettina and Alexander von Hum-
boldt were the most distinguished representa-
tives of this candor and frankness
in the expression of opinion, Men be-
lieved they must know more of the truth of
things who had prepared themselves, and the
way, barred to "others, stood open to them.
Who had something to attain, who desired an
unobstructed career, who felt themselves mis-
understood, applied to them. Many missives
of such import have I seen, year after year, fall
into her hand. Bettina and Von Humboldt
were aliLj capable of suddenly kindling a
spark in beings Dy no means extraordinary
which raised them far above their ordinary
level. From her youth Bettina looked upon
herself as the natural counsellor and friend of
the unfortunate. Her letters are full of them.
She had a magnetic power over sad, forlorn
people, and gave constantly with liberal hand.
IN POLITICS.
From her efforts to succor and sustain the
oppressed the political ideas took form which
m fatter years became ever more pronounced
in her. She returned to the ideas of her
youth. She had as a child almost participated
In the French revolution, which between '40
and ’50 was again glorified as the epoch when
ideas of our present freedom were evoked
among us. With awe these conflicts were once
more regarded, and men sighed for a German
Mirabean. What is called politics today
interested Bettina very little. The emphasis
of her work, of which the title was also the
dedication, “This book belongs to tho King,”
and whose appearance created the greatest
sensation in Germany, did not lie in anything
which admitted of being bronght into para-
graphs. In ihe year 1830, when the cholera
pest appeared in Berlin, Bettina fearlessly
undertook the relief of the sick ana needy.
From this time dates her sympathy with the
“people.” Arguing from her personal knowl-
edge of the laboring classes in Berlin, who
had no work and nothing to eat, she came to
look upon the whole nation at
that time as without political will of
its own, and diseased and helpless.
Bettina’s propositions were made from this
point of view. Today this book is simply a
testimony to tier noble intentions, ana shows
what radical confusion the want of a healthy
public life created among us. This was her
last work which caused any sensation, and,
with the year 1848, Bettina’s career in this di-
rection closed. Her “Discourse with Demons”
scarcely found a public. Happily for Bettina’s
last years, tho revolution came on neither sud-
denly nor in a way to wound her or even to
make her conscious that she was no longer
iudiBpeusabie.
Many energetic natures find themselves in
old age confronted with a now generation and
new circumstances which they do not under-
stand. They isolate themselves and turn aside
bitterly to live in recollections of the past.
Bettina was spared this. Her mind was so
rich, ;-or interests so universal, that the do-
main *ras still large enough upon which she
could withdraw. To the very last she looked
forward to new events and experiences
eagerly and full of hope. She was always
writing. Next to editing her own works
those of Arniin’s claimed her care and atten-
tion.
HER METHOD OF WORK.
When her picture rises vividly before me I
see her seated at her desk. Every letter of
her handwriting was legible, fully formed and
energetic. She continually effaced wliat did
not please her until she attained such grueo
of style as lent to all she wrote the air of hav-
ing been easily written. Her hastily-written
letters are often much more labored m style
chan her books. She read uninterruptedly all
the new literature as well as the
classics. Goethe, Shakespeare and the
Greek tragedians were her favorite reading.
The book whose style she most admired was
Hölderlin’s “Hyperion.” She had cherished a
predilection for Hölderlin from her youth,
and when the new edition of his work by-
Schwab appeared it became a yet stronger
feeling. From this moment it was her in-
separable companion. One book lay on ner
table, from which she ofeen read, that 1 never
met elsewhere, “Klinger’s Observations and
Thoughts.”
In her early days, Bettina drew and culti-
vated such a keen eye for plastic art, that her
criticisms were wholly to be relied on. In
latter years, musical interests became su-
preme, together with the writing of music.
Beethoven held the highest place In her esti-
mation. Among her compositions, which are
no longer known, that which moved me mo9t
deeply, was on the words of Faust: “O
schau'dre nicht.” One of her motives is to be
found in Joachim’s violin concert.
REMINISCENCES.
It appears strange to me that, ont of Bet-
tma’s manifold experiences, scarcely one pre-
sents itself which admits of being completely
told, so as to give any conception of what it
was to live with her. I have found it impos-
sible to give to tiiose who never knew Bettina
the least idea of her. How i9 one to describe
the power in a being which renders every
moment spent with them of the richest sig-
nificance; the attractive charm which no
orte can resist; the gift above all of
entering into tne feelings of the young, to in-
fluence and elevate them? She gave sight to
men and made them haupy and trustful.
Others who knew her confess themselves as
little able as myself to describe wherein lay
this power to inspire, and vet, like myself, are
even today aware of its magic potency. One
might speak of the affluence of imagery that
streamed from her lips—of her skill in detect-
ing new phases in things and the like—but
they should be only secondary, after all.
1 have found that, with natures of the high
est order, the actual source of their inspiring-
attractive power lies in their clearer percep-
tion of the value of existence, and that, hav-
ing ever present to their souls the importance
of the great thoughts revealed to mankind,
they find refreshment in consecrated moments
in the farther interpretation of them for
themselves. One recollection is especially
dear to me. In the beginning of the year 1850,
Bettina, with her family, had reached Weimar
on her return from a long journey. Thither I
went to meet them. It was in October—
I found her in the Elephant, on the market
place, the old, classic inn, in which she had
taken possession of the first it.age. 1 still re-
member entering the room in the twilight,
where, as yet, no' lamps had been brought. A
variety of people were assembled, to whom I
was introduced without seeing them. There
was music, and I heard for the first time a
sonata of Beethoven’s for violin and piano. I
sat still in my corner. The delight of seeing
once more those among whom I might be
reckoned; the softly stealing, entrancing mu-
sic transported me into a new world.
Weimar was still the residence of Goethe and
hi6 spirit was hovering about us there. The
next morning at 6 o'clock Bettina knocked .
at my door. We went through the park that
borders the Urn. The rustling yellow leaves
of the poplars were glistening in the sun’s
first rays, while all beneath still lay in 1
damp shade. We took the narrow path I
leading to Goethe’s garden house. All j
was solitary. The dark shops under
the houses were closed, the little gar-
den gate fast bolted—but near it there
was an aperture in the hedge through
which we pressed into the garden. The earth
was thickly strewn with leaves, yellow-red
and brown, or all the colors intermingled. It
seemed as if no one had been here for an age,
for the branches of tho trees had grown so as
to hang low over the path. Behind the house
stood d half-broken bench. Here we seated
ourselves. The ground under onr feet was
paved with little erect river pebbles, between
which moss had sprung up. Bettina told me
that Goethe once described to her his passing
many a night here in the open air, and wheu
he waked how beautiful the stars appeared
to him twinkling thiough the branches.
We then strolled through the wet
faded grass about the house until the sun be-
gan to shine. Roses ana vines on trellises ran
up over the chalk-white walls, and, where the
wooden frames no longer held them fast, the
vines drooped in clusters, and swung down as
if they would detach themselves wholly. We
discovered, close to some withered roses,
bunches of ripe grapes, with lotten berries
among them, as if nobody cared to pick them.
Bettina took some of them in her handkerchief.
I see the vines still trembling in the morning
light as Bettina grasps them and plncks the
fruit.
HER EAST TEARS.
She was at that time not far from 70 years of
age, but in the possession of her full activity
and vigor. She spoke of Goethe without the
least tinge of sadness, as is so often the case
with old people, when reviewing the days that
are gone. The present, which was still hers,
enchanted her.
Bettina confidently believed the time would
come when Steinliäuser’s colossal monument
to Goethe, now so unfavorably placed in the
Weimar Museum, would have a better
position. With Wichmaun’s help she
had herself executed the plaster model
of it, and among the many statues in-
tended to glorify Goethe, Bettina’s alone seems
to embody what Goethe was to his age m the
second half of his life. The complete fulfil-
ment of the conception, in which the group of
Goethe with the genius who is seizing the
strings of ihe lyre he holds, was to have
formed only the (’crowning point, engrossed
Bettina’s thoughts greatly during tho last
years of her life. Steinhäuser came to Berlin
and stayed at her house, wnere, by their
united eflorts, the whole wa3 erected. A
plaster model of the statue stood in the groat
hall of her house, and she constantly found '
something to improve in it. Ever new plan?
were forged to obtain the means for it. Bet-
tina listened to nothing with so much pleasure
as wheu I painted to her our all going to
Home to watch the achievement of the monu-
ment. Feeble, and no longer able to walk
alone, Bke was many times led up to the work,
and, supporting herself by resting her hands
on the staging on wiiich the model stood, she
would move round it slowly, scrutinising it
from all sides.
Beside this statue they placed her coffin be-
fore it was borne to Wleperdorf. Her own
ones had all gone before to receive it there. I
was alone in the great hall. It lay there a
heap of laurel wreaths and long leafv vines,
which I nailed about the casket. I cannot say
that I have been conscious in thus giving my
recollections of Bettina of intending to write i
her last eulogy. The feeling would have been
natural indeed, but, after the fiight of 20
years since her death, the 'glorifica-
tion would come somewhat late. It
would seem that, having long re-
mained m a measure uncomprehended,
something like a true appreciation of her in-
dividuality has again been awakened, and,
since Loeper’s short life of her in “German
Biographies,” been deeply and unmistakably 1
felt. j
Like all people, Bettina had her weaknesses, 1
and there would exist no reason why we I
should be silent with regard to them, if ]
anything decided in her life had I
been connected with them. But a '
description of her nature does not, j
in rny judgment, require it. All the j
thoughts of her which arise In me are of a !
loving, joyous being. I see her ever before
me, occupied with serious interests. Never
for an instant did I find her exercised about
trifles, or for her own benefit. In this she re-
sembled Goethe, in my eyes, whose every act
was determined by that same bright, inward
illumination, which, streaming from his own
soul, irradiated everything around him.
Only of the few great spirits in all ages
could this be said.
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Z 38
aus
he Life and Tunes of Goethe, by Herman Grimm, ls
an admirable piece of work, thoroughly honest in in-
tention, vigorously written on an excellent plan, with
an earnestness that is unmistakable, a patience of re-
search that is occasionally wearisome, but never fruit-
ess in results, and with a judgment remarkable for its
manliness and for the freedom with which It is uttered.
• Herr Grimm is thoroughly absorbed in his work: his I
admiration for hjs hero is enthusiastic; the slightest
even the most insignificant, details fttsclnate him!
and his theory now nud then makes him neglectful of
the tendency of his facts. The work is a fine specimen j
ol toe German love for completeness and German sin-'
: cerity in all that it undertakes in art, science and Jitertf !
j ture. A useful chronological table follows the text, and 1
I the index is a model of its kind. The work 1ms been I
I admirably translated by Sarah Holland Adams, ami the '
firm-name of Little, Brown & Co. is a sufficient gnarau-
fpe for its mechanical excellence.
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Z 38
aus
9
The Life and Times of Goethe. By Herman Grimm.
Translated by Sarah Willand Adams.
The charm of this book will be most fully felt by
those who thirty years ago shared in the great intel-
lectual and aesthetic revival caused by the introduc-
tion of the study of German literature. Then Goethe
illumined the heavens and the earth, and all science,
religion, philosophy, and art “were the colors of his
spirit.”
It has seemed an almost inexplicable phenomenon
that the books then the daily companions of life should
have remained for days or months unopened, during
all the crowded years which have followed; and yet
the spirit and the wisdom of this great master went
with us through them all, and now the new inter-
preter comes to bring us to his feet again, and he rec-
ognizes the necessity of the seeming departure.
“We live in a new era, which must create anew its
own image of him: it overthrows the old one, but
does not touch him. To-day, more than ever, it is
important that our attention should be turned to him;
but another stand-point must be accepted.”
If this be true,—and many indications show that it is
as true of New England thought and culture as of
German,—we must be profoundly grateful to Professor
Grimm for having given us these lectures, which pre-
sent to us not the old picture of Goethe cracked and
faded by time, but a new and vivid portrait as he
looks to the young German of to-day, who under-
stands his life and work by the new light of German
freedom and unity.
The book is dedicated by the translator to Ralph
Waldo Emerson; and most fitly is this done, since the
writer acknowledges his large debt to one whom he
styles “the greatest of living authors,” and since we
find the fruit of Emerson’s influence in his own work.
How like Emerson are many passages, in his descrip-
tion of Goethe’s personal power ! Speaking of private
letters from Weimar in Goethe’s time, he says: “If the
people have nothing else to say, they announce at
least whether Goethe is at home or on a journey;
mentioning the last as an abnormal circumstance, as
if they had a right to his presence among them. . . .
Every one who comes in contact with him by the
instant surrender of himself makes the highest de-
mands upon Goethe, and he fulfils them all.”
It is impossible now to give an analysis of Professor
Grimm’s work. Enough to say that it is a rare intel-
lectual delight to come again into Goethe’s atmos-
phere, introduced by one of such rare poetic imagina-
tion and critical insight.
But we also owe a great debt to the translator, who
by her patient labor and by her loving perception
has made of her translation a work as fresh and beau-
tiful as an original. Herself deeply imbued with that
early reverence for Goethe, and with rare literary cult-
ure which eminently fitted her for her welcome task,
she has taken us with her to listen to the words of the
Professor. We are not conscious that we are not bear-
ing his own words, and yet not a trace of the German
idiom mars her pure and fluent English. It reminds
one of the translation by Bettina Brentano of her own
letters into English, when her intense search for the
exactly fitting word banished sleep from her pillow.
We are proud that an American woman abroad has
done herself such honor and her country such service,
and we trust that this will not be the last work of her
pen. The reader will find in this book a rich mine of
instruction and enjoyment, and the expressed satis-
faction of the author will assure him that he. has the
advantage of getting his thought as truly as he could
in the original. e. d. c.
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Z 38
2 ittottjen.
[teller hat ben einen Bor$ug, ber anbere ben anbern. (Sr nennt e§ ferner einen
2Biberfpru<h, trenn oon einem Sörief ©d)iUer$ gejagt toirb, er fei in tabellofem
farBtofen SDeutfdj berfaßt, toäljrenb bod) jugleid) ©duller ber betrübte SJteifter
beutfdjer $rofa genannt toirb. ©oll ein äfteifter beutfd>er ^ßrofa nid)t einmal
einen farBtofen ©rief fdjreiBen tonnen? üftod) baju toirb in biefent §all bie
Slbfit^t ber grarblofigteit angegeben!
(Sine Uebertreibung toirb ferner genannt, toenn ba8 (Sinfdjachteln in
2Bilhelm äfteijter auf bie ©oetlje aiterjogene Neigung $itr Drbnttng jurüctge*
führt toirb. £>ier fdjeiut ^ecenfent feinen ©djriftfteller gar nidjt oerftanben ju
haben, ©rimnt meint, ©oethe fei burdj feinen Bater angehalten toorben, 21Uc3
fertig 51t ntadjen, unb baburd) habe er ftd> oerleiten taffen, auch ba$ fertig ju
machen, toa$ nid)t fertig toerben burfte, unb fo habe ber ©inn für äußere £)rb=
nttng jtttoeilen ju innerer Unorbnung geführt.
2lu<b fonft tommen SD'tißoerftänbniffe be$ 9iecenfeuten oor, SBenn j. B.
©rintm beut publicum baö Urtheil barüber ob „©eite" ein richtiger 9teim auf
„greube" ift, abfpridjt, fo ift er im entfehiebenften Unrecht; aber ber 9Jecenfent
legt baS ganj anber3 auö: er meint, ©rintm tootle beut publicum baö 9ted)t
abfprechen, barüber 51t urtheilen, ob „greube" unb „©eite" in biefent gall fid)
reimen foil ten.
©enug baoon. 3ft ba3 nun toirtlid) 5l£teS, toa$ ber SJecenfent über eilt
Bud) jit fagett hat, toeldjeS benn bod) über ben toidjtigften ©egenftaitb unferer
Literatur burchgreifenbe, jutoeilen anfechtbare, aber ftetö eigenartige Urtheile
bringt? — (S3 ift toirtlidj 311Ie3, benn toa$ 001t bent Berhältniß ©dnflerö ju
©oethe u. f. to. beridjtigenb ertoähnt toirb, tonnte jeber aus beut publicum in
feinem ©inn ebenfo ttnmaßgeblid) benten.
Unb toer ift nun 9?eceitfent? — Sftad) ben 3ntereffeu, bie er oertritt, follte
man annehmen, eilt (Slententarlehrer ber beutfdjen ©pradje unb 9ied)tfd)reibung.
2lbcr er ltnteqeidjnct fid? (Sari 93artf d>, unb fo heißt ein ^ßrofeffor ber beut*
fdjett Üiteraturgefd)id)te in ^jeibelberg. 2Benn er feinen ©tubenteu ähntidje 93or=
träge I;ält, fo gvatulire ich ber auftoachfenbeit ©eneration!
SJtit bent begriff ber „2Biffenfd)aftlid)teit" hat fid) ueuerbiitgS eine Bor*
ftedung oertnüpft, bie bod) ber Erörterung bebarf. 211$ 5?ennjeid)en einer
toiffenfchaftlidjeu SDarftettung betrad)tet man erftenS, baß jebe Behauptung burd)
jahlreidje Eitate belegt, jtoeitenö, baß jeber eigene ©ebante forgfältig oermieben
toirb: beim jeber eigene ©ebante hat ettoaö ©ubjectioeö, unb oerftößt alfo gegen
bie „toiffenfdjaftlidje" Objectioität. ßu jählen bagegen, toie oft „9?utt aber"
in einem Bud) oorfommt, ift objectio unb toiffenfdjaftlid). 3m ®egenfa(3 ju biefer
auf ben Nahmen ber ©tatiftit eingefpannten „2Biffeufd>afttid>feit" befeune idj
mehr ein $reunb bon eigenen ©ebanten j$u fein.
3uliatt ©djmibt.
Mbbritd aus bent XXXIX. Banbe ber ^rettßifchen Qfahvbüd;er.
3)v»ct vh'n SJeimev in Jöntin.
9t o t t $ e tu
(German (Srimm, Sorlefungcn über @octl)e.)
Unfev bereiter Mitarbeiter Sßrofeffor german ©rimm l>at feie Sor*
tef ungen, welche er an feer Röntgt. Uniberfität über @oetl)c gehalten, aid
Sud) pevaudgegeben. ©ie Sefer ber „Ißrcußifdjen 3af)rbüd)er" lernten feine Slrt
aud saplreidjen Sffapd; Seiner bon ihnen wirb, wie id) benfe, bad Sud) ttngc*
tefen taffen. SBenn id) alfo fage, baß ed mit mehr aid gewöpntidjer Einmuth
mtfe fttifdje gefd)rieben ift, eine fKeipe feer originettften Stnfchauungcn über
©oetpe’d 9latur unfe feine Seiftungen entf)ätt, unfe auch fea, wo ed nid)t ab*
fdjließt, jum frud)tbarften 9?ad)benleu anregt; baß ed bon ber wärniften feer*
ftänbnißboüften Sereprung feed 2)id)terd eingegeben ift unb biefe aud) bem Sefer
eiuflößt: — fo fage id) im ©runb etwad Ueberflüffiged. Stud) baff id) in feer*
fdjiebenen fragen ju einem anbern SKefultate tomme aid ©rimm, 3. S. in Se^ug
auf grau feon ©tein, ift ben Sefern ber Sßreußifdjen 3aprbüd)er nicht unbefannt.
lieber feerfchiebene biefer fünfte habe ich in ber „Mtiionaljeitung" feerfud)t, mid)
mit ©rimm audeinanber ju fefccn: id) behalte mir feor, aud) hier einzelne Unter*
fudjungen feon feuern ai^unepmen. 3it ben £>auptfad)en ift in ber fd/önftcn
Würbigften Strt ber ®idjter bem Serftänbniß bed Solid näher gerürft.
•3d) werbe 31t biefer fteinen ^otij pauptfädjtid) burd) eine Sritif beranlaßt,
bie foeben in ber l>iefigen „©egenwart" erfd)eint. 3n feer Siegel ift ed nidjt
©til, baß ein Sritifer auf ben anbern Sesug nimmt; 3eber fpricbt aud, wad
il)in grabe ber ©eift eingiebt. Slber id) glaube, in biefer Slnard)ie liegt ber
©runb bed geringen Sinfluffed, ben bie Sritif auf bad publicum audiibt. 3)er
3npatt jener 9leceufion ift nun folgenber.
german ©rimm liebt bie füllen ©äfce. (Sr ift in ber Sludbruddweife oft
burfdjifod. (Sr wenbct 31t feiet grembwörter an. (Sr beginnt häufig einen neuen
©a(j mit ben SBorten „9hm aber". Sr fdjreibt Siti mit jwei S, Meppiftophetcd
mit einem f, unb beutfdj mit großen Slnfangdbitd)ftaben. Sr hat feerfdjiebene
(Drudfepler ftehn laffeu. Sr läßt ftd) 3uweilen at^ufepr gehn. Sr übertreibt
in feinen Sludbrüden unb berfällt in golge beffen in 2Biberfprüd)e. ®ad Silted
ift burd) 3al)lreid)e Sitate belegt, bie Sftecenfion umfaßt 5 ©palten.
3d) laffe bie anbern Sludfteliuugen bei ©eite unb gehe nur auf bie SBiber*
fpriidje ein. 9?ecenfent nennt ed einen ÜBiberfprudj, wenn feon Sperber gefagt
wirb, er habe mächtiger aid bie anberen barnad) geftrebt, bie beutfche ^3rofa 311
erhöhen; unb wenn bennod) Seffingd fd)arfe t'urg angebunbene ©prad)Weifc und
ft)mpatt)ifd)cr fein foil. Stber beibed ift ja boflfommen rid)tig! ber eine ©djrift*
Sitra'ituvfjericfjt.
169
SBerfe merbett ftiCtyd^tweigenb übergangen. geht raffen ©dhritfeS
auf bie §auptfad)en toS. ®ie maj3gebenben ©cljriftfteller erfdEjetnen
loie politifdje (Brofjmäcfyte. ©. oergleicht gern, aber anberS als
©erPinnS, für ben er einmal gu unferer greube eine Sange bricht.
§omer, Raphael, 2)ante treten neben ©oetlfe, ©ubrun neben Dorothea.
Jgmmer meit auSfcEjauenb nach ben £>öhen, läfjt er fidj mehrfach Keine
Ungenauigfeiten unb gnfottgruengen entfdjlüpfen. ®ie Anorbnung
geigt bie Ijotje ©abe fünftlerifdjer ®ompofition nicht ohne ®ühn£)eit.
$)er gange gauft ift gur Krönung beS ©ebäubeS für ben ©chfufj
aufgefpart ttmrben. ®er S^arafteriftif Sfterd’S, mohl and) Sidi’S
barf man manches fjarte 2Bort abbingen, aber baS ©efenheimer gbpll,
bie SGSertljergeit, grau 9tath, SaPater mit glüdlidjfter SSegie^ung auf
#)annecfer’3 Söüfte, Berber, SBielanb, ®arl Auguft u. f. m. leben Por
unS auf. gri| gacobi führt gu ©pinoga; bie Anmenbung ber immer
in großen $ügen gegebenen 2>arftedung auf bie Dichtungen mag fich
jeher felbft madjen. AuffaHenb flüchtig mirb Söiltjelm SKeifter bel)anbelt,
bertoeilenb mit einer Überfidjt ber gangen ©efdjidhte 9tomS bie
itatienifd^e Steife. Über grau Pon ©tein unb ihren ©influfj auf bie
gphigcnie unb bie ÜSatjlPermanbtfdfjaften ift nie beffer gefprod^en
hmrben; man erquidt fich an biefeit Kapiteln nach ber unPerbaulidjen
Siteratur über ©oethe unb bie ©tein, toclche bie lebten galjre auf
ben 9Q?arft getoorfen haben. 5Bie gefitnb unb unbefangen mirb ©fyriftiane
beurteilt! gn ben langen Ausführungen über (Goethe unb ©driller
Permag ich feine ©erungtimpfung beS le|teren gu erbliden, fonbern
nur eine berechtigte üieaftion gegen baS $J3ofathum ber bisherigen
Darfteder, ein ©trcben ben Didjter beS gbealiSmitS einmal hübfd)
menfchlich gu nehmen, Sltur herauSgeriffene ©äpe fönnen ernftere
iöebenfen erregen; einiges ift etmaS gu fd^roff hingeftedt.
Igct) fühle mich biefem SSudje gegenüber oft git methobifdhem ©in-
fprud) unb gur Ablehnung galjlreidjer ©äfje gebrängt, aber im großen
angeregt unb erhoben mie feiten unb in ber Auffaffung aller gu be=
fonberer ßritif gelangten 2Berfe feljr geförbert. Auf biefeS S03erf mufcte
nun Dünper’S ©oethe=S3iogrnphie folgen, ein farifaturmäfngeS ©egen*
fpiel, ein ©ammelfuriunt unPerbunbener Zotigen! Erich Schmidt.
Briefe ©oetpe’S an ©oppie Pon Sa Aocpe unb Söettina Brentano nebft
btchterifdjcn Beilagen. §crau§gegeben Pon ©. P. Soeper. Berlin, 23. §erp. 1879.
Der gührer unferer ©oetljeforfcher hat bie bisher nur theilmeife
unb ungenügenb Peröffentlidjten Briefe an grau Pon Sa Sftoche in
170
£itcrftturberid)t.
biefcr mufterljaften Sluggabe 511m forreften Slbbrud gebraut uub-
gugleid) allen ^ßflic^ten, bie nur irgenb an ben ©rflärer gestellt Werben
fönnen, genügt, foroo^t bag nid)t gfeid^ 9SerfiänbIitf)e furj erläutcrnb,
alg auch ©jfurfc beifügenb, Wo eine Vriefftelle baju aitfforbcrte. 2)er
©ewinit feiner Interpretation !ommt beghalb feinegwegg nur biefen
mit allen Zeigen jwanglofefter ^mprobifation gefdintüdten 3ettefit,
fonbern in weitem SDZafje bem Verftänbnig ber ganjen ®oett)erfchen
Sugenb unb ihrer ©rjeugniffe, ja beg öfteren über biefe t)inau§
fpäteren SDidjtwerfeu ju gute. Sel)r feiten bag Streben ju üiel Wiffen
31t Wollen, nie leibige ®leinigfeitgfrämerei. Von bebeutenben ©nt?
bedungen fei 5. S3. l)erborget)oben, bafj ©oetlje feinen 2Berther?9Zoman
auf ©runb ber Pon 2Be|lar aug an SO^errf gerichteten unb fpäter
juriicferbetenen Vriefe getrieben hat (S. 36). SDie ©inleitung fdjilbert
ben Sarodie’fdjen ®reig, bie ®umeig, |>oheufelb, bag Stein’fche
|>au§ u. f. tu. unb iuirb fünftig öon niemanb überfeinen tuerben bürfen,
ber über bag geiftige unb gefeHige Sebeit, tuie eg tuährenb ber fiebriger
$ahre beg Porigen $ahrl)unbertg am f^hein herrfd)te, urtheilen Will.
®ie bid)terifd)en Vertagen finb eine ^rofaüberfefjung beg Doljentiebg
unb ber anjiehenbe Vorläufer Pon „Zünftler! Slpott)eofe": am 17. Iguli
hatte ©oetlje in ©mg „Äünftlerg ©rbewatlen" Poüenbet, Xagg barauf
auf bemSBaffer „gegen SZeuwieb" entftanb „beg ®ünftlerg Vergötterung",
ein $)ramolet, bag bann hanbfd^riftlidb> im Greife ber greuube furfirte.
S5ie Vriefe an bie bamalg fo Perehrte Salonbantc unb Vornan?
fdjriftftellerin finb mit ein paar Slugnahmen aug ber 3eit 1773—75.
$5ann führt ung Soepcr in bie $ahre 1808 ff. unb getuährt nun
enblid) — Slnbeutungeit hatte ©rimm gegeben — eine fiebere Veur?
theilung ber £e£te in „©oetlje’g VriefWedjfel mit einem Sinbe", inbetu
er einen edjten Vrief ber Vettina, Sopljieng ©nfelin, unb Pieren
edjte Vriefe Pon ©oetlje Portegt. 5)en ©ehalt beg Pielberufeneit
„VriefWedjfclg" haben unbefangene Sefer immer edjt befunben. ®ag
Verbift „galfdjung" pafjt hier nicht.
©in ißerfonenPeräeidjnig fdjliejjt ben fd)ön gebrudten Vanb ab.
Erich Schmidt.
Slug ©oethe'g grühseit. Vrudptitde cine§ ftommentarcy jum jungen ©oetfje
Pon SSilhclnt ©djcrcr. SOZit Beiträgen pon $aEob SRtnor, SDZaj; SßoSncr, ©rieh
Sdpniöt. ©trafjburg, Xritbuer. 1879. (Citchen unb gorfchungcn XXXIY.)
Unter ber frifdjen Slnregung ber ßoeper’fdjen Slnnterfungen 311
„Dichtung unb SBahrtjeit" unb beg Inrjel? Vernatjg’fdjen „jungen
S)ie neue ^ubtifation — tuenigeg fdjon aug SBagner’g Sömmerring?
Viograpljie befannt — bietet eine feljr wiHfommenc ©rgänjung ber
in ben „Schriften" abgebrudten Vrieffdjäfje. jgeber Wirb $. für
bie ÜDZittheilung S)an! wiffen unb nur bag gehlen einer ©inteitung,
fnapper Slitmerfungen unb eineg 9Zegiftcrg lebhaft bebauern.
gorfter’g Vriefe an feinen ^ergengfreuitb, ben auggegeichneten
Slnatomen, reichen Pon 1779 big 1793; Pon 1787 an finb zahlreiche
Sdjreibcit Sömmerring’g erhalten, mit bem and) Sherefe fleißig forre?
fponbirt. ©in§elneg, Wie S. 15 ff., gehört 511 bem Veften, Wag aug
gorfter’g geber gcfloffcn ift. SWandjc Stüde Würbe man gern ent?
behren. ®iefe Vriefe finb mehr alg ein Veitrag jur ^enntnig gorfter’g,
fonbern gugleich Pon allgemeinem §eitgefd)id)tlicben $ntereffe. S)ie
©ntftehung feiner Slrbeiten, ber Weite ®reig feiner ^ntereffen, feine
©rlebniffe, bie ©öttinger Verhältniffe, bag gefettige, Wiffenfdjaftlidje
unb freimaurerifchc Seben SBieng 1784 (S. 195 $ofept) II.), SBarfchau,
gorfter’g ©gil an ber primitiöen Uniöerfität 5U Söilna, bie polnifche
SchmuhWirthfdjaft, bie bobenlofe UnWiffenheit ber bortigen Slfabemifer,
alleg tritt ung greifbar entgegen. SDie ^olitif wirb häufig berührt.
SDie greunbe ergreifen mit genereifer ben Slntrag jur ^heilnahme an
einer ruffifd)en Sübfce? ©jpebition; ber jßlan fdjeitert. gorfter gel)t
170
Siteratui&cridjt.
biefcr mufterhaften SluSgabe §um forreften Slbbrud gebraut nub*
Zugleich allen Pflichten, bie nur irgeitb an beit Erflärer geftettt merben
fönnen, genügt, fotoo£)t baS nicht gleich Verftänbliche furz erläuternb,
audj Effurfe beifügeitb, mo eine SSrieffteIXe ba§u aufforbcrte. $)er
Eeminn feiner Interpretation !omtnt beS^alb feineSmegS nur biefeit
mit allen Zeigen gtoanglofefter Smprobifation gefcfjntücften Betteln,
fonbern in meitent Sftafje bem VerftäubniS ber ganzen ©oet^e’fd^en
$ugenb unb ifjrer Erzeugniffe, ja beS öfteren über biefe hinaus
fpäteren S)ichtmerfen §u gute. @cf)r feiten baS ©treben zu üiel miffen
§u motten, nie leibige ®leinigfeitSfrämerei. SSon bebeutenben <$nt=
bedungen fei 5. S3. Ijerborge^oben, bafj Eoetlje feinen 2Bertl)er=9iomau
auf ©runb ber oon SBe^lar auS an ttftercf gerichteten unb fpäter
jurürferbetenen S3riefc gefdjrieben l)at (©. 36). 5Die Einleitung fd^ilbert
ben Sarodtje’fchen $reiS, bie ®umeij, ^»o^eitfelb, baS ©tein’fdfe
£>auS u. f. m. unb mirb fünftig öon niemanb überfeheit toerben bürfen,
ber über baS geiftige unb gefettige Sehen, mie eS mährenb ber fiebriger
$at)re beS Porigen $ahrhunbertS am fftljein Xjerrfd^te, urteilen mill.
®ie bid^terifd^en Beilagen finb eine ißrofaübetfe^ung beS ^>o£jenlteb§
/unb ber amiebenbe Vorläufer 0011 ..Zünftlers SItootfieofe": am 17. Suli
©oet!)c. SSorlefungen gehalten an ber fgt. Uniüerfttät §u Berlin Oon
— -|>crntann ©vimm. 2. Sluflage. B'nei Väitbe. Berlin, §erp. 1880.
SDie Erimm'fche Sluffaffung Eoethe’S, bem er öor biefen Vorträgen
fdjon eine ttteifje geiftbotter unb burcf) eine feltene gäfjigfeit ber
Vergegenmärtigung ausgezeichneter EffatjS gemibrnet hat, ift bem
§eroenfultuS Earftjle’S unb ben Slnfchauungeit Emerfon’S bon ©hafefpeare
„bem Sichter" unb (SJoetEje „bem ©chriftftettcr" nah öermanbt. „(Stoetfje
hat unfcre Sprache unb Siteratur gefdhaffen", Eoetlje föitne einft
mpthifct) merben mie Router (1, 7, fcfjarf gegen SBolf 2, 162). 2öie
im „Eichel SIngelo" gibt er feiner Sarftettung ben meiteften £>inter=
grunb, immer merben Stimmungen unb lybeenmächte ber Beit erörtert,
ber Straßburger 9luf enthalt Peranlafjt eine (£1)arctfteriftif Siberot’S,
Voltaire’S unb 9touffeau’S, ber Eö| eine breifache Einleitung über bie
gefammte £heaierentmicflung, über bie SCßatjr^eit t)tftorifd^er ®unftmcrfe,
über baS 16. ^ahrljunbert, ber SSertlfer eine ©fi§§e ber Eefdjichte
beS tttomanS u. f. m. ©0 merben Eoetlfe’S politif^e Slnfidjten, feine
naturmiffenfchafttidhen ©tubien, fein ©til im großen Bufammenf)ange bor=
geführt. 9tie ein haften am Setail; ja eS Perräth fid) oft eine gemiffe
Elcichgültigfeit gegen bie einzelne Erfchcinung. ©tittere Übergangs^
perioben, mie bie granffurter B^t nach Seip^ig, zahlreiche fleinere