Frankfurter
Musenalmanach
auf das Jahr 1781.
Herausgegeben
von
H. Wagner.
Frankfurt
bey Johannes Bayrhoffer.
Verzeichniß
einiger unserer lebenden Dichter
.und schönen Geister.
Ayrenhof, Kornelius von, Kaiser!. König!.
Odrist und Commandeur des Grast Col.
loredoischen Infanterieregiment, geb. zu
Wien 1734, lebt daselbst.
Altdorfer, I. I. Pfarrer zu Buch bey Schaf«
Hausen, gebohren zu Schafhausen 1741.
Behr, Jfaschar Falkenfohn, Doctor der Arz«
ney.Gelehrfamkeit, geboh. zu Galanten in
Samaiten 1746. practicirt zu Hasenpoth.
Bertuch, Friedrich Justin, geheimer Cabi«
netssekrctär und Rath zu Weimar, geb.
daselbst 1746.
Beyer, Johann Friedrich, geheimer Finanz«
rath in Berlin, geb. zu Halberstadt 1-730.
Blankenburg, Friedrich von, König!. Preus.
stscher Lieutenant zu Lübbcn in Niederschle»
sien, geb. bey Kolberg 1744.
Blum, Joachim Christian, Gelehrter zu Ra«
tenau in der Mittelmark, geb. daselbst r/ry.
Bode, Johann Joachim Christoph, Buch«
Händler zu Hamburg, geb. zu Berlin 1723.
Bodmer, Johann Jacob, Profess, der Schwei«
zergeschichte und Mitglied des grossen Raths
zu Zürich, geb. zu Greifenberg bey Zürich
169s.
A 2 Bore,
Boie, Heinrich Christian, ©tabßsdutav zu
Hannover, geb. zu Meldorf in Ditmarsen
l74?-
Brandcs, Johann Christian, erster Schau-
spieler der Churfürst!. Sächsischen Schau-
spielergesellschaft zu Dresden, geb, zu Stet.
rin 1733.
Brcitenbauch, Georg August von, Herr ans
Bucha, im Thüringischen, geb 1731%
Brückner, Ernst Theodor Johann, Prediger
zu Großen. Viehlen im Mecklenburgischen,
geb. 1746.
Bürger, Gottfr. Aug. Amtmann von Alten
Gleichen, wohnt zu Wöllmershauftn, einem
Dorfe im Hannoverischen, geb. zu Aschers-
leben 1748-
Caspcrrson, Wilh.Joh. Christ. Gustav, Pro-
fessor der Historie und der schönen Wissen-
schaften zu Kassel, geb. zu Giessen 1732.
Claudius, Matthias, lebt zu Wandsbeck,
geb. 1743-
Llodius, Chr. Aug. Professor der Philosophie
zu Leipzig, geb. zu Annaberg 1738.
Cramer, Joh. Andr. Doctor der Gottesge-
lahrtheit und Kanzlar zu Kiel, geb. zuJöh-
städt bey Annaberg 1723.
Crome, Ludw- Gottlieb, Director zu Eimbeck,
geb. zu Rehburg im Fürstenthum Calen-
berg 1742.
Curtius, Michael Conrad, Professor der Ge-
schichte , Beredsamkeit und Dichtkunst zu
Mar.
Marburg, und Hessen Cassel. Rath, geb. zu
Techenkin im Mecklenburgischen 1724.
Denis, Michael, K. K- Rath und Lehrer der
Litteraturgeschichte am Thercsiano, und
Vorsteher der Garellischen B-bliothek, geb.
zu Schärding in Baieru 1729.
Dieze, Joh. Andr. Professor der Gelehrtenhi-
storie zu Göttingen, geb zu Leipzig ,729.
Dusch, Joh. Jac. Director und Professor des
Gymnasiums zu Altona, geb zu Zelle 1727.
Ebeling, Christian Daniel, Aufseher bey der
Handlungsakademie zu Hamburg, geb. zu
Geroes im Hildesheimischeu 1741.
Eberhard, Joh- August, Prediger zu Char-
lottenburg, geb. zu Halberstadt.
Ebcrk, Joh. Ärn. Kanonikus und Professor
am Karolino zu Braunfchweig, gedohren zu
Hamburg 1723.
Engel, Joh. Jac Professor am Joachimstha-
lischeu Gnmnasto zu Berlin, geb. zu Par-
chim im Mecklenburgischen 1741.
Efchenburg, Joh. Joach Professor am Ka-
rolinv zu Braunschweig, geb. zu Hamburg
174;.
Ewald, von, Hessendarmstadtischer Hofrath.
Fast, Johann Conr. Prediger unweit Schaf-
hausen, geb. 1727.
Flögel, Carl Friedrich, Professor in Liegnitz,
geb. zu Jauer in Schlesien 1732.
Fuchs, Gotkl. Prediger zu Taubenheim bey
Wilsdruf, geb. zu Leppersdorf im Obererz-
gebürge 1722. A 3 Funk,
Funk, Gottfried Benedict, Rector der Dom»
schule zu Magdeburg, geb. zu Hartenstein
in der Grafschaft Schönburg i7?4
Gärtner, Carl Christ. Kanonikus und Pro-
fessor der Beredsamkeit am Karolino zu
Braunschweig, geb. zu Freyberg im Erzge.
bürge.
Garve, Christ. Professor der Philosophie zu
Leipzig, lebt gegenwärtig in Breslau, geb.
daselbst 1742.
Gebier, Philipp von, Freyherr, Staatsrath
und des hohen Stephansorden Ritter, geb.
zu Grätz im Voigklande 1727.
Gemmingen, Eberh- von, Herzog!. Wür»
tembergischer Regierungspräsident, geb. zu
Kirchheim unter Teck 1724.
Gerstenberg, Heinrich von Wilhelm, Däni-
scher Resident ru Lübeck, geb. zu Tondern in
Schleswig 1737-
Geßner, Salomo, Mitglied des innern Raths
und Buchhändler zu Zürich, geb. daselbst
1730.
Gleim, Johann Will). Ludw. Kanonikus zu
Waldeck und Domsekretär zu Halbersiadt,
geb zu Ermsleben 1719.
Göckingk, Leopold Günther Friedrich, Kanz«
leydirector zu Ellrich, geb. zu Grüningen
174 s.
Göthe, Johann Wolfg. wirklicher Geheimer
Rath zu Weimar, geb. zu Frankfurt am
Mayn r74A.
Gotz,
Göy, Joh. Nik. Prediger zu Winterburg in
der hintern Grafschaft Sponheim, geb. zu
Worms.
Gotrrr, Friedrich Wilhelm, Archivarius zu
Gotha, geb. daselbst 1746.
Hagedorn, Christian Ludwig von, Chursachsi«
scher geheimer Legationsrath und General-
director der Malerakademien zu Dresden
und Leipzig, geb. zu Hamburg 1717-
Hahn, Joh. Friedr. lebt zu Zwcybrück, geb.
zir Giessen 175;.
Hahn, Ludwig Philipp, Marstallamtsfekretär
zu Ziveybrücken, geb. zu Wippstadt in der
Pfalz >746.
Hamann, Joh. Georg, Packhofinfpector bey
der Reaie zu Königsberg, geb- 1732.
Hcinft, Wilhelm, privatisirt. zu Düßeldorf,
geb zu Langenwiesen 1749.
Henoler, Philipp Gabriel, Doctor der Arz»
ncygelahrtheit und Archiater zu Altona.
Henslcr, der jüngere, Landsyndikus des Her»
zogthnms Bremen, wohnt in Stade, geb.
zu Prenz unweit Kiel 1742.
Herder, Johann Georg, Generalfuperinten»
deut zu Weimar, geb. zu Morungen 1742.
Hermes, Joh Timotheus, Probst zlun heili-
gen Geist, Pastor zu Et. Bernhardin zu
Breslau, ged. zu Pelzing bey Stargard in
Pommern 1743.
Herz, Markus, Doctor der Arzncygrlahrtheit
zu Berlin.
A 4 silier,
Hikler, Joh. Adam, Direetor des Concerts zu
Leipzig, geb. zu Wendisch-Oßig in der Ober«
lausitz 1728.
Hirschfcld, Christian Kajus Lorenz, Professor
und Sekretär des akademischen Kuratels-
'Collegium auch Justihrath zu Kiel, geb. zu
Nüchel bey Eutin 1742.
Huber, Michael, Lektor der Französischen
Sprache zü Leipzig, geb. zu Frankenhauftn
in Niederbaicru 1727.
Huber, I. L. Doctor der Rechte und Würten«
bcrgischer Regierungsrath, privatisirt zu
Tübingen, geb. zu Großheppach 172g.
Jacobi, Joh. Georg, Kanonikus zu Halber»
stadt, geb. zu Düsseldorf >740.
Jerusalem, Joh. Friedr. Wilh. von, Doctor
der Gottesgelahrkheit, Abr zu Riddags-
hausen und Vicepräsident des Wolfenbüt»
kelischen Consistorium, geb. zu Osnabrück
1709.
Iftlin, Isaak, Doctor der Rechte und Raths-
schreiber zu Basel, geb. daselbst.
Barner, Joh. Friedrich August, Hofrath zst
Stutgard , geb. daselbst 1731- <,
Räftner, Abrah. Gotth. Hofrath und Prvfes.
sor der Mathematik zu Göttingen, geb. zu
Leipzig 1719.
Dank, Immanuel, Professor der Logik und
Metaphysik zu Königsberg, geb. • daselbst
Rarschin, Anna Louisa, geb. Dürrbach, lebt
zn Berlin, g-b. zu Züllichau 1722.
Rlopstock, Friedr. Gottl. Hofrath zu Carls-
ruhe, lebt zu Hamburg, geb. zu Quedlin»
bürg i7)2.
Bnebel, Carl Ludwig von, Hauptmann in
Wnmarischen Diensten, geb. zu Anspach
1744.
Rrauseneck, Johann Christoph, Sekretär der
Oberforstmeisterey in Bayreuth, geb. zu
Zell im Bayrcuthischen 17)8.
Dretsch, Heinr. Christ. Herzogt. Gothaischer
Rath, lebt auf seinem Rittergut Gauecn.
Rretschmami, Carl Friedr. Gerichtsaktuariüs
zu Zittau, geb. daselbst 1738.
Lange, Gotth. Sam. Jnspector und Pastor
zu Laublingen.bey Halle, geb. zu Halle 1711.
Lavarer, Joh. Casp. Pfarrer am Waisenhau-
se zu Zürich, geb. daftlbst 1741.
Leiftwitz, Landschaftssckretar zu Braun-
schweig , geb. zu Hannover.
Lenz, Ludwig Friedrich, Gothaischer Hofrath
und Amtmann zu Altenburg, geb. daselbst
17*7.
Lenz, Joh. Reinhold Michael, ist aufReisen
in Frankreich, geb. zu Seßwegen m Lief-
land 1750.
Lesiing, Gotthold Ephraim, Bibliothekar zu
Wolftndüttel, Braunschweigischer Hofrath
und Mitglied der Mannheimer Akademie,
geb. zu Hasewalk in Pommern 1729.
A 5 Lcßing,
Leßinss, Earl Totthekf, Assistent bey der Kö-
niglichen Münze zu Berlin, geb. zu Kam-
nitz «7Z«.
Lichtwer, Magn Gottfried, Regierungsrath
und Kanonikus zu Halbersiadt, geb. zu
Wurzen 1719-
Mastalier, Carl, Lehrer der schönen Wissen-
schaften auf der Universität zu Wien und
Mitglied der Kupferstecher-akademie daselbst
geb. zu Wien 17z 1.
Mauvillon, Joh. Professor der Kriegsbau-
kunst zu Cassel, geb. zu Leipzig '744-
Meinero, Christoph Ludwig, Professor der
Philosophie zu Göttingen, geb- zu Ottern-
dorf im Lande Haveln 1747.
Meißner, Aug. Gott!, steht beym geheimen
Archiv zu Dresden, geb. zu Bauzen 1752.
Meister, Leonhard, Professor der Historie und
Sirtenlehre bey der Kunstschule zu Zürich,
geb. zu Neftenbach 1741.
Mendelssohn, Moses, Direktor einer Sciden-
fabrike zu Berlin, geb. zu D 'ffau 1726.
Merk, Johann Heinrich, Knegsralh zu
Darmstadt.
Mrllcr, Joh Martin, Lehrer der Gottesge-
lahrtheit zu Ulm, geb. daselbst 17,-0.
Möser, Justus, Jusiitzrath zu Osnabrück,
geb. daselbst -720.
Müller, Carl Wilh. Doetor der Rechte, Chur-
fürstl. Sächsischer geheimer Kriegsrath und
Bürgermeister zu Lerpzig, geb. daselbst 1728.
Müller,
Müller, Friedrich, Kaksinitsmahler zu Düssel-
dorf, geb. zu Kreuznach 1750.
Mylius, Wilh. Christoph, Sigismund, geb.
zu Berlin 1754. privatisirt daselbst.
Neander, Präpositus und Pastor zu Grenz-
hof in Kurland, geb. zu Grenzhof 172z.
Nicolai, Friede. Buchhändler in Berlin, geb.
daselbst,733.
Nicolai, C. H. Kabinetssekretar und Biblio-
thekar zu Petersburg, geb. zu Strasburg
1738.
Niemeyer, A. H. Magister und Lehrer der
Philosophie zu Haste.
Nüschcler, Felix, Professor des Naturrechts
und der Geschichte zu Zürich, geb. daselbst
1738.
pfeffcl, Conrad Gottlieb, Darmstädtischer
Hdfrath, und Aufseher der Kriegsschule zrr
Colmar, geb daselbst 7726.
Aamler, Carl Will) Professor der schönen
Wissenschaften bey der Kadettenschule zu
Berlin, geb. zu Kolberg 1727.
Raufseisen, Philipp Ernst, Freywacktcr un-
ter dem Znfanteriereqimerit des Prinzen
Ferdinand von Preussen, geb. zu Danzig.
Reichard, Heinr. Aug. Ottocar, zweyter Bi-
bliothekar zu Gotha und Directvr dcsdasi»
gcn Hoftheaters, ged. zu Gotha 1771.
Rcservstz, Friedrich Gabriel, Abt zu Kloster
Bergen, geb- zu BeAin 1715.
A 6
Rctzer,
Reyer, Friedrich Joseph, Edler vorangestellt
in der K. K. Bankokanzley zu Wien, geb.
zu Krems 1755
Riedel, Friedrich Just, Kaiserk. Königs. Rath
zu Wien, geh. zu Vieselbach bey Erfurt
*74*-
Roche Ist, Sophie, geb. von Guttermann,
Hof. Kanzlerin zu Coblenz, geb. zu Kauf,
heuern 17z».
Romanus, Carl Franz , Archivarius und
Hofrath zu Dresden, geb. zu Leipzig 174 r.
Rühl, Joh- Philipp, Rödclshcimischer Hof,
rath, lebt zu Frankfurt.
tzanaerhaustn, Christoph Friedrich, Rector
zu Äschersleben, geb. zu Groß.Korbetha bey
Weisenfels 1740.
Sattler, Joh. Paul, Konrektor des Gymna-
siums zu Nürnberg, geb. daselbst
Gchmk, Joh. Fricdr. der Gottcsgclahrtheit
Kandidat zu Berlin, geb. zu Magdeburg.
Schlegel, Joh. Adolf, Superintendent und
Pastor primarius in der Neustadt Hanno»
ver, geb. zu Meißen >721.
Schlegel, Joh. Heinrich, Professor und Ju»
stitzrath zu Koppenhagen, geb. zu Meißen
r724.
Schlofft, Joh. Georg, Markgrüfl. Baden,
scher Hofrath und Oberamtmann zu Em-
mendingen im Brisgau.
Schlosser, Joh. Ludwig, Prediger zu B-rge-
dorf bey Hamburg, geb. 1737- _, ,v
Schmid,
Schmid, Korn. Arn. Professor der Theologie
am Karolino und Mnonikus zu Braun»
schweig, geb. zu Lüneburg 1716.
Schmid, Joh. Christoph, Hofrath zu Wer»
mar, geb. zu Langensalza 1729.
Schmid, Christian Heinrich, Doctor der
Rechte, und Professor der Dichtkunst und
Beredsamkeit zu Gießen, geb. zu Eisle»
Len 1746.
Schmid, Jak.Friedr. Diakonus an der Stadt,
' kirche zu Gotha, geb. zu Dlasienzelle 1727.
Schmid, Klamer Eberhard Karl, Kammerse,
kretär zu Halberstadt, geb. daselbst 1746.
^Schnitt, Friedrich, Professor in Liegnitz, geb.
zu Nürnberg >745.
Schönborn, Gottk. Friede. Ernst, Königl.
Dänischer Konsukatssekretär zu Algier,
geb. zu Hamburg.
Schröck!), Joh. Matth. Prrfessor der Dicht»
kunst zu Wittenberg, geb. zu Wien 17z).
Seidel, Christian Heinrich, Pfarrer zu Ell,
wang im Sulzbachischen, geb. daselbst 174;.
Sonnenfels, Jof. von, wirk!. Kaiferl. Re»
gierungsrath, Professor der Kameralwis»
settschaften und Sekretär der Kupferste»
cherakademie zu Wien, geb. zu Nikelspurg
in Mahren
Spalding, Johann Joach. Probst zu Berlin,
geb. zu Stralfund 1714.
Gprichmann, Anton Matthias, Rath und Re»
fercndariuszu Münster, geb. daselbst 1749.
A 7 Slam-
Stamford, von, Hauptmann in Herzogs.
Braunschweigischen Diensten, lebt zu Hal-
berstadt, geb. zu Bourges >742.
Steinbrüchel, Johann Jakob, Professor der
Griechischen Sprache und Kanonikus zu
Zürich, geb. daselbst 1729.
Stephanie, Christian Gottlob, Schauspieler
zu Wien, geb. zu Breslau 1734.
Stephanie, der jüngere, Gottlieb, Schau-
spieler zu Wien, geb zu Breslau 1741.
Stoiberg, Graf, Christian, König!. Däni-
scher Kammerherr und Amtmann zu
Trcmsbüttek, geb zu Koppenhagen 1748-
Stoiberg, Graf, Friedrich Leopold, Ober»
schenk des Hcrzogthums Oldenburg und
Gesandter zu Koxpenhagcn, geb. daselbst
175°-
Stur;, Helf, ich Peter, Dänischer Negi rungs-
rakh zu Oldenburg, gebohren zu Darm-
stadt 1739.
Trüber, Hanns Ernst von, geheimer Refe.
rendarius zu Dresden, geb daselbst 1738.
Chünrmel, Moritz August von, Herzogs.
Sachs. Koburgischer geheimer Rath, geb.
zu Schönfeld best Leipzig 1738.
Tob!er, Johann, Atchidiakouus zum Frauen-
münstcr in Zürich.
Unrerin, Joh. Charl geb. Zieglerin Frau des
H. Doctor llnzer des ältern in Altona,
geb. zu Halle 1724»
llnzer,
g>
Unzer, Joh. Christoph, der jünaere, der Arz»
nenaelahrlheit Doktor und Professor der
Natu, lehre am Christianeum zu Altona,
geb. zu Wernigerode.
Ursinus, August Friedrich, geheimer Sekre-
tär zu Berlin, geb. daselbst.
ll-, Johann Peter, Assessor des Kaiserlichen
Landgerichts im Burqqrafthum Nürnberg,
und Anspachischer Rath zu Anspach, geb.
* daselbst 1720.
Voß, Joh. Heinrich, Gelehrter zu Wands-
beck, geb. zu Sommersdorf im Mecklen-
burgischen 1751.
Weiße, Christian Felix, Kreissteuereinneh-
mer zu Leipzig, ged zu Annaberg 1726.
werthes, Friedrich August Klemens, in
Diensten des Grafen von Lippe Alverdis-
sen, mit einem jungen Grafen Hompesch
zu Lausanne, geb. zu Battenhausen 1748.
weyel , Johann Carl, lebt zu Leipzig, geb.
zu Sondershauseu 1747.
Wieland, Christoph Martin, Churfrirstk.
Mainzischcr Reaierungsrath, Herzoglich
Sächs. Weimarischer Hofrakh, geb. zu
Biberach 17;;.
Wildlingen, Ludwig Karl Eberhard Hein-
rich Friedrich von, Fürstl. Naßau.Ustngi«
scher Rcgierungsrath, gebohren zu Kassel
175b
wethof,
wlthof, Johann Philipp korenz, Dockor
der Arzneyaelahrtheit, Hofrath und Pro«
fessor der Beredsamkeit und der Griechi.
schen Sprache zu Duisburg, geb. daselbst
,725.
Wurz, Ignatius, Pfarrer zu Pyrowart in
Niederösterreich, geb. zu Wien 17z l.
Zimmermann, Johann Georg, Lcibrnedikus
zu Hannover, geb. zu Brugg 172g.
Aeneas
Aeneas und Dido.
Nach dem vierten Buche
der Aeneis.
Erster Gesang.
§rau Dido war schon langst verliebt,
Und warf die matten Glieder,
Wie leicht zu denken, ganz betrübt
Im Bette hin und wieder.
Aeneas kam ihr immer vor,
Ihn sah' ihr Aug, ihn hört' ihr Ohr.
Bis an den hellen Morgen-
Ach!
( i8 )
Ach! Schwester Aenchen, fieirg flr an
Mit Schluchzen und mit Weinen:
Da muß Aeneas Lobesan
An meinem Hof erscheinen!
Was das ein Kerl! Was der gethan!
Wie tapfer! O man steht's ihm an!
Cr ist ein Göttersöhnchen.
Hätt' ich nicht, Aenchen, schon ein Haar
Im Ehestand gefunden,
So glaub' ich würden wir rin Paar r
Ich fühl die alten Wunden-
Ja, war lich, möcht' ich wieder freyn,
So müßt' es Herr Aeneas seyn:
Ein andrer, Pros't die Mahlzeit!
Doch nein! ehw in den Feuerpfuhl
Mag Vater Zeus mich schicken»
Eh ich so bald den Wittwenstuhl
Mit Leichtsinn will verrücken.
Sag mir, was spräche wohl dazu
Sichäus seel'ger? meinest du,
Den würd' es nicht verdrießen?
Drauf
( 19 )
Drauf fiel ihr Schwester Aenchen ein:
Du bist ein kleines Närrchen!
Noch jung bist du, und so allein?
Dein Schatz ein feines Herrchen?
Was schiert's den Todten? Laß ihn ruhn!
Du kannst, was dir beliebet, thun,
Dem Feind ins Fäustgen lachen-
Sprich, werden in Aeneas Arm
Eekuler dich kuranzen?
Da muß selbst der Barcäer Schwarm
Nach deiner Pfeiffe tanzen.
Denk, liebe Schweller Dido, denk,
Pygmalion kriegt dann die Kränk,
Und läßt dich ungehuvclt.
Der Himmel hat ihn dir geschickt:
Bey so gestalten Sachen
Kannst du mit ihm drin Reich beglückt,
Berühmt und glänzend machen.
Drum, liebe Schwester, blase doch
Mit Herrn Aeneas in ein Loch,
Dann wird's was schönes geben!
Nur
i so )
Nur »»maßgeblich, liebes Kind!
Um ihn nicht zu verliere»/
(Du weißt ja , wie die Männer sind )
Mußt du ihn amüsiren.
Und dazu / glaub' ich, braucht es ja
Nichts , als Concert und Opera,
Jagd, Ball und Maskerade.
Durch Aenchens Reden überführt
Ließ Dido sich bewegen,
Und, wi'es den Damen dann gebührt/
Sich auch die Karten legen.
Sie fragte bey dem Kaffeesatz
Nach nichts/ als nach dem künst'gen Schatz,
Und nach der Zahl der Kinder.
Sie ließ sich bald in vollem Lauf
Zum Herrn Aeneas tragen,
lind er war bey ihr oben drauf,
Und ließ sichs auch behagen:
Sie führt' ihn durch die ganze Stadt,
Und zeigt' ihm alles was sie hat
In ihrem Cabiuette.
( 2l )
Die Lustbarkeiten giengen an :
Es gieng im größten Sauße,
Und der vergnügte Herr Galan
Erzählt bey jedem Cchmauße;
Wie scharf man Troja bombardirt,
Und daß es nie capitulirt,
Wär's ihm nur nachgegangen.
Sie fragt' ihn drauf, ob er wohl gern
Auf ihrer Wildbahn jage?
Der starke Jäger vor dem Herrn
Freut sich ob dieser Frage.
Madam, das kömmt mir eben recht!
Spricht er, Ihr unterthän'ger Knecht
Weiß schon den Fang zu geben.
Der Oberjagermeister kriegt
Gleich Ordre auszuziehen,
Jagdjunker und Jagdpage fliegt
Ob ämsigem Bemühen.
Das Hifthorn schallt, der Leithund springt,
Und jeder brave Weidmann singt
Wildungens Jagdgesänge.
Frau
( 22 )
Frau Dido aber war allein
Fein langsam unter allen r
Und dieß konnt' auch nicht anderst seyn,
Sie wollte ja gefallen.
Sie that, was jede Schön« thut,!
Und dachte: Steht mir dieses gut?
Steht jenes mir nicht besser?
Der Neapolitaner stund
Und scharrte mit den Füßen:
Der Kammerherr spielt mit dem Hund
Die Zeit sich zu versüßen.
Ein rascher Jäger spricht: Man steht
Hier wie Mazfoz l die Zeit vergeht!,
Das ist um grau zu werden!
Nun traft die Königin hervor
Mit einem großen Trabe,
Und schwang sich zu dem Hengst empor^
Ein kleiner Edelknabe
Blickt seitwerts unter ihren Rock;
Und nun geht's über Stock und Pflock
In voller Carriere.
( 2z )
Drauf gieng es nun die Kreuz die Queer
Mit schrecklichem Getümmel
Schnell über Schwein' und Hirsche her:
Der arme Baurenlümmel
jWard von den Jagern coujonirt,
Und ohn' Erbarmen abgeschmiert,
Wenn er nicht recht getrieben.
Doch unterdessen zogen sich
iDie Wolken schon zusammen,
Und plötzlich rollten fürchterlich
iDie Donner unter Flammen.
'Der Hagel schlug noch oben drein,
iUnd daß dabey kein Spaß kann seyn,
! Läßt sich wohl leicht erachten-
Hals über Kopf trollt jeder fort,
j'S war lustig anzusehen,
Der eine hier, der andre dort,
Dem Wetter zu entgehen.
Man rennt, man lauft, der Jäger flucht
Die Schwerenoth, und jeder sucht
Für sich ein sichres Oertgen,
P j B
Aeneas
/ ( -4 )
Aeneas aber, als Galan,
Blieb der Madam zur Seiten,
Und die Verliebten fiengcn an
In vollem Trab zu reiten,
Und kamen endlich brav benetzt,
Wcil's so Frau Juno festgesetzt,
An eine dunkle Hole.
Hier hielten unsre Beyden still,
Aeneas sprach mit Lachen:
Zeus mag nun donnern, wie er will,
Und kann sich lustig machen!
Man tratt hinein, sezt' sich aufs Moos,
Aeneas nahm sie auf den Schoos,
Und sucht' sie zu erwärmen.
Aeneas dachte: Frisch gewagt,
Ist halb gethan! Im Dunkeln,
Wie uns ein altes Sprichwort sagt,
Läßt sich nicht übel munkeln!
Das weitre sagt Virgils Gedicht
Zu unserm größten Jammer nicht:
Doch läßt sich's leicht errathen.
( 25 )
Ihr jungen Schönen allzumal,
Die Einsamkeit zu fliehen,
Ist wohl die einzige Moral,
Die sich hieraus läßt ziehen;
Mit jungen Herrn verstehet sich:
Ich aber, ich empfehle mich;
BiL'wir uns wiedersehen.
c 26 )
Frau Fama voller Aug' und L>Hr
Ließ sich's nicht zweymal sagen,
Drühheiß bracht sic's dem Jarbas vor.
Der Donner soll drein schlagen!
Rief der ergrimmte Herr Rival:
Der Teufel hohl! Das ist fatal!
Doch wart, ich will euch kriegen!
Ich hab manch Nebhun und Phasan
Dem Jupiter geschenket,
Ich weiß gewiß, daß er daran,
Wenn ich ihn brauche, denket,
Daß er mich an dem Jungfernknecht,
An dem Trojan'schen Hundsfott rächt,
Ihn mit dem Blitz kalbastcrt!
Run setzt' er eine Bittschrift auf
Gepropft mit bittern Klagen,
Und diese ward in vollem Lauf
Zu Jupitern getragen.
Zween Haasen wurden wohlgespickt
Mit der Suppliqur überschickt,
Wie auch ein Rehebraten.
Der
( 27 )
Der Bittschrift Inhalt aber war:
Aeneas sey gekommen,
Hab' ihm die schön« Dido gar
Vor'm Maule weggenommen:
Und das Petitum war dabey:
Der Jmplorat Aeneas sey
Aus der Poßeß zu setzen.
Zeus sah nach deutscher Richter Art
Auf Haasen , Rehebraten,
Und fand er solche jung und zart,
So war's gewiß, sie thaten
Auch ihre Wirkung, wie man dann
Hier ein Exempel sehen kann,
Und andre, alle Tage.
Gleich ward dem Suchen defenrk,
Zeus nach Virgilens Sage
Brüllt: Geht Merkur, insinuirt
Aeneen diese Klage:
Ist er bey Dido auf dem Schmauß,
So nagelt sie ihm an das Hauß,
lind kommt fein bald zurücke,
B 3
BS*f
C 28 )
Der Hundsfott will so »»gescheut
Mit seinen Liebeshändeln
Bey einem Weib die edle Zeit
Zum Tag hinein vertändeln?
Fort ans Karthago! sagt's ihm nur,
Sonst soll er f- gut! Herr, sprach Merkur,
Und sattelt ferne Mähre.
Bald kam er in Karthago an,
Und ließ sich bey dem Helden,
Der sich so eben angethan,
Durch einen Pagen melden.
Man ließ ihn ein. Bons Dies, sprach er,
Durch mich sagt Ihm Herr Jupiter
Sich aus der Stadt zu packen.
Hier seh' Er den Befehl. Ade!
Merkur geht ab. Verloren
Bin ich! ruft unser Held, o weh!
Wie bin ich doch geschoren!
Ich armer Korydon muß fort!
Verlaßen ach! den lieben Ort!
Dem Himmel sey's geklaget!
( 29 )
Was war zu thun? Der Königinn
Gleich den Befehl zu sagen?
Kannt' er nicht den verliebten Sinn,
Und durft er's drum wohl wagen?
Nachdem er lang herum gedacht,
Ward von ihm auf's Tapet gebracht,
Ganz still sich fortzumachen.
Doch ehr's Aeneas sich versah,
Kam's zu der Dido Ohren,
Und, wie's zu gehn pflegt, wurde da
Manch süßes Wort verlohren.
Bleib doch, mein liebes Schäzchen, hier,
Sprach Dido, hast's ja gut bey mir,
Ich hab ja noch nichts Kleines.
Madam, versetzt' er, das ist gut,
Doch muß und soll ich reisen,
Ob mir es gleich sehr wehe thut,
Herr Zeus hat michs geheißen.
Des Nachts sogar steht mein Papa
Anchises ganz leibhaftig da,
Und zupft mich bey den Ohren.
K 30 }
Nun gab's ein Zeter Mordio:
Du, Bankert von Cytheren?
And Dardanus dein Ahnherr? So?
Ich will dich's besser lehren!
Nein! Caucasus hat dich erzeugt,
And Tyger haben dich gesäugt:
Rtinraus muß ich es sagen-
Wie ? hab' ich nicht den Lumpenhund,
Der in mein Reich gekommen,
Ich nehme gar kein Blakt vor'n Mund,
Wohlthätig aufgenommen?
Ich setzte gar den Hnrensohn,
Das Gott erbarm! auf meinen Thron!
Nun wird mir's schön belohnet!
Da schwatzt er gar von dem Befehl
Des Zeus, und andern Sachen,
Vom Herrn Papa: bey meiner Seel!
Darüber muß man lachen!
Herr Zeus, meinst du, bekümmre sich
Um dich? das glaubst du Schürt? um dich ?
Pack dich! Glück auf die Reift!
Aeneas sahe nun wohl ein,
Bey so gestallten Sachen
Würd' es das allerbeste seyw-
Sich bald davon zu machen.
Postpferde wurden nun bestellt,
Die Herrn Philister auch geprellt,
Und drauf feldein gegangen.
Die gute Königin entsagt
Don nun an allen Freuden,
Sie härmt sich ab, sie weint, sie klagt,
And liefet Werkhers Leiden.
Das Leben ward ihr ganz verhaßt,
Zn eng ihr herrlicher Pallast,
Der Tod, wie Honig, süße.
Sie dachte stets an Dolch und Strick,
An Gift und an Ermorden:
Nun wäre wohl zu gutem Glück
Aus allem nichts geworden:
Wenn der gcfchaft'ge Satanas
Nicht ihr hätt' ohne Unterlast
Gcz igt den Arbeitsbeutel.
V 5 D
¥
( 32 )
Die Nadel, die ihr zum Filet
Aeneas kommen lassen,
Cah man sie nun (Herr Jemine! '
Das giebt ein Unglück!) fassen -
Cie stach sie drauf, o welcher Schmerz!
Tief in ihr liebekrankes Herz,
Und sank todt auf den Sopha.
Heißt das nicht seine liebe Noth
Mit den Galanen haben?
Fiiehn sah man sie nach's ersten Tod,
Nach's andern Flucht begraben.*)
Was Aenchen noch dazu gesagt,
Wie sie gewinnsekt und geklagt,
Kann man beym Maro lesen.
Für
*) Infelix Dido, nulli bene nnpta marito :
Hoc pereunte sugis, hoc fügieme peris,
Ausonius,
Dn witzigen Franzos n, tie doch alles können,
waren nicht im Stande, dieses Epigramm des
Ausonius in einem Vers zu übersetzen. Der Herr
von
( 33 )
Für meinen Part sag' ich, Las hieß
Die Sachen übertreiben:
In unserm lieben Deutschland ließ
Ein Weibchen es wohl bleiben.
Sterbt, flieht ihr Männer! man ersticht
Um solche Lapperey'a sich nicht:
Da nimmt man einen andern.
Wagner.
B 6 Doris.
von Leiblich hat es gewagt; aber ich könnte leicht
bewerfen, daß es ihm mrslungen sey. Ich habe ge-,
tzen die Ordnung des Ganzen, und gegen die Wahl
der Worte beträchtliche Einwendungen zu machen.
Hier ist also eine neue Übersetzung.
O Didon ! ton malheür vint des epoux chlris;
Sich£ep£rit, tu suis; Aen^efuit, tu p£ris.
Ich erwarte von der Höflichkeit der deutschen
Kunstrichter sin Complimenr - afür.
( 34 )
Doris.
^ich, Dons, will ich jetzo schildern,
Dn Schoskind der Natur!
Dem Reiz gefällt in tausend Bildern,
Und eines mal' ich nur.
Anbetenswerth in jedem Zuge,
Wuchs'deine Jugend auf;
Ein jedes Mienchen war für Klug«
Drin schöner Lebenslauf.
Oft, wenn du unter Rosen spieltest,
Wo Hofnung Kränze band,
Und in der Brust den Himmel fühltest,
Mit Sorgen unbekannt:
Lag Amor neben dir im Grünen,
Nachläßig hingestreckt,
Und seine tiefen Blicke schiene»
Mit Ahndung überdeckt.
Doch
( 35 )
Doch nun umgaukeln dich die Stunden,
Wo Leben Lieben Heist;
Du drückst die wollustvollen Wunden
Tief, tief in Mark und Geist!
Dein sieggewohnter Reiz verdunkelt
Das stille Morgenroth;'
Im seelenvollcn Auge funkelt
Das Leben und der -Tod!
Dein schöner Gang, den das Vergnügen
Mit Anstand lästig macht,
Paart mit der Lust in deinen Zügen
Der freien Miene Pracht.
Die Sitten, die dich edler machen,
Sind reiner Seelen Glück ,
Dein Witz lehrt selbst die Thränen lachen,
Gefällig, wie dein Blick-
Helene war im Glanz der Jugend
Die Perle von Myren,
Ihr fehlte nichts, als deine Tugend,
Um neben dir zu sieh».
B 7
Allein
( }6 )
Allein ihr junger Busen kannte
Der Liebe Wohl und Weh,
Und bebendes Entzücken brannte
Tief unter seinem Schnee.
Nur du, vollkommneste von allen/
Verlaugnest das Gefühl,
Und bleibst, um minder zu gefallen,
Bey allen Reizen kühl.
Willst du den Preis der Schönheit haben,
So lern' empfindlich seyn,
Und sey, bey'm Reichthum deiner Gaben,
Nicht schön für dich allein!
E.
Grab-
Grabschrift.
friedlich ruhen jezt Nikander
Und sein Weib hier bey einander,
Staun' o Wandrer, dieses Wunder an!
Denn in dreistg Jahren, wie man sagt,
Haben sie, seit ihrer Hochzeiknacht,
Dieses nie gethan.
Uttg.
Der Vorsatz.
cy
XStt stiller Ruhe will ich leben
Als wahrer Menschenfreund und Christ:
Will das zu suchen mich bestreben
Was eines Menschen würdig ist.
Mit Dankbarkeit will ich die Freuden
Genießen, die der Himmel giebt,
Und meinen Brüdern, wenn sie leiden,
Beweisen, daß mein Herz sie liebt.
C Z8 )
Ich will mich von dem Tand entfernen,
Nach dem der große Haufen ringt,
Und nur von euch, ihr Weisen, lernen,
WaS dauerhafte Freuden bringt.
Denn soll mich nicht der Tag erschüttern,
An dein die große Stunde schlägt,
Nicht werd' ich für der Waage zittern,
Die jedes Menschen Thaten wägt.
R.
Preußen und Themis.
«n P*
^M.irum hört man nicht mehr des Unter»
drückten Klage?
Warum wägt Billigkeit und Recht jetzt
deine Waage?
Sprich,
Sprich, warum jetzt dein Schwerd dem
Frevler schrecklich blitzt?
T.
Das macht, weil Carmer jetzt in meinem
Tempel sitzt.
Wagner.
Berichtign ng.
d?ein alter Vetter, wie ihr wißt,
Schreit: Narren sind euch alle Dichter!
Und leider giebts, o lieber Christ!
Der Herren viel von dem Gesichter.
Doch weil mein Vetter, wie ihr wißt,
Kein Dichter ist:
So sind nicht alle Narren .Dichter!
E.
Der vergebliche Schwur.
Ä?illsse schwört die Hand auf ihrer Brust,
Daß sie fast dreistg Sommer zähle:
Ich habe das, bey meiner armen Seele!
Vor dreizehn Jahren schon gewußt.
E.
Der Französische Officier
und der Jud.
<v.
^as Pferd das du mir willst verkaufen,
Hebräer, kann es auch brav laufen?
I.
Sie Zweifeln noch, daß es der beste Läufer
ft» ?
Es wohnte, meiner Seel! der Schlacht bey
Roßbach bey.
p-
( 42 )
An Lucien.
bekannt ist's, sagst du, daß der Tod
Frühzeitigen Geniern droht:
Trift dieses, gutes Mädchen, ein,
Wirst du ein altes Müttcrlein.
Wagner.
Die Mondsßnsierniß.
eine Finsterniß des Monds zu sehen
kamen
Ein junger witz'ger Herr mit ein'gcn jungen
. . Damen
Einst zu Paris auf das Observatorium.
Hier rief man ihnen zu: Q kehren Sie
nur um!
So eben ist's vorbey! — Was thuks? rief
er mit Lachen,
Cassini ist mein Freund, er foll's noch ein»
mal machen.
Die
C 43 )
Die Vorsicht.
Ä?an brauchet Schutz in seiner Jugend
Spricht Doris, und ich glaub es ihr,
Blos zur Beschützung ihrer Tugend,
Halt sie sich einen Officier.
B.
Grabschrift.
^ier lieget Wilhelm Fein! Lies sich der
Tod betrügen,
Co würde Wilhelm Fein, gewiß noch nicht
hier lieget.
Rühl.
An Pastor Rase,
'A)u guter Rase,
Trotz deinem Schrein
Vom Sündenschlafe,
Schläft jeder ein.
M.
Beate
T
( 44 )
Beate in der Kirche.
28je sieht Beate doch mit andachtsvoller
Miene
Gen Himmel — Nein, das nicht! auf die
Studentenbühne.
Wagner.
Vortheil der Kreuzzüge.
Lehrer der Geschichte schalt
Jüngst auf die Barbarey der Zeiten,
Als fromme Layen, jung und alt,
Wie rasend sich dem Kreuzzug weihten.
Ach! seufzte Dämon, warum sind
Sie nicht mit Gold zurück zu kaufen?
Da könnte noch ein Christenkind
Mit Ehren feinem Weib entlaufen!
Ung.
Die
( 4s )
Die redenden Ochsen.
^ie Livius erzählt, zwar will ich's nicht
beschwören,
Ließ mancher Ochse sich bey'm Römer redend
hören.
Doch dieses ist gewiß, nran glaub' cs,
oder nicht,
Daß oft ein Oechselein aus manchem Krit«
lcr spricht.
D.
' An
manchen Moralisten.
$ur jedem Moralist den Vorzug dir zu
geben,
Fehlt dir, so viel ich weiß, nichts als ein
beßres Leben.
P.
Auf
\v
( 46 )
Auf einen Geizigen.
Nach dem Owen.
^a hört doch nur einmal was uns Herr
Harpax sprid>f:
Was meine Rechte giebt, weiß meine Linke
nicht!
Ich glaub cs ihm bey meinem Leben:
Die Rechte hat noch nichts gegeben.
O.
Xr
Der Zulauf.
^Bie jezt die Britten mit Entzücken
Den heutigen Triumph zu schmücken
Sich Ihnen, lieber Cromwell, nahn!
So redet' ihn ein Schmeichler an.
Doch Cromwell, den dieß wenig rührte,
Fiel ihm mit düstrer Miene ein:
Der Zulauf würde größer seyn,
Wenn man mich zu dem Galgen führte.
Wagner.
Grund
Grund
der Binde der Gerechtigkeit.
SBslrura läßt die Justitz die Augen sich
verbinden?
Davon kann man gar leicht den Grund,
ihr Herren finden.
Ich wette, daß es ist geschehn,
Um nicht die Albernheit der Richter anzufehn.
tt.
Die Verwandlung.
E^er Fürst Arkadiens, der einst den Zeus
mißhandelt,
Sey nicht in einen Wolf verwandelt?
Das glaubt ihr, lieben Freunde, nicht?
Ich glaube, was mein Naso*) spricht.
Daß solche Dinge oft geschehen,
Kann man ja nur in Deutschland sehen.
Z.
C Die
*} Mmm, I, v. 218.
C 48 )
Die Freude.
■Sfd« .beneidenswerther Loos
Kenn' ich als die Freude:
Nur in ihrem sanften Schoos
Trotz' ich allem Leide.
Unsre kurze Lebenszeit
Ward uns nur gegeben
Um in steter Frölichkeit
Hier fie durchzuleben.
Thoren sind es, die sich nur
Stets vergebens härmen,
Um die auf der schönsten Flur
Bleiche Sorgen schwärmen.
K
Nah dich, o Melancholie
Za nicht meiner Seite!
Denn ich schwöre dir es, nie
Werd' ich deine Beutel
Stets
( 49 )
Stets verhöhn' ich das Geschick
Mit dem Schwarm von Leide,
Und ein jeder Augenblick
Sey für dich, 0 Freude!
Wagner.
Die Dame und die Zigeunerin.
Ä^ein seel'ger Eheherr muß vor dem Him«
mel stehn?
Sagt, was verhindert ihn dann wohl hinein
ju gehn?
3-
Ach l gnäd'ge Frau, schon längst wär' <e
da aufgenommen
Nur kann er nicht hinein für seinen Hör,
nern kommen.
P.
'( so )
Auf einen Selbstmord.
Herr Major von Zopf
Schoß sich zwo Kugeln durch den Kcpf.
Mich wundert dieß nicht sehr:
Verwuthlich war er ihm zu leer.
rl.
Grabschrift.
Ebandrer, wo dein Fuß hier steht,
Gott nehm sie zu Gnaden
Liegt eine reine Jungfer, denn sie thät
Sich wohl waschen und baden.
Nühl.
Ein Jude
bey einem Gemälde vom Abfalon.
Ä^?ein, hältst du da nicht hangen wollen,
Hältst eine Perücke tragen sollen.
L-
( s r >
Der
Schriftsteller und der Verleger.
S. §8as hör' ich? meine Schrift wird weit
herum verführt?
V. Ach ja! weil man damit die Guten ein»
.ballirt..
Wagner.
Der Poet
an die Göttin des Lotto.
Am Ziehungstage.
^nter denen,
Die mit Sehnen,
Göttin! zu dir flehn,
Sieh mich Armen stehn!
Du beglückest,
Und berückest
Aus dem Zaubertopf
Manchen armen Tropft
C 3
Vollst
C 52 )
Woll'st des Armen
Dich erbarmen,
Weil der Hungertod
Sonst dem Dichter droht.
Welche Freude,
Wenn, ich heute
Seh mit frohem Blick
Ein Quaterncnglück!
Pierinnen
Eilt von hinnen,
Und du, Herr Mäcett,
Magst zum Henker gehn!
D.
Die ewigen Lieder.
Wuth rief jüngst Herr Dudeldey:
Co will ich dann auch Lieder fchreibcn,
Die warlich ewig sollen bleiben! —
Vielleicht wohl in der Druckerey?
Wagner.
( S3 )
Auf Lottchen.
bewundert Lottchens Zärtlichkeit!
Nehmt Theil an ihrer Traurigkeit!
Ihr Mann, der lange krank gewesen,
Ist leider — wiederum genesen.
Andre.
Wortforschung.
Runz. -^hr irrt euch Veit! Das Wörklein
Rath
Kömmt von errathen, nicht von Rad.
Veit. Was ? von errathen ? Muß es besser
wissen!
Hab dir schon unsern schmieren
müssen.
Rühl.
C 4 Der
Der Eh mann
bey einem Gemälde vom Orpheus
und Eurydice.
H^otz Daus! Potz Daus!
Der ho!t sein Weib gar aus der Hölle 'raus!
Für meinen Part, bey meiner Ehre!
Ich ließ mein Weibchen, wo cs wäre.
Wagner.
Guter Rath
an manchen Epigrammatisten.
E- Wo krieg' ich denn das Salz zu mei-
nem Epigrammen,
Die Sie, Herr Kritikus, zum Tag
hinein verdammen?
Lr. Wenn sie gesalzen sollen seyn,
So wickeln Sie, mein Herr, gesalzne
Fische drein.
An
Alexander den Großen.
d^cin! du kanntest nicht der Liebe
Sanfte wonnevolle Triebe!
Deinem Maler stundest du
Eine junge Schöne*) zu?
Fehlte dir es dann an Kronen
Den Apelles zu belohnen 1
Giebst mit flatterhaftem Sinn
Ihm sogar Pankasten hin?
Wär' ich Philipps Sohn gewesen,
O so würde man jezt lesen:
Froh gab er den Erdkreis hin
Für die Larissäerin. **)
O.
C 5 Ge-
*) Plinins XXXV. io. ,Elianus V. II. XII. 34.
**) Paulaste!! war miZ Larissa in Thessalien ge-
bürtig.
Gespräch
zwischen zween Sicilianerm
A. dln diesem Baum beschloß mein theures
Weib sein Leben.
$3. Ach! wolltest du mir wohl davon ein
Propfreis geben?*)
Wagner.
Auf die Statue
der Gerechtigkeit, die auf einen
Marktplatz gesollt worden.
d?ein, sagt mir, Nachbar Veit,
Warum steht die Gerechtigkeit
Auf unserm Markt seit ekn'gcr Zeit?
„Hum! daß ihr das nicht wißt!
„ Weil sie nun zu verkaufen ist!
Andre.
An
*) Cicero Lib. II. de Orat. Cap. 69,
An Bertrade.
wünschest auf der Maskerade
Von jedem ungekannt zu seyn?
Dafür ist guter Rath, Bertrade,
Hüll dich ins Kleid der Tugend ein!
Wagner.
Das Ende
vom S t u z e r l c b e n.
ßsh, buhlerischer Schmetterling
Flog lang im Glanz der Morgenröthe
Um alle Blumen auf dem Beete,
Mit jeder tändelte das flatterhafte Ding,
Wollt' immer weiter, weiter schweben,
Und blieb am Abend dann auf einer Distel
kleben-
ronwildungrn.
( 58 )
Sinngedicht
auf die la Guimard, die
m der Opera zu Paris das Geld
einnahm.
Gm'mard muß sich bequemen
Hier die Gelder einzunehmen,
Gut gemacht ist's, denn sic hat
Die größte Spaarbüchs in der Stadt.
G.
Das Philanthropie
%. 26as machen dort die Herrn?
B. Sic drehn uns eine Nasel
$i Was ist ihr Institut?
L- Nur eine Seifenblase
XVagmT.
Ge»
Gespräch.
£tin, $ort doch, Gevatter Kunz, hört an
Wie brav mein Jung schon fluchen
kann!
Ich halt' ihn auch recht in der Zucht.
RunZ- Ja, bas ist wahr, der Junge flucht
Trotz einem alten Edelmann!
Doch sagt mir 'umal, Gevatter Hein,
Kann er auch ein Gebäthelcin?
tjci». Ey, Narrwie kann das möglich
seyn?
Dazu ist er noch viel zu klein.
Andre.
Das Mäuschen.
Nach Herrn Hoftath Rühl.
-ie viel Geschmack laßt nicht das kleine
Mäuschen sehn.'
Den Voltair nagt's und laßt die Predigt-
bände stehn.
Uncr.
C 7 Die
( to )
Die Liebe-
v^Vqf, ist nicht ohne Liebe
Die Welt ein Jammerthal?
Gewähren süße Triebe
Nicht Freuden ohne Zahl ?
Nur das sind schöne Tage,
Wo einer Schönen Blick
Uns lächelt: jede Plage
Verkehrt sich dann in Glück.
£> Götter! welche Freuden
Die holde Liebe giebt!
Wie bin ich zu beneiden,
Da mich mein Trautchen liebt!
S.
Der
( 6i )
Der deutsche Ritter und der
Exjesut.
OÜr mich, ich billige, mein Herr, was Cle»
mens that:
Denn wozu diente wohl ihr Orden auch
dem Staat?
E.
Hat er nicht manchem Kind den Unterricht
gegeben ?
Ihr Orden aber? was?
D. R.
Siefragen noch? Das Leben!
__________ Wagner.
Ueber eine Braut, welcheDiane hieß.
2-bie? So heißt deine Braut? Das hätt'
ich nicht gedacht:
O! wenn sie dir's nur nicht, wie dem
Actäou, macht!
O.
An
c )
An eine
ein äugig te Schöne»
Aug, gefährlicher als bein's,
O Chlor, hab ich nie gesehn!
Zu meinem Glück hast du nur ein's,
Denn waren's zwey, so war's um mich I
geschehn!
Ung,
Ueber
die Lieder von Lieb und Wein.
X5n meine Augen war schon lang kein
Schlaf gekommen:
Vergebens hatt' ich schon verschiednes ein-
genommen:
Ich las von ohngefähr rin Lied von Lieb'
und Wein,
Und schlief ganz sanft darüber ein-
n.
Grab.
C 6Z )
Grabschrift
eines deutschen Edelmanns.
Euch sey es, o Himmel und Erde! geklagt,
Wie mich die Hebräer und Christen geplagt,
Gläubiger, sehet, hier hab' ich nun Ruh:
Wo ihr was krieget, da sehet ihr zu!
D.
Glaubwürdiger Schwur.
?egnes, wie man täglich hört,
Bey ihrer Ehr' und Keuschheit schwört,
Doch hat sie beides schon verloren.
Mir ists, hör' ich den Schwur von ihr,
Als hätte Marx der Jude mir
Bey'm heil'gen Nepomuk geschworen.
Ung-
Im
Im Grunde einerley.
Sonst fiel der deutsche Kavalier
Auf jedermann voll Raubbegier,
Jezt aber siehet er auf Ehr:
Borgt artig, und bezahlt nicht mehr.
N.
Mann und Frau.
M. §^er Satan kriege bey der Kehle
Die Hahnrcy's, dir so dumm, so blind—-
§r. Ach rede so nicht liebes Kind!
Bedenke deine arme Seele.
S.
Demetrius und sein Freund.
§)as Volk Athens, vielleicht hast du's
gehört,
Hat deine Säulen ganz zerstört.
D.
( 65 )
D.
Ich weiß es: doch hat es die Tugend nicht
vernichtet,
Die ehmals mir die Säulen aufgerichtet.
£>
Jnpromptü
in einem Concert, wo viele Knaben
heruinliefen.
§8as soll doch wohl die Menge Knaben
hier,
Mein lieber Freund? ich sage dir,
Wir haben
Hier «ine Menge alter Knaben.
L.
Iupi-
( 66 )
Jupiters Erzählung
vom Lykaon.
Nach dem Ovid Mmm, I. 20s. f.
©* Herr Papa der Götter ficng
So an: Ihr Herrn College»,
Wie bunt's doch auf der Erde gierig!
'N Stein konnt' es bewegen!
Glaubt mir, da war der Teufel los,
Im Argen lagen Klein und Groß,
Da war's ’n Sund' und Schande!
Selbst wollt' ich das Spektakel sehn,
Drum mußt' ich mich bequemen
Von des Olympus steilen Höh'n
Gleich Extrapost zu nehmen:
Inkognito reist' ich und kam
Ermüdet auf die Erd und nahm
'S Quartier bey Herrn Lykaon-
Daß
( 67 )
Daß ich der Götter Großhanns war',
Gab ich sogleich ein Zeichen:
Die Hofleut thaten mir viel Ehr,
Doch ihn konnt nichts erweichen.
Er war als Prinz ein>csprit fort,
Drum höhnte der verstockte Thor
Mich ärger, als Voltaire.
Noch nicht genug: bey stiller Nacht
Wollt' er mir an die Kehle,
Gethan war's, hätt' er es vollbracht,
Um meine arme Seele:
Doch kam er blind, ich warf dem Tropf
Gleich meinen Nachttopf an den Kopf,
Und drum ließ er es bleiben.
Noch mehr: aus der Moloßer Land
War ihm ein Zwerg gcfchicket,
Der ward von ihm mit wilder Hand
Zerleget und zcrstücket:
Ga»; appetitlich gieng es zu,
Er machte davon ein Ragout,
Und ein bocuf ä la mode.
Die
( 68 )
Die Herrn und Damen machten sich
Gleich drüber her, und thaten
Sich etwas den-, aber ich
Roch alsobald den Braten:
Ich rief mit gräßlichem Geschrey:
So meinst du, Subclkoch, ich sey,
Wie du, ein Caraibe?
Voll Wuth grif ich nach meinem Blitz,
Und holt' ihn aus der Tasche,
Und feinest schönen Rittersitz
Verwandelt' ich in Asche
Lykaon ward in einem Nu
Ein Wahrwolf, lief dem Walde zu,
Und soll noch wieder kommen.
Wagner.
Apoll
( 69 )
Apoll und Dafne.
^lpoll, der gern nach Mädchen schielte.
Wie Dichter thun,
Sah einst im Thal, wo Zefir spielte)
Die Dafne ruhn.
Er nahte sich mit Stuzertritten,
Mit Ach und O,
Als Dafne schnell mit Zefirschritten
Dem Gott entfloh.
Sie flog voran; Apollo keuchte
Ihr hitzig nach,
Bis er die Schöne fast erreichte
Am Silberbach.
Da rief sie: Rettet mich ihr Götter! —
Die Thörin die!
Zeus winit, und starre Lorbeerblätter
Umfliegen sie.
Ihr
C 7° )
Ihr Füßchen , sonst so niedlich, wurzelt
Im Boden fest;
Apollo kömmt herangepurzelt,
Und schreiet: Pest!
Dann lehnt er seine feuchten Wangen
Ans grüne Holz:
Jüngst eine Nimfe, sein Verlangen,
Der Nimfen Stolz!
Er girrt ein Weilchen, sinnt, und pflücket
Sich ein Kranz,
Der seine blonde Scheitel schmücket
Bey Spie! und Tanz
Du arme Dafür ! Tausend pflücken
Nun Kranze sich
Von deinen Haaren, sich zu schmücken!
Du bautest mich!
Die Krieger und die Dichter zausen
In deinem Haar,
Wie Stürme, die den Wald durchbrausen!
Die Köche gar!
( 7l V
Ja, ja, die braunen Köche ziehen
Dir Locken aus,
Zum lieblichen Gewürz der Brühen
Beim Hochzeikschmaus!
Laßt, Mädchen, euch dies Beispiel rühren,
Das Warnung spricht,
Und flieht, so lang' euch Reize zieren,
Uns Dichter nicht!
3?-
Mailied.
2billkommen, lieber schöner Mai,
Der unsre Flur verjüngt,
Daß ringsum Laub und Blume neu
Aus vollen Knospen bringt.
Dir tönt der Vögel Lobgesang:
Der ganze Vuchenhain
Am Blumenthal ist Silberklang,
Und Bäche murmeln drein-
D - Roth
( 72 )
Roth stehn die Blumen, weiß und blau,
Und Mädchen pflücken sie,
Und tanzen auf der grünen Au:
Ahi, Herr Mai, Ahi!
Ihr Busen ist von Blümchen bunt;
Von schöner Melodie
Ertönt, und lacht ihr Rosenmund:-
Ahi, Herr Mai, Ahi!
3?.
Die Reisen der Gelehrten
verschiedener Nationen.
belehrte Belgiums und andrer Länder
reisen.
Sag, o Germanien, thun das auch deine
Weisen? —
Ja wohl, die reisen allzumal
Zuerst auf den Parnaß, von da ins Hospital.
Wagner.
- - Meine
( 73 )
Meine Laube.
- Im Iunius 1779.
d-'ch! wie viele süße Stunden
Sind in deinem Schatten mir,
Kleine Laube, hingeschwunden;
Manchen Trost verdank' ich dir.
Reichlich lohnst du mir die Mühen,
Die geschäftig meine Hand
Dich zu pflegen, zu erziehen,
Sorgevoll auf dich verwandt.
Wenn's in meiner Brust zu eng«
Um die Abenddämmrung wird,
Schleich ich weg aus dem Gedränge
Das am Tage mich umschwirrt;
Lagre mich in deine Kühle,
Athme deinen Valsamduft,
Seh der kleinen Mücken Spielp
In der nebelfreien Luft.
D 2
( 74 )
Vögel zwitschern aus der Hecke
Mir ihr frohes Lied dazu;
Leichter wird mirs dann, ich schmecke
Hohen Frieden, Engelsruh;
Denk' an alles, was auf Erden
Meines Lebens Wonne ist,
Und vergesse die Beschwerden
Dieser Welt, Betrug und List;
Traume mich in Unschuldsweltcn,'
Wo nur Lieb und Treue lacht,
Nicht des Heuchlers Ränke gelten,
Nicht die Schmähsucht schielend wacht.
Jeglichem Gefühl erweitert
Meine ganze Seele sich,
Milde schau' ich und erheitert
Dann mit Liebesblick um mich;
Und in stille Freudenthranen
Lost sich auf der innre Drang.
O für alle diese Scenen,
Kleine Laube, habe Dank!
Dorothea Wehrs.
Die f
( 7s )
Die junge Spmncriu.
Ein Mädchen holder Mienen,
Schön Aennchen faß im Grünen
Am Rädchen, spann vergnügt,
Und sang: Ich sann nicht sagen,
Wie schnell an manchen Tagen
Die liebe Zeit verfliegt.
Mein Tagwerk zu vollenden,
Ist nur ein Spiel den Handen;
Oft findet mich' schon früh
Die liebe Sonne munter,
Und geht sie Abends unter,
Bin ich noch wach wie sie.
Wer Arbeit nur nicht scheuet,
Und sich des Lebens freuet,
Dem lacht der Himmel zu;
Drum sitz' ich junges Mädchen,
Und trill' und tritt’ ein Fädch-n,
Und sing' ein L>ed dazu. —>
D 3
Als
Ms sie kaum allsgesungen;
Da kam daher gesprungen
Ein Ritter jung und fein:
So fleißig? — Ja! zu dienen.
Will man sein Brod verdienen,
Muß »ran wohl fleißig seyn.
Dein Brod! du liebes Mädchen!
Mit einem Spinnerädchen?
Und Wänglcin doch so roth!
Hast Eltern noch ? — Ach keine!
Für -mich bin ich alleine:
Früh nahm sie mir der Tod.
Doch spür' ich nichts als Seegen
Auf allen meinen Wegen;
Denn Mangel leid' ich nicht;
Ein Mädchen, will es spinnen,
Kanu leicht so viel gewinnen,
Daß ihrs an nichts gebricht-
( 77 >
Der Ritter: Höre Mädchen!
Laß dieses Spinnerädchen,
Und schenk dein Herzchen mir:
Sollst Schätze dir gewinnen,
Will dir ein Leben spinnen,
Ein Fürstenlcben, dir!
Im schönsten meiner Schlößrr >
Das groß, und wohl noch größer,
Als dieses Dörfchen ist,
Das Wall' und Graben zieren,
Sollst du allein regieren,
Wenn du gefällig bist.
Sollst gehn in lauter Seide,
Sollst tragen ein Geschmeide
Von Perlen und von Gold;
Und was du wirst begehren,
Wird man dir da gewahren:
Nur, Mädchen, sey mir hold!
D 4 Herr
( 78 )
Herr Ritter, nein! dies Rädchen,
Erwiederte das Mädchen,
Dies Rädchen laß ich nicht:
Will lieber Tugend haben,
Als alle goldne Gaben,
Die mir ihr Mund verspricht.
Mich schmücket dieses Bändchen
LEs wies mit seinem Händchen
Aufs Büscnbändchen hin)
Wohl mehr a!S Gold und Seide;
Denn köstliches Geschmeide
Ziemt keiner Spinnerin.
Doch weil Sie Gnade haben,
So will ich Ihre Gaben
Für Arme hier erflehn:
Mein Nachbar gleich hieneben
Hat Kinder, nichts zu leben!
O wenn Sie's sollten sehn!
( 79 )
Und sonst war hier im Lande,
Kein Mann in bessern» Stande,
Roch fleißiger, als der:
Sein Glück und Wohlergehen
War eine Lust zu sehen,
Und ach! nun hungert er!
Schön waren seine Heerden';
Er fuhr mit muntern Pferden:
Sein Hof gericth ia Brand ;
Da ward dies allzusammen
Ein Raub der wilden Flammen,
Und öde liegt sein Land!
Herr Ritter, Sie gewähren —
Hier hemmt ein Strom von Zähren
Des Mädchens.gutes Wort:
D-'r Ritter , husch! in, Wagen,
Befahl davon zu jagen,
Und plötzlich war er fort.
D; Wenn
> V
* ( 80 )
Wenn von der Tugend Wegen,
Wie böse Ritter pflegen,
Euch, Mädchen, wer will ziehn;
So fodert ihn zu Thaten,
Die edles Herz verrathen,
Nur auf, so wird er flieh» ;
Wird flieh», ohn' euch zu hassen;
Vielleicht vom Irrweg lassen,
Und froh euch Wiedersehn;
Denn wo uns Schönheit rühret,
Und zu der Tugend führet,
Wer kann da wiederstehn ?
Gespräch
eines französischen und deutschen
Gelehrten.
wie kriegt, wie viel? Monsieur?
D.
Ich? ach! dreihundert Gulden!
Fr.
( 8r )
Fr.
Ihr Herr giebt mik'üeux miile, dok muß ich
maken Schulden.
D-
Ha! wie wir Deutschen doch, jezt zu be»
klagen sind!
Fr-
Maibi, warum mak Sie nit, wie die Franz,
mann, Wind?
Wagner»
Die
kleine Eitelkeit vor dem Spiegel,
und der Todtenkopf.
! wir artig sch' ich aus
Vor dem blanken goldnen Spiegel ?
Vor der Brust den bunten Straus;
Auf dem Kopf die Spizen - Flügel!
Und dies rosenfarbne Kleid
Reizt gewiß der Mädchen Neid!
D 6 Auch
( 82 )
Auch bin ich so häßlich nicht,
Daß man ruft: Ei Gott bewahre!
Weiß und roth ist mein Gesicht;
Und dann kleiden blonde Haare.
Zwar die Augen sind nur grau,
Aber lebhaft doch und schlau.
In dem frischen Munde hin
Glänzen Zähne glatt geschlichtet.
Und das Grübchen hat mein Kin,
Das (wie Hagedorn berichtet)
Jeder, die sein Wink beglückt,
Amors Finger eingedrückt.
Zwar wacht griechischer Kontur
Mich nicht schön wie Ideale —
Doch was thut das? Wenn ich nur
Immer nur von weitem strale.
Wer, stak Anmut, Kegeln schlürft —
Mage doch, daß mich der verwirft!
Bin ich doch noch jung und frisch;
Kurz, ein ziemlich hübsches Mädel. —
Halt! was warf ich da vom Tisch? —
Ach! den alten Menschen> Schädel! —
Schwestern, kam von ohngefähr
Er auf meinen Putztisch her?
Hört doch an, wie wunderbar!
Daß die Kinder sich drum hetzten;
Und ihn, in der Unschuld, gar
Her zu Band und Blumen setzten-
Warlich l Einem weisen Mann
Stände es als Satyrs an.
Armer Kopf: Du bist vielleicht
Rest von einer jungen Dirne.
Du , der jezt die Schwachen scheucht,
Haktest eine Götteistirne;
kippen, purpurn um den Rand;
Zähne, wie ein Perlcnband.
X 84 )
Hattest Augen, flammenreich,
Welche jedes Herz versengten,
Grübchenwangen, zart und weich ,
Wo sich Weiß und Roth vermengten.
Feine Nase, zierlich Kin.
Aber — wo ist alles hin?
Knochen sind nur noch zu s-hn,
Welche die Verwesung schonte.
Lange, gelbe Zähne stehn,
Wo sonst schlaues Lächeln trohnte.
Und wo Ras' und Auge war,
Sind jezr große Löcher gar.
Wo ist Spur der Stirne dann?
Haut und Haare sind verschwunden!
Und wer sieht den Knochen an,
Ob sie zarte Haut umwunden?
Ob ins Fleisch, daü sie geschmückt ,
Eich ein Grübchen eingedrückt?
Drum
( 8s )
Drum! wie thöricht sind die nicht,
Die nicht ihre Seele schmücken,
Nur auf Wuchs und Angesicht,
Und auf's Kleid, im Spiegel blicken.
Da doch einst der Leib zerfällt,
Nur die Seele sich erhält.
Reinlich sey ein jedes Weib,
Um dem Gatten zu gefallen.
Putz ist Mädchen-Zeitvertreib,
Macht sie oft ins Auge fallen.
Aber denkt an mein Gedicht,
Und versäumt die Seele nicht!
Und wenn eine Dame spührt,
Daß ihr Nachttisch Schaden stifte;
Setze sie — daß Ernst sic rührt —
Sich, zu einem Gegengifte,
Neben ihren Kräutertvpf
Einen gelben Todtenkopf!
Philippine Gatterer.
Ueber
Ueber
vorstehendes Gedicht,
26eim die deutschen Gänschen doch
Dieses schöne Liedchen lernten,
Und in ihrer Blüthe noch
Sich vom eitlen Tand entfernten!
Aber ach! sie achten nicht
Auf dies reizende Gedicht!
Philippine'! wenn sie dir
Folgten, und auf deine Lehren
Merkten, ha! wie wolltet? wir
Sie erheben, sie verehren!
Aber ach ! sie achten nicht
Auf dein reizendes Gedicht!
Ung.
Die Aufmunterung.
-^Oas machte.wohl den zärtlichen Racme
Zum Stolz und Zier von Frankreichs Bühne?
Die hundert Louis d'or, die ihm ein Lud»
wig schenkt.
O Fürsten Deutschlands, o bedenkt!
Ihr könntet oft mit kleinern Gaben
Corneillen und Racine» haben.
Die Bauern
verschiedener Länder.
Andres.
an höret jezt gar viel von Mördern und
von Dieben,
Die lose Händel hier und daherum ge.
trieben.
Lurt.
Ganz sicher schläftt man bey uns die ganze
Nacht,
Da unser theure Fürst für unser Bischen
wacht.
Andres.
Andres.
Potz Tausend! Zu uns kann das Diebsge«
sindel kommen,
Denn unser Bischen hat schon unser Fürst
genommen.
H Wagner.
Auf einen Bibliothekar,
welcher nicht gern Bücher lieh.
Ä^as denkt ihr wohl? Ist nicht der Viblio«
thckar
Das, was im Tartarus der Cerberus *)
einst war?
2*.
Der
*) Dieser ließ alles hinein, aber nichts heraus. '
Hesiodirs Lheogvn. v. 769. f.
Der Wucherer.
^er Wuchrer AkphiuS lag auf dem Kran«
kenbelte,
Und seufzt': Ach! wenn ich doch den Pater
Pausback hätte!
Der Pater kam, und wie er manches Wort
verlor,
Hielt er ein Crucifix von Holz dem Kran«
ken vor,
Und rief: Dies ist der Trost, der wahre Trost
der Kranken! .
Hierauf! mein Freund, hierauf! Weg Welt«
liche Gedanken!
Der Kranke blickt' es an, und sprach: Herr
Pater, Nein!
Es ist von Buchsbaumhol;, drauf mag der
Henker lcih'n!
Wagner.
( 9° )
Su fette.
'Äin junges Weib aus Tivoli
In Algier Sklavin warb.
Ein rascher Aga kaufte sie,
Und strich sich froh den Bart.
»Kind, sprach er, trotz den Houris schön!
Hemm' deiner Thränen Lauf!
Du sollst heut init mir schlafen gehn;
Nimm diesen Kus darauf! »
Susetke war der Heil'gen gleich,
Die ihr den Namen gab:
Sie zieht ihm einen Backenstreich,
Und wischt den Kus sich ab.
»Das leid' ich nicht, beim Mahomet! ,>
Rief ihr der Türke zu.
»Ha! schluchst die Schöne, dein Profet
War just ein Bock, wie tu! „
Ein -
Ein wilder Derwisch stand dabei ,
Und hört die Blasfemie;
Er schlept sie schaumend vor den Del
Und klaget wieder sie.
Der Dei war leider nicht mehr jung.
Er sprach mit frommem Graus:
,, Man schneide für die Lästerung
Die Frevelznng' ihr aus. „
Gesagt, gethan! Susetle war
Nun eine Märtyrin,
Und oben drein verdammt, ein Jahr
Den Schellcnkarrn zu ziehn.
Das harte Joch der Sklaverei
Erhob nur ihren Reiz;
Doch endlich ward sie wieder frei
Von diesem schweren Kreuz.
Ihr Mann, der auch die Kette trug,
Schrieb's an den Pabst nach Rom.
^Der heil'ge Vater ohn Verzug
Berief den Mönch Pachom.
( 9- )
Er zahlte tausend Kronen baar
Dem Pater in den Schoos.
..Geh, sprach er, mach das fromme Paar
Vom Joch der Türken los.
Dreimal bückt sich der Pater tief;
Und schn-ll, wie Habakuk,
Eilt er auf ein Ankonerschif,
Genannt Sankt Nepomuk.
Pachom lief ohne Fährlichkeit
Im Port von Algier ein,
Und fand den Weg in kurzer Zeit
Das Ehpaar zu befrein.
Von Hut und Haube bis zum Strumpf
Neumodisch ausstafstrt,
Der Pater sie nun im Triumpf
Zum guten Pius führt.
Sie küßen weinend ihm die Schuh
Voll heißer Dankbegier.
Gerührt sieht er dem Weiblein jtt,
Und giebt den Segen ihr.
( 93 )
,, Geht, holt mir eine Zunge her,
Die wir in Duplo han,
Von einem alten Märtyrer,
Und paßet ihr sie an!..
So sprach der Pabst — Man bringt zur
Stund
Das Heiligthum ihm dar;
Und kaum legt man's ihr in den Mund,
So fchwazt sie, wie ein Staar.
Nun geht erst recht der Jubel an;
Ganz Rom hallt Pius Ruhm.
Doch nach drei Tagen rief der Mann:
,, O wär' mein Weib noch stumm! .,
3-
Auf
( 94 )
Auf manche Disputation.
^ür die Disputation
Isis doch ewig Jammerschade!
Kaum gedruckt, und heute schon
Braucht man sie zur Earbonade.
H. Wagner.
Als mein "Mädchen sang.
.0 welche Lust
Fühlt meine Brust,
Wenn Selma sanft harmonisch singet!
Wenn ihr Gesang ,
Wie Silberklang,
Durch meine ganze Seele dringet!
Wie flicht der Schmerz
Aus meinem Herz,
Wenn mich ihr Zanberblick entzücket!
Bin ich bey ihr,
Denn scheinet mir
Kein König so, wie ich, beglücket!
E. Wagner.'
Als
( 9s )
Als
ein neugebackener und verschuldeter
Edelmann mir seine Hand anbot»
d?it nagelneuem Adel prahlen,
Mein Herr, und dafür obendrein
Auch ihre Schuldenlast bezahlen,
Möcht' eine theure Thorheit seyn.
Louise D.
Beantwortung des Gedichts
in der vorjährigen Blumenlese:
Auf einen Gelehrten, welcher seine Bücher
verkaufte.
<3dj hatte, glaub' es mir, wohl meine Bü»
cher noch:
Mein mein Landshcrr hängt den Brodkorb
mir zu hoch.
N.
E
Schluß
( 90
Schluß
der Predigt, worinn der Abt Scmteuil
stecken blieb.
hierüber ließ sich nun noch gar viel schö-
nes sagen:
Doch/ Freunde/ wozu dient's, das weit're
vorzukragen?
Und wenn man noch so vieles spricht:
So bessert ihr euch dennoch nicht.
Z-
V-
Die Vertheidigung.
>on Silvien wird stark gesprochen:
Sie kam zu frühe in die Wochen.
Wißt/ daß man sich geirret hat.
Die Hochzeit kam nur allzu spat.
E. Wagner.
Die
-
C 97 )
Die Catechisation.
Pfarrer.
^er ist dein Nächster, den zu lieben,
Dein Heinland dir hat vorgeschrieben 1
Mädchen.
Mein Nächster ist der junge Claus,
Der wohnt zunächst an unserm Haus.
s. Wagner.
Seufzer
eines Geheimen Raths.
E6je schwäch' ich meine Seelenkräfte».
Wenn man hier die Geduld verliert,
Kein Wunder, da ich, welch Geschäfte!
Schon funfzigmal contrasignirt.
T.
E 2
Grab»
Grabschrift.
^ier ruht Simplicius, der zwar sein Lebe«,
Allcrn von Geist nichts aufgegeben.*)
vH.
' An Tenny,
als Sie mir ihren Ring gegeben hatte.
Sööt'Uttt schwandest du so eilig
Auf der Zeiten Flügeln mir?
Abend! Sey mir ewig heilig!
Heilig, Theure, sey er dir!
Ach! du gabst an Meine Hand,
Deiner Treue Unterpfand!
Denk
*) La Nature, ä cet £gard, l’a fl mal traite,
qu’on peut assurer, que quand il sortira
du monde, il en sortira sans rendre
l’esprit, Fremont d'Ablancoun ,'n bell
Briefen des Richelct Bl. 259. der Je». Ausg.
Anmerkung des Äerausgeders.
C 99 )
Denk der wonnevollen Stunde,
Wie mir keine je verging;
Da von deinem keuschen Munde
Ich den ersten Kuß empfing!
Da ich meine Liebe dir
Erst bekannte, und du mir!
Himmlisch süß und unermeßlich
War, in nie empfund'nem Glück,
Meine Freude. Unvergeslich
Bleibt der Wonne-Augenblick.
Ewig, ewig ward ich dein!
Ewig, Holde, Mröst du mein!
Meines Freuden »Danks Gebets
Drangen, Gott, zu dir empor-
Vater, hier an dieser State
Hörte gnädig sie dein Ohr.
Schweigend, und mit nassem Blick
Dankt' ich dir der Liebe Glück.
( 100 )
Selig , unaussprechlich selig,
Himmlisch selig fühlt' ich mich.
Brünstig, überirrdisch fröllch
Pries ich, Vater, bat ich dich:
„ Möcht' ich, mehr durch Tugend r
„ Werther Ihrer Liebe sein !
Nicht um tausend, tausend Leben
Hätt' ich deiner Liebe Glück,
Nicht um Welken hingegeben,
Nur auf einen Augenblick.
Reicher war ich, als durch Gold:
Denn du, Theure, warst» mir hold
Niemand, niemand kann sie zahlen
Meine Freuden, meßen nie!
Nur empfinden ! Farben fehlen
Würdiglich zu malen sie!
Reicher war ich nie in dir!
Seliger kein Abend mir!
( Mi )
Diesem frohen Abend gleichet
Der, der gestern mir entfloh.
0 ihr Abende, verstreichet
Mir, wie diefer, alle froh!
Fließet so der Theuren hin,
Der ich ewig eigen bin!
Segen, Segen ströme über
Dich, du Theure, ewiglich
Von dem Himmel! Und kein trüber
Dunkler Tag bewölke dich!
Gott! laß Frühlings Sonnenschein
Ewig Ihren Geist erfreun!
In des süssen Abends Stunde
Saß ich nah zur Seite dir.
Ach! du sprachst von unsrem Bunde,
Sahst mich an, und reichtest mir
Dar den Trau, Ring, welchen nicht
Zeit noch Unbestaild zerbricht.
E 4 Theu-
( rv2 )
Theure, Einzig. Theure, Veste!
Deren Treue hält Bestand,
Unverbrüchlich, ewig feste
.Bleibt nun unsrer Liebe Band!
Ewig unsre Zärtlichkeit!
Fröhlich unsre Lebenszeit!
Warum schwandest du so eilig
Auf der Zeiten Flügeln mir ?
Abend r Sey mir ewig heilig!
Heilig, Theure, sey er dir!
Ach! du gabst an meine Hand
Deiner Treue Unterpfand!
Bm * inG.
Der H a h n.
Eine Zabel.
Einst fing ein junger muntrer Hahn
Auf seinem Mist zu scharren an;
Er
( io3 )
Cr scharrt, und sucht von vorn von hinten,
Und konnte doch kein Körnchen finden.
Hum! rief er aus, du nährest mich
Mit nichts, gut! ich hofier' auf dich! ,
Drauf sah man ihn zu einem andern,
Der ihm manch Körnchen reichte, wandern.
*
Ihr Patrioten, sagt, wer liebt
Sein Vaterland, das ihm nichts giebt?
T.
Cutts Lob feiner Greke»
^cht doch mein Mädelein,
Wie cs so schön und fein!
Wie eine Kirsche ist fein Munö:
Das ganze Gretchen kugelrund.
Hat cs nicht Wängelein,
So wie ein Engelein,
Das an der Kirchen Orgel steht,
'Und um sein Leben da trompet't?
E §
Wenn
( 104 )
Wenn hier die Fiedel klingt,
Wie es so munter springt!
Sind andre mitten in dem Raum,
Sind wir schon um den Lindenbaum.
Nennt mich es seinen Schatz,
Und giebt mir einen Schmatz,
Denn wird es mir so wohl, so wohl,
Wie einem Hasen in dem Kohl-
Drück' ich's in meinen Arm,
Wird mir's bald kalt, bald warm:
Da fährk's so artig durch mich hin,
Ich glaub, daß ich im Himmel bin.
Ich kann nicht ohn' es seyn,
Das Mädel muß ich freyn!
Versagt es mir sein Vatter, ha!
Dann marsch! mit nach Amerika!
H. Wagner.
( iOs )
Das Klock che n. *)
§)ie Liebe treibt, wie in den Städten,
So auch in Wäldern, schlau ihr Spiel;
Bringt, wie die Selmen, Stellen, Meten,
Co hier auch Ilsen an ihr Ziel.
Der muntre Häusel sah -mit Sehnen
Nach Ilsen, eben reif zur Lust;
Mir ihres jungen Busens Dehnen,
Dehnt sich zugleich auch seine Brust.
E 6 Doch
*) Die Idee zu tiefem Gedicht scheint dem Dich-
ter ein Pariser Kupferstich gegeben zu hab n,
worauf ein junger Baccalaurciis eben das, was
hier Hanse!, vornimmt. Unter dem Kupferstich
sind einige Verse.
Un ‘galant Bachelier von lut dans uu.
hameaa
Donner lecon ci’amour ä la jeune
fsabeau, etc.
Anmerkung des Herausgebers.
( 106 }
Doch J'st, noch zu jung an Jahren,
Giebt nichts auf seine Zärtlichkeit.
In kiebesspiekcn unerfahren ,
Flicht ße) Wenn er ihr naht , und
schreit.
Oft hütet Ilse, leicht bekleidet,
In Mornschatten hingelegt,
Die Wiese, wo Frau Jo weidet,
Die unterm Hals ein Klsckchm trägt,
Linst um die späte Vesperstunöe
Schleicht Hanse! schalkhaft an den Ork,
lind lockt, trotz ihr rrnö ihrem Hunde,
Lin Rind- mit stimm Klöckchen, fort.
Sie weiß von nichts; treibt mit. dem
v Wehe
Ganz sorglos drauf dem Stalle z«. .
Die strenge Mutter zählt die Kühe,
£> weh l da fehlet chne Kuh.
Vnd
( 107 •)
Und hurtig muß sie Ilse suchen;
Doch Häusel ist im Walde wach.
Tief schallt das Klöckchen in den Buchen:
Und Ilse läuft dem Klange nach.
Sie kauft und läuft ganz ausgelassen;
Und als sie athemlos und warm,
Run endlich glaubt ihr Rind zu fassen,
Wird sie umfast von Hansels Arm.
Taub ist der Wald und blind die Eiche;
Vergebens sträubt sie sich und schreit.
Ihr Mädchen, meidet die Gesträuche,*)
Und wagt euch nicht allein zu weit.
Rf.
E 7 Stos.
*) lleiler, des lieux deserts redoiucz Je
filcncc.
Dieses ist ter Schluß der Besse unter dem oben
enrehmen Kupferfirch. Herausgeber.
( io8 )
Stosgebät
während einer schlechten
Predigt.
Himme! habe doch nur izt mit mir
Geduld!
Denn geb' ich i-zt nicht Acht, so ists nicht
mein« Schuld.
El. Wagner.
Auf
die schöne und dumme
Karoline.
Karoline thut, wenn sie gefallen
will?
Sie folge meinem Rath, und schweige im«
Mit still.
S.
Maxi.
( rc>9 )
Maxime
eines Kameralisten,
die Manufacturen in die Höhe
zu bringen.
Herren Kollegen, hört, was ich er.
funden:
Den Bürger und Bauer nur wacker ge-
schunden !
Die Armuth macht wirksam: das sagt euch
kein Thor:
So kommen die Manufakturen in Flor.
H Wagner.
Auf einen Sternseher.
Du solltest, guter Mann, nur in dem Bette
bleiben,
Und nicht mit Sternfthn dir die edle Zeit
vertreiben.
Denn
Die Zeiten ändern sich..
^ie Alten*) aber saßen, sagt Homer **$
Im heil'gcn Kreis: bey meiner Ehr!
Ganz anderst hatt' er heut zu Tag gs«
fangen:
Im heil'gen Kreist faßen dumme Jungen.
H Wagner.
Lächelst auch dem Würmchen hold/
Das nur Stunden zählet,
Aber nicht um Flittergold,
Wie der Mensch, sich quälet-
Und das Würmchen scherzt und spielt,
Wenn dein Strahl ihm flimmert;
Preist sein Glück, wenn cs ihn fühlt,
Und ist unbekümmert;
j Kriecht sein Blättchen still hinauf,
Länger sich zu wärmen,
Und schließt seinen Lebenslauf,
1' Ohne sich zu härmen.
Und
l
----r
( H2 )
Und den Menschen strömest du,
Von des Himmels Bläue,
Deine ganze Fülle zu,
Daß sich jeder freue;
Jeder auf der Wonnrflnr,
Die du schmückst, sich labe,
Und int Schoost der Natur
Himmels Vorfchmack habe-
Aber, ach! die Menschen flichn
Deine stillen Freuden,
Quälen sich mit Phantasien
Und erträumten Leiden;
Suchen Tand; im Tande Glück;
Freuden im Getümmel,
Und sth'n nie, mit Dank im Blick,
Nach dir auf gen Himmel.
Und doch kehrest du so schön
Jeden Morgen wieder^
Flammest nicht von deinen Höh'n
Fehdetlitze nieder.
( HZ )
Nein, du, Gute, zürnest nicht;
Und dein mildes Schonen
Wird dir einst, am Weltgericht,
Gott, der Richter, lohnen.
I. Chr. Wagner.
Die Gefälligkeit.
©k Gefälligkeit allein
Ist die Zier der Schönen,
Sie nimmt alle Herzen ein,
Die ihr willig stöhnen.
Alle Reize mögen dich,
Schöne Daphne, schmücken:
Aber niemal wirst du mich
Ohne sie entzücken.
M.
Der
( 1X4 )
Der dankbare Franzose.
Vom deutschen Fürst genährt schwört doch
der Schuft dabey,
Daß kein Verstand und Witz im ganzen
Lande *) sey.
' G.
Die
streitenden Rechtsgeiehrten.
Sbk heftig sich die Herren doch entzwei)'«,
Und über ihre Schriften schrey'»!
Der
*) Der Marquis d'Argens behauptete/ nach dem
Zeugniß des Herrn Lcßmg, daß in ganz Berlin
keiner wäre, der Geschmack und Witz besaß'.
Ein andrer Französischer Lumpenhund, dem ein
deutscher Fürst 2002Thäte/ Besoldung gab; sagte
am Hof: Ou ed bien malheurevtx, quand
tfii eft ob!ig^ de vivra parmi ces betes
cVAllemands. Die Dankbarkeit des unsterblr- " \
chen Voltaire ist jedermann bekannt, ^rgdr.
r 1x5 )
Der eine ruft r Mich soll der Teufel holen!
Ihr ganzes Buch ist, meiner Seel, gestolen!
Der andre ruft: Ihr Werk ist Schmiererey! —
.Der eine hat ganz Recht, dem andern fall'
ich bey.
G.
Der größte
akademische Rechtsgelehrte
der Heßen.
Vultejus ? Estor 1 Nein! die Sudler mö-
gen ruhn!
Man weißt, was sie gethan, das kann ein
jeder thun.
Wir sind auch gar nicht stolz, daß wir sie
ehmals hatten:
Auf Pestel*) sind wir's, den Montesquiou
der Eatten.
L.
Ueber
*) Erster Lehrer der Rechte zu Leiden.
( H6 )
Ueber
vorstehendes Gedicht.
seyd's mit Recht! Glaubt mir. Auch
ich hab' einst gesehn
Europas Jünglings um seinen Lehrstuhl
stehn.
Bewundernd lernt' ich mehr bey ihm in
einer Stunde,
Als sonst in Jahresfrist aus andrer Lehrer
Munde.
H. Wagner.
Alexander der Große
und der Räuber.
welchem Recht, sprich, stöhrest dl»
Durch deine Räuberey'n die allgemeine
Ruh?
R.
Mit eben dem, o großer Held!
Womit du überfällst und plünderst unsre
Welt.
D.
Das
Veilchen und die Tulpen.
^inst, als noch Blümchen auf den Beeten,
So gut wie Menschen, sprechen thäten,
Hochmutheten die Tulpen sehr,
Und höhncten ein armes Veilchen.
Der Gärtner, der von ohngefähr
Dazu kam, lauschte hier ein Weilchen,
Und nahm sich als ein braver Mann
Des unterdrückten Blümchens an:
„Ihr stolzen, dummen Dinger, schweiget!
' Mein liebes Veilchen, das sich hier
Bescheiden bis zur Erde neiget,
• Hat zehnmal höher» Werth als ihr-
An
C hs )
An meines Liebchens Düsten labe
Ich weidlich mir mein Herz, isi's euch
Schon nicht an Wuchs und Farbe gleich.
An eurem bischen Schönheit habe
Ich mich schon lange fält gesehn,
lind innern Werth — wo habt ihr den ?,»—
* *
*
Ja, war' ich nur nicht zu galant,
Ich hätte dieses Fabelchen
Auf manche Weiblein angewandt.
Aug. L.
Der Kahlkopf.
d!lt wird Nigrin und kahl; er hat von
Glück zu sagen;
Denn graues Haar könnt' er doch nicht mit
Ehren tragen.
I. G- R.
Dis
( i*9 V
Die Wahrheit im Wem.
d?an hört euch Philosophen sagen,
Ihr trachtetet der Wahrheit nach,
Und über Schwierigkeiten klagen:
Drum hört, was jüngst ein Dichter sprach;
Ihr Herren könnt die Mühe sparen,
Schenkt euch nur volle Gläser ein:
Laßt Newton, Wolf und Lcibnitz fahren,
Die Wahrheit findet ihr im Wein.
K
Zureichender Grund.
A. Ä^arum geht doch Herr Schrecket
Mit unbedecktem Kopf?
B. Ei nun, was soll der Deckel
Auf einem leeren Topf ?
Aug. L.
C 120 )
An Jhro Hochwürden.
^eil dir, du heiliges, du helles Kirchen-
licht !
Leucht' uns noch lange vor! -An Talge fehll's
dir nicht.
I. G- nt.
Die Geschminkten.
Ä^acht euch gefast, ihr Schönen,
Zu Schrecken und zu Thränen!
Es giebt ein Trauerstück!
Der liebe Gott bewahre,
Daß keine was erfahre
Von solchem Misgeschick!
Nach langst geschriebnen Sagen
War einst vor Jahr und Tagen
Ein Städtlein hochberümt:
Hab's nicht mehr lesen können,
Wie sich's wohl mochte nennen,
Sonst hatt' ichs gleich beniemt.
Genug!
( 12! )
Genug! Es war dies Städtchen
Beliebt durch seine Mädchen
Im ganzen deutschen Reich;
Kein Töchterlein auf Erven,
! An Sitten und Geberden,
I Kam diesen Mädchen gleich.
Darob in allen Dingen
That's ihnen wohl gelingen,
Und keins blieb ohne Lohn;
Kaum , daß sie manbar waren,
So gieng's ans frohe Paaren,
So gieng's ins Brautbett schon-
Recht so, du goldnes Städtchen!
Das hies doch für ein Mädchen
Noch eine Rosenzeit —
k Was ist in manchem Lande,
Beim lieben Jungfernstande,
Nicht jezt ein Herzeleid!
Doch wenn sich Satan reget,
lind seine Schlingen leget,
Co geht's zum Uuglückspfad:
Hört, was aus Schadenfreude
Dem guten Ort zu Leide,
Der böse Feind nicht that!
Von Frankreichs weichem Hofe
Führt' eine Kammerzofe
Der alse Drach daher:
O wär sie gleich versunken.
Und in dem Rhein ertrunken,'
Eh sie gekommen wär'!
Die Blüth' auf-ihren Wangen
War völlig schon vergangen.
Schwarzgclb war sie und bleich
Und wollte bei dem allen
Noch reizen, noch gefallen,
Dem schönsten Kinde gleich.
Um Männer zu gewinnen --
O teuflisches Beginnen! —
Schminkt sie die Wangen sich;
Die andern sieben Sachen,
Das Herz verliebt zu machen-,
Verstand sie meisterlich.
Kaum sehen sie die Schönen
So frisch und roth, so sehnen
Sie sich nach Schminke schon;
Sie rennen zur Kokette,
Srudirens um die Wette,
Und gehn entzückt davon.
Sie lassen für Vergnügen
Nun alles stehn und liegen —
Man kennt die Mägdlein ja. —
Schon vor der Morgenröthe,
Noch eh der Haushahn krähte,
Stand auch die Schminke da.
< 124 )
Die Thörichten! Sie wähnen«
Eich doppelt zu verschönen,
Wenn sie sich brav bemalt;
Doch ach! die eitlen Dinger!
Wie hat der Unglücksbringer
So häßlich sie bezahlt!
Denn hört nur, was geschiehet!
Ein jeder, der es siehet,
Speit vor den Mädchen aus;
Die Junggesellen glühen
Vor Wuth und Zorn, und sprühen
Schier Feuerfunken aus.
Sogleich, in einem Winke ~
O die verdammte Schminke! —
Sind sie zum Schwur bereit:
„ Der ist kein Mann von Ehren,
„Der je sich last bcthörcn,
„ Und solch ein Mädchen freit. „
( )
Das war nun auf die Schönen,
Die sich nach Männern sehnen,
Ein wahrer Donncrschlag;
Man sah sie, wie die Leichen,
Derschrumpfen und erbleichen,
AIs kam' >hr Todestag,
„Ach Väter, habt Erbarmen,
,, Und nehmt euch eurer armen
Verschmähten Töchter an!
„ Beugt doch der Söhne Willen,
„ Auf daß sie nicht erfüllen
„Den Schwur, den sie gethan-' »>
Doch was sie thun und sinnen,
So sind doch zu gewinnen
Die harten Söhne nicht:
Wir sind für sie verloren,
„ Wir haben uns verschworen ,
«Weh dem, Der Schwüre bricht!,.
F 4 Gr.
< 126 )
Gesagt, und auch geschehen!
Nicht einer lies sich sehen,
Der je um sie gefreit.
Zn jenen Biederzciten,
Da fand man bey den Leuten
Noch Unverbrüchlichkeit.
Wie dauern mich die Mädchen!
Noch mehr das liebe Städtchen,
Denn da gabs große Noth -
Bey vierzig Jungfern starben,
Die übrigen verdarben,
Und beteten sich todt.
Der bösen Schminke wegen
War nun kein Ehesegen
Im armen Stadtlein mehr:
Denn wenn nicht mehr auf Erden
Aus Mädchen Weiber werden,
Wo nimmt man Kinder her? —■
C 127 )
Rührt' ich zu Schreck und Thränen
Mit meinem Stück die Schönen,
War's aller Ehren wehrt.
Daß cs auch Früchte bringe,
Das hieße : guter Dinge
Heut allzuviel begehrt.
I- G- Zimmermann
Neuer Zusatz zu dem Liede:
Ohne Lieb' und ohne Wein ec.
ä^anin gebricht in Kana Wein
Auf dem Hochzeitfeste,
Und anstatt vergnügt zu feyn,
Gähnen alle Gäste.
Geig' und Waldhorn schlafen ein,
Stumm sind Tanz und Lieder:
Doch der frische Kofcherwein
Bringt die Freude wieder.
Rr.
6
( 1-3 )
Grabschrift
auf einen Schläfer.
'^ypnophilus, der nie mit Schlaf war satt
zu machen,
Richt hier und fürchtet nichts, als wieder
aufzuwachen.
£• H. Zimmcrinann.
Die neuen Philosophen.
2^)arum sich wohl die Herren, die kernen
Gott erkennen,
Die neuen Philosophen nennen ?
Ist diese Sekte denn so neu?
B.
Ö nein ! Nach Davids Zeugnis * } waren
Schon Narren vor dreitausend Jahren,
Die
*) Psalm 14, v. i. Die Thoren sprechen in ihrem
Herzen: es ist kein Eorr.
>*t
( 129 )
Die sprachen, daß kein Gott nicht sey.
Doch ist der Unterschied dabey:
Im Herzen sprachens nur die Narr'n ist
Davids Tagen;
Da die zu unsrer Zeit ganz dreist und laut
es sagen.
v. E-
wärest einst mein Arzt gewesen?
Wie? was? und ich bi» doch genesen?
Die Hälfte nur ist wahr.
Äss eine Dame einst an Frankreichs Hofe
sprach:
Mit einem Abt soll ich sechs Kinder haben,
ach!
( 130 )
Mir meine Ehre so zu rauben!
Versetzt'Feuillade:*) Nun, erzürnen Sie
sich nicht.
Sie wissen ja, von dem, was man am
Hofe spricht,
Muß man nur stets die Hälfte glauben.
H. Wagner.
Der Calift und der Autor.
£.
as die Autoren doch von den Califen
schreiben!
2i.
Was mit dem Unterthan doch die Califen
treiben!
n.
Es
*) Marschall von Frankreich zu den Zeiten
Ludwigs XIV.
( IS* )
Es ist nicht alles Gold,
was gleißt.
der Chloe Tugend kömmt, wie ihre Uhr,
mir vor,
Denn diese scheinet Gold, und ist nur
Scmiior.
P.
Als ich einen Despoten in einem
Trauerspiel weinen sah.
du weinst? Barbar! du weinst? Hemm'
deiner Thränen Lauf !
Bewahre solche nur zu edler'm Mitleid auf!
Geh in dein Land und sieh die schreckcns-
vollen Scenen,
Da rege Mitleid sich, da fließen deine
Thränen!
F 7
ä- Wagner.
Der
C 132 )
Der theure Landsherr.
£V Iürge.
X5cfj hab dir nicht begreifen können,
Warum die Geistlichen- den Landsherrn
theuer nennen.
Michel.
Ei, Schöps, das wundert mich gar sehr!
Wer, Teufel! kostet uns dann mehr?
L.
I m prompt ü,
als ich in einer schönen Gegend ein
Mönchs- und Nonnenkloster sah.
26enn ich hier zu befehlen hatte;
So mästen warlich ohn' Verzug
Die Nonnen in das Ehebette,
Die, faulen Mönche an den Pflug.
H Wagner. '
Eesp.äch
( 133 )
Gespräch
über eine neue Auflage,
zwischen einem Patrioten und einem
Kamcralisien.
die Privcter *) Roms legt' ein
Vespasian
Einst eine Auflag': 0 das war der rechte
Mann!
Daß man sie doch bey uns vcrgeßen!
v.
Was fällt euch Herren doch nicht ein!
Die möchte nicht ergiebig seyn,
Der arme Unterthan hat, leider! nichts
zu eßen.
L.
Der
Suetonius Vefyas. Cap. 2Z. Kcprehendenri
ii io Tito qnod efiam nrinac vcctignl Com-
ments elfer s prcnnjGjn ex prima pensione
admovit ad n. ns . Aifcirana nnm odore
©fiyhderctiir ? & iiio negame, Atqi\i, in-
^uit. e kt io est.
( !Z4 )
Der Bauer.
X5cf) war so froh, so guter Ding:
Denn Grete war mir gut:
Die Arbeit mir von statten ging
Bey immer gleichem Muth.
Denn Grete war so gern bey mir-,
War immer Freudenvoll,
Und ich ging Abends hin zu ihr,
Und dies gefiel ihr wohl.
Doch seit der Junker aus der Stadt
In unser Dörfchen kam,
Und Greten jüngst gesehen hat,
Bin ich dem Leben gram.
Denn ach! sie spricht mit mir kein Wort,
Thut immer spröd und scheu,
Lauft allerwegen vor mir fort,
Geht unser Haus vorbey.
Wird
( IZ5 )
Wird doch'der glatte Junker nicht
Ihr helfen, wenn sie mäht,
Noch, wenn die Sonne brennend sticht,
Das Korn gereifet steht,
Ihr Garben binden, wie mit Lust
Ich oft und gern gethan. :
Ach! Grete, hätt' ich das gewust,
Ich hätt' cs nicht gethan.
Meinst wohl, du hattest den Junker schon,
Kennst warlich ihn noch schlecht!
Wird Spott und Schand' am End' dein
Lohn,
0 so geschieht dir recht!
Tobias Dick.
Unsere
C iZ6 )
Unsere guten Damen.
Aeldmarschall Holosern verlor
Den Kcpf einst durch ein Frauenzimmer;
Da zieh' ich unsre Damen vor;
Die sanften Lämmchen thun das nimmer.
Sie lassen unsre Köpf' in Ruh,
Und setzen lieber was dazu.
____________ — n.
A uf
Bürgermeister E ta,r Todesurtheil.
& Wunder, Wunder, der große Dieb
Dem kleinen hier sein Urtheil schrieb!
Mücheler.
Die Glückseeligkeit.
sterbliche! flicht eitlen Dunst!
Tauscht euch nicht durch Schein,
Hört und übt die schwere Kunst:
Daurcnd froh zu seyn.
In der Schule der Natur
Lernt Zufriedenheit.
Glaubts: im Feld der Unschuld nur
Blüht Glückseligkeit.
Labt euch innre Freude hie,
Sagt: was mangelt euch?
Mehr besitzt ein Hirt durch sie,
Als ein Königreich.'
In der Quelle fließt sein Trank,
Fließt gesund und rein-
Auf der weichen Rosenbank
Wiegt der Schlaf ihn ein.
Ungequält von Neid und Gei;
Dient ihm die Natur;
Fühlt er jeder Blume Reiz,
Jede Pracht der Flur.
Für den itz'gen Augenblick
Lebt er sorgenfrei);
Mißet gern ein fremdes Glück,
Seiner Ruhe treu.
Eu
( i38)
Guter Thaten sich bewußt
Ist der Bettler reich.
Glücklich durch die reine Brust,
Groß, und Fürsten gleich.
Unschuld und Zufriedenheit
Macht das Leben süß,
Und durch reine Zärtlichkeit
Vlühts zum Paradirß.
Im Pallast und auf dem Mors
Kann man glücklich seyn,
Doch, nur in der Unschuld CchooS
Schmeckt die Freude rein-
Loder.
Wunsch eines Ehmanns
bey seiner Frauen Grabe.
ch»
oroh war' ich, wenn ich dich im Himmel
bey mir hakte:
Blieb deine Zunge nur in dieser Ruhestätte.
Tobias Dick.
An
( IZ9 )
An Lycen.
<■>
^Tägliche Erfahrung spricht:
Kurz währt unser Leben!
Drum, o Lyce, .säume nicht,
Mir dein Herz zu geben-
Jetzo, weil noch frisches Blut
Dir in Adern quiüet,
Und ein sorgenfreyer Muth^
Deine Brust erfüllet.
Weil dein Herz noch fähig ist,
Zärtlichkeit zu fühlen,
Und dein Mund noch feurig küßt
Bey den Minnespielen;
Weil noch deine Hände glühn,
Männer liebzukosen,
Und noch auf den Wangen blühn
Lilien und Rosen;
Weil
Weil noch scherzhaft Zephyr spielt
Mit dem braunen Haare,
Und Dir gern noch Küße stiehlt
In dcm Len; der Jahre.
Bald verblüht des Lenzes Zier,
Täglich wirst du älter,
Und dann, Mädchen, glaube mir,
Wird dein Busen kalter;
Deiner Wangen Rosenrokh
Ach! verbleicht behende;
Kalt und mager, wie der Tod,
Starren Deine Hände;
Bald umsteht eisgraues Haar
Deiner Stirne Falten,
Und Dein Mund, so schön er war,
Wird zugleich veralten;
Dein Gesang, voll Lieblichkeit,
Wird dann nicht mehr rühren,
Und dein Blick, voll Zärtlichkeit,
Herzen nicht entführen;
( r^i )
Wie die Blume welkst Du "bald,
Mit der Flucht der Jahre,
Ungeliebt wirst Du dann alt,
Reifst, Volk Gram, zur Baare.
Sich die Rose! Welkt sie nicht
Lstber auf der Locke,
Wenn man sie in Kränze flicht,
Als am öden Stock- ?
Ahm' ihr nach und säume nicht,
Mir dein Herz zu geben,
Eh' der Senscmann noch spricht:
Opfte mir Dein Leben!
L G.B.Peschek.
Der erste May.
Mit silbernem Schlag
Hat heute den Tag
Die Nachtigall schmeichelnd verkündet;
Die fühlende Brust
Der Schöpfer zur Lust
Des Frühlings voll Anmuth entzündet.
( 14* )
In festlicher Pracht
Mit Blumen erwacht
Der Morgen des blühenden Lenzen.
Der Jüngling und Greis
Singt Lieder voll Preis
Und weiht sie mit Bechern und Tänzen.
Die ganze Natur,
Der Hain und die Flur
Erheben und fühlen de» Lenzen;
Eie prangen und blühn
Und zieren für ihn
Die Scheitel mit duftenden Kränzen-
Mit Blumen geschmückt,
Durch Liebe beglückt,
Ergießt sich der Schäfer in Lieder.
Und Galathee singt,
Zur Liebe verjüngt,
Die Töne der Zärtlichkeit wieder.
( i43 )
! Das muntere Schaaf
Erhebt sich vom Schlaf
Mit frühem und freudigem Blöcken,
Und eilet, ins Graß,
Vom Perlenthau naß,
Sich mit den Gespielen zu strecken.
Mit silbernem Schnee,
Ertränket vom See,
Schmückt sich das Bäumchen voll Blüthe.
Die Zweige durchirrt
Der Vogel, und girrt
Dem Gatten im lockenden Liede.
Die wärmende Luft
i Nährt stärkender Duft
! Der Blüthen, am Morgen gebohren.
« Mit Purpur verbrämt,
i Vom Schimmer umströmt
Sehn tagende Berge Auroren.
C T44 )
Mit Freude geschmückt,
Vom Frühling entzückt,
Besingt ihr, ihr fühlende Hirten!
Der Frühlinge Zier:
Ihr Hirtinnen! ihr!
Umwindet die Schäfer mit Myrthen.
Loder.
Die
Gruft der Fürsten.
^a liegen sie, die stolzen Fürsientrümmer,
Ehmals die Götzen ihrer Welt,
Da liegen sie, vom fürchterlichen Schimmer
Des bloßen Tags erhellt. I
Die alten Särge leuchten in der dunkeln t
Verwesungsgruft, wie faules Holz.
Wie matt die großen Silberschilde funkeln, j
Des Fürsten letzter Stolz.
Entse-
( r45 )
Entsetzen packt den Wandrer hier beym
Haare,
Gießt Schauer über seine Haut,
Wo Eitelkeit, gelehnt an eine Baare,
Aus hohlem Auge schaut.
Wie fürchterlich ist hier des Nachhalls
Stimme!
Ein jäher Tritt stört seine Ruh,
Ein Donner spricht mit schreckenvollem
Grimme:
£> Mensch! wie klein bist du!
Denn ach! hier liegt der edle Fürst, der Gute,
Zur Völker Seegen einst gesandt;
Wie der, den Gott zur Nationen Ruthe
Im Grimm zusammenband.
An ihren Urnen weinen Marmorgeister,
Doch kalte Thränen nur von Stein,
Und lachend grub vielleicht ein welscher Meister
Sie einst in Marmor ein.
Da
2
( 14« )
Da liegen Schädel mit vcrloschnen Blicken,
Die ehnials hoch hcrabgedroht,
Der Menschhüt Schrecken, dann an ihren
Nicken
Hing Leben oder Tod.
Nun ist die Hand hinweg! gewelkt zum
Knochen,
Die oft mit kaltem Fedcrzug,
Den Weisen, der am Thron zu hart ge»
fprochen,
In harte Feßeln schlug.
Zur morrschcn Ripp ist nun die Brust ge«
worden,'
Einst eingehüllt in Goldgewand,
Woran ein Stern, und ein entweihter Orden
Wie zwey Kometen stand.
Vertrocknet und verfault sind die Kanäle,
Wo geiles Blut wie Feuer floß,
Das schaumend Gift der Unschuld in die Seele
Wie in den Körper goß.
Sprecht,
c ,47 >
Sprecht, Höflinge, mit Ehrfurcht auf der
Lippe,
Nur Schmeichele!) ins taube Ohr,
Beränchert das Dura-lauchtige Gerippe
Mit Weihrauch, wie zuvor!
Es steht nicht auf, euch Beyfall zuzulächeln,
Und wiehert keine Zoten mehr,
Damit beschminkte Zofen ihn bcfächeln,
Schamlos und geil, wie er.
Sie, die in erznen Busen niemals fühlten
Die Schrecken der Religion,
Und Gottgeschafne beßre Menschen hielten
Für Vieh, bestimmt zur Frohn.
Die das Gewißen, jenen macht'gen Klager,
Der unsre Schulden niederschreibt,
Durch Trommelfchlag, durch welsche Tril»
kerfchlager
Und Jagdhorn übertäubt»
G 3 Dis
( h8 )
Die Hunde nur, und Pferd und geile Dirne»
Mit Gnade lohnten, und Genie
Und Tugend darben ließen, denn das Zürnen
Der Geister weckte sie-
Die liegen nun in dieser Schauergrotke
Mit Staub und Würmern zugedeckt,
Wie stumm, wie rühmlos! noch von kei«
nem Gotte
Zum Leben aufgeweckt.
Weckt fle nur nicht mit eurem bangen
Acchzen,
Ihr Schaarcn, die sie arm gemacht,
Verscheucht die Raben, daß von ihrem
Krächzen
Kein Wütrich hier erwacht.
Hier kla/sche nicht des armen Landmanns
Peitsche,
DieNachts dasWild vom Acker scheucht,
An diesem Gitter weile nicht der Deutsche,
Der siech vorüber keucht.
Hier
( i49 )
Hier weine nicht der bleiche Waisenknabe,
Dem ein Tyrann den Vater nahm,
Nie fluche hier der Krüppel an dem
Stabe
Durch ihre Mordlust lahm:
Damit die Quäler nicht zu früh erwachen;
Seyd menschlicher, erweckt sie nicht!
Ha! früh genug wird über ihnen krachen
Der Donner am Gericht.
Wo Todescng-l nckch Tyrannen greifen,
Wenn hier im Zorn der Richter weckt,
Und ihre Greul zu einem Berge hausen,
Der flammend sie bedeckt.
Ihr aber, beßre Fürsten, schlummert süße
Im Nachtgewölbe dieser Gruft,
Schon schreitet euer Geist im Paradiese,
Gehüllt in Dlüthenduft.
G 4
Jauchzt
( IsO )
Jauchzt nur entgegen jenem großen Lage,
Der aller Fürsten Thaten wiegt.
Wie Sternsnklang tönt euch des Richters
Waage,
Drauf eure Tugend liegt.
Ach! unterm Lispeln eurer frohen Brüder,
Ihr habt sie satt und froh gemacht,
Wird eure volle Schaale sinken nieder,
Wenn ihr zum Lohn erwacht.
Wie wirds euch seyn, wenn ihr am Son«
nenthrone
Des Richters Stimme tönen hört,
Ihr Brüder, nehmt auf ewig hin die Krone,
Ihr seyd zu herrschen werth.
Schubarth.
( Isl )
Martin Stechen.
8)on Millionen spricht in unsrer Stadt
Alleinig Martin Stechen,
Denn daß er sic auch wirklich hat,
Davon kan» er paßive sprechen.
Haczenbruch.
Am
ersten Frühlingstage
im Garten.
SW Gott der Lieder
Und der Natur
Belebt nun wieder
Die ganze Flur.
Umweht von Lüften
Wallt sein Gewand,
Um seine Hüfte»
Ein Blumenband.
G? Er
C 152 )
Er schmückt im Lenze
Das todte Jahr,
Flicht Blumenkränze
Jnö blonde Haar.
Heißt Bache fließen.
Ihm eil' ich nach,
Auf grüne Wiesen,
Zum Schmerkenbach;
Zum Garten nieder,
Wo um das Beet
Kühl das Gefieder
Des Zephyrs weht.
Sey mir gegrüßct,
Gesegnet mir!
Sieh, bald entsprießet
Das Veilchen dir.
Zwar rauschen Blätter
Noch, wo man geht,
Vom lösen Wetter
Herabgcwehtz , ^
Doch [
( 153 )
' Doch wird die Linde
Bald schöner stehn,
Und leise Winde
Herniederwchn.
Schon oftmals hallte
Mein froher Sang,
Wenn ich hier wallte,
j Im Buchengang.
Noch soll er tönen
Ost unter dir,
Gefühl vom Schönen
Erwecken mir.
Nicht bloßem Scherzen
Sey er geweiht,
Er schaff' im Herzen
1 Empfindsamkeit,
Die mancher nennet,
Der sic nicht fühlt,
Und der erkennet,
Der mit ihr spielt;
G 6
c i;4 )
Der das Erbarmen
Zwar selber xreißt,
Doch hart den Armen
Ost von sich weis't.
Ist sie des Lebens
Begleiterin,
So fließt vergebens
Kein Tag dahin.
Wie Ton der Flöte,
Und sanft und rein,
Wie Morgenröthe
-Wird jeder seyn.
Sie weichet nimmer
In Todesnacht,
Bis Frühlingsschimmcr
Uns ewig lacht.
( 155 )
An mein Mädchen.
^as willst du nicht, mein süßes Mad«
chen! glauben,
Daß deine Reize mich des Schlafs berauben?
O! thatest du's, ich überzeugte dich,
Daß ich die Wahrheit redte:
Gönn' nur ein Plätzchen mir in deinem Bette;
Und schlaf' ich dann, so strafe Lügen mich!
Thilo.
Ueber ein Bäumchen»
H
oldes
Decke
Bäumchen
friedsam
heute
mich.
Doll der reiiisten Freude
Sch' und grüß ich dich.
Wie du nach dem Spiele
Sonst mich oft geletzt,
So erquickend kühle
Meine Wangen jetzt.
G 7
Dank!
C Is6 )
Dank! dir heute Linde,
Wo ich lächelnd saß»
Und umspielt vom Winde
Frische Blumen las:
Meiner Schwester pflückte,
Ihre Stirn umwand,
An die Brust sie drückte,
Wonne tief empfand.
Bäumchen! o wie wmen
Wir von dir bedeckt;
Mlt bekränzten Haaren
In das Gras gestreckt.
Muntre Lieder flößen
Aus der reinen Brust;
Lenz, Gesundheit goßen
Durch die Seele Lust.
Glücklich zum Beneiden,
Zärtlich scherzten wir-
Kindheit! deine Freuden
Schenkt kein König mir.
In
In dem weichen Grase
Denk ich dankbar dein;
Will beym vollen Glase
Deiner jetzt mich freun-
Was die Götter schenken,
Nehm ich dankend an.
Meiner Kindheit Denken
Labt mich noch als Mann.
Lodcr.
Die Vorsehung.
Erhebe dich, mein Geist, zu Gott!
Schau seiner Weisheit Licht!
Der Frevlern nur Vernichtung droht,
Den Frommen Heil verspricht.
Allmächtig ist der Menschen Herr,
Sein Arm hält weit und breit
Der Welte» unzählbares Heer
Jetzt, und in Ewigkeit-
u Wer
( If8 )
Wer donnert in der Wolke dort?
Wer hebt der Erde Grund?
Wer führt der Flüße Wellen fort
Hin in der Meere Schlund?
Wer schuf der Wälder junges Grün
Im Lenze der Natur?
Wer laßt die Saat, wer Bäume blühn
Auf Balsamreicher Flur?
Wer füllt die ganze schöne Welt
Mit Heil und Segen aus?
Wer schuf den Seraph, und erhalt
Den Wurm? Wer baut sein Haus?
Isis nicht der Gott/ der alles schafft,
Was unser Aug erblickt?
Des Huld mit warmer Segenskraft
Welt und Natur erquickt?
Er ists, der auch uns Menschen nährt
Und uns mit Heil begrüßt,
Er isis, der uns empfinoen lehrt,
Wie wunderbar er ist.
Voll
( 159 )
Voll Weisheit führet er uns hin,
Wo stiller Friede wohnt:
Sein Wink ist Glück, stets ist Gewinn,
Wo seine Liebe trohnt.
Wenn uns des Unglücks Stürme drohn,
Und trüber Wolken Nacht
In Schrecken uns versenkt, und schon
Der Donner um uns kracht;
Wenn uns des Frevlers Wuth bestürmt
Und unsre Ruhe stört,
Der Heuchler Rank' auf Ranke thürmt,
Womit er uns bethört;
Wenn daun das bange Herz erbebt,
Und Thränen brechen vor,
Und alles uns verlaßt: so hebt
Der Ew'ge uns empor.
Als Retter kömmt er: nur Geduld!
Erbarmung spricht sein Blick;
Er ruft voll väterlicher Huld
Zur Freude uns zurück.
Kommt,
C 160 )
Kommt, spricht er, Kinder, flieht die Nacht,
Worein die Welt euch hüllt!
Folgt mir ins Land, da Wonne lacht,
Wo Lust in Strömen quillt.
Genug Geprüfte! nehmt den Lohn
Der Tugend nun von mir!
Euch schenk' ich nun des Lebens Krön,
Des Glaubens ew'ge Zier.
£>! welch ein Zuruf! welch ein Gott!
Wer ists, der ihn begreift?
Ihn, der im Leben, und im Tod
Mit Lieb' uns überhäuft?
Drum feiger Mensch, was fürchtest du?
Was schreckt dich diese Welt?
Warum begräbst du deine Ruh
In Kummer, der dich quält?
Entferne dich von jeder Lust,
Die dich zum Laster reizt!
Nur Tugend fülle deine Trust,
Wenn sie nach Freude geizt!
Ver.
( l6l )
Vertraue nur der Vorsicht Nus,
Die dich zum Besten führt!
Trau dem, der dich zur Freude schuf,
Dem Gott, der dich regiert!
Dann wird dein Leben, wie ein Baum
Im Thal des Friedens blühn ,
Und wie der Mond, im weiten Raum
Der Welten lächelnd glühn.
Thilo.
Empfindsamkeit und Empfindelei).
Es lebe die Empfindsamkeit!
Wohl euch, die ihr empfindsam seyd!
Doch wehe euch, ihr seichten Knaben,
Ihr Söhne der Empfindeley!
Wer immer weint, wir ihr, der muß bey
meiner Treu!
In seinem Kopf viel Wasser haben.
Langbein.
Die
Die Verwandlung.
Ä/ietamorphosirte nur
Bey der buntbcmooßten Quelle
Mich dir gütige Natur
An des blauen Veilchens Stelle:
An die Stelle , wo so oft,'
Wenn der Mond am Himmel bleichet.
Ihm vertraut und unvcrhoft
Lilla ihre Reize zeiget:
Voller Demuth schielt' ich dann
Durch die fcischg keimten Blätter,
Nickte sie um Mitleid an,
Wie Ovid die Liebesgötter:
Bläulich, wie ihr Auge lacht,
Lockend, wie die Nachtigallen,
Frisch, wie ihrer Wangen Pracht,
Wollt' ich ihr entgegen fallen.
Schmach-
( )
Schmachtend und ohn' Unterlaß
Duften nur um ihrentwillen,
Und vom Thau der Thränen naß
Meinen ganzen Kelch enthüllen.
Bückte sie sich dann zu mir,
Eilte sie, mich abzupflücken,
Und mit feuriger B gier
Ihre Vrusi mit mir zu schmücken:
Nährte sie mit Wasser mich,
Sprach sie: Liebes, kleines Veilchen,
Dufte du allein für mich,
Ach! und blühe noch ein Weilchen!
So durch Lillas Lieb erhöht
Stürb' ich noch vor ihren Augen,
In des Himmels Blumenbeet
Neues Leben einzusaugen.
Stockmann.
Am
A m
sechSzchnten Geburtstage,
Mitternachts.
Äm Abende des Tages, der mir immer
Gleich süß und heilig ist,
Der mir das Leben gab, den meine Seele
nimmer
So lang sie denkt, vergißt;
Stand ich und sah zu dem in hohe Ferne,
Der mildrcich mich bewacht;
Schwarz war der Horizont, nur hellten
kleine Sterne
Das Dunkel tiefer Nacht.
Und als ich so, aus reines Herzens Fülle
Ihm weihte Preis und Dank,
Und meine Seele sich des schweren Kör»
pers Hülle
Und dieser Welt «ntschwang;
( lös )
Da trat ein Geist, in Lichtgewand gehüllet,
Urplötzlich hin zu mir,
Zween Becher in der Hand, bis oben an
gefüllct ,
Und sprach, „Sieh, wähle hier.
„ Wirst du den Kelch in meiner Rechten leeren,
„ Co ist die Tugend dein:
„So wirst du immer sie, durch fromme
„Thaten, ehren
„ Und durch sie glücklich seyn.
„ Zwar wird er oft dir trüb und bitter dünken;
Oft wirst du, wenn er schon
„Halb ausgeleeret ist, dich weigern, mehr
„zu trinken,
„Doch herrlich ist sein Lohn.
„Ist herrlicher, als ihn dies Leben schenken,
Als ihn ein schwacher Mann,
„Der diese Welt nur kennt, und sie nur
„liebt, sich denken
„Und je empfinden kann.
„ Doch,
< iS* )
«Doch, wühlst du hier den Kelch in mei«
>. ner Linken,
»Wird jede Süßigkeit
«Und jede Erdeulust, im Rosenkleid, dir
„ winken,
«Die diese Welt dir beut-
«Rang, Hoheit, Ruhm wird jedes Glück
«dir reichen,
«Froh wird dein Leben blühn;
5, Die Tugend nur allein wird weinend von
« dir weichen,
«Und scheu zurücke fliehn.
,, Denn, nie wird sie in einem Busen
wohnen,
«Den irrdsche Lust berauscht,
„Und eines Mannes Herz-mit sanften Freu«
«den lohnen,
», Der sie um Laster tauscht.
„Und,
( i*7 >
«Und, daß er nur der Wollust Glück er«
„ reiche,
«Sein Herz zu Lastern stahlt,
«Gern seine Feßeln tragt — Dein künft'ges
«Leben zeige,
«Was du dir jetzt gewählt."
So sirrach der Geist, und floh mit Engel»
wehen
Und wandte seinen Blick
Hoch über meinem Haupt, aus lichten Ster»
nenhöhen
Noch hinter sich zurück;
Und eilte schon dem Himmel zuzuschweben
Als ich noch zitternd stand,
Und ferne Ahndungen, und nie gefühltes
Leben
In meiner Brust empfand.
( 168 )
Dann aber schwang, von innrer Glut be>
ftelet,
Mein Geist sich himmelwärts,
Und bat: o senke selbst das Gute, das mir
fehlet,
Allgüt'ger, in mein Her;!
Nicht Hoheit ists, die ich von dir erflehe.
Der Villen gern gewahrt,
Nur festen Muth im Schmerz, Dein Wille
nur geschehe,
Nie, was mein Herz begehrt.
Und soll ich ja, auf schroffem Dornen»
Pfade,
Fum -ew'gen Leben gehn:
Co laß, Erbarmer, mich stets deine Va»
tergnade
Im strengen Richter sehn;
Und
( 169 )
Und wenn mir einst, in Seligkeit ver»
funken,
Dein Engel Kranze beut;
Dann fülle mir den Kelch, den ich hier
ausgetrunken,
Mit Götterseligkeit.
N—tz.
Phylaxens Grabschrifr-
Nach dem Martia!.
§Xr Hunger plagte mich; doch nun ist er
gestillt:
Da man mein weites Maul mit Erde zu»
gefüllt-
B —r°
Die
H 2
Die Falle.
X5« einem Dorf —. » Allein wo mag es
liegen?—
Das weis ich nicht.
Auch ohne dieß schuft Euch mein Lied Ver-
gnügen
Und Unterricht.
Da hatte Kunz den artigsten Gesellen
Zu Bett und Tisch:
Denn Sketchen konnte städtisch fein sich
stellen;
War ländlich frisch.
Was hübsch ist, reizt nicht Einen nur,
nein, viele!
So gieng's auch hier.
Vorzüglich Konrad aus der grossen Mühle
Hielt viel von ihr.
( 171 )
Wenn unser Paar sich helles Mondscheins
freute,
' Gieng er vorbei);
Und nahm dann Platz an Schwager Kun-
zens Seite
Sprach mancherley.
Im Tanz möcht' er am liebsten Sketchen
schwenken,
Sie lacht' ihm hold.
Auch wagt er oft sie heimlich zu beschenken
Mit Band und Gold.
Daun sagte sie zum Mann: die Mutter schickte
Es ihr von Haus.
Er freute sich darob; und Sketchen schmückt«
Sich dreist heraus.
Einst saß der'gute Kunz in froher Schenke
Beym Nachbarsmann;
Und fieng von Konrad freundlich beym
Getränke
Zu reden an:
( 172 )
Er kann so klug von Krieg und Zeitung
schwatzen;
Ist hochgelehrt!
Macht Leberreim' — und weiß Euch tau-
send Fratzen :
Ich halt' ihn Werth!
Und hat auch schön Euch Euer Weib verführet,
Sprach Niklas drauf.
Wer fagts? rief Kunz, riß wie vom Blitz
gerühret
Die Augen auf.
Nur still! sprach Niklas, ich will's Euch
gestehen,
Mein Weib und ich,
Wir haben oft den feinen Gast gesehen,
Der zu ihr schlich.
Wenn ihr des Abends in der Schenke zechet,
Ists ihm bewust —
Geht schnell einmal nach Haus, und unter-
brechet
Die Sündenlust. —
Das
( *73 )
Das will ich thun! rief Kunz, und fuhr
vom Sitze
Geschwind empor;
Und schob aus Bosheit seine rauhe Mütze
Aufs linke Ohr.
Er rennt' ins Haus — sah sich in allen Ecken
Und Winkeln um;
Doch konnt'er nichts verdächtiges entdecken:
Und sirs jezt stumm.
Was ist dir denn? frug Gretchen, wollt'
ihn streicheln —
Er sties sie fort!
Du kannst nur deinen lieben Konrad
schmeicheln;
Mir sag kern Wort l
Sir nahm zur Schürze Zuflucht, weil sie
weinte,
Und ängstlich war —----------
Wer Männer kennt, der weiß schon, dieß
vereinte
Das junge Paar.
H 4 Den
y
Ten»
( 175 )
Denn über diesen breiten Graben führte
Ein schmaler Steg;
Und über den, wenn er Gefahr verspührte,
Lief Konrad weg. —------------------
Heut will ich trinken, sprach er schlau jum
Weibe j
Weil mir nicht wohl;
Und weil's, wenn's einem gar nicht recht
im Leibe,
Oft helfen soll.
Er gicng — und drauf kam Konrad, wie
er pflegte,
Sogleich herbe».
Nun schlich mein Kunz sich hinters Hans,
und sagte,
Den Steg entzwe».
Und bald drauf sah'n sie wundernd, an-
marschiren
Den Ehemann;
Und Konrad will sich wieder retirircn
So schnell er kaun.
C r?6 )
Frau Gretchen gleng mit ihm — folgt ihm
mit Blicken;
Das fromme Lamm!
Und da fällt auf einmal der Steg in Stücken,
Und er in Schlamm.
Kunz kömmt, und ruft — als Gretchen
just am Strande
Die Hannde wand —
Ich seh die Falle war in gutem Stande,
Die ich erfand.
Co hab' ich mich doch nicht umsonst bemühet,
Komm nur heraus.
Er zerrt ihn aus dem schwarzen Schlamm,
und ziehet
Ihn drauf ins Haus.
Sucht mit dem Stock da Konrad abzusäubern,
Der sich nicht wehrt.
So lohnt man, spricht er, den Galan, der
Weibern
Die Untreu lehrt-
Nun
c 177 )
Nun läßt er den gestraften Buhler laufen,
So lief der nie!
Und geht zu Gretchen, ohne zu verschnaufen,
Die heult' und schrie.
Sie warf aus Angst sich vor ihm auf die
Erde —
Doch rührt's ihn nicht.
Er schärst ihr ein — trotz mancherley Ge«
Herde —
Der Treue Pflicht.
Sie sagte schluchzend, da sie es erduldet :
Ach lieber Mann,
Du hast das Unrecht mehr als halb ver-
schuldet ,
Das ich gethan.
Du gehst so oft zur Schenke, um zu zechen,
Ich bin allein!
Und unser eins mag gerne schäkern, sprechen,
Und lustig seyn.