"Die
Bau-
und
Kunstdenkmäler
Regierungsbezirk
Cassel
Band VI
Kreis
Cassel-Stadt
Im Auftrage des Bezirksverbandes des Regierungsbezirks Cassel
bearbeitet
VOII
Dr. ing. m. phil. A. tluoltnieyer
Mit 504 Tafeln nach photographischen Aufnahmen und Zeichnungen
Text
Zweiter Teil
CASSEL
Selbstverlag der Landesverwaltung
Auslieferung Ferd.Keßlersche Buchhandlung
AIQ23
SB 76
Amtsgebäude.
Fronhof.
Daß der Königshof Cassel einen Nebenhof besaß, welcher der Regelung der wirtschaftlichen und recht-
lichen Verhältnisse der villa diente, ist eine ebenso verbreitete wie begründete Annahme. Wenngleich in den
Urkunden an keiner Stelle eindeutig genannt, spielt dieser Hof, für den die verschiedensten Bezeichnungen
angenommen werden, in der geschichtlichen Literatur der Landeshauptstadt eine fast ebenso große Rolle wie
der Herrenhof selbst. Mehr oder weniger klar wird auf ihn die Bezeichnung curtis bezogen, mit welcher der Name
Cassela verbunden ist. Mit Vorliebe erblickt man in ihm jenen Hof Cassel, den Kaiser Heinrich cum omnibus
pertinentiis 1008 seiner Gemahlin, der späteren Gründerin des Klosters Kaufungen, übereignete. Wiewohl diese
Auffassung sicher falsch ist, da die Pertinenzien am Königshofe selber hingen, muß es doch einen Hof gegeben
haben, an dem der Vogt des Grundherrn seinen Sitz hatte. Daß dieser Fronhof mit dem Königshof gleichaltrig
ist, ist nicht anzunehmen. Er wurde erst nötig, als sich die Marktsiedelung in der Nähe des Herrschaftshauses
gebildet hatte, deren Abhängigkeitsverhältnis zum Grundherrn zu überwachen dem Fronbeamten oblag.
Über die Art und Lage des Hofes gehen die Ansichten auseinander. Pideritl sucht den Güterhof"
vor der alten Stadt in der Gegend, welche jetzt die holländische Straße durchschneidet, denn hier lag ein
Theil der Curtis, welcher den Namen Mühlenhausen wegen der Mühlen an der Ahna führte. Zwischen
dieser curtis und der Burg lagen ungeordnet und nach jedesmaliger Bequemlichkeit die Hütten und Wohnungen
der Meier und der Dienstleute." Hoffmeister? der Herausgeber der zweiten Auflage von Piderits Werk, möchte
den Königshof nur als ein Gut aufgefaßt wissen, dessen Einkünfte zur Hofhaltung des Kaisers verwandt werden,
und das er bei Gelegenheit als sein Eigentum besucht." Der von ihm gebrachte Plan Festung Cassel Anno 131123
.eine Rekonstruktion der Stadt, zeichnet die Villa", unter der offenbar ein Landgut verstanden wird, an Stelle
des Ahnaberger Klosters. Stölzel sieht die curtis als Sitz des villicus an. A-us dem Villicus entwickelte sich
der Schultheiß, der Amtmann und der Rentmeister. Der Hof des Villicus wird daher mit dem späteren
Schultheißen- und Renthof oder Amthaus identisch gewesen und somit ein Rückschluß aus der Lage letzterer
Gebäulichkeiten auf die Lage des ältesten Meierhofes gestattet sein. Der Platz dieses alten Meier-, Schultheißen-
und Renthofs ist ein anderer als der des jetzigen Renthofes." Nach dem Häuserverzeichnis vom Jahre 1605
soll er bei der alten Oelmühle" und der Löwer Zunfthaus" und zwar an der Ahnamündung beim jetzigen
Salzhaus zu suchen sein
Ortsnamen S. 308 u. Cassel S. 10.
Cassel S. 166.
Nachbildung der Nebenkarte auf dem Stadtplan v. Schirmer 1817.
Stölzel, Anl. d. St. Kassel S. 94 f. Die Oelmühle verweist an die Ahne und der Löwer Zunfthaus in die Löwer- oder Fliegengasse
unfern der Ahnemündung; in dieser Gegend lag daher 1605 die herrschaftliche Behausung des Hofmanns. Der Hofmann ist aber niemand
Anderes als der vielfach in den Stadtrechnungen genannte im Schultheißenhofe angesessene Hofmann des Schultheißen. Im Jahre 1605 waren
der Schultheiß und der Rentmeister selbst längst aus dem alten zum Abbruch reifen Hofe hinweg gezogen, wahrscheinlich in den neuen Rent-
hof; nur ihren Hofmann hatten sie dort zurückgelassen. Die herrschaftliche Behausung, in welcher er 1605 wohnte, halte ich für ein Stück
des alten herrschaftlichen Hofes. Seitdem der Villicus zum Schultheißen und damit zum Gerichtsvorsitzenden bestellt war, bildete sein Hof
zugleich den Sitz des Gerichtes oder Amtes, d. h. nicht des Kasseler Stadtgerichtes dessen Abhaltung mußte den Rechten der Bürgerschaft
gemäß auf dem Rathause stattfinden woh.l aber des Kasseler Landgerichts, welches allmählich an Stelle des Dietmeller Landgerichts trat.
Schon 1247 wird bezeugt, daß die Schultheißen in' Kassel eine Reihe umliegender Centen verwalten, demnach scheint damals bereits das Haupt-
gericht in Dietmelle wesentlich von seiner Bedeutung eingebüßt zu haben. Im Jahre 1484 Enden wir das Landgericht zu Kassel als ,Gericht
im Renthofe zu Kassel'. Der Rechtsvorgänger dieses Gerichts im Renthof ist das Gericht im Schultheißenhof, sein Rechtsnachfolger das
Gericht im ,Amtshaus', und das Amtshaus stand bis in dies Jahrhundert auf der Stelle der jetzigen Berningerschen Zuckerfabrik des Salzhauses
und der alten Ahnemündung. Dieser Platz des Amtshauses rechtfertigt den Rückschluß auf den gleichen Platz des Schultheißenhofes."
Qäääääää Qää
Stölzels Ausführungen ist Dölll beigetreten, indem er gleichfalls den Schultheißen-Hof an der früheren
Mündung der Ahne in die Fulda" annimmt. Nebelthau? leitet aus der Anwesenheit des Königs und seiner
Gäste in Cassel ab, daß beim Königshof wie für die geistliche Nahrung eine Kapelle, so für die leibliche ein
Rent- oder Fronhof von Nöthen gewesen sei." Von einer wirklichen Angehörigkeit des Hofes Kassel" an
Kaufungen will er nichts wissen, hält aber dafür, daß König Heinrich im frommen Eifer und weil er ohnehin
auf die unansehnliche alte Königsburg keinen Wert legte, den dazu gehörigen Fronhof in Kassel zu verschenken
kein Bedenken trug." Er bezeichnet es als eine natürliche Folge der Veräußerung des Fronhofes, daß die
königliche Burg zu Kassel verfallen und über kurze Zeit ganz in Vergessenheit gerathen mußte." Als Über-
bleibsel des Hofes spricht Nebelthau das Kaufunger Haus an, dessen Stelle er an der Spitze vor dem altstädter
Marktplatz zwischen der Essiggasse und der Straße nach der Schlagd" sucht. In der Essiggasse erblickt er
die obere Einfahrt in den alten Fronhof." Brunners tritt der Auffassung, daß die Curtis Cassela mit dem
späteren Schultheißenhof oder dem eigentlichen Frohnhof identisch gewesen sein" kann, bestimmt entgegen.
Er sucht den Herrenhof oder die Wohnung des Schultheißen", die er als ein stattlicheres, aber nur einstöckiges
und mit weitüberhängendem Strohdach versehenes Gebäude" sich vorstellt, in der Nähe des Marktes, aber
weiter hinunter nach der Fulda" zu.4 Wie Nebelthau bringt auch Brunner den Fronhof, zu dem er auch
die Sala des Königshofes rechnet, zum Hause der Kaufunger Nonnen in Beziehung, dessen Standort er eben-
falls am Altmarkt, aber in einem anderen Häuserblock, als Nebelthau, annimmt. Der Fronhof soll sich vom
Hause Altmarkt Nr. bis zum jetzigen Renthof erstreckt haben? Den Renthof selbst spricht Brunner an
anderer Stelle als königlichen Wirtschaftshof an, dessen Bezirk er anscheinend bis zur Ahna ausdehntß Den
Ausführungen Brunners ist Stölzel7 entgegen getreten, indem er seine Hypothese von der Lage des Fronhofes
an Stelle des Salzhauses aufrecht hält und sie unter Anderem wieder mit der Annahme eines besonderen Schult-
heißenhofes begründet, der den Platz des jetzigen Renthofes nicht eingenommen haben könne. Demgegenüber
bestreitet Brunner das Vorhandensein eines eigenen Schultheißenhofesß Schotte9 hat sich auf Brunners Seite
gestellt.
ln kunstgeschichtlicher Hinsicht interessiert die Frage nach dem Platze des Casseler Fronhofes nur
insofern, als seine Lage nicht ohne Einfluß auf die Entwicklung des Stadtplanes geblieben sein kann. lm aus-
gegangenen Dorfe Mühlhausen den wichtigen Hof zu suchen, liegt am wenigsten Grund vor. Hier hätte er
seine Aufgabe, die Beziehungen zwischen dem Königshofe und der in dessen unmittelbarer Nähe entstandenen
Marktsiedelung zu regeln, nur unvollkommen erfüllen können. Ebenso wenig kann der Hof an der Stelle des
Ahnaberger Klosters angenommen werden. Das Kloster entstand zu einer Zeit, als der Fronhof noch nicht
entbehrlich war. Auch ist an keiner Stelle der ältesten Klosterurkunden die Rede davon, daß der Konvent ein
herrschaftliches Gebäude auf dem engeren Klosterbezirk überwiesen bekam. Die Annahme, daß 1605 der fürst-
Kassel S. 2.
Denkwürdigkeiten S. 256 u. Gebäude S. f.
Armenwesen S. 4.
Handel S. 1.
Brunner, Cassel S. 6f. ln Cassel besitzt das Kloster später nur noch ein Haus am Markt, zwischen der Straße nach der Schlagd
und der unteren Fuldagasse bezw. der neuen Fuldabrücke gelegen an der Stelle von Altmarkt Nr. der jetzigen Post, das wir um so mehr als
den letzten Rest des alten Herrenhofes ansehen müssen, als die von den Klöstern in der Regel sonst aufs gewissenhafteste aufbewahrten
urkundlichen Belege bezügl. des Erwerbes dieses Hauses fehlen lst nun das Kaufunger Haus am Altmarkt der letzte Rest des Casseler
Fronhofes, so wird dieser den Bezirk von da ab abwärts zur Fulda nach dem jetzigen Renthofe hin begriffen haben, den letzteren mit ein-
geschlossen."
Brunner, Klöster. Kassel S. 63 Zu Füßen des Burg-Abhanges im Tale lag der zur Burg gehörige Wirtschaftshof, der, da Konrad
im Jahre 913 seine Kanzlei mit sich führte, als ein Königshof von größerer Ausdehnung anzusehen ist. lhm gab das hier und da im Unterlauf
sumpfige Bette der Ahna, eines starken Baches, der sich ehedem weiter südlich als jetzt mit der Fulda vereinigte, nach Norden hin Deckung."
Anl. Cassels S. 161 f.
"Brunner, Anl. d. St. Kassel S. 275 f. Es gab außer dem Renthof keinen besonderen Schultheißenhof. Der Schultheiß wohnte
im Renthof und hielt dort sein Gericht ab, bis der neue Bau Landgraf Wilhelms IV., in welchem nur die oberen Regierungsbehörden
ihren Sitz hatten, das Landgericht daraus verdrängte und es nötigte, im Tuchhaus ein Unterkommen zu suchen. Der Renthof heißt in alten
Zeiten kurzweg ,der Hob' oder das ,Hobehus', es lag in nächster Nähe der Burg."
Zeitschr. d. Ver. f. hess. Gesch. XXXXVIll S. 323 f.
ääällä ää Gebäude.
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Stölzels Ausführungen ist Dölll beigetreten, indem er gleichfalls den Schultheißen-Hof an der früheren
Mündung der Ahne in die Fulda" annimmt. Nebelthau? leitet aus der Anwesenheit des Königs und seiner
Gäste in Cassel ab, daß beim Königshof wie für die geistliche Nahrung eine Kapelle, so für die leibliche ein
Rent- oder Fronhof von Nöthen gewesen sei." Von einer wirklichen Angehörigkeit des Hofes Kassel" an
Kaufungen will er nichts wissen, hält aber dafür, daß König Heinrich im frommen Eifer und weil er ohnehin
auf die unansehnliche alte Königsburg keinen Wert legte, den dazu gehörigen Fronhof in Kassel zu verschenken
kein Bedenken trug." Er bezeichnet es als eine natürliche Folge der Veräußerung des Fronhofes, daß die
königliche Burg zu Kassel verfallen und über kurze Zeit ganz in Vergessenheit gerathen mußte." Als Über-
bleibsel des Hofes spricht Nebelthau das Kaufunger Haus an, dessen Stelle er an der Spitze vor dem altstädter
Marktplatz zwischen der Essiggasse und der Straße nach der Schlagd" sucht. In der Essiggasse erblickt er
die obere Einfahrt in den alten Fronhof." Brunners tritt der Auffassung, daß die Curtis Cassela mit dem
späteren Schultheißefnhof oder dem eigentlichen Frohnhof identisch gewesen sein" kann, bestimmt entgegen.
Er sucht den Herrenhof oder die Wohnung des Schultheißen", die er als ein stattlicheres, aber nur einstöckiges
und mit weitüberhängendem Strohdach versehenes Gebäude" sich vorstellt, in der Nähe des Marktes, aber
weiter hinunter nach der Fulda" zu Wie Nebelthau bringt auch Brunner den Fronhof, zu dem er auch
die Sala des Königshofes rechnet, zum Hause der Kaufunger Nonnen in Beziehung, dessen Standort er eben-
falls am Altmarkt, aber in einem anderen Häuserblock, als Nebelthau, annimmt. Der Fronhof soll sich vom
Hause Altmarkt Nr. bis zum jetzigen Renthof erstreckt haben? Den Renthof selbst spricht Brunner an
anderer Stelle als königlichen Wirtschaftshof an, dessen Bezirk er anscheinend bis zur Ahna ausdehntß Den
Ausführungen Brunners ist Stölzel? entgegen getreten, indem er seine Hypothese von der Lage des Fronhofes
an Stelle des Salzhauses aufrecht hält und sie unter Anderem wieder mit der Annahme eines besonderen Schult-
heißenhofes begründet, der den Platz des jetzigen Renthofes nicht eingenommen haben könne. Demgegenüber
bestreitet Brunner das Vorhandensein eines eigenen Schultheißenhofesß Schotte9 hat sich auf Brunners Seite
gestellt.
ln kunstgeschichtlicher Hinsicht interessiert die Frage nach dem Platze des Casseler Fronhofes nur
insofern, als seine Lage nicht ohne Einfluß auf die Entwicklung des Stadtplanes geblieben sein kann. lm aus-
gegangenen Dorfe Mühlhausen den wichtigen Hof zu suchen, liegt am wenigsten Grund vor. Hier hätte er
seine Aufgabe, die Beziehungen zwischen dem Königshofe und der in dessen unmittelbarer Nähe entstandenen
Marktsiedelung zu regeln, nur unvollkommen erfüllen können. Ebenso wenig kann der Hof an der Stelle des
Ahnaberger Klosters angenommen werden. Das Kloster entstand zu einer Zeit, als der Fronhof noch nicht
entbehrlich war. Auch ist an keiner Stelle der ältesten Klosterurkunden die Rede davon, daß der Konvent ein
herrschaftliches Gebäude auf dem engeren Klosterbezirk überwiesen bekam. Die Annahme, daß 1605 der fürst-
Kassel S. 2.
Denkwürdigkeiten S. 256 u. Gebäude S. f.
Armenwesen S. 4.
Handel S. 1.
Brunner, Cassel S. 6f. ln Cassel besitzt das Kloster später nur noch ein Haus am Markt, zwischen der Straße nach der Schlagd
und der unteren Fuldagasse bezw. der neuen Fuldabrücke gelegen an der Stelle von Altmarkt Nr. der jetzigen Post, das wir um so mehr als
den letzten Rest des alten Herrenhofes ansehen müssen, als die von den Klöstern in der Regel sonst aufs gewissenhafteste aufbewahrten
urkundlichen Belege bezügl. des Erwerbes dieses Hauses fehlen ist nun das Kaufunger Haus am Altmarkt der letzte Rest des Casseler
Fronhofes, so wird dieser den Bezirk von da ab abwärts zur Fulda nach dem jetzigen Renthofe hin begriffen haben, den letzteren mit ein-
geschlossen."
Brunner, Klöster. Kassel S. 63 Zu Füßen des Burg-Abhanges im Tale lag der zur Burg gehörige Wirtschaftshof, der, da Konrad
im Jahre 913 seine Kanzlei mit sich führte, als ein Königshof von größerer Ausdehnung anzusehen ist. Ihm gab das hier und da im Unterlauf
sumpfige Bette der Ahna, eines starken Baches, der sich ehedem weiter südlich als jetzt mit der Fulda vereinigte, nach Norden hin Deckung."
Anl. Cassels S. 161 f.
Brunner, Anl. d. St. Kassel S. 275 f. Es gab außer dem Renthof keinen besonderen Schultheißenhof. Der Schultheiß wohnte
im Renthof und hielt dort sein Gericht ab, bis der neue Bau Landgraf Wilhelms IV., in welchem nur die oberen Regierungsbehörden
ihren Sitz hatten, das Landgericht daraus verdrängte und es nötigte, im Tuchhaus ein Unterkommen zu suchen. Der Renthof heißt in alten
Zeiten kurzweg ,der Hob' oder das ,Hobehus', es lag in nächster Nähe der Burg."
Zeitschr. d. Ver. f. hess. Gesch. XXXXVIII S. 323 f.
liche Hofmann bei der Ölmühle an der Ahna seinen Sitz hatte, ist zutreffend, dagegen, wie Brunner nach-
gewiesen, der Schluß nicht statthaft, daß diese Ölmühle an der Mündung des Flusses lag. Der Sitz des Hof-
manns, der in der Gegend. des heutigen Töpfenmarktes zu suchen ist und nichts anderes darstellt, als die
Wohnung des Beamten, kann in einer so späten Zeit nicht mehr als maßgebend für die Lage des Amtshauses
angesehen werden. Zudem wird er im Häuserverzeichnis von 1605 nicht etwa als Hof bezeichnet, sondern
nur als Unsers gn. Fürsten und Herrn behausung, darin seiner fürstl. Gn. Hohmann." Wie das Häuser-
verzeichnis und ein Vergleich mit den älteren Stadtplänen ergibt, handelte es sich bei dem Quartier, in dem
das Wohnhaus des Hofmannes lag, um Grundstücke von ganz beschränkter Fläche, die das Vorhandensein eines
Hofes von vornherein ausschließen. Auch das Kaufunger Haus kann nicht in Frage kommen, noch weniger der
gesamte Bezirk zwischen diesem Hause und dem jetzigen Renthof. Diese Gegend bildete einen Teil der Markt-
siedelung. Sie war von den Straßenzügen durchschnitten, die von der Brücke zum Markt führten, und von
den Häusern und Höfen der Ansiedler besetzt. Insbesondere stand das Kaufunger Haus an der Stelle, die
ursprünglich der alte Hof Am Markte-der spätere Sitz der Herren von Meisenbug, eingenommen hatte?
Es wäre zu verwundern, wenn eine Anlage von der Bedeutung des Casseler Fronhofes bis zur Vernichtung
jeder Spur in dem verhältnismäßig unberührten Lagepläne der Altstadt verschwunden sein sollte. Will man den
Platz der Anlage suchen, so wird man gut tun, von den Bedingungen auszugehen, die für die Wahl des Platzes
maßgebend sein mußten. Der Hof mußte den Anschluß an die Marktsiedelung wahren. Der Marktplatz mußte
von ihm aus bequem zu erreichen sein. Noch wichtiger war die unmittelbare Nähe des Flußufers, der Schlagd.
Hier kamen von Alters her die Güter an, von denen der landesherrliche Zoll zu erheben war. Von allen
Zollarten in Cassel ist der Schiffszoll der älteste? Auch als in der Folgezeit die ausgebauten Landstraßen den
Flußverkehr entlasteten, blieb der Fuldazoll bestehen. Hieran änderte auch der Umstand nichts, daß mit der
Zeit das Zollrecht aus der Hand des Königs in die Hand des Landgrafen überging. Wie der Königshof auch
in der Gestalt der Burg nie ganz seine Eigenschaft als Frankenveste an der Sachsengrenze verlor, so und in
noch höherem Grade hielt der Fronhof seine Bedeutung als Kontrollstation des Handels mit dem Nachbarlande
fest. Es sei nur an den oft recht unerquicklichen Verkehr mit Münden erinnert. An der Schlagd fand der
Umschlag der Güter von Schiff zu Wagen statt. Von hier aus nahmen die Waren ihren Weg auf den Markt.
Erhöhte Bedeutung besaßen für die Schlagd die Salzladungen aus den Sooden bei Allendorf. Wo von der
Schlagd der Weg zum Markte einbog, am Ende der Straße Vor der Schlagd, entstand das Salzhaus, in dem
das wichtige Erz stapelte. Der Platz des Zollhofes kann nur in seiner Nähe gesucht werden. Noch ein anderes
Merkmal muß sich im Stadtplan für die Stelle des Fronhofes finden lassen. Bildete sich der Hof in unmittel-
barem Anschlüsse an die bestehende Marktsiedelung, so muß er als Außenkörper des ältesten Stadtkernes auch
heute noch sich herausheben. Des Weiteren ist zu beachten, daß das Vorhandensein des Hofes sich störend
bemerkbar machen mußte, als der Gedanke auftauchte, die unregelmäßige Marktsiedelung planmäßig zur Stadt
zu erweitern. Der Hof griff als Königsgut in das Gebiet ein, das für die neuen Bürgerhäuser bestimmt wurde.
Seine Grenze mußte gewahrt werden. Lag er am Flusse, so mußte das Häusergebiet, das dem Ahnaberger
Kloster zugesprochen wurde, da aufhören, wo der Hof anfing.- Die Fläche des Hofes, die gewiß nicht unbe-
deutend war, muß auch heute noch als Fremdkörper im ältesten Erweiterungsgebiet der Marktsiedelung, im
Plane der Altstadt, erkennbar sein.
Es gibt in Cassel nur eine Hofanlage, welche die genannten Eigenschaften in sich vereinigt. Sie liegt
an der Grenze der Marktsiedelung, nicht weit vom Marktplatz, am Ufer der Fulda, dort, wo die Schlagd die
größte Breite erreicht, am Ende der Straße Vor der Schlagd, dem Salzhaus gegenüber. Deutlich gibt sie sich
im Stadtplan als Außenkörper der Marktsiedelung zu erkennen. Keilförmig springt ihre Fläche vor. Ihre Fluß-
seite setzt gegen die geschwungene Grenzlinie der Marktsiedelung hakenförmig ab. Auch im Erweiterungs-
Handschrift. Stadtarchiv Cassel.
Vgl. Abschnitte Hof Am Markt" und Kaufunger Hof".
Woringer, Zoll S. 2.
Tafel
gäßä ägä 431
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QQQQ Gebäude. äääääääää äää
Tafel u. 19,1
gebiet, das die Marktsiedelung zur Altstadt vergrößerte, hebt sich die Hofanlage als Fremdkörper heraus. Ihre
landeinwärts gerichtete Seite, die von der Ahna begleitet wird, bildet die Grenze der zum Ahnaberger Kloster-
gebiet gehörenden Bürgerhäuser und damit die Grenze der Bürgerhäuser der Altstadt überhaupt. Ganz
unzweideutig findet sich diese Grenze, ein äußerst störender Winkel, noch ausgangs des 17. Jahrhunderts im
Stadtplan als rote Linie eingetragen. Die Anlage ist die größte aller Casseler Höfe. Ihrer Lage nach stellt
sie das Gegenstück des Königshofes dar. Wie der Königshof von der einen Seite so schließt sie von der
anderen Seite den alten Dorfbezirk am Ufer des Flusses ab. Diese Hofanlage, für die sonst jede Erklärung
fehlt, 318 Fronhof des Grundherrn anzusprechen, ist kein gewagtes Unternehmen. Hier wird man den ältesten
Sitz des Schultheißen und Rentmeisters, den Platz des Gerichtes oder Amtes zu suchen haben. Hier auch lag
jenes Amtshaus, in dem noch im 19. Jahrhundert das Landgericht der Casseler Ämter seine Sitzungen hielt.
Ein wechselreiches Geschick hat den Hof durch die Jahrhunderte begleitet. Indessen zu keiner Zeit
hat die Anlage, die ihre höfischen und amtlichen Eigenschaften bald in dieser bald in jener Form verlor und
wieder erlangte und die noch heute den Zwecken der Rechtspflege dient, ihre außergewöhnliche Bedeutung.
verleugnet. Wie lange der Hof seine ursprüngliche Bestimmung unverändert beibehielt, ist nicht ersichtlich.
Vermutlich ist er aber noch mit jenem, seiner Lage nach nicht näher bezeichneten Hob" oder Hobehus"
gleichbedeutend, in dem 1401 und 1403 der Schultheiß Gericht abhielt und Zins vereinnahmteß Daß ein Jahr-
hundert später der Schultheiß nicht mehr im alten Fronhof, sondern im Renthof am Schloß saß, darf nicht
bezweifelt werden; die Rentereirechnung von 1501 setzt den renthob" mit dem schultheißen hobe" gleich
und die Rentereirechnung von 1509 läßt keine Unklarheit darüber, daß dieser renthob", der auch die Kanzlei
in sich einschloß, seinen Platz vor dem schloiße" hatte Gründe für die Verlegung lassen sich nur vermuten.
Wenn auch zweifellos der Fuldazoll bestehen blieb, hatte sich doch, seitdem die Landwege ausgebaut waren,
inzwischen ein starker Wagenverkehr und damit ein geregelter Straßenzoll herausgebildet. Auf der Brücke, die
hart an der Grenze des Schloßbezirkes die Fulda überquerte, wurde nicht nur der Brückenzoll sondern auch
der Marktzoll erhoben? Seit der Einführung des Ungeldes hatte der Geschäftsumfang der Zollstelle auf der
Brücke vermutlich noch erheblich zugenommen. Um 1450 lassen sich in Cassel bereits vier Zollstellen fest-
stellen, von denen allein zwei auf der Brücke sich befanden. Den verstärkten Verkehr zu bewältigen wurde
in den Jahren 1509 bis 1512 ein Neubau der Brücke vorgenommen. Recht gut denkbar ist es, daß man den
veränderten Verhältnissen dadurch Rechnung trug, daß man die Rentstube an die Stelle verlegte, wo der Fluß-
übergang das Schloßgebiet berührte und auch die Kanzlei sich befand. Seit der Sitz des Grundherrn sich von
einem wenig besuchten Königshofe in ein viel benutztes Schloß verwandelt hatte, war vielleicht die Ver-
einigung der Rechts- und Verwaltungsbehörden in einem einzigen Hause in der Nähe des Herrensitzes
wünschenswert geworden.
Mit dem Fortzuge des Schultheißen aus dem Fronhofe muß es zusammenhängen, daß die Anlage in
nachmittelalterlicher Zeit sich anderweitig besetzt findet. Es scheint, als ob der Landesherr die Besitzung ver-
äußert hatte. Doch muß es auffallen, daß auch die neuen Insassen Amtspersonen waren. Um die Mitte des
16. Jahrhunderts saß der Amtmann Hans Schaffnit genannt Koch zu Trendelburg auf dem Hofe. Er hatte das
Haus, Hof samt einem Garten zu Cassel an die Fulda und Ahne auf beiden Seiten stoßend" vor dem Jahre
1554 gekauft, mußte aber einen Teil des Gartens liegen lassen, den Landgraf Philipp zur Erbauung des hinter
dem Hause errichteten Festungswalles benötigtes Sein Nachfolger war sein Sohn I-lans, Amtmann zu Eppstein?
Ihm und seinen Geschwistern wurde am 25. April 1554 der Wall hinter dem Hause zum Gebrauch in Friedens-
Stadtplan v. Wessel 1673.
Vgl. Maurer, Fronhöfe. Vgl. auch die Geschichte des Fronhofes zu Marburg, der ebenfalls ursprünglich am Rande der Stadt
nach dem Flusse zu gelegen war und später durch den am Fuße des Schloßberges errichteten Renthof ersetzt wurde.
Brunner, Anl. d. St. Kassel S. 277.
Brunner, Anl. d. St. Kassel S. 277. Vgl. Schultze, Klöster Urk. Nr. 704.
Woringer, Zoll S. 22 u. 101.
Urk. v. 1554, 1557, 1058 u. 1573. Staatsarchiv Marburg.
Landau, Kollektaneen, Landesbibliothek Cassel. Nebelthau, Kollektaneen, Stadtarchiv Cassel.
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Gebäude. QQQQQQEQ
zeiten überlassen und die Freiheit, die sie über den Hof hatten, bestätigt. Ob der Hof um diese Zeit in seinen
Bauten noch Reste der ursprünglichen Anlage aufwies, ist schwer zu sagen. Die älteste Abbildung, die wir
besitzen, rührt zwar ebenfalls aus der Mitte des 16. Jahrhunderts her, bringt aber nur das Hauptgebäude. Sie
erscheint auf Müllers Stadtplan Trotz des kleinen Maßstabes kennzeichnet sich das Bauwerk, das seinen Platz
neben dem Salzhause hat, deutlich als das Herrenhaus einer Hofanlage. Im Gegensatz zu den Bürgerhäusern,
die Giebelausbildung aufweisen, zeigt das freiliegende Gebäude ein Sattelwalmdach von auffallender Höhe. Der
Unterteil ist als Steinbau, der auskragende Oberteil als Fachwerk dargestellt. Die Fenster besitzen rechteckiges
Format. Von größter Bedeutung sind die Erker, die sich an den Ecken des Oberteils finden und diesen als Wehr-
geschoß ausweisen. Ihre spitzen Helme sind mit Schiefer gedeckt, während die Deckung des Hauptdaches aus
Ziegeln besteht. Daß der Bau, wenigstens was seinen oberen Abschluß angeht, nicht mehr der romanischen
Zeit angehört, sondern in gotischer Zeit entstand, ist wahrscheinlich. Daß er eine gewisse Höhe besaß, ergibt
sich daraus, daß er den Stadtwall überragt, hinter dem die Nebenanlagen verschwinden.
1557 trat in der Besetzung des Hofes wiederum eine Änderung ein. Der jüngere Hans Schalfnit ver-
kaufte am 22. August dieses Jahres das Haus mit seinem ganzen Bezirke, dem Hofe und den Stallungen, für
1200 Taler bei einer Anzahlung von 600 Talern an Landgraf Wilhelm. Ob indessen der Landgraf wirklich
vom Hofe Besitz nahm, muß fraglich erscheinen. Denn am 20. April 1558 veräußerte derselbe Hans Schaffnit
gleichfalls für 1200 Taler das Haus mit Zubehör an den Hofmarschall Friedrich von Rolshausen, der 1563
Leutnant des zum Obersten in Cassel ernannten Landgrafen Wilhelm, 1567 Landvogt an der Diemel und 1568
Oberster in Kriegssachen wurde. Die Benutzung des Hofes durch Rolshausen sollte für die Benennung der
Anlage insofern nicht ohne Folgen sein, als das Haus schon bald als Oberstenhof erscheint, wie eine Stadt-
rechnung des Jahres 1572 ergibt, in der ein Betrag verbucht ist für Jost Schneider, der die trenkepforten beis
Obersten haus ufgeräumbt" hatte? Dafür, daß sich die neue Bezeichnung einbürgerte und den alten Namen
verdrängte, sorgte der Umstand, daß Landgraf Wilhelm lV. 1573 die Besitzung zurückkaufte, um sie dauernd
zur Wohnung des iedesmaligen Obersten und Stadtkommandanten von Cassel zu bestimmenß
Bezeichnend für das Interesse, das der Landesherr an der Besitzung hatte, ist die Äußerung Rolshausens
vom 26. Februar 1573 Ferner wußte unser gnediger Fürst und Herr sich zu erinnern, welchermaßen er
Friedrich von Rolshausen hiebevor seine Behausung erkauft. Ob er dann hiebevor wohl Kaufleut darzu gehabt,
so habe doch s. f. g. ihme durch den Statthalter ansagen lassen, daß er mit Verkaufung des Hauses gemach
thun, dann s. f. g. nit leidlich wer, daß ein jeder solch Haus bewohnete, der nit in s. f. g. Dienst were. Bitt
derhalben underthenigk, weil sein Gelegenheit net wer, das Haus lenger zu behalten, s. f. g. wollen ihme, das
davor gegebene Gelt wieder erlegen und das Haus entweder selbst behalten oder sonsten irer Diener einen,
dem sie es gonneten, zukommen lassen wolten." Am 27. April 1573 quittierte Rolshausen dem Kammermeister
Simon Bing und dem Pfennigmeister Johann Kaufunger über die Auszahlung von 1500 Talern. für seinen Casseler
Hof. Die Erwähnung von Arbeiten im Jahre 1586, die hinter des hern obersten haus" vorgenommen wurden
läßt annehmen, daß auch um diese Zeit der Oberst wirklich auf dem Hofe saß. Auch im Anfang des 17. Jahr-
hunderts ist der Oberst im Hause noch nachzuweisen. Das Häuserverzeichnis vom Jahre 1605-" führt die
Anlage auf als Vnsers gned. F. undt Hern hauß undt holf mit seinen vmbgreiffenden gebauden, darin anitz
J. F. G. Obersten Leutnant." Eine Berichtigung des Jahres 1610 hat das Wort Obersten Leutnant" in Oberst"
abgeändert, ein Zeichen, daß auch um diese Zeit das Haus noch als Kommandantenwohnung diente. Viel
länger kann allerdings die Anwesenheit des Obersten im Hause nicht gedauert haben. Bereits unter Wilhelms
Stadtplan v. Müller 1547.
Stadtarchiv Cassel 956.
Landau, Kollektaneen, Landesbibliothek Cassel. Nebelthau, Kollektaneen, Stadtarchiv Cassel. Bernhardi, Cassel S. 15 f. Nebelthau,
Gebäude S. 38 Die Anlage des Gartens auf dem sogenannten Finkenheerd hängt hiermit noch zusammen; er ist immer noch ein Nutzstück
der Commandantur."
Prot. B. Ortsrepositur Staatsarchiv Marburg.
Handschrift. Stadtarchiv Cassel.
Tafel u.
Qäääägägggä
Bau- und Kunsldenkmäler im Reglerungsbezirk Cassel. Vl. Cassel-Stadt.
433
Sohn, dem Landgrafen Moritz, diente der Hof den Mitgliedern der fürstlichen Familie zur Wohnung. ln den,
Jahren 1612 und 1613 besaß des Landgrafen ältester Sohn Otto im Gebäude Gemach und Kammer. Auch
eine Rüstkammer befand sich darin und noch eine solche auf dem Pforthause, sowie eine Schulstube 1617
vollends schenkte Moritz den -Hof seiner zweiten Gemahlin Juliane, einer geborenen Gräfin von Nassau, weshalb
die Anlage nunmehr auch den Namen Nassauer Hof führte. Juliane wohnte nach der Abdankung ihres Gemahls
teils hier, teils in Rotenburg und vererbte die Besitzung auf ihre Nachkommenschaft, die Rotenburger Linie.
Nach dem Tode der Landgräfm bewohnte ihr Sohn Hermann lange Zeit den Hof, der treue Berater der Land-
gräfm Amalie Elisabeth während des dreißigjährigen Krieges.
Der Vorliebe des Landgrafen Moritz für den Hof verdanken wir eine Reihe Abbildungen, die der
zeichenkundige Fürst eigenhändig zu Papier brachte." Eines der Blätter zeigt die Datierung vom 29. April,
ein anderes die vom 6. Mai 1627. Diese Zeitangabe ist deshalb wichtig, weil sie erkennen läßt, daß Moritz,
der am 17. März desselben Jahres die Regierung niedergelegt hatte, sich in seiner Ruhestellung eingehend mit
der baulichen Verfassung des Hofes beschäftigte. Entstanden sind die Zeichnungen vermutlich in Melsungen,
das der gelehrte und verbitterte Herr neben Eschwege als Ruhesitz ausersehen hatte. Wenigstens zeigen die
Blätter auch Melsunger Bauten. Die Aufnahmen, die zum Teil freihändig skizziert, zum Teil maßstäblich auf-
getragen sind, müssen mit der Absicht des baulustigen Fürsten zusammenhängen,Änderungen und Erweiterungen
des Hofes vorzunehmen. Denn die Blätter, welche die Baugruppe von den verschiedensten Seiten wiedergeben,
stimmen weder in der Zahl und Größe der Gehäude noch in der Architektur genau unter einander überein.
Doch ist der ursprüngliche Zustand und die geplante Veränderung unschwer daran zu erkennen, daß sich die
alte Verfassung durch einfachere, die neue Form durch reichere und gediegenere Baumittel kundgibt. Die
Gutsanlage, durchweg als lllustrissimae Hof bezeichnet, sollte offenbar auch äußerlich in einen fürstlichen
Wohnsitz verwandelt werden. Der in mehreren Aufnahmen vorhandene Grundriß bildet eine Vierflügelanlage
mit geschlossenem Binnenhof. Der parallel zur Fulda gerichtete Osttrakt steht zu dem anstoßenden Nord- und
Südflügel im rechten Winkel, während der dem Lauf der alten Ahna folgende, an der ehemaligen Hinteren
Ahnagasse gelegene Westbau schief anschneidet. Unter sich zeigen die einzelnen Gebäudeteile, die nur lose
miteinander zusammenhängen, recht verschiedene Art und Ausbildung. Durchweg bestehen die Bauten aus
gemauertem Erdgeschoß und Fachwerkaufsatz, der bei den Stallungen und Wirtschaftsgebäuden eingeschossig,
bei den Wohnbauten zweigeschossig ausgefallen ist. Wie die Skizzen erkennen lassen, hatte der Landgraf vor-
zugsweise die Absicht, das Fachwerk durch Steinbau zu ersetzen und, wo das nicht angängig war, durch
architektonische Zutaten zu verschönern.
Als Hauptbauwerk erscheint in der Südwestflucht der Sahlsbaw", ein zweistöckiges sechsachsiges
Steinhaus, dessen hohes, von schlanken Fensterpaaren erleuchtetes Erdgeschoß den ungeteilten Hauptraum, den
Saal, enthält. Seine Verlängerung bildet nach Westen hin Georg Königs Haus, eine Privatbesitzung, die ebenso
wie die Fläche des Saalbaues außerhalb des alten Hofes lag, aber durch Kauf erworben werden sollte, um
mit dem Saalbau zu einem einheitlichen dreigeschossigen Flügel vereinigt zu werden. Das Erdgeschoß ist bald
als Stall, bald als Saal, bald als Wohnung bezeichnet. Ein in den Hof vorgezogener quadratischer Treppenturm
sollte für die Zugänglichkeit beider Bauten sorgen. Außer der Treppe enthält dieser Vorbau auch noch einen
kleinen geschlossenen Raum, der als Vorsählein" bezeichnet ist, in einzelnen Skizzen aber auch als Silber
Cammer" und als Schule" aufgeführt wird. Welcher von den verschiedenen Entwürfen zur Ausführung
bestimmt wurde, ist nicht zu ersehen. Ob überhaupt die Erweiterung in dem geplanten Umfange zur Aus-
führung kam, muß als sehr zweifelhaft bezeichnet werden. Die späteren Pläne bringen, soweit sie auf Zuver-
lässigkeit Anspruch machen, an der Stelle des Saalbaues, der schon stark in das Quartier der Bürgerhäuser
zwischen der Essiggasse und der Straße Vor der Schlagd eingriff, Bauten geringerer Grundfläche.
Inventar der fürstlichen Häuser in Cassel. Staatsarchiv Marburg.
11 Blatt Handzeichnungen. Landesbibliothek Cassel.
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Gebäude.
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Das eigentliche Wohnhaus, das hern hauß", liegt an der Seite nach der Fulda, dem Salzhause gegen-
über. Es nimmt die Stelle des auf Müllers Stadtplan sichtbaren mittelalterlichen Herrenhauses ein. Sein Grundriß
zeigt im Erdgeschoß zwei von einem Vorraum aus zugängliche Stuben, eine Kammer, Küche, Speisekammer
und Badestube. Die nicht auf allen Blättern erscheinenden Ecktürmchen am Südende des steilen Daches werden
noch die alten Wehrerker sein. Der Umstand, daß die Gegenstücke am Nordende fehlen, scheint dafür zu
sprechen, daß der Bau, der einen ziemlich gestreckten Grundriß besitzt und an der Stirnseite einen geschweiften
Fachwerkgiebel aufweist, nach dieser Seite verlängert ist. Doch mag der Südteil auch im Unterbau der alte
sein; das Portal des Erdgeschosses zeigt spätgotische Formen.
Die übrigen, mehr oder minder schmalen und zum Teil nach dem Hof zu offenen Baulichkeiten wird
man als Wirtschaftsgebäude anzusprechen haben. Als Stallungen sind einzelne Gebäude gekennzeichnet. Der
von der Ahnagasse zur Schlagd reichende Nordostflügel zeigt im Grundriß Gewölbe und die Eintragungen
neuer baw nach abschaffung des wagen hauses" und der neue baw neben dem keller." Der letzte, nach
der Fulda gelegene Raum dieses Flügels war für den Müller bestimmt. Offenbar sollte das Gewölbe als
Durchlaß der Ahna dienen und eine Mühle aufnehmen. Daß die Änderung des Flußlaufes, die auf den
perspektivischen Skizzen des Landgrafen deutlich zu erkennen ist, zur Ausführung kam, bezeugt eine Mitteilung
aus dem Jahre 1636 wonach die Ahna unter dem Nassauer Hof durch ein Gewölbe in die Fulda floß. Mit
dieser neuen Bestimmung des Bauteiles hängt wohl vorzugsweise der Ersatz des Fachwerkes durch Steinbau
und der Abbruch des alten an der Fuldaseite gelegenen, an das Wohnhaus stoßenden Nebenflügels zusammen,
an dessen Stelle die Umbauskizze einen wesentlich schmaleren einstöckigen Gebäudeteil, die galerie" vorsieht.
Auch der neue Anschluß des Walles, von dessen Krone man unmittelbar in das Obergeschoß ursprünglich des
alten Fuldaflügels, in Zukunft des neuen Mühlenflügels gelangen konnte, sowie die Beseitigung des störenden
Misthöfleins" waren wohl durch den neuen Mühlenbau bedingt.
Den Haupteingang zum Hof bildet das zwischen Saalbau und Wohnhaus gelegene furder thor." Es
führt geradewegs indie Saltz oder schlacht gaße", die jetzige Straße Vor der Schlagd. lm Aufriß stellt es
sich als rundbogiger Durchlaß mit oberem auskragenden Gang dar, der auf der Umbauskizze des Landgrafen
ein Wappen zeigt. Ein Nebeneingang, eine Rundbogenöffnung, dann als Portal mit Pilastern und Flachgiebel
neu entworfen, leitet über eine Ahnabrücke in den Flügel an der Ahnagasse. Zwei kleine Gärten, ein Würtze-
gärtlein" und ein Biebergarten", durch eine Scheidewand getrennt und durch ein Tor verbunden, befinden
sich zwischen Fuldaflügel und Stadtmauer. Das Wahlthor" leitet an der Nordostecke des Hofes von der
Ahnagasse auf den Wall. Von Interesse ist, daß auch noch einige Grundstücke der Nachbarschaft mehr oder
weniger eng zum Hof gezogen wurden. Die an den Saalbau stoßende, von der Straße Vor der Schlagd aus
zugängliche Parzelle zeigt auf einem der älteren Blätter die Eintragung kleine hauslein so lllustrissima erkauft".
Auf den jüngeren Blättern ist sie von einem mäßig großen Gebäude besetzt, als dessen Bewohner der Cantzlei
kriecht" vermerkt ist.
Als Ergänzung zu Landgraf Moritz' Zeichnungen können die Angaben der Topographen dienen, die
zugleich die Entwicklung der Anlage erkennen lassen. Auch die Stadtpläne und Stadtansichten geben über den
Zustand in der Folgezeit einige Auskunft. Auf Merians Zeichnung vom Jahre 1646' unterscheidet sich
anscheinend beim Wohnbau der ältere, noch mit den beiden Süderkern versehene Hauptteil von der. jüngeren
Erweiterung durch seine größere Höhe. Der zugehörige Text, der aus dem Jahre 1655 herrührtß schildert
den Hof als ein fast vierecktes zugebautes, doch nicht gantz steinernes Hauß, sehr lustig an der Fulda, an dem
Ort, wo die Schiffe außgeladen werden, gelegen, vnd ist mit ziemlichen Sälen, vnd Nottürfftigen Gemächern
versehen." Auf Wessels Lageplan vom Jahre 16734 ist zu erkennen, daß der Wohnbau recht unregelmäßigen
Umriß besaß und auch der in die Straße Vor der Schlagd vorspringende Bau, der entweder der Saalbau oder
Landau, Kollektaneen. Landesbibliothek Cassel.
Stadtansicht v. Merian 1646.
Topogr. Hass. Anh. S. 15.
Stadtplan v. Wessel 1673.
Tafel 26,1
Tafel u. 19,1
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das Kanzleidienerhaus gewesen sein muß, an keiner Ecke den rechten Winkel wahrte. In gleichem Sinne wie
Merian beschreibt Winkelmann 1697 die Anlage. Einzelheiten gibt 1767 Schminke Seine Bemerkung, daß
das sehr weitläuftige mit großen Sälen versehene Gebäude ganz von Holz und nur mit einem steinernen Fuße
versehen" war, scheint zu beweisen, daß die Massivbauten des Landgrafen Moritz garnicht oder nur in recht
bescheidenem Umfange zur Ausführung gekommen waren. Über dem Eingange stehet das Hessische Wappen
nebst dem Wahlspruche Consilio et virtute. Domine secundum voluntatem Tuam. Es wurde solches 1735
erneuert, und anstatt des Erbauungsjahres die Jahrzahl 1735 hingesetzt. Nebst dem Wappen befindet sich auf
einer schwarzen Tafel diese Inschrift Subsiste parum qui transis, et subjectam aspice lineam quam aquarum
exundatio 5. et 6. Januar. An. 1643 sub vesperam altitudine sua aequauit. Huius interim prodigii autorem
considera, et diuinam reuerere potentiam. Darunter stehet im Deutschen In dem angesetzten Jahre ist der
Fuldastrom allhier bis auf diese Linie angelaufen. 1643. Renouatum 1736. Neben der Treppe zur linken Hand
siehet man an beyden Ecken auf zween Quadersteinen folgende lnschrifte. Auf dem einen Christianus
Mauritius Landgravius Hassiae ex Juliana Nassovia f. cum iam natus esset annos .. Auf dem andern
Ernestus Mauritius Hassiae Landgravius ex Juliana Nassovia f. cum Das übrige ist abgefahren und nicht
mehr zu erkennen. Die Zimmer in diesem Obersten Hofe sind größtenteils vernichtet; auch der Wildpretschirm
darinn kürzlich angelegt worden." Von besonderem Belang für die Eigenschaft scheint eine Bemerkung
Schminkesa zu sein, die von einem Amtshaus handelt. Das sogenannte Amthaus liegt dem Oberstenhofe
gerade gegen über und hat seine Aussicht auf die Schlacht. Es dienet zu den Sessionen des Landgerichtes
derer drey Casselischen Aemter, und hat sein eigen Gefängniß, womit die unter dem Landgerichte stehende
Personen wegen leichter Vergehungen gestraft werden." Da die Nachbargebäude, das Salzhaus und das Zucht-
haus, als Amtshaus nicht in Frage kommen- die beiden Häuser werden von Schminkef- für sich behandelt
wird man die Stelle des Amtshauses nur auf dem ehemaligen Gelände des Obersten-Hofes selbst suchen können.
Man wird kaum fehl gehen, wenn man als Amtshaus den der Fulda zugewandten, an der Ecke der Schlagd
und der Straße Vor der Schlagd gelegenen Bau, das alte Herrenhaus, ansieht und weiter annimmt, daß die
Bezeichnung Oberster Hof so schreibt Schminke den Namen sich auf die übrigen Teile der weitläufigen
Anlage beschränkt.
1757 wurde der Hof von den Franzosen zur Abhaltung des Gottesdienstes und als Lazarett benutzt;
Eine wesentliche Besitzveränderung erfolgte 1769. In diesem Jahre erstand Landgraf Friedrich II. von seinem
Vetter, dem Landgrafen Konstantin von Hessen-Rotenburg, den von der Rotenburger Herrschaft schon lange
nicht mehr bewohnten Hof für 10000 Taler mit dem Beding, daß der Rotenburger Landgraf das Geld zur
Erbauung eines Hauses auf der Oberneustadt, in der neu anzulegenden Königsstraße, verwende," was auch
geschah; Dem Besitzwechsel folgte eine bauliche Änderung auf dem Fuße. In einem Gutachten des Oberbauamts
aus eben dem Jahre 1769 heißt es, daß wegen seiner großen Baufälligkeit das nach der Fulda zu stehende alte
Gebäude mit gar keinem Vorteil genutzet werden kan, sondern gänzlich herunter zu nehmen am vorteilhaftesten
sein möchte; allermaßen auch hierin das publique Schlachthaus und die darüber anzulegende Fruchtboden
wegen seiner Lage gesetzet werden müßte. Sodann ist der sogenannte Kirch-Saal im Holzwerkauch so schlecht
beschaffen," daß er ebenfalls zum Abbruch reif war. yDBT Entwurf, der genehmigt wurde, sah vor, wie die
Einrichtung am vorteilhaftesten zu machen sei, und gleich wie das darinnen bezeichnete Canal zu Wegspülung
des Unflats von der im publiquen Schlachthaus geschehenden starken Schlachterei um deswillen nötig sein will,
Hessen II S. 284, wo angegeben wird, daß Landgraf Moritz den Hof erbaut habe.
Cassel S. 236 f.
Cassel S. 221.
Cassel S. 221 u. 243.
Woringer, Zoll S. 118, hält den Flügel an der Alten Ahna, der jetzigen Fliegengasse, für das Amtshaus.
Losch, Chroniken S. 95 u. 98.
Abschrift des Vertrages, Stadtarchiv Cassel.
Vgl. Abschnitt Palais Hessen-Rotenburg" S. 389 f.
Staatsarchiv Marburg. O. St. S. 7110.
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als die Trusel oder Ahne bei weitem nicht stark genug ist, alles mit fort zu spülen, indem dieselbe Sommers
"Zeit fast ganz trocken wirdßßxDie Kosten des Umbaues waren auf 9750 Taler veranschlagt. Auch wurde noch
die Anlage einer Schirne beschlossen. Der Kanal sollte, wie es in einem Berichte des Oberbauamtes vom
Jahre 1771 heißt, von der sogenannten Alten Ahna unter dem neuen Collegienhof weg bis in das in der Mitte
des neuen Schlachthauses angelegte große offene Canal, welches die Ausflüsse von denen drei Schlachthäusern
fasset, geführt und daraus zu weiterer Abführung der Unreinigkeiten und Gewinnung mehreren Wassers aus der
Fulda durch die Schlacht gemacht werden." Die zu Schiff ankommenden Früchte wurden vermittels einer
Treppe sofort auf den Boden über dem Schlachthause gebrachtxf
Der bereits genannte neue Collegienhof" darf ebenfalls als das Ergebnis des Umbaues angesehen werden.
Engelhardl berichtet 1778, daß nach dem Ankauf 1769 der Hof anderst eingerichtet, mit einigen neuen
Gebäuden vermehret, und verschiedenen Kollegien, als der Steuerrectification, dem Oberbauamte, der Oberwege-
commißion und der französischen Kanzeley zu ihren Sitzungen angewiesen worden. Jedoch hat die letztere
solche nunmehr im neuen Rathause auf der Oberneustadt." Den Namen Neuer Kollegienhof, der sich für die
Anlage nicht nur in den Stadtbeschreibungen sondern auch auf den Stadtplänen findet, führte der ehemalige
Fronhof im Gegensatz zum Alten Kollegienhof, dem ehemaligen Renthof. Ihren Sitz hatten die Neuen Kollegien
im Flügel an der Ahna, während der Flügel an der Fulda die amtliche Bezeichnung Schlachthaus trug. Das
Amtshaus wird auch von Engelhard als Bau für sich aufgeführt mit dem Bemerken, daß es an der Fulda
hinter der Schlagd gleich neben dem Salzhaus lag, ein Beweis, daß es seiner Stelle nach mit dem alten Herren-
hause sich deckt. Es scheint, als ob mit der Zeit der Hof sich in seine einzelnen Teile auflöste; wenigstens
werden in den Beschreibungen der Folgezeit die einzelnen Bauten ziemlich selbständig behandelt. Daß das
Schlachthaus zugleich Lagerhaus für die zu Wasser ankommenden Waren war, berichtet 1792 Apell." Kriegerß
der beim obersten Hofe" den neuen Kollegienhof, das Lagerhaus der Schlagd und die Wildpretschirne unter-
scheidet, nennt auch 1805 noch das Amtshaus; die Angabe, daß es unterhalb des Marktes, dicht bei der Schlagd
und neben dem Salzhause lag und mit seiner hinteren Seite an das linke Ufer der Fulda grenzte, darf als
Bestätigung für die oben ausgesprochene Ansicht genommen werden, daß Herrenhaus und Amtshaus ihrer Lage
nach gleichbedeutend sind.
Die Eigenschaft als Lagerstelle brachte der Anlage den Namen Packhof ein, eine Bezeichnung, die sich
als die am meisten gebräuchliche bis in die neueste Zeit gehalten hat. Seitdem mit dem Jahre 1782 auch der
Wollmarkt daselbst abgehalten wurde bildete der Hof einen Sammelpunkt des Handels. Ein besonders reger
Verkehr muß im Anfang des 19. Jahrhunderts zwischen dem Packhofe und dem Marktplatze bestanden haben,
da alle für die Stadt bestimmten Waren auf dem Packhofe gewogen und versteuert werden mußten. Eine
Schilderung aus der Zeit des Kurfürsten Wilhelm II. gibt Rogge-Ludwigß Die Menge der im Packhof lagernden
Waren war eine so bedeutende, daß zu ihrer Bewachung von der Garnison eine ständige Wache auf dem
Packhofe gestellt wurde. Das Hin- und Herbringen der verschiedenartigsten Gegenstände geschah auf eine zur
Wohlthat der dabei benutzten Pferde jetzt längst außer Gebrauch gekommene Art und Weise. Die Waaren
wurden nämlich wegen der Bequemlichkeit des Aufladens auf eine sogen. Schleife, zwei lange durch Stricke
verbundene, unten glatte, etwa handhohe Holzstücke, gebracht und diese von Pferden gezogen."
Änderungen am Hofe erfolgten anscheinend wiederum im ersten Viertel des 19. Jahrhunderts.
Um 1820 findet sich der Flügel, der zuletzt den Namen des Neuen Kollegienhofes führte, als Accis- und
Licenthaus bezeichnet. Wie 1837 der neue Collegienhof, auch Packhof, gegenwärtig aber das neue Hauptzoll-
Erdbeschreibung S. 97.
Erdbeschreibung S. 99.
Cassel 1792 S. 30.
Cassel S. 136 ff.
Piderit, Cassel S. 298.
Kassel S. 152.
Stadtplan um 1820.
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Amts-Gebäude genannt", aussah, beschreibt Lobeß Er war ein altes steinernes Gebäude", durch die bekannten.
Sehenswürdigkeiten ausgezeichnet. Man findet daran mehrere Wappen und lnschriften, auch ein Zeichen, wie
hoch im J. 1643 der Wasserstand der Fulda gewesen ist. Doch diese alterthümlichen Herrlichkeiten sind seit
Kurzem verschwunden, das Gebäude ist abgebrochen und an dessen Stelle ein Revisions-Schoppen getreten.
Seit dem Anschlusse Kurhessens an den preußischen Zollverband im Jahre 1831 mußten wegen Erweiterung
der Geschäfte auch die Lokalitäten vergrößert werden, dies ist nun neuerdings vielfältig geschehen und an der
Stelle des früheren Geschäftslokals ist jetzt ein zum größten Theil neues, schönes und bequemes Gebäude mit
vielen Dienstwohnungen, der Fulda entlang, errichtet worden das l-lauptzoll-Amts-Gebäude." Als Jahr des
Abbruches des Altbaues wird 1836 angegeben? Der stadtseitig gelegene Flügel fehlt seit 1840 auf den Stadt-
plänenß Dagegen blieb das Gebäude bestehen, das den Nordostwinkel des Grundstückes ausfüllte. Es diente
im Wesentlichen als Wohngebäude, enthielt aber auch eine Holzremise und Stallungen. Auch das kleine neben
dem Haupteingang an der Straße Vor der Schlagd befindliche Haus, das früher als Wohnung des Kanzlei-
knechtes sich vermerkt findet, ist auf den Lageplänen noch festzustellen. Bezeichnet ist es als Wachthaus und
Polizeiarrestß Nicht ohne Interesse ist, daß sich auf eben diesen Lageplänen beim Grundriß des l-lauptflügels
an der Fulda die Bleieintragungen Justizamt ll und lll" und Stadtgericht" finden, ein Zeichen dafür, daß.
die Absicht bestand, den Bau für die Zwecke der Rechtspflege nutzbar zu machen.
Eine wesentliche Änderung in der Benutzung des Hofes ging im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts
vor sich. Am 1. Oktober 1888 wurde das wegen Baufälligkeit und wiederkehrender Hochwassergefahr von der-
Steuerverwaltung geräumte Grundstück der Verwaltung der Strafanstalt überwiesen, der auch das benachbarte
Zuchthaus unterstand. Am 1. August 1884 kam auch das Polizeiarresthaus in den Besitz der gleichen Ver-
waltung, die das gänzlich verfallene Gebäude abbrechen und in jüngster Zeit an seiner Stelle ein Wohnhaus
für Beamte errichten ließ. Der Nordflügel fiel 1892, um einem Arbeitsgebäude Platz zu machen. Gleichzeitig
wurde der Hauptflügel an der Fulda, nachdem sein Mittelteil niedergelegt war, teils zu Beamtenwohnungen, teils
für Verwaltungs- und Lagerzwecke umgebaut. Einen erheblichen Eingriff in den alten Lageplan bedeutete der
Durchbruch einer Straße an der Südwestseite des Grundstückes, der Packhofstraße, welche die Straße Vor der
Schlagd mit der Fliegengasse verbinden sollte. Die ganze Anlage, deren freie Hofflächen zumeist zu Spazier-
höfen für die Gefangenen bestimmt wurden, erhielt zum Schutze gegen die Überschwemmung im Gelände eine
Aufhöhung und zur Sicherung gegen Ausbrüche an seinen Grenzen eine hohe M3IJCIX5 Wenig, allzu wenig,
erinnert heute an die Zeiten, da hier der Fronhof stand.
Renthof.
Erster Bau.
Wann auf dem Teile des alten Königsbodens, der vom Schloß, der Schlagd, der Schüttelitte und dem-
Karmeliterkloster begrenzt wurde, ein fürstlicher Renthof entstand, ist nicht ermittelt. Als feststehend darf"
angenommen werden, daß im Anfange des 16. Jahrhunderts auf diesem Vorgelände der Burg Rentmeister und
Schultheiß ihren Sitz hatten. Daß der renthob" oder schultheißen hob" oder kurz der hob"rum diese Zeit
nicht nur Verwaltungs- und Gerichtszwecken diente, sondern noch stark wirtschaftliche Eigenschaften besaß,
ergibt sich aus der Benennung seiner Räume und Bewohner. Die Rentereirechnung von 1501 führt neben der-
rentstobe" und czolstobe" eine melchkammer", ein bruwehus" und des scholtheißen stall" auf. Auch"
Gesinde und Handwerker finden sich vermerkt, ein Zeichen vielleicht dafür, daß hier seit alters die Wirtschafts-
gebäude des I-lerrenhofes standen. Als Kanzlei wird der Renthof 1509 bezeichnet. ln diesem Jahre wurde-
Wanderungen S. 120. Vgl. Woringer, Zoll S. 150 f.
Casseler Tages-Post 1862 Nr. 329.
Stadtplan v. Böckel 1840. Stadtplan v. Kraus 1840.
Lagepläne und Grundrisse des Packhofes. Handzeichnungen Staatsarchiv Marburg.
Akten Strafanstaltsverwaltung Cassel.
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Gebäude.
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"nicht nur an dem steinwege vor der burgk undt cantzlie gearbeitet", sondern anscheinend auch ein Neubau
errichtet. Wenigstens sind in einer Baurechnung des Rentmeisters Beträge verbucht für Zimmerleute, als sie
vor dem schloiße an dem baw im renthoibe gearbeyt" haben, ferner vor 36 strigke Contzen Schelleman, als
er den nuwen buw hub im renthoiffe", und vor stucke strenge Herman Steyndecker zu rusten, als er uff
dem nuwen buwe dachte im hoiffe."
Eine Abbildung der Anlage aus der Mitte des 16. Jahrhunderts bringt Müller auf seinem Stadtplan Tafel 4,5u.7.
Als Hauptgebäude erscheint ein hart an der Schlagd gelegenes, parallel zum Fluß gerichtetes längeres Haus,
das mit der Stirnseite an die Mündung des Schloßwalles stößt. Seine Umfassungsmauern bestehen aus Quadern,
sein ziegelgedecktes Dach ist an den Schmalseiten abgewalmt. Fenster, kleine rechteckige Öffnungen, finden
sich nur im Oberteile der Wand. Ein Ausgang nach der Schlagd fehlt. Den Eingang wird man auf der stadt-
seitig gelegenen Front anzunehmen haben, vor der ein Hof angedeutet ist. Die an diesem Hof gelegenen
Nebengebäude geben sich als Fachwerkbauten zu erkennen, doch ist bei der unklaren Zeichnung, welche die
Straßenzüge und Grundstücksgrenzen willkürlich verschiebt, weder die Zahl noch die genaue Stellung der
Gebäude zu ermitteln. Mit Sicherheit zu erkennen ist, daß der Zugang zu der Hofanlage von der Seite des
Marställer Platzes her erfolgte. Der Weg führte an der Außenmauer des Schloßgrabens entlang; gegen das
"Grundstück der Karmeliter war er durch eine besondere Mauer abgeschlossen. Wo diese Einfriedigung ihr
Ende erreichte, also dort, wo das Gelände des Renthofes beginnt, findet sich als Absperrvorrichtung des Zugangs-
weges ein Holztor mit Schutzdach aus Ziegeln.
Die mittelalterliche Baugruppe fiel, als sich zur Zeit der Renaissance ein größerer Ersatzbau nötig machte.
Zweiter Bau.
Die jetzt unter dem Namen Renthofa zusammengefaßte Gebäudegruppe ist vornehmlich das Ergebnis
einer Bautätigkeit aus dem Ende des 16. und dem Anfange des 17. Jahrhunderts. Die ausgedehnte und ansehn-
liche Anlage besteht im Wesentlichen aus drei Gebäuden, die ohne Unterbrechung winkelig sich aneinander
fügen. Sie erstreckt sich von der Schlagd bis an das Gotteshaus des Karmeliterklosters, die Brüderkirche.
lhren Abschluß nach der alten Dorfsiedelung bildet die ehemalige Schüttelitte, jetzige Kettengasse, also die
Grenze des einstigen Königsbodens. Nach dem an Stelle des Schlosses stehenden Regierungsgebäude zu öffnet
sich die Dreiflügelanlage in einem geräumigen Hof. Einen kleineren Binnenhof schließt der Teil an der Brüder-
kirche ein, der nicht nur auf den Fundamenten der alten Klosterbaulichkeiten stehen mag, sondern vermutlich
auch noch aufgehendes Mauerwerk dieser Gebäude enthält.
Die geläufige Bezeichnung der gesamten Anlage blieb die des Renthofes. Als Kanzleibau" erscheint
das Gebäude an der Fulda, der Ersatzbau jenes Steinhauses, das auf Müllers Stadtplan sich zeigt. Als später
eine große Schule mit dem Rentgebäude in Verbindung gebracht worden war, nannte man den entsprechenden
Teil auch Kollegienhof" und übertrug diese Bezeichnung um so eher auf den ganzen Bau, als die im Rent-
hofe untergebrachten Behörden Kollegien" genannt wurden. Der Name Kollegienhofß zu dem sich auch der
der Kanzlei" gesellte, hielt sich bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts; in die Benennung Alter Kollegienhof"
wurde er abgewandelt, als 1769 verschiedene Kollegien im Obersten-Hof Unterkunft fanden, der damit zum
Neuen Kollegienhof" wurde
Brunner, Anl. d. St. Kassel S. 277 f.
Stadtplan v. Müller 1547 u. 1548.
Merian, Topogr. Hass. S. 19 u. Anh. S. 14. Engelhard, Erdbeschreibungl S. 92. Günderode, Briefe S. 17. Reise d. d. Harz
S. 159. Krieger, Cassel S. 136. Apell, Cassel 1831 S. 10. Lobe, Wanderungen S. 113. Lotz, Kunsttopographie S. 138. Dehn-
Rotfelser u. Lotz, Baudenkmäler S. 28. Piderit, Cassel S. 113 u. 127 f. Ebe, Cicerone ll S. 89. Hessler, Landeskunde S. 45 u. 73.
Brunnemann, Kassel S. 79. Brunner, Cassel S. 122. Heidelbach, Kassel S. 70 f. Dehio, Handbuch S. 25.
Vgl. S. 437.
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Der Ersatz der alten Anlage durch Neubauten entsprach den gesteigerten Bedürfnissen in der Verwaltung
und Rechtspflege des aufblühenden Landes Landgraf Wilhelm IV. war es, der die Regierungsorgane zu einer
Maschinerie zusammenfügte, für die er im neuen Kanzleibau ein Gehäuse schuf, das bis ins 17. Jahrhundert
hinein Anerkennung fand.' Dort brachte er nicht allein den Regierungsapparat seines Landes unter, in dem
damals noch die Summe der Rechtssprechung und der Verwaltung enthalten war, also den Lehnhof, das Ober-
appellationsgerichta und die fürstliche Rentkammer, sondern auch die Münze und die vornehmlich für den
Gebrauch der Kanzlei bestimmte von ihm neu begründete Bibliothek, die noch heute als Landesbibliothek fort-
bestehtß Mit diesen verschiedenen Behörden kam auch die fürstliche Geheime Kanzlei, ehedem im Schlosse,
seit 1526 aber in einem von Philipp dem Großmütigen erneuerten Hause der Herren von Boyneburgß in das.
neue Regierungsgebäudeß
1579 war der Neubau im Gange." Wilhelm lV. war der Meinung, daß der Bau schon mit dem Ende-
des Sommers 1580 bezogen werden könne. Am 10. Juni schrieb er einen uns noch erhaltenen lateinischen
Brief an den Rechtsgelehrten und Philologen Frangois Hotmann in Basel des Inhalts, daß mit Ende dieses
Sommers die neue hier zu Kassel erbaute Kanzlei in allen ihren Teilen, so Gott will, fertig werden wird; wir
haben schon angefangen, sie außer anderen Schmuckgegenständen auch mit einer schönen Bibliothek von Büchern
aller Art zu zieren, die unsers Erachtens dieses Namens nicht unwert ist." Doch kam bis zur Fertigstellung,
des Gebäudes das Spätjahr heran. Unter großen Feierlichkeiten weihte der Landgraf das Haus persönlich
in Gegenwart höchster Beamter und Würdenträger am 12. November" 1580 einß" Zur Erinnerung an
diese denkwürdige Begebenheit ließ er noch während des Baues ein Ölgemälde auf die Wand des Sitzungs-
saales malen. das ihn im Kreise der Großen seines Landes darstelltßl Das Werk ist ein wichtiges Denkmal
der Zeit und enthält wegen der oberhalb der Personen angebrachten Namen wertvolle Aufschlüsse über die
nähere Umgebung des bedeutenden Fürsten." Der Schöpfer des Bildes war Jost vom Hoff, der Maler
der auch bei der Ausstattung des Goldenen Saales im Landgrafenschloß mitwirkte. Zum November 1579 ist
vermerkt, daß er in der canzley die arbeit itzo vornimpt." 13
Stölzel, Richterthum S. 117 macht- darauf aufmerksam, daß in der zweiten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts das Bedürfnis
nach gelehrter Jurisprudenz in dem hessischen Rechtsleben sich fühlbar machte. Zwischen 1587 und 1590 stieg die Zahl der hessischen
Rechts Studenten auf 50 im jährlichen Durchschnitte. Gerade dieses ist die Periode, in welcher sich die Beseitigung der alten Schöffen-
gerichte vorbereitete. Auch fand damals das sichere Bewußtsein der fortschreitenden Consolidation des gelehrten Richterthums in verschiedenen
Theilen Hessens gewissermaßen einen monumentalen Ausdruck 1579 und 1580 entstanden die Canzleigebäude zu Cassel, Rotenburg und
Marburg, in denen bis zur Neuzeit die höheren gelehrten Landesgerichte tagten. Die große Canzlei in Heidelberg ist ebenfalls 1581 erbaut."
Winkelmann, Hessen II S. 282.
Keck, Oberappellationsgericht S. 28 ff.
Duncker, Landesbibliothek. Neuber, Renthof S. 278.
Vgl. Abschnitt Hof Auf dem Bergef"
Neuber, Renthof S. 263. Über die Zusammensetzung der Kanzlei vgl." Bernhardi, Cassel S. 26 ff.
Stölzel, Häusergeschichte S. 94, gibt 1872 an, daß die Jahreszahl 1579 in der Südwand des Hausflur des jetzigen Kreisgerichts.
eingemeiselt" stand.
Duncker, Landesbibliothek.
Schminke, Cassel S. 218, gibt den 20. November als Tag der Einweihung an.
Stölzel, Häusergeschichte S. 95 Die Kasseler Canzlei hatte Anfangs ihren Sitz im Schlosse der Canzler gehörte in die
nächste Nähe des Fürsten dann im jetzigen Marstalle, also neben dem Schlosse und neben dem Renthofe, endlich in dem Renthofe
aus dem Schultheisenhofe oder dem Renthofe wird in sichtbarer Gestalt die Canzlei, und diesem Entwicklungsgange gibt die Errichtung von
Canzleigebäuden wie sie um das Jahr 1580 nicht bloß in Cassel, sondern auch in Rotenburg und Marburg, ja überhaupt nicht blos in Hessen,
sondern auch außerhalb Hessens von deutschen Fürsten beliebt wurde, einen gewissermaßen monumentalen Ausdruck. Die Volkssprache hängt
aber mit Zähigkeit am Alten; ihr ist weder die Canzlei, noch der Collegienhof, noch eine der sonstigen neuen Bezeichnungen, welche man
dem Baue Wilhelms lV. und seiner Nachfolger zu geben versuchte, geläufig geworden, vielmehr heißt bis zur Stunde jener Bau im allgemeinen-
Munde der ,Renthof'
Stölzel, Richterthum S. 416 f.
Winkelmann, Hessen II S. 282. Schminke, Cassel S. 218. Rommel, Quellen S. 116. Piderit, Cassel S. 177. Bernhardi, Wand-
gemälde. Stölzel, Häusergeschichte S. 94. Lotz, Kunsttopographie S. 138. Dehn-Rotfelser u. Lotz, Baudenkmäler S. 28.
Staatsarchiv Marburg O. W. S. 104. Knetsch, Landgrafenschloß S. 324. Scherer, in Hessenland XII S. 319, hält entweder-
Kaspar von der Borcht oder Jost vom Hoff für den Maler.
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IX
Wilhelm, der an den Regierungsgeschäften lebhaften persönlichen Anteil nahm, verband sein Schloß
durch einen unterirdischen Gang mit dem Kanzleigebäude, um jederzeit an den Sitzungen seiner Räte teilnehmen
zu können Der Gang, der zum Teil noch vorhanden ist,2 kam aus der Ostecke des Schlosses, lief geradewegs zur
runden Bastion, übersp rang von dort aus den Schloßgraben in einem überdeckten Lauf und verschwand in dem west-
lichen Eckvorbau des Renthofesß Der Eintritt in das Gebäude wird heute durch eine zugesetzte Türe bezeichnet. Tafel 11-1611
Wenn auch der Anlage der Kanzlei für die damalige Zeit eine gewisse Großzügigkeit inne wohnt, so
scheint sie dennoch schon nach kurzer Zeit den mannigfachen Anforderungen nicht mehr gewachsen gewesen
zu sein. Es machte sich Mangel an Räumen fühlbar, dem nur durch eine Vergrößerung des Hauses abgeholfen
werden konnte. Die Erweiterung geschah an der östlichen Seite durch Fortführung der Frontlinien der Kanzlei,
aber mit anderer Stockwerksteilung, und zwar noch während oder gleich nach der Vollendung des Kanzlei-
baues, womit die an einem Eckquader des an der Fuldaseite vorspringenden mittleren Gebäudeteiles angebrachte
Jahreszahl 1579 gedeutet werden könnte Der äußere Maueranschluß zwingt den Vorsprung allerdings noch
zur Kanzlei und auch seine Giebelbekrönung ist ganz ähnlich gebildet wie die übrigens auch untereinander
geringfügig abweichenden Giebelaufsätze der Kanzlei, als deren rechter Eckabschluß der Vorsprung etwa gelten
könnte. Seine innere Verfassung, die in der durchlaufenden Geschoßteilung zum Ausdruck kommt, kennzeichnet ihn
indessen ebenso als einen Teil des angeschlossenen Erweiterungsflügels und prägt ihm dadurch die Merkmale eines
Übergangsbaues auf, der mit diesem vielleicht gleichzeitig geplant, vorerst aber selbständig errichtet worden sein mag.
1587 waren abermals bauliche Arbeiten im Gange, diesmal an der Kettengasse, wie die in den linken
Kämpferstein des Gassenportales eingemeißelte Jahreszahl kundgibt. Ob sie aber auf das gesamte Gebäude
bezogen werden darf, steht dahin. Vermutlich beabsichtigte der Steinmetz nur der Portalerrichtung zu gedenken,
die, wie der örtliche Befund ergibt, später als das umliegende Mauerwerk erfolgt sein muß. Immerhin können
an diesem Platz bauliche Anlagen vorhanden gewesen sein, die den I-Iof nach der Kettengasse abschlossen.
Einen älteren Eingang wird man auch an dieser Stelle schon mit Rücksicht auf die Nähe der Fuldabrücke
anzunehmen haben. Seine Vergrößerung oder Verschönerung mochte wünschenswert erscheinen. Den Haupt-
eingang von der Seite des Marställer Platzes her bildete ähnlich wie bei der ersten Anlage ein Torbau zwischen
Brüderkirche und Schloßgraben. Auf älteren Stadtplänen und einem Grundriß des Jahres 1722 erscheint er 'rare19.12u.1s
als Pförtnerhaus. Seine Inschrift, die offenbar auf das anschließende Kolleggebäude Bezug nimmt, hat Winkel- Tafclaoa
mann wie folgt, überliefert
Quod priscis sedes Academia Dia Platonl
Et qvod Aristoteli qvondam illustre Lyceum.
Atqve Petro fuerat praeleum nobili Ramo
Mauritio Heroi Dominanti Cattidos oris
Gymnasium illustris nominis illud erat.
Tantus ubi Princeps lingvas artesqve docebat;
Pro summa ingenii fertilitate sui
lllud idem qvondam summi fecöre Monarchae.
Exemplum qvorum jure secutus erat.
Ne spernas igitur factum qvod principe dignum,
Suspice sed potius munera tanta Ducis.
Qui Sophiae solers latebras aditusqve recludit,
Nominis aeterna non sine laude sui.
Schminke, Cassel S. 218. Piderit, Cassel S. 113. Neuber, in Mitt. d. Ver. f. hess. Gesch. 1884 S. III.
Vgl. S. 802.
Stadtplan v. Wessel 1673.
An diese Jahreszahl hat Stölzel wohl gedacht, als er den Baubeginn der Kanzlei auf 1579 ansetzte.
Stadtplan v. Wessel 1673. Stadtplan v. Roth 1736. Stadtplan v. Leopold 1742 u. 1757.
Handzeichnung Staatsarchiv Marburg. Links oben in schöner Rocailleumrahmung das hessische Wappen mit Fürstenkrone, darunter
die Bezeichnung Fürstlicher Rehnt-Hoff 1722", darunter L.", in der rechten unteren Ecke Wohnungseinteilung, links unten G. Mun."
Winkelmann, Hessen II S. 282. Schminke, Cassel S. 219.
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Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel. Vl. Cassel-Stadt.
QQQE QQQQ
56
Im Übrigen bestand der Raummangel fort, sodaß die schnell anschwellende Bibliothek das Kanzlei-
gebäude verlassen mußte und eine andere Unterkunft in dem ersten Stock des inzwischen an Stelle des ehemaligen
von Boyneburgschen Hauses erbauten Marstalles fand
Als Wilhelm der Weise im Jahre 1592 gestorben war, hinterließ er seinem Sohne Moritz, der mit dem
Beinamen der Gelehrte ausgezeichnet ist, den gefestigten Besitz eines wohl verwalteten und geleiteten Landes.
Moritz konnte daher seine besondere Fürsorge auch dann der Hebung der allgemeinen Bildung und der Ver-
besserung der Schulen zuwenden, als der dreißigjährige Krieg seine Schrecken ringsum verbreitete. Bereits im
Jahre 1595 gründete er für die Söhne protestantischer Adelsfamilien in seinem Schlosse eine Hofschule, die er
1599 zu einer Art Universität erhob und der er die im Jahre vorher zum Unterricht hergerichteten Gebäude
des ehemaligen Karmeliterklosters überwies." Er weihte die neue Anstalt mit einer herrlichen und schönen
Oration" persönlich ein und nannte sie CoIlegium Mauritianum".3 Wie es scheint, befanden sich nicht alle
Räume der Schule im Kanzleigebäudeß Daß indessen hier zum wenigsten die beiden Auditorien des Collegiums
untergebracht waren, ergibt eine Ankündigung von Vorlesungen über französische und italienische Sprache aus
dem Jahre 1602, durch welche die Zuhörer aufgefordert wurden, sich in dem kleineren Hörsaal, welcher
sich in der Kanzlei neben dem größeren befinde, einzustellen. Außerdem hatten auch seit 1601, wie aus der
vom Landgrafen in diesem Jahre erlassenen Verordnung zu ersehen ist, acht studiosi publici ihre Wohnung in
den Zimmern über der Kanzleistube und es ist möglich, daß auch noch anderen Zöglingen eine Wohnung
daselbst eingeräumt wurde. Im Übrigen muß aber nach wie vor ein Teil der Schulräume im Schlosse ver-
blieben sein, da um die gleiche Zeit die Rede davon ist, daß die schola publica und die schola classica, die
beiden Abteilungen der Hofschule, nicht in einem und demselben Gebäude ihren Platz hattenß
Der Erbanfall Marburgs an Hessen-Cassel bedrohte die Schule in ihrem Bestande, als Moritz sie im
Jahre 1605 mit der alten Universität vereinigte und infolgedessen die meisten ihrer Lehrer von Cassel nach
Marburg übersiedeltenß Trotzdem gelang es dem Landgrafen, das Collegium Mauritianum zu sichern, indem
er die Anstalt durch Verordnung vom 16. Januar 1618 zu einer Ritterschule mit der ausdrücklichen Bestimmung
als Vorstufe für die Universität umbildete und sowohl ihre innere Verfassung wie ihren äußeren Umfang
beträchtlich vergrößertef Er baute die Klostergebäude um und verschmolz sie mit der Kanzlei In welcher Weise
das geschah, versucht das Chronostichon über dem Torweg des Flügels an der Kettengasse zu erzählen. Es lautet
HOC PIUS EX VOTO SERIS MEMORABILE SECLIS
MAURITIUS PRIMUS CONDIDIT AUTHOR OPUS.
HIC PIETAS ARTESQUE TOGAE MARTISQUE MINERVA
DOCTA PROBE SEDEM GAUDET HABERE SUAM.
PATRIS HOC PATRIAE MONUMENTUM FULMINIS EXORS
TUTELA UTERNUM STET MANATQUE DEI.
CONSILIO CLARENS CLARENS VIRTVTE LYCEUIVLQ
Duncker, Landesbibliothek. Neuber, Renthof S. 278. Vgl. Abschnitt Landgrafenschloß. Marstall" S. 304.
Neuber, Renthof S. 262.
Weber, Gelehrtenschule S. 107. Rommel, Gesch. v. Hessen VI S. 437 ff.
In Hist. d. Gelehrtheit S. 427 wird angenommen, daß die ganze Hofschule vom Schloß in das Kanzleigebäude verlegt wurde.
Danach Schminke, Cassel S. 393.
Hartwig, Hofschule S. 21.
Weber, Gelehrtenschule S. 106 E.
Weber, Gelehrtenschule S. 110. Heidelbach, Ritterakademie.
Winkelmann, Hessen S. IV 450, weicht von dieser Darstellung ab. Er berichtet, nicht erst im Jahre 1618, sondern schon 1599 sei
das CoIIegium lllustre oder Adelphicum" am 3. Oktober vom Landgrafen Moritz eingeweiht worden; 1618 sollen ansehnliche Gebäude für
diese Schule errichtet und mit schönen Sprüchen verziert worden sein. Die Forschungen Webers und Neubers, die sich auf Aktenmaterial
stützen, haben den Vorzug größerer Wahrscheinlichkeit.
Knetsch, Inschriften S. 236. Die Inschrift ist schwer leserlich. Bei sehr gutem Reflexlicht ist PIUS, wie Knetsch, Inschrifen
S. 236 gelesen hat, deutlich zu erkennen; OPUS bei Winkelmann, Hessen II S. 282, Schminke, Cassel S. 219, und Neuber, Renthof S. 263,
ist also unrichtig.
Auf diese Inschrift berufen sich die Chronisten, wenn sie die Entstehungszeit des Hauses mit dem
Jahre 1618 angeben.
Mancherlei Merkmale in der Torfahrt, an den Portalen und am Mauerwerk des Hauses selbst, könnten
aber Zweifel entstehen lassen, ob die übereinstimmende Angabe der Chronisten nicht einer Nachprüfung unter-
zogen werden müßte. Hierzu liefert die Durchfahrt selbst einen Beitrag. Zwischen dem eigentlichen Torbogen,
der die darüber lastende Mauer trägt und der südlichen Abschlußwand der Durchfahrt klafft eine tiefe Furche,
die keinen Verband erkennen läßt. Da auf der Gassenseite der Maueranschluß ebenso mangelhaft zu sein
scheint, könnte demnach diese Wand, die im ersten Stockwerk nicht fortgeführt wird, später eingezogen sein.
Die niedrigen Türen in der linken Wand führen nicht unmittelbar in die Keller, sondern in Vorräume zu
diesen. Die Einmauerung des Hofportals an der rechten äußeren Seite könnte ebenfalls die gleichzeitige
Entstehung mit den übrigen Mauerteilen entkräften. Besonders lehrreich ist aber die deutliche Markierung
einer Horizontalschicht, die über den Entlastungsbögen des zweiten Stockwerkes dahinläuft, an der Eckquaderung
des alten Kanzleigebäudes beginnt und erst an der Eckquaderung des Klosterflügels dicht an der Treppe in
dem stumpfen Winkel des Hofes endigt.
Moritz verlieh der neuen, nach dem Muster des Navarrischen Kollegs in Paris eingerichteten Schule
den Namen Collegium Adelphicum Mauritianum" und stellte auch ihr im Kanzleigebäude einige Räume für
den Unterricht zur Verfügung Seitdem behielt der nunmehr zusammenhängende Gebäudeblock, der mit
wechselnder Volkstümlichkeit als Kanzlei", Kollegienhof" oder Renthof" bezeichnet wurde, im allgemeinen
seine Gestalt bei, obwohl in seinem Innern manche Veränderung vorgenommen wurde, ehe er auch dort den
heutigen Zustand erreicht hat.
Es muß angenommen werden, daß größere Neu- oder Umordnungen der dort ansässigen Behörden auch
Baueingriffe nach sich zogen. Da diese indessen nicht mehr im einzelnen nachgewiesen werden können, heftet
sich der Blick an den Wandel der Behörden und Anstalten. Zunächst blieb das Schicksal des Kollegienhofes
mit dem Collegium Adelphicum Mauritianum verbunden. Über dieser Schöpfung des gelehrten Landgrafen
waltete jedoch kein günstiger Stern. Der Aufschwung der Schule, der 1634 mit der Verlegung der Marburger
Universität nach Cassel eingeleitet wurde, war nur ein scheinbarer; denn als im Jahre 1653 das Reichshof-
ratsurteil, welches Hessen-Cassel des Marburger Anteiles für verlustig erklärt hatte, wieder aufgehoben und die
Universität in ihre alten Rechte wieder eingesetzt werden konnte verschwand mit den Professoren und
Studenten auch das Collegium Adelphicum Mauritianum für immer aus Cassel. Zwar gründete Moritz" Nach-
folger, der Landgraf Wilhelm VI., an Stelle der alten Anstalt im Jahre 1657 ein neues Ritterkollegium, doch
ging auch dieses 1661 wieder ein inzwischen wurde ein anderes Institut hierher überführt, das Konsistorium.
1610 von Moritz begründet, hatte diese Behörde zunächst ihren Sitz in Marburg; 1624 wurde sie in den
Renthof nach Cassel verlegt wo sie mit einer kurzen Unterbrechung in den Jahren 1868 bis 1873 verblieb
und noch heute bestehtß Die Verteilung der Behörden und Dienststellen am Ende des 17. Jahrhunderts gibt
Winkelmann 1697 bekannt. So wurde die ehemalige Ritterschule nunmehr von den Geheimen und Land-
kanzleien, von den Steuer-, Forst-, Presbyterial-, Landgericht- und Bergstuben eingenommen, während der
Kanzleibau von der fürstlichen Regierungskanzlei, dem Konsistorium, der Rentkammer, dem Münzlaboratorium
und der Medizinalschule besetzt war.
Über die Lage der beiden letzteren Abteilungen ersehen wir etwas Näheres aus dem Grundriß des
Erdgeschosses, der aus dem Jahre 1722 stammt Die Münze nahm fast das ganze Erdgeschoß des Kanzlei- Tafelßw
Neuber, Renthof S. 278. Heidelbach, Ritterakademie S. 2.
Schminke, Cassel S. 396. Falckenheiner, Annalen.
Weber, Gelehrtenschule S. 108.
Weber, Gelehrtenschule S. 168.
Schminke, Cassel S. 273.
Neuber, Renthof S. 281.
Hessen Il S. 282.
Vgl. S. 441 Anm. 6.
QQQQQQQQQQQ 443
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flügels ein, und zwar von der dritten bis zur siebenten Achse der Fuldafront. Die Kreuzgewölbe empfingen
von hier und vom Hof reichliches Licht. Die übrigen Räumlichkeiten mit dem Eckausbau waren für die.
Laboratorien des Hofapothekers bestimmt. Durch eine Türe gelangte man in einen Kräutergarten, in dem
Medizinalpflanzen gezogen wurden. Die Medizinalstube, die nach Winkelmann oben neben der Rentkammer"
sich befunden haben soll, scheint nach diesem Plan mit den beschriebenen Räumen zusammengelegt worden zu
sein. Es handelt sich bei der Grundrißzeichnung also wohl um einen Umbauvorschlag, der an einer anderen
Stelle noch deutlicher hervor tritt. Der Wesselsche Plan von 1673 gibt u. a. auch einen Grundriß des Rent-
hofes. Ein Vergleich dieser beiden Risse bringt die großen Umbauten zum Vorschein, die in dieser kurzen
Zeit bereits erfolgt oder 1722 geplant waren, so z. B. die kleine Wendeltreppe im Eckausbau, die bei Wessel
noch fehlt, auf dem Grundriß von 1722 aber vorhanden ist. Von einer Hochwassermarke in der Münze weiß
Schminke zu berichten. ln der sogenannten Prägestube standen im Eingange über der Thüre gegen einander
auf beyden Seiten die Worte lm tausend sechs hundert und drey und vierzigsten Jahr So hoch die Wasserfluth
war. Nebst einem darunter gezogenen Striche zum Zeichen, daß in dem genannten Jahre das Wasser aus der
Fulda daselbst so hoch gestanden habe."
Die anderen Flügel enthielten im Erdgeschoß untergeordnete Räume, meist Wohnungen für die Pedellen,
aber auch eine Stube für den Organisten Schelhase unmittelbar neben der Brüderkirche an der Kettengasse,
und die frantzosche Cantzeley". Die hier genannte französische" Kanzlei war die Gerichtsbehörde, welche die
Rechtsprechung über die Emigranten ausübte. Später lag sie im Cholettischen Hause!
Fast ein Jahrhundert hindurch blieben die meisten Behörden in diesem Zustande mit Ausnahme der
fürstlichen Rentkammer, die am 8. April 1760 in eine Kriegs- und Domainenkammer" umgewandelt und durch
Regulativ vom 5. Februar 1789 um das Forst-, Jagd-, Berg- und Baudepartement sowie die Domänenkasse
erweitert wurde. Daneben bestand seit 1726 als besonderes Amt das General-Kriegs-Kommissariat und Kriegs-
pfennigamt, dessen Sitzungen ebenso wie die Beratungen des im Jahre 1714 unter dem Namen General-Kriegs-
Kommissariat und Kriegspfennigamt gegründeten Collegium über den Zimmern des Appellationsgerichtes stattfandenß
Noch ehe es zu diesen Umwandlungen kam, gelangten wiederum kleine bauliche Veränderungen zur
Ausführung, die sich als die Folge der Niederlegung der Stadt- und Schloßbefestigungen nach 1768 ergaben.
Mit ihnen fiel das Pförtnerhäuschen an der Brüderkirche, das die Rampe und die daneben in den Renthof
hinunterführenden Stufen sperrte. Später verschwand auch der alte Kanzleigang über den Schloßgraben. Zwar
behauptet Neuber von ihm, er sei ein Opfer des dreißigjährigen Krieges geworden, doch hat ihn Schminke
noch gesehen und berichtet 1767 über ihn als Regierungsrepositurß
Der Abbruch der Repositur erforderte die anderweitige Unterbringung der Akten; man errichtete für
sie vielleicht den schmalen Anbau am westlichen Eckvorsprung, der bis an die Ufermauer vorgeschoben wurde.
Er erscheint plötzlich auf den Stadtplänen zwischen 1768 und 1791. Mit ihm entstand und verschwand wieder
in den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts ein kleines Häuschen im Kräutergarten an der Fuldaß
Nachdem viele Jahrzehnte hindurch der gewohnte Betrieb der Dienstgeschäfte von tiefergreifenden
Maßnahmen nicht behelligt worden war, hatten sich manche Unzulänglichkeiten herausgebildet, die eine Neu-
ordnung verlangten. Sie wurde geschaffen durch das Organisations-Edikt vom 29. Juni 1821, das grundsätzlich
Rechtspflege von Verwaltung schied und damit das Haupthindernis einer planmäßigen Weiterentwicklung des
Staates beseitigteß
Cassel S. 220.
Schminke, Cassel S. 286f u. 309.
Schminke, Cassel S. 274 u. 279. Seit 1723 bestand auch ein Hof- und Bauamt oder Baucollegium, das für alle herrschaftlichen
Civilbausachen-zuständig war. An der Spitze stand 1767 ein Oberbaudirektor und ein Baudirektor mit einem Geheimen Kriegs- und Domänenrat
als Deputierter der fürstlichen Kammer. Drei Baumeister und einige Unterbeamte bildeten das Personal. Schminke, Cassel S. 283 f.
Schminke, Cassel S. 218.
Die Datierung auf Grund genauer und mit Jahreszahlen bezeichneter Stadtpläne dieses Zeitabschnittes.
Neuber, Renthof S. 280.
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Inmitten dieser Umwälzungen erscheint auf einem Stadtplane vom Jahre 1830 ein Treppenanbau in
dem westlichen Gebäudewinkel des Klosters, in diesem selber ein Zivilgericht und im Kanzleiflügel das Ober-
appellationsgericht. Es ist beachtenswert, daß dieses höchste Gericht Hessens von Anfang an seinen Platz bei-
behalten hat, bis es in den fünfziger Jahren des 19. Jahrhunderts mit den meisten anderen der im Renthofe
noch verbliebenen Behörden umgelegt wurde?
Zu Beginn des Jahrhunderts war schon die Münze in das von Charles du Ry erbaute Eckhaus an der
Karls- und Wilhelmsstraße verlegt worden. Von allen anderen Behörden bestanden nur noch die Regierung,
der Lehnhof, das Konsistorium, das Kriminalgericht und die Oberbaukommission im Renthofeß Auch sie
verließen bis auf das Konsistorium das Haus, als nach der Einverleibung Hessen-Cassels in Preußen das Land
mit einem neuen Organismus belebt worden war und über den Trümmern der Chattenburg das neue Regierungs-
gebäude Justiz und Verwaltung in sich aufnahmf
Die letzten Umbauten, besonders im südlichen Teile des Klosterflügels, die dort ein Polizeigefängnis
schufen, dem die ganze östliche Verbindung mit der Brüderkirche rücksichtslos geopfert wurde, erfolgte im
Jahre 1882. In dem westlichen Gebäudewinkel entstand ein neuer Eingang und eine breite Treppen" 1906
war an der Kettengasse ein Gebäude für das Polizeirevier geplant, das indessen nicht zur Ausführung kam.
Architektonisch betrachtet bildet die Gruppe der Renthofgebäude eine der interessantesten und
malerischsten Renaissanceschöpfungen Cassels. Die bewegte Geschichte des Hauses ist nicht ohne Einfluß auf
seine Gestaltung geblieben. Die äußere Erscheinung des Renthofes wird beeinflußt von der wechselnden
Stockwerksteilung, der viermal springenden Firsthöhe und dem ohne eine Horizontalgliederung durchgeführten
Bruchsteinmauerwerk, das überall zutage tretend nur noch an wenigen Stellen der Fuldafront einen altersgrauen
Schmierputz hält. Die Gebäudekanten werden von gut bearbeiteten und sauber in einzelnen Blöcken schicht-
weise versetzten Eckquadern bis unter das Hauptgesims hochgeführt, das aus einer großen Hohlkehle mit
Plättchen geformt ist und ohne Zwischenglied auf dem Mauerwerk aufliegt. Mit diesem wechselt es die Höhe
nur einmal und zwar springt es vom Klosterflügel auf den Mittelbau um ein Geschoß nach oben. Von hier
aus greift es in gleicher Höhe um den Anbau und die Kanzlei und bricht erst am Hausgiebel an der verlängerten
Kettengasse ab, dort jedoch wieder aufgenommen und in derselben Höhe wie im Hof bis zum Torrisalit fort-
geführt. Das Hauptgesims des Eckhauses an der Brüderkirche weicht von dem anderen ab und ist später wie
jenes entstanden. Über dem Hauptgesims streben allerorten Zwerghäuschen und am Kanzleiflügel außer diesen
auch Giebel über der Anschlußachse, dem Treppenturm im Hofe, der Westseite und über dem Übergang empor.
Die in der Frontfläche aufgebauten Zwerghäuschen zeigen durchweg die gleichen Formen. Zwei
gekuppelte kleine Rechteckfenster mit karnisprofilierten Gewänden sitzen hoch in der Fläche, die durch eine
einfach aus dem Steinrahmen hervorgeholte Randleiste mit ausgeklinkten Ecken eingefaßt wird. Der Abschluß
nach oben geschieht durch ein zurückliegendes Steinband mit drei aufgebrachten Knopfrosetten in der Mitte
und an den beiden Enden, sowie durch ein Gesims mit Dreiecksverdachung und Giebelfeldrosette.
Mit Ausnahme des Westgiebels sitzen die Drei- und Vieretagengiebel auf einem über das Hauptgesims
hinausgeführten Unterbau und lockern durch die Schwingungen ihrer Voluten, Vasen- und Rundbogenabschlüsse
den zurückhaltenden Ernst der Gebäudemassen. Die gesimstragenden Giebelpilaster und die Kanten des hoher
geführten Unterbaues über dem Treppenvorsprung im Hof sind durch italienische Rustizierung betont. Die
bekrönenden Vasen zeigen verschiedene Formen. Die gesamte Dachdecke ist neueren Ursprunges.
Die jeweiligen Anbauten haben im Hofe an zwei Stellen deutlich wahrnehmbar eine Mauernaht hinter-
lassen, die an der Treppe im stumpfen Gebäudewinkel von unten bis zum Hauptgesims durchläuft, am Anbau
Stadtplan v. Koppen 1830.
Grundriß von Böckel vom 30. 4. 1855.
Grundriß von Böcke vom 80. 4. 1865.
Neuber, Renthof S. 281.
Pläne des Bauinspektors Schuchard vom 30. 12. 1880. Hochbauamt Cassel.
Kopie. Hochbauamt Cassel.
Kopie Hochbauamt Cassel.
Tafel 304
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Tafel 303,1
des Kanzleiflügels jedoch zweimal von Eckquadern des älteren Teiles überbunden wird; zwei andere Steine
sind als Widerlager für weitgespannte Entlastungsbögen zugerichtet worden. Der Unterbau eines hier hoch-a
gebrachten Ziergiebels ist ein wenig nach rechts über diese Mauernaht versetzt.
Bis zum Ansatz der Klostergebäude läuft das Hauptgesims des Kanzleibaues auch über die Anbauten
in gleicher Höhe fort. Dort erst springt es ein Stockwerk tiefer und endet bereits an dem Eckhaus der
Brüderkirche, wo es auch seine Form aufgibt und in ganz veränderter Gestalt ein Stockwerk über der bisher
inne gehaltenen Höhe .unter der Traufe eines Mansardendaches verschwindet. Eine Horizontalschicht, die infolge
von Materialwechsel sich hier deutlich unter den Entlastungsbögen des zweiten Geschosses abhebt und die
breiten schlicht umrahmten Fenster des obersten Stockwerkes, die an der Westseite nicht einmal mehr den
Achsenstellungen der unteren Geschosse folgen, lassen auf einen späteren Aufbau schließen, gleich-
wie am Klosterflügel in einigen noch wahrnehmbaren vermauerten Bögen, einer links am Brunnen schwach
heraustretenden Mauerkante und der eigenartigen Frontknickung des Gebäudes ehemalige Klosterreste vor-
liegen können
Eine ähnliche Horizontalmarke wie am Eckhaus an der Brüderkirche kann auch das gegenüber liegende
Kanzleihaus über den Entlastungsbögen des ersten Obergeschosses aufweisen; sie beginnt am Treppenturm und
endigt am Eckausbau. Da aber das Mauerwerk in Material und Bearbeitung keine Abweichung zeigt, wird
dieser Marke kaum eine größere Bedeutung zugesprochen werden dürfen.
Die Fenster des Gebäudes sind bis auf wenige nicht mehr in der ursprünglichen Form erhalten. Aus-
brüche und Zumauerungen haben diese wichtigen Bestandteile der Fronten erheblich verändert und das Aussehen
der Gebäude schwer geschädigt. Doch vermitteln die gut erhaltenen Außenseiten des Kanzleiflügelse noch einen
Begriff von dem würdevollen und prunklosen Aufbau der gesamten Anlage.
Der heutige Zustand ist der folgende. Sämtliche Fenster mit Ausnahme derjenigen am Kanzleibau
haben, so weit sie erhalten sind, Kehlprofilierungen, die am Kanzleibau und in den Zwerghäuschen Karnis-
profile. Sie sind stets als oblonges Rechteck geschnitten und zu zweien gekuppelt. Ihre Größe ist im Eckhaus
an der Brüderkirche und im anschließenden Klosterflügel übereinstimmend. Verschieden von ihnen und zwar
kleiner scheinen diejenigen im Mittel- und Erweiterungsbau gewesen zu sein. Nur die Fenster des obersten
Stockwerkes sind auf uns gekommen. Alle anderen sind neu. Größer als alle übrigen Fenster sind die an der
Kanzlei, sowohl in der Höhe wie in der Breite. Vor den doppelten Fenstern des Erdgeschosses ist das eine
meist als Tür ausgebildet. Die kleinen Fenster dicht links am Treppenvorbau sind später eingesetzt. Die
Achsenteilung blieb unberührt. Das Eckhaus an der Brüderkirche weist in den beiden unteren Geschossen
sechs bezw. fünf Fensterachsen auf der westlichen Längsfront auf. Die südliche Schmalfront besitzt drei Achsen.
Die Hinterseite ist entstellt durch das Fachwerk eines Treppenvorbaues; zwischen den noch sichtbaren beiden
Achsen der unteren Geschosse ist eine dritte mit einem Schmalfenster eingeschoben. In der Höhe des ersten
Geschosses lugt eine Kopfkartusche aus dem Mauerwerk hervor. Die südliche Gebäudewand des zweigeschossigen
Klosterflügels hält sechs Achsen. Über der zweiten, vierten und sechsten ist je ein Zwerghäuschen angeordnet.
Unmittelbar am Gebäudewinkel liegt die" Achse der Treppenlichteinschnitte. Die hintere Hofseite ist durch die
Umbauten im Jahre 1882 völlig entstellt und daher bedeutungslos. Sie umfaßt sieben Achsen, von denen nur
die äußerste an dem Treppenvorbau erhalten ist. Von hier aus gelangte man früher in das Innere; heute
liegt der Eingang in der folgenden Achse. Die, Hoffront des Mittelbaues zählt fünf Achsen. ln der zweiten
Achse befindet sichjdie Torfahrt, im Dach ein Aufbau mit Doppelfenster und Giebel. Ebensowie dieser sind
die Aufbauten in der vierten und fünften Achse ausgefallen. Die entsprechende Front an der Kettengasse
entbehrt der einheitlichen Gestaltung. Zwischen ihr und der Brüderkirche klafft seit dem Abbruch des nörd-
lichen Anschlusses eine Lücke, die der Zeitgeschmack der achtziger Jahre des verflossenen Jahrhunderts nicht
anders als durch den Einbau einer bis zur Traufhöhe des Mittelalters hinaufreichenden Mauer zu bemeistern
verstand. Insgesamt fielen vier Achsen. Die fünfte blieb zwar erhalten, erlitt aber unverhältnismäßig große
Vgl. Abschnitt Karmeliterkloster" S. 154.
446
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Fensterausbrüche, die den Maßstab des Bauwerks verkümmern. Es folgen vier Achsen, von denen zwei in
einem schwachen Risalit liegen, das auch die Durchfahrt enthält. Weiter nach der Fulda hin springt ein
schmaler Vorbau aus der Fläche vor, der in vier Geschossen je drei kleine Fensteröffnungen ohne Profilierung
mit einfachem Falz und als Abschluß einen modernen Fachwerkaufsatz aufweist. Der letzte Abschnitt dieser
Gebäudefront ist die einfache Giebelwand des Erweiterungsbaues mit drei Fensterachsen und meist modernen
Fenstereinsätzen.
Der Anbau im Hof fügt nur drei weitgestellte Achsen an den Kanzleibau an, bis er den Mittelbau
rechtwinklig trifft. ln der Anschlußachse findet sich ein Aufbau mit Volutengiebel. Das Eingangsportal steht
dicht am Gebäudewinkel in der ersten Achse, die über dem Hauptgesims ein Zwerghaus der gewöhnlichen Art
aufweist. Eine breitere Dachgaube ist spätere Zutat.
Eine engere Achsenteilung bei nur drei Stockwerken aber derselben Gebäudehöhe wie der Anschluß-
und Mittelbau herrscht im Kanzleihaus. Die Symmetrie seiner l-lofseite steht in wohltuendem Gegensatz zu
den übrigen Fronten, die mehr oder weniger eine unausgeglichene Massenverteilung zur Schau tragen. Die
Gebäudemitte hält ein wuchtiger rechteckiger Treppenausbau, der mit einem Giebel bekrönt ist. Kleine steigende
Rechteckfenster in zwei Achsen an der Breitseite und je einer Achse an den Schmalseiten bewahren der Mauer-
fläche einen geschlossenen Wert. Links neben dem Treppenturm ist ein moderner Dachfensteraufbau festzustellen.
Über der rechten Schmalseite findet sich eine barocke Dachgaube. Der Treppeneingang besitzt eine spätere
Umrahmung. Je drei Achsen links und rechts vom Treppenhaus bewirken die symmetrische Vertikalgliederung
des Hauses, die je ein Zwerghäuschen über der mittelsten Achse auch im Dache wahrt.
Die Fuldafront des Renthofes besteht aus drei Teilen dem Kanzleihaus, dem Übergangsbau und dem
Erweiterungsflügel, der schließlich an der verlängerten Kettengasse endigt. Die Front des Kanzleibaues wird
begrenzt von zwei kräftig hervorspringenden Baukörpern. Links ist es ein quadratischer Eckvorbau, rechts der
Übergangsbau. Die dazwischen liegende Wand wird sieben Mal in Achsen zerlegt, mit je einem Zwerghäuschen
über der zweiten, vierten und sechsten Achse. Den um ein Stockwerk über das Hauptgesims fortgeführten
Eckvorsprung, dessen schmale Fronten für je eine Fensterachse Raum gewähren und dessen westliche Seite früher
sich größtenteils hinter dem Kanzleigang versteckte, deckt ein flaches Zeltdach. Vom Übergangsbau an wechselt
der Achsen- und Stockwerksrythmus. Die Fenster verlieren an Höhe. Dafür sind sie aber durch neuere Aus-
brüche zu je drei gekuppelt worden. Nur in der letzten der drei Achsen ist im Erdgeschoß ein doppeltes
Fenster unversehrt erhalten geblieben. Dasselbe gilt von dem vorgeschobenen breiten Übergangsbau, in dessen
Achse nur das zweifach gekuppelte Erdgeschoßfenster die ursprüngliche Form zeigt.
Demgegenüber erscheint die zweiachsige westliche Giebelwand der Kanzlei gut erhalten. Ein wohl-
gebildeter Dachgiebel zeichnet diese dem Landgrafenschloß zugewandte Schmalfront als die Hauptschauseite aus.
Im allgemeinen fällt bei dem hochamtlichen Gebäude der Mangel an Zierformen auf. Die Eingänge
in das Eckhaus an der Brüderkirche und in den Anbau im Hofl sind neben dem Zierbrunnen zwischen der
ersten und zweiten Achse des Klosterflügels die beiden Hauptpunkte, an denen die Renaissancekunst sich reicher
betätigte. Das Portal des Eckhauses bewegt sich in den üppigsten Formen und nimmt der zweiten Tür das
Beste vorweg. Auf Sockeln mit Beschlagmuster setzen sich wohlgegliederte Pilaster mit korinthisierenden
Kapitellen auf, die nach glänzender Vorbereitung das über dem Oberlichtfenster hinstreifende Hauptgesims auf-
nehmen und in pyramidenartige Spitzen auslaufen. Das reich umrahmte Allianzwappen des fürstlichen Erbauers
bekrönt das Ganze, an das links und rechts sich Voluten schmiegen, aus denen große lappige Akanthusblätter
hervorquellenf Eine Jahreszahl am Wappen gibt die Entstehung auf 1617 an, während auf dem Kamin des
Prevot, Baukunst S. 257 u. Taf. 28 Das gesamte Portal ist in weißem Sandstein hergestellt, während das bekrönende hessische
Wappen aus feinkörnigem roten Stein eingesetzt ist. Diese Störung im jetzigen Gesamteindruck ist ursprünglich weggefallen, da anzunehmen
ist, daß dasselbe wohl vollständig farbig bemalt war."
Prevöt, in Die Denkmalpflege XIV S. 80, weist darauf hin, daß die Formen des Portals dem Holzbau entlehnt sind. Das Vorbild
findet er in einem für Tisehlerarbeit bestimmten Entwurfe in Gabriel Krammers Architectura von den fünf Säulen, der allerdings die größte
Ähnlichkeit mit dem Casseler Portal besitzt. Die Vorlage stimmt mit der Steinausführung in den Hauptsachen überein, so im Postament,
der Herme, dem Gebälk und im gesamten oberen Abschluß, wo dann allerdings an Stelle der Kartusche das hessische Wappen sitzt."
Tafel 305
Tafel 30
Tafel 306
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Gebäude. ääläääääß
Tafel 307
Tafel 803, 1-6
Tafel 309, u.
Tafel 808
Tafel 31
dahinterliegenden Hausflurs das Jahr 1598 eingemeißelt ist. Das zweite Portal ist zwar zurückhaltender als
das erste, aber dennoch von schönem Ebenmaß besonders in den oberen Teilen. Zwei leicht geschmückte
Pilaster mit geschwungenen kannelierten Basen fangen auf ihren toskanischen Köpfen den Türsturz auf, über
dem ein doppeltes Oberlichtfenster aufsitzt, an das zwei seitliche Spiralen heranrollen. Ein kurzes Hauptgesims
stützt die Bekrönung, wiederum das Doppelwappen diesmal auf italienischen Renaissanceschilden in ovalem
Rahmen mit reichem Schnörkelwerk.
Die erheblich weniger aufwendigen Portale der Durchfahrt kehren zu klassischeren Formen zurück und
bieten beiderseits nur einen vorsichtig profilierten Halbkreisbogen, den ein von zwei Pilastern getragenes Gebälk
mit Fries und Hauptgesims ohne Zierrat abschließt. Die Pilaster im l-lofportal sollten kanneliert werden, aber
nur der rechte ist fertig geworden, beim linken ist die Riefelung nicht über den obersten Quader hinaus-
gekommen. Auf dem Fries steht hier das bereits mitgeteilte Chronostichon; über dem Gassenportal sind am
selben Ort Triglyphen angebracht.
Steinmetzzeichen sind am Äußeren des Baues vereinzelte festzustellen.
Das Innere des Renthofes muß sich einst durch Gediegenheit und Schmuck ausgezeichnet haben. Jetzt
beanspruchen im Wesentlichen nur noch die Räume des Konsistoriums Beachtung. Sie nehmen das erste und
zweite Obergeschoß des alten Kanzleibaues ein. Bei einer Instandsetzung vor wenigen Jahren kamen die nun-
mehr freigelegten und wiederhergestellten Wandbemalungen zum Vorschein, die uns wertvolle Kenntnisse von
der Art deutscher Dekorationsmalerei vermitteln. Gleich beim Eintritt in den Vorraum des ersten Obergeschosses
fallen die zum Teil Stein, zum Teil Beschlagwerk wiedergebenden Umrahmungen der Türen ins Auge. Über
der westlichen, die ehemals in den Vorraum zum Sitzungssaal führte, ist sogar eine bildliche Darstellung, ein
jüngstes Gericht, angebracht? In dem Türsturz der gegenüberliegenden Türe erscheint die Inschrift
soßmvs HIC INTRET MVSIS GRATISSIM9 HOSPES
CALCA NEC lLLOTO DOCTA LYCEA PETAT
FöEs RODING9
Bei der dem Eingang zugekehrten Wand wird ein lückenhaft erhaltener Wandspruch von dem davor aufgestellten
Aktengefache leider vollständig verdeckt.
Die gemalte Türumrahmung des angrenzenden Zimmers steht in enger Verwandtschaft mit den in den
beiden anderen Schreibstuben erhaltenen Wandbemalungen, die etwa an die pompejanischen oder spätbarocken.
Grotesken erinnern. Über dem Türbogen lautet die Inschrift
CONSILIVM PRVDENS VIRTVSQVE
ANIMOSA TVENTVR
IMPERIVM MISTVM PRINCI-
PIS ATQVE MERVM
l. R. F.
Die Tür öffnet einen großen Aktenraum, in welchem vier Kreuzgewölbe auf einem kurzen und gedrungenen-
kräftigen Pfeiler mit niedrigem Sockel, abgekantetem Schaft und schwerer Karnisplatte aufruhen. Die grotesken
Wandmalereien der beiden anderen, eben erwähnten Zimmer, Kartuschen von rechteckiger Grundform,.
umrahmen Bibelsprüche, die zu der ehemaligen Bestimmung der Räume als Gericht in Beziehung stehen?
Den bedeutendsten Schmuck trägt die Westwand des im gleichen Stockwerk gelegenen Hauptsitzungs-e
saales. Dort befindet sich das oben erwähnte Wandgemälde Wilhelms IV. und seiner Räteß Das 5,40 lange-
Knackfuß, Kunstgeschichte II S. 126 f.
Schminke, Cassel S. 218.
Neuber, Inschriften, teilt eine Inschrift mit, die mit den übrigen lnschriften 1880 freigelegt aber bei der Tapezierung des Raumes.
wieder verschwunden ist.
proverb. 20."
Nachbildung von Klenke, Steindruck von Armann u. Pillmeier in Cassel.
Die Inschrift lautete Es ist dem Man ein Ehr von hadder bleiben den die da gern haddem sind allemal Narren.
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Q1
und 2,65 hohe Fresco gibt den Augenblick wieder, wo der Landgraf, in der Mitte des Bildes auf einem Throne
sitzend und von seinen Räten umgeben, aus den Händen des Kanzlers Reinhard Schefer und des Vizekanzlers
Heinrich Hund Urkunden entgegennimmt, die sich vermutlich auf die Weihe des Hauses beziehen. Außer den
beiden genannten hohen Beamten, die unmittelbar vor dem Throne stehen, sind dargestellt der alte Statthalter
Heiderich von Calenberg, der damalige Statthalter Eckbrecht von der Malsburg, der Oberst Friedrich von R0ls-
hausen und der Oberst Georg von Scholley, die als Räte erster Klasse die nächse Nachbarschaft des Fürsten
bilden, ferner als Räte zweiter Klasse der Kammermeister Eitel von Berlepsch, der Geheime Rat Hans von
Berlepsch, der Hofrat Bernhard Keudel, der Rat Jost Didamar, der Hofrat Nikolaus Theophilus, der Rat und
Professor Regnerus Sixtinus, der Rat und Secretarius Christoph Harsack sowie der Rat und Secretarius Heinrich
Heßberg, des weiteren die Mitglieder des Hofstaates der Hofmarschall Adam von Baumbach, der Hofmeister
des jungen Landgrafen Moritz Hofrat Burkhard von Calenberg, des rauenzimmers Hofmeister Cammerer genannt
Preuß, der Jägermeister Georg Schetzel, der Sammthofrichter Arndt von Viermünden, gewissermaßen der
Vertreter des Gerichtswesens, sowie der Erbmarschall von Riedesel und die Landräte Jost von Buttlar und
Johann Schwertzell, die wohl als Vertreter der Landstände angesehen werden dürfen, endlich als oberste Beamte
einzelner Landesteile Jost von Meysenbug, Landvogt an der Werra, Heinrich von Calenberg, Drost zu Plesse,
Johann Meckbach, Amtmann zu Landeck, Johann von Ratzenberg, Amtmann zu Rotenburg, Anton von Wersabe,
Amtmann zu Schmalkalden, und Simon Bing, Hauptmann zu Ziegenhain Über Wilhelms lV. Thron findet sich
außer dem Namen des Fürsten der Denkspruch Was Gott beschert Bleibt unerwerth" und die Jahreszahl 1580.
Die barocken Türummalungen des Vorraums des zweiten Stockwerks gleichen weder in der Art noch
in der Feinheit der Technik den Werken des unteren Stockwerkes und scheinen zeitlich später hervorgegangen
zu sein. Sie fassen in schwülstigem Schnörkelwerk Männer-, Ritter- und Löwenfiguren und sind nur noch in den
oberen Hälften erhalten. Ähnlich wie diese Türgewände war eine Fensternische im Erdgeschoß ausgemalt, die
aber wieder überstrichen worden ist.
Auch insofern interessieren die Innentüren des ersten und zweiten Stockwerkes des Kanzleibaues, als
ihre Steingewände neben Steinmetzzeichen in eingeritzten Buchstaben die abgekürzten oder ausgeschriebenen
Namen einiger anscheinend am Bau beteiligt gewesener Personen nebst Jahreszahlen tragen. Deutlich zu
lesen sind HENRKUS HUGO DARMSTATIN9 ANNO 1583", IOHAN WEIGEL 15 92
HANS WEIGEL 1593 den 2. Junij", MICHEL WINCKELMAN OSTERWINCEL 1596" und 1619".
Von Instandsetzungen des im zweiten Stockwerk gelegenen Sitzungssaales berichten die auf den Krag-
steinen des Deckenunterzuges sich findenden Jahreszahlen 1689, 1883 und 1905, von denen die erste eingemeißelt,
die beiden letzten aufgemalt sind.
Das einen einzigen Raum bildende Erdgeschoß des Kanzleibaues, dessen kreuzgewölbte Decke auf sechs
quadratischen Mittelpfeilern ruht, dient jetzt Lagerzwecken; die beiden Obergeschosse, von Anfang an durch
Wände aufgeteilt und nur in einzelnen Räumen überwölbt, nehmen die Amtszimmer des Konsistoriums auf.
Der östliche Erweiterungsflügel enthält Katasterämter und Wohnungen wie denn auch der ganze Mittelbau mit
Amts- und Wohnräumen belegt ist. Im Treppenhaus blieb ein gußeisernes Geländerstück aus der Zeit des
Rokoko erhalten. Polizeigewahrsam, Kindersolbad und Polizeirevier im Klosterflügel, Kreiskasse und moderne
Wohnungen im Eckhaus an der Brüderkirche, die mit ihrer Orgel in ein Zimmer des zweiten Stockwerkes
hineinragt, haben den ursprünglichen Zustand dieser ältesten Teile des Lageplanes im Innern vollkommen verändert.
Über die dargestellten Persönlichkeiten vgl. Bernhardi, Cassel S. 26 ff und Wandgemälde. Die fürstliche Kanzlei bestand im
Ganzen aus dem Statthalter Eckbrecht von der Malsburg, dem Kanzler Reinhard Schefer, dem Vizekanzler Heinrich Hund, zwei adeligen
Räten Hans von Berlepsch und Bernhard Keudel, drei gelehrten Richtern Jost Didamar, Nikolaus Theophilus und Regnerus Sixtinus, einem
Kammersekretarius Heinrich Heßberg, einem Landsekretarius Christoph Harsack, einem Kanzleisekretarius, einem Gerichtssekretarius, einem
Registrator, einem Fiscalis, acht Schreibern und drei Dienem. Die Rentkammer bestand aus dem Kammermeister Eitel von Berlepsch, einem
Kammerrat, einem Kammerschreiber, einem Pfennigmeister, einem Gegenschreiber, einem Buchhalter, einem Registratur und zwei Schreibern.
Der Hofstaat bestand aus dem Hofmarschall Adam von Baumbach, dem Kämmerer, dem Hausmarschall, dem Futtermarschall, dem Forstmeister,
dem Stallmeister, vier Kammerjunkern, zwölf zweirosser Junkern" und acht Edelknaben. Zum Hofstaat der Landgräfin gehörten der Frauen-
zimmers-Hofmeister Georg Cammerer, die Hofmeisterin, die Kindshofmeisterin und eine Reihe weiblicher Bediensteter.
Tafel 309, u.
Tafel 303, u.
Tafel 470,9
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Bau- und Kunsldenkmäler im Regierungsbezirk Casxel. VI. Cassel-Stadt. 57
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Gebäude. ääää
Kommunale
Gebäude.
ifel 511 n. 812,1
Ständehaus.
Seitdem das sogenannte Landständische Haus am riedrichsplatz, das ehemalige Palais von Jungken
und spätere Alte Palais des Residenzschlosses, an die Landesherrschaft gekommen war,1 hatte sich für die
Landstände die Frage nach Beschaffung eines Ersatzbaues ergeben. Am 22. Dezember 1830 stellte Bürger-
meister Schomburg, der Präsident des Landtages, in der Sitzung der Landstände den Antrag auf Erbauung
eines neuen Ständehauses Kurfürst Wilhelm ll. erteilte gern seine Zustimmung zu dem Bauvorhaben. Als
Bauplatz stellte er die am Kopfende des Wilhelmshöher Platzes gelegene, zum fürstlichen Fideikommiß-Vermögen
gehörende ehemalige Kopp'sche Besitzung, Haus und Grundstück am Weinberg, zur Verfügung, hauptsächlich
aus Anerkennung dafür, daß ihm die Stände ihr Haus am Friedrichsplatz überlassen hatten. Allerhand unklare
Baupläne lagen schon im Januar 1831 vor; doch fehlten für eine Entwurfsbearbeitung noch alle Unterlagen.
Ein Bauprogramm allgemeiner Art entwickelte der Ständeausschuß erst, als er am 15. März der kurfürstlichen
Oberbaudirektion mitteilte, daß der Neubau, dessen baldige Entwurfsbearbeitung als erwünscht bezeichnet wurde,
die Geschäftsräume für die Landstände und ihre Ausschüsse, sowie die Wohnungen für den Landsyndikus und
den Pedell enthalten solle. Zwei Wochen später lud die Oberbaudirektion zwecks Erlangung geeigneter
Entwürfe den Oberbaurat Rudolph, Oberbaumeister Schuchardt, Oberingenieur Kühnert, Hofbaumeister Schulz,
Oberbaumeister Engelhard und Landbaumeister Ruhl zu einem Wettbewerb ein, an dem sich auch der Ober-
baudirektor Bromeis beteiligte. Indessen der Gang der Vorbereitungsarbeiten zum Neubau muß dem Stände-
ausschuß wohl zu langsam vorgekommen sein. Am 11. Mai wiederholte Bürgermeister Schomburg den Antrag
auf alsbaldige Ausführung des Gebäudes, indem er darauf hinwies, daß die Platzfrage auch seitens des Land-
tages geklärt sei; er ersuchte das Ministerium, die schleunige Vorlage von Bauplänen -zu veranlassen. Diese
Vorlage erfolgte denn auch noch am 21. desselben Monats und zwar gingen von Rudolph, Schuchardt, Kühnert
und Bromeis je zwei Entwürfe, von Engelhard ein Entwurf ein, während Ruhl mit seiner Arbeit noch im
Rückstände war und Schulz sich überhaupt nicht beteiligte. Dafür hatten noch der Hofbaumeister Wolff und
der Baueleve Rosengarten Entwürfe eingereicht. ln seiner Eigenschaft als Landtagskommissar teilte am 1. Juni
Oberbaurat Rudolph mit, daß er von der Staatsregierung beauftragt sei, das zum künftigen Ständehause bestimmte
Gelände zu übernehmen. Somit ging das Grundstück am Weinberg in den Besitz der Stände über.
Trotz dieser Vorbereitungen war die Baufrage keineswegs geklärt. Entweder müssen die eingereichten
Pläne nicht befriedigt haben oder Änderungen im Bauprogramm vorgenommen worden sein. Vom März 1832 liegen
nicht nur Entwürfe von Schulz und Ruhl, sondern auch von Baurat Heer und Oberbaurat Appel vor. lm April
setzte Schomburg die Oberbaudirektion davon in Kenntnis, daß der Ständeausschuß zwar einen dieser Entwürfe
für geeignet befunden habe, die Wahl des Bauplatzes aber der Bestimmung der Techniker überlassen müsse.
Eine gemeinsame Beratung und Aussprache der am Wettbewerb beteiligten Architekten nicht nur über den
auserwählten Entwurf, sondern auch über die Baustelle wurde als wünschenswert bezeichnet, weshalb Oberbau-
direktor Bromeis die Architekten zu einer Besprechung einlud. Wie das Ergebnis ausfiel, ist nicht bekannt.
Es scheint, als ob eine Art Vermittelungsentwurf aufgestellt wurde. Doch auch diese Lösung förderte die
Angelegenheit nicht.
Von den Vorentwürfen sind die Arbeiten Rudolphs und Ruhls in den Urzeichnungen überkommen.
Die gänzlich verschiedenartige Lösung der Aufgabe zeigt, daß den Architekten in der Ausnutzung des Bauplatzes
und der Anordnung der Räume ziemlich freie Hand gelassen worden war. Rudolphs Entwurf sieht eine
großzügige Dreiflügelanlage klassizistischen Geistes mit Ehrenhof vor, die in ihrer Breite die ganze Länge der
Vgl. Abschnitt Residenzpalais" S. 392.
Löwenstein, Ständehaus.
Weiß, Briefe S. 392.
Handzeichnungen. Staatsarchiv Marburg.
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450 aaa
der Königsstraße gegenüber liegenden Seite des sechseckigen Wilhelmshöher Platzes einnimmt und in ihrer
Tiefe weit nach hinten ausgreift. Die Seitenflügel enthalten die Beratungszimmer für die Stände und die
Wohnungen für Landsyndikus und Pedell. An den schmaleren Hinterflügel schließt sich, nach rückwärts aus-
ladend, der Halbkreisbau des Sitzungssaales an, dessen innere Zone die amphitheatralisch ansteigenden Bänke
der Abgeordneten einnehmen und dessen gehobenen, durch eine Säulenstellung abgetrennten äußeren Ring die
Plätze der Zuhörer füllen. Im Mittelpunkte des Halbkreises steht der Fürstenthron, hinter dem man die Logen
für das diplomatische Korps und die Beamtenschaft anzunehmen hat. Eingebaute Säulenhallen öffnen die Seiten-
flügel nach dem Ehrenhofe zu; den Hintergrund schließt eine frei vortretende sechssäulige Tempelfront ab.
Geschickt in den Entwurf als Flankenbau einbezogen ist das Wilhelmshöher Tor, dessen dorisierender Stil für
die ganze Komposition bestimmend wurde und dessen südliches, unmittelbar an den Neubau anschließendes
Wachthaus auch in seinen Räumen für die Zwecke der Stände ausgenutzt wird. Die Wiederholung der Tor-
anlage auch auf der anderen Seite des Neubaues schuf eine großartige Gesamtbaugruppe und einen wirkungs-
vollen Abschluß des ungewöhnlich geformten Wilhelmshöher Platzes. Der symmetrische, ausgedehnte Lageplan
bedeutet städtebaulich eine sehr beachtenswerte Leistung, die wohl nur den Fehler hatte, daß sie den Rahmen
der verfügbaren Mittel überschritt.
Wesentlich einfacher ausgefallen ist Ruhls Entwurf, der in mehren Varianten vorliegt Den drei mit
und bezeichneten Vorschlägen, die der Architekt der Oberbaudirektion vorlegte, ist der Grundgedanke
gemeinsam, das Gebäude aus einem vorderen Längsflügel und einem in der Mittelachse angeordneten hinteren
Querflügel zusammenzusetzen. Bei Entwurf und enthält der dreigeschossige Vorderflügel im Erdgeschoß
die Wohnung des Pedellen, das Archiv, die Expedition und Repositur, im ersten Obergeschoß die Beratungs-
zimmer und im zweiten Obergeschoß die Wohnung des Syndikus. Bei Entwurf sind die Räume nur auf
zwei Geschosse verteilt, die dafür in der Länge sich gedehnt und an der Vorderfront einen Portikus", d. h.
einen Vorbau von vier durchgehenden korinthischen Säulen mit Giebelabdeckung erhalten haben. Der Hinter-
flügel umfaßt den großen Saal, einen rechteckigen Raum mit 66 Sitzen für die Stände in der Mitte, dem
Fürstenthron, "den Logen und den Zuhörertribünen an den Schmalseiten. Als Stil ist die italienische Renaissance,
jeweils als Früh-, Hoch- und Spätrenaissance abgewandelt, gewählt worden? Von den Ständen angenommen
wurde der Entwurf dessen architektonische Eigenart darin bestand, daß er auf der Vorderfront im Erd-
geschoß neun und in den beiden Obergeschossen sieben Achsen besaß und auf der Nebenfront eine entsprechende
Verjüngung aufwies. lm Lageplan interessiert die Eintragung einer Statue equestre" in der Mitte des Wilhelms-
höher Platzes, offenbar des geplanten Denkmals für den Landesherrn und Geber der Verfassung.
Es ist zu verstehen, daß die durch den wenig klaren Gang der Vorarbeiten eingetretene Verzögerung
des Neubaues nicht im Sinne der Stände lag. Die Schaffung eines eigenen Hauses stellte sich mehr und mehr
als notwendig heraus. Bis zum Jahre 1832 hatten die Stände ihre Sitzungen im Bellevueschlosse abgehalten.
Später tagten sie im Stadtbau, da sie die ihnen für die Räume im Bellevueschloß abverlangte Miete nicht zahlen
und zugleich in eine unabhängige Lage kommen wollten. Aber auch dieser Zustand wurde als recht unvoll-
kommen empfunden. Noch ein anderer Grund kam hinzu. Das Bauhandwerk verlangte nach Arbeit. Nicht
nur die Stände sondern auch die Regierung waren von dem allgemeinen Notstand, in dem sich die Gewerbe
befanden, überzeugt. Aber die Meinungsverschiedenheiten über Einzelheiten des Bauvorhabens wollten nicht
zum Ausgleich kommen. Selbst über Grundfragen bestand keine Einigkeit. Es fehlte an dem notwendigen
Entgegenkommen auch der Stände untereinander. Die Gegensätze spitzten sich so zu, daß man sogar den
Entschluß äußerte, ganz vom Neubau eines Ständehauses abzusehen und das Kopp'sche Haus wieder zu vermieten.
Neue Verwirrung drohte das Wiederauftauchen eines längst erledigten Planes zu bringen. Am 3. März 1832
hatte der Ständeausschuß den Antrag gestellt, die Ruinen der Chattenburg zu einem Kollegienhaus wie es
in den Verhandlungen heißt auszubauen, in dem auch Räume für die Stände eingerichtet werden sollten.
Handzeichnungen. Bibliothek d. Ver. f. hess. Gesch. Cassel.
Abbildung bei Holtmeyer, Alt Cassel S. f.
13.194243
Mit großer Mehrheit war dieser wenig zweckmäßige Vorschlag von der Ständeversammlung abgelehnt
worden. Nachdem schon die Entwurfsarbeit für das Haus am Wilhelmshöher Platz vorgeschritten war, nahm
der Kurprinz und Mitregent Friedrich Wilhelm den alten Plan wieder auf. Von der Absicht getragen, an
dieser bevorzugten Stelle ein Schloß für seine Gemahlin, die Gräfin von Schaumburg, zu bauen stellte er den
Ständen einen Teil der Grundmauern der Chattenburg als Unterbau für das Ständehaus zur Verfügung! Allein
die Ständeversammlung lehnte am 9. Juni 1832 das Angebot ab und sprach sich dahin aus, an der Wahl des
Grundstückes am Wilhelmshöher Platz festzuhalten, den letzten, von der Mehrheit der hiesigen Architekten
entworfenen Bauplan" anzunehmen und für die Ausführung den Betrag von 120000 Talern auszuwerfen. Für
die Vermeidung der Überschreitung dieser Bausumme wurden die Mitglieder der Baubehörde, welche den Bau
leitete, persönlich verantwortlich gemacht. Für den Fall, daß sich noch Bedenken technischer Art ergeben
sollten, war man auch mit der Ausarbeitung eines neuen, einwandfreien Planes einverstanden.
Statt der erwarteten höheren Genehmigung trat indessen eine neue Verzögerung ein. Der Kurprinz
hielt an dem Gedanken, das Grundstück am Wilhelmshöher Platz wieder in seinen Besitz zu bringen, festß
Soweit hatte er sich in den Plan des Schloßbaues schon hineingelebt, daß er Entwürfe hatte aufstellen lassen.
Von Ruhl sind Risse, drei Varianten, überkommen die erkennen lassen, daß nicht nur die Südwest-, sondern
auch die Südseite des Wilhelmshöher Platzes, also die ganze Strecke vom Wilhelmshöher Tor bis an die
Arnold'sche Tapetenfabrik bebaut werden sollte. Der Hauptflügel sollte freilich der der Königsstraße gegenüber
gelegene bleiben und nur von diesem Bauteil sind Aufrisse vorhanden, dreigeschossige Fronten von fünfzehn
Fensterachsen mit Betonung des Mittelteils durch Vorfahrten, Pilaster, Säulen, Giebel oder Kuppel, akademische
Palastfassaden italienischen Stiles. lm Vergleich zur Länge bot sowohl der Hauptbau als auch der siebzehn-
achsige Nebenflügel geringe Tiefe; die Zimmer reihten sich zu beiden Seiten eines schmalen Mittelflurs flucht-
recht aneinander; etwas manigfaltiger im Grundriß sind die Säle gebildet, die ohne Korridor aneinander stoßen.
Wenn es auch nicht wahrscheinlich ist, daß dieser Plan, der den Wilhelmshöher Platz ziemlich unglücklich
verbaute, für die Ausführung in Frage kam, ist doch ersichtlich, daß eine große Anlage beabsichtigt war.
Um den Ständen einen anderen geeigneten Bauplatz zu verschaffen, griff der Kurprinz den Plan jener
Stadterweiterung auf, den schon Kurfürst Wilhelm ll. gefaßt hatte, aber auszuführen nicht mehr in der Lage
war, da er die Regierung niederlegteß Als Gelände dieser Erweiterung war die Gegend zwischen der Cölnischen
Straße und der Wilhelmshöher Allee in Aussicht genommen. Am 3. Juli 1832 wurde, wie es in einem
Schreiben des Ministeriums des Innern heißt, der anderweite, der höchsten Intention Sr. Hoheit des Kurprinzen
und Mitregenten entsprechende Plan zur Bildung eines Platzes für das zu erbauende Ständehaus mit gleich-
zeitiger Erweiterung der Residenzstadt Cassel" dem landständischen Ausschüsse mitgeteilt. Gleichzeitig erhielt
Ruhl Auftrag, Entwürfe auszuarbeiten. Seitens der Stände wurde am 7. Juli Bromeis zur Berichterstattung
über die Platz- und Hausfrage aufgefordertß Ein Gesuch Engelhards auf Einsichtnahme des vom Kurprinzen
genehmigten Planes zur Stadterweiterung wurde am 17. Oktober von der Oberbaudirektion abschläglich
beschieden. Vermutlich hatte Engelhard die Absicht, Gegenvorschläge zu machen, die man vermeiden wollte.
Die Schwierigkeiten wurden inzwischen eher größer als geringer. Eine vom 15. August 1832 datierte
Eingabe der Bauhandwerker schilderte deren Notlage in den düstersten Farben und veranlaßte die Regierung,
durch den Oberfinanzkammerdirektor Meisterlin in erneute Verhandlung mit den Ständen einzutreten. Allein die
Beratungen zogen sich hin, ohne daß ein Ergebnis zu sehen war. Der Schreinergildemeister Eckell und der
Müller, Kassel II S. 90 Vielleicht wurde es auch nicht gern gesehen, wenn auf dieser, die ganze Stadt dominirenden Stelle
ein landständischer Prachtbau das kurfürstliche Residenzschloß in Schatten gestellt hätte".
Woringer, in Mitt. d. Ver. f. hess. Gesch. 1909110 S. 78, erwähnt, daß den Ständen auch das Grundstück am Königsplatz, das
jetzt das ScholPsche Kaufhaus einnimmt, angeboten sei.
Weiß, Briefe s. 194.
Handzeichnungen, Bibliothek d. Ver. f. hess. Gesch. Cassel.
Vgl. S. 59 f.
Staatsarchiv Marburg. M. St. S. 5185.
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452 aaaaaaaaaaagaaaaa
orsteher der läautmannscnatt llartwrg verfaßten deshalb eine neue an die Ständeversammlung gerichtete
ingabe vom 17. März 1833 mit der Bitte um Beschleunigung der Verhandlungen. Noch während diese
ingabe bei den Beteiligten zur Unterzeichnung umlief, kam es am folgenden Tage zur Auflösung des Land-
ges.1 Die Bauhandwerker, deren Not immer mehr stieg, überreichten ihre Eingabe nun im April mit einem
egleitschreiben an den nach Auflösung des Landtages verbleibenden Ständeausschuß, der das Schriftstück
ohlwollend aufnahm, aber nicht recht helfen konnte. Noch immer war die Frage, an welcher Stelle das
ändehaus erstehen sollte, nicht geklärt. Gekennzeichnet wird die Lage durch die Tatsache, daß noch um
lese Zeit die Bewohner der Altstadt und der Unterneustadt an das Ministerium und die höchste Stelle den
ntrag richteten, für den Neubau einen Bauplatz in ihrem Stadtteil zu wählen. Nicht minder lehrreich für
allgemeine Unklarheit der Lage ist die Entscheidung. lch habe bereits der Stände-Versammlung ganz
verlassen", so schrieb am 6. August 1833 der Kurprinz den Bürgern der Unterneustadt, wo sie das Stände-
aus zu haben wünscht, entweder in der Ober-Neustadt, Altstadt oder Unter-Neustadt, da Mir jeder Theil der
adt Kassel gleich lieb und werth ist, indem ich überall treue Unterthanen besitze. Die Bittsteller haben sich
zmnach an die Ständeversammlung zu wenden, wenn dieselben das Ständehaus in ihrem Stadttheile gebaut
sehen wünschen."
Mitte August 1833 war der Plan, den Neubau am Wilhelmshöher Platz zu errichten, endgültig auf-
rgeben und der Gedanke der Stadterweiterung soweit geklärt, daß eine der Oberen Königsstraße parallel
ufende Prachtstraße von platzartiger Breite, die Friedrich-Wilhelms-Straße, ins Auge gefaßt war. Als Standort
as Ständehauses war die Stelle ausersehen, wo die Cölnische Allee die Achse der Straße traf und ein kleinerer
latz für sich, der Friedrich-Wilhelmsplatz, entworfen war, dessen Mitte das neue Haus einnehmen sollte. Den
igeteilten Beifall der Stände fand der Bauplatz jedoch nicht; vermutlich nahm man an der Zahlung von
nschädigungsgeldern Anstoß, die allerdings unnötige Unkosten hervorgerufen haben würden. Überhaupt fanden
der Kostenfrage die Stände wenig Entgegenkommen. Bezeichnend ist, daß die Regierung für den Bauplatz
rs Ständehauses 85000 Taler verlangte, während die Hofverwaltung für das Kopp'sche Haus mit seinem
nfangreichen Garten nur 6000 Taler zahlen wollte. Um zu einem endgültigen Entwurf zu kommen, wurde
Anlage der Friedrich-Wilhelms-Straße genehmigt, und zwar vorerst nur für die Strecke von der Cölnischen
zur Wilhelmsstraße. Die Mitte der Nordwestseite dieser Straße wurde unter allseitiger Zustimmung als'
latz für das Ständehaus ausersehen, indem man zugleich und mit Recht hoffte, daß durch Verlegung des
eubaues an diese Stelle sich hier sehr bald eine rege Baulust entwickeln und alle Gewerbe eine Tätigkeit
riden würden.
Am 28. August ersuchte das Ministerium des Innern die Oberbaudirektion, so schleunig wie möglich
isse und Kostenanschläge zum Neubau zu entwerfen unter Berücksichtigung der Forderung, daß der Sitzungs-
lal nach dem Hofe zu liegen komme. Am 27. Oktober überreichte die Baubehörde die verlangten von Ruhl
rfgestellten Entwürfe, indem sie bemerkte, daß sie unter Beibehaltung des alten Aufrisses es war der
ufriß des ersten Entwurfes einen neuen Grundriß ausgearbeitet habe. Auch Bromeis beschäftigte sich
iederum mit der Aufgabe. Seine Unterschrift mit der Datierung vom 27. und 28. Oktober zeigen drei Blatt
ntwurfszeichnungen die eine wesentlich andere Lösung bringen. Das Gebäude ist in drei Einzelhäuser von
rchteckigem Grundriß zerlegt, die mit den Längsachsen parallel zu einander gestellt und nur durch eingeschossige
alerien mit einander verbunden sind. Der bedeutende Mittelbau umfaßt im Vorderteil zu ebener Erde
zräumige Eintrittshallen und Wandelgänge nebst breiten Treppen, im Oberstock ein über die ganze Vorderfront
lsgedehntes Archiv und Durchgangszimmer; den hinteren Teil nimmt der Sitzungssaal ein, an dessen beiden
ängsseiten Säulenreihen die Zuhörerräume absondern. Der eine Flügelbau enthält die Geschäftsräume und
le Wohnung des Landsyndikus, der andere die Sitzungs- und Arbeitszimmer der Landstände, die Bibliothek
Woringer, in Mitt. d. Ver. f. hess. Gesch. 1909110 S. 78.
Hessenland IV S. 328 f.
Handzeichnungen. Bibliothek d. Ver. f. hess. Gesch. Cassel.
Tafel 312,!
Gebäude.
W321
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und die Wohnung des Pedellen. Die Architektur hält sich in den Formen strengster Antike; die schulmäßige
dorische Tempelfront, in die der Hauptbau auf der Vorderfront ausläuft, gibt als beherrschendes Mittelstück der
gestreckten Baugruppe einen feierlich-herben Ton. Zur Ausführung bestimmt wurde der Entwurf" Ruhls. Die
vom Künstler unterschriebenen Zeichnungen weisen nicht nur den Genehmigungsvermerk des Kurprinzen und
Mitregenten auf, sondern enthalten auch Eintragungen, die erkennen lassen, daß Friedrich Wilhelm auf eine
größere Berücksichtigung der höfischen Bedürfnisse Wert legte. Im Saal ist der Thron" und die Loge für
den Hof" "durch Beschriftung hervorgehoben; das im Erdgeschoß gelegene Zimmer für bes. Berathungen" hat der
Prinz in ein Zimmer für Mich" abgeändert. Als Kosten des Baues waren überschläglich 110000 Taler ermittelt.
Am 5. November 1833 erhielt die Oberbaudirektion Auftrag, nach Maßgabe des höchsten Orts
genehmigten Planes zur Gewinnung eines geeigneten Platzes für den Bau des Ständehauses die neue Friedrich-
WilheIms- und die obere Wilhelmsstraße mit aller Genauigkeit abstecken zu lassen, dergestalt, daß erstere bei
einer Breite von 130 Fuß eine mit der oberen Königsstraße vollkommen parallele Richtung, die andere aber
bei in gerader Richtung erfolgender Fortsetzung der unteren Wilhelmsstraße eine gleiche Breite mit dieser
erhalte." Den Grund und Boden kaufte der Staat an, sodaß auch die Straßen Eigentum des Staates wurden.
Nachdem am 11. November noch ein genauer Kostenanschlag eingefordert war, der bei seiner Vorlage
Genehmigung fand, stand der Ausführung des Baues, die von der Oberbaudirektion geleitet werden sollte, nichts
mehr im Wege. Der Winter wurde zur Ausarbeitung der Werkzeichnungen benutzt. Im Frühjahr wurde mit
dem Bauen begonnen.
Am 30. Mai 1834 waren nach dem Bericht des Bauleiters, des Oberbaurats Rudolph, die Arbeiten auf
der Baustelle so weit gediehen, daß der Grundstein gelegt werden konnte. Die von der Baubehörde vor-
geschlagenen Vorbereitungen wurden am 9. Juni auch genehmigt mit Ausnahme der Errichtung des Baldachins
für den Hof, die nicht für angemessen befunden wurde. Mehr Sorge bereitete der Text der Inschrift des Grund-
steins. Am 10. Juni erhielten der Staatsarchivdirektor von Rommel und der Bibliothekssekretär Schubert
Auftrag, eine geeignete, auf die kupferne Deckplatte des Grundsteins einzugrabende lateinische Inschrift schleunig
zu entwerfen." Zwei Tage später hatte Schubert eine ganze Reihe Vorschläge beisammen, die auch den
Beifall Rommels, nicht aber die Genehmigung des Ministeriums fanden, da sie sowohl den Kurfürsten als den
Kurprinzen als zeitige Landesherren. nannten. Die Entwürfe wurden zur sofortigen Umarbeitung zurückgegeben,
weil sie dem gegenwärtigen Verhältniß, vermöge dessen Se. Hoheit der Kurprinz und Mitregent allein und
ausschließlich alle Regierungsgeschäfte besorgen, nicht entsprechend erscheinen." Die endgültige Fassung der
Inschrift, die auch den Tag der Grundsteinlegung nennt, lautete Q. D. B. V. Friderico Guilielmo Hassiae
Electoralis Principe hereditario Guilelmi II. Electoris patris augustissimi jussu civitatis res imperio feliciter
moderante fundamenta sunt posita aedificii hujus communi consilio de patriae salute consulturis Principis
populique legatis dicati die XXIV. Jun. anni p. Chr. n. CCC XXXIV." Die Grundsteinlegung selbst wurde-
in feierlicher Weise durch den Prinz-Regenten vollzogen. Ein gedrucktes ReguIativ über die Feierlichkeit bei
Legung des Grundsteins zu dem neuen Ständehause" ordnete die Aufstellung der Teilnehmer, unter denen sich
das Ministerium, das diplomatische Korps, die Generalität, das Offizierkorps, die Stände, die staatlichen und
städtischen Behörden befanden. Die Absperrung des Festplatzes besorgte die Bürgergarde. Nach einem kurzen.
Vortrage des Vorstandes des Ministeriums des Innern, Geheimrats Hassenpflug, über Veranlassung und Bedeutung
der Feier wurden die von Ruhl entworfenen, auf Stein gezeichneten Risse des Baues, die Inschrifttafel, ein Abdruck
der Verfassungsurkunde auf Pergament und mehrere neue Landesmünzen im Werte von 20 Talern Groschen-
und Hellern im Grundstein niedergelegt, worauf die Deckplatte vom Kurprinzen mit silberner Kelle und
Hammer vermauert wurde. Der hochbetagte Generalsuperintendent Rommel, welcher vor fünfzehn Jahren den,
Handzeichnungen. Ständehaus Cassel.
Landesbibliothek Cassel Mscr. Hass. Fol. 319.
Woringer, in Mitt. d. Ver. f. hess, Geseh. 190911910 S. 79, hält Engelhard für den Architekten des Baues. Das Regulativ
nennt ausdrücklich den Hofbaudirektor Ruhl als Architekten und den Geheimen Oberbaurat Rudolph als Bauleiter.
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Grundstein der Chattenburg eingesegnet, sprach auch diesmal die Segensworte. Verwunderung bei den Teil-
nehmern erregte das Nichterscheinen der sonst bei volkstümlichen Feierlichkeiten stets gegenwärtigen Landes-
mutter; sie hatte an der Rangordnung, die für die Gräfin Schaumburg einen bevorzugten Platz vorsah, Anstoß
genommen. Noch übler vermerkt wurde es seitens der Stände, daß ihnen als den Erbauern des Hauses bei
der Feier kein hervorragender Platz eingeräumt war; nur die Ehrerbietung gegen den Landesherrn hatte sie
bewogen, an der Feier teilzunehmen.
Die Ausführung des Baues beanspruchte etwas mehr als zwei Jahre. Am 22. November 1836 konnte
die feierliche Einweihung und Eröffnung, ebenfalls in Gegenwart des Prinz-Regenten, stattfinden Auch bei
dieser Gelegenheit hatten die Stände Grund, über mangelndes Entgegenkommen zu klagen, da Minister Hassenpflug
sich weigerte, dem ständischen Ausschuß die Schlüssel zum Bau zu übergeben, und erst, als der Ausschuß
festblieb, nachgab." Die Abrechnung des Baues, die Oberbaurat Rudolph am 10. Februar 1837 vorlegte, schloß
mit 114138 Talern 15 Groschen Hellern. Als Gesamtkosten, den Erwerb von Grund und Boden und die
innere Ausschmückung einbegriffen, werden bald 1300003 bald 132400 Taler4 angegeben, eine Summe, die
bei der gediegenen Ausführung des Baues als niedrig bezeichnet werden muß und erzielt wurde, obwohl kein
Ausschreibungsverfahren eingeschlagen war. Das Honorar, das 1834 Ruhl für seinen Entwurf erhalten hatte,
betrug 500 Taler. Den ausgeführten Bau hielt der Architekt für so gelungen, daß er ihn in einem Foliowerk
von dreißig Tafeln mit allen Einzelheiten im Druck herausgab, wobei er die Deckenmalereien farbig nachbildeteä
Die zahlreichen Schaubilder kleineren Maßstabes, die bald darauf in den Handel kamen, lehren, daß nicht nur
Fachleute sondern auch Laien dem eigenartigen Bau ihre Aufmerksamkeit zuwandten. Die Erwartungen, die
man an das neue Haus für die bauliche Entwicklung der Friedrich-Wilhelms-Straße, des jetzigen Ständeplatzes,
knüpfte, gingen nach und nach in Erfüllungß
Gleich nach Fertigstellung des Baues setzte die Kritik ein, die lange lebendig blieb und zu ganz
verschiedenen Ergebnissen kam. Dem Interesse, das die heimischen Topographen dem unter Schwierigkeiten
und unter Mitwirkung angesehener Künstler zustande gekommenen kommunalen Gebäude entgegenbrachten,
verdanken wir zugleich" einige beachtenswerte Angaben über Einzelheiten der Entstehungsgeschichte und
ursprünglichen Einrichtung. Besonders lehrreich ist Lobes Beschreibung vom Jahre 1837 Danach war das
Haus anfänglich in größerer Fagadenbreite entworfen, erhielt jedoch wegen der unzulänglichen Mittel statt
der beabsichtigten Fenster nur in der Fagade. Der Eingang ist mit einer in Veckerhagen, einem Flecken
im Kr. Hofgeismar mit einer Schmelzhütte und einem Eisenhammer, gegossenen durchbrochenen eisernen Thüre
verschlossen, woran die kunstvolle Arbeit besonders sehenswerth ist. Das Äußere des Gebäudes ist im Genre
der römischen Palläste der besten Kunstepoche erfunden; das Atrium und ein kleiner Hof lmpluvium enthält
das Vestibule und einige Sitzungszimmer. Im Rez de Chaussee liegen die Zimmer des durchlauchtigsten
Landesherrn, im gothischen Geschmack decorirt, die daselbst in den Nischen aufgestellten Statuen sind die
ersten Bildhauerarbeiten von der Hand des geheimen Hofraths Ruhl; daselbst befinden sich ferner noch die
Archive und die Wohnung des Pedells. Die Bel-Etage, zu welcher eine breite steinerne Treppe führt, enthält
die Zimmer für besondere Berathungen, aus welchen man zu den Logen im großen Sitzungssaale gelangt,
Ausführlich bei Löwenstein, Ständehaus.
Müller, Rückblick S. 18.
Müller, Kassel S. 93.
Landau, Ansichten S. 8. Lange, Kurf. Hessen S. 38. Löwenstein, Ständehaus.
Ruhl, Entwürfe.
Löwenstein, Ständehaus Gleichzeitig mit dem Ständehause wurde das daneben liegende Schwarzenbergsche erbaut, daran schloß
sich das Lauckardsclie; auch die sogenannte Engelsburg des Oberbaurats Engelhard, das jetzige Lesemuseum, war 1839 bereits fertig.
Auf der anderen Seite sollte anschließend an das Ständehaus ein Akademiehaus errichtet werden, für welches die Bauskizzen noch vorhanden
Bibliothek d. Ver. hess. Gesch. Cassel. Als sich dieser Plan jedoch zerschlug, erwarb Oberbaudirektor Ruhl den Platz und errichtete
daselbst 1840 ein Privathaus, das dann 1865 in den Besitz der Familie Büding überging. Hieran schloß sich Maurermeister Maus und
Restaurateur Scharfscheer, die dann beide im Hotel Prinz Friedrich Wilhelm aufgingen. Auf der gegenüberliegenden Seite waren die
Hannschschen Häuser die ersten."
Lobe, Wanderungen S. 66 ff.
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welche ausschließlich für den Hof bestimmt sind. An das Hauptgebäude schließt sich der große Sitzungssaal,
welcher neben dem Raum für 300 Zuschauer den nöthigen Platz für die Ständemitglieder enthält. Die
Beleuchtung ist vom Gewölbe aus, die Wände sind geschmackvoll in Stuck- und Basreliefarbeiten von der
Hand des Professors Dr. Ruhl ausgeführt. Nach einer ganz neuen Methode wird dieser Saal durch Luft
erwärmt, wozu die Heizöfen in den Soutterrains angelegt sind." Lobe kommt zu dem Schluß, daß das
Ständepalais das erste und bedeutungsreichste Gebäude ist, welches in der neuen Stadtanlage erbaut wurde."
Ein Jahr später erschien das Haus zu reich Man wünschte diesem sonst ausgezeichneten Gebäude eine
der Würde seines Zweckes mehr entsprechende Einfachheit." Landau stellt 1842 das Haus den besten alten
Bauwerken an die Seite. Eine etwas bissige Kritik des Jahres 1848 die mit Unbehagen in der gewählten
Architektur eine neue Richtung erblickt, spricht vom verpfuschten Ruhl'schen Stil. Es ist nicht zu leugnen",
so lautet 1850 ein ruhigeres Urteil daß das Haus den Eindruck nicht macht, den man von einem solchen
Gebäude erwartet." Ein einfacher aber mehr großartiger Styl" wär besser gewesen. Für ein ansprechendes
Gebäude im Style der französischen Renaissance" wird das Ständehaus ein Vierteljahrhundert später erklärt,
indem die anmutige Gruppierung der Baumassen besonders hervorgehoben wird? Nicht nur als den schönsten
Bau in Cassel überhaupt, sondern auch als ein Werk von hoher künstlerischer Bedeutung" bezeichnet das
Haus eine gleichzeitige Besprechungf die auch für die anfänglich im Allgemeinen ungünstige Kritik" eine
Erklärung hat. Man war noch zu sehr einer mißverstandenen und noch dazu höcht frostigen Klassicität
zugethan, als daß man der hier in Kassel zum erstenmale in Anwendung gebrachten italienischen Spätrenaissance
hätte sofort Geschmack abgewinnen können." Es mußte erst, so war die Ansicht des nach 1870 Schreibenden
zu der wilden Bizzarrerie unseres jetzt zur Mode gewordenen Baustyls kommen", um den wahren Wert der
maßvollen Architektur zu würdigen. Ein jüngerer Kritikerl findet dieses günstige Urtheil dem geringen
Beifalle des damaligen gebildeten Publikums gegenüber etwas stark aufgetragen", mußte sich aber davon über-
zeugen, daß die Verhältnisse an diesem Prachtbau in der That von überraschender, edelster Schönheit sind."
Die Gegenwart neigt mehr und mehr der Ansicht zu, daß im Ständehause ein hervorragend schöner
Renaissancebau" vorliegt
Einen erschöpfenden Überblick über den ursprünglichen Baubestand gibt Ruhls Veröffentlichung. An
dem Grundgedanken, das Bauwerk aus einem vorderen Längsflügel und einem hinteren achsialen Querflügel
zusammenzusetzen, ist festgehalten. Auch die bei den ersten Vorentwürfen festzustellende Vorliebe Ruhls für
perspektivisch wirkungsvolle gewölbte Wandelgänge und offene Hallen italienischer Art kehrt wieder. Die drei
in der Hauptachse des Vorderbaues sich aneinander reihenden, stark mit toskanischen Säulenstellungen durch-
setzten Durchgangsräume, das Atrium, Vestibulum und Impluvium, entbehren der inneren Verschlüsse. Daß-
das lmpluvium vom Architekten ernst gemeint war, beweist der Umstand, daß Decke und Dach fehlen und
ein Wasserbecken im Fußboden vorhanden ist. Auch beim Vestibulum ist für Öffnung nach oben gesorgt; die
Mitte des Plafonds durchbricht ein Oberlicht, dessen Leere ein Geländer umschließt. Die zweiläufige stattliche-
Treppe ist in der Querachse zur Seite des Vestibüls angeordnet; das herrschaftliche Treppenhaus gliedern im
Oberteil jonische Pilasterstellungen, in den Bogenfeldern durch ovale Kartuschennischen belebt, die nach Ruhls.
Abbildung anscheinend für die Aufnahme von Landgrafenbüsten bestimmt waren. Die Zweckbestimmung der
übrigen Räume im Erdgeschoß des Vorderhauses ist so getroffen, daß die eine Hälfte dem Pedell als
Wohnung zugewiesen ist, während die andere Hälfte als Fürstenzimmmer und Archiv dient. Die im ersten
Obergeschoß gelegenen Beratungszimmer der Stände, Repositur- und Sekretariatsräume gruppieren sich um eine-
Kassel 1838.
Landau, Ansichten S. f.
Puschendorf, Schilderungen S. 13.
Lange, Kurf. Hessen S. 38.
Narten, Cassel S. 290. So auch Brunnemann, Kassel S. 87.
Müller, Kassel S. 93.
Hoffmeister bei Piderit, Cassel S. 352.
Heidelbach, Kassel S. 56.
eräumige Längshalle, auf deren Kopfseite die Treppe mündet. Das zweite Obergeschoß enthält die über eine
lebentreppe zugängliche Wohnung des Syndikus. Den Hinterflügel, den Saalbau, nehmen in der Mitte die in
'orm eines länglichen l-lufeisens aufgestelltenSitze der Stände ein. Auf der Schmalseite des rechteckigen
lrundrisses nach dem Vorderflügel zu findet sich die halbkreisförmige Thronnische und neben ihr je ein
lurchgang für den Landesherrrn und die Stände. An der gegenüber liegenden Schmalseite sind segmentförmig
ebener Erde die Tribünen und in einer gehobenen Nische die Logen für die Zuhörer angeordnet, die in
er Mitte der Rückwand ihren besonderen Zugang von außen haben. Gegen den Vorderbau ist der Fußboden
es Saales erhöht. Die elliptisch gewölbte Decke besitzt drei mäßig große achteckige Glorietten, die Licht-
uellen des im Ganzen 90 Fuß langen, 43 Fuß breiten Raumes. Gegliedert wird das lnnere durch reichen
tuck, bei dem als Füllung der Pilaster sowie als Einfassung der Bögen und Deckenfelder mit Vorliebe das
ntike Doppelflechtband verwandt ist. Die Nischen auf den Längsseiten, die später Vasen enthielten, erscheinen
uf Ruhls Zeichnungen noch leer. Ebenso fehlen noch die Kronleuchter Im wohlberechnetem Gegensatz zur
irblos-ernsten Innenarchitektur des Saales steht diezierliche Bemalung der Decken in den Verkehrsräumen des
'orderbaues, bei welcher der Künstler sich vorzugsweise an genuesische Vorbilder angelehnt hat.
lm Aufriß ist der Unterschied zwischen Geschäftsgebäude und Saalbau klar betont. Der Aufbau des
'orderhauses ist durch die Absicht bestimmt, die Baumasse durch stufenförmiges Liegenlassen einzelner Raum-
eile nach oben abzutreppen und für den Anblick angenehm zu erleichtern. Dieser Zug zur malerischen
Virkung kommt in besonderem Maße auf der Nebenfront zum Ausdruck, wo nicht nur die terrassenartigen
tbsätze an den Ecken des Erdgeschosses in die Erscheinung treten, sondern auch die Unterdrückung des
weiten Obergeschosses festzustellen ist.
ach oben hin im Grundriß zu Schwierigkeiten geführt hat, die in der wenig zweckmäßigen Form der an den
Lchmalfronten gelegenen Räume sich bemerkbar machen. ln den Einzelheiten lehnt sich die Architektur aufs
Ingste an Ruhls alten Vorentwurf an. Die Geschosse sind nach Stilordnungen durchgebildet. Den Sockel
mzieht ein bankartig ausgebildetes Gesims, in das die Rechteckfenster des Kellers so einschneiden, daß das
berglied des Profils durchläuft. Für das Erdgeschoß sind dorisierende Formen gewählt; die Ecken haben
Iinfassung durch Diamantquaderung erhalten. Die rechteckigen Fenster besitzen profilierte Gewände und glatte
lrüstungen; ihre Sohlbänke, die aus einem durchgehenden Bande vorkragen, ruhen wie die geraden Stürze
uf schlanken Konsolen. Der Fries des dreigeteilten Gurtgesimses ist mit Triglyphen durchsetzt. .Das an der
lante gegliederte, mit Volutenschlußstein versehene Rundbogenportal liegt in gequadertem Umrahmungsgewände
nd wird von je zwei toskanischen Freisäulen flankiert, die über dem vorgekröpften Gurtgesimse einen Balkon
ragen. Einfache Rechteckform nach Art der Fenster zeigt die auf der Nebenfront befindliche, ins Treppenhaus
jhrende Tür. Im ersten Obergeschoß trennen flache Doppelpilaster jonischen Stils die Achsen. Die Fenster
ind durch Ohren bereichert und mit Giebeln abgedeckt, die abwechselnd Dreiecks- und Bogenform aufweisen;
nre Brüstungen, die sich gegen die Pilaster tot laufen, werden durch Docken gefüllt, die sich als freies
leländer auch über den Mittelbalkon und die Eckterrassen fortsetzen. Das risalitartige, durch gekuppelte
Ickpilaster gefaßte Mittelstück der Seitenfront zeigt in der Achse ein dreiteiliges Gruppenfenster, dessen gerade
'erdachung über dem Mittelteil mit einem Flachbogengiebel bekrönt ist, und zu beiden Seiten vertiefte
lechteckfelder. Das breite, wohlgegliederte, mit Konsolen geschmückte Gebälk ist als Hauptgesims zu werten.
as zweite Obergeschoß drückt seine Eigenschaft als untergeordnetes, bekrönendes Stockwerk nicht nur durch
as Fehlen eines kräftigen Abschlußgesimses, sondern auch durch seine geringe Höhe und zierliche Architektur
us. Die Fensterform mit der Kragsteinverdachung klingt an das Erdgeschoß an. Die Balusterzone, vom
rsten Obergeschoß übernommen, läuft ununterbrochen über Fronten und Altane fort. Die Trennung der
iensterachsen besorgen kleine flachbogige Nischen mit Muschelausfütterung. Den oberen Abschluß bildet eine
iiedrige Attika, die als freie Endigungen schlanke Vasen trägt. Das flache Kuppeldach wird durch runde
Die Casseler Tagespost berichtet am 4. Oktober 1865 Der Ständesaal ist durchaus renovirt und jetzt endlich mit einer
rdentlichen Beleuchtung zwei großen Kronleuchtern für Gas versehen."
Nicht zu leugnen ist, daß die künstliche Verkleinerung des Hauses
Tafel 314
Lukarnen mit architektonischen Metallumrahmungen belebt. Statt der von Ruhl gezeichneten Kupferbedachung
findet sich Schiefereindeckung nach deutscher Art, die wohl als die ursprüngliche anzusprechen ist. Als Bau-
material für die Fronten ist roter Sandstein verwandt, in den Architekturteilen geschliffen, in den Flächen gekrönelt.
Wesentlich einfacher im Äußeren als der Vorderbau ist der Hinterflügel ausgefallen. Seine Gliederung
beschränkt sich auf die Anordnung von Pilasterstreifen und die Aufteilung der Zwischenfelder in rechteckige
Flachnischen. Als wagerechte Gliederung ist ein schlichtes Band in Höhe des Gurtgesimses des Vorderbaues
durchgeleitet. Um den Bauteil, der in seiner Höhe etwa nur die Hälfte des Vorderhauses erreicht, mit diesen
in architektonische Beziehung zu bringen, sind an den vier Ecken pylonenartige Flankenbauten hochgeführt, die
vom Hauptgesims und Brüstungsgeländer des Vorderbaues umzogen werden. Reichere Behandlung hat nur der
Mittelteil der Hinterfront gefunden, der als Giebelbau mit Seitenpilastern ausgebildet ist und das Portal enthält,
das sich der Fensterarchitektur des Vorderbaues anschließt. Das flache Dach tritt fast ganz zurück.
ln der Benutzung des Vordergebäudes ergab sich mit der Zeit dadurch eine Änderung, daß auch das
zweite Obergeschoß für Geschäftszwecke in Anspruch genommen wurde. Hand in Hand mit dieser Ausdehnung
der Verwaltung ging eine Umgestaltung des lmpluviums, die zwar eine Verbesserung des Verkehrs bedeutete,
aber zugleich die vornehme Raumwirkung aufhob. Der intime Lichthof erhielt den Einbau einer auf dünnen
Stützen ruhenden, vom ersten zum zweiten Obergeschoß führenden Eisentreppe und den Aufbau einer Glas-
verschalung. Gleichzeitig erfolgte die Abtrennung eines windfangartigen Flures in der Halle des zweiten Ober-
geschosses. lm Erdgeschoß wurde das Aufenthaltszimmer des Kurfürsten, das nach Aufhebung des Kurstaates
zu anderweitiger Benutzung frei stand, als Sprechzimmer und das ehemalige Archiv als Schatzkasse eingerichtet.
Ein Besitzwechsel beim Hause vollzog sich 1902. Durch Vertrag vom 9. September dieses Jahres mit rück-
wirkender Kraft zum 1. April trat der Staat gegen eine Entschädigung von 150000 Mark sein Eigentumsrecht
dem Bezirksverband ab Gleichzeitig beschloß der Kommunallandtag die Vornahme eines Um- und Erweiterungs-
baues, der durch Einrichtung einer Dienstwohnung für den Landeshauptmann und das Bedürfnis nach Beschaffung
weiterer Geschäftsräume bedingt war.
Zur Erlangung geeigneter Entwürfe wurde im Juni 1902 ein Wettbewerb unter den Architekten der
Provinz ausgeschrieben, der indessen ein befriedigendes Ergebnis nicht lieferte. Als wesentlichen Gesichtspunkt
enthielt das Programm die Bestimmung, daß das Ständehaus als historischer Monumentalbau im Äußeren
thunlichst keine Veränderung erfahren" sollte. Umgestaltungen im Innern erschienen unvermeidbar. Auch ein
anderweitiger Ersatz des Saalbaues wurde als nötigenfalls zulässig bezeichnet. Um ein maßgebendes Urteil
über die Behandlung des Altbaues zu gewinnen, zog man ein Gutachten des Professors Fr. von Thiersch in
München ein. Thiersch kam zu dem Ergebnisse, daß das Bauwerk, das er in seiner ganzen Anlage architektonisch
hoch bewertete, besondere Schonung verdiene. Das Ständehaus", heißt es in seinem Gutachten, ist in seiner
jetzigen Gestalt eine künstlerisch sehr beachtenswerte Leistung. Sie verdient um so höher geschätzt zu werden,
als ihre Entstehung in die Zeit der größten architektonischen Ratlosigkeit fällt. Es dürfte kaum irgendwo in
Deutschland aus den 30 er Jahren des vorigen Jahrhunderts ein bedeutenderes Werk zu nennen sein, bei dem
der Schöpfer den Mut gefunden hätte, den Palastbau der oberitalienischen Renaissance in so verständisvoller
und frischer Weise anzuwenden. Das Ständehaus ist deshalb wohl als Vorläufer für die Wiederaufnahme des
italienischen Geschmackes im vorigen Jahrhundert zu betrachten. Die vornehme Art, wie es auf dem verfüg-
baren Grund in reichlichem Abstand von den Nachbargrenzen errichtet ist, muß wohltuend ins Auge fallen.
ln anmutiger Weise hat es der Erbauer verstanden, die natürliche Steigung des Baugrundes nach rückwärts
durch eine im weiten Halbrund geschwungene Terrassenmauer mit Balustrade und Freitreppe zu überwinden.
Als Ganzes betrachtet, erscheint das jetzige Ständehaus in gewissem Sinn als eine organische Gesamtcomposition,
welche nicht geeignet ist, tiefere Eingriffe zu erleiden." Thierschs Vorschlag ging dahin, es möge auf die
Anlage einer Dienstwohnung für den Landeshauptmann verzichtet werden und das übrige Bauprogramm in den
ebenerdig entwickelten Begleitungstracten an den Saallangseiten und ineeinem einheitlichen neuen Quertract
Akten betr. Ständehaus. Ständehaus Cassel.
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seine Lösung finden." Als Änderung im Altbau regte Thiersch an, das Atrium, welches sowohl durch die
Aufstellung des Eberle'schen Gypsmodells vom Hanauer Denkmal der Brüder Grimm, als auch durch den
Einbau einer eisernen Treppe verunstaltet worden ist", von diesen Zutaten zu befreien
Einen Entwurf, der im Wesentlichen Thierschs Grundsätze berücksichtigte, aber auf die Einrichtung
der Dienstwohnung für den Landeshauptmann nicht verzichtete, arbeitete der Landesbauinspektor Röse aus.
Die Ausführung der Bauarbeiten, die einen Kostenaufwand von 593590 M. erforderte, erfolgte in den Jahren
1904 bis 1906. Die Änderungen beim Vorderhause beschränkten sich auf die Verschiebung einiger unwesent-
licher lnnenwände, die Schließung des Oberlichtes im Vestibulum, die Überbauung der hinteren Eckterrassen
und die Auskragung eines Treppentürmchens an der Rückfront. Völligen Wechsel erfuhr die Bestimmung der
Räume. Das ehemalige Fürstenzimmer wurde für den Oberpräsidenten eingerichtet. Die an der Straße
gelegenen Räume des Erdgeschosses erhielten der Landtagspräsident und der Ausschußvorsitzende. Erstes und
zweites Öbergeschoß gaben die Wohnung des Landeshauptmanns ab. Eine Vergrößerung des Sitzungssaales
wurde durch Beseitigung der Thronnische erreicht, wodurch sich auch die Möglichkeit ergab, statt der unter-
geordneten seitlichen Zugänge einen in der Achse des Vestibüls gelegenen, klar in die Erscheinung tretenden
Mitteleingang zu schaffen. In Zusammenhang mit dieser Verkehrsverbesserung stand die Ausgleichung der
inneren Fußbodenvertiefung im lmpluvium und die Beseitigung der Zugangstreppen zum Saal, die freilich nur
durch die Senkung des Saalfußbodens möglich war. Mit der Eisentreppe verschwand aus dem mit einem
neuen Oberlicht abgedeckten lmpluvium das Gipsmodell des Grimmdenkmals, das ins Museum Fridericianum
überführt wurde. Einen neuen Schmuck erhielt der in seiner Stuckatur gänzlich unberührte Saal in den Land-
grafenbüsten, die, zumeist Nachbildungen der Originale im Museum, in den Nischen aufgestellt wurden. Die
bis dahin hier befindlichen Vasen fanden in den Wandblenden der Eingangshallen einen neuen, nicht unpassenden
Platz. Belangreicher als die Umgestaltungen beim alten Hause, die überall mit Achtung vor dem Überkommenen
vorgenommen wurden, sind die Neubauten. Die Erweiterung ist in der Weise erfolgt, daß der Saalbau an den
Längsseiten von zweigeschossigen Trakten eingebaut ist, die im Erdgeschoß eine Wandelhalle für die Abgeordneten
und Sitzungszimmer für den Landesausschuß, im Oberstock noch Räume für den Landeshauptmann enthalten,
und am Kopfende den viergeschossigen Flügel mit den Geschäftsräumen aufnimmt, der sich über die ganze
Breite des Grundstücks erstreckt. Die Überdeckung des verbreiterten Saalbaues mit einem neuen gehobenen
Dach hat den Abbruch der alten Eckbauten zur Folge gehabt.
Gemälde
im Sitzungszimmer des Landesaussch usses, bis zum Jahre 1906 in der Landesbibliothek
Quitter, H. H., Landgraf Karl von Hessen. Ganze Figur. Leinwand. Breite 1,46 Höhe 2,33 m.
Rus ca, C. r., Landgraf Wilhelm Vlll. von Hessen. Ganze Figur. Leinwand. Breite 1,46 Höhe 2,33 m.
de Quitter, M., Landgraf Friedrich I. von Hessen. Ganze Figur. Leinwand. Breite 1,46 Höhe 2,33 m.
lm Vorzimmer des Landesausschusses
Unbekannter Meister, Landgraf Friedrich ll. von Hessen. Ganze Figur. Leinwand. Breite 0,79
Höhe 1,13 m.
lm Arbeitszimmer des Landeshauptmanns
Unbekannter Meister, Landgraf Friedrich ll. von Hessen. Kniestück. Leinwand. Breite 1,10
Höhe 1,42 m.
ln der Wohnung des Landeshauptmanns
Unbekannter Meister, Landgraf Friedrich ll. von Hessen. Kniestück. Leinwand. Breite 1,12
Höhe 1,46 m.
Unbekannte eiste Landgraf Wilhelm lX. von Hessen. Kniestück. Leinwand. Breite 1,10
Höhe 1,42 m.
Akten betr. Ständehaus. Ständehaus Cassel.
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459
Rathäuser.
Rathaus
der Altstadt.
Wie jeder der älteren Stadtteile besaß auch die Altstadt ihr Rathaus Die Zeit der Erbauung dieses
ersten Praetoriums Cassels ist nicht bekannt. Da die Stadt 1180 als civitas genannt wird und zweifellos als
eine landgräflich thüringische Gründung anzusprechen ist, wird sie wohl auch mit dem Recht der Siegelführung
und der damit verbundenen Amtshandlungen die erforderlichen Räume in einem eigenen Verwaltungshause
besessen haben. Die Entstehung des ältesten Stadtsiegels ist nicht lange vor 1217 anzusetzen? Aber erst aus
dem Jahre 1367 haben wir Angaben über eine Verhandlung vor Notar und Zeugen ante ingressum consistorii
opidi veteris"! Im Rathaus der Altstadt kamen 1377 die Vertreter der drei Casseler Stadtteile und anderer nieder-
hessischer Städte zusammen, um über die vom Landgrafen gestellte Forderung eines allgemeinen Ungeldes zu
beschließen. Sonst scheint aus der älteren Geschichte des Gebäudes nichts bekannt zu sein. Die Lage des Hauses
wird an der Ecke des Altmarktes und der Marktgasse angegeben, wo jetzt das Haus Brüderstraße Nr. 29 steht?
Mit der Errichtung des Altstädter Rathauses für die Zentralverwaltung der vereinigten Städte im
Jahre 1408 verlor das alte Rathaus der alten Stadt mehr und mehr seine Bedeutung. In der Folgezeit diente
es der Bürgerschaft als Brot- und Fleischschirne. Auch für andere öffentliche Zwecke wurde das Haus in Anspruch
genommen. Bis um die Mitte des 16. Jahrhunderts, vielleicht auch noch länger, enthielt es in einem Keller
unter der Weckeschirne den bürgerlichen Gehorsamß Daß die Bürgerwache in den Brotbänken" sich befand,
berichtet Kirchhof im 16. Jahrhundert." 1602 wurde unter dem Hause ein Keller gebaut; auch eine Küche
wird erwähnt. Nichtsdestoweniger scheint das Gebäude um diese Zeit weder vollständig ausgenutzt noch
ordentlich instand gehalten zu sein. Als 1608 Landgraf Moritz die Absicht kund gab, das städtische Hochzeits-
haus zu erwerben, schrieb ihm Jorg Rodingus, daß das alte Rathaus leer stehe und verfalle und der Stadt als
Ersatz für ihr Hochzeitshaus dienen könneß Im Häuserverzeichnis vom Jahre 1605 wird das Haus aufgeführt
als der Stadt Cassel alt Rhathauß darunder die fleisch vndt brotschirn sampt der Garküch." 1610 ist die
Rede davon, daß auch des Garkochs Losament auf dem Rathaus sich befinde und daß die alte Rathstobe"
den Orgelmachern als Werkstatt diente" Vermutlich fand um diese Zeit eine gründlichere Instandsetzung
statt; denn 1610 wurden fünf neue Türen beschlagen und die Wände der Orgelbauwerkstatt mit Leimen aus-
gebessert, 1614 auch eine große Zahl Windeisen und 1616 ein Ofen beschafft. Einzelne Räume müssen an
Private vermietet gewesen sein. lm Jahre 1622 wohnte ein Messerschmied Hans Kaspar im Hause. 1642
findet sich die Mitteilung, daß auch die Garküche von der Stadt verpachtet wurde, ebenso ein Kramladen, der
im Erdgeschoß lag." Daß in der Weckeschirne eine Wachtstube sich befand, wird zum Jahre 1655 vermerkt.
Für bemerkenswert hält es der Chronist, daß 1700 die schirne nach der Margaß hindurch gebrochen" wurde."
"1712 erhielt die Stadt an Miete aus dem Alten Rathause 50 fl. von Stadtweinschenk Johannes Meth für einige
Logiamenter, 27 fl. von der Buchbinders-Witwe Kuchenbecker für ein Logiament und einen Buchladen, 16 fl.
vom Knopfmacher Reinhard Friedell, 22 fl. vom Scribenten Johannes Alt, 19 fl. vom französischen Zimmermann
Nebelthau, Gebäude S. 16. Brunner, Rathäuser S. 14 ff. Zöllner, Rathäuser S. 12. Heidelbach, Rathäuser S. 5.
Vgl. S. 5.
Küch, Siegel S. 249.
Schultze, Klöster Urk. Nr. 258 vom 15. Mai 1367.
Nebelthau, Denkwürdigkeiten II S. 76. Nebelthau, Gebäude S. 16. Rogge-Ludwig, Kassel S. 151. Neuber, Rathäuser S. 144.
Neuber in Hessenland S. 107.
Brunner, Rathäuser S. 40 f.
Wendunmuth 225 Nr. 186.
Ortsrepositur Cassel. Staatsarchiv Marburg.
Handschrift. Stadtarchiv Cassel.
Stadtarchiv Cassel 36.
I1 Stadtarchiv Cassel 200.
Losch, Chroniken S. 5.
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Eäägäääääääääääää Gebäude.
Isaac Chartier und 28 fl. von Frau Martha Wehnerin für Stuben und Kammern Unregelmäßigkeiten im Betrieb
der Schirne zeigten sich wiederholt, da die Metzger sich um die bestehenden Bestimmungen nicht immer
kümmerten."
Den Zustand in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts beschreibt Schminke Der große Fleisch-
schirn ist ein weitläuftiges auf dem Markte, dem Rathause gegen über, an der Marktgassenecke gelegenes Haus,
so vormalen das alte Rathhaus gewesen seyn soll. Hierinnen haben die Metzger außer den gewöhnlichen
Fleischtagen Dienstag, Donnerstag und Sonnabend noch alle übrige Tage in der Wochen feil. Es gehöret der
gemeinen Stadt zu. Über dessen Thor lieset man folgende Aufschrift Ausonius. Si bene quid facias, facias
cito. Nam cito factum gratum erit. Ingratum gratia tarda facit. Daran befindet sich die Marktwache und über
deren Thüre diese Schrift Horatius.
Panis ematur, olus, vini sextarius adde
Queis humana sibi doleat natura negatis.
Woraus zu schließen stehet, daß dieses Gebäude vormalen theils zur Weckeschirn, theils zu einem andern
Gebrauch gedienet habe." Engelhardf berichtet 1778, daß unter diesem Gebäude neben den Fleischbänken
nunmehr anstatt der ehemaligen Marktwache die Karabinier eine Wache" hatten. 1789 war auch dieser
Wachtraum vermietet Noch Ende des 18. Jahrhunderts wird in der Polizey- und Commerzien-Zeitung das
Gebäude als das Alte Rathaus bezeichnete Während 1805 Krieger das Haus noch kurz erwähnt, nehmen
1828 und 1831 Lobes und Apell9 keine Notiz mehr von ihm. Im Jahre 1837 erfolgte der Abbruch des
mittlerweile veralteten Gebäudes. An seiner Stelle erhob sich das Wohnhaus des Bäckermeisters Sinning, das
1880 abbrannte uud durch einen nüchternen Neubau ersetzt wurde.
Abbildungen aus älterer Zeit sind nicht überkommen. Auf den Stadtplänen zeichnet sich das Grundstück
nur durch seine Größe aus. Selbst Wesselß" der von allen anderen öffentlichen Gebäuden gewissenhaft die
Raumeinteilung bringt, verzichtet bei dem für minderwertig erachteten Hause auf die Wiedergabe des Grund-
risses. Auch im Aufriß hebt sich das Gebäude auf den Stadtansichten nirgendswo hervor. Merian 11 zeichnet
einen Giebelbau, der seine Giebelseite dem Markte zuwendet, sich aber in nichts von den benachbarten Bürger-
häusern unterscheidet. Eine Andeutung des späteren Zustandes gibt eine Skizze Ruhls aus dem 19. Jahr-
hundert. Die Federzeichnung, die als Hauptvorwurf das Altstädter Rathaus darstellt, schneidet die Ecke des
Häuserblockes an der Mündung der Marktgasse an und bringt vom Alten Rathaus etwa die Hälfte der Markt-
front als Kulisse. Das Gebäude erscheint als stattlicher Fachwerkbau mit zwei vertretenden Obergeschossen
und einem Dachgeschoß mit hohem abgewalmten Giebeldach. Die Auskragung der Geschosse geschieht durch
Vorstreckung der Balkenköpfe, die nur im mittleren Geschoß auf steilen Knaggen ruhen. In der Brüstungszone
unter der in voller rontlänge durchgeführten Fensterreihe finden sich Andreaskreuze. Das steinerne verputzte
Erdgeschoß besitzt ein Spitzbogenportal mit Gewändesäulchen. Ein kleines schmales Fenster neben diesem
Eingang scheint ebenfalls im Spitzbogen geschlossen zu sein. Ob in dem gotischen Hause noch der Ursprungsbau
vorliegt, ist schwer zu sagen. Auf einer etwas jüngeren Darstellung des Altstädter Rathauses ist beim Alten
Rathause, das ebenfalls nur angeschnitten wird, eine Modernisierung der Tür und der Fenster sowie der Vorbau
eines Ladens an der freien Ecke des Hauses festzustellen.
Stadtrechnungen. Stadtarchiv Cassel.
Losch, Chroniken S. 21 ff.
Cassel S. 242 f.
Erdbeschreibung S. 101.
Stadtarchiv Cassel 10.
Rogge-Ludwig, Kassel S. 152.
Cassel S. 18.
Lobe, Wanderungen.
Apell, Cassel 1828 u. 1831.
Stadtplan 1673.
Stadtplan 1646.
Ölgemälde, Landesmuseum Cassel. Abbildung bei Holtmeyer, Alt Cassel S. XXX.
Tafel u. 19
Tafel
Tafel 315
ägääääää 461 äää äää äa
Rathaus der Unterneustadt.
Das Siegel der Unterneustadt bezeugt die Selbständigkeit auch dieses Stadtteils. Lange kann die
Selbstverwaltung allerdings nicht gedauert haben. Die Gründung der Neustadt fällt in das letzte Viertel des
13. Jahrhunderts unter Landgraf Heinrich 1.1; die Vereinigung mit der Altstadt erfolgte 1378 unter Landgraf
Hermann gleichzeitig mit der Einverleibung der Freiheit. Mit dem Bau der neuen Fuldabrücke und der
Erweiterung der Neustädter Pfarrkirche kurz vor der Mitte des 14. Jahrhunderts war, wie es scheint, auch
der Zeitpunkt für die Selbstverwaltung der neuen Stadt gekommen. Am 6. Dezember 1351 siegelte man zum
ersten Male mit dem neuen Siegel Da die Siegelberechtigung, welche die Stadt in die Reihe der selbst-
ständigen Stände der Fürsten, Ritter und geistlichen Körperschaften stellte, mit der Ausübung eigener Gerichts-
barkeit verbunden war, wird man annehmen müssen, daß für die Sitzungen des Schöffengerichtes wie für die
Beratung der städtischen Angelegenheiten überhaupt ein eigenes Haus um diese Zeit vorhanden war. Näheres
über die Entstehung dieses Gebäudes, des Rathauses, ist nicht bekannt. Daß die Unterneustadt indessen
tatsächlich ihr eigenes Verwaltungsgebäude besaß, ergibt die Mitteilung der hessischen Congeries zum Jahre 1376,
wonach zu dieser Zeit die bürgerliche Regierung zu Cassel in drey Theile getheilet" war und jede Stadt
ihr eigen Siegel und Rathaus" besaß."
Nach der Vereinigung der Stadtteile hat das Rathaus auch weiterhin noch für Gerichtsverhandlungen
gedient. Berichtet wird, daß nach 1378 der Rat der Stadt abwechselnd Gericht hielt in der alten, in der
neuen Stadt und auf der Freiheit, so am 21. Februar 1398 auf der Freiheit, am 22. Januar 1403 in der Altstadt
und am 8. Februar 1406 in der Neustadt 1403 wurde am Gericht in der Nuwenstad ztu Cassel" vor Bürger-
meister und Schöffen in Sachen des Martinsstiftes und 1407 wegen des Verkaufes der Herwigsmühle bei Betten-
hausen verhandelt? Den Namen Rathaus behielt das Gebäude bei. Zum Jahre 1472 berichtet die hessische
Congeriesß daß uf St. Thomastag die Fulda so flutig und groß" ward, daß sie in der neuen Stadt an die-
Rost des Kirchhoffs und die Treppen an dem Rathauß gangen ist." Von Bauarbeiten ist vereinzelt die
Rede. 1471 benötigte man ad pretorium nouae civitatis einen limes Calkes und drei Fuder Leimenß 1513,
heißt es, daß in der Nuenstat am Rothause gecleibet" wurdeß Bis ins 16. Jahrhundert scheint demnach
das Gebäude für Beratungen benutzt zu sein. Darauf diente es als Schule. lm 17. Jahrhundert bewohnte das
Haus auch ein Stadtknecht. Später befand sich außer der Schule noch die Wohnung des Opfermanns in ihm?
Die Lage des Gebäudes ist bekannt." Nach dem Häuserverzeichnis vom Jahre 1605" stand der
Stadt Cassell Hauß, welches vor alters ein Rahthauß", in dem Häuserquartier, das den Kirchhof nach der
Mühlengasse abschloß. ln einem Plane der Unterneustadt vom Jahre 1766 ist es, "als Stadt-Schulhaus"
bezeichnet, als letztes Haus am Südende dieses schmalen Häuserblocks eingetragen, sodaß es seine Stirnseite-
Vgl. S. 5.
Kiich, Siegel S. 254 Mit Namen werden uns allerdings schon einmal am 28. Mai 131 chs SchölTen der Neustadt neben
den zwölf Altstädter Schöffen genannt und auch 1339 finden wir ,burgermeistere unde scheffen ald und nuwe zu Cassele, beyde in der aldene
stad und in der nuwen ober der V0lde', aber allein urkunden sie niemals und stets bedienen sie sich eines Siegels mit der Altstadt, deren.
Schöffen sich auch sonst stets als die Schölien der Stadt Kassel bezeichnen. Es hat fast den Anschein, als 0b nur vorübergehend und nur
für gewisse Zwecke eine Sonderverwaltung für die Neustadt eingerichtet worden sei. Jedenfalls kommen Schollen und Neustädter Siegel erst
seit 1351 regelmäßiger in den Urkunden vor."
Nebelthau, Congeries S. 828.
Urk. Staatsarchiv Marburg.
Landau, Excerpte. Landesbibliothek Cassel.
Nebelthau, Congeries S. 344.
Stölzel, Stadtrechnungen S. 51 Nr. 48 u. S. 53 Nr. 51.
Stölzel, Stadtrechnungen S. 159 Nr. 97.
Brunner, Rathäuser S. f.
Nebelthau, Denkwürdiglteiten S. 278. Neuber, Rathäuser S. 144. Zöllner, Rathäuser S. 12. Heidelbach, Rathäuser S. 5.
ll Handschrift. Stadtarchiv Cassel.
Stadtplan Unterneustadt v. Krug 1766.
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Gebäude. QQQ
Sein Grundplan bildet ein Rechteck von sehr beschränkter Größe, aus dem nach
der Seite des Nachbarn ein winziger Hof ausgeklinkt ist. Im Allgemeinen kümmern sich die Stadtpläne wenig
um das Bauwerk, das als ziemlich unansehnlich" gilt ln den Stadtansichten fällt der Aufbau nirgends auf.
Nur Dilich scheint das Gebäude anzudeuten. Wenigstens zeichnet er an der Stelle, die für das Rathaus in
Frage kommt, einen Bau mit Giebeln an den Schmalseiten, einem Giebelaufbau an der einen Längsseite und
vier Eck-Erkern, die geschwungene Renaissancehelme tragen. Da indessen genauere Aufnahmen nicht vorhanden
.zu sein scheinen, fehlt vom Grund- und Aufriß jede sichere Kenntnis.
Seinen Untergang fand das Haus zu Ende des 18. Jahrhunderts, wo es bei Anlage der neuen Fulda-
brücke gleichzeitig mit der Kirche und den Nachbarhäusern abgebrochen wurde. Nach Stölzel soll das Haus
in die Gärtnereibaulichkeiten der Aue am Eingang derselben, wenn man vom Frankfurter Thor herkommt,
versetzt" worden sein, wo es jetzt aber auch nicht mehr vorhanden ist.
dem Rädermarkt zuwendet.
Tafel 233m 171,2
Rathaus der Freiheit.
Ähnlich wie bei der Unterneustadt lagen die Verhältnisse bei der Freiheit. Auch die Freiheit war
selbständig. Schöffen und Siegel dieses Stadtteils, der 1330 gegründet wurde erscheinen zuerst am 21. März 1340?
Um diese Zeit wird also auch der völlige Besitz der Selbstverwaltung anzunehmen sein. Daß für diese
Verwaltung ein besonderes Gebäude vorhanden war, darf nach dem Bericht der Congeries zum Jahre 1376
nicht bezweifelt werden, wonach um diese Zeit jeder der drei Stadtteile sein eigenes Rathaus besaß. Daß das
Rathaus als solches auch benutzt wurde, ergibt die urkundliche Erwähnung einer Gerichtsverhandlung auf der
Freiheit zum Jahre 1398."
Über die Stelle des Rathauses gehen die Ansichten auseinander. Wagner verlegt nach einer unver-
bürgten Überlieferung das Haus an die Ecke des Druselplatzes und der Obersten Gasse, wo jetzt das Haus
Druselplatz Nr. steht. Der Umstand, daß die Stadt zu keiner Zeit ein Eigentumsrecht an dem Hause geltend
macht, scheint nicht für diese Annahme zu sprechen, die auch um dessentwillen wenig für sich hat, weil der
abgelegene, beschränkte und von einem Wasserbecken eingenommene Druselplatz sich wenig als Vorplatz eines
Rathauses eignete. Glaubhafter ist Nebelthaus Ansicht, daß das Haus an der Südostecke des Friedhofes der
Martinskirche, also am Hauptplatze der Stadt und der Mündung der Marktgasse gegenüber gelegen habe.
Wieweit Nebelthaus Vermutung zutreffend ist, daß das später an dieser Stelle nachweisbare Kauf- oder Tuchhaus
nichts anderes sei, als das ausgebaute Rathaus, mag dahingestellt bleiben. Tatsache ist, daß das Kaufhaus noch
1471 als Pretorium libertatis vorkommt" und daß ebenso wie im Altstädter Rathaus auch im Kaufhaus sich
ein städtischer Weinschank findet, der freilich nicht vor dem Jahre 1543 in den Stadtrechnungen genannt wird.
Als ebenso erwiesen muß indessen gelten, daß der im Jahre 1421 an der genannten Stelle vorgenommene Bau
nur die Errichtung des Kaufhauses zum Zweck gehabt haben kann."
Daten aus der Baugeschichte des Rathauses sind ebenso unbekannt wie das Aussehen des Hauses.
Nebelthau, Gebäude S. 16.
Stadtansichten Bl. u. 15 1598.
Anl. d. St. Kassel S. 102.
Vgl. S. u. 40.
Vgl. S. 28.
Nebelthau, Congeries S. 328.
Urk. v. 21. Febr. 1398. Staatsarchiv Marburg, Stadt Cassel.
Abschr. d. Häuserverzeichnis v. J. 1605 aus d. Stadtarchiv Cassel.
Denkwürdigkeiten II S. 81 u. Gebäude S. 21 f. Danach Zöllner, Rathäuser S. 12 und Heidelbach, Rathäuser S. 5.
Stölzel, Stadtrechnungen S. 54 Nr. 52. Brunner, Rathäuser S. 7.
Vgl. Abschnitt Kaufhaus".
E454
11
463 EQQQQE QQQQB
Altstädter Rathaus.
Im Anfange des Jahres 1378 nahm die Sonderverwaltung der drei Stadtteile durch politische Ereignisse
ein Ende. Die Spannung zwischen den hessischen Städten und Landgraf Hermann im letzten Viertel des
14. Jahrhunderts war durch die Vermittlung des Landgrafen Balthasar von Thüringen am 12. Mai 1378 beigelegt.
Am Neujahrstage dieses Jahres waren die Städte in Cassel zum zweiten Male zusammengetreten. Damals hat
man offenbar auch durch einen selbständigen Willensakt der drei Stadtteile ohne Wissen des Landgrafen die
Sonderverwaltung aufgelöst. Durch die Zentralisierung hoffte man die Widerstandskraft der Bürgerschaft gegen
den Fürsten zu stärken. Der Erfolg zeigte sich bald in der Eroberung und Besetzung der landgräflichen Burg.
Auf dieser Versammlung diente das Sekret der Stadt Cassel zur Untersiegelung der vereinbarten Abmachungen.
Es wird ausdrücklich noch als Siegel der Altstadt bezeichnet.
Die Vermittlung des Landgrafen von Thüringen bewirkte unter Anderm, daß die drey Räthe zu Cassel
hinfür nur Ein Rath sein sollten." Hatte es bis dahin in Cassel 60 Ratsmitglieder gegeben, so betrug ihre
Zahl in der Folgezeit nur noch 26.1 Die Vereinigung der drei Stadträte zu einem einzigen ließ der Landgraf
auch später bestehen und hob sie auch dann nicht auf, als er wieder unumschränkter Herrscher in Cassel
geworden war und 1384 eigenmächtig die Stadtverfassung änderte. Jedenfalls lag die Vereinfachung der
Verwaltung auch in seinem Interesse. S0 ist in allen Urkunden seit dem 28. Juni 1378 immer nur allgemein
von dem Siegel der Stadt Cassel, nie mehr von einem der alten Stadt oder der neuen Städte die Rede."
Daß trotzdem die Erinnerung an die alte Dreiteilung der Stadt in der Bürgerschaft fortlebte, beweist die
Tatsache, daß in der Stadtrechnung von 1471 neben dem Praetorium consulatus auch noch das Praetorium
nove civitatis und das Praetorium libertatis aufgeführt werden. Der Ausdruck Praetorium consulatus besagt
freilich wiederum deutlich, daß nur hier der Sitz des Rates gesucht werden darf.
Die politische Machterweiterung der Stadt mußte auch in baulicher Hinsicht ihren Ausdruck finden.
Sie äußerte sich in der Errichtung eines neuen Verwaltungshauses, das im alten Stadtkern unfern des ersten
Rathauses seine Stelle erhielt und später im Gegensatz zum Oberneustädter Rathaus den Namen des Altstädter
Rathauses annahm. Zunächst versuchte man allerdings noch mit den gegebenen Räumlichkeiten auszukommen.
Aber schon zu Beginn des neuen Jahrhunderts wurde auf dem Platze am Altmarkt, der seitlich von der Fisch-
gasse und der Straße nach dem Judenbrunnen eingeschlossen wird,imit den Bauarbeiten zum neuen Praetorium
begonnen. 1404 erfolgte nach den älteren Chroniken die Errichtung der Stadtwageß Sie nimmt den dem
Altmarkte abgekehrten Teil des langgestreckten Grundstückes ein. Nach anderen Nachrichten soll die Wage
erst 1414 erbaut sein; doch lassen sich solche Daten recht wohl vereinigen, da Aufbau und Einrichtung eines
damals bedeutenden Bauwerks sich über eine ganze Reihe von Jahren hinziehen konntens" Zum eigentlichen
Nebelthau, Denkwürdigkeiten II S. 33.
Kiich, Siegel S. 256.
Stölzel, Stadtrechnungen S. 53 Nr. 51, S. 54 Nr. 52 u. S. 65 Nr. 66.
Dilich, Chronica S. 157. Nebelthau, Congeries S. 336. Schminke, Cassel S. 239. Nebelthau, Denkwürdigkeiten II S. 74,
läßt die Nachricht von der Errichtung der Stadtwage im Jahre 1404 nur gelten, sofern man darunter eine andere, vielleicht nur provisorisches
Einrichtung versteht, als diejenige unter dem erst einige Jahre später erbauten Rathause."
Nebelthau, Gebäude S. 21 Im Jahre 1404, unter Landgraf Hermann, erbaute die Stadt, wie die Chronik ausdrücklich angibt,
die Waage. Die Waage aber befand sich unter dem in den 1830 er Jahren abgebrochenen großen Rathause; es muß daher auffallen, daß
sich nur die Erbauung der Waage, nicht das Rathaus selbst in der Chronik angegeben findet. Ich bin deshalb geneigt anzunehmen, daß das
allerdings weitläufige, jedoch anfangs vielleicht nur einstöckig projektierte Gebäude ursprünglich bloß zur Waage bestimmt gewesen war, und
erst dann zum Rathause bestimmt ward, als das am Ledermarkt, am oberen Ausgang der Marktgasse errichtete sog. Kauf- oder Tuchhaus die
Gewölbe und Marktstände der Wollenweber und Tuchhändler aufgenommen hatte. Und umgekehrt möchte ich glauben, daß dieses Kauf-
oder Tuchhaus, unter welchem sich der oberste Stadtkeller, wie unter dem Waageban der unterste Stadtkeller befand, von Anfang zum Rathaus
des Breuls und der Freiheit bestimmt gewesen war. Bei der Vereinigung der drei Städte unter einem Rath, die 1378 stattfand, mag der
Bau liegen geblieben sein, und so finden wir erst im Jahre 1421 die Errichtung des Kaufhauses gemeldet. Dasselbe war anfänglich, des
sonst bestehenden Verbots ungeachtet, nur mit Stroh gedeckt, vielleicht eben, weil so schnell als möglich die Wollenweber und Tuchhändler
dort einziehen, das Waagehaus räumen und hier dem gesamten Rath der drei vereinigten Städte Platz machen sollten."
464
Rathause wurde der Grundstein 1408 gelegtß Das Gebäude kam auf dem erwähnten Grundstück mit der
Giebelseite nach dem Marktplätze zu stehen, sodaß es die Verlängerung der Wage bildete. Ob der Platz für
das Rathaus frei und Eigentum der Stadt, vielleicht die Stätte der alten Gerichtslinde war, oder ob er erst
freigelegt werden mußte, ist nicht bekannt. Tatsache ist, daß der Platz vor dem Rathause noch in späten
Zeiten als Gerichtsstätte erscheint? Die Chroniken des 18. und 19. Jahrhundertst halten indessen nicht nur die
auf dem Marktplatz vollzogenen Hinrichtungen für erwähnenswert, sondern bemerken auch, daß wichtige
Bekanntmachungen der Regierung für dem Rathhauße abgelessen" wurden.
Einzelheiten aus der Entstehungsgeschichte des Neubaues sind nicht überkommen. Dagegen fehlt es
nicht an Mitteilungen über bauliche Maßnahmen und innere Einrichtung des Hauses aus späterer Zeit.5 lm
Jahre 1444 erborgten Bürgermeister und Rat vom landgräflichen Küchenmeister Junker Otto von Muhlenbach
100 rheinische Gulden, um sie am neuen Rathaus zu verbauen; 1468 erhielten die Ratsstube" sowie die
Kleine Stube" Kachelöfen und die Kammer" Dielung, Verputz, Anstrich und Verglasung? Im selben Jahre
wurden Kannen beschafft Auch findet sich 1468 ein Betrag verbucht für Puluerbudele vffs Raithues als
man dii thorne vnd gewer bestalte der Stad Cassel." Holz zur Treppe besorgte man 1491." Für Slosse
vnd ysen vfl die wogen" sowie für bley vff die wogen die krappen lnzugiessenn" sind 1506 Ausgaben vermerkt."
Der Seiger auf dem Weinkeller wird 1513 erwähnt." Für zweyen steynen tzuhawen tzu gewichten an die
Vhr vber dem Weinkeller" erhielt Hans Bernicke 1520 vier Albusßß lm gleichen Jahre beschaffte man
Beschläge für die Fenster und ein neues Schloß für das Tor mit zehn Schlüsseln Ein neues Schloß erhielt
1520 auch die Pulverkammer. 1526 kamen der thornkasten aus der schreiberin haus ln der fuldegass" und
ein eiserner Ofen aufs Rathausßä Drei Lehnbänke wurden 1553 beschafft"; Ebenfalls 1553 ist von der Uhr
über der Wage die Rede;" das Räderwerk wurde in Ordnung gebracht. Es scheint, als 0b bereits im
16. Jahrhundert das Rathaus zu klein geworden war; denn kurz nach der Mitte des Jahrhunderts läßt sich der
Ankauf von Nachbarhäusern feststellen. 1556 wurden am gekauften Hause am Rathause" 61 Gulden Albus
verbaut", Ein Jahr darauf erwarb die Stadt die Behausung des Bürgers Christoffer Tassel am Radthuse in
der Marggasse." 19 Von den Mitteilungen aus jüngerer Zeit interessiert Engelhards Bemerkung aus dem Jahre
1778," daß das Rathaus von außen verneuet" sei.
Über den äußeren und inneren Zustand des Hauses geben die Stadtpläne, Abbildungen und Beschreibungen
verhältnismäßig gute Auskunft, die durch gelegentliche geschichtliche Mitteilungen noch ergänzt wird. Auf dem
ältesten Plane der Stadt aus der Mitte des 16. Jahrhunderts 21 befindet sich an der Stelle, die für das Rathaus
Winkelmann, Hessen ll S. 287.
Brunner, Rathäuser S. u. 17, sucht den Platz der Gerichtslinde entweder an der Stelle des Altstädter Rathauses oder auf dem
Altmarkt oder auf dem jetzigen Marställer Platz.
Vgl. S. 37f u. S. 467.
Losch, Chroniken S. 33, 34, 35, 37, 40, 46 u. 120.
Neuber, Rathäuser S. 145 ff. Schwarzkopf, Cassel S. 10 ff. Zöllner, Rathäuser S. 12 f. Heidelbach, Rathäuser S. f.
Ungedr. Urk. d. Martinsstiftes in einem Kopialbuch v. 1680.
Stölzel, Stadtrechnungen S. 22 Nr. 41 u. S. 25 Nr. 46.
Stölzel, Stadtrechnungen S. 22 Nr. 41.
Stölzel, Stadtrechnungen S. 23 Nr. 43.
Stölzel, Stadtrechnungen S. 110 Nr. 34.
Stölzel, Stadtrechnungen S. 130 Nr. 56 u. 57.
Stölzel, Stadtrechnungen S. 146 Nr. 51. Nach Brunner, Rathäuser S. 18, wurde die Uhr zwischen 1500 und 1512 beschafft.
Stölzel, Stadtrechnungen S. 183 Nr. 122.
Stölzel, Stadtrechnungen S. 183 Nr. 123 u. S. 182 Nr. 121.
Stölzel, Stadtrechnungen S. 204 Nr. 122 u. 123.
Stölzel, Stadtrechnungen S. 251 Nr. 199.
Stölzel, Stadtrechnungen S. 240 Nr. 162.
Staatsarchiv Marburg M. St. S. 816.
Urk. Stadtarchiv Cassel.
Erdbeschreibung S. 101.
Stadtplan v. Müller 1547 u. 1548.
Tafel u. 7.
E E
Ban- und Kunndcnkmäler im Regierungsbezirk Cauei. VI. Cassel-Sndl.
465
EQQQ QQQQQ
59
u. 19
in Betracht kommt, ein stattliches Gebäude mit hohem Dach und Ecktürmchen. Das Haus zeigt eine Straßer
überbrückung nach einem benachbarten Gebäude, das im Giebel ein Uhrzifferblatt aufweist. Eindeutige Schlüss
sind nicht möglich, weil die Orientierung der Straßen und Lage der Baublocks sich als ganz ungenau heran
stellen; doch scheint es, als 0b das eigentliche Rathaus und die Wagerdargestellt sind. Merian der ebene
wie Winkelmannz das Rathaus unter die feine vornehme Gebaew" der Stadt rechnet, zeichnet 1646 ei
ansehnliches Bauwerk mit Satteldach, dessen marktseitig gelegene Giebelfront außer den beiden Ecktürmche
auch einen gehobenen Mittelerker besitzt. Auf dem Hintergrundstück stellt er zwei Giebelhäuser vc
verschiedener Länge dar, deren Firstrichtung senkrecht zu der des Rathauses steht. In größerem Maßstal
erscheint die Marktseite des Rathauses auf Abbildungen aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts? Nac
diesen Darstellungen bestand das Haus aus einem massiven Keller und Erdgeschoß und aus zwei obere
Fachwerkgeschossen. Der hintere Teil des Gebäudes, in dem man die Wage vermuten muß, besaß ei
Stockwerk weniger. Das hohe Dach war an der Marktfront abgewalmt, so zwar, daß seine Grate abgeplatti
waren und die Traufe so weit gehoben war, daß sich noch ein Dachstockwerk ergab. Die Ecktürmchen,
als polygonale Erker diesen Drempel flankierten, ruhten auf Konsolen von der Form der gestürzten Pyramic
und trugen schlanke Hauben. Das über der Traufe ansetzende Mitteltürmchen besaß die" gleiche Form, abt
kleinere Abmessungen. Die Vorderfläche seines Daches war mit einer Lukarne für die Schlagglocke besetz
Das Zifferblatt der zugehörigen Uhr befand sich unter dem Erker am Fuße des Drempelgeschosses. Die Helrr
der Türme trugen an der Spitze Knaufe. Die Bekrönung des Hauptdaches bildete ein Hahn, der als Wah
zeichen der Stadt galt Welche Formen das ursprünglich" freiliegende Fachwerk zeigte, ist unbekannt? D4
Bau erscheint in allen Teilen verputzt. Auch die Ausbildung der Gebälkauskragung ist nicht mehr festzustellei
da die Geschoßabsätze verschalt sind. Soviel scheint festzustehen, daß Knaggen nicht vorhanden waren.
Zahl der Fachwerkfelder Lqrrug acht, die im ersten Obergeschoß sämtlich, in den anderen Stockwerken nur
mittleren Teile durch Fenster ausgefüllt waren. Das Erdgeschoß besaß zwei höhere Lichtöffnungen mit Kreu
pfostenteilung und zwischen ihnen in der Mittelachse ein Spitzbogenportal mit tiefer Leibung und profilierte
Gewänden, den über eine Freitreppe zugänglichen Haupteingang. Daneben lag, etwas in die Erde versenk
der Zugang zumuRatskeller, gleichfalls eine proülierte Spitzbogenöffnung mit Rundbogendurchgang, wie
scheint, am hinteren Ende der zum Keller führenden Treppe. Als Zeichen der öffentlichen Bestimmung dr
Hauses findet sich neben dem Haupteingange eine Wappentafel eingemauert. Ein an einer Kette hängendt
Halseisen für die zum Prangerstehen Verurteilten soll sich an der Front nach der Fischgasse befunden haben
Einen Grundriß des Erdgeschosses bringt Wessels Stadtplanf auf dem sich auch die enge Gasse ai
der Hinterseite des Rathauses, das Gäßchen bei der Wage", feststellen läßt und für die östlich an der Wag
vorbeiführende, auf den Judenbrunnen zulaufende Straße die Bezeichnung Hinder der Wage", für die westlic
am Rathaus entlang führende Straße, die jetzige Fischgasse, der Name Hinderm Raht Hauß" findet.
Grundriß bildet einen langen schmalen rechteckigen Raum vom Verhältnis 13'2, der durch eine mittlei
Säulenstellung in zwei Schiffe geteilt und mit scheitelrechten Kreuzgewölben abgeschlossen wird. Durchgefüh
ist die Aufteilung nur bis zur dritten Säule; die Fortsetzung hat die eingeschriebene Bezeichnung Rahthauß
gehindert. Die Schmalseite nach dem Markte zeigt in Übereinstimmung mit den Aufrissen in der Mitt
die Eingangstür und rechts und links davon je ein Fenster, die Gegenseite zwei Fenster; die Längsseite
Topogr. Hass. Anh. S.-15. Stadtplan 1646. Stadtansicht 1646.
Hessen ll S. 287.
Handzeichnung v. Ruhl, photogr. Aufnahme Denkmälerarchiv Cassel. Ölgemälde Landesmuseum Cassel. Steinzeichnung v. Eule
Abb. d. Marktplatzes. Steinzeiclmung v. Specht.
Vgl. S. 29.
Modell des Rathauses mit rekonstruiertem Fachwerk von Architekt Hölk, verwandt im Festzuge der Jahrtausendfeier 1913,
neuen Rathause zu Cassel.
Rogge-Ludwig, Kassel S. 152.
Stadtplan v. Wessel 1673.
aaaaaaaaaa 466 aaaaaaaaaaaaaa
besitzen je acht Achsen, von denen die sechste beiderseits als Eingang gedient zu haben scheint. In der vierten
Achse auf der Seite des Judenbrunnens tritt ein runder Treppenturm nach außen vor. Die Grundrißanordnung
entspricht somit der im Mittelalter üblichen Saalanlage.
Die Zweckbestimmung der einzelnen Geschosse ist im Wesentlichen geklärt. ln dem im Untergeschoß
gelegenen geräumigen Ratskeller betrieb die Stadt ihren einträglichen Weinzapf. Von dem Ansehen dieses
vielbesuchten Trinkraumes berichtet die Chronik in auffallender Fülle Auch hohe Herren verschmähten es
nicht, die gastliche Stätte zu besuchen. So erzählt die hessische Congeries," daß 1426 Landgralf Ludwig,
den man nandte den Fürsten des Friedens uf Dienstag vor Margreta mit seinen Edelleuten und Dienern
im Weinkeller gewest, da seyn verzert und durch die von Cassel bezahlt worden 10 Goldgulden Alb." Eine
eiserne in einem Steinpfeiler des Kellers eingelassene Tafel vermerkte zum Gedächtnis, daß 1413 der Landgraf
eben dort nach einem Fischzuge von 398 Lachsen aus der Fulda ein Traktement gegeben habeß Der Stadt-
keller des Rathauses wurde zum Unterschiede von dem unter dem Kaufhause befindlichen ebenfalls der Stadt
gehörigen Oberen Keller" der Untere Keller" genannt. Ein vereidigter Stadtbänder besorgte die Keller-
meisterei; zwei Zäpfer, Herren des Rats, hatten die Verwaltung darüber. Der Schank im Unteren Keller war
für die Stadt noch ergiebiger als der im Oberen Keller; er brachte im 18. Jahrhundert bis zu 240 Rtlr. Pacht
jährlich. Zur Unterhaltung der Gäste wurde um die Mitte des 17. Jahrhunderts auf Stadtkosten eine Art
Billard aufgestellt, zu dem der Schreiner den hölzernen Rahmen herrichtete, der mit zwei Ellen grünen Tuches
bespannt wurde; dreizehn Messingkugeln dienten zur Ausübung.des Spielesß Sein Ansehen scheint der Keller
aber mit der Zeit verloren zu haben. In der letzten Zeit bildete er eine Bier- und Schnapskneipe geringster Art?
Der große Saal des Erdgeschosses, der in seiner Längsachse von sieben Säulen durchsetzt war, diente
als Kaufhalle; Der Raum wird als sehr hoch bezeichnet? Die Angabe, daß er mit Gewölben überdeckt war,
bestätigt die Richtigkeit der Darstellung auf Wessels Plan. An seinen Säulen fand man zu Lehr und Warnung
allerlei seltsame Wahrzeichen angebracht, wie die falschen Schlüssel, die ein angesehener Bürger, Johannes
Schwerdtfeger mit Namen, bei seinen Einbrüchen gebraucht hatte, um derentwillen er selbst an den Galgen kamß
Von der breiten steinernen Treppe vor dem Eingänge zur Halle herab pflegten die Erlasse der Obrigkeit feierlich
verkündet zu werden. Auf dem Marktplätze selbst unter freiem Himmel wurde Gericht gehalten, wenn es sich um
Leib und Leben handelte, zum letzten Male im September 1817 vor der Hinrichtung des Raubmörders Roßbach.
Über die ursprüngliche Verfassung des ersten Obergeschosses ist zwar nichts überliefert, doch ist anzu-
nehmen, daß auch dieses Geschoß anfänglich einen einzigen Raum bildete. Auch dieser Saal, der zu den
Versammlungen und Beratungen diente, muß durch sieben Stützen geteilt gewesen sein, die indessen vermutlich
aus Holz bestanden und zum Tragen der Balkendecke bestimmt waren. Nachdem anscheinend um das Jahr
1570 bauliche Änderungen vor sich gegangen waren, finden sich in einer Stadtrechnung, von 1572 als Räume
des ersten Stockwerkes die kleine und die große neue Ratsstube, der Gang, die Kämmerei und das Sommerhaus" 10
Brunner, Rathäuser S. 22 ff.
Nebelthau, Congeries S. 337 f.
Nebelthau, Congeries S. 339.
Brunner, Rathäuser S. 22.
Rogge-Ludwig, Kassel S. 152.
Rogge-Ludwig, Kassel S. 152, bezeichnet den Raum als Wage. Aber seine Beschreibung paßt nur auf die Kaufhalle. Ob seiner
Zeit eine vorübergehende Benutzung des Raumes als Wage stattgefunden hat, bleibt dahingestellt. Daß sich für Rogge-Ludwig Wage" mit
Kaufhalle" decken muß, geht auch aus seinen Angaben hervor, daß der Raum nach dem Markt liege und unter ihm der Unterste Keller sei.
Ferner teilt er mit, daß in den Räumen in früheren Jahrhunderten bis zur Einrichtung des Packhofes die ein- und ausgeführten Waren behufs
der Versteuerung gewogen wurden; auch habe der Ort mit seinen vielen Fässern und Kisten einen vortrefflichen Platz zum Versteckspielen
abgegeben, schließlich sei er jedoch an einen Spezereihändler vermietet worden, der hier einen Laden eingerichtet habe.
Rogge-Ludwig, Kassel S. 152.
Nebelthau, Congeries S. 348.
Stadtarchiv Cassel 956.
Sommerhaus, mit coenaculum und aestiva übersetzt, war in älterer Zeit ein luftiger, hallenartiger Raum, der im Sommer als
Wohngemach, namentlich als Eß- und, wie wohl im Casseler Rathaus, als Trinkraum diente. Grimm, Wörterbuch S. 1531. Brunner,
Rathäuser S. 20.
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467
E1332
59'
äääääßäääg Gebäude.
aufgeführt. Die Küche war ganz neu hergerichtet und zum Teil, wie die kleine Ratsstube, mit Holzvertäfelung
versehen. Für die Ratsstube lieferte in diesem Jahr der Bildschnitzer Meister Andres Herber zu Cassel ein
Brustbild, für das ihm Gulden 20' Albus gezahlt wurden; doch erfahren wir nicht, was es darstellte, noch
wissen wir, was aus ihm geworden Von einem anderen Ausstattungsstück des Raumes ist 1586 die Rede.
Wie das Ratsprotokoll vermerkt, ist Montags den 7. Martii der Secretarius Johan Heugell ufs Rathaus
kommen und einen geschnitzten Hirschkopf sambt einem ufgesetzten Gewicht in die Rathstuben geben.
Desmals ihme ein Ehrendrunk gebotten, und seind Maß Weins verdrunken worden." Aus Beschreibungen
ist bekannt, daß die große Ratsstube, die auch die Bezeichnung Ratssaal führte und nach Nebelthau die ganze
Vorderfront einnahm, eine reiche Bildergalerie besaß. Von Philipp dem Großmütigen an schmückten die
Porträts der hessischen Landgrafen die Wände dieses Hauptraumes." Philipps Bildnis rührte vom Hofmaler
Michel Müller her. Wenngleich erst nach des Landgrafen Tode 1570 gemalt, gilt es als das beste, das den
alternden Fürsten darstellt Besonderen kunstgeschichtlichen Wert erhält das Stück dadurch, daß es das
einzige noch vorhandene beglaubigte Ölgemälde des Meisters ist. Von Christoph Jobst stammten angeblich
die Bildnisse Wilhelms IV. und seiner Gemahlin, die der Sohn Moritz bald nach seinem Regierungsantritt
malen ließ, um sie nebst seinem eigenen Porträt der Stadt zum Geschenk zu machen? Auch die späteren
Fürsten bereicherten die Sammlung durch Stiftungen. Daneben scheint die Stadt auf eigene Rechnung
Anschaffungen gemacht zu haben. Für fünf königliche und fürstliche Contrafaicten in die newe Stube" wurde
1642 ein Posten von Gulden 10 Albus aus der Stadtkasse verausgabt; 1779 berichtet Engelhardß daß
die große Ratsstube nach dem neueren Geschmacke eingerichtet und mit den Bildnissen des jetztregierenden
Herrn Landgrafen und neuerer höchsten Personen des fürstlichen Hauses herrlichst ausgezieret worden" sei.
Das Porträt Friedrichs rührte von J. H. Tischbein her. Vollzählig war die Reihe der Landgrafenbilder um
diese Zeit noch nicht. Denn als beim Regierungsantritt Wilhelms IX. der Magistrat den neuen Landesherrn
bat, die Stadt wie von alters her üblich" mit seinem und seiner Gemahlin Porträt zu beschenken, bemerkte
er, daß annoch die Bilder von des Landgrafen Mutter, vom Landgrafen Karl und von Wilhelm VIII. fehlten,
und sprach die weitere Bitte aus, diese Lücken auszufüllen. Das eigene Bildnis des Landesherrn wurde darauf
genehmigtß Erleuchtet wurde die Ratsstube von zwei sechsarmigen metallenen Kronleuchtern, deren Arme
1764 von der Frau eines Stadtdieners zum Teil entwendet und veräußert wurden? An der Decke des Saales
befand sich ein Zifferblatt der Schlaguhr. Der Zugang erfolgte über die Wendelstiege des Treppenturms an
der Westseite des Gebäudes. Über dem Eingang desselben las man auf einer, der Rundung des Turmes sich
anschmiegenden Steintafel den Spruch Eins manns red ein halbe red Man sol die part verhören bed." Der
Spruch, der noch aus der Zeit stammte, da das erste Obergeschoß in ungeteiltem Zustande den Beratungen
diente, galt auch noch später, als das Geschoß in mehrere Einzelräume aufgeteilt war und in der Ratsstube
die Sitzungen des Rates und der Schöffen abgehalten wurden. Wie Krieger 10 1805 mitteilt, war auch der
Vorsaal mit verschiedenen alten Gemälden geziert, welche größtenteils Sujets aus der biblischen "Geschichte
des alten Testamentes" enthielten. Dieser Vorsaal soll zu Bürgerversammlungen benutzt worden sein und eine
Größe besessen haben, daß in ihm 400 bis 500 Mann militärisch aufgestellt werden konnten.
Brunner, Rathäuser S. 20.
Staatsarchiv Marburg. M. St. S. 815.
Rommel, Quellen S. 116. Schminke, Cassel S. 239.
Drach u. Könnecke, Bildn. Philipps S. 69.
Rommel, Gesch. v. Hessen VI S. 486. Brunner, Rathäuser S. 20 f.
als Besteller der Bilder an.
Stadtrechnung. Stadtarchiv Cassel.
Erdbeschreibung S. 101.
Stadtarchiv Cassel 40.
Stadtarchiv Cassel 40.
Cassel S. 147.
Knetsch, Jobst, gibt nicht Moritz, sondern Wilhelm IV.
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Noch eine Reihe anderer Räume des Hauses, in dem offenbar die Raumbestimmung von Zeit zu Zeit
wechselte, ist bekannt, ohne daß es möglich wäre, in jedem Falle die Lage mit Sicherheit anzugeben. Bis
zur französischen Okkupation befanden sich im Rathause das städtische Archiv, die Stadtrepositur, die Kämmerei,
die Steuerstube und das bürgerliche Gefängnis. Eine Obereinnehmerstube wird 1622, eine Audienzstube 1661
genannt Das Archiv lag an der Nordseite in der Nähe des Treppenturmes. ln seinem Gewölbe wurden
nicht nur die städtischen Urkunden und Akten, sondern auch das Silbergeschirr aufbewahrt. Auch etliche
Kunstwerke befanden sich dort, so das Leiden Christi, aus Elfenbein geschnitzt, und ein Bildnis des Heilands,
aus Messing gestochen und in ein Portal eingefaßt. Ein ähnlicher Raum, gleichfalls an der Nordseite gelegen,
diente zeitweise als Kleine Schirne" für das bessere Fleisch. Auch eine kleine Rüstkammer besaß die Stadt
in ihrem Rathause für die Bewaffnung der Knechte, die sie dem Landgrafen unter eigenem Banner ins Feld
mitgab. An diesen Waffenraum stieß der Bürgergehorsam. Er bestand aus zwei getrennten Gelassen, deren
ungleiche Bewertung in dem Spottnamen sich kundtut, mit denen der Volkswitz die unbeliebten, aber im
Ganzen wohl harmlosen Gewahrsame belegte. Der strengere Arrest hieß die Neue Welt", der leichtere die
Goldkammer? Nach Errichtung der Bürgergarde 1831 wurde die Hauptwache dieses Korps zunächst in
das Rathaus verlegt und die Goldkammer zum Gefängnis für die Bürgergardisten bestimmt, die sich Vergehen
im Dienste hatten zu Schulden kommen lassen. Über der Wage ist die Kornleube" zu suchen, ein Speicher,
auf dem die Stadt, wenn Hungersnot oder Krieg drohte, ihre eingekauften Früchte lagerte? Daß die Stadt
ihr Rathaus nicht ausschließlich für ihre eigenen Zwecke benutze, sondern zuweilen einen Theil desselben
zu einem andern Gebrauch auf eine Zeitlang herzugeben" pflege, erwähnt Schminke indem er einen kultur-
geschichtlich bemerkenswerten Beleg hinzufügt. Im Jahr 1647 wurden daselbst auf Anordnung der Frau
Landgräfin Amelia Elisabeth verschiedene Predigten von der wirklichen Erscheinung des Herrn Messias im
Fleisch an die aus dem Lande versammelte Judenschaft von Justus Soldan gehalten, welche hernach 1650 in 4to
im Druck erschienen sind." Eine andere Benutzung des Gebäudes für religiöse Zwecke ist zum Jahre 1757
überliefert, als die Franzosen in Cassel auf dem Rathause ihren Gottesdienst abgehalten" haben?
Für die Gastereien und Trinkgelage besaß die Stadt ihr eigenes Geschirr und einen reichen Vorrat an
Leinenzeug. Ein lnventarverzeichnis aus dem Jahre 1789 gibt 64 große und kleine Zinnschüsseln, große
"Suppennäpfe, Dutzend Teller mit dem Stadtwappen und 34 ohne solches an, ferner 10 Salzfässer, Senf-
kannen, 29 Leuchter aus Zinn und drei große Kandelaber aus Messing. Für Festlichkeiten, Fürstenbesuche,
Bürgermeisterwahl und andere besondere Gelegenheiten waren silberne Becher und Prunkgefäße im Gebrauch.
Im Jahre 1577 wurde der Beschluß gefaßt, daß jeder neu erwählte Ratsherr nicht, wie bis dahin üblich, einen
lmbiß zu geben habe, sondern einen silbernen übergoldeten Becher, nicht unter 20 Gulden wert, aufs Rathaus
stiften solleß Als man 100 Jahre später den Bestand des Silberschatzes aufnahm, zählte man 70 Becher,
darunter viele mit Deckeln. Bekannt sind ein Becher von Colmann Fischer aus dem Jahre 1532, eine Rats-
kanne von 1658, zwei übergulte Duplet mit Stadtwappen auf dem Fuß", eine uff die Zier vergulte Schale mit
zween Griffen" und der 1674 vom Casseler Goldschmied Johann Henrich Meyer verfertigte Kappenbecher, der
als ziervergulter Knopfbecher mit Historien getrieben" bezeichnet wird und 48 Taler 11 Albus gekostet hatteß
Die anscheinend in Vergessenheit geratene Verpflichtung der Ratsmitglieder zur Stiftung eines Bechers wurde
Stadtarchiv Cassel 26.
Wagner in Landaus Kollektaneen, Landesbibliothek Cassel. Krieger, Cassel S. 147. Brunner, Gefängnisse S. 41, führt den
Namen Goldkammer darauf zurück, daß der Raum überirdisch war und der Inhaftierte also gegen den früheren Aufenthalt in einer wahren
Goldkammer zu sitzen glaubte." Nebelthau, Denkwürdigkeiten II S. 78, berichtet, daß beim Abbruch des Rathauses die Arbeiter unter dem
Fußboden der Goldkammer zehn doppelte und einen einfachen Louis d'or fanden, und meint, daß das Versteck schon früher ruchbar gewesen
sein könne.
Stadtrechnung 1548l49. Stadtarchiv Cassel.
Cassel S. 238.
Losch, Chroniken S. 95.
Stölzel, Stadtrechnungen S. 263. Nr. 68.
Stadtarchiv Cassel 245.
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299459
durch Ratsbeschluß vom 5. Januar 1655 wieder in Erinnerung gebracht Indessen scheint der Sinn für die
schöne Sitte doch stark abgenommen zu haben. 1690 wurde beschlossen, die Stiftung in eine Geldleistung,
nicht unter 20 Gulden, umzuwandeln, die in die städtische Weinkasse fließen und hier nutzbar angelegt werden
sollte. Noch vor 1713 verkaufte der Magistrat fast den ganzen Silberschatz für 1000 Taler, um mit dem
Kapital der Erwerbsquelle des städtischen Weinschankes aufzuhelfen. 1785 findet sich nur noch ein großer
Becher aufgeführt, der sogenannte Willkommen, der wohl mit dem jetzt noch vorhandenen Ratshumpen gleich-
bedeutend ist."
Um die Wende des 18. Jahrhunderts scheint auch die bauliche Bewertung des mittelalterlichen Hauses
stark nachgelassen zu haben. 1791 tauchte der Plan auf, den Treppenturm zu beseitigen; doch wurde noch
an einen Ersatz der unzureichenden engen steinernen Wendelstiege gedacht. Stadtbaumeister Wolf stellte den
Entwurf zum Einbau einer bequemeren Holztreppe auf, der auch beim fürstlichen Steuerkollegium zur Vorlage
aber nicht zur Entscheidung kamß Ein festlicher Tag war dem ehrwürdigen Hause noch zu Beginn der
französischen Fremdherrschaft beschieden. Beim Einzuge König Jerömes am 10. November 1807 wurde das
Rathaus abends feierlich beleuchtet. An der Hauptfront prangte ein mächtiges Transparent, von Zusch gemalt.
Es ruhte auf neun gotischen Arkaden und war mit vier Bögen bekrönt, die, mit Lampen besetzt, bis zum
Uhrturm hinaufragtenß indessen schon im nächsten Jahr verlor das Haus seine Bestimmung. Es wurde,
nachdem die Mairie in das Oberneustädter Rathaus verlegt war, Sitz des Kriminalgerichtes; Wenn auch das Bauwerk
als solches aus diesem Wechsel ohne weiteren Schaden hervorging, so sollte seine Einrichtung auf das
Empfindlichste getroffen werden. Das städtische Archiv ging zum großen Teil verloren. Eine erhebliche
Menge alter Stadtakten und Rechnungen, für die das Oberneustädter Rathaus keinen Raum bot und auf deren
Aufbewahrung man keinen Wert legte, wurde öffentlich verkauft? Unter der Partie alter unnützer Papiere
und Geräthschaften", die damals verschleudert wurden, dürften sich neben anderm wertvollen lnventar auch
die biblischen Gemälde des Vorsaales befunden haben, über deren Verbleib nichts bekannt ist.
Als 1813 der Kurstaat wiederhergestellt wurde, erhielt auch das Rathaus seine alte Bestimmung zurück.
Einige Jahre später mußte es in beschränktem Umfange wiederum einer staatlichen Behörde Unterkunft gewähren.
1817 ermietete die Regierung die sogenannte Recessierstube und die daran stoßende Kammer, um einen Teil
des Oberschultheißenamtes Cassel, nämlich das Amt Ahna, darin unterzubringenß Die unter dem Rathause
befindlichen großen Remisen und Gewölbe waren um diese Zeit mit der Ratswage an die kurfürstliche Ober-
rentkammer verpachtet. Die beiden kleinen Gewölbe an der Nordseite des Gebäudes, die früher als Kleine
Schirne" und Archiv" gedient hatten, erhielt 1818 der Wirt Mensing des gegenüber liegenden Gasthauses zum
Goldenen Helm jetzt Judenbrunnen Nr. als Weinlagerräume in Pacht. Von 1821 bis 1824 wurde die Schirne
wieder einigen Metzgern eingeräumt, dann aber erneut an Mensing abgetreten. Den Keller, der bis 1831 als
Stadtbranntweinsmagazin benutzt war, verpachtete die Stadt anderweit, nachdem sie 1830 auf ihr Monopol
verzichtet hatte."
Wenngleich ausgangs des ersten Drittels des 19. Jahrhunderts neben dem Magistrat auch noch die
städtische Polizeikommission, bestehend aus dem Stadtkommandanten, dem Oberschultheißen, Bürgermeister und
einigen Mitgliedern verschiedener Kollegien, noch zweimal wöchentlich im Sitzungszimmerß tagten, war die
Glanzzeit des Rathauses doch endgiltig vorbei. Der Zustand des Baues ließ animehr als einer Stelle zu
wünschen übrig. Zwar wurden 1829 für eine lnstandsetzung des mittleren schadhaften Thurmes" und des
Stadtarchiv Cassel 410.
Brunner, Rathäuser S. 35 ff.
Stadtarchiv Cassel 40.
fBrunner, Rathäuser S. 62.
Brunner, Rathäuser S. 62 f.
Stadtarchiv Cassel 40.
Stadtarchiv Cassel 40.
Grundriß des Sitzungszimmer Stadtarchiv Cassel 40.
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baufälligen Giebels nach dem Hause des Kramers Müller hin" noch 113 Taler 10 Groschen aufgewandt."
Doch fehlte ein regeres Interesse an einer wirklichen Pflege des Hauses. Über den mehr als sichtbaren
schlechten Zustand des Wachtlokals" beschwerte sich 1832 Leutnant Ulrich, indem er den Antrag stellte, daß
das Lokal wenigstens geweisst würde, damit die diensttuenden Leute beim Eintritt nicht ein Schauer befalle."
Die Vernachlässigung hatte ihren Grund; Bauausgaben lohnten sich nicht mehr. lm Jahre 1833 trugen sich
die städtischen Behörden mit dem Gedanken, das Rathaus abzubrechen. Die Verträge über die Verpachtung
der Räume wurden mit dem Vorbehalt abgeschlossen, daß sie im Falle des Abbruches des Gebäudes sofort
ihre Gültigkeit verloren. Hervorgerufen war die Absicht, das Haus niederzulegen, durch den Wunsch, in der
Entwicklung hinter der Oberneustadt nicht zurückzubleiben. Insbesondere versprach man sich einen Aufschwung
des Verkehrs durch eine günstige Verbindung des Altmarktes mit der neu angelegten Artilleriestraße. Zudem
erlosch mit der Beseitigung des Rathauses die 1830 von der Stadtverwaltung übernommene Verpflichtung, zur
Verschönerung der Stadt einen jährlichen Betrag von 8500 Talern an die Generalkriegskasse abzuführen. Der
Hauptgrund für den Abbruch war aber vermutlich der Umstand, daß der gotische Bau architektonisch für
rückständig erachtet wurde. Lobe gab wohl der Zeitstimmung Ausdruck, wenn er 1837 bei der Beschreibung
des durch schöne neuaufgebaute Häuser" modernisierten Marktplatzes meint, daß dieser äußerst lebhafte und
mit allen Lebensbedürfnissen, welche zum Kauf aufgestellt sind, versehene Platz neuerdings durch sein äußeres
Ansehen viel gewonnen hat und noch außerordentlich viel gewinnen wird durch den ganz nahe bevorstehenden
Abbruch des der Stadt gehörigen altstädter Rathauses, eines theilweise sehr alten, im gothischen Style errichteten
Gebäudes". Für bemerkenswert hält er nur die Fürstenbilder und die Fahnen der Bürgergarde, die im Hause
untergebracht waren. Verlieren wir weiter kein Wort" schließt er seine allzu knappe Betrachtung über ein
ausgedientes Gebäude, welches bald dem Auge entrückt seyn und dadurch für die Stadt eine neue Zierde
abgeben wird." Der Abbruch begann im Frühjahr des Jahres 1837. Das Holz kaufte die Firma Henschel
und Sohn. Zu den Zeitgenossen, die den Untergang des ehrwürdigen Bauwerks bedauerten, gehören Piderit
und Nebelthau. Der eine weist darauf hin, daß das Haus so fest gebaut war, daß es noch lange hätte stehen
können; der andere nennt den Bau eine Gestalt in voller Manneskraft, die der Tagesmeinung, die Fischgasse
müsse breiter sein, zum Opfer fiel."
Noch vor Niederlegung des Rathauses ward der Plan eines neuen Verwaltungsgebäudes erwogen. 1836
legte der Oberbürgermeister Schomburg der kurfürstlichen Regierung einen Antrag der Stadtverwaltung vor, an
der Stelle des Hallengebäudes am Königsplatze statt eines vertragsmäßig übernommenen "Schulgebäudes ein
Rathaus zu erbauen. Der Antrag wurde abschläglich beschieden mit der Begründung, die architektonischen
Forderungen eines Rathausneubaues ließen sich nicht mit dem Bausystem des Platzes in Einklang bringen.
Gleichzeitig wurde das Gouvernementsgebäude am Martinsplatz und das Grundstück, auf dem das jetzige
Naturalienmuseum steht, als geeignet für den Neubau eines Rathauses empfohlen. An der Kostenfrage scheiterte
der eine wie derandere Plan
Heute erinnern nur noch einige Keller unter der Straße Hinter dem Judenbrunnen und die nachstehenden
Einzelstücke an das Praetorium der vereinigten drei Stadtteile des mittelalterlichen Cassels.
lnschrifttafel, früher am Treppenturm des Altstädter Rathauses, jetzt im Erdgeschoß des neuen Rathauses neben dem 390-4
Eingang zum Gewerbegericht eingemauert. Rechteckige Sandsteintafel, an den Kanten gefast, mit der Inschrift
Eins manns red ein halbe red
man lol die part oerbören bed
1. Hälfte 16. Jhdt. Breite 1,35 Höhe 0,42 m.
Stadtarchiv Cassel 40.
Stadtarchiv Cassel 40.
Wanderungen S. 115.
Neuber, Rathäuser S. 153 ff. Brunner, Rathäuser S. 64 ff u. 81 H.
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um 320,1 Wappenstein, früher an der Marktfront des Rathauses, jetzt im Landesmuseum zu Cassel. Rechteckige Sand-
steintafel mit dem Casseler Stadtwappen, das von wildem Mann und Engel gehalten wird Flachrelief.
Ende 15. Jhdt." Breite 0,95 Höhe 0,88 m.
um 320,0 Glocke, Schlagglocke der Uhr, früher in der Lukarne des Mitteltürmchens, nach Abbruch des Rathauses im
Dachreiter des Stadtbaues, nach Abbruch des Stadtbaues in einem Schuppen des Oberneustädter Rat-
hauses aufbewahrt, jetzt im Landesmuseum zu Cassel. Unterer Durchmesser 0,80 Höhe 0,33 0,12 m.
Sechs geschwungene Henkel. Am Hals zwischen Schnüren Zeile
ESNNO am QQQILEEäüMQ QgQVBNGäNTMiEEaMQ
VWUQCMFTXOÄOREX GEGEN? im VENII NR IDZÄXCE
In Schriftreihe als Reliefs St. Georg und undeutlicher Kopf. Auf Mantel zweimal Schere, das Gießer-
zeichen Kortrogsß
Tßfelwoß Humpen, vermutlich sogenannter Willkommen jetzt im neuen Rathaus, von Silber, vergoldet, geradwandig,
mit ausladendem Fuß. Auf Mantel Poseidon und Amphitrite, mit Tritonen, Delphinen und Seeroßen zu
einem geschlossenen Zuge vereinigt, in getriebener Arbeit. Henkel mit Blattornament. Deckel mit
Artischocken-Knopf. Auf Unterseite Boden Casseler Stadtwappen in Kartuscheä und ANNO
AHM 29 DECEMBRIS DIESE KANNE IST IEGEN ANDER SILBER GESCHIRR ZV
EINEM -WILKOMS PRESENT- AVFS RAHT HAVS ZV- CASSELL ERTAVSCHT -WORDEN
ALS BÜRGER MEISTER WAHR HERR LICENTIAT HENRICH HAXTHAVSEN." Stempel
und Casseler Beschau, Höhe 0,22 m.
Gemälde nach Abbruch des Altstädter Rathauses im Oberneustädter Rathaus, jetzt im neuen Rathaus.
Müller, Landgraf Philipp von Hessenß Brustbild. Holz. Aufschrift ANNO 1567 DEN
31 MARTY- GEGEN ABEND ZWISCHEN VND IST DER DVRCHLEVCHTIGER
HOCHGEBORNER FVRST VND HERR HERR PHILIPS DER ELTER VON
GOTTES GENADEN LANDGRAVE ZV HESSEN GRAVE ZV CATZENELNBOGEN
DIETZ ZIGENHAYN VND NIDDA Ze- IN GOTT SELIGLICHENTSCHLAFFEN
DER SELLE GOTT GENEIG VND BARM HERTZIG SEIN AMEN SEIN
ALTER WAR- IN DAS 63 JAR DISES HERREN CHRISTLICHER SELIGER.
GEDECHTNIS", 1570" und als Monogramm? Breite 0,62 Höhe 0,76 m. Rahmen
vergoldet mit Fürstenhut als Aufsatz, am Fußende eine Leiste mit den gemalten Wappen von
Hessen, Ziegenhain, Nidda, Dietz und Katzenelnbogen, 18. Jahrhundert.
Vgl. S. 26.
Küch, Siegel S. 260.
Brunner, Rathäuser S. 18 u. 83. Stück, Stadtbau S. 247.
Brunner, Rathäuser S. 36.
Vgl. Zeichnung auf S. 29.
Nebelthau, Fürstenbilder S. 13 H.
Nebelthau, Fürstenbilder S. 16 nimmt an, daßdas Bild aus der zu jener Zeit berühmten Augsburger Schule" stammt. ln
Wirklichkeit ist das Bild der Wittenberger Schule zuzuschreiben. Michel Müller hatte in Lucas Cranachs Werkstatt in Wittenberg gearbeitet.
Vgl. Kirchhof, Wendunmuth S. 169 f.
Rommel, Gesch. v. Hessen lV Anm. S. 467. Drach, in Zeitschr. d. Ver. f. hess. Gesch.XXXVIll S. lfl. Drach u. Könnecke,
Bildn. Philipps S. 67 ff.
Kopie aus dem 18. Jahrhundert im Rittersaal des Stiftes Kaufungen. Freie Nachbildung, Holzschnitt von Rosenzweig, in.
Amtlicher Kalender für Kurhessen auf das Jahr 1867 S. 89. Photographische Wiedergabe bei Drach und Könnecke, Bildn. Philipps.
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Gebäude.
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Kurprinzessin Auguste von Hessen, Prinz Friedrich Wilhelm von Hessen. Figurengruppe mit
Landschaft. Leinwand. Aufschrift Auguste. C. den 26. 7. 1815." Aufschrift auf Rückseite
Friedr. Wilhelm Prinz von Hessen zwischen zwei Bauern in Netra, der ersten hessischen Poststation
von Sachsen aus den 21 November 1813 Gemalt in Cassel, im Jahre Christi 1814 von ihrer
Königlichen Hoheit der Kurprinzessin Auguste von Hessen-Cassel geb. Prinzessin von Preußen."
Breite 1,73 Höhe 2,30 m.
Qberneustädter
Rathaus.
Wie die von Landgraf Karl für die Unterbringung französischer Hugenotten gegründete Oberneustadt
im Lageplan eine selbständige Siedelung darstellte, die des Anschlusses an die Altstadt entbehrte, so bildete
sie in Verwaltung und Rechtspflege ein eigenes Gemeinwesen, das einen behördlichen Zusammenhang mit der
alteingesessenen Bürgerschaft nicht aufwies. Die Verwaltungsgeschäfte der französischen Neustadt besorgte ein
Kollegium von sechs Schöffen, dem der Commissaire de Police oder Stadtschultheiß vorstand; als Gerichtshof
wirkte die französische Kanzlei, der auch der Commissaire de Police als Mitglied angehörte
Nachdem 1688 mit dem Bau der neuen Stadt begonnen "und zehn Jahre später der Grundstein zur
Kirche gelegt war, dachte man erst im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts daran, für die Sitzungen des
Schöffenkollegs, die bis dahin in einem Privathause abgehalten worden waren, ein eigenes Rathaus zu errichten.
Veranlassung zu diesem Plan gab die Ersparung eines Kapitals von 4000 Talern, dessen Erhöhung um 8000 Taler
man vom Landgraf erhoffte. Am 26. Mai 1769 suchte die Stadtbehörde an höchster Stelle um die Genehmigung
Errichtung des Stadthauses nach, indem sie zur Begründung des Bauvorhabens darauf hinwies, daß die
Feuergerätschaften bisher teils in der Kirche, teils auf dem Meßplatz untergebracht seien und daß man auch
einer Fleischschirne und eines Brauhauses bedürfe, auf welche Einrichtungen beim Bau des Verwaltungshauses
Rücksicht genommen werden solle. Es mag auffallen, daß nicht auch der Bau einer Stadtwage ins Auge gefaßt
wurde. Indessen hier schien von vornherein keine Aussicht auf Genehmigung zu bestehen. Bereits früher hatte
die Oberneustadt sich vergeblich bemüht. Als ihr 1731 zwei Jahrmärkte mit Markt-, Zoll- und Lizentfreiheit
und ein Wochenmarkt bewilligt waren, hatte sie auch mit der Anlage einer eigenen Stadtwage gerechnet.
Allein ihre Ansprüche waren abgeschlagen worden auf die Einrede der Altstadt hin, daß die Wage ihre Haupt-
einnahmequelle sei. Die Aufstellung einer zweiten Wage, die der Altstadt bei dieser Gelegenheit aufgegeben
war, regelte die Angelegenheit auch für die Zukunft zu Ungunsten der Oberneustadt
Von Wabern aus erteilte am 11. August 1769 Landgraf Friedrich ll. die Genehmigung zu dem Plane
des Neubaues und gleichzeitig die Anweisung zur Auszahlung der erbetenen 3000 Taler. Am 4. März des
folgenden Jahres erklärte er sich damit einverstanden, daß dem Stadtrat der Bauplatz, auf dem ein Assessor
Conradi ein Haus angefangen, aber nicht vollendet habe, überlassen werden solle. Einer Zuschrift des fürst-
lichen Oberbauamtes vom Ende des Jahres zufolge waren für das Rathaus 2llz Bauplätze, für das Brauhaus
und die Schirne 1112 Bauplätze in der für die Oberneustadt festgelegten Normalgröße bestimmt worden. Ein
Eckgrundstück hatte der Stadtrat von vornherein als ungeeignet für seine Zwecke bezeichnet, da es des unent-
behrlichen Hofraumes ermangelte. Bis zum Frühjahr 1771 zogen sich die Verhandlungen. mit Conradi hin, der
nicht nur Baumaterial, sondern auch einen ansehnlichen Vorschuß an Baugeldern aus der Staatskasse bereits
erhalten hatte. lm Februar beantragten die Stadtschöffen beim fürstlichen Oberbauamt, daß des Assessors
Conradi ihnen zugerechnete Materialien um so mehr ehebaldigst an sie abgeliefert werden möchten, als dem
Vernehmen nach derselbe schon Verschiedenes davon zur Ungebühr versilbert und zu Geld gemacht habe."
Brunner, Rathäuser S. 54.
Brunner, Cassel S. 254.
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Gebäude.
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Gleichzeitig berichteten sie, daß sie im Frühjahr und vieleicht noch vorher mit dem Bau des Rath- oder
Stadthauses den Anfang zu machen" gedachten. Tatsächlich wurde am 20. April 1.771 der Bau auch begonnen
Entwurfsbearbeitung und Leitung der Bauausführung übernahm auf wiederholte Bitte der Stadtverwaltung
Simon Louis du Ry. ln der Sitzung des Schöffenkollegs vom 20. Februar 1771, in welcher über den Bau
endgültiger Beschluß gcfaßt Würde und an der auch du Ry teilnahm, wurde festgelegt, daß die Architekturteile
der Straßenfront aus Sandstein bestehen sollten. ln Ansehung des lnterieurs von den zum Rathhaus bestimmten
2'l2 Plätzen ist resolviert worden, daß solches ganz genau nach Maßgabe des von H5 Professor Dury entworfenen
Grundrigses aufgeführt" werden sollte. Die Pläne zum Nebengebäude scheinen noch nicht vorgelegen zu haben;
denn nach der Niederschrift der Sitzung hatte du Ry den Aufriß zu dem Nebenhaus lllz Platz zu entwerfen
und ehebaldigst einzuhändigen übernommen, wobei beliebt worden, daß das Fahrthor in der Mitte des Gebäudes
auf gleiche Art wie an des Becker Eskuchen auf der andern Seite des Stadthauses befindlichen Eckhaus
angebracht, die übrige Einrichtung der Facade aber dem H5 Professor Dury lediglich überlassen werden soll."
Die Maurerarbeiten wurden dem Maurermeister Augener, die Steinmetzarbeiten dem Steinmetzmeister David
Müller, die Zimmerarbeiten dem Zimmermeister Christoph Range übertragen. Als Baustoff für die Werkstein-
arbeiten wurde weißer Sandstein vereinbart, den Augener in den herrschaftlichen Steinbrüchen bei Dittershausen
zu brechen und zu Schiff bis zur Schlagd an der Maillebahn zu fördern übernahm; den Transport von da bis
zur Baustelle leistete die Gemeinde mit dem von ihr angeschafften Wagen und Geschirr?
Du Ry ließ sich die sorgfältige Ausführung des Baues sehr angelegen sein. "ln den Akten finden sich
zahlreiche vom "Meister eigenhändig geschriebene Bemerkungen und Erläuterungen zu den Vertragsentwürfen
und Kostenanschlägen. Auch die Zeichnungen wurden gewissenhaft durchgearbeitet. Daß trotzdem die Kritik
schon frühzeitig einsetzte, lehrt die Denkschrift, die 1771 einer der Ratsschöffen, zugleich Stadtkämmerer,
Bernhard Leimbach, dem Secretarius Robert überreichte. ln einem Begleitschreiben begründete der Einsender
sein Vorgehen, aus dem er die Folgerungen zu ziehen bereit war. lch bitte ihnen gar zu inständig, ja recht
herzlich", so schrieb er dem Secretarius sie wollen doch wegen meiner Umstände eine christliche Einsicht
haben und nichtzornig und ungeduldig über mich sein, daß ich mein Project nebst einem Promemoria wegen
gar zu großer Angst und Unruh, worin ich mich wegen den mir zu niedrig seienden inwendig Mauern und
Anlagen des Rathhauses befinde, an H. fürstliche französische Kanzlei überreiche und gleicherweise um meinen
Abschied des Rathsschöffenamtes anzusuchen genötigt bin." Das Promemoria enthält Klagen über Abweichungen
vom ursprünglichen Entwurf. Wie man jetzt baue, meinte der Einsender, werde es großen Schmutz und
Durchzug in den Eingängen und Durchfahrten geben, und viel werde zerstoßen werden. Die Treppe dürfe
nicht seitwärts liegen, weil sie dann keiner finde, sondern müsse gerade aus, dem Eing-ange gegenüber sein.
Auch hätte man mehr sparen können, wenn weniger an dem Conradfschen l-lause geändert worden wäre.
Aber alle seine Vorschläge fänden kein Gehör weder beim Rat noch bei du Ry, was ihn sehr beunruhige.
Ob ich schon" klagt er in seiner Bedrängnis solche Gemütsunruhe durch recht öftere zu Gott abgeschickte
Seufzer hoffete zu stillen, aber da ich keine Ruhe verspüre, so finde mich zu meiner Ruhe genötigt" usw. Der
ganze Ansturm verlief ohne Schrecken. Weder der Secretarius Robert noch die französische Kanzlei erteilte eine
Antwort auf Leimbachs Klageschrift, aber sein Name erscheint nach wie vor in den Sitzungsprotokollen, sodaß
es offenbar gelungen sein muß, den schwer Verletzten zu versöhnenß
Der Bau ging nicht ohne Zwischenfälle von statten. Gleich zu Anfang machte sich ein Mangel an
Backsteinen bemerkbar, sodaß man das Oberbauamt um Aushilfe angehen mußte. lm September 1771 stürzte
Stadtarchiv Cassel 48. Piderit, Cassel S. 290, und Neuber, Rathäuser S. 153, nehmen 1770 als Baujahr an. Nach Gerland,
Du Ry S. 127, wurde der Bau 1770 begonnen und 1775 vollendet. Nach Engelhard, Erdbeschreibung S. 114, wurde der Bau in 1770
fortgesetzt." Casparsons Angabe, in Justi Denkwürdigkeiten Il S. 273, daß das Haus 1768 erbaut wurde, beruht wohl auf einer Verwechslung
mit dem französischen Hospital, das gleichzeitig angezogen wird, freilich in Wirklichkeit erst 1769 begonnen wurde.
Stadtarchiv Cassel 48. Noel, Rathhaus Erdarbeiten kamen bei dem eigentlichen Rathause nicht in Frage; denn man baute
ja auf den Conradischen Anfängen, welche die fertigen Fundamente, Kellermauern, Kellergewölbe und Abzugskanäle enthielten."
Noel, Rathaus.
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475
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Unbekannter Meister vermutlich Jobst, Chr., Landgraf Wilhelm lV. von Hessen. Leinwand. Auf-
schrift WILHELM 4. Sapiens genant Landgraue zu Hessen Natus A0 1532 obyt A0 1593."
Breite 0,81 Höhe 0,91 m.
Un bekannter Meister, Landgraf Moritz von Hessen. Brustbild. Leinwand. Breite 0,64 Höhe 0,79 m.
Unbekannter Meister, Landgräfin Agnes von Hessen. Leinwand. Breite 0,84 Höhe 0,99 m.
Jobst, Chr., Landgraf Wilhelm V. von Hessen Kniestück. Leinwand. Aufschrift HASSlACl FACIES
EST HIEC AUGUSTA LEONlS WILHELMUM QUINTUM PARlA TERRA VOCAT CONTRA
PONTIFICES RELIQUIS TREPIDANTIBUS UNUS QUI MANSIT CONSTANS IN STATIONE PIA"
und CH. IOBST P. 1639." Breite 0,93 Höhe 1,15 m.
Unbekannter Meister vermutlich Jobst, Chr., Landgräfin Amelie Elisabeth von Hessen! Knie-
stück. Leinwand. Aufschrift CUlUS IACTA STUPENT HEROICA VESPER ET
ORTUS QUUI CANORI FESTO TEUTONES ORE VEHUNT LANDGRAVIA
HIEC ILLA EST- QUZE CUM GERMANIA TURPI lAN SUBMISISSET LIBERA COLLA
lUGO SOLA ANIMO lNGENTl RELlQUlS TREPIDANTIBUS AUSA EST CONTRA IRE ET
lUVlT FORTIA COEPTA DEUS REDULA LIBERTAS ORBI EST ET- REDDITA
TEMPIS RELIGIO PATRIIS REDDITA PAX QUE FOCIS SALVE NOSTRI
CLARISSIMA DEBORA SECLI DONEC ERUNT HOMINES LAUS TUA SEMPER ERIT
Breite 0,78 Höhe 1,07 m. Ursprünglich größer.
Unbekannter Meister, Landgraf Wilhelm VI. von Hessen. Kniestück. Leinwand. Breite 1,09
Höhe 1,38 m. Ursprünglich kleiner, aber 1887 auf gleiche Größe mit anderen Bildern gebracht.
bekan nt ei ster, Landgräfin Hedwig Sophie von Hessen. Hüftstück. Leinwand. Breite 0,65
Höhe 0,81 m.
Unbekannter Meister, Landgraf Wilhelm Vll. von Hessen. Brustbild. Leinwand. Breite 0,65
Höhe 0,81 m.
Un bekannte Mei ster Landgraf Karl von Hessen. Brustbild. Leinwand. Breite 0,65 Höhe 0,76 m.
Un bekannte eis er, Landgraf Friedrich I. von Hessen, König von Schweden. Kniestück. Leinwand.
Breite 1,11 Höhe 1,39 m.
Unbekannter Meister, Landgräfm Ulrike Eleonore von Hessen, Königin von Schweden. Kniestück.
Leinwand. Breite 1,09 Höhe 1,38 m.
Unbekannter Meister Landgraf Wilhelm VIII. Kniestück. Leinwand. Breite 1,08 Höhe 1,09 m.
Rahmen vergoldet, mit Aufsatz, bestehend aus Krone, Scepter, Schwert und Lorbeerzweigen.
Unbekannter Meister, Erbprinz Friedrich von Hessen, der spätere Landgraf Friedrich ll. Brustbild.
Leinwand. Breite 0,65 Höhe 0,77 m.
Tisch bein, J. H., Landgraf Friedrich ll. von Hessen. Kniestück. Leinwand. Breite 1,08 Höhe 1,47 m.
Rahmen vergoldet, mit wulstigen Eckverzierungen und Krone als Aufsatz.
Unbekannter Meister, Landgraf Wilhelm IX. von Hessen. Kniestück. Leinwand. Breite 1,11
Höhe 1,42 m. Rahmen vergoldet mit Aufsatz, bestehend aus Schild, Krone und Feldzeichen, auf
Schild IX. L. Z. H.
Unbekannte Meister, Erbprinzessin Marie von Hessen. Brustbild. Leinwand. Breite 0,64
Höhe 0,76 m.
HoHmeister, Künstler S. 53. Knetsch, Jobst.
Laborde, Gravure S. 68. Hoffmeister, Künstler S. 53.
Nach Nebelthau, Fürstenbilder S. 20 entweder Magnus Quitter oder de Maräes.
Nach Nebelthau, Fürstenbilder S. 22, ein echter Tischbein".
Bau- und Kunstdenkmiler im Regierungsbezirk Caml. VI. Cassel-Stadt.
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ein Handlanger ab. lm Herbst des folgenden Jahres ging das Geld aus. Dabei war das Nebengebäude noch
garnicht begonnen. Man war zu Anleihen gezwungen. Ein Antrag, ein Kapital von 2500 Talern aufzunehmen,
wurde vom Landgrafen im Oktober 1772 genehmigt. Eine weitere Summe von 3000 Talern streckte Ende 1775
die Prinzessin Charlotte vor. Im Wesentlichen muß um diese Zeit der Bau fertiggestellt gewesen sein. Denn
im November 1775 wurde von der Stadtbehörde die Verlegung der zuletzt im Obersten-Hofe untergebrachten
französischen Kanzlei in den Neubau beantragt, die auch erfolgte, freilich ohne daß die Stadt in den Besitz der
erhofften Mietsentschädigung kam. Bei den mißlichen Finanzen darf es nicht auffallen, daß zehn Jahre nach
Einweihung des Gebäudes die feineren Steinmetzarbeiten an der Front noch der Ausführung harrten und wohl
noch länger im Bossen stehen geblieben wären, wenn nicht der Landgraf an dem unfertigen Zustand Anstoß
genommen hätte. Im Juli 1785 sah sich der Stadtkommissarius veranlaßt, den Ratschöifen mitzuteilen, daß alle
Bauverständige darin übereinkommen, daß die Capitäler, Schluß- und Quadratsteine am Rathause, so dermalen
noch unvollendet sind, fertig ausgearbeitet werden müssen." Im Ganzen waren noch vier Kapitelle, drei Schluß-
steine und die Quader an den Portalen auszuführen. Da der Steinmetz Müller in seiner Forderung von
60 Talern zu teuer befunden wurde, erhielt der Bildhauer Böhrer den Auftrag, nachdem sein Angebot von
41 Taler auf 40 Taler ermäßigt worden war. Auch wurde bei dieser Gelegenheit der noch rückständige Verputz
der Hinterfront des Haupt- und Nebenhauses sowie der Ölfarbenanstrich der Straßenfront ausgeführt. Nach
seiner Fertigstellung machte das in edlem modernen Geschmack" gehaltene Haus auf die Kunstverständigen
einen recht befriedigenden Eindruck; seine Einfachheit wurde noch lange als ein Vorzug erkannt
Über die Baukosten besteht keine volle Klarheit. Eine Abrechnung des fertigen Baues befindet sich
leider nicht in den Akten. Die zerstreuten einzelnen Daten lassen die Gesamtsumme nur ungefähr erkennen.
Das Baukapital der Gemeinde betrug, wie erwähnt, 4000 Taler. Der Staat gab außer dem freien Bauplatz an
Baugeldern insgesamt 6500 Taler. Zur Fortführung des Baues wurden in den Jahren 1772 und 1775 im
Ganzen 5500 Taler aufgenommen. Die Nachtragsarbeiten des Jahres 1785 kosteten 340 Taler. Als Gesamt-
betrag würde sich demnach die Summe von 16340 Talern ergeben. Geschätzt, wahrscheinlich zur Aufnahme
von Hypothekenschulden, waren das Rathaus zu 5000, das Nebengebäude zu 3000 Talern. Daß der Gemeinde
die Beschaffung der Baugelder nicht immer leicht geworden ist, geht daraus hervor, daß einzelne Handwerker
und Lieferanten ihre Forderungen gegen Zinsvergütung stehen lassen und in anderen Fällen Obligationen statt
baren Geldes annehmen mußten.
Auch über die Art der ursprünglichen Benutzung des Gebäudes geben die Akten keine eindeutige
Auskunft. Soviel ist zu ersehen, daß das Hauptgebäude für die alleinige Verwaltung der Oberneustädter
Gemeinde sich als zu geräumig erwies. Das Erdgeschoß war wohl von Anfang an vermietet. Das erste Ober-
geschoß bot neben den für die Gemeindeverwaltung notwendigen Räumen auch anderen Behörden Platz und
Unterkunft. Der größte Raum war zu Versammlungen der Oberneustädter Bürger bestimmt. Von den beiden
anstoßenden kleineren Zimmern diente das südwestliche zu den Sitzungen des Rates, das nordöstliche zum
Betriebe der französischen Kanzlei. ln den hofwärts liegenden Gelassen dieses Stockwerkes waren die Repositur
und Schreiberei untergebracht. Das zweite Obergeschoß gab von jeher zur Wohnung des Gemeindevorstandes ab.
Der erste Bewohner war J. F. Robert, der das Haus hatte gründen helfen und dessen Witwe nach seinem
Tode noch einige Zeit darin verbleiben durfte.
Um ihre üble Vermögenslage zu bessern, sah sich die Stadtbehörde in die Notwendigkeit versetzt, die
Räumlichkeiten des neuen Hauses und insbesondere den Saal bei sich bietenden Gelegenheiten an Vereine
oder Unternehmer zu vermieten. Konzerte, musikalische Darbietungen von Virtuosen, Bälle und Tanzstunden
bildeten in der Folgezeit ständig wiederkehrende Veranstaltungen. Regelmäßige Musikaufführungen, die alle
14 Tage stattfanden, veranstaltete die Gesellschaft Liebhaber-Konzert", die seit 1784 den Saal und zwei
Zimmer, nämlich die Ratsstube und die Repositur gepachtet hatte. Doch zeugte es vom guten Geschmack der
Stadtverwaltung, daß sie 1793 den Saal einem Marionettenspieler verweigerte, der in Hofgeismar minderwertige
Apell, Cassel 1792 S. 83. Casparson, in Justi Denkwürdigkeiten II S. 273. Lobe, Wanderungen S. 55.
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werden kann. Es wohnen auch zu wenig Leute in der Mairie, um einen Einbruch zu bemerken oder ihn
abwehren zu können."
Als 1813 der Kurstaat und mit ihm die frühere Stadtverfassung wiederhergestellt war, verlor das Ober-
neustädter Rathaus in gleichem Maße an Bedeutung, wie das Altstädter Rathaus wieder zu seinem alten Rechte
kam. Nachdem anfänglich drei Zimmer im ersten Stock des Oberneustädter Gebäudes dem Stadtgericht zur
Verfügung gestellt waren, mußte später das ganze Geschoß dieser Behörde eingeräumt werden. Erst 1833
verließ das Stadtgericht das Haus wieder, da die städtische Verwaltung eine Einschränkung ihrer Geschäfts-
räume nicht mehr vertrugß Auch das Oberzunftamt und seit 1839 auch die Naturforschende Gesellschaft lassen
sich im Oberneustädter Rathaus nachweisenß Im zweiten Stock hatte sich die Akademie der bildenden Künste
festgesetzt, die bis dahin zum größten Teil in einigen Räumen des Museums untergebracht war. Ob der Umzug
zu Ostern 1817 oder 1818 oder erst 1821 erfolgte, ist nicht ermittelt. Auch bleibt es zweifelhaft, ob die Über-
siedelung nur dem Wunsche nach Verbesserung der Raumverhältnisse oder aber dem Zwange entsprungen war, das
Museum, das seit 1815 seiner alten Bestimmung zurückgegeben war, zu räumen. Vollkommen war der Zustand
der Akademie auch im Rathaus keineswegs. Die Säle waren klein und ungenügend beleuchtet; weder für den-
Unterricht noch für die Ausstellungen reichten sie aus. Aber ein Vorzug war doch, daß die in der letzten
Zeit auseinander gerissene Anstalt ihre Räume wieder beisammen hatte. Neben einem größeren Zimmer, das
zunächst für die Sitzungen bestimmt wurde, waren noch vier für den Unterricht brauchbare Stuben vorhanden
und mehrere Kammern zum Aufbewahren der Lehrmittel und sonstigen Besitzstücke. Ein Übelstand war, daß
der Akademiediener nicht im Hause wohnen konnte; die Ordnung und Reinlichkeit der Räume litt darunter.
In einem Inventar des Jahres 1822 wird über den wenig gepflegten Zustand der Räume, insbesondere über den
mangelhaften Anstrich, Klage geführt. Daß die Unterrichtsräume in Stunden, wo die Akademie sie nicht
gebrauchte, der Bauhandwerkerschule zur Benutzung überlassen wurden, trug nicht zur Verbesserung bei. Eine
geringe Änderung und Vervollkommnung trat ein, als 1832 die Handwerkerschule das Haus verließ und mit
der Instandsetzung der Räume auch die Beschaffung einiger neuer Ausstattungsstücke erfolgte. Bei dieser
Gelegenheit versäumte man nicht, den alten Thronsessel des Sitzungssaals, das Kennzeichen landesherrlicher
Gunst und Teilnahme, neu zu vergolden und mit Seide zu beziehen. Wie das Stadtgericht verließ auch die
Malklasse der Akademie 1833 das Rathaus In der Mansarde" hatte die Anstalt zwar noch eine Stube und.
Kammer inne; doch blieb, wie Lobe-s 1837 berichtet, auch nachdem für die Klassen der Malerei in dem
Descoudreschen Hause in der Königsstraße besondere Ateliers gemietet waren, das Lokale für den Umfang der
Anstalt zu klein", so daß der Wunsch entstand, daß die Academie bald ein ihrer Stellung würdiges Gebäude
vom Staate angewiesen" bekäme. Als 1837 das Altstädter Rathaus abgebrochen und die städtische Verwaltung
in das Oberneustädter Rathaus verlegt werden sollte, wurde der Akademie seitens der Stadt der Mietsvertrag
gekündigt. In das erste Obergeschoß scheint die Hauptverwaltung gekommen zu sein. Die Kämmerei sollte
in die rechts vom Eingang befindlichen Räume verlegt werden, in denen damals die Witwe des Aktuars.
Bödicker wohnte. Den zweiten Stock bezog der Oberbürgermeister Schomburg; er hatte bis dahin die
Wohnung im Nebenhause inne, die während der letzten Jahre der Fremdherrschaft an den Quartier-Commissarius.
Schroeder vermietet gewesen war. Im Oberstock des Rathauses wohnten dann auch Schomburgs Nachfolger,
die Oberbürgermeister Arnold, Hartwig und Nebelthau. Erst als die Verwaltung weiteren Umfang annahm,
wurde auch das zweite Obergeschoß für Geschäftszwecke in Anspruch genommene
Als Verwaltungsgebäude der Stadt hat das OberneustädteriRathaus bis zum Zeitpunkt der Erbauung;
des neuen Casseler Rathauses gedient. Im Jahre 1909 wurden die Geschäftsräume in den fertig gestellten
Eisentraut, Kaserne S. 86.
Stadtarchiv Casselä 48.
Noel, Rathhaus.
Knackfuß, Kunstakademie S. 155 ff u. 168 ff.
Wanderungen S. 58.
Stadtarchiv Cassel C. 48.
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Gebäude.
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Neubau verlegt. Die im Hause untergebrachten Sammlungen, die Gläßnersche Sammlung und das Spohrmuseum,
nahm 1913 das neuerbaute Landesmuseum auf. Zur Zeit sind im ehemaligen Hauptgebäude die Kassen der
gewerblichen Anstalten der Stadt untergebracht; im ersten und zweiten Obergeschoß befindet sich eine Studien-
anstalt für Mädenen, im Dachgeschoß die Wohnung des Schuldieners. Das Nebengebäude enthält Beratungs-
stellen für Unbemittelte, eine Zahnklinik für Schulen und andere Wohlfahrtseinrichtungen sowie eine Boten-
Wohnung im Qbergeschoß. Das zweite Geschoß steht in Verbindung mit dem Hauptbau und wird noch zu
Schulzwecken benutzt.
Das Rathaus der Oberneustadtl liegt in dem Hanse Obere Karlsstraße Nr. 12 im Wesentlichen unentstellt um 816
vor. Es bildet das Kopfstück des ehemaligen Meßplatzes, in dessen Längsachse es angeordnet ist, und gehört als
Mittelgruppe zu den beiden anschließenden Häusern, von denen allerdings nur das linke im Besitz der Gemeinde
sich befindet und im Zusammenhang mit dem Rathaus steht, dessen Nebengebäude es von Anfang an gewesen
ist. Der siebenachsige Hauptbau besitzt eine Länge von 28,90 m. Sein Grllndriß ist, den verschiedenartigen
Forderungen der Verwaltung entsprechend und von Umbauten nicht ganz frei geblieben, in größere und kleinere
Räume aufgeteilt, die zumeist an beiden Seiten eines Mittelganges liegen. Die Hauptachse des Erdgeschosses
nimmt ein breiter Durchgang ein. Über die drei mittleren Achsen des ersten Obergeschosses erstreckt sich der
Sitzungssaal, der später um zwei Achsen vergrößert worden ist. Das geräumige Treppenhaus, das die drei-i
armige Holzstiege aufnimmt, ist außer der Achse rückseitig angeordnet und steht mit dem Durchgang des
Erdgeschosses durch eine Rundbogenöffnung in Verbindung. Ebenfalls im Hauptflur befindet sich der Zugang
zu den tonnengewölbten Kellern, welche die vordere Hälfte des Gebäudes einnehmen. Ausbildung und Ein-
richtung der Räume sind einfach.
Die strenge dreigeschossige Front kennzeichnet durch ihr Architekturgerüst die "Amtseigenschaft des
Hauses, das in seiner Grundfläche nicht einmal die Abmessungen eines der größeren Bürgerhäuser erreicht.
Die drei mittleren Achsen sind, als flaches Risalit vorgezogen und über Traufkante um ein niedriges Geschoß
erhöht, als Tempelfront ausgebildet. Auf gequadertem, von drei Rundbogenarkaden durchbrochenen Erdgeschoß
ruhen vier kräftige glatte Pilaster jonischer Ordnung auf, die das schulmäßige Gebälk und Giebelfeld tragen.
Die mittlere Arkadenöffnung nimmt die Haustür und die davor liegende Treppe auf; die beiden Seitenöffnungen
sind durch Fenster gefüllt. lm Scheitel der Arkaden findet sich ein glatter keilförmiger Schlußstein, über den
sich die Unterglieder des Gurtgesimses, das sich über die ganze Front hinzieht, verkröpfen. Zwischen den
Sockeln der Pilaster verspannt sich in der Brüstungszone des ersten Obergeschosses eine Balustrade. Ein
schlichtes Bandgesims überschneidet die Fläche des Risalites in Traufhöhe. lm Übrigen ist der Aufwand an
Architekturmitteln an der Front recht bescheiden. Die Außenkanten werden durch Lisenen eingefaßt. Die
Fenster im Erdgeschoß der Rücklagen sind flachbogig geschlossen. lhre angegliederte Einfassung liegt gegen
die Fläche der Front etwas zurück; die schlichte Sohlbank ruht auf einer glatten Sandsteinplatte als Brüstung.
Die rechteckigen Lichtöffnungen des ersten Obergeschosses, die sich gleichmäßig über Rücklagen und Risalit
hinziehen, besitzen profilierte Einfassungen mit schlichter Ohrenbildung und gerader Verdachung; nur das
"Mittelfenster des Risalits, das gleichzeitig als Tür zum Balkon dient, ist durch eine Segmentbogenverdachung
ausgezeichnet. Die Fenster des zweiten Obergeschosses weisen Verkröpfungen an den Ecken auf. Im obersten
Risalitgeschoß sind die niedrigen Fenster künstlich durch eine füllungsartige Brüstung nach unten verlängert,
die auf einer feinen Auskragung des Bandgesimses aufruht. Die Mitte des Giebeldreiecks nimmt eine Kreis-
öffnung ein. Die Dachfenster sind flachbogig und liegen in architektonisch gegliederten Lukarnen. Alle
Architekturteile sowie der schlichte Sockel bestehen aus Sandstein mit Ausnahme des Hauptgesimses, das aus
Holz hergestellt ist. Die Flächen zeigen Verputz. Das Dach besitzt Biberschwanzdeckttng. Der Außen-
anstrich, der dem Architekturbild plastisch aufgemalte Einzelheiten hinzufügt, ist erst vor einigen Jahren auf-
Krieger, Cassel S. 279. Narten, Cassel S. 290. Gerland, Du Ry S. 127, Gurlitt, Barockstil S. 44.3. Ebe, Cicerone II S. 258.
Heßler, Landeskunde S. 55 u. 80. Brunnemann, Kassel S. 46. Phleps, du Ry S. 223 f. Brunner, Cassel S. 289. Heidelbach, Kassel
S. 51. Geßner, Baustoff u. Farbe S. 30 f. Dehio, Handbuch S. 206.
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Gebäude.
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Proben seiner Kunst abgelegt hatte. Vom Jahre 1789 findet sich ein Antrag der Frau Geheimrat von Berner,
den Saal zu mieten, um Möbel darin unterzubringen. Der Saal stand damals leer und der Sekretär Robert
bemerkt zu den Akten, daß er seit mehreren Jahren wenig oder garnichts eingebracht habe. Auch das Neben-
gebäude des Rathauses, das niemals, wie ursprünglich geplant, als Schirne oder Brauhaus gedient zu haben
scheint wurde als Mietshaus verwertet. 1776 bewohnte es der Regierungsrat Motz. Die Erzielung von Mieten
aus dem städtischen Besitztum erschien schließlich so weitgehend, daß das Steuerkollegium auf den Gedanken
kam, das Rathaus zur Kontribution heranzuziehen. Es bedurfte eines allerhöchsten Erlasses vom 9. Februar 1798,
dem Gebäude dieFreiheiten zu sichern, wie sie die übrigen Freihäuser der Stadt besaßen. Bei dieser
Gelegenheit erfahren wir, daß der Polizei- und Stadtwachtmeister sowie der Pedell der Justizkanzlei Wohnungen
im Rathause innehatten? Im Anfang des folgenden Jahrhunderts findet sich als Mieter der Bel-Etage" der
Oberneustädter RathausaKlub und des darüber gelegenen Stockwerkes der Stadtschultheiß Reinück.
Änderungen grundlegender Art in der Benutzung des Gebäudes brachte die Zeit des französischen
Zwischenreiches. Mit den Patrimonialgerichten verschwand im Jahre 1808 ebenso die Kanzlei der Oberneustadt
wie das Schöffengericht der Altstadt. Beide Städte wurden zu einem Gemeinwesen vereinigt, an dessen Spitze
der vom König ernannte, auf Lebenszeit angestellte Maire trat. Das Oberneustädter Rathaus wurde das
kommunale Verwaltungsgebäude der Hauptstadt des neuen Königreiches. Auf eine würdige Herrichtung des
Gebäudes legte der neue Herrscher Wert. Am 21. September 1810 teilte der Kabinetschef Bruguiere dem
Minister des Innern mit Der König wünscht, daß die Mairie auf angemessene Art eingerichtet werde, Seine
Majestät zu empfangen, wenn Sie geruhen, sich zu irgend einer öffentlichen Feierlichkeit dorthin zu begeben."
Der Minister antwortete, daß ihm der erste Stock des Hauses für den vom König beabsichtigten Zweck geeignet
schiene und daß er einen entsprechenden Plan aufstellen lassen werde!"
ln der Person des Freiherrn von Canstein hatte Jeröme den Mann gefunden, der die Repräsentations-
pflichten des ersten Beamten seiner Residenz ebenso geschmeidig wie schneidig erfüllte. Für die Räumung
des Rathauses setzte der neue Herr den bisherigen Insassen eine Frist von zehn Tagen. Erst auf die aus-
drückliche Bitte der Betroffenen beantragte er eine Entschädigung, die für Reinück viel zu gering ausfiel. Eine
überschwengliche Lobrede auf den Fremdherrscher hielt Canstein im festlich geschmückten Saale des Rathauses
am 30. September 1811, dem Tage des heiligen Hieronymus. Dieser Namenstag Jerömes war zur feierlichen
Aufstellung der Marmorbüste bestimmt, die der König von sich hatte anfertigen und zum Dank für den
glänzenden Empfang seiner Mutter durch die Munizipalität der Stadt Cassels Bürgern hatte überreichen lassen.
Es war der schönste Tag für den Maire und, wie dieser glaubte, auch für das Mairiegebäude, dem ein prächtiger
Tag anderer Art bereits an jenem 10. Dezember 1807 beschieden war, an dem die Königlichen Maiestäten in
Cassel eingezogen waren und das Hauptgebäude der französischen Neustadt abends im Glanze von 1600 Lampen
und eines allegorischen Riesentransparentes erstrahlte, das Meister Zusch gemalt hattef- Für die Kenntnis des
Betriebes im Rathause während der Fremdherrschaft ist ein Bericht Cansteins vom 13. Juli 1811 lehrreich.
Als man einen Raum zur Aufbewahrung der Steuergelder suchte und auch an die Mairie dachte, äußerte sich
der Maire ablehnend, indem er auf die Unsicherheit des Hauses aufmerksam machte. Der Verkehr in dem
Gebäude", so berichtete er, ist wohl bei Tage wie bei Nacht sehr stark. Von der Seite des mit dem Neben-
haus verbundenen, fast die ganze Nacht hindurch offenen Hofes, in den aus den Nachbarhäusern mit leichter
Mühe herunter gestiegen werden kann, ist ein Einbruch in die Mairie um so leichter möglich und ausführbar,
als die Fenster des ganzen Hauses nirgends mit Läden versehen sind, und daher allenthalben eingestiegen
Noel, Rathhaus Mit Rücksicht auf den landgräflichen Wunsch, daß sich das neue Rathaus durch ,Schönheit und Zierrat' vor
den Privatgebäuden hervorthun sollte, ließ man die Absicht, ein öffentliches Brauhaus, eine Fleischschirne u. dergl. damit zu verbinden, fallen,
umsomehr da der Landgraf dem Vernehmen nach mit dem Gedanken umging, die französische Canzlei in das neue Haus zu verlegen."
Stadtarchiv Cassel 48.
Eisentraut, Kaserne S. 58.
Brunner, Rathäuser S. 60 ff.
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gebracht. Die Hoffront, gleichfalls verputzt, ist völlig schlicht. Alle Fenster zeigen die Segmentbogenform,
die Tür den Rundbogen. Die einzige Gliederung bildet ein Mittelrisalit, das in seiner Breite dem Durch--
gangsflur entspricht.
Das Nebengebäude, das die Nr. 14 der Oberen Karlsstraße bildet, unterscheidet sich äußerlich in
nichts von einem Bürgerhause. Die glatten Putzflächen werden durch Segmentbogenfenster mit schlichten
Gewänden aufgelöst. Von den fünf Achsen sind die mittleren drei durch ein schwaches Risalit zusammengefaßt,
das mit einem Flachgiebel abgeschlossen wird. Die beiden einzigen Architekturglieder, ein Gurtband über dem
Erdgeschoß und Liseneneinfassung an den Enden, reichen nicht hin, der Front ein herrschaftliches Gepräge zu
geben. Wenngleich in der Höhe scharf auf das Hauptgebäude eingestellt, wahrt das Haus den architektonischen
Anschluß nur ungenau. Auf die drei Geschosse des Hauptgebäudes kommen vier Geschosse des Nebenhauses.
lm Grundriß interessiert die seitliche Lage der Durchfahrt, der sich ohne Platzvergeudung die zweiläufige
Holztreppe anschließt.
Ein auf dem Hinterhofe des Rathauses ehedem befindliches Stallgebäude beansprucht deshalb Erwähnung,
weil es im Obergeschoß den bürgerlichen Gehorsam" enthielt. Dieses Zivilgefängnis bestand aus zwei Gelassen.
Daß es ein Gewahrsam harmlosester Art darstellte, ergibt ein Bericht aus dem Jahre 1796, demzufolge der
Fußboden auf so schwachen Säulen ruhte, daß die Häftlinge Gefahr liefen, in den Stall durchzubrechen. ln
der westfälischen Zeit verschwand mit den übrigen privilegierten Gefängnissen auch dieser Stadtarrest Als
1837 die Neubenutzung des Rathauses beschlossen wurde, entstand auch der Plan, im Hofe ein Hintergebäude
zu errichten, das außer verschiedenen Wirtschaftsräumen eine Wohnung für den Stadtdiener enthalten sollte.
Die Angelegenheit zog sich aber in die Länge und das Gebäude, ein einfacher Fachwerkbau, kam unter Auf-
wendung einer Summe von 1800 Talern erst im Jahre 1841 zustande.
Nicht ohne rechtsgeschichtliches Interesse ist die Mitteilung der Chronik daß im Jahre 1766 ein
Jude, welcher in der Messe Uhren gestohlen hat, gebrandmarkt worden und hat an Tagen am Halseisen.
gestanden, jedesmal Stunde. Dies ist das 1. mal, daß auf der Oberneustadt vor dem Rathause eine execution
vollzogen wurde."
Stadtbau.
Wie die meisten Städte besaß auch Cassel sein Hochzeitshausß Das für das bürgerliche Leben
bedeutungsvolle Gebäude, in der Literatur meist als Neuer Bau oder kurzweg Bau, später als Stadtbau auf-
geführt, lag auf einem Grundstück in unmittelbarer Nähe des Marktes, das von der Unteren Fuldagasse bis zur
Schlagd sich hinzog und von jeher in der Geschichte der Stadt eine Rolle gespielt hatte, wenngleich es
ursprünglich sich nicht in öffentlichem Besitz befand. Es war das Gebäude des alten Hofes Am Markt, das.
später an die Schöneberg und dann an die Meisenbugs kam Das Gebäude lag nicht auf dem vorderen sondern
auf dem hinteren Teil des Grundstückes, dessen ganze Breite es einnahm. Es grenzte an die Schlagd und
stand mit seiner Rückwand auf dem Stück der Stadtmauer, an dem der Schlagdturm vorsprang. Der Zugangs
zum Hause befand sich auf dem vorderen Teil des Grundstückes, der, soweit er am Markte lag, zwar von
Bürgerhäusern besetzt, soweit er in die Fuldagasse sich hinein erstreckte, jedoch von Bebauung frei gehalten
war. Bekannt ist, daß zu den Bürgerhäusern auf dem Vordergrundstück das Haus von Michel Rhoen gehörte-
und daß das Nachbargrundstück nach der Straße Vor der Schlagd Eigentum des Bürgermeisters Ludwig Koch
zum Schwanen war.
Brunner, Rathäuser S. 60.
Losch, Chroniken S. 128.
Merian, Topogr. Hass. Anh. S. 15. Winkelmann, Hessen II S. 287. Engelhard, Erdbeschreibung S. 101. Krieger, Cassel.
S. 148i Apell, Cassel 1831 S. 15. Piderit, Cassel S. 116. Nebelthau, Denkwürdigkeiten III S. 81. Hessler, Landeskunde S. 46.
Woringer, in Casseler Allgem. Zeitung v. 2. April 1909. Brvrvnzr, Cassel S. 84. Heidelbach, Kassel S. 65.
Vgl. Abschnitt Hof Am Markt".
Als Jahr der Erbauung gibt Schminkel 1421 an, indem er auf die gleichzeitige Erstellung des Kauf-
hauses hinweist." Da eine Quelle nicht genannt ist wird man die Angabe, die ungeprüft in die neuere
Literatur übergegangen ist, mit umso größerer Vorsicht aufnehmen müssen, als Gründe vorhanden sind, die eine
Erbauung zum Jahre 1421 als wenig glaubhaft erscheinen lassen. Gerade der Umstand, daß in einem und
demselben Jahre zwei große städtische Bauten errichtet sein sollen, gibt zu Mißtrauen Anlaß, zumal die Bauten,
beides Saalanlagen, verwandte Zwecke erfüllten und zur Entlastung des Rathauses dienten, das selbst erst
einige Jahre alt war. Bedenken erregt auch, daß die hessische Congeries, die den Bau des Kaufhauses zum
Jahre 1421 ziemlich eingehend erwähnt der Entstehung des Hochzeitshauses mit keinem Worte gedenkt. Nicht
minder auffallend ist, daß mehr als ein Jahrhundert vergeht, ehe das Haus in den Stadtrechnungen vorkommt.
Endlich fehlt auch auf Müllers Plan von 1547 jede Andeutung des Gebäudes; vielmehr erscheinen Stadtmauer
und Schlagdturm frei von Anbauten. Geschichtlich hinzu kommt noch, daß die Belehnung der Meisenbugs mit
dem Grundstück erst 1433 stattfand." Auch der Ausdruck Neuer Bau ist nicht recht zu verstehen, wenn zwei
Neubauten gleichzeitig in Angriff genommen wurden. Nach allem wird man bei Schminkes Angabe an eine
Verwechslung des Hochzeitshauses mit dem Kaufhause glauben müssen
Klarheit in die Baugeschichte kommt durch die eine Erwerbung, welche die Stadt kurz vor der Mitte
des 16. Jahrhunderts auf dem Grundstück vornahm. Am 2. Februar 1543 erkaufte der Rat von Johann und
Christoph Meisenbug eine Behausung in der Aldenstat zwischen des Bürgermeisters Zum Schwanen Ludwigen
Kochs schewer vnd Michel Rhoens behawsung!" Zur Bezahlung des Hauses lieh die Stadt im Herbst
desselben Jahres 293 Guldenß" Wichtiger ist die bei dieser Gelegenheit sich findende Bemerkung, daß das
Haus in der untersten Fuldagasse lag und die Stadt die Absicht hatte, den Bau in ein Schlachthaus nebst
Schirne zu verwandeln. Eine Stadtrechnung, die einer Zusammenstellung von 1526 bis 1545 angehört, vermutlich
also 1543 ausgestellt worden ist, nennt als Ausgabebetrag die Summe von 1132 gl. 18 alb., den Meysenn-
buchen vor Ire behausung S0 mit verwilligung vnnsers gn. fürsten vnd Herrn Zu einem Schlachthause gekaufft
worden ist, lglichen gulden zu 26 alb. gerechnet." 11 Daß es bei dem neu erworbenen Hause ohne Umbau
nicht abging, ergibt eine kurz darauf vermerkte Ausgabe vor kalck auch vor santfur zum schlachthause."
Auffallend viele Holzfuhren von und zum Schlachthause sind in der Rechnung von 1553 enthalten." 76 Fuder
kamen allein aus dem Brauhause, wo sich zum genannten Jahr Bauarbeit feststellen läßtßf Indessen nicht
allein altes Holz, auch neues Holz, insbesondere Bauholz und darunter wieder vorzüglich Langholz wurde
angefahren. An eine Bautätigkeit beim Schlachthause wird man gleichwohl nicht mehr denken dürfen. Die
Cassel S. 241.
Nebelthau, Denkwürdigkeiten III S. 86 I., und Brunner, Cassel S. 84, bringen einen Erlaß Landgraf Ludwigs vom 27. März 1423,
der die Hochzeits- und Kindtaufsschmäuse in Cassel regelt, mit der Errichtung des Stadtbaues in Zusammenhang.
Vielleicht geht die Angabe auf Zeitrechnung, Forts. 35, zurück, wo gesagt ist, daß 1421 auch das Hochzeitshauß an der Fulda
erbauet seyen soll." Aber auch in dieser Schrift, die aus dem Jahre 1709 stammt, ist eine Quelle nicht angegeben.
Nebelthau, Congeries S. 337.
Stölzel, Stadtrechnungen.
Stadtplan v. Müller 1547 u. 1548.
Nebelthau,Denkwürdigkeiten II S. 58.
Stück, Stadtbau S. 212, gibt eine Vermutung über ein älteres Hochzeitshaus, das an Stelle des späteren Baues gelegen haben
soll. Unter Landgraf Ludwig I., dem Friedfertigen, geb. 1402 gest. 1458, muß das älteste sogenannte Hochzeitshaus der Stadt Kassel
unter Hochwasser sehr gelitten haben, ja fast völlig zerstört worden sein. Überliefert ist von diesem ersten Bau nichts. Wahrscheinlich war
er aus Fachwerk errichtet und das Hauptgeschoß lag der früheren Geländeneigung entsprechend nur wenig höher, als das Niveau der
heutigen Schlagd."
Urk. v. 2. Febr. 1543. Stadtarchiv Cassel.
Urk. v. 1. Sept. 1543. Stadtarchiv Cassel.
Stölzel, Stadtrechnungen S. 267 Nr. 91.
Stölzel, Stadtrechnungen S. 268 Nr. 95.
Stölzel, Stadtrechnungen S. 232 Nr. 120, 8.238 Nr. 150, S. 242 Nr. 171, S. 243 Nr. 174, S. 246 Nr. 185 u. S. 247 Nr. 188.
Stölzel, Stadtrechnungen S. 237 f. Nr. 149 ff.
481
Blll- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Casrel. Vl. Cassel-Stadt. 61.
Qßääääääääää Gebäude.
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Tafel 319, 1-3 u.
Tafel 319,4
Tafel 318.2 n. 319,5
Tafel 319,1
Tafel 318,2
Tafel 475,1
Anlieferung der Hölzer geschah im forrath". Es ist kein Zweifel, daß sich im Hause oder wahrscheinlicher
auf dem geräumigen Hof ein Materiallager für den städtischen Bedarf befand. Vermerkt ist, daß das alte Holz,
meist zu Brennholz zerkleinert, zum größten Teil aufs Rathaus geschafft wurde.
Man irrt kaum, wenn man die Einrichtung von Schlachthaus und Schirne mit der Absicht der Erbauung
des Hochzeitshauses in Zusammenhang bringt. Wann der Hauptbau entstand, scheint urkundlich nicht über-
liefert zu sein, ergibt sich aber aus Jahreszahlen, die am Bau selbst vermerkt waren. Von 1545 ist eine Tür
datiert, die in den Schlagdturm als Eingang von der Schlagd eingebrochen ist. Einen vorgerückten Zustand
oder gar die Beendigung des Baues zeigt die Jahreszahl 1548 an, die sich auf den am eigentlichen Neubau
angebrachten, unten beschriebenen Wappensteinen der Stadt und des Baumeisters Ludwig Koch findet. Daß
die beiden reich ausgeführten Gedenktafeln nur auf einen Neubau, nicht aber, wie mehrfach angenommenß nur
auf eine Instandsetzung zu beziehen sind, bedarf kaum der Begründung.
Das Schlachthaus bildete, wie die Stadtpläne erkennen lassen, einen winklig abzweigenden, schief
geschnittenen Seitenflügel, der, wie besonders klar Wessels Plan? ergibt, unmittelbar am Hauptbau eine auf
den Hof des benachbarten Kommißhauses führende Durchfahrt besaß. Der Hauptflügel, ein genaueres Rechteck,
umschloß im Erdgeschoß einen einzigen Raum von rund 10 lichter Breite und 29 Länge. Eine Reihe
von fünf runden schlanken Steinsäulen von 0,56 Durchmesser mit unverzierten zylindrischen Kapitellen und
ebensolchen Basen teilte den rund 5,70 hohen Saal der Länge nach in zwei Schiffe und nahm die flache
Holzdecke auf, deren Unterzug sich durchweg mit Sattelholz und Kopfbändern auf die Konsolen der Säulen
abstützte. Eine der Säulen wies am Schaft zwei kleine leere Wappenschilder auf, deren Bilder ursprünglich
wohl aufgemalt waren. Die Bauhölzer der Decke zeigten recht beträchtliche Abmessungen; die Eichenholz-
unterzüge über den Säulen maßen 42148 bis 45152 cmß Auf der Längsseite nach der Stadt zu trat ein kreis-
förmiger Treppenturm vor. Das Kellergeschoß soll verschüttet sein. Das Obergeschoß bestand aus Fachwerk,
das auf der Stadtfront und an den beiden Stockwerken des Schlagdturmaufsatzes in den Fußstreben die gebogene
Form des späten Mittelalters bewahrt hatte und wenigstens noch auf der Stadtseite die über die ganze Riegellänge
laufenden, auf den Eckpfosten sich verkröpfenden ausgegründeten Zierprofile aufwies. Auch der Dachstuhl
verrät trotz der wenig steilen Neigung noch gotischen Einschlag. Von seiner gediegenen Ausführung zeugten
die Einzelheiten. Am Dach waren besonders die Kleineisenarmierungen der Binder, die kunstvoll geschmiedet
und von erheblichem Gewicht waren, interressant. Die Gewinde, teils in Messing, waren handgefeilt und mit
äußerst starken Muttern, aber ohne Scheiben, versehen." Am Holzwerk des Daches sowohl wie der Decken-
unterzüge sollen noch in unserer Zeit Brandspuren festzustellen gewesen sein? Auf einigen Fronten scheint
das Fachwerk jüngeres Alter besessen zu haben. Wenigstens zeigte die Fuldafront und insbesondere auch ein
hier befindlicher galerieartiger gedeckter Ausbau neuzeitliches Gefüge. Alles in allem bot das Gebäude, wie
Abbildungen erkennen lassen, gerade von der Wasserseite einen recht malerischen Anblick.
Genannt wird der Hauptbau erst nach der Mitte des 16. Jahrhunderts, wo sich kleinere Bauarbeiten
vermerkt finden. 1564 wurden Beträge ausgezahlt Hans Weißbendern vor eine große leuchte uff den Newen
baw zu geprauchen" und Lenhart Kleinschmidden vor eine große starke bechpfanne vor dem Newen bawe in
die mauhre zu machen." Die Stadtrechnung von 1582 führt ein neues fenster bei der Braut Dische" auf,
das offenbar in einem der Festräume sich befand. Die Jahreszahl 1585 nennt der Außeneingang des Schlagd-
turmes. 1598 soll ein Ausbau des Obergeschosses stattgefunden haben." Daß das Hochzeitshaus" oder der
Newenbaw" einen Hof besaß mit einem Tor, durch das die Hochzeitsgäste eintraten, erwähnt Kirchhof in
Schminke, Cassel S. 242. Stück, Stadtbau S. 212.
Stadtplan v. Wessel 1673.
Stück, Stadtbau S. 247.
Stück, Stadtbau S. 248.
Stück, Stadtbau S. 248.
Stadtarchiv Cassel 956.
Schwarzkopf, Alt-Kassel S. 137. Stück, Stadtbau S. 212.
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Gebäude.
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seinem Wendunmuth Recht eigentlich mit der Bestimmung des Hauses als Saalbau zum Feiern von Festen
hängt die Mitteilung vom Jahre 1603 zusammen, nach der Kurt, der Hausvogt auf dem Neuen Bau, bei Hans
Schenck, dem Kanngießer, im Auftrage der Stadt etliche zum Hause gehörige zinnerne Weinkannen und
Schüsseln umgießen ließ; 14 neue Kannen und Schüsseln erhielt er zurück." Der Silberschatz des Hauses
soll ansehnlich gewesen sein. Jedes neue Rathsglied pflegte der Stadt einen silbernen Pokal zu verehren;
dort drüben standen sie denn alle in glänzender Ordnung, so oft ein Bürger hier ein Familienfest beging, weil
die beschränktere Häuslichkeit für so viel Gäste, als man gern bewirthete, nicht Raum genug bot." Aus der
Benutzung des Hauses in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts ist bekannt, daß Landgraf Wilhelm IV.
alljährlich zu seinem Geburtstage noch einmal soviel Arme, als er Jahre zählte, im Bau speisen ließ, wobei
ein jeder als Geschenk noch ein halbes Maß Wein und ein halben Taler an Silbergeld erhielt Der Brauch
lebte in abgeänderter Form insofern bis gegen Ende des 18. Jahrhunderts fort, als alljährlich am Geburtstage
des Landesherrn nicht nur die Armen gespeist und beschenkt wurden, sondern auch sämmtliche Prediger der
Stadt, die Beamten des Landgerichts, sowie Bürgermeister und Rat auf Kosten des Landgrafen im Neuen Bau
ein Festmahl erhielten.
Indessen nicht nur der frohen Geselligkeit diente der vielseitige Bau, sondern auch ernsten Geschäften.
Er bot dem Handel eine Stätte. Im Jahre 1603 erhielten die jüdischen Althändler die Erlaubnis, an Markt-
tagen ihre Waren hier auszulegen. Begründet wurde die offenbar mit einer Einnahme für die Stadt verbundene
Maßnahme mit dem Hinweis darauf, daß das Haus von der Bürgerschaft verhältnismäßig wenig benutzt würde
und in Bau und Besserung erhalten werden müssex" Mit dem im Gebäude betriebenen Handel wird auch eine
Ausgabe des Jahres 1605 vor dem Hansegreber in der kleinen Stuben" zusammenhängen. 1614 erscheint in
den Stadtrechnungen die Bürgerwache, für deren Wachtstube beim Neuen Bau" 1642 Bauholz beschafft wurde.
Das Pumpengezeug" befand sich nach einer Bemerkung vom Jahre 1616 in einem besonderen Schuppen; es
wurde ins Kaufhaus gebracht und Jan Stelle des abgebrochenen Schuppens ein Leiterhaus errichtet; Zum
gleichen Jahr Iäßt sich wiederum die Lagerung von Bauholz für die Stadt feststellen. Der Windellsteinß die
Wendeltreppe, wird 1622 gelegentlich des Einsetzens von Fenstern erwähnt. Ebenfalls 1622 findet sich der
Hauptraum des Hauses, der Dantzsaal", genannt bei Gelegenheit, als der Landgraf und die Landgräfin auff
dem Bau gewesen vnd dem Dantze zugesehen" haben. Daß das Schlachthaus tatsächlich zum Stadtbau gehörte,
ergibt die Stadtrechnung von 1642, die einen Betrag verbucht zweien Steinsetzern, haben auf dem Neuen Bau
das Schlachthaus über m8 Hälfte gepflastert." Weinkeller und Laboratorium werden 1659 erwähnt."
Im 18. Jahrhundert bildete der Bau für die Stadt eine ergiebige Einnahmequelle. Nicht nur die Säle,
auch die kleineren Räume wurden vermietet. Nach der Stadtrechnung von 1712 zahlten Jakob Rudolph für
einige Logiamenter 32 fl., Henrich Haurandt für ein Logiament nebst einem Platz, wo der Backofen stand,
15 fl., der Fechtmeister Johann Daniel Albrecht für einen Bodenraum fl., Meister Christian Nebelthau für
Gewölbe fl. und der französische Buchbinder Jakob Etienne für den unteren halben Tanzboden 30 fl. Der
Betrag von 40 fl. ging ein aus dem Haus vorm Neuen Bau", das ein französischer Metzger benutzte. Auch
das von lebenslustigen Gesellen auf dem Stadtbau gelegentlich betriebene Glücksspiel warf, wie die Stadt-
rechnung erkennen läßt, für die Stadt einigen Ertrag ab. Schließlich brachten die Hochzeiten und die Benutzung
des Tisch- und Küchengerätes durch die Gilden Gebühren ein; von jedem Tisch wurden zwei Albus erhoben,
für Tafelgeschirr wurde meist sechs Albus berechnet. Das Haus erschien der Stadt so wertvoll, daß sie 1713
einen Antrag des Landgrafen, ihm selbiges käuflich zu überlassen, ablehnte. In der Begründung heißt es, daß
Kirchhof, Wendunmuth II S. 260.
Stadtarchiv Cassel 4720.
Nebelthau. Gebäude S. 23.
Schminke, Cassel S. 241.
Nebelthau, Excerpte. Stadtarchiv Cassel.
Stadtarchiv Cassel 74.
Stadtarchiv Cassel 956.
das Gebäude der Stadt jährlich 133 fl. Zinsen einbringe, daß es für Hochzeiten das einzig feuerfeste Haus sei,
daß es zahlreichen Gilden dienen müsse, daß es die einzig gegebene Stätte sei für die Musterung der Bürger-
Schützen-Kompagnien, für die Abhaltung der Geburtstagsfeier des Landesherrn, für die Speisung der Armen an
diesem Tage, für die Buß- und Bettage der französischen Refugies und für manche andere Zwecke Nach wie
vor wurden die Räume des Hauses vermietet. 1734 verpachteten Bürgermeister und Rat den halben sogenannten
Tanzboden, den der Herr de Quitter zwei Jahre in der Miethe gehabt, nebst der anderen Hälfte, die dem
Opticus Zahn verpachtet gewesen, dem Bürger und Handelsmann Hieronymus Holzschue auf 10 Jahre für
20 Rthl. jährlich, wogegen die Rthlr., welche der Pächter für Schreiner- und Schlosserarbeit ausgegeben hat,
um eine Thüre nach der Schlacht zu, wie auch Schaltern vor die Löcher machen zu lassen, bei Ablauf der
Pachtzeit wiedererstattet werden sollenf" 1737 ist zu ersehen, daß Holzschue auch ein Gewölbe" und einen
Altan" innehatte, für den in diesem Jahre Holz geliefert wurde Den großen Gang vor den zwei Stuben
auf dem Neuen Bau" vermietete der Stadtrat 1751 dem Hoffechtmeister Lange auf drei Jahre als Fechtbodenß
Wie Hoffmeister5 mitteilt, befand sich etwas später auch die Kunsthandlung des Hofkupferstechers Wolfgang
Christoph Mayr im Gebäude. An Einkünften aus dem Stadtbau brachten in den Jahren 1763 bis 1785 die
Jagdschreiberei 10 Rthlr., Hieronymus Holzschue, der Wirth, 50 Rthlr., die Stube, worinnen das Concert
pflegt gehalten zu werden, 30 Rthlr., der Organist Becker 14 Rthlr., die Wittib Böttgerin 12 Rthlr. und die
kleine Schirne Rthlrß
Schminkef der 1767 den Fechtboden besonders hervorhebt und die großen Säle des Hauses erwähnt,
berichtet von Bewirtungen, die auf dem Stadtbau stattfanden. Jährlich pfleget hier die Hansegreben-Gilde,
nach einer alten Gewohnheit, so von Herrn Landgraf Wilhelm lV. zu Hessen und dessen Durchl. Nachfolgern
jedesmal bestätigt worden, auf dem Markte nach Pfingsten Tage lang öffentlich Wein verschenken zu lassen,
binnen welcher Zeit den Wirthen in der Stadt der Weinverkauf untersagt ist. Im Jahre 17328 den löten May
wurden hierselbst 240 Personen von denen Salzburgischen Emigranten von hiesigem Stadtrathe gespeiset und
mit Nachtlager versehen." Die Benutzung des Hauses durch die Gilden und Bruderschaften in der zweiten
Hälfte des 18. Jahrhunderts zur Abhaltung ihres Jahrestages ist anderweitig überliefert? Die Ortschronik 10
hält es für erwähnenswert, daß 1751 und 1785 der Rat der Stadt, als er zur Huldigungsfeier für den neuen
Landesherrn schritt, auf dem Stadtbau antrat.
Bauliche Änderungen sind für die Zeit kurz nach 1780 vermerkt. Die Große Stube, die 50 Jahre wüst
gelegen hatte, wurde 1785 instand gesetzt; Stadtbaumeister Wolff legte darin einen großen Bogen mit Auf-
zeichnungen aus der Regierung Landgraf Friedrichs verschlossen und versiegelt nieder." An die Neuausstattung
des Hauses erinnerte in der Neuzeit nach Schwarzkopf" noch ein mächtiges, in Stein gehauenes Kapital, das
früher eine Säule krönte und mit einst farbig gewesenen Engelsköpfen und Blumengewinde verziert" war.
Nähere Angaben über die Umbauten macht Stückßß der weitere Einzelheiten über die Inneneinrichtung berichtet.
1786 bis 1788 erfolgte unter Landgraf Wilhelm IX. eine völlige Umgestaltung der inneren Räume. Der
Hochzeitssaal im seitherigen Obergeschoß wurde ausgebaut und die beiden Säulen mit den Engelskapitälen
entfernt; das eine Kapitäl blieb unter dem Deckenunterzug erhalten, es ist dasjenige von dem Dr. Schwarzkopf
Stadtarchiv Cassel 74.
Stadtarchiv Cassel 74.
Stadtarchiv Cassel 956.
Stadtarchiv Cassel 74.
Künstler S. 73.
Stadtarchiv Cassel 10.
Cassel S. 241.
Bei Losch, Chroniken S. 18, findet sich das Jahr 1731.
Stadtarchiv Cassel 74.
Losch, Chroniken S. 34 u. 58.
Stadtarchiv Cassel 74.
Alt-Kassel S. 137.
Stadtbau S. 213.
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meinte, es sei in Sandstein ausgeführt und bemalt. Leider war es aber nur Stuckarbeit, die beim Abbruch
nicht zu erhalten war. An Stelle der anderen Säule wurde eine Trennwand errichtet, sodaß der zuerst von
zwei mittleren Säulen beherrschte Raum um ein Drittel verkleinert wurde und das einzig erhaltene Kapitäl
mit dem Unterzug an dem Sprengwerk der Dachkonstruktion aufgehängt wurde. Der verkleinerte Saal erhielt
noch eine Ausschmückung durch zwei Unterzugskonsolen mit dem Stadtwappen und der Jahreszahl 1786,
umgeben von einem Oberglied in Akanthusblattwerk, seitlich mit Weinlaub, Perlschnur und unten mit einer
Traube verziert. Das Wappen war ehedem farbig behandelt." Da am 18. Juli 1787 anläßlich der Wahl des
Oberhofpredigers Vilmar zum Superintendenten sämtliche in der Stadt anwesende Geistliche im Saal des Neuen
Baues hewirtet wurden, nimmt Stück an, daß um diese Zeit der Ausbau des Saales beendet war.
Eine Änderung im Lageplan, die auch für das Haus nicht ohne Folgen bleiben sollte, brachte der Bau
der Fuldabrücke im Jahre 1788. Der breite Straßendurchbruch, der den Markt mit dem neuen Flußübergang
verband, führte unmittelbar an der Schmalseite des Gebäudes vorbei und machte den bisherigen Vorhof des
Hauses zu einem wertvollen Bauplatz. Der Gedanke, daß die Stadt diesen Platz für die Vergrößerung des
unzureichend und unmodern gewordenen Baues in Aussicht nahm, lag nahe. Aber es vergingen noch dreißig
Jahre, ehe an die Ausführung des Erweiterungsbaues herangetreten wurde. Erst als 1818 ein Privatmann, der
Bäckermeister Sinning, sich beim Kurfürsten um die Überlassung des Platzes bewarb und seitens der Regierung
beim Magistrat angefragt wurde, ob er nicht selbst an die Bebauung des Platzes denke, ging man entschlossen
vor. Aus einem Berichte des Obersteuerkollegiums vom 1. März 1829 ist zu ersehen, daß Risse und Kosten-
anschläge vom Distriktsbaumeister Rudolph vorlagen. Hinsichtlich des nützlichen Zweckes des Neubaues, heißt
es, sei die Absicht des Magistrates, in dem vorderen Teil des unteren Stockes Kaufläden, in dem hinteren Teil
desselben die städtische Fleischschirne und im oberen Teil einen schön dekorierten Saal anzulegen, dessen
Mangel bisher bei Konzerten und Festlichkeiten stark empfunden sei. Als Kosten waren 10993 Taler ermittelt.
Für Abbruch des alten Rondels", des Treppenturmes, der störend an der Anschlußstelle des Neubaues saß,
sowie für Anlage einer neuen Treppe waren nochmals 850 Taler angesetzt, sodaß sich eine Gesamtbausumme
von rund 12000 Talern ergab. Der anfängliche Wunsch der Behörde war gewesen, den ganzen Altbau nieder-
zulegen, um die groteske Ansicht von der Fulda her durch eine gefällige Anlage zu ersetzen"; doch beschränkte
man sich angesichts der hohen Kosten darauf, dem vorhandenen Flügel, dem alten Saalbau, einen neuen Saalbau
anzufügen. Zur Aufbringung der Baumittel schlug der Magistrat vor, daß ihm gestattet würde, das am Altstädter
Markt gelegene Gebäude, die sogenannte Weckeschirne, zu veräußern. Der Verkauf würde 5000 Taler ein-
bringen. Die übrigen 7000 Taler müßten bei dem bekannten Unvermögen der Stadt verzinslich aufgenommen
werden. Auch sprach der Magistrat die Hoffnung auf forstfreie Bewilligung des nötigen Gehölzes oder auf
Gewährung eines verhältnismäßigen Baudouceurs aus der herrschaftlichen Kasse aus. Schließlich bat er um die
huldreichste Erlaubnis, das, was er aus eigenen Mitteln nicht aufbringen könnte, aus den städtischen Octrois
nach und nach entnehmen zu dürfen." Der Kurfürst bewilligte aus der Oberrentkammer eine Summe von
1000 Talern.
Im Jahre 1819 wurde der Neubau begonnen. Die Fertigstellung erfolgte 1821 Als Tag der Ein-
weihung des großen Saales, der bereits 1820 benutzbar war, hatte man den 21. November als den Jahrestag
der Rückkehr des Kurfürsten gewählt. Bei der Feier, die auch einen Ball umfaßte und vierhundert Teilnehmer
vereinigte, war der gesamte Hof anwesend
Stück, Stadtbau S. 213 1788 wurde angeblich der südwestliche Teil des Baues und die angebauten Häuser abgebrochen, um
für den Brückenneubau den Zugang zu schaffen. M. E. ist vom ,Bau' nichts abgebrochen worden, sondern lediglich die angrenzenden
Privathäuser. Diese Privathäuser waren nicht so alt wie der Bau, der früher allseitig freistand und an dessen Nordostseite eine Verbindungs-
straße vom Altstadtmarkt zum Fuldaufer, d. h. zu der mit Pfahldamm befestigten Schlagd, führte."
Staatsarchiv Marburg S. 14 Nr. 30 d. Rep. Extr.
Cassel u. Wilhelmshoehe S. 57. Lobe, Wanderungen S. 116.
Casseler Allgem. Zeitung v. 22. Nov. 1820 Nr. 325.
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Tafel 319,8
Tafel 318,1
Tafel 318,2
Ein Zwischenfall hatte sich bei den Vorbereitungen zum Feste dadurch ergeben, daß der Bürgermeister-
Stern die Geliebte des Kurprinzen, Emilie Ortlöpp, die spätere Gräfin Reichenbach, durch einen Laternen-
änzünder einladen ließ und der Magistrat diesen Mißgriff durch ein Entschuldigungsschreiben wieder gut machen
mußte Ernster war die Störung eines Festes, das kurz darauf im Neubau gefeiert wurde. 1822 fand der
Lakai Bechstädt, der auf einem Maskenball den Domino seines Herrn vorübergehend angelegt hatte, infolge
Vergiftung seinen Tod. Auch in seiner erweiterten Form diente das Haus zu Versammlungen kommunaler und
politischer Art. Vorübergehend tagten die Stände im Stadtbau. In den Sturmjahren 1848 bis 1850 erlebte
das Gebäude manche erregt verlaufende Bürgerversammlung. Auch die Zusammenkünfte der Bürgerwehr und
Feuerwehr fanden hier statt. Im allgemeinen aber war das neue Haus zu Concerten, Bällen und anderen
heitern und ernsten, sinnlichen und geistigen Vergnügungen bestimmt". Zu den Veranstaltungen ernster Art
gehörten die Sitzungen des Kunstvereins und des Vereins für hessische Geschichte und Landeskundeß Ein
Ereignis freudiger Natur, von dem man lange sprach, war das Festessen, das am 18. Oktober 1863 den
Veteranen von 1813 gegeben wurde, wozu der Kurfürst aus dem Hofweinkeller 200 Flaschen Champagner
stiftete. Bis in die letzte Zeit war der Stadtbau der Sammelpunkt der Bürger der Altstadt; er bildete die
Stätte, wo getrunken, getanzt, geimpft und gewählt" wurde? Die letzte Feier, die in ihm stattfand, der
Abschiedskommers am 31. März 1909, brachte den Teilnehmern in einer vom Rechnungsdirektor Woringer
verfaßten und vom Lehrer Schade erweiterten und gehaltenen Festrede noch einmal ein Bild der mannig-
faltigen Schicksale des zum Abbruche bestimmten Baues
Der Erweiterungsbau von 1819 zeigte eine einfache, aber gediegene Architektur. Seinen Hauptraum
bildete der im Obergeschoss gelegene große Saal, ein rechteckiger Raum von 781 Fuß Länge, 46 Fuß Tiefe
und 23 Fuß Höhe, dessen flache Decke an jeder Längsseite von einer Reihe von fünf freistehenden
jonischen Säulen getragen wurde, denen an der Wand ebenso viele Pilaster entsprachen. Der in der Mitte
der Schmalwand befindliche Eingang war durch eine flache Nische betont. Äußerlich stellte sich der zwei-
geschossige Flügel als Putzbau mit rundbogigen breiten Ladenöffnungen und ebensolchen schmaleren Saalfenstern
dar. Das Erdgeschoß wies eine toskanische Pfeilerstellung auf. Das Obergeschoß wurde durch ein wage-
rechtes Band in Höhe der Fensterkämpfer geteilt. Den Dachfirst krönte in der Mitte ein schlankes quadratisches
Uhrtürmchen mit Eckpilastern und flachem Zeltdach. Die in diesem Dachreiter hängende Glocke stammte vom
Altstädter Rathaus. lm Dachstuhl, der aus Tannenholz hergestellt war und eine bemerkenswerte Bauart gezeigt
haben soll, ist mehrfach das Zimmermannszeichen W. K. festgestellt worden Um so auffallender muß die
reichliche Verwendung von Eichenholz für untergeordnete Zwecke erscheinen. Es ist festgestellt worden, daß
die Mehrzahl der Decken in den Nebenräumen des großen Saales nicht ausgestakt, sondern mit Eichenkant-
hölzern von 16118 bis 18122 cm Stärke, anscheinend Fachwerkshölzern älterer Bauten, ausgeklotzt waren.
Vielleicht stammten diese Deckenfüllhölzer von dem abgebrochenen Seitenflügel des Stadtbaues, der senkrecht
zum Hauptbau vor der nordöstlichen Ecke errichtet war und Nebenräume enthielt".6 Wann dieser Seitenflügel,
das ehemalige Schlachthaus, fiel, steht leider nicht fest."
Gleichzeitig mit der Erweiterung des Hauses nahm man auch bauliche Änderungen am alten Bestande
vor. Die in der Flucht des Neubaues liegende Stirnseite des Altbaues wurde durch Aufbau eines Geschosses
auf die Höhe des Neubaues gebracht, mit dem sie unter ein Dach kam. Diese Erhöhung reichte auch über
die Fuldafront bis zum Wehrturm, der bereits früher das alte Dach um ein Geschoß überragt hatte. Durch
Veränderung der Fenster und Verputz der Fronten wurde der Altbauydessen Saal durch eine Zwischendecke-
Schwarzkopf, Alt-Kassel S. 137.
Lobe, Wanderungen S. 117.
Schwarzkopf, Cassel S. 13.
Hessenland XXlll S. 104.
Stück, Stadtbau S. 247.
Stück, Stadtbau S. 248
Schminke, Cassel S. 242, erwähnt 1767 den Seitenflügel noch als Schirn, worinnen Kuh-, Schweine- und ander Fleisch verkauft wird."
schon vorher geteilt war, im Äußern völlig verändert. Dazu kam noch eine Aufhöhung des Erdreiches nach
der Stadtseite zu, die den Fußboden des Saales unter Gelände brachte. Endlich erhielt in jüngster Zeit das
Haus, das mit der Zeit zahlreiche innere Durchbauten erfahren hatte, noch an der Fuldaseite einen zwei-
geschossigen gotisierenden Laubenvorbau, der den Zwecken der Gastwirtschaft diente.
lm Jahre 1909 wurde das ganze Gebäude wegen des Erweiterungsbaues der Fuldabrücke bis auf die
Stadtmauer und den steinernen Unterbau des Schlagdturmesl niedergerissen. Bei diesem Abbruch kamen
einige bis dahin unbekannte Architekturteile zum Vorschein." So wurden am Südende der Stadtfront, also an
der Stelle, wo der Erweiterungsflügel ansetzte, zwei Eingänge nebeneinander gefunden, ein älteres, mit Segment-
bogen abgeschlossenes Portal, das zur Hälfte im aufgefüllten Erdreich stak und als die ursprüngliche Haupttür
angesprochen wurde, und eine jüngere rechteckige Öffnung, die über dem aufgehöhten Gelände ansetzte und
offenbar als Ersatz des älteren, unbrauchbar gewordenen Einganges anzusehen war? Auch wurde festgestellt,
daß eben diese Stelle des alten Flügels mit dem neuen Flügel verbaut war, so daß zwischen dem alten
,Neuen Bau' und dem neuen Saalbau im heutigen Erdgeschoß ein Zwischenraum entstand. lm oberen Stock
war der Winkel überbaut und die Räume griffen ineinander. Die südwestliche Front wurde durch eine in der
Flucht des neuen Saalbaues stehende Fachwerkwand verkleidet, daher war diese Wand auch im Erdgeschoß
904-25 cm stark, während alle anderen Umfassungswände dieses Geschosses aus nur 90 cm starkem Bruchstein-
mauerwerk bestanden. Zum Sockel dieser verkleideten Fachwerkswand, sowie zu den Fundamenten des neuen
Saalbaues muß man Steine von einem wesentlich älteren romanischen Bauwerk verwandt haben, da sich ent-
sprechende Ornamentreste fanden, auch solche in gothischen Formen. Als Ursprungsort für letztere kann das
Altstadtrathaus nicht in Betracht kommen, eher die Magdalenenkirche, die 1788 abgebrochen wurde und deren
Steine auch zu den Erneuerungsbauten am Jägerhaus Verwendung fanden."
Ein vom Architekten Max Hummel aufgestellter Entwurf zu einem neuen Stadtbau, das Ergebnis eines
Wettbewerbes, kam während des Krieges nicht zur Ausführung.
Der Schaft einer Säule aus dem Erdgeschoßsaale des Fuldaflügels findet sich als Stütze im Keller eines
Nachbargebäudesf Ein beim Abbruch der Grundmauern des Stadtbaues vom Architekten Stück gefundenes
kleines Relief, das einen Frauenkopf darstellt und wohl von einem älteren Bau der Stadt herrührt, ist in dessen
Wohnhaus Herkulesstraße Nr. 44 zu Niederzwehren an sichtbarer Stelle wieder vermauert. lm gleichen Besitze
befindet sich zur Zeit der Säulenschaft mit den obengenannten Wappenschilden.
Wappensteln mit Stadtwappen jetzt im Landesmuseum zu Cassel. Rechteckige Sandsteintafel, oben stich-
bogenförmig abgeschlossen. Vertieftes Hauptfeld mit dem Casseler Stadtwappen, bekrönt von Stechhelm
mit Kleeblatt als Kleinod und rankenartiger Wappendecke; in den oberen Zwickeln Delphine, im unteren
Zwickel Steinmetzzeichenß Auf Kopfstück Hnno-dnW-1-5-4-8" und bekrönende Arabeske. Flachrelief.
Breite 0,77 Höhe 1,14 m.
Wappensteln mit Baumeisterwappen, früher an der Nordfront des Stadtbaues neben dem Eingang, jetzt im
Landesmuseum zu Casselß Rechteckige Sandsteintafel in Umrahmung von Stabwerk, das sich nach oben
und unten fortsetzt, daher vermutlich Mittelstück einer Architekturgliederung. Wappen mit DistelPzweig,
bekrönt von Stechhelm mit Distel?zweig als Kleinod und rankenartiger Wappendecke. Als Schildhalter
Mann mit Hellebarde und Frau, beide in bürgerlicher Tracht, zu Füßen ein Schwan. lm Oberteil
und Spruchband mit bur ludwig kod baw meilter"; daher Wappen des Ludwig
Koch zum Schwanen. Flachrelief. Breite 1,31 Höhe 1,05 m.
Vgl. Abschnitt Stadtbefestigung" S. 85f u. 94.
Stück, Stadtbau S. 214.
Grundriß bei Stück, Stadtbau S. 249.
Vgl. Abschnitt Kommißhaus" S. 426.
Küch, Siegel S. 261 Als Verfertiger des sehr sorgfältig ausgeführten Kunstwerkes dürfen wir mit einiger Wahrscheinlichkeit
-den Bildhauer Andreas Herber ansehen, der um diese Zeit in Kassel lebte. Das Steinmetzzeichen unten am Bilde konnte allerdings nicht
als das seinige nachgewiesen werden." Vgl. Knetsch, Landgrafenschloß S. 312.
Casseler Allgem. Zeitung vom 11. Juni 1909.
Tafel 53.!
Tafel 320,1
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487
E3
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E2129
E1 E921 E19
Gemeindehäuser.
Wehlheider Gemeindehaus.
Ein Gemeindehaus, das anfänglich kirchlichen, dann weltlichen Zwecken diente, besitzt der frühere
Vorort Wehlheiden in der am Kirchweg Nr. gelegenen Bürgerschule Das Gebäude entstand angeblich
1838 und war als Ersatz der mittelalterlichen Kapelle gedacht." Indessen als reines Gotteshaus des nach
Kirchditmold eingepfarrten Dorfes bestand es nur kurze Zeit. Bereits 1845 beantragte der Bürgermeister beim
Minister des Innern, das Gebäude, das eigentlich zur Kirche erbaut worden wäre, zu Schulzwecken zu benutzen.
Tatsächlich erfolgte in Zukunft die Verwendung des Hauses in der Art, daß der Mittelteil als Betsaal die
Seitenräume als Schulzimmer gebraucht wurden. Auf die Dauer war mit dieser Neuordnung den kirchlichen
Bedürfnissen des wachsenden Stadtteils indessen nicht gedient. Beschränkte man sich bis 1886 auf die
Abhaltung von Lektorengottesdiensten, so hielt man von da ab auch die l-Iauptgottesdienste in dem Gebäude
ab. Schließlich verlor das ehemalige Bethaus, weil unzureichend geworden, vollends seine kirchliche-
Eigenschaft. Vom Jahre 1889 an diente, nachdem die Gemeinde aus dem Verbande von Kirchditmold
ausgeschieden war und ein neues Kirchengebäude erhalten hatte, das alte Gemeindehaus ausschließlich den
Zwecken der Schule.
261,4
Das Bauwerk, das seine Hauptfront der platzartigen Straßenerweiterung des beginnenden Kirchweges
zuwendet, bildet im Grundriß ein Rechteck von fünf Achsen auf der Längsseite und von vier Achsen auf der
wesentlich kleineren Schmalseite. Zwei von der Vorderfront zur Hinterfront durchgehende lnnenwände trennen
den Grundriß in der Weise, daß die drei mittleren Achsen zu einem in der Tiefe und Höhe durchgehenden
Hauptraum, dem ehemaligen Betsaal, zusammengefaßt werden, während beiderseits die äußerste Achse je einen
schmaleren Nebenraum ergibt, der in der Höhe durch eine Zwischendecke in zwei Geschosse geteilt ist. Das.
obere Geschoß dieser Seitenräume öffnete sich ursprünglich in vier flachbogigen Arkaden zum Mittelraum und
bildete wohl die Empore des Betsaales. Im Erdgeschoß ist nach der Straße zu von jedem Nebenraum ein Treppen-
haus abgesondert, das auch den Haupteingang enthält. Von den mageren Kapitellen der Arkaden abgesehen ist jetzt
im Innern architektonischer Schmuck nicht festzustellen. Die geputzten Fronten waren durch hochgestelzte Blend-
arkaden toskanischer Ordnung aufgelöst, die im unteren Teile die rechteckigen mit horizontalem Simagesims
abgedeckten Fenster und in den oberen Rundbogenfeldern die halbkreisförmigen Oberlichter aufnahmen. Die
beiden Türen sind über dem Kopfgesims durch aufliegendes Ornament klassizistischen Geistes in Form freier-
Endigungen ausgezeichnet. Ihre Arkade ist durch ein pilasterähnliches Feld mit vertieftem Spiegel rechts und
links verbreitert und gibt durch ihre Fläche der Hauptfront an ihren beiden Enden einen guten architektonischen
Halt. Die Vorderfläche des flachen Sattelwalmdaches krönt ein ansehnlicher Dachreiter mit quadratischem
Sockel und achteckigem Tambur, der Uhr und Glocke enthält. Die Wetterfahne nennt das Jahr 1836, das
also auch als Jahr der Erbauung stark in Frage kommen würde. Die Einrichtung des Gebäudes zur Schule
hat nicht nur den Betsaal durch Einziehen von Zwischendecke und Wänden in zwei Geschosse und einzelne
Zimmer zerlegt, sondern auch die Innenarkaden zugesetzt und durch Vergrößerung der Lichtöffnungen die
meisten Außenfenster verändert.
Glocke. Unterer Durchmesser 0,47 Höhe 0,33 0,12 m.
Linien 0hne Inschrift. 17. Jhdt.
Sechs geschwungene Henkel.
Am Hals vier
VgLS. 62 u. 241.
Hochhuth, Statistik S. 221.
Akten. Pfarrarchiv Advcntskirche Cassel.
Hochhuth, Statistik S. 221.
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2'124.22
Gebäude.
Wahlershäuser Gemeindehaus.
Von einer ehemaligen Kirche oder Kapelle in Wahlershausen weiß die Ortsüberlieferung zu berichten
Das Gotteshaus, von dem jede Spur fehlt, soll bereits 1668 oder 1686 alt und baufällig gewesen sein. Schon
damals soll sich der Gottesdienst auf Betstunden beschränkt haben, die der Schulmeister in den Wintermonaten
abhielt. Die Stelle der Kapelle wird an der Langen Straße neben dem Weißensteiner Klosterhofe gesucht,
mit dem der Sakralbau innerlich und äußerlich zusammengehangen haben mag An ihrem Platze angeblich
erhob sich 1801 das noch jetzt stehende Gemeindehaus, in dem ursprünglich Betsaal, Schulraum Lehrerwohnung
und Wachtlokal vereinigt waren später aber auch die Lehrerwohnung und das Wachtlokal zu Klassenzimmern
eingerichtet wurdenß Die Glocke der alten Kapelle soll für den Neubau übernommen sein. Eine Uhr schenkte
ein Einwohner, der in den holländischen Kolonien zu einem wohlhabenden Manne geworden war." Sie wurde
1884 durch'ein neues Werk ersetzt. In jedem Sommer fand im Betsaal ein Pfarrgottesdienst statt, verbunden
mit einer Abendmahlsfeier für alte und gebrechliche Personen. Der letzte Gottesdienst wurde, nachdem die
neue Kirche des Stadtteils erbaut war, am 27. Dezember 1903 abgehalten. Schon vorher war die Schule, für
welche die Räume nicht mehr ausreichten, aus dem Hause verlegt worden. Die Benutzung des Gebäudes als
Bürgermeisteramt fand mit der Eingemeindung des Vorortes im Jahre 1906 ihr Ende. Seit dieser Zeit dient
das Haus, in den größeren Räumen durchgebaut, Wohnzwecken.
Im Aufbau tritt die kirchliche Bestimmung des Hauses ganz zurück. Das Gebäude macht den Eindruck
eines bescheidenen Rathauses. Die Teilung des Bauwerkes in zwei Geschosse fällt äußerlich um so mehr auf,
als das Erdgeschoß als Steinbau, der Oberstock als Fachwerk ausgebildet ist. Von den sieben Achsen der
Hauptfront sind zwei als Türen ausgebildet. Alle Öffnungen zeigen rechteckige Form. Das Mauerwerk
besteht aus Ducksteinen, die im benachbarten Habichtswalde gebrochen wurden. Das mäßig hohe Walmdach
ist mit Ziegeln gedeckt. Der auf dem First aufsitzende, mit einem Zeltdach abgeschlossene quadratische Dach-
reiter, der den öffentlichen Charakter des kleinen Bauwerks zum Ausdruck bringt und am Sockel das Zifferblatt
einer Uhr aufweist, ist beschiefert. Seine länglichen, rundbogig geschlossenen Öffnungen dienen als Schallöcher
der Glocke. Die Wetterfahne zeigt die Form eines Blattes. Das Jahr der Erbauung vermerkt auf dem Sturz
der östlichen Tür die Inschrift ANNO 1801.".
Glocke. Unterer Durchmesser 0,50 Höhe 0,37 0,13 m. Ringförmige Krone mit Platte. Am Hals
zwei Linien ohne Inschrift. Auf Mantel lM JAHR 1812 FÜR DIE GEMEINDE WAHLERSHAUSEN
GEGOSSEN VON G. C. C. HENSCHEL ZU CASSEL.
Vgl. S. 63. Kaufmann, Wahlershausen. Kaufmann, Wahlershausen u. Kirche.
Vgl. S. 260.
Rabe, Wahlershausen Im oberen Teile des Klosterhofes, des sog. alten Klosters befanden sich auf einem die ganze Breite
des Gebäudes einnehmenden Gange ein größeres und ein kleineres Wohnzimmer, welche ganz bestimmt nach der Einführung der Reformation
als Schulraum dienten. In östlicher Richtung stand mit dem Kloster eine kleine Kapelle in Verbindung. Sie hatte die Form eines Rechtecks
und war aus demselben Material und auch zu derselben Zeit erbaut wie das ganze Gebäude. Auf dem Gebäude war ein kleiner Turm
angebracht, in dem die kleine Glocke hing, welche alle Tage zu den Gebetszeiten, zu den Gottesdiensten an Sonn- und Festtagen und zu
den Begräbnissen geläutet wurde. Das Läuten geschah vom Inneren der Kapelle aus. Auf einem Altar, aus Steinen erbaut, lag eine schwarze
Decke und auf dieser eine große Bibel." Daselbst Mitteilung über die Herkunft der Bibel.
Rabe, Schule von Wahlershausen Der erste Unterricht wurde wahrscheinlich in dem alten Kloster erteilt und, als dieses zu
klein wurde, baute die Gemeinde unmittelbar an das alte Kloster ein neues Schulhaus. Es liegt an der Kirchditmolder Straße und kam
später in den Besitz des Zimmermannes Kaspar Möller." Als Gründungsjahr der Wahlershäuser Schule nimmt Rabe 1750 an. Als das
Schulhaus an der Kirchditmolder Straße nicht mehr genügte und auch die alte Kapelle mit dem Einsturze drohte, erbaute die Gemeinde das
Schulhaus an der Langenstraße im Jahre 1801."
Ungenaue Angabe bei Bach, Kirchenstatistik S. 225, welcher schreibt Zu Wahlershausen wurde 1833, an der Stelle einer
sehr alten Kirche, in Verbindung mit dem vorhandenen Schulhause ein neuer Bau aufgeführt, unten zum Betsaal, oben zum Schulsaal
eingerichtet." Danach Hochhuth, Statistik S. 221.
Rabe, Schule v. Wahlershausen Die Gemeinde erwarb das Gehöft des der Schule gegenüberwohnenden Maurers Engel und richtete
dort zwei Lehrerwohnungen her. Der Platz vor den neuen Lehrerwohnungen wurde geebnet und mit drei Linden bepflanzt. Hier versammelten
sich von nun an auf ein gegebenes Zeichen mit der Glocke die ,Herren der Gemeinde' und nahmen durch den ,Greben'-Bürgermeister die
Verordnungen der Behörden und sonstige Bekanntmachungen entgegen."
Rabe, Wahlershausen.
Tafel 361,1
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Bau- und Knnstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel. VI. CasseI-Stadx.
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62
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Gebäude.
211
E123
Militärische
Gebäude.
Kasernen.
Hohentorkaserne.
Die zu Friedens- und Kriegszeiten sehr verschiedene Besatzung der Festung Cassel wurde vor dem
dreißigjährigen Krieg größtenteils aus Söldnern und Büchsenmeistern gebildet, die in Bürgerquartieren lagen.
Um 1600 traf Landgraf Moritz Anstalten, das Söldnerwesen durch eine neue Wehrordnung zu ersetzen, die
schon die Anfänge einer allgemeinen Wehrpflicht enthielten. Zur Durchführung gelangte diese Wehrordnung
freilich nur in sehr beschränktem Grade; im Verlauf des dreißigjährigen Krieges zerrüttete sie sogar vollends
wieder. Kurz vor dem westfälischen Frieden wurde die gesamte hessische Kriegsmacht eingeschränkt. Das
Land war an der Grenze seiner Leistungsfähigkeit angelangt. In Cassel verblieben nur zwei Kompagnien
Fußvolk zu 400 Mann sowie die Leibwache zu Pferde, die spätere Garde du Corps, mit einem Bestände von
40 Reisigen. Den Oberbefehl über diese Garnison und über die Festung Cassel erhielt der rühmlichst bekannte
Generalleutnant J. von Geyso?
Der 1672 und 1676 drohende Einbruch Frankreichs in die Reichslande veranlaßte den Landgrafen Karl
in seiner Eigenschaft als Condirektor des Oberrheinischen Kreises die benachbarten Reichsstände zu einem
wirksameren Zusammenschluß und zum Ausbau ihrer Wehrkraft zu bewegen. Aber noch bevor das zu vermehrten
Truppenaufgeboten verpflichtende Bündnis der oberrheinischen und fränkischen Reichsstände mit Kaiser Leopold
geglückt war, fiel Ludwig XIV. im Jahre 1681 über Straßburg her. Der von Karl vorausgesehene Krieg mit
Frankreich wurde unvermeidlich. Seitdem begann der Landgraf Rüstungen, die Hessen zu einem gefürchteten
Gegner und umworbenen Freund machten und es zu einer der ersten Militärmächte Deutschlands anwachsen
ließenß Die weit und breit bekannte Artillerie4 wurde 1684 in eine Garnison- und Feldartillerie gegliedert
und dem Oberbefehl des früher schon in hessischen Diensten tätigen dänischen Generalleutnants Brostrup Jacobson
von Schört unterstellt. Die Infanterie wurde verstärkt und eine Kavallerie aufgebracht, die zu Beginn des
Krieges im Jahre 1688 außer der Leibwache zu Pferde sieben Regimenter zählte?
Die Folge hiervon war ein beträchtliches Anschwellen der in Cassel garnisonierenden Truppen. Noch
aber wurde wenig Bedacht auf eine zweckmäßige Unterbringung genommen. Dies geschah erst, als der
Landgraf die Bürgerschaft von der Einquartierungslast befreite, eine Gegenleistung dafür, daß die Stadt das ihr
auf dem Gelände der Aue zustehende Nutzungsrecht dem Landgrafen zwecks Anlage des dort geplanten großen
Gartens abtratß Die von Karl ausgestellte Urkunde vom 8. Mai 1711 besagte, daß künftighin zu ewigen Zeiten
die Stadt mit keiner wirklichen Einquartierung ferner beschwert, sondern solche ihr gänzlich abgenommen, die
Soldaten in Kasernen verlegt und auf landesherrliche Kosten mit Feuer, Licht, Matratzen und anderer Notdurft
jeder Zeit versehen werden" sollten."
Eigene Neubauten für die Truppen wurden zunächst nicht errichtet. Der Landgraf bestimmte vielmehr
die von zugewanderten Künstlern und Kunsthandwerkern bewohnten, zwischen den Bastionen Gießberg und
Totenberg längs der Kurtine in der Gegend des Hohen Tores gelegenen Reihenhäuser, an deren nordwestlicher
Seite später die untere Königsstraße vorbeigelegt wurde, zur lnfanteriekaserneßfDiese Baracken" oder
Schlee, Kriegswesen S. 144.
Kriegsmacht Karls S. 112f u. 118 f.
Kriegsmacht Karls S. 122 ff.
Baumbach, Artillerie S. 28 ff.
Kriegsmacht Karls S. 131 f.
Bmnner, Cassel S. 226. Jacobi, Hugenotten. Hessenland ll S. 44. Neuber, Haupt-Wache.
Stadtarchiv Cassel 110.
Piderit, Cassel S. 246. Gerland, Du Ry S. 13 f.
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212'124
Gebäude. QEQQ QQQ
Pavillons" hatten der Architekt Paul du Ry und der Oberst Heppe in den Jahren 1686 bis 1688 nach
holländischer Art in Backsteinen mit Mansarddächern und Giebelaufsätzen an der Stelle älterer Häuser an der
Stadtmauer errichtet, wobei die ganze Bauanlage durch die Abbrechung der Häuser hinter der Mauer etwas
weiter in die Stadt gerücket" worden war. Die Baracken waren unter einem Dach begriffen, ob sie gleich
oben Gipfel und unten eben so viel Thüren" besaßen Bei dem Umbau zur Kaserne wurden noch elf
Häuser zugezogen, aus denen bis dahin die Stadt, wie die Stadtrechnung vom Jahre 1712" erkennen läßt,
jährlich 16 Albus an Geschoß eingenommen hatte. Die Architektur des Altbaues, der nach dem benachbarten
Tor den Namen der I-Iohentorkaserne annahm, wurde nur geringfügig geändertx" Der Segmentbogengiebel in der
Mitte erhielt die von Waffen und Trophäen umgebene Büste des Landgrafen und darunter ein laubumkränztes
Wappenmedaillon mit der Jahreszahl der Erbauung
Unter Friedrich II. wurde die Kaserne durch Anbauten an der Straße so erweitert, daß vier Infanterie-
Regimenter darin Platz fanden. Gleichzeitig erhielt sie durch die Abtragung des ziemlich nahe gelegenen
hohen Walles, hinter dem sie gleichsam versteckt war, Luft und ein freyes Aussehen." Als Exerzierplatz
entstand vor der Kaserne, aber jenseits der unteren Königsstraße der geräumige Kasernenpatz", der bis an
die Stadtmauer reichte und durch ein Rondell abgeschlossen wurde, nach dessen Rundung auch die Stadtmauer
sich halbkreisförmig ausbuchtete. Nicht ohne Einfluß auf die Umgestaltung der Schauseite blieben um das
Jahr 1828 die sonderbaren Beschlüsse der noch von Wilhelm IX. ernannten Verschönerungs-Kommission,6 der
unter Anderem die Aufgabe zufiel, alle Mansardendächer sowie alle Treppen vor den Häusern zu beseitigen.
Die mittelsten fünf Achsen des Gebäudes erhielten eine auf hohem Rustikasockel aufgesetzte Pilasterverblendung
mit Zahnschnittgesims, das eine niedrige Attika bekrönte. Im Übrigen wurde das Haus um ein ausgebautes
zweites Obergeschoß erhöht und mit einem flachen Satteldach abgeschlossen. Die vor den neun Ausgängen
befindlichen Freitreppen erfuhren dadurch eine Begradigung, daß ihre Stufen in Straßenrichtung umgelegt wurden.'
Neben der Kaserne an der Straße weiter hinunter stand ein kleines eingeschossiges Haus mit Mansardendach,
das Meubel-Haus" oder die Maison d'habillement". Der Erhöhung der Kaserne folgte auch ein Ausbau dieses
I-läuschens durch Aufstockung eines vollen Geschosses
Das Ganze hatte nunmehr mit den inzwischen jenseits der Straße errichteten Baulichkeiten die so sehr
erstrebte Gleichförmigkeit" erhalten. Dort war im Jahre 1806 parallel zur alten Hohentorkaserne und als
hinterer Abschluß des Kasernenplatzes ein selbständiger massiver dreigeschossiger Neubau entstanden, der
gleichfalls der Unterbringung der Soldaten diente? Seine Mitte nahm ein großes mit tonnenförmigen Zinkdach
abgedecktes Exerzierhaus ein, das bei schlechtem Wetter zu Waffenübungen und zur Wachtparade benutzt
werden konnte. Es ist möglich, daß ursprünglich nur die Erbauung dieses Exerzierhauses beabsichtigt war,
denn von Jussow finden sich Entwürfe zu einem solchen Gebäude, die des Anschlusses von Kasernenflügeln
entbehren." Auch die spätere Ausführung zeigte nur jlosen inneren Zusammenhang der beiden Gebäudeteile."
Die Exerzierhalle, eine Saalanlage von rund 200 Fuß Länge und 80 Fuß Breite, schiebt sich mit ihrem Kopfende
als Mittelteil in den Kasernenflügel hinein, dessen Zimmerflucht sie unterbricht. Die Hauptmasse ihres
bedeutenden Baukörpers ragt rückseitig frei auf das I-lintergelände bis an die Ausbuchtung der Stadtmauer
hinaus, die einseitig abgeschrägt erscheint. Ihre geradlinig abgeschlossene Stirnseite öffnet sich in einem riesigen
Schminke, Cassel S. 234.
zlStadtarchiv Cassel.
l-iandzeichnungen. Landesmuseum Cassel.
Schminke, Cassel S. 234. Apell, Cassel 1792 S. 34 f.
Engelhard, Erdbeschreibung S. 98 f.
Cassel n. Wilhelmshoehe S. 23 u. 55.
Handzeichnungen. Landesbibliothek Cassel.
Handzeichnungen. Landesmuseum Cassel.
Lobe, Wanderungen S. 91 f.
I-Iandzeichnungen. Schloßbibliothek Wilhelmshöhe.
Handzeichnungen. Landesmuseum Cassel.
Krieger, Cassel S. 143 f. Gerland, Du Ry S. 14.
Tafel 324,2
Tafel 322
Tafel 321
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491
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Gebäude.
Bogen, der auf dorischen Pilastern ruht. Eingefaßt wird der Mittelteil durch breite Lisenen, die in Kämpferhöhe
Reliefs mit römischen Kriegerszenen aufweisen. Das schmale, mit Mutulen besetzte Hauptgesimse nimmt eine
niedrige Attika auf, die als Bekrönungen seitlich zwei schreitende Löwen und in der Mitte die von Fahnen,
Kanonen und Waffen umgebene, von einem Strahlenkranze von Speeren umrahmte Figur des Mars mit der
Statuette einer Siegesgöttin trägt.
Vervollständigt wurde die Bauanlagel durch Kurfürst Wilhelm Il., der rechts und links an dem Platze
zwei weitere Kasernen aufführte von denen, wie die Stadtpläne zwischen 1819 und 1822 lehren, die nord-
östliche zuerst entstand. Sie warfür das Regiment Jäger bestimmt und gab später der dort entlang gelegten
Straße den Namen Jägerstraße. Auch wurde unter Wilhelm II. das Ganze restaurirt und in größere Über-
einstimmung gebracht."
Die vier 540 Fuß langen Gebäude boten bis zu 2500 Mann Unterkunft Aber die lange gerühmten
inneren Einrichtungen veralteten mit der Zeit und die Räume genügten schließlich auch in der Größe nicht
mehr. Die Kaserne wurde aufgegeben. Ihren Ersatz bildet die in den Jahren 1874 bis 1876 in Wehlheiden
angelegte Infanterie-Kaserne. Reste der ältesten Bauten sind noch in den Häusern Königsstraße 72 und 74 sichtbar.
Den ehemaligen Kasernenplatz und die Stelle der an ihm entstandenen jüngeren Flügel nehmen jetzt die
Baublocks zwischen der Königsstraße, Hohentorstraße, Mauerstraße und Jägerstraße ein?
Tafel 15
Garde du Corps-Kaserne.
Im Gegensatz zur Hohentorkaserne, die nicht von Anfang an für Heereszwecke bestimmt war, entstand
als reiner militärischer Bau die Garde du Corps-Kaserneß Erbaut wurde sie unter Landgraf Friedrich II. im
Jahre 1768 auf wiederholtes Drängen der von Einquartierungslasten neuerlich bedrückten Bürgerschaft für das
im Jahre 1684 nach französischem Vorbilde errichtete Reiterregiment Gens d'armes.7 Seinen Platz fand das
Gebäude auf einem am nordwestlichen Ende der Oberneustadt verfügbaren Gelände, hart an der Stadtmauer
diesseits des Weißensteiner Tores, das wie die Mauer ebenfalls 1768 entstandß
Den Entwurf stellte Simon Louis du Ry auf, der auch die Ausführung leitete. Dlß anziehende Aufgabe
gab dem Architekten Gelegenheit nicht nur die Frage des Kasernenneubaues künstlerisch zu lösen, sondern
auch den Lageplan der nächsten Umgebung städtebaulich interessant zu gestalten? Das Gelände vor dem
Neubau, dem Hotel der Gens darmes", bekam die Form eines rechteckigen Platzes, der sich als Gens d'armes-
Platz" von der Wilhelmsstraße bis zur jetzigen Fünffensterstraße hinzog und hierüber hinaus als überleitendes
Kopfstück nach dem schräg anschneidenden Weißensteiner Tor einen achteckigen Vorplatz erhielt. Die Mitte
dieses teilweise von den elysäischen Feldern, teilweise von Gartenanlagen eingefaßten Vorplatzes nahm eine
achteckige Pferdeschwemme ein. An der südöstlichen Längsseite des Hauptplatzes zog sich der Wittorfsche
Garten entlang, an dessen Grenze als Mittel- und Endstücke drei jetzt nur noch in Resten vorhandene und zu
hohen Wohnhäusern ausgebaute Pavillons standen, die in den Garten zurücksprangen und vom Platze aus
zugänglich warenß" Entsprechend diesen zweigeschossigen mit Mittelaufsatz versehenen Symmetriebauten, die
Schmidtmann, Erinnerungsbilder S. 18. Grundrisse und Aufrisse Militärbauamt Cassel.
Lobe, Wanderungen S. 91. Apell, Cassel 1831 S. 13 f.
Lobe, Wanderungen S. 91 f.
Lobe, Wanderungen S. 91 f. Apell, Cassel 1831 S. 13 f.
Narten, Cassel S. 283.
Piderit, Cassel S. 290. Narten, Cassel S. 284. Gerland, Du Ry S. 129. Gurlitt, Barockstil S. 443. Phleps, du Ry S. 224.
Jacobi, Hugenotten. Wenzel, Garde du Korps-Kaserne.
Wagner, Vorzeit.
Nach Wagner, Vorzeit, entstand die Kaserne an Stelle einer großen herrschaftlichen Backsteinbrennerei, die 1768 abgebrochen wurde.
Vgl. S. 53.
Vgl. Stadtplan v. Selig 1781.
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untereinander durch Mauern verbunden waren, legte du Ry an der Nordwestseite des Platzes die Kaserne so an,
daß ein Mittelbau und zwei Eckbauten, ebenfalls zweigeschossige Baukörper mit Giebelaufsätzen, durch niedrige
Zwischenbauten zusammengefaßt wurden.
Die zeitgenössischen Beschreibungen der Bauanlage, die als prächtig bezeichnet wird beschränken
sich auf die Mitteilung, daß die Kaserne ein schönes 400 Fuß langes Gebäude" war, das aus einem Corps
de Logis, zween Flügeln, und zween Pavillons" bestand! Eine gute Übersicht über die gesamte Platzanlage
gibt eine perspektivische Zeichnung von Stietz aus dem Jahre 1791.13 Ergiebiger für die Kenntnis der Einzel-
heiten des Baues ist eine geometrische Zeichnung, die den Grund- und Aufriß wiedergibt! Die Eckpavillons
erscheinen als fünfachsige Mansardenbauten, deren dreiachsiger Dachaufsatz durch flachen Ziergiebel abgeschlossen
wird. Sockel und Ecklisene bilden die einzige Gliederung der völlig glatten Front. Die Rechteckfenster
besitzen unproülierte Umrahmung, die auch der kreisförmigen Luke im Giebelfelde eigen ist. Eine Bekrönung
mit Kartusche und bescheidenen Rankenausläufern weist die in der Mittelachse gelegene Segmentbogentür auf,
deren Umrahmung durch Ohren und Schlußstein ausgezeichnet ist. Die Fenster der mit Dreieckgiebel abgedeckten
Gauben sind flachbogig geschlossen. Reicher ausgestattet ist der siebenachsige sonst gleich gebildete Mittel-
pavillon, der das rundbogige Haupttor enthält. Das Erdgeschoß ist gequadert, das Obergeschoß und der mit
diesem zusammengezogene Dachaufbau sind durch Pilaster und Blenden belebt. Stuck findet sich nicht nur
an einer Kartusche über dem Eingang, sondern auch in den Korbbogenabschlüssen der Blenden zwischen den
Fenstern und im Giebelfelde, dessen ovale Luke von Trophäen und Krone umgeben wird. Aus dem Grundriß
ist zu ersehen, daß der Mittelbau zu ebener Erde auf der einen Seite des Durchganges die Wache mit
anliegender kleiner Arrestzelle und die Treppe, auf der anderen Seite Montierungskammern enthielt. Der
Eckbau rechts besaß zwei Zimmer für den Casernier und Werkstätten, der Eckbau links auf der einen Hälfte
zwei nicht näher bezeichnete Räume, auf der andern Hälfte bereits Ställe für die Offizierspferde, die offenbar
nachträglich hier untergebracht wurden. Die eigentlichen Stallungen befanden sich in den langen Zwischen-
bauten, deren Erdgeschoß sie gänzlich ausfüllten, während die Mansarde zur Unterbringung der Mannschaft
diente. Äußerlich bringen die niedrigen, schlichten, in den Fenster- und Türölfnungen sich den Hauptbauten
anschließenden Verbindungsflügel ihre Hauptbestimmung als Stallbauten dadurch zum Ausdruck, daß von den sieben
Achsen jeden Flügels drei als Ausgänge angelegt sind und die übrigen vier, die als Fenster dienen, in der
unteren Hälfte zugesetzt sind. Für die Wache befand sich zum Aufenthalt der Wachtmannschaft im Freien
vor dem Stalle rechts unmittelbar neben dem Mittelbau ein dreiteiliges Vordach, wie es auch an den meisten
Wachtgebäuden der Stadt sich feststellen läßt. Äußerlich behandelt ist das Haus als Putzbau. Alle Architektur-
glieder sind in gelblichem, die Flächen in rötlichem Tone gehalten. Der Stil ist, bezeichnend für du Rys
Entwicklungsgang, noch Rokoko.
Auf dem Hintergelände des l-lauptgebäudes breiteten sich weitere Stallungen sowie Werkstätten und
Wirtschaftsgebäude aus. Einer symmetrischen Ausbildung ihres Grundrisses stand der gebrochene Zug der
Stadtmauer im Wege, der das Kasernengebiet abschloß. Lediglich die Hintergebäude hinter der linken Hälfte
des Vorderhauses, in denen allerdings die Hauptstallungen untergebracht waren, umschlossen einen regelmäßigen
Hof von rechteckiger Gestalt. Wie eine im Lageplan einpunktierte Zeichnung lehrt, bestand die Absicht, diesen
zweckmäßigen Grundriß auch hinter der rechten Hälfte des Vorderbaues zu wiederholen. Solange indessen die
Stadtmauer, die eben erst errichtet war und mit ihrem schrägen Verlauf das Grundstück stark verengte, nicht
wieder beseitigt werden konnte, mußte man sich damit begnügen, in gleicher Schräge die weiteren Hinter-
agebäude teils an der Mauer teils parallel zu ihr anzulegen. Die geringe Breite dieser Nebenanlagen und ihre
Ausführungsart in Fachwerk sprechen dafür, daß man mit einer langen Lebensdauer dieser Bauten, die übrigens
Engelhard, Erdbeschreibung S. 86.
Apell, Cassel 1792 S. 84. Krieger, Cassel S. 279 f.
Handzeichnung. Landesbibliothek Cassel.
Handzeichnung. Landesmuseum Cassel.
Tafel 36.!
Tafel 323
22222259
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Gebäude.
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Tafel 824,1
Tafel 16
erst später auf den Stadtplänen erscheinen, nicht rechnete. Der schmale Hof, der zwischen den Hintergebäuden
und der Stadtmauer verblieb und der unter Anderem den Stallmist aufnahm, war von der Wilhelmsstraße aus
durch ein Tor zugänglich, dessen beide Pfeiler von Nahl mit mächtigen, aus Sandstein gearbeiten Pferdeköpferr
geschmückt waren.
Als zur Zeit Kurfürst Wilhelms ll. eine Vergrößerung der Kaserne unabweisbar geworden war, griff
man auf den alten Erweiterungsplan des Hintergebäudes nicht mehr zurück. Vielmehr entschied man sich für
eine Verlängerung des Vorderbaues nach der Seite des Weißensteiner Tores hin. Gleichzeitig erfolgt eine
erhebliche Veränderung des alten Bestandes. Nach einem zeitgenössischen Berichtl ist bei dieser Gelegenheit
die Kaserne ganz umgeschaffen, erneuert und vergrößert worden. Die oberen Stockwerke an allen Flügeln,
die von Holz waren, sind abgebrochen und von Stein neu wieder aufgeführt und auf der Seite nach dem Thore
hin sind zwei neue Flügel angebauet worden. Um aber die Gleichförmigkeit wieder herauszubringen, ist der
in der Mitte liegende lange Flügel zum Hauptgebäude eingerichtet worden. Die Kaserne hat durch diese
Veränderung ein ganz neues und schöneres Ansehn gewonnen und ist 600 Fuß lang geworden. Unten in
diesem Gebäude sind die Ställe für die Pferde und darüber wohnt die Mannschaft."
ergeben, bestand die Hauptänderung darin, daß der alte Mittelpavillon und der Südwestflügel zu einem neuen
einheitlichen Mittelteil von 21 Achsen und drei Geschossen ausgebaut wurden, an die sich als Verlängerung
die neue Flanke anfügte. Diese neue Flanke, im Stallflügel zweigeschossig, im Eckpavillon dreigeschossig
angelegt, bestimmte die neue äußere Form auch ihres Gegenstückes, des alten nordöstlichen Flankenbaues,
dessen Grundrißmaße für den neuen Flügel unverändert übernommen wurden. Beim neuen Mittelbau ergab
sich aus dem alten Mittelpavillon ein Endrisalit, zu dem aus dem verlängerten südwestlichen Eckpavillon ein
Gegenstück geschaffen wurde. Bei der Ausdehnung der neuen Front und der Länge seines Mittelteils erschien
eine besondere Betonung des Schwerpunktes architektonisch geboten. Die mittleren fünf Achsen wurden schwach
vorgezogen; sie erhielten in den beiden oberen Geschossen eine kräftige Gliederung von zehn dorisierenden
Pilastern und als oberen Abschluß einen breiten Giebel mit der von einer Krone überragten vergoldeten
Inschrift WILHELMUS II ELECTOR CONDIDIT. Die Aufschrift KVR- HESSISCHE GARDE DV KORPS
CASERNE findet sich nach den älteren Abbildungen, nicht aber nach den jüngeren photographischen Aufnahmen
auf dem schlichten Fries des Mittelteiles. Die flachen Satteldächer sorgten dafür, daß der aus alten und neuen
Teilen zusammengesetzte Baukörper, den man, so gut es ging, in der Front klassizistisch abstimmte, eine gewisse-
Einheitlichkeit wahrte. Die tief in den Organismus des du Ry'schen Werkes eingreifende Veränderung muß,
soweit es die Stadtpläne erkennen lassen, zwischen 1820 und 1822 erfolgt sein. Ende des 18. Jahrhunderts
waren die Gens d'armes in die Garnisonen Felsberg, Gudensberg, Wolfhagen und Zierenberg verlegt worden
worauf die Gardes du Corps ihre alten Quartiere im ehemaligen Ahnaberger Kloster mit der Kaserne der
Gens d'armes vertauschten, indem sie ihren Regimentsnamen auf Haus und Platz übertrugen. Die Kaserne hieß
fortan die Garde du Corps-Kaserne, der Platz davor der Garde du Corps-Platz.
Nach Herstellung der Erweiterung konnten die Fachwerksbauten auf dem Hintergelände des Altbaues
fallen. Auch Änderungen auf dem Vordergelände ergaben sich. Der Platz vor der Kaserne wurde eingezäunt
und als freie Reitbahn eingerichtet Wie ein Stadtplan von 1822 dartut, mußte infolge des Erweiterungs-
baues die Achteckfigur der Pferdeschwemme auf der Nordwestseite geradlinig beschnitten werden. Ein selbst-
ständiges Nebengebäude, ein Reithaus von 80 Fuß Länge und 40 Fuß Breite, der Ersatz der Reitbahn der
Klosterkaserne, entstand dem Hauptgebäude schräg gegenüber am Rande der Elysäischen Felder Der einfaches
Wie spätere Aufnahmen
Cassel u. Wilhelmshoehe 1828 S. 49 f.
Handzeichnung. Landesbibliothek Cassel.
Wagner, Vorzeit.
Cassel u. Wilhelmshoehe 1828 S. 40. Lobe, Wanderungen S. 65.
Stadtplan v. Selig 1822.
Krieger, Cassel S. 280.
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Putzbau übte zeitweise eine starke Anziehungskraft aus. ln der westfälischen Zeit führte hier Frangois aus
Paris seine Reitkünste vor; später traten Paptist, Calpestri und andere hier öffentlich auf
Von weiteren Schicksalen der Garde du Corps-Kaserne sei noch erwähnt, daß dem Gebäude in der
berüchtigten Garde du Corps-Nacht im April 1848 durch einen wütenden Volkshaufen die Zerstörung durch
Brand drohte, der nur durch die Besonnenheit des Ministers Eberhard verhindert wurde. Unter dem Zwange
des Volkswillens mußte der Kurfürst seine Elitereiterei auflösen. Die Kaserne ging später an das Husaren-
Regiment Nr. 14 über, für das neue Ställe parallel zum Hauptgebäude errichtet wurden. Die alten Stallungen
wurden abgebrochen. Eine im Jahre 1860 geplante Erweiterung" längs des Hofes am Ständeplatz kam nicht
zur Ausführung. Dagegen hatten seit 1866 die Husaren als Ergänzung auch das Marstallgebäude des Land-
grafenschlossesß und bis zum Jahre 1882 Ställe im Ahnaberger Kloster innef Nach dem Neubau einer
Kavalleriekaserne an der Frankfurter Straße verließen die Husaren die Garde du Corps-Kaserne, die neuerdings
zum größten Teil beseitigt wurde, um einen Straßendurchbruch vom Ständeplatz zum Garde du CorpsaPlatz
durchzuführen und einen Standort für ein Schwimmbad zu gewinnen. Der noch heute erhaltene Rest der Anlage,
der Nordostteil des Vorderhauses, ist, zu Läden, Werkstätten und Wohnungen durchgebant, an Private vermietet.
Einige Voutendecken mit Rokokostuck erinnern noch an den Ursprungsbau. Die Krone, die ehedem im Giebel-
felde des Mittelbaues sich befand, ist beim Neubau des Offizierskasinos der Kavalleriekaserne wieder angebracht
worden. Die Pferdeköpfe, die ursprünglich den Eingang zum Hinterhof schmückten und später auf den
Torpfeilern des Eckgebäudes Wilhelmsstraße gestanden haben sollen, stehen ietzt auf einer Brüstung des Land-
hauses Mades am Brasselsberg. Völlig erhalten ist noch das Reithaus, das vor kurzem als Rollschuhbahn
eingerichtet wurde, jetzt aber als Lagergebäude dient.
Stadtkaserne.
Die Last der Einquartierung der Truppen, der zuerst Landgraf Karl durch Einrichtung der Hohentor-
kaserne abgeholfen hatte, machte sich von neuem und in verstärktem Maße fühlbar, als zur Zeit der französischen
Fremdherrschaft stete Durchzüge die Hauptstadt des Königreichs Westfalen passierten. Die erste Anregung
Abhilfe zu schaffen gab der Kommandant der Nationalgarde, Oberst Freiherr Treusch von Buttlar-Brandenfels,
indem er in einem Schreiben vom 23. Mai 1810 dem Maire der Residenz, Freiherrn von Canstein, die Erbauung
einer Kaserne für 3000 Mann verschlug. Über die Zweckmäßigkeit des Neubaues, der auf Kosten der Stadt
erfolgen sollte und vom Oberbaurat Jussow auf mindestens 100000 Reichstaler veranschlagt war, wurde zunächst
eine Rundfrage bei den Hausbesitzern veranstaltet, da diese die Last der Einquartierungen zu tragen hatten
und an der Errichtung der Kaserne am meisten interessiert sein mußten. Die Abstimmung ergab jedoch eine
überwiegende Abneigung der Bürgerschaft gegen das Bauvorhaben. Auch nach Fertigstellung der Kaserne
befürchtete man eine Belegung derBürgerhäuser mit Mannschaften oder wenigstens Offizieren. Als aber im
September König Jeröme 9000 Mann Westfälischer Truppen auf dem Forst zusammenzog und für Oktober die
dauernde Verstärkung der Casseler Garnison durch das 3000 Mann zählende 1. Linien-Infanterie-Regiment in
Aussicht nahm, griff der Präfekt von Reimann den Gedanken des Kasernenbaues, der von Anfang an seinen
Beifall gefunden hatte, wieder auf, zumal ihm zu Ohren gekommen war, daß der König sich nach dem Stande
der Angelegenheit erkundigt hatte. In einer Denkschrift arbeitete er die Pläne zur Aufbringung der Mittel aus,
worauf der König entschied, daß der Bauplatz von der Regierung unentgeltlich zur Verfügung gestellt und das
Holz zu den Preisen geliefert werden sollte, welche die Krone bei ihren eigenen Bauten zahlte, daß aber die
Kosten nicht nur für den Bau des Hauses sondern auch für die innere Ausstattung von der Stadt zu tragen
seien, die auch noch die Errichtung besonderer Offiziershäuser zu übernehmen habe, falls sie auch von der
Cassel u. Wilhelmshoehe 1828 S. 49.
Handzeichnungen. Landesbibliothek Cassel.
Narten, Cassel S. 283 ff.
Nebelthau, Gebäude S. 28 f.
1'121 5'215" 51 E4 EINE 495 QQQQQQQQE
Einquartierung der Offiziere befreit sein wolle. Nur ungern verstand sich der Munizipalrat zur Bewilligung
von 400000 Franken für den Bau und von 100000 Franken für die Ausstattung der Kaserne, indem er die
Einrichtung des Hauses dem Könige, seine Ausstattung der Regierung überließ und die Erbauung von Offiziers-
wohnungen ablehnte. Nachdem ein Plan, das Zeughaus zur Kaserne einzurichten, fallen gelassen war, ordnete
der König am 25. Oktober 1810 unter Überweisung eines Zuschusses von 50000 Franken die Aufstellung eines.
Entwurfes und Kostenanschlages zum Neubau an.
Bereits nach fünf Tagen lag ein Bauplan vor. Er rührte von dem französischen Hauptmann Pierre
de Sainson her, einem in Fachkreisen wenig geschätzten Techniker, der in oberflächlicher Schätzung die Kosten
auf rund 650000 Franken veranschlagte und als Bauplatz das Gelände an der Mombach in der Gegend des
heutigen Friedhofes vor dem Holländischen Tore vorschlug. Jussow, dem vom Ministerium die Pläne vorgelegt
waren, lehnte ihre Prüfung mit dem Bemerken ab, daß weder der Bauplatz noch die Art der Bauausführung
festgelegt sei. Dagegen ließ er am 12. Februar des folgenden Jahres auf Veranlassung des Präfekten durch
einen seiner Beamten, den Oberingenieur Ganzer, ein Gutachten darüber aufstellen, in welcher Weise die
Ausführung des Baues am zweckmäßigsten zu bewirken sei. Dringend riet Ganzer ab, den Betrieb des Baues.
einem Unternehmer zu übertragen; sein Vorschlag ging dahin, die Leitung des in eigener Regie auszuführenden
Baues einem staatlichen Baumeister anzuvertrauen, dem besondere Bauführer zur Seite gestellt würden. Der
Präfekt schlug Ganzer selbst als Bauleiter vor und bat, von der Bürgerschaft darum angegangen und durch
Jussow aufgeklärt, das Ministerium darum, auf keinen Fall Herrn Sainson oder einem gewinnsüchtigen Unter-
nehmer die Ausführung des Baues zu übertragen. Ganzer wurde denn auch mit der Aufstellung des Bauplanes
und mit der Bauleitung beauftragt
Durch königliche Verordnung vom 14. Februar 1811 wurde bestimmt, daß eine Kaserne mit Anbauten
für die Offiziere auf Kosten der Stadt mit einem Aufwände von 950000 Franken errichtet werden solle. Die
Frage des Bauplatzes blieb offen, dagegen herrschte über die Verteilung der erheblichen neuen Steuern eine
vor allen den Hausbesitzern wenig angenehme Klarheit. Als geeignet zur Baustelle genannt wurde das Gelände
hinter der Klosterkaserne, bei der jetzigen" Salpetersiederei, hinter der Garde-Schützenkaserne, an Stelle des
Karlshafer Tores, rechts der Holländischen Straße zwischen der Garde-Schützenkaserne und dem Holländischen
Tore, vor dem Holländischen Tore links an der Holländischen Straße hinter Östreichs Weingarten und westlich
der Stadt in der Gemarkung Wehlheiden. Als besonders günstig wurde von Jussow und Ganzer der Platz
hinter dem Östreichschen Garten bezeichnet. Der König war mit dieser Baustelle einverstanden und genehmigte
Ganzers Kostenanschlag, der sich auf 198576 Taler belief und zwar Sainsons Überschlag um 112470 Franken
überschritt, aber auch alle Ausgaben wirklich enthielt. Am 3. April wurde die Absteckung des Platzes und
die Abschätzung der dortigen Gärten befohlen. Zugleich trat ein aus der Bürgerschaft gewählter Ausschuß.
zur Prüfung wirtschaftlicher Baufragen, die Kasernenbaukommission, ins Leben. Schwierigkeiten erwuchsen.
aus der Weigerung der Gartenbesitzer, ihre wohlgepflegten Grundstücke herzugeben. Eine von etwa 800 Bürgern
und Frauen der Stadt unterschriebene, an den König gerichtete Bittschrift stellte in bewegten Worten vor, daß
der Platz vor dem Holländischen Tore viel zu teuer sei, und empfahl den Platz bei der Klosterkaserne zwischen
der Großen Mühle und dem Schuppen beim Zeughaus. Da in der Tat eine Abschätzung der Gärten vor dem
Holländischen Tore die hohe Summe von 28480 Talern ergab, die sich auch bei Nachprüfung nur wenig
ermäßigen ließ, wählte man einen Bauplatz vor dem Weißensteiner oder dem alten Napoleonshöher Thor,.
rechter Hand, da, wo die Gebäude der Stadt aufhören." Der Platz, der nur von Äckern eingenommen war
und unweit der Drusel lag, hatte den Vorzug, daß er billig war, fließendes Wasser aufwies und den Wünschen
der Bürgerschaft entsprach. Am 11. Mai 1811 genehmigte der König die Erwerbung des neuen Geländes, das,
er Anfang Juni selbst besichtigte."
Eisentraut, Kaserne S. 48H.
Eisentraut, Kaserne S. 68 H.
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Im Wesentlichen kam Ganzers Plan, wie er für die Baustelle vor dem Holländischen Tore aufgestellt
war, zur Ausführung. Am 23. Mai 1811 wurde mit den Erdarbeiten begonnen, nachdem bereits am 9. April
die ersten Bauhölzer aus Breitenbach a. d. Fulda im Dielenhaus zu Cassel eingetroffen waren. Besorgt wurden
die Arbeiten durch 50 Soldaten, die unter Aufsicht von Unteroffizieren vom 3. Linien-lnfanterie-Regiment gestellt
waren. Vom 14. Juni an arbeiteten für einige Wochen auch Tagelöhner. Die Grundsteinlegung ging ohne
jede Feierlichkeit vor sich. An den Stellen, wo die Offiziergebäude und die anstoßenden Flügel zu stehen
kamen, ergab sich für die Grundmauern die Notwendigkeit der Anlage von Schwellrosten. Die Ausführung der
Maurerarbeiten lag in den Händen der Casseler Maurermeister Gebrüder Jodokus und Christian Schön, Crede.
Hartmann und Gerecht, die bereits am 24. April den Zuschlag erhalten hatten und ständig 140 bis 150 Gesellen
auf der Baustelle beschäftigten. ln die Zimmerarbeiten teilten sich die ebenfalls in Cassel ansässigen Meister
Kümmel, Tourte', Koch, Fremder und Wagner An Geldern waren im Jahre 1811 nach der Verordnung des
Königs vorn 14. Februar 400000 Franken aufzubringen und zwar 50000 durch den Zuschuß des Königs,
100000 durch Darlehen von Wohltätigkeitsanstalten und 250000 durch die Häusersteuer. Eingegangen waren
Ende des Jahres durch den Zuschuß des Königs 20000 Franken, von den Wohltätigkeitsanstalten 94300 Franken,
und an Häusersteuer 201300 Franken. Verausgabt für den Bau waren 268300 Franken! An Einsprüchen von
Steuerzahlern und Anträgen auf Herabsetzung der Steuerbeträge hatte es während des Jahres nicht gefehlt.
Eine tief in die Verhältnisse des Kasernenbaues eingreifende Maßnahme war die Überweisung von 400000 Franken
aus der Baukasse als don gratuit an die Königin zur Entschädigung für den beim Brande des Schlosses am
23. November erlittenen Verlust.
Im Jahre 1812 sollte die Kaserne unter Dach gebracht werden. Über den Fortgang der Arbeiten ist
indessen zunächst kaum mehr festzustellen, als daß die Ausmauerung des Fachwerkes, die Wickelarbeit der
Decken und die Aufmauerung der Schornsteine ausgeschrieben wurde. Bis zum Eintritt der kalten Jahreszeit
scheint die gesamte Zimmerarbeit und der größte Teil der Dachdeckerarbeit erledigt worden zu sein. Dem
seitens des Präfekten bereits früher geäußerten und in diesem Jahre wiederholten Wunsche nach Fertigstellung
eines Teiles des Neubaues, der für 1200 Mann Platz böte, begegnete Ganzer mit dem Nachweise, daß in
diesem Falle die Gesamtkosten sich wesentlich höher stellen würden, als bei gleichmäßigem Ausbau des ganzen
Hauses. Die Verzögerung der Vollendung wurde schmerzlich empfunden, da Jeröme, veranlaßt durch die
großen Verluste des westfälischen Korps, im Herbst 1812 große Aushebungen vornahm und neue Regimenter
aufstellte. Bitter beschwert sich Cassels Bürgerschaft" heißt es in einer Eingabe des Bauausschusses an den
Präfekten vom 12. Dezember über die unverhältnismäßig große Einquartierung und über den Rückstand in
dem Bau der Kaserne. Mit allen Mitteln ist deren Fertigstellung zu erstreben. Die bisher vorgenommenen
Arbeiten, deren Fortsetzung bei der eingetretenen rauhen Witterung nun bis zum Frühjahr ruhen müssen, sind
bis auf etwa 15000 Franken bezahlt, und man kann für die nächsten Monate auf 150000 Franken für Bauzwecke
rechnen. Deshalb und um den hiesigen Handwerkern während des Winters Arbeit und Nahrung zu verschaffen,
beantragt der Ausschuß, die Verdingungen der Schreiner- und Schlosserarbeiten für die Kaserne schon jetzt
vorzubereiten, und zur bessern Ausführung dieser Arbeiten gute Muster aufstellen zu lassen." Der Präfekt war
mit dem Vorschlag einverstanden, riet aber, über den Betrag von 125000 Franken zunächst nicht hinauszugehen.
Im Ganzen stellten sich für das Jahr 1812 die Einnahmen auf 663180 Franken, und zwar gingen ein als
Zuschuß des Königs 150000 Franken, als Ertrag der Zwangsanleihe 318450 Franken, aus der Kämmereikasse
100000 Franken und an Rückständen aus den Steuern und Darlehen des Vorjahres 94730 Franken, sodaß nach
Hinzuzählung eines vorjährigen Kassenbestandes von 57300 Franken und nach Abzug von 402600 Franken für
das don gratuit 317880 Franken verfügbar blieben. Verausgabt wurden für Maurer-, Zimmer-, Dachdecker- und
Lehmerarbeit einschließlich Baustoffe sowie an Zinsen 254910 Frankenß
Weitere Namen von Bauhandwerkern bei Eisentraut, Kaserne S. 99 ff.
Einzelheiten bei Eisentraut, Kaserne S. 108.
Einzelheiten bei Eisentraut, Kaserne S. 133.
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Bau- und Kunsldenkmäler im Regierungsbezirk Cassel. VI. Cassel-Sladt. 63
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Gebäude.
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Anfang März 1813 befahl der Kriegsminister die Errichtung von 20 Feldbacköfen bei der Kaserne und
die Einräumung der nötigen Zimmer im Gebäude zu Backstuben sowie zu Heu-, Mehl- und Brotmagazinen.
Mitte des Monats erging Verfügung, einen Teil des Hauses zur Aufnahme von Militärkranken einzurichten.
Ganzer erhielt Auftrag, die erforderlichen Schreiner- und Schlosserarbeiten im linken Offizierflügel in der Weise
ausführen zu lassen, daß sie später bei Fortsetzung des Baues gleich Verwendung finden könnten. In Wirk-
lichkeit erfolgte die Einrichtung des Hilfslazarettes auf Ganzers Vorschlag im Hinterflügel des Neubaues, wo die
Anlage einer Treppe und die Einziehung von Trennungswänden aus Brettern vorgenommen wurde. lm Juni
war der Rohbau des gesamten Hauses fertiggestellt. Bis Michaelis 1813 sollte der Bau, so wünschte es der
König, soweit gefördert sein, daß er bezogen werden könne. Diese Frist wurde wesentlich verkürzt, als im
August plötzlich von höchster Stelle der Befehl erging, das Gebäude binnen drei Wochen zur Aufnahme von
1200 Soldaten einzurichten. Hervorgerufen wurde diese Maßnahme durch die Absicht Jerömes, auf Drängen
seines kaiserlichen Bruders eine Leibgarde aufzustellen. Da es sich bei der beabsichtigten Belegung der Kaserne
um Kavallerie, und zwar um die Garde-Husaren, handelte, machte sich auch noch die Herstellung von Ställen nötig.
Auch die Einrichtung der Küchen bereitete Schwierigkeitenj ebenso die Anlage der Aborte. Ganzer schlug vor,
die Küchen zwischen den Ställen und die Aborte zwischen den Ställen und Küchen anzulegen. Die Herde für
die Küchen und die Öfen für die Zimmer vergab die Bauleitung an die Hütten in Rommershausen und
Veckerhagen. lm September war ein Mannschaftszimmer probeweise fertiggestellt, das den Beifall der
militärischen Stellen fand. Noch ehe der innere Ausbau ganz erledigt war, wurden auf Befehl des Königs Betten
aus den Kasernen zu Braunschweig hergeschafft. Am 27. September scheinen die Husaren in die Kaserne ein-
gezogen zu sein, die sie wieder verlassen haben müssen, als drei Tage später die Kosaken unter Czernitscheff
als Sieger in die Stadt eindrangen. Als kurz darauf nach Abzug der Russen die Franzosen wieder die Stadt
besetzten, wurde auf Befehl des Generals Allix die Kaserne am 13. Oktober wieder mit einer Abteilung Garde-
Husaren belegt. Am 26. Oktober verließ König Jeröme sein Land und mit ihm seine Leibtruppe ihre Kaserne.
Als am 21. November Kurfürst Wilhelm l. in seine Hauptstadt wieder einzog, traf er einen unfertigen
und zwecklosen Bau an, der eine bedeutende Summe verschlungen hatte. 1139690 Franken waren bis Ende
Oktober 1813 ausgegeben wordenf Es entstand die Frage, auf welche Weise die Gläubiger zu befriedigen
seien, und der Gedanke tauchte auf, das Haus, wie es war, zu veräußern. Die Kaserne wurde in den Zeitungen
öffentlich zum Verkauf ausgeschrieben. Die Einrichtung und Lage dieses Gebäudes" heißt es in der Bekannt-
machung der zur Regulierung des städtischen Schuldenwesens allergnädigst verordneten Kommission vom
Jahre 1816 eignet sich ganz vollkommen zu Fabrikanlagen, und vorzüglich wegen seines großen Umfanges für
solche, die mehrere Gewerbe umfassen. An diesem Gebäude fließt ein Bach vorbei, und wenn auch die
Benutzung dieses Wassers zur Anlegung einer Mühle oder ähnlichem Behufe nicht ganz hergegeben werden
kann, so bietet der nahe Berg, durch Errichtung von Windmühlen, andere Hilfsmittel dar; auch kann durch
eine, von den in Überfluß vorhandenen Steinkohlen in Bewegung zu setzende Dampfmaschine diesem Mangel
füglich abgeholfen werden." Obwohl der Kürfürst allerhand Vergünstigungen in Aussicht stellte, kam der
Verkauf nicht zu Stande.
ln Wirklichkeit war das Gebäude, das 28-1 bewohnbare Räume enthielt, auch jetzt noch nicht ganz
fertig. Es fehlten noch mehrere Treppen, die Öfen, zum Teil auch die Verglasung sowie der Anstrich vieler
Türen und Fenster. Um die Unternehmer und Handwerker zu befriedigen, verkaufte die Stadt die noch vor-
rätigen Ziegel, Gerätschaften und Betten sowie auf Abbruch die beiden Küchen. Bis 1824 waren die noch
ausstehenden Baurechnungen beglichen. ln diesem Jahre gelang es der Stadt auch, unter Aufnahme einer
Anleihe von 115000 Talern beim Bankhaus Gebr. Pfeiffer, die aus den Anleihen noch verbliebene Schuld
zurückzuzahlen. Das Gebäude wurde nunmehr endgültig instand gesetzt und vermietet. Ein Abbruch der
östlichen Hälfte des Hauses, der ausgangs der zwanziger Jahre in Erwägung gezogen wurde, kam nicht zur
Ausführung, da der errechnete Erlös den Erwartungen nicht entsprach. In der Folgezeit diente die weitläufige
Einzelheiten bei Eisentraut, Kaserne S. 153. Brunner, Cassel S. 454 u. Schomburg, Verwaltung S. 15 f.
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Anlage den verschiedensten Zwecken. Durch Vertrag vom 23. November 1819 wurde den vereinigten Armen-
und Werkhausanstalten ein großer Teil des Gebäudes überlassen, der nun viele Jahre hindurch das Wilhelms-
lnstitut" hieß. Die übrigen Räume gab die Stadt an allerhand Gewerbe- und Handeltreibende oder auch
Wohnungssuchende ab. Dies Gebäude ist dermalen" heißt es in einer Beschreibung des Jahres 18281 zu
nützlichen Anlagen und Wohnungen von der Stadtverwaltung vermiethet; die Hälfte an die Armen-Verpflegungs-
Kommission, worin mehrere Anstalten, nämlich die Versorgungs, Entbindungs-, lrren- und Zwangsarbeits-Anstalt
befindlich sind. Es hat dieser Theil des Hauses auch eine kleine Kirche für sämmtliche Bewohner, in welcher
durch einen Prediger aus der Stadt jeden Sonntag Gottesdienst gehalten wird. Die andere Hälfte ist an Privat-
anstalten vermiethet, nämlich an das lythographische Institut von Geeh und Rausch, in dem nach der Stadt zu
liegenden Flügel, mehrere Zimmer, sowie, in dem daran stoßenden nördlichen Flügel ein Theil an Herrn
Weiß, zu einer Teppich-Fabrik; das übrige ist mehreren Tuch- und Baumwollwebern, lnstrumentenmachern und
anderen Personen zu ihren Geschäften und Wohnungen eingegeben." Auch heute noch birgt das Haus die
Versorgungs- und die Entbindungsanstalt sowie eine große Zahl von Privatwohnungen und Werkstätten. Bis
vor Kurzem befanden sich in ihm auch die Bezirkskommandos und die städtische Feuerwehr. Die im Jahre 1891
erwogene Niederlegung eines Flügels, an dessen Stelle eine Realschule treten sollte, kam nicht zur Ausführung?
Noch heute zeigt die Stadtkaserne im Wesentlichen ihr altes Bild. Im Grundriß bildet die allseitig
frei gelegene, 150,0 lange und 121,30 breite Anlage, die im Allgemeinen noch Ganzers erstem, für den Bauplatz
vor dem Holländischen Tor bestimmten Plane entspricht, einen Vierflügelbau, der einen rechteckigen Binnenhof
umschließt. Der an der Luisenstraße gelegene Vorderflügel, der für die Offizierswohnungen bestimmt war,
besitzt in der Mitte eine Durchbrechung, die als breiter Zugang zum Hof und zu den Nebenflügeln anzusehen
ist. Die Raumanordnung ist so getroffen, daß die Zimmerfluchten sowohl an den Außenfronten als auch an
den Hoffronten sich entlang ziehen. Die durchgehenden Mittelflure empfangen ihr Tageslicht durch Stich-
korridore, von denen indessen nur sparsam Gebrauch gemacht ist. Die ungünstige Belichtung der Mittelgänge
war die Veranlassung gewesen, daß bei der Prüfung von Ganzers erstem Entwurf das Oberbauamt die Anordnung
nur einer Zimmerflucht mit Seitenkorridor empfohlen hatte, ein Vorschlag, dem die Genehmigung des Ministers
des Innern deshalb versagt blieb, weil man bei dem Fachwerkbau eine ungenügende Versteifung des Innern
befürchtete. lm Aufriß umfaßt das Bauwerk drei Geschosse. Der massive Sockel, der im Nordteil nur durch
einen Graben künstlich freigelegt wird, wächst sich bei dem fallenden Gelände im Südteil zu einem vollen
Geschoß aus, sodaß der Vorderflügel vier Stockwerke umfaßt. Die Gliederung des ausgedehnten Baukörpers
beschränkt sich auf das Vorziehen einiger Risalite. Auf den beiden Nebenfronten treten von den 37 Achsen
beiderseits die fünf äußersten um die Stärke eines Fachwerkstieles vor. Den gleich geringen Vorsprung zeigen
die neun mittleren Achsen der im Ganzen 47 Achsen zählenden Hinterfront, die als Hauptstück der gesamten Anlage
dadurch sich herausheben, daß sie um einen Drempel erhöht und mit einem Flachgiebel abgeschlossen sind, der
an seiner Stirnseite eine Uhr und auf dem Firste einen viereckigen Dachreiter aufweist. An der Vorderfront
erreichen die Eckrisalite, die wiederum fünf Achsen umfassen, einen Vorsprung von 1,30 der indessen bei
der Länge des Hauses zu einer wirkungsvollen Gliederung ebenfalls nicht ausreicht. Architektonisch ist auf
jeden Schmuck der Fronten verzichtet. Das bündig verzimmerte Fachwerk zeigt Verbandhölzer von geringer
Stärke und sparsam verteilte Streben. Fenster und Türen sind rechteckig aus der Fläche herausgeschnitten und
frei von Verkleidungen oder Profilierungen. An der Traufe bilden die rohen Balkenköpfe, die jeder Verschalung
entbehren, das Auflager des Dachüberstandes und den Ersatz des Hauptgesimses. Das flache Satteldach ist
mit Biberschwänzen gedeckt. Die Fronten tragen grauen Anstrich. Die Nüchternheit des Innern offenbart sich
am auffälligsten in den Treppenanlagen, welche die Form ganz primitiver Einbauten zeigen. In ihrer gänzlich
schlichten Art, die mit einem Notbau die größte Ähnlichkeit besitzt, bietet die für dringende Kriegszwecke
Cassel u. Wilhelmshoehe 1828 S. 60. Vgl. auch Apell, Cassel 1831 S. 73 f. Lobe, Wanderungen S. 171 u. Engel, Weserbuch S. 17.
Casselcr Tagebl. u. Anz. v. 8. März 1891.
Narten, Cassel S. 285 f.
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Gebäude.
unter ungünstigen Verhältnissen durch einen lngenieur geschaffene Stadtkaserne, unter den Bauten Cassels der
größte, ein lehrreiches Gegenstück zu den repräsentativen oder intimen Architekturwerken, die in der
napoleonischen Zeit von namhaften Künstlern mit Muße und reichlichen Mitteln für die Zwecke des Hofes
ausgeführt oder geplant wurden.
Artilleriekaserne.
Das im Jahre 1512 von den Ahnaberger Nonnen neu erbaute Klostergebäude am Ahnaberger Tor
wurde nach der bald darauf erfolgten Aufhebung des Konventes lange Zeit als herrschaftlicher Pferdestall und
Fruchtboden benutzt und im Jahre 1763 für die Garde du Corps und die Artillerie hergerichtet Nach
Wegzug der Garde du Corps verfügte die Artillerie allein über die meisten der zur Kaserne gehörigen Gebäude.
Mit Ausnahme des alten Klosters fielen die Baulichkeiten ausgangs des ersten Drittels des 19. Jahrhunderts, als
der Gedanke eines Neubaues der Kaserne spruchreif geworden war. Sie bestanden, wie die Stadtpläne und
Sonderaufnahmen ergeben, in letzter Zeit im Wesentlichen aus zwei langen, zwischen Kloster und Zeughaus am
Herrschaftlichen Zimmerplatz gelegenen Schuppen, die zum Teil Werkstätten und Lagerräume, zum Teil Kanonen
bargen, und aus einem auf dem hinteren Teil des Klostergrundstückes, der Reitbahn, befindlichen Reithause.
Die Entwurfsarbeiten für die Kasernenneubauten setzten noch vor dem Jahre 1830 ein. Vom
Jahre 1829 ist ein Plan von Bromeis datiert, der eine sehr bedeutende Anlage vorsieht. Die ausgedehnten
Kasernen sollten am Zeughaus ansetzen, einen rechteckigen Hof umschließen und auf der westlichen
und nördlichen Außenseite von der Artillerie- und der Bremer Straße begrenzt werden. Zwei weniger
große und weniger regelmäßige Höfe sollten sich, hinter einander gelagert und dem Gelände zwischen Ahna
und Mühlgraben der Fulda angepaßt, östlich anschließen. Der erste, der Attellier-Hof", ist auf der Zeichnung
von Werkstätten und Magazinen, der zweite, der Wagen-Remiesen-Hof", von Schuppen für Heeresfuhrwerke
umstellt. Zur Voraussetzung hatte der Entwurf nicht nur, daß das Ahnaberger Kloster und die Ahnamühle
fielen, sondern auch, daß die Weserstraße im oberen Teil, der den Namen Wesertorstraße führte, fortfiel. Wo
Weserstraße und Bremer Straße zusammenstießen, war ein kleiner kreisförmiger Platz geplant, der von einem
Tore abgeschlossen war, das ein Wachthaus und ein Examinatorhaus flankierten. Ein Gegenvorschlag aus dem
Jahre 1831 gleichfalls von Bromeis aufgestellt, unterscheidet sich vom ersten Entwurf hauptsächlich dadurch,
daß der obere Teil der Weserstraße mitsamt der Ahnamühle bestehen blieb, die Bremer Straße nur auf Länge
des nördlichen Kasernenflügels durchgeführt wurde und der Attellier-Hof" und der Wagen-Remiesen-Hof" zu
einem einzigen Hof sich vereinigten.
Weder der eine noch der andere Plan kam in seiner ganzen Ausdehnung zur Verwirklichung. lm
Wesentlichen beschränkte sich die Ausführung auf die Erbauung der Rechteckanlage der eigentlichen Kaserne,
wobei auch noch der alte Klosterblock, die Klosterkaserne", erhalten blieb. Eine schätzenswerte Erläuterung
zu den Plänen und zugleich eine Auskunft über die eigentliche Bauzeit gibt ein Bericht des Jahres 1837 über
die Kloster-Kaserne". Die Baufälligkeit dieses Gebäudes sowohl", schreibt Lobe als auch die Unregel-
mäßigkeit der übrigen zerstreut um das Zeughaus und den Klosterhof gelegenen Werkstätten und Schoppen-
Gebäude, welche kein geschlossenes Ganze bildeten und höchst unangenehm in die Augen fielen, veranlaßten
S. K. H. den Kurfürsten Wilhelm ll., ein Project zu einem neuen Artillerie-Etablissement anfertigen zu lassen.
Dasselbe sollte in zwei ringsum von Gebäuden eingeschlossenen großen Höfen bestehen, von denen der erste
und größere von dem Zeughause, den eigentlichen Kasernen-Gebäuden mit Stallung für bis 300 Pferde, dem
Vgl. S. 140. Schminke, Cassel S. 74f u. 345. Engelhard, Erdbeschreibung S. 78. Eisentraut, Kaserne S. 80.
Handzeichnungen. Staatsarchiv Marburg, Landesbibliothek Cassel und Militärbauamt Cassel.
Plan über die Erbauung eines neuen Artillerie-Etablissements, entworfen auf allerhöchsten Befehl Sr. Königlichen Hoheit des
Kurfürsten im Jahr 1829. Handzeichnung. Landesmuseum Cassel.
2tes Projekt zur Erbauung einer neuen Artillierie-Caserne wobei die Weserthor-Strase und die Ahna-Mühle beibehalten, und die
Bremer-Straße nicht mit der Weser-Strase vereinigt wird. Handzeichnung. Landesmuseum Cassel.
Wanderungen S. 125 f.
Küchenbau, dem Kanonenschuppen, dem Reithause und zwei Pavillons für die Bureaus und Wohnungen des
Zeughaus-Obersten, des Ouvrier-Kapitän und anderer Offiziere, der zweite aber von den sämmtlichen Werk-
stätten und sonst erforderlichen Schoppen-Gebäuden eingeschlossen seyn sollte. Zu dem Ende wurden auch
mehrere alte unansehnliche Häuser und Gärten, westlich dem Zeughause gelegen, angekauft und eine neue
70 Fuß breite und 600 Fuß lange Straße, die neue Artillerie-Straße genannt, erbaut. ln den Jahren 1830
und 1831 wurde ein großer Teil des ersten Hofs mit neuen Kasernen-Gebäuden, welche gegen 1250 Fuß
Fagadenlänge enthalten, besetzt. Dann wurde die Bremerstraße längs des nördlich gelegenen Hauptgebäudes
fortgeführt, und es sollte über das Ahnaflüßchen eine massive Brücke erbaut und die Bremerstraße in die
Weser- oder Veckerhagerstraße eingemündet werden, wogegen die alte Weserthorstraße wegfallen mußte. Bis
jetzt ist der Plan noch nicht zu seiner völligen Ausführung gekommen, vielmehr eine Abänderung dahin
getroffen worden, daß die alte Weserthorstraße beibehalten und an derselben ein neues Reithaus von 130 Fuß
innerer Länge und 70 Fuß Tiefe errichtet worden ist." Daß 1831 der Neubau, der 1830 sich schon im
Stadtplan verzeichnet findet und im Herbst dieses Jahres unter Dach gebracht werden sollte," noch im Gange
war, bestätigt Apell,3 der auch berichtet, daß die alte Klostercaserne dermalen abgebrochen" wird. Den
Grund, weshalb der Entwurf nicht in seiner ganzen Ausdehnung zur Ausführung kam, verrät ein Protokoll des
Kriegsministeriums vom 9. Juni 1831 über die dermalige gänzliche Erschöpfung der Kriegskasse und daraus
folgende Unmöglichkeit einer Fortsetzung der Bauten an der neuen Artillerie-Kaserne!" Es wurde der
Beschluß gefaßt, die Fortsetzung der Bauten vom 13. Juni an einzustellen. Am 27. Juli 1832 stand die
Kaserne noch leer.
Die Ausführung der Kaserne, mit der übrigens Kurfürst Wilhelm II. seine Bautätigkeit abschloß, war
nicht ohne Gewaltmaßregeln vor sich gegangen, die mit dem öffentlichen Rechtsbewußtsein im Widerspruch
standen. Auf dem Gelände, das für die Neubauten in Anspruch genommen war, befand sich ein Gebäude, das
den Brüdern Habich vom Staate auf eine bestimmte Reihe von Jahren verpachtet war und als Fabrik diente,
die viele Menschen beschäftigte. Der von höchster Stelle erteilte Befehl, das Gebäude ohne vorherige
Entschädigung abzubrechen, erregte allgemeine Unzufriedenheit, die sich zu lautem Unwillen steigerte, als der
Befehl wirklich von der militärischen Handwerker-Kompagnie ausgeführt wurde?
Das Bauwerk hat sich fast unverändert erhalten. Es bildet einen zusammenhängenden Dreiflügelbau,
dessen Haupttrakt an der Bremer Straße liegt. Nicht zu verkennen ist, daß bei der architektonischen Ausbildung
der dieser Straße zugekehrten Schauseite der Grundgedanke der du Ry'schen Garde du Corps-Kaserne von
Bromeis wieder aufgenommen ist. Die lange Front, die 41 Achsen umfaßt, wird durch einen breiteren Mittelbau
und schmalere Eckpavillons gegliedert, welche die Zwischenbauten um ein Geschoß überragen. Der Mittelbau
ist noch durch ein flaches Mittelrisalit ausgezeichnet, das ein niedriger Dreiecksgiebel abschließt. Die Betonung
der drei Pavillonhauptachsen durch dreifach gekuppelte Fenster mit geraden Stürzen und schweren Stegen ist
eine Eigenheit Bromeis', die sich auch beim Residenzschloß feststellen läßt und nicht ungezwungen erscheint.
Bei den zweigeschossigen Zwischenbauten kommt die Anordnung der Stallungen im Erdgeschoß durch die
hochangelegten halbkreisförmigen Fenstereinschnitte und die Anlage der Mannschaftsstuben im Obergeschoß
durch die rechteckigen Lichtöffnungen klar zum Ausdruck. Dieselbe sachliche Architektur zeigen die Neben-
flügel, von denen allerdings der östliche im Jahre 1913 um ein drittes Geschoß erhöht worden ist. Die Aus-
führung des Erdgeschosses ist in Bruchsteinverblendung, die der oberen Geschosse in Putz erfolgt; ein
wagerechtes Band trennt beide Zonen. Die flachen Satteldächer sind mit Biberschwänzen gedeckt.
Tafel 324,
Stadtplan v. Koppen 1830.
Weiß, Briefe S. 160.
Cassel 1831 S. 12.
Stadtarchiv Cassel 13.
Müller, Kassel S. 203 u. 208.
Narten, Cassel S. 285.
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Gebäude. aaaa
Von den Nebengebäuden muß das ebenfalls von Bromeis herrührende Reithaus erwähnt werden, das
unmittelbar an der Weserstraße, aber noch auf dem eigentlichen Kasernengrundstück etwa dort seinen Platz
fand, wo ehemals die Garnisonbäckerei gestanden hatte. Die jenseits der Weserstraße auf dem Gelände der
ehemaligen Salpetersiederei gelegenen Nebenbauten sind meist jüngerer Entstehungszeit und geben sich ebenso-
wie das an Stelle des Klosters stehende Backsteingebäude im Äußeren als reine Nutzbauten zu erkennen. Von
den jenseits der Bremer Straße gelegenen Nebengebäuden, zu denen früher auch das Laboratorium gehörte, ist
das Garnisonlazaret, ein langgestreckter dreigeschossiger mit Mittelgiebel versehener Putzbau, zu nennen, der
zuletzt ebenfalls zur Unterbringung von Mannschaften diente und den Namen der Kleinen Kaserne führte.
Tafel 1l8,l u. 350
Hauptwache.
Wachthäuser lassen sich bei fast allen Toren der Stadtbefestigung, der mittelalterlichen sowohl wie der
späteren, feststellenß Aber auch innerhalb der Stadt lagen sie, an den Plätzen, an belebten Straßen und bei
öffentlichen Gebäuden. Nicht selten verlegte man der Einfachheit halber die Wachtstube in einen Erdgeschoß-
raum eines Staats- oder Gemeindehauses. Eine Zimmermannsrechnung von 1618 nennt unterschiedene Wacht-
häuser" vorm Schloß, aufm Ledermarkt, in der Mittelgassen, vor der Weissengassen, im Neuenbau, beis
Obersten Haus, auf der Fuldabrücken, und in der Neuenstadt aufm Redermarkt." In einer anderen Rechnung
desselben Jahres für Dielenlieferung, in der die Wachthäuser aufm Platz in der Neuenstadt, aufm Brink, beis
Obersten Hof und auf der Mauern vorm Schloß in der Mittelgassen" aufgeführt werden, ündet sich die
Bemerkung, daß die Häuser auf Befelch unsers gnädigen Fürsten und Herrn gemacht sein." Um dauerhafte
Bauten kann es sich wohl nicht immer gehandelt haben. Vom Jahre 1622 sind zwei Rechnungen überkommen,
die eine vom 16. März dafür, daß die Zimmerleute in der Stadt die Wachthäuser gemacht, gedeckt und mit
Brettern zugeschlagen" hatten, die andere vom 2. April dafür, daß sie die Wachthäuser, so in der Stadt seind
aufgebaut gewesen, wiederumb abgenommen" hatten. Bemerkenswert sind die Tatsache, daß 1655 beim Kauf-
hause sich ein Wachthäuschen befandf und die Überlieferung, daß 1660 am Markt eine Hauptwache bestanden
haben soll, in der die Scharwache und der Wachtmeister ihren Platz hatten. Ob diese Hauptwache im Alten
oder im Altstädter Rathause ihren Platz hatte oder gar in einem besonderen Hause untergebracht war, ist nicht
bekannt. Ebenso steht nicht fest, wo zu Beginn des 18. Jahrhunderts, als die ersten Kasernen in Cassel
entstanden, die Hauptwache anzunehmen ist. Daß sie sich beim Müllertor befunden habe, wird als möglich
hingestellt unter Hinweis darauf, daß im Hause Müllergasse 25 die Kommandantur gewesen sei?
Ein eigenes Gebäude für die Hauptwache errichtete im Jahre 1766 Landgraf Friedrich ll. Seinen Platz
fand das Haus am Ledermarkteß Das eingeschossige Bauwerk lehnte sich, wie älterere Abbildungen erkennen
lassen, an das Kaufhaus an, dessen Erdgeschoß es in der westlichen Hälfte fast ganz verdeckte. Die Haupt-r
front zählte sieben Achsen, von denen die drei mittleren durch ein schwaches Risalit vorgezogen waren; die
Nebenfront beschränkte sich auf zwei Achsen. Den gestreckten Grundriß teilten drei Scheidewände. Die
Fenster waren geradlinig, die in der Mittelachse gelegene Tür flachbogig geschlossen. Die Außenflächen zeigten
Verputz. Den Frontvorsprung deckte ein Flachgiebel ab, dessen Dreiecksfeld ein Wappen mit der üblichen
Trophäenumrahmung füllte. Das abgewalmte Pultdach wurde durch zwei kleine Lukarne mit ovaler Öffnung
belebt. Ein aus Bohlen gebildetes, aus fünf Segmentbögen sich zusammensetzendes Vordach zog sich über die
ganze Hauptfront hin, die Freistände der Wachtposten überdeckend.
Das Gebäude diente nicht nur als Wache, sondern auch als Gefängnis für Militärpersonen. Aber auch
für Übeltäter aus der Bürgerschaft bildete es den Ort des Strafvollzuges. Als 1804 der Bürger und Fenster-
Vgl. Abschnitt Stadtbefestigung?
Stadtarchiv Cassel 26.
Neuber, Haupt-Wache.
Losch, Chroniken S. 128. Schminke, Cassel S. 74 u. 240 f.
Krieger, Cassel S. 146.
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Gebäude.
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macher Christian Beinersdorf eine am Zeughaus stehende Schildwache beleidigt hatte, erhielt er auf höchsten
Befehl bei Ablösung der Wachen öffentlich vor der Hauptwache 25 Stockprügel aufgezählt, anderen zum
warnenden Exempel.
Seinen Untergang erlitt das Gebäude im Jahre 1833, als das Kaufhaus, mit dem es auf das Engste
verbunden war, abgebrochen wurde. Mit dem Verschwinden der Hauptwache vom Ledermarkt hängt es
zusammen, daß auch das ihm gegenüber gelegene Gouvernement seinen Platz verließ. Der Ersatzbau der
Wache sollte auf dem Friedrichsplatze an der Grenze der Königsstraße entstehen. Einen Entwurf, einen ganz
in klassizistischem Geiste gehaltenen Riß zu einem eingeschossigen flachgedeckten Bauwerk, stellte Jul. Eugen Ruhl
aufß Doch zerschlug sich das Vorhaben. Als Hauptwache diente in Zukunft eines der beiden Wachthäuser
des Friedrichstorsß Nach Abbruch dieses Tores wurde die Wache, die noch aus sechs Mann, einem Unter-
offlzier und einem Spielmann bestandß zunächst in das Prinzenhaus an der Königsstraße und, als sich hier
Unzuträglichkeiten ergaben, unter Hinzufügung von drei Mann in eines der Wachthäuser am Wilhelmshöher
Tor verlegt.
Tafel 3ß
Kastell.
An Stelle des Jägerhausesf entstand unter Landgraf Karl eine Gebäudegruppe, die freilich noch lange
den alten Namen beibehielt, in Wirklichkeit aber militärischen Zwecken diente! Im Jahre 1686 wurde das
Hauptgebäude errichtet, das seinen Platz an der Stelle des abgebrochenen Fuldaflügels der alten Hofanlage
erhielt." In seinen Abmessungen ging der Neubau erheblich über die Fläche des alten Hauses hinaus, das
anscheinend nur Nebenräume enthalten hatte. Die Erweiterung der neuen Anlage gegenüber dem alten
Bestande machte die Erwerbung von Nachbargrundstücken erforderlich. Nach einer Stadtrechnung vom
Jahre 1712 verlor die Stadt Geschoß von vier Häusern, so zum Jägerhaus genommen." Gleichzeitig oder nur
wenig später als der Hauptbau scheint der neue Nordostflügel entstanden zu sein. An Stelle des Südostflügels,
der zwischen 1757 und 1766 niedergelegt sein muß, trat eine Mauer mit einem Eingangstor in der Mitte. Der
einzige Bauteil, der schließlich von der alten Anlage noch stand, war der Südwestflügel, der alte solide Hauptbau.
In der Folgezeit hat die neue Hofanlage wiederholt ihre Bestimmung gewechselt. lm siebenjährigen Kriege
benutzten sie die Franzosen während ihrer dreimaligen Besetzung der Stadt als Fouragemagazin; 1763 wurde
sie als Lazarett für die Casseler Garnison eingerichtet? Wenige Jahre später ließ Landgraf Friedrich ll., der
in seinem durch den Krieg verarmten Lande das Handwerk wieder zur Blüte zu bringen suchte und namentlich
dem Tuchmachergewerbe seine Unterstützung lieh, im Jägerhaus" eine Tuchfabrik anlegen, weshalb es eine
Zeit lang den Namen Fabrikhaus" führte 1778 diente die Anlage nicht nur als Militärtuch- und Wollfabrik
nebst Efiektenlager für die hessischen Truppen, sondern enthielt auch die Lazarette des 1. Bataillons Garde
und der Garde du Corps. 1789 nahm sie eine Abteilung Artillerie auf. Als Kaserne ereilte den Bau im folgenden
Jahrzehnt beim Aufstande eines für den französischen Revolutionskrieg bestimmten Bataillons das traurige Los
völliger innerer Zerstörung; in der Nacht vor dem Aufbruche rebellierten die Truppen in der Art, daß sie
sämmtliche Fenster, Thüren, Tische, Bettstellen, Öfen kurz alles zusammenschlugen und in die Fulda warfen."
Handzeichnungen. Bibliothek d. Ver. f. hess. Gesch. Cassel.
Neuber nimmt an, daß das Friedrichstor seit 1778 als zweite Hauptwache diente. In Cassel u. Wilhelmshöhe 1828 S. 65 ist
nur von der Hauptwache am ehemaligen Ledermarkt die Rede.
Über die Stärke der Wache in früherer Zeit und die Zahl der in der Stadt verteilten Posten vgl. Neuber, Haupt-Wache, und
Schwarzkopf, Alt-Kassel S. 109 H.
Vgl. Abschnitt Jägerhaus" S. 426 ff.
Engelhard, Erdbeschreibung S. 103. Apell, Cassel 1792 S. 42. Krieger, Cassel S. 152. Cassel u. Wilhelmshoehe S. 59.
Lobe, Wanderungen S. 128 f. Lange, Kurf. Hessen S. 48. Narten, Cassel S. 301. Piderit, Cassel S. 320. Hessler, Landeskunde
S. 82. Brunner, Cassel S. 307. Heidelbach, Kassel S. 66.
Winkelmann, Hessen II S. 287. Schminke, Cassel S. 226.
Wagner in Landaus Kollektaneen, Landesbibliothek Cassel. Schminke, Cassel S. 225.
Schminke, Cassel S. 226.
Wagner in Landaus Kollektaneen, Landesbibliothek Cassel.
Qääääääääää 593 gääägääääääää
Auch als Gotteshaus der Unterneustadt wurde die Anlage ausersehen Das Hauptgebäude sollte im Innern
umgebaut werden und im Äußern einen zentralen Turm in Form eines stattlichen Dachreiters erhalten Bei
der Front war nur eine unwesentliche Umgestaltung des Mittelteils vorgesehen. Wohl wegen der inneren
Schwierigkeiten zerschlug sich der wenig glückliche Plan. Doch hat das Haus, wie es war, tatsächlich zur
Abhaltung von Gottesdienst gedient, als die Unterneustädter Kirche abgebrochen wurdeß
Die gründlichste Änderung in der Benutzung nahm Landgraf Wilhelm lX. vor. Er bestimmte die
Anlage zu einem Staatsgefängnis. Als solches spielte fortan der Bau in der politischen Geschichte der Stadt
und des Landes eine erhebliche Rolle. Während der verschiedenen Aufstände gegen die westfälische Fremd-
herrschaft in deniJahren 1807 und 1809 füllten sich seine Räume mit Staatsgefangenen, von denen sechs auf
dem Forst erschossen wurden Auch Fahnenflüchtige hatten hier ihre Strafe zu verbüßen, soweit sie nicht
ebenfalls standrechtlich hingerichtet wurden oder durch Flucht sich der Haft entzogen. Die 1813 in Cassel
einrückenden Russen befreiten zwar alle Gefangenen, doch füllten sich nach der Rückkehr der Franzosen die
Räume von neuem, um sich nach der Vertreibung Jerömes abermals zu leeren. Als zu Kurfürst Wilhelms ll.
Zeit die bekannten Drohbriefe den Hof in Unruhe versetzten, nahm das Haus eine Anzahl Verdächtiger
auf. Die revolutionären Bewegungen der 1830er Jahre brachten unter anderen den Marburger Dr. Eichelberg
ins Gewahrsamn" Das größte Aufsehen erregte 1852 die Flucht Dr. Kellners." Außer als Staatsgefängnis
diente die Anlage auch als Militärarresthaus, weshalb eine lnfanteriewache sich dort befand, was aus gleichem
Anlaß noch heute der Fall ist.
Hatte sich infolge der Bestimmung der Anlage zu einem Gefängnis die Einrichtung von Zellen in dem
von Landgraf Karl errichteten Hauptgebäude notwendig gemacht, so waren tiefer "eingreifende bauliche Maß-
nahmen erforderlich geworden, als Wilhelm IX. sich entschloß, den Hof an der Südost- und Südwestseite zu
befestigen. Der Grund dieser Sicherung, welche die Form einer Bastion mit zwei im Winkel anschließenden
Wällen erhielt, ist nicht ohne Weiteres erkennbar. Daß der Landgraf vorhatte, das Staatsgefängnis zu einer
Art Bastille zu machen," ist nicht recht glaubhaft; dafür war die Befestigung nicht umfassend genug. Auch
der Umstand, daß die Kasematten als schwere Kerker benutzt sein sollen begründet die Anlage nicht aus-
reichend. Als Vorwerk für die Altstadt den eingebauten unvollständigen Festungskörper anzusprechen scheint
nicht angängig, da man vor Kurzem erst den ganzen Bering der Stadt beseitigt hatte. Am wahrscheinlichsten
wird man die Befestigung mit dem Bau der neuen Brücke in Verbindung bringen dürfen, der in den Jahren
1788 bis 1794 erfolgte. Vermutlich war der Zweck der Bastion kein anderer, als der, den unmittelbar am
ehemaligen Jägerhofe vorbeigeführten Flußübergang zu decken. Zwar findet sich auf einem Lageplan von 17883
der neben dem Kirchbau und dem Straßendurchbruch der Unterneustadt auch die Brücke bringt, noch keine
Andeutung eines Wehrwerkes an der Artillerie-Caserne", doch mag der Gedanke, hier einen Brückenkopf
anzulegen, dem Landgrafen während oder gleich nach dem Bau der Brücke gekommen sein. Zur Ausführung
ist die Befestigung erst gelangt, als die Brücke fertig war. lhr Bau muß in die Zeit zwischen 1794 und 1797
fallen. Denn einerseits fehlt die Wehranlage auf Kunckells Plan von 1794," andererseits ist sie bei Apell in
seiner Stadtbeschreibung von 1797 11 wiedergegeben. Voraussetzung für die Errichtung der Befestigung war die
Niederlegung des Südwestbaues des alten Jägerhauses, an dessen Stelle der eine der beiden Flügelwälle zu
Vgl. Abschnitt Unterneustädter Kirche" S. 203.
Entwurfszeichnung Landesbibliothek Cassel.
Piderit, Cassel S. 318.
Vgl. S. 64.
Neuber, Kastell S. 273 ff. Woringer, in Mitt. d. Ver. f. hess. Gesch. 1913114. S. 85 f.
Schwarzkopf, in Mitt. d. Ver. f. hess. Gesch. 1905I06 S. 47 ff. Dellevie, in Mitt. d. Ver. f. hess. Gesch. 191314 S. 37 ff.
Piderit, Cassel 1844 S. 364.
Wagner in Landaus Kollektaneen, Landesbibliothek Cassel.
Handzeichnung von Jussow. Staatsarchiv Marburg.
Stadtplan v. Kunckell 1794.
Apell, Cassel 1797 S. 42 f.
Egääääääää
Gebäude.
stehen kam. Seine Beseitigung mochte um so weniger bedenklich erscheinen, als die Wiederherstellung des
zerstörten Innern nur mit großen Kosten hätte ermöglicht werden können. Als Erbauer der Bastion gilt der
hessische Artillerieleutnant F. W. Selig. Tatsächlich sind 15 Blatt Zeichnungen der befestigten Hofanlage
erhalten von denen die Unterschrift des Ingenieur-Offiziers tragen. Ob es sich indessen um Entwürfe oder
Aufnahmezeichnungen handelt, ist nicht mehr festzustellen. Mit Sicherheit anzunehmen ist, daß erst diese
Befestigungen es waren, die dem gänzlich veränderten Jägerhause den Namen Kastell gaben, eine Bezeichnung,
welche die Eigenschaft der neuen Hofanlage als Brückenkopf zu bestätigen scheint.
Der Baubefund ergibt auch heute noch ein klares Bild. Die Gebäude sind fast unversehrt überkommen.
Das im Hintergründe des Hofes gelegene mit seiner Rückwand auf der Flußmauer stehende Gefängnis bildet ein
massives dreigeschossiges, zwölfachsiges Bauwerk, das ein Sattelwalmdach abschließt. Von Gurtgesimsen zweimal
horizontal umzogen, wird dieser Hauptbau durch ein flaches Mittelrisalit auf der Hoffront vertikal gegliedert.
Das einfache Hauptgesims greift gleichmäßig um das Gebäude herum. Alle Ecken sind gequadert. Die Flächen
zeigen glatten Putz. Die Sandsteingewände der Fenster in den beiden unteren Geschossen sind mit zurück-
gesetzten Halbrundstäben profiliert; durch Verkröpfung der Ecken sind die Umrahmungen der Lichtöffnungen
im obersten Stockwerk ausgezeichnet. Die Mitte des Erdgeschosses nimmt der Eingang, ein stattliches Rechteck-
portal mit Flachgiebel, ein, dessen Fries in den Buchstaben C. L. Z. H. den Namen des Erbauers, des Land-
grafen Karl, nennt und dessen Giebelschmuck, militärische Embleme und Trophäen, die ursprüngliche
Bestimmung des Hauses anzeigt. Die mit reicherer, oval geschnittener Umrahmung versehenen Dachgauben
scheinen späteren Ursprungs zu sein. Ein größerer Aufbau des Daches an der Fuldaseite, der auf älteren
Abbildungen sich zeigt, fehlt jetzt. Im Grundriß findet sich in der Schmalachse ein breiter Mittelflur mit der
seitlich angeordneten breiten Haupttreppe, in der Längsachse ein schmaler Mittelkorridor mit den nachträglich
eingebauten Zellen. Die rechte Seite war für die Militär-, die linke für die Zivilgefangenen bestimmt.
Der zweigeschossige lange und schmale Nordostflügel, der die Wachträume und die Wohnung des Kommandanten
umfaßte und jetzt noch enthält, wiederholt in vereinfachter Form die Architektur des wesentlich stattlicheren
Hauptbaues. Der alte, von einer Reihe von Bogendächern überdeckte Gewehrstand vor der Hoffront dieses
Corps de Garde ist jetzt nicht mehr vorhanden
Die Befestigungen auf der Südost- und Südwestseite bestehen aus massiven tonnengewölbten ober-
irdischen Zellenkasematten mit Schießscharten auf den Außenfronten und mit Eingangsöffnungen auf der Hofseite
sowie aus mäßig hohem Wallauftrag einfachen Profils. Durchbrechen wird die Bewehrung durch einen auf die
Mühlengasse führenden Torweg, der dem Eingänge zum Gefängnis gegenüberliegt und auf dem lachgiebelportal
der Stirnseite die Aufschrift Castel" trägt. Die Ecke nimmt die gleich hohe Bastion ein, auf den Flanken
durch Wölbegänge mit Scharten gesichert und vom Hofe aus durch eine Rampe ersteigbar. An der Außenseite
von Wall und Bastion zieht sich der Graben hin, den eine Futtermauer mit hohem eisernen Staket zwischen
Pfeilern nach der Straße abschließt. Die ehemals über den Graben des Südostwalles führende Zugbrücke ist
durch eine Anschüttung ersetzt. Nicht mehr im Urzustande erhalten ist auch der Südwesttrakt auf seiner Außen-
seite; die bei Gelegenheit des Neubaues der Fuldabrücke in den Jahren 1909 und 1910 vorgenommene Straßen-
verbreiterung hat nicht nur den Graben beseitigt, sondern auch den Mauerkörper beschnitten.
Landesmuseum Cassel.
Neuber, Kastell S. 272, nimmt an, daß das jetzt stehende Hauptgebäude unter Landgraf Wilhelm IX. erbaut sei. Die Annahme
dürfte nicht zutreffend sein. Abgesehen von der Inschrift des Portals weisen auch die Architekturformen auf die Zeit des Landgrafen Karl.
Auch die Bauart des Daches ist nicht die des ausgehenden 18. Jahrhunderts. Der Binder, eine höchst bemerkenswerte Konstruktion mit
Verstrebungen von der Form des Andreaskreuzes, reicht noch in das Barock zurück.
Tafel 326
Tafel 475
Tßääßä- QQ QQQ
Blu- und Kunsldenkmller im Regierungsbezirk Cauel. VI. Cauel-Stadt. 64
z.
Zeughäuser.
Zeughaus in der Schäfergasse.
Eine besondere Bauanlage für Herstellung und Lagerung von Kriegsgerät entstand während des Mittel-
alters im Breul. Sie lag am Knickpunkt der oberen und unteren Schäfergasse. Mit ihrem Zubehör nahm sie
das ganze Hintergelände ein, das von der Straße bis zur Stadtgrenze reichte und den Winkel der Stadtmauer
ausfüllte. Die erste Nachricht, die auf die Anlage zu beziehen ist, entstammt dem Ende des 15. Jahrhunderts.
In einer Baurechnung des Jahres 1495 findet sich ein Betrag verbucht für vier Stränge, die Meister Curt der
Zimmermann Dienstag nach Exaudi holte, als er das bussenhuß" hob. Die Baurechnung von 1498 führt
einen Ausgabeposten für Meister Henrich den Steinmetzen auf, der mit seinem Knecht zwei Tage im Büchsen-
hause gemauert hatte. Um diese Zeit muß das Haus, das 1495 wohl fertiggestellt wurde, in Benutzung
gewesen sein, denn die Rechnungen von 1498 lassen erkennen, daß fortgesetzt Büchsensteine gehauen wurden.
Über die mit der Anlage verbundene Geschützgießerei gibt eine Rechnung des Jahres 1501 Auskunft Sie
enthält einen Betrag für Stränge, die am Freitag Remigii in das Büchsenhaus geliefert wurden, als man die
Büchse goßff Von dieser eindrucksvolleren Tätigkeit des Gießens nahm das Haus den Namen des Gießhauses
an, der 1584 zum ersten Male auftritt. In diesem Jahre erscheint neben dem von Gesellen unterstützten
Büchsengießer Franz, für den auch noch Zimmerleute und Schreiner arbeiten, ein Meister Jorge von Nürnberg,
der ebenfalls mit seinen Knechten gießtß Den genauen Platz und andeutungsweise auch die Einrichtung des
dem Landgrafen zuständigen Gebäudes gibt das Salbuch des Jahres 15394 an. Nach ihm lag das Gießhaus,
darunter die Büchsen gezogen und behalten werden, im Broel am stumpfen Thorn nächst dem Wall zwischen
Henn Widdeman und der Stadtmauer."
Einzelne Bauteile nennt ein lnventarverzeichnis von 1544;5 doch ist es nicht immer möglich mit
Bestimmtheit festzustellen, ob die Baubezeichnungen sich auf verschiedene selbständige Häuser oder auf
verschiedene Räume eines und desselben Hauses beziehen. Soviel ergibt sich mit Sicherheit, daß der Ausdruck
Zeughaus, der hier zum ersten Male auftauchtß sowohl für das Hauptgebäude als auch für die gesamte Anlage
und schließlich auch für das Grundstück gebraucht wird. Das zeughaus im Broil" wird in Gegensatz gestellt
zum zeughaus im schlos." Daneben kehrt die Bezeichnung Gießhaus wieder, bald für sich und bald in
engstem Zusammenhang mit dem Zeughaus. Einmal ist von einem zeughaus meister Martins", ein ander Mal
von meister Martin gieshaus" die Rede. Auch spricht das lnventarverzeichnis von dem zeughaus da meister
Martin geust." Allerhand Rohstoffe und Altmaterial finden sich im gisshaus meister Mertins im Breul im
zeughause" verzeichnet und auch im zeughaus inventirt, im gieshaus bei Meister Martin." Unter dem Inventar
des gieshauses" interessieren ein wintoffen" und ein schmelzofen" sowie das zahlreiche Werkzeug zum
Herstellen von carthun, schlangen und falkun." Auch mehrere Schmieden kommen vor; besonders genannt
werden meister Heintzen des schlossers schmitte" und die hinder schmitte Peters." Über meister Heintzen
schmitten" lag eine eisen cammer" mit Halbfabrikaten, die meist von der waltschmitte" oder dem walthamer"
kamen. Der große Vorrat an Zimmer- und Wagnergerät läßt besondere Werkstätten auch für die Stellmacherei
annehmen. Tatsächlich ist auch von einem Raum die Rede, da die zimmerleut arbeiten."
Auf dem vorderen Teil des Grundstückes lag ein Wohnhaus. ln diesem forder wonhaus" finden sich
als Ausstattungsstücke der eigentlichen Wohnräume vier betspont in den cammern", ein eichen bank vor das
beth", funf viereckter tisch mit creuzen in den dreien stuben", zehn benk gros und klein in derselbigen
Bau-Register. Staatsarchiv Marburg.
Renterei-Rechnung. Staatsarchiv Marburg.
Renterei-Rechnung. Staatsarchiv Marburg.
Staatsarchiv Marburg.
Schwank, Inventarium S. 24, 31, 44, 46 ff, 49, 55, 58, .60 63 68, 70 ff u. 75.
In den Stadtrechnungen findet sich 1553 der Ausdruck Zeuckhauss". Stölzel, Stadtrechnungen S. 240 Nr. 164.
QQQQQQQQQ 5Ü6 äääääääääääää
Gebäude.
222.212 gg
2125474
stuben", funf beth in dem kleinen stubgen" und ein alt thennen bettladen unden in der cammer neben der
stuben." Die Küche enthielt unter anderm einen Kessel, einen Anrichtetisch und einen Schank. Der Keller
lag halber voll schmittkolen zum forrath." Außerdem lagerten im Wohnhaus aber auch Balken, Bretter,
Leitern, Felgen, Radspeichen, Wagenachsen, Hacken- und Schüppenstiele sowie anderesiHolzwerk, das meist
in der eisen cammer" untergebracht war.
Ein Wagenhaus" lag hinder in hove." Der Hof selbst diente als Ablagerungsstätte. S0 ünden sich
ein gros feur buchs, so meister Martin gegossen hatt, im hofe im zeughause" und ein kleiner morser doselbst,
ist herzog Heinrichs gewesen." Auch vier grosser vireckicht blei, damit man die buchsen, wen sie gegossen
sein, wyget", sind dort anzutreffen.
Bedeutend war der Vorrat an fertigem Kriegsgerät. Nicht nur das Inventar von 1544, sondern auch
ein Verzeichnis von 1576 gibt Auskunft. An grobem und kleinem Geschütz, so vff Reder gehoren", an
Kartaunen, Sängerinnen, Schlangen, Falkaunen, Sturmbüchsen, Falkonetts und Serpentinen waren 86 Stück
vorhanden samt Trollwagen, Protzen und Geschirr. Manche Stücke rührten von Pfalzgraf Otto Heinrich und
den Bischöfen von Mainz und Augsburg-Dillingen her. Neben diesen Bronzegeschützen findet sich noch ein
ganzer Posten eysern Geschütz so vff Reder gehoret vnd nichtt zu Feldt sondern in vhestunge gepraucht
wirrt." Zwei eiserne Scherpffenthin" hatte Kurfürst August von Sachsen geschenkt Sehr ansehnlich war der
Bestand an tragbaren Feuerwaffen, die großenteils aus Schmalkalden bezogen waren. An langen Handrohren
sind allein 1288 Stück verzeichnet. Unter den sonstigen Stücken, die erhebliche Mengen von Kugeln, Spießen,
Lederwerk, Hebe- und Schanzzeug umfassen, finden sich auch die Bestandteile einer Schiffbrücke und Ketten
darmitt im Fal der noht die Fulda zu schließen."
Eine Abbildung des Äußeren bringt Müller auf seinem Stadtplan von 1547? Die am Stumpfen Turm,
dem Breulturm, gelegene Anlage fällt durch die Größe ihrer Häuser und ihren Hof auf. Als Hauptgebäude
gibt sich ein langgestrecktes zweigeschossiges, mit Ziegeln gedecktes Fachwerkhaus zu erkennen, das von der
Straße bis zur Stadtmauer reicht und sein Obergeschoß in Form eines offenen Vorbaues über die Stadtmauer
hinaus bis auf die Krone des vorgelagerten Walles und damit auf die vortretende Bastei, die spätere Bastion
Gießberg, vorschiebt. Der zwischen Stadtmauer und Wall gelegene Zwischenraum, der mittelalterliche, später
zugeworfene und als Zwinger dienende Stadtgraben, erscheint mit Erdmasse zugeschüttet, so zwar, daß die mit
Bohlen belegte, seitlich rampenartig sich senkende Auffüllung nicht nur einen brückenartigen Übergang zum
Wall, sondern auch eine Fahrbahn in den Zwinger bildet. Der Zweck der Vorfahrt war offensichtlich der,
das Kriegsgerät unmittelbar vom Obergeschoß des Zeughauses auf den Wall und in den Zwinger befördern zu
können. Daß der Oberstock des Hauses als Lagerraum diente, darf demnach angenommen werden. Nach der
starken Befestigung der Fahrbahn zu schließen, mag er auch die fahrbaren Geschütze enthalten haben, die
vermutlich zum Teil wenigstens auch zu ebener Erde standen. Was das Untergeschoß noch sonst enthielt, ist
nicht zu ersehen. Schornsteinköpfe, die auf die Stelle der Gießerei oder Schmieden schließen ließen, fehlen
sowohl beim Hauptgebäude als auch bei den Nachbarhäusern, über deren Zugehörigkeit zur Zeughausanlage
sich garnichts sagen läßt. Mit Sicherheit ist nur das Wohnhaus festzustellen, ein zweigeschossiger Fachwerkbau
unmittelbar an der Straße, dessen Sattelwalmdach ebenfalls mit Ziegeln gedeckt ist. lm Hofe stehen einige
Tafel u.
Handschrift. Landesbibliothek Cassel.
Über die hessischen Geschütze vgl. Schlee, Kriegswesen S. 1335 und Baumbach, Artillerie S. 28 ff. Die landesherrliche
Artillerie, die in Hessen zuerst unter dem Landgrafen Philipp vorkommt, bestand aus Stücken aller Kaliber, von der GO-pfündigen scharfen
Metze" bis zum llß-pfündigen scharfen Tintlein". Die großen Stücke, außer scharfen Metzen" auch Doppelkarthaunen" genannt, bedurften
zu ihrer Fortbewegung 24 und mehr Pferde. Unter ihnen befand sich der Teufel" und seine Großmutter", die beide vom Landgrafen
Philipp im Jahre 1534 dem Bischof von Münster zur Hülfe gegen die Wiedertäufer gesandt wurden, sowie die 70 Zentner schwere
Nachtigall" und der 11 Fuß lange l-lahn". Die beiden letztgenannten Stücke stammten aus der Feste Landstuhl des Ritters Franz von
Sickingen und waren dem Landgrafen Philipp nebst mehreren kleineren Stücken als Beuteteil zugefallen, nachdem die Feste am 30. April 1523
eingenommen war.
Stadtplan v. Müller 1547.
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64U
Gebäude.
Her Stücke aufgefahren. Die Darstellung der Anlage auf Müllers Stadtplan vom Jahre 1548 interessiert deshalb, weil mit
dem Walle auch der Vorbau des Hauptgebäudes gefallen ist und im Hofe statt der Geschütze Schubkarren erscheinen.
Mit dem Bau des neuen Zeughauses am Töpfenmarkt verlor die Anlage in der Schäfergasse ihre
Bestimmung als Arsenal. Wie lange die Baulichkeiten noch standen, ist unbekannt. Es scheint, als ob die
Gießerei sich noch einige Zeit hielt. 1595 und 1597 ist von Jacob Schlaaf, des Landgrafen Wilhelm IV.
Büchsengießer im Gießhaus, die Rede. Die alte Bezeichnung ist noch länger festzustellen. Dilich' spricht
1605 vom alten Zeug- oder Gießhaus." Später findet sich auf dem Grundstücke ein Zuchthaus, das die
Landgrätin Hedwig Sophie abbrechen ließ, um an seiner Stelle 1674 ein Fruchthaus, das noch heute stehende
Proviamtamtsgebäude, zu errichten."
iZeughaus am Töpfenmarkt.
Der Ersatzbau des alten und unzureichend gewordenen Zeughauses in der Schäfergasse, das neue
Zeughaus, fand seinen Platz zwischen der Ostgrenze des Breuls unddem ehemaligen Garten des Ahnaberger
Klosters auf dem zugefüllten Gelände des mittelalterlichen Stadtgrabens. Seine südliche Schmalseite, die Haupt-
eingangsfront, kam in der Flucht der verlängerten Klostermauer zu liegent und war nach dem jetzigen
Töpfenmarkt gerichtet. Begonnen wurde der Neubau, den Graf Rochus von Linar zugleich auch als
Kornhaus einrichtete5 und den Christoffel Müller leitete, 1581, wie Landau auf Grund älterer Quellene
glaubhaft angibtF Am 1. November dieses Jahres schrieb Landgraf Wilhelm lV., der Erbauer des
Hauses, seinem Obersten Jorgen von Scholley von Ziegenhain aus, daß er die alte Mauer, offenbar die vor-
erwähnte Klostermauer, da das neue Zeughaus hingesetzt werden soll", abbrechen lassen solleß Das Haus
sollte 340 Fuß lang und 70 Fuß breit werden. Der Bau ging nicht ohne Beschwerden der Anlieger in der
Knickgasse von statten, deren Grundstücke in Anspruch genommen wurden und deren Gerechtsame gefährdet
schienen. Auch bereitete der Lauf der Ahna, die an der alten Stadtmauer entlang floß und eine Badestube
mit Wasser versorgte, Schwierigkeit. lm März 1582 wurde der Bürger Jost Spangenberg beim Landgrafen
vorstellig, weil er für die Badestube, die verlegt wurde, Land abtreten sollte? In einem Berichte vom
1. Juli 1583 heißt es, daß im Beisein Meister Christoffels des Baumeisters vom Garten des Fruchtschreibers
Abel Khun ein Triangel gegen der Badestuben" und ein Eck gegen der Badestube, alda sich ein Wagen
wenden könneßabgemessen und zum Baue des Zeughauses eingenommen sei. Auch ist die Rede davon, daß
die Anwohner der Knickgasse unter Hinweis darauf, daß ein gemeiner Weg" und der Wasserfluß an der
alten Stadtmauer" zum Neubau gezogen war, darum einkommen, daß der ruchtschreiber noch über das ihm
albereits abgegangene Stück Gartens von seinem habenden Theil einen Weg, desgleichen den Fluß zum Wasser
liegen lassen möchte", daß aber darüber sich der Fruchtschreiber seines Schadens am Garten und Verlusts
etlicher Bäume zum höchsten beschwert", so daß er schließlich vom Landgrafen mit einem halben Acker in
den Krauthöfen entschädigt wurde." 1583 war der Bau noch im Gange. Am 20.Juli wurde dem Landgrafen
berichtet, daß der Gang oder Bruck aufs Zeughaus auch gemacht werden soll, daß Euer fürstlichen Gnaden
zu deren Ankunft ohne Gefahr darüber auf den Bau gehen können." Sein Ende scheint der Bau erst unter
Stadtplan v. Müller 1548.
Chronica S. 128.
Schminke, Cassel S. 225.
Vgl. S. 72.
Korn, Linar S. 112. Ob man den Entwurf des ganzen Hauses Linar zuschreiben darf, erscheint fraglich. Linar gilt als aus-
gezeichneter Kriegsbaumeister, aber nicht als Architekt.
Kollektaneen Landesbibliothek Cassel.
Schminke, Cassel S. 226, gibt ohne Quellennachweis als Bauzeit die Jahre 1573 bis 1583 an. Danach Piderit, Cassel S. 111.
Ortsrepositur. Staatsarchiv Marburg.
Staatsarchiv Marburg. M. St. S. 816.
Ortsrepositur. Staatsarchiv Marburg.
Vgl. .AbSCl1lliH Stadtbefestigung" S. 100.
Staatsarchiv Marburg. M. St. S. 817.
QQQQQQQ
Landgraf Moritz gefunden zu haben, der am 21. Februar 1605 noch anordnete, daß der Arsenalbau dies Jahr und
bis wir den Augenschein selbsten ferner eingenommen haben, unterlassen werden" sollte, und gleichzeitig die
Anweisung gab, sonsten das alte Zeughaus mit den Essen und Feuerstätten zu verwahren, damit es keinen
Schaden bringe."
Das gewaltige Bauwerk, das dem Festungsbau Wilhelms IV. den rechten Abschluß geben sollte, war
hauptsächlich als Waffenkammer gedacht, die den Anforderungen auch des stärksten Krieges zu genügen im
Stande war. Seine hintere Schmalfront grenzte unmittelbar an den neuen Wall, auf dessen Krone von den
Erdgeschoßtoren des Gebäudes aus ein besonderer Böschungsweg hinaufführte. Die Pflege des Hauses und
seines Inhaltes legte der Erbauer seinem Nachfolger besonders ans Herz. Nachdem wir beydes allhier zu
Cassel ein gewaltig Zeughaus aufgebauet und mit nothwendigen Geschützen und Munition versehen", so schrieb
er 1586 in seinem Testamente auch noch eins zu Ziegenhayn halten, welches auch ziemlich wohl angerichtet,
so soll unser Sohn und zugeordnete Räthe dieselben Zeughäuser samt ihrer Munition in gutem Esse und Wesen
erhalten." Aber auch der Vorrat an Proviant muß erheblich gewesen seinß Bis zu 40000 Scheffel Frucht
gedachte der Landgraf daselbst aufbewahren zu können Über hundert Jahre soll das Korn auf den Frucht-
böden alt geworden sein An Waffen muß das Haus, dessen Inhalt vom hessischen Poeten Praetorius sehr
schön und knallend" gefeiert wird nicht nur zahlreiche sondern auch seltene Stücke geborgen haben. Vber
hundert Metalline Stück, Geschütz, und Fewer-Mörser, vnd darunder halbe, gantze, vnd doppelte Carthaunen,
vnd Feldschlangen" und einen gewaltig stattlichen Vorrath an Harnischen, Musqueten vnd allerhand Rüstungen
und Gewöhren" führt 1655 Merian an. Als 1663 der französische Staatsrat Monconys Cassel besuchte, fand
er im Zeughaus eine Armatur für 25000 Mann und 200 Stücke Geschütz vor, unter denen mehrere von ungewöhn-
licher Größe zu verzeichnen warenß Winkelmann erwähnt 1697 das Schwert, wormit Ferdinandus Duc de Alba
zu Harlem im Jahre 1573 nach tapferer Gegenwehr und lang-geduldeten Hunger auf einen Tag 220 Bürgere
hat köpfen lassen, darauf diese Vers eingeetzet stehen
Harlemi qvondam Albani dominante furore
Christiadum madidus saepe cruore fui.
Wolmercusano verum nunc munere tandem
Servio iustitiae, Dux Gvilielme, Tuae."
Unter den groben Geschützen befand sich der Schwedische Hund, daran eine Runische Schrift eingegossen.
An zweyen Geschützen, so Churfürst Christian zu Sachsen im Jahre 1589 anhero verehret," stehen diese Worte
Churfürst Christian ließ uns nennen
Die schnellen Pferd, man wird uns kennen
Auf grüner Heiden, da wir springen,
Wird man hören die Kuglen singen.
Am anderen
Churfürst Christian ließ uns nennen
Die starken Greif, man wird uns kennen
in den Cassumatten, da wir singen,
Wird man sehen die Kugel springen."
Staatsarchiv Marburg. M. St. S. 6986.
Schminke, Cassel S. 225.
Rommel, Gesch. v. Hessen S. 665 u. A. 160.
Landau, Excerpte. Landesbibliothek Cassel.
Winkelmann, Hessen ll S. 283.
Winkelmann, Hessen lI S. 283.
Topogr. Hass. Anh. S. 15.
Monconys, Voyages ll S. 208. Piderit, Cassel S. 198.
Hessen ll S. 282.
Bei Schminke, Cassel S. 229, als Erbverbrüderungs-Kanonen" aufgeführt. Das eine Stück zeigte das Bild und Wappen des
Kurfürsten.
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509
Qäääääägää
Neue Abrisse zu Mörsern lieferte Rochus von Linar, der obengenannte Kriegsbaumeister und branden-
burgische Zeughausdirektorß 600 Zentner Glockenspeise kamen aus Lippoldsberg zum Umgusse nach Cassel. Die
neu gegossenen Kartaunen wurden nach dem Tierkreise benannt. Sie sind vermutlich gleichbedeutend mit jenen
Stücken, die Landgraf Wilhelm mit seinem Wappen und Bildnis schmückte. Uffenbach der 1709 das Zeughaus
besuchte und den Bau ziemlich niedrig und dunkel" fand, beschreibt einzelne Sondergeschütze für bestimmte
Belagerungsfälle und auch etliche Waagen, darunter eine insonderheit schön, so eine Schnell-Waage, damit man
man auf einmal hundert und fünfzig Centner wägen kann." Sie war ein Geschenk des Kurfürsten August von
Sachsen an den Landgrafen. ihresgleichen war, wie der Kurfürst 1585 aus Dresden schrieb, nicht in deutschen
noch in welschen Ländern zu finden. Noch nach zweihundert Jahren erschien das lnstrument beachtenswert
genug, in einer eigenen Abhandlung beschrieben zu werden? Im oberen Geschoß sah Uffenbach viele
Fahnen, und andere Dinge, so in dem dreyssigjährigen Kriege erobert worden. Hiernächst eine Fahne,
so dem Prinzen Ludwig in Braband das Leben gekostet, indem er sie erbeutet. Auch war vorhanden
eine besondere Art von Schiff-Brücken, welche aus vielen Stücken bestund, daran ein jedes von einem
Soldaten von den Wagen herbey getragen, und in Geschwindigkeit aneinander gehänget werden kan. Selbige
bestehen aber aus zweyen, drey Ellen lang- und zwo breiten Brettern, die mit Leder zusammen, und inwendig
hohl gelassen werden Neben waren eiserne Hacken, damit die Stücke aneinander gehänget wurden. Auch
sahen wir ein kleines ledernes mit Sattel und Zeug gemachtes Pferdgen, welches einer erfunden, und dem
Landgrafen präsentirt hat, dadurch er Land-Spritzenmeister worden Dieses wird mit Wind angefüllet, und hat
an statt der Beine vier Gewichte herunter hangen, daß es in dem Gleichgewicht bleiben kan. Auf dieses hat
sich der Erfinder gesetzet, und ist in Gegenwart lhro Durchlaucht und vieler Menschen in der Fulda hin und
her geritten, welches sehr wunderlich soll gelassen haben."
Leider ging der reiche lnhalt des Hauses im siebenjährigen Kriege zum großen Teil verloren, soweit
nicht die schwere und Feldartillerie zu Beginn des Krieges in die Festung Stade gebracht war. Die Franzosen
raubten bei der zweiten Einnahme Cassels 1758 das Gebäude gründlich ausf Das Haus selbst wurde als
Lazarett eingerichtet. Unter den nach Straßburg abgeführten Geschützen befand sich manches Stück von
kunstgeschichtlichem Wert. Nach Friedensschluß ließ Landgraf Friedrich ll. das Bauwerk im Innern und
Äußeren wieder herrichten, indem er die beiden Portale der vorderen Schmalfront zeitgemäß umgestaltete und
für die Auffrischung und Vergoldung der lnschriften und Zierraten Sorge trug. Was zu Friedrichs Zeit an
altem Geschütz noch vorhanden war, beschreibt Schminkeß Unter den Gestücken finden sich einige alte
metallene von 1536, 1537, 1538, und 1539, auch viere im spanischen Successionskriege eroberte Zehnpfünder
von 1633, 1637 und 1638, ingleichen ein halbpfündiges Windstück von 1663, womit man zwey und zwanzigmal,
ohne frischen Wind hinein zu pompen,schiessen kann. Der daselbst vorhandene große Mörser, welcher 1648
in der Stadt Düren erobert, und 1683 mit Beybehaltung seiner gehabten weiten Oeffnung umgeschmolzen
worden, wiegt 54 Zentner und 78 Pfund. Er wirft 234 Pfund Steine. Man lieset daran folgende Aufschrift
Mortarium. hoc. Bellicum. quondam. Caesareum. in. expugnatione. Vrbis. Durae. a. Gloriosiss. Heroina. Dn.
Amelia. Elisabetha. Hasj. Landgr. Tutrice. Regente. Nata. Com. Hano Münzberg Coronar Galliae. et. Sueciae.
Belli. Pacisque. Socia. lndividua. Anno MDCXLVIII. captum. Serenissimus. Suae. Celsit. Princeps. Nepos. Dn.
Carolus I. Hass. Landgr Pr Hersf Com. Cattimel Deciae. Ziegenh Nid et. Schaumb. ln memoriam. Rerum.
a. Cattis. suis. fortiter. olim. gestarum. usumque. Martium. non. desuetum. meliori. hac. forma. at. antiqua. oris.
capacitate. refundi. fecit. 1683." Das größte Stück der Feldartillerie war eine ganze Karthaune, der Schwan
oder der grosse Hund genannt, von 100 Zentnern weniger 27 Pfund, welche der Hochselige Herr Landgraf
Korn, Linar S. 110. Rommel, Gesch. v. Hessen S. 666.
ReiSen S. 44H.
Matsko, Schnellwage.
Losch, Chroniken S. 100. Schminke, Cassel S. 227.
Cassel S. 227 H.
ää äßä Gebäude. ääääääää
BQ
Carl haben giessen lassen." Unter den im ersten Obergeschoß aufgestellten eroberten Stücken sah man die
beyde kupferne Paukenkessel, welche der Höchstselige König Friedrich, als Erbprinz von Hessen in der Schlacht
bei Hochstädt, den 13. Aug. 1704 überkommen, ingleichen noch ein paar kupferne Pauken von den französischen
Carabiniers, welche der damalige Artillerie Lieutenant, Johann Caspar von Ende, den 23. Jun. 1758 in der
Bataille bey Creveld erbeutet hatte." Dagegen war die 1684 von einem hessischen Regiment eroberte türkische
Fahne abhanden gekommen. Im zweiten Obergeschoß befand sich der Fruchtboden für die Kommißbäckerei,
im dritten der Lederboden, im vierten ein Salpeterlager und im fünften eine Luntenkammer.
Im Jahre 1770 muß das Haus einen Teil seines Inhalts abgegeben haben. Am 15. Januar ist angefangen"
so berichtet eine zeitgenössische Chronik das Casselsche Zeughaus zu räumen und sind die ersten Canonen
nach der Vestung Ziegenhain abgefahren, weil Cassel keine Vestung mehr vorstehen soll." Auch 1778 wurden
Canonen, Kugeln und sonstige Sachen" an Ziegenhain abgegeben! Indessen diente das Haus nach wie vor
als Arsenal. 1772 scheinen sogar die im siebenjährigen Kriege fortgeführten Geschütze wieder in das Casseler
Zeughaus zurückgekommen zu sein; wenigstens heißt es in derselben Chronik4 zu diesem Jahre, daß in den
Monaten November und December die Frankfurter Fuhrleute die Hessischen großen Canonen, welche die
Franzosen im Kriege weggefahren hatten, von Straßburg nach Cassel zurückgebracht" haben. Krieger führt
1805 unter den Geschützen des Zeughauses auch wieder den Großen Hund auf. Eine erneute Plünderung des
Gebäudes fand 1806 statt, als die Franzosen den Kurstaat und die Landeshauptstadt besetzten. Die meisten
Stücke wanderten nach Mainz. Große und schwer zu bewegende Kanonen, die als Seltenheiten aufbewahrt waren,
wurden verschnitten und an Juden verkauft, Armaturen und Rüstungen aus alter Zeit mutwillig zerstört; Seinen
denkwürdigsten Tag hatte das Zeughaus in den Unruhen des Jahres 1848. In der Garde du Corps-Nacht des 9. April
wurde das Gebäude, das nur von einem einzigen Posten bewacht war, von den aufgeregten Bürgern erstürmt.
lm Übrigen ist das Bauwerk unentstellt überkommen. Im Grundriß bildet das Haus, dessen ansehnliche
Abmessungen in den älteren Beschreibungen hervorgehoben werden, ein Rechteck von 96,80 Länge und 21,80
Breite. Die Umfassungswände sind vollkommen glatt. Nur das am Südende der Westfront gelegene Gehäuse
der Treppe tritt mit fünf Seiten seines Achteckes aus der Mauerflucht heraus. Jedes der vier Stockwerke
bildete ursprünglich einen einzigen Raum. Das Erdgeschoß wird von Kreuzgewölben überdeckt, die auf einer
Mittelreihe von fünfzehn gedrungenen quadratischen toskanischen Pfeilern aufruhen. Die übrigen Geschosse,
von denen die beiden oberen jetzt zu einem Stockwerk vereinigt sind, besitzen hölzerne Balkenlage mit eben-
solchen Stützen. Auf den Schmalfronten befinden sich vier, auf den Längsfronten sechzehn Fensterachsen, von
denen eine durch den Treppenturm beansprucht wird. Das Äußere des durch die große Masse und den klaren
Aufbau sehr stattlich wirkenden Gebäudes ist, dem Zweck entsprechend, einfach gehalten. Die Fenster, zu
Paaren gekuppelt, zeigen schlichten Karnies als Umrahmung. Das Hauptgesimse bildet die Sima, die als
Einfassung auch den Krüppelgiebel der hinteren Stirnseite begleitet. Reicher sind die auch in der Größe höher
gehaltenen Fenster des Erdgeschosses ausgebildet, die noch einen Querstock und ein kreisförmiges Oberlicht
aufweisen. Die in den Längsachsen des zweischiffigen Erdgeschoßraumes liegenden Portale tragen nur noch
auf der hinteren Giebelseite die alte Fassung, einen Rundbogen mit Pilasterumrahmung und giebelbekrönten
volutenbesetzten Oberlicht-Fensterpaaren in toskanischer Architektur und Quadertechnik. Auf der nach dem
Töpfenmarkt gerichteten vorderen Schmalfront, der Hauptschauseite, zeigen sie die von Friedrich II. geschaffene
Umrahmung, eine glatte Pilasterstellung mit Segmentbogengiebel, in dessen Lünette die Anfangsbuchstaben des
Brunner, Cassel i. siebenj. Kriege, nimmt an, daß der Große Hund im dreißigjährigen Kriege bei der Belagerung von Düren
erobert wurde und bei der Plünderung des Zeughauses im siebenjährigen Kriege in Cassel verblieb. Tatsächlich wurde 1768 auch dieses
Geschütz von den Franzosen abgeführt. Ein Zeitgenosse berichtet nach Losch, Chroniken S. 107, zu diesem Jahre Am 15. und 22. August
haben die Franzosen große Geschütze aus dem hiesigen Zeughause nach Frankreich abgefahren, darunter den sog. Großen Hund, der
99 Ct. 81 Pfd. wog, so daran eingegraben war, was ich selbst gesehen." Vgl. I-Iess. Blätter 3012.
Losch, Chroniken S. 135.
Losch, Chroniken S. 145.
Losch, Chroniken S. 188.
Cassel S. 139.
Piderit, Cassel S. 829.
Tafel 397-329
aaC-Jaaaza 22a
ääääää äägääääää
Gebäude.
aaaaaaaaaa
Tafel 330,1
afel 327, u.
Tafel 330,2
Tafel 330,1
Erbauers F. L. Z. H. sich finden. ln der Form eines verschlungenen F. L. mit der Jahreszahl 1766 wieder-
holen sich die Initialen in den reichen schmiedeeisernen Oberlichtgittern der halbkreisförmigen Torbögen. Das
völlig erneuerte Dach wird an der vorderen Schmalseite von einem neueren, an den Längsseiten von vier alten
Giebelaufbauten mit einfacher Horizontalteilung, Pilastergliederung und Schnörkeleinfassung unterbrochen. Den
um ein Geschoß das Hauptgesims überragende Treppenturm schließt eine geschwungene Haube ab.
Das Flächenmauerwerk besteht aus grauem, für Putzverstrich berechneten, jetzt aber kahlen Bruchstein-
mauerwerk. Die Architekturteile und Quader der Gebäudeecken sind aus Sandstein gehauen. Steinmetzzeichen
finden sich in großer Zahl am Bau. An der den Blicken der Vorübergehenden am meisten ausgesetzten,
Südwestecke befinden sich zwei in den Stein eingehauene Wasserstandmarken, die eine in Höhe von 0,80
über Bürgersteig-Oberkante mit der unvollständigen lnschrift WAS ANNO die andere in einer
Hohe von 1,70 mit der lnschrift WASSER FLUHT ANNO 1643 DEN JAN" und einer in den
Stein gehauenen Hand, die auf die Marke hinweist.
Noch heute dient das Gebäude seinem alten Zwecke als Arsenal. Geschichtlich interessiert unter
seinem Inhalte nur eine Büste des Landgrafen Karl aus Blei, die ursprünglich über dem Eingangstor des
Gießhauses gestanden haben soll und noch heute Spuren der Beschädigung vom Jahre 1848 trägt. In der
Modellierung deckt sie sich mit der im Landesmuseum zu Cassel aufbewahrten Bronzebüste desselben Landgrafen."
Reliefs.
Relief aus Sandstein, in der Mittelachse der vorderen Schmalfront, über dem Erdgeschoß. Rundbogen-
nische mit der Halbfigur des Landgrafen Wilhelm lV., eingefaßt von Hermen, mit horizontalem Fuß-
gesims und breitem Gebälk. lm hochgezogenen Giebelfelde hessisches Wappen mit flankierenden
Löwen. Auf rechteckiger Kartuschentafel am Fußende die von Landgraf Moritz gedichtete lnschrift
AVSPlCllS EST STRVCTA DEl DOMVS ALTA PARENTIS
WlLl-lELMl PRAESTANS PRINCIPIS lSTVD OPVS.
ANXlVS l-lIC NOSTER POPVLVS SOLAMEN HABEBIT
QVOD DEVS AVERTAT Sl PREMAT ACRE MALVM
CVM FVRIT HOSTlS ATROX, AEDES TVNC ARMA MlNlSTRANT
ET FRVMENTA SlMVL DANT DOMINANTE FAME.
NOS TEGAT ALMA MANUS DIVINI NVMlNlS OMNES.
OMNES EXSATVRET NOS BENEDICTA MANVS."
Renaissance. Breite 2,40 Höhe 5,90 m.
Relief aus Sandstein, in der Mittelachse der hinteren Schmalfront, im zweiten Obergeschoß. Rechteckfeld
mit dem hessischen Wappen, eingefaßt von konsolartigen Pilastern mit Hermen- bezw. Karyatidenkopf,
mit horizontalem Fußgesims und giebelbekröntem Gebälk. Auf rechteckiger Kartuschentafel am
Fußende die ebenfalls von Landgraf Moritz gedichtete Inschrift
QVOD Sl FORTE ROGES TÄTO MOLIMlNE NOSTER
SRVXERIT HOC PRINCEPS, CVR GVlLlELMVS, OPVS
HASSIA QVO FVGERET DVRO DlSCRlMlNE, PRESSA
SVBSlDlVM PRAESENS ATQVE IVVAMEN ERIT.
HAEC DlSTl-CTA LOClS GEMINV, DOMVS AFFERET VSVM
ARMAMENTA VlRlS, AC ALlMENTA FAMl.
VRGEAT HOSTILIS SEV VlS, SEV TURPlS AVARVS,
HIC SlBl PROVISVM PATRIA NOSTRA SCIAT.
M-H-L-ANNO 1583."
Renaissance. Breite 2,40 Höhe 5,80 m.
Sonnenuhr an der westlichen Ecke der vorderen Schmalfront. Quadratische Gußeisenplatte mit rechteckiger
Anordnung der Zahlen am Rande und einfachem Winkelzeiger. Breite 0,28 Höhe 0,35 m.
Gerland, Du Ry S. 14. Vgl. Abschnitt Denkmäler". Knetsch, lnschriften S. 236.
64.252,
21'154
qmm
21219121
EJE
512 Qäg QQQQQQQEQQQQEI
Gießhaus.
Nachdem das zum alten Zeughaus gehörige Gießhaus schon lange verschwunden und auch das während
des dreißigjährigen Krieges im Ottoneum eingerichtete Gießhaus eingegangen war," und nachdem eine Zeit lang
hauptsächlich die Hütten von Lippoldsberg, Vaake,Veckerhagen und Knickhagen den Guß von Kanonen besorgt
hatten, entstand unter Landgraf Karl in der Residenz ein besonderes, vorzugsweise für die Herstellung von
Geschützen bestimmtes Gebäude unweit des neuen Zeughauses. Dieses als selbständiges Bauwerk errichtete
Gießhaus hatte seinen Platz am Anfang der jetzigen Weserstraße am Kopfende des Platzes Vor dem Kloster.
Es lag dem zum Provianthaus eingerichteten Ahnaberger Kloster gegenüber und nahm die Stelle einer Roßmühle
ein die neben dem ehemaligen inneren Ahnaberger Tor stand, dort wo sich auf einem älteren Stadtplan eine
Zehntscheuer feststellen läßt. Als Zeit der Erbauung gelten die Jahre 1704 bis 1707. Daß die Vorbereitungen
zum Bau schon etwas früher einsetzten, zeigt eine Verfügung vom 19. Januar 1701, nach der 36 Einstämmlinge
zur Errichtung des neuen Gießhauses angefahren werden sollten. Die Steine sollen zum Teil aus dem Abbruch
des Ottoneums gewonnen seinfi Der Architekt des Baues war Charles du Ry." Im Jahre 1836 brannte das
Haus bis auf die Umfassungsmauern vollständig abß Die Ruinen wurden allmählig bis zum Jahre 1848
niedergelegt, nachdem ein Prozeß wegen Schadenersatzes zwischen dem Kurfürsten und dem letzten privilegierten
fürstlichen Gießer Henschel zu keiner Einigung geführt natteß Eine Gerichtsakte aus dem Jahre 1849 läßt
erkennen, daß nur noch Mauerstümpfe standen und daß auch diese beseitigt werden sollten.
Dank einiger noch vor dem Brande hergestellten zeichnerischen Aufnahmen können nähere Angaben
über die Beschaffenheit des Hauses gemacht werden. Das Gießhaus war ein Eckgebäude, dessen beide Schenkel
im spitzen, annähernd rechten Winkel zusammenstießen. Die nur durch ein flaches Bandgesims in zwei Stock-
werke zerlegte Hauptfront mit großen, einfach umrahmten flachbogigen Erdgeschoß- und kleineren rechteckigen
Obergeschoßfenstern blickte auf den Platz Vor dem Kloster und zeichnete sich durch bedeutende Abmessungen
aus. Hier öffnete ein gewaltiger Torbogen das Haus fast bis zum Hauptgesims, das die Höhe des später
angebauten Nachbarhauses von Uffeln beibehielt. Die durch toskanische Pilaster und französische Quaderung
gegliederte Torumrahmung trug über einem breiten Gebälk einen reichen Trophäenaufbau als oberen Abschluß,
den die Büste Landgraf Karls krönte und die mit Figuren besetzten Stümpfe eines Segmentbogengiebels seitlich
einfaßten. Von allem ist nur die Büste des Landgrafen, ein Bleiguß von mäßigem Kunstwert, gerettet worden,
die im Zeughaus aufbewahrt wird." Ob die übrige Plastik in Metall oder Stein ausgeführt war, kann nicht
mehr entschieden werden." Auf dem Portalfries las Schminke 14 folgende Inschrift Jussu et Auspiciis Augustissimi
Principis ac Domini Caroli Hassiae Landgrauii P. H. C. C. D. Z. N. et S. Domus haec ad conflanda metalla
in patriae commodum et tutamen fundata et confecta. A. 1707." 15 Das früher wahrscheinlich in anderer Weise
Vgl. Abschnitt Zeughaus in der Schäfergasse" S. 508.
Vgl. Abschnitt Ottoneum".
Uffenbach, Reisen S. 47. Krieger, Cassel S. 143. Rommel, Gesch. v. Hessen
Schminke, Cassel S. 233. Engelhard, Erdbeschreibung S. 98.
Stadtplan v. Wessel 1678.
Wenzel, Gieshaus S. 234.
Gerland, Du Ry S. 14. Jacobi, Hugenotten Nr. 251.
Lobe, Wanderungen S. 127.
Wenzel, Gieshaus S. 235.
Protocoll betr. den Antrag des Staatsanwalts der Provinz Niederhessen um Einnahme eines Augenscheins des Gieshauses dahier.
Staatsarchiv Marburg.
Handneichnungen. Landesmuseum Cassel.
Vgl. Abschnitt Zeughaus am Töpfenmarkt" S. 512.
Nach Cassel u. Wilhelmshoehe 1828 S. 56 bestand die Bekrönung aus Stein. Wenzel, Gieshaus S. 234, vermutet sie aus Bronze.
Cassel S. 233.
Auf der obengenannten Zeichnungzlautet die Inschrift IUSSU ET AUSPICIIS AUGUSTISSIMI PRINC. CAROLI I. HASSIA-
RUM LANDGRAVII DOMUS HAEC AD CONFLANDA METALLA IN PATRIAE TUTAMEN FUNDATA ET
CONF. ANNO MDCCVII." Abkürzung vermutlich infolge Raummangels auf der Zeichnung. Wenzel, Gieshaus S. 234 nimmt fehler-
hafte Wiedergabe bei beiden Abschreibern an.
Tafel u. 86;
Tafel 331
EQQQQQQQQQQQ 513 BEQQQQQQQQQQQQQQ
Ban- und Kunstdenkmäler im Rrgierungsbezirk CaxseL Vl. Caxsel-Stadl. 65
aufgesetzte Dach verschwand teilweise hinter der Frontmauer der Hauptschauseite und steht vermutlich mit
den äußeren und inneren Erneuerungen im Zusammenhang, die unter Landgraf Friedrich ll. im Jahre 1766 zur
Ausführung gelangten Fast hat es den Anschein, als 0b das Oberstockwerk erst nachträglich aufgesetzt wurde.
Der dem Nachbarhaus zugekehrte Giebel zeigte, wie eine ältere Handzeichnung" lehrt, noch ganz die
geschwungenen Umrißlinien der Renaissance sodaß man an die Beibehaltung der äußeren Wand eines älteren
Bauwerkes denken kann.
Über der schon erwähnten allgemeinen Grundrißgestalt erhob sich das Gebäude in zwei durch einen
Korridor im Erdgeschoß scharf von einander geschiedenen Abteilungen, in den hinter dem großen Portal
liegenden, bis unter das Dach reichenden Gießraum mit einem größeren und einem kleineren Schmelzofen und
in den daneben gelegenen Arbeitsflügel mit der Wohnung des Gießers. Im großen Ofen des Gießraumes
konnten gleichzeitig 200 Zentner Metall geschmolzen werden. Zwei seitliche Fenster im Ofen ermöglichten
die Speise mit langen Stangen durcheinander zu rühren! Vor dem Ofen, ungefähr in der Mitte der Halle,
sorgte ein auf vier Pfeilern ruhender mächtiger Rauchfang für den Abzug der beim Gießen erzeugten Dämpfe
und Gase. Hier muß die Formgrube für den Guß von Kanonen, Glocken und anderen Gegenständen
angenommen werden Die hinter dem Ofen angeordneten Stufen scheinen zur Feuerung geführt zu haben.
Der kleinere Gießofen hatte, ebenfalls zur Grube günstig gelegen, seinen Platz an der Wand nach dem Hofe.
Im Erdgeschoß des anstoßenden Arbeitsflügels waren Hausflur und Treppe, eine Schmiede, eine
Werkstatt und zwei Zeugkammern untergebracht. Auch ein Pferdegöpel befand sich hier, der die im darüber-
liegenden Halbgeschoß "aufgestellte Horizontalbohrmaschine antrieb. Mit ihrer Hilfe vermochten zwei Arbeiter
ein Kanonenrohr innerhalb 12 Stunden auszubohrenß Durch eine große Öffnung in der Scheidewand nach
der Gießerei konnten die Gußstücke an die Bohrmaschine herangeschafft werden. Eine größere und eine kleinere
Zeugkammer, zwei Arbeitsräume, ein Privatgemach mit abschließbarem Flurstück sowie eine Treppenanlage
mit Abort nutzten den verfügbaren Raum des Halbgeschosses sorgsam aus. lm Dachgeschoß lag die Wohnung
des Stückgießers. Der beschränkte Keller nahm die Kohlen auf. Auffallend ist beim Arbeitsflügel die große
Stärke der Außenmauern, sodaß man auch hier auf den Gedanken kommen kann, daß ältere Bauteile benutzt
wurden, zumal der Grundriß seiner Lage und Größe nach sich mit dem Bauwerk deckt, das früher an seiner
Stelle erscheint."
Das Gießhaus, zu dessen bekanntesten Insassen die Stückgießer Georg Köhler und Jost Heinrich Köhler
gehören und dessen späterer Meister Joh. Friedr. Anton Storch der Schwiegervater des 1777 aus Gießen
zugewanderten G. C. C. Henschel wurde, war die Wiege der weltbekannten Maschinenfabrik dieses Namens,
die sich von hier zunächst über einige Häuser der Nachbarschaft ausbreitete, später aber an ihre heutige Stelle
verlegt worden ist.
Jetzt steht auf dem Grundstücke des ehemaligen Gießhauses ein zur Vogt'schen Kunstmühle gehörendes
mehrstöckiges Backsteingebäude, das Geschäfts, Lager- und Abfertigungsräume enthält.
Schminke, Cassel S. 233. Engelhard, Erdbeschreibung S. 98, berichtet 1778, daß das Bauwerk sehr ausgebessert, zum Theile
anderst eingerichtet und auch äußerlich verneuet worden. Auch ist demselben durch die Abbrechung des inneren ehemaligen ahnaberger
Thores und des darüber befindlichen alten Gebäudes, woran das Gießhaus zum Theile stieß und dadurch verdecket wurde, ein freyeres
Ansehen verschaflet."
In der auf S. 513 Anm. 10, genannten Akte.
Nicht wie Wenzel, Gießhaus S. 285 annimmt, französische Segmentbogenform, wie der Giebel des Naturalienmuseums nach der
jetzigen Kriegsschule zu.
Schminke, Cassel S. 233. Apell, Cassel 1792 S. 33.
Wenzel, Gieshaus S. 234, nimmt an, daß die Grube sich zwischen dem Ofen und der Wand unter einem mittels Stufen ersteig-
baren Podest befand.
Apell, Cassel 1792 S. 33.
Stadtplan v. Wessel 1673.
Näheres bei Wenzel, Gieshaus S. 235.
514 aaaaaäa
Kriegsschule.
Für die Heranbildung von Offizieren aus den Jünglingen höheren Standes hatte Friedrich Il. das
Kadettenkorps gegründet für dessen Unterbringung er das seit 1779 geräumte Kunsthaus zur Verfügung stellte?
Eine Vereinigung der Kadetten mit den Pagen nahm Wilhelm lX. vor. Er ließ allen Fahneniunkern und
Portepeefähnrichen der Garnison Cassel freien Unterricht in Sprachen, Reiten, Fechten, Tanzen, in der Ingenieur-
kunst und Taktik erteilen. Tüchtige Offiziere, wie Oberst Wittenius und Capitain Mauvillon leiteten das Korps;
Professoren des Carolinum erteilten den wissenschaftlichen Unterrichts
Ein besonderer Neubau für soldatische Unterrichtszwecke entstand zur Zeit der westfälischen Regierung.
Er fand seinen Platz in der unteren Königsstraße abwärts der Hohetorkaserne. Erbaut wurde das Haus in den
Jahren 1809 und 1810 und ausgeführt von der Handwerkskompagnie des Artillerieregimentesß Einzelheiten
aus der Baugeschichte dieser Ecole royale d'artillerie et du genießt die später die Bezeichnung Artillerieschule
trug, dann aber den geläufigeren Namen Kriegsschule annahm, scheinen nicht bekannt zu sein. Den Namen
des Architekten nennt vermutungsweise eine Kritik des Jahres 1814, die auf die Baukunst der Franzosenzeit
im Allgemeinen nicht gut zu sprechen ist und auch dem Neubau der Militärschule nur sehr bedingt zustimmt.
Soll vielleicht das neue Gebäude der Artillerieschule" so ruft der Verfasser der Französischen Garküche an
der Fulda" aus die Ehre der französischen Baumeister retten? Ja! hätten sie dieses nicht zurückgelassen,
so würden wir bald gar nichts mehr von einem ihrer auch nur mittelmäßigen Machwerke aufweisen können;
Grandjean soll den Plan dazu entworfen, und was sehr wahrscheinlich ist, der General Allix in der Ausführung
ihn verbessert haben; doch läßt der geringe Zeitaufwand, mit welchem dieses ansehnliche Gebäude am Ende
der unteren Königsstraße, mit der Fronte gegen den Platz des vormaligen Modellhauses, vollendet worden,
auch manchen Fehler vermuthen. Man kann in Wahrheit sagen, daß das ganze Artilleriecorps, mit vereinigten
Kräften, der Zeit zu diesem Bau gleichsam zuvor gekommen ist." lm Allgemeinen wird in den Beschreibungen
der späteren Zeit das Äußere wie die Einrichtung des Gebäudes anerkennend hervorgehoben; Koppen bringt
auf seinem Stadtplan unter den Darstellungen der bemerkenswerten Gebäude der Stadt auch eine Abbildung
der Kriegsschule.
Die ursprüngliche Einrichtung des Gebäudes, das ziemlich unverändert überkommen ist und heute das
Haus Nr. 93 der unteren Königsstraße bildet, ergibt sich aus älteren AufnahmenQ und Beschreibungen. Den
Erdgeschoßgrundriß, in dem die Räume größere Abmessungen besitzen und ohne Korridor sich aneinander
legen, durchschneidet in der Mitte eine Durchfahrt. Eine breite und helle, in einem Lauf gewundene Treppe,
seitlich der Durchfahrt angeordnet, führt zu den oberen Stockwerken, von denen das zweite als Halbgeschoß,
das dritte als Mansarde ausgebildet ist. Ein Mittelflur teilt hier die Grundfläche der ganzen Länge nach in
eine breite vordere und schmale hintere Zimmerflucht. Fast auf jede der elf Fensterachsen kommt ein Zimmer.
lm Erdgeschoß befanden sich der Speisesaal, der Waffensaal, ein Mobilienraum, zwei Lehrsäle und eine Pförtner-
wohnung. Zwei weitere Lehrsäle nebst Bibliothek waren im ersten Obergeschoß untergebracht, dessen Haupt-
räume von den Wohnungen des Commandanten und Capitains eingenommen wurden. Im zweiten Obergeschoß,
das noch ein lnstrumentenzimmer enthielt, wohnten der Kadetten-Hofmeister, ein Rechnungsführer und ein
Feldwebel. Die Mansarde enthielt Aufwärterwohnungen, Repetitionszimmer, Arreststuben und einen Zeichensaal.
Piderit, Cassel S. 307. Das Journal von und für Deutschland IV S. 165 berichtet im Jahre 1787 ln Cassel ist auf Befehl
des Landgrafen eine Artillerieschule errichtet. Das Project derselben ist vom General von Goor."
Lobe, Wanderungen S. 104.
Krieger, Cassel S. 134.
Cassel u. Wilhelmshoehe 1828 S. 55 f. Lobe, Wanderungen S. 92.
Oppermann, Artillerieschule S. 1.
Garküche 5.27.
Cassel u. Wilhelmshoehe 1828 S. 55 f. Lobe, Wanderungen S. 92 f. Apell, Cassel 1831 S. 11 f.
Stadtplan v. Koppen 1830.
Handzeichnungen v. J. 1828. Privatbesitz.
äääää äääg Gebäude. ääääägääägß
Die Wohnräume der Kadetten waren auf die drei oberen Geschosse verteilt und durchweg an der Hinterfront
angeordnetß Das Äußere ist schlicht. Das rundbogige Portal war ursprünglich durch einen völlig glatten
Balkonvorbau mit der Aufschrift KRlEGS-SCHULE" umrahmt, der später beseitigt wurde. Ein Horizontalband
über dem Erdgeschoß bildet jetzt die einzige Gliederung der geputzten Front. Die fast quadratischen Fenster
des obersten Halbstockwerkes stehen in freundlichem Gegensatz zu den Rundbogenölfnungen der beiden unteren
Hauptgeschosse. Das kräftige Hauptgesimse zeigt Zahnschnittbildung. Das mit Biberschwänzen gedeckte
Mansardendach wird durch einfache Gauben mit Dreiecksgiebel aufgelöst. Der Rückfront legten sich, seitlich
in die Ecken gerückt, kleine Wirtschaftshöfe an, deren eingeschossige Baulichkeiten zum Teil noch heute
vorhanden sind. Der Platz hinter dem Gebäude diente als Exerzier- und Voltigier-Platz. Den hinteren Teil
des Grundstücks nahm ein Garten ein.
Aus der weiteren Geschichte des Gebäudes ist zu erwähnen, daß nach Wiederherstellung des Kurstaates
das Kadettenkorps in das Haus hineinverlegt wurde. Auch andere junge Leute, die sich dem Militärwesen
widmen wollten, wurden aufgenommen. 1831 zählte die Anstalt 60 Zöglinge." Der Plan eines Neubaues
unter Erweiterung des bisherigen Bestandes tauchte 1846 auf, ohne zur Ausführung zu kommen. Unter Hinzu-
nahme des anstoßenden, dem Zimmermeister Wagner gehörenden Grundstückes sollte die Hauptfront des Hauses,
für das auch noch zwei kurze rückwärtige Flanken vorgesehen wurden, auf 26 Achsen verlängert werden.
Der von Bromeis aufgestellte Entwurfs weist die Formen der italienischen Frührenaissance auf. Nach dem
Aufhören des Kurstaates kam die Kriegsschule in das Hofverwaltungsgebäude am Friedrichsplatz. Jetzt dient
das Gebäude an der Königsstraße dem Proviantamt.
Gebäude
für
Kunst
und
Wissenschaft.
Ballhaus.
Am äußersten Ende jener schmalen Häuserreihe am Steinweg, die sich gegen die Westfront des
Landgrafenschlosses kehrte und vor dem Bärengraben aufhörte, errichtete Landgraf Moritz im Jahre 1592
unmittelbar neben der Rennbahn das Ballhaus" oder Ballspiel". Das Gebäude diente den Zwecken der
Hofschule. Obwohl aus dem Namen allein die eigentliche Bestimmung des Hauses nicht vollständig entnommen
werden kann, dürfte so viel sicher sein, daß es für die leichteren Leibesübungen der Zöglinge der Hof- und
Ritterschule benutzt wurde. Es scheint zu jener Art von Ballhäusern gehört zu haben, die vermutlich in
Frankreich schon vor Anfang des 15. Jahrhunderts entstanden und von hier aus sich in andere Länder und
besonders nach den Residenz- und Universitätsstädten verbreiteten. Für Landgraf Moritz mochte die Errichtung
einer solchen Anstalt, in der wohl die Erinnerung an die Gymnasien der Griechen und die Ludi der Römer
weiter lebte, um so näher liegen, als er sich bemühte, die Trinktreffen durch die Pflege körperlicher Spiele
zu ersetzen Ob das Haus seine Eigenschaft als Schule längere Zeit beibehielt, kann fraglich erscheinen, da
es bereits in einer Aufzeichnung des Jahres 16055 heißt, daß die Hofschule ehedem darin gewesen" sei.
Aus der Baugeschichte ist kaum mehr bekannt, als daß die Errichtung des Hauses gleichzeitig mit der
Anlage der Rennbahn erfolgteö und daß 1592 Baumaterialien angefahren wurden. Dieses Jahr nennt eine
Eingabe der Amtsknechte zu Melsungen an den Landgrafen von 1593 des Inhaltes, daß die zu Aufbauung
des Ballhauses" auf Befehl des Jägermeisters Otto von Wildungen und des Oberförsters Hans Möller von
Oppermann, Artillerieschule S. u. 3.
Apell, Cassel 1831 S. 14.
Handzeichnungen. Privatbesitz.
Rommel, Gesch. v. Hessen Vl S. 394.
Stadtarchiv Kassel 36.
Vgl. Abschnitt Landgrafenschloß. Rennbahn." S. 307.
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Gebäude. Qäääääääää
Melsunger Bürgern bezogenen Eichendielen und Klötze den Lieferanten ersetzt werden müßten Sein Ende
erreichte der Renaissancebau zur Zeit des Barock. Der baufreudige Landgraf Karl wandelte das Ballhaus in
ein Theater, das Komödienhaus", um.'
Die Beschreibungen des Hauses sind dürftig. Die Topographen des 17. Jahrhunderts' beschränken
sich darauf, das Ballhaus als ein sehr artiges räumliches von Stein auifgemauertes" Bauwerk zu bezeichnen.
Daß neben dem Ballhaus die Wohnung des Ballmeisters lag, wird 1605 und 1610 gelegentlich erwähnt Ein
Inventar aus den Jahren 1612 und 1613. nennt als Ausstattungsstücke einen Tisch, acht Sitzschemel mit Lehnen,
zwei eiserne Öfen, deren einer vor der Stuben, eine Bratkachel im Ofen und eine lange Kannenbank in der
Küche Bezeichnend für die Zustände in der Umgebung des Gebäudes noch zu Ausgang des 17. Jahrhunderts
ist die Tatsache, daß 1680 der Ballmeister Jean Barbier sich dagegen verwahrt, daß vor dem Ballhaus und
der Rennbahn Miststätten angelegt werden.
Um so schätzenswerter ist eine Wiedergabe des Grundrisses auf dem Stadtplan vom Jahre 1673." Das
Gebäude nahm seiner Länge nach die ganze Breite des Kopfendes des obengenannten Häuserblocks ein. Die
Hauptschauseite, die Längsfront, war nach dem Schlosse gerichtet. Die Schmalseiten wandten sich einerseits
dem Steinweg, andererseits der Rennbahn zu. Der rechteckige Raum bildete einen einzigen durch keine
Stütze geteilten Saal. Von den vier Achsen der Hauptfront waren eine als Tür, drei als Fenster ausgebildet.
Ein weiteres Fenster befand sich auf der Schmalseite nach dem Steinweg zu. Ein durch eine Doppellinie
abgetrennter Streifen, der auf der Grundrißzeichnung die drei Außenwände im lnnern des Saales begleitet, darf
als Zuschauerbühne gedeutet werden. Ein feiner Strich, der den Saal in zwei Hälften teilt, mag mit der Art
der Spiele zusammenhängen und eine Grenze für die spielenden Parteien darstellen. Zweifellos die Wohnung
des Ballmeisters liegt in einem schmalen Anbau vor, der sich bündig in der Flucht des Steinweges anschließt,
mit dieser Straße sowohl wie mit dem Saalbau durch je eine Tür verbunden ist und aus zwei hinter einander
gelegenen kleinen Wohnräumen besteht. Ein dritter winziger, rückseitig angeordneter an einem Höfchen
gelegener Raum muß, wie eine Zeichnung aus dem Jahre 16677 dartut, als Küche angesprochen werden.
Eine perspektivische Ansicht des Ballenhauses" bringt 1646 Merianß Das Haus tritt als mäßig hohes
Steingebäude mit Satteldach und Seitengiebeln in die Erscheinung. Ob die lnnenteilung der Wände durch
eine Galerie auch in der Außenarchitektur, wie wahrscheinlich, durch Anordnung der Fenster in zwei Zonen zum
Ausdruck gekommen ist, läßt die in kleinem Maßstäbe gehaltene Zeichnung nicht erkennen. Ein geometrischer
Aufriß der Giebelseite nach der Rennbahn findet sich, zwar größer im Maßstab aufgenommen aber vielleicht
nicht völlig durchgezeichnet, auf einer jüngeren Entwurfszeichnung für die Ausgestaltung der Häuserfronten an
der Rennbahn? Die gänzlich schlichte, nur im Giebelumriß von einem Gesims umrahmte Wand, die im
Erdgeschoß eine einfache Türöffnung mit Flachbogenabschluß aufweist, trägt als Scheitelbekrönung den bei
mauritianischen Bauten so beliebten Obelisken.
Tafel u. 167,1
Tafel
Theater.
Ottoneum.
An der Stelle des heutigen Naturalienmuseums am Steinweg, neben dem Kopfende der von ihm
geschaffenen Rennbahn und hart am Festungswall, errichtete Landgraf Moritz in den Jahren 1604 und 1605
Staatsarchiv Marburg M. St. S. 4485.
Rommel, Gesch. v. Hessen VI S. 414. Vgl. Abschnitt Komödienhaus".
Merian, Topogr. Hass. Anh. S. 15. Winkelmann, Hessen II S. 284.
Stadtarchiv Cassel 36.
Inventar der fürstlichen Gebäude in Cassel 1612 u. 1613. Staatsarchiv Marburg.
Stadtplan v. Wessel 1673.
Handzeichnung. Ortsrepositur Staatsarchiv Marburg
Stadtplan v. Merian 1646.
Fassaden am Komedienhaus. Handzeichnung Staatsarchiv Marburg.
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für die dramatischen Vorführungen der von ihm begünstigten Hof- und Ritterschule ein Theater, das er nach
seinem erstgeborenen Sohne Otto Ottoneum benannte Es war der erste Bau dieser Art in Deutschland
Das Haus sollte einen Ersatz bieten für die unzulänglichen Räume des Schlosses, in denen bis dahin die
Schauspiele vor sich gegangen waren und in seiner Anlage und Einrichtung die Versuche des Landgrafen
fördern, die nach dem Vorbilde antiker Stücke aufgeführten lateinischen Schulkomödien zur wissenschaftlichen
und künstlerischen Geltung zu bringen? Die Bemühungen des Fürsten, der mit den Tragödien und Komödien
der Alten wohlvertraut war, der fast alle damaligen Saiteninstrumente, dazu die Orgel und das Klavier spielte,
der selbst als Dramendichter und Komponist angelegentlichst sich betätigte und sich nicht scheute in eigener
Person als Schauspieler aufzutreten, blieben nicht ohne Erfolg. Die Zöglinge der Hof- und Ritterschule
waren im Stande ein Drama in sechs Sprachen aufzuführen, unter denen sich sogar die slavonische
befand. Daneben wirkten als Darsteller die englischen" Schauspieler, die Landgraf Moritz mehrere Jahre mit
großen Unkosten unterhielt und zeitweise auch für befreundete Höfe beurlaubte oder selbst auf seinen Reisen
als Begleiter mitnahm. Bereits 1594 lassen sich diese Zeitgenossen Shakespeares, die aber nicht immer
Engländer waren, bei Theateraufführungen auf der Wilhelmsburg in Schmalkalden feststellen und wenigstens
zwei dieser wandernden Künstler, Lautenisten ihres Zeichens, sind Ende des Jahres auch in Cassel anzutreffen.
Als 1596 Graf Lincoln im Auftrage der Königin Elisabeth von England nach Cassel kam, um an den Festlich-
keiten zu Ehren der Taufe von Moritz' Tochter teilzunehmen, befanden sich in seiner Begleitung die Schau-
spieler John Webster und Robert Browne, einer der bedeutendsten Führer der englischen Wandertruppen,
der selbst für kurze Zeit in des Landgrafen Dienst trat. Über auswärtige Tonkünstler stand Moritz mit den
größten Handelshäusern der damaligen Zeit, den Fuggers und Turisani in Briefwechsel? Alle Anzeichen deuten
darauf hin, daß die eifrigste Teilnahme an den Schauspielen der fremden Komödianten zu Cassel in die ersten
Jahre des 17. Jahrhunderts fälltß
Für die Baugeschichte des Hauses wie für die Kenntnis seines Aussehens ist ein Verzeichnis wichtig,
das die im Jahre 1604 vom Bildhauer Wilhelm Vernuckenß ausgeführten Steinmetzarbeiten vermerkt. Das
Verzeichnis in dem der Bau! ausdrücklich als Theater bezeichnet wird, enthält eine große Tür auf der Seite
am Eingang, eine zweite anscheinend kleinere Tür am Hauptgiebel, zehn hohe Fenster mit Rundbogenabschluß,
zwei gleichfalls rundbogig geschlossene aber offenbar kleinere Fenster im Giebel, ein hohes Fenster, das zu
einem Eingang oben am Wall bestimmt war, eine Rundbogentür im Giebel, ein Gesims über den runden
Fenstern, das Gebälk, bestehend aus Fries, Architrav und Hauptgesims, ferner Schnörkelabdeckungen und
Dilich, Chronica S. 125. Rommel, Gesch. v. Hessen VI S. 399ff u.X S. 128. Piderit, Cassel S. 130. B., Hoftheater S. 152.
Neuber, Hoftheater. l-loebel, Hoftheater. Müller, Hoftheater S. 164 f. Duncker, Komödianten S. 269 nimmt an, daß Landgraf Moritz den
Bauplan selbst entworfen hat.
Nach Lynker, Hoftheater, eines der ersten Schauspielhäuser im größeren Style, welche Deutschland besessen hat", nach Duncker,
Komödianten S. 268 das erste stehende Theater Deutschlands."
Weber, Gelehrtenschule S. 129.
Zulauf, Hofkapelle.
Rommel, Gesch. v. Hessen Vl. S. 403.
Duncker, Komödianten. S. 263 fl.
Staatsarchiv Marburg M. St. S. 6986.
Knetsch, Landgrafenschloß S. 325.
Verzeichnis der Steinmetzenarbeit, so Wilhelm der Bildhauer diß Anno 1604 im gedinge verfertigt hat.
Erstlichen am Theatro.
Das unterste Fußgesimbs ist lang 75 Ellen, fl. 20 alb. Die große Thür auf der Seite am Eingang per 25 H.
Die andere Thür am Hauptgiebel per 16 fl. Zehen hoher Fenster, jedes hoch 14 weit oben eine Rundung
jedes fl. trägt 90 fl. Zwei Fenster im Giebel oben mit runden Bogen, jedes per fl. trägt 14 fl. Eine Thür oben
im Giebel mit einem runden Bogen per 12 fl. Ein hohes Fenster wirth der Eingang und eine Thür oben am Wall
.per fl. Das Gesims so über den runden Fenstern liegt ist lang 95 Ellen, jede per Alb. trägt 10 fl. 25 alb. Das
Dachgesims ist lang 95 Ellen, jede llr fl. trägt 23314 fl. Die Architrav ist lang 95 Ellen, jede per alb. trägt 18 fl. 7alb.
Das Fries ist lang 95 Ellen, jede Elle per alb. trägt 10 fl. 25 alb. Den Giebel mit seinem Ornat, Schnörkeln,
Pyramidis, ohne die Fenster per 55 fl. Eckquadern 110, das 100 per fl. trägt fl. Gleifforter 715, das 100 per
all. n. trägt 2a n. heller. sa. 414 n. alb.
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Pyramidenaufsätze für den befensterten Giebel sowie Eckquader und gewöhnliche Bruchsteine. Bemerkenswert
im Verzeichnis ist die Tatsache, daß das aus Architrav, Fries und Hauptgesims bestehende Gebälk und das
Gurtgesims über den runden Fenstern übereinstimmend eine Länge von 95 Ellen, das Sockelgesims eine solche
von nur 75 Ellen aufweisen. In einem Bericht, der leider der Datierung entbehrt, heißt es, daß die Stein-
metzen im Giebel die runden Fenster verfertigt und auch teils an der Tür am Eingang gearbeitet, teils an
den Schnörkeln und Pyramiden gehauen hätten, daß aber wegen des unsteten Wetters die Arbeit keine rechten
Fortschritte gemacht hätte. Immerhin muß der Rohbau schon fast vollendet gewesen sein; denn die Maurer
hatten, abgesehen von den Schnörkeln und Pyramiden, den Giebel schon bis zum First aufgeführt und die
Zimmerleute waren mit der Dachung nach dem Wall beschäftigt, deren Fertigstellung nur noch eine Woche
auf sich warten lassen sollteß
Landgraf Moritz legte Wert darauf, daß der Bau 1605 beendet wurde. In der für dieses Jahr heraus-
gegebenen Anweisung' ordnete er an, daß das Theatrum ganz verfertigt werden" sollte. Offenbar konnte
man schon an den inneren Ausbau denken. Die Decke" so verfügte der fürstliche Bauherr soll man von
Leinentuch machen. Der Boden uff dem Gebelck soll mit Dannen diehlen beschossen werden, daß man sicher
daruff gehen konne." Im Februar des genannten Jahres schrieb er an den Zeugobersten und Baumeister
lm Theater sollet lhr zwo Lauchen machen lassen, deren die erste zwölf Schuh lang und sechs Schuch breit
angelegt und hinder über der Scena an der Wand gemacht werden soll. Die zweite soll mitten über das
Proscenium fünf Schuch in die Vierung gemacht werdenßs Zu Beginn des Frühjahrs 1605 konnten die
äußeren Rüstungen fallen. Am 23. März bat der Bauschreiber J. Selcker den Zeugobersten, sich über den
äußeren Anstrich schlüssig zu werden. Weil die Gibbeln des Theatri uff beiden Seiten bis untern Knopf mit
den Schnörkeln und Pyramiden aufgeführet und versetzt", so sollte der Oberst angeben, wie es hinfort, ehe
die Gerüste weggenommen würden, zu vollkommener Verfertigung aus- und angestrichen werden solle und was
man für Farben um die Thüre, Fenster, Schnörkel und Sims brauchen solle!" Wenig später lassen sich
Malerarbeiten im Innern feststellen. Meister Christoph, vielleicht der Hofmaler Christoffel Jobst, schuf an der
Decke einen künstlichen Himmel. Bald nach Beginn der Arbeiten zeigte sich aber, daß die Malerei bei Abend
nicht wirksam genug war. Als am 16. Mai dem Landgrafen über den Stand der Arbeiten Bericht erstattet
wurde, heißt es nicht nur, daß Meister Christoph im Theater fleißig fortfahre, sondern auch, daß er Auftrag
erhalten habe, die Sterne zu vergolden, weil die gelbe Farbe bei Licht in solcher Höhe nicht kann gesehen
werden." Am 24. Mai war, wie Hermann Wolff meldete, im Theatro der vierte Theil der Decke gemalt
und angeschlagen." Auch sonst war um diese Zeit der lnnenausbau flott im Gange." An welchem Tage
das fertige Haus in Benutzung genommen wurde, ist nicht bekannt.
Über die Art der Benutzung des Baues ist nur Unzulängliches bekannt. Daß neben anderen Stücken
auch die Dichtungen des Landgrafen Moritz zur Aufführung kamen, steht fest, und daß der theater- und musik-
Staatsarchiv Marburg. M. St. S. 6986.
Staatsarchiv Marburg. M. St. S. 6986.
Staatsarchiv Marburg. M. St. S. 6986.
Staatsarchiv Marburg. M. St. S. 6986.
Staatsarchiv Marburg. M. St. S. 817.
Staatsarchiv Marburg. M. St. S. 816. Rommel, Gesch. v. Hessen VI S. 399 Neben der Rennbahn, da wo jetzt das alte
Kunsthaus steht, errichtete L. Moriz ein Theater in Gestalt eines Circus mit bemalten Decken. Hierüber berichtet im Jahre 1605 der
Leibarzt Herrn. Wolf, zugleich, wie man sieht, Architekt ,Die Ausführung der Erde aus dem Circus schreite vor, von dem Platz zwischen
dem Theater und dem Ballhaus sey ein ziemliches Stück verglichen, die Sedilia würden mit Platten versehen, die Schranken oder Lehnen
um den Circus seyen zur Hälfte fertig, außer den Decken, welche gemalt würden, sey auch der Giebel angestrichen." Zufolge einer hand-
schriftlichen Nachricht von Strieder sind in einem der hiesigen Archive des Landgrafen eigene Zeichnungen von dem Schauplatz, den
agirenden Personen und sogar ihren Kleidern, noch verborgen." Die Angaben über den Circus wird man nicht auf das Ottoneum, sondern
auf die Rennbahn zu beziehen haben. Duncker, Komödianten S. 269 Diese Bemerkung wird wohl so zu verstehen sein, daß auch auf
dieser Strecke Erde abgetragen wurde, um den Zugang zu dem tiefer gelegten Zuschauerraume zu erleichtern."
Staatsarchiv Marburg M. St. S. 816.
Piderit, Cassel S. 130 Damals ist ohne Zweifel auch die Antigone über die Bretter gegangen." Lynker, Hoftheater Auffallend
ist es, daß von den gleichzeitigen deutschen Dramatikern keine Stücke im Ottoneum zur Aufführung kamen, obwohl die 1612 veröffentlichten
E213 519 32.3
freudige Fürst alle damals bekannten Mittel, die Bühnenwirkung zu heben, benutzte, darf als sicher gelten
Allein seine Hoffnungen, dem gelehrten Drama zu einer dauernden Blüte zu verhelfen, gingen nicht in Erfüllung.
Die von Moritz erwartete Reform des deutschen Schauspiels blieb aus Die Zöglinge der Hof- und Ritterschule
dienten nur so lange der Bühne, als sie die Schule besuchten und sahen das Komödienspiel als einen Teil
ihres Unterrichts an, als eine Arbeit, der sie sich nicht mit der nötigen Begeisterung hingaben. Sobald die
Schauspieler von Beruf in das Ottoneum einzogen, hatte die lateinische Komödie für alle Zeiten ein Ende.
Die Gesellschaft der englischen Komödianten bevorzugte das englische Lustspiel. Der Musentempel, der bisher
die Hofgesellschaft und die Angehörigen der Lehrer und Schüler aufgenommen hatte, öffnete sich der
Bürgerschaft, die sich auch durch ein geringes Eintrittsgeld nicht vom Besuch abschrecken ließ. Moritz, der
mit dem unvermeidbaren Umschwung der künstlerischen Richtung sich notgedrungen abfand, schrieb keine Stücke
mehr, doch entzog er dem Ottoneum keinen Augenblick seine Gunst und namentlich nicht seine reichen Mittel.
Allein mit der Zeit erkalteten" seine Beziehungen zu den fremden Künstlern. 1613 sind, wie es scheint, die
Engländer, die ehemaligen fürstlich hessischen Hofkomödianten", vom hessischen Hofe verschwunden. Schließlich
brachten wichtigere Pflichten den Fürsten ganz von seinem Lieblingsgedanken ab. Der große Krieg lähmte
die künstlerischen Bestrebungen. Die letzte Nachricht von einer theatralischen Darstellung .zu Moritzens Zeit
stammt aus Schmalkalden und zwar aus dem Jahre 1621, also kurz vor dem Zeitpunkt, wo der auch Hessen
überziehende Krieg allen solchen Zeichen der Fröhlichkeit ein Ende machte. Die Feste und Spiele in Cassel
hörten auf. Das Ottoneum erhielt eine andere Bestimmung. Es wurde teils als Gießhaus, teils als Soldaten-
kirche benutzt Das folgenschwerste Ereignis für das Bauwerk vollzog sich ausgangs des 17. Jahrhunderts.
gesammelten Werke des Hans Sachs einen überaus reichen Stoff für theatralische Unterhaltung boten." Duncker, Komödianten S. 271 Von
allen zu Kassel aufgeführten Stücken der Engländer kennen wir bisher nur die ,schöne lustig triumphirende Comedia von eines Königes
Sohne aus Engelland und des Königes Tochter aus Schottlandf Die Vorrichtungen für den Schauplatz der Handlungen, in der sechs
Personen, darunter auch ein Zauberer Barrabas, auftreten, sind höchst einfacher Natur und bedingen, daß die Phantasie der Zuschauer sich
auch ohne Veränderung der Scene durch bewegliche Decorationen rasch im Geiste an die verschiedensten Schauplätze versetzt. Trompeten-
geschmetter und Schlachtgetümmel dienen wiederholt dazu, die Action zu beleben; auch an Andeutung des Mitwirkens der Geigen fehlt es
nicht. Doch steht die Durchführung des an sich brauchbaren dramatischen Gedankens noch auf einer niederen Stufe." Duncker, Komödianten
S. 275 Wann zuerst an deutschen Höfen und in deutschen Reichsstädten die Schöpfungen Shakespeares ihre Gewalt auf die Hörer aus-
übten, steht immer noch nicht fest. Aber die Vermuthung besitzt große Wahrscheinlichkeit, daß auch im Ottonium zu Kassel mehr als eins
jener Meisterwerke über die Bretter ging." Vgl. auch Weber, in Programm Cassel 1844 S. 27, Hartwig, in Programm Hersfeld 1865-
S. 16 und Bolte, in Zeitschr. f. vergl. Literaturgeschichte N. F. Il, S. 360 f.
Lynker, Hoftheater Dem Landgrafen Moritz, der von Künstlern aller Nationen besucht wurde und sich durch Reisen und
eigene Anschauung viel Erfahrung erworben hatte, waren alle Mittel der Bühnenkunst, durch welche man die Illusion zu vervollständigen
suchte, bekannt und es ist nicht wahrscheinlich, daß er dieselben unbenutzt ließ. ln dem neuen Schauspielhaus verlor der Vortrag der
Dichtung den Charakter einer Lektüre. lm Schulsaale hatten die Personen eines Stückes stets in einem Halbkreise gestanden und waren
nach einander einzeln oder wie es die Scenen erforderten, zu zweien und dreien vorgetreten, um ihre Stellen herzusagen und dann wieder
an ihre Plätze zurückzugeben. Hier jedoch gab es schon eine gegliederte Aktion, ein Auf- und Abtreten der Personen, eine Art Zusammen-
spiel, wenn auch das scenische Bild noch sehr das Hof-Ceremonielle abspiegelte, statt durch wahres inneres Leben zu wirken. Vor allem
erhöhte die musikalische Begleitung den dramatischen Kunstgenuß. Moritz war ein eifriger Freund der Musik und unterhielt eine wohl-
besetzte Kapelle. Er war selbst Komponist. Wahrscheinlich ist es daher, daß er auch zu seinen lateinischen Schauspielen, unter denen
mehrere biblische Stoffe behandeln, die nöthige Musik schrieb und daß dieselbe die Darstellung opernartig begleitete. Wir müssen uns diese
Begleitung freilich sehr einfach denken, denn man war auf diesem Gebiete in Deutschland noch weit zurück und stand selbst in Italien, der
Geburtsstätte der Oper, noch bei den ersten Versuchen. Von den Stücken, welche in der kurzen Zeit des Bestandes der Bühne zur Dar-
stellung kamen, sind uns leider meist nur die Titel bekannt geworden. Die wenigen deutschen Schauspiele hatten einen biblischen Inhalt
und waren auch in der Form den kirchlichen Dramen der früheren Zeit verwandt. Besonders beliebt scheint das ,Spiel von der keuschen
Susanne' gewesen zu sein, ein Gegenstand, der zu jener Zeit viele Bearbeiter gefunden hat. Ferner wird uns ein ,Daniel in der Löwengrube"
und eine ,Esther' genannt, vielaktige Schauspiele, welche alle den Charakter der Tragikomödie trugen und zum Theil als solche bezeichnet
werden. Die lateinischen Stücke waren meist nur Nachahmungen des Terenz, z. B. Anglia die Andria dieses berühmten römischen Lustspiel-
dichters, Cassandra, eine Nachbildung des ,Verschnittenen' u. s. w. Was von diesem Autor und Plautus, auch wohl Seneca bekannt war,
wurde für die Verhältnisse des Ottoneums zugestutzt und auf das bühnengerechte Bearbeiten vorhandener Stoffe verstand sich der Landgraf"
meisterlich; denn ,König Saul', eine Art Melodrama, welches zur selben Zeit in Prag in 10 Akten von 100 redenden und 500 stummen
Personen aufgeführt worden war, gestaltete sich unter seiner Feder zu einer kunstgemäßen, der klassischen Form des Drama's angepassten
Dichtung, welche gleich einem ,Holofernes' und ähnlichen Stoffen in prachtvoller Ausstattung über die Bretter ging."
Schröder, Schauspiele.
Merian, Topogr. Hass. Anh. S. 15. Winkelmann, Hessen ll S. 284. Rommel, Gesch. v. Hessen S. 129.
QQQQQQQ 520 QQ QQQQQE-
Landgraf Karl verwandelte 1696 durch einen Umbau, der einem Neubau fast gleichkam, das alte Theater in
ein Kunsthaus das heutige Naturalienmuseum.
Die überkommenen Beschreibungen des Baues sind spärlich und dürftig. Aus einer Bemerkung des
sächsischen Gesandten Humpert von Langen, der 1611 Cassel und das Ottoneum besuchte, geht hervor, daß
das Theater einen gewissen Eindruck machte. Langen sah in der hessischen Residenz eine Comödie von
Tarquinio und Lucretia in einem schönen Theater agiren, so sonderlich auf die alte Römische Art dazu gebauet,
und etliche 1000 Menschen darinnen sein und zusehen können." Nach einem Inventar des Schlosses aus den
Jahren 1612 und 1613 befanden sich im Comedigen-Haus" an beweglichen Gegenständen 14 Lehn-Sitzstühle,
mit silberfarbenen Tuch bekleidet, 10 Lehn-Sitz-Frauenzimmersstühle mit gleichem Bezuge, hölzerne Leuchter,
so mit Seilern in die Höhe gezogen wurden, davon mit 18 und mit Rohren, viereckige Tische,
eiserne Leuchter an den Wänden, großes gedrehtes Eisen, die Schlange genannt, hölzerner Fußtritt,
alter Nachtstuhl und tannene Leitern. Ein alter Reisekasten lag auf dem Boden. Das Inventar von 16294
kennt nur noch das große gedrehte Eisen, gleich vier Schlangen", hölzernen Leuchter, den Fußtritt und
Kasten mit der Aufschrift W. L. Z. H. Merian beschreibt 1655 das Ottonium oder Comoedi-Hauß" als
sehr hoch von Steinen, inwendig gleich einem in die runde gebauten Schauspiel-Platz, ohne Säul, oder Pfeiler
auffgeführt." Der französische Staatsrat Monconysß der 1668 in Cassel sich aufhielt, spricht von einem grand
bastiment droite du manege fait pour les Comedies, et qui sert de Temple present." Winkelmannf der
Merians kurze Beschreibung übernommen hat, teilt 1697 zwei Inschriften des Hauses mit, die wohl von keinem
Anderen als Moritz selbst herrührten und dem Beschauer kündeten, daß hier der Welt Lauf und Sitten" zur
Darstellung kamen. Über der Tür, vermutlich dem Hauptportal, stand
Was Menschen-Sitten fahen an,
Guts oder böse Redt gethan,
Was Pracht zu Hof pflegt umbzugehen,
Was Helden für Thaten begehen,
Was Brauch man in den Stätten hat,
So wol beim Pöbel als beim Rath.
Wie sich der Bauern Weiß verhält
lm Feld und in dem grünen Wald,
Diß alles lehrt diß Schau-Hauß fein
Zusehen, zuhören, zunehmen ein,
Damit aus frembder Sitt von fern
Ein jeder sich erkennen lern.
Am hintersten Theil" war zu lesen
Qvi mores hominum sint qvalis et actio vitae,
Qvid dicant, qvid agant, qvid bene, qvidve male.
Qvas pompas Proceres ducant, qvid nobilis aula
Afferat Heröes qvalia facta parent
Qvi mos urbanus sit qvae sint civibus artes
lnfima plebs qvid agat qvidve Senator agat
Vgl. Abschnitt Kunsthaus."
Devrient, Schauspieler-Kunst S. 153. Lynker, Hoftheater. Lynker, Theater S. 240.
Staatsarchiv Marburg.
Staatsarchiv Marburg.
Topogr. Hass. Anh. S. 15.
Voyages lI S. 208. Danach wohl die Angabe Schminkes, Cassel S. 134, daß im Jahre 1663 das Ottonium noch gestanden habe.
Hessen lI S. 284.
Blu- und Kunstdenkmller im Regierungsbezirk Caxsel. VI. Cassel-Stadt. 66
Qvi sint ruricolis gestus qvae gratia villis
Qvid volupe in sylvis qvod decus insit agris
Hoc docet Othonium spectare, audire, tenere
In vitae speculo conspicienda suo.
Ut discat qvi vult alienos carpere mores
Evita alterius vivere rite suam.
Tafel 26,1
Tafel
Tafel u. 65,2
Abbildungen des Aufbaues-fehlen, sieht man von einer ganz unzuverlässigen Darstellung auf einer Stadt-
ansicht des Jahres 1688 ab, die das Haus als rechteckigen mit Satteldach abgedeckten Baukörper ohne Schnörkel-
giebel und mit sechs Fensterachsen auf der Längsseite und drei Fensterachsen auf der Schmalseite wiedergibt.
Vom Grundriß bringt Merian offenbar in Ermangelung genauerer Kenntnis des Bauesf" nur einen linearen
Umriß, ein Rechteck, das jedoch an der Schmalseite nach dem Walle zu nicht geradlinig, sondern halbkreis-
förmig abgeschlossen ist. Um so klarer erscheint 1673 der Grundriß auf Wessels Stadtplan Der glaubwürdige
Karthograph zeichnet das Ottoneum als einen einzigen aus dem Rechteck geformten Raum, dessen Längsseiten
divergieren und dessen größere Schmalseite den Schwung eines Segmentbogens aufweist. Dieser Rundung
folgen vier amphitheatralisch ansteigende, an jedem Ende durch vier Stufen verbundene Podien, die Ränge für
die Zuschauer. Der zwischen diesem erhöhten Teile und der kürzeren Schmalfront gelegene Raum, etwa zwei
Drittel der ganzen Fläche, im dem sich die Eintragung Comedien-Hauß" findet, zeigt keine Grundrißaufteilung.
Man wird hier außer den ebenerdig gelegenen Zuschauerplätzen die Bühne anzunehmen haben, die möglicher-
weise zu Wessels Zeit infolge der anderweitigen Ausnutzung des Gebäudes während des dreißigjährigen Krieges
schon verschwunden war. Wenn der Zuschauerraum, wie oben vermerkt, wirklich tausend Personen faßte,
wird die Bühne nicht sehr groß gewesen sein können. Daß die nach der Bühne zu verlaufende Verjüngung
des Grundrisses in der Absicht angeordnet war, perspektivische Wirkungen zu erzielen, ist denkbar, wenngleich
die Annahme näher zu liegen scheint, daß man diese Lösung wählte, um den Zuschauern eine möglichst
günstige Blickrichtung zu sichern. lm Äußern reicher architektonisch ausgebildet können nur die südliche
Längsseite und die östliche Schmalseite gewesen sein, welche Fronten beide an der Rennbahn lagen. Die
südliche Längsseite besitzt auf Wessels Plan sechs Fenster und eine mittlere Tür, die sich durch Pilastervorlagen
als Hauptportal kennzeichnet. Ein am Westende dieser Front gelegener Nebeneingang, der auf den obersten
Rang führt, ist durch eine völlig frei liegende aber durch ein Podest mit dem Hause verbundene ziemlich hohe
Außentreppe zugänglich. Die östliche Schmalfront, hinter der die Bühne anzunehmen ist, zeigt vier Fenster
und eine Mitteltür mit kleinem Außenpodest, dessen geringe Höhe sich aus den beiderseits angeordneten vier
Stufen ergibt. Ob diese Tür unmittelbar auf die Bühne führte oder aber zu einer der beiden oben genannten
Lauchen, in der man vielleicht die Hofloge zu erblicken hätte, ist nicht ersichtlich. Nur wenig im Äußern
ausgebildet kann die geschwungene Westseite des Hauses gewesen sein, die bei Wessel ganz geschlossen
erscheint und mit ihrem Unterteil völlig vom anstoßenden Festungswall verdeckt wurde. Jeglicher Architektur
entbehrte die gleichfalls ganz geschlossene Nordwand, die im Zuge der mittelalterlichen Stadtmauer lag und
die Grundstücke der Häuser am Steinweg auf der Hinterseite begrenzte? Für die Wirkung des Bauwerkes
Stadtansicht v. Erich 1638.
Stadtplan 1646.
Duncker, Komödianten S. 268 Dies hängt damit zusammen, daß der Stich der Stadtansicht nach einer Zeichnung ausgeführt
ist, die Wilhelm Dilich im Auftrage des Landgrafen Moritz mit anderen auf Hessen bezüglichen Ansichten und Plänen schon um 1605
anfertigte, als das Ottonium eben abgesteckt und im Bau begriffen war. Wir wissen dies aus der um 1657 geschriebenen Vorrede der
,Gründlichen Beschreibung der Fürstenthümer Hessen und Hersfeld' des Johann Just Winkelmann. Er sagt ausdrücklich, daß die Städte-
bilder Dilich's ,von Matthäus Merian umgekehrt und ins Grose gebracht in Kunst artigen Kupferstücken der Topographia Hassiae ein-
verleibet' seien."
Stadtplan v. Wessel 1673.
Lyriker, Hoftheater, der die Erbauungszeit des Ottoneums ums Jahr 1608 setzt, gibt folgende Beschreibung des Baues Das
Ottoneum hatte eine länglich runde Form, ein hochgewölbtes, doch nicht von Säulen getragenes Dach und stand ganz frei. Diesem
monumentalen Charakter entsprechend wurde auf das Äußere eine besondere Sorgfalt verwendet. Der architektonische Ausputz war außer-.
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bedauerlich war es, daß die Absicht des Landgrafen Moritz, die Häuser am Steinweg anzukaufen und nieder-
zulegen, nicht zur Ausführung kam. Es hätte sich eine großartige Schloßfreiheit ergeben, die Voraussetzung
eines guten Gesichtsfeldes für das Ottoneum, den ersten Monumentalbau. Der Plan scheiterte daran, daß die
Bürger auf den Durchschnittspreis von 300 Gulden, die der Landgraf für jedes Haus bot, nicht eingingenß
Die Frage, ob noch heute bauliche Reste des Ottoneums vorhanden sind, wird gewöhnlich dahin
beantwortet, daß der Ostgiebel des Kunsthauses noch von Landgraf Moritz" Theaterbau herrührt. Veranlassung
zu dieser Auffassung gibt die Volutenabdeckung, die beim flüchtigen Betrachten die Erinnerung an die Bildungen
der Renaissance weckt. Eine nähere Untersuchung des baulichen Zustandes des Giebels führt indessen zu
einem anderen Ergebnis. Der Giebel in seiner jetzigen Verfassung zeigt nicht mehr den Geist des Stiles um
1600. Vornehmlich sind seine Zierglieder mit der Formgebung des Vernucken nicht in Einklang zu bringen,
Tafel 40
wie ein Vergleich mit der Architektur des Hauses Graben Nr. eines verhältnismäßig unentstellten Werkes
des Meisters, lehrt. Am meisten fällt beim Giebel des Kunsthauses die flache Dachneigung auf, die unter
einem Winkel von weniger als 45 Grad ansetzt, während die Renaissance nie unter die Neigung des Winkel-
daches herunterging, in den meisten Fällen aber ein steileres Verhältnis wählte. Der Giebel hat zweifellos
beim Umbau des Jahres 1696 zu Gunsten eines neuen Daches seine alte Höhe verloren. Man hat mit der
Annahme zu rechnen, daß der Meister des neuen Baues, Paul du Ry, die verflachten Giebelschrägen wieder
mit den alten Schnörkelsteinen abdeckte, die er freilich der veränderten Neigung anpassen mußte. Dadurch
erklärt sich eine ganze Reihe anderer Unstimmigkeiten. lm ersten Geschoß des durch Horizontalgesimse in
drei Zonen geteilten Giebelfeldes vermag die Front die dahinter liegende Dachhaut nicht zu verdecken.
Gespärre und Ziegelbelag treten vielmehr hinter den Voluten am Fußende sichtbar zu Tage. Die Anbringung
von stärkeren Eckpyramiden auf Postamenten an diesen Stellen täuscht über die Unzulänglichkeit der Aus-
führung nicht hinweg. Ferner zeigen die Schnörkelfiguren eine ganz ungleichmäßige und zum Teil ganz
ungeläufige Zusammensetzung an den Verbindungsstellen. lm ersten Giebelgeschoß ist zwischen den beiden
Voluten noch ein senkrechtes Verbindungsstück festzustellen. Im zweiten und dritten Geschoß fällt dieses
organische Überleitungsglied fort; die schrägen, der Dachneigung folgenden Verbindungsstücke der Voluten
können nur als Verlegenheitsmittel aufgefaßt werden, der neuen flacheren Neigung mit vorhandenen Bauelementen
gerecht zu werden. Zudem erwecken in diesen beiden Geschossen mehrere Voluten den Eindruck, als ob sie
falsch zusammengesetzt oder verstümmelt sind. Schließlich deuten die beiden Mittelpfeiler der Rückseite, die
jetzt eine notdürftige Abdeckung aufweisen, darauf hin, daß sie ähnlich wie der Mittelpfeiler dem Giebel Halt
geben sollten und für die Aufnahme einer ausdrucksvollerenBekrönung bestimmt waren, als es die jetzt vor-
handenen kleinen Pyramiden sind. Nicht unerwähnt mag bleiben, daß beim Bau Backstein vermauert worden
ist, für dessen Verwendung Landgraf Karl eine besondere Vorliebe aus Holland mitgebracht hatte. Alle diese
Merkmale lassen den Schluß zu, daß bei Aufbringung des neuen Daches der Giebel des Ottoneums an Höhe
ein oder zwei Geschosse verloren hat.
Die Untersuchung der Frage, wieweit am Bau des Kunsthauses noch sonst Architekturreste des
Ottoneums vorhanden sind, wird durch das Werksteinverzeichnis von 1604 erleichtert, das auch schon die
Schnörkel und den sonstigen Ornat des Giebels enthielt. Geht man von der durch Wessels Stadtplan belegten
Tatsache aus, daß nur die Ost- und Südwand des Hauses von Öffnungen durchbrochen waren, so lassen sich
auf diesen beiden Fronten auch heute noch die im Werksteinverzeichnis genannten zehn hohen, rundbogig
geschlossenen Fenster vier auf der Schmalseite, sechs auf der Längsseite feststellen. Ein elftes äußerlich
jetzt gleich ausgebildetes Fenster in der Mittelachse der Längsfront ist nichts anderes als die entstellte alte
ordentlich reich aber überladen und wie die steife Dekoration der inneren Räume ganz dem dramatischen Worte entsprechend, welches in
diesem Tempel laut wurde. Der Raum, welcher die Bühne bildete, war in den architektonischen Zierrathen seinem Zwecke besonders
angepaßt, und Anfangs, ehe wandernde Komödianten in das Ottoneum einzogen, erschien eine weitere dekorative Bekleidung der allegorisch
bemalten Wände selten nöthig, zumal der Wechsel der Scenen nur durch das Abtreten der Schauspieler angedeutet wurde." Es handelt
sich wohl um Vermutungen.
Piderit, Cassel S. 125.
Tafel 338 u. 34
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Gebäude.
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Haupteingangstür, wie sich aus der abweichenden inneren Leibungsschräge ergibt. Ferner stimmen die Angaben
des Verzeichnisses für die zweite kleinere Tür in der Hauptgiebel-Wand, für die beiden gleichfalls kleineren
Rundbogenfenster im Giebelfelde, für die Rundbogentür daselbst und anscheinend auch für das zum Eingang
oben am Wall bestimmte hohe Fenster, das wohl gleichbedeutend ist mit dem von Wessel am Westende der
Südfront gezeichneten gehobenen Nebeneingang zum obersten Zuschauerrang und einem noch jetzt hier vor-
handenen, offenbar aber im unteren Teil veränderten Rundbogenfenster. Auch das im Verzeichnis angegebene
Maß von 95 Ellen für das Gurtgesims und das Gebälk läßt sich mit dem heutigen Bestande der Ost- und
Südwand in Einklang bringen, ebenso das Maß von 75 Ellen für den Sockel, wenn man die Lücken der Tür-
öffnungen und der Anschlußstelle der ehemaligen Außentreppe abzieht. Endlich decken sich die Ost- und
Südwand ihrer Lage und Länge nach mit dem Grundriß auf Wessels Plan, was auch für die Nordwand zutrifft,
deren jetzige Durchbrechungen freilich mit dem Ursprungsbau garnichts zu tun haben. Von der geschwungenen
Nordwand ist zweifellos nichts mehr erhalten. Ihre Stelle nimmt eine gerade Wand des Umbaues von 1696 ein.
Auffallend ist, daß das Werksteinverzeichnis von 1604 nichts von den kreisförmigen Fenstern erwähnt
die, über den hohen Rundbogenfenstern gelegen und, in ihren Achsen angeordnet, sich über die Ost- und
Südfront verteilen und in der l-löhe den Raum zwischen Gurtgesims und Architrav ausfüllen. Daß diese Licht-
öffnungen, die das beim Umbau vom Jahre 1696 eingezogene Obergeschoß des Kunsthauses erhellen, erst von
du Ry angelegt sind, ist nicht wahrscheinlich. Ihre Form ist der Renaissance durchaus geläufig. Sie passen
ganz in das System der Fassade. Auf der von du Ry entworfenen Westfront sind sie nicht anzutreffen. Man
geht kaum fehl, wenn man sie für Oberlichter des Ursprungsbaues hält, und die Frage kann nur die sein, ob
man ihre Anlage mit dem Einbau einer Galerie in Verbindung zu bringen hat, die den Theaterraum umzog.
Der Umstand, daß die in der Mittelachse der Südfront gelegene Öffnung nicht die Form des Kreises sondern
eines liegenden Ovals zeigt, darf als Bestätigung dafür genommen werden, daß das darunter befindliche Rund-
bogenfenster ursprünglich der Haupteingang war. Wieweit die über dem Portal der Ostfront in der Zone der
Kreisöffnungen angeordnete, ebenfalls im Werksteinverzeichnis von 1604 nicht genannte Rundbogentür, die auf
einen kleinen Balkon führt und durch die Ornamentierung ihres Scheitels in organischem Zusammenhang mit
einem großen Balkonvorbau des Jahres 1696 steht, noch als alt anzusprechen ist, läßt sich mit Sicherheit kaum
sagen. Dagegen wird man die drei Kreisfenster, die sich in den beiden Obergeschossen des Giebelfeldes finden,
unbedenklich noch als Reste des Ottoneums ansehen dürfen.
Faßt man das Ergebnis des Baubefundes zusammen und berücksichtigt dabei, daß einzelne Profile an
der Süd- und Ostfront mit Gliederungen der sonst ganz abweichenden barocken "Westfront übereinstimmen, so
kommt man hinsichtlich der erhaltenen Kunstformen zu dem Schluß Von dem alten Theater ist für das
Kunsthaus die Architektur der östlichen und südlichen Schauseite im Wesentlichen bis zum Hauptgesims
beibehalten worden, dagegen hat, abgesehen von einer Überarbeitung einzelner Profile, eine wesentliche
Änderung insofern stattgefunden, als der Giebel infolge Verflachung seiner Schrägen eine Neuanordnung der
Schnörkeleinfassung unter Ausscheidung einzelner Glieder erlitten hat. MS Zeichen aber dafür, daß der Bauherr
von 1696 den gesamten Bau als ein Werk seiner Zeit und Tätigkeit betrachtete, darf man es nehmen, daß er
an dem sichtbarsten neuen Baugliede, dem großen Balkonvorbau, die monumentale Datierung mit den Initialen
seines Namens und Titels in goldenen Lettern anbringen ließ.
Komödienhaus.
Erster Bau.
Als unter der Regierung Karls die Freude am Theater von neuem erwachte, das Ottoneum indessen
aufgehört hatte zu bestehen, gestaltete der Landgraf das Ballhausl zu einem Theater um, neben dem bis zu
seinem Tode auch das eigens für Opern und Komödien hergerichtete Reithaus des Marstalls' für die zum Teil
Vgl. Abschnitt Ballhaus" S. 516 f. Vgl. Abschnitt Landgrafenschloß. Marstall" S. 306.
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524 ääääääääääääääg
großartigen Darbietungen in Anspruch genommen wurde Über den neuen Zustand des ehedem für die
gymnastischen Übungen der Hofschüler bestimmten Gebäudes gibt 1714 Rothans eine knappe Auskunft, indem
er mitteilt, daß der Saal für die Comödianten und Balleten mit einem Amphitheatro" ausgestattet sei. Man
siehet vorn, wenn man hineingehet, drei gallerien, eine auf der anderen, und hat eine jede fünf Bögen." Kein
Zweifel, schon damals hatte das Ballhaus seine eigentliche Eigenschaft als Saalbau mit der eines Theaters
vertauscht. Dennoch kann im Ganzen der Eindruck eines Einheitsraumes noch vorherrschend gewesen sein,
wie dies auch bei anderen Theatern der Fall war.
Allein für längere Zeit scheint die Neuerung nicht befriedigt zu haben. Bereits unter Landgraf Karls
Nachfolger läßt sich der Versuch feststellen, die Frage von Zuschauerraum und Bühne in einer ganz modern
anmutenden Art zu lösen. Die in den Urzeichnungen erhaltenen Pläne zu einer vollständigen Verwandlung
der wohl immer noch bescheidenen Anlage in ein festlich-intimes Hoftheater verraten die Hand eines mit dem
ausgebildeten Bühnenhaus der Italiener wohlvertrauten Architekten, der sich im Grundriß die klare Dreiteilung
von Vestibül, Zuschauerraum und Szene zu eigen machte und im Aufriß in heiterer Laune die üppigsten
Rokokophantasien französischen Schwunges zu entfesseln gedachte. Die Pläne sind nicht signiert. Da sie aber
durch das Königsmonogramm über der Fürstenloge in die Zeit Friedrichs l. verwiesen werden und zudem nur
das Ergebnis eines reifen Künstlers darstellen können, so dürfte vielleicht Charles du Ry als Verfasser in
Betracht zu ziehen sein. Diese Annahme gewinnt dadurch an Wahrscheinlichkeit, daß im Januar 1749 Charles
du Ry von seinem in Paris studierenden Sohne Simon Louis die Zusendung der Stiche von Blondels Dekorationen
zum neuen Theätre du College de Louis le Grand sich erbat, deren Empfang die Schwester Simon Louis' am
20. April desselben Jahres bestätigte.
Der Entwurf nutzte die beschränkte Fläche des Ballhausgrundstückes geschickt aus. Das am Steinweg
untergebrachte quadratische Vestibül ist als Empfangsraum ausgebildet, von dem aus seitliche Treppen zur
Fürstenloge und zu den beiden oberen Galerien führen. Ein sich anschließender Vorraum leitet in die Erdgeschoß-
Galerien und das Parterre, dessen fünf Sitzreihen bis an die schön geschweifte Schranke des der Bühne vor-
gelagerten wenig vertieften Orchesters heranreichen. Das perspektivisch veriüngte schmale Proszenium wird
seitlich durch Dreiviertelsäulen, oben durch einen geschweiften Bogen abgeschlossen. Dahinter öffnet sich die
mehr tiefe als breite Bühne, deren Rückwand nach der Rennbahn ein großes Tor für den Kulissentransport
durchbricht. Von hier aus ist der Maschinenraum, der durch Unterkellerung der im Fußboden etwas gehobenen
Szene gewonnen wird, auf zwei schmalen Stiegen zugänglich. Die am Steinweg sich angliedernde ehemalige
Wohnung des Balletmeisters belegen die in zwei Stockwerken an langen Fluren verteilten, vollständig dunklen
Künstlergarderoben, die durch einen Nebeneingang von der Straße aus unmittelbar zugänglich sind und durch
eine den schmalen Hof brückenartig überquerende Passage" mit der Bühne in Verbindung stehen.
Im Aufriß ist das l-laus auf der nach dem Steinweg gelegenen Hauptschauseite durch ein hohes Sockel-
geschoß mit französischer Rustika, sowie durch Pilaster und Lisenen als öffentlicher Bau gekennzeichnet. Die
einfach umrahmten Rundbogenfenster tragen über ihren Scheiteln Tafeln, die wohl zur Aufnahme von lnschriften
bestimmt waren. Ein lebhaftes Rokokoornament nimmt die flachbogige Lünette des Portals ein. Das zwei-
fenstrige Balletmeistershaus tritt in die denkbarste Bescheidenheit zurück. Sein Dach besteht aus einem Schlepp-
walm des I-Iauptgebäudes. Die Aufteilung der übrigen Fronten ist nicht bekannt. Die Längsseite nach dem
Schlosse zeigt im Grundrisse fünf ältere Öffnungen, die Schmalseite nach der Rennbahn zwei neue Ecklisenen.
lm Allgemeinen aber darf daraus, daß die Fenster- und Türverteilung eine ganz andere geworden ist und an
Stelle des Satteldaches ein Walmdach sich findet, geschlossen werden, daß im Äußeren Landgraf Moritz' Ballhaus
bereits verändert war und in Zukunft einen Umbau erfahren sollte, der nur die Substanz der Mauern erhielt.
Die innere Ausstattung hat mit dem alten Bestande garnichts mehr gemein. Die üppige und bewegte, reich
Tafel 332 u.
Schminke, Cassel S. 223.
Memorabilia.
Staatsarchiv Marburg.
Krieger, Cassel S. 135. Rommel, Gesch. v. Hessen S. 133. Lynker, Theater S. 275.
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Gebäude. äääääääääägä
bemalte und vergoldete Dekoration von Zuschauerraum, Foyer und Fürstenloge atmet ganz den graziösen
Geist der freudig-festlichen Innenarchitektur sonstiger Residenztheater aus der Mitte des 18. Jahrhunderts, die-
wie der Casseler Bau im Äußeren meist recht einfach gehalten sind. Die aufwendige Verteilung von Öfen,
Beleuchtungsarmen und prächtigen Kronleuchtern, von denen allein drei große über dem Proszenium sich
aufgehängt finden, lehrt, daß man an die Behaglichkeit eines Theaterraumes andere Anforderungen stellte, als.
es zu Moritz' und wohl auch noch zu Karls Zeiten der Fall war. Daß es bei der glänzenden Ausstattung
freilich mehr auf die äußere Wirkung der Aufmachung als auf die Gediegenheit der Arbeit ankam, zeigt eine
Bemerkung auf einem der Entwurfsblätter, wonach es dem Ermessen des Fürsten überlassen blieb, die Zierraten
im Zuschauerraum entweder plastisch oder nur in der Art der Theaterkulissen antragen zu lassen.
Aber nicht der vorbesprochene Plan, sondern eine Variante, die allerdings nur die Raumfolge umkehrte,
den Haupteingang also an der Rennbahn, die Bühne am Steinweg annahm, alle übrigen Räume aber unverändert
ließ, scheint bevorzugt zu sein, denn auch der spätere Neubau behielt diese Reihenfolge bei, was angesichts
der nötigen Unterkellerung der Bühne, der vornehmeren Zuführung zur Fürstenloge und der zweckmäßigeren
Lage der Künstlergarderoben zur Szene nicht verwundern kann. Bei der verhältnismäßig kurzen Lebensdauer,
die der Anlage beschieden war, muß es fraglich erscheinen, ob die innere Einrichtung wirklich in der ursprünglich
geplanten üppigen und gediegenen Art zur Ausführung kam. Wahrscheinlicher ist es, daß man sich auf eine
Scheindekoration beschränkte, die nach kurzer Zeit zu beseitigen weniger bedenklich zu sein brauchte. Es muß
sogar mit der Möglichkeit gerechnet werden, daß noch erhebliche Änderungen oder wenigstens Vereinfachungen
am Entwurfe vorgenommen wurden. Denn es ist nicht klar, ob noch unter Friedrich I. und selbst unter dessen
Nachfolger der Entwurf zur Ausführung kam. Tatsache dagegen ist, daß Landgraf Friedrich Il. bauliche
Veränderungen vornahm. Die Mitteilung Schminkes vom Jahre 1767, daß unter diesem Fürsten das bisherige
Ballhaus einstweilen zu einem Opern- und Comödienhaus auf das schönste eingerichtet" sei und daß im Gebäude
wöchentlich zu verschiedenen Tagen französische Comödien und Ballets, auch in Meßzeiten sehenswürdige
Opern aufgeführet werden", läßt vermuteh, daß erst unter Friedrich ll. die Dreiteilung des Grundrisses in
Vestibül, Zuschauerraum und Bühne vorgenommen wurde, und mit Sicherheit erkennen, daß der Ausbau nur
als Provisorium betrachtet wurde. lm Allgemeinen muß das Gebäude aber doch einen bescheidenen Eindruck
gemacht haben. Als 1766 der junge Gotter das Casseler Theater besuchte, schrieb er, daß es nicht viel
größer als unser Gothaisches und eben deswegen aller großen Maschinen unfähig" sei."
Kein Anderer als Friedrich ll. selbst war es, der die unzureichende Neuerung wieder beseitigte und
die vorhandenen Mängel durch eine gründliche Maßnahme abstellte.
Zweiter Bau.
Wie Engelhard 1778 berichtet, ließ Landgraf Friedrich das alte Ballhaus", das auch vorher zu
Aufführung der Schauspiele gebrauchet, und noch neuerlich dazu eingerichtet worden", abbrechen. Weil es
nicht bequem und räumlich genug war S0 wurde im Jahre 1773 ein neues gebauet, dessen Hauptseite nach
den Alleen vor dem Schlosse hingehet, und durch die Hauptallee das Gesichte gegen die Brüderkirche hat."
Der Gedanke des Neubaues ist bis zum Februar 1764 zurück zu verfolgen in eine Zeit, in der zum ersten
Male die Anwesenheit einer französischen Theatertruppe versichert wird, die sich der in Fragen des Theaters
französischen Vorbildern nacheifernde Landgraf verschrieben hatte? Der Architekt des Neubaues war Simon
Louis du Ryß Seiner Anregung ist es wohl zuzuschreiben, daß man auf die Erhaltung der Umfassungswände
des Altbaues verzichtete und eine Vergrößerung der Anlage in Erwägung zog. Wenigstens findet sich eine
Cassel S. 72 u. 194.
Schlösser, in Zeitschr. f. vergleichende Literaturgeschichte N. F. VIl 291 E.
Erdbeschreibung S. 94 f.
Designation der projektirten Bauarbeiten. Akte Bauverlag betr. N0. 11257. Staatsarchiv Marburg.
Bennecke, Schauspieler S. 254.
Casparson, Du Ry S. 266. Gerland, Du Ry S. 94.
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526 aaaaaaaaaaaaaaaaa
Anfrage du Rys, ob die Mauern des alten Hauses, welche doch gerissen und nicht fest seien, abgebrochen
werden sollten und 0b in diesem Falle die Seitenmauern nach dem Schlosse zu bis auf die Mauer des Bären-
grabens gerückt werden dürften, ob eine Verschiebung der Giebelmauer nach dem Paradeplatz zu gestattet sei
und ob an einen Abbruch und Neubau des kleinen Nebenhauses gedacht werden könne. Auch erbat er
Entscheidung, ob deutsches oder Mansardendach zu wählen sei. Am 6. September 1771 wurde ihm aufgegeben,
einen doppelten Abriß und Überschlag einzureichen, wie sowohl das Ballhaus, wenn die vier Mauern stehen
blieben, zu reparieren und mit einem ordentlichen Dach und etlichen Frontons zu versehen, als auch wie
dasselbe in der Weite und Länge zu vergrößern sei Wenn auch der Gedanke, den Bauplatz auszudehnen,
sich nicht verwirklichte, so kam es doch zu einer günstigeren Ausnutzung der verfügbaren Bodenfläche. Die
wesentlichste Änderung freilich war der Ersatz der massiven Umfassungsmauern durch Fachwerkwände, die
gänzliche Veränderung von Fronten und Dach sowie die völlige Erneuerung des Innern.
Grundriß und Aufriß dieses Komödienhauses" sind aus Handzeichnungen' bekannt. Zuschauerraum
und Haupteingang waren nach der Rennbahn, die Bühne nach dem Steinweg angeordnet. Zwei Nebentüren
auf der Rennbahnseite und drei Eingänge auf der Längsfront ermöglichten eine schnelle Entleerung des Hauses.
Wohl um Raum für das Parquet" und das Parterre" zu gewinnen, hatte man auf ein herrschaftliches Foyer
verzichtet. Die spärlichen Nebenräume blieben auf ein Chauffoir" und eine Loge" hinter der Bühne
beschränkt. Eine Neuerung bedeuteten die Proszeniumslogen. Im Übrigen aber blieb dieses Komödienhaus
weit hinter der Durchbildung des alten Theaters zurück. Dem entsprach auch der trockene äußere Aufbau,
der nirgendswo die Mittel fand, die Bedeutung des Hauses zu offenbaren. Selbst ob die auf den Handzeichnungen
eingetragene nüchterne lnschrifttafel im Mittelteil der Längsfront und die dürftige Wappenfüllung des Giebel-
feldes zur Ausführung kam, muß fraglich erscheinen, da die Zierraten auf den späteren Abbildungen fehlen.
Diese Längsfront war in neun Achsen gleichmäßig mit einfach umrahmten Rechteckfenstern aufgeteilt, von denen
die drei mittleren Achsen zu einem schwach vertretenden, das Hauptgesims überragenden Mittelrisalit zusammen-
gefaßt waren. Ecklisenen fingen die Wucht des allseitig abgewalmten Mansarddaches auf, dessen Firstlinie
auch über die Aufbauten der Schmalseiten hinweggriff. Von den drei Geschossen des Hauses war das oberste
dadurch untergeordnet behandelt, daß die Fenster in Höhe und Breite eingeschränkt waren. Die untere Dach-
fläche besetzten einfache Gauben. Im Wesentlichen unterschied sich die Längsfront, die Hauptschauseite, in
nichts vom Schema der größeren Wohngebäude der Oberneustadt. Reicher war die Schmalfront nach der
Rennbahn ausgefallen, deren Flächen durch Pilaster aufgeteilt und deren rundbogige Fenster und Türen durch
eine ansehnlichere architektonische Umrahmung eingefaßt wurden. Indessen scheint dieser Reichtum weniger
auf die Absicht zurückzuführen zu sein, den öffentlichen Charakter des Hauses hervorzuheben, als auf die Not-
wendigkeit, den Bau auf die Palastarchitektur der anschließenden Häuserfront an der Rennbahn abzustimmen,
deren vorgelegte Erdgeschoßarkaden auch über die Schmalfront des Komödienhauses hinwegliefen und hier einen
willkommenen Vorbau für den Haupteingang abgaben.
Aus der weiteren Geschichte des Hauses ist wenig bekannt. Die Ausnutzung des Grundstückes aus-
schließlich für Zuschauerraum und Bühne und der dadurch hervorgerufene Mangel an Ankleideräumen für die
Komödianten wurden die Veranlassung zum Plan einer Erweiterung. lm Jahre 1780 schlug eine Kommission
vor, zwecks Schaffung von Künstlergarderoben das Nachbarhaus, das einem Schuhmacher gehörte, zu kaufen
oder zu mieten und durch eine Tür mit dem Theater zu verbinden Was man aber auch für die Verbesserung
des Hauses tat, es wurde kein modernes, ausreichendes Theater. Ich wundere mich", schreibt 1785 ein
Reisenderä da das Schauspielhaus ein neues Gebäude ist, daß es so klein ist, und mit den übrigen vom Herrn
Staatsarchiv Marburg M. St. S. 7283.
Handzeichnungen v. A. Bach. Landesbibliothek Cassel. Vgl. auch Lageplan des Schlosses von de Wailly 1782 und Abschnitt
Landgrafenschloß. Rennbahn" S. 313.
Vgl. s. 311.
Staatsarchiv Marburg M. St. S. 7283.
S., Reise nach Leipzig S. 69 f. Vgl. auch Günderode, Briefe S. 193.
Tafel 334
Tafel 189
Tafel 191
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Gebäude.
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Landgrafen neuangelegten Gebäuden garnicht quadrirt; ich hätt es weit größer erwartet. Freilich, wenn es
dem Schlosse so nahe, und dieser Plaz nothwendig dazu bestimmt war, konnt" es nicht größer sein".
Den Untergang brachte dem Gebäude eine Feuersbrunst, die nach der Aufführung einer Premiere in
der I-limmelfahrtsnacht am 16. Mai 1787 ausbrach und mangels wirksamer Löschvorrichtungen so schnell um
sich griff, daß das Feuer gleichzeitig aus allen Fenstern schlug Die Ursache des Brandes blieb unbekannt.
Der Verdacht auf Brandstiftung konnte nicht erwiesen werden. Vermutet wird Unvorsichtigkeit der Bühnen-
arbeiterß Das Feuer äscherte nicht nur das Bauwerk ein, sondern verzehrte auch die auf 6000 Gulden
geschätzte Garderobe des Theaterdirektors Böhm. Als Entschädigung erhielt der schwer geschädigte Unter-
nehmer vom Landgrafen die Genehmigung, im Opernhause zu spielen. Allein die vom Aufseher dieses Theaters
vorgegebenen Schwierigkeiten der dazu erforderlichen Veränderungen verhinderten Böhms Auftreten, sodaß
dieser um die Erlaubnis bat, im Naturtheater der Karlsaue spielen zu dürfen. Der Erfolg, der ihm hier an
einem Tage die ansehnliche Summe von 600 Gulden einbrachte, wurde durch die ungünstigen Umstände der
folgenden Zeit wieder aufgehoben. Die Einnahmen blieben mittelmäßig, obwohl die Theaterfreunde das Unter-
nehmen empfahlen und selbst der Konsistorialrat Vilmarf bei einer Sonntagspredigt in der Schloßkirche sich
des unglücklichen Böhm annahmß Von einem Wiederaufbau des Komödienhauses als Theater wurde abgesehen.
An seiner Stelle erhob sich später ein massives Bürgerhaus, das als Cafe Verdellet in der Bürgerschaft Ruf genoßß
Opernhaus.
Das Opernhausf das an der Ecke der Königsstraße und des Opernplatzes lag und etwa die Stelle ein-
nahm, an der heute das Warenhaus Tietz steht, war kein reiner Neubau. Es ist aus dem Palais des Prinzen
Maximilian entstanden, das allerdings so starke Veränderungen und Erweiterungen erfuhr, daß es in dem späteren
Bestande des Bauwerks nur noch unwesentlich mitsprachß Es scheint, als habe Landgraf Friedrich Il. das
herrschaftliche Wohnhaus zu einem Theater ausersehen, nachdem seinen Wünschen in Bezug auf ein größeres
Theatergebäude durch den Umbau des Komödienhauses doch nur in unzulänglicher Weise entsprochen werden
konnte." Es fällt auf, daß 1763 die damals bedeutendste Theatergruppe Deutschlands, die Ackermannsche
Gesellschaft, in der Friedrich Schröder spielte, in dem Hause untergebracht war," ein Zeichen wohl dafür, daß
die Absichten, das ungepflegte Palais für fürstliche Wohnzwecke zu benutzen, endgültig aufgegeben waren. Das
Haus muß damals einen wenig einladenden Eindruck gemacht haben. Die Schauspieler hausten allerdings
in Prachträumen, mußten sich aber auf Streu behelfen, da kein Bett aufzutreiben war; auf dem wüsten Platz
Gothaer Deutsche Zeitung 1'787 Nr. 23.
Piderit, Cassel S. 316 Der Brand des Komödienhauses war den Casselanern eine Sache von so großer Wichtigkeit, daß
Spötter behaupteten, sie hätten ihre Zeitrechnung auf diese Begebenheit gegründet. Mir ist wenigstens erinnerlich, daß ein Casselaner nicht
leicht etwas erzählte, ohne hinzuzufügen, daß dieses so und so lange vor oder nach dem Brande des Komödienhauses sich ereignet habe."
Regentenhaus S. Montag den 14. Mai hatte man ein damals beliebtes Schäferspiel von Schödde aufgeführt und die dabei
verwendete Mondscheinlampe war als untergehender Mond in das Podium versenkt, aber aus Versehen nicht ausgelöscht worden. Wegen
des auf den 17. Mai fallenden Himmelfahrtsfestes fand Dienstags keine Vorstellung Statt und so hatte keiner der Theater- und Maschinen-
arbeiter Veranlassung am nächsten Tage in das Gebäude zu gehen. Die Mondscheinlampe hatte jedoch, durch Zugluft unterstützt, die-
nächsten Bühnengegenstände der Versenkung ergriffen und so wurde der riesenhafte Brand nicht früher entdeckt."
Losch, in Hessische Blätter 1916 Nr. 4183.
Journal von und für Deutschland lV S. 4.80.
Vgl. Abschnitt Bürgerhäuser".
Casparson, Du Ry S. 266. Narten, Cassel S. 298 f. Piderit, Cassel S. 886. Gerland, Du Ry S. 124. Jacobi, Hugenotten..
Brunnemann, Cassel S. 42. Brunner, Cassel S. 289.
Vgl; Abschnitt Palais des Prinzen Maximilian" S. 387.
Vgl Abschnitt Komödienhaus" S. 526 f.
Altmüller, in Hessenland XV S. 222, der den nicht richtigen Schluß zieht, daß somit bereits im Jahre 1763 auf unserer noch
an derselben Stelle benutzten Bühne gespielt worden ist und Friedrich Ludwig Schröder, vielleicht der größte Mime, den je die Welt gesehen,
einer der ersten gewesen ist, der sie betreten habe."
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528 ääääääääää.
um das Palais lagen französische Schädel und Knochen umher".1 Aus dem Jahre 1764 liegt ein Entwurf
von Simon Louis du Ry für ein großes Theater an der neuen Stelle vor."
1765 wurde die Angelegenheit in amtliche Behandlung genommen, weil der Landgraf im Frühjahr
mündlich seine Absicht bekundet hatte, das Palais Maximilian für Theaterzwecke nutzbar zu machen. Wie es
scheint, ging der Plan dahin, den Hof des Palais im Anschluß an das Wohngebäude mit einem Zuschauerraum
und Bühnenhaus zu bebauen. Sofort beantragte das Bauamt, eine auf dem Transport befindliche Ladung
Tannenholz aus der Herrschaft Schmalkalden zur Instandsetzung des verwahrlosten Palais zu verwenden und
dadurch die Einrichtung eines neuen gleichsam ohnentbehrlichen Theaters zu befördern." ln einem Berichte vom
1. August 1765 machte das Bauamt erneut auf den ausbesserungsbedürftigen Zustand des Hauses aufmerksam.
Gleichzeitig legte es einen Entwurf und einen Kostenanschlag für ein Opernhaus vor, der mit der Summe von
28171 Rtl. 21113 Alb. abschloß. Am 6. August verfügte der Landgraf Das Opernhaus soll nach dem wieder
zurückkommenden Plan gebauet werden, das Bauamt soll die Herbeischaffung der Materialien besorgen, damit der
Bau mit desto mehrerem Nachdruck bewirkt werden und desto geschwinder zustande kommen mögef" Die
Dinge gerieten nun zusehens in Fluß. Am 20. August erhielt das Direktorium des Kriegspfennigamtes den
Bescheid, 25000 Rtl. aus den letzthin vom Landtage bewilligten Don-graduits-Geldern nach und nach an das
Bauamt abzuführenä, und im Sommer des folgenden Jahres wurde der Bau, wie verlautet nach den Plänen von
Simon Louis du Ryß in Angriff genommen." 1767 muß der Ausbau des ehemaligen Palais in vollem Gange
gewesen sein. Anitzo" so schreibt Schminkea in diesem Jahre wird dasselbe zu einem prächtigen Opernhaus
zurechte gemacht; dessen ganze Länge 160 Fus, die Breite aber mit den daran stoßenden Zimmern 125 Fus und
des Theaters allein 76 Fus ausmacht. Vier Reihen Logen werden übereinander aufgeführetf" Am 27. April 1767
berichtete das Bauamt, daß die Zimmerarbeit am Neubau soweit fertiggestellt sei, daß nunmehr der große
Dachstuhl über dem Theater in Angriff genommen und in einigen Wochen zustande gebracht werden könne"
Die Bewilligung eines Nachtrages von 3193 Rtl. Alb. He. deckte die Überschreitungen des Voranschlages
und brachte am 1. September 1769 die gesamte Bauperiode zu Enden
Den anfänglichen Absichten des Landgrafen entsprechend bezog der Umbau die Seitenflügel und den
Hof des Palais in den Zuschauerraum und die Bühne ein. Das Vorderhaus, das eigentliche Palais mit seinen
Prunkgemächern, blieb im Allgemeinen bestehen. lm Wesentlichen wurde es zu Vorräumen der Fürstenloge
und des ersten Ranges verwandt. Den Eindruck des Hauses bestimmte, wie alte Abbildungen erkennen lassen,"
in Zukunft der Hinterbau, der sachlich dem Altbau etwas völlig Neues hinzufügte. Zwar suchte er den Anschluß
an das zurückhaltende prinzliche Palais ausschließlich in dem schlichten Stilcharakter der Umgebung, der besten Falls
nur eine französisch geklärte Wohnhausfassade erlaubte, zu gewinnen, doch fand er in der klugen Steigerung der
Baumassen noch hinreichende Mittel, um dem Theater in seiner Gesamterscheinung eine gewisse Monumentalität
zu verleihen, sodaß das Urteil eines durchreisenden Fremden," der zwar der Größe und inneren Einrichtung
Gerechtigkeit widerfahren läßt, im Übrigen aber das Theater nur mittelmäßig schön" findet, doch nur der
Kritik eines Laien entspricht. Wie weit das Vorderhaus im Äußeren Umänderungen erfuhr, wird schwer
Litzmann, Schröder S. 207 f.
Ein Querschnitt durch den Zuschauerraum mit Bühnenprospekt, bezeichnet Coupe sur la largeur du grand Theatre batir dans
la cour de la maison de S. A. S. Mg. le Prince Max. du dessein de S. L. Du Ry en 1764," im Staatsarchiv Marburg.
Staatsarchiv Marburg. O. W. S. 132.
Staatsarchiv Marburg. O. W. S. 132.
Staatsarchiv Marburg. O. W. S. 132.
Gerland, Du Ry S. 124.
Losch, Chroniken S. 129. Schminke, Cassel S. 74. Krieger, Cassel S. 280. Lyriker, Theater S. 302.
Cassel S. 308.
Bei den vier Reihen Logen sind die Logen des Erdgeschosses mitgezählt.
Staatsarchiv Marburg. O. W. S. 132.
Staatsarchiv Marburg. O. W. S. 132.
Handzeichnungen Staatsarchiv Marburg.
Günderode, Briefe S. 192.
Das Theater erhielt drei Ränge.
Tafel 335,2
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Bau- und Kunsldenkmäler im Regierungsbezirk Cassel. VI. Cassel-Stadt. 67
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Gebäude. azazuaaaaaaa
festzustellen sein. Das dreigeschossige Gebäude besaß vorn und an der Seite je ein dreiachsiges Mittelrisalit,
welches in das Mansardengeschoß des Daches hineinstieg und mit einfachem Giebel bekrönt war. Ein
Horizontalgesims über dem Sockelgeschoß band die fünf Achsen der Fronten und auch den Anbau, der seitlich
in der fünften Achse mit einer toten Fläche ansetzte. Die einfachen Rechteckfenster und die Geschoßteilung
wurden beibehalten. Auch in seiner Eigenschaft als Theatervorbau war das ehemalige prinzliche Wohnhaus
von den benachbarten stattlichen Bürgerhäusern der Oberneustadt nicht wesentlich unterschieden. Dagegen
entwickelten die über dem Logenhaus und der Bühne weit gespannten Satteldächer stufenförmig übereinander
größere Firsthöhen als der Vorderbau, wodurch die Dreiteilung des Theaters eindrucksvoll hervorgehoben wurde.
Die Garderoben der Künstler blieben zu beiden Seiten des Bühnenhauses tiefer liegen. Nach dem Querschnitt
du Rys wurde der in Parkett und drei übereinander liegende Ränge ausgenutzte Zuschauerraum durch einen
einfachen liegenden Kehlbalkendachstuhl mit abgesprengten Hängesäulen überdeckt, an denen der mit reskomalerei
gezierte Plafond befestigt war. Die der Bühne gegenüberliegende Fürstenloge, die durch zwei Ränge reichte und
balkonartig vorkragte, war mit dem landgräflichen Wappen und dem Fürstenmantel geziert, den schwebende Genien
trugen lm Hintergrund der Bühne trat eine große Öffnung mit dem Garten in Verbindung, von dem aus die viel-
bestaunten Massenaufzüge unmittelbar in Szene gelangten. Engelhardt" hält es 1778 für erwähnenswert, daß selbst
lebendige Tiere, Wagen mit Pferden und ganze Züge Reiterei dahin gebracht werden können; wie solches in-
sonderheit mit Kamelen geschiehet, und mit dem in der Menagerie befindlichen Eelefanten zwar auch versucht
worden; der sich aber dazu nicht bequemen wollte." Auch Casparsona hebt diesen und andere Vorzüge der
150 Fuß tiefen und 80 Fuß breiten Bühne hervor. Auf dem Schauplatze fanden mehrmals Triumph-Wagen,
die mit Pferden nebeneinander bespannt waren, und Züge von 24 Pferden und Kamelen, und 200, auch
mehrere Menschen, Platz. Ein besonderer Vorzug des Hauses ist der, daß man unerachtet seiner Größe, in allen
Logen durchaus hört, was auf dem Schauplatze geredet oder gesungen wird; für Musik ist es sehr vorteilhaft."
Andererseits scheint die Größe der Bühne bei Aufführung von Schauspielen auch als Nachteil empfunden zu
sein. Wenigstens war nach einem Berichte des Jahres 17894 das Opernhaus von innen als Schauplatz schön
und groß, und dieser zu groß für die Comödie, die nach der Einäscherung des eigentlichen Comödienhauses
bis jetzt darin aufgeführt wird. Er wird jetzt zweckmäßig verkleinert." Den Proszeniumsbogen fangen auf
du Rys Zeichnung vom Jahre 1764 ein Paar Karyatiden auf. Ob dieser Entwurf zur Ausführung kam, kann
fraglich erscheinen. ln einer Beschreibung vom Jahre 17975 heißt es, daß das Proscenium auf jeder Seite von
zwo korinthischen Säulen getragen wird, zwischen denen vier Theater-Logen befindlich sind." Der Scheitel des
horizontal abgeglichenen Bogens trug eine reduzierte Rokokoumrahmung von Putten, Girlanden und Fahnen,
die eine transparente Uhr aufnahm. Die beiden Treppen zum Schnürboden waren in schräg gegenüberliegenden
Ecken der Bühne, die zu den verschiedenen Rängen führenden, wie im Komödienhause, hinter den Logen
angeordnet, während der Zutritt zur Fürstenloge über eine besondere und breite Treppe im Vorderhause führte.
Trotz der großen Geräumigkeit des Hauses fehlten Gelegenheiten zur Unterbringung der Prospekte,
Kulissen, Versatzstücke und Requisiten, sodaß die leicht verderblichen Gegenstände unter freiem Himmel
lagerten, den Einflüssen der Witterung preisgegeben. Auf eine Denkschrift des bekannten Schützlings Friedrichs ll.
Marquis de Luchet beantragten infolgedessen Generalleutnant von Wackenitz und Generalmajor von Gohr am
16. Mai 1780 bei der Kriegs- und Domänenkammer unter anderem die Erbauung eines Schuppens zwischen
dem Opernhaus und dem Reinückschen Gartenß
Der Tod Friedrichs ll. entzog dem Theater die Grundlage seines Gedeihens, die Gönnerschaft und
Freigebigkeit eines Fürsten, dem die Gunst des Publikums keinen dauernden und gleichwertigen Ersatz ent-
Apell, Cassel 1792 S. 85.
Erdbeschreibung S. 108.
Du Ry s. 266 f.
Bibra, Cassel S. 15.
Apell, Cassel 1797 S. 86.
Staatsarchiv Marburg. M. St. S. 7283.
ßäläägäää 530 QQQQQ Qgägäää
gegenzuhalten vermochte, weil bald die politischen und wirtschaftlichen Nöte die Aufmerksamkeit der Be-
völkerung mehr und mehr gefangen nahmen. Immerhin muß auch um die Wende des Jahrhunderts das Theater
von der Bürgerschaft geschätzt worden sein. Es zeichnet sich" schreibt 1805 Krieger nicht allein durch
die ansehnliche Menge schöner und größtentheils neuer Dekorationen, sondern auch durch die vortreffliche und
unverbesserliche Einrichtung der Maschinerie vorzüglich aus. ln der Karnevalszeit werden die gewöhnlichen
öffentlichen Maskenbälle hier gehalten und alsdann das Parterre mit dem Theater in gleicher Höhe geschroben.
Auch werden zuweilen mit höchster Bewilligung große Vokal- und lnstrumentalkonzerte von fremden Virtuosen
daselbst gehalten." Der geräuschvolle aber kurze Aufstieg zu einem Theätre royale in den Jahren 1807 bis
1813 blieb eine belanglose Episode inmitten einer Geschichte, die, reich an Höhepunkten und an Abstiegen,
ihrem ruhmvollsten Abschnitt überhaupt erst entgegeneilte, als die Restauration der Staaten die Wiederaufnahme
der ehemaligen Beziehungen zwischen Fürst und Theater gestattete und es dem Kurfürsten Wilhelm ll. er-
möglichte, sogleich nach seinem Regierungsantritt im Jahre 1821 umfangreiche Um- und Neubauten zu be-
schließen." ln eben diesem Jahre zeichnete Bromeis, der Architekt des Hofes, Pläne für das Theater nach Tafel 336.1
welchen in weitem Abstande von der Kunstweise du Rys das alte landgräfliche Institut umgebaut und ver-
größert, aber auch im Sinne des Zeitgeschmackes neu dekoriert "werden sollte. Das Opernhaus blieb ein Jahr
lang geschlossen. Während dieser Zeit spielte eine kleine Theatergesellschaft in Bettenhausenß
Den Umbauarbeiten lag die Absicht zu Grunde, das Haus moderner auszugestalten. Zunächst erfuhr
der Bezirk des Theaters eine Erweiterung durch die Hinzunahme des größten Teiles des alten fürstlich Hessen-
Philippstalschen Gartens an der Wolfsschlucht, wo ein löachsiges langes Kulissenhaus rechtwinklig den hinteren
Bühnenbaulichkeiten hinzugefügt wurde. Sein Erdgeschoß, das sich in rundbogigen Türen öffnete, war für die
Aufnahme der aufgerollten Kulissen und der Requisiten bestimmt, sein oberes Halbgeschoß sollte als Malersaal
und Kleidermagazin dienen. Kleinere Nebengebäude entstanden auf dem hinteren Teile des Theatergrundstückesß Tafel 16
Das große Bassin im ehemaligen Maximilianischen Garten erhielt als Feuertümpel ein Spritzendruckwerk mit
einer sogenannten Bramsprütze in rundtempelartiger Verkleidung. Von hier aus wurde das Wasser zu Feuer-
löschzwecken in einen Brunnen mit vier Nebenbahnen vor dem Theater, in ein kleines Wärterhäuschen hinter
der letzten Bühnenerweiterung und in die hinter und neben dem Theater neu erbauten Kulissenhäuser geleitet.
Das frühere Cholettische Romainsche Nebenhaus an der Königsstraße belegte die lntendantur mit Büro- und
Wohnräumen für Beamte. Einen geringen Eingriff in den Bestand des Hauses nahm sie dadurch vor, daß sie
im Erdgeschoß einen Torweg als Durchfahrt unmittelbar neben dem Theater anlegte.
Das Äußere des Opernhauses erlitt bei dieser Gelegenheit nur wenig Veränderungen; Vor dem Haupt- Tafel 61,1
eingang an der Königsstraße entstand 1822 in der Breite des Mittelrisalites ein von toskanischen Säulen ge-
tragener Vorbau, der als Unterfahrt für die Wagen diente und einen Balkon trugf Eine darüber beginnende
korinthische Pilasterordnung mit Fries und reliefgeschmücktem Giebelfeld sollte der Fassade ein feierlicheres
Aussehen verleihen. Aber wie an dem andern Risalit des Vorderhauses, so kamen auch hier lediglich die Pilaster
zur Ausführung, die auf den Abbildungen des Theaters festzustellen sind. Dagegen wurde das Fenster im
Vorgemach der Fürstenloge in der Bromeis eigentümlichen Auffassung durch zwei schmale Nebenfenster zur
Balkontür erweitert und mit einem freigebildeten Sturz zu einer Einheit gekuppelt. An der Seite nach dem
Opernplatz legte der Architekt dem Erdgeschoß eine offene Halle, sogenannte Kolonnade, vor die den zahl-
reichen Türen des Erdgeschosses ein Schutzdach bot und für das Obergeschoß einen Altan bildete, und glich
im
Cassel S. 281.
Apell, Cassel 1831 S. 70 f. Bennecke, Hoftheater S. 26. Lobe, Wanderungen 5.69. Neuber Hoftheater.
Handzeichnungen Staatsarchiv Marburg.
Regentenhaus S. 31 f.
Stadtplan v. Selig 1822.
Handzeichnungen Staatsarchiv Marburg.
Cassel u. Wilhelmshoehe 1828 S. 49.
Apell, Cassel 1831 S. 71.
Hoebel, Hoftheater.
531 aaaa etc-Java 21a 21 2a
67'
Gebäude.
die einst elegant durch Treppen und Terrassen überwundenen Geländeunterschiede des Platzes zum Nachteil
kfüridie städtebauliche Erscheinung durch Rampen aus. Die Flanke des wuchtigen Satteldachesüberidem
Bühnenhaus öffnete ein ungefüges Segmentbogenfenster, offenbar zur besseren Beleuchtung des Schnürbodens.
im Ganzen muß das Bauwerk, dem die allseitig freie Lage fehlte, auch in der architektonisch vervollkommneten
Form, einen außergewöhnlichen Eindruck nicht gemacht haben. Da das Gebäude sich an andere Häuser an-
lehnt," heißt es in einer Beschreibung vom Jahre 1858 also keine selbstständige Stellung hat, und ohnehin
auch sein Äußeres weder durch einen architektonischen Schmuck, noch durch Großartigkeit seiner Verhältnisse
sich auszeichnet, so macht es nur einen geringen Effekt."
Einschneidender waren die Veränderungen im Innern. Am Haupteingang wurde ein Vestibül mit
Säulen und Nischen eingebaut, das die Treppe in den Salon de service" vor dem kurfürstlichen Vorgemach
aufnahm. Dieses selbst scheint bei dieser Gelegenheit die ovale Gestalt erhalten zu haben, die es bis zum
Schluß besaß. Altmüllerz weiß von einem gläsernen Kronleuchter zu berichten, der dort hing. Nach den
vorliegenden Zeichnungen wurde die Hofloge weiter vorgezogen und mit klassizistischen Pilastern versehen, die,
in den zweiten Rang hineinragend, ein Gebälk auffmgen, über dem eine freie Stirnfläche das in zwei konzen-
trische Halbkreise gestellte kurfürstliche Wappen und rechts und links davon Lorbeerkränze mit den Initialen
W. K. zeigte. Die Entwürfe sahen Draperien vor, die sowohl über der Loge als auch von der Brüstung
herabfielen. Ähnliche Ausstattung erhielten die engen Logen zwischen den ionischen Proszeniumssäulenß im
Bogen der Proszeniumsöffnung prangten auf hellgrünen Schildchen die goldenen Namen der beliebtesten deutschen
Dramatiker und Komponisten Der Zuschauerraum oder der sogenannte Opernsaal mit Unterlegen und drei
Galerien über einander wird als geschmackvoll und bequem eingerichtet geschildert Der erste Rang war
vorzugsweise für holfähige Familien bestimmt. Auf dem zweiten Rang sollen die Juden ihre Plätze gehabt
haben. Die vorderen Stützen für die hölzernen Substruktionen der Ranggeschosse bestanden aus Eisen und
hatten die Form schlanker Säulen mit einfachen Köpfen. Sie bildeten den Ersatz älterer Holzständer, die den
Durchblick gehemmt hatten. Dünne Wände hinter den Logen und Rängen entzogen den Zuschauerraum dem
durch viele Fenster reichlich in die Umgänge flutenden Tageslicht. In einem Entwurf für den Zuschauerraum ließ
Bromeis das von ihm oft gesuchte Stilmotiv der Palmette bis an die Decke hinaufwandern, wo es sich in langen
Wedeln, die am Fußende allerlei Musikinstrumente darboten, auf freier Fläche ausleben durfte. Ein Entwurf für die
farbige Ausmalung des Raumes füllt den Plafond mit einem breiten lichtblauen Band, das fächerartig in die Rundung
gelegt und mit geschmackvollen Ornamenten bereichert war. lm Allgemeinen hatte Kurfürst Wilhelm Il. den Innen-
raum, wie Lobe" angibt, durch reiche Vergoldung es ist nämlich ein lichtes Weiß mit goldenen Arabesken und einen
prächtigen Kronleuchter sehr verzieren lassen. Dieser Astralkranz, wie eine Sonne seine Strahlen ausströmend,
wurde in Paris angefertigt und kostete gegen 6000 Thlr.; während des Spiels verschwindet sein blendendes
Licht durch eine geschickte Maschinerie und das Spectatorium beherrscht ein Helldunkel".7 Als Glanzzeit der
Bühne bezeichnet Lobe die Jahre 1821 bis 1830.
Lange, Kurf. Hessen S. 39.
Theater S. 229.
Apell, Cassel 1831 S. 71 f. Über die Benutzung der Logen und Ränge vgl. Hess. Erinnerungen S. 22 H.
Hess. Erinnerungen S. 96.
Hess. Erinnerungen S. 22 und 95.
Wanderungen S. 69.
Nähere Beschreibung des Leuchters und der Verdunklungsvorrichtung in Hess. Erinnerungen S. 95. Der immense Kronleuchter"
bestand aus reichvergoldeter Bronze und vielen Krystallketten mit zahllosen Oellampen in zwei Reihen übereinander". Als Kaufpreis werden
2000 Taler angegeben. Dieser Riesenleuchter wurde gleichzeitig mit dem Aufziehen des Bühnenvorhangs durch eine kreisrunde Oelfnung
in der flachgewölbten Decke aus dem Saale hinweggezogen und beim Schluß eines jeden Aktes wieder herabgelassen, damit während des
Spiels die Zuschauer nicht geblendet würden und die selbständig erleuchtete Bühne einen um so größeren Lichtelfekt machen könnte. Dieses
Auf- und Abwinden des Kronleuchters erforderte eine ganz besondere Vorsicht und die Kraft zweier Männer. Der über 100 Zentner schwere
Koloss hing nähmlich an einem aus Klaviersaitendraht gebildeten dicken Stricke." Dieser Kronleuchter ist anscheinend ebenso wie die
Öffnung in der Decke bis zum Abbruch des Hauses vorhanden gewesen. Er war jedoch später mit elektrischen Glühkörpern besetzt.
Sowohl der Plafond als überhaupt die Innenausstattung scheint eine durchgreifende Veränderung er-
fahren zu haben, als unter Kurfürst Friedrich Wilhelm ein Umbau notwendig geworden war, der die Rampe
betraf. Diese reichte nämlich, indem sie das Orchester noch vor sich herschob, weit in den Zuschauerraum
hinein. Die daraus sich ergebenden ungünstigen Bedingungen mögen sich besonders in der vom Kurfürsten
mit Vorliebe aufgesuchten Proszeniumsloge störend bemerkbar gemacht haben, sodaß der Kurfürst die Rampe
nach den Plänen des Architekten Engelhard hinter das Proszenium verlegen ließ, wobei nicht nur dieses ver-
.tieft und die kurfürstliche Loge durch einen Gang außen am Gebäude mit dem ersten Rang verbunden wurde,
sondern auch die gesamte Innendekoration und auch die große Hofloge verändert worden zu sein scheint-
Vielleicht brachte damals Adolf Northen die neun Musen am Plafond an, wofür einige noch vorhandene
Zeichnungen Anhaltspunkte geben.
Aber weder die Decke noch die Ausstattung der Ränge war für die Raumstimmung so ausschlag-
gebend, wie die große Fläche zwischen Zuschauerraum und Bühne, wie der Vorhang. Ganz besonders er war
der allgemeinen Kritik ausgesetzt und wandelte sich daher auch je nach dem zeitlichen Stilempünden. Der
älteste Vorhang besaß eine allegorische Malerei; sie stellte den Tempel der Musen dar, in dessen Vordergrund
Erato, Melpomene, Thalia und Terpsichore Hessens Schutzgöttin entgegen eilen".4 Unter dem Einfluß von
Bromeis entstand wohl jener Vorhang, auf dessen glatter hellgrüner Fläche, die mit einer fünf Fuß hohen,
reichen Goldborte und schweren Crepinen umsäumt war, das ebenfalls von diesem Künstler gern verwendete
Motiv einer Lyra in entsprechender Größe innerhalb eines kreisrunden Lorbeerkranzes in Gold wiederholt
worden war. lm Jahre 1827 wechselte wiederum der Vorhang. Er war nun in dunkelroter Farbe gehalten
und von Beuther gemalt. Er war mit breiter Goldborde am unteren Rande und einem viereckigen Gold-
rahmen auf der Mittelfläche, mit sehr geschmackvollen Emblemen und großen antiken Theatermasken reich-
verziert. lm Mittelpunkte des Rahmens erblickte man, von einem goldenen Lorbeerkranz umgeben, die un-
vermeidliche goldene Lyra, das gemeinschaftliche Symbol der Dichtkunst und der Musik. Bei aller Schönheit
der einzelnen Ornamente, konnte man sich doch niemals mit diesem Vorhange im Ganzen befreunden, weil
der große Goldrahmen auf weicher Gardinenfläche einen nicht zu überwindenden Eindruck von Härte und
Steifheit machte"? Schließlich machte die Übermalung des Theaters im Innern in den 50er Jahren des ver-
flossenen Jahrhunderts abermals eine Erneuerung des Vorhanges notwendig.
Den letzten größeren Umbau im lnnern erfuhr das Haus, das 1882 durch eine Tieferlegung des
Orchesters sowie durch die Anbringung von Feuersicherheits-Vorrichtungen verbessert war; im Jahre 1894.
Von der lntendanz wurde diese umfassende bauliche Änderung als ein förmlicher Abschnitt in der Geschichte
des Hauses aufgefaßt, was dadurch zum Ausdruck kam, daß als letzte Vorstellung vor den Ferien am 28. Mai
ein dramatischer Rückblick auf die seit Bestehen des Hoftheatergebäudes auf der Bühne bestehenden Richtungen
veranstaltet wurde." Für die Bewertung der alten Ausstattung seitens der Bürgerschaft spricht die in der
Presse sich findende Äußerung, daß die Wünsche des Publikums größtenteils auf die Beibehaltung der seit-
herigen Ausschmückung gerichtet sind. Die Farben, in denen das Innere des Königlichen Theaters gehalten
ist, Weiß mit Gold und Roth, machen einen so freundlichen Eindruck und sind für die Theaterbesucher ein
so gewohnter Anblick geworden, daß eine Änderung in denselben sehr schmerzlich empfunden würde. Man
betrachtet diese Farbenzusammenstellung gewissermaßen als etwas Erb- und Eigentümliches, von dem man auch
fernerhin nicht ablassen möchte. Der gegenwärtig in Gebrauch befindliche weiß und rote Doppelvorhang,
Handzeichnungen Staatsarchiv Marburg.
Altmüller, Theater S. 229.
Handzeichnungen Staatsarchiv Marburg.
Apell, Cassel 1792 S. 85.
Hess. Erinnerungen S. 100. Der Verfasser schreibt Den Vorhang im alten Theater zu Cassel vor 1821 kann ich mir nicht
mehr vergegenwärtigen; ich kenne nur eine kleine Handskizze des damaligen Proszeniums bei offener Bühne, von Joh. Heinrich Tisch-
bein sen. en gouache gemalt."
Lynker, Theater S. 538. Hoebel, Hoftheater.
Bennecke, Hoftheater S. 186.
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Gebäude. agaaaaaaaaa
welcher vom verstorbenen königlichen Dekorationsmaler Harke gemalt ist, macht einen künstlerisch vornehmen
Eindruck und dürfte bei einer etwaigen Erneueruung füglicherweise zum Muster genommen werden"? ln
welchem Jahr die Hofloge die Umgestaltung erhielt, die den oberen Teil durch Einbau einer Zwischendecke
zum zweiten Rang zog, war nicht mehr zu ermitteln. An Platz bot das Theater, das vorher 1177 Personen auf-
nehmen konnte in seiner letzten Fassung Raum für 1278 Zuschauer
Das Gebäude des Opernhauses fiel ebenso wie das zugehörige Nachbarhaus der lntendantur im Jahre
1910, nachdem der Neubau eines größeren und aufwendigeren Theaters an Stelle des Auetores an der süd-
östlichen Schmalseite des Friedrichsplatzes entstanden war. Beim Abbruch des Hauses wurde der Grundstein
des Palais Maximilian aufgefunden leider aber in das Grundmauerwerk des Warenhauses Tietz, das auf dem
Platze des alten Opernhauses erstand, einbetoniert, ehe er einem Sachverständigen zu. Gesicht kam? Die Er-
innerungen, die sich an die künstlerischen Darbietungen des Hauses knüpfen, dasiim Laufe der 140 Jahre
Schauspieler, Sänger und Musiker mit den klangvollsten Namen gesehen hat, haben in der Literatur einen
reichen Niederschlag gefunden; Von den am Opernhause beschäftigten Bühnenmalern müssen Johann Valentin
Tischbein, die beiden Gütig und Georg Anton Primavesi genannt werden. Auch der jüngere Primavesi war
am Theater tätig. Er lieferte gleichsam als Probestück die venetianische Ansicht zum ersten Akt der Oper
Alessandro Stradella, worin er sich namentlich die verschiedenen Lichteffekte von Mond- und Laternenschein
zur Aufgabe gemacht hatte. Friedrich Beuther, der unter Goethe in Weimar gearbeitet hatte, schuf die viel
bewunderten Dekorationen für die Zauberflöte, Titus, Joseph in Egypten, Oberon und zahlreiche andere Stücke.
Viele seiner Dekorationen sind als Muster in kolorierten Kupferstichen bei Rocca in Göttingen und Velten in
Karlsruhe erschienen. An der Ausstattung der Oper Der Prophet, die 1850 in Szene ging, arbeiteten Professor
Friedrich Müller und Karl Fink mit. Auch der Maschinist Girandoni wirkte gelegentlich als Maler, namentlich
wenn es sich um die Darstellung von Ruinen handelte. Die letzte Vorstellung im Hause, die Aufführung von
Spohrs Jessonda, am 14. Juni 1909 war eine sinnige Dankesfeier für den Komponisten und Dirigenten, der
die gefeiertste Periode des Theaters eingeleitet hatte. Daß zu den auswärtigen Besuchern des Opernhauses
auch Goethe gehört, der am 17. August 1801 Paers Oper Kamilla beiwohnte soll nicht unerwähnt bleiben.
Museen.
Kunsthaus.
Das am Steinweg gelegene, jetzt als Naturalienmuseum dienende Kunsthaus9 kann im Wesentlichen als
das Ergebnis eines Umbaues angesehen werden, den Landgraf Karl am alten Ottoneum vernahm." Beendet
Hessenland VIII. S. 83.
Gettke, Bühnen-Almanach 1889 S. 149.
Brunnemann, Kassel S. 42 f.
Vgl. Abschnitt Palais des Prinzen Maximilian" S. 386.
Heidelbach, in Mitt d. Ver. f. hess. Gesch. 1910111 S. 38.
Devrient, Schauspieler-Kunst IV S. 105. IT. Lynker, Gesch. d. Theaters. Hess. Erinnerungen S. 2041i. Lyriker, Theater. Piderit
Cassel S. 386 Ü". Signale f. d. musikalische Welt XLV S. 737 H. Hessenland S. 13 u. S. 126 II. Bennecke, Beiträge Hoftheater. Casseler Tagebl.
u. Anzeiger 1891 Nr. 358 u. 1892 Nr. ff. 5., Hoftheater. Wolter, Theater. G., Theater. S., Theater. Neuber, Hoftheater. Bennecke,
Schauspieler. Bennecke, Hoftheater. Altmiiller, Theater. Hoebel, Hoftheater. Hessenland XV S. 82 ff. Müller, Hoftheater. Auell, in Festschrift
zur Eröffnung des neuen Königlichen Theaters 1909. Burger, Hoftheater.
Lyriker, Theater S. 384 f. Bennecke Hoftheater. Piderit, Cassel S. 386. Hoffmeister, Künstler. Gerland, Du Ry S. 124.
Katzenstein, Künstler.
Altmüller, Theater.
Piderit, Cassel S. 130 u. 235 f. Nebelthau, Gebäude S. 58. Rommel, Gesch. v. Hessen S. 139. Dehn-Rotfelser, Kunst-
Schöpfungen S. 5. Dehn-Rotfelser u. Lotz, Baudenkmäler S. 29. Cöster u. Gerland, Museum. Nebelthau, Gebäude S. 50. Narten, Cassel
S. 290. Lenz, Naturalien-Museum. Knetsch, Inschriften S. 251. Ebe, Cicerone II S. 156. Albrecht, Sternwarte S. 253. Paulus, Museum S. 7.
Hessler, Landeskunde S. 43 u. 77. Jacobi, Hugenotten. Brunnemann, Cassel S. 30. Deutscher Baukalender 1910 III S. 24. Dehio,
Handbuch S. 205. Brunner, Cassel S. 212. Heidelbach, Kassel S. 74. Schelenz, in Hessische Post 1918 Nr. 269.
Vgl. Abschnitt Ottoneum" S. 520 f.
534 aaaa
wurden die Bauarbeiten im Jahre 1696. Worin sie im Einzelnen bestanden, scheint aktenmäßig nicht überliefert
zu sein. Der Architekt des Baues war Paul du Ry.1 Durch Überführung der bis dahin im Marstall unter-
gebrachten Sammlungen der fürstlichen KunstkammeN erhielt das Gebäude im Jahre seiner Vollendung auch
seine neue Bestimmung. Nachträgliche lnnenarbeiten lassen sich noch 1698 feststellen. In diesem Jahre wurde
Joh. Oswald Harmes aus Hamburg nach Cassel berufen, um die Wandmalerei im Kunsthause auszuführen."
Geschichtlich interessiert, daß am 2. November 1709 im Kunsthause die feierliche Einweihung des von Landgraf
Karl gegründeten Collegium Carolinum, jener auch Athenaeum oder Gymnasium illustre bezeichneten Anstalt,
stattfand, die als Vorbildungsanstalt für die Universität gedacht warf
Eine Beschreibung des Innern gibt Uifenbachf der 1709 das Kunsthaus besuchte und über die Sammlungen
ausführlich berichtet. Er erwähnt als ersten Raum die Anatomiekammer. Selbige ist ein nicht gar grosses
Zimmer, fast ganz in der Höhe. Es ist darinnen zwar noch wenig, aber es sind sehr zierlich auf verguldeten,
und von Bildhauer-Arbeit gemachten Gestellen und Gesimsen aufgesetzte Stücke," die meist in menschlichen
und tierischen Abnormitäten bestanden. In vier Cabineten" d. h. Schränken befanden sich Präparate, Instrumente,
Insekten und Konchilien. In einem kleinen Zimmer, das ein paar Treppen herunter" lag, standen Luftpumpen
und ein von lhro Durchlaucht erfundenes merkwürdiges Instrument, das ein perpetuum mobile abgeben sollte,
das vom Wasser getrieben, und zugleich mit Eimern schöpfen sollte." Die Erwähnung eines Hörsaales, in dem
Erd- und Himmelsgloben angetroffen wurden, lehrt, daß im Museum auch Vorlesungen gehalten wurden. Ganz
oben" befand sich die Altan, so anjetzo noch zum Observatorio dienet. Es ist so hoch hinauf, daß man es
unten nicht meinen sollte; von daher können auch alle Häuser und die ganze Stadt übersehen werden. Sie
ist aber etwas klein, und hat ein rundes mit Gläsern versehenes Thürngen In diesem war eine besondere
Erfindung, die Gewalt des Windes zu zeigen, welche lhro Durchlaucht der Herr Landgraf selbst erdacht."
Außen auf der Altane stand ein kleiner steinerner schlechter Cubus oder Sonnen-Uhr." Zwei Treppen tiefer
lag die Mineralienkammer, ein viereckiges nicht gar großes Zimmer, darinnen aber ein schöner Vorrat von
Erzen." Ehe man in diese Kammer kommt, geht man durch ein langes Zimmer, darinnen stand auf einem
allgemach in die Höhe gehenden Gerüste die Helfte des unvergleichlich und sehr künstlich von dem Modellisten,
Herrn Wachter, aus Holz verfertigten Modell des Weißensteins, oder vielmehr des Wasserwerks auf dem Winter-
Kasten. Es ist dasselbe sehr wohl, und pünktlich nach dem verjüngten Maßstab gemacht, daran man gar deutlich
und mit Erstaunen sehen kan, wie dieses große Werk, wann es zu seiner Vollkommenheit gelanget, sich
präsentieren werde. Es stehet, wie gedacht, nur die Helfte in diesem Zimmer, weil der Raum zu kurz das
übrige aber von der Mitte bis herunter ist in einem Gemach darneben. In dem vorigen aber lag in einer Ecke
noch ein klein Modell auf der Erde von einem Schleußen-Werk, womit der Herr Landgraf die Absicht hat,
auf die Höhe des Berges mit Schiffen zu fahren. Auf der andern Seite waren noch etlich kleinere Kammern
mit allerhand Modellen, als z. E. wie das Haus in Freyenhagen, nebst einem unvergleichlichen Garten soll gebauet
werden. Auf einem besondern Tische daneben stund das Modell von der Grotte, so vor dem Garten kommen
soll. Ferner war allda ein Entwurf, wie die Stadt Sieburg, sechs Meilen von hier, bei Münden an der Weser,
gar regulär und wohl gebauet werden soll, davon bereits ein guter Anfang gemacht worden. Hinter diesem
waren noch zwey kleine Zimmer, mit allerhand Modellen." Augenscheinlich handelt es sich um die Sammlung,
die später im Modellhaus untergebracht war." Das Beste und Vollkommenste von allem in dem gantzen Kunst-
Haus" traf Uffenbach zwo Treppen herunter in einem Zimmer rechter Hand hinten hinaus." Es war ein
unbeschreiblich großer und vortrefflicher Vorrath von allerhand der neuesten, kostbarsten und herrlichsten
Instrumenten zur Geometrie, Astronomie, Civil- und Kriegs-Baukunst, ja zu allen Theilen der gantzen Mathematik,"
Gerland, Du Ry S. 15 f., der irrtümlich auch die Architektur des Ottoneums du Ry zuschreibt.
Vgl. Abschnitt Landgrafenschloss. Marstall" S. 304.
Rommel, Gesch. v. Hessen S. 140.
Hartwig, Coll. Carolinum S. 76 f.
Reisen S. 12 IT.
Vgl. Abschnitt Modellhaus" S. 542 ff.
3313394391215
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Gebäude. QQQQQQ
eine Sammlung, die an Ordnung und Wert selbst die der kurfürstlichen Kunstkammer in Dresden übertraf. An
den lnstrumentensaal schloß sich die Uhrkammer. Zu ebener Erde lag das Skulpturenkabinet, darinnen viele
antique, mehrentheils aber moderne Statuen, Brust- und andere Bilder, von Bildhauer-Arbeit in Holz, Stein,
Alabaster, Marmel, wie auch gegossene Arbeit, und dann viele Formen zum abgießen. Ihro Durchlaucht, der
Herr Landgraf, war zweymal, und die Frau Landgräfm einmal in Alabaster in Lebens-Größe zu sehen. Hier
und da lagen ziemlich große Stücke mit künstlichen kleinen Figuren aus der biblischen Historie von Stein, ver-
mutlich aus einer Kirche von Hirschfeld hierher gebracht." Auch ein Brust-Bild des Herrn Landgrafen, von
etwa anderthalb Schuh, so unvergleichlich wohl nach dem Leben in Glas gegossen," war zu sehen. Schließlich
findet sich noch ein Zimmer, daß größte und höchste im Gebäude, mit Gemälden und Medaillen erwähnt.
Der Gemälde waren etwa hundert, darunter Stücke von Titian, Rubens und Roos. Von Interesse ist Uffenbachs
Bemerkung, daß neben das Kunsthaus nun noch ein Bau zu einem Observatorium gesetzet, und daran gar bald
der Anfang gemacht, auch einige zu dem Platz erkaufte Häuser abgebrochen werden" sollen.
Die Bestimmung der Räume, wie sie Uffenbach angibt, läßt sich auch später feststellen 1731 ist
außerdem von einer DrehekammeW die Rede, darin viele Drehe-Instrumente" in Unordnung lagen. Auch eine
Buchdruckerpresse stand um diese Zeit im Hause. Aus einer Bemerkung des Jahres 1738 ist zu ersehen, daß
die Medaillenkammer kreisrunde Fenster besaß. Neue Kammern wurden 1747 angelegt Daß nicht nur ein
anatomisches Museum sondern auch eine Anatomie im Gebäude sich befand, ergeben die Notizen einer Casseler
Familienchronikß Als 1741 sich ein Metzgerbursche erhängt hatte, hat man ihn laßen durch den schinder
abschneiden, aber im Kunsthauße wieder Ehrlich gemacht", denn man hat geurdeilet, daß er geiret hat", und
als 1754 Kerlen auff den forst gehenckt worden" sind, ist einer des abends wieder abgenommen u. in das
Kunsthauß kommen". Diese Anatomie ist wohl als ein Bestandteil des 1738 ins Leben gerufenen Collegium
medico-chirurgicum anzusehen, das die gerichtlichen Sektionen vorzunehmen hatte.
Eine ausführliche Beschreibung der Sammlungen gibt Schminke 17674 Hier seien nur erwähnt die
im Stein- oder Sculpturzimmer" befindlichen, aus dem Alabastergemach des Landgrafenschlosses stammenden
Reliefs die Statuen des Landgrafen Karl und seiner Gemahlin, die Modelle der Statuen und Reliefs aus dem
Marmorbade, sowie zwei aus der fürstlichen Bibliothek überführte Tische mit kunstvoll eingelegten Marmor-
platten." Das Mineralienzimmer trug die Überschrift Metalla et Fossilia". Beim Medaillenzimmer interessiert
die Bemerkung, daß das in der Mitte desselben stehende Münzcabinet die oberste Pyramide des Carlsberges
vorstellet, so mit kleinen helfenbeinernen Statuen und sauber ausgearbeiteten Basreliefs ausgezieret, und inwendig
mit Schubladen versehen ist". An Gemmen waren über 2500 vorhanden. Eingehende Würdigung finden die
Kleinodien- und Altertümersammlungen. Neu eingerichtet war das Zimmer, worinnen ausgestopfte Thiere,
alte Kleidertrachten, Gläser und Gewehr, auch musicalische Instrumente aufbewahrt" wurden. Der anüläedinipgü
im Erdgeschoß gelegene Hörsaal führte den Namen Auditorium Carolinum. Beim Observatorium erw" nt
Schminke, wie Uffenbach, ein auf der Altane stehendes rundes mit Fenstern versehenes Thürmchen" und ver-
merkt, daß darinnen ein Quadrant und eine Uhre zu sehen ist". Er weist darauf hin, daß man ehedem zu
solchem Behuf sich des auf dem Zwehrenthore befindlichen Aufsatzes bedienet" habe. Dieser Aufsatz des
Zwehrentores zeichnete sich dadurch aus, daß die oberste Rundung sich vormalen nach der Bewegung des
Himmels herumdrehen ließf Daß die Drehvorrichtung des Zwehrenturmes auf das Kunsthaus überführt wurde,
Staatsarchiv Marburg M. St. S. 8690.
Staatsarchiv Marburg M. St. S. 3690.
Losch, Chroniken S. 27 und 37.
"Cassel S. 134 ff.
Vgl. Abschnitt LandgrafenschlofW S. 280 uud Abschnitt Museum Fridericianum" S. 558 f.
Jetzt in der Löwenburg zu Wilhelmshöhe.
Schminke, Casse S. 81 f.
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wird angenommen, ist aber nicht erwiesen. Aus einer Beschreibung des Astronomen Bernoulli von 1768
ergibt sich, daß jedenfalls in diesem Jahre die Kuppel feststehend war. Die Beschreibung ist auch insofern
lehrreich, als sie erkennen läßt, daß die Sternwarte der Maison des curiosites" nicht in allen Teilen den Bei-
fall des Fachmannes fand. Ce grand edifice" heißt es est couvert par une plate-forme qui domine sur toute
la ville, 81 sur la quelle est une tour ronde couverte par un döme fixe, au milieu du quel est encore une
petite tour pareille. La plate-forme devoit servir aux observations astronomiques ainsi que la tour, qui quatre
grandes portes vitrees deux battans, 81 quatre croisees, 81 dont le plancher forme un ovale d'environ 25 pieds
de longueur sur 16 ou 18 de largeur. C'est cette tour qui est encore actuellement l'Observatoir, mais un
observatoir petit, peut-ätre peu solide, fort expose tous les vents, tres incommode cause du grand nombre
de degre's par lesquelles il faut monter car l'Astronome n'a pas son logement dans la maison". Engel-
hardt beschränkt sich 1778 darauf, von einer Kuppel und Gallerien auf dem Dache, die zu astronomischen
Beobachtungen dienen", zu berichten, ohne auf die Einrichtung des Observatoriums einzugehen.
Eine Änderung in der Raumbenutzung nahm Landgraf Friedrich Il. vor. Er nutzte das Haus für die
Zwecke des von ihm 1767 mit dem Collegium medico-chirurgicum vereinigten Collegium Carolinum aus
Wie Engelhard 1778 berichtet, war das Gebäude um diese Zeit zu Wohnungen für die bey dem Collegio
Carolino studierenden Ausländer, besonderst von vornehmen Stande eingerichtet worden. Wie denn sowohl
durchlauchtigste Prinzen des Hauses, als Reichs- und andere Grafen, nebst anderen vornehmen Fremden darinnen
ihre Wohnung gehabt. Die darinnen gewesenen Sachen wurden einstweilen in dem fürstlichen Lustschlosse
Bellevüe auf der Oberneustadt aufgestellt, von dar sie jedoch ganz kürzlich, meistentheils wieder in das Kunst-
haus zurück gebracht worden; Bis sie demnächst in dem neuen Bibliothekgebäude, dessen untere Zimmer im
Fuße dazu bestimmt sind, werden können aufgestellet werden". Ob bei dieser Gelegenheit im lnnern bauliche
Änderungen vorgenommen wurden, ist nicht zu ersehen. Bemerkenswert ist, daß 1778 eine große Vase auf
einem Ofen" beschafft wurde, die 22 Taler kosteteß Daß das Kunsthaus auch den Namen Carolinum führte,
vermerkt 1781 Günderodeß Noch unter Friedrich ll. nahm das Gebäude den Charakter eines Kadettenhauses an.
Diese Eigenschaft behielt auch zunächst unter Wilhelm IX. das Haus. ln demselben" schreibt 1792 Apell werden
anjetzo 40 junge Edelleute von 10 bis 16 Jahren unentgeltlich logiert, ernährt, gekleidet, und in allen einem
Soldaten nützlichen Wissenschaften und Künsten frey unterrichtet, bis ihr Alter und Kenntnisse sie fähig machen,
in ein Regiment als Offizier angestellt zu werden. Der jetzige Landgraf hat durch Verbindung der Pagen mit
den Kadets was deren Erziehung für den Kriegsstand betrifft und durch eine besondere Kriegsschule für das
Artillerieregiment in diesem Gebäude alles das vereiniget, was künftig dem hessischen Korps durchaus gut unter-
Vgl. Abschnitt Zwehrentor" S. 76. Die Annahme scheint auf Schminke zurückzugeben, welcher schreibt Der über diesem
Tor dem Zwehrentor stehende Turm ist ehedem zu einer Sternwarte gebraucht worden Die oberste Rundung ließ sich vormalen nach
der Bewegung des Himmels herumdrehen; itzo hat man dieselbe auf das Kunsthaus verlegt, und darauf eine besondere Uhr gesetzt". Es ist
nicht klar zu ersehen, ob man bei der Verlegung an die Rundung" oder nur an die Sternwarte" zu denken hat. Bernoulli, Lettres S. 36,
scheint die Verlegung auf die Drehvorrichtung zu beziehen. Weidler, Hist. astron. S. 588, spricht 1741 bei Erwähnung der Sternwarte in
Domo Artium, quam uocant, s. technophylacio Cassellano" von einem observatorium uetus". Allein dieser Ausdruck scheint nicht gewählt
zu sein, um die Herkunft des Observatoriums vom Zwehrenturm anzudeuten, sondern um den Gegensatz zu der specula extra urbem", dem
neuen Observatorium auf dem Palais Bellevue, hervorzuheben. Vgl. Abschnitt Bellevueschloß" S. 372 f. Krieger, Cassel S. 207, schreibt 1805
Die oberste Rundung des Zwehrenturmes ließ sich vormals nach der Bewegung des Himmels herumdrehen. Diese Sternwarte wurde nachher
auf das Kunsthaus verlegt". Rommel, Geschichte v. Hessen S. 139, nimmt 1858 an, daß das Haus oben auf einer beweglichen Altane
mit einem Observatorium versehen" gewesen sei. Eine Verlegung der Kuppel des Zwehrenturmes auf das Kunsthaus kommt sicher nicht in
Frage; beide Kuppeln erscheinen auf älteren Stadtansichten gleichzeitig nebeneinander.
Lettres S. 37.
Erdbeschreibung S. 93.
Hartwig, Coll. Carolinum S. 86 lm Frühjahr 1773 wurden Karoliner, die vorher in einem Hause der Neustadt untergebracht
waren, in das Kunsthaus übergeführt. Im Herbst d. J. werden noch 13 Wohnungen daselbst eingerichtet. Diese sind aber schwerlich alle
bezogen worden. Im Jahre 1757 werden nur Pensionäre aufgeführt".
Chatoul-Rechnung 1778. Staatsarchiv Marburg.
Briefe S. 25.
Cassel 1792 S. 27 f. So auch Krieger, Cassel S. 134.
Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel. VI. Cassel-Stadt. 68
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Gebäude. äääääääää
Tafel 40 u. 336
Tafel 337,1
Tafel 337,2
richtete und gebildete Offiziere verspricht". 1806 wurde die Kadettenanstalt aufgelöst. Als sie in neuer Form
wieder ins Leben trat, fand sie in der in den Jahren 1809 und 1810 unter Leitung des westfälischen Artillerie-
generals Allix gegründeten Ecole d'artillerie, der späteren Kriegsschule, in der Oberen Königsstraße ihre
Unterkunft.
Nach Wiederherstellung des Kurstaates nahm das Gebäude das Steuerkollegium auf! Nachdem
durch die neue Organisation des Landes diese Behörde mit der Finanzkammer vereinigt worden war, diente es
der Verwaltung des Obersteuerkollegiumsß Von 1848 bis 1853 wurden einige Säle zu Schwurgerichtssitzungen
benutzt. Nach Einverleibung Hessens in den Preußischen Staat bildete das Haus den Sitz des Katasteramtes.
Im Jahre 1884 wurde es nach einem Umbau zum Naturalienmuseum eingerichtet und erhielt damit eine seiner
ursprünglichen verwandte Bestimmung wieder
Das Bauwerk zeigt in den Hauptfassaden im Wesentlichen noch die Gestalt, die es zu Landgraf Karls
Zeit besaß. Wieweit beim Umbau von 1696 die Fronten des Ottoneums geschont wurden, ist oben gesagt?
Man wird anzunehmen haben, daß auf der östlichen und südlichen Schauseite die Architektur des alten "Pheaters
im wesentlichen bis zum Hauptgesimse beibehalten wurde, daß der Schnörkelgiebel der Ostseite infolge der
Verflachung des Daches aber in seiner Höhe eine Einschränkung und in seiner Voluteneinfassung eine Umarbeitung
erfuhr. Auch an die Modernisierung einzelner Profile wird man glauben müssen. Als völlig neue Zutat aus
der Bauzeit von 1696 hat der breite Giebelaufsatz zu gelten, der die südliche Längsfront in der Mitte
bekrönt, im Drempel fünf Rechteckfenster und im Giebelfelde eine kreisförmige Lichtöffnung zeigt. Ihm nachgebildet
ist der Giebelaufsatz der Nordfront, ohne in den Einzelheiten gleich organisch ausgefallen zu sein. Eine dekorativere
Bereicherung in barockem Sinne bedeutet der Portalvorbau auf der östlichen Giebelfront, der durch die beiden
Hauptgeschosse des Hauses bis zum Hauptgesimse hinaufreicht. Er besteht aus zwei auf hohe Postamente
gestellten toskanischen Freisäulen, die über schulmäßigem dreiteiligen Gebälk einen von einem Eisengeländer
umgebenen Balkon tragen. In den Metopenfeldern des Frieses finden sich auf der Vorderfläche die vergoldeten
Anfangsbuchstaben des fürstlichen Bauherrn und .als Mittelfüllung eine fünfblättrige Rosette, an den
Seitenflächen zwei verschlungene C. Zwischen den beiden Säulen verspannt sich im Erdgeschoß als Schutz für
das Hauptportal, ein kleiner Vorbau, dessen gleichfalls mit einem Eisengeländer eingefriedigte obere Abdeckung
als Austritt für eine Tür des Obergeschosses dient. Seine Öffnung ist durch profilierte Gewände und einen
Segmentbogen eingefaßt. Der in der Gebäudeflucht liegende Haupteingang zeigt seitlich toskanische Pilaster
und im halbkreisförmigen Bogen zentral gerichtete, abwechselnd vorspringende Quaderschichten. Die rundbogige
Balkontür des Obergeschosses weist die gleiche Profilierung wie die Fenster auf. Bekrönt wird sie durch eine
Kartusche mit seitlichen Tuchgehängen und Laubwerk, das sich von hier aus auch auf die flachgewölbte
Untersicht des Hauptbalkons als Randschmuck einer Füllung ausdehnt. Auch die seitlichen Gebälkflächen sind
mit Rankenschmuck versehen, während die Unterseite des Architraves durch Lorbeerornament belebt ist. Die
Balkontür des Giebelfeldes ist ähnlich wie der Haupteingang ausgebildet.
Gelegenheit, als Baukünstler sich frei zu betätigen, fand Paul du Ry erst bei der Westfront, die auf
den ersten Blick sich als selbständige Schöpfung des französischen Architekten zu erkennen gibt. Die breitgelagerte
wohlgegliederte Fassade, die zwei Geschosse und acht Achsen aufweist, wird von einem vierachsigen Giebelaufbau
mit Segmentbogenabschluß bekrönt. Die Staffelecken dieses Aufsatzes sind mit je einer Volute gefüllt, die auf
eine in rechteckige Felder aufgeteilte und durch einen verkröpften Endpfeiler abgeschlossene Attika ab-
laufen. Das Hauptgesims liegt etwas höher, als auf den übrigen Fronten und verkröpft sich seitlich um die
Endpilaster des zweiten Geschosses. Ein schlichtes Steinband trennt als Gurtgesims die beiden Hauptstockwerke.
Hessenland Vlll S. 51 f. Vgl. Abschnitt Kriegsschule" S. 515. Nemnich, Tagebuch, berichtet im Jahre 1808 Das vorige
Kadettenhaus ist geblieben, und nur mit einigen bequemen Einrichtungen verbessert worden". Vgl. Zwenger, Industr. Verhältnisse S. 330.
Nach Müller, Kassel ll S. 53, befand sich zeitweise auch die Akademie der bildenden Künste im Kunsthause.
Cassel u. Wilhelmshöhe 1828 S. 54 f. Apell, Cassel 1831 S. 9. Lobe, Wanderungen S. 104.
Über die Geschichte der Sammlungen vgl. Kunze, Naturalienmuseum.
Vgl. Abschnitt Ottoneum" S. 518 ff.
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538 Qaaaaaaaaaaaaa
Der Sockel besteht aus einer einfachen Schräge. Das in der fünften Achse von links angeordnete wenig vor-
tretende Rundbogenportal ist rechteckig umrahmt, durch abwechselnd vertretende Quader belebt und durch ein
horizontales Gebälk abgeschlossen. Die Fenster des Erdgeschosses sind halbkreisförmig geschlossen, besitzen
eine wenig vorstehende schlichte Umrahmung und als Gewändeprofil eine Fase, die etwas über der Sohlbank
als Gehrungsecke ausläuft. Im Obergeschoß ruhen die mit Kämpfer und Schlußsteinen versehenen Gewände der
gleichfalls rundbogigen Fenster auf dem Gurtgesims. Die niedrigen Brüstungen sind nach Art eines Sockels
gegliedert. Die flachbogig geschlossenen, mit Schlußstein versehenen und reicher profilierten Fenster des Dach-
geschosses, die über dem Scheitel eine spiegelartige Vertiefung zeigen, sind dadurch enger in die Architektur
des Drempels einbezogen, daß ihr Feld sich in Form einer dünnen lisenenartigen Vorlage nach oben verlängert
und in die Unterglieder des dreiteiligen Gebälkes verkröpft. Die gleiche Art der Ausbildung weisen die beiden
Endpfeiler auf, bei denen eine halbrunde, oben geradlinig geschlossene Nische das Fenster ersetzt. Auf den
drei mittleren Zwischenpfeilern finden sich Sandsteinplatten von ovaler und achteckiger Form, offenbar für
Reliefs bestimmt. Ob die kleinen Rechteckplatten über den Nischen lnschriften tragen sollten oder bloß dekorativ
gedacht waren, ist schwer zu sagen. Daß, wie vielfach angenommen wird, der stark betonte Aufsatz auf dem
Scheitel des Giebels eine bekrönende Skulptur tragen sollte, ist nicht wahrscheinlich. Seine Breite, die über
die Stärke einer dünnen Wand nicht hinausgeht, ist als Sockel einer Plastik zu schmal. Auch hatte er, wie
unten angegeben, ursprünglich bestimmt einen anderen Zweck. Sicher für eine großeflache Plastik stehen
geblieben sind die im Giebelfelde anzutreffenden vertretenden Quader. Als Baumaterial ist für die architektonischen
Gliederungen und für das gesammte Dachgeschoß ein heller Sandstein verwandt. Die Flächen der beiden
Hauptgeschosse sind verputzt.
Am einfachsten ist die gleichfalls in den Flächen verputzte, der architektonischen Zieraten fast ganz
entbehrende Nordseite gestaltet. Die Schlichtheit dieser jetzt am meisten in die Erscheinung tretenden Wand
erklärt sich daraus, daß sie ursprünglich die Hinterfront des Gebäudes bildete, die erst sichtbar wurde, als die
sie verdeckenden Häuser des Steinweges fielen. Die nachträglich vorgenommene Überarbeitung reicht nicht hin,
der Front den untergeordneten Charakter zu nehmen. Ihre beiden Geschosse sind durch fünf bis zum Erdboden
herabgeführte Flachbogennischen gegliedert, in welchen die gleichfalls flachbogig geschlossenen Fenster so an-
geordnet sind, daß die Bögen des Obergeschosses mit den Nischenbögen zusammenfallen. Der Scheitel der
Bögen ist durch einen Keilschlußstein betont. Die etwas abweichende Höhenentwicklung der Mittelachse hängt
mit dem hier angeordneten Treppenhause und Nebeneingange zusammen. Das Hauptgesims, das aus Holz gebildet
ist, besteht nur aus dem Obergliede des Hauptgesimses an der östlichen Giebelfront. Auffallend ist ein im
westlichen Teile der Wand sich findender Mauerabsatz. Er ist wohl der an dieser Stelle auf älteren Stadt-
plänen festzustellende Knick der Stadtmauer, die in ihrem weiteren Verlauf nach Osten hin sich mit der Nord-
wand des Kunsthauses deckte. Die auf jüngeren Plänen" an den beiden Enden der Wand erscheinenden
erkerartigen Vorsprünge, die als Abortanlagen gedient haben, sind verschwunden.
Die ehemalige Sternwarte ist nicht mehr vorhanden, läßt sich aber auf älteren Stadtansichten noch fest-
stellen. Sie bestand, den oben erwähnten Beschreibungen entsprechend, aus einem Altan und einem Kuppelbau.
Der Altan zog sich, von einem Eisengeländer eingefaßt, auf dem abgeplatteten First entlang. Er besaß nur
eine geringe Breite und macht auf den Abbildungen den Eindruck eines Laufganges. Am Westende bildete
der Aufsatz des barocken Segmentbogengiebels seine Stirnwand, wie auf älteren Abbildungen des Gebäudes'
klar zu erkennen ist. Im Westen lief er sich vermutlich gegen den Renaissancegiebel tot. Ob, wie es auf
einer sehr kleinen Abbildung des Jahres 17424 den Anschein hat, sein Lauf auf dieser Strecke die gleiche Höhe
Stadtplan v. Wessel 1673.
Stadtpläne v. Selig 1781 u. 1822
Ansicht vom Friedrichsplatz der Residenz Cassel von Aug. Eberhardt, Handzeichnung Landesbibliothek Cassel. Ansicht des
Friedrichs-Platzes der Residenz-Stadt Cassel, gezeichnet von nach und in perspective gebracht im Jahr 1789 von W. Kobold 1789,
gestochen von G. W. Weise.
Stadtansicht 1742
Tafel u. 66.2
Tafel 15 u. 16
Tafel 38
'l'afel 26.3
539 alaaaaaaaaaaaagaaa
68'
E2398
Tafel 338
wahrte, kann zweifelhaft sein, da eine etwas größere, freilich nur skizzenhaft gehaltene Zeichnung aus der Zeit
um 17151 nach dem Giebel zu einen stufenförmigen Absatz der Plattform aufweist. Der Kuppelbau nahm
anscheinend die Mitte des Altans ein. lm Grundriß bildete er ein Achteck. Jede seiner Wände wurde durch
ein rundbogig geschlossenes Fenster durchbrochen, über dem sich noch in einem halbkreisförmigen Giebelfelde ein
kleines Kreisfenster befand. Das Kuppeldach krönte ein laternenartiger Aufsatz mit geschwungener Haube. Neben
diesem Kuppelbau erscheint ein kleinerer und niedrigerer turmförmiger Aufsatz, gleichfalls mit achteckigem Grund-
riß, Rundbogenfenster mit Schweifdach. Daß in diesem Nebenbau, der sich auf den meisten Abbildungen der
Hauptkuppel unmittelbar anschließt, ein Treppenturm vorliegt, ist anzunehmen, wenngleich auf einer Zeichnung,
die allerdings das Gebäude nur nebensächlich behandelt beide Bauteile von einander losgelöst erscheinen.
Jetzt weist das stattliche Satteldach, dessen Krone statt der ursprünglichen Abplattung einen geschlossenen
First zeigt und dessen Biberschwanzflächen mit einigen Lukarnen besetzt sind, in der Mitte nur noch den
unteren Stumpf des Kuppelaufsatzes auf. Den oblongen achteckigen Baukörper, dessen Wandungen die Höhe
des Firstes nicht überschreiten, deckt ein flaches beschiefertes Zeltdach, das den Eindruck einer Notabdeckung
macht. Die aus Fachwerk bestehenden verputzten Wände werden von kreisförmigen, mit einfacher Sprossen-
teilung versehenen Fenstern durchbrochen. Höhere Beachtung als der schlichte Außenbau beansprucht die
Ausstattung des lnnenraumes, in dem offenbar die alte Anatomiekammer vorliegt Der 9,80 lange und
5,60 breite Saal, den eine Voutendecke mit flachem Mittelfeld und seitlichen Stichkappen abschließt, ist
mit zwar handwerklich ausgeführten, aber kulturgeschichtlich recht bemerkenswerten Malereien geschmückt,
die auf die Bestimmung des Raumes als Anatomie Bezug nehmen. Den Deckenspiegel füllen zwei quadratische,
an den Ecken durch Viertelkreise eingezogene Quadrate mit Wolkenszenerien und beflügelten Putten,
die in dem einen Falle einen Leichnam sezieren, im anderen Falle ein Skelet heben oder bergen. In
den gemalten Bogenstellungen der Voute finden sich Engel mit chirurgischen Instrumenten. Als flankierende
Figuren dieser Nischen erscheinen mit bunten Laken drapierte Gerippe, teils mit Sense, Stab und Sand-
uhr ausgestattet, teils die Girlande stützend, die das Mittelfeld umgibt. Die Stichkappen, die zu den
kreisförmigen Fenstern hinüberleiten, beleben schwebende Engel, die wiederum medizinische Werkzeuge tragen.
Ornamentale Umrahmungen, plastisch oder perspektivisch gemalt, bringen die" einzelnen Felder der Decke in
architektonischen Zusammenhang. Die bläulich gestrichene Unterwand ist an den Schrägseiten durch halbkreis-
förmige Rundbogennischen aufgelöst. Die übrigen Seiten besitzen in der Mitte Türen, die teils als Zugang teils
als Schrankverschluß dienen.
Im übrigen bietet das ehemalige Kunsthaus, das ietzt die Bezeichnung Naturalienmuseum führt, im
Innern keine Räume von architektonischer Bedeutung. In der Grundfläche bildet es ein Trapez, dessen Außen-
mauern bis auf die völlig neue Westwand vom Ottoneum übernommen worden sind. Der Grundriß des Erd-
geschosses ist in der Längsrichtung durch einen 8,30 breiten Flur geteilt, von dem in der Mitte das Treppen-
haus nach Norden rechtwinklig abzweigt. Jenseits der Treppe erweitert sich der Korridor zu einem fast
breiten Raum. Die Längswände des Durchganges werden von großen rundbogigen Öffnungen durchbrochen,
die zum Teil jetzt vermauert und mit kleineren Türen versehen sind. Diese Längswände sowie. die Abschluß-
mauern des Treppenhauses dürften noch der ursprünglichen Einteilung des Kunsthauses angehören. Die seit-
lichen Säle sind durch Zwischenmauern in Räume verschiedener Größe aufgeteilt und diese wiederum mit
Fachwerkwänden durchsetzt, wie es gerade dem Zweck der jeweiligen Verwendung des Gebäudes entsprach. Ähn-
liche Raumeinteilung zeigen auch das Obergeschoß und Dachstockwerk. Die lichte Höhe der in der Fußbodenlage
besonders im Dach häufig springenden Räume beträgt im Erdgeschoß 4,50 im Obergeschoß 4,0 und im Dach-
Stadtansicht um 1715.
Ansicht der Orangerie von Kobold 1789. Handzeichnung Landesbibliothek Cassel.
Schelenz, Cassel S. nimmt an, daß der Raum vermutlich für die anatomischen Übungen im Kollegium unter Sömmering ein-
gebaut wurde." Vgl. auch Schelenz, Sömmering. Der Raum muß bereits unter Landgraf Karl entstanden sein. Die Anatomie Sömmerings,
die 1783 Goethe besuchte, darf vermutlich nicht, wie Schelenz will, auf dem Kunsthause gesucht werden. Sie befand sich wohl am Leipziger
Platz. Vgl. Abschnitt Anatomie?
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540 ää ä
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Gebäude. Qääääääääääg
geschoß 3,0 m. Mit dieser verhältnismäßig geringen Höhe hängt die Tatsache zusammen, daß die Decken des
Erdgeschosses in die alten Fenster der Süd- und Ostwand einschneiden, sodaß das Bogenfeld zugesetzt ist.
Überdeckt sind die Räume mit flachen geputzten Decken, deren Balken vortreten. Der verbreiterte Flur des
Erdgeschosses ist durch Holzstützen mit Rundbögen in der Längsrichtung geteilt. ln ihn führte ursprünglich
die Eingangstür der Westfront, die jetzt zu einem Fenster umgestaltet ist. Die gerade Haupttreppe ist mit
zwei Läufen und einem breiten Podest für jedes Stockwerk angelegt. lm Erdgeschoß nehmen Massivbögen die
Stufen auf, deren Wangen ebenfalls aus Stein bestehen. Das Geländer der Treppe zeigt schöne Schmiedearbeit,
im Erdgeschoß anders ausgeführt, als in den übrigen Stockwerken. Die Treppe zum Dachboden besitzt Rund-
dockengeländer mit rechteckigem gegliederten An- und Austrittspfosten. Der in das Treppenhaus einführende
Seiteneingang am Steinweg hat seine Gestalt beim Umbau des Kunsthauses zum Naturalienmuseum in den Jahren
1882 bis 1884 erhalten. Zuvor war die Öffnung vermauert und die Gewändenische für eine Abortanlage ein-
gerichtet. Der Unterschied zwischen Außengelände und Geschoßfußboden wurde durch fünf Stufen vermittelt.
Heute ist durch eine Freitreppe und die Anlage von Stufen im lnnern des Flurs die Podestfläche der Haupt-
treppe unmittelbar zu erreichen. Unterkellert ist das Gebäude im östlichen Teil.
Von älteren Ausstattungsstücken dekorativer Art interessieren die zum Teil in den Fluren und Samm-
lungsräumen verteilten, zum Teil im Magazin untergebrachten Ölgemälde, die zu den Beständen des Landes-
museums gehörenß Erwähnt seien hier die Tierbilder, die von Taraval, Nickole, Roos, Gottfried Valentin und
David von Cöln herrühren sollen. Auch einige Architekturstücke finden sich, unter denen die von Nickole
gemalten Entwürfe zur Kaskadenanlage auf dem Habichtswalde für die lokale Baugeschichte "erhöhte Beachtung
beanspruchen! Unter den wenigen im Magazin anzutreffenden Modellen verdient der Entwurf zu einem
Denkmal für Kurfürst Wilhelm Il. hervorgehoben zu werden. Die im Flur des 1. Obergeschosses aufgestellten
Gipsbüsten von Naturforschern sind modernen Ursprungs.
Längs der Süd- und Westseite befindet sich ein gepflasterter schmaler Hof mit hohen Stützmauern
gegen das anstehende Gelände. Auf der Südfront ist, von der siebten Achse an gerechnet, ein Teil des Hofes
mit einem Tonnengewölbe überbaut. Eine Inschrifttafel gibt Auskunft über Entstehung und Zweck dieses
Landgrafengangesß
Aus der Geschichte des Hauses und seiner Umgebung ist zu erwähnen, daß Gelehrte von Namen hier
wissenschaftlich gearbeitet haben. Genannt werden müssen der Weltumsegler Georg Forster und der Historiker
Johannes von Müller. Wie eine in der Neuzeit auf der Seite nach dem Steinweg angebrachte Tafel
kündet, hat Denis Papin, der Erfinder der Dampfmaschine, auf diesem Platze in Gegenwart des Landgrafen
Karl von Hessen im Juni 1706 die ersten größeren Versuche mit Anwendung der Dampfkraft erfolgreich aus-
geführt." Im Treppenhause des Kunsthauses soll er dem Fürsten, der ihn zuerst nach Marburg und dann nach
Cassel berufen hatte, die erste Dampfmaschine im Betrieb vorgeführt haben. Zum Schauplatz einer dreibändigen
Erzählung hat Georg Döring das Kunsthaus gemacht
Reliefs
im Erdgeschoß des Treppenhauses
Relief des Landgrafen Karl von Hessen, mit Dübellöchern versehen, anscheinend für Bau
bestimmt. Brustbild, Seitenansicht. Oval. Sandstein. Barock. Breite 0,95 m. Höhe 1,10 ms"
Relief der Landgräfin Maria Amalie von Hessen. Wie vorß
Lenz, Naturalien-Museum, wo sich die Bilder im Einzelnen verzeichnet finden.
Vgl. Band lV S. 264.
Vgl. Abschnitt Stadtbefestigung. Schloßpforte" S. 108.
Das Kunsthaus, Novelle in drei Teilen, Frankfurt a. M. 1831.
Vgl. Abschnitt Marmorbad" S. 843 Anm. 1.
Vgl. Abschnitt Marmorbad" S. 343 Anm. 1.
a aaaaaaaaaaaaaa 541 aaaaaaaaaaaaa
im Mittelgang des 1. Obergeschosses
Relief des Landgrafen Karl und der Landgräfin Maria Amalie von Hessen. Doppel--
Brustbild, Seitenansicht. Oval. Weißer Marmor auf schwarzem Grund. Rahmen Holz, ver-
goldet. Barock. Breite 0,72 m. Höhe 0,82 m.
Büsten im Mittelgang des Erdgeschosses.
Büste des Landgrafen Wilhelm IV. von Hessen, gezeichnet C. Hassenpflug fec. 1881".
Gips, bronziert. Höhe 0,80 m.
Büste des Landgrafen Friedrich ll. von Hessen, gezeichnet Monot f. 1782" Gips,
bronziert. Höhe 0,85 m.
Modellhaus.
Tafel 12
Tafel 191
Das eigenartige Haus das bestimmt war, die Modelle aller seit Landgraf Karl zur Ausführung gekommenen
oder noch geplanten Bauten aufzunehmen, das Modellhaus, lag anfänglich in der Nähe des Landgrafenschlosses,
unweit des Schlachthauses, im Holzgraben an der Rennbahn, deren Südostflanke es am Fuße der Böschung
begleitete. Außer der Tatsache, daß Landgraf Karl es 1711 gründete, scheint aus seiner Entstehungsgeschichte
nichts bekannt zu sein. Die in einer Rechnung des Jahres 17124 sich findende Bemerkung, daß Bauholz zum
neuen Modellhaus beschafft wurde, scheint zu ergeben, daß um diese Zeit der Bau noch im Gange war. Daß
die Modelle sich ursprünglich im Kunsthause befanden, ist oben gesagtn" Beträge für Modellarbeiten sind in
den Kabinetsrechnungen der Folgezeit des öfteren verbucht, ohne daß zu ersehen ist, ob es sich um Stücke
handelt, die in das Modellhaus kamen. Unter den Namen der für den Landgrafen arbeitenden Drechsler und
sonstigen Kunsthandwerker interessiert der des mit 20 Talern jährlicher Besoldung angestellten Modellschreiners
.I. C. Böttger, der von 1734 bis 1744 als Hofschreiner und Modellinspektor erscheint.
Der Grundriß des Gebäudes stellt sich auf den älteren Stadtplänen als langgezogenes schmales Rechteck dar.
Seine Länge wird mit 250 Fuß angegebenß Im Aufriß erscheint auf dem ungenauen Plane von Roth am Kopfende
des völlig schlichten, mit einem Satteldach abgedeckten Hauses ein pavillonartiger Kuppelbau, der wohl auf
Zuverlässigkeit keinen Anspruch macht. Tischbeins zeichnet 1782 das jeder Zierform entbehrende niedrige
Bauwerk mit Mansarddach, das durch Gauben belebt wird, und mit einem vermutlich den Eingang enthaltenden
kleinen Vorbau an der Front nach der Rennbahn. Die Abbildung läßt erkennen, daß das Haus auf der nach
der Kleinen Fulda sich senkenden Böschung so vertieft lag, daß nur das oberste Geschoß von der Rennbahn aus
sichtbar war. Im Ganzen soll das Gebäude zwei Geschosse besessen und außer den Sammlungsgegenständen
auch die Wohnung des Aufsehers enthalten haben. Sicher war es aus Fachwerk errichtet und im Äußeren
verputzt. Im Inneren stellte es einen großen Saal dar, den Galerien umzogen?
Über den Inhalt des Hauses macht Schminke 17671" einige Angaben. Unter allen Abrissen ist das
Modell des Wasserwerkes auf dem Carlsberge über dem Schlosse Weissenstein sehenswürdig. Dieses ist 220 Fus
Casselischen Masses lang, und im Jahre 1709 von dem Modelisten Wachter zu verfertigen angefangen worden,
und enthält eine genaue Vorstellung dieses ganz erstaunenden Werkes in seiner Vollkommenheit, wobey das
Lenz, Naturalien-Museum S. führt auch eine Büste des Landgrafen Karl von Hessen auf.
Ob die Bezeichnung zuverlässig ist und welcher Monnot in Frage kommt, bleibt noch festzustellen.
Engelhard, Erdbeschreibung S. 93. Günderode, Briefe S. 27 f. Hassenkamp, Briefe S. 55. Reise nach Leipzig S. 108. Reise
d. d. Harz S. 163. Lobe, Wanderungen S. 124. Piderit, Cassel S. 241.
Cabinets-Rechnung. Staatsarchiv Marburg.
Vgl. Abschnitt Kunsthaus" S. 535.
Schminke, Cassel S. 192.
Stadtplan v. Roth 1736.
Aussicht aus dem Fürstlichen Schlosse zu Cassel gegen Abend.
Wagner, Schützenkaserne.
Cassel S. 192 f.
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Qäääääääääää Gebäude.
Merkwürdigste, daß die Verhältnisse so genau im Kleinen in Acht genommen sind, als der Berg im Grossen ist,
wie dann die abhängige Lage des Gerüstes mit der Abhängigkeit des Berges und Erdreiches auf das genaueste
übereinstimmet. Zu beyden Seiten kann man auf und nieder gehen, darneben sind Galerien angelegt, worauf
die nachher verfertigte Modelle aufgestellet worden". Als weitere Stücke werden aufgeführt die Modelle der
Stadt Karlshafen, des Kanals daselbst der Karlsaue, der Orangerie, des Marmorbades, des Prinz-Georg-Gartens,
des in der Au zu verfertigenden Lusthauses mit einer Maschinentafel", der auf dem Forst geplanten Vorstadt
und des Gartens zu Freienhagen, womit die Reihe keineswegs erschöpft ist. Zu den Modellen des Marmorbades
gehörten gewiß auch die noch heute im Landesmuseum aufbewahrten Wachsmodelle des Marmorreliefs an den
Wänden Unter dem von Schminke aufgeführten Modell von einem Theil der hiesigen Stadt" wird man
wohl nur eine plastische Darstellung der Oberneustadt zu verstehen haben. Sonstige Stücke des Modellhauses
erwähnt 1785 der Kieler Professor Hirschfeldß Außer den Schlössern, die für die Aue und Weißenstein bestimmt
waren, zeichnen sich vorzüglich durch ihre Architektur aus ein heitres und offenes Lusthaus, das auf der
Insel im Augarten aufgeführet werden sollte; ein großes, prächtiges und geräumiges Jagdschloß; ein leicht
gebautes Vogelhaus; ein ansehnliches und weitläufiges Palais für den Garten Bellevüe; ein kleines sehr nettes
Jagdhaus oder auch Landhaus von einem Viereck, mit einem flachen Dache und einer runden Kugel in der
Mitte, in einem anmutigen Stil. Diese Gebäude ruhen hier noch bloß als Modellstücke und erwarten das Glück
der Ausführung, oder doch wenigstens den Ruhm, durch Zeichnungen und Kupferstiche den Architecturfreunden
bekannter zu werden. Sie beweisen zugleich den edlen und reinen Geschmack der Baukunst, den der Landgraf
Carl nährte, nach dessen Anleitung sie alle gemacht sind. Hätte dieser zu großen Unternehmungen gebildete
Fürst länger gelebt, oder die Einkünfte seiner Nachfolger gehabt, so würden gewiß seine Schlösser und Garten-
gebäude durch die hohe Schönheit der Architektur ganz Deutschland erleuchtet haben." Auch das Modell zu
einem Brunnenhause für Wiesbaden führt l-lirschfeld4 auf. Dieses Gebäude hat eine vorteilhafte, seiner Bestimmung
sehr gemäße Anordnung, indem um beyde Stockwerke in der Runde zwey große Arcadengänge laufen, die durch
sechs gerade bedeckte Gallerien mit dem eigentlichen Brunnenhause, das in der Mitte liegt, verbunden sind.
Auch das geräumige flache Dach dieser Arcaden und Gallerien dient bey kühlem Wetter zum Spazieren, und hat
in seiner Mitte eine Kuppel in Form eines antiken Tempels, die Ruhesitze enthält. An den Arcaden, die im
ersten und zweyten Stockwerk rund um das Brunnenhaus sich winden, und es gleichsam einfassen, sind, als
Wohnungen für die Brunnengäste zwey lange Flügel ebenfalls mit einem flachen Dach angehängt, und diese
endigen sich mit zwey Pavillons, die ein gebrochenes Dach haben. Bequeme Treppen und Thüren verbinden
alle Theile zu einem vollständigen Zusammenhang. Man wird nicht leicht einen Entwurf zu einem Brunnenhaus
finden, der mit der Schönheit des äußeren Ansehens zugleich so viel gute Anordnung zu seinem Zweck, so
viel Bequemlichkeit, so viel Anmuth und Heiterkeit der inneren Einrichtung vereinigte. Wie viel hätte nicht
Wiesbaden durch die Ausführung eines solchen Gebäudes gewinnen müssen!" Hohes Lob spendet dem
Modellhause eine Beschreibung des Jahres 1789? Das Gebäude selbst wird zwar als das gemeinste in seiner
Art" bezeichnet. Allein die Modelle Landgraf Karls, die Städte, Gärten, Schlösser, Brücken" finden eine
warme Würdigung. Wer mit diesen neuen ldeen, den Anblick der alten, in denen von Korkholz nach der
Natur verfertigten Ruinen des ehemaligen Roms, den vielleicht Rußlands Catharina noch so vollständig hat, im
Museum verbindet, der hat altes und neues großer und schöner Baukunst, auch ohne die Gebäude selbst zu sehen,
vor sich. Dieß, deucht mich, sollte ein Campe, an statt schiefer Urteile von Cassel und der Kunst daselbst, den
Kindern in seinen für sie geschriebenen Reisen sagen."
Die ungünstige Lage des Hauses, wie es scheint, und seine Unzulänglichkeit wurden die Veranlassung,
daß im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts ein Neubau geplant wurde. Er sollte am Ende der oberen
Vgl. Hoffmeister, Künstler S. 18.
Rommel, Gesch. v. Hessen S. 155. Vgl. Abschnitt Marmorbad" S. 340 u. 344.
Gartenkunst S. 321 f.
Ganenkunst S. 112.
Bibra, Cassel S. 14. Danach Zwenger, Kassel S. 42.
ifel 22.2 u. 81,
Tafel 347,1
Königsstraße nach dem Weißensteiner Platz zu, den Elysäischen Feldern gegenüber, in jenem Quartier zu stehen
kommen, in dem auch das neue Französische Hospital seine Stelle gefunden hatte, und damit den letzten Bauplatz
ausfüllen, der um diese Zeit in der Ostflucht der Straße noch frei war.1 Den Entwurf stellte Simon Louis du Ry
auf. Die noch vorhandenen.Zeichnungen' weisen das Jahr 1780 auf. Der Plan war großzügig gedacht.
Außer dem viergeschossigen Hauptflügel an der Königsstraße war noch ein dreigeschossiger Nebenflügel an der
jetzigen Fünffensterstraße vorgesehen, der an das Französische Hospital anschließen und im Obergeschoß die
Wohnung des Modellinspektors enthalten sollte. Die Front an der Königsstraße zeigt zwanzig, die an der ünffenster-
straße zehn Achsen. Im Gegensätze zum alten Hause war der Neubau massiv geplant. Ein flaches Satteldach,
an den Enden abgewalmt, deckt den bedeutenden Baukörper ab, den in der Höhe ein Gurtgesims über dem
Erdgeschoß teilt und in der Mitte ein flaches Risalit mit Dreieckgiebel betont. Die in der Mittelachse dieses
Risalits gelegenen Öffnungen des'Erdgeschosses und ersten Obergeschosses, die beide als Türen ausgebildet und
durch Horizontalgesimse ausgezeichnet sind, werden in der für die Häuser der Oberneustadt bezeichnenden
Art durch das Bindeglied eines schmalen Balkons zusammengezogen. In den Mittelachsen der Rücklagen sind
Rundbogentore angelegt, von denen aber nur das südliche als volle Öffnung ausgenutzt wird. Der Haupteingang,
eine Rechtecktür mit Konsolenfries und Deckgesims, liegt am Nordende. Alle Fenster sind rechteckig und mit
glatten Gewänden eingefaßt. Für die Ausbildung von Grundriß und Querschnitt des Hauptflügels war wiederum
das Modell der Weißensteiner Kaskade maßgebend. Es füllt in der Länge wiederum fast den ganzen Flügel
aus, der, von der Fünffensterstraße bis zur Friedrichsstraße reichend, etwas über das alte Maß von 250 Fuß
hinausgeht. Mit seinem oberen Ende erreicht es das dritte Geschoß, sodaß es zweifelhaft erscheinen muß, ob
das alte Modellhaus wirklich nur zwei Geschosse umfaßt haben kann. Der unter dem oberen Teil des Modells
sich ergebende Hohlraum stellt sich als so groß heraus, daß in ihm eine officirs und wacht stube für
24 bis 30 mann wie auch eine Examinator wohnung anzubringen" war. Die in der Oberkante des Erdgeschosses
angeordneten Galerien an den Längsseiten nehmen am Vorderrande eine Balustrade und eine Arkade von jonischen
Säulen auf, die durch das erste und zweite Obergeschoß reicht. Das dritte Obergeschoß ist nur im südlichen
Teile, wo die Kaskade ihre größere Höhe erreicht, zum Hauptsaal gezogen; sonst bildet es ein Stockwerk für
sich, das wohl zur Aufstellung der kleineren Modelle dienen sollte. Die Treppen liegen in einem abgesonderten
Raume am Kopfende der Kaskaden nach dem Weißensteiner Platz zu. Ein entsprechender Raum am Ende
nach der Fünffensterstraße, in den das Fußstück der Kaskaden noch etwas hineinragt, ist in den beiden unteren
nach dem Saale zu sich öffnenden Geschossen, durch vier toskanische Mittelsäulen geteilt. Daß das Modell der
Kaskade sich nicht mit den in Weißenstein tatsächlich zur Ausführung gekommenen Wasserkünsten deckt, sei
nebenbei bemerkt."
Aus welchem Grunde der Entwurf nicht zur Ausführung kam, ist nicht bekannt. Ob sich Landgraf
Friedrich ll für du Rys Vorschlag nicht erwärmen konnte oder ob die Mittel fehlten, scheint nicht ermittelt zu
sein. Tatsache ist, daß man nach dem Tode Friedrichs die Frage nach einer Verbesserung der Verhältnisse des
Modellhauses in einfacherer Form zu lösen suchte. 1789 wurde das alte Haus abgetragen, um an anderer Stelle
wieder aufgebaut zu werden. Am 1. September dieses Jahres berichtete du Ry dem Landgrafen Wilhelm IX.
daß der Abbruch sich seinem Ende nähere. Da das Gehölze vom Modellhaus abgebrochen und weggefahren
worden," heißt es in seinem Baurapportf so wird nunmehr an Wegfahrung der von diesem Hause abgebrochenen
Back- und anderen Steinen fleißig gearbeitet". Seinen neuen Platz erhielt das Haus am Kornmarkt. In einigem
Abstand von der Weserstraße wurde es parallel zu dieser Straße etwa an die Stelle gesetzt, wo an der Nordseite
des Kornmarktes die kleine öffentliche Gartenanlage anfing, die bis an die Stadtmauer reichte. Der Wiederaufbau
Lagepläne, Handzeichnungen, Staatsarchiv Marburg.
Handzeichnungen Staatsarchiv Marburg.
Brunner, Cassel S. 213, nimmt an, daß das im Modellhause im Holzgraben aufgestellte Modell der Kaskade dasjenige gewesen
ist, das der Ausführung zu Grunde gelegt wurde. Es soll damals in zwei Zimmern aufgestellt gewesen sein.
Bau-Rapporte. Staatsarchiv Marburg.
ff
ßf
ff
soll noch 1789 erfolgt sein was sich kaum auf die Vollendung beziehen dürfte. Die Aufstellung der Modelle
zog sich bestimmt noch einige Zeit hin. ln dem neuen Modellhause," so berichtet erst am 15. Juli 1791 du Ry,"
hat der Inspektor Günst die kleinen Modelle wieder zusammengesetzt und aufgestellt. Die völlige Zusammen-
-setzung des Carlsberger Modells hingegen wird wegen seiner beträchtlichen Größe und der daran zu machenden
Reparationen schwerlich vor Ende Augusti zu beendigen sein." Im Wesentlichen scheint das Bauwerk versetzt
zu sein, ohne im Grundriß eine erhebliche Veränderung erfahren zu haben. Wenigstens legen die späteren
Beschreibungen, die sich freilich meist nur mit dem Inhalt befassen, diese Annahme nahe. Auch stimmt die
neue Länge von 250 Fuß mit der alten überein. Wenn Krieger 1805 das Haus am neuen Platze weit schöner"
findet, als das am alten Platze, an dessen Stelle übrigens damals der Weg vom Paradeplatze nach der Orangerie
durch die eiserne Pforte" hinabging, so mag sich das in erster Linie auf die freie Lage beziehen, die an dem
neuen Platz das Gebäude günstiger in Erscheinung treten ließ, als im Holzgraben, in den es mit seinem Unterteil
ganz versank. Aber noch in einem anderen Betracht mochte das Haus nach der Auffassung des beginnenden
19. Jahrhunderts gewonnen haben. Denn es erscheint auf noch erhaltenen Zeichnungenf dreistöckig, mit Sockel-
geschoß ausgestattet, mit einem flachen, seitlich abgewalmten Satteldach abgedeckt und auf dem dreiachsigen
Mittelrisalit, das sich sowohl auf der Vorderfront wie auf der Hinterfront findet, mit einem Dreieckgiebet
abgeschlossen. Leider ist nicht zu ersehen, wann die Änderungen am Gebäude vorgenommen wurden. Die
Vermutung liegt nahe, daß sie beim Wiederaufbau des Hauses entstanden und auf du Ry's Pläne zurückzuführen
sind. Die Zeichnungen bieten für die Zeitbesfimmung keinen Anhalt. Ein Blatt, aufgenommen und gezeichnet
von H. Lingemann" und unterschrieben von Breithaupt, trägt die Datierung vom Jahre 1832 und bringt anscheinend
einen schon bestehenden Zustand. Ein Aufriss von dem Modellhaus dahier mit der beabsichtigten Einrichtung
als Caserne" muß, dem Wasserstempel nach zu urteilen, nach 1845 entstanden sein. Bei den Grundrissen
interessiert die Aufteilung der Geschosse in einzelne Zimmer, die zweifellos mit der Einrichtung des Gebäudes
zur Kaserne zusammenhängt.
Die erste Inanspruchnahme des Modellhauses für militärische Zwecke erfolgte bereits zur Zeit der
französischen Fremdherrschaft König Jeröme, der Unterbringungsmöglichkeiten für seine bedeutenden Heeres-
bestände schaffen mußte, wandelte das Gebäude in eine lnfanteriekaserne um. Die Modelle sollen mit Ausnahme
der wenigen Stücke, die ins Museum gekommen sind, als Brennmaterial öffentlich versteigert sein. Wagners
bringt über die Geschichte des Hauses als Kaserne Einzelheiten. Das Gebäude war, außer einigen an der
westlichen Seite gelegenen Zimmern für den Modellinspektor, zu Wohnungen von seiner Entstehung an nicht
eingerichtet, sondern enthielt nur einen hohlen Raum. Um die Truppen aber darin unterzubringen, wurden bei
der Eile der Sache in den oberen Räumen nur Stollenwände angebracht, welche nicht gemauert sondern nur
mit Dielen beschlagen waren. Nach dieser nothdürftigen Einrichtung wurden die westphälischen Jäger, Carabinier,
hinein verlegt, welche dann auch bis zu ihrem Ausmarsch nach Rußland im Jahr 1812 darin verblieben sind.
Im Jahr 1814 brach in unserer Vaterstadt in einem ungewöhnlich hohen Grad in Folge der Durchmärsche von
bedeutenden Truppenmassen ein sehr heftiger bösartiger Typhus aus, welcher viele Einwohner hinwegraffte.
Da das damalige Militär-Hospital, die Charite, nicht mehr zur Unterbringung aller Militärkranken ausreichte, so
wurde diese Kaserne sofort zu einem Militärlazareth verwendet, und es findet sich kein Gebäude in Cassel,
aus welchem so viele Seelen in das Jenseits hinübergegangen sind, als aus diesem Hause; ja man hatte bei der
überhand genommenen großen Sterblichkeit, um die Todten nicht die Treppen heruntertragen zu müssen, an
Apell, Cassel 1791 S. 35 ff.
Bau-Rapporte. Staatsarchiv Marburg.
Cassel S. 144.
Staatsarchiv Marburg. Landesmuseum Cassel.
1808 diente das Haus noch als Museum, muß aber bald darauf geräumt sein. Nemnich, Tagebuch berichtet 1805 Ich
besuchte das bewunderte Modellhaus, in der Meinung, außer Gebäuden und Anlagen, auch Modelle von nützlichen Maschinen zu finden. Da
ich aber diesen Zweck verfehlte, so betrachtete ich das Ganze, insonderheit aber den Karlsberg, als ein großes Nürnberger Spielwerk. Das
Haus wird, wie ich gleichzeitig vernahm, bald geräumt und zu anderen Dingen verwandt werden." Vgl. Zwenger, lndustr. Verhältnisse S. 813.
Schützenkaserne.
Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel. Vl. Cassel-Stadt. 69
Gebäude.
der nordöstlichen Seite, dem Hofe zu, eine sogenannte Rutschbahn angebracht, auf welcher die Leichname
in die daruntergefahrenen Kastenwagen, ohne die geringste Bekleidung, gleich weiter zur Ruhestätte-befördert
wurden." Nachdem die Drangsale der Durchmärsche ihr Ende erreicht hatten, ging das Lazareth im Modellhaus
wieder ein. Bis zum Jahre 1817 blieb das Haus unbewohnt. Dann nahmen die Renterei, die bis dahin im
Salzhause untergebracht war, und das Amt Ahna zunächst die ehemals vom Modellinspektor bewohnten
Zimmer und dann auch die übrigen Räume in Besitz. 1822 ging abermals eine Änderung vor sich, indem das
Gebäude zum Militär-Bekleidungsmagazin eingerichtet wurde. 1842 schlug der Blitz in das Haus, jedoch ohne
größeren Schaden anzurichten. Nach Erbauung des neuen Militär-Bekleidungsmagazins hinter der Kriegsschule
in den 1840er Jahren wurde das Gebäude abermals zur Kaserne eingerichtet und dem Schützenbataillon über-
wiesen. Als Schützenkaserne" diente dann das Modellhaus, bis im Jahre 1865 sein Abbruch beschlossen
wurde, der auch erfolgte. Die letzten Reste seines Inhalts, die vom Bildhauer Heinr. Abraham Wolff angefertigten
Gipsmodelle der unter Wilhelm IX. entstandenen Bauten lagen noch vor einigen Jahren auf dem Boden des
Museum Fridericianum. Jetzt sind sie auch hierverschwundenß
Museum Fridericianum.
Das Museum Fridericianumß besaß einen doppelten Zweck einmal sollte es die von den Landgrafen
zusammengetragenen Kunstgegenstände aufnehmen, dann sollte es zur Unterbringung der fürstlichen Bibliothek
dienen. Sein wertvoller Inhalt verdankte dem Umstande seine Enstehung, daß die hessischen Landesherren
frühzeitig ihr Augenmerk auf die Erwerbung künstlerischer und literarischer Kostbarkeiten richteten. Bereits
Landgraf Wilhelm IV. kann als Sammler in wissenschaftlichem Sinne bezeichnet werden. Seine Sammlung
enthielt außer seltenen Naturalien und bemerkenswerten Gemälden auch Becher und anderes Gerät aus Edel-
metall, Perlmutter und Bernstein Für Landgraf Moritz lieferte 1603 der württembergische Rat Johann Henne
römische Altertümerß Seine Kunstkammer befand sich im Obergeschoß des Marstallgebäudes, wo neben Kuri0si-
täten aller Art auch Kunstwerke und wissenschaftliche Instrumente aufbewahrt wurdenß Der nächste mächtige
Förderer, Landgraf Karl," der die Sammlungen in das 1696 von ihm erbaute Kunsthauss verlegte und sie in
lebendige Beziehung zur Lehrtätigkeit des Collegium Carolinum setzte, machte auf seiner Reise nach Italien
1699 und 1700 selbst Ankäufe. Den hier erworbenen Gemmen, Münzen, Instrumenten und Naturalien fügte er
Proben von den Erzeugnissen der von ihm in Cassel begründeten lndustrien der Glasbläserei und Halbedelstein-
schleiferei hinzu. Karl war es, der zuerst sein lnteresse der heimischen Forschung zuwandte. Seine Ausgrabungen
auf der Maderheide sind vielleicht die frühesten in Deutschland überhaupt.
Wolil, Selbstbiographie S. 245.
Nach Rommel, Gesch. v. Hessen S. 139, soll auch der jetzt im Hofe des Museums Fridericianum stehende Zylinder der
Papin'schen Dampfmaschine sich ehemals im Modellhause befunden haben. Vgl. Abschnitt Museum Fridericianum" S. 558.
S., Reise n. Leipzig S. 99 f. Reise d. Thüringen S. 198. Cassel 1812 S. 98. Stoltz, Museum. Lobe, Wanderungen S. 25 H.
Landau, Ansichten S. 42. H. Appel, Museum. Lange, Kurf. Hessen S. 42 H. Dehn-Rotfelser, Kunstschöpfungen. Lenz, Leitfaden Museum.
Cöster u. Gerland, Museum. Gross, Landes-Bibliothek. Pinder, Alterthümer. Pinder, Museum. Lenz, Cassel S. 19. Narten, Cassel S. 295.
P. Kunstsammlungen. Pinder, Fest- und Gedenkblatt zur Feier des 23. Mai 1879. Duncker, in Mitt. d. Ver. f. hess. Gesch. 1880 IV S. 3.
Duncker, Landesbibliothek. Pinder, Kunstsammlungen. Duncker, Kunstschätze. Duncker, Hofbibliothek. Lenz, Museum. Lenz, Catalog
Museum. Ebe, Spätrenaissance S. 784. Gurlitt, Barockstil S. 443. Brunner, in Casseler Tagebl. u. Anz. 1889 Nr. 343. Scherer, Bibliothek.
Müller, Kassel S. 201 u. lI S. 53. Ebe, Cicerone ll S. 258. Gurlitt, Deutsche Kunst S. 135-. Brunner, Landesbibliothek 1903. Paulus,
Museum. Schmid, Kunstgeschichte S. 65. Hessler, Landeskunde I2 8.43 u. 80. Phleps, du Ry S. 223. Jacobi, Hugenotten. Brunne-
mann, Kassel S. 22 ff. Boehlau, Landesmuseum. Boehlau, Museum. Brunner, Landesbibliothek 1913. Brunner, Gesch. d. Landesbibliothek.
Brunner, Cassel S. 122 u. 286. Heidelbach, Kassel S. 49. Francke, Bibliotheken. Dehio, Handbuch S. 206.
Rommel, Gesch. v. Hessen S. 737 ff.
5x Rommel, Gesch. v. Hessen VI S. 417.
Vgl. Abschnitt Landgrafenschloß, Marstall" S. 304.
Rommel, Gesch. v. Hessen S. 136 H.
Vgl. Abschnitt Kunsthaus" S. 535.
Die Entstehung der Büchersammlung, der früheren Hofbibliothek und späteren Landesbibliothek, fällt
in das Jahr 1580, in welchem Landgraf Wilhelm IV. seinen jüngeren Bruder, den mit Marburg bedachten Land-
grafen Ludwig, um Überlassung einer größeren Anzahl von Werken aus der dortigen Universitätsbibliothek
ersuchte. Von der Sorge für die Vermehrung dieses Grundstockes der Casseler Bibliothek durch geeignete
Ankäufe gibt der Briefwechsel Wilhelms mit dem aus Frankreich vertriebenen Baseler Professor der Rechte,
Frangois Hotman, Zeugnis. Kostbare Werke des Auslandes erwarb der Fürst durch die Vermittlung der Fugger
und anderer großer Kaufherren oder durch besondere Agenten Die Bestimmung der Büchersammlung war
dahin festgelegt worden, daß die Fürstliche" Bibliothek nicht nur dem Hofe und den Hofbediensteten, sondern
ebenso den Spitzen der Militär- und Zivilbehörden zugänglich sein sollte. Der erste Bücherbestand wurde im
Renthof untergebracht." Zu Landgraf Moritz" Zeit, vielleicht seit 1595, befand sich die Bibliothek im Schloß,
doch wanderte sie 1618 zum Gebrauche der Lehrer und Schüler des von Moritz gestifteten Collegium Mauritianum
wieder in den Renthof zurück. Seit 1633 etwa war sie im Oberstock des Marstalles, mit der Kunstkammer
vereinigt, aufgestellt. 1632 hatte sie einen außerordentlichen Zuwachs durch Überführung der älteren Jesuiten-
bibliothek aus Fulda erhalten, die Landgraf Wilhelm V. übernommen hatte, nachdem er von Gustav Adolf in
den Besitz des Hochstiftes gesetzt war. Die wichtigste Vermehrung erfuhr die Bibliothek, als 1686 nach dem
Aussterben der Kurfürsten aus der Linie Pfalz-Simmern die sogenannte jüngere Palatina durch Erbschaft an das
Haus Hessen-Cassel fiel. 1751 kam die Büchersammlung Landgraf Friedrichs l., Königs von Schweden, 1760
die seines Bruders und Nachfolgers, Landgraf Wilhelms Vlll., hinzu. Ein jüngerer Bruder dieser beiden, Landgraf
Georg, hatte seine Bücherschätze dem Kriegsrat Senning vermacht, mit dessen eigener Bücherei vermehrt sie
nach dessen Tode 1757 auch an die fürstliche Bibliothek gelangten." Nachdem bereits infolge des Zuwachses
durch die pfälzische Erbschaft sich Raummangel im Obergeschoß des Marstalles bemerkbar gemacht hatte, der
aber dadurch behoben war, daß die Kunstkammer von der Bibliothek abgetrennt und in das Kunsthaus verlegt
war wurde durch den Zugang der fürstlichen Kabinetsbibliotheken nach der Mitte des 18. Jahrhunderts die
Raumfrage von neuem brennend.
Den Plan, den Kunstsammlungen sowohl wie der Bibliothek ein ausreichendes zeitgemäßes Haus zu
bauen, faßte Landgraf Friedrich ll. Die eigenen Erwerbungen, namentlich die großen antiken Statuen, mochten
dem kunstsinnigen Fürsten den Wunsch, einen würdigen Unterkunftsraum für die hochwertigen Sammlungen zu
schaffen, besonders nahe gelegt haben. Der Neubau der 1769 begonnen wurde, fand seine Stelle an der Nordost-
seite des von Friedrich geschaffenen Friedrichsplatzes in der Mitte zwischen dem Palais von Jungken und dem
Geistlichen Haus so, daß zwischen den drei Bauwerken noch erhebliche Lücken verblieben. Die verhältnismäßig
lange Bauzeit von zehn Jahren erklärt sich nicht zuletzt aus der Schwierigkeit der Gründung auf altem Festungs-
gelände. Bis 30 Fuß soll man die Fundamente hinabgeführt haben? Und doch scheint man noch lange der
Standsicherheit des Bauwerkes nicht getraut zu habenß Engelhardß der 1778 das Haus als Bibliothekgebäude"
aufführt, gibt einige Angaben über die Bauausführung. Ungeachtet dasselbe bereits in 1769 angefangen worden
So haben dennoch bey Legung des Grundes wegen vieler alter und tiefer Gewölber, die unter dem vorheri-gen
Rommel, Gesch. v. Hessen S. 759. Bernhardi, Briefe.
Vgl. Abschnitt Renthof" S. 440.
Brunner, Landesbibliothek S. 25 ff.
Uffenbach, Reisen S. 53 ff., gibt 1709 der Meinung Ausdruck, daß die Bibliothek im Marstallgebäude sehr gefährlich stehe.
Auch sonst sagte ihm die Bibliothek in ihrer Einrichtung nicht sonderlich zu. Sie ist in einem zimlich grossen Zimmer, das aber nicht
gar hoch, und wegen der kleinen Fenster nicht allein, sondern auch wegen der den Fenstern nach übel gesetzten mittlern Regalen, sehr dunkel
ist." Die Regale waren aber sonst von gar artiger und bequemer Erfindung" und zeichneten sich dadurch aus, daß sie über der Tischplatte
des Unterbaues von kleinen Schwibbogen durchbrochen waren, damit man nicht allein die Bücher bequemlicher legen und aufschlagen könne,
sondern daß das Licht dadurch fallen möge," Sie erschienen so bemerkenswert, daß Uffenbach eine Abbildung von ihnen bringt.
Casparson, Museum S. 49.
Piderit, Cassel S. 292 Weil man für die Festigkeit des Gebäudes hinsichtlich seiner Grundlage fürchtete, so wurde zur Ver-
meidung der Erschütterung der Fahrweg durch die Elisabetherstraße neben dem Museum hin für Fracht- und Bauernwagen gänzlich geschlossen.
Diese mussten die steile Johannisstraße hinauffahren."
Erdbeschreibung S. 111 f.
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339
Walle gewesen, sich solche Schwierigkeiten gefunden, daß dessen mühsame und kostbare Bearbeitung allein
einige Jahre erfordert hat; lndem er sehr tief geleget und mit erstaunlichem Mauerwerke gleichsam ausgefüllet
werden müssen. Jedoch ist dieser weitläuftige und meist aus gehauenen Steinen bestehende Bau in dem Jahre 1776
so weit gebracht worden, daß außer dem Fuße auch das erste Stockwerk in den Mauern völlig stehet, und nun
seiner Vollendung entgegen siehet." Der Architekt des Baues war Simon Louis du Ry, der bereits früher während
seines Aufenthaltes in ltalien sich um die Erwerbung von Museumsstücken und Büchern bemüht hatte Während
der Ausführung des Baues hatte er nicht nur mit den technischen Schwierigkeiten sondern auch mit Anfeindungen
und Verdächtigungen zu kämpfen. Denn ein lebhafter Streit entbrannte über die ganze Anlage des Hauses, das
anfangs zu tief im Boden steckte Namentlich fehlte es nicht an Angriffen der althessischen" Partei auf du Ry,
die sogar vorschlug, das Bauwerk zum Teilwieder niederzulegen. Sich zu rechtfertigen ließ der Architekt Gips-
modelle anfertigen, welche die Geländeregelung, wie er sie sich dachte, klärten. Der Landgraf stellte sich auf
du Rys Seite, indem er ihn ermächtigte, nach seinem Plan den Bau weiter auszuführen, alle Straßen rings-
umher und den Friedrichsplatz abzutragen und hierzu die Eisensträflinge zu benutzen", wie es du Ry vorgeschlagen
hatte. Über die tausend Plackereien", die ihm die Kammer mache und die er auf Reisen zu vergessen suche,
hat sich der Künstler selbst in einem Briefe an seine Schwester vom 10. September 1774 klar ausgesprochenß
Daß infolge des stark fallenden Geländes die unabänderliche Lage des Gebäudes nicht von allen Seiten so vor-
theilhaft war, als man es wünschen möchte", hat der Architekt selbst wohl am meisten beklagt 1779 war, wie es
in einer zeitgenössischen Beschreibung heißt, der innere Bau soweit vollführt, daß unter persönlicher Anordnung
Sr. H. D. des Herrn Landgrafen erst die Bibliothek und dann die anderen Sammlungen aufgestellt werden konnten".
Leider erwies sich die Aufstellung der Bücher, die der französische Abenteurer Marquis de Luchet empfohlen
hatteß und mit Hülfe seines Schützlings, des Chevalier Andrea de Nerciat, durchführte, als so unglücklich, daß
nach Friedrichs ll. Tode Fr. W. Strieder eine völlige Neuordnung vornehmen mußte. Eine Veröffentlichung
des vollendeten Baues vom Architekten Johann Fünck, zu der J. C. Müller und G. W. Weise die Stiche lieferten,
erschien 17841
Das Gebäude bildet eine symmetrische Dreiflügelanlage mit langem Vorderbau und rückseitig sich an-
schließenden kürzeren Flanken, die einen anscheinend erst später gegen die Straße gehobenen Hof einschließen.
Die 79,80 lange Vorderfront zählt neunzehn, jede der 41,50 langen Seitenfronten zehn Achsen. Der Vorder-
bau besitzt zwei Geschosse, von denen das untere 4,70 das obere 8,10 in der lichten Höhe mißt. Bei den
Seitenflügeln ist ein untergeordnetes drittes Stockwerk dadurch gewonnen, daß der Raum hinter dem Gebälk,
in den sich beim Vorderbau noch das erste Obergeschoß hineinschiebt, durch eine Zwischendecke abgeteilt ist.
Der Grundriß ist regelmäßig aufgeteilt. Alle Räume mit Ausnahme der an den Enden der Seitenflügel gelegenen
kleineren Zimmer erstrecken sich über die ganze Tiefe der Flügel und bilden Säle verschiedener Größe.
Die Mitte des am Friedrichsplatz gelegenen Hauptflügels nimmt im Erdgeschoß die über drei Front-
achsen reichende Eingangshalle ein. Den quadratischen Raum teilen in der Mitte vier mit hellem Marmor-
Gerland, Du Ry S. 71 u. 112 Vielerlei Aufträge hatte Du Ry in Rom zu erledigen, für die landesherrlichen Sammlungen
kaufte er zunächst Marmorstatuen, welche im Sommer 1754 in zwei Kisten abgingen; es war der Anschaffungspreis von 1000 römischen Thalern
verwilligt, Du Ry gelang es aber, sie für 900 Thaler zu kaufen; leider fehlt jede Angabe, um was für Statuen es sich handelte. lm Auftrage
des Bibliothekars Arkenholtz erwarb er leider auch nicht näher angegebene Handschriften für die fürstliche Bibliothek und 20 Medaillen."
Auch bei Aufstellung der Sammlungen im neuen Museum wirkte du Ry mit.
Gerland, Du Ry S. 113 Nach einer Familienüberlieferung war der Gedanke in Erwägung gezogen, den Platz für das Museum
bedeutend zu erhöhen, allein man hätte davon abgestanden, weil infolge davon viele Gebäude der Umgebung, selbst das Hofhospital zu St. Elisabeth
hätten beseitigt werden müssen. Namentlich zum Abbruch des letzteren hätte sich der Landgraf nicht entschließen mögen, weil in der Stiftungs-
urkunde des Hospitals ein schwerer Fluch ausgesprochen gewesen sei gegen den, der dies Hospital beseitigen werde."
Gerland, Du Ry S. 114.
Casparson, Du Ry S. 173.
"Casparson, Museum S. 49.
Bernhardi, Museums-Bibliothek. Brunner, Luchet. Woringer, Nerciat.
Plans et vüe perspective du Musee de Cassel, bati par Frederic II. Landgrave regnant de Hesse.
conduite de S. L. Dury, Conseiller, 81 Professeur Architecture.
Sur les desseins 8x sous la,
22211217123
548 aaaaaaaaaaaaavaargaaagzaaaaaa
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Gebäude. Qääää
anstrich versehene toskanische Säulen, denen an den Wänden Halbsäulen entsprechen. Zwei weitere Halb-
säulen betonen an der Vorder- und Hinterwand denlin der Mittelachse angeordneten Haupteingang und den
ihm gegenüber liegenden Durchgang zum Treppenhaus Die auf den Säulen aufruhenden Unterzüge der glatten
Putzdecke sind durch vertiefte Rautenfelder in Stuckausführung belebt. Der Belag des Fußbodens besteht aus
roten und weißen Steinplatten. Die sich an das Vestibül anschließenden und mit diesem in der Architektur
zusammengehenden Haupträume des Vorderflügels, die Galerien", erstrecken sich über je sechs Fensterachsen
und sind in der Längsrichtung durch zwei Reihen von je fünf Säulen geteilt, deren Architrave auf der
Unterseite quadratische Kassetten mit Rosettenfüllung aufweisen. Die beiden äußersten Räume des Hauptflügels,
die zwei Fensterachsen der Vorderfront umfassen, sind ohne besondere architektonische Gliederung. Einfache
Ausbildung mögen ursprünglich auch die anschließenden, über drei Fensterachsen sich erstreckenden Haupträume
der Seitenflügel, die von vier toskanischen Säulen durchsetzt werden, aufgewiesen haben. Der Raum des
Nordwestflügels trägt am Architrav ornamentierte Kassetten, die wohl noch von der ersten Ausstattung herrühren.
Je ein weiterer Saal von zwei Fensterachsen Breite ist gänzlich schlicht. Von gleicher Einfachheit sind die
beiden kleinen Zimmer und die Nebentreppenhäuser, die das Kopfende der Seitenflügel einnehmen. Die
stattliche, aus einem Mittellauf und zwei gebrochenen Seitenläufen bestehende Haupttreppe lag ursprünglich in
der Mittelachse des Hauptflügels nach dem Hofe zu. Sie war in einem rechteckigen Ausbau untergebracht,
der die Breite der Eingangshalle einnahm, und besaß im Erdgeschoß einen flurartigen Vorraum, in den von
außen beiderseits eine kurze Wangentreppe führte. lhrem Mitteleingang auf der Hinterfront legte sich eine
verkröpfte Stufenanlage vor. Schmale Wangentreppen, deren ungleiche Stufenzahl dem fallenden Gelände ent-
spricht, finden sich auf den älteren Abbildungen im Hofe vor den in die Nebentreppenhäuser führenden Portalen
der Seitenflügel. Ein kurzer geschwungener Stichkorridor verbindet den Neubau mit dem benachbarten auch
äußerlich auf das Museum abgestimmten Zwehrenturm Nicht ohne Interesse ist, daß auf einer Entwurfs-
Zeichnung," auf der auch eine Abschlußmauer für den Hof sich findet, die Hauptsäle des Vorderflügels zwei
Reihen von je elf Säulen aufweisen und der Nordwestflügel durch eine Längswand in zwei lange Räume zerlegt
erscheint. Ob tatsächlich der Hof von Anfang an gegen die Straße durch eine Mauer abgeschlossen war, kann
fraglich erscheinen.
Die Grundrißaufteilung des ersten Obergeschosses entspricht bei den Seitenflügeln der des Erdgeschosses.
lm Aufriß unterscheiden sich die beiden Hauptsäle dadurch, daß ihre vier Mittelstützen aus Holz gebildet sind,
jonische Stilisierung zeigen und marmorartigen Anstrich in Rosatönen tragen. Den Vorderflügel nimmt ein
einziger Raum, der 77,30 lange und 10,70 breite Bibliothekssaal, ein. ln seiner Längsausdehnung zeigt er
an beiden Enden in Breite der Seitenflügel eine architektonische Teilung durch zwei freistehende Säulen
korinthischer Ordnung. Die Säulen bestehen aus Holz und sind mit Postamenten versehen, zwischen denen
sich eine Balustrade mit reich gegliederten und geschnitzten Runddocken verspannt. Die Türen zu den an-
stoßenden Räumen liegen in halbkreisförmigen Gewändenischen. Um den ganzen Saal läuft in Höhe der
Fensterstürze eine zur Aufstellung von Büchern bestimmte Galerie, die auf den durch kannelierte Leisten
getrennten Bücherregalen der Unterwände aufruht und durch eine auskragende Voute die erforderliche Gang-
breite erhält. Ihre Brüstung besteht aus ausgeschnittenen Brettern zwischen kannelierten rechteckigen Pfosten
mit Kugelabschluß. Zugänglich ist die Galerie durch zwei kleine an der Innenwand liegende und in die Regale
eingebaute Wendeltreppen, deren Vorderwand mit vortäuschenden Bücherstellungen bemalt ist. Eine große
Kehle leitet über einem schmalen Hauptgesims zu der flachen Putzdecke über, die über den beiden Säulen-
stellungen durch Unterzüge mit kassettierten und ornamentierten Untersichten geteilt ist. In den Farben ist
der durch seine Größe und guten Verhältnisse wirkende Raum, in dessen ursprünglicher Stimmung die alten
Büchereinbände stark mitgesprochen haben werden, einfach gehalten. Decke und Kehle sind schlicht weiß.
Weiße Marmorierung zeigen die Säulen und die Balustrade. Gelblichen Marmorton weisen die Wandregale,
Vgl. Abschnitt Zwehrentor" S. 76.
Grundriß des rez de Chaussee der Bibliothek. Handzeichnung Murhardbibliothek Cassel.'
Tafel 346,2
EQQ QQQQE 549 QQQQQQQQQQ
Qäääääää
Gebäude.
Tafel 346,1
Tafel 348
Tafel 3-14
die Auskragung für den Umgang sowie die Gesimse auf. Die gleichfalls marmorierten Fenstergewände sind in
Rahmen und Füllungen abgesetzt. Der Fußboden besteht aus quadratischen l-lolztafeln in Rahmen. Als früher
oft verzeichnete Merkwürdigkeit enthält der Saal den als Messingstreifen eingelegten und von den lntarsiabildern
der Planeten eingefaßten Meridian Cassels lm zweiten Obergeschoß interessiert architektonisch ein Raum des
Südostflügels, der, über dem unteren Säulensaal gelegen, durch vier Säulen toskanischer Ordnung geteilt wird und
an der dem Eingange gegenüber gelegenen Wand eine perspektivische Malerei trägt, die den Raum um sechs
Säulenpaare verlängert und mit einem Ausblick auf Schloß Weißenstein abschließt.
Die Außenarchitektur des langgestreckten Gebäudes wird bestimmt durch flache jonische Pilaster, die
vom Sockel bis zum Gebälk durchgehen und in den Zwischenfeldern die Fenster der beiden Hauptgeschosse
aufnehmen. Die mittleren fünf Achsen der Hauptschauseite am Friedrichsplatz sind durch eine vortretende
Tempelfront, ebenfalls jonischer Ordnungybetont, die auf einem Stufenunterbau aufruht und mit schlichtem
Dreieckgiebel abgeschlossen ist. Die Achse dieses Vorbaues ist noch dadurch hervorgehoben, daß das mittelste
lnterkolumnium der Stützen etwas vergrößert und die Haupteingangstür durch eine rechteckige Umrahmung
eingefaßt ist. Die zu den sechs freistehenden Säulen gehörigen Wandpilaster zeichnen sich durch größere
Tiefe aus. Der niedrige Sockel des Gebäudes, in den sich die Postamente der Pilaster verkröpfen, wächst sich
an der tiefsten Stelle des Geländes beim Zwehrenturm zu einer Höhe von 4,30 aus. Das breite, schulmäßig
gebildete Gebälk wird auf Länge der Nebenflügel im Fries durch kleine liegende Rechteckfenster durchbrochen, die
das zweite Obergeschoß erleuchten. Der Fries des Vorbaues trägt die Aufschrift MVSEVM RlDERlCIANVM".
Eine hohe Balustrade krönt das Hauptgesims. Die Reihe ihrer quadratischen Docken unterbrechen in den
Achsen der rontpilaster Pfeiler mit Vasenaufsätzen. Auf Länge des Vorbaues nimmt sie den Charakter einer
geschlossenen sockelartigen Steinwand an, gegen die sich das Dach des Vorbaues totläuft und auf der sich eine
Tafel 470,6
Tafel 345
schlichte Attika mit den bekrönenden Figuren der Philosophie, Astronomie, Geschichte, Baukunst, Malerei und
Skulptur, Arbeiten der Gebrüder Heyd und des jüngeren Nahl, erhebt. Die Fenster des Erdgeschosses besitzen
die Form der Rundbogenarkade. Ihre toskanischen Gewände reichen mit den Plinten, ähnlich den hohen
Fassadenpilastern, bis zum Gelände hinab; die architravierten Bögen weisen schmucklosen Keilschlußstein auf?
Die Brüstungszone füllt ein Steingeländer mit quadratischen Docken. Die Öffnungen der im Vorbau liegenden
fünf Mittelachsen waren ursprünglich als Türen mit unverglasten Flügeln ausgebildet. Die Fenster des Ober-
geschosses sind rechteckig gestaltet. Ihre Gewände zeigen Architravprofil. Als Brüstungsabschluß findet sich
ein niedriges, aus laufenden Kreisen zusammengesetztes Gitter in Schmiedearbeit. Gitter mit Schnörkelmuster
füllen die flachbogigen Kellerfenster aus. Die architektonischen Gliederungen sowie die Einfassungen
der Öffnungen sind aus Quadersteinen hergestellt, die übrigen Mauerflächen aus Bruchsteinen mit glattem Putz-
überzug. Die gesamten Ansichtsflächen mit Ausnahme des Sockels und der Balustrade sind grau gestrichen.
Das flache Dach, das hinter der Balustrade verschwindet, ist mit Biberschwänzen gedeckt. Der Säulenvorbau
der Vorderfront trägt Kupferbelag. Auf den Hofseiten ist dadurch eine Vereinfachung der Architektur einge-
treten, daß beim Hauptflügel auf der ganzen Länge und bei den Nebenflügeln bei den anschließenden vier
Achsen die Pilaster der Fronten, die Balustrade des l-lauptgesimses, die architektonische Einfassung der Erd-
geschoßfenster und die Profilierung der Obergeschoßfenster fortgefallen sind. Beim Treppenhaus waren auf der
Stirnseite die Pilaster beibehalten worden." Eine Bereicherung der seitlichen Hoffronten ist insofern zu ver-
zeichnen, als bei den äußersten drei Achsen, die als ganz schwaches Risalit vorgezogen sind, die Schlußsteine
der Erdgeschoßöffnungen die Bossen für eine Bildhauerarbeit zeigen, die freilich hier ebenso wenig zur Aus-
führung gekommen ist, wie bei den gleichen Öffnungen auf der dreiachsigen Stirnwand der Nebenflügel. Die
untergeordnete Durchführung dieser Nebenfronten drückt sich auch dadurch aus, daß sie von dem zweifellos
ursprünglich beabsichtigten Verputz und Anstrich frei geblieben sind. Im Rahmen der Bauten Simon Louis
du Rys beansprucht das Museum ridericianum insofern besondere Beachtung, als seine Architektur einen dem
Vgl. S. Anm. 2. Vgl. auch Rommel, Gesch. v. Hessen S. 138.
Casparson, Du Ry S. 275.
äläägäääääää 550 ääläääälg
englischen eng verwandten Klassizismus verrät, der wohl auf das Studium von Campbells Vitruvius Britannicus
zurückzuführen ist.
Im allgemeinen machte das Gebäude nach seiner Fertigstellung einen starken Eindruck. Doch fehlte
es auch nicht an minder günstiger Kritik, die bereits einsetzte, ehe das Haus vollendet war. Günderode nennt
in seinen 1781 erschienenen Briefenl das so große als schöne und kostbare Gebäude, dessen äußere Ver-
zierungen aber noch nicht ganz vollendet sind, ein Gebäude, das die Aufmerksamkeit eines jedweden, der es
sieht, an sich zieht und auchverdient. Ewig Schade! daß dem Baumeister der Fehler, dem bei Anfang dieses
kostspieligen Gebäudes mit wenigem vorgebeugt werden konnte, und jetzo nicht mehr zu verbessern steht,
nicht zu rechter Zeit so auffallend war, wie er jetzt einem jedweden in die Augen fallen muß, der nur wenig
Beurteilungskraft besitzet. Indem es nehmlich viel zu tief, und wie in dem Boden eingesenket dasteht. Stünde
dieses kostbare Gebäude um vier bis sechs Schuhe höher, so würde es weit angenehmer ins Auge fallen. Man
hat zwar schon verschiedenes versucht, diesen Fehler zu verbessern, und man hat den ganzen Platz deswegen
abgetragen, aber vergebens, denn es ist nie gänzlich zu verbessern. Zwar werden die großen Säulen, so vor
den Eingang kommen, und hauptsächlich die Galerie, so um das ganze Dach herumgeführt werden wird, die
außen Seite dieses Gebäudes um einiges erhöhen, und es den" Augen ansehnlicher machen; auch sind die
Mauern und Fundamente so stark, daß man wohl noch ein Stockwerk aufsetzen könnte, da es ohnehin nur
aus zweien bestehet, aber alles dieses wird nicht hindern, daß der unterste Stock viel zu tief, und also dessen
Fenster der Erde zu nahe sind, und das Wasser ungehindert in den Keller laufen kann." Die Beschreibung
des Innern, die Günderode gibt ist für die Kenntnis der damaligen Einrichtung des Hauses lehrreich. Der
große Erdgeschoßsaal linkeriHand enthielt Statuen, der anschließende Eckraum Mineralien, der Säulensaal des
Nordwestflügels Seltenheiten aus dem Tierreich und ein sehr grosses und schönes Gemälde, welches beynahe
eine ganze Wand einnimmt, von Rose, worauf alle Thiere, so bey Absterben des Landgrafen Carl in dem
Thiergarten befindlich gewesen, abgebildet zu sehen sind", das folgende Zimmer Seegewächse, das anstoßende
Kabinett Schmetterlinge und der letzte Raum Mosaikarbeiten, worunter denn hauptsächlich in die Augen fallen
ein Johannes in Lebensgröße und zwey den Petrus vorstellende Stücke". Im großen Saal rechter Hand fanden
sich die von Friedrich gesammelten Antiken, im anschließenden Eckraum Gemmen, Bronzen, Urnen und die
Korkmodelle antiker Bauten, im Säulensaal des Südostflügels die kunstgewerblichen Stücke aus Edelmetall und
Münzen, im folgenden Zimmer Uhren und ein Familien-Stück, des Hessischen Hauses zu Landgraf Carls
Zeiten, welches van Eyck der Jüngere gemalt hat", und in den folgenden Kabinetten Kupferstiche. Das zweite
Obergeschoß dieses Nebenflügels barg die Waffenkammer. Mehr Eindruck machte die obengenannte perspektivische
Wandmalerei. Das merkwürdigste aber darinnen ist, die Folge derer sämtlichen Durchlauchtigsten Landgrafen
von Hessen, von Philipp dem Großmütigen, usw. nebst Landgraf Carl, alle in Wachs poußirt in Lebensgröße
dasitzend, und insgesamt in der Kleidung Ihrer Zeit, von Kopf bis zu Fuß vollständig angezogen. Diesen
gegenüber sitzen Ihre Gemahlinnen, auf die nemliche Weiße in Wachs, und gänzlich nach dem jezeitigen
Kostüme gekleidet, frisiert und aufgesetzt." Auch andere Wachsüguren waren zu sehen. Ein anstoßendes
kleines Zimmer enthielt alte Porträts. Der große Büchersaal diente gleichzeitig als Benutzerraum. An denen
Fenstern der -obersten Seite dieses Saales steht ein von Italiänischer Meisters Hand aus weißem Marmor sehr
schön verfertigtes und ähnliches Brustbild des jetzt regierenden Herrn Landgrafen; welches auf einem Fuß von
ltaliänischem rot und weiß gesprenkelten Marmor ruht. Der bey der Bibliotheck angestellte Chevalier Nerciat
verfertigte folgende Unterschrift dazu Frederic la gloire alliant les vertus du sage et du Heros olfre ici le
modele, dans ce marbre anime par un ciseau fidele, nous voions Ptolomee, Auguste, avec Titus". Als Günderode
den Saal besichtigte, war Herr Mascow, Lehrer der Sternseher-Kunst, eben beschäftigt eine Mittagslinie auf
dem Fußboden dieses Büchersaales zu ziehen, so wie es von dessen Geschicklichkeit zu erwarten." Von den
Nebenräumen im Südostflügel diente der erste als Arbeitszimmer des Fürsten. Er war umher mit denen
Briefe S. 23 f.
Briefe S. 108 H.
QQQQQQQQQQQQQQQQ 551 Qäääääää
bekannten kostbaren italiänischen Zeichnungen von denen Rubensischen Blafonds geziert." Ein weiterer Raum,
für Benutzer im Winter heizbar, enthielt Handschriften und alte Bücher. Die anschließenden kleineren Zimmer
waren mit Kupferstichen geziert. Im Nordwestflügel befanden sich in den Räumen des ersten Obergeschosses
das physikalische und das mathematische Kabinett, in den Räumen des zweiten Obergeschosses das mechanische
Zimmer und zwei große Kammern mit musikalischen Instrumenten kuriöser Art.
Hohes Lob spendet 1783 Hassenkampl dem Gebäude, dessen Fassade und Büchersaal der Gelehrte
besonders rühmt. Auch die Vorgemächer, besonders die Lese-Zimmer des Herrn Landgrafen sind sehr zweck-
mäßig eingerichtet, und mit äuserster Eleganz meubliret; aller Orten leuchtet der ächt antique und feine
Geschmack des hohen Stifters hervor. Dieses herrliche Ganze verdienet mit Rechte den Namen eines Museums,
und ich wüßte ausser dem Brittischen in London nichts, welches ihm den Rang streitig machen könnte."
Casparson" berichtet 1785, daß die Stirnwand des Haupttreppenhauses im oberen Teil drei Fenster besaß und
daß das mathematische Kabinett mit acht schön gemalten Aussichten der Wasserfälle des Carlsberges ausgeziert"
war. Er weist darauf hin, daß die Säulen im großen Büchersaal nichts tragen und lediglich als ein Zwischen-
stand angebracht sind, der dem an einem Ende stehenden Zuschauer die schon beträchtliche Länge noch länger
zeigt." Im Benutzerzimmer des Südostflügels erwähnt er Bilder von verschiedenen Landgrafen in Lebensgröse".
Es waren, wie Hirsching" 1787 angibt, die Bildnisse der Landgrafen Karl, Friedrich und Wilhelm VIII In
Apells Beschreibung vom Jahre 17925 interessiert die Mitteilung, daß die Eingangshalle sich in Glastüren
gegen die anstoßenden Galerien öffnete und zwischen den Wandsäulen die Figuren der Malerei, Architektur,
Skulptur und Musik besaß. Aus diesem Vorsaal erblickt man durch drei Bogenöffnungen die schöne Haupt-
treppe. Sie teilt sich oberhalb in zwey Theile und ist mit einem schön gearbeiteten eisernen Geländer
versehen." Das Obergeschoß des Treppenhauses besaß zehn Nischen, in denen die Statuen des Apolls und
der neuen Musen stehen. Die Wände sind von geschliffenem Marmor". Beim Tierkabinett führt Apell als
"besondere Sehenswürdigket den ausgestopften Elefanten aus der Casseler Menagerie an. Als Verfertiger der an
der östlichen Seite des Büchersaales stehenden Alabasterbüste des Landgrafen Friedrich wird der Bildhauer
Sergel in Rom angegeben. Beim Lesezimmer des Landgrafen findet sich die Bemerkung, daß es auf der Ost-
seite lag. Die Wände sind mit farbigen Kupferabdrücken nach den Raphaelischen Malereyen in den Logen des
Vatikans geziert, zwischen denen die Büsten verschiedener Gelehrten auf Konsolen stehen. In diesem Zimmer
werden die Sitzungen der Alterthümer-Gesellschaft gehalten. Das folgende Zimmer ist das allgemeine Lese-
zimmer." In Apells Beschreibung vom Jahre 1801" wird das Lesezimmer des Landgrafen nicht mehr
aufgeführt, vielmehr befand sich um diese Zeit in dem Raum außer dem alten Wandschmuck und neben
Kupferstichen und Zeichnungen in vielen umher stehenden Glaspulten eine sehr kostbare Sammlung goldener
und silbener Münzen aus neuern Zeiten." Bei Casparsons eingehender Beschreibungi interessiert die Mitteilung,
daß das Geländer der Haupttreppe ein wahres Kunststück von Schlosserarbeit" war und daß die in dem
perspektivischen, gemalten Saal" des zweiten Obergeschosses untergebrachten Wachsfiguren der Landgrafen in
einem Kreise" angeordnet waren, auf Stühlen saßen, nach den im Schloß befindlichen Bildern derselben
bearbeitet und durch die von ihnen meist getragenen Kleider im Kostüm ihrer Zeit bekleidet" waren. Eine
Übersicht über den Inhalt des Hauses findet sich in einer Reisebeschreibung des Jahres 1797 die unter den vielen
Kuriositäten auch eine Stubentüre aufführt, die das Eigenthümliche hat, daß sie rechts und links, also zu beyden
Seiten in unsichtbaren Thürangeln hängt, zu beyden Seiten eine Thürklinke und ein verschließbares Schloß hat,
Briefe S. 52H.
Museum S. 50 ff.
Bibliotheken II S. 234.
Wohl dieselben, die später im Geschäftszimmer der Landesbibliothek hingen und die sich jetzt im Ständehause befinden.
Vgl. Brunner, Landesbibliothek S. 33 und Abschnitt Ständehaus" S. 459.
75 Cassel 1792 S. 51 ff.
Cassel 1801 S. 55.
Casparson, Du Ry S. 273 ff.
Reise d. d. Harz S. 172 f. u. 175 ff.
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äägäääääääß
Gebäude.
Qäääääääägägä
und willkührlich auf beyden Seiten gleich gut geöffnet werden kann". Ein ausführliches Verzeichnis der
Museumstücke und Bücher gibt 1805 Krieger.
Schwere Gefahren brachte dem Gebäude die Zeit der Fremdherrschaft und mehr als eine Änderung
zeugt noch heute von der Anwesenheit der Franzosen. Außer der Beraubung wertvoller Stücke seines Inhaltes
mußte das Haus eine eingreifende Änderung seines baulichen Bestandes über sich ergehen lassen? Mannhaft
hat sich der Hüter der Sammlungen, Oberhofrat Ludwig Völkel, gewehrt. Der Plan des Grafen Hardenberg,
dem Inspektor Döring eine Wohnung im Gebäude einzurichten, wozu der Baumeister Hisner willfährig
genug war die Pläne zu machen scheiterte an der Erklärung Völkels, daß er sein Amt niederlegen würde,
falls ihm sein Arbeitszimmer mit dem Inventar und den Handbüchern genommen würde. Gleichfalls gelang es
ihm, den Bibliothekssaal zu erhalten, dem mehrmals Gefahr drohte. Einmal war er ausersehen als Wohnung
für den Historiker Johannes von Müller, der einige unbequeme Räume im Orangeriegebäude inne hatte, ein
anderes Mal kam man auf den Gedanken, durch Verhängen der Büchergestelle mit Tapeten einen Tanzsaal
daraus zu machen. Diesen absonderlichen Einfall auszuführen schickte man sich insofern an, als Handwerker
mit dem Maßnehmen beauftragt wurden und Hofherren die Länge und Breite abschritten. Selbst Fragen sollen
gestellt sein, 0b nicht die wissenschaftlichen Instrumente zu Kücheneinrichtungen benutzt werden könnten. Eine
entschiedene Verwahrung Völkels beim Generalsekretär der Intendanz vereitelte die Ausführung. Später, als das
Landgrafenschloß ein Raub der Flammen geworden war, trug sich Jeröme mit dem Plan, selbst das Museum zu
beziehen und als Schloß einzurichten, aus welchem Vorhaben ebenfalls nichts wurde. Auch die beabsichtigte
Benutzung eines der beiden Galeriesäle für die Unterbringung einer französischen Druckerei unterblieb. Dagegen
wurde 1808 die Verwandlung des Hauses in einen Ständepalast beschlossen, die auch zur Ausführung kam.
Die Aufstellung der Pläne zu diesem Palais des Etats lag in der Hand des Architekten Grandjean
de Montigny, eines Schülers Perciers, den der König aus Paris berufen hatte. Als Baustube richtete man das
Dublettenzimmer ein. Zu den Ausführungen wurde von dem zweiten Hofbaumeister Klenze auch der junge
Architekt Wolff zugezogen Von den baulichen Veränderungen und Einrichtungen hat Grandjean eine
Veröffentlichung mit Zeichnungen und Textf herausgegeben, die uns in die Lage versetzt, den Umfang der
Änderungen zu erkennen, zumal der Zustand des Bauwerks vor dem Umbau beigegeben ist. Daß der französische
Baumeister dem Werk Simon Louis du Rys keinen Geschmack abgewinnen konnte, daß ihm die Haupttreppe
zu groß, die Verhältnisse zu plump, das Gebälk zu schwer, der Unterbau unter der Tempelfront zu niedrig,
die Balustrade ganz verfehlt, die Architektur nicht rein genug und schließlich der Gesamtplan verunglückt
erschienen und daß er auch Mängel in der technischen Ausführung fand, sei nebenbei bemerkt. Seine
Neuerung bestand im wesentlichen darin, daß das alte Haupttreppenhaus auf der Hinterfront des Vorderflügels
fiel und an seine Stelle ein hoher halbkreisförmiger Saalbau, der Parlamentssaal, trat, mit einem nach dem
Saal sich öffnenden risalitartigen Zwischenbau, von dem aus an der Rückfront des Hauptflügels entlang ein-
geschossige Verbindungsflure bis zu den Nebenflügeln liefen. Die Saalrotunde, in der Breite gleich dem
Vorbau auf der Vorderfront gehalten, war im Grundriß konzentrisch so aufgeteilt, daß ihre mittlere Zone die
ansteigenden Sitzreihen der Abgeordneten und des Staatsrates, ihre äußere Zone die gehobenen, aber wagerecht
angeordneten Bänke der Zuhörer auf der einen Seite, des diplomatischen Korps und des Hofes auf der anderen
Seite ausfüllten. Die Mitte des Halbkreises war frei. Von ihr aus führten flache Stufen zum Thron der
Königin, der im Scheitel des Halbkreises aufgestellt war. Hinter ihm hatte die von Roland nach dem Original
in der salle de Institut zu Paris geschaffene Statue Kaiser Napoleons ihren Platz. In der breiten Mittelöffnung
des Risalitbaues befanden sich auf einer Erhöhung die Rednertribüne und die Tische der Sekretäre sowie, aber-
mals erhöht, der Sitz des Präsidenten. Bei Eröffnung der Ständeversammlung füllte diese Stelle der üppige,
Tafel 340- 342
Tafel 483,1
Cassel S. 155 ff.
Duncker, Lebenserinnerungen S. 261 ff. Schwedes, Silbergeräth.
Wolff, Selbstbiographie S. 246.
Palais des Etats.
Landau, Museum. Appel, Museum S. 13 f.
Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel. VI. Cassel-Stadt. 70
EQQQQCEJQEJEJ
Gebäude.
äiäääääläääßäläääääää
von reichem Baldachin überragte Thron des Königs aus. Die Rückwand des Risalitbaues zeigte eine Halbkreis-
nische und neben ihr zwei für die Abgeordneten, das diplomatische Korps und den Hof berechnete Durchgänge,
die in die Eingangshalle des Museums führten. Zwei weitere Durchgänge, der eine für den König, der andere
für das Publikum bestimmt, fanden sich an den Enden des Risalitbaues, wo sie die Verbindung zwischen dem
Saal und den neuen Fluren auf der Hoffront herstellten, von denen die südliche die Galerie des ministres, die
nördliche die Galerie du public hieß. Über dem Halbkreis des Sitzungssaales wölbte sich eine flache kassettierte
Halbkuppel mit mäßig großem Oberlicht. Den Mittelraum des Risalitbaues deckte eine der Kuppellinie
entsprechende, ebenfalls durch Kassetten belebte Flachtonne. Der gesamte Saal war in der Höhe durch ein
Brüstungsgesims geteilt. Die zwischen diesem und dem Hauptgesims sich ergebende Zone lösten rechteckige
Nischen auf, in denen Statuen mit den Emblemen der verschiedenen Departements des Königreiches stehen
sollten. In der Nische über der Napoleonstatue findet sich eine Siegesgöttin aufgestellt. Der Saal war in
seiner dekorativen Wirkung durch Malerei gehoben. Der untere Wandteil bis zum Brüstungsgesims zeigte
grünen Granitton, die Attika ein gebrochenes Violett, der Grund des Gewölbes einen Alabaster-Anstrich. Die
reich umränderten Kassetten des Gewölbes, in Grün und Gold gehalten, trugen Embleme, in der äußersten
Reihe die der Gerechtigkeit, Treue und Wohlhabenheit, in der mittleren Reihe die Initialen der Namen des
Königs und des Königreiches, in der innersten Reihe Rosetten aus Eichen- und Lorbeerlaub. Der Fries um
die Oberlichtöffnung setzte sich aus Adlern und Palmetten über einem Fruchtband zusammen. Den
Segmentbogen an der Rückwand des Risalitbaues füllte ein Basrelief, das westfälische Staatswappen mit den
flankierenden Genien des Friedens und des Überflusses mit reichen Rankenausläufern. Ein Januskopf, das Symbol
"der Einigkeit, in Kreisfassung mit seitlichen Akanthuszweigen schmückte den Scheitel der Stirnwand. Die
Kassetten des Flachtonnenbogens über der Thronnische waren mit Rosetten gefüllt. Die Unterseite des Stirn-
bogens bedeckte eine Girlande mit den Krönungsattributen. In den beiden Durchgängen zur Eintrittshalle hingen
grüne Tuchvorhänge mit goldenen Fransen. Ein violetter Samtteppich mit dem französischen Adler und den
lnitialen des Königsnamens über Kranzgehängen bekleidete die Estrade des Thrones. Der reichvergoldete Thron
selbst, den der Bildhauer Joh. Chr. Ruhl ausgeführt und vom König mit dem doppelten Betrage seiner Rechnung
bezahlt bekommen hatte, wurde von zwei Löwen als Wangen gestützt und von einem Eichenkranz umrahmt, den
ein Adler bekrönte. Den vom Hoftapezier Boucher hergestellten Thronhimmel hielt ein Reif von Eichenblättern
und Löwenköpfen, den ein Kranz von weißen Federn überragte. Auf diesem Reif ruhte die Kuppel des Himmels,
mit Lorbeerblättern verziert und von einem Helm überragt. Löwenköpfe hielten die Schnüre der Draperie
rings am Reifen; sie bestand aus weißem Sammet, der mit dem goldgestickten Namenszeichen des Königs
geschmückt war. Die großen Vorhänge des Baldachins waren aus rotem Sammet und mit reichen Bordüren
und Goldfransen verbrämt. Ein Vergleich von Jerömes Thron mit dem des Kaisers in den Tuilerien zu Paris
läßt keinen Zweifel darüber, wo das Vorbild des Casseler Stückes zu suchen ist. Der Saal besaß getäfelten
Fußboden aus schwarzem und weißem Marmor in reicher Musterung. Das Parkett und die Balustrade der
Loge für die Königin bestand ebenso wie die Schranke der Zuhörertribüne und die Türen des Saales aus
indischem Holz. Die Heizung, die Trabuchi in Paris hergestellt hatte, war im Keller untergebracht. lm Äußern
erscheint der Saalbau, der von Fenstern nicht durchbrochen war, ganz schlicht in Bruchsteinen aufgeführt.
Sein Gebälk ist in gleicher Höhe vom Altbau übernommen. Das flache kupfergedeckte Kuppeldach läuft sich
gegen eine Attika auf dem Risalitbau tot. Daß der Dachstuhl nach dem System des Philibert de Lorme
konstruiert und an seinem Fußende durch eine Eisenkette mit dem Altbau verankert war, hält Grandjean für
erwähnenswert. Die Fluranbauten auf der Rückseite des Vorderflügels wiederholen in den Fenstern die
Arkadenstellung der Hoiiront.
Der Anbau des Ständesaales hatte auch sonstige Änderungen in den Räumen des Museums zur Folge,
die Grandjean damit begründete, daß viele Museumsstücke verloren gegangen, andere abständig geworden seien.
Holtmeyer, in Hessenkunst 1914 S. 25 H. Woringer, in Hessenland XXX S. 323 H".
Percier u. Fontaine, Innendecorationen Taf. 48.
Qäääääähfäääääääää 554 äfälääääääääläääääää
Der Säulensaal des südöstlichen Nebenflügels wurde als Salon des Königs, der anstoßende Eckraum des Haupt-
flügels als Salon de service eingerichtet. Noch heute trägt der Königssalon zum größten Teil die Dekorationen
der Empirezeit. Seine reich bemalte, zeitweise übertünchte und vor einigen Jahren wieder aufgefrischte Decke
zeigt im Mittelfelde das Wappen des Königreiches Westfalen in Kranzumrahmung und mit üppigen ornamentalen
Endigungen, die das Monogramm krönt, und in den Seitenfeldern große quadratische Kassetten mit
antikisierenden Blätterrosetten. Die Unterzüge dekoriert ein Fries von Mäandern und Palmetten. Palmen und
Schwerter finden sich auf den Füllungen der Türen, deren Schlagleisten als Lanzen ausgebildet sind. Alle
Dekorationen sind plastisch gemalt und bei grauer Grundfarbe entweder als Stuck oder Bronze behandelt.
Auch die Wandpilaster und die Stuckverkleidung der Säulenschäfte, die übrigens auch der entsprechende Raum
des Nordwestflügels zeigt, wird man dem französischen Architekten zuzuschreiben haben. Der Marmorkamin
mit den vergoldeten Bronzeauflagen ist wie die Bilder des Königs und der Königin verschwunden. Wenn der
König zur Eröffnung der Ständeversammlung das Haus besuchte, nahm er seinen Weg durch das Vestibül, die
Antikengalerie und den Salon de service in sein eigenes Gemach, von dem er durch die Galerie des ministres
in die Salle des Etats gelangte. lm westlichen Eckzimmer des Hauptflügels sorgte eine neue dreiläufige Treppe
für die Zugänglichkeit des großen Büchersaales im Obergeschoß. Der Säulensaal des Nordwestflügels war zum
Gebrauch der Stände bei den nicht öffentlichen Sitzungen und zu den Beratungen der Sektionen bestimmt.
Auch diente er als Salon public, als Durchgangsraum für das Publikum, das im Übrigen, um zu den Sitzungen
der Stände zu gelangen, den Nebeneingang auf der Hoffront dieses Flügels und die Galerie public zu benutzen
hatte. Im zweiten größeren Sammlungsraum des Nordwestflügels findet sich auf der Grundrißzeichnung ein
Raum mit halbkreisförmigen Sitzreihen abgeteilt, der vermutlich für Ausschußsitzungen bestimmt war. Bei
der ehemaligen Hofwand der beiden großen Säle im Vorderflügel, die durch den Vorbau der Verbindungs-
galerien dem Tageslichte entzogen wurde, fand durch Zusetzung eine Verwandlung der Fenster in Nischen statt.
Ob in der Ministergalerie die beabsichtigte Aufhängung der Bilder der Minister wirklich erfolgte, ist nicht
bekannt. Im Jahre 1812 war in ihr noch ein Bild aufgestellt, das der Verherrlichung Jerömes diente. Der
Hof erfuhr insofern eine Änderung als er am Ende der beiden Nebenflügel eine Abschlußmauer erhielt um
das Gefälle des Geländes auszugleichen. Gleichzeitig wurden die äußeren Treppenaufgänge der Seitenflügel
mit Terrassen versehen, unter denen die neuen Zugänge zu den Kellern ihren Platz fanden.
Zwei Jahre dauerten die Bauarbeiten. Während dieser Zeit ist viel durch mangelhafte Aufsicht und
eigenmächtiges Auftreten der Bauleiter gesündigt worden. Maßlos hatten die Kunstsammlungen zu leiden und
auch die Bibliothek hatte große Verluste zu verzeichnen. lm großen Saal bearbeiteten die Maurer die Steine
zum Neubau. Die französischen Baumeister entliehen zahlreiche wertvolle Werke, die nie zurückgegeben sind.
Nach Mitteilungen Völkels und von Löwensteins soll der Ständesaal, der dem Lande so viel gekostet, dem Architekten
so viel eingebracht und das ganze Museum umgedreht hat, nur zweimal benutzt sein, einmal zur Versammlung
der Reichsstände 1810 und dann zur Huldigung der Deputierten von den hannöverschen zu Westfalen geschlagenen
Provinzen. Andere Darstellungens geben 12 Sitzungen an. 1811 diente der Saal und eine Galerie nebst
Nebenzimmern zur Aufbewahrung der aus dem abgebrannten Landgrafenschlosse geretteten Mobilien. Das
Pretiosenzimmer wurde zur Sitzung des Staatsrates eingerichtet. 1812 gab die angebliche Russengefahr den
Westfalen 1810 S. 19.
Westfalen 1810 Einstweilen war darin ein Gemälde von Vincent in Paris aufgestellt, das eine große That aus dem Leben des
Königs verewigte. Es stellt nämlich dar, wie derselbe von dem erhabenen Bruder Napoleon mit einer Eskadre nach der Barbarei gesandt,
um den Genuesen, die Franzosen geworden waren, die Sklavenketten zu lösen, nach glücklich vollbrachtem Unternehmen nach Genua zurück-
segelt. lm Hintergrund sieht man die Thürme von Genua und einen Theil des Hafens. An den Gestaden hat sich eine große Volksmenge
versammelt, mit Sehnsucht die Ankunft der Schiffe, die mit den aus der Sklaverei befreiten Genuesern an Bord herangesegelt kommen,
erwartend und vor Begierde brennend, die lange vermißten Brüder zu umarmen. Im Vordergrund ist ein Sklave in der Tracht des Morgen-
landes abgebildet, seine Ketten nun mit Füßen tretend und dankbar sein Haupt zum Himmel emporhebend. Vor ihm steht ein kleiner Hund,
als Symbol der Treue, und ein nacktes Kind mit einer Engelsphysiognomie, als Sinnbild der Freude, auf einem Bande die Worte tragend
Riconoscenza al Jerolamo Bonaparte".
Westfalen 1810 S. 11T.
Tafel 340,1
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70'
Vorwand für neue Ausraubungen ab. In den Sälen neben der Bibliothek richteten sich Maler und insbesondere
die Frau des Malers Kinson ein, die neben einem Atelier auch eine Schule unterhielt.
An anerkennenden Stimmen für den Bau hat es nicht gefehltß Zumeist aber hat die Kritik der
nächsten Jahre das ganze Bauunternehmen verurteilt, wohl weniger aus Abneigung gegen das neue Architektur-
stück selbst, als wegen der Begleiterscheinung während des Umbaues und aus dem verletzten Gefühl heraus,
daß man es überhaupt wagen konnte, an das Meisterwerk eines großen und beliebten Künstlers die Hand
anzulegen. Aber auch der Anbau als solcher fand nicht überall Gnade. Eine bissige Kritik des Jahres 1814
nennt ihn ein versteinertes Schneckengehäuse"? Wachlers vergleicht ihn 1815 mit einem Backofen und
Pideritf noch 1844 mit einem Gefängnisturm. Bei vorurteilsfreier Überlegung wird man indessen dem Bau-
meister die Anerkennung nicht versagen können, daß er seiner Aufgabe mit Verständnis für die Bedeutung des
Kunstwerkes gerecht geworden ist, daß er den Organismus, soweit es bei den gestellten Forderungen möglich
war, geschont hat und daß er bei seiner Neuschöpfung einen künstlerisch glücklichen Geist offenbart.
Nur etwa zwei Jahrzehnte hat die innere Einrichtung des Museums als Ständepalast bestanden.
Kurfürst Wilhelm II. faßte, den Entschluß, das Rondell durch Einziehung einer Zwischendecke in der
Höhe zu teilen. Im April 1828 legte Bromeis einen Kostenanschlag über die Einrichtung zweier Säle
in dem halbrunden Anbau am Museo"-" vor, der Zustimmung fand. Auch die Verlegung der Treppe aus
dem westlichen Eckraum des Vorderflügels in den Rundbau wurde genehmigt. Man hatte sich also mit dem
Bau selbst abgefunden, nur seine Erinnerung an die Zeit der Fremdherrschaft sollte ausgelöscht werden. Und
das ist im Innern auch vollkommen gelungen. Die Ausstattungsstücke des Saales wurden entfernt die Nischen
zu flachbogigen Fenstern ausgebrochen und die Malerei überstrichen. Für die Erleuchtung des Raumteiles unter-
halb der Zwischendecke, den ein Ring von vier toskanischen Säulen durchsetzte, legte man rundbogige Fenster
mit äußerer Dockenbrüstung an. Die geschwungene Treppe, schöner wie die erste" fand in einem ovalen
eingeschossigen, oben zum größten Teil offenen Gehäuse im Mittelpunkte des Rondelbaues ihren Platz. Die
Strombeclc, Darstellungen II, S. 76. Westphäl. Moniteur 1810 Nr. 32.
Garküche S. 28 lch würde dieses excentrische versteinerte Schneckengehäuse angatfen und außer mich für Verwunderung
fragen müssen, wie es möglich sey, daß das Museum diesen Ständesaal, daß Düry, der Baumeister des ersteren, den Grandjean, Verfertiger
des zweiten, auf dem Rücken ertrage. Würde dieser John-Bullsche Bauch von Steinmasse hier hinten auf festem Grund und Boden nicht
aufliegen, nicht auslasten können, so wäre nur ein zweiter Pygmalion im Stande, durch Beseelung des Herkul auf Wilhelmshöhe einem Erd-
beben auf der Oberneustadt vorzubeugen. Das Gebäude kostet 250000 Livres, und doch hat der Hauptbestimmungsort desselben,
Mangel an Licht, eine geschmacklose Übertünchung, wenig Raum und den unverzeihlichen Fehler der Unverständlichkeit des besten Redners
trotz der Inschrift ,Concordia' über dem Throne. Wie war es aber anders möglich, da auch dieser Bau am Ende so sehr übereilt worden,
daß man im Winter 1808-9 sogar noch um Mitternacht bei Laternen daran arbeitete?"
Ludens Nemesis S. 428.
Cassel S. 336.
Staatsarchiv Marburg. M. St. S. 6715. Aus dem Kostenanschlage Zur Erleuchtung des Saals im Rez-de-Chaussee und in der
Mauer der Rotunde Fensteröffnungen von der Dimension und Form der übrigen durchzubrechen. Dgl. Fensteröffnungen für den obern Saal.
Das im Saal befindliche alte Mauerwerk, welches das ehemalige Amphitheater unterstützte, so wie der unter dem Saale befindliche gewölbte
Gang da derselbe über dem Fußboden zum Teil hervorragt, sind abzubrechen. In der Mitte des Vestibüle nach dem anzulegenden Treppen-
hause hin ist eine Durchgangsthür zu brechen; dgl. in der Beletage ein Durchgang von dem Treppenhause nach dem Bibliothekssaal; auch ist
der Vorsprung der Mauer in diesem Saale abzubrechen. Die Eingänge zweier Kabinets, welche aus dem Bibliothekssaale hier einführen, sind
nach dem halbrunden Saale in der Beletage zu verlegen, daher zwei Thüröffnungen zu brechen. Zwei Nischen für Figuren sind zu vergrößern.
Ungefähr 48 Schachtruten altes Mauerwerk sind abzubrechen. Das untere, im ganzen Saale herumziehende Entablement, mehrere Pilaster und
Sockel, welche wegen der neuen Einbauung nicht bleiben können, sind abzuspitzen. Zwei steinerne Sockel zu den von Wilhelmshöhe vor-
handenen beiden Stucksäulen anzufertigen. Im unteren Saale vier vorhandene Holzsäulen aus der großen Speisegalerie des neuen Palais aufzustellen
und dazu dorische Kapitäls und Basis zu verfertigen. In der Beletage auf dem Treppenvorplatz sind Nischen mit halbrunden Kappen anzulegen.
Das noch vorhandene marmorne Fußbodengetäfel ist aufzunehmen und im Materialienhause aufzubewahren. Die beiden kleinen Treppen der
Kabinets in der Beletage sind zu verlegen. Säulen von Stuckmarmor im Treppenhause sind auszubessern und aufzuschleifen; im unteren
Saale sind 14 Lisenen von ordinärem Stuck benebst Basis und Kapitälen zu verfertigen. Für die Durchgänge unten zum Treppenhause und
oben zum Bibliothekssaal sind Archivolten undßämpferkapitäls von Stuck zu verfertigen. Die Dekorationen der Kuppel des großen Bogens
und der Stirnen sind zu reinigen, alle unpassenden Verzierungen abzuändern und sämtliche Malerei aufzufrischen und herzustellen. Die Kuppel
und das Seitengewölbe sind mit Leimfarbe anzustreichen mit sorgfältiger Aussparung der Malereien.
Über das Schicksal des Thrones vgl. Woringer, in Hessenland XXX S. 325.
Cassel u. Wilhelmshoehe S. 47 u. 80.
gewonnenen Räume wurden so gut wie möglich verwertet. Der untere Saal diente zur Aufstellung der Antiken-
sammlung, der obere zur Vergrößerung der Büchermagazine. Durch Erhöhung der Flurgalerien an der Hofseite
des Vorderbaues gewann man eine unmittelbare Verbindung des Rundteiles mit den Nebenflügeln auch im Ober-
geschoß. In dieser Form hat sich das Bauwerk bis in die Neuzeit erhalten. Für museale Zwecke zeigte es
sich freilich infolge der Vermehrung der Sammlung immer weniger als ausreichend. So mußten erst die Pretiosen
und die mittelalterlichen und modernen Kunstwerke, dann die ganze Naturaliensammlung abgezweigt werden.
Jene fanden 1879 eine Unterkunft im Unterstock der Gemäldegalerie, diese wurden 1884 in das Kunsthaus verlegt.
Die letzte Neuaufstellung der im Museum verbliebenen Sammlungsgegenstände, die 1897 Direktor Dr. Boehlau
vornahm, ordnete die Stücke so, daß im Wesentlichen die Rotunde für die antiken Originale, die Hauptsäle für
Abgüsse antiker Skulpturen, die beiden Hofgalerien für ägyptische Nachbildungen sowie für die 1770 von Chizi
angefertigten Korkmodelle römischer Bauten und zwei kleine Räume des Nordwestflügels für vorgeschichtliche
Altertümer in Anspruch genommen wurden. Die beiden kleinen Zimmer am Ende des Südostflügels dienten
Verwaltungszwecken. Das erste Obergeschoß enthielt nach wie vor die Bibliothek, deren Lesesaal Bücherausgabe
und Verwaltungsräume sich im Nordwestflügel befanden. lm zweiten Obergeschoß waren die Bücherbestände
des Vereins für hessische Geschichte und die Sammlung mathematisch-physikalischer Instrumente untergebracht.
Die Ausstattung der Haupteingangshalle mit Bildwerken beschreibt Paulus," der auch eine kurze Übersicht über
den lnhalt der übrigen Räume gibt. Diese Stifterhalle", die an den Wänden die unten genannten Reliefs aus
dem Landgrafenschlosse aufwies, führte ihre Bezeichnung wegen der hier aufgestellten Bildnisse der beiden
Fürsten, die das Hauptverdienst um die Sammlungen und das Gebäude selbst haben, des Landgrafen Karl und
Friedrich II. Als schönstes Werk fällt dem Eintretenden gleich in die Augen die Bronzebüste des Landgrafen
Karl, vielleicht eine Arbeit Schlüters, gegossen von Jacobi. Links davon steht ein zweites Bildnis dieses Fürsten
und gegenüber das seiner Gemahlin Amalie Marie, beide von Monnot. Weiter zurück Landgraf Friedrich ll.
von Nahl, Friedrich l., der zugleich König von Schweden war, von Xavery und Wilhelm Vlll. von Monnot.
Auf den Gesimsen an den beiden Wänden stehen die Bildnisse der Napoleonischen Familie, und zwar rechts
in der Mitte Napoleon selbst von Canova inmitten seiner Eltern, Karl Bonaparte und Lätitia. Auf der linken
Seite sehen wir Jeröme in der Mitte zwischen Caroline Murat und Elisa Bacchiochi, der ältesten Schwester
Bonapartes auf der einen und Katharina von Württemberg und Pauline Borghese, zweite Schwester, von Canova
auf der anderen Seiteß Zu beiden Seiten der Tür und der Wand gegenüber stehen vier schöne Bronzegüsse
französischen Ursprungs, Nachbildungen antiker Werke, und zwar der beckenschlagende Satyr Orig. lor. Tribuna,
der bogenspannende Amor Orig. Rom, der ldolino opfernder Athlet. Orig. Flor., endlich die mediceische
Venus Orig. Flor. Trib. zwei andere gleichartige Güsse nach Werken der Tribuna die Ringergruppe und der
Schleifer stehen weiter rückwärts in den Seitengängen."4
Die letzte Neueinrichtung erfuhr das Haus nach Verlegung des Museums in den 1911 bis 1913 fertiggestellten
Neubau am Wilhelmshöher Platz. Das hierdurch freigewordene Erdgeschoß wurde für die Zwecke der Bibliothek
Der Lesesaal der Landesbibliothek zu Cassel, in Casseler Allgem. Zeitung 1906 Nr. 218-und Hess. Morgenzeitung 1906 Nr. 219.
Museum S. f.
Die Büsten befinden sich jetzt im Landesmuseum. Vgl. Abschnitt Denkmäler".
Über den früheren Standort der Bronzeabgüsse vgl. Abschnitt Schloss des Landgrafen Karl. Orangerie" S. 335 u. Garten"
S. 357. Nach Appel, Museum S. 13 5., gehören der Satyr, der ldolino, die Venus, die Ringer und der Schleifer ebenso wie die. Reliefs aus
dem Landgrafenschlosse zu den Kunstwerken, die in den Jahren 1806 und 1807 von Denon für das Musee Napoleon ausgesucht und nach
Paris überführt waren, von wo sie 1815 zurückkamen. Vgl. Duncker, Lebenserinnerungen, S. 284. Jetzt stehen der Satyr und der Amor in
der Eingangshalle, die Ringer und der Schleifer im Lesesaal der Landesbibliothek. Unter den 1849 von Appel im Museum aufgeführten
größeren Statuen aus Bronze" finden sich auch eine Minerva als Symbol der Klugheit" und ein Symbol der Beständigkeit". Diese Figuren
gehörten zu einem Ofen im gewöhnlichen Speisesaale des alten Schlosses, welcher 1795 abgebrochen wurde." Ferner verzeichnet Appel als
größere Statuen von Marmor, Alabaster u. s. w. unter anderem eine Copie der medizeischen Venus", eine Kindergruppe" und einen
Narciss", welche Figuren 1756 von Joh. August Nahl in Carara gekauft wurden und vor Erbauung des Museums im Orangerie-Schlosse
standen", sowie eine Gerechtigkeit, welche den Neid entlarvt" von Monnot, die wohl gleichbedeutend ist mit der jetzt vor der Kunstakademie
stehenden Figur.
in der Weise nutzbar gemacht, daß von den beiden größeren Sälen des Hauptflügels der eine als Lesesaal, der
andere als Vortragssaal eingerichtet und daß der Südostflügel für die Verwaltung, der Nordwestflügel für die
Ausstellung von Handschriften sowie als Wohnung für den Kastellan in Anspruch genommen wurden. In den
oberen Geschossen wurden diejenigen Räume, die bis dahin anderen Zwecken gedient hatten, auch zu Bücher-
magazinen umgeschaffen, die zum Teil wissenschaftlichen Vereinen zur Verfügung gestellt wurden. Der große
Büchersaal im Obergeschoß des Hauptflügels erfuhr in seiner Ausstattung dadurch eine Änderung, daß die längs
der Fensterwand aufgestellten Bücherschränke der ehemaligen Wilhelmshöher Schloßbibliothek wieder entfernt
und auf die übrigen Räume verteilt wurden. Ein Umbau erfolgte insofern, als für die Bücherausgabe, die ihren
Platz im vorderen Teil des Treppenhauses erhielt, in der Rückwand der Eingangshalle eine größere Öffnung
eingebrochen wurde, die ein Korbbogen überdeckte. Den mit dünnen Eisentraillen versehenen podestlosen Treppen-
lauf schloß im Vordergrunde ein Holzverschlag ab. Nachträglich machte sich noch im Erdgeschoß des Rund-
baues infolge der verstärkten Belastung durch Bücher der Ersatz der Steinsäulen durch Eisenbetonstützen nötig,
die äußerlich die alte Form erhielten. Bei ihrer Fundierung stieß man auf einen Kasemattengang der nachmittel-
alterlichen Festungswerke. Auch die Einfassung der äußeren Podeste vor den Nebentreppen rührt aus dieser
Bauperiode her. Die Aufschrift LANDES-BIBLIOTHEK" auf dem Türsturz des Haupteinganges zeigt äußerlich
die erweiterte und ausschließliche Bestimmung des Hauses als Bücherei an. Das in einer Nische des Benutzer-
zimmers aufgestellte, 1904 aus dem Ständehausel überführte große Eberle'sche Gipsmodell vom Hanauer Denkmal
der Gebrüder Grimm sowie die Gipsmodelle zweier Sockelreliefs dieses Denkmals halten die Erinnerung an die
beiden großen Germanisten wach, die unter Völkel in der Zeit bis 1829 an der Bibliothek tätig waren.
Die Modelle anderer Bildhauer zum Hanauer Grimmdenkmal sind im großen Büchersaal untergebracht, wo auch
einige Modelle zum Philippsdenkmal für Cassel Aufstellung gefunden haben. Als Dekorationsstücke der anderen
Säle finden sich Abgüsse bekannter Originale meist antiker Herkunft. Im Kartenzimmer fällt der früher als
besondere Sehenswürdigkeit betrachtete, in Goldrahmen gefaßte, mit dem hessischen Wappen gekrönte, 3,85
breite und 2,00 hohe Stadtplan von London, ein Stich von John Pine aus dem Jahre 1761 nach einer Zeichnung
von John Roque, auf, der als Geschenk König Georgs III. von England an Landgraf Friedrich II. von Hessen
gilt und in seiner sorgfältigen Ausführung vielleicht die Anregung zu Seligs vorzüglichem Plan von Cassel aus
dem Jahre 1781 gegeben hat. Die Wände des Direktorzimmers schmücken einige Ölgemälde, religiöse Dar-
stellungen von Ludwig Emil Grimm und Innenbilder hessischer Kirchen von Karl Fink. Die geräumigen gewölbten
Keller sind heute wie früher als Lagerräume vermietet. In welchem Jahre das Gitter auf der Abschlußmauer
des Hofes, das bei Grandiean de Montigny noch nicht erscheint, aufgebracht wurde, ist nicht bekannt. Die
wappenhaltenden Löwen, welche die Pfeiler des Mitteleingangs bekrönen, stammen vom alten Weißensteiner Tor?
Ein im Hof aufgestellter großer Eisenzylinder trägt die Aufschrift Papins Dampf-Cylinder gegossen zu Veckerhagen
1699, geschenkt von Henschel u. Sohn Cassel 1869"?
Reliefs in der Eingangshalle, ursprünglich im Alabastergemach des Landgrafenschlosses dann im Stein- oder
Skulpturenzimmer des Kunsthausesf von Elias Godefroy und Adam Beaumont. Rechtecktafeln, von
frei gebildetem zierlichen Eierstab umrahmt, mit figurenreichen, an einander komponierten Szenen.
Hochrelief mit zum Teil frei heraustretenden Einzelheiten. Alabaster mit Farbenspuren. Renaissance.
Vgl. Abschnitt Ständehaus" S. 459.
Losch, Chroniken S. 132. Vgl. Abschnitt Weißensteiner Tor" S. 129.
Müller, Metallindustrie Von einer in England erbauten Dampfmaschine, welche Landgraf Karl im Jahre 1715 zum Betriebe
eines Springbrunnens in Cassel aufstellen ließ und welche aktenmäßig noch 1762 an ihrem ursprünglichen Platze stand, ist der Dampf-
cylinder noch vorhanden. Derselbe wird im Hofe des Museums zu Cassel aufbewahrt und beweist durch seine Dimensionen und Ausführung,
daß der Eisengießereibetrieb schon zu Ende des 17. Jahrhunderts beachtenswerte Gußstücke zu liefern vermochte."
Vgl. Abschnitt LandgrafenschlofW S. 280.
hä Vgl. Abschnitt Kunsthaus" S. 536.
Appel, Museum S. 16. Lotz, Kunst-Topographie S. 139. Kunstblatt, herausgegeben unter Mitwirkung von Ernst Förster und
Franz Kugler, XXVI S. 165 5. Das Kasseler Museum besitzt drei Reliefs, welche eine mündliche Überlieferung demselben Godefroy zu.
schreibt, der als einer der beiden Meister genannt wird, denen das in der St. Martinskirche von Landgraf Wilhelm IV. seinem Vater
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Genesis. Schöpfung, Sündenfall, Vertreibung aus dem Paradiese, Kain und Abel. Breite 2,95 Tafel m.
Höhe 1,21 m.
Gleichnis vom reichen Mann und armen Lazarus. Gastmahl, Lazarus in Abrahams Schoß, Tafel178,1
reicher Mann in der Hölle. Die in einer Nische am Sockel des Gemaches der Gastmahlszene sich
"findende Büste angeblich Porträt eines der beiden Künstler. Breite 1,78 Höhe 1,21 m.
Leben Christi. Geburt, Kreuzigung, Himmelfahrt, Auferstehung. Breite 2,42 Höhe 1,21 m. Tafel 178.1
Jüngstes Gericht. Breite 3,30 Höhe 1,21 m. um 177,2
errichtete Monument zur Ausführung übertragen wurde. Bei dem Kunstwerth, welcher diesen bei weitem gedachtes Monument übertreffenden
Arbeiten beigelegt werden muß, hätten wir ohne Frage einen Bildhauer besessen, dessen Gaben ihn mit unter die vorzüglichsten Künstler
seiner Zeit stellen. Um auf den Gehalt seiner Arbeiten Bezug zu nehmen, mag angemessen der Ausspruch Denons voranstehen, der, als
er unter Kassels Kunstschätzen für die Kaiserstadt an der Seine Beute zu machen kam, einige dieser Reliefs auf sein Verzeichniß setzte
und es gegen seine Begleitung aussprach, daß er in diesen Bildwerken Gedanke und Stylverwandtschaft mit den Italienern erkenne". Diese
günstige Entscheidung eines Mannes, dem damals die Zeitumstände gestatteten, unter den trefflichsten Kunstwerken, die Deutschland besaß,
auswählen zu können, mag für den Werth unserer Reliefs unverwerfliches Zeugniß abgeben; noch mehr die Thatsache, daß sie bestimmt
waren, im Muse'e francais aufgestellt zu werden. Zugleich aber erscheint Denons Kritik um so selbständiger, wenn man sich der ganz ein-
seitigen Geschmacksrichtung der Kaiserzeit erinnert, die für Monumente aus der Erhebungsepoche der Kunst nur ein geringschätzendes
Urteil geltend machte. Doch ich gehe nun zur Beschreibung der drei Reliefs in's Einzelne über, und hier wird sich an bestimmten
Merkmalen überzeugender nachweisen lassen, wie scharf Denons Blick gesehen und den Einfluß erkannt hat, welchen antike Denkmale auf
den Styl italienischer Bildhauerkunst ausgeübt haben. Die beiden größeren Reliefs sind von gleicher Dimension, 10 Fuß Zoll lang, Fuß
Zoll hoch und von Anfang an bestimmt gewesen, bei der Aufstellung Pendant zu machen, wie man aus den Darstellungen entnehmen kann.
Die Anordnung des erstern, welches die Schöpfungsgeschichte zum Gegenstand hat, ist ohngefähr folgende Links oben Gott der Vater;
darunter Adam, der die Tiere benennt; Hirsch, Pferd, Löwe drängen sich an ihn heran. Hiernächst die zweite Gruppe, Erschaffung Eva's
aus der Rippe, den Mittelgrund des Gartens Eden nimmt der Baum der Erkenntnis ein. Adam und Eva, die ihre Nacktheit entdecken,
und sich Blätterschürzen machen, nicht vom Feigenbaume, sondern dem Schrifttext entgegen, sehr zierlich aus Lorbeer. Am Ende rechts
Vertreibung aus dem Paradies; über ihnen der Cherubin mit dem Schwert, dieser und ein zweiter Engel, besonders schön in der Bewegung,
schließen die Symmetrie der Komposition nach künstlerischen Gesetzen befriedigend ab. Über dem dritten Plane ziehen sich zwischen dem
Laub der aufstrebenden Bäume noch drei andere Vorstellungen in entgegengesetzter Folge hindurch. Adam, das Feld bauend, Eva, von
ihren Kindern umstanden, spinnend; weiter beider Söhne Opfer; endlich die Tödtung Abels. Mond, Sonne und Sterne, die Werke der
ersten Weltschöpfungstage, stehen am Firmament. Auffallend genug ist, mitten in der Reihe dieser Himmelskörper einen Fisch zu finden.
Mit der Rückenflosse nach unten gekehrt, scheint er auf einer Wolken- oder Wellenfläche zu schwimmen. Der Gedanke an die Zodiakal-
bilder lag zunächst, allein die anderen Zeichen fehlen. Eine mögliche Erklärung glaube ich in Vers der Genesis gefunden zu haben, wo
es heißt ,Und Gott sprach, es sammle sich das Wasser unter dem Himmel an besondere Oerter". Dann ist der Fisch hier nur Symbol
seines Lebenselements, wie auch in älterer Kunst der Vogel zur Bezeichnung der Luft gebraucht wird. Diese Deutung mag, bis eine
geniigendere sich darbietet, hier Platz Enden. Bei dem nun folgenden Relief, welches das jüngste Gericht darstellt, ist die Anordnung durch
den Gegenstand schon mehr bedingt und weicht daher auch nicht auf besondere Weise ab. Christus, der Weltrichter, theilt die Vorstellung
in zwei gleiche Hälften; die Gerichtsposaune herabkommender Engel erweckt die Todten. Das mannigfache Verschlingen, Zusammenfinden
der Auferstehenden, der gesonderten Bösen und Guten, ist als Hauptverdienst dieses, der vorigen in manchen Theilen nachstehenden Arbeit
zu erwähnen. Einiges, was abstoßend erscheint, lag wohl auch im Gegenstande, der als kirchliche Aufgabe häuhger wiederholt, als glücklich
gelöst worden ist. Betrachtet man die Originalität der Erfindung, die durchgeführte Übereinstimmung aller Theile zu einem, in sich selbst
abgeschlossenen Ganzen, als die schätzensvverteren Vorzüge eines Kunstwerkes, so dürfte dem dritten Relief, welches die Parabel vom reichen
Manne und Lazarus zum Vorwurf hat, wohl vor den beiden anderen der Preis gebühren. Es ist, soweit die bearbeitete Oberfläche des
Steines die Untersuchung gestattet, aus einem weniger grauflockigen Alabaster gearbeitet, Fuß Zoll lang und Fuß Zoll hoch. In
der Ausführung schärfer, überwindet hier die Technik des Meißels, dadurch, daß das Hautrelief bis zu seinem äußersten Grade getrieben,
noch größere Schwierigkeit. Die linke Hälfte nimmt das Gemach ein, zu dem von unten eine Freitreppe führt, an deren unterster Stufe
der preßhafte Lazarus ausgestreckt liegt. Unter den Bogen dieser Halle speist der Reiche mit zwei Genossen. Ein Diener, jugendlichen
Alters, umfaßt die vordere freistehende Säule. Die Figur ist voll Naturgefühl, gewandter Grazie und lebendig in der Bewegung. Bäume,
welche sich in der Mitte, wo die Steinfuge liegt, erheben, trennen die nun folgende Vorstellung. Hier sitzt Lazarus im Schoße des
Erzvaters, der Reiche aber schmachtet unten im Feuerpfuhl; quälende Teufel sind mit ihm beschäftigt. Obwohl sich nun in allen drei
Gegenständen die Merkzeichen italienischer Kunstbildung finden, so ist es doch vorzugsweise dieses Relief, bei welchem sie im Einzelnen
nachgewiesen werden können. Hier haben wir schon mit dem antiken Element zu tun, das die italienische Skulptur gleich bei ihrem Aufleben
durchdrang. Hier sind offenbar römische Vorbilder wiederholt und vermischen sich mit Sitte und Trachten des Mittelalters auf jene eigentüm-
Iiche naive Weise, die nur einer unbefangenen Kunst gestattet ist. Zu diesen Werkzeichen zähle ich den Tisch und die daran sitzende
weibliche Figur, die mit dem Matronenschleier römischer Frauen und der Junostirnbinde bekleidet erscheint. In dem Ausdruck der Köpfe ist
ideale Intension vorwaltend, was doch ganz und gar mit dem Charakter der eigentlich deutschen Schulen im Gegensatze steht, die auf gesonderte
Individualität, oft mit Übertreibung, hinarbeiteten. Ferner ist die Gruppe der Teufel, und mehr noch der Typus derselben auf beiden
Reliefs, den Teufeln des Oncagnia ähnlich. Auch die als Greif gestaltete Schlange hat doch gar zu sehr italienischen Anklang, als daß ich
die Vermuthung an eine vollständige Kunstausbildung Godefroy's oder Gottfrdsl aufgeben könnte. Däß Haar und Augäpfel vergoldet und
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Gebäude. Qggää
Büsten
in der Haupteingangshalle
Büste des Landgrafen Friedrich ll. von Hessen, vermutlich von Joh. Tob. Sergel, unsigniert
Weißer Marmor. Höhe 0,66 m. Postament reich gegliedert. Rötlicher, geaderter Marmor. Höhe
0,99 m.
im großen Büchersaal
Büste des Landgrafen Wilhelm lV. von Hessen, gezeichnet C. Hassenpflug fec. 1881."
Gips. Höhe 0,85. m.
Büste des Archäologen Joh. Joach. Winkelmann. Bronze auf Sockel von rötlichem Marmor.
Höhe 0,62 m.
Büste des Archäologen Chr. Gottlob Heyne, gezeichnet Ruhl fec. Cassel 1812". Gips.
Höhe 0,65 m.
Büste des Naturforschers Joh. Friedr. Blumenbach, gezeichnet RUHL FEC'
CASSEL 1812". Gips. Höhe 0,65 m.
im Handschriftensaal
Büste des Germanisten Jakob Grimm, gezeichnet HASSENPFLUG FEC. CASSEL 1884".
Weißer Marmor. Höhe 0,58 m.
Büste des Germanisten Wilhelm Grimm, wie vor.
im Beamtenzimmer
Büste des Schriftstellers Adam Trabert, gezeichnet Hans Schwath 1907". Gips. Höhe
0,55 m.
im Büchersaal des Vereins für hessische Geschichte
Büste des Professors JohfWilh. Casparson im 70ten Jahr 1799", gezeichnet J. C. RUHL.
FECIT". Gips. Höhe 0,42 m.
Büste des Mediziners Karl Friedr. von Heusinger, gezeichnet C. Hassenpflug fec.
Cassel 1879". Gips. Höhe 0,49 m.
Plaketten, kreisförmig, Gips,
in den Räumen der Landesbibliothek
Plakette der Germanisten Jakob und Wilhelm Grimm, gezeichnet R. Cauer 1863".
Doppelporträt in Eichenkranz. Durchmesser 0,48 m.
Plakette des Bibliothekars Ludwig Völkel, gezeichnet 1879". Durchmesser 0,47 m.
Plakette des Bibliothekars Joh. Heinr. Christian Schubart, gezeichnet Hassenpflug
fec. Dec. 1881". Durchmesser 0,47 m.
Plakette des Bibliothekars Albert Duncker, gezeichnet C. Hassenpflug fec.Cassel1881".
Durchmesser 0,47 m.
Plakette des Komponisten Louis Spohr, gezeichnet modelliert von Joh. Schäfer 1859"!
Durchmesser 0,16 m.
gemalt sind eine bis in die griechischen Werkstätten zurückreichende Sitte darf eben so wenig befremden, als das malerische Prinzip
in der Darstellung selbst. Jenes ohne Grund als Ungeschmack bezeichnet, dieses, als gegen die Bedingungen des Reliefs anstreitend, mit
Recht zu tadeln, ist durch Kultuseinfluß auf mittelalterliche Kunst erklärt. Freilich würde, ohne das Bestreben verschiedene Gründe auf ebener
Fläche darzustellen, der übergroße Reichtum der Figuren vermieden und der Hauptvorzug eines Kunstwerkes, Klarheit der Darstellung,
diesen Werken in höherem Maße verliehen worden sein. Wenn wir aber diese Mängel in Kauf zu nehmen haben, weil sie eben dieser Zeit
gemein waren, können wir uns an den übrigen Vorzügen um so mehr an der Tüchtigkeit unsres ehrenwerten Künstlers erfreuen und nur
den Wunsch hinzufügen, die Kunstwerke, in deren Besitz wir uns befinden, möchten, durch Abbildungen bekannt gemacht, endlich diejenige
Würdigung finden, welche sie nach ihrem inneren Werte so sehr verdienen." Knackfuß, Kunstgeschichte II S. 191, bezeichnet die Reliefs
als ganz unerfreulich".
Dasselbe Modell wie im Kunsthaus.
Zusatz Schäfer geb. zu Kalkobes bei Hersfeld den 8. Mai 1830, gest. zu Welheiden bei Cassel den 24. October 1862
Hautboist im Leibgarderegiment und Mitglied der Kurfürstlichen Hofcapelle".
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Gebäude.
in den Räumen des Vereins für hessische Geschichte
Plakette des Politikers Silvester Jordan. Durchmesser 0,20 m.
Plakette des Oberstleutnants Wilhelm Ritter von Breithaupt, gezeichnet F. BUTSCHER
FEC". Durchmesser 0,39 m.
Gemälde
in den Räumen der Landesbibliothek
Unbekannter Meister, Kurfürst Wilhelm ll. Brustbild. Elfenbein, oval. Breite 0,065 m. Höhe
0,08 m. Rechteckiger Holzrahmen.
Unbekannter Meister, Kurfürst Friedrich Wilhelm von Hessen. Wie vor.
nbekannter Meister, Kurfürst Friedrich Wilhelm von Hessen. Brustbild. Leinwand. Breite 0,51 m.
Höhe 0,65 m. Reicher Goldrahmen, von Krone überragt.
Georg Giese, Kurfürst Friedrich Wilhelm von Hessen. Brustbild. Leinwand. 1869. Breite 0,36 m.
Höhe 0,41 m.
Unbekannter Meister, Fürstin Gertrude von Hanau, Gemahlin des Kurfürsten Friedrich Wilhelm
von Hessen. Brustbild. Leinwand. Breite 0,56 m. Höhe 0,76 m.
Unbekannter Meister, Hofrat Anton Niemeyer. Brustbild. Leinwand. Breite 0,52 m. Höhe
0,66 m.
Anatomie.
Der Plan, die im Kunsthause beündliche Anatomie deren Platz wohl in der museumsartig eingerichteten
Anatomiekammer dieses Hauses gesucht werden muß," in einem eigenen Gebäude unterzubringen, scheint 1776
entstanden zu sein. Die Änderung wurde notwendig, als das Kunsthaus zu Wohnungen für die Studierenden
des Collegium Carolinum, zu dessen Bestande übrigens auch die Anatomie zählte, eingerichtet wurde.
Das neue Haus, in das die Anatomie verlegt wurde, lag am Leipziger Platz, dem jetzigen Unter-
neustädter Kirchplatz, auf den damals von außen das Leipziger Tor führte. Ursprünglich war das Gebäude zur
Dienstwohnung für den Platzmajor bestimmt, der aber garnicht einzog, weil das Haus noch während des Neu-
baues die veränderte Bestimmung erhielt. Aus der Baugeschichte sind nur wenige Daten bekanntß Am
17. Oktober 1777 erhielt die Kriegs- und Domänenkammer Auftrag, zu sorgen, daß die Anatomie am Leipziger
Thor zu stand komme, damit in dem betreffenden Winter darinnen die Demonstrationes ihren Anfang nehmen
können". Die Behörde beeilte sich, dem Rath Dury die desfalsige Besorgung sogleich aufzutragen".4 Am
14. Oktober 1778 zeigte sie dem Landgrafen an, daß nach du Ry's Bericht die Abänder- und Einrichtung
dieses nunmehro, bis auf etl. Kleinigkeiten, fertigen Gebäudes auf 2135 Rthlr. alb. hlr. zu stehen komme".
Die klinische Ausstattung besorgte Samuel Thomas Sömmering, der auf Georg Forsters Empfehlung aus Göttingen
berufen war Der Gelehrte war als Professor nicht zuletzt dadurch für Cassel gewonnen worden, daß ihm die
Möglichkeit gegeben war, ein seinen Wünschen entsprechendes Theatrum anatomicum zu schaffen. Auch hatte ihn
die Aussicht gelockt, beruflich wenig in Anspruch genommen zu werden. Er hatte mit zwei Prosektoren wöchent-
lich nur etwa vier Stunden Demonstrationen und chirurgische Operationen vorzunehmen, wobei seine Zuhörer-
Vgl. Abschnitt Kunsthaus" S. 535 ff.
Uffenbach, Reisen S. 12 f., erwähnt 1709 als Inhalt dieser Anatomiekammer einen sehr großen, schweren und wunderlich ge-
krümmten Elephantenzahn über zwo Ellen lang, einen grossen Lacertum squamosum, zween ausgedörrte Cörper von Indianern, welche sehr
wohl nach allen Theilen conservirt, und da andere Mumien sonsten schwarz, ganz weißgelbicht waren, zwo ausgestopfte Menschen-Häute,
davon der eine ein Soldat, eine zweyköpüge Misgeburt, ein Monstrum vitulinum, welches gleichfalls zween Köpfe hat", tierische Abnormi-
täten, Skelette, Präparate u. a. Daneben enthielt das nicht gar grosse Zimmer" aber auch einen Schrank mit grünem Tuch ausgeschlagen,
in welchem eine ziemliche Anzahl schöner anatomischen Instrumente lagen". Schminke, Cassel S. 189 ff., gibt 1767 eine ähnliche Be-
schreibung der Sammlung, die sich inzwischen offenbar noch vermehrt hatte, und berichtet, daß auch im Auditorium Carolinum sich Skelette
und Präparate befanden. Vermutlich wurden die Gegenstände in den Neubau übernommen.
Staatsarchiv Marburg. O. St. S. 7391. Gerland, Du Ry S. 131, nimmt an, daß du Ry auch das Haus erbaut habe.
Strieder, Gelehrten-Geschichte XV S. 89 ff.
Bau- und Kunsldenkmäler im Regierungsbezirk Cassel. Vl. Cassel-Sxadt.
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71
lfel 15
zahl etwa zwanzig betrug. Am 14. August 1779 trat Sömmering sein Amt an und weihte am Geburtstage
Landgrafen in dessen Gegenwart das ganz nach seiner Angabe neu eingerichtete anatomische Theater
Die in Cassel bestehende Menagerie setzte ihn in die Lage, anatomische Studien an gefallenen Tieren
machen. Ein besonderes Ereignis war die Präparierung des 80 Zentner schweren, jetzt im Naturalienmusi
aufgestellten Elefanten, für deren Bewältigung der Landgraf Leute aus dem Arsenal und Krähne zur Verfüg
gestellt hatte. Die Sektion des Orangs gab Veranlassung zu einer Veröffentlichung im Göttinger Tascl
kalender des Jahres 1781. Die anatomische Untersuchung der in Mulang angesiedelten, zum Teil aber ani
zehrung gestorbenen Neger hatte die damals grundlegende kleine Schrift Über die körperliche Verschieden
des Mohren vom Europäer" zur Folge, die 1784 -in Mainz erschienß Zu den Besuchern der Anatomie zäh
nicht nur die Mediziner, sondern auch die bildenden Künstler! Ihr berühmtester Gast war wohl Goethe,
sich seit Anfang der achtziger Jahre mit Osteologie beschäftigte und 1788 den bedeutenden Casseler Anatoi
aufsuchte, um seine Gunst und Gefälligkeit zu benutzen und Studien an einem kleinen und großen
gewachsenen Elephanten" und jedenfalls auch den in der Anatomie vorhandenen Schädeln anderer Tiere
machen. Im Casseler Anatomischen Theater war es wohl auch, wo der Dichter und der Gelehrte ihre Versu
tändeleien" mit einem kleinen Luftballon anstelltenß
Das jetzt fast ganz vergessene Haus muß seiner Zeit auch in der Bürgerschaft ein gewisses Anse
genossen haben. Es war imstande, dem vor ihm liegenden Platz seinen Namen zu geben. Lange freilich
sich diese Benennung nicht gehalten. Als 1782 eine amtliche Festlegung der Straßen- und Platznamen erfol
wurde bestimmt, daß der Platz Vor dem Theatro Anatomico" die Bezeichnung Leipziger Platz" zu fül
habe die sich auf den Stadtplänen sogar schon früher feststellen Iäßtn" Seinen Standort hatte das Haus
Scheitel des ovalen, noch wenig bebauten Platzes, dem Leipziger Tor gegenüber. Im Grundriß bildete es
Rechteck von sehr bescheidener Größe mit einem mittleren Vorsprung auf der Vorder- und Hinterfront.
Aufriß scheint ganz schlicht gewesen zu sein. Es hat nicht lange gestanden. Als das Collegium Carolii
nach Marburg verlegt und mit der dortigen Universität verbunden wurde, siedelte auch die Anatomie
über. 1787 wurde das Bauwerk, das wohl aus Fachwerk bestand und geputzt war, bis auf die Grundmai
abgebrochen, nach Marburg überführt und dort wieder aufgestellt, wo es bis in die erste Hälfte des vor
Jahrhunderts als Anatomie diente, dann aber endgültig verschwandß
Um den Platz in Cassel bewarb sich sowohl ein Hutmacher Meyer, der das Grundstück käuflich
werben wollte, als auch der Baumeister Engelhard, der indessen die Bedingung der kostenfreien Überlass
stellte. Wenn Engelhards Gesuch trotzdem den Vorzug erhielt, so waren städtebauliche Erwägungen maßgeb
Durch abbrechung des Anatomischen Theaters", so berichtete du Ry am 15. November 1787,' ist eine lt
in der umfassung des Leipziger Platzes entstanden, auch sind einige übel aussehende hinter häuser dadt
aufgedeckt worden, diese und die übrigen schlechte Fagaden selbiger gegend können zwahr durch
Pflanzungen mit der Zeit versteckt werden, das abgebrochene haus aber welches wegen seiner lage
Stadt thore gegen über einen guten prospekt machte, wird hingegen vermist. Nun hat zwahr ein nahe
Leipziger Platz wohnender Bürger zu ankaufung des zum anatomie hause gehörigen raums lust bezeugt, selb
will aber diesen raum nicht bebauen sondern als hof oder garten benutzen, Supplicant hingegen erbietet
auf die fundamenter des Theaters ein neues Haus aufzuführen wenn ihme dieses Mauerwerk und der üb
raum geschenkt würde. Ich wäre daher der unterthänigst ohnmasgebigen meinung daß Supplicantem bitte
so ehender zu zustehen seyn dürfte, als durch erbauung dieses Hauses der Leipziger Platz verschont wer
wird". Engelhards Wohnbau kam zustande. Das Haus erhielt später insofern wieder öffentlichen Charak
als es lange Jahre die Justizämter Cassel II und III enthielt. Jetzt befindet sich das Haus, ein einfac
verputzter Fachwerkbau, der die Nr. des Unterneustädter Kirchplatzes bildet, in Privatbesitz.
Schelenz, Sömmering. Gerland, Du Ry S. 144 und 148. Goethes Werke Gödecke XIV S. 140 und 154 ff.
Losch, Chroniken S. 162. Stadtplan v. Selig 1781. Gerland, Du Ry S. 131 f., der als Jahr der Verlegung 1789 an
Nach Henninger, Marburg S. hat das Casseler Anatomiegebäude in Marburg da gestanden, wo 1842 die neue Anatomie, das her
Zoologische Institut, gebaut wurde. Staatsarchiv Marburg. O. St. S. 7391.
E1544 2,222
21242191
EQQQQQ
Gebäude
für Gesundheitspflege.
n.
Badestube in der Altstadt.
Erster Bau.
Die Entstehungszeit der in der Altstadt gelegenen Badestube scheint nicht ermittelt zu sein. Auch ihr
genauer Platz ist nicht bekannt. Daß sie von Anfang an in der Nähe der Fuldabrücke lag, ist wahrscheinlich
Nach einer Nachricht von 1469 hatte sie ihre Stelle bei den Brüdern." Rechtlich stand sie unmittelbar dem
Landgrafen zu. Ob sie gleichbedeutend ist mit der zum Schloß gehörigen batstube", die in der Nähe des
Walles lag ist ungewiß. Doch mag sie von den Schloßbexavohnern häufig benutzt sein, denn auch der Hof
bediente sich der Bäder in der Stadt. Es ist bekannt, daß Landgraf Ludwig l. in einem Jahre wenigstens
sechzehnmal öffentliche Badestuben in Cassel und anderwärts besucht hat? Beim Bau der Festungswerke
unter Landgraf Philipp dem Großmütigen um 1526 soll die Badestube zu Grunde gegangen sein.
Zweiter Bau.
Aus sachlicher Notwendigkeit und auf vielfältiges Drängen der Bürgerschaft, sowie um den Ausfall in den
landesherrlichen Einnahmen zu decken, sah sich die Regierung in der Zeit, wo Landgraf Philipp in kaiserlicher
Gefangenschaft gehalten wurde, etwa um das Jahr 1548, veranlaßt, eine neue Badestube zu bewilligen. Es
wurde dem Peter Berghöfer und seiner Ehefrau sowie ihren Erben das Privileg erteilt, in ihrer eigenen Be-
hausung auf der Fulda, nächst an der Brücke, eine Badestube zu erbauen, gegen Entrichtung eines jährlichen
Zinses von Pfund in die Renterei; auch durfte er das Haus gegen eine weitere Abgabe etliche Fuß nach der
Fulda zu hinaus rücken. Als besonderer Grund für die Erteilung des Privilegs wird darin noch der angegeben,
daß die beiden anderen damaligen Bader der Stadt das Badegeld willkürlich ersteigert und dessen Entrichtung
insbesondere auch auf die Kinder erstreckt hätten, die aber wie ehedem frei sein sollten. Auch für einen
Schröpfkopf zu setzen soll Berghöfer nicht mehr als einen Pfennig nehmen, es wäre denn, daß einer aus gutem
Willen etwa mehr geben wollte 1550 war die Badestube jedenfalls im Betriebs" Die Lage des Gebäudes
ist genau bekannt. Nach dem Häuserverzeichnis von 16056 hatte es seinen Platz in der Mittel Fuldagasse
nach der Fuldabrück zu die rechte Handt" neben der Stadt Hauß vfn Fulda brücken thor", also in der
unteren Fuldagasse Nr. und 11, neben der alten Fuldabrücke, und zwar zwischen dem Brückentor und dem
Renthof. Von den Casseler Badestuben hat die Altstädter am längsten bestanden. Zu Beginn des 17. Jahr-
hunderts gehörte sie einem Hermann Engelhardti ln der westfälischen Zeit hatte sie der Franzose Pierre
Charvin inne, dann eignete sie dem Badehalter Scherb und war bis in die neuere Zeit als Stück'sche Bade-
anstalt viel besucht. Erst vor einigen Jahren ist das Haus abgerissen, um einem Neubau Platz zu machen.
Badestube im Breul.
Erster Bau.
Auch der Breul besaß seine Badegelegenheit. Das in der Knickgasse gelegene Haus, in dem sich die
Badestube befand, ist ebenfalls nicht mehr vorhanden. Denn diese Straße, ehedem viel länger, wurde zuerst
beim Bau des Zeughauses verkürzt," wobei auch die alte hier gelegene Badestube verschwinden mußte. Auch diese
Anstalt war der Landesherrschaft zinspfliohtig; 1539 zahlte sie dem Landgrafen jährlich 20 Alb. Erbzinsfl Eine Aus-
Nebelthau, Denkwürdigkeiten ll S. 102 Die Badestube der alten Stadt befand sich an derselben Stelle, wo noch jetzt das
Stück'sche Bad besteht, nämlich an der alten Brücke". Piderit, Cassel S. 168. Schwanck, lnventarium S. 62. Küch, Ludwig l.
S. 191. Vgl. auch Reg. unter Badestube. Urk. v. J. 1530-1547. Staatsarchiv Marburg. Stadtarchiv Cassel 74. Stadtarchiv
Cassel 16 u. 36. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36. Heppe, Kirchengeschichte S. 105, behauptet, ein Bad in der Stadt
Cassel habe auf dem Platze gestanden, wo Landgraf Wilhelm lV. später das Zeughaus errichtete. Salbuch. Staatsarchiv Marburg.
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71'
Gebäude.
gabe der Stadtrechnung von 1491 den bademeyden broiste" wird man aufdie Bademägde im Breul beziehen dürfen
Das Haus als solches wird zuerst 1498 genannt, als Hans Badestobir, Burger tzu Caßel" einen Zins aus seinem eigen
Huse, dy badestobin in derne broyle genand, alse die gelegin ist zcu Caßel bie der Stadtmuren in der gnig-
gassen" verschreibt? Erneute Erwähnung findet die Badeanstalt 1505, als Bürgermeister und Rat bekunden,
daß Hans Badtstobber an den Karmeliterkonvent einen Goldgulden jährlichen Zins aus ihrer badstobben im
breule" verkauft haben und 1582, als der I-lerbergsbesitzer Jost Spangenberg beim Landgrafen darüber Be-
schwerde führt, daß er den hinter seinem Hause gelegenen Garten, in dem er eine Stallung zu erbauen be-
absichtigte, zur größeren Hälfte für die Erweiterung der Badestube hergeben solle Um die gleiche Zeit be-
klagte sich Henrich Badenstuber darüber, daß ihm auf des Landgrafen Befehl Haus und Badestube abgebrochen
seien, ohne daß er bis jetzt den versprochenen Ersatz erhalten hätte?
Zweiter Bau.
Das Haus, in dem die Badestube neue Unterkunft fand, lag auf der Nordseite der Knickgasseß Wahr-
scheinlich entnahm der Bader bei dieser Anlage, wie auch wohl bei der alten, das Wasser der in früherer
Zeit am Zeughaus herunterfließenden Ahna. 1656 nennt sich als Besitzer der Badestube Hans Balbierer, der
sich darüber beschwerte, daß einem Berufsgenossen an der Fuldabrücke der Badestuben zweie zugelassen seien,
was unerhört im Reiche wäre. Auch darüber klagte der Bader, daß jetziger Zeit nichts mehr als Schaden
in den Badestuben zu erwarten, indem das Volk sich aus der Stadt begeben und nicht mehr so häufig vor-
handen, vom Lande und Dörfern auch fast niemands mehr anhero kompt und sich des Badens gebrauchet".
Demgegenüber lag es ihm schwer am Herzen, daß die Regierung noch zu einer weiteren Badestube die Ge-
nehmigung erteilen wollte." Die Badestube im Breul selbst ging wohl noch im 17. Jahrhundert ein. Das
Haus, in dem sie untergebracht war, wurde bei Anlage der Artilleriestraße im ersten Viertel des 19. Jahr-
hunderts beseitigt
Badestube auf der Freiheit.
Die ehemalige Badestube auf der Freiheit9 lag in der Mittelgasse zwischen Steinweg und Ziegengasse
an der Seite nach dem Graben hin, dem Süsterhause gegenüber." Ihre Stelle nimmt heute das dem Bäcker-
meister Bock gehörige Haus Nr. 14 ein. Das zu den Bädern erforderliche Wasser gab die noch am Ende
des 17. Jahrhunderts hier vorbeifließende Drusel ab." Zuerst genannt wird die Badeanstalt in einer Urkunde
des Jahres 1420, durch welche Bürgermeister und Schöffen bekunden, daß Ditmar Hademar und seine Frau
Metze 10 Schillinge Pfenniggeld zu dem geluchte u. l. Frauen" in der Brüderkirche aus ihrer badestoben"
auf der Freiheit auf der Ecke zwischen dem Hause des Fischerhenne und der Trusel verkaufen." wVon neuem
erwähnt wird sie 1448, in welchem Jahr Hermann Hampe, Bürger zu Cassel, und seine Frau Meccze den
Ahnaberger Nonnen eine jährliche Rente von 20 Groschen aus ihrem Hause, der sogenannten badestobeä auf
der Freiheit zwischen den Häusern des Witterhen und der Jutta Linenwebers gelegen, verkaufenßäwSowohl der
Stadt wie der Landesherrschaft war die Anstalt abgabepflichtig. Mit Zins ist die badestobbe uff der rey-
heit" im Jahre 1468, mit fl. von 20 fl. Kapital im Jahre 1486 eingetragen." 11 Pfd. zahlte 1490 Jacob Scherer
uß der badestobin uff der friheit zcur lampen im cruczekore" und Pfd. Zinsen hatte 1506, 1516 und 1520
Hermann Badstobber der Stadt zu entrichtenlß Weitere Erwähnungen finden sich 1505, 1509 und 152316
Stölzel, Stadtrechnungen S. 100 Nr. 33, wo auch eine Ausgabe den bademeyden veteris opidi" vermerkt ist. Schultze,
Klöster Urk. Nr. 707. Schnitze, Klöster Urk. Nr. 712. Staatsarchiv Marburg M.St. S. 816. Staatsarchiv Marburg M. St. S.
816. Häuserverzeichnis von 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36. Stadtarchiv Cassel G. 170. Nach Wagners Be-
merkung 'zum Häuserverzeichnis von 1605 liegt die Badestube in der Artilleriestraße vergrabenm Nebelthau, Denkwürdigkeiten II
S. 102. Häuserverzeichnis von 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36. Piderit, Cassel S. 44 u. 168, nimmt ein Dampfbad
an. Schnitze, Klöster Urk. Nr. 661. Schultze, Klöster Urk. Nr. 417. Stölzel, Stadtrechnungen S. Nr. und S. 75 Nr. 5.
15 Stölzel, Stadtrechnungen S. 115 Nr. S. 134 Nr. u. S. 162 Nr. 10. Schultze, Klöster Urk. Nr. 711, 716 und 738.
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22222222 2222 e. 2222 22222 äää
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731
Dem Martinsstift, dem 1546 Herman Badestubber 1112 Pvfd. zu geben hatte, schuldete 1612 der neue Inhaber
Joachim Schaub 60 fl. Unter den Stellen, denen Schaubs Witwe 1638 abgabepflichtig war, finden sich auch
das Sondersiechenhaus, das Hospital und das Rathaus aufgeführt Das heute an Stelle der Badestube stehende
Haus, ein Neubau des 19. Jahrhunderts, enthält keine Reste aus älterer Zeit.
Badestube in der Unterneustadt.
Im Jahre 1656 bekam der Bader Andreas Rennewald oder Reinwald die Erlaubnis, in der Unter-
neustadt, in der damals sogenannten Filzgasse, eine Badestube einzurichten. Der Name Bädergasse, der in der
Folge den der Filzgasse verdrängte, ist die einzige äußere Erinnerung an die Badeanstalt der unteren Stadt'
und an das Badewesen in Cassel überhaupt. Als Rennewald seine Badestube einrichtete, waren die guten
Zeiten des Badelebens schon vorbei. 1673 klagte der genannte Bader, daß er außer dem Baden und Schröpfen
nicht den geringsten Erwerb habe, da ihm die Ausübung der Chirurgie jüngsthin verboten sei. Wann die
Badestube, die im ersten Viertel des 18. Jahrhunderts sich noch verzeichnet findet, einging, ist nicht ersichtlich.
Bauliche Reste in einem der Häuser der Bädergasse, die mit der ehemaligen Badeanlage in Zusammenhang
stehen, sind mit Sicherheit nicht festzustellen.
Badestube in
der Oberneustadt.
1726 hatte Landgraf Karl dem Bader Schultze die Anlage einer Badestube auf der seit einem Menschen-
alter etwa erstandenen Oberneustadt verwilligt, die von der Altstadt in Verfassung und Verwaltung durchaus
getrennt war. Als Schultze gebrechlich wurde und seine Stube einging, bewarb sich ein gewisser Wilh.
Schantz um das Privileg, das ihm aber durch den nachstehenden Bescheid vom 21. Dezember 1737 verweigert
wurde All dieweilen besage anliegender Attestatorum derer Räte und Leibmedicorum Dr. Grau und
Wagener wie auch unseres Oberschultheißen Lic. Gößels alhier von undenklichen Jahren hero nicht mehr dann
drei Badstuben hierselbst geduldet unsere Unterthanen auch in hiesiger Stadt sowol als auch denen darzu ge-
hörigen drei Ämtern von denen selben bishero ohne daß darüber die geringste Klage geführet ist, zur Genüge
bedienet worden, mithin solches ferner zu verrichten hinlänglich im Stande sind, als sollen keine weiteren
Badestuben hier sein, und der Supplikant ist abschlägig zu bescheiden."
Trotzdem war das öffentliche Bedürfnis auch damals noch stärker als die Abneigung der Regierung,
richtiger wohl als der Brodneid der Bader und Chirurgen gegen neue Konzessionen. Denn schon Jahre
später erhielt der Bader Hirthe ein neues Privileg für die Oberneustadt, von dem die Badestube auf seinen
Eidam Exner überging, dessen Nachkommen dann noch mehrere Generationen hindurch das Badergewerbe hier
ausgeübt haben.
Judenbad.
Eine Sonderstellung unter den Bädern der Stadt nahm das Judenbad ein. Es befand sich im Haus am
Judenbrunnen Nr. 2. Das Gebäude, ein Bürgerhaus das die Jahreszahl 1507 zeigt, gehörte zeitweise der
Familie Goldschmidt, die schon 1647 sich nachweisen läßt. Wie unter dem Dache ein Tempel, so soll sich"
im Keller das Judenbad befunden haben dessen Benutzung bekanntlich den jüdischen Frauen aus rituellen
Gründen vorgeschrieben war. Jetzt ist keine Spur von dem Bade zu sehen, von dem anscheinend auch jede
Abbildung fehlt. Steine aus dem Abbruche des Brunnengehäuses sollen noch vor mehreren Jahren im Frucht-
haus gelagert haben.
Stadtarchiv Cassel D. 290. Nebelthau, Denkwürdigkeiten II S. 102. Nach Brauns, Gewerbepolitik S. 58, bestanden
1712 in Cassel nur noch zwei Badestuben, zu denen später noch eine dritte kam. lm Häuserverzeichnis von 1721 werden nur noch die
zwei Badeanstalten an der Fuldabrücke und in der Unterneustadt aufgeführt und auch diese beiden waren wohl schon ohne Bedeutung.
Schminke, Cassel, findet es 1767 nicht mehr der Mühe wert, ihrer zu gedenken. Vgl. Abschnitt BürgerhäuseW. Nebelthau,
Denkwürdigkeiten ll S. 102. Nebelthau, Gebäude S. 26.
4517
.144
Charitä.
Als Unterkunftshaus für kranke und arme Personen entstand im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts,
eine Stiftung des Landgrafen Friedrichs ll., vor der Unterneustadt an der Leipziger Straße in der Nähe der
damaligen neuen Häuser" die Charite Wie Engelhard' 1778 berichtet, wurde das gar ansehnliche lange
und mit einem kleinen Thurme, in Form einer Kuppel, versehene Gebäude" im Jahre 1772 erbaut. Der Stiftungs-
brief ist vom 8. Februar 1785 datiert? Durch ihn bekundete der Landesherr, daß er sich bewogen gefunden,
unter verschiedenen andern, während Unserer Regierung zum allgemeinen Besten getroffenen Veranstaltungen,
auch ein großes Hospital, oder sogenannte Charite' vor der hiesigen Unterneustadt, zwischen der Leipziger Vor-
stadt und der zunächst gelegenen Dorfschaft Bettenhausen, zu stiften und anlegen zu lassen", und daß er, um
diese Absicht gewisser zu erreichen, zu Erbauung ermeldter Charite und zum Ankauf des, zu einem dabey
anzulegenden großen Garten erforderlichen Landes nicht nur eine ansehnliche Summe aus Unserer Kriegscasse
baar herschießen," sondern auch zur Unterhaltung der Anstalt weitere Mittel anweisen lasse. Der Stiftungsbrief
enthält die Bemerkung, daß mit der würklichen Aufnahme der Kranken und Verwundeten in der Charite der
Anfang in kurzem gemacht werden" könne. Zur Verpflegung der Kranken sowie zur Unterhaltung des Gebäudes
und Gartens vermachte der Landgraf der Charite den ihr gleich Anfangs angewiesenen einen sogenannten Fleischer-
heller, mithin die Hälfte von denjenigen zween Hellern, welche zu diesem, und zu Behuf der Laternen in
Unserer Residenzstadt Cassel, von jedem darinnen consumirt werdenden Pfunde Fleisch erlegt und bezahlt werden
müssen",4 nachdem er vermöge der unterm 4. September 1772 des Endes ergangenen Verordnung annoch einen
weiteren Fond unter dem Namen von Hochzeitsteuern schon vorhin angewiesen" hatte. Obwohl in der Gemarkung
Bettenhausen gelegen, wurde die Charite als zum Siechenhofe und damit als zur Gemeinde und Pfarrei der
Unterneustadt gehörig angesehen? Das Haus war eine Schöpfung Simon Louis du Rys, der als Baudirektor
auch dem Direktorium der Anstalt angehörte. Am 2. Mai 1785 wurde die Anstalt durch den Staatsminister
Julius Jürgen von Wittorf im Namen des Landesherrn feierlich eröffnetß
Zur Zeit der französischen Fremdherrschaft gewann die Charite an Bedeutung, zumal als im Jahre
1808 mit ihr das Militärlazareth verbunden wurde. Sie war das größte Krankenhaus des Königreichs Westfalen.
Besonders in Anspruch genommen wurde das Hospital im Jahre 1851 während der Cholera und auch in den
folgenden Jahren während des Aufenthaltes der Bundesexecutionstruppen, der Baiern und Österreicher. Nach
dem Vorbilde der Casseler Charite entstanden die Landkrankenhäuser in Marburg, Fulda, Hanau, Rinteln und
Schmalkalden. Nach Erbauung des Landkrankenhauses auf dem Möncheberge in den Jahren 1892 bis 1895
verlor das alte Gebäude, das gegen 230 Betten gefasst hatte, seine Bestimmung als Heil- und Pflegeanstalt. Es
ging in den Besitz der Firma Salzmann 8x Co. über, die das Haus im Innern zu Wohnungen einrichtete und
im Äußeren modernisierte.
Über den ehemaligen Zustand des Gebäudes geben ältere Aufnahmen Auskunft. Das etwas von der
Straße abgerückte Haus bildete im Grundriß ein langgestrecktes Rechteck. Von den 23 Fensterachsen der Längs-
fronten waren die mittleren und äußersten drei sowohl auf der Vorder- wie auf der Rückseite des Hauses als
Risalite vorgezogen. ln diesen drei Bauteilen, von denen der mittlere durch einen flachen Dreieckgiebel betont
ßwar, befanden sich die Zugänge und die Treppenanlagen. Die langen Zwischenbauten enthielten im Wesent-
lichen große, durch eine Doppelreihe von Stützen geteilte Säle, die für die Kranken bestimmt waren. Nur der
Bibra, Cassel S. 25. Apell, Cassel 1797 S. 43. Krieger, Cassel S. 394. Cassel 1812 S. 104. Cassel u. Wilhelmshöhe 1828
S. 29. Piderit, Cassel S. 293 u. 310. Narten, Cassel S. 288 f. Gerland, Du Ry S. 132. Wittekindt, Cassel S. 48.
Erdbeschreibung S. 138.
Abdruck im Besitze der Firma Salzmann ör Co. in Cassel.
Vgl. Losch, Chroniken S. 140 f.
Hochhuth, Statistik S. 36.
Journal von u. für Deutschland 1785 lV S. 330, wo auch über die Einrichtung Näheres gesagt ist.
Handzeichnungen, aufgenommen vom Baucondukteur Friedrich Ritz, copiert von Langemann 1832, im Besitze der Firma Salz-
mann Co. in Cassel.
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gäääää Gebäude.
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nordöstliche Zwischenbau des Erdgeschosses zeigt Aufteilung durch einen Mittelflur, zu dessen Seiten kleinere
Räume, darunter die Küchen- und Badeanlagen, angeordnet sind. Weitere Einzelzimmer lagen in den End-
pavillons. lm Aufriß entbehrte das zweigeschossige, mit einer ausgebauten Mansarde versehene Haus jedes archi-
tektonischen Schmuckes. Die Öffnungen des Erdgeschosses waren rundbogig, die des Obergeschosses rechteckig
ausgebildet. Die Mansardenfenster deckte ein Dreieckgiebel ab. Das Mittelrisalit schob sich um ein geradwandiges
Geschoss in das Dach hinauf. Ähnlich waren auf den fünfachsigen Stirnseiten die mittleren drei Achsen gehoben.
Ein kräftiger, jetzt nicht mehr vorhandener, turmartiger, achteckiger Dachreiter mit Schweifkuppel und Laterne
gab dem durch seine Länge auffallenden Gebäude, dessen Fachwerkbauweise ein glatter Außenputz verdeckte,
eine offizielle Note.
Über die Art der Benutzung der Anstalt und ihre Nebenanlagen macht 1828 Lobel einige Angaben.
Außer dem Hauptgebäude, in welchen die Kranken nach Verschiedenheit des Geschlechts und der Krankheiten
abgesondert in 26 Sälen und Zimmern behandelt werden, sind noch sechs Nebengebäude Pförtnerwohnung,
Laboratorium die Anstalt hat eine eigene Apotheke, Todten-, Sections- und Waschhaus, Stallung und Magazin
vorhanden. Die Beamten, Arzt, Oberwundarzt, Apotheker, lnspector u. s. w. mit den dienenden Personen wohnen
in der Anstalt, welche sich in jeder Hinsicht der zweckmäßigsten und beachtenswerthesten Einrichtung für die
Kranken und zwar nur aus der Provinz Niederhessen erfreut. Dermalen werden jährlich mindestens 1400 Per-
sonen vor zehn Jahren nur 500 darunter auch Geisteskranke, welche jedoch nur zum Heilversuch auf-
genommen werden, in der Anstalt behandelt." In der Neuzeit wurde die Anstalt um einige Nebenanlagen er-
weitert. Im Kriegsjahre 1870 entstand das sogenannte Kontagienhaus, 1873 ein besonderes Verwaltungsgebäude.
Kunstgeschichtlich interessieren von den Nebengebäuden nur die beiden, zur Zeit der französischen Fremdherr-
schaft entstandenen, unmittelbar an der Straße gelegenen kleinen Torhäuser, schlichte Putzbauten mit flachem
Dach und dreifach gekuppelten Öffnungen auf der Stirnseite, als deren Architekt der junge Leo Klenze gilt?
Erziehungsanstalten.
Waisenhaus.
Eine Anstalt für geregelte Armen- und Waisenpflege in Cassel entstand unter der Regierung des Land-
grafen Karl am Südwestende der Unterneustadt neben dem alten Stadttore dicht am Wall, in der Gestalt des
noch heute bestehenden reformierten Waisenhauses? Unter dem leitenden Gedanken der Einschränkung der
Gassenbettelei, der bei der Einrichtung zunächst der maßgebende gewesen zu sein scheint, vereinigten sich bei
dem Unternehmen eine Reihe von Bestrebungen werktätiger Nächstenliebe, die aber schließlich hinter der Be-
deutung der Anstalt als Heim für arme elternlose Kinder zurückblieben. Die Fürsorge für die Armen wurde
besonders ausgebaut.
Zwecks Gründung der Anstalt machte Landgraf Karl der Stadt, nachdem dieselbe den Bauplatz und
1000 Taler bewilligt hatte, ein namhaftes Geschenk. Am 6. Mai 1690 konnte der Bau des Hauses begonnen
und am 23. Dezember 1699 als in der Hauptsache beendet angesehen werden. Die Baukosten betrugen
9217 Rthlr., Alb., Hlrß Der Architekt scheint nicht bekannt zu sein? Am 1. Juli 1700 wurde die An-
stalt mit der Aufnahme von 96 altersschwachen Personen und Kindern eröffnet. Zur Bezahlung des zum
Waisenhause gezogenen Döhn'schen Hauses und Gartens gab die Freiheiter Gemeinde 520 Taler von den sonn-
täglichen Kollektengeldernß Die Landgräfin Amalie machte eine Schenkung von 2000 Talern. Die anfängliche
Wanderungen S. 230 f.
Schwarzkopf, in Mitt. d. Ver. f. hess. Gesch. 1898 S. 47.
Schminke, Cassel S. 248 f. Günderode, Briefe S. 135 f. Bibra, Cassel S. 31 f. Apell, Cassel 1792 S. 42. Bach, Kirchen-
statistik S. 65. Narten, Cassel S. 282. Brunner, Armenwesen S. 23. Wittekindt, Cassel S. 46 f. Brunner, Cassel S. 229.
Haberland, Waisenhaus S. 8. Ullrich, Waisenhaus S. 66, gibt als ursprünglichen Baufonds 10 212 Taler an.
Gerland, Du Ry S. 14 Ob Du Ry an der Erbauung des reformierten Waisenhauses beteiligt war, ist nicht sicher, aber an-
zunehmen, da es ganz in dem Geiste seiner übrigen Bauten errichtet war."
Ullrich, Waisenhaus S. 66.
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QQQEIQQQQ Gebäude.
Verbindung des Armen- mit dem Waisenhause führte notwendig zu Geldschwierigkeiten, da die Einkünfte aus
den Armenbüchsen und den Beisteuern der Kirchenopfer der reformierten deutschen und der lutherischen Ge-
meinden ebensowenig ausreichten wie die Zinsen des für die Waisen bereitgestellten Kapitals und einige andere
milde Stiftungen. Versorgte doch die Anstalt jährlich zeitweise 1900 arme Personen, von denen allein 100
Kinder im Hause unterhalten und bis 30 außerhalb mit Kleidung versehen wurden ungeachtet der Unter-
stützung durchreisender Armer. So konnte die Anstalt, aus der Not geboren und für die Not geschaffen, nur
in eigener Arbeit die Mittel finden, um ihre Bedürfnisse zu bestreiten. Wie den meisten ähnlichen Schöpfungen
der damaligen Zeit haftete ihr daher auch in gewissem Sinne die Eigenschaft eines Arbeitshauses an.
Eine größere Berücksichtigung der Waisenfürsorge erstrebte noch Landgraf Karl, als er im Jahre 1712
die Prediger der Stadt zum Unterricht und zur Beaufsichtigung der Kinder verpflichtete. Die hierdurch in die
Wege geleitete Entwicklung der noch 1782 und 1750 unter der alten Bezeichnung als Armenhauß" aufgeführten
Anstalt" zu einem Erziehungsinstitut, wurde durch eine Nebenerscheinung noch begünstigt. Im Jahre 1760
hatte die Witwe des Kammerpräsidenten von Frankenberg ein mit reichen Mitteln ausgestattetes lutherisches
Waisenhaus gestiftet, für welches das ehemalige Hausmann'sche Haus in der Obersten Gasse angekauft war?
Demgegenüber durfte das reformierte Waisenhaus nicht rückständig erscheinen. Es erhielt neue Vergünstigungen.
1762 wurden ihm ein Drittel der Accis- und Lizentstrafen überwiesen, das die Domänenkasse 1782 durch ein
Fixum ablöste. Ein mehrfach wiederholtes, am 19. Januar 1763 zum ersten Male verliehenes Privileg gewährte
eine Lotterie, deren Ziehungen im Waisenhause vorgenommen wurden und die noch Mitte des vorigen Jahr-
hunderts bestand. Der alleinige Verlag der für Annoncen und Bekanntmachungen wichtigen Polizey- und
Commerzienzeitungf erschloß eine nicht minder ergiebige Quelle, als die 1771 von dem Göttinger Kommissar
Barmeier eingerichtete Buchdruckerei, die mit sechs Pressen arbeitete? Diese Druckerei, die sich durch sorg-
fältigen Druck und den Verlag guter Schriften auszeichnete, fand ihr Unterkommen in einem besonderen be-
nachbarten Gebäude, das nach Schleifung der Festung am Leipziger Platz entstand und heute das Gasthaus
zum Wilden Wasser", Unterneustädter Kirchplatz bildet. Das zugehörige Haus Unterneustädter Kirchplatz
diente als ,,Druckmaterialien-Gebäude". Die Schleifung der Festung ermöglichte auch sonst eine Erweiterung
des Grundstückes. Auf der Stelle des ehemaligen Walles und Grabens konnte man 1778 mit der Schaffung
eines Obst- und Gemüsegartens beginnen? Nach Abgang des letzten Hofbuchdruckers, J. P. H. Deny, erfolgte
die Vereinigung der Hof- mit der WaisenhausdruckereiF 1801 wurde die Anstalt als Hofbuchdruckerei privilegiertß
Um die gleiche Zeit erhielt das Waisenhaus einen weiteren Zuwachs an Gelände durch Erwerb des sogenannten
Feuerweges an der Stadtmauer. lm Jahre 1824 wurde mit ihm das Werkhausg verbunden. Auch das lutherische
Waisenhaus sollte mit ihm vereinigt werden, doch scheiterte der Plan." Nachdem auch der Entwurf, im
reformierten Waisenhaus eine Erziehungsanstalt für unbemittelte Kinder verstorbener Staatsdiener zu errichten,
sich zerschlagen hatte, wurde 1824 der Zutritt des Wilhelms-Instituts mit seinen 80 Knaben und 40 Mädchen
Piderit, Cassel S. 248 f.
Losch, Chroniken S. 21 und 32.
Schminke, Cassel S. 250 f. Journal v. u. f. Deutschland 1789. S. 476. Piderit, Cassel S. 248 f.
Neuber, in Mitt. d. Ver. f. hess. Gesch. 1909110 S. 80.
Engelhard, Erdbeschreibung S. 103 f., berichtet 1778, daß drey Pressen davon zum Gebrauche des fürstlichen Lotto lehns-
weise dahin abgegeben" waren.
Haberland, Waisenhaus S. f. Die Gräben wurden mit Schutt, der zum Teil von der in den Jahren 1788-94 auf dem
Holzmarkt abgebrochenen Maria Magdalenenkirche herrührte, ausgefüllt. Noch heute lassen sich im Garten des Waisenhauses die Stellen,
wo der Wall stand, von dem Grabenzuge deutlich unterscheiden. Bei Ausschachtungen stößt man in letzterem zuweilen auf halbvermoderte
Reisigbündel, die sicherlich bei Belagerungen zur Herstellung eines Überganges Verwendung fanden". Auch Grundmauerwerk ist aufgefunden
worden. Als im Jahre 1901 die Unterneustadt kanalisiert wurde, geriet man dicht vor dem Pförtnerhaus des Waisenhauses auf die etwa
starken Fundamente einer mächtigen Bastion".
Krieger, Cassel s. 153.
Ullrich, Waisenhaus S. 74.
Vgl. Abschnitt Werkhaus" S. 572 f.
Lobe, Wanderungen S. 181.
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568 aaaaaaeaaazaaa
zum Waisenhause beschlossen Mit der Erweiterung der Anstalt in diesem Jahre wird man auch die Erweiterung
ihres Hauses in Verbindung zu bringen haben, die sich um diese Zeit auf den Stadtplänen feststellen läßt.
Neue Nebengebäude entstanden 1826." Ein Verzeichnis des Jahres 18383 führt als näheren Zubehör zum
Waisenhaus ein Pförtner-, Wasch-, Back- und Krankenhaus, sowie ein Hallengebäude auf.
Um 1840 zählte die Anstalt 140 Knaben und 80 Mädchen, die dort ihre Erziehung genossen. Die
Knaben wandten sich nach der Konfirmation vorzugsweise dem Handwerk zu. Ihre Lehrzeit stand unter der
Oberaufsicht des Waisenhauses, das sie währenddem noch mit Wäsche und Kleidung versah. Die Mädchen
blieben nach der Einsegnung zur Erlernung häuslicher Fertigkeiten noch ein Jahr lang in der Anstalt und noch
drei weitere Jahre in seiner elterlichen Gewalt ln der Neuzeit erstreckt sich die Tätigkeit der Anstalt auf
die Versorgung von annähernd 80 Kindern innerhalb und von 1000 Kindern außerhalb des Hauses.
Das Waisenhaus besteht in seiner jetzigen Zusammensetzung aus drei verschiedenen ungleichaltrigen
und ungleichartigen Baukörpern, die, aneinander geschoben und an zwei rechtwinklig sich schneidenden Straßen
gelegen, eine zwar einfache aber ganz stattliche Baugruppe abgebenß Der älteste Teil, das eigentliche Waisen-
haus, das jetzt nur zur Unterbringung von Knaben dient, liegt an der alten Leipziger, der heutigen
Bettenhäuser Straße, deren Haus Nr. 24 es bildet. Der dreigeschossige Massivbau schiebt sich mit der
Schmalfront bis an die Flucht der Straße vor. Auf der Längsseite umfaßt er neun, auf der Schmalseite fünf
Fensterachsen. Die hohen rechteckigen Lichtöffnungen werden von Sandsteingewänden eingerahmt, deren Kehl-
profil noch nach Art der Renaissancefenster im Unterteil sockelartig abläuft und deren unregelmäßig behauene
Außenkante bündig in die Putzfläche der Front übergeht. Den dreigeschossigen Baukörper schließt ein mit
Biberschwänzen gedecktes und mit Gaupen besetztes Satteldach ab, das an den Stirnseiten ein dreiachsiger
Drempelgiebel mit geschwungenen Wangen und Dreieckbekrönung begrenzt. Das Hauptportal liegt in der
Mitte der Längsfront. Seine Umrahmung besteht aus jonischen Pilastern, Gebälk und Flachgiebel mit stark
profilierten Gliederungen. Die auf dem Fries sich findende Inschrift 16 ARMENHAUS 90" gibt das Jahr
des Baubeginnes und die ursprüngliche Bestimmung des Hauses an. Die im klassizistischen Eisengeländer der
zweiläufigen Vortreppe angebrachten Buchstaben J. J. V. W." und die Jahreszahl 1790" halten die Erinnerung
an den Stifter der Treppe, den Staatsminister und damaligen Chef des Waisenhauses Julius Jürgen von Wittorf,
fest, während die im Steinsockel eingehauene Marke Ern. 1890" den Zeitpunkt einer Bautätigkeit nach weiteren
hundert Jahren angibt. An der Haustür selber hat sich noch ein hübscher schmiedeeiserner Klopfer aus der
Erbauungszeit des Hauses erhalten. Im Innern interessiert die Eingangshalle, deren Entstehungszeit die dorischen
Säulen und das gekreuzte Geländer der dreiläufigen Treppe verraten.
An diesen Ursprungsbau lehnt sich, mit der Hinterfront einfluchtend und mit der Vorderfront gegen
die Bettenhäuser Straße zurücktretend, rechtwinklig das ehemalige, jetzt ebenfalls als Knabenwaisenhaus dienende
Findelhausö an, in der Höhe genau auf das alte Waisenhaus abgestimmt, in der Architektur zwar die jüngere
Entstehungszeit nicht verleugnend, aber ganz gut mit dem Altbau zusammengehend. Den an der Bettenhäuser
Straße sich ergebenden Vorplatz vor der Hauptfront, friedigt ein von Steinpfeilern durchsetztes schlichtes Eisen-
gitter ein, dessen Mitte eine Tür unterbricht.
Den jüngsten Bauteil bildet der rechtwinklig an das ehemalige Findelhaus sich anschließende, vermut-
lich 1824 entstandene Flügel an der Sternstraße, die zwecks Zugänglichkeit des neuen Flügels nach Abbruch
älterer Bürgerhäuser angelegt wurde. Der in der Höhe mit dem Findelhaus zusammengehende, gleichfalls drei-
geschossige Baukörper, ein geputzter Fachwerkbau, wiederholt das Gurtgesims über dem Erdgeschoß. Von den
zwölf Fensterachsen sind die dem Findelhause zunächst gelegenen neun dadurch ausgezeichnet, daß sie in den
Ullrich, Waisenhaus S. 74.
Cassel und Wilhelmshoehe S. 59.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Lobe, Wanderungen S. 131 ff.
Ältere Lagepläne, Grundrisse und Aufrisse im Sekretariat der Waisenhausdruckerei Cassel.
Vgl. Abschnitt Findelhaus" S. 570-572.
Tafel 348
Tafel 448,2
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Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassei. VI. Cassel-Sladl.
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72
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Gebäude.
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beiden oberen Geschossen in der Fensterbrüstungshöhe weitere durchgehende Gesimsbänder aufweisen, während
die drei äußersten Achsen in glatter Fläche liegen. Wenngleich die rechteckigen Fenster prohlierte Gewände
tragen, ist die Absicht, mit dem Findelhause eine gewisse Symmetrie zu erzielen, bei diesem, offenbar mit ge-
ringen Mitteln hergestellten Bau, dessen einfache Tür die Mitte der gesamten Front einnimmt, nicht zu ver-
kennen. lm Grundriß besteht der Flügel aus zwei Teilen, die in gleicher Breite in einander übergehen. Der
dem ehemaligen Findelhause zunächst gelegene Teil, der die Nr. der Sternstraße bildet, zeigt an der An-
schlußstelle am Findelhause eine Einschnürung, die dem älteren Bauteil die Lichtzufuhr sichert. Seine Räume
dienten früher als Säle des Waisenhauses und werden jetzt als Wohnungen benutzt. Von den Erdgeschoß-
fenstern der Holfront hat ein einziges die alte Rundbogenform bewahrt. Der weiter abgerückte, die Nr. der
Sternstraße führende Teil, biegt am äußersten Ende nach dem Hofe zu einem Stutzflügel rechtwinklig um.
Dieser Eckpavillon" nimmt die Mädchenabteilung des Waisenhauses auf.
Völlig losgelöst von der eigentlichen Baugruppe des jetzigen Waisenhauses ist das nachträglich ent-
standene dreigeschossige massive Krankenhaus", das mit seinem hakenförmigen Grundriß im Lageplan ein
Gegenstück zum Eckpavillon bildet und mit der anschließenden offenen Halle die hintere Seitenwand des Hofes
abgibt. Den dreiteiligen Haupteingang an der Bettenhäuser Straße flankiert ein eingeschossiges Torwärterhaus
mit Mansarde. Der ausgedehnte Garten wird auf zwei Seiten von der im Winkel geknickten jüngeren Stadt-
mauer eingefriedigt. Die ehemaligen, an den Unterneustädter Kirchplatz stoßenden Druckereigebäude, schlichte
ein- bezw. zweigeschossige Gebäude, gleichfalls mit der Mansarde abgedeckt, sind jetzt vom Grundstück des
Waisenhauses abgetrennt. Die Hof- und Waisenhausdruckerei befindet sich heute im Hause Sack Nr. 3.
Gemälde im Inspektorzimmer des Hauptgebäudes
Tischbein, J. H. Staatsminister von Wittorf. Kniestück. Leinwand. In der oberen linken Ecke
Julius Jürgen von WlTTORF gebohren den 14 Octobris 1714 Erb-Herr auf Horndorif und der
letztlebende der dasigen Adelichen Branche 1779". Auf Rückseite J. J. von Wittorf Ritter und
Commandeur auch Cantzlar des Hochfürstlich Hessischen Ordens vom goldenen Loewen, sodann
zeitiger Etats-Ministre, Ober-Cammerherr und Ober-Stallmeister dieses Fürstlichen Haußes". Breite
0,72 m. Höhe 0,91 m.
Findelhaus.
Für Aufnahme von Findelkindern und Wöchnerinnen wurde von Landgraf Friedrich ll. kurz nach seinem
Regierungsantritt eine besondere Anstalt ins Leben gerufen. Dieses Findelhaus",1 das sich auch als Accou-
chir- und Findelhaus" oder auch als Niederkunft- und Findelhaus" verzeichnet hndet, hatte seinen Platz un-
mittelbar neben dem Waisenhause dort, wo jetzt die Bettenhäuser- und Sternstraße sich kreuzen. Es war nicht
von Anfang an ein Neubau. Vielmehr fand die Anstalt, die 1763 gegründet wurde, zunächstin einem angekauften
hölzernen Hause",' dem vormaligen Berlepischen Lehen- und Freyhause",-" Unterkunft. Da aber solches alt und
unansehnlich, auch zu dem bestimmten Gebrauche nicht bequem und räumlich genug war S0 ist es auf gnädigsten
Befehl abgebrochen, und ein neues von Steinen dichte an das Waisenhaus und in einer Gleichheit mit
demselben zu bauen angefangen, auch schon in 1777 vollendet worden." Die Entwurfzeichnungen4 lehren,
daß man ursprünglich an den Bau eines zweigeschossigen Hauses mit Mansarde dachte, dann aber
ein dreigeschossiges Haus mit Satteldach wählte. Das Casseler Findelhaus war lange Zeit das einzige
seiner Art in Deutschland, demjenigen zu Paris ebenbürtig und weit gemeinnütziger als das in seinen Zielen
eingeschränktem Findelhaus zu London? Es bezweckte in erster Linie die Verhütung des Kindermordes. Zur
Schminke, Cassel S. 72. Reise d. d. Harz S. 159. Brunner, Armenwesen S. 29. Haberland, Waisenhaus S. 4. Wittekind,
Cassel, S. 47. Brunner, Cassel S. 800. Heidelbach, Findelhaus. Hessenland XXXIII S. 146.
Engelhard, Erdbeschreibung S. 104.
Schminke, Cassel S. 249. Aufnahmezeichnungen des Berlepsch'schen Freihauses im Sekretariat der Waisenhausdruckerei Cassel
Sekretariat der Waisenhausdruckerei Cassel.
Günderode, Briefe S. 130.
räaaaaaräeaaaaeeaaaaa 570 aaaaaaß aaaaaaaraae
Aufnahme der neugeborenen oder nur wenige Wochen alten Kinder befand sich an seinem Eingang ein soge-
nannter Torno, eine Drehscheibe, auf welche nachts oder abends die Kinder unbemerkt gelegt werden konnten,
worauf sich die Öffnung nach dem lnnern des Hauses drehte und, wie es im Reglement" hieß, mittelst einer daran
zu bevestigenden, zu gleicher Zeit dadurch in Bewegung zu bringenden Glocke ein Zeichen gegeben werden könne,
wodurch die inwendig wohnenden Wärter zu gleichbaldiger Einnehmung des Kindes herbey gerufen, wie dann
auch zur Vorsorge und Verhütung allen Unglücks, wann etwa ein Kind ohnversehens aus dem Torno fiele, in-
wendig ein Bett unter denselben zu stellen, der Torno selbst aber, sobald als das Kind aufgenommen worden,
mit der offenen Seite wieder herauszudrehen ist. Bey der also zu bewerkstelligenden Überlieferung eines solchen
Kindes dienet einem jeden zur Nachricht, daß ihm frey stehe, durch einen beyzulegenden Zettel, den Nahmen,
worauf es getauft werden soll, mitanzuzeigen, auch zu dessen Verpflegung etwas an Gelde mit beyzulegen; als
welches letztere dem Fündel bis zu seinem hienächstigen Ausgang an dem Hause verwahrlich beybehalten und,
wann das Quantum von einigem Belang seyn sollte, auf Zinsen ausgethan" werden sollte. Später brachte man
vor einem Fenster des Hausverwalters ein durch die Wand gehendes gläsernes Kästchen an, das sowohl von
der Straße als auch vom Zimmer aus geöffnet werden konnte. In dieses legte man das Kind und klingelte an
einer daneben hängenden Schelle den Verwalter herbei Mit dem zehnten Lebensiahre kamen die Kinder
in das benachbarte Waisenhaus. .Die Leitung des Hauses führte ein Professor der Medicin, welcher den Studenten
der Medicin und Chirurgie, ingleichen den Hebammen bey vorfallenden Geburten Unterweisungen in den theo-
retischen und practischen Theilen des Accouchements" erteilte. So menschenfreundlich die Einrichtung gedacht
und so trefflich sie unter dem unermüdlichen Professor Stein d. Ä. ausgestattet warf so diente sie doch nicht
nur dazu, die Not zu lindern, sondern letzten Endes das Elend zu vermehren, da sie dem Leichtsinn Vorschub
Günderode, Briefe S. 131.
Schotten, in Mitt. d. Ver. f. hess. Gesch. 1862 Nr. S. 2. Auf die Beziehungen Steins zu Göttingen und das Verhältnis des
dortigen Accouchierhauses zum Casseler Accouchierhaus weist H. Thiersch, Zur Wiedereröffnung der Gemäldesammlung der Universität und des
Göttinger Kunst-Vereins in der alten Frauenklinik am 12. Oktober 1919, hin. Nach Pütters, Versuch einer academischen Gelehrtengeschichte
von Göttingen II. 259 ff wären die Vorbilder zum Göttinger Accouchierhause in Lyon und Amsterdam zu suchen und stammte der maß-
gebende Entwurf von einem Franzosen. D. h. aus einer Konkurrenz verschiedener Entwürfe sei derjenige des Chevalier Andrea de Nerciat zur
Ausführung bestimmt worden, nicht ohne bedeutende Streichungen und Vereinfachungen, die nachher der Göttinger Universitätsarchitekt
G. H. Borheck habe vornehmen müssen. Nerciat gehörte zu jenen französischen Abenteurern, die eben damals am Hofe zu Cassel in hoher
Gunst standen. Da Nerciat vom Bauen so wenig verstanden hat wie vom Bibliothekswesen, das er vorher unter Luchet zu vertreten hatte,
doch stammen eine Anzahl schlüpfriger Romane und einige Komische Opern von ihm so wäre es interessant zu erfahren, wie dieser
,hessiche Oberbaudirektof 1782 zu diesem Entwurf gekommen ist." Thiersch kommt zu dem Schluß, daß vermutlich der Mann, der den
Plan tatsächlich entworfen hat, offenbar jener Hofrat Stein war, der nach Pütter durch seine geneigte Verwendung dieser Ausdruck ist
passivisch zu verstehen! den Nerciafschen Plan überhaupt erst ermöglicht hat und entstehen ließ. Georg Wilhelm Stein, aus Cassel selbst
gebürtig, war ein vorzüglicher Frauenarzt, der bedeutendste Mediziner damals in der Kurfürstlichen Residenz, kannte die französichen und
niederländischen Hospitäler aus eigenster Anschauung, war von 1763 ab Direktor des in Cassel damals neu errichteten Accouchier- und Findel-
hauses bis zu dessen Aufhebung 1787 und hat endlich 1791 auch in Marburg die Entbindungsanstalt eingerichtet. Auffallend ist, daß Nerciat
im selben Jahr 1782 mit dem Plan für das Göttinger Accouchierhospital hervortritt., in welchem seine junge Frau in Cassel im Wochenbett
stirbt; vielleicht eben in Steins Entbindungsanstalt, während Nerciat selbst als neugebackener Oberbaudirektor nach Rotenburg übergesiedelt
war. Es ist an der Zeit, daß das Verdienst Steins um die Entstehung unsres eigenartigen Göttinger Baues, als des erfahrenen und maßgeben-
den Fachmannes, der als Deutscher so lange hinter dem verdunkelnden Namen des französischen Glücksritters hat zurücktreten müssen, end-
Iich erkannt und gewürdigt wird. In den Akten des Göttinger Universitätskuratoriums findet sich von Nerciat überhaupt keine Spur.
Dagegen erklärt der Universitätsbaumeister Borheck im August 1783, daß er durch persönliche Unterredung mit Herrn Hofrat Stein aus Cassel
belehrt und in Stand gesetzt worden sei Entwürfe aufzustellen, ,die der Absicht völlig entsprechen dürften' Stein und Borheck sind allem
Anschein nach allein die Schöpfer unserer der Göttinger alten Frauenklinik, Nerciat hat auszuscheiden." Diese seine Ansicht findet Thiersch
bestätigt durch ein Aktenstück vom 6. Februar 1783, in dem die Rede davon ist, daß zum Göttinger Accouchierhospital Pläne auch von
einem Casselschen Architekten", vermutlich jenem Nerciat, geliefert wurden und daß diese Pläne keine Genehmigung fanden. Er weist darauf
hin, daß beim Göttinger Bau das Problem der Durchlüftung von Borhek in dreifacher Weise gelöst ist, durch eine Art Durchtunnelung des
ganzen Baues, erst im Erdgeschoss in der Querachse, dann im Hauptgeschoss in der Längsachse, endlich im Aufriß des Ganzen durch die
Laterne über der Mittelrotunde." Die beiden ersten ,Durchlüftungen' weist bezeichnenderweise auch schon der zehn Jahre ältere Bau des
Casseler Accouchierhauses auf, aus dem Stein seine unmittelbarsten Erfahrungen mitbrachte, und den sich Borheck in Cassel damals wohl auch
wird angesehen haben." Man wird in der Tat Stein einen erheblichen Einfluß bei Anlage des Casseler Accouchierhauses zuschreiben müssen.
Nerciat kommt beim Casseler Bau sicher nicht in Frage, weil er erst 1780 hier eintraf. Vgl. Woringer, Nerciat S. 187. Ein Grundriß des
in denen Jahren 1776 und 1777 neu erbauten Findel-Hauses" im Sekretariat der Waisenhausdruckerei Cassel, zeigt die Unterschrift von
Diede aus dem Jahre 1778.
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leistete. Durch Verordnungen vom 10. Dezember 1781 und vom 4. März 1782 mußten Vorkehrungen getroffen
werden, um den Mißbrauch beider Anstalten zu verhüten. Das Drehrad der Findelanstalt wurde weggenommen.
Nur am Tage durften Kinder, welche dem Verwalter mit den nötigen Nachweisen überbracht wurden, angenommen
werden. Bei der Accouchieranstalt verlangte man einen strengen Ausweis der Armut Während der 24 Jahre
seines Bestehens hat das Findelhaus 921 Kinder aufgenommen, von denen 570 schon im ersten Lebensiahre gestorben
sein sollen. Von 20 Säuglingen blieb überhaupt durchschnittlich nur einer am Leben, was begreiflich ist wenn
man bedenkt, daß durchschnittlich 30 Wiegen in einem Saale standen? Wegen dieses Fehlschlages und wegen
der infolge der verschärften Aufnahmebedingungen verminderten Inanspruchnahme der Einrichtung löste man 1787
die Anstalt auf. Das Gebäude wurde vom Waisenhause in Benutzung genommen. ln den Akten und auf den
Stadtplänen erscheint es in der Folgezeit als Freischule. Die Entbindungsanstalt verlegte man nach Marburg,
wo sie mit der Universität vereinigt wurde und 1798 in der Landhebammenanstalt eine erweiterte Form erhielt.
Eine neue Entbindungsanstalt in Cassel enstand 1803. Nach der Franzosenzeit fand sie ihr Unterkommen in
der Stadtkaserne, die auch die vereinigten Armen- und Werkhausanstalten aufnahmß Heute dient das ehe-
malige Findelhaus, das die Nummer 22 der Bettenhäuser Straße und das sogenannte Hinterhaus des Waisenhauses
bildet, zur Aufnahme eines Teiles der Knabenabteilung dieser Anstalt.
Das Gebäude stellt sich als geschlossener dreigeschossiger Baukörper mit rechteckigem Grundriß dar.
Es schließt sich dem Waisenhause so an, daß zwischen beiden Häusern eine kleine Lücke, ein sogenannter Winkel,
verbleibt. Für den völligen Zusammenhang der Gebäude sorgt ein schmaler, flurartiger, durch alle drei Geschosse
reichender Verbindungsbau, der den Winkel auf eine kurze Strecke unterbricht. Die nach der Bettenhäuser
Straße gerichtete I-lauptfront des ehemaligen Findelhauses umfaßt neun, die Nebenfront an der Sternstraße drei
Fensterachsen. Über dem Erdgeschoß zieht sich ein Gurtgesims hin. Die Ecken des Hauses sind durch breite
Quaderlisenen gefaßt. Gleiche Werksteinstreifen begleiten das kaum merklich vortretende Risalit der fünf mitt-
leren Achsen der Hauptfront, das sich als Drempel über dem Hauptgesims fortsetzt und mit einem Dreieckgiebel
abgeschlossen ist. Die hohen Rechteckfenster tragen glatte Gewände, die gegen den Putz der Fronten etwas vor-
stehen. Der rundbogige, mit einem schlichten Schlußstein versehene Eingang in der Mittelachse der Hauptfront,
der die Größe einer Einfahrt besitzt, zeigt den nachträglichen Einsatz einer kleineren Rechtecktür. Das abge-
walmte Satteldach ist mit Biberschwänzen gedeckt. Trotz des Fehlens eigentlicher Zierformen verleugnet das
in guten Verhältnissen gehaltene, gediegene Gebäude nicht seine öffentliche Bestimmung. Der Grundriß weist
keine Besonderheiten auf. An einen Mittelflur schließen sich einfache Räume an, die zum Teil die Größe von
Sälen zeigen. Die breite zweiläufige Treppe ist auf der Hofseite angeordnet.
Werkhaus.
Bemühungen, die Gassenbettelei zu beseitigen, lassen sich in Cassel des Öfteren feststellen. Wenn sie
fehlschlugen, so lag das meist daran, daß die Mittel fehlten, dem Übel durchgreifend zu steuern. Ein neuer
Versuch im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts bestand in der Stiftung einer besonderen Anstalt, die arbeits-
fähige Bettler jeglichen Alters aufnehmen sollte, um sie vor dem Nichtstun zu bewahren und sie zu geregelter
Tätigkeit anzuhalten. Fln einer von der I-lessen-Casselischen Gesellschaft des Ackerbaues und der Künste im
Jahre 1783 preisgekrönten Abhandlung schlug W. J. C. G. Casparson vor, die erforderlichen Gelder durch eine
unter den Einwohnern zu veranstaltende Subskription aufzubringen, zu der sie nötigenfalls durch Abschätzung
herangezogen werden könnten. 1785 kam das Unternehmen zustande.4' Die Anstalt, die neben dem Findel-
hause lagf führte den Namen Werkhaus. Sie bestand zunächst, wie ein Bericht aus dem Jahre 17856 angibt,
Piderit, Cassel S. 284 f.
Ullrich, Waisenhaus S. 66.
Vgl. Abschnitt Stadtkaserne" S. 499.
l-less. Beiträge II S. 166 f. Piderit, Cassel S. 310.
Krieger, Cassel S. 154.
Journal von und für Deutschland 1785 II S. 316. Brunner, Armenwesen S. 25 ff.
Gebäude.
aus einem einzigen Arbeitshaus, in dem gleich anfangs fast hundert Kinder beiderlei Geschlechts Aufnahme
fanden. Wie ein Bericht aus dem Jahre 1789 besagt, bildete die Anstalt um diese Zeit eine Arbeits-Anstalt,
welche in abgesonderten Gebäuden Knaben und Mädchen, die sich über dem Betteln ergreifen lassen, oder
in Gefahr kommen es zu thun, aufnimmt, arbeiten und erziehen läßt. Fürstliche Unterstützung und Freygebig-
keit der Einwohner gründete solches, und noch hängt außer dem, was die Kinder durch Baumwollspinnen ver-
dienen, sein Bestand größtentheils davon ab". Die Verwaltung führte eine besondere Armen-Verpflegungs- und
Werkhauskommission. lm Jahre 1824 wurde die Anstalt mit dem reformierten Waisenhause verbunden."
Das Aussehen des Werkhauses ist unbekannt. Selbst die genaue Lage scheint nicht festzustehen. Da
sein Platz neben dem Findelhause sich befand, mag in erster Linie ein Gebäude in Frage kommen, das auf
den Stadtplänen auf dem Hintergrundstücke des Waisen- und des Findelhauses festzustellen ist und durch seine
Tinktur als öffentliches Gebäude sich kennzeichnet. Dieses Haus, ein langgezogenes schmales Bauwerk mit
Mittelrisalit, könnte recht wohl zwei gesonderte Abteilungen für Knaben und Mädchen enthalten haben. Auf-
fallend ist, daß das Gebäude, das auf dem alten Festungsgelände entstand, schon einige Zeit vor dem Jahre
1785 festzustellen istß in dem doch erst das Unternehmen des Werkhauses zustande kam. Man müßte also um 1a
möglicherweise damit rechnen, daß ein vorhandenes Gebäude in Anspruch genommen wurde Recht gut in die
Geschichte der Anstalt hineinpassen würde die Tatsache, daß das Haus, das 1822 noch nachzuweisen lSt,5 kurz um 16
darauf auf den Stadtplänen verschwindet. Es war offenbar überflüssig geworden, als man 1824 das Werkhaus
mit dem Waisenhaus vereinigte, und stand zum Teil sogar im Wege, als man, vermutlich in eben diesem Jahre
den neuen Flügel des Waisenhauses an der Sternstraße errichtete. Architektonische Bedeutung wird das
Werkhaus kaum besessen haben, da in den Beschreibungen der Stadt sein Äußeres niemals erwähnt wird.
Wenn es in den Stadtbeschreibungen als bemerkenswert aufgeführt wird, so geschieht dies wohl vorzugsweise
wegen seiner Einrichtung.
Besserungs- und Strafanstalten.
Zuchthaus.
Zuchthaus in der Schäfergasse.
Am Knickpunkt der Oberen und der Unteren Schäfergasse befand sich im späten Mittelalter ein Zeug-
und Gießhaus," das seinen Zweck zum größten Teil verlor, als das neue Zeughaus am Töpfenmarktß die Ge-
schütze aufnahm. Es ist möglich, daß sich die Gießerei noch einige Zeit am alten Platze hielt. Sicher ist,
daß die Anlage die Bezeichnung als altes Zeughaus" noch führte, nachdem das neue Zeughaus in Benutzung
genommen war, und daß sie auch in dieser Zeit noch einem Beamten Unterkunft bot. Ein Häuserverzeichnis
der Stadt vom Jahre 16059 führt als zwei besondere einander benachbarte Gebäude Unsers Gn. Fürst. undt
Herrn Hauß darin Nicolaus Schleevogt Zeugwarter" und Seiner Fürstl. Gnaden Alt Zeughauß" in dem
Quartier auf, in dem das ehemalige Zeughaus unzweifelhaft zu suchen ist. Ein anderes Häuserverzeichnis
desselben Jahresl" nennt bestimmt als zwei ebenfalls einander benachbarte Gebäude der Schäffergasse von der
Bibra, Cassel S. 32.
Lobe, Wanderungen S. 131. Bach, Kirchenstatistik S. 65. Vgl. Abschnitt Waisenhaus" S. 568.
Stadtplan v. Selig 1781.
Auf Lageplänen von 1775 bezw. 1780, Sekretariat der Waisenhausdruckerei Cassel, ist das Haus als Wasch- und Backhaus",
bezw. als Remisen" bezeichnet.
Stadtplan v. Selig 1822.
Apell, Cassel 1792 S. 42.
Vgl. Abschnitt Zeughaus in der Schäfergasse? S. 506 ff.
Vgl. Abschnitt Zeugliaus am Töpfenmarkt" S. 508 ff.
Stadtarchiv Cassel 36.
Stadtarchiv Cassel 16.
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Gebäude.
"nfel 23 u. 171,2
Tafel
Tafel
freyheit herunter vf der linckten handt" Vnsers D. F. vndt Herrn hauß darin Niclaus schleevogt Zeugwarter"
und Seiner f. g. alt Zeughauß". Auch Dilichl spricht 1605 noch vom alten Zeug- oder Gießhaus". Als
Abbildung zeichnet er auf zwei verschiedenen Blättern 1598 ein langgestrecktes, das eine Mal mit einem, das
andere Mal mit zwei Dachhäuschen versehenes dreigeschossiges Gebäude, das er als Gießhaus bezeichnet.
Eine bauliche Änderung nahm Landgraf Moritz vor. Er errichtete, wie Buchs Chronik zum Jahre 1618
mitteilt, bei dem alten Zeughaus nach dem Möllerthor zu" ein Zuchthausß Dieses Hausß das erste seiner
Art in Cassel, war vorzugsweise, wie sein Name besagt, als Erziehungsanstalt gedacht. Daneben sollte es aber
auch Besserungszwecken dienen. Die Gründung war der Absicht des Landgrafen entsprungen, den Folgen der
steigenden Sittenverderbnis durch polizeiliche Vorkehrungen und durch Beseitigung des Müßigganges, als der
Wurzel allen Übels, zu begegnen. In diesem Sinne hatte der Fürst bereits 1601 ein Edikt wider die Müßig-
gänger und Bettler verfaßt, wodurch alle Knaben und Mädchen von bis 18 oder 20 Jahren, welche, keine
Hantierung treibend, Gegenstand des Ediktes waren, unter zwei Zensoren oder Aufseher gestellt wurden. Das
neue Zuchthaus war für Kinder bestimmt, die zu einem geordneten Leben angehalten werden sollten und als
Insassen des Hauses alle auf Niederländisch" gekleidet wurden. Es kann fraglich erscheinen, ob das Institut
neben dem Charakter einer Erziehungsanstalt nicht auch den einer Strafanstalt trug. Jedenfalls bestand eine
Vorschrift, daß widerspenstige jugendliche Personen zur Zwangsarbeit im Zuchthause herangezogen werden
sollten. Auch ist ersichtlich, daß diese Art der Beschäftigung als ehrlos galt. Die Schulordnung vom 6. Januar
16187 besagte Die hartnäckige vnd mutwillige Gesellen aber sollen theils durch ihre Eltern, so deßfals nichts
an sich daheime erwinden lassen sollen, theils durch die Präceptoren in den Schulen, auch bißweilen also, daß
man ihnen einen öffentlichen hohn anthun, vnd in den Eysen oder Zucht-Hauß arbeiten lasse, gezäumt werdenßß
Eine Abbildung des Gebäudes bringt Merianß Das Haus liegt am Ende der Oberen Schäfergasse,
dort wo die Untere Schäfergasse umknickt. Es stellt sich als massiver, zweigeschossiger Baukörper dar, der
mit seiner Längsfront mit der Westseite der Oberen Schäfergasse einfluchtet und mit seiner nördlichen Schmal-
front an die Stadtmauer anstößt. Wie weit die gezeichneten Einzelheiten überstehender Stirngiebel mit Schorn-
steinspitze, kleine Gaupen auf dem Satteldach, Tür am Südende der Straßenfront auf Genauigkeit Anspruch
machen, steht dahin. An seine südliche Schmalseite legt sich, rechtwinklig nach hinten zurückspringend, ein
höherer aber kürzerer, ebenfalls zweigeschossiger Flügel an, der seinen Hauptgiebel der Oberen Schäfergasse
zuwendet und offenbar nicht gleichaltrig mit dem Zuchthaus ist. Hinter diesem, auch seiner Benutzung nach
nicht mehr unmittelbar zum Zuchthaus gehörigen Gebäude," erhebt sich im Hof, wiederum um 90 Grad ge-
dreht, ein dreigeschossiges Bauwerk, das seiner Bestimmung nach wohl ebenfalls nicht mehr zum eigentlichen
Zuchthause zu rechnen ist." Ein anscheinend genauer Grundriß des Zuchthauses findet sich auf Wessels Plan
vom Jahre 1673," der auch deshalb interessiert, weil er die Nebengebäude nicht mehr enthält. Das Bauwerk,
das als Zuchthaus bezeichnet ist, bildet ein Rechteck. Die nördliche Schmalwand liegt innerhalb der Stadt-
mauer und weicht vom rechten Winkel ab. In den massiven Umfassungswänden finden sich auf der Straßen-
front vier Fenster, auf der Holfront zwei Fenster und zwei Türen eingetragen. Der Innenraum bildet einen
einzigen Saal, der weder Gewölbe noch Mittelstützen aufweist, sodaß man annehmen muß, daß die Balken der
Chronica S. 128.
Ritterspiel Bl. und Bl. 15.
Handschrift Staatsarchiv Darmstadt. Abschrift Landesbibliothek Cassel.
Rommel, Gesch. v. Hessen VI S. 628, gibt 1617 an.
Neuber, Gefängnißwesen S. 45 f.
Diemar, Gefängnisse. Brunner, Gefängnisse.
Hess. Landes-Ordnungen S. 600.
Im lateinischen Texte lauten die letzteren Worte correctione scholastica conjuncta cum aliquo dedecore vel abductione ad
domos publicas operarias". Vgl. Rommel, Gesch. v. Hessen VI S. 599.
Stadtplan 1646.
Vgl. Abschnitt Spinnhaus in der Schäfergasse".
Vgl. Abschnitt Stockhaus am Ehrenpreis".
Stadtplan v. Wessel 1673.
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Gebäude. ägääää
Holzdecke von Wand zu Wand reichten. Zwischen der südlichen Schmalfront und dem nächsten Baublock der
Bürgerhäuser findet sich eine größere Lücke, die wohl ursprünglich von dem einen Nebengebäude eingenommen
war und später als Einfahrt zum Hintergelände diente, das den ganzen Winkel der Stadtmauer ausfüllt und
zum größten Teil als Garten aufgeteilt erscheint.
Aus der weiteren Geschichte des Hauses scheint nichts bekannt zu sein, als die Tatsache, daß die
Landgräfin Hedwig Sophie das Bauwerk niederlegen und an seiner Stelle 1674 das Fruchthaus, das noch heute
stehende Proviantmagazin, errichten ließ
Zuchthaus am Zuchtberg.
Seitdem Landgrätin Hedwig Sophie das Zuchthaus in der Schäfergasse hatte niederlegen lassen, mochte
sich das Fehlen eines Korrektionshauses im lnteresse der Wahrung der öffentlichen Ordnung unangenehm be-
merkbar machen. Landgraf Karl nahm daher eine Neugründung der Anstalt? vor. Der Neubau entstand in
den Jahren 1720 und 1721 hinter dem Gießhause an der Fulda, an der Stelle, wo früher der Jungfernturm
gestanden hatteff Der vorbeiführende Straßenzug Am Zuchtberg erhielt von ihm seinen Namen. Zur Deckung
der Baukosten des neuen Hauses wurden mehrere Male Landeskollekten ausgeschrieben Die Unterhaltungs-
kosten legte Landgraf Karl auf die bei Kirchweihen und Schenkhochzeiten, von Musikanten und Spielkarten,
auch von den Juden bei ihrer Kopulation fallenden Abgaben.
Wie das alte Zuchthaus sollte auch das neue in erster Linie Erziehungs- und Besserungszwecken dienen.
Es war ein in der damaligen Zeit hochgepriesenes, dem gemeinen Wesen zum Besten" errichtetes Institut,
welchem der Landesherr seine besondere Fürsorge zuwendete. Ausdrücklich wurde in der Zuchthaus-Ordnung
vom 1. September 17205 festgelegt, daß das Haus soviel möglich mit Ehr und respect behandhabet" werde,
damit keine infame oder Ehrlosen und so unter des Nachrichters Hand geweßen", hineingenommen würden
und dem Hause zum Präjudiz gereichen könnten. Zu den Insassen gehörten auch die mißratenen Söhne wohl-
habender Eltern. Allein neben diesen mangelhaft erzogenen Kindern fanden auch wirkliche Übeltäter Aufnahme
und zwar Personen beiderlei Geschlechts. Nach der Zuchthaus-Ordnung sollten in verschiedenen Classen
ungerathene Kinder, Verschwender und Müßiggänger biß zu lhrer besserung, auch sonstige Maleficanten, Falsary
undt Landstreicher zur straffe zur Arbeit angehalten und verpfleget werden". Die der Zuchthaus-Ordnung kurz
vorausgehenden oder nachfolgenden Gesetze bedrohten mit Zuchthausstrafe Bettler, Zigeuner, die gegen umher-
ziehendes Gesindel zu nachsichtigen Beamten, die dem unerlaubten Kaffeegenuß huldigenden Personen, lieder-
liche Frauenzimmer und Paare, die sich außer Landes trauen ließenÄ Bemerkenswert ist, daß Diebe nur in
solchen Fällen dem Zuchthaus zugeführt wurden, wo leichtere Vergehen vorlagen und auf Besserung der Ver-
hafteten zu rechnen war. Es bleibt für die Eigenschaft der Anstalt bezeichnend, daß noch 1751 und selbst
noch 1776 der Grundsatz betont wird, Ehrlose nicht aufzunehmen. Daß das Haus 1757 vorübergehend von
den Franzosen als Lazarett benutzt wurde, vermerkt die Chronik
ln den Stadtbeschreibungen spielt das Gebäude nur eine untergeordnete Rolle. Es fällt auf, daß
der Charakter der Anstalt als Besserungshaus nach und nach schwindet. Wie Schminkeß 1767 be-
richtet, diente das Haus um diese Zeit als Behältniß strafwürdiger Personen, worinnen dieselben entweder
auf einige Zeit oder auf Lebenslang zu beständiger Arbeit angehalten werden". Kriegerf bezeichnet 1805 sogar
das Haus als Gefängniß solcher Personen, welche der menschlichen Gesellschaft durch ruchlose Thaten ge-
Vgl. Abschnitt Fruchthaus".
Neuber, Gefingnißwesen S. 46 ff. Brunner, Armenwesen S. 23 u. 32. Brunner, Gefängnisse.
Schminke, Cassel S. 243. Engelhard, Erdbeschreibung S. 101.
Piderit, Cassel S. 249 f.
Hess. Landes-Ordnungen lll S. 883.
Neuber, Gefängnißwesen S. 48.
Losch, Chroniken S. 98.
Cassel S. 243 f.
Cassel S. 151.
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Gebäude.
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fährlich und belästigend sind". In der Tat bildete sich das Institut im Laufe der Zeit zu einer reinen Straf-
anstalt aus Die in das Zuchthaus verurteilten Missetäter wurden meistens nach Beschaffenheit ihres Vergehens
zuerst in das noch vor Kurzem sichtbare sogenannte kleine Gefängniß oder Behälter, welches hinter der Thür genannt
wirdt", eine Art Lattenkammer, eingebracht, worin man weder sitzen noch liegen konnte, sondern auf einem
Fleck stehen mußte, ohne sich umzuwenden, und so lange darin behalten, bis sie Besserung versprachen. Erst
dann wurden sie zur Arbeit geführt. Selbst die Tortur soll zeitweise im Zuchthaus ausgeübt sein
Als in der westfälischen Zwischenherrschaft durch Dekret des Königs Jeröme vom 6. Juni 1808 das
Spinnhaus als solches einging und die bisher mit Spinnhausstrafe belegten Verbrecherinnen ins Zuchthaus kamen,
wurde die Verurteilung zu Zuchthaus eine die Ehre angreifende Strafe. Das Gebäude erhielt den Namen Zucht-
und Spinnhaus, der sich mit der Zeit aber wieder in die Benennung Zuchthaus zurückverwandelte. Maßgebend
für den veränderten Charakter des Instituts sind die beiden Justiz-Ministerial-Ausschreiben vom 6. Mai und
24. Oktober 18223 wonach Zuchthausstrafe nicht unter drei-Monaten erkannt und bei einjähriger Dauer pein-
lich und mit Aberkennung des Rechtes, die kurhessische Nationalkokarde zu tragen, verbunden sein sollte. Seine
Eigenschaft als Erziehungsanstalt hatte das Haus um diese Zeit wohl gänzlich verloren. Das Zuchthaus", heißt
es in einer Beschreibung von 1828 ist schon mehr eine Strafanstalt. Es kommen nur die von den Ge-
richten, wegen geringerer oder gröberer Verbrechen dazu verurtheilten, auf bestimmte Zeit hinein, und werden
nach abgelaufener Frist wieder frei gelassen. Ihrer sind dermalen an 100 Personen". In der Neuzeit führte
das Gebäude, das als Zuchthaus im modernen Sinne anzusehen war, die amtliche Bezeichnung Strafanstalt.
Das Bauwerk das die alte Verfassung nur ungenau bewahrt hat, bildet im Grundriß ein Rechteck
von 48,0 Länge und 15,60 Breite. Auf der Längsfront zählt es neun, auf der Schmalfront drei Achsen.
Es umfaßt zwei mit Holzbalkendecken abgeschlossene Hauptgeschosse, die auf der Fuldaseite eine Reihe
quadratischer Zellen, auf der Seite am Zuchtberg die Anlage eines großen Einzelraumes aufweisen. Im Erd-
geschoß ist dieser saalartige Vorraum dadurch aufgeteilt, daß durch eine arkadenartige Zwischenwand mit Sand-
steinpfeilern und Korbbögen auf Länge von sechs Straßenachsen ein Mittelflur geschaffen ist. Das Sockelgeschoß,
das am Zuchtberg bis auf die kleinen hochgelegenen Fenster im Gelände versinkt, auf der Fuldafront aber sich
zu voller Stockwerkshöhe auswächst, wiederholt die Zellen- und Saalanlage mit der Abweichung, daß alle
Räume mit Kreuzgewölben überdeckt sind. Am Nordende des Gebäudes ist die letzte Fensterachse als be-
sonderer Raum angetrennt. Das Treppenhaus liegt an der Südwestecke. Die ursprüngliche Einrichtung des
Mansardengeschosses ist nicht mehr bekannt. Im Aufriß zeigt das Haus durchaus symmetrische Ausbildung.
Die Mittelachse der Straßenfront ist durch ein Flachbogenportal mit seitlichen Pilastern und oberem Horizontal-
gesims betont und wies ursprünglich in der Mansarde einen massiven Dachausbau mit Flachgiebel auf. Die
stark vergitterten Fenster besitzen rechteckiges Format von normaler Abmessung bis auf die beiden Fenster
unmittelbar neben der Haustür die schmaler ausgefallen sind und offenbar einen Eingangsraum erhellten, sowie
die Lichtöffnungen des Sockelgeschosses, die mit Segmentbogen schließen. Die hohen rechteckigen Gaupen der
Mansarde trugen flache Dreieckgiebel. Die Ecken der für Putz berechneten Bruchsteinflächen sind durch
Quaderlisenen gefaßt. Den hohen Sockel auf der Fuldafront, der abgeschrägt ist und in den Fluß hineingreift,
schließt ein Wulstgesimse ab. Das Hauptgesims zeichnet sich durch gute Gliederung aus.
Die Änderungen, die den ursprünglichen Charakter des Hauses und seiner Nachbarschaft stark verwischt
haben, rühren zumeist aus der Neuzeit herß 1881 und 1882 erfolgte ein innerer Umbau, der die Neueinrichtung
Über die später mit Zuchthausstrafe bedachten Vergehen vgl. Neuber, Gefangnißwesen S. 49.
Diemar, Gefängnisse Nachdem Landgraf Wilhelm IX. unterm 29. November 1785 die Tortur abgeschafft hatte, wurden hier
in einer Kammer noch vor 50 Jahren also um 1840 die früher angewandten Marterwerkzeuge aufbewahrt, nämlich die Daumenschrauben,
die Leiter, die Schüre, die spanischen Stiefeln, der gespickte Hase, die Zangen usw."
F3 Sammlung v. Gesetzen f. Kurhessen 1822 S. 20 u. 46.
Cassel u. Wilhelmshoehe S. 30.
Narten, Cassel S. 302.
Krohne u. Weber, Strafanstalten I. S. 50 f.
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der Zellen zum Zweck hatte. 1883 wurde das benachbarte Packhofsgrundstückl zu Anstaltszwecken über-
wiesen und dadurch die Möglichkeit geschaffen, den kleinen Spazierhof zu vergrößern, einen Wirtschaftshof, Ge-
schäfts- und Wirtschaftsräume, Keller und Dienstwohnungen für Beamte herzurichten. Am 8. März 1889
brannte das Mansardengeschoß, das die Arbeitsräume enthielt, durch Brandstiftung eines Gefangenen ab. Auch
der erste Stock und das Erdgeschoß wurden soweit geschädigt, daß ein Umbau beschlossen wurde, der eine
Teilung der Zellen und den Einbau einer Treppe an der Nordwestecke bewirkte. An Stelle der Mansarde
entstand ein Satteldach mit Krüppelwalm. Die Umfassungsmauer des alten Packhofes wurde erhöht und der
Zugang zur Anstalt, früher Zuchtberg nach der Straße Vor der Schlagd verlegt. Eine wesentliche Änderung in der
Benutzung des Zuchthauses erfolgte 1919, in welchem Jahre das Gebäude der Stadt vermietet und unter Einbruch
einiger neuer Fenster und Vornahme sonstiger Änderungen zu Wohnungen für Privatleute eingerichtet wurde.
Stockhaus.
Stockhaus am Ehrenpreis.
Zur Inhaftierung der eigentlichen Übeltäter dienten im Mittelalter und auch noch lange nachher feste
Räume öffentlicher Bauten. Insbesondere bildeten die sicheren Gelasse der Festungstürme, und zwar sowohl der
Tortürme als der Mauertürme, die gegebenen Gefängnisse." So nahm der Zwehrenturm die Missetäter besserer
Stände, insbesondere der Hofgesellschaft und des Adels auf. Von allen Türmen scheint er am längsten seine
Eigenschaft als Gewahrsam beibehalten zu haben.' Der Hexenturm verdankt wohl seinen Namen den unglück-
lichen weiblichen Insassen, die als der Zauberei verdächtig eingeliefert waren. Das Gefängnis im Kastenal, das dem
Turm und der Straße an der Einmündungsstelle der Ahna den Namen gab, wird 1626 zum ersten Mal genannt.
Zum Gewahrsam für die schweren Verbrecher, die zu lebenslänglicher Haft verurteilt waren, wurde es 1706 unter
Landgraf Karl bestimmt. Den Schenkelgassenturm richtete man 1686 zum Gewahrsam ein. Der Druselturm,
für den man 1526 ein Seil beschaffte, um die Gefangenen durch das Angstloch ins Verließ hinabzulassen, läßt
sich noch 1772 als Gefängnis nachweisen. In seinen oberen Geschossen sollen sich bis in die Neuzeit die Be-
festigungsvorrichtungen für die Delinquenten erhalten haben! Auch der Hoheturm besaß ein Verließ, das 1560
erwähnt wird. Für dieses mag das Seil bestimmt gewesen sein, das 1506 beschafft wurde? Zu den Gefäng-
nissen für schwere Verbrecher wird auch der Turm des Müllertores gerechnetf der diese Eigenschaft aber nicht
von Anfang an besessen haben kann. Zu den sogenannten privilegierten Gefängnissen hat man den Geistlichen
Arrest der Martinskirche zu rechnen, der sich neben oder über der Sakristei befunden haben soll und für
Pfarrer und Lehrer bestimmt war. Noch zu Anfang des 19. Jahrhunderts soll ein durch seine ausgelassenen
Scherze bekannter Pfarrherr seine Strafe darin verbüßt haben. Der Bürgerliche Gehorsam befand sich im Rat-
haus. In dem an der Ecke des Altmarktes und der Marktgasse gelegenen ältesten Rathause hatte er seinen
Platz im Keller"." Noch 1610 mußte nach einer Stadtrechnung dieses Jahres Bastians Heckers Junge, der
Caspar Seiden Mägdlein vor der Weckeschirn mit einem Korbe in Gesicht geworfen, daß es geblutet, Nächte
im Keller" sitzen. Im Altstädter Rathausß führte der wohl wesentlich harmlosere Bürgerliche Gehorsam, der
oberirdisch lag, mit einer Latrine versehen war und sogar Fenster nach der Straße besaß, den seltsamen Namen
Vgl. Abschnitt Fronh0f" S. 438.
Vgl. Abschnitt Stadtbefestigung". S. '74, 75, 80 u. 82-85. Über Casseler Gefängnisse vgl. auch die Aufzeichnungen des Rechnungs-
rats Wagner, Handschrift Murhardbibliothek Cassel.
Neuber, Gefängnißwesen S. 86 In neuerer Zeit, besonders unter der Regierung des Kurfürsten Wilhelm ll. wurde in der
zweiten Etage des Thurmes der Hofdienern dictirte Arrest verbüßt, was noch lnschriften von verschiedenen Inhaftirten bezeugen."
Neuber, Gefängnißwesen S. 38 Bei Verlegung der äußeren, den Straßenverkehr sehr beeinträchtigenden Treppe nach innen
zu Ende der sechziger Jahre dieses des 19. Jahrhunderts und Vornahme weiterer Arbeiten dortselbst sind die Ringe, Ketten und Eisenstäbe
deren Stärke und Furchtbarkeit älteren Leuten noch wohl im Gedächtnisse ist, entfernt worden."
Stölzel, Stadtrechnungen S. 128 Nr. 50.
Piderit, Cassel S. 68. Neuber, Gelängnißwesen S. 40, wo auch noch der Jungfernturm zu den Gefängnissen gezählt wird.
Vgl. Abschnitt Rathaus der Altstadt" S. 460.
Vgl. Abschnitt Altstädter Rathaus" S. 469.
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Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel. Vl. Cassel-Sxadl. 73
Goldkammer; ein anscheinend etwas strengerer Arrest hieß die Neue Welt. Für den Zustand des Gefängnisses
im Hinterhause des Oberneustädter Rathausesl spricht ein Bericht des Jahres 1796, demzufolge die Häftlinge
Gefahr liefen, durch den Fußboden durchzubrechen.
Neben diesen festen Gewahrsamen gab es noch bewegliche Gefängnisse. Diese Narrenkasten" befanden
sich, wie die Pranger, an den besuchtesten Verkehrswegen und Plätzen der Stadt, wie in der Fuldagasse, nahe
der Fuldabrücke, am Zwehrentor und vor dem Hohentorß 1471 wurde ein solcher Torenkasten", aus Latten
zusammengeschlagen und mit Ziegeln gedeckt, auf der Fuldabrücke aufgestellt. Ein kranker Knecht verzehrte
damals einen Schilling darin, einem anderen wurde Bier gereicht. Zwanzig Jahre später saß einmal ein Krämer
im Kasten" und auch eine Frau bildete den Gegenstand des allgemeinen Gespöttes. Im Jahre 1526 wurde
der Torenkasten aus der Fuldagasse auf das Rathaus geführtf und lange Zeit erfährt man nichts mehr von ihm.
Aber am 12. September 1686 wurde wieder ein Narrenhäuslein" neben die Justitia auf dem Markt gesetzt.
Wie lange sich die Einrichtung in Cassel hielt, ist nicht bekannt. 1806 scheint die Bezeichnung Kasten" in
Hessen allgemeiner zu verschwinden.
Ein besonderes Gebäude für die Unterbringung von Gefangenen bildete das Stockhaus.- Seine Entstehungs-
zeit ist unbekannt. Auch seine genaue Lage scheint nicht zu ermitteln zu sein! Erwähnt wird das Haus wieder-
holt in den Stadtrechnungen des Jahres 16395 S0 ist die Rede davon, daß Heinrich Kropff Zins zahlt aus
seinem Haus auf'm Ehrenpreis stehet uffen Stockhause an Peter Deising". Ebenso zahlt Andreas Ruhl Zins
aus seinem Hause, das die wüste Stätte an Peter Deusing war, da das Stockhaus gewesen". Um diese Zeit
war das Stockhaus also schon verschwunden. Sein Untergang kann indessen nicht lange zuvor erfolgt sein,
denn in eben dem Jahr 1639 erhielten Curt Bischoff und seine Gesellen Gulden 10 Albus dafür, daß sie das
Stockhaus abgebrochen hatten, weil es in die Gasse fallen wollenf" Die ungefähre Lage wird durch den Ehren-
preis bestimmt, welche Bezeichnung leider selbst wieder nicht mit völliger Sicherheit festliegt. Der Name Ehren-
preis kommt wiederholt in einem Häuserverzeichnis des Jahres 1605 vor," wo er zur Bezeichnung des Straßen-
zuges benutzt wird, der jetzt den Teil des Pferdemarktes ausmacht, der zwischen der Einmündung der Schäfer-
gasse und der Untern Königsstraße liegt, wo er aber auch anscheinend jene enge Gasse bezeichnet, die sich an
dieser Stelle an der Stadtmauer entlang zog! Vff vndt vmb den Ehren Preiß in das Enge Geßlein zur lincken
handt bey Mauern hinein" lagen, offenbar nach dem Hintergelände des alten Zeughauses zu, ein Hirten
Hauß der Stadt Caßel" und ein Hauß der Stadt Caßel darin der todtengreber wohnet", also Häuser öffentlichen
Besitzes und untergeordneter Bedeutung. Vfm Ehren Preiß die rechte Handt hernieder von der Mauer", also
innerhalb des obengenannten Teiles des Pferdemarktes lagen Bürgerhäuser. Hier wohnte, und zwar etwa in
der Mitte der jetzigen Südfluchtß Jost Deusing, vielleicht der Vater des obengenannten Peter Deising, der in
dem Häuserverzeichnis selbst noch nicht vorkommt. Der Gedanke könnte nahe liegen, bei Jost Deusings Haus
jene Stelle zu suchen, an der das Stockhaus sich befunden hatte. lndessen ebenso gut möglich wäre der Platz
des Stockhauses in der Engen Gasse an der Stadtmauer anzunehmen, auf die wahrscheinlich ebenfalls die Be-
zeichnung Ehrenpreis anzuwenden ist, und damit zu rechnen, daß Deusing einen Hauswechsel vorgenommen
Vgl. Abschnitt Oberneustädter Rathaus" S. 480.
Neuber, Gefängnißwesen S. 34, weist noch auf das Ketenhus" hin, das bei Stölzel, Stadtrechnungen S. Nr. zum Jahre
1468 erwähnt wird. Ob darunter ein Gefängniß, ein Gefangenen-Haus, zu verstehen, läßt sich nicht sagen, und ergibt sich auch nicht aus
der Zusammenstellung mit dem darauf genannten Hause ,auf der Brücke unter dem Thorei" Vgl. auch Diemar, Gefängnisse.
Stölzel, Stadtrechnungen S. 24 Nr. 45, S. 70 Nr. 75, S. 72 Nr. 77 u. S. 129 Nr. 55.
Stölzel, Stadtrechnungen S. 50 Nr. 47, S. 68 Nr. 71, S. 70 Nr. 75, S. 72 Nr. 77 S. 98 Nr. S. 106 Nr. 26 u. S. 204 Nr. 122.
Stadtarchiv Cassel 200.
Neuber, Gefängnißwescn S. 60, gibt als Datum des Abbruches den 23. August 1639 an.
Stadtarchiv Cassel 16.
Auch Diemar, Gefängnisse, gibt den Ehrenpreis als am Ende des Pferdemarkts gelegen an. Der Name vEhrenpreisr scheint
von den beiden hier gestandenen Frauenhäusern abzustamrnen und heißt heute noch im Munde des Volkes der vKuttenplatzl. An diesem
Platze hatte früher der Scharfrichter seine Wohnung".
Vgl. Häuserverzeichnis v. 1605, Quartier Stadtarchiv Cassel 36. Vgl. auch die Stadtpläne v. A. C. Wagner aus dem
Jahre 1867, Rekonstruktion der Grundstückslagen von 1605 Handzeichnungen Murhardbibliothek Cassel.
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Gebäude.
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habe. Für diese Annahme spricht sehr stark die Tatsache, daß am Ende der Engen Gasse, also noch nach dem
Ehrenpreis zu, sich ein öffentliches Gebäude feststellen läßt, das zur Gruppe jener Besserungshäuser gehört, die
auf dem Gelände des ehemaligen Zeughauses an der Schäfergasse lagen, während man im oberen Teile des
Pferdemarktes vergebens nach Häusern öffentlichen Charakters sucht. Dieses Gebäude findet sich auf Merians
Stadtplan dargestellt, der in der 1646 erschienenen Topographia Hassiae enthalten ist Es stellt sich als ein
dreigeschossiger massiver Baukörper über rechteckigem Grundriß dar, dessen Satteldach gegen zwei überstehende
Giebel sich totläuft und dessen eine Schmalfront sich der Engen Gasse an der Stadtmauer zuwendet. Wieweit
der Aufbau im Einzelnen stimmt, mag dahinstehen, doch wird man annehmen dürfen, daß an dieser Stelle sich
tatsächlich ein öffentliches Gebäude befand. Dieses Haus als Stockhaus anzusprechen könnte insofern bedenklich
erscheinen, als das Stockhaus schon 1639 abgebrochen war. Indessen das Bedenken dürfte schwinden, wenn
in Rechnung gesetzt wird, daß Merians Plan bereits früher entstand Es mag auffallen, daß im Häuser-
verzeichnis von 1605 das Stockhaus nicht genannt und insbesondere daß es weder am Ehrenpreis noch auf
dem Gelände des alten Zeughauses aufgeführt wird. Allein recht wohl möglich ist, daß das Gebäude um diese
Zeit garnicht mehr als Stockhaus diente und nur noch im Volksmunde den alten Namen führte, den es bis zu
seinem Abbruch beibehielt. Nicht ausgeschlossen erscheint, daß es eines der beiden Häuser ist, die das Häuser-
verzeichnis auf dem Gelände des ehemaligen Zeughauses in der Schäfergasse vermerkt, nämlich entweder das
alte Zeughaus selbst oder das Zeugwärterhausß Trifft diese Annahme zu, so wird man damit zu rechnen
haben, daß das Haus aus Fachwerk bestand und dann wird auch begreiflich, weshalb es kurz vor 1639 so
baufällig war, daß es in die Gasse, nämlich die Enge Gasse, zu fallen drohte. Völlige Klarheit über die genaue
Stelle und das Aussehen des Stockhauses am Ehrenpreis wird sich indessen wohl erst ergeben, wenn archiva-
lische Funde neues Material zur Kenntnis des Bauwerkes liefern, das weder von Dilich noch von Merian mit
Namen erwähnt wird.
Tafel
Stockhaus am Neuen Tor.
Ein neues Stockhaus5 entstand unter der Regierung des Landgrafen Friedrich l. am Neuen Tor auf
der Innenseite des Walles. Das Jahr der Erbauung ist nicht überkommen, doch wird man mit seiner Errich-
tung eine Verfügung vom 1. Februar 1749 in Verbindung zu bringen haben, die dahin ging, daß die auf
2863 Rthlr. 17 alb. sich belaufenden Baukosten wegen des neuen Stockhauses" zur Hälfte aus der Fortifikations-
kasse zu bestreiten seien. Für die Art des Gefängnisses ist bezeichnend, daß in der Rechnung dieses Jahres
Beträge für Bein- und Handschellen und für geschmiedete eiserne Ketten aufgeführt werden.
Anhaltspunkte für die Zeit der Entstehung des Hauses und für den Charakter der Anstalt bietet auch
die Stockhaus-Ordnung vom 12. Mai 1747!; Danach sollte das neue Stock- und Blockhaus" unter der Leitung
des Gouverneurs von Cassel stehen. Es war zur Aufnahme aller zu öffentlichen Arbeiten verurteilten Misse-
täter aus dem ganzen Lande bestimmt, die in zwei Klassen eingeteilt waren. Die Gefangenen der ersten Klasse
die mit Beineisen von 16 Pfund Schwere eingeschmiedet wurden, sollten entweder in ihren Behältnissen zum
Holz-Raspeln und dergleichen beschwerlicher Arbeit mit Aufgebung eines gewissen Tagewerkes angestrenget,
oder aber bedürffenden Falls auswärts zu verdrießlicher Arbeit, als das Eiß zu hauen, auffzuladen, in die Grube
zu bringen, die Druseln in der Stadt zu reinigen, den Schlamm aus den Vestungsgraben zu karren und die zu
deren Casernen und Wachthäusern, auch ihrem eigenen Blockhauß und anderen Behältnissen der Gefangenen
gehörigen Cloaquen zu reinigen und was dergleichen mehr seyn möchte, mit Ernst angehalten werden", da-
gegen die der zweiten Klasse an dem Vestungs-Bau, denen Woll- und Handwerks-Meistern zum Handlangen
Stadtplan v. Merian 1646.
Vgl. S. 522 Anm. 3.
Vgl. Abschnitt Zuchthaus" S. 573 f.
Vgl. Abschnitt Zeughaus in der Schäfergasse" S. 507.
Krieger, Cassel S. 151. Diemar, Gefängnisse. Brunner, Gefängnisse.
Hess. Landes-Ordnungen IV S. 953 ff.
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Tafel 14.1 15 u. 16
hinkünfftig beigegeben, auch ebenfalls mit denen Tagelöhnern, zumahlen beym Wasserbau zusammengestellet,
nicht weniger in der Aue zur Garten-Arbeit angehalten werden". Zu den Insassen des Gebäudes gehörten so-
wohl Bürger als Soldaten. Einige Angaben über das Haus, in dessen inneren Verfassung sich offenbar nichts
geändert hatte, macht 1767 Schminke Allhier werden die zu öffentlicher Arbeit ad opus publicum entweder
auf eine bestimmte Zeit oder auf Lebenslang verurtheilte Gefangene aufbewahret. Diese werden in zwo Classen
eingetheilet, die unehrliche und ehrliche, davon die letztere weit leidlicher gehalten werden. im Jahre 1751
ist dieses Gebäude erneuert und mit zween Flügeln vergrößert worden". Eine Änderung am Gebäude vollzog
sich nach Entfestigung der Stadt. Das Stockhaus für die zu den Eisen oder öffentlicher Schanz- und anderer
Arbeit verurtheileten Missethäter oder Gefangenen", so berichtet 1778 Engelhardf lieget hinter der Garnison-
kirche, und stunde sonsten mit der hinteren Seite dichte an dem Walle. Nach dessen Abtragung aber ist diese
hierdurch entblößete Seite mit einer gemahlten blinden Gesichtsseite oder Facade versehen und an die neue
Carlsstraße angehängt worden; So, daß sie durch die auf den Königsplatz gehende Straße das Gesichte dahin
hat". 1786 wurde noch eine dritte Klasse von Gefangenen ohne Eisen" für leichte Vergehen eingeführt;
Während der französischen Revolution spielte das Stockhaus insofern eine merkwürdige Rolle, als seine Insassen
auf Befehl Landgraf Wilhelms IX. zum abschreckenden Beispiel, nach der neuesten französischen Mode gekleidet
und frisiert, nämlich mit kurzgeschnittenem ungepuderten Haar, ohne Zöpfe, mit langen Hosen undhohen
Zylinderhüten durch die Straßen der Stadt geführt wurden? Eine vierte Klasse von Gefangenen wurde 1817
gebildet mit der Bestimmung, daß nunmehr bloß diese vierte Klasse ohne Ketten sein sollte! Unter der Regierung
Kurfürst Wilhelms lI. wurde das Gebäude niedergelegt. Es hatte schon lange infolge der zahlreichen und ab-
stoßenden Executionen, die an den Eisengefangenen vollzogen wurden, das Mißfallen der Bewohner der be-
nachbarten Häuser hervorgerufen. Auch auf Fremde machte das Gebäude einen ungünstigen Eindruck. Während
die übrigen Gefängnisse in Gegenden der Stadt angelegt waren, in welche sie ihrer Absicht nach sich
schicken", lag das Stockhaus zwischen der Alt- und Oberneustadt, allzunahe am schönen Königsplatze"? Auch
paßte es nicht recht in die Nähe des 1821 in Angriff genommenen Neubaues des Residenzschlosses. Im Jahre
1823 kam es durch öffentliches Ausgebot auf Abbruch in den Besitz eines Zimmermeisters Koch, welcher an
der Stelle des Stockhauses das noch jetzt stehende Wohngebäude Nr. 14 der unteren Karlsstraße errichtete.
Von den Gefangenen kam die erste Klasse nach Ziegenhain; die übrigen Klassen wurden in das ehemalige
Spinnhaus und spätere Stockhaus am Mühlenplatz überführt."
Lage und Flächengestalt des Gebäudes ist aus den Stadtplänen zu ersehen." Das Haus lag ursprüng-
lich außerhalb der Stadtmauer, aber innerhalb des Festungswalles, in dessen Böschung es sich hineinschob."
Die beiden obengenannten Erweiterungsflügel stellen sich als kleinere Flankenbauten dar, die sich den Ecken
der Vorderfront des rechteckig im Grundriß geformten Hauptgebäudes anschlossen und in dem schmalen, gang-
artigen Zwischenraum zwischen Wall und Mauer nur geringe Ausdehnung erreichten. Eine Beschreibung gibt
Neuberß Das Hauptgebäude, für die Gefangenen eingerichtet, hatte sehr feste Gefängnisse in Zellen für ie
10 Mann mit dicken Mauern, im Erdgeschosse für die schwersten Verbrecher. Im Ganzen konnten über 200
Gefangene untergebracht werden. Ein nach Süden gelegener Flügel war für vier Stockknechte mit ihren
Familien, und einer nach Norden für den Stockmeister mit Familie bestimmt. Außerdem war in dem inneren
Hofraum nach Norden zu ein besonderes Wachthaus zur Aufnahme einer starken, stets mit scharf geladenen
Cassel S. 244 f.
Erdbeschreibung S. 101 f.
Hess. Landes-Ordnungen VII S. 23.
Wagner, in Landans Kollektaneen, Landcsbibliothek Cassel.
Bibra, Cassel S. 33.
Neuber, Gefängnißwesen S. 68.
Stadtplan v. S. L. du Ry 1768. Stadtplan v. Selig 1781. Stadtplan v. Selig 1822.
Stadtplan v. Wasserhuhn 1766.
Gefangnißwesen S. 60.
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Gebäude.
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Gewehren versehenen Wache. Das Ganze hatte nur einen Eingang nach Norden, dicht neben der Treppe, zu
dem schmalen Gäßchen, der Seidenstrumpf genannt, war übrigens mit fließendem Wasser hinlänglich versehen".
Den einzigen Rest des Stockhauses am Neuen Tor stellen die Bruchsteinwände des Kellergeschosses
dar, die sich unter dem obenerwähnten Wohngebäude Nr. 14 der unteren Karlsstraße finden.
Spinnhaus.
Spinnhaus in der Schäergasse.
Vom Spinnhaus in der Schäfergasse, das auch den Namen Strickhaus führte, ist wenig mehr bekannt,
als daß die Anstalt, die offenbar der Unterbringung weiblicher verwahrloster Personen diente, ihren Platz neben
dem Zuchthaus in derselben Gasse hatte Über die Gründung scheint nichts festzustehen; doch mag auch
dieses Besserungshaus von demselben Landgrafen Moritz ins Leben gerufen sein, der das Zuchthaus stiftete.
1605 war die Anstalt noch nicht vorhanden, da sie im Häuserverzeichnis dieses Jahres nicht enthalten ist. Ob
sie mit dem Zuchthaus gleichzeitig entstand, kann fraglich erscheinen, da sie im Gründungsjahr des
Zuchthauses 1618 nicht ausdrücklich genannt wird. Indessen kann sie nicht viel jünger sein, da ein
l-läuserverzeichnis vom Jahre 1623 neben dem Zuchthaus auch das Strickhaus" aufführt. Der Umstand, daß
in diesem Verzeichnis das Strickhaus die Nr. 173 und das Zuchthaus die Nr. 174der Schäfergasse bildet, läßt
annehmen, daß das Strickhaus jenes südwärts an das Zuchthaus sich anschließende Gebäude war, das bei Merian
1646 im Aufriß erscheint. Es ist als zweigeschossiger Massivbau mit rechteckigem Grundriß dargestellt, dessen
Satteldach sich gegen die hochgezogenen, in Schornsteinköpfen endigenden Giebel totläuft. Ein niedriges
bedachtes Tor schließt die Lücke zwischen dem Gebäude, das im Straßengiebel eine Tür zeigt, und den in
der Fortsetzung der Schäfergasse gelegenen Bürgerhäusern. Die Darstellung des Gebäudes als solchen wird
man mit einiger Vorsicht aufzunehmen haben, da Grund zu der Annahme vorhanden ist, daß das Haus noch
zur Baugruppe des alten Zeughauses gehört, die aus Fachwerk bestand. Bei der Unklarheit der Bezeichnung
der Gebäude auf dem Gelände des ehemaligen Zeughausesf und bei dem Wechsel, der anscheinend in der Be-
nutzung der Häuser eintrat, wird sich etwas Zuverlässiges über das Spinnhaus kaum sagen lassen. 1673 war,
wie der Plan von Wesselß lehrt, das Haus verschwunden. Als Ersatz kann in gewissem Sinne das 1747
in der Unterneustadt entstandene Spinnhausß angesehen werden. Wo in der Zwischenzeit die besserungs-
bedürftigen Frauenspersonen untergebracht waren, ist unbekannt.
Tafel
Tafel
Spinnhaus am Mühlenplatz.
Den Namen Spinnhaus führte in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ein am Mühlenplatze in der
Unterneustadt gelegenes Gebäude, das sich mit seiner Rückseite an die Stadtbefestigung anlehnte. In dieser
Besserungsanstalt wurden lüderliche und anderer Verbrechen sich schuldig gemachte Weibsbilder täglich bei
Strafe der Schläge zu einer vorgeschriebenen weiblichen Arbeit angehalten." Das Haus muß 1747 entstanden
oder wenigstens begonnen sein ln einem Berichte vom April des folgenden Jahres9 findet sich die lBe-
merkung, daß die Baukosten des neu aufgerichteten Spinnhauses sich auf 1932 Rthlr. 18 Alb. Hl. belaufen."
Vgl. Abschnitt Zuchthaus in der Schäfergasse". S. 578 ff.
Handschrift Stadtarchiv Cassel 36.
Stadtplan v. Merian 1646.
Vgl. Abschnitt Stockhaus am Ehrenpreis". S. 577 ff.
Stadtplan von Wessel 1673. Auf dem Stadtplan v. Roth 1736 erscheinen noch Gebäude.
Vgl. Abschnitt Spinnhaus am Mühlenplatz".
Schminke, Cassel S. 245. Krieger, Cassel S. 154.
Neuber, Gefängnißwesen S. 56, glaubt, daß die Eröffnung des Spinnhauses im Jahre 1751 erfolgt sei, weil das Spinnhaus-
Kirchen-Protokoll auf der ersten Seite die Eintragung enthält angefangen den 28. Mai 1761". Brunner, Gefängnisse, gibt 1751 als Jahr
der Erbauung an.
Kammer-Archiv 4. Staatsarchiv Marburg.
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Tafel
Laut Verfügung des Jahres 1753 sollte noch ein Platz aptieret werden, worinnen die Züchtlinge zuweilen
in freier Luft arbeiten" konnten. Unterhalten wurde die Anstalt durch mannigfache Beisteuern, in späterer
Zeit namentlich durch die für die Benutzung von Kegelbahnen und Billards erhobenen Abgaben.
Nach den Stadtplänen bestand das Haus anfänglich nur aus einem einzigen Flügel, der sich im rechten
Winkel an das Nordostende der Unterneustädter Mühle anschloß. Nachdem die Wälle gefallen waren, erfolgte
die Erweiterung um einen Winkelflügel, der nicht ganz bis an die neue Stadtmauer heranreichte. Ursprünglich
muß sich an Stelle des Gebäudes ein anderes Bauwerk befunden haben. Wenigstens zeichnet 1673 Wessel
hier einen rechteckigen Grundriß, in den drei Kreuzgewölbe, darunter das mittlere. von geringerer Breite, ein-
getragen sind. Ob es sich um ein selbständiges Gebäude oder einen Zubehör zur Mühle, vielleicht einen
Keller handelt, ist nicht ersichtlich.
Die Bestimmung des Hauses hat öfters gewechselt. Wie Schminke 1'767 berichtet, diente es ehedem
zum GefangenhauseWf 1776 wurde bestimmt, daß die ehrlichen Gefangenen ins Zuchthaus transportiert, ins
Spinnhaus aber nur solche Leute condemnirt werden sollen, welche Delicta infamantia begangen haben, mithin
das Spinnhaus unehrlich bleiben" solle. Zur Zeit der französischen Revolution sollten die Insassen des Hauses
ebenso wie die Sträflinge des Stockhauses dadurch, daß sie nach der neuen französischen Mode gekleidet
wurden, dazu beitragen, die umstürzlerischen Gedanken von der hessischen Hauptstadt fernzuhalten, doch kam
die Maskerade nicht Zustandes" In Westfälischer Zeit trat wiederum eine Änderung in der Bestimmung des.
Hauses ein. Durch Dekret vom 6. Juni 1808 wurde das Spinnhausgebäude zu einem Zwangsarbeitshause für
hausierende Bettelleute bestimmt und eingerichtet, als welches es jedoch nur bis zum 15. November 1808 be-
stand, wo die damaligen Insassen in das bisherige Menageriegebäude in der Karlsaue überführt wurden. Nun-
mehr kamen die bis dahin zum Spinnhaus verurteilten weiblichen Verbrecher ins Zuchthaus. Im Jahre 1811
berichtete der Secretarius Augener dem Maire, daß das Gebäude, das als Zwangsarbeitshaus aufgeführt wird,
vorhin nur allein der Landesherrschaft angehörte und von derselben in Bau und Besserung erhalten wurde,
ursprünglich aber unter dem Namen ,Spinnhaus' zur Aufnahme und Bestrafung solcher weiblicher Verbrecher,
die den Tod verwirkt hatten, bestimmt war, auch zu diesem Zweck bis in die Mitte des Jahres 1808 gedienet
hat. Unterm 19. August 1808 ist aber dasselbe auf ministeriellen Befehl zu Umschaffung in ein Arbeitshaus
der Wohltätigkeits-Commission überwiesen worden. Das Gebäude selbst besteht in einem großen massiven
Gebäude nebst einem nach dem siebenjährigen Kriege daneben leicht aufgeführten Flügel. Von diesem Flügel
benutzt aber das Zwangsarbeitshaus nur die zweite Etage, indem den ganzen untern Raum, ferner die erste
Etage und den Boden dieses Flügels die Kaiserliche Domainendirektion bis jetzt noch im Besitz behalten und
dem im verflossenen Jahre neu angetretenen Pächter der Unterneustädter Mühle zur Niederlage seines Werk-
holzes überlassen hat." In einer Sitzung der Wohltätigkeits-Kommission am 25. Juli 1812 wurde die Eigen-
Kammer-Archiv 4. Staatsarchiv Marburg.
Stadtplan v. Wessel 1673.
Cassel S. 245.
Brunner, Gefängnisse Die schweren Verbrecher, diejenigen, welche zur Zwangsarbeit verurteilt waren, wurden damals in der
zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts und noch lange die Nacht über auf oder an dem Unterneustädter Wall in der Kasematte oder wahr-
scheinlicher einem Gebäude auf dem Platze des späteren Spinnhauses untergebracht." Nach Neuber, Gefängnißwesen S. 55, soll das Ge-
bäude des Spinnhauses zunächst als Stockhaus benutzt worden sein.
Diemar, Gefängnisse Nachdem die Eisengefangenen in ihrem neuen französischen Kostüm die Straßen reinigen mußten, sollten
zum abschreckenden Beispiel der Kasseler Damenwelt die Insassinnen dieses Hauses auch einmal öffentlich sich in französischer Tracht zeigen
und durch die Stadt geführt werden. Sie waren ohne Unterschied der Jahre zu dem Ende mit tief ausgeschnittenen Kleidern, in welchen
sie sehr decolletirt aussahen, sowie mit stumpfen Schuhen, Handschuhen, überhaupt ganz nach der neuesten Pariser Mode ausstaliiert worden.
Als der bestimmte Tag erschienen, an welchem die Promenade stattünden sollte, waren die Damen des Spinnhauses la Titus frisiert, an-
gekleidet und die Soldaten zur Bedeckung bereits am Platze; ganz unerwartet traf jedoch Gegenbefehl ein. Die ganze Einwohnerschaft.
Cassels war auf den Beinen, viele Handwerker feierten, eine Menge Landleute aus der Umgegend waren angekommen, alle Herbergen und
Wirtshäuser gestopft voll und viele Strolche lärmend, angetrunken sich auf der Straße umhertreibend. Da eilte die Landgräfin zu ihrem
Gemahl, stellte ihm die Sache vor, welcher Skandal aus diesem Aufzuge entstehen könnte und welchen Ausgang die Sache überhaupt nehmen.
könne, wäre noch garnicht vorauszusehen, worauf das arrangierte Volksschauspiel unterblieb."
Stadtarchiv Cassel 280.
582
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schaft der Anstalt als Arbeitshaus ausdrücklich festgelegt. Das Haus ist kein öffentliches Gefängnis, sondern
ein Institut, wo Bettler, die in der Stadt betroffen, und andere arbeitslose Personen zeitweise untergebracht
werden, um sie an Arbeit zu gewöhnen. So wird das Haus auch nicht als Strafanstalt angesehen und
Züchtigungen werden nicht verhängt." Nachdem 1823 das Stockhaus am Neuen Tor als Gefängnis aufgegeben
war, nahm das ehemalige Spinnhaus am Mühlenplatz die zweite, dritte und vierte Klasse der Stockhaus-
Gefangenen auf und selbst den Namen Stockhaus an. Die lnhaftierung von Militärpersonen, wie sie beim
Stockhaus am Neuen Tor üblich gewesen, fiel jedoch bald fort, da nach dem Justiz-Ministerial-Ausschreiben
von 1822 die Eisenstrafe allgemein als peinliche Strafe behandelt wurde, die seit 1829 als Grund zur Aus-
scheidung aus dem Soldatenstande angesehen und 1848 für Soldaten überhaupt aufgehoben wurde? 1828
zählte das Stockhaus noch 150 Eisengefangeneß 1867 wurde auch für die Zivilpersonen die Eisenstrafe ab-
geschafft, nachdem bereits ein Jahr zuvor die letzten 22 Stockhausgefangenen in die Strafanstalt zu Marburg
überführt waren, wo sich bereits seit den dreißiger Jahren die Eisengefangenen erster Klasse befanden. Nun-
mehr diente das ehemalige Spinnhaus zur Unterbringung von gewöhnlichen Strafgefangenen und zwar bis zur
Aufführung des neuen Gerichtsgefängnisses zur Aufnahme von solchen männlichen Strafgefangenen, welche mehr
als drei Monate Gefängnis zu verbüßen hatten und aus besonderen Gründen nicht nach Ziegenhain gebracht
wurden. Nach Vollendung des neuen Gefängnisses zu Cassel beherbergte das alte Spinnhaus nur solche Ge-
fangene, welche aus irgend einer Veranlassung, z. B. wegen ansteckender Krankheit, in den Neubau nicht auf-
genommen werden konnten.
Architektonisch beansprucht das Gebäude das heute die Nr. 33 der Mühlengasse bildet, im Besitz der
Stadt sich befindet und zu Wohnungen eingerichtet ist, kein besonderes Interesse. Der dreigeschossige, mit
einem Sattelwalmdach abgeschlossene Putzbau besitzt auf der Vorderfront acht, auf der Seitenfront nur zwei
Fensterachsen, an die sich eine dritte Achse anschließt, die zu einem Stutzflügel gehört. Über dem Erdgeschoß
zieht sich ein einfaches Band als Gurtgesims hin. Die beiden unteren Geschosse sind als Steinbau, das oberste
Geschoß als Fachwerk errichtet, sodaß man an eine nachträgliche Erhöhung des Hauses denken könnte. Die
rechteckigen Fenster der beiden unteren Geschosse tragen schlichte, wenig vortretende Sandsteingewände. In
gleicher Art ist die in der dritten Achse von links angeordnete Tür umrahmt. Die in den Türsturz eingehauene
Jahreszahl 1748 wird sich auf die Vollendung des Hauses beziehen. Der völlig untergeordnete Seitenflügel,
der nur zwei Geschosse umfaßt, nimmt im Unterstock Stallungen, im Oberstock Wohnungen auf. Der hinter
dem Gebäude gelegene Hofraum stößt an die jüngere Stadtmauer.
Gefangenhaus;
Gefangenhaus am Druselplatz.
Als die Festungstürme nicht mehr ausreichten, die Schwerverbrecher aufzunehmen, entstand ein be-
sonderes Gefangenhaus, worin diejenigen, so das Leben verwirkt, oder sonst anderer Verbrechen sich schuldig
gemacht haben, gefänglich verwahrt" wurdenß Es fand seinen Platz am Druselteich, neben dem Druselturm
dort, wo jetzt die Häuser Nr. und des Druselplatzes stehen. Hier wohnten ursprünglich zwei Gefangen-
wärter, die sich bereits 1605 darin nachweisen lassen; 1605 kommen auch in der Freiheiter Gemeinde zwei
Gefangenwärter, Namens Curt Peter und Hans Wüstenhöffer, vor und zwar der Letztgenannte bei den Ge-
fangenen, so in den Eisen gehen". 1625 wird ein Gefangenwärter-Haus, des Eisenwärters Haus", erwähnt,
Stadtarchiv Cassel 148.
Neuber, Gefängnißwesen S. 68.
Cassel u. Wilhelmshoehe 1828 S. 30.
Narten, Cassel S. 302.
Schminke, Cassel S. 244.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
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das wohl mit einem der vorgenannten Wohngebäude gleichbedeutend ist. Es wurden idarin Sträflinge der ver-
schiedensten Art verwahrt, die schwereren in Eisen".
Die Zeit der Entstehung des Neubaues ist bekannt. lm Jahr 1663 stellten die Beamten zu Cassel,
Schultheiß und Rentmeister vor, daß die bisherigen Hauptgefangenentürme, der Drusel- und Zwehrenturm, in
einem sehr baufälligen Zustande sich befänden und daß insbesondere die Dächer so schadhaft seien, daß die-
Insassen unmittelbar dem Regen ausgesetzt seien. Auch komme es vor, daß die Gefangenen mit Schwachheit
befallen und alsdann in den Türmen nicht gehalten werden könnten, sondern in warme Stuben gebracht werden-
müßten. Andere Personen würden von der Regierung, dem Konsistorium und dem Amte selbst in Arrest ge-
setzt und dieser Arrest sei in des Gefangenwärters Haus. Dieses aber und das des Eisenschließers seien so
baufällig, daß sie keine Sicherheit böten. Daher beantragen sie deren Abbruch und den Bau eines größeren
Gefangenhauses an deren Stelle, der auch zur Ausführung kam
Als Gefangenhaus diente das Gebäude ebenso wie der Druselturm bis in das letzte Drittel des 18. Jahr-
hunderts. 1762 berichtete der Baumeister Jussow, daß das Gefangenhaus durch die darin verwahrten französi-
schen Gefangenen der Gestalt ruiniert worden, daß Reparaturen an Mauern, Thüren, Fenstern, Eisengittern,
Oefen und Pritschen nothwendig seien"? Die daraufhin im folgenden Jahre vorgenommenen Ausbesserungen
scheinen nicht ausreichend gewesen zu sein, denn es erfolgte bald darauf die Erbauung eines neuen Gefangen-a
hauses, das an einer weniger belebten Stelle der Stadt seinen Platz fand.
Über das Aussehen des Hauses, das wohl nichts Besonderes darstellte, ist nichts bekannt. Auf einem
Stadtplan des Jahres 17663 erscheint sein Grundriß als Rechteck. Die jetztan Stelle des Gefangenhauses.
stehenden Gebäude enthalten keine älteren Restef.
Gefangenhaus am Leipziger Platz.
Als Ersatz für das Gefängnis am Druselplatz entstand unter der Regierung Landgraf Friedrich ll. in.
den Jahren 1772 bis 1774 das Gefangenhaus am Leipziger Platz Es trat nicht bis unmittelbar an den Platz
heran, sondern hatte seine Stelle hinter dem zum Leipziger Tor gehörigen Wachthause, das seinen Standort-
am Nordostrande des ovalen Platzes hatte. Diese versteckte Lage wurde als ein ästhetischer Vorzug an-
gesehen; lm Gegensatz zu den militärischen Strafanstalten führte das Gebäude den Namen des Zivilgefangen-
hauses. Es diente zu gefänglicher Aufbehaltung der noch in der Inquisition befindlichen Missethäter bis zu
deren Verurtheilung".7 Später kamen auch die Strafgefangenen und die Schuldgefangenen in das Haus. Es
fand jedoch eine räumliche Scheidung statt, indem die Zusammenlegung von Gefangenen der verschiedenen
Gattungen mehrfach verboten wurde. Nach Einverleibung Kurhessens in den preußischen Staat erhielt das
Gefangenhaus die Bezeichnung Kreisgerichtsgefängnis". Das Gebäude fiel, als in den siebziger Jahren des
vorigen Jahrhunderts der größere Neubau zustande kam, der bereits in den vierziger Jahren unter der kurfürst-
lichen Regierung geplant iwar und der in dem bis an den Rand des jetzigen Unterneustädter Kirchplatzes vor-
tretenden Landgerichtsgefängnis vorliegt.
Das Gefangenhaus war ein einfaches Bauwerk mit rechteckigem Grundriß und ohne besonderen kunst-
geschichtlichen Belang.
Nebelthau, Kollektaneen, Stadtarchiv Cassel. Brunner, Gefängnisse.
Neuber, Gefängnißwesen S. 41.
Stadtplan v. Wasserhahn 1766.
Diemar, Gefängnisse Bei den Bauveränderungen an und neben dem alten Gefangenhause vor mehreren Jahren vor 1888 fand
sich ein männliches Skelett in einem ziemlich erhaltenen Sarge, es scheinfdies ein damaliger Gefängnißwärter gewesen zu sein, der hier
provisorisch begraben, später aber vergessen worden ist. Dergleichen Begräbnisse waren dahier während der Belagerungen der Festung im
siebenjährigen Kriege, da die Todten auf dem alten Todtenhofe nicht beerdigt werden konnten, nicht selten".
Neuber, Gelängnißwesen S. 41H. Brunner, Gefängnisse.
Bibra, Cassel S. 33.
Engelhard, Erdbeschreibung S. 104. Krieger, Cassel S. 154 f.
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Narrenhaus.
Ein besonderes Gefängnis bestand für die Hofdienerschaft. Es galt für die niedere Dienerschaft,
während für die Mitglieder der Hofgesellschaft der Zwehrenturm bestimmt war. Ursprünglich befand es sich
im Landgrafenschloß selbst, bei dessen Neubau es wohl angelegt wurde. 1560 war jedenfalls hier der Gewahrsam,
der den Namen Kottenkammer führte, vorhanden. Denn damals ließ Landgraf Wilhelm in Abwesenheit seines
Vaters die Förster vom Reinhardswalde, weil sie bei einem dort entstandenen Waldbrande nicht rasch genug
zur Hand gewesen waren, einen nach dem andern in die Kottenkammer stecken Der Aufenthalt in dem
Arrest muß recht unbehaglich gewesen sein. 1580 wird die Kottenkammer, darinnen das Hofgesinde, so
etwas verbricht, pflegt gelegt zu werden", nicht "nur als ein Gefängnis", sondern auch ein Loch" bezeichnet.
1585 ist die Rede davon, daß der in der Kothen Kammern" eingesperrte Wildschütz Daniel Scheffer sich ge-
weigert habe, die ihm gereichte Nahrung, Häring und trocken Brot, zu nehmen, und daß auch wider Zu-
versicht niemand zu vermögen, welcher sich in Kothen Kammern einschließen lassen will"?
Später entstand für die Inhaftierung der niederen Hofdienerschaft ein eigenes Haus das zwar in der
Nähe des Schlosses lag, aber mit diesem nicht in unmittelbarer Verbindung stand. Es trug die Bezeichnung
Narrenhaus oder Narrenburg und hatte seinen Platz an der 1569 erbauten Narrenbrückeß die, an Stelle der
heutigen Löwenbrücke gelegen, von Ausgang im Schloßwall über die Kleine Fulda in die Aue führte und ihren
alten merkwürdigen Namen offenbar vom Narrenhause erhalten hatte. Da die Narrenbrücke als solche 1655
genannt wird muß das Haus um diese Zeit vorhanden gewesen sein. Sein Aussehen ist nicht bekannt,
wenngleich es auf den älteren Stadtabbildungen an Gebäuden bei der Brücke nicht fehlt
Gebäude
für
Handel
und
Verkehr.
Kaufhaus.
Wie die hessische Congeriesa und andere Quellen berichten, wurde im Jahre 1421 das Kaufhaus zu
Cassel uff Verlage gemeiner Stadt gebaut ulf die Freyheit bei dem Thumstift Martinskirche, und ward erstlich
mit Stroh gedeckt". Diese klare Angabe ist Grund genug zu der Annahme, daß der Bau wirklich als Kauf-
haus errichtet wurde, wenn auch die Vermutung nicht von der Hand zu weisen ist, daß das Gebäude an
Stelle eines Rathauses entstand und selbst später in beschränktem Maße Rathauseigenschaften besaßß" Zur
Deckung der Baukosten erborgte sich die Stadt ein Kapital von 150 Goldgulden von dem Vikar der Martins-
kirche, Johann Amelung. Auch in der über diese Anleihe ausgestellten Urkunde vom 23. August 1421 wird
Vgl. Abschnitt Stadtbefestigung. Zwehrentor" S. 74.
Brunner, Gefängnisse.
Nebelthau, Kollektaneen. Stadtarchiv Cassel 280.
Kopp, Landesverfassung VI S. 87. Brunner, Gefängnisse.
Vgl. Abschnitt Narrenbrücke".
Merian, Topogr. Hass. Anh. S. 13.
Neuber, Gefängnißwesen S. 34, gibt an, daß der sog. HofaArrest oder das Narrenhaus bei der Löwenbriicke" beim Schloß-
brande am 24. November 1811 unter König Jeröme zerstört sei.
Nebelthau, Congeries S. 337.
Dilich, Chronica S. 158. Zeitrechnung 85. Winkelmann, Hessen II S. 287. Schminke, Cassel S. 240. Krieger, Cassel S. 148.
Vgl. Abschnitt Rathaus der Freiheit" S. 463. Nebelthau, Gebäude S. 21 f., nimmt an, daß die Wage am Altmarkt erst dann
zum Rathhause bestimmt gewesen war, als' das Kauf- oder Tuchhaus die Gewölbe und Marktstände der Wollenweber und Tuchhändler auf-
genommen hatte". Umgekehrt glaubt er, daß dieses Kauf- oder Tuchhaus von Anfang zum Rathhaus des Breuls und der Freiheit bestimmt
gewesen war. Bei der Vereinigung der drei Städte unter einem Rath, die 1378 stattfand, mag der Bau liegen geblieben sein, und so linden
wir erst im Jahre 1421 die Errichtung des Kaufhauses gemeldet". Vgl. Nebelthau, Denkwürdigkeiten II S. 81 f. Danach Schwarzkopf,
Cassel S. 12 f. Brunner, Rathäuser S. Will man den verspäteten Bau mit der Bestimmung zum Rathaus in Einklang bringen, so ist
man freilich genötigt, entweder mit Nebelthau, Gebäude S. 21 anzunehmen, daß er längere Jahre hindurch liegen geblieben sei, oder daß
an der Stelle ursprünglich ein anderes Haus gestanden habe".
Abschrift. Archiv d. Martinsstiftes Cassel, Akten III 2. Schuld d. Stadt 1421.
Bau- und Kunstdenkmiler im Regierungsbezirk Clssel. VI. Cassel-Sxadr. 74
der Bau als Kaufhaus bezeichnet. 1481 muß das Haus in Benutzung gewesen sein, denn am 13. Februar
dieses Jahres wurde den landgräflichen Pfeifern uf daz kouffhuß zu faßnacht" Wein verabreicht ein Zeichen
wohl dafür, daß man hier Feste feierte. Für Nachtwachen in pretorio libertatis" beim Jakobimarkte und
vffm kauffhuse libertatis" beim Martinimarkte wurden 1471 Beträge verausgabtß Der Gebrauch der Ausdrücke
Praetorium und Kaufhaus neben einander scheint zu bestätigen, daß das Haus nicht nur zu Marktzwecken, sondern
auch zu Amtshandlungen benutzt wurde wenn man nicht annehmen will, daß die Erinnerung an das untergegangene
Rathaus stark genug war, die Bezeichnung dieses Hauses für längere Dauer auf den Neubau zu übertragen.
Bauliche Arbeiten, die vielleicht mit einem verspäteten Ausbau zusammenhängen, lassen sich Ende des
15. und Anfang des 16. Jahrhunderts feststellen. 1486 findet sich in den Stadtrechnungen ein Betrag für Steine
verbucht Andere Beträge wurden in eben diesem Jahre ausgezahlt deme burgermeistere friberge vor
wagen isens vnd 19 Pfd. isens das quam Zum fryheider kouffuse an die fenster" und heinrich hobemanne
von siner arbeit am kaufhuse In den fenstern die isen Zu machen vnd bicken Zu Spitzen"! Holz zcu den
Schrencken" und zcu den Schrägen der leitern" beschaffte man 1513.11 lm Jahre 1520 kam ein Boer-
getzeugk" aufs Kaufhaus; die Verwendung von Nebicher, Rad und Spannhaken läßt eine Winde vermuten.
Gleichzeitig brauchte man Holz .,tzu vnnderstrichen vnnd Saufen" sowie Dielen an die trappe"! Steinmetz-
arbeit an der Treppe ist 1526 vermerkt." Von den Umbauarbeiten der späteren Zeit muß die Einrichtung
der neuen Stube" erwähnt werden, die nichts anders als eine Trinkstube war. Die Stadtrechnung von 1586
läßt keinen Zweifel darüber, daß es sich um einen Eingriff in den alten Bestand und um einen Erweiterungs-
bau zugleich handelte. Die Mauer an der Kloake und das Leuchteloch am Keller wurden beseitigt, neue
Fenster eingebrochen, frische Wände aufgeführt und anscheinend auch Decken eingezogen. Auch Arbeiten am
Dach bober der Trinkstube" und bober der Treppe" lassen sich feststellen. Zwei welsche Giebel bober der
Treppen zu hauen" waren Jost Keller und Valentin von Blankenburg beschäftigt, die auch die Spunde in die
Fenster schlugen. Drei neue Türen, Fenster, Treppenschemel und Quaderstücke in der Steinmetzarbeit fertig-
zustellen war Jakobs von Ulm Sache. Zimmer, Staaker-, Schlosser-, Schreiner- und Gipserarbeiten wechseln
mit starken Materialfuhren ab. Zu den Fenstern brauchte man nicht weniger als 850 große Glasscheiben. Als
neues Inventar wurden 14 Buchen-Bänke beschafft. Einen eisernen Ofen lieferte die Hütte in Haina. Daß die
Bau- und Werkmeister, die das Zechgemach herstellten, zu unterschiedlichen Malen ihren Lohn in, Wein an-
legten, verschweigt die Rechnung nicht. Der Obere Keller",11 wie die Schenke schon vor ihrer Erneuerung
hieß, seit 1543 läßt sich der Weinschank im Kaufhause nachweisen bereitete mit der Zeit dem im
Altstädter Rathause befindlichen Unteren Keller" eine recht bemerkbare Konkurrenzßß Die hohe Pacht im
Betrage von 100 bis 200 Reichstalern, welche die Stadt im 18. Jahrhundert aus der Vermietung des Wein-
kellers erzielte, läßt annehmen, daß noch in dieser späten Zeit ein starker Umsatz stattfand.
Seinen Namen trug das Haus daher, weil es in erster Linie dem Markt- und Handelsverkehr diente.
Nach der kostbarsten Ware, die verhandelt wurde, nahm es die Bezeichnung Tuchhaus an." Nicht nur die
Küch, Ludwig S. 226
Stölzel, Stadtrechnungen S. 54 Nr. 52 u. S. 58 Nr. 57.
Brunner, Rathäuser S. 7.
Stölzel, Stadtrechnungen S. 89 Nr. 32.
Stölzel, Stadtrechnungen S. 93 Nr. 39.
Stölzel, Stadtrechnungen S. 155 Nr. 85 u. S. 157 Nr. 93.
Stölzel, Stadtrechnungen S. 176 Nr. 84.
Stölzel, Stadtrechnungen S. 179 Nr. 100. Brunner, Rathäuser S. 1520 wird atif Säulen und Unterstrichen ein festes Stock-
werk eingelegt".
Stölzel, Stadtrechnungen S. 200 Nr. 97.
Staatsarchiv Marburg.
Rogge-Ludwig, Kassel S. 152.
Stölzel, Stadtrechnungen S. 267 Nr. 91.
Näheres bei Brunner, Rathäuser S. 10 ff.
14 Schminke, Cassel S. 240.
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einheimischen sondern auch die auswärtigen Gewandschneider und Wollenweber legten hier zu Verkauf und
Verschnitt ihre Stoffe aus. Auf dem Platze vor dem Gebäude, ursprünglich Freiheit, später Ledermarkt ge-
nannt, hielten die Lederhändler ihre Häute feil, die sie in der Zeit zwischen den Märkten im Erdgeschoß des
Kaufhauses unterbrachten. Auch sonst erwies sich das Gebäude als ein vortreffliches Lagerhaus. Der geräumige
Dachboden gab einen günstigen Getreidespeicher ab; im Jahre 1675 war er der Universität Marburg für ihre
Korngefälle in der Casseler Gegend verpachtet Die großen Säle des Hauses boten Versammlungen mannig-
facher Art Platz. Zum Jahre 1565 ist vermerkt, daß der Schulmeister Christianus mit seinen Schülern eine
Komödie im Tuchhause aufführte, wie es scheint, mit solchem Beifall, daß er dafür von Bürgermeister und
Rat mit Gulden bedacht wurde! Nicht nur der Bürgerschaft diente der Bau, auch die Landesherrschaft
wußte sich ihn zu nutze zu machen. Zu Landgraf Philipps Zeit findet sich Kriegsgerät in einzelnen Räumen
des Hauses." Wie eine Stadtrechnung vom Jahre 15824 ergibt, lagerte zu Wilhelms lV. Zeit Artilleriebedarf
in dem Teile, den sonst die Lederhändler innehatten. Unter Moritz scheint das Gebäude förmlich als eine Art
Zeughaus benutzt zu sein, das Heerwagen und Geschütze aufnahm. Als 1610 die Orgel der Martinskirche einer
Herrichtung bedurfte, räumte man den Orgelbauern den Unterstock des Kaufhauses als Werkstatt ein, indem
man den Wagenpark hinausführteß Eine ähnliche Räumung nahm man 1630 vor, als das Erdgeschoß mit
Wagen und Kutschen wiederum so versperrt war, daß die Lederhändler ihr Leder nicht lagern konnten und
Lagergeld zu zahlen sich weigertenß Schließlich diente das Gebäude noch zur Unterbringung der städtischen Feuer-
gerätschaften, da der benachbarte Platz und Feuerteich die Vornahme der Spritzenproben bequem gestatteten.
Über Aussehen und Einrichtung des Hauses geben die Akten nur spärliche Auskunft. Von der großen
Stube" ist 1610 gelegentlich des Baues eines Schornsteins die Rede. Im gleichen Jahre hört man von'einem
kupfernen Dachknauf mit Fahne, der vom Sturme herabgeworfen war und dann einschließlich des Anstriches
erneuert wurde." Zwei Reisekasten" kamen 1615 aufs Kaufhaus Wichtiger ist die Mitteilung zu diesem
Jahr, daß für die Gerichtsstube" zwei neue Schlüssel angefertigt wurden. Diese Gerichtsstube wurde vom
Stadtrat im folgenden Jahre an Schultheiß und Rentmeister vermietet, die in Ermangelung eines anderen Amts-
raumes hier mit den Greben der drei Casseler Ämter die Sitzungen des Landgerichtes abhalten wollten. Als
Entschädigung erhielt die Stadt 200 Gulden, die aber zurückzuzahlen waren, sobald der Landgraf das Gericht
an eine andere Stelle verlegte. Die Ausstattungsstücke des Raumes waren teils der Landesherrschaft teils den
Beamten zuständig und interessieren deshalb, weil sich unter ihnen auch umhangende Rücktücher" befanden,
die damals also noch die Stelle der Tapeten vertraten? lm Jahre 1623 wurde im Kaufhause eine Wand
mit Brettern vorm Ofen gemacht, daß die Wache vor dem Ofen kommen" konnteß" 1653 fanden sich auf dem
Kaufhause oder davor" an einem schwarzen Brett noch etliche Bestimmungen aus dem Gildebrief der Gewand-
schneider auf einem vergilbten Stück Papier vor, das mit dem Stadtsiegel versehen war." 1655 kam in die
untere Stube" eine Tafel mit einem niederländischen Gestell, Tritt und gedrehten Stollen und uf den
Brandenweinstisch" ein neues Tischblatt mit zwei Geldlöchern. ln der Stadtrechnung von 1712 hört man
davon, daß die Tuchballen am Seile aufgezogen wurden. Um ein Unterkommen im Tuchhaus, Werkstätte so-
wohl wie Wohnung, suchte 1718 der Stadtorgelmacher Andreas Jacobus aus Gottsbüren nach, als er die Ab-
sicht hatte, das Mittelwerk der großen Orgel instand zu setzen."
Stadtarchiv Cassel 86.
Weber, Gelehrtenschule S. 46. Lyriker, Theater S. 228.
Schwank, lnventarium S. 56.
Staatsarchiv Marburg.
Nebelthau, Kollektaneen. Stadtarchiv Cassel.
Stadtarchiv Cassel 15.
Stadtarchiv Cassel 28.
Stadtarchiv Cassel 26.
Urk. v. J. 1616. Staatsarchiv Marburg. Brunner, Rathäuser S. '12 f.
Stadtarchiv Cassel 26.
Stadtarchiv Cassel 220.
Stadtarchiv Cassel 138.
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74'
ln der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts entstanden allerhand Pläne zu anderweitiger Ausnutzung
des Gebäudes. 1750 hegte die Regierung die Absicht, in dem, geräumigen Hause eine Seidenspinnerei mit 15
bis 20 Stühlen einzurichten. Man nahm offenbar an, daß die Stadt kein rechtes Interesse mehr an dem Ge-
bäude habe, das als so baufällig bezeichnet wird, daß die städtische Vermögenslage eine Instandsetzung nicht
erlaubte. Der von der fürstlichen Baukommission aufgestellte Kostenanschlag belief sich auf 4000 Reichstaler,
eine Summe, die anscheinend auch der Regierung zu hoch war. Es kam noch hinzu, daß der Plan, den Tuch-
handel auf den Stadtbau zu verlegen, sich als nicht durchführbar herausstellte. Der Saal des Stadtbaues war
um ein Drittel kleiner, als der des Kaufhauses, der an sich schon bei starkem Marktverkehr nicht ausreichteß
Das Vorhaben gelangte nicht zur Ausführung. Ebenso wenig glückte ein Plan Landgraf Friedrich II. das Haus
für akademische Zwecke in Anspruch zu nehmen. Der Fürst, der in den siebziger Jahren des Jahrhunderts
eine Anzahl Gelehrter in seine Residenz berief, um dem alten Collegium Carolinum zu neuer Blüte zu ver-
helfen, hatte den Gedanken, das Theatrum anatomicum im Kaufhause aufzustellen. Wie aber 1775 berichtet
wurde, erwies sich der große Saal als zu dunkel, da die Wandpfeiler zwischen den Fenstern sehr breit waren.
Auch wurde wiederum auf die Schwierigkeit hingewiesen, zu den Marktzeiten die auswärtigen Tuchmacher
anderweit unterzubringen
Der Zustand des Hauses scheint um diese Zeit an Verwahrlosung noch zugenommen zu haben. 1782
wurden Bürgermeister und Rat zum Bericht aufgefordert, 0b nicht das städtische Aerarium tragen könne, daß
im nächsten Jahre der Bau wenigstens an der Vorderseite endlich einmal mit neuen Fenstern versehen werde?
Noch ein halbes Jahrhundert hielt sich das Gebäude, bis es für überflüssig erachtet wurde. Nachdem um 1830
der Weinschank zugleich mit dem städtischen Monopol aufgehoben war, wurde in den Jahren 1833 und 1834
das Kaufhaus niedergelegt!
Die überkommenen Beschreibungen liefern nur geringe Beiträge zur Kenntnis des Bauwerkes. Merian
und Winkelmann beschränken sich darauf, das Haus unter die feine vornehme Gebaew" der Stadt zu rechnen.
Schminke gibt eine Inschrift am Äußern des Hauses wieder Zu Seiten des darunter gelegenen obersten
Stadtkellers stehet die Jahrzahl der Erbauung in der Mauer Anno Domini 1421" Auch erwähnt er einen
Anbau, der kurz vor 1767 fertig wurde, ein neues steinernes Wachthaus für die dahin zu verlegende Haupt-
wache". 1775 befand sich im Tuchhause auch die bürgerliche Nachtwache, nachdem ihr altes Wachtlokal am
Markt den landgräflichen Carabiniers hatte überlassen werden müssen Apell hält es 1792 für mitteilenswert,
daß das Kauf- oder Tuchhaus der Ort war, wo reisende Schauspieler oder Künstler einer geringem Gattung
zuweilen ihre Vorstellungen gaben"; in seiner Stadtbeschreibung vom Jahre 1831 führt er das Gebäude über-
haupt nicht mehr auf. Lobe 11 gibt 1837 offenbar der Tagesmeinung Ausdruck, wenn er den architektonischen
Wert des Hauses für so gering anschlägt, daß sein Untergang keinen Verlust bedeutete. Er ist der Ansicht,
daß der Gouvernementsplatz, der ehemalige Ledermarkt, unendlich viel durch den Abbruch des gegen Süd-
osten gestandenen Tuchhauses und der gegen Süden gelegenen Hauptwache gewonnen" habe. Der wahre
Kammer-Archiv 4. Staatsarchiv Marburg.
Stadtarchiv Cassel 86.
Stadtarchiv Cassel 138.
Bach, Kirchenstatistik S. 42.
Topogr. Hass. Anh. S. 15.
Hessen II S. 287.
Cassel S. 240 f. Danach Engelhard, Erdbeschreibung S. 101.
Lenz, Cassel S. Durch eine Inschrift in dem unter dem Kaufhause befindlichen untersten Keller wurde der Nachwelt er-
zählt, daß bei einem durch Ludwig veranstalteten Fischzuge am 10. Juni 1443 in der Fulda bei Cassel 798 Lachse gefangen worden sind".
Es liegt eine Verwechslung des Kaufhauses mit dem Altstädter Rathaus vor. Vgl. Abschnitt Altstädter Rathaus" S. 467. Über die un-
richtige Angabe der Größe des Fanges vgl. auch Schminke, Cassel S. 240.
Brunner, Rathäuser S. 13.
Cassel 1792 S. 35.
Wanderungen S. 99.
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588 ääääßäääääääääää
ääääää Gebäude.
Grund für die Niederlegung kommt auch zum Vorschein.
Mittelpunkt des Platzes".
Um so schätzenswerter sind einige Abbildungen, die sich erhalten haben. Über die älteste Form des
Hauses geben freilich auch die Zeichnungen keine Auskunft Die erste Darstellung findet sich um die Mitte
des 16. Jahrhunderts auf Müllers Stadtplan." Das Haus, das an der Südostecke des Friedhofes der Martins-
kirche liegt, dort, wo die Marktgasse mündet und die Mittelgasse den Ledermarkt berührt, ist als zweistöckiger
Steinbau wiedergegeben. An der dem Ledermarkte zugewandten Längsseite findet sich eine zweiläutige Frei-
treppe, die zum Obergeschoß führt und in der glatten Steinwand anscheinend eine Tür zum Erdgeschoß ent-
hält. Das abgewalmte Satteldach ist mit Ziegeln gedeckt. Merian3 zeichnet 1646 das Bauwerk ohne die
Freitreppe, dagegen mit einem auf den Ledermarkt vorspringenden kurzen Anbau an der Südostecke. Die
Dächer von Haupt- und Anbau sind an den Stirnseiten durch Giebel abgeschlossen; Auf der Längsfront nach
dem Ledermarkte zu, besitzt das Dach eine bündig sitzende Luke, wohl das Gehäuse für die Winde. Man
geht nicht fehl, wenn man annimmt, daß der Anbau das Ergebnis der Bauarbeiten von 1586 darstellt, und ist
zu diesem Schluß um so mehr berechtigt, als die Gewißheit besteht, daß der im genannten Jahre erweiterte
obere Keller tatsächlich sich in den Anbau erstreckte. Ein vollständiger Grundriß des Kellers ist nämlich er-
halten. Er findet sich auf Wessels Plan vom Jahre 16734 und ergibt, daß der Keller, dem abfallenden Ge-
lände entsprechend, in der östlichen Hälfte des Hauptbaues und im Anbau sich befand. Er wurde von
Kreuzgewölben auf quadratischen Pfeilern überdeckt. Wo der Anbau ansetzte, trennte eine anscheinend nach-
träglich eingezogene Scheidewand mit einem mittleren Durchgang den Raum in einen größeren Ost- und einen
kleineren Westteil. Fenster sind nur wenige angedeutet. Der Zugang in Form einer kurzen lnnentreppe ist
am Ostende der Marktfront des Anbaues eingezeichnet. Den westlichen Teil des Längsflügels, der die Ein-
tragung Kauf Hauß" zeigt und wohl aus diesem Grunde die zweifellos vorhandenen lnnenstützen nicht auf-
weist, wird man als Lagerhalle anzusprechen haben. Die Einzeichnung von Fensternischen beweist, daß er
völlig zu ebener Erde lag. Den Winkel zwischen Hauptflügel und Anbau füllt ein kleiner und untergeordneter,
anscheinend aus Fachwerk bestehender Einbau. Das Gebäude selbst ist als Steinbau dargestellt; in seiner
Länge erreicht es etwa zwei Drittel der Martinskirche.
Aufnahmen in größerem Maßstab rühren erst aus späterer Zeit her. Aus dem Jahre 1753 ist ein
Grundriß des Erdgeschossesä überkommen, der zu bestätigen scheint, daß dieses Geschoß ursprünglich eine
einzige Halle bildete, die von drei Reihen Holzsäulen durchzogen wurde. Vermutlich setzte sich der Raum
auch oberhalb des Kellers fort, sodaß das Erdgeschoß eine einzige Halle abgab. Die vorliegende Aufnahme
"zeigt zwar die Abtrennung einzelner kleinerer Räume an den Schmalseiten des Grundrisses; doch lassen auch
die Trennungswände die Stellung der Holzstützen, die im großen Mittelraum noch völlig frei stehen, klar er-
kennen. Die Räume sind bezeichnet und verraten die veränderte Bestimmung des Hauses. Es finden sich
eine Remise oder verschlossene Behältnüs, worin insonderheit schlechtes, abgenutztes Eisen, nebst einer Stadt-
sprütze und lederne Eimer fürhanden sind", eine Stube vor die Bürgernachtwache", ein kleinerer Verschlag
mit der größten Stadtsprütze", ein Raum für ,.allerhand Baumaterialien und auch eine Sprütze, nebst einer alten
Roßmahlmühle, so gar nicht mehr taugt", und eine Stube, welche zu Marktzeiten zu Erhebung einiger lmposten
und besonders des Unterkaufs gebraucht wird". Die Mitte nimmt ein Raum für allerhand Baumaterialien" ein.
Die St. Martinskirche bildet nun einen völlig freien
Nebelthau, Gebäude S. 22, hält die ursprüngliche Bedachung für eine Notkonstruktion. Das Haus war anfänglich, des sonst
bestehenden Verbotes ungeachtet, nur mit Stroh gedeckt, vielleicht weil so schnell als möglich die Wollweber und Tuchhändler dort ein-
ziehen, das Waagehaus räumen und hier dem gesammten Rat der drei vereinigten Städte Platz machen sollten". Piderit, Cassel S. 103,
dagegen glaubt, daß die Eindeckung mit Stroh nicht aus Verlegenheit geschah. Strohdächer sind kein Beweis der Armuth. Man zog sie
wegen ihrer Leichtigkeit und Wärme jeder andern Bedeckung vor und wandte sie selbst bei großen, steinernen Häusern, z. B. bei dem
Kaufhause an." Vgl. auch Brunner, Handel S. 7.
Stadtplan v. Müller 1547 u. 1548.
Stadtplan v. Merian 1646.
Stadtplan v. Wessel 1673.
Handzeichnung. Kammer-Archiv 4. Staatsarchiv Marburg.
Tafel u.
Tafel
Tafel u. 19,-;
Qäääääääääääääää 589 äägä äääääääääää
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Gebäude. Qäääääääääääääää
Tafel 350
Tafel 118.1
An der Südostecke liegt der Vorgang" mit demTreppenhaus und der an der Schmalseite des Hauses angeordneten
Haustür. Der Anbau ist als Oberster Stadtkeller" bezeichnet und, da eine Türverbindung mit dem Hauptbau
fehlt, andrerseits aber eine Außentür nach dem Ledermarkt vorhanden ist, wohl als Eingangsraum zum eigent-
lichen, tiefer gelegenen Keller anzusehen. Der anstoßende Winkeleinbau ist als zum obersten Stadtkeller ge-
hörig" gekennzeichnet. Neben ihm befindet sich die Einfahrt ins Tuchhaus", der Haupteingang von der Seite
des Ledermarktes her. Den Rest der Hauptfront verdeckt ein schmaler Schuppen, worin die Wasserfässer
verwahrlicht stehen".
Eine jüngere Aufnahme des Grundrisses von .l. Rudolph zeigt insofern Unterschiede, als einige der
Einbauten wieder beseitigt sind und an Stelle des Faßschuppens die Hauptwache getreten ist. Wichtiger ist
der zugehörige Aufriß, der die Front nach dem Ledermarkte wiedergibt. Das zweigeschossige Haus erscheint
als Putzbau. Durch seine Höhe zeichnet sich das Erdgeschoß aus, das in der spitzbogigen Einfahrt noch ein
Merkmal seiner gotischen Entstehungszeit bewahrt hat. Die hart unter der Traufe angebrachten jüngeren
Fenster des Obergeschosses zeigen rechteckiges Format, das auch sonst am Bau sich wiederholt. Rundbogig
geschlossen sind die offenbar als Luken zu denkenden Öffnungen in der Mittelachse eines Schnörkelgiebels, der
an der Spitze noch das Loch für den Kelier zeigt und anscheinend den Renaissance-Ersatz des mittelalterlichen
Windeerkers darstellt. Das Dach wird durch ältere und jüngere Gaupen belebt. Der gleichfalls geputzte Anbau,
dessen Fachwerkgiebel an der Spitze ebenso wie die Stirnseiten des Hauptbaues Krüppelwalm zeigt, besitzt im
Erdgeschoß Kreuzstockfenster; der zum Weinkeller führende Eingang gibt sich als ein etwas unter Gelände
versenktes Rundbogenportal zu erkennen, dem man besondere Verzierungen nicht mehr ansieht. Als Flickwerk
und bescheidenes Anhängsel stellt sich der niedrige schlichte Einbau im Winkel zwischen Haupt- und Neben-
flügel heraus. Dagegen verleugnet der Anbau des Wachthauses auch im Äußern nicht seine herrschaftliche
Herkunft und militärische Bestimmung." Alles in Allem muß das Kaufhaus mit seinen Anbauten eine recht
malerische Gruppe gebildet haben, die in Verbindung mit der Martinskirche ein wirkungsvolles Architekturbild
abgab. Eine perspektivische Ansichtß die nicht lange vor dem Abbruch aufgenommen sein kann, lehrt, daß
mit dem Hause zum mindesten ein Stimmungswert verschwunden ist.
Kaufhallen.
Wie Schminke4 im Jahre 1767 berichtet, ließ Landgraf Friedrich ll. 1764 das abfallende Gelände des
Marställer Platzes dadurch begradigen, daß er eine Terrasse anlegte. Diese Terrasse, die übrigens immer noch
eine gelinde Neigung aufwies, wurde an der Vorderseite durch eine Futtermauer abgeschlossen. Der Land-
graf ließ nämlich nach der Länge des Platzes in gerader Linie eine Mauer ziehen, welche an beyden Seiten
sich in einem Zirkelstücke endiget, und nach dem Abhang der Höhe erniedriget. ln der Mitten dieser Mauer,
welche durch Platten mit einem Rundstab gedeckt, ist eine Treppe angelegt. Wenn man dieselbe hinauf
steigt, so siehet man allda einen halben Zirkel, der sich an das gerade Stück Mauer schließet, und wovon die
Mitte der Treppe der Mittelpunkt ist. Dieser ist mit wilden Kastanienbäumen bepflanzt, und unter der Mauer
stehen solche ebenfalls in doppelter Reihe, welches nicht nur eine angenehme Aussicht verursacht, sondern
auch einen kleinen Spapiergang abgiebt, der zugleich mit steinernen Ruhebänken versehen worden. Um den
obgedachten halben Zirkel befinden sich doppelt gegen einanderstehende Kramerladen". Schminkes Be-
schreibung wird ergänzt durch Engelhards Angaben, der 1778 über den Marställer Platz berichtet Er lieget
an einem gelinden Abhange, und die untere breitere Seite, an welcher die Straße von dem Schlosse nach dem
Stadtmarkte vorbey gehet, ist mit wilden Kastanienbäumen besetzet, hinter denen in halber Rundung eine
Handzeichnung in unbekanntem Privatbesitz. Photogr. Aufnahme Denkmälerarchiv Cassel.
Vgl. Abschnitt Hauptwachäi
Steinzeichnung v. F. W. Selig.
Cassel S. 264 f.
Erdbeschreibung S. 77.
gäääääägä Gebäude. äääääääääääääägä
Mauer aufgeführet ist, welche den übrigen erhöheten Theil einfasset, und von dem unteren ebengemachten
Theile absondert. Die gedachte Ründung ist oben ebenfalls mit einigen Reihen Bäumen umgeben, welche
sämtlich den darunter feilhabenden Krämern, und denen Landleuten, welche Federviehe, Butter, Eyer und
andere Lebensmittel zu verkaufen haben, einen schattigen Aufenthalt geben". Zeichnerisch findet sich dieser
Zustand des Marställer Platzes, der auch auf dem von Schminke gebrachten Stadtplan skizzenhaft angedeutet
ist, noch 1781 von Selig dargestellt
Es ist keine Frage, daß die obengenannten Kramläden keine feststehenden Massivbauten, sondern
bewegliche Holzbuden waren und daß ihr Zustand zu wünschen übrig ließ. lm Jahre 1781 ordnete daher der
Landgraf an, daß, wenn die Kaufleuthe oder Krämer, welche auf dem Marställer Plaz feil halten, gute be-
deckte Stände selbst nicht machen lassen können, ihnen solche angeschaft und gegen einen gewissen jährlichen
Zins eingegeben werden" sollten. Einen Anschlag, wie hoch eine solche Boutique mit Holz, Beschlag und
Arbeitslohn in allem kommen werde", mußte der Bauverwalter J. A. Engelhardt aufstellen unter der Voraus-
setzung, daß das Dach mit schwarzem aber anzustreichenden Blech" abgedeckt würde. Die Vorlage des
Kostenanschlages benutzte Engelhardt, einen Vorschlag für die Aufstellung der neuen Boutiquen zu machen.
Da die dermahlen auf dem Marställer Platz befindlichen schlechten Boutiquen gerade für die Castanien-Bäume
stehen, hinter diesen aber sich ein Raum von Fuß tief befindet, so wäre es recht gut, wenn die neue ge-
macht werden sollende 44 Boutiquen allemahl neben einander zwischen Bäumen und fast dichte an die
Mauer gesetzt würden, wodurch nicht allein dieselbe für Dieberey sicher gesetzt, sondern auch der Platz selbst
dadurch größer würde". Kurz darauf berichtete er jedoch, daß nach dem bereits überreichten Riß 36 Bouti-
quen auf dem Marställer Platz gesetzt werden können, der Kaufleuthe aber sind 44, es wäre daher recht gut,
wenn die daselbst befindliche Bäume, um die Boutiquen dicht aneinander zu stellen, weggenommen, als wo-
durch nicht allein mehrere angebracht sondern auch viel lustiger auch besser in die Augen fallen würden".
Ende 1781 forderte der Landgraf Bericht ein, ob die Boutiquen nicht, wie die Hallen," ins Kleine zu er-
richten und die Dächer mit Schiefer zu decken seyen", worauf Engelhardt ein Modell anfertigte und einen
Anschlag aufstellte, der mit 2349 Rthlr. 15 alb. hl. abschloß, lm März 1782 verfügte der Landgraf, daß
die Boutiquen, nach dem eingesandten Modell, mit möglichster Menage erbaut und dieser Bau dergestalt be-
schleunigt werden solle, daß alles in diesem Jahre fertig seyn könne". Eine kleine Änderung machte sich
noch während der Bauausführung notwendig. Da die an denen auf dem Marställer Platz dermahlen erbaut
werdenden Hallen befindlichen Ecken bey der Rosen Apotheque und des ltalieners Hauß, wann selbige aus
der Fürsten-Straße betrachtet werden, keinen guten eifect macht", so erhielt am 1. Juli Engelhardt Auftrag die
Ecken zu maskieren, was dadurch geschah, daß beiderseits noch eine Boutique als kurzer Flügelbau angefügt
wurde." Mitte November 1782 war die Bauausführungf beendet. Die Baukosten beliefen sich auf 2774 Rthlr,
alb. 11 hlr. Unter den Pächtern der Boutiquen finden sich in wechselnder Zusammenstellung Krämer,
Drechsler, Schuhmacher, Blechschmiede, Nadler, Knopfmacher, Bäcker, Konditoren und andere Gewerbetreibende
aufgeführtß Daß die Kaufhallen gelegentlich auch unter der Bezeichnung Logenw und Neue Portiquen" er-
scheinen, soll nicht unerwähnt bleiben.
Eine Ansicht der Bauanlage scheint nicht überkommen zu sein. Dagegen fehlt es nicht an Darstellungen
des Grundrisses. Die Wiedergabe auf den Plänen, die 1782 der französische Architekt de Wailly für den Um- um 139
Stadtplan v. Selig 1781.
Gemeint sind wohl die Hallen am Königsplatz.
Staatsarchiv Marburg M. St. S. 6205 u. 6215.
Gerland, Du Ry S. 131, der als Architekten des Baues Simon Louis du Ry annimmt, erwähnt auf Grund du Ry'scher Familien-
nachrichten, daß bei Erbauung der Kaufhallen vielfach Särge beseitigt werden mußten, welche von dem um die dort befindlich gewesene
älteste Pfarrkirche Kassels angebracht gewesenen Totenhof herrührten." Vgl. Abschnitt Altstädter Kirche" S. 196.
Staatsarchiv Marburg M. St. S. 6205 u. 6215.
Staatsarchiv Marburg M. St. S. 6205 u. 6215.
Narten, Catsel S. 255.
Qäägäääääääääää
591 aaaaaaaaaaaaaa
EEEEQEE Gebäude. äää ääää
'l'afel 16
bau des Landgrafenschlosses aufstellte sei deshalb besonders genannt, weil sie die Lage der nouveaux halles"
auf dem Marställer Platz zuverlässig erkennen läßt. Eine Zeichnung größeren Maßstabes ist von der Hand"
Engelhardts überkommen." Danach bestand die nach der Seite des Landgrafenschlosses sich öffnende Anlage
aus einem halbkreisförmigen Mittelteil und zwei seitlich sich anschließenden Viertelkreisflügeln, deren Stirn-
wand um eine Außenboutique verbreitert war. lm ganzen lassen sich auf der Zeichnung 32 Boutiquen fest-g
stellen, kleine Räume, die durch Scheidewände von einander getrennt waren und an der Vorderwand eine
Öffnung enthielten. Ihre Rückwand bildete die Futtermauer des Marställer Platzes. Die Treppe, die den
Höhenunterschied vermittelte, findet sich nicht mehr in der Sehne, sondern im Scheitel des Hauptbogens an-
geordnet. Der Abstand der äußersten Boutiquen von den Nachbarhäusern ist auf der Zeichnung mit 42 Fuß
eingetragen. ln den Akten ist nur von 28 Pächtern die Rede, sodaß man annehmen muß, daß einzelne Stände
garnicht oder in Zusammenhang mit Nachbarständen vermietet wurden. Im Übrigen bieten für die Beurteilung
des Äußern die Angaben in Engelhardts Kostenanschlag einigen Anhalt. Hiernach waren 36 Ruthen Maure
zu verfertigen", 856 Wand Gefache Toppelt auszumauren", 240 laufende fuß Treppen Tritte zu hauen" und
6298 laufende Fuß Bau Holtz zu verzimmern." An Schreinerarbeit gab es für jede Boutique einen Bogen
glatt zu bekleiden, den oberen Theil des Bogens zuzuschlagen, Schaldern, Thüren und einen Tisch und
die nöthige Reposituren zu machen". Der Weißbinder hatte 5620 Quadratfuß pfirsichblüth und weiße öhl-
farbe anzustreichen". Aus Kriegers Beschreibung vom Jahre 18053 ist zu entnehmen, daß die steinerne
Treppe in der Mitte der Hallen unter einem Bogen von dem hinteren höherliegenden Platze hinab auf die
neben ihm hingehende Straße" hinabführte. Auf den Stadtplänen erscheint die Anlage zuletzt 1822
Mit dem Rückgange des öffentlichen Handels in der Altstadt verloren auch die Kaufhallen auf dem
Marställer Platz ihre Bedeutung lm Jahre 1825 wurde ihr Abbruch beschlossen. Der Oberbaumeister Engel-
hard erhielt Auftrag, das Hallen-Gebäude" zu verkaufen. Als Verkaufswert ermittelte er den Betrag von
250 Talern, eine Summe, die nicht einmal hinreichte, die mit 450 Talern veranschlagte Einplanierung und
Pflasterung des Platzes zu decken. Allein trotz zweimaligen Aufgebotes fand sich kein Kaufliebhaber. So
wurde denn 1826 höchsten Ortes bestimmt, daß die Boutiken, behufs deren Abbruchs und anderweitigen
Verwendung, der Hofbaudirection gegen Zahlung von 300 Rt. überwiesen werden" sollten." Dieser Befehl
muß auch ausgeführt sein. Apell, der in den früheren Ausgaben seiner Stadtbeschreibung der Hallen für"
Krämer" oder halles de boutiquiers" regelmäßig gedenkt," erwähnt sie 1831 nicht mehr
Meßhaus.
Die Bemühungen, den Wohlstand seiner Residenz zu mehren, beschäftigten den Landgrafen Karl bis
an sein Lebensende. Noch kurz vor seinem Hinscheiden beabsichtigte er eine Messe anzulegen, für die er
eine Reihe von Gewölben und Schwibbogen an der Rennbahn erbauen ließ? Die Angelegenheit geriet nach
seinem Tode aber in Vergessenheit und wurde erst wieder hervorgeholt, als die schweren Wunden, die der
siebenjährige Krieg dem gesamten Wirtschaftsleben zugefügt hatte, möglichst schnell und sicher geheilt werden
Handzeichnungen. Landesbibliothek Cassel.
Staatsarchiv Marburg M. St. S. 6205.
Krieger, Cassel S. 96 f.
Stadtplan v. Selig 1822.
Gerland, Du Ry S. 131 Mit der Verlegung des landesherrlichen Wohnsitzes nach der Oberneustadt zog sich der Verkehr-
dort vom Marställer Platz fort und die Hallen wurden, da sie ihren Wert verloren hatten, eingerissen".
Staatsarchiv Marburg M. St. S. 6664.
Cassel 1792 S. u. 1803 S. 9.
Wagner, Schützenkaserne Es war im Jahre 1826, als Kürfürst Wilhelm II. den Befehl ertheilte, daß die auf dem Marställer
Platze an der Straße her in Form eines halben Zirkels gelegenen, von Steinen Stock hoch aufgeführten Kaufhallen, um den Platz zu ver-
größern, und eine mehr ebene Lage zu geben, abgebrochen werden sollten. Diese Buden waren bis dahin vom Staate verpachtet, und die
Casseler Trödelweiber, gewöhnlich Kleiderweiber genannt, hatten hier mit allen nur möglichem Plunder ihren Bazar aufgeschlagen".
Vgl. Abschnitt Landgrafenschloß. Rennbahn." S. 311 H.
aaaaaaaa 592
mußten. Friedrich II. begründete daher nach dem Vorbilde Braunschweigs am 2. Dezember 1762 zwei Messen,
die allemal 14 Tage vor der Frankfurter Oster- und Michaelismesse in der Oberneustadt abgehalten werden
sollten, worauf die erste Messe am 29. August 1763 stattfand Auf das Marktleben der Altstadt sollte die
Einrichtung insofern nicht ohne Einfluß bleiben, als von den bestehenden sieben Jahrmärkten zwei eingingen,
unter denen sich auch der älteste von Kaiser Ludwig IV. an die Stadt im Jahre 1336 erteilte befand.
Da es an geeigneten Räumen für die Oberneustädter Messe fehlte, erbaute man nach den Plänen
Simon Louis du Rys das sogenannte Meßhaus," das einen Teil der Bodenfläche des heutigen Rathauses be-
deckte und am besten mit einer Markt- und Ausstellungshalle verglichen werden kann. Damit erhielt die Ober-
neustadt etwas verspätet das Kaufhaus, das in keiner Hugenottensiedelung fehlen durfte. Indessen noch eine
andere wichtige Eigenschaft besaß das Gebäude. Das Meßhaus war Sitz der Gesellschaft für Ackerbau und
des neu geschaffenen Kommerzienkollegiumsß das etwa die Funktionen der Handelskammer verrichtete und
während der Meßzeiten täglich, für gewöhnlich aber nur Mittwoch Nachmittags dort zusammentratf-
lm Jahre 1763 wurde zunächst das herrschaftliche Haus an der Kreuzung der Wilhelms- und Karls-
Straße, das sogenannte Berlepsch'sche Haus," in dem zeitweise ein ehemaliger Gouverneur gewohnt hatte,
vorläufig als Meßhaus eingerichtet und mit zwei Galerien versehen, in denen Kaufmannsbuden aufgeschlagen
werden konntenß Dieses alte Meßgebäude bildete den Ausgangspunkt für spätere Anbauten, die allmählich
den nach der Königsstraße gelegenen und durch ein Staket eingefriedigten Platz, den Meßplatz" oder Kauf-
platz" in Form eines Dreiflügelbaues einschlossen. Bereits 1765 scheint eine Erweiterung vor sich gegangen
oder gar beendet zu sein. Denn am 11. Juli dieses Jahres hatte sich, wie die Chronik berichtet, der Auf-
sichter Werner im Meßhause der Oberneustadt von dem neuen Gebäude, welches daselbst auf dem Kaufplatze
errichtet worden, todtgestürzt". Im Jahre 1766 wies der Landgraf von Wabern aus die Kriegs- und Domänen-
kammer an, die Kosten zu dem bereits vorhin resolvierten" Bau der Neuen Galerie auf dem Meßplatze"
successive zu zahlenß Nach der Schlußrechnung beliefen sich die in denen Jahren 1763, 64 et 1765 zu Er-
bauung derer Ober Neustädter Meß-Gebäude und Anschaffung derer Boutiquen, sodann zu Gleichmachung des Berges
hinter dem Meß-Platz" aufgewandten Kosten auf 11532 Rthlr. alb. 10 hl.9 1767 war der nordöstliche der den
Platz flankierenden Flügel bis zur Königsstraße vorgeschobenß" Am 1. November 1769 erhielt die Kriegs- und
Domänenkammer Auftrag aus den Materialien von denen am Steinwege abgebrochenen Häußern den Flügel
nach dem Wilhelms Platz dergestalt der gegen überstehenden Gallerie conform bauen zu laßen uud desfals mit
Piderit, Cassel S. 329. Brunner, Cassel S. 285.
Casparson, Du Ry S. 264. Bibra, Cassel S. 23. Reise d. d. Harz S. 159. Piderit, Cassel S. 286. Narten, Cassel S. 292.
Gurlitt, Barockstil S. 441. Gerland, Du Ry S. 89 f. Ebe, Cicerone II S. 258. Casseler Tagebl. u. Anz. 1903 Nr. 150. Phleps, du Ry
S. 221 f. Jacobi, Hugenotten. Brunner, Cassel S. 289.
Krieger, Cassel S. 342 f.
Schminke, Cassel S. 286.
Die Graßmedersche Chronik, Losch, Chroniken S. 125, berichtet zum Jahre 1763 Am 15. März ist auf Befehl des Herrn
Landgrafen die Messe auf der Oberneustadt auf dem großen Platze angeordnet, da denn auch der Herr das Berlepsche Haus und die
Buden auf dem Platze hat bauen lassen, daß es zu einer recht großen Messe soll gebracht werden". Losch bemerkt dazu Der Ankauf
und Umbau des Berlepschen Freihauses in der Unterneustadt neben dem Waisenhause, das in diesem Jahre zu einem Accouchier- und
Findelhause eingerichtet wurde, hat mit der Messe nichts zu tun. Ich möchte deshalb annehmen, daß statt Berlepsch'sches Bernersches Haus
zu lesen ist. Ein von Bernersches Haus lag nämlich an der später sogenannten Philippsstraße am Meßplatze. Wahrscheinlich war es das
Haus des Geh. Rats Ludwig August v. Berner, wohl das Eckhaus an der Karlsstraße Ob. Karlsstraße Nr. 7." Beim alten Meßhaus kann
es sich nicht um das Haus Obere Karlsstraße Nr. handeln, das an der Ecke des alten Wilhelmsplatzes, des späteren Meßplatzes lag. Dieses
Haus befand sich noch 1811 im Besitz der Bernefschen Erben. Vgl. Kataster, Brandversicherungs-Anstalt Cassel. Das zum Meßhaus be-
stimmte Haus bildete die Nr. 11 der Oberen Karlsstraße und lag an der Ecke des Wilhelmsstraße. Es war in der Tat ein Berlepsch'sches
Haus. Eine Designation der herrschaftlichen Gebäude auf der Obemeustadt vom Jahre 1763, Staatsarchiv Marburg O. St. S. 7110, nennt
das sogenannte Berlepsch'sche Haus, so zum Meßhause aptirt wird".
Engelhard, Erdbeschreibung S. 112 f.
Losch, Chroniken S. 129.
Staatsarchiv Marburg O. St. S. 7391.
Staatsarchiv Marburg O. St. S. 7391.
Schminke, Cassel S. 325.
Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel. V1. CasseI-Sladt. 75
dem Bau Amt zu communicieren, daß darinnen so wohl das nöthige Emplacement vor die Spiegel Fabrique
angelegt, als auch die erforderliche Boutiquen angebracht werden; wes ends der Professor Dury einen Riß und
Überschlag zu formieren hat".1 Die Verbindung des nordöstlichen mit diesem neuen südwestlichen Flügel
muß bis zum Jahre 1778 erfolgt sein? Sie bestand aus einem im Hintergründe des Platzes vor den Grund-
stücken des Oberbaumeisters du Ry und des Kriegsrats Grimmel entlang laufenden Querbau, den ein Mittel-
risalit schmückte. "Die auf einem Stadtplan des Jahres 1766 eingetragenen Zwischenbauten an der Königs-
straße, die einen mittleren Durchgang freilassen und Verkaufsbuden bedeuten, sind nicht zur Ausführung ge-
kommen. Sie erscheinen weder auf einem Stadtplan des Jahres 1768 der möglicherweise noch als Entwurf
anzusprechen ist, noch auf einem Stadtplan von 1781,45 der sicher den vorhandenen Zustand bringt. Vielmehr
bildete der Erweiterungsbau nach der Königsstraße einen offenen Hof. Die zween Flügel des Meßhauses nach
der Königsstraße hin", heißt es in einer Beschreibung des Jahres 1778,"' schließen einen artigen, obgleich
nicht sehr großen viereckigen Raum ein, der mit Buden und Gewölbern für die Kaufleute, die im Fuße des
Gebäudes selbst angeleget sind, und einem davor herlaufenden bedeckten Gange versehen ist, und der Meß-
platz heißet".
Über die Benutzung des Hauses um diese Zeit gibt ein Bericht des Jahres 1781 Auskunft. Das
Meßhaus, das als ein sehr großes und bequemes Gebäude bezeichnet wird, war sowohl unten- als obenher,
an beyden Seiten derer Hauptgänge mit Kaufleuten allerley Art besetzt. An sogenannten Galanterie-Waaren
und Kostbarkeiten, als Juwelen, Uhren, goldenen Dosen und dergleichen, trift man da einen reichen Ueberfluß
an; so viel wenigstens gewiß, und vielleicht noch mehr, als in denen sonst großen Messen. Die obersten Gänge
sind breit, bequem, dabey sowohl erleuchtet und gedielt, wie gewöhnliche Zimmer; so daß es weit angenehmer
ist daselbst spazieren zu gehen, als in dem engen und lüftigen Römer zu Frankfurt, und dem nicht viel be-
quemeren Auerbachshof zu Leipzig. Dieses Haus hat auch viele Stiegen und Ausgänge in unterschiedene
Straßen; so daß bey etwaiger Feuersgefahr von allen Seiten herbeygekommen und geflüchtet werden könnte.
Vormittags von 11 bis Uhr trift man das sogenannte Beau monde daselbst an; Stadtleute gehen mehr Nach-
mittags dahin. Der Herr Landgraf Selbst besuchen jedwede Messe gewöhnlich nur zweymal, kaufen aber jedes-
mal vor große Summen ein, und theilen damit Fürstliche Geschenke aus". Nach einem Berichte des Jahres
1792 befand sich im Meßhause außer dem Kommerzienkollegium und der Gesellschaft des Ackerbaues auch
das herrschaftliche Spiegelmagazin. 1808 ist die Rede davon, daß das Kommerzienkollegium nur noch die
Eigenschaft als Handelsgericht besaß, das während der Messen seine Zusammenkünfte im Meßhause abhielt,
und daß seine Räume auch für die Sitzungen des Friedensrichters des ersten Kantons dientenß
Aufgegeben wurde der Gedanke, auch längs der Königsstraße einen Flügel zu errichten und somit den
Baublock zu schließen, keineswegs. Ein erneuter Ansatz, die Lücke an der Königsstraße auszufüllen, kann
vielleicht bereits in dem auf annähernd quadratischer Grundlage entstandenen isolierten und wenig umfangreichen
Gebäudekörper angenommen werden, der im Zeitraum von 1781 bis 1787 auf einigen Stadtplänen zwischen
den beiden Flügeln in der Flucht der Königsstraße erscheint und auch noch 1794 und 1806" sich feststellen
läßt. Aus den Akten ist zu ersehen, daß dieser Pavillon", der die Meßwage enthalten sollte und Gegenstand
Staatsarchiv Marburg O. St. S. 7391.
Engelhard, Erdbeschreibung S. 113.
Stadtplan Oberneustadt v. Krug 1766.
Stadtplan v. du Ry 1768.
Stadtplan v. Selig 1781.
Engelhard, Erdbeschreibung S. 87.
Günderode, Briefe S. 180 f.
Apell, Cassel 1792 S. 83.
Stadtarchiv Cassel 32.
Stadtplan v. Kunckell 1794.
Stadtplan 1806.
Staatsarchiv Marburg O. St. S. 7391 u. M. St. S. 6218.
Q QQQQQQQ 594
langjähriger Verhandlungen war, im März 1785 noch nicht bestand, 1787 aber tatsächlich ausgeführt war, da
Abrechnung vorliegt. Er bestand aus unverputztem Fachwerk. 1795 legte du Ry auf mündliche Anordnung
des Landgrafen einen Anschlag vor, wie der zwischen den beyden Flügeln deß Meßhauses stehende Pavillon,
worinnen die Wage befindlich ist, über holz getüncht und wie die Flügel angestrichen werden" könnten. Voll-
endet war der kleine Bau um diese Zeit freilich noch nicht. Es stand nur das Erdgeschoss. Zum Ausbau der
beiden oberen Stockwerke wurden erst 1797 Mittel bewilligt. Als der Eckbau des Meßhauses an der Wilhelms-
und Karlsstraße von der Münze belegt wurde, mochte die Notwendigkeit, an der Königsstraße einen größeren
Flügel zu errichten, in verstärktem Maße auftreten. Jedenfalls wurde, wie eine Angabe vom Jahre 1828 be-
richtet, das Vorder- oder Hauptgebäude, das 300 Fuß lang ist, in der westphälischen Zeit erbaut". Der Bau
ging sehr schnell vor sich. Er entstand in einem Sommer", war sehr leicht" gehalten und zeigte eine Architektur
nach französischer Art". Lehrreich für die Entstehungsgeschichte dieses letzten Erweiterungsbaues und seine
Beurteilung kurz nach Abzug der Franzosen ist eine Kritik des Jahres 1814 die vielleicht mit einiger Vorsicht
aufgenommen werden muß. Darin heißt es, daß der neue Flügel, der übrigens als architektonisch gelungen
bezeichnet wird, fast ohne Beispiel das Werk von 14 Tagen ist, vor der Augustmesse im Jahr 1809 unter
der Leitung des Directors der Krongebäude, Herrn Jussow, von dem Bauconducteur Jahn aus Berlin aufgeführt;
in und einem halben Tage war allein das Dachdecken mit 75000 schreibe siebenzig und fünftausend Ziegel-
steinen vollbracht. Heißt dies nicht das alte Sprichtwort ,Rom ist nicht an einem Tage erbaut' zu Schanden
machen? Kein Wunder, daß man vor lauter tout de suite an das Allerwichtigste, an einen festern und dauer-
haftern Grund des Hauptgebäudes des Königreichs selbst nicht dachte! Gegen das Königliche Verbot,
Privathäuser von Holz zu bauen, wo Feuersgefahr zu befürchten ist, wurde das Meßhaus selbst, welches an die
Münze stößt, ungeachtet der in letzterer befindlichen Kohlen, Schmelze usw. nur von Holz aufgeführt".
Sonst ist aus der Baugeschichte des vielseitigen Hauses wenig bekannt. Hinsichtlich der Benutzung
des Gebäudes gibt eine Beschreibung des Jahres 18373 noch an, daß im unteren Teile des Hauses eine ständige
Niederlage moderner Möbel sich befand, die eine Gesellschaft Casseler Schreinermeister unterhielt, und daß auch
der neu eingeführte Wollmarkt im Meßhause abgehalten wurde. Eine jüngere Angabef besagt, daß im zweiten
Stock sich früher die Schuhgalerie befand und daß in den untersten Gewölben die fremden Lederfabrikanten feil-
hielten. In den sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts wurden die Seitenflügel im Erdgeschoß durch Einbrechen
von Lichtöffnungen und Anbringen von entsprechenden Umrahmungen in besseren Einklang mit dem Vorderbau
gebracht und mit diesem gleichmäßig braun getöntß Der an der Ecke der Wilhelmsstraße und Karlsstraße
gelegene Bauteil, der bis dahin als Münze benutzt war, diente seit 1866 als Offizierskasino. Ende 1904 fiel
das Meßhaus, dessen Einrichtung auch noch in der Neuzeit als zweckmäßig bezeichnet wurdeß um dem Bau
des neuen Rathauses Platz zu machen
Vom Aussehen des Flügels an der Königsstraße geben ältere Abbildungen Kenntnis Der als Haupt-
stück des Meßhauses anzusprechende Bauteil erscheint als langgestreckter, dreigeschossiger, geschlossener Bau-
körper, den ein flaches, an den Enden abgewalmtes Satteldach deckt. Die beiden unteren Geschosse sind durch
flache jonische Pilaster zusammengefasst, über die sich ein kräftiges Gebälk mit stark ausladendem Hauptgesims
hinzieht. Jedes der siebzehn lnterkolumnien der Vorderfront nimmt eine Fensterachse auf. Ein flaches Risalit,
das die mittleren drei Achsen zusammenschließt, tritt in der Fassade kaum merklich in die Erscheinung und war
durch eine niedrige Attika auf dem Dache auch in der Höhe nur mäßig hervorgehoben. Die Mitte der beiden
Rücklagen ist im Erdgeschoss durch ein rechteckiges Einfahrtstor mit Pilastern und Gebälk betont. Auf den
Cassel u. Wilhelmshoehe S. 50.
Garküche S. 27 f.
Lobe, Wanderungen S. 62
Hessenland XlX S. 12.
Handzeichnungen mit Genehmigungsvermerk des Kurfürsten Friedrich Wilhelm. Staatsarchiv Marburg.
Narten, Cassel S. 292.
Hessenland XIX S. 12.
Stadtplan v. Koppen 1830. Photographische Aufnahme, Denkmälerarchiv Cassel.
Tafel 351,
aa 2.2 21 EPJ E1 äägää ääää
75'
dreiachsigen Stirnseiten finden sich Pilaster nur als Einfassung der Ecken. Die Fenster des Erdgeschosses zeigen
rundbogigen, die des ersten Obergeschosses geradlinigen Abschluß. Bei der Straßenfront sind die Erdgeschoss-
fenster noch dadurch ausgezeichnet, daß ihre Archivolten reichere Gliederung und ihre Seitengewände die Form
von toskanischen Pilastern aufweisen. Zwei Achsen des Erdgeschosses, darunter die mittelste, sind als Türen
ausgebildet, ohne im Oberteil die Form der Fenster zu verlassen. Das von niedrigen Rechteckfenstern durch-
brochene, drempelartige zweite Obergeschoß ist völlig schlicht gehalten. Trotz der großen Einfachheit, die der
Architektur auch sonst anhaftet, verrät das Haus, das den Geist der klassizistischen Entstehungszeit gut wider-
spiegelt, im Aufriß eine großzügige Entwurfsarbeit. Technisch war der Fachwerkbau durch Bretterverkleidung,
Verputz und Anstrich geschickt als Steinbau herausgeputzt. Über die Raumverteilung im lnnern ist Genaueres
nicht bekannt. Die jüngeren Beschreibungen besagen, daß sich im Erdgeschoss Läden befanden, die von der
Straße aus zugänglich waren, und daß die beiden oberen Geschosse die eigentlichen Meßgalerien enthielten,
zwischen denen sich ein breiter Gang hinzog. Die in der Architektur auf die Stirnseiten des Hauptbaues ab-
gestimmten Seitenflügel erscheinen zweigeschossig.
Posthaus.
In welchem Hause der Stadt sich ursprünglich die Postanstalt befand, scheint nicht festzustehen Wie
Schminke 1767 berichtet, war das Posthaus um diese Zeit ein hohes steinernes Gebäude gegen der Großen-
oder St. Martins-Kirche neben der Dechaney gelegen, welches im Jahre 1742 dazu erkauft worden. Es be-
findet sich allhier das Oberpostamt, von welchem alle übrigen Posten im Lande, nebst dazu gehörigen Bedienten
abhängen. Hierzu gehört auch die hinter dem Fürstl. Marstall gelegene Posthaltung, welche von einem be-
sondern Posthalter verwaltet wird". 1775 wurde das Postgebäude an eine Privatperson, den Oberappellations-
Gerichts-Rat von Motz, verkauft Aus den beim Verkaufe abgeschlossenen Akten ergibt sich, daß das Haus
bereits vor 1742 von einem Postbeamten bewohnt war. Ein Hauskaufbrief vom 24. November 1728 besagt, daß
Anna Jacobina, des Stadtbaumeisters Johann Christoph Suck Wittib ihre von ihrem Ehemann per testamentum
ererbte auf der Freyheit neben der grosen Schule zwischen dem Wolf von Gudenbergischen Hause und der
Dechaney gelegene Behausung" an den Postmeister Georg Ernst Schmidt verkauft. Die Posthalterei hinter
dem Marstall wurde 1776 als Lazarett für die Garde du Corps und das erste Bataillon Garde eingerichtet
Über das Aussehen des Posthauses bei der Martinskirche, das 1891 gleichzeitig mit der Dechanei fiel, gibt eine
photographische Aufnahme des Martinsplatzesß Auskunft. Das zweiachsige, anscheinend dreigeschossige Re-
naissancegebäude, ursprünglich wohl ein reicheres Bürgerhaus, besitzt auf der geputzten Front dreifach gekuppelte
Fenster mit Sandsteineinfassung und geradem Sturz. Den Giebel beleben Quaderstreifen, Gesimse und zier-
liches Schnörkelwerk in Form von Beschlagmustern.
Piderit, Cassel S. 213 Schon Landgraf Wilhelm VI. hatte in seinem Todesjahre 1663 einen Postmeister, Reinhard Bödecker,
ernannt, und Hedwig Sophie verband sich mit Braunschweig-Lüneburg und Brandenburg, ungeachtet der Einsprüche von Thurn und Taxis,
zur Einrichtung einer regelmäßigen Post von Frankfurt nach Bremen und nach Berlin". Nach der Casseler Tagespost v. J. 1865 Nr. 1236
soll sich die Post ursprünglich im Hause Kastenalsgasse Nr. 689 u. 690, später Nr. 23, befunden haben. Die Annahme fußt auf dem Um-
stande, daß nach dem Kataster des Jahres 1707 das Haus um diese Zeit im Besitze der Erben Bödeckers sich befand. Ein Postamt muß
in Cassel bereits vor dem Jahre 1663 bestanden haben. Nach den im Staatsarchiv zu Marburg befindlichen Akten richtete der Graf Taxis
ohne Erlaubnis und Bewilligung der hessischen Regierung im Jahre 1642 ein Taxissches Postamt in Cassel ein, das einem gewissen Bernhard
Parwein übertragen wurde. Die Aufhebung dieses Taxisschen Postamtes erfolgte mehrere Jahre nach dem 1663 eingetretenen Tode des
Landgrafen Wilhelm unter der Regierung seiner Witwe, der Landgräfln Hedwig Sophie. im Dezember 1667 starb Parwein und Hedwig
Sophie duldete weder, daß die Witwe des Parwein das Postamt weiter fortführen, noch daß ein anderer Taxisscher Beamter dasselbe über-
nehmen durfte. Hessen behielt sein eigenes Postwesen, bis der Fürst von Thurn und Taxis 1816 damit beliehen wurde. Vgl. Ruhl Die
Taxische Post in Kassel und die Landgräfin Sophie" und Hessische Morgenzeitung 1889 Nr. 85. Über die weitere Geschichte des Casseler
Postwesens vgl. Die Verwaltung der Posthalterei in Cassel durch die Familie Nebelthau, in Nordwest 1889 Nr. 37 f.
Cassel S. 224.
Engelhard, Erdbeschreibung S. 100.
Staatsarchiv Marburg M. St. S. 6214.
Staatsarchiv Marburg M. St. S. 6213.
Murhardbibliothek Cassel. Ausschnitt bei Holtmeyer, Alt Cassel S. XL.
Ein Gebäude, das von vornherein für die Zwecke der Post bestimmt wurde und das als Ersatz für das
Posthaus bei der Martinskirche dienen sollte, entstand nach den Plänen Simon Louis du Rys in den Jahren
1771 und 1772 am Königsplatz. Das stattliche Bauwerk, das seine Stelle an der Nordseite des Platzes an der
Einmündungsstelle der unteren Königsstraße erhielt" und im Grundriß sich der Krümmung des Platzes an-
schloß, bildete eine geschlossene Vierflügelanlage mit länglichem Binnenhof." Das Vorderhaus besaß drei Ge-
schosse. Seitenflügel und Hinterbauten waren niedriger gehalten. Eine ältere Handzeichnungf mag einen Be-
griff geben, wie der Aufriß der Hauptschauseite ursprünglich beschaffen oder geplant war. Das Erdgeschoß
zeigte Quaderung, der Oberteil glatten Putz. In der Mittelachse befand sich eine bescheidene Rechtecktür mit
bekrönendem, von einem einfachen Eisengeländer umgebenen Balkon. Große, oval geschlossene Einfahrtstore
waren beiderseits in der vierten Achse von der Ecke angeordnet. Über den wagerechten Stürzen der Fenster
verspannten sich flache Entlastungsbögen. Die Ecken des Gebäudes und des flachen Mittelrisalites waren durch
Pilaster belebt. Dem mit Gauben besetzten Mansardendach legten sich drei Giebel vor. Einige Vasen auf
dem Hauptgesims gaben der strengen Architektur eine freundliche Note.
Das Haus diente als Postanstalt und Gasthof zugleich? Wie Engelhardö 1778 mitteilt, hatte in ihm
das fürstliche Oberpostamt seinen Sitz und die dazu gehörigen Bedienten wohnten zugleich darinnen. Nichte
weniger ist die Posthaltung hinein geleget, und es bleibt dennoch Raum zu einer vollständigen Wirthschaft;
Als wozu zur Bequemlichkeit der mit den Posten ankommenden und abgehenden Fremden gleich anfangs die
Anlage gemachet; Nunmehr auch wirklich die Wirthschaft angelegt ist. Welches demnach von der Größe und
-dem Umfange dieses Gebäudes einen Begriff geben kann". Zu den Gästen, die im Posthause" oder im Gast-
hof am Königsplatze" abstiegen, gehört Goethe, der 1779, 1783, 1792 und 1801 hier bey Mad. Goullon"
einkehrteß Bezüglich der Einrichtung der Postabfertigung ist noch bekannt, daß rechts im Vorhause die Briefe
abgegeben und die Bestellungen zur fahrenden Post, zu Courieren, Estafetten und Eilwagen gemacht, links
Zeitungen, Briefe, Paquete u. s. w. abgeholt" wurden." Über die innere Ausstattung des Hauses geben die
noch vorhandenen Inventare 11 Auskunft.
Auf den späteren Abbildungen macht die Hauptfront des Gebäudes einen einfacheren Eindruck, so-
daß an einem Umbau zu denken ist.13 Bauliche Änderungen an den Nebenflügeln lassen sich aus Akten oder
Gerland, Du Ry S. 96.
Narten, Cassel S. 257 Das zum Theil auf dem durch Ausfüllung der Festungsgräben gewonnenen Terrain aufgeführte Ge-
tbäude für die schon 1663 errichtete Postanstalt mußte der Beschaffenheit des Baugrundes wegen aus Holz construiert werden". So auch
Piderit, Cassel S. 414.
Stadtpläne v. Selig 1781 u. 1822. Grundrisse im Staatsarchiv Marburg.
Staatsarchiv Marburg.
Schwarzkopf, Alt Kassel S. 191.
Erdbeschreibung S. 109 f.
Krieger, Cassel S. 372.
Über seinen Aufenthalt in Cassel im November 1792 auf der Rückreise aus der Champagne schreibt Goethe Wie düster aber
auch in der letzten und schwärzesten aller Nächte meine Gedanken mochten gewesen sein, so wurden sie auf einmal wieder aufgehellt, als
ich in das mit hundert und aberhundert Lampen erleuchtete Cassel hineinfuhr. Bei diesem Anblick entwickelten sich vor meiner Seele alle
Vortheile eines bürgerlich städtischen Zusammenseins, die Wohlhäbigkeit eines jeden Einzelnen in seiner von innen erleuchteten Wohnung,
und die behaglichen Anstalten zur Aufnahme der Fremden. Diese Heiterkeit jedoch ward mir für einige Zeit gestört, als ich auf dem
prächtigen tageshellen Königsplatze an dem wohlbekannten Gasthofe anfuhr; der anmeldende Diener kehrte zurück mit der Erklärung es sei
kein Platz zu finden. Als ich aber nicht weichen wollte, trat ein Kellner sehr höflich an den Schlag und bat in schönen französischen
Phrasen um Entschuldigung, da es nicht möglich sei, mich aufzunehmen. Ich erwiderte darauf in gutem Deutsch wie ich mich wundern
müsse, daß in einem so großen Gebäude, dessen Raum ich gar wohl kenne, einem Fremden in der Nacht die Aufnahme verweigert werden
wolle. Sie sind ein Deutscher, rief er aus, das ist ein anderes! und sogleich ließ er den Postillon in das Hoftor hineinfahren". Goethes
Werke XXXIII S. 247 f.
Köhler, Goethe. Heidelbach, Kassel S. 47.
Cassel u. Wilhelmshoehe 1828 S. 93.
Staatsarchiv Marburg M. St. S. 6220.
Ansicht des Königsplatzes, Aquarell v. Ph. L. Feidel 1820, Bibliothek des Ver. f. hess. Gesch. Cassel. Photogr. Aufnahme
um 1870, Denkmälerarchiv Cassel.
Gerland, Du Ry S. 99.
Bennecke, Skizzen S. 251.
Tafel 351,1
Qßäälßäääääääägäg 597
Gebäude. Qääääägßääägää
gelegentlichen Mitteilungen feststellen. S0 wurden 1798 die Stallungen und Remisen umgestaltet Ende 1829
ist die Rede davon, daß die Postställe abgebrochen sind. Nach einer Notiz von Anfang 1831 wurde um diese
Zeit auch der Teil der Post abgebrochen, welcher in der Königsstraiße steht, und durch ein schöneres Ge-
bäude ersetzt"! In der Tat zeigt auf einer späteren Aufnahmeß des Gebäudes dieser Teil die gleiche Höhe-
wie der Vorderflügel. 1878 fiel die ganze Bauanlage, um dem noch heute stehenden aufwendigeren Neubau
Platz zu machen, der ausschließlich den Zwecken des Postbetriebes dient
Lagerhäuser.
Salzhäuser.
Altstädter Salzhaus.
'I'afel u. 7.
Erster Bau.
An der wichtigen Straße Vor der Schlagd, die den Marktplatz mit der Schlagd verbindet, findet sich
an der Ecke dieser Straße und der Schlagd auf dem ältesten, aus der Mitte des 16. Jahrhunderts herrührenden
Plane der Stadt" ein Gebäude eingetragen, über dessen öffentliche Bestimmung kein Zweifel bestehen kann.
Der massive giebellose Bau hebt sich von den in Fachwerk errichteten Giebelhäusern der Nachbarschaft scharf
ab. Den rechteckigen Baukörper deckt ein an den Schmalseiten abgewalmtes Satteldac-h. Ein großes rund-
bogiges Einfahrtstor in der Mitte der der Schlagd zugekehrten Längsfront verrät den Zweck des Gebäudes als
Lagerhaus, den auch die hochgelegenen kleinen Fenster anzudeuten scheinen. Welche Art Vorräte in dem solide
gebauten Hause stapelten, kann nur vermutungsweise ermittelt werden. Sicher ist, daß es sich um Waren handelte,
die zu Schiff ankamen und auf Wagen umgeschlagen werden sollten. Bedenkt man, daß für die Lagerung von
Tuch, Leder und Getreide andere Gebäude zur Verfügung standen, so kommt man zu dem Schluss, daß das
Gebäude, über dessen Geschichte nichts bekannt ist, wohl in erster Linie zur Aufnahme von Salz und zwar vor-
zugsweise des Salzes bestimmt war, das in den Sooden bei Allendorf gewonnen, die Werra abwärts und die
Fulda aufwärts nach Cassel verfrachtet wurdeß Bestärkt wird diese Annahme durch die Wahrnehmung, daß
im letzten Viertel des 16. Jahrhunderts an der gleichen Stelle das neue Salzhaus" entstand, und durch die
Tatsache, daß schon vor dieser Zeit eine Salzfaktorei in Cassel vorhanden war.
Zweiter Bau.
Das Entstehungsjahr des neuen Salzhauses muß zwischen 1570 und 1580 liegen? Sein Erbauer war
Landgraf Wilhelm lV., der nicht nur das Salzwerk in Sooden verbesserte sondern auch den Vertrieb desselben
durch Beibehaltung und Ausbau der bereits unter Landgraf Philipp bestehenden Faktorei in Cassel sicherte
Staatsarchiv Marburg O. St. S. 7391. Weiß, Briefe, S. 160 u. 192. Schmidtmann, Erinnerungsbilder S. 26.
Narten, Cassel S. 292. Stadtplan v. Müller 1547 u. 1548.
Als ältester Abladeplatz des Salzes in Cassel gilt die Salzwiese vor dem Werder. Von hier aus soll das Salz auf Wagen in die
Stadt weiter geschafft sein. Vgl. Werder Nr. 847.
Schminke, Cassel S. 222.
Rommel, Gesch. v. Hessen V. S. 255 u. 677 Im Jahr 1583 gab L. Wilhelm die Erklärung, nicht er, sondern sein Vater, habe
den Salz-Schließ und Kauf zum bessern Vertrieb zu Cassel, Darmstadt, Gerau, Höxter, und zu Bremen angeordnet. Da das Allendorfer Salz
in Ruf gekommen und hinreichenden Absatz erhalten, habe man nur die Factoreien zu Darmstadt, Gerau, und Cassel beibehalten; hier besonders,
weil der Transport zu Wasser von Allendorf her zum Nutzen des Landes gereiche, wobei man dort, wo Holzfuhr nöthig sey, die Leute selbst,
hier aber Wagen und Geschirr nicht nur der Stadt Cassel, sondern auch des benachbarten Adels schone In Cassel erhielten Unter-
thanen des Landgrafen den ausschließlichen Salz-Verkauf für Stadt und Amt, so daß sie das Salz in verordnetem Werth von den Salz-Faktoren
kauften, und bei'm Verkauf die Hälfte des Gewinnstes erhielten. Diese Salz-Verkäufer sowohl, als der Hof und die Beamten, erhielten ihr
Theil von dem Salzschreiber, dieser das ganze Quantum vom Rentmeister zu Allendorf. Nichts durfte dort außer jenem Bezirk noch außer
Landes abgesetzt werden." Die Verkaufsstelle des Salzes in Cassel soll sich in den Häusern Ziegengasse Nr. 291 und 292 jetzt Nr. 22
befunden haben. Vgl. Werder Nr. 847. Eine Änderung im Stadtverkauf trat erst unter Landgraf Friedrich I. ein. Durch Verordnung vom
Jahre 1736 wurde bestimmt, daß zum Besten des Publikums hinkünftig das herrschaftliche Salz nicht mehr an einem, sondern verschiedenen
Orten in Cassel, und dazu gehörigen Ober- und Unterneustadt verkauft werden solle."
ln den Häuserverzeichnissen des Jahres 16055 wird das Gebäude als Unsers g. f. vndt herrn new saltzhauß"
bezeichnet. Über die Geschichte des Hauses, das in den älteren Stadtbeschreibungen eine untergeordnete Rolle
spielt," in der neueren Literatur aber wiederholt Berücksichtigung gefunden hat ist wenig bekannt. Merian erwähnt
1655 das Gebäude als ein gantz steinernes hohes Hauß, auf? seyten gebauet, an grösse dem Schloß zu Eschwege
gleich, so das Saltzhaus genannt, vnd zum Proviant verordnet". Ebenfalls als ein zum Proviant verordnetes
Hauß" führt 1697 Winkelmann" das Gebäude auf. Auch noch zu Schminkes Zeit 1767 diente das Haus
zur Aufbehaltung des herrschaftlichen Salzvorraths", der zum Teil ein Alter von fast 200 Jahren aufweisen konnte;
doch war in ihm auch 1764 die öffentliche Accis-, Licent- und Zollstube angelegt worden, wo sich auch die-
jenigen, so der Marktschiffe sich bedienen wollen, zu melden" hatten." 1770 findet sich das Gebäude als das
.sog. Salzhaus" aufgeführt," ein Zeichen wohl dafür, daß es von seiner ursprünglichen Bestimmung viel verloren
hatte. In der Tat soll es nicht nur die Accise, sondern auch die Renterei und das Amt Ahna aufgenommen
haben, sodaß es schließlich den Namen des alten Salzhauses" annahm. 1817 wurde das Gebäude von Kurfürst
Wilhelm l. zur Förderung der Vaterländischen Industrie den beiden Handlungshäusern Broeckelmann und Lorenz
sowie Sander und Co. aus Bremen zur Anlegung einer Zuckerfabrik auf Erbleihe gegebenßs 1835 erscheint
als Erbleihebeständer der Fabrikant Karl Wüstenfeld." Nach dessem Tode ging die Wüstenfeldsche Zucker-
fabrik", die später die Bezeichnung Hessische Zuckerfabrik" erhielt, an Berninger über, dessen Erben das Haus
an Gewerbetreibende und sonstige Personen vermieteten. Seit 1913 befindet sich das Gebäude im Besitz
der Stadt, welche die größeren Räume des Hauses ursprünglich als Lager benutzte, dann aber zu Wohnungen
durchbauteßä
Äußerlich ist das Bauwerk verhältnismäßig unentstellt überkommen. Es besteht aus zwei ursprünglich
gleich hohen Flügeln, die im rechten Winkel aneinander stoßen. Der an der Schlagd gelegene, mit der Grenze
der alten Marktsiedelung einfluchtende Hauptflügel umfasst auf der Fuldafront sieben, auf den beiden Schmal-
seiten je drei Achsen. Sein Erdgeschoß, das sich durch seine Höhe auszeichnet, muß ursprünglich mit Kreuz-
gewölben abgedeckt gewesen sein. Die erheblich niedrigeren drei Obergeschosse besitzen Balkendecken. Die
Fenster, die im Erdgeschoss normale Höhe aufweisen, in den drei oberen Stockwerken aber sehr niedrig aus-
gefallen sind, zeigen die Form der gekuppelten, in den Gewänden profilierten Rechtecköffnungen. Wesentlich
interessanter als der Oberbau des Hauses, der in den großen Räumen seine Eigenschaft als Magazin nicht ver-
leugnet, ist das Sockelgeschoss, das im Geländegefälle nach der Fulda zu äußerlich fast ganz in die Erscheinung
tritt. Es umfasst, den Achsen des Flügels entsprechend, sieben parallel geschaltete, mit der Tonne abgedeckte
Kammern, die sich nach der Schlagd in einer größeren und einer kleineren Rechtecköffnung erschließen, mit
Ausnahme der Mittelkammmer, die auf der Vorder- wie Hinterfront einen jetzt zugesetzten, offenbar als Durch-
"fahrtstor angelegten breiten Rundbogen zeigt. Das Dach wird durch einen nachträglich aufgesetzten Drempel ent-
stellt. Der nach der Straße Vor der Schlagd gerichtete dreigeschossige Nebenflügel umfasst auf der Hauptfront
"drei, auf der Schmalfront zwei Achsen mit gekuppelten Fenstern, wie sie das Erdgeschoss des Hauptflügels auf-
weist. Seine Mitte krönt ein zweiachsiger Drempelaufbau mit Schnörkelgiebel. lm Erdgeschoss haben sich die
alten oblongen Kreuzgewölbe nicht mehr erhalten. Die Obergeschosse wiederholen die Balkendecke. Den ein-
räumigen Keller schließt eine Rundbogentonne ab. Das auf der Schmalfront befindliche große rundbogige Ein-
Stadtarchiv Cassel E. 16 u. K. 36.
Engelhard, Erdbeschreibung S. 99. Krieger, Cassel S. 137. Lobe, Wanderungen S. 119 f.
Nebelthau, Gebäude S. 29. Losch, Chroniken S. 25. Stölzel, Anl. d. Stadt Cassel. Brunner, Anl. d. St. Cassel.
Topogr. Hass. Anh. S. 15.
Hessen II S. 284.
Schminke, Cassel S. 222.
Vgl. Woringer, Zoll S. 118.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Wagner, Schützenkaserne.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
15 Über die Beziehungen des Salzhauses zum Kommißhaus vgl. Abschnitt Kommißhaus" S. 423 ff.
Tarenäsz u. ssa
353, 3-7
S2, u.4
gangstor ist jetzt zugesetzt. Im Übrigen sorgte für die Zugänglichkeit des Hauses eine am Schnittpunkte
der beiden Flügel gelegene steinerne Wendeltreppe, die mit einer Seite ihres achteckigen Gehäuses aus dem
Winkel heraustritt. Die von keinem Gesimse durchbrochenen, an den Ecken durch große Quader gefassten
Bruchsteinfronten des Renaissancebaues werden auf Putzverstrich berechnet gewesen sein. Die Fenstergewände,
das Simaglied des I-lauptgesimses und die Architekturteile des Zwerggiebels bestehen aus Sandstein. Das Dach,
das auf der Stirnseite einen Krüppelwalm zeigt, hat an Stellen die alte Biberschwanzdeckung bewahrt. Steinmetz-
zeichen lassen sich vereinzelt an den Fenstergewänden feststellen.
Einige von Landgraf Moritz herrührende Skizzen des Bauesl interessieren deshalb, weil sie am Haupt-
flügel ein umrahmtes Portal wiedergeben und an der Straße Vor der Schlagd die Einfriedigung eines Hofraumes
bringen, die auf älteren Stadtplänen ebenfalls festzustellen, aber nicht mehr vorhanden ist. Eine jüngere Ab-
bildung' lehrt, daß früher auch die Front an der Schlagd einen Dachaufbau mit Schnörkelgiebel besaß.
Tafel
Tafel 24
Tafel
Unterneustädter Salzhaus.
Vom Unterneustädter Salzhaus, von dem baulich jede Spur fehlt, ist kaum mehr als die Lage und das.
oberflächliche Aussehen bekannt. Das Haus erscheint um die Mitte des 16. Jahrhunderts auf Müllers Stadt-
plana als kleiner Fachwerkbau mit ziegelgedecktem Satteldach, der seinen Platz vor dem Graben der Unter-
neustadt hart am Fuldaufer dort hat, wo der Fluß die Stadt verläßt. Die parallel zum Fluß gerichtete Haupt-
front enthält am Westende ein rechteckiges Tor, außer zwei kleinen hochgelegenen Fenstern die einzige
Öffnung des eingeschossigen Bauwerkes. lm Äußern lagernde Fässer und in der Verladung begriffene Kähne
deuten die Bestimmung des Hauses an. Die späteren Abbildungen, auf denen die Frachtschiife nicht fehlen,
unterscheiden sich von dieser ältesten, auf Genauigkeit vielleicht keinen Anspruch erhebenden Zeichnung nicht
nur dadurch, daß das Haus länger erscheint, sondern auch seine Schmalseite dem Wasser zuwendet. Dilich
zeichnet Ende des 16. Jahrhunderts4 die Längsfront mit einem Rechtecktor und vier sonstigen Öffnungen, Merian
um die Mitte des folgenden Jahrhundertsä die Stirnfront bald mit Rundbogen- bald mit Rechteckportal und den
Giebel das eine Mal als Fachwerk- das andere Mal als überstehende Steinwand. Die Stelle des Hauses, das dem
Salztor und der Salzstraße den Namen gabf soll in der Neuzeit die Pinhard'sche Lederfabrik eingenommen haben."
Fruchthaus.
Gebäude für die Lagerung von Früchten lassen sich an verschiedenen Stellen der Stadt feststellen.
1567 richtete Landgraf Wilhelm IV. ein Haus auf dem Gelände des ehemaligen Ahnaberger Klosters für diese
Zwecke ein Auch der 1581 begonnene Neubau des Zeughauses am Töpfenmarkt9 erhielt nebenbei die Be-
stimmung als Kornhaus. ln den Schreiben, in denen Wilhelm IV. seine Beamten um die Lieferung von Bauholz
ersucht," wird das vorzugsweise für die Aufnahme von Kriegsgerät bestimmte Gebäude geradezu als Fruchthaus.
bezeichnet. Allein ein besonderes Bauwerk von großen Abmessungen, das ausschließlich der Lagerung von
Getreide dienen sollte, entstand erst im letzten Drittel des 17. Jahrhunderts. Es fand seinen Platz in der Schäfer-
gasse an der Stelle des alten Zuchthauses, das niedergelegt wurde." Mitteilungen aus der Baugeschichte scheinen.
Handzeichnungen. Landesbibliothek Cassel.
Abbildung der Fuldabrücke, Tuschzeichnung v. P. Rudolph 1769, Staatsarchiv Marburg.
Stadtplan v. Müller 1547 u. 1548.
Stadtansicht v. Dilich 1591.
Stadtplan v. Merian 1646. Stadtansicht von Merian 1646.
Vgl. Abschnitt Stadtbefestigung" s. 109 f.
Werder Nr. 847.
Vgl. Abschnitt Kloster Ahnaberg" S. 140.
Vgl. Abschnitt Zeughaus am Töpfenmarkt" S. 508.
Staatsarchiv Marburg M. St. S. 831.
Vgl. Abschnitt Zuchthaus in der Schäfergasse" S. 576.
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Gebäude.
Qäätäääää
gar keine überkommen zu sein bis auf das Jahr der Erbauung selbst und die Person des Bauherrn. Wie Schminke
in seiner kurzen Beschreibung des ruchthauses" berichtet, ließ die Frau Landgräfm Hedwig Sophia das alte
Zuchthaus niederreißen und dafür im Jahre 1674 dieses Gebäude aufrichten". Etwas genauer wird die Tatsache,
daß das alte Zuchthaus abgebrochen und ein neu Fruchthaus daselbst hin aufgebauet" wurde, in Arnolds Chronik
zum Mai des genannten Jahres vermerkt. Über die spätere Benutzungsart des Gebäudes, das den Namen des
alten Zuchthauses" noch eine Weile beibehielt, ist mit Zuverlässigkeit kaum mehr ermittelt, als das, was 1767
Schminke angibt, nämlich daß das Haus auch um diese Zeit zur Aufbehaltung der herrschaftlichen Früchte" diente,
und daß in dem untersten Theile desselben sich die herrschaftliche Kutschenremisen" befanden. Die Mitteilung,
daß das Fruchthaus auch ein Thor hat, welches auf den Wall gehet," läßt erkennen, daß das Haus unmittelbar
an die Festungswerke anstieß. Ob das Tor um diese Zeit benutzt wurde, muß fraglich erscheinen. Denn 1764
ist in einer Verhandlung des Kriegskollegium die Rede davon, daß von Unsers Gnädigsten Herrn Hochfürstl.
Durchl. auf die von dem Gouverneur und General Lieutenant von Bose geschehene unterthänigste Anzeige, die
zum Ruin des hiesigen Walles geschehende Frucht-Fuhren nach dem Frucht-Magazin betr., gnädigst resolviert
worden, daß Fürstl. Kriegs- und Domainen-Cammer zu überlegen und zu verfügen habe, damit die Fuhren aus
der Schäfer Gaße nach dem Frucht-Magazin künftig über den Wall cessiren mögen," und im Januar 1765 heißt
es, daß auf gnädigsten Befehl der Eingang zu denen herrschaftl. Fruchtboden im sogenannten Neuenhauße von
dem Vestungs Walle hat abgeschafft undt ein anderer aufgang zu solchen Boden in der Schäfergaßen einge-
brochen undt mit Treppen versehen, auch Säulen gesetzt, Treppen zugeschlagen undt Wände gezogen werden
müssen, wovon der Hofzimmermeister Ruhl die Rechnung übergeben." In der Neuzeit diente das Gebäude
als Proviantrnagazin des Militärfiskusß 1920 wurde das Haus an einen benachbarten Privatmann verkauft.
Im Allgemeinen ist das einfache, aber stattliche dreigeschossige Bauwerk in guter Verfassung überkommen.
Es liegt am Knickpunkt der Oberen und der Unteren Schäfergasse und hat mit dem alten Zuchthause nicht nur
diese Lage sondern auch die Eigenschaft gemein, daß sein rechteckiger, von Süden nach Norden gerichteter
Grundriß, der in allen Geschossen einen einzigen Raum bildet, an der nördlichen Schmalseite dem Zuge der ehe-
maligen Stadtmauer entsprechend eine geringe Abweichung vom rechten Winkel zeigt. Der Umstand, daß das
Haus mit seiner Länge von 42,0 und seiner Breite von 16,60 über die Maße des alten Zuchthauses hinaus-
geht, lehrt, daß seine Mauern wenigstens nicht im ganzen Umfange auf älteren Fundamenten stehen. Die An-
ordnung von zwei Reihen von je sieben Holzstützen im Innern kommt im Äußern durch die Anlage von acht
Fensterachsen auf den Längsfronten und von drei Fensterachsen auf den Stirnseiten zum Ausdruck. Das hohe, jetzt
durch eine Zwischendecke geteilte Erdgeschoss öffnet sich auf der hinteren, nach dem Hofe gerichteten west-
liehen Längsfront in fünf, jetzt zum Teil durch Fenstereinbauten verkleinerten Rundbogentoren mit einfachen
Kämpfern. Zwei gleichfalls vermauerte Rundbogentore auf der in der Flucht der Oberen Schäfergasse gelegenen
östlichen Längsfront, der Hauptschauseite, sind durch Diamantquader auf den Kämpfern und Schlußsteinen aus-
gezeichnet. Eine am Südende dieser Front gelegene Tür weist sich durch den Flachbogen und die glatten Gewände
als die oben erwähnte Zutat von 1764 aus. Von den Fenstern des Erdgeschosses, die aus verschiedenen Zeiten
herrühren, kennzeichnen sich die alten durch ihre hohe Lage und ihr kleines, annähernd quadratisches Format.
fn den beiden oberen Geschossen und den Giebelfeldern sind die schlanken Lichtöffnungen dadurch charakterisiert,
daß sie im unteren Drittel einen Teilungssturz tragen. Die im ersten Obergeschoß der nördlichen Stirnseite
sich findende Rundbogenöffnung, das ehemals auf den Stadtwall führende Tor, ist wie die Einfahrtsportale
auf der Hauptfront behandelt. Das Hauptgesimse besteht aus einer kräftigen Sima, die auch die Giebelschräge
begleitet. Das steile, in Krüppelwalm endigende Satteldach ist durch zahlreiche Luken besetzt, die den Lager-
Cassel S. 225.
Handschrift Landesbibliothek Cassel.
Staatsarchiv Marburg M. St. S. 6213.
Schelenz, in Hessische Post 1918 Nr. 269, bringt das Haus mit der Gewerbeschule in Verbindung. Mit der ersten höchst-
wahrscheinlich in Deutschland ins Leben gerufenen Gewerbeschule in der Schäfergasse an der Stelle des heutigen Heumagazins waren ver-
bunden wirkliche Web-, Färberei- und andere Schulen chemischen Gewerbes."
Tafel 354 u. 365
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Bau- und Kunstdenkmäler im Regiernngsbezirk Cassel. VI. Cassel-Sladl.
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Gebäude. äää
Tafel 15 16
böden Licht und Luft zuführen. Das aus unregelmäßigen Bruchsteinen bestehende, an den Ecken durch Quader
gefasste Mauerwerk, zeigt auf den völlig glatten Außenseiten nur noch an einzelnen Stellen den alten oberfläch-
lichen Mörtelverstrich. Malerisch gewinnt der architektonisch anspruchslose Nutzbau auf der Hauptschauseite
durch ein rechtwinklig sich anschließendes gefälliges Rokokoportal, das die Einfahrt zu einem kleinen Hofe bildet,
der den Nordteil der Front von den Nachbarhäusern der Unteren Schäfergasse trennt.
Die den Hinterhof des Fruchthauses umgebenden Gebäude haben ihren alten Charakter völlig verloren
müssen aber früher ebenfalls öffentliche Bestimmung besessen haben. Engelhardß der das Fruchthaus selber,
wohl wegen seiner Schlichtheit, zu den geringeren Gebäuden" der Stadt zählt, hält 1778 das Materialienhaus
für bemerkenswert, das 1737 sich nachweisen läßtß und zwischen den Kasernen und dem Fruchthause lieget,
worinnen die zum Bauwesen dienenden Sachen und Geräthschaften aufbehalten wurden."
Gewerbliche Anlagen.
n.
Scheibenmühle.
Das Recht, öffentliche Wasserläufe durch Anlage von Mühlen nutzbar zu machen, nahm früher der Herr
des Landes in dem Rechtsgrundsatz des sogenannten Mühlenregals für sich in Anspruch. Die private Unter-
nehmung war von der Erteilung einer Befugnis abhängig, für welche ein periodischer Zins zu entrichten war,
der zur Zeit älterer Zahlungsgebräuche vielfach in Realien bestand und Reallast hieß. Die erste Nachricht einer
im fürstlichen Besitz befindlichen Mühle kommt aus dem Jahre 1302, in welchem sie sich als molendinum
vulgo dictum Siebenmolen" aufgeführt findet? Wie alle älteren Mühlen lag auch die Scheibenmühle an der
Ahnan" Wahrscheinlich gehörte sie ebenso wie die in ihrer Nähe zu suchende Rodenmühle zu einem Mühldorf,
dessen Namen Mühlhausenß die hessische Congeries mit einer Anzahl Mühlen zu erklären versucht." Von dem
danach benannten Mühlhäuser Tor Müllertor der Stadt führte,zur Scheibenmühle ein Steinweg, der 1303 genannt
wird." Ein anderer 1521 erwähnter Weg verband die Mühle mit der Gegend bei dem Schafhofe des Ahnaberger
Klosters? 1313 erscheint die Mühle als molendinum Sebenß" 1322 als Seeben molen"? 1324 als scheyben-
mulen"."" Beziehungen des Landesherrn zur Mühle lassen sich wiederholt feststellen. 1369 setzte der Land-
graf die ihm aus der Mühle zufallende Gülde den Bürgern der Freiheit zu Cassel als Pfand ein 14 und 1388
übergab er dem als Knecht und Diener neu angenommenen Florin Holtzsadel sowie dessen Leibeserben jährlich
Vgl. Stadtpläne v. Selig 1781 u. 1822.
Erdbeschreibung S. 99 f.
Stadtarchiv Cassel 956.
Landau, Excerpte. Landesbibliothek Cassel.
Brunner, Cassel S. 33, vermutet den Platz der Mühle unterhalb des Einflusses der Mombach in die Ahna. Nach Brunner, Flur-
namen, ist die Scheibenmühle wahrscheinlich die spätere Lohmühle".
Vgl. Abschnitt Wüstungen" S. 65.
Nebelthau, Congeries S. 321.
Landau, Excerpte, Landesbibliothek Cassel curia quedam sita ante valvam Mulhuser dor aput lapideam viam versus molendinum
dictum Scheybemel".
Gegenüber vom Schafhofe am Wege nach der Scheibenmühle lag ein Ahnaberger Klostergarten, der 1521 mehrfach den Besitzer
wechselte. Bis zum 6. März 1521 war dies der Propst des Klosters, Peter Scherer; dann empfing Heinrich Sasse, Bürger zu Cassel, den
Garten, der danach Hans Sussentrung übertragen wurde, bis Peter Scherer, Bürger zu Cassel, ihn am 10. Juni 1521 ankauft. Schultze,
Klöster, Urk. Nr. 551 ff.
Nach Nebelthau, Denkwürdigkeiten lI S. 66., führte die Mühle wohl nach der Familie der erblichen Besitzer den Namen
Scheybemühle".
.11 Schultze, Klöster, Urk. Nr. 73.
Schultze, Klöster, Urk. Nr. 102.
13 Schultze, Klöster, Urk. Nr. 109.
Urk. Stadtarchiv Cassel.
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2125-4224 ryewaara getragen-Ja
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Pfund fälligen Geldes Casseler Währung aus seiner Scheibenmolinßl 1469 brachte die Mühle Pfund
Grundgeld, die von der Rentkammer gebucht wurden! Für Holz zu den Rosten bei der Scheiben Molen"
wurde 1471 von der Stadt ein Betrag verausgabt"
Rodenmühle.
Die Rodenmühle 1314 als rodenmule", 1373 als rote rufum Mühle, 1418 als rodenmole" und 1436
als rotenmole" aufgeführtß erscheint wiederholt in den gleichen Urkunden, in denen die Scheibenmühle genannt
wird. Auch aus der Rodenmühle setzte 1369 der Landgraf die ihm zufallende Gülde den Bürgern der Freiheit
zum Pfand; Die Mühle lag gleichfalls vor dem Mühlhäuser Tor" an der Ahna Sie hatte ihren Platz unweit
des Flurstückes in den garthusen" inmitten von Hof- und Wiesenland, Äckern und Höfen bei einem Weinberg
vor der Freiheit, den das Kloster Ahnaberg im Jahre 1481 an den Kanoniker und Kammerschreiber Joh. Noesze
und den Dechanten Konrad Wolghard verpachteteß In der Nähe der Mühle stand ein heiliger Stock", hinter
dem im Jahre 1500 ein Hof bekundet wird, von welchem Martin Thorlon, Bürger zu Cassel, dem Kloster Zins
entrichtete" Einen Wiesenflecken zwischen dem Mühlgraben und der Ahna gab das Kloster in der Zeit von
1522 bis 1526 Heinrich Schrendysen zu Lehen, während gleichzeitig die Witwe des Ölmüllers Wandtscherer lehens-
weise vom Kloster einen Garten bei der Mühle erhielt." 1589 gelangte die Mühle, die als Besitz des Landgrafen
bezeichnet wird, auf drei Jahre unter Bedingungen an Valtin von Schmalkalden, aus denen auf ihre Beschaffenheit
geschlossen werden kann." Diese Rottmühle bober der Stat", der die Verpflichtung auferlegt war den anderen
Mühlen nicht die Mahlfrucht zu entziehen außer wenn diese bei Flut oder Winterszeit still liegen mußten, besaß
am mittelsten Rade ein Drehwerk, das zum Antrieb nicht des Wassers bedurfte. Es ist also vielleicht ein Getriebe
gewesen, wie es bei Tret- oder Handmühlen gebräuchlich war.
Sonst ist über die Beschaffenheit des Bauwerkes wenig bekannt. 1506 ist die Rede davon, daß zwen
steynmitzen bey der roden molen am Swebogen gearbeit" habenßß 1576 kommt ihr verfallener Zustand zur
Sprachen Als in diesem Jahre der Oberst und Kommandant Georg von Scholley im Namen des Landgrafen
anordnete, die baufällige Rotemühle vor dem Müllertor" unverzüglich zu einem Spital oder Krankenhause ein-
zurichten, darin die Kranken in Sterbensleuften von den Gesunden abgesondert werden möchten", ging auf
Grund einer örtlichen Besichtigung die allgemeine Ansicht dahin, daß die Mühle hierzu ganz ungeeignet sei.
Die Verfassung des Bauwerkes war bereits zu schlecht. Auch besaß das Haus nur 1520 Ellen Grundfläche.
Dazu kam, daß das Mauer- und Stockwerk so dick und finster war, daß etwaige Einbauten vor Michaelis gar-
nicht austrocknen konnten. Eine viel günstigere Lösung wurde darin erblickt, ein beim Siechenhofe vor der
Unterneustadt befindliches Krankenhaus durch einen Anbau zu vergrößern. Die Mühle blieb ihrem Schicksal über-
lassen, muß aber noch einige Zeit gestanden haben, denn 1579 erscheint sie noch als Rottenmühleß
Urk. v. 18. Januar 1388. Staatsarchiv Marburg.
Rentereirechnung von Cassel. Staatsarchiv Marburg.
Stölzel, Stadtrechnungen S. 52 Nr. 48.
Nebelthau, Denkwürdigkeiten II. S. 66, führt den Namen der Rodenmühle" darauf zurück, daß deren Besitzer vermuthlich
Rode hießen".
Schultze, Klöster, Urk. Nr. 78, 279, 356 u. 392.
Urk. Stadtarchiv Cassel.
SchuItze, Klöster, Urkunde Nr. 356.
Brunner, Cassel S. 33, vermutet ihre Stelle am Einfluß der Mombach in die Ahna. Nach Brunner, Flurnamen, lag die Mühle
am Wege nach Wolfsanger.
Schultze, Klöster, Urk. Nr. 395 u. 473.
SchuItze, Klöster, Urk. Nr, 499
SchuItze, Klöster, Urk. Nr. 581 u. 582.
12 Salbuch von 1539. Staatsarchiv Marburg.
13 StöIzel, Stadtrechnungen, S. 128 Nr. 52.
Ortsrepositur. Staatsarchiv Marburg.
15 1579 wird ein Viertel Hofes Erbe bei der Rottenmuhlen erwähnt.
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76'
Walkmühle an der Ahna.
Eine Walkmühle an der Ahna wird zuerst in einer Urkunde des Jahres 1382 genannt, durch die Symon
Löwer, Spitalsmeister des Elisabethhospitals zu Cassel, und seine Frau bekunden, daß der gestrenge Herr Johann
von Trügelnrode und dessen Frau ihnen 30 Pfund Pfennige gegeben haben, wofür die Aussteller ihnen ihren
halben Teil der Walkmühle an der Ahna oberhalb der rodenmulen", die Junker Johann und sie bisher mit-
einander besessen hatten, verpfändet haben. Durch eine Urkunde des Jahres 13942 schenkte Symon Löwer die
Mühle sammt Grund und I-lofstätte dem Landgrafen Hermann. Zum letzten Male, wie es scheint, wird die
walkemole" 1395 urkundlich erwähnt?
Tafel 13
Lohmiihle an der Ahna.
Eine Lohmühle vor dem Müllertor lag ungefähr im Scheitelpunkte des nach Südosten geöffneten letzten
Ahnabogens, dem sich der Seilerweg zu nähern versuchte." Ob sie die Stelle der Walkmühle an der Ahna
einnahm, oder gar mit dieser gleichbedeutend war, ist schwer zu sagen. Der Bestand der Mühle läßt sich bis
in das Jahr 1418 zurückverfolgen wo von Höfen vor dem Mühlhäuser Tor die Rede ist, die zwischen der
rodenmolen" und der lomolen" lagen. In ihrer Umgebung wurde 1446 Hofland verpachtet; 1572 übertrug
Landgraf Heinrich von Hessen die Mühle mit einem dabeiliegenden Acker seinem Diener Johannes Schoychehase
gegen einen Zins von Pfd. Pfennigenß Um 1672 besaß der Essigbrauer Keßler die Liegenschaft." 1742
und auch noch 1757 findet sich in Stadtplänen9 die Mühle als Haus eingetragen und als Löwer mühl" be-
zeichnet. Im Verlaufe des siebenjährigenrKrieges wurde jedoch die Anlage so stark beschädigt, daß nur noch
ihre Umwandlung in einen Baumgarten Gewinn versprach. 1772 befanden sich die Lohgerber David Heyne-
mann und Georg Eskuche im Besitz der Baustätte der Lohmühle vor dem holländischen Thor über dem Seiler-
weg an der Ahna", die darauf der Schuhmachermeister Heinrich Keßler an sich brachte. Die Erinnerung, daß
vor Alters hierauf eine Lohmühle gestanden", war 1797 noch nicht völlig der Erinnerung entschwunden. Bis
1800 blieb das Grundstück kontributionsfrei.
Loismühle.
Nur dem Namen nach bekannt ist die Loismühle. Sie war mit einer Schleifhütte verbunden. Aus diesem
slyffcoten" auf der loismoilen" sowie aus einem Schmiedewerk zahlte 1485 Henne Drescher dem Ahnaberger
Konvente einen Zins." Drescher wohnte im Breule. Ob man hieraus auf die Lage der Mühle an der Ahna
schließen darf, mag dahingestellt bleiben.
Ölmühle.
Eine Ölmühle innerhalb der Stadt wird im Häuserverzeichnis vom Jahre 1605 11 erwähnt. Sie befand
sich um diese Zeit nicht mehr im Betrieb, vielmehr war das Bauwerk, das als die alte Ohlmuhle" aufgeführt
wird, nuhmer in zwo feurstete abgetheilet vndt von Thiel Nöden vndt Bernt Straubinger bewohnt". Die Lage
Schultze, Klöster, Urk. Nr. 1307.
Urk. v. 2. Juli 1394. Staatsarchiv Marburg.
Schultze, Klöster, Urk. Nr. 320.
Stadtplan 1697. Nebelthau, Denkwürdigkeiten Il S. 66 Die Lohmühle lag zunächst der Rodenmühle, was zu dem Schlusse
führt, daß die Scheybemühle am weitesten aufwärs lag." Nach Brunner, lurnamen, ist die Lohmühle wahrscheinlich die alte Scheibemühle.
Schultze, Klöster, Urk. Nr. 356.
Schultze, Klöster, Urk. Nr. 416.
Urk. v. 16. Aug. 1572. Staatsarchiv Marburg. Ortsrepositur Cassel.
Stadtarchiv Cassel S. 316.
Stadtplan, v. Leopold 1742 u. 1757.
Schultze, Klöster Urk. Nr. 477. Schultze, Reg. S. 716, nimmt an, daß es sich um die Lohmühle handelt.
Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Nebelthau, Denkwürdigkeiten II S. 67, führt sie als die alte Oleimühle" auf.
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der Mühle, die das genannte Häuserverzeichnis im Quartier rn angibt, wird man mit Brunnerl auf dem jetzigen
Töpfenmarkt am linken Ufer der Ahna anzunehmen haben. Da die Ahna das weitere Gebiet der Ahnaberger Nonnen
umschloß und der jetzige Töpfenmarkt an den engeren Bezirk des Klosters angrenzte, liegt die Vermutung nahe, daß
sich die Mühle im Besitz des Konventes befand. Die Mühle mag auf hohes Alter zurückgehen, doch scheint es an
genauen Angaben selbst aus dem späteren Mittelalter zu fehlen. Vermutlich aber darf man auf diese Mühle
eine Urkunde aus dem Jahre 15259 beziehen, durch die der Ahnaberger Konvent seine freie Ölmühle zu Cassel
auf der Ahna an Ewald Ulrich und dessen Erben unter der Bedingung austut, daß sie die Mühle baulich erhalten,
die Wassergraben räumen, Welle und Wassertreib versorgen und einen jährlichen Zins von vier Gulden sowie
den Grundgulden an den Landgrafen entrichten. Auch sollte Ewald dem Kloster seinen Samen schlagen und
seinen Flachs bocken. Gestattet wurde ihm für sein Vieh eine geringe Stallung auf der Hofstatt des Klosters
an die Mühle zu bauen. Es scheint, als ob mit der Aufhebung des Konventes die Mühle ihre alte Bestimmung
verlor, denn bereits 1557 wird sie als alte Oleymolle" bezeichnet?
Gribemühle.
Noch eine zweite Mühle innerhalb der Altstadt führt das Häuserverzeichnis von 1605 auf. Sie befand
sich ebenfalls in dem vom Ahnabogen eingeschlossenen Bezirk, der den Ahnaberger Nonnen zustand. Sie lag
in dem im Häuserverzeichnis als Quartier bezeichneten Häuserblock, wo sie als Haus Nr. 928 verzeichnet ist
Genauer noch wird ihre Lage in der Judengasse und zwar, vom Fuldaturm gerechnet, linker Hand angegeben?
Sie bildete in der Häuserzeile das fünfte Haus, auf das nur noch zwei weitere Häuser folgten. 1605 war sie
nicht mehr im Gebrauch. Ihr Gebäude oder ein neueres an seiner Stelle stehendes Haus diente vielmehr als
Metzger-Gildehaus. Doch lebte die Erinnerung an die alte Mühle fort. ln dem genannten Häuserverzeichnis heißt
es das eine Mal Der Metzger Gille hauß die Gribe müll genandt", das andere Mal Der Metzger gilde hauß die
grübe mühle gnt." Ob die Gribemühle in Beziehung steht zu der im Obersten-Hof nachweisbaren Mühle
ist schwer zu entscheiden.
Hanfmühle.
1795 beabsichtigte der Fabrikant Koppen eine Hanfreibe an der Ahna anzulegen. Der Hanf sollte hier
weich gemacht werden. Die weitere Verarbeitung wollte Koppen in seinem Hause vornehmen. Stadt und Garten-
besitzer erhoben Einspruch; jedoch ohne Erfolg zu haben. Die Mühle kam zustande und fand, wie sich auf
einem Stadtplan von 17989 feststellen läßt, am linken Ufer der Ahna östlich der Weserstraße ihren Platz.
Kleine Ahnaberger Mühle.
Erster Bau.
Hart am Ausgang des Ahnaberger Tores lag die Kleine Ahnaberger Mühle, kurz die Ahnamühle genannt.
Das Alter ist unbekannt. Urkundlich zum ersten Male genannt wird die anemole" 1347." Sie erscheint im
Besitze der Ahnaberger Nonnen, die sie als ihre freie Schlagmühle auf der Ahna" bezeichnen. ln der Renterei-
Anl. d. St. Kassel.
Schultze, Klöster Urk. Nr. 577.
Auch 1589 ist von einer eingegangenen Ölmühle die Rede bei Gelegenheit eines Antrages des Rentmeisters Eitel Andres, ihm
die Anlage einer Oleimühle vor der Stadt zu genehmigen. Begründet wurde das Gesuch damit, daß vor Jahren eine Ölmühle in Cassel be-
standen habe, daß diese aber durch den Festungsbau vergangen" sei. Ob die Ölmühle an der Ahna gemeint ist, bleibt unklar. Die neue
Mühle sollte an der Mombach zu stehen kommen. Staatsarchiv Marburg M. St. S. 828.
Stadtarchiv Cassel K. 36.
Stadtarchiv Cassel 16.
Nebelthau, Denkwürdigkeiten II S. 67 nennt sie die Reibmühle".
Vgl. Abschnitt Fronhof" S. 435.
Stadtarchiv Cassel J. 280.
Stadtplan von Stockhausen 1798-1799.
Schultze, Klöster Urk. Nr. 180.
E5922
ZEEJZEJEWEJE
Gebäude.
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rechnung von 1469 ist bei der Einnahme Census Martini Grundgeld von den Mühlen" auch der Propst des.
Klosters und die anemole" eingetragen. 1526 wurde die Mühle vom Ahnaberger Konvent auf ein Jahr an Hans
Fyge gegen einen Zins von drei Gulden und Entrichtung des Grundgulden an den Landgrafen sowie gegen die
Verpflichtung ausgetan, des Klosters Samen zu schlagen und Flachs zu bocken." Wieweit eine Abbildung, die
m1 Merian bringt, auf Genauigkeit Anspruch macht, ist schwer zu sagen.
Tafel 80,3
Zweiter Bau.
Eine neue Mühle am Ahnaberger Tor, die wohl die Stelle der alten einnahm, wurde am 16. Dezember
1681 zum ersten Male angelassenf
die in den Aussenwerken der Festung gelegene kleine sogenannte Ahnamühle ausser den verdeckt liegenden
geringen Gänge nicht besonders beträchtlich" sei. Engelhardß berichtet 1778, daß das Bauwerk nunmehr, nach
Schleifung der Festung, mit in die Stadt gezogen, und dichte am Weserthore liegt". Als Besitz des Landesherrn
wird die kleine Ahnamühle" 1786 aufgeführt."
Kriegers an, der die Mühle. als kleine Ahnaberger Mühle" aufführt und auch noch erwähnt, daß sie ihren Platz
gegenüber dem Wachthause des Wesertores hatte, das die Stelle des Ahnaberger Tores einnahm. 1819 erscheint
als Inhaber der Hofbäckermeister Heinrich Hermann Sanderß Auf einer späteren Abbildung erscheint die Mühle
als großer zweigeschossiger Fachwerkbau, der, was die Fronten anlangt, mit der Anlage von 1681 wohl nichts
mehr zu tun hat.
Sie soll 12 Gänge besessen haben. Dennoch urteilt 1767 Schminke daßn
Daß die Mühle von der Ahna getrieben wurde, gibt 1805-
Große Ahnaberger Mühle.
Erster Bau.
Die Ausnutzung der Wasserkraft der Fulda hat nicht unbedingt das Bestehen eines Wehres zur Vor--
aussetzung, das die träge fließenden Wassermassen des künstlich verbreiterten Flusses bis zu einer genügenden
Fallhöhe staute. Es ist recht wohl denkbar, daß jener Nebenarm, der beim Austritte des Flusses aus der Stadt
den Werder" abtrennte, schon frühzeitig als Mühlgraben ausgenutzt wurde. Mit Sicherheit aber darf angenommen
werden, daß das Bestehen eines Wehrs auch mit dem Bestehen von Mühlbetrieben in Verbindung zu bringen
ist. Ein solches Wehr, das in schräger Richtung den Fluß sperrte und seinen Spiegel auf Länge der Stadt
erheblich verbreiterte, ist in der Tat bereits im Mittelalter in Verbindung mit nicht weniger als drei Mühlbetrieben
festzustellen. Es erscheint in einer Urkunde vom Jahre 1398, die bekundet, daß das Wehr zwischen der "graben-
mulen" uud der Neustädter Mühle lag und selbst eine dritte Mühle, die Walkmühle, trug" Die genannte Graben-a
mühle ist nichts anderes, als die später unter dem Namen der Großen Ahnaberger Mühle vorkommende Mühle,
die ihren Platz da hatte, wo heute die Vogfsche Kunstmühle steht. Ob die Mühle ihre alte Bezeichnung von
dem Stadtgraben trug, der neben ihr in die Fulda austrat, oder von jenem Graben, der den Werder vom Ufers
abtrennte und bei der Mühle ansetzte, ist nicht ersichtlich. Sie befand sich ebenso wie die Neustädter Mühle-
und die Walkmühle im Besitze des Ahnaberger Klosters, auf dessen Grunde sie lag. Wie von der Kleinen Ahna-
berger Mühle hatte nach der Rentereirechnung von 1469" der Propst des Klosters auch von der Ahnaberger
grabemole" ebenso wie von der Nuwensteder mole" dem Landgrafen Grundgeld zu zahlen. Als 1520 der
Staatsarchiv Marburg.
Schultze, Klöster Urk. Nr. 579.
Stadtplan v. Merian 1646.
Landau, Excerpte. Landcsbibliothek Cassel.
Cassel S. 246.
Erdbeschreibung S. 128.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Cassel S. 73 u. 152.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Schultze, Klöster Urk. Nr. 322.
Staatsarchiv Marburg.
z.
3549.12
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Konvent Peter Scherer als Probst annahm, wurde unter anderem festgelegt, daß er beim Austun der grabemolle"
und der molle in der Nuwenstadt" einen Weinkauf von ie einem Gulden erhalten sollte Eine Abbildung der
Mühle aus der letzten Zeit ihres Bestehens erscheint auf Müllers Stadtplan
Zweiter Bau.
Nach der Säkularisation trat bei der Mühle eine Besitzverschiebung zu Gunsten des Landgrafen ein,
der in den Jahren 1555 und 1556 die Anlage in stattlichem Umfange neu errichten ließß Im Jahre 1571
vervollständigte ein vielgerühmtes Hangelwerk" die Ausstattung Winkelmannp" der auch dieses Hengelwerk"
hervorhebt, berichtet 1697 nach Meriansß Vorgang, daß die statliche Mühle Gänge" hatte. Er erwähnt
darbey eine sehr kunstreiche Schleusse, wordurch die Schiffe auf- und abfahren müssen. Auch hat es hierbey
eine schöne Roß-Mühle von Gängen, und noch viele Hand-Mühlen, so alle .im Fall der Noth wol zugebrauchen
sind." Schminke," der 1767 die gleichen Angaben macht und den Platz der Roßmühle an der Stelle des Gieß-
hauses angibt, fügt noch die Mitteilung über eine Inschrift hinzu. Über dem Eingange stehet das Fürstliche
Wappen, unter welchem diese Inschrift Von G. G. Philips Landgr. zu Heß. Oben aber G. S. Z. B. nebst
der Jahrzahl herum 1555." Während Engelhard 1778 auf die Eigenarten der Mühle nicht näher eingeht, bemerkt
1805 Krieger daß die Roßmühle und die Handmühlen verschwunden seien. Im Gegensatz zur Unterneustädter
Mühle führte die am Rande der Altstadt gelegene Mühle auch den Namen der Altstädter Mühle," der indessen
hinter dem der Ahnaberger Mühle 11 zurücktrat.
Zeitweise war der Betrieb der Mühle und auch die Schiffahrt durch den trägen Ablauf des Schleusen-
und Mühlenwassers so sehr beeinträchtigt, daß die unteren beiden Mahlgänge zum Stehen kamen. Eine Beschwerde
des Mühlenschreibers vom Jahre 1672 12 führt diese Erscheinung auf Senkstoffe zurück, welche unterhalb der
Mühle von den Waschstellen der Lohgerber an der Ahna angeschwemmt wurden und das Bett des Mühlgrabens
versandeten. Am 1. August 1869 brannte die Mühle, als deren lnhaber 1854 die Kinder des Erbleihebeständers
Konrad Schmidt erscheinen," nieder.
Eine Ansicht des Bauwerkes bringt 1646 Merian." Die wohl nicht in allen Teilen genaue Abbildung
gibt die an der Außenseite des Walles gelegene Mühle als längliches Gebäude mit Satteldach und massiven Stirn-
giebeln wieder. Auf der nördlichen Schmalfront erscheint ein kurzer Verlängerungsbau. Die äußere Längsseite
zeigt drei freiliegende Räder. Ein verdeckter Steg verbindet das Haus an der südlichen Schmalseite mit dem
Großen Finkenherd. Den Grundriß gibt 1673 zuverlässig Wessel 15 wieder. Das mit seiner Rückfront an den
Wall der späteren Stadtbefestigung sich anlehnende massive, als Anaberger Mühle" gekennzeichnete Bauwerk
bildet einen einzigen, rechteckigen Raum, dem sich an der nördlichen Schmalseite, mit der Wasserfront ein-
fluchtend, ein kleiner quadratischer Nebenraum vorlegt. Zwei winzige, mit Kreuzgewölben abgedeckte Räume
finden sich in entsprechender Lage an der Außenecke der südlichen Schmalfront. Von ihnen aus führt der Steg
zum Finkenherd. Den Zugang zu der an der westlichen Längsseite befindlichen Tür der Mühle bildet ein durch
Schultze, Klöster Urk. Nr. 560 u. Anh. Nr. 16.
Stadtplan v. Müller 1547 u. 1548.
Nebelthau, Gebäude S. 28. Hessenland II S. 44
Dilich, Chronica S. 160.
Hessen II S. 287.
Topogr. Hass. Anh. S. 15.
Cassel S. 233 u. 246.
Erdbeschreibung S. 128.
Cassel S. 151.
Stadtplan v. Selig 1781.
Stadtplan v. Selig 1822.
Stadtarchiv Cassel 106 a.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Stadtplan v. Merian 1646. Vgl. auch die ungenaue Abbildung auf Stadtansicht v. Braun u. Hogenberg 1572.
15 Stadtplan v. Wessel 1673.
Tafel
Tafel
ääägääääägä Gebäude. Qääää
die Wallrampe getriebener kurzer gewölbter Stollen. Auf der Fuldafront ist auf ganzer Länge des Gebäudes
die Radkammer vorgebaut, die in zwei parallel geschalteten Längszellen je drei gegen einander versetzte Räder
aufnimmt. Vor der starken Außenmauer der Radkammer liegt, an den Finkenherd angrenzend, die Schiffsschleuse,
die sich in einen breiten Graben fortsetzt, der den ganzen Finkenherd umgeht, zunächst das Mühlwasser und
um 12 dann den Stadtgraben aufnimmt. Auf einer kleinen Ansicht aus dem Jahre 17361 erscheint die Radkammer über-
baut und mit Zwillingsdächern abgedeckt. Nach Niederlegung der Festungswerke zeigt sich auf der ursprünglich
vom Wall verdeckten Stadtfront ein schmales Mittelrisalit, während die alten Anbauten verschwunden sind!
Walkmühle auf dem Fuldawehr.
Die auf dem Fuldawehr zwischen der Grabenmühle und der Neustädter Mühle gelegene Walkmühle
war 1398 Gegenstand eines Abkommens, durch das der Amtmann des Ahnaberger Klosters Konrad von Münden
den Wollenwebern auf der Freiheit zu Cassel zum Nutzen ihres Handwerks die Mühle gegen einen jährlichen
ewigen Erbzins von fünf Pfund Pfennigen übergab? Eine Abbildung des Bauwerkes scheint nicht überkommen
zu sein. Auf Müllers Stadtplan aus der Mitte des 16. Jahrhunderts4 ist die Mühle auf dem Wehr nicht mehr
zu finden; dagegen war im 18. Jahrhundert der Kleine Finkenherd nach der Seite des Mühlgrabens zu mit
einer Walkmühle besetztn"
Unterneustädter Mühle.
Erster Bau.
Wann die am rechten Fuldaufer, am nördlichsten Punkte der Unterneustadt gelegene Unterneustädter
Mühle entstand, ist nicht bekannt. Erwähnt wird die Anlage zum ersten Male in der Urkunde des Jahres 1398,
die auch die Große Ahnaberger Mühle sowie die Walkmühle auHührt und soviel erkennen läßt, daß die Unter-
neustädter Mühle damals wie später das südliche Kopfstück des Fuldawehrs bildete. Die Mühle befand sich, wie
erwähnt, im Besitze des Ahnaberger Klosters; Niedergelegt wurde sie, wie die hessische Congeries' zum
Jahre 1538 vermerkt, durch Landgraf Philipp, der an ihrer Stelle eine neue Mühle erbaute.
Zweiter Bau.
Der Neubau, den Landgraf Philipp errichten ließ war 1538 im Zuge. Die Mühle erhielt zwölf Gänge.
Der Umstand, daß beim Neubau die von Cassel länger dann drey Wochen zu Dienst Tag und Nacht Wasser
geschöpfft" haben, läßt vermuten, daß es sich bei diesen von Einheimischen ausgeführten Nebenarbeiten um
Stadtplan v. Roth 1736.
Stadtpläne v. Selig 1781 u. 1822.
Schultze, Klöster Urk. Nr. 322. Werder Nr. 850 Die Zunft der Wollenweber und Tuchmacher besaß schon im Jahre 1398
unter der Regierung des Landgrafen Hermann des Gelehrten eine eigene Walkmühle nebst Tuchrahmen auf dem Werder; die letzteren standen links,
neben der jetzigen im Jahre 1767 angepflanzten Kastanien-Allee, welche zu dem Schützenhause führt, und wovon noch heute das Grundstück
den Namen ,Rahmenwiese' trägt. Das Handwerk der Wollenweber und Tuchmacher ist im Laufe der Zeiten sehr heruntergekommen, die
Walkmühle nebst dem Tuchrahmen ist verschwunden und an Stelle des letzteren wurde im Jahre 1751 das erste Holzmagazin der Stadt,
welches noch im Jahre 1813 daselbst bestand, errichtet, an das uns nur jetzt noch das kleine, dem Staate gehörige Aufseherhäuschen unter
Nr. 69 erinnert."
Stadtplan v. Müller 1547 u. 1548.
Auf einer Zeichnung, unterschrieben von Diederlin u. datiert vom 9. März 1768 befindet sich gegenüber der Unterneustädter Mühle
auf dem Kleinen Finkenherd neben der sogenannten alte Münze" eine Walkmühle. Ein augenscheinlich späterer Plan machte aus der Münze
ein Brauhaus" und eine Werkstatt, ließ aber die Walkmühle noch bestehen. Das übrige Inventar des kleinen Finkenherdes bestand zu jener
Zeit in einem früher nicht vorhandenen Altan an der Fulda, einem Lusthaus und Schweineställen.
Vgl. Abschnitt Große Ahnaberger Mühle" S. 606.
Nebelthau, Congeries S. 370.
Nebelthau, Congeries S. 370. Seiberts Chronik Bl. 14. Schminke, Cassel S. 406. Engelhard,Erdbeschreibung S. 128. Hessen-
land II S. 44. Prevöt, Baukunst S. 255. f. l-Ioltmeyer, Gemeindebauten. Heidelbach, Kassel S. 66. Kropf, Alt-Cassel S. 149.
Frondienste handelt und daß der Landgraf die Mühle nach der Säkularisation an sich gebracht hatte. Daß beim
aufgehenden Bau auch wandernde Gesellen beschäftigt wurden, darf als sicher gelten. Bekannt ist, daß 1538
ein Knecht Namens Kerstein am Neubau arbeitete, der, als die Mühlarbeit zu Ende bracht", mit seinem Gesellen
Franz Hartman die Stadt verließ, um nach Braunschweig zu wandern, auf dem Enckeberg bei Spiekershausen
aber seinen Genossen im Schlafe überfiel, fast zu Tode schlug und beraubte und 1543 auf eben dieser Stelle
hingerichtet wurde Demnach würde man mit der Möglichkeit zu rechnen haben, daß der Bau als solcher vor
dem Jahre 1543 erledigt war. Ob um diese Zeit auch die innere Einrichtung, welche die Mühle gebrauchsfähig
machte, fertiggestellt war, kann zweifelhaft erscheinen. Am Bau selbst finden sich zwei Jahreszahlen, die wohl nur
auf eine zusammenhängende Bautätigkeit zu beziehen sind und vermutlich als die Grenzen der Entstehungszeit
des Hauses angesprochen werden dürfen Das südliche Tor zeigt in einem eingemeißelten Spruchbande auf
dem Scheitel das Jahr 1538, das nördliche in genau derselben Einfassung das Jahr 1545. Eine Bauzeit von
sieben Jahren darf bei dem umfangreichen Werke nicht befremden. Nach dem Stande der damaligen Kenntnisse
und Baugewohnheiten erforderte eine Mühle mit zwölf Gängen die auf einem Sonderplan des 18. Jahrhunderts
als Mahl-, Schlag-, Schneid- und Bohrmühle verzeichnet ist, gewiß eine geraume Zeit, zumal, wie Sturm4 klagt, die
zu einer mathematischen Durchrechnung einer Mühle meist unfähigen Mühlenbauer die wahre Mühlenbaukunst"
so selten gut verstanden. Kleinere Bauarbeiten am wassergange Bey der Moel In der Neuenstat", Herstellung
von Holzrinnen, lassen sich 1553 feststellen? Für die Zufuhr von Hebezeug findet sich im gleichen Jahr ein
Betrag von fünf Albus verbucht? 1614 wurde die Mühle erneuert." Daß der Bohrmüller in der Neustädter
Mühle der Stadt Röhren bohrt, findet sich 1655 und 1664 vermerkt." Die Durchführug der Fuldaregulierung
im Jahre 1912 bereitete dem für die Geschichte des Wirtschaftslebens der Stadt so wichtigen Bau trotz des aus
Kreisen des Heimatschutzes erhobenen Einspruchs" ein vorschnelles Ende, wobei auch der vorgelagerte Kleine
Finkenherd, kurz vorher seines Schmuckes, einer schönen alten Linde, beraubt, beseitigt wurde. Nur die Um-
fassungsmauern des Mühlgebäudes blieben stehen.
Bis dahin bildete das lang am Wasser hingelagerte, hinter der großen üppigen Linde halbversteckte
Bauwerk den anmutigen Ausklang einer jetzt jählings abgerissenen Häuserreihe, ein dankbares Motiv für Maler.
Im Grundriß stellte das Gebäude ein Trapezoid von 12,75 bis 16,50 Länge dar. Der aufgehende Bau, dessen
ursprüngliche Verfassung Müllerl" zeichnet, bestand aus einem in Bruchsteinen gemauerten Erdgeschoß, das ein
gewaltiges Dach deckte. Zwei große rundbogige Tore in der Ostwand und je eins auf der Nord- und Südgiebel-
seite, von denen das letztere später zugesetzt worden zu sein scheint, ermöglichten die Ein- und Ausfuhr hoch-
getürmter Lasten. Unter den oft veränderten Fenstern zeigen die ältesten schlankes rechteckiges Format, das
Nebelthau, Congeries S. 372 f.
Landau, Excerpte, Landesbibliothek Cassel, vermerkt, ohne nähere Anhaltspunkte zu geben, die Nachricht, daß Landgraf Philipp
in den Jahren 1555 und 1556 in der Unterneustadt eine Mühle erbaut habe.
Ein Vergleich dieser Angabe Winkelmanns, Hessen II S. 287, die auch in der Congeries, Nebelthau S. 370, enthalten ist, mit dem
Stadtplan von Wessel ergibt, daß Mühlräder 12 Gänge getrieben haben würden. Der Baubefund ergibt, daß, wenigstens zuletzt, in der Wand
nach der Radkammer zehn Durchstecköffnungen für die Wellen der Mühlräder vorhanden waren.
Mühlenbaukunst S. 10. Sturm schrieb das erste gründliche Werk über die Mühlenbaukunst, die er besonders in Deutschland
und Holland studiert hatte. Er gab verschiedene Verbesserungen an, die aber nur wenig Aufnahme fanden. Wie jede andere Handwerkskunst
war die des Mühlenbaues durchaus konservativ gesinnt und machte sich nur langsam und schwer von alten Konstruktionen los. Auch die
absichtliche Verschleierung durch willkürliche technische Ausdrücke machte ein Eindringen in die Mühlenbaukunst äußerst schwierig.
Stölzel, Stadtrechnungen S. 239 Nr. 159 u. S. 240 Nr. 160.
Stölzel, Stadtrechnungen S. 248 Nr. 192.
Schminke, Cassel S. 246. Nebelthau, Gebäude S. 28 Was Landgraf Moritz später noch hinzufügte und zunächst zu einer
Schleifmühle bestimmte, das läßt sich am Besten von der Fuldaseite übersehen. Die beiden fuldaaufwärtsstehenden Giebel nämlich gehören
dem Philipp'schen Bau an; der dritte, mit der beliebten Pyramide, ist von Landgraf Moritz aufgeführt worden".
Stadtarchiv Cassel 154 u. D. 956.
Casseler Allgem." Zeitung 1912 Nr. 37, 38, 48 u. 50. Casseler Neueste Nachrichten 1912 Nr. 54, 61, 68, 69, 94 u. 125.
Casseler Tagebl. u. Anz. 1912 Nr. 64, 71, 73, 81, 88, 92, 101, 207 u. 211. Hess. Post 1912 Nr. 37, 40 u. 42. Heidelbach, in Hess.
Post 1912 Nr. 41 u. Hessenland XXVI S. 47, 112 f. 128 u. 142. Wenzel, in Der Burgwart XIII S. 34. D. S., in Der Städtebau IX S. 43.
Kunstwart 1912.
Stadtpläne 1547 u. 1548.
Tafel 354
um 356-359
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Tafel u.
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Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel. VI. Cassel-Stadt. '77
sich im Giebel zur besonderen Höhe auswächst und durch einen wagerechten Mittelsturz geteilt wird. Tor- un
Fenstergewände bestehen aus gut bearbeiteten Sandsteinen, deren hintere Bruchkante auf Verputz der Fronte
schließen läßt. An der nordwestlichen Gebäudeecke bedräuten in einer tiefer gelegenen Kammer oberhalb de
Wasserlinie Schießscharten das quer nach dem jenseitigen Flußufer hinüberstreichende Wehr, zu dessen Schut
auch der Kleine Finkenherd bastionsartig ausgebaut war Den Innenraum der Mühle durchsetzten in der mittlere
Längsachse sieben runde Steinsäulen, wie es scheint, ohne Basen und Kapitelle aber mit Kragsteinen im Obei
teil des Schaftes, welche die Kopfbänder für die Deckenbalken aufnahmen. Der doppelt liegende Kehlbalker
sttihl des Daches bot in seinen drei Geschossen eine bedeutende Raumausnutzung. Seine Binderentfernung v0
4,20 deckte sich nicht mit dem Abstand der Säulen im Erdgeschoss, die, anscheinend um Platz zu gewinne
größer angenommen war und 5,60 betrug. Von allen Hölzern des Dachstuhles waren nur die Mittelstütze
nicht mehr die alten, die wohl in Anbetracht der auf Spannweite von über 10 liegenden Lasten von Korn un
Mehl gelegentlich einer Erneuerung bedurft hatten. Technisch bemerkenswert ist, daß im unteren Dachgeschoi
der Spannriegel strebenartig nach der Mitte zu anstieg. Ob diese Maßnahmen aus konstruktiven Gründen ode
aus praktischen Erwägungen, vielleicht zur Erleichterung des Transportes geschulterter Lasten getroffen wai
mag dahingestellt bleiben. Die Längsverstrebung des Daches zwischen den Liegesäulen besorgten im untere
Geschoß Andreaskreuze, im oberen Teil lange Kopfbänder. lm Äußeren war das mit Biberschwänzen gedeckt
Dach mit zahlreichen Gaupen besetzt. Steinmetzzeichen lassen sich am Schlußstein des Südtores der Ostfror
und am Sturz einer Schießscharte an der Nordecke feststellen. Als nachträgliche Zutaten finden sich am Süc
tor Wasserstandsmarken mit den lnschriften 1552", ANNO 1682 lANUARl", WASSERFLUT 1729"
WASSERFLUT 1763", WASS. ST. D. 18. lAN. 1841", WASSERFLUT 16", DEN 22. FEB
und P3 Eine über dem Scheitel des Torbogens in einer Höhe von 3,0 über dem jetzigen Geländ
angebrachte Marke mit dem Vermerk 1643 WASSERFLVT DEN lAN" ist durch eine aus dem Stein au
gehauene Hand hervorgehoben. Die gleiche Jahreszahl in derselben bemerkenswerten Höhe ist an der Südeck
des Hauses zu lesen, während am Mauerwerk der Fuldafront sich noch eine Marke WF 1740" erkennen läßi
Eine noch vor wenigen Jahren am Südtor vorhandene Sonnenuhr mit rechteckiger gefaster Umrahmung
mittlerweile verschwunden. Die zwischen dem Mühlengebäude und dem Kleinen Finkenherde gelegene zwe
geschossige Radstube, die durch je eine Zwischenmauer in der Länge und Breite geteilt war, besaß massiv
Stirnwände und parallel geschaltete Anschlußdächer.
Als Nachbarhäuser der Mühle erscheinen im Häuserverzeichnis von 16054 Unsers G. F. undt Her
hauß darauff der Mülnmeister wohnet" und eine Schleiffmuhle v. G. F. undt H." Ein gleichfalls bei der Mühl
gelegenes Färberhauß", das die Wollenweber benutzten, hatte seinen Platz auf Fulda", vermutlich also at
dem Kleinen Finkenherd. Nicht weit von der Mühle wohnte ein Eseltreiber".
Mühle vor der Unterneustadt.
Jenseits der Fulda befand sich vor dem Tore der Neustadt eine Mühle, neben der eine Scheue
stand, deren Rente von acht Schillingen die Schöffen der Neustadt unter ihrem Bürgermeister Johann Rudewi
1377 der Pfarrkirche S. Maria Magdalena zur Steuer der Notdurft ihrer Stadt für 16 Pfund Pfennige verkauften.
Daß es sich um eine Wassermühle handelt ergibt die Bemerkung, daß die Scheuer auf dem Graben bei de
Mühle erbaut war.
Vgl. Abschnitt Stadtbefestigung. Flußwerke" S. 95 u. 114 f.
Prevöt, Baukunst S. 256 Im unteren Dachgeschoß ist der Spannriegel nach der Mitte gehoben; dadurch wird das lichte Ma
zwischen seiner Unterstützung und dem Fußboden vergrößert".
Knetsch, Inschriften S. 252. Knetsch vermerkt noch eine Inschrift Hic Aqva", die nicht mehr vorhanden ist.
Handschrift Stadtarchiv Cassel 16 u. K. 36.
Schnitze, Klöster Urk. Nr. 285.
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Gebäude.
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22222 2222
Lachemühle.
Vor der Unterneustadt lag vor Zeiten eine Lache Nach dieser Lache scheint die Lachemühle ihren
Namen geführt zu haben. Erwähnt wird die Mühle 1509 mit dem Bemerken, daß sie zum Mastgeld beitrug."
1526 war sie noch vorhanden, in welchem Jahre ihr Müller ein Strafgeld von fl. zu zahlen hatte? Ob man
die Lachemühle mit der Mühle vor der Unterneustadt, die 1377 genannt wird, oder auch mit jener Schlagemühle
vor dem Neustädter Thor auf der sog. Wiese", die 1754 abbrannte in Zusammenhang bringen darf, ist ungeklärt.
Hellenmühle.
Auf einer Karte vom Ende des 18. Jahrhunderts ist die Bezeichnung im Helleberg" in dasjenige Gebiet
des südlichen Fuldaufers eingetragen, das von der Losse und der sogenannten Alten Losse, die weiter abwärts
den Fluß erreichte, eingeschlossen wurdeß Der Name im Helleberg" klingt in der Hellenmole" an, die 1380
vor der Neustadt bezeugt wird und 1520 in Verbindung mit einer Schmiede stand." Diese Schmiede in der
Hellenmole", unter welcher unzweifelhaft eine Eisenschmiede zu verstehen ist, war vielleicht keine andere, als
jene auch als Yserm0le" angesprochene Yserschmitte", bei der 1506 ein Brückenbau ausgeführt wurde?
1509 war die Mühle an der Aufbringung des Mastgeldes beteiligt, das von der Rentkammer vereinnahmt wurdeß"
Es ist kaum daran zu zweifeln, daß die Hellenmühle mit jener Pulvermühle" gleichbedeutend ist, die auf einer
Katasterkarte von 1686 am Endpunkte des Weges nach der Pulvermühle" eingetragen ist und die auch auf
jüngeren Plänen 13 an eben dieser Stelle nämlich etwa am Kreuzungspunkte erscheint, den der ehemalige Fuß-
pfad von der Unterneustadt nach Sandershausen mit der Losse bildete. Von dieser Pulvermühle vor der Alten-
neustadt" ist bekannt, daß sie am 17. Oktober 1762 von den Franzosen in Brand gesteckt wurde." Einige
Mitteilungen über den späteren Zustand der Mühle, die Schminke 15 1767 und Engelhard 16 1778 nur dem Namen
nach erwähnen, macht 1837 Lobe." Die Pulvermühle wurde früher auf herrschaftliche Kosten betrieben, im
Jahre 1797 erhielt dieselbe die Familie Koch, welche über 200 Jahre hier ihren Wohnsitz hat, in Erbleihe,
und seit dieser Zeit wurde das Geschäft für deren Privatrechnung fortgesetzt. Der gegenwärtige Besitzer, Pulver-
fabrikant Ernst Koch, hat dieses Etablissement im Jahre 1809 auf eigene Rechnung übernommen, dasselbe ganz
umgeschaffen und durch Anlegung einer Gyps- und Cementfabrik bedeutend vergrößert. Derselbe erfand im
Stölzel, Stadtrechnungen S. 26 Nr. 48. Nebelthau, Denkwürdigkeiten lI S. 108 Man muß dabei an den s. g. Linsenteich
denken". Nach Woringer, Flurnamen, Handschr. Bibliothek d. Ver. f. hess. Gesch. Cassel, lag das Flurstück Bei der Lache" an der Ecke,
wo die Schwanenwiesen an die Gärten stoßen, bei der Bettelbrücke.
Renterei-Rechnung Cassel, Einnahme v. 1509. Staatsarchiv Marburg.
Stölzel, Stadtrechnung S. 189 Nr. 31.
Losch, Chroniken S. 87.
Stadtplan v. Stockhausen 1798-1800.
Im Hellewerd", das sich später in den Helleberg" gewandelt haben dürfte, werden 1540 auch Acker Wiesen und Land zwischen
einer Flur des Hans Dietz und der Lossemühle, 1549 eine Wiese im Hellewerde" zwischen einem Grundstück Konrad Lotzes und der Losse-
mühle kenntlich gemacht. Die letztere hatte in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts der Rentmeister Johan Metziger zu eigen. Der Helle-
berg" wird gegenwärtig ein von dem östlich des Hafens nach Süden geöffnetem Fuldaknie eingeschlossener Sektor genannt.
Landau, Excerpte. Landesbibliothek Cassel. Nebelthau, Denkwürdigkeiten ll S. 66.
Stölzel, Stadtrechnungen S. 164 Nr. 21.
Stölzel, Stadtrechnungen S. 127 Nr. 49.
Renterei Rechnnung Cassel, Einnahme v. 1509.
Nebelthau, Denkwürdigkeiten II S. 66 f. Daß wir in der Hellemühle vor dem Hellewerd, verderbt in Helleberg, die Pulver-
mühle vor uns haben, ist umsoweniger zu bezweifeln, als die Hellemühle bereits 1516 vom Landgrafen Philipp selbst als Pulvermühle benutzt wurde."
Auszug aus der Katasterkarte G. G. vom Jahre 1686. Handzeichnung Murhardbibliothek Cassel.
13 Stadtplan v. Gerlach 1762. Stadtpläne v. Stockhausen 1798-1799 u. 1798-1800.
Losch, Chroniken S. 123.
Cassel S. 406.
Erdbeschreibung S. 180.
Wanderungen S. 227 f.
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Jahre 1832 das hessische Cement." Baulich fiel die Pulvermühle, die sich bis in die Neuzeit hielt, dadurch
auf, daß in ihrer Umgebung sich turmartige Fachwerkhäuschen erhoben, welche die Pulvervorräte bargen. Die
Stelle der Mühle nimmt heute die Herkulesbrauerei ein
Herwigsmühle.
Eine Herwigsmühle, gelegen czuschin Bettinhusin vnd der Forstmolen", erscheint zuerst 1336" und
dann 1407 bei Gelegenheit eines Verkaufes, den der Besitzer Joh. Mennyl vornimmt? 1410 wird Lotze Sophien
als Besitzer genannt, der in diesem Jahre die Mühle an Henne Segeners verkauft Aus einer Verkaufsver-
handlung des Jahres 1422, durch die Meister Johann von Hasungen, der derzeitige Stadtsteinmetz, die Herwiges-
Molen" erwarb, ist zu ersehen, daß die Mühle an der Loszeman" lag? Als benachbarte Mühle wird 1458
die Lohmühle genannt; Sonst ist noch bekannt, daß 1459 Peter l-larthenberg, Bürgermeister zu Cassel, auf
seine Rechte an der herrewigesmolen" zu Gunsten des Klosters Ahnaberg verzichtete?
orstmühle.
Die unweit der Herwigsmühle gelegene und mit dieser gleichzeitig in den Jahren 1407, 1410 und 1422
genannte Forstmühle' hatte offenbar ihren Namen vom benachbarten Forst. Ihr Platz kann ebensfalls nur an
der Losse gesucht werden." 1423 mußte sie einen Zins von Pf. Geld zur Jahrfeier des Herrn Heinrich Landfoid
hergebenJ" Auch hatte sie eine Beisteuer zum Mastgeld zu entrichten."
Alte Lohmühle an
der Losse.
Eine Lohmühle an der Losse wird 1458 erwähnt." ln diesem Jahre übergab Hentze Henszil, Bürger
zu Cassel, eine Wiese, die an der Loszeman zwischen der loemolin" und der herwigesmole" bei den Wiesen des
l-lentze Vettir und des Henne Grebe von Bettenhausen lag, seinem Oheim Dietmar Thennenhusen. Die Stelle der
Mühle muß also wohl zwischen der Herwigsmühle und dem Dorf Bettenhausen gesucht werden. Ob die Mühle zum
Bezirk des Dorfes selber zählte, zu dem eine ganze Reihe von Mühlbetrieben gerechnet wurdenßaist nicht ersichtlich.
Woringer, Fiurnamen. Handschrift. Bibliothek d. Ver. f. hess. Gesch. Cassei.
Schnitze, Klöster Urk. Nr. 754.
Landau, Excerpte. Landesbibiiothek Cassei.
Schnitze, Klöster Urk. Nr. 341.
Schnitze, Klöster Urk. Nr. 367.
Schnitze, Klöster Urk. Nr. 439. Nach Nebelthau, Denkwürdigkeiten II S. 66, ist die Herwigsmühle mit der späteren Drahtmühie
gleichbedeutend. Vgl. Abschnitt Alte Lohmühle an der Losse" S. 612.
Schnitze, Klöster Urk. Nr. 440.
Vgl. Anm. Nr. u. 5.
Nebeithau, Denkwürdigkeiten II S. 66 f. Daß wir in der Forstmühie den jetzigen Messinghof vor uns haben, ist umsoweniger
zu bezweifeln, als die Forstmühie schon in der Mitte des 16. Jahrhunderts vom Canzier Lersner zum ,Rothgießen' benutzt wurde."
Schnitze, Klöster Urk. Nr. 923 n. A. Nr. 30 92.
ll Renterei Rechnung Cassei, Einnahme v. 1509. Staatsarchiv Marburg.
12 Schnitze, Klöster Urk. Nr. 439.
Das Saibuch von 1539, Staatsarchiv Marburg, führt unter Moln Zinns" in Bettehausenn" an Ludwig moiner die Öiemoie
gnlden 12 alb, Hanns Thonius vom Schieifkoden 10 alb, Hans Eschwe vom Schleilicoden 10 alb, Freiberg vnnd Hans Schmit 20 alb,
meister azartus vnd Conrad Dime 20 alb, Die Oieymühle daselbst pfundt Wolli" Eberie vnd Hans Weiß pfnndt alb, Paul oieymüiler
pfundt, Die iober vor der Loemoie pfundt, Der Koplierschmit guiden 20 alb, Peter Vaiten Widmans Eidam vonn dem Schleifkoden
vnnder der Rodenmolen ann des schultheissen garten alb, i-Iengen Grefensteiner vonn einem schieiffkoden 10 alb, Meister Georg der Vlamer
vonn der poiiir mülen 10 alb, Martin Greifensteiner vonn einem Schieifkoden darunter 10 aib." Gulden Zins zahlte 1545 bis 1547
Wollt der Polirer aus der Poiirmoei" in Bettenhausen und aus seinem Hause und Garten, zwischen dem Dorfe und der Landstraße ge-
legen, in die Stadtkämmerei. Stadtarchiv Cassei 1010.
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Neue Lohmühle an der Losse.
Eine zweite Lohmühle an der Losse läßt sich auf einem Stadtplan von 17621 etwas oberhalb des Ein-
flusses des Wahlebaches feststellen. Ob sie den Ersatz der alten Lohmühle, die sich auf keinem Stadtplan ver-
merkt findet, darstellt, ist nicht ermittelt, wie über das Alter der Anlage nichts bekannt zu sein scheint. Vermutlich
hat aber schon früher am Einfluß des Wahlebaches eine Mühlenanlage bestanden. Wenigstens ist auf einer Flurkarte
von 1686' an der Mündung des Wahlebaches ein Bauwerk, ein einfaches zweigeschossiges Fachwerkhaus, mit
der Bezeichnung Metzgerische Mühle" eingetragen. Später erscheint an dieser Stelle eine Ölmühle, wohl die-
selbe, die 1762 Grasmeder vor der Altenneustadt und 1767 Schminke unterhalb des Dorfes Bettenhausen vermerkt.
Ob um diese Zeit die Lohmühle in das Dorf selbst verlegt war, wo Schminke außer drei Mahl- und einer Walk-
mühle auch eine Lohmühle erwähnt, ist nicht ersichtlich. Die Ölmühle, die 1762 von den Franzosen durch
Brand zerstört wurdeä danach aber wieder in Betrieb gesetzt sein muß, scheint im 19. Jahrhundert weiter aus-
gebaut zu sein. Lobes berichtet 1837 von einer Ölmühle vor der Unterneustadt, die etwas links der Leipziger
Straße lag und als Fehrenbergische Handels-Ölmühle" in gutem Ruf stand. Seit 1822 neu eingerichtet und von
da an auf eigene Rechnung ihres Eigentümers, Jos. Fehrenberg, geführt beschäftigte sie in der mit ihr verbundenen
Senf- und Essigfabrik, Ölraffinerie, Graupenmühle und Farbholzhobelei zwölf Arbeiter. Erhalten hat sich noch
von der ehemaligen Lohmühle an der Losse ein Türsturz von Eichenholz mit der lnscrift M. DANIEL. BOUL-
NOlS. den 27 Ocdober zeidther giltde meister 1782".7
Papiermühler
1509 zahlte meister Peter der bappiermacher" aus der Bappiermole zu Bettenhusen" einen Zins von
16 fl. in die Rentereiß Obwohl die folgenden Jahrhunderte keine weitere Kunde von der Papierfabrikation
geben, kann doch nicht angenommen werden, daß in Cassel die Herstellung von Papier während dieser Zeit
unterblieben ist. Es wird damit zu rechnen sein, daß der Sitz der Regierung und der Kanzeleien sowie die
ortsansässigen Druckereien einen viel zu starken Papierverbrauch beanspruchten, als daß sie nicht von einer Ein-
fuhr von auswärts unabhängig sein mußten. lndessen erst im 18. Jahrhundert tritt wieder eine Papiermühle
in die Erscheinung, die ihre Volkstümlichkeit allerdings wohl weniger ihren Erzeugnissen als ihrer Lage neben
dem als Ausflugsort ehemals so beliebten Fischhause an der Losse gegenüber dem Eichwäldchen verdankteß
Sie war, wie Schminkem 1767 bekundet, wohleingerichtet und verfügte auch über ein Holzschneidewerk. Ein
Stadtplan vom Ende des 18. Jahrhunderts" bringt die Mühle, die als Pappier und Schneide bezeichnet
wird, westlich unmittelbar neben den zum Fischhaus gehörigen neun schmalen Teichen.
Weißensteiner Mühle.
Im Jahre 1483 befreite Landgraf Wilhelm der Ältere auf Bitten des Klosters Weißenstein eine Ölmühle,
welche der Konvent an der Drusel zwischen dem Kloster und dem Dorfe Wahlershausen zu bauen vorgenommen
hatte, von dem ihm zustehenden Grundgulden." Daß diese Mühle gleichbedeutend ist mit einer Oberen Mühle"
Stadtplan v. Gerlach 1762.
Auszug aus der Kataster Karte vom Jahre 1686. Handzeichnung Murhardbibliothek Cassel.
Losch, Chroniken S. 123.
Cassel S. 406.
Losch, Chroniken S. 123.
Wanderungen S. 227, wo auch noch die seit 1818 bestehende Caravacchische Ockermühle vor der Unterneustadt erwähnt wird.
Jetzt im Agathof zu Cassel.
Renterei-Rechnung Cassel, Einnahme v. 1509. Staatsarchiv Marburg.
Engelhard, Erdbeschreibung S. 138.
Cassel S. 406.
Stadtplan von Stockhausen 1798-1800.
Schultze, Klöster Urk. Nr. 1622.
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Gebäude. äääßäßääßääägß
in Wahlershausen, die bereits 1274 erwähnt wird ist anzunehmen. lhre Stelle nimmt vermutlich die noch
heute zwischen Wahlershausen und Wilhelmshöhe gelegene Obere Mühle" ein, die durch den mit der Drusel
sich vereinigenden Abflußgraben des Lac, der ehemaligen Klosterteiche, getrieben wird und noch heute im Volks-
munde die Obere oder Weißensteiner Mühle heißt. Ältere Reste fehlen. Die jetzt das Haus Wilhelmshöher
Allee Nr. 380 bildende, im Besitze von Bock und Maier befindliche Mühle die durch ihren pitoresken, an die
Romantik der Wilhelmshöher Löwenburg erinnernden Aufbau auffällt, ist das Ergebnis mehrfacher Umbauten und
Erweiterungen. Sie besteht im Wesentlichen aus zwei einfachen geputzten Fachwerkgebäuden, die ein jüngerer
massiver Zwischenbau mit gewölbtem Dach und Mittelturm verbindet. Das Gefälle des seit einigen Jahren durch
eine Wasserturbine ersetzten Rades betrug m. Zeitweise beherbergte die jetzt als Kornmühle dienende Anlage
im Obergeschoss eine Leimsiederei. Technisch interessierte ihre frühere Einrichtung deshalb, weil bei ihr die
angenwandte Mathematik und Mechanik zu finden" war. Wie Diede' 1772 berichtet, wurden zwei Mahlgänge
und eine Schlagmühle ähnlich wie das Mühlwerk ,der Porzellanfabrik vor dem Weißensteiner Tors von einem
Wasserrad getrieben, eine Vorrichtung die als nachahmenswerte Neuerung hingestellt wird. Günderode hält es 1781
für erwähnenswert, daß man die Mühle von einem englischen Müller so zubereiten ließ, daß jetzt das schöne weisse
Spelzenmehl, welches man vorher auswärts theuer erkaufen mußte, in hinreichender Menge daselbst gemahlen wird".
Wahlershäuser Mühle.
Von den beiden im ehemaligen Dorfe Wahlershausen gelegenen, gleichfalls von der Drusel getriebenen
Mühlen, über deren Alter wenig bekannt zu sein scheint? interessiert die jetzt im Besitze von Rudolf befindliche
Kornmühle deshalb, weil sie im Innern ältere Holzmaschinerien aufweist, die noch völlig einwandfrei arbeiten.
Mühle in Weingarten.
Eine Mühle in Weingarten; als deren treibende Kraft wohl ebenfalls die Drusel anzunehmen ist, erscheint
1318. Außer der Nachricht, daß in diesem Jahre der Nonnenkonvent zu Georgenberg den ihm einst von Konrad
Vincentius vermachten Jahreszins der Mühle für Pf. dem Kloster Ahnaberg verkauftß scheint urkundlich über
die Anlage nichts bekannt zu sein. Ein Mühlengebäude unbekannter" Entstehungszeit hatte sich bis vor einigen
Jahren in der Gegend erhalten, die als Wüstung Weingarten anzusprechen ist! Ob dieses Haus an der Stelle
der mittelalterlichen Mühle stand, wird schwer zu entscheiden sein.
Schultze, Klöster Urk. Nr. 1412. Vgl. Abschnitt Weißensteiner Hof" S. 260.
Diss. de mola S. 14.
Vgl. Abschnitt PorzellanfabrilW S. 6231i.
Briefe S. 47. f.
Das Salbuch von 1539, Staatsarchiv Marburg, führt drei Mühlen in Waldershausen auf, die vermutlich gleichbedeutend sind mit
den noch jetzt bestehenden Mühlen, nämlich der oberen Weißensteiner, mittleren und unteren Mühle.
Vgl. Abschnitt Wüstungen" S. 65. Landau, Weinbau S. 167 f. u. Wüste Ortsch. S. 54, sucht das Dorf Weingarten nahe vor
Cassel am Fuße des Weinberges, wahrscheinlich an dem von Wehlheiden herabkommenden Uhlenbache". Zum ersten Male erwähnt wird das
Dorf in einer Urkunde von 1274. Schultze, Klöster Urk. Nr. 1412. Die Gemarkung muß sich bis Zwehren und bis an die Fulda erstreckt
haben, denn 1339 wird eine Wiese inter villam Twern et Wingarte" erwähnt und 1342 ist in einer Urkunde die Rede von einer insula
in terminis ville Wingarten prope fuldam site". 1385 soll das Dorf untergegangen sein. 1527 liest man Wingarten iß eyn Dorli geweist
vnd itzt nicht mehr, hat vnder den Wynbergen gelegen by Welheyde".
Schultze, Klöster Urk. Nr. 88. Nebelthau, Denkwürdigkeiten ll S. 67.
Hochapfel, Weinberg S. 112, erwähnt 1891 am westlichen Ende des Philosophenweges eine alte Schleifmühle mit erst vor einigen
Jahren zugeworfenem Mühlenteich, der sein Wasser vom l-labichtswald erhielt und dessen Gerinne eine oberschlichtige Mühle trieb". Es handelt
sich wohl ,um dieselbe kleine Schleifmühle", die 1890 Noel, Wasserversorgung S. 10, erwähnt und die vor einigen Jahren nach Ablösung
der Wasserberechtigung für Dampfbetrieb eingerichtet worden ist". Die Mühle lag an der Einmündung der Augustastraße in den Philosophen-
weg und erhielt ihr Wasser aus dem Abflüsse der Porzellanfabrik vor dem Weißensteiner Tor. Vgl. Abschnitt Porzellanfabrik" S. 623 H.
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Druselmühle.
Der mit dem Märchen von der Herkunft der kleinen Kinder früher innig verwobene, von der Drusel
gespeiste Druselteich gehörte zu einer Mühle, die man die Druselmühle hieß? An ihrer Stelle angeblich er-
richtete die Stadt im Jahre 1415 den noch heute stehenden Druselturmß Da jedoch im Jahre 1541 zwischen dem
Hohen und dem Zwehrentore eine Mühle neben einem Teiche erwähnt wird, deren Besitzer der durch die solide
Einfassung des Druselteiches bekannt gewordene Büchsengießer Martin Pete war so scheint diese Notiz auf keine
andere als auf die infolge des Turmbaues versetzte Druselmühle bezogen werden zu dürfen, zumal zwischen
dem Hohen und dem Zwehrentor kein anderer als der Druselteich vorhanden war. Zwischen dieser seiner Mühle
und dem Teich erwarb Martin Pete 1541 ein Garten- oder Hofplätzchen von den Kindern Werner Pflugks. Der
Rat der Stadt löste diese Verschreibung vermutlich in Hinblik auf die Arbeiten am Teich, den er im Jahre
1569 aufrichten" ließ. Auf der Trauselmühlen" zwischen Hansen dem Bettschwinger und Jonas Waldensteins
Behausung gibt das Salbuch von 15825 den Burgsitz der von Boyneburg an. 1622 ist die Rede davon, daß
der Druselmann den Dich auff der Drusselmüllen" abgelassen hatß Ein Mahlmeister war noch 1637 beschäftigt?
Pulvermühle.
Eine Pulvermühle wird um die Mitte des 16. Jahrhunderts erwähnt. 1553 hatte der Sohn vom Klaus
Kücken eine Strafe von 61 gl. 121; alb. zu zahlen, das er des Schultheyssen verbott verachtet vnnd In die
pulfermoel gegangenßß Vermutlich handelt es sich um, dieselbe Mühle, deren Lage in einer Urkunde von 1581
zur Sprache kommt Am 21. April dieses Jahres bekundet Landgraf Wilhelm lV., daß sein Salzkoch Hans
Grebensteiner eine Pulvermühle zwischen dem Zwehren- und dem Hohen Tore errichtet, wegen der Festung aber
auf Befehl wieder abgebrochen hätte und nunmehr die Erlaubnis erhielte, eine andere Pulvermühle vor dem
Ahnaberger Tor zwischen dem Wehr und der Ahnabrücke zu errichten. 1596 soll diese Pulver- und Schlag-
mühle" durch Wasserschaden so gelitten haben, daß ein Neubau notwendig wurde." Nach einer Überschwemmung
im Jahre 1607, welche die Mühle umriß, wurde ihr Wiederaufbau endgültig aufgegeben."
Weitmühle.
Eine Weytmole" wird 1485 zum ersten Male erwähnt." Sie war um diese Zeit schon wüst. lhre
Erinnerung lebte nur in der Bezeichnung eines Flurstückes fort, das vor der Stadt in der Richtung nach Wolfsanger
zwischen dem Mittelwege" und der Gemeinde" lag. Genauere Angaben über den Platz der wohl als Farb-
oder Krappmühle anzusprechenden Anlage bringen Urkunden der Jahre 1473 und 1475," nach denen die Weit-
mole" vor dem Ahnaberger Tor und gegen das Werd" ihre Stelle hatte. 1494 befand sich auf der weitmolen"
Thomas ilemans Baumgarten."
Lyncker, Brunnen S. 216. Vgl. Abschnitt Wasserleitungen".
Nebelthau, Denkwürdigkeiten II S. 67. Nebelthau, Gebäude S. 22.
Vgl. Abschnitt Stadtbefestigung" S. 82.
Urk. v. 16. u. 27. Mai 1541. Stadtarchiv Cassel.
Staatsarchiv Marburg.
Stadtarchiv Cassel 154.
Urk. v. 15. Febr. 1637 Stadtarchiv Cassel.
Stölzel, Stadtrechnungen S. 218 Nr. 48.
Ortsrepositur Cassel. Staatsarchiv Marburg.
Landau, Excerpte. Landesbibliothek Cassel. Landau gibt an, daß die Mühle, bevor sie auf die Ahna versetzt wurde, vor dem
Hohen Tore lag und dem Salzkoch Hans Pfennig gehörte.
Schminke, Cassel S. 87. Krieger, Cassel S. 73.
Schultze, Klöster Urk. Nr. 390.
Schultze, Klöster Urk. Nr. 464 u. 469.
Schultze, Klöster Urk. Nr. 490.
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Kratzenbergmühle.
Neben dem Schnittpunkte des Müllerwegesl von Rothenditmold nach dem Kratzenberg mit der vom
Lindenberg bei Kirchditmold am nördlichen Hange des Kratzenberges entlang fließenden Angersbach nimmt Noel
die Kratzenbergmühle an, deren Besitzer Georg Chr. Rühmann in einem jahrelangen Streit mit der Herrschaft
seine Rechte an der Wasserversorgung seiner Mühle vertrat. Das Privileg derselben rührte vom 22. April 1679
her und war am 19. April 1732 erneuert worden." Die Mühle war Bannmühle, aber nur wenn die Weißensteiner
Mühle nicht ausreichtef lm Jahre 1746 kaufte der Staat dem widerspenstigen Müller die Mühle für 1200 Taler
ab, um sie zu einer Schleif- und Poliermühle mit Feilhauerei einzurichtenß Ein Stadtplan von 17626 vermerkt
eine Mühle am Nordwestabhang des etwas weiter östlich gelegenen sogenannten Reißberges, die von der Angersbach
getrieben wurde, welche hier den Namen Kratzenberger Wasser" führte. Ob es sich hier um die Kratzenberg-
mühle oder eine andere Mühle handelt, ist bei der Art Zeichnung schwer zu entscheiden.
Alexismühle.
Eine Alexismühle findet sich im Salbuch von 1539 eingetragen. Sie lag unterm Lindenberg und zahlte
Gulden Mühlenzins. Sonst scheint über die Mühle nichts bekannt zu sein.
Hammerwerke.
Messinghof.
An der alten Handelsstraße von Leipzig nach Cassel, die in ihrem letzten Abschnitt von dem Gebirgs-
flüßchen Losse begleitet wird, errichtete Landgraf Karl mehrere Werke, die unter der großen Zahl seiner Gründungen
mit an erster Stelle stehen, weil gerade sie diejenigen lndustrien betrafen, die später so außerordentliche Bedeutung
für die deutsche Volkswirtschaft gewinnen sollten Zwar bestand schon 1622 eine Eisengießerei in Veckerhagen
an der Weser allein der dreißigjährige Krieg vernichtete bald wieder die ersten Regungen zu neuen Unter-
nehmungen. Ein Menschenalter hindurch litt Deutschland schwer unter den wirtschaftlichen Folgen dieses Krieges
und selbst dann, als andere Länder bereits auf dem Wege zu nie geahntem Wohlstande kräftig vorausschritten,
tastete es sich nur zögernd vorwärts.
So konnte auch im Jahre 1679 die Anlage eines Messingwerkes an der Losse, des Messinghofesf" nicht
viel mehr als ein erster Versuch des Landgrafen Karl von Hessen sein, die damals noch reichen Kupferschätze
seines Landes gewinnbringend zu verwerten, anstatt sie aus Mangel an entsprechenden Einrichtungen in das
Ausland zu versenden. Zur Bereitung des Messings mußte der zweite Rohstoff, das Zink, allerdings von weither
aus Schlesien bezogen werden, doch lieferte das Richelsdorfer Bergwerk Kupfer in solchen Mengen, daß gleich
von Anfang zwei Kupferhämmer im Messinghof in Betrieb genommen werden konnten. Darüber hinaus war
auch eine Gießerei vorhanden. Winkelmann 11 gibt 1697 eine kurze Beschreibung der Anlage. Danach war der
Jetzt Philippistraße.
Wasserversorgung S. 29. Noel bezeichnet die Lage der Mühle noch genauer oberhalb der Kreuzung des Verbindungsgleises vom
Bahnhof Unterstadt mit der Hannöverschen Linie. Die Gemarkungskarte vermerkt dort ein Grundriß mit der Bezeichnung Am Müllerhof"
und die Wiesen nordwestlich mit der Bezeichnung die Müllerwiesen"; hieraus schließt Noel auf die Mühle, die erst beim Bau der Main-
Weser-Bahn verschwunden sein soll.
Noel, Wasserversorgung S. 29. Katastervorbeschreibung 1747. Noel, Wasserversorgung S. 34.
Stadtplan v. Gerlach 1762. Staatsarchiv Marburg. Braun's, Gewerbepolitik S. 42 f.
Festschrift für 38. Hauptversammlung des Vereins deutscher Ingenieure 1897 S. 115.
Engelhard, Erdbeschreibung l. S. 139. Krieger, Cassel S. 395. Piderit, Cassel S. 216. Müller, Metallindustrie. Brunner, Cassel S. 201.
Hessen Il S. 289.
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Gebäude.
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im Jahr 1680 neuerbaute Messing-hof ein raumiger Platz mit ziemlichen Gebäuen umgeben, darin feine Logi-
amenter zur Lust und Verwahrung "der Arbeit, maßen darin der Messing-Dratb, Galmey und andern Mühlen-
Hämmer- und Gebäuen, im gleichen zwen Kupfer-Hämmer mit deren Zubehör, woselbst allerhand Messing- und
Kupfer-Waaren verfertiget, auch messinge Tiegel, allerhand Gröppen-Gut und Glocken gegossen werden". Die
Einrichtungen, die Landgraf Karl getroffen hatte, waren so vollkommen, daß selbst ein Riesenwerk wie die Herkules-
statue auf dem Oktogon zu Wilhelmshöhe im Messinghof angefertigt werden konnte. Sie entstand aber nicht
unter der Leitung des in dieser Werkstatt ausgebildeten O. Ph. Küper, der lange Zeit als ihr Verfertiger an-
gesehen wurde,' sondern ist das Werk des aus Berlin zugereisten Augsburger Goldschmiedes Joh. Jak. Anthoniß
1713 in Angriff genommen, wurde sie mit Zuhilfenahme von verschiedenen Ambossen und Blasebälgen im
Jahre 1717 vollendet. Für gewisse Vorarbeiten der Münzfabrikation besaß der Messinghof eine sinnreiche, nach
Angaben des Schweden von Polheim erbaute Maschine, deren Modell im Kunsthause aufbewahrt wurde. Mit
dieser Maschine konnte, wie Schminkea berichtet, vermittelst etlicher Wellen, welche beyde das hohe unter-
schlachtige Wasserrad treibet, in kurzer Zeit und mit leichter Mühe viele Arbeit verrichtet" werden. Aus der
weiteren Geschichte der Anstalt, die sich jetzt in Privatbesitz befindet, ist fast nichts bekannt. Vom Jahre 1741
ist eine in Stockholm ausgestellte Urkunde datiert, durch die Friedrich l. die Gerechtsame des Messinghofes
bestätigt Die Stürme des siebenjährigen Krieges versehrten die Fabrik wohl ebenso wenig wie die nachfolgenden
bewegten Zeiten. Konnte doch vor kurzer Zeit von einer Mauer des Messinghofes ein gedrucktes guterhaltenes
Sauvegarde" abgelöst werden, das die eigenhändige Unterschrift Richelieus trug? 1830 arbeiteten ein Walz-
werk und drei Kupferhämmer, 1837 eine Schmelzerei und Kesselschmiede. ln der ehemals mit dem Messingwerk
verbundenen benachbarten Drahtmühle, der ehemaligen Faustmühleßf setzten drei oberschlächtige Wasserräder
eine Drahtzieherei in Bewegung. Später wurde dieser Betrieb wieder aufgegeben und statt seiner eine Mahl-
mühle eingerichtet, die der vorletzte Besitzer, Kommerzienrat Vogt in Cassel, vollständig im Innern umbaute.
Ebenfalls mit dem Messinghof in industriellem Zusammenhang standen der Kupferhammer und der Eisenhammer,
welch' letzterer sich beim Fischhause befand? Wie eine Beschreibung des Jahres 18378 dartut, bestanden
die Betriebseinrichtungen um diese Zeit in einer Schmelz- und Kesselhütte mit vier Hämmer, zur Anfertigung
der messingenen Kessel, einem schwarzen und einem blanken Drahtzuge, einem Walzwerke, welches im Jahre
1830 angelegt ist, und drei Kupferhämmern wovon einer auf dem Messinghofe, die beiden andern aber '14 Stunde
davon über dem Fischhause sich befinden. Jeder derselben hat einen Breit- und einen Tiefhammer zum Anfertigen
der aufgetieften Arbeit; Bleche werden in dem Walzwerke fabrizirt. Letzteres ist interessant durch die Art wie
die Walzen gestellt werden, welche von der bei andern Maschinen der Art abweicht."
Trotz vieler Veränderungen kann die ursprüngliche Anlage des Messinghofes noch ietzt im Wesentlichen um 360
festgestellt werden. Sie umfaßte zwei mit der Landstraße paralell gelagerte langgestreckte zweigeschossige Gebäude
auf rechteckiger Grundlage, die einen Hof zwischen zwei hohen, mit rundbogigen Einfahrtstoren versehenen Mauern
einschlossen. In dem nach der Straße gelegenen südwestlichen Baukörper befanden sich vorzugsweise die in-
dustriellen Einrichtungen. Das nordöstliche Gebäude mag vornehmlich die Logiamenter zur Lust und Verwahrung
der Arbeit" enthalten haben. Im Allgemeinen ist diese Einteilung auch in der Folgezeit beibehalten worden.
Hoffmeister, Künstler S. 65. Hessenland VI S. 221 u. VII S. 198 f. u. 217 f.
VgLBd. lV S. 278. O. Ph. Küper, geboren i. J. 1692 Lehrbrief Küpers vom 19. III. 1709 im Besitz der Firma Lieberg 81 Co.,
Messinghof stand also erst in dem jugendlichen Alter von nur 21 Jahren, als man ihm eine so gewaltige Arbeit anvertraut haben soll. Mit
mehr Wahrscheinlichkeit könnte vielleicht sein in Goslar geborener Vater Chr. Küper, der vor 1709 schon 10 Jahre als Meister unter dem
Verwalter Kleinschmidt in Messinghammer tätig war, in besonderer Weise an dem Werk beteiligt gewesen sein.
Cassel S. 406.
Abdruck im Besitz der Firma Lieberg 8x Co., Messinghof.
lm Besitz der Firma Lieberg dz Co., Messinghof.
Staatsarchiv Marburg M. St. S. 7774.
Vgl. Abschnitte Kupferhammer" u. Eisenhammer" S. 618 f.'
Lobe, Wanderungen S. 231 f.
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Bau- und Knnstdenkmäler im Regiernngsbezirk Cassel. VI. CalseI-Stadl. 78
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Gebäude.
Noch heute besitzt der Südwestflügel ein von einem großen Gurtbogen durchsetztes Hammerwerk, in dem der
von außen heizbare Schmelzofen sich erhalten hat und noch zwei altertümliche Hämmer arbeiten Der Nord-
ostflügel umfaßt jetzt in der Hauptsache Lagerräume, daneben auch eine Wohnung und die Geschäftszimmer. Daß
aber auch dieser Bauteil ursprünglich vom Werkstattsbetrieb nicht ganz frei war, beweist ein bis in das Dach-
geschoß hinaufgreifender Raum, dessen polygonales Kuppelgewölbe in einen geräumigen Schlot mündet. lm
Ganzen erinnert die Grundrißanordnung an einen großen, in sich abgeschlossenen Wirtschaftshof. Die zahlreichen
schlichten Nebenbauten, die heute im Innern und Äußern des Hofes anzutreffen sind, rühren aus den verschiedensten
Zeiten her. Von den auf einem Lageplan aus dem Ende des 18. Jahrhunderts" wahrnehmbaren pavillonartigen
Außenanbauten an den Schmalseiten des Südwestflügels, deren Aufbau freilich unbekannt ist, scheint der nach
der Stadt gelegene in einer jüngeren Erweiterung sich noch erhalten zu haben. Er stellt sich als ein quadratischer,
gewölbter, an den drei Außenseiten geöffneter Vorbau, vielleicht eine Unterfahrt für Wagen oder eine Wage,
heraus. An die Art des ursprünglichen Betriebes im Hammerwerk erinnern an der Außenseite der Anlage die
Wasserräder, die sich am Südwestflügel im Bette eines Nebenarmes der Losse finden.
Der Aufriß verleugnet auch in seiner jetzigen Form weder die gewerbliche Bestimmung noch die herr-
schaftliche Herkunft der Anlage. Die beiden Hauptgebäude, in Bruchstein errichtet und offenbar für Putz berechnet,
sind an den Stirnseiten durch gut geschwungene Giebel abgeschlossen, deren Voluten ebenso wie die horizontalen
Trennungsgesimse als Kernmauerwerk des Putzüberzuges Backstein zeigen. Die hohen, mit Biberschwänzen und
Pfannen gedeckten Dächer werden von kräftigen Essen überragt. Die Gewände der zweigeteilten Fenster bestehen
teils aus Sandstein, teils aus Eichenholz. Die Architekturformen bewegen sich noch ganz im Rahmen der
Renaissance, für Landgraf Karls Entwicklung eine beachtenswerte Tatsache. Über dem der Stadt zugekehrten
Hoftor ist als besonderer Schmuck das hessische Wappen, darunter zwischen zwei ruhenden Löwen das Signum
C. L. Z. H." und unter diesem die Jahreszahl 1779 angebracht. Das auf dem Schlußstein des Torbogens an-
gebrachte kleine Schild ist nicht ausgefüllt, während es auf dem gegenüberliegenden Tor der Südostmauer den
hessischen Löwen und ebenfalls die Buchstaben C. L. Z. trägt. Ein anderes Schmuckschild und zwar ein mit
Rocailleverzierung umrahmtes Medaillonoval mit dem Monogramm Friedrichs ll., bekrönt die Eingangstür in das
Werkhaus.
Ofenplatte, in der nordwestlichen Hofmauer eingelassen. Allianzwappen des Landgrafen Wilhelm Vl. von
Hessen und der Landgräfin Hedwig Sophie von Hessen mit seitlichen Löwen und oberer Krone. Auf
oberem Spruchband W. 6. L. H. S. L. H." unten 1680". Gußeisen.
Sonnenuhr an der Hofseite des Nordostflügels. Rechtecktafel mit ANNO 1826"
Kupferhammer.
Zu den von Landgraf Karl am Laufe der Losse gegründeten lndustrieanlagen gehört auch der oberhalb
des Messinghofes zwischen dem Eichwäldchen und dem Lindenberg gelegene Kupferhammerß Die nicht näher
überlieferte Entstehungszeit dieses Hammerwerkes wird man mit der des Messinghofes annähernd gleichsetzen
also um 1680 annehmen dürfen. Ein Müller auf der Fürstlichen Kupfermühle vor Cassel, Konrad Fernberg
mit Namen, erscheint 1705i Aus der Geschichte der Anlage ist so gut wie nichts bekannt. Feststeht, daß
ehedem von hier das Kupfer gehämmert und gewalzt an den Messinghof geliefert wurde. Beide Werke er-
gänzten sich also. Engelhard," der auf eine Verfügung vom 25. Januar 1771 wider die Einführung fremden
Kupfers und Messings hinweist, berichtet 1778, daß im Kupferhammer, der von Herrn Landgrafen Carl er-
bauet worden, allerley messingene und kupferne Waaren, an Drahte, Kattun, Kesseln, Pfannen, Boden, Brau-
Eberth, Bilder Taf. u. 23.
Stadtplan v. Stockhausen 1798-1800.
Piderit, Cassel S. 217. Müller, Metallindustrie.
Stadtarchiv Cassel 414.
Erdbeschreibung S. 138.
Brunner, Cassel S. 200.
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Gebäude.
EVEJV-EVEVPJ
platten und dergleichen vertertigt" wurden. Ein Lageplan findet sich aus dem Ende des 18. Jahrhunderts
Noch am Anfang des 19. Jahrhunderts bestand der Hammer." Dann aber, als die Erzgewinnung sich un-
ergiebiger gestaltete, büßte auch er ein, nahm eine Brauerei auf und fand schließlich seine heutige Verwendung.
Für die Beurteilung des ursprünglichen Zustandes bietet die gegenwärtige Verfassung wenig Anhalts-
punkte. Die Gebäude, in denen sich zur Zeit eine Wollwäscherei befindet, könnten wohl noch Reste des
ehemaligen Mauerwerks enthalten, doch wird sich bei den zahlreichen Umbauten ein zuverlässiges Bild der
ersten Anlage kaum ergeben. Die heutigen Bauten sind daher von keinem besonderen Interesse. An Kunst-
gegenständen findet sich eine Ofenplatte der gleichen Art wie im Messinghofß jedoch mit der Jahreszahl 1685.
Eisenhammer.
Zwischen dem Messinghof und dem Kupferhammer liegt die Stockfabrik von Rocholl, vom Volksmund
meist als Eisenhammer" bezeichnet. Die Berechtigung dieses Namens, der offenbar eine alte Überlieferung
zu Grunde liegt, könnte aus der Mitteilung Winkelmanns4 nachgewiesen werden, der 1697 eine Eisendraht-,
Papier- und Mahl-Mühle, Ahl- und Nagelschmiede einer weiter abwärts gelegenen wolerbauten" Papiermühle
gegenüberstellt. Aber selbst wenn dieses vielseitige Werk an dem Orte des heutigen Eisenhammers gestanden
haben sollte, so war anscheinend schon zu Schminkes Zeit ein beträchtlicher Teil davon wieder eingegangen
und nur eine wohleingerichtete Papiermühle mit einer Holzschneidemühle" übrig geblieben. Am Ende des
18. Jahrhunderts wird an der gleichen Stelle auch eine Mahlmühle vermerkt. Die Anlage erlangte mit der
Zeit große Volkstümlichkeit, aber nicht wegen ihrer industriellen Eigenschaft, die wohl schließlich ganz einging,
sondern weil das auf demselben Gelände stehende Fischhaus", in dessen Keller das Eichwasser" entsprang,
bei Hoch und Gering ein beliebter Ausflugsort wurde, der weit und breit wegen seiner vorzüglichen Fisch-
gerichte bekannt war."
Gewerbliche Anlagen von geschichtlichem Interesse sind nicht mehr vorhanden, doch können die beiden
alten Häuser, die noch heute auf dem Eisenhammer anzutreffen sind, sehr wohl zu einem früheren Industrie-
unternehmen gehört haben, dessen Entstehungszeit die in einem Stein eingegrabene Jahreszahl auf 1685 angibt.
Münze.
Von der alten Münze ist nur bekannt, daß sie sich auf dem Markte befunden haben soll, wo sie zum
Jahre 1391 Erwähnung tindetß Die Münzstätte als solche wird zum ersten Male zum Jahre 1239 genannt Ob sie
sich im Rathause befand, ist nicht ersichtlich. Da die Anstalt fürstlich war, ist eher anzunehmen, daß sie in einem be-
sonderen, dem Landesherrn gehörigen Hause untergebracht war. ln den Stadtrechnungen spielt das Haus so
gut wie gar keine Rolle. Eine gelegentliche Erwähnung im Jahre 15539 gibt über die Lage leider auch
keine nähere Auskunft. Später findet sich die Münze im Renthof." Wie Schminke 1767 berichtet, war sie
nachdem Landgraf Wilhelm IV. dieses Gebäude im Jahre 1580 aufrichten lassen, hierher verlegt". Daneben
Stadtplan v. Gebr. Stockhausen 1798-1800.
Krieger, Cassel S. 896.
Vgl. Abschnitt Messinghof" S. 618.
Hessen II S. 289.
Cassel S. 405 f.
Schminke, Cassel S. 405.
Vgl. Abschnitt Geschichtliche Einleitung" S. 7. Schminke, Cassel S. 220.
Vgl. Abschnitt Geschichtliche Einleitung" S. 28.
Stölzel, Stadtrechnungen S. 248 Nr. 193 u. S. 249 Nr. 194.
Vgl. Abschnitt Renthof" S. 443 f. Bibra, Cassel S. 26 Die Münze ist auch in Cassel, unter den deutschen Fürstenmünzen
eine der vollständigsten Man münzt hier goldne und silberne, und Scheidemünzen von Kupfer ununterbrochen fort, und zwar in Ge-
wölben des Renthofs".
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78'
erwähnt Schminke noch eine Münze im Messinghof, die Engelhard 1778 anscheinend als selbständiges Bau-
werk aufführt. Eine sogenannte alte Münze" findet sich auf einer Zeichnung, unterschrieben von Diederlein
und datiert vom 9. März 1768, auf dem Kleinen Finkenherd eingetragen. Schließlich erhielt die Münze ihren
Platz in dem Teile des Meßhauses, der an der Ecke der Karls- und Wilhelmsstraße lag? An den Fronten
des Gebäudes, das ursprünglich ein Bürgerhaus war, scheint nichts geändert zu sein. Wenigstens berichtet eine
Beschreibung des Jahres 1889,4 daß das Münz-Gebäude in seinem Aeußeren sich weiter nicht auszeichnetß
Dagegen erfuhr die innere Einrichtung eine Umgestaltung. Die Maschinen bestanden aus Prägestöcken,
Durchschneide- und Rändel-Maschinen, sowie einem Walzenwerke, alle nach der neuesten Erfindung von
Gengembre, in der rühmlichst bekannten Fabrik der Madame Gatteaux verfertigt". Im Meßhasue hielt sich die
Münze bis zu ihrem Ende im Jahre 1866, worauf ihre Räume als Oftlzierkasino eingerichtet wurden.
Schleifwerke.
Edelsteinschleiferei.
Zu den gewerblichen Anlagen Cassels zählte auch eine Edelsteinschleiferei. Begründet wurde sie nach
der Auffindung von Achat-, .laspis- und Porphyrlagern in der Gegend von Schmalkalden, Frankenberg und in
der Grafschaft Schaumburgß Der rührige Landgraf Karl versuchte alsbald auch diese Schätze seines Landes
nutzbar zu verwerten und legte in dem von der Drusel durchflossenen, teilweise jedoch trockenen Schloßgraben
seiner Casseler Residenz eine Mühle an, die er mit einem Schleif-, Polier- und Schneidwerk versahf und zu
seinem persönlichen Gebrauch sogar mit einer Drehbank ausstattete, an der er kunstvolle Statuetten und Bilder
selbst drechselteF
Mit einem Stabe von Künstlern, die er größtenteils auf eigene Kosten in Florenz hatte ausbilden lassenß
vereinigte der Landgraf seine Bemühungen, um die Edelsteinschneidekunst wieder zu beleben Seinem er-
findungsreichen Geist gelang es, ein Verfahren zu entdecken, womit der sehr harte Jaspis bezwungen werden
konnte, was weder in Holland noch anderwärts geglückt war?" Zum Verwalter der Werkstatt ernannte er
Samuel Korsinsky," den er in Gemeinschaft mit dem Miniaturmaler und Naturforscher Johann Daniel de 1a
Valette an die Spitze des Unternehmens stellte. Eine Reihe tüchtiger Kunsthandwerker wie Francisco Mugniani
Guiseppe Mogia, Malpini, Heinrich Busch und Dobermann nahm Karl mit guten Gehältern in die Dienste seiner
Kunstanstalt," aus der bald allerhand kunstvolle Zier- und Gebrauchsgegenstände wie Elfenbeinvasen und figuren
Bernsteinschmuck, kostbare Dosen, Porträts, Trinkgeschirre, Wappen und Gerätschaften aus Bergkristall, Jaspis
Achat, Carniol, Smaragd, Saphir, Onyx, Korallen, Perlmutter und Meerschnecken hervorgingenßß Ganz bes
sonders vermehrte der von Karl schon vor 1698 berufene berühmte Edelsteinschneider Johann Christoph Lieb-
Cassel S. 404 f.
Erdbeschreibung S. 139.
Vgl. Abschnitt Messhaus" S. 593 u. 595 und Abschnitt Bürgerhäuser. Haus Obere Karlsstraße Nr. 11." Gerland, Du
S. 24 Zu der von Charles Du Ry errichteten größeren Gebäuden gehört das jetzt mit Nr. 11 bezeichnete an der Ecke der Karl- unc
Wilhelm-Straße, in welches die bisher im Renthof befindlich gewesene Münze verlegt wurde." So auch Jacobi, Hugenotten XXV
Nr. 283. Als Münze erbaut ist das Haus, das vor Charles Du Rys Tod, also vor 1757 entstanden sein muß, gewiß nicht. Noch 1763, alsc
zu einer Zeit, wo sich die Münze noch im Renthof befand, führte es den Namen des Berlepsch'schen Hauses. Anscheinend erfolgte die Ver
legung der Münze in das Meßhaus zur Zeit der französischen Fremdherrschaft.
Cassel 1839 S. 32. Rommel, Gesch. v. Hessen S. 143. Woringer, Straßennamen S. 322.
Wolfart, Amoenitates S. 23. Kuchenbecker, Anal. Hass. II Praef. S. 24. Rommel, Gesch. v. Hessen S. 143. Winkelmann,
Hessen II S. 389. Dehn-Rotfelser, Kunstschöpfungen S. 5. Woringer, Straßennamen S. 322.
Winkelmann, Hessen II S. 389. Woringer. Straßennamen S. 322.
Rommel, Gesch. v. Hessen S. 143 f. Lenz, Gläser. Rogge-Ludwig, Glasschleiferei.
Winkelmann, Hessen II S. 389.
HofTmeister, Künstler S. 62, wo der Name auch Korsunsky geschrieben wird.
Rommel, Gesch. v. Hessen S. 143 f.
13 Winkelmann, Hessen II S. 389. Rommel, Gesch v. Hessen S. 143.
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hardl das Ansehen der fürstlichen Kunstmanufaktur. Ihm hatte der Landgraf die Bearbeitung des Jaspis über-
tragen, die er meisterhaft ausübte. Im Verein mit dem Mathematiker und Mechaniker Homagius vollendete er
die von Giovanni Francesco Guerniero, dem bekannten Erbauer der Kaskaden auf Wilhelmshöhe, im Jahre 1704
begonnene Mosaiktafel aus kostbaren und seltenen Edelsteinen, die das am meisten bewunderte Stück der im
Museum aufbewahrten Erzeugnisse iener Schloßmühle bildet. Das Prachtwerk gilt dem Andenken an den sieg-
reichen Entsatz der Feste Rheinfels durch Landgraf Karl im Jahre 1692 und stellt die Gegend von St. Goar
mit dem Schloß Rheinfels dar.' Aus weißem, schwarzem und rotem Achat bestand das für den Landgrafen
gefertigte Portal, das mit den Statuen des Herkules und der Pallas sowie mit acht kleinen korinthischen Säulen
geschmückt war Die Verlegung der Werkstatt in eine an der Losse gelegene Mühle, die den Namen Agat-
mühle führte und später die Bezeichnung Agathof annahm bedeutete das Ende des Unternehmens im Schloß-
graben, das am neuen Platze die alte Blüte nicht wieder erreichte.
Eine kunstgeschichtliche Bedeutung haben die Gebäude der Edelsteinschleiferei kaum besessen. ln den
Stadtbeschreibungen spielen sie eine ganz untergeordnete Rolle. Winkelmannf der sich über die Bearbeitungs-
art der Rohmaterialien ausführlicher ausläßt, spricht hinsichtlich der Baulichkeiten nur von einer artigen wol
inventirten Mühle", die er als Schneidemühle bezeichnet. Uffenbachß der die in der Anstalt hergestellten
Arbeiten gebührend würdigt, berichtet 1753 nur, daß die Stein-Schleifferey unter dem Wall des Schlosses im
Graben bey dem Thor linker Hand" ihren Platz hatte. Schminke der gleichfalls die Hauptwerke der Fabrik
lobend hervorhebt, erwähnt 1767 in einem Raume vier große Maschinen, so zum Steinschleifen gebraucht
werden, welche alle ein großes Wasserrad, das im Durchmesser 25 Schuhe hat, treibet". Im übrigen geht aus
seiner Beschreibung nur hervor, daß die Edelsteinschleiferei in dem Teile des Schloßgrabens bey dem Marställer-
platz an der Schloßmauer" lag, wo allerhand künstliche Räderwerke durch die vorbey geleitete Drusel ge-
trieben und zu mancherley Arbeit gebraucht" wurden. Die Stadtpläne geben an dieser Stelle den Grundriß
eines langgestreckten, mit der Rückwand an die äußere Grabenmauer sich anlehnenden Gebäudes wieder, das
auf einem Plan von 1766 durch die Eintragung eines mit der Drusel in Verbindung stehenden Rades deut-
lich als Mühle gekennzeichnet ist?
Agathof.
Den Zwecken der Edelsteinbearbeitung diente auch ein bei Bettenhausen gelegenes Schleifwerk, das
von der Losse getrieben wurde. Auch diese Achatschleiferei, die den Namen der Agatmühle "führte, soll auf
Landgraf Karl zurückgehen. Ob sie von Anfang an mit der Edelsteinschleiferei im Schloßgraben in Verbindung
stand, ist nicht ermittelt. Auch über die Leistungen des Werkes scheint nichts Wesentliches bekannt zu sein.
Tatsache ist, daß die Edelsteinschleiferei aus dem Schloßgraben später in das Lossewerk verlegt wurde." Aber
auch diese Vereinigung mit der blühenden Kunstanstalt der Residenz konnte dem entlegenen Betriebe zu keinem
rechten Erfolge verhelfen. Vielmehr ging die ganze Manufaktur zurück, da sie der fördernden Nähe des fürst-
lichen Interesses entrückt wurde und in die Nachbarschaft rein industrieller Unternehmungen, wie der Pulver-,
Öl-, Walk- und Lohmühle geriet. Aus der Geschichte der Baulichkeiten ist bekannt, daß im siebenjährigen
Kriege ein Brand die Anlage zerstörte," die äußerlich zwar eine Erneuerung erfuhr, innerlich sich aber wohl
nicht erholen konnte. Der weitläufige Neubau, der nach dem Kriege entstand, wurde bald anderen Bedürfnissen
zur Verfügung gestellt. Der Name Agathof, der an die ursprüngliche Bestimmung des kunstgewerblichen Werkes
erinnert, hat sich bis heute erhalten.
Bei Winkelmann als Labhard aufgeführt. Jetzt im Landesmuseum zu Cassel.
Schminke, Cassel S. 111 f. Rommel, Gesch. v. Hessen S. 144. Vgl. Abschnitt AgathofV. Hessen III, S. 389.
Reisen S. 51 H. Cassel, S. 110 lf. Stadtplan v. Wasserhuhn 1766.
Andere Annahme anscheinend bei Hahndorf, Carlsaue S. 37 Die Edelstein-Schleifmühle stand in dem Wege zwischen dem
dermaligen Stallgebäude der Kriegsschule und den Räumen der Kattenburg, nahe des Abhanges".
Schminke, Cassel S. 406. Rommel, Gesch. v. Hessen S. 143. Woringer, Straßennamen S. 322. Diemar, Agathof S. 184.
Vgl. Abschnitt EdelsteinschleifereW S. 620.
Krieger, Cassel S. 47. Piderit, Cassel S. 282.
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621 aaaaaaaaaaaaag
In der Folgezeit nahm der Hof zunächst eine Branntweinbrennerei und Viehmastanstalt auf. Bis 1783
enthielt er eine Leinwandbleiche und Kattundruckerei, die unter dem aus dem Kanton Bern eingewanderten
Schweizer Benedikt Niggeler aber fallierte und von 1783 bis 1785 in beschränktem Umfange üskalisch weiter-
betrieben wurde, bis sie an die Gebrüder Ahnesorge in Erbleihe überging
Diese beiden Kapitalisten, die in Hamburg ein großes Vermögen erworben hatten, beteiligten sich nur
finanziell an dem Unternehmen, dessen Leitung sie 1785 ihrem sachkundigen Freunde und früheren Geschäfts-
teilhaber, dem aus der berühmten Schülerschen Fabrik hervorgegangenen Johann Christian Ludwig Spindler
aus Crailsheim in Ansbach-Brandenburg übertrugen. Er sowohl wie die Gebrüder Ahnesorge erhielten den
Finanzratstitel. Die letzteren mußten sich den merkantilistischen Zeitanschauungen entsprechend verpflichten,
ihr gesamtes Kapital, Hab und Gut in Hessen anzulegen. Aus dem Agathof schufen sie ein Fideikommiß.
Die tüchtige geschäftliche und technische Führung brachte der Fabrik außergewöhnliche Erfolge und setzte sie
in den Jahren 1792 bis 1798 mit 300 Arbeitern an die Spitze aller hessischen lndustrien?
Der im Jahre 1801 erfolgte Tod beider Brüder und die allgemeine politische und wirtschaftliche Be-
drängnis Deutschlands wirkten auf die Kattun- und Filzfabrikation so nachteilig ein, daß sich Spindler im Jahre 1811
vom Agathof zurückzog und ihn seinem Schwager Jak. Chr. Nerong aus Flensburg überließ. Allein Nerong
vermochte den Niedergang der Fabrik nicht aufzuhalten; 1832 hinterließ er sie seinem Sohne Heinrich Gottfried,
der durch mancherlei Verbesserungen, vor allem durch Einführung der Dampfkraft im Jahre 1837 die Ertrags-
fähigkeit bedeutend steigerte und als internationale Konkurrenz auch auf den Märkten von Mittel- und Süd-
amerika mit großen Erfolgen erscheinen konnte. lm Veredelungsverkehr wurde der Fabrik Zollfreiheit zugestanden
und alles deutete auf eine endgültige Überwindung früherer Schwierigkeiten und schlechter Geschäftsjahre hin,
als am 7. Januar 1850 Heinrich Gottfried eines frühzeitigen Todes starb. Der Agathof, der seit der Auf-
hebung der Erbleihe im Jahre 1848 in den unumschränkten Besitz des Eigentümers gelangt war, ging nun auf
die noch unmündigen Kinder über und mußte einstweilen der unvorteilhaften Obhut Fremder überlassen werden
Dennoch glückte den beiden herangewachsenen Söhnen eine gedeihliche Fortführung des väterlichen
Geschäftes, das um 1872 abermals einen Höhepunkt erreichte, wiewohl inzwischen eine sehr verschärfte
Konkurrenz neben einem Ermatten der Nachfrage nach den langsam sich überlebenden Artikeln der Kattun-
und ilzfabrikation sich bemerkbar machte. Das Schicksal des stolzen Unternehmens war besiegelt, als seine kräftigste
Stütze G. Nerong ihm 1875 durch den Tod entrissen wurde. 1883 geriet der Agathof in Konkurs; er wurde
von Diemar und Heller übernommen, die eine Seifenfabrik darin einrichtetenß Die alte Pracht aber, die
Wohlhabenheit und Kunstsinn in glücklichen Tagen hier in den Wohnräumen angehäuft hatten, zerstob unter
den Hammerschlägen des Auktionators. Von allem blieb nicht viel mehr als drei in Farbe und Form trefflich
gelungene Tonöfen auf eisernen Feuerungskästen im Stil des Empire, und eine sehr schöne blaugetönte Papier-
tapete auf Leinwand, von üppigen, saftig kolorierten Fruchtfriesen ringsum eingefaßt, sowie drei Supraporten
mit bunten Figuren in antiken Gewändern auf schwarzem Grunde. Diese Papiertapete ist insofern von Interesse,
als sie zu den ersten in Deutschland erzeugten Wandbekleidungen dieser Art gerechnet werden mußß
Engelhard, Erdbeschreibung S. 138. Woringer, Arnold S. 139. Diemar, Agathof S. 184.
Apell, Cassel 1792 S. 43. Nemnich, Tagebuch. Hessenland Ill S. 3101i. Piderit, Cassel S. 324. Zwenger, lndustr. Verhält-
nisse S. 310. Woringer, Arnold S. 139. Diemar. Agathof S. 184 ff. Brunner, Cassel S. 397.
Diemar, Agathof S. 214 ff.
Diemar, Agathof S. 252.
Die Tapete entstammt wohl der Tapetenfabrik von Arnold in Cassel. K.- H. Arnold war der Begründer der Tapetenindustrie,
die den Schablonendruck zu Gunsten des Formendruckes verschmähte. Arnold, der freundschaftliche Beziehungen mit dem Kattunfabrikanten
Spindler auf dem Agathof unterhielt, betrieb früher ein Geschäft für Damenartikel im Hause Brüderstraße Nr. begann aber etwa um 1780
nach englischem und österreichischem Vorgehen mit Versuchen zum Tapetendruck. Er übernahm das im Kattundruck übliche Verfahren der
Formendruckerei, das sich alsbald glänzend bewährte. Da Arnold über Geschmack und künstlerische Fähigkeiten verfügte, lieferte er die
Muster seiner Tapeten selbst, die überall günstig aufgenommen und auch für das neuerbaute Schloß in Wilhelmshöhe begehrt wurden.-
Arnold gab infolgedessen sein früheres Geschäft auf und begründete in der Wildemannsgasse eine Tapetenfabrik, die die Vorgängerin der im
Jahre 1830 in Berlin errichteten berühmten Amoldschen Tapetenfabrik war. Vgl. Woringer, Arnold S. 139. Vgl. auch Abschnitt Bürger-
häuser. Haus Wilhelmshöher Platz Nr. 4".
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ägääägäl äääääää
Gebäude.
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Wie ein lnventar von 1793 ausweistß ist der Agathof seit diesem Jahre nicht viel verändert worden,
obwohl die Fabrikationseinrichtungen gewechselt haben. Die Gesamtanlage beruht auf einem von Osten nach um am
Westen gelagerten Hauptbau mit zwei nördlich und südlich angeschobenen niedrigen Seitenflügeln. Diese
beiden Nebenbauten schließen einen Hof ein, von dem aus der Zutritt in das zweistöckige Hauptgebäude durch
eine schlichte Türe in der Mitte des Hauses erfolgt. Das ganze Erdgeschoß ist heute wie damals nur Fabrikations-
zwecken vorbehalten. Ein sehr breiter, durch die ganze Tiefe des Hauses reichender Flur scheidet die Räume
in allen Geschossen in zwei Abteilungen. Starke Eichenstützen tragen im Erdgeschoß die hölzernen Unter-
bauten für die darüber liegenden Stockwerke. Trotz starker Belastung und großer Spannweiten hat sich bis
jetzt an keiner Stelle eine Durchbiegung oder sonstige Formänderung gezeigt. Die gewaltigen Sprengwerke
der oberen Geschosse, die teilweise Üen Druck des in vier Stockwerken übereinander gebauten weiträumigen
Satteldaches verteilen, sind mit eisernen Bändern versehen. Die Eisensäulen im Erdgeschoß scheinen vielfach
mit einer Holzarchitektur verkleidet gewesen zu sein. die an manchen noch vorhanden ist. Eine breite Treppe
führt in das niedrige Obergeschoß. Dort liegen die Geschäftsräume. Ehemals mögen diese ebenfalls im Erd-
geschoß untergebracht gewesen zu sein. Denn die kleinen Räume des Obergeschosses waren die Wohnung
der Fabrikherren; die Gesellschaftsräume lagen in dem ausgebauten Stockwerk des Dachgeschosses. Dort
standen, wie der jetzige Besitzer als Augenzeuge berichtet, die bereits erwähnten Öfen und dort ist noch jene
blaue Tapete mit den Supraporten erhalten. Der Aufbau wird vollkommen beherrscht von dem massigen
Hauptgebäude, das den Hof der nördlichen Seite wuchtig abschließt, und aus den beiden lang und niedrig
hingestreckten Westflügeln mit breiter Behäbigkeit als freundliche Giebelwand emporsteigt. Gut eingeschnittene
Fensteröffnungen beleben die weißen Flächen, die von dem warmen Rot der Satteldächer lebhaft abstechen.
Zu dem Anwesen gehörten große Wiesenflächen und ein Park, der den Hof nach der Sandershäuser
Straße deckt. Hinter Hecken und wildem Wein verbirgt sich dort ein Lusthäuschen, das einen kleineren Vorraum
mit einer Kochgelegenheit und einem anschließenden saalartigen Aufenthaltsraum enthält. lm Vorraum sind
noch Spuren ehemaliger Wandbemalung in Marmormanier erhalten geblieben. Die nahe am Hauptgebäude
jenseits der Losse gelegene Wollwäscherei gehörte früher ebenfalls zum Agathofe, hat aber infolge entstellender
Umbauten jedes baugeschichtliche Interesse verloren.
Porzellanfabrik.
Porzellanfabrik in der Schäfergasse.
Nachdem 1583 Landgraf Wilhelm lV. im Weißen l-lofe zu Cassel eine Weißglashütte gegründet hatte,
die zu keiner rechten Blüte gelangt war? legte 1680 Landgraf Karl den Grund zu einer Porzellanfabrik der
zwar ebenfalls Schwierigkeiten nicht erspart blieben, im Allgemeinen aber doch eine größere Fruchtbarkeit
beschieden war. Für den Betrieb der Anstalt wurde in der Schäfergasse ein eigenes Gebäude errichtet dessen
Platz bekannt ist. Zunächst von Georg Kumpfe bis zu dessen Tode 1691 geleitet; wurde sie 1694 an Johann
Esajas de Lattre aus Hanau gegen eine Summe von jährlich 70 Talern verpachtet. Die Fabrikate, anfänglich
Faience, müssen schon früh eine gewisse Vollkommenheit erlangt haben. Man machet zu Cassel, so berichtet
1697 Winkelmann schöne Porcellanen-Schüsseln, Teller und Krüge, wie auch daselbst und zu Homburg vor
der Höhe die schönsten Gläser verfertigt werden".
Im Besitze des jetzigen Eigentümers des Agathofes.
Vgl. Abschnitt Hof Vor dem Tore".
Drach, Weißglashütte. Schelenz, in Hessische Post 1918 Nr. 269.
Arnolds Chronik. Schminke, Cassel 315. Piderit, Cassel S. 255.
Schminke, Cassel S. 315.
Hoiimeister, Künstler S. 65.
Hessen S. 39 u. III S. 389.
623 Qääääääägäääääääääääägä
Von 1698 ab folgte ein einjähriger Betrieb auf herrschaftliche Rechnung. Hierauf wurde die Porcellain-
hütte einem Holländer Dirk Janson van Schie überlassen und nach dessen Tode 1700 an Dietrich de Vos und
Louis Verschier verpachtet. Der nächste Pächter Philipp Houttem, der kein gelernter Porzellanarbeiter sondern
Löwenwärter in der Menagerie des Landgrafen gewesen war, brachte die Anstalt, deren Arbeiter zum größten
Teil Holländer waren und deren Rohstoff in der Wehlheider Gemarkung gewonnen wurde, auf eine Höhe, daß
ihre Erzeugnisse mit denen der holländischen und deutschen Fabriken in Wettbewerb treten konnten und
nach Preußen, Sachsen und Böhmen ausgeführt wurden. Der Wert der Jahresproduktion betrug ungefähr
3000 Taler. Nichtsdestoweniger gab 1717 Houttem die Fabrik auf, da er angeblich 4000 Taler zugesetzt hatte.
Nachdem sich Verhandlungen mit dem Kommerzien-Kommissarius Heinrich Friedrich von Horn aus Braun-
schweig zerschlagen hatten und von 1719 bis 1724 der Betrieb von einem Casseler Bürgersohn Johann Heinrich
Koch ohne besonderen Erfolg geleitet war, übernahm Johann Christoph Gilze, ein gebürtiger Hesse, der 14 Jahre
in der Braunschweiger Manufaktur Meister gewesen war, die Fabrik, die er wieder in die Höhe brachte und
bis zu seinem Todesjahr 1735 behauptete Über Aussehen und Einrichtung der Fabrik ist wenig bekannt. Eine
Stadtrechnung des Jahres 1712 führt die Manufaktur als Fürstliches Porcellainhaus" auf mit dem Bemerken,
daß das Haus kein Geschoß zahle. Ein 1726 aufgenommenes Inventar ergibt, daß die Gebäulichkeiten ziemlich
umfangreich waren. Aufgeführt werden ein Vorderhaus mit fünf Fenstern Front, Mittelgebäude, worin die
Maler- und Glasurstuben, Seitengebäude und Hinterhaus mit einer durch ein Pferd getriebenen Glasurmühle
sowie ein altes und ein neues Brennhaus.
Nach Gilze führte dessen Sohn Fr. Ludwig, der in Holland und Meißen ausgebildet war, die Anstalt
bis zu seinem Tode 1740 weiter? ln seinen finanziellen Schwierigkeiten fand er Unterstützung beim da-
maligen Kammerrat Waitz, dem als Chef des Berg-, Salz- und Hüttenwesens die Fabrik unterstand. Waitz
war es auch, der nicht nur 1751 den gefährdeten Fortbestand der Manufaktur sicherte, sondern auch
1766 den Landgrafen bewog, eine ächte Porzellanfabrik auf herrschaftliche Kosten anzulegen. Inventare
von 1764 geben über die Art der Fabrikate Aufschluß. Im Formenverzeichnis finden sich unter Anderem
Modelle zu einem bauchigen Ofen, zu einem Schwungofen, zu einem Zugofen, zu einem Ofen mit Engeln und
Pelikan, zu einem Postamentofen, zu verschiedenen Vasen, zu einem Fuß hohen Kinde, zu einer großen
Pagode, zu einem stehenden Löwen, zu einem Affen, zu einem Hunde, zu einem Pariser und einem Straßburger
Service, zu Teebrettern, zu verschiedenen Figurenbutterdosen und zu Barbierbecken. Neben der Porzellan-
fabrik verlor die Faiencefabrik mehr und mehr an Bedeutung. Am 12. Juli 1766 wurde der erste Porzellan-
brand in Cassel vorgenommen. In diesem Jahre zählte die Manufaktur 25 Leute. Wie Schminkef 1767 be-
richtet, unterstand die Porzellanfabrik, die um diese Zeit eine bessere Einrichtung erhalten" hatte, der Leitung
zweier Direktoren. Nach seiner Ansicht ließ sich von derselben in der Folge viel gutes versprechen". In
der Person des Nikolaus Paul, der kurz zuvor die Fabrik zu Fulda eingerichtet hatte, war ein Arkanist ge-
wonnen worden, der den Betrieb leitete anfangs auch Erfolge erzielte, bei Verarbeitung der inländischen
Rohstoffe aber versagte und schließlich entlassen wurde, als sich herausstellte, daß er mit dem Fürstbischof von
Passau Verhandlungen zwecks Errichtung einer Porzellanfabrik daselbst angeknüpft hatte. Die Versuche mit
der Porzellanmasse, die hauptsächlich nach Waitz" Angaben zusammengesetzt war, führten zu dem Ergebnis,
daß 1768 der Landgraf für vier Leuchter, die ihm Waitz übersandte, seine volle Zufriedenheit aussprach. Zu
den Malern, die um diese Zeit in der Fabrik beschäftigt waren, gehörte der später so berühmt gewordene
Pferdemaler Johann Georg Pforr, der von 1769 bis 1771 hier tätig war. 1769 wurde durch die Cassel'sche
Drach, Porzellanfabriken S. 119 f.
Stadtarchiv Cassel.
Drach, Porzellanfabriken S. 119 f.
Cassel S. 315.
Demmin nach Lenz S. 219 gibt an La fabrique fut etablie en 1763 par un ouvrier de la fabrique de Ringler". Jaennicke
meint Ob in Cassel eine Fabrik bestanden, welche, wie vielfach angegeben wird, 1673 von einem Arbeiter Ringlers gegründet worden
wäre, ist höchst unwahrscheinlich, da in Cassel selbst hierüber absolut nichts bekannt ist".
äääää gäägäääää
624 äää ä ä
Gebäude.
Polizei- und Kommerzienzeitung bekannt gegeben, daß nicht nur komplette bunt und blaugemalte, gerippt
und glatte Kaffee- und Theeservices" zu billigen Preisen zu haben seien, sondern daß auch solche Stücke ver-
fertigt würden, wie sie etwa zu mangelhaften Services bestellt werden möchten. Aus den Brandzetteln ist zu
ersehen, daß auch eine ganze Anzahl figürlicher Zierstücke hergestellt wurden. Der Absatz der Waren war
gering. Auch die Veranstaltung einer Porzellanlotterie im Jahre 1770 sowie der Vertrieb auf der Messe,
durch Auktionen und durch Niederlagen in den größeren Landstädten waren nicht imstande die Kauflust im
Bürger- und Bauernstande zu heben. Trotz der erheblichen Zuschüsse, welche die Hofkasse zu leisten hatte,
ließ sich der Landgraf nicht abschrecken, den Betrieb der Manufaktur dadurch zu vergrößern, daß er eine
zweite Fabrik anlegte, die von der ersten zwar örtlich getrennt war, in der Produktion und Verwaltung aber
mit ihr völlig zusammenhing. Mit dieser neuen Fabrik teilte die alte auch das Schicksal des Untergangs. 1786
wurde das Haus in der Schäfergasse auf Abbruch verkauft
Porzellanfabrik vor dem Weißensteiner Tor.
Die zweite bauliche Anlage, die in Cassel für die Porzellanmanufaktur geschaffen wurde, fand vor dem
Weißensteiner Tor ihren Platz? 1770 wurde ihre Einrichtung beschlossen. Der Bau muß sogleich in An-
griff genommen sein. In den Jahren 1771 bis 1773 ist die Rede davon, daß die Materialien dreier am oberen
Steinweg abgerissenen, bis dahin im Besitz von Clar, Kirchhoff und Frölich befindlichen Gebäude zum Bau der
neuen Porzellanfabrik verwandt wurden? Einen Hauptbestandteil der neuen Anlage bildete die Porzellanmühle.
Ihre Einrichtung erschien den Zeitgenossen so beachtenswert, daß der Professor der Mathematik zu Cassel
Joh. Matth. Matsko 1772 eine mit Abbildungen versehene Beschreibung der hiesigen neu erbauten Porcellain-
Glasur-Mühle nebst einer Theorie von der Geschwindigkeit des Wassers, und Untersuchung dieser Geschwindig-
keit vermittelst eines Penduls" herausgab. Diese Porcellain-Mühle" heißt es in der als Dissertation erschienenen
Schrift4 ist auf gnädigsten Befehl, Behuf der hiesigen Porcellain-Fabrique zum Mahlen der Glassur, unter
der Direction Sr Hochfreyherrl. Excell. des Herrn Geheimen Etats-Ministre und Kammer-Präsidenten, auch der-
mahligen Curatoris uneres Collegii Carolini, Waitz von Eschen, allhier vor dem Weißensteiner-Thor gantz neu
aufgebaut worden. Die Lage dieser Mühle ist deswegen allhier gewählet worden, weil oberhalb der Straße
ohngefehr 800 Schuh davon ein Bach vorbeyfließt, welcher die Drusel genennt wird". Die ausführliche Be-
Schreibung ergibt, daß ein unterschlächtiges Wasserrad, ein Pochwerk, ein Mahlwerk, eine Pumpe, ein 34 Schuh
tiefer Brunnen und eine Schlemmstube vorhanden waren. Mühlentechnisch beanspruchte die Anlage deshalb
besonderes Interesse, weil nach dieser Erfindung, nur mit einem Wasser- einem Kamm-Rad und einem zu-
sammengesetzten Zwischen-Geschirr, Mahlgänge getrieben werden können; eine Sache, welche einer in allen
Büchern, so von Mühlen handeln, vergebens suchen wird". Auch noch in einem anderen Betracht verdiente
die Mühle Beachtung, und zwar erstlich, daß nicht nur zwey Röhrenstränge vor der Schütze liegen, wodurch
die Wasser nach der dabey liegenden Wachsbleicheund nach der Menagerie und neuen Meyerey unterm
Weinberg geführet werden, sondern auch zweyerley Abtheilungen unter dem Wasser-Rad dieser Porcellain-
Glassur-Mühle befindlich sind, wodurch die ganze Oberneustadt und Altstadt Cassell mit dem so genannten
Trusel-Wasser, das auch zugleich den Trusel-Deich und Pferde-Schwämme auf dem Gouvernements-Platz an-
füllet und bey Feuersgefahr ein Rettungsmittel giebt, versehen wird, das übrige Trusel-Wasser aber theils ver-
deckt unter der Erde und theils sichtbar über der Erde bey der Wachsbleiche vorbey nach der Herrschaftlichen
Backsteinbrennerey u. s. w. geführet werde". Über die Baulichkeiten der neuen Manufaktur macht 1778
Drach, Porzellanfabriken S. 120 H. Lenz, Porzellan-Manufaktur S. 220 In den Landgräflich Hessen-Cassefschen Staats- und
Adreßbüchern von 1767 bis 1787 ist diese Fabrik unter den wherrschaftlichenc Fabriken genannt und war bis 1772 in der Schäfergasse und
dann bis 1787 vor dem Weißensteiner Thor gelegen". Daselbst Angaben über die Beamten und Arbeiter.
Schelenz, in Hessische Post 1918 Nr. 269.
Staatsarchiv Marburg M. St. S. 7259.
Diede, A. L., Diss de mola.
ääääääßääää 625 äääääääääggääg
Blh- und Kunstdenkmälcr im Regierungsbezirk Cassel. VI. Cassel-Stadl. '19
Engelhardl einige Angaben. Das Hauptgebäude, die eigentliche Porzellanfabrik, bezeichnet er als ein an-
sehnliches Haus, unter welchem sich die künstliche Porzellanmühle befindet". Die Nebengebäude kennzeichnet
er als Steingutwerkstätten und Wohnhäuser. Nachher sind noch mehrere Häuser dazu gekommen, welche den
dabey angelegten Fabriken von Fayance oder sogenanntem Steinporzellane und irdenen Gefäßen zum Gebrauche,
theils aber auch zu Wohnungen dienen. Und da sämtliche Gebäude nebst einigen älteren Häusern zu beyden
Seiten der Straße liegen So geben sie schon ein ziemliches Ansehen einer kleinen Gemeinschaft"!
Auf die künstlerische Leistungsfähigkeit der Manufaktur, in der seit 1768 Joh. Heinr. Eisenträger als
Obermaler tätig war, blieb die Betriebserweiterung nicht ohne Einfluß. Ein 1776 aufgestelltes Inventar, welches
den Wert der vorhandenen Waren auf 11892 Taler angibt, enthält unter Anderem Fliesen mit Porträts für
100 Taler, Bacchusgruppen für 40 Taler, Pferdezwinger für 43 Taler, stehende Venus für Taler,
Hirschgruppen für 40 Taler, 15 Sommer-, Herbst-, Frühjahr- und Wintergruppen für 146 Taler sowie zahl-
reiche sonstige Figuren von 12 Zoll Höhe bis zu 11h Zoll abnehmend? Indessen die aus Sparsamkeitsgründen
geübte Verwendung bodenständiger Rohstoffe und Beschäftigung inländischer Arbeiter beeinträchtigten die
Konkurrenzfähigkeit der Porzellanfabrikation, die mehr und mehr zu Gunsten der Fayenceherstellung wieder zurück-
gingß" Nachdem 1774 die Fabrik des Hofkonditors Simon Heinrich Steitz, in der die sogenannte gelbe Stein-
fayence erzeugt wurde, und im selben Jahre auch die von dem polnischen Generalmajor Baron Le Fort ge-
gründete Fabrique von feuerfesten Steingefäßen" in den Besitz des Staates übergegangen war und nachdem
1778 auch noch die von Steitz ins Leben gerufene Vasenfabrik auf herrschaftliche Rechnung übernommen war,
machte sich in der landgräflichen Manufaktur sogar eine Überproduktion geltend, die nur durch regelmäßige
Zuschüsse aus der fürstlichen Privatschatulle und aus öffentlichen Kassen gedeckt werden konnte. Der unwirt-
schaftliche Betrieb sowie das Auftreten eines Abenteurers Villars im Jahre 1784, der es verstand die Leitung
der Fabrik an sich zu bringen, aber unter Hinterlassung von Schulden bald wieder verschwand, scheinen dem
Landgrafen die Freude an dem Unternehmen gänzlich verdorben zu haben. Zunächst wurde der jährliche Zu-
schuß auf 600 Taler herabgesetzt. Von 1787 beschränkte man sich darauf, die Vorräte an Material und halb-
fertigen Waren aufzuarbeiten. lm Oktober des gleichen Jahres wurden zwei Fabrikgebäude geräumt und ihre
Erzeugnisse in die Arkadenboutiquen gebracht, um daselbst zu Geld gemacht zu werden. Einen Teil des Porzellans
mußten zwangsweise die Schutzjuden kaufen. Mit dem Jahre 1788 hörte die Feine Porzellanfabrik" völlig auf
Erdbeschreibung S. 130.
Drach, Porzellanfabriken S. 139.
Günderode, Briefe S. 186 Es wird eine Art Porcelainerde in dem Land gegraben, welche denn in der vor dem Weisen-
steinerthor gelegenen Fabrique verarbeitet wird. Bey diesem Porcelain ist zwar die Malerei ziemlich gut, die Modelle sind auch nicht zu
verwerfen, und die Gruppen von Figuren sind ganz artig; aber die Masse selbst ist nicht fein, und das Porcelain daher nicht weis genug,
es ist also nicht an und vor sich selbst, sondern weil es ein Landesproduct ist, zu schätzen; auch hat es keinen großen Abgang. Weit
nützlicher, schöner und besser in seiner Art ist das Englisch-erdartige Geschirr, wovon zugleich eine beträchtliche Fabrique zu sehen ist. Es
wird dieses Geschirr aus eben derselben Erde verfertigt, und es ist auf zweierley Art eingerichtet, nemlich in seiner natürlichen Farbe, die
weisgrau, und der bekannten Pfeifenerde sehr ähnlich ist, oder man kann es auch mit einer schönen gelben Glasur überzogen haben, womit
es dem bekannten Englischen Geschirr sehr nahe kommt; und von eben so gutem Gebrauch ist. Die Modelle sind sehr artig, und hat es
vor dem gewöhnlichen Fayance die Vorzüge, daß es stärker ist, und wenn ein Stückchen davon abspringt, keine so häßlichen braunen
Flecken, wie bey jenem vorkommen es kann auch einen weit höhern Grad von Hitze vertragen, wie jenes; ist weit schöner, und hat bey
so vielen Vorzügen auch noch diesen, daß es in der Fabrique selbst ohngefähr um den zehnten Theil wohlfeiler zu haben ist, als anderer
Orten das allgemein bekannte Fayance, das in so vielen Städten Deutschlands verfertigt wird welches denn nicht wohl möglich wäre, wenn
diese Fabrique nicht auf Rechnung des Herrn Landgrafen geführt würde. Dieses Geschirr hat auch starken Abgang, und wird an kleinen
Orten öfters vor ächte Englische Waare verkauft. Es werden auch in dieser Fabrique große und kleine Vasen nach Englischer Art, von
unterschiedenen Farben, mit und ohne Vergoldungen verfertigt, welche denn eilten recht artigen Zierrath machen,-und auch um einen sehr
billigen Preiß zu kaufen sind. In der nemlichen Reihe von Häusern hat der dortige Hof-Conditor eine Fabrique von dergleichen Vasen an-
gelegt, die in allem Betracht angeführt zu werden verdienet. Er verfertigt nemlich, aus der beschriebenen Erde, nur gedachte Vasen nach
Englischer Art, und zwar von verschiedener Größe, und unterschiedenen Figuren, auch ganze Garnituren, von verhältnißmäßiger abnehmender
Größe, von vielerley Farben, mit schönen Vergoldungen, geschmackvollen Zierrathen, und den schönsten Modellen, auf das zierlichste ge-
arbeitet", fast so schön als die, so man in England in diesem Geschmack verfenigt, um einen weit geringern Preiß aber haben kann. Die
kleinen Statüen und Brustbilder, von ganz dunklem, beynahe schwarzfarbigtem Bronce, ahmt er so treffend, und in so gleicher Farbe nach,
daß das Auge in einer kleinen Entfernung dadurch betrogen, und das Urbild "von dem nachgeahmten nicht leicht kann unterschieden werden."
Zwenger, Industr. Verhältnisse S. 311 f. Drach, Porzellanfabriken S. 140 ff.
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Die beiden Schwesteranstalten, die Gelbe Steinfayencefabrik" und die Vasenfabrik", hielten sich etwas
rlänger. Sie wurden an den Modelleur Friedr. Christian I-lillebrecht und den schon erwähnten Hofkonditor
Steitz verpachtet. Nach Hillebrechts Tode 1801 führte dessen Sohn die Steingutfabrikation bis 1805 weiter,
wo er sie wegen Mangels an Mitteln einstellen mußte. Die Porcellain-Vasenfabrik", die Steitz übernahm, läßt
sich noch weiter verfolgen. Steitz erhielt Gebäude aus der verkrachten Le Forfschen Gründung und die zum
Glasurmahlen eingerichtete Sandershäuser Mühle. 1800 ging die Fabrik auf Steitz' Sohn über. Als Steitz'sche
Fayencefabrik" wird sie 1808 aufgeführt mit dem Vermerk, daß sie außer allen möglichen Geschirren be-
sonders sehr schöne Urnen und Vasen" lieferte Später wurde sie vom Steinzeugfabrikanten Johann Nelstein
übernommen, der einmal als Arbeiter bei Steitz erwähnt wird." 'Nach dem am 5. Dezember 1823 mit der
kurfürstlichen Oberrentkammer abgeschlossenen Vertrags erhielt Nelstein die vor dem alten Wilhelmshöher
Thor belegenen herrschaftlichen Vasen-Fabrick- and Porzellainmühlen-Gebäude, nebst Zubehör, jedoch mit Aus-
schließung des Reservoirs, welches sich unter dem gedachten Mühlengebäude befindet, und woraus der Stadt
das Druselwasser zugeführt wird, und unter dem weitem ausdrücklichen Vorbehalt, daß wenn an dem über den
Hof nach der Bellevue geleiteten Röhrenstrange Gebrechen entstehen und deren Reparatur, so wie die Legung
neuer Röhren nöthig werden sollte, hierunter keinerley Hinderniß in den Weg gelegt, oder Entschädigung ver-
langt werden und Käufer sich bey harter Strafe enthalte, die Wasserrinnen auf dem Hofe durch Waschen oder
sonst zu verunreinigen". Der Kaufpreis betrug 2000 Reichstaler. Wie l-loffmeister4 1885 berichtet, hatte
Nelstein bis in die neuste Zeit in der alten Wilhelmshöher Allee vor dem Königsthore eine Vasen- und
Steingut-Fabrik, worin Gegenstände aus schwarzer, grauer und rother Masse, glasirt und unglasirt in gefälligen
Formen geliefert werden. Diese Fabrik hieß früher die Steitz'sche Fayence-Fabrik". Von Nelstein erwarb
l-lagelsieb die Anlage, die auch in der Folgezeit noch Tonwaren, wenn auch geringerer Art, lieferte. Der
nächste Besitzer, Friedrich Schnell, richtete eine Zündholzfabrik ein. Dessen Nachfolger Eggena verpachtete
die Mühle als Nähmaschinenfabrik an Nelsen und Schürmann. Als solche ging die Besitzung 1880 an August
Ludewig über, der 1890 den Betrieb modernisierte das 1850 beschaffte hölzerne Mühlrad durch ein eisernes
ersetzte und Maschinen für die Erzeugung elektrischen Stromes einbaute, der die Nachbarschaft mit Licht ver
sorgte; Ein im Jahre 1907 seitens der Regierung erhobener Einspruch gegen die Benutzung der Wasserkraft
der Drusel und ein 1914 zu Ungunsten des Besitzers entschiedener Prozeß legten den Betrieb lahmß
Von der Porzellanfabrik vor dem Weißensteiner Tor ist,nur noch das alte Mühlengebäude im Hause
Königstor Nr. 28 erhalten. Das in der Straßenflucht gelegene einfache Bauwerk stellt sich im Äußern als
zweigeschoßiger fünfachsiger Putzbau mit mittlerem Giebelaufsatz dar und unterscheidet sich kaum von den
Bürgerhäusern seiner Entstehungszeit. Das oft veränderte Innere enthält noch in der ehemaligen Mühlenkammer
den Rest eines Gewölbes, das sich der Rundung des jetzt vollkommen verschwundenen Mühlrades anpaßte.
Auf dem Hofe hält ein Strang von Zementröhren, der Ersatz der ehemaligen offenen Holzrinne, die Erinnerung
an die Zuleitung aus dem Flutgraben der Drusel fest. Die Stelle der benachbarten Fayencefabrik nimmt das
anschließende moderne Doppelwohnhaus Königstor Nr. 30 und 32 ein.
Hallen.
Der Plan, bei Bebauung des Königsplatzes die Ostseite des Platzes mit Häusern zu besetzen, die ge-
werblichen Betrieben dienen sollten, muß 1770 aufgetaucht sein. Ein am 19. November dieses Jahres dem Land-
grafen erstatteter Bericht, der unter anderen Unterschriften auch die Namen Diede, du Ry und Jussow aufweist,
spricht davon, daß Baurisse zu diesen Hallen". aufgestellt seien, nachdem bereits am 6. November seitens des
Krieger, Cassel S. 866.
Drach, Porzellanfabriken S. 166 f.
Handschrift im Besitze des Malermeisters A. Ludewig in Cassel.
Künstler S. 84 u. 119.
Koch, Wasserversorgung S. u. 10, erwähnt 1890 noch die sog. Porzellan oder englische Mühle". Vgl. Eisentraut, Kaserne S. 89.
Nach gütiger Mitteilung des Herrn Malermeisters A. Ludewig in Cassel.
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79'
Fürsten die Anweisung ergangen sei, daß von denen zu Erbauung der Colonade bisher wöchentlich aus-
bezahlten 150 Rthl. unter andern auch die Erbauung der Hallen auf dem Königs-Platz bestritten werden" sollte.
Der Plan bezog sich auf die Errichtung von zwei Hallen, deren jede drei Pavillons" umfaßte. Die erste
Halle sollte sich von der unteren Königsstraße bis zur Straße An der Garnisonkirche, die zweite Halle von hier
bis an die Untere Karlsstraße erstrecken. Wann mit dem Bau begonnen wurde, scheint nicht festzustehen.
Vom 2. November 1772 ist ein Antrag datiert, daß die unter der zweiten Halle am Königsplatz entstandenen
Gewölbe zur Aufbewahrung derer vormaligen Laternen Geräthschaften eingeräumet werden möchten". Am
24. September 1773 ist die Rede davon, daß besagte Hallen bald fertig" seien. Einen Monat später berichtete
du Ry, daß der Keller unter dem mittelsten Pavillon der zweiten Halle zu aufbewahrung der Ziegel, backstein
und Gips vorraths zum Herrschaftl. bauwesen anstatt der unter dem Unter Neustädter wall gelegenen Ge-
wölbe, so durch abtragung ersagten walles abgegangen, dienen" sollte. Einen Bericht wegen der in der zweiten
Meß Halle einzurichtenden wohnung vor den Laternen lnspector" erstattete er am 14. Juli 1774, ohne Erfolg
zu haben. Dagegen erhielt er am 30. Oktober die Anweisung dem Engländischen Müller Caleb Wood zu
Wahlershausen eine Herrschaftl. Boutique in der ersten Meß Halle zum Mehl-Verkauf" einzurichten und am
7. Dezember den Auftrag, dem Fabrikanten Teifell in der neuen Halle auf dem Königs-Platz Windladen vor
die Fenster in den Wohnzimmern und Werkstätte" zu besorgen und den Platz unten in der Halle, wo die
appretur-maschine anzubringen, mit steinernen Platten" zu belegen. Am 4. März 1775 verfügte der Landgraf,
daß die auf dem Königs-Platz für der Garnison-Kirche belegenen Hallen ausgebaut werden" sollten, indem er
du Ry veranlaßte, einen Kosten Anschlag hierüber aufzustellen, vorläufig aber die Veranstaltung zu Aus-
mauerung derer Gefache zu treffen". Eine Entschließung vom 28. September besagt, daß auch die in die
zweite Halle bei der Garnisons Kirche annoch erforderliche Fenster und Thüren" eingesetzt werden sollten.
Aus Rechnungen vom Anfang des Jahres 1776 ist zu ersehen, daß sich in der ersten Halle eine Seidenfabrik
befand. Ein Vorschlag des Kommerzienrats Joh. Heinr. Scharlf, in der zweiten Halle nicht nur die Seiden-
spinnerei sondern auch die Spiegelfabrik des Meßhauses unterzubringen, erwies sich als technisch nicht durch-
führbar. ln der Folgezeit wurden die Gebäude an Gewerbetreibende und Geschäftsleute vermietet. So finden
sich 1778 als Einwohner eine Putzmacherin Pfeffer, ein Glashändler Albrecht, ein Schreiner Siebrecht, der
Commoden, Canabees und Englische Stühle" verfertigte, ein Kaufmann Heppe, der in Holland einen Galanterie
Krahm von mehr dann 1000 Taler" erworben hatte, und ein Billardeur Bernhard, der ein Pariser Cafe" inne-
hatte. Später lassen sich als Mieter ein Peruquier, ein Bäcker, ein Konditor, ein Kronleuchtermacher, ein
Juwelier, ein Glasschneider, ein Strumpffabrikant, ein Töpfer, ein Tanzmeister, ein Mundkoch und ein Schenk-
wirt feststellen. 1783 heißt es, daß einigen Frauen zu verkauffung des Gemüses in der Halle außer der
Meßzeit Pläzze vermeyert" seien, und 1804 ist die Rede davon, daß drei Hersfelder Tuchmacher zwei Boutiquen
in den Hallen während der Messe zum Auslegen ihrer Waren benutzten
ln den Stadtbeschreibungen spielen die Hallen eine verhältnismäßig untergeordnete Rolle." Engelhard
berichtet 1778, daß sie nicht so hoch als das Posthaus, und nur mit einem hinterwärts herabgehenden Dache
versehen sind, das man von vornen nicht siehet. Sie sind zu allerhand Gewerben und Fabriken bestimmt.
Wie denn in der einen an der Königsstraße, die zuerst gebauet worden, eine Seidenfabrik sich befindet". Über
ihre Bauart läßt sich eine Beschreibung von 1789 dahin aus, daß die zwey sogenannten Hallen, mit Boutiquen
und bedeckten Gängen, deßwegen von Holz und niedrig sind, weil sie auf dem ehemaligen alten Stadtgraben,
also einem leicht sinkenden Grunde stehen". Wie Apell 1792 vermerkt, diente die eine Halle als Karten-
fabrik, die andere als Trivialschule. Diese Freyschulen in den Hallen am Königsplatze" wurden, wie Krieger
Staatsarchiv Marburg M. St. S. 6220 u. 6221.
Reise d. d. Harz S. 159. Piderit, Cassel S. 293.
Erdbeschreibung S. 110.
Bibra, Cassel S. 19.
Cassel 1792 S. 47 f.
Cassel S. 329.
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1805 berichtet, im Jahre 1791 vom jetzt regierenden Kurfürsten gestiftet. Hier werden abgesondert die Kinder
beyderley Geschlechts solcher Eltern unterrichtet, die wegen Armuth außer Stande sind, ihnen für Geld die
nöthige Bildung zu verschaffen". Zur Zeit der französischen Fremdherrschaft diente die erste Halle als
lmprimerie Royale", die zweite als Ecole de la Ville".1 Eine Instandsetzung der Gebäude meldet ein kurz
nach Abzug der Franzosen erschienener Bericht der die Häuser als Wandungen des Königsplatzes kritisiert.
,.Der Königsplatz", so heißt es in der Schrift von 1814, hat durch die Verjüngung des Posthauses und der
sogenannten Hallen jetzt Polizeibureau, Kriegersche Buchhandlung und Bürgerschule, wo sonst die Königliche
Hofbuchdruckerei und l-logers Kaffeehaus war außerordentlich gewonnen; mit dem sonst schwerfälligen und
zu weiter nichts als zu nächtlichen Liebeleien dienenden Bogengängen dieser zwei Gebäude ist der letzte Schatten
dieses Platzes verschwunden, der als Rondel Berlin und Wien zur Zierde gereichen würde". 1822 nahmen
die Hallen die sogenannten drei Casseler Ämter Wilhelmshöhe, Ahna und Waldau auf, aus denen ein Land-
gericht gebildet war.3 Das Nachbargebäude nach der unteren Königsstraße bildeten die zum gegenüber-
gelegenen Postgebäude gehörigen Postställe", eingeschossige Gebäude ohne architektonischen Belang, die sich
bis zur Einmündung der Druselgasse hinzogen.
Über die innere Einteilung der Gebäude gibt ein aus dem Jahre 1802 herrührender Grundriß von der
oberen Etage der lten Halle am Königsplatzu einige Auskunft. Danach umfaßte um diese Zeit der Mittel-
pavillon, der in den Hof zurücksprang, einen größeren Saal, die Schulstube, nebst anliegendem Treppenhaus.
Die l-laupttreppen waren in den Seitenpavillons untergebracht, welche die Flanken des Gebäudes bildeten und
gleichfalls über die Hinterflucht vorsprangen. Die langen Zwischenbauten teilte etwa in der Mitte eine Längs-
wand, auf die mehrere Querwände stießen, sodaß sich eine größere Zahl kleinerer Räume ergab, die aber
vielleicht erst durch spätere Einbauten entstanden war.
Das Aussehen der Fronten ist aus älteren Abbildungen des Königsplatzes bekannt. Jede der beiden
Hallen, die sich im Lageplan der Krümmung des Königsplatzes anschlossen und im Verputz der Fronten die
Einheit mit den benachbarten Gebäuden zu wahren suchten, umfaßte auf der 200 Fuß langen Hauptfront 17
Achsen, von denen die drei mittleren als flaches Risalit betont waren. Die Stirnfronten zeigten drei Achsen.
Zwei Gurtgesimse gliederten die dreigeschossigen Bauten in der Höhe. Die Öffnungen des Erdgeschosses waren
rundbogig, die der Obergeschosse wagerecht geschlossen. Das Mittelrisalit war im zweiten Obergeschoß durch
ein halbkreisförmiges Fenster und zwei seitliche Rosetten hervorgehoben, die aber später in Rechteckfenster
desselben kleinen Formates verwandelt wurden, wie es sich sonst in dem niedrig gehaltenen Geschoß fand.
Der geringe Aufwand an Ziergliedern, der sich auf Eckquaderung im Erdgeschoß beschränkt zu haben scheint,
gibt der Vermutung Raum, daß man wohl von Anfang an mit einer langen Lebensdauer der Gebäude nicht
rechnete, was durch die Bemerkung Apells bestätigt wird, daß man einstweilen" hölzerne Gebäude errichtete,
weil für Massivbauten der aufgefüllte Grund noch nicht fest genug" war.
ln der Tat fiel die an der Königsstraße gelegene Halle bereits im Jahre 1829 um im nächsten Jahre
durch einen Steinbau ersetzt zu werden. Aus einem Briefe vom 20. Januar 1831, der sich mit baulichen
Änderungen in Cassel befaßtß ergibt sich, daß am Königsplatz jetzt anstatt der Hallen, worin früher die Krieger-
sche Buchhandlung war, drei große, schöne Häuser stehen, die mit noch dreien in die Königstraße hinunterreichenden
ein großes zusammenhängendes Gebäude ausmachen"." Auch sollte im Neubau mit der zweiten Halle hier-
nächst fortgefahren werden, wodurch der Königsplatz seiner Benennung völlig entsprechen" würde lndessen
Plans de Situation des Batimens Militairs Cassel, im Besitz des Zollrats Woringer in Cassel.
Garküche S. 30.
Wagner, Schützenkaserne.
Handzeichnung. Staatsarchiv Marburg M. St. S. 6220.
Weiß, Briefe S. 160.
Weiß, Briefe S. 192.
Vgl. Abschnitt Bürgerhäuser Königsplatz Nr. 38, 40 u. 42" und Königsstraße Nr. 44 u. 46".
Apell, Cassel 1831 S. 24.
Tafel 37
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Gebäude.
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hielt sich das Fachwerkhaus doch noch länger als ein halbes Jahrhundert und erlangte sogar eine gewisse ört-
liche Berühmtheit. ln ihm walteten in bunter Abwechslung die drei großen P's des menschlichen Lebens
Politik, Poesie und Prosa. Für die Prosa der geschäftlichen Tätigkeit war das Haus bestimmt, aber als nach
den Märzstürmen 1848 den Bürgerwehren die Aufgabe zufiel, mehr als das Militär die Ruhe als erste Bürger-
pflicht aufrecht zu erhalten, da wurde das Hallengebäude zu einem bürgerlichen Wachtlokale, und es wehte
mit einem Male ein starker politischer Zug durch seine Räume. Die Poesie aber saß dort und schaute durch
Vergrößerungsgläser oder spiegelte sich in hunderten von hellen und bunten Glasschalen, als Ludwig Mohr dort
einen Laden mit optischen Instrumenten anlegte und Julius Braun ein Porzellangeschäftßl 1860 findet sich
die ehemalig herrschaftliche zweite Halle" als ein im Besitz der Stadt befindliches öffentliches Gebäude,
Verkaufshallen und Sääle enthaltend", eingetragen? 1886 fiel das Gebäude, das in der letzten Zeit recht ver-
kommen gewesen sein soll? Seine Stelle nimmt ein modernes Geschäfts- und Wohnhaus, das sogenannte
Scholl'sche Kaufhaus, ein.
Landwirtschaftliche
Anlagen.
Meierei.
Die Versorgung des fürstlichen Hofes mit Milch, Butter, Schlachtvieh und anderen Küchenprodukten
hatte, wie es scheint, seit alters der Renthof besorgt." Als 1579 an Stelle des alten Renthofes ein Neubau er-
richtet wurde, der keine wirtschaftlichen Eigenschaften mehr besaß, ging der wirtschaftliche Betrieb auf die
Meierei in der Aue über, wo man schon 1569 Scheunen und Stallungen erbaut hatte? Diese Meierei zog
Wilhelm Vlll. gegen eine Vergütung zu seinem persönlichen Besitz und gab sie einem Schweizer zur Ver-
waltung. Um einen Ersatz zu schaffen, kaufte der Landgraf 1740 einen Privatgarten unter dem Weinberg nebst
den vorhandenen Gebäuden und einigen anderen Stücken und baute aus dem Material des in der Aue ab-
gebrochenen Viehhofes eine Stallung. Eine massive Scheune fügte Landgraf Friedrich ll. 1766 und eine Heu-
wage 1767 hinzu? 1812 wurde die Besitzung für 7000 Taler an den Verwalter Renno verkauft, 1814 aber
wieder eingezogen!
In den Stadtbeschreibungen spielt der an der Frankfurter Straße gelegene Hof eine untergeordnete
Rolle. Selbst Schminke weiß über die wohleingerichtete herrschaftliche Meyerey", aus der die fürstl. Hof-
haltung mit allerhand Lebensmitteln zum Theil versehen wird", im Wesentlichen nur zu berichten, daß sich
darin eine Schweitzerküh-Melkerey und daran die Hühnerstopperey" befand und daß für die herrschaftl.
Fourage darneben eine große Scheuer von Stein 1766 aufgeführet" war. Daß diese Scheuer drei Tore besaß,
vermerkt die Graßmedersche Chronik." ln der Casseler Bürgerschaft lebte der Name Hühnerstopperei" für
die sonst als Engraisserie oder Domäne Meierei bezeichnete Anlage bis in die neueste Zeit fort."
Bennecke, Skizzen S. 251.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Schmidtmann, Erinnerungsbilder S. 27.
Vgl. Abschnitt RenthoW S. 488.
Vgl. Abschnitt Lusthaus des Landgrafen Wilhelm IV." S. 324. Schminke, Cassel S. 403.
Die Graßmedersche Chronik berichtet ln diesem 1740. Jahre ist das Warstorfische Haus zur Meierei unter dem Weinberge
eingerichtet". Losch, Chroniken S. 76, bemerkt dazu Wohl das Haus des damaligen herrschaftlichen rPlanteursr Karl Friedrich Worstorfl".
Landau, Excerpte, Landesbibliothek Cassel, spricht das Grundstück als Besitz des Hofgärtners Wunstorf an.
Losch, Chroniken S. 129 u. 131.
Landau, Excerpte. Landesbibliothek Cassel.
Cassel S. 403.
Losch, Chroniken S. 129.
Hochapfel, Weinberg S. 112. Noäl, Wasserversorgung S. 39.
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Gebäucde.
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Einen Lageplan bringt Selig Die Entwicklung aus einem kleineren geschlossenen Gehöft zu einer um 15 u. 16
großen landwirtschaftlichen Anlage, die ihren Hof nach der Frankfurter Straße öffnet und noch einen langen
Flügel südlich in der Flucht dieser Straße vorschiebt, ist nicht zu verkennen. Daß dieser Flankenbau die
Hühnerstopferei und die Heuwage enthielt, ist auf Stadtplänen aus dem Ende des 18. Jahrhunderts vermerkt.
Architektonisch beanspruchen die einfachen Fachwerkbauten, die sich auf dem Grundstück Frank-
furter Straße Nr. 75 zum Teil bis heute erhalten haben, kein Interesse. Auch die vor einigen Jahren ab-
gebrochenen übrigen Gebäude sollen sich in nichts von den Nutzbauten großer Gutshöfe unterschieden haben.
Philippinenhof.
Vor dem Holländischen Tore am Ende der Stadtterminei, unweit des Warteberges und des Heiligen
Bornes, gründete Friedrich II. eine Niederlassung die er ebenso wie die drei im Kreise Wolfhagen angelegten
Kolonien Philippinendorf, Philippinenburg und Philippinental nach seiner zweiten Gemahlin, einer geborenen
Prinzessin Philippine von Brandenburg-Schwedt, benannte. Von den elf Kolonien, die der Landgraf überhaupt
in den Jahren 1776, 1777 und 1778 ins Leben rief und meist mit ausländischen Familien besetzte, war diese
der Residenz zunächst gelegene Siedelung, der Philippinenhof, die jüngste. Die Gründung datiert vom 1. Mai
1778. Bezogen wurde die Siedelung von acht Familien, die teils aus Holstein, teils aus Darmstadt, teils aus
Sachsen kamen Der vom Landgrafen für die Anlegung der Kolonie bewilligte Betrag belief sich auf
8500 Taler, die den englischen Subsidiengeldern entnommen wurdenß Nicht wie etwa die Oberneustadt aus
einer Notwendigkeit erwachsen, sondern aus rein volkswirtschaftlich-theoretischen Erörterungen ins Leben ge-
rufen," entbehrte die Siedelung der inneren Triebkraft. Sie bildete kein selbständiges Gemeinwesen und besaß
auch keine Gemeindevertretung. Vielmehr unterstand sie der Rechtsprechung des Stadtgerichtes, doch ohne
Bürgerrecht für die Kolonen. Kirchlich war sie der Freiheiter Gemeinde eingegliedert." In der Abgeschieden-
heit einer Talmulde des nördlich von Cassel ansteigenden Berglandes, in einem flachen Seitengrunde des Ahna-
tales gelegen, fristete der Philippinenhof seit seiner Entstehung ein bescheidenes Dasein und hat sich, sieht
man von einer in allerjüngster Zeit entstandenen Nachbarsiedelung ab, auch bis heute nur wenig weiter-
entwickelt. Eine eigene Schule erhielt die Kolonie erst 1892, eine Kapelle 1895.
Baulich ist die Anlage von verhältnismäßig geringem Belang. Ihre Eigenart besteht darin, daß die
Gebäude einen großen rechteckigen Hof so umschließen, daß die eine Längsseite offen gehalten wird. Von
den acht einstöckigen Fachwerkhäusern, die ursprünglich die Siedelung bildeten, zeigen im Wesentlichen nug
noch zwei die alte Einrichtung. Sie stellen sich als niedrige, mit einem Satteldach abgedeckte Putzbauten dar
und umfassen in ihrem geschlossenen rechteckigen Grundriß eine bescheidene Wohnung und die in einem
Tor sich öffnende Scheune nebst Stallung. Die der Straße zugewandte Längsfront besitzt in der Mitte einen
Drempelgiebel mit Kammer. Die meisten Häuser sind nachträglich um ein Geschoß erhöht. Neue Gehöfte,
teils aus anderen Dörfern überführt, teils in moderner Bauart errichtet, haben Lageplan und Straßenbild ver-
ändert. Die beherrschende Stellung nimmt heute der von Damm erbaute, später von Seidler übernommene und
jetzt im Besitz der Stadt befindliche große Gutshof ein, der seine Stelle dort hat, wo der mäßig steile Zugangs-
Stadtpläne 1781 u. 1822.
Stadtplan v. Stockhausen 1798-1799.
Brunner, Cassel S. 226.
Neuber, Kolonien. Brunner, Cassel S. 301.
Beschreibung der Kolonie Philippinenhoff. Handschrift. Katasteramt Cassel.
Brunner, Cassel S. 302.
Gerland, in Mitt. d. Ver. f. hess. Gesch. 1866 Nr. 20 S. weist darauf hin, daß die Kolonien unter Landgraf Friedrich II.
nicht wie diejenigen Landgraf Karls in Folge eines durch Übervölkerung entstandenen Bedürfnisses, sondern auf Grund der damaligen ab-
strakten volkswirtschaftlichen Ansichten angelegt wurden". Hessler, Landeskunde S. 66 Veranlassung zur Gründung gab die geringe
Ausnutzung der im Gebiete der Stadt belegenen Ländereien am Warteberge und ferner das Bestreben, tüchtige Ausländer in Hessen anzusiedeln".
Bach, Kirchenstatistik S. 40. Piderit, Cassel S. 359.
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Gebäude.
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weg von der Holländischen Straße in die kleine Ortschaft eintritt. Über den ursprünglichen Zustand der An-
lage gibt eine Beschreibung vom Jahre 1780 Auskunft Da die Häußer, gleich einem Corps de Logis, in
einer Reihe, die übrigen aber an beiden Seiten, als vorstoßende Flügel, erbaut sind, so macht die Colonie
in dieser Form Front nach der Holländischen Straße. Das bergige Terrain erlaubte keine andere und sie ist
nun auch ohne einigen Mißstand also eingeschlagen. Jedes Gebäude hat 60 Fuße in der Länge und 42 in
der Tiefe, Wohnung, Scheuer und Stallungen sind darinne unter ein Dach gebracht, inwendig aber so von
einander ge- und unterschieden, daß Stuben, eine Kammer, Küche, Hauserden und Fruchtboden, den 11a Theil
des Gebäudes wegnehmen, zur Dreschtenne, drey besonderen Ställen und dem Legen der ungedroschenen Früchte
und Fourage aber die übrigen '13 stheile gelassen und geräumig eingerichtet sind. ln der Mitte der Colonie
en front ist ein Brunnen von 41 Fußen, auf 30 Fuße in Felsen gehauen". Von älteren Datierungen läßt sich
an den Koloniehäusern die Jahreszahl 1783 feststellen.
Höfe.
Hof Am Markt.
lm Jahre 1433 belehnte Landgraf Ludwig seinen Marschall, Ritter Johann Meisenbug, mit einem Frei-
hause und zugehöriger Hofraide zu Cassel in der untersten Fuldagasse zwischen Johann Landvogt und Konnen
Goldschmids Behausung gelegen und hinten auf die Fulda stoßend, wie das der Edle Heinrich von Schönberg
gehabt." Von diesem Schönbergschen Hof scheinen ältere Nachrichten zu fehlen. Als Eigentum der Meisenbugs
kommt die Besitzung in der Folgezeit des Oefteren vor. S0 wird der Hof in einer Urkunde vom 16. Mai 1503
wieder genannt, durch die der Casseler Bürger Lorentz Sporer an Johann Rhoen ein Haus am marckt gelegen
zusehen der van Caulfungen huse und der Meysebuche stede" veräußertß Eine weitere Erwähnung geschieht
in einer Urkunde vom 2. Februar 1543 durch die Johann und Christoph Meisenbug der Stadt ihre Behausung
in der Aldenstat zwischen des Burgermeisters Zum Schwanen Ludwigen Kochs schewer vnd Michel Rhoens
behawsung" mit Ausnahme der Burgfreiheit verkaufen. Mit dieser Besitzveränderung steht eine Urkunde vom
1. September desselben Jahres in Zusammenhang, nach welcher die Stadt 293 Gulden entleiht, um mit diesem
und anderem Gelde das von den Meisenbugs erkaufte Haus in der untersten Fuldagasse, an Michel Rhoens
Hause gelegen, zu bezahlen. Von Wichtigkeit ist die in der gleichen Urkunde sich findende Bemerkung, daß
odie Stadt die Absicht hatte, aus dem Hause ein Schlachthaus nebst Fleischschirne zu machen. Eine Stadt-
rechnung, die einer Zusammenstellung von 1526 bis 1545 angehört, vermutlich also kurz nach dem 1. Sep-
tember 1543 ausgestellt worden ist, nennt als Ausgabebetrag die Summe von 1132 gl. 18 alb., den Meysenn-
buchen vor lre behausung So mit verwilligung vnnsers gn. fürsten vnd Herrn Zu einem Schlachthause gekauift
worden ist, Jglichen gulden zu 26 alb. gerechentßf
Ueber den Platz der Meysebuche stede" kann kein Zweifel bestehen, da bekannt ist, daß das Nachbar-
haus Michel Rhoens die Stelle des jetzigen Hauses Altmarkt Nr. einnahmf Der Meisenbugsche Besitz lag
ein Haus weiter in der Flucht der Unteren Fuldagasse, dort, wo später der Straßendurchbruch zur Wilhelms-
brücke erfolgte. Es darf als sicher gelten, daß die Erwerbung der Meisenbugschen Stelle mit dem Neubau des
Hochzeitshauses in ursächlichem Zusammenhang steht, denn dieses Hochzeitshaus, der Stadtbau", der, wie es
scheint, 1545 begonnen wurde, enthielt zeitweise ein Schlachthaus und eine Fleischschirne. Der nach der Fulda
Beschreibung der Kolonie Philippinenholf. Handschrift. Katasteramt Cassel.
Nebelthau, Denkwürdigkeiten ll S. 58.
Roques, Urkundenbuch Urk. Nr. 575.
Stadtarchiv Cassel.
Stadtarchiv Cassel.
Stölzel, Stadtrechnungen S. 267. Nr. 91.
Nebelthau, Gebäude S. 33. Brunner, Cassel S. 449.
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gerichtete, an der Schlagd gelegene Stadtbau einschließlich seiner Nebenanlagen und seines bis zur Unteren
Fuldagasse durchgehenden Vorhofes nimmt die Stelle des Meisenbugschen Besitzes ein. Im Häuserverzeichnis
von 1605 erscheint der Stadt Cassell hochzeitshaus mit seinen zugehörigen gebauden" als Nachbarhaus von
Hans Röhns behausung", der alten Besitzung Michel Rhoens. Kaum minder zweifelhaft kann es indessen sein,
daß die Meisenbugsche Stätte, wie sie in den spätmittelalterlichen Urkunden vorkommt, nur den Rest einer
größeren und älteren Besitzung darstellt, die nach und nach aufgeteilt wurde. Jene Behausung", die 1543
von der Stadt angekauft wurde, bildete vom Edelsitze das letzte Stück, an dem noch die Burgfreiheit hing!
Zwischen Rhoens Haus und Bürgermeister Kochs Scheuer gelegen, ist das Meisenbugsche Anwesen dort zu
suchen, wo auf den Stadtplänen sich der Nebenflügel des Stadtbaues, das Schlachthaus und die Fleischschirne,
eingetragen findet. Es ist nicht gewagt, auch die Stellen des Kaufunger und des Rhoenschen Hauses ebenso
wie die des Stadtbaues als ehemaliges Zubehör des Adelshofes anzusprechen. Ein Blick auf Wessels Stadtplan"
überzeugt davon, daß die Häusergruppe, die einen großen, nach der Unteren Fuldagasse sich öffnenden
Tafel 9u. 19,1
Hof umschließt, zusammengehört. Den Hauptbau der Anlage, das ehemalige Herrenhaus, wird man an der
bevorzugten Stelle der Liegenschaft, an der Ecke der Unteren Fuldagasse und des Marktes; annehmen müssen.
Diese Lage entspricht der des Boyneburgschen Burgsitzes am Marktplatz der Cyriakskirche. Eben der bevor-
zugte Standort des Herrenhauses wird den Grund abgegeben haben, daß es am ersten von allen Gebäuden des
Hofes veräußert wurde. Es kam an das Kloster Kaufungenf das es bereits 1489 an einen Casseler Bürger abgab.
Bauliche Spuren des Hofes sind nicht mehr vorhanden. Aus Abbildungen ist jedoch das Herrenhaus
in seiner Hauptform bekannt. Müller bringt auf seinem Stadtplan aus der Mitte des 16. Jahrhundertsä den
Burgsitz noch in seiner mittelalterlichen Gestalt. Das Haus besteht aus zwei durch ein Gesimse getrennten
Steingeschossen, von denen das untere einen rundbogigen Ausgang nach dem Markte und kleine seitliche
Rechteckfenster, das obere eine Reihe ebensolcher Oeffnungen zeigt. Ein drittes aus Fachwerk errichtetes
Stockwerk bildet das auskragende und mit Eckerkern versehene Wehrgeschoß. Das abgewalmte Satteldach erscheint
ebenso wie die Spitzdächer der Erker mit Ziegeln gedeckt.
Die Lage des Hofes im Kern der Stadt läßt auf außergewöhnlich hohes Alter der Siedelung schließen.
Man wird nicht irren, wenn man die an der Hauptverbindungsstraße zwischen Brücke und Dorfmittelpunkt
gelegene Besitzung, deren Hauptbau sich dem Markt zuwandte und deren Hintergrundstück bis an das Flußufer
reichte, für einen der drei ältesten Casseler Höfe hält und ihn mit jenem Hof Am Markt gleich setzt, dessen
Besitzer Wernherus dictus in foro oder de Foro 1264 und spätere in angesehener Stellung erscheint." Daß
Tafel u.
Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Ueber die späteren Sitze der von Meisenbug vgl. Abschnitt Bürgerhäuser" An der Garnisonkirche Nr. und Graben Nr. 29.
Stadtplan v. Wessel 1678. Vgl. Abschnitt Kaufunger Hof" S. 258 f. Stadtplan v. Müller 1547 u. 1548.
Schultze, Klöster Urk. Nr. 30 u. a.
Nebelthau, Denkwürdigkeiten S. 276 u. ll S. 59, hält den Meisenbugschen Hof ebenfalls für den Hof in foro, dehnt die Be-
sitzung aber über Fuldagasse und Markt noch auf die Straße Vor der Schlagd aus. Am Markt lag ein großes Gehöft, wozu das Haus Nr.
jetzt Vor der Schlagd Nr. ,Zum goldenen Engel' gehörte, und das schmale Gässchen zwischen den Häusern und jetzt Vor der
Schlagd Nr.2 und Altmarkt Nr. die Einfahrt bildete Man darf sich bei der Urkunde von 1433 nicht durch die Bezeichnung ,in der
Fuldagassen' beirren lassen; unter der ,untersten Fuldagasse' ist, wie sich gleich ergeben wird, die Straße verstanden, die wir jetzt ,Vor der
Schlagd' nennen. Ueber die Lage des Meysenbugschen Burgsitzes kann kein Zweifel bestehen.' Eine Urkunde von 1503, womit ein nachbar-
licher Streit geschlichtet wurde, besagt ganz deutlich, daß das Gäßchen, welches noch heute zwischen den Häusern Nr. Vor der Schlagd
und Nr. jetzt Nr. am Altstädter Marktplatz vorhanden ist, die Einfahrt zu dem Meysenbugschen Hofe bildete. Als später, im Jahre
1543, ein Schlachthaus errichtet werden sollte, kaufte die Stadt den Meysenbugen ihren Burgsitz ab, baute das Schlachthaus darauf und ver-
äußerte das übrige. Einiges davon wurde dann mit Privathäusern besetzt, derjenige Teil, welcher jetzt zur Besitzung des Zuckerfabrikanten
Berninger gehört, ist nur durch die Schlagd von der Fulda geschieden." Die Uebertragung des Namens der Unteren Fuldagasse auf die
Straße Vor der Schlagd dürfte nicht gerechtfertigt sein, ebenso nicht die Ableitung der. Einfahrt aus der Urkunde von 1503. Gleichwohl
mag die Einfahrt an der Stelle, die Nebelthau annimmt, gelegen haben, wenngleich nach dem Plan Wessels von 1673 auch die Untere
Fuldagasse hierfür in Frage kommt. Privathäuser müssen schon vor dem Jahre 1543 auf dem Gelände des Edelhofes errichtet sein. Das
Nebengebäude der Berningefschen Zuckerfabrik war ebenfalls um diese Zeit vorhanden. Es war, wie Wessels Plan zeigt, die Scheune des
Bürgermeisters Koch, dessen Haus Zum Schwanen wohl mit dem alten Hause Johann Landvogts" und mit dem jetzigen Gasthaus zum
Engel gleichzusetzen ist. Daß dieses Biirgermeisterhaus noch zum Burgsitz gehörte, ist nicht wahrscheinlich.
Bau- und Knnstdenkmäler im Regierungsbezirk Casscl. Vl. Cansel-Sladt. 80
der Hof eines jener Güter war, die von Landgraf Hermann bei dem von ihm durchgesetzten Hochverratsprozesse
eingezogen wurden ist eine recht glaubhafte Annahme, die besonders dadurch gestützt wird, daß die Liegen-
schaft später im Besitze des Landesherrn sich findet und ihr Hauptgebäude als Freihaus erscheint.
Tafel u.
Hof Auf dem Berge.
lm Jahre 1486 gab Landgraf Wilhelm der Aeltere Reinhard von Boyneburg, seinem Amtmanne zu
Gudensberg, Haus und Garten, idie zu Cassel in der Herrengasse am Pfarrkirchhofe in der Alten Stadt lagen und
auf die Drusel stießen, ein Steinhaus und ein kleines Häuslein im Garten nebst oder 31 Hufen Landes vor
der Stadt, Wiesen, Acker usw. zu Mann- und Burglehen." Eine Erneuerung oder Erweiterung der Anlage läßt
sich zu Beginn des folgenden Jahrhunderts feststellen, denn 1510 bauete Frau Anna, Reinhards von Boyneburg
zu Bischhausen Hausfrau, zu Cassel in der Heyergassen ein schön Hauß mit einem steinern Fuß".3 Den so
erneuerten Hof kaufte Landgraf Philipp 1526 wieder an, um ihn zur Kanzlei einzurichten Als diese jedoch
1580 in das neue Kanzleigebäude im Renthofe verlegt wurde, ließ Landgraf Wilhelm IV. das Boyneburgsche
Haus niederreißen und auf dem freigelegten Grund und Boden in den Jahren 1591 bis 1593 den noch vor-
handenen Marstall erbauen?
Die Lage des Hofes an Stelle des Marstalles kann demnach nicht zweifelhaft seinß Auch über das
Aussehen herrscht einige Klarheit. Müllerl bringt den an der Ecke des alten Pfarrkirchhofes, des jetzigen
Marställer Platzes, und der Herrengasse, der jetzigen Wildemannsgasse, gezeichneten Hof in seinen Hauptteilen
ziemlich deutlich. Das an die freie Ecke des Grundstückes gerückte Wohngebäude zeigt noch die Form des
mittelalterliches Burgsitzes, einen rechteckigen zweigeschossigen Baukörper mit oberem, anscheinend auskragenden
Wehrgeschoß, das an den Ecken Erker aufweist und mit steilem Firstwalmdach abgeschlossen ist. Während
der Plan von 1547 die beiden unteren Geschosse als Fachwerk zeigt, gibt der Plan von 1548 diesen Bauteil
als Steinbau wieder. Dach und Erker erscheinen in beiden Fällen mit Ziegeln gedeckt. Nach Schminkes
besaß das Haus nur einen steineren Fuß, so daß man zum mindesten an einen Fachwerkoberstock zu denken
hätte, als welches wohl das Wehrgeschoß anzunehmen ist. ln der Flucht des Marställer Platzes, zu dem auf
dem älteren Plan auch die Tür des Hauses hinausführt, verbindet eine ebenfalls mit einer Oeffnung versehene
Mauer den Hauptbau mit einem niedrigen Nebengebäude, das sich in nichts über die benachbarten Bürgerhäuser
erhebt. Ein Arm der Drusel läßt sich in dem einen Falle auf der Seite nach dem Marställer Platz, im andern
in der Herrengasse feststellen.
Was der an hervorragender Stelle gelegene Hof ursprünglich war, läßt sich mit Sicherheit nicht fest-
stellen Daß er zu den ältesten und angesehensten Höfen Cassels gehört, ist glaubhaft. Bei seiner Lage
über dem Marktplatz der Altstadt und 20 über dem Ufer der Fulda hat die Annahme viel für sich, daß in
ihm der alte Hof in monte vorliegt," einer der drei 1286 genannten Rittersitze, als dessen Besitzer in diesem
Jahre derselbe Gerlach erscheint, der 1293 neben Heinricus de domo lapidea vorkommt. Vermutlich kam
der Besitz bei Gelegenheit der Gütereinziehung 1391 an den Landgrafenßl
Nebelthau, Gebäude S. 12f.
Nebelthau, Denlqwürdigkeiten S. 59.
Nebelthau, Congeries S. 355. Heidelbach, Kassel S. 70.
Nebelthau, Congeries S. 355.
Am 7. Februar 1591 schrieb Wilhelm Nachdem wir im werk stehen, eine neue kanzlei und marstall alhier zu bauen usw."
Staatsarchiv Marburg. M. St. S. 6986. Rommel, Gesch. v. Hessen S. 696. Piderit, Cassel S. 113. Vgl. Abschnitt Landgrafenschloß.
Marstall" S. 303.
Nebelthau, Denkwürdigkeiten S. 276 Die Seite nach dem Platze erhielt erst durch Abbruch der Pfarrkirche 1526 einen
erhöhten Werth; der Hof lag vormals in der Wildemannsgasse, wo jetzt die Reitbahn steht."
Stadtplan v. Müller 1547 u. 1548. Cassel S. 223.
Schminke, Cassel S. 223, glaubt darauf hinweisen zu müssen, daß er kein Kloster gewesen ist.
Nebelthau, Denkwürdigkeiten S. 59. Brunner, Cassel S. 122.
Nebelthau, Gebäude S. 12.
Hof Vor dem Tore.
Der Hof Vor dem Tore wird 1284 genannt. Seine Stelle ist vor dem Alten Tore? zu suchen, dem
einzigen Stadtausgange, vor dem sich in späteren Zeiten eine Hofanlage feststellen läßt. Ueber den Ursprung
ist nichts bekannt. Auch die sonstige ältere Geschichte liegt im Dunkel. Als Besitzer hat Ritter Hermann ante
Valvam zu gelten, der 1284 und 1286 als Zeuge auftritt und 1312 starb Seine Verwandten, Bürger der Stadt,
erscheinen auch unter dem Namen de Valva und Vormetharefä Erst gegen Ende des 14. Jahrhunderts, also
zu einer Zeit, wo der Hof bereits im Häusergebiet der Freiheit und des Breuls lag, finden sich nähere Nach-
richten über die Besitzverhältnisse. Der Hof gehörte zu dieser Zeit dem Kunz Sehewis, einem jener Bürger,
die 1391 auf Betreiben Landgraf Hermanns wegen angeblichen Hochverrats angeklagt und, soweit sie sich nicht
durch Flucht der Rache des Fürsten entzogen hatten, mit dem Tode bestraft wurden Von diesem Sehewis
oder Seheweis führte der Hof, der als vor dem Alten Tore im Breul gelegen bezeichnet wird, bis in späte
Zeitens den Namen Weißer Hof." Nach Sehewis Hinrichtung belieh der Landgraf, der in ähnlicher Weise
auch über die Besitzungen der übrigen Hochverräter verfügte, mit dem Weißen Hofe seine Freunde Otto Grope
von Gudenberg, der im Gerichte mitgesessen, und Friedrich von Hertingshausen. Eine Aenderung trat bereits
unter Landgraf Hermanns Nachfolger Ludwig l. ein, der in dem Hofe selbst zu residieren pflegte 1430 aber
die Liegenschaft seinem Kellner Henrich Wyßmer zu Lehen gab. lm Lehnsbriefe wird Kunz Sewyßens ehe-
maliger Besitz als Haus und Hofraide mit Keller und Grund und Garten aufgeführt, alles in der Heggassen,
der jetzigen Wildemannsgasse, gelegen, nächst dem Born, der wohl mit dem Brunnen auf dem Brink gleich-
bedeutend istß Drei Jahre später saßen die Brüder Tiele und Henne von Wehren als Lehnsmänner auf dem
Hofe." 1454 überließ der Landgraf die Besitzung den Brüdern des gemeinsamen Lebens, den Kugelherren,
die er in diesem Jahre nach Cassel berufen hatte." Seit dieser Zeit erscheint der Weiße Hof, die alba curia,
auch als Kugelhaus." Nach Aufhebung des Stiftes diente die Anlage wieder weltlichen Zwecken. Wie die
Stiftskirche zum Zeughaus wurde, so wurde der Hof zum Quartier der zum Zeughaus oder sonst zum Hofe
gehörenden Beamten. 1564 wohnten hier der Falkner und der Zeltschneiderßa 1608 erhielt daselbst Michel
Haß, des Landgrafen Moritz Leibbalbier, Quartier in den Räumen, die bis dahin der als Forst- und Frucht-
schreiber nach Schmalkalden versetzte Wilhelm Kopperschleger bewohnt hatte." Als Behausung für den
Zeugobristen" wird der Weiße Hof mit seinen Gebäuden und Ställen" 1610 bezeichnetßä
Ein Ereignis, das für die Entwicklung des Kunstgewerbes der Stadt von erhöhtem Belang" hätte werden
können, bedeutete die Einrichtung einer Weißglashütte 16 in dem Hofe. Bereits 1579 hatte Wilhelm lV., dem
die gedeihliche Entwicklung vorhandener Gewerbebetriebe und die Einführung neuer Industriezweige besonders
am Herzen lag, in Cassel einen Glasofen bauen lassen, vorzugsweise auch um die am Meißner gewonnenen
Steinkohlen zu verwerten. Um Neujahr 1583 hatte der Landgraf die Freude, daß in seiner Residenz ein
Nebelthau, Denkwürdigkeiten S. 276 u. 289 u. II S. 5T f.
Vgl. Abschnitt Stadtbefestigung" S. 68.
Schultze, Klöster Urk. Nr. 1421, 1427 u. 1444.
Schultze, Klöster Reg.
Nebelthau, Congeries S. 332 f. Casseler Tages-Anzeiger 1878 Nr. 53.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Gerland, Kugelherren, will den Namen des Hofes lieber von dessen Aussehen Farbe oder sonstwie ableiten.
Schultze, Klöster Urk. Nr. 1205.
Nebelthau, Gebäude S. 14.
Belehnungsurkunde v. 23. März 1433. Staatsarchiv Marburg.
ll Vgl. Abschnitt Georgenstift" S. 193 lf.
Die Heggasse, an der der Hof lag, erscheint auch als Heiergasse, Heregasse oder Große Herrengasse. Vgl. S. 33. Nebelthau,
Denkwürdigkeiten Il S. 101, möchte den Namen von den Kugelherren ableiten.
Salbuch 1564. Staatsarchiv Marburg.
Staatsarchiv Marburg. M. St. S. 6986.
15 Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Piderit, Cassel S. 99. Landau, Glashütten S. 323. Lenz, Gläser. Rogge-Ludwig, Glasschleiferei. Drach, Weißglashütte.
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80'
Tafel
venetianischer Weißglasmacher, Franziskus Warisco, erschien, welcher, wie der Fürst sich äußert, eine guette
Zeit bey der Kgl. Würden zu Dennemarck gearbeitt, vnd lnwillens ist, solche kunst alhier bey uns auch aus-
zurichten." lm Weißen Hofe alle bereidtschafft zum Glaßmachen dienlich zufertigen" war die Aufgabe des
neuen Meisters, der anfänglichen mit großer mühe vnd seinen händen die Glaßhütten vnnd den offen
zugerichtet, gefertiget vnd gemacht" hatte. Außer Warisco waren gleich anfangs noch ein Meister Tiberius Frizer
oder Frizel und ein jüngerer Gehilfe Pompejus tätig. Auch wird ein Glasmacher Francisco Bellisino genannt, der
in Antwerpen in der Glasfabrik des Ambrogio Mongarda gearbeitet hatte, in Cassel aber nicht blieb. Groß scheint
nach den Aufzeichnungen die Zahl der Arbeiter nicht gewesen zu sein. Die Listen der fertiggestellten Stücke
enthalten außer Scheiben und außer Tischgerät wie Schalen, Schüsseln, Tellern, Salzfässern, Gießfässern und
Becken auch Lampen, Leuchter und vornehmlich Trinkgeschirr, darunter zierliche Kelchgläser, Becher ver-
schiedener Art, hohe Biergläser oder sog. Flöten, eine kleine Scheure und mehrere verdeckte und unverdeckte
Köpfe sowie endlich eine Anzahl lmperialgläserß Vorherrschend und also charakteristisch für die Fabrikation
ist das Vorhandensein von Streifen. Hierdurch und durch die Erwähnung von Formen zum gesponnenen
Drath" und zum doppelten Drath" werden die Stücke als Filigran- und als Netzgläser gekennzeichnet. Ein
im Wasser zersprengtes vergultes Köpfflein", das beweist, daß Warisco und Tiberius auch das Eisglas herzu-
stellen verstanden, darf als ein vollkommen vergoldetes Glas und somit vielleicht als eine Besonderheit der
Casseler und wohl auch der Antwerpener Fabrikation gedeutet werden. Ob die in der Casseler Hütte herge-
stellten Kopfflein mit Rosen" als Millefiori anzusprechen sind, mag dahingestellt bleiben. Trotz der ganz
beachtlichen Leistung kam, das Unternehmen zu keiner rechten Blüte. Der Betrieb verschlang mehr, als er
einbrachte. Der Landgraf suchte daher schon im folgenden Jahre sich der Hütte zu entledigen und sie in
Privatbetrieb übergehen zu lassen. ln einem Schreiben vom 29. April 1584 wies er seinen Sekretär Johann
Krug an, wegen Verpachtung derVenedischen Glashütten" die nötigen Schritte zu tun. Die neuen Verleger"
sollten das Werk zunächst auf zehn Jahre übernehmen und ein Pachtgeld von jährlich 100 Gulden zahlen.
Damitt sie desto nutzlicher arbeytten vndt fortkommen mogen, wollen wir" so erklärte der Fürst Vnsere
altte kirche Im Weyßen hoff, ein andern Glaßoffen darin antzurichten, solche Zeitt einthun vndt vberlaßen."
ln einem anderen Schriftstücke freilich heißt es, daß die Verleger zufrieden sein sollten, das die Glasener Ein
Kleinen Offen neben dem Grosen haltten, darin wir zu Kunstiren vnd allerlei Zuuersuchen." Ob die Ver-
pachtung sich nach Wunsch vollzog, ist nicht ersichtlich. So viel steht fest, daß von Mitte Mai ab die Hütte
einer Genossenschaft von Leuten aus Wolfsanger überlassen wurde, an deren Spitze Johann Kohl stand. Aber
auch Kohl, der mit der Hütte insofern von früher her vertraut war, als er nicht nur den Warisco in Dänemark
angeworben und zwecks Gewinnung von Gesellen und Rohstoffen eine Reise nach den Niederlanden unter-
nommen, sondern auch die Aufsicht über das Werk geführt hatte, konnte den Verfall des Unternehmens
nicht aufhalten. Durch die Mißerfolge verärgert, ließ Wilhelm IV. den Dingen ihren Lauf. Die dem Franz
Warisco und dem Tiberius Frizer am 25. August ausgestellten Pässe beweisen, daß seitens des Landgrafen die
Fabrikation endgültig aufgegeben war. Wenn die Casseler Weißglashütte, deren Erzeugnisse sich neben den
echten Venetianergläsern und ihren niederländischen Nachahmungen sehen lassen konnten, keinen Bestand
gewann, so lag das wohl daran, daß die Landschaft als Absatzgebiet versagte.
Abbildungen des Hofes aus der Mitte des 16. Jahrhunderts bringt Müller."
gerichtete Ansicht des Gebäudes erscheint deutlich als zweigeschossige Front.
nicht nur durch seine Größe, sondern auch dadurch von den Nachbargebäuden, daß der Oberstock an den
Ecken zwei ansehnliche, mit Giebeln versehene Erker besitzt, die, wie es scheint, übereck auskragen. Es darf
als sicher gelten, daß in diesem wehrhaften Bau die unveränderte Form des Edelsitzes vorliegt. Das Erd-
geschoß, das eine große rundbogige Einfahrt und kleine hochgelegene schlitzartige Fenster aufweist, ist als
Die nach dem Brink
Nach Drach, Weißglashütte S. 28, vermutlich eine besondere Gattung von mit dem platten, oben in Vogelköpfe endigenden
Schaft an den Reichsadler erinnernden Fliigelgläsern."
Stadtplan 1547 u. 1548.
Das Haus unterscheidet sich
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unverputzter Steinbau dargestellt. Ueber dem Portal scheint ein Wappen angedeutet zu sein. Das Obergeschoß
gibt sich als Fachwerk zu erkennen, von dem einige Hölzer auf dem älteren Plan skizziert erscheinen. Der
ältere Plan zeichnet sich durch Genauigkeit auch insofern aus, als er an der Schmalseite des Hauses, in der
Lücke zwischen diesem und dem Nachbarhause an der Kastenalsgasse, eine schmale Freitreppe bringt. Dafür
zeigt der jüngere Plan im Gegensatz zum älteren auf den Spitzen der Erkergiebel Kreuze, die, mit dunklerer
Tusche gezeichnet, wohl als nachträgliche Berichtigung der Zeichnung anzusehen sind und sicher an die Zeit
Ider Kugelherren erinnern.
Eine wesentliche bauliche Aenderung trat zu Beginn des 17. Jahrhunderts ein. Auf Befehl des Land-
grafen Moritz verkauften 1608 Schultheiß und Rentschreiber zu Cassel mehrere Grundstücke und Baulichkeiten
auf dem Weißen Hofe, zweifellos zum Zwecke des Straßendurchbruches, den der Fürst im nämlichen Jahre
dort vornehmen ließ, um den Zeughausplatz mit dem Brink zu verbinden Auch sollte in diesem Jahre die
Stadtmauer, soweit sie die Gasse versperrte, niedergelegt werden Der neue Weg erhielt den Namen Weiße
Gasseß Von Arbeiten an einer Brücke, über die vermutlich der Weg führte, ist 1622 die Rede Bei Gelegen-
heit der Grundstücksverkäufe des Landgrafen Moritz scheint auch das Haupthaus veräußert zu sein, und zwar
an Braun Karl von Uffeln, der 1622 bauliche Veränderungen vornahm, die noch heute am Hause Weißer
Hof Nr. festzustellen sind. Denn dieses trägt an dem Portal nach dem ehemaligen Garten zu die genannte
Jahreszahl auf einer kleinen Ziertafel des Sturzes und das Allianzwappen des Erbauers und seiner Gattin mit
den Anfangsbuchstaben und in der reichen Kreiskartusche, die das Gesimse krönt.
Dieses Portalg" das mit seinen Beschlag-, Schuppen- und Fagettenquaderornamenten an den Seitenpilastern und
Pyramidenaufsätzen zum Besten gehört, was die Renaissance an Steinmetzarbeit in Cassel hinterlassen hat, führt
in ein ebenso reizvolles Treppenhaus, einen quadratischen Raum von beschränkten Abmessungen, dessen vier-
läufige, von einem leichten schmiedeeisernen Gitter begleitete Stiege auf vier freistehenden, bis zum Obergeschoß
durchgehenden Spindelpfeilern aufruhtß und im Erdgeschoß, dem Eingang gegenüber, im Spindelsockel, eine
jetzt leere Nische mit Muschelabschluß aufweist. Im Uebrigen erinnern an dem arg entstellten viergeschossigen
Gebäude nur noch einige profilierte Fenstergewände an die Bautätigkeit des Edelmanns.
Tafel 414
Tafel 380
Aus der Geschichte dieses Neubaues, der in der Folge das Hauptgebäude blieb, ist so viel bekannt, daß
1660 der Handelsmann Wilhelm Becker eine Schuldforderung darauf gegen die Witwe des von Uffeln hatte
und lmmission erhieltf S0 kam das Anwesen zum Verkauf und wurde später von der Landgräfin Hedwig
Sophie für ihren jüngeren Sohn, den Landgrafen Philipp, den Stifter der Hessen-Philippstalschen Linie, erworben
von dessen Nachkommen es an den General von Seibelsdorf veräußert wurde. Es gelangte dann in das Eigen-
tum des Kanzlers Schefier und weiter in das des Kammerrats Vultejus, von dessen Witwe es im Jahre 1771
der Hofbäckermeister Gerlach erkaufte. Seitdem war der Weiße Hof bis in die neuere Zeit die Hofbäckerei.
lm Lageplan hat sich die von Gebäuden der verschiedensten Art umschlossene große, rechteckige, jetzt platz-
artig wirkende Hofanlageß die auf allen Stadtplänen auffallend hervortritt, gut erhalten.
Dilich, Chronica S. 126. Rommel, Gesch. v. Hessen VI S. 414 Anm. Vgl. Stadtplan v. Merian 1646, Stadtplan v. Wessel 1673
u. d. jüngeren Stadtpläne.
Ortsrepositur. Staatsarchiv Marburg.
Monum. Maurit. S. 83.
Stadtarchiv Cassel.
Prevöt, Baukunst S. 259 u. Taf. 28. Abb. in Deutscher Baukalender 1918.
Prävöt, Baukunst S. 260 Die Stufen werden von Steinwangen getragen, die in den Ecken übereinander weggreifen und von
quadratischen Säulen unterstützt werden. Die Wangen sind Hakensteine und aus zwei Stücken so hergestellt, daß die Stufen beim Versetzen
bequem dazwischen gelegt werden können."
Onsrepositur Cassel. Staatsarchiv Marburg.
Nebelthau, Denkwürdigkeiten Il S. 101.
Vgl. Abschnitt Bürgerhäuser. Weißer Hof."
Vgl. besonders Stadtplan v. Wessel 1673.
ßßßßß
Bürgerhäuser.
Bei dem mehr als tausendjährigen Alter Cassels, bei der Verschiedenartigkeit der Besiedelungssysteme,
bei der Ungleichheit der Bauplätze und dem Wechsel der Baumittel erklärt es sich von selbst, daß das Bürger-
haus in der mannigfachsten Form vorkommt. Um- und Erweiterungsbauten haben in vielen Fällen das Bild
des Urzustandes verwischt. Mehr als der Aufbau hat der wesentlichere Teil der Bauanlagen, der Grundriß,
durch die wiederholten Aenderungen gelitten, die unter neuen Lebensbedingungen neue Besitzer vornahmen.
Das entwicklungsgeschichtlich bei weitem beachtenswerteste Geschoß, das Erdgeschoß, ist vornehmlich in der
Neuzeit durch den Einbruch von Läden am empfindlichsten getroffen. Daß die ältesten Viertel nur geringe
Beiträge zur Kenntnis des frühen Bürgerhauses liefern, erklärt sich daraus, daß hier zuerst die Wohnstätten
durch Neubauten abgelöst wurden. Aber auch die mittelalterlichen Erweiterungen des Stadtkerns haben sich
zurlZeit der Renaissance so verjüngt, daß von den Uranlagen nur Reste übrig geblieben sind, die zu erkennen
oft um so schwerer hält, als den alten Bestand eine neue Hülle verdeckt. Um so klarer liegen die Schöpfungen
der Barockzeit zu Tage, wenngleich auch hier gerade bei den Häusern der Hauptstraßen starke Eingriffe nicht
ausgeblieben sind.
Es ist keine Frage, daß in der Altstadt die typischen Grundrisse, soweit sie sich zur Zeit ermitteln
lassen, nicht weiter als in die Zeit der späteren Gotik zurückreichen. Doch mögen gerade die einfachen
und klaren Gestaltungen der kleineren Häuser auf ältere Vorbilder zurückgehen. Nicht ausgeschlossen erscheint,
daß in vielen Fällen die Grundmauern noch den Ursprungsbauten angehören.
Als Grundsatz läßt sich feststellen, daß die Grundrisse, die fast sämtlich an die Vorderkante des Grund-
stückes gerückt wurden, nur einseitig die Grenze des Nachbarn scharf berührten. Auf der anderen Seite blieb
ein Bauwich von einem halben bis einem Meter, der Winkeln frei, der die Anlage der meist am Treppen-
hause angebrachten und in vielen Fällen noch erhaltenen kastenartigen Ausbauten der Aborte, der Hosen",
gestattete. Der Mehrzahl nach sind die Grundstücke schmal geschnitten, vermutlich die älteste Form der
Geländeteilung nach städtebaulichen Grundsätzen. Neben rechteckigen Bauplätzen finden sich solche mit ver-
schobenen Winkeln. Das Vorhandensein eines Hinterhofes bildet die Regel. Wo er fehlt, liegen besondere
Verhältnisse, meist Grenzlagen, vor. Die Gesamtanordnung der Baublocks schuf, wie ein Blick auf Merians
Stadtplan zeigt, große Lufträume innerhalb der Häuserkränze, gesundheitlich wie schönheitlich gleich befriedigende,
ganz modern anmutende Binnenhöfe, die eine oft maßlose Ausnutzung des Grund und Bodens durch Anbauten
in der Folgezeit fast ganz ihres Wertes beraubt hat.
Eine der einfachsten Formen des Bürgerhausgrundrisses und zugleich das Beispiel eines Kleinbürger-
hauses bescheidenster Abmessung liegt im Hause Hinter dem Weißen Hof vor. Der Grundriß besteht
aus einem Rechteck von 5,40 Länge und 3,40 Breite, das seine größere Seite der schmalen Straße,
der ehemaligen Stadtgrenze, zuwendet. Aufgeteilt wird der Grundriß durch eine von der Vorder- zur
Hinterfront geführte Trennungswand in einen kleineren Wohnraum und einen größeren Vorraum, der
durch die in der Mittelachse des Hauses liegende Tür zugänglich ist und in der Außenecke an der Straße
die gewendelte bis zum Dachboden durchgeführte Holztreppe aufnimmt. Ein Keller ist nicht vorhanden.
Dafür ist durch Hebung des Wohnraumes in der Sockelzone ein Raum zum Aufbewahren von Vor-
räten und Hausgerät geschaffen, der vom Vorraume zugänglich gemacht aber so niedrig gehalten ist, daß er
nur in gebückter Stellung begangen werden kann. lm ersten und zweiten Obergeschoß verschiebt sich die
Trennungswand bis hart an die Treppe, so daß ein größeres Wohnzimmer entsteht. Den hinter der Treppe
verbleibenden winzigen Raum schließt eine Querwand ab. Der im ersten Obergeschoß sich findende Kamin
läßt hier die Küche vermuten. Die Mitte des Dachbodens nimmt eine von Vorder- zur Hinterwand durch--
gehende Kammer ein, im Aeußeren als Dachhäuschen mit Giebel sich kennzeichnend. Der Aufbau besteht mit
Ausnahme des gemauerten Sockels aus Fachwerk. Für das Alter bietet der gedrückte Spitzbogen der Tür
einen Anhalt.
Als Gegenstück kann das Haus Thomasstraße angesehen werden. Das in gleich bescheidenen
Abmessungen und fast denselben Maßen gehaltene gleichfalls dreigeschossige Bauwerk, das wie das erste Beispiel
eines Hofes entbehrt, wendet seine Schmalfront der Straße, zu. Der Unterschied und auch wohl der Fortschritt
besteht darin, daß der Vorraum nicht mehr die Form der Halle sondern des Flurs besitzt, der zu der rückwärts
verlegten, hinter dem Wohnraume angeordneten Stiege, wiederum einer Wendeltreppe, führt. Auch darin kann
eine Weiterbildung erblickt werden, daß außer dem Vorratsraum unter dem gehobenen Wohnzimmer ein Keller
sich findet, der mit Gewölbe abgeschlossen ist und Stufenzugang von Außen besitzt. Die beiden Obergeschosse
wiederholen, der Drehung des Grundrisses entsprechend, das vorgenannte Schema mit der geringen Abweichung,
daß die Scheidewand nach der Treppe fortgeblieben ist.
Tafel 362, 5-8
Der eigentliche Grundentwurf kleinerer Bürgerhäuser liegt im Vorderhause des Grundstückes Markt- Tafelßözis
gasse 22 vor. Die Wendeltreppe ist an das Ende des Flurs verlegt. Der Wohnraum des Erdgeschosses
nimmt die ganze Tiefe des Hauses ein. Um einen Ausgang zum Hof zu ermöglichen, ist die Wand zwischen
Wohnraum und Flur im letzten Teile soweit geknickt, daß an der Treppenspindel Raum für einen Durchgang
und in der Hinterwand Platz für eine Tür sich ergibt. Eine Abart dieser in verschiedenen Größen vorkommen-
den Normalie entsteht durch Teilung des Wohnraumes in ein Vorder- und Hinterzimmer. lm Obergeschoß ist
an der Anordnung eines die ganze Front einnehmenden Vorderraumes und eines kleineren Hinterraumes neben
dem Treppenhause festgehalten. Bis ins 19. Jahrhundert hat sich bei beschränkten Bauplätzen diese zweck-
mäßige Art des Grundrisses erhalten mit der Wandlung, daß die gewendelte durch die geradläufige Treppe
abgelöst wird.
Eine Erweiterung des Schemas stellt das Haus Klosterstraße 15 dar. Der Grundriß ist rückwärts über
das Treppenhaus bis auf eine Tiefe von 8,30 hinaus verlängert. Eine Vervollkommnung der Flurbildung
bedeutet der Ersatz des schiefwinkligen Knickes der Innenwand durch einen rechteckigen Absatz, der dem
Hinterteil des Ganges gesetzmäßigere Gestalt und größeren Spielraum gibt. Der hinter der Treppe ver-
bleibende Raum ist für Geräte ausgenutzt. Als Zuwachs an Wohnräumen ergeben sich im Erdgeschoß ein
schmalerer Hinterraum, nach dem Kamin zu schließen die Küche, und in den beiden Obergeschossen auf der
Rückfront ein breiterer Raum von ganzer Frontlänge, das symmetrische Gegenstück des Wohnraumes nach der
Straße. Zum ersten Mal stellt sich der bei noch größeren Grundstückstiefen in verstärktem Maße sich wiederholende
Uebelstand heraus, daß durch die Vorlagerung neuer Hinterzimmer eingebaute Räume entstehen, deren Mangel an
Licht und Luft durch Verglasung der Türen und Anlage von lnnenfenstern nur unwesentlich abgeschwächt wird.
Beim vorliegenden Beispiel machen sich die Schwächen deshalb besonders bemerkbar, weil der übliche Grenz-
abstand auf der einen Nachbarseite fehlt und die Geschoßhöhe nur 1,80 beträgt, Auch insofern nimmt das
Haus eine Ausnahmestellung ein, als ein Hintergrundstück nicht vorhanden ist. Die Rückfront liegt nach dem
alten Stadtgraben zu.
Tafel 362, u. 10
Tafel 362, u. 10
Eine wenig größere Verlängerung des Grundrisses bei annähernd gleicher Breite zeigt das Haus MaTkt-Ääfel 11-13
gasse 26, ein architektonisch wohl ausgestatteter Renaissancebau mit zwei steinernen Untergeschossen und oberen
Fachwerkstöcken. Der 10,0 tiefe Bau weist schon im Erdgeschoß die Querteilung in drei Räume mit einge-
bautem Treppenhaus auf. Der Flur ist verkümmert, was wohl in der Verschmälerung des schief geschnittenen
Grundstückes und der beschränkten Größe des Hofes seinen Grund hat. Hiermit steht im Zusammenhange, daß der
Hinterraum auf Podesthöhe der Treppe gehoben ist. Dieser Unterschied der Fußbodenlagen drückt sich auch im
Keller aus, dessen Gewölbe nach rückwärts soweit ansteigen, daß sie die Anlage von Fenstern gestatten. Auch das
dunkle Mittelzimmer in den Obergeschossen ist unterdrückt. Dafür befindet sich in dem Vorraume des Treppen-
hauses eine Bodenöiinung zum Durchlassen von Hausrat und Waren. lm Aufbau interessieren bei dem an
einer alten Hauptstraße gelegenen Hause die Anlage eines Ladenfensters, die Auflösung der inneren Flurwand
durch Scheiben und die auch sonst oft wiederkehrende Auflösung der äußeren Flurwand durch breite Nischen,
die offenbar mehr zwecks Raumgewinnung als wegen Materialersparnis vorgenommen wurde.
Tafel 362, 14
Tafel 362, 15
Tafel 362, 1a
Tafel 362,
Tafel 362, 1a
"Tafel 362, 19-21
Bis zu 18 ist der Grundriß beim Hause Oberste Gasse 35 in der Tiefe verlängert, ohne daß
eine Auflösung der Fläche stattgefunden hat. Die Treppe liegt am hinteren Ende des von der Vorder- zur
Hinterwand durchgehenden Flures. Eine Erweiterung des Treppenhauses ist nicht nur durch Absetzen der
inneren sondern auch durch Knicken der äußeren Flurwand erzielt worden. In der Zimmerflucht liegen im
Erdgeschoß drei, in den Obergeschossen fünf Räume hintereinander, von denen die mittleren durch Fenster
nach dem Winkel" ein nur unzulängliches Licht erhalten. Diese Schwäche wird den Grund abgegeben
haben, daß vollkommnere Lösungen durch Anordnung von Binnenhöfen versucht wurden. Daß die Verlängerung
eines ursprünglich kürzeren Hauses vorliegt, ist nicht unmöglich. Die Treppenspindel nennt am Sockel die
Jahreszahl. 1697.
Eine zweckmäßige Aufteilung des Bauplatzes, die allen Räumen ausreichendes Licht bringt, ohne ihren
Zusammenhang aufzuheben, zeigt das Haus Mittelgasse 5. Durch Anlage zweier Höfe ist der Grundriß in
mehrere Flügel zerlegt, von denen jeder eine freie Fensterwand besitzt. Der Vorderbau wiederholt die Grund-
form des Zweiraumhauses mit Seitenflur, dessen lnnenwand wiederum den Erweiterungsknick aufweist. Als
Neuerung ist das Hinausrücken der Wendeltreppe zu verzeichnen, die als Vieleck in den ersten Hof vortritt
und durch das Podest in den Obergeschossen den Uebergang zu den Hinterflügeln vermittelt. Auch hier mag
der Grundriß sich stückweise entwickelt haben.
Völlig losgelöst erscheint der Hinterbau vom Vorderhause beim Grundstück Graben 3. Der Vergleich
beider Bauteile läßt auf verschiedenes Alter schließen. Die Vorderanlage, ein stattlicher viergeschossiger Stein-
bau mit Schnörkelgiebel, ist als Werk Wilhelm Vernuckens um 1605 ermittelt. Sie zeigt die Zweiraumnormalie
insofern in größerer Reife, als überall der rechte Winkel gewahrt ist. Der Flur besitzt geräumige Ausklinkung
nach dem Hofe zu. Das vortretende polygonale Treppenhaus nimmt in massiver Ummantelung die kreisförmige
Stiege auf. Die spätere Entstehungszeit des Hinterhauses tut die zweiläuüge, nur an der Wendung mit Schwung-
stufen versehene Treppe dar. Dem Vorteil eines großen lichten Hofes steht der Nachteil der Trennung der
beiden Bauten gegenüber.
Aufgehoben ist diese Unvollkommenheit beim Hause Graben 12, einem gleichfalls der Renaissance
angehörigen Steinbau von drei Geschossen. Beide Bauteile -sind durch ein schmales Zwischenglied verbunden,
das an der Hofgrenze entlang läuft, im Erdgeschoß Stallungen aufnimmt und in den Obergeschossen als Flur
mit Wandschränken ausgebildet ist. Vermutlich liegen auch hier spätere Zutaten vor. Auf eine Bautätigkeit
von 1763 ist wenigstens im Vorderhause die Haustür und das Ladenfenster und vermutlich auch die Winkel-
treppe im dielenartigen Flur zurückzuführen, die im Podest mit dem Zwischenbau den Zusammenhang herstellt.
Die Bestimmung des Hinterhauses als Lager oder Werkstatt im Erdgeschoß und als Wohnung in den Ober-
geschossen ist noch heute zu erkennen.
Lediglich als einflügelige Verlängerung der einfachsten l-lausform stellen sich die Hofanbauten beim
schmalen Grundstück Marktgasse 22 dar. Drei Räume fügen sich, ohne Flur aneinander gereiht, dem bewährten
bereits oben besprochenen Grundriß an. Um die Einschränkung des Hofes zu mäßigen, ist der mittlere Raum
nicht nur in der Fläche eingezogen, sondern auch im Erdgeschoß unausgebaut geblieben. Der so in diesem
Geschoß aus dem Zusammenhang gelöste Hinterraum dient für Lagerzwecke, während alle Obergeschosse
Wohnungen aufnehmen.
Die Aufteilung eines Eckgrundstückes von mäßiger Fläche mit wenig verschobenen Winkeln ergibt sich
beim Hause Wildemannsgasse 3. Der Hof ist auf eine Fläche von 3,5 Länge und 2,0 Breite zusammen-
geschrumpft, was deswegen möglich war, weil die Nachbarhöfe hinreichend Luft und Licht gaben. Die Treppe,
im Erdgeschoß eine Winkelstiege, in den Oberstockwerken eine versetzte zweiläufige Anlage, ist an die Schmal-
seite gerückt und besitzt am Eingang einen geräumigen Vorflur. Im Obergeschoß findet sich bereits die An-
deutung eines Mittelflurs, der die fünf mehr oder weniger großen Räume zugänglich macht. Das jetzt stark
entstellte Erdgeschoß enthielt früher zwei größere Zimmer nach der Straße und eine kleine Kammer nach dem
Hofe. Der Keller bildet einen einzigen, mit der Halbkreistonne überspannten Raum. Die spitzbogige Form
aaaaaaaaaaaaa 640 aaaaaaaaaaaaa
der Tür- und Fensternischen sowie die bedeutende Mauerstärke, die bis zu 2,80 beträgt, lassen für diesen
Grundbau gotischen Ursprung vermuten. Der jetzt völlig verputzte aufgehende Bau mag jünger sein.
Ein Eckbau mit stark verschobenem Straßenwinkel liegt im Hause Graben vor. Der Hof ist gänzlich
unterdrückt. Das Erdgeschoß zeigt wiederum Dreiraumteilung und Seitenflur mit Treppe am Ende, der Keller
dagegen Auflösung in mehrere Gewölbefelder. Der Aufbau, eine stattliche Renaissancefront mit Schnörkelgiebel,
ist als Werk Vernuckens festgestellt.
In das Gebiet der Ausnahmen gehört das Haus Wildemannsgasse 28, dessen eine Ecke infolge Ver-
setzens der Straßenflucht frei wird. Die schräge Lage der Außenwände geben dem Grundriß eine fast drei-
eckige Gestalt. Die Lage an einer Wendungsstelle der Stadtgrenze ist sichtlich von Einfluß gewesen. Das
jetzt durchgeteilte Erdgeschoß bildete ursprünglich einen einzigen Raum, in dessen Mitte noch heute der alte
Holzständer steht, der die Trennungswände der Obergeschoßräume trägt. Die Treppe liegt im Hinterteil. Die
an der freien Ecke des Hauses angeordnete, von der Straße aus zugängliche Treppe zum einräumigen Keller
wird von dem verbreiterten Mauerwerk der längsten Umfassungswand gehäuseartig umschlossen. Der Zeit nach
gehört die ungekünstelte Lösung des garnicht so einfachen Entwurfes, wie Gefüge und Form des Fachwerk-
aufbaues dartun, zweifellos noch der späten Gotik an.
Die häufig wiederkehrende Form des fünfachsigen Grundrisses mag das Haus Wildemannsgasse wieder-
geben. Von den Zimmern des Erdgeschosses liegen zwei nach der Straße, eins nach dem Hofe und eins als
eingebauter Raum in der Mitte. Bezeichnend ist die Anordnung des schmalen Seitenflurs, der im Hintergrunde
durch Absatz und Wandschräge als geräumiges Treppenhaus sich erweitert. Die Treppe selbst besteht aus
einem in jedem Stockwerk sich wiederholenden geraden Lauf, der im Erdgeschoß zumeist einen winkligen, in
den oberen Geschossen einen gewendelten Anlauf besitzt. Den Rand des Treppenloches stützt ein meist säulen-
artig geschnitzter Holzpfosten. Der Eingang zum Keller befindet sich in Form eines mit Klappe verschlossenen
Einsteigeschachtes im vorderen Teil des Flurs.
Die stattlicheren Bürgerbauten zeichnen sich nicht allein durch größere Zimmer, sondern auch durch
breitere Zugänge aus. Das Haus Graben 40 besitzt außer einer geräumigen Zugangsdiele eine besondere Durch-
fahrt. Seine Wendeltreppe liegt, dem Hofwinkel sich einfügend, in einem massiven quadratischen Gehäuse mit
ausgesprochenen Renaissancefenstern, dem Reste vielleicht eines älteren Baues. Ähnliche Stiegenhäuser, jedoch
auf drei Seiten heraustretend und statt der Spindel auf vier freien Stützen ruhend, finden sich bei den Adels-
höfen, in reicherer Renaissancefassung beim Weißen Hofe und in gediegener Barockausführung beim Hause
von Dörnberg. Zu einem breiten Durchgange vereinigt erscheinen Flur und Durchfahrt bei den prächtigen
Renaissancehäusern Marktgasse 19 und Wildemannsgasse 19, das eine Mal als vornehmer gerader Mittelkorridor
mit Hufeisentreppe, das andere Mal als derbere geknickte Einfahrt mit Winkelstiege. Die Form des großen,
aber einfachen Bürgerhauses gibt der Grundriß Wildemannsgase 13 wieder, eine Mittelfluranlage mit acht Fenster-
achsen Straßenfront und einer Tiefenentwicklung von vier-Räumen.
Abwandlungen der vorgenannten Grundrißformen finden sich in den verschiedensten Arten. Insbesondere
macht sich bei Ausbildung der Treppe infolge der Eigenart der Bauplätze eine große Mannigfaltigkeit geltend.
Für verwickelte Bauaufgaben bietet Cassels nach und nach entstandene Altstadt die verschmitztesten Lösungen,
die häufig kaum noch in bestimmte Systeme zu bringen sind. Von der Verschmelzung zweier neben einander
liegender schmaler Parzellen zu einem einheitlichen Bauriß gibt das Haus Wildemannsgasse 14 ein Beispiel aus
der Renaissance. Den Zusammenschluß eines Barockhauses mit älteren an der Stadtmauer gelegenen Bauresten
durch Hofzwischenbauten zeigt das Haus Steinweg 10. Als vorgeschuhtes Stück nach der Fulda zu stellt sich
der hintere Teil des Hauses Untere Fuldagasse heraus, in den die geradläufige Treppe des Vorderbaues
hineingreift. Eine Wendeltreppe in schmalem Hofe bewirkt in den Obergeschossen die Vereinigung der ungleich-
altrigen Grundrisse Untere Fuldagasse und Obere Fuldagasse 9.
Bei der jüngeren, durch den Willen eines künstlerisch lebhaft beteiligten Fürsten und unter Zuziehung
eines namhaften französischen Architekten geschaffenen Oberneustadt liegt die Entwicklung des Bürgerhauses
Tafel 362, 23 u. 24
Tafel 366
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Tafel 362, 22
Tafel 380
Tafel 377 u. 378
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Tafel 362, 2a
Tafel 373
Tafel 388
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Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel. VI. CasseI-Sxadt.
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Tafel 363,
Tafel 363.
einfacher. Die planmäßige Anlage der in kurzer Erbauungszeit vollendeten barocken Stadtteile hat auch in die
Grundrisse eine größere Übersichtlichkeit gebracht, als sie in der Altstadt anzutreffen ist. Von Veränderungen
sind zwar auch die Häuser dieses vom Geschäftsleben stark durchsetzten Viertels nicht frei geblieben, doch
läßt sich in den meisten Fällen der Urzustand mit Hilfe älterer Karten feststellen Die Aufteilung des Ge-
ländes in rechteckige Baublocks, deren Längsseiten Häuser mit und deren Schmalseiten Häuser ohne Gärten
erhalten sollten, sowie die Bestimmung, daß die Bauplätze für gewöhnlich eine Frontbreite von 33 Fuß und
eine Tiefe von 150 Fuß besitzen sollten, hatte zur Folge, daß durchweg wenig breite und reichlich tiefe Grund-
stücke entstanden, die bei größerem Raumbedarf zur Hinterbebauung zwangen. Die ursprüngliche Absicht
ging wohl, wie auf den älteren Plänen die ersten Grundstücke der Grande rue", der jetzigen Frankfurter
Straße, erkennen lassen, dahin, als Hinterhaus lediglich ein Stallgebäude zu errichten, das auch die Wasch-
küche und Abortanlage aufnehmen sollte. Indessen die Notwendigkeit der Errichtung größerer Hofgebäude
scheint sich schon bald nach Beginn der Stadtanlage herausgestellt zu haben. Daß sich mit der Zeit mehr
als eine Lösung für die Aufteilung der Grundstücke ergab, versteht sich von selbst, zumal die Bauplätze in
der Folgezeit recht unterschiedliche Breite erhielten.
Eine klare und recht akademische Ausbildung des Lageplanes, wohl die älteste Art eines feststehenden
Risses, zeigt sich in der Aufteilung des Grundstückes in Vorderhaus, Hof, Hinterhaus und Garten. lm Hause
der Frankfurter Straße ist diese zweckmäßige Bauform ziemlich unentstellt überkommen. Das Vorderhaus, ein
dreigeschossiger, dreiachsiger Steinbau ist im Grundriss durch einen Mittelflur und eine Querwand symmetrisch
aufgeteilt, so zwar, daß je zwei Stuben nach der Straße und zwei Stuben nach dem Hofe liegen. Die zweiläufige
Treppe hat ihren Platz im Hinterteil des Korridors gefunden, den sie einseitig etwas erweitert. Diese Form des
Wohnhauses kann als die Regel angesehen werden, die sich so bewährte, daß sie in Zukunft auch da festgehalten
wurde, wo die Nebengebäude neue Formen annahmen. Das weniger tiefe Hintergebäude, das den durchgehenden
Mittelflur wieder aufnimmt, ist zweigeschossig und besteht im Erdgeschoß aus Steinbau, im Obergeschoß aus
Fachwerk. Es muß für Werkstatts, Lager- und Wirtschaftszwecke gedient haben. Denn so erklärt sich am ein-
fachsten die Tatsache, daß die Erdgeschoßräume nur auf der einen Seite des Flurs durch eine Zwischenwand
geteilt sind. lm Obergeschoß besitzt es eine größere Zahl kleinerer Kammern, deren einläufige Zugangstreppe
in einem der Erdgeschoßräume an der Flurwand eingebaut ist und unmittelbar im Hofe mündet. Der Dach-
boden zeigt nach dem Hofe zu eine Aufzugsluke. Garten und Hof sind von Mauern umgeben. Der Gelände-
unterschied zwischen dem vorderen und hinteren Teil des Grundstückes ist durch Schwellen und Stufen aus-
geglichen. Bedenkt man, daß an den 17 langen Garten sich längs- und rückseitig die ebenso ausgedehnten
Gärten der Nachbarn anschlossen, so wird man der um die Wende des 17. Jahrhunderts entstandenen Bau-
anlage, die mit ihrem großen Luftraum ganz modern anmutet, städtebaulich einen hohen Grad von Vollkommen-
heit nicht absprechen können.
Eine andere Anordnung des Nebengebäudes zeigt das Haus Obere Karlstraße 21. Das Hinterhaus ist
nicht quer durch den Hof gelegt, sondern mit der Längswand an die Nachbargrenze gerückt, so daß Hof und
Garten unmittelbar miteinander in Verbindung stehen. Ursprünglich scheint bei kleineren Anlagen nur ein solches
Nebengebäude bestanden zu haben. Das genannte Beispiel besitzt deren zwei, ein schmaleres für Wirtschafts-
zwecke und ein breiteres wohl als Werkstatt gedacht, die einander als Gegenstücke gegenüberliegen, in einem
Obergeschosse noch Zimmer aufweisen und mit einer ausgebauten Mansarde abgedeckt sind. Freitreppen an
der äußeren Stirnwand der Nebenhäuser lassen sich bei den Nachbarbauten nachweisen. lm vorliegenden Falle
sind, wie auch sonst oft, die Flügelbauten mit dem Hauptbau im Oberteil durch Anschlußbauten verbunden, die
vermutlich nachträglich hinzugefügt wurden. Den Übergang vom Hof zum terrassenförmig erhöhten Garten
bewirkt in reizvoller Weise eine schmale reitreppe. Der so entstehende Grundriss des Dreiflügelbaues gab die
Grundform für die späteren breitfrontigen Patrizierbauten ab. Den durch Zusammenschluß der Nebenflügel mit
dem Hauptbau entstehenden Nachteil der Verdunkelung der Eckräume, der jetzt sogenannten Berliner Zimmer,
schwächte eine Abschrägung oder Ausklinkung der Flügelbauten ab.
Stadtplan Oberneustadt v. Krug 1766. Stadtplan v. du Ry 1768. Stadtplan v. Selig 1781.
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Eine Verbindung beider Bauarten kommt in verschiedenen Ausführungen vor. Das Haus Obere Karls-
straße 26 bietet insofern ein lehrreiches Beispiel, als die Hofanbauten des Vorderhauses, nebensächliche Räum-
lichkeiten von geringer Abmessung, sich als ursprünglich herausstellen, und der am Hinterhause sich hndende
große Seitenflügel, ein reiner Wohnbau, als verhältnismäßig frühe Zutat sich erweist. Auch dadurch interessiert
der Bau, daß er, ein größeres Bürgerhaus von fünf Achsen Straßenfront, statt der Flure Durchfahrten aufweist
und anscheinend von Anfang an im Hinterhause zwei einheitliche, von Front zu Front durchgehende
Räume besaß.
Zu einer geschlossenen Vierflügelanlage mit allseitig umbautem Hofe hat sich der Grundriß bei
dem stattlichen Hause Obere Königsstraße 13 entwickelt. Das siebenachsige Vordergebäude besitzt nicht
nur einen Mittelflur, sondern auch eine seitliche Durchfahrt, für deren Hofauslaß ein Teil des Seitenflügels im
Erdgeschoß ausgespart ist. Der Unterbau der Hinterhausfront mit einer schmalen Säulenlaube hängt mit der
Eigenschaft des Hauses als Brauerei zusammen, deren Betriebsräume im Hinterhause ihren Platz hatten. Als
Lagerräume haben die großen Keller gedient, die sich unter dem terrassenförmig erhöhten Garten erstrecken.
Die weitestgehende Ausnutzung des Grundstückes für Bauzwecke befindet sich bei dem Kleinbürger-
hause Obere Karlsstraße 15. Hinter der Vierflügelanlage mit dem Binnenhofe ist ein zweiter Hof angeordnet
mit zwei besonderen kleinen Flankenbauten, die Wirtschaftszwecken dienen und im verkümmerten Obergeschoß
durch Außentreppen zugänglich sind. Den Hintergrund des 21 langen Gartens schließt in ganzer Breite
ein besonderes, etwas jüngeres zweigeschossiges Wohngebäude aus Fachwerk von der Tiefe eines Zimmers ab.
Als Eigenheit der größeren und vornehmeren Bürgerbauten kann festgestellt werden, daß die Stiege sich
zu einem dreiläufigen dielenartigen Treppenhause auswächst, das, die Mitte des Hauses einnehmend, nicht selten
aus der Hinterfront des aus einer ganzen Zimmerflucht bestehenden Hauses heraustritt. Seitliche Durchfahrten,
wie sie bei diesen Patrizierhäusern geläufig sind, kommen bei den gewöhnlichen Bürgerbauten nur ausnahms-
weise vor. Seitliche Treppenanlagen finden sich erst recht spät.
Von den eingebauten Kleinbürgerhäusern unterscheiden sich die freistehenden im Grundriß meist nur
dadurch, daß die Nebengebäude freiere Anordnung finden. Macht sich bei den vor den alten Toren gelegenen,
Häusern, die anfangs nie mehr als zwei Geschosse besaßen, das Bedürfnis nach Raumvermehrung geltend, so
erfolgt eine Vergrößerung des Vierraumgrundrisses mit Mittelflur durch Anfügung zweier weiterer Zimmer an
den Kopfseiten des Hauses.
lm Aufriß stellen sich die älteren Bürgerhäuser als Fachwerkbauten dar. Als Giebelhäuser mit statt-
lichem Satteldach oder als Reihenhäuser mit Dachhaus und Zwerggiebel nach der Straße, geben sie den ge-
bogenen Gassen ihren malerischen Ausdruck. Beide Anordnungen wechseln in der Straßenflucht mit einander
ab. Zur Belebung des Straßenbildes wie des einzelnen Hauses tragen die Erker bei, deren Gestaltung und
Anbringung zwar mannigfache Art zeigt, in der Regel aber so erfolgt, daß die Ausbauten über dem Erdgeschoß
beginnen und bis zum Dach hinaufreichen. Die meist nur auf einer Nachbarseite des Hauses angeordnete
Brandmauer folgt in der vorderen Stirnwand der Auskragung der Geschosse.
Da die Stadt in der Grenzzone des fränkischen und niedersächsischen Stammes- und Sprachgebietes
liegt, so findet die völkische Mischung auch in der Bauweise ihren Ausdruck. So viel kann mit Sicherheit fest-
gestellt werden, daß die Wohnhäuser mit einem Dielengeschoß niedersächsischer Baugesinnung Rechnung tragen.
Auch hinsichtlich des Baugefüges und der formalen Ausbildung weisen die Häuser mit einem Dielengeschoß,
das mitunter auch die Form eines Erdgeschosses mit Zwischenstockwerk annimmt, Besonderheiten auf, die dem
Gebiete Niedersachsens eigen sind. Besonders stark zeigt sich der Einfluß vom Norden her in der allerdings
vereinzelten Anordnung der Fußbänder und ihrer Verzierung mit Flachschnitzerei in Rosettenform. Auch findet
sich die für Niedersachsen bezeichnende Holzverbindung des Balkenschlosses, jener Verbindung von Pfosten mit
Balken. bei der der Brustzapfen der Balkenenden aus der äußeren Ständerfläche herausragt und mittelst eines
Bolzens befestigt ist. Viele Häuser weisen jetzt, ein Ergebnis späterer Änderung, nach der Straße zu ein
steinernes Erdgeschoß auf, über dessen Abschlußgesims der alte Fachwerkaufbau beginnt. In vielen Fällen haben
Tafel 363,
Tafel 363, 4.
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im 18. und 19. Jahrhundert die Fachwerkhäuser einen Putzüberzug erhalten, wobei die auskragenden Querge-
bälke mit Brettern verschalt sind. sodaß nur sehr unvollkommen nach den wenigen unberührten oder wieder.
frei gelegten Bauten Zusammensetzung und Formgebung der Hölzer erkannt werden können.
Im Allgemeinen kann man daran festhalten, daß Bauten mit gotischen Formen noch bis zur Mitte des
16. Jahrhunderts vorkommen. Vorher freilich schon setzte ein Mischstil ein, bei dem die Schmuckformen der
Renaissance sich einschleichen, ohne den Bauten den mittelalterlichen Charakter zu nehmen. Diese Periode
kann man bis zum Ende des 16. Jahrhunderts rechnen. Von da an gewinnen die dekorativen und malerischen
Formenelemente der Renaissance die Oberhand. Grundsätzlich wird man bei der Betrachtung der Fachwerk-
bauten annehmen dürfen, daß es sich bei ihnen niemals um Stilbauten handelt, wie sie sonst die Zeit der Gotik
und Renaissance kennt, sondern um Bauten, die in wesentlichen Teilen die stilbildende Konstruktion beider
Perioden beibehalten. Daher wird man die Wandlungen des Stils im Wesentlichen auch nur in der Form-
gebung und Schmuckweise der Einzelglieder zu suchen haben, zumal in Cassel weder urkundlich noch nach
formaler Gliederung Fachwerkbauten zu finden sind, deren Errichtung in eine Zeit vor 1350 fällt, also einem
Abschnitt angehört, für den beispielsweise in Marburg Zeugen eines besonderen Holzbaustiles festzustellen sind.
Massive Bürgerhäuser der Gotik hat die Stadt nicht aufzuweisen. Selbst zur Zeit der Renaissance
treten Steinhäuser nur vereinzelt auf und vermögen dem gesamten Straßenbilde weder ein einheitliches noch
ein besonderes Gepräge zu geben. Fast ohne Ausnahme kehren die Steinbauten die Giebelseite der Straße zu.
Unter ihnen befinden sich die ansehnlichsten Bürgerhäuser der Stadt, jene stattlichen Patrizierhäuser mit den
Schnörkelgiebeln und den Quaderportalen, deren Inschriften die so sehr erwünschte Auskunft über die Person
des Erbauers geben. Die massiven Barockbauten der Altstadt treten in ihrer Zahl zurück hinter den einheit-
lichen Kolonistenhäusern der Oberneustadt, die mit ihren einfachen Fronten dem regelmäßig angelegten Stadt-
teil auch heute noch den Charakter der Hugenottensiedelung sichern. Auch bei den späteren, in ihrer Größe
eindrucksvollen Bürgerhäusern dieses städtebaulich sehr beachtenswerten barocken Viertels ordnet sich der
Schmuck der klaren architektonischen Gliederung der gesamten Fassade unter. Im Gegensatz zu den in die Höhe
sich entwickelnden Gebäuden deutschen Geistes, die den Bestand der Altstadt ausmachen, geht der Aufbau der
Häuser der französischen Neustadt mehr in die Breite. Gesimse, Lisenen, Eckquaderung, schwach vorgezogene
Risalite und schlicht umrahmte Rechteckfenster bilden die architektonischen Elemente ihres Aufrisses. Balkone auf
Kragsteinen oder in Verbindung mit den Portalen und ihren Säulenvorbauten betonen, mehr oder weniger durch
Dekoration belebt, die Hauptachsen. Der Wunsch nach Symmetrie ordnet bei den gestreckten, vornehm-schlichten
Häusern der reichen Kaufleute und hohen Beamten ein Einfahrtstor in jeder der beiden Endachsen an, von denen
freilich das eine als Blende ausgebildet ist. Der Segmentbogengiebel über dem zwerghausartig hoch-
gezogenen Dachgeschoß verrät die ältere, der Dreieckgiebel die jüngere Entstehungszeit. Eine Eigentümlichkeit
der älteren Straßenzüge bedeuten bei den zur Messezeit von den auswärtigen Händlern benutzten Häuser die
Meßläden, jene Erdgeschoßfenster, die durch Entfernen der Brüstungen in Verkaufsstände umgewandelt werden
konnten. Die Lust des Rokoko, die Fronten plastisch zu schmücken, ist an einigen Häusern der jüngeren Teile
der Oberneustadt zum Ausdruck gekommen, von denen das Haus Königsplatz 55 zu den bemerkenswertesten
Beispielen gerechnet werden darf, die Mittel- und Norddeutschland überhaupt aufzuweisen hat. Bauwerke der
nachfolgenden Stilrichtung des Empire und der Biedermeierzeit liegen zumeist vor den alten Toren.
Einzelheiten des Aufbaues bringt die nachfolgende Zusammenstellung, die auch einige Auskunft über
den inneren Ausbau und die Nebenanlagen gibt und die Geschichte der Häuser streift. Den Namen der
Architekten zu ermitteln war bei den älteren Bauten nur in Ausnahmefällen möglich. Selbst bei den jüngeren
Häusern ist es in vielen Fällen nicht ohne Vermutungen abgegangen. Die Besitzverhältnisse sind insofern
berücksichtigt, als sie für die Eigenart der Häuser oder die Stadt- und Familiengeschichte von Interesse schienenß
Außer dem handschriftlichen, im Stadtarchiv zu Cassel befindlichen Häuserverzeichnis vom Jahre 1605 sind, ohne daß sie
besonders aufgeführt sind, auch die von Aug. Karl Wagner 1861 auf Grund dieser Unterlage gezeichneten und in der Murhardbibliothek
niedergelegten Karten benutzt. Die verdienstvolle und mühsame Arbeit Wagners bedurfte in einzelnen Fällen der Berichtigung. Anscheinend
ist von Wagner nur die Ausfertigung 36 des Häuserverzeichnisses, welche die Häuser nach Quartieren aufführt, und nicht auch die Aus-
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644 ääääääää
Eigennamen der Häuser sind auch dann vermerkt, wenn sie erst aus jüngerer Zeit herrühren. Von Spitznamen
von Häusern neueren Datums, die in der Ortsliteratur hervorgehoben werden, seien an dieser Stelle der in der
unteren Königsstraße gelegene hohe und schmale Elefantenkasten" und die an der Karthäuserstraße aus Glasursteinen
erbaute Glitzerburg" erwähntß Die am Ständeplatz auf erhöhtem Gelände gelegene Engelsburg", das heutige
Lesemuseum, erhielt ihre Bezeichnung nach Daniel Engelhard, der Architekt und Bauherr in einer Person war.
Mit dem Namen Tränenburg" belegte der Volksmund ein im vorderen Teil der Wilhelmshöher Allee stehendes
üppiges Landhaus, das ein Croupier aus Homburg errichtete. Wegen seiner gotischen Stilisierung wurde das
von Ungewitter erbaute Schollsche Haus in der Bahnhofstraße, das eine Weinhandlung enthielt, zur Weinkirche".
Die nicht mehr vorhandene Kaffeemühle", ein an der Möncheberger Straße gelegenes Wirtshaus mit ausge-
dehnten Garten- und Vergnügungsanlagen, deren Platz heute das Landkrankenhaus einnimmt, verdankte ihren
volkstümlichen Namen der absonderlichen Form ihres Aufbaues. Ein auffallender Dachaufsatz, der dem Kiosk
ähnelt, den die als Tragtiere benutzten Elefanten auf dem Rücken tragen, stempelte das Haus an der Ecke der
Kaiser- und der Nebelthaustraße zum Elefanten", welchen Name auch die im Hause befindliche Gastwirtschaft
annahm. Die Krinoline" in der Bettenhäuser Straße, eine Fabrik für Krinolinenreifen, wurde zur alten
Krinoline", als in dem Gebäude für Federstahl-lndustrie in der Wolfhager Straße eine neue Krinoline" entstand.
Die Bezeichnung der Hohen Treppe" behielt ein Gebäude der Bädergasse bei, auch als es längst aufgehört
hatte ein Freudenhaus zu sein. Die sieben Raben" hieß eine Villenreihe in der oberen Sophienstraßefwährend
man mit Albernhausen" jenen wenig planmäßig erbauten Stadtteil benannte, der in der Gegend des Bahnhofes
am Grünen Weg entstandx" Als ein Unternehmer den Mut fand, die Grundstücke an der Ecke der Hohen-
zollern- und der Kaiserstraße mit einem Spekulationsbau von ungewöhnlichem Ausmaß und Formenaufwand
zu bebauen, schuf er den Hypothekenfriedhof" und als man in jüngster Zeit die Ruhlstraße als Sackgasse
abschloß, erhielt die Wilhelmshöher Allee in dieser vornehmen Seitenstraße ihren Blinddarm". Gildehäuser
konnten nur in beschränktem Umfange festgestellt werden; äußerlich scheinen sie sich in nichts von den
Bürgerhäusern unterschieden zu haben. Die für die Orts- und Landschaftsgeschichte wichtigen Bezeichnungen
der Herbergen und Gasthäuser sind da notiert, wo über ihren Platz ein Zweifel nicht bestehen konnte. Der
Frage, in welchen Häusern die angeblich in der Oberneustadt gelegenen Gastwirtschaften Zum Anker", Zur
Stadt Amsterdam", Zum goldenen Adler", Zum Fisch", ,',Zur Stadt Frankfurt", Zur goldenen Traube", Zum
goldenen Stern", Zum Heidelberger Faß" und Zum Spiegelkarpfen" sich befanden, ist nicht weiter nach-
gegangen. Bezüglich des Gasthauses Zur Sonne" und Zum grünen Baum" ist ermittelt, daß sie in der
Frankfurter Straße lagen. Das Wirtshaus Zu den drei Königen" ist am Friedrichsplatz zu suchen. Bei der
Martinskirche, von dessen Kanzel, wie die Ortstopographen hervorheben, der Prediger nach jeder der vier
Himmelsrichtungen den Blick auf ein Wirtshaus hatte," lag die Herberge Zum roten Löwen", die bereits
fertigung 16 benutzt, welches die Häuser nach Straßen aufführt und eine Vergleichsprüfung ermöglicht. Ebenso sind, ohne jedesmal besonders
angezogen zu werden, die in der Murhardbibliothek befindlichen, auf Grund des Katasters von 1767 aufgetragenen Stadtpläne benutzt,
die anscheinend ebenfalls von Wagner herrühren. Bezüglich der im Text neben den Namen der Hauseigentümer eingetragenen Jahreszahlen
sei bemerkt, daß diese meist den älteren Katastern entnommenen Jahreszahlen lediglich einen Zeitpunkt angeben, an dem der Eigentümer das
Haus besaß, nicht aber mit Sicherheit das Jahr bedeuten, in dem der Eigentümer das Haus erwarb.
Hess. Erinnerungen S. 238.
Hess. Erinnerungen S. 238.
Piderit, Cassel S. 376. Cassel-Weltstadt S. 51f Albernhausen wird im Volksmunde ein Stadtteil Cassels wegen seiner auffallend
confusen und regellosen Bauweise genannt. Diese Bauconfusion entstand dadurch, daß der Kurfürst, welcher sich bekanntlich die Genehmigung
jedes einzelnen Baugesuches für Cassel selbst vor-behielt, diese Gesuche oft jahrelang, trotz mannigfachster Mahnungen ja, denn mit um so
größerer Gewißheit unberücksichtigt liegen ließ. Diejenigen Bauherren, denen die Geduld endlich riß, üngen schließlich auf eigene Gefahr
an, zu bauen, auch ohne Kurfürstliche Erlaubniß, und die Herren von Albernhausen ganz besonders unglücklich und ohne jede Berücksichtigung
eines Straßenplanes".
Wanderung d. Cassel Nr. 1235, wo auch ein Spiegelkarpfen" in der Mittelgasse erwähnt wird.
Garküche S. 78 Cassel ist vielleicht der einzige Ort in Deutschland, wo der Prediger auf der Kanzel in der St. Martinskirche
stehend bei offenem Fenster nach vier Gasthöfen, als ebensoviel evangelischen Himmelsstrichen sehen kann. Der Römische Kaiser, der König
von Preußen, der Berliner und Westphälische jetzt wieder Hessische Hof umgeben ihn von Ecken". Schwarzkopf, Alt-Kassel S. 188.
Neuber, Gasthäuser Nr. 72 f.
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65 u. 466
343-456
1508 bestand und wegen eines in ihr entstandenen Mordgeschreies dem Landgrafen Wilhelm ll. Veran-
lassung zum Einschreiten gabß Der in den Stadtrechnungen" zum ersten Male 1491 und bis zum Jahre 1553
wiederholt genannte Gasthof Zum Schwanen" taucht in den Häuserverzeichnissen an verschiedenen Stellen
auf, während die Lage des in der Stadtrechnung von 1513 erwähnten Gasthauses Zum schwarzen Bären"
garnicht bekannt zu sein scheint Von den im ersten Jahrgänge der Casselischen Policey- und Commerzien-
Zeitung" 1731 aufgeführten Logierhäusern seien hier wenigstens der Rote Mantel", der Ochsenkopf", der
KrambsvogeP, der Carpen" und der Durstige Hirsch" genannt. Aushängeschilder von Herbergen finden sich
in den Straßen Cassels zur Zeit noch zwei, das der Bäcker in der Fischgasse und das der Zimmergesellen in
der Schäfergasse. An welchen Häusern die jetzt im Landesmuseum aufbewahrten Schilder der Bäckerzunft
und der Leineweber-, Bierbrauer- und Schuhmacherherbergen saßen, die zum Teil noch an Renaissancearmen
hängen, konnte nicht ermittelt werden. Ebenso wenig bekannt ist, aus welchen Häusern die kunstvollen
Beschläge stammen, von denen das Museum eine ganze Sammlung besitzt und von denen in den Abbildungen
einige Proben gebracht werden. Von den noch in zahlreichen Bürgerhäusern anzutreffenden und in der Form-
gebung sich oft wiederholenden gediegenen Treppenpforten und -decken geben die Tafeln einige Beispiele,
ohne daß in jedem Falle im Texte auf die Befundstelle verwiesen ist.
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afel 403,
Altmarkt.
Haus Nr. Eckhaus Essiggasse. Erbaut 1589. 1605 bezeichnet als der alten Rentschreiberin Haus".4 Eigen-
tümer 1783 Karl Arend, 1827 Joh. Jungk, 1835 Cyriakus Döhnef jetzt die Stadt. Früher Gastwirtschaft
Zum Altmarkt". Fachwerk, später verputzt bezw. verblendet, Geschosse, davon die beiden oberen
auskragend. Giebel am Altmarkt. Nebentür an der Essiggasse, Stein, rechteckig, auf Sturz die Inschrift
WAS GOT BESHRT DAS BLEIT VN WERT 1589". Renaissance. Haustür am Altmarkt,
Holz, mit Flachbogen; Flügel mit geschwungenen Füllungen. Rokoko. Tür in der Abschlußmauer des Haus-
winkels an der Essiggasse, mit Spitzbogen. Gotisch. Deckenrosette, Stuck, im Treppenhaus. Rokoko.
Haus Nr. Eckhaus Vor der Schlagd. Hof Am Markt dann Kaufunger Hof." Untergegangen. Neubau eines
Bürgerhauses 1644. Bauherr Johann Feronß Eigentümer 1787 Friedr. Hörlein, 1840 Bierbrauer Joh.
Heine, 1861 Bierbrauer Wilh. Schiebeler," jetzt Likörfabrikant und Gastwirt F. Peter. Wohnung des
Goldstickers Cavallo." Früher Postamt. Erdgeschoß Steinbau, mit Diamantquadern an den Ecken und
Simagurt, der auf der schrägen Front an der Straße Vor der Schlagd zwecks Auskragung des Oberbaues
auf Konsolen ruht, die zum Teil Schuppenornament zeigen. Haustür, mit Rundbogen, Diamantquadern,
Löwenkopf-Schlußstein, toskanischen Quaderpilastern und Gebälk, auf Fries Kartuschen mit den lnschriften
QVl VEVLT DV PARADlS DE BIEN SERVlR ET
LA GLOlRE -NE CESSE LOIAL ESTRE LE BON
IAMAIS DE BIEN FAIRE SERVlTEVR DEVINT MAISTRE"
Wanderung d. Cassel Nr. 1235.
Stölzel, Stadtrechnungen.
Neuber, Gasthäuser Nr. 72.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36. Das Nachbarhaus, jetzt Haus Fischgasse Nr. wurde 1605
vom Rentmeister Johann Boos bewohnt, der auch als Bürgermeister bezeichnet wird.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Vgl. Abschnitt Hof Amt Markt" S. 632 ff.
Vgl. Abschnitt Kaufunger Hof" S. 258 f.
Nebelthau, Gebäude S. 34. Daß der Erbauer ein hierhergezogener Franzose war, ergibt die, zwischen zwei großen Lilien
angebrachte Inschrift ,Qui veut maitre', nebst dem deutschen Spruch des Hauses selbst ,Hier steh ich Gottlob aufgerich, Johann Fobou
hat erbauet michi" Erbauer nach Heidelbach, Kassel S. 65, möglicherweise jener 1648 verstorbene Jean Ferron, der 1642 Gildemeister der
Hansegreben war. Nach Brunner, Cassel S. 197, bewohnte Jean Honore' Ferron vorher ein Haus am Steinweg am Eingang zum Sack",
das 1767 abgebrochen wurde, um dem Hof von England" die Aussicht frei zu machen. Vgl. Haus Steinweg Nr. Anm.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Adreßbuch 1819.
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Gebäude.
am Architrav die lnschrift ANNO 1644" Fenster am Altmarkt, rund- bezw. flachbogig, mit rechteckiger
Umrahmung aus Diamantquadern und Beschlagornament in den Zwickeln. Fenster an der Straße Vor der
Schlagd, rechteckig, zu zweien bezw. dreien gekuppelt, mit profilierten Gewänden. Obergeschosse Fach-
werk, später verputzt, mit abgerundeten Füllhölzern am auskragendem Quergebälk. Giebel am Altmarkt,
mit Krüppelwalm. Zwerggiebel an der Straße Vor der Schlagd, mit Krüppelwalm. Erker an der Ecke, Tafel 406,4
rechteckig, um Geschoß in den Giebel hineinragend, mit Walmdach, auf Erdgeschoß-Auskragung von
Stein mit Kartuschen, Beschlagornament, Engelskopf als unterer Endigung und der Inschrift .,HIE STEH
ICH GOTTLOB AUFF GERICHT JOHAN FERON HAT ER BAUWT MICH." Treppe, Holz;' Pfosten,
quadratisch, bauchige Säule, auf Sockel mit Beschlagmuster; Wange profiliert; Docken gedreht. Stuck-
decke, mit geometrischen Mustern und Wappen mit Lilien und Krone als Füllungen. lnnentüren, mit
Kartusche und Schuppenkonsolen auf Fries.
Haus Nr. Eckhaus Fuldabrücke. Zubehör zum Hof Am Markt." Eigentümer später Lorenz Sporer, 1503
Johann Rhoen, 1543 Michel Rhoenß Untergegangen. Neubau 1601. Bauherr Johannes Roen. Kleines
Haus, mit der Inschrift Joannes Roen" und 1601".-" Eigentümer 1605 Hans Röhnf 1800 Peter Hams-
tröm," dann Keil. Untergegangen 1859. Neubau 1860. Eigentümer 1860 Bierbrauer Joh. Heinr. Heine,
1861 Bierbrauer Wilh. Schiebeler, jetzt Likörfabrikant und Gastwirt F. Peter.
Haus Nr. 4. Wohnung des Malers Ed. Jhleeß Treppenhaus. Barock. Tafel 445,4
An der Garnisonkirche.
Haus Nr. 2,9 Eckhaus Oberste Gasse. Landgräfliches Freihaus und Hofreite- 1593 als Lehen an die von
Meisenbug übergegangen." Eigentümer 1605 die von Meisenbug, die hier einen Burgsitz" und eine
Behausung" besaßen," im 18. Jahrhundert gleichfalls die von Meisenbug, deren fünf Familien an
dem Besitz beteiligt waren." 1752 verkauft und abgebrochenßß An seiner Stelle 1757 Neubau der
Garnisonkirche. 14
Haus Nr. 5. Eigentümer 1605 Hans Bender, Schultheis zu Geismarßö Untergegangen. An seiner Stelle
Neubau. Klassizistisch.
Haus Nr. Eckhaus Oberste Gasse. Fachwerk, verputzt. Achsen an der Garnisonkirche, Achsen an
der Obersten Gasse, Geschosse, mit Brüstungsgesims im 1. Obergeschoß. Fenster im 1. Obergeschoß,
mit Verdachung und Dockenbrüstung. Hauptgesims mit Mutulen. Giebel über Mittelachsen. Klassizistisch.
Knetsch, lnschriften S. 251. Wentzell, Hausinschriften. Dippel, Hausinschriften.
Knetsch, lnschriften S. 251.
Abb. bei Holtmeyer, Alt Cassel Taf. 50.
Vgl. Abschnitt Hof Am Markt" S. 6321i.
Nebelthau, Gebäude S. 33.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Adreßbücher.
Schminke, Cassel S. 252. Nebelthau, Gebäude S. 41.
Nach F. v. D., in Mitt. d. Ver. f. hess. Gesch. 1896 S. 69, wurden die von Meisenbug 1593 vom Landgrafen belehnt mit
unser frey haus und hoffreide in unserer Stadt Cassell in der Obersten Gassen, uf einer Seiten an Andreas Geiszen und an der andern Seiten
an Hanszen Thrommen gelegen".
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Eisentraut, Meysenbug S. 101 In Kassel besaß die Gesamtfamilie von Meysenbug ein Freihaus, das am sog. Neuen Tor, d. h.
an der Obersten Gasse zwischen Enten- und Ziegengasse lag und an dem im 18. Jahrhundert die Retteroder Familie mit 'Iz4, die Züschener,
Marburger und Erfurter Linien mit je H24 und die Rieder Linie der Meysenbugs mit "24, beteiligt waren".
Schminke, Cassel S. 252 u. 372. Nebelthau, Gebäude S. 41.
14 Vgl. Abschnitt Garnisonkirche" S. 215.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
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ääägäääääßägägägää Gebäude.
Artilleriestraße.
Haustür, rechteckig; Flügel mit gemusterten Füllungen; Oberlicht mit Kreis-
Haus Nr. 7. Erbaut 1829. Haustür, rechteckig; Flügel mit gemusterten Füllungen; Oberlicht mit Kreis-
und Diagonalsprossen.
Bädergasse.
Haus Nr. 2. Sogenannte Hohe Treppe". Erdgeschoß Steinbau. Fenster, rechteckig, einzeln und zu dreien
gekuppelt, mit profilierten Gewänden. Obergeschoß Fachwerk, später verputzt, 13 Gefache, mit Fasen
am auskragenden Quergebälk. Stuckdecken, einfach. Renaissance.
Haus r. 15, Eckhaus Waisenhausstraße. Erdgeschoß Steinbau, mit Ecklisenen und Simagurt. Haustür,
rechteckig, mit profilierten Gewänden und Deckgesims. Darüber Oberlichtfenster, rechteckig, mit verkröpftem
Deckgesims. Barock.
um 59 60 Bettenhäuser Straße.
Haus Nr. am Unterneustädter Ende der alten Fuldabrücke, über Straßenflucht vorspringend, Eckhaus.
1605 bezeichnet als der Stadt Caßel klein Heußlein vf fuldenbrucken" und der stadt Caßell miet-
heußlein" und mit Haus Nr. zusammengefaßt! Eigentümer 1606 Jakob Regenhart 17664 und 1769
die Stadt, 1843 Witwe Marquardtf jetzt Schlosser Ludw. Berninger. Fachwerk, später verputzt, zwei
Geschosse mit Fasen, Stäben und Kehlen am auskragendem Quergebälk. Haustür, mit Rundbogen und
Deckgesims. Giebel. Nach der Flußseite Unterbau von Kragsteinen. Renaissance. Wasserstandsmarke mit
der Inschrift WASSERFLUTH AM 181m JANUAR 1841".6
Haus Nr. am Unterneustädter Ende der alten Fuldabrücke, Eckhaus Christophstraße. Eigentümer 1605
Superintendent Dr. Gregorius Schönfeldß 1766 Geh. Regierungsrat Joh. Phil. Riese," 1791 Schreiner-
meister Christ. Friedr. Marquardt, 1830 dessen Witweß Fachwerk." Abgebrochen anscheinend kurz nach
Has, in Hessenland XXVI S. 373, erklärt den Namen. Die Artilleriestraße wird auf die in ihr liegende Artilleriekaserne
bezogen. So ganz richtig scheint mir dies aber nicht zu sein, wie nachfolgendes ergibt; die Artilleriestraße war auch schon zu einer Zeit
als solche bezeichnet, als das Artillerieregiment noch in seiner alten Kaserne, der Klosterkaserne, lag und die heutige Artilleriekaserne erst
geplant war. Ja, nach Kossecks und Wrangels ,Geschichte des Husarenregiments Nr. 14' heißt diese zuerst sogar die ,neue KavalleriekaserneC
Inwieweit diese Angabe richtig ist, wage ich nicht zu entscheiden. Nach dem hier folgenden, im Marburger Archiv aufbewahrten Schriftstück
führt die Straße ihren Namen, wenn auch nicht auf die Artilleriekaserne, so doch auf die Artillerieofliziere zurück. Im Mai 1830 erging
nämlich eine kurfürstliche Weisung an das Anillerieregiment, daß die Offiziere fortan aus dienstlichen Gründen in der neuen Straße zu wohnen
hätten und einen gemeinschaftlichen Mittagstisch in der ,Wirtschaft zur Stadt Mannheim' in der Kastenalsgasse halten sollten. Wegen der
mangelnden Bereitwilligkeit der Hausbesitzer der Straße, der hohen Mietspreise der Wohnungen und der Ungeeignetheit der Wirtschaft,
deren Wirtin, die Witwe Wierz, ,Handwerksburschen, Hausierer, Fuhrleute und dgl. mehr logierte und ihren Haushalt danach eingerichtet
hätte', reichte der Regimentskommandeur, Major Gerland, einen remonstrierenden Bericht an Allerhöchste Stelle ein. Der Kurfürst resolvierte
aber am 28. Mai, anscheinend sehr empfindlich berührt ,Die Artillerie-Offiziers scheinen keine besondere Lust zu bezeigen, nah bey ihrem
Geschaefft zu wohnen, und es ist die Artillerie-Straße hauptsächlich in der Absicht erbaut worden, um das Ewige laufen der Artillerie-Officiers
zu vermeiden. Es soll deshalb der Befehl aus Ministerio des Innern ergehen, den Eigenthümern der Häuser Meinen Willen bekannt zu machen,
daß die Artillerie-Officiers in der Straße wohnen sollen. Übrigens halte ich es nur für eine Umgehung der Allerhoechsten Befehle, und es
soll den Artillerie-Ofhcieren doch nichts helfen, das Ich das Quartier bestimmen werde, nehmlich zwischen dem holländischen Thor und der
Artillerie-Caserne, außer welchem kein Officier der Artillerie wohnen und worin auch der Tisch gehalten werden soll'. Dabei blieb esl"
Die gleichartige Form der Häuser läßt erkennen, daß auch bei ihrer Ausbildung die Entschließung des Kurfürsten ebenso wie bei Anlegung
der Straße maßgebend war. Die dreigeschossigen giebellosen Putzbauten, meist Fachwerk, zeigen durchgehende Traufhöhe, Gurt- und
Brüstungsgesimse, Fenster mit Bekleidungen und Bekrönungen, zuweilen auch Blendarkaden im 1. Obergeschoß.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Vgl. Abschnitt Nikolauskapelle" S. 237 f.
Stadtplan Unterneustadt v. Krug 1766.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Nebelthau, Gebäude S. 34. Rogge-Ludwig, Kassel S. 266. Knetsch, Inschriften S. 252.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Stadtplan Unterneustadt 1766 v. Krug.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Stadtplan v. Müller 1547 u. 1548.
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1830. Darauf Neubau, anscheinend durch den Staat. Eigentümer 1834 der Staatß
Eigentümer jetzt der Staat. Miethaus. Fachwerk, verputzt, ganz schlicht.
Haus Nr. über Straßenflucht vorspringend. 1605 bezeichnet als ein Steinern hauß die Capellen güt
Stadt Cassel zustendig darin sie miedtleut haben mußen burgliche gerechtigkeit thun" und als Niclauß
Capell genannt" und mit Haus Nr. zusammengefaßt." Eigentümer 1606 Jakob Regenhart. Vermutlich
Reste der Nikolauskapelleß 1704 wegen Baufälligkeit zum größten Teil abgebrochen. Darauf Neubau
eines Bürgerhauses. Bauherr Kammacher Chr. Ritsch. Eigentümer 1766 Martin Falckeisen 1810
Heinr. Wagner? Erdgeschoß und 1. Obergeschoß Steinbau, mit Simagurten. Fenster, rechteckig, einzeln
und zu zweien und dreien gekuppelt, mit profilierten Gewänden. 3. und 4. Obergeschoß Fachwerk,
später verputzt, mit auskragendem Quergebälk, später verkleidet. Giebel. Wasserstandsmarke mit Hand
und der Inschrift WASSERFLUHT ANNO 1643 5. 6. JAN!"
Haus Nr. Eckhaus Christophstraße. Erbaut um 1760. Architekt vermutlich Diede. Eigentümer 1766
Baumeister Christ. Phil. Diedef 1787 Dr. Phil. Wilh. Diede, 1830 Georg Wilh. Jacob, 1831 Schönfärber-
meister Friedr. Engelhard und Kaufmann Konr. Schminke jetzt Fuhrunternehmer Karl Vahl. Sogenannte
Krinoline", wegen der früher im Hause untergebrachten Fabrik von Krinolinenreifen. Erdgeschoß
Steinbau, mit Ecklisenen und Simagurt, Achsen an der Bettenhäuser Straße, mit Pfeilern, Kämpfern,
Korbbögen und Schlußsteinen, die mittlere als Haustor ausgebildet, schwach vorgezogen und mit Deck-
gesims, Achsen an der Christophstraße. Obergeschosse Fachwerk, an der Vorderfront verputzt,
Achsen an der Bettenhäuser Straße, Achsen an der Christophstraße. Dachgeschoß über den Mittel-
achsen an der Bettenhäuser Straße, mit Giebel. Giebel an der Christophstraße, unverputzt. Treppen-
geländer, mit ausgesägten Brettern.
Haus Nr. 6. Treppe, Holz; Pfosten, quadratisch, bauchige Säule, auf Sockel mit Quaderung; Wange profiliert,
Docken mit Kantengewinde. IRenaissance.
Haus Nr. 7. Eigentümer 1605 Christoph Müller, auch Christoffel Mahler genanntß Hinterhaus an der
Bädergasse. Front an der Schlupfgasse zwischen Bettenhäuser Straße und Bädergasse, Erdgeschoß
Steinbau, nachträglich errichtet, mit Simagurt. Fenster, rechteckig, einzeln und zu zweien gekuppelt, mit
gekehlten Gewänden. Renaissance. Obergeschosse Fachwerk, später verputzt, mit vorgenagelter
Diagonalschwertung und gekehlten Knaggen unter der Traufe. Gotisch.
Haus Nr. 9. Achsen. Erdgeschoß Steinbau, mit Simagurt. Haustür, mit Segmentbogen, Schlußstein und
Rentereigebäude.
Deckgesims. Obergeschosse Fachwerk, verputzt. Dachgeschoß über den Mittelachsen, mit Segment-
bogengiebel. Mansarde. Barock.
Haus Nr. 11. Früher Gasthaus Zum Weißen Löwenßl"
Haus Nr. 12. Eigentümer 1766 Professor Brandau," 1780 Kramer Ephraim Zahn." Gasthaus Zum Dörfchen".
Erdgeschoß Steinbau, nachträglich 1711 errichtet, mit gequaderten Ecklisenen und Simagurt. Haustor, mit
gequaderten Pfeilern, Korbbogen und verkröpftem Gebälk, in den Bogenzwickeln stilisierte Zweige, auf
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Vgl. Abschnitt Nikolauskapelle" S. 237 f.
Stadtplan Unterneustadt v. Krug 1766.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Nebelthau, Denkwürdigkeiten S. 301, vermutet noch Reste der Kapelle in dem jetzigen Hause. Nach ihm ist ihr massiver
Unterbau noch unter dem Hause Nr. der alten Leipziger Straße vorhanden". Gemeint ist wohl ein mit einem halbkreisförmigen Tonnen-
gewölbe überdeckter Keller, der sich auch unter dem Nachbarhause Nr. 1'bis an die Fulda hinzieht und oberhalb des Wasserspiegels liegt.
Stadtplan Unterneustadt v. Krug 1766.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Wanderung d. Cassel Nr. 1237.
Stadtplan Unterneustadt v. Krug 1766.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Gina-mur-
Tafel 456,
Tafel 452,
Tafel 421,
Bnu- und Kunsxdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel. VI. Cassel-Sndt. 32
el 399, 8-10
Tafel 403,
geschosse Fachwerk, später verputzt, mit auskragendem Uuergebälk, später mit durchgehendem
verkleidet. Renaissance, barock überarbeitet. Dachhaus, mit Giebel. Barock. Giebel auf der Hoffi
mit Krüppelwalm. Renaissance. Innentür, mit reichem Kastenschloß? Renaissance. Im Garten Delp
aus Sandstein, verstümmelt. Barock.
Haus Nr. 14. Erbaut 1765. Bauherr vermutlich H. L. Bartel. Eigentümer 1766 Stadtbaumeister Bai
1793 Peter Friedr. Delkeskamp, 1814 Friedr. Wehrbein, 1838 Kaufmann Joh. KarlWilh. Ruhl Fr
Steindruckerei Peter Ruhl u. Sohn und Wohnung des Hof-Orgelbauers Gust. Wilhelm? Erdgesr
Steinbau, Achsen, mit Ecklisenen und Simagurt. Haustür, mit Lisenen, Korbbogen, Kartusc
Schlußstein und Deckgesims auf verzierten Konsolen, im Schlußstein Inschrift 1765". Fen
mit Korbbogen, verziertem Schlußstein, profiliertem Gewände und vorgekragter Sohlbank. Obergesch
Fachwerk, verputzt, Achsen. Dachgeschoß über den Mittelachsen, mit Giebel.
Haus Nr. 16. Eigentümer 1766 Regierungsrat Ihringf 1805 Otto Gust. Augeneri Erdgeschoß und 1.
geschoß Steinbau, mit Diamantquadern an den Ecken. Fenster, rechteckig, zu dreien gekuppelt,
profilierten Gewänden. 2. und 3. Obergeschoß Fachwerk, Gefache, mit Schnüren, Diamantbändern
Bunden am auskragenden Quergebälk und an den Eckpfosten, mit profilierten Balkenköpfen undl
streben in den Eck-Brüstungsfeldern. Giebel, mit Krüppelwalm, mit Zierstreben in allen Brüstungsfelc
Renaissance.
Haus Nr. 18, Eckhaus Sternstraße. Eigentümer 1605 Witwe des Schultheißen Christoph Katzentrunkß
Frau Bürgermeister Konzfi um 1780 Assessor Ungewitter" 1814 Dr. Leschen," jetzt Gastwirt C1
Koch. Gasthaus Zum alten Stern". Fachwerk, 10 Gefache, Geschosse, mit Schiffskehlen, Schnt
Diamantbändern und Bunden am auskragenden Quergebälk, mit ausgegründetem, an den Eckpfc
getreppten Stäben und Kehle und mit Streben in den Brüstungsfeldern, Stab- und Kehlprotil auf
Brüstungsriegeln. Giebel, mit Krüppelwalm. Renaissance.
Haus Nr. 19. Eigentümer 1766 Samuel Quehl," 1808 Job. Gerh. Kiene, 1827 die Stadt, 1844 Stadtkirc
kastenßs jetzt Unterneustädter Kirchenkasten.
Haus Nr. 20. Gasthaus Zum goldenen Stern", Absteigequartier der Boten und Fuhrleuteßt Eigentt
1766 Siebert Landgrebeßä in dessen Familie das Haus bis zur Neuzeit blieb"; Bei Anlage der
straße abgebrochen.
Haus Nr. 22." Vermutlich ursprünglich Burgsitz der von Hertingshausen, später an die von Lauerbach
dann an die von Berlepsch übergegangenßs 1605 bezeichnet als der von Berlipsen behausung vndtl
Abb. bei Nübel, Holzarbeiten Bl. 10.
Abb. bei Nübel, Holzarbeiten Bl. 11.
Stadtplan Unterneustadt v. Krug 1766.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Adreßbücher. Hoffmeister, Künstler S. 106.
Stadtplan Unterneustadt v. Krug 1766.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Häuserverveichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Stadtplan Unterneustadt v. Krug 1766.
Lageplan des Waisenhauses. Handzeichnung. Sekretariat der Waisenhausdruckerei Cassel.
11 Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Stadtplan Unterneustadt v. Krug 1766.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Wanderung d. Cassel Nr. 1237.
Stadtplan Unterneustadt v. Krug 1766.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Casseler Tages-Anzeiger 1878 Nr. 7.
Nebelthau, Denkwürdigkeiten II S. 60 Im Jahre 1399 raffte eine Landseuche Hans von Berlepsch sammt zwölf Söhnen hi
ihre Lehen fielen also dem Landgrafen heim. Gieichwohl nahm sie Thilo von Berlepsch, allen Abmachungen zum Trotz, in Besitz und
nicht eher, bis der Landgraf 1408 Schloß Berlepsch und den Ziegenberg mit Gewalt besetzte. Nun wurden alle hessische Lehen eingez
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Gebinde. ä läägä
und als Freihaus Nach älterer, vielleicht nicht ganz zuverlässiger Zeichnungz größerer Bau, Fachwerk, um 4,6 u.
mit auskragendem Obergeschoß und Satteldach, das seine Traufe der Straße zuwendet, aber ohne Eckerker
am Dach. Nach jüngerer Zeichnung-l Erdgeschoß Steinbau, mit rechteckigen Fenstern, darunter eines mit
Mittelpfosten; Obergeschosse Fachwerk, Gefache; Giebel nach der Straße, mit Krüppelwalm; Haustür
an der Längsseite nach dem Hofe; Einfahrtstor in der Hofmauer, rundbogig. 1763 verkauft und zum
Findelhaus eingerichtet 1776 abgebrochen. An seiner Stelle 1776 Neubau des Findelhausesß
Bremer Straße.
Haus Nr. 9. Gastwirtschaft Zur Kanone".
Haus Nr. 12. Haustür, rechteckig; Flügel mit geschwungenen Füllungen; Oberlicht mit geschwungenen
Sprossen. Rokoko.
Brüderstraße.
Haus Nr. Eckhaus Marställer Platz. Eigentümer 1605 Trompeter Claus Triflian, 1610 Perlenbohrer Stephan
Voigtf 1767 Kaspar Pedrazzino, 1865 Buchbindermeister Joh. Martin Leist jetzt Privatmann Heinr. Leist.
Haus Nr. 2,8 Eckhaus Renthof. Eigentümer vor 1410 Hermann Kirperger, 1410 die Karmeliter? 1526 der
Landgraf, der das Haus anfänglich zur Wohnung für den Kaplan der Altstädter Gemeinde bestimmte, dann
aber an Hans Werner und dessen Nachkommen zu Erblehen in Tausch gab. 1603 nebst den beiden
Nachbargrundstücken von Gerwig Sandmann, des Landgrafen Küchenmeister, erkauft" Aussehen ver-
mutlich ähnlich wie das Nachbarhaus Brüderstraße Nr. 4.11 Vermutlich 1603 von Sandmann, der in
diesem Jahre die Erlaubnis zum Abbruch erhielt," niedergelegt. An seiner Stelle Neubau, vermutlich
1603.13 1605 bezeichnet als Gerwin Sandtmanns New beh".14 Später Gasthof Zur Stadt Basel", der
Ende Juni 1748 einging und dessen letzter Gast der Pfarrer Faber von Rodenberg warßä Eigentümer
1767 Kaufmann Wilh. Sartorius, 1812 Tuchmacher Wilh. Lorentz, 1825 Tuchmacher Wilh. Geßner, 1827
Tafel 33, 35,1;
53 u. 54,2
ohne daß jedoch dabei von einem Burglehen in Kassel die Rede ist. Eine Aussöhnung fand erst unter Landgraf Ludwig statt. 1438 erhielt
Sittich von Berlepsch Sensenstein und die Landvogtei an der Lahn, 1461 gegen Abtretung des Sensenstein das Stammhaus Berlepsch und
das Erbkämmeramt wieder. Bei der nun erfolgenden Belehnung mit einem Burgsitze zu Kassel wird ausdrücklich gesagt, daß derselbe vordem
die von Lauerbach inne gehabt hätten". Nebelthau, Gebäude S. 14 Später nach 1398 treffen wir auf einen Hertingshausenßchen Burgsitz,
doch war derselbe zu Landgraf Wilhelm lV. Zeiten schon auf die Herren von Berlepsch übergegangen. Dieser lag am Ende der Unter-
neustädter Brückengasse und ist zum Bau des dortigen Armen-, nunmehr reformierten Waisenhauses angekauft und verwendet worden".
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Stadtplan v. Müller 1547 u. 1548.
Handzeichnungen um 1775, darunter Lageplan u. Grundriß v. J. F. Jussow. Sekretariat der Waisenhausdruckerei Cassel.
Schminke, Cassel S. 249 u. 251i. Engelhard, Erdbeschreibung S. 104. Piderit, Cassel S. 59 u. 170. Losch, Chroniken S. 125.
Vgl. Abschnitt Findelhaus" S. 570 ff.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Nebelthau, Gebäude S. 33. Heidelbach, Kassel S. 69. Kropf, Alt-Cassel S. 146. Dehio, Handbuch S. 206. Abb. bei Bickell,
Holzbauten Il Taf. 39.
Vgl. Abschnitt Karmeliterkloster. Zinshäuser" S. 156.
Stölzel, Häusergeschichte S. 102f Um das Jahr 1600 wurde dem 1590 nach Kassel eingewanderten Krämer Gerwin Santmann
gestattet, unmittelbar an die Nordwestecke der Brüderkirche zu bauen; so entstand das jetzige Deichmann'sche Haus nebst dem ursprünglich
dazu gehörigen Nachbarhaus des Buchbinders Becker. Die Kasseler Stadtrechnung von 1553 enthält die Notiz, daß die Stadt damals an
Heinrich Santmann's Erben zu Warburg Namens des Landgrafen 115 fl. Zinsen zahlte Die Zinsen von 115 fl. repräsentieren nach dem
damals und noch heute üblichen Zinsfuß von 5010 2300 fl. Dieses Kapital hatte der Landgraf von Heinrich Santmann zu Warburg erborgt.
Was lag näher, als daß seinem Sohne und Miterben Gerwin Santmann zur Deckung seines Forderungsantheils ein Bauplatz aus dem säculari.
sirten Klostergute abgetreten und ihm ermöglicht wurde, ein Kramergeschäft im frequentesten Stadttheile Kassels zu eröffnen .9"
11 Stadtplan v. Müller 1547 u. 1548, wo die Häuser Brüderstraße Nr. u. gleichartig erscheinen.
Urk. v. 18. März 1603, beglaubigte Abschrift. Konsistorialarchiv Cassel.
15 Am Hause befindet sich eine aus der Neuzeit stammende Tafel mit der Inschrift Erbaut 1597", die wohl als ungenau
anzusehen ist.
14 Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
15 Wanderung d. Cassel Nr. 1237.
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82'
Tafel 416,1
Tafel 406, u.
'l'afel 400, 14 u. 1a
Tafel 100,1
Kaufmann Otto Wiederhold, 1830 Kaufmann Karl Deichmann jetzt Kaufmann Friedr. Müller. Erd-
geschoß Steinbau, mit Simagurt. Haustür, Doppeleingang, mit Rundbögen, Diamantquadern, jonischen
Quaderpilastern mit Muschelnischen, Hermen mit Schuppenbelag und Volutenköpfen, Zwickelfacetten und
schmalem Gebälk. Darüber Oberlichtfenster, oval, mit reicher Rollwerk-Kartusche und einfachen schmiede-
eisernen Rautengitter. Obergeschosse Fachwerk, mit Schnüren, Diamantbändern und Bunden am aus-
kragenden Quergebälk, mit Streben in den Brüstungsfeldern. Eckerker an der Brüderstraße, polygonal,
mit geschweifter Haube, auf Erdgeschoß-Auskragung von Stein mit Beschlagornament, Zahnschnitt, Eierstab
und Maske bezw. Gehänge als unterer Endigung.
Haus Nr. 3. Eigentümer 1605 Henrich Lüttgendorf Lüdgendorff? 1767 Joh. Herrn. von Rohdenß
Haus Nr. 4. Eigentümer 1410 die Karmeliterf 1526 der Landgraf, der das Haus seinem Diener Adam
Scherer, genannt Stromeyer, gab, 1603 Gerwig Sandmann, des Landgrafen Küchenmeister, der das Haus
durch Kauf erwarb, die Erlaubnis zum Abbruch und Neubau erhielt, das alte Haus aber stehen ließ?
1605 Sporer Hans Denstadtß 1802 Joh. Heinr. Grunebergf jetzt Hutmacher Aug. Becker. Fachwerk, später
verputzt, Geschosse, davon das oberste auskragend und mit gekehlten Knaggen am unteren und oberen
Quergebälk. Dachhaus, mit Giebel und Krüppelwalm. Gotisch.
Haus Nr. 4a. Eigentümer 1410 die Karmeliterß 1526 der Landgraf. Ausgangs des Mittelalters von den
Karmelitern in Erblehen an den Sporer Heinrich Schwarz verkauft, der 1532 mit des Landgrafen
Bewilligung sein Leibgedinge an dem Haus für 42 Goldgulden an den Hofsporer Hans Hasenklo ver-
äußerte, dem es der Landgraf dann zu Mannlehen gab, nachdem eine regelrechte Schenkung durch den
Statthalter Adolf Rau von Holzhausen verhindert worden war. 1592 von Landgraf Moritz dem Hensel
Hasenklo wiederum in Erblehen überlassen, nachdem ein Antrag Hasenklos auf regelrechte Schenkung
abgelehnt warß 1605 bezeichnet als Opferhaus, Wohnung des Opfermanns und altes Schulhausß" 1769
Stadtopfermannshausßl Fachwerk, Gefache, Geschosse, davon das oberste auskragend und mit gekehlten
Knaggen am unteren und oberen Quergebälk, mit Kreuzstreben in den Brüstungsfeldern. Haustür, mit
Rundbogen und rechteckiger Umrahmung. Gotischßg Dachhaus mit Giebel. Vielleicht später. 1833
abgebrochenßß Jetzt freier Platz"
Haus Nr. 6. Eigentümer 1410 die Karmeliterßö 1526 der Landgraf. Vorderhaus bewohnt 1526 von Welden
Korßener, der in diesem Jahre den Karmelitern 11,12 Gulden zahlteßß 1589 von Jakob Korßener, 1532
auch Jakob Spitzenberger genannt, der es auf seine Kinder und Enkel vererbte. 1567 von Landgraf
Wilhelm lV. dem Apotheker Cornelius Stoß zwecks Einrichtung einer Apotheke überlassen." Eigentümer
1605 Cornelius Stoßfs 1809 Kramer Anton Siemon,19 jetzt Kisselbach Erben. Fachwerk, später verputzt,
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel. Bramer, Häuser.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Vgl. Abschnitt Karmeliterkloster. Zinshäuser" S. 156.
Urk. v. 18. März 1603, beglaubigte Abschrift. Konsistorialarchiv Cassel.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Vgl. Abschnitt Karmeliterkloster. Zinshäuser" S. 156.
Ortsrepositur Cassel. Staatsarchiv Marburg.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel E. 16 u. 36.
11 Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Handzeichnung v. C. Rudolph. Stadtbauamt Cassel.
13 Stadtarchiv Cassel 50.
Vgl. Abschnitt Karmeliterkloster. Zinshäuser" S. 156.
15 Vgl. Abschnitt Karmeliterkloster. Zinshäuser" S. 156.
Schultze, Klöster, Urk. Nr. 741.
Rogge-Ludwig Kassel S. 254.
Häuserverveichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
19 Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
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bezw. Gefache, Geschosse, davon die beiden oberen auskragend und mit gekehlten Knaggen am
unteren Quergebälk. Vorkragende Sohlbank am mittleren Erdgeschoßfenster verschwunden. Giebel, mit Tatei 100,1
Krüppelwalm. Gotisch.
Hinterhaus? Erdgeschoß Steinbau, mit Kehlgurt. Obergeschosse Fachwerk, später verputzt, mit
profilierter Mauerlatte und gekehlten Füllhölzern am auskragendem Quergebälk. Erker, Fachwerk, später Tafel400,a
verputzt, rechteckig, um Geschoß in das Dach hineinragend, Gefache, auf proülierten Erdgeschoß-Kopf-
bändern. Gotisch.
Häuser Nr. u. 9. Bereits 1605 under einem tach". Eigentümer von Haus Nr. 1605 Claus Saltz.
Eigentümer von Haus Nr. 1605 Hans Hardtmanns Witwe? Bauliche Aenderungen 1618. Bauherr
Bäckermeister Wilhelm Kluhudß Eigentümer 1777 Joh. I-leinr. Gück, 1857 Bäckermeister Joh. Schneider
jetzt Privatmann Jean Bilsing. Erdgeschoß und 1. Obergeschoß Steinbau, mit Simagurt. Haustür, Gewände
untergegangen, Bekrönung mit Beschlagornament, Rollwerk-Schuppenbändern und Bretzeln als Aufsätzen, Tafel 434,
in kreisförmiger Mittelkartusche die Inschrift 16 18 -WILHELM KLVHVD" und Wecke. Fenster, recht-
eckig, zu zweien, dreien und fünfen gekuppelt, mit proülierten Gewänden. Obergeschosse Fachwerk,
später verputzt. Giebel, mit Krüppelwalm.
Haus Nr. mit Eckhaus Kettengasse Nr. vereinigte Eigentümer 1410 die Karmeliter," 1526 der Land-
graf. 1539 Apotheke; deren Inhaber der 1541 zum ersten und letzten Male unter den Schöffen genannte
Casseler Bürger Johann von Soest, genannt Stotter-Johann, war. Vermutlich nach Stotter-Johanns Tode
von Jorge Windisch erkauft, der im Nebenhause eine Apotheke betrieben hatte. Eigentümer 1605
Apotheker Jakob Härtung der Schwiegersohn des Apothekers Cornelius Stoß" Eigentümer später K. H.
Arnold," jetzt Kaufmann E. Kisselbach. Erdgeschoß Steinbau. Obergeschosse Fachwerk, später verputzt,
mit auskragendem Quergebälk, später verkleidet. Dachhäuser, mit Krüppelwalm. Renaissance.
Haus Nr. 10,12 Eckhaus Kettengassefa Eigentümer 1583 Kämmerer Georg von Scholley. 1590 verkauft an Tafel 367,2
Jodocus Jungmannß den ersten Rektor der 1581 erweiterten Casseler Stadtschule, der in dem Hause
Handzeichnung v. C. Rudolph. Stadtbauamt Cassel.
Als Merkwürdigkeit galt, daß aus einem Fenster der im Hinterhause gelegenen Wohnung des Kirchendieners ein Seil zum Dach-
reiter der anstoßenden Brüderkirche führte, mit dem der Kirchendiener die Glocke der Kirche läutete. Die Einrichtung hatte ihren Grund
darin, daß es in der Kirche spukte und der Kirchendiener sich in der Dunkelheit nicht hineintraute.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Nach Nebelthau, Gebäude S. 33, Klahud, oder wie man später schrieb, Klaute".
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Vgl. Haus Kettengasse Nr. 4.
Vgl. Abschnitt Karmeliterkloster. Zinshäuser" S. 156.
Salbuch 1539. Staatsarchiv Marburg.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Vgl. Haus Brüderstraße Nr. 6.
11 Vgl. Abschnitt Agathof" S. 622 Anm. 5.
12 Dehn-Rotfelser u. Lotz, Baudenkmäler S. 29. Kropf, Alt-Cassel S. 146 f.
13 Nach Heidelbach, Kassel S. 67, vermutlich anstelle alten Klostergutes. Brunner, Cassel S. 158 Um die Mitte des 16. Jahr-
hunderts galt außer dem Grünen Baum, Gastwirt Hennig Mogk, bei dem 1534 auch Philipp Melanchton einkehrte, der Schwan als ein
vornehmer Gasthof. Er lag an der Ecke der Kettengasse Nr. 10 der Brüderstraße und sein Eigentümer Ludwig Koch war einer der ange-
sehensten Bürger, der ebenso wie Hennig Mogk wiederholt die ersten Ehrenämter der Stadt bekleidet hat. Von ihm ging das Haus auf
seinen Eidam, den Obersten Georg von Scholley über, von dem es später an die aus den Niederlanden eingewanderte Familie Jungmann kam".
14 Stölzel, Häusergeschichte S. 104 Vor seinem Tode hatte Georg von Scholey, so sagt die Leichenpredigt, sein Haus wohl
bestellt. In seinem Testamente fand sich die Bestimmung, daß seine Behausung am Markte verkauft und der Erlös zur Aussteuer seiner mit
Georg von Schreibersdorf verlobten Tochter verwendet werden sollte. Der fernere Besitz des Hauses hatte für die Familie Scholey kein
Interesse, weil die älteren Töchter, Agnes von Tannenberg und Elisabeth von Papenheim auswärts verheiratet, der Sohn aber noch so jung
war, daß er erst nach des Vaters Tode die Hochschule bezog. Die Vormünder der Scholeyschen Kinder hatten im Jahre 1589 einen
Käufer des unter ihrer Verwaltung stehenden Hauses gefunden in der Person des Notars und Canzleiprocurators Constantin Didamar; da
derselbe aber das Kaufgeld von 1500 Gulden nicht bar, sondern durch Anweisung auf seine Schuldner zahlen wollte, traten die Vormünder
zurück und versuchten das Haus zu vermiethen. Der Zins von nicht mehr als achtzehn Thaler jährlich, den sie erzielten, war sehr gering.
Deshalb nahmen sie und der Landgraf als Obervormund ohne Zögern im Jahre 1590 den Rector der Kasseler Schule Jodocus Jungmann,
der einen baaren Kaufpreis von 1500 fl. anbot, zum Käufer an".
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eine Druckerei unterhielt. 1605 bezeichnet als Jodoci Jungmanns Rect. Erben beh. sampt seiner hofraide
Ställ vndt scheuren".1 Ueber 200 Jahre im Besitz der Familie Jungmann? Eigentümer 1802 Georg
Hütterot,3 später Eisenwarenhändler Hupfeld-Stegemöller, ietzt Kaufmann Alfr. Herrmann. Fachwerk,
Gefache an der Brüderstraße, 14 Gefache an der Kettengasse, Geschosse, mit angeblatteten Winkel-
bändern als Fußstreben und vorgenagelter gefaster Längsschwertung am Hochriegel im Erdgeschoß,
mit gefasten Schwellen, abgerundeten Füllhölzern und gekehlten Knaggen am auskragenden Quergebälk,
mit einfachen und gekreuzten Streben sowie mit verdoppelten und halben Spitzbogenstreben mit Nasen
.in den Brüstungsfeldern. Giebel an der Brüderstraße, mit Stäben und Kehlen am Quergebälk, mit Rauten-
streben in den Brüstungsfeldern und mit vorspringendem Krüppelwalm. Gotischß Holzstütze als Decken-
träger im Innern, untergegangen? An" der Ecke des Hauses Kette zum Absperren der Kettengasse,
untergegangen;
Hinterhäuser an der Kettengasse, zu Scholleys Zeit Brauerei und Brennerei, von Jodocus Jungmann
auch als Schule benutztF 1872 abgebrochen
Haus Nr. 11 Eckhaus Kettengasse. Geburtshaus der Sängerin Mara. Gastwirtschaft Zur neuen Fuldabrücke".
Fachwerk, später verputzt, Gefache, Geschosse mit auskragendem Quergebälk, später verkleidet, und mit
Zahnschnitt am Balkenkopf im Giebel. Renaissance. Marmortafel mit der Inschrift ln diesem Hause
wurde die berühmte Sängerin Gertrude Elisabeth Mara geb. Schmäling am 23. Februar 1749 geboren".
Front an der Kettengasse zu Haus Kettengasse Nr. gehörigß
"um 399,
ll. 12
l-läuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Stölzel, Häusergeschichte S. 112d Mit dem Tode des Henrich Jungmann 1697 schied das Haus aus den Händen der männ-
lichen Linie aus. Auf die agnatischen Generationen folgten drei cognatische. Die Theilung unter Henrichs Kindern fand erst nach dem
Tode der Wittwe im Jahre 1707 statt. Das Haus wurde von der jüngsten verheirateten Tochter, der Ehegattin des Vicekanzlers Arnold in
Kassel erworben. Zwischen 1707 und 1766 vererbte das Haus von der Ehefrau Arnold auf deren Tochter Amalie Christine, verheiratet mit
dem Regierungsrathe Caspar Henrich Dehn-Rotfelser. Diese Eheleute Dehn hinterließen drei Töchter. Die eine von ihnen, Ehefrau des
Regierungsraths, späteren Ober-Appellat. Gerichts-Präsidenten Möller nahm das Haus an. Von ihr ging es 1800 auf die Familie Hütterot
und im gegenwärtigen Jahre 1872 auf den Kaufmann Hupfeld-Stegmöller über, der zugleich Eigenthümer des anstoßenden altjungmannschen
Hauses Nr. 12 ist. So kamen die beiden ehedem Jungmannschen Häuser, wie am Schlusse des sechzehnten Jahrhunderts, wieder in die
Hand einer Familie". Heidelbach, Kassel S. 67.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Stölzel, Häusergeschichte S. 98f In der höchsten südlichen Giebelspitze lesen wir noch heute 1872, eingewirkt in eine schwere
altertümliche Velourtapete, die schönen Worte Soli de gloria; dieselben Worte, welche dem Bilde des lebenden Ritters Georgs von Scholley
an der südlichen Chorwand der Brüderkirche zu entsteigen scheinen. Das Haus war einst das Haus Georgs von Scholey, wahrscheinlich ist
er der Erbauer gewesen, der da, wo sein Haus dem Himmel am nächsten war, es sichtbarlich verkündigte, unter wessen Obhut er sich stelle".
Stölzel gibt der Vermutung Ausdruck, daß Georg von Scholey etwa um 1560 oder 1570 jene Behausung erbaute". Am Hause beündet
sich die Inschrift Erb. 1583, ren. 1911". Als Erbauer des Hauses kommt Georg von Scholley, der 1583 im Alter von 56 Jahren starb,
wohl kaum in Frage. Noch weniger kann 1583 als Jahr der Erbauung gelten. Das Haus zeigt in" der konstruktiven und formalen Behand-
lung der Hölzer, insbesondere auch in der maßwerk- und paßartigen Ausbildung der Brüstungsstreben, noch ganz die Merkmale der Gotik.
Stölzel, Häusergeschichte S. 103 Das erste Stockwerk des Vorderhauses in seiner ganzen Breite wurde zum Saale eingerichtet,
dessen Decke in der Mitte ein Holzpfeiler trug. Erst der Großvater des letzten Besitzers schied den Saal in zwei Stuben. Der zweite und
dritte Stock waren die Wohnräume".
Die Kette hing an einer Angel, einer rechtwinklig gebogenen, in zwei Ringen drehbaren Eisenstange, und griff am gegenüber
liegenden Eckhause Brüderstraße in einen Haken. Wenn die Kettengasse, die nach dieser Kette ihren Namen führte, nicht abgesperrt
werden sollte, wurde die Kette an der Kettengassen-Front des Hauses Brüderstraße 10 befestigt. Sie soll um 1890 entfernt sein. Mitteilung
des Herrn Zolldirektors Woringer.
Weber, Gelehrtenschule S. 83 Anm. 384. Stölzel, Häusergeschichte S. 99, 103f u. 112 ln dem einen der Hinterhäuser wurde
nach der Sitte damaliger Zeit für den Bedarf der Familie das Bier gebraut, in dem anderen der Branntwein gebrannt Der Kaufbrief
von 1590 nennt als Zubehör des Hauses ,die Schenkenß der von 1708 ,das Brennzeug, fünf Braubütten, die Branntweinsblasei In dem
größeren Hintergebäude, in dem Stock unterhalb des Bodens, diente ein Zimmer als Schullokal, wenigstens behielt Jodocus Jungmanns Sohn
Just. Henrich später das ,kleine Schulstüblein unter dem Heuboden' für sich besonders vor".
Stölzel, Häusergeschichte S. 99.
Vgl. Haus Kettengasse Nr. 5.
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Haus Nr. 12. Eigentümer 1590 Hansegrebe .loh. Jungmann 1605 Schuhmacher Hans Hundtß 1791 Anna
Schwartz, 1829 Kaufmann Karl Ernst Stegmöllerß jetzt Kaufleute Gebr. löther. Fachwerk, später verputzt,
Gefache, Geschosse, davon das mittelste stark ausladend und das oberste mit gekehlten Knaggen am
oberen Quergebälk. Giebel, mit Krüppelwalm. Gotisch.
Haus Nr. 13.4 Eigentümer 1605 Jost Klagß 1680 Apotheke Zum Einhorn". Erster Inhaber Joh. Matthias
Zielfelder, dem am 23. November 1680 das Privileg von Landgraf Karl erteilt war. Eigentümer später
Mönch, 1764 Aug. Joh. Friedr. Rüde, der spätere Besitzer der Rosenapotheke, 1766 Konrad Mönch, der
spätere Professor der Botanik in Marburg, 1815 die Stadt. 1866 Apotheke in das Haus Königsstraße 73
verlegte Fachwerk," Gefache, Geschosse, mit Streben in den Brüstungsfeldern, mit Stäben und Tafel371ß
Kehlen am auskragenden Quergebälk, mit Rosetten- und Rankenornament an den abgerundeten Füllhölzern um 400,11 11,11
und mit Beschlagornament an den Eckpfosten, auf den Schwellen des 1. und 2. Obergeschosses die
Inschriften LOBE DEN HERREN MEINE SELE ICH WIL DEN HERRN LOBEN SOLANG ICH
LEBE VND MEINEM GOT LOBSINGEN WEIL ICH HIE BIN. PSALM 146 VND und WAN
DV LANG BAWEST MIT SCHWERER LAST HOHE HEVSER VND GROSSE PASTS SO WIRD DIR
DOCH VON ALLER DEINER HAB NICHT MEHR DAN NVR EIN DVCH INS GRABWQ Giebel, mit
Krüppelwalm. Renaissance.
Haus Nr. 14. Eigentümer 1605 Dr. Joh. Kleinschmidt, 1801 Justus Schiebeler, 1853 Metzger Peter Schnell,"
jetzt Drechsler Rud. Heß. Erdgeschoß und 1. Obergeschoß Steinbau, nachträglich errichtet, mit Ecklisenen
und Gurtgesimsen. Haustür, mit profilierten Gewänden, Korbbogen, Lisenen, Deckgesims auf ver- T3I6I427J
zierten Konsolen und mit Schnörkelbekrönung, im umrahmten Schlußstein Hausmarke und die Buch-
staben in den Bogenzwickeln die Jahreszahl 1759", im schmiedeeisernen Oberlicht Anker Tafel470.2
die Buchstaben und die Jahreszahl 1781", in der Bekrönung Kartusche mit Anker und
Merkurstab. Ladenfenster, mit profilierten Gewänden, Korbbögen und Schlußsteinen. Fenster im
1. Obergeschoß, mit Segmentbögen, das mittlere mit Schlußstein und verzierten Ohren. Rokoko. 2. und
3. Obergeschoß Fachwerk, später verputzt, mit auskragendem Quergebälk. Giebel, mit Krüppelwalm.
Renaissance.
Stölzel, Häusergeschichte S. 100 u. 105 ff 1553 erscheint Johannes Jungmann in Kassel. Hier wohnte der älteste Bruder
seiner Frau, Johann Pfeffer, seit 1543 zu Bürger aufgenommen und Besitzer desjenigen Haus am Markt, auf dessen Grund und Boden 1614
das jetzt Sängefsche Haus von Hansegreben Boclo, dem Besitzer des Nachbarhauses, erbaut wurde jetzt Haus Brüderstraße Nr. 23. Nach
etlichen 20 Jahren 1576 wurde Johannes Jungmann zum Ratsherrn in Kassel erwählt. Zwischen 1558 und 1576 mag er sein Haus am
Markte jetzt Brüderstraße Nr. 12, schräg gegenüber dem seines Schwagers, erbaut haben. Die Nachbarschaft zu Georg von Scholey Haus
Brüderstraße Nr. 10 bewahrte er über das Leben hinaus. Auch er ruht in der Altstädter Kirche, und gegenüber dem Scholeyschen Denk-
male hängt noch heute ein Oelgemälde, das die Jungmannschen Kinder und Enkel der Erinnerung ihrer 1601 gestorbenen Mutter und ihres
1603 verstorbenen Vaters geweiht haben". Vgl. Abschnitt Karmeliterkloster. Kirche" S. 153. Heidelbach, Kassel S. 67. Johannes Jung-
mann war der Vater des Rektors Jodocus Jungmann, der 1590 das Nachbarhaus Nr. 10 kaufte.
Häuserverzeichnis von 1605, Stadtarchiv Cassel 16 u. K. 36. Stölzel, Häusergeschichte S. 113 Das Haus besaß schon 1605,
also bald nach des Vaters Johannes Jungmanns Tod, eine Familie Hund Hans Hund, dann Ludwig Hund und 1663 dessen Tochter, die
Ehefrau des Pfarrers Grau in Guxhagen. Johannes Jungmann der Sohn dagegen erwarb das jetzt Metzger Hilgenberg'sche Haus am Graben
Nr. 28 neben der lutherischen Kirche. An Stelle der letzteren .stand damals die Behausung Philipps von Scholey; wie einst an der Brüder-
kirche die Väter, so wohnten demnach später am Graben die Söhne Jungmann und Scholey nebeneinander."
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Ebe, Cicerone Il S. 30. Kropf, Alt-Cassel S. 147.
Häuserverzeichnis von 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Vgl. Häuser Königsstraße Nr. 73 u. 75.
Dehn-Rotfelser u. Lotz, Baudenkmäler S. 29. Kropf, Alt-Cassel S. 146 f.
Knetsch, Inschriften S. 251 Soll wohl ,Palast' heißen".
Dippel, Hausinschriften.
Häuserverzeichnis von 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Garküche S. 30. Adreßbuch 1819.
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EEEEQEEEQ Gebäude. EEEQQ
Tafel 367,1
Tafel 400, u. 1a
Tafel 404,6
Tafel 404,
Tafel 416,2
Haus Nr. 16. Erbaut zur Zeit der französischen Fremdherrschaft. Bauherr Posamentier B. Schäfer Fach-
werk, verputzt; überarbeitet. Mäanderfries über dem Erdgeschoß.
Haus Nr. 17. Eigentümer 1605 Christian Gudenus, jetzt Maurerpolier Mich. Grümpel. Fachwerk, später
verputzt, Geschosse, mit auskragendem Quergebälk, später verkleidet. Renaissance. Aufbau von zwei
Geschossen, mit Segmentbogengiebel. Barock. Malerischer Hof.
Haus Nr. 18. Erdgeschoß Steinbau, mit Lisenen und Kranzgesims.
und Deckgesims. Barock.
Häuser Nr. 19 u. 21.2 Eigentümer von Haus Nr. 19 1605 Kramer Peter Stockmannß Eigentümer von
Haus Nr. 21 1605 Wiegandt des buchbinders erben". In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts von
dem aus Hannoversch-Münden zugezogenen Kaufmann Gottlieb Sattler erkauft, der beide Häuser ver-
einigte und einen jetzt wieder verschwundenen Torweg als Einfahrt brechen ließ. Eigentümer beider
Häuser jetzt Glasermeister Heinr. Hundertmark. Geburtshaus des Großindustriellen Wilh. Sattler, des
Erfinders des Schweinfurter Grüns". Einheitliche Front. Fachwerk, 10 Gefache, Geschosse, mit
gefasten Schwellen, frei vortretenden Balkenköpfen, schrägen Füllbrettern und gekehlten Knaggen am aus-
kragenden Quergebälkß Giebel, mit abgerundeten Füllhölzern am Quergebälk, Kreuzstreben in den
Brüstungsfeldern, Kopfbändern am Mittelstiel und mit Krüppelwalm. Geschnitzte Figur als Konsole
unter Balkenkopf im 1. Obergeschoß. Gotisch. Steinkonsole mit Maske und der Jahreszahl 1641" an
der Ecke des Hauses Nr. 19. InschriftJ. G. G. 1737" auf der Brandmauer an der Ecke des Hauses Nr. 21.
Hinterhaus 1853 abgebrannt, bei welcher Gelegenheit Bürgermeister Henkel tötlich verunglückte?
Haus Nr. 23. Ursprünglich Häuser. Eigentümer des südlichen Hauses 1605 der Krämer Johann Boclau
Bockley. Eigentümerin des nördlichen Hauses 1605 Johann Peffers Witwefi Untergegangen. An ihrer
Stelle Neubau eines Hauses 1614. Bauherr Hansegrebe Johann BockIoF Eigentümer jetzt Fabrikanten
Jul. u. Paul Linker. Zeitweise Apotheke Zum goldenen Löwen", 1819 eingegangen; Steinbau,
Geschosse, mit Simagurten. Haustür, Doppeleingang, mit Rundbögen, Gewänden und Zwickeln mit
Beschlagmustern, Voluten-Schlußsteinen mit Schuppenbelag, jonischen Hermen-Pilastern mit Diamant-
quadern, Gebälk mit den Inschriften WIR HABEN HlE KEINE BLEIBENDE STAT SONDERN DIE
ZUKÜNFTIGE SUCHEN WIHR. EBREER 13. CAP.", ES IST EIN GROSSER GEWIN WER
GOTSELIG IST UND LEST IHM GEGNUGEN. 1. TIM. und IOHAN BOCKLO ANNO 1614"?
Darüber Oberlichtfenster, zu zweien gekuppelt, rechteckig, mit profilierten Gewänden, Voluteneinfassung
und -bekrönung und mit Obeliskenspitze. Fenster, rechteckig, zu achten gekuppelt, mit proülierten
Gewänden, in jedem Obergeschoß. Giebel, mit Schnörkeleinfassung und Obeliskenspitze.
Häuser Nr. 25 u. 27. Eigentümer von Haus Nr. 25 1605 Armbrostierer Peter Schneider?" Von Haus Nr. 27
1605 Johann Lüttgendorf." Eigentümer beider Häuser jetzt Fabrikanten Jul. u. Paul Linker. In der ersten
Hälfte des 19. Jahrhunderts Kunsthandlung des Bilderkrämers" MangQd im Hause Nr. 25. Einheitliche
Front. Fachwerk, später verputzt, Gefache, Geschosse, mit auskragendem Quergebälk, später ver-
kleidet.
Giebel, mit seitlichem Ausbau und Krüppelwalm. Renaissance.
Haustür, mit Segmentbogen, Schlußstein
Häuserverzeichnis von 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. K. 36.
Dehio, Handbuch S. 206. Abb. in Deutsche Bauzeitung 1905 S. 503.
Häuserverzeichnis von 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Bei der letzten Wiederherstellung wurden in den Brüstungsfeldern Streben aufgemalt.
Kropf, Alt-Cassel S. 146, wo irrtümlich das Haus Judenbrunnen Nr. angegeben ist. Vgl. Schwarzkopf, Alt-Kassel S. 1946.
Häuserverzeichnis von 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. K. 36. Vgl. Haus Brüderstraße Nr. 12 Anm. 1.
Nebelthau, Gebäude S. 31. Heidelbach, Kassel S. 67.
Rogge-Ludwig, Kassel S. 266. Vgl. Haus Frankfurter Straße Nr. 11.
Knetsch, Inschriften S. 251. Wentzell, l-Iausinschriften. Dippel, Hausinschriften.
Häuserverzeichnis von 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. K. 36.
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Gebäude.
Haus Nr. 29, Eckhaus Marktgasse. Rathaus der Altstadt Abgebrochen 1837. Darauf Neubau eines Bürger-
hauses. Bauherr Bäckermeister Nik. Sinning. Eigentümer 1848 Kaufmann Franz Ludw. Has? Fachwerk,
Geschosse. An der Ecke Ladenfenster mit Verdachungß Abgebrannt 1880. Darauf Neubau.
Tafel 35,
Cölnische Straße.
Haus Nr. 3,4 Eckhaus Wolfsschlucht, über die Straßenflucht vorspringend. Ehemals Flankenbau des Cölnischen
Toresß Ursprünglich iPostgebäude. Erbaut um 18256 Eigentümer 1826 Oberpostmeister J. Jak.
Nebelthau, 1840 die Bankiers Jer. und Sim. Rothschild die ihren Namen später in Rothfels änderten,
jetzt Kaufmann Winand Mönch. Fachwerk, verputzt, Achsen an der Cölnischen Straße, Achsen an
der Wolfsschlucht, ursprünglich eingeschossig, später um 20bergeschosse erhöht, mit dorischen Pilastern,
Gebälk und Palmettenfries am Erdgeschoß. m1 442,4
Haus Nr. Eckhaus Spohrstraße. Erbaut vermutlich 18258 Eigentümer 1825 Maurermeister Andr. Krause,
1852 Maurermeister Karl Heinr. Kraußß jetzt Bankiers Ballin u. "Co. Wohnung des Malers Karl
Rohdeßo Steinbau, an der Cölnischen Straße Achsen, an der Spohrstraße Achsen, um Achsen
verlängert. Haustür-Vorbau, mit toskanischen Doppelsäulen, Gebälk und eisernem Balkongitter. Balkontür Tafel429.4
und Nebenfenster, mit toskanischen Pilastern und Greifenbekrönung. Treppenhaus, mit dorischen und
toskanischen Säulen.
Haus Nr. 11. Wohnung des Oberbaudirektors Konr. Bromeisßl
Haus Nr. 15. Wohnung des Geh. Legationsrats Sylvester Jordan."
Haus Nr. 23, Eckhaus Akazienweg. Erbaut um 1880. Eigentümer 1834 Schreinermeister Adalbert Schäfer,
1863 Schenkwirt Ludw. Heineßs Gastwirtschaft Zur Spitze". Fachwerk, verputzt, Geschosse. Fenster
im Erdgeschoß, rechteckig, dreifach gekuppelt, mit Gesims. Fenster im 1. Obergeschoß, rundbogig, mit
rauten- und kreisförmigen Stabfüllungen in den Brüstungen. Dachhaus auf der schmalen Stirnseite,
mit Giebel.
Haus Nr. 24. Wohnung des Oberbaurats Georg Friedr. Lange."
Haus Nr. 40. Gartenhaus. Eigentümer 1825 Oberbaudirektor Konr. Bromeis. Später Wohnhaus. Eigentümer
1868 Kaufmann Sally Horschützß jetzt Musikalienhändler Erich Scharwenka. Sogenannte Mazzenburgß
weil zeitweise im Besitz eines lsraeliten. Fachwerk, verputzt und mit hölzernen Architekturgliedern,
Achsen, Geschosse, mit Quaderecken, Lisenen und Gurtgesims. Haustür-Vorbau, mit toskanischen
Säulen und Balkon. Fensterbrüstungen des 1. Obergeschosses mit ovalen Rosetten. Halbkreisförmiger
Mittelausbau auf der Rückfront mit dorischen und korinthischen Pilastern. Dachhäuser an den Enden der
Front, mit Giebel.
Haus Nr. 54. Gartenhaus. Gastwirtschaft Zum Hangelicht". Untergegangen. An seiner Stelle moderner
Neubau.
Vgl. Abschnitt Rathaus der Altstadt" S. 460 H.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Abb. des Altmarktes. Steinzeichnung v. Specht.
Abb. bei Zetsche, Zopf u. Empire Taf. 13.
Vgl. Abschnitt Stadtbefestigung. Cölnisches Tor" S. 130.
Auf Stadtplan v. Selig 1822 noch nicht vorhanden.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Auf Stadtplan v. Selig 1822 noch nicht vorhanden.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Adreßbücher.
Adreßbücher.
Nach gütiger Mitteilung des Herrn Zolldirektors Woringer.
15 Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Adreßbücher.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
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Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel. VI. Caxsei-Stadt. 33
Haus Nr. 69, Eckhaus Kronprinzenstraße. Früher Felsenkeller-Gastwirtschaft, die den Spottnamen Erkältungs-
anstalt" trug, da die Sitzplätze auf dem noch heute vorhandenen Kellerüberbau an der Straßenecke von
allen Seiten dem Winde ausgesetzt waren.
Tafel 455,
Tafel 371,
Tafel 400,5
Tafel 409,4
Druselgasse.
Haus Nr. 8. Steinbau, Geschosse. Haustür, rechteckig, mit profilierten Gewänden und Simagesims. Fenster
im Erdgeschoß, rundbogig, mit profilierten Gewänden. Fenster in den Obergeschossen, rechteckig, vierfach
gekuppelt, mit profilierten Gewänden. Giebel, mit Krüppelwalm. Renaissance.
Haus Nr. 10. Treppe; Pfosten Säule, toskanisch, auf quadratischem Sockel mit Beschlagmuster; Wange
profiliert; Docken mit Kantengewinde. Renaissance.
Haus Nr. 14,1 Eckhaus Mittelgasse. Eigentümer, 1605 Vizekanzler Joh. Andrecht? 1767 Oberchirurgus und
Hofrat Cornitius, 1808 Hofagent Gumpert Feidel, 1814 Benedix Strauß, 1859 Kürschnermeister Joh. Allen-
dörferß jetzt Kaufmann Herrn. Heller. Fachwerk, später verputzt, Geschosse, mit auskragendem Quer-
gebälk, später verkleidet. Erker an der Ecke, polygonal, mit Zeltdach. Renaissance.
Haus Nr. 16. Erdgeschoß Steinbau, nachträglich errichtet, mit Kehlgurt, an den Ecken verkröpft. Haustür,
mit Segmentbogen und Schlußstein. Barock. Obergeschosse Fachwerk, später verputzt, mit auskragen-
dem Quergebälk, später verkleidet, und Kopfbändern unter der Traufe. Giebel, mit Krüppelwalm. Gotisch.
Haus Nr. 21. Haustür, mit Segmentbogen, Flügel mit geschwungenen Füllungen, Oberlicht mit geschwungenen
Sprossen. Barock.
Haus Nr. 23. Früher 2. Pfarrhaus der Freiheiter Gemeinde. Erdgeschoß Steinbau, nachträglich errichtet, mit
Kranzgesims. Haustür und Fenster, mit Korbbögen, profiliertem Gewände und Schlußstein, der bei der
Tür als Volute ausgebildet ist und in der oberen Verkröpfung die lnschrift 1680" zeigt. Barock. Ober-
geschosse Fachwerk, Gefache, mit Schiffskehlen, Rollen und Schnüren am auskragenden Quergebälk, mit
Kerbschnittband an der unteren Schwelle und mit eingeritztem Spitzovalband auf den Eckpfosten. Giebel,
mit einseitigem Ausbau und Krüppelwalm. Renaissance.
Haus Nr. 27,4 Eckhaus Graben. Erbaut 1557. Eigentümer 1605 Hans Klob? 1605 Hansegrebe Konr.
Hüterodfi 1621 Kanzleirat Cornelius Götze, der bauliche Änderungen vornahm, 1720 Dr. Sandra, 1798
Schlossermeister Adam Andrae, 1832 Kaufmann Georg Breiding, 1859 Bierwirt Aug. Schmidt 1878 Leder-
händler Christ. Aug. Eskuche, jetzt Spediteur Heinr. Koch. Jetzt Gastwirtschaft Bürgerschänkeßs Fach-
werk, 15 Gefache an der Druselgasse, Gefache am Graben, Geschosse, davon die beiden oberen aus-
kragend, mit geschwungenen Streben und wilden Männern, mit Fächerrohsetten und einer stilisierten
Miniaturfassade an den Fußstreben, mit Stäben und Kehlen, Kerbschnittbändern und gekehlten Füll-
hölzern am Quergebälk und mit Schnüren an den Eckpfosten. Haustür, mit Rundbogen, reichen Schnüren
am Gewände, figürlicher Flachschnitzerei in den Zwickeln, Fächerrosetten mit Eselsrücken als Bekrönung
Abb. bei Holtmeyer, Alt Cassel Taf. 39 2.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36. Nebelthau,-Gebäude S. 39, nimmt vermutungsweise als Wohn-
haus Andrechts das Nachbarhaus, das Haus Druselgasse Nr. 16, an. Antrecht wohnte Anfangs, wie es scheint, in dem jüngst von der Leih-
bank erworbenen Hause Nr. 253 in der unteren Druselgasse Unt. Druselgasse 16, oberhalb des Leihhauses. Er selbst erwarb aber noch
das nächste Haus neben der Leihbank auf dem Graben, dasselbe Haus, was sich zu -Landgraf Moritz Zeit im Besitz des Rentmeisters Feige
findet und auf die Nachkommen des Kammermeisters Johann Georg Dehn-Rotfelser kam Graben 27." Das an das Haus Druselgasse 14
stoßende Nachbarhaus Nr. 16 derselben Gasse gehörte nach dem Häuserverzeichnis v. 1605 in diesem Jahre jedenfalls nicht Andrecht,
sondern Gerhard Hackeborn.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Dehio, Handbuch S. 206. Abb. in Deutsche Bauzeitung 1905 S. 503.
Häuserverzeichnis v. 1605, Stadtarchiv Cassel 16, wo sich die Eintragung findet Hans Klob eig. hauß ist ledig".
Häuserverzeichnis v. 1605, Stadtarchiv Cassel 36, wo sich die Eintragung findet Cunrad Hüterods behausung" mit dem
Zusatz von 1610 sampt dem Miethause". Nebelthau, Gebäude S. 42.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Neuzeitliche Aufschrift Bürgerhaus. Erbaut 1557. Renov. 1896".
ff
Gebäude. 24 a3 5.,
an den Pforten und der lnschrift 1557" im Scheitel. Dachhaus an der Druselgasse, mit Giebel. Giebel
am Graben, mit liegenden Knaggen und mit vorkragendem gratigen Krüppelwalm auf schräg gemusterter
Knagge.
Druselplatz. m. 45
Häuser Nr. u. 2. Eigentümer 1605 die Landesherrschaft. Wohnhaus des Gefangenwärters Später Gefangen-
haus? Untergegangen. An seiner Stelle Bürgerhäuser des 18. und 19. Jahrhunderts.
Haus Nr. 6,3 Eckhaus Oberste Gasse, früher Haus Oberste Gasse Nr. 53. Eigentümer 1605 Hans Müller,
1610 Christoph Jobstß Untergegangen. Neubau 1651. Lange Zeit im Besitz der Familie Bourdon, deren
Stammvater, der Krämer Thomas Bourdon, 1628 von Metz nach Cassel eingewandert warm" Eigentümer
1767 Joh. Walther, gewesener Klosterverwalter zu Fritzlarß Erdgeschoß Steinbau. Haustür, mit Rund-
bogen, Quadern, Schlußstein, jonischen kannelierten und gequaderten Pilastern und Gebälk, mit der
Inschrift 1651". Obergeschosse Fachwerk, später verputzt, mit Schiffskehlen, Rollen, Schnüren und
Zahnschnitt am auskragenden Quergebälk. Erker an der Ecke, rechteckig, Geschosse, auf Erdgeschoß- Tafel 405,3
Steinkonsolen mit Masken, Gehängen und Beschlagornament. Giebel am Graben, verändert. Jüngeres
Dachhaus am Druselplatz, Achsen, mit Giebel.
Entengasse.
Haus Nr. 2. Erbaut 1586. Gastwirtschaft Zur Geduld". Erdgeschoß Steinbau, mit Simagurt. Fenster,
rechteckig, mit gefasten Gewänden. Obergeschosse Fachwerk, später um Geschoß erhöht und verputzt,
Gefache, mit auskragendem Quergebälk, später verkleidet. Inschrift 1586" an Fenstergewände im
Erdgeschoß.
Haus Nr. 5. Fachwerk, später verputzt, Gefache, Geschosse, mit Fasen, Stäben, Kehlen und abgerundeten
Füllhölzern am auskragenden Quergebälk. Dachhaus, mit Giebel. Renaissance.
Haus Nr. 7. Fachwerk, später verputzt, Gefache, Geschosse, mit Fasen und Schnüren am auskragenden
Quergebälk. Giebel, mit Krüppelwalm. Renaissance.
Haus Nr. 10. Erdgeschoß Steinbau, mit Ecklisenen und Kranzgesims. Haustür, mit Segmentbogen und Deck-
gesims; Flügel mit geschwungenen Füllungen, verzierten Schlüsselschildern und Klopfer. Barock.
Haus Nr. 13. Treppe, Holz; Pfosten, quadratisch, bauchige Säule auf schlichtem Sockel; Wange profiliert;
Docken gedreht. Renaissance.
Haus Nr. 14. Erdgeschoß Steinbau, mit Kranzgesims, Haustür, rechteckig, mit Schlußstein und Deck-
gesims. Barock.
Haus Nr. 17, Eckhaus Mittelgasse. Eigentümer zeitweise die hugenottische Familie de Haut 1768 Schuh-
machermeister Christian Mühlbeinß jetzt Fleischermeister Max Müller. Erdgeschoß Steinbau, nachträglich
errichtet, mit Kranzgesims. Barock. Obergeschosse Fachwerk, später verputzt, mit Schnüren und Zahnschnitt
am auskragenden Quergebälk, zum größten Teil später verkleidet. Giebel an der Mittelgasse, mit Krüppel-
walm. kleine Giebel an der Entengasse. Erker an der Ecke, polygonal, mit Zeltdach. Renaissance.
Haus Nr. 19,9 Eckhaus Mittelgasse. Fachwerk, später verputzt, Geschosse, mit auskragendem Quergebälk,
später verkleidet. Giebel an beiden Straßen. Erker an der Ecke, rechteckig, mit Giebeln. Renaissance.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Vgl. Abschnitt Gefangenhaus am Druselplatz" S. 583 f.
Dehio, Handbuch S. 206.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Nebelthau, Gebäude S. 34. Jacobi, Hugenotten XXlV Nr. 201. Brunner, Cassel S.'197.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Nebelthau, Gebäude S. 36.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Abb. bei Holtmeyer, Alt Cassel Taf. 24.
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83'
E1
Haus Nr. 21. lnnentür, mit Architekturfüllungen, verzierten Bändern, Griff und Kastenschloß Renaissance.
Haus Nr. 24. Stammhaus der Familie des aus Sedan stammenden Handelsherrn Grandidier und erster geist-
licher Sammelplatz der französischen Gemeinde, die nach Aufhebung des Edikts von Nantes in Cassel
zusammentratß Wohnung des Architekten Fr. Giov. Guernieroß Eigentümer 1663 Daniel Grandidier
1767 Ratsverwandter Grandidier, dem auch das Nachbarhaus Nr. 22 gehörtef 1801 Gürtlermeister Martin
Falckeisen, 1829 Jak. Rinald, jetzt Fabrikant Rich. Rosenstein. Erdgeschoß Steinbau. Haustür, mit
Segmentbogen; Flügel mit geschwungenen Füllungen und verzierten Schlüsselschildern. Obergeschosse
Fachwerk, verputzt. Dachhaus, mit Giebel. Barock. Hoffront. Erdgeschoß Steinbau, mit Resten von
Fenstern. Renaissance.
Haus Nr. 26, Eckhaus Graben. Eigentümer Dr. Wolfgang Günther, Generalauditor des Landgrafen Moritzß
Erdgeschoß Steinbau, nachträglich errichtet, mit Ecklisenen und Kranzgesims. Haustüren an der Entengasse
und am Graben, mit Segmentbogen und Schlußstein. Barock. Obergeschosse Fachwerk, später ver-
putzt, mit auskragendem Quergebälk, später verkleidet. Giebel an der Entengasse, mit einseitigem
Ausbau. Dachhaus am Graben, mit Giebel. Renaissance.
Essiggasse.
Häuser Nr. u. Eckhaus. 1605 als ehemaliges Essighaus" bezeichnet? Eigentümer 1605 Hans Beckerß
Untergegangen. Neubau 1607. Einheitliche Front. Erdgeschoß Steinbau, mit Simagurt. Einfahrtstor, mit
Pfeilern, Rundbogen und Deckgesims, in den Bogenzwickeln Kartuschen mit Hausmarke und den lnschriften
MEIN HlLF STEHET ZV GOT GOT WEND AL MEIN EHLEND" und lAHR 1607 DEM
IVNII"? Obergeschosse Fachwerk, später zur Hälfte verputzt, mit Schnüren am auskragenden Quer-
gebälk. Giebel, mit Krüppelwalm.
Haus Nr. Eckhaus Packhofstraße. Gasthaus Zur Stadt Frankfurt". Früher Herberge der Dachdecker-
gesellen und Absteigequartier der Botenß"
um 400,31 Haus Nr. 11, Eckhaus Packhofstraße. Fachwerk, später verputzt, Geschosse, mit steilen gekehlten Knaggen
am auskragenden Quergebälk. Gotisch. Dachhaus an der Essiggasse, mit Krüppelwalm. Mansardengiebel
an der Packhofstraße.
Fischgasse.
Haus Nr. 1.11 Eigentümer 1605 Bildschnitzer Antonius Herberßz Untergegangen. Jetzt freier Platz.
Tafel 36.1 Haus Nr. Eckhaus Altmarkt. Eigentümer 1605 Rentmeister Bürgermeister Johann Boosßa 1801 Joh. Heinr.
Rogge-Ludwigßt Fachwerk, Geschosse, Gefache am Altmarkt, mit gekehlten Knaggen am auskragen-
den Quergebälk und mit gekreuzten Streben in den Brüstungsfeldern. Ladenfenster mit Verdachung.
Giebel am Altmarkt, mit Krüppelwalmßö Untergegangen um 1880. Darauf Neubau. Eigentümer jetzt
Abb. bei Nübel, Holzarbeiten Bl. 14.
Nebelthau, Gebäude S. 34f. Gerland, Familie Du Ry. Jacobi, Hugenotten XXIV Nr. 251.
Heidelbach, Wilhelmshöhe S. 35.
Brunner, Cassel, S. 198, der das Haus Nr. 22 angibt, das in der Tat seit langer Zeit denselben Eigentümer hat wie Haus Nr. 24.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Brunner, Cassel S. 173.
Die Bemerkung über das Essighaus auf S. 37 ist hiernach zu berichtigen.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Knetsch, lnschriften S. 250. Dippel, Hausinschriften.
Adreßbücher. Wanderung d. Cassel Nr. 1235.
11 Das Haus lag in dem abgebrochenen Baublock hinter dem Altstädter Rathaus und nahm die Ecke ein, die dem Rathaus
zunächst lag.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
19 Kataster. BrandversicherungsaAnstalt Cassel.
14 Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
15 Abbildung des Altmarktes. Steinzeichnung v. Specht. Abb. auch bei Holtmeyer, Alt Cassel S. 30.
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Tafel 400,
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Kaufmann Herm. Schminke. Steinbau, Achsen an der Fischgasse, Achsen am Altmarkt, Geschosse,
mit Rankenfries und Rosetten über dem Erdgeschoß, Gurtgesims unter den Fenstern des 1. Obergeschosses
und Bandgesims über dem 1. Obergeschoß. Je Dachhaus an der Fischgasse und am Altmarkt.
Haus Nr. 8. Gastwirtschaft Zur Stadt Leipzig".
Haus Nr. 10. 1605 mit dem Nachbarhaus Haus Nr. 12 bezeichnet als Hans heller becker wohn vnd
brauhauß"? Gastwirtschaft Bäckerherbergeü Steinbau, Geschosse. Je Fenster in den oberen
Geschossen, rechteckig, zu vieren gekuppelt, mit profilierten Gewänden. Renaissance. Hauptgesims und
Aufbau mit Attika. Klassizistisch. Wasserstandsmarke mit Hand und der Inschrift GROS WASS Ao
1643. 5. 6. JAN"? Aushängeschild, Eisen, mit Rankenspirale im dreieckigen Ausleger, mit recht-
eckigem Schild mit Krone, Verdachung und Bretzelaufsatz, und mit Doppeladler am Vorderende, unter
Verwendung älterer Teile zusammengesetzt, 1890 vom Hause Kasernenstraße Nr. hierher versetzt, auf
Schild aufgemalt Kuchen, Brot und Bretzel, von zwei seitlichen Löwen gehalten, der Name des Ober-
meisters Konrad Simmen" und des Altgesellen Adolph Herbold" sowie die Jahreszahl 1890".
Haus Nr. 12.3 Erdgeschoß Steinbau, neu. Obergeschosse Fachwerk, Gefache, mit Streben in den
Brüstungsfeldern und am Eckpfosten, mit Fasen, Stäben, Kehlen, Diamantbändern und Karniesen am aus-
kragenden Quergebälk und mit Beschlagornament an den Eckpfosten. Giebel. Renaissance.
Haus Nr. 16. Früher Herberge Zum Fisch". Eigentümer 1605 der nördlichen Hälfte Wilhelm Brand, der
südlichen Hälfte Klaus Wagner Untergegangen. Neubau 1692. Wohnung des Hof-Miniaturmalers
Pinnhasß Erdgeschoß Steinbau, mit verzahnten Quadern an den Ecken und mit Karniesgurt. Haustor,
mit Pfeilern und Korbbogen, gequadert, und mit Deckgesims, in ovaler Kranzumrahmung die Inschrift HIER
ZElTLICI-I DORT EWIG. 1692"; Obergeschosse Fachwerk, verputzt, mit Gurtgesimsen und Giebel.
Klassizistisch.
Fliegengasse.
Haus Nr. 3. Haustür, mit Segmentbogen und Deckgesims; auf Schlußstein die Inschrift 1835".
Haus Nr. 5. Erdgeschoß Steinbau, nachträglich errichtet, mit Konsolen für die Auskragung des Oberbaues.
Barock. Obergeschosse Fachwerk, nachträglich verputzt, Gefache, mit karniesartig geschwungenen
Knaggen am auskragenden Quergebälk im 1. Obergeschoß. Dachhaus, mit Giebel und Krüppelwalm.
Renaissance.
Haus Nr. 7. Grundstück auf der Hinterseite an das Grundstück Packhofstraße Nr. 16a stoßend. 1755
Synagoge, die in diesem Jahre oder kurz darauf in das Haus Packhofstraße Nr. 16a verlegt wurdeF
1767 als Soldatenschulef 1778 auch als Wohnung des Opfermanns und des Vorsingers der Garnison-
gemeinde9 bezeichnet. Untergegangen. Neubau um 1800. Eigentümer 1808 die israelitischen Bürger,
1826 Schreiner Konr. Hahnkeßo jetzt die Stadt. Haustür; Flügel mit Rauten- und Halbkreismustern und
Kanneluren.
Tafel 467,
Tafel 37
Tlfel 434;
Tlfel 55,
Tafel 400, 20 u. 2x
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Dippel, Hausinschriften.
Dehn-Rotfelser u. Lotz, Baudenkmäler S. 29. Ebe, Cicerone II S. 30.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Adreßbuch 1819.
Knetsch, Inschriften S. 250. Dippel, Hausinschriften.
Vgl. Haus Packhofstraße Nr. 16 wo sich zeitweise die Synagoge und Judenschule befand.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Engelhard, Erdbeschreibung S. 124 Zum ersten Unterrichte der Soldatenkinder im Lesen, Schreiben und dem Christentume
ist ein eigenes Haus in der Altstadt auf der sogenannten Ahne bestimmet, welches daher die Soldatenschule genannt wird, und nicht sowohl
des Gebäudes, als der Veranstaltung wegen zu merken ist. In demselben haben auch der Opfermann und der Vorsinger der Garnisongemeinde
ihre Wohnung, welche den Soldatenkindern den Unterricht ertheilen müssen". Vgl. Haus Wildemannsgasse Nr. 14.
10 Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
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Tafel 435,3
Tafel 372,2
Tafel 452.2
Tafel 402.1
Tafel 137.
Haus Nr. 11. Fachwerk, später verputzt, Gefache, Geschosse, mit Schnüren und Bunden am auskragen-
den Quergebälk und mit Zahnschnitt an den Balkenköpfen, in der Verlängerung Gefache mit Schiffs-
kehlen am auskragenden Quergebälk. Dachhaus, mit Giebel und Krüppelwalm. Renaissance.
Haus Nr. 17. Eigentümer 1767 J. Heinr. Fuhrmann Erdgeschoß Steinbau, nachträglich errichtet, mit Eck-
lisenen und Kranzgesims. Haustür, mit Segmentbogen, auf reich umrahmtem Schlußstein Darstellung eines
Metzgers mit Ochsen und die Buchstaben J. H. F.", auf Bogen die Jahreszahl 1767". Rokoko. Ober-
geschosse Fachwerk, später verputzt, Gefache, mit Schnüren, Diamantbändern und Bunden am aus-
kragenden Quergebälk. Giebel. Renaissance.
Hinterhaus. Fachwerk, Gefache, Geschosse, mit Schiifskehlen, Schnüren, Diamantbändern, Zahn-
und Kerbschnitt am auskragenden Quergebälk. Dachhaus, mit Giebel und Krüppelwalm. Renaissance.
Haus Nr. 19. Erdgeschoß Steinbau, nachträglich errichtet, mit Kranzgesims. Haustür, mit Rundbogen,
Kämpfern, Schlußstein, Pilastern, rechteckigem Oberlicht und geradem Gesims, auf Schlußstein die Jahres-
zahl 1699". Fenster, rechteckig, mit profilierten Gewänden. Obergeschosse Fachwerk, 12 Gefache,
mit Schiffskehlen, Schnüren und Diamantbändern am auskragenden Quergebälk, mit Streben in den
Brüstungsfeldern und mit ausgegründetem, an den Eckpfosten getreppten Stab- und Kehlprofil auf den
Brüstungsriegeln. Giebel über Gefachen, mit gekehlten Füllhölzern und vorkragendem Krüppelwalm
auf Knagge. Treppe. Renaissance.
Haus Nr. 21. Fachwerk, später verputzt, Gefache, Geschosse, mit Schiffskehlen, Stäben, Schnüren,
Diamantbändern und Kerbschnitt am auskragenden Quergebälk und mit Zahnschnitt an den Balkenköpfen.
Dachhaus, mit Giebel. Renaissance.
Frankfurter Straße.
Haus Nr. Eckhaus Friedrichsplatz. Steinbau, Achsen an der Frankfurter Straße, Achsen und in der
Verlängerung Achsen am Friedrichsplatz, Geschosse. Giebel an der Frankfurter Straße; Giebel je
über Achsen am riedrichsplatz. Barock.
Haus Nr. 2. Steinbau, Achsen, Geschosse.
mit Segmentbögen. Barock.
Haus Nr. 3. Wohnung des Prof. Nahl?
Haus Nr. wie Haus Nr. jedoch Fenster rechteckig.
Haus Nr. 6. Gasthaus Zum deutschen Haus". Steinbau, Achsen, Geschosse. Haustor, mit Rundbogen,
in Endachse. Dachgeschoß über den Mittelachsen, mit Giebel, später zu einem vollen Geschoß aus-
gebaut. Barock.
Hinterhaus. Angeblich früher Poststationß Steinbau, Achsen, Geschosse. Haustür, rechteckig,
auf Sturz die lnschrift ERBAWET DURCH LORENTZ SCHMERFELD VOGT ZU MERXHAUSEN
UND ANNA CATHARINA DESSEN HAUSFRAW ANNO 1702". Mansarde. Barock. Fenster auf der
Hinterseite, rechteckig, zu zweien gekuppelt, mit profilierten Gewänden, von einem älteren Bau über-
nommen. Renaissance.
Haus Nr. 7. Steinbau, Achsen, Geschosse.
Dachgeschoß über den Mittelachsen, mit Giebel. Fenster,
Giebel, mit Kreisfenster. Barock.
Haus r. 8. Grundstück um 1720 mit esterment" bezeichnet Haus 17645 von der Oberneustädter deutschen
Gemeinde angekauft; ein Teil des Hinterhauses zur Wohnung für Arme der Gemeinde bestimmt, deren
Zahl sich damals auf 16 bis 18 belief; 1766 eingetragen als zur teutschen Gemeinde" gehörig? 1778
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Adreßbuch 1819.
Kaufbrief im Besitze des jetzigen Hauseigentürners Gastwirts Lüttebrandt.
Stadtplan um 1720.
Nach Casseler Tages-Anzeiger 1878 Nr. 57 gegen 1780 angekauft.
Schminke, Cassel S. 383. Bach, Kirchenstatistik S. 51.
Stadtplan Oberneustadt v. Krug 1766.
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662 22-22,
2222
bezeichnet als Deutsches Kirchenhaus, zum Theil zum Nutzen der Kirche vermiethet"? Eigentümer
1801 die Oberneustädter deutschen Kirchenvorsteherß? jetzt die Oberneustädter Kirchengemeinde. Hinter-
haus bei der Belagerung der Stadt durch Czernitschefl am 28. September 1813 von einer Kanonenkugel
getroffen. Zum größten Teil vermietet; im Hinterhause noch Wohnungen von armen alten Frauen, im
Vorderhause Wohnung des Kirchendieners. Sogenannte Kanoneüß früher auch Gastwirtschaft Zur Kanone".
Steinbau, Achsen, Geschosse. Haustür-Vorbau, mit toskanischen Säulen, Triglyphen-Gebälk und eisernem
Balkongitter. Haustor, mit Korbbogen, in Endachse. Dachgeschoß über den Mittelachsen, mit Giebel.
Mansarde. Treppe. Barock.
Haus Nr. wie Haus Nr. 7.
Haus Nr. 10, wie Haus Nr. 7.
aus r. 11, 1823 Löwenapotheke wie Haus Nr. verändert. Über der Tür Relief, schreitender Löwe, vergoldet.
Haus Nr. 12, wie Haus Nr. verändert.
Haus Nr 18, Eckhaus Karlsplatz. Steinbau, Achsen auf beiden Fronten, Geschosse mit Ecklisenen. Dach-
geschoß auf beiden Fronten über Achsen, mit Giebel. Giebelfenster mit Volutenbekrönung. Mansarde.
Barock. Haustür. mit Segmentbogen verziertem Schlußstein, Lisenen, Deckgesims auf Volutenkonsolen und
mit geschwungener Verdachung. Rokoko. Hofflügel. Fachwerk. Offene Galerie, mit Flachbögen und
Brüstung mit gedrehten Dockenß
Haus Nr. 19, wie Haus Nr. 7.
Haus Nr. 20. Steinbau, Achsen, Geschosse. Haustor, mit Rundbogen, in Mittelachse. Dachgeschoß über
den Mittelachsen, mit Giebel. Barock; Oberteil Anfang des 19. Jahrhunderts, überarbeitet.
Haus Nr. 21, Eckhaus Georgenstraße. Steinbau, Achsen auf beiden Fronten, Geschosse, mit Ecklisenen.
Auf beiden Fronten Dachgeschoß über Achsen, mit Giebel. Mansarde. Verlängerungsbau an der
Georgenstraße, 10 Achsen. Haustor, mit Rundbogen. Giebel über Achsen. Barock. Haustür an der
Frankfurter Straße, rechteckig; Flügel mit stilisierten Postamenten als Sockel, Gehängen und Rosetten. Empire."
Haus Nr. 22. Steinbau, Achsen, Geschosse. Haustür, rechteckig, mit Kartusche auf dem Sturz. Dach-
geschoß über den Mittelachsen, mit Giebel. Barock; Oberteil Anfang des 19. Jahrhunderts, überarbeitet.
Haus Nr. 23,7 Eckhaus Georgenstraße. Grundstück um 1720 bezeichnet als Maison des pouer".8 1766 Hos-
pitalß Eigentümer 1769 die französische Kirche, 1839 Drechslermeister Jak. Rößlerfo jetzt Marie Schmincke.
Steinbau, Achsen auf beiden Fronten, Geschosse. Hauptgesims mit Zahnschnitt und Attika. Dachhaus,
über den Mittelachsen mit Halbkreisfenster und Walmdach. Barock; Oberteil Anfang des 19. Jahrhunderts.
Haus Nr. 25.11 Eigentümer 1766 Kammerdiener Lempeßz 1814 Zimmermeister Joh. Appelßß jetzt Barmherzige
Schwestern. St. Agnes-Haus. Steinbau, Achsen, Geschosse, mit Gurtgesims über dem 3. Obergeschoß.
Engelhardt, Erdbeschreibung S. 115.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Wanderung d. Cassel Nr. 1235. Casseler Tages-Anzeiger 1878 Nr. 57 Die Kanone dürfte wohl den Namen daher haben, weil
die Vorderräurne des Hauses zum Besten der alten Oberneustädter deutschen Kirchengemeinde gegen einen unveränderlichen Zins Kanon
vermiethet wurden". Nach Hess. Erinnerungen S. 238, so genannt, weil zwei alte eiserne Stadtkanonen oder Böller neben den Säulen der
Hausthür die Schrecksteine vertraten".
Rogge-Ludwig, Kassel S. 268 lm Jahre 1823 eröffnete der Apotheker H. A. Braun die Löwenapotheke in der Frankfurter
Straße und ließ dafür die von ihm von der Wittwe Backhaus erkaufte Schwanenapotheke in der Karlsstraße eingehen". Vgl. Haus Brüder-
straße Nr. 23.
Abb. bei Holtmeyer, Alt Cassel Taf. 46.
Abb. bei Zetsche, Zopf u. Empire Il Taf. 14, Mebes, Um 1800 S. 170 und Nübel, Holzarbeiten Bl. 30.
Vgl. Abschnitt Bellevueschloss" S. 371.
Stadtplan um 1720.
Stadtplan Oberneustadt v. Krug 1766.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Vgl. Abschnitt Bellevuescl1loss" S. 371.
Stadtplan Oberneustadt v. Krug 1766.
18 Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Tafel 429,
Tafel 446,
u. 453,
Tafel 430,
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E159
Gebäude. QEQ QE
Haustür, mit Rundbogen, toskanischen Pilastern und Gebälk, durch geschwungene Wangen mit dem
darüber gelegenen Fenster des 1. Obergeschosses verbunden. Barock; Oberteil Anfang des 19. Jahrhunderts.
Haus Nr. 26. Bauherr der Hugenotte de Haut Eigentümer 1766 Kriegsrat Ludemann 1801 Regierungsrat
Rivalier, 1833 Schreinermeister Prevötß jetzt die Stadt. Bürgerschule 31. Steinbau, Achsen, Geschosse
mit Gurtgesims im 3. Obergeschoß. Haustür, rechteckig, mit Lisenen und blinder Balustergalerie, über-
arbeitet. Fenster darüber mit Einfassung und gerader Verdachung. Hauptgesims mit Zahnschnitt und
Attika. Dachgeschoß über den Mittelachsen, mit Walmdach. Barock; Oberteil Anfang des 19. Jahrhunderts.
Haus Nr. 27, Grundstück um 1720 bezeichnet mit nolta".4 Eigentümer 1766 Schreiner Jak. Toppe? 1803
Christian Hausteinß 1819 im Besitz der Landesherrschaft und zum Bellevueschloß gezogen?
Haus Nr. 28. Eigentümer 1766 Regierungsrat Kuchenbeckerß 1809 Hoftöpfer Peter Diel, 1855 Probator
Israel's Ehefrau? jetzt die Stadt. Bürgerschule 32. Steinbau, Achsen, Geschosse, mit Kranzgesims
über dem Erdgeschoß. Haustür, rechteckig, mit Schlußstein, Lisenen und Attika, überarbeitet. Mittel-
fenster im 1. Obergeschoß, mit Dreieck- bezw. Segmentbogengiebeln; in den beiden Zwischenfeldern Rund-
bogennischen für Figuren. Hauptgesims mit Akanthuskonsolen und Rosetten. Giebel über den Mittelachsen.
lm Flur Gurtbogen, mit Kranz im Scheitel der Leibung und mit Akanthusornament in den Zwickeln. Barock;
Oberteil Anfang des 19. Jahrhunderts. Figuren in den Nischen. Klassizistisch. ,Genien in den Zwickeln
des Gurtbogens im Flur. Klassizistisch.
Haus Nr. 29. Grundstück um 1720 mit dem Nachbargrundstück Nr. 31 zusammenhängend, bis zur Schönen
Aussicht durchgehend und mit de Rokau" bezeichnet" 1766 herrschaftlich und nur mit einem Garten-
haus besetztßl Um 1770" als Reihenhaus eingetragen und als .,1tes Lotterie Hauß" bezeichnet" 1800
Sitz der Waisenhaus-Direktionßf 1819 im Besitz der Landesherrschaft und zum Bellevueschloß gezogen?
Haus Nr. 30. Wohnung des Musikschriftstellers Otto Kraushaarßß
Haus Nr. 31. 1720 bis 1770 wie Haus Nr. 29. 1770 als 2tes Lott Haus" bezeichnet." Eigentümer 1788
Oberstleutnant Wilh. von Canitzßß 1819 im Besitz der Landesherrschaft und zum Bellevueschloß gezogenw
Haus Nr. 34. Eigentümer 1811 Generalkommissionsrat Hastenpflug, 1831 Schreinermeister Meinold Tegethof,
jetzt Kaufmann Rud. Bangert. Wohnung des lnspektors der Gemäldegalerie E. Fr. Ferd. Robert?"
Steinbau, Achsen, Geschosse, mit Kranzgesims über dem Erdgeschoß. Haustor, mit Korbbogen, glatten
Kämpfern, Schlußstein und Deckgesims. Giebel, mit Halbkreisfenster. Barock. Oberteil Anfang des
19. Jahrhunderts. Treppe; Geländer mit Sprengwerk.
Nebelthau, Gebäude S. 36.
Stadtplan Oberneustadt v. Krug 1766.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Stadtplan um 1720.
Stadtplan Oberneustadt v. Krug 1766.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel. Vgl. Abschnitt Bellevueschloss" S. 371 u. 379.
Stadtplan Oberneustadt v. Krug 1766.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Stadtplan um 1720.
Stadtplan Oberneustadt v. Krug 1766.
Stadtplan um 1770.
Wohl nur Vorschlag. Über das Lotto vgl. Haus Königsstraße Nr. 45.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel. Vgl. Abschnitt ,.Bellevueschloß" S. 371 u. 379.
Adressbücher.
tWohl nur Vorschlag. Über das Lotto vgl. l-Iaus Königsstraße Nr. 45.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel. Vgl. Abschnitt Bellevueschloß" S. 371 u. 379.
20 Adressbücher.
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Gebäude.
Haus Nr. 35, Eckhaus Fünffensterstraße. Kanonenkugel, bei Anlage der Ladenfenster in der Neuzeit gefunden,
jetzt an der Ecke eingelassen. Ofenplatte, mit Darstellung eines Schiffers und der Jahreszahl 1671".
Haus Nr. 36. Eigentümer 1796 Bäckermeister Barthold Lohmann, 1829 Gastwirt Phil. Lohmann, 1839 Gast-
wirt Sam. Schumann, 1843 Gastwirt Phil. Berger, jetzt Gastwirt Georg Bolle. Früher solange ein Gasthaus
Zur Krone" in der Obersten Gasse bestand Gasthaus Zur goldenen Krone", jetzt Gasthaus Zur Krone".
Steinbau, Achsen, Geschosse. Haustür, mit Rundbogen, auf Volutenschlußstein Krone, vergoldet. Dach-
geschoß über den Mittelachsen mit Walmdach. Barock; Oberteil Anfang des 19. Jahrhunderts, überarbeitet.
Haus Nr. 39. Früher Pfarrhaus der Oberneustädter deutschen Gemeinde. Erbaut um 1722. Bewohnt von
zwei Predigern 1766 eingetragen als Pfarr Hauß"? Eigentümer 1769 die französischen Prediger"?
1805 an die Staatskasse verkauft Eigentümer 1819 die Landesherrschaft, 1836 Wilh. Kolbe, 1838 der
Staat, der das Haus als Landeskreditkasse einrichteteß Steinbau, Achsen, Geschosse. Giebel, mit
Kreisfenster, über jeder der beiden Außenachsen.
Haus Nr. 40. Wohnung des Malers Wilh. Richterß "Untergegangen. An seiner Stelle Elisabethkloster.
Haus Nr. 41, Eckhaus Friedrichsstraße. Grundstück 1766 Pfarrgarten? Eigentümer 1820 die Landesherrschaft,
jetzt der Staat. Fachwerk, verputzt, Achsen, Geschosse. Giebel über den risalitartig vorgezogenen
Mittelachsen. Klassizistisch.
Haus Nr. 70. Wohnung des Chronisten Joh. Ernst Graßmederß Untergegangen.
Haus Nr. 71. Gastwirtschaft Zum Krokodil".
Haus Nr. 78. Früher Gastwirtschaft mit dem Spottnamen Die Miste".
Haus Nr. 107. Früher Gastwirtschaft Zum letzten Heller"? die später in das Haus Frankfurter Straße Nr. 95
verlegt wurde. Fachwerk, verputzt, Achsen, eingeschossig. Mansardgiebel auf der Vorderfront. Je
Dachhäuser, mit Giebel, auf den Seitenfronten. Barock.
Franziskusstraße.
Haus Nr. 1.10 Erbaut 1614. Steinbau, Geschosse, mit Simagurten zwischen den Geschossen. Haustür, mit
Rundbogen, zweiteiligem rechteckigen Oberlicht und profilierten Gewänden; auf Sturz Kreisrosette und
die Inschrift 1614". ln jedem Obergeschoß Fenster, rechteckig, zu zweien gekuppelt, mit profilierten
Gewänden. Giebel, mit Schnörkeleinfassung, Kreisfenster und Obeliskenspitze.
Friedrichsplatz."
Haus Nr. 1. Steinbau, Achsen, Geschosse. Dachhaus, dreiteilig, mit toskanischen Holzpilastern und
Giebel. Barock; Oberteil um 1830. Schmuck der Fensterumrahmungen neue Zutat.
Bach, Kirchenstatistik S. 56.
Stadtplan Oberneustadt v. Krug 1766.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Bach, Kirchenstatistik S. 56.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Adressbücher.
Stadtplan Oberneustadt v. Krug 1766.
Losch, Chroniken S. 71 f.
Garküche 1814 S. 10 Die elende Schenke zum letzten Heller hat durch einen Anbau gewonnen und einem Witzlinge zu der
sinnreichen Bemerkung Anlaß gegeben, daß diese Schenke eine gewisse Celebrität durch die Franzosen erhalten hätte, weil sie mit dem letzten
Heller aus Frankreich dort angekommen, mit vollen Säcken aber aus Cassel, an diesem letzten Heller vorbei, in ihre Heimat zurückgegangen wären."
Nebelthau, Gebäude S. 31.
Hess. Erinnerungen S. 146 Alle Häuser der nach dem Plane des Architecten Paul du Ry angelegten Oberneustadt in Cassel
waren nur zweistöckig, hatten drei Fenster in der Breite und Giebel mit einer kreisrunden Bodenöffnung. So sah man sie zwischen anderen
neueren und größeren Häusern, namentlich am Friedrichsplatze, dem Museum und dem kurfürstlichen Palais gegenüber, noch im Jahre 1824.
Kurfürst Wilhelm ll. liebte aber einen gewissen großartigen, wenn auch nicht immer edlen Baustyl und konnte die seinen Fenstern gegen-
überliegenden alterthümlichen und allerdings kleinlichen Giebelhäuser, welche den beschränkten Verhältnissen der damals eingewanderten
Franzosen ganz angemessen waren, nicht mehr sehen. Es erging deßhalb an alle Hauseigenthümer am Friedrichsplatze die dictatorische Auf-
forderung, die Giebel zu entfernen und eine weitere Etage aufzubauen. Anfänglich fand dieser fürstliche Wunsch großen Anstoß, bald aber bequemten
sich die meisten jener Hausbesitzer u. setzten noch eine Etage auf, weil sie damit zugleich den Werth ihrer Häuser durch die neuen Mietgelder erhöhten."
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Bau- und Kunstdenkmäler im Reguerungsbezirk Cassel. VI. CasseI-Staymit. 34
Häuser Nr. 2-4. Gruppenbau. Steinbau, 13 Achsen, Geschosse. Haustür im Hause Nr. rechteckig,
mit profilierten Gewänden und verkröpftem Deckgesims. Giebel über den Mittelachsen mit Halbkreis-
fenster. Barock; Oberteil um 1830.
Gartenhaus, früher zu Haus Nr. gehörend. Siehe Haus Nr. 6.
Haus Nr. Eckhaus Obere Karlsstraße. Eigentümer 1766 Kriegsrat Apell Um diese Zeit mit dem Nachbar-
grundstück Obere Karlsstraße Nr. 23 vereinigt? Eigentümer 1799 Bergkommissar Straubeß 1814 von
Kurprinz nachmaligem Kurfürst Wilhelm II. angekauft für Emilie Ortlöpp, die spätere Gräfin Reichenbach,
die hier von 1814 bis 1821 wohnte Nach Übersiedelung der Reichenbach in das Residenzpalaisuö noch
bis 18286 in deren Besitz, aber im 1. Obergeschoß unbewohnt, während im Erdgeschoß Schloßhauptmann
von Canstein, im 2. Obergeschoß die Witwe des Geheimrats Engelhard wohnte. 1829 Dienstgebäude der
Generalbrandkassen-Direktion. Eigentümer jetzt Hess. Brandversicherungs-Anstalt. Steinbau, am Friedrichs-
platz Achsen, an der Oberen Karlsstraße Achsen, um Achsen verlängert, Geschosse, mit gequaderten
Ecklisenen. Haustür, rechteckig, mit Lisenen und Ohren, mit breitem Architrav für den verschwundenen
Balkon, der ein Eisengitter aufwies. Barock; Oberteil um 1830. Kreisförmige Deckenrosette mit flachen
Akanthusblättern im 1. Obergeschoß. Klassizistisch.
Garten hinter dem Hause, in der Breite auch über das benachbarte Grundstück Obere Karlsstraße Nr. 23
und in der Länge bis an die Grundstücke der Königsstraße sich hinziehend, jetzt in Einzelgärten und
Höfe für die Häuser Friedrichsplatz Nr. bis Nr. aufgeteilt und zum Teil bebaut. Reste von Marmor-
vasen, kanneliert. Klassizistisch.
Gartenhaus im Hinterteil des Gartens, jetzt zu Haus Nr. gehörend. Erbaut um 1815. Fachwerk,
verputzt. Mittelbau achteckig. Mitteltür und je Seitenfenster auf den Vorderseiten, mit Rundbogen,
profilierter Archivolte, durchgehendem Kämpfer und Ziersprossen im Bogenfelde. Breiter Palmettenfries,
aus Stucktafeln zusammengesetzt. Hauptgesims mit Zahnschnitt. Halbkugelkuppel, mit Zink abgedeckt.
geschwungene Stufen vor der Tür. Innenraum kreisförmig, mit Kuppel. Wände mit Leinwand bespannt
und gelb gestrichen. Hauptgesims mit Zahnschnitt, weiß gestrichen. Kuppelgewölbe blau gestrichen. Je ein
Flankenbau, in der Querachse niedriger, ursprünglich verglast, mit Walmdach und Giebel auf der Frei-
seite, jetzt stark verändert, zum Teil zerstört. Innenraum rot gestrichen.
Haus Nr. Eckhaus Obere Karlsstraße. Erbaut 1707. Gastwirtschaft Zur Tante". Steinbau, Achsen am
Friedrichsplatz, Achsen an der Oberen Karlsstraße, Geschosse. Haustor, mit Rundbogen, jetzt durch
beiderseitige Vermaurung zu Flachbogentür umgestaltet, im Scheitel Inschrift 7".
Giebel auf beiden Fronten über Achsen, mit Kreisfenster.
Haus Nr. 10. Gastwirtschaft Zum Friedrichsplatz". Steinbau, Achsen, Geschosse. Giebel über den
Mittelachsen. Barock. Haustür, rechteckig; Flügel mit geschwungenen Füllungen; Oberlicht mit
geschwungenen Sprossen. Rokoko.
Haus Nr. 11. Haustür, rechteckig; Flügel mit stabgefüllten Kanneluren, Tropfen und Maeander, verziertem
Schlüsselschild und Klopfer. Louis Seize.
Haus Nr. 12, Eckhaus Frankfurter Straße. Erbaut 1688. Architekt und Bauherr Paul du RyF Nach du
Rys Tode Wohnhaus der Witwe und der Kinder mit Ausnahme von Charles du Ry, der das Haus Obere
Karlsstraße Nr. bewohnte? Eigentümer 1773 Weinschenker Martin Fink, 1864 Fabrikant Wilh. Berningerß
Stadtplan Oberneustadt v. Krug 1766.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Hess. Erinnerungen S. 86 Dasselbe war nach damaligen Verhältnissen sehr anständig eingerichtet, namentlich in der von Frau
Ortlöpp benutzten Beletage. Geschmackvolle Tapeten in Wohn- und Schlaf-Zimmern, nach dem Hofe ein bequemes Badezimmer u. drgl."
Müller, Kassel S. 148.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Gurlitt, Barockstil S. 99. Jacobi, Hugenotten XXIV Nr. 251 u. 283.
Jacobi, Hugenotten XXIV Nr. 283.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
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jetzt Apotheker Hub. Klausa. Steinbau, umgebaut. Marmortafel mit der Inschrift VRBIS PRIMA DOMVS
POSVlT FVNDAMINA PRINCEPS CAROLVS. IS VIVAT. STET DOMVS VRBSQVE DIV.
RENOVATVM W. BERNINGER 1869"
Haus Nr. 13. Steinbau, Achsen, Geschosse, mit Kranzgesims über dem Erdgeschoß. Haustür, rechteckig,
Flügel mit Kanneluren, Tropfen, Schuppen und verziertem Schlüsselschild. Die Mittelfenster des ersten
Obergeschosses mit Bekrönungen. Hauptgesims mit Konsolen. Giebel über den drei Mittelachsen, mit
Halbkreisfenster. Louis Seize; Oberteil um 1830. Treppe; Geländer mit Sprengwerk.
Haus Nr. 14. Wohnung des Malers Joh. Wilh. Nahl und des Malers Eduard Brauer?
Haus Nr. 20. Erbaut 1767-1769. Architekt S. L. du Ry. Bauherr Generalmajor und Oberkämmerer von
Jungken-Münzer. Später Teil des Residenzpalaisß
Friedrichsstraße.
Haus Nr. 25. Wohnung des Theatermalers Georg Primavesi und des Malers Eduard Primavesiß Steinbau,
Achsen, Geschosse, mit Kranzgesims über dem Erdgeschoß. Dachgeschoß über den risalitartig etwas
vorgezogenen Mittelachsen. Treppenhaus, mit dorischen Säulen; Treppengeländer mit toskanischen Säulchen.
Haus Nr. 31. Erdgeschoß Steinbau, mit Kranzgesims. Obergeschosse Fachwerk, verputzt, Achsen.
Hauptgesims mit Mutulen. Dachgeschoß über den Mittelachsen, mit toskanischen Pilastern und Giebel.
Treppe; Geländer mit Sprengwerk. Klassizistisch.
Haus Nr. 32, Eckhaus Obere Karlsstraße. Ursprünglich Marstall, vermutlich zum Palais des Landgrafen
Friedrich gehörend? Erbaut vermutlich 1818. Später Gymnasium. Eigentümer später Schlossermeister
Heinr. Hölcke, der das Haus durch einen Aufbau erhöhte. Zeitweise Akademie der bildenden Künste."
Eigentümer jetzt Geschw. Brenzel. Erdgeschoß, noch vom Marstall herrührend, Steinbau, 13 Achsen an
der Friedrichsstraße, Achsen an der Oberen Karlsstraße. Fenster halbkreisförmig, hoch gelegen, jetzt
meist nach unten verlängert. Obergeschosse Fachwerk, verputzt. Dachgeschoß über den Mittelachsen.
Hof hinter dem Hause, nach der Oberen Karlsstraße durch Mauer mit Einfahrtstor abgeschlossen.
Fuchsgasse.
Haus Nr. 5. Umrahmungen? Untergegangen.
Fuldabrücke.
Häuser Nr. 2-4, am Altstädter Ende der neuen Fuldabrücke, Eckhaus Untere Fuldagasse. Erbaut um 1800"
Wohnung des Malers Gütigß Gruppenbau. Erdgeschoß Steinbau, mit Kranzgesims. Haustüren, mit
Flachbogen, Schlußstein und Deckgesims. Obergeschosse Fachwerk, verputzt, 15 Achsen. Giebel.
Häuser Nr. 6-8, am Unterneustädter Ende der neuen Fuldabrücke, Eckhaus Holzmarkt. Erbaut um 1800.
1802 Hygieaapotheke, jetzt Adlerapothekeßo Gruppenbau. Fachwerk, verputzt, 17 Achsen, Geschosse,
Piderit, Cassel S. 223. Hess. Erinnerungen S. 226. Gerland, Du Ry S. 7. Knetsch, lnschriften S. 237. Dippel, Inschriften.
Adressbücher.
Vgl. Abschnitt Residenzpalais" S. 390 ff.
Adreßbücher.
Vgl. Abschnitt Palais des Landgrafen Friedrich" S. 405 f. Nach mündlicher, wenig glaubhafter Überlieferung zum Bellevue-
schloß gehörend.
Adressbücher.
Verzeichnis besonders bemerkenswerter Privat-Gebäude in Alt Cassel. Bibliothek des Architekten- u. Ingenieur-Vereins Cassel.
Adreßbuch 1819.
Auf der Abbildung der Wilhelmsbrücke von Sieber 1795 erscheinen noch die alten Fachwerkhäuser. Im Stadtplan v. Martens 1803
sind die Neubauten eingetragen.
Rogge-Luclwig, Kassel S. 268 In der Kasseler Polizey- und Kommerzienzeitung vom 10. Februar 1776 erschien folgende
Aufforderung ,Wenn sich ein Apotheker im Stande findet, eine Apotheke in der Unterneustadt anzulegen, dabei einen Materialienhandel
anzufangen gesonnen wäre, der kann sich bei dem Herrn Hofrath erry meldeni Es meldete sich dazu der Konduktor der Schwanenapotheke
Hundertmark, welcher 1776 in der jetzigen alten Leipzigerstraße, nahe der alten Fuldabrücke eine neue Apotheke, ,die Adlerapothekeß
errichtete. Im Jahre 1792 ging sie auf den Apotheker Delkeskamp über und von ihm erkaufte sie 1802 der Professor Dr. Schaub, welcher
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mit Kranzgesims über dem Erdgeschoß. Haustüren, rechteckig, Flügel mit Kanneluren, Gehängen, Tropfen
und Zahnschnitt. An der Ecke Adler, vergoldet, auf Konsole. An den Enden je ein Dachgeschoß über
Achsen, mit Giebel. In der Mitte Attika über Achsen mit Baluster. Treppe; Geländer im Grundriß
oval geführt, mit Stabwerk?
üuffensterstraße?
Häuser Nr. u. 5. Grundstück 1822 zum Teil mit einem langen, schmalen, anscheinend untergeordneten
Gebäude besetzt, zum größten Teil unbebautß Eigentümer 1826 Maurermeister Andr. Kraus. Von 1822
bis 1824 Wohnung der Germanisten Jak. und Wilh. Grimm? Untergegangen. Neubau. Eigentümer der
Staat, der das Gebäude zur Oberfinanzkammer einrichteteß 1835 Oberfinanzkammer, Hauptstaatskasse und
OberzolldirektionF Später Generalkommission, jetzt Landeskulturamt. Gruppenbau. Steinbau, 14 Achsen,
um Achsen verlängert, Geschosse, mit Kranzgesims über dem Erdgeschoß. Haustor, mit Rundbogen.
Darüber Balkon, auf doppelten Volutenkonsolen, mit gußeisernem Geländer; Balkontür, mit den seitlichen
Fenstern zusammengefaßt, mit toskanischen Pilastern, Gebälk und Palmettenschmuck in der bekrönenden
Blende. Dachgeschoß über den risalitartig etwas vorgezogenen Mittelachsen, mit Giebel. Klassizistisch.
Haus Nr. 14. Haustür, rechteckig; Flügel mit Laubgehängen und Mäander. Treppe; Geländer mit aus-
geschnittenen Brettern. Klassizistisch.
Garde du Corps-Platz.
Häuser Nr. u. 6. Häuser Nr. u. 1766 vorhandenß Bauherr Oberstallmeister von Wittorf. Haus
Nr. später hinzugefügt. Eigentümer "von Haus Nr. 1835 Oberstleutnant von Schenckfl 1843 Ober-
finanz-Assessor von Heppe" jetzt Gastwirt Grabe, von Haus Nr. 1818 Justus Wiele," jetzt Kapell-
meister Georg Henkel, von Haus Nr. 1789 J. Georg Kropf," um 1810 General von Motz,13
1835 die Humburg'schen Erbenß 1837 Pflastermeister Heinr. Müller,1-" jetzt Kaufmann Karl Weidig.
sie unter dem Namen Hygieaapotheke in das Haus an der neuen Fuldabrücke verlegte, in dem sie sich noch befindet. 1803 wurde Martin
Johann Lippe ihr Eigenthümer, dann dessen Sohn Karl. Der jetzige Besitzer hat ihr den alten Namen ,Adlerapotheke' wiedergegeben."
Kropf, Alt-Cassel S. 149.
Abb. bei Holtmeyer, Alt Cassel Taf. 89.
Der Name der Straße rührt daher, daß fast sämtliche Häuser, einem Befehle des Kurfürsten Wilhelm ll. zufolge, eine Front von
fünf Fenstern besaßen.
Stadtplan v. Selig 1822.
Stoll, Grimm S. 594 Am 8. Januar 1822 bemerkt Jacob in seinem Kalender ,Eine Wohnung in der Fünffensterstraße bei dem
Schmied Gesner für fünfundneunzig Taler jährlich gemietet von Ostern an'. ,Am' 26.-29. April' heißt es daselbst weiter ,ausgezogen, den
29. Mittag zuletzt im alten Haus nördlichem Wachtgebäude des Wilhelmshöher Tores gegessen und abends zuerst im neuen geschlafen'.
Diese Wohnung erblickt Stengel in dem Hinterhaus von Nr. 7. Ein Plan von Cassel von 1819 zeigt da auch ein Häuschen, der nächste
von 1822 aber nicht mehr; deshalb dürfte die Wohnung in dem langen schmalen inzwischen längst gefallenen Hause gewesen sein, das den
noch unausgebauten, meist noch von Gärten erfüllten Block nach Nordwesten abstumpfte wie er heute noch abgestumpft ist und der Kaserne
gegenüber lag was Wilhelm auch erwähnt. Ferner lag rechts daneben nach dem Plan Nr. 129 jetzt durch das Meistefsche Haus, Garde-
ducorpsplatz ersetzt; das hier gemeinte war 1291 nur benachbarte wurden mit halben Nummern bezeichnet und in Nr. 129W hat
Gesner nach dem nächsten Adreßbuch wenigstens 1828 gewohnt. Die Gärten erfreuten, aber die Enge bedrückte und die Schmiede belästigte
sie. So schreibt dann Jacob am '28. März 1814 ,In vier Wochen ziehen wir aus unserm engen Verschlag in die Bellevue, in ein'e der
anmutigsten Wohnungen hier. Statt der Schmiedehämmer werden wir Nachtigallen höreni So zogen die Brüder, besonders ,da auch Louis
sein Malzimmer bei Arnolds genommen wurdef anfangs Mai 1824 in die Bellevue, aber noch nicht in die bekannte heute Schöne Aussicht
sondern erst in die Wohnung im nach Norden zweitfolgenden sog. Kochkchen heute Nr. Wedemeyerschen Haus".
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Adreßbücher.
Stadtplan Oberneustadt v. Krug 1766.
Adreßbuch.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
13 Plans de Situation de Batimens Militaires Cassel, im Besitz des Zolldirektors Woringer in Cassel.
14 Adreßbuch.
15 Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
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Gebäude. Qääägää QQQ
lm Haus Nr. Wohnung des Hofmalers Prof. Burg symmetrische Einzelhäuser Pavillons, in gleichen
Abständen von einander, in den Achsen der gegenüber liegenden Garde du Corps-Kaserne gelegen und
durch Mauern verbunden. Steinbauten, Achsen auf den Vorderfronten, Achsen auf den Seitenfronten,
Geschosse, mit Ecklisenen. Schwaches Risalit der Mittelachse auf den Vorderfronten. Haustür, mit
Segmentbogen, Schlußstein, Ohren und Bekrönung mit kurzem geraden Deckgesims. Mittelfenster im
Obergeschoß mit Giebel. Dachhaus über den Mittelachsen, mit seitlichen Voluten und Giebel. Haus Nr.
mit Hinterflügel? Barock. Häuser Nr. S4 u. jetzt um Geschosse erhöht. Haus Nr. vollständig
entstellt. Die Lücken zwischen den Häusern durch Neubauten ausgefüllt.
Garten hinter den Häusern, von der Wilhelmsstraße und Fünffensterstraße begrenzt und bis an die
Grundstücke der Königsstraße durchgehend, vom Wohnhaus Wittorfs, Königsstraße Nr. 17, zugänglich,
rechteckig aufgeteilt? jetzt zum Teil verbaut. Einfahrtstore in den Mauern am Garde du Corps-Platz, mit
Pferdeköpfen als Bekrönungen auf den Torpfeilern, jetzt verschwunden
Gartenstraße.
r. 2174. Gartenhaus. Grundriß quadratisch. Fachwerk, verputzt, eingeschossig. Mansarde, mit Gauben. Barock.
Georgenstraße.
Haus Nr. 1. Französisches Hospital. Später in Privatbesitzß Wohnung des Oberbaurats Georg Friedr. Lange
und des Archivars Georg Landauß
Haus Nr. 2. Grundstück um 1720 bezeichnet als Maison des pouer." Eigentümer 1807 Weißbinder Joh.
Hiebenthal's Erben? Steinbau, Achsen, Geschosse. Barock, überarbeitet. Palmetten- und Akanthus-
fries über dem Erdgeschoß. Klassizistisch.
Graben.
Haus Nr. 1,9 Eckhaus Schloßplatz. Architekt W. Vernuckenfo Eigentümer 1605 Hans Pfennigs Erben, 1610
Valtin Wolf," 1767 Kammerdiener Joh. Gissot, 1806 Schwertfeger Martin Semmlerßg 1866 Optiker Viktor
Adreßbuch 1819. Abb. d. Garde du Corps-Platzes. Tuschzeichnung von G. Stietz 1791. Landesbibliothek Cassel.
Stadtplan v. Selig 1781. Nach Engelhard, Erdbeschreibung S. 86, bestand die Baugruppe aus dreyen gleichen Pavillonen,
die mit Mauern zusammengefüget sind, hinter welchen sich zierliche Gärten befinden".
Zwei der Pferdeköpfe befinden sich am Hause Bergstraße Nr. 681,4.
Vgl. Abschnitt Französisches Hospital. Hospital in der Georgenstraße" S. 253i Adreßbücher.
Stadtplan um 1720. Vgl. auch das anstoßende Haus Frankfurter Straße Nr. 23. Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Nebelthau, Gebäude S. 31 Die beiden Semmlefschen Häuser vor dem Schloß und auf dem Graben Graben fallen in die
Zeit von 1610, sind aber im Häuserverzeichnis von 1610 in ihrer neuen Gestalt noch nicht erwähnt, mithin zweifellos erst nach der Zeit
erbaut. Die Besitzer haben immerfort gewechselt, und es scheint daher, daß es von Anfang an Miethäuser, wie man es damals nannte,
Speculationsbauten, in nächster Nähe des Schlosses gewesen sind, die aber doch stets nur im Ganzen und nur für eine Reihe von Jahren
verpachtet zu werden pflegten".
Brunner, Vernucken S. 71 Vernucken starb zu Weihnachten 1607 und wurde am 26. Dezember begraben. lrn November des
folgenden Jahres wenden sich seine Kinder und Erben an die fürstliche Kanzlei zu Kassel und verklagen den derzeitigen Rentschreiber Valten
Wolff daselbst, ihnen einen Nachstand von seiner neugebauten Behausung und daran verfertigter Steinmetzenarbeit schuldig zu sein. Indem
wir die ersten ergebnislosen Schritte der Kläger übergehen, heben wir nur aus deren letzter Eingabe vom 26. April 1609 den Hauptpassus
hervor, der lautet Euer etc. werden sich zu erinnern wissen ,was gestalt wir kegen Valten Wolffen, jetzigen Fruchtschreiber, wegen eines
Bawes und daran von unserm Vatter seligen M. Wilhelm Vernucken gefertigten Steinmetzenwergks, welches sich an die 4. oder 500. fl.
belauft, wir aber nicht mehr befinden alß 140 fl., welche unser Vatter sel. darauf empfangen, uns underthenig beclagf, u. s. w. Valten Wolff
kann nicht dartun, daß er mehr bezahlt hätte; sie bitten um Bestellung von Sachverständigen und Termin, worauf an Schultheiß, Bürger-
meister und Rat die Sache zum Bericht weitergegeben wird. Nun besaß nach dem Häuserverzeichnis vom Jahre 1605 Valentin Wolff damals
ein Haus auf dem Graben im Quartier neben dem Eckhaus, welches Hans Pfennigs Erben gehörte und das heute die Nummer Graben
trägt. Im Jahre 1610 besitzt Wollf, wie die Nachträge in obigem Häuserzeichnis ergeben, beide Häuser, er hat also auch das Eckhaus von
den Pfennigschen Erben in der Zwischenzeit dazu erkauft. Ein anderes Häuserverveichnis von 1623 nennt als Eigentümerin der Häuser die
Witwe des Valtin Wollf, der inzwischen verstorben ist. Beide Gebäude, welche die Nummern Graben und führen, gehören noch heute
zusammen. Es liegt klar auf der Hand, daß Wollf, nachdem er zwischen 1605 und 1610 auch das Eckhaus in seine Hand gebracht, beide
Häuser wenigstens nach der Giebelseite zu durch Wilhelm Vernucken hat umbauen und dem Geschmacke der Zeit anpassen lassen. Nament-
lieh ist die schöne Tür des Eckhauses unzweifelhaft dessen Werk".
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36-
Nach Piderit, Cassel S. 503, der letzte seines Kunsthandwerkes in Cassel".
Tafel 36,
Tafel 398,
Tafel 62,
Tafel 442,
Tafel 32,1, 47,2,
48-60, 51,2
'äääääää 669 äääääää
Tafel 379,
Tafel 423,
Tafel 427,
Tafel 379,
Tafel 452,
Tafel 402,
Tafel 443,1, 444,1,
453,4 u.
Hess jetzt Optiker Wilh. Hess. Steinbau, Erdgeschoß, Zwischengeschoß, Obergeschosse, mit Simagurten.
Haustür, mit Rundbogen mit Diamantquadern, Pfeilern mit Muschelnischen, ornamentierten Konsolen in den
Zwickeln und Deckgesims. Fenster, rechteckig, zu dreien und vieren gekuppelt, mit profilierten Gewänden.
Schnörkelgiebel, mit Kreisfenster und Obeliskenspitze. Renaissance. Dreieckgiebel am Schloßplatz. Barock.
Erd- und Zwischengeschoß und Haustür in der Neuzeit verändert.
Haus Nr. Eckhaus Schloßplatz. Freihaus? Ursprünglich Häuserß Untergegangen. An ihrer Stelle Neubau
eines Hauses um 1650. 1767 Wohnung des Oberhofmarschallsß 1781 verkauft und instandgesetztß
Eigentümer 1796 Kaufmann Christian Eggena, 1838 Karl Rohdefl jetzt die Stadt.
Steinbau, Achsen am Graben, Achsen am Schloßplatz, Geschosse. Haustür, rechteckig, mit Ohren,
jonischen Pilastern und verkröpftem Gebälk, im durchbrochenen Segmentbogengiebel Schild zwischen Palm-
zweigen mit der lnschrift FREY HAUS RENOV. 1781". Fenster, rechteckig, mit profilierten Gewänden.
Auf jeder Front Giebel über bezw. Mittelachsen.
Haus Nr. 3.7 Architekt W. Vernuckenß Eigentümer 1605 Valtin Wolfß 1767 Assessor Schröder, 1783 Gold-
schmied .loh. Kördell, 1852 Kaufmann Georg Semmlerßo jetzt Optiker Wilh. Hess. Wohnung des Referendars
und Dichters Ernst Wilh. Aug. Koch.11 Steinbau, wie Haus Nr. 1. Schnörkel am Giebel zum Teil ab-
geschlagen. Hoffront Fachwerk, später verputzt, mit Schiffskehlen, Schnüren und Diamantbändern am aus-
kragenden Quergebälk. Wendeltreppe, Stein, mit runder Spindel, in achteckigem, in den Hof vortretenden
Turm mit Simagurten und gekehlten Fenstergewänden. Renaissance.
Haus Nr. 4. Gasthaus Zur Kattenburg".
und Kämpfer und mit verziertem Schlüsselschild; Oberlicht mit geschwungenen Sprossen.
Haus Nr. 5. Erdgeschoß Steinbau, mit verzahnten Eckquadern.
Bekrönung, im Sturz die lnschrift J. G. 1705". Barock.
Haus Nr. 6. Angeblich früher Haustür, Gewände Holz, mit Seitenpfosten, Rundbogen, Beschlagmuster und
lnschrift 1663", später im Hof, jetzt verschwunden? Wendeltreppe, Holz, mit achteckiger Spindel, mit
Kapitell im Erdgeschoß. Renaissance.
Haus Nr. 7. Erdgeschoß Steinbau, mit Simagurt. Haustür, rechteckig, mit profilierten Gewänden und gerader
Verdachung, im Sturz die lnschrift 1716". Fenster, mit Rundbogen, Kämpfer und Schlußstein. Treppe.
Haus Nr. 8. Eigentümer früher der Hugenotte Henri Grandidierßa
Haus Nr. 10. Eigentümer früher der Hugenotte Henri Grandidier und dessen Sohn Jeremießf Steinbau, Achsen,
Geschosse. Fenster, rechteckig, zu dreien gekuppelt, mit profilierten Gewänden. Schnörkelgiebel, mit
Kreisfenster. HoiTront, Obergeschosse, Seitenflügel und Hinterhaus Fachwerk, mit Schnüren, Diamant-
bändern und Bunden am auskragenden Quergebälk und mit Streben in den Brüstungsfeldern. Treppeüö
Haustür mit Segmentbogen; Flügel mit geschwungenen Füllungen
Rokoko.
Haustür, rechteckig, mit Ohren und gerader
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Casseler Tages-Anzeiger 1878 Nr. Das Freihaus in der Schloßstraße, jetzt Rohdefsche ist wohl alten Datums, denn unter
der Inschrift, die es als solches bezeichnet, findet sich angegeben, daß es 1781 renoviert worden ist".
l-läuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel. Stadtplan v. Selig 1768. Nebelthau, Gebäude S. 32.
Vgl. Abschnitt HofmarschallamW S. 420.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Vgl. Haus Graben Nr. Anm. 9.
Vgl. Haus Graben Nr. Anm. 10.
Vgl. Haus Graben Nr. Anm. 10.
Vgl. Haus Graben Nr. Anm. 9.
u. Adreßbücher.
12 Auf der Front die in der Neuzeit aufgemalte Aufschrift Erb. 1663. Renv. 1912".
13 Brunner, Cassel S. 198.
14 Nebelthau, Gebäude S. 35. Brunner, Cassel S. 198.
15 Abb. bei Holtmeyer, Alt Cassel Taf. 50.
ääßäääää Gebäude.
Pfosten,1 achteckige Säule, toskanisch, schlicht bezw. mit Schuppen, auf quadratischem Sockel mit Schuppen;
quadratische Hängesäule mit Schuppen; Wange reich profiliert; Docken mit Kantengewinde. Renaissance.
Haustür, rechteckig, mit Kanneluren, Rosetten und Rosettenband. Louis Seize.
Haus Nr. 12. Steinbau, Achsen, Geschosse, mit Gurtgesimsen. Ursprünglich vielleicht Geschosse wie
das Nachbarhaus Nr. 10. Fenster, rechteckig, zu dreien gekuppelt, mit profilierten Gewänden. Schnörkel-
giebel, mit Kreisfenster und Obeliskenaufsätzen. Hoffront, Obergeschosse, und Hinterhaus Fachwerk, mit
Schnüren, Diamantbändern, Bunden und Kerbschnitt am auskragenden Quergebälk und mit Streben in den
Brüstungsfeldern. Renaissance. Haustür, mit Rundbogen, Schlußsteinkartusche, gerader Bekrönung und
ovalem Oberlicht. Ladenfenster, mit Korbbogen und Pilastern, in Schlußsteinkartusche Hausmarke, im Bogen-
scheitel die Inschrift 1763". Rokoko.
Haus Nr. 13. Erdgeschoß Steinbau, mit Kranzgesims. Ladenfenster in Mittelachse mit Korbbogen, Pilastern
und Schlußstein. Tür bezw. Fenster in den Endachsen rechteckig, mit profilierten Gewänden und Ohren.
Barock. Oberlichtgitter, mit durchgesteckten Ranken und ausgeschmiedeten Blüten. Renaissance.
Haus Nr. 14. Eigentümer zeitweise der Hugenotte Salomon Martin und dessen Schwiegersohn Rivalierß 1769
Louis Rivalier, 1815 Jean Matthieu, 1835 Joh. Schäferß jetzt Glasermeister Heinr. Hundertmark. Geburts-
haus des Architekten Prof. Karl Schäfer. Erdgeschoß Steinbau, nachträglich errichtet. Barock. Ober-
geschosse Fachwerk, später verputzt, Hoffront mit Diamantbändern und gekehlten Füllhölzern am aus-
kragenden Quergebälk. Dachhaus, mit Giebel und Krüppelwalm auf gekehlter Knagge. Renaissance.
Haustür, mit Segmentbogen, Ohren, Schlußstein, gebogenem Deckgesims und der Inschrift 1707". Barock.
Treppe; Pfosten, Säule, toskanisch, mit Schaftringen, auf Sockel mit Beschlagmustern; Wange profiliert;
Docken mit Kantengewinde. Renaissance.
Haus Nr. 15. Wohnung der Goldarbeiter Heinr. Wilh. und Konr. Friedr. Ludw. Kompffß
Haus Nr. 16, Eckhaus Tränkepforte, mit Grundstück Tränkepforte Nr. vereinigt. Ursprünglich Häuser,
1605 bezeichnet als Caspar Lüdtgendorffs Behausungen? Untergegangen. Neubau 1610. Bauherr der
aus der Nähe von Cöln a. Rh. stammende Bürger Kaspar Lütgendorff, der einen Handel im Hause betrieb."
Eigentümer 1767 Geh. Regierungsrat J. Phil. Rieß, 1798 Anton Lingelbach, 1845 Kramer Joh. Lorenz
jetzt Fleischermeister Aug. Wilhelm. Steinbau, Achsen am Graben, Achsen an der Tränkepforte,
Geschosse, mit Simagurten mit Löwen- und Widdermasken an der Ecke. Haustür, früher auf Grundstück
Tränkepforte Nr. jetzt an der Front am Graben, mit Rundbogen, Quadereinfassung, Kämpfern, Löwen-
kopf-Schlußstein, toskanischen Quaderpilastern, Fruchtbündeln in den Zwickeln und Gebälk, auf Fries die
Inschrift 161O"8 und Rollwerk-Kartusche mit der Inschrift WER HOFT AVF GOTT VND DEM VER-
TRAVT DERSELB GEWIS HAT WOHL GEBAVT ALLES VERGEHET MIT DER ZEIT ES IST.
ALHIER KEIN EWIGKEIT DAS RECHTE HAVS DVRCH GOTTES KRAFT IST DIE HIMLISCHE
BVRGERSCHAFT CASPAR LVTGENDORFFHQ in der Neuzeit verändert. Fenster, rechteckig, zu dreien,
an der Tränkepforte auch zu zweien gekuppelt, später zum Teil vermauert, mit proülierten Gewänden.
Schnörkelgiebel am Graben, mit Kreisfenster und Obeliskenaufsätzen. Dreieckgiebel an der Tränkepforte.
"Tafel 435, 11
Tafel 426,
Tafel 46-1. in
u. 455,
Tafel 413.
Abb. bei Nübel, Holzarbeiten Bl. 32.
Nebelthau, Gebäude S. 35. Brunner, Cassel S. 198.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Adressbuch 1819.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Schwarzkopf, in Mitt. d. Ver. f. hess. Gesch. 1901 S. 29 f. Nebehhau, Gebäude S. 30 f., der als Namen des Erbauer Lutzen-
dorf angibt.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Nebelthau, Gebäude S. 30 f.
Knetsch, Inschriften S. 251. Wentzell, Hausinschriften. Dippel, Hausinschriften.
Üß
Tafel 435,
afel 426, 2-4
Tafel 375, 376
Haus Nr. 17. Gasthaus Zum Anker". Erdgeschoß Steinbau. Haustür und Fenster, mit Segmentbogen mit
verzierten Schlußsteinen, auf Schlußstein-Kartusche der Tür die Inschrift 1768". Rokoko.
Haus Nr. 19, Eckhaus Entengasse. Erdgeschoß Steinbau, mit Simagurt. Haustür, mit Korbbogen, Pilastern
und zweiteiligem Oberlicht. Fenster, rechteckig, mit profilierten Gewänden. Renaissance.
Haus Nr. 21. Seitenflügel. Hofgalerie; Brüstung mit gedrehten Docken. Barock. Hinterhaus. Wendeltreppe,
Holz, mit quadratischer, an den Ecken abgefaster Spindel. Renaissance.
Haus Nr. 25. Eigentümer 1605 Christoph Katzentruncks Erben, 1610 Dr. Andrechts Erbenß 1767 Hofarchivar
Friedr. Christoph Schmincke," 1800 Hofschreinermeister Ludw. Siebrecht, 1836 Instrumentenmacher Franz
Becker, 1861 Witwe des Kupferschmiedemeisters Wilh. Herzog jetzt Herzogs Erben. Wohnung des
Casseler Dialektdichters Hartmann Herzog. Erdgeschoß Steinbau, gequadert, mit Kranzgesims. Einfahrtstor
und Ladenfenster, mit Korbbogen, und Schlußstein. Obergeschosse Fachwerk, später verputzt. Renaissance.
Flügel der Haustür mit Triglyphengebälk, Tropfen, Rosetten, Schuppen und verzierten Schlüsselschildern.
Empire. Inschrift am Giebel Dich seh ich wieder Morgenlicht und freue mich der edlen Pflicht dem
Höchsten Dank zu bringen. Ich will entbrannt von Dankbegier mildester Erbarmer Dir mit heil'gem
Mund lobsingen."
Haus Nr. 26.5 Grundstück bis zum Marställer Platz durchgehend; Eigentümer angeblich seit 1573 die von
Scholley," 1605 Philipp von Scholleyß 1731 zur Abhaltung des lutherischen Gottesdienstes benutzt. 1733
an die lutherische Gemeinde verkauft. 1734 abgebrochen. An seiner Stelle Neubau der lutherischen Kircheß
Haus Nr. 27. 1605 bezeichnet als D. Johan Antrechts behausung von Christoff Catzentrunck erkauft"."'
Später Pfarrhaus des zweiten Predigers der Lutherischen Kirche." Eigentümer jetzt Elise Kothe.
Erdgeschoß Steinbau, nachträglich errichtet, mit Kranzgesims. Haustür, mit Segmentbogen, profilierten
Gewänden, rechteckigem Oberlicht und Deckgesims. Barock. Obergeschosse Fachwerk, später verputzt,
Gefache, mit Schiffskehlen, Schnüren, Diamantbändern und Bunden am auskragenden Quergebälk. Giebel,
mit Krüppelwalm. Renaissance.
Haus Nr. 28. Eigentümer 1605 Hans Jungmann."
Haus Nr. 29,13 Eckhaus Druselgasse, Erbaut 1587. Bauherr Landgraf Wilhelm IV. Bestimmt für Phil. Wilh.
von Cornberg, den natürlichen Sohn des Landgrafen Wilhelm IV. und der Elisabeth Wallenstein, der Tochter
eines Casseler Bürgers. Eigentümer 1605 Phil. Wilh. von Cornberg Cörnberg.14 Später im Besitz der
von Meisenbugßö 1738 von der Leihe- und Kommerzienkompagnie erkauft und als Lombard" oder
Privilegierte Leyhebank" eingerichtet." 1768 als Leyhe-Banck" und Leih- und Commerzbank" ein-
getragen." Jetzt Leihhaus. Eigentümer der Bezirksverband. Steinbau, Achsen am Graben, Achsen
an der Druselgasse, Geschosse. Haustür, mit Segmentbogen, Pfeilern, Voluten-Schlußstein, toskanischen
Pilastern, Gebälk mit seitlichen Triglyphen und Dreieckgiebel, im Giebelfelde Tafel mit der Inschrift 1587".
Häuserverzeichnis v. 1605, Stadtarchiv Cassel 16 u. 36. Nebelthau, Gebäude S. 41.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel. Brunner, Cassel S. 295.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Knetsch, Inschriften S. 251. Wentzell, Hausinschriften.
Nebelthau, Gebäude S. 30.
Vgl. Haus Marställer Platz Nr. 9.
Bach, Kirchenstatistik S. 53.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel E. 16 u. 36.
Vgl. Abschnitt Lutherische Kirche" S. 211 f.
Häuserverzeichnis v. 1605, Stadtarchiv Cassel 16 u. 36. Vgl. Haus Graben Nr. 25 und Haus Druselgasse Nr. 14 Anm. 2.
Lobe, Wanderungen S. 108. Bach, Kirchenstatistik S. 51.
Häuserverzeichnis v. 1605, Stadtarchiv Cassel 16 u. K. 36. Vgl. Haus Brüderstraße Nr. 12 Anm. 1.
Nebelthau, Gebäude S. 29 f.
"Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. K. 36.
Schminke, Cassel S. 247. Krieger, Cassel S. 149 f. Nebelthau, Gebäude S. 41.
Schminke, Cassel S. 247.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Dippel, Hausinschriften.
Sam-tauben-
gaaaaaaaaaazaeaa 67 aaaaaaaaaazaaaaeaaa
Haus Nr. 31.
Haus Nr. 38. Eigentümer 1605 Kanzler Dr. Heinr. Hund," 1768 Kaufmann Pierre Martin, 1815 Jean Pierre
Haus r. 42,8 Eckhaus Marktgasse.
Fenster, rechteckig, zu zweien, über der Haustür zu dreien gekuppelt, mit profilierten Gewänden. Erker
an Ecke Druselgasse im 1. Obergeschoß, rechteckig, mit Konsolen und abgewalmten Pultdach. Sima-Haupt-
gesims. Giebel am Graben, barock überarbeitet. Giebel an der Hoffront, Fachwerk. Laube, mit toskanischen
Säulen, vor dem Erdgeschoß der Hoffront. Treppenturm im Innern des Hauses, Steinbau, kreisförmig, jetzt
ohne Treppe.
Seite nfl gel an der Druselgasse. Erdgeschoß Steinbau. Einfahrtstor, mit Segmentbogen und mit hängenden
Eicheln in den Fasen der Gewände am Kämpfer. Fenster an der Hoffront, rechteckig, mit profilierten
Gewänden. Obergeschosse Fachwerk, 25 Gefache, später verputzt. Treppe; Geländer mit quadratischen
und gedrehten Docken. Renaissance.
Früher Gastwirtschaft Martinikeller", jetzt Gastwirtschaft Zum Jule"?
Bennoitß jetzt Gastwirt Emil Pfeffer. Gastwirtschaft Zur Löwenburg". Fachwerk, später verputzt,
Gefache, Geschosse, mit Stäben, Kehlen, gekehlten Füllhölzern und gekehlten Knaggen am aus-
kragenden Quergebälk. Giebel, mit Krüppelwalm. In den Fluren Kopfbänder unter schweren Balken-Unter-
zügen. Gotisch. Ofenplatte, an der Straßenfront angebracht, mit Allianzwappen des Landgrafen Karl und
der Landgräfin Maria Amalie von Hessen, von Palmzweigen eingefaßt, bekrönt, auf Spruchband die
Inschrift C. L. Z. H." und M. A. L. Z. Barock.
Haus Nr. 36. Fachwerk, später verputzt, Gefache, Geschosse, davon die beiden oberen auskragend, mit
doppelten Schilfskehlen am auskragenden Quergebälk. Dachhaus, mit Giebel. Renaissance.
Haus Nr. 38. Eigentümer 1605 Architekt und Bildhauer Wilh. Vernucken, 1610 Hieronymus Demut? jetzt
Schuhmachermeister Heinr. Mäkel. Erdgeschoß Steinbau, nachträglich errichtet, mit Kranzgesims. Haustür,
rechteckig, mit Ohren, toskanischen Pilastern und Gebälk, im hohen Fries Oberlicht mit Korbbogen; Flügel
mit geschwungenen Füllungen. Barock. Obergeschosse Fachwerk, später verputzt, Gefache, mit Schiffs!
kehlen und profilierten Balkenköpfen am auskragenden Quergebälk und mit profilierten Knaggen am Trauf-
gesims. Dachhaus, mit Giebel und Krüppelwalm. Renaissance.
aus r. 40. Eigentümer 1605 Otto von Wildungens Witwef 1810 Tabaksfabrikant Georg Pfeiffer, 1867 Leder-
händler Michael Oppenheimf jetzt Möbelfabrikant Jak. Baum. Erdgeschoß Steinbau, nachträglich errichtet,
mit Kranzgesims. Haustür, mit Korbbogen, Schlußstein, toskanischen Pilastern und Gebälk; Flügel mit
geschwungenen Füllungen, Kämpfer und Oberlichtsprossen. Einfahrtstor in Endachse, mit Rundbogen,
Kämpfer und Schlußstein. Barock. Obergeschosse Fachwerk, später verputzt, 14 Gefache, mit Schiffs-
kehlen, Stäben und Hohlkehlen am auskragenden Quergebälk. Dachhäuser, mit Giebel und Krüppelwalm.
Wendeltreppe, Stein, mit runder Spindel, in quadratischem, in den Hof vortretenden Turm mit profilierten
Rechteckfenstern. Renaissance. Diele, mit Treppe.
Eigentümer 1605 Otto von Wildungenß 1808 Aron Lewinsohn, 1863
Kaufmann Meier Bär Mondßo jetzt Witwe Ottilie Linge. Geburtshaus des Chemikers Ludwig Mondßl
Tafel 424,
um 424,
Tafel 368,
Nach dem früheren Besitzer Julius Kramm benannt.
Häuserverzeichnis v. 1605, Stadtarchiv Cassel 16 u. 36. Heidelbach, Kassel S. 60. Nebelthau, Gebäude S. 26, nimmt
an, daß Hund bereits vor 1592 das Haus bewohnte.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Siehe Abb. auf S. 1.
Häuserverzeichnis v. 1605, Stadtarchiv Cassel 16 u. K. 36.
Häuserverzeichnis v. 1605, Stadtarchiv Cassel 16 u. K. 36. Nach Brunner, Cassel S. 137, Eigentümer Wilhelm Vernucken.
Wohl Verwechslung mit Haus Nr. 38.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Dehn-Rotfelser u. Lotz, Baudenkmäler S. 29. Lotz, Kunst-Topographie S. 139. Nebelthau, Gebäude S. 25. Ebe, Cicerone S. 394
Häuserverzeichnis v. 1605, Stadtarchiv Cassel 16 u. 36, wo das Haus als Otto von Wildungens Eckhaus bezeichnet wird.
Nach Nebelthau, Gebäude S. 42, Eigentümer zeitweise die Erben des l-lansegreben Gerhard von Linz. Wohl Verwechslung mit dem Nach-
barhaus Marktgasse Nr. 12.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel. 11 Heidelbach, Kassel S. 60.
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Bau- und Kunstdenkmäler 1m Regierungsbezxrk Cassel. IV. Cassel-Stadl. 35
ääägäägäää
Gebäude.
222222222 22222
Tafel 403, u.
Tafel 400,1 u.
Erdgeschoß und Zwischengeschoß Steinbau, nachträglich errichtet, mit gequaderten Ecklisenen. Haustür
am Graben, mit Segmentbogen mit Ohren und Ablauf zum oberen Fenster. Haustür an der Markt-
gasse, durch beide Geschosse reichend, mit Korbbogen, profilierten Gewänden und Schlußstein, mit
seitlichen Fensterbänken auf Konsolen als Ladenausbauten. Barock. Obergeschosse Fachwerk, später
verputzt, am Graben Gefache, an der Marktgasse 10 Gefache. Dachhaus am Graben, mit vorkragendem
gratigen Krüppelwalm auf Knagge. Giebel an der Marktgasse, mit Spannriegel, die als Drachen ausgebildet
sind und mit vorkragendem gratigen Krüppelwalm auf Knagge. Gotisch.
Haus Nr.-44. Erbaut 1563. Eigentümer 1605 Sekretarius Eckhardt Senger 1795 Joh. Heinr. Diemar, 1837
Küfermeister Ludw. Gunkel, jetzt Gastwirt Karl Theune. Gastwirtschaft Zur frischen Quelle". Fach-
werk, später verputzt, 12 Gefache, Geschosse, davon die beiden oberen mit auskragendem Quer-
gebälk. Giebel, mit Krüppelwalm. Hoffront mit Stäben, Kehlen und gekehlten Füllhölzern am auskragen-
den Quergebälk, mit Streben in den Brüstungsfeldern und an den Pfosten und mit ausgegründetem, an
den Eckpfosten getreppten Stab- und Kehlprofil auf den Brüstungsriegeln. Kellertür im Steinsockel, recht-
eckig, mit Kehlüberleitung in den oberen Ecken, auf Sturz die Inschrift 1563" und zwei Buchstaben,
von denen der eine als erkennbar. Diele, durch Geschosse reichend, mit Kopfbändern unter den
schweren Balken-Unterzügen. Renaissance. Treppe; Geländer mit gedrehten Docken. Barock.
Haus Nr. 46. Eigentümer 1605 Kunstuhrmacher .lost Burgi Borgesjß 1806 Inspektor Raffm, 1814 Wilh.
Kessler jetzt Witwe Anna Amme. Fachwerk, später verputzt, 11 Gefache, Geschosse, davon die beiden
oberen mit auskragendem Quergebälk. Giebel, mit Krüppelwalm. Schlagleiste auf Hoftor, mit Schuppen,
Beschlagornament und Löwenkopf.
Seitenflügel. Fachwerk mit Schnüren, Diamantbändern und Bunden am auskragenden Quergebälk,
Renaissance.
Haus Nr. 48. 1605 bezeichnet als der Schneider Gille behausung" und der schneid. Zunft beh ist mit
befreigt"? Eigentümer 1811 Jean Vinson, 1824 Kramer Val. Zeissß Fachwerk, später verputzt,
Geschosse, mit auskragendem Quergebälk, später verkleidet. Giebel. Renaissance.
'l"afel456,10 Haus Nr. 49. Treppe; Geländer mit ausgeschnittenen Brettern.
Haus Nr. 50. Erdgeschoß Steinbau. Haustür, mit Rundbogen, Schlußstein und rechteckigem Oberlicht.
Fenster, rechteckig, gekuppelt, mit profilierten Gewänden. Renaissance.
Lachner, Holzbaukunst S. 49.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36. Drach, Burgi S. 27f Brunner fand in einem Häuserverzeichnis
von 1623, welches zur Zeit nur noch in einer durch den 1879 verstorbenen Casseler Oberbürgermeister F. Nebelthau angefertigten Abschrift
im Stadtarchiv daselbst vorhanden ist, unter der Ueberschrift ,Brinckgasse' als Nr. 96 und bei der Hausnummer 616 die Angabe ,.lost Burgi,
klein uhrmachers, haus steht zu". Es konnte das Haus darnach als jetzt seit 1867, vorher hatte es die Hausnummer 744 Nr. 60 des Grabens,
der früher ,Brink' hieß, bestimmt werden, gegenwärtig das ,Gasthaus zur Stadt Hombergj zugleich Herberge für die Schneider-, Schreiner,
Drechsler-, Böttcher- und Schlossergesellen. ln der Nachbarschaft wohnte, wie das Häuserverveichnis lehrt, 1623 auch der Schreiner Jost .9
Dickhaut, vermuthlich der Pathe Burgi's, an den die Briefe Burgis, von Prag aus gerichtet sind; er besaß in jener Gegend zwei Häuser,
jetzt Nr. 45 und 47 im Graben, damals Nr. 437 und 436 in der Brinkgasse. Aus der zu 616 beigeschriebenen Notiz ,steht zu' darf wohl
gefolgert werden, daß Burgi sich 1623 nicht in Cassel aufhielt und das Haus leer stand. Daß das Burgfsche Wohnhaus mit dem als
,meiner hausfrauen behausung' in dem Brief bezeichneten Hause identisch sei, möchten wir nicht behaupten; wir glauben vielmehr, da der
Meister im Jahre 1617 wieder länger in Cassel verweilt hat und letzteres doch vermiethet werden sollte, daß Burgi, bevor er 1591 Casseler
Bürger wurde, ein Haus erworben hatte und seine zweite Frau gleichfalls ein solches besessen habe, worin andere Leute zur Miete wohnten".
Brunner, Cassel S. 121 Bürgi, aus Lichtensteig in der Schweiz gebürtig, wurde 1579 vom Landgrafen Wilhelm IV. als Hofuhrmacher
angestellt. In seinem Hause am Graben Nr. 46, das ihm eigen gehörte, rechnete der gelehrte Mann, der es verschmähte, bei Lebzeiten
seine Schriften herauszugeben, als erster mit den von ihm lange vor Lord Napier erfundenen Logarithmen, so daß er an seinem Hause
wohl eine Gedächtnistafel verdient hätte. Er starb hier, nachdem er von 1603-1622 im Dienste Kaiser Rudolfs II. in Prag gestanden hatte,
hochbetagt im Jahre 1632".
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel F. 16 u. 36. Brunner, Cassel S. 150.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
EQQQQQQQQ Gebäude. Q QQQQQQQ
Haus Nr. 56. Eigentümer 1605 Georg der Orgelmacher wohl Georg Weisland," 1623 derselbe. Fachwerk,
Gefache, Geschosse, mit Schiffskehlen, Schnüren und Diamantbändern am auskragenden Quergebälk,
mit Blättern an den mittleren und mit männlichen Köpfen an den äußeren Balkenköpfen sowie mit Quer-
riegeln in den fensterlosen Gefachen. Dachhaus, mit Streben, Giebel und Krüppelwalm. Treppe; Pfosten,
bauchige Säule, auf Sockel mit Quadern; Wange profiliert; Docken gedreht. Renaissance. Mansarde.
Haustür, rechteckig; Flügel mit verkröpften Füllungen. Barock.
Haus Nr. V58. Früher Gasthaus Zur Stadt Witzenhausen", Absteigequartier der Boten
Haus Nr. 60. Gasthaus Zur Stadt Homberg". Früher Herberge der Buchbinder, Glaser und Schlosser."
Jetzt Herberge für Schneider, Schuhmacher, Sattler, Polsterer, Müller und Bäcker. Schreiner-Herberge.
Drechsler-Herberge. Herberge für Schmiede, Klempner, Böttcher und Brauer. Schlossergesellen-Herberge.
Fachwerk, später verputzt, Achsen, Geschosse, davon die beiden oberen auskragend. Dachhaus, mit
Giebel und Krüppelwalm. Renaissance.
Seitenflügel und Hinterhaus. Fachwerk, später verputzt, mit Schnüren, Diamantbändern, Kanten-
gewinden und Bunden am auskragenden Quergebälk. Renaissance.
Haus Nr. 61. Fachwerk, später verkleidet, Geschosse, mit Schnüren, Diamantbändern, Kerbschnitt und
Bunden am auskragenden Quergebälk. Haustür, jetzt rechteckig, Gewände mit flachgeschnitzten, lang-
gestielten Blumen. Renaissance.
Haus Nr. 65. Starke Brandmauer, infolge Vorsprunges der Straßenflucht vortretend. Giebel, später zu einem
vollen Geschoß ausgebaut, mit Konsol-Auskragung. Fenster in der Brandmauer-Wand, rechteckig, mit
profilierten Gewänden. Renaissance.
Haus Nr. 68. Fachwerk, später verputzt, Geschosse, auf der Hoffront mit Schiffskehlen, Rollen, Stäben
und Diamantbändern am auskragenden Quergebälk. Dachhaus, mit Giebel. Treppe; Pfosten, Säule,
toskanisch, auf quadratischem Sockel mit Beschlagmuster. lnnentür; Flügel mit verkröpften Füllungen und
Tafel 371 4.
u. 402, 10
Tafel 404,9
Tafel 454,
Tafel 403,
Arkade mit Muschelbekrönung. Renaissance. Haustür, rechteckig; Flügel mit verkröpften Füllungen. Barock.
Haus Nr. 69, Eckhaus Pferdemarkt. Erdgeschoß und 1. Obergeschoß Steinbau, mit Simagurt über dem Erd-
geschoß. Fenster im 1. Obergeschoß rechteckig. 2. und 3. Obergeschoß Fachwerk, später verputzt, mit
Schnüren, Diamantbändern, Kantengewinden und Kerbschnitt am auskragenden Quergebälk. Erker an der
Ecke, polygonal, Geschosse, auf Steinkonsolen am 1. Obergeschoß mit Akanthus-Ornament und Köpfen,
unter der Eckkonsole jonisches Kapitell, anscheinend für jetzt unter Putz liegendem Schaft.
4. Obergeschoß Fachwerk, verputzt, nachträglich aufgesetzt. Mansarde. Barock.
Renaissance.
Tafel 405,1
Hedwigstraße.
Häuser Nr. u. 8. Ehemals Halberstädtsche Schule, begründet von dem auf sozialem Gebiet um die Mitte
des 19. Jahrhunderts sehr tätigen Fräulein Halberstadt.
Haus Nr. 11, Eckhaus Martinsplatz, früher Haus Oberste Gasse Nr. 45 Nr. 71, dann Haus Martinsplatz Nr. 10.
Eigentümer 1605 Stallmeister Johann von Hertingshausen dann dessen Sohn Hofmarschall Friedr. Balth.
von Hertingshausen," 1767 Major und Oberrentmeister Faber, 1768 und 1795 Bäckermeister Friedr. Krug
1797 Gasthaus Berliner Hof", später" Zum römischen Kaiser"!
Nach Einzug der Bundestruppen
durchgeht.
Häuserverzeichnis v. 1606. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Vgl. Abschnitt Karmeliterkloster. Kirche" S. 151.
Adreßbücher.
Adreßbücher.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Nebelthau, Gebäude S. 40.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Nach Neuber, Gasthäuser Nr. 73, seit 1825.
Piderit, Cassel S. 380. Schwarzkopf, Alt-Kassel S. 188. Stadtplan v. Koppen 1830, wo das Grundstück bis zur Königsstraße
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86'
Hauptquartier des Fürsten von Thurn und Taxis und des Grafen von Leiningen. Untergegangen. An
seiner Stelle moderner Neubau. Eigentümer Max Pincus.
Haus Nr. 12, Eckhaus Königsstraße. Eigentümer 1808 Frau Hauptmann Hünersdorf, 1830 Elias Goldschmidt,
1854 Kaufmann Ferd. Strauss jetzt Kaufmann Rich. Mierendorff. Früher Cafe Verzett. Steinbau, Achsen
an der Hedwigstraße, Achsen an der Königsstraße, Geschosse, mit Ecklisenen und mit Kranzgesims
über dem Erdgeschoß. Haustür, mit Segmentbogen, mit geschwungenen Füllungen und Oberlichtsprossen.
Fenster, mit Segmentbogen, Ohren, verziertem Schlußstein und Konsolen unter der Sohlbank. Dachgeschoß
an der Hedwigstraße über Achsen, mit Dreieckgiebel mit Kreisfenster, und Gaube über Achse, mit
Volutenwangen und Segmentbogengiebel. Dachgeschoß an der Königsstraße über den Mittelachsen, mit
Segmentbogengiebel mit Kreisfenster. Rokoko, mit klassizistischem Ornament überarbeitet.
Hinter dem Weißen Hof.
Haus Nr. 2. Erbaut 1635. Fachwerk, Gefache, Geschosse, mit Fasen, Stäben, Kehlen und abgerundeten
Füllhölzern am auskragenden Quergebälk und mit Streben an den Eckpfosten. Haustür, mit gefastem
Spitzbogen, wohl von einem älteren Bau übernommen, in Rechteckumrahmung mit Rundstab, mit recht-
eckigem Oberlicht, auf den Seitenpfosten die Inschrift 1635", auf Sturz die Inschrift Josias Höstener".
Dachhaus, mit Dreieckgiebel.
Hohentorstraße.
Häuser Nr. u. 7. Reste des Südwestflügels der Hohentorkaseme.' Steinbau, Geschosse. Fenster, recht-
eckig. Stark entstellt.
Haus Nr. 4. Wohnung des Hof-Dekorationsmalers Joh. Jak. Güthigß
Haus Nr. 14a. 1605 Opferhaus, das als frei bezeichnet wird Einwohner 1769 der Stadt Opfermannß
1835 Opfermanns Wohnung zu St. Martiniß Untergegangen. An seiner Stelle ein Teil des Neubaues
Philippsplatz Nr. 2.7
Haus Nr. 17,8 Eckhaus Kasernenstraße. Freihaus. Hof der Wolfen von Gudenbergß deren Burgsitz vermut-
lich auch je das Nachbarhaus an der Hohentorstraße und an der Kasernenstraße umfaßte. 1605 bestehend
aus Grundstücken, nämlich dem Eckhaus als dessen Eigentümer Sekretarius Heinr. Arnold genannt wird,
und dem Nachbarhaus in der Kasernenstraße, das als Scheuer des Fruchtschreibers Christoph Wallenstein
bezeichnet wird." Eigentümer 1767 Generalleutnant Wolff. 1788 bestehend aus Wohnhaus, Hinterhaus,
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Vgl. Abschnitt Hohentorkaserne" S. 492.
Adreßbücher.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 86.
Kataster. Brandversicherungs.Anstalt Cassel.
Adreßbuch 1835.
Vgl. Haus Martinsplatz Nr. 6.
Auf Stadtplan v. Müller 1548 erscheint an der Stelle des Hauses ein Fachwerkbau, an den sich an der Kasernenstraße ein
Wirtschaftsgebäude mit rundbogigem Haustor und ohne Straßengiebel anschließt.
Schminke, Cassel S. 251f Diese Behausung tragen die Wolfe von Gudenberg zu Burglehen, die vormalige war in der Heyer-
gassen bey dem alten Thore gelegen; an dessen statt haben dieselbe im Jahre 1662 ihr itziges von den Amolden an sich erkauftes Haus an
der Ecken bey dem Todtenthore gegen der großen Schule über zu Lehen übergeben". Schminke bezeichnet das Haus als auf der Freiheit
in der sogenannten obersten Straße gelegen". Nebelthau, Gebäude S. 14. Nebelthau, Denkwürdigkeiten lI 5.58 ,Bei dem alten Thore'
in der Heger- oder Heyergasse hatte Kunz Seheweiß einen Hof gehabt, der, sammt Ländereien unter'm Weinberg nächst der Fulda und zu
Kirchditmold, in Folge des Urtheils von 1391 an den Landgrafen gefallen und als Burglehen an Friedrich von Hertingshausen, Thilo Wolf
und Otto Groppe von Gudenberg gelangt war. Doch wurde die Belehnung wieder rückgängig gemacht Die Wolf von Gudenberg
wurden vermuthlich durch die Belehnung mit einem anderen Hofe entschädigt. Bis in's 18. Jahrhundert besaßen sie einen freien Burgsitz
oberhalb der Dekanei, auf der Ecke der Hohenthorstraße und der Kasernenstraße". Wanderung d. Cassel Nr. 1236. Vgl. auch Abschnitt
Hof Vor dem Tore" S. 635 ff.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Anbauten und Stall. Eigentümer 1788 Wilh. Schleyermacher, 1816 Bäckermeister Georg Reinhard
Untergegangen. Innentüren, mit kannelierten Pilastern, Beschlag- und Arabeskenornament und reichem
Beschlag erhalten? Einheitlicher Neubau, anscheinend 1826. Eigentümer 1826 Schreinermeister Jak. Acker-
mann, 1837 Heinr. Schäfer, 1861 Küfermeister und Wirt Joh. Bechtel, 1866 Wirt Louis Pfannstielß jetzt
Möbelhändler Wilh. Heinz. Früher Gasthof Zum goldenen Engelüt
Haus Nr. 19. Vermutlich Zubehör zum Freihaus der Wolfen von Gudenbergn" Eigentümer 1605 Frucht-
schreiber Christoph Wallenstein; Untergegangen. Neubau 1707. Architekt vielleicht J. Chr. Suck. Bau-
herr Stadtbaumeister Joh. Christoph Suck. 1728 von dessen Witwe an den Postmeister Georg Ernst
Schmidt verkauft. 1742 als Posthaus angekauft. Oberpostamt. 1775 an den Oberappellationsgerichts-Rat
von Motz verkauft." Eigentümer 1817 Schreinermeister Miram, 1837 lnstrumentenmacher Georg Luckhardt.
Bis 1871 Wohnung des Tanzlehrers Labassee. Früher Evangelisches Vereinshaus; jetzt Herberge zur
Heimat. Steinbau, Achsen, Geschosse, mit Mittel- und Ecklisenen und mit Gurtgesimsen. Haustor,
mit Segmentbogen, Voluten-Schlußstein, jonischen Pilastern und geschwungenem Gebälk, auf Unter-
seite des Schlußsteines die Inschrift l. C. SVCK 1707". Fenster, rechteckig, mit Ohren, in der risalit-
artig vorgezogenen Mittelachse mit Dreieck- und Segmentbogengiebel auf Konsolen und mit Kranz-
gehänge. Dachgeschoß über Achsen, mit Dreieckgiebel mit Kreisfenster, mit Volutenwangen und
Muschelbekrönung. Mansarde. Treppenhaus. Stuckdecke im Flur. Barock. Haustor auf Hoffront, ge-
quadert, mit Rundbogen, Voluten-Schlußstein, Pfeilern, toskanischen Pilastern und Deckgesims, in den
Bogenzwickeln Diamantquadern, im Bogenscheitel die Inschrift ANNO 1656", auf Bogen die Inschrift
GOTT IST MEINE HVLF", wohl von einem älteren Bau übernommen. Fenster, rechts und links vom
Haustor der Hoffront, rechteckig, hoch, mit profilierten Gewänden, aus älteren Stücken zusammengesetzt.
Hofgebäude. Fenster, teils in alten, teils in jungen Wänden sitzend, rechteckig, mit profilierten
Gewänden. Renaissance.
Häuser Nr. 21 u. 23. Vermutlich ehemaliges Kapitularhaus des Martinsstiftesß 1605 Pfarrhaus und Neben-
hausß 1769 Dekanats- und Archidiakonatsgebäudeß" Dekanatsgebäude am 1. April 1812 abgebrannt.
Archidiakonatsgebäude, daraufhin abgebrochen. Gemeinsamer Neubau 1813." Früher Dechaneigebäudefg
jetzt Superintendentur. Eigentümerin Freiheiter Kirchengemeinde. Einheitliche Front. Fachwerk, verputzt,
11 Achsen, Geschosse, mit Bandgesims über dem Erdgeschoß. Haustüren in der Mittelachse, mit
Rundbogen. Giebel über den Mittelachsen.
Haus Nr. 22, Gastwirtschaft Hohentor-Schenke".
Haus Nr. 27, Eckhaus Mittelgasse. Erdgeschoß und 1. Obergeschoß Steinbau.
und zu zweien und dreien gekuppelt, mit gekehlten Gewänden.
Fachwerk, verputzt. Klassizistisch.
Holländische Straße.
Häuser Nr. u. 9. Haus Nr. Eckhaus Bremer Straße, Haus Nr. Eckhaus Holländisches Tor.
Entfestigung der Stadt erbaut.
Fenster, rechteckig, einzeln
Renaissance. 3. und 4. Obergeschoß
Nach
Vergnügungsanlage mit dem Namen Vauxhall", den sich die Bürgerschaft
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Jetzt Gewerbehalle Cassel.
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Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel. Wanderung d. Cassel Nr. 1236.
Vgl. Haus Hohentorstraße Nr. 17.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Vgl. Abschnitt Posthaus" S. 596. Die dort gemachte Angabe bezüglich der Lage und des Aussehens des Hauses ist zu berichtigen.
Nebelthau, Gebäude S. 19. Vgl. Abschnitt. Martinsstift. Stiftsherrenhäuser" S. 193.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
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Bach, Kirchenstatistik S. 42.
Adreßbücher.
Tafel 431, u.
Tafel 389.2
Tafel 422,
Tafel 446,
E125
gä äääääääälgää Gebäude. Qägäääää
als Faxhalle" mundgerecht machte und auf die benachbarte Straße übertrug Besitzer 1782 Schäffer
Schäfer! Eigentümer von Haus Nr. 1802 Heinr. Abr. Wolf, 1816 Wirt Ludw. Hollstein, 1825 Kreis-
tierarzt Rathmann, 1836 Wirt Wilh. Wentzel, 1863 Metzgermeister Georg Wilh. Wenzelß jetzt Pferde-
händler Konr. Neuhauer, von Haus Nr. 1802 Hofwerkmeister Heinr. Abr. Wolfs Witwe, 1834 Kunst-
töpfer Otto Thiel, 1866 Kaufmann Heinr. Lohmanns Witwe jetzt Viehhändler Sigm. Sommer, von Haus
Nr. 1797 Joh. Bolte's Witwe, 1821 Heinr. Wenzel, 1863 Wirt Georg Louis Wentzellf jetzt Paul Manz.
Haus Nr. Gasthaus Zur Stadt Prag", Absteigequartier der Boten. Haus Nr. früher Gasthaus Zum
Köllnischen Hof", Absteigequartier der Boten-Fuhrleute aus Eisenach und Fulda. Haus Nr. früher
Gasthaus Zur Stadt Bremen", Absteigequartier der Boten;6 jetzt Gastwirtschaft Wilhelmshalle". Wohnung
des Bildhauers Joh. Christ. Ruhl.' Einzelgebäude, symmetrisch in der Straßenflucht angeordnet und
durch Mauer verbunden, Fachwerk, verputzt, jedes Haus Achsen, Geschosse, die beiden Eckhäuser
mit Dachgeschoß über den Mittelachsen und Walm, das Mittelhaus mit Palmettenfries über dem Erd-
geschoß und mit Giebel über den Mittelachsen. Einfahrtstore in der Mauer, mit quadratischen Quader-
pfeilern, Kapitell, kanneliertem Aufsatz und Schneckenablauf auf die Mauer. Louis Seize.
Garten hinter den Häusern, an Stelle des Ravelins östlich vom Gießberg, von dreieckiger Gestalt, begrenzt
von der Bremer- und Königsstraße. Nach Darstellung von 17815 kunstvoll angelegt. ln der Nordhälfte
Naturtheater mit stark verjüngter Bühne und halbkreisförmigem Zuschauerraum; im Südteile Rasenflächen
mit Wegenetz. Um 18009 verändert. Zu Wolfs Zeiten Sammelpunkt der Künstler." Bei der Illumination
der Stadt 1803 aus Anlaß der Erhebung des Landgrafen in den Kurfürstenstand durch Gaslicht, angeblich
das erste in Deutschland. erleuchtet." Jetzt mit Synagoge," den Häusern Königstraße Nr. 86 und 861
und Wirtschaftsgebäuden bebaut. Durchgänge in der Mauer an der Bremer Straße, mit quadratischen
Sandsteinpfeilern mit Flechtbändern auf den Schäften. Klassizistisch.
Häuser Nr. u. 4. Früher Gasthaus Zum Holländischen Hof", Absteigequartier der Boten." Untergegangen.
An seiner Stelle moderne Neubauten.
Casseler Tages-Anzeiger 1878 Nr. 57 Die mit diesem Namen Fakshalle belegte, zwischen dem sog. ,Walle' und der alten
hessischen Kriegsschule, dem jetzigen Proviantamte, gelegene, erst seit kurzem bebaute Straße führte zu einem Vergnügungsetablissement,
welches zu Landgraf Friedrichs Zeiten an der Stelle des alten ,Kastenal' errichtet und mit der stolzen englischen Bezeichnung geschmückt
war. Das lustige Treiben darin, Concerte, Bälle und Maskeraden scheint aber nur von kurzer Dauer gewesen zu sein. Von seinen Baulich-
keiten hat sich keine Spur erhalten". Bramer, Häuser Dort, wo das Kastenal gestanden hatte, wurde später ein Vergnügungslokal, nach
englischem Vorbilde ,Vaux hall' genannt, eröiinet. Der obere Teil der jetzigen Bremerstraße, welcher etwas abschüssig an der Synagoge
vorbeiführt, hatte in der Folge noch bis in die 70 er Jahre den Namen ,Die Vaux hall'. Der Kasselaner formte sich die fremde Bezeichnug
mundgerecht in ,Faxalle' um". Die Anlage entstand nicht an Stelle des Kastenals, sondern vor dem Müllertore.
Losch, Chroniken S. 156 u. 161.
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Adreßbücher. Wanderung d. Cassel Nr. 1235.
Woringer, in Hessenland XXX S. 328.
Stadtplan v. Selig 1781.
Stadtplan v. Martens 1803.
Wolff, Selbstbiographie S. 230 Hier war es, namentlich in dem herrlichen obstreichen Garten in dem auch Schaukeln und
Kegelbahnen nicht fehlten wo der ebenso gastfreie als wohlhabende Mann, Heinr. Abr. Wolf, seinem Herzen folgend, fast allabendlich
einen größeren oder kleineren Kreis interessanter Leute um sich versammelte. Künstler, Gelehrte, sowie selbst hohe Beamte verschmähten
es nicht, zu dem einfachen Handwerker zu kommen der freilich bei seinem regen Streben an Bildung ihnen wohl ziemlich gleichstand
um da die Interessen des Tages und der Kunst sowie die Fortschritte der Wissenschaft und Technik zu besprechen. Ich entsinne mich noch mit
Vergnügen dieser Abende, wobei ich freilich meist nur zuhören durfte, an denen der westfälische Minister Simeon, Johannes von Müller, die
Maler Nahl, Hummel, Tischbein und Böttner, die Bildhauer Nahl, Wolff ein Bruder meines Vaters und der damals noch junge l-Ienschel,
die Architekten Hisner, Rudolph, Laves und Crelle mit Anderen in unserm Garten versammelt waren."
Wollf, Selbstbiographie S. 246. Wolff, im Casseler Tagebl. u. Anz. 1919 IN 252.
12 Vgl. Horwitz, Synagoge, und Haus Packhofstraße Nr. 16 a.
Adressbücher. Wanderung d. Cassel Nr. 1235.
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Gebäude. zu 22a
Haus Nr. 58112. Wohnung des Malers H. Faust. Marmortafel mit der Inschrift In diesem Hause starb der
Kunstmaler Heinr. Faust am 3. Januar 1891".
Haus Nr. 84. Früher Gastwirtschaft Aebbel-Clausßl
Haus Nr. 981lz. Gastwirtschaft Zum schwarzen Bären".
Holzmarkt.
Haus Nr. Eckhaus Mühlengasse. Gastwirtschaft Dörfchenschänke". Erdgeschoß Steinbau. Haustor zur Hälfte
im Gelände steckend, mit Pfeilern, profiliertem Rundbogen, Voluten-Schlußstein mit Beschlagornament und
weiblichem Kopf, toskanischen Quaderpilastern und Gebälk, in den Zwickeln Beschlagornament und Medaillons
mit männlicher und weiblicher Büste in Hochrelief, auf dem Bogen die Inschrift 1606",' auf Fries Roll-
werk-Kartusche, jetzt leer. Fenster, rechteckig, zu zweien gekuppelt, mit prohlierten Gewänden. Ober-
geschosse Fachwerk, später verputzt, an beiden Fronten 10 Gefache. Giebel am Holzmarkt, mit Krüppel-
walm. Dachhaus an der Mühlengasse, mit Giebel. Renaissance.
Haus Nr. 2. Früher Gastwirtschaft Zum A. L."
Haus r. Eckhaus Kreuzstraße. Eigentümer 1766 Friedr. Gunckelß Wohnung des Chronisten Nik. Gunkelf
Geburtshaus des Malers Friedr. Gunkel.
Haus Nr. 9. Fachwerk, später verputzt, Gefache, Geschosse, mit Fasen, Stäben, Kehlen und abgerundeten
Füllhölzern am auskragenden Quergebälk. Dachhaus, mit Giebel und Krüppelwalm. Renaissance.
Haus Nr. 10. Haustür, rechteckig; Flügel mit stabgefüllten Kanneluren, Zahnschnitt, Tropfen, Rosetten und
Zierrahmen. Louis Seize.
Hinterhaus. Front an der Bädergasse. Erdgeschoß Steinbau, mit Simagurt. Haustür, bis auf Schluß-
stein vermauert und verputzt; Schlußstein mit Spiegelquader und Steinmetzzeichen. Fenster, rechteckig,
zu dreien gekuppelt, mit gekehlten Gewänden. Renaissance.
Tafel 35,
Humboldtstraße.
Gartenhaus, Holz, achteckig, mit flachem Zeltdach.
Haus Nr. 14. Gartenhaus, Holz, achteckig, mit flachem Zeltdach. Fenster, mit Rundbogen. Empire. ln der
Neuzeit abgebrochen.
Jlldßllbfllllllell- Tafel am u. a4
Haus Nr. 1. Erbauti1529. 1605 Gasthaus Zum Güldenen Adler". Eigentümer 1605 Georg Genschß Erd-
geschoß Steinbau, mit Simagurt. Haustür, mit Rundbogen, Voluten-Schlußstein, Pilastern, gekuppeltem
Oberlicht und vorgekröpftem Deckgesims. Obergeschosse Fachwerk, später verputzt, mit Schiffskehlen, Tafel 402,4
Schnüren, Diamantbändern und Bunden am auskragenden Quergebälk, auf kleiner Tafel an Balkenkopf
über dem Erdgeschoß die Inschrift ANO 1529". Giebel, mit Krüppelwalm. Renaissance. Treppenhaus. Barock. Tafel 445,3
Haus Nr. 3. 1605 Herberge Zum Helm",6 später Gasthaus Zum goldenen Helm"! Eigentümer 1605 Matthes
Gumbrechtß An der Ecke Visirhelm, vergoldet, auf moderner Konsole.
Haus Nr. 5. Erdgeschoß Steinbau, mit Simagurt, später verblendet. Alter Schlußstein mit der Inschrift
H. E. H. 1800". Obergeschosse Fachwerk, später verputzt, 12 Gefaehe, mit Schnüren, Diamantbändern,
Garküche S. 92
Nebelthau, Gebäude S. 34, erwähnt die Jahreszahl 1657. Kropf, Alt-Cassel S. 149, nennt die Jahreszahl 1605.
Stadtplan Unterneustadt v. Krug 1766.
Losch, Chroniken S. 20.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel. Wanderung d. Cassel Nr. 1237. Ein Gasthaus Zum Helm" kommt schon 1582
vor, allein die Lage ist unbekannt.
Neuber, Gasthäuser Nr. 73. Schwarzkopf, Alt-Kassel S. 191. Stadtplan v. Koppen1830. Vgl. auch Garküche S. 61' und Haus
Leipziger Straße Nr. 8.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Fenster, mit Rundbogen.
Empire.
ln der
Eiääääääääßä 679 ääääääääää
äääääääägßäää Gebäude.
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Kantengewinden und Kerbschnitt am auskragenden Quergebälk, mit Figuren und Akanthusornament an den
Eckpfosten. Giebel über Gefachen, mit Krüppelwalm. Renaissance. Treppe; Geländer mit quadratischen
Docken. Barock.
Haus Nr. Eckhaus Franziskusstraße. Fachwerk, später verputzt, 10 Gefache am Judenbrunnen, 11 Gefache
an der Franziskusstraße, Geschosse, mit Schiffskehlen, Schnüren und Kerbschnitt am auskragenden Quer-
gebälk. Giebel am Judenbrunnen. Giebel an der Franziskusstraße über Gefachen, mit Krüppelwalm.
Renaissance.
Haus Nr. 9,1 Eckhaus Franziskusstraße. Eigentümer 1605 Hermann Klarmund, dem auch das Hinterhaus
gehörte." Hinterhaus Fachwerk, später verputzt, Achsen, Geschosse, mit Schiifskehlen, Schnüren und
Kerbschnitt am auskragenden Quergebälk. Dachhaus, mit Giebel und Krüppelwalm. Renaissance. Tür
in der Hofmauer an der Franziskusstraße, rechteckig, mit Kehlüberleitung mit durchgestoßenem Kehlprofil
in den oberen Ecken. Gotisch.
Haus Nr. 10.3 Erbaut 1507. Eigentümer zeitweise die schon 1647 vorkommende Familie Goldschmidtf
Fachwerk, später verputzt, Gefache, Geschosse, mit Fasen und Stäben am auskragenden Quergebälk
und mit Zahnschnitt an den Balkenköpfen. Haustür, mit Rundbogen und Rechteckrahmen, mit Schnur,
Kehle und Rundstab am Gewände und mit Schnur und Diamantband am Rahmen. Inschrift
an der Schwelle des 1. Obergeschosses. Giebel, mit Krüppelwalm. Im Keller früher Judenbadfi Unter
dem Dach früher Tempel?
Haus Nr. 12,8 Eckhaus Michelsgasse. Erbaut 1597. Bauherr Nik. Krause. Eigentümer 1605 Niclaus Krauße
wogmeister",9 dem auch das Nachbarhaus Töpfenmarkt Nr. 15 gehörte. Erdgeschoß Steinbau, mit Sima-
gurt mit Köpfen an den Ecken. Haustür, mit Rundbogen, Quadereinfassung, Schlußstein mit Kopf,
jonischen Pilastern mit Kanneluren und Quadern, Gebälk mit Zahnschnitt, auf Fries Rollwerk-Kartusche
mit der Inschrift ALLE DIE MICH KENNEN DEN GEBE GOTT WAS SIE MIR GONNEN. NICOLAVS
KRAVSE 1597"." Fenster an der Michelsgasse, rechteckig, zu zweien gekuppelt, mit profilierten Gewänden.
Obergeschosse Fachwerk, Gefache am Judenbrunnen, 16 Gefache an der Michelsgasse, mit Schiffs-
kehlen, Schnüren, Diamantbändern, Bunden und Kerbschnitt am auskragenden Quergebälk und mit Streben
in den Brüstungsfeldern. Giebel am Judenbrunnen, mit Krüppelwalm.
Haus Nr. 14. Relief, Pieta, in der Rückwand."
Judengasse.
Haustür, Holz, mit Rundbogen, jetzt verschalt, und Rechteckrahmen, mit Stab und Diamantband
ICH. Renaissance?
Haus Nr. 5. Hal
am Rahmen.
Dehn-Rotfelser u. Lotz, Baudenkmäler S. 29, erwähnen 1870 einen Eingang mit alten Holzschnitzereien, charakteristisch durch
rechtwinklige Umfassung des Bogens". Ebe, Cicerone II S. 80.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Dehn-Rotfelser u. Lotz, Baudenkmäler S. 29. Ebe, Cicerone II S. 80.
Nebelthau, Gebäude S. 26.
L'Estocq, Hausmarken.
Nebelthau, Gebäude S. 26. Vgl. Abschnitt Judenbad" S. 565, wo das Haus irrtümlich nach Nebelthau als Haus Juden-
brunnen Nr. bezeichnet ist. Der Rest eines Schornsteins im Keller hängt möglicherweise mit einer Vorrichtung zur Erwärmung des
Wassers für das Bad zusammen. Mitteilung des Herrn Kantor Horwitz in Cassel.
Nebelthau, Gebäude S. 26. Vielleicht handelte es sich bei dem Tempel" um eine Laube, wie sie die Juden beim Laubhütten-
fest benutzen. Mitteilung des Herrn Kantor Horwitz in Cassel.
Dehn-Rotfelser u. Lotz, Baudenkmäler S. 29. Ebe, Cicerone II S. S0.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Knetsch, Inschriften S. 250 In ganz Hessen verbreitet, z. B. an Häusern in Veckerhagen, in Weymar, in Melsungen". Wentzell,
Hausinschriften. Dippel, Hausinschriften.
Vgl. Abschnitt Georgenstift" S. 195 f.
Jahreszahl 1618 in der Neuzeit aufgemalt.
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aaaaaaa Gebäude.
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Haus Nr. 9. Fachwerk, später verputzt, Gefache, Geschosse, mit Kehlen, Stäben und abgerundeten Füll-
hölzem am auskragenden Quergebälk. Dachhaus, mit Giebel und Krüppelwalm. Renaissance. u.
Haus Nr. 13, Eckhaus. 1767 bezeichnet als Metzgergildehaus Eigentümer 1809 Konr. Sälzer. Fachwerk,
später verputzt, Geschosse, mit Fasen, Schnüren und Diamantbändern am auskragenden Quergebälk.
Renaissance.
Karlsaue.
Haus Nr. 1. Einzelgehöft an der Maillebahn. Eigentümer der Staat. Steinbau, eingeschossig, Achsen auf Tßfelßwß
der Front an der Böschung der Schönen Aussicht, Achsen auf der mit hohem Sockel versehenen Front
nach der Karlsaue, mit Ecklisenen. Haustür, rechteckig, mit Ohren. Fenster mit Segmentbogen. Dach-
geschoß über bezw. Achsen, mit Giebel mit ovalem Fenster. Mansarde. Wandspiegel, mit Stuck-
rahmen und Konsolbank, in der Gitterwerkbekrönung Ölgemälde, oval, angeblich Prinzessin Klotilde
von Hessen, angeblich von J. H. Tischbein. Rokoko.
Nebengebäude nach der Karlsaue mit dem Hauptbau einen rechteckigen Hof einschließend. Stein-
bauten, eingeschossig. Mansarde, mit Gauben. Rokoko.
Karlsplatz.
Haus Nr. Eigentümer 1766 Witwe Landreß jetzt Hessische und Herkulesbrauerei. Gasthaus Zum Karls-
platz". Steinbau, mit den übrigen, jetzt zum Teil veränderten Häusern des Karlsplatzes im gleichen System
erbaut und mit dem Hause Obere Karlsstraße Nr. 18 zusammenhängendß Achsen, Geschosse. Haus-
tor, mit Segmentbogen, profilierten Gewänden, Lisenen und verkröpftem Deckgesims. Rundbogennischen im
1. Obergeschoß neben dem Fenster der Mittelachse. Giebel über den Mittelachsen. Barock.
Haus Nr. 2. Eigentümer 1766 Witwe Landre jetzt jetzt Hessische und Herkulesbrauerei.
Haus Nr. 3. Gastwirtschaft Karlsschänke".
Haus Nr. 4. Haustür, mit Segmentbogen, im Schlußstein die Inschrift 1727".
Haus Nr. 6. 1766 Pfarrhausß Eigentümer 1801 und 1841 die Oberneustädter deutschen Kirchenvorsteherß
jetzt Emilie Dötenbier. Steinbau, Achsen, Geschosse. Haustür, mit Segmentbogen und Giebel.
Giebel. Barock.
Kasemenstraße.
Haus Nr. 1. Erdgeschoß Steinbau, mit Simagurt und Ecklisenen. Haustür, rechteckig, mit profilierten
Gewänden und Deckgesims, auf Sturz des Oberlichtes die Inschrift 17lOHANNES WENZELL 19".
Haus Nr. 3. Früher Biäckerherbergef jetzt Gasthaus Zur Stadt Wiesbaden". Über Erdgeschoß Fries von
Genien mit Kränzenß Empire.
Haus Nr. 4. Früher Herberge der Bürstenmacher, Dachdecker, Klempner, Kupferschmiede, Sattler, Schiefer-
decker und Schornsteinfegerß
Haus Nr. 6. Erdgeschoß Steinbau, mit Kranzgesims und Eckquadern.
stein die Inschrift J. K. 1768".
Haustür, mit Segmentbogen, auf Schluß-
Tafel 62,3 u. 187,1
Tafel 442,
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel. Vgl. Abschnitt Gribemühle" S. 605. Brunner, Cassel S. 150, sucht auch die
Gribemühle an Stelle des Hauses Judengasse Nr. 13.
Stadtplan Oberneustadt v. Krug 1766. Vgl. die Nachbarhäuser Karlsplatz Nr. und Obere Karlsstraße Nr. 16 u. 18.
Vgl. Haus Obere Karlsstraße Nr. 18.
Stadtplan Oberneustadt v. Krug 1766. Vgl. die Nachbarhäuser Karlsplltz Nr. und Obere Karlsstraße Nr. 16 u. 18.
Stadtplan Oberneustadt v. Krug 1766.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Vgl. Haus Fischgasse Nr. 10.
Abb. bei Zetsche, Zopf u. Empire Taf. 15.
Adreßbücher.
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Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel. Vl. Cassel-Stadt. 35
ßääääääää
Gebäude. äääääääääääääää
Haus Nr. 7. Früher Herberge Zum weißen R013", wegen der Nähe des Pferdemarktes besonders besucht
von den jüdischen Pferdehändlern und den Koppelknechten
Tafel 453 Haus Nr. 8. Treppe; Pfosten, bauchige Säule auf Sockel mit Quadern. Renaissance.
Tafel424,1 Haus Nr. 9. Erdgeschoß Steinbau, mit Simagurt. Haustür, mit Korbbogen, Diamantquader-Schlußstein,
toskanischen Piiastern und Fries. Renaissance.
Haus r. 11, Eckhaus Pferdemarkt. Früher Herberge der Bäcker, Hutmacher, Müller, Schmiede und Schreiner?
Tafel 422,
Tafel 401,
Kastenalsgasse.
Häuser Nr. u. 3. Eigentümer von Haus Nr. 1605 Rentmeister Jost Andres, dem auch das Nachbarhaus
Pferdemarkt Nr. 37 gehörte von Haus Nr. Stoffel Rehner Römer.4 Einheitliche Front. Fachwerk,
später verputzt, Geschosse. Giebel, mit seitlichem Ausbau und gratigem Krüppelwalm auf gekehlter
Knagge. Auf Hoffront durchgehender Riegel und Schwertung zwischen Schwelle und Rähm in Form von
Andreaskreuz. Gotisch.
Haus Nr. 2. Früher Gasthaus Zum schwarzen Adler" und Seilerherberge.
Neubau Weißer Hof 1.
Haus Nr. 4. Früher Bäckerherberge, früher und jetzt Gastwirtschaft Zur Stadt Mannheim". Absteigequartier
der Boten? Diele mit Treppe im Erdgeschoßß Untergegange An seiner Stelle Neubau Weißer Hof 1.
Haus Nr. 5. Eigentümer 1605 Dr. Holsteins Erben, 1610 Dr. Joh. lemanF 1808 Friedr. Theoph. von Halle,
1848 Friedr. Herrmannß Wohnung des französischen Amtmanns Pierre Feuquieres d'Aubigny.9 Fachwerk,
später verputzt, 10 Gefache, Geschosse, mit Stäben, Kehlen und abgerundeten Füllhölzern am auskragen-
den Quergebälk. Giebel, mit Krüppelwalm. Renaissance.
Hinterhaus. Fachwerk, später verputzt, Gefache, Geschosse, mit Schitfskehlen, Kehlen, Rollen,
Diamantbändern und Kerbschnitt am auskragenden Quergebälk. Renaissance.
Haus Nr. 7. Haustor, Holz, mit Pilastern, Korbbogen und Deckgesims. Barock. Treppenhausßo Seiten-
flügel. Erdgeschoß Steinbau. Haustür, rechteckig, mit gefasten Gewänden und Karnisüberleitung in den
oberen Ecken. Obergeschoß Fachwerk, später verputzt, mit Schnüren, Bunden und Kantengewinden
am auskragenden Quergebälk. Dachhaus, mit Giebel und Krüppelwalm. Renaissance.
Haus Nr. 14. Fachwerk, später verputzt, Gefache, Geschosse, mit auskragendem Quergebälk. Giebel,
mit Krüppelwalm auf gekehlter Knagge. Wendeltreppe, Holz, mit runder Spindel, Stufen mit Karnies-
anschnitt, in quadratischem Gehäuse. Renaissance.
Haus Nr. 16. Gasthaus Zum goldenen Fäßchen". Um 1700 als solches gegründet? Absteigequartier der Boten."
Haus Nr. 18. Wohnung des Hof-Orgelbauers Wilhelmßa Erdgeschoß Steinbau, mit Simagurt mit breiter Platte.
Haustor, mit Rundbogen, mit Diamantquader-Schlußstein und der Inschrift 1695".
Häuser Nr. 20 u. 22. Einheitliche Front. Erdgeschoß Steinbau, mit Simagurt. Haustür, Doppeleingang, mit
Segmentbögen und Schlußsteinen, mit Gewände mit Kanneluren und Quadern und mit rechteckigen Ober-
lichtern. Fenster, rechteckig, zu zweien gekuppelt, mit profilierten Gewänden. Renaissance.
Untergegangen. An seiner Stelle
Adreßbücher.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel. Wanderung d. Cassel Nr. 1236.
Vgl. Haus Pferdemarkt Nr. 37.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 86.
Adreßbücher.
Verzeichnis besonders bemerkenswerter Privat-Gebäude in AIt-Cassel. Bibliothek des Architekten- und Ingenieur-Vereins Casse.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Nebelthau, Gebäude S. 36.
Abb. bei Holtmeyer, Alt Cassel Taf. 48.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel. Wanderung durch Cassel Nr. 1236.
Adreßbücher.
1a Adreßbuch 1819.
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Gebäude. äääääääääääääääää
Häuser Nr. 21 u. 23. Früher Postamt und Gasthaus Eigentümer 1663 Reinhard Bödecker, in dessen
Familie sich das Haus noch 1707 nachweisen läßt. Einheitliche Front. Fachwerk, später verputzt,
13 Gefache, Geschosse, mit Fasen, Stäben nnd Kehlen am auskragenden Quergebälk. Dachhäuser,
mit Giebeln. Renaissance.
Haus Nr. 24. Haustor, Holz, rechteckig, mit Akanthusbekrönung in der Mitte und seitlichen Akanthuskonsolen
unter dem Deckgesims. Barock.
Haus Nr. 26. Fachwerk, später verputzt, Gefache, Geschosse, mit Schilfskehlen, Stäben und Kehlen am
auskragenden Quergebälk. Giebel, mit Krüppelwalm. Renaissance.
Haus Nr. 28. 1605 Bäcker-Zunfthaus? Untergegangen. An seiner Stelle einfacher Neubau. Klassizistisch.
Kaufunger Straße.
Haus Nr. 2. Gartenhaus. Fachwerk, verputzt. Achsen auf jeder Front, Geschosse. Auf der Hinterfront lahm"
in der Mittelachse halbkreisförmiger Ausbau als Zimmererker, auf der östlichen Seitenfront kleinerer
halbkreisförmiger Ausbau, anscheinend für die Aborte, mit halbkreisförmiger Außennische im Erdgeschoß,
Bandgesimsen und Rosettenverzierungen in den beiden Obergeschossen. l-lauptgesims mit Mutulen.
Zeltdach, mit quadratischer Laterne. Klassizistisch.
Kettengasse. 55"
Haus Nr. 1. 1605 bezeichnet als Miethaus der Witwe Jorg Semmings, der auch das Nachbarhaus Kettengasse
Nr. als Miethaus und das Nachbarhaus Wildemannsgasse Nr. 12 als Wohnhaus gehörten? Fachwerk,
später verputzt, Achsen, Geschosse, mit Stäben, Kehlen, Kerbschnitt und abgerundeten Füllhölzern
am auskragenden Quergebälk und mit Zahnschnitt an den Balkenköpfen. Renaissance. Haustür, recht-
eckig; Flügel mit Kanneluren, Tropfen, Rosettenband und Zahnschnitt. Louis Seize. Treppe; Pfosten, Tafel 454,14
Säule, toskanisch, mit Schaftringen, mit Quadern auf Sockel. Renaissance.
Haus Nr. Eckhaus Brüderstraße. Eigentümer 1605 Anchises Zoll, 1610 Anchises Zolls Erben 1788 Joh.
Konr. Nagell, 1849 Just. Betzold? jetzt Anna Wicke. Erdgeschoß Steinbau, mit Simagurt. Fenster,
rechteckig, zu zweien gekuppelt, mit profilierten Gewänden und Steinmetzzeichen. Obergeschosse
Fachwerk, Gefache an der Brüderstraße, mit Schnüren, Diamantbändern und Zahnschnitt am aus-
kragenden Quergebälk, mit seitlichen Kerben an den Balkenköpfen und mit Streben in den Brüstungs-
feldern, 15 Gefache an der Kettengasse, mit Schnüren, Diamantbändern, Bunden und gekehlten Füllhölzern
am auskragenden Quergebälk und mit Streben in den Brüstungsfeldern, Gefache auf der Hinterfront
wie vor. Giebel an der Brüderstraße, mit Krüppelwalm. Dachhäuser an der Kettengasse, von denen das
eine an der Hinterfront als volles Geschoß mit Giebel sich fortsetzt. Renaissance. Haustür an der Ketten-
gasse, mit Segmentbogen, auf Schlußstein die Inschrift J. C. in den Zwickeln die Inschrift 1788".
Hinterhaus, gegen die Kettengasse zurückspringend. Erbaut 1629. Bauherr Eckhardt Zoll. Erdgeschoß
Steinbau, mit Simagurt. Haustür, rechteckig, mit Konsolüberleitung in den oberen Ecken und rechteckigem
Oberlicht, auf Türsturz Spruchband mit der Inschrift ANNO DOMINI 1629", auf der Eckkonsole links
kleine Kartusche mit Wappen Kreuz und Schlange und der Inschrift ECKHARDT ZOLL", auf der
Eckkonsole rechts kleine Kartusche mit Wappen Baum und Pfeil und der Inschrift CATl-IARINA
BLANCKIN". Fenster, rechteckig, mit profilierten Gewänden. Obergeschosse Fachwerk, später verputzt,
Gefache, mit abgerundeten Füllhölzern am auskragenden Quergebälk. Giebel.
Wanderung d. Cassel Nr. 1236. Vgl. Abschnitt Posthaus" S. 596 Anm. 1.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36. Nach Brunner, Cassel S. 150, Haus Nr. 32 oder 34.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
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86'
Haus Nr. 3. Fachwerk, später verputzt, Gefache, Geschosse, mit Kehlen, Stäben und abgerundeten Füll-
hölzern am auskragenden Quergebälk. Renaissance.
Tafel399,ßu.7 Haus Nr. Eckhaus Brüderstraße. Fachwerk, Gefache, weit gespannt, Geschosse, mit Stäben am aus-
kragenden Quergebälk und am vorgenagelten Brustriegel, mit Kerbschnitt an den Balkenköpfen, mit Spitz-
bogenstreben mit Nasen in den Brüstungsfeldern. Gotisch. Front an der Brüderstraße mit Haus Brüder-
straße Nr. 11 vereinigt
Klosterstraße.
Haus Nr. 1. Haustür, Holz, mit Rundbogen und Rechteckrahmen, mit Stäben, Kehlen und Kerbschnitt am Gewände
und mit Schnur und Diamantband am Rahmen, im Bogenzwickel die Inschrift 1554", am Gewände Bretzel.
Haus Nr. 7. Gasthaus Zur Lateinischen Gesandtschaft". Jetzt moderner Neubau.
Haus Nr. 8. Erdgeschoß Steinbau, mit Simagurt. Haustür, an den Gewänden Muschelnischen mit Beschlag-
ornament. Renaissance. Obergeschoß Fachwerk, verputzt. Treppenpfosten im Dachgeschoß mit figür-
licher Schnitzerei. Barock.
'l'afel369 u. am Haus Nr. 11,2 Eckhaus Zeughausstraße und Platz Vor dem Kloster. Fachwerk, je 10 Gefache an der Kloster-
straße und am Platz Vor dem Kloster, Gefache an der Zeughausstraße, Geschosse, mit Stäben und
Kehlen, geschuppten und kannelierten Volutenkonsolen und verzierten schrägen Füllbrettern am auskragen-
den Quergebälk, mit Quader- und Beschlagmustern an den Eck- und Mittelpfosten und mit Streben an
Tafel411,s den Eck- und Mittelpfosten und in den Brüstungsfeldern. Haustür, mit breiten Pfeilern, Flachbogen,
Beschlagornament und verkröpftem Gebälk auf Volutenkonsolen Je zwei Giebel an der Klosterstraße und
am Platz Vor dem Kloster. Giebel an der Zeughausstraße, über der durchgehenden Traufe. Wasserstands-
Tafel444ß, 452,1, marke an Eckstein mit der Inschrift 1643 FLVT GEWANDT DEN 5. IAN".4 Treppe; Pfosten? Säule,
"'45" toskanisch, mit Kanneluren und Stäben bezw. mit Schaftringen auf quadratischem Sockel mit Beschlag-
muster; Pfosten, bauchige Säule auf schlichtem Sockel; Wange profiliert. Stuckdecke, mit geomet-
'l'afel432 rischen Mustern und Tieren als Füllungen. Innentür, mit korinthischen Säulen und Gebälk, reichverziertem
verkröpften Füllungen, Sockeln und Friesen, mit reichem Beschlagß Renaissance.
m. 40031-30 Haus Nr. 13. Fachwerk, später verputzt, Gefache, Geschosse, mit profilierten Knaggen am auskragenden
Quergebälk. Renaissance.
Haus Nr. 14. Gastwirtschaft Klosterschänkef Erdgeschoß Steinbau, mit Simagurt. Haustür, mit Rund-
bogen, Schlußstein und gerader Umrahmung. Fenster, rechteckig, mit profilierten Gewänden. Renaissance.
Haus Nr. 16. Fachwerk, später verputzt, Gefache, Geschosse, mit Fasen und Stäben am auskragenden
Quergebälk. Giebel, mit Krüppelwalm. Renaissance.
Haus Nr. 18, Eckhaus Fliegengasse. Früher Gastwirtschaft Zur Krätze", jetzt Gastwirtschaft ohne Namen.
Fachwerk, später verputzt, Geschosse. Giebel, mit vorkragendem Krüppelwalm auf Knagge. Renaissance.
Haus Nr. 19, Eckhaus Weserstraße und Platz Vor dem Kloster. Am Platz Vor dem Kloster Steinbau,
Achsen, Geschosse, mit Sima-Hauptgesims. Fenster, rechteckig, zu zweien gekuppelt, mit profilierten
Gewänden. Dachhaus, Fachwerk, mit Giebel und Krüppelwalm. Renaissance.
Tafel a1 Königsplatz.
Häuxser Nr. 36 u. 361la, Eckhäuser Untere Karlsstraße und Straße An der Garnisonkirche, bis zur Turmgasse
durchgehend. Sogenannte Zweite Halle. Abgebrochen 1886.? Neubau von Bürgerhäusern 1887. Soge-
nanntes ScholPsches Kaufhaus.
Bereits auf Stadtplan v. Leopold 1742 u. 1757 angedeutet.
Abb. bei Bickell, Holzbauten II Taf. 37, wo die Entstehungszeit um 1640 angesetzt ist. Auf einer I-Iandzeichnung des Land-
grafen Moritz, auf der die jetzige Klosterstraße als Fuldaturmsgasse eingetragen ist vgl. Taf. 86 Abb. ist das jetzige Haus noch nicht
vorhanden. An seiner Stelle erscheint vielmehr ein einfacherer und niedrigerer Fachwerkbau.
Abb. bei Bickell, I-Iolzbauten Taf. u. Schäfer, Holzarchitektur Bl. 11 Abb. 2.
Knetsch, Inschriften S. 252. Dippel, Inschriften.
Abb. bei Nübel, Holzarbeiten Bl. 33. Jetzt Landesmuseum Cassel. Vgl. Abschnitt Hallen" S. 630.
2222 684 22222222
Häuser Nr. 38, 40 u. 42, Eckhäuser Straße An der Garnisonkirche und untere Königsstraße, bis zur Turm-
gasse durchgehend. Sogenannte Erste Halle Abgebrochen 1829.? Neubau von Bürgerhäusern 1830"
Eigentümer4 von Haus Nr. 38 1831 Schneidermeister Anton Hanusch, 1849 Jakob Dellevie, jetzt Kauf-
mann Höxter in Ziegenhain, von Haus Nr. 40 1831 Schneidermeister Anton Hanusch, 1864 Buchhändler
Karl Aug. Freyschmidt, jetzt Bergwerksbesitzer Karl Reuse, von Haus Nr. 42 1831 Tapezier Joachim
Thoele, 1852 Gastwirt Georg Adolph, jetzt Ruckert Erben. Im Hause Nr. 40 in den Kriegsjahren 1870
und 1871 das Telegraphenamt, das die Siegesdepeschen an der Tür des Hauses anschlug. Gruppenbau,
mit den Häusern Königsstraße Nr. 44 und 46.zusammenhängend. Steinbau, 21 Achsen am Königsplatz,
Achsen an der Garnisonkirche, Achsen an der Königsstraße, Geschosse. Bei jedem Haus die drei
Mittelfenster des 1. Obergeschosses mit Bekrönungen und Dachhaus mit Fenstern und Giebel.
Haus Nr. 53, Eckhaus obere Königsstraße. Erbaut um 1770. Bauherr Regimentschirurg Amelungß Eigen-
tümer 1774 Regimentschirurg Amelung, 1843 Rechtspraktikant Haller, 1859 Gasthalter Wilhelm Schirmerf
jetzt Rentnerin Ida John. Wohnung des Hofrats Friedr. Murhard und des Dr. jur. Karl MurhardF Früher
Gasthof Schirmer, auch Gasthof Zum deutschen Hof". Steinbau, mit Haus Nr. 55 zusammenhängend,
10 Achsen am Königsplatz, Achsen an der Königsstraße, Geschosse, mit Ecklisenen. Haustor am
Königsplatz, mit Rundbogenß verschwunden. Dachgeschoß auf jeder Front über Achsen, mit Giebel
mit Kreisfenster. Reiche Ausstattung im Innern, verschwunden.
Haus Nr. 55,9 Eckhaus Cölnische Straße. Erbaut 1770. Architekt vermutlich S. L. du Ry." Bildhauer des
plastischen Schmuckes vermutlich J. A. Nahlll und J. M. Brühl." Bauherr Stuckateur J. M. Brühlßß
Vgl. Abschnitt Hallen" S. 629. Weiß, Briefe S. 160. Weiß, Briefe S. 160.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel. Stadtplan um 1770. Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Adreßbücher. Abbildung d. Königsplatzes, Stich 1777. Knackfuß, Kunstgeschichte II S. 2985. Dehio, Handbuch
S. 206. Abb. in Deutsche Bauzeitung 1905 S. 503 und Deutscher Baukalender 1906 III S. 10-13 u. 1910 III S. 27-29.
Piderit, Cassel S. 293. Gerland, Du Ry S. 98. Nach Gurlitt, Barockstil S. 440, ein um 1760 wirkender, bisher noch nicht
nachgewiesener, tüchtiger Rococomeister", vielleicht Oberbauinspektor Jussow, der Vater des Erbauers der Kattenburg". Gerland, Du Ry
S. 98 Der von Gurlitt als Erbauer des Hauses vermutete Oberbaurat Jussow ist nicht der Erbauer der Löwenburg, sondern dessen Vater,
ein Kollege Du Ry's, von dessen Leistungen nichts bekannt geworden ist". Vgl. Hessenland XI S. 331.
Gerland, Du Ry S. 98f. Kania, Nahl. Heidelbach, Kassel S. 47.
18 Stadtplan um 1770. Das Grundstück, bis dahin Garten, gehörte 1766 dem Metropolitan Knyrim, von dem es Brühl erworben
zu haben scheint. In der Literatur wird als Eigentümer zumeist Joh. Aug. Nahl genannt. Gerland, Du Ry S. 98f Von besonderem
Interesse ist das Haus des Bildhauers Nahl an der Ecke der Kölnischen Straße und des Königsplatzes, welches 1770 erbaut wurde. Der
Familienüberlieferung nach ist auch dies Haus von S. L. Du Ry erbaut, und man wird diese Annahme auch aufrecht erhalten müssen, wenn
man auch in neuerer Zeit Gurlitt mit Rücksicht auf den bildnerischen Schmuck des Hauses dies in Zweifel ziehen will Wenn wir
sehen, daß er Du Ry vom Königsplatz bis zum Theater neben den herrschaftlichen Gebäuden auch für alle hervorragenden Personen, wie
die Minister von Schlieffen, von Jungken und Waitz von Eschen, für den General von Gohr und den Oberkammerrat von Zanthier baute,
dann werden wir schon allein aus diesem Grunde annehmen dürfen, daß sein Freund Nahl ihn nicht beiseite geschoben haben wird. Aber
auch aus stilistischen Gründen können wir das Haus S. L. Du Ry zuschreiben, es unterscheidet sich im Aufbau durch nichts von den übrigen,
nachgewiesenermaßen von ihm herrührenden Gebäuden Selbstverständlich hatte sich Du Ry aber auch nach dem Geschmack seiner Auf-
traggeber zu richten, und was lag näher, als daß Nahl sein Haus mit einem ähnlichen Schmuck bekleidet sehen wollte, einem Schmuck, der
gleichzeitig andeuten sollte. daß ein Bildhauer in dem Hause wohne. Wir werden einem gleichen Verhältnis bei dem NahPschen Haus am
Friedrichsplatz Haus Königsstraße Nr. 41 begegnen. Können wir also Du Ry das Verdienst, dies Haus errichtet und ausgeschmückt zu
haben, in keiner Weise schmälern, so werden wir doch ebenfalls annehmen müssen, daß auch ein so bedeutender Künstler wie Nahl seinen
Einfluß auf die Auschmückung des Hauses ausgeübt habe, während es wieder zur Tätigkeit des Architekten gehörte, die von Nahl angeregten
Verzierungen dem Baukem in angemessener Weise anzufügen und ihre Ausführung zu leiten". Phleps, du Ry S. 220 Als Erbauer wird
du Ry genannt. Da die Hauptfassade viele Merkmale aufweist, welche sich mit den anderen Schöpfungen unseres Meisters nicht in Einklang
bringen lassen, müssen wir hier den Entwurf eines großen Teiles der Ausschmückung dem Bauherrn zusprechen. Auch hier weist die Haupt-
gliederung mit dem um ein Stockwerk erhöhten Risalit auf du Ry. Aber die Ornamentdekoration und die vertieften Flächenmuster, welch
letztere du Ry niemals angewandt hat, sind Nahls Werk". Als Bauherr wird nur Brühl in Frage kommen, der in einer Eingabe an den
Landgrafen vom Januar 1771 darauf Bezug nimmt, daß ihm die Erbauung des Hauses gestattet gewesen sei. Vgl. S. 686 Anm. 3. Auf-
fallend ist, daß das Monogramm über einer der beiden Türen des Hauses, dessen Buchstaben als Michael Brühl zu lesen sind, auf dem
Stein aufgemalt und nicht wie die darunter befindliche Jahreszahl 1770 aus dem Stein erhaben herausgearbeitet ist. Anscheinend liegt bei
dem Monogramm, das auch seiner Form und Lage nach nicht recht zur Jahreszahl paßt, Änderung des ursprünglichen Zustandes vor, die
vielleicht mit dem Wechsel des Besitzes zusammenhängt. Engelhard, Erdbeschreibung S. 72 u. 84, nennt 1778 das Haus das Brühlische"
Haus im Gegensatz zum Nahlischen" Haus, das die Nr. 41 der Königsstraße bildet.
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Tafel 438,
Tafel 438,
Tafel 438,2
Tafel 439
Tafel 437 u. 457,2
Eigentümer 1772 Stuckateur Brühl, 1818 Aron Herz Gans, 1860 Kaufleute Herz und Moritz Gans bis
1920 Gans' Erben, jetzt Darmstädter und Nationalbank. Steinbau, mit Haus Nr. 53 zusammenhängend,
10 Achsen am Königsplatz, Achsen an der Cölnischen Straße, von denen die mittelste fensterlos ist,
Geschosse, mit Ecklisenen und Kranzgesims über dem Erdgeschoß. Haustür, mit profiliertem Korbbogen,
ornamentierten Kämpfern und Schlußstein, als Bekrönung Figurengruppe von Putten mit Emblemen der
Kunst und Genius mit einem männlichen Porträt in ovalem Rahmen? Haustür, mit Segmentbogen,
ornamentiertem Kopf, Schlußstein und Deckgesims, das auf Ohren ruht, als Bekrönung Puttengruppe, in
deren Mitte Kartusche mit der Inschrift als. Monogramm und 1770". Fenster rechteckig bezw.
flachbogig, in den Achsen durch Zwischenstücke zusammengefaßt, mit ornamentierten Konsolen an den
Sohlbänken und ornamentierten Bekrönungen, im 1. Obergeschoß mit Kopf-Schlußsteinen. Hochrelief in
der Mittelachse am Königsplatz, durch Erdgeschoß und 1. Obergeschoß reichend, Atlanten, eine reiche
Vase tragend. Unter dem Hauptgesims in den Zwischenfeldern Gehänge mit Emblemen. Dachgeschoß
über als schwaches Risalit vorgezogenen Achsen, mit Giebel, in den Zwischenfeldern Putten, im
Giebelfelde Gloriole mit Putten, Ornamentaler und figürlicher Stuck an den Decken, Türbekrönungen
und Ofennischen des Erdgeschosses.
Seitenflügel an der Cölnischen Straße, eingeschossig. Erbaut 1773. Als Hochbau geplant, aber nicht
ausgeführtß 1921 abgebrochen.
Garten hinter dem Hause, bis zur Stadtgrenze, der späteren Wolfsschlucht, durchgehend. 1921 bebaut.
Haus Nr. 57, Eckhaus Cölnische Straße. Erbaut um 1770. Bauherr Major Consensxf Eigentümer 1793
Minister von Münchhausen, 1823 Gebrüder Pfeiffer, 1859 Bankier Otto Pfeifferf bis 1903 Buchenhorst Erben.
Steinbau, mit Haus Nr. 59 zusammenhängend, Achsen am Königsplatzß sonst wie Haus Nr. 53.
Abgebrochen 1907, Neubau 1909. Eigentümer Kommerzienrat Moritz Wertheim.
Garten hinter dem Hause, bis zur Stadtgrenze, der späteren Mauerstraße, durchgehend. Jetzt bebaut.
Haus Nr. 59,7 Eckhaus Poststraße, bis zur Mauerstraße durchgehend, Freihausß Erbaut 1772. Architekt
S. L. du Ry.9 Bauherr Staatsminister und Generalleutnant Martin Ernst von Schlieffen. 1798 angeblich
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Jacobi, Hugenotten XXV Nr. 17 Nach dem Wunsche Nahls sollte die äußere Ausschmückung erkennen lassen, daß ein Bild-
hauer in dem Hause wohne; es wurden daher über der Tür ein Hammer, ein Meißel und ein Zirkel angebracht. Dieses im Verein mit
Puttenköpfen umgibt eine sitzende Frauengestalt, die in der linken Hand eine Tafel mit einem Bilde, wahrscheinlich Nahls, hält, mit der
rechten darauf hinweisend".
Staatsarchiv Marburg O. St. S. 7389. lm Januar 1771 wurden Brühl und der Besitzer des gegenüberliegenden Eckhauses
Königsplatz Nr. 57, Major Consens, beim Landgrafen wegen Erbauung von Flügelgebäuden an der Cölnischen Straße vorstellig. Ew. Hoch-
fürstl. Durchl. haben uns", so lautete ihre Eingabe, am Königs-Platz an der Cöllnischen Thor-Straße, die beyden Eckhäuser ohne Flügells
zu erbauen aller Gnädigst zugestanden. Gleichwie unsere Höfe bis nach der Wacht hinauf 110 fuß lang offen und ohnbebauet stehen",
mithin sowohl von der Straße als vom Königs-Platz her, keinen guten prospect geben So haben Ew. Hochfürstl. Durchlaucht wir hier-
durch unterthänigst anfragen, und um gnädigste Resolution bitten sollen, ob l-löchstdieselben Wohlgefallen an erbauung zweyer egalen
Flügells von unsern Häusern an längst der Cöllnischen Thor-Straße hin, bis zum Wachthauß hinauf, finden möchten, wir als Fürstl. Diener
uns dessen keineswegs entschlagen, sondern nach anliegenden ohnvorgreiflichen Zeichnungen, willig und bereit dazu finden werden, in der
ungezweifelten Hoffnung, daß Ew. Hochfürstl. Durchl. die nach dem gnädigsten avertißement auf Steinerne Häuser in denen Seiten-Straßen
festgesetzte douceur-gelder per Platz 750 rt. uns auf die länge von 110 fuß alsdann ebenfalls gnädigst verwilligen werden". Zeichnungen
und Douceurgelder wurden abgelehnt, dagegen in einem von Jussow und Diede unterzeichneten Gutachten eine auf die Beschaffenheit des
steigenden Terrains eingerichtete facade zu Bauen" empfohlen. ln einer Eingabe vom Februar 1775 wies Brühl darauf hin, daß er 1772
auf Befehl des Oberbauamts das Flügelgebäude habe anlegen müssen, daß er nunmehr das untere Stockwerk fertiggestellt habe und ge-
zwungen sei ein Dach aufzubringen. Mit Rücksicht auf den Ausfall von Mieten bat er erneut um die Gewährung der Douceurgelder. Die
Kriegs- und Domänenkammer äußerte sich dahin, daß es schicklicher seyn dörfte, wann der aufzubauende Flügel, wovon bereits die
unterste Etage in Ao. 1773 von Stein angelegt worden, weiter aufgeführt werde". Die Entscheidung fiel dahin, daß, wenn Supplicant aus
eigenen Mitteln eine hölzerne Etage auf seinen Flügell aufsetzen will, ihm solches verstattet" werden sollte, worauf Brühl verzichtete.
Stadtplan um 1770. Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel. Abbildung d. Königsplatz, Stich 1777.
Früherer Zustand auf der Abbildung Der König von Preußen, gez. von C. Löwer, und auf älterer Steinzeichnung, Lith. u. Druck
bei Th. Fischer, Cassel. Casseler Tages-Anzeiger 1878 Nr. 7.
Jacobi, Hugenotten XXV Nr. 17. Gerland, Du Ry S. 96 u. 98 Schließen war von dem Bau so befriedigt, daß er Du Ry
noch ein besonderes Geschenk machte, bestehend in 12 silbernen Löffeln, Messern und Gabeln und einem silbernen Ragoutlöffel".
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Gebäude.
Vorderhaus verkauft, Hinterhaus von Schlieffen beibehalten Eigentümer 1801 Generalleutnant von Schlieifen,
1810 Georg Joh. Ebert, 1819 Gastwirt Joh. Georg Heinrichß der den Gasthof Zum König von Preußen"
hierher verlegteß später Schambeck, jetzt Wwe. Opel, die den Gasthof Zum König von Preußen"
aufhob. Steinbau, mit Haus Nr. 57 zusammenhängend, wie Haus Nr. 57. Haustür, mit Segment- Tafel 387-1
bogen, Ohren und Deckgesims, in den Bogenzwickeln die Inschrift 1772". Verbindungsbau mit
Haus Nr. 57, in gleicher Höhe, Achsen, davon als schwaches Risalit vorgezogen. Haustor, mit Flach-
bogen, darüber Balkon auf doppelten Lisenen mit Volutenkonsolen, mit Eisengitter, daran gemaltes Firmen-
schild mit dem Bild Friedrichs des Großen, das sich ursprünglich am Hause Martinsplatz Nr. befand
Mittelfenster im 1. Obergeschoß mit Segmentbogengiebel. Attika mit Vasen an den Ecken. Mittelaufbau,
Achse, mit Volutenwangen und Segmentbogengiebel. 14 Achsen an der Poststraße, mit Lisenengliederung,
Achsen an der Mauerstraße. Haustür an der Mauerstraße, rechteckig, Flügel mit Klopfer; darüber Tafel 428,1
Balkon auf Konsolen, mit Eisengitter. Saal im 1. Obergeschoß, mit geschnitzter Holzvertäfelung, Parkett- Tafelißm 1139m
fußboden und Stuckdecke, über den Türen halbkreisförmige gemalte Supraporten mit Puttengruppen,
Künste und Wissenschaften darstellend. Nebenraum, mit einfacher Stuckdecke, über der Tür Stucknische Tßfß14ö7ß
mit Figur. Saal im 1. Obergeschoß, mit einfacher Stuckdecke, eisernen Öfen mit Figurenaufsätzen aus Tafelmß
Ton, über den Türen rechteckige gemalte Supraporten mit Puttengruppen, Jahres- und Tageszeiten dar-
stellend. Wohnzimmer imtl. Obergeschoß, mit Stuckfeldern an den Wänden in Weiß und Gold, Stuck-
decke mit Mittelrosette und geschnitzten Türen, ln den meisten Zimmern Stuckvouten mit Ranken- "rafemöm
ornament. Eintrittshalle, mit Bogenstellungen. Treppenhaus, mit dreiläufiger Treppe. Im Dachgeschoß
"eiserne Öfen mit Tonaufsatz.
Königsstraße. 61
Haus Nr. Eckhaus Friedrichsstraße. Erbaut zur Zeit der französischen Fremdherrschaft? 1811 General-
direktion des Staatsschatzesß 1813 Hotel der Polizei? Eigentümer 1826 Prof. Joh. Christian Ruhl,
1849 Generaldirektor J. E. Ruhl und Geh. Hofrat L. S. Ruhlf jetzt Schneider Otto Buschart. Steinbau,
Achsen an der Königsstraße, 12 Achsen an der Friedrichsstraße, Geschosse, mit Sockelgliederung
unter den Fenstern des 1. Obergeschosses und mit breitem Bandgesims unter den Fenstern des 2. Ober-
geschosses. Haustür, rechteckig; Flügel mit Rosetten und Medusenköpfen, am Fries Medaillon, Chimären Tafelßßß
und Palmettenß Fenster im 1. Obergeschoß, mit Docken in den Brüstungen; Mittelfenster an der Königs-
straße mit Giebel. Hauptgesims mit Konsolen. Dachhäuser an der Friedrichsstraße, mit Giebeln. Tafßlmß
Gurtbogen im Flur, mit gefüllten Kassetten. Treppe; Geländer mit Stabwerk und Mäanderfries.
Haus Nr. Eckhaus Friedrichsstraße. Erbaut 1805 oder 1806. Bauherr Maurermeister Christian Schön.
Eigentümer 1806 derselbe?" Zur Zeit der französischen Fremdherrschaft zu 19000 Talern eingeschätzt."
1818 Palais des Landgrafen Friedrich? Später Wohnung des Ministers Ludw. Hassenpflug." Früher
Kaisercafe, jetzt Cafe Hessenland". Völlig verändert.
Bruuner, in Mitt. d. Ver. f. hess. Gesch. 1917118 S. 20.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Nach Neuber, Gasthäuser Nr. 73, erfolgte die Verlegung 1825.
Schwarzkopf, Alt-Kassel S. 189. Jetzt Sammlung Vereins f. hess. Gesch. Cassel.
Garküche S. 31.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Garküche S. 31.
Kataster, Brandversicherungs-Anstalt Cassel. Das Adreßbuch 1835 nennt als Einwohner den Professor Dr. .loh. Christian Ruhl,
den Hofbaudirektor Jul. Eug. Ruhl, den Geh. Hofrat und Museumsdirektor Ludw. Siegm. Ruhl und den Hofbildhauer Prof. Ruhl.
Abb. bei Zetsche, Zopf u. Empire Taf. 16.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
11 Eisentraut, Kaserne S. 64.
Vgl. Abschnitt Palais des Landgrafen Friedrich" S. 405 f.
13 Adreßbücher.
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Haus Nr. 3. Sogenanntes Palais Hessenstein. Erbaut zur Zeit der französischen Fremdherrschaft Eigen-
tümer 1807 Maurermeister Jodocus Schön, 1843 Reichsgräfin Karoline von Hessenstein, 1849 Kaufmann
Salomon Samuel Kugelmannß Zur Zeit der französischen Fremdherrschaft Wohnung von Lafleche-
Keudelstein? Um diese Zeit als eins der schönsten Privathäuser" bezeichnetf und zu 19000 Taler
eingeschätzt? Um 1860 vom Prinzen Friedrich von Hessen als Wohnung in Aussicht genommen, aber
infolge des Widerspruches des Kurfürsten nicht bezogenß In den Jahren 1865 und 1866 im 1. Obergeschoß
Gesellschaftsräume des altcasseler Vereins Abendunterhaltung", im 2. Obergeschoß die unteren Klassen
des Lyceum Fridericianum? Untergegangen. An seiner Stelle moderner Neubau.
Haus Nr. 4. Erbaut 1805. Eigentümer 1808 Graf von Bohlen 1822 Graf Wilh. von Hessensteinfl 1835
Staatsarchivdirektor von Rommelßo Wohnung des Württembergischen Ministers Grafen von Winzigerode,
des Oberbaudirektors Joh. Konr. Bromeis und des Malers Wilh. Nahl.11 Jetzt Cafe Däche. Steinbau,
Achsen, überarbeitet. Hoffront Geschosse. Haustor, mit Rundbogen, mit der Inschrift SBS" in
herzförmiger Umrahmung und 1805".
Haus Nr. Eckhaus Fünffensterstraße. Erbaut zur Zeit der französischen Fremdherrschaft. 1812 Palais des
Ordens der Westfälischen Krone." Eigentümer 1819 die Landesherrschaftßa 1835 Schreinermeister Siebrechtße
Zur Zeit der französischen Fremdherrschaft Wohnung des dänischen Gesandten und des Königs von Schwedenßö
Untergegangen. An seiner Stelle moderner Neubau.
Haus Nr. Eckhaus Fünffensterstraße. Zur Zeit der französischen Fremdherrschaft anscheinend Wohnung
des sächsischen Gesandten Grafen von Schönbornßß 11 Achsen an der Fünffensterstraße, Geschosse.
Dachgeschoß über den Mittelachsen, mit Giebel. Untergegangen. An seiner Stelle moderner Neubau.
Haus r. Eckhaus Fünffensterstraße. Erbaut zwischen 1770 und 1774.18 Eigentümer 1774 Frau Finanzrätin
Reineck, 1821 Pelzhändler Wilh. Korkhaus, 1865 Gastwirt Wilh. Schirmer,19 jetzt Kaufmann Max Gerpott.
Garküche S. 31.
Kataster, Brandversicherungs-Anstalt Cassel. Reichsgräfin Karoline von Hessenstein erscheint bereits im Adreßbuch 1835 als
Einwohnerin. Eisentraut, Kaserne S. 64. Vgl. Kühn, I-Iessenstein S. 365.
Garküche S. 31.
Garküche S. 31.
Eisentraut, Kaserne S. 64.
I-Iess. Erinnerungen S. 86 f.
Mitteilung des Herrn Zolldirektors Woringer.
Kataster, Brandversicherungs-Anstalt Cassel. Nach Garküche S. 32 bewohnte anscheinend zur Zeit der französischen Fremdherr-
schaft das Haus der mit Westphälischen Staatspapieren und Dotationsgeldern handelnde Banquier J. Brentano und in analogischer Ver-
bindung mit diesem, trennte nur eine Hauptwand den Banquier von dem Intendanten der Krone, Herrn Moulard".
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Adreßbücher.
Adreßbücher.
Garküche S. 31 f.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Adreßbücher.
15 Garküche S. 32.
Nach Garküche S. 32 erlebte in dem, dem Palais des Ordens der Westfälischen Krone gegenüber liegenden Hause der Ge-
sandte, Graf von Schönborn, das traurige Ende seines von Napoleon irre geführten Königs von Sachsen".
Gurlitt, Barockstil S. 443. Ebe, Cicerone II S. 258. Jacobi, Hugenotten XXV Nr. 21.
Auf Stadtplan um 1770 noch nicht eingetragen. Gerland, Du Ry S. 128 An der Nordwestecke des Mess-Platzes gegenüber
den elysäischen Feldern erbaute Du Ry sich selbst ein Wohnhaus, jetzt unter der Bezeichnung Königsstraße im Besitz der Witwe Cimiotti
befindlich, da ihm seine Wohnung im elterlichen Haus in der Karlstraße zu eng wurde. Der Bau wurde in den Jahren 1773 bis 1774
ausgeführt. Es ist ,das Muster eines bequemen und schönen Privathauses'; die Fassaden haben eine Ungleichheit dadurch erhalten, daß die
Hauptachsen nicht in der Mitte liegen; dies ist aber durch einen breiten Eckpilaster maskiert. Gerühmt wurde ferner an dem Haus, daß
alle Schornsteine zu einem einzigen vereinigt das Dach durchbrechen; auch war die früher vor der Hausthür angebrachte Freitreppe mit
mit altanartigem Podest durch ein schmiedeeisernes Gitter hervorragend schöner Arbeit eingefaßt, welches die Bewunderung aller durch-
reisenden Schlosser erregte. Sollten hier vielleicht Schlosserarbeiten von Wilhelmstal zum Vorbild gedient haben? Du Ry'sche Familien-
nachrichten".
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
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Steinbau, Achsen auf jeder Front, Geschosse, mit Ecklisenen. Haustür, rechteckig, mit Ohren, Fries
mit Mäander und geradem Deckgesims auf kannelierten Konsolen. Fenster im 1. und 2. Obergeschoß
mit Kranzgehängen in den Brüstungen. Giebel an der Königsstraße über den schwach vorgezogenen
Mittelachsen. Zeltdach mit Mittelschornstein. Später um Geschoß "erhöht und mit Balkon versehen.
Gurtbogen im Flur mit Pilastern und gefüllten Kassetten. Treppenhaus, mit toskanischen und korinthischen
Säulen und Unterzügen mit gefüllten Kassetten. Parkettfußboden, mit reichen teppichartigen Rosetten-
mustern, um 1830
Haus Nr. 9. Erbaut um 1770.? Bauherr Fuhrmann Kropf. Eigentümer 1783 Joh. Georg Kropf, jetzt Kauf-
mann Heinr. Fasshauer. Gastwirtschaft Coburger Hofbräu". Steinbau, Achsen, Geschosse. Dach-
geschoß über den Mittelachsen, mit Giebel.
Haus Nr. 10, Eckhaus Wilhelmsstraße. Eigentümer 1766 Gasthalter Heideloffß 1865 Gasthaus Zum schwarzen
Adler"? Steinbau, Achsen an der Königsstraße, Achsen an der Wilhelmsstraße, Geschosse. Haupt-
gesims mit Zahnschnitt.
Haus Nr. 11. Erbaut um 1730. Steinbau, Achsen, Geschosse. Die Mittelfenster des 2. Obergeschosses
mit durchlaufendem Deckgesims. Das Mittelfenster des 3. Obergeschosses mit Volutenwangen und Deck-
gesims. Giebel über den Mittelachsen, im Giebelfeld-e Kranzgehänge.
Haus Nr. 13. Erbaut 1730. Eigentümer 1766 Regierungsrat Kuchenbeckerf 1840 Bierbrauer Ph. Eisengarthen,
jetzt Heinr. Eissengarten. Steinbau, Achsen, Geschosse, mit breitem Bandgesims über dem 2. Ober- nraaeet
geschoß. Haustür, mit Segmentbogen, profilierten Gewänden, verziertem Schlußstein mit Krone, schrägen
Lisenen und verkröpftem Quergebälk mit Konsolen, auf Schlußstein Kartusche und das Spiegelmonogramm
ICH mit Krone, in den Bogenzwickeln die lnschrift 1730". Darüber Fenster mit Volutenwangen und Deck-
gesims. Dachgeschoß über den schwach vorgezogenen Mittelachsen, mit Giebel und Kreisfenster, später
zu einem vollen Geschoß verlängert.
Hinterhaus, mit freier Säulenstellung im Erdgeschoßß Früher Brauerei."
Haus Nr. 15. Erbaut um 1730. Eigentümer 1769 Goldfabrikant Jean Pierre Des Coudres Erben, in deren
Familie das Haus über 100 Jahre verblieb jetzt Wwe. Schmoll. Cafe Schmoll; im Volksmunde Cafe
Bückdich" oder Cafe Duckdichüß Steinbau, Achsen, Geschosse, mit breitem Bandgesims über
dem 2. Obergeschoß. Die beiden Mittelfenster des 1. Obergeschosses mit Deckgesims und gekehlter
Verdachung. Dachgeschoß über den schwach vorgezogenen Mittelachsen, mit Giebel mit ovalem Fenster,
später zu einem vollen Geschoß verlängert. Giebel mit Akroterien über den Fenstern des 1. Obergeschosses.
Klassizistisch. Schmaler Palmettenfries über und unter den Fenstern des 2. Obergeschosses. Klassizistisch.
Haus Nr. 17. Erbaut um 1730. Eigentümer 1766 Oberstallmeister von Wittorff" 1817 dessen Erben, 1841
Oberfinanz-Assessor Ernst von Heppe," jetzt Kaufmann Artur Heinsius. Steinbau, Achsen, Geschosse,
mit breitem Bandgesims über dem 2. Obergeschoß. Dachgeschoß über den Mittelachsen, mit Giebel
mit ovalem Fenster, später zu einem vollen Geschoß verlängert.
Garten hinter dem Hause, bis zum Garde du Corps-Platz durchgehend."
Jetzt im Landesmuseum Cassel. Jacobi, Hugenotten XXV Nr. 21. Boehlau, in Mitt. d. Ver. f. hess. Gesch. 1911l12 S. 115.
Stadtplan um 1770.
Stadtplan Obemeustadt v. Krug 1766.
Wanderung d. Cassel Nr. 1235. Neuber, Gasthäuser Nr. 72.
Stadtplan Oberneustadt v. Krug 1766.
Abb. bei Holtmeyer, Alt Cassel Taf. 47.
Vgl. Garküche S. 32, wo gesagt wird Warum müssen zwei der angesehensten Häuser in der Königs- dieser wahraft König-
lichen Straße, gerade das Eigenthum zweier Bierbrauer und wegen Feuersgefahr hier ganz am unrechten Orte seynl"
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
So genannt wegen der geringen Geschoßhöhe.
Stadtplan Obemeustadt v. Krug 1766.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Vgl. Häuser Garde du Corps-Platz Nr. und 6.
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Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel. VI. Cassel-Stadl. 37
Iß
Gebäude.
Tafel 441,
Tafel 383.2
Tafel 469,
Tafel 441.
Tafel 487,
Haus Nr. 18. Erbaut um 1730. Gastwirtschaft Alt Holland". Steinbau, Achsen, Geschosse. Mittel-
fenster im 1. Obergeschoß mit Deckgesims. Dachgeschoß über den Achsen, aber nicht die Gesamtbreite
des Hauses einnehmend, mit Giebel mit Kreisfenster.
Haus Nr. 19. Wohnung des Malers Aug. von der Embde
Haus Nr. 21, Eckhaus Wilhelmsstraße. Engelapotheke? An der Ecke schwebender Engel, vergoldet.
Haus Nr. 22. Erbaut um 1730. Eigentümer 1766 Prinz Soubise 1805 Hofmarschall Graf von Bohlen,
1820 die Erben der Kurfürstin, 1827 Hofposamentier Joh. Zahn, 1837 Kaufmann Joh. Heinr. Hotopf
jetzt Kaufmann Oscar Schön. Steinbau, Achsen, vermutlich Geschosse. Haustor, Hoffront, mit Korb-
bogen in der Mittelachse. Straßenfront im 18. Jahrhundert überarbeitet und anscheinend um Geschoß
erhöht. Quaderputz. Fenster mit Verdachungen. Hauptgesims mit Akanthuskonsolen und Attika.
Haus Nr. 23, Eckhaus Wilhelmsstraße. Erbaut um 1730. Steinbau, Achsen an der Königsstraße, Achsen
an der Wilhelmsstraße, Geschosse, mit Ecklisenen und breitem Bandgesims über dem 2. Obergeschoß.
Haustür, mit Segmentbogen, Ohren, Schlußstein und geschwungenem Deckgesims. Dachgeschoß an der
Königsstraße über den schwach vorgezogenen Mittelachsen, mit Giebel mit Kreisfenster. Dachgeschosse
an der Königsstraße über je 3Achsen, mit Giebel mit Kreisfenster. Mansarde. lm Giebel an der Königs-
straße Stuckornament.
Haus Nr. 28, Eckhaus Friedrichsplatz. Eigentümer 1766 Bäckermeister Joh. Günther? Untergegangen. Neubau
zur Zeit der französischen Fremdherrschaftf; Eigentümer 1808 Geh. Kriegsrat Lennep, 1852 Hofjuwelier
Ad. Kauffmannf jetzt Bohne Erben. Steinbau, Achsen an der Königsstraße, Achsen am Friedrichs-
platz, Geschosse, mit Architrav unter dem 3. Obergeschoß. Fenster im 1. und 2. Obergeschoß, mit
vertretenden Sohlbänken mit gekehlten und kannelierten Konsolen. Hauptgesims mit Konsolen. Dachhaus
an der Königsstraße, mit Halbkreisfenster und Giebel.
Haus Nr 29. Sogenanntes Palais Hessen-Philippstal. Erbaut um 1730. Architekt Ch. du Ryß Bauherren
die mit ihrem Vater eingewanderten Fabrikanten Theodor und Daniel Landre. Eigentümer 1766
Oberkammerrat Stirn's Erben? 1786 der Landgraf von Philippstalß" 1814-1820 Wohnung der Kurfürstin
Karoline von Hessen, die hier starbßl Dann Dienstgebäude des General-Kriegs-Departements und des
Generalstabes." Bis 1866 Kriegsministeriumßß Darauf Intendantur des Xl. Armeekorpsß 1920 Landes-
finanzamt. Besitzer das Reich. Steinbau, 11 Achsen, Geschosse, mit Quaderung im Erdgeschoß, ge-
quaderten Eck- und Mittellisenen und Kranzgesims über dem Erdgeschoß. Haustür-Vorbau, mit toskanischen
Doppelsäulen, Gebälk und eisernem Balkongitter. Haustor bezw. Blende in den Endachsen, mit Pilastern,
Rundbogen und Schlußstein, Balkontür, mit Segmentbogengiebel. Dachgeschoß über den schwach vor-
gezogenen Mittelachsen, mit Giebel mit Kreisfenster. Dachhäuser über den beiden Endachsen, mit Giebel.
Mansarde. lm Mittelgiebel Stuckornament, Rokoko.
Seitenflügel mit Galerien, jetzt zugesetzt.
Garten hinter dem Hause, bis zur Stadtgrenze, späteren Wolfsschlucht, durchgehend, vom Vorderhofe durch
Futtermauer mit Gitter getrennt, durch reizvolle Gittertür über Freitreppe zugänglich, mit Wasserbecken
Adreßbücher.
Nach Rogge-Ludwig, Kassel S. 268, 1843, nach mündlicher Überlieferung 1848 gegründet.
Stadtplan Oberneustadt v. Krug 1766.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Stadtplan Oberneustadt v. Krug 1766.
Garküche S. 29.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Gerland, Du Ry S. 24. Jacobi, Hugenotten XXIV Nr. 283. Dehio, Handbuch S. 206.
Stadtplan Oberneustadt v. Krug 1766.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel-
Heidelbach, Kassel S. 55.
Cassel u. Wilhelmshoehe S. 48. Lobe, Wanderungen S. 68. Cassel 1839 S. 34. Garnison Cassel S. 135.
Stadtplan von Böckel 1866. 14 Garnison Cassel S. 135.
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und Blumenanlagen um 1800 zum Teil naturalistisch umgestaltet 1821 verkleinert durch Hinzuziehung
des hinteren Teiles zum Grundstück des Opernhausesy" der damals mit einem Kulissenhause bebaut und
nach Abbruch des Opernhauses mit Wohngebäuden besetzt wurde, jetzt im vorderen Teile modernisiert
und mit einigen Trophäen des Auetores ausgestattet.
Gartenhausi im Hinterteile des Gartens, später Wohnung für den Maschinenmeister des Opernhauses. Tlfel397,lu.l
Steinbau, mit gequaderten Ecklisenen, Achsen, eingeschossig, nach dem Garten mit Sockelgeschoß und
geschwungener Freitreppe. Haustür, mit Rundbogen. Geschwungener Giebel über den schwach vorge-
zogenen Mittelachsen. Untergegangen.
Gräber der Lieblingshunde der Kurfürstin Karoline Hessen auf der Terrasse zur Seite des Gartenhauses,
mit Denksteinen, welche die Namen der Hunde trugen? Untergegangen.
Haus Nr. 30.6 Erbaut um 1770." Architekt vermutlich S. L. du Ryß Bauherr Staatsminister von, Gohr.
Später Palais Reichenbachß
Haus Nr. 31. Erbaut 1720." Architekt vermutlich Ch. du Ryßl Bauherr Oberjägermeister Karl von Boyne-
burg. 1731 an den Prinzen Maximilian verkauft? Später im Besitz von Chollet, dann herrschaftlich und
Sitz verschiedener Kollegien, nämlich der französischen Commission oder Canzley, des Ober-Bauamts, der
Landschaftlichen General-Steuer-Rectiücations-Commission und der Oberwege-Commissionßs 1778 wieder
zu einem Privathause überlassen." 14 Eigentümer 1792 Kommerzienrat Reinickßö Später als Romain'sches
Haus bezeichnet"; 1821 als lntendanturgebäude zum benachbarten Opernhause gezogen und mit einer
Durchfahrt versehen." 1910 abgebrochen. An seiner Stelle ein Teil des Warenhauses Tietz.
Haus Nr. 35,18 am Opernplatz. Freihausßg Erbaut um 1770.20 Architekt S. L. du Ry. Bauherr Staatsminister
Freiherr Waitz von Eschenfl in dessen Familie sich noch jetzt das Haus befindet. Zur Zeit der französischen
Stadtplan v. Selig 1781. Stadtplan v. Martens 1803. Stadtplan 1806. Vgl. Abschnitt Opernhaus" S. 531.
Abb. bei Niibel, Bauhütte. Bl. 12-14. Phot. Abb. im Besitze des Maschinen-Oberinspektors Waßmuth in Cassel. Nach Wollf,
in Mitt. d. Ver. f. hess. Gesch. 1909110 S. 83, ursprünglich Tanzsaal, der später durch Einbauten in eine amilienwohnung umgewandelt worden ist.
Hess. Erinnerungen S. 229 ff. Hessenland XXIV S. 44.
Gurlitt, Barockstil S. 443. Ebe, Cicerone II S. 258. Jacobi, Hugenotten XVV Nr. 17. Eisentraut, Kaserne S. 64.
Stadtplan um 1770.
Gerland, Du Ry S. 101.
Vgl. Abschnitt Palais Reichenbach" S. 403-405.
Nach einer beim Abbruch gefundenen kupfernen Inschrifttafel. Nach Heidelbach, Häusergeschichte, lautete die Inschrift Carl
von Boyneburg genant von Honstein oberiager meister v. General major der Cavallerie Anno 1720."
Gerland, Du Ry S. nimmt Paul du Ry als Architekt an. Paul du Ry starb 1714.
Vgl. Abschnitt Palais des Prinzen Maximilian" S. 386 f.
Schminke, Cassel S. 309.
14 Engelhard, Erdbeschreibung S. 109.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Kataster v. 1833. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Vgl. Abschnitt Opernhaus" S. 531.
18 Gurlitt, Barockstil S. 443. Gerland, Du Ry S. 98. Bramer, Häuser. Mebes, Um 1800 II S. 28. Phleps, du Ry S. 221 f.
Jacobi, Hugenotten XXIV Nr. 283 u. XXV Nr. 20. Abb. im Deutschen Baukalender 1910 III S. 26. Das Haus führt jetzt im Adreß-
buch die Nr. 35. Auch in den älteren Adreßbüchern besitzt es ebenso wie auf den älteren Stadtplänen nur eine einzige Hausnummer. In
Wirklichkeit ist der Grundriß, einschließlich der Haupttreppen, durch die Hauptachse in zwei selbständige Hälften geteilt, die allerdings einen
gemeinsamen Zugang besitzen. Diese Teilung erstreckt sich auch auf die Hofräume, die, abweichend vom Schema der Oberneustadt, nicht in
Seitenflügeln, sondern in einem Mitteltlügel angeordnet sind. Anscheinend war das große Haus also anfangs für zwei Familien bestimmt.
Im jetzigen Stadtplan führt es die Nr. 83 u. 35.
19 Casseler Tages-Anzeiger 1878 Nr. 7.
Stadtplan um 1770, wo das Haus eingetragen ist. Auf dem Stadtplan Oberneustadt v. Krug 1766 erscheint das Grundstück,
das als herrschaftlich bezeichnet wird, noch unbebaut. Gerland, Du Ry S. 124, setzt die Erbauungszeit um 1773 an. Dehio, Handbuch
S. 206, gibt 1773 als Jahr der Erbauung an.
21 Gerland, Du Ry S. 125 Waitz hatte dem Landgrafen bei einem Gastmahl versprochen, das Haus zu bauen, iiberwarf sich aber
während des Baues mit dem Landgrafen und trat in preußische Dienste, war anfangs in Schlesien als hoher Bergbeamter, später in Berlin
als Minister Friedrichs des Großen thätig. in welcher Stellung er 1776 starb. Er hatte sein Versprechen, das Haus zu bauen, während der
Errichtung des Gebäudes bereut."
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87.
Fremdherrschaft mit 20000 Talern eingeschätzt Bei der Belagerung der Stadt durch Czernitschefl 1813
durch zwei Kanonenkugeln getroffen. Wohnung des preußischen Gesandten von Canitzß Steinbau, 13
Achsen auf der Hauptfront, Achsen auf den Seitenfronten, die Mittelachsen um Achse als Risalit
vortretend, die Endachsen schwach vorgezogen, Geschosse, mit Ecklisenen und Kranzgesims in der
Brüstung des 1. Obergeschosses. Haustüren im Mittelrisalit, die in eine Eintrittshalle mit anschließendem
Treppenhaus führen, mit toskanischen Pilastern, Rundbogen und Schlußsteinen. Haustor bezw. Blende
in-den Endachsen, mit Rundbogen und Schlußstein. Fenster im 1. Obergeschoß mit Segmentbogen, beim
Mittelrisalit und in den Endachsen mit geschwungenem Deckgesims. Mansarde, mit rechteckiger Mittel-
kuppel. Dachgeschoß über Mittelrisalit, flachgedeckt, mit ovalen Fenstern und Balustrade. Öfen im
1. Obergeschoß, Empire.
Haus Nr. 37,4 Eckhaus Opernplatzß Erbaut um 17706 Architekt S. L. du Ry,? Bauherr Rouxß Eigen-
tümer 1804 Oberst von Roux? 1813 dessen Erben. Zur Zeit der französischen Fremdherrschaft das am
höchsten mit 24000 Talern eingeschätzte Privathaus der Stadt." Wohnung des Malers Prof. Ludw.
Hummel." 1837 vom Staat angekauft," zur Kommandantur bestimmt und vom General und Kommandeur
Bödicker bezogenßs Wohnung des am 1. September 1870 bei Sedan gefallenen Generalleutnants von
Gersdorff, der auch von diesem Hause aus mit militärischem Gepräge beerdigt wurde." Jetzt Dienstgebäude
des Stabes der 3. Kavallerie-Division. Eigentümer das Reich. Steinbau, Achsen an der Königsstraße,
10 Achsen am Opernplatz, Geschosse, mit Eck- und Mittellisenen, mit Kranzgesims über dem Erdgeschoß
und Bandgesims über dem 2. Obergeschoß. Haustür an der Königsstraße, mit Segmentbogen und ver-
ziertem Schlußstein. Haustor am Opernplatz, mit Rundbogen, Schlußstein und Deckgesims. Balkon über
der Haustür, auf Volutenkonsolen mit Köpfen, mit reichem Eisengitter. Die drei Mittelfenster an der
Königsstraße mit verzierten Schlußsteinen und Giebeln. Dachgeschoß an der Königsstraße über den fünf
Mittelachsen, mit Giebel mit Kreisfenster. Dachgeschosse über je Achsen am Opernplatz, mit Giebel
mit Kreisfenster. Mansarde. An der Westecke Flügel nach dem Opernplatze, wie Hauptbau, Achsen
auf jeder Front mit Einfahrtor, bei Anlage der Theaterstraße abgebrochen und durch Risalitbau in der Flucht
und im Stile des Hauptbaues ersetzt. Treppe, dreiläufig; Pfosten mit Rankenornament. lnnentür, geschnitzt.
Haus Nr. 39.15 Erbaut 1767.16 Architekt S. L. du Ry, der Schwager des Bauherrn." Bauherr Oberappellations-
gerichtsrat Ph. Koppßs Eigentümer 1799 Fabrikant Andr. Henr. Thorbecke, 1817 Tabaksfabrikant Heinr.
Eisentraut, Kaserne S. 64. Adreßbücher.
Das Treppenhaus enthält zwei nebeneinander liegende und durch eine Scheidemauer getrennte breite Treppen, von denen jede
anscheinend für eine besondere Wohnung bestimmt war. Hierauf bezieht sich vielleicht die Bemerkung bei Engelhard, Erdbeschreibung
S. 72, daß das große Waizische Haus", mit dem der neue Anbau" der Königsstraße den Anfang machte, nach besonderer Erfindung"
eingerichtet war.
Cassel 1839 S. 35. Jacobi, Hugenotten XXV Nr. 20. Bereits auf Stadtplan v. Leopold 1742 u. 1757 angedeutet.
Nach Garnison Cassel S. 135, 1772-1774. Das Haus, vielleicht Entwurf, ist eingetragen im Stadtplan v. du Ry 1768.
Gerland, Du Ry S. 104 u. 125. Eisentraut, Kaserne S. 64. Heidelbach, Häusergeschichte. Jacobi, Hugenotten XXV Nr. 20.
ln der Literatur allgemein als Großkaufmann Roux angegeben. Der Stadtplan um 1770 enthält die Eintragung aseßor Roux".
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel. Eisentraut, Kaserne S. 64. Adreßbücher. Garnison Cassel S. 135.
Neuber, Gouvernements-Gebäude. Vgl. Haus Wilhelmshöher Platz Nr. 5.
Mitteilung des Herrn Zolldirektors Woringer. Jacobi, Hugenotten XXV Nr. 20.
Engelhard, Erdbeschreibung S. 55f Die Esplanade, oder das Glacis der Festung, die zwar durch Reihen von Lindenbäurnen,
und dazwischen liegende grüne Rasenstücke bis an den Wallgraben zu einem der schönestenßpatziergänge eingerichtet war, trennete diese
neue Stadt die Oberneustadt von der Altstadt; Und bis an das neue Thor blieb eine lange Reihe von Gärten, die jedoch mit gleichförmigen
Stacketen versehen waren. An ihnen her gieng ein mit der jetzigen Königsstraße gleichlaufender breiter gerader und gepflasterter Weg zu
der Altstadt, der auf der anderen Seite von einem ebenso langen Stücke der zur Esplanade gehörigen Spatziergänge eingeschlossen wurde.
Da nun des jetzt gnädigstregierenden Herrn Landgrafen Friedrichs ll. hochfürstl. Durchlaucht die Verschönerung ihrer Residenz vornehmlich
zum Augenmerke hatten So beschlossen höchstdieselben fürerst, diese nach der Altstadt zu dem neuen Thore führende Reihe Gärten bebauen
zu lassen. Dersdermalige Herr Gelieimrath Kopp machte mit Erbauung eines ansehnlichen Hauses der damaligen Esplanade und dem nun-
mehrigen Friedrichsplatze gegenüber im Jahre 1767 dazu den Anfang. Worauf mehrere sich zu Nachfolgern angaben". Gerland, Du Ry S. 104.
Heidelbach, Häusergeschichte. Jacobi, Hugenotten XXV Nr. 20.
18 Stadtplan um 1770. Gerland, Kopp S. 172. Vgl. Haus Wilhelmshöher Platz Nr. 5.
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Friedr. Strubbergi 1838 Gattin des Dr. med. Pfeiffer Geburtshaus des Schriftstellers Friedr. Strubberg.
Untergegangen. An seiner Stelle moderner Neubau. Residenzcafe.
Seitenflügel. Früher Tabaksfabrik, die Tabaksdose", jetzt zu Wohnungen umgebaut.
Haus Nr. 41.2 Erbaut 1771? Bauherr Bildhauer .l. A. Nahlß Bildhauer des plastischen Schmuckes J. A. Nahl.
Maler der Wand- und Deckenbilder vermutlich J. A. Nahl d. J., angeblich auch J. H. Tischbein. Eigen-
tümer 1814 Kaufmann Franz Heinr. Thorbecke, 1837 Tabaksfabrikant Franz Heinr.Thorbecke,5 jetzt Anna
von Griesheim. Bei der Belagerung der Stadt durch Czernitscheff 1813 durch Kanonenkugel getroffen.
Steinbau, 11 Achsen, Geschosse, mit Quaderung im'Erdgeschoß, mit Kranzgesims über dem Erdgeschoß
und mit niedrigen verzierten Brüstungsgittern in den Fenstern des Obergeschosses. Die mittleren Achsen
Geschosse, schwach vorgezogen, mit gequaderten Ecklisenen und Giebel. Haustür in der Mittelachse, recht-
eckig, mit verziertem Schlußstein. Vor der Haustür anscheinend früher Freitreppe mit eisernem Stab-
geländerß Über der Haustür Balkon auf seitlichen Volutenkonsolen mit Masken und mittlerer Muschel-
konsole, mit reichem Eisengitter mit dem Monogramm und der Jahreszahl 1771". Balkontür,
mit geschwungenem Deckgesims und Muschelbekrönung. Die Nebenfenster und die Fenster des 2. Ober-
geschosses mit verzierten Schlußsteinen. Unter dem Hauptgesims in den Zwischenfeldern neben dem
Mittelfenster Gehänge mit Emblemen der Kunst und Wissenschaft. lm Giebelfeld Kreisfenster in Rocail-
kartusche und Embleme der Kunst. Die Endachsen schwach vorgezogen, mit gequaderten Ecklisenen und
Volutengiebel, dessen geschwungene Abdeckung seitlich von Putten besetzt ist und in der Mitte ursprünglich
von einer Statue gekrönt wurde, die wegen Verwitterung 1797 herabgenommen und durch eine Vase
ersetzt wurde? Haustor bezw. Blende in den Endachsen, mit Korbbogen und Kopf-Schlußstein. lm
Giebelfelde der Endachsen großes Kreisfenster mit ornamentaler Umrahmung. Fensteröffnungen im Erd-
geschoß 1878 verändertß lm Erdgeschoß Kanonenkugel mit der Aufschrift 1813". Stuckrelief in der
Eintrittshalle, kreisförmig, mit der Inschrift FRIDERICUS II. D. G. HASS. LANDG." Treppenhaus mit
reichem schmiedeeisernen Geländer, Rundbogennischen mit Figuren, kreisförmigem allegorischen Decken-
gemälde mit ornamentaler Stucküberleitung zur Wand. Mittelsaal im Obergeschoß, mit biblischen Wand-
gemälden und Supraporten, kreisförmigem allegorischen Deckengemälde, Parkettfußboden und Tonöfen
mit Figurenaufsätzen. Nebenräume im Obergeschoß mit Landschafts-Supraporten und allegorischen
Deckengemälden.
te fl ge l. Früher Tabaksfabrik."
Kataster, Brandversicherungs-Anstalt Cassel. Heidelbach, Häusergeschichte. Über Strubberg vgl. Lobe, Wanderungen S. 80 und
Neuber, in Mitt. d. Ver. f. hess. Gesch. 1909110 S. 82f.
Dehio, Handbuch S. 206. Abb. in Deutsche Bauzeitung 1905 S. 503.
Nach Gerland, Du Ry S. 104 und Heidelbach, S. 48 1767, nach Phleps, du Ry S. 221, 1766. Das Haus, Entwurf, ist ein-
getragen im Stadtplan v. du Ry 1768.
Heidelbach, Kassel S. 48. Nach Gerland, Du Ry S. 104, war der Maler J. A. Nahl der Bauherr. Der Maler J. A. Nahl
kommt als Bauherr nicht in Frage. Er wurde erst 1752 geboren, ging frühzeitig auf Reisen und kehrte erst 1781 nach Cassel zurück.
Kania, Nahl, gibt den Maler J. W. Nahl als Bauherrn an, der ebenfalls nicht in Frage kommt, da er erst 1803 geboren wurde. Im Stadt-
plan um 1770 ist als Bauherr Profeßor Nahl" eingetragen. Als Architekt wird von Gerland, Du Ry S. 104, S. L. du Ry angegeben.
Das Haus ist um so merkwürdiger, als es die letzte Arbeit Du Ry's auf dem Gebiete des Rokoko darstellt. Auch dies Haus wird von
der Familien-Überlieferung Du Ry zugeschrieben, und es kann hier alles das wiederholt werden, was bezüglich der Urheberschaft Du.Ry's
und des Zusammenwirkens mit einem anderen Künstler bezüglich des Hauses des Bildhauers Nahl am Königsplatz gesagt worden ist,"' nur
mit dem Unterschied, daß hier durch die Verzierungen angedeutet werden sollte, es sei das Haus der Sitz eines Malers, und wir finden auch
hier wieder im Zusammenwirken zweier Künstler, des Architekten Du Ry und des Malers Nahl, den Grund für eine besonders hervorragende
Leistungf". Vgl. Haus Königsplatz Nr. 55 S. 685 Anm. 13. Gnrlitt, Barockstil S. 440, vermutet Jussow als Architekten. Phleps, du Ry S. 221
Wir können den Entwurf dieses Baues nicht als Werk Du Rys allein betrachten. Außer einer reichen Ornamentation zeigt es Motive,
die der Art unseres Meisters geradezu widersprechen. Jedenfalls hat Nahl als Künstler entscheidend mitgewirkt".
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Abb. d. Königsstraße. Steinzeichnung v. Specht.
Gerland, Du Ry S. 105. Casseler Tages-Anzeiger 1878 Nr. 59.
Abb. bei Holtmeyer, Alt Cassel Taf. 88. Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Tafel 383,
Tafel 408,
Tafel 440.2
Tafel 393
Tafel 463
Tafel 394,
Tafel 463 u. 464
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Garten hinter dem Hause, bis zur Stadtgrenze, späteren Wolfsschlucht, durchgehend, vom Vorderhofe
durch niedrige halbkreisförmige Futtermauer mit Gitter und Zwischenpfeilern mit Putten getrennt, über
kleine Freitreppe zugänglich, mit Putten und Skulpturresten, später durch den Bau der Häuser an der
Wolfsschlucht verkleinert.
Haus Nr. 43. Erbaut um 1770. Bauherren Bertrand und Faure Eigentümer 1805 Hutfabrikant Francois
Faure, 1819 Kaffetier Philipp Adolph? 1835 Banquier J. M. Büding? Wohnung des Malers Louis
Katzensteinß Untergegangen. An seiner Stelle moderner Neubau.
Häuser Nr. 44 u. 46. Postställeß Abgebrochen 1829.13 Neubau von Bürgerhäusern 1830. Eigentümer
von Haus Nr. 44 1831 Maurermeister Jakob Losch, 1833 Schenkwirt Ludwig Ehle, 1840 Kaufmann
Philipp Hornstein jetzt Kaufmann Herm. Dippel, von Haus Nr. 46 1831 Tapezier Joachim Thoele,
1834 Schneidermeister Henrich Schmidt jetzt Kaufmann Siegfr. Levy. Gruppenbau, mit den Häusern
Königsplatz Nr. 38, 40 u. 42 zusammenhängend. Steinbau, 11 Achsen, sonst wie die Häuser Königsplatz
Nr. 38, 40 u. 42.
Haus Nr. 45.9 Sogenannter Fürstenhof, Fürstenhaus oder Prinzenhaus. Erbaut um 1770. Architekt ver-
mutlich S. L. du Ryß" Bauherr Regierungsrat Robert. 11 1771-1785 Lottohötel" für das von Landgraf
Friedrich Il. eingeführte Lotto, das Landgraf Wilhelm IX. bei seinem Regierungsantritt wieder aufhob.12
Stadtplan um 1770. Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel. Adreßbücher. Adreßbücher.
Abb. d. Königsplatzes. Aquarell v. Ph. L. Feidel. Weiß, Briefe S. 160.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel. Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Günderode, Briefe S. 40 f. Piderit, Cassel S. 312 f. Gurlitt, Barockstil S. 443. Ebe, Cicerone ll S. 258. Losch, Chroniken
S. 137. Heßler, Landeskunde S. 57. Brunner, Cassel S. 291.
Gerland, Du Ry S. 101. Narten, Cassel S. 270. Jacobi, Hugenotten Nr. 17. Stadtplan um 1770.
Engelhard, Erdbeschreibung S. 109 Das Lottohaus in dem neuen Theile der Königsstraße ist von dem Herrn Regierungs-
rathe Robert erbauet, bey Errichtung des Lotto in 1771 aber von des Herrn Landgrafen hochfürstl. Durchlaucht übernommen, und das Lotto
hinein geleget worden. Dieses wird seit der Zeit alle drey Wochen in demselben mit allen Feyerlichkeiten gezogen, und die zuletzt heraus-
gekommenen Zahlen oder Nummern sind auswendig an demselben beständig auf zierlich gemahlten Tafeln zu sehen. Das fürstliche Wappen
befindet sich über der Thüre aufgestellet. Und dieses an sich gar ansehnliche Haus g-iebt der Straße kein geringes Ansehen. Der Aufriß von
demselben findet sich vor dem Lottokalender von 1774 und 1775." Woringer, in Mitt. d. Ver. f. hess. Gesch. 1909110 S. 83 f. Das aus
Genua stammende Lotto- Spiel wurde durch Patent vom 14. Juni 1771 neben der bereits seit 1736 bestehenden Klassen-Lotterie eingeführt
und war zunächst nur den Bewohnern von Kassel zugänglich. Durch Patent vom 17. Dezember 1771 wurde aber seine Wirksamkeit auf das
ganze Land ausgedehnt, später auch in Marburg eine Filiale gegründet. Die Einnahmen aus dem Lotto sollten dem Unterhalte des Kasseler
Armen-, Waisen- und Findelhauses dienen." Woringer, Lotto S. 24 ff Die größte Schwierigkeit machte die Beschaffung der Räume. Als
einziges Gebäude, in dem sich schickliche Räume für die Unterbringung des Lottos vorfanden, bezeichnet Wille Kriegsrat und Mitglied der
Direktion der Lotterie in einem an den Regierungsrat Robert gerichteten Schreiben vom 12. Juni 1771 den ,Stockholm', das bekannte an
der Ecke der Mittel- und Entengasse gelegene Wirtshaus, in dem 1714 Karl XII. von Schweden auf seinem Ritt von Bender nach Stralsund
übernachtete. Der Wirt im ,Stockholm', Johann George Holzschue, scheint in Vermögensverfall geraten gewesen zu sein, vielleicht lag auch
eine Erbschaftsteilung oder ähnliches vor. Jedenfalls hatte das Oberappellationsgericht den öffentlichen Verkauf des Hauses, und zwar zum
zweitenmale, angeordnet. Holzschue hatte sich zwar bereit erklärt, die erste Etage seines Hauses der Lottoverwaltung gegen eine monatliche
Miete von 12 Talern einzuräumen. Unter den vorliegenden Umständen war es aber doch zweifelhaft, ob der künftige Besitzer des Hauses,
der es im Zwangsverkauf erstehen würde, mit dieser Abmachung einverstanden sein würde. Der Landgraf wies dann auf das bisherige Quartier
des Generals Müller hin, der als Vicekommandant der Stadt Kassel das Dörnbergische Haus am Martinsplatz bewohnt hatte und 1770 nach
Schmalkalden versetzt war. Auch dieses Gebäude wurde für geeignet erklärt, der Landgraf entschied aber dann doch in der Geheimenrat-
sitzung vom 14 Juni 1771 für die vorläufige Anmietung des Stockholms. Aus der Anmietung des ersten Stockwerks im ,Stockholm'
war nichts geworden; weshalb, ist nicht aus den Akten zu ersehen. Der Landgraf hatte deshalb in der Geheimratssitzung vom 10. August
1771 als Dienstraum für das Lotto vorläufig das Altstädter Rathaus bestimmt. Dies schien aber wenig geeignet. Da fand sich eine sehr
passende Gelegenheit, indem der obenerwähnte Regierungsrat Robert sein von ihm in der Königsstraße neuerbautes Haus zum Kauf anbot.
Man griff zu und gewann dadurch ein gut geeignetes Gebäude in bester Lage der Stadt Die Ziehungen geschahen mit möglichstem
Prunk. An den Ziehungstagen stellte die ständig im ,Lottohötel' befindliche Militärwache mehrere Posten vor dem Hause auf. Unter einem
Fenster wurde ein mit seidenen Fransen besetztes grünes Tuch befestigt, auf dem in Stickerei das hessische Wappen und die Inschrift ,Die
heute aus dem Glücksrad gezogene Nummern sind' sich befanden. Im Ziehungssaale war eine grünbelegte Tribüne errichtet, auf der das
Glücksrad so aufgestellt war, das man es von der Straße aus sehen konnte Die Nummern wurden in Gold auf einem unter dem er-
wähnten grünen Tuch an der Außenseite des Hauses angebrachten blaulackierten Brett aufgesteckt, wobei Trompeter und Pauker in Tätigkeit
traten. An den Wohnungen der Kollekteure war der hessische Wappenlöwe mit der Überschrift ,Hochfürstl. Hessen-Casselische Zahlen-Lotterie
oder Lotto di Genua. Comtoir Nr. auf Tuch gemalt, angebracht." S. Tafel 61 Abb. 2. Über das Lotto in Cassel vgl. auch S., Reisen.
Leipzig S. 87 f. Vgl. auch Stadtplan um 1770, wo die Häuser Frankfurter Straße Nr. 29 u. 31 als 1. und 2. Lotteriehaus eingetragen sind.
Heidelbach, Kassel S. 48. Casseler Allgem. Zeitung 1916 Nr. 71.-
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Darauf Hotel der Departements des Kriegskollegiums Später Geheime Kanzlei2 und Geheimes Cabinets-
gebäudeß Von Kurfürst Wilhelm II. zum Logierhaus für fremde Fürstlichkeiten bestimmt 1874-1877
Wohnung des Prinzen, späteren Kaiser Wilhelm lI., als er das benachbarte Gymnasium besuchte, und
von dessen Bruder Heinrich, der das Realgymnasium besuchte. Später Wohnung des Herzogs Paul von
Mecklenburg-Schwerin und des Prinzen Leopold von Preußen. Zuletzt Wohnung des Prinzen Joachim
von Preußen. 1918 Reservelazarett. Dann Arbeitsamt. Jetzt Wohnhaus. Eigentümerin die Stadt.
Steinbau, Achsen, Geschosse, mit Quaderung im Erdgeschoß, mit Kranzgesims über dem Erdgeschoß,
mit Eck- und Mittellisenen. Haustür und Fenster des Erdgeschosses mit einfachen Schlußsteinen. Haustor
bezw. Blende in den Endachsen, mit Rundbogen. Die Mittelfenster des 1. und 2. Obergeschosses mit
verzierten Schlußsteinen. Dachgeschoß über den schwach vorgezogenen Mittelachsen, mit Ecklisenen
mit Kapitellen und Giebel mit Kreisfenster, im Giebelfeld Stuckornament.
Garten hinter dem Hause, bis zur Stadtgrenze, der späteren Wolfsschlucht, durchgehend? während des
Schulbesuches des Prinzen, späteren Kaisers Wilhelm II., durch eine Holztreppe mit dem Hofe des be-
nachbarten Gymnasiums verbunden, die zum Gebrauche des Prinzen diente.
Remise im Hinterteil des Gartens, an die Wolfsschlucht grenzend.
Haus Nr. 47.6 Erbaut 1769? Architekt vermutlich S. L. du Ryß Bildhauer der Balkonfiguren Gebrüder
Heyd.9 Bauherr Kriegs- und Domänenrat von Zanthierß" Von Landgraf Friedrich ll. 1778 für 18000 Taler
angekauft und mit einem Kostenaufwande von 5087 Talern zum Lyceum Fridericianum eingerichtet,"
durch Stiftung vom 23. April 1779 der Stadt als publiques Stadtgebäude und öffentliches Stadtschulhaus"
geschenktw und am 14. August desselben Jahres eingeweiht, bei welcher Gelegenheit Denkmünzen
geschlagen wurdenla und Denkschriften entstandenß 1781 um ein Seminarlü erweitert, 1782 durch
Apell, Cassel 1792 S. 86. Krieger, Cassel S. 281 u. 340.
Apell, Cassel 1825 S. 47. Piderit, Cassel S. 312 f. Narten, Cassel S. 270. Stadtplan v. Selig 1781.
Bibra, Cassel S. 19 u. 27 f. Richter, Lyceum. Günderode, Briefe S. 128 f. Apell, Cassel 1792 S. 86. Krieger, Cassel S.
327 f. Cassel u. Wilhelmshoehe 1828 S. 50 f. Lobe, Wanderungen S. 80 f. Kassel 1839 S. 35 f. Buderus, Lehranstalten S. 156
Piderit, Cassel S. 307 f. Hess. Erinnerungen S. 193 ff. Narten, Cassel S. 293. Gurlitt, Barockstil S. 443. Gerland, Du Ry S. 101.
Ebe, Cicerone II S. 258. Jacobi, Hugenotten XXV Nr. 17. Heidelbach, Kassel S. 47 f.
Wigand, Chronik II S. 316. Weber, Gelehrtenschule S. 323. Brunner, Cassel S. 296. Gurlitt, Barockstil S. 443 Angeblich
um 1780, doch wohl früher".
Gerland, Du Ry S. 101. Weber, Gelehrtenschule S. 324.
Stadtplan um 1770.
Weber, Gelehrtenschule S. 295 Zur neuen Einrichtung des Lyceum soll der damalige Statthalter von Erfurt, nachmaliger Fürst
Primas, Carl Theodor von Dalberg, den Landgrafen veranlaßt haben. Vorangegangen war das Beispiel Herzog Ernst II. zu Gotha, auf dessen
Befehl das damalige Gymnasium 1772 und 1776 reformiert wurde. Auch war in Sachsen 1773 eine erneuerte Schulordnung für die lateinischen
Stadtschulen hervorgegangen. Einen thätigen Einfluß dürfte bei der Einrichtung des Lyceum auch der damalige Direktor des Collegium
Carolinum, der Staatsminister Martin Ernst von Schlieffen, gehabt haben, nicht minder der Vicekanzler Geheimrath Lennep als dankbarer
Schüler der ehemaligen Stadtschule". Die Gründung des Lyceums bedeutete für die Casseler Schulverhältnisse einen erheblichen Fortschritt.
Die alte Stadtschule im Kreuzgange der Martinskirche war innerlich und äußerlich verfallen. Sowohl dem Kirchenkasten wie der Stadt-
kämmerei fehlte es an Geld, diese schon 1734 der ganzen Stadt zum Spectakul stehende Mördergrube" baulich zu unterhalten. An Geld-
mangel war auch der Plan gescheitert, das Haus des Oberforstmeisters von Schachten, die spätere alte Post", für Schulzwecke anzukaufen.
Als 1777 der Kreuzgang der Martinskirche abgebrochen wurde, siedeltejdas Pädagogium vorläufig in das Doläus'sche Haus in der Schloß-
straße über. Von hier aus erfolgte der Einzug in das Lyceum ridericianum.
Hess. Beiträge II S. 364ff.
13 Holfmeister, Münzen III S. 126 Nr. 5155, IV S. 324 Nr. 6395 u. S. 331 Nr. 6421. Piderit, Cassel S. 309 Anm., wo
auch jüngere Denkmünzen erwähnt sind.
14 Dem Durchlauchtigsten Herrn Friederich dem Zweyten Landgraf zu Hessen bey Gelegenheit der, am 14ten August
1779 als dem höchsten Geburtstage desselben Fürsten, feyerlichst vollzogenen Einweihung des Lycei Fridericiani von Höchstderoselben unter-
thänigsten Knechten, den sämtlichen Gilden und Zünften im Namen der ganzen Bürgerschaft der Residenz Stadt Cassel. Casparson. Zur
feyerlichen Einweihung des von Jhro Hochfürstlichen Durchlaucht Friedrich dem Zweyten Regierenden Landgrafen zu Hessen gestifteten
Lycei Friedericiani an Höchstderoselben Geburthsfeste, in Musik gesetzt durch Herrn J. Becker. Richter, C. L., Rede," welche bei der
feierlichen Einweihung des von Sr. Hochfürstlichen Durchlaucht Friedrich II. regierenden Landgrafen in Hessen, gnädigst gestifteten Lycei
Fridericiani in Höchst Dero Residenz-Stadt Cassel gehalten worden den 14. August 1779.
15 Campe, Reisebeschreibungen S. 135
Tafel 386,
Tlfel 440,
T1111 604,st1
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Tafel 386,
Tafel 429,8
Tafel 438, u.
Ankauf des ebenfalls Zanthier gehörenden Hintergebäudes und des zugehörigen Gartens vergrößert
Schulzimmer und Lehrerwohnungen im Vordergebäude, Lehrerwohnungen und Internat im Hintergebäude.
1785 von den Landständen mit 1200 Talern bedacht. 1788 mit neuer Orgel in der Lehrstube ausgestattet.
1789 Seminargebäude um ein Stockwerk erhöht? Zur Zeit der französischen Fremdherrschaft zunächst
nebst den daran stoßenden Schulmeister-Seminarium zur Hälfte in ein Finanz-Büreau verwandelt",3 dann
ganz vom Finanzministerium beschlagnahmt; die Wohnräume 1807 beschränkt, 1811 ganz aufgehoben
1812 Lehranstalt mit einer Bürgerschule vereinigt? das Lyceum in das in der unteren Karlsstraße gelegene
von Malsburg'sche Haus die Bürgerschule in das Hallengebäude am Königsplatz7 verlegt. 1814 als
Lyceum Fridericianum wiederhergestellt, mit einem Kostenaufwande von 1200 Talern instand gesetzt
und mit zwei neuen Nebengebäuden versehen. 1816 wieder von Lehrern und Schülern bezogenß 1835
bezw. 1840 in ein staatliches Gymnasium umgewandelt, das als Friedrichsgymnasium noch heute besteht.
Jetzt Geschäftsräume und Wohnungen. Eigentümer der Staat. Steinbau, Achsen, Geschosse, mit Kranz-
gesims über dem Erdgeschoß und Bandgesims über dem 2. Obergeschoß. Haustür Vorbau, mit toskanischen
Doppelsäulen und Balkon mit Balustern und seitlichen sitzenden Figuren, Religion und Wissenschaft Fleiß
darstellend. Balkontür, mit geradem Gebälk. Haustor bezw. Blende in den Endachsen, mit Rundbogen,
Kämpfern und Schlußstein. Marmortafel, rechteckig, mit der Inschrift LYCEVM FRIEDERICIANVM"?
Dachgeschoß über den schwach vorgezogenen Mittelachsen, mit Giebel und Kreisfensterßo
Garten hinter dem Hause, bis zur Stadtgrenze, der späteren Wolfsschlucht, durchgehend, früher mit
Lehranlagen für Seidenbau und Bienenzucht versehen.
Hintergebäude im Vorderteile des Gartensßl Zu Beginn des 19. Jahrhunderts nicht mehr vorhanden."
Remisen im Hinterteile des Gartens, an die Wolfsschlucht grenzend. Abgebrochen. An ihrer Stelle
Neubau des Friedrichsgymnasiums, das Prinz Wilhelm von Preußen, der nachmalige Kaiser Wilhelm II.
bis zur Ablegung der Reifeprüfung besuchte.
Häuser Nr. 48 u. 50.13 Erbaut um 1825.14 Gruppenbau. Steinbau, Geschosse. Mittelbau, Achsen, mit
korinthischen Pilastern im 1. u. 2. Obergeschoß und Architrav über dem 2. Obergeschoß. Fenster im
Hess. Beiträge II S. 366, wo als Kosten für den Ankauf 4000 Taler und für die Einrichtung 1300 Taler angegeben werden.
Nach Krieger, Cassel S. 327f, erkaufte der Landgraf im Jahre 1783 das hinter dem Lyzeum gelegene ansehnliche Gebäude mit dem dabey
befindlichen großen und schönen Garten und verwendete? auf die zweckmäßige Einrichtung des ersteren, sowohl zur Wohnung der Lehrer
als auch einer größeren Anzahl Seminaristen, als auch auf die Umschaffung des Gartens in Maulbeerplantagen, worin zugleich die Zöglinge
die Baumzucht, den Seidenbau nnd die Bienenzucht lernen sollten, die ansehnliche Summe von 30000 Thalern". Danach Piderit, Cassel S. 309 f.
Krieger, Cassel S. 328.
Nemnich, Tagebuch. Hessenland III S. 330.
Jacobi, Hugenotten XXV Nr. 17 ln historischer Beziehung knüpft sich an dieses Haus die Tatsache, daß in seinen Mauern der
westfälische Finanzminister v. Bülow wohnte und daß dort auch der großartige Apparat der Finanzverwaltung des Königsreichs Westfalen
untergebracht war. Alsbald nach seiner Rückkunft von Paris, wo Bülow mit Napoleon I. lange verhandelte, erfolgte sein Sturz und er erhielt
den Befehl, innerhalb 24 Stunden Cassel zu verlassen. Nach ihm zog von Malclius in die Räume ein, der übrigens einen Teil des Grund
und Bodens des Lyzeums Fridericianums zu dem hinter dem Finanzministerium gelegenen kleinen Parke schlug".
Bach, Kirchenstatistik S. 37 1812 wurde die Garnisonkirche in ein Fourage-Magazin verwandelt. Die Bänke und übrigen
Gegenstände wurden erst auf den Boden der lutherischen Kirche gebracht, hernach aber im Lyzeum und in der Bürgerschule verwendet".
Vgl. Haus Untere Karlsstraße Nr. 1.
Vgl. Abschnitt Hallen" S. 629.
Weber, Gelehrtenschule S. 324i, S. 355 368i u. 412f.
Über die Schreibweise FRIEDERICIANUM statt FRIDERICIANUM vgl. Regentenhaus S. 30f u. Piderit, Cassel, S. 308 Anm.
10 Grundrisse Murhardbibliothek Cassel. Grundriß u. Aufriß bei Weber, Gelehrtenschule Taf. 2. Aufriß der Hintergebäude auf
Gedenkblatt an den XI. Mai MDCCLX, als den Jahrestag der vor XXV Jahren geschehenen Eröffnung des Gymnasiums zu Cassel, genannt
Lyzeum Fridericianum. Seinen und des Gymnasiums Freunden gewidmet von Dr. Gross". Über die ehemalige Einrichtung vgl. auch
Münscher, Magazin f. d. Kirchen- u. Schulwesen bes. in Hessen S. 72 ff.
Stadtplan v. Selig 1781.
Stadtplan v. Selig 1822.
13 Abb. bei Zetsche, Zopf u. Empire Taf. 14.
14 Auf Stadtplan v. Selig 1822 noch nicht eingetragen.
1826 vermerkt.
Im Kataster, Brandversicherungs-Anstalt Cassel, zum Jahr 1825 bezw.
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1. Obergeschoß mit Rosetten und horizontalen Zweigen in den Brüstungen und mit Vasen, Füllhörnern
und Ranken in den Lünetten. Hauptgesims mit Zahnschnitt und Konsolen. Giebel, mit Halbkreisfenstern.
Südlicher Flankenbau, Achsen, mit Kranzgesims in Fensterbrüstung des 1. Obergeschosses und mit
breitem Bandgesims über dem 2. Obergeschoß. Nördlicher Flankenbau, Eckhaus Hedwigstraße unter-
gegangen. An seiner Stelle moderner Neubau.
Haus Nr. 58,1 Eckhaus Philippsstraße. Früher Gasthaus Zum Kronprinz von Preußen"? dann Preußischer
Hof", Hotel de Prusse",3 1837 Russischer Hof", Hotel de Russie".4 Eigentümer 1824 Gastwirt Karl
Friedr. Müller, 1833 Gastwirt Christoph Klein, 1861 Restaurateur Joh. Franz Schmelzß Dann Geschäfts-
und Wohnhaus. Eigentümer Drogenhändler Rosenzweig. Wohnung der Opernsängerin Marie Kindermann.
Steinbau, Achsen, Geschosse, mit jonischen Pilastern an den schwach vorgezogenen Mittelachsen des
1. u. 2. Obergeschosses, Kranzgesims in Fensterabrüstung des 1. Obergeschosses, Rankenfries zwischen den
Fenstern des 1. u. 2. Obergeschosses und Architrav über dem 2. Obergeschoß. Mittelbalkon über dem
Erdgeschoß, mit Eisengitter. Die Mittelfenster des 1. Obergeschosses mit Rosetten auf den Gewänden, Tafelßoß
Palmetten auf den Bögen, Füllhörnern und Medusenköpfen in den Lünetten; die übrigen Fenster des
1. Obergeschosses mit Gebälk. Hauptgesims mit Zahnschnitt. Klassizistisch.
Haus Nr. 71. Wohnung des Hofrats Prof. Niemeyerß
Häuser Nr. 72 u. 74. Reste des Südostflügels der Hohentorkaserne? Steinbau, Achsen, Geschosse, mit
verzahnten Eckquadern und Bandgesims in Fensterbrüstung des 3. Obergeschosses. Haus Nr. 72 mit
Bandgesims über den Fenstern des 1. Obergeschosses. Haus Nr. 74 Endbau des Kasernenflügels. Fenster
des 1. u. 2. Obergeschosses in den Achsen durch Zwischenstücke zusammengefaßt, mit Spiegel in der
Brüstung und Gebälk. Giebel über den Endachsen, mit Halbkreisfenster.
Häuser Nr. 73 u. 75. 1866 Apotheke Zum Einhornßß jetzt Einhornapotheke. Wohnung des Architekten Albr. Rosen-
garten und des Pastell- und Miniaturmalers Friedr. Rouxß An der Front springendes Einhorn auf Konsole, vergoldet.
Haus Nr. 77, Eckhaus Hohentorstraße. Reste der Hohentorkaserne, Kasernenwache. Entstellt und zu einem
Geschäftshaus ausgebaut.
Haus Nr. 82, Eckhaus Bremer Straße. Stall für die Pferde der Adjutanten der in Cassel garnisonierenden
lnfanterieregimenter, dessen schiefe Stellung zur Richtung der Königsstraße bei seiner Erbauung viel Auf-
sehen erregte. Untergegangen. An seiner Stelle modernes Lagerhaus.
Haus Nr. 86. Erbaut um 1830.10 Sogenannter Elefantenkasten. Geschäftshaus des Großindustriellen Aschrott,
der hier einen Leinenhandel betrieb. Steinbau, Achsen, Geschosse, mit Rosetten- und Palmettenfries
über dem Erdgeschoss und mit Architrav über dem 3. Obergeschoß. Mittelbalkon über Erdgeschoß, auf
Konsolen und Atlanten, mit Eisengitter. Fenster des 1. Obergeschosses mit Gebälk und Volutenverdachung.
Hauptgesims mit Zahnschnitt, Konsolen und Kassetten.
Haus Nr. 95. Gartenhaus. Erbaut um 1790.11 Wohnung des Hofbildhauers Prof. Joh. Christian Ruhl." Fach-
werk, verputzt; Mittelteil, vortretend, Achsen, Geschosse, mit Giebel; Seitenteile je Achsen, Geschosse.
Pavillons vor dem Hause, seitlich, einzelstehend. Erbaut um 1790. 1822 nicht mehr vorhanden."
Garten vor dem Hause." An seiner Stelle jetzt moderner Neubau des Diakonissenhauses.
Haus Nr. 99. Gartenhaus. Erbaut um 1830.15 Fachwerk, verputzt, Achsen, Geschosse. Erdgeschoß im Tafel 397,3 u.4
Vorderteil offene Halle, mit toskanischen Säulen.
Abb. bei Zetsche, Zopf u. Empire Taf. 16. Stadtplan v. Koppen 1830.
Abb. Hotel de Prusse Lith. v. C. W. Korff in Elberfeld.
Abb. Hotel de Russie v. J. C. Klein", Lith. v. G. Francke in Cassel. Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Adreßbuch 1819. Vgl. Abschnitt Hohentorkaserne" S. 492. Vgl. Haus Brüderstraße Nr. 13. Adreßbücher.
lm Stadtplan v. Selig 1822 noch nicht eingetragen, im Stadtplan v. Böckel 1840 eingetragen.
11 lm Stadtplan v. Selig 1781 noch nicht eingetragen, im Stadtplan v. Martens 1803 eingetragen.
Adreßbuch 1819. Woringer, in Hessenland XXX S. 323, nimmt an, daß Ruhl, der früher in den Häusern Marktgasse Nr. 23
und Holländische Straße Nr. gewohnt hatte, das Haus Königsstraße Nr. 95 selbst erbaut hat. Stadtplan v. Selig 1822.
14 Stadtplan v. Martens 1803. 15 lm Stadtplan v. Selig 1822 noch nicht eingetragen, im Stadtplan v. Böckel 1840 eingetragen,
Qäääääääääl 697 Qää äääääää
Bau- und Kunsldenkmäler 1m Reglerungsbezurk Cassel. Vl. Cassel-Stadt. 88
Königstorf
Haus Nr. 2. Erbaut anfangs des 19. Jahrhunderts. Bauherr Oberfmanzrat von Meisterlin. Eigentümer später
Hofrat Knierim, zuletzt Mond. Wohnung der Dichterin Engelhardt, geb. Gatterer. Von Spohr viel be-
sucht, der hier angeblich zum letzten Male Geige spielte. 1890 abgebrochen An seiner Stelle Neubau.
Garten, mit seltenen Baumartenß Untergegangen.
Haus Nr. 17, Eckhaus Ulmenstraße. 1836-1846 Wohnung der Charlotte Diede, der Freundin Wilhelm von
Hulmboldts. Abgebrochen. An seiner Stelle moderner Neubau.
Haus Nr. 34. Gastwirtschaft Zur geschwollenen Ratte". Untergegangen. An seiner Stelle moderner
Neubau.
Kreuzstraßef
Haus Nr. 13. Erdgeschoß Steinbau, mit Simagurt. Haustür, rechteckig, mit Karniesüberleitung in den oberen
Ecken und schmalem rechteckigen Oberlicht. Fenster rechteckig, zu zweien gekuppelt, mit profilierten Ge-
wänden. Obergeschosse Fachwerk, später verputzt, Gefache, mit Schiffskehlen, Rollen und Stäben
am auskragenden Quergebälk, sowie mit Fasen an den Schwellen und Füllhölzern. Dachhaus, mit Giebel.
Renaissance.
Haus Nr. 21, in der Mittelachse der Straße gelegen. 1605 bezeichnet als Ein hauß wid den wall stoßend
stehet in mitte gaße gehortt d. stadt zum hirten haußeüä Untergegangen.
Haus Nr. 22. Einwohner 1605 Eseltreiber Henrich Höffß Untergegangen. An seiner Stelle freier Platz.
Kruggasse.
Haus Nr. 2. Eigentümer 1605 Künne StirnF Untergegangen. Neubau 1609. Architekt Matthäus Dingel.
Bauherr Georg Starcke. Eigentümer 1610 Georg Starckeß 1791 Schneidermeister Happelß jetzt Seifen-
fabrikanten Kuhlmann u. König. Erdgeschoß Steinbau, mit Simagurt. Haustür, mit Rundbogen, Quader-
einfassung, toskanischen Quaderpilastern, Architrav, zweiteiligem Oberlicht, rechteckig, mit profilierten Ge-
wänden und Schnörkelwangen, auf Schlußstein Frauenkopf mit Kragen und Haube, anscheinend Porträt,
in den Bogenzwickeln Kartuschen mit Wappen Löwenkämpfer und G. und Hausmarke, auf Architrav
die Inschrift ALLE MEIN THVN ZV IDER FRIST STEHET IM NAMEN IHESV CHRIST MEIN
ANFANGK VND MEIN ENDE STHET ALLES IN GOTT HENDE DER STEHE MIR BEY FRVE
VND SPAT BIS MEIN LEBEN EIN ENDE HATTQ" auf dem Mittelpfosten des Oberlichtes die In-
schrift und Meisterzeichen Andreaskreuz mit Hakenenden, der eine Balken senkrecht gestellt,
über den Schnörkelwangen die Inschrift 1609".11 Fenster, rechteckig, mit profilierten Gewänden. Ober-
Über den Zustand 1814 schreibt die Garküche S. Vor dem Königs-Thor ist ein einziger Garten, ein einziges Haus dieses
Namens Gärten und Lusthäuser in dem Geschmack und Styl anderer großer Städte Teutschlands würdig, die Besitzung des Königlichen
Appellations-Richters, Herrn Brandis, jetzt in eine Bier- und Branntweinschenke, in einen gemeinen Tanzboden umgeschalien, die zwei besseren
und ganz neu erbauten Häuser der Franzosen Grandjean und Delahaye stehen dicht am Thor unbewohnt und verlassen da". Daselbst S. 94
Vor dem Königsthor, unweit Delahaye und Grandjean, hatte sich ein Franzose angekauft, der in seinem Garten ein Belveder zur Schau
gab, nach chinesischer Art, buntscheckig und überall durchsichtig. Auf allen vier Seiten war in der Höhe unter dem Schirm P. C. Paul
Collignon, Hofbuchdrucker angebracht Woringer, Arnold S. 173.
Casseler Allgem. Zeitung v. 1. Juni 1890. Phot. Aufnahme v. E. Rothe.
Casseler Allgem. Zeitung v. 1. Juni 1890. Phot. Aufnahme v. E. Rothe.
In der Kreuzstraße lag früher das Gasthaus Zur goldenen Gans". Sein genauer Platz ist nicht bekannt. Wanderung durch
Cassel Nr. 1237.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Knetsch, Inschriften S. 260.
Nebelthau, Gebäude S. 83.
ääääää Gebäude.
geschosse Fachwerk, später verputzt, Gefache, mit Schiffskehlen, Schnüren, Diamantbändern, Bunden
und Kerbschnitt am auskragenden Quergebälk. Giebel über den Mittelgefachen, mit Krüppelwalm.
Haus Nr. 6. Früher Gasthaus Zum goldenen Adler", Absteigequartier der Boten
Haus Nr. 12. Fachwerk, später verputzt, Gefache, Geschosse, mit Stäben, Kehlen und abgerundeten
Füllhölzern am auskragenden Quergebälk. Dachhaus, mit Giebel und Krüppelwalm. Renaissance. Haustür
rechteckig, am Pfosten Inschrift, unleserlich." Barock.
Haus Nr. 13. Erdgeschoß Steinbau, mit Simagurt. Haustür, mit Kämpfern, Rundbogen und Quaderfugen.
Fenster, rechteckig, zu zweien gekuppelt, mit profilierten Gewänden. Renaissance.
Haus Nr. 8.
Kurfürstenstraße.
Wohnung des Malers Karl Wilh. Glinzer und des Malers Joh. Handwerkß
Leipziger Straße.
Haus Nr. 8. Früher Gasthaus Zum goldenen Helm", in der Neuzeit eingegangen. Helm, vergoldet, als
Wirtshauszeichen, nicht mehr vorhanden.
Haus Nr. 14, Eckhaus Kurze Straße. Gasthaus Zum Kurfürst".
Haus Nr. 60. Gastwirtschaft Zum Siechenhof".
Haus Nr. 69. Früher Gasthaus Zum roten Mantel".
Haus Nr, 71. Gasthaus Zum wilden Mann".
Haus Nr. 77. Früher Gasthaus Zum goldenen Löwen".
Haus Nr. 85. Gastwirtschaft Zu den drei Rosen" oder Zu den sechs A. B." Aushängeschild mit drei Rosen.
Haus Nr. 93. Früher Gastwirtschaft Zum weißen Schwan"; jetzt Müllerschenkeß
Haus Nr. 105. Gastwirtschaft Zur Spitze".
Haus Nr. 126. Früher Gastwirtschaft Zum schwarzen Adler".
Haus Nr. 288. Gastwirtschaft Zum Messinghof".
Marktgasse. 'l'afel 44,2, a2
Haus Nr. 3. Haustür, mit Rundbogen, profiliertem Gewände und Schlußstein; Flügel mit geschwungenen Tafel430,1
Füllungen. Barock. Treppe; Pfosten, bauchige Säule, auf Sockel mit Beschlagmuster. Renaissance. Tafel 454,5
Haus Nr. 5. Eigentümer 1605 Goldschmied Jakob Straube Streube? Untergegangen. An seiner Stelle
moderner Neubau.
Haus Nr. 6. Eigentümer 1605 Goldschmied Hans Möller Müller,6 1796 Gastwirt Hieron. Holtzhausen, 1834
Heinr. Christ. Hellmuth, 1854 Abr. Honnet, 1860 Bierbrauer Friedr. Bröckelmannß jetzt Schöfferhof-
Brauerei. 1707 Gasthaus Zur Stadt London", im 19. Jahrhundert Gasthaus Zum römischen Kaiser",8
jetzt Gastwirtschaft Zum alten Brauhaus". Fachwerk, später verputzt und erhöht, 13 Gefache, Ge-
schosse, mit Schiffskehlen, Schnüren, Bunden, Knospen und Kerbschnitt am auskragenden Quergebälk.
Renaissance. Treppenhaus Barock.
Haus Nr. 7. Eigentümerin 1605 Dr. Moritz' Witweß" Eigentümer 1805 Senator Sechehaye, 1822 Geh. Re-
gierungsrat Wetzell." Hoffront. Erdgeschoß Steinbau. Fenster, rechteckig, mit profilierten Gewänden.
Obergeschosse Fachwerk, später verputzt, mit abgerundeten Füllhölzern aus auskragendem Quergebälk.
Giebel, mit Krüppelwalm. Treppe; Pfosten, bauchiger Ständer, mit Kugelaufsatz; Wange profiliert;
Docken gedreht. Renaissance.
Adreßbücher. Wanderung d. Cassel Nr. 1235. Jetzt übermalt mit ANNO 1713". Adreßbücher.
Angeblich so genannt nach den drei Töchtern des Wirtes. l-läuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Gasse 16 u. 36.
l-läuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36. Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Kataster. Brandversicheruugs-Anstalt Cassel. Wanderung d. Cassel Nr. 1236. Nach Neuber, Gasthäuser Nr. 73, war das
Gasthaus Zum römischen Kaiser" das Haus Marktgasse Nr. 1. Abb. bei Holtmeyer, Alt Cassel Taf. 49.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36. Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
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Haus Nr. 11. Fachwerk, später verputzt, Gefache, Geschosse, mit Schiffskehlen, Rollen, Stäben und
Kehlen am auskragenden Quergebälk. Giebel, mit Krüppelwalm. Renaissance.
Haus Nr. 12. Eigentümer 1605 Gerhard von Lintz' Erben
Haus Nr. 13, Eckhaus Graben. Erbaut 1661. Eigentümer später Oberrentmeister Köhler, dann Frau Rat
Lennep, 1787 Ratsverwandter "und Kommerzienrat Joh. Heinr. Keßler, dem auch das Nachbarhaus Nr. 11
gehörte? Fachwerk, später verputzt, Geschosse, mit auskragendem Quergebälk, später verkleidet. Giebel
an der Marktgasse und am Graben. Kellertür am Graben, mit Flachbogen, auf Bogen die lnschrift 1661".
Haus Nr. 15, Eckhaus Graben. Ursprünglich Grundstücke davon das eine am Graben gelegen und 1605
anscheinend unbebautß Eigentümer 1605 Rentmeister Eckard Feige? Untergegangen. Neubau auf
beiden Grundstücken um 1760. Architekt angebliche S. L. du Ry. Eigentümer 1769 Pierre Jacques
Roux, in dessen Familie das Haus lange verblieb, 1844 Kaufmann Levi Katzenstein," jetzt Drechsler-
meister Phil. Gotthard. Steinbau, Achsen an der Marktgasse, Achsen am Graben, später um Achse
verlängert, Geschosse, mit Ecklisenen, Kranzgesims über dem Erdgeschoß und Bandgesims über dem
3. Obergeschoß. Fenster Türen? an der Marktgasse, mit Segmentbogen, verzierten Volutenschlußstein,
Lisenen Deckgesims auf verzierten Konsolen und mit Schnörkelbekrönung, in der Bekrönung Anker bezw.
Merkurstab. Haustor am Graben, mit Segmentbogen und Schlußstein. Dachgeschoß auf jeder Front über
Achsen mit Mansarde. Treppe; Geländer mit geschnitzten Pfosten und ausgesägten Brettern.
Haus Nr. 16. Eigentümer 1605 Hans Kangießer, 1610 Schenck. 1605 auch bezeichnet als hans schenck
rathsschöpfen alt behßs Untergegangen. An seiner Stelle Neubau. Louis Seize.
Haus Nr. 17. Ursprünglich Häuser. Eigentümerin 1605 die Witwe des Kanzlers Dr. Scheffer, 1610
Kammermeister Henrich Ludewig Schefferß Untergegangen. An ihrer Stelle Neubau eines Hauses.
Eigentümer 1804 Oberhof- und Kammeragent Moses Jos. Büdinger Büding, 1826 Kommerzienrat Ludw.
Baehr," jetzt Vaupel Erben. Steinbau, Achsen, die Mittelachsen schwach vorgezogen, Geschosse,
mit verzahnten Eckquadern und Gurtgesimsen über dem Erdgeschoß und 1. Obergeschoß. Haustür, mit
Segmentbogen, Löwenkopf-Schlußstein, Pilastern mit Akanthuskapitellen, verkröpftem Gesims und Segment-
bogengiebel, im Giebelfelde Trophäen. Mittelfenster des 1. Obergeschosses mit profilierter Umrahmung;
die beiden Seitenfenster mit Deckgesims. Dachgeschoß über den Mittelachsen, mit Giebel. Barock.
Haus Nr. 18. Eigentümer 1605 Hans Kangißer, 1610 Schenck. 1605 auch bezeichnetalsHans schencken Newhauß".11
Haus Nr. 19. Erbaut um 1550.12 Bauherr Küchenmeister Eckhard Ungefugßa Eigentümer 1605 Eckard
Ungefugßt Untergegangen. Neubau um 1675. Architekt vermutlich Jak. Kesselhut. Bauherr Hieronymus
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36. Casseler Allgem. Zeitung 1922 Nr. 2.
Noch auf Stadtplan v. Wasserhuhn 1766 trägt das Haus zwei Hausnummern Nr. 697 u. 698.
Im Häuserverzeichnis v. 1605, Stadtarchiv Cassel 16, als Eckhardt f. g." bezeichnet.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Mitteilung des jetzigen Eigentümers auf Grund örtlicher Überlieferung, nach welcher der Bauherr, vermutlich Roux Hugenotte
gewesen sein soll. Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Häuserverzeichnis v. 1605, Stadtarchiv Cassel 16 u. 36. Nach Nebelthau, Gebäude S. 42, Eigentümer der Wollen-
tuchbereiter Amandus van Eken oder von Eschen. Wohl Verwechslung mit dem Hause Marktgasse Nr. 20.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 und 36.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel. Brunner, Cassel S. 197 1641 wanderte der ,vornehme' Handelsmann George
Dumont ein, der es hier trotz des Krieges zu bedeutendem Wohlstande brachte, und dessen Sohn gleichen Namens im hessischen Kriegsdienst
bis zum Brigadier aufstieg; er bewohnte das Haus am Brink Nr. Ecke des Weißen Hofes; sein Sohn, der Ingenieur-Kapitän Dumont,
aber ist der Erbauer des Hauses Marktgasse 17, über dessen Haustüre im Giebelfeld die kriegerischen Embleme an seinen und seines Vaters
Stand erinnern." Nebelthau, Gebäude S. 36 f. Vgl. das Nachbarhaus Nr. 19 S. 701 Anm. 1. Kaufbrief des Ludw. Bähr vom 23. Sept-
1819 im Besitze des jetzigen Eigentümers.
11 Häuserverzeichnis v. 1605, Stadtarchiv Cassel 16 u. 36. Vgl. das Nachbarhaus Marktgasse Nr. 16.
Nebelthau, Gebäude S. 15.
13 Nebelthau, Congeries S. 822 Der Altenstedter Pforten sind gestanden eine bey dem Weissenhofe, die andere in der Marck-
gassen, da man noch ein Stück alter Stadtmauern gesehen, welches Stück Mauren der Küchenmeister Eckhard Ungefug, als er sein Haus
von Grund auf neu gebauet, abgebrochen". Nebelthau, Gebäude S. 15. Vgl. Abschnitt Stadtbefestigung Markttor" S. 68.
14 Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Schönauer. Eigentümer Hofrentmeister Konr. Rumpel, darauf Kanzler Goeddäus 1798 Tabakfabrikant
Plass 1825 Inspektor Schminkes Ehefrau zu Veckerhagen, 1838 Tabaksfabrikant Just. Holzapfel, 1851
Nath. Katzenstein jetzt Wwe. Träger. Gastwirtschaft Zur Schützenhalle" Steinbau, Geschosse, Tatelßßl
mit gequadertem Erdgeschoß, gequaderten Ecklisenen und Kranzgesimsen zwischen allen Geschossen.
Haustür, mit Rundbogen und Voluten-Schlußstein. Haustür-Vorbau, mit Gewändenischen, jonischen Säulen,
verkröpftem Gebälk und Deckplatte. Fenster im Erdgeschoß, mit Rund- bezw. Flachbogen, durchgehendem
Kämpfer und Diamant-Schlußsteinen, Flügel mit verziertem Mittelpfostenß Fenster in den Obergeschossen,
rechteckig, gekuppelt, mit Giebeln und Kugeln in den Giebelzwickeln. Schnörkelgiebel, mit Obelisken-
und Kugelaufsätzen, ovalem Fenster mit Rollwerk-Umrahmung und mit Halbkreis-Bekrönung mit Fächer-
rosette. Hinterfront Fachwerk. Hoftür, mit Rundbogen und Beschlagmustern. Treppe; Pfosten, Doppel- Tafel 411,4
säule, jonisch, auf rechteckigem Sockel mit Beschlagmuster, überdeckt von gequaderten Flachbögen mit Tafel449
Gebälk; Docken, gedreht mit Schaftringen. Stuckdecken in der Eintrittshalle, im Erdgeschoß-Saal und im Tafelßlßßußöß
Treppenhaus, mit Mittelfeldern, Kartuschen, Gehängen und figürlichem Schmuck. lnnentürenß mit Säulen Tafel-iößn
und Gebälk, reichverzierten verkröpften Füllungen und Beschlag?
Haus Nr. 20. Eigentümer 1605 Amandus von Eigen auch Amand. von der eigen wittwe".6 Untergegangen.
Neubau um 1780. Erdgeschoß Steinbau, Achsen, mit toskanischen Pilastern, Korbbögen, Schlußstein
und Gebälk, davon die eine als Haustor ausgebildet. Stuckdecke in der Einfahrtsdiele, mit Kämpfer-
gesims und ovalen Feldern.
Nebelthau, Gebäude S. 46 ff lm Jahre 1673 langte in Kassel ein Mann an, aus dem Wenige recht klug werden konnten, der
bei Hofe, bei der Regentin Hedwig Sophie so gut wie beim Erbprinzen und dessen junger Gemahlin bald in Gunst kam, ein Mann, der
erst Hugenott, dann wieder Katholik geworden, aus spanischen Militärdiensten in österreichische übergetreten war und jetzt, wenn auch ohne
ofücielle Beglaubigung, die österreichischen Interessen an dem schon vermöge so naher Verwandschaft brandenburgisch gesinnten Hofe, wo
sich irgend Gelegenheit fand, aufs allerbeste zu vertreten wußte. Es war dies der französische und nun österreichische General Chavagnac
Um dieselbe Zeit wohnte ein, im Jahre 1663 von Basel eingewanderter Handelsherr, Hieronymus Schönauer, der die Wittwe des im Kirchen-
buch auch als vornehmer Kaufmann bezeichneten Georg Dumont geheiratet hatte, in dermalen Apotheker Wild'schen Hause Nr. 730 in der
Wildemannsgasse Wildemannsgasse jetzt Nr. 7. Er war unstreitig ein recht wohlhabender Mann, hatte jedoch eine Menge Kinder und
daher allem Anschein nach uncl zumal als Kaufmann, eigentlich keine Veranlassung, einen beträchtlichen Teil seines Vermögens in einen
kostbaren Bau zu stecken. Nichtsdestoweniger hatte er ungefähr 1675 den großen Baugrund des vorderen Ungefugfschen, jetzt Liqueur-
fabrikant Katzenstein'schen Hauses angekauft, riß alles nieder und fing das noch vorhandene stattliche Gebäude mit einem zu damaliger Zeit
nicht einmal bei fürstlichen Häusern gebräuchlichen Luxus an zu bauen. Man erzählt, daß die messingenen Thürschlösser in den Prunk-
zimmern schwer vergoldet waren und noch erkennt man im ganzen Gebäude eine über die äußerste Solidität weit hinausgehende kostbare
Einrichtung. Auch ein feuerfestes zur Aufbewahrung von werthvollen Sachen oder wichtigen Papieren ganz geeignetes Gewölbe ist noch
vorhanden. Dem Besitzthum eines Kaufmanns wenig entsprechend finden wir an der Facade des Hauses bis zur Spitze Kanonenkugeln und
brennende Granaten als architektonischen Schmuck. Der Bauherr aber führte eine besondere ganz genaue, noch von einem meiner Freunde
eingesehene Rechnung, wie man sie kaum für sich selbst, immer aber dann zu führen pflegt, wenn man sich späterhin mit einem Anderen zu
berechnen hat Das Verschwinden Chavagnacs aus Cassel im August 1676 mag den Augenblick bezeichnen, wo der vornehme Kauf-
mann, Herr Hieronymus Schönauer, wie mir mein Freund aus eigner Anschauung versichert, unter seine Baurechnung schrieb, der Bau habe
bereits so viel gekostet, daß es ihm nicht genehm sei, die Kosten ferner noch zu notieren. Denn das Haus war im Geheim, wie ich fest
überzeugt bin, für niemand anders als für den Generallieutenant und Premierminister in spe, den Franzosen Chavagnac bestimmt. Herr
Schönauer hatte entweder seine Entschädigung in der Tasche oder aber mehr, als er bereits empfangen, nicht mehr zu hoffen. Chavagnac
brauchte, wenn schon, wie er selbst versichert, ohne Nutzen die Bäder in Wiesbaden und übernahm dann auf Mainzischem Gebiet den Befehl
über die in die Winterquartiere geführten kaiserlichen Truppen. Herr Schönauer baute sein Haus fertig, es wurde aber weder von ihm
selbst, noch von einem seiner Söhne bezogen. Sein Schwiegersohn, der Kaufmann Johann Konrad Rumpel, übernahm es erst, als er Hof-
rentmeister geworden war. Im Kataster stand es zu 7000 Thalern angeschlagen, während in der ganzen Stadt doch nur noch eins, das
Dörnbergsche nämlich, aber mit mehreren Nebenhäusern zusammen, auf 4000 Thaler, sonst die werthvollsten nur zu 3500 bis 3600 Thaler
angeschlagen waren. Rumpel vererbte es dann auf seine zweite Ehefrau, eine Tochter des Regierungsraths d'Orville und diese brachte es
nach seinem Tode ihrem zweiten Gatten, dem Kanzler Goeddäus zu." Casseler Tagebl. u. Anz. 1912 Nr. 95. Brunner, Cassel S. 227.
Heidelbach, Kassel, S. 60.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Abb. bei Nübel, Holzarbeiten Bl. 43.
Abb. bei Nübel, Holzarbeiten Bl. 19 u. 20.
Zum Teil in der Gewerbehalle Cassel.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
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Haus Nr. 21. Westlicher Teil. Eigentümer 1605 Hieronymus Oring Orinck? Untergegangen. Neubau.
Steinbau, Achsen, Geschosse, mit verzahnten Eckquadern. Giebel, mit verzierten Volutenwangen,
Gebälk und Dreiecksbekrönung. Barock.
Östlicher Teil. Eigentümer 1605 Hans von Senden Sendten? 1688-1868 Apotheke Zur güldnen
Sonne",3 1868-1885 Sonnenapotheke. Erster lnhaber der Apotheke Heinr. Wilh. Vogelsang, dem am
6. März 1688 das Privileg von Landgraf Karl erteilt war. Darauf durch vier Generationen im Besitz der
Familie Wild. Eigentümer 1868 Louis Zeddies, 1885 Wilh. Wolf, der 1886 die Apotheke in das Haus
Hohenzollernstraße Nr. 31 verlegte Geburtshaus Dortchen Wild's, der Gattin Wilhelm Grimms Fach-
werk, später verputzt, Gefache, Geschosse, mit gekehlten Knaggen am auskragenden Quergebälk.
Gotisch. Dachhaus, mit Giebel, später. Treppe; Pfosten, achteckige Säule auf quadratischem gequaderten
Sockel; Docken gequadert und gedreht. Renaissance. Sonne, im Türoberlicht, und Sonne, als Uhrziffer-
blatt, beides Flachrelief und vergoldet, jetzt im Hause Hohenzollernstraße Nr. 31. Marmortafel über der
Haustür mit der Inschrift ln diesem Hause befand sich die Sonnen-Apotheke 1688-1885". Standgefäße,
Holz, mit dem Emblem der Sonne, jetzt im Hause Hohenzollernstraße Nr. 31.
Tafel448ß Haus Nr. 22. Eigentümer 1605 Gerhard Lindeloß Wendeltreppe, Holz, mit runder profilierter Spindel, am
Fuße Löwenkopf. Renaissance.
Haus Nr. 23. Wohnung des Bildhauers Joh. Christ. Ruhlß
Haus Nr. 26. Eigentümer 1605 Gerhard von Lintz' Witwe, 1610 Hermann Walter, dem um diese Zeit auch
die beiden Nachbarhäuser Marktgasse Nr. 28 und Wildemannsgasse Nr. 22 gehörten 1768 Blech-
schmiedemeister Ruprecht, 1849 Blechschmiedemeister Joh. Ad. Henkel jetzt Dora Steinbach. Erd-
Tafej417ß geschoß und 1. Obergeschoß Steinbau, mit Simagurt über dem 1. Obergeschoß. Haustür, mit toska-
nischen Pilastern, Rundbogen, Diamantquadern und Deckgesims auf schlanken Volutenkonsolen, in den
Bogenzwickeln Beschlagornament. Ladenfenster, mit Korbbogen, früher mit vortretender Sohlbank und
Vorbau. Fenster im 1. Obergeschoß, rechteckig, mit profilierten Gewänden und mit Rosettenband am Ge-
wände. 3., 4. u. 5. Obergeschoß Fachwerk, Gefache, später verputzt, mit auskragendem Quergebälk,
MMOOI, später verkleidet. Wendeltreppe, Holz, mit angearbeiteter runder Spindel, Stufen mit Schneckenanschnitt.
Neben Treppenhaus Schacht mit oberer Durchlaßklappe zum Aufziehen des Hausrats. Renaissance.
Haus Nr. 27. Eigentümer 1605 Bürgermeister Thomas Nadler.9
Haus Nr. 31. Eigentümer 1605 Meister Jost geweßener hofmahler wittweüm Fachwerk, später verputzt,
Geschosse, mit gekehlten Knaggen am auskragenden Quergebälk. Gotisch. Mansardgiebel.
Haus Nr. 33, Eckhaus Judenbrunnen. Eigentümer 1605 Johann Ebel Ebell.11 Untergegangen. Neubau 1642."
Apotheke Zum güldenen Hirsch", vermutlich 1642 gegründet, jetzt Hirschapotheke. Eigentümer Ende
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel
36. Nebelthau, Gebäude S. 42, wo Hans von Senden als Hanse-
16
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u.
grebe bezeichnet wird.
Rogge-Ludwig, Kassel, S. 267 Nach einer Notiz Landaus, wonach in einer Urkunde aus dem Jahre 1673 ein auch mit Tabak
handelnder Apotheker Jakob von Dohren erwähnt wird, der mit seinem Hinterhaus auf die Herrngasse die jetzige Wildemannsgasse stößt,
ist anzunehmen, daß dessen Apotheke sich in dem Sendenschen Hause befand, da dies noch jetzt mit einem ansehnlichen Theile des Hinter-
gebäudes des Hauses, in welchem damals der Handelsherr Hieronymus Schönauer aus Basel wohnte, der Fall ist."
Hessenland XXVll S. 59. Rogge-Ludwig, Kassel S. 268.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36. Woringer, in Hessenland XXX S. 323.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel. Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 86.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36. Gemeint ist wohl der Maler Jost vom Hoff, der 1592 starb.
Brunner, Cassel S. 136, nimmt an, daß das Haus vom Maler Kaspar van der Borcht bewohnt wurde.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Nebelthau, Gebäude S. 34. Rogge-Ludwig, Kassel S. 266. Kropf, Alt-Cassel S. 146 lm Keller soll ein unterirdischer Gang
nach der am westlichen Ausgang der Marktgasse auf dem Martinsplatz stehenden Martinskirche sich befinden; eine Verbindung mit dem
Nachbarhaus besteht ebenfalls, außerdem sind noch ein hohler Raum im Zwischenstock ohne Lichtzutritt und versteckte, durch Druck zu
öffnende Türen bemerkenswert".
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des 17. Jahrhunderts der Enkel des ersten Inhabers, Apotheker Hartmann, der die Apotheke so schlecht
verwaltete, daß er sie nicht mehr fortführen konnte 1720 Capitain Joh. Georg Butte, 1724 Joh. Werth,
1780 Joach. Gottlieb Fiedler, 1847 Koch, 1855 Joh. Georg Glaeßner. 1890 Dr. Weiß," jetzt Paul Till-
mann. Erdgeschoß und 1. Obergeschoß Steinbau, mit Simagurt über dem 1. Obergeschoß mit Löwen-
maske an der Ecke. Haustür am Südende der Front am Judenbrunnen, auf dem Sturz die Inschrift Tafel 404,2
1642". Untergegangenß Haustür, an der Marktgasse, mit Rundbogen, Kämpfern und Schlußstein,
Pilastern und Deckgesims, in den Bogenzwickeln die Inschrift HIRSCH APOTHEKE ANNO 1768"
Fenster, rechteckig, zu zweien und dreien gekuppelt, mit profilierten Gewänden. 3. u. 4. Obergeschoß
Fachwerk, Gefache am Judenbrunnen, 12 Gefache an der Marktgasse, mit Schiffskehlen, Schnüren und
Diamantbändern am auskragenden Quergebälk. Giebel am Judenbrunnen, mit Krüppelwalm. Giebel
an der Marktgasse, mit Krüppelwalm. Hirschkopf an der l-lausecke, vergoldet. Stuckdecken, mit geome-
trischer Felderteilung, im Flur und in der Offizin.
Haus Nr. 34. Wohnung des Brunnen- und Wasserkunst-lnspektors Karl SteinhoferF Fachwerk, später ver-
putzt, Gefache, Geschosse, mit auskragendem Quergebälk, später verkleidet. Giebel, mit Krüppel-
walm auf gekehlter Knagge. Renaissance. Marmortafel mit der Inschrift In diesem Hause wohnte der
Erbauer dreier Wilhelmshöher Wasserfälle Carl Steinhöfer geb. Zweibrücken 5. April 1747. gest. Cassel
19. Februar 1829".
Haus Nr. 36. Eigentümer 1605 Wilh. Schilt, 1610 Lorenz Hyperiusß
Haus Nr. 38. Eigentümer 1828 der aus Mengeringshausen zugezogene Goldarbeiter Georg Friedr. Weigel.
Geburtshaus des Vizebürgermeisters, Herrenhaus- und Reichstagsmitgliedes Dr. jur. Herrn. Weigel. Erd-
geschoß und 1. Obergeschoß Steinbau, nachträglich errichtet, im Grundriß gebrochen, mit Simagurt über
dem 1. Obergeschoß. Konsole an der Ecke, mit doppelter Volute, Beschlagornament, männlichem Kopf Tafel 405,5
mit Brille, Sanduhr und anderen Instrumenten. Renaissance." 2. Obergeschoß Fachwerk, später verputzt,
mit gekehlten Knaggen am auskragenden Quergebälk. Gotisch. 3. u. 4. Obergeschoß später aufgesetzt.
Zwillingsgiebel.
Marställer Platz.
Haus Nr. siehe Haus Schloßplatz Nr. 17.
Haus Nr. 2.8 Fachwerk, später verputzt, Geschosse, davon die beiden oberen auskragend. Giebel, mit
Krüppelwalm. Renaissance. Untergegangen. Jetzt freier Platz.
Haus Nr. 3,8 Eckhaus. Fachwerk, später verputzt, Geschosse, davon die oberen auskragend. Giebel.
Renaissance. Untergegangen. Jetzt freier Platz.
Haus Nr. 4.8 Fachwerk, später verputzt, Geschosse, davon die oberen auskragend. Giebel. Renaissance.
Untergegangen. Jetzt freier Platz.
Eingabe des Capitain Butte v. J. 1720 an Landgraf Karl um Einstellung des Apothekers Joh. Werth aus Friedberg. Hand-
schrift im Besitz des Apothekers Tillmann zu Cassel.
Rogge-Ludwig, Kassel S. 266 f.
Die jetzige an der in der Neuzeit verbrochenen Ecke des Hauses sitzende Tür soll eine Nachbildung der alten Haustür sein.
Knetsch, lnschriften S. 251. Heidelbach Kassel S. 65. Kropf, Alt-Cassel S. 146.
Heidelbach, Wilhelmshöhe S. 315 Steinhofer, der Junggeselle war, wohnte mit seinen Geschwistern und deren Kindern im
Hause Johannisstraße 765 jetzt Marktgasse 34 zu Kassel, in dem er auch am 19. Februar 1829, im fünfzigsten Jahre seiner uns unvergeß-
liehen Tätigkeit auf Wilhelmshöhe, im Alter von 83 Jahren in ärmlichen Verhältnissen starb; immerhin war er Besitzer des von ihm be-
wohnten Hauses, das seit dem 28. Februar 1901 eine vom Hessischen Geschichtsverein angebrachte Inschrift trägt". Adreßbuch 1819, wo
noch Geschwister Steinhofer, Töchter des HofvRöhrengießers, aufgeführt werden.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 und 36.
Nebelthau, Gebäude S. 34 Ich glaube nicht zu irren, wenn ich in dem Erbauer einen von Danzig hierhergezogenen und 1627
als Bürger aufgenommenen Brillenkrämer vermuthe, wonach der Bau etwa in die 1630er Jahre zu setzen wäre".
Abb. des Marställer Platzes, Handzeichnung von Adolf v. Menzel, Nationalgalerie Berlin. Abb. des Hauses bei Holtmeyer, Alt
Cassel S. XLI.
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Tafel 136
Haus Nr. Eckhaus Tränkepforte. Angeblich ursprünglich Schulhaus Von Landgraf Philipp zum Pfarr-
haus bestimmt. 1605 als der Stadt Caßel Caplanei" und Capelaney der Alte stadt Cassell"? 1769 als
Stadtmetropolitanhausß 1835 als Pfarr-Wohngebäudet bezeichnet. Jetzt Haus des ersten Predigers der
Altstädter Gemeinde. Fachwerk, später verputzt, Gefache am Marställer Platz, Gefache an der Tränke-
pforte, Geschosse, mit Fasen, Stäben und Kehlen am auskragenden Quergebälk. Giebel am Marställer
Platz, mit Streben in den Brüstungsfeldern und Krüppelwalm. Dachhaus an der Tränkepforte, mit halbem
wilden Mann und Beschlagornament an den Eckpfosten und mit Giebel mit Krüppelwalm. Treppe;
Pfosten, Säule, toskanisch, auf quadratischem Sockel mit Beschlagmuster, Wange profiliert; Docken gedreht.
Renaissance!
Haus Nr. 6. 1605 als der Stadt Caßel Pfarhaus" und Pfarhauß der Alte stadt Cassellf 1769 als Stadt-
pfarrerhausi bezeichnet. Eigentümer 1838 Platteur K. Biedernagel," jetzt Lederhändler Franz Rosenkranz.
Fachwerk, später verputzt, Geschosse, mit auskragendem Quergebälk, später verkleidet. Renaissance.'
Mansardgiebel.
Haus Nr. 7,1" Eckhaus Tränkepforte. Eigentümer 1605 Schneider Friedr. Krug," später der Hugenotte
Moses Grandidier," 1792 Joh. Konr. Nagell, 1830 Meyer Jak. Feldsteinßa Zuletzt Rittefsche Weinstube.
1902 bei Verbreiterung der Tränkepforte abgebrochen und in Harleshausen wieder aufgebaut."
Haus Nr. 8. Nördlicher Teil. Eigentümer 1641 Bernd Barwin," seit 1808 die gleichen Besitzer wie beim
südlichen Teil. Entstellt.
Südlicher Teil. Eigentümer 1731 Handelsmann Paul Causid, 1808 Adiunktus Georg Wilh. Reusch und
dessen Ehefrau Amalie, geb. Causid, 1834 Lotterieassessor Georg Wilh. Knetschßs Jetzt Gastwirtschaft
Zur Gerichts-Schenke". Erdgeschoß Steinbau. Obergeschosse Fachwerk, verputzt. Dachgeschoß, Achsen,
mit Giebel. Barock.
Haus Nr. Grundstück bis zum Graben" durchgehend." 1605 bezeichnet als Philips scholey baustedt"
und Philip von Scholey Newer baw".'9 1769 Lutherisches Pfarrhaus." Jetzt ebenso. Steinbau,
Bach, Kirchenstatistik S. 44. Wollt, Altst. Gemeinde S. 16. Vgl. auch Abschnitt Kloster Ahnaberg. Stadthaus" S. 141 f.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Adreßbuch 1835.
In Urkunden v. 25. u. 29. November 1675, Stadtarchiv Cassel 50, ist die Rede davon, daß man auf dem Rathause über die
Niederlegung des alten und die Erbauung eines neuen Pfarrhauses für die Altstädter Gemeinde auf dem Platz" berät und daß der Neubau
beschlossen wird. Der Bau wird den Zimmermeistem Andreas und Peter Büchler oder Bickell von Melsungen übertragen. Sie sollen das
Haus auf dem Platze zimmern und das dazu nötige "Eichengehölze in Flößen auf die Schlagd zu Cassel schaffen.
das Holzgerüst erhalten die Meister einen festen Betrag von 350 Rthlern. Es ist nicht zu ersehen, ob es sich um das Haus Marställer Platz
Nr. oder handelt.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Siehe Anmerkung 5.
Abb. des Marställer Platzes, Handzeichnung von Adolf v. Menzel, Nationalgalerie Berlin.
XLI.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. B6.
Nebelthau, Gebäude S. 35.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Vgl. Bd. IV S. 78 u. Taf. 49.
15 Bernd Barwin oder Barwein war ein geborenenDanziger, der bei seiner ersten Kopulation 1622 ein Hüter aus Dantzig" ge-
nannt wird, bei seiner Bürgeraufnahme in Cassel 1627 als Prillencramer" bezeichnet wird und später, so 1652 und noch 1667, als kaiser-
licher und fürstlicher Postmeister in Cassel erscheint. Er wurde am 15. Nov. 1667 im Alter von 80 Jahren begraben, mag also damals noch
in dem Hause gewohnt haben. Mitteilung des Herrn Archivrats Dr. Knetsch in Marburg.
16 Mitteilung des Herrn Archivrats Dr. Knetsch in Marburg. Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel. Adressbücher.
17 Nebelthau, Gebäude S. 30.
18 Vgl. Haus Graben Nr. 26. Lageplan von Baumeister Joh. Wessel. Staatsarchiv Marburg M. St. S. 827.
19 Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Abb. des Hauses bei Holtmeyer, Alt
Cassel S.
Für das Haus d. h. für"
704
Achsen, Geschosse, mit Sima-Hauptgesims. Haustor, mit Pfeilern, Rundbogen mit Diamantquadern,
toskanischen Pilastern mit Beschlagornament und Gebälk, in den Bogenzwickeln Kartuschen, auf Fries die
Inschrift Eingang zur lutherischen Kirche". Fenster, rechteckig, zu dreien gekuppelt, mit profilierten
Gewänden. Dachhaus, mit Schnörkelgiebel, Kreisfenster und Obeliskenspitze.
Haus Nr. 10, Eckhaus Wildemannsgasse. Hof Auf dem Berge dann Hof von Boyneburg, dann Marstall des
Landgrafenschlossesß
Erstes Hinterhaus, früher zur Wildemannsgasse zählend. 1605 bezeichnet als Vnsers g. f. vnndt
Herren behausung" und Vnsers G. F. vndt Hern hauß, so der alten Landt Knechtin gewesen ist nuh-
mehr abgebrochenßa Untergegangen. An seiner Stelle später Reithaus des Marstallesß
Zweites Hinterhaus, früher zur Wildemannsgasse zählend. Eigentümer 1605 Bürgermeister Michel
Nußbickers Erben? im gleichen Jahre Kanzler Reinhard Scheffers Witwefi Untergegangen. An seiner
Stelle jetzt Remisen und leerer Platz.
Drittes Hinterhaus, im Hinterteil des Hofes an der Wildemannsgasse gelegen früher zur Wildemanns- Tafel 814
gasse zählend. Erbaut 1585. Bauherr Kanzler Reinhard Scheffer. Eigentümer 1605 Reinhard Scheffers
Witwe später dessen gleichnamiger Sohn, der ebenfalls Kanzler war, und dessen gleichnamiger Enkel,
der als Gesandter am Friedensschluß zu Osnabrück und Münster teilnahm? Steinbau, Achsen, Ge-
schosse mit Kehlsims über dem Erdgeschoß der Seitenfront. Haustür, mit gefasten Gewänden und Rund-
bogen, im Scheitel Allianzwappen das eine Wappenbild ein Stern, das andere beschädigt und die Inschrift
1585". Fenster, rechteckig, zu zweien gekuppelt, mit profilierten Gewänden. Halle im Erdgeschoß, mit
quadratischem Mittelpfeiler und vier rippen- und busenlosen Kreuzgewölben und mit den Resten eines
alten Schornsteins. Kleinerer Nebenraum. Treppe, zweiläufig. Stuckdecke im Obergeschoß, mit geo-
metrischen Mustern und Rosetten. Giebel an der Vorderfront, Fachwerk, später aufgesetzt.
Martinsplatz.
Haus Nr. 1. Eigentümer 1605 Kaplan Nikolaus Eckhardw Später Gasthaus Zum Vogel Greif", dessen
Wirtshausschild später in die Mittelgasse Gasthaus Zum Ritter" überführt wurde." Untergegangen.
Neubau um 1800, überarbeitet.
Haus Nr. 2,12 Eckhaus Pomeranzengasseßa Freihaus. Erbaut um 1600. Bauherr Pfennigmeister Konr. Heinr. Tafel 311-879
Hinkel Henkel? Eigentümer 1605 Conrad Curth Henkel, dem im geßlein", der Pomeranzengasse,
noch Miethäuser gehörtenßä 1666 erkauft vom Kammerpräsidenten Joh. Kasp. von Dörnberg, der in
Anerkennung seiner Vaterländischen Verdienste Freiheit von städtischen Lasten und Abgaben erlangte.
Von Dörnberg zeitweise dem Grafen von der Lippe überlassenßs Bei der Belagerung der Stadt 1761
Vgl. Abschnitt Hof Auf dem Berge" S. 634.
Vgl. Abschnitt Landgrafenschloß. Marstall" S. 303 ff.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Vgl. Abschnitt Landgrafenschloß. Marstall" S. 306.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16.
Vgl. Abschnitt Landgrafenschloß. Marstall" S. 306.
Vgl. Abschnitt Landgrafenschloß. Marstall" S. 306.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 36.
Nebelthau, Gebäude S. 29, 41 f. u. 44.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Wanderung d. Cassel Nr. 1235. Neuber, Gasthäuser Nr. 72.
Schminke, Cassel S. 256. Krieger, Cassel S. 146. Lobe, Wanderungen S. 96 H. Piderit, Cassel S. 296, Heidelbach, Kassel
S. 59. Neuber, in Mitt. d. Ver. f. hess. Gesch.. 1908l09 S. 57 f. Bramer, Häuser. Nebelthau, Gebäude S. 19, vermutet hier ein Kapitular-
haus des Martinsstiftes. Vgl. Abschnitt Martinsstift. Stiftsherrenhäuser" S. 193.
Angeblich hinter dem Hause früher Garten mit Pomeranzen, die der Pomeranzengasse den Namen gegeben haben sollen.
14 Nebelthau, Gebäude S. 45.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Nebelthau, Gebäude S. 50.
Bau- und Kunstdenkmäler 1m Reglerungsbezirk Cassel. Vl. Cassel-Stadt. 39
am 27. März durch eine zwölfpfündige Kanonenkugel getroffen, die das Dach der Martinskirche durch-
schlug und den Mittelpfosten des Mittelfensters im 1. Obergeschoß traf 1767 Gouvernementg und
Wohnung des jeweiligen Gouverneurs? 1771, nachdem ein Jahr zuvor der Vizekommandant General
Joh. Jak. Müller nach Schmalkalden versetzt worden war, für Unterbringung der Lottoverwaltung in
Aussicht genommen aber hierzu nicht gewählt! 1809 Kriegsgericht gegen die aufständigen Hessens"
1832 Höhere Gewerbeschule; sog. Polytechnische Schule an welcher der Naturforscher Rudolf Amandus
Philippi, der Chemiker Friedrich Wöhler, der Chemiker Robert Wilhelm Bunsen, der Volkswirt Karl
Georg Winkelblech und der Architekt Georg Gottlob Ungewitter unterrichteten. 1837 als unzureichend
befunden, weshalb Bromeis den Entwurf zum Neubau der Polytechnischen Schule an anderem Platze
aufstellte, der aber nicht zur Ausführung kamß 1838 der Stadt als Rathaus zum Kauf angeboten, aber
abgelehnt? Nach Verlegung der Höheren Gewerbeschule in den Neubau am Friedrich-Wilhelms-Platz
1873 Eichungsamtßo 1883 an Kaufmann Ludwig Thele und in demselben Jahr an Kaufmann Fritz Wendt,
den jetzigen Besitzer, verkauft. Steinbau," Achsen, Geschosse, mit Eckquadern und Simagurten über
den einzelnen Geschossen, in der Barockzeit zum größten Teil abgeschlagen. Haustor mit Rundbogen,
Schlußstein, toskanischen Pilastern und geradem Gebälk. Fenster rechteckig, mit proülierten Gewänden,
zum Teil zu zweien bezw. zu dreien gekuppelt, im Erdgeschoß mit Kreuzstock und geometrisch verziertem
Sturz, in der Barockzeit zum größten Teil vergrößert und mit glatten Gewänden versehen. Dachhäuser
am Martinsplatz, mit Schnörkelgiebel mit Kreisfenster und Obeliskenspitze, in der Barockzeit mitein-
ander verbunden. Giebel an der Pomeranzengasse, mit Simadeckplatte. Haustür-Vorbau, mit toskanischen
Doppelsäulen, Gebälk mit Triglyphen und reichem eisernen Balkongitter, Barock. Haustür-Flügel, mit
geschwungenen Füllungen und reichem Beschlag, Barock. Geschwungener Giebel über den Balkontüren,
im Giebelfelde Kartusche mit Krone zwischen springenden Löwen, Barock. Am Mittelfenster der
Balkontüren Kanonenkugel mit der Aufschrift 1761"12 und Tafel mit der Inschrift COLVMNA lN FlNE
OBSlDlONlS lNFRACTA D. XXVll MART.13 Treppenhaus an der Hinterfrontßtf quadratisch, mit vier-
Schminke, Cassel S. 66. Eisentraut, in Mitt. d. Ver. f. hess. Gesch. 1920121 S. 34. Engelhard, Erdbeschreibung S. 78 f.
Neuber, Gouvernements-Gebäude Nach Privat-Mitteilungen und Aufzeichnungen im Kriegsministerium, jetzt lntendantur, wohnt
im Gouvernements-Gebäude bis 1831 ein Gouverneur, zugleich General-Leutnant, unter diesem ein Kommandant und ein Vize-Kommandant
u. s. w. Nach den Staatshandbüchern von 1767 ein Gouverneur v. Bose, v. Bardeleben, v. Knyphausen, v. Biesenrodt, v. Kospoth, v. Han-
stein, v. Wurmb, Im Gouvernements-Gebäude wohnte nach 1831 noch General v. Lepel als zweiter Kommandant. Im Jahre
1883 bezog General Bödicker als erster Kommandant das Haus 112, das ehemalige Koppsche Haus am Rondel und 1837138 das heutige
Kommandantur-Gebäude, vormals Rouxschen Erben gehörig." Vgl. auch Woringer, Lotto S. 25.
Woringer, Lotto S. 25. Müller, Cassel S. 22.
Lobe, Wanderungen S. 96 f. Näheres über die Gründung bei Müller, Cassel II S. 52 f., Wiecke, Erinnerungsblätter, und
Neuber, Gouvernements-Cebäude.
Müller, Cassel S. 52 f. Daß man dieses Institut ,polytechnische Schule' zu nennen pflegte, erregte höchsten Orts Anstoß und
ließ hier den Gedanken aufkommen, es herrsche in derselben der nämliche revolutionäre Geist, wie in der Pariser polytechnischen Schule."
Handzeichnung. Denkmälerarchiv Cassel.
Neuber, Gouvernements-Gebäude. Neuber, Rathäuser S. 154 f. In dem Berichte des Oberbürgermeisters heißt es Daß das
vormalige Gouvemementsgebäude am St. Martinsplatze seiner Lage nach zu einem Rathause sich eigne, ist nicht zu verkennen. Indessen
wird dasselbe aus anderweiten Gründen der Bestimmung zu einem Rathause für hiesige Residenzstadt nicht entsprechend gefunden. Dasselbe
erscheint ursprünglich zur Bewohnung bestimmt, wenigstens hierzu vornehmlich eingerichtet zu sein. Eine angemessene Einrichtung für größere
Versammlungen, ferner für die Bedürfnisse des städtischen Sekretariats, der Repositur, Expedition, zur Aufstellung der Akten, der Kassenlokale
müßte dem Gouvernementsgebäude erst gegeben werden. Dazu kommt, daß das Gouvernementsgebäude alt und baufällig geworden ist,
wenigstens an vielen und wesentlichen Mängeln leidet, so daß sehr bedeutende Herstellungen z. amDach, an den Gebälken, Treppen
Stufen u. s. w. würden vorgenommen werden müssen. Das in der Koppenschen Schätzung zu 1200 Taler veranschlagte Hintergebäude besteht
aus Stallung, Remise und Bodenraum, das längs der Pomeranzengasse gelegene Flügelgebäude ist nur teilweise wohnlich eingerichtet."
10 Piderit, Cassel S. 213. Narten, Cassel S. 290. Neuber, Gouvernements-Gebäude.
An seiner Stelle angeblich früher ebenfalls ein Steinbau, der Stern genannt, den 1600 der Forstschreiber Konr. Henkel von
Wilh. BeckersiErben für 1460 Taler erkaufte. Landau, Excerpte. Landesbibliothek Cassel.
Die früher auf der Kanonenkugel befindliche unrichtige Aufschrift 1813" ist in der Neuzeit "in 1761" abgeändert worden.
Vgl. Mitt. d. Ver. f. hess. Gesch. 1908109 S. 38.
Casseler Tagespost 1866 Nr. 1566. Knetsch, Inschriften S. 237. 14 Abb. bei Holtmeyer, Alt Cassel Taf. 51.
ääääää Gebäude.
.31. ..
läufiger Treppe auf steigenden Kreuzgewölben auf toskanischen Mittelpfeilern, mit oberem Balkon und
Balustrade, Barock. Saal im 2. Obergeschoß, mit gewölbter Holzdecke, die in den liegenden Dachstuhl
eingreift, Renaissance. Saal im 1. Obergeschoß, mit Sockelvertäfelung und Voutendecke, Barock. Zimmer-
türen mit und Füllungen, Barock. Wandanstrich, schwarz und grau, im Dachboden. Kalksteintafel
neben Haustür, gestiftet von Ungewitters Schüler Hillebrand, mit der Inschrift ln diesem Hause lehrte
G. Ungewitter 1851-1864".
z...
Häii-sier Nr. 3a u. 3b, Eckhaus Pomeranzengasse. Eigentümer 1605 David Müldener Müller? Untergegangen.
Neubau um 1880, der sich auch auf einen Teil des Nachbargrundstückes Martinsplatz Nr. ausdehnte
und einheitliche Front erhielt. Treppe; Geländer mit Stäben und Rauten.
iHaüs Nr. Eckhaus Mittelgasse. Eigentümer 1605 David Müldener Müller? Front am Martinsplatz über-
arbeitet. Front an der Mittelgasse Erdgeschoß und Obergeschoß Steinbau, wiederholt verändert;
2. Obergeschoß Fachwerk, später verputzt, mit auskragendem Quergebälk, später verkleidetJ Haustür, mit
Rundbogen, profiliertem Gewände und gedrehten Sockeln, mit korinthisierenden, ornamentierten Pilastern
und mit Deckgesims, in den Zwickeln männlicher und weiblicher Kopf in Flachrelief und Blumen, abge-
brochenß Giebel, mit Krüppelwalm. Renaissance,
Haus Nr. Eckhaus Hohentorstraße.
1783 Gastwirt Joh. Christ.Heinrich5 1835 Gastwirt Lange; zuletzt Gastwirt Steinbach. Gasthaus Zum
goldenen Engel"; später Gasthaus Zum König von Preußen"; im Volksmunde Musikantenbörse" oder
Gastwirtschaft Zur feuchten Klarinette". Abgebrannt. An seiner Stelle zum Teil Neubau des Hauses
Philippsplatz Nr. 2.
Haus Nr. 7. Dechanei des Martinsstiftesß Zur Zeit der Reformation Sitz des Abtes von Hasungen. 1534
als Lehen an die von der Malsburg gekommen. 1605 bezeichnet als der von Malspurg grosse hauß".9
1756 Superintendentur. 1891 bei Anlage der Philippsstraße abgebrochen. An seiner Stelle Philippsplatz.
Haus Nr.8. Eigentümer 1605 die von der Malsburg, die das Haus von Wilhelm Spede erkauft hatten"
Eigentümer 1767 Joh. Christoph Ristemeister, 1835 Metzgermeister Mollat. Steinbau, Achsen, anscheinend
Geschosse, darunter ein Erdgeschoß mit Zwischengeschoß, anscheinend mit Gurtgesimsen zwischen den
Geschossen.- Fenster rechteckig, zu dreien gekuppelt, vermutlich mit profilierten Gewänden. Schnörkel-
Tafel 456,
Tafel 425,
Eigentümer 1605 die von Schachten 1764 Gastwirt Joh. Körber,
Tafel 364, 365
u. 399, 1a u.
Häuserverzeichnis v. 1605, Stadtarchiv Cassei 16 u. 36. Vgl. Haus Martinsplatz 4.
Häuserverzeichnis v. 1605, Stadtarchiv Cassel 16 u. 36. Nebelthau, Gebäude S. 39 Der Kanzleischreiber David Müldner,
der Sohn des wegen seiner Verdienste um das Salzwerk zu Allendorf erwähnten Müldner, dem Landgrafen so werth, daß er seine Hochzeit
mit einer Kammerdienerin Sara Cordus 1573 im Schlosse begehen ließ, bezog das jetzt GrimmePsche Eckhaus am Ledermarkt St. Martins-
platz 4." Müldner besaß nicht nur das Haus Nr. sondern auch das Nachbarhaus an der Ecke der Pomeranzengasse, das im Häuserver-
zeichnis von 1605 als Miethaus bezeichnet wird, auf den älteren Stadtplänen als schmales Grundstück erscheint und den westlichen Teil der
jetzigen Häuser Martinsplatz Nr. 3a u. 3b ausmacht.
Jetzt Murhardbibliothek Cassel.
Häuserverzeichnis v. 1605, Stadtarchiv Cassel 16 u. 36. Nebelthau, Gebäude S. 38 Der besonders auch um Landgraf
Philipps Befreiung aus der kaiserlichen Gefangenschaft bemühte und verdiente Marchall Wilhelm von Schachten nahm in dem, noch unter
dem Namen des ,alten Königs von Preußen' bekannten Hause oberhalb der großen Kirche seinen Sitz."
Neuber, Gasthäuser Nr. 73.
Adreßbuch 1835.
So genannt, weil sich hier die Lohnmusiker Teilnehmer der sog. Klemmerkapellen" zum Frühschoppen versammelten und
Bestellungen für Festlichkeiten usw. entgegennahmen, die ihnen der Wirt Steinbach vermittelte.
Vgl. Abschnitt Martinsstift. Dechanei" S. 191 f.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
10 Häuserverzeichnis von 1605, Stadtarchiv Cassel 16 u. 36. Nebelthau Gebäude S. 30 u. 39 Das Haus hatte Wilhelm
Spede erbaut, der in den 1570 er Jahren das Bürgermeisteramt bekleidete. Um 1600 verkaufte er dasselbe an die angrenzenden Herren von
der Malsburg. Der vornehmste unter den Dienern Landgraf Wilhelms IV. war Eckebrecht von der Malsburg als Statthalter. Ich nehme
an, daß er entweder im Malsburg'schen Gesamthause gewohnt hat, oder aber daneben in dem vom Bürgermeister Spede angekauften Hause
nun Mollafschen, St. Martinsplatz 8."
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515,3.
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Gebäude.
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giebel, mit Beschlagmuster 1891 abgebrochen. An seiner Stelle zum Teil Neubau des Hauses Philipps-
platz Nr. 1.
Tafel442,l Haus Nr. 9. Mäanderfries über dem Erdgeschoß. Empire.
Haus Nr. 10. Siehe Haus Hedwigstraße Nr. 11.
Haus Nr. 11, früher Haus Oberste Gasse Nr. 44 Nr. 69. Eigentümer 1605 Dr. Georg Hessef 1767 Ge-
schwister Mörmann. Gasthaus Zum goldnen Adler"? 1770 bei Anlage der Hedwigstraße abgebrochen.
Haus Nr. 12, früher Haus Oberste Gasse Nr. 43 Nr. 67. Eigentümer 1605 Peter Müller 1767 Bäcker
Matthias Grund. 1770 bei Anlage der Hedwigstraße abgebrochen.
Mauerstraße.
Haus Nr. 4. Gasthaus Zur Post".
Haus Nr. 6. Erbaut 1769. Wohnung der Malerin Luise Engelhard? Fachwerk, verputzt, Achsen um
Achse verlängert, Geschosse. Giebel über den Mittelachsen. Stein, im Keller, mit der Inschrift
MS 1769".
Haus Nr. 12. Eckhaus Hohentorstraße. Früher Gastwirtschaft Zur Stadt Marburgüß 1866 Hauptquartier
des Generals von Beyer. Untergegangen. An seiner Stelle moderner Neubau.
Michelsgasse.
Haus Nr. 7. Fachwerk, später verputzt, Gefache, Geschosse, mit Schnüren, Diamantbändern, Bunden
und Kantengewinden am auskragenden Quergebälk. Giebel, mit Krüppelwalm. Renaissance.
Tafel 43
.44
Mittelgasse.
Haus Nr. 5. Wendeltreppe, Holz, mit runder Spindel, Stufen mit Karniesanschnitt, in Fachwerkgehäuse, das
mit Seiten des Achteckes in den Hof vorspringt. Renaissance.
Haus Nr. 9. Früher Gasthaus Zur Stadt Hanau"; jetzt Gastwirtschaft Zum Lindenhof". Eigentümer 1768
Bierbrauer Joh. Obersheimer, 1865 Bierbrauer und Küfermeister Phil. Schiebelerß jetzt Hess.- und
Herkulesbrauerei.
Haus Nr. 11. Fachwerk, verputzt, Achsen, Geschosse, mit breitem Kranzgesims über dem Erdgeschoß
und Brüstungsgesims am 2. Obergeschoß. Rundbogenblenden im Erdgeschoß, davon die mittelste als
Tür ausgebildet, mit durchgehendem Kämpfer. Hauptgesims mit Zahnschnitt. Dachhaus, mit Halbkreis-
fenster und Walmdach. Empire.
Haus Nr. 14. Badestubeß Eigentümer 1605 Hans von der Ahnaf" Untergegangen.
eines Bürgerhauses. Klassizistisch.
Haus Nr. 15. Altstädter Süsterhausß" das 1605 als frei bezeichnet wird." Untergegangen.
Bürgerhauses. Eigentümer 1768 Weinhändler Just. Müller, 1864 Gastwirt Karl Fr. Zucker."
An seiner Stelle Neubau
Neubau eines
Erdgeschoß
Abb. bei Holtmeyer, Alt Cassel S. XL.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Wanderung d. Cassel Nr. 1235. Vgl. Haus Mittelgasse Nr. 46.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Adreßbücher.
Cass. Tagesport 1865 Nr. 1253 S. 8.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Vgl. Abschnitt Badestube auf der Freiheit" S. 564.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36. Die Familie von der Ahna" besteht noch heute in verschiedenen
Orten Deutschlands, führt aber jetzt den Namen Drahna".
Vgl. Abschnitt Altstädter Süsterhaus" S. 265 f.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. K. 36.
12 Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
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anscheinend später errichtet. Anscheinend Barock. Obergeschosse, Fachwerk, später verputzt, mit aus-
kragendem Quergebälk, später verkleidet. Giebel. Anscheinend Renaissance.
Haus Nr. 16. Erdgeschoß Steinbau, nachträglich errichtet. Obergeschosse Fachwerk, später verputzt, mit
auskragendem Quergebälk, später verkleidet. Giebel, mit Krüppelwalm auf Knagge. Treppe; Pfosten,
quadratisch, bauchige Säule, auf schlichtem Sockel, Wange profiliert. Renaissance.
Haus Nr. 17, Eckhaus Ziegengasse. Erbaut 1770. Eigentümer 1807 Moses Abrahams Erben, 1828 Buch-
händler Just. Luckhardt jetzt Karl Lengemann. Geburtshaus des Dichters S. H. Mosenthal. Gast-
wirtschaft Zur scharfen Ecke". Achsen auf jeder Front, davon die mittleren schwach vorgezogen.
Erdgeschoß Steinbau, mit Kranzgesims. Haustür, mit Segmentbogen mit verziertem Schlußstein und Ranken Tafel 436.4
über dem Sturz, in Schlußstein-Kartusche die Inschrift 1770". Fenster, mit Segmentbogen und verziertem Tafel 435,1.
Schlußstein. Obergeschosse Fachwerk, geputzt. Marmortafel mit der Inschrift ln diesem Hause wurde
der Dichter Salomon Hermann Mosenthal am 14ten Januar 1821 geboren"?
Haus Nr. 19. Haustür, rechteckig; Flügel mit Kanneluren und Rosetten. Louis Seize. Ladenfenster, recht-
eckig, mit abgerundeten Ecken, und verziertem Schlußstein. Rokoko.
Hinterhaus? Fachwerk, später verputzt, Gefache, Geschosse, mit auskragendem Quergebälk, später
verkleidet. Zwillingsgiebel. Barock.
Haus Nr. 21. Eigentümer 1605 der Vogt von Kaufungen 1767 Joh. Jak. Haumann, 1801 Chr. Tr. Maske,
1828 Maurermeister Jak. Losch, jetzt Dachdeckermeister Hengsbach. Fachwerk, später verputzt, 12 Ge- Tafel 401,.
fache, Geschosse, mit Schiifskehlen, Rollen und Zahnschnitt am auskragenden Quergebälk. Giebel, mit
Krüppelwalm. Renaissance. Korbbogenblenden mit toskanischen Pfeilern im Erdgeschoß, davon die
eine seitliche als Haustor ausgebildet. Barock.
Haus Nr. 27. Eigentümer 1605 Georg Wilhelms Witwe? 1623 Wohnung von Wilhelm Dilichß Fachwerk,
später verputzt, Gefache, Geschosse, mit Schiffskehlen, Schnüren, Bunden und Knospen am aus-
kragenden Quergebälk. Giebel, mit Krüppelwalm auf gekehlter Knagge. Renaissance.
Haus Nr. 29. Haustür, Stein, mit profilierten Gewänden und Korbbogen, in Schlußstein-Kartusche Hausmarke um 43.1.
und die lnschrift 1771".
Haus r. 30, Eckhaus Entengasse. 1605 bezeichnet als Christoph Junckers Miet vndt Wohnhauß auch Scheur"?
Eigentümer 1707 Oberforst- und Jägermeister von Sobiewolsky, darauf der landgräfliche Hausbender Joh.
Phil. Holzschue, darauf dessen Sohn Georg Holzschueß Unter dem älteren Holzschue Gasthaus Zur Stadt
Stockholm" oder lm Stockholm", angeblich so genannt nach einem Aufenthalt König Gustav Adolfs von
Schweden auf seinem Ritt von Bender nach Stralsund 17149 1732 Wohnung des Musikers Joh. Seb.
Bach, als er zur Prüfung der Orgel der Martinskirche sich in Cassel aufhielt. 1771 zum Verkauf ausge-
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Knetsch, lnschriften S. 252.
Abb. bei Holtmeyer, Alt Cassel Taf. 25.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36. Vgl. Abschnitt Kaufunger Hof" S. 259.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. K. 36.
Nach den Kirchenbüchern wohnte Wilhelm Dilich von 1601 bis 1607 auf der Freiheit, von 1609 bis 1611 in der Unterneustadt
und von 1613 bie 1620 wieder auf der Freiheit. 1623 wird ein Haus in der Mohlengasse der Neustadt als Wilhelm Dillichs Geographus
Haus" bezeichnet. ln einem Aktenstück von 1623 steht bei einem Hause in der Mittelgasse die Bemerkung Michel Stubenrauch relicta,
darbey Wilhelm Dilichius". Mitteilung des Herrn Archivrat Dr. Knetsch in Marburg. Michel Stubenrauch wohnte nach dem Häuserver-
zeichnis von 1605 in dem an der Ecke der Mittelgasse gelegenen Hause Entengasse 17. lm Nachbarhause an der Mittelgasse wohnte
Stubenrauchs Schwiegersohn Wilh. Dilich.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. K. 36. Nach Nebelthau, Gebäude S. 40, Wohnhaus des Kammerjunkers
Rudolf von Eckardsberg.
Wanderung d. Cassel Nr. 1235. Neuber, Gasthäuser Nr. 72.
Wanderung d. Cassel 1235 u. 1236. Schwarzkopf, Alt-Kassel S. 156 u. 190. Neuber, in Mitt. d. Ver. f. hess. Gesch. 1905l06 S. 54.
Wahrscheinlich führte das Gasthaus schon vor Gustav Adolfs Aufenthalt die Bezeichnung Zur Stadt Stockholm".
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aaaaaaaaaaa Gebäude.
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Tafel 423,
Tafel 413,4
botenl und im 1. Obergeschoß für die Lottoverwaltung in Aussicht genommen, hierfür aber nicht gewählt.
Eigentümer 1795 Mundkoch Joh. Christoph Echternach, 1837 Bierbrauer Heinr. Mayfarthß später Kammer-
diener Hartdegenß lm Volksmunde Gastwirtschaft Zum verfehlten tritt".4 Untergegangen.
An seiner Stelle moderner Neubau. Gasthaus Zur Stadt Stockholm".
Haus Nr. 33. Eigentümer 1768-1806 Kaufmann Bern. Wilh. Rocholl, 1837 Kaufmann Friedr. Rochollx"
Haustür, Stein, mit proülierten Gewänden, Segmentbogen und Deckgesims, im Schlußstein Hausmarke mit
den Buchstaben B. W. R. und der Inschrift 1798".
Haus Nr. 34. Erdgeschoß Steinbau, nachträglich errichtet. Haustür, mit toskanischen Pilastern und Gebälk.
Barock. Türflügel mit Kanneluren. Louis Seize. Hoftür, mit Rest einer Sitzkonsole. Obergeschosse Fach-
werk, später verputzt, mit auskragendem Quergebälk, später verkleidet, auf der Hoffront mit gekehlten Füll-
hölzern. Giebel, mit Krüppelwalm. Renaissance.
Haus Nr. 35. Haustür, Stein, mit Segmentbogen und Schlußstein, in den Bogenzwickeln die Inschrift 1781".
Haus Nr. 37. Voluten-Konsole am Erdgeschoß, Stein, für Auskragung. Barock.
Haus Nr. 38. Erdgeschoß Steinbau, Achsen, davon die drei mittleren schwach vorgezogen, mit Quaderung
und Kranzgesims. Haustür, rechteckig, mit toskanischen Pilastern und Gebälk. Haustore in den Endachsen,
mit Rundbogen. Obergeschosse Fachwerk, verputzt, mit gequaderten Ecklisenen. Fenster, mit profilierten
Umrahmungen, im 2. Obergeschoß mit Ohren. Dachhaus, mit Giebel. Barock.
Haus Nr. 42. Eigentümer 1605 Dr. Joh. Grotß 1767 Bäcker und Krämer Joh. Konr. Heideling, 1779 Joh.
Grünberg, 1825 Gastwirt Joh. Balth. Schirmer, 1840 Gastwirt Wilh. Schirmer dem auch das Nachbarhaus
Nr. 44 gehörte? Gasthaus Zum Ritter".8 Untergegangen. Neubau 1884. Gasthaus Zum Ritter" und
Katholisches Gesellenhaus". Eigentümer Katholischer Gesellenverein.
Haus Nr. 43. Erdgeschoß Steinbau, mit Simagurt. Haustür, mit Diamantquaderung, Sockel, Kämpfer, Korb-
bogen, Voluten-Schlußstein und Deckgesims. Oberlicht, rechteckig, zweiteilig, mit profilierten Gewändenß
Renaissance.
Haus Nr. 44. Eigentümer 1605 Michael Fleck," 1767 Postmeister David Reinucks Erben, 1846 Gastwit Wilh.
Schirmer, dem auch das Nachbarhaus Nr. 42 gehörte. Früher Zubehör zum Gasthaus Zum Ritter".
Haus Nr. 45. Inschrift 1542" an Kellertür," verschwunden.
Haus Nr. 46. Eigentümer 1605 Otto Gleim Otto Gleims Erben? 1769 Bäckermeister Matthias Grund, 1835
Spediteur Friedr. Grund, 1854 Spediteur Georg Melchior Braunßi" Früher Gasthaus Zum goldenen Adler".
Woringer, Lotto S. 25 Die Wirtschaft scheint damals für eine Reihe von Jahren eingegangen zu sein; wenigstens wird sie in
den Staats- und Adreß-Kalendern eine zeitlang nicht erwähnt."
Kataster. BrandversicherungseAnstalt Cassel.
Neuber, Gasthäuser Nr. 72.
Sogenannt, weil der Kammerdiener Hartdegen sich dem Kurfürsten gegenüber, der ihm einen Fußtritt versetzen wollte, zur Wehr
gesetzt hatte. Mitteilung des Herrn Zolldirektors Woringer.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. K. 36.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Schwarzkopf, Alt-Kassel S. 191 f. 1825 wurde der ,Ritter' in der Mittelgasse errichtet, als Gasthaus leider verschwunden, aber
unsterblich geworden durch die ergreifende, von Ernst Koch uns erzählte Geschichte von Erasmus Gabelstich und der Pfarrerstochter von Lillerode.
Abb. bei Nübel, Holzarbeiten Bl. u. 6.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Nebelthau, Gebäude S. 27.
Häuserverzeichnis v. 1605, Stadtarchiv Cassel 16 und 36. Nebelthau, Gebäude S. 38 Der nachmals zum obersten Zoll-
schließer und Verwalter des Gülden-Weinzolles bestellte Kammerschreiber Otto Gleim besaß den jetzigen Gasthof zum Ritter Mittelgasse 46".
Verwechselung mit den Häusern Mittelgasse Nr. 42 und 44?
13 Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
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Absteigequartier der Boten-Fuhrleute aus Erfurt, Gütersloh, Marburg und Paderborn
An seiner Stelle moderner Neubau.
Haus Nr. 47. 1605 Kaplanei des Martinsstiftes? 1767 Subdiakonei. Eigentümer 1812 Dachdecker Konr.
Lötzerich? Untergegangen. Neubau 1835. Sandsteintafel im Keller mit der Inschrift ERBAUET IM
JAHR 1835 VOM SCHIEFER UND DACHDECKER MEISTER lOHANN GEORGE LETZERICH UND
DESSEN EHEFRAU ANNA MARIA GEB. LINZ".
Haus Nr. 48. 1605 bezeichnet als Hans Gleims Erben klein hauß", denen auch das Nachbarhaus Nr. 50
gehörte Eigentümer 1610 Philipp von Bodenhausenß Untergegangen. An seiner Stelle Neubau,
Fachwerk, verputzt, klassizistisch.
Haus Nr. 49. Fachwerk, später verputzt, Achsen, Geschosse, mit Stäben, Kehlen und gekehlten Füll-
hölzern am auskragenden Quergebälk. Giebel, mit Krüppelwalm. Treppe; Pfosten quadratisch, bauchige
Säule auf Sockel mit Beschlagmuster. -Renaissance.
Haus Nr. 50,6 Eckhaus Marktgasse. 1605 bezeichnet als Hans Gleims erben, darin Burggraf wont",
denen auch das Nachbarhaus gehörte." Eigentümer 1767 Henrich Dubrery, 1798 Schutzjude Nath. Sim.
Mich. Dillon, 1848 Sim. Hahloß jetzt Schirmfabrikant Karl Fischer. Fachwerk, später verputzt, an der
Mittelgasse Gefache, an der Marktgasse 11 Gefache, Geschosse, mit Schiffskehlen, Schnüren, Diamant-
bändern, Bunden, Knospen und Flechtband am auskragenden Quergebälk. Giebel an der Mittelgasse, mit
einseitigem Ausbau und Krüppelwalm. Dachhaus an der Marktgasse, mit Giebel und Krüppelwalm.
Renaissance.
Haus Nr. 51, Eckhaus Hohentorstraße. 1605 bezeichnet als der von Rolshausen hauß" und als Rolßhausen
witwen behausung"? Eigentümer 1767 Generalleutnant Wolf von Gudenberg, 1781 Melchior Diderich,
1836 Kaufmann Joh. Heinr. Diemar" jetzt Diemar und Heller. Fachwerk, entstellt. Anscheinend Renaissance.
Nebeinhaus in der Hohentorstraße. Steinbau, Achsen, Geschosse, um ein verputztes Fachwerk-
geschoß erhöht. Haustore in der 1. und 5. Achse, mit Kämpfer und Rundbogen. Eintrittshalle, mit
korinthischen Pilastern. Zimmertür, mit verzierter Bekrönung. Empire.
Haus Nr. 54. Erdgeschoß und 1. Obergeschoß Steinbau, mit Simagurt. Fenster, rechteckig, zu dreien bezw.
vieren gekuppelt, mit profilierten Gewänden. Renaissance.
Haus r. 56. Früher Gasthaus Berliner Hof". 1806 nach Einzug des Marschalls Mortier Quartier des Brigade-
generals Desenfertßl Jetzt Bayerische Bierhalle". Hoffront Fachwerk, 10 Gefache, Geschosse, mit Stäben,
Kehlen und gekehlten Füllhölzern am auskragenden Quergebälk, mit Streben in den Brüstungsfeldern und
mit ausgegründetem Stab- und Kehlprofil auf den Brüstungsriegeln. Giebel. Renaissance. Vorderfront
verändert.
Untergegangen.
Adreßbücher. Nach Wanderung d. Cassel Nr. 1235 wurde 1770 die Schildgerechtigkeit der Gastwirtschaft vom Hause Martins-
platz Nr. 11 auf das Haus Mittelgasse Nr. 46 übertragen.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36. Vgl. Abschnitt Martinsstift. Stiftsherrenhäuser" S. 193.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Abb. bei Holtmeyer, Alt Cassel Tafel 39.
Häuserverzeichnis v. 1605, Stadtarchiv Cassel 16 u. 86. Heidelbach, Kassel S. 60. Nebelthau, Gebäude S. 38 u. 44 f.
Der bei allen Reichs-, Kreis- und Unionsverhandlungen thätige Regnerus Badenhausen besaß das jetzt Hahldsche Eckhaus am Ledermarkt
und der Marktgasse Mittelgasse 50, nach seinem Tode kam es an den Bürgermeister Dr. Justus Eckhardt Motz und von diesem an den
Vicekanzler Vultejus". Vgl. Haus Mittelgasse Nr. 48.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Häuserverzeichnis v. 1605, Stadtarchiv Cassel 16 u. 36. Nebelthau, Gebäude S. 45 Regierungspräsident Freiherr von
Kunowitz besaß das nun Diemafsche Eckhaus hinter der großen Kirche nach dem Pferdemarkt Mittelgasse 51 und seine eigene Tochter
brachte es nachmals ihrem Gatten, dem Generalmajor von Schachten, zu."
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Schwarzkopf, Alt-Kassel S. 189. Nebelthau, Gebäude S. 19, vermutet hier ein Kapitularhaus des Martinsstiftes.
Martinsstift. Stiftsherrenhäuser" S. 193.
Vgl. Abschnitt
Tafel 445.
Tafel 401,1 u.402,9
99
29
22
Gebäude. Q ää
Haus Nr. 60, Eckhaus Hohentorstraße. Gasthaus Zur Stadt Stralsund", 1748 von Joh. Friedr. Geng angelegt;
später Gasthaus Zum hessischen Hof" 1801 von Riviere eingerichtet; zur Zeit der französischen Fremd-
herrschaft Gasthaus Zum westfälischen Hof", dann wieder Zum hessischen Hof"? Absteigequartier der
Sängerin Mara. Erdgeschoß und 1. Obergeschoß Steinbauß 2. und 3. Obergeschoß Fachwerk, später
verputzt, mit auskragendem Quergebälk, später verkleidet. Zwillingsgiebel an der Mittelgasse. Giebel an
der Hohentorstraße, mit Krüppelwalm. Erker an der Ecke, polygonal, mit Zeltdach. Renaissance.
Haus Nr. 62. Erdgeschoß und 1. Obergeschoß Steinbau. Haustür, mit profiliertem Gewände, Rundbogen,
Schlußstein und Sima-Deckgesims. Fenster im 1. Obergeschoß, rechteckig, zu zweien gekuppelt, und mit
profilierten Gewändern. 3. und 4. Obergeschoß Fachwerk, später verputzt, mit auskragendem Quergebälk,
später verkleidet. Giebel, mit Krüppelwalm auf abgerundeter und gekehlter Knagge. Wendeltreppe,
Holz, mit runder profilierter Spindel. Renaissance
Haus Nr. 72. Früher Gasthaus Zum weißen Stern"? Fachwerk, später verputzt, Geschosse mit aus-
kragendem Quergebälk, später verkleidet. Giebel, mit Krüppelwalm. Renaissance.
Haus Nr. 74, Eckhaus Pferdemarkt. Gastwirtschaft Zur amerikanischen Ecke".
Mönchebergstraße.
Haus Nr. 21W. Gastwirtschaft Zum bunten Bock"6 oder Zum Adler"?
Haus Nr. 41. Gastwirtschaft Ostheims Felsenkeller", im Volksmunde Zur Kaffeemühleßß Untergegangen.
An seiner Stelle Gelände des Landkrankenhauses.
Haus Nr. 42. Gastwirtschaft von Dittmar. Ehemals Wirtshausg der Karlsaue, durch Erweiterung und Um-
bauten verändert.
Mühlengasse.
Haus Nr. Eckhaus Bädergasse. Steinbau, Geschosse, später erhöht. Haustür, mit Segmentbogen, im
Scheitel die Inschrift 1699". Fenster, rechteckig, zu zweien bezw. dreien gekuppelt, mit profilierten
Gewänden.
'l'al'el430,I Haus Nr. 9. Haustür, mit Segmentbogen; Flügel mit Kanneluren, Rosetten und Gehängen. Louis Seize.
Haus Nr. 14. Erbaut 1625. Fachwerk, später verputzt, Geschosse, mit Schnüren und Bunden am aus-
kragenden Quergebälk, Balkenköpfe über dem Erdgeschoß als schwere Konsolen vorgezogen; auf End-
konsole die Inschrift 1625". Dachhäuser, mit Giebel und Krüppelwalm.
Haus Nr. 17. Erdgeschoß Steinbau, nachträglich errichtet. Barock. Obergeschosse Fachwerk, später
maß-et, verputzt, mit Schiffskehlen, Schnüren und Diamantbändern am auskragenden Quergebälk. Giebel. Treppe;
Pfosten, achteckiger Schaft, auf quadratischem Sockel mit Beschlagmuster. Renaissance.
"tafel 400,19 Haus Nr. 20. Fachwerk, später verputzt, mit auskragendem Quergebälk, später verkleidet. Knagge am Erd-
geschoß, mit doppelter Kehle. Vermutlich gotisch. Wendeltreppe, Holz, mit schraubenförmig gewundener
lnnenwange.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel. Wanderung d. Cassel Nr. 1236.
Neuber, Gasthäuser Nr. 73.
Krieger, Cassel S. 371 In einem schönen Saale dieses Gasthauses, dessen Decke aus lauter Fenstern besteht, werden zuweilen-
Concerte, Bälle und Soupees veranstaltet".
Nach Nebelthau, Gebäude S. 25, Unterteil um 1650 erbaut, Oberteil vielleicht 100 Jahre älter.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel. Wanderung d. Cassel Nr. 1236.
Garküche S. 92.
Lobe, Wanderungen S. 224.
So genannt nach der Gestalt des Hauses, das einen quadratischen Grundriß und einen zweigeschossigen Aufbau besaß, der ein
Zeltdach mit Laterne trug.
Mitteilung des Herrn Zolldirektors Woringer. Vgl. Abschnitt Schloß des Landgrafen Karl. Garten" S. 369.
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Gebäude.
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Haus Nr. 22.. Erdgeschoß Steinbau, mit Simagurt. Haustür, mit gefelderten Gewänden, gequadertem Rund-
bogen mit Schlußstein und Kämpfern mit Beschlagornament. Oberlicht, rechteckig, zweiteilig, mit profilierten
Gewänden, Schnörkelwangen, oben am Mittelpfosten Kartusche mit Hausmarke und den Buchstaben S.
Fenster, rechteckig, zu zweien gekuppelt, mit profilierten Gewänden. Obergeschosse Fachwerk, später
verputzt, Gefache, mit Schnüren, Diamantbändern und Bunden am auskragenden Quergebälk. Giebel.
Renaissance.
Haus Nr. 24. Fachwerk, später verputzt, Achsen, Geschosse, mit auskragendem Quergebälk, später ver"
kleidet. Knaggen am 1. und 2. Obergeschoß, mit doppeltem Karniesprofil. Dachhaus, mit Giebel und
vorkragendem Krüppelwalm auf ebensolcher Knagge. Renaissance.
Haus Nr. 26. Untergegangen. Haustür, jetzt am Hause Löwenburgstraße Nr. Stein, mit Löwenmasken
und Diamantquadern am Sockel, Beschlagornament auf den Pfeilerschäften, Diamantquadern am Rundbogen,
Voluten-Schlußstein und Deckgesims, das sich verziert über dem Schlußstein verkröpft, in den Zwickeln
Beschlag-Umrandung und Medaillons mit männlicher und weiblicher Büste in Flachrelief, auf Schlußstein
die Inschrift 16573. Oberlichtfenster, rechteckig, mit profilierten Gewänden, Beschlag-Wangen, und
Kartuschen-Bekrönung mit Wappen und flankirenden Putten, auf dem Sturz die Inschrift ORA ET
LABORA", in der Fensteröffnung Eisengitter.
Haus Nr. 27.1 Erbaut 1685. Erdgeschoß Steinbau, mit Simagurt. Haustür, mit Segmentbogen, toskanischen
Pilastern und Gebälk, auf Schlußstein Kartusche mit dem Monogramm und der Inschrift 1685", in
den Zwickeln Wappen Butte und springendes Pferd. Fenster, rechteckig, zu zweien bezw. dreien ge-
kuppelt, mit profilierten Gewänden. Obergeschosse Fachwerk, Gefache, mit Fasen, Stäben und ab-
gerundeten Füllhölzern am auskragenden Quergebälk, Beschlagornament an den Eckpfosten, Streben in den
Brüstungsfeldern und halben wilden Männern an den Eckpfosten. Giebel, mit Krüppelwalm. Treppe;
Pfosten, quadratisch, Säule, toskanisch, auf Sockel mit Beschlagmuster bezw. Quadern; Wange reich profiliert;
Docken gedreht. Innentür mit Hermenpilastern, mit Engelsköpfen auf den Kapitellen und mit Engelskopf
und Masken auf dem Fries.
Haus Nr. 29, Eckhaus an der Unterneustädter Mühle. 1605 bezeichnet als Unßers g. f. vnndt Herrn hauß
bey mühle Stall güt darauf der mohln artz wont" und als Unsers G. F. vndt Hern hauß darauff
der Mülnmeister wohnet"? Untergegangen. Jetzt Bürgerhausß früherebenfalls vom Müller bewohnt.
Eigentümer jetzt Werkmeister Scheller. Fachwerk, verputzt, Achsen, Geschosse. Mansarde. Dachhaus,
mit Dreieckgiebel. Barock.
Haus Nr. 30, Eckhaus Fuchsgasse. Früher Maurerherberge, jetzt Gastwirtschaft Zur alten Mühle". Fachwerk,
an der Mühlengasse später verputzt, an der Fuchsgasse 11 Gefache, Geschosse, mit Schnüren, Diamant-
bändern und Bunden am auskragenden Quergebälk und mit Streben in den Brüstungsfeldern. Renaissance.
Haus Nr. 32,4 Eckhaus Fuchsgasse. Erbaut 1553. Fachwerk, später verputzt, Geschosse, mit gekehlten
Knaggen am auskragenden Quergebälk. Haustür, mit Spitzbogen und Rechteckrahmen, mit Stäben, Kehlen
und Kerbschnitt am Gewände und mit Stäben, Diamantband und Kerbschnitt am Rahmen, im Zwickel die
Inschrift 1553".5 Flacher Erker am Erdgeschoß, rechteckig, Gefache, mit Stäben, Kehlen und gekehlten
Füllhölzern am auskragendten Fußgebälk. Giebel.
Haus Nr. 36. Gastwirtschaft Zum Schlafrockfke
Prevöt, Baukunst. Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36. Abb. bei Holtmeyer, Alt Cassel Taf. 31.
Dehn-Rotfelser u. Lotz, Baudenkmäler S. 29. Ebe, Cicerone ll S. 30. Nach Prävöt, Baukunst S. 256, wahrscheinlich zu der
gegenüber liegenden Unterneustädter Mühle gehörig.
Lotz, Kunst-Topograhie S. 139. Nebelthau, Gebäude S. 27. Kropf, Alt-Cassel S. 149.
Zu den untergegangenen Häusern der Mühlengasse gehört auch das Haus Wilhelm Dilichs. Das Haus wird aufgeführt im
Häuserverzeiclmis v. 1623 mit der Bezeichnung Wilhelm Dillichs Geographus H. darin .loh. Schön, Hutmacher". Es lag in dem Häuser-
block, der den Holzmarkt westlich abschloß und später abgerissen wurde.
Tafel 367,3 u. 418
Tafel 400, 24-14
Tafel 415
Tafel 412,1
Tafel 450
Tafel 400, xs u.
u. 412,2
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Bau- und Kunstdenkmäler im Regxerungsbezxrk Cassel. VI. CasseI-Stadt. 90
Tafel 58,
Tafel 400,4 406,2
Müllergasse.
Ha us Nr. Eckhaus Pferdemarkt. 1605 bezeichnet als der gerwicken Haus" und der Gerwigschen behausung",
deren Brauhaus das Nachbarhaus Pferdemarkt Nr. 25 bildete Untergegangen. Neubau um 1750, entstellt.
Haus Nr. Eckhaus Pferdemarkt.
eckig, einzeln und zu zweien gekuppelt, mit profilierten Gewänden.
Erdgeschoß und 1. Obergeschoß Steinbau, mit Simagurt. Fenster, recht-
Renaissance.
Haus Nr. 3. Haustür, mit Segmentbogen, auf Bogen die Inschrift 1796".
Haus Nr. 4. Erdgeschoß Steinbau, mit Kranzgesims. Haustür, rechteckig, mit profilierten Gewänden, Ohren
und Deckgesims. Barock.
Haus Nr. 10. Früher Gasthaus Zum roten Hirsch"? Erdgeschoß Steinbau, mit Kranzgesims. Haustür, mit
Segmentbogen, Schlußstein und Deckgesims, auf Schlußstein die Inschrift N. 1765".
Haus Nr. 11. Eigentümer 1605 Hans von der Wiegenburgß 1767 Zollverwalter Joh. von Ende, 1781 Christian
Ernst Kleinschmidt, 1835 Riemermeister Joh. Thele, jetzt Gastwirt Wilh. Schäfer. Gasthaus Zur Stadt
Bremen". Erdgeschoß Steinbau, mit Simagurt. Haustor, gequadert, mit Rundbogen, Diamant-Schlußstein,
toskanischen Quaderpilastern und Gebälk. Fenster, auf der Hoffront, rechteckig, zu zweien gekuppelt,
mit profilierten Gewänden. Brandmauer mit Konsole. Obergeschosse Fachwerk, später verputzt,
13 Gefache, mit auskragendem Quergebälk, später verkleidet. Ein großer und ein kleiner Giebel, beide
mit Krüppelwalm. Renaissance.
Häuser Nr. 13 u. 15.4 1605 bezeichnet als Bartholt Krumsiche wohnhäuße" und als Bartoldt Krumsiches
beh. sampt dem Miethauß und einem tach"? Angeblich früher Post. Erdgeschoß bei Haus Nr. 13
Fachwerk, entstellt, mit Schiffskehlen, Schnüren, Diamantbändern und Flechtbändern am auskragenden
Fußgebälk und mit ausgegründetem Stab- und Kehlprofll auf den Brüstungsriegeln. Haustür, mit Bogen
und Rechteckrahmen, bis auf einen Eckpfosten untergegangen, mit Schnüren, Diamantbändern und Bunden
mit Blätterkelchen am Rahmen. Erdgeschoß bei Haus Nr. 15 Steinbau, im Oberteil Steinkonsolen und
Allianzwappenß Obergeschosse Fachwerk, später verputzt, 14 Achsen, mit Schiffskehlen, Schnüren,
Diamantbändern, Bunden und Kerbschnitt am auskragenden Quergebälk. Giebel an Haus Nr. 13, mit
Krüppelwalm. Erker an Haus Nr. 15, rechteckig, um Geschoß in das Dach hineinragend, Gefache
auf profilierten Erdgeschoß-Kopfbändern, mit Giebel. Renaissance.
Seitenflügel. Kellertür mit Rundbogen, im Scheitel die Inschrift 15 67".
Haus Nr. 17. 1605 bezeichnet als des Rentmeisters Wohnhaus"? Untergegangen. Knagge, Holz, mit de
geschnitzten Figur des Christophorus, im Besitze des jetzigen Eigentümers, angeblich von dem unterge-
gangenen Hause stammend, gotisch. Neubau. Klassizistisch.
Haus Nr. 18, Eckhaus Kruggasse. Tür in der Hofmauer an der Kruggasse, mit Spitzbogen und gefasten
Gewänden, im Scheitel die Inschrift MATALENA auf dem Bogen die Inschrift 16 .".
r. 19.
Untergegangen.
1605 Brauhaus von Georg Hose, dessen Wohnhaus das benachbarte Haus Nr. 21 bildete?
Neubau. Barock.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel. Wanderung d. Cassel Nr. 1236.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Lotz, Kunst-Topographie S. 139 der g. Eingang verbaut". Dehn-Rotfelser u. Lotz, Baudenkmäler S. 29 aus dem 17. Jahr-
hundert mit gothischen Erinnerungen". So auch Ebe, Cicerone S. 394.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Nach Nebelthau, Gebäude S. 26, stellt der Unterbau vielleicht den einzigen Rest der Häuser vor der Feuersbrunst des Stadtteils
1521 dar.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 86.
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Haus Nr. 21. Eigentümer 1605 Georg Hose, dessen Brauhaus das benachbarte Haus Nr. 19 bildete 1767
Bäcker-Job. Becker? Früher Gasthaus Zum halben Mond"? firdgeschoß Steinbau, nachträglich errichtet.
Haustür, mit Korbbogen, Kämpferquader und Schlußstein, auf dem Schlußstein die Inschrift 1764".
Obergeschosse Fachwerk, später verputzt, mit auskragendem Quergebälk, später verkleidet. Renaissance.
Mansardgiebel.
Hinterhaus, mit großem Keller.
Haus Nr. 22. Hinterhaus. Stein, anscheinend Bogenstein, eingemauert, mit Kartusche, Engelskopf und der
Inschrift CYRIACUS ELNBERGER 1690".
Haus Nr. 24. Haustür, rechteckig; Flügel, mit stabgefüllten Kanneluren und Kranzgehänge. Louis Seile. Tafel-il-OA
Haus Nr. 25, Eckhaus Schäfergasse. Erdgeschoß und 1. Obergeschoß Steinbau, nachträglich errichtet, mit
Eckquadern im Erdgeschoß und Lisenen im 1. Obergeschoß. Haustür, mit Segmentbogen, profilierten Tafel 428.1
Gewänden, Kopf-Schlußstein, Quaderrücklage und geschwungenem Deckgesims, darüber Rundbogennische
mit Volutenwangen, mit Blumenaufsätzen, geschwungenem Deckgesims und Scheitel-Kartusche, mit Krone,
in. der Nische Frauenfigur mit Füllhorn und Vase, auf der Kartusche Spiegelmonogramm EJG. Fenster
im 1. Obergeschoß, rechteckig, mit profilierten Gewänden und Ohren. Barock. Obergeschosse Fach-
werk, später verputzt, mit auskragendem Quergebälk, später verkleidet. Giebel. Renaissance.
Haus Nr. 28. Früher Gasthaus Zur Sonne";4 um 1866 Bierbrauerei Köther, jetzt Gasthaus Zum goldenen
Löwen". Relief über der Haustür, Löwenkopf, vergoldet.
Obere Fuldagasse. Tara 56,1
Haus Nr. Eckhaus Brüderstraße. Wohnung des Malers Karl Euler; Früher Gasthaus Zuml schwarzen
Adler", 1790 bei Verkauf des Hauses eingegangen? Wandarm an der Brüderstraße, Schmiedeisen, mit Tafel470,a
Adler, eHolz. Rokoko.
Haus Nr. 3. Iirdgeschoß Steinbau, mit verzahnten Eckquadern. und Kranzgesims. Haustür, mit toskanischen
Pfeilern, Rundbogen, Schlußstein" und Deckgesims, auf Schlußstein Spiegelmonogramm und die Inschrift
Ao 1704".
Haus Nr. 7. Eigentümer 1767 Zinngießer J. Henr. Berger. Neubau um 1795. Eigentümer 1798 Kriegsrat
Lennep, 1361 Wirt Joseph Grasseggerß
Haus Nr. Steinbau, Achsen, Geschosse. Haustür, mit Kämpfer, Rundbogen, Voluten-Schlußstein,
toskanischen kannelierten Pilastern auf Sockel, mit geradem Gebälk und Giebel. Fenster im Erdgeschoß
und 1. Obergeschoß, mit Korbbogen. Fenster im 2. Obergeschoß, rechteckig, zu zweien gekuppelt, mit
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Wanderung d. Cassel Nr. 1236, wo darauf hingewiesen wird, daß das Gasthaus schon 1750 eine viel besuchte Herberge war,
daß aber ein noch weit älteres Gasthaus Zum halben Mond" vor der Schlagd lag. Nach Schmidtmann, Erinnerungsbilder S. f., trug das
Haus ein Aushängeschild mit einer vergoldeten Mondsichel auf beiden Seiten. Im Erdgeschoß des vorderen Hauses, links vom Torwege,
lag nach der Straße hin die lange schmale Gastsiube, in deren Längsrichtung eine durchgehende, in mehrere Teile getrennte Tafel mit einer
dahinter an der Wand stehenden Holzbank sich befand. Die Tafeln waren jede durch ein Querstück in der Mitte mit der Hausmauer durch
eine Art Scharnierband verbunden, so daß die Tafel an der Wand in die Höhe geklappt werden konnte und durch einen Riegel festgehalten
wurde. Durch diese damals vielfach gebräuchliche Einrichtung, welche sich heutzutage noch in alten Dorfwirtschaften hin und wieder vorfinden
dürfte, konnte das Zimmer sofort ohne große Umstände in einen freien Raum verwandelt werden."
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel. Wanderung d. Cassel Nr. 1236.
Im Volksmunde die Gerade Fuldagasse" im Gegensatz zur Schiefen Fuldagasse", dem volkstümlichen Namen der Unteren Fuldagasse.
Adreßbücher.
Wanderung d. Cassel Nr. 1237. Nach Neuber, Gasthäuser Nr. 72, später zur Unterscheidung von dem im Hause Königsstraße 10
befindlichen Gasthaus Zum schwarzen Adler" von seinem Inhaber Zum doppelten schwarzen Adler" genannt.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
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profilierten Gewänden. Sima-Hauptgesims. Giebel, mit Bandgesims, Schnörkeleinfassung und Kugelaufsatz.
Tmum, Wendeltreppe, Holz, mit runder profilierter Spindel, Stufen mit Karniesanschnitt, in quadratischem Fach-
werkgehäuse. Renaissance.
T,M41o, Haus Nr. 12. Haustür Holz, mit Rundbogen und Rechteckrahmen mit Schnüren, Diamantbändern und
Bunden am Gewände und Rahmen und mit Fächerrosetten in den Zwickeln. Renaissance. Untergegangen.
Haus Nr. 14. Fachwerk, später. verputzt, Gefache, Geschosse, davon das oberste auskragend und mit
Brustriegel und gekehlten Knaggen am oberen Quergebälk. Giebel. Gotisch.
Tafel 36,1 62,3 u.4
Obere Karlsstraße.
Haus Nr. Eckhaus Friedrichsstraße. Erbaut um 1790? Eigentümer 1801 Oberhofrat Grandidier, 1835 Ober-
gerichtsrat Knatzß Wohnung des Bibliothekars Christian Karl Siegmund Bernhardiß Fachwerk, verputzt,
Achsen, Geschosse. Giebel über den Mittelachsen.
Seitenflügel an der Friedrichsstraße. 1801 bezeichnet als Brauhausß Anscheinend später zum Eckhaus
gezogen und umgebaut. Jetzt anscheinend Haus Friedrichsstraße Nr. 27.
Haus Nr. Eckhaus Friedrichsstraße. Erbaut um 17756 Eigentümer 1808 Geh. Oberkriegsrat von Heppe,
1817 Gastwirt Karl Gottfr. Schröder, 1825 Obergerichtsrat Wöhler? Fachwerk, verputzt, Achsen an
der Oberen Karlsstraße, Achsen an der Friedrichsstraße, Geschosse, mit Ecklisenen, Kranzgesims über
dem Erdgeschoß und Brüstungsgesims im 1. Obergeschoß. Haustür, rechteckig, mit Lisenen und Deck-
gesims auf Konsolen. Dachgeschoß über den Mittelachsen, mit Giebel mit Kreisfenster. Treppe, drei-
läufig; Geländer mit ausgesägten Brettern.
Haus Nr. 3. Erbaut um 17758 Eigentümer 1835 Geh. Hofrat Harnier? Wohnung des Kammerherrn Karl
von der Malsburg und des österreichischen Geschäftsträges Alois Franz von Mocengioßo Wie Haus Nr. 1.
Haus Nr. 4. Erbaut um 1775." Eigentümer 1802 Joh. Friedr. Blaue, 1835 Modellinspektor Friedr. Blaue?
Steinbau, Achsen, Geschosse. Haustür, mit Segmentbogen, Schlußstein mit Feld für Inschrift und
Deckgesims. Durchfahrt in Endachse, mit Segmentbogen. Giebel über den Mittelachsen, mit Kreisfenster.
Haus Nr. Eckhaus Fünffensterstraße. Erbaut um 1775.13 Eigentümer 1796 Caleb Woods, 1828 Kaufmann
Friedr. Dubuison aus London, 1830 Wilh. Blaue." Wohnung des Malers Aug. von der Embdelä Stein-
bau, Achsen an der Oberen Karlsstraße, Achsen an der Fünffensterstraße, Geschosse, mit Ecklisenen.
Haustür, rechteckig, mit Deckgesims und geschwungener Verdachung; Flügel, mit verziertem Schlüsselschild
Abb. bei Bickell, Holzbauten Taf. u. Schäfer, Holzarchitektur Bl. 11 Abb. 2.
Auf Stadtplan v. Selig 1781 noch nicht eingetragen; auf Stadtplan v. Martens 1803 vorhanden.
Adreßbücher.
Adreßbücher.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Auf Stadtplan um 1770 noch nicht eingetragen; auf Stadtplan v. Selig 1781 vorhanden.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Auf Stadtplan um 1770 noch Grundstücke, in welche Häuser mit den Bezeichnungen Maurer Mstr Wacliler" und Maurer
Mstr Feist" eingetragen sind, offenbar Entwurf; auf Stadtplan von Selig 1781 vorhanden.
Adreßbücher.
10 Adreßbücher.
Auf Stadtplan um 1770 noch mit dem Grundstück Nr. vereinigt und als Stadt-Hauß" bezeichnet, offenbar Entwurf; auf Stadt-
plan v. Selig 1781 vorhanden.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Auf Stadtplan um 1770 mit der Bezeichnung Bierbrauer Wagener eingetragen, vielleicht noch Entwurf; auf Stadtplan v. Selig
1781 vorhanden.
14 Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
15 Adreßbücher.
und Klopfer. Mittelfenster des 1. Obergeschosses, mit Volutenwangen und Segmentbogen-Verdachung.
Giebel über den schwach vorgezogenen Mittelachsen, im Giebelfelde Stuckornament. Treppe.
Haus Nr. wie Haus Nr. 4.
Haus Nr. früher Eckhaus Wilhelmsplatz Meßplatz. Erbaut um 1730 Eigentümer 1766 Kriegsrat Grimmelß
1811 Regierungspräsident Berners Erben, 1839 Obergerichtsrat Rösings Ehefrau? Wohnung des Theater-
malers Friedr. Beutherf Beim Neubau des Rathauses abgebrochen. An seiner Stelle Teil des Hofes des
neuen Rathauses.
Haus Nr. Eckhaus Fünffensterstraße. Erbaut um 1775i Wohnung des Obergerichtsdirektors und Land-
tagspräsidenten Moritz von Baumbach-Kirchheim. Fachwerk, verputzt, Achsen an der Oberen Karls-
straße, Achsen an der Fünlfensterstraße, Geschosse. Haustür, rechteckig; Flügel mit geschwungenen
Füllungen, Oberlichtsprossen, verziertem Schlüsselschild und Klopfer. Dachgeschoß über den Mittel-
achsen, mit Giebel. Treppe, dreiläufig, Pfosten mit Kranzgehänge.
Haus Nr.n9. Erbaut 1734!; Architekt und Bauherr Ch. du Ry, der in dem Hause auch gestorben ist?
Eigentümer 1766 Oberbaumeister du Ryß 1771 lngenieur Du Ry", 1845 Weißbinder Georg Fischer,
1863 Anna Fischer und Weißbinder G. Heinr. Becker? später die Stadt. Beim Neubau des Rathauses
abgebrochen. An seiner Stelle Teil des Hofes des neuen Rathauses.
Haus Nr. 10, Eckhaus Fünlfensterstraße. Erbaut um 1775." Eigentümer 1805 Schreinermeister Christoph
Prevot, 1866 Oberforstmeister Otto von der Malsburgßl Wohnung des Hofmarchalls von Dalwigk, des
Oberbaudirektors Jussow und des Obergerichtsanwaltes und Politikers Friedr. Oetker." Steinbau, Achsen
an der Oberen Karlsstraße, Achsen an der Fünlfensterstraße, um Achsen verlängert, mit Ecklisenen.
Dachgeschoß über den schwach vorgezogenen Mittelachsen, mit Giebelf
aus Nr. 11, Eckhaus Wilhelmsstraße. Sogenanntes Berlepschsches Hausßs Erbaut um 1780.14 Architekt Ch. du
Ryßö Bauherr angeblich der Landgrafßö 1763 zum Meßhaus gezogen" und durch Umbau berührt"; 1767
Auf Stadtplan v. Roth 1736 vorhanden. Über das Aussehen vgl. Abb. d. Wilhelmsplatzes Taf. 36 Abb. 1.
Stadtplan Oberneustadt v. Krug 1766. Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel. Adreßbücher.
Auf Stadtplan um 1770 noch nicht eingetragen; auf Stadtplan v. Selig 1781 vorhanden.
Auf Stadtplan v. Roth 1736 vorhanden. Am 9. Oktober 1733 wurde dem Baumeister du Ry zur Erbauung eines Hauses an
dem Generalleutnant von Berlepsch, gegen des Daniel Landre Haus über, ein Baugrund von llle Plätzen abgemessen, auch ihm Versicherung
wegen der Baufuhren und des Geldvorschusses gegeben. Staatsarchiv Marburg M. St. S. 3691. Nach Gerland, Dn Ry S. 24 f., war das
Haus ein Wohnhaus, das zwar ein sehr einfaches Aeußeres hatte, sich aber im Innern durch eine großartige, bequeme und geräumige
Treppenanlage auszeichnete; vor der Haustür befand sich ein auf einer einseitigen Treppe zu ersteigender Podest mit schmiedeeisernem
Gitter, die Scheuerwässer wurden von der Hausflur durch Oeffnungen, die mit abzuhebenden Steinen bedeckt waren, in Rinnen geleitet und
unter der Flur hinweg der Gosse zugeführt. Das Haus ist 1895 nur noch in umgebauten Zustand erhalten."
Jacobi, Hugenotten XXIV Nr. 283.
Stadtplan Oberneustadt v. Krug 1766.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Auf Stadtplan um 1770 mit der Bezeichnung Becker Eskuchen iun." eingetragen, während das Nachbarhaus Fünffensterstraße
Nr. 11 die Bezeichnung Becker Eskuchen Sen." trägt, vielleicht noch Entwurf, da Lageplan mit der Wirklichkeit nicht genauübereinstimmt.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Adreßbücher.
13 Vgl. Abschnitt lVleßhaus" S. 593 Anm. 5.
Auf Stadtplan v. Roth 1736 vorhanden. Nach Garnison Cassel S. 136 erfolgte die Erbauung 1755-1756. Vgl. Anm. 6.
15 Gerland, Du Ry S. 24.
Garnison Cassel S. 136 Das Gebäude diente zuerst als fürstliches Wohnhaus."
Schminke, Cassel S. 325.
Engelhard, Erdbeschreibung S. 112 f. Es war schon vorher ein herrschaftliches Haus, das eine zeitlang einem ehemaligen
Gouverneur zur Wohnung eingeräumt war. Als aber in 1763 auf "der Oberneustadt zwo Jahrmessen angelegt wurden So ward dasselbe zu
deren Haltung eingerichtet; Und des Endes fürerst mit zwoen räumlichen Galerien und diese mit Buden für Kaufleute versehen; Demnächst
aber dessen Hintertheil mit einem neuen Anbau geschlossen, welcher zween nach der Königsstraße gehende Flügel hat, die den Meßplatz
einschließen, und durchaus mit Buden versehen sind." Vgl. Abschnitt Meßhaus" S. 593.
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Gebäude. ääääääg
als Maison de foire",1 17812 und 17983 als Meßhaus" bezeichnet. 1803 als Teil des Meßhauses
gekennzeichnet 1806 nicht mehr als solches hervorgehoben? Vermutlich 1810 zur Münze bestimmtß
18137 und 18668 als Münze" eingetragen? 1868 zu einem Offizierskasino umgebautß" Grundriß um
einen Saal erweitert," Außenfronten anscheinend wenig berührt. Vierflügelanlage mit Binnenhof. Stein-
bau, Achsen an der Oberen Karlsstraße, 18 Achsen an der Wilhelmsstraße, Geschosse. Haustür auf
jeder Front, mit Segmentbogen, rechteckigen Einfassungen, und Deckgesims. Dachgeschoß an der Oberen
Karlsstraße und auf der Hoffront über den Mittelachsen, mit Segmentbogengiebel. Mansarde. Beim
Neubau des Rathauses abgebrochen. An seiner Stelle Teil des Hofes des neuen Rathauses.
Haus Nr. 12 u. 14. Begonnen um 1770, aber nicht vollendet.
1771 Bau des Oberneustädter Rathausesßa
Bauherr Assessor Conradi." An seiner Stelle
Haus Nr. 13, Eckhaus Wilhelmsstraße. Grundstück um 1720 mit B. de Blöm" bezeichnet." Bauherrin
Gräfin von Langallery, die es beim Landgrafen durchsetzte, an der Oberen Karlsstraße statt der üblichen
Front von Achsen eine solche von Achsen anzulegen, wodurch die Wilhelmsstraße aus der Achse
des Karlsplatzes sich verschob." Eigentümer 1766 Goldfabrikant Wagnerßß jetzt Tischlermeister Jean
Dötenbier. Steinbau, Achsen an der Oberen Karlsstraße, 13 Achsen an der Wilhelmsstraße, Geschosse.
Haustür an der Oberen Karlsstraße, rechteckig, mit Quaderpilastern und verkröpftem Gebälk, auf dem
gekehlten Fries Kartusche mit Krone und Wappen springender Hund. l-laustor an der Wilhelmsstraße,
mit Kämpfer, Korbbogen und Schlußstein. Segmentbogengiebel über Achsen. Barock.
Haus Nr. 15.
Vermutlich Wohnung der Sophie Junghans."
Haus r. 16. Erbaut um 1730." Eigentümer 1766 Joh. Dan. Landre und Brüder." Umbau um 1810. Bildhauer des
ornamentalen Schmuckes vermutlich J. Chr. Ruhl. Eigentümer 1809 Inspektor Joh. Ruhl, 1823 Schreinermeister
Franz Jos. Lücken? jetzt Antonie Leibrock, geb. Lückan. Wohnung des Verfassungskämpfers und späteren
Reichstagsabgeordneten Obergerichtsanwalts Dr. Friedr. Oetker. Steinbau, Achsen, Geschosse mit
Quaderung im Erdgeschoß und Gurtgesimsen zwischen den einzelnen Geschossen. Haustür, rechteckig,
mit Deckgesims; Flügel, mit quadratischen Diamantfüllungen, Oberlicht mit Halbkreissprossen. Haustor,
in Endachse, mit Rundbogen. Fenster im 2. Obergeschoß mit Voluten- und Rosettenbekrönung. Palmetten-
fries und Kannelurenband über dem 3. Obergeschoß. Hauptgesims mit Konsolen. Dachgeschoß über den
Mittelachsen, mit Walmdach. Treppe, Geländer, mit reichem Sprengwerk.
Stadtplan 1767.
Stadtplan v. Selig 1781.
Stadtplan v. Stockhausen 1798.
Stadtplan von Martens 1803.
Stadtplan 1806.
Garnison Cassel S. 136.
Stadtplan v. Humbert 1813.
Stadtplan v. Böckel 1866.
Vgl. Abschnitt Münze" S. 619 f.
Entwurfszeichnungen. Denkmälerarchiv Cassel.
Garnison Cassel S. 136.
Stadtplan um 1770.
Vgl. Abschnitt Oberneustädter Rathaus" S. 474 ff.
14 Stadtplan um 1720. Auf Stadtplan v. Roth 1736 vorhanden.
Regentenhaus S. 99 f. Casseler Tages-Anzeiger 1878 Nr. 19. Vgl. Abschnitt Stadtanlage Oberneustadt" S. 49.
Stadtplan Oberneustadt v. Krug 1766.
Mitteilung des Herrn Regierungsrat Stoll in Cassel.
Auf Stadtplan v. Roth 1736 vorhanden.
Stadtplan Oberneustadt v. Krug 1766. Vgl. die Nachbarhäuser Obere Karlsstraße Nr. 18 und Karlsplatz Nr. u. 2.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
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Haus Nr. 17. Grundstück um 1720 mit Maudri" bezeichnet und damals bis zur Königsstraße durchgehend
Architekt Ch. du Ry.'-' Eigentümer 1736 Witwe des Präsidenten von Dalwigk," 1766 Geh. Rat Freiherr
Waitz von Eschen, 1805 Justizrat von Wille, 1834 Bierbrauer Christian Krauß, jetzt Hess. und
Herkulesbrauerei. Früher Kraußsche Bierbrauerei; jetzt sogenannter Kleiner Stadtpark. Steinbau,
11 Achsen, Geschosse, mit Mittellisenen. Haustür, rechteckig, gequadert, mit Lisenen, Konsolen und
Balkon mit Eisengitter. Haustor in der südwestlichen Endachse, mit Quaderkämpfer, Rundbogen und
Schlußstein. Dachgeschoß über den Mittelachsen, mit eisernen Brüstungsgittern mit Gehängen in den
Fenstern und mit Segmentbogengiebel mit Kreisfenster. Dachgeschoß je über den Endachsen, wie vor,
jedoch mit Dreieckgiebel. Mansarde, mit reich profilierten Lukarnen. Barock. Nebeneingang in der
nordöstlichen Endachse, vorgezogen, mit Segmentbogen, Muschel-Schlußstein, korinthisierenden Pilastern,
Deckgesims und Pultdach. Rokokoß lnnentüren, mit gemalten Supraporten. Untergegangen.
Garten hinter dem Hause, bis an die Grundstücke der Königsstraße reichend, durch halbkreisförmige
Treppe zugänglich und mit kreisförmigem Wasserbecken in der Mitte jetzt entstellt und mit einer Putten-
figur, den Winter darstellend. Im Vorderteile des Gartens jetzt Saalbau, Fachwerk, Holz. Jugendarbeit
des Architekten Karl Schäfer.
Haus Nr. 18, Eckhaus Karlsplatz. Grundstück um 1720 mit landre" bezeichnetß und mit den Nachbargrund-
stücken Obere Karlsstraße Nr. 16 und Karlsplatz Nr. u. zusammenhängend Eigentümer 1766 Witwe
Landre," 1802 Kommissarius Landres Erben, 1839 Schneidermeister Herm. Meyer, 1864 Bierbrauer Georg
Seb. Loschß jetzt Hess. und Herkulesbrauerei. Steinbau, mit dem Hause Karlsplatz Nr. zusammen-
hängend," Achsen an der Oberen Karlsstraße, Achsen am Karlsplatz, Geschosse, mit Ecklisenen.
Haustür, rechteckig, mit profilierten Gewänden und Deckgesims auf Volutenkonsolen. Dreieckgiebel
an der Oberen Karlsstraße, je über Achsen, mit Kreisfenster. Ein gleicher Giebel am Karlsplatz. Treppe,
dreiläufrg; Docken gedreht. Barock.
Haus Nr. 19. Eigentümer 1766 Hofrat Fery," 1809 Geh. Hofrat Strieder, der während der Besetzung der
Stadt durch die Franzosen das Haus angeblich nicht verlassen hat, 1826 Hofkaminfeger Andr. Heuchel."
Steinbau, Achsen, Geschosse, später um Geschoß erhöht. Haustür, rechteckig, mit Deckgesims.
Barock. Dachhaus, mit Halbkreisfenster, mit profilierten Rahmen und ornamentierten Füllungen und mit
Giebel. Klassizistisch.
Haus Nr. 20, Eckhaus Karlsplatz. Erbaut um 1730." Eigentümer 1766 Frau Amtsschulze Stückrath," 1801 Hand-
schuhmacher riedr. Romain, 1837 Gastwirt Louis Knetschßä jetzt Gastwirt Delorme Quentin. Gasthaus Zum
Landgraf Carl".16 Steinbau, Achsen an der Oberen Karlsstraße, 12 Achsen am Karlsplatz, Geschosse,
Stadtplan um 1720. Auf Stadtplan v. Roth 1736 vorhanden.
Gerland, Du Ry S. 24.
Gerland, Du Ry S. 24.
Jacobi, Hugenotten XXIV Nr. 283 Der mittlere Erker trägt noch ganz das Gepräge der Bauweise des älteren Du Ry, die der
Sohn hier beibehalten zu haben scheint, während die Seitenerker sich ganz und gar von diesem mittleren Erker unterscheiden. Es hat den
Anschein, als ob die Seitenerker einer weit jüngeren Bebauung angehörten."
Stadtplan Oberneustadt v. Krug 1766.
Stadtplan um 1720. Auf Stadtplan v. Roth 1736 vorhanden.
Vgl. die Häuser Obere Karlsstraße Nr. 16 und Karlsplatz Nr. u.
Stadtplan Oberneustadt v. Krug 1766.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Vgl. Haus Karlsplatz Nr. 1.
Stadtplan Oberneustadt v. Knig 1766.
12 Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
13 Auf Stadtplan um 1720 noch nicht bezeichnet; auf Stadtplan v. Roth 1736 vorhanden.
Stadtplan Oberneustadt v. Krug 1766.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Neuber, Gasthäuser Nr. 73 Hier soll der von den Bewohnern von Cassel wohlbekannte Schauspieler Häser das von ihm zu-
erst verfaßte und komponierte Lied ,Der Wald' Wald mit deinen duftigen Zweigen, sei mir gegrüßt viel tausend Mal vorgetragen haben
'l'afel 429, I.
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Gebäude. QQQ
später um Geschoß erhöht, mit Ecklisenen und Brüstungsgurt im 3. Obergeschoß. Haustür, rechteckig,
gequadert, mit toskanischen Pilastern und geradem Gebälk. Haustor am Karlsplatz, mit Segmentbogen,
Schlußstein, Pilastern und Deckgesims. Barock. Giebel an der Oberen Karlsstraße. Dachhäuser, mit
Giebel, am Karlsplatz, Klassizistisch.
Haus Nr. 21. Eigentümerin 1766 Frau Kriegsrat Wille Haustür, rechteckig, Oberlicht mit Eisengitter,
darüber Balkon auf Karnieskonsolen, mit Eisengitter. Barock.
Haus Nr. 22. Eigentümer 1766 Jean Etienne Mombaillyl
Haus Nr. 23. Eigentümer 1766 Kriegsrat Apellß Um diese Zeit mit dem Nachbargrundstück Friedrichsplatz
Nr. vereinigt. 1814 von Kurprinz nachmaligem Kurfürst Wilhelm ll. für Emilie Ortlöpp, die spätere
Gräfin Reichenbach, angekauft, die hier von 1814-1821 wohnte." Eigentümer 1823 Speisewirt Winter?
Steinbau, Achsen, Geschosse. Giebel über den Mittelachsen. Barock. Haustür, mit Segmentbogen,
TaM435IQ Ohren und Kartuschen-Schlußstein. Rokoko.
Haus Nr. 24. Eigentümer 1766 Joh. Heinr. Engelhard 1781 Bierbrauer Jak. Echternachß Haustor, mit
hfeuym profiliertem Kämpfer, Rundbogen, Schlußstein, toskanischen Pilastern und Gebälk, auf Fries die Inschrift
17 lGEB 15" und die Buchstaben als Monogramm; Flügel mit verkröpften Füllungen. Barock.
Haus Nr. 25. Eigentümer 1766 Operappelationsrat Lennep 1804 Geh. Kriegsrat Georg Franz Heinr. Lennep,
1825 Schreiner Jos. Lückenß Wohnung des Hof- und Jagdjunkers von Eschwege Steinbau, Achsen,
Geschosse. Haustor, mit Quaderkämpfer, Rundbogen, Schlußstein und Deckgesims. Giebel über den
Mittelachsen, mit Kreisfenster. Barock.
Haus Nr. 28. Eigentümer 1766 Kriegsrat Schmerfeld 1801 Apotheker Joh. Friedr. Backhaus, 1833 Friseur
Rothsteinn" Früher Apotheke Zum Schwan"? Steinbau, Achsen, Geschosse. Haustür, rechteckig,
mit Ohren und Deckgesims. Segmentbogengiebel über den Mittelachsen. Barock. Türflügel mit stab-
gefüllten Kanneluren, Rosetten, Tropfen und Gehängen. Zopf.
um 46, 4c. Oberste Gasse.
47,1 u. 145
Haus Nr. Eckhaus Steinweg. Eigentümer 1535 Bürgermeister Schaifenrathf später die Grafen von Waldeck."
Von Graf Christian von Waldeck seiner Gemahlin Elisabeth geschenkt, von dieser an den Küchenmeister
Friedr. Kegel für 3600 Taler verkauft und später an dessen Enkel Heinr. Kröschel Gröschell vererbt,
der 1668 wegen der Freiheit des Hauses mit dem Rat der Stadt Streit bekam, 1671 von Kröschel.
Stadtplan Oberneustadt v. Krug 1766.
Vgl. Haus Friedrichsplatz Nr. 6.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Adreßbuch 1819.
Rogge-Ludwig, Kassel S. 266 Die Apotheke ,zum Schwan' war gleich nach Erbauung der Oberneustadt in der oberen Karls-
straße in dem später Rothsteinschen Hause, jetzt Nr. 30, errichtet worden und ist 1823 eingegangen". Wohl Verwechslung mit dem Nach-
barhaus Nr. 28. Das Haus Nr. 30 gehörte 1766 der Witwe Fernau, 1799 Joh. Dav. Fritz, 1816 Friedr. Hager und 1843 dem Bäcker-
meister Georg Steinmetz.
Kirchhof, Wendunmuth S. 151 u. ll S. 116, wo 1601 die Rede ist von einem Turnier des Jahres 1535; zu den Gästen ge-
hörten auch einige thumherrn von Friedslar, namen ire herberg bey dem Twernthor, in dem hauße, ist den graven von Waldeck, damals.
aber einem der statt burgermeister, Johannes Schailenrath genannt, zuständig".
Salbuch v. 1582. Staatsarchiv Marburg. Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Gassel 16 u. 36. Das Haus wird als der
Grafen von Waldeck Haus auf der Ecke" bezeichnet. Es muß ein landgräfliches Zinshaus gewesen sein. lm Salbuch v. 1589 wird eine
Stätte am Zwehrentor, der Schaubhof genannt, als dem Landgrafen erbzinspflichtig angegeben. Die Stätte lag neben Joh. Schaiienrods Haus,
der den Zins erlegte. Der Zins betrug jährlich Albus. 1545 verkaufte Anna Gräfin von Waldeck, geb. Herzogin von Kleve, ein Haus,
gelegen zwischen Joh. Schaffenrod und Adam Fürstenwald an Endres von Hoenfels. 1598 erbat sich die verwitwete Gräfin zu Waldeck
von Landgraf Moritz die Erlaubnis, ihre Habseligkeiten in die Festung Cassel zu schalten, wo sie sich im Waldeckschen Hause einrichten
wollte, um den Landgrafen nicht lästig zu fallen. Stadtarchiv Cassel 26 u. 50. lm Häuserverzeichnis v. 1623 wird das Haus bezeichnet
als der Grafen von Waldeck H., darin Friedrich Kegel". Vgl. auch das gegenüber gelegene Haus Nr. 4.
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Gebäude. QQQQQQQEQQEQ
an den Rittmeister Joh. Friedr. von Boyneburg für 1700 Taler bezw. 1200 Taler, falls die Burgfreiheit
abgesprochen werden sollte verkauft, 1680 im Besitz von Zach. Winter, 1698 dem Büchsenmeister Ohse
für 160 Taler adjudiciert 1721 "bezeichnet als Licentiat Dürch Eckhauß" mit dem späteren Zusatz
modo Chirugus Müller"? Eigentümer 1767 Hofchirurgus Konr. Müllers Erben, 1768 Rat und Professor
Glaßß der seine Vorlesungen über Geschichte im Erdgeschoß hielt jetzt A. Sauber. Lith. Anstalt von
Armann 81 Pillmeier. Erdgeschoß Steinbau, mit Simagurt. Fenster, rechteckig, mit profilierten Gewänden.
Obergeschosse Fachwerk, später verputzt, mit auskragendem Quergebälk, später verkleidet. Renaissance.
Giebel an der Obersten Gasse, mit Halbkreisfenster. Klassizistisch. Haustür, mit Segmentbogen, Ohren
und geradem Deckgesims; Flügel mit geschwungenen Füllungen, Oberlicht mit geschwungenen Sprossen.
Rokoko. Keller, vielleicht noch von einer älteren Anlage herrührend.
Haus Nr. 3. Fachwerk, später verputzt, Gefache, Geschosse. Dachhaus, mit Giebel. Renaissance. Ver-
kleidungen am auskragenden Quergebälk mit Zahnschnitt, Rosetten, Mäandern und Akanthusfries.
Klassizistisch.
Ha'us Nr. 4. 1605 als des Hospitals heine Mertzhaußen vndt grünau" und der Hohen Hospitall behausungßä
1623 als Klosters Haina H., darin Balthasar Zahn"; 1660 als Hainer Haus",7 1762 als Kloster Hayna
Haus" und Hainer Hof",8 1767 als Hayner Hausw bezeichnet. Anscheinend gleichbedeutend mit dem
vorzugsweise von Standespersonen besuchten Gasthaus Hainer Haus"."' Eigentümer 1767 Kloster Haina."
Um diese Zeit Häuser." Untergegangen. An ihrer Stelle Neubau eines Hauses um 1800. Eigen-
tümer 1803 Schlossermeister Joh. Dav. Hummelßß Wohnung des Bibliothekars Karl Bernhardi."
Haus Nr. 5. Eigentümer 1766 Orgelmacher Debeliusßb
Haus Nr. 11. Erdgeschoß Steinbau. Fenster, rechteckig, mit profilierten Gewänden. Treppe; Pfosten, Säule, m1 454,19
toskanisch, mit Schaftringen, auf schlichtem Sockel. Renaissance.
Haus Nr. 13. Eigentümer 1767 Brauer Ludwig Menckel." Untergegangen. Neubau 1802. Bauherr Bäcker-
meister Friedr. Nöll." Haustür, Holz, mit Segmentbogen, auf Schlußstein Bretzel und die Inschrift
J. F. N. 1802".
Haus Nr. 14. Haustür, mit Flachbogen; Flügel mit geschwungenen Füllungen, Oberlicht mit geschwungenen
Sprossen. Barock.
Seitenflügel, Fachwerk, später verputzt, Geschosse, später erhöht, mit Fasen, Stäben und Kehlen
am auskragenden Quergebälk. Renaissance.
Onsrepositur. Staatsarchiv Marburg. Über die Eigenschaft des Hauses als Freihaus vgl. Brunner, Cassel S. 191.
Matricularbuch v. 1721. Stadtarchiv Cassel 36.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Regentenhaus S. 58 ff.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Häuserverzeichnis v. 1623. Stadtarchiv Cassel 36.
Zum Jahre 1660 findet sich die Bemerkung, daß der Trabant im Hainer Haus heimlicher Weise an die dort logierenden Leute
aus Haina und Merxhausen Branntwein verkauft habe. Er wurde vom Landgrafen besoldet, doch gering, wie er sagt.
Stadtarchiv Cassel 209.
Schminke, Cassel S. 378.
Cass. Polizey- u. Commerzien-Zeitung.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Stadtplan v. Wasserhuhn 1766.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Adreßbücher.
Stück- u. Nummernbuch v. 1766. Stadtarchiv Cassel 36.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
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Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezurk Cassel. Vl. Cassel-Stadt. 91
Gebäude. Qäägäääää
Haus Nr. 15. Ursprünglich Häuser. Eigentümerin des einen Hauses 16051 und 1769' die Stadt,
deren Stadtdiener hier wohnte. Eigentümer des anderen Hauses 1767 Bauaufsichter Otto Ludovici,
1768 Schlossermeister Joh. Hochapfelß Um 1830 vereinigt. Eigentümer 1835 Schlossermeister Hoch-
apfel 1848 Schlossermeister Friedr. Ludw. Günther Einheitliche Front, modernisiert.
Haus Nr. 16. Hoffront. Fachwerk, später verputzt, mit Stäben, Kehten und Karniesen am auskragenden
Quergebälk und mit Karniesen an den Balkenköpfen. Steintafel, in einer der lnnennischen der Brand-
mauer, mit der lnschrift DlSE MAURE IST ERBAWT VON V. NL 65". Treppe; Pfosten,
achteckige Säule, toskanisch, mit Schuppenmuster, auf quadratischem Sockel mit Schuppenmuster; Wange
profiliert; Docken mit Kantengewinde. Renaissance. Treppe; Geländer mit ausgesägten Brettern. Barock.
lunentür, mit verzierten Beschlägen. Barock.
Haus Nr. 18. Wohnung des Archivars Dr. Georg Landau.
Haus Nr. 21. Haustor, rechteckig, Holz; Flügel mit Kranzleisten, Rosetten und Triglyphengebälk. Empire.
Seitenflügel. Fachwerk, später verputzt, mit Schnüren und Diamantbänden am auskragenden Quer-
gebälk. Renaissance.
Hinterhaus. Fachwerk, verputzt. Dachhaus, mit ornamentierten Volutenwangen. Empire.
Haus Nr. 22. Wendeltreppe, Holz, mit profilierter Spindel, Stufen mit Karniesanschnitt. Renaissance.
Haus Nr. 28. Eigentümerin 1767 Joh. Volprecht Weiß Witwe." Haustür, Holz, mit Segmentbogen und
verziertem Schlußstein, auf Schlußstein das Spiegelmonogramm W.
Haus Nr. 27. Haustür, mit Segmentbogen, Voluten-Schlußstein, toskanischen Pilastern und Gebälk. Barock.
Haus Nr. 29, Eckhaus Seidenes Strümpfchen. 1605 und 1623 bezeichnet als Anthonii Kochs wittiben be-
hausung undt hinder derselben im engen gäßlein Miedtheußleinßi 1721 bezeichnet als Der Trauben,
Ein Eckhaus"! Eigentümer vor 1'760 Hausmann. Dann von der Frau des Kammerpräsidenten von
Frankenberg erkauft und für das von ihr 1760 gestiftete Lutherische Armen- und Waisenhaus einge-
richtet? 1767 und in der Folgezeit als Lutherisches Waisenhaus aufgeführt." 1874 nach Verlegung
des Waisenhauses in den Neubau Weserstraße Nr. 25 11 von dem Tapezierer Bartholt erkauft. Eigen-
tümer jetzt Gastwirt Friedr. Helbing. Gastwirtschaft Zum heiligen Geist". Erdgeschoß Steinbau, mit
Simagurt. Fenster, rechteckig, einzeln und zu vieren gekuppelt, mit profilierten Gewänden. Oberge-
schosse Fachwerk, später verputzt, mit auskragendem Quergebälk, später verkleidet. Giebel. Renaissance.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Adreßbuch 1835.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Häuserverzeichnis v. 1605 u. 1623. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Matricularbuch v. 1721. Stadtarchiv Cassel 36.
Schminke, Cassel S. 250 Lutherisches Frankenbergisches Armen- und Waysenhaus. Für die hiesige evangelisch-lutherische
Gemeinde hat die Frau Kammer-Präsidentin von Frankenberg, auf Veranlassung ihres verstorbenen Herrn Gemahls, ein Armen- und Waysen-
haus im Jahr 1760 gestiftet, und das ehemalige Hausmannische Haus in der obersten Gasse dazu erkauft. Es wurden 1765 auch 80 Personen
darinnen frey gespeiset, worunter 26 Waysenkinder mit begriffen waren. Hierinnen genießet auch eine andere Anzahl armer Leute freye
Wohnung, Licht, Holz und auf den Festtagen freyen Tisch. Denen darinnen befindlichen Kranken haben des itztregierenden Herrn Land-
grafen Hochfürstliche Durchlaucht die Medicin aus der Hofapotheke und gleiche Rechte in Ansehung der bey Handwerkern aufzudingenden
und loszusprechenden Knaben mit denen im großen Waysenhaus gnädigst zugestanden. Vier Directores nebst einem Verwalter sind darüber
bestellt". Engelhard, Erdbeschreibung S. 102i Von der in 1776 verstorbenen Frau Stifterin ist das Waisenhaus außer den ansehnlichen
Vermächtnissen, als zum Pfarrhause für den zweyten Prediger und deren Witwen, zum völligen Erben eingesetzet, und dadurch zu einer der
reichsten Stiftungen gemachet worden". Strieder, Gelehrtengeschichte II S. 216 u. XII S. 204. Bach. Kirchenstatistik S. 55. Hochhuth,
Statistik S. 51. Piderit, Cassel S. 262. Vgl. auch Abschnitt Waisenhaus" S. 568.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Narten, Cassel S. 283.
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Haus Nr. 30. 1605 bezeichnet als Clauß Leichler Weinmeisters" behausung und als Claus Liegener Wein-
meister so auch Zum brauhauß gebraucht"? Untergegangen. Neubau angeblich 1621.' Eigentümer 1799
Bierbrauer Joh. Peilert, in dessen Familie sich das Haus bis in die Neuzeit hielt. Gastwirtschaft Zur
Erholung". Fachwerk, später verputzt, 13 Gefache, Geschosse, davon die beiden oberen auskragend,
an der Hoffront mit Stäben am auskragenden Quergebälk. Dachhaus, mit Giebel und Krüppelwalm.
Treppe, dreiläufig, mit quadratischen Docken. Renaissance.
Haus Nr. 31, Eckhaus Seidenes Strümpfchen. Früher Herberge Zu den drei goldenen Äpfeln", in der
namentlich die Schneidergesellen verkehrten. 1865 noch mit dem alten Wirtshausschild versehenß Eigen-
tümer 1797 Schuhmachermeister Joh. Koch Fachwerk, später verputzt, Gefache an der Obersten
Gasse, 15 Gefache am Seidenen Strümpfchen, Geschosse, mit Schiffskehlen, Rollen, Diamantbändern
und Zahnschnitt am auskragenden Quergebälk. Giebel an der Obersten Gasse. Dachhaus am Seidenen
Strümpfchen, mit Giebel. Renaissance. Holzbrüstung mit ornamtaler Schnitzerei und Masken, angeblich
im Treppenhaus, wohl aus anderem Hause stammend
Haus Nr. 38. 1707 Gasthaus Zum goldenen Löwen". 1865 noch mit dem alten Wirtshausschild versehen;
Absteigequartier der Boten Eigentümer 1800 Drechslermeister Jak. Köhler, 1853 Gastwirt Rebe. Unter-
gegangen. An seiner Stelle moderner Neubau. Gasthaus Zur guten Quelle".
Haus Nr. 34. Erbaut 1812." Bauherr Bierbrauer Joh. Peilertß Erdgeschoß Steinbau, gequadert. Haustor auf
der Hoffront, mit Rundbogen, auf Schlußstein die Inschrift 1812"; Flügel mit stab-
gefüllten Kanneluren und verziertem Schlüsselschild. Obergeschosse Fachwerk, verputzt, Achsen,
überarbeitet. Hauptgesims mit Zahnschnitt. Dachgeschoß über den Mittelachsen mit Giebel.
Haus Nr. 35. Wendeltreppe, Holz, mit runder profilierter Spindel, am Fuße Hundekopf und die Inschrift
1697", Stufen mit Karniesanschnitt, im 2. Obergeschoß Treppenpfosten mit figürlicher Schnitzerei.
Haus Nr. 36, Eckhaus Entengasse. Steinbau, Geschosse, mit Simagurten über den oberen Geschossen.
Fenster, recheckig, zu zweien, dreien und vieren gekuppelt, mit profilierten Gewänden. Haustür, ge-
quadert, mit Rundbogen, toskanischen Pilastern und Architrav. Dachhaus an der Entengasse, mit Giebel.
Stuckdecke im 1. Obergeschoß, mit Rechteck- und Kreismustern und Engelskopf-Verzierungen. Renaissance.
Mansardgiebel an der Obersten Gasse. Barock.
Haus Nr. 39. Eigentümer 1766 Oberbaumeister Jussow."
Haus Nr. 40. Gastwirtschaft Zur Martinsklause". Moderner Neubau.
Haus Nr. 42. Wohnung von Friedr. und Karl Kurlbaum, den späteren Juristen und Mitarbeitern an gesetz-
geberischen Arbeiten."
Haus Nr. 45. Hoffront. Fachwerk, später verputzt, mit Schiffskehlen, Rollen, Stäben, Diamantbändern, ge-
riefelten Bunden und Kerbschnitt am auskragenden Quergebälk. Renaissance.
Seitenflügel. Fachwerk, später verputzt, mit Schnüren, Diamantbändern, Bunden und Kerbschnitt am
auskragenden Quergebälk. Renaissance.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Auf der Front die in der Neuzeit aufgemalte Aufschrift Erbaut 1621".
schwundenen Haustür übernommen.
Wanderung d. Cassel Nr. 1235. Neuber, Gasthäuser Nr. 72.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Jetzt Sammlung Schüssler Cassel.
Wanderung d. Cassel Nr. 1235.
.7 Adreßbiicher.
Garküche S. 30, wo der günstige Eindruck des Hauses auf die Passanten des Cölnischen Tores und des Königsplatzes hervor-
gehoben wird.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Stück- u. Nummernbuch v. 1766. Stadtarchiv Cassel 36.
II-Mitteiltmg des Herrn Regierungsrat Stoll in Cassel.
Die Jahreszahl vermutlich von der mittlerweile ver-
Neuber, Gasthäuser Nr. 72.
Tafel 472,
Tafel 400,8 u.4434
Tafel 402,6
723 ääß i
91'
'l'afel 417,
a4 Hau-s Nr. 51.3 Erbaut 1601.
Haus Nr. 47. Ursprünglich Häuser. Eigentümer des südlichen Hauses 1605 Hans Schröder, der ein neben
häußlein" und eine behausung" besaß, aber vielleicht auch Eigentümer des jetzigen Nachbarhauses Nr. 45
war. Eigentümer des nördlichen Hauses 1605 Fenstermacher Wenzel Moser.1 Untergegangen. An
ihrer Stelle Neubau eines Hauses angeblich 1614." Zunächst mit zwei Hausnummern Nr. 30 u. 31
versehen. Erst später zu einer Hausnummer Nr. 34 vereinigt. Eigentümer 1800 Büchsenmacher Val.
Humburgß Sternapotheke, 1809 von Apotheker Schwarzkopf gegründet Eigentümer 1843 Apotheker
Dr. Heinr. Schwarzkopf, 1862 Apotheker Wilh. Kühler," jetzt Apotheker Artur Cybulla. Steinbau,
Achsen, Geschosse, mit Simagurten in den Obergeschossen. Haustür, Doppeleingang, mit Rund-
bogen, Gewänden mit Beschlagmustern, Voluten-Schlußstein, jonischen Hermen-Pilastern mit Diamant-
quadern und Gebälk mit Triglyphen über den Pilastern. Fenster, rechteckig, zu zweien gekuppelt, mit
profilierten Gewänden. Giebel mit Krüppelwalm. Renaissance.
Haus Nr. 49. Eigentümer 1605 Rotgießer Hans Knauf." Steinbau, Achsen, Geschosse. Fenster, recht-
eckig, zu zweien gekuppelt, mit profilierten Gewänden. Renaissance. Dachhaus, mit Giebel. Klassizistisch.
Bauherr Kapellmeister Georg Ottoß Eigentümer 1605 derselbe," 1623 Jost
Murhardtßl 1767 Heinr. Wilh. Müldner, Amtmann zu Breuna,;1787 Joh. Jak. Kaß, 1842 Joh. Ludw.
Rössing." Erdgeschoß entstellt. Obergeschosse Fachwerk, später verputzt, mit schematischen Schiffskehlen,
Schnüren und Bunden. Tafel am Erdgeschoß, mit Wappen stilisierte Lilie und der Inschrift 1601".
Haus Nr. 56. Kanonikerhaus des Jakob Weilap, das 1528 Landgraf Philipp als ein Freihaus seinem Wundarzt
Franz Wolffangel und dessen Ehefrau Dorothea schenkteßß 1605 als der Hespergen behausung",
1623 als der Hespergen H. darin Christoph Seippen W." bezeichnet." Eigentümer 1630 Hans Heinrich
von Hesperg, der in diesem Jahre wegen der Freiheit des Hauses mit dem Rat der Stadt Prozeß
führte." Eigentümer später der ehemalige schwedische Oberst Sigel Seegel, der dieses Haus gegen
das gegenüberliegende Haus Nr. 57 eingetauscht hatte." Später noch bezeichnet als das freiadelige
sogenannte Seegefsche Lehnhaus, die Krone genannt". Eigentümer 1766 Vultejus," 1778 Kapitän
Vultejus zu Wolfsanger und Gebrüder Vultejus zu Marburg, 1815 Oberstleutnants Christian Herm. Vultejus
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36. Abb. bei Holtmeyer, Alt Cassel Taf. 411.
Auf der Front die in der Neuzeit aufgemalte Aufschrift Erbaut 1614". Kataster. BrandversicherungsAnstalt Cassel.
Rogge-Ludwig, Kassel S. 268 Von den acht Apotheken ging 1806 die Hofapotheke und im Jahre 1819 die Löwenapotheke
auf dem Marktplatz ein. An der letzteren Stelle trat in demselben Jahre die noch bestehende Sternapotheke in der obersten Gasse. lhr
erster Eigentümer war der Apotheker Krüger, Ehegatte der Wittwe des letzten Hofapothekers Hartung, dann seit 1838 viele Jahre hindurch
dessen Stiefsohn Dr. Hartung-Schwarzkopf". Die Darstellung ist wohl nicht ganz zuverlässig. Nach dem Intelligenzblatt des Departements
der Fulda 58tes Stück Cassel den 28ten October 1809" zeigte Schwarzkopf am 25. desselben Monats an, daß er nach Eingang der von
mir administrierten vorhinnigen Herrschaftlichen Hofapotheke auf eigene Rechnung eine Apotheke unter dem Namen Sternapotheke, allhier
in der Martinistraße in der Behausung des Herrn Büchsenmachers Humburg Nr. 30 etabliert" habe.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel. Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Nebelthau, Gebäude S. 33 u. 37, vermutet hier das Wohnhaus des Vizekanzlers Jörge Nußpicker. Sein Stammhaus stand auf der
Obersten Gasse und wird schon 1394 als neben der Tuchmacher-Färbehaus gelegen angezeigt. Mir ist es wahrscheinlich, daß letzteres an
der Drusel lag und würde es dann das jetzige Kaufmann Rössing'sche Haus gewesen sein Oberste Gasse 51. Jörge Nußpicker starb 1540".
Über das Färbehaus vgl. Schultze, Klöster Urk. Nr. 822 u. 848. 1383 vermachte Heinrich Becker Ferbir der Martinskirche einen Zins aus
seinem Hause in der Freiheit bei dem sogen. ferbehusz". 1394 bekundete dessen Witwe, daß ihr die Hälfte des Zinses zustände aus dem
Hause, gelegen in der obersten Gasse in superiori platea zwischen dem Hause des Conrad Nusbickel und dem Hause der Walkerfullonum
gen. das verbehus".
Häuserverzeichnis v. 1605, Stadtarchiv Cassel 16 u. 36. Nebelthau, Gebäude S. 33 u. 37. Neuber, Gasthäuser Nr. 72.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36. Häuserverzeichnis v. 1623. Stadtarchiv Cassel 36.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Urk. Stadtarchiv Cassel. Das Haus wird als dem Hasunger Hof gegenüber gelegen bezeichnet. Vgl. Abschnitt Martinsstift
Stiftsherrenhäuser" S. 193 und Nebelthau, Gebäude S. 19, 24 u. 39. Auf Stadtplan v. Müller 1547 erscheint in der Gegend des Hauses
ein Giebelhaus mit einem in der Mittelachse angebrachten, bis zur Giebelspitze reichenden Erker.
Häuserverveichnis v. 1605 u. 1623. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Urk. v. 4. März 1630. Ortsrepositur. Staatsarchiv Marburg.
Vgl. Haus Oberste Gasse Nr. 57.
Stück- u. Nummernbuch 1766. Stadtarchiv Cassel K. 36.
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Lehnserben 1835 Gastwirt Franz Schade," 1866 Kaufmann Joh. Konr. Karl Scholl. Gasthaus Zur
Krone"? später Hotel Golze. Untergegangen. An seiner Stelle moderner Neubau, der sich auch auf
das benachbarte Grundstück des ehemaligen Hauses Nr. 54 erstreckt. Jetzt Hotel Meier.
Haus Nr. 57. Eigentümer 1502 Hans Zimmermann, der in diesem Jahre Haus, Grund und Hofstätte dem Abt
Johann und dem Konvente von Hasungen verkaufte Hasunger Hofß 1528 von Reinhard von Boyne-
burg erkauft. Hof von Boyneburg. 1605 als der vonn Boineburg burgsitz", 1623 als der Boyne-
burger burgsitz, darin Johann Müller Secretarius", bezeichnetfi Eigentümer später der ehemalige
schwedische Oberst Siegel Seegel, der dieses Haus gegen das gegenüberliegende Haus Nr. 56 ein-
tauschtef Untergegangen. Neubau. Eigentümer 1762 Dr. Dexbachs Erben 1767 Rittmeister Dexbachs
Erben, 1801 Frau Leutnant Kersting, 1834 Metzgermeister Friedr. Fackeß Haustür, Stein, mit Segment-
bogen, auf dem Bogen die Inschrift ABBAS HASUNGENSIS ANNO 1518"." Barock.
Haus Nr. 58. Eigentümer 1605 David Kuchenbecker, 1623 Wachtmeister David Heine," 1767 Freiherr Ferd.
von Dörnberg," der auch das rückwärts anstoßende Haus Martinsplatz Nr. das spätere Gouvernement,"
besaß. Untergegangen. Neubau. Eigentümerin 1798 die Landesherrschaft." 1835 als Gouvernements-
Gebäude bezeichnetß" Eigentümer 1841 Goldarbeiter Joh. Dav. Scharrer, 1867 Tapetenhändler Laz. Jos.
Katzenstein." Fachwerk, verputzt, überarbeitet.
Haus Nr. 61. Eigentümerin 1605 Gertraud von Fulda, 1610 Bastian Selden." Untergegangen. Neubau
1622. Bauherr Michel Vogelßs Eigentümer später Oberst Stirnfelds Erben, Oberrentmeister Ungefug,
Kriegsrat Freiherr von Görtz, 1767 Freifrau von Görzen Erben, 1790 Sattlermeister Sim. Seippell, 1828
Bierbrauer Ernst Ludw. Schulz,19 jetzt Fr. Chartier. 1763 Schauplatz der Verhaftung des niederländischen
Gesandten Grafen von Wartenslebenß" Früher Gasthaus Zur Börse"; jetzt Gastwirtschaft Zum Land-
graf Philipp". Steinbau, Achsen, Geschosse, mit Simagurten über den einzelnen Geschossen. Haustor,
mit gequaderten Pfeilern, profiliertem Rundbogen mit Volutenschlußstein und ionisierenden Schnecken- Tafel 419,
quadern und Gebälk, an den Pfeilern und in den Zwickeln Diamantquader. Giebel, mit unterem Schnecken-
ablauf der Simaschräge und Obeliskenspitze, auf Vorderseite des Obelisken Beschlagornament, Meister-
Kataster. Brandversicherungs Anstalt Cassel.
Adreßbuch 1835.
Vgl. Haus Frankfurter Straße Nr. 36.
Urk. d. Klosters Hasungen v. 30. Aug. 1502. Staatsarchiv Marburg. Nebelthau, Gebäude S. 24 u. Denkwürdigkeiten Il S. 103,
wo 1502 u. 1503 angegeben ist.
Vgl. Abschnitt Hasunger Hof" S. 259.
Häuserverzeichnis v. 1605 u. 1623. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Vgl. Haus Oberste Gasse Nr. 56. Schminke, Cassel S. 251 f., erwähnt 1767 das Boyneburgische, nachgehends Siegelische,
nunmehro Vultejische Freyhaus" mit der Bemerkung Nach Abgang der Erben des Schwedischen Oberst-Lieutenants Henrichs von Siegel
sind die Vultejische Erben im Jahr 1730 damit von neuem belehnt worden".
Stadtarchiv Cassel 200.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Nach Nebelthau, Gebäude S. 24 ist die Inschrift anscheinend blos erneuert"; vgl. auch Nebelthau, Gebäude S. 27, wo der Stein für
echt gehalten wird". Knetsch, Inschriften S. 251. Wentzell, Hausinschriften, wo noch eine vom jetzigen Hauseigentümer, einem Schreinermeister,
herrührende Inschrift vermerkt wird Die Wieg" als erste Ruh'statt fertigt Euch der Schreiner an. Auch bei der allerletzten müßt Ihr
denselben han".
Häuserverzeichnis v. 1605 u. 1623. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Vgl. Haus Martinsplatz Nr. 2.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Adreßbuch 1835.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
13 Häuserverzeichnis v. 1623, Stadtarchiv Cassel K. 36, wo vermerkt ist Michel Vogels H. ist noch nicht aufgebaut".
19 Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Eisentraut, Wartensleben S. 46 u. 68 f. Daselbst auqh Angabe über zwei alte Porträts.
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aß?
zeichen und die lnschrift 1622" Hoffront. Erdgeschoß Steinbau, mit Simagurt. Obergeschosse
Fachwerk, später verputzt, mit Schiffskehlen, Rollen, Stäben, Kehlen, Diamantbändern und Kerbschnitt am
auskragenden Quergebälk. Diele, mit Treppe.
Haus Nr. 63. Früher Gasthaus Zum grünen Baum", bereits im Anfang des 18. Jahrhunderts als Herberge
erwähnt Absteigequartier der Boten."
Packhofstraße.
Haus Nr. 16a. Vorderteil des Grundstückes bereits 16734 und jetzt leer. Hinterteil mit Wohnhaus und
Scheune bebaut, die an das Grundstück Fliegengasse Nr. die ehemalige Synagoge, stieß." Eigentümer
vor 1755 Burggraf Adjunctus Augustin Wilcke zu Wabern. 1755 von der Judenschaft für 1950 Taler
zwecks Erweiterung der Synagoge erkauft. Das Wohnhaus zur Synagoge, die Scheune zur Wohnung be-
stimmte 1767 und 1778 als Judenschule und Synagoge bezeichnet 1827 wegen der ungesunden Lage
und Baufälligkeit geschlossen 1838 vom Staate erkauft und in den Besitz der Oberzolldirektion über-
gegangen. 1842 zum Verkauf und Abbruch ausgeschrieben? Untergegangen.
Pferdemarkt.
Früher Gasthaus Zur Harfeü" Fachwerk, später verputzt, Geschosse, mit auskragendem
lk, später verkleidet. Dachhaus, mit Giebel. Renaissance.
Haus Nr. 1. Früher Gasthaus
Quergebälk, später verkleidet.
Nebelthau, Gebäude S. 31 An der Pyramide auf der First des Hauses soll die Jahreszahl 1616 stehen".
Wanderung d. Cassel Nr. 1235. Neuber, Gasthäuser Nr. 72.
Adreßbücher.
Stadtplan v. Wessel 1673.
Vgl. Haus Fliegengasse Nr. das zeitweise den israelitischen Bürgern gehörte.
Akten der israelitischen Gemeinde Cassel u. Staatsarchiv Marburg O. St. S. 2408 u. 7135. Der Ankauf erfolgte am 12. Januar
1755; die Genehmigung wurde am 11. März desselben Jahres auf besondere Bitte der Hof- und Kammeragentin Witwe Herz erteilt. Am
17. Mai 1771 erhielt der Hof- und Kammeragent Feidel vom Landgraf Friedrich Auftrag, die Judenschaft zn vernehmen, ob sie willens sei,
auf einem selbst vorzuschlagenden Platz in der Mitten" eine Synagoge zu bauen. Wie aus einer an Feidel gerichteten Entschließung vom
19. Mai 1775 hervorgeht, hatte der Landgraf den Wunsch, daß die Judenschule vor dem Holländischen Tor erbaut wurde und daß du Ry
den Entwurf aufstellte. Erst 1822 jedoch wurde der Plan eines Neubaues wieder ernstlich erörtert und 1828 so weit gefördert, daß die
Regierung um Anweisung eines anderen Platzes gebeten wurde. Indessen fand der Vorschlag des Kurfürsten, die Synagoge auf dem Grund-
stücke des Artillerie-Laboratoriums an der Schützenstraße zu errichten, indem dort der neue Tempel in das point de vue der neuen Straße
am Zeughause komme", nicht den Beifall der Israeliten. 1832 kaufte die Gemeinde den Wolfschen Garten an der Holländischen Straße,
für dessen Bebauung Hofbaudirektor Ruhl einen Plan aufstellte. Die Ausführung des Baues, der 1839 eingereicht werden konnte, erfolgte
nach dem Entwurf des Architekten Albert Rosengarten. Vgl. Häuser Holländische Straße Nr. u. 9.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel. Auch 1772 als Judenschule bezeichnet, in welchem Jahre bestimmt wurde, daß der
Platz vor dem Hause Judenplatz heißen solle. Losch, Chroniken S. 157 u. 162. Schminke, Cassel S. 412 Man findet in Urkunden, daß
allbereits im Jahr 1398 eine besondere Judengasse und Schule hier in Cassel gewesen". Engelhard, Erdbeschreibung S. 124 f. Auch
haben die Juden eine sogenannte Schule oder Synagoge in einem besonderen Hause auf dem Töpfenmarkte jetzt Packhofstraße Nr. 16 a.
Und man findet in Urkunden, daß sie dergleichen, wie auch eine besondere Judengasse, schon 1398 hier gehabt. Dermalen aber wohnen
sie nicht mehr beysammen, sondern sind durch alle Straßen der Altstadt zerstreut. Nur auf der Oberneustadt ist ihnen eigene Häuser zu
haben, oder in anderen zur Miethe zu wohnen, bisher nicht verstattet worden". Den Platz der ältesten Judenschule wird man in der-
Judengasse zu suchen haben. Vgl. Abschnitt Stadtanlage" S. 36. Vgl. auch Haus Töpfenmarkt Nr. 15.
Horwitz, Synagoge S. 12.
Akten der israelitischen Gemeinde Cassel.
Den Namen Pferdemarkt führte früher auch derjenige Teil der Mittelgasse, der zwischen der Hohentorstraße und dem jetzigen
Pferdemarkt liegt, während der westliche, d. h. derjenige Teil des jetzigen Pferdemarktes, der zwischen Kasernenstraße bezw. Schäfergasse
und der Königsstraße liegt, früher den Namen Ehrenpreis trug, und der östliche, d. h. derjenige Teil des jetzigen Pferdemarktes, der zwischen
Müllergasse und Brink liegt, früher Brinkgasse hieß, welcher Name sich auch auf denjenigen Teil des jetzigen Grabens erstreckte, der zwischen
Brink und Marktgasse liegt. Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16. ln späterer Zeit trug der westliche Teil des Pferdemarktes
die Bezeichnung Kutteuecke vgl. S. 578 Anm. 8. An Stelle des Namens Pferdemarkt findet sich auch die Bezeichnung Schweinemarkt.
Garküche S. 14. Nebelthau, Gebäude S. 27. Auch die Kasernenstraße hieß zeitweise Schweinemarkt. Über die Bezeichnung Roßmarkt"
vgl. Schultze, Klöster, Urk. Nr. 1021, 1098, 1100, 1101 u. 1105.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel. Wanderung d. Cassel Nr. 1236.
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Haus Nr. Eckhaus Schäfergasse. Früher Gasthaus Zur goldenen Krone".
1762 durch Bomben zertrümmert. Neubau 17631 Fachwerk, verputzt.
Bei der Belagerung der Stadt
Haus Nr. 8. Eigentümer 1605 Jak. Waldis, der im Ganzen hier Behausungen besaß." Fachwerk, später
verputzt, Gefache, Geschosse, mit Stäben, Kehlen und abgerundeten Füllhölzern am auskragenden
Quergebälk. Dachhaus, mit Giebel und Krüppelwalm. Renaissance.
Haus Nr. 9,3 Eckhaus Schäfergasse. Früher Gasthaus Zur Forelle"! Erdgeschoß Steinbau, mit Konsolen
für das auskragende Quergebälk des 1. Obergeschosses. Obergeschosse Fachwerk, später verputzt, 16
Gefache am Pferdemarkt, Gefache an der Schäfergasse, mit Wulst- und Kehlschnüren, Diamantbändern
und Bunden am auskragenden Quergebälk. Dachhäuser am Pferdemarkt, mit Giebel und Krüppel-
walm, Giebel an der Schäfergasse mit Krüppelwalm. Renaissance.
Haus Nr. 11. Eigentümer 1767 Joh. Brentzell, in dessen Familie sich das Haus lange hielt." Früher Gast-
haus Zum weißen Schwan".6 Fachwerk, später verputzt, Gefache, Geschosse, mit auskragendem
Quergebälk, später verkleidet. Renaissance. Giebel. Klassizistisch. Gewändestein an der Hoftür, von
anderer Stelle hierher versetzt, mit Bretzel und der Inschrift lo ano 1785".
Haus Nr. 12. Ursprünglich Häuser. Eigentümer des westlichen Hauses 1767 Ratsverwandter Knies, 1785
Konr. Krauskopf. Eigentümer des östlichen Hauses 1767 Jak. Giede, 1792 Joh. Henr. Eisengarthen,
1801 Bierbrauer Christian Eisengarthen." Untergegangen. An ihrer Stelle Neubau eines Hauses um
1830. Eigentümer 1831 Bierbrauer Christian Eisengarthen," jetzt Brauerei Schöfferhof. Gastwirtschaft
Bärenkammerßs Fachwerk, verputzt, Achsen,' Geschosse. Dachgeschoß über den Mittelachsen,
mit Giebel und Halbkreisfenster. An der Front Bär, vergoldet, auf moderner Konsole.
Haus Nr. 14. Fachwerk, später verputzt, Gefache, Geschosse, mit Schiffskehlen, Rollen, Stäben und
Kehlen am auskragenden Quergebälk. Giebel, mit Krüppelwalm. Renaissance. Haustür," Holz, mit
Korbbogen und Rechteckrahmen, mit Beschlagmuster am Gewände. Renaissance. Flügel mit gewundener
und geschnitzter Säulenschlagleiste, geschnitztem Fries und verziertem Beschlag. Barock.
Haus Nr. 15. Eigentümer 1605 Peter von Ulm Erben."
Haus Nr. 16," Eckhaus Mittelgasse. Eigentümer 1605 Eckhard Kramhard Krammert, der im Ganzen hier
Behausungen und Miethaus besaß." Steinbau. Geschosse, mit Simagurten über dem 1. und 2.
Obergeschoß. Fenster, rechteckig, einzeln und zu zweien und dreien gekuppelt, mit proülierten Gewänden.
Dachhäuser am Pferdemarkt, Fachwerk, mit Giebeln. Giebel an der Mittelgasse, Fachwerk. Dachhaus
an der Mittelgasse, Fachwerk, Geschosse, mit Giebel. Renaissance.
Wohnung des Wachsbossierers P. Pistor."
Tafel 401,
Tafel 425.2
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel. Wanderung d. Cassel Nr. 1236. Casseler Tagespost 1866 Nr. 1566.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Abb. bei Holtmeyer, Alt Cassel Taf. 26.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel. Wanderung d. Cassel Nr. 1236.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel. Wanderung d. Cassel Nr. 1236.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Schwarzkopf, Alt-Kassel S. 155, nimmt an, daß der Name Bärenkammer" von einem kleinen Anbau des Hauses kommt. Neuber.
in Mitt. d. V. f. hess. Gesch. 1906107 S. 61, stellt drei Erklärungen als möglich hin, nämlich PferdemarkW Straße, an der die Brauerei
liegt, im Casseler Platt Päremarkt", Pairskammer" und Bärenkammer" mit Lappen eingelegte Stelle bei der Bärenjagd.
Abb. bei Nübel, Holzarbeiten Bl. 21 u. 22.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Adreßbuch 1819.
Abb. bei Holtmeyer, Alt Cassel Taf. 27.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
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Tafel 402,5
Tafel 464,
Tafel 434,1
Tafel 403,
Tafel 435,
Haus Nr. 17. Fachwerk, später verputzt, Gefache, Geschosse, mit Schiflskehlen, Rollen, Stäben und
Kehlen am auskragenden Quergebälk. Giebel über den Mittelgefachen, anscheinend durch Ausbau des
obersten Geschosses verkümmert. Renaissance.
Haus Nr. 18. Fachwerk, später verputzt, Gefache, Geschosse, mit Schnüren, Bunden und Kanten-
gewinden am auskragenden Quergebälk. Giebel. Renaissance.
Haus Nr. 20. Früher Gasthaus Zur goldenen Taube".'
Haus Nr. 21. Früher Gasthaus Zu den zwei Schwertern"?
Haus r. 22. Seitenflügel. Fachwerk, 12 Gefache, Geschosse, mit Schnüren, Diamantbändern, Bunden,
Kantengewinden und Kerbschnitt am auskragenden Quergebälk und mit Streben in den Brüstungsfeldern.
Giebel, Gefache. Renaissance.
Haus Nr. 25. 1605 bezeichnet als der Gerwigschen gerwickßen brawhauß", deren Wohnhaus das Nachbar-
haus Müllergasse Nr. bildeteß Eigentümer 1768 Chr. Wilh. Böttger, 1810 Bankier Seelig Goldschmidt,
1828 Hofvergolder Karl Grahn, 1840 Küfermeister und Likörfabrikant Karl Herbold, dem auch das Nach-
barhaus Nr. 23 gehörte Gastwirtschaft Pferdemarktschänkeü Steinbau, Achsen, Geschosse, mit
Simagurten über den einzelnen Geschossen. Fenster, rechteckig, zu dreien gekuppelt, mit profilierten
Gewänden. Giebel über dem Mittelteil, vielleicht durch Ausbau des obersten Geschosses verkümmert.
Renaissance.
Haus Nr. 27. Erdgeschoß Steinbau, mit Simagurt. Haustor, mit Rundbogen. Fenster, rechteckig, zu dreien
gekuppelt, mit profilierten Gewänden. Renaissance.
Haus Nr. 28. Fachwerk, später verputzt, Geschosse, mit Schiffskehlen, Rollen, Stäben und Kehlen am
auskragenden Quergebälk. Giebel, mit Krüppelwalm. Treppe; Pfosten, quadratisch, bauchiger Ständer;
Wange profiliert; Docken gedreht. Renaissance.
Häuser Nr. 29 u. 31. Einheitliche Front. iFrüher Gasthaus Zum Pelikanüä Fachwerk, später verputzt,
Gefache, Geschosse, davon die beiden oberen auskragend, mit Schnüren, Diamantbändern und Bunden
am auskragenden Quergebälk. Giebel, mit Krüppelwalm. Renaissance.
Seitenflügel. Erbaut 1608. Erdgeschoß Steinbau, mit Simagurt. Haustür, mit Rundbogen. Steintafel
über Haustür, rechteckig, mit Rollwerk und Lilien am Rahmen und mit der Inschrift PSL 116 QUID
RETRIBUAM DOMINO PRO OMNlBVS QUAE RETRIBVIT MlHl 1608".6 Obergeschosse Fachwerk,
mit Schnüren, Diamantbändern, Bunden und Kantengewinden am auskragenden Quergebälk, mit Rund-
stäben, Voluten, Blattornament und Kerbschnitt an den Eckpfosten, mit Streben in den Brüstungsfeldern
und mit wilden Männern an den Mittel- und Eckpfosten.
Haus Nr. 33. Haustür, Stein, mit Segmentbogen, Schlußstein-Kartusche mit Kränzen und Deckgesims, in den
Zwickeln die Inschrift 1783".
Haus Nr. 37. Ursprünglich Häuser. Eigentümer 1605 Rentmeister Jost. Andres, der hier ein mithaußß
eine große behausung hinder derselben nach der mohln Porten zu noch eine scheure" und ein halb-
hauß daselbst, deßen gegenwechßel Stoffel Rehner Römer hatt", besaß," 1767 Steuerrat Dr. Kalckhof,
1799 Christian Kerstingß 1835 Gastwirt Kerstingß
Westlicher Teil das Miethaus. Untergegangen. Neubau. Fachwerk, verputzt, Achsen, Geschosse.
Mansarde. Barock. Jetzt Gastwirtschaft Zur ewigen Lampe".
Brandversicherungs-Anstalt Cassel. Wanderung d. Cassel Nr. 1236.
Brandversicherungs-Anstalt Cassel. Wanderung d. Cassel Nr. 1236.
Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Kataster.
Häuserverzeichnis v. 1605.
Kataster.
Wanderung d. Cassel Nr. 1286.
Bei Nebelthau, Gebäude S. 27, irrtümlich 1648.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36. Über das Halbhaus vgl. Haus Kastenalsgasse Nr. 1.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Adreßbuch 1835.
Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
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Gebäude.
Östlicher Teil Eckhaus Kastenalsgasse die große Behausung. Früher Gasthaus Zur Stadt London", Ab-
steigequartier der Boten Zur Zeit der französischen Fremdherrschaft von der Polizei überwacht! Fach-
werk, später verputzt, Geschosse, mit auskragendem Quergebälk, später verkleidet. Giebel an der
Kastenalsgasse, mit Krüppelwalm.
Nördlicher Teil, an der Kastenalsgasse die Scheune. Untergegangen. An seiner Stelle Wohnhaus. Fach-
werk, verputzt. Klassizistisch.
Philosophenweg.
Haus Nr. 64. Sogenanntes Schlößchen Sanssouci, an der Lehne des Weinberges. Angeblich 1808 oder 1812
von König Jeröme als Jagdschloß und Rendezvous-Platz erbaut 1814 als Malsburgisches Gut bezeichnet,
anscheinend Gastwirtschaft, in der sich um diese Zeit ein neuer Wirt niedergelassen hatte." ln der ersten
Hälfte des 19. Jahrhunderts Gastwirtschaft. Jetzt Wohnhausß Eigentümer jetzt Oberstleutnant Fritz von
Buch. Fachwerk, verputzt. Achsen, Geschosse. Mansarde.
Garten vor dem Hause. Verändert.
Haus Nr. 66. Früher Wirtschaftsgebäude Meierei des Nachbarhauses Nr. 64. Fachwerk, verputzt. Ver-
ändert. Jetzt Wohnhaus. Eigentümer früher Major von und zu Löwenstein, jetzt Kaufmann Kröner.
Haus Nr. 67, am Ende der Augustastraße gelegen. 1840 bezeichnet als ein Wohnhaus mit Schleifmühle die
Huren Küche genanntßß Untergegangen.
Pomeranzengasse.
Haus Nr. 4. Erdgeschoß Steinbau, mit Simagurt. Haustür, mit Rundbogen und profilierten Gewänden.
Fenster, rechteckig, mit profilierten Gewänden. Obergeschosse Fachwerk, später verputzt, Gefache,
mit Schnüren, Diamantbändern und Bunden am auskragenden Quergebälk. Dachhaus, mit Giebel.
Renaissance. Hoftür, Stein, rechteckig, mit gefaßtem Gewände und Kehlüberleitung in den oberen Ecken.
Gotisch. Wohl von einem älteren Bau übernommen.
Renthof.
Haus Nr. 1. Eigentümer des Grundstücks 1410 die Karmeliterf 1526 der Landgraf. 1547 noch unbebaut
und nach dem Renthof mit einer Mauer abgeschlossen." 1603 von Gerwig Sandmann, des Landgrafen
Küchenmeister, mit dem Nachbarhause erkauft, der die Erlaubnis erhielt, das Grundstück bis hart an
die Karmeliterkirche zu bebauen." Neubau vermutlich um diese Zeit 11 gleichzeitig mit dem Nachbar-
hause." Früher Gastwirtschaft Zum Renthof"; jetzt Gastwirtschaft Zum Karmeliterkloster". Erdgeschoß
Steinbau, mit Simagurt und Simakonsolen. Fenster, rechteckig, mit profilierten Gewänden. Ober-
geschosse Fachwerk, später verputzt, mit auskragendem Quergebälk, später verkleidet. Erker an der Süd-
ecke im 1. und 2. Obergeschoß, polygonal, mit Zeltdach. Renaissance.
Seitenflügel an der Brüderkirche. Stall. Erbaut 1626." Untergegangen. An seiner Stelle modernes
Nebengebäude.
Adreßbücher. Wanderung durch Cassel Nr. 1235. Müller, Cassel S. 39. Neuber, Gasthäuser Nr. 72. Mündliche Über-
lieferung. l-lochapfel, Weinberg S. 110.
Garküche S. 86. Daselbst S. 96 Von dem Rücken des Weinberges steigt man in das Gut des Herrn Forstraths von Malsburg hinab,
wo ein teutscher Büreau-Chef des Kriegs-Ministeriums seine Landesverweisung erlebt, und nachher sein Landsmann, ein Berliner, vormals Employe,
eine Schenke unter dem vielversprechenden, am allerwenigsten aber auf ihm selbst passenden Aushängeschild ,Sans souci' errichtet hatte".
Im Stück- u. Nummernbuch 1766, Stadtarchiv Cassel 36, Endet sich zum Jahre 1840 der Eintrag Ein Wohnhaus auf
Sanssouci genannt, ein Wohnhaus noch daselbst, ein Garthenhaus noch daselbst". Vgl. Haus Nr. 66.
Stück- u. Nummernbuch 1766. Stadtarchiv Cassel K. 36. Vgl. Abschnitt Mühle in Weingarten" S. 614.
Vgl. Abschnitt Karmeliterkloster. Zinshäuser" S. 156. Stadtplan v. Müller 1547 u. 1548. Vgl. Haus Brüderstraße Nr. 2.
Urk. v. 18. März 1608, beglaubigte Abschrift. Konsistorialarchiv Cassel.
Auf der Front die in der Neuzeit aufgemalte Aufschrift Erbaut 1567". Anhaltspunkte für die Richtigkeit der Aufschrift waren
nicht zu gewinnen.
Das Häuserverzeichnis v. 1605, Stadtarchiv Cassel 86, spricht von Gerwin Santmanns New behausungen", also von mehreren
neuen Häusem, vermutlich den Häusern Brüderstraße Nr. und Renthof Nr. 1. Stadtarchiv Cassel 410.
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Bau- und Knnsldenkmäler im Regierungsbezirk Cassel. VI. Cassel-Stadt. 92
Tafel 60,
Sack.
Haus Nr. 1. Eigentümer 1605 Christoph Jobst, 1610 Hans Schwartz' Witwe, 1623 Caleb Hasertß 1766
als l-lofpredigerwohnung," 1767 als Pfarrhaus für den Hofprediger bezeichnet 1813 bei Aufhebung der
Hof- und Garnisongemeinde zur Wohnung des lutherischen Hofpredigers der Königin von Westfalen be-
stimmt, infolge Auflösung des Königreiches aber hierzu nicht benutzt 1835 als Garnisonprediger-Wohnung
bezeichnet, 1847 Direktion des Haupthospitalsß Eigentümerin jetzt Wwe. Kraemer. Erdgeschoß Steinbau,
mit Simagurt. Fenster, rechteckig, mit profilierten Gewänden. Obergeschosse Fachwerk, später ver-
putzt, mit Fasen und Rundstäben am auskragenden Quergebälk. Giebel, mit Krüppelwalm. Renaissance.
Haus Nr. 2. Eigentümer 1605 Harfenist Hans Didamar Deimar, 1610 und 1623 Balthasar Radawf 1767
Buchdrucker Joh. Mart. Lüdikeß 1835 Buchdrucker Hampe." Erdgeschoß Steinbau, nachträglich errichtet.
Barock. Obergeschosse Fachwerk, später verputzt, mit auskragendem Quergebälk, nachträglich verkleidet.
Dachhaus, mit Giebel. Renaissance.
nmaom Haus Nr. 3. Westlicher Teil. Eigentümer 1605 Hans Schwartz, 1623 Hans Eichhorn? Untergegangen.
Tafel 480, l-l
u. 461d
Neubau. Zubehör zum Gasthaus Englischer Hof", jetzt zur Waisenhausdruckerei. Steinbau, Achsen,
Geschosse, mit Bandgesimsen zwischen den Geschossen. Dachhaus, mit Giebel. Barock.
Östlicher Teil. 1580 von Landgraf Wilhelm IV. seinem alten Diener Joh. Barse geschenkt." Eigentümer
1605 Bernt Bars Pars." Von Landgraf Moritz zurückgekauft und 1623 an Dr. med. Oswald Gille ver-
kauft." Eigentümer 1767 Weinhändler Wilh. Schäffers Erben, in deren Familie sich das Haus lange
hielt." Gasthaus Englischer Hof", in Westfälischer Zeit Zur Stadt Parisü" 1768 Absteigequartier
des Prinzen Johann Georg von Anhalt-Dessau auf seiner Rückreise aus Italien. 1769 Absteigequartier
des Gefolges des Fürsten von Solms-Braunfels." Eigentümer 1849 das Reformierte Waisenhaus." Jetzt
Druckerei, Verlag und Sekretariat des Reformierten Waisenhauses. Erdgeschoß Steinbau. Obergeschosse
Fachwerk, 11 Gefache, mit Schnüren am auskragenden Quergebälk und mit Streben in den Endfeldern.
Giebel, mit Krüppelwalm. Erker in der Mittelachse des 1. Obergeschosses, polygonal, mit Zeltdach.
Renaissance, überarbeitet. Stuckdecken, mit geometrischen Mustern und ornamentalen und heraldischen
Figuren als Füllungen. Renaissance.
Häuserverzeichnis v. 1605 u. 1623. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Stück- u. Nummernbuch 1766. Stadtarchiv Cassel 36.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Bach, Kirchenstatistik S. 38.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Häuserverzeichnis v. 1605 u. 1623. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Adreßbuch 1835.
Häuserverzeichnis v. 1605 u. 1623. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Urk. v. 14. März 1580. Stadtarchiv Cassel 258. Der Landgraf verkaufte seine eigenthumbliche behausung allhier iner unser
stadt Cassel am Steinwege in der gassen im Sack genant, sampt dem daran gelegenen gertlein, an unsere izigs unsers birschknechts Gerhartts
Wohnhaus stoßende, gelegen, aller beschwerung frey".
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Urk. v. 7. Jan. 1623. Stadtarchiv Cassel. Häuserverzeichnis v. 1623. Stadtarchiv Cassel 36.
Kataster. Brandversichernngs-Anstalt Cassel. Joh. Wilh. Schäffer im Hof von England legte 1778 die Vergnügungsanlage
Vauxhall in seinem Garten am Holländischen Tor an. Er klagte, daß ihm die neue Post alle Kundschaft entziehe. Vgl. Häuser Holländische
Straße Nr. u. 9.
Schwarzkopf, Alt-Kassel S. 191. Neuber, Gasthäuser Nr. 73. Heidelbach, Kassel S. 74. 1808 richtete Gastwirt Schetler an den
Maire folgenden Antrag Das Schild meines Gasthauses hat bekanntlich seit geraumen Jahren den Namen ,Hof von EnglandÄ Weil nun
diese Benennung mit dem jetzigen Geist der Zeit gar nicht übereinstimmt und meinem Gewerbe nachteilig zu sein scheint, so bitte um die
Erlaubniß, den Namen meines Schildes in ,Hötel de Paris' abändern zu dürfen".
Landesbibliothek Cassel Mscr. Hass. 20341.
16 Kataster. Brandversicherungs-Anstadt Cassel.
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Gebäude. Eäägääääääggä
Haus Nr. Eckhaus Steinweg. Augustinerterminei Untergegangen. Neubau. Eigentümer 1605 Johann
Hegels Heugels Witwe, 1623 Maria Heugel 1767 Buchführer Jacques Pierre Valescure Wohnung
der Brüder Jakob, Wilhelm und Ludwig Grimm während ihrer Schulzeit, die von der Mutter bei dem
herrschaftlichen Mundkoch Abraham Volprecht untergebracht waren Erdgeschoß Steinbau. Haustür,
mit Bogen, mit profilierten Gewänden, bis auf Seitengewände untergegangenß Obergeschosse
Fachwerk, später verputzt, mit auskragendem Quergebälk, später verkleidet. Giebel, mit Krüppelwalm.
Treppe; Pfosten, achteckige Säule, toskanisch, mit Schuppenmuster, auf quadratischem Sockel mit
Schuppenmuster; Wange profiliert; Docken mit Kantengewinde. Renaissance.
Schäfergasse.
Fachwerk, später verputzt, 10 Gefache, Geschosse, mit Schnüren, Diamantbändern und Bunden
agenden Quergebälk. Giebel, mit Krüppelwalm. Renaissance.
Eigentümer 1605 und 1623 Hauptmann Johann Schwalenbergß Untergegangen. Neubau.
Haus Nr. 4. Fachwerk, später verpu-
am auskragenden Quergebälk.
Haus Nr. 8. Eigentümer 1605 und
Klassizistisch.
Haus Nr. 9. Eigentümer 1767 Oberrentmeister Halberstadt. 1798 Garnisonlazarett. Später Veteranenkaserne.
Eigentümer 1885 Schreinermeister Joh. Heinr. Luckhardtf Steinbau, Achsen, Geschosse, mit Eck-
lisenen und Gurtgesimsen zwischen den Geschossen. Haustür, gequadert, mit Rundbogen und Giebel.
Fenster, rechteckig, zu dreien gekuppelt. Giebel, mit Krüppelwalm. Renaissance, anscheinend barock
überarbeitetß lm 19. Jahrhundert, anscheinend von Luckhardt, vollständig verändert und mit geradem
Hauptgesims abgeschlossen. Hoflront Fachwerk, später verputzt, Geschosse, mit auskragendem Quer-
gebälk, später verkleidet. Dachhaus, mit Dreieckgiebel. Renaissance.
Hinterhaus. Erdgeschoß, nachträglich errichtet, Steinbau. Haustür, mit Korbbogen und Deckgesims.
Barock. Obergeschosse Fachwerk, mit Fasen. Stäben und abgerundeten Füllhölzern am auskragenden
Quergebälk und mit Streben an den Eckpfosten. Renaissance.
Garten, hinter dem Hinterhause, an das Grundstück der Hohentorkaserne anstoßend.
Seitenflügel im Garten, nachträglich errichtet. Früher Schule.
Haus Nr. 12. Erdgeschoß Steinbau. Fenster, rechteckig, mit profilierten Gewänden. Obergeschosse Fach-
werk, später verputzt, mit auskragendem Quergebälk, später verkleidet. Giebel, später im Unterteil zu
einem 3. Obergeschoß ausgebaut. Renaissance.
Haus Nr. 14. 1605 bezeichnet als des Rentmeisters miethauß von Jacob Dinckeln erkauft",9 mit der Rück-
seite an das Grundstück Müllergasse Nr. 17 stoßend, auf dem des Rentmeisters Wohnhaus stand, und in
der Schäfergasse an die Grundstücke Nr. 16 u. 18 grenzend, die ebenfalls dem Rentmeister gehörten.
1767 als herrschaftliches Reuter-Magazin-Haus" bezeichnet. Eigentümer 1802 Bäckermeister Georg
Rössler."
Vgl. Abschnitt AugustinertermineW S. 260 f.
Häuserverzeichnis v. 1605 u. 1628. Stadearchiv Cassel 16 u. 86.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Stoll, Grimm S. 77. Heidelbach, Kassel S. 74.
Nebelthau, Gebäude S. 26, spricht von einem steinernen Eingang, den er dem 10. Jahrhundert zuschreibt.
Häuserverzeichnis v. 1605 u. 1623. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Grundriß u. Aufriß des früheren Zustandes mit der Aufschrift Plan Elevation de la Caserne de Veterans dito Lazareth".
Handzeichnung Landesmuseum Cassel.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
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Haus Nr. 15. Eigentümer anscheinend 1605 Töpfer Hitzler, 1623 Ofenmacher Henrich Wapener Unter-
gegangen. Neubau 1680. Landgräfliche Porzellanfabrik.' 1766 als Porzellan-Fabrikß" 1767 als Fürst-
liches Porzellain-Haus" bezeichnet. Untergegangen 1786. Neubau. Eigentümer 1799 Wagnermeister
Heinr. Thieleß Fachwerk, verputzt, Achsen, Geschosse, mit auffallend niedrigen Geschoßhöhen.
Haustor, in Endachse, mit Flachbogen. Dachhaus, mit Giebel.
Seitenflügel. Fachwerk, später verputzt, Geschosse, mit Stäben und abgerundeten Füllhölzern am
auskragenden Quergebälk. lm Quergebälk die Inschrift 1652".
Erstes Hintergebäude. Fachwerk, später verputzt. Renaissance.
Zweites Hintergebäude. Modern.
Haus Nr. 16. 1605 bezeichnet als des Rentmeisters Scheur".5 Untergegangen. An seiner Stelle Hof und
moderne Scheunen. Mauer an der Straße. Einfahrtstor in der Mauer, mit Rundbogen, im Scheitel die
Inschrift 1571".
Haus Nr. 18. 1605 bezeichnet als des "Rentmeisters grosse Miethaußßs Gasthaus Zum braunen Hirsch".
Früher Herberge der Schornsteinfeger-, Glaser-, Handschuhmacher-, Bürstenmachen, Nadler-, Weißgerben,
Weißbinden, Töpfer-, Kürschner-, Strumpfweber- und Steinmetzgesellen und Absteigequartier der BotenF
Fachwerk, später verputzt, 10 Gefache an der Vorderfront, 15 Gefache an der Seitenfront, Geschosse,
mit Stäben, Kehlen und ausgekehlten Füllhölzern am auskragenden Quergebälk. Giebel, mit Krüppel-
walm. Renaissance.
Haus Nr. 20, Eckhaus der oberen und unteren Schäfergasse. Früher Gasthaus Zur Stadt Hamburg" und
Herberge der Seifensieder, Strumpfweber, Tapezierer, Drechsler, Gerber, Goldarbeiter, Schneider, Kamm-
macher, Kürschner, Leineweber, Töpfer und Zimmerleuteß Fachwerk, später verputzt, Geschosse, mit
auskragendem Quergebälk, später verkleidet. Renaissance.
Haus Nr. 21. Fachwerk, später verputzt, Gefache, Geschosse, mit Stäben und abgerundeten Füllhölzern
am auskragenden Quergebälk. Renaissance. Haustür, Holz, mit Segmentbogen; Flügel mit geschwungenen
Füllungen, Oberlicht mit geschwungenen Sprossen. Rokoko. Mansarde. Dachhaus, mit Giebel. Rokoko.
Hof neben dem Hause, nach dem Fruchthause zu. Mauer an der Straße. Einfahrtstor in der Mauer,
mit Korbbogen, Schlußstein und gerader Umrahmung, mit vorgekröpftem Gurtgesims als Verdachung und
Balustrade mit Vasenaufsätzen, im Schlußstein Meisterzeichen wie am Altar der Martinskircheß jedoch
mit Querbalken, in den Zwickeln die Inschrift" IOHANNES WOLFF MDCCLXXVl
Haus Nr. 23. Wohnhaus des Weißbindermeisters Wimmel, des Gründers der Wimmelstiftung.
Haus Nr. 29. 1767 bezeichnet als Sobiewolsky'sche Fundation."
Haus Nr. 33. 1605 bezeichnet als des Rentmeisters bawstedt"." Eigentümer 1767 Brauer Konr. Happel,
1782 Zach. Rücke, 1863 Maschinenfabrikant Christian Eberh. Heickefs jetzt Gastwirt Wittrock. Früher
Maurer-, Zimmerer- und Schornsteinfeger-Herberge, jetzt Gastwirtschaft und Versammlungslokal der Ge-
werkschaften. Fachwerk, später verputzt, 12 Gefache, Geschosse, davon das obere auskragend, mit
Häuserverzeichnis v. 1605 u. 1623. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Vgl. Abschnitt PorzellanfabrilW S. 623 ff.
Stück- u. Nummembuch 1766. Stadtarchiv Cassel 36.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel
Adreßbücher. Wanderung d. Cassel Nr. 1235.
Adreßbücher.
Vgl. Abschnitt Martinsstift. Kirche" S. 176.
Knetsch, Inschriften S. 250 f.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel. Vgl. Schminke, Cassel S. 386 f.
12 Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
13 Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
u. 36.
u. 36.
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Fasen, Rundstäben und abgerundeten Füllhölzern am auskragenden Quergebälk, die Profile zum Teil über
den Stielen verkröpft. Giebel, mit Krüppelwalm. Renaissance. Aushängeschild, Eisen, mit Ranken- nmtau
ausleger, Rokoko, auf dem jüngeren rechteckigen ausgesägten Schild die bemalten Werkzeuge des Zimmer-
handwerks in Lorbeerkranz und die Aufschrift Fremde Ziiüer Gesellen-Herberge". Treppengeländer, mit
ausgesägten Brettern. Klassizistisch.
Haus Nr. 35, jetzt zu Haus Nr. 33 gehörig. 1605 bezeichnet als Werner Baunemanns scheur".1 Eigen-
tümer 1767 Braumeister Joh. Samuel, 1768 Zach. Rücke, 1846 Fuhrmann Hier. Schreiber. Untergegangen.
An seiner Stelle moderner Saalbau, zu Haus Nr. 33 gehörig.
Haus Nr. 39, Eckhaus Müllergasse. 1605 bezeichnet als Unsers Gn. Fürsten vndt Hern behausung, darin
hauptman Schenck Hans schenck wohnet"? Eigentümer 1767 Bäcker Ludwig Humburgß Fachwerk,
später verputzt, 14 Gefache an der Schäfergasse, Gefache an der Müllergasse, Geschosse, davon die
beiden oberen auskragend, mit Stäben, Kehlen und ausgekehlten Füllhölzern am auskragenden Quergebälk.
Dachhaus an der Schäfergasse, mit Krüppelwalm auf gekehlter Knagge. Giebel an der Müllergasse, mit
Krüppelwalm auf gekehlter Knagge. Renaissance.
Schloßplatz.
Haus Nr. Eckhaus Steinweg. Ursprünglich Häuser. Eigentümer 1605 Mich. Rahn, Hensel Seilers Witwe
und Stephan Degen Untergegangen. An ihrer Stelle Neubau eines Hauses um 1760. Bauherr ver-
mutlich David Salen. Eigentümer 1767 Hofintendant David Salen, 1807 Geh. Rat von Apellr" Später
Polizeidirektionsgebäude. 1908 Steueramt. Steinbau, Achsen am Steinweg, Achsen am Schloßplatz, um 389
Geschosse, mit Ecklisenen und Kranzgesims über dem Erdgeschoß. Grundriß am Schloßplatz ausge-
rundet. Haustür am Schloßplatz, mit Segmentbogen, Volutenschlußstein und Lisenen. Darüber Balkon
auf Volutenkonsolen, mit reichem Eisengitter, mit dem Spiegelmonogramm S". Einfahrtstor am Tafel407,4
Steinweg in Endachse, mit Quaderschlußstein. Dachgeschoß über den Mittelachsen am Schloßplatz, mit
Wangen und Giebel.
Häuser Nr. u. Eckhäuser Steinweg und Kolonnaden. Ballhausß dann KomödienhausF Untergegangen
1787. Darauf Neubau zweier Bürgerhäuser. Eigentümer von Haus Nr. 1799 Joh. Hangen Witwe, jetzt
Gastwirt Just. Schäfer. Jetzt Gastwirtschaft Schloßschänke". Eigentümer von Haus Nr. 1795 Cafetier
Verdellets Ehefrau 1825 Cafetier Heinr. Karl Friedr. Dratzf 1841 Kaufmann Joh. Phil. Stephan Labasseeß"
1866 Buchdruckereibesitzer Friedr. Scheel, jetzt Buchdruckereibesitzer Friedr. Förster. Buchdruckerei von
Scheel, in der während der Verfassungskämpfe Oetkers Veröffentlichungen, namentlich die Hessische
Morgenzeitung gedruckt wurde. Einheitliche Front, bei Haus Nr. in der Neuzeit verändert. Steinbau,
am Steinweg und an den Kolonnaden zum Teil Fachwerk, verputzt, Achsen am Schloßplatz, je
Achsen am Steinweg und an den Kolonnaden, Geschosse, mit breiten Ecklisenen und Bandgesims über
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
l-läuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Vgl. Abschnitt Ballhaus" S. 516 f.
Vgl. Abschnitt ,.Komödienhaus" S. 524 ff.
Garküche 1814 S. 68 u. 74 Bei der Revüe der teutschen Kaffeehäuser stand das Vedelletsche vormals oben an, wegen der
Nähe des Schlosses und noch mehr wegen seiner unbeschreiblich schönen Lage, welcher auch die innere Beschaffenheit ganz entspricht.
Während der französischen Occupation war es der Hauptsitz des Casino, und folglich nur den Mitgliedern desselben zugänglich. Jetzt aber
steht es jedem wieder offen, nur fehlt es noch an Gesellschaft, die durchmarschierenden Offiziere, vorzüglich aber die Hessischen freiwilligen
Jäger haben es gleichsam eingeweiht. Außerdem ist es das Cafe des malheureux, welches nur noch von brodlosen, hier employrt gewesenen
Ausländern und stundenfreien französischen Sprachmeistern besucht wird." Daselbst Mitteilungen über politische Begebenheiten.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel. Lobe, Wanderungen S. 110.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
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dem Erdgeschoß. Erdgeschoß in der Höhe auf die anschließenden Arkaden" Kolonnaden eingestellt
Haustüren, mit Rundbogen, mit Pilastern ohne Basen? und mit kannelierten Konsolen am Kämpfer.
Fenster im Erdgeschoß mit Rundbogen, hochgestelzt. Fenster im 1. Obergeschoß mit Segmentbogen und
Deckgesims, mit eisernen Brüstungsgittern mit Gehängen und Rosetten. Fenster im 2. Obergeschoß mit
Kranzgehängen in der vertieften Brüstung.
Haus Nr. 3. Früher Kupferschmiedegeschäft des bei der "Wilhelmshöher Herkulesfigur beteiligten Küper
Küpper?
Haus Nr. 5. 1605 bezeichnet als Eckhardt Ungefugs haußfrawen Miethauß".4 Eigentümer 1767 Sporer
Joh. Herrn. Hering, 1795 Goldarbeiter Christian Wilh. Kaupert, 1866 Goldarbeiter Werner Kaupertß
Untergegangen. An seiner Stelle moderner Neubau, der sich auch auf das benachbarte Grundstück des
ehemaligen Hauses Nr. erstreckt.
Haus Nr. 7. 1605 bezeichnet als Christof Ungefugs Miethäußleinße Eigentümer 1767 Uhrmacher Heinr.
Nettmann, 1795 Hofsporermeister Emanuel Friedr. Heister? Untergegangen. An seiner Stelle ein Teil
des modernen Neubaues, der jetzt die Nr. führt.
Haus Nr. 9. 1605 bezeichnet als Christof Ungefugs Miethäußlein"! Eigentümer 1767 Joh. Ernst Breithaupt,
1808 Gerh. Friedr. Nettmann, 1846 Münzgraveur Wilh. Körner Fachwerk, später verputzt, Geschosse,
mit auskragendem Quergebälk, später verkleidet. Dachhaus, mit Giebel. Treppe; achteckiger bezw.
quadratischer Pfosten, toskanisch; Docken mit Kantengewinde. Renaissance.
Haus Nr. 11. Westlicher Teil. Eigentümer 1605 Hans Dreßler Treßlehr,10 1769 Ratsverwandter Wilh.
Sartorius, 1822 Buchdrucker Aubels Witwe." Früher Buchdruckerei von Joh. Heinr. Martin Aubel.
Wohnung des Malers und Inspektors der Gemäldegalerie Prof. Karl Christian Aubel." Fachwerk, später
verputzt, Geschosse, mit auskragendem Quergebälk, später verkleidet; Ostecke polygonal gebrochen.
Renaissance. Haustür, Stein, mit Segmentbogen, Volutenschlußstein, Lisenen und Deckgesims auf Voluten-
konsolen, auf Schlußstein die Inschrift 1742". Fenster im Erdgeschoß, Stein, mit Rundbogen und
Volutenschlußstein. Barock. Dachhaus, mit Giebel. Barock.
Östlicher Teil. 1605 bezeichnet als Christof Ungefug vndt dessen Schwagers behausung". Eigen-
tümer 1610 Hans Thongesßs Untergegangen. Neubau 1696. Haustür, Stein, rechteckig, mit profiliertem
Gewände, Deckgesims und Ablauf zu dem Fenster darüber. Haustür, mit Korbbogen und Diamantquader-
Schlußstein, auf Schlußstein die Inschrift 1696".
Hinterhaus. lärdgeschoß Steinbau, mit Simagurt. Fenster, rechteckig, mit profiliertem Gewände.
Obergeschoß Fachwerk, später verputzt, mit Fasen, Stäben und abgerundeten Füllhölzern am aus-
kragenden Quergebälk. Dachhaus, mit'Giebel und Krüppelwalm. Renaissance.
Vgl. Abschnitt Landgrafenschloß. Rennbahn" S. 311 ff.
ln einem Briefe vom 28. Mai 1796 schreibt Simon Louis du Ry seinem Sohne Karl, der den Entwurf zu einer Kirche im
Akademiesaal zu Cassel ausgestellt hatte Der perspektivische Aufriß ist sauber gezeichnet und gefällt jedermann. Daß Du Dir aber die
Freiheit genommen hast, die "Plinthe unter der Säule wegzulassen, lasse ich dahingestellt sein. Vielleicht hast Du nicht bemerkt, daß sich der
Johannes Ruhl eben diese Freiheit bei Ausbauung des VerdellettPschen Kaileehauses genommen hat."
Mitteilung des Herrn Zolldirektors Woringer.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 86.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 86.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Häuserverzeiehnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Adreßbücher.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
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Haus Nr. 15. Ursprünglich anscheinend Häuser, von denen die beiden östlichen 1605 als Vnsers Gn.
Fürst. vndt Hern behausungen, darin der Marschall und Küchen meister wohnen", und Apothek vor
Schloß" 1707 als ein fürstl. Haus, das alte Marschalkshaus" und noch ein fürstl. Haus" bezeichnet
werden. Wohnung des Physikers Denis Papins" Untergegangen. An ihrer Stelle Neubau des Hof-
marschallamtes4 und der Hofapotheke um 17725 Später Gasthaus Zum Römischen Kaiser".
Haus Nr. 17, Eckhaus Marställer Platz, früher Haus Marställer Platz Nr. 1. Erbaut 1551. Bauherr Bild-
schnitzer Andreas Herberß Eigentümer 1605 Bildhauer Andreas Herber," 1649 Apotheker Stirn, 1767
Apotheker Georg Heinr. Keller, 1770 Apotheker Rüde. Rosenapotheke. Untergegangen. Neubau 1771
auf herrschaftliche Kosten Wiederum Rosenapotheke, später Hofapothekeß Eigentümer 1793 Georg
Wilh. Rüde, 1882 Hofapotheker Joh. Konr. Rüde, 1849 Hofapotheker Joh. Konr. Nagellßo jetzt Kauf-
mann Heinr. Wagener. Erdgeschoß Steinbau, mit Kranzgesims. Obergeschosse Fachwerk, verputzt,
überarbeitet. Dachgeschoß über den Mittelachsen am Marställer Platz, Giebel mit ovalem Fenster, im
Giebelfeld Stuckornament."
Schöne Aussicht.
Haus Nr. 4. Grundstück um 1720 bis zur Frankfurter Straße durchgehend und mit Rokau" bezeichnet."
Bauherr Generalleutnant Joh. Ernst Hartmann von Diemar. Später zum Bellevueschloß gezogenßs
Haus Nr. 5. Erbaut um 1710. Bauherr Kriegsrat Joh. Balth. Klaute. Später zum Bellevueschloß gezogen."
Haus Nr. Eckhaus Georgenstraße. Erbaut vermutlich 1709-1711. Architekt vermutlich J. N. Prizier,
vielleicht auch P. du Ry. Bauherr Generalmajor Franz Christoph von Seibelsdorf. Eigentümer später
Generalleutnant Freiherr Konr. v. Rang. Später zum Bellevueschloß gezogen."
Häuserverzeichnis v. 1605, Stadtarchiv Cassel 36. Im Häuserverzeichnis v. 1605, Stadtarchiv Cassel 16, bezeichnet als
Vnsers g. f. vnndt Herrn hauß darein d. Küchenmeister wonet", Vnser g. f. vnndt herrn hauß darin der Marschalck wonet", und Elisabeth
Puntani wittwe Apot". Nach Nebelthau, Gebäude S. 39 ff. Wohnung des Hofmarschalls Adam von Baumbach und vielleicht auch des Hof-
marschalls Volkmar von Berlepsch.
Landesbibliothek Cassel, Mscr. Hass. 193.
Brunner, Cassel S. 238 Papin hatte 1675 Paris verlassen und war 1688 als Dozent an die Universität nach Marburg berufen
worden; aber Karl zog ihn 1695 ganz nach Cassel, er wies ihm dem Schloß gegenüber ein Haus zur Wohnung an neben dem Hause des
Hofmarschalls" Papins Wohnung muß von dem Hause des Hofmarschalls, das Brunner im Auge hat und das das Eckhaus Craben Nr.
ist, um mehrere Häuser entfernt gewesen sein. Eine Urkunde von 1698 nennt drei in der Schloßstraße gelegene, dem Landgrafen gehörige
Häuser, nämlich das Haus des Hofmarschalls, das Haus, in dem der französische Kaufmann Girard wohnt und das Haus, in dem Prof Papin
wohnt, mit dem Bemerken, daß letzteres früher die Wohnung des Hofmarschalls gewesen sei. Die Lage dieses alten Hofmarschallhauses
ergibt sich genauer aus einem Kataster der Obergemeinde von 1707 vgl. Anm. das die Häuser am jetzigen Schloßplatz auf der Strecke
zwischen Graben und Marställer Platz folgendermaßen festlegt Haus, darin der Oberhofmarschall wohnt, Schwertfeger Jacob Heintze, Hof-
goldschmied Joh. Jenner, Ludw. Pfaff, Berndt Großhennen Witwe, das alte Marschalckshaus, noch ein fürstl. Haus und Apotheker Stirn.
Demnach ist Papins Wohnung auf dem Grundstück zu suchen, das heute das Haus Nr. 15 einnimmt.
Vgl. Abschnitt HofmarschallamW S. 419 f. In dem Roman Im Schatten der Titanen" findet sich auf S. 43 die Stelle 1823
schrieb Reinhard nach Paris ,Die Gräfin Diana von Pappenheim ist zurückgekehrt und wohnt gegenüber dem Schloß in der Wohnung,
die der Oberhofmarschall zuletzt innegehabt hat."
Rogge-Ludwig, Kassel S. 266 Die älteste der Apotheken, die 1475 im Schloß errichtete Hofapotheke, wurde im Jahre 1770
in das gegenüberliegende Haus verlegt, welches Hofbeamten zur Wohnung diente und an dessen Stelle sich jetzt das Haus des Kaufmanns
Herzog Nr. 15 befindet." Daselbst weitere Angaben über die Geschichte der Hofapotheke.
Staatsarchiv Marburg O. W. S. 104.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. K. 36.
Staatsarchiv Marburg M. St. S. 7259.
Engelhard, Erdbeschreibung S. 126. Rogge-Ludwig, Kassel S. 266.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Alte Inneneinrichtung bei Verlegung der Apotheke der Gläßnerschen Sammlung überwiesen; darunter zwei große Eichenholz-
rahmen, aus dem Vollen geschnitzt, die als Verkleidung von Nischen gedient hatten, zwei schwebende Engel, Kränze haltend, und Ölbilder
hess. Wappen und Putten, Chemikalien mischend aus den oberen Füllungen, Rokoko.
Stadtplan um 1720.
Vgl. Abschnitt Bellevueschloß. Palais des Landgrafen Friedrich" S. 381 f.
Vgl. Abschnitt Bellevueschloß. Palais des Landgrafen Friedrich" S. 381 f.
Vgl. Abschnitt Bellevueschloß. Palais des Prinzen Georg" S. 379 H.
735 ägäääää
QQQQQ Gebäude. QQQQQQQQQQ
Haus Nr. Eckhaus Georgenstraße. Eigentümer 1766 Kammerdiener Gorgen Erben 1796 Professor Wilh.
Böttner, 1848 Professor Ludw. Grimm für seine minderjährige Tochter Friederike Louise Amalia,2 jetzt
Stadtältester Seidler. Im 2. Stock Wohnung der Brüder Grimm 1826-1829, Geburtsstätte von Wilhelms
Sohn Hermann 1828, des späteren Professors an der Berliner Universität und Schwiegersohnes von Achim
und Bettina von Arnimß Wohnung des Staatsministers Friedr. Aug. von Schminke Steinbau, Achsen,
an der Schönen Aussicht, 11 Achsen an der Georgenstraße, Geschosse, mit Ecklisenen und Brüstungs-
gesims am 2. Obergeschoß, das sich auch über das Nachbarhaus Nr. fortsetzt. Haustür an der Schönen
Aussicht, mit Segmentbogen. Einfahrtstor an der Georgenstraße, mit Segmentbogen. Dachgeschoß über
den Mittelachsen an der Schönen Aussicht, mit Giebel. Giebel über den Mittelachsen an der Georgen-
straße. Barock überarbeitete
Haus Nr. 8. Eigentümer 1766 Kaufmann und Assessor Georg Nik. Kister 1835 Obergerichtsdirektor Rommel
jetzt Geh. Kommerzienrat Vogt. Wohnung des Vizeoberstallmeisters von der Malsburg und des Präsidenten
der Finanzkammer C. von Kopp. Steinbau, Achsen, Geschosse, mit verzahnten Eckquadern in den
beiden Obergeschossen und Brüstungsgesims im 2. Obergeschoß. Haustor bezw. Blende in den Endachsen,
gequadert, mit Rundbogen. Hauptgesims mit Konsolen und Kassetten. Dachgeschoß über den Mittel-
achsen, mit verzahnten Eckquadern und Giebel. Barockß überarbeitet. Balkon über dem Erdgeschoß,
auf Volutenkonsolen, Klassizistisch.
Hau Nr. 9. Eigentümer 1766 Frau Kammerpräsident von Frankenberg," 1779 Frau Generalmajor von Zastrow,
1823 Wirt Christian Haustein." Im 2. Stock Wohnung der Brüder Grimm 1824-1826." Wohnung des
französischen Ministers Aug. de Cabre und des Chemikers Bunsenßa Steinbau, Achsen, Geschosse,
die 2. und 6. Achse in den beiden unteren Geschossen als Flachnische vertieft. Haustor, in der End-
achse, mit Rundbogen und Voluten-Schlußstein. Fenster im 1. Obergeschoß, zum Teil mit geraden
bezw. segmentbogigen Verdachungen. Dachgeschoß über den Mittelachsen, mit Giebel. Je Dachhaus
mit Giebel über den Endachsen." Dachaufbauten durch Zwischenbauten später zu einem vollen Geschoß
Stadtplan Oberneustadt v. Krug 1766.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel. Der Maler Prof. Ludw. Grimm erscheint bereits im Adreßbuch 1835 als Ein-
wohner. Piderit, Cassel S. 294.
Stoll, Grimm S. 595 f. Heidelbach, Kassel S. 50. Nach Heidelbach, in Casseler Tagebl. u. Anz. 1919 Nr. 599, haben die
Grimms im Hause Schöne Aussicht Nr. gewohnt, wohl Verwechslung. Auch später diente das Haus Jacob und Wilhelm Grimm, die am
dritten Weihnachtstag 1829 nach Göttingen gezogen waren, zum Aufenthalt. Stoll, Grimm S. 596 f. Als gegen Ende 1837 die ,Güttinger
Sieben' ausgetrieben wurden, kam im Dezember Jacob wieder in das Haus nach Cassel zu Ludwig, der inzwischen mit Frau und Kind und
Schwiegermutter, die zwei Zimmer bei ihm hatte und seinem Haushalt angehörte, den zweiten Stock bewohnte, übrigens erst 184.8 durch
Frau Böttners Tod Hausherr wurde. Jacob genoß so etwa dreiviertel Jahr Ludwigs Gastfreundschaft. lm Herbst 1838 kam dann auch
Wilhelm und Familie 17.-20. Oktober allmählich in Cassel an und nun bezogen die beiden ältesten Brüder wieder als Glieder einer
Familie als Wohnung das Erdgeschoß des Böttnerschen Hauses. Jacob hatte für sich die beiden Zimmer rechts vom Hausgang, Wilhelm
nahm die gegenüber nach der Georgenstraße liegende Zimmerreihe."
Adreßbiicher.
Auf Stadtplan v. Weber 1710 noch nicht vorhanden. Auf Stadtplan um 1720 noch nicht bezeichnet. Auf Stadtplan v. Roth
1736 vorhanden.
Über das Innere des Hauses vgl. Altmüller, in Hessenland XV S. 240 f.
Stadtplan Oberneustadt v. Krug 1766.
Adreßbuch 1835.
Anscheinend nach 1736 erbaut. Auf Stadtplan v. Roth 1736 noch nicht vorhanden.
Stadtplan Oberneustadt v. Krug 1766.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Stoll, Grimm S. 595 In diese Wohnung hat sich Dortchen an Wilhelm 1825 verheiratet, nachdem sie sich Weihnachten 1824
verlobt hatten. ,Rechts habe ich mein Arbeitszimmef, schreibt er fünf Tage nach seiner Hochzeit an Wigand, 20. Mai 1825, ,links der
Jacob und nach dem Hofe zu, weil er keine Sonne brauchen kann, hat der Louis sein Malzimmer." Heidelbach, Kassel S. 50.
Adreßbücher. Schelenz, in Hessische Post v. 29. Sept. 1918.
14 Ansicht der Schönen Aussicht von der Karlsaue aus. Handzeichnung. Landesbibliothek Cassel.
22129592
Gebäude.
QQQEIQQQQE
ausgebaut. Balkon über der Mittelachse des Erdgeschosses, auf Pilastern und Volutenkonsolen. Barock n... 4071,.
überarbeitet.
Haus Nr. 10. Eigentümer 1766 Gräfin von Wartensleben? 1808 Staatsminister von Baumbach, 1816 Handels-
mann Mannsbach, 1865 Major Louis von Eschwegeß Wohnung des Oberbaumeisters J. A. Engelhard.
Wie Haus Nr. 9.
Haus Nr. 11. Eigentümer 1766 Maler J. H. Tischbein 1804 dessen Schwiegersohn, der Professor und
Prediger der französischen Gemeinde Klingender, 1831 Amalie Christiane Rothe, geb. du Ryß Wohnung
des Finanzdirektors Friedr. v. Motz und des Oberberg- und Salzwerksdirektors Theodor Schweder, der
als Vertreter Kurhessens beim Abschluß der den deutschen Zollverein begründenden Staatsverträge mit-
wirkteß Steinbau, Achsen, Geschosse, später um Geschoß erhöht. Barock überarbeitet.
Haus Nr. 12. Eckhaus Friedrichsplatz. Grundstück um 1720 bezeichnet mit de goeuristhe P".8 Erbaut
angeblich 1715-17209 Architekt und Bauherr Oberbaumeister Kammerrat Joh. Nik. Prizier. Eigen-
tümer 1766 Priziers Erbenß" 1767 als maison de la Princesse de Darmstadt" bezeichnet." 1801 von
Priziers Erben in den Besitz des Oberbergdirektors O. Kunckell von Löwenstern übergegangen; später
an die Familie von Starkloff, von Heeringen u. a. gekommen." Eigentümer 1867 Privatmann Theodor
Matthieußa jetzt Kaufmann Berlit. Steinbau, Achsen an der Schönen Aussicht, 14 Achsen am Friedrichs-
platz, Geschosse, später um Geschoß erhöht." Haustür, mit Korbbogenßs Ursprünglich Mansardeßß
verschwunden. Barock, 1752 von S. L. du Ry," später noch einmal überarbeitet.
Spohrstraße.
Haus Nr. im Garten gelegen. Wohnhaus des Komponisten Louis Spohr. Untergegangenßs
Auf Stadtplan v. Weber 1710 noch nicht vorhanden. Auf Stadtplan um. 1720 noch nicht bezeichnet. Auf Stadtplan v. Roth
1786-vorhanden.
Stadtplan Obemeustadt v. Krug 1766.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Stadtplan Oberneustadt v. Krug 1766. Campe, Reisebeschreibungen S. 114, 1786 bei Beschreibung der Bellevue Hier
müßte ich wohnen, sagte ich, wenn ich ein Maler oder Dichter wäre; und siehel indem ich dies sagte, zeigte man mir das Haus eines der
größten ietztlebenden deutschen Maler, welcher eine Zierde dieser Stadt und unseres Vaterlandes ist. Er heißt Tischbein."
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel. Piderit, Cassel S. 294. Heidelbach, Kassel S. 50.
Mitteilung des Herrn Zolldirektors Woringer.
Auf Stadtplan v. Weber 1710 noch nicht vorhanden. Auf Stadtplan v. Roth 1786 vorhanden.
Stadtplan um 1720. Nach Brunner, Baron von Goertz."
Piderit, Cassel S. 294. Auf Stadtplan v. Weber 1710 noch nicht vorhanden.
Stadtplan Oberneustadt v. Krug 1766.
Stadtplan 1767.
Piderit, Cassel S. 294. Holfmeister, Künstler S. 90.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
14 Piderit, Cassel S. 294. Hess. Erinnerungen S. 147 Das von dem reichen Kammerrath Prizier im Anfange des achtzehnten
Jahrhunderts erbaute große Eckhaus von der Bellevuestraße und dem Friedrichsplatz war das erste größere Gebäude jener Gegend und zeichnet
sich heute noch vorteilhaft aus, hat aber unverkennbar die Gebäude der Oberneustadt zu sehr über die Altstadt erhoben."
Piderit, Cassel S. 294 Leider ist bei den beliebten neuesten Umbauten die sehr geschmackvolle Hausthür unter einem be-
helmten Kopfe zerstört worden".
Ansicht des Friedrichsplatzes. Aquarell v. Feidel.
Jacobi, Hugenotten XXIV Nr. 294 lm Februar 1752 erhielt Simon Du Ry vom Landgrafen einen Auftrag zur Herstellung
einer Bauzeichnung für seine Vaterstadt. Es war dies die erste seiner derartigen Arbeiten und handelte es sich um eine Zusammenlegung
und Änderung der Fassaden derjenigen Häuser, die heute unter Nr. 12 der Bellevue vereinigt sind. Der Landgraf hatte nämlich, aus welchen
Gründen ist nicht bekannt,einem Geschäftsmann Salen 7000 Taler geschenkt, wofür dieser sich das Eckhaus am Friedrichsplatz und der
Bellevue, sowie das daneben, aber in einer anderen luchtlinie liegende Haus am Friedrichsplatz gekauft hatte. Ein von einem Architekten
Fink. der später bei der Erbauung des Schlosses in Wilhelmstal tätig war, entworfener Plan gefiel dem Landgrafen nicht; es wurde daher
Simon Du Ry mit einem solchen Entwurf beauftragt, der, von diesem angefertigt, die beiden Häuser in der Weise vereinigte, wie wir sie in
ihrer Zusammenlegung noch heute sehen." "Gerland, Du Ry S. 67.
Abb. in Hessenland XXVII S. 284.
Bau- und Kunsldenkmiler im Regierungsbeznrk Cassel. 'Vl. Cassel-Sladt. 93
Ständeplatz
Haus Nr. 8112. Früher Akademie der bildenden Künste?
Haus Nr. 14. Sogenannte Engelsburg. Erbaut 1837-1839 Architekt und Bauherr Daniel Engelhardß
Eigentümer 1856 Geh. Kabinettsrat Sig. von Meyerß Jetzt Lesemuseum.
Haus Nr. 19. Gastwirtschaft Zur neuen Tante"?
Steinweg.
Haus Nr. 4,6 Eckhaus Kolonnaden. Sogenanntes Rotes Haus, so genannt wegen seines früheren Anstrichesf
Erbaut zum Teil nach Abbruch eines alten Fachwerkhausesß zum Teil nach Abbruch der in der west-
lichen Straßenflucht gelegenen Nachbarhäuserß Bauherr vermutlich Gastwirt Konr. Scheffer, der 1767
das Nachbarhaus Nr. besaß" Eigentümer 1767 Scheffer Schaeffer, 1771 Gastwirt Ciriacus Werner,
1806 Gastwirt Christoph Werner, 1880 Kaufmann Gottlieb Berger, 1846 Gebrüder Cramerßl Früher
Gasthaus Zum goldenen Elephanten"; dann Gasthaus Zum Kurfürsten", welch" letzte Bezeichnung von
König Jeröme verboten wurde." Wegen Weigerung des Inhabers, Franzosen aufzunehmen, in Westfälischer
Zeit vorübergehend geschlossenßß Zeitweise Hauptquartier der französischen Marschälle, 1813 des
Vgl. Abschnitt Ständehaus" S. 455 Anm. 6. Adreßbücher.
Hess. Erinnerungen S. 45 Engelhard kaufte sich in der Nähe des Ständeplatzes einen Bauplatz und führte daselbst ein Gebäude
auf, worin alle seine italienischen Erinnerungen und Erfahrungen wieder aufleben und in Anwendung kommen sollten. Aufriß, Einrichtung,
Baumaterial Alles war genial nach eigenen Theorien ausgedacht, aber allen Regeln der Praxis zuwider; er liebte es Versuche zu machen
er wollte etwas Eigenes, etwas Niedagewesenes schaffen, und deßhalb nannten die stets volkswitzigen Bewohner von Cassel den Engelhard'schen
Bau, noch ehe er sich bis zu seiner Vollendung erhoben hatte, sehr bezeichnend, die Engelsburg, weniger im Vergleich mit dem römischen
Gebäude dieses Namens, als mit Bezug auf Engelhards Namen und luftige Theorien! Das Haus war klein in seinen Verhältnissen, allein
dennoch erblickte man darin riesenhafte Steintreppen, Gallerien, Hallen, Wintergärten mit Springbrunnen und künstlichen Regentropfenrinnen,
Salons mit vielen Thüren in symmetrischer Gegenüberstellung, von denen aber die Hälfte immer nur aus Thüren zu Wandschränken bestand
alles wurde übertroffen von den im Norden so ungeeigneten platten Dächern, welche mit einer von ihm selbst erfundenen Harzmasse überdeckt
waren, im Sommer von der Sonnenhitze in feine Risse zerlegt, bei Regen und Schnee die Nässe durchließen." Daselbst auch Angabe über
sonstige absonderliche technische Einzelheiten.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel. So genannt im Gegensatz zur Gastwirtschaft Zur Tante". Vgl. Haus Friedrichs!
platz Nr. 7. Krieger, Cassel S. 371. Neuber, Gasthäuser Nr. 73. Hess. Erinnerungen S. 238.
Nach Wanderung d. Cassel Eigentümer 1707 Witwe des Konr. Hartmann, später der Hoftrabant Mich. Lange.
Wanderung d. Cassel Nr. 1236 Das alte Haus wurde im Jahre 1727 abgebrochen und von Steinen neu aufgeführt, erhielt
aber nachher eine weitere bauliche Veränderung und zwar zu seinem Vortheil, denn dicht von diesem Hause an über den Elisabether Platz hin
standen noch zehn Häuser, welche bis an den Festungswall reichten. Zunächst dem Elephanten lag das Wohnhaus des Burggrafen Mathias
Thon, daran stieß ein städtisches Armenhaus, das Jakobshaus genannt, an dieses wieder das Süsterhaus u. s. w. Im Jahre 1769 bei der
Demolirung der Festungswerke wurden zuerst Häuser, nämlich vom Festungswalle an, Privathäuser und ein fürstliches Haus, in welchem
die Steinmetze arbeiteten und das einen Durchgang nach der Rennbahn hatte, abgebrochen, worauf 1771 mit weiteren Privathäusern und
im Jahr 1772 mit dem Rest von Privathäusern und den beiden vorgenannten Armenhäusern fortgefahren wurde. Hierdurch entstand der
,Elisabether Platz', welchen Namen er im Jahre 1775 amtlich erhielt Der ,Elephant' bekam nun eine freiere Aussicht nach dem Platze
hin und erhielt zugleich durch einen Vorbau seinen nunmehrigen Eingang von dieser Seite her Die Reihenfolge der Nachbarhäuser
ergibt sich aus dem nachstehenden Kataster v. 1707, Landesbibliothek Cassel 193 Stadtmauer, Dr. Zacharias Winters Erben, Kupfer-
stecher Lennep, ein fürstliches Haus darin Bildhauer Berger Schuhmacher und Bierbrauer Nik. Clar, Nicolaus Warnecke, Schuhmacher und
Bierbrauer Joh. Eckhard Clar. Schuster Gerlach, Süsterhaus, Jacobshaus, Burggraf Matthias Thon, Conrad Hartmann. Nach einer Akte von
1731, Staatsarchiv Marburg M. St. S. 3690, wohnte in diesem Jahre in dem sogenannten fürstlichen Haus der Hofbildhauer Kötschau, der
ein Kaufangebot auf das Hans abgab, vom Handelsmann Siebert aber überboten wurde.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel. Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Wanderung d. Cassel Nr. 1236 Der ,goldene Elephant" hat mehrmals seinen Namen gewechselt; er hieß 1803 ,Zum Kur-
fürsten', während der westphälischen Zeit, das ,rothe Haus', im Jahre 1820 aber wieder ,Zum Kurfürstenk" Vgl. Garküche S. 19.
Garküche S. 19. Schwarzkopf, Alt-Kassel S. 191. Heidelbach, Kassel S. 74. Neuber in Mitt. d. Ver. f. hess. Gesch. 1905I06
S. 54. Woringer, in Mitt. d. Ver. f. hess. Gesch. 1909110 S. 84 Christoph Werner 5. 12. 1818 im 55. Lebensiahr war Besitzer des
Gasthofs ,zum Kurfürsten' am Steinweg. Er weigerte sich standhaft, den Namen seines Hauses zu ändern, und als ihm die Regierung
verbot, die bisherige Bezeichnung weiter zu führen, war er nicht dazu zu bewegen, seinen Gasthof zum König von Westfalen" zu nennen,
sondern brachte überhaupt kein Schild an, nannte aber seine Wirtschaft nach der Farbe des Hausanstrichs ,zum roten Haus'. Auch ,stand er
im Rufe verdächtige Klubs zu erlauben', und nahm grundsätzlich keine Franzosen auf. Die Regierung war ihm deshalb sehr aufgesessen
und als er einst einer kranken Französin die Aufnahme verweigert hatte, wurde sein Gasthof zur Strafe Tage geschlossen. Schließlich
scheint Werner des Kampfes überdrüssig geworden zu sein, denn er verpachtete im Juli 1813 seine Wirtschaft."
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Gebäude.
äääääääääägä
Generals Czernitscheff, des russischen Kommandanten von Cassel Raschanowitz und des Kurprinzen
Wilhelm. Wohnung des Bürgermeisters Schomburg. Steinbau, je Achsen am Steinweg und an den
Kolonnaden, Geschosse, mit Quaderung und Kranzgesims im Erdgeschoß und verzahnten Eckquadern
in den beiden oberen Geschossen. Vorbau nach dem Kunsthause zu, 1803 vorgesetzt Fachwerk, ver-
putzt, Achsen nach dem Kunsthause, je Achse am Steinweg und an den Kolonnaden, Geschosse,
mit Quaderputz und Kranzgesims im Erdgeschoß. Mittelfenster im 1. Obergeschoß mit Segmentbogengiebel.
Hauptgesims mit Konsolen.
Haus Nr. Eckhaus Sack. Ursprünglich Häuser. Eigentümerin des westlichen Hauses 1605 Katharina
Gilsmann. Eigentümer des östlichen Hauses 1605 Jost Sontag, 1623 Jean Honore Ferron? Untergegangen.
An ihrer Stelle Neubau eines Hauses nach 1771. Bauherr Handelsmann G. C. Heymß Eigentümer
1799 Kaufmann Nik. Gundlachß Steinbau, Achsen am Steinweg, Achsen auf der Stirnseite am Sack,
Achsen auf der Nebenfront am Sack, Geschosse, mit Quaderung und Kranzgesims im Erdgeschoß und
mit Mittel- und Ecklisenen. Kellerfenster, mit Eisengitter. Haustür am Steinweg, mit Segmentbogen,
Ohren und Schlußstein, Kartusche mit Kränzen, in Kartusche das Monogramm H. Haustür am Sack,
wie vor, aber ohne Monogrammß Fenster im Erdgeschoß, zum Teil mit auskragenden Sohlbänken.
Balkon an der Ecke des 1. Obergeschosses, auf Volutenkonsolen, mit reichem Eisengitter. Balkontüren,
rechteckig, mit Ohren und Schlußstein-Kartusche mit Kränzen. Fenster im 1. Obergeschoß, mit Schlußstein-
Kartusche. Dachgeschoß über Achsen auf jeder der Fronten, mit Giebel. Mansarde.
Haus Nr. 7. Eigentümer 1707 Witwe des Kapitain Hohmann, 1767 Hofmaler Hochfeldß
Haus Nr. 10. Eigentümer 1767 Witwe von Roden, 1806 Rat Beermann, 1829 Kaufmann Karl Reinhard,
1853 Bierbrauer Joh. Meylf jetzt die Stadt. Steinbau, Mittelteil schwach vorgezogen. Erdgeschoß,
Achsen, gequadert, mit verzahnten Eckquadern und Kranzgesims. Haustür, mit Rundbogen, verzahnter
Quadereinfassung und Kämpfern. Obergeschosse, Achsen. Fenster mit Ohren. Dachgeschoß über
den beiden Mittelachsen, mit Segmentbogengiebel. Mansarde. Barock.
Haus Nr. 11, Eckhaus Mittelgasse. Früher Modewarengeschäft von Dammann, nach dem die Gegend im
Volksmunde Dammanns Ecke" hießß Gasthaus Zum fröhlichen Mann"?
Haus Nr. 12. Erdgeschoß, nachträglich errichtet, Steinbau. Haustür, mit Korbbogen und Muschelschlußstein,
auf Bogen die Inschrift 1750".
Haus Nr. 13, Eckhaus Mittelgasse.
Muschelschlußstein. Rokoko.
Haus Nr. 15. lnnentüren, mit Muschel- und Blütenverzierung. Barock.
Erdgeschoß Steinbau, mit Kranzgesims. Fenster, mit Segmentbogen und
Tafel 470,1
Tafel 435.
Tafel 407,
Tafel 435,
Tafel 388
Am 18. Januar 1803 stellte C. Werner den Antrag auf Errichtung einer neuen Fassade in der Form eines Vorbaues. Die
Fassade sollte die Abtritte verdecken, die nach Abbruch der Nachbarhäuser am Gasthause zum Elephanten sichtbar geworden waren. Am
17. September 1802 hatte Werner die Erlaubnis erhalten seinem Gasthaus bei dessen Veränderung eine dem Zeitalter angemessene Bezeichnung,
nämlich Zum Berliner Hof" geben zu dürfen. Auf Wunsch des Kurfürsten änderte er im folgenden Jahre den Antrag dahin um, daß das
Gasthaus den Namen Zum Kuifüsten erhielt. Staatsarchiv Marburg M. St. S. 7260. Stadtarchiv Cassel G. 725.
Häuserverzeichnis v. 1605 u. 1623. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Nach einer Akte von 1771 sollte der offene Platz vor dem Hof von England, durch den Abbruch eines dem Kaufmann Heym
gehörigen Holzhauses enstanden, zu mehrerer Bequemlichkeit und Verschönerung des jetzt in Aufnahme seienden Gasthofs" frei bleiben und
nicht bebaut werden. Das andere Heymsche Haus war von Stein. Heym bat auch den Platz des Holzhauses bebauen zu dürfen. Staats-
archiv Marburg M. St. S. 7259.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Jetzt aufgemalte Aufschrift Renow. 1920".
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Mitteilung des Herrn Zolldirektors Woringer.
Angeblich so genannt, weil der Wirt sich äußerlich nie fröhlich zeigte, vielmehr, wenn er lachen wollte, in den Keller ging".
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Haus Nr. 16. 1848 Druckerei der Hornisse".1 Fachwerk, später verputzt, 12 Gefache, Geschosse, mit
Schiffskehlen, Rollen und Zahnschnitt am auskragenden Quergebälk. Giebel, mit Krüppelwalm. Renaissance.
Seitenflügel. Fachwerk, Geschosse, mit Schnüren, Diamantbändern, Bunden und Kerbschnitt am
auskragenden Quergebälk, mit Streben in den Brüstungsfeldern, mit geschweiften Kopfbändern in den
Gefachen und mit geraden Kopfbändern in den Innenräumen. Giebel, mit Krüppelwalm. Renaissance.
Steinplatte mit der Inschrift 1562", nachträglich in dem Gefache über der Tür eingelassen.
Haus Nr. 20. Wohnung des Geh. Oberbaurats Dr. Fick? des Schöpfers des kurhessischen Straßennetzes"?
Haus Nr. 22. Eigentümer 1849 Mechanikus Abr. Dav. Fiorinof Wohnung des Malers Jerem. Dav. Alex. Fiorino.
Haus Nr. 24. Erdgeschoß Steinbau, mit Kranzgesims. Haustür, mit Segmentbogen, Volutenschlußstein, Lisenen
und Deckgesims auf Volutenkonsolen, auf Schlußstein die Inschrift 1747i".
Thomasstraße.
Eigentümer 1605 Elisabeth Uhrmacher, 1610 Kaspar von der Burgkß
Gefache, Geschosse, mit auskragendem Quergebälk, später verkleidet.
Haus Nr. 4. Eigentü1
putzt, Gefache,
Fachwerk, später ver-
Giebel. Renaissance.
Töpfenmarkt.
Haus Nr. 1. Eigentümer 1767 Kramer J. Heinr. Müller, 1798 Andreas HolzapfelF Haustür, Stein, mit
Segmentbogen und Deckgesims; Flügel mit stabgefüllten Kanneluren, Gehängen und Tropfen, Kämpfer
mit Mäander; Oberlicht mit Gehängen und Monogramm M. Louis Seize.
Haus Nr. Eckhaus Klosterstraße. Gastwirtschaft Zur Fahne".8
Haus Nr. bis zur Klosterstraße durchgehend. Erbaut 1698. Bauherr vielleicht Keil? Eigentümer 1767
Tabaksspinner J. Georg Keilß" Erdgeschoß an der Klosterstraße Steinbau, mit Simagurt. Haustür, recht-
eckig, mit Pilastern und Gebälk, auf Kapitell der Pilaster die Inschrift 1698". Fenster, recht-
eckig, zu dreien gekuppelt, mit profilierten Gewänden.
Haus Nr. bis zur Klosterstraße durchgehend. Erbaut 1750. Bauherr vermutlich Keil. Eigentümer 1767
Tabaksspinner Kornelius Keilßl Erdgeschoß an der Klosterstraße Steinbau, mit Kranzgesims. Haustür,
mit Segmentbogen, Muschelschlußstein und Deckgesims, auf Bogen die Inschrift 1750".
Haus r. 10. Geburtshaus des Schriftstellers und Schauspielers Franz Treller." Eigentümer 1835 Zuckerbäcker
Nonne? 1864 Konditor Bergheiserß nach dessen Namen angeblich der ganze Häuserblock die Bezeichnung
die Bergheiser" annahm." Untergegangen. An seiner Stelle moderner Neubau, der sich auch auf das
Nachbargrundstück Nr. 12 erstreckt.
In der Ankündigung der Hornisse heißt es Die Hornisse erscheint wöchentlich und kann gleich nach dem Erscheinen für
Sgr. die Nummer bei Herrn Buchhändler J. C. J. Raabe 8x C0mp., Steinweg 190 in Kassel, in Empfang genommen werden." Jacob, in
Zeitschr. d. Ver. f. hess. Gesch. XLVII S. 175.
Adreßbücher.
Piderit, Cassel S. 467.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 36. Vgl. Haus Wildemannsgasse Nr. 34.
In dem abgebrochenen Häuserblock des Töpfenmarktes, der etwa im Zuge der Artilleriestraße lag und von der Einmündungsstelle
der Straße Weißer Hof bis zur Einmündungsstelle der Straße Hinter dem Weißen Hof reichte, befand sich das Haus des Küfermeisters und
Likörfabrikanten Karl Herbold. Es führte die Nummer 836 und lag an der Südwestecke des Häuserblockes. Adreßbuch 1835.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Angeblich so genannt nach einem alten Aushängeschild, das die Form einer Fahne hatte.
Nach anderer Annahme Hans Conr. Kraut.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Mitteilung des Herrn Zolldirektors Woringer.
Adreßbuch 1835.
14 Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
15 Bramer, Häuser.
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Gebäude.
Haus Nr. 11. Eigentümer 1787 Joh. Holzmüller, 1827 Franz Tourtel Haustür, Holz, mit Segmentbogen,
im Schlußstein die Inschrift 1791".
Haus Nr. 12, Eckhaus Zeughausstraße. Vermutlich bereits 1605,2 bestimmt aber 17673 und 1776 Schuhmacher-
und Lohgerber-Gildehaus. 1776 zum Abbruch und Wiederaufbau an der Bremer Straße unter Moderni-
sierung der Front bestimmt aber nicht abgebrochen. Eigentümer 1806 Konr. Werner? Erdgeschoß
Steinbau. Haustür, mit Rundbogen und Deckgesims und mit zweiteiligem Oberlicht. Obergeschosse
Fachwerk, Gefache. Giebel, mit Krüppelwalm. Untergegangen. An seiner Stelle moderner Neubau,
der sich auch auf das Nachbargrundstück Nr. 10 erstreckt und jetzt die Nummer 10 führt. Gastwirtschaft
Zum Klosterkrug".
Haus Nr. 15, Eckhaus Michelsgasse. Erbaut 1605. Bauherr Nik. Krause. 1605 bezeichnet als des woge- Tafel 312,
meisters hind eckhaus" und deß Wagenmeisters Niclauß Krausen hinderhaußüs dem auch das benachbarte
Wohnhaus Judenbrunnen Nr. 12 gehörte. Eigentümer 1767 Joh. Balth. Glocken Witwe. 1802 juden-
schaftliches Vorsteheramt. Eigentümer 1884 Schreinermeister Jak. Steinmetz? Erdgeschoß Steinbau, mit
Simagurt mit Köpfen an den Ecken. Haustür, mit Korbbogen, Schlußstein, ionischen Pilastern und Gebälk, Tafel404,e,424.'l
auf Fries Rollwerk-Kartusche mit der Inschrift WER GOTT VERTRAVT HAT WOL GEBAVT NlCO-
LAVS KRAVSE 1605";8 darüber Oberlichtfenster, zu zweien gekuppelt, rechteckig, mit profilierten Ge-
wänden. Obergeschosse Fachwerk, Gefache am Töpfenmarkt, 19 Gefache an der Michelsgasse, mit
Schiifskehlen, Schnüren, Diamantbändern, Bunden und Kerbschnitt am auskragenden Quergebälk und mit
Streben in den Brüstungsfeldern. Giebel am Töpfenmarkt, mit Krüppelwalm. Giebel an der Michelsgasse.
Haus Nr. 19, Eckhaus Hinter dem Weißen Hof. Fachwerk, verputzt, Geschosse. Giebel, mit geschwungenem
Oberteil. Mansarde. Barock.
Tränkepforte. Tafel
Haus Nr. siehe Haus Graben Nr. 16.
Haus Nr. 3. Haustür, Holz, mit alter Schnitzerei und rechtwinkliger Umfassung des Bogensß Inschrift Es
genugt wies Gott gefugt. Filipan Ulrichs." 10 Untergegangen.
Haus Nr. 4. 1605 bezeichnet als Adam Roßdorf schuster in stinck Pforten beh"." Eigentümer später der
Hugenotte Geistl. Rat Perrachon du Collet," 1767 Küchschreiber Georg Herrn. Simmer, 1829 Bern. Weide-
meier, 1842 Konr. Martin Pitelfs Nachkomme des gleichnamigen Hugenotten und Kunstwebers, der ur-
sprünglich am langen Felde wohnte." Fachwerk, später verputzt, Gefache, Geschosse, mit Schnüren,
Diamantbändern und Bunden am auskragenden Quergebälk, mit Figur und Ornament am Eckpfostenßö
Giebel, mit Krüppelwalm. Renaissance.
Kleiner Hof an der Straße. Im Hintergründe Seitenflügel. Fachwerk, später verputzt. Dachhaus,
mit Giebel. Renaissance.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Das Haus lag im Bezirk vmbs Annaberger Kloster" und zwar in der farth nach dem Zeughauß". Häuserverzeichnis v. 1605.
Stadtarchiv Cassel 16 u. 36. Brunner, Cassel S. 150.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Project wie die alte baufällige Häuser von der Carlshaver straße bis an die Holländische straße, und weiter bis an das Frucht
Hauß, durch auf bauung der in der altstadt Cassell hin und wieder abzubrechenden Häuser versteckt werden könnten. Cassel 10 februarii
1776 S. l... Du Ry. Handzeichnung. Staatsarchiv Marburg. Das Haus führt die Nummer 847, wodurch seine Lage an der Ecke des Töpfen-
marktes und des Platzes vor dem Zeughaus festgelegt ist. Das Haus sollte an der Bremer Straße zwischen den Ausmündungen der Müller-
und Kastenalsgasse und zwar auf dem zweiten Bauplatz von der Müllergasse zu stehen kommen.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel. Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel. Vgl. Knetsch, lnschriften S. 250. Dippel, Hausinschriften.
Dehn-Rotfelser, Baudenkmäler S. 29. Nebelthau, Kollektaneen. Stadtarchiv Cassel.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36. Nebelthau, Gebäude S. 35. Brunner, Cassel S. 198.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel. 14 Jacobi, Hugenotten XXIV Nr. 251.
15 Abb. bei l-loltmeyer, Alt Cassel Taf. 46.
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Haus Nr
Haus Nr
Haus Nr.
Haus Nr.
Haus Nr.
Haus Nr.
Eckhaus Seidenes Strümpfchen.
Turmgasse.
Früher Gastwirtschaft Zur Patronentasche"?
6. Gastwirtschaft Zum seidenen Strümpfchen"?
14.
16.
18.
22.
Gastwirtschaft Zur alten Stadtmauer"?
Gasthaus Zum goldenen Hahn".
Gastwirtschaft Alt Cassel".
Gastwirtschaft Zum Druselturm".4
Untere Fuldagasse.
Größeres Gehöft, jetzt an der Straße zum Teil unbebaut.
Haus Nr. 1.
Verändert.
Eigentümer 1605 Caspar Seide?
Haus Nr. 2. Eigentümer 1767 Brauer Joh. Just. Müller, 1808 Maler Just. Heinr. Zusch Ehegattin; 1835
Gastwirt Otto jetzt Gastwirt G. Peters. Gastwirtschaft Zur Traube", früher Herberge der Metzger-
gesellen und Absteigequartier der Botenß
Haus Nr. 3.9 1605 bezeichnet als Ludwig Bornecken Scheur". 1610 bezeichnet als Ludwig Bornecken
behausungßlo Eigentümer 1623 Daniel Schildtßl 1766 Major Benning, 1767 Dr. Joh. Ludw. Huxolds
Erben, 1798 Jak. Bindernagel, 1825 Schreiner Andr. Mord, 1860 Schlossermeister Aug. Kropf." Steinbau,
Achsen, Geschosse, mit Simagurten zwischen den Geschossen. Fenster, zu zweien gekuppelt, rechteckig,
mit profilierten Gewänden. Giebel, mit Schnörkeleinfassung und Obeliskenspitze. Renaissance. Haustür, mit
Rundbogen, profilierten Gewände und Schlußstein, im Schlußstein Hausmarke mit W". 1770. Fenster
im Erdgeschoß, mit Korbbogen, profiliertem Gewände und Schlußstein, im Schlußstein die Inschrift 1770".
Angeblich Kneipe der Soldaten und der Kutscher vom kurfürstlichen Hofe.
Nach der benachbarten Straße Seidenes Strümpfchen benannt, die ihren Namen entweder daher tragen soll, daß in ihr ein Kauf-
mann wohnte, der Strumpfwaren verkaufte und ein Aushängeschild in Form eines Strumpfes besaß, oder, wie im Cass. Tagebl. u. Anz. 1903
Nr. 147 angenommen wirdßiaher erhalten hat, daß die ursprüngliche Bezeichnung Seitenstrümpfchen Sackgasse sich mit der Zeit in Seiden-
strümpfchen verwandelte.
Nach der Stadtmauer benannt, die angeblich den Unterteil der Hinterwand bildet.
Nach dem anstoßenden Druselturm benannt.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Adreßbuch 1835.
Adreßbücher.
Nebelthau, Gebäude S. 31.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36. 1605 befand sich Bornecks Wohnhaus auf der gegenüber
liegenden Seite der Straße.
Häuserverzeichnis v. 1623. Stadtarchiv Cassel.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel. Brunner, Cassel S. 72, vermutet an der Stelle des Hauses den Hof des Heinze
Helwigs, der in dem Prozesse des Landgrafen Hermann eine Rolle spielte. Wir kennen den Hof des Heinze Helwigs, welchen Hermann
im Jahre 1403 seinem Geheimschreiber Konrad Schwarzweber erblich gegen einen Jahreszins für getreue Dienste verleiht. Dieser lag in
der Unteren Fuldagasse, vom Altmarkt aus linker Hand, auf der Seite nach der Fulda zu, etwa an der Stelle des Hauses Nr. 8." Kropf,
Alt-Cassel S. 148 Die Gründung ist auf die Emigrantenzeit zurückzuführen. Zuerst stand dort eine Scheune von J. Bornecke, die mit
Behausung schon 1560 bestand; letztere befand sich wahrscheinlich in dem heutigen flußseitigen Fachwerksbau. Der massive Bau ist zwischen
1605 und 1610 errichtet. Nach Angaben des Prof. Dr. Brunner-Cassel und aus dem ,Altst'a'dter Kirchenbuch' von Cassel 1600 bis 1700
u. s. w. sind nähere Daten festgestellt. Das Haus war 1623 im Besitz von Daniel Schild, 1721 im Besitz von Kaufmann Baltzer; 1770, zur
Zeit des Besitzers Landre sind am linksseitigen Unterbau das Bogenfenster und die Haustür in der heutigen massiven Sandstein-Bauweise um-
gestaltet, wie ein Meißelzeichen und eine Jahreszahl besagen. ln der Zeit von 1818 ab war das Haus im Besitze der Familie Bindernagel
Färbermeister, Rathmann, Seelig, Mordt, Almeroth und seit 1872 Kropf. Die unteren Räume sind in den letzten Jahrzehnten für eine Bau-
und Kunstschlosserei, später für eine städtischerseits eingeführte Milchküche benutzt, bei welcher Gelegenheit auch die deutsche Kaiserin im
Jahre 1905 einen Besuch abstattete." Ob 1770 Landre der Besitzer des Hauses war, ist fraglich. Der Manufakturist Daniel Matthieu Landre
besaß 1767 das Nachbarhaus Nr. 1. Der Name des Eigentümers von 1770, der nach der Hausmarke Anker mit dem üblichen Kopf Kauf-
mann war, muß mit einem begonnen haben.
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Haus Nr. 5. Treppe. Geländer, mit Sprengwerk.
Haus Nr. 6. Fachwerk, später verputzt, Gefache, Geschosse, mit Stäben, Kehlen, Diamantbändern, Kerb-
schnitt und gekehlten Füllhölzern am auskragenden Quergebälk. Giebel, mit Krüppelwalm auf gekehlter
Knagge. Renaissance.
Haus Nr. 8. Steinbau, Achsen, Geschosse, mit Simagurten zwischen den Geschossen. Fenster, rechteckig,
zu dreien gekuppelt, mit profilierten Gewänden. Giebel. Renaissance.
Haus Nr. 9,1 am Altstädter Ende der alten Fuldabrücke, Eckhaus. Eigentümer 1767 Gebrüder Collin, 1770
Daniel Collin Witwe Erben, 1851 Gelbgießer und Badeanstaltsbesitzer Andr. Ferd. Stück? Früher
Stück'sches Bad? Erdgeschoß Steinbau, mit Simagurt. Fenster, rechteckig, zu zweien und dreien
gekuppelt, mit profilierten Gewänden. Obergeschosse Fachwerk, später verputzt, mit auskragendem
Quergebälk, später verkleidet. Giebel an der Unteren Fuldagasse, seitlich zum Dachhaus ausgebaut.
Renaissance. Haustür, mit Segmentbogen, mit reichem Kartuschen-Schlußstein, ionischen Pilastern, Deck-
gesims mit Zahnschnitt, auf Schlußstein Spiegelmonogramm vermutlich der Gebrüder Collin; Flügel
mit geschwungenen Füllungen, Oberlicht mit geschwungenen Sprossen und Laterne. Rokoko.
Seitenflügel. Erbaut um 1760. Bauherren vermutlich Gebrüder Collin. Erdgeschoß Steinbau, mit
Simagurt, wie Hauptbau, und Ecklisenen. Haustür, mit Segmentbogen, Ohren, Rocailschlußstein. Ober-
geschosse Fachwerk, verputzt. Fenster, mit verziertem eisernen Brüstungsgittern. Giebel. Mansarde.
Haus Nr. 10. Eigentümer 1819 Maler Gütigf Treppe; Pfosten, bauchige Säule, auf schlichtem Sockel.
Renaissance.
Haus Nr. 11, am Altstädter Ende der alten Fuldabrücke, Eckhaus. Badestube der Altstadt." Untergegangen.
Neubau um 1750. Gleichfalls Badestube der Altstadt. Eigentümer 1767 J. Christian Freimuth, 1775
Christian Gottfr. Frömig Witwe, 1823 Pierre Charvin, 1835 Martin Scherb, 1860 Gelbgießer und Bade-
anstaltsbesitzer Andr. Ferd. Stückß Stück'sches Bad! Eigentümerin später die Stadt. Sogenanntes
Wimmelhausß Fachwerk, verputzt, Geschosse, überarbeitet? Mansarde. Untergegangen. An seiner
Stelle moderner Neubau.
Haus Nr. 14, Eckhaus Obere Fuldagasse. Fachwerk, später verputzt, Geschosse, mit steilen schrägen bezw.
gekehlten Kopfbändern am auskragenden Quergebälk. Gotisch. Dachhäuser, mit Schiffskehlen und
Schnüren am auskragenden Quergebälk und mit Giebel. Renaissance. Wendeltreppe, Holz, mit acht-
eckiger Spindel.
Haus Nr. 16, Eckhaus Obere Fuldagasse. Eigentümer 1823 Pierre Charvinßo Gasthaus Zur Stadt Schmal-
kalden", früher Absteigequartier der Boten." Fachwerk, später verputzt, Geschosse, mit auskragendem
Quergebälk, später verkleidet. Renaissance.
Tafel 456,9
Tafel 400,33
Tafel 427,
Tafel 435,
Tafel 453.
Tafel 400,10, 11,
11 1a
Untere Karlsstraße.
Haus Nr. 1. Grundstück ursprünglich Zubehör zum Hause Königsstraße Nr. 30. Erbaut zur Zeit der
französischen Fremdherrschaft. Eigentümer 1811 Graf von der Malsburg." Von König Jeröme dem Eigen-
Kropf, Alt-Cassel S. 148.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Vgl. Abschnitt Badestube der Altstadt" S. 563 und Haus Untere Fuldagasse Nr. 11.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Vgl. Abschnitt Badestube in der Altstadt" S. 563.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Vgl. Haus Untere Fuldagasse Nr. 9.
So genannt nach dem Casseler Bürger Wimmel, der eine Stiftung zur Beschaffung gesunder Wohnungen für Minderbemittelte machte.
Abb. bei Holtmeyer, Jahrbuch Taf. 7.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Adreßbücher.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
jß
tümer für 109880 Franken abgekauft und zum Lyceum bestimmt Als Hinterhaus zum Palais Reichen-
bach, dem späteren Palais der Fürstin von Hanau gehörig? Steinbau, 11 Achsen, davon die mittleren
schwach vorgezogen, Geschosse, mit Gebälk über dem Erdgeschoß. nHaustor in Endachse, mit Rund-
bogen, jetzt entstellt. Die mittleren Fenster des 1. Obergeschosses mit Deckgesimsen. Hauptgesims
mit Tropfenplatten und Konsolen.
Haus Nr. Eckhaus Hinter dem Museum. Wohnung des Malers Prof. Andr. Range." Untergegangen.
An seiner Stelle Teil der Bürgerschule Nr. 10.
Haus Nr. 3. Grundstück ursprünglich Zubehör zum Palais Hessen-Rotenburg. Erbaut zur Zeit der französischen
Fremdherrschaft Eigentümer 1811 Andr. Zilch, 1823 Georg Horn, 1838 Fabrikanten Joh. Hart-
mann und Wilh. Pfeiffer, 1866 Tabaksfabrikanten Wilh. und Ferd. Georg Karl Rocholl." Geburtshaus
des Malers Andreas Achenbach. Früher Gastwirtschaft Am Fischbrunnen", jetzt Gastwirtschaft Achen-
bach-Klause am Fischbrunnen". Fachwerk, verputzt, Achsen, Geschosse, Mittel- und Ecklisenen, mit
Gurtgesims über dem Erdgeschoß. Hauptgesims mit Konsolen. Giebel über der Mittelachse. Marmor-
tafel mit der Inschrift In diesem Hause wurde der Maler Andreas Achenbach am 29ten September 1815
geboren".6
Haus Nr. 4. Wohnung des Hofvergolders Mensing? Untergegangen. An seiner Stelle Teil der Bürgerschule
Nr. 10.
Haus r. 5. Grundstück ursprünglich Zubehör zum Palais Hessen-Rotenburg. Erbaut zur Zeit der französischen
Fremdherrschaftß Eigentümer 1812 Joh. Hengsbergerß Wohnung des Architekten Bromeis und des
sächsischen Geschäftsträgers von Friesen-Röthaßo Fachwerk, verputzt, Achsen, Geschosse, mit Band-
gesims über dem Erdgeschoß. Hauptgesims mit Konsolen.
Haus Nr. Eckhaus. Grundstück ursprünglich Zubehör zum Palais Hessen-Rotenburg. Erbaut zur Zeit der
französischen Fremdherrschaft." Eigentümer 1816 von Fabrice," 1835 Kaufmann Joh. Heinr. le Goullonßß
Früher Weinstube von le Goullon. Achsen, sonst wie das Nachbarhaus Nr. 5.
Haus Nr. 9. Grundstück ursprünglich Zubehör zum Palais Hessen-Rotenburg. Wohnung des Malers Just.
Krauskopfßt
Häuser Nr. 10 u. 12. Erbaut um 1775." Eigentümer von Haus Nr. 12 1824 Zimmermeister Georg Adam
Kochßß dem auch das Nachbarhaus Nr. 14 gehörte. Einheitliche Front. Fachwerk, im Grundriß ausge-
buchtet, verputzt, Achsen, Geschosse. Doppelpilasterstellung in Mittelachse, toskanisch im Erdgeschoß,
ionisch im 1. Obergeschoß, mit Gebälk und Giebel.
Haus Nr. 14, Eckhaus Turmgasse. Stockhaus." 1823 bis auf Kellergeschoß untergegangen. Darauf Neubau
eines Bürgerhauses, Bauherr Zimmermeister Georg Adam Koch," dem auch das Nachbarhaus Nr. 12
Garküche S. 29 f. Weber, Gelehrtenschule S. 368. Vgl. Haus Königsstraße Nr. 47.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel. Die Brandsteuer wurde von der Fürstin von Hanau bezahlt.
Adreßbücher.
Garküche S. 80.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Dippel, Hausinschriften.
Adreßbuch 1819.
Garküche 5.80.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Adreßbuch 1819.
Garkiiche S. 30.
1814 in Garküche S. 80 als Fabrizius aufgeführt.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel. Schwarzkopf, Alt-Kassel S. 117 f.
Adreßbücher.
Auf Stadtplan von du Ry Erweiterung 1768 noch nicht eingetragen; auf Stadtplan v. Selig 1781 vorhanden.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Vgl. Abschnitt Stockhaus am Neuen Tor". S. 579 ff.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
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gehörte. Eigentümer 1835 Buchhändler Christian Kempf jetzt Kaufmann Jeröme Mons. Fachwerk,
verputzt, Achsen an der Unteren Karlsstraße, Achsen an der Turmgasse, Geschosse. Fenster des
1. Obergeschosses zum Teil mit Deckgesimsen, zum Teil mit Giebeln. Hauptgesims mit Mutulen.
Haus Nr. 16. Wohnung des Hof-Baukondukteurs Heinnrvon Dehn-Rotfelser?
Unterneustädter Kirchplatz.
Haus Nr. 9. Anatomie? 1787 bis auf die Grundmauern abgebrochen und nach Marburg überführt. Darauf
Neubau eines Bürgerhauses. Bauherr Baumeister Engelhard. Fachwerk, verputzt, Achsen, davon die
mittleren als Risalit vorgezogen. Giebel über dem Risalit.
Vor der Schlagdl.
Haus Nr. 1,4 Eckhaus Altmarkt und Essiggasse. Zeitweise Rüsthausf Später lange Zeit im Besitz der Familie "tafel 368.2
Pfeifferß Eigentümer jetzt Füllgrabes Erben. Erdgeschoß und 1. Obergeschoß Steinbau, mit Simagurt
über dem Erdgeschoß und 1. Obergeschoß. Haustür, mit Rundbogen mit Konsolen, Eierstab und Tafel 423,.
Kartuschen-Schlußstein, Gewänden mit Muschelnischen mit Sitzkonsolen und Beschlagornament. Fenster,
rechteckig, zu zweien und dreien gekuppelt, init profilierten Gewänden. Ein Fenster an der Straße
Vor der Schlagd mit Deckgesims auf Konsolen, auf Fries die Inschrift AVXILIANTE DEO NIL
CVRO FACTA MALORUM CONFIDE RECTE AGENS THUE RECHT SCHEW NIEMAND RENOVAT
ANN 1696"7 Obergeschosse Fachwerk, an der Essiggasse gegen den Unterbau versetzt und an der
Ecke mit Konsole unterfangen, später verputzt, mit auskragendem Quergebälk, später verkleidet. kleine
Giebel an der Straße Vor der Schlagd. Giebel an der Essiggasse, mit gekehlten Kopfbändern unter den Rahm-
hölzern. kleine Giebel an der Essiggasse. Erker an der Ecke, polygonal, mit Zeltdach. Aborterker
im Hauswinkel, Stein, auf Konsolen, mit Pultdach. Treppe; Pfosten, Säule, toskanisch, mit Schaftringen, Tafel 455,...
aufschlichtem Sockel. Renaissance. Unterzug im Treppenhaus, mit verzierter Konsole.
Haus Nr. 2,8 Eckhaus Altmarkt. Eigentümer vermutlich 1433 Johann Landvogt", 1543 Bürgermeister Zum
Schwanen Ludwig Koch"? 1605 Hans Knauf Boden Meister".'0 Untergegangen. Neubau 1645. Eigen-
tümer 1767 Kammerrats Chr. Phil. Heppes Erben, 1799 Joh. Mergard, 1885 Gastwirt Joh. Friedr. Mergardt,
1864 Gastwirt Joh. Christian Just. Schäfer," jetzt Füllgrabe. Gasthaus Zum goldenen Engel." Erd-
geschoß Wund 1. Obergeschoß Steinbau, mit Simagurt über dem 1. Obergeschoß. Haustür am Altmarkt, Tafel 415.2
mit Rundbogen, Quadereinfassung, Voluten-Schlußstein mit Löwenmaske, jonischen Pilastern mit Kanne-
liiren, Facettequadern und geflügelten Engelsköpfen, Gebälk und Volutenbekrönung mit liegenden weib-
lichen Figuren und Vase, in den Zwickeln männlicher und weiblicher Kopf in Hochrelief auf Roll-
werkunterlage, auf Fries Kartusche mit Rollwerk und Beschlagmuster mit der modernen Aufschrift Zum
goldnen Engel". Haustor an der Straße Vor der Schlagd, mit Rundbogen, Quaderkämpfer und Quader-
schlußstein, auf Schlußstein die Inschrift 1724 A". Fenster, rechteckig, einzeln und zu zweien und dreien
gekuppelt, mit profilierten Gewänden und Steinmetzzeichen. Obergeschosse Fachwerk, später verputzt,
Adreßbuch 1835.
Adreßbücher.
Vgl. Abschnitt Anatomie" 561 f.
Kropf, Alt-Cassel S. 146, wo irrtümlich das Haus Judenbrunnen Nr. angegeben ist. Vgl. Schwarzkopf, Alt-Kassel S. 194 ff.
Vgl. Abschnitt Rüsthaus" S. 421 f. Daselbst Angaben über Keller und frühere Einrichtung des Erdgeschosses.
Nebelthau, Gebäude S. 34.
Nebelthau, Gebäude S. 34. Casseler Tagespost 1865 Nr. 1186. Knetsch, Inschriften S. 251. Heidelbach, Kassel S. 62. Dippel,
Hausinschriften.
Nebelthau, Gebäude S. 34.
Vgl. Abschnitt Hof Am Markt" S. 632 ff.
Häuserverzeichnis v. 1605, Stadtarchiv Cassel 16 u. 36. Vgl. Abschnitt Kommißhaus" S. 425.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
gääääääägäääää 745 Qääägäääääg
Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezlrk Cassel. Vl. Cassel-Stadt. 94
am
Tafel 406.
mit auskragendem Quergebälk, später verkleidet. Giebel am Altmarkt, mit Krüppelwalm. Giebel an der
Straße Vor der Schlagd, mit Krüppelwalm. Dachhaus an der Straße Vor der Schlagd, mit Giebel. Erker
an der Ecke, polygonal, mit jonischen Pilastern und Gebälk im Erdgeschoß und mit Rollwerk-Kartusche
in den Brüstungen des 1. Obergeschosses, um Geschoß in den Giebel hineinragend, mit Zeltdach, auf
einem Fenstersturz die Inschrift ANNO 1645". Treppenhaus. Stuckdecken, mit geometrischen Mustern
und Löwenköpfen als Füllungen. lnnentüren, mit kannelierten Pilastern, toskanisch, mit Facettequadern
und Beschlagornament auf dem Sockel, Triglyphen auf dem Fries und mit Zahnschnitt am Hauptgesims.
Renaissance. Ofennische, mit Rankenverzierung über dem Scheitel. Rokoko.
Haus Nr. 3. Eigentümer 1605 Friedrich Didamar 1623 Bürgermeister Friedrich Didamar? Erdgeschoß und
1. Obergeschoß Steinbau, nachträglich errichtet. Barock. 3. und 4. Obergeschoß Fachwerk, später ver-
putzt, mit auskragendem Quergebälk, später verkleidet. Giebel, mit Krüppelwalm. Renaissance.
Haus Nr. 5. Eigentümer 1605 Baumeister Adam Müller? Untergegangen. An seiner Stelle moderner Neubau.
Wahlershäuser Straße.
Haus Nr. 38. Fachwerk. Haustür, rechteckig, mit Beschlagmuster und Rosetten auf den Pfosten, auf dem
Sturz die Inschrift IOHANNES HERMAN MARTA MEINE EHLICHE HAUSFRAU WIR HABEN
GOTT UERTRAUED UND DIS HAUS GEBAUET IM IAHR CHRISTI DEN 11 APRIL". Renaissance.
Tafel 5T, u. 58,
Tafel 400, 22 2a
Waisenhausstraßef
Haus Nr. Eckhaus Bettenhäuser Straße. Fachwerk, später verputzt, Geschosse, mit geschwungenen und
gekehlten Knaggen am auskragenden Quergebälk. Gotisch.
Haus Nr. 6.5 Früher Gasthaus Zum goldenen Schwan".6 Eigentümer 1766 Gastwirt Konr. Vogel." Später
angeblich Schule. Fachwerk,'später verputzt, Gefache, Geschosse, mit Schiffskehlen, Schnüren, Diamant-
bändern, Bunden und Knospen am auskragenden Quergebälk. Konsole an Stirnmauer des Erdgeschosses,
Stein, mit Kanneluren; darunter Inschrift 1672".8 Giebel, mit Krüppelwalm. Stuckdecke im 1. Ober-
geschoß, mit geometrischen Mustern und mit Pelikan und Blumen als Füllungen. Renaissance.
Haus Nr. 8. Eigentümer 1605 Hans Möllers Müllers Witwe, 1610 und 1623 Dr-. Hieronymus Jungmannfl
Gasthaus Zur Sonne". Fachwerk. später verputzt, Gefache, Geschosse, mit auskragendem Quergebälk.
Giebel, mit Krüppelwalm auf Knagge. Renaissance.
Haus Nr. Eckhaus Bädergasse. Fachwerk, später verputzt, Gefache, Geschosse, mit Schnüren, Diamant-
bändern, Bunden und Zahnschnitt am auskragenden Quergebälk. Giebel an der Waisenhausstraße. Renaissance.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Häuserverzeichnis v. 1623. Stadtarchiv Cassel 36.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
In der Waisenhausstraße lagen früher die Gasthäuser Zum Ochsenkopf" und Zum Ochsenfuß". Ihr genauer Platz ist nicht
bekannt. Wanderung d. Cassel Nr. 1237. Vgl. Haus Wildemannsgasse Nr. 26.
Nach Nebelthau, Gebäude 43, zeitweise im Besitz des durch seine landständige Opposition zu Anfang des SOjährigen Krieges
bekannten Bürgermeisters Hieronymus Jungmann, später im Besitz von zwei Schwiegersöhnen der Familie Jungmann, des Bürgermeisters Beza
und Dr. Kalckhoff. Vgl. Haus Waisenhausstraße Nr. 8.
Wanderung d. Cassel Nr. 1237. Schwarzkopf, Alt-Kassel S. 192.
Stadtplan Unterneustadt v. Krug 1766.
Bei der baulichen Änderung im Jahre 1911, die auch das Fachwerk des Erdgeschosses durch Steinbau ersetzte, wurde auf der
gegenüberliegenden Seite ebenfalls eine Konsole, Kopie der alten, angebracht mit der Inschrift Rv. 1911 H. G".
Häuserverzeichnis v. 1605 u. 1623. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36. Stölzel, Häusergeschichte S. 113, nimmt an, daß
Jungmann das Nachbarhaus Nr. 10 besessen habe. Johannes Jungmannsen vgl. Haus Brüderstraße Nr. 12 hatte keinen seiner drei ältesten
Söhne in sein Kaufmannsgeschäft eintreten lassen; auch den jüngsten fünften Hieronymus bestimmte er einem andern Berufe. Er sandte ihn
zum älteren Bruder Jacob 15811 nach Marburg, wo dieser eben seine neue Stelle als Rath eingenommen hatte. Hieronymus studirte die
Rechte; er gehörte zu den ersten Doctores juris, welche sich dazu verstanden, das Kasseler Bürgermeisteramt zu übernehmen. Seine Frau,
eine Tochter des Försters Hans Müller, brachte ihm das jetzt Schnell'sche Haus Nr. 10 der Waisenhausstraße zu." Vgl. auch Anm. 5.
lfafel 57,
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Haus r. 10. Fachwerk, später verputzt, Geschosse, mit Fasen, Stäben und Kehlen am auskragenden Quergebälk
und mit Blättern, Ranken, Kartuschen, Kettenbändern und Eierstäben an den abgerundeten Füllhölzern. Giebel, um 4OLs-1o
mit Krüppelwalm. Hoffront Fachwerk, Gefache, mit Schnüren, Bunden, Kantengewinden und Kerbschnitt
am auskragenden Quergebälk und mit Streben in den Brüstungsfeldern. Haustür auf der Hoffront, Holz,
mit Bogen, zerstört, und Rechteckrahmen, mit Schnüren und Bunden am Rahmen. Renaissance.
Häuser Nr. 12 und 14. Ursprünglich ein Haus. Eigentümer 1605 Hans Göbel Haus Nr. 12 früher Gast-
haus Zum weißen Schwan"? Haus Nr. 14 früher Gasthaus Zu den drei gelben Lilien"? Eigentümer
von Haus Nr. 12 1623 Böttcher Jakob Stephanf 1766 .l0h. Georg Schiedeß Eigentümer von Haus
Nr. 14 1623 Hans Brackß Einheitliche Front. Fachwerk, später verputzt, 10 Gefache, Geschosse, mit um 401,6
Kantengewinden am auskragenden Quergebälk. Haustür von Haus Nr. 14, Holz, mit Bogen, zerstört, und
Rechteckrahmen, mit Schnüren, Diamantbändern und Bunden am Rahmen. Giebel über den mittleren
Gefachen. Renaissance. Haustür von Haus Nr. 12, Holz, mit Segmentbogen; Flügel mit Kanneluren und
Rosetten, im Oberlicht die Buchstaben IG als Sprossen. Louis Seize.
Haus Nr. 16. Gasthaus Zum weißen Schwan". Fachwerk, verputzt, Achsen, Geschosse. Giebel, mit
Mutulen am, Gesimse und mit Halbkreisfenster im Giebelfelde. Relief über Erdgeschoß, Schwan, farbig. Empire.
Häuser Nr. 18 u. 20.7 Erbaut angeblich 1601.53 1605 bezeichnet als Caplaney" und Pfarhauß der New-
stadt" und als die beyde Pfarhauß Stadt Caßel".9 1623 bezeichnet als Capellanhaus" und Pfarr-
haus" und als Eigentum der Stadtß" Jetzt Pfarrhaus der Unterneustädter Kirchen Einheitliche Front.
Erdgeschoß und 1. Obergeschoß Steinbau, mit Simagurt. Haustür von Haus Nr. 18, mit Rundbogen, 'l'afel423,a
Voluten-Schlußstein mit Beschlagornament, Gewänden mit Muschelnischen, Kartuschen in den Zwickeln
und Gebälk. Haustor von Haus Nr. 20, mit FlachbogenfGewänden mit Muschelnischen und Deckgesims.
Fenster, rechteckig, einzeln und zu zweien und dreien gekuppelt, mit profilierten Gewänden. Ober-
geschosse Fachwerk, später verputzt, 15 Gefache, mit Schnüren, Diamantbändern und Kantengewinden
am auskragenden Quergebälk. Giebel, mit Krüppelwalm. Renaissance. Wasserstandsmarke an Ecke der
Hoffront, mit der Inschrift GROSZ WASSER AO 1648".
Haus Nr. 23, Eckhaus Fuchsgasse. Ursprünglich Häuser. Eigentümer 1766 .loh. Georg Meyerhöfer? 1827 Tafel3721
Kurfürstl. Armenpflege-Kommissionßa 1842 und jetzt die Stadt, Fachwerk, 64 Gefache an der Waisen-
hausstraße, Gefache an der Fuchsgasse, Geschosse, mit Fasen, Stäben, Kehlen und abgerundeten
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. K. 36.
Nach Schwarzkopf, Alt-Kassel S. 192, sehr alt und seit der Reformation Absteigequartier der Landpastöre.
Wanderung d. Cassel Nr. 1237.
Häuserverzeichnis v. 1623. Stadtarchiv Cassel 36.
Stadtplan Unterneustadt v. Krug 1766.
Häuserverzeichnis v. 1623. Stadtarchiv Cassel 36.
Kropf, Alt-Kassel S. 149.
Bach, Kirchenstatistik S. 48. Hochhuth, Statistik S. 38.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.'
Häuserverzeichnis v. 1623. Stadtarchiv Cassel 36.
Gonnermann, in Hessenland XXVl S. 204 f. Das Haus ist im Jahre 1608 renovirt; die genaue Jahreszahl seiner Erbauung ist
nicht bekannt, doch soll es schon dem ersten evangelischen Pastor der Unterneustadt zur Wohnung gedient haben Die einstigen Keller
des Hauses sind des fast jährlich eintretenden Hochwassers wegen längst vermauert, die Räume des Untergeschosses wurden zu Kellern ein-
gerichtet Die Steinstufen, die vom Garten in den Hof hinabführen, zeigen auch noch alte unleserliche Zahlen, vielleicht hat man Grab-
steine dazu verwendet vom ehemaligen Friedhof der Gemeinde, der sich einst um die längst abgerissene Magdalenenkirche auf dem jetzigen
Holzmarkt ausdehnte. In dieser Kirche hat im Jahre 1521 M. Johann Eckart oder Ehrhardt, Kirchhainensis, die erste evangelische Predigt
in Kassel gehalten. Bei ihm soll auch Philipp Melanchton oft zu Gaste gewesen sein und dann im großen Vorderzimmer des ersten Stockes
gewohnt haben." Daselbst weitere Angaben über die Geschichte des Hauses. Eckart kommt als Einwohner des jetzt stehenden Hauses. nicht
in Frage, mag aber in einem älteren Hause gewohnt haben, das an der gleichen Stelle stand.
Stadtplan Unterneustadt v. Krug 1766.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
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Füllhölzern am auskragenden Quergebälk, mit Streben in den Brüstungsfeldern und an den Eckpfosten.
Giebel und Dachhaus, mit Giebel, an der Waisenhausstraße. Dachhaus, mit Giebel, an der Fuchsgasse.
Renaissance.
Haus Nr. 25. Eigentümer 1766 Joh. Georg Krug Fachwerk, später verputzt, Achsen, Geschosse, mit
auskragendem Quergebälk, später verkleidet. Dachhaus, mit Giebel. Renaissance.
aus Nr. 29. 1603 als Scharfrichters Haus? 1605 als Henkershaus oder die Meistereiüß 1622 als SchindereiM
bezeichnet. Einwohner 1605 Meister Hans der Scharfrichter? 1766 ebenfalls Wohnung des Nachr
Meist" und als landgräflicher Besitz bezeichnetß Eigentümer 1808 Direktion des Arbeitshauses, 1827 Kurf.
Armenpflege- Kommission später die Stadt. Untergegangen. An seiner Stelle moderner Neubau.
Städtisches Asyl.
Haus Nr. 40. 1605 bezeichnet als George Herbers behß 1623i bezeichnet als Georg Herbers, Bildschnitzer
W. dabei Hans Wagener Taglöhner, Christoph Hillebrand, Marställer, Michael Cannegießer W."9
Haus Nr. 42. Gasthaus Zur Stadtmauerßlo
Haus Nr. 46. Erdgeschoß Steinbau, mit Simagurt. Fenster, rechteckig, mit profilierten Gewänden.
Renaisssance. Haustür, rechteckig, auf Sturz die Inschrift 7".
Haus Nr. 48. Fachwerk, später verputzt, Gefache, Geschosse, mit Stäben, Kehlen und abgerundeten Füll-
hölzern am auskragenden Quergebälk. Dachhaus, mit Giebel. Renaissance. Dachhaus, mit Voluten-Wangen
und Giebel. Barock.
Weinbergstraße.
Haus Nr. 10. Gartenhaus. Erbaut 1859. Bauherr Blechschmiedemeister Justus Kölschkyßl Fachwerk, zwei-
geschossig, mit geschwungenem Mittelgiebel, das erste Wohnhaus des Weinbergs". Straßenfront mit Blech-
tafeln verkleidet und mit reichen getriebenen Blechornamenten versehen. Staketenzaun, dessen Lattenköpfe
als Portraits geschnitzt waren." Untergegangenß An seiner Stelle Garten.
Stadtplan Unterneustadt v. Krug 1766.
Stadtarchiv Cassel 956.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Stadtarchiv Cassel 120.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Stadtplan Unterneustadt v. Krug 1766.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel E. 16 u. 36
Häuserverzeichnis v. 1623. Stadtarchiv Cassel 36.
Nach der Stadtmauer benannt, die in der Fahrtgasse hinter dem Hause herläuft.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
12 Casseler Allgem. Zeitung 1901 Nr. 235 Zwischen den Grenzhecken der Weinbergshecken gingen vor 50-60 Jahren nur schmale
Pfädchen hindurch, um in die einzelnen Abtheilungen des damals fast ganz werthlosen Gartenlandes zu gelangen. Diese Gartenwege sollen den
damals vielfach vorhandenen Schmugglern sehr bekannt gewesen sein Als nun die herannahende Städtekultur auch ihre Finger nach dem
Weinberg ausstreckte und Häuser daselbst im größeren Stil errichtet wurden, sahen sich die Väter der Stadt genöthigt, breitere, wenigstens
halbwegs fahrbare Wege anzulegen. Es entstand die noch vorhandene verengte Weinbergstraße. Zu ihrer Herstellung mußte aber der Besitzer
unsers Häuschens einen Streifen seines Eigentums gegen Bezahlung hergeben. Nun hatte er erwartet, daß ihm die Stadtverwaltung ein nach
seiner Meinung anständiges Staket setzen würde. Der Stadtrath glaubte jedoch, eine Pallisadenwand aus rohen gerissenen Latten sei gut genug
für diesen Zweck. Dafür sollten die Stadtväter die Rache eines Künstlers erleben. Jeden Sonntag holte der unzufriedene Hausbesitzer sich
zwei Latten von dem Staket in seine Werkstätte und schnitzte auf jedes obere Ende je einen Menschenkopf oder auch ein Thier z. B. einen
Hirsch oder einen Hasen. Die so hingezauberten Köpfe und Thiere aber standen in naher Beziehung zu den einzelnen Mitgliedern der städtischen
Körperschaften. Da war ganz deutlich mittendrinnen ein dem Stadtoberhaupt sprechend ähnlich ausschauendes Angesicht, die scharf zuge-
schnittenen Nasen einzelner Stadträthe, der ewige Cylinderhut anderer, das breite Doppelkinn dieses, die eingefallenen Wangen jenes, Hand-
werkszeichen eines anderen, für alle aber eine täuschende Erkenntlichkeit zu bemerken Hochapfel, Weinberg S. 149. Photogr. Auf-
nahme Bibliothek d. Ver. f. hess. Gesch. Cassel.
13 Staketen jetzt im Landesmuseum Cassel.
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Weißer Hof.
Haus Nr. Eckhaus. Erdgeschoß Steinbau, nachträglich errichtet. Obergeschosse Fachwerk, später verputzt.
"Erker an der Ecke, polygonal. Renaissance.
Haus Nr. 3. Hof Vor dein Tore, dann Weißer Hof. Untergegangen. Hof von Uffeln. Reste vorhandenß
Sonst moderner Neubau.
Haus Nr. 6. Gasthaus Zum Weißen Hof".
Haus Nr. 8. Eigentümer 1767 Kammerrat Vultejusß dem auch das gegenüberliegende Haus Nr. das
eigentliche Wohnhaus, gehörte. Front an der Straße Hinter dem Weißen Hof. Fachwerk, später verputzt,
Geschosse, mit Fasen an den abgerundeten Balkenköpfen und mit Stäben und Kehlen an den Schwellen
des auskragenden Quergebälkes. Gotisch.
Weserstraße.
Haus Nr. Eckhaus Judengasse. Ursprünglich Grundstück und Wirtschaftsgebäude des Klosters Ahnaberg?
Nach Aufhebung des Klosters landgräflicher Besitz. Um 1600 als Reithaus 1673 als altes Reidhausmi
bezeichnet. Untergegangen. 1702 von Landgraf Karl dem Obersten von Uffeln und seiner Gemahlin zur
Bebauung mit einem Freihause geschenktß 1721 als das von Uffelnsche Haus" aufgeführt. Eigentümer
1767 Geh. Rat Moritz Wilh. Althaus, 1799 Georg Christian Karl Henschels Erben? Zur Zeit der
französischen Fremdherrschaft von Karl Anton Henschel als Gießerei eingerichtet, nachdem das benachbarte
Gießhausß 1810 auf Anordnung der westfälischen Regierung hatte geräumt werden müssen. Nach Abzug
der Franzosen wieder in den alten Zustand versetzt. Eigentümer 1838 Bierbrauer Nik. Zahn, 1848 Bier-
brauer Wilh. Windemuth, 1851 Küfermeister Theodor Kühnemann? jetzt Geh. Kommerzienrat Otto Vogt.
Steinbau, Achsen, Geschosse, mit Kranzgesims über dem gequaderten Erdgeschoß, mit gequaderten
Mittel- und Ecklisenen. Haustür, in Mittelachse, mit Segmentbogen, profilierter Umrahmung und hohem
Schlußstein, darüber die Inschrift FREl-HAVSW" Freitreppe vor der Haustür, zweiläufig. Dachhaus
über der Mittelachse. Vorderfront durch Aufbau eines 2. Obergeschosses entstellt." Hinterfront besser
erhalten. Barock. Haupttreppe," Holz, vierläufig, mit Mittelständern und gedrehten Geländerdocken.
Stucknischen und Stuckdecken in den Zimmern, mit stark bewegten, zum Teil freischwebenden Ranken- Tafel 462
und Muschelornament, an dem Werner Henschel gearbeitet haben soll. Rokoko. Stuckdecke im Treppenhaus,
einfach. Seitenflügel im Hof, später angebaut. Fachwerk, verputzt, mit freier Säulenstellung im Erdgeschoß.
Haus Nr. 5. Grundstück an die Ahna stoßend. Gastwirtschaft Ahnaschänke".
Haus Nr. 31. Gastwirtschaft Zum Lindenhof". Untergegangen.
Vgl. Abschnitt Hof Vor dem Tore" S. 635 H. und GeorgenstifW S. 193 ff.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Vgl. Abschnitt Kloster Ahnaberg" S. 141.
Handzeichnung des Landgrafen Moritz. Landesbibliothek Cassel.
Stadtplan v. Wessel 1673.
Belehnungsbrief des Landgrafen Karl an den Obristen bei der Artillerie Johann Carl Baron von Uffeln und Maria Sophia seine
Gemahlin vom 21. September 1702. Im Besitze des Privatmanns Kühnemann in Cassel.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Vgl. Abschnitt Gießhaus" S. 513 f.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Casseler Tages-Anzeiger 1878 Nr. Vielleicht ist das Freihaus auf dem Ahnaberge, jetzige Kiihnemann'sche Bierbrauerei, zu
den älteren Freihäusern zu rechnen, denn es hat vorzugsweise im Volksmunde das Freihaus geheißen. Ohngefähr auf derselben Stelle standen
einst zwei Häuser, welche dem Ahnaberger Kloster gehörten und durch Landgraf Hermann d. G. von allen städtischen Abgaben und Diensten
befreit wurden."
Rekonstruktion des früheren Zustandes bei Wenzel, Gießhaus.
12 Abb. bei Holtmeyer, Alt Cassel Taf. 51.
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Tafel 41 u. 42
Tafel 409.
Tafel 454,
Tafel 470,
Wildemannsgassef
Haus Nr. 1. Fachwerk, später verputzt, 10 Gefache, Geschosse, mit Fasen, Stäben und Kehlen am aus-
kragenden Quergebälk. Giebel. Renaissance.
Haus Nr. 2. Früher Gastwirtschaft Zum süßen Loch"; jetzt Gastwirtschaft ohne Namen. Fachwerk, später
verputzt, im Grundriß an der Eintrittsstelle der Wildemannsgasse erkerartig gebrochen, Geschosse, mit
auskragendem Quergebälk, später verkleidet. Dachhaus, ohne Berücksichtigung der Ecke aufgesetzt, mit
Giebel. Wandarm, Eisen, mit durchgesteckten Ranken- und Blätterwerk, mit modernem Aufsatz. Renaissance.
Haus Nr. 4. Erdgeschoß Steinbau, mitSimagurt. Haustür, rechteckig, mit bossierten Spiegelquadern an den
Gewänden; darüber Oberlichtfenster, zu zweien gekuppelt, rechteckig, mit profilierten Gewänden. Fenster,
zu dreien gekuppeltjrechteckig, mit profilierten Gewänden. Renaissance.
Haus Nr. 5,2 Eckhaus Marktgasse. Erbaut 1529. Eigentümer 1605 Christian Winkelmannß 1769 Joh. Konr.
Rittershausen, 1839 Heinr. Wilh. Rittershausenß Fachwerk," im Grundriß geknickt, im Oberteil ausge-
glichen, Geschosse, davon das obere auskragend, mit Fasen und glatten üllbrettern am auskragenden
Quergebälk und mit Brustriegel. Haustür an der Wildemannsgasse, angeblich ehemals Eingang zum Stall,
mit Spitzbogen, durchstoßenem Stabwerk und der Inschrift 1529"; 1898 die Gewände verkleidet und
der Bogen abgebrochen? Giebel an der Wildemannsgasse. Dachhaus an der Marktgasse, mit Giebel.
lnnentür, im 2. Obergeschoß, mit Engelskopf am Fries. Barock. Schränke, im Erdgeschoß, eingebaut,
mit verkröpften Füllungen und mit Engelsköpfen am Gesims. Barock.
Haus Nr. 6. Früher Gasthaus Zum Schwan", zu dem auch das Nachbarhaus gehörteß Front verändert.
Treppenpfosten, Säule, toskanisch, mit Schaftringen, auf quadratischem Sockel, mit Beschlagmustern.
Renaissance. Treppengeländer, Schmiedeeisen, auf Steinsockel, auf Sockel die Inschrift ANNO 1753",
angeblich aus einem Hause an der Königsstraße stammend.
Haus Nr. 7. Zubehör zum Hause Marktgasse Nr. 21. Anscheinend ursprünglich Einfahrt. 1605 noch nicht
erbaut Eigentümer 1767 Apotheker Wildß Erdgeschoß Steinbau, Achse, gequadert mit Kranzgesims.
Haustor mit Rundbogen, Quaderkämpfer und Schlußstein. Obergeschosse Fachwerk, verputzt, Achsen.
Giebel. Barock. Dachaufsatz in gleicher Breite, nachträglich aufgesetzt, mit Giebel und Keifer. FreitreppeQ
zum 1. Obergeschoß, einläufig, auf Hoffront, Quaderbau, am gleichen Haustor wie auf Vorderfront. Barock.
Haus Nr. 9. Eigentümer 1605 Sattler Wendel Raths Witwe, 1610 Valtin Rauschbach" 1767 Weinhändler
Lodemann, 1786 Joh. Herm. von Rhodens Witwe, 1827 Assessor .loh. Rud. Wild, 1851 Apotheker Dr.
Wanderung d. Cassel Nr. 1236 Im Jahre 1526, als Landgraf Philipp von Anna, Reinhard's von Boyneburg zu Bischhausen
Hausfrau, das jetzige Hof-Marstalls-Gebäude käuflich erwarb, um seine Canzlei dahin zu verlegen, wurde die Straße die ,Heuergasse' genannt,
späterhin trug sie den Namen ,Große Herrengassei Sie hatte wegen der Nähe des Schlosses damals dieselbe Bedeutung, wie heute die
Königsstraße und ihr Name rührte von den darin wohnenden großen Herren her. Die WentzePsche Bierbrauerei 724, das Herbold'sche
Haus Nr. 726 und das der Witwe Döll gehörige Nr. 645 waren zu jener Zeit die ersten Ministerhotels, worauf sie, vermöge ihrer Bauart,
noch heute Anspruch machen können".
Nebelthau, Gebäude S. 27. Lotz, Kunst-Topographie S. 139. Dehn-Rotfelser u. Lotz, Baudenkmäler S. 29. Ebe, Cicerone II S. 30.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36. Nebelthau, Gebäude S. 42 Das Haus wurde nachmals von dem
1657 dahier eingebürgenen Friedrich Rittershaußen aus Schwelm in der Grafschaft Mark erworben, und ist seitdem bis auf die neueste Zeit
in der Rittershaußen'schen Familie verblieben". Schwarzkopf, Alt-Kassel S. 186 f.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Bogenstück jetzt im Museum des Ver. f. hess. Gesch. Marburg.
I-läuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36. Das Haus, das die Nummern 679 und 680 führt, wird als Der
Schwan, so in zwei theill abgetheilet", aufgeführt. Das Verzeichnis nennt den halben Schwan Caspar Bauren beh.", hingegen besaß die ander
helfte des Schwans Hans grißbeutel Uhrmacher."
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Kataster, Brandversicherungs-Anstalt Cassel. Nach Nebelthau Gebäude S. 46 f., bewohnte das Haus der im Jahre 1663 von Basel
eingewanderte Handelsmann Hieronymus Schönauer, der später das Haus Marktgasse Nr. 19 baute. Danach Schwarzkopf, Alt-Kassel S. 187,
und Heidelbach, Kassel S. 62.
Schwarzkopf, Alt-Kassel S. 187.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
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Joh. Rud. Wild, 1857 Küfermeister Joh. Klingler, jetzt Gastwirt Tilo Wirth. Gastwirtschaft. Fachwerk,
später verputzt, Gefache, ietzt Geschosse, mit Schiffskehlen, Rollen, Stäben und Kehlen am auskragen-
den Quergebälk. Giebel, mit Krüppelwalm. Renaissance.
Haus Nr. 10, Eckhaus Kettengasse. 1605 bezeichnet als Jacob von flör von der Flöhr hof Apotecker
beh.", 1610 mit-dem Zusatz sampt dem miethause"? Eigentümer 1767 Lohgerber Dan. Boulnois?
Fachwerk, später verputzt, mit auskragendem Quergebälk, später verkleidet, an der Kettengasse mit. un-
profiliertem Quergebälk und glatten Füllhölzern und mit Streben an den Mittelpfosten... Giebel, seitlich
ausgebaut, mit gebrochenem Krüppelwalm auf abgerundeter und gekehlter Knagge. Renaissance.
Haus Nr. 11.3 Eigentümer 1605 Jost Ritter 1767 Weißgerber Herm. Schackes" Erdgeschoß und 1. Ober-
geschoß Steinbau, mit Simagurten über dem Erdgeschoß und 1. Obergeschoß. Haustür, mit Rundbogen,
Schlußstein und Deckgesims und mit Beschlagmustern in den Zwickeln. Fenster, rechteckig, mit profilierten
Gewänden. Obergeschosse Fachwerk, später verputzt, Achsen, mit auskragendem Quergebälk, später
verkleidet. Giebel, mit Krüppelwalm. Wendeltreppe, Holz, mit profilierter Spindel. Renaissance.
Haus Nr. 12, Eckhaus Kettengasse. Eigentümer 1605 die Vögtin von Breydenaw Jorg Semmings wittwe", der
auch die beiden Nachbarhäuser Kettengasse Nr. u. gehörten; 1767 Jungfer Johanna Thalmann, 1786
Christoph Brede, 1816 Mietkutscher Christian Höhmann, 1840 Schullehrer Ferd. von Ditfurth, genannt
Siebertf Treppe; Pfosten, Säule, toskanisch, auf quadratischem Sockel, mit Beschlagmuster; Docken,
gedreht, mit Blätterkranz. Renaissance.
Haus r. 18.8 Früher Gasthaus Zum Wilden Mann. Möglicherweise gleichbedeutend mit dem Gasthaus des Henne
Mattenberg, das. während des letzten Drittels des 14. Jahrhunderts viele hessische Ritter, die in Gefangenschaft
des Landgrafen geraten waren, beziehen mußten und erst nach Schwur der Urfehde verlassen durften?
Anscheinend der. besuchteste und vornehmste Gasthof der damaligen Zeit. Gäste 1597 Graf Ernst von
Schaumburg auf seiner Hochzeitsreise, 1609 der Philologe Aemilius Portus, der hier in Hospitio Sylvani
eine Bittschrift an den Landgrafen schrieb, 1668 der erkrankte Herzog Karl von Württemberg mit seinen
beiden Brüdern" 1605 bezeichnet als Die Herberge Zum Wildenmannßu Eigentümer 1605 Andreas
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36. Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Nach Neuber, Gasthäuser Nr. 72, bewohnt von Herbold. Vgl. Haus Wildemannsgasse Nr. 15.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36. Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Kataster. Brandversicherungs-Aristalt Cassel. Heidelbach, Kassel S. 62.
Schwarzkopf, Alt-Kassel S. 185 f. Hier hat Reinhard der Ungeborene, der diesem Namen einem Kaiserschnitte verdankte,
seine Ritterhaft verbüßt, nachdem seine Weidelsburg von den Hessen mit stürmender Hand genommen war Auch mancher derer von
Spiegel, welches Geschlecht einst auf dem Desenberge hauste, hat im Gefolge des Paderborner Bischofs mit anderen ritterlichen Lehnsgenossen
die Freiheit verloren und mußte sich zum Aufenthalt in der kleinen Herberge bequemen." Neuber, in Mitt. d. Ver. f. hess. Gesch. 1905106
S. 54. Neuber, Gasthäuser Nr. 72 Dieser Gasthof kommt vor in Verbindung mit einem eigentümlichen Rechtsverhältnis in den Lehrbüchern
des deutschen Privatrechts. Einlage oder Leistungsrecht pactum obstagii, d. h. das Versprechen des Schuldners im Falle der Nichterfüllung
isich an einem bestimmten Orte bis zur Erfüllung als Gefangener aufzuhalten, welches durch die Reichspolizei-Ordnung von 1578 aufgehoben
worden ist. Nun traten in Hessen ganz besonders die Ritter von Buchenau den Landgrafen trotzig und herausfordernd entgegen, aber die
hieraus hervorgegangenen Fehden fielen zu ihrem Nachteil aus. Zuerst im April 1396 hel Wetzel von Buchenau in des Landgrafen Gefangen-
schaft und verpflichtete sich in dem Hause Henne Mattenbergs bis zu Pfingsten ein echtes Gefängnis zu halten, stellte dann, freilich erst im
März 1397, eine Urfehde aus, womit er schwur, nimmer des Landgrafen Feind zu werden. Später fielen dann Dietrich von Ebersdorf und
Wigand von Buchenau in Gefangenschaft und gaben im April bezw. Juli 1398 dieselbe Verpflichtung ab, leisteten dann auch Urfehde im
Juni bezw. Dezember 1399. Danach wurden die "genannten freigelassen Der Name und die Lage des Gasthofes werden nicht genannt,
derselbe wird uralt als einer der besuchtesten bezeichnet; Wahrscheinlich ist, daß derselbe identisch ist mit dem Wirte zum Wilden Manne."
Rommel, Gesch. v. Hessen VI S. 383 u. IX S. 77. Wanderung d. Cassel Nr. 1237. Über ein Gelage des Hofjunkers Karl von
Uffeln mit mehreren Offizieren und Hofjunkern im Gasthaus Zum wilden Mann im Jahre 1613 vgl. Rommel, Gesch. v. Hessen VI S. 467.
Über den Aufenthalt eines Offiziers von Regiment des Grafen Königsmark vgl. Brunner, Cassel S. 190 f. Hoffmeister, Künstler S. 63 Krause,
Melchior, zu Cassel, stellt zur Zeit des Landgrafen Moritz, wie es scheint in den Jahren 1620, 1621 und 1622, Rechnungen auf und sagt in
einer derselben ,Wans wir vor Unkosten auff Unsers genetigesten L. v. H. Muntz in der wildeman in den Wochen haben ausgegeben
Die obenerwähnte Münzstätte befand sich in der Wildemansgasse." Es handelt sich nicht um eine Münzstätte in der Wildemannsgasse, sondern
darum, daß Krause auf Kosten des Landgrafen im Wildenmann zehrte.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Tafel 417,
Tafel 400.
Tafel 444.
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Ostermeyer 1623 bezeichnet als Moritz Oflicials Haus, darin Joh. Vetter, Wirt zum Wilden Mann?
Wirt 1624 und 1626 Hans Knipfß 1631 Johan Cunradt Plock Eigentümer 1662 Salzschreiber Christoph
Wiederhold u. Gen., die in diesem Jahr die Behausung samt Hintergebäuden, Ställen und Scheunen aber
mit Ausnahme eines Hinterhauses zur rechten Seite, der guldenen Stube", einer daran gelegenen Kammer
und des Gartens dem Joh. Hermann Schimmelpfennig, Reiter der fürstl. Leibgarde, verpachtetenß Wirt
1691 Cyriakus Ellenberger, der im Herbst dieses Jahres sein in der Müllergasse angekauftes Hause beziehen
und die Wirtschaft darin fortsetzen wollteF Eigentümer und Wirt 1703 Johann George Eckellß 1711
Niclas Eckellß Eigentümer 1767 "Lohgerber Ludwig Arbouen, 1814 Wilh. Keßler, 1839 Jean Konr. le
Noir, 1853 Schlossermeister Friedr. Zahn" jetzt Privatmann Heinr. Haupt. Fachwerk, später verputzt,
Tafel 404,4 Gefache, Geschosse, davon das oberste auskragend, später verkleidet. Holzstatue eines Wilden Mannes
über dem Eingang. Giebel. Erker an der Ecke der Hoffront, rechteckig, auf Holzstütze und Kopfbändern,
Geschosse, mit Stäben und Kehlen am auskragenden Quergebälk und mit Walmdach. Renaissance.
1'afe1s7-2,1u.3'73 Haus Nr. 14. 1605 bezeichnet als Peter Stockmanns miethäußlein"." Erweiterungs- und Umbau 1613
Eigentümer 1767 Geh. Rat von Motz, 1795 Direktor von Motz in Rinteln." Von Kurfürst Wilhelm l.
angekauft, als reischule für Soldatenkinder Garnisonschule eingerichtet, 1803 als solche eingeweiht 13 und
1866 als solche aufgehoben? Eigentümer jetzt Justizverwaltung. Wohnhaus für Gerichtsbeamte. Hoffront,
Teile, Erdgeschoß Steinbau. Fenster, rechteckig, zu zweien gekuppelt, mit profilierten Gewänden. Haus-
tor, Holz, gequadert, zum Teil verdeckt durch jüngeres Tor mit Segmentbogen, Pilastern und geradem
Deckgesims. Obergeschosse Fachwerk, mit Karniesen und abgerundeten Füllhölzern auskragenden Quer-
Tafel 404,
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36. Um 1600 wurde Andreas Ostermaier, Vizekapellmeister, beim Land-
grafen Moritz wegen der Wasserleitung, die bereits sein Vorfahre im Wildenmann gehabt hatte, vorstellig. Staatsarchiv Marburg M. St. S.
6986. 1603 beschwerte sich die Stadt über den Wirt im Wildenmann, der Andreas Ostermeyer hieß und zugleich Vizekapellmeister des
Landgrafen war, daß er auch außer dem Hause Wein schenke. Staatsarchiv Marburg M. St. S. 819. 1611 wandte sich die Stadt Cassel in
in einem Gesuch beschwerend an den Landgrafen Moritz und stellte darin Folgendes vor obgleich sie von dem hochseligen Landgrafen
Wilhelm lV. im Jahre 1587 mit dem Weinschank gegen Erlegung von 200 Goldgulden auf weitere 12 Jahre belehnt worden sei, mit besonderer
Rücksicht darauf, daß Cassel als die Hauptstadt und Festung des Landes und die Residenz des Fürsten wäre, und daher weit mehr Lasten
und Kosten als die anderen Städte des Landes zu tragen hätte, bei ihren Rechten und Nutzen, hinsichtlich des Weinschankes gnädig zu
schützen, so thue jedoch der Wirth zum Wildenmanne schon seit längerer Zeit unter dem Vorgehen eines Privelegiums, das jedoch trotz aller
angewandten Mühe bis jetzt noch Keiner gesehen habe, ihr bedeutenden Abbruch, indem er einen XVeinschank von Trink- und Branntewein
hätte, den Wein auch bei Tag und Nacht verkaufe, sowohl maß- als faßweise, und nicht einmal Seinen Fürstlichen Gnaden den halben
Gewinn vom Branntewein, wie doch die Stadt thue, entrichte, noch der weder Accise noch Ungeld gebe, und da doch der Landgraf selber
von einem jeden Fuder Wein so im Rüsthause getrunken werde der Stadt Gulden Ungeld zukommen lasse u. s. w. und bittet Seiner
Fürstlichen Gnaden in Ansehung gemeiner Stadt Beschwerung ein gnedig Einsehen zu haben, damit der Privatschank im Wildenmann ein-
gestellt, und es bei gemeiner Stadt Weinschank belassen werde." Stadtarchiv Cassel 716. Rommel, Gesch. v. Hessen VlI S. 113. Vgl.
Abschnitt Rüsthaus" 421. Brunner, Cassel S. 158 f. Unter Landgraf Moritz war der Wildemann unstreitig der angesehenste Gasthof.
Er gehörte des Landgrafen"Oberkammerdiener und Vizekapellmeister Andreas Ostermeyer und wurde darum auch von oben herab sehr be-
günstigt, so zwar, daß Moritz dem Eigentümer zum erheblichen Nachteil der Stadt ums Jahr 1603 ein Weinschankprivileg verlieh, das die
Monopolgerechtigkeit der Stadt direkt durchkreuzte." Nach Neuber, Gasthäuser Nr. 72, starb Ostermeyer 1621.
Häuserverzeichnis v. 1623. Stadtarchiv Cassel 36.
Stadtarchiv Cassel St. Prot. B. 410, wo vermerkt ist, daß Knipf beim Stadtgericht anhält, daß er von der goldenen Kette Oßw.
von Baumbachs, welche auf Befehl der fürstl. Kanzlei taxiert worden, bezahlt werden möchte.
Landau, Excerpte, Landesbibliothek Cassel, wo vermerkt ist, daß der Baumeister von Marburg dort wohnt.
Ortsrepositur Staatsarchiv Marburg. Stadtarchiv Cassel 720.
Vgl. Haus Miillergasse Nr. 22.
Urk. v. 16. Aug. 1691. Stadtarchiv Cassel 154. Die Stadt erlaubte dem Ellenbergerjeinen Wassergang in seinem Hause in
der Miillergasse zu beßerer Fortsetzung der Wirtschaft so wol als auch Anrichtung eines geringen Brauwerk."
Urk. v. 25. Mai 1703. Stadtarchiv Cassel.
Urk. v. 20. Juli 1711. Stadtarchiv Cassel.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Krieger, Cassel S. 329 f. Nach Piderit, Cassel S. 321, wurde in das Haus auch die Wohnung des Garnisonpredigers verlegt.
14 Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
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gebälk und mit Streben in den Brüstungsfeldern und an den Eckstielen. Giebel über dem Nordteil. Holz-
säulen im Innern des Erdgeschosses für die Unterzüge, quadratisch, abgefast, mit geschwungenen Sattelhölzern.
Treppe; Pfosten, Säule, toskanisch, auf quadratischem Sockel mit Beschlagmuster. Stuckdecke, mit
geometrischen Mustern und Rosetten als Füllungen. Innentür, auf Fries Schild mit der Inschrift NIL
CITO MVTABIS DONEC MELIORA VIDEBIS. ANNO MDCXIII DIE 15 AUG". Innentür mit Säulen
ietzt verschwunden, Nischenpilastern, Wangen, Arabeskenornament und reichem Beschlag, auf Fries
Kartusche mit Inschrift
Seitenflügel. Stalltür, Holz, gequadert, mit Segmentbogen und Deckgesims. Renaissance.
Haus Nr. 15.2 Ursprünglich Häuser. Das südliche Haus bezeichnet 1605 als Wilhelm weßel buchtrucker
stiffkind beh." und als der buchdruckerin behausung"? 1623 als Wilhelm Weßel dabei Jagemannß
Eigentümer des nördlichen Hauses 1605 Goldschmied Ludwig Tholle Dulde, 1623 Riemer Georg
Schmidt? Untergegangen. An ihrer Stelle Neubau eines Hauses. Eigentümer 1721 Rat Riesen
Erben 1767 Oberamtsgerichtsrat Ries Erben, 1797 Susmann Abraham, 1840 Schreinermeister Heinr.
Krug, 1852 Likörfabrikant Karl Herboldf jetzt Kaufmann Otto Gerlach. Erdgeschoß und 1. Ober-
geschoß Steinbau, Achsen. Fenster, rechteckig, zu zweien und dreien gekuppelt, mit profilierten
Gewänden. 2. Obergeschoß Fachwerk, mit auskragendem Quergebälk. Giebel, mit Krüppelwalm.
Renaissance. Überarbeitet, mit Kranzgesims über dem Erdgeschoß, Verputz des Fachwerks, Verkleidung
des auskragenden Quergebälks, Felderteilung in den Fensterbrüstungen, Kartuschen und Kranzgehängen
über den Fenstern und Voluten im Giebelfelde. Haustor, mit Korbbogen, jonischen Pilastern und ver-
kröpftem Deckgesims, mit Muschel-, Ranken- und Rosettenornamenten; Flügel mit Rosetten und Ranken-
einfassung. Diele, mit Wandschränken. Breites Treppenhaus. Gurtbogen zum Treppenaufgang, mit Korb-
bogen, korinthischen Pilastern, mit Gehängen auf den Schäften und Blattornament in den Zwickeln. Innen-
tür im Erdgeschoß, mit Segmentbogen und Blattornament in den Zwickeln. Stuckdecke im 1. Obergeschoß,
mit ovalen und kreisförmigen Feldern mit Gemälden und mit reicher Kranzumrahmung. Barock. Innen-
tür im 1. Obergeschoß, mit Segmentbogen, geschwungenen Füllungen und Rankenornament. Rokoko.
Haus Nr. 16. 1605 bezeichnet als Hanß von Cappels miethauß." Eigentümer 1605 Hans von Cappel güt
breidingüs Erdgeschoß Steinbau, mit Simagurt. Haustür, mit Rundbogen, Schlußstein und Deckgesims,
Jetzt Gewerbehalle Cassel.
Dehn-Rotfelser u. Lotz, Baudenkmäler S. 29. Ebe, Cicerone II S. 30. Abb. in Deutscher Baukalender 1906 III S. u. 5.
Nach Nebelthau, Gebäude S. 50, möglicherweise vom Vizekanzler Haxthausen um die Wende des 17. und 18. Jahrhunderts erbaut. Danach
Schwarzkopf, Alt-Kassel S. 187, und Heidelbach, Kassel S. 62. Nach Neuber, Gasthäuser Nr. 72, von Regnerus Sixtinus bewohnt. Vgl. Haus
Wildemaniisgasse Nr. 19.
Häuserverzeichnis v. 1605, Stadtarchiv Cassel 16 u. 36. Könnecke, Buchdruckerbuch S. 10 ff. Brunner, Cassel S. 134 f.
Bis in die 90 er Jahre des 16. Jahrhunderts hatte unsere Stadt einer Druckerei ermangelt. Es war gewiß dringender Wunsch des Landgrafen
Moritz, schon um seine eigenen Geisteserzeugnisse in die Öffentlichkeit zu bringen, eine solche in seiner Residenz zu besitzen. 1594 erteilte
er dem vermutlich aus Bremen gebürtigen Drucker und Formenschneider Wilhelm Wessel ein Privileg; allein Wessel hatte keine Druckerei.
Da war es der Rektor Jodocus Jungmann, der aus dem gleichen Bedürfnis wie sein fürstlicher Freund nunmehr in seinem Hause eine Privat-
druckerei anlegte und dazu gedachten Wessel in seine Dienste nahm. Er erhielt daraufhin vom Landgrafen ein Privileg für den alleinigen
Druck und Vertrieb der Schulbücher in Hessen. Als nun aber Jungmann im Sommer 1597 von der Pest dahingerafft wurde, bot dessen
Vater namens seines Enkels Justus dem Landgrafen die Druckerei für den Preis von 600 Talern zum Kaufe an. Wenn wir nun von 1598
ab Wessel im Besitz dieser Druckerei finden und er in diesem Jahre den Landgrafen um Hilfe und Unterstützung bittet, so dürfen wir an-
nehmen, daß Moritz den Ankauf für Wessel vermittelt und diesen zur Ausübung seines Geschäftes in den Stand gesetzt hatte, zumal der Fürst
dazu das von seinem Vater in der Aue erbaute Lusthaus hergab. Wessel, der auch als Formschneider Hervorragendes leistete und trefiliche
Randverzierungen fertigte, hat tüchtige Druckerzeugnisse geliefert, konnte es aber trotz ihm erteilten Privilegs aus unbekannten Gründen nie
zu Wohlstand bringen. Er bewohnte das Haus Wildemannsgasse Nr. 15, neben dem Gasthaus zum Wildenmann, wo seine Witwe. sich mit
Branntweinbrennen ernährte. Sein Sohn Johann setzte später das Geschäft fort; ein anderer war Landmesser im Dienst des hessischen Fürsten,
ein Enkel Baumeister."
Häuserverzeichnis v. 1623. Stadtarchiv Cassel 36.
Häuserverzeichnis v. 1605 u. 1623. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Matrikularbuch v. 1721. Stadtarchiv Cassel 36.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Tafel 445,
461, u.
Tafel 431,
Tafel 411,
Tafel 395,
Tafel 433,2
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Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel. VI. Cassel-Stadt.
753
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entstellt. Obergeschosse Fachwerk, später verputzt, mit auskragendem Quergebälk, später verkleidet.
Giebel. Renaissance.
Hinterhaus. Erdgeschoß, 1. und 2. Obergeschoß Steinbau. Haustür, mit Rundbogen. Fenster, recht-
eckig, einzeln und zu zweien gekuppelt, mit gekehlten Gewänden. 3. Obergeschoß Fachwerk, später ver-
putzt, mit auskragendem Quergebälk, die Schwelle als Hauptgesims profiliert. Dachhaus, mit Giebel.
Renaissance.
Haus Nr. 17. Ursprünglich Häuser. Eigentümer des südlichen Hauses 1605 Hans Koch. Eigentümer des
nördlichen Hauses 1605 Caspar Grosch Eigentümer beider Häuser 1721 Regierungsrat Orville 1767
Tafel402,s Stadtwage-lnspektor Andr. Egerß Einheitliche Front, in der Mitte geteilt. Fachwerk, 10 Gefache, Ge-
schosse, mit Schitfskehlen, Schnüren, Diamantbändern, Bunden und Kerbschnitt am auskragenden Quer-
gebälk und mit Streben in den Brüstungsfeldern. Giebel. Renaissance.
Tafel 399,4u.5 Haus Nr. 18. Eigentümer 1605 Pfarrer Joh. Strackf 1767 Schutzjude Sali Gottschalkß Fachwerk, 10 Ge-
fache, Geschosse, mit Stäben, Kehlen und gekehlten Füllhölzern am auskragenden Quergebälk, in End-
gefachen des 1. Obergeschosses mit gekehlten Knaggen und abgerundeten Füllhölzern am auskragenden
und weiter zurückspringenden Quergebälk, mit ausgegründeten, an den Eckpfosten getreppten Stäben und
Kehlen auf den Brüstungsriegeln und mit gebogenen Streben in den Brüstungsfeldern. Giebel, mit Krüppel-
walm auf gekehlter Knagge. Renaissance.
Tafel382 Haus Nr. 19.6 Erbaut angeblich 1596-1598? Bauherr vermutlich Dr. Regnerus Sixtinus. Eigentümer 1605
Dr. Sixtinusß 1623 dessen WitweP 1721 Kanzler Goddaeus Erben" 1767 Gebrüder Goddäus, 1804
Ernst Ludw. Peilert, 1827 Bierbrauer Konr. Ostheimßl jetzt Gastwirt Rob. Löber. Gasthaus, im Volksmund
Zur Pinne". Steinbau, Achsen, Geschosse, mit verzahnten Diamantquadern an den Ecken. Haustor,
Tafß1419,1 mit Rundbogen, Quadereinfassung, Voluten-Schlußstein, ionischen Pilastern, mit Kanneluren und Facette-
quadern und Gebälk, in den Zwickeln Kartuschen mit Rollwerk und Beschlagornament, auf ries Kartusche
mit Rollwerk." Fenster im Erdgeschoß, rechteckig, zu zweien gekuppelt, mit gequaderten Gewänden,
"Deckgesims und Volutenbekrönung. Fenster im 1. Obergeschoß, zu zweien und dreien gekuppelt, mit
Facettequadern an den Gewänden, sonst wie vor. Fenster im 2. Obergeschoß, wie vor, doch ohne Be-
Tafel470,12 krönungen. Gitter von durchgesteckten Rundeisen, in Netz- und Schnörkelform mit Blattendigungen, im
Fenster neben Haustor. Giebel, mit gequaderten Lisenen, Schnörkeleinfassung und Muschelbekrönung.
Hoffront Achsen. Fenster, rechteckig, zu zweien gekuppelt, mit profilierten Gewänden. Giebel, mit
Krüppelwalm. Renaissance.
Sandsteinplatte, anscheinend Rest eines Türsturzes, in I-lofmauer eingelassen, mit Kartusche und der In-
schrift 1661".
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Matrikularbuch v. 1721. Stadtarchiv Cassel K. 36.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Dehio, Handbuch S. 206.
Nebelthau, Gebäude S. 30 Von 1596 bis 1598 kaufte der aus Friesland vor Herzog Alba entllohene berühmte Jurist und
spätere Geheimerath Regnerus Sixtinus in der heutigen Wildemannsgasse, der alten Herrngasse, den Baugrund zusammen, auf welchem er
unmittelbar nachher das dermalen Ostheim'sche Haus erbaute." Danach Schwarzkopf, Alt-Kassel S. 186, und Heidelbach, Kassel S. 62. Jetzt
Inschrift auf Einfahrtstor ERBAVT 1596-98" und ERNEVERT 1908".
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Häuserverzeichnis v. 1623. Stadtarchiv Cassel 36.
Matrikularbuch v. 1721. Stadtarchiv Cassel 36.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Abb. in Deutscher Baukalender 1918.
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QQQQQQQ Gebäude.
Haus Nr. 20. Eigentümer 1605 Lorenz Hyperius, 1610 Wilhelm Schilt,1 1767 Schwertfeger Huth? Erd-
geschoß Steinbau, mit Simagurt. Obergeschosse Fachwerk, später verputzt, Gefache, mit Schiffskehlen,
Schnüren, Diamantbändern, und Bunden am auskragenden Quergebälk. Giebel, mit Krüppelwalm.
Renaissance.
Haus Nr. 21. 1605 bezeichnet als Cuntze schloßer in theil getheilt"? Untergegangen. Neubau um 1750.
Eigentümer 1767 Kaufmann Christoph Hüther, dem auch das Nachbarhaus Nr. 23 gehörte Fachwerk,
völlig überarbeitet.
Haus Nr. 22, Eckhaus Marktgasse. Eigentümer 1605 Hans Asteroth, 1610 Hermann Walter, dem um diese
Zeit auch die beiden Nachbarhäuser Marktgasse Nr. 26 u. 28 gehörtenf 1767 Kaufmann J. Christoph
Ronneberg, 1811 Gottl. Puggeß Fachwerk, Geschosse, später verputzt, mit auskragendem Quergebälk,
später verkleidet. Giebel an der Marktgasse. Renaissance.
Haus Nr. 23. Eigentümer 1605 Ebert Steinmannf 1767 Kaufmann Christoph Hüther, dem auch das Nach- Tarelaßs
barhaus Nr. 21 gehörte? Fachwerk, Gefache, Geschosse, mit Stäben, Kehlen und gekehlten Füll-
hölzern am auskragenden Quergebälk, im Erdgeschoß mit gekehlten Knaggen und Kopfbändern, die auch
im Innern angeordnet sind, mit ausgegründeten Stäben und Kehlen auf dem Hochriegel der Erdgeschoß-
fenster und auf den Brustriegeln der Obergeschosse. Haustür, mit Spitzbogen und Rechteckrahmen, mit
Stäben und Kehlen am Gewände und Rahmen, zum Teil untergegangen. Nebenfront Fachwerk, mit
Streben an den Stielen. Erker an der Ecke, polygonal. Gotisch. Dachhaus, mit Giebel. Mansarde.
Barock. Ladeneinrichtung. Leiste über dem Ladentisch zum Aufhängen der Wagen und Tüten, als
Schlange ausgebildet und bemalt.
Haus Nr. 24,9 Eckhaus Marktgasse. Eigentümer 1605 Andreas Kannenbergw Untergegangen. Neubau 1686
u. 1687. Bauherr Joh. Müllhausen. Eigentümer 1767 Handelsmann Kasp. Ad. Klöhne, 1801 Simon
Wille, 1850 Kaufmann Wilh. Chr. Friedr. Wick,11 jetzt die Stadt. Im zweiten Stock Wohnung der
Witwe Dorothea Grimm und ihrer Kinder, insbesondere der Germanisten Jak. und Wilh. Grimm und des
Malers Ludw. Grimm, der hier bis zu seiner Münchener Studienzeit wohnte und hier auch die Zwehrener
Märchenfrau zeichnete." Bei der Belagerung der Stadt durch Czernitscheff 1813 durch eine Kanonen-
kugel getroffen. Erdgeschoß und 1. Obergeschoß Steinbau, mit Simagurt über dem 1. Obergeschoß zur
Barockzeit mit Ecklisenen und Kranzgesimsen versehen. Haustür an der Wildemannsgasse, mit Rund-
bogen, Kämpfern, Schlußstein, Facettequadern in den Zwickeln und Sima-Deckgesims, auf Schlußstein die
Inschrift .1 als Monogramm und 1686". Haustür an der Wildemannsgasse, rechteckig, mit Deck-
gesims. Haustür an der Marktgasse, rechteckig, mit Quadereinfassung, toskanischen Pilastern, verkröpftem Tafel 434,5
Gebälk und mit Löwenmasken über den Pilastern, auf Fries Kartuschen mit der Inschrift JOHANNES
MÜLLHAVSEN" und ANNO 1687". Fenster, rechteckig, zu zweien, dreien und vieren gekuppelt, mit
proülierten Gewänden, zur Barockzeit zum Teil verändert. 3. und 4. Obergeschoß Fachwerk, später ver-
putzt, mit auskragendem Quergebälk, später verkleidet. Dachhäuser an der Wildemannsgasse, mit Giebel
I-Iäuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
l-Iäuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. K. 36.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
I-Iögg, E., in Mitteil. d. Landesvereins Sächsischer Heimatschutz S. 292 f.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Stoll, Grimm S. 84 Das Eingangszimmer bewohnten die jüngeren Brüder, die angrenzenden Zimmer zur Rechten hatten Jacob
und Wilhelm inne, die zur Linken die Mutter und Lotte Die Geschwister behielten die Wohnung auch nach dem Tod der Mutter
1808 bei und zogen erst 1814 in den zweiten Stock des jetzigen Prov-Schulkollegs, Wilhelmshöher Platz 1."
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Tafel 460,4 u. 461,
und Krüppelwalm. Giebel an der Marktgasse, mit Krüppelwalm. Stuckdecke im 2. Obergeschoß, mit
geometrischen Mustern und ornamentalen Figuren als Füllungen. Granittafel, 1885 angebracht, mit dem
von K. Hassenpflug, dem Neffen der Brüder Grimm, nach der Radierung von L. Grimm modellierten
Marmorrelief der Märchenfrau und der Umschrift DIE MAERCHENFRAU AUS NIEDER-ZWEl-IREN"
und der Inschrift IN DIESEM HAUSE WOHNTEN 1805-1814 DIE BRUEDER JACOB UND WILHELM
GRIMM UND SCHRIEBEN HIER IHRE KINDER- UND HAUS-MAERCHEN"!
Haus Nr. 26. Früher Gasthaus Zum Ochsenkopf". Eigentümer 1707 I-Ienrich Arend Knauers Erbenß Seiten-
flügel. Fachwerk, später verputzt, Geschosse, später um Geschoß erhöht, mit SchiHskehlen und
gekehlten Knaggen am auskragenden Quergebälk. Gotisch.
Tafel 422,
Tafel 431,4
Haus Nr. 30,3 Eckhaus Franziskusstraße. 1605 bezeichnet als Jost Koch ein hauß in theil".4 Eigentümer
1721 Postmeister Bödickerf 1767 Kaufmann Kisters Ehefrau, 1825 Schlosser Nik. Kochendörferß jetzt
Seyd Erben. Erdgeschoß Steinbau, mit verzahnten Eck-Diamantquadern und Simagurt. Fenster an
der Franziskusstraße, rechteckig, zu zweien und dreien gekuppelt, mit profilierten Gewänden. Ober-
geschosse Fachwerk, später verputzt, mit auskragendem Quergebälk, später verkleidet. Giebel, mit
Krüppelwalm. Renaissance. Erdgeschoßfront an der Wildemannsgasse, verändert, Achsen mit Korbbögen,
die eine Endachse als Haustor ausgebildet, die mittlere Achse mit toskanischen Pilastern, Volutenschluß-
stein und verkröpftem Deckgesims, in den Zwickeln in ovalen Kranzumrahmungen die Inschriften REGULA
CHRISTI ALLES DAS IHR WOLLET DAS EUCH DIE LEUTHE THUEN SOLLEN DAS THUT IHR
IHNEN MATTH VII 12" und HERGEGEN ALLES WAS EUCH DIE LEUTHE NICHT THUN
SOLLEN DAS THUT AUCH IHNEN NICHT"? Barock. lnnentür, mit korinthischen Pilastern und
Engelsköpfen auf dem Gebälk. Renaissance. lnnentüren, mit geradem Gebälk; Flügel mit verkröpften
Füllungen. Ladeneinrichtung, Regale mit korinthischen Pilastern und verzierten Bekrönungen, Giebel über
dem Ladentisch, mit reicher durchbrochener Schnitzerei. Auslagefenser, mit Pilastern. 1821.
Tafel 404 Haus Nr. 31, Eckhaus Brink und Graben. Steinkonsole mit gepflügeltem Engelskopf und seitlichen Voluten,
auf Deckplatte die Inschrift 1662".
Haus Nr. 32, Eckhaus Franziskusstraße und Thomasstraße. Eigentümerin 1605 Hans Bausen Witwe die
früher in dem gegenübergelegenen Nachbarhause des Gasthauses zum Wildenmann wohnte? Fachwerk,
später verputzt, Geschosse, mit auskragendem Quergebälk, später verkleidet. Giebel. Renaissance.
Haus Nr. 34, Eckhaus Thomasstraße. Eigentümer 1605 und anscheinend auch noch 1610 Maler Kaspar von
der Borgk Burg? Untergegangen. Neubau 1716. Eigentümer 1767 Weinhändler Joh. Christoph Krümmel,
1796 Joh. Christian Arnold, 1845 Aug. Feurich, 1854 Ludw. Döll," jetzt Kaufmann Jul. Knetsch. Ver-
Knetsch, Inschriften S. 250. Heidelbach, Kassel S. 61.
Landesbibliothek Cassel Mscr. Hass. 193.
Abb. bei Nübel, Holzarbeiten Bl. 44.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Matrikularbuch v. 1721. Stadtarchiv Cassel 36.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Knetsch, Inschriften S. 251. Wentzell, l-lausinschriften. Dippel, Hausinschriften.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Urk. v. 7. Febr. 1605. Stadtarchiv Cassel 360. Brunner, Cassel S. 158 Man zählte um das Jahr 1570 in der Stadt 31
Gasthäuser und Herbergen; daneben nahm jeder Bürger, der es konnte, noch Fremde auf. Wie wenig Ansprüche selbst hohe Herren damals
machten, geht daraus hervor, daß des Bäckers Hans Bause Witwe sich 1605 rühmen kann, unter ihren Gästen Herren wie den Herzog
Christoph von Lüneburg und die Grafen Ernst vom Schaumburg und Joh. Wilhelm von Wied beherbergt zu haben."
Vgl. Haus Thomasstraße Nr. das 1610 ebenfalls Kaspar von der Borgk gehörte.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
12 Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
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mutlich früher Tapetenfabrik von Arnold Achsen, davon die drei mittleren schwach vorgezogen, mit
Ecklisenen. Erdgeschoß Steinbau, mit Kranzgesims. Haustor, mit Korbbogen, Pilastern, Schlußstein und Tafel422,4
Gebälk, unter Schlußstein die Inschrift 1716". Obergeschosse
Fachwerk, verputzt, umit Bandgesimsen zwischen den Geschossen. Dachgeschoß über den Mittelachsen,
mit Giebel.
Haus Nr. 38. Fachwerk, später verputzt, Geschosse, mit gekehlten Knaggen am auskragenden Quergebälk
über dem 1. Obergeschoß. Haustür, mit Spitzbogen und Rechteckrahmen, mit Schnüren und Kehlen am Tafel410,l
Gewände und mit Schnüren und Diamantbändern am Rahmen, untergegangen bis auf Gewändepfosten,
der sich jetzt im Hof befmdet. Giebel. Gotisch.
Haus Nr. 40. Steintafel am Erdgeschoß mit def Inschrift ALLE DIE MICH KENNEN DEN GEBE
GODT WAS SIE MIR GÖNNEN 1679".
H;aus Nr. 42. Fachwerk, Gefache, Geschosse, mit Schiffskehlen, Schnüren, Diamantbändern und Knospen Tafel402ß
am auskragenden Quergebälk und mit Streben in den Brüstungsfeldern. Giebel über den Mittelgefachen,
mit Krüppelwalm. Stuckdecke im 1. Obergeschoß, mit geometrischen Mustern, in denen sich früher
ornamentale Füllungen befanden. Renaissance.
Haus Nr. 44, Eckhaus Brink und Weißer Hof. Eigentümer 1605 vermutlich Johannes Rodingusß 1767 Hof-
metzger Sänger, 1802 Joh. Heinr. Lins, 1831 Tuchfabrikant Georg Müllerß Tapetenhandlung von Arnold
Söhne Nachfß Erdgeschoß Steinbau, mit Simagurt. Obergeschosse Fachwerk, Gefache an der Wilde-
mannsgasse, Gefache am Weißen Hof, mit Schiifskehlen, Schnüren, Diamantbändern am auskragenden
Quergebälk an der Wildemannsgasse, mit Stäben, Kehlen und gekehlten Füllhölzern amauskragenden
Quergebälk am Weißen Hof, mit Streben in den Brüstungsfeldern. Eckerker an der Wildemannsgasse, Tafel4D6,s
polygonal, mit geschweifter Haube, auf Erdgeschoß-Auskragung von Stein mit Maske als unterer Endigung.
Giebel an der Wildemannsgasse, mit Krüppelwalm. Giebel am Weißen Hof, mit Ablauf zum Erker.
Nebengiebel. Renaissance. Relief, Pieta, am Erdgeschoßß
Erstes Nebenhaus am Weißen Hof, hinter der Straßenflucht zurückspringend. Fachwerk, Ge-
fache, Geschosse, mit gekehlten Füllhölzern am auskragenden Quergebälk. Dachhaus, mitGiebel.
Renaissance.
Zweites Nebenhaus am Weißen Hof, in der Straßenflucht. Erdgeschoß Steinbau, mit kannelierten
Konsolen von ungleicher Tiefe für das schräg auskragende Gebälk des 1. Obergeschosses. Obergeschosse "um 403.1
Fachwerk, später verputzt, mit Stäben, Kehlen und abgerundeten Füllhölzern am auskragenden Quergebälk,
über Erdgeschoß durch doppelte Sima verstärkt. Renaissance. Giebel, jünger.
Vgl. Haus Wilhelmshöher Platz Nr. 4. Im Jahre 1767, als das Haus Wildemannsgasse Nr. 34 noch im Besitze von Krümmel
war, wohnte ein Seiler J. Phil. Arnold in dem nördlich gelegenen übernächsten Hause, das 1605 Hans der Sporer" besessen hatte. Viel-
leicht ist dieses Haus das elterliche Haus von Joh. Christian Arnold. Das Haus von J. Phil. Arnold ist nicht mehr vorhanden. An seiner
Stelle steht der ebenfalls im Besitz von Knetsch befindliche moderne Neubau Wildemannsgasse Nr. 36, der jetzt die Ecke des Judenbrunnens
bildet, nachdem der Judenbrunnen, an dieser Stelle früher die Kleine Herrengasse genannt, durch Abbruch seiner südlichen Häuserflucht ver-
breitert worden ist.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Vgl. Häuser Wildemannsgasse Nr. 34 und Wilhelmshöher Platz Nr. 4.
Vgl. Abschnitt Georgenstilt" S. 195 f.
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Wilhelmshöher Allee.
Haus Nr. 1. Eigentümer Causid. 1882 bis 1834 Wohnung des Referendars Ernst Koch, der hier seinen
Prinz Rosa Stramin" schrieb. Bei Anlage der Humboldtstraße untergegangen
Haus Nr. 3. Gartenhaus, in Form eines Tempelsp" Eigentümerin 1841 Gräfin von Schaumburg. Untergegangen.
Haus Nr. 9.4 Gartenhaus, auch als Haus Humboldtstraße Nr. 10 bezeichnet. Eigentümer ursprünglich angeb-
lich der Kurfürst, später Staatsrat Wohler, jetzt Witwe Engelhardt. Steinbau, Achsen, Geschosse.
Rundbogenarkaden im Erdgeschoß, als Tür bezw. Fenster ausgebildet, mit Kranzgesims als Kämpfer,
der um den ganzen Bau läuft. Giebel. Klassizistisch.
Haus Nr. 10. Gartenhaus in Form eines Pavillons, quadratisch, an den Ecken abgeschrägt. Fachwerk, verputzt
und mit Rautenspalier überzogen. Glastüren, mit Rundbogen, schmalen Pilastern und Schlußstein. Klassizistisch.
Haus Nr. 12. Fachwerk, verputzt bezw. verschalt, Achsen, davon die mittleren schwach vorgezogen,
Tafel 442,2 Geschosse, mit Gurtgesimsen über dem Erdgeschoß und mit Palmetten- und Mäanderfries über dem
2. Obergeschoß. Dachgeschoß über den schwach vorgezogenen Mittelachsen, mit Giebel. Klassizistisch.
Haus Nr. 17. Erbaut zwischen 1802 und 1804. Bauherr Maurermeister Christian Schoen. Erkauft 1817 son
Emilie Ortlöpp, der späteren Gräfin Reichenbach, 1832 von Kommerzienrat Georg Pfeifferß Eigentümer jetzt
Tafel 390,1 u. Bankier Dr. Ludw. Pfeiffer und Schwestern. Steinbau, Achsen, mit Streifenquaderung. Sockel, schlicht, an
der Straßenfront wegen des Geländeunterschiedes tiefer geführt. Erdgeschoß, mit breiten Ecklisenen, mit
Kreisrosette in der Mittelachse, mit dorischen Pilastern in der 2. und 5. Achse und mit Palmettenfries an der
Straßenfront. Je eine Haustür in der 2. und 5. Achse der Gartenfront, rechteckig. Fenster in der 2. und 5.
Achse der Straßenfront mit kannelierten Konsolen unter der Sohlbank. Balkon vor den beiden Mittel-
achsen der Straßenfront, auf schweren Steinkonsolen, mit Holzgeländer, bei Anlage des Bürgersteiges
Über den Zustand 1814 schreibt die Garküche S. In der Wilhelmshöher Allee besteht die größere Zahl der Gebäude zur
rechten und linken Hand nur aus alten, wind- und wetterbrüchigen Colonisten-Häusern, die nach der französischen Occupation, wie weyland
auf Potemkins Reisen mit der Kaiserin Catharina die Bauernhütten, über Hals und Kopf angestrichen und dem Anschein nach renoviert
wurden, um bonne mine mauvais jeu zu gewinnen und aus deren Verkauf oder Vermiethung großen Vortheil zu ziehen. Der ganz neuen
und besseren Gebäude sind nur wenige, z. B. das des Herrn von Oeynhausen, unlängst von dem Herrn Oberbaudirektor Jussow ganz von
Steinen in dem allerneuesten Geschmack mit einem italienischen Dach und andern kostbaren Verzierungen erbaut; die zwei massiven Häuser
an beiden Enden des Gartens, dem Mairie-Adjuncten, Banquier und Ritter Meyer Dalamben, jetzt aber einem reich gewordenen Profeßionisten
von Cassel gehörig; das von Schlotheimische, für die Königin bloß veränderte und mit einer Colonnade, in Form einer Kälberhalle, verzierte
Sommerpalais, endlich das von Waitzsche und Steinbachsche Haus." Wesentlich günstiger lautet eine Beschreibung aus dem Jahre 1828.
Vgl. Abschnitt Stadtanlage" S. 58 f. Apell, Cassel 1831 S. 73 An beiden Seiten der Allee sind Häuser und Gärten, unter denen sich
manche, besonders aber ein Garten S. K. H. des Kurfürsten auszeichnet. In demselben stehet ein schönes, durch den jetzigen Oberhofbau-
meister Bromeis in einem ganz originellen Geschmack gebauetes Gartengebäude, welches mit Treibhäusern umgeben ist." Über den Zustand
1837 schreibt Lobe, Wanderungen S. 166 Tritt man durch das Wilhelmshöher Tor, so befindet sich der Lustwandelnde in einer schnur-
geraden Lindenallee, welche bis nach Wilhelmshöhe führt. Rechts und links, so weit die Stadtterminei sich erstreckt, ergötzt sich sein Auge
an den mit Lust- und Landhäusern und schönen Gärten abwechselnden Pallästen. Die neuen in einem modernen freundlichen Style errichteten
Gebäude von Werner, Pfeitfer, Beyer und Falk machen würdig den Anfang; weiterhin wie versteckt und nach außen unscheinbar sieht man
das Sommerlokal der ,Euterpe' mit einem herrlichen seiner Bestimmung völlig entsprechenden Garten und einer Menge freundlich entgegen-
kommender Mitglieder. Das schöne und hier am meisten imponierende Gebäude des Hofwagenfabrikanten Braun wird von zwei freundlichen
Landhäusern von Siebrecht und Nahl umgeben. Gegenüber haben sich vor kurzem zwei Fabrikanten Dr. Moldenhauer und Louis Stück
etabliert, deren Geschäfte Bedeutung gewinnen. Das v. Biesenrodtsche Haus mit schönen Gartenanlagen und einem Gewächshaus. Weniger
in die Augen fallend nach Außen sind die Steinbach'schen Wohngebäude, aber die Lage derselben und der ausgebreitete Garten mit seinen
sanft sich erhebenden Anhöhen sind zu schönen Anlagen trefflich eingerichtet und gewähren herrliche Aussichten. Natur- und Kunstschön-
heiten wechseln hier im verjüngten Maßstabe ergötzlich ab. Den Beschluß macht von der ausgezeichneten Häuserreihe links in dieser Allee
die gastliche, gleichsam aus dem Geräusch der äußern Glanzwelt, wie ihre freundliche Besitzerin, heraustretende und still zurückgezogene
Gräflich Hessensteimsche Villa, rechts aber das Murhard'sche in holder Jugendlichkeit wieder hergestellte Landhaus, nicht weit von der
Meineckischen Chokoladenfabrik." Über den späteren Zustand vgl. Hochapfel, Weinberg.
Hochapfel, Weinberg S. 149 Gleich am Anfang der jetzigen Humboldtstraße lag das Grundstück der Geschwister Causid,
welches später auch in den Besitz der Fürstin von Hanau kam. Auf diesem Grundstück stand dicht an der Wilhelmshöher Allee ein nied-
liches Haus mit Mansarde und grün gestrichenen Jalousien, welches von den beiden ältlichen Fräuleins Susette und Margarete Causid und
dem Dichter des ,Prinzen Rosastraminß Dr. Ernst Koch, bewohnt wurde".
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel. Abb. bei Holtmeyer, Alt Cassel Taf. 93.
Akten im Besitze des Banquiers Dr. Ludw. Pfeiffer zu Cassel.
061W
Öv?
entfernt. Balustrade über dem Hauptgesims, später entfernt. Dachgeschoß auf der Straßen- und Hoffront
über den Mittelachsen, mit Lisenen in der 2. und 5. Achse der Straßenfront und mit Walmdach. Tapeten,
Wandschrank und eiserne Öfen mit Tonaufsatz aus der Erbauungszeit des Hauses. Klassizistisch.
Garten hinter dem Hause, zu dem früher auch das. Nachbargrundstück Nr. 19 gehörte.
Haus Nr. 19." Grundstück früher zum Nachbarhaus Nr. 17 gehörig. Gartenhaus. Architekt vermutlich Bromeis.
Früher Badehaus der Gräfin Reichenbach. Eigentümerin jetzt Frau Dr. Ludw. Pfeiffer. Fachwerk, ver-
putzt. Mittelbau quadratisch. Glastür, dreiteilig, mit Rundbogen mit breiter Kassetten-Archivolte und
Kränzen in den Zwickeln. Giebel, im Giebelfelde Vase mit Greifen. Innenraum und Halbkreistonne,
korinthisierenden Pilastern und antikisierender Ornamentmalerei, später überstrichen, jetzt modern bemalt.
Je ein schmaler lankenbau in der Querachse, rechteckig, niedriger. Der nördliche Flankenbau, früher Nische
für die Badewanne, ohne Fenster. Giebel, im Giebelfelde Kranz. Innenraum mit Halbkreistonne. Klassizistisch.
Haus Nr. 20. Eigentümer früher Hütterott. Gartensaal, bis zur Ulmenstraße reichend, früher Bildersaal
Botinellis am Steinweg von Hütterott hierher versetzt. An seiner Stelle jetzt moderne Glasveranda.
Haus Nr. 24. Früher Wohnung des französischen Gesandten. Gartentor an der Straße. Pfeiler, Sandstein,
quadratisch, stark, sich nach oben verjüngend, mit gekehltem Sockel und stark ausladenden gekehltem
Kopfglied und mit Zwerggiebel- und Akroterienaufsatz. Klassizistisch.
Haus Nr. 26, Eckhaus Weigelstraße. Sogenanntes Schlößchen Monbijou. Eigentümer 1839 Partikulier Alex.
Nahl, 1875 Kaufmann Karl Otto Rochollf später Witwe von Boyneburgk. Fachwerk, verputzt, aus Er-
weiterung eines kleineren Hauses entstanden rechts und links von einem Mittelrisalit je Achsen,
Geschosse, mit Bandgesims über dem Erdgeschoß, mit Palmetten über den Fenstern des Erdgeschosses
und Rosetten- und Rankenfüllung in den Brüstungsfeldern unter den Fenstern des 1. Obergeschosses.
Mittelrisalit, Achsen, Geschosse mit Attika, mit kannelierten jonischen Pilastern im 1. Obergeschoß,
mit Rundbogenblende über der Mittelachse, im Bogenfelde Lyra mit Rankenornament und Rosettenkranz,
in den Zwickeln schwebende Genien, auf der Attika Balustrade mit Docken und Vasenaufsätzen. Balkon
vor dem Mittelrisalit, auf toskanischen Säulen, die mit Rücksicht auf den Straßenverkehr in der Neuzeit
zurückgerückt und deren Architrav bei dieser Gelegenheit an der Vorderseite als Konsolen ausgebildet
wurden, mit Eisengitter. Fensterflügel in der Neuzeit mit Gehängen versehen. Wetterfahne mit der
Jahreszahl 1833. Eingangshalle, mit kassettiertem Gurtbogen und toskanischen Pilastern, in den Zwickeln
musizierende Genien. Treppenhaus, mit toskanischen Säulen. Innentüren, mit Ornament auf den Stürzen.
Allegorische Deckengemälde. Klassizistisch.
Hof hinter dem Hause, mit Resten alter Bauten. Pavillon, aus Säulen, Heiligenfiguren, Engeln, Altar-
wangen und andern Barockstücken zusammengesetzt. Türsturz, in der Hofmauer eingelassen, mit Wappen
und Spruchband. Renaissance.
Haus Nr. 29 u. 291l1. Gartenhaus. Eigentümer vor 1827 Generalleutnant Moritz von Müller, dann dessen
Schwester Caroline von Müller, 1836 Major Wetzel. Untergegangen.
Garten, mit Chineserienf Verändert.
Vgl. Abschnitt Hofverwaltungsgebäude" S. 418. Kataster, Brandversicherungs-Anstalt Cassel. Nach Knackfuß, Kunstgeschichte II
S. 325 und 330, und Heidelbach, Kassel S. 77, Haus des Malers Joh. Aug. Nahl.
1824 bat die Witwe Frau Rätin Nahl um Genehmigung, ihr Haus, das als das ehemals Doutrelepontsche" bezeichnet wird,
in einen näher nach der Stadt zu gelegenen Garten versetzen zu dürfen. Die Bitte wurde abgeschlagen, indem der Antragstellerin nahegelegt
wurde, in dem Garten ein neues Haus zu bauen, worauf Frau Nahl nicht einging. 1826 wurde dem Privatmann Nahl gestattet, zur Ver-
schönerung seines Hauses einen Balkon mit zwei Säulen aus Balhorner Sandstein anzubringen. 1833 entschloß sich der Partikulier Theodor
Nahl, bei der beabsichtigten Vergrößerung seines in der Wilhelmshöher Allee gelegenen Hauses die Tür mit Portal in die Mitte des Gebäudes
zu verlegen und die Fenster in beiden Häusern gleichförmig einzurichten.
Regentenhaus S. 22 f. Hess. Erinnerungen S. 201 ff Der Garten war nach der eigenen Idee des Generals von Müller ange-
legt und eingerichtet; ein kleiner Hügel war von einem bunten chinesischen Schirmdach mit vielen Metallglocken überdeckt, und mit einem
Drahtzug konnte man alle Glocken zum Läuten bringen. Eine hohe Schaukel mit der Aufschrift Plaisir innocent diente den jungen Leuten
zur Unterhaltung, und auf einem Beet mit vielerlei Rosensorten stand an einer zierlichen Tafel in deutscher Übersetzung der angebliche
Ausruf eines Gärtners zu Bagdad aus dem Jahre 1000 Die Rose stets den Thron behauptet Und ihre Herrschaft wanket nie,
Es sind die Blumen ihre Völker, Der Blumen Königin ist sie
Tafel 473, u.
Tafel 398,
Tafel 391,
Tafel 436,
Tafel 396,
Tafel 434,
Tafel 891,
Tafel 436, u.
Haus Nr. 32. Früher Oberzolldirektion.
Haus Nr. 45. Eigentümer 1796 Geh. Regierungsrat Steinbach Treppe; Wange mit Mäander. Geländer mit
ausgesägten Brettern. Zopf.
Garten hinter dem Hause? verändert.
Haus Nr. 62.3 Eckhaus Wilhelmsplatz und Murhardstraße. Eigentümer früher die Brüder Murhard jetzt die
Stadt. Fachwerk, verputzt. 11 Achsen, Geschosse, mit Architrav über dem Erdgeschoß, mit Pilastern
und Rundbogenblenden an den Mittelachsen des 1. Obergeschosses, in den Bogenfeldern Vasen, Palmetten
und Rankenornament. Dachgeschoß über den Mittelachsen, mit Attika mit Balusterblenden. Balkon
vor den Mittelachsen, mit Säulen, in der Neuzeit abgebrochen. Klassizistisch.
Garten hinter und neben dem Hause, im englischen Stil;5 verändert.
Haus Nr. 63 u. 65. Eigentümer 1796 Bildhauer Heydß
Haus Nr. 79, Eckhaus Südstraße. Angeblich 1809 von König Jeröme seiner Gemahlin zum Geburtstag ge-
schenkt." Später Wohnsitz der Gräfin Hessenstein. 1837 als Gräflich Hessenstein'sche Villa bezeichnet
Nach dem Tode der Gräfin Hessenstein Eigentümer von Heringen, darauf von Normann. Untergegangen.
Neubau um 1865. Bauherr von Normann. Eigentümer später Mathieu, darauf Hessische Aktienbrauerei?
Jetzt Direktor-Wohngebäude der Hessischen Aktienbrauerei.
Garten?" verändert. Vase.
Haus Nr. 80. Gastwirtschaft Zur Schokoladenfabrikün Später verlegt in das Haus Nr. 83.
Haus Nr. 125. Erbaut 1779. Fachwerk, verputzt, Achsen, Geschosse, mit Mittel- und Ecklisenen und
mit Kranzgesims über dem Erdgeschoß. Haustor, mit Flachbogen und Schlußstein, auf Schlußstein In-
schrift 1779" in Volutenumrahmung. Giebel über den schwach vorgezogenen Mittelachsen, im Giebel-
felde Kranzgehänge unter Korbbogenfenster.
Haus Nr. 167. Pavillon," Holz, mit freistehenden Säulen, geschwungenem Dach und. Vase als Bekrönung.
Chineserie. Vielleicht aus Mulang oder der Karlsaue stammend.
Haus Nr. 186. Gastwirtschaft Zum langen Felde".13
Haus Nr. 309. Gastwirtschaft von Keim. Östlicher Teil früher Bahnhofsgebäude von Cassel.
Haus Nr. 321, Eckhaus Baunsbergstraße. Landwirtschaftliches Gehöft und Gastwirtschaft. Eigentümer jetzt
Chr. Stolzenbach.
Garten hinter dem Gehöft. Figur eines Chinesen, Stein, auf kreisförmiger Bank, auf einem niedrigen
Hügel unter Bäumen aufgestellt. Chineserie. Bruchstücke sonstiger Figuren. Vielleicht aus Mulang, dem
Wilhelmshöher Schloßpark oder der Karlsaue stammend.
Stadtplan v. Fichtel 1796.
Lobe, Wanderungen S. 167 Weniger in die Augen fallend nach Außen sind die Steinbach'schen Wohngebäude, aber die Lage
derselben und der ausgebreitete Garten mit seinen sanft sich erhebenden Anhöhen sind zu schönen Anlagen trefflich eingerichtet und gewähren
herrliche Aussichten. Natur- und Kunstschönheiten wechseln hier in verjüngtem Maßstäbe ergötzlich ab."
Mebes, Um 1800 II S. 64. Heidelbach, Kassel S. 78.
Lobe, Wanderungen S. 167 f., schreibt 1887 Der Name ,Murhard' gebietet dem Literaturfreunde hier einige Augenblicke zu
verweilen und die äußeren Anlagen der im englischen Geschmacke ausgeschmückten Gärten und das kostbare und kostspielige Innere zu be-
schauen, welches letztere hinsichtlich des Ameublements und der Decorirung fürstlichen Gemächern, wenn hier auch im Kleinen, nicht nach-
steht." Besonders die Gemäldesammlung wird gerühmt.
Stadtplan v. Fichtel 1796. Losch, Schönfeld S. 57. Heidelbach, Kassel S. 77 f.
Mitteilung des Herrn Schriftstellers Burger in Cassel.
Eisentraut, Kaserne S. 90, vermerkt einen Bericht der Munizipalräte von Wehlheiden, in dessen Gemarkung das Grundstück lag,
vom 11. Mai 1911, in dem diese u. a. zum Ausdruck bringen, daß sie dem König Jeröme ansehnliche Ackerparzellen zu allen Alleen, zu den
Königlichen Gärten in der Napoleonshöher Allee und zu den Gärten von Schönfeld abgetreten hätten. Unter den Königlichen Gärten in
der Napoleonshöher Allee" vermutet Eisentraut das heutige Grundstück des Hauses Nr. 79, das auf alten Stadtplänen parkähnliche Ein-
richtung zeigt.
So genannt nach der Meinecläschen Schokoladenfabrik. Vgl. Lobe, Wanderungen S. 167.
Wenzel, Gartenhäuschen. So genannt nach der alten Flurbezeichnung.
Das Gebäude stand ursprünglich hinter dem Südflügel des jetzigen Bahnhofsgebäudes, nach dessen Erbauung es abgebrochen und an
das bereits als Gastwirtschaft bestehende Haus Wilhelmshöher Allee Nr. 309 wieder angebaut wurde. Mitteilung des Herrn Zolldirektors Woringer.
Lobe, Wanderungen, S. 167.
2. 2,12, QQQQQQQQ zu
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Wilhelmshöher Platz
Haus Nr. 2. Zubehör zum Fürstenhausfß
meisters von Dehn-Rotfelserß
Wohnung des Oberhofbaumeisters Engelhard und des Hofbau-
Haus r. Eckhaus Weinbergstraße und Friedrichsstraße; Grundstück bis zur Oberen Karlsstraße durchgehend.
Erbaut zur Zeit der französischen Fremdherrschaft. Wohnung des Ersten Almosenier Karl Friedrich Frei-
herrn von Wendt, Bischofs von Hildesheim, und des Großalmosenier Ferdinand Freiherrn von Lüninck,
Fürstbischofs von Corvey, der von König Jeröme zum Erzbischof von Westfalen mit dem Sitz in Cassel
ausersehen war. Nach Wiederherstellung des Kurfürstentums von der Regierung dem Fabrikanten Joh.
Christian Arnold in Erbleihe gegeben, der seine Papiertapetenfabrik, die erste in Deutschland, aus der
Wildemannsgasse4 hierher verlegte. Im 2. Obergeschoß Wohnung der Karoline von der Malsburg, der
Mittelpunkt geistig belebter Geselligkeit. Absteigequartier des mit der Familie Arnold und insbesondere
mit dem Maler und Musterzeichner Karl Heinr. Arnold befreundeten Malers Adolf von Menzel bei seinem
wiederholten längeren Aufenthalt in Casselß Eigentümer jetzt Witwe Antonie Meyer. Steinbau, Ge-
schosse, mit Bandgesims über dem Erdgeschoß und mit einfachen Eisengittern in den Fensterbrüstungen
des 2. Obergeschosses, Mittelachsen, schwach vorgezogen, mit Quaderputz im Erdgeschoß und jonischen
Pilastern in den beiden Obergeschossen, je Seitenachsen, mit Streifenputz im Erdgeschoß, Blendarkaden
mit Pilastern und Rundbögen um die Fenster des 1. Obergeschosses und mit Simagurt unter dem 2. Ober-
geschoß. Balkon über den Mittelachsen des Erdgeschosses, auf Doppel-Vclutenkonsolen, mit einfachem
Eisengitter. Eingangs- und Durchfahrtshalle in der Mittelachse, mit kassettierter Segmentbogentonne.
Tapetenfabrik, -lager und -laden im Erdgeschoß, jetzt zu Wohnungen umgebaut. Säle im 1. Obergeschoß,
jetzt durchgebaut.
Nebenflügel an der Friedrichsstraße wie die Seitenachsen des Hauptflügels, jedoch infolge des Gelände-
gefälles um ein hohes Sockelgeschoß mit mittlerem Rundbogen gewachsen. Gegenstück an der Ecke der
riedrichsstraße und Oberen Karlsstraße, jedoch das Sockelgeschoß als Erdgeschoß ausgebaut und ohne das
2. Obergeschoß des Hauptflügels, im Erdgeschoß früher die Tapetenhandlung von Arnold jetzt von Berndt
und Siebert, im Obergeschoß früher die Hauskapelle des Bischofs durch einen bedeckten Gang mit dem
Wohnhaus verbunden.
Hof. Einfahrtstor an der Oberen Karlsstraße. Pfeiler, quadratisch, mit Hauptgesims und niedrigem
Aufsatz und mit viertelkreisförmig geschwungenen Flügelmauern.
Wirtschaftsgebäude im Hof, darunter Pferdestall und Laboratorium.
Pavillon im Hof. Untergegangen.
Hoflmeister, Künstler S. 26, erwähnt ein von J. D. W. E. Engelhard entworfenes äußerst geschmackvolles egyptisches Garten-
haus in dem vormals kurprinzlichen Garten der Wilhelmshöher Allee". Vermutlich stand das Bauwerk im Garten des Fürstenhauses. Vgl.
Abschnitt Fürstenhaus" S. 416 f.
Vgl. Abschnitt Fürstenhaus" S. 416 f.
Adreßbücher.
Nach Woringer, Arnold S. 139, vermutlich aus dem jetzigen Hause Wildemannsgasse Nr. 11. Joh. Christian Arnold wohnte
1796 Wildemannsgasse 34. Arnold soll zuvor die Anlage einer Tapetenfabrik am Königsplatz geplant haben, womit der Kurfürst nicht ein-
verstanden war. Vgl. auch Abschnitt Agathof" S. 622 Anm. 5.
Heidelbach, Menzel. Heidelbach, Kassel S. 53 f. Menzel zeichnete in dem Hause den 17 Fuß breiten und 12 Fuß hohen
Karton zu dem Bilde Empfang der Herzogin Sophie von Brabant und ihres Sohnes, des Landgrafen Heinrich, des Kindes von Hessen, zu
Marburg im Jahre 1248". Er schreibt 1847 Jetzt bin ich nun im Atelier schon eingerichtet. Es ist sehr zweckmäßig und geräumig."
Das Atelier lag nach vorn heraus auf den freien Platz". Der Karton war 1848 im Saal des Palais der verst. Gräfin Hessenstein öffentlich
ausgestellt. Später kam er an die Landesbibliothek, wurde 1866 von Menzel zurückerworben und 1896 an den Kunstliebhaber l-lenneberg
in Zürich verkauft. Abb. bei Knackfuß, Menzel S. 29.
Woringer, Arnold S. 186.
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Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel. Vl. Cassel-Stadi. 96
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Gebäude.
Haus Nr. 5,1 in der Achse der Königsstraße. Erbaut vermutlich 1799? Architekt S. L. du Ry, der Schwager
des Bauherrn? Bauherr Oberappellationsgerichtsrat Ph. Koppß Eigentümer um 1805 Bankier Karl
Jordis, 1814 von Hänleinß Dann im Besitz der Landesherrschaft. Um 1825 bewohnt von Ferd. Ortlöpp,
dem Bruder der Gräfin Reichenbach. 1830 von Kurfürst Wilhelm ll. den Landständen zur Verfügung
gestellt, die hier den Neubau des Ständehauses planten, auf Wunsch des Kurprinzen abergdas Grundstück
für 6000 Taler wieder abtratenß 1833 bezogen von General Bödicker, der 1837 in das Kommandantur-
gebäude an der Königsstraße übersiedelte? Eigentümerin 1837 die Gräfin von Schaumburgß Später im
Besitze der Stadt, die es zum Stadtbauamte einrichtete. 1850 bis zur Fertigstellung des Bahnhofsgebäudes
Kurhessische Eisenbahndirektion. Putzbau, Achsen, Geschosse, mit Ecklisenen und Kranzgesims über
dem Erdgeschoß. Dachgeschoß über den Mittelachsen, mit Giebel. Kurze Freitreppe vor dem Eingang
in der Mittelachse, mit einfachem Eisengitter und starken quadratischen Eckpfosten aus Stein. Beim
Bau des Landesmuseums abgebrochen.
Park hinter dem Hause, sogenannter Hanauischer Park, verändert?
Wilhelmsstraße.
Haus Nr. 11. Erbaut um 1770.10 Eigentümer 1778 Steinmetzgeselle Joh. Rüdiger, 1858 Wirt Joh. Schäfer?
Früher Gastwirtschaft Zur lustigen Fliege"; dann Gastwirtschaft Zur wattierten Weste"; jetzt Gastwirt-
schaft Zur Rabenmutter". Wohnung des Architekten Karl Schäfer. Fachwerk, verputzt, Achsen,
Geschosse. Giebel über der Mittelachse.
Haus Nr. 15. Erbaut um 1770.12 Eigentümer 1773 Steinmetzmeister Müller, 1827 Geh. Hofrat Dr. Aug. Chr.
Waitz, 1844 Maurermeister Heinr. Peilert, 1862 Kaufmann Otto Phil. Thielßa jetzt Kaufleute Gebr. Klippert.
Steinbau, Achsen, Geschosse, Giebel über den schwach vorgezogenen Mittelachsen.
Haus Nr. 23. Wohnung des Malers Karl Wilh. Glinzerß
Haus Nr. 27. Steinbau, Achsen, Geschosse, später um Geschoß erhöht. Barock. Giebel, mit Mutulen
an den Gesimsen und Halbkreisfenster. Klassizistisch.
Haus Nr. 29. Wohnung des Kupferstechers Nahlßä Gastwirtschaft Rathausschenke". Fachwerk, verputzt,
Achsen, Geschosse. Dachgeschoß über den Mittelachsen, mit Giebel. Haustür, mit Segmentbogen;
Flügel mit geschwungenen Füllungen. Rokoko.
Wolfsschlucht.
Haus Nr. 9. .Wohnung des Architekten Prof. Joh. Heinr. Wolfiw
Haus Nr. 12 u. 14. Wohnung des Malers Karl Wilh. Glinzer."
Haus Nr. 23. Wohnung des Malers Louis Katzenstein.
Losch, Schönfeld S. 44. Müller, Kassel ll S. 90. Jacobi, Hugenotten XXV Nr. 21.
Im Stadtplan v. Fichtel 1796 noch nicht eingetragen, vielmehr nur als Grundstück des Regierungsrats Kopp bezeichnet; auf
Stadtplan v. Martens 1803 vorhanden. 1798 nahm Kopp einige Geländeveränderungen an dem Grundstück vor. Stadtarchiv Cassel 365.
Gerland, Du Ry S. 129. Gerland, Kopp S. 172. Vgl. Haus Königsstraße Nr. 39, das 1799 nicht mehr im Besitz von Kopp war
Garküche S. 31. Nach Adreßbuch 1819 wohnte der Legationsrat und Rittmeister von Hänlein am Wilhelmshöher Tor, der
preußische Gesandte von Hänlein dagegen in der Königsstraße. Vgl. Abschnitt Ständehaus" S. 450 ff.
Neuber, Gouvernements-Gebäude. Vgl. Abschnitt Bürgerhäuser. Haus Königsstraße Nr. 47".
Kataster, Brandversicherungs-Anstalt Cassel. Nach Gerland, Kopp S. 186, starb hier, in seinem Hause", am 7. September 1837
Kriegsrat Karl Friedr. von Kopp.
Hochapfel, Weinberg S. 138. Auch der Park befand sich schließlich im Besitze der Stadt, welche dem preußischen Staat als
Äquivalent für die Gründung eines zweiten Gymnasiums in Kassel ein mehrere Acker großes Grundstück des Parks, an der Humboldt- und
Grimmstraße gelegen, gratis abtrat und den größten Teil desselben im Einverständnis mit den Testamentsvollstreckern der Gebrüder Murhard
gegen deren Grundstück in der Wilhelmshöher Allee vertauschte, damit auf diesem schönen Punkte das Gebäude der städtischen Murhard-
bibliothek demnächst errichtet werden könne. Im Februar 1902 erfolgten die ersten Spatenstiche zum Bau der Bibliothek".
Auf Stadtplan v. du Ry 1768 noch nicht vorhanden. Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Auf Stadtplan v. du Ry 1768 noch nicht vorhanden. Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Adreßbücher. 15 Adreßbuch 1819. Adreßbücher. Adreßbücher.
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QQQQQQQEE! Gebäude.
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Zeughausstraße.
Haus Nr. 6. Früher Gastwirtschaft Zum Spucknapf"; ietzt Gastwirtschaft ohne Namen.
Haus Nr. 10. Erdgeschoß, 1. und 2. Obergeschoß Steinbau, Achsen, mit Simagurt über dem 2. Obergeschoß.
Haustür, mit Spiegelquadern, Rundbogen und Volutenschlußstein; Oberlichtfenster, rechteckig, zu zweien
gekuppelt, mit profilierten Gewänden. Fenster, rechteckig, zu dreien gekuppelt, mit profilierten Gewänden.
3. Obergeschoß Fachwerk, später verputzt, mit auskragendem Quergebälk, später verkleidet. Giebel, mit
Krüppelwalm auf gekehlter Knagge. Renaissance.
Haus Nr. 12, Eckhaus Klosterstraße. Steinbau, Achsen an der Zeughausstraße, Achsen an der Kloster-
straße, Geschosse, mit Simagurten zwischen den Geschossen. Haustür, mit Diamantquadern, Rundbogen, Tafel423,1
toskanischen Pfeilern und Deckgesims; Oberlichtfenster, rechteckig, mit profilierten Gewänden. Fenster,
rechteckig, zu zweien und dreien gekuppelt, mit profilierten Gewänden. Dachhaus, an der Zeughausstraße,
mit Giebel und Krüppelwalm. Giebel an der Klosterstraße, mit Krüppelwalm. Renaissance.
Haus Nr. 16. Gastwirtschaft Zeughausschenkdt
Ziegengasse.
Haus Nr. 2. Haustür, rechteckig; Flügel mit stabgefüllten Kanneluren, verziertem Schlüsselschild und Klopfer.
Empire.
Haus Nr. 8. Erdgeschoß Steinbau, mit Simagurt. Ovale Steinplatte mit der Inschrift WER GOTT VER-
TRAUT HAT WOHL GEBAUT" Renaissance.
Haus Nr. 9.2 Eigentümer 1605 Friedrich Gertner, 1610 die Landesherrschaftß 1767 Registrator Bachmannß
Fachwerk, später verputzt, Gefache, Geschosse, mit auskragendem Quergebälk, später verkleidet.
Dachhaus, mit Giebel. Renaissance.
Haus Nr. 11.5 Eigentümer 1605-Salzkoch Adam Brudeß 1767 Joh. Grabe? Fachwerk, später verputzt,
Geschosse, davon das obere auskragend. Dachhaus, mit Giebel. Renaissance.
Haus r. 12. Haustür, mit Segmentbogen; Flügel mit geschwungenen Füllungen, Oberlicht mit geschwungenen
Sprossen. Rokoko.
Haus Nr. 22.8 1605 bezeichnet als Eckhard Ungefugs hausfraw hauß ledig"? Eigentümer 1802 Weiß-
bindermeister Jak. Müller, dem 1835 auch das Nachbarhaus Nr. 24 gehörte?" HolTront Fachwerkan-
scheinend ursprünglich Geschosse, später verputzt, mit auskragenden gefasten Balkenköpfen. Gotisch.
Vorderfront um 1800.
Haus Nr. 23. Haustür, mit Segmentbogen; Flügel mit geschwungenen Füllungen und verziertem Schlüssel-
schild, Oberlicht mit geschwungenen Sprossen. Rokoko.
Hinterhaus. Fachwerk, später verputzt, mit Schnüren, Diamantbändern, Bunden und Kerbschnitt am
auskragenden Quergebälk. Renaissance.
Knetsch, lnschriften S. 250 f.
Vielleicht ehemals Verkaufsstelle des Salzes. Vgl. Haus Ziegengasse Nr. 22 Anm. 8.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Vielleicht mit der Verkaufsstelle des Salzes zusammenhängend. Vgl. Nachbarhaus Nr. Anm. 2.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Angeblich im 16. Jahrhundert ebenso wie das Nachbarhaus Nr. 24 Verkaufsstelle des Salzes. Vgl. Abschnitt Altstädter Salz-
haus" S. 598 Anm. 8. 1733 angeblich noch das alte Salzhaus" genannt. Es muß darauf hingewiesen werden, daß zwei andere Häuser
der Ziegengasse mit dem Salzverkauf in Verbindung stehen könnten, nämlich das Haus Nr. das 1610 im Besitz der Landesherrschaft sich
befand, und das Nachbarhaus Nr. 11, das 1605 dem Salzkoch Adam Brude gehörte.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
aeaaaaaaa 763 EJE-EwE-Eaawaaazaaaaaaaaaaas-x
oc-
H.aus Nr. 24.1 1605 bezeichnet als der Schmiede Zunft hauß ist nicht frey"? 1767 bezeichnet als Schlosser-
Gildehausß Eigentümerin die Schmiedegilde. Untergegangen. Neubau um 1800. Eigentümer 1835 Weiß-
bindermeister Jak. Müller, dem auch das Nachbarhaus Nr. 22 gehörte.
Haus Nr. 25. Hinterhaus. Erdgeschoß Steinbau, nachträglich errichtet. Obergeschosse Fachwerk,.mit
Schnüren, Diamantbändern, Bunden und Kerbschnitt am auskragenden Quergebälk und mit Streben in den
Brüstungsfeldern. Renaissance.
Haus Nr. 26. Eigentümerin 1605 Hermann von Lang Lemgaw Witwe Umbau oder Neubau 1628. Erd-
geschoß Steinbau, mit Simagurt. Haustür, rechteckig, mit Deckgesims, auf Hängeplatte des Gesimses die
Inschrift 1628". Fenster, rechteckig, mit profilierten Gewänden. Obergeschosse Fachwerk, später
verputzt, Achsen, mit auskragendem Quergebälk, später verkleidet. Renaissance.
Haus Nr. 28. Eigentümerin 1605 Elisabeth Tentzers Witwe Elisabeth vnndt gedraut Dentzerin? Unterge-
gangen. Neubau 1692. Erdgeschoß Steinbau, Achsen, mit Simagurt. Haustür, rechteckig, mit Diamant-
Schlußstein, auf Sturz die Inschrift 1692".6 Fenster, rechteckig, zu dreien gekuppelt, mit gekehlten Ge-
wänden. Obergeschosse jünger.
Haus Nr. 27. Eigentümer 1767 Professor Gössel, 1809 Bäcker Kasp. BäumlerF Fachwerk, später verputzt,
Gefache, Geschosse, mit auskragendem Quergebälk, später verkleidet. Giebel, mit Krüppelwalm.
Renaissance überarbeitet.
Haus Nr. 29. -Eigentümer 1767 General Papenheim, 1813 Heinr. Werner Cimiottiß Erdgeschoß Steinbau,
Achsen, mit Kranzgesims. Haustür, rechteckig, mit Ohren; Flügel mit verkröpften Füllungen. Ober-
geschosse Fachwerk, verputzt. Barock.
Haus Nr. 32. Eigentümer 1605 Johann von Staden Witwe, 1610 Aktuarius Caspary? denen auch das Nach-
barhaus Nr. 34 gehörte. Eigentümer 1767 Ludw. Zülch, 1771 Ratsverwandter Elias Rüppel, dem auch
das Nachbarhaus Nr. 34 gehörte, 1808 Kaufmann Sieversßo Fachwerk, später verputzt, Gefache,
Geschosse, später erhöht, mit auskragendem Quergebälk, später verkleidet. Renaissance.
Haus Nr. 34, Eckhaus Graben. Eigentümer 1605 Johann von Staden Witwe, 1610 Aktuarius Casparyßl
denen auch das Nachbarhaus Nr. 32 gehörte. Untergegangen. Neubau 1720. Eigentümer 1767 Gebrüder
Heimel, 1798 Ratsverwandter Elias Rüppel, dem auch das Nachbarhaus Nr. 32 gehörte, 1818 Kaufmann
Sievers? jetzt Kaufmann Theod. Schlitzberger. Steinbau, Achsen an der Ziegengasse, Achsen am
Graben, Geschosse, mit Ecklisenen und Kranzgesims über dem Erdgeschoß. Haustür an der Ziegen-
gasse, mit Segmentbogen, profilierten Gewänden und Deckgesims. Ladenfenster am Graben mit Korb-
bogen, Pilastern und Schlußstein, im Bogen reiches Eisengitter mit dem Spiegelmonogramm und
,.A und der Jahreszahl 1720". Giebel am Graben. Treppenhausßä
Zuchtberg.
Haus Nr. 4. Eigentümer 1821 Stückgießer Georg Christian Karl Henschel, 1840 Konr. Heinr. Pfeifferki
später Schreinermeister Masureck, jetzt Geh. Kommerzienrat Otto Vogt. Verwaltungsgebäude der Vogtschen
Mühle. Erdgeschoß Steinbau. 1. Obergeschoß Fachwerk. Einheitliche Putzfront, Achsen. Haustor,
mit Rundbogen, Kämpfer und Schlußstein. Giebel über den Mittelachsen. Barock. Sandsteintafel, am
hohen Sockel an der Fulda, mit der Inschrift Henschelsche Nickelfabrik Juli 1840".
Brunner, Cassel S. 150.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36. Darüber die Inschrift Renov, 1884".
Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel. Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36. Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 86. Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
13 Abb. bei Nübel, Holzarbeiten Bl. 34. Kataster. Brandversicherungs-Anstalt Cassel.
unumwun-
242'233
ALTE FULDABRÜCKE.
Rekonstruktion von E. Wenzel.
BRÜCKEN.
Alte Fuldabrücke.
Holzbrücke.
Erster Bau.
Die Bedeutung Cassels als Kreuzungspunkt mehrerer wichtiger Handelsstraßen und als Marktsiedelung
wurde verstärkt durch den hier vorhandenen Übergang über die Fulda, der für eine lange Strecke die einzige
Straßenüberführung über den Fluß bildete. Diese wichtige Brücke, die im Zuge des Verkehrs von Sachsen zum
Rhein lag, hatte ihren Platz zwischen der Ausmündung der alten Leipziger Straße auf der Unterneustädter Seite
und der Einmündung der Fuldagassen auf der Altstadtseite. Die Erbauungszeit ist nicht bekannt Erwähnt
wird die Brücke zuerst 1336, in welchem Jahr von einem Erbe die Rede ist, daz da was her Henrichis Hobe-
mannis unt firn Gerdrude siner el. wirtdin, di da sazin in der nuwin stat zu Caßele an dir siet der
brucgin"? Über das Aussehen des Bauwerkes ist nichts bekannt; doch kann es sich wohl nur um eine Holz-
konstruktion gehandelt haben. Denn die Lebensdauer der Brücke war sehr beschränkt. Ausgangs der ersten
Hälfte des 14. Jahrhunderts war sie so schadhaft, daß ihr Neubau beschlossen wurde. Ob die Baufälligkeit
eine Folge des Hochwassers von 13423 war ist nicht festzustellen.
Rogge-Ludwig, Fuldabrücke, nimmt Ende des 13. Jahrhunderts an. Piderit, Cassel S. 33 hält die Brücke für gleichaltrig mit
der Unterneustadt. Gümpell, Fuldabrücke, verlegt den Bau in die Mitte des 13. Jahrhunderts und glaubt, daß bereits früher eine Holzbrücke
vorhanden war. Nebelthau, Denkwürdigkeiten S. 273, ist der Ansicht, daß die Brücke ohne Zweifel schon in allerältester Zeit hier stand
und, aller Wahrscheinlichkeit nach, auch zur Erbauung der Burg die nächste Veranlassung gab". Hessenland II S. 44 Die Unterneustadt
wurde an Stelle des Dorfes Fuldahagen unter der Regierung Heinrich des Kindes von Brabant in den Jahren 1288 bis 1293 erbaut und
befestigt. Eine Holzbrücke führte über die noch jetzt sichtbaren steinernen Pfeiler oberhalb der jetzigen Fuldabrücke".
Landesbibliothek Cassel Mscr. Hass. 109.
Dilich, Chronica S. 120.
Nebelthau, Denkwürdigkeiten S. 299.
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Zweiter Bau.
Zum Zwecke eines Neubaues traf man 1346 Anstalten Als zu Cassel die Fuldabrücke gar baufällig
und der gemeinen Stadt zu bauen zu schwer", heißt es zu diesem Jahre in der hessischen Congeries? hat
Landgraf Heinrich und Otto, sein Sohn, Zoll und Ziese, so die Stadt aufhebt, zu ihrem Theil zu Unterhaltung
der Gebäu der Fuldabrücke darzu verordnet". Aus einer am dritten Sonntag nach Ostern des genannten Jahres
ausgestellten Urkunde3 ergibt sich, daß der Rat der drei alten Städte beim Landesherrn wegen der nicht nur den
Reisenden, sondern auch der Casseler Bürgerschaft drohenden Gefahr vorstellig geworden war, daß die Notwendigkeit
einer immutatio et innovatio" der Brücke anerkannt wurde und daß ad novi pontis structuram" Schritte unter-
nommen werden sollten. Es sollte, so lautete der Beschluß, zunächst ein Brückengeld erhoben werden4 und zwar
von jedem Fuhrwerk, welches von Sachsen nach dem Rhein und umgekehrt, oder von Thüringen nach Westfalen
und umgekehrt durch Cassel komme, möge es nun die Brücke passieren oder nicht; das Brückengeld sollte vom
Wagen vier, vom Karren zwei Pfennige betragen und ganz und gar zum Brückenbau, nichts davon, wie das
auch ungebräuchlich sei, an die Landgrafen fallen. Zweitens solle zum Zoll ein Zu- oder Aufschlag kommen
und, während jener dem Zollbeamten verbleibe, dieser an die mit dem Brückenbau beauftragten Beamten ab-
geliefert werden. Drittens wurden die Brückenprovisoren und Struktoren" ermächtigt, falls es nötig werde,
für zwei Mark jährlich zu erlegender Rente Geld auf den Brückenfonds aufzunehmen. Endlich sollte der Zoll-
aufschlag und das Brückengeld so lange forterhoben werden, bis die Schuld und der Kostenaufwand des Brücken-
baues abgetragen sei, dann aber alles und der Zoll namentlich auf den alten gewohnten Fuß zurückkehren.
Daran, daß der Brückenbau um diese Zeit zustande kam, ist nicht zu zweifeln. Daß die Brücke ein Holzbau
mit Ziegeldach war, der auf steinernen Pfeilern ruhte, berichtet die Chronikß Rechtlich scheint nicht ohne
Belang zu sein, daß in der genannten Urkunde von 1346 das Bauwerk von den Landgrafen ausdrücklich als
unsere Brücke" namhaft gemacht wird; Aus der späteren Geschichte sind einige Daten überkommen. 1358
entstand, eine Stiftung der Frau Hedwig Goldfuß, am Brückenende nach der Unterneustadt zu die Nikolaus-
kapelle." Im gleichen Jahre erklärte sich der Ahnaberger Konvent damit einverstanden, daß der Inhalt der
beiden Opferstöcke dieses Kirchleins dem Bau und der Unterhaltung des Flußüberganges zu Gute kommen
solleß 1411 verkaufte der Rat der Stadt an Katharina und Gertrud von Mulenbach, Klosterjungfrauen von
Ahnaberg, eine jährliche Rente von Pfund Pfenniggeld auf deren Lebenszeit für 40 Pfund Pfennige, die er
zum Bau der Brücke verwandte? 1468 wird ein Haus uff der brugken vnder dem thor",10 1469 ein solches
bei der Brücke" erwähnt. Opferstöcke auf der Brücke und bei der Nikolauskapelle finden sich ebenfalls 1468
Schminke, Cassel S. 6. Krieger, Cassel S. 86. Rogge-Ludwig, Fuldabrücke.
Nebelthau, Congeries S. 323 f.
Kuchenbecker, Anal. Hass. IV S. 285 ff. Nebelthau, Denkwürdigkeiten S. 299 H.
Nach Piderit, Cassel S. 34, Schwarzkopf, Cassel S. und Gümpell, Fuldabrücke, das älteste Brückengeld, das sich in der
deutschen Geschichte nachweisen läßt. Woringer, Zoll S. 20, nimmt an, daß bereits auf der alten Brücke ein Zoll erhoben wurde. Da die
Urkunde von 1346 den statum solitum et antiquum des Zolls erwähnt, wird man in der Tat damit rechnen müssen, daß bereits früher ein
Brückenzoll bestand.
Nebelthau, Congeries S. 356 eine hölzerne Brücke auf steinern Pfeilern, die war mit einem Ziegeldache vor Wetter und Regen
gedeckt". Stück, Stadtbau S. 203. Brunner, Cassel S. 35, nimmt drei Pfeiler an. Vgl. Brunner, Handel S. wo auf dem Gegensatz der
hölzernen Fuldabrücke zur steinernen Ahnabrücke aufmerksam gemacht wird. Schwarzkopf, Cassel S. nimmt einen Steinbau an.
Brunner, Cassel S. 305 Die alte Fuldabrücke scheint ursprünglich von den Landesherren erbaut zu sein".
Vgl. Abschnitt Nikolauskapelle" S. 237 f.
Urkunde von 22. April 1358. Stadtarchiv Cassel. Brunner, Cassel S. 306 Wenn das Kloster am 22. April 1328 vermocht
wurde, auf beide Opferstöcke zu verzichten, da deren Inhalt zum Bau und zur Unterhaltung der Brücke verwandt werden solle, so könnte
man daraus den Schluß ziehen, daß selbige in jener Zeit erbaut worden sei. Dem ist jedoch nicht so, sie war 1299 zweifellos schon vor-
handen. Denn einmal wird in diesem Jahre die Brücke über die Ahna als die steinerne bezeichnet eine Bezeichnung, die sie auch später
noch im Gegensatz zur hölzernen Fuldabrücke führt; sodann erweist sich die letztere im Jahre 1346 so schadhaft, daß die Landgrafen Heinrich
und Otto einen besonderen Zoll zu ihrer Herstellung verwilligen. Das wäre für eine 20 Jahre zuvor erbaute Brücke schwerlich nötig gewesen.
Vermutlich ist sie gleichzeitig mit der Neustadt entstanden."
Schultze, Klöster, Urk. Nr. 342. Stölzel, Stadtrechnungen S. Nr. 3.
Schultze, Klöster, Urk. Nr. 691.
Qääääää 766 Qäääägääääää
Brücken.
EJEJ
vermerkt,1 in welchem Jahre auch die Rede ist von Entlohnung eines Arbeiters vor sin arbeit lm holtze gethan
zcur brugken gehauwen"? Größere Ausbesserungen müssen 1471 vorgenommen sein, denn man liest in den
Stadtrechnungen dieses Jahres-a von Ausgaben für Dielen, Bohlen, Wellen, Holz zu den Böcken, Holz um den
Pfeiler, Eisen zu Steinzangen, Nägel, eiserne Schuhe, einen schuphael", einen Ring an eine Pforte, Maurer-
arbeiten vor dem Tore und Wasserschöpfen aus dem Pfuhle. Dabei fällt die Zahl der Holzfuhren auf. Ein
Betrag des genannten Jahres ist verbucht vom Casten vifer fulde Brücken et est totaliter solutus dar von preter
antiquum"? Dieser Torenkasten"5 wurde mit neuem Holz ausgebessert und mit 300 Ziegeln gedecktß Die
Ausbesserungen von 1471 scheinen der Haltbarkeit der Brücke sehr zu gute gekommen zu sein, denn im nächsten
Jahre widerstand das Bauwerk einer Wasserflut, die so hoch stieg, daß man sich vor der Fahrbahn der Brücke,
wenn man sich etwas vornüber beugte, im Flusse die Hände waschen konnte? Kleinere Arbeiten lassen sich
1486 feststellen Nach einem Rentenbrief vom Jahre 1487 verwandte die Stadt auf die Ausbesserung des
vordersten Brückenpfeilers 50 Guldenß Für drei Wagen Eisen bekam 1491 Bürgermeister Fryberge einen
Betrag von 12 Pfund ausgezahlt?" Eine Kapelle auf der Brücke, die wohl in der Mitte der Brückenbahn auf
dem Kopfstück eines Strompfeilers zu suchen ist und vielleicht ebenso alt war wie der Flußübergang selbst,
wird zuerst 1506 erwähntßl Anfangs des 16. Jahrhunderts erfuhr die Brücke einen Neubau.
Steinbrücke.
Die dritte Erneuerung des Flußüberganges, die uf gemeine stadt verleg und kosten" erfolgte, hatte
wohl vorzugsweise den Zweck, die vergängliche und stets ausbesserungsbedürftige Holzkonstruktion durch einen
Massivbau zu ersetzen. Die Entstehungszeit dieser Steinbrücke wird von allen Schriftstellern 12 übereinstimmend
auf 1509 bis 1512 angegebenßß Als Erbauer gilt Meister Klaus der Steinmetz." Die Steine ließ die Landes-
herrschaft anfahren. Einzeldaten der Bauausführung sowie Mitteilungen über die Unterhaltung des Bauwerkes
sind überkommen. Bekannt ist aus den Stadtrechnungen von 1513, daß der Jude Meister Falke sechs Gulden zum
Bau gabßä daß ein Einwohner von Wahnhausen fünf Albus erhielt vor die ysern grossen neyle zcur fulde-
brucken die dahin geflossen waren",16 und daß zwei Leute aus Speele 20 Albus bekamen, weil sie ein gross
holtz vor den pfyler han widder von wonhussen heruff bracht"? Ferner vermerkt die Stadtrechnung eben
dieses Jahres Pfund vor bier den buren so steine Zcur brucken Zcu dienst gefurt han Anno preterito" und 19112
alb. Jost koche han die gudensbergschen furlude ln sinem huse verzeert als sie steine Zcur brucken Zcu dienst
gefurt han".18 Daß 1513 noch Forderungen der Hauptwerkleute ausstanden, ist sicher; denn die Vssgabe
Steinmitzen" enthält 20 gl. Meister clawesen dem Steynmitzen so man lme noch von der brucken schuldig
Stölzel, Stadtrechnungen S. 17 Nr. 31.
Stölzel, Stadtrechnungen S. 23 Nr. 42.
Stölzel, Stadtrechnungen S. 51 Nr. 48, S. 53 Nr. 50, S. 59 Nr. 59, S. 62 Nr. 63, S. 65 Nr. 67 u. S. 66 Nr. 69.
Stölzel, Stadtrechnungen S. 63 Nr. 65.
Vgl. Abschnitt Besserungs- und Strafanstalten" S. 578.
Stölzel, Stadtrechnungen S. 68 Nr. 71.
Stadtarchiv Cassel 262 auf der 1. Seite eines Geschoßregisters. Ein Zusatz von späterer Hand 1554 besagt, daß 1742 uf
den steinern pfeilern ein holtzerne brucke gelegen, welche die hohe nicht gehabt wie itzt die gewolbete brucke. Signatum in anno 54".
Stölzel, Stadtrechnungen S. 88 Nr. 30, S. 92 Nr. 37 u. S. 94 Nr. 40.
Schultze, Klöster, Urk. Nr. 1344.
Stölzel, Stadtrechnungen S. 107 Nr. 29.
Vgl. Abschnitt Brückenkapelle. Kapelle auf der Holzbrücke" S. 238.
Nebelthau, Congeries S. 355 f. Dilich, Chronica S. 122. Merian, Topogr. Hass. S. 18. Schminke, Cassel S. 6. Apell, Cassel
1792 S. 2. Krieger, Cassel S. 86. Rommel, Gesch. v. Hessen III S. 216. Piderit, Cassel S. 83.
Eine Jahreszahl 1512 war am Brückentor angebracht. Vgl. Abschnitt Stadtbefestigung Brückentor" S. 69.
14 Brunner, Cassel S. 306.
15 Stölzel, Stadtrechnungen S. 134 Nr. 1.
Stölzel, Stadtrechnungen S. 155 Nr. 86.
Stölzel, Stadtrechnungen S. 156 Nr. 88.
13 Stölzel, Stadtrechnungen S. 157 Nr. 91.
E4
C11
E150
E121
E4
E1
EJEJ
E2
251912922
geweist vnd ist man lerhenchen auch noch 20 gl. davon schuldig"? Bemerkenswert ist die Notiz, daß man während
des Brückenbaues den Fuldaspiegel senkte, wie sich aus einer Rechnung ebenfalls vorn Jahre 1513 ergibt,
durch welche die Stadt 2112 gl. den Jungfern zcum anenberge bezcalt das sie das weher vfgebrochen vnd
widder selbst "machen lassen als die von Cassel an der brucken arbeiten liessen"? Aus einer Urkunde vom
14. Juni 15143 ist zu ersehen, daß 100 rheinische Goldgulden zur Wiederherstellung eines Pfeilers verwandt
wurden. Mit dieser Instandsetzung der Brücke hängt offenbar die Angabe einer Urkunde vom Herbst desselben
Jahres4 zusammen, wonach der Rat der Stadt den Betrag von 125 Frankfurter Goldgulden zum buw des
mittelsten pfylers an der Fulda brucken gewant" hatte. Eine erneute'Wiederherstellung des gleichen Bauteils
machte sich wenige Jahre später notwendig, denn 1521 zerbrach", wie die Chronik berichtet die Fulda zu
Cassel den großen mittelsten Pfeiler an der Fulda Brücken, darauf war eine hübsche steinerne gewölbte Capell
gebauet, die fiel halb in die Fulda, und mußte die Stadt den Pfeiler mit großen Unkosten wieder bauen"."
Die Wiederaufrichtung scheint mit Sorgfalt geschehen zu sein. Jedenfalls bringen die nächsten Jahrzehnte keine
Nachrichten über ernste Schäden. Kleinere Ausbesserungen müssen sich 1525 und 1526 nötig gemacht haben,
wie sich aus Ausgaben dieses Jahres ergeben für Meister Hans zu einem kleide lst lme geredt wurden als den
tham vnther der brucken machen solte", und für Konrad Wenfridt vor Reiffe an einem bodden sein abgefallen
lm thamme vnther der bruckenßi Fraglich ist sogar, ob die große Flut von 1552, die, wie bekannt, viele
hölzerne und steinerne Fuldabrücken zerstörte und auch die Casseler Unterneustadt stark überschwemmte, dem
Bauwerk etwas antat. Sie scheint aber doch die Veranlassung zu Vorsichtsmaßregel geworden zu sein; denn im
folgenden Jahre finden sich als Ausgaben uff die eissbewme vnnder der Fuldabrucke" notiert gl. 13 alb. hlr.
Meyster Lucas dem Zymmerman sambt seinen knechten vnnd Andelogern, die Eisbewme Zulegen vnnd Zustossen",
25 alb. vulpert Backmeistern von funff Balcken Zu schleyffen vom twernthore bis vf die fuldebrucken" und
1112 alb. Jorge gerharten hat fuder Holtzes von dem Twernthore vf das Eiss gefurt".8 Von größeren Aus-
besserungsarbeiten ist erst 1572 wieder die Rede. 32 Gulden wurden für Eisen ausgegeben, das von Haina
kam. 2112 Zentner Pfund Blei brauchte man, um die Klammern einzugießen. An Steinen wurden 12 Fuder
angefahren. Bei den Pfeilern machte sich das Aufschlagen eines Gerüstes, bei der Fahrbahn das Aufstellen von
Staketen nötig. Als Werkleute werden Martin Steinmetz und Jacob von Ulm genannt, welch" letzterer mit
seinen Gesellen einen Gulden erhielt zur Verehrung, daß er desto fleißiger an der Brücke des Eises halber
gearbeitet". Auch sonst fehlte es nicht an Anerkennung der Leistungen. Zwei Gulden wurden auf Befehl des
Landgrafen unter die 17 Zimmerleute verteilt, von denen jeder drei Tage das Eis auf dem Flüsse aufgehackt
hatte, und als die Pfeiler besichtigt wurden, erhielten die Werkmeister Gulden Albus zu Vertrinkenß
Aber auch Unfälle blieben bei der schwierigen Arbeit, die sich über mehrere Jahre hinzog, nicht aus. Am
17. September 1573 ertranken vier Personen." Die größte Schwierigkeit lag offenbar in der Wiederherstellung
des schadhaften Pfeilers. Am 22. August berichtete Oberst von Scholley dem Landgrafen, daß das Wasser
unter dem Pfeiler ausgepumpt sei und daß es um die Gründung gut stehe. Er gab der Hoffnung Ausdruck,
daß die Arbeit nun bald zum Schluß käme." Zu Ende geführt wurde die Wiederherstellung 1574 durch
Christoph Müller, Landgraf Wilhelms wohlbewährten Hofschreiner und Baumeister, der schon im vorhergehenden
Jahr an der Brücke tätig wann Um die Kosten zu decken, sah sich nach Urkunden vom 11. Januar und
Stölzel, Stadtrechnungen S. 148 Nr. 58.
Stölzel, Stadtrechnungen S. 157 Nr. 90.
Schultze, Klöster, Urk. Nr. 1346.
Würdtwein, Dioec. Mogunt. III S. 430.
Nebelthau, Congeries S. 360. Dilich, Chronica S. 122.
Gümpell, Fuldabrücke, nimmt irrtümlich einen Neubau der ganzen Brücke zum Jahre 1521 an. Die Brücke soll bis dahin aus
einer Holzbahn bestanden haben, die auf Steinpfeilern ruhte.
Stölzel, Stadtrechnungen S. 200 Nr. 93 u. S. 205 Nr. 126.
Stölzel, Stadtrechnungen S. 242 Nr. 172.
Stadtarchiv Cassel 956.
Landau, Excerpte. Landesbibliothek Cassel.
Staatsarchiv Marburg M. St. S. 817. Knetsch, Landgrafenschloß S. 322 f.
16. August 15741 der Rat der Stadt genötigt Einkünfte gegen Kapitalien, das eine Mal gegen 250 Gulden,
das andere Mal gegen 300 Taler, zu verkaufen. Daß die Arbeiten eine größere Aufmerksamkeit beanspruchten,
als Ausbesserungen gemeinhin zugewendet wurden, scheint sich daraus zu ergeben, daß bis zum 4. Januar 1577
die Rechnungen noch nicht abgehört waren, was allerdings zum Teil auch seinen Grund darin haben mochte,
daß der Baumeister von Allendorf" abwesend und der inzwischen verstorbene Wilhelm Speden krank gewesen
war." Trotz der aufgewandten Sorgfalt muß es zweifelhaft erscheinen, ob das Bauwerk für lange Zeit gesichert
war. Ein Aufbau des mittleren Brückenpfeilers von Grund aus" um das Jahr 1615 wird vom alten fürstlichen
Baumeister Johann Wessel, aber auch nur von diesem und zwar etwa 60 Jahre nach dem Ereignis, bezeugt.
Tatsache ist, daß 1639 eine Anzahl starker Eichenstämme vor den Pfeilern zum Schutze gegen die andrängenden
Eismassen angebracht wurden." Auch im folgenden Jahrzehnt mag an der Brücke gearbeitet sein Umfang-
reiche Sicherungen machten sich 1675 nötig, nachdem die Brücke durch die große Eisflut in schlimme Verfassung
geraten war. Die elementare Gewalt, mit der die Schollen gegen das Bauwerk trieben, hatte die Fugen eines
Bogens gesprengt und den mittelsten Pfeiler so stark gepreßt, daß Johann Wessel einen Neubau dieser Haupt-
stütze für unvermeidlich erklärte. Zum Schutze gegen Eisgang empfahl er winklige Balken mit eisernen Nasen
zu bewehren, weil nach seiner Ansicht gewöhnliche hölzerne Eisbrecher, die sich nicht einmal bei der Brücke
"über die Kleine Fulda bewährt hatten, vor der großen bestimmt versagen müßten. Das gelockerte Gewölbe
wollte er verankern. Sei es Geldmangel, sei es fehlende Einsicht, die Stadt konnte sich nicht entschließen, deni
immer bedrohlicher werdenden Zustande abzuhelfen. 1678 stellte der Zimmermann Anton Schlotterhase auf
Grund einer genauen Untersuchung fest, daß die Eck- und Quadersteine acht Schuhe tief von der Schnuppe
an" fortgerissen seien. Gemeinsam mit dem Stückhauptmann Joh. Phil. Heppe schlug er vor, zur Vermeidung
von Unglücksfällen wenigstens zunächst Eisbrecher in der Weise anzubringen, daß eichene, mit spitzen Schuhen
versehene Einstämmlinge von 50 bis 60 Fuß Länge eingerammt würden, welche die eigentlichen Eisbäume auf-
nähmen. Der Landgraf wurde gebeten, das nötige Holz und auch die Maschinen zur Verfügung zu stellenß
So dringlich auch immer eine Ausbesserung gewesen wäre, erst im nächsten Jahre zwang die nicht länger
erträgliche Schadhaftigkeit des Pfeilers dem Vorschlage Wessels näher zu treten und für seine Durchführung
Sorge zu tragen. Die Erschließung der hierfür erforderlichen Mittel begegnete einigen Schwierigkeiten, aus
denen jedoch die Auflage einer allgemeinen Bierverbrauchssteuer, die bis zum Jahre 1684 18000 Rtl. versprach,
glücklich heraushalf. 1681 konnte am 24. Juni die Grundsteinlegung des mittelsten Pfeilers vorgenommen
werden, wobei allerhand hessische Münzen in das Fundament eingemauert wurden und der Unterneustädter
Pfarrer Stippius die Festrede hieltß Am 22. August, nachdem die Arbeit vollendet war, wurde der Fangedamm
abgebrochen." Die Instandsetzung war vielleicht die letzte, die wesentliche Eingriffe in den Bestand des Bau-
werkes vornahm. Die letzte Ausbesserung überhaupt war sie gewiß nicht, denn bereits im folgenden Jahre muß
es an der Brücke wieder etwas zu tun gegeben haben. Den 15. Januarii und etliche Tage hernach 1682 hat
sich", wie Winkelmann berichtet, die Fulda, gleich andern Strömen überall in Teutschland, dergestalt ergossen,
Stadtarchiv Cassel.
Stadtarchiv Cassel 5.
Stadtrechnung v. 1639. Stadtarchiv Cassel.
Woringer, Zoll S. 102 Im Jahre 1644 war der mittelste Pfeiler der Fuldabrücke wieder schadhaft geworden und drohte beim
Eisgang einzustürzen. Ob man sich nun erinnerte, daß schon einmal die aus einer Zollerhebung gewonnenen Mittel zur Wiederherstellung
der Brücke verwandt worden waren, mag dahin gestellt bleiben. Jedenfalls wurden Bürgermeister und Rat der Stadt Kassel bei der Land-
grätin Amelia Elisabeth vorstellig mit der Bitte, zur Ausbesserung der Brücke, sowie zur Wiederherstellung der schadhaft gewordenen Stein-
wege vor der Stadt zu gestatten, daß ,diejenigen Gelder, so von den Toren und Schleußen dieses Orts von Pferden, Wagen, Karren, Schiffen
und anderen durchpassierenden Lasten erhoben werden und hiebevor zu Reparierung des Walles angewendet, nunmehr nach des Walles ge-
schehener Reparatur zu Erbauung der Brücken, Wege und Stege, als die eben durch solche Durchfuhren baufällig gemacht worden, hiefür
angewendet werden' dürften. Die Landgräün erteilte dazu ihre Genehmigung".
Stadtarchiv Cassel 130.
Landau, Excerpte. Landesbibliothek Cassel.
Arnolds Chronik. Handschr. Landesbibliothek Cassel.
Hessen lI S. 287.
Qä 769 äääää ää
Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel. VI. Cassel-Stadt. 97
daß die Neustadt ganz unter Wasser gestanden, an der Kirchen, großen Brücken, Wällen und Mauern so viel
verdorben, daß der Schade kaum mit 50000 Reichsthaler wieder ersetzt werden können". Worin die Beschädigung
und Wiederherstellung bestand, ist nicht bekannt.
Eng verwachsen mit der Brücke waren jene An- und Aufbauten, die ihrem Wesen nach einen Bauplatz
an dem vielbenutzten Flußübergang verlangten Vom Brückentor und den Kapellen ist bereits oben' die Rede
gewesen. Aber wie bei vielen sonstigen Brücken Deutschlands und des Auslandes entstanden auf der Gasseler
Brücke auch Häuser anderer Art. Sie gehörten, wie übrigens die Brücke selbst, zur Unterneustadt und waren
von dieser größtenteils erbaut worden, um, wie es scheint, die auf die Gemeinde drückenden Lasten der Unter-
haltung zu erleichtern. lhr Platz war auf den stromaufwärts gerichteten Köpfen der Brückenpfeiler. Aber auch
an den Enden der Fahrbahn hatten sie ihre Stelle, wo sie je nach Uferlage zur Neustadt oder Altstadt zählten
und vielleicht höheres Alter besaßen als die Steinbrücke selbst. So genoß die Stadt bereits 1468 aus dem
obengenannten Hause auf der Brücke, das unter dem Thore standß gewisse Zinsen, denen nach dem Neubau
der Brücke andere folgten aber auch Ausgaben gegenüberstanden. Von 1513 findet sich ein Betrag verbucht
vor holtz Zcur Scherne vff die brücken"! In der Zeit von 1545 bis 1547 vereinnahmte die Stadtkämmerei
drei Gulden Hauszins von Kunigund der Kindelfrau aus dem Hause bei der fuldabrücken", das anscheinend
mit dem Landgrafen ausgetauscht war.5 Zwei Gulden zahlte nach dem Zinsregister von 1545 bis 1553 Elisabeth
Tymmin aus einem bis dahin leerstehenden Hause unter dem neuen Thore", wohl dem Brückentore, wobei
sie die Verpflichtung hatte, zuzusehen, daß niemand nichts in die Fulde schütten soll".6 1553 ergaben sich
an Hauss Zinse vf der fuldebrücken" Pfund von Bernhart Stroschneider, 21 Taler von Lorentz Geiger und
der gleiche Betrag vom schulepper".' lm selben Jahre zahlte der Rat Jacoben dem brauer" eine Vergütung,
weil er vf der Brücken im mittelhause gecleybt" hatteß 1602 wird das Stadtknechtshaus genannt. Das
Häuserverzeichnis von 16059 nennt unter den Behausungen von der Fulden Brücken biß ans alte thor
linckte hand", also im Gebiet der Unterneustadt, der Stadt Caßel klein heußlein vf fulden brücken" item
ein Steinern hauß die Capellen gnt Stadt Caßel zustendig darin sie miedtleut haben müßen burg liche
gerechtigkeit thun" und unter den Behausungen an der Mittel Fuldagasse nach der Fuldenbrücke zu die rechte
hand", also im Gebiet der Altstadt, der Stadt hauß vfr Fulda brücken thor," das zur deutschen schul gebraucht"
wurde, und vf der Fulden brucke Stadth." Aus einer Seilerrechnung von 1607 ergibt sich, daß in diesem Jahre
24 Stricke zum Gerüste uf der Fuldabrücken zu Erbauung der neuen Bratküchen gebraucht" wurden. Eine
Glaserrechnung von 1622, die von der Stadt bezahlt wurde, vermerkt einen Betrag dafür, daß auf der Fullen
Brücken in beiden Garküchen die fenster gebessert" wurden. Mit der Garküche findet sich 1642 ein Kramladen
zusammen genannt, der auf Hans Liphardts Haus folgte und der Stadt Zins eintrug." Zu der Neuen Wacht-
stuben zu bauen" wurden 1643 Karen gepacken Steine und Leimen uf die fullebrücke" gefahren. Den
Antrag, vor einem von der Stadt gepachteten Winkel an der fuldabrücke zur Verhütung der Verunreinigung
eine Thüre anbringen zu dürfen," stellte 1653 Adam Eulner." Eine Eingabe wegen Pachtung der Garküche
Piderit, Cassel S. 114. Brunner, Cassel S. 306.
Vgl. Abschnitt Stadtbefestigung. Brückentor" S. 69, Abschnitt Nikolauskapelle" S. 237 u. Abschnitt Brückenkapelle. Kapelle
auf der Steinbrücke" S. 239. Rogge-Ludwig, Fuldabrücke, nimmt an, daß die Brücke zur Zeit des dreißigjährigen Kriegs, wegen der
Truppendurchzüge, durch Abreißen der iiberbauten Thore und der auf den Pfeilern stehenden Wohnungen erweitert und erheblich verbessert
worden" sei. Ebenso Schwarzkopf, Cassel S. 6. Diese Annahme scheint auf Piderit, Cassel S. 197, zurückzugehen, wo angegeben wird, daß
die Abreißung der überbauten Thore und der auf den Pfeilern stehenden Wohnungen" anscheinend 1636 bei dem Einzuge des schwedischen
Feldmarschalls Baner bewirkt" wurde, denn es wird erwähnt, daß für diesen die Brücke habe zugerichtet werden müssen".
Vgl. S. 766 Anm. 10.
Stölzel, Stadtrechnungen S. 154 Nr. 84.
Stadtarchiv Cassel 1010.
Stadtarchiv Cassel 1010.
Stölzel, Stadtrechnungen S. 213 Nr. 22. Vgl. auch S. 250 Nr. 198.
Stölzel, Stadtrechnungen S. 241 Nr. 167.
Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Stadtrechnung. Stadtarchiv Cassel. ll Stadtarchiv Cassel 200 a.
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machte 1662 Wilhelm Rudeloff, der sich bereit erklärte, an Pacht einen Gulden mehr zu geben, als die bisherige
Mieterin, wenn sein Vorhaben zur Ausführung käme, eine Garküche vor die fremde und reisende Leute darin
wieder anzustellenßl Von Ausbesserungen am Dach der alten Garküche" ist 1664 die Rede. lm selben Jahre
hört man von Abbruch eines Häusleins", dessen Ziegel auf den Stadtbau geschafft wurden, und von der Er-
richtung eines aus Holz und Ziegeln hergestellten neuen Häusleins" bald an der Brücke, bald auf der Brücke,
das am 5. April gehoben wurde, 1666 aber infolge Schwindens der Hölzer so schadhaft war, daß man zwischen
Säulen und Balken hat durchsehen können, und also der Wind oder Luft in die Losamenter durchgangen,
derowegen dann Philipp Trompers sel. Wittib, so solches Häuslein bewohnet, solches durch Henrich Knippel
Weißbinder hat repariren lassen"! Nach einer Urkunde von 1681 war der Stadt Häuslein auf der fuldabrücke
zwischen dem mittlern Pfeiler und der Garküche auf der fuldabrücke gelegen". Aus einer Bemerkung des
Jahres 1721 ergibt sich, daß die drei Häuser auf der Brücke zur Unterneustadt zählten, daß jedes eine Front-
länge von 22 Fuß besaß, daß die beiden äußeren der Stadt und das mittelste dem Landgrafen gehörte. 1730
heißt es, daß das herrschaftliche Haus auf dem mittelsten Pfeiler von dem Konzertmeister Birkenstock bewohnt
wurde der sich schon 1721 darin nachweisen läßt. 1737 findet sich als Insasse der Holzmagazinverwalter
Floto. ln den Verzeichnissen der fürstlichen Gebäude aus den Jahren 1771 bis 1781 ist auch das herr-
schaftliche Haus auf der Fuldabrücke" aufgeführt.
Wenig geklärt scheinen die Eigentumsverhältnisse der Brücke zu sein. Vermutlich hatte die Stadt nicht
nur die Unterhaltungspflicht und das Benutzungsrecht sondern auch einen Besitzanteil. Daneben kann der
Besitztitel der Landesherrschaft nicht wohl bezweifelt werden, da sie nicht nur als Eigentümerin der älteren
sondern auch jüngeren Brücke auftrittß Bemerkenswert ist, daß die "Brücke in einem Erlaß der Räte Landgraf
Philipps vom 29. Mai 1549 als freie Stätte wenigstens für die Zukunft ausdrücklich gekennzeichnet wird. Die
freisicherheyt" so heißt es soll von menniglich gehalten werden also und dergestalt, da imant, wer der auch
were, einen andern des orts mit gerawfter where uberlaufen und solche freiheyt brechen würde, der sol mit
aphawung seiner rechten hant adder sonst nach gelegenheyt der verwirkung ungnediglich und mit ernst gestraft
werden". Wie ein gleichzeitiger Zusatz der Urkunde unter Hinweis auf gefallene Opfer besagt, war demnach
das zeichen uff den pfeyler desmals als die vorgemelten sein tot plieben, alsbalt gesezt worden winoch vor
augen steet".' Erneute Erwähnung findet dieses Rechtsmal im Jahre 1596 bei Gelegenheit eines Berichtes, daß
ein wohlbetagtes Weib, das sich von dem Verdachte eine Hexe zu sein reinigen wollte, bei dem Freizeichen
von der Brücke ins Wasser sprang, freilich ohne unterzugehen und der Hinrichtung zu entkommen." Einen
beachtenswerten Beitrag zur Beurteilung der Brückenfreiheit liefert das Verhalten der Lutheraner. Während
des ersten Viertels des 18. Jahrhunderts gab es in Cassel nochkeine lutherische Gemeinde, vielmehr besuchten
die Anhänger dieses Bekenntnisses die Kirche des nächsten hannoverschen Dorfes Landwehrhagen. lm Jahre
1716 jedoch kamen sie jedesmal am Montage nach einem Jahrmarkt auf der Fuldabrücke zusammen, wo der
Prediger von Landwehrhagen die Kommunion hielt? Für die Rechtsverhältnisse dieser späten Zeit ist eine
Eingabe der Oberneustadt vom Jahre 1734" bemerkenswert, die als Vorteil der Altstadt hervorhebt, daß diese
nicht die Kosten der Unterhaltung der Brücke trug. Daß die Brücke zu den Wahrzeichen der Stadt zählte,
weil das Wasser nicht nur unter ihr sondern auch über sie floß, ist oben 11 gesagt.
Stadtarchiv Cassel 720. Stadtarchiv Cassel 26 u. 148. Stadtarchiv Cassel 36.
Staatsarchiv Marburg O. St. S. 7110.
Landesbibliothek Cassel Mscr. Hass. 17.
Brunner, Cassel S. 306 Während der Stadt die beiden steinernen Häuser, die man damals 1509-1512 auf dem ersten und
dritten Brückenpfeiler aufbaute, zugehörig waren, stand die gewölbte Kapelle auf dem mittelsten Pfeiler im Eigentum des Landesherrn".
Vgl. Abschnitt Brückenkapelle" S. 238 f.
Stadtarchiv Cassel 132.
Seiberts Chronik Landesbibliothek Cassel 15. Wieweit ein kleiner Aufbau auf der Brückenbrüstung, der auf dem Stadtplan
von Braun und Hogenberg aus dem Jahre 1572 erscheint, als Freistein anzusprechen ist, mag dahingestellt bleiben.
Hochhuth, Statistik S. 48.
Stadtarchiv Cassel 30 v.
Vgl. Abschnitt Geschichtliche Einleitung" S. 29.
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Überblickt man die Geschichte der Steinbrücke, so kommt man zu dem Ergebnis, daß die Ausbesserungen
einen größeren Raum einnehmen, als die Erbauung selbst. Die Hoffnungen von Fürst und Bürgerschaft, durch
eine überlegene Konstruktion, die man in einem Massivbau schlechthin erblickte, den immer wieder durch das
Hochwasser und die Eisfluten drohenden Gefahren endgültig vorzubeugen, sind lnicht in Erfüllung gegangen.
Der Grund lag wohl darin, daß die Ausbildung der stromaufwärts gerichteten Köpfe der Pfeiler wirksame Flut-
brecher nicht geschaffen hatte. Auch die Jahrhunderte hindurch vorgenommenen Verbesserungen waren nicht
im stande gewesen dem Bauwerk jene Sicherheit zu geben, wie sie römischen oder karolingischen Kunstbauten
über viel reißenderen und gewaltigeren Strömen eigen ist. Möglicherweise hatte man es aber auch bei Anlage
der Fundamente und bei Ausführung der Gewölbe an der nötigen Sorgfalt fehlen lassenß Die Überzeugung,
daß die Schäden der Brücke unheilbar waren, brachte dem mit dem Verkehr der Landeshauptstadt so eng ver-
wachsenen Bauwerk ausgangs des 18. Jahrhundert den Untergang. Den äußeren Anlaß gab die Wühlarbeit des
Flusses, auf die man bereits Ende der 1760er Jahre aufmerksam wurde. Um diese Zeit wurde vor dem der
Unterneustadt zunächst gelegenen Pfeiler im Strombett ein Loch bemerkt, durch das im Jahre 1775 eine Senkung
des Pfeilers um mehr als neun Zoll verursacht wurde. Man versuchte anfänglich das Bauwerk durch Nieder-
legung der Aufbauten zu entlasten. Am 30. November erklärte sich der Magistrat zum Abbruch der Stadt-
häuschen bereit." Die beiden kleinen Bauten fielen auch wirklich, während das größere herrschaftliche Haus
auf den Mittelpfeiler stehen blieb 1787 legte man sogar über die beiden gefährdeten Bögen vor der Unter-
neustadt eine Hilfskonstruktion. Aber der Ruin ließ sich nicht mehr abwenden. Im Juli 1792 stürzte der erste
Pfeiler vor der Unterneustadt ein Seine Trümmer wurden noch vor Oktober fortgeräumt und die brauchbaren
Steine bei dem inzwischen begonnenen Neubau der Wilhelmsbrücke verwendet nachdem man bereits 1790
das Eichen Gehöltze" zum Neubau der Kibhditmolder Kirche bestimmt hatte; Nach Vollendung des neuen
Flußüberganges brach man die alte Brücke, oder das, das noch von ihr übrig war, gänzlich ab. Nur die
Fundamente der drei Strompfeiler blieben stehen, von denen der mittelste und der letzte als Eisbrecher seitdem
ihre Dienste verrichten. Der erste Pfeiler, der 1781 noch völlig vom Wasser umspült wurde nach Verbreiterung
der Schlagd aber zur Hälfte in die Ufermauer geraten war und hier die Schiffahrt behinderte, wurde 1809 nach
einer Beschwerde der Melsunger Schiffer beseitigt
In den Stadtbeschreibungen findet das Bauwerk nur eine kurze Würdigung. Merian9 lobt es 1655 als
eine schöne weite hohe steinerne Brucken, mit vier Schwingbögen". Schminke," der ebenfalls die überaus
Müntz bezeichnet auf seinem Aquarell des Landgrafenschlosses, das auch eine Abbildung der Brücke kurz vor dem Abbruch bringt,
die Brücke als tres defectueuse en ses voutes de faute des Fondemens et de la Coupes des Voussoirs".
Staatsarschiv Marburg O. St. S. 7138.
Gerland, Du Ry S. 154 Entgegen Du Ry's Rat ging die Ansicht der Kammermitglieder von Waitz und Diede durch, eine
Stelle im lußbett durch einen Pfahlzaun abzuschneiden, damit der Fluß infolge davon an die betreffende Stelle die zur Ausfüllung des Loches
nötige Menge Sand hinzuführen möge. Es half aber das nichts eine Untersuchung des Flußbettes durch den Oberst von Gohr ergab,
daß der Fluß gewühlt und dabei den Boden unter den Pfeilern derart weggeschwemmt hatte, daß man ein Loch von 15-20 Fuß fand.
Abermals griff man nicht zu dem Mittel einer gründlichen Heilung des Übelstandes, sondern versuchte allerhand kleinere Dinge; unter anderem
suchte man noch im Sommer 1775 die Brücke dadurch zu entlasten, daß man den am Eingang. der Unterneustadt auf der Brücke stehenden
Turm niederlegte. Die Eigentümer der benachbarten Häuser waren dadurch gezwungen, neue Fassaden anzulegen, wozu ihnen der Landgraf
200 Thaler verwilligte. Vgl. über dies alles Brief Du Ry's an seine Schwester vom 29. Juli 1775." Das ehemalige Vorhandensein eines
Turmes am Unterneustädter Ende der Brücke muß in Zweifel gezogen werden. In dem angezogenen Briefe Denkmälerarchiv Cassel erwähnt
du Ry la vielle tour qui se trouvoit entree de le pont". Gemeint ist wohl das Brückentor auf der Altstädter Seite. Ähnliche Ver-
wechslung bei Schwarzkopf, Cassel S. Gümpell, Fuldabrücke, und Piderit, Cassel S. 113 f., 291 u. 358, wo die Rede davon ist, daß das
Thor der Brücke auf der Neustädter Seite" 1636 beim Einzuge Baners anscheinend erweitert wurde. Vgl. Abschnitt Stadtbefestigung.
Brückentor" S. 69 u. 80.
Gerland, Du Ry S. 155, bemerkt, daß der Verkehr einstweilen über eine zwischen dem Renthof und dem Schloß geschlagene
Schiffsbrücke vermittelt wurde".
Bau-Rapporte. Staatsarchiv Marburg.
Vgl. Abschnitt Kirchditmolder Kirche" S. 232.
Stadtplan v. Selig 1781.
Stadtarchiv Cassel 132.
Topogr. Hass. Anh. S. 14. Danach Winkelmann, Hessen II S. 278.
Cassel S. 6. Danach Engelhard, Erdbeschreibung S. 49.
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feste und dauerhafte steinerne Brücke von vier Schwibbögen" rühmend erwähnt, berichtet 1767, daß auf deren
grossen Pfeilern drey steinerne Häuser erbaut" seien. Die Länge der Brückenbahn gibt er mit 120 Schritt an,
was sich offenbar mit Apellsl Angabe von 1792, die auf 265 Fuß lautet, deckt. Daß am Ende der Brücke
nach der Unterneustadt zu sich eine Treppe befand, erwähnt beiläufig Kirchhof in seinem Wendunmuthß
Lehrreicher sind die überkommenen Abbildungen. Bedauerlich bleibt, daß man gerade der ältesten Wiedergabe
des Bauwerkes mit einem gewissen Mißtrauen gegenübertreten muß. Der Stadtplan von Müller aus der Mitte
des 16. Jahrhunderts-" bringt den Unterbau der in schwacher Wölbung ansteigenden Fahrbahn als Arkade von
fünf Rundbögen, deren Stirnquaderung sich bündig nach oben als Brüstung der Straße fortsetzt. Als Verstrebungen
nach dem Flusse zu sind bei. zwei Mittelpfeilern, aber auch nur bei diesen, sowohl stromaufwärts wie strom-
abwärts, halbkreisförmige Ausbauten angegeben, deren Umriß das Brücken-Geländer folgt, so daß auf jeder
Längsseite der Straßenbahn zwei Ausweichstellen entstehen. Für das System ergibt sich das unsymmetrische
Bild von zwei gekuppelten und einem einfachen Bogen, welch' letzterer an das Altstädter Ende der Brücke
gelegt ist. Selbst wenn die allgemeine Glaubwürdigkeit von Müllers Plan in Bezug auf ein der Betrachtung so
leicht zugängliches Bauwerk nicht bezweifelt werden könnte, wäre nicht zu verkennen, daß die ungeläufige
Kuppelung der Bögen sowie die schwache Abmessung der unbewehrten Zwischenpfeiler außerhalb der mittel-
alterlichen Bauübung lägen. Das Bedenken gegen die Richtigkeit der Zeichnung wiegt um so schwerer, als
keine der späteren Abbildungen, die im System der Bogenstellungen untereinander vollkommen übereinstimmen,
sich mit Müllers befremdender Konstruktion deckt. Bei Dilichf erscheinen 1605, bei Merianb um 1646, bei
Wessels 1673, bei Leopold" 1742, bei Seligß 1781 um nur einige Autoren zu nennen drei beiderseits
mit Ausbuchtungen versehene Zwischenpfeiler und vier Bögen. Selbst auf der flüchtigen Wiedergabe der Brücke
von Braun und I-logenbergf aus dem Jahre 1572 lassen sich deutlich die drei halbkreisförmigen Ausbauten der
Pfeiler erkennen. Bei alledem ist die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß das oft ausgebesserte Bauwerk im
Laufe der Zeit seine Gestalt geändert hat. Der Umstand, daß in späterer Zeit der äußerste Bogen nach der
Altstadt zu kleiner war, als die übrigen, darf nicht verschwiegen werden, wenngleich er seine Erklärung auch
ungezwungen darin findet, daß die Breite des Bogens für die Überdeckung des Uferstreifens, der Schlagd, aus-
reichte. Von erhöhtem Belang für den späteren Zustand der Brückenstützen ist Wessels Plan, der den strom-
aufwärts gerichteten Vorbau des besonders oft wiederhergestellten Mittelpfeilers in der neuen Form des mit einer
Abweisspitze versehenen Rechteckes zeichnet, mit dem sich der Grundriß eines einräumigen Hauses deckt. Trapez-
förmige Grundform der beiden benachbarten Pfeilervorbauten, ebenfalls mit Eisspitze, lassen sich kurz nach
Wessels Aufnahme feststellen" und bis zum Untergang der Brücke verfolgen." Von den verschiedenen Abbildungen
des Aufrisses aus späterer Zeit geben die stromabwärts aufgenommenen Handzeichnungen von P. Rudolph aus
dem Jahre 1769" und von H. Eisenträger" aus dem Jahre 1772 die beste Übersicht über das interessante
Bauwerk und zugleich über die drei Häuser auf den Pfeilervorbauten, die, an sich bescheidene Bauten, dem
Ganzen eine überaus malerische Note verliehen. Eine aus dem Jahre 1780 herrührende Ansicht von der alten
Fulda-Brücke zu Cassel von der Ostseite, nach der Natur gezeichnet von C. Jordis" 15 ist insofern lehrreich, als
Cassel 1792 S. 2.
Kirchhof, Wendunmuth II S. 182. Vgl. Abschnitt Nikolauskapelle" S. 238.
Stadtplan v. Müller 1547 u. 1548.
Stadtansicht v. Dilich 1605.
Stadtplan v. Merian 1646.
Stadtplan v. Wessel 1673.
Stadtplan v. Leopold 1742.
Stadtplan v. Selig 1781.
Stadtansicht v. Braun u. Hogenberg 1572. Stadtplan um 1680.
l-Iandzeichnung v. Jussow 1788. Landesbibliothek Cassel.
Handzeichnungen Staatsarchiv Marburg, Landesbibliothek Cassel, Murhardbibliothek Cassel u. Bibl. d. Verf. f. hess. Gesch. Cassel.
13 Tuschzeichnung. Staatsarchiv Marburg.
Aquarell, im Besitze des Archivrats Dr. Knetsch in Marburg.
15 l-landzeichnung. Murhardbibliothek Cassel.
Tafel 4-1
Tafel 25 u.
Tafel 13 15
Tafel 23,1
Tafel 474,
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Tafel 474,
sie nur noch das mittlere Häuschen wiedergibt und im Bogen über der Schlagd einen niedrigen Geländerabschluß
bringt. Ein 1792 von J. L. J. F. Schüler aufgenommener Prospect von der in Cassel befindlichen alten Fulda-
brücke"1 interessiert deshalb, weil auf ihm nicht nur die alte Fuldabrücke" von der Südwestseite erscheint, sondern
auch das darauf stehende steinerne Haus", das über derselben in anno 1787 ihrer Baufaelligkeit halber angelegte
Haeng- oder Sprengwerk", der den 17 ten July 1792 des Morgens um halb Uhr eingestürzte halbe Pfeiler",
die Unterschlaege, welche demnaechst weggenommen werden", und die Pritschen zu dem neuen Brückenbau"
verzeichnet sind.
Wilhelmsbrücke.
Nachdem der Einsturz der alten Brücke den Landgrafen Wilhelm lX. überzeugt hatte, daß an eine
Erhaltung derselben nicht mehr zu denken war, entschloß er sich, seine Genehmigung zu dem von du Ry
wiederholt geforderten Bau einer neuen Brücke zu erteilen die er als sein Geschenk an die Stadt betrachtete."
Mit Rücksicht auf eine bessere Zu- und Ableitung des Verkehrs, den bei der alten Brücke auch eine strenge
Verordnung der Polizeikommission vom 9. Januar 17884 vor Stockungen nicht hatte bewahren können, erfolgte
die Anlage des Bauwerkes weiter unterhalb des alten Flußüberganges in der Gegend des ehemaligen Jägerhauses,
des späteren Kastells, auf der Unterneustädter und des Stadtbaues, des sogenannten Neuen Baues, auf der
Altstädter Seite? Die im Wege stehenden Häuser des Schreinermeisters Friese, der Witwe Vogt, des Büchsen-
machers Wunsky und der Erben des Kammersekretärs Dilling wurden abgerissen und die aus dem Abbruch
gewonnenen Materialien am 3. Juli und 22. November 1788 öffentlich versteigerte Mit dem Abbruch der
alten Mauer" war bereits am 28. April dieses Jahres begonnen worden." Auch die alte Magdalenkirche mußte
weichen. Auf diese Weise war eine unmittelbare und geradlinige Verbindung zwischen den alten Verkehrs-
mittelpunkten der Altstadt und der Unterneustadt, dem Altmarkt und dem Holzmarkt, geschaffen. Die Nähe
des wichtigeren dieser beiden Plätze trug der Brücke, die nach dem fürstlichen Bauherrn die Wilhelmsbrücke"
benannt wurde, auch die Bezeichnung der Altmarktbrücke" ein.
Die Pläne für das bemerkenswerte Bauwerk lieferte S. L. du Ryß Die Ausführung lag in der Hand
Jussowsf dem vielleicht auch eine gewisse Beteiligung an der Entwurfsarbeit zugebilligt werden muß und
dem als Unternehmer der Steinmetzmeister Heinrich Abraham Wolff zur Seite stand." Ein Modell, von Wolff
ausgeführt," klärte den architektonischen Entwurf. Den Anfang mit der Bauausführung machte man auf der
Handzeichnung. Landesbibliothek Cassel. Danach Rekonstruktion der Brücke von E. Wenzel bei Brunner, Cassel Taf. 5.
Vgl. Kopfbild auf S. 765.
Gerland, Du Ry S. 153 ff.
Brunner, Cassel S. 307.
Rogge-Ludwig, Fuldabrücke.
Vgl. Handzeichnungen v. Jussow 1788. Landesbibliothek Cassel.
Rogge-Ludwig, Fuldabrücke.
Tagebuch der Familie Escherisch. Gümpell, Fuldabrücke.
Gerland, Du Ry S. 153 f. Jacobi, Hugenotten XXV Nr. 11.
Gerland, Du Ry S. 155. Brunner, Cassel S. 307. Jacobi, Huggenotten XXV Nr. 21.
Ein Entwurf, gezeichnet Jussow1788", Landesbibliothek Cassel, deckt sich im allgemeinen mit der Ausführung, weicht jedoch
im Geländer von dieser ab.
Wolff, Selbstbiographie S. 229 f. Wolff schreibt über seinen Vater und über dessen Verhältnis zu Jussow Mein Vater war,
wenn auch in der untergeordneten Stelle eines Bauentrepreneurs, dieeigentliche Seele der Unternehmungen des baulustigen Landgrafen
Wilhelm lX., denn der damalige Bauinspektor Jussow war ein plötzlich, ohne genügende Vorstudien, von der Jurisprudenz zur Baukunst
übergetretener Architekt und war höchstens im Stande, die Zeichnung zu einem Prachtbau nach Vignola'schen und Palladidschen Rezepten
zusammenzusetzen, nicht aber das Technische bei der Ausführung solcher Bauten zu leiten. Er erzählte mir selbst, daß er erst später, nach-
dem er angestellt gewesen sei, durch anhaltenden Besuch der Werkstätten und Arbeitsplätze sich mit der Technik nach und nach vertraut
habe machen müssen. Unter diesen Umständen war die Mitwirkung meines Vaters, der den Architekten ergänzen mußte, von größter Wichtigkeit,
und seine Tüchtigkeit als Techniker die sich durch die ihm übertragene Ausführung der Fuldabrücke sowie des Wilhelmshöher Schlosses,
mit den künstlischen Verbindungsbögen zwischen den drei Hauptkörpern des Gebäudes, noch bis auf den heutigen Tag bewährt wurde
durch den ihm verliehenen zuvor nie dagewesenen Ehrentitel eines ,Hofwerkmeisters' auch von oben herab anerkannt."
Wolif, Selbstbiographie S. 245. Das Modell befindet sich heute auf dem Dachboden der Landesbibliothek zu Cassel.
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Seite nach der Unterneustadt. Den Verkehr der beiden Ufer hielt eine Notbrücke aufrecht 1788 d. 5ten
May ist", wie die Chronik berichtet der Anfang zur neuen Volde Brücke gemacht worden nehmlich angefangen,
den Grund beim Jägerhaus zu graben, den 12. May ist der erste Pfahl eingerammelt worden". Noch vor August
wurde mit dem Aufschlagen der Pritschen" zum Einrammen auch der übrigen Pfähle für den Rost der Pfeiler
und für die Leergerüste begonnen. Doch war der Boden so hart, daß zeitweise drei Stoßmaschinen nicht mehr
als fünf bis sechs Pfähle am Tage eintreiben konnten. Immerhin hatte man bis zum 9. August, wie du Ry dem
Landgrafen berichtete bereits 109 Pfähle unter dem ersten Widerlager eingerammt, sodaß nur noch 53 Pfähle für
dessen Fundament fehlten. Gleichzeitig wurde der Weg zum Altmarkt geöffnet. Am 1. September 1789 waren
die Pfähle für den der Altstadt am nächsten gelegenen Pfeiler sämtlich eingeschlagen, während die Ausschachtung
für das Widerlager auf dieser Seite in Angriff genommen wurde. Im Herbst des folgenden Jahres lag der Rost des
ersten Pfeilers ausgemauert da, der nun schnell hochgeführt werden konnte Ende November war der Pfeiler
fertiggestellt? lm Juli 1792 erfolgte die Einwölbung des ersten Bogens, der sich schon am 18. September schloß.
lnzwischen war auch der zweite Pfeiler bis zur Aufmauerung seiner Widerlager gediehen. Mitte Dezember
brachen die Zimmerleute die Pritschen am ersten Joch ab und entfernten die Pfähle für die Hilfskonstruktionenß
Am 9. Juli 1793 waren die beiden anderen Bögen vollendetß lm Oktober konnten bereits beladene Wagen
bis zur Mitte des dritten Bogens vordringen und im November die ganze Brücke im Notfall sogar völlig befahren
Dem folgenden Jahre blieben nur noch kleinere Arbeiten vorbehalten, die besonders die Anbringung des Geländers
und der lnschrifttafeln betrafen." Die Ausprägung einer Denkmünze im Jahre 1794 legtiZeugnis ab von dem
Werte, den der fürstliche Bauherr der Vollendung des Werkes beilegte.
Das Baudenkmal ist aus Beschreibungen und Abbildungen bekannt. Die 79 lange und 12
breite, in sorgfältiger Quadertechnik errichtete Brücke überspannte den Fluß in drei eleganten, gleich großen
Korbbögen. Die beiden Mittelpfeiler besaßen halbkreisförmig vortretende Köpfe, denen sich im Unterteil strom-
aufwärts kurze, spitzovale Eisbrecher vorlegten. Die Brückenbahn stieg nach der Mitte zu um 1,5 an. Ihren
Abschluß bildete eine über kräftigem Wulstgesims ansetzende Sandsteinbrüstung mit kürzeren Zwischenpfeilern
und längeren Füllungen in Form des antiken Flechtbandes mit offenen Augen. Die in der Mitte des Geländers
angebrachten Tafeln zeigten die lnschriften Unter der Regierung Wilhelm lX. Landgrafen zu Hessen War der
Bau dieser neuen Bruecke wegen Schadhaftigkeit der alten Zum Nutzen und Zierde dieser Stadt im Jahr 1788
angefangen und 1794 gluecklich vollendet" und Wilhelmus lX Hassiae Landgravius Pontis huius novi structura
Civium commodis et urbis ornamento prospexit Anno salutis MDCCXCIVWW Als besondere Vollkommenheit der
Krieger, Cassel S. 87 Nachdem zur ununterbrochenen Unterhaltung der nothwendigen Verbindung der Unterneustadt mit den
oberen Theilen der Stadt eine dauerhafte hölzerne Schiffbrücke, welche auf der Schlacht hinüberführte, errichtet worden war, so wurde mit
der Erbauung der neuen Brücke im Jahre 1788 der Anfang gemacht."
Tagebuch der Familie Escherisch. Gümpell, Fuldabrücke.
Bau-Rapporte. Cabinet-Archiv. Staatsarchiv Marburg.
Bau-Rapporte. Cabinet-Archiv. Staatsarchiv Marburg.
Tagebuch der Familie Escherisch. Gümpell, Fuldabrücke.
Bau-Rapporte. Cabinet-Archiv. Staatsarchiv Marburg.
Tagebuch der Familie Escherisch. Gümpell, Fuldabrücke.
Baurapporte. Cabinet-Archiv. Staatsarchiv Marburg.
Gerland, Du Ry S. 155 Der Landgraf wünschte ein sehr niedriges Geländer auf der Brücke angebracht zu sehen, damit man
darüber hinweg Aussicht haben könne. Du Ry hielt ein niedriges Geländer für gefährlich. Zur Entscheidung dieser Streitfrage fuhr der
Landgraf mit Du Ry an Ort und Stelle, wo beide, im Wagen stehend, die Frage so lebhaft erörterten, daß sich das Volk um sie ansammelte.
Man verständigte sich dahin, ein Geländer anzubringen, wie es jetzt 1895 ist, d. h. eine mit zahlreichen Oeffnungen durchbrochene Mauer."
Bau-Rapporte. Cabinet-Archiv. Staatsarchiv Marburg.
Apell, Cassel 1796 S. f. Cassel u. Wilhelmshoehe 1828 S. 33. Lobe, Wanderungen S. 3. Kassel 1839 S. 50. Lange, Kurf.
Hessen S. 47 f. Piderit, Cassel S. 318. Schwarzkopf, Cassel S. 6. Rogge-Ludwig, Fuldabrücke. Narten, Cassel S. 261. Gümpell, Fulda-
brücke. Hessenland VIII S. 161. Neuber, Kastell S. 272. Hessler, Landeskunde S. 47 f. Jacobi, Hugenotten Nr. 21. Stück, Stadt-
bau S. 203. Wolf, Brücken S. 13 u. 23. Kropf, Alt-Cassel S. 145.
Handzeichnungen Staatsarchiv Marburg, Landesbibliothek Cassel und Stadtbauamt Cassel. Eine Handzeichnung Grund und Aufris
der Wilhelms Brücke zu Cassel über den Fulda Strohm, gezeichnet von H. O. Kunckell 1794", Landesbibliothek Cassel, bringt den Pfahlrost-
Knetsch, lnschriften S. 249. Gümpell, Fuldabrücke.
Tafel 504, u.
Tafel 475
ßx
2. 2a Brücken.
CJJCalECäffJEJf-SEPZEJEEJEJECEJ
Brücke wird gerühmt, daß sie auf beiden Seiten zur Bequemlichkeit der Fußgänger mit großen viereckigen Stein-
platten belegt war, unter denen in besonders dazu ausgemauerten Kanälen die eisernen Röhren lagen, die das
Eichwasser weiterleiteten sodaß das alte Wahrzeichen der Stadt gewahrt blieb.
Ein Werk, für Jahrhunderte bestimmt, ein stolzes Architekturstück dessen malerisches Bild kein Ge-
ringerer als Adolf von Menzel wiedergegeben hat und ein Baudenkmal, das der geschichtlichen Erinnerungen
nicht entbehrte hatte die Wilhelmsbrücke das Geschick nach wenig mehr als hundertjährigem Dienst den
neuzeitlichen Anforderungen weichen zu müssen, die in der Stromregulierung, dem Hafenbau und dem elektrischen
Betrieb der Straßenbahn sich geltend machten. Vom Frühjahr 1909 bis Herbst 1910 kam in der gleichen Linien-
führung eine breitere Brücke zur Ausführung, die den Fluß in einem einzigen Bogen überspannteß
Schiffbrücke.
Wenig bekannt ist aus der Geschichte der Schiffbrückeß welche die Fulda an der Stelle überquerte, wo der
Fluß in die alte Stadt eintrat. Dieser Übergang, der wohl zur Entlastung der alten l-lauptbrücke angelegt war und
nur verhältnismäßig kurze Zeit bestanden haben kann, ist dort zu suchen, wo 1870 die noch heute vorhandene
Hängebrücke, die sogenannte Drahtbrücke," enstand, die den Verkehr von der Aue nach dem südlichen Teil der
Unterneustadt hinüberleitet. In den Stadtbeschreibungen spielt die Brücke, vermutlich wegen ihrer Eigenschaft
als Behelfsanlage, eine ganz untergeordnete Rolle." Da der gründliche Schminke in seiner genauen und um-
stündlichen Beschreibung" von Cassel vom Jahre 1767 das Bauwerk überhaupt nicht vermerkt, ist anzunehmen,
daß es um diese Zeit noch nicht bestand? Nachweisbar ist es auf einem Stadtplan von 1781." Apell," der
1792 und 1797 die Brücke mit dem Bemerken erwähnt, daß sie nur für den Sommer aufgeschlagen wurde,
eine Länge von 260 Fuß 'besaß und auf zwölf Schiffen ruhte, führt sie 1801 nicht mehr auf. Auch Krieger"
nennt 1805 das Bauwerk nicht. Spechtlß berichtet, daß die Schiffbrücke Anfangs des 19. Jahrhunderts einem
gewöhnlichen Übersetznachen Platz gemacht" habe. Sicher ist, daß 1810 die Fähre im Gang war, wie sich aus
einem Schreiben des Maire an die Präfektur" ergibt, das besagt, daß die damalige Überfahrt über die Fulda
Krieger, Cassel S. 87.
Cassel u. Wilhelmshoehe 1828 S. 33 ein Werk für die Ewigkeit, mit vieler Kunst".
Bleistiftzeichnung im Besitz von P. Ivers in Berlin. Vgl. Heidelbach, Menzel S. 49, und Hessenland XXV S. 257.
GümpelLFuldabrücke Am 28. September 1813, als die Kosaken unter Czernitscheff auf Cassel marschierten, wurde auf der
Brücke eine Barrikade errichtet und dieselbe, nachdem die Franzosen feige entflohen waren, von einem kleinen Häuflein Jägergardisten unter
dem hessischen Major Bödicker tapfer und erfolgreich verteidigt, wodurch den Andringenden der Zugang zur Stadt verwehrt wurde".
Brunner, Cassel S. 448 f. Heidelbach, Kassel S. 67.
Brunner, Cassel S. 307.
Narten, Cassel S. 261.
Im Casseler Tagebl. u. Anz. v. 14. Aug. 1903 wird Ein Trauertag Cassels", der 14. August 1703, behandelt. Das auf diesen
Tag fallende Geburtstagsfest des Landgrafen Karl gab Veranlassung zu einer abendlichen Beleuchtung der Esplanade und des Landgrafen-
SChlOSSCS, die von einer großen Volksmenge bewundert wurde. Alles drängte nach der Schiffbrücke, um von jenseits der Fulda sich dem
zauberhaften Anblick so ganz ungehindert hingeben zu können, denn auch die alte Stadt erstrahlte in Blau-, Rot- und Grünfeuer Infolge
der wuchtigen Last fand ein Senken der Kähne statt Mehr als hundert Personen waren beim Zusammenbruch der Brücke in das Wasser
eingesunken, und siebzehn Personen hatten davon den Tod gefunden Unter den Geretteten befanden sich der Hofbibliothekar Simon
Kuchenbecker und dessen Gattin, Eltern des nachher so verdienten Archivars und Bibliothekars Joh. Philipp Kuchenbecker Die Angaben
gehen auf Rommel, Gesch. v. Hessen S. 127 f. zurück, wo als Schauplatz des Unglücksfalles die Schiffbrücke der damals noch von zwei
Armen umflossenen Carls-Au" genannt wird. Es kann sich nicht um die Schiffbrücke über die Große Fulda handeln, da diese 1703 noch
nicht bestand. Wenn eine Schiffbrücke in Frage kommt, so kann es nur die über die Kleine Fulda sein. Vgl. Abschnitt Auebrücke.
Erster Bau". Piderit, Cassel S. 256, nimmt als Unglücksstelle eine hölzerne Brücke über die Kleine Fulda unweit der Meierei" an. Jacobi,
Hugenotten Nr. 283, sucht die Brücke unterhalb der Hofbleiche.
Schwarzkopf, Cassel S. nimmt an, daß die Brücke schon zu Landgraf Karls Zeit bestand.
"Stadtplan v. Selig 1781.
Cassel 1792 S. u. 1797 S. f.
Cassel.
Bemerkungen zu seiner Abbildung Aussicht aus dem Fürstlichen Schlosse zu Cassel".
Stadtarchiv Cassel 140.
Qäääg 776 EE Q
bei dem Lennepschen Hause den Ersatz des ehemals vorhandenen und wegen seiner Unzweckmäßigkeit ab-
geschafften Pontonüberganges bildete. Der Geheime Kriegsrat Lennep, der übrigens auch eine öffentliche Bade-
anstalt unterhielt hatte, wie der Bericht des Maire weiter meldet, die Überfahrt von der Herrschaft in Pacht
oder Erbleihe erhalten und an den Fährmann Andreas Hartdegen für jährlich 70 Taler weiterverpachtet. Der
Fährmann wohnte in einem diesseits des Flusses stehenden kleinen Hause, das Lennep für seinen Koch erbaut
hatte. Am 18. Dezember 1834 wurde die Überfahrt von neuem verpachtet ln der Folgezeit scheint die
Fähre, die übrigens nur in einem mäßigen Schiffe zum Gebrauche für Fußgänger bestand", mit Unterbrechungen
gearbeitet zu haben. lm Jahre 1858 wurde sie sogar verboten und erst im Jahre 1866 wiederhergestelltß Daß
die Schifibrücke auch zur Zeit, als die Fähre bestand, gelegentlich wieder aufgeschlagen wurde, ergibt die Tatsache,
daß sie im Feldzuge gegen Rußland dazu diente, die verwundeten Franzosen um die Stadt herum zu transportieren
Die unzureichenden Verhältnisse waren die Veranlassung, daß man schon früh an einen gediegeneren und festen
Ersatz des beweglichen Flußüberganges dachte. Vom Jahre 1813 liegen Zeichnungen Jussows zu einem Projet
un nouveau Pont sur la riviere de Fulde pres du chateau Royal"5 vor, das indes ebenso wenig zur Aus-
führung kam, wie die neben der Unterneustadt geplante ville commergalefß zu der die dreibogige Steinbrücke
führen sollte.
Das Aussehen der Schiffbrücke ist bekannt. Im Grundriß bildete sie eine schwache, gegen den Strom
gerichtete Kurve Die überkommenen Abbildungen des Aufrissess lehren, daß es sich um ein architektonisch
unbedeutendes Bauwerk handelt. Die Brückenbahn ruhte auf verstrebten Böcken, die auf den Booten aufsaßen,
und war durch ein einfaches Holzgeländer seitlich abgeschlossen. Das letzte Joch wurde durch Ketten gefaßt,
die an zwei schlanken, mit Kugeln bekrönten Pfeilern am Ufer aufgehängt waren. Ein Aquarell der Gegend
am Schlosse von Müntz aus dem Jahre 1788, das auch eine Ansicht der steinernen Fuldabrücke wiedergibt und
das Brückenwärterhaus auf der Aue gut erkennen läßt, interessiert durch die Staffage, die außer Fußgängern
auch einen Reiter bringt, und durch die beigefügte Beschreibung der Umgebungß
Tafel 15
Tafel 173
Tafel 174,
Narrenbrücke.
Erster Bau.
Den Übergang vom Landgrafenschloß über die Kleine Fulda zur Aue besorgte eine Brücke, die den
Namen Narrenbrücke führte" Erbaut war sie im Jahre 1569 von Landgraf Wilhelm IV." Sie war gleichzeitig
mit den am Schloßwall gelegenen Wirtschaftsgebäuden des Schlosses entstanden und legte sich dem an dieser
Stelle befindlichen Wallausgange des Schlosses vor. Die genauere Lage des Bauwerkes, das Merian" 1655 nur
kurz als Narrenbrucken" aulführt, gibt 1697 Winkelmannls an, der auch als erster eine kurze Beschreibung
bringt. Es hatte seinen Platz unweit der hohen Erdenen Pastey" des Schlosses, der Katze. Unterhalb der-
Krieger, Cassel S. 400.
Stadtarchiv Cassel 132.
Piderit, Cassel S. 395.
Hahndorf, Carlsaue S. 57.
Blatt Handzeichnungen. Landesbibliothek Cassel.
Vgl. Abschnitt Stadtanlage. Unterneustadt" S. 40.
Stadtplan v. Selig 1781. Stadtplan v. Kunckel 1794.
Aussicht aus dem Fürstlichen Schloß zu Cassel gegen Mittag von Tischbein 1783. Ansicht des Fürstlichen Schlosses von Specht.
Ansicht des Fürstlichen Schlosses außer der Stadt Cassel am linken Ufer der Fulda von Kobold 1793.
Le Pont de Bauteaux existe qui en Ete, on ote approche des Gelees, on le passe en payant Hellers de Peage. Les
arbres droite sont des muriers blancs, pour Entretien de Vers Soye; lls sont plante en allees pour Promenades publiques, lls ont beaucoup
soufiert l'hiver passe par la gelee; Dans ce Jardin müriers se tr0uve un Bassin mure qui contient les Jachts et Batteaux de Plaisir du
Souverain, mais et Bassin et Jachts tombent en Deblais faute Entretien."
Vgl. Abschnitt Landgrafenschloß" S. 297. Knetsch, Landgrafenschloß S. 830.
Dilich, Chronica S. 124.
Topogr. Hass. Anh. 14.
Hessen ll S. 276.
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Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel. VI. Cassel-Stadt. 98
äg
Brücken.
Tafel 23 u.
um 12
selben, an der Süd-Eck, liegt in oder an der Fulda ein großes steinernes Gebäu, darinnen das Schlacht- Back-
Brau- und Bender-Hauß, so in Jahren 1568 und 1569 erbauet, auch noch viele andere Vorraths-Gewölbe sind
Bey diesem gehet aus dem Castel eine hölzerne bedeckte, doch ganz auf keinem Joch oder Pfeiler stehende
im Jahr 1569 von L. Wilhelmen dem Weisen erbaute lange Brücke, davor ein steinernes Ravelin mit gehöriger
Brustwehr, daraus man vollends in einen sehr grosen im Jahr 1568 von L. Wilhelmen angelegten herrlichen
Lustgarten komt." Da Winkelmann die künstliche Brücke ohne Pfeiler" als Sehenswürdigkeit noch besonders
hervorhebt, wird man damit rechnen dürfen, daß das Bauwerk auf die Zeitgenossen einen gewissen Eindruck
gemacht hat. Gleichwohl reicht die ungewöhnliche Bauart wohl kaum aus, den absonderlichen Namen zu
erklären Die Bezeichnung Narrenbrücke" wird vielmehr mit der Nachbarschaft des l-lofdienergefängnisses in
Verbindung zu bringen sein, das den Namen Narrenhaus" trug? Auch scheint sie erst später entstanden zu
sein. Jedenfalls führt Dilichß 1605 das Bauwerk noch als brücke bey der Narrenburgk" auf. Wieweit Schminkes4
Angabe aus dem Jahre 1767, daß die Brücke aus einem Bogen bestund und auf keinem Joch oder Pfeiler
ruhete", sich mit Winkelmanns Beschreibung deckt, mag dahingestellt bleiben. Auffallend ist, daß auch Schminke
von einer langen hölzernen Brücke über die alte oder kleine Fulda" spricht, deren Platz zweifellos mit dem
der Narrenbrücke gleichbedeutend ist. Vielleicht besaß das Bauwerk die Form eines bogenartigen hölzernen
Sprengwerkes. Der Zweck der auf alle Fälle pfeilerfreien Konstruktion war wohl der, den Fluten und Eis-
schollen ungehinderten Durchgang zu verschaffen. Trotzdem hatte auch diese Brücke unter Eisgang zu leiden.
Wie Schminke berichtet, ließ die Frau Landgräfin Hedwig Sophia solche, da sie durch den Eisgang Schaden
genommen hatte, mit Pfeilern unterstützen, welche aber nach erfolgter Herstellung wieder weggenommen
wurden" eine Bemerkung, die wohl in erster Linie auf einen Holzbau bezogen werden muß. lm Jahre 1749
wurde die Brücke samt dem Schloßausgange, der die Bezeichnung Schloß-, Fulda- oder Auetor führte; ab-
gebrochen und durch eine neue ersetzt. Die vorhandenen dürftigen Abbildungen scheinen keinen zuverlässigen
Beitrag zur Kenntnis des kleinen, aber offenbar eigenartigen Bauwerkes zu liefern. Die Stadtpläne verzeichnen
einen geradlinigen Steg. Die Stadtansichtenf geben, wohl in Verkennung der wesentlichsten Eigenschaft der
kuriösen Anlage, eine wagerechte Bahn mit Mittelstützen wieder. Auf einigen Ansichtens erscheint der Über-
bau eines Schutzdaches.
Zweiter Bau.
Wie der Abbruch so erfolgte auch der Neubau der Brücke in Zusammenhang mit dem Schloßtor. Es
wurde, wie Schminke9 berichtet, ein hohes und helles Thor nebst einer mit gegossenen eisernen Handlehnen
und Schienen belegten Brücke gebauet." Kriegerßo der die gleichen Angaben über die Brücke macht und noch
hinzufügt, daß der eigentliche Bau "aus Holz bestand, gibt als Zeit der Erbauung dasselbe Jahr 1749 an, in dem
die alte Bürcke fiel. Nach einer Ortschronikll wurde 1753, in welchem Jahr auch ein neues Wachthäuschen
Piderit, Cassel S. 114, nimmt an, daß die Brücke den Namen erhalten habe, weil sie auf keinem Pfeiler ruhte, sondern vom
kunstverständigen Landgraf auf eine ungewöhnliche und dem hausbackenen Verstande unbegreifliche Weise erbaut war". Es muß zweifelhaft
erscheinen, ob man wirklich an einem fürstlichen Werke eine so verächtliche Kritik übte, wie sie in dem Namen Narrenbrücke" gelegen hätte.
Vgl. Abschnitt Narrenhaus" S. 585.
Chronica S. 124.
Cassel S. 108 f.
Es scheint sich um den Eisgang von 1670 zu handeln. Wie Arnolds Chronik, Handschrift Landesbibliothek Cassel, berichtet,
stieß im Januar dieses Jahres das Eis die Auebrücke, so anstatt der vormaligen s. g. Narrenbrücke gebauet war, hinweg und tat sonst großen
Schaden. Ob man aus dieser Angabe auf einen Neubau der Narrenbrücke schließen darf, muß fraglich erscheinen. Winkelman, der die
Zeitereignisse nach dem Jahre 1670 bringt, spricht noch von dem Bau des Landgrafen Wilhelm aus dem Jahre 1569.
Vgl. Abschnitt Stadtbefestigung. Fuldator" S. 125 u. Abschnitt Landgrafenschloß" S. 298 u. 300 f.
Stadtansicht von Braun u. Hogenberg 1572, wo allerdings eine leichte Krümmung angedeutet ist. Stadtplan v. Merian 1646.
Stadtansicht um 1715. Stadtplan v. Roth 1736. Abriß von Der Statt und Vestung Caßell den 1ten May 1736, Bibliothek d.
Ver. f. hess. Gesch. Cassel.
Cassel S. 108.
Cassel S. 73 f.
Losch, Chroniken S. 86.
Brücken.
Ausbesserungsarbeiten nötig machten
an das Auethor gebauet" wurde, die neue Schloßbrücke in Gebrauch genommen". Die überkommenen Ab-
bildungenl lehren, daß das Bauwerk, eine Holzkonstruktion, aus einer wagerechten Brückenbahn bestand, die
auf doppelreihigen, mit Fußstreben und Kopfbändern versehenen Pfahlböcken auflag.
Dritter Bau.
Eine Umwandlung des einfachen Holzbaues in einen prächtigen breiten steinernen Treppenaufgang, der
von der erhöhten Brückenbahn in die Aue hinabführte, erfolgte in Westfälischer Zeit? Ein Entwurf Jussows
von 1813, der in Zusammenhang mit dem Projekt des Ersatzes der Schifibrücke steht und eine einfache Segment-
bogenkonstruktion aus Stein versah? wurde durch eine üppigere Lösung ersetzt, deren Verfasser unbekannt ist.
Die technische Ausführung des Bauwerkes scheint mangelhaft gewesen zu sein, da sich schon nach kurzer Zeit
Mit dem Bau der Chattenburg verlor die Brücke, ebenso wie der alte
Wallausgang des Schlosses, an Bedeutungß Ihre Pflege unterblieb. Wie spätere Abbildungen die das Bau-
werk in verfallenem Zustande wiedergeben, erkennen lassen, wurden die Treppenwangen am unteren Ende von
liegenden Löwen flankiert. Die Brückenbahn, deren Aussehen nicht bekannt zu sein scheint, ruhte in einer
Spannweite von 12,50 ohne Zwischenstütze auf zwei geraden Schildmauern, deren pilasterartige Kopfstücke
über einem konsolenbesetzten Kapitell die Postamente für nicht mehr vorhandene stehende Figuren aufnahmen.
Heute zeigt der in der Neuzeitl wiederhergestellte und durch eine obere Treppe bis auf das Gelände des
Schloßplatzes hinaufgeführte Flußübergang, die Löwenbrücke", als Stütze für die wagerechte Bohlenbahn einen
bogenförmigen Gitterträger aus Eisen;
Auebrücke.
Erster Bau.
Tafel 174,2 u.
474,1 u. 189
Tafel 195,
Eine gewisse Rolle in der Ortsliteratur spielt die Brücke, welche die Kleine Fulda oberhalb der Narren-
brücke überspannte und die Verbindung der Oberneustadt mit der Aue darstellte. Sie besaß ursprünglich die
Form einer Schiffbrücke, die, wie Schminke9 berichtet, aber nur zuweilen" aufgeschlagen wurde. Ob dieser
Flußübergang gleichzeitig mit der Orangerie entstand, ist nicht bekannt. Abbildungen scheinen nicht überkommen
zu sein. Das Bedürfnis nach einem ständigen Übergang zu der Insel führte zu einem Ersatz der beweglichen
Konstruktion durch eine feste.
Zweiter Bau.
Auch über die neue Brücke läßt sich Schminke aus, indem er allgemein einige Verbesserungen aufführt,
welche die Kleine Fulda erfuhr. Nachher ist über diesen Arm vor der Orangerie eine schöne Brücke erbauet und im
Jahr 1764, da derselbe sehr verschlämmt gewesen, besser aufgeräumt, auch zu Beförderung des Holztransports auf der
Oberneustädter Schlacht mit einer Schleuse versehen worden". Schminkes Angaben, die das Enstehungsiahr des
Bauwerks offen lassen, werden ergänzt durch einen Vermerk der Graßmederschen Chronik zum Jahre 1741.10
ln diesem 1741. Jahr", so heißt es ist die hölzerne rothe Brücke unter der Mergenbahn über die kleine Fulda
Aquarell v. Reinermann. Landesbibliothek Cassel. Ölgemälde, Murhardbibliothek Cassel. Aquarell v. Eisenträger, im Besitz des
Archivrats Dr. Knetsch in Marburg. Vgl. auch Lageplan des Schlosses von de Wailly.
Lange, Kurf. Hessen S. 47.
Handzeichnung. Landesbibliothek Cassel. Vgl. S. 777 Anm. 5.
Garküche S. 18 Diese Brücke, wie alles übrige, auch übereilt, senkte sich schon in den ersten Wochen und mußte wieder
aufgeholfen werden, was von Zeit zu Zeit das Loos der ganzen Staats-Maschine war".
Cassel u. Wilhelmshoehe 1828 S. 33 Die kleine Fuldabrücke, die noch neu, von Stein erbauet, unter dem Schlosse über die
kleine Fulda geht, ist, weil der Weg, der sonst vor dem alten Schlosse her über diese Brücke hin nach der Aue führte, von der Cattenburg
überbauet ist und daher ganz wegfallt, unnöthig geworden und kaum der Erwähnung werth".
Ölgemälde der Chattenburg, Rathaus Cassel. Abbildung der Kattenburg und Fuldabrücke, Zeichnung v. Rohbock, Stich v. Umbach.
Nach Gerland, Du Ry S. 100, erfolgte die Wiederherstellung nach Einverleibung Kurhessens in die preußische Monarchie.
Narten, Cassel S. 260, führt 1878 als Konstruktion ein hölzernes Sprengwerk an.
Cassel S. wo auf Christian Weisen curieuse Gedanken von den Nouvellen S. 356 Bezug genommen ist.
Losch, Chroniken S. 79.
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Brücken.
5922491 E4
gemacht". Einzelheiten über die Konstruktion sind nicht bekannt, wenn man von der Darstellung Leopolds
die eine geradlinige Bahn anscheinend mit Bohlenbelag bringt, absieht.
Dritter Bau.
Ein abermaliger Neubau der Brücke, diesmal in Stein, erfolgte 1792? Wie ältere Abbildungen erkennen
lassen, bildete der nur eine geringe Spannweite bewältigende Flußübergang4 einen einzigen Flachbogen. im
Grundriß zeigt die Brückenbahn nach der Mitte zu eine Einschnürung. Ihre niedrige Brüstung erscheint ohne
Geländer und an den Enden von Laternen flankiert. Heute trägt die Brüstung des im Allgemeinen unentstellt
überkommenen Bauwerkes ein einfaches Dockengeländer aus Eisen, das an zwei kräftige Pfeiler anschließt und
sicher aus älterer Zeit stammt? Als architektonische Gliederungen lassen sich an dem Quaderbau ein Wulst-
gesims am Fußpunkte der Brüstung und ein wenig vortretender glatter Schlußstein in den Bogenscheiteln fest-
stellen. Als Architekt des Bauwerkes kommt Simon Louis du Ry in Frage;
Ahnabrücke in der Stadt.
Von den kleineren Brücken innerhalb der Stadt, scheint die Ahnabrücke die älteste und wichtigste zu
sein. Erwähnt wird sie 1299 als lapideus ponsf Bei ihr lag zu jener Zeit ein Hof, den Landgraf Heinrich l.
der Jutta von Venne, Klosterjungfrau zum Ahnaberge, schenkte. 1343 vermachte Hartmann von Lemgo seiner
Tochter Mechtild einen jährlichen Zins aus der Hofstatt des ehemaligen Ahnaber-ger Kellermeisters Eberhard,
die zwischen den Häusern der Tuebil und des Tubilbiz prope pontem lapideum dictum de Anebrucken" lagß
In einer Urkunde von 13839 ist von einem Hause des Konrad Suszemundis circa pontem lapideum fluvii dicti
proprie dye Ane in veteri opido Caßel" die Rede. Erneute Erwähnung findet die Steinbrücke, ebenfalls zur
Bestimmung der Lage eines Nachbarhauses, im Jahre 1425.10 1481 wird sie als die große Steinbrücke"
bezeichnet? als die große Steinbrücke bei dem Ahnaberge" erscheint sie drei Jahre später? ln beiden Fällen
lassen sich wieder Bürgerhäuser als Nachbarbauten feststellen. Die Lage der Brücke 13 ergibt sich aus dem
Häuserverzeichnis von 1605,14 wo sich in der gaße hinder der Stadt weinkeller nach der Annabrücken zu vf
der rechtenn" als Nachbarhaus der Herberge Zum Fisch Hans Stumpfley ford hauß Item sein miedthauß dahind
vf der Ahne brücke" verzeichnet finden. Da Stumpfleys Anwesen dort seinen Platz hatte, wo heute am Ende
der Fischgasse das Haus Nr. 18 steht, so muß neben diesem Hause die Brücke gesucht werden. ln der Tat
vermerken fast alle Stadtpläne, die noch den Lauf der Ahna bringen, hier und zwar genau am Eingang in die
heutige Klosterstraße den Übergang über den Fluß. Ansichten des Bauwerkes, das unterging, als die Ahna
kanalisiert wurde, scheinen nicht überkommen zu sein.
Ahnabrücke
vor der Stadt.
Erster Bau.
Eine Ahnabrücke vor der Stadt läßt sich 1420 feststellen. Nach einer Urkunde vom 29. April dieses
Jahres" bestand sie aus Stein und hatte ihren Platz vor dem Ahnaberger Tor diesseits des Schafhofes des
Ahnaberger Klosters"; In nachreformatorischer Zeit muß sie verfallen sein; denn die Bürgerschaft richtete, noch
vor 1580, an den Landgrafen die Bitte, die Brücke wiederherstellen zu lassen.
Stadtplan v. Leopold 1742.
Losch, Chroniken S. 138. Der mittlere Theil des Au-Gartens bei Cassel, Zeichnung von Tischbein. Apell, Cassel 1792 S. 88.
Apell, Cassel 1792 S. 3. Narten, Cassel S. 260. Gerland, Du Ry S. 100.
Cassel u. Wilhelmshoehe 1828 S. 33, führt die Aue-Brücke" mit einem eisernen Geländer auf.
Gerland, Du Ry S. 100. Jacobi, Hugenotten XXV Nr. 17. Schultze, Klöster, Urk. Nr. 42.
Schultze, Klöster, Urk. Nr. 170. Vgl. Nebelthau, Denkwürdigkeiten S. 275. Schultze, Klöster, Urk. Nr. 825.
Schultze, Klöster, Urk. Nr. 928. Schultze, Klöster, Urk. Nr. 476. Schultze, Klöster, Urk. Nr. 694.
Über die Lage der Brücke vgl. Vermuthung Nebelthaus, Denkwürdigkeiten S. 275. Stadtarchiv Cassel 16.
15 Schultze, Klöster Urk. Nr. 361. Vgl. Abschnitt Kloster Ahnaberg. Schäferhof" S. 142.
2922421
Brücken.
212132194
Zweiter Bau.
1580 wurden die Bürger von neuem vorstellig, indem sie darauf hinwiesen, daß der Landgraf nicht
nur seine Schäferei, sondern auch sonstigen ehemaligen Klosterbesitz vor dem Tore liegen habe. Die Wieder-
herstellung der Brücke bezeichneten sie als unerläßlich, denn, obwohl zum Müllerthor hinaus, auch zum Ahna-
berger Thor beim Kalkofen die Ahne hindurch Wege getroffen werden können, sind doch dieselbigen nicht
allein weit um, sondern auch Winterszeit gar nicht ohne Schaden zu gebrauchenül Offenbar war die alte
Brücke vollends verschwunden, was sich auch aus dem Antrage der Bürgerschaft ergibt, daß der Landgraf die
Brücke aufs neue erbauen lasse". Der Neubau scheint auch zur Ausführung gekommen zu sein. Wenigstens
zeichnet Merianz um die Mitte des folgenden Jahrhunderts vor dem Ahnaberger Tor unweit des Kalkofens eine
wohlerhaltene Steinbrücke, welche die Ahna in einem halbkreisförmigen Bogen überspannt und die Straßenbahn
mit massiven Brüstungen einfaßt. Ob die Darstellung, was die Konstruktion anlangt, zuverlässig ist, mag dahin-
gestellt bleiben. Krieger3 gibt 1805 an, daß die vor dem Ahnaberger Tor gelegene und über die Ahna
führende Brücke aus Holz bestand und auf steinernen Pfeilern ruhte.
Tafel u. 26,
Dritter Bau.
lm Zusammenhang mit der Artilleriekaserne und dem neuen Wachthaus vor dem Ahnaberger Tor, dem
damaligen Wesertor entstand ein Neubau auch der Brücke, die den Namen Wesertorbrücke annahm. Der
Bau erfolgte auf Kosten der Bau- oder Kammerkasse. Die Vorbereitungen setzten Ende 1828 ein. Im Dezember
forderte der Kurfürst, der den Bau selber leiten wollte, die Pläne ein? Der Beginn der Ausführung scheint
sich indessen noch einige Zeit hingezogen zu haben. Lobes bemerkt 1837, daß 1830 und 1831 zwar ein
großer Teil der Kaserne entstand und daß über das Ahnaflüßchen eine massive Brücke erbaut und die Bremer-
straße in die Weser- oder Veckerhagerstraße eingemündet werden sollte", daß aber bis jetzt der Plan noch
nicht zu einer völligen Ausführung gekommen" sei. Eine spätere Abbildung7 gibt die im Zuge der Weser-
straße gelegene Brücke als halbkreisförmigen Steindurchlaß wieder, der auf der Krone eine massive, in der
Mitte durch ein Eisengeländer, unterbrochene Brüstung trägt. Das Gewölbe ist noch heute vorhanden. Die
Brückenbahn dagegen hat eine Verbreiterung erfahren, deren Entstehungszeit die im Schlußstein des vorge-
schuhten Bogens angebrachte Jahreszahl 1876 angibt.
Tafel 80,
Mombachbrücke.
Erster Bau.
Eine Steinbrücke über die in die Ahna sich ergießende Mombach wird 1440 erwähntß Am 8. September
dieses Jahres bekundeten Priorin und Konvent des Ahnaberger Klosters, daß sie 1433 an Heinrich Wysener,
obersten Kellner ihres Herrn von Hessen, drei Acker Land auf der manbach", welche an die Steinbrücke
stoßen, ausgetan hatten. Baulich ist über die Brücke, die wohl nur im Zuge des Hauptverkehrsweges, der
Holländischen Straße, gesucht werden darf, nichts bekannt.
Ortsrepositur. Staatsarchiv Marburg.
Stadtplan v. Merian 1646. Stadtansicht v. Merian 1646.
Cassel S. 78.
Vgl. Abschnitte Artilleriekaserne" S. 500 f. und Wesenor" S. 130.
Stadtarchiv Cassel S. 13.
Wanderungen S. 125 f.
Handzeichnung im Besitze des Fabrikanten Heyne in Cassel.
Schnitze, Klöster Urk. Nr. 409.
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94551513913"
Brücken. QQQQQQQQEQ
Zweiter Bau.
Ein Neubau von 1749 interessiert besonders deshalb, weil er heraldischen Schmuck trug. Der Schluß-
stein der Südwestseite zeigte das Casseler Stadtwappen in frei-ornamentaler Schildumrahmung mit der Inschrift
ANNO 1749" Der Stein auf der Nordostseite wies die gleiche Figur und die gleiche Jahreszahl auf, da-
neben aber noch die Namen Philipp Kuchenbecker als regierender Bürgermeister. Balthasar Kloecke Stadt-
baumeister." 1873 wurde die Brücke auf Breite der Straße zu beiden Seiten verlängert, wodurch die Schluß-
steine verdeckt wurden? Jetzt ist die ganze Brückeß dem Auge entzogen. Bei der vor mehreren Jahren
vorgenommenen Kanalisierung der Mombach verschwand sie im Gelände. Ihr Platz findet sich auf den älteren
Stadtplänen vor dem Eingange zum Friedhof eingetragen.
Dfuselbrücke.
Erster Bau.
In einer Stadtrechnung vom Jahre 14864 finden sich Beträge verbucht vor holczfur ad pontem bie dem
tiche vnd dem winberge" und vor fuder wellen Zu furen ad eundem pontem". Über die Lage dieser
Brücke bei dem Weinberge kann ein Zweifel wohl nicht bestehen. Sie ist im Zuge der Frankfurter Straße
zu suchen, dort, wo die Straße jenen Arm der Drusel überschritt, der am Weinberge entlang floß und sich
schließlich mit der Kleinen Fulda vereinigte. Nach den in der Rechnung aufgeführten Beträgen scheint es sich
um einen l-lolzbau zu handeln, der vermutlich 1486 schadhaft war.
Zweiter Bau.
Eine steinerne Brücke unter dem Weinberge wird 1549 genannt? Das Jahr der Entstehung ist nicht.
bekannt. Ausgaben für den Bau sind in den Stadtrechnungen wiederholt vermerkt. Nach der Vssgabe Stein-
mitzen" von 15136 erhielt Lerhenchen 12 Albus Heller unter Anderem auch dafür, daß er under dem
Winberge an der brucken gearbeitet" hatte. 14 Heller bekam nach einer anderen Rechnung desselben Jahresl
Hermann Badstober dafür, daß er kalg vnder den winberg bie die brucken gefurt" hatte. Die Exposita Bau-
gelt tzur Brucken vnnder dem Weinberge" von 15208 verzeichnen gl. 10 alb. herman ledderhossen Als Bau-
meistern widdergegeben hat er aussgelegt laut seins vbergeben Berechenten Zettels, Pfund alb. vor kalck, 10 alb.
hans hildebranden von dagen tzuandelogen des tags schillinge". Der Bogen der Brücke, ein Tonnen-
gewölbe, ist noch heute vorhanden. Seine Stirnflächen werden durch die vorgeschuhten Teile verdeckt, welche-
bei Verbreiterung der Frankfurter Straße entstanden.
Bettelbrücke.
Erster Bau.
Über die ältere Geschichte den vor der Unterneustadt im Zuge der alten Leipziger Straße gelegenen-
Bettelbrücke scheint nichts bekannt zu sein. Die Brücke diente als Übergang über den aus dem Fackelteich
Vgl. Abschnitt Geschichtliche Einleitung" S. 27.
Bericht des Kreisbauinspektors Blanckenhorn. Ortsrepositur Staatsarchiv Marburg.
Narten, Cassel S. 260.
Stölzel, Stadtrechnungen S. 94 Nr. 40.
Stadtarchiv Cassel 74 II 148.
Stölzel, Stadtrechnungen S. 148 Nr. 58.
Stölzel, Stadtrechnungen S. 157 Nr. 90.
Stölzel, Stadtrechnungen S. 179 Nr. 101.
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2121212124
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Brücken.
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ergießenden Nebenarm des Wahlebaches, des sogenannten faulen Grabens".1 Ihr Name wird von den Bettlern
abgeleitet, die hier Aufstellung nahmen. Ob die Nähe des Siechenhofes oder des vor dem alten Unterneustädter
Tore stehenden Bildstockes den Platz zum Einsammeln von Gaben besonders geeignet erscheinen ließ, ist
nicht bekannt? Auf einem Auszug aus der Katasterkarte vom Jahre 1686" erscheint die Brücke als einfacher
Durchlaß mit gemauerten Wangen und wagerechter Fahrbahn, die eine massive Brüstung abschließt. Ihre Lage
wurde für die Richtung der neuen Leipziger Straße maßgebend, die sich vor der Brücke mit der alten Leipziger
Straße, der heutigen Kaufunger Straße, vereinigt.
Zweiter Bau.
Ein völliger Neubau erfolgte unter Kurfürst Wilhelm l. Veranlassung gab vermutlich die unzureichende
Breite des alten Bauwerkes, die so weit vergrößert wurde, daß sie den Verkehr an der Straßengabelung bequem
bewältigen konnte. Die Überwölbung erfolgte in Form der Segmenttonne. Der in Quaderwerk errichtete Bau,
dessen Stirnmauern unmittelbar in die steinerne Brüstung übergehen, ist vollkommen erhalten. Die im Schluß-
stein des südlichen Schildbogens angebrachte Inschrift W. K. 1820" nennt den fürstlichen Bauherrn und das
Jahr der Erbauung
Töngesbrücke.
Von den weiter abgelegenen Brücken muß die Töngesbrücke genannt werden, die lediglich ihres Namens
wegen Erwähnung verdient. Sie lag am Gabelpunkte der Holländischen und der Niedervellmarer Straße. Ihre
Bezeichnung trug sie nach einem hier befindlichen, dem heiligen Antonius geweihten Heiligtum, das in nach-
mittelalterlicher Zeit in den Flurbezeichnungen Auf dem St. Tönies durch den Mühlenweg" von 1707 und
Vom St. Töies an der Vellmarischen Straße" von 1765 fortlebteö und nach Nebelthauß ein Bildstock gewesen
sein soll. Aus der Geschichte der Brücke ist bekannt, daß 1506 auf der Stadt Kosten 11 Albus Heller ver-
ausgabt wurden vor 10 halbs wins den Steynmitzen Z0 winkauff als die brucke bey Sanct Anthonius verdinget
wortf" Bauliche Spuren sind nicht mehr zu erkennen.
Woringer, Flurnamen. Handschrift Bibliothek d. Ver. f. hess. Gesch. Cassel.
Casseler Tages-Anzeiger 1878 Nr. 61 Die ,Bettelbrücke' dürfte wohl von gleichem Alter wie der ursprüngliche Siechenhof
sein und ihre Benennung damit in Verbindung stehen. Da sie nur wenige Schritte davon entfernt ist, so steht anzunehmen, daß hier zur Zeit
des Bestandes des Sondersiechenhauses der Bettel zu Gunsten der Aussätzigen, und vielleicht theilweise von ihnen selbst, besonders stark
betrieben worden ist. Das Wort an und für sich hatte damals noch nicht die heutige verächtliche Bedeutung. Es gibt aber noch eine andere
Ableitung für die Bezeichnung Bettelbrücke. Danach hätten die Casseler Bettelvögte die in der Stadt aufgegriffenen fremden Bettler bis zu diesem
brückenartigen Straßenübergang geführt und ihnen hier den Laufpaß gegeben. Doch dürfte die erstgedachte Erklärung die begründetere sein".
Handzeichnung. Murhardbiblothek Cassel.
Neuerdings wird vielfach die weiter östlich im Zuge der Leipziger Straße gelegene Brücke über den Hauptarm des Wahlebaches
als Bettelbrücke bezeichnet. Diese irrtümliche Benennung scheint ihren Grund darin zu haben, weil die wahre Bettelbrücke infolge der großen
Straßenbreite als Brücke nicht auffällig in die Erscheinung tritt.
Woringer, Flurnamen. Handschrift Bibliothek d. Ver. f. hess. Gesch. Cassel.
Denkwürdigkeiten S. 101.
Stölzel, Stadtrechnungen S. 123 Nr. 29.
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BRUNNEN AM LANDGRAFENSCHLOSS
Ausschnitt aus einer Abbildung im Monumentum sepulcrale Mauritii.
BRUNNEN
UND WASSERLEITUNGEN.
Brunnen.
Was in Cassel an Brunnen vorlfanden war, ist nur zum Teil bekannt. Die überkommenen Mitteilungen
berichten über das Aussehen der in vielen Fällen gewiß künstlerisch ausgestalteten Stücke nur Unzulängliches,
doch lassen sie die Art, Zahl und Verteilung der öffentlichen Schöpfstellen erkennen. Ein Born uf der Anen"
wird 1442 ein Kumpf an der Ecke im Breul" 1545, ein Ferbetrog" 1549,? eine Waschstet" 15533 erwähnt.
Zwei Gulden wurden 1553 den Nachburn bey dem Aneberge Zu dem Borne bei den newen heuserchen gesteuert
das sie ein Radt haben machen lassen".4 1564 zahlte man 16 Albus von dem Rade und Troge zu machen
an dem Borne bei Nordecken Haus" und 13Albus von einem Rade zu beschlagen, die Eimer zu flicken,
zwei Wirbel und eine Kette anzumachen an dem Born gegen Doctor Walters Haus"? Eine Zusammenstellung
von eben diesem Jahres führt in der Oberbauerschaft drei, in der Niederbauerschaft sechs, in der Altstadt zehn
und in der Neustadt fünf Brunnen auf, darunter einen Kumpf auf dem Pferdemarkt und je einen Brunnen beim
Rüsthaus, beim Stadtbau und beim Unterneustädter Kirchhof. Nach der Stadtrechnung von 15867 war der
Brunnen bei Hans Greben Haus in der Altstadt mit einem Dach versehen. Der 1572 und 1655 erwähnte
Brunnen bei der Brüderkirche besaß nach einer Mitteilung vom Jahre 1603 einen Trogs und der 1610 aufgeführte
Schnitze, Klöster Urk. Nr. 413. Ein 1407 erwähnter Brunnen, der bei einem Eckhause an der Ahna lag, scheint ein Privat-
brunnen gewesen zu sein. Schnitze, Klöster Urk. Nr. 336.
Stadtarchiv Cassel 200.
Stölzel, Stadtrechnungen S. 243 Nr. 176.
Stölzel, Stadtrechnungen S. 247 Nr. 189.
Stadtarchiv Cassel 956.
Stadtarchiv Cassel 956. Nach der Zusammenstellung befanden sich Brunnen in der Oberbauerschaft bei Henn Steinmetzen
Haus, auf dem Graben bei Appel Henckels Haus und auf dem Pferdemarkt, in der Niederbauerschaft bei Contz Ganses Haus, bei Nordecken
Haus, gegen Dr. Walters Haus, bei Konrad Lotzen Haus, bei des Rentschreibers Henrich Endres Haus, bei Contz Syferts Haus, in der Alt-
stadt bei Hans Holtzes Haus, bei Joh. Gerharts Haus, bei dem Rüsthause, bei dem Ahnaberge, beim Neuen Bau, bei Mertin Sehniders Haus
in der Marktgasse, bei Jost Leihgesters Haus, vor dem Ahnaberg bei Konrad Lotzen Haus, bei Henrich Sporers Haus und in der Heiergasse
bei Valtins Haus zur Rose, in der Neustadt bei Hans Bendels Haus, beim Kirchhof gegen Klaus Werckels Haus, bei des Krämers Kaspar
von Kauffungen Haus, in der Langschenkelgasse und bei Hans Schindekochs Haus.
Stadtarchiv Cassel.
Stadtarchiv Cassel 956.
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415
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949459
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Q QQ QQQ Brunnen und Wasserleitungen. ää
Brunnen beim Zeughaus im Breul eine Pumpe während der in der Obersten Gasse beim Elisabethhospital
gelegene Brunnen, der bereits 1601 genannt wird, wenigstens im Jahre 1619 mit einem Gestühl ausgestattet
war? Eine neue Zugstange erhielt 1600 der Brunnen in der Marktgasseß Der gleichfalls 1600 genannte
Brunnen vor dem Schloß bei des Salzkochs Haus und der 1601 vorkommende Brunnen beim Rüsthaus sind
ebenso wie die 1610 erwähnten Kumpfe auf dem Markt und dem Ledermarkt nicht näher beschrieben Der
Brunnen auf dem Markt, der wohl hohes Alter besaß, scheint im ersten Viertel des 17. Jahrhunderts baufällig
geworden zu sein; 1622 brach Meister Theulle der Meurer den Kumpf ab, dessen Steine zum Neuen Bau abgefahren
wurden? lm selben Jahre findet sich der Vermerk, daß auf dem Platz", dem heutigen Marställer Platz das eisern
Thürlein zum Kump abgethan" wurde. Wieweit es sich bei dem 1564 und 1582 aufgeführten born in der Heier-
gasse bei Valtins Haus zur Rose",6 bei dem 1589 genannten Bronn, so jenseits des Kratzenbergs anhero in den
Kumpf in den Garten geleitet" wurde bei dem 1603, 1616 und 1622 erwähnten Bronne bei der Schinderei"8
in der heutigen Waisenhausstraße, bei dem 1605 in derselben Straße vermerkten Bronnen so beim alten thor
stehet",9 bei dem 1616 vor dem Ahnaberge angegebenen Brunnen beim Wirt zur Blume" und bei dem 1697
verzeichneten Brunnen am Leutterhaus" der Unterneustadt um künstlerisch ausgeführte Stücke handelt, ist
mangels genauerer Angaben nicht zu sagen. Ebenso wenig ist mit Sicherheit anzugeben, auf welchen Brunnen
sich die Angabe einer Schmiederechnung von 1603 bezieht, nach der eine Zahlung dem bilschnetzer gemacht,
so am kumbe verbrauchen wollen alb. von newe clamer zu machen, so in steiner man kommen".11
Einer der fruchtbarsten Meister um die Wende des 16. Jahrhunderts, die in der Geschichte der deutschen
Brunnenkunst überhaupt einen Höhepunkt bedeutet, scheint Jakob Bolling, genannt Jakob von Ulm, gewesen zu sein,
der auch den schönen untengenannten Brunnen auf dem Brinke schuf. 1572 arbeitete er auf Rechnung der
Stadt einen Kumpf für die Weißensteiner Wasserleitung, dessen Standort leider unbekannt ist. Als Bezahlung
erhielt er 34 Gulden. Die Steine holte er gemeinschaftlich mit dem Rüstmeister Hans aus Merxhausen, wohin
er sich auch einmal in Begleitung der beiden Bürgermeister begab. Die Anfuhr der großen Steinplatten besorgten
die Bauern aus Sand, Balhorn, Lohne und Wichdorf unter der geschäftlichen Leitung des Amtmannes und des Land-
knechtes zu Gudenburg? Noch 1586 war der Künstler in Cassel tätig. ln diesem Jahre erhielt er nach der Stadt-
rechnung Gulden den steinen zue hauen umb den brun bey des Beckers haus", das im Breul lag. Dekorative
Arbeiten polychromer Art lassen sich um diese Zeit wiederholt feststellen. Die Stadtrechnung von 1586 verbucht
10 Gulden Christoifeln Malern vom brunnen bei Christoffel Katzentruncks Haus zu malen", das in der Ober-
bürgerschaft lag, und 11 Gulden für denselben Meister den Brunnen bei Baltzer Gerwiegks Haus im Breul zu
malen". Für die farbige Behandlung eines nicht näher bezeichneten Brunnens, für die Bleiweiß, Grünspan,
Mennige, Ölblau und Silberglätte verwandt wurden, erhielt 1603 der Bildhauer Meister Tonigs Gulden 21 Albusßg
Auch der Brunnen auf dem Ledermarkt muß Bemalung besessen haben, da sich 1613 der Vermerk findet, daß
Meister Caspar, als der Brunnen gemacht" wurde, Pfund Silberglätte brauchten
Stadtarchiv Cassel 154.
Stadtarchiv Cassel 154.
Stadtarchiv Cassel 956.
Stadtarchiv Cassel 956.
Stadtarchiv Cassel 956.
Stadtrechnungen. Stadtarchiv Cassel. Valentin Gercken, dessen Gasthaus zur Rose wiederholt erwähnt wird, scheint im nörd-
lichen Teil der Wildemannsgasse gewohnt zu haben.
Ortsrepositur. Staatsarchiv Marburg.
Stadtarchiv Cassel 956 u. 2800.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16.
Stadtarchiv Cassel 154.
Stadtarchiv Cassel 956.
12 Stadtarchiv Cgssel 956.
18 Stadtarchiv Cassel 154.
Stadtarchiv Cassel 956.
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Bau- und Kunstdenkmäler 1m Reguerungsbezxrk Cassel. Vl. Cassel-Stadt. 99
QEEQQQQQ Brunnen und Wasserleitungen. äääääääääägäää
Über den Bestand an Wasserschöpfstellen im Jahre 1630 gibt ein Verzeichnis aller Kumpfe, Ziehe-,
Pumpenbrunnen und Zeutenstöckeü Auskunft. Danach befanden sich Kumpfe im Renthofe vor der Kanzlei.
auf dem Marställer Platz in der Ecke vor des Kaplans Haus, auf dem Ledermarkt am Kaufhaus und vor des
Obersten von Kötteritz Haus. Ziehbrunnen, teils mit messingenem teils mit hölzernem Rad, lagen bei der Brüder-
kirche, vorm Schloß, beim Süsterhause an der Ecke der Mittel- und der Ziegengasse, an der Ecke der Mittelgasse
und des Steinweges, auf dem Graben,'.in der Schäfergasse, vorm Müllertore, in der Müllergasse, im Breul in der
Nähe der Krug- und Knickgasse, auf demBrink und vor dem Ahnaberg. Ihnen gegenüber treten an Zahl die
Pumpenbrunnen zurück, von denen einer auf dem Markte beim Fischsteine, einer auf demselben Platze bei
Peter Stockmanns Haus, einer in der mittleren Fuldagasse, einer in der Marktgasse, einer hinter der Wage vor
dem Hause des Juden Benedix und einer vorm Roste und der Freiheiter Kirche gegen des Rectors Haus"
seinen Platz hatte. Am zahlreichsten vertreten sind die Laufbrunnen, die Zeutenstöcke, so durch Röhren in
die Festung geleitet, welchen also das Wasser zu berechnen" war. Sie lassen sich feststellen beim Spital, vorm
Zuchthaus in der Schäfergasse, hinter dem Obersten-Hofe nach dem Ahnaberge zu, bei der Schwemme auf dem
Ledermarkt, bei der Schule an der Ecke vorm Hohen Tore, vor des Obersten von Kötteritz Haus, in der Schul-
gasse und vor dem Müllertore bei Hans Hosen Brauhaus. Je zwei standen auf dem Pferdemarkte, in der
Druselgasse und in der Obersten Gasse, davon einer an der Ecke der Ziegengasse und einer vor Henrich Kesslers
neuem Brauhaus dem Meisebugschen Hofe gegenüber; Diese Zahl von 35 Schöpfstellen erschien für die Wasser-
versorgung der Festung nicht genügend, zumal die Zeutenstöckeyom Feind leicht unwirksam gemacht werden
konnten. Vorschläge für die Anlage weiterer Ziehbrunnen finden sich am Schlusse des Verzeichnisses aufgeführt.
Gelegentliche Mitteilungen aus späterer Zeit ergeben, daß 1655 eine neue Eiche ufgerichtet und mit
eingegossenen Klammern gefaßet" wurde, daß man im folgenden Jahre einen neuen Eich- oder Zeittenstock"
setzte und daß 1688 Zimmerhans von Eiterhagen beim Kumpf in der Marktgasse einen großen hölzernen Trog
fertigte. 1668 wurden die Anwohner der Mühlenstraße beim Rat der Stadt wegen Anlage eines Zeutenstockes
vorstellig. Sie wiesen darauf hin, daß in der Straße fünf offene Herbergen oder Gasthäuser sich befänden, in
denen nicht nur die Pferde fremder Fürstlichkeiten ausgespannt würden, sondern auch alle Fuhrleute aus den
Ämtern Wolfhagen und Zierenberg sowie aus der Diemelgegend verkehrten, die das Trinkwasser uf die Weite
im Breul der Müllerthorstraßen langen müßen und vom Kastenal an bis uf den Pringk nicht mehr als einen
versigenen, lange Zeit unganghaften Brunnen kümmerlichen behelfen müßen". Bekannt ist, daß 1697 beim
Leiterhause in der Neustadt, 1710 an der Stadtschule in der Nähe des Totentores, 1743 auf dem Töpfenmarkt
und in der Kastenalsgasse Brunnen bestanden? und daß 1745 der Eichbrunnen, so vorher beim Jägerhaus in
der Mühlenstraßen gestanden, hinter den Kirchhof in der Alte Neustadt verlegt" wurde? Einer gewissen Beliebtheit
in Künstlerkreisen erfreute sich ein um 1765 vor dem Hause eines Weingartners auf dem Weinberg entstandener,
mit turmartigen Aufbau und Flaschenzug ausgestatteter Brunnen, der trotz seiner architektonischen Schlichtheit
den angehenden Landschaftern der Akademie eine willkommene Staffage bot, dann aber durch Vermauerung seine
Romantik einbüßteß Einen Wandbrunnen an der Ecke, wo der Garde du Corps-Platz in die Fünffensterstraße umbiegt,
in Form einer halbkreisförmigen Architekturnische mit wasserspeiendem Löwenkopf zeichnet 1791 Stietzß Einen
Springbrunnen auf dem Kadettenplatz am oberen Steinweg hält 1792 Apellö für erwähnenswert? Beim Brunnen
Ortsrepositiir. Staatsarchiv Marburg. Rockwitz, Wasserversorgung S. 131. Stadtarchiv Cassel 154.
Kammer-Archiv 2. Staatsarchiv Marburg.
Hoehapfel, Weinberg S. 111. Daselbst, S. 126, auch Angaben über einen Ziehbrunnen bei der Ullenburg". Vgl. Jacob,
Erinnerungen S. 190.
Prospect vom Garde du Corps Platz. Handzeichnung. Landesbibliothek Cassel.
Cassel 1792 S. 12.
Krieger, Cassel S. 96 Der Kadettenplatz ist in seiner Mitte mit einem Springbrunnen geziert, welcher, da er ziemlich verfallen
war, im Sommer 1803 wieder von neuem eingerichtet und in den besten Stand gesetzt wurde". Nach Garküche S. 19 ermangelte der Brunnen
zur Zeit der französischen Fremdherrschaft der nötigen Pflege! Der Verfasser bemerkt 1814, daß die französische Polizei für den Kadetten-
platz auf der linken Seite des St. Elisabeth-Hospitals neben dem Gasthof zum rothen Hause jetzt wieder der Kurfürst gar keine Sorge getragen;
nicht nur der Springbrunnen, der im Sommer 1803 wieder von neuem eingerichtet und in den besten Stand gesetzt worden, blieb gänzlich
ruinirt, sondern der Platz selbst auch ungeflastert".
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Qää Brunnen und Wasserleltungen.
auf dem Altmarkt vermerkt Rogge-Ludwigl die Eigentümlichkeit, daß noch im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts
die Judenfrauen sich in ihm die Hände wuschen, wenn sie einem jüdischen Leichenzuge zugesehen hatten.
Aus älterer Zeit ist bekannt, daß die Reinigung der Ziehbrunnen, die wiederholt vorgenommen werden mußte,
um das Wasser gesund zu erhalten, den Bettelvögten auferlegt war. Nach einer Aufstellung des Jahres 1616
hatte Schweinehans die Brunnen beim Alten Tore und bei des Scharfrichters Hause in der Unterneustadt, auf
dem Graben, vor dem Ahnaberge bei des Baumeisters Hause, auf dem Brink und in der Müllergasse am Hause
des Hofkaplans zu säubern? Zeichnerisch findet sich die Lage der älteren Hauptbrunnen in Wessels Stadtplan
von 1673 eingetragen.
Die Absicht die Residenzstadt mit Monumentalbrunnen zu schmücken, tauchte, wie Gerlanda mitteilt,
im Anfang der 1820er Jahre auf. Es handelte sich bei diesem Plane, dem Werner Henschel nahe stand, zu-
nächst um einen Brunnen auf dem Karlsplatz, wo entweder das in der Mitte desPlatzes stehende Denkmal des
Landgrafen Karl mit Laufwassern in Verbindung gebracht oder der an der Karlsstraße unter den damals dort
vorhandenen alten Linden stehende schlichte Zeutenstock durch ein reicheres Stück ersetzt werden sollte. Den
Ausbau des Karlsdenkmals zu einer Wasserkunst hatte sich Henschel so gedacht, daß auf einem länglichen, an
den Schmalseiten mit muschelförmigen Becken versehenen Sockel sich das Postament für die Figur des Land-
grafen erhob, das mit allegorischen Reliefs eines hält das Oktogon des Karlsberges in den Händen und
mit Löwenköpfen geschmückt wurde, die Wasser in die Becken spieen. Als Ersatz des alten Zeutenstockes plante
der Künstler eine gotische Säule aus Balhorner Sandstein mit zahlreichen wasserspeienden Tierköpfen, mit vier
allegorischen Figuren und einem bekrönenden Löwen. Größere Absichten bestanden bezüglich der Verschönerung
des Altmarktes. Im Namen mehrerer Bürger richtete Stadtbaumeister Rudolph einen dahin zielenden Antrag
an den Stadtrat, indem er einen Plan Henschels vorn 6. Oktober 1823 nebst einer Kopie der für den Brunnen
entworfenen Zeichnung vorlegteß Die lebensgroße Bronzefigur auf der Spitze des Brunnens, ein Mädchen mit
zwei Krügen, sollte, den Casseler Wasserverhältnissen entsprechend, aus dem einen, mit Eichenlaub bekränzten
Krug Eich- Trink- Wasser, aus dem andern, unbekränzten Krug Drusel- Spül- Wasser ausgießen. Dieser
Unterscheidung entsprechend war auch für diejenigen Löwenköpfe, die Eichwasser spieen, eine Umkränzung
mit Eichenlaub vorgesehen. Das Brunnenbecken sollte aus Balhorner Sandstein und inwendig aus Gußeisen
hergestellt werden. Damit das Wasser nicht einfriere, vielmehr stets für den Fall eines Schadenfeuers zum
Gebrauch bereit sei, ohne eine häßliche Umhüllung des Aufbaues mit Stroh oder Holz nötig zu machen, war
im lnnern des Brunnens unter dem eisernen Becken eine Heizvorrichtung in Aussicht genommen. Henschel
verpflichtete sich durch Urkunde vom 8. Januar 1824, die große Anlage für 4600 Taler herzustellen. Der
Kurfürst, dem Bürgermeister Schomburg den Entwurf vorlegte, konnte jedoch zu einer Entschließung nicht
kommen. Damit geriet der Plan ins Stocken und schließlich in Vergessenheit. Den Künstler beschäftigte der
Gedanke der Brunnenfigur noch weiter, bis er sich zu jener reizvollen Brunnengruppe" verdichtete, die zur
Ausführung kam und in den Römischen Bädern zu Charlottenhof bei Potsdam Aufstellung fand. Der Plan der
Errichtung von Brunnen wurde um die Mitte des 19. Jahrhunderts wieder aufgenommen, wenngleich man die
monumentale Form wohl aufgegeben hatte. ln der Zeit von 1844 bis 1847 entstanden Brunnen in der Markt-
gasse, auf dem Altmarkt, auf dem Ständeplatz und auf dem Meßplatz, während Bohrversuche auf dem Martins-
platz ergebnislos verliefen?
Über die wenigen Brunnen Cassels, die ihrem Namen nach bekannt sind, gibt die folgende Zusammen-
stellung die sparsamen Mitteilungen wieder, die der Zufall überliefert hat. Das unzulängliche, kunstgeschichtliche
Bild der Casseler Brunnenkultur, das wenigstens in zwei Fällen durch Kenntnis des baulichen Bestandes erhellt
wird, mag ergänzt werden durch die an anderer Stelleö erfolgte Besprechung der Wasserkünste in der Aue und
Kassel S. 168. Stadtarchiv Cassel 154.
Henschel S. 50 f.
Abb. bei Gerland, Henschel S. 24.
Noel, Wasserversorgung S. 52.
Vgl. Abschnitte Lusthaus des Landgrafen Wilhelm IV." S. 321 f. u. 325 f. und Denkmäler".
Tafel
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Qääägä Brunnen llnd Wasserleitungen. EQQQQQQ
des Napoleonsdenkmals auf dem Königsplatz, das in gewissem Sinne auch zu den Brunnen zu zählen ist. Von
jenen, der eigentlichen Kunstformen entbehrenden, älteren lNutzbrunnen, die mit Überdachung und Winderad
versehen waren, scheint, wenigstens was die Bauart anlangt, eine sonst unzuverlässige Abbildung des Landgrafen-
schlosses aus dem Jahre 1638 die anscheinend den 1616 erwähnten Brunnen bei der Schloßmaure"? wieder-
gibt, eine glaubhafte Vorstellung zu vermitteln. Wie die neuere Zeit das Wesen des Brunnenbaues künstlerisch
erfaßte, lehrt eine Abbildung der Martinskirche aus der Mitte des 19. Jahrhunderts? die auf dem Westteile des
ehemaligen Ledermarktes einen steinernen Brunnenstock bringt, der in seinen Ecksäulchen und Giebeln ganz
den akademischen Geist der wiederbelebten Gotik wiederspiegelt.
Herzogsbrunnen.
Als ältester Brunnen, der einen besonderen Namen führte, erscheint der Herzogsbrunnenß Seine Be-
zeichnung verdankte er einer kleinen Begebenheit, die sich bei seiner Entstehung zutrug, als Herzog Friedrich
von Braunschweig 1400 zur Kaiserwahl nach Frankfurt zog. Wie die Chronikö zu diesem Jahre berichtet,
hat man zu Cassel am Steinwege einen neuen Born gegraben, und als Hertzog Friedrich von Braunschweig
durch Cassel beneben dem Born hingeritten und die Arbeiter des Borns mit einem Trinckpfennig verehrt, davon
haben die Arbeiter den Born den Hertzogborn genannt". Eine weitere Erwähnung, die für die genauere Kenntnis
der Lage wichtig ist, erfährt der Brunnen in den Jahren 1545 bis 1547, wo von einem Haus auf der Freiheit,
gelegen in der Mittelgasse bei dem Hertzogenborne", die Rede istß Man wird den Brunnen also an der Ecke
des Steinwegs und der Mittelgasse zu suchen haben? Ob er identisch ist mit dem 1616 erwähnten Brunnen
am Steinwege bei Meister Weigeln Schmitts Haus",8 scheint nicht bekannt zu sein. Sicher ist er gleichbedeutend
mit dem im Brunnenverzeichnis von 16309 genannten Ziehhrunnen mit einem messingenen Rad am Steinwege
bei Hans Zahns Haus, wo sich die Mittelgasse anfängt". Wessels Stadtplan 10 von 1673 weist ihn an die west-
liche Ecke der Straßenmündung. Wie Noelll 1890 mitteilt, soll der Brunnen um diese Zeit noch bestanden
haben. ln der Tat wurde, wie örtliche Erkundigungen ergeben, erst um 1895 an dem Eckhause der Mittelgasse
eine Bumpfe" entfernt, die wohl in den alten Brunnen führte und den Ersatz der ehemaligen Aufziehvor-
richtung darstellte.
Pferdemarktbrunnen.
Von einem Brunnen auf dem Pferdemarkte ist wiederholt um die Mitte des 16. Jahrhunderts die Rede.
Am 19. November, 1548 teilte der Bürgermeister Müldener,dem Dr. Fischer, genannt Walther, mit, daß der
bornsprangk gegen Weißenstein, wie ir den angefangen wisset, am vergangenen sonnabende herein in die stadt
bracht ist, daß er uffen Pferdemargte bei der ecken des teichs in alter höhe gewaltiglich'aufspringet".12 Mit
dieser Brunnenanlage hängen offenbar die Ausgaben der Stadtrechnungen von 1548 und 1549 zusammen für
Erd- und Pflasterarbeiten, den Steinweg wieder zu machen auf dem Pferdemarkte, als die Röhren zum Born
Monum. Maurit. S. 56. Vgl. Kopfbild auf S. 784.
Stadtarchiv Cassel 956.
Die St. Martinskirche und der Gouvernementsplatz in Cassel. Zeichnung v. J. F. Lange. Stahlstich v. Fr. Abresch.
Rockwitz, Wasserversorgung S. 130. Piderit, Cassel S. 397.
Nebelthau, Congeries S. 835.
Stadtarchiv Cassel 1010.
Nach Nebelthau, Denkwürdigkeiten II S. 70, vermuthlich vor dem Eckhause der Mittelgasse und des Steinweges", nach Nebel-
thau, Congeries S. 335, wahrscheinlich vor dem Hause Nr. 174".
Stadtarchiv Cassel 154.
VglqS. 786 Anm. 1.
Stadtplan v. Wessel 1678.
Wasserversorgung S. 6.
12 Ortsrepositur. Staatsarchiv Marburg.
ä ää Brunnen und Wasserleitungen. ä ää
gelegt sein worden", sowie für Anfuhr von 14 Fuder Sand und die Abfuhr von 14 Fuder Kummers aufm
Pferdemarkte, als der Born herein bracht worden". Auf den außerordentlichen Sprudel wird auch jene kunst-
volle Montierung und Fassung zu beziehen sein, deren Herstellung sich in der Stadtrechnung von 1553 fest-
stellen läßt Danach scheint er als Bekrönung des mit Laufröhren besetzten Stockes ein versilbertes und ver-
goldetes Bildwerk getragen zu haben. Der Kumpf war mit Gittern umgeben, die Meister Zimprecht in Vacha
lieferte und der Steinmetz Andres befestigte. Drei andere Gitter fertigte Hans Thonigs und setzte Maler Michel
in Farbe. Von den Nachrichten der Folgezeit interessieren die Mitteilungen, daß 1564 Blei zu dem Kompffe
uff dem Pferdemargkte" benötigt wurde und daß 1600 ein Ring umb die seull im dem kumpf zu schraufen"
war, die entzwei gefroren"? Der genaue Platz des Brunnens steht nicht fest. Auch ist nicht bekannt, wo
der oben erwähnte Teich sich befand, der in den Akten wiederholt erwähnt wird und anscheinend eine gewisse
Größe besaß, da nach einer Bestimmung Wilhelms IV. vom Jahre 1586 Gartendiebe und Verwüster auf dem
Pferdemarkt in einen Korb gesetzt und ins Wasser gesprengt" werden sollten Wesselt zeichnet 1673 eine
Wasserschöpfstelle an der Ecke der Müllergasse, doch muß darauf hingewiesen werden, daß nach dem Brunnen-
Verzeichnis von 1630 auf dem Pferdemarkt sich zwei Laufbrunnen befanden.
Brinkbrunnen.
1567 entstand, ein Werk Jakob Bollingsß auf dem Brink, dem Weißen Hofe gegenüber, an der Ecke
des Pferdemarkts und Grabens, der Brinkbrunnen, der möglicherweise die Stelle eines älteren Borns einnahm."
Das Bauwerk, ein frei stehender Ziehbrunnen, ist aus Abbildungen und Beschreibungen bekannt. Es be-
stand aus einem kreisförmigen Kumpf und einem unmittelbar sich anschließenden Umbau von drei toskanischen
Säulen, auf denen dachförmig ein dreifacher Halbkreisbogen als Galgen für das am Schlußstein befestigte Rad
sich aufsetzte. Die als Postamente von quadratischer Grundfläche ausgebildeten Kämpfersteine über den Säulen-
kapitellen mögen wie der über dem Scheitel festzustellende Aufsatz als Bekrönungen Figuren getragen haben."
Tafel 476
Stölzel, Stadtrechnungen S. 238 f. Nr. 153 H. Die Aussgabe vlf den Newenbron vlI dem pferdemargte" enthält gl.10'l2 alb.
hlr. Gobbert schmiden von kaulTungen vor 21 ringe Zu den Roren, gl. alb. Colman engeln vor golt vnnd sylber, das Bilde vf dem
borne damit Zuuergulden, gl. alb. Clebesatteln von Sechs wochen Des borns Zuhütten Eher das gegitter darumb ist gemacht worden
des tags alb., gl. 22 alb. Jorge lips vnnd Hermann eckel von kauffungen haben Zwei fuder Rören von Almerode her gefurt, 1'Ia gl.
dem Bornleyter von 15 Roren Zuboren, alb. Cunrade schawmbergen hat helffen die Roren legen vnnd den bronnen reyn machen, 21 alb.
dem Bornmeyster hat tage Am Brunnen gearbeyt Als er aussenblieben ist, 18 alb. seinem knechte Hausen hat tage geholflen. alb.
Hermann hoppen hat tage geholffen, alb. hlr. noch einem knechte von 1'lz tagen, 22 gl. alb. Meyster Zymprechten von Vach vor
das gegitter vmb den Bronnen Ist Ime verdinget gewest, gl dem furman, Von demselben gitter von Vach hertzufuren, 11 alb. hat gemelter
meister Zimprecht In Johan thonigs hause vertzert Als er herbeschrieben worden mit Ime vmb das gedinge zu handeln, 13 alb. Seinem
knechte Zu tranggelde, alb. Andres steynmetzen hat die gitter In den kompfi gehawen, 10 hlr. vor Vnslet dartzu gebraucht, 14 alb. hat
meister Zimprecht vertzert In Steffan schreiners haus, Als er das gegitter gelibbert hat, 18 alb. michel malern von den dreien Gittern Zu
malen So hans Thonigs gemacht hat, Summarum Zum Bronnen aussgelegt 40 gl. 18 alb. hlr".
Stadtarchiv Cassel 956. Stadtarchiv Cassel 1. Stadtplan v. Wessel 16,73. Vgl. S. 784 Anm. 1.
Knetsch, Landgrafenschloß S. 322. Nach Wenzel, Ziehbrunnen 5.60 eine Schöpfung des Heilbronner Meisters Nikolaus
Bollinger vom Jahre 1563".
Nebelthau, Gebäude S. 14 Mit dem Seheweißen-Hof finden wir 1430 Landgraf Ludwigs Kellner Henrich Wyßmer beliehen;
nur 24 Jahre später hatten ihn die sog. Kogelherren zum Sitz. Im Lehnbrief Henrich Wyßmefs ist Haus und Hofraide mit Keller und Grund
und ein Garten genannt, alles das in der Heggassen, nächst dem Born gelegen und vormals Cundts Sewyßen zugehörig. Unter dem Born
ist zweifelsohne der Brunnen auf dem Brink gemeint, der aber erst 1567 seine jetzige Gestalt erhielt".
Abbildung des Brinkes, Gemälde v. W. Richter, unbekannter Privatbesitz, phot. Nachbfdung Denkmälerarchiv Cassel. Ab-
bildung des Brinkes, Gemälde v. Prof. Dr. Möhl, unbekannter Privatbesitz, phot. Nachbildung Denkmälerarchiv Cassel. Abbildungen bei
Schmidtmann, Erinnerungsbilder, S. 32, wo der Brunnen als Judenbrunnen bezeichnet ist, bei Brunner, Cassel Taf. und bei I-Ioltmeyer,
Alt Cassel S. XIV. Vgl. Knetsch, in I-Iessenland S. 277.
Knetsch, in Hessenland S. 277 f. Lotz, Kunsttopographie S. 138. Denkmalpflege XVII S. 61.
Schwarzkopf, Alt-Kassel S. 160 Über der Kreuzung der Bögen erhob sich auf einem kleinen quadratischen Unterbau weithin
sichtbar eine Figur, wen dieselbe darstellte, habe ich damals nicht ermitteln können. Jetzt ist dieselbe seit einer langen Reihe von Jahren
verschwunden und nur die drei eisernen Spitzen sind noch da, durch welche der Unterbau befestigt war, sowie eine kreisrunde Öffnung zum
Festhalten der Figur.
aaaaaaaa Brunnen und Wasserleitungen. aaaaaaaaagaaaaaaaaaa
An einem der drei Postamente, deren Seitenflächen durch Spiegel mit Mittelrosetten verziert waren, befand
sich an der Vorderfläche das Casseler Stadtwappen Auf der Innenseite des einen der drei Bögen war der
Name IACOB BOLING VLM und die Jahreszahl 1567 zu lesen.
Trotz seiner Lage inmitten des Fahrdammes blieb der anmutige Renaissancebrunnen Jahrhunderte-
hindurch ein unangetastetes Vermächtnis, das, zwar nicht ganz vor Entstellungen bewahrt? doch mit seinem
luftigen Aufbau und seiner klaren Gliederung das Straßenbild am Brink reizvoll belebte, bis am 1. Oktober 1896
eine verkehrsfanatische Unduldsamkeit dieses Hindernis" beseitigte. Die Bauteile, die beim Abbruch zum Teil
erhebliche Beschädigungen erfahren hatten, wurden zunächst im städtischen Holzmagazin untergebracht. Ein
Antrag des Vereins für hessische Geschichte, den Brunnen an einem anderen Platze der Stadt wiederaufzustellenß
blieb erfolglos; der Magistrat lehnte mit Rücksicht auf die Kosten ab Auch als 1900 vom Verschönerungs-
verein ein Betrag von 5000 M. bereit gestellt wurde, kam der Vorschlag, den Brunnen am Steinweg vor dem
ehemaligen Kunsthause wieder aufzubauen und seine drei Säulen mit den Bildnissen hessischer Regenten oder
anderer berühmter Hessen zu schmücken, nicht zur Ausführung? Die Reste wurden zerschlagen und sollen
als Straßenpflaster verwandt sein.
Philippsbrunnen.
Nur aus einer gelegentlichen Mitteilung bekannt ist der Philippsbrunnen. Aus einer Stadtrechnung des
Jahres 16466 ergibt sich, daß der Brunnen aus einem Kumpf bestand, dessen Postament ein Bildnis des Land-
grafen Philipp trug. Ob es sich um eine Standfigur oder ein Relief, vielleicht in Büstenform handelte, ist
nicht ersichtlich. Vermerkt ist nur, daß der Fürst das hessische Wappen hielt. Daß die Figur aus l-lolz war,
ergibt sich mit Wahrscheinlichkeit aus der Tatsache, daß sie der Zimmermeister Peter Obenauf wieder auf-
richten mußte, als sie eines Nachts von einem Frevler umgestürzt war. Die Erwähnung der bei der Be-
schädigung abhanden gekommenen Messinges Pfeifen" läßt vermuten, daß man es mit einem Laufbrunnen zu
tun hat. Bezüglich der Lage ist nur zu ersehen, daß der Brunnen vor Stoffel Klinpfers Haus stand, dessen
Platz aber selber wieder unbekannt ist.
Renthofbrunnen.
477
Der einzige Zeuge der einst so blühenden Casseler Brunnenkunst ist der Renthofbrunnen? In den
geschichtlichen Quellen und der älteren Ortsliteratur spielt das schöne Stück keine andere Rolle als die übrigen
Brunnen der Stadt. Nicht einmal das Jahr seiner Entstehung ist bekannt. Seinen Platz hat der Brunnen, der
früher im Hofe südlich der Karmeliterkirche standß am nördlichen Flügel des Renthofes, dem ehemaligen Südtrakt
des Karmeliterklosters, neben einem alten Wasserkanal, in dessen Nähe ein älterer Brunnen gestanden haben soll,
der das sogenannte Eichwasser führte,
Das aus rötlichem Sandstein gearbeitete Architekturstück, das die Form des Wandbrunnens besitzt,
besteht aus einem rechteckigen Wasserbecken und einem schlanken Rückenaufsatz, der die übliche Nische für
Vgl. Abschnitt Geschichtliche Einleitung" S. 27.
Schwarzkopf, Alt-Kassel S. 160, regte 1894 eine Wiederherstellung an. Als bekrönende Figur schlug er den Merkur oder die
hl. Elisabeth vor. Vor allem schien ihm die Beseitigung eines nachträglich in den Kumpf hineingesetzten Brunnenhauses notwendig, das nach.
den Abbildungen allerdings als störende Zutat sich zu erkennen gibt. Mitt. d. Ver. f. hess. Gesch. 1894 S. 29.
Das Mitglied des Geschichtsvereins Hallo schlug u. a. den Kadettenplatz vor. Mitt. d. Ver. f. hess. Gesch. 1896 S. 28.
Mitt. d. Ver. f. hess. Gesch. 1896 S. 31.
Mitt. d. Ver. f. hess. Gesch. 1899 S. 19.
Stadtarchiv Cassel 26.
Dehn-Rotfelser u. Lotz, Baudenkmäler S. 28. Dehio, Handbuch S. 205. Deutscher Baukalender 1910 III S. 25.
Nebelthau, Gebäude S. 29 Der Brunnen im Hof des Obergerichts 1857 befindet sich jetzt 1884 vor dem Gebäude am Renthof."
In Hessenland XXV S. 257 wird eine Zeichnung von Adolf Menzel erwähnt, die den Blick vom Renthof auf den Marställer-
Platz mit dem jetzt verschwundenen Brunnen hinter der Renthofmauer" wiedergibt. Die Zeichnung befindet sich in der Nationalgalerie zu
Berlin. Der auf ihr dargestellte Brunnen ist ein einfacher Zeutenstock.
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790 aaaaaaaaßaaaaaaaaaaaaaaaa
QQ Brunnen und Wasserleitungen. QQQQQQQ
die Brunnenügur aufnimmt. Wen die Figur, eine dreiviertel-lebensgroße sitzende Gestalt in römischer Tracht,
darstellt, ist nicht mit Sicherheit bekannt. Die Annahme, daß in der auf einer Wolke thronenden mit Lorbeer-
kranz bekrönten Figur ein Apollo zu erblicken ist scheint durch die auf dem Brunnengehäuse verstreuten
Musikinstrumente gestützt zu werden. Sicher ist die Figur ein für die Kenntnis der hessischen Plastik zur
Zeit der Renaissance bedeutsames Werk. Den lebhaft vorgebeugten Oberkörper umschlingt ein Mantel, der
über dem linken Knie zurückgenommen ist. Unterarme und Hände fehlen; ihre schlechten Ergänzungen sind
zum Teil abgefallen. Das von Locken umwallte rassige Haupt, die elastisch gespreizten Beine vermitteln den
Ausdruck gespannter Aufmerksamkeit, den das Beiwerk der Umgebung, wie Flöte, Triangel, Tuba, Horn und
Laute, in eine bestimmte Richtung zu lenken scheint. Das Bildwerk verrät einen geschulten Meißel, dem alle
Feinheiten des menschlichen Körperbaues und der Gewandbehandlung ebenso geläufig sind, wie die klassische
Pose. Das mit dem hinteren Bassinrande durch ein konsolenartiges Fußgestell organisch zusammengewachsene
Wandwerk dient lediglich als Folie für die grottenartig inthronisierte in Römerkleidung gesteckte Gottheit. Der
in ovalem Schwung vorquellende Steinbaldachin wird von wulstig endigenden Pilastern mit reichem Beschlag-
ornament flankiert, über denen klassizierende Zwischenglieder ein zart geschnittenes Gebälk mit Fries und
mehrfach verkröpftem Gesims tragen. Beim oberen Abschlnß ist die Gelegenheit zur Volutenbildung und zur
Anbringung von ruchtgehängen unter zwerggiebelartiger Bekrönung benutzt. Nicht minder sind die bauchig
geschwungenen Flächen der Kumpfeinfassung mit Beschlagornamenten und musikalischen Emblemen reich ge-
schmückt.
Nach Form und Inhalt dem mauritianischen Zeitalter angehörig, scheint das Kunstwerk, dessen Ent-
stehungszeit man um 1600 anzusetzen hat, in unmittelbarer Beziehung zum Collegium Mauritianum zu stehen.
Man geht nicht fehl, wenn man in dem eigenartig ausgezierten Denkmal eine Verherrlichung der von Landgraf
Moritz mit besonderer Liebe gepflegten Theaterkunst erblickt. Bei der nicht immer freundlichen Beurteilung,
die der schon länger außer Tätigkeit gesetzte und in manchen Teilen unansehnlich gewordene Brunnen noch
in der Neuzeit erfahren hat? ist es doppelt zu begrüßen, daß das aus einer höfischen Glanzperiode der Residenz
stammende, einer malerischen Baugruppe eingegliederte Dekorationsstück nicht nur erhalten geblieben, sondern
1910 in der völlig zerstörten Abdeckung des leider auch in den Ansichtsflächen stark verwitterten Beckens
verständnisvoll gesichert ist.
Wasserleitungen.
Die bereits bei den Brunnen erwähnten Zeutenstöcke entstanden im engsten Anschluß an Wasser-
leitungenß die jedoch erst infolge der Hereinleitung neuer Quellen in größere Aufnahme kamen und allmählich
die übrigen Einrichtungen zur Wassergewinnung in den Hintergrund drängten. Insbesondere bedeutete das
vorzügliche Trinkwasser, welches Cassel von Weißenstein und vom Fischhause bei Bettenhausen empfing, einen
bedeutenden Fortschritt gegenüber dem leicht verunreinigten und dazu kalkhaltigen Wasser der Kumpfe und
Ziehbrunnen und auch gegenüber dem Druselwasser, das zwar als heilsam gerühmt wurde, wenn man es beim
Baden nicht gegen seinen Lauf schöpfte aber mit der Zeit als Trinkwasser ganz außer Gebrauch kam und
schließlich nur noch zu Wirtschaftszwecken benutzt wurde?
Das Druselwasser, lange Zeit die Hauptversorgungsquelle der Stadt, kam aus einem offenen Graben,
dem sogenannten Druselgraben, der am Wahlershäuser Wehr vom Druselbach abzweigte und südlich an der
Tannenkuppe und am l-löllenküppel entlang floßß An einzelnen Stellen des Kanals befanden sich Klausen",
Heidelbach, Kassel S. 72, bezeichnet den Brunnen als Apollobrunnen.
Nebelthau, Gebäude S. 29, spricht von einem Ausbund von Zopf", Narten, Cassel S. 289, von einem etwas rohen, aber immer-
hin interessanten Brunnen".
Noel, Wasserversorgung.
Lyncker, Brunnen S. 194-
Schmidtmann, Erinnerungsbilder S. 4.
Vgl. Karte bei Noel, Wasserversorgung. Über die Spuren des Druselgrabens vgl. Eisentraut, Kaserne S. 89.
aaaaaaaaaaaaaaE-Ja
die anscheinend zum Sammeln und Regulieren des Wassers dienten. S0 ist 1664 die Rede davon, daß vor
dem Neuen Thor an einer Clauße, daman die Drusel drett, ein Schloß wieder gebessert? wurde. 1697 brach
man das hinterste Waßerhäuschen oder die Waßerclaus am Wehlheider Steinwege" ab Zu Landgraf Philipps
Zeit wurde das Wasser in einer offenen Holzrinne über den Graben der neuen Stadtumwehrung geleitet? eine
Einrichtung, wie sie ähnlich gewiß schon bei der mittelalterlichen Festung bestand, denn der der gotischen
Umwehrung angehörende, 1415 entstandene Turm, der die Einführungsstelle der Rinne deckte, führte den Namen
Druselturm? Nach Eintritt in die Stadt floß es in den Druselteich, ein rechteckiges, an der Stelle des
heutigen Druselplatzes gelegenes Sammelbeckenf dessen solide Quadereinfassung 1541 der Büchsengießer Martin
Pete hergestellt hatte? Aus Stadtrechnungen ergibt sich, daß in dem Teiche Fische gehalten wurden. So
führt eine Schmiederechnung von 1603 10 Albus auf von einem neuen rüß zu machen so bey Droßelthorne
an dem dieche in loch komen, das die fische nitt auß komentt könteßß 1631 machte der Stadtbaumeister
J. Schenck den Vorschlag, die Umfassungsmauern des Teiches mit einem Staket zu versehen, damit der Deich
Stadtarchiv Cassel 154.
Vgl. Abschnitt Stadtbefestigung" S. 91 und Stadtplan v. Müller 1547 u. 1548.
Noel, Wasserversorgung S. Nach der Congeries wäre die Druselwasserleitung im Jahre 1385 angelegt worden; sie fiele also
in eine Zeit, da der Landgraf Hermann der Gelehrte mit seinen Unterthanen in Unfrieden und Streit lag und in ein Jahr, in dem die
Hauptstadt vom Erzbischof von Mainz gemeinsam mit dem Landgrafen von Thüringen und dem Herzog Otto von Braunschweig eine schwere
Belagerung auszuhalten hatte. Es erscheint zweifelhaft, ob ein solches, für die damaligen Verhältnisse bedeutendes Friedenswerk unter der-
artigen inneren und äußeren Bedrängnissen ins Leben treten konnte. Wahrscheinlicher würde die Nachricht klingen, wenn sie aus der Re-
gierungsperiode von Hermanns Nachfolger Ludwig I. des Friedfertigen überliefert wäre". Bei Nebelthau, Congeries, ist zum Jahre
1385 von der Anlage der Druselwasserleitung nicht die Rede, ebenso nicht bei Kuchenbecker, Anal. Hass. lll S. 34 f. Es liegt wohl Ver-
wechslung mit der 1385 erfolgten Umlegung des Stadtgrabens an der Nordostseite der Festung vor, in den ein Arm der Ahna abgeleitet
wurde. Nebelthau, Druselteich Zwar fehlt es an sicheren Nachrichten, aber es kann nicht lange nach der Mitte des vierzehnten Jahr-
hunderts gewesen sein, als man die Drusel unterhalb des Dorfes Wahlershausen mittels eines Wehrs zu heben und in einem Graben nach der
oberen Stadt zu leiten beschloß. Die höchste Wahrscheinlichkeit spricht dafür, daß die Anlage bereits vollendet war, als man im Jahre 1385
mit der Ana gerade umgekehrt verfuhr, und ihr Gewässer, welches die untere Stadt nach Gewitterregen öfters sehr belästigen mochte, vor
derselben, in der Gegend der Brücke hinter dem Militär-Lazareth, abdämmte nnd von da hinter dem Kloster Anaberg her nach dem später
s. g. Schützenwerder führte". Rockwitz, Wasserversorgung S. 131 Die Erweiterung der Stadt durch Erbauung der Freiheit und die
Verlegung des Flußbettes der Ahna aus der Stadt über den Werder in die Fulda im Jahre 1385 machte eine neue Wasserversorgung nöthig;
man leitete zu dem Zwecke vom Dorfe Wahlershausen vor dem Habichtswalde den Druselbach in offenem Graben kunstgerecht nach Cassel;
so entstand wahrscheinlich um die Mitte des 14. Jahrhunderts die älteste Wasserleitung der Stadt". Danach Piderit, Cassel S. 397. Die
Anlage der Druselwasserleitung ist wohl unabhängig von der Ableitung der Ahna in den neuen Stadtgraben. Nach wie vor floß das Wasser
der Ahna auch durch die Stadt.
O. H., im Casseler Tageblatt 1895 Nr. 20 Der ehemalige Druselteich, um welchen man herumgehen konnte, war mit einer
Mauer von Fuß Höhe aus weißen Sandsteinquadern umgeben und zur Abdeckung mit rothen Sandsteinplatten belegt, worauf eiserne
Staketen angebracht waren. Nach der obersten Gasse zu befand sich ein eisernes Thor mit zwei Flügeln. An der rechten Seite innerhalb
der Mauer, einen Fuß über dem Wasser, war eine Sandsteinrinne, durch welche das Wasser zum Reinigen der Straßen mitunter angelassen
wurde. In dem Teich lagerten Jahr aus Jahr ein eichene Bohlen, Gebälk, Brunnenröhren u. s. w., welche der Stadt und verschiedenen
Schreinern gehörten. Das ruhig stehende Wasser im Teich war trüb und mit Schlingpflanzen, Schnecken und Wasserkäfern vollständig be-
deckt, außerdem lagen auch vom Leben zum Tod gebrachte Katzen und Hunde darin, die namentlich im Sommer für die Nachbarschaft
keine angenehme Zugabe waren. Nach viele Jahre lang andauernden Beschwerden wurde endlich der Druselteich entfernt und zwar im
Jahre 1861".
Vgl. Abschnitt Mühlen. Druselmühle" S. 615. Pete erklärte sich 1541 bereit für 110 Gulden die Arbeit auszuführen, die
Stadt aber sollte alle Bereitschaft und Gezeug, was ihm dazu vonnöthen" sei, stellen, es möge Namen haben, wie es wolle. Nachträglich
übernahm er auch dies und gegen eine weitere Bestallung von 120 Gulden die Verbindlichkeit den Teich ganz und gar auf seine Kosten
herzurichten. Übrigens wollte er Menschenleben lang dafür stehen, daß der Teich Wasser halte und keinem Nachbar Schaden tue, daher
denn alle Risse oder was sonst am Gemäuer vorfalle, solange er lebe, auf seine Kosten wiederherstellen, auf den Fall seines Todes aber
dem ehrbaren Rat anzeigen, wie solchen Rissen und Wandeln jederzeit leicht abgeholfen werden könne. Nebelthau, Gebäude S. 22, schreibt
1857 Der wackere Meister hat getreulich Wort gehalten, denn erst vor wenig Jahren, nachdem 300 Jahre längst verflossen waren, haben
sich die ersten nur unbedeutenden Risse infolge einer unvorsichtigen Erschütterung an dem Mauerwerk gezeigt". Nach der 1814 erschienenen
Garküche S. 112 war der Druselteich ein Wasserbehälter, ohngefähr von 48 Schritt Länge, und 20 Schritt Breite, Fuß hoch und eben
so viel tief". Daselbst bemerkenswerte Angaben über die Bedeutung des Teiches im Casseler Volksleben. Ähnliche Angaben bei Nebelthau,
Druselteich, wo 21861 auch gesagt wird Das obere Mauerwerk rührt aus viel späterer Zeit her; das Pflaster auf demBoden ist erst wenige
Jahre alt; aber die Grundmauern sind noch dieselben, welche der Büchsengießer Peter infolge des abgeschlossenen Vertrages 1541 und 1542
anfertigen ließ".
Stadtarchiv Cassel 956.
rein gehalten und mit Carpen besetzt werden könnte"? Als 1657 der Rat der Stadt es versäumt hatte, den
Teich ausfischen und reinigen zu lassen, wurde er bei Androhung von 100 Gulden Strafe an seine Pflicht er-
innert? Vom Druselteich gelangte das Wasser in unterirdischen Röhrenß in den nur wenig kleineren Pferde-
teich auf dem Ledermarkte dem somit die Eigenschaft eines zweiten Staubeckens zugedacht werden könnte,
und in die Brauhäuser sowie in die öffentlichen und privaten Röhren- oder Zeutenstöcke. Diese Laufbrunnen,
auchekurz Zaiten"5 genannt, waren, wie Noelß angibt, durchbohrte Holzsäulen, in denen sich das Steigrohr
der Leitung befand; sie besaßen eiserne Ausläufe und standen in Schächten; später wurden sie aus Werkstein
und zuletzt aus Gußeisen hergestellt. Schmidtmannf beschreibt die Zaiten", die er in Gegensatz zu den
Brunnen, den Bumpeln", setzt, als Ständer, die mit Holz umkleidet nach vorn einen Ausfließarm mit
messingenem Druckknopf hatten, aus dem je nach den Witterungsverhältnissen das Wasser mehr oder
weniger trübe langsam herauslief". Die Bezeichnung Zeutenstock" deutet auf Abgaben. Die Zeutengefälle
wurden von den innerhalb der Privatgrundstücke aufgestellten Laufbrunnen erhoben, die jedoch nur in
seltenen Fällen sich in einem andern Stockwerk als dem Erdgeschoß oder dem ersten Obergeschoß
oder aber im Garten befanden, weil der Druck gering war. Nach der Stadtrechnung von 14688 zahlte an
Truselgeld jeder Brauer Bohem, jeder Leineweber ebensoviel, das Spital die Badestube auf der Freiheit
jeder Priester und jeder Bürger bis A. Die öffentlichen Laufbrunnen waren Freizaiten".
Aus ihnen eilte das Druselwasser in Rinnen, die daher selbst auch Drauseln" oder Druseln" hießen, durch
die Straßen der Stadt der Fulda zu, durch welches Mittel", wie Schminke 17679 berichtet, einer einbrechenden
Feuersgefahr nicht nur gesteuert werden kan, sondern auch die Reinhaltung der Straßen befördert wird". Die
Aufsicht über die Wasserläufe führte der in den Stadtrechnungen oft genannte Druselmeister. Nach der Stadt-
rechnung von 1549 erhielt er einen Jahreslohn von Gulden und 12 Albus für ein Paar Schuhe." Aus einer
Urkunde von 169211 ergibt sich, daß vom Stadtbornmann die Drusel von Uhr abends bis Uhr morgens und
von 11 Uhr Vormittags bis Uhr nachmittags durch die Stadt geleitet wurde, während sie von bis 11 Uhr
Vormittags und von bis 6. Uhr nachmittags die landgräfliche Mühle im Schloßgraben trieb. Ausgaben für
die Unterhaltung der Leitungen und Rinnen sind in den Stadtrechnungen ständig wiederkehrende Posten,
die insbesondere insoweit interessieren, als sie sich auf die Eintrittsstelle der Drusel in die Festung beziehen.
So finden sich 1518 24alb. herman batsober vf der freyheit vor ein rennesal bie den truseltorn In die trusel"
und 1520 mehrere Beträge für Rinden Zwischen den Truselthorn vnnd den Stadtgraben" sowie für Rinden
bei dem Truselthorne lm Stadtgraben" verbucht. ilm selben Jahre 1520 erhielt Meister Hans der Steinwege-
Stadtarchiv Cassel 154.
Stadtarchiv Cassel 154.
Schminke, Cassel S. 9f., wo auch gesagt wird, daß bei den nachmittelalterlichen Festungswerken der Druselgraben in eiserne
Röhren, so quer über den Stadtgraben liegen, zwischen dem Neuen und Todtenthor in ein unter dem Wall befindliches Gewölbe geleitet"
wurde. Mit diesem Gewölbe ist nach Noel, Wasserversorgung S. jedenfalls die oberhalb des Druselturms liegende Reinigungskammer
gemeint". Nach Noel, Wasserversorgung S. 10 f., lagen 1890 in den mit Druselwasser versehenen Straßen noch die im 18. Jahrhundert aus
der Eisenhütte zu Veckerhagen beschafften eisernen Röhren, über die interessante technische Mitteilungen gemacht werden.
Vgl. Abschnitt Stadtanlage. Freiheit" S. 42. Nebelthau, Druselteich, hält den Pferdeteich auf dem Ledermarkte für weit älter
als den Druselteich. Genannt wird der Teich auf der Freiheit zuerst 1471, wo von Setzfischen die Rede ist, für die 1520 Brot beschafft
wurde. Steinmetz- und Reiniguugsarbeiten lassen sich zum Jahre 1526 feststellen. Vgl. Stölzel, Stadtrechnungen S. 60 Nr. 59, S. 183
Nr. 122 u. S. 200 Nr. 97. 1761 wurde auf dem Ledermarkt ein Gaak oder Drillhaus für die Gartendiebe aufgebaut. Stadtarchiv Cassel 312.
Nach Vilmar, Idiotikon S. 466 f. bedeutet Zeite Zaite in Cassel die hervorragende Mündung der Brunnenröhre aber auch die
,Schnauze' eines Gefäßes. Der Name fand auf den ganzen Brunnen Anwendung. Zeitenwasser galt, im Gegensatz zu den wirklichen Ver-
hältnissen, als schlechter wie Brunnenwasser und zwar deshalb, weil es durch Röhren lief. Nach Stölzel, Anl. Cassels S. 182, wurde wahrschein-
lich die erste Zeute Cassels in der unteren Druselgasse gesetzt und verhalf deshalb diesem Teile der genannten Gasse zum Namen Zeutengasse".
Über Zeutengasse vgl. Abschnitt Stadtanlage. Altstadt" S. 33.
Wasserversorguxng S. u. 13.
Erinnerungsbilder S. 4.
Stölzel, Stadtrechnungen S. Nr. 4.
Cassel S. 10.
Stadtarchiv Cassel 200.
Stadtarchiv Cassel G. 154.
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Bau- und Knnstdenkmäler 1m Regierungsbezlrk Cassel. Vl. CasseI-Stadt. 100
setzer einen halben Gulden für Pflasterarbeit an der Stelle bei dem Truselthorne da sichs wasser teylt".1 Der
Zustand der Rinnen muß zeitweise viel zu wünschen übrig gelassen haben. Im dreißigjährigen Krieg wurde
wiederholt darüber geklagt, daß die Drusel übel rieche, zumal wegen der Soldaten, die wohl ihren Unrat hinein
entledigtenß, 1645 beschwerten sich die Anwohner der Knickgasse -und der Mühlenstraße über die Unsitte der
Grober, ihre Töpfe und Scherben in die Drusel zu werfen, wodurch Verstopfungen entstanden. Auch daß der
Bader in der Knickgasse seinen Saukoben auf die Drusel gesetzt hatte, erregte ihren Unwillen? Noch schlimmer
vielleicht stand es um den Lauf des Druselgrabens außerhalb der Stadt, über dessen Verunreinigung noch ver-
hältnismäßig spät geklagt wird?
Ein Abzweig von der Druselleitung, der die Oberneustadt mit öffentlichem Wasser versah, lief von der
Wilhelmsstraße bis zur Georgenstraße und besaß Auslaßstellen am Schnittpunkt der Königsstraße, auf dem Karls-
platzä und an der Ecke der Frankfurter und Georgenstraße. Die Stelle der Abzweigung glaubt Noelö mit
Sicherheit in der Brunnenkammer der Wilhelmsstraße wiederzuerkennen. ADie übrigen Rohrleitungen innerhalb
der Oberneustadt waren in herrschaftlichem Besitz. Von ihnen wurden die zwei Brunnenständer gespeist, die
auf der Esplanade, dem heutigen Friedrichsplatze, standen? Eine ähnliche Bestimmung wie dem Druselteich
und dem Pferdeteich in der Altstadt war der Pferdeschwemme am Königstors zugewiesen. An höchster Stelle
der Oberneustadt gelegen, diente sie als Staubecken und Hochbehälterß Mit der Anlage einer modernen
Kanalisation verschwanden in der Neuzeit die Druseln und Teiche aus dem Stadtbildeßo Ein noch erhaltener
Verteilungsplan der Leitungen, Sammelstuben und Zapfstellenn lehrt, daß das alte System für seine Zeit einen
hohen Grad von Vollkommenheit besaß.
Weit geschätzter als das Druselwasser war das Eichwasser, dessen Verteilungsgebiet sich freilich im
Wesentlichen auf den Stadtteil am rechten Fuldaufer beschränkt zu haben scheint. Der Name bezeichnete
Stölzel, Stadtrechnungen S. 157 Nr. 90, S. 174 Nr. 74 u. S. 177 Nr. 89.
Stadtarchiv Cassel 46.
Stadtarchiv Cassel 154.
Noel, Wasserversorgung S. 16 f. Die Beschaffenheit des Druselwassers kann von Anfang an keine tadellose gewesen sein, da
es in dem offenen Graben allen Verunreinigungen schutzlos ausgesetzt war, namentlich innerhalb der Dörfer, die es durchfloß, und durch die
Mühlen, zu deren Betrieb es diente. Dafür liefern die Akten und die gegen derartige Verunreinigungen getroffenen Strafbestimmungen
merkwürdige Belege. Nicht genug, daß die Schweine und Schafe in und durch den Druselgraben getrieben, tote Tiere, Schafgerippe,
Lumpen und anderes darin aufgefunden wurden, daß man darin sich wusch und badete, neinl wiederholt und besonders von den Müllern
des Dorfes Wahlershausen wird gesagt, daß sie Abtritte über dem Druselbache aufgestellt hätten und mit deren Inhalt das Wasser verpesteten.
Noch im Jahre 1816 berichtet der Stadtbaumeister von vier Abtritten, die in Wahlershausen über dem Druselbache stünden, und fügt hinzu,
daß ein Müller seinen Hund im Bache tot geschlagen habe. Diese aus so später Zeit mitgeteilten Tatsachen beweisen, daß selbst die schweren
Vermögens-, Leib- und Freiheitsstrafen der Obrigkeit solche fast unglaublichen Verunreinigungen nicht zu hindern vermochten. Daß trotzdem
das Druselwasser nicht blos zu Feuerlöschzwecken, zum Waschen und Spülen, sondern auch zum Brotbacken, Bierbrauen, zum Kochen und
sogar zum Trinken benutzt wurde, erweisen die städtischen Akten." Über die Reinigung der Drusel vgl. Noel, Wasserversorgung S. 20 f.
Casseler Tagebl. u. Anz. 1903 Nr. 4.
Wasserversorgung S. 22 f.
Abbildung auf einem Ölgemälde des Friedrichsplatzes, im Besitze von Frl. Emma Brauer in Cassel, und auf der Zeichnung Das
Friedrichsthor in Hessen-Cassel" v. L. Rohbock, Stich v. J. K. Kurz.
Vgl. Abschnitt Garde du Corps-Kaserne" S. 492 ff.
Nach Noel, Wasserversorgung S. 55 f., dienten der Druselteich, der Pferdeteich an der Martinskirche und die Pferdeschwemme
am Königstor auch als Feuerteiche. 1744 forderte Kammerrat Grimmel zur Gründung weiterer Sammelbecken für Feuerslöschzwecke auf. Es ist
aber nichts bekannt, ob seinem Rufe Folge geleistet worden ist. Das lange Zeit offen durch die Straßen der Stadt abfließende Druselwasser
wurde bei Feuersgefahr in den Straßenrinnen durch Mist- oder Strohdämme aufgestaut. Mit Eimern wurde es alsdann den Spritzen zugeführt.
Als das Wasser in unterirdischen Röhren abfloß, half man sich in vorkommenden Brandfällen durch Einschaltung einer hölzernen Rinne in
der Druselgasse, aus der das Wasser in den Straßenrinnen zur Brandstelle geleitet wurde.
Stölzel, Anl. Cassels S. 180, erinnert sich einer mit Bohlen abgedeckten Straßengosse in der oberen Königsstraße auf der Seite
des damaligen Kriegsministeriums noch zur Zeit der 1850er Jahre. Nebelthau, Druselteich, gibt 1861 an, daß der Druselteich jetzt in eine
unterirdische, 30 Fuß lange, 12 Fuß breite und 13 Fuß hohe Cisterne verwandelt wird, deren Überfluß auch ferner zur Reinigung der
oberen Druselgasse dienen soll", und daß der Pferdeteich auf dem Ledermarkt schon im vorigen Jahrhundert zugeworfen wurde". Nach
Noel, Wasserversorgung S. 55, ist der Pferdeteich auf dem Ledermarkt völlig verschwunden, während der Druselteich und die Pferdeschwemme
noch bestehen, aber überwölbt sind.
11 Ortsrepositur. Staatsarchiv Marburg.
2212191
2222222121542
794
ursprünglich einen im Eichwäldchen gelegenen Born, der ehemals Wasser für die Unterneustadt lieferte. Da
der Born jedoch nicht genügende Mengen hergab, wurden einige Quellen in seiner Nähe dicht neben der
Papiermühle an der Losse in einem feinen weißen Sande erschlossen, mit einem großen Gewölbe abgedeckt,
über dem sich später das Fischhaus erhob, und unter dem gleichen Namen zur Wasserversorgung herangezogen.
Später kamen noch einige Quellen hinzu, die in unmittelbarer Nachbarschaft aufgefunden und 1758 ebenfalls
durch ein Gewölbe geschützt waren Die Wasserleitung bestand aus hölzernen Röhren, die an einer Stelle
den Festungsgraben überquerten. 1726 trat ein Ersatz durch eiserne Röhren ein. Eine Beschädigung der
Leitung, die bei der zweiten Belagerung der Stadt 1762 der Feind vornahm, um die Festung vom Wasser ab-
zuschneiden, war 1764 wieder behoben, jedoch mit der Vorsichtsmaßnahme, daß die Leitung, welche sonst
durch den Stadtgraben gegangen, durch das Unterneustädter Thor geführet, um zu allen Zeiten bey sich er-
äugnenden Schaden demselben viel leichter zu l-lülfe zu kommen". Auslaufstellen der Leitung bestanden im
Armen- und Waisenhause, auf dem Rädermarkt, im Jägerhause, am Fischhause vor dem Renthofe und im Rent-
hofe selbst, wo das Wasser aus drei Röhren sprang. Ein Abstich mit einem Hahn befand sich am Unterneu-
städter Tor dem Wachthause gegenüber? Die Zuleitung zum Renthofe erfolgte über die Fuldabrücke, wodurch
eines der Wahrzeichen der Stadt, das über die Brücke fließende Wasser", entstand. Das Alter der Eichwasser-
leitung ist nicht mit Bestimmtheit ermittelt? Aus den Stadtrechnungen4 bekannt ist, daß 1513 ein halber
Gulden verausgabt wurde Zcu winkauff als In der Nuenstat verdingt wart das Wasser ln die Stat Zcubringen".
Die Mitteilung ist deshalb nicht ohne lnteresse, weil um diese Zeit der Bau der Fuldabrücke vollendet war.
Die Möglichkeit, daß die Verdingung von 1513 sich auf die Herstellung der Eichwasserleitung bezieht, erscheint
demnach nicht ausgeschlossen.
Von der Nutzbarmachung einer weiteren Quelle ist 1546 die Rede. Am 27. Mai dieses Jahres ver-
machte der Bürger und Schöffe Hans Seitz" letztwillig der Stadt 200 Gulden, um den Brunnen abseits Kirch-
ditmold in die Stadt zu leiten. Dafür bedang er sich zeitlebens Freiheit von bürgerlichem Geschoß aus. Auch
stellte er die Bedingung, daß, falls die Stadt auf sein Angebot nicht einging, das Geld zu milden Zwecken
verwandt würdeß Ob die Leitung zur Ausführung kam, ist nicht klar zu ersehen, doch muß daran erinnert
werden, daß kurz darauf der brunnen von Weißenstein" in die Stadt eingebracht" wurde, der recht wohl
mit der vorgenannten Quelle gleichbedeutend sein könnte. Jedenfalls verfügte, seitdem im Jahre 1548 der
bornsprangk gegen Weißenstein" am Pferdemarkt aufgegangen war, auch der Stadtteil links des Flusses über
ausgezeichnetes Trinkwasser. Der Ort seines Ursprungs war durch eine solide gewölbte abschließbare und mit
oberen Rosten versehene Brunnenstube gesichert, die, wie am 19. November des genannten Jahres Dr. Walther
dem Bürgermeister Müldener berichtete, eine Größe besaß, das wol sechs fuderige fasse darinne ligen könten".6
Die Zuleitung des Wassers, das bober Weißenstein sinen Ursprung" hatte und in der Stadt Kümpfen und
Zeuten" sprang, erfolgte in kleinen offenen Gräben, die erst am Hofe Schwarzhausens vor dem Neuen Tor
durch Röhren abgelöst wurden. Es beeinträchtigte die Einschätzung der Leitung nicht, als gleich anfangs das
Wasser einmal ausblieb. Den besten Beweis seiner Leistungsfähigkeit erbrachte der Sprudel um die Wende
des 16. Jahrhunderts, als die zur Sommerzeit meist an sich schon wasserarme Drusel7 in der großen Dürre
gänzlich versiegte, seine Kumpfe und Zeutenbrunnen aber munter weitersprangen. Die Vorzüge des Weißen-
steiner Borns waren dem Landgrafen Wilhelm lV. nicht unbekannt, denn er versuchte ihn für die Anlagen seines
Lustgartens in der Aue nutzbar zu verwenden. Auf Bitten der Stadt überließ der Fürst den Quell aber wieder
der Bürgerschaft und beauftragte den Brunnenmeister Antonius zwei andere Brunnen oberhalb Kirchditmolds
Schminke, Cassel S. 12 f.
Schminke, Cassel S. 13. Jüngere Auslaufstellen bei Rockwitz, Wasserversorgung S. 133.
Nach Rockwitz, Wasserversorgung S. 132, und Noel, Wasserversorgung S. 19, wurde die Eichwasserleitung von Landgraf
Karl angelegt.
Stölzel, Stadtrechnungen S. 155 Nr. 84.
Urk. Stadtarchiv Cassel.
Ortsrepositur. Staatsarchiv Marburg. Noel, Wasserversorgung S. 37 f.
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100'
und gegenüber im Bruch zu fassen und sie in die Aue zu leiten. Antonius ließ aber beide Brunnen verfallen
und nahm der Stadt das Wasser weg, indem er auch den zur Speisung der Drusel bestimmten Abfluß des
in Kirchditmold unter der Linde" stehenden Brunnens in den landgräflichen Teich vor dem Dorfe ableitete.
gegen welches Verfahren die Stadt bei Kanzler und Räten Beschwerde erhob Aus den Verhandlungen ergibt
sich, daß der Brunnenmeister 1613 der stadt wasser bei Kirchditmold zunächst beim pfarrhof" abgeleitet und
an orten zur aue" zugeleitet hatte; Arbeiten an einer Kirchditmolder Wasserleitung lassen sich bereits
1569 feststellen, in welchem Jahre Michel Nußpicker vom Bürgermeister 50 Gulden aus dem Zollgelde erhielt
zum baw des newen brunnen, so von Kirchditmold gein Cassel pracht werden soll? Wie Georg von Scholley
dem Landgrafen berichtete, hatte sich die Stadt sogar erboten, außer weiteren 50 Gulden noch 300 bis
350 Gulden zu geben. Da der Landgraf darauf drängte, daß der brunnen vor winter in die stat gehe", be-
eilte sich Scholley mit den Arbeiten. Was den bronnen, so in den garten und in die stat gelegt soll werden,
anlangt", schrieb er am 25. September werden als morgen 50 personen uf wenigst mit macht anfahen zu
arbeiten und graben"?
Auch später ist von dem Kirchditmolder Wasser die Rede. 1733 gab der Statthalter Prinz Wilhelm
die Erlaubnis dazu, daß unweit Kirchditmold ein Teich gegraben und daß sein Wasser in die Stadt-Drusel ge-
leitet würde, um dem Wassermangel, den die Oberneustadt erlitten habe, abzuhelfen. Zur Deckung der Kosten
wurde, da keine anderen Mittel zur Verfügung standen, eine öffentliche Sammlung veranstaltet. Ein Jahr später
beschloß man den Bachbrunnen oder die Schubbachsquelle bei Kirchditmold der Drusel zuzuführenß Die neue
Leitung, die in der Folgezeitmdurchweg als Schuppachsbrunnen erscheint und ungefähr ein Drittel der Gesamt-
wassermenge des Druselgrabens lieferte, sollte den Ausgleich bilden für das der Altstadt durch den Anschluß
der Oberneustadt an den Druselgraben entzogene Wasser, gleichzeitig aber auch der Oberneustadt ein unbestreit-
bares Recht auf das von ihr benötigte und benutzte Wasser gewähren. Schminke-f spricht 1767 von dem
Dudingsbrunnen, so über dem Dorfe Kirchditmold an dem Fus des Lindenbergs gelegen, durch Röhren neben
der Neuenthorsbrücke in die Stadt, Orangerie und in das Schloß geleitet" wurde und bemerkt,'daß die Leitung
den Namen des Schloßwassers führte. Dieses Schloßwasser oder Prinzenwasser diente hauptsächlich zur Ver-
sorgung der herrschaftlichen Gebäude, war einer Anzahl von Staatsbeamten zur Mitbenutzung bewilligt und
hatte in späteren Zeiten auch einige freie Ausläufe in der Altstadt und Oberneustadtß Am bekanntesten ist
der noch heute bestehende Auslaß in der Balustrade vor dem Waitzschen Hause am Opernplatz dessen wasser-
speiender Löwenkopf in der Neuzeit durch eine von Gerhardt geschaffene Kinderfigur ersetzt wurde. Das
Schloß selbst besaß schon vor 1560 eine Wasserleitung deren Herkunft jedoch nicht näher bekannt ist. In
einer auf Veranlassung des Landgrafen Moritz gemachten Ausgabe und Arbeit, so vom 1. Januarii auf den
24, Februarii Anno 1605 in Wochen geschehen ist", findet sich auch ein Brunnenleiter" vermerkt. Er
hatte, wie sein Amt und Beruf es erforderte, wöchentlich wie auch alle Tage und Stunde zu Einführung des
Wassers in die Stadt, ins Schloß und in die Aue an den Gängen, Röhren und Zeiten flicken, bessern und
reinigen müssen, welche dann hie, dann da durch Stauden, Wurzelgewächs und andere Materien verstopft oder
in welchem Mangel der Röhren ausgebrochenß.
Ortsrepositur. Staatsarchiv Marburg.
Stadtarchiv Cassel 154.
Staatsarchiv Marburg, S. 104.
Stadtarchiv Cassel 154. Nach Noel, Wasserversorgung S. 27 ff., rührt die Benennung der Quelle wahrscheinlich vom Familien-
namen eines Besitzers des Grundstückes her, worin sie entspringt.
Cassel S. 11 f.
Auslaufstellen bei Rockwitz, Wasserversorgung S. 133. In einem Bericht des Kammerrats Grimmel von 1744 interessiert die
Mitteilung, daß das Schloßwasser aus dem Brunnen neben Weißenstein komme, daß dieser Brunnen dem Staate gehöre, daß das Schloß-
wasser durch Röhren nach Cassel geleitet würde und daß das Wasser, das die Röhren nicht fassen könnten, in den herrschaftlichen Teich
bei Kirchditmold und von da aus nach Cassel flösse. Noel, Wasserversorgung S. 38.
Garküche S. 37.
Knetsch, Landgrafenschloß S. 320.
Hessenland XIV S. 103.
E0229
C11
E0
E4
E1
E4
E1292.
EJEJ
EJEJE
3.9.10.
E1
E13
Noch heute sind bei Kirchditmold am Fuße des Lindenberges zwei Quellen festzustellen, die mit den
vorgenannten Wasserleitungen zusammenhängen und beide noch die alten Brunnenkammern aufweisen. Die
eine, bereits auf Wilhelmshöher Gebiet gelegen, führt den Namen der Prinzenquelle oder des Prinzenbrunnensß
Die andere, näher am ehemaligen Dorfe entspringend, heißt der Dietrichsbrunnen, welcher Name aus Diedich-
brunnen entstellt sein soll? Die vereinigten Abflüsse beider Quellen sammelten sich in einem am Südrande
des Dorfes am Hochzeitswege gelegenen, jetzt zugeworfenen Teiche, auf dessen vierpaßähnlicher Mittelinsel
noch heute eine Gruppe von Pyramideneichen und Taxusbäumen auffällt, die möglicherweise mit dem benach-
barten Park des Harnack'schen Gutes, heutigen Kirchditmolder Hofes, zusammenhängen. Der weitere Abfluß
lief in den alten, mittlerweile trocken gelegten herrschaftlichen Fischteich an der Südostecke des Dorfesß dessen
unregelmäßige Umrißlinien sich noch heute südlich der Teichstraße feststellen lassen; Dieser Teich nahm auch
den Abfluß des Schuppachsbrunnens, den Schuppachsgraben, auf, um die gesammelten Wassermassen in einer
offenen, am Westrande der Tannenkuppe hergeleiteten Rinne an den Druselgraben abzugeben. Der Schuppachs-
brunnen selbst, der heute nicht mehr sichtbar ist, lag nördlich Kirchditmolds Noelä zeichnet seine Stelle
am Schnittpunkt des Haardtweges mit dem Todenhäuser Graben. Wieweit der bis vor wenigen Jahren im
Dorfe selbst sprudelnde Quell, welcher der Brunnenstraße den Namen gab, mit der Wasserleitung zusammen-
hängt, ist nicht ermittelt. Ebenso wenig bekannt ist, ob der Glockenbrunnen, dessen Wasser in die Angersbach
floß und dessen Einbeziehung in die Leitung zur Zeit der französischen Fremdherrschaft der Oberingenieur
Ganzer beantragt hatte; wirklich für die Leitung nutzbar gemacht wurde.
Welchen Umfang in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts die Wasserversorgung der Stadt besaß,
geht aus einer im Jahr 1731 auf landgräflichen Befehl durch den Ingenieur-Capitain Leopold "ausgeführten Auf-
nahme der Wasserauslaßstellen hervor. Danach bestanden in der Altstadt, in der Oberneustadt, im Schloß und
in der Aue 155 Zeuten und Wasserhähne Zwei neue Laufbrunnen, einer auf dem Karlsplatz und einer auf
dem Meßplatz, sollten 1835 angelegt werden, als man eine Quelle auf dem Ständeplatz entdeckte. Zur Aus-
führung gelangte jedoch nur der Auslaß auf dem Meßplatz, der 1838 fertiggestellt wurde. Auf einen älteren
Plan, von der Prinzenquelle her sechs weitere Laufbrunnen zu erschließen, kam man 1837 zurück, ohne ihn
zu verwirklichen Von 1867 an machte sich der Wunsch nach einer gründlichen Verbesserung der veralteten
Leitungsverhältnisse bemerkbar. Mit der Anlage der Nieste-Quellwasserleitung in den Jahren 1870 bis 1872
erhielt Cassel eine Wasserversorgung in neuzeitlichem Sinne.
Cassel u. Wilhelmshoehe 1828 S. 3. Noel, Wasserversorgung S. 18 u. 38.
Bei Noel, Wasserversorgung, Karte, führen beide Quellen den Namen Prinzenbornf
Vgl. Abschnitt Stadtanlage. Kirchditmold" S. 61.
Noel, Wasserversorgung S. 28 f. Der heute noch mit dem Druselgraben verbundene Schuppachsbrunnen liegt nördlich vom
Dorf Kirchditmold innerhalb eines sumpfigen Geländes, aus dem er neben einem Feldwege zu Tage tritt. Sein Wassergebiet erstreckt sich
weiter aufwärts nach dem Habichtswalde hin und reicht bis zu dem großen Wiesengelände unterhalb der ,Elf Buchen' und der Landstraße
nach Wilhelmstal. Das Sumpfgelände, in dem der Brunnen entspringt, erhält namentlich in den nassen Jahreszeiten Zuflüsse aus höher
liegenden Wald- und Wiesenflächen und bildet außer dem Suppachsbrunnen den Angersbach".
Wasserversorgung, Karte.
Noel, Wasserversorgung S. 48.
Noel, Wasserversorgung S. 26.
Noel, Wasserversorgung S. 49 ff.
E1 E4 E. 2,2, 797 aaaaaa
LANDGRAF KARL VON HESSEN.
Elfenbeinplakette von Jakob Dobbermann
Landesmuseum Cassel.
DENKMÄLER.
Standbilder.
Standbilder der hessischen Landgrafen.
Standbild des Landgrafen Karl.
Von den hessischen Landesfürsten ist in der heimischen Denkmalskunst der baufreudige und kunst-
liebende Landgraf Karl insofern am meisten zu Ehren gekommen, als er bildnerisch am häufigsten dargestellt
ist. Nicht nur die beiden ehedem in der Stifterhalle des Museum Fridericianum aufgestellten Büsten sondern
auch die drei Reliefs im Marmorbade und im ehemaligen Kunsthauseß die selbst oder auf ihren Gegenstücken
auch Bildnisse von Karls Gemahlin bieten, geben künstlerisch gute Porträts des als schönen Mann bekannten
Fürsten? Als ein besonderes Schaustück des Kunsthauses galt trotz einiger Beschädigungen ein Brust-Bild
des Herrn Landgrafen, von etwan anderthalb Schuh, so unvergleichlich wohl nach dem Leben in Glas gegossen?
das ebenso wie das Gegenstück der Landgräfin- später in das Museum Fridericianum kam? Unter den Elfen-
beinreliefs der fürstlichen Kunstsammlungen kehrt kein Porträt so häufig wieder wie das des Landgrafen Karl;
Jakob Dobbermanns interessante Plaketteß muß besonders genannt werden? Eine früher ebenfalls im Kunst-
Vgl. unter Büsten".
Vgl. Abschnitt Marmorbad" S. 340 H. u. Kunsthaus" S. 541 f.
Rommel, Gesch. v. Hessen S. 41.
Uienbach, Reisen S. 42.
Appel, Museum S. 17.
Vgl. Kopfbild.
Boehlau, in Mitt. d. Ve4r. f. hess. Gesch. 1898 S. 55.
EJEJEJFFE E121
1.13
hause jetzt im Landesmuseum befindliche, sehr fein in Eisen geschnittene Statuette von 85 cm Höhe, als deren
Verfertiger Uffenbachl 1709 den landgräflichen Büchsenmacher Rudolph bezeichnet, vermittelt eine vorteilhafte
Vorstellung der eleganten, in Feldherrnrüstung dargestellten Vollügur. Wertvoller, weil erheblich größer im
Maßstab ist das mit antiker Gewandung dargestellte steinerne Standbild das 1686 von Bartholomäus Eggers
in Rom vollendet wurde und zunächst ebenfalls in dem 1696 hergerichteten Kunsthause Unterkunft fand? Der
Umstand", daß auch in diesem Museumsstück ein öffentliches Denkmal für den um die Verschönerung der
Residenz so hoch verdienten Landgrafen nicht erblickt werden konnte, wurde 1768 für den insbesondere auf
die Ausbildung der Plätze bedachten Enkel die Veranlassung, die Statue auf einen Platz der von Karl ge-
schaffenen Oberneustadt zu versetzen. Am Jahrestage Johannes des Täufers, am 24. Juni fand die Aufstellung
der Figur auf dem vor der französischen Kirche gelegenen Kirchplatz statt, der für die Folgezeit den Namen
Karlsplatz annahm? Mit dieser Aufstellung schuf Friedrich ll. das erste freistehende Denkmal Cassels. Die
aus carrarischem Marmor hergestellte Fuß hohe Statue erhielt einen Sockel aus rotem Sandstein von gleicher
Höhe, dessen quadratischer Grundriß bedingte, daß die Fußplatte der für eine Aufstellung an der Wand be-
rechneten Figur verlängert werden mußte. Zum Schutze gegen Beschädigungen wurde das Standbild mit einem
gußeisernen Geländer umgeben; Wenngleich Statue und Postament weder zu einander in einem günstigen
Verhältnis stehen noch im Maßstab recht zur Umgebung passen, bildet das von Bäumen umrahmte Denkmal
einen recht stimmungsvollen Mittelpunkt des nicht sehr großen, hugenottisch-einfachen Platzes," der, wie 1778
Engelhards vermerkt, durch das Bildnis einen besonderen Glanz erhalten" hat. Dem Eindruck, daß die Größe
des Monumentes nicht der Bedeutung des dargestellten Regenten entspricht, hat sich freilich weder die Mitwelt
noch die Nachweltiverschlossen. Bereits um 1790 entstand der Plan, dem Schöpfer der Kaskaden auf dem
Habichtswalde am Fuße des Berges ein größeres Denkmal zu errichten? Etwa dreißig Jahre später tauchte
der Gedanke auf, die Wirkung des Standbildes dadurch zu erhöhen, daß man einen Brunnen mit ihm in Verbindung
Tafel 479,
Reisen S. 41. Danach Rommel, Gesch. v. Hessen S. 145. So auch Appel, Museum S. 15, Lenz, Catalog Museum S. 40,
und Hoffmeister, Künstler S. 104, wo die Entstehung um 1710 angesetzt wird. Die Signierung des Landesmuseums gibt O. Leygebe als
Künstler an. Appel, Museum S. 15, erwähnt unter den kleineren Statuen" auch eine Statue des Landgrafen Karl aus Bronze.
Apell, Cassel 1792 S. 48. Reise d. d. Harz S. 157. Krieger, Cassel S. 102 f. Cassel u. Wilhelmshoehe 1828 S. 39. Lobe,
Wanderungen S. 53. Cassel 1839 S. 18. Narten, Cassel S. 296. Boehlau, in Mitt. d. Ver. f. hess. Gesch. 1898 S. 55. Brunnemann,
Kassel S. 80. Hessler, Landeskunde S. 55. Heidelbach, Kassel S. 51.
Holimeister, Künstler S. 25 Eggers scheint in Cassel selbst niemals tätig gewesen zu sein und hatte für Hessen nur die Statue
des Landgrafen Carl im Jahre 1686 aus noch nicht bekannter Ursache in Rom gearbeitet; denn man kann nicht annehmen, daß Landgraf
Carl selbst dieselbe veranlaßt und bestellt habe, und doch ist der Kopf so sehr Portrait, daß der Künstler entweder nach dem Leben oder
nach einem sehr guten Modellkopfe gearbeitet haben muß, denn kein vorhandenes Bild aus entsprechender Zeit, weder in Oel, noch in
Stich, kommt mit der Physiognomie der Bildsäule genau überein. Es dürfte wohl nicht allzukühn sein, zu vermuten, daß die 1685
von Carl eingeladenenen und seitdem in Cassel und Hessen überhaupt eingewanderten Franzosen die Bildsäule geweiht haben, daß sie in
ihrem Auftrag zu Rom angefertigt und dem Landgrafen Carl geschenkt worden sei, welcher sie selbstverständlich nur in seinem Kunsthause
aufstellen konnte."
Losch, Chroniken S. 132. Hessenland IX S. 94. Gottsched, Erweiterung S. gibt den 23. Juni an.
Rommel, Gesch. v. Hessen S. 146. Casseler Tagespost 1864 Nr. 821 Der Platz erhielt im Jahre 1776 zuerst den Namen
des Carlsplatzes".
Nach Casseler Tagespost v. 26. Mai 1864 Nr. 821 war das Ganze mit einem eisernen Staket umgeben, an dessen vier Enden
in dem Straßenpflaster mit weißen Sandsteinen, durch die Buchstaben O. S. W. N. die vier Himmelsgegenden angedeutet werden. Im Verlauf
des siebenjährigen Krieges bei der Belagerung von Cassel im Jahre 1762 war ein bedeutender Mangel an Brennmaterial in der Festung ein-
getreten, weshalb der französische Commandant, General von Diesbach, den Befehl ertheilte, die in der Nähe der Festung befindlichen Bäume
zu fällen, bei welcher Gelegenheit die am jetzigen Friedrichsplatze sich befindende schöne Allee die Esplanade genannt und die Lindenbäume
am Carlsplatze bis auf vier Stück diesem Schicksal erlagen. Heute sind nur noch drei vorhanden; am verflossenen Montage entwurzelte ein
furchtbarer Sturm die vierte und warf sie in der Richtung nach dem Standbilde, ohne dasselbe zu verletzen." Danach Hessenland IX S. 94.
Bibra, Cassel S. 19, bezeichnet 1789 das Denkmal als hn Verhältniß mit dem Platz groß genug, sonst zu klein". Ähnlich
Günderode, Briefe S. 39, und S., Reise nach Leipzig S. 54.
Erdbeschreibung S. 85, wo auch gesagt ist, daß damals der Platz von einer Reihe Lindenbäume mit rothen Schranken ein-
geschlossen" war.
Vgl. Bd. IV s. so? f.
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brachte, für den Werner Henschel einen Entwurf erdachte Der Beschluß, dem Denkmal einen höheren Sockel
und eine neue Einfriedigung zu geben, wurde 1864 gefaßt? Bis in die Neuzeit ist der Wunsch, Hessens kunst-
liebendstem Herrscher ein besonders prächtiges Standbild zu errichten nicht verstummt? Schon vor mehr als
einem Jahrzehnt machte Karl Preser4 den Vorschlag, die Statue an die alte Stelle zurückzubringen und durch
ein üppigeres Ehrenmal dem Neugründer Cassels den verdienten Dank zu zollen. Den in unseren Tagen
gegebenen Anregungen, die Figur durch eine Sandsteinkopie zu ersetzen und das Original in ein öffentliches
Gebäude zu überführen? lag die Absicht zu Grunde, die Plastik, die 1864 eine Ausbesserung hatte erfahren
müssen; vor Verwitterung zu schützen.
Das künstlerisch Wertvolle des Denkmals üipt die Figur. "xtÜbegrudie aufrechte Gestalt des in römischer
Feldherrnrüstung dargestellten, mit dem Bande des lElefantenordensl und Ordensstern geschmückten 82 jährigen
Landgrafen fließt rückwärts ein Mantel flach herab, der in leichtem Gekräusel den Boden berührt. Die linke
Hand ist in die vom Standbein leicht hervorgehobene Hüfte gestemmt, die Rechte hält den Feldherrnstab, der
auf dem Oberschenkel aufsetzt. Der ausdrucksvolle, von langen Locken umwallte Kopf ist leicht zur Seite ge-
wandt. Der strenge einheitliche Aufbau der Figur ist frei von Starrheit und Pose. Die Gesamthaltung der
frischen energischen Persönlichkeit zeigt große Natürlichkeit. ln der elastischen Bewegung des Körpers, in der
lässigen Eleganz der Stellung, in der feinen Modellierung der freiliegenden Arm- und Beinmuskulatur und der
Rüstung und nicht zuletzt in dem Halsansatz sind Studien deslKünstlers spürbar, die ihn mit den Werken
Donatellos in nähere Berührung gebracht zu haben scheinen. iiallie untergeordnete Behandlung der zum Teil
ganz unbearbeitet gelassenen Rückseite erklärt sich aus der Bestimmung der Statue für eine Nischfjff Bei der
jetzigen Aufstellung in freier Luft büßt das Werk, zumal in Verbindung mit dem schweren Unterbau, von seinen
Reizen viel ein, wobei der im Schattenspiel der Nische als aufhellende Folie angeordnete Mantel die Umrißlinie
der Figur vergröbert und sie sogar teilweise deckt. Die Fußplatte zeigt die Signierung EGGERS 1686".
Die erst nachträglich angebrachte Inschrift LANDGRAF KARL 1670 --1780" auf der Vorderseite des Sockels
klärt den Beschauer über die Römererscheinung aufs
Gerland, Henschel S. 50 lm Anfang der 1820er Jahre kam der Gedanke auf, die Residenz Kassel durch Aufstellung von.
Monumentalbrunnen zu verschönen. Es handelte sich dabei u. a. um einen solchen auf dem Karlsplatz, wo entweder das daselbst bereits vor-
handene Standbild des Landgrafen Karl auf den Brunnen gesetzt oder der an der Karlsstraße unter den damals dort vorhandenen alten Linden
befindliche Brunnen durch einen neuen ersetzt werden sollte. Ersteren hatte Henschel sich derart gedacht, das ein großer länglich viereckiger
Block rechts und links von einem muschelförmigen Becken begrenzt wird, während sich über ihm in der Mitte ein Postament für das Marmor-
standbild des Landgrafen erhebt; rechts und links von dem Postament treten Steinkörper hervor, die mit allegorischen Figuren in Basrelief
eine hält das Oktogon in Händen belebt sind und aus denen Löwenköpfe Wasser in die Becken speien. Der letztere sollte in einer gotischen
Säule aus Balhorner Sandstein mit zahlreichen Tierköpfen, die das Wasser in ein Becken speien sollten, bestehen, während an der Säule vier
allegorische Figuren Vaterlandsliebe, Gerechtigkeit, Güte und Stärke, und als Bekrönung auf der Säule ein stehender Löwe angebracht
werden sollte."
Casseler Tagespost 1864 Nr. 820 Der unangenehme Eindruck, welchen 'die vom Sturm entwurzelte Linde auf dem Carlsplatz.
gemacht, wird durch die freudige Nachricht verdrängt, daß die Statue des Landgrafen Carl nach vollständiger Reinigung auf ein höheres.
Postament zu stehen kommt und eine neue Umfriedigung erhält. Es wird bereits mit den Vorarbeiten begonnen".
Zeitschrift Hessen 1921 Nr. 16.
Hessenland XXII S. ff.
Casseler Allgem. Zeitung 1921 Nr. 141. Casseler Tagebl. u. Anz. 1921 Nr. 234. Kasseler Neueste Nachr. 1921 Nr. 118..
Casseler Volksblatt 1921 Nr. 122. Hessische Post 1921 Nr. 140. Hessenland XXXV S. 93.
Casseler Tagespost 1864 Nr. 821; Die Restauration der Statue des Landgrafen Carl auf dem Carlsplatze wird-gegenwärtig durch."
den Hofmaurermeister Crede bewirkt". Hessische Morgenzeitung 1864 Nr. 1614, wo gesagt ist Diese Bildsäule hat zwar keinen großen
künstlerischen Werth; sie verdient aber doch schon deshalb eine sorgfältige Erhaltung, weil sie bei Lebzeiten des Landgrafen gefertigt, diesen
getreu darstellt Einer der vier Bäume die das Denkmal umgeben ist am Abend des 23. Mai, an demselben Tage, wo mit der Aus--
besserung des Denkmals begonnen wurde, von einem Sturm entwurzelt und nach der Bildsäule hingeworfen worden, ohne jedoch diese zu
verletzen". Danach Casseler Tagebl. u. Anz. 1903 Nr. 4.
Schantz, in Justi, Vorzeit 1824 S. 260 Die Aufstellung des großen Stifters in der Mitte seiner Werke war passend, aber
weniger die Idee des sonst braven Künstlers, das griechische Kostüm mit dem dänischen Elephanten-Orden zu verbinden".
Schwarzkopf, Alt-Kassel S. 157, regte 1894 unter Hinweis darauf, daß das Denkmal noch keine Bezeichnung trug, die Inschrift
an Karl 1., Landgraf zu Hessen 1670-1730". Vgl. Mitt. d. Ver. f. hess. Gesch. 1894 S. 29 f.
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Standbild des Landgrafen Friedrich II.
Schon zu Lebzeiten Friedrichs, im Jahre 1771, beschlossen die Landstände ihren Landesfürsten durch
Errichtung seines Standbildes zu ehren Unter Zustimmung des Volkes wurde ein Kapital von 20000 Talern
fürdas Denkmal bewilligt. Mit der Ausführung betraute man den Bildhauer Johann August Nahl. Der Marmor
für die Statue wurde, angeblich 1775, aus Carrara bezogen. Er soll einschließlich des Transportes 10000 Taler
gekostet haben! Daneben findet sich die Angabe eines weit geringeren Preises. Nach einem zeitgenössischen
Berichts wurden für die Figur drei Hauptblöcke bestellt, zu denen noch zwei kleinere Blöcke für Arm und
Kopf kamen, und als Kosten für jeden der drei Hauptblöcke einschließlich Fracht etwa 1000 Taler errechnet.
Die Beförderung erfolgte auf dem Wasserwege, der freilich nur bis Karlshafen führte. Hier bearbeitete Nahl
mit seinem ältesten Sohne Samuel sechs Monate den rohen Stein, ihn für den schwierigen Landtransport
nach Cassel geeignet zu machen. Mit einem Vorspann von 30 bis Pferden und unter Zuhilfenahme der
von Nahl hierfür besonders erfundenen maschinellen Einrichtungen glückte nach dreiwöchigen Bemühungen
die Überführung, die einen Kostenaufwand von über 1000 Talern verursachte 1777 erfolgte der Aufbau des
Postamentes für die Statue auf dem Friedrichsplatze; im Mai des folgenden Jahres wurde der vorgerichtete
Stein für die Figur aufgebracht? Zu den Fremden, die das Bildwerk während der Entstehung besichtigten,
gehört Goethe, der 1779 den Meister in seinem als Werkstatt dienenden Bretterverschlag aufsuchte. Ende
1780 zeigte Nahl dem Generalmajor von Gohr an, daß die Statue im nächsten Frühjahr vollendet sein würde,
indem er berichtete, daß die Marmorbekleidung des Postamentes, für jede Seite Fuß hoch und Fuß breit,
bereits aus Italien eingetroffen sei. Diese Bekleidung war von dem Agenten Caffarena in Genua in so aus-
gezeichneter Beschaffenheit geliefert worden, daß demselben dafür ein besonderes Douceur zugebilligt wurde."
Aber fast noch zwei Jahre verflossen bis zur Vollendung des Standbildes. Nahl erlebte sie nicht mehr; er
starb über seinem Werk, an dem er in der letzten Zeit seines Lebens nur noch mit großer Anstrengung zu
arbeiten versucht hatte am 22. Oktober 1781. Der Sohn vollendete die Lieblingsarbeit des Vaters. Die Inschrift,
für die Generalmajor von Gohr, Professor Casparson in Cassel, Professor Heyne in Göttingen und die Universität!
Marburg langatmige Vorschläge gemacht hatten, wurde schließlich in der knappen Fassung gewählt, die Professor
Hassenkamp in Rinteln entwarf Am 14. August 1783 fand unter militärischem und höfischem Gepränge und
unter Teilnahme des Volkes die Enthüllung des Standbildes statt, allerdings in Abwesenheit des Gefeierten, der
sich in Heidau aufhielt und durch den Etatsminister von Bürgel vertreten ließ. Der Professor der Historie und
der schönenßWisTsenschaften am Collegium Carolinum, Rat Casparson, hielt eine, 1785 im Druck erschienene
Rede über die glücklichen Aussichten Hessens unter der Regierung Friedrichs ll., regierenden Landgrafen zu
Hessen, an Höchstdero Geburtsfest, den 14. August, dem Tage der feyerlichen Aufdeckung der Statue", in
welcher der Landgraf in der damals üblichen Weise gepriesen wurdeJ Die von Professor Forster verfaßte
eigentliche Weiherede über die Empfindungen getreuer Unterthanen für ihren geliebten Fürsten", die bereits
Handschrift, Staatsarchiv Marburg. Engelhardt, Erdbeschreibung S. 83, gibt als Jahr des Beschlusses der Landstände 1772 an.
Im Casseler Tagebl. u. Anz. 1903 Nr. bei Narten, Cassel S. 296, Brunner, Cassel S. 301 und in anderen Abhandlungen ist 1774 angegeben.
Hessische Morgenzeitung 1862 Nr. 1060.
Deutscher Merkur 1780 S. 225. So auch Krieger, Cassel S. 101 f.
Hessische Morgenzeitung 1862 Nr. 1060 Die eine Hälfte der Summe von 20 000 Thlr. ward für das Brechen des carrarischen
Marmorblocks und für den Transport desselben bis Karlshafen verwendet, die andere Hälfte für den Verfertiger des Standbildes bestimmt,
wogegen dieser die Leitung und die Kosten des Transports von Karlshafen nach Kassel, sowie die Fertigstellung des ganzen Denkmals über-
nahm". Nach dem Deutschen Merkur 1780 S. 225 waren von den 20 000 Talern ohngefähr 9000 dem Prof. Nahl für die Arbeit aus-
gesetzt". Nach Apell, Cassel 1792 S. 46, hat Nahl die Arbeit mit 10000 Rthlr. bezahlt bekommen".
Losch, Chroniken S. 144 f.
Rogge-Ludwig, Statue Friedrichs.
Hessische Morgenzeitung 1862 Nr. 1027 In der letzten Zeit fing er an zu kränkeln; aber die heftigsten Podagraschmerzen
hielten ihn nicht von der Arbeit zurück. Um diese nicht zu unterbrechen, ließ er sich in einer Sänfte nach dem Holzverschlag tragen, welcher
die Statue einschloß". lm Deutschen Merkur 1780 S. 225 heißt es Sein Sohn arbeitet jetzt unter des Vaters beständiger Direktion mit
anderen Künstlern das Werk aus".
Strieder, Gelehrtengeschichte S. 352. Rogge-Ludwig. Statue Friedrichs.
QEQQQ SÜ. ääägääääääääää
Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel. VI. Cassel-Stadt. 10!
1783 im Druck erschien, hielt der Erbmarschall GeorgLudwig Riedesel zu Eisenbach, dem der Minister
von Fleckenbühl in einer nicht minder schwungvollen Rede antwortete Der Zeremonie folgten Festtafel in
der Aue, Galavorstellung im Opernhause und Illumination der Stadt?
Für ewige Zeiten" sollte das Denkmals stehen. Aber noch nicht ein Menschenalter war dahingegangen,
als der Zwang der politischen Verhältnisse das stolze Versprechen zu brechen schien, denn die Franzosen wurden
Herren der Stadt. Sie richteten 1807 den Friedrichsplatz als Truppenübungsplatz her und entfernten nicht nur
eine Reihe schöner Bäume, sondern sollen auch die Bildsäule des ehemaligen Herrschers vom Postament herab-
genommen haben, um sie in einen offenen Stall neben dem Postgebäude zu werfenß lhrem Eingreifen wird
sogar die Zerlegung der Figur, die ursprünglich aus einem Stück bestanden haben soll, zugeschrieben? Es
darf als sicher gelten, daß die Entfernung der Statue vom Friedrichsplatz mit dem feindlichen Einmarsch in
Zusammenhang steht, dagegen könnte es zweifelhaft erscheinen 0b sie von den Franzosen selbst besorgt wurde.
Völkels sagt allerdings bei der Besprechung der Zerstörung öffentlicher Denkmäler durch die Eroberer, daß
Friedrichs ll. Statue weggeschalft und der in Felder eingetheilte Friedrichsplatz zu einer großen einförmigen
Ebene gemacht" wurdeF Wie ein anderer Augenzeuge jedoch berichtet wurde die Bildsäule schon vor dem
Einzug der Feinde im Dezember 1806 Block auf Block abgehoben und in die Kellerräume der benachbarten
Elisabethkirche geschafft, eine Maßnahme, die vielleicht durch die Befürchtung veranlaßt war, daß Denon, der
gefürchtete Generaldirektor der französischen Museen, das geschätzte Stück nach Paris entführen könneß Angesichts
des klaren Textes der Inschrift am Denkmal wird man aber wohl an der auch durch die mündliche Überlieferung
vermittelten Tatsache festhalten müssen, daß die Feinde die Statue entfernten. Fest steht, daß die Franzosen den
Marmor des graugrünlich gesprengelten Sockels 10 in Platten zersägten, die sie zum Fußbodenbelag für den am
Museum Fridericianum angebauten Ständesaal benutzten. Mit Abzug der Feinde kam der steinerne Landgraf wieder
zum Vorschein. Noch im nämlichen Jahre, in dem Kurfürst Wilhelm l. die Regierung des Landes wieder über-
nahm, ließ er die Statue seines Vorgängers, die wohl bei der Abmontierung gelitten hatte, durch-den Bildhauer
Piderit, Cassel S. 315.
Gothaische gelehrte Zeitungen 1783 XXVII. Hessenland III S. 56 f.
Engelschall, Kl. Schriften S. 31 f. Reise d. d. Harz S. 158 f. Reise d. Thüringen S. 214, wo das Denkmal irrtümlich als
Wilhelmsdenkmal bezeichnet ist. Lobe, Wanderungen S. 11 ff. Lange, Kurf. Hessen S. 41. Brunnemann, Kassel S. 25. Heidelbach, Kassel S. 48.
Cassel u. Wilhelmshoehe 1828 S. 38, wo gesagt ist, daß die Franzosen die Statue abbrechen und in eine Rüstkammer stecken
ließen". Strieder, Gelehrtengeschichte, Forts. v. Justi, S. 463 Nachdem der gewesene König von Westphalen dem Friedrichs-Platze, worauf
das Standbild, dem Museuum Fridericianum gegenüber, aufgestellt war, den Namen Ständeplatz gegeben, und das Museum in einen Stände-
palast verwandelt hatte, wurde diese trefiliche Statue von dem Postament heruntergenommen, und in einen Stall neben der Post hingeworfen,
wo sie bei offener Thüre, von Pferden, Postknechten und Vorübergehenden verstümmelt wurde". Danach Brunner, Cassel S. 326. Nach
Fliegende Blätter XXXIII S. 81 hing der Befehl zu Abbruch der Friedrichstatue mit der Absicht Jerömes zusammen, sich selbst an der
gleichen Stelle ein Denkmal zu setzen. Müller, Kassel S. 201, gibt an, daß die Franzosen die Statue entfernten, weil sie den militärischen
Evolutionen im Wege stand". Heidelbach, Kassel S. 48, nimmt an, daß die Statue in Westfälischer Zeit geraubt und erst nach den Be-
freiungskriegen wieder aufgestellt" wurde.
Hessische Morgenzeitung 1862 Nr. 1027. Casseler Tagebl. u. Anz. 1903 Nr. u. 1909 Nr. 295. Brunner, Cassel S. 326.
Duncker, Lebenserinnerungen S. 313.
In Garkiiche S. 14 heißt es Wehmuth mischt sich ein über den Verlust der Statue des Landgrafen Friedrich und des uner-
meßlichen Rasenteppichs, der hier rund um das Piedestal ausgebreitet lag, bevor der König diesen schönsten der Plätze zu einem festen kahlen
Sandboden als Exerzierplatz für seine bunten meist unfreiwilligen Heerschaaren bestimmt hatte. Friedrichl diese Schmach hast du wohl
nicht verdient um einen halben unbärtigen französischen Jüngling auf dem entweihten Throne deiner Urväter." Auf S. 35 wird gesagt Viel-
leicht sieht sich der neugierige Leser in der Königlichen Residenzstadt nach öffentlichen Monumenten oder andern Verzierungen der Haupt-
plätze um? Allein vergebensl denn auch hierin herrschte mehr Sucht zu zerstören, als Verschönerungs-Eifer. So z. B. mußte eins der schönsten
Kunstwerke von Stahl soll wohl Nahl heißen, die Statue des Landgrafen Friedrich als Opfer der Jalousie, zu Grabe gehen, und nur die des
Landgrafen Carl blieb verschont, weil dessen Andenken nicht mehr so lebhaft, wie jenes des ersteren, ist, und es der französischen Regierung
nur darum zu tun war, den Blick der gegenwärtigen Casselschen Generation von alle dem abzulenken, was als gleichzeitig und weniger ent-
fernt ein größeres Interesse für sie haben mußte".
Casseler Tagebl. u. Anzeiger 1909 Nr. 299.
Apell, Cassel 1831 S. 22 Im Anfang der Westphälischen Usurpation war diese vortreffliche Bildsäule aus politischer Rücksicht
abgenommen und entfernt worden".
Der Verfasser von Reise n. Leipzig S. 53 gibt an, daß der Piedestall mit weißem Marmor überkleidet" war. Nach Apell, Casse
1792 S. 46, war das Piedestal mit grau und weißem Marmor bekleidet". So auch Krieger, Cassel S. 101.
Ruhl ausbessern, wobei auch das Marmorstandbild Napoleons auf dem Königsplatze Flickmaterial hergegeben
haben soll Bei der Aufstellung am alten Platze, die erst einige Jahre später erfolgte? erfuhr die Figur, die
ursprünglich mit dem Gesicht nach dem Museum gerichtet warf eine Drehung um 180 Grad sodaß sie nach
der Oberneustadt blickte, was nicht die allgemeine Billigung fand? Den aus rotem Sandstein hergestellten
quadratischen Unterbau umgab man mit einem eisernen Lanzenstaket, dessen vier Ecken Laternen betonen.
Mit dieser Ausstattung war der Kurfürst offenbar nicht einverstanden gewesen, denn auf der Entwurfzeichnung
finden sich von seiner Hand die Vermerke Das Pied Estal dürfte Marmor artig anzimahlen seyn" und
Sollten Schalen mit Pot feu nicht Passender seyn". Die auf der Vorderseite des Sockels in vergoldeten
Antragelettern angebrachte alte Widmung FRlDERlCO ll PATRIA MDCCLXXXlll" ergänzte man auf der
Rückseite durch die lnschrift GUILIELMUS ELECTOR STATUAM PATRlS SUA SEDE AB HOSTIBUS
AVULSAM REPONl FECIT MDCCC XVlll".6 Eine gründliche Reinigung der Figur, die seit fast 45 Jahren einen
förmlichen Überzug von harter Salpeterkruste, angesetzt hatte", erfolgte 1862. Der Hofmaurermeister Crede, der
1864 auch das Karlsdenkmal instandsetzte, säuberte die Oberfläche auf kaltem Wege ohne alle Ätzmittel, so daß das
prächtige Denkmal den Anblick gewährte als wäre der Marmor so eben aus dem Bruche gekommen"? Diebei dieser
Gelegenheit gegebene Anregung, dem mit Öl getränkten dunklen Sockel einen Anstrich in grau-grünem Marmortone
zu geben, damit Harmonie in das Ganze komme und das Denkmal wieder denselben Eindruck gewähre, den es
ursprünglich im Jahre 1788 gemacht hatte", blieb erfolglos.
Von Kritik ist das Denkmal nicht verschont geblieben, doch galt sie weniger dem Kunstwerks als dem
Fürsten, dem man die englichen Subsidienverträge nicht vergessen konnte. Bis zur Würdelosigkeit verstieg sich
ein Spottgedicht auf den Mäcen und Menschenschinder", das nach Aufhebung des Kurstaates entstand und sich
insbesondere darüber lustig macht, daß die Bildsäule schon zu Lebzeiten des Herrschers errichtet wurde?
Dieser letzte Umstand fand auch bei vorurteilsfrei Denkenden keine rechte Billigung. Eine Denkmal der
Schmeichelei" nannte bereits 1786 Campe 10' das Standbild, nicht weil er die Verdienste des Herrn Landgrafen
in Zweifel ziehen" wollte, sondern weil die Errichtung der Bildsäule wohl von niemand anders, als von einem
Schmeichler,'der mehr sich selbst zu erheben, als seinen Herrn zu ehren sucht, in Vorschlag gebracht werden"
konnte. Melancholisch besingt 1838 Dingelstedtll als der Zukunft banger Seher, des Vergangnen ernster
Richter" den Schöpfer einer verfallenden Kunstwelt, der zwischen Museum und Oberneustadt ein gefang'ner
Löw' im Gitter" verlassen dasteht. Ein in der Neuzeit in der Ortspresse veröffentlichter Vorschlag, das dem
.,Seelenverkäufer" gesetzte Denkmal als ein Monument der Schmach" zu beseitigen und durch ein Denkmal
der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit zu ersetzen, fand bei dem großen Teil der Bürgerschaft, dem das
Hessische Morgenzeitung 1862 Nr. 1027. Gerland, Henschel S. 25.
Nach Hessische Morgenzeitung 1862 Nr. 1060 erfolgte die Wiederaufstellung auf dem Friedrichsplatze im Dezember 1817.
Danach Casseler Tagebl. u. Anz. 1903 Nr. 4. Cassel u. Wilhelmshoehe 1828 S. 38 vermerkt 1818. Auch Müller, Kassel S. 201, gibt
1818 an. S0 auch die Inschrift auf dem Denkmal. Woringer, Friedrich II Erst 1817 ließ er Kurfürst Wilhelm I. das Standbild wieder
an der alten Stelle errichten, womit man erst im folgenden Jahre fertig wurde".
Apell, Cassel 1792 S. 46. Krieger, Cassel S. 100.
Bei Bibra, Cassel S. 16, heißt es bereits 1789 Sie die Statue richtet den Blick nach dem Museum hin; wann es aber nach
Maaßgabe ähnlicher richtig ist, daß eine solche Statue einen Hintergrund haben muß, von welchem sie gleichsam ausgeht, so stünde sie um-
gewandt freilich besser". Hessler, Landeskunde S. 52 Ursprünglich stand das Denkmal mit seiner Vorderseite dem Museum zu, wurde
aber bei seiner zweiten Aufstellung nach der französischen Fremdherrschaft mit dem Gesicht den fliehenden Franzosen zugekehrt". Woringer,
Friedrich ll. Man sagt, Kurfürst Wilhelm l. habe seinen Vater hinter den Kassel verlassenden Franzosen und König Jeröme hersehen lassen
wollen. Das scheint kaum glaublich."
Noch 1831 gab ein anonymer Bürger in dem Gedicht Die Statue Landgraf Friedrichs ll. am 26. Mai 1831" seiner Unzufriedenheit
mit der Neuerung Ausdruck. Lobe, Wanderungen S. 13. Woringer, Friedrich ll. S. 125.
Knetsch, Inschriften S. 249.
Hessische Morgenzeitung 1862 Nr. 1060. Die dort angegebene Jahreszahl 1852 ist ein Druckfehler. Vgl. Hessische Morgen-
zeitung 1862 Nr. 1027.
Die Fliegenden Blätter XXXlll S. 75 machen sich über die antikisierende Stilisierung des Denkmals lustig.
Cassel-Weltstadt S. 21.
Reisebeschreibungen S. 112.
Gedichte S. 164 ff.
ää äää 8Ü3 ä ääg
10l'
äääääää ääg Denkmäler. äääää äää
Verständnis für die Verdienste Friedrichs II. um die Entwicklung der Stadt noch nicht abhanden gekommen war,
eine wohl zu verstehende Ablehnung Unter den Abbildungen des Monumentes muß eine Radierung besonders
genannt werden, die der jüngere und gleichnamige Sohn des Schöpfers gefertigt hat.
Das Denkmal dessen Statue 15 Fuß und dessen Postament 22 Fuß hoch ist, gilt unter den Casseler
Werken Nahls als das künstlerich bedeutendste? In der Tat zeigt das Standbild, das noch stark barocken Geist
atmet und trotz der massigen Gestalt" und antiken Tracht der Figur die Eleganz des Rokoko ausströmt neben
unwesentlichen Schwächen große Vorzüge? Klug und wirksam sind die Massen in Berechnung auf den weit-
läufigen Friedrichsplatz aufgebaut; Der von Kraft strotzende, in Ruhe, Selbstbewußtsein und Würde verharrende
Fürst strahlt in der Rüstung eines römischen Feldherrn, das mit dem Läorbeerades Triumphes umflochtene hoch-
erhobene I-Iaupt ein wenig seitwärts gewandt,den Blick in ideale Fernen gerichtet. Einwkurzes Schwert hängt
in Ketten an der linken Seitei,iminividieider hochgezogene Unterarm eingestemmt ist, um den über die Schultern
zurückgeworfenen schweren Mantel zu raffen. Die griffeste Rechte umklammertlden Kommandostab, der auf
ieinwen zu Füßen liegenden Helm aufgesetzt ist. Der engliche Hosenbandorden und der preußische schwarze
"Adlerorden zieren das Gewand, während der hessische Orden pour la vertue militaire und der hessische Goldene
Löwen-Orden auf einem Kissen auf der Erde ruhen.
Standbild des Landgrafen Wilhelm IX.
Ein Standbild des Landgrafen Wilhelm IX. befand sich im Hanauischen Park, jener südwestlich an den
Wilhelmshöher Platz anstoßenden, einen Teil des alten Weinbergs einnehmenden Gartenanlage, deren Grenzen
heute die Weinbergstraße, Grimm- und l-lumboldtstraße festlegen. Über die Entstehung des Monumentes scheint
nichts ermittelt zu sein. Auch über Zeitpunkt und Grund seiner Beseitigung fehlt es an Angaben. Selbst der
genaue Standort des Denkmals steht nicht fest. In der Ortsliteratur verzeichnet findet sich nur die Tatsache,
daß in der Neuzeit die Trümmer der Figur, von den Nachbarn kaum beachtet und den spielenden Kindern ein
Gegenstand der Scheu, lange Zeit unerkannt im Gebüsche des Parkes versteckt lagen? Weiteren Kreisen bekannt
wurde das Denkmal erst wieder, als im Herbst 1902 Arbeiter den Torso entdecktenß Aber auch das allgemeine
Interesse, das der Fund erregte, hat nichts Wesentliches über die Geschichte des Standbildes zu Tage gefördert.
Aus den damals gepflogenen Besprechungen9 ist soviel zu ersehen, daß der Landgraf. im Schuppenpanzer dar-
gestellt war und daß das Denkmal die Inschrift trug GUILELMO IX. QUI NOBIS HAEC OTIA FECIT".
Diese Worte, die Vergils Georgica entnommen sind, haben Schwarzkopf zu der Vermutung Anlaß gegeben, daß das
Monument den Fürsten als Freund der Landwirtschaft verherrlichen sollte" Zwirnemann geht noch weiter, indem
Hessenland XXX S. 123.
Cassel 1839 S. 16. Ebe, Spätrenaissance S. 789, wo irrtümlich das Denkmal als Denkmal der Landgräfin" bezeichnet ist. Brink-
mann, Platz u. Mon. S. 158.
Hoffmeister, Künstler S. 81.
Knackfuß, Gesch. der Kunstakademie S. 69 Wie die riesenhafte Marmorfrgur dastand in Römerharnisch und langwallendem
Schultermantel, ragte die Schöpfung des alten Nahl nach Stil und Auffassung als ein Werk aus schon weit entrückter Vergangenheit in die
Zeit herein. Aber lebendigste und wahrhafte Äußerung der Gegenwart war es seinem Sinn und Inhalt nach."
Kania, Nahl.
Günderode, Briefe S. 26 In ganz Deutschland ist wohl keine Statue in Marmor von dieser Größe zu finden, kleiner dürfte sie
aber auch nicht seyn, um auf einem so sehr großen Platz bemerkt zu werden". Hassenkamp, Briefe S. 60 Sie stehet an reinem sehr schick-
lichen Orte, gleich dem Museo gegenüber, auf dem Friedrichsplatz, und wird nach ihrer nunmehr nahen Aufdeckung eine Hauptzierde dieses
ohnedem schon sehr großen und schönen Platzes seyn, womit etwan ein oder der andere in Paris, die Squaree in London aber nicht einmal
können verglichen werden".
Jacob, Erinnerungen S. 190.
Hochapfel, Weinberg S. 138.
Mitt. d. Ver. f. hess. Gesch. 1902 S. 12 f. Hessenland XVI S. 332. Casseler Tagebl. u. Anz. 1902 Nr. 520, 565 u. 578 und
1903 Nr. 4.
Hessenland XVI S. 304.
er annimmt, daß das Denkmal wohl von der Gesellschaft des Ackerbaues gestiftet sei Löwenstein dagegen glaubt,
die Inschrift mit dem am 28. August 1795 zwischen Hessen und Frankreich abgeschlossenen Frieden in Ver-
bindung bringen zu sollen, der dem Lande die langersehnte Ruhe zurückgab? Endlich ist auch an die Möglichkeit
gedacht worden. daß die Aufstellung des Standbildes mit Errichtung des Fürstenparkes nebst der darin an-
gebrachten Ruheplätze zusammenhängt, um so den getreuen Einwohnern von Stadt und Land Gelegenheit zu
geben, das Denkmal zu besuchen und bequem zu betrachten"? Für die Zerstörung der Statue macht Schwarz-
kopf die Franzosen verantwortlich Eine Anregung, durch Nachgrabungen die fehlenden Reste des Standbildes
wiederzugewinnen und mit dem Torso vereint im Bosemuseum aufzustellen, blieb erfolglos. Das Denkmal galt als
verschollen, bis es im Jahre 1922 beim Umbau des Bosemuseums zu einem Rentnerheim im Keller dieses
Museums wieder aufgefunden wurde. Erhalten ist der quadratische Sockel mit der obengenannten Inschrift
und der Rumpf der Figur, der in der Bildung des Körpers und der Behandlung der Rüstung eine elegante
Modellierung zeigt. Die Absicht, das ruinöse Denkmal wieder im Hanauischen Parke aufzustellen, ließ sich nicht
verwirklichen.- Die Reste wurden vorläufig im Hofe der Landesbibliothek gelagert, wo sie hoffentlich bald, so
gut es geht, wieder zusammengesetzt und aufgestellt werden.
Die Überlegung, daß das im Hanauischen Park stehende Denkmal kein ausreichendes Monument für
den ersten Kurfürsten von Hessen darstellte, zeitigte den Gedanken, auf dem Kurfürstenplatz, dem heutigen
Wilhelmshöher Platz, ein würdigeres und mehr in die Augen fallendes Standbild für Wilhelm I. zu errichten?
Noch ehe der Gedanke in weitere Kreise gedrungen war, verpflüchtigte er sich ebenso wie der ernsthafter
erwogene Plan die Nachfolger in der Kurwürde, Wilhelm 11.6 und Friedrich Wilhelm I.,7 durch Denkmäler zu ehren.
Casseler Tagebl. u. Anz. 1902 Nr. 583..
Casseler Tagebl. -u. Anz. 1902 Nr. 583, wo auch die Vermutung ausgesprochen wird, daß die kriegerische Darstellung des
Landgrafen, der mit einem Schuppenpanzer bekleidet erscheint, auf jene Vorgänge bezogen werden kann".
Casseler Tagebl. u. Anz. 1902 Nr. 583, wo auch noch darauf hingewiesen wird, daß damals die Parzellierung des herrschaftlichen
Besitzes am Weinberge stattfand. Der Landgraf, die Erfolglosigkeit seines Weinbaues einsehend, ließ im Jahre 1798 einzelne Theile des
Weinbergs auf zwölf Jahre verpachten, mit der Erlaubniß, außer Wein auch sonstiges Obst und Gemüse ziehen zu dürfen. Bald darauf
wurden auch Stücke des fürstl. Besitzes verkauft".
Casseler Allgem. Zeitung 1902 Nr. 341.
Vgl. Abschnitt Stadtanlage" S. 57.
Weiß, Briefe S. 176, schreibt 1831 an seinen Freund Schiede Du weißt, daß die Landstände dem Gründer unserer Verfassung
ein ölfentlichesiDenkmal votiert haben und ich muß sagen, es freut mich, daß wir ein öffentliches Denkmal mehr hier haben werden;
nur verlange ich mit dem Baumeister Wolff, daß es etwas Tüchtiges und auch Bezeichnendes ist. Hätte ich etwas zu sagen, ich würde es
gar wohlfeil einrichten da ist in unserem Museum eine Antike, sie stellt einen Mann vor, der sich einen Dorn aus dem Fuße zieht
was meinst Du zu der Allegorie, könnte nicht der Dorn die Souveränität bezeichnen?" Lobe, Wanderungen S. 11, bedauert 1837, daß der
im Jahre 1831 von der ersten landständigen Versammlung mit einstimmiger Begeisterung ausgesprochene Wunsch, dem durchlauchtigsten Stifter
der kurhessischen Verfassungs-Urkunde ein würdiges Standbild errichten zu lassen, bis jetzt leider noch nicht realisiert worden" ist. Müller,
Kassel II S. 91, bemerkt, daß das Denkmal für Wilhelm II. auf der Friedrichs-Wilhelmsstraße, dem heutigen Ständeplatz, stehen sollte, und
meint woran es gelegen, daß es mit diesem Denkmale nicht weiter als zu einigen dazu angefertigten Skizzen gekommen, darüber gibt es
nur unerfreuliche Vermuthungen." Über das Denkmal selbst macht Gerland, Henschel S. 98, Angaben. Henschel beschäftigte sich mit einem
Denkmal für Kurfürst Wilhelm Il., welches diesen Fürsten als Anführer der Hessen in den reiheitskriegen und als Verleiher der Verfassung
vom 5. Januar 1831 zur Darstellung bringen sollte. Es sind noch eine Reihe schöner Skizzen für dieses Denkmal im Henschelschen Familien-
archiv vorhanden, der am meisten vollendete Entwurf zeigt Wilhelm auf dem Throne sitzend, die Verfassung in den Händen haltend, zu
seinen Füßen den hessischen Löwen. An dem Postament waren Reliefs beabsichtigt, die den Aufruf gegen Frankreich von 1813, den Aus-
marsch der Krieger zum Befreiungskrieg und die Erteilung der Verfassung wiedergeben sollten; daneben sollte ein Ritter, der den Kurfürsten
zu Grabe geleitet, und die Hassia stehen." Ein unsigniertes Modell zu einem Standbild für Wilhelm II. findet sich im Naturalienmuseum
zu Cassel. Wieder aufgegriffen wurde der Denkmalsplan 1869 insofern, als der pensionierte Landbaumeister Spangenberg in seiner
Schrift über den kurhessischen Staatsschatz die Anregung gab, ein Kolossaldenkmal Wilhelms I. auf den Lahnbergen gegenüber Marburg
zu errichten.
Den Antrag! ein Doppeldenkmal für Wilhelm II. und Friedrich Wilhelm I. zu errichten stellte 1847 der Deputierte Henkel in
der Ständekammer, indem er ausführte, der verewigte Kurfürst habe sich zwar große Verdienste durch Gründung der Verfassung
erworben, aber sein Sohn und Nachfolger habe sich.nicht minder durch Erhaltung und Entwicklung des Grundgesetzes um das Land
verdient gemacht.
aaaaaaaaaaaa 805 Qaaagaäaaaaa
Standbild auf dem Königsplatz.
Tafel 483,!
Die Erkenntnis, daß der kreisrunde Königsplatz nach Betonung seines Mittelpunktes durch Errichtung
eines Monumentes verlangte, scheint bereits bei Anlage des Platzes gekommen zu sein. Anfangs dachte man
an die Aufstellung eines Standbildes des Landgrafen Friedrich l., König von Schweden, nach dem der Platz
'seinen Namen erhalten hatte Allein die Verwirklichung des Planes unterblieb ebenso wie die Ausführung von
späteren Entwürfen, die sich mit dem Aufbau figurenloser Denkmäler begnügten? Dagegen kam zur Zeit der
französischen Fremdherrschaft ein Monuments zur Ausführung, das zwar innerlich zum Platz in keiner Beziehung
stand, künstlerisch aber wohl geeignet gewesen sein muß seine architektonische Wirkung zu erhöhen. Durch
Dekret vom 25. Februar 18104 ordnete König Jeröme die Errichtung eines Standbildes für seinen Bruder, den
Kaiser Napoleon, an. Die Statue sollte aus Bronze hergestellt werden. Der König legte Wert darauf, daß das
Metall den Bergwerken des Landes entstamme und der Guß im Lande selbst stattfinde, damit sich das Denkmal
auch als Werk Vaterländischen Kunstfleißes darstelle. Es ist daher zu verstehen, daß der Stückgießer Karl Henschel
sich nicht nur selbst um die technische Ausführung des Gusses bemühte, sondern auch seinen in Paris bei David
arbeitenden Sohn Werner veranlaßte sich um die Modellierung der Figur zu bewerben. In der Tat erhielt auf
Davids Empfehlung der 28 jährige Künstler den Auftrag die Statue des Kaisers zu entwerfen. Er legte auch
Zeichnung und Kostenanschlag der Figur und des Postamentes vor, mußte aber die Enttäuschung erleben, daß
die Ausführung unterblieb. Eine plötzliche Entschlußänderung an maßgebender Stelle stieß die Entwurfs-
bedingungen völlig um und schied Henschels weitere Arbeit aus? Nachdem der Plan, die Statue in Bronze
ausführen zu lassen, aufgegeben war, erfolgte die Herstellung in karrarischem Marmor. Die neun Fuß hohe
Figur kam fertig aus Parisß Aufgestellt wurde sie auf einem vom Hofarchitekten des Königs Grandiean de
Bennecke, Skizzen S. 250.
Vgl. Abschnitt Stadtanlage" S. 52.
Dingelstedt, Gedichte S. 183. Scherer, Napoleonstatue. Hessenland VIl S. 183 f. Brunner, in Mitt. d. Ver. f. hess. Gesch.
1901 S. 29. Casseler Tagebl. u. Anz. 1903 Nr. 4. Jacobi, Hugenotten XXV Nr. 17. Brunner, Cassel S. 345. Heidelbach, Kassel S. 47.
Heidelbach, Napoleonstatue.
Gesetz-Bülletin des Königreichs Westphalen 1810 Nr. 16 S. 236 f. Durch das Dekret ordnete der König unter anderem an
ll sera eleve sur la place royale de Notre bonne ville Cassel, une statue en bronze de Empereur Napoleon, avec cette inscription
La Westphalie reconnaissante
erige ce monument
en 1812,
son fondateur
NAPOLEON PREMIER,
Empereur des Francais,
Roi ltalie,
Protecteur de la confederation du Rhin,
Mediateur de la lconfederation Suisse.
Art. 2. Elle sera termine'e et placee le 15 novembre 1812, anniversaire du jour oü la Constitution de Westphalie fut signee.
Art. 3. De ce jour, la place Royale prendra le nom de Place Napoleon.
Art. 4. Il ne sera employe cette statue, que du metal de Nos mines."
Gerland, Henschel S. 22 f.
Kleinschmidt, Westfalen S. 536. Da man die geeigneten Erzgießer nicht fand, beschloß Jeröme, das Bildnis vorläufig in Marmor
ausführen zu lassen." Neuer Nekrolog der Deutschen XXVIII S. 497, bemerkt, daß Henschel in Paris im J. 1810 den ehrenvollen Auftrag
bekam, eine Statue des Kaisers Napoleon für den Königsplatz zu Kassel in Marmor auszuführen. Er reiste daher sofort in seine Heimath
zurück und arbeitete dort zu jener Bildsäule ein Modell, welches von der Regierung angenommen wurde und von H. im Kolossalen aus-
geführt worden wäre, wenn sich nicht der französische Neid geltend zu machen gewußt hätte. Kaum war es nämlich in Paris bekannt ge-
worden, daß ein-junger deutscher Künstler beauftragt sei, Napoleon's Statue zu meiseln, als dieses die Eitelkeit der französischen Künstler
in einem solchen Grade verletzte, daß sich eine Intrigue entspann, welche es bei dem von Paris so abhängigen Hofe des Königs von West--
phalen durchzusetzen wußte, daß nur ein französischer Künstler der Ehre theilhaftig werden dürfe, die Bildsäule des Kaisers der Franzosen
zu verfertigen. Die schwache westphälische Regierung schämte sich nicht, ihren eigenen Auftrag an H. zurückzunehmen, das von ihr bereits
Art 1.
219a
a2
rage
"49
"44
"49
Qg
611g
QQQQQ Denkmäler. Q QQEQQQ
Montigny entworfenen Unterbau, an dem sechs wasserspeiende Löwenköpfe angebracht waren Nach einem
zeitgenössichen Berichtz soll das Denkmal mit Einschluß des von Grandjean dazu erbaueten Brunnens, des
Postaments und der perspektivförmigen Aufsätze, nicht weniger als ohngefähr 6000 Rthlr. gekostet haben."
Die Enthüllung fand am 12. November 1812 statt. Sie gestaltete sich zu einem großartigen Festakt, an der die
Spitzen der Staats- und Kommunalbehörden teilnahmen und bei der Minister Wolfradt in einer überschwenglichen
Rede den Kaiser als Gründer ndes Staates und Gesetzgeber feierteß Wenige Tage später, am 15. November,
dem Geburtstage Jerömes, folgte eine feenhafte Beleuchtung des Denkmals durch hunderte von bunten Lämpchenß
lm Grunde mehr aus staatsmännischer Berechnung als aus künstlerischer, Absicht entstanden war in der
Folgezeit das Denkmal den hochgehenden politischen Leidenschaften preisgegeben. Selbst der Stil der Figur
erregte Unwillen. Der im Porträt idealisierte Kaiser war als römischer lmperator dargestellt, mit der Toga
bekleidet, die Stirn mit Lorbeer umkränzt, in der Rechten die Rolle der Verfassung haltend. Diese ganz dem
Empire entsprechende ortsfremde Darstellung, in der sich wie in einem Hohlspiegel die gloire" der französischen
Nation konzentrierte, forderte schon bald die Satire heraus? Tätliche Angriffe auf die Statue blieben nicht aus,
.l
approbirte Modell desselben bei Seite zu setzen und bei einem französichen Künstler in Paris jene Ehrenarbeit zu bestellen Danach Zwenger,
Künstler S. 271. Gerland bei Strieder, Gelehrten-Geschichte XX S. 213 Die westfälische Regierung erhöhte zwar HenscheVs Stipendium
in Paris auf's doppelte, berief ihn jedoch bereits 1810 zurück und beauftragte ihn mit der Anfertigung einer Marmorstatue Napoleons,
welche auf dem Königsplatze zu Kassel, damals Napoleonsplatz genannt, aufgestellt werden sollte. Wurde ihm auch hierdurch der Plan einer
Reise nach Italien durchkreuzt, er konnte sich doch diesem Auftrage nicht entziehen, welcher ihm bei seiner Vaterlandsliebe doppelt unan-
genehm war; er wußte jedoch die Ausführung so lange zu verzögern, bis zunächst Canova an seiner Stelle beauftragt wurde, dann aber die
Auflösung des Königreichs Westfalen alles änderte." Gerland, Henschel S. 25, weist aus Henschels Briefwechsel nach, daß weder der Neid
der Pariser Künstler noch Henschels Abneigung gegen die Fremdherrschaft der Grund dafür war, daß die Ausführung des Denkmals nicht
durch Henschel erfolgte. Wir haben allerdings gesehen, daß er keine übergroße Sehnsucht nach der Arbeit hatte, ja am liebsten gar nicht
damit beauftragt worden wäre, um nach ltalien reisen zu können, aber wir haben auch aus seinen eigenen Mitteilungen entnehmen müssen,
daß er, nachdem er nun einmal den Auftrag erhalten hatte, die größte Lust besaß, sich durch dieses Werk einen Namen zu machen. Wir
haben auch ferner aus Davids Warnungen vor den Franzosen entnehmen können, daß diese neidisch auf jeden Deutschen waren, und es mag
das Gerücht, daß der französische Neid auch hier den Sieg davon getragen habe, dadurch Nahrung erhalten haben, daß das endlich aufge-
stellte Denkmal wirklich aus Paris bezogen worden ist. Dennoch aber müssen wir jetzt auf Grund von Henschels Mitteilungen annehmen,
daß nur die ewige Geldnot des Königreichs Westfalen die maßgebende Ursache gewesen ist, aus der Henschel beiseite geschoben wurde
Ob Henschel bereits ein Modell oder nur eine Skizze für das Denkmal entworfen hatte, kann nicht gesagt werden, aufbewahrt ist wenigstens
nichts derartiges." Losch, Schönfeld S. 617 weist darauf hin, daß Henschel von Jeröme mit der Ausführung des Denkmals für Du Condras
im Park des Schlosses Schönfeld beauftragt wurde, vielleicht um ihn dafür zu entschädigen, daß ihm der versprochene größere Auftrag, auf dem
Königsplatz ein Erzstandbild Napoleons zu errichten, aus Geldmangel wieder entzogen war." Vgl. Abschnitt Schloß Schönfeld. Garten S. 415.
Nach Gerland, Henschel S. 22, soll das Postament bereits im Herbst 1809 aufgestellt worden sein. Noel, Wasserversorgung
S. 48. Das Wasser der Druselleitung diente eine zeitlang auch zur Verherrlichung des Kaisers Napoleon I., dem man auf dem Königsplatze
ein Standbild errichtete, und dabei den Sockel des vom Friedrichsplatze entfernten Denkmals des Landgrafen Friedrich II. verwendete. In
diesem Sockel waren vier Laufbrunnen angebracht, die mit Druselwasser gespeist wurden." Die Verwendung des Sockels vom Friedrichs-
denkmal für das Napoleonsdenkmal ist nirgends bezeugt, auch an sich unwahrscheinlich, weil die Figuren ganz ungleiche Maße hatten
Garküche S. 35, wo auch die Löwenköpfe mit dem Bemerken erwähnt werden In den an diesem Brunnen angebrachten sechs
wassersprühenden Löwenköpfen lag eine dunkle, unwillkürliche Vorbedeutung der nur sechsvolljährigen französischen Regierungsgeschichte,
und alle diese sechs Köpfe mußten am Ende samt ihrem ganzen Anhang jenem einzigen, ächt Hessischen Löwenkopfe unterliegen."
Goecke, Westphalen S. 241.
Brunner, Cassel S. 345.
Kleinschmidt, Westfalen S. 536, führt die Bemerkung eines Casseler Witzboldes an Der Held ist da nicht in seinem Element,
der Mann hat kein Glück auf dem Wasser". Müller, Kassel S. 43, zitiert ein nach einer bekannten Melodie gesungenes Spottgedicht
Zu Kassel auf dem Zaitenstock,
Ohn Hemd und ohne Rock,
Ohne Schuh' und ohne Hosen,
Steht der Kaiser der Franzosen."
In der 1813 in Cassel erschienenen, von einem anonymen Verfasser herrührenden Jeremiade" heißt es
Der Königsplatz, den leer man fand,
Erhielt ein Wasserbecken,
-Des Bruders Bild, das mitten stand,
Sollt' Ehrfurcht in uns wedcen.
Doch sahe man das Ganze an,
So gab der weiße Brunnenmann
Nur Stoff zum Hohngelächter."
sobald die Franzosendie Stadt verlassen hatten. Nach ihrem Einzuge in Cassel am 30. September 1813 sollen
die Kosaken Czernitscheffs nach der Bildsäule geschossen und dabei die Nase und den rechten Arm verstümmelt
haben. Nach anderer Lesart war es ein tumultuierender Menschenhaufen oder ein Student, der seine Wut an
dem Denkmal ausließ Eine dritte Überlieferung berichtet, daß der treu hessisch gesinnte Salinendirektor
Schaub aus Sooden der Statue beim Anrücken der Kosaken jene Extremitäten abgeschlagen und sich der Ver-
haftung durch westfälische Jäger durch rasche Flucht in den Harz entzogen habe? Auch an Wunderzeichen
fehlte es nicht. Kurz nach Verstümmelung der Figur senkte sich vor dem Denkmal die Erde, ein Vorgang,
der auf einen Kanaleinsturz zurückging, für das Volk aber eine geheimnisvolle Vorbedeutung behieltß Das
Denkmal sollte indessen eher wieder zu Ehren kommen, als die Zerstörer angenommen hatten. Schon bald
erfolgte die Rückkehr der Franzosen, die nach der Drohung Jerömes an Allix malheur la ville, si je ne
trouve pas la statue de mon auguste Frere retablie" zum Strafgericht der ganzen Stadt hätte werden können,
wenn es Heinrich Chr. Jussow, dem damaligen Directeur des bätiments de la Couronne, nicht gelungen wäre,
die fehlenden Teile der Figur durch den Bildhauer Ruhl in Gips ersetzen zu lassen sodaß Jeröme bei seinem
Einzug am 16. Oktober das Denkmal in einem erträglichen Zustand vorfand. Nach dem endgültigen Abzug
der Feinde entlud sich der Groll von neuem über dem Bildwerk. Am 8. November wurde es entfernt?
Einzelne Stücke sollen zur Ausbesserung des schadhaften Mantels der Friedrichsstatue verwandt seinß Der
obere Teil der Figur bis zu den Knien kam in das Materialienhaus in der Schäfergasse? Der untere Teil mit
der Fußplatte befand sichbis zum Jahre 1882 im Hause des Geheimen Hofrats Ruhlß Später lag der Torso
staubbedeckt im Treppenhaus des Museum Fridericianum. Jetzt ist die Statue, auf deren Bedeutung unter
anderen insbesondere 1893 Chr. Scherer aufmerksam gemacht hatte, im Casseler Landesmuseum aufgestellt.
Als Schöpfer der Figur galt lange Zeit Canova.9 "In Wirklichkeit ist sie als Werk Antoine Denis
Chaudetsßo des von Napoleon hochgeschätzten Künstlers, anzusehen, der das Bild des Kaisers in Erz und Stein
auszuführen wiederholt den Vorzug hatte und auch die berühmte Napoleonsstatue auf der Vendömesäule zu
Paris schuf. Das Casseler Standbild ist eine Kopie jener Bildsäule, die der Künstler für den Saal des gesetz-
Der ebenfalls ungenannte Verfasser der 1814 in Petersburg erschienenen Garküche an der Fulda", Garküche S. 14, macht sich darüber
lustig, daß, nachdem die französische Regierung den Wochenmarkt auf den Königsplatz verlegt hatte, die Statue Napoleons oft in der
schönsten Kartoffelblüthe stand".
Kleinschmidt, Westfalen S. 623. Duncker, Lebenserinnerungen S. 298. Bennecke, Skizzen S. 251.
Heidelbach, Napoleonsstatue S. 296.
Duncker, Lebenserinnerungen S. 299.
Duncker, Lebenserinnerungen S. 298. Brunner, Cassel S. 350, gibt an, daß man in der Stadt auch eilig eine Sammelliste für
eine Bronzestatue umlaufen ließ, die sich auch besser für das Klima eigne.
Niemeyer, Chronik S. 7.3 Nachmittags des 6. Novembers traf man Anstalten, die Statue Napoleons von dem Brunnen abzu-
nehmen, so wie auch der lnschrift an dem bisherigen Ständepallast ein ähnliches Schicksal bereitet wurde. Da am folgenden Tage die öffent-
lichen Handarbeiten ruhten, weil man wieder angefangen hatte, den Sonntag heilig zu halten, so wurde die Statue erst am 8ten November
abgenommen. Welcher Wechsel der Dinge. Vor einigen Wochen umringte sie ein Haufen Jünglinge und suchte sie in dem ersten Aus-
bruche eines wüthenden Hasses gewaltsam zu zertrümmern, aber nur das Gesicht wurde verletzt und der halbe rechte Arm, dessen Hand eine
Rolle die Constitution Westfalens hielt abgeschlagen Die siegenden Russen rückten ein und geben in den ersten Tagen der
Statue die gewohnte Schildwachel! Dann war das Schilderhaus umgedreht und die Statue steht sich selbst überlassen da. Nun werden
Anstalten getroffen, sie für immer wegzuschaffen. Ein Gerüst von starken Balken wird gezimmert gewaltige Vorkehrungen im Verhältniß
zu der kleinen Statue, ein Symbol der Anstrengungen, die es dem vereinten Europa kostete, den Coloß zu stürzen Danach Hahndorf,
Kassel S. 57 f.
Nach Gerland, Henschel S. 35, wurden von der Plinthe einige Stücke abgesägt. Neuer Nekrolog der Deutschen XXVlll
S. 98 Nachdem im Jahre 1813 durch einen rohen Volkshaufen die Nase dieser Statue zertrümmert war, hat sich später ein Künstler, dessen
Namen wir gern verschweigen wollen, unterfangen. beide Unterbeine dieses Kunstwerks absägen und zu Täfelchen schneiden zu lassen, um
mit diesem, aus Napoleon's Beinen geschnittenen Platten einen Spieltisch für den Kurfürsten zu belegen".
Vgl. Abschnitt ruchthaus" S. 602.
Duncker, Lebenserinnerungen S. 299. Scherer, Napoleonstatue S. 143. Nach Piderit, Cassel 1882 S. 336, befand sich der
untere Theil seit vielen Jahren in dem Privathause der Künstlerfamilie Ruhl, wohin er gebracht sein soll, um den verstorbenen Bildhauer
Ruhl zur gelegentlichen Wiederherstellung der Säule zu veranlassen".
Lobe, Wanderungen S. 82. Cassel 1839 S. 17. Hessische Morgenzeitung 1862 Nr. 1027.
Hess. Erinnerungen. Kleinschmidt, Westfalen S. 536. Brunner, in Mitt. d. Ver. f. hess. Gesch. 1901 S. 29.
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gebenden Körpers in Paris anfertigtel und die später in das Berliner Museum gelangte? Ob ihre Ausführung
vor oder nach Chaudets Tode, der am 19. April 1810 eintrat, erfolgte, ist nicht bekannt? Nach der Legende4
soll man auf die Statue verfallen sein, weil sie in Paris fertig auf Lager stand. In ihrer jetzigen Verfassung
zeigt die Figur alle Spuren der ihr zu teil gewordenen schlechten Behandlung, ohne daß ihr Gesamteindruck
erheblich gelitten hätte. Abgesehen von den obenerwähnten Verstümmelungen der Nase und des rechten Armes
weist sie hauptsächlich Beschädigungen im unteren Teile auf. Das linke Bein unterhalb des Knies fehlt ganz.
Oberhalb des Knöchels des rechten Fußes zeigt sich ein Sprung, der auch bei dem den Fußboden berührenden
Stück des Mantelüberwurfes festzustellen ist, was damit zusammenhängt, daß zeitweise die ganze Basis abgelöst
war. Leichter verletzt sind die Blätter des Kranzes. Das zarte Blätterornament des Togasaumes und der feine
Dekor des nur auf der rechten Schulter sichtbar werdenden Schwert-Bandeliers treten dank der guten Erhaltung
der Marmoroberfläche noch heute scharf hervor.
Standbild im Ständepalast.
Ein zweites Standbild des Kaisers Napoleon befand sich in dem zum Palais des Etats eingerichteten
Museum Fridericianum." Es hatte seinen Platz in dem von Grandiean de Montigny erbauten halbkreisförmigen
Ständesaal, wo es im Scheitel des Halbkreises hinter dem Throne der Königin aufgestellt war. Über seine
Geschichte ist fast nichts bekannt. Daß die Beschaffung des Standbildes im selben Jahre 1808 ins Auge gefaßt
wurde, in dem die Umwandlung des Museums in einen Ständepalast beschlossen war, liegt nahe, und daß die
Figur bei Einweihung des Saales vorhanden war, darf als sicher gelten. Die Entfernung der Statue wird erfolgt
sein, gleich nachdem die Franzosen endgültig die Stadt verlassen hatten. Über den Verbleib und die weiteren
Schicksale des Denkmals scheint jede Nachricht zu fehlen.
Das Aussehen der Figur, die wohl nur aus Marmor bestanden haben kann, ist bekannt. Sie war eine
Nachbildung jener Statue, die Roland für den Versammlungssaal des Nationalinstitutes zu Paris geschaffen hatteß
und die den Kaiser als Triumphator in Krönungsmantel mit Scepter und Lorbeerkranz oder, wie ein Westfälischer
Zeitgenosse7 meint, als Beschützer des Rheinbundes und Gründer des Königreichs Westfalen darstellteß Auf-
gestellt war die Figur auf einem schlichten quadratischen Sockel. Eine in der Rückwand des Saales über dem
Denkmal angebrachte Nische war für eine Siegesgöttin bestimmtß
Tafel 483,
Büsten.
Büsten der hessischen Landgrafen.
Größer als die Zahl der Standbilder der hessischen Landgrafen ist die Zahl ihrer Büsten. Zu diesen
auf Nahwirkung berechneten Denkmälern sind in gewissem Sinne auch jene Plastiken zu zählen, die in Maßstab
und Material nicht den Anspruch erheben können, als Schaustücke für ein größeres Publikum bestimmt gewesen
Abbildung in den Annales du Muse'e et de l'Ecole Moderne des Beaux-Arts, Salon de 1808, pl. 23 u. S. 55. Gerland,
Henschel S. 25 Es wird, nach einer Mitteilung Professor Gerhardts zu Rom, angenommen, daß die Arbeit Chaudets eine Kopie des von
Canova für Mailand gearbeiteten Standbildes des Kaisers sei, das jetzt in der Brera aufgestellt ist, und wenn das zuträfe, so würde allerdings
Canova als der geistige Urheber des Denkmals zu betrachten sein". Das in der Brera aufgestellte Denkmal, das den Kaiser unbekleidet dar-
stellt, kommt als Vorbild nicht in Frage.
Gerhard, Museen S. 92 Nr. 414. Vgl. Scherer, Napoleonstatue S. 143.
Gerland, l-lenschel S. 24.
Hotfmeister bei Piderit, Cassel S. 336, nimmt an, daß Chaudet die Kopie selber gefertigt habe, indem er darauf hinweist, daß
Chaudet dieselbe Statue außer für Cassel auch für zwei Departementsstädte in Frankreich gearbeitet" habe.
Vgl. Abschnitt Museum Fridericianum" S. 653.
Grandjean de Montigny, Palais des Etats 5. Duncker, Lebenserinnerungen S. 299. Brunner, Cassel S. 345.
Hassel u. Murhard, Westfalen Julius 1812 S. 19.
Abbildung in den Annales du Musee et de l'Ecole Moderne des Beaux-Arts, Salon de 1808 Pl. 23 u. S. 59. Handzeichnung
Denkmälerarchiv Cassel.
Abbildung bei Grandjean de Montigny, Palais des Etats Taf. llI u. lV.
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Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel. VI. Cusel-Stadt.
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102
Tafel 482,1 1.1.9 zu sein. Zwei reizvolle Modelle zu Büsten Friedrichs I. und Wilhelms VIII. bewahrt das Casseler Landesmuseum auf.
Tafel 482,
Tafel 481,
Tafel 482,4
Die flotten, aus gebranntem Ton bestehenden und in Steinfarbe gestrichenen, 33 cm hohen Skulpturen, deren
eine mit I. B. gezeichnet ist, sind als Arbeiten Xaverys anzusprechen. Von Landgraf Friedrich ll. befindet
sich im Landesmuseum eine elegante bemalte Porzellanbüste von 27 cm Höhe mit der Casseler Marke und der
Bezeichnung fecit 1776", von der auch eine Nachbildung in schwarzem Steingut, sogenannter englischer
Basaltware, vorhanden ist. Der mit dem hessischen Wappen und dem Monogramm des Fürsten dekorierte Sockel
trägt die Signierung J. H. Eisenträger. Pincit 1781 Caßell". Auch jene Büsten, die in den Jahren 1820 bis
1823 Werner Henschel von den Prinzessinnen Karoline und Marie und von dem Kurprinzen Friedrich Wilhelm
anfertigte sind wohl als Denkmäler in öffentlichem Sinne nicht anzusehen? Noch weniger kann die Büste
Wilhelms lV., die erst11881 Hassenpflug modellierte als ein von Staats wegen errichtetes Ehrenmal gelten.
Dagegen ist es nicht zweifelhaft, daß eine Anzahl Fürstenbüsten, die in der Glanzzeit der Residenz entstand,
als eine Sammlung offizieller Denkmäler zu betrachten ist, die bestimmt war, in der Bürgerschaft die Erinnerung
an die Regenten wachzuhalten, die sich um die Geschichte des Landes und die Entwicklung der Hauptstadt
besondere Verdienste erworben hatten. Diesen aus Marmor hergestellten Büsten war ein Ehrenplatz im Vor-
saal, der Stifterhalle", des Museum Fidericianum angewiesen worden. Bei Neueinrichtung des Gebäudes im
Jahre 1913 wanderten mit den übrigen Museumstücken die Büsten in das Landesmuseum am Wilhelmshöher
Platz, wo sie in der Ehrenhalle eine würdige Neuaufstellung fanden, während die alte Stifterhalle die Büste
des Stifters Friedrichs Il. aufnahm, die ursprünglich im großen Büchersaal des Obergeschosses gestanden hatteß
Eine Bronzebüste des Landgrafen Karl, die der Galerie in der Stifterhalle erst nachträglich einverleibt warö und
hier die Mitte des Vordergrundes einnahm, erhielt im Neubau ihren Platz im Barocksaale. Eine Marmorbüste
ides Kurfürsten Wilhelm Il., die sich ehedem auch in der Stifterhalle befand; ist im Empirezimmer des neuen
Museums aufgestellt. Die SammIungI umfaßt die folgenden Stückes
Büste des Landgrafen Karl, angeblich modelliert von Schlüter, gegossen von Jacobiß Brustbild in Allonge-
perücke mit Harnisch, Mantel, Ordensstern und dem Bande des Elefantenordens. Bronze? Höhe 1,04 m.
Gerland, Henschel S. 42 ff. Daselbst auch Abbildungen.
Appel, Museum S. 16, erwähnt unter den Stücken des Casseler Museums auch ein von J. C. Ruhl herrührendes Brustbild des
Erbprinzen von Hessen, nachheriger Kurfürst Wilhelm II. Marmor". Vgl. Anm. 8.
Vgl. Abschnitte Kunsthaus" S. 542 u. Museum Fridericianum" S. 660.
Vgl. Abschnitt Museum Fridericianum" S. 551 u. 560.
Nach Appel, Museum S. 14 f., gehörte die Büste ursprünglich ebenso wie eine im Museum befindliche Minerva als Symbol der
Klugheit" und ein Symbol der Beständigkeit" zu einem Ofen im gewöhnlichen Speisesaale des alten Schlosses, welcher 1795 abgebrochen wurde".
Auch erwähnt Appel eine Bronzebüste von Landgraf Karls Gemahlin Maria Amalie im Museum.
Narten, Cassel S. 223. Boehlau, Landesmuseum S. 18.
Stoltz, Museum S. 81 f., erwähnt 1832 in der Modernen Gallerie" des Vorsaals des Museums außer den Marmorbüsten Karls,
Maria Amalies, Friedrichs I., Wilhelms VIII. und Friedrichs Il. auch noch eine Darstellung von Wilhelm Il. als Prinzen, Basrelief von
Professor Ruhl"; das Relief war mit andern Plastiken auf einem schwarzen Marmortische aufgestellt.
Paulus, Museum S. f. Brinkmann, in Zeitschr. f. bildende Kunst VI S. 22 Daß Jacobi, der berühmte Gießer des preußischen
Hofs, der Freund und Mitarbeiter Schlüters, dem für die Konzeption der großen Schlüterschen Arbeiten ein hohes und bislang wenig ge-
würdigtes Verdienst zukommt, nach Hessen-Cassel gleichsam ausgeliehen wurde, ist bei den engen verwandtschaftlichen Beziehungen beider
Höfe nicht sonderbar. Der Vater Carls, Landgraf Wilhelm VI., hatte eine Schwester des Großen Kurfürsten, Hedwig Sophie, zur Frau.
Ihre Tochter wieder war die erste, 1683 verstorbene Gattin Friedrichs III. I., ihr Sohn, Landgraf Carl, 1654 geboren, 1670-1730 Regent,
war also Vetter und Schwager Friedrichs III. I.. Die Ausführung des Gusses ist hervorragend. Es liegt eigentlich nah, an Schlüter als den
Bossierer der Büste zu denken. Zu diesem Zweck brauchte Carl nicht einmal in Berlin gewesen zu sein, denn wir wissen, daß sehr häufig
solche Porträtbüsten nach Gemälden ausgefürt wurden. Schlüter hatte ja auch den Großen Kurfürsten persönlich nicht mehr kennen gelernt.
Für die stilistische Untersuchung sind heranzuziehen das 1697 entstandene Standbild Friedrichs III I., jetzt in Königsberg, das 1698 be-
gonnene Reiterdenkmal des Großen Kurfürsten, 1700 gegossen, die zu Beginn des 18. Jahrhunderts entstandene Büste des Landgrafen Friedrich
von Hessen-Hamburg. Zeitlich reiht sich die Büste Carls zwischen die beiden ersten Werke ein und würde den Entwicklungsgang zwischen
diesen beiden Arbeiten schließen müssen". Brinkrnann kommt zu dem Schluß, daß die prachtvolle Büste des Casseler Landesmuseum ein
Werk Andreas Schlüters ist, von diesem in Berlin in Wachs modelliert, von Jacobi in Cassel gegossen, von Rudolf nach dem Guß viel-
leicht etwas zu peinlich ziseliert. Trotzdem ein Werk, das zu-den stolzesten Besitztümern der deutschen Barockskulptur rechnen darf und
in einzigartiger Weise unsere Kenntnts von dem größten norddeutschen Bildhauer bereichert. Die Büste beweist mir zudem, ohne daß ich
hier darauf weiter eingehen kann, daß Schlüter in Paris war." Kunstchronik 1919192O S. 789.
10 Bleiguß der Büste ohne feinere Ziselierung im Zeughaus. Vgl. Abschnitte Zeughaus am Töpfenmarkt" S. 512 u. Gießhaus" S. 513.
f.
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14W?
ßß
ßß
Postament geradwandig mit Sockel und Gesimse. Gußeisen. Höhe 0,99 m. Auf Vorderseite aufgesetztes
Spiegelmonogramm C. L. unter Fürstenhut. Bronze.
Büste des Landgrafen Karl, gezeichnet P. S. MONNOT FECIT 1714". Brustbild in Allongeperücke mit rarer 480.1
Harnisch und Mantel. Weißer Marmor. Höhe 1,05 m. Postament Hermenform mit abwärts gerichteten
Schneckenohren, reich gegliedertem Sockel und Gesimse. Auf Vorderseite Miniaturmaske, Laubgehänge
und Zwickelranken. Weißer und bunter Marmor. Höhe 0,95
Büste der Landgräfin Maria Amalie, gezeichnet P. S. MONNOT FECIT 1714". Brustbild mit Diadem Tafel480,2
im Haar und phantastisch gefalteter Gewandung. Weißer Marmor. Höhe 1,10 m. Postament geradwandig
mit Sockel und Gesims. Grauer Marmor. Höhe 0,91 m.
Büste des Landgrafen und Königs Friedrich l., gezeichnet J. B. XAVERY. 1738 F". Brustbild in 'l'al'el480,3
Allongeperücke mit Harnisch, Mantel und Ordensstern. Weißer Marmor. Höhe 0,99 m. Postament gerad-
wandig mit Sockel und Gesimse. Grauer Marmor. Höhe 1,03 m.
Büste des Landgrafen Wilhelm Vlllygezeichnet P. S. MONNOT FECIT 1716". Brustbild in Allonge- ma 481
perücke mit Harnisch und Mantel. Weißer Marmor. Höhe 1,05 m. Postament wie bei der Marmorbüste
des Landgrafen Karl.
Büste des Landgrafen Friedrich ll. Halbfrgur in Zopfperücke mit Staatsrock, Mantel, Orden, Ordens- um 481,3
stern und Ordensbändern, die Linke auf Degeuschärpe stützend, in der Rechten Feldherrnstab? Weißer
Marmor. Höhe 0,90 m. Postament ähnlich wie bei der Marmorbüste des Landgrafen Karl, jedoch auf
Vorderseite in Kranz. Höhe 1,09 m.
Büste des Kurfürsten Wilhelm ll., gezeichnet DE LAUNlTZ FEC". Brustbild 1nit Vollbart. Weißer
Marmor. Höhe 0,56 m.
Büsten der Napoleoniden.
Wie die französische Fremdherrschaft sich bemühte durch Errichtung von Standbildern die Person Napoleons
volkstümlich zu machen, so versäumte sie nicht, durch Aufstellung von Büsten die Verwandten des Kaisers
Boehlau, in Mitt. d. Ver. f. hess. Gesch. 1898 S. 55.
Nach Appel, Museum S. 15, ist die Büste in Genua verfertigt und 1780 nach Kassel gekommen". So auch Lenz, Catalog
Museum S. 40 u. Leitfaden Museum S. wo die Büste einem Genueser Bildhauer 1780" zugeschrieben wird. Pinder, Museum S. 223,
und Paulus, Museum S. bezeichnen die Büste als ein Werk Nahls. Casseler Tagebl. u. Anz. 1911 Nr. 497; Durch die interessanten
Feststellungen und Forschungen des schwedischen Gelehrten Prof. Wilh. Lundström wird neues Licht auf ein plastisches Meisterwerk
geworfen, das bisher wenig beachtet als eine Schöpfung eines unbekannten Meisters in dem Museum Fridericianum zu Cassel aufbewahrt ist.
Prof. Lundströms Studien, die jetzt in Stockholm veröffentlicht werden, gipfeln in der Feststellung, daß das Casseler Museum mit dieser
Marmorbüste des Landgrafen Friedrich ll. von Hessen Cassel eine ausgezeichnete Arbeit des berühmten Meisters der skandinavischen Plastik,
Joh. Tobias von Sergel, besitzt Nach den Traditionen der Casseler Museumsverwaltung galt die prachtvolle Büste bisher als ein Werk
italienischen Ursprunges und wurde jenen Kunstschätzen zugezählt, die der Begründer des Museums, der Landgraf Friedrich Il., von seiner
italienischen Reise im Jahre 1777 mit nach Hause gebracht hat. ln jener Zeit hatte Sergel bereits in Rom seinen Ruhm begründet, und der
Landgraf versäumte es auch nicht, bei seinem kurzen Aufenthalte in der ewigen Stadt seine Züge von dem Meißel Sergels in Marmor ver-
ewigen zu lassen. Darauf bezieht sich auch das schlagende Beweisstück Prof. Lundströms für die Echtheit der Sergelschen Büste ein
Brief des Herzogs Frederik Adolfs, der am 25. Februar 1777 an König Gustav lll. von Schweden, den Bruder des Briefschreibers, gerichtet
ist Der Landgraf von Hessen war nur einige Tage hier. Er ist wenig vermißt wieder abgereist. Während seiner Reise trug er den
Namen eines Grafen von Schaumburg Er hat seine Büste von Sergel anfertigen lassen und Sergel ist jetzt am Werke, sie in Marmor
auszuarbeiten. Der Graf ist nicht zu seinem Vorteil verändert, ist aber auch nicht schlimmer, als er war, da Eure Majestät seine Bekannt-
schaft in Cassel machten Dieser Brief brachte Prof. Lundström darauf, nach dem Verbleib dieser Schöpfung von Sergel im Casseler Museum
Nachforschungen anzustellen, wobei es ihm nun gelungen ist, das bisher als Arbeit eines unbekannten Meisters übersehene Werk zu identi-
fizieren." Auch Boehlau, Landesmuseum S. 18, schreibt die Büste Sergel zu. Es muß fraglich erscheinen, ob die jetzt im neuen Landes-
museum befindliche Büste Friedrichs ll. mit jener Büste gleichbedeutend ist, die Sergel schuf. Bei Sergels Werk scheint es sich vielmehr
um die Büste zu handeln, die früher im großen Büchersaal und jetzt in der Eingangshalle des alten Museum Fridericianum, der heutigen
Landesbibliothek, aufgestellt ist. Auf diese Büste paßt in erster Linie die Bemerkung, daß der Landgraf nicht zu seinem Vorteil verändert"
ist. Zudem gibt Günderode, Briefe S. 121, 1781 an, daß diese Büste, die auf einem Fuß von Italiänischem roth und weis gesprengelten
Marmor ruht", von ltaliänischer Meisters Hand" herrührt und Apell, Cassel S. 59, bezeichnet 1792 geradezu Sergel als den Verfertiger.
Vgl. Abschnitt Museum Fridericianum" S. 551, 552 u. 560.
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102"
Tafel 483.
den Einwohnern der westfälischen Residenz nahe zu bringen. Seine eigene Büstel schenkte König Jeröme im
Jahre 1811 der Stadt, die am 1. September seiner Mutter Lätitia, der Madame Mere", einen festlichen Empfang
bereitet hatte. Am 30. September, dem Namenstage des Königs, fand die feierliche Aufstellung im großen Saale
des Mairiegebäudes auf der Oberneustadt statt? Die noch heute vorhandene große Zahl der Kopiena läßt ver-
muten, daß man mit einer schnellen Verbreitung der Büste in den offiziellen Kreisen rechnete. Tatsache ist,
daß Jeröme 1811 seine in Marmor gehauene Büste an sämtliche Departements schenkte Daß das Bild des
Königs auch in Bürgerhäusern anzutreffen war, ist überliefert? Später kam das Original in das Museum
Fridericianum, wo es gemeinsam mit den Büsten der übrigen Angehörigen des Kaiserhauses die Galerie der
Napoleoniden bildete. Die Sammlung befand sich in demselben Vorsaal, in dem auch die Büsten der hessischen
Landgrafen aufgestellt waren. Von Stoltzf werden 1832 besonders genannt der Kaiser und dessen Gemahlin
Josephine, und Pauline Prinzessin Borghese, von Kanova, welche als Kunstprodukte die vorzüglichsten sind".
Kurz darauf? fügt er hinzu, daß auch Maria Louise von Kanova und die übrige Napoleonsche Familie von
andern Meistern in Paris gearbeitet" seien. Ausführlicher ist das 1849 von Appels gebrachte Verzeichnis, das
die noch heute vorhandenen, unten genannten Stücke vollzählig aufführt, überdies aber noch eine zweite Büste
Napoleons vermerkt. Außer diesen in der Gallerie der modernen Sculpturen" aufgestellten Büsten erwähnt
das Verzeichnis9 noch eine in der Mineralien-Gallerie" untergebrachte Anzahl Büsten der Napoleonischen
Familie von weißem Marmor" nämlich je eine Büste von Joseph, l-lortense und Bacciochi, je zwei Büsten von
Louis, Lätitia, Pauline und Elise, je drei Büsten von Napoleon und dessen Vater, zehn Büsten von Katharina
und nicht weniger als zwei Dutzend Büsten von Jeröme, ein Vorrat, der gewiß für Geschenkszwecke bestimmt
war. Nicht ohne Interesse ist, daß sich am Schluß des Verzeichnisses noch je eine Büste von Jeröme und
Katharina aus Gußeisen findet. Wie die Museumskataloge nach 187010 angeben, standen die in der Stifterhalle",
aufgestellten Marmorbüsten, unter denen sich wiederum zwei von Napoleon l. befinden, auf den Gesimsen der
aus dem Landgrafenschloß stammenden Wandreliefsßl" lhren Platz im Einzelnen gibt 190312 Paulus an. Mit den
Büsten der hessischen Landgrafen kamen 1913 auch die der Napoleoniden in das neue Landesmuseum am
Wilhelmshöher Platz, wo sie teils im zweiten Obergeschoß des Treppenhauses teils im Magazin Aufstellung
fanden. Die Sammlung enthält folgende Stückeßs
Büste des Kaisers Napoleon l. Brustbild mit Harnisch, Mantel und Lorbeerkranz.
Höhe 0,83 m.
Weißer Marmor.
Nach Brunner, Cassel S. 399, ein Werk des Oberbaurats Jussow. Nach Woringer, in l-lesseuland XXX S. 324, schuf Joh.
Christ. Ruhl eine Büste Jerömes. Eine der ersten Arbeiten für den König war die Anfertigung einer Büste Jerömes in karrarischem Marmor.
Diese Büste, von der Ruhl im Schlosse ein Tonmodell fertigte, zu dem ihm der König selbst saß, sollte in zahlreichen Stücken hergestellt
werden, um damit Geschenke an die Verwandten des Königs, hohe Würdenträger u. s. w. zu machen. Es wurde nun Marmor aus Carrara
bezogen iind auf dem Hofe des Ruhlschen Hauses entwickelte sich eine vom frühen Morgen bis in die späte Nacht im Betriebe befindliche
Steinsägerei. Viele der roh vorgearbeiteten Steinblöcke sind bei der kurzen Dauer des Königreichs gar nicht fertig bearbeitet worden. Auch
für die ürstenberger Porzellanfabrik, der der König seine besondere Gunst zuwandte und die er zu hoher Blüte brachte, fertigte Ruhl kleine
Modelle an, die den König und die Königin darstellten, sehr ähnlich waren und viel verbreitet wurden."
Vgl. Abschnitt Oberneustädter Rathaus" S. 477.
Landesmuseum Cassel. Die gleiche Büste in Wilhelmstal.
Goecke, Westphalen S. 241.
Rogge-Ludwig, Bürgerhaus S. 298, berichtet von seinem Elternhaus Aus der westfälischen Zeit stammten bei uns zwei kostbare
marmorne Büsten des Königspaares, welche wohl aus einem anderen Grunde, als aus Verehrung für diese von meinem Vater erworben waren,
da er auch in dieser Zeit seinen deutsch-patriotischen Sinn mehrfach bethätigt hatte".
Museum 1832 S. 83.
Museum 1886 S. 83.
Museum S. 15.
Museum S. 21.
Lenz, Leitfaden Museum.
Narten, Cassel S. 224, gibt 1878 an, daß die Büsten diesen Platz wegen Raummangels" erhalten hätten.
Vgl. Abschnitt Museum Fridericianum" S. 557.
Außerdem enthält die Sammlung noch drei Büsten männlicher Personen und die Büste einer weiblichen Person, die nicht mit
Sicherheit bestimmt sind, wohl aber auch Mitglieder der napoleonischen Familie darstellen.
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.ääääääää Denkmäler. ä ääägä
Büste der Erzherzogin Maria Luise von Österreich, Gemahlin Napoleons I. Brustbild mit Kleid,
Haarband und Kamm. Weißer Marmor. Höhe 0,74 m.
Büste des Carlo Bonaparte, Vaters Napoleons I. Brustbild. Weißer Marmor. Höhe 0,80 m. TafMHm
Büste der Maria Lätitia Ramolino, Gemahlin Carlo Bonapartes, Mutter Napoleons I. Brustbild mit Kleid, Tafel 484,1
Umhang und Lorbeerkranz. Weißer Marmor. Höhe 0,83 m.
Büste des Joseph Bonaparte, Bruders Napoleons I., Königs von Spanien. Brustbild. Inschrift auf Vorder- Tafel 484-1
seite JOSEPH". Weißer Marmor. Höhe 0,55 m.
Büste desLouis Bonaparte, Bruders Napoleons I., Königs von Holland. Brustbild. Inschrift auf Vorder- "Md 484,1
seite LOUIS". Weißer Marmor. Höhe 0,55 m.
Büste der Hortensia Eugenie Beauharnais, Stieftochter Napoleons I., Gemahlin des Königs Louis von
Holland. Brustbild mit Kleid. Weißer Marmor. Höhe 0,54 m.
Büste des Jerome Bonaparte, Bruders Napoleons I., Königs von Westfalen. Brustbild. Weißer Marmor. 11614834
Höhe 0,52 m.
Büste der Prinzessin Katharina von Württemberg, Gemahlin des Königs Jeröme von Westfalen. Tafel48-Li
Brustbild mit Kleid, Umhang und Diadem, gezeichnet DANNECKER. F. 1811". Weißer Marmor. Höhe 0,66 m.
Büste der EIisa- Bonaparte, Schwester Napoleons I., Gemahlin des Felix Bacciochi, Fürsten von Lucca.
Brustbild mit Kleid und Haarband. Weißer Marmor. Höhe 0,68 m.
Büste des Felix Bacciochi, Gemahls der Elisa Bonaparte, Fürsten von Lucca. Brustbild. Inschrift auf
Vorderseite FELIX". Weißer Marmor. Höhe 0,54 m.
Büste der Pauline Bonaparte, Schwester Napoleons I., Gemahlin des Fürsten Camillo Borghese, Herzogs
von Guastalla. Kopf. Inschrift auf Vorderseite PAULINEK Weißer Marmor. Höhe 0,62 m.
Büste der Caroline Bonaparte, Schwester Napoleons I., Gemahlin des Joachim Murat, Königs von Neapel. um 484,1
Brustbild mit Kleid und Haarkamm, gezeichnet PIETRO MARCHETTI IN CARRARA". Inschrift auf
Vorderseite CAROLINE". Weißer Marmor. Höhe 0,66 m.
Büste Napoleons II., Herzogs von Reichstadt, Sohnes Napoleons I. Brustbild mit Kleid, gezeichnet BAR-
TOLINI DIREXIT". Inschrift auf Vorderseite NAPOLEON". Weißer Marmor. Höhe 0,37 m.
Künstlerbüsten.
Verhältnismäßig gering ist die Zahl der überkommenen Künstlerbüsten. och ist nicht daran zu zweifeln,
daß in der Stadt, die eine angesehene Kunstakademie besaß und einem I-Iofe als Residenz diente, der fast zu
allen Zeiten Architekten, Maler und Bildhauer beschäftigte, mehr Künstlerdenkmäler entstanden, als heute noch
vorhanden sind. Vermutlich hat auch hier die Zeit der französischen Fremdherrschaft unter den Beständen
aufgeräumt. Zu den Verlusten dieser Periode gehört wahrscheinlich auch jene, auf der Ausstellung von 1782
viel bewunderte Büste von Johann August Nahl, die der Sohn Samuel zum Andenken des Vaters für die Akademie
in Marmor gemeißelt hatte In der Akademie erhalten sind noch die drei unten aufgeführten, gleichfalls von
Samuel Nahl herrührenden Büsten von Du Ry, von Tischbein und von Nahl selbst. Eine an der gleichen
Stelle befindliche Gipsbüste, welche die Signierung H. Schievelbein 1850" trägt, ist nicht näher bezeichnet.
Wohin die von Werner Henschel 1819 modellierte Büste Friedrich Burys? gekommen ist, steht nicht fest. Die
unten genannte Büste von Henschel selber bewahrt die Murhardbibliothek.
Büste des Architekten Simon Louis du Ryß Gips. Höhe 0,58 m. Konsole, auf Vorderseite Kartusche
mit der Inschrift SIMON LOUIS DU-RY GEBOREN 1726. OBERBAUDIRECTOR um FINANZRATH SR.
DURCHLAUCHT LANDGRAF FRIEDRICH II. BESTAENDIGER SEKRETAER DER AKADEMIE DER BILDENDEN
KUENSTE GESTORBEN 1799".
Knackfuß, Gesch. der Kunstakademie S. 60.
Gerland, Henschel S. 51.
Gerland, Du Ry S. 166 f. Knackfuß, Kunstgeschichte II S. 347 u. 350. Knackfuß, Gesch. d. Kunstakademie S. 98 f.
Tafel 485,
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ääägää Denkmäler. ääääääääääää
TafeI485,4 Büste des Malers Johann Heinrich Tischbein Gips. Höhe 0,58 m. Konsole wie vor mit der
Inschrift JOH. HEINRICH TISCHBEIN GEBOREN ZU HAlNA 1722.
Tafel485,n Büste des Bildhauers Samuel Nahl Gips. Höhe 0,54 m.
Tßfelßlßliß Büste des Bildhauers Werner Henschel gezeichnet F. WOLTRECK MDCCCXXXI". Auf Vorder-
seite Inschrift W. HENSCHEL". Gips. Höhe 0,50 m.
Reliefs.
Von den in öffentlichem Besitz befindlichen Reliefs müssen zwei Bildwerke genannt werden, die ihrer
Darstellung und Größe nach über den Begriff der geläufigen Porträtsmedaillons hinausgehen und wohl als be-
sondere Ehrungen der verdienten Männer gedacht waren. Die beiden in Größe und Anlage gleichen Stücke
befinden sich in der Murhardbibliothek. Der Bildhauer ist nicht mit Sicherheit ermittelt.
Tafel485,I Relief des Architekten Heinrich Christoph Jussowß Kopf, in flacher kreisförmiger Vertiefung in
quadratischer Platte. Gips. Länge 0,43 m.
Tlfel485,5 Relief des Oberbürgermeistes Karl Schomburg. Wie vor.
Hessendenkmäler.
Hessendenkmal auf dem Forst.
Als zur Zeit der französischen Fremdherrschaft die Unzufriedenheit der Bürgerschaft mit dem neuen
Regiment sich in nicht weniger als vier Erhebungen Luft machte, war der Forst, die alte Richtstätte, der Platz,
wo die Patrioten ihre Vaterlandsliebe mit dem Leben bezahlen mußten. Die Ruhestätten der meisten Erschossenen
sind vergessen. Bekannt ist das Grab von sechs Männern, die 1809 dem Emmerichschen Aufstand zum Opfer
fielen. Die Ehrenpflicht, diesen Helden ein Denkmal zu setzen, wurde bald erkannt, ließ aber auch dann noch
auf Erfüllung warten, als die Franzosen abgezogen waren. 1814 klagt der Verfasser einer in Petersburg er-
schienenen Denkschrift? daß die auf den großem Forst gefallenen, freiwilligen Opfer des Vaterlandes noch gar
kein Monument der öffentlichen Dankbarkeit besitzen". An einer Kennzeichnung der Ruhestätte ließ man es
freilich nicht fehlen. Bald nach dem Erschießen der Sechs pflanzte der Casseler Bürger Prevöt auf dem Grabe
eine Eiche, die den Namen I-Iesseneiche" annahm und noch heute grünt. Aber noch ein halbes Jahrhundert
verging, bis der Plan, ein mehrsagendes Erinnerungsmal zu errichten, zur Ausführung kam. Am 18. Oktober
1863, dem fünfzigsten Jahrestage der Schlacht bei Leipzig, fand unter großen Feierlichkeiten, an denen mit dem
Kurfürsten die ganze Stadt teilnahm, die Grundsteinlegung zu einem Denkmal statt; das freilich bescheiden
genug ausfiel. Das Monument, das vom Hofmaurermeister Crede ausgeführt wurdei und noch vorhanden ist,
besteht aus einer von kleinen Felsstücken eingefaßten schmucklosen liegenden Steinplatte mit der lnschHf-tlß
Zum Gedaechtnis der Hessischen Männer welche wegen der Treue Fuer ihr Vaterland Unter der Franzoesischen
Fremdherrschaft an dieser Stelle Das Leben verloren". Neben diesem kleinen, am Fuße der Eiche gelagerten
Denkstein erhielt Ende des vorigen Jahrhunderts das Grab eine größere, von einem Gitter umgebene Granit-
platte welche die Inschrift trägt
Knackfuß, Gesch. d. Kunstakademie S. 87 u. 100.
Knackfuß, Kunstgeschichte II S. 347 u. 350.
Gerland, Henschel S. 30.
Heidelbach, Wilhelmshöhe S. 265, gibt als Bildhauer J. C. Ruhl an.
Garküche S. 36.
Piderit, Cassel S. 389. Kleinschmidt, Westphalen S. 298.
Piderit, Cassel S. 390.
Abbildung des Denkmals bei Hessler, Landeskunde S. 50, und in Hessenland XXVII S. 85.
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ääägääääääää Denkmäler. Qää
Hier fielen hessische Männer als Opfer der französischen Fremdherrschaft 1809
Lieutenant F. W. von Hasserodt aus Wahlhausen, 13. Mai.
Oberst Andr. Emmerich aus Kilianstätten, 18. Juli.
Professor J. H. Sternberg aus Marburg, 19. Juli.
Ackersmann W. Guenther aus Sterzhausen, 19. Juli.
Ackersmann D. Muth aus Ockershausen, 19. Juli.
Wachtmeister Chr. Hohnemann aus Wahlhausen, 11. August."
Eine würdige lnstandsetzung der Umgebung erfolgte 1909 Die Erbauung der Munitionsfabrik machte die
Einbeziehung des Grabes in ihren Bereich nötig, bei welcher Gelegenheit nicht nur die Denkmäler pietätvoll
geschont wurden, sondern die ganze Anlage eine künstlerische gärtnerische Fassung erhielt?
Hessendenkmal in der Karlsaue.
Die Erkenntnis, daß der 1863 auf dem Forst gesetzte Denkstein als eine ausreichende Ehrung für die
als Opfer der französischen Fremdherrschaft gefallenen hessischen Patrioten nicht angesehen werden konnte,
ließ bereits nach einem Jahrzehnt den Wunsch nach Errichtung eines würdigeren Denkmals entstehen. Nachdem
durch die Bemühungen des Oberpräsidenten von Möller die Bellevuestraße durch Beseitigung des Eisengitters
mit der Karlsaue in unmittelbare Verbindung gebracht war, beschloß man, am Abhange des malerischen Berg-
gartens unter dem Schutze der schönsten Parkbäume dieses Ehrenmal größeren Stiles aufzustellen. "Mit der
Ausarbeitung des Entwurfs wurde der aus Cassel gebürtige, in Frankfurt a. M. lebende Bildhauer Gustav
Kaupert beauftragt. Als Motiv wählte der Künstler, wohl in Anlehnung an das hessische Wappentier, den
Löwen, den er in ruhender. Lage darstellte? Die aus weißem Marmor hergestellte 2,50 lange Figur zeigt am
wSockel die Signierung G. Kaupert F. 187 Das vom Hofmaurermeister Crede4 aus Basalttuff hergestellte,
mit Sockel und Deckgesimse versehene rechteckige 2,80 hohe Postament, das auf einem Stufenunterbau von
Sandstein ruht, trägt auf einer vorderen Marmorplatte die Inschrift Zum Andenken der als Opfer der französischen
Fremdherrschaft gefallenen hessischen Patrioten'f.5 Ein Kettengeländer umgibt das stimmungsvolle Epitaphf zu dem
Tafel 486,
vom Vordergrunde eine kurze Treppe führt. jgii-Seinen Standort hat das Denkmal in nächster Nähe der Stelle,
wo am 16. Februar 1807 der Fourier Jakob Schumann wegen seiner Teilnahme am sogenannten Refraktär-
Aufstand der althessischen Soldaten von den Franzosen erschossen wurde und heute drei Trauereschen den
Platz bezeichnen, wo zwei Tage später der Schreinermeister Prevöt die Leiche des Patrioten bestattetef
Mitt. d. Ver. f. hess. Gesch. 1909110 S. 71 f.
Woringer, Vortr. im Ver. f. hess. Gesch. am 29. Mai 1920. Hessenland XXXIV S. 93 f. Casseler Tagebl. u. Anz. v. 4. Juni 1920.
Casseler Allgem. Zeitung v. 6. Juni 1920.
Lenz, Cassel S. 21, Narten, Cassel S. 297, Brunnemann, Kassel S. 55 u. a. sprechen den Löwen als trauernden Löwen" an.
In Hessenland XXVII S. 85, von Hessler, Landeskunde S. 83', Heidelbach, Kassel S. 112, u. a. wird er als schlafender Löwe" bezeichnet.
Piderit, Cassel S. 400 Die Wahl eines schlafenden Löwen für die Zeit von 1806 bis 1813 ist nicht allzugliicklich; denn man fragt
niit Recht weshalb schläft der hessische Löwe zu einer Zeit, in welcher er hätte mehr als sonst kampfbereit und wachsam sein müssen?
Landgraf Carl gab auf Gold- und Silber-Münzen aus dem Jahre 1723 dem hessischen Löwen die Umschrift Vigilo pro patria! Da zeigte
man wenigstens den guten Willen. Mit dem Bildner wollen wir annehmen, daß es ein unfreiwilliger Zauberschlaf war, welcher den
Löwen fesselte Ein gefesselter Löwe dürfte wohl richtiger gewesen sein".
Piderit, Cassel S. 401.
Knetsch, lnschriften S. 249.
Hessenkunst 1906 S. f.
Hahndorf, Carlsaue S. 52. Piderit, Cassel S. 401. Junge, Carlsaue S. 195. Woringer, in Mitt. d. Ver. f. hess. Gesch.190607
S. 64. Hessler, Landeskunde S. 88.
E212
2454202129 E4212;
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nxmslavxxxwa
GRABDENKMAL
DES GESCHICHTSSCHREIBERS JOH. VON MÜLLER
Entwurf.
FRIEDHÖFE.
Altstädter Friedhof.
Es versteht sich von selbst, daß wie in anderen Städten so auch in Cassel die ältesten Friedhöfe bei
den Kirchen lagen, deren nächste Umgebung sie bildeten. Erst nach der Reformation erfolgte ihre Verlegung
vor die Tore der Stadt Eine Zusammenstellung von Stadtrechnungen aus den Jahren 1526 bis 1545 ergibt,
daß der Erwerb der Grundstücke zum Teil aus dem beim Verkauf der Kirchenschätze erzielten Erlös bezahlt
wurde. So findet sich ein Eintrag von gl. 15 alb. vor Perlin verkauft dem Statschreiber Sein gestanden an
der leisten vf den gulden korkappen, 1112 gl. vor alt Seidennbergk von alten kaseln entpfangen, Summa gl.
alb. Summarum vfnahme noch von kirchengütern verkauft 68 gl. 19112 alb. hlr. Mit solcher Summe vnnd
anderm gelde durch die Cammerer dartzu gelegt, Ist betzahlt worden das Begrebniss vor demohoenthore
Nemlich vor 85 gl. Inhalt der Cammerer Register vom Jare 34"? Die Anlage des neuen Friedhofes selbst
soll bereits 1533 vorgenommen sein? Die Gebeine der alten Totenhöfe brachte man in die Emmerichsklause,
die damals der Opfermann Mergart innehatteß Nach Mergarts Todewurde, wie Schminkes angibt, ,.1564 der
zur Clause gehörige Garten zum Begräbniß vor dem hohen Thor bestimmt, und die Clause, welche der Festung
nachtheilig gewesen, abgebrochen, auch die Gebeine in tiefe Gruben auf diesen Todtenhof gelegt." Im selben
Jahre 1564 findet sich ein Geldbetrag verbucht, der am Steinwege nach der Grafft vor dem hohen Thore
l-lochhuth, Statistik S. 29.
Stölzel, Stadtrechnungen S. 260 Nr. 52.
Schminke, Cassel S. 412. Piderit, Cassel S. 101. Bach, Kirchenstatistik S. 35, gibt an, daß die Verlegung der Friedhöfe in
der Ausführung bei den Bürgern viel Widerstand fand".
Vgl. Abschnitt Klause vor dem Zwehreutor" S. 243. Es scheint sich damals um die Ausräumung der alten Beinhäuser, nicht um die
Öffnung der Gräber gehandelt zu haben. Die Casseler Tages Post 1864 Nr. 811 berichtet zu diesem Jahr Nach jahrelangem Hoffen und
Harren wird endlich des Platzes gedacht, welcher die St. Martinskirche umschließt, und bereits ist mit den Vorarbeiten zur Umzäunung der
nördlichen Seite Hohenthorstraße begonnen. Eine Masse von Todtengebeinen, Sehädel, zum Theil noch mit sämmtlichen Zähnen besetzt,
werden zu Tage gefördert, obschon die Begräbnißstätte im Jahre 1533 geschlossen, und die Ueberreste der Entschlafenen also länger denn
330 Jahre hier geruht haben."
Cassel S. 412.
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verbauet" war. 1615 beschaffte man ,.55 Latten zu Behuf der Treppen am Standhaus zu decken aufm Gottes-
acker" und 1622 200 Latnegel auf den Gottsacker zum Predigkstuell", der in diesem Jahre neu hergestellt
wurde. Zu Traurbenken und Lehnen" verwandte man 1625 Bauholz Der Karner wird in einem undatierten
Schreiben? erwähnt, in welchem Johann Küpper Herrn Heinrich Corstens daran erinnert, daß er mir seines
H. Schwiegervaters, H. Weymar Stockmanns s. begräbniß alhier, auf dem alten Kirchhof, am beinhauß, zwischen
Heinrich bartels vnd wilhelm gräßle von nürnberg für mich vnd die meinigen, als eigen zu gebrauchen ver-
günstiget laut sein inhanden habendes schreiben vom 11. Juny A0. 1650". 1655 arbeitete man an der Unter-
imauerung der Schwellen am Hause ufm Todtenhoff und auf der Treppen, welche aufs Hauß gehet"?
Im Gegensatz zum jüngeren Totenhof der Unterneustadt nahm der Friedhof der Altstadt den Namen
des alten Friedhofes" oder alten Kirchhofes" an. Mit seiner Lage vor dem Hohen Tore, das als Auslaß für
die Leichenzüge auch die Bezeichnung des Totentores führte, hängt offenbar auch die Behausung des Toten-
gräbers an dieser Stelle des Stadtberinges zusammen. Das von ihm bewohnte Haus gehörte ebenso wie das
seines Nachbars, des Hirten, der Stadt. Seine Lage wird durch das Häuserverzeichnis vom Jahre 16054 be-
stimmt, welches besagt, daß man vff vndt vmb den Ehren Preiß", dem Westteile des heutigen Pferdemarktes,
wenn man in das Enge geßlein zur lincken handt bey Mauren hinein" ging, ein Hirten hauß der Stadt
Caßel" und ein Hauß der Stadt Caßel" traf, darin der todtengreber wohnet". 1622 ist die Rede von des
Dotengräbers Losament vorm Hoenthore".5
EineAbbildung des Friedhofes aus der Mitte des 16. Jahrhunderts bringt Müllers Planß Der vor dem
Hohen Tor gelegene Gottesacker erscheint als unregelmäßige Fläche, die bei der nicht ganz klaren Zeichnung
vielleicht als ungenaues Dreieck gedeutet werden kann. Nach der Straße wird der Friedhof durch eine Mauer
in Brüstungshöhe abgeschlossen, an deren Ostende ein rundbogiges, über dem Scheitel flach abgedecktes Tor
sich erhebt. Die Seite nach der Stadt schließt ein Zaun ab, während der dritten Seite anscheinend Hecken-
gebüsch als Einfriedigung dient. In der Nordwestecke liegen zwei aneinander "gerückte untergeordnete Fach-
werkhäuser, von denen das eine zweigeschossig zu sein scheint. Die Mitte nimmt ein Bildstock ein. Der
nordöstliche Teil des Friedhoffeldes zeigt noch Baumbestand, wogegen der nördliche Teil bereits mit Gräbern
belegt ist. Als Staffage erscheint ein Totengräber, der ein frisches Grab aushebt. Der Zugangsweg von der
Stadt ist mit einem Geländer eingefaßt, das am Ende des Friedhofes einen Kopfabschluß aufweist.
Eine Vergrößerung des Friedhofes durch Ankauf von Gärten erfolgte wiederholt von 1597 an? 1649
überließ der Soldat Johannes Schaub der Stadt und dem Gotteskasten einen Teil seines Gartens. 1755 erwarb
die Stadt von der Frau Bürgermeister Susanne Christine Aubigny, 1826 von Frau Marie Henriette Weyde-
meier ein Grundstücks Auch noch um 1830 fanden Verhandlungen zwecks Erweiterung des sowohl für die
Altstadt wie für die Oberneustadt bestimmten Begräbnisplatzes statt? der als der größte Friedhof der Stadt
schließlich den Namen des großen Totenhofes" führte." Die letzte Erweiterung scheint durch Hinzuziehung
des Kerstingschen Gartens erfolgt zu sein. Am 80. Juni 1848 wurde der Friedhof geschlossen. Nachträglich
erfolgte noch am 1. Dezember 1854 die Beisetzung der Prinzessin Karoline Friederike Wilhelmine von Hessen"
und am 12. Januar 1876 die Beisetzung des letzten Kurfüsten. Die Eröffnung des, neuen, vor dem Holländischen
Tore an Stelle des du Rossy'schen Gartens" angelegten und für die Verstorbenen des gesamten Stadtgebietes
Stadtarchiv Cassel 205.
Handschrift. Landesbibliothek Cassel.
Stadtarchiv Cassel 205.
Häuserverzeichnis v. 1605. Stadtarchiv Cassel 16 u. 36.
Stadtarchiv Cassel 215.
Stadtplan v. Müller 1547 u. 1548.
Bach, Kirchenstatistik S. 35.
Stadtarchiv Cassel 205.
Bach, Kirchenstatistik S. 35.
Lobe, Wanderungen S. 86. Casseler Tages Post 1854 Nr. 811.
Casseler Tages Post 1864 Nr. 811.
Wanderung d. Cassel Nr. 1236.
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bestimmten Friedhofes fand am 1. Juli 1843 statt Nachdem 1831 am Rande des alten Friedhofes an der
Mauerstraße das vom Stadtbaumeister Rudolph entworfene und von den Zeitgenossen hoch eingeschätzte Spritzen-
haus entstanden warf erhob sich 1897 in seiner Mitte nach einem Plane des Professors Hugo Schneider die
neugotische Lutherkirche, die dem Platz den Namen des Lutherplatzes gab.
Eine starke Einbuße an Denkmälern scheint der Friedhof im siebenjährigen Krieges erlitten zu haben.
Wenigstens berichtet 1805 Krieger daß er bei dieser Gelegenheit sehr verwüstet und sehr viele Epitaphien,
deren noch jetzt viele schöne und mitunter ziemlich alte darauf zu sehen sind, gänzlich vernichtet" seien. Lobes
hebt noch 1837 den Reichtum an Monumenten hervor, ist aber der Ansicht, daß die meisten aus einer schlechten
Kunstperiode" stammten. Erst in der neueren Zeit hat man angefangen, diesem Gegenstände etwas mehr
kunstreiche Sorgfalt zuzuwenden". Die von Ruhl und Henschel geschaffenen Denkmäler hebt Lobe rühmend
hervor. Den Friedhof selbst hält er nicht für einen solchen, wie ihn Frankfurt a. M., Neuwied und andere Städte
aufzuweisen haben, nicht für einen schönen bedeutsamen Garten". Doch hofft er auf Besserung der Casseler
Friedhofsverhältnisse im Allgemeinen. Was sonst noch den hiesigen Todtenhöfen mangelt, eine schönere garten-
artigere Behandlung, Leichenhallen u. s. w., das ist neuerdings öfters zur Sprache gekommen, und das rege
Streben des Gemeinderaths für allseitiges Gemeindewohl bürgt auch in dieser Hinsicht für eine baldige
Realisierung". Daß der Alstädter Friedhof von einer Mauer umgeben war, wird 1839 vermerktfi
Als eine Nebenabteilung des Altstädter Friedhofes ist der Garnisonfriedhof anzusehen, der 17707 an
der Nordseite des älteren und größeren Begräbnisplatzes entstand, nachdem die Soldaten früher auf die Konter-
eskarpe zwischen dem Toten- und dem Müllertores und auch auf der Nebenabteilung des Unterneustädter Fried-
hofes beigesetzt waren. Er war für die in der Stadt mit dem Tode abgehenden hohen und niederen Militär-
personen" bestimmt? Seine Denksteine waren durch kriegeiische Attribute gekennzeichnet" Mit der Zeit
verfiel er" und wurde schließlich für Erbauung mit Häusern freigegeben. Als Ersatz dient der neben dem
allgemeinen Totenhofe vor dem Holländischen Tor gelegene neue Militärfriedhof, der am 14. April 1860 er-
öffnet wurde."
Jetzt wird der Friedhof von der Spohrstraße, der Lutherstraße und der Mauerstraße begrenzt. Ein
moderner Verbindungsweg zwischen Spohrstraße und Mauerstraße trennt von seiner südlichen Fläche einen Teil
ab, der neben anderen Gräbern auch das Mausoleum der Kurfürstin Wilhelmine Karoline und das kurfürstliche
Erbbegräbnis enthält und nach dem genannten Wege durch ein Eisengitter abgeschlossen ist. Das Gelände des
Garnisonfriedhofes nimmt der Baublock ein, der von der Lutherstraße, der Mauerstraße, und der Gießbergstraße
umgrenzt wird. Über die Grabdenkmäler, von denen viele bei den Geländeumgestaltungen der Neuzeit 13 ihren
Piderit, Cassel S. 353 Der neue Gottesacker wurde am 2. Juli 1843 gelegentlich desbersten Begräbnisses durch den dritten
Pfarrer der Freiheiter Gemeinde, Carl Gottfried Kraushaar, später Konsistorialrath und Prediger zu Niederaula, eingeweiht. Die erste Leiche
daselbst war die der Wittwe des Krämers Jacob Martin, Susanna, geb. Weimar".
Weiß, Briefe S. 192. Lobe, Wanderungen S. 90.
Piderit, Cassel S. 282 Während der Belagerung wurden die Gestorbenen auf und an den Wällen beerdigt".
Cassel S. 106. Wanderungen S. 86 tf. Cassel 1839 S. 54.
Bach, Kirchenstatistik S. 35. Garnison Cassel S. 48.
Schminke, Cassel S. 412.
Krieger, Cassel S. 106. Lange, Friedhöfe Von den Vielen, die dort zur letzten Ruhe gebettet wurden, mag nur der Name
des auf so tragische Weise ums Leben gekommenen Generals Morio genannt werden; der letzte hier beerdigte Soldat war ein Sergeant Fenge".
Lobe, Wanderungen S. 89.
11 Schmidtmann, Erinnerungsbilder S. 20 Der alte Militärfriedhof lag unmittelbar hinter der Kaserne des Kurhessischen Garde-
Regiments, an der Stelle, wo jetzt das Gebäudedreieck zwischen der Lutherstraße und Gießbergstraße sich befindet; es war ein wiister, wild-
bewachsener Friedhof mit nur einigen besser gepflegten Gräbern. Die meisten Grabdenkmäler, Kreuze u. s. w. standen außer Lot und waren
mit Moos bewachsen und verrostet".
Casseler Tagespost 1864 Nr. 811.
18 Lange, Friedhöfe Der alte Todtenhof hat nicht nur infolge des Emporwachsens der Mauern der lutherischen Kirche sein ganzes
Aussehen geändert, sondern auch die Umgebung der Kirche selbst ist durch diese Veränderung betroffen; die unschöne, festungsartige Mauer,
welche den Platz auf zwei Seiten begrenzte, das Gitter längs der Spohrstraße und dem Verbindungsweg nach dem Spritzenhaus ist gefallen
und die ganze Fläche hat sich unter der kundigen Hand des Herrn Belz in einen schönen Park verwandelt, an dessen frühere Bestimmung
aber immer noch die vereinzelten Trauerweiden und mahnende Wahrzeichen die alten Grabmäler unserer Vorfahren erinnern".
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Platz gewechselt habenl und von denen die bemerkenswertesten in der Ortsliteratur2 wiederholt besprochen
sind, gibt die nachstehende Zusammenstellung Auskunft, die insofern durch die frühere Literatur ergänzt werden
muß, als manche Denkmäler inzwischen untergegangen oder infolge Verwitterung unbestimmbar geworden sind.
Einige schmiedeeiserne Kreuzes befinden sich im Landesmuseum. ln die gleiche Sammlung ist vor einigen Tßfelwß
Jahren ein in Verwitterung befindlicher spätgotischer Bildstock aufgenommen, der im oberen Hauptfelde eine
Kreuzigung, im unteren Nebenfelde ein Stifterpaar zeigt und vielleicht bei Anlage des Friedhofes von anderer Tafel 478,3
Stelle auf diesen überführt wurde Von den Holzkreuzen des Friedhofes die 1837 Lobeö erwähnt, ist keines
mehr erhalten.
Grabdenkmäler.
Mausoleum der Kurfürstin Wilhelmine Karoline von Hessen, Gattin des Kurfürsten Wilhelm l.
von Hessen, geb. Prinzessin von Dänemark, gest. 14. Jan. 1820, im südlichen Teile des Friedhofes,
südlich des Verbindungsweges zwischen Spohrstraße und Mauerstraße. Architekt Jussowfi Dorischer
Über die frühere Verteilung der Grabsteine vgl. Plan des alten großen Todenhofes," Handzeichnung v. 1865, Murhardbibliothek
Cassel. Knackfuß, Gesch. d. Kunstakademie S. 196 Als Künstler hat Christian Ruhl, der nicht nur als Bildner sondern auch als Radierer
tätig war, sich das beste Denkmal gesetzt in den vielen schönen Grabsteinen, die er für den Friedhof zu Kassel ausführte. Schade, daß bei
der Aufräumung des Friedhofes, die durch den Bau der neuen lutherischen Kirche notwendig wurde, manche der Steine in einer Weise um-
gesetzt worden sind, die ihre eingehende Betrachtung fast unmöglich macht." Jacob, Erinnerungen Was war der alte Friedhof zwischen
Spohr- und Mauerstraße für eine Wildnis von Wiesenblumen, ehe die Lutherstraße entstand und die Anlagen dem Platze die heutige Gestalt
gaben, wenn auch leider viele der alten schönen Denksteine unter den Händen einer rohen Jugend verstümmelt werden und so das
prächtige Freilichtmuseum, das uns sich dort in den Werken älterer Denkmalskunst bietet, manches Stück verliert, manches verstümmelt wird,
ehe Wind und Wetter ihm den Rest geben. Ehe noch auf dem kleineren Fürsten Teile des Friedhofes das Pfarrhaus errichtet ward, stand
dort das Denkmal der Frau von Schmerfeld, der massige Würfel, den ein Sarkophag krönt und der jetzt etwas weiter in die Anlagen hinein-
gesetzt, und an der hinteren Grenze des Friedhofes zog sich eine lange, dachförmig aus Sandsteinplatten errichtete Gruft hin, die auch nun
längst fortgeräumt ist, gleich so manchen anderen Stücken, die eine liebende Hand ihren Toten errichtet".
Lobe, Wanderungen S. 86 ff. Rogge-Ludwig, Friedhof. Lange, Friedhöfe. Gerland, Henschel. Neuber, Friedhof. Brunnemann,
Cassel. Schwarzkopf, Alt-Kassel S. 179 B". Bramer, Häuser. Heidelbach, Kassel S. 179 ff. Bürger, in Casseler Allgem. Zeitung 1922.
Als bemerkenswerte Tote, die auf dem Altstädter Friedhof ruhen, nennt Lange außer den fürstlichen Persönlichkeiten von Staatsmännern
Minister Georg von Schmerfeld, v. Heister, v. Trott 1825, von Wittorf 1802, Engelhard, von Münchhausen, von Angehörigen des
ärztlichen Standes den Stadtchirurg Waldmann 1802, Medic. R. Neuber, Döring, Fiedler, Speyer, Schulz, Schiede, von Pädagogen
Stephan Veit, Wetzel 1771, Richter, Conrector Matthias, Nathanael Cäsar, von Geistlichen General Superintendent Philipp Rommel
1837, Erstmer, Delaporte, 1728, von Musikern und Künstlern den ersten Capellmeister des Casseler Hoftheaters, Georg Otto, der
unter der Regierung des Landgrafen Moritz starb, David Eberlein, Chelleri, die Sänger Morelli, Ciampi, Ludwig Löwe, Berthold, Pistor,
ferner den Vater des berühmten Reisenden Gerstäcker 1825 und die Sängerin Lampmann", außerdem Jussow, Joh. von Müller und den
General von Zastrow. Neuber erwähnt einen heute nicht mehr feststellbaren Grabstein einer eingewanderten Hugenottin, Susanna Maria von
Stockum, geb. du Fay. Auch vermerkt er ein jetzt zweifellos nicht mehr vorhandenes zwischen der fürstlichen Ruhestätte und dem Begräbnis-
platz einer Frau Friederike von Schmerfeld, geb. Gissot liegendes, von gewaltigen Mauern und wie ein Haus mit Steinplatten bedachtes Grab.
Zweifelhaft ist es, ob das auf der Ostseite gesetzte Kreuz dazu gehört, dessen Inschrift lautet auf der Vorderseite ,Gustav Robert Brunne-
mann, Goldarbeiter, gest. den 20. Juli in Casseli" Schwarzkopf, Alt-Kassel S. 184 Auch das Grab einer Türkin, Fatime, finden wir hier;
nachdem sie mit den hessischen Truppen, die auf Morea gegen die Türken gefochten, nach Kassel gekommen war, wurde sie in der hiesigen
großen Kirche feierlich getauft. Ein an der Cholera gestorbener Hofkleidermacher aus Wien sei noch erwänt, dessen halb versunkener Grab-
stein uns in fast komisch klingender Weise seinen Stand und seine Verdienste meldet." Kühn, Hessenstein, erwähnt den Grabstein der Gräfin
Karoline Albertine Julie von Hessenstein, der 1910 entfernt wurde.
Knackfnß, Kunstgeschichte II S. 118 u. 121.
Nebelthau, Denkwürdigkeiten Il S. 82 f. Als Stadtsteinmetz und Werkmeister wird 1422 Meister Johann von Hasungen nam-
haft gemacht. Wir wissen nichts von seinen Werken und zweifeln, daß wir ein solches in dem einzigen Bildwerk vor uns haben, welches
aus jener Zeit auf uns gekommen ist ein Grabstein mjt der Jahreszahl 1421. Derselbe steht etwa in der Mitte des nunmehr geschlossenen
Todtenhofes vor dem Hohen Thore und zeigt, unter einem unkenntlich gewordenen Wappenschilde, die Stifter vor dem gekreuzigten Erlöser
auf den Knien, mit der Umschrift Miserere mei Christe, fili Dei. Unverkennbar war ursprünglich die Rückseite einer Wand angeschlossen,
und vermuthlich ist erst, nachdem Landgraf Philipp der Großmüthige die Begräbnisse bei den Kirchen verboten hatte, der Grabstein vom
Kirchhof auf den Todtenhof außerhalb der Stadt gebracht worden." Lange, Friedhöfe Es ist immerhin möglich, daß das Denkmal von der
im Jahre 1526 abgebrochenen Cyriakuskirche auf dem Marställerplatz herrührt. Die Jahreszahl 1421, welche' der genannte Forscher Nebel-
thau noch auf dem Steine gelesen hat, ist dem Anscheine nach allerdings jetzt verschwunden." Die Jahreszahl befindet sich an versteckter
Stelle auf der Seitenfläche des Denkmals; sie heißt aber nicht 1421, sondern 1491.
Wanderungen S. 89.
Narten, Cassel S. 288. Heidelbach, Wilhelmshöhe S. 254.
Antentempel aus rotem Sandstein, von quadratischem Grundriß, 7,85 lang mit eisernem Rauten-
gitter zwischen den Säulen und Antenl und mit Unterbau von Stufen. Cella, 3,14 rn tief,
mit preußischer Kappe und Oberlicht. Sarkophag in der Cella, freistehend, aus weißem Sandstein,
mit flachem dachförmigen Deckel, mit Ecksäulchen, Maßwerk an den Längsseiten und Blatt-
ornament an den Schmalseiten, gotisierend. Konsole in der Cella, bei Seite gelegt, aus Guß-
eisen, Doppelvolute mit Eichenlaub an den Stirnflächen, mit Wappen von Preußen und Hessen und
der Inschrift AUGUSTE FRIEDERIKE CHRISTINE KURFÜRSTIN VON HESSEN GEBORENE
PRINZESSIN VON PREUSSEN GEBOREN DEN 1. MAI 1790 GESTORBEN DEN 19. FEBRUAR
1841", gotisierend. Gruft unter der Cella, unzugänglich?
Kurfürstliches Erbbegräbnis im südlichen Teile des Friedhofes, südlich des Verbindungsweges
zwischen Spohrstraße und Mauerstraße. Hofanlage, 12,25 lang, 9,35 breit, im Hinterteile drei-
seitig von Sandsteinwänden, 2,40 hoch, umschlossen, im Vorderteile durch niedriges Gußeisen-
geländer mit Tür eingefriedigt. Auf der Rückwand Felder, auf den Seitenwänden je Feld mit
Bibelsprüchen zwischen Pilastern mit Akroterien und mit Akanthusfries; das mittlere Feld breiter
und höher, halbkreisformig geschlossen, mit Akroterien und Kreuz. Auf den beiden vorderen Pilastern
je ein kniender Engel mit Kranz bezw. Blumen und der Unterschrift VEREHRUNG" und LIEBE".
Im Hofe die nachstehenden Grabsteine.
Grabstein des Kurfürsten Friedrich Wilhelm I. von Hessen. Rechteckige Marmorplatte, liegend,
auf abgeschrägter Sandsteinunterlage, mit schwach erhöhtem Mittelfeld, Akanthusfries, Rand-Kanneluren
und der Inschrift HIER RUHET IN GOTT FRIEDRICH WILHELM l. KURFÜRST VON HESSEN
GEB. ZU PHILIPPSRUHE DEN 20. AUGUST 1802 GESTORBEN IN PRAG DEN 6. JANUAR
1875", darüber Staatswappen mit Krone und Ordenskette, darunter gekreuzte Palmzweige. Breite
der Marmorplatte 1,42 Länge 2,51 m.
Grabstein der Kurfürstin Auguste Friederike Christine von Hessen, Gattin des Kurfürsten
Wilhelm II. von Hessen, wie vor, jedoch mit der Inschrift AUGUSTE FRIEDERIKE CHRISTINE
KURFÜRSTIN VON HESSEN GEB. PRINZESSIN VON PREUSSEN GEB. DEN MAI 1780
GEST. DEN 19 FEBR. 1841", darüber das hessische und das kleine preußische Wappen mit.Krone.4
Grabstein der Prinzessin Caroline Friederike Wilhelmine von Hessen, Tochter des Kur-
fürsten Wilhelm II. von Hessen, wie vor, jedoch mit der Inschrift CAROLlNE FRIEDERIKE
WILHELMINE PRINZESSIN VON HESSEN GEB. DEN 29 JULI 1799 GEST. DEN 28 NOV. 1854",
darüber das kleine hessische Wappen mit Krone.
Grabsteine
im südlichen Teile des Friedhofes
südlich des Venbindungsweges zwischen Spohrstraße und Mauerstraße
Grabstein der Anna Caumann, Tochter des fürstlichen Hoftapezierers Ernst Caumann. Rechteckige
Sandsteinplatte, stehend, mit Segmentbogengiebel, Engelskopf im Giebelfelde und Bibelspruch auf
Rückseite. Barock. Breite 0,63 jetzige Höhe 0,82 m.
Grabstein des Jean Pierre des Coudres, geb. 4. Dez. 1712, verh. 12. Juni 1744, gest. 1757, und
seiner Ehefrau Anna Christine. geb. Schönemann, geb. 7. Dez. 1718, gest. 24. April 1757. Recht-
eckige Sandsteinplatte, liegend, mit abgerundeten Ecken, Feldern mit Inschrift, Kartusche mit ver-
Nach einer Akte vom 22. April 1826, Stadtarchiv Cassel 178, sollte die bis dahin offene Vorhalle mit einem eisernen Gitter
verschlossen werden, um das bisher hin und wieder stattgehabte Verunreinigen der inneren Wände zu verhindern". Auch sollte auf Befehl
des Kurfüsten eine Inschrift am Bauwerk angebracht werden.
Lobe, Wanderungen S. 88, nennt 1837 das Bauwerk ein großes steinernes Mausoleum, aber noch ohne Inschrift und allegorische
Ornamente, allesnoch unvollendet". Lange, Friedhöfe.
Abb. Grabstätte Sr. Kgl. Hoheit des Hochseligen Kurfürsten von Hessen" Zeichnung von M. Meinhardt, Steindruck v. A. Renaud.
Lange, Friedhöfe.
Ein Entwurf Werner Henschels zu einem figürlichen Denkmal kam nicht zur Ausführung. Gerland, Henschel S. 103 ff.
212-1242
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äääääää Friedhöfe.
EJEEJEJEJEEEJEZEvE
schlungenen Händen und zwei flammenden von Band mit Schloß umschlungenen Herzen und
unterem Felde mit Mitteilungen über die Kinder. Französischer Text. Breite 1,72 Länge 2,31 m.
Grabstein des Jean Friedrich Christoph de la Croix, geb. 1790?, und der Barbara Elisa
de la Croix, geb. 14. Apr. 1824, gest. 8. Jan. 1826. Rechteckige Sandsteinplatte, stehend, oben
halbkreisförmig geschlossen. Breite 0,50 jetzige Höhe 0,55 m.
Grabstein der Gräün Louiise von Hessenstein, geb. Freiin von dem Bussche Hünnefeld, geb.
25. März 1804, gest. 21. März 1829. Sandsteinkreuz mit schräg umgelegtem Rosenkranz, auf ge-
gliedertem Sockel. Höhe 3,35 m. Erneuert 1898. Einfriedigung aus gußeisernem Stabgitter, 1,70
hoch, mit Allianzwappen auf der Tür. Gotisierend
Grabstein des Heinrich Christoph Jussow, kurfürstl.Oberbaudirektors u.Kommandeursdes Löwen-
ordens, geb. zu Cassel 9. Dez. 1754, gest. 25. Juli 1825. Rechteckige Sandsteinplatte, liegend, flach
gewölbt, mit der Inschrift SEIN DENKMAL SIND SEINE WERKE, DRVM ANSPRVCHSLOS
WIE ER IMLEBEN DECKT DIESER STEIN WAS STERBLICH AN IHM WAR"? Breite 1,07
Länge 2,10 m.
Grabstein des J. Mardorf, Hofkürschners, gest. 22. Mai 18,41. Sandsteinplatte, schräg liegend. Breite
0,37 Länge 0,53 m.
Grabstein des Andreas Reul, Hofküchenmeisters, geb. 17. Juli 1779, gest. 25. Juni 1841. Marmor-
platte, schräg liegend. Breite 0,56 Höhe 0,48 m.
Grabstein des Con. Weisenbach, Schneidermeisters. Rechteckige Sandsteinplatte, stehend, oben
halbkreisförmig geschlossen. Breite 0,43 Höhe 0,59 m. Erneuert 1827 von Caspar Weisenbach.
Grabstein eines Unbekannten. Sandsteinplatte, stehend, mit unsymmetrischen reichen Ohrmuschel-
rahmen, oberer Kartusche und gekehltem Fuß, verwittert. Breite 0,87 Höhe 1,40 m.
nördlich des Verbindungsweges zwischen Spohrstraße und Mauerstraße
Grabstein der Conradina Dorothea Arnoldi, geb. Baebenroth, geb. zu Helmstedt 11. Mai 1745,
gest. 29. Jan. 1786. Gewidmet vom Gatten Joh. Friedr. Arnoldi. Abgestumpfte Sandsteinpyramide
auf Sockel, jetzt ohne Bekrönung. Breite 1,07 jetzige Höhe 1,70 m.
Grabstein des Joh. Hartmann Biermann, Kaufmanns und Tabaksfabrikanten, geb. 15. Aug. 1785,
gest. 18. Jan. 1815, seiner EhefrauElisa, geb. Motz, geb. 17. Sept. 1759, gest. 29. Jan. 1814, und
seines Bruders Georg, geb. März 1790. gest. 25. Dez. 1813. Quadratischer Sandsteinobelisk in Ver-
bindung mit Sarkophag, mit Lorbeergehängen, Aufsatz mit Kanneluren, anscheinend für Vase?
Breite 1,00 Höhe 2,05 m.
Grabstein des Friedrich Jacob Bräutigam, gest. 1816, und seines Vaters Jacob Bräutigam, geb.
1. Juli 1773, gest. 13. Dez. 1824. Rechteckige Sandsteinplatte, stehend, mit Sockel, Schrifttafel mit
Eckrosetten und knienden, kranzhaltenden Engeln, Fries mit Sternen und Bekrönung aus flachem
Pyramidengiebel zwischen Akroterien. Verwittert. Breite 0,90 Höhe 1,78 m.
Grabstein des Joh. Chri. Brandt, Malers u. Lakierers, gest. 1719, seiner Ehefrau Mar. Soph., geb.
Kersting, und seiner drei Söhne und Enkel. Rechteckige Sandsteinplatte, stehend, mit Sockel und
gebrochenem Volutengiebel, jetzt ohne Bekrönung. Breite 0,61 jetzige Höhe 1,10 m.
Tafel 488,
Tafel 501,
Abbildung Handzeichnung Murhardbibliothek Cassel. Schwarzkopf, Alt-Kassel S. 180, spricht davon, daß die 1829 gestorbene,
jugendlich schöne Gräfin Louise von Hessenstein, die, erst 25 Jahre alt, dem blühenden Leben entrissen wurde, unter einem prachtvollen
Marmorsarkophag" ruht.
Rogge-Ludwig, Friedhof S. 159 ff. Gerland, l-lenschel S. 51 1825 war Henschels geliebter Lehrer Jussow gestorben, und er
entwarf, durch diesen Todesfall angeregt, ein Fuß hohes Modell zu einem Grabdenkmal, das leider nicht zur Ausführung gelangt ist. Es
stellt die trauernde Kunst dar, einen jungen Mann, der trauernd auf einer abgebrochenen Säule sitzt und eine Tafel in den Händen hält, über
die er sinnend hinwegblickt". Abbildung des Modells bei Gerland, Henschel S. 52.
Abb. bei Holtmeyer, Jahrbuch S. 73.
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91949191919491991
ra bste es Jo el ge Bäckermeisters, und seiner Ehefrau Elisabeth, geb. Herwigen.
Sandsteinplatte, stehend, mit Sockel, ovaler Schrifttafel mit Kartusche und Korbbogengiebel, im Giebel-
felde Bretzel mit Krone, von Löwen gehalten, am Sockel ovales Schriftfeld mit Lorbeerkranz. lnschriftr
lHRE ZWEl SÖHNE IUSTUS UND NlCOLAUS ENGELL HABEN IHRES GROSS-
VATERS BEGRÄBNIS GELÖST lM lAHR 1756". Breite 0,92 Höhe 1,48 m.
Grabstein der Rosina Freyheit, Ehefrau des königl. und hochfürstl. Kammerhussaern Andreas Frey-
heit, geb. zu Fünfkirchen 1686, gest. 6. Juni 1743. Sandsteinplatte, stehend, in Kartuschenform.
Breite 0,75 Höhe 1,25 m.
Grabstein der Sovia Scharlota Gück, Ehefrau des fürstl. Hofbornmanns Johann Georg Gück, der
1724 eine zweite Ehe einging. Sandsteinplatte, stehend, mit gekehltem Sockel, unterer und oberer
Schrifttafel in Kartuschenform und Aufsatz, jetzt ohne Bekrönung. Breite 1,04 jetzige Höhe 1,70 m.
Grabstein des Anton Hanusch, Hofkleidermachers, geb. zu Wien 8. Febr. 1787, gest.! 22. Juni 1889.
Rechteckige Marmorplatte, liegend. Breite 0,57 Höhe 0,45 m.
Grabstein des Matheus Heine, Stadtschmiedes, geb. 1666, gest. 1726, und seiner Ehefrau. Recht-
eckige Sandsteinplatte, stehend, mit Sockel, Schrifttafel mit Rollwerkrahmen, Gesims und geschwungenem
Aufsatz mit Volutenbekrönung. Breite 0,90 Höhe 1,80 m. Erneuert von Bäckermeister Christian
Maentel 1815.
Grabstein der Ehefrau des Wilhelm Hutmacher und ihres Kindes, gest. 15. Apr. 1597. Recht-
eckige Sandsteinplatte, stehend, mit Sockel, jonischen Pilastern, Gebälk und Dreieckgiebel, im Mittel-
felde Kreuz und Familiengruppe, im Giebelfelde Wappen männliche Figur mit in den oberen
Ecken des Schildes. Breite 0,93 Höhe.1,20 m. Erneuert von Bäckermeister Daniel Ginst 1810.
Grabstein des Johann Conrad Jusquin, Handelsmanns, geb. zu Melsungen 1. Aug. 1717, verh.
30. Sept. 1751. Sandsteinplatte, stehend, in Kartuschenform mit Sockel. Breite 0,90 Höhe 1,50 m.
Grabstein des Daniel Landre fils, NE GIEN SUR LOIRE LE XII SEPT. MDCLXXV SORTI
DE FRANCE POUR LA VERITE DE LA RELlGlON AN MDCXClX MARIE CASSEL LE
XlV AOUT MDCCV MORT LE XXl NOV. MDCCXXXVlll AYANT LAISSE UNE VEUVE AVEC
DlX ENFANS LES QUELS ONT FAlT POSER CE MONUMENT" und der Anne Beaudesson
NEE METZ LE 26. SEPTEMBRE 1686 SORTlE DE FRANCE CAUSE DE LA RELIGIONE
ANNEE 1705 AVEC DANlEL LANDRE FlLS". Rechteckige Sandsteinplatte, liegend, mit Vorhang,
durch Schnur in zwei Schriftfelder geteilt, darüber Gesims und Schrift-Kartusche mitlPalmzweigen,
in den unteren Ecken Totenkopf mit Knochen und Sanduhr. Breite 1,69, Höhe 2,32 m.
Grabstein des Johannes Leist, Bäckermeisters, und seiner Ehefrau Sophia. Rechteckige Sandstein-
platte, stehend, mit Vorhang als Schriftfeld und mit Volutenbekrönung, zwischen den Voluten in
Wolken eine Hand mit einem Herzen, das von zwei Pfeilen getroffen ist, mit Krone geziert. Breite
0,82 Höhe 1,00 m. Barock.
Grabstein der Anna Martha Ludwig, geb. Eyserman, gest. 1720 und ihres Ehemannes Andreas Ludwig.
Sandsteinplatte, stehend, mit gegliedertem Umriß, Mittelkartusche und konsolartigem Sockel, bekrönt
von zwei Putten und zwei Totenköpfen unter einem Tuche, am Fußende Doppelkartusche mit
Monogramm. Breite 0,88 Höhe 1,70 m.
Grabstein des L. M. L. Marchand, geb. zu St. Omer, gest. 10. März 1807. Sandsteinpostament von
quadratischem Grundriß, mit Säulenbasis, Sockel und Vase mit Tuchbehang. Inschrift SON HUMANITE
PERDU EN VOULANT SAUVER SON POSTlLLON IL ETE RENVERSE, ET SA TETE
ECRASEE SOUS LES ROUES". Breite u. Tiefe 0,88 Höhe 1,90 m.
Grabstein des Henerich Nagel und seiner Ehefrau Anna Catarina, gest. 1696. Rechteckige Sand-
steinplatte, stehend, mit Sockel und Volutengiebel, im Giebelfelde, geflügeltes Engelsköpfchen. Breite
0,46 Höhe 1,14 m.
Qäägägääääääääg
822
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Grabstein des Julius Wilhelm Albert, Grafen von Reichenbach, geb. 4. Okt. 1815, gest.
15. Jan. 1822. Sarkophag aus weißem Marmor, mit dachförmigem Deckel, auf den Längsseiten
lnschriften, auf den Stirnseiten Wappen und kniender, trauernder Engel, in den Schoß ein Kind
aufnehmend. Gezeichnet KRAUSS FEC". Darunter Unterbau aus grau geadertem Marmor, zum
Teil in die Erde reichend und als Gruft des Sarges dienend, mit, kleinen vierpaßartigen Einblick-
Öffnungen für die Gruft. Auf Unterbau gußeisernes Gitter als Einfriedigung des Sarkophages, mit
Engelsköpfen, Sternen und Eulen in den oberen Spitzbögen und mit achteckigen Eckfialen mit
knienden Engeln. Gotisierend. ln der Gruft Metallsarg mit Kissen und Krone auf dem flach gewölbtem
Deckel Länge 3,78 Breite 2,90 Höhe über der Erde einschließlich des Gitters 4,47 m.
Grabstein der Anna Sabina Schacken, Ehefrau des fürstl. hess. Röhrengießers Johann Michael
Schacken, geb. 168. Sandsteinplatte, stehend, mit jonischen Pilastern und Gebälk, seitlichen Voluten
Kartusche mit seitlichen Engelsköpfen als Sockel, und Kartusche mit Rollwerk- und Knorpel-Umrahmung
als Bekrönung. Breite 0,74 Höhe 1,38 m. Als Familienbegräbnis erneuert von Schreinermeister
Johannes Goette 1811.
Grabstein der Anna Maria Tetmar, Ehefrau des königl. Reitknechts Jost Heinrich Tetmar, geb.
Frick, geb. 1723, gest. 1747. Sandsteinplatte, stehend, mit Mittelkartusche, Sockel, Gesims und
Schnörkelgiebel, im Giebelfelde Engel, eine Krone tragend. Breite 0,74 Höhe 1,20 m.
Grabstein des Friedrich Frans Thorbecke, geb. 18. Apr. 1791, gest. 6. Mai 1795. Sandstein-
obelisk von quadratischem Grundriß mit Sockel, jetzt ohne Bekrönung und im Erdreich steckend,
auf Sockel Tafel mit Kranzgehänge. Breite 0,59, jetzige Höhe 1,50 m.
Grabstein des Henrich Trampedag, Meisters, geb. 1669 61 Jahre alt. Rechteckige Sand-
steinplatte, mit geschwungenem Kopf, am Kopfende Blume. Breite 0,43 Höhe 0,90 m.
Grabstein des Georg Wolf, Handelsrnanns, geb. 1723, gest. 1773. Sandsteinplatte, stehend, mit
gegliedertem Umriß, von Akanthusranken begleitet, unsymmetrischem Mittelfeld, Granatapfel-
Bekrönung, am Sockel Totenkopf, im Giebelfelde Anker mit Krone und den Buchstaben l-l. Breite
0,99 Höhe 1,50 m.
Grabstein des Wilh. Heinr. Zahn, l-lofposamentiers, geb. 3. Febr. 1759, gest. 4. Sept. 1816, seiner
Ehefrau Catharina Elisabeth, geb. Pfeifer, geb. 16. Nov. 1756, gest. 2. Nov. 1818, der Wilhelmina
Elise Zahn, geb. 18. Juli 1805, gest. Nov. 1806, und der Christine Louise Kühnemann, geb. Zahn,
geb. 14. Juni 1791, gest. 18. Juli 1810. Sandsteinobelisk mit Sockel und Bekrönung aus Eckakroterien
und liegendem Kranz, auf Vorderseite Engel mit Fackel und Rosen, darüber Schmetterling, am Sockel
Tafel 490,
'l'afel 494,
Gerland, Henschel S. 44 ff. Am 11. Januar 1822 starb ein natürlicher Sohn des Kurfürsten aus dessen Verhältnis mit der
Gräfin Reichenbach, Graf Wilhelm von Reichenbach, und der Kurfürst beauftragte Henschel mit der Herstellung eines großartigen Grabmals
für den Verstorbenen über dessen Ruhestätte auf dem alten städtischen Friedhof zu Kassel. Henschel entwarf Skizzen, die durch den Ober-
baurat Bromeis am 20. April 1822 mit dem Auftrag zurückgesandt wurden, daß unter Henschels Leitung der gußeiserne Aufsatz und die
Figuren von Bronze ausgeführt werden sollten. Es stellten sich aber der Ausführung Schwierigkeiten entgegen, und sie erfolgte nicht so
rasch, als es der hohe Auftraggeber gewünscht hatte. Henschel unternahm 1823 mit seinem Freund Hummel eine Erholungsreise nach Gotha,
Weimar, Dresden, Potsdam und Berlin. Dann war die Gesundheit Henschels so geschwächt worden, daß er 1825 die Bäder zu Nenndorf
gebrauchen mußte. Die hierdurch und durch die sonstigen Ablenkungen Henschels von seiner künstlerischen Thätigkeit bewirkte Verzögerung
der Arbeit erregte umso mehr den Ärger des Kurfürsten, als dieser überhaupt damals mit den Leistungen des Gießhauses nicht ganz zufrieden
und der Ansicht war, daß die französischen und preußischen Kanonen besser gegossen seien als die aus dem Kasseler Gießhaus hervor-
gegangenen. Ja er dachte bereits 1826 daran, die Arbeiten an dem Grabmal und dem Palais durch Rauch ausführen zu lassen. Dies trieb
Henschel zu einer lebhaften Eingabe an die Gräfin Reichenbach, infolge deren der Kurfürst eine Rechtfertigung bezüglich des Gießhauses
verlangte, und da diese zu seiner Zufriedenheit ausfiel, so blieb Henschel von der Konkurrenz Rauchs verschont." Abbildung bei Gerland,
Henschel S. 34, 48 u. 49; vgl. auch S. 98. Lobe, Wanderungen S. 87 Prof. Henschel hat sich verdient gemacht vorzugsweise durch das
prachtvolle im gotischen Style ausgeführte Monument des in der Blüthe der Knabenjahre verstorbenen Grafen Reichenbach-Lessonitz. An
einem Sarcophage von weißem Marmor kniet ein Engel, im Begriff, den Geschiedenen in seinen Armen zu empfangen. Der Sarcophag steht
auf einem Untersatze von grauem Marmor, auf dessen vier Ecken sich Säulen von Gußeisen erheben, deren Zwischenräume ein gothisches
Gitterwerk ausfüllt und auf denen vier broncene Engel knien die Ergebung, die Fürbitte, die Auferstehung und die Belohnung darstellend."
Müller, Kassel S. 185.
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Urne. Länge 0,84 Breite 0,66 Höhe 1,90 m. Unterbau, als Felssockel ausgebildet.
Höhe 0,34
Grabstein einer unbekannten Frau, Ehefrau des Fruchtschreibers Johann George Rechteckige
Sandsteinplatte, stehend, mit vorgelegter Kartusche und Volutengiebel mit bekrönendem Engelskopf,
im Giebelfeld Arm, aus Wolken ragend und eine Krone haltend, darüber Spruchband. Barock.
Breite 0,47 Höhe 1,25 m.
Grabstein eines Unbekannten. Rechteckige Sandsteinplatte, stehend, mit Bekrönung aus Akanthus-
ranken mit Muschel, zwei ovalen Schriftfeldern mit ornamentierter Umrahmung, darunter Stirnseite
eines Sarkophages als Sockel mit Kartusche für Schrift, in den unteren Zwickeln Knochen und Sand-
uhr. Französischer Text. Breite 0,98 Höhe 1,84 m.
Grabstein eines Unbekannten. Rechteckige Sandsteinplatte, stehend, mit Sockel, eingeschnürter
ovaler Schrifttafel und Bekrönung aus gebrochenem Volutengiebel, im Giebelfeld Sanduhr zwischen
Akanthusblättern. Barock. Breite 0,47 Höhe 1,25 m.
im östlichen Teile des Friedhofes
Grabstein des Johann Henrich Auerhan, Buchbinders, geb. 1608. Sandsteinplatte, stehend, mit
reicher architektonischer Gliederung, im Mittelfelde Ehepaar mit Kind unter einem von Engeln ge-
haltenen Baldachin, im Aufsatz Schrifttafel und Allianzwappen, jetzt ohne Unterteil. Breite 1,02
jetzige Höhe 1,31 m.
Grabstein des Johann Christoph Bottger, gest. 1684. Rechteckige Sandsteinplatte, liegend, mit
Kantenprofil und abgerundeten Ecken, ovalem Schriftfeld mit Akanthus-Umrahmung, am Kopfende
zwischen zwei allegorischen Gestalten Medaillon mit einem Baum. Breite 0,97 Höhe 2,10 m.
Grabstein des Christoph Discher, Weißbindermeisters, gest. 1809. Rechteckige Sandsteinplatte,
stehend, mit schlankem giebelartigen Aufbau, im Giebelfelde Urne mit der Aufschrift ERAMUS",
darüber Schmetterling. Breite 0,92 Höhe 1,90 m.
Grabstein der Friedericke Dorothe Heine, Ehefrau des Bierbrauers Joh. Heine, geb. Hörlein,
geb. 14. Nov. 1786, gest. 29. Okt. 1827, der Anna Magdalena Heine, der zweiten Ehefrau des
Bierbrauers Joh. Heine, geb. lhlee, geb. 13. Nov. 1798,. gest. 29. Okt. 1835, und des Bierbrauers
Johann Jacob Hörlein. Quadratischer Sandsteinobelisk in Verbindung mit Sarkophag, mit Lorbeer-
gehängen, Aufsatz mit Kanneluren und Vasenstumpf. Breite 0,83 Höhe 2,15 m.
Grabstein des Johann Adolph von Heppe, kurfürstl. Geh. Kammerats, geb. 7. Apr. 1763 gest.
19. Juli 1815. Naturalistischer Baumstumpf, mit angehängter ovaler Schrifttafel. Durchm. 0,64
Höhe 1,60 m.
Grabstein des Carl von Prag, 1819. Sandsteinpfeiler, verjüngt, mit Sockel und Kopf mit
Kantenblumen und Bogengiebel, im Giebelfelde Eichenkranz. Gotisierend. Breite 0,55 Tiefe
0,40 Höhe 1,45 m.
Grabstein der Cath. Elis. Jaeger, geb. Kessler, geb. 27. März 1736, gest. 20. Mai 1820, und des
Joh. Balthasar Jaeger, Ratsverwandten und Kaufmanns, geb. 27. Sept. 1720, gest. 23. Aug. 1781.
Rechteckige Sandsteinplatte, liegend, mit geschweifter Kopfseite, zwei Schriftfeldern mit Umrahmung
von naturalistischen Lorbeerzweigen, darüber in Palmenzweigkranz Anker mit den Buchstaben I.
Breite 1,18 Länge 2,08 m.
Grabstein des Johann Conrad lba, Kauf- und Handelsmanns, geb. 26. Okt. 1656, gest. 1708.
Rechteckige Sandsteinplatte, liegend, mit leicht gebogener Kopfseite, ovaler Schrifttafel mit Palmen-
und Akanthusumrahmung, "darüber in herzförmiger Umrahmung Monogramm mit Hausmarke, von
Putten flankiert, in den unteren Ecken geflügeltes Stundenglas und bekränzter Totenkopf. Breite
1,00 Länge 2,00 m.
Abb. bei Holtmeyer, Jahrbuch S. 73.
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Grabstein des Johann George Kass, Ratsverwandten und Kaufmanns, geb. 18. Aug. 1709, gest.
12. Okt. 1786, und seiner Ehefrau Johanna Elisabeth, geb. Dallwig, geb. 16. Febr. 1722, gest.
12. April 1787. Rechteckige Sandsteinplatte, liegend, mit geschweifter Kopfseite, zwei Schriftfeldern
mit Umrahmung von naturalistischen Lorbeerzweigen, darüber in Palmenzweigkranz I-lausmarke mit
den Buchstaben K. Breite 1,14 Länge 2,08 m.
Grabstein des Joh. Heinr. Kessler, Kaufmanns und Kommerzienrats, geb. 25. Juni 1757, gest.
14. Febr. 1837, und seiner Ehefrau Cath. Magdalene, geb. Köhne, geb. 2. Febr. 1758, gest. 14. Jan. 1821.
Rechteckige Sandsteinplatte, stehend, mit Sockel, Pilastern, Gebälk und Dreieckgiebel mit Akroterien,
im Mittelfelde stehende Fackeln mit Akanthusschmuck auf einem Postament, im Giebelfelde Stunden-
glas mit Flügeln, im Fries Kranz, Palmettenzweige und zwei Urnen. Gezeichnet H. L. Seidler 1840".
Breite 1,25 Höhe 1,96 m.
Grabstein der Johanne Elisabeth Koch, geb. Brauer, geb. 1. Jan. 1770, gest. 6. Jan. 1829,
Ehefrau des Hofschreinermeisters Georg Andreas Koch. Rechteckige Sandsteinplatte, stehend, mit
Sockel, Halsglied und flachem Dreieckgiebel, Schrifttafel mit Rosetten in den Ecken. Breite 0,80
Höhe 1,62 m.
Grabstein der Marie Krafft, geb. 1. Juli 1816, gest. 4. März 1822. Gegliederte Sandsteinsäule mit
Basis und Kopf als Postament für eine Urne. Untere Durchmesser 0,77 Höhe 1,70 rn.
Grabstein des Theodor von Kretschmann, geb. 8. Nov. 1762, gest. 13. Jan. 1820. Rechteckige
Sandsteinplatte, stehend, mit Sockel und Dreieckgiebel zwischen Akroterien über Gesims, im Mittelfeld
Wappen männl. Figur, Halbmond und zwei Sterne haltend, als Helmzier Eule, von Schlange um-
geben, im Giebel Kranz. Breite 1,17 Höhe 1,90 m.
Grabstein des Johann Frantz Kunckell von Loewenstern, kurhess. Geh. Rates und Ober-
hofmeisters. Rechteckige Sandsteinplatte, stehend, mit Sockel und Bekrönungaus Kopf mit stilisierten
Flügeln, ägyptisierend, am Sockel Ohren und Bogenfeld mit Kranz, auf der Rückseite in der Be-
krönung Schmetterling, am Sockel Fackel. Gezeichnet RUHL F."1 Breite 0,72 Höhe 1,40 m.
Grabstein des Peter Lohrmann, geb. 19. Apr. 1767, gest. 16. Sept. 1838, und seiner Ehefrau
Friederike, geb. Gebhard, geb. 5. Okt. 1766, gest. 24. Mai 1820. Rechteckige Sandsteinplatte, stehend,
mit Sockel und Bekrönung aus Bandgesims und flacher Pyramide, Schrifttafel mit Rosetten in den
Ecken. Breite 0,78 Höhe 1,74 m.
Grabstein der Anna Gertraut Maffey, geb. Hellwig, aus Frankenberg, geb. 1673, gest. 1728.
Rechteckige Sandsteinplatte, stehend, "mit Sockel und Volutenbekrönung, Akanthuskranz um Schriftfeld,
im Giebelfeld Sanduhr. Breite 0,55 Höhe 1,00 m.
Grabstein des Bernhard Rocholl, geb. 23. Jan. 1722, gest. 8. Dez. 1789, des Joh. Bernhard Rocholl,
geb. 24. Aug. 1753, gest. 18. Dez. 1789, und der Johanna Wilhelmine Catharina Rocholl, geb.
9. Mai 1728, gest. 12. Okt. 1783. Rechteckige Sandsteinplatte, liegend, mit flacher Kanteneinfassung
und zwei ovalen Schriftfeldern mit Umrahmung aus Lorbeerkränzen. Breite 1,09 Länge 1,92 m.
Grabstein des Johann Conradt Rumpel, Hofrentmeisters und Handelsmanns, geb. zu Frankfurt
2. Febr. 1651, gest. 26. Jan. 1706. Rechteckige Marmorplatte, liegend, mit aufgelegtem Rahmen-
profil, Vorhang als Mittelfeld zwischen seitlichen bekränzten Pilastern mit Volutenbekrönung, darüber
zwei Wappen Hausmarke und Löwe, im oberen Teile ovales Schriftfeld, von Engeln gehalten, im
unteren Teile ovales Schriftfeld zwischen schlafenden Putten. Breite 1,72 Höhe 2,39 m.
Grabstein der Caroline Amalie Speyer, geb. 13. Aug. 1785, gest. 27. Juli 1802, ihres Vaters
Dr. med. Joh. Val. Aug. Speyer, gest. 14. Dez. 1805, 62 Jahre 'alt, und ihrer Mutter Joh. Eiisab.
Speyer, geb. Richter, geb. 2. Jan. 1754, gest. 2. Mai 1825. Quadratischer Sandsteinpfeiler mit Sockel,
Gesims und Dreieckgiebel zwischen Akroterien und den Resten einer Urne, auf der Rückseite gekreuzte
Abb. bei Holtmeyer, Jahrbuch Taf. 73.
Tafel 491.
ää ägää 825 ääääääääääääääää
Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel. Vl. Cassel-Stadx. 104
aaaagaaaaaa Friedhöfe. aaaaaaßaaa
und verschlungene Fackeln über rechteckiger Tafel mit Widmung. Gezeichnet SEVSSlNG FEC."
Breite 0,75 jetzige Höhe 1,65 m.
Grabstein der Anna Catharina Steinmann, geb. Becker, geb. zu Großalmerode 18. Jan. 1732,
gest. 18. Jan. 1773. Rechteckige Sandsteinplatte, liegend, mit schwach geschweifter Kopfseite, ovalem
Schriftfeld in Rokokokartusche, darüber schwebender Engel, Spruchband und Krone. Breite 0,85
Höhe 1,68 m.
Grabstein des Heinrich Wilhelm Vogelsang, geb. 1657, gest. 1696, und seiner Ehefrau Anna
Magdal., geb. Ritterhausen, geb. 1661, gest. 1727. Rechteckige Sandsteinplatte, liegend, mit Schrift-
tafel in barocker Volutenumrahmung, darüber umrahmtes breitovales Medaillon mit Allianzwappen
Vogel auf Zweig und Arm mit Schwert. Breite 1,44 Höhe 2,31 m.
Grabstein des Jost Wapener, Hofsattlers, geb. zu Witzenhausen 1602, gest. 1638. Rechteckige
Sandsteinplatte, liegend, mit Umschrift am Rande, zwei rechteckigen Schrifttafeln übereinander mit
Rollwerkrahmen, dazwischen umkränztes Wappen Hausmarke, Hacke und Sattel. Breite 0,94
Höhe 1,77 m.
Grabstein eines Unbekannten Rechteckige Sandsteinplatte, stehend, mit Sockel und Schnörkel-
giebel, Schrifttafel mit inneren Voluten an den Ecken, im Giebel Engelskopf, am Sockel Totenkopf
und Voluten. Breite 0,85 Höhe 1,43 m.
im nordöstlichen Teil des Friedhofes
Grabstein des Johannes Berner, fürstl. hess. Hof- und Feldtrompeters, und seiner Ehefrau Anna.
Gegliederte Sandsteinplatte, stehend, mit konsolartigem Fuß und Bekrönung aus gebrochenem Voluten-
giebel über Gesims, im Giebelfelde Allianzwappen Bär und Strauß. Spätrenaissance. Breite 0,67
Höhe 1,32 m.
Grabstein der Breithaupt. Sandsteinplatte, stehend, reichgegliedert, mit Leisten, Randvoluten und
Schriftkartusche. Barock, Breite 0,90 Höhe 1,40 m.
Grabstein der Jacobine Wilhelmine Cnyrim, geb. lhrinck, Ehefrau des Dietrich Christoph
Cnyrim, gest. 11. Juli 1791, ihres Vaters Joh. Wilhelm lhrinck, Geh. Rats, gest. 4. Jan. 1791, ihres
Sohnes Philipp Heinrich Cnyrim, Justizrats, gest. 5. Jan. 1800, und der Margarethe Victorie Wilhelmine
Cnyrim, geb. Homberck, zweiten Ehefrau des Dietrich Christoph Cnyrim, geb. zu Vach, gest. 13.
Aug. 1801. Rechteckige Marmorplatte, stehend, mit Sockel und Segmentbogengiebel auf Triglyphen-
konsolen, im Giebelfelde Allianzwappen springender Hund und drei Berge, auf Rückseite Urne und
Schmetterling." Gezeichnet SEUSSlNG FECz"
Grabstein des Heinrich Dehn-Rotfelser, Regierungsrats, und seiner Ehefrau Anna Elisabeth, geb.
d'Orville. Errichtet 1724. Rechteckige Sandsteinplatte, aus zwei Teilen bestehend, liegend, mit
profiliertem Rand und leicht geschweifter Kopfseite, ovalem Schriftfeld mit reicher Rankenkartusche,
darüber Allianzwappen Hirsch und Löwe. Lateinischer Text. Gezeichnet Schaag f." Breite
2,50 Höhe 3,13 m.
Grabstein des Johannes Eskuche, Amtmanns und Kämerers, geb. 18. Juni 1730, gest. 8. Febr. 1802,
seiner Ehefrau Anne Marie, geb. Helmuth, geb. 15. Nov. 1733, gest. 3. Mai 1815, seiner unverheirateten
Tochter Johanna Marie Eskuche, geb. 13. Juni 1871, gest. 19. Juni 1829, und des Johann Heinrich
Eskuche. Rechteckige Sandsteinplatte, stehend, später nach unten verlängert, mit Sockel, Schnecken-
anlauf und Rundbogenendigung mit aufgelegter Archivolte. Breite 0,92 Höhe 1,50 m.
Grabstein des Johann Heinrich Gering, Ratsverwandten. Sandsteinplatte, stehend, mit Sockel,
Kartusche und Vorhang, über Gesims Schnörkelgiebel, im Giebelfelde Engel mit Spruchband und
Krone. Barock. Breite 0,80 Höhe 1,26 m. Erneuert von Sattlermeister Christoph Schäfer 1831.
Vielleicht das von Schwarzkopf, Alt-Kassel S. 183, erwähnte Denkmal des 1759 während der Belagerung verwundeten Kapitäns
de la Baume.
Grabstein des Augustin Gundelach, fürstl. hess. Hofkammerrats, geb. 11.Juni 1669, gest. 6. April
1730, und seiner Ehefrau Sophia Agneta, Tochter des hochfürstl. Leibmedicus und Bergrats Johannes
Gallus Wirth in Schmalkalden, geb. 24. Juni 1680. gest. 5. Jan. 1725. Rechteckige Sandsteinplatte,
liegend, mit ovalem Schriftfeld in Akanthuskartusche, am Kopfende Allianzwappen Schiff und zwei
Halbmonde mit Sternen mit Krone und seitlichen Putten. Breite 1,86 Höhe 2,45 m.
Grabstein der Johanne Hänlein, Ehefrau, geb. 19. Juli 1773, gest. 27. Juni 1824. Rechteckige
Sandsteinplatte, liegend, mit flach erhabenem Kreuz, mit stehendemKopfstück in Giebelform mit auf-
liegendem Kranz. Gezeichnet RUHL F". Breite 2,10 Länge 2,10 Höhe des Kopfstückes 0,95 m.
Grabstein der Car. Mar. Lou. Soph. Joh. von Lasberg, Hofdame der Landgräfin Friedrich zu
Hessen, geb. Okt. 1767, gest. 24. Aug. 1820. Quadratisches Sandsteinpostamentfmit Gesims, Auf-
satz von Akanthuskelch und Marmorvase, auf Vorderseite des Sockels Schrifttafel mit Ornament, auf
Rückseite Widmung. Breite 1,15 Höhe 2,37 m.
Grabstein der Apolonia Magdalena Laub, Ehefrau des H. Joh. Leonhardt Laub, Sattelknechts beim
Prinzen Maximilian, geb. Reinhart, geb. zu Erbach im Odenwald 1689, gest. 1742. Sandsteinplatte,
stehend, mit Sockel, geschweiftem Umriß mit Akanthusranken und Bekrönung. Breite 0,74
Höhe 1,35 m.
Grabstein des Justinus Eckardus Motz, Prokanzlers, gest. 9. Juni 1723, 78 Jahre alt, und seiner
beiden Ehefrauen Maria Elisabetha, geb. Badenhusen und Catharina Lucia, geb. Duysing. Recht-
eckige Sandsteinplatte, liegend, Schriftfeld umrahmt von einer Kartusche und Rahmen mit frei-
endigenden Pilastern, am Fußende kleine Kartusche mit Ranken, am Kopfende Allianzwappen ge-
kreuzte Doppelhacken, Jungfrau mit erhobenen Händen über Wellen und stilisierte Lilie mit zwei
Sternen. Lateinischer Text. Gezeichnet SCHAAG FEC". Breite 2,15 Höhe 2,53 m.
Grabstein des Johann Oberscheimer, Bürgers und Bierbrauermeisters, geb. zu Oberwisen, gest.
11. Dez. 1813, im 48. Jahr. Gewidmet von Elisab. Oberscheimer, geb. Rothen. Rechteckige Sand-
steinplatte, stehend, mit Sockel und Halbkreisgiebel zwischen Akroterien über Bandgesims, Schrift-
tafel mit Kannelurenfries und Lorbeergehänge, im Giebelfeld Schmetterling, auf Rückseite Urne auf
Konsole. Gezeichnet BAR FEC". Breite 0,94 Höhe 1,95 m.
Grabstein der Gräfin Melosine Elisabeth von Oeynhausen, Witwe des Grafen Friedrich
Wilhelm von Oeynhausen, fürstl. hess. Oberfalkenmeisters und Ritters des Löwenordens, geb. Gräfin
von Kielmannsegge, geb. 1. Jan. 1730, gest. 24. Sept. 1787. Gewidmet vom Bruder A. G. von
Kielmannsegge. Sandsteinsarkophag in Pyramidenform, jetzt ohne Bekrönung; auf Vorderseite Wappen,
von Rosen und Blattwerk umgeben Länge 1,66 Breite 0,70 Höhe 1,20 m.
Grabstein des Johann Heinrich Rodthausen, fürstl. hess. Forstverwalters, geb. 14. Dez. 1706,
verh. mit Eleonore Rosenthal, gest. 13. Nov. 1769. Rechteckige Sandsteinplatte, liegend, mit abge-
rundeten Ecken und geschweiftem oberen Rand, Schriftfeld mit Rokoko-Umrahmung, am Fußende
Totenkopf, am Kopfende Urne und Allianzwappen drei Giebelhäuser und Rose in einem Tal
Breite 1,13 Höhe 2,27 m.
Grabstein des Johann Senger, Bürgers und Metzgermeisters, seiner Ehefrau Elisabeth, geb. Mauern,
geb. 7. Juni 1675, gest. 7. März 1727, und dreier Kinder. Rechteckige Sandsteinplatte, stehend,
mit Sockel,'profilierter Schrifttafel und Halbkreisbekrönung über einem Gesims, im Giebelfeld Kar-
tusche mit Ochsenkopf und Metzgerwerkzeugen. Breite 0,76 Höhe 1,28 m. Erneuert 1817 von
Cornelius Senger, geb. 20. Febr. 1766.
Grabstein des Conrad Staufenberg, fürstl. Paschenaufwärters, geb. 1665. Rechteckige Sandstein-
platte, mit Sockel und gegliedertem Aufsatz über Abschlußgesims, im Giebelfeld ovale Schrifttafel im
Kranz. Breite 0,62 Höhe 1,11 m.
Abb. in Zeitschr. Heimatschutz XI S. 44.
Tafel 492,
Tafel 497,
Tafel 493,
Tafel 500,
Tafel 496'
äägä 827 Q EQQQQQEQQQQ
104W
ääääägäääää Friedhöfe. äääääääääßää
Grabstein des Johann Adam Weber, Kauf. und Handelsmanns, gest. 1791, 86 Jahre alt, und seiner
Ehefrau Anna Magdalena, geb. Kaß, gest. 1798, 78 Jahre alt. Rechteckige Marmorplatte mit aus-
geklinkten oberen Ecken, am Kopfende Tuchgehänge und bekrönte Kartusche mit Kaufmannszeichen
und den Buchstaben W. Breite 0,88 Höhe 1,86 m.
Grabstein des Johann Henrich Wentzel, Bäckers. Sandsteinplatte, stehend, in Kartuschenform,
mit unsymmetrischem Rokailrahmen, am Fußende Totenkopf, am Kopfende bekrönte Bretzel, auf
Rückseite Bibelspruch in Flachrahmen, am Fußende unsymmetrische Rokokokarttische. Breite 0,69
Höhe 1,30 m.
Grabstein des Justus Henrich Wetzel, Prorektors des Carolinum, geb. zu Waldkappel 18. März
1701, verh. mit Anna Gertrude Kersting, gest. 13. Okt. 1771. Rechteckige Sandsteinplatte, liegend,
mit abgerundeten Ecken und geschweiftem oberen Rand, Schriftfeld mit Rokoko-Umrahmung, am
Fußende Kelch, Buch und Stundenglas. Lateinischer Text. Breite 1,18 Höhe 2,30 m.
Grabstein des Carl Jacob Ferdinand i. geb. 1799, gest. 1812. Sandsteinurne auf gegliedertem
quadratischen Postament Breite 0,60 Höhe 1,97 m.
Grabstein eines Unbekannten. Rechteckige Sandsteinplatte, liegend, am Rande Fries von Akanthus-
ranken, oben größeres ovales Schriftfeld in Palmettenzweigen, unten flacheres Kartuschenfeld, da-
zwischen zwei Wappen zwei Löwen mit Anker und Hand mit drei Lilien in Kränzen. Schrift ab-
geschliffen. Barock. Breite 2,05 Höhe 2,62 m.
im nördlichen Teile des Friedhofes
Grabstein des Sebastian Hein. Ahnesorge, Finanzrats, aus Hamburg, gest. 22. Aug. 1801,
75 Jahre alt, und seines Bruders des Peter Gottlieb Ahnesorge, Finanzrats, aus Hamburg, gest. 25.
Nov. 1801, 72 Jahre alt. SIE VERLEGTEN ANNO 1'785 IHRE FABRIQVE VON ALTONA
HIEHER AVF DEN AGATHOF". DIESES ERRICHTETE AVS ACHTVNG VND WAHRER
FREVNDSCHAFT l. C. L. SPINDLER." Rechteckige Sandsteinplatte, stehend, mit Sockel und
Spitzbogengiebel zwischen Akroterien über Fries, im Hauptfelde Genius, an einem Altar Blumen
opfernd, am Altar zwei Urnen, im Giebel Spuren eines Kopfes, auf Rückseite des Giebels Fackel
und Schmetterling. Gezeichnet RVHL F". Breite 1,14 Höhe 2,03 m.
Grabstein der Johanna Adelheid Arnhold Arnold, Tochter des Regierungsrats Henrich Jung-
mann, gest. 1721. Rechteckige Sandsteinplatte, liegend, mit profiliertem Rand und leicht ge-
schweifter Kopfseite, schildartigem Schriftfeld mit reicher Bandumrahmung, in den Zwickeln Putten
und Vasen, über und unter Schriftfeld Lambrequins, am Kopfende Allianzwappen drei Ähren und
viergeteilter Schild mit drei Lilien. Breite 1,75 Höhe 2,25 m.
Grabstein des Georg Bender, Konsistorialrats und Dekans, geb. 1. Dez. 1669, gest. 1728. An-
scheinend errichtet von der Witwe Charlotte Elisabeth und deren Bruder Ludwig Friedrich d'Orville.
Rechteckige Sandsteinplatte, liegend, mit reichem Reliefschmuck, ovaler Schrifttafel auf Sockel mit
Spruchkartusche, von zwei allegorischen Figuren flankiert, mit Totenkopf zwischen schwebenden
Engeln und Tüchern bekrönt. Lateinischer Text. Breite 1,68 Höhe 2,25 m.
Grabstein der Anna Christina Calckhoff, Ehefrau des Rates Otto Heinrich Calckhoff, gest.
20. Mai 1712, 28 Jahre alt. Rechteckige Sandsteinplatte, liegend, mit Schriftkartusche, am Fuß-
ende Kartusche mit Spruch, allegorischen Frauengestalten und Totenkopf, am Kopfende Kartusche
mit Wappen Bär, an Baum die Vordertatzen legend, von" Engeln gehalten. Lateinischer Text.
Breite 1,16 Höhe 2,17 m.
Grabstein des Georg Heinrich Calckhoff, Professors der Theologie, geb. 1. März 1688, gest.
27. Aug. 1736. Gewidmet vom Bruder. Rechteckige Sandsteinplatte, liegend, ähnlich wie vor,
jedoch im Wappen ein Pflug.
Abb. bei Holtmeyer, Jahrbuch Taf. 72.
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Grabstein des Heinrich Otto-Calckhoff, Kanzlers des Landgrafen Wilhelm VIII., Sohnes des
Rates Otto Heinrich Calckhoff, gest. 10. April 1753, 56 Jahre Monate Tage alt. Rechteckige
Sandsteinplatte, liegend, mit Schriftkartusche mit Rokokorahmen, am Fußende Totenkopf und Knochen,
am Kopfende Wappen Pflug. Lateinischer Text. Breite 1,13 Höhe 2,14 m.
Grabstein des Freiherrn Peter Heinrich von Coninx, Regierungspräsidenten des Fürsten-
tums Paderborn, dann Staatsrats in Cassel, geb. zu Geldern 17. Aug. 1746, gest. 9. März 1814, und seiner
Ehefrau Adelheid,igeb. von Baerle, aus Utrecht, gest. 13. Juli 1816. Rechteckiger Sandsteinpfeiler,
verjüngt, mit Sockel und Aufsatz von ovaler Grundform mit flügelartigen freien Enden, auf Vorder-
seite des Aufsatzes Kopf mit palmettenartigem Ablauf, auf Rückseite des Aufsatzes Schmetterling,
über der Schrift Oval mit Sternen. Ägyptisierend. Gezeichnet RUHL F.". Breite 0,68 Tiefe
0,30 Höhe 2,02 rn.
Grabstein des Joh. Philipp Engelhard, kurhess. Geh. Rates, geb. zu Cassel 21. Jan. 1753,
gest. 1818. Rechteckige Sandsteinplatte, stehend, mit Rundbogenendigung, auf Schrifttafel Lebens-
daten, im Giebel Eichenlaubkranz mit Namen. Breite 0,90 Höhe 1,64 m.
Grabstein des L. F. Christian von Echwege, geb. zu Reichensachsen 7. Dez. 1793, WIDMETE
SICH DEM FORSTFACH, DIENTE 1814 u. 15 ALS LIEUTENANT IM GELERNTEN IÄGERCORPS
ZUR BEFREIUNG DES VATERLANDS VON FREMDEN IOCH; ERHIELT 1815 VON SEINEM
FÜRSTEN DEN ORDEN DES EISERNEN HELMS UND VON KÖNIG VON PREUSSEN DEN
POUR LE MERIT MILIT WURDE HIERAUF ALS HOF UND IAGDIUNKER DEM OBER-
FORST HABICHTSWALD BEIGEGEBEN UND ZUM KAMMERIUNKER ERNANNT." ER WURDE
ALS TRAUERRITTER GEWÄHLT DEM HÖCHSTSEELIGEN KURFÜRSTEN WILHELM ZUR
FÜRSTENGRUFT AUF DIE LÖWENBURG ZU BEGLEITEN. UND STARB ZU CASSEL AM
11 JULI 1821. VON ALLEN STAENDEN BETRAUERT, IN DER BLUETHE SEINER IAHRE."
DENKMAHL ZAERTLICHER MUTTER UND BRUDER LIEBE." Sandsteinpostament von ovalem
Grundriß mit rechteckigem Sockel und Urne, auf Vorderseite des Schaftes Wappen, auf Rückseite
Kranz Breite 0,75 Höhe 2,0 m.
Tafel 496,
Tafel 502,
Tafel 497,
lutherische Kirche umgebenden Totenhofes auf der Terrasse.
einem Eisengeländer umfriedigt worden, nachdem es wie die übrigen Gräber schon seit Jahren eingeebnet gewesen war
war am Fuß umfaßt vom rechteckigen Ausschnitt einer dicken Sandsteinplatte; doch haben zwei aus dem Grabe dringende Eschenstämmschen
diese in drei Teile zersprengt. Neben ihr und Lotte sind drei Enkelkinder von ihr begraben, zwei Töchterchen von Lotte und Wilhelms
ältestes Söhnchem-Jacob. Das Grab von Tante Henriette Zimmer, 15. April 1815, befand sich in derselben Reihe mit dem der Mutter
Grimm, ist aber, da Wilhelms Plan, ein eisernes Kreuz für sie gießen zu lassen, nicht ausgeführt wurde, nicht mehr aufzufinden und jetzt
eingeebnet."
Grabstein der Dorothea Grimm, geb. 20. Nov. 1755, gest. 27. Mai 1808. Errichtet von den
sechs lebenden Kindern Jacob, Wilhelm, Carl, Ferdinand, Ludwig und Lotte. Rechteckige Marmor-
platte, stehend, mit Sockel, auf Vorderseite schlichtes aufgelegtes Kreuz auf einer Platte, links davon
Zweig mit sechs Blättern, rechts Zweig mit drei abgefallenen Blättern. Gezeichnet G. BELS"?
Breite 1,14 Höhe 1,82 m.
Grabstein der Lotte Amalie Grimm, geb. 10. März 1793, verh. 2. Juli 1822 mit Ludwig Hassen-
pflug, gest. 15. Juni 1833. Errichtet 1843 von den Brüdern Grimm. Sandsteinsarkophag mit Sockel,
auf dem Deckel Bronzeplatte mit Schrift, Kranz und kniendem Engel mit Kreuz. Gezeichnet
HENSCHEL FEC. 1843"? Länge 1,44 Breite 0,78 Höhe 1,40 m.
Grabstein des Joh. Hassenpflug, Regierungspräsidenten, geb. 10. Aug. 1755, gest. 9. Juli 1834,
und seiner Ehefrau Maria Magdalena, geb. Dresen, geb. 28. Sept. 1767, gest. 19. Dez. 1840. Er-
Mitteilungen des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz 1916 S. 144 u. 146.
Stoll, Grimm S. 597 Das Grab der Mutter Grimm findet sich zehn Schritt von der nördlichen Randmauer des alten, die neue
Es ist zum hundertjährigen Todestage am 27. Mai 1908 hergestellt und mit
Der Denkstein
Stoll, Dor. Grimm S. 18 f. Heidelbach, in Casseler Tagebl. u. Anz. 1919 Nr. 599.
Gerland, Henschel S. 66. Stoll, Grimm S. 598. Abbildung bei Gerland, l-lenschel S. 61.
Tafel 499,
Qääääää 829 äääääää
richtet von den Kindern Maria, Susanna, Johanna, Ludwig und Amalia. Rechteckige Sandsteinplatte,
liegend, schlicht Breite 1,02 Höhe 2,12 m.
Grabstein des Bernhard von Heister, kurhess. Geheimrats, geb. 14. Aug. 17 gest. 13.Juli
1808, seiner Ehefrau Wilhelmine, geb. von Rademacher, geb. 21. Juli 1773, gest. 25. Febr. 1824,
und seines Enkels Rudolph von Hammerstein, geb. 14. Aug. 1811, gest. 22. Febr. 1813. Sandstein-
kreuz auf Platte. Höhe 1,80 m.
Grabstein des Prinzen Ernst von Hessen-Philippstal. Rechteckige Marmorplatte,
stehend, mit Rundbogennische für Urne, Spitzbogengiebel zwischen Akroterien und der Inschrift
ERNESTUS HASSIAE PRINCEPS EX STlRPE PHlLlPPlVALLENSl SlBl ET SVlS
MDCCCXl". Breite 1,02 Höhe 1,20 m. Rückseite durch künstlichen Felsenverdeckt. Unterbau
Hügel in Pyramidenform aus unbehauenen Steinen.
Grabstein der Caroline von Hönning, Witwe, gest. 22. Juni 1816, 30 Jahre 11 Monate 20 Tage
alt. Errichtet vom Vater. Rechteckige Sandsteinplatte, liegend, schlicht, über der Schrift S.
Lateinischer Text. Vermerk DARF'NIE GEÖFNET WERDEN". Breite 1,23 Höhe 2,34 m.
rabstein des Val ntin um rg, geb. 24. Juli 1784, gest. 1. Febr. 1818, und der Betty Humburg,
geb. Himmelsburg, geb. zu New York 5. Juni 1767, gest. 17. Sept. 1833. Errichtet von Betty Humburg.
Sandsteinkreuz, profiliert, auf gegliedertem Pfeiler. Höhe 3,65 m.
Grabstein des Wilhelm Korckhauß, Bürgers und Stadtrats, geb. zu Cassel 28. Aug. 1767, gest.
9. April 1834, und seiner Ehefrau Maria Katharina, geb. Mentel, geb. zu Cassel 29. April 1773,
gest. 24. Nov. 1827. Rechteckige Sandsteinplatte, stehend, mit Sockel und Bekrönung aus halbkreis-
förmigem Giebel mit Strahlenkranz über ornamentiertem Wulst, auf Vorderseite Epheukranz und
Moosgehänge nebst zwei Amphoren, im Giebelfelde langhaariger Kopf, auf Rückseite Schmetterling,
geflügelte Schlange und Fackel! Breite 1,22 Höhe 2,65 m.
Grabstein des Joh. Adam Krafft, Bürgers und Schmiedemeisters, geb. zu Wehrda 6. Okt. 1773,
gest. 9. Dez. 1839, und dessen Ehefrau Anna Margaretha, geb. Heiser, geb. 27. Aug. 1760, gest.
7. Sept. 1820. Rechteckige Sandsteinplatte, stehend, mit Sockel, ausgeeckter Schrifttafel und Be-
krönung aus Pyramidengiebel zwischen Akroterien über Fries, an den Akroterien Urnen. Breite
0,94 Höhe 1,80 m.
Grabstein des Andreas Kraus, Maurermeisters und Bauunternehmers, geb. 25. Febr. 1788, gest.
19. März 1837 ABENDS AUF DER HEIMKEHR IN SEINE WOHNUNG DURCH EINE BLUTIGE
GEWALTTHAT", seiner Ehefrau Sophia, geb. Eisemenger, gest. 3. Dez. 1821 im 27. Lebensjahr,
und des Adolph Kraus, gest. 16. Dez. 1821 im 4. Lebensjahr. Sandsteinpostament von kreisförmigem
Grundriß, mit Basis und Gesims, quadratischem Sockel, ovalen Schrifttafeln unter Gehängen, einem
rechteckigen Schriftfeld und mit Urne? Breite 0,95 Höhe 2,15 m.
Grabstein der Anna Maria Christina Krüger, geb. Humburg, verw. Hartung, geb. 1784, gest.
1841. Rechteckige Sandsteinplatte, stehend, mit Sockel und Bekrönung aus Spitzbogen zwischen
hörnerartigen Akroterien, auf Rückseite Schlange und Schmetterling. Gezeichnet L. BARTHOLD
FEC". Breite 0,72 Höhe 1,38 m.
Grabstein des Grafen Friedrich Adolf von Loewenhielm, Kabinetskanzlers am Hof des Königs
von Schweden und Gesandten an auswärtigen Höfen. Quadratischer Sandsteinobelisk mit abgebrochener
Spitze, auf Sockelplatte, auf Vorderseite Relief einer trauernden Frauengestalt, die sich auf eine Urne
lehnt, auf Rückseite Fackel, auf den Seitenflächen Schrift und Wappen zwei Löwen, Wage und
Lilie. Lateinischer Text. Gezeichnet RUHL. F." Klassizistisch. Breite 1,37 Höhe 2,38 m.
Grabstein des Johann Marcus Mappus, Kauf- und Handelsmanns, geb. zu Straßburg 30. Dez.
1677, gest. 2. Mai 1737, und des Johann Daniel Aubry, Kauf- und Handelsmanns, geb. zu Frank-
Stoll, Grimm S. 598. Stoll, Dor. Grimm S. 19. Abb. bei Holtmeyer, Jahrbuch Taf. 73.
Abb. bei Holtmeyer, Jahrbuch Taf. 72.
Es so e. Eva Friedhöfe. ääääääägäää
ejaäuaaaz-aa
furt a.,M. 4. Dez. 1659, gest. 17. Mai 1724. Rechteckige Sandsteinplatte, liegend, mit Kantenprofil,
Baldachin-Vorhang, von Putten gehalten, mit Schrift, Rahmen mit Pilastern, am Fußende Kartusche
und Schild mit Monogramm, am Kopfende zwei Wappen, am Sockel und auf dem Kapitell der
Pilaster Putten. Breite 2,12 Höhe 2,77 m.
Grabstein des Freiherrn Moritz Friedrich von Münchhausen, Staats- und Justizministers,
Ritters des Löwenordens, geb. zu Hess. Oldendorf 24. Aug. 1731, gest. 8. April 1799. Errichtet
von seiner Ehefrau Henriette, geb. Freiin Schenck zu Schweinsberg. Rechteckige Sandsteinplatte,
stehend, auf Postament, mit Sockel und Bekrönung aus Pyramidengiebel zwischen Akroterien über
Spitzbogengesims, an den Akroterien Köpfe, auf Vorderseite Wappen mit Krone und Tuchgehänge,
auf Rückseite Relief eines wilden Mannes, an eine Urne auf einem Altar gelehnt, darüber FALLEN
DIE SÖHNE DES RECHTS DANN TRAUERT DER GERECHTIGKEIT GOTT TUISKON". Ge-
zeichnet RVHL FEC". Breite 0,88 Höhe ohne Unterbau 1,58 m.
Grabstein des Ludwig Friedrich Orville, geb. zu Meysenheim 31. Jan. 1676, Sohnes des Tara-rasa
Jak. Orville und der Susanna Elisabeth Ziegler, 28 Jahre Kaufmann in England, unverheiratet, gest.
zu Cassel 8. 1734 am Schlaganfall. Errichtet von der verwitweten Schwester. Rechteckige Sand-
steinplatte, liegend, mit Schriftkartusche unter Baldachin mit Engelsköpfchen, am Fußende Wappen
Löwe zwischen Putten, am Kopfende allegorische Figuren. Lateinischer Text. Breite 1,02
Höhe 2,15 m.
Grabstein des Ca rl Pfeiffer, Obergerichtsassessors, geb. 4. Okt. 1803, gest. 31. Juli 1831. Er- Tafeiöoä
richtet von der Bürgergarde zu Cassel. Quadratischer Sandsteinobelisk, schlicht, mit bekrönendem
Stern und ornamentiertem Fuß, auf architektonisch gegliedertem Postament mit Sockel, Dreieckgiebel
zwischen Akroterien, umrahmten Schriftfeldern zwischen Fackeln, auf Vorderseite Schwert und Wage
in Eichenkranz, auf Rückseite Leier und Pergamentrolle in Lorbeerkranz, in den Giebelfeldern Stern
bezw. Schmetterling in Blütenkranz. Inschrift ES SANK DER TOD IN WELLEN AUF IHN
NIEDER ALS SEINES GEISTES KRAFT IN BLÜHTE STAND DER POLENKAMPF DURCH-
RAUSCHTE SEINE LIEDER DES VOLKES FREIHEIT WAR SEIN HOFFNUNGSLAND UND
ALLE MENSCHEN WAREN SEINE BRUDER". Gezeichnet I. G. WEBER FEC". Breite 1,12
Höhe 4,45 m.
Grabstein des Joh. Ernst Sander, Kaufmanns, geb. zu Karlshafen 14. Mai 1792, gest. 20. Aug.
1833, und seines Bruders Carl Heinr. Sander, geb. zu Carlshafen 10. Febr. 1795, gest. 6. Juni 1832.
Rechteckige Sandsteinplatte, stehend, mit Sockel und Bekrönung aus Bogengiebel zwischen Akroterien
über einem Gesims, im Giebelfelde auf Vorderseite Anker, Kreuz und Efeublätter, auf Rückseite
geflügelte Sanduhr. Breite 0,87 Höhe 2,18 m.
Grabstein der Marie Eleonore Dorothe von Schoenfeld, geb. von Wintzingerode, gest. Tannen
20. Juli 1780 infolge eines Sturzes aus dem Wagen. Sandsteinpostament von kreisförmigem Grund-
riß, mit Kanneluren, Gesimskranz, Schrifttafel, Kranzgehängen und Marmorvase. Errichtet von der
Landgräfm Philippine von Hessen. Französischer Text Durchmesser 0,85 Höhe 2,38 m.
Grabstein des Brostrup von Schört, gest. 25. März 1703. Zum Teil verdeckt durch den Grabstein
von Münchhausen. Rechteckige Sandsteinplatte, aus zwei Teilen bestehend, liegend, mit ovalem Schrift-
feld mit Palmenkranz zwischen kriegerischen Emblemen, darunter in Medaillon Figur mit der Um-
schrift COMES VIRTUTIS INVIDIA", darüber Allianzwappen drei Rosen auf Schrägbalken, auf
fliegendem Band BROSTRUP VON SCHÖRT", und gekrönter Vogelkopf mit Hufeisen im Schnabel,
auf fliegendem Band GRESENICH". Umschrift am Rand DER SOHN IOHANN HEINRICH VON
SCHÖRT OBRIST LIEUTNANT. FRÄULEIN ANNA UND FRÄULEIN EMILIA SIBILLA VON
SCHÖRT ALS TOCHTER". Breite 2,22 Höhe 2,65 m.
Losch, Schönfeld S. 17 f. Abb. bei Mebes, Um 1800 S. 194.
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Gra bstein des Nicolaus Wetzel, Archipraetors zu Cassel, und seiner Ehefrau Catharina Elisabeth,
geb. Motz, 1'680. Rechteckige Sandsteinplatte, liegend, mit Laubgewinde am Rande, Schrifttafel in
Palmenkranz, am Kopfende Allianzwappen geteilter Schild, oben Vogel auf Zweig und drei Rosetten,
unten Fuchs mit Gans. Zwei gekreuzte Äxte. Breite 1,58 Höhe 2,48 m.
Grabstein des Friedrich Ludwig von Witzleben, kurhess. Staatsministers, geb. 9. Mai 1753,
gest. 16. März 1830, der Sophia Margarethe Louise von Witzleben, geb. von Preuschen, geb. 8. Sept.
1761, gest. 18. April 1823, des Hartmann Ludwig Carl von Witzleben, kurhess. Obergerichtsrats,
geb. 19. Dez. 1794, gest. 19. Sept. 1825 und der Sophia von Witzleben, geb. 18. Juli 1821, gest.
3. Mai 1850. Rechteckige Sandsteinplatte, stehend, mit Stufenunterbau, Giebel und gußeiserner
Schrifttafel. Breite 1,24 Höhe ohne Unterbau 1,97 m.
Grabstein der Sophie Elisabeth Wohler, geb. Lange, geb. 11.Juni 1779, gest. 15. April 1843,
und ihrer Tochter Franziska Marie, geb. 25. Sept. 1811, verh. mit dem Prof. Wöhler, gest. 11.Juni
1832. Quadratischer Sandsteinpfeiler, mit schrägem Sockel, Ecksäulchen, Rundbogenblenden und
gestaffelten Giebeln mit Kreuzblumen. Romanisierend. Breite 1,08 Höhe 2,40 m.
Grabstein des Freiherrn Carl Leopold von Zastrow, preuß. Generals und Chefs eines
Füsilierregiments, geb. 15. Nov. 1705, gest. 20. Febr. 1779. Sandsteinsarkophag in Pyramidenform
mit Volutenaufsatz, auf Vorderseite Wappen Zweig mit Eicheln mit Kriegsemblemen, auf der linken
Seite Totenkopf, auf der rechten Seite Sichel und geflügeltes Stundenglas Länge 1,70 Breite
0,72 Höhe 1,05 m.
Grabstein der Dorothea Sophia Ehefrau des Hofhospitalvogts Rechteckige
Sandsteinplatte, liegend, Vorhang mit Totenkopf am oberen Ende, darauf ovale Schrifttafel in Akanthus-
umrahmung, darunter Spruchkartusche. Rokoko. Breite 1,17 Höhe 1,97 m.
Grabstein einer unbekannten Frau. Rechteckige Sandsteinplatte, stehend, mit Sockel und Be-
krönung aus Voluten als Schlangen und Palmetten über einem Gesimsband mit Kanneluren, auf
Vorderseite ovales Schriftfeld mit profilierter Umrahmung, auf Rückseite die Inschrift DER GE-
LIEBTEN MUTTER SETZTEN DIESES DENKMAHL DIE DANKBAREN KINDER". Klassizistisch.
Breite 0,84 Höhe 1,90 m.
Grabstein eines Unbekannten. Rechteckige Sandsteinplatte, stehend, mit Sockel und Bekrönung
aus Spitzbogen zwischen Akroterien, im Giebel Mooskranz, auf Rückseite Urne und Schmetterling.
Gezeichnet RUHL. F." Breite 0,50 Höhe 1,48 m.
im westlichen Teile des Friedhofes
Grabstein der Lovise Christine Bach, geb. Stroelein, geb. 1726, gest. 1803. Rechteckige
Sandsteinplatte, stehend, mit toskanischen Halbsäulen an der Seite und Bekrönung aus Dreieck-
giebel zwischen Akroterien, auf Vorderseite kniender Engel, der Widmung anschreibt, auf Rückseite
zwei gekreuzte Fackeln und zwei Urnen, im Giebelfelde auf Vorderseite Kranz, auf Rückseite Schlange.
Breite 1,38 Höhe 1,98 m.
Grabstein des Fried. Baehr, Kaufmanns und Kommerzienrats, geb. 28. Nov. 1754, gest. 2. März
1812, des Friedrich Sundheim, Schulrats, gest. 1833, des Ludwig Baehr, Kommerzienrats, gest. 1836,
und seiner Ehefrau Juliane, geb. Meyer, gest. 1840. Rechteckige Sandsteinplatte, stehend, mit proü-
liertem Rand und Spitzbogenabschluß, auf Rückseite Kreis mit sieben Sternen. Gotisierend. Breite
0,69 Höhe 1,76 m.
Gra bstein der Caroline von Baum bach geb. Schenck zu Schweinsberg, Ehefrau des Wilh. von
Baumbach, Erb- und Gerichtsherrn zu Nentershausen, Mutter von Moritz, Luise und riedr. von
Abbvin Kriegergräber im Felde und daheim, Jahrbuch d. deutschen Werkbundes 1916I17, Taf. 153, in Zeitschr. Heimatschutz
XI S. 44 und in Zeitschr. f. Bauwesen 1918 S. 409. Mitteilungen d. Landesvereins Sächsischer I-Ieimatschutz 1916 S. 141 Wie mutet es
sympathisch an, wenn wir auf dem mit Waffen, Fahnen und Wappen geschmückten Sarkophage des Generals Carl Leopold Freiherr von
Zastrow die kurze Charakteristik finden ,Ein Held und Menschenfreundf"
Baumbach, geb. 7. Mai 1769, gest. 11. Nov. 1796. Quadratischer Sandsteinobelisk, mit breitem
Bandgesims für die Schrift, auf dem vorgezogenen Sockel die Figur eines Engels mit umgekehrter
Fackel, auf Rückseite Amphora mit Schmetterling, auf den Seitenflächen Schlange und Widmung.
Breite 0,64 Höhe 2,75 m.
Grabstein des Friedrich von Baumbach-Nentershausen, kurf. hess. Oberforstmeisters und
Kammerherrn, geb. zu Nentershausen 12. März 1788, gest. zu Cassel 9. Dez. 1824. Erneuert. Recht-
eckige Granitplatte, schräg liegend, auf künstlicher Natursteinunterlage. Breite 0,86 Länge 1,80 m.
Umgitterung.
Grabstein des Anton Boedickers, Stadtaktuars, geb. 22. April 1776, gest. 31. Dez. 1832. Recht-
eckiger Sandsteinpfeiler mit Sockel und Pyramidenbekrönung, auf Rückseite Schild mit B. Breite
0,46 Tiefe 0,38 Höhe 1,55 m.
Grabstein der Anna Margaretha Causid, Ehefrau des Paul Causid, des Jüngeren, geb. 10. Dez. Tafel 499,1
1750, verh. 18. Febr. 1781, gest. 21. Aug. 1782. Quadratischer Sandsteinpfeiler, verjüngt, mit Sockel
und Urne abgestürzt, auf Vorderseite Medaillon rnit Porträt, auf Rückseite Medaillon, verwittert, am
Sockel Kranzwulst, auf Deckplatte Mäander. Breite 0,78 Höhe 1,85 m.
Grabstein des Paul Causid, Kaufmanns, geb. zu Bern 28. April 1699, in der Lehre tätig in Stuttgart Tnfel 499.1
und Nürnberg, später in Cassel, gest. 22. Aug. 1780, beerdigt neben der Ruhestätte seiner Tochter
Margarethe Gabrielle. Errichtet von den drei Söhnen Simon, Jeremias und Paul 1. Mai 1782. Recht-
eckige Sandsteinpyramide, mit Sockel und Vase abgestürzt, auf Vorderseite ein Sämann Länge
1,42 Breite 0,95 Höhe 1,40 m.
Grabstein des Christoph Engelhard, kurfürstl. hess. Kammerpedells, geb. 7. Sept. 1737, gest.
10. Sept. 1810, seiner Ehefrau Maria Elisabet, geb. Schmidt, geb. 14. Nov. 1738, gest. 31. Jan.
1803, seines Bruders Joh. Heinrich Schmidt, geb. 30. Nov. 1729, unverheiratet gest. 16. Nov. 1801,
und des Wilhelm Balthasar Schmidt, geb. 9. Aug. 1732, gest. 1. Dez. 1818. Rechteckige Sandstein-
platte, mit Sockel und Bekrönung aus Pyrarnidengiebel zwischen Akoterien über ornamentierten Sima-
gliedern, auf der Stirnfläche der Akroterien Amphora, auf Rückseite Urne mit Schmetterling. Gezeichnet
SEVSSING. FEC." Breite 0,83 Höhe 1,64 m. Erneuert durch Frau Sophie Schmitt 1819.
Grabstein des Joh. Heinr. Ertmer, Pfarrers und Dechanten, geb. auf dem Eichsfelde 1. Mai 1784,
gest. zu Cassel 16. Febr. 1834. Rechteckige Sandsteinplatte, stehend, mit Halbsäulchen an der Seite
und Giebelbekrönung aus Wimperg, im Giebelfelde der gute Hirt, auf Rückseite Buch, Kelch, Stola
und Hostie. Gotisierend? Breite 1,16 Höhe 2,80 m.
Grabstein des Johann Gottlieb Fiedler, geb. 3. Febr. 1728, gest. 27. Jan. 1800, seiner Ehefrau, um 500.1
Anna Cath., geb. Reinhard, geb. 25. Nov. 1743, gest. 21. Nov. 1818, und seiner Kinder Balthasar
Friedr., geb. 31. Aug. 1769, gest. 19. Sept. 1774, Catharina Wilhelmine, geb. 26. April 1779, gest.
17. Sept. 1791 und Johann Baltasar, geb. 26. April 1779, gest. 17. Sept. 1791. Rechteckige Sand-
steinplatte, stehend, mit Sockel und zurückgeschlagenem Vorhang. Gezeichnet GEBR. HEYD. F."
Breite 0,80 Höhe 2,00 m.
Grabstein des Bonifacius Freudenberg. Sandsteinplatte, stehend, mit gegliedertem Umriß und
gegliedertem Sockel, oberes Feld mit Kartusche, unteres Feld halbkreisförmig abgeschlossen und mit
verwitterter Reliefdarstellung. Breite 0,76 Höhe 1,20 m.
Grabstein des Carl Friedrich Gerstäcker, geb. 15. Nov. 1788, gest. 1. Juni 1825. Quadratische
Sandsteinpyramide, abgestumpft, mit Sockel und Bekrönung aus Gesims und Zeltdach. Inschrift
WAS SEINE LIPPEN UNS GESUNGEN WAS SO. VON HERZ ZU HERZ GEDRUNGEN ES
Abb. Getreue Vorstellung des dem Kaufmann Paul Causid auf dem Cassellischep Gottesacker von seinen drey Söhnen errichteten
Grabmahls, seiner Asche kindlich geweihet von S. C. 1782. G. W. Weise sc. et exc."
Nach Lobe, Wanderungen S. 87, Denkstein, welchen die hiesige katholische Gemeinde dem verstorbenen Dechanten Ertmer
setzen ließ und wozu Prof. Müller die Idee angegeben und unter seiner Leitung hat ausführen lassen."
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Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel. V1. Cassel-Sladt.
833
QQQQQQ QQQQ Friedhöfe. ää äääääääälä
LEBT ZU UNVERGESNER LUST UNSTERBLlCl-I FORT lN lEDER BRUST" Breite 0,80
Höhe 1,40 m.
Grabstein der Maria Elisabeth Grimm, geb. Böttner, geb. 9. Aug. 1803, gest. 15. Aug. 1842
AUF, MARIA HIMMELFAHRT". Sandsteinsarkophag mit Sockel, auf dem Deckel Bronzeplatte mit
Schrift, Kranz und kniendemEngelF Länge 1,44 Breite 0,78 Höhe 1,40 m.
Grabstein der Philippine Gundelach, geb. 1768, und ihrer Kinder Carl Fried. Wilh., geb. 1792,
gest. 1793, und Franz Wilh., geb. 1799, gest. 1800. Rechteckige Sandsteinplatte, stehend, mit Sockel,
seitlichen Pilastern und Bekrönung aus Giebel mit Akroterien, im Mittelfeld Darstellung einer zum
Himmel fahrenden Frau mit Engelwolken und untergehender Sonne, am Sockel Schrifttafel zwischen
Urnen. Gezeichnet RUHL F". Breite 1,10 Höhe 2,10 m.
Grabstein der Maria Charlotte Haas, geb. Mensing, Ehefrau des Burggrafen Wilhelm Haas, geb.
8. Dez. 1742, gest. 29. April 1796. Quadratischer Sandsteinobelisk mit Sockel. Breite 0,70
Höhe 2,10 m.
Grabstein der Anna Barbara Hartung, geb. Gun ann, und des Fr. Hartung, geb. 25. Nov.
1801, gest. 12. Sept. 1838. Sandsteinpfeiler, verjüngt, mit Sockel und Bekrönung in antiken Formen,
im Giebelfelde Kreuz, auf Rückseite Fackel. Breite 0,55 Höhe 1,65 m.
Grabstein des Johann Jungk, Kaufmanns und Munizipalrats zu Cassel, gest. 1811, 54 Jahre alt.
Errichtet vongM. Ch. Jungk, geb. Vorwerk, Paul, Helene, Carl, Philipp und Marie Jungk. Sand-
steinpostament, verjüngt, mit Schrifttafeln, Tuchgehängen, Dreieckgiebel und Vasenbekrönung, in
Verbindung mit Sarkophag. Gezeichnet L. BARTHOLD FECz" Breite 1,05 Tiefe 1,10
Höhe 2,30 m.
Grabstein des Franz Knappe, geb. 28. Sept. 1774, gest. 18. Febr. 1814. Errichtet von Machtallena
Knappe, geb. Sturm. Rechteckige Sandsteinplatte, stehend, mit Dreieckgiebel und Akroterien, Schrift-
tafel unter einem Tuchgehänge, im Giebelfelde Kreuz, auf Rückseite Urne auf Konsole. Gezeichnet
L. BARTHOLT FECz". Breite 0,90 Höhe 1,94 m.
Grabstein der Anna Martha Koehler, geb. Koehler, geb. 30. Nov. 1741, verwitwet. Rechteckiger
Sandsteinpfeiler mit hohem Sockel und Bekrönung aus Gesims, Dreieckgiebeln und Akroterien, am
Sockel vorgezogene Schrifttafel, auf Vorderseite Relief des Genius der Tugend, die Treue und
Rechtschaffenheit bekränzend, auf Rückseite gekreuzte Fackeln, mit Bändern an einem Nagel auf-
gehängt. Gezeichnet GEB HEYDEN. FECz". Breite 0,73 Tiefe 0,42 Höhe 2,00 m.
Grabstein des Ludwig Kroeschel, geb. zu Cassel 17. Juli 1787 gest. 1810, und seiner Ehe-
frau Maria, geb. Sell, aus Allendorf a. W., gest. 1813. Rechteckige Sandsteinplatte, stehend, mit
Sockel und Bekrönung aus Dreieckgiebel und Akroterien, im Giebelfelde zwei gekreuzte Fackeln.
Breite 0,78 Höhe 1,85 m.
Grabstein des Hermann Kümmel, geb. 13. März 1770, seiner Ehefrau Gertraudt, geb. Krollpfeiffer,
geb. 6. Mai 1783, der Sophia Kümmel, geb. 22. Sept. 1814, gest. 12. Dez. 1821, des August Kümmel,
geb. 13. April 1820 und anderer, deren Namen verwittert sind. Die Sterbedaten meist nicht aus-
gefüllt. Quadratische Sandsteinpyramide, abgestumpft, mit Sockel und Bekrönung aus Gesims, Mittel-
giebeln und Akroterien, jetzt ohne Aufsatz, in den Giebelfeldern je drei Sterne. Breite 0,66
jetzige Höhe 1,20 m.
Grabstein des Georg Daniel Mauritius, Ökonoms, geb. 9. Okt. 1757, gest. 7. Juni 1817. "Sand-
steinobelisk, abgebrochen, auf Unterbau von Feldsteinen, auf Rückseite Aufforderung, das Denkmal
zu schonen. Durchmesser 0,80 mittlere Höhe 1,40 m.
Rogge-Ludwig, Friedhof S. 191 ff.
Stoll, Grimm S. 598.
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Grabstein der Anna Rebecca Mensing, geb. Schwartz, geb. 23. Okt. 1746, gest. 10. Dez. 1803,
und ihres Ehemanns, des Hofvergolders Joh. Heinr. Mensing, geb. 27. Mai 1740, gest. 20. Aug. 1808.
Rechteckige Sandsteinplatte, stehend, mit seitlichen Pilastern und Bekrönung aus Giebel und Akroterien,
im Giebelfeld Schmetterling, auf Rückseite Urne, im Giebelfeld Sanduhr. Gezeichnet SEUSSlNG.
FEC." Breite 0,96 Höhe 1,73 m.
Grabstein des David Müller, Steinmetzmeisters, geb. 23.Mai 1735. Quadratischer Sandsteinobelisk,
abgestumpft, mit Resten einer Bekrönung, auf gegliedertem Unterbau, am Unterbau Schrifttafel mit
Giebel, darüber Urne. Breite 0,94 Höhe 2,44 m.
Grabstein des Johannes von Mueller geb. zu Schafhausen 1752, gest. zu Cassel 1809. Marmor-
platte, stehend, auf Stufenunterbau, mit halbkreisförmigem Giebelfeld mit Hauptgesims und Akroterien,
zwei seitlichen allegorischen Figuren, Porträtbüste im Giebelfeld und der Inschrift WAS THUKYDIDES
HELLAS TACITUS ROM, DAS WAR ER SEINEM VATERLANDE", am Sockel DIESES GRAB-
MAL SETZTE DER BEWUNDERER SEINER GESCHICHTSWERKE KOENIG LUDWIG
BAYERN." Gezeichnet F. BRUGGER FEC. MÜNCHEN". Breite 1,50 Höhe 3,40 m.
Grabstein des Johann Conrad Nagell, Ratsverwandten, Kauf- und Handelsmanns, geb. 14. Febr.
1733, gest. 5. April 1796, und seiner Ehefrau Anna Margaretha, geb. Boettner, geb. 4. Nov. 1745,
gest. 27. Okt. 1817. Rechteckige Sandsteinplatte, liegend, mit Segmentbogenabschluß, zwei ovalen
Schrifttafeln, am Kopfende Handelsmarke mit IC in Lorbeerkranz zwischen Urnen, am Fußende
gekreuzte Fackeln. Breite 1,12 Höhe 2,24 m.
Grabstein des Jean Jaques de la Porte, Pastors der beiden französischen Kirchen zu Cassel.
geb. 16. Dez. 1721, gest. 22. Mai 1788. Sandsteinsäule, kanneliert, mit Urne, auf quadratischem
Sockel. Lateinischer und französischer Text? Breite 0,95 Höhe 3,40 m.
Grabstein des Johan Wolffgang Reitgeld, Weinhändlers, geb. zu St. Georgen Gmündt im
Anspachischen 10. Sept. 1720, gest. zu Cassel 8. Aug. 1755, und seiner Ehefrau Catharina Sophia,
geb. Ritter, geb. zu Hersfeld 25. Nov. 1728, gest. zu Meinbressen 25. Mai 1804, begr. zu Cassel
27. Mai 1804. Sandsteinplatte, stehend, mit geschweifter Bekrönung und Rokoko-Ornamentum-
rahmung für die Schriftfläche. Breite 1,12 Höhe 2,00 m.
Johannes von Müller erhielt erst verhältnismäßig spät ein Denkmal. Der Verfasser der Garküche, S. 16, der die Armut Cassels
an Denkmälern überhaupt beklagt, hebt 1814 hervor, daß nicht einmal ein Grabstein die Asche des Johannes Müller bedeckt". Gundlach,
Müller, S. 226 Die westfälische Regierung, der er sein Leben geopfert, hat ihm kein ehrendes Denkmal gesetzt ja, erst ,nach drei-
jährigem geheimen Widerstande von Seiten hoher Personen zu Cassel' gelang es Müllers Bruder, ein einfaches Denkmal auf sein Grab setzen
lassen zu dürfen." Lobe, Wanderungen S. 88, bemerkt 1837, daß ein kleiner einfacher Würfel, kaum die Höhe des Grases überragend,
die Gebeine des großen Geschichtschreibers Joh. von Müller deckt. König Ludwig von Bayern soll, einem früheren Gerüchte zufolge, den
Platz noch als Kronprinz angekauft haben, um daselbst ein dem großen Manne würdiges Denkmal errichten zu lassen, es ist aber bis jetzt
noch nicht zur Ausführung gekommen." Die Ausführung des jetzt stehenden Denkmals erfolgte nach Rommel, Erinnerungen aus meinem
Leben, in Bülau, Geheime Geschichten S. 486, im Jahre 1851. Per. Blätter f. d. Mitgl. d. beiden hist. Ver. d. Großherzogth. u. d.
Kurfürstenth. Hessen 1851 S. 312 Zusammenkünfte der Mitglieder zu Cassel. 10. September. Director v. Rommel machte Mittheilungen
über das Denkmal, welches von Sr. Majestät dem Könige von Baiern gegenwärtig auf dem hiesigen alten Todtenhofe über dem Grabe
Johannes von Müller aufgerichtet wird. Es wird nach dem Entwurf des Ceheimen-Raths v. Klenze, mit der Büste des großen im Jahre 1809
zu Kassel verstorbenen Geschichtsschreibers, und den beiden Figuren der Geschichte und der Gerechtigkeit geziert, zur Unterschrift die
Worte enthalten Was Thucydides Hellas, Tacitus Rom, War er seinem Vaterland." Gundlach, Müller S. 226 lm Beginne des Frühlings
1852 ließ König Ludwig I. von Bayern auf dem Casseler Friedhofe an der Stelle, wo Müllers Gebeine ruhen, das durch den Münchener
Bildhauer Brugger entworfene und ausgeführte Denkmal errichten. Man sieht oben unter dem rundbogigen Frontispice auf einem Tragsteine
die wohlgetroifene Büste Müllers, darunter rechts und links an den Seiten des Denkmals die Gestalten der Astraea und der Clio, diese mit
Griffel und Rolle, jene mit einem Eschenzweige, dem Sinnbilde der Stärke, und der Wage der Gerechtigkeit, beide gleich der Büste
aus weißem Tiroler Marmor aus den Brüchen bei Schlanders. Die Mitte des Denkmals nimmt die vom Könige selbst verfaßte Lapidar-
inschrift ein." Knabe, in Hessenland XXIII S. 149 ff. Abbildung des Denkmals in Illustrierte Zeitung 1852 S. 161. Entwurf zum Denk-
mal, Steindruck, im Denkmälerarschiv Cassel. Vgl. Kopfbild auf S. 816.
Nach Gerland, Du Ry S. 134, stammt der Entwurf .zu dem Denkmal von S. L. du Ry. Eine Aquarellskizze des Friedhofes
Denkmälerarchiv Cassel, die das Denkmal in bevorzugter Darstellung wiedergibt und die Unterschrift Monument eleve dans le Cimetiere de
Cassel la Memoire de M. Jean Jaques de La Porte" trägt, zeigt die Signierung Du Ry inv."
Tafel 501,
Tafel 502,
Tafel 497,
QQQQQE 835 QQQQQ
105'
Üff
Grabstein der Charlotta Wilhelmina Rudolph, geb. Bugeburgin, Ehefrau des Opfermanns der
evang.-luth. Gemeinde Joh. Wilhelm Rudolph, Rechteckige Sandsteinplatte, stehend, mit Sockel und
Volutenbekrönung über einem Gesims. Breite 0,49 Höhe 1,07 m.
Grabstein des Johannes Ruhl, Kabinettsschreiners, gest. 1794. Sandsteinpostament von dreieckigem
Grundriß mit abgestumpften Ecken, mit Sockel und Bekrönung aus Dreieckgiebeln zwischen Halb-
kreis-Akroterien, auf Unterbau aus Feldsteinen, auf Vorderseite Schrift, auf den Seitenflächen Urne
mit Fackeln und Schlange und Schmetterling. Seitenbreite 0,53 Höhe 1,40 m.
Grabstein der Augusta von Schlotheim, 33 Jahre alt. Freistehende Sandsteinfigur, kniender
Engel neben Postament mit Urne, auf rechteckigem Sandsteinsockel. Lateinischer Text. Gezeichnet
RVHL F. 1798". Länge 1,22 Breite 1,00 Höhe 2,50 m.
Grabstein des Georg von Schmerfeld, gest. 21. Dez. 1823, und seiner Ehefrau Friederike, geb.
Gissot, geb. 8. Juni 1764, gest. 7. Okt. 1821. Marmorsarkophag mit reichem Akanthusornament auf
rechteckigem, gegliederten Sandsteinunterbau mit rechteckigen Füllungen mit Eichenlaubwulst. Ge-
zeichnet l. G. WEBER FEC!" Länge 3,08 Breite 2,15 Höhe 3,70 m.
Grabstein des Johann Conrad Schmit, Weinschänken und Contributionseinnehmers, errichtet 1748.
Rechteckige Sandsteinplatte, stehend, mit Sockel und geschweifter Bekrönung, Kartusche mit Akanthus-
ranken als Schriftfeld, im Giebelfeld- Engel, eine Krone haltend. Breite 0,73 Höhe 1,08 m.
Grabstein der Charlotte von Schönfeld, geb. von Belcastel Escayrac, gest. 20. Nov. 1823, im
85. Lebensjahr. Sandsteinkreuz, auf säulenartigem Sockel. Höhe 2,60 m.
Grabstein des Geo. Lud. Schroeder, aus Spangenberg, geb. 29. Sept. 1765, gest. 8. Febr. 1811.
Sandsteinplatte, stehend, verjüngt und halbkreisförmig abgeschlossen, mit Sockel, am Kopfende Kranz
aus Lorbeer und Eiche, am Fußende Halbkreisfeld mit Urne, auf Rückseite Widmung v. Wildungen.
Breite 0,95 Höhe 1,90 m.
Grabstein des Carl Friedrich Wilhelm von Schütz, einzigen Sohnes des preuß. Geh. Finanzrats
Carl George von Schütz und der Caroline Philippine von Schütz, geb. zu Cüstrin 25. Dez. 1787,
gest. zu Cassel 4. Juni 1795. Freistehende Sandsteinfigur, trauernder Engel neben Postament mit
Urne, auf rechteckigem Sandsteinsockel. Gezeichnet GEBR HEYD. F". Breite 1,00 Höhe 2,20 m.
Grabstein der Philippine Cath. Schulz, geb. Nagel, geb. 12. Aug. 1784, gest. 6. Jan. 1841, der
Wilhelmine Geor. Schulz, geb. 9. Nov. 1805, gest. 8. Okt. 1821, der Louise Jac. Gschwind, geb.
15. Jan. 1810, gest. 30. Aug. 1831, der Henriette Joh. Schulz, geb. 18. Juli 1807, gest. 27. März
1824. Rechteckige Sandsteinplatte, liegend, viergeteilt, mit kleinem kreisförmigen Mittelfeld. Breite
1,18 Höhe 2,10 m.
Grabstein des Johannes Schwiger aus Hohenkirchen, Seminaristen, geb. 27. März 1782, gest.
6. März 1803. Rechteckige Sandsteinplatte, stehend; mit Dreieckgiebel, im Giebelfeld Schmetterling,
auf Rückseite Fackel und Buch, auf einem Altar. Breite 0,83 Höhe 1,65 m.
Grabstein des George Sillem, geb. zu London 5. Juni 1830, gest. zu Cassel 2. Nov. 1837, und
der Mathilde Louise Sillem, geb. zu London 5. Dez. 1831, gest. 16. Okt. 1837. Sandsteinsarkophag
mit Satteldach, darauf gußeiserne Platten, mit Kantenblumen an den Schrägen und mit Giebelkreuz.
Gotisierend. Breite 1,73 Länge 1,77 Höhe 0,90 m.
Grabstein des Johann Vogt, Stadtzimmermeisters, und seiner Ehefrau. Rechteckige Sandsteinplatte,
stehend, mit Sockel, Voluten- und Kugelbekrönung. im Giebelfelde Zimmermanns-Werkzeug. Breite
0,50 Höhe 1,25 m. Barock.
Grabstein des Johann Georg Waldmann, Stadt- und Landchirurgen, geb. 2. Nov. 1737, gest.
15. Mai 1803, und seiner Ehefrau Martha Elisabeth, geb. Humburg, geb. 3. Dez. 1750, gest. 2. Sept.
Nach Piderit, Cassel S. 499, stammt der Entwurf von Daniel Engelhard. Zeitschr. Heimatschutz XI S. 45 Der mächtige
Unterbau spricht allein schon durch seine Steinmasse, die durch ihre einfache Gliederung um so stärker zur Wirkung kommt. Im Gegensatz
dazu der reich verzierte Sarkophag, in ehrfurchtgebietende Entfernung gerückt."
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1815. Rechteckige Marmorplatte, stehend, mit Sockel und-Bekrönung aus Dreieckgiebel zwischen
Akroterien, neben der ovalen Schrifttafel zwei Amphoren, im Giebelfelde vertiefte Sonnenuhr, von
Schlange umgeben. Breite 1,08 Höhe 2,05 m.
Grabstein des Friedrich Weidemeyer, Handelsmanns, geb. 5. März 1735, gest. 16. Jan. 1810,
seiner Ehefrau Maria, geb. Wilmes, geb. 20. Febr. 1754, gest. 10. Febr. 1829, und seiner Kinder.
Marmorplatte, stehend, schwach verjüngt, mit Sockel, ausgeeckter Schrifttafel, Flechtbandgesims und
Pyramidengiebel, auf Rückseite Schmetterling. Errichtet 1802. Gezeichnet SEUSSlNG FEC" Breite
0,90 Höhe 1,80 m.
Grabstein des Justus Henrich Weimar, Bäckermeisters, Kirchenvorstehers und Ratsschöffen, geb.
7. Okt. 1676, gest. 1746, und seiner Ehefrau Martha Elisabetha, geb. Haurand, geb. 14. Okt. 1682,
gest. 12.Juni 1758. Rechteckige Sandsteinplatte, stehend, mit geschweifter Akanthusbekrönung, zwei
ovalen Schildern mit Akanthusumrahmung für die Schrift und mit Kartusche am Sockel, auf Rück-
seite Flachornament. Breite 0,85 Höhe 1,50 m.
Grabstein des Freiherrn Julius Jürgen von Wittorf, hess. Geh. Staatsministers, Oberkammer-
herrn, Ritters und Kanzlers des goldenen Löwenordens und Ritters des schwarzen Adlerordens, geb.
zu Celle 12. Okt. 1714, gest. 9. Okt. 1802. Rechteckige Sandsteinplatte, stehend, mit ausgeeckter
Schrifttafel und Bekrönung aus Bogengiebel und seitlichen Akroterien, im Giebelfelde Wappen Schräg-
balken mit drei Fischen mit Helmzier, auf Rückseite Medusenhaupt. Breite 0,98 Höhe 1,80 m.
Grabstein des Franciscus NicolausZapff, Hofsteinmetzen, geb. 17. Aug. 1725, gest. 1759, und
seiner Ehefrau Sophia Scharlotta, geb. Rang, geb. 6. Apr. 1722. Sandsteinplatte, stehend, mit ge-
gliedertem Umriß, Doppelkartusche mit Schrift, darüber unsymmetrische Kartusche und Krone. Breite
0,82 Höhe 1,29 m.
Grabstein einer unbekannten Frau, gest. 15. Juli 1718, 54 Jahre alt. Rechteckige Sandsteinplatte,
stehend, mit Sockel und Bekrönung aus Segmentbogengiebel und Kugel, ovalem Schriftfeld mit
Akanthus- und Volutenumrahmung, im Giebelfeld Sanduhr, am Sockel Totenkopf, auf Rückseite ovales
Schriftfeld. Breite 0,93 Höhe 1,86 m.
Grabstein eines Unbekannten, gest. 1745, 34 Jahre alt. Sandsteinplatte, stehend, mit gegliedertem
Umriß, Sockel und Doppelkartusche, darüber Strahlenkranz. Breite 1,12 Höhe 1,35 m.
Grabstein eines Unbekannten, gest. 1710. Sandsteinplatte, stehend, mit Sockel, ornamentierten
Halbsäulen-Pilastern, seitlichem Rollwerk und Bekrönung aus gebrochenem Schneckengiebel. Breite
0,80 Höhe 1,69 m.
Grabstein eines Unbekannten. Rechteckige Sandsteinplatte, stehend, mit vorgelegten kannelierten
Pilastern und Bekrönung aus Dreieckgiebel und seitlichen Akroterien, im Giebelfeld Lamm mit Fahne,
auf Rückseite Urne auf Konsole. Steinmetzzeichen. Klassizistisch. Breite 0,92 Hohe 1,70 m.
Grabstein eines Unbekannten. Sandsteinpostament von quadratischem Grundriß mit gekehltem
Aufsatz und Urne, an Postament und Urne Tuchgehänge, am Aufsatz Wappen Kleeblatt und zwei
Sterne mit Helmzier gekreuzte Füllhörner und Sonne. Rokoko. Breite 0,76 Höhe 2,40 m.
Grabstein eines Unbekannten. Sandsteinpostament, bestehend aus Sarkophag und Obelisk mit Urnen.
Klassizistisch. Länge 1,85 Höhe 3,12 m.
auf den Außenseiten der Lutherkirche
Grabstein des Sebastian Boclo, Rektors. Errichtet vom Sohne Rud. Wilh. Boclo, Doctor der
Philosophie, Jahre nach dem Tode des Vaters, Rechteckige Sandsteinplatte, stehend, mit Sockel
und Bekrönung aus rechteckiger Staffel mit Volutenecken und Fruchtschote, in der Bekrönung Allianz-
wappen. Barock. Breite 0,75 Höhe 1,75 m.
Grabstein eines Bürgers und Ratsverwandten, gest. 11. Jan. 1625, 74 Jahre alt. Sandsteinplatte,
stehend, epitaphartig gegliedert, mit konsolartigem Sockel, Mittelfeld mit seitlichen konsolartigen Pilastern,
an denen Schilde mit l-lausmarken und Handwerkszeichenf darunter eine Bretzel hängen, Bekrönung
Tafel 500,
Tafel 495,
Tafel 490,
Tafel 45-47,
Tafel 502,
Tafel 490,
Tafel 489,
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aus rechteckiger Kartusche mit seitlichen Engeln und jetzt fehlendem Aufsatz, im Sockel- und Giebel-
felde Schrift, im Mittelfelde kniende Familie unter Baldachin mit Engelsköpfen. Breite 1,05
jetzige Höhe 1,72 m.
Grabstein eines Un bekannten. Sandsteinplatte, stehend, mit Sockel, Mittelfeld mit seitlichen Hermen,
an denen Schilde mit Steinmetzzeichen und Hausmarke hängen, Gebälk und Bekrönung aus Recht-
ecktafel, Dreieckgiebel und Rollwerk in den Staffelecken, am Sockel Schrift und das Monogramm
im Mittelfelde flache Rundbogennische mit Darstellung der Auferstehung und kniender Familie,
in den Bogenzwickeln Lamm mit Fahne und Darstellung der Himmelfahrt, im Giebelfelde Engelskopf
und die Jahreszahl 1598. Erneuert vom Stadtgerichts-Registrator Georg Wenzel 1826. Breite 0,93
Höhe 1,35 m.
Grabstein eines Unbekannten. Sandsteinplatte, stehend, epitaphartig gegliedert, mit konsolartigem
Sockel und Bekrönung aus Schriftfeld mit Pilastern, Schnörkelwangen, trauernden Putten und Aufsatz-
kartusche, im Mittelfeld stehende Familie unter Baldachin mit trauernden Engeln. Renaissance.
Breite 0,95 Höhe 2,05 m.
Grabstein eines Unbekannten. Sandsteinplatte, stehend, mit Sockel, rundbogig geschlossenem Mittel-
feld zwischen jonischen Pilastern und Bekrönung aus gebrochenem Volutengiebel, am Sockel Beschlag-
ornament, im Mittelfelde Darstellung der Auferstehung und kniendes Ehepaar. Renaissance. Breite
0,85 Höhe 2,04 m.
Grabplatten
im südlichen Teil des Friedhofes
südlich des Verbindungsweges zwischen Spohrstraße und Mauerstraße
Grabplatte der A-ntonietta von Heathcöte, geb. von Wolter, gest. 4. Nov. 1836, 77 Jahre alt.
Gußeisenplatte, stehend, mit Maßwerkbekrönung und seitlichen Fialen. Lateinischer Text. Gotisierend.
Breite 1,10 Höhe 2,20 m. Gußeisernes Gitter als Einfriedigung der Grabstätte. Gotisierend.
Länge 2,0 Höhe 2,27 m.
nördlich des Verbindungsweges zwischen Spohrstraße und Mauerstraße
Grabplatte des Daniel Collin, geb. zu Metz 23. Aug. 1662, gest. 4. Juli 1740, und seiner Ehefrau
Elisabeth, geb. Houilett. Rechteckige Gußeisenplatte, liegend, auf Sandsteinunterlage, mit Schrift-
kartusche und Umrahmung aus Schnörkeln, Gehängen und Totenemblemen. Französischer Text.
Breite 1,69 Höhe 2,16 m.
im westlichen Teile des Friedhofes
Grabplatte des Joh. Wilhelm Rudolph Doellen, Pfarrers zu Grusen, dann ersten lutherischen
Predigers zu Cassel, geb. 13. Dez. 1715, als Sohn des Rentschreibers Anton Doellen zu Haina und
der Anna Martha Kaufunger, gest. 27. März 1748. Rechteckige Gußeisenplatte, jetzt stehend, mit
Schriftfeld in Rankenumrahmung, am Kopfende Schädel und Sanduhr. Breite 0,98 Höhe 2,05 m.
Grabkreuze aus Eisen
im südlichen Teile des Friedhofes, südlich des Verbindungsweges zwischen Spohrstraße und Mauerstraße
1.1 Gußeisenkreuz auf Sandsteinsockel. Gotisierend. Höhe 0,40 1,77 m.
im östlichen Teile des Friedhofes
Grabkreuz des Carl Friedrich August Behmer, geb. 22. März 1801, gest. 21. Mai 1841. Wie
vor. Höhe 0,85 1,87 m.
Grabkreuz des Ludwig Theodor Braun, geb. 6. Nov. 1753, gest. 11. März 1835. Wie vor.
Höhe 0,78 1,82 m.
Grabkreuz des Ludwig Georg Keßler, Staatsarchivars, geb. 4. Aug. 1793, gest. 9. Jan. 1843, und
seiner Tochter Marie Magdalene Luise, geb. 22. Juli 1836, gest. 14. Aug. 1838. Wie vor. Höhe
0,60 1,84 m.
Neuber, Friedhöfe.
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Qä Friedhöfe.
Grabkreuz des Carl Friedrich Wilhelm Lohrmann, geb. 24. Sept. 1821, gest. 10. April 1838.
Wie vor. Höhe 0,60 2,00 m.
Grabkreuz der Charlotte Scherb, geb. Fischer, geb. 1. Mai 1802, gest. 20. Febr. 1837. Wie vor.
Höhe 0,58 1,83 m.
Grabkreuz des Heinrich Wimmel, Weißbindermeisters, geb. 1778, gest. 1842. Wie vor. Höhe
0,85 2,0 m.
im nordöstlichen Teile des Friedhofes
Grabkreuz des Karl Schomburg, Oberbürgermeisters zu Cassel, geb. 11. Okt. 1791, gest. 4. Juli
1841, der Elisa Schomburg, geb. 25. Juni 1819, gest. 18. April 1835, und der Sophia Schomburg,
geb. 4. März 1825, gest. 18. April 1835. Wie vor. Höhe 1,05 2,24 m.
im nördlichen Teile des Friedhofes
Grabkreuz des Georg Friedrich Christian Krüger, Apothekers, geb. Aug. 1788, gest. Juni 1842.
Wie vor. Höhe 0,30 1,82 m.
im westlichen Teile des Friedhofes
Grabkreuz des Friedrich Martin Herzog, geb. 2. März 1780, gest. 4. Mai 1841. Wie vor.
Höhe 0,78 2,00 m.
Grabkreuz des Wilhelm Herzog, Kupferschmiedemeisters, geb. 16. März 1806, gest. 26. Nov. 1841.
Wie vor. Höhe 0,45 1,81 m.
Grabkreuz der Frau Friederike Jaeger, geb. Woehler, geb. 1779, gest. 1839. Wie vor.
Höhe 0,75 1,30 m.
Grabkreuz des Carl Christian August Knappe, gest. 1842. Wie vor. Höhe 0,80 2,00 m.
Grabkreuz des Johannes Schreiber, geb. 30. Jan. 1775, gest. 12. April 1837, und seiner Ehe-
frau. Wie vor. Höhe 0,25 1,48 m.
Grabkreuz des Heinrich August Vorthmann, geb. 21. Mai 1790, gest. 20. Nov. 1835. Wie
vor. Höhe 0,60 1,99 m.
Grabkreuz der Auguste Wippermann, geb. von Westphalen, geb. 4. Jan. 1806, gest. 30.Juni
1837, und der Henriette von Westphalen, geb. 19. April 1766, gest. 3. Mai 1834. Höhe 0,65 1,30 m.
Grabk reuz des ugu st ristian Waitz, -Dr. med., kurhess. Geh. Hofrats, geb. zu Schmalkalden
24. Aug. 1756, gest. zu Cassel 25. Sept. 1830. Wie vor. Höhe 1,10 2,20 m.
Grabfiale des Friedr. Koch, Kaufherrn, geb. 22. Dez. 1784, gest. 22. Okt. 1825 im nördlichen Teile
des Friedhofes. Quadratische Gußeisenfiale mit Giebeln und Kreuzblume, in drei Spitzbogenblenden
allegorische Bronzestatuetten von Glaube, Hoffnung und Liebe, in der vierten Blende Schrifttafel,
auf polygonalem Sandsteinsockel. Breite 0,46 Höhe 2,90 m.
Unterneustädter Friedhof.
Erst 1569 wurde der Totenhof vor der Unterneustadt angelegt? Er erhielt seinen Platz am Wege nach
der Pulvermühleß Aus seiner Geschichte ist wenig bekannt. 1616 ließ die Stadt Hecken und Zäune am Friedhof
herstellen. 1622 findet sich ein Betrag für 100 Bodennägel vor die Neustadt zum Predigstuell" vermerkt.
Bauholz zu Traurbenken und Lehnen" verbrauchte man 1625. Ein Portal erhielt der Totenhof im gleichen Jahr.
Daß es sich bei diesen Veränderungen um eine Erweiterung des Gottesackers handelte, kann nicht zweifelhaft
sein. Denn um 1625 erfolgte die Hinzuziehung eines Gartens, den bis dahin Margaretha, Curt Rippels hinter-
Abb. bei Gerland, Henschel S. 55, wo, S. 53, Werner Henschel als Künstler und die Ehefrau des Tabaksfabrikanten Friedrich
Koch als Bestattete genannt wird. Auch Lobe, Wanderungen S. 87, nennt Henschel als Künstler.
Nebelthau, Congeries S. 381. Schminke, Cassel S. 412. Krieger, Cassel S. 106. Bach, Kirchenstatistik S. 35. Lobe, Wanderungen
S. 89. Lange, Friedhöfe.
Casseler Tages Post 1864 Nr. 811.
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lassene Tochter, besessen hatte. Die Forderung auf Auszahlung eines Restbetrages von 25 Gulden. welche die
ehemalige Eigentümerin 1627 an den Superintendenten richtete, interessiert deshalb, weil sie ergibt, daß die
Stadt zur Hälfte an den Kosten beteiligt war. Die Beschaffung einer neuen Kanzel vermerken die Akten zum Jahr
16441 Von Hochwasser, das den Friedhof überflutete, ist in der Stadtchronik2 wiederholt die Rede. 1720 stand der
Totenhof drei Tage unter Wasser. 1732 hat die Flut etliche Todten auß den gräbern mit genommen. Einen Todten
hat man beim Soldatendodenhoff mit der lade wieder gefunden." Eine weitere Vergrößerung des Gottesackers fand
1755 statt, indem ein kleineres Grundstück, ein Garten der Anna Martha Jadoon, für 420 Taler hinzuerworben
wurde. Dieses neue Gelände diente auch als Garnisonfriedhofß Auch nachdem 1852 der Hauptteil des Fried-
hofes geschlossen4 und den Unterneustädtern der neue Totenhof vor dem Holländischen Tor als Begräbnisplatz
angewiesen war, blieb der jüngere Teil eine Zeitlang als Beisetzungsort für die in der Charite Verstorbenen
bestehen? Einen Platz für sich erhielten die Eisengefangenen. Sie wurden am rechten Ufer der Fulda am
alten Wallgraben, am sogenannten Laboratorium, begrabenß Jetzt dient das Gelände des Friedhofes, dessen
ehemalige Gestalt sich aus den älteren Stadtplänen ergibt, teils als Gärten teils als Lagerplatz. Von den Grab-
denkmälern haben sich die nachstehenden erhalten.
Grabdenkmäler.
Grabsteine.
Grabstein des Martin Frantz Benhard, geb. 1726, gest. 76 Jahre alt. Sandsteinplatte, stehend,
mit Sockel, geschweiftem Umriß mit Akanthusranken und Engelsköpfchen sowie Kleeblattbekrönung,
im Giebelfeld Handwerkszeug Bohrer und Schnitzmesser. Breite 0,90 Höhe 1,48 m.
Grabstein des George. Brübach, geb. 1676 zu Oberkaufungen, gest. 50 Jahre alt. Rechteckige
Sandsteinplatte, stehend, mit Sockel und gebrochener Bekrönung über Gesims, im Giebelfeld Toten-
kopf mit Schriftband. Breite 0,60 Höhe 1,30 m.
Grabstein des Johan Heinrich Glaßener, geb. 1700, gest. im 25. Lebensjahr. Rechteckige
Sandsteinplatte, stehend, mit Sockel, Rundbogengiebel mit Kugel über Gesims, Schriftfeld unter
einem Tuchgehänge, im Giebelfeld Kartusche mit zwei gekreuzten Flinten. Breite 0,56 Höhe
1,30 m.
Grabstein des Bernhard Reinhard Haussmann, Oberrentmeisters und Kapitains, geb. 1733,
gest. 1806, und seiner Ehefrau Sophie Margaretha, geb. Kersten, geb. 1749, gest. 1824. Recht-
eckige Sandsteinplatte, stehend, mit Sockel und Bekrönung aus gebrochenem Spitzbogengiebel
zwischen Akroterien über Gesims, Schrifttafel mit Lorbeerblattgehänge, im Giebelfeld Schmetterling.
Breite 0,91 Höhe 1,90 m.
Grabstein der Martha Marquart, geb. 1774, gest. 1844, beigesetzt auf der anderen Seite neben
treuem Gatten". Rechteckige Sandsteinplatte mit Sockel und Bekrönung aus flacher Pyramide über
Bandgesims und mit ausgeeckter Schrifttafel. Breite 0,80m, Höhe 1,70 m.
Grabstein des Johann Heinrich Rum geb. 1796, gest.! 1826. Rechteckige Sandsteinplatte,
stehend, mit Sockel und Bekrönung aus flacher Pyramide über Bandgesims und mit ausgeeckter
Schrifttafel. Breite 0,80 Höhe 1,70 m.
Grabstein eines Unbekannten. Rechteckige Sandsteinplatte, stehend, mit Sockel und geschweifter
Bekrönung, im Giebelfeld Kartusche mit Wappen, Schriftfeld mit auf die Seiten übergreifendem
Stadtarchiv Cassel 205 u. 206.
Losch, Chroniken S. 12 u. 20.
Casseler Tages Post 1864 Nr. 811 In der Gegend, wo jetzt die Besitzung des Lohgerbermeisters Pinhard Leipziger Thor
Nr. sich befindet, lag der frühere Soldatentodtenhof. Derselbe ist von den 1760 er Jahren an, nach Demolierung der Festungswerke, in
welcher Zeit der vor dem Hohenthore gelegene in Gebrauch kam, nicht mehr benutzt worden." Bach, Kirchenstatistik S. 48 Bis 1770
war auch der neben dem größeren Todtenhofe vor dem Leipziger Thore befindliche kleiriere für die Besatzung bestimmt." Lange, Friedhöfe.
Hochhuth, Statistik S. 29.
Casseler Tages Post 1864 Nr. 811.
Casseler Tages Post 1864 Nr. 811.
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Tuchgehänge und Ranken, Rückseite mit Schrifttafel und Akanthus-Flachornament. Barock. Breite
0,78 Höhe 1,44 m.
Grabstein eines Unbekannten. Rechteckige Sandsteinplatte, liegend, Schriftfeld umrahmt von
Akanthusranken und Leisten, darüber Wappen zwischen Füllhörnern. Barock. Breite 1,00
jetzige Länge 1,60 m.
Grabstein eines Unbekannten. Rechteckige Sandsteinplatte, liegend, Schriftfeld umrahmt von
kräftigen Akanthusranken, darüber Engel, darunter Knochen zwischen Tücher haltenden Putten.
Jetzige Breite 1,10 Länge 2,30 m.
Grabkreuze aus Gußeisen.
Grabkreuz der Maria Elisabeth Ebert. Gußeisernes Kreuz auf Sandsteinsockel. Gothisierend.
Höhe des Kreuzes 1,52 m.
Grabkreuz der Maria Charlotte Hamstrum, geb. Vinnhard, geb. 1768, gest. 1805. Wie vor.
Höhe des Kreuzes 1,88 m.
judenfriedhöfe.
Judenfriedhof beim Ahnaberger Kloster.
Der Totenhof der Juden wird zum ersten Male 1519 erwähnt. In einer Urkunde vom 18. April dieses
Jahresl klagte der Konvent von Ahnaberg der Fürstin Anna, die Stadt habe zur Zeit der lrrung zwischen Herzog
Erich und dem Landgrafen ihrem Probste einen Gartenschlüssel abgedrungen und den moilgarthen", den die
Casseler den iuddenkirchoiF nennen wollten, und den das Kloster von Anbeginn besessen habe, unter dem
Vorgehen eingenommen, daß sie an der Stadtmauer bauen und dann den Schlüssel zurückgeben wollten. Indem
die Nonnen darauf hinwiesen, daß die Casseler den Garten an einem Bürger für einen Zins von Gulden aus-
getan hätten, baten sie um Abhilfe. Zugleich erklärten sie sich bereit, im Falle einer Fehde den Casselern den
Eingang zum Garten zu gestatten. Was aus der Angelegenheit, auf die der Konvent Ende des Jahresz zurück-
kam, geworden ist, steht nicht fest. Von Interesse für die Kenntnis der jüdischen Friedhofsverhältnisse ist, daß
zur Zeit des Streites zwischen Herzog Erich von Braunschweig und Landgraf Wilhelm ll. von Hessen, der in
das Jahr 1498 fälltp" der Totenhof als solcher nicht mehr benutzt wurde. Über seinen Platz kann insofern
eine Unklarheit kaum bestehen, als er in der Nähe des Ahnaberger Klosters und der Stadtmauer anzunehmen ist.
lst der erwähnte moilgarthen" an jener Stelle zu suchen, wo die Große Ahnaberger Mühle und die Stadtmauer
zusammenstießen, so kann der Friedhof recht wohl zur Judengasse in näherer Beziehung stehen Daß der
Totenhof, der sicher in der Nähe des alten Judenviertels lag, der älteste Begräbnisplatz der lsraeliten in Cassel
war, kann wohl nicht bezweifelt werden?
Judenfriedhof vor der Freiheit.
Ein jüngerer Judenfriedhof, dessen Anlage noch in die Zeit des Mittelalters fällt, muß vor der Freiheit
gelegen haben. Genannt wird er in den Kämmereirechungen aus dem letzten Viertel des 15. Jahrhunderts,
die eine Pachteinnahme vom alten Judentodtenhofe vor der Freiheit" aufweisenß Erneuterwähnt wird der Fried-
hof in den Stadtrechnungen des folgenden Jahrhunderts wo sich unter den Zinsse vlf der Freiheyt" auch ein
Schultze, Klöster, Urk. Nr. 543.
Schultze, Klöster, Urk. Nr. 545.
Rommel, Gesch. v. Hessen Ill S. 114 E.
Horwitz, Friedhof, vermutet, daß der Friedhof an der Ecke der jetzigen Weser- und Klosterstraße gelegen war, von dem ein
Teil den Hof der Artilleriekaserne bildet".
Vgl. Abschnitt Stadtanlage. Altstadt" S. 36.
Nebelthau, Denkwürdigkeiten S. 73 f.
Stölzel, Stadtrechnungen S. 162 Nr. u. S. 186 Nr. 14.
Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel. Vl. CasseI-Stadt. 106
Friedhöre.
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Zins von gl. von dem Judenkirchoff" eingetragen findet, den 1520 der Jude Meister Falck und 1526 dessen
Witwe zahlt. Ebenfalls 1526 kommt der Friedhof in der Rechnung der apgebrochen kirchen in der Alden-
stadt"1 vor. Die Ausgift vor furen" enthält 41j2 gulden 81l2 alb. hlr. Usenern von 119 fuder und 86 an
steine, latten und dilen aus dem Judenkirchoff uHs Radthaus" und gulden 19 alb. hlr. Ludwig Kochen
dem burgermeistern von 1112 hundert 85 fudern gefürt an leichtstein zu born, an deckstein uiT den Judenkirchofi
und latten, holz, dielen uffs Radthaus." Spätere Nachrichten scheinen nicht überkommen zu sein. Wie vom
ersten Totenhofe fehlt auch von diesen zweiten Begräbnisorte der lsraeliten jede sichtbare Spur. Seine Stelle
wird in der Gegend des Königsplatzes gesucht? Ist diese Annahme richtig, so wird man damit zu rechnen
haben, daß der Friedhof aufgegeben wurde, als hier die nachmittelalterlichen Befestigungen entstanden.
Judenfriedhof vor Bettenhausen.
Der dritte und jüngste Friedhof der Juden fand seinen Platz vor Bettenhausenß nahe am Eichwäldchen.
Seine Entstehung scheint in die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts zu fallen Angenommen wird, daß seine
Anlage während des dreißigjährigen Krieges erfolgte, als die Stadtbefestigungen erweitert wurden? Mit dieser
Annahme würde in Einklang stehen, daß die mutmaßliche Stelle des bis dahin benutzten Friedhofes um diese
Zeit von dem Ravelin vor dem Neuen Tor eingenommen wurde. Nach dem dreißigjährigen Kriege war der
Friedhof wohl sicher vorhanden, denn, wie die Judenliste von 1650 ausweist, wohnte Judith, die Witwe des
Totengräbers, in diesem Jahre in Bettenhausen. Auch gehen die Grabsteine bis zu diesem Jahre zurück. Für
die Anlage vor Bettenhausen sprach vermutlich der Umstand mit, daß der Friedhof auch für die Juden von
Kaufungen, Heiligenrode und Waldau bestimmt war. Belegt wurde der neue Gottesacker zunächst mit den
aus dem älteren Friedhof ausgehobenen Gebeinenß Noch heute bildet der Totenhof, der wiederholt erweitert
wurde und mit einer Mauer umgeben ist, die Begräbnisstätte der Israeliten.
Die Grabsteine zeichnen sich durch sorgfältige Behandlung der Schrift aus, die teils vertieft teils erhaben
ausgeführt und bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts fast ausnahmslos in hebräischer Sprache gehalten ist! Dagegen
ist ornamentaler Schmuck sehr sparsam verwandt. Nur zwei Grabsteine zeigen Wappen, einen Fisch und eine
Traube. Häufiger, insbesondere bei Frauengräbern, findet sich die Darstellung der Leuchter, die das Walten
der Frau im Hause versinnbildlichen sollen. Die Gräber der Priester und Leviten sind durch die Symbole der
segnenden Hände und von Kannen und Teller ausgezeichnet. Als eine Eigenart darf die wagerechte Lage der
Grabsteine angesehen werdenß Unter den Gräbern, die sich in fortgesetzter Reihe seit fast zwei Jahrhunderten
erhalten haben, sind die der Familien Gans, Goldschmidt, Rinald, Feidel und Wallach zu nennen. Von sonstigen
bekannten Namen finden sich auf den Grabsteinen die der Familien Sichel, Gotthelft, Rosenzweig, Gottschalk,
Philippsohn, Fiorino, Hoffa, Hornthal, Arnthal, Rothfels, Büding und Aschrott.
Stadtarchiv Cassel M. 38.
Nebelthau, Denkwürdigkeiten S. 73 f. Horwitz, Friedhof S. 136, wo angenommen wird, daß der Friedhof da lag, wo jetzt
Scholls Kaufhaus steht. Lange, Friedhöfe.
Schminke, Cassel S. 412.
Piderit, Cassel S. 255 In Cassel durfte sich kein fremder Jude eine Nacht aufhalten, ohne für die Erlaubnis einen Dukaten
zu bezahlen. Daher wurde das Dorf Bettenhausen, in dessen Gemarkung die Judenschaft bereits 1632 einen Begräbnisplatz erkauft hatte,
das Absteigequanier der Juden."
Horwitz, Friedhof
Horwitz, Friedhof Daher sehen wir auf dem ältesten Teil des Friedhofs keine Leichensteine mehr. Man nimmt auch an, daß
die Denkmäler von den Anliegern gestohlen wurden, um als Bausteine verwendet zu werden. Keineswegs waren die alten Denkmäler sämtlich
aus Holz. Es wohnten ja hier zu allen Zeiten reiche Leute, die ihre Toten nach ihren Vermögen ehren wollten. Dazu war das Holz ein
zu billiges Material."
Horwitz, Friedhof S. 136, macht darauf aufmerksam, daß sämtliche Gräber von 1650-1850 erhalten und die Aufschriften der
noch vorhandenen Denkmäler kopiert sind und im Bureau der Verwaltung als Manuskript liegen.
Horwitz, Friedhof S. 136 Es ist dies wohl aus der Absicht zu erklären, dem im Grabe Ruhenden eine erhöhte Sicherheit zu
geben, denn der Friedhof war nicht mit einer Mauer umgeben".
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KIRCHE ZU KIRCHDITMOLD
Ausschnitt aus einer Vermessungskarte von 1690
Staatsarchiv Marburg.
REGISTER.
Aarweiler 187.
Abendunterhaltung, Verein, 688.
Abraham, M., 709.
Accishaus 437.
Accouchirhaus 17, 40, 570-572.
Achenbach, A., 744.
Ackermann, 1., 677.
K. E., 528.
Adelheid, Landgräfin vön Hessen, 136.
Tochter des Landgrafen Heinrich II.
von Hessen, Königin von Polen, 64,
136, 183.
Adlerapotheke 667.
Adolph, Sohn des Landgrafen Wilhelm V.
von Hessen, 185.
Adolph, G., 685.
Ph., 694.
Ägidienstraße 43.
Affenallee 363, 367, 410.
Agathof 64, 621-623, 828.
Agatmühle 621.
Ag-nes, Landgräfin von Hessen, 283, 473.
Tochter des Landgrafen Hermann II.
von Hessen, Herzogin von Braun-
schweig, 185.
Tochter des Landgrafen Wilhelm V.
von Hessen, 185.
Agneshaus 663.
Ahna 31, 32, 35, 36, 41, 44,
60, 65-67, 70-72, 79, 84, 89, 91,
97, 99, 109, 117, 119, 265, 270,
429, 430, 435, 437, 508, 564, 602,
603-606, 781, 792.
Auf der, 36, 661.
H. von der, 708.
Ahnaberg, Anhöhe, 132.
Bastion, 97, 107, 112.
Kloster, 4-6, 10, 22, 32, 35, 36,
40, 41, 43, 60, 67, 68, 70-74, 85,
90, 91, 132-144, 183, 194, 196,
199, 200, 236, 237, 240, 242, 245,
250, 263, 264, 269, 429, 430, 494,
495, 500, 513, 002, 003, 005, 000,
012, 014, 749, 700, 708, 780, 781, 041.
Schanze, 89.
Ahnaberger s. Brücke, Hof, Kirche, Mühle,
Sdnäferhof, Tor, Vorwerk.
Ahnabriicke in der Stadt 780.
vor der Stadt 780, 781.
Ahnagasse 434.
Ahnamiihle 500, 605, 606.
Ahnapforte 70, 74, 79, 109.
Ahnesorge, P. G., 622, 828.
S. 622, 828.
A. K. 39, 40.
Akademie s. Ritterakademie.
14, 17, 56, 59, 293, 379, 381, 382,
455, 478, 538, 667, 738, 813.
Aktienbrauerei 760.
Alba, Ferdinand Herzog von, 509, 754.
Albernhausen 645.
Albert, Bischof von Halberstadt, 145.
Weihbischof von Mainz, s. Beichlingen.
Bischof von Pasäau, 134.
Albrecht, Markgraf von Baden, 283.
Herzog von Bayern, 283.
Markgraf von Brandenburg, 283.
Herzog von Braunschweig, 136.
Herzog von Mecklenburg, 283.
Albrecht, A., 122.
D., 483.
Alcava 55.
Alckenhaus, 250.
Alexander, Herzog von Parma, 283.
Alexis,3l.andgraf von Hessen-Philippstal,
41
Alexismiihle 616.
Alfons l., Herzog von Ferrara, 283.
ll., Herzog von Ferrara, 283.
Allee, Cölnische 57, 59, 119.
Napoleonshöher 54.
Weißenslteiner, Alte, 56, 57, 59.
Weißensteiner, Neue, 56, 57.
Wilhelmshöher 18, 57-59, 62, 63,
127, 418, 758760.
Allendörfer, l., 658.
Allendorf 769.
Allian 299.
Allix, A. Fr., 19, 134, 141, 295, 498,
515, 538, 808.
Almeroth 742.
Alt s. Wahlershausen.
Alte s. Bellevue, Losse, Münze, Post,
Schlagd, Schule.
Alter s. Friedhof.
Altes s. Fuldator, Gericht, Holz, Kloster,
Palais, Salzhaus, Tor.
Althaus, M. 749.
Altmarkt 23, 30 -32, 34, 37, 33, 258,
266, 646, 647, 785, 787.
Am, 30, 33.
Altmarktbriidce 774.
Altona 828.
Altstadt 19, 32-38, 45, 70, 81.
Altstädter s. Friedhof, Gamisonfriedhof,
Kirche, Mühle, Rathaus, Salzhaus,
Schule.
Am s. Altmarkt, Berg, Brink, Graben,
Markt, Müllerhof, Wall, Weinberg,
Zuchtberg.
Amalienstraße 49, 54.
Ambrosiistraße 43.
Amelgotessen 194.
Amelie Elisabeth, Landgräfin von Hessen,
12, 101, 107, 184, 185, 206, 286,
237, 469, 537, 739.
Amelung, Joh, 685.
Joh, 585.
Amme, A., 674.
Amortisationskassengebäude 57, 416.
Amtsgebäude 429-449.
Amtshaus 429, 432, 436, 437.
Anatomie am Leipziger Platz 40, 561,
532, 745.
im Kunsthaus 535, 536, 540, 561,
588.
Vor der, 562.
An der s. Garnisonkirdie, Volksküdne.
Andrae, A., 658.
Andreas s. Andres.
Andreasgäßzzixen 40.
Audreasstraße 43.
Andrecht, 658, 672.
"Andres von Landau 277, 789.
von Lindau 277.
l06'
Andres, E., 605.
j., 682, 728.
Angelocrator, A., 206.
M., 205.
Anger 35.
Angersbach 616, 797.
Anlagen, Gewerbliche, 602-630.
Landwirtschaftliche, 630-632.
Anna, Landgräfin von Hessen, Gemahlin
Wilhelm 1., 138, 139.
Landgräfin von Hessen, Gemahlin
Wilhelm 11., 841.
Tochter des Landgrafen Wilhelm 1.
von Hessen, 137-139.
Elisabeth, Landgräfin von Hessen-
Rheinfels, 282.
Herzogin von Kleve, 720.
Anthoni, 617.
Anthonius, ankt, 783.
Anton, Herzog von Lothringen, 283.
König von Navarra, 283.
Antonius, Brunnenmeister, 796.
Antonistraße 43.
Antwerpen 287, 636.
Apell, von, 666, 720, 733.
Apollobrunnen 791.
Apollonienstraße 43.
Apollostandbild 361.
Apotheke s. Hofapotheke, Hygieaapo-
theke, Schloßapotheke.
bei der Briiderkirche 652, 653.
vor dem Landgrafenschloß 735.
zum Adler 667.
zum Einhorn 655, 697.
zum Engel 690.
zum Hirsch 702, 703.
zum Löwen 656, 663, 724.
zum Schwan 667, 720.
zum Stern 724.
zur Rose 591, 655, 735.'
zur Sonne 702.
Apothekenstraße 54.
Appel 450.
1., 663.
Appellationsgericht 444.
Arbeitsamt 695.
Arbouen, 752.
Archidiakonatsgebäude 677.
Archiv 372, 416.
Arend, 646.
K. Chr., 254.
Arkaden 311-314, 527, 734.
Arkenholtz 548.
Armann 721.
Armenhaus s. Hospital, Versorgungs-
häuser, Waisenhaus.
in d. Frankfurter Straße 48, 663.
Amd, Meister, 164.
Arnim, A. von, 412, 736.
B. von, 412, 736.
Arnold, Erzbischof von Mainz, 260.
Meister, 164.
Arnold 676.
H., 676.
A., 828.
Chn, 756, 761.
K. 11., 622, 653.
K. 11., 761.
1..., 478.
M. 654.
S. Ph., 757.
Amoldi, C. D., 821.
Fr. 821.
Arnsberg, K. von, 144.
Amthal 842.
lllllllllll
Artilleriekaserne an der Bremer Straße 20,
60, 123, 500-502, 648, 841.
im Kastell 504.
Artillerielaboratorium 123, 726.
Artillerieschule 515.
Artilleriestraße 20, 60, 132, 471, 501, 648.
Aschrott 842.
5., 697.
Asseburg, von der, 376.
Asteroth, 755.
Asyl 748.
Athenaeum 535.
Aubel, H. M., 734.
K. Chrx, 734.
Auberge, Grande, 57.
Aubigny, S. Chr., 817.
Aubry, D., 830.
Auditorium Carolinum 536.
Aue, Garten, s. Karlsaue, Moritzaue.
Insel, 3a, 45, 65, 115, 125. 267, 320,
331, 351, 352.
Aueberg 359, 361.
Auebriidce 779, 780.
Auepforte 122.
Aueravelin 115, 116, 362.
Auerhan, 824.
Aueschanze 102, 118, 352.
Aueschlagd 359.
Auestraße '49, 370.
Auetor s. Friedrichstor, Fuldator Neues.
Aueweg 2.
Auf dem s. Berg, Graben.
Auf der s. Ahna.
Augener 475.
O. G., 650.
S., 582.
Augsburg 321.
August, Kurfürst von Sachsen, 97, 326,
507,516
Auguste, Kurfiirstin von Hessen, 375,
395, 413, 415, 474, 820.
Augustenruhe 413.
Augustiner 132, 260, 261.
Augustinerterminei 260, 261, 731.
Augusfstraße 40.
Aushängeschilder 646, 661, 699, 723, 733,
740, 742.
Aussicht, Schöne, s. Bellevue.
Azartus 612.
Baccioclni, Elisa, Fürstin von Lucca, 557
812, 813.
Felix, Fürst von Lucca, 812, 813.
Bach, 1., 5., 176, 709.
L. Chr., 832.
Bachbrunnen 796.
Bachmann 763.
Backhaus am Schloß 306, 307.
Backhaus, F12, 720.
Backmeister, V., 768.
Backsteinbrenuerei 492, 625.
Bad, Stück'sches, 563, 743.
Badenhausen, R., 711.
Badenhusen, M. E., 827.
Badenstuber Badenstobir, Badstobber,
Batstober, Hans, 564.
Henn, 564.
Herm., 564, 565, 782, 793.
Badestube auf der Freiheit 564, 565, 708.
im Breul 72, 100, 508, 563, 564, 794.
in der Altstadt 563, 743.
in der Oberneustadt 565.
in der Unterneustadt 565.
Baebenroth, C. D., 821.
Bädergasse 39, 40, 81, 565, 648.
Baehr, Fr., 832.
j., 832.
700, 832.
Bärengraben 297, 298, 301, 527.
Baerle, A. von, 829.
Bäumler, K., 764.
Bahnhof 60, 760, 762.
Bahnhofstraße 60.
Baldewin, Erzbischofvon Trier, 145.
Baldewin, 325.
Balhorn 361, 398.
Balhorn, J., 127.
Ballhaus 11, 44, 516, 517, 733.
Ballin, R... 657.
Ballspiel 516.
Balthasar, Landgraf von Thüringen, 628
von Germesheim 271.
Baltzer 742.
Bamberg 263, 664.
Bauer, 770, 772.
Bangert, 664.
Bank, Darmstädter, 686.
Bar, Freiherr von, 287.
L., 827.
Baracken am Hohen Tor 490.
im Schloßgraben 13.
Barbier, 1., 517.
Bardeleben, von, 706.
Barde, Erzbischof von Mainz, 263.
Barmeier 568.
Barmherzige s. Schwestern.
Bars Barse, B., 730.
J., 730.
Bartei, H. 1..., 650.
Bartels, H., 817.
Barthold, 200.
Bartholomäistraße 43.
Bartholt Barthold, L., 830, 834.
W. 722.
Bartolini 813.
Bartolmes 269.
Basilius, Johanniterritter, 260.
Bassin in der Aue, Großes, 331, 357, 352
360, 362, 364.
in der Aue, Kleines, 361, 362.
in der Aue, Neues, 359.
Bastard 412.
Basteien 88, 93, 94, 96, 97.
Bastion s. Berg.
s. Ahnaberg, Eckbastion, Gießberg
Hochberg, Katze, Lindenberg, Tor
bastion, Totenberg, Wilhelmsberg
Zeugmantel, Zwehrenherg, Zwickbar1
Bastionen 97, 98, 110-112.
Batteriewerke 120, 122.
Bau, Neuer, s. Stadtbau.
Baudepartemenf 420.
Bauermeister 7.
Bauhandwerkerschule 478.
Baumbach, A. von, 449, 735.
C. von, 832.
Fr. K. W. von, 833.
Fr. L. F. von, 832.
G. von, 21.
M. von, 21, 832.
W. von, 832.
W. L. von, 737.
Baumbaeh-Kirchheim, M. von, 717.
Baume, de la, 826.
Baumgarten, Alter, 35.
auf dem Forst 35.
des Landgrafen 35.
Kleiner, 327.
Qberster, 35, 73, 108, 314.
Baumgartenpforte 108, 314.
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aunemann, W., 733.
ause, 756.
eaudesson, A., 822.
eauharnais, H. 812, 813.
eaumont, 179, 180, 278, 280, 325, 558.
echstädt 20, 486.
echte, 677.
ecker, 651, 652.
A. C., 826.
Chr. A., 225.
FIX, 672.
G. H., 7147.
Hans, 660.
Heinrz, 724.
N., 176, 224, 232, 484.
706.
W., 637.
eermann 739.
efestigung s. Stadtbefestigung.
ehmer, C. Fr. A., 838.
eichlingen Bichelingen, A. von, Bischof
von Hippus, Weihbischof von Mainz,
145, 160.
wei der s. Lache.
eineburg, von, 182.
von, 182.
reinersdorf, 503.
reinhäuser 199, 243, 816, 817.
relcastel d'Escayrac, Ch. von, 836.
iellevue s. Palais.
49, 54, 123, 126, 370, 371, 381 -384,
386, 668, 735-737, 815.
Alte, 370.
Lellevueschloß 13, 15, 19, 21, 48, 127,
295, 349, 370-386, 537, 543, 663,
664, 735.
Pellevuestraße 54, 76, 313, 815.
lellisino, F12, 636.
1.315, 3.. 829.
lelz 818.
iendel, 784.
iender, Ch. E., 828.
828.
H0 647.
lcnelcllliktiner s. Hasunger Hof, Kaufunger
of.
lenedix 786.
äenhard, M. Fra, 840.
lennoit, P., 673.
ierg s. Hof Auf dem Berg.
Am, s. Hof Auf dem Berg.
Der, 38.
Hasunger, 229.
Karthäuser, 89.
Warburger, 112.
Serger, 738.
C., 738.
H., 715.
11., 665.
Sergheiser 740.
ierghöfer, P., 563.
Sergkenfelder, 269.
Sergner, N., 282.
lergshausen 269, 303, 333.
Sergstraße 669.
Serlepsch, von, s. Hof.
von, 212, 650.
E. von, 449.
H. von, 650.
H. von, 449.
S. von, 651.
Th. von, 650.
V. von, 420, 735.
ierlin 809, 810.
ierlit, 737.
Bernadotte, 412.
Berndt 761.
Berner 717, 826.
A., 826.
L. A. von, 593.
Bernhard, Markgraf von Baden, 283.
Bemhardi, Chr. K. 5., 716, 721.
Bernhardsstraße 43.
Bernhold, von, 372.
Bernicke, l-l., 465.
Berninger, L., 648.
W., 599, 633, 666, 667.
Bernini, G. l..., 350.
Bemo, K., 141.
Berthold, Erzbischof von Mainz, 194.
Berthold 335.
E., 819.
Bertoldes, 260.
Bertrand 694.
Besiedelung 2.
Besserungsanstalten 573-585.
Bettelbriicke 611, 782, 783.
Bettenhäuser s. Kirche, Straße.
Bettenhausen 12, 61, 63-65, 234 bis
236, 531, 612, 842.
Bettenhausen, G. von, 256.
K. von, 256.
R. von, 261.
Bettenwiesen 65.
Betzold, 683.
Beuther, Fr., 533, 717.
Bevergasse 34.
Bevölkerung 62, 63.
Beyer 758.
287.
G. Fr. von, 708.
Beza, 746.
Bibliothek s. Hofbibliothek, Kabinetts-
bibliothelc, Landesbibliothek, Mur-
hardbibliothek.
Fabritianische, 200.
Fiirstlidxe, 547.
Bibliotheksstraße 51, 54.
Bickell, A., 764.
192.
P., 704.
Biedernagel, 704.
Bienenhaus in der Aue 366.
Bierhalle, Bayerische, 711.
Biermann, E., 821.
G., 821.
H., 821.
Biesenrodt, von, 58, 316, 706, 758.
Bildergalerie s. Gemäldegalerie.
Billick, 144.
Bilsing, 653.
Bilstein, K., 189.
Bindemagel, 742.
Bing, S., 153, 433, 449.
Birkenstock 771.
Bischard, Ph., 405.
Bischofi 351.
Blanck, K., 683.
Blanckenhorn, K., 782.
Blaue 314, 316, 399.
F12, 316, 716.
F12, 716.
716.
Bleckenteidi 324, 327, 328, 348, 351.
Bleiche, Neue, 55.
Bleuler 394.
Blinddarm 645.
Blockhaus 579.
Blöm, B. de, 718.
Blondel, Fr., 375.
Blondel, Fr., 375, 525.
Blumenbach, Fr., 560.
Bochholtz, Graf von, 392.
Becker, 715.
Boclo Boclau, Bocklo, Bockley, J., 655,
656.
R. W., 837.
5., 837.
Bodecker, C., 200.
Bodenbeschaffenheit 2.
Bodenhausen, Ph. von, 711.
Bodenreif, 160.
Bödecker, R., 596, 683.
Bödicker 756.
A., 833.
1..., 692, 706, 762, 776.
Bödiger 220, 228.
Boehlau, 557.
Böhm 364, 528.
Böhrer 476.
Böttger, Chr. H., 367.
Chr. 728.
J. C., 542.
Böttner, A. M., 835.
M. E., 834.
17, 293, 394, 678, 736.
Bogislaw, Herzog von Pommern, 283.
Bohlen, Graf von, 293, 688, 690.
Bohnä 690.
Bolle, C., 665.
Bolling Boling, J.278, 586, 768, 785,
789, 790.
Bollinger, N., 789.
Bollo, Graf von, 17.
Bollwerke 93, 94.
Bolte, 1., 678.
Bonaparte s. Järöme, Joseph, Louis,
Napoleon.
Carlo, 557, 812, 813.
Caroline, 813.
E., 812, 813.
P., 557, 812, 813.
M. 1..., 18, 557, 812, 813.
Bongars 19.
Bonifatius IX., Papst, 133.
Bonifatiusstraße 43.
Bonifatiusweg 2.
Boos, 646, 660.
Borcht Borgk, Burg, Burgk, K. van von
der, 10, 278, 440, 702, 740, 756.
Borges, J., 674.
Borghese, Camillo, Fürst, 813.
Pauline, Fürstin, 557, 812, 813.
Borheck, G. 571.
Bomeck, 1..., 742.
Bose, von, 102, 601, 706.
Bosemuseum 805.
Botanischer s. Garten.
Botinelli 82, 417, 418, 759.
Bottger, Chr., 824.
Boucher 554.
Bouchoy, 287.
Boulnois, D., 613, 751.
Boulogne, B., 350.
Bourcgard, P., 287.
Bourdon 659.
Th., 659.
Bourgignon 367.
Boutiquen 311-314, 626.
Boyneburg Boineburg, von, s. Hof.
von, 392, 759.
A. von, 634.
Fr. von, 721.
K. von, 386, 691.
L. von, 270.
äaamacäazazaaaarääaagaäaaa 845 gcznaaäaagacaazäaaaaaaa
Boyneburg, R. von, 193, 259, 634, 725.
Brack, H., 747.
Bräutigam, Fr. J., 821.
821.
Brahe, T., 10.
Brakel 144.
Bramer, B., 103.
Brand, W., 661.
Brandau 649.
Brandis 698.
Brandt, H. W., 127, 336, 337.
Chr., 821.
S., 821.
Brandversicheruugsanstalt 666.
Branthayn 65.
Brantsgraben 65.
Bratküche auf der Fuldabriicke 770.
Braubach 286.
Brauer, 667.
E., 825.
Brauhaus am Schloß 306, 307.
auf dem Kleinen Finkenherd 114,
608.
der Obemeustadt 474, 477.
Braun 397, 758.
G. M., 710.
H. A.. 663.
630.
Th., 838.
Braunschweig 58, 498, 593.
Brede, Chn, 751.
Brederode, Graf von, 283.
Breiding, 658.
753.
Breitenau 6.
Breitenbach a. d. Fulda 497.
Breithaupt 826.
734.
254.
C., 76, 77.
von, 561.
Bremer s. Straße.
Breutano, Cl., 412.
688.
412.
P. A., 412.
Brentzell, 727.
Brenzel 667.
Breul 35, 42, 45, 53, 259, 265, 563,
564, 784.
Breulturm 81, 84, 112, 507.
Breuna 724.
Brink 32, 35, 42-44, 53, 195, 265.
Brink, Am, 42.
Brinkbrunnen 27, 35, 635, 785, 789, 790.
Brinkgasse 674, 726.
Bröckel 70, 212, 215.
Bröckelmanu 312, 599.
Fr., 699.
Broglio, A. Graf von, 15, 211.
K. Fr., raf von, 16, 359.
Victor Franz, Herzog von, 15, 211,
212.
Sohn des Herzogs Victor Franz von
Broglio, 211.
Bromeis. 51, 126, 221, 318, 393,
396-398, 403, 405, 412, 417, 418,
450, 452, 453, 500-502, 516, 531,
532, 556, 657, 688, 706, 744, 758,
759, 823.
Brothaus 139.
Brotschirne s. Schirne.
Browne, R., 518.
Brude, A., 763.
Brübach, G., 840.
ABrücke s. Ahnabrücke, Altmarktbrücke,
Auebriicke, Bettelbrücke, Draht-
briicke, Druselbrücke, Fuldabriicke,
Löwenbrücke, Mombachbriicke,
Narrenbriicke, Schiffbrücke, Seelen-
brücke, Spittelbrüdce, Töngesbrücke,
Wesertorbrücke, Wilhelmsbrücke.
Ahnaberger, 130.
Brücken 12, 79, 325, 765-783.
Brückengasse 38, 40.
Briickenkapelle 238, 239, 767, 768.
Brückenstraße 79, 109.
Brückentor 68, 69, 74, 79, 80.
Brüder vom gemeinsamen Leben s.
Kugelherren.
Brüdergäßäen 43.
Briiderkirdue s. Karmeliterkirche.
Brüderkloster s. Karmeliterkloster.
Brüderstraße 30, 155, 156.
Brühl 353.
Briihl, M., 52, 280, 288, 385, 685, 686.
Brugger, J., 835.
Bruguiere 477.
Brunnemann, G. 819.
Brunnen s. Apollobrunnen, Bachbrunnen,
Brinkbrunnen, Diedichbrunnen, Died-
richsbnxnnen, Donnerbrunnen, Du-
dingsbrunnen, Eichbrunnen, Glocken-
brunnen, Heiligenbrunnen, Herzogs-
brunnen, Judenbrunnen, Ledennarkt-
brunnen, Leinbrunneu, Linden-
brunnen, Lingbrunnen, Ludwigs-
brunnen, Marktbrunnen, Pferde-
marktbrunnen, Philippsbrunnen,
Prinzenbrunnen, Renthofbrunnen,
Schuppachsbrunnen.
8,8 61, 277, 308, 321, 322, 784-797,
07.
am Landgrafenselmloß 784, 786, 788.
auf dem Karlsplatz 799, 800.
auf dem Königsplatz 788, 807.
in der Aue 325, 787.
runnenstraße 61, 797.
Brunner, Hi, 191.
Buch, Fr. von, 729.
Buchay, A., 287.
Buchdrudcerei s. Hofdruckerei, Waisen-
hausdrucke rei
im Lusthaus der Aue 11, 322.
im Marstall 304.
Königliche, 629.
von ängmann 653, 654.
von essel 11, 322.
Buchenau, W. von, 751.
Budmnhorst 686.
Budapest 227.
Büchler, A., 704.
P., 704.
Biichsenhaus 506.
Büding 455, 842.
J. M., 694.
Büdinger, M., 700.
Bülow, L., Graf von, 696.
Bürge, von, 801.
Bürgerhäuser 10, 13, 14, 46-48,
52, 638-764.
Bürgerhaus 658.
Bürgerschule Nr. 10 744.
Nr. 31 664.
Nr. 32 664.
Büsten 77, 343, 413, 459, 477, 512, 513,
541, 542, 557, 560, 809-814.
Bugeburg, Ch. 836.
Bunsen, R. 706, 736.
Burdmert, 210.
Burg 41, 42, 73, 133, 143, 14
268274, 439.
Burg Burgk s. Borcht.
669.
Burgbefestigung 268, 269, 272-274.
Burgi, 10, 674.
Burgsitz s. Freihäuser, Hof.
Burgstift 269, 270.
Burgstraße 64.
Burschaft, Niederste, 45.
Qberste, 45.
Bursfelde 193.
Bury, Fr., 813.
Busch, H., 620.
Buschart, Q., 687.
Bussche-Hünnefeld, L. Freiin von den
821.
Bufscher, 17., 561.
Butte 703.
Buttlar, von, s. Treusch.
von, 234.
von, 449.
Cabre, A. de, 736.
Cäsar, N., 819.
Cafä Bückdidx 689.
Däche 688.
Duckdich 689.
Hessenland 687.
Schmoll 689.
Verdellet 528, 733.
Verzett 676.
Caffarena 801.
Calckhoff s. Kalckhoff.
A. Chr., 828.
G. H., 828.
H. 829.
O. H., 828, 829.
Calenberg, B. von, 101, 449.
Heider. von, 449.
Heinr. von, 449.
Calpestri 495.
Camerarius, J., 326.
Cammerer, gen. Preuß, 1., 449.
Campis, de, 144, 159, 167, 193.
Cannegießer, M., 748.
Canitz, K. E. W. von, 692.
W. von, 664.
Canova, A., 557, 807-809, 812.
Canstein, L. von, 381.
Fr. von, 666.
Freiherr von, 477, 495.
Capella, Chr. von, 182.
H. A. von, 182.
H. L. von, 182.
W. von, 182.
Cappel 138.
Cappel, H. von, 753.
Caprarola 330.
Caravacchi 613.
Carlshafen s. Karlshafen.
Caroline s. Karoline.
Carolinenstraße s. Karolinenstraße.
Carolinum s. Auditorium, Collegium.
Carrara 340, 557, 799, 801, 806, 812
813.
Casa bona, de, 326.
Casino s. Kasino.
Caspar s. Kaspar.
Casparson, W. C. G., 560, 572, 801
Caspary 764.
Castel 262.
Catzentrunck s. Katzentrunck.
Cauer, R., 560.
Caumann, A., 820.
ääägäßgäälää 846 äggääää ääääää
mmann, E., 820.
ausid 758.
A., 704.
I., 833.
M., 758.
M. G.,833.
P. a. 704, sss.
P. d. j., 833.
Sim., 833.
Sus., 758.
xvallo 646.
xarite 17, 40, 64, 545, 566, 567, 840.
xarlotte, Tochter des Prinzen Maximilian
von Hessen, 185, 380, 476.
larlottenburg in der Aue 368.
xarlottenhof 787.
Iartier, Fr., 725.
461.
larvin, P., 563, 743.
lattenburg 295, 302, 314-320, 372,
384, 451, 779.
xaudet, A. D., 808, 809.
lavagnac 701.
nelleri 819.
xemin, Grand, 47.
rineser 368.
zinesischer s. Tempel.
IlZl 557.
nollet 387, 444, 531, 691.
xristian lll., König von Dänemark, 10,
283.
Sohn des Landgrafen Karl von Hessen,
187.
Moritz, Sohn des Landgrafen Moritz
von Hessen, 436.
Kurfürst von Sachsen, 509.
nristianus 587.
nristine, Landgräfin von Hessen, 168,
179-181, 282.
Tochter des Landgrafen Moritz von
Hessen, 185.
lristmann 335.
nristoph, Herzog von Lüneburg, 756.
Herzog von Württemberg, 283.
Maler, 785.
Meister, 276.
von Dresden 278.
nristophstraße 39, 81, 93, 110, 257.
ampi 819.
miotti 688.
H. W., 764.
rque 43.
stercienser s. Hardehäuser Hof.
villcasino 59.
vitas 5.
ar 625.
E., 738.
N., 738.
aus s. Klaus.
ebesattel 789.
emens N., Papst, 143.
August, Kurfürst von Cöln, 376.
emensstraße 40.
erc, D. le, 206.
usius, K. 326.
uton 364.
lyrim, D. Chn, 826.
W., 826.
V. 826.
Ph. H., 826.
Lln 376.
Llnische s. Allee, Straße.
ilnischer s. Platz.
ilnisches s. Tor.
1ester A. 77.
Colig-ny, C. Graf von, 283.
Collegium Cnrolinum 14, 17, 40, 367,
372, 515, 535, 537, 546, 561, 562,
588, 625, 695, 801, 828.
Mauritianum 11, 442, 443, 547, 791.
medico-chirurgicum 536, 537.
Collet, P. du, 741.
Collignon, 1., 698.
Collin 743.
D., 743, 838.
E., 743, 838.
Commerzbank s. Kommerzbank.
Commishaus s. Kommißhaus.
Compenius 151, 201.
Condä, Ludwig von Bourbon, Prinz von,
283.
Connefeld 280.
Coninx, A. Freifrau von, 829.
P. H. Freiherr von, 829.
Conradi 474, 718.
6., 218.
237.
Consens, 686.
Contades 16.
Conz s. Kunz.
Cordus, 8., 707.
Cornberg Cörnberg, Cörenberg, Ph. W.
von, 326, 672.
Cornet, 1., 278.
Cornitius 658.
Corstens, H., 817.
Corvey 58, 761.
Cosmus, Herzog von Etxurien, 283.
Cotte, R. de, 375.
Coudras, du, 415, 416, 807.
Couä 335.
Coypel, N., 350.
Cramer 738.
Cranach, 227, 278, 295, 472.
Crayer, K. de, 227.
Crede, 8., 497.
Credä, 0., 129, 800, sos, 814, 815.
Crelle 678.
Crocius, J., 12.
Croix, B. E. de 1a, 821.
Fr. Chr. de 1a, 821.
Crouberg, Graf von, 286, 287.
Crumbach" 164.
Crumbacher s. Warte.
Cuntz 234.
Curd s. Kurt.
Curio 198.
Cuvilliez, Fr. de, 375, 376.
Cybulla, A., 724.
Cyrenengarten 365.
Cyriakuskirdxe s. Kirche, Altstädter.
Czemitsdxeff, A. 19, 349, 498, 663,
692, 693, 739, 755, 776, 808.
Dagly 334.
Dalambert 758.
Dalberg, K. von, 695.
Dallwig, 825.
Dalwigk Dalwig. von, 346, 719.
A. F. von, 717.
C. Fr. von, 182.
E. von, 182.
B. von, 183.
R. von, 751.
Damm, J., 631.
Dammann 739.
Dannecker, H. von, 813.
Dauber, H. von, 182.
David von Cöln 541.
David, P. 1., 806, 807.
Debelins s. Dibelins.
Dechanei 191-193, 677, 707.
Decourtis 395.
Degen, St, 733.
Dehn-Rotfelser, A. E., 826.
C. H., 654, 826.
H.1von, 127, 369, 384, 398, 418, 745
76
A. K. von, 153.
G., 658.
Deichmann, K., 652.
Deimar, 730.
Dekanatsgebäude s. Dechanei.
Delahaye 698.
Delft 287.
Dellceskamp 667.
P. Fr., 650.
Dellevie, 685.
Demut, 673.
Deniäre 399.
Denkmäler s. Büsten, l-lessendenkmal.
798-816.
Denkmal des Kaisers Napoleon l. auf dem
Königsplatz 18, 19,52, 788, 803, 806,
807-809.
des Kaisers Napoleon l. im Stände-
palast 553.
des Königs Jeröme 314, 802.
des Kurfürsten Friedrich Wilhelm I.
59, 80a.
des Kurfürsten Wilhelm ll.21,541, 805.
der Kurfiirstin Auguste 413.
des Landgrafen Friedrich 52, 806.
des Landgrafen Friedrich II. 17, 18,
20, 51, 126, 801-804, 807, 808.
des Landgrafen Karl 16, 787, 798-800,
802, 803.
des Landgrafen Philipp 558.
des Landgrafen Wilhelm lX. 55, 57,
804, 805.
derßriider Grimm 459, 558.
Denkmiinzen 206, 207, 215, 318, 695, 775.
Denon, D. V., 18, 377, 557, 559, 802.
Denstadt, 652.
Dentzer, E., 764.
G., 764.
Deny, P. 568.
Der s. Berg, Elefant, Fisch, Platz, Schwan,
Stern.
Descoudres, A. Chr. 820.
P., 689, 820.
Desenberg 751.
Desenfert 711.
Deturandie 219.
Deutsche s. Sdlule.
Deutsches s. Kirchenhaus.
Deutschmeister 69.
Dexbach 725.
Dham 169.
Diakonissenhaus 697.
Dibbenmarehd S. Töpfenmarkt.
Dibelius 209, 280, 721.
Dick, H. T., 370.
Dickhaut, 674,
Didamar, 653.
Fr., 422.
H., 730.
449.
Diderich, M., 711.
Diede, Ch, 698.
Chr. Ph., 10, 23, 52, 114, 389, 571,
627, 649, 686, 772.
Ph. 649.
zum Fürstenstein, D. Freiherr von,
215, 218.
Diederlein 620.
Diedichbrunnen 797.
Diel, P., 664.
Dielenhaus 40, 497.
Diemar, Fr. H., 622.
E. H. von, 305, 371, 381, 73a.
674, 711.
711.
Diesbach, von, 799.
Dietrich, Bischof von Metz, 264.
Bischof von Ruthenia, Weihbischof
von Mainz, 145.
Dietrichsbrunnen 61, 797.
Dietz 340.
Dietz, 146.
Dingstatt 3.
Dilich Dillicln, W., 11, 709.
Dilling 774.
Dillon, N. S. M., 711.
1311181181, 1., 731.
Dingel, M., 698.
Dionysienstraße 43, 193.
Dippel, 694.
Discher, Chr., 824.
Ditfurth, F. von, 751.
Ditmar, Bischof von Gabala, Weihbischof
von Mainz, 138.
Ditmold s. Kirchditmold, Kleinditmold,
Niederditmoid, Rothenditmold.
Dittershausen 475.
Dittmar 712.
Dobermann Dobbrmann, Dobbermann,
1., 320, 790.
Dodenhäuser s. Graben.
Dodenhausen 65.
Döhn, 567.
Döhne, C., 646.
D611 750.
L., 756.
Doellen, A., 838.
A. M., 838.
J. W. R., 838.
Döring, 819.
G. Chr. W. A., 541.
J. 353.
Döringenberg s. Dörnberg.
Dörnberg 164.
Dörnbergyvon, s. Hof.
Ch. S., Freiin von, 181.
F. Freiherr von, 725.
K. Freiherr von, 181, 183, 705.
Freiherr von, 19.
Dötenbier, E., 681.
718.
Dohren, von, 702.
Doläus 695.
Dominikanerterminei 261.
Dominiquestraße 43.
Domstift 19.
Domus meretricum 44.
Donnerbrunnen 244.
Donnergrund 244.
Donnerhöhe 244.
Donnerrain 244.
Donop, von, 376.
Dorfgericht 61.
Doria, Andreas, Herzog von Genua, 283.
Doria 264.
Dorothee. Wiihelmine, Landgräfin von
Hessen, 185, 186.
Dorotheenstraße 43.
Doux, le, 125, 126.
Drahna 708.
Drahtbriicke 776.
Drahtmühle 84, 812, 817.
Drake, F11, 326.
Dratz, H. K. Fr., 733.
Drauselhaus 82.
Dresden 227, 352.
Dresen, M. M., 829.
Dreßler, H., 734.
Drillhaus 793.
Drossel, 258.
Druckerei s. Buchdruckerei, Kattun-
druckerei.
Drusel, Fluß, 24, 62, 63, 67, 70, 71,
72, 79, 91, 298, 359, 362, 363, 408,
437, 664, 613-615, 620, 625, 627,
791-797, 807.
Drusel, Straßenrinne, 75, 85, 793.
Druselbrücke 782.
Druseääasse 41, 48, 81, 198, 658, 659,
Druselmeister 793.
Druselmiihle 82, 615.
Druselpforte s. Tränkepforte.
74, 79, 81, 82, 92, 108.
Druselplatz 82, 463, 583, 659, 792.
Druselteidx 43, 44, 82, 615, 625, 792,
793, 794.
Druselturm 10, 71, 81-83, 577, 584,
615, 792, 793.
Du s. Collet, Coudras, Fay, Rossey,
Rossy, Ry.
Dubrery, H., 711.
Dubuisson, F12, 716.
Duchenois 360.
Dudenhagen 65.
Dudingsbrunnen 796.
Dürch 721.
Düren 510.
Dürer, A., 87, 88, 94.
Dulde, l..., 753.
Dumont, 0., a. 700, 701.
G., d. 700.
Duncker, A., 560.
Duper 531.
Dupre, 275.
Duviquet 294.
Duysing, C. l..., 827.
Dyonisiistraße s. Dionysienstraße.
Ebel Ebell, 702.
Eberhard, Kellermeister, 780.
Eberhard, B., 495.
Eberle 458, 558.
Eberlein, D., 819.
Ebersdorf, D. von, 751.
Ebert, G. j., 687.
841.
Echternach, Chn, 710.
1., 720.
Eckart, J., 747.
G. von, 220.
Eckbastion d. Untemeustadt 112.
Ecke, H., 789.
Eckell, 452.
752.
11
752.
Eckhard, N., 705.
Eckhardtsberg, R. von, 74, 709.
Ecole artillerie 515.
militaire 17.
Edelmann, 100, 110, 112, 168, 277,
278, 303, 304.
Edelsteinschleiferei im Agathof 621-623.
imggiloßgraben 24, 298, 620, 621,
Eduard, König von England, 283.
Eger, A., 754.
Eggena, C., 627.
Chn, 670.
Eggers, B., 799.
Egmont, Lamoral Graf von, 283.
Ehle, L., 694.
Ehrenpreis 578, 726, 817.
Ehrhardt, 747.
Eichbrunnen 29, 252, 253, 786.
Eichelberg 504.
Eichhorn, H., 730.
Eichstöcke 786.
Eichungsamt 706.
Eichwälddien 253, 366, 428, 795, 842.
Eichwasser 29, 253, 619, 794, 795 7130
Eigen, A. von der, 700, 701.
Einbeck 150.
Einhornapotheke 655, 697.
Einwohnerzahl 1.
Eisemenger, S., 830.
Eisenach 678.
Eisenbaclz, von, s. Riedesel.
Eisenbahndirektion 762
Eisengarthen, Chxz, 727.
727.
Ph., 689.
Eisenhammer 64, 619.
Eisenträger, H., 69, 626, 810.
Eiserne s. Jungfrau.
Eisfeld 64.
Eiskeller, Fiirstlicher, 121.
Eissengarten, H., 689.
Ekemann, H., 166.
Eken, A. van, 700.
Elben, von, 234.
H. von, 145, 146.
Elefant, Der, 645.
Elefantenkasten 645, 697.
Eleonore Antonie riederike, Tochter des
Landgrafen Karl von Hessen, 187.
Elisabeth, Heilige, 221, 245, 240.
Königin von England, 283, 518.
Tochter des Landgrafen Johannes von
Hessen, 136.
Tochter des Landgrafen Moritz von
Hessen, geb. 1596, Herzogin von
Mecklenburg, 11.
Tochter des Landgrafen Moritz von
Hessen, geb. 1628, 185.
Tochter des Landgrafen Wilhelm V.
von Hessen, geb. 1623, 185.
Tochter des Landgrafennwilhelm V.
von Hessen, geb. 1634, Äbtissin von
Herford, 18a, 284, 287.
Henriette, Tochter des Landgrafen
Wilhelm Vl. von Hessen, Gemahlin
des Kurprinzen Friedrich von
Brandenburg, 810.
Elisabetherstraße s. Elisabethstraße.
Elisabethhospital I0, 35, 41, 43, 45,
74, 147, 158, 2ßl5247, 251, 256, 604,.
780, 785.
Elisabethkapelle 246.
Elisabethkirehe 10, 17, 51, 111, 219-228,
280, 814, 417, 802.
Elisabethkloster 665.
Elisabethplatz 43, 738.
Elisabethstraße 43, 245, 313.
Elisaplatz 54.
Ellenberger Elnberger, C., 715, 752.
Else, Zum, 239.
Elysäische s. Felder.
Emanuel, Herzog von Savoyen, 283.
Embde, A. von der, 690, 716.
Emerieh 242.
Emeriehsklause 132, 242, 243, 816.
mmerich, A., 814, 815.
nckeberg 609.
ade, von, 714.
C. von, 511.
ndres, H., 784.
nge s. Gasse.
ugel, C., 789.
ngelapotheke 690.
mgelhard, 562, 745.
Chr., 833.
Fr., 649.
1., 60.
J. A., 787.
j. D. W. E., 915-817, 319, 820,
386, 393, 398, 450, 452, 455, 533,
592, 645, 788, 761, 898.
720.
Ph. N., 666, 819, 829.
708..
M. E., 833.
lgelhardt H., 563.
A., 591.
M., 758.
M. Ph., 698.
lgell, 822.
J., 822.
M., 822.
N., 822.
zgeln, J., 415.
ngelsburg 455, 645, 738.
nglis, H. von, 246.
xglische s. Mühle.
xgraisserie 630.
xtbindungsanstalt beim Waisenhaus
s. Accouchirhaus.
in der Stadtkaseme 499.
ntenfang 327, 328.
xtengasse 41, 43, 659, 660.
xtenhaus 325.
ltenpfuhl 43.
xiscopius, 184.
penberg 65, 133, 195.
dhäuser 62.
emitage auf der Bellevue 385, 386.
in der Aue 368.
"Furt 711.
ich, Herzog von Braunschweig, 10,
288, 841.
König von Schweden, 283.
kältuugsanstalt 658.
nst, Markgraf von Baden, 283.
Herzog von Braunschweig, 283.
II., Herzog von Gotha, 695.
Moritz, Sohn des Landgrafen Moritz
von Hessen, 436.
Prinz von Hessen-Philippstal, 830.
Ludwig, Herzog von Pommern, 283,
tmer, H. 221, 228, 819, 4833.
ziehungsanstalten 567-573.
chen, von, s. Waitz.
A. von, 700.
chwege 12, 260, 261.
chwege, L., von, 737.
L. F. Chr. von, 720, 829.
eltreiberhaus 698.
kurhe Eßekurhe 162, 475, 717.
A. M., 826.
Chr. A., 658.
604.
826.
H., 826.
M., 826.
planade in der Alts 43, 301.
in der Oberneustadt 15, 48, 50, 54,
56, 120, 315, 692.
Essiggasse 34, 36, 37, 43, 430, 660.
Essighaus 37, 660.'
Etienne, J., 483.
Engen IV., Pa st, 163.
Eugenhagen, 240.
Euler, 715.
Eulner, A., 770.
A. M., 236.
Euterpe, Verein, 758.
Evangelisches s. Vereinshaus.
Exner 565.
Eyck, van, d. 551.
Eysermann, A. M., 822.
Faber 651, 675.
Fabrice, von, 744.
Fabrikhaus 503.
Fabrizius 57, 744.
Fachwerkhäuser 643, 644.
Facke 725.
Fackelteieh 64, 782.
Fähre so, a9, 776, 777.
Färbehaus 724.
Fahrtgasse 39, 73, 80, 112.
Faiencefabrik 623-627.
Faick 842.
Falckeisen, M., 220, 649, 660.
Falckenstein, s. Hanau, Fürstin von.
Falk 758.
Falke 767.
Falkenberg, von, 199.
L. von, 199.
T. von, 199.
Falkonierei 16.
Falsch, H., 198.
Fantaisie 367.
Fasanengarten 328.
Fasanenhof 71, 142.
Fasanenweg 428.
Fasanerie im Eichwäldchen 16, 428.
in der Aue 366.
Faßbinderhaus am Schloß 306.
Faßhauer, P., 125.
H., 689.
P., 141.
Fatime 819.
Fauler s. Graben.
Faure 694.
Faust, H., 679.
Faustmiihle 617.
Faxhalle Fakshalle, Faxalle s. Vauxhall.
Fay, S. M. du, 819.
Fehrenberg 613.
Feidel 842.
G., 658, 726.
Ph. L., 52.
Feige, H., 658, 700.
1., 422.
Felst 716.
K. H., 211.
Feld, Zwehrener, 7.
Felder, Elysäische, 52, 54, 58, 494.
Feldstein, M. 1., 704.
Felixstraße 43.
Felsberg 803.
Felsenkeller 55, 712.
Fenge 818.
Fenner 424.
Ferber, M., 256.
Ferdinand 1., Kaiser, 167, 283.
Herzog von Braunschweig, 16.
Erzherzog von Österreich, 283.
Feren Fehren, Veren, In den, 244.
Ferenspital ehrenspital, Verenspital 35,
61, 244, 245, 260, 411.
Fernau 720.
Femberg, K., 618.
Feron, 646, 647.
Fery erry 667, 719.
Festung s. Stadtbefestigung.
Feuerwerkslaboratorium 17.
Feuquiäres Aubigny, P., 682.
Feurich, 756.
Fick, Fr., 740.
Fiedler, A. C., 833.
B. Fr, 833.
C. 833.
nach. G., 703.
oh. B., 833.
oh. G., 819, 833.
Filzgasse 565.
Filzlaus 41, 43.
Finanzkammergebäude 417, 538.
Finanzministerium 696.
Findelhaus 17, 201, 204, 569-572, 651,
694.
Fink 737.
534, 558.
M., 666.
Finkenherd, Großer, 23, 95, 97, 113,
114, 433, 607
Kleiner, 96, 114, 608, 620.
Fiorino 842.
A. D., 740.
D. A., 740.
Firslar, H., 162.
Fisch, Der, 661, 780.
Fischer, A.. 717.
C., 469.
Ch., 839.
G., 717.
Chr., 15.
711.
gen. Walther, 88, 784, 788, 795.
Fischerberg 38.
Fischergasse 38.
Fischgasse 30-34, 37, 38, 43, 471, 660,
661, 780.
Fisehhaus bei Bettenhausen 428, 613,
617, 619, 791.
beim Renthof 795.
Fischmarkt 38.
Fischstein 23, 423, 786.
Flechtorf 275.
Fleck, M., 710.
Fleckenbühl, Ph. Fr." von, 802.
Fleischhauergasse 143.
Fleischschirne s. Schirne,
Flemin S., 192, 237.
Flick, 287.
Fiiegengasse 34, 35, 37, 43, 68, 70, 429,
661, 662.
Flöhr Flör, von der, 751.
Flöther 555.
Florenz 335.
Floto 771.
Flußwerke 95, 113-115.
Förster, F12, 733.
Forst 16, 23, 46, 61, 63, 64, 250, 543,
612, 814.
Forster, G., 17, 541, 561, 801.
Forstmühle 612.
Fort, le, 626.
Fosse, de la, 291, 334, 364.
Foulon 15.
Frangois 495.
Frangke, 269.
Frankenberg 144.
Trankenberg, von, 568, 722, 736.
rankenhausen 285.
E2121 E1
Frankfurt a. M. 124, 188, 271, 274, 294,
594, 815, 818.
Frankfurter s. Platz, Straße, Tor.
Franz, Herzog von Braunschweig, 283.
Herzog von Etrurien, 283.
1., König von Frankreich, 283.
11., König von Frankreich, 283.
Herzog von Lothringen, 283.
Herzog von Mantua, 283.
König von Navarra, 283.
Bischof von Soiiwri, Weihbischof von
Mainz, 134.
Maria, Herzog von Urbino, 283.
Gießer, 273, 296, 506.
ranzgraben 65.
ranziskanerkloster 261.
ranziskanerterminei 261.
Franziskusstraße 31, 33, 43, 665.
Französische s. Kirche.
Französisches s. Gemeindehaus, Hospitai.
Frauenhaus 44, 578.
Friedericke, 325.
Freienhagen a. d. F. 359, 535, 543.
Freihäuser s. Hof.
44, 191, 391, 650, 651, 674, 676,
677, 686, 691, 705, 724, 725, 749,
764.
Freiheit 40-42, 45, 65, 70-79, 81, 82,
83-86, 236, 245, 248, 258.
Freiheiter s. Kirche.
Freimuth 20.
Freimuth, Chr., 743.
Freischuie 572, 628.
Freizeuten 793.
Fremder 497.
Freßiehr, 1'1., 734.
Freudenberg, B., 833.
Freyheit, A., 822.
R., 822.
Freyschmidt, K. A., 685.
Friberg 586.
Frick, A. M., 823.
Friedenstraße 63.
Friederike Charlotte, Tochter des Land-
grafen Ernst Ludwig von Hessen-
Darmstadt, 388.
Friedewald 98.
Friedhöfe bei den Kirchen 33, 42, 49, 62,
63, 188, 229, 232, 233, 241, 243,
245, 253, 816, 819.
Friedhof s. Garnisonfriedhof, Judenfried-
hof.
Alter, 817.
Äitstädter, 10, 33, 106, 108, 112, 243,
816-839.
Großer, 817.
Neuer, 817, 818, 840.
Unterneustädter, 10, 243, 784, 818,
839-842.
Friedrich 1., Kaiser, 132.
Wilhelm, Kurfürst von Brandenburg,
13, 810.
Herzog von Braunschweig, 788.
1., König von Dänemark, 283.
11., König von Dänemark, 283.
Wiihelm, Kurfürst von Hessen, 21,
22, 59, 147, 188, 213, 317, 318, 393,
451-455, 474, 533, 561, 595, 805,
810, 814, 817, 820.
1., Landgraf von Hessen, König von
Schweden, 14, 15, 104, 107, 127, 211,
21,2, 254, 282, 380, 407, 459, 473,
511, 525, 526, 547, 552, 579, 6l7,'
810, 811.
Friedrich 11., Landgraf von Hessen, 15-17,
23, 24, 29, 51, 54-56, 76, 77, 102,
122 131, 140, 187, 219 221,
224-228, 254, 280, 284-286, 293,
398, 304, 309-312, 335, 339, 349,
354, 356, 357, 359-361, 366, 367,
370, 372, 374, 377, 380, 381, 385,
387, 391, 394, 408, 409, 411, 424,
436, 459, 473, 474, 476, 484, 491,
492, 502, 503, 510, 514, 515, 526,
528-530, 537, 542, 544, 547, 551,
557, 558, 560, 566, 570, 584, 588,
590, 593, 618, 630, 631, 691-695,
726, 799, 801-804, 810, 811.
Sohn des Landgrafen Friedrich 11.
von Hessen, 405, 406, 667, 687.
Graf von Hessen, 262.
Landgraf -von Hessen-Homburg, 810.
Herzog von Mantua, 283.
Kurfürst von der Pfalz, 283.
1., König von Preußen, 284, 374, 810.
11., König von Preußen, 16, 687, 691.
Herzog von Toledo, 283.
Friedrichsgymnasium 696.
Friedrichsplatz 16-18, 20, 50-52, 54,
55, 125, 219, 222, 313-315, 318,
391, 417, 548, 665-667, 691, 799,
801, 802, 804.
Friedrichsstraße 49, 54, 123, 384, 386,
667.
Friedrichstor 16, 20, 47, 51, 124-127,
503, 691.
Friedrich-Wilhelms-Platz 59, 60, 453.
Friedrich-Wilhelms-Stadt 60.
Friedrich-Wilhelms-Straße 59, 60, 453
bis 455, 805.
Friese 774.
Friesen-Rötha, von, 744.
Fritz; D., 720.
Fritzlar 147, 158, 222, 236, 349.
Frizel Frizer, T., 636.
Frölich 625.
Frömig, Chr. 743.
Fronhof 429-438.
Fruchthaus 44, 508, 575, 600-602.
Fryberge 767.
Fuchsgasse 39, 40, 81, 667.
Füllgrabe 745.
Fünck, 1., 548.
Fünffensterstraße 48, 49, 254, 370, 371,
375, 668.
Fünfkirchen 822.
Fürstenberg 812.
Fürstenhaus am Wilhelmshöher Platz 57,
416, 417, 761.
an der Königsstraße s. Fürstenhof.
Fürstenhof 52, 694, 695.
Fürstenstein s. Diede zum.
Fürstenstein, Graf von, 58, 416.
Fürstenstein, 171., 5.
ürstenstraße 43.
Fürstentor 124, 127.
Fürstenwald 253.
Fürstenwald, A., 159, 720.
Fürster 421.
Fugger 151, 518, 547.
Fuhrmann, 662.
Fulda, Fluß, Große, 14, 24, 46,
47, 67, 94, 95, 200, 203, 266, 325,
326-328, 354, 357, 359, 362, 507
606.
Fluß, K1eine, 67, 92, 266, 297, 300,
302, 306, 307, 325-328, 352, 354,
357-4359, 362, 363, 367, 410, 777,
779.
Fulda, Stadt, 67, 221, 224, 547, 566
624, 678.
Fulda, G. von, 725.
Fuldabriicke, Alte, 10, 12, 26, 29, 30
31, 33, 69, 80, 232, 237-239, 267
432, 563, 578, 765-774, 795.
Neue, s. Wilhelmsbriicke.
Fuldabriicke, Straße, 667, 668.
Fuldagasse, Gerade, 715.
Mittlere, 31, 43.
Obere, 30, 69, 715, 716.
Schiefe, 715.
Untere, 31, 37, 43, 44, 258, 742, 743
Fuldasdnleuse 607, 608.
Fuldator, Altes, 92, 300, 314.
Neues, 124, 125, 299.
Fuldaturln 85.
Fuldaturmgasse 684.
Fuldhagen Fuldhain 65, 765.
Funde, Vorgeschichtlidae, 62, 64.
Fyge, H., 606.
Fyme, H., 269.
Gaak s. Kaak.
Gabelstich, 710.
Gärten s. Garten, Karlsaue, Moritzaue.
54, 58, 59, 314, 315, 325-329, 351-370
384-386, 388, 408 -410, 414-416
492, 570, 666, 578, 686, 690, 691
694-698, 705, 719, 729, 748, 75a
bis 760.
Gärtner 305.
Galerie s. Gemäldegalerie.
auf dem Meßplatz 593.
Galgen 64, 359.
Galgenäcker 62.
Gall Galle von Ettlingen 168.
von Marienberg 278.
Galle, H., 116, 152.
Gans 842.
A. H., 686.
C. 784.
M., 686.
Ganzer 496-499, 797.
Garde du Corps-Kaseme 22, 53, 123
492-495.
Garde du Corps-Platz auf der Freiheii
43, 140.
auf der Obemeustadt 53, 55, 494
668, 669, 786.
Garkiiche auf der Fuldabriicke 770, 771
Garnisonfriedhof, Altstädter, 818.
Unterneustädter, 840.
Garnisonkirche 15, 20, 44, 76, 105, 204
205, 215-218, 647, 696.
An der, 105, 216, 647.
Garnisonlazarett hinter der Bremer
Straße 20, 502, 545, 546.
in der Sdiäfergasse 731.
Garnisonpredigerwohnung 730.
Garnisonschule in der Fliegengasse 661
in der Wildemannsgasse 18, 752.
Garten s. Gärten.
s. Baumgarten, Cyrenengarten, Fa-
sanengarten, Hofgarten, lrrgarten
Kirsehgarten, Kiichengarten, Lust-
garten, Obstgarten, Orangeriegarten
Tiergarten, Weingarten.
Botanischer, 367.
der Prinzessin Karoline 321, 369.
des Landgrafen Friedrich 385.
des Prinzen Georg 359, 367, 384
385.
des Prinzen Maximilian in der Ober-
neustadt 388, 389.
ääääää ääääääääää
an des Prinzen Maximilian vor der
Öberneustadt 359, 362, 363, 366,
l08-410.
lolländisoher, 367.
Äönigliczher, 58, 415.
berster, 314, 315.
znplatz 308.
anstraße in der Qberneustadt 54.
xr dem Wesertore 31, 60, 65, 87,
369.
antheater s. Naturtheater.
1ausen 65, 603.
mser s. Straße.
Enge, 135, 193, 578, 579, 817.
Ileine, 156.
berste, 41, 43-45, 50, 74, 93, 246,
147, 259, sss, 640, 720-726.
Weiße, 195, 637.
aaus s. Gastwirtschaft, Herberge,
Ä-lötel.
Königsplatz 597.
erliner Hof 645, 675, 711, 739.
eutscher Hof 685.
nglischer Hof 54, 730, 739.
ranzösischer Hof 57.
.olze 725.
Iessiselzer Hof 645, 712.
olländischer Hof 678.
Stockholm 709.
öllnischer Hof 678.
Äeier 725.
reußisdzer Hof 697.
rinz Friedrich Wilhelm 455.
otes Haus 738.
ussischer Hof 697.
dlirmer 685.
Vestfälischer Hof 645, 712.
den drei gelben Lilien 747.
den drei goldenen Apfeln 723.
den drei Königen 645.
den zwei Schwertern 728.
1m alten Stern 650.
1m Anker 672.
Im braunen Hirsch 732.
1m Carpen 646.
1m deutschen Haus 662.
1m Dörfchen 649.
1m doppelten schwarzen Adler 715.
1m durstigen Hirsch 646.
1m Elephant 311, 738.
1m Fisch 661, 780.
1m fröhlichen Mann 739.
plno goldenen Adler 679, 699, 707,
1m goldenen Elephanten 311, 738.
änö goldenen Engel 633, 677, 707,
1m goldenen Fäßclzen 682.
1m goldenen Hahn 742.
1m goldenen Helm 470, 699.
1m goldenen Löwen 699, 715, 723.
1m goldenen Schwan 746.
1m goldenen Stern 650.
1m grünen Baum 645, 653, 726.
1m halben Mond 715.
1m Helm 679.
1m Karlsplatz 681.
;1117lönig von Preußen 52, 645, 687,
1m König von Westfalen 738.
1m Krambsvogel 646.
1m Kronprinz von Preußen 697.
1m Kurfürsten 699, 738,
1m Landgraf Carl 719.
1m Ochsenfuß 746.
lllllllllllll llllllllll
Gasthaus zum Ochsenkopf 646, 746, 756.
zum Pelikan 728.
zum Ritter 193, 705, 710.
zum römischen Kaiser 645, 675, 699,
735.
zum roten Haus 786.
zum roten Hirsch 714.
zum roten Löwen 645.
zum roten Mantel 646, 699.
zum Schwan 646, 653, 745, 750.
zum schwarzen Adler 682, 689, 715.
zum schwarzen Bären 646.
zum Vogel Greif 705.
zum Weißen Hof 749.
zum weißen Löwen 649.
zum weißen Roß 682.
zum weißen Schwan 727, 747.
zum weißen Stern 712.
zum wilden Mann 33, 421, 568, 699,
751.
zum wilden Wasser 131.
zur Börse 725.
zur Blume 785.
zur Forelle 727.
zur goldenen Gans 698.
zur goldenen Krone 665, 727.
zur goldenen Taube 728.
zur guten Quelle 723.
zur Harfe 726.
zur Heimat 677.
zur Kattenburg 670.
zur Krone 193, 259, 665, 725.
zur lateinischen Gesandschaft 684.
zur Pinne 754.
zur Post 708.
zur Rose 784, 785.
zur Sonne 645, 715, 746.
zur Stadt Basel 651.
zur Stadt Bremen 678, 714.
zur Stadt Frankfurt 660.
zur Stadt Hamburg 732.
zur Stadt Hanau 708.
zur Stadt Homberg 675.
zur Stadt London 699, 729.
zur Stadt Paris 730.
lllllllllllllll
zur Stadt Prag 678.
zur Stadt Schmalkalden 743.
zur Stadt Stockholm 694, 709, 710.
zur Stadt Stralsund 712.
zur Stadt Wiesbaden 681.
zur Stadt Witzenhausen 675.
zur Stadtmauer 748.
Gasthof s. Gasthaus.
Gastwirtschaft s. Cafe, Gasthaus.
Achenbach-Klause 744.
Aebbel-Claus 679.
Ahnaschänlce 749.
Alt Cassel 742.
Alt Holland 690.
am Fischhrunnen 744.
Bärenkammer 727.
Bayrische Bierhalie 711.
Biirgerschänke 658.
Coburger l-lofbräu 689.
Die Miste 665.
Dörfchenschänke 679.
Erkältungsanstalt 658.
llllllll
Hohentorschänke 677.
Karlsschenke 681.
Klosterschänke .684.
Martinikeller 673.
Miillersclzenke 699.
Musikantenbörse 707.
Ostheims Felsenkeller 712.
Pferdemarktsdiänke 728.
Gastwirtschaft Rathausschänke 762.
Illllllllll lllllllllllllllllllllllllllIIIIlllllIllI Illllilllllllll
Sanssouci 729.
Schloßschänke 733.
Wilhelmshalle 678.
Zeughausschenke 763.
zu den drei Rosen 699..
zu den sechs A. B. 699.
zum Adler 712.
zum alten Brauhaus 699.
zum Altmarkt 646.
zum Anker 645.
zum A. L. 679.
zum bunten Bock 712.
zum Druselturm 742.
zum Elefanten 645.
zum Fisch 645.
zum Friedrichsplatz 666.
zum goldenen Adler 645.
zum goldenen Stern 645.
zum Hangelicht 657.
zum Heidelberger Faß 645.
zum heiligen Geist 722.
zum Jule 673.
Karmeliterkloster 729.
Klosterkrug 741.
Krokodil 665.
Landgraf Philipp 725.
langen Felde 760.
letzten Heller 56, 665.
Lindenhof 708, 749.
Messinghof 699.
Renthof 729.
Schlafrock 713.
schwarzen Adler 699.
schwarzen Bären 679.
seidenen Striimpfchen 742.
Siechenhof 699.
Spiegelkarpfen 645.
Zum
zum
zum
zum
zum
zum
zum
znm
zum
zum
zum
zum
zum
zum
zum
zum Spucknapf 763.
zum süßen Loch 750.
zum verfehlten tritt 710.
zum weißen Schwan 699.
zur alten Mühle 713.
zur alten Stadtmauer 742.
amerikanischen Ecke 712.
Erholung 723.
zur ewigen Lampe 728.
zur Fahne 740.
zur feuchten Klarinette 707.
zur frischen Quelle 674.
zur Geduld 659.
zur Gerichtsschenke 704.
zur geschwollenen Ratte 698.
zur goldenen Traube 645.
zur Kaffeemühle 712.
zur Kanone 651, 663.
zur Krätze 684.
zur Löwenburg 673.
zur lustigen Fliege 762.
zur Martinsklause 723.
zur neuen Fuldabriicke 654.
zur neuen Tante 738.
zur Patronentasche 742.
zur Rabenmutter 762.
zur scharfen Ecke 709.
zur Schokoladenfabrik 760.
zur Sdiiitzenhalle 68, 701.
zur Spitze 657, 699.
zur Stadt Amsterdam 645.
zur Stadt Frankfurt 645.
zur Stadt Homberg 674.
zur Stadt Leipzig 661.
zur Stadt Mannheim 648, 682.
zur Stadt Marburg 708.
zur Tante 666, 738.
zur
zur
agaagag äaa 851
Gastwirtschaft zur Traube 742.
zur wattierten Weste 762.
Gatteaux 620.
Gatterer 698.
Gebäude 132-764.
Gebhard, Bischof von Merseburg, 134.
Gebhard, Fr., 825.
Gefängnisse s. Strafanstalten.
Gefangenhaus am Druselplatz 44, 583,
584.
am Leipziger Platz 40, 584.
Geeh 499.
Gehorsam, Bürgerlicher, 469.
Geistlicher, 577.
Geiger, l..., 770.
Geisa 144.
Geiso s. Geyso.
Geist, Heiliger, 722.
Geiße 105.
Gemäldegalerie, Alte, 15, 371, 375-377.
Neue, 318, 377, 384, 386, 557.
Gemeinde s. Burschaft, Niedergemeinde,
Qbergemeinde.
Flurbezeichnung, 615.
Gemeindehaus,Qberneustädter, deutsches,
662, 663.
Oberneustädter, französisches, 660.
Wahlershäuser, 489.
Wehlheider, 488.
Genelli, B., 413.
Generalauditoriat 129.
Generalbrandkasse 666.
Generalkommando 380, 381.
Generalkommission 668.
Generalkriegsdepartement 690.
Generalstab 690.
Generalsteuerrectificationscommission
691.
Genf 186.
Geng, Fr., 712.
Gengembre 620.
Gensch, G., 679.
Gens Warmes-Platz 53, 54, 492.
Gens Warmes-Straße 54.
Gensungen 264.
Genua saß, 555, 801, 811.
Georg, Markgraf von Brandenburg, 283.
Friedrich, Markgraf von Brandenburg,
283.
ll., König von England, 14, 347.
111., König von England, 558.
Sohn des Landgrafen Karl von Hessen,
185, 379, 380, 547.
Sohn des Landgrafen Wilhelm Vl.,
von Hessen 185, 186.
Landgraf. von Hessen-Darmstadt, 282.
Herzog von Sachsen, 283.
Herzog von Württemberg, 283.
der Vlamer, 612.
von Nürnberg 506.
Georgenberg bei Frankenberg 89, 614.
Georgenkirche 194-196.
Georgenstift 193-196, 757.
Georgenstraße 49, 208, 253, 254, 370,
371, 379, 380.
Georgienstraße 54.
Gercken, V., 785.
Gerecht 497.
Gerhard, Erzbischof von Mainz, 143, 145.
Gerhardt, 796, 809.
Gerhart, G., 768.
J., 784.
Gerhartt 730.
Gericht s. Appellationsgericht, Dorfgericht,
Hofgericht, Kreisgeridxt, Kriminalge-
richt, Landgericht, Oberappellations-
gericht, Stadtgericht.
Gericht, Altes, auf dem Forst 3.
Altes, auf dem Möncheberg 3.
Altes, bei Kichditmold 3.
Oberstes, 3.
Gerichtslinde 465.
Gerichtstisch 61.
Gering, H., 826.
Gerlach 637, 738.
753.
Gerland 648.
Gerlt 213.
Gerpott, M., 688.
Gerrin Gerin 219, 220, 223.
Gersdorf, von, 692.
Gerstäcker, C. F12, 819, 833.
Fr., 819.
Gertner, Fn, 763.
Gertrudenstraße 60.
Gerwigk Gerwig, Gerwiegk 714, 728,
5.
Gesandtschaft, Bayrische, 59.
Dänische, 58, 688.
Lateinische, 684.
Österreichische, 221.
Preußische, 128.
Sächsische, sss.
Gesellenhaus, Katholisches, 710.
Gesellschaft der Altertümer 17, 552.
des Ackerbaues und der Künste 572,
593, 805.
Gesner 668.
Geßner, 651.
Geuck, H., 250.
Gewächshäuser in der Aue 332, 369.
Gewerbe 14-16, 22-25, 64, 602-630.
Gewerbeschule 24, 601.
Höhere, 25, 193, 706.
Geyse, K., 427.
Geyso, von, 179, 206, 490.
Ghezzi, G., 212.
Giede, 727.
Giese, 561.
Gießberg 99, 112, 507.
Gießbergstraße 112, 123, 818.
Gieße 352, 359.
Gießen 90.
Gießhaus in Ottoneum 520.
in der Schäfergasse 84, 112, 506-508,
573.
in der Weserstraße 513, 514, 607,
749, 823.
Gießler 21.
Gildehaus s. Zunfthaus.
Gille, 0., 730.
Gilsmann, K., 739.
Gilze, Fr. L., 624.
Chr., 624.
Glnst, D., 822.
Girandoni, B., 534.
Girard 735.
F12, 353.
Girardet 14.
Giso lV., Graf von Gudensberg, 4.
Gissot, Fr., 836.
669.
Glaeßner s. Sammlung.
G., 703.
Glashäuser in der Aue 369.
Glashütte 636.
Glaß 721.
Glaßener, 840.
Gleim 193.
711.
Gleim, Q., 710.
Glinzer, K. 699, 762.
Glitzerburg 645.
Glocke, B., 741.
Glockenbrunnen 797.
Glockenstraße s. Klockengasse.
Glogke Glucke, 164.
Gnadengäßvhen 55.
Gnickgasse s. Knickgasse.
Gobbert 789.
Godäus Goddäus, Goeddäus 152,
754.
Godefroy Gottfro, E., 179, 180, 2T
280, 558.
Göbel, H., 747.
Göbell, C. L., 301.
Görtz Görz, Goertz, Freiherr von, 25
725, 737.
Gößel 565, 764.
Goethe, W. von, 294, 534, 562, 52
801.
Goette, 823.
Göttingen 261, 561, 571.
Götze, C., 658.
Gohr Goor, von, 52, 102, 403,
515, 530, 691, 772, 801.
Goldener s. Guldener.
Goldfuß, 237, 766.
Goldkammer 469, 578.
Goldschmid, 632.
Goldschmidt 565, 680, 842.
676.
5., 728.
Golze 725.
Gombeaut 351.
Gondelschleuse 362.
Gondelschuppen 362.
Gorge 736.
Gotberaedt 269.
Gotsched, 370.
Gotter, Fr. 526.
Gottfried, Bischof von Minden, 145.
Gottfro s. Godefroy.
Gotthard, Ph., 700.
Gotthardt, Herzog, 394.
Gotthelft 842.
Gotting, C., 163.
Gottsbüren 198, 224.
Gottschalk 215, 842.
5., 754.
Goudenau, von, 221.
Goullon, H. le, 744.
Gouvernementsgebäude 42, 471, 503, 7C
725.
Gouvernementsplatz s. Ledermarkt.
Grabe, J., 763.
668.
Graben s. Stadtgräben.
s. Bärengraben, Hirschgraben, Hol
graben, Kirschgraben, Küchengrabe
Löwengraben.
Am, 34.
Auf dem, 4143, 66, 68, 151, 19
298, 640, 669-675.
Dodenhiiuser, 61, 65, 797.
Fauler, 783.
Grabenmühle 606.
Gräßle, 817.
Grahm, 728.
Grand s. Chemin.
Grande s. Auberge, Rue.
Grandidier 13, 660, 716.
A., 210, 211.
D., 660.
670.
mdidier, Jacque, 210, 211.
im 670.
oses, 704.
Marie, 210, 211.
Marte, 210.
S. A., 210, 211.
mdjeau de Montigny 295, 313, 378,
383, 515, 553, 698, 806, 807, 809.
asberge 365.
aßegger, 715.
aßmeder, 665.
sßremise 414.
13 6165.
565.
ebe, H., 784.
abensteiu 133, 270.
abensteiner 615.
afensteiner, H., 612.
agor 1X., Papst, 263.
XIL, Papst, 158.
aifensteiner, M., 612.
ssenich 831.
bemühle 605, 681.
lesheim, A. von, 693.
ifte 303, 333.
lmm, C., 829.
Ch. A., 755, 829.
Dorothea, 755, 829.
Dortchen, 702, 736.
829.
Fr. 1... 736.
H., 736.
1., 20, 129, 295, 412, 458, 558, 560,
668, 731, 736, 755, 756, 829.
20, 413, 558, 731, 736, 755, 756,
829.
M. E., 834.
W., 20, 129, 412, 458, 558, 560, 668,
702, 731, 736, 755, 756, 829.
mmel 594, 717, 794, 796.
ßbeutel, H., 750.
Sningen 186.
Sschell, H., 720.
Jppe von Gudenberg, 0., 44, 635, 676.
Jsch, C., 754.
aßalmerode 358, 789.
Jße s. Fulda, Herrengasse, Kirche,
Mühle Ahnaberger, Straße.
aßenritte 90.
aßer s. Finkenherd, Friedhof.
Jßhjnne, B., 735.
at, 710.
atte an der Bellevue 410.
in der Aue 358, 364, 365.
impel, M., 656.
inau 721.
änberg, 710.
mer s. eg.
nlmvzli, F12, 710.
708, 710.
meberg, H., 652.
ymar, H., 163.
ähwigd, L. 836.
en erg, von, s. Hof.
dvoni s. Groppe, Wolf.
ens erg 303.
densberg, E. von, 197.
K. von, 197, 261.
denus, Chn, 656.
ck, 822.
18., 653.
Sch., 822.
ust 545.
nther, Graf von Schwarzburg, Gegen-
könig, 6.
Günther, Fr. L., 722.
690.
660.
uenther, 815.
Guerniero, Fr. 333, 334, 621, 660.
Giitersloh 711.
Gütig Güthig, 584, 667, 743.
534, 676.
Guise, Franz, Herzog von, 288.
Heinrich, Herzog von, 283.
Guldener, H., 162.
268.
Gumbrecht, M., 679.
Gundelach, A., 311, 827.
C. Fr. 834.
Fr. W., 834.
N., 739.
Ph., 834.
S. 827.
Gunkel, Fr" 679.
674.
N., 679.
Gustav II. Adolph, König von Schweden,
12.
lII., König von Schweden, 811.
Gymnasium 667, 696, 762.
illustre s. Collegium Carolinum.
Haardtwe 797.
Haas, 14.
M. Ch., 834.
W., 834.
Habieh, 501.
Hachenberg, Cl. von, 254.
Hackeborn, G., 658.
Hänlein, 827.
von, 58, 762.
Häser, C., 719.
Häuser s. Haus.
Häuser s. Beinhäuser, Bürgerhäuser, Erd-
hiuser, Fachwerkhäuser, Freihäuser,
Lusthäuser, Opfermannshäuser, Pfarr-
häuser, Steinhäuser, Stiftsherren-
häuser, Versorgungshäuser, Wacht-
häuser, Zinshäuser.
Neue, 40.
Hafen 25, 32.
Haffner, G., 332-334, 349.
Hagedorn, G., 144.
Hagelsieb 627.
Hager, Fr., 720.
Hahlo 711, 790.
Hahnensee, E. von, 193.
Hahnke, K., 661.
Haimerad 228, 229.
Haina 185, 293, 536, 721, 738.
Hainer s. Haus, Hof.
Hake, E., 258.
Halber s. Mond.
Halberstadt, H., 731.
W., 675.
Haldcen, A. Ph. von, 182.
L. von, 182.
Halle, Fr. Th. von, 682.
Hallen am Königsplatz 18, 52, 471, 591,
627-630, 684, 685, 696.
Heller 685.
Hallo 711, 790.
Hamburg 163.
Hammerstein, R. von, 830.
Hammererwerke 616-619.
Hampe 730.
Hampton Court 352.
Hamström, P., 647.
Hamstrum, M. Ch., 841.
Hanau 21, 88, 188, 566.
Hanau, Gertrude Fürstin von, 21, 52, 55,
57, 404, 451, 454, 561, 758, 762.
Hanauischer s. Park.
Handel 1a, 16, 22-25.
Handelsölmiihle 613.
Handwerk, J., 699.
Handwerkssdiule 25.
Hanfmiihle 605.
Haugen, 733.
Hans s. ohannes.
der Bettschwinger, 615.
Goldschmied, 198.
Meister, 768.
Scharfrichter, 748.
Steinsetzer, 793, 794.
Weißbinder, 482.
von Marburg 168, 277.
von Mecheln 180.
von Ulm 168, 325.
von Zürich 278.
Hausen, M. P., 218.
Hanstein, C. E. von, 706.
M. L. Ch. von, 215.
Hanusch, A., 455, 685, 822.
Hap el 698.
732.
Harbusch, 236.
166.
K., 236.
Hardehäuser s. Hof.
Hardehausen 259, 320.
Hardenberg, Graf von, 553.
P., 163.
Hardtmann, H., 653.
Harke 534.
Harlem 509.
Harleshausen 89.
Harmes, O., 535.
Harnack 797.
Harnier 716.
Harsack, Chn, 449.
Hartdegen, A., 777.
710.
Harthenberg, P., 612.
Hartmann 497, 703.
Fr., 609.
j., 744.
K., 738.
Hartung 724.
A. B., 834.
A. M. Chn, 830.
Fr., 834.
653.
Hartwig, C. L., 453.
H. 478.
Has, Fr. L., 657.
Hasenbusdi 411.
Hasenklo, H., 652.
Hasert, C., 730.
Haß, M., 635.
Hassenkamp 801.
Hassenpflug, A., 829.
Johanna, 829.
johannes, 392, 829.
K., 336, 542, 560, 756, 810.0
Lotte A., 829.
Ludün, 22, 454, 455, 687, 829.
Maria, 829.
Maria Magd., 829.
8., 829.
Hasserodt, F. W. von, 815.
Hastenpflug 664.
Hasungen 191, 259, 725.
Hasunger s. Berg, Hof.
Hattenbaclz, von, 207, 360.
Haumann, 709.
Haupt, H., 752.
Hauptstaatskasse 668.
Hauptwache 42, 43, 502, 503, 588.
Hauptzollamt 437.
Haurand, M. 837.
Haus s. Häuser, Hof, Palais.
s. Agneshaus, Blockhaus, Brothaus,
Drauselhaus, Fßsighaus, Drillhaus,
Färbehaus, Frauenhaus, Hobehaus,
akobshaus, Ketenhaus, Kirchenhaus,
lingelhaus, Lehrhaus, Mokeshaus,
Rummehaus, Wimmelhaus.
der Keuffer 261.
der Prediger 156, 161.
der Walker 724.
des Eseltreibers 698.
des Hirten 578, 698, 817.
des Salzkochs 785.
des Scharfrichters 39, 44, 64, 80, 93,
576, 748, 785.
des Stadtdieners 722.
des Stadtknechtes 770.
des Stadtmetropolitans 704.
des Stadtopfennanns 652.
des Totengräbers 578, 817.
Geistliches, s. Elisabethkirche.
Hainer, 261, 721.
Herrsdiaftliches, 370-373.
Landständisclaes, 51, 392.
Neues, 601.
Rotes, 738.
Sankt Johanns 259.
vor der Galerie 371.
Weißes, 139.
Hausbau 638-644.
Hausmann 568, 722.
B. R., 840.
S. NL, 840.
Haustein, Chr., 664, 736.
Haut, de, 659, 664.
Haxthausen, H. von, 472, 753.
Fr. von, 252.
Haynau, von, 58.
Heathcöte, Anna von, 213.
Ant. von, 838.
Hebel, G., 220.
S. von, 199.
Heckerswiesen 244.
Hedwig, Landgräfin von Hessen, 282.
Sophie, Landgräfin von Hessen, 13,
75, 185, 283, 287, 473, 508, 575,
596, 601, 618, 637, 701, 777.
Landgräfin von Thüringen, 132.
Hedwigstraße 6a, 54, sa, 67a, 676, 708.
Heer 450.
Heeren, St, 176, 224.
Heergasse 33.
Heeringen Heringen, von. 737, 760.
Heerstraße in Kirehditmold 61.
Heerstraßen 30, 34, 37, 38, 61, 86,
120.
Hegel Heugel, Högel, 278, 731.
M., 731.
Hegergasse 676.
Heggasse 635, 789.
Heicke, Chr. 732.
Heidelberg 274.
Heideling, 710.
Heideloff 689.
Heidenrich 153.
Heidenteich 62.
Heiergasse 634, 635, 676, 750, 785.
Heiligenbrunnen 2.
Heiligenhaus unter dem Weinberg 242.
Heiligenrode 158, 842.
Heiliger s. Geist, Stock.
Heimel 764.
Heine, A. M., 824.
D., 725.
Fr. 1., 824.
824.
H., 646, 647.
L., 657.
M., 822.
Heinrich 1., Kaiser, 263.
11., Kaiser, 22, 262-264, 429,
430.
111., Kaiser, 264.
1V., Kaiser, 263, 264.
Bischof von Adramiti, Weihbischof
von Mainz, 189.
Bischof von Apolda, Weihbischof von
Mainz, 134, 157.
Herzog von Braunschweig, 10, 90,
283.
König von England, 283.
König von Frankreich, 283.
1., Landgraf von Hessen, 143, 196,
245, 264, 265, 268, 316, 320, 761,
780.
11., Landgraf von Hessen, 22, 45,
133, 136, 157159, 236, 255, 257,
260, 766.
111., Landgraf von Hessen, 158, 191.
Graf von Hessen, genannt Raspe,
132, 196, 263.
1., Erzbischof von Mainz, 132.
Herzog von Mecklenburg, 283.
Graf von Nassau, 146.
König von Navarra, 283.
Prinz von Preußen, 695.
Bischof von Rhaedestus, Weihbischof
von Mainz, 145.
Herzog von Sachsen, 283.
Bischof von Tauris, Weihbischof von
Mainz, 160.
Meister, 189.
Steinmetz, 162-164, 506.
von Hildesheim 162.
von Jena 164.
Heinrich, Chr., 707.
G., 687.
Heinsius, A., 689.
Heintze, 735.
Heinz, 677.
Heinzenturm 81.
Heiser, A. M., 830.
Heiß, H., 166.
Heister, B. von, 819, 830.
E. Fr., 734.
W. von, 880.
Helbing 722.
Helleberg 611.
Hellengipfel 63.
Hellenmiihle 611, 612.
Hellewerd 611.
Heller, Letzter, 56, 665.
Heller 622, 711.
Hans, 661.
Herrn, 658.
Hellmuth, H. Chr., 699.
Hellwig, A. G., 825.
Helmuth, A. M., 826.
Helwig, H., 44, 742.
Henckys 269.
Hengel 99.
Hengsbach 709.
Hengsberger, 744.
Henkel, 21, 59.
A., 702.
K. H., 705.
K. 1..., 656.
Henkershaus am Kuttenplatz 578.
in der Sehäfergasse 44.
in der Waisenhausstraße 39, 80, 92
748, 785.
Henne, 304, 546.
Henneberg 761.
Henrich s. Heinrich.
Henriclzsplatz 56.
Hensberg 57.
Henschel, G. Chr. 60, 177, 233, 23!
241, 514, 749, 764, 808.
W., 20, 126, 177, 213, 398, 413
415, 678, 749, 787, 800, 806, 801
807, 810, 813, 814, 818, 820, 821
828, 829, 889.
K. A., 749.
u. Sohn, 471, 558.
Henschelstraße 60.
Hensel von Zelle 193.
Hensel, 153, 158.
Henßil, 612.
Hentze, W., 370.
Henze, J., 162.
Heppe, von, 716.
Chr. Ph., 745.
E. von, 668, 689.
A. von, 824.
PlL, 491, 769.
Herber, Andn, 27, 468, 487, 735.
Ant, 660.
G., 748.
1., 269.
Herberge s. Gasthaus, Gesellenhaus.
der Bäcker 646, 661, 675, 681, 68f
der Böttcher 674.
der Brauer 646, 675.
der Buchbinder 675.
der Biirstenmacher 681, 732.
der Dachdecker 681.
der Drechsler 675, 732.
der Gerber 732.
der Glaser 675, 732.
der Goldarbeiter 732.
der Handschuhmacher 732.
der Hutmacher 682.
der Kammacher 732.
der Klempner 675, 681.
der Kürschner 732.
der Kupfersdxmiede 681.
der Leineweber 646, 732.
der Maurer 713, 732.
der Metzger 742.
der Müller 675, 682.
der Nadler 732.
der Polsterer 675.
der Sattler 675, 681.
der Sehieferdecker 681.
der Schlosser 674, 675.
der Schmiede 675, 682.
der Schneider 674, 675, 723, 732.
der Sdiornsteinfeger 681, 732.
der Sdireiner 674, 675, 682.
der Schuhmacher 646, 675.
der Seifensieder 732.
der Seiler 682.
der Steinmetzeu 732.
der Strumpfweber 732.
der Tapezierer 732.
der Töpfer 732.
der Weißbinder 732.
der Weißgerber 732.
lllll
Äerberge der Zimmerleute 646, 732.
Äerbold, A., 661.
K., 20, 728, 740, 750, 753.
Äeregasse 635.
Äering, 734.
ierkules ll., Herzog von Ferrara, 283.
ierkulesbrauerei 681, 708, 719.
ierkulesstandbild 360, 361.
ierman, 1., 746.
ermann, Bischof von Citra, Weihbischof
von Mainz, 136, 163.
Landgraf von Hessen, 44, 133,
139, 156, 158, 160, 185, 242, 245,
250, 251, 26 268, 464, 604, 634,
635, 749, 792.
Sohn des Landgrafen Moritz von
Hessen, 434.
Herzog von Schwaben, 4.
lI., Landgraf von Thüringen, 5.
Qrganist, 167.
Schmied, 166.
Schreiner, 200.
Steindecker, 439.
errengasse, Große, 33-35, 41, 42, 68,
141, 267, 272, 273, 634, 635, 676,
750, 789.
Kleine, 41, 757.
ierrenhausen 352, 364.
errmann, A., 654.
Fr, 682.
errschaftliches s. Haus.
ersfeld 23, 24, 262, 285, 536.
erstin, 1., 261.
erstul, CL, 250.
T., 250.
ertingshausen, von, s. Hof.
von, 304.
Fr. von, 44, 73, 676.
Fr. B. von, 74, 420, 75.
Joh. von, 135, 139, 165.
Joh. von. 420, 675.
erwigen,.E., 822.
erwigsmühle 612.
erz 726.
erzog, Fr., 735.
Fr. M., 839.
672.
W., 672, .839.
erzogsbrunnen 788.
esperg Heßberg, von, 724.
449.
H. H. von, 724.
eß, R., 655.
V., 669.
Wig, 97.
WillL, 670.
eßberg s. Hesperg.
esse, G., 708.
essen-Philippstal s. Hof, Palais.
essen-Philippstal-Barchfeld, Landgrafen
von, 372.
essendenkmal auf dem Forst 18, 64,
814, 815.
in der Aue 18, 815.
esseneiche 814.
essenstein s. Palais.
Gräfin von, 59, 209, 372, 381,
688, 758, 760, 761, 819.
L. Gräfin von, 821.
W. Graf von, 418, 688.
essus, H., 91.
euchel, A., 719.
euergasse s. Heiergasse.
eugel s. Högel.
eumagazin s. Fruehthaus.
Heusinger, K. Fr. von, 560.
Heuwage 40, 64.
Hexenturm 81, 83, 84, 577.
Heyd, 17, 550, 695, 760, 833,
834, saß.
L. D., 17, 550, 695, 760, 833, 834,
836.
Heydau Heidau, Heyda 137, 362, 801.
Heyergasse s. Heiergasse.
Heylmann 192.
Heym, G. C., 739.
Heyne, Chr. 560, 801.
Heynemann, 'D., 604.
Hiebenthal 669.
Hildebold, Werkmeister, 160.
Hildebrand, 782.
Hildesheim 193, 220, 221, 225, 761.
Hillebrand, Chn, 748.
E., 707.
Hillebrecht, Fr. Chr., 627.
Himmelsburg, B., 830.
Hinkel, K. 705.
Hinter dem s. Hof, Judenbrunnen, Rüst-
haus.
Hinter den s. Pappelweiden.
Hinter der s. Mauer, Wage.
Hirschapotheke 702, 703.
Hirschgraben 357, 360, 362, 367.
Hirtenhaus 578, 698, 817.
Hirthe 565.
Hisner 230, 232, 553, 678.
Hitzler 732.
Hobe s. Hofe.
Hobehaus 430.
Hobemann, H., 765.
Hochapfel, 1., 722.
Hochberg 112.
Hochecker 394, 396.
Hochfeld, Chn, 349, 739.
Hochstädt 187, 511.
"Hochzeitshaus s. Stadtbau.
Hochzeitspfad 61, 797.
Hoenfels, E. von, 720.
Höfe s. Hof.
s. Klosterhöfe, Quellhöfe.
632637.
Höfer 175.
Höff, H., 698.
Högel s. Hegel.
Höhmann, Chr, 751.
Hölcke, H., 667.
Höllenkiippel 63.
Hölk, J., 466.
Hölzerner s. Markt.
Hönning, C. von, 830.
Hörlein, Fn, 646.
Fr. D., 824.
J. 1., 824.
Hbstener, 676.
Höxter, S., 685.
Hof s. Höfe, Hofe.
s. Gasthaus, Palais.
s. Agathof, Fasanenhof, Fronhof, Jäger-
hof, Johanniterhof, Königshof,
Kollegienhof, Lehnhof, Meierhof,
Messinghof, Müllerhof, Oberstenhof,
Opferhof, Packhof, Philippinenhof,
Regenbodenhof, Renthof, Ringhof,
Schäferhof, Schaubhof, Schultheißexi-
hof, Siechenhof.
Ahnaberger, 33, 141, 142.
Am Markt 38, 431, 480, 632-634,
646, 647.
Auf dem Berge 38, 41, 634, 705.
Hainer, 261, 721.
Hof, Hardehäuser, 259.
Hasunger, 193, 259, 707, 724, 725.
Hessen-Philip stal 64.
Hinter dem eißen, 34, 195, 638,
676.
im Breul 193, 635.
Im Weißen, 195.
Kaufunger, 37, 258, 259, 430, 431,
632, 633, 646, 709.
Kirchditmolder, 797.
Nassauer, 434.
Oberster, s. Oberstenhof.
von Berlepsch in der Bettenhäuser
Straße 570, 650, 651.
in der Oberen Karlsstraße 593,
620, 717.
von Boyneburg am Marställer Platz
33, 141, 142, 303, 634, 705.
in der Königstraße 691.
725.
voneder Maisburg am Martinsplatz
191, 707.
in der Unteren Karlsstraße 57,
743.
von Dörnberg 42, 641, 705, 706.
von Gudenberg im Weißen Hof 635,
676.
in der Hohentorstraße 44, 596,
676, 677.
von Hertingshausen im Weißen Hof
635.
in der Bettenhäußer Straße 650.
von Meisenbug am Altmarkt 258,
259, 480, 481, 632, 633.
am Graben 672.
in der Obersten Gasse 215, 647,
786
von Rolshausen an der Schlagd 433.
in der Mittelgasse 711.
von Sehachten 707.
von Scholley am Marställer Platz
Graben 142, 199, 212, 655.
in der Briiderstraße 155, 653, 655.
von Uffeln 513, 637, 749.
von Waldeck 720, 721.
Vor dem Tore 38, 68, 193, 194, 635,
636, 637, 749.
Weißensteiner, 63, 260.
Weißer, 24, 43, 44, 67, 68, 135,
193--196, 623, 635-637, 641, 749,
757.
Weißer, Straße, 749.
zum heiligen Geist s. Siechenhof.
Hofapotheke 10, 281, 419, 420, 724, 735.
Hofarchiv 416.
Hofarrest 585.
Hofbäckerei 637.
Hofbibliothek 547.
Hofbleiche 339, 409.
Hofdruckerei 40, 568, 570, 629.
Hofe, H. in dem, 138.
Hoff, vom, 278, 440, 702.
Hoffa 842.
Hofgärtnerei 367.
Hofgarten 357.
Hofgeismar 261, 396, 476.
Hofgericht 419, 420.
Hofhospital s. Elisabethhospital.
Hofkämmerei 418.
Hofkasse 418.
Hofkirche s. Garnisonkirdae.
Hofmarschallamt 44, 418-420, 735.
Hofmarschaliwohnung 670, 735.
Hofpredigerwohnung 730.
llll llll
in der Obersten Gasse 259, 615
oo
o1
222242 EJEJEJEJ
IJ
E194
1B
EJEJ
QZDQ
Hofschule 284, 442, 516, 518, 520.
Hofverwaltungsgebiiude 20, 51, 222, 314,
417-419.
Hofwäscherei 409.
Hager 629.
Hohe s. Treppe.
Hohentorkaseme 14, 20, 44, 53, 108,
490-492, 676, 697, 731.
Hohentorstraße 41, 43, 74, 130, 190,
676, 677, 816.
Hohentorturm s. Turm, Hoher.
Hohenzollernstraße 60.
Hoher s. Turm.
Hohes s. Tor.
Hohmann 739.
Hohnemann, Chr., 815.
Holländische s. Straße.
Holländischer s. Garten, Platz.
Holländisches s. Tor.
Hollstein, L., 678.
Holstein 682.
Holtze, H., 784.
Holtzhausen, H., 699.
Holz, Altes, 45.
Oberstes, 359.
Holzapfel, A., 740.
H. 141.
1., 701.
Holzgraben 301, 306, 542.
Holzhausen 4.
Holzheim 264.
Holzladeplatz 359.
Holzmagazin an der Aueschlagd 359.
vor dem Ahnaberger Tor 45, 608.
Holzmarkt in der Altstadt 43, 67.
in der Unterneustadt 39, 40, 69, 199,
201, 256, 679, 747.
Holzmiiller, J., 741.
Holzschuhe Holzschue, H., 484.
J. 0., 694, 709.
Ph., 709.
Homagius, 621.
Homberck, M. V. W., 826.
Homberg 217.
Honnet, A., 699.
Honorius lIL, Papst, 196, 260.
Honstein, K. von, 691.
Honthorst, G. van, 227.
Hoof 364.
Hoop, A. van der, 411, 414.
Hopf, Chr., 278.
Hoppe, H., 789.
Hoppener, K., 201.
Horn, 1., 744.
G. Graf von, 283.
H. Fr. von, 624.
Homisse 83, 740.
Homstein, Ph, 694.
Hornthal 842.
Horschiitz, 5., 657.
Hortense, Königin von Holland, 812,
813.
Hose, G., 714, 715.
H., 786.
Hospitäler 244-255.
Hospital s. Elisabethhospital, erenspital,
Marienhospital, Siechenhof.
auf der Freiheit 245.
bei Zwehren 260.
Französisches, in der Georgenstraße
48, 253, 254,669.
Französisches, in der Fiinffensterstraße
16, 49, 50, 254, 255.
in der Frankfurter Straße 663.
Neues, 245.
Hospitalstraße 40.
Hötel s. Gasthaus, Lottohotel.
de France 57.
de Paris 730.
de Prusse 697.
de Russie 697.
Hotmann, Fr., 440, 547.
Hotop, 690.
Houilett, 838.
Houttem, Ph., 624.
Hiihnerstopferei 630.
Hünersdorf 676.
Hüpeng 259.
Hiither, Chr., 755.
Hiitterott Hütterot, Hütterod, 418, 654,
759.
71., 654.
658.
Hugenotten 13, 46, 48, 206-211, 261.
Hugis, C., 165.
Hugo, H., 449.
Humboldt, W. von, 698.
Humboldtstraße 679, 758.
Humburg, A. M. Chr., 830.
B., 830.
1..., 733.
M. B., 836.
V., 724, 830.
Hummel, D., 721.
1..., 678, 692, 838.
M., 487.
Hund, Hans, 655.
Heinn, 449, 673.
655.
Hundelshausen 164.
Hundemann 178.
Hundertmark 667.
H., 671.
L. 656.
Hundt, K., 655.
Hupfeld 654.
Hurenküclze 729.
Husarenkaserne am Garde du Corps-
Platz 495.
am Klosterplatz 495.
am Marställer Platz 306.
an der Frankfurter Straße 495.
Huth 755.
Hutmacher, 822.
Huxold, 742.
Hygieaapotheke 667.
Hyperius, L., 703, 755.
Hypothekenfriedhof 645.
Jacob, G. 649.
Jacobi, A., 209, 587.
J., 657, 810.
Jadoon, A. NL, 840.
Jäger, 1..., 399.
Jaeger, C. E., 824.
Fr, 839.
B., 824.
Jägerhaus in der Orangerie 366.
in der Unterneustadt 18, 30, 39, 40,
81, 203, 426-428, 487, 503, 786.
jigerhof, Alter, s. Jägerhaus in der Unter-
neustadt.
Neuer, 366.
ägerstraße 492.
ahn 595.
akob, Probst von Ahnaberg, 242.
VIL, König von Schottland, 283.
Brauer, 770.
Goldschmied, 198.
Steinmetz, 165.
jakob von Ettlingen Otlingen 89,
von Ulm s. Bolling.
akobshaus 44, 256-258, 738.
akobsstraße 43.
anicauth 287.
ardin Royal 415.
ba, C., 824.
ldyll 368.
jenner, 735.
Järöme, König von Westfalen, 18, 19,
54-59, 126, 203, 204, 220, 221,
295, 335, 349, 372, 378, 382,
412-414, 470, 477, 495, 497,
545, 553, 555, 557, 729, 735,
760, 761, 802, 806-808, 812,
ärömesplatz 56.
esberg 388.
hläe, A. M., 824.
647.
lhrinck lhring, Jac. 826.
joh. 550, 826.
lhringshausen 160.
lm s. Hof, Sack.
lmmenhausen 194.
ln dem s. Hofe.
ln den s. Feren, Siegen.
lnfanterielcaserne s. Hohentorkaserne.
lnnocens Vlll., Papst, 194.
Xl., Papst, 350.
Xlll., Papst, 350.
lntendantur des XI. Armeekorps 50,
690.
des Theaters 387, 691.
lnzelerius, Bischof von Budua, 134.
Joachim, Kurfürst von Brandenburg,
Fgisesdricln, Kurfürst von Brandenbu
König von Neapel, 813.
Prinz von Preußen, 695.
Jobst, Chn, 10, 278, 285, 468, 473,
659, 730.
ohanna, Landgräfin von Hessen, 242
ohannes ohann s. Hans.
XXll., apst, 144.
Georg, Prinz von Anhalt-Dessau,
Ggorg, Kurfürst von Brandenbu
3.
Markgraf von Brandenburg, 283.
Bischof von Citra, Weihbischof
Mainz, 135.
Abt von Hasungen, 725.
Landgraf von Hessen, 136.
Herzog von Holstein, 283.
Herzog von Jülich, 283.
Herzog von Mecklenburg, 283.
Kurfürst von Sachsen, 90.
Ernst, Herzog von Sachsen, 283.
Friedrich, Herzog von Sachsen,
Wilhelm, Herzog von Sachsen, 25
König von Schweden, 283.
Goldschmied, 166.
Steinmetz, 325.
Zimmermeister, 269.
Zinngießer, 163.
von Hasungen 612, 819.
von Hildesheim 144.
von Kaufungen 161, 188.
von Meschede 275.
von Ostirieh 161, 162, 188.
von Soest 653.
ohannesstraße 43, 118.
ohanniterhof 259, 260.
ohn, 685.
oist, aumeister, 270, 273.
Wallmeister, 100.
aaaaaaaaaaeu,
äääägäääävääääää
Register.
aaaaaaaaaaaaaaaasaaaaaaaaaa
Joist von Eschwege 97.
Jolantba, Landgräfin von Hessen, 185.
Jolly 27.
Jonas 309, 311.
Jordan, S., 21, 561, 657.
Jordis, 412, 414, 762.
Jorge s. Georg.
joseph, König von Spanien, 812, 813.
osephine, Kaiserin, 812.
0st, Hofmaler, 702.
Seidensticker, 168.
Irrenanstalt 499.
lrrgarten bei Schloß Schönfeld 415.
beim Bellevuesdiloß 385.
im Oberen Baumgarten 315.
in der Aue 365.
unter dem Weinberg 408.
lsenburg, Casimir, Prinz von, 15, 16.
lsenhardus, Patriarch von Antiochien, 145.
lsermann. S., 244.
lsrael, Chr., 664.
Juan d'Austria, Don, 283.
Juden 12, 36, 312, 728, 787, 841, 842.
udenbad 33, 565, 680.
udenbrunnen 33, 41, 42, 68, 195, 565,
679, 680, 789.
Hinter dem, 33, 35-37, 471.
Judenfriedhof beim Ahnaberger Kloster
86, 841.
vor Bettenhausen 842.
vor der Freiheit 841, 842.
Judengasse 35, 43, 68, 70, 143, 259, 605,
680, 681, 726, 841.
Judenmarkt, Alter, 35.
Neuer, 33.
Judenplatz in der Altstadt 43, 726.
in der Oberneustadt 56.
Judenschule 36, 48, 139, 661, 726.
Vor der, 43.
Judenviertel, Altes, 35, 36, 68, 841.
Neues, 35, 36, 44.
Juliane, Landgräfin von Hessen, 12, 282,
434.
Tochter des Landgrafen Moritz von
Hessen, 185.
julius, Herzog von Braunschweig, 283.
ung, Tln, 88.
ungfernborn 2.
ungfernkopf 2.
ungfemturm 81, 85, 575.
ungfrau, Eiserne, 74.
unghans, S., 718.
jungk, C., 834.
l'l., 834.
646, 834.
834.
M. Ch., 834.
P., 834.
Pin, 834.
Jungken-Miinzer, von, 16, 222, 391, 667.
Jungmann, 653, 654, 746.
Hans, 672.
Hemu, 828.
Hieron., 746.
ac., 746.
0d., 653, 654, 753.
oh., 153, 655, 746.
ust, 654, 753.
jusquin, C., 822.
Jussow, H. Chr., 39, 40, 102, 128, 203,
221, 251, 293, 314-319, 378, 495,
496, 595, 627, 693, 717, 758, 774,
777, 779, 808, 812, 814, 819, 821.
F12, 212, 424, 584, 651, 685, 723.
justizamt 438.
ustizministerium 392.
utta, Tochter des Landgrafen Heinrich ll.
von Hessen, 136.
Kaak 42, 43, 175, 789, 793.
Kabinettsbibliothek 372, 547.
Kabinettsgebäude 695.
Kadettenhaus am Steinweg 43, 537.
in der Königsstraße 53, 515, 516,
538.
Kadettenplatz 43, 786, 790.
Kaffeemühle 645.
Kaisercafe 687.
Kalckhoff s. Calckhoff.
728, 746.
Kalckreuth, Graf von, 413.
Kalenberg s. Calenberg.
Kalkofen 44, 781.
Kameelstall 351.
Kammann, 409.
Kanalisation 47.
Kandia 326.
Kangießer, H., 700.
Kannen, von, 211.
Kannenberg, A., 755.
Kannengyßer, 166.
Kanone 254, 663.
Kanzlei am Renthof s. Renthof.
in der Königsstraße 695.
Kapelle sßriidcenkapelle, Elisabethkapelle,
Marienkapelle, Nikolauskapelle.
der hl. Dreifaltigkeit 271.
des hl. Geistes 251, 252.
des hl. Kreuzes 242.
im Elisabethhospital 246.
im Ferenspital 244, 245.
im Landgrafenschloß 276- -278, 280,
284, 292, 294.
im Siechenhof 251, 252.
in der Burg 268-272, 276.
vor dem Weinberg 242.
vor dem Zwehrentor 242, 243.
zu Rothenditmold 62, 240, 241.
zu Wahlershausen 63.
zu Wehlheiden 241.
zum Else 239, 240.
Kapellen 236-241.
Kapellenweg 61.
Kaplanei der Altstadt 704.
der Freiheit 193, 711.
der Unterneustadt 747.
Kaps, 278;
Karl lV., Kaiser, 6.
V., Kaiser, 283, 296.
VlL, Kaiser, 288, 375.
Markgraf von Baden, 283.
11., König von England, 352.
lX., König von Frankreich, 283.
Herzog von Geldern, 283.
Landgraf von Hessen, 13, 14, 24,
46-49, 53, 56, 64, 75, 76, 85, 116,
119-122, 127, 185, 186, 206, 207,
211, 282, 285, 286, 291, 311,'328,
329-330, 332-334, 338-347, 349,
351-354, 357-359, 361, 364, 366,
371, 374, 379, 384, saß, 395, 406,
408, 459, 473, 490, 503, 505, 510,
512, 513, 517, 521, 524, 534-536,
541-543, 546, 551, 552, 557, 558,
565, 567, 568, 575, 592, 616, 618,
620, 621, 623, 655, 667, 673, 702,
718, 735, 749, 776, 795, 796- 800,
810, 811, 815.
Sohn des Landgrafen Karl von Hessen,
geb. 1675, 185, 187.
lllll llll
Karl, Sohn des Landgrafen Karl von
Hessen, geb. 1680, 185, 187.
Sohn des Prinzen Maximilian von
Hessen, 187.
Sohn des Landgrafen Wilhelm Vlll.
von Hessen, 185, 187.
Herzog von Lothringen, 283.
Erzherzog von Österreich, 283.
II., Herzog von Pfalz-Zweibriicken,
409.
Xll.,Königvonschwedenßll,694, 709.
Herzog von Qwiirttemberg, 751.
Karlsaue 13, 20, 48, 56, 314, 351-370,
543, 681, 712, 802, 815.
Karlsberg b. Cassel 361, 364, 535, 541,
542.
Schloß des Herzogs Karl ll. von
Pfalz-Zweibriicken, 409.
Karlshafen 24, 535, 543, 801.
Karlshafer s. Straße, Tor.
Karlslust 409.
Karlsplatz 16, 49, 54, 208, 681, 787, 799,
800.
Karlsruhe 57.
Karlsstraße 47-50, 54, 57, 58, 127,
716-720, 743--745.
Karlstor 124, 127.
Karlswiese 356.
Karmeliter s. Karmeliterlcirche, Karme-
literldoster.
268, 269.
Karmeliterkirche 13, 23, 145-153,
204, 210, 564, 553, 655.
Karmeliterkloster 22, 23, 38, 143,
144-156, 261, 266, 268, 274, 296
442, 651-653, 729.
Karner s. Beinhäuser.
Karoline, Kurfürstin von Hessen, 690,
691. 818-820.
Tochter des Kurfürsten Wilhelm ll.
von Hessen, 369, 413, 810, 817, 820.
Königin von Neapel, 557, 813.
Karolinenstraße 57.
Karthäuser s. Berg, StraBqWegyWeinberg.
65.
Kasematten 94-96, 113.
Kaserne s. Ahnaberg Kloster, Artillerie-
kaserne, Garde du Corps-Kaserne,
Hohentorkaserne, Husarenkaserne,
Kastell, Kavalleriekaserne, Kloster-
lcaserne, Marstall des Land-
grafenschlosses, Modellhauskaserne,
Sehiitzenkaserne, Stadtkaserne,
Veteranenkaserne.
Kasernen 14, 490-502.
Kasemenplatz 53, 54, 491.
Kasernenstraße 43, 676, 681, 682.
Kasimir lll., König von Polen, 136.
Kasino 50, 59, 595, 718, 733.
Kaskade in der Aue 358, 363, 364.
Kas ar, Maler, 785.
erkmeister, 168.
Kaspar, H., 460.
Kaß, A. M., 828.
825.
Il. G., 825.
724.
Kastell 19, 25, 26, 30, 40, 200, 426,
428, 503-505.
Kasten 578, 767.
Kastenal 42, 44, 85, 577, 678.
Kastenalsgasse 42-44, 71, 81, 84, 85,
112, 130, 577, 632, 683.
Kastenalsturm 81, 84, 85, 109, 112, 577.
Katasteramt 538.
aaaa 857
Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel. V1. Cassel-Stadt.
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108
Katharina, Königin von Frankreich, 283.
Tochter des Landgrafen Wilhelm i.
von Hessen, 137.
Königin von Westfalen, 18, 19, 294,
295, 557, 812, 813.
Katholisches s. Gesellenhaus.
Kattenburg s. Chattenburg.
Kattundruckerei 622.
Katze 298, 300, 301, 306.
Katzenspnmg 60.
Katzenstein, Laz. 725.
Levi, 700.
Louis, 694, 762.
N., 701.
Katzentrunk, Chr., 650, 672, 785.
Kauffmann, A., 690.
Kauffungen, K. von, 784.
Kaufhallen am Königstor 128.
auf dem Marställer Platz 34, 590-592-
Kaufhaus der Altstadt 42, 430, 463,
585-590.
der Oberneustadt s. Meßhaus.
Kaufpiatz 593.
Kaufungen 30, 64, 244, 258, 263,
264, 278, 429, 430, 472, 709, 842.
Kaufunger s. Hof, Straße.
Kaufunger, A. M., 838.
J., 433.
Kaupert, Chr. 734.
G., 815.
734.
Kaupertmuseum 338.
Kavaliere 111.
Kavalleriekaserne s. Husarenkaseme.
am Garde du Corps-Platz 20, 495.
an der Bremer Straße 648.
an der Frankfurter Straße 495.
Kegel, Fr., 720.
Keil, 13., 647.
740.
740.
Keim, K., 760.
Keller, Oberer, 467, 586, 588-590.
Unterer, 467, 586.
Keller, G. H., 735.
J., 586.
Kellner, G. Th., 504.
Kelterhaus 325.
Kempf, Chr., 745.
Kensington 352, 360.
Kerstein 609.
Kersten, S. M., 840.
Kersting 725, 817.
A. G., 828.
Chln, 728.
M. S., 821.
Kesseihut, .., 700.
Keßler 604.
C. 824.
C. 825.
Heinn, 604.
Hemz, 786.
Herm., 169.
oh. H., 700, 825.
sr., 321.
L. 1., 838.
M., 90.
M. M. L., 838.
W., 674, 752.
Ketenhus 578.
Kettengasse 31, 33, 43, 68, 79, 155, 156,
261, 654, 683, 684.
Keudei 449.
Keudelstein 688.
Khun, A., 508.
Kielmansegge, Ä. G., Graf von, 827. Kleinschmidt, Chr. E., 714.
M. GräfinAvon, 827. 655.
Kiene, 650. Klemann, 1., 682.
Kilianstätten 815. Klemens s. Clemens.
Kindermann, M., 697. Klenze, l... von, 378, 382, 383, 412,
Kindius, B., 183. 415, 553, 567, 835.
P. A. P., 183. Klingelhaus 252.
Kinson, Fr., 556. Klingender 737.
Kirchberg 229. Klingler, 751.
Kirchbreite 61. Klingsohr 278.
Kirchditmold 18, 26, 31, 32, Klinpfer, St, 790.
61-63, 65, 228-234, 240, 241, 429, Klippert 762.
795-797. Klob, 658.
Kirehclitmolder s. Hof, Kirche, Straße. Klockengasse 41.
Kirche s. Brüderkirche, Cyriakuskirehe, Kloecke, 3., 782.
Elisabethkirche, Garnisonkirche, Ge- Klöhne, K. A., 755.
orgenkirche, Hofkirche, Karmeliter- Klöster 132-148, 241.
kiFChC, Lllthefkifdlß, Magdalenen- Kloster s. Ahnaberg, Elisabethklosl
kifdlß, Mßfktkifche, MaYtiüSkiYClle, Franziskanerkloster, Karmelii
Svhloßkirche. kloster,
Ahnaberger, 134-138. Altes, 260,
Altstädter, 28, 32, 33, 37, vor dgm, 43,
132, 133, 141. 142, 169, 196-199, Klosterhöfe 258-260.
242, 267, 270, 296, 591, 319, 341- Klosterkaserne 140, 141, 500, 648.
am Graben s. Lutherische. Klosterplatz 43, 67.
Bettenhäuser. 64, 284. Klosterstraße 48, 68, 70, 684, 780.
Französische Obemeustädter- Klotilde, Prinzessin von Hessen, 681.
Freiheiter, s. Martinskirche. Kluhud, Wq 653,
Große, s. Martinskirche. Klug 243
Ottfnleum 52a Knappe, C. Chr. A., 839.
Kirchditmolder, 61, 228-234, 722.721 Fr. 834
Lutherische, 14, 44, 66, 67,142,199, 834,
211-215, 216, 672, 704, 705. Knat, 71
Olxerneustädter, 13, 48, 206-211, Knaur, 755
294- Knauf, H., 745.
Untemeustädter, 18, 39, 40, Knauff, 252, 255, 724
199-206, 216, 242, 270, 487, 568, Knetsch, 74
610, 747, 774. 755
Wehlheider, 62. 719
Kirchen s. Hospitäler, Kapellen, Klausen, Knick 70, 72, 81, 85,
Klöster, Pfarrkirchen, Stifter. Knickgasse 42, 35, 109, 593, 553, 56.
Kirchenhaus, Deutsches, 254, 663. Knickhagen 513
Kirchhof s. Friedhof. Knickturm 7173, 31, 35
Kirchhoff 625- Knierim 698.
Kirch latz, Qberneustiidter, 48, 49, 203. Knies 727
Jhtemeustädter, 39, 40, 123, 131, Knipf, 752.
561, 562, 563, 745. Knippel, H., 771.
Kirchweg 63- Knyphausen, von, 706.
Kirperger, 156, 651. Knyrim, G., 393, 398.
Kirschgarten 357, 367. Ph. H., 685.
Kirschgraben 357. Kobold, G., 17.
Kisselbach 652. W., 17.
653- Koch s. Schaffnit.
Kister 756. A., 722.
G. N., 736. M., 703.
l., 214. Chr., 650.
Klag, 655. 611.
Klahud. W. 653- E. w. A., 56, 670, 768.
Klarmund, H., 680. Fr, 839
Klaus s. Nikolaus- Georg Ad., 898, 497, 680, 744.
Maler, 164- Georg Andn, 825.
Steinmetz, 270, 767. Hans, 754.
Klausa, 667. Heißt, Q0,
Klause vor dem Miihlhiiuser Tor 243. John 723.
vor dem Zwehrentor 242, 243. joh. 825.
Klausweg 243. Joh. H., 624.
Klaute, B., 211, 371, 381. Jost, 756.
653. L., 90, 425, 490-482, 487, 632,
Klein, Chr., 697. 553, 745, 341
Klßißditmßld 62- Kochendörfer, N., 756.
Kleine s. Fulda, Gasse, Herrengasse, Mühle Köhler s. Kohler.
Ahnaberger, Schirne. 312, 314, 700.
Kleiner s. Finkenherd. A. M., 834.
Kleines s. Palais. G., 514.
Kleinsehmidt 617. 723.
Qääääää
858 Eääääää
ihler, W., 724.
ihne, C. M., 825.
ilsdxky, 748.
Snig, G., 103, 434.
698.
Sniginhofstraße 64.
iniginlehe 64.
inigsberg 810.
inigsgut 31, 143.
inigshof 30-33, 37, 38, 41,
262-268, 429, 480.
inigsplatz 16, 18. 19, 50-54, 56, 57,
115, 389, 627, 684-687, 806-808,
842.
inigsstraße 47, 49-54, 56, 57, 127,
128, 490, 492, 687-697.
inigstor, Altes, 56, 57, 127-129.
Neues, 124, 127, 129.
Straße, 698.
Snigsweg 4.
irber, 707.
Srdell, 670.
Srner, W., 318.
W., 734.
ither 715.
Stschau, G., 335, 338, 738.
Stteritz Kötteritsdm, C. von, 182.
S. von, 182, 786.
shl, 636.
zhler Köhler, Georg, 514.
Gottfn, 178, 181, 183, 184.
Joh. Goftfn, 205.
Jost H., 210, 514.
xlbe, W., 665.
zllegiatstift s. Burgsiift, Martinsstift.
allegienhaus 451.
allegienhof, Alter, 324, 437, 439.
Neuer, 387. 437, 439.
rllegienstraße 43.
nlonnaden s. Arkaden.
16, 18, 308-314, 628, 734.
ammandantur in der Königsstraße 692,
706, 762.
in der Müllergasse 502.
ammerzbank 672.
Jmmerzienkollegium 593.
Jmmißhaus 38, 422-426, 482.
amödienhaus am Landgrafensdzloß 16,.
43, 44, 312, 364, 517, 524-528,
733.
an der Rennbahn 44, 517-524.
ampff, H. 211, 671.
K. Fr. 1. 211, 671.
anrad 1., Kaiser, 262. 266.
11., Kaiser, 132, 264.
ansistorium 443, 445, 448.
anstantin, Landgraf von Hessen-Roten-
burg, 436.
anz 6ä0.
ap von, 6.
Fr. von, 762.
Ph., 57, 58, 450, 451, 706, 762.
appen 605.
oppersdxleger, 635.'
oppiernayl 139.
orekhaus Korkhaus, M. 830.
W., 688, 830.
ornmarkt, Alter, 43.
Neuer, 43, 53, 54, 60, 544.
orsinsky, S., 620,
orßener, 652.
W., 652.
ortrog, 217.
ospoth, von, 706.
othe 362.
Kothe, E., 672.
Kottenkammer 277, 585.
Kraemer 730.
Krafft, A. M., 830.
J. A., 830.
M., 825.
Kragenhof 134.
Kram, Frz, 88.
Kramhard 727.
Krammert 727.
Krankenhaus s. Charitä, Garnisonlazarett,
Hospital, Landkrankenhaus.
beim Siedienhof 603.
Kratzenberg 16, 61, 62, 65, 86, 87,
89, 326, 616.
Kratzenberger s. Wasser.
Kratzenbergmiihle 616.
Kratzenbergschanze 119.
Kratzenbergwarte 87.
Kraus, Ad., 830.
Andin, 668, 830.
5., 830.
Krause, A., 657.
M., 751.
N., 680, 741.
Kraushaar, C. G., 818.
O., 664.
Krauskopf, J., 744.
K., 727.
Krauß, A., 823.
Cllh, 719.
K. H., 657.
Kraut, H. C., 740.
178.
Krautgasse 42, 43.
Krebs, 335.
Krefeld 511.
Kreisgericht 440.
Kreisgerichtsgefängnis 131, 584.
Krentz, M., 201.
Kretschmann, Th. von, 825.
Kreuze im Zwehrener Feld 7.
Kreuzstraße 39, 698.
Krieger 629.
Kriegskollegium 695.
Kriegsministerium 690.
Kriegsschule am Friedrichsplatz, s. Hof-
Verwaltungsgebäude.
in der Königsstraße 515, 516, 538.
Kriegszimmerplatz 130.
Kriminalgericht 445.
Krinoline, Alte, 645, 649.
Neue, 645.
Kröner 729.
Kröschel, 720.
l..., 834.
M., 834.
Krollpfeiffer, 834.
Kronenberg 365.
Kropf, 689.
742.
G., 668, 689.
Krüger, A. M. Chr., 830.
G. Fr. Chn, 724, 839.
Krümmel, Chr., 756, 757.
Krug 165, 399.
C., 179.
Fn, 704.
Fr., 675.
753.
636.
G., 748.
136, 164.
Kruggasse 42, 698, 699.
Krumsiclne, B., 714.
Kudaenbecker 460.
D., 725.
Ph., 17, 776.
Ph., 664, 689.
Ph., 782.
5., 776.
Kiichengarten 357, 366, 367.
Kiichengraben 357, 358, 360, 366.
Küchenhaus in der Aue 351.
Küchenmeisterwohnung 735.
Kiichenpavillon 16, 346, 351.
Klicken, Kl., 615.
Kiihnemann, Chr. l..., 823.
Tim, 749.
Kiihnert 450.
Kümmel, A., 834.
834.
H., 834.
497.
834.
Kiiper Küpper, Chn, 617.
1., 817.
Ü. PlL, 617, 734.
Kugelhaus 194, 635.
Kugelherren 44, 193-196, 635.
Kugelmann, S. S., 688.
Kugler, F12, 170.
Kuhlmann 698.
Kumpfe, 6., 623.
Kunckell von Löwenstern, F12, 825.
737.
Kunigunde, Kaiserin, 263, 264, 429.
Kindelfrau, 770.
Kunowitz, Freiherr von, 711.
C., Graf von, 183.
Th., Graf von, 183.
Kunstakademie s. Akademie.
Kunsthaus s. Ottoneum.
13-15, 43, 361, 366, 372, 380, 417,
471, 515, 521, 534-542, 557, 798,
799, 805.
Kunstkammer 304, 535.
Kunstverein 486.
Kunz von Siegen 269.
Kunzmann von Falkenberg 8.
Kupferhammer 24, 64, 618, 619.
Kupfermiihle 618.
Kurfürstenplatz 805.
Kurfürstenstraße 60, 699.
Kurfürstliclnes s. Palais.
Kurien 191-193.
Kurlbaum, Fr., 723.
723.
Kurt Kurd, Curd, Goldschmied, 166.
Hausvogt, 483.
Kupferschmied, 163.
Zimmermann, 270, 506.
Kutteneeke 109, 726.
Kuttenplatz 578.
La s. Baume, Croix, Fosse, Porte, Valette.
Labassee, C. O., 677.
Ph. St, 733.
Labenwolf, G., 321.
Labhard s. Liebhard.
Laboratorium s. Artillerielaboratorium,
Feuerwerkslaboratorium, Miinzlabo-
ratorium.
auf dem Sehloßwall 298.
bei der Unterneustadt 840.
der Artilleriekaserne 502.
der Hofapotheke 444.
im Marstall 304.
im Stadtbau 483.
Labyrinthe 365.
Lac 614.
Lache, Bei der, 611.
Lachemühle 611.
Ladegast 176.
Lafleche 688.
Lafledie-Keudelstein, von, 58.
Lagerhäuser 598-602.
Lagrange 18.
Lambert von Avignon 154.
Lambertistraße 43.
Lampmann 819.
Landau, G., 669, 722.
Landaustraße 118.
Landeck 449.
Landesbibliothek 10, 15, 17, 51, 129,
304, 440, 546-561, 761, 805.
Landesfinanzamt 690.
Landeskreditkasse 665.
Landeskulturamt .668.
Landesmuseum 24, 57, 557, 810-813,
819.
Landfoid, H., 612.
Landgericht 429, 430, 436, 440, 44a, 587.
Landgerichtsgefängnis 436, 584.
Landgrafengang 108, 541.
Landgrafensdmloß 8-11, 16, 18-20, 24,
45, 46, 89, 197, 216, 219, 221, 274,
275-316, 329, 349, 372, 442, 497,
536, 555, 585, 810.
Landgrehe, S., 650.
Landkrankenhaus 119, 566, 645, 712.
Landrä 48, 681, 719.
A., 822.
D., 50, 389, 690, 822.
D. M., 742.
D., 718.
50, 389, 690.
andsberg 66.
Landständisches s. Haus.
Landstraße, Sächsische, 63.
Landvogt, J., 745.
Landwehr 86, 87.
Landwehrhagen 31, 771.
Landwirtschaftliche s. Anlagen.
Lang, H. von, 764.
Langallery, Gräfin von, 49, 718.
Lange s. Straße.
Lange, D. P., 484.
G. Fr., 657, 669.
G. Chr, 415.
L., 707.
738.
N., 287.
S. E., 832.
Langen, H. von, 521.
Langschenkel, H., 39.
W., 39.
Langsehenkel asse 39, 40, 79, 80.
Lasberg, C. L. S. von, 827.
Lateinsehule 9.
Latträ, E. de, 623.
Laub, A. M., 827.
H. L., 827.
Lauben auf dem Marstäiler Platz 34.
Lauckhardt 399.
Lauerbadi, von, 650.
Lauterteich 825, 327, 328, 354.
Laves, G. L. Fr., 678.
Lazarett s. Garnisonlazarett.
Lazarusstraße 43.
Le s. Clerc, Doux, Fort, Goullon, Noir,
Nötre.
Lecamus s. Fürstenstein, Graf von.
Ledderhose, 782.
Ledermarkt 42, 43, 587, 588, 788.
Leclermarktbrunnen 785.
l..eer 185.
Legras de Bercagny 58.
Lehmann, G., s. Hanau, Fürstin von.
Lehnhof 440, 445.
Lehrerseminar 17, 695, 696.
Lehrhaus 191.
Leibrock, A., 718.
Leichler. CL, 723.
Leihbanlc 672.
Leihe- und Kommerzienkompagnie 672.
Leihgester, 784.
Leihhaus 44, 658, 672.
Leimbach, 8., 475.
Leinbom 414.
Leinbrunnen s. Leinbom.
Leiningen, Graf von, 676.
Leipzig 594, 814.
Leipziger s. Platz, Straße, Tor, Vorstadt.
Leisler, 398.
Leist, 651.
822.
M., 651.
S., 822.
Lemgaw, H. von, 764.
Lemgo, H. von, 780.
M. von, 780.
Lempe 663.
Lengberg 411.
Lengemann, 709."
Lenhart 482.
Lennep, E. von, 175, 301.
S., 17, 57, 690, 695, 700, 715, 720,
777.
H. von, 738.
Lenniers s. Leuniers.
Leonhard von Schweinfurt 164.
Leopold, Sohn des Landgrafen Karl von
Hessen, 185, 187.
Prinz von Preußen, 695.
Leopold 797.
Leopoldstraße 43.
Lepel, von, 706.
Lerhenchen 768, 782.
Lersner 612.
Leschen 650.
Lesemuseum 455, 645, 738.
Lespilliez 375.
Letzerich Lötzeridm, A. M., 711.
J. G., 711.
711.
Letzter s. Heller.
Leuniers, E., 394.
Leveille 376.
Levy, S., 694.
Lewinsohn, A., 673.
Leygebe, 0., 799.
Libhard, A. K., 206.
Licenthaus 437.
Liehtensteig 674.
Lichweg 63.
Liebhard Labhard, Chn, 620, 621.
Liegener, CL, 723.
Linar Lynar, R., Graf zu, 96-100, 508,
510.
Lincoln, Graf von, 518.
Lindelo s. Lintlo.
Lindenberg bei Bettenhausen 618.
bei Kirehditmold 61, 616, 796, 797.
Bastion, 301.
Lindenbrunnen 245.
Linclenheim, H., 163.
Lingbrunnen 245.
Linge, 0., 673.
Lingelbach, A., 671.
..,
Linker, J., 656.
P., 656.
Lins, H., 757.
Linsenteich 611.
Lintlo Lindelo, 151, 152, 702.
P., 151, 152.
Lintz Linz, G. von, 673, 700, 702.
Linz, A. M., 711.
Liphardt, 770.
Lippe, Graf von der, 705.
Lippe, 667.
M. j., 667.
Lippoldsberg 510, 513.
Lips, j., 789.
Lodemann 750.
Löber, R., 754.
Löbermiihle s. Löwermühle.
Lötzerich s. Letzeridz.
Löwe, L., 819.
Löwenapotheke 656, 663, 724.
Löwenbriicke 125, 585, 779.
Löwenburg 295, 394, 396.
Löwenburgstraße 713.
Löwengraben 101, 297, 300.
Löwenhaus 298.
Loewenhielm, Fr. A., Graf von, 830.
Löwenstein, von und zu, 729.
Löwenstern, von, s. Kunckell.
Löwer, S., 604.
Löwerei 35.
Löwergasse 429.
Löwermiihle 604.
Logen auf dem Marställer Platz 591.
Lohmann, B., 665.
678.
Ph., 665.
Lohmühle an der Ahna 602, 604.
an der Losse, Alte, 612, 613.
an der Losse, Neue, 613.
Lohrmann, C. Fr. 839.
F12, 825.
P., 825.
Loismühle 604.
Lom, H., 100.
Lombardhaus 44, 672.
London 352, 552, 570.
Longueville, Heinridx, Herzog von, 1C
Lorbeerhaus in der Aue 369.
Lorentz, 651.
Lorenz, B., 599.
1., 671.
Lorenzstraße 43.
Lorme, Ph. de, 554.
Losch, G. S., 719.
j., 694, 709.
Losman s. Losse.
Losse 14, 63-65, 100, 101, 61
612, 616, 616, 618, 621.
Alte, 611.
Lotheisen 424.
Lotteriehaus in der Frankfurter Stral
664, 694.
in der Königsstraße s. Lottohaus.
Lotto 17, 52, 668, 664, 604, 706, 710.
Lottohaus 52, 694.
Lottohotel s. Lottohaus.
Lotz, 784.
Lotzen, A., 262.
Loubemann, G., 166.
Loubirbach, H. von, 139.
Louis s. Ludwig.
Lucas 768.
Luchet, Marquis de, 530, 548, 571.
Luckhardt, G., 677.
Joh. 731.
2212121
242912421
ickhardt, ust., 709.
lcius 111., apst, 133.
xdemann, 664.
idewig, A., 627.
ldovici, 0., 232, 722.
xdwig 1V., Kaiser, 22, 593.
1., König von Bayern, 835.
Herzog von Bayern, 283.
Herzog von Bourbon, 283.
X1V., König von Frankreidi, 13, 352.
1., Landgraf von Hessen, 135, 136,
161, 163,1 164, 166, 191, 193, 467,
563, 632, 635, 792.
11., Landgraf von Hessen, 133, 269,
270, 297.
111., Landgraf von Hessen, 274, 303,
547.
Sohn des LandgrafenKarl von Hessen,
165, 187.
König von Holland, 18, 812, 813.
Kurfürst von der Pfalz, 283.
1., Landgraf von Thüringen, 132.
König von Ungarn, 283.
Herzog von Württemberg, 283.
Maler, 189.
von dem Zierenberg 162.
idwig, A., 822.
A. M., 822.
xdwigsborn 277.
xdwigsbrunnen s. Ludwigsborn.
xdwigsstraße 50, 54, 57.
ican, V., 184.
icken, Fr. 718.
720.
idlke, M., 730.
ininck, F. Freiherr von, 761.
ittebrandt 662.
ittgendorf Liidgendorf, Liidtgendorff,
C., 671.
H., 652.
656.
ittlch 187.
1ise Dorothea Sophie, Landgräfin von
Hessen, 185, 186.
Tochter des Landgrafen Wilhelm V1.
von Hessen, 186.
imbsgasse 39, 40.
Jndström, W., 811.
lpanar 44.
xstgarten, Alter, 315.
Kleiner, 408.
in der Aue 10, 297, 321, 325, 339,
354-353.
vor dem Zwehrentor 10, 314, 3.15,
321.
msthäuser in der Aue 10, 11, 362, 368.
asthaus des Landgrafen Wilhelm 1V.
320-329, 332, 753, 796, 797.
des Prinzen Maximilian 56, 355,
406-410.
istschiffe 362.
itgendorf s. Liittgendorf.
lther. M., 215.
Jtherisdme s. Kirche.
itherisdies s. Waisenhaus.
itherkirche 818, 819, 837.
Jtherplatz 818, 819.
Jtter am Barenberge 181.
itwardessen 158.
Jtzendorf 671.
yceum Fridericianum 17, 52, 57, 216,
688, 695, 696, 744.
ynar s. Linar.
Von 399.
Mäkel, H., 673.
Maentel, Chn, 822.
Miinz, G., 678.
Märkte s. Markt.
22, 23, 33, 37, 38, 42, 586, 593.
Maffey, A. 1., 825.
Magdalenenkirche s. Kirche, Unterneu-
Städter.
Magdalenenplatz 40.
Madgalenenstraße 40.
Magistrat 7.
Maibreite 62, 240.
Mailand 809.
Maillebahn 15, 124, 368, 681.
Mainz 511.
Maison des pouer 371, 663, 669.
Malchus, von, 696.
Maler- u. Bildhauerakademie s. Akademie.
Malpini 620.
Malsburg, von der, s. Hof.
von der, 74, 696, 707, 729.
E. von der, 449, 707.
H. von der, 191.
H. F. von der, 232.
Karl von der, 716.
Karoline von der, 761.
O. von der, 717.
W. Q., Graf von der, 57, 58, 736,
743.
Malstätten 61, 62.
Mandelschlo, A. von, 227.
C. von, 227.
Manegold 269.
Mangold 656.
Mannheim 57.
Mannsbach 737.
Mansard, H., 376.
Mappus, M., 212, 830.
Mara, G. 654, 712.
Marburg 90, 147, 221, 396, 432, 562,
566, 571, 572, 583, 587, 711, 805,
815.
Marehand, L. M. L., 822.
Marehetti, P., 813.
Mardorf, 821.
Marees, de, 288, 473.
Margasse 32.
Maria Luise, Kaiserin, 812, 813.
Königin von England, 283.
Königin von Frankreich, 394.
Amalie, Landgräfin von Hessen, 49,
185, 186, 282, 287, 339, 340, 343,
541, 542, 557, 67a, 810, 811.
Landgräfin von Hessen, 15, 287, 374.
Toduter des Kurfürsten Wilhelm ll.
von Hessen, Herzogin von Meining-en,
380, 413, 810.
Amalia, Tochter des Landgrafen
Wilhelm VIII. von Hessen, 185.
Friederike, Tochter des Landgrafen
Wilhelm IX. von Hessen, Herzogin
von Anhalt-Bernburg, 473.
Tochter des Prinzen Maximilian von
Hessen, 187.
Königin von Navarra, 283.
Amalie, Herzogin von Sachsen-Zeitz,
185.
Königin von Schottland, 283.
Marienbahn 368.
Marienberg 244.
Marienhospital 244.
Marienkapelle auf der Freiheit 41, 42,
157, 236.
vor dem Frankfurter Tor 244.
vor dem Zwehrentor 242.
Markt s. Märkte.
s. Altmarkt, Fischmarkt, Holzmarkt,
Judenmarkt, Kornmarkt, Ledermarkt,
Pferdemarkt, Rädermarkt, Roßmarkt,
Schweinemarkt, Töpfenmarkt.
Am, s. Hof.
Hölzerner, 43, 67.
W. am, 633.
W. vom, 633.
Marktbrunnen 785, 787.
Marktgasse 19, 31, 33, 37, 41-43,
68, 74, 236, 639, 640, 699-703,
785.
Marktkirche s. Kirche, Altstädter.
Marktmeister 23.
Marktplatz der Altstadt s. Altmarkt.
der Qbemeustadt 49.
Marktsiedelung 30-82, 45, 429, 430.
Markttor 68.
Marktwache 461.
Marmorbad 13, 339-351, 536, 543.
Mar uardt 648.
hr. Fr., 648.
Marquart, M., 840.
Marrot 285.
Marschallhaus 735.
Marschallwohnung s. Hofmarschallwoh-
nung.
Marställer s. Platz, Straße.
Marstall des Bellevueschlosses 382-384,
386.
des Landgrafensdzlosses 10, 11, 17,
31, 32, 33, 38, 142, 212, 296,
303-306, 442, 495, 524, 535, 546,
547, 634, 705.
des Palais des Landgrafen Friedrich
667.
Vor dem, 43.
Martin V., Papst, 161, 166.
Gießer, 296, 506.
Steinmetz, 768.
Martin, 818.
13., 673.
Sal., 671.
Sus, 818.
Martinhagen 361.
Martinistraße 43.
Martinskirche 12, 19, 28, 29, 42,
45, 78, 147, 157, 159-188, 197, 198,
236, 242, 246, 261, 278, 325, 587,
645, 709, 816.
Martinsplatz 19, 705-708.
Martinsstift 65, 157-194, 251, 260, 261,
676, 677, 695.
Martray 334.
Mascow s. Matsko.
Maske, Chr. Fr., 709.
Masureck 764.
Materialienhaus 602, 808.
Matsko, J. M., 551,625.
Matteis, P. de, 228.
Mattenberg, 751.
Matthias, Bischof von Leslau, 145.
Meister, 277.
von Dortmund 92.
von Erfurt J64.
Matthias, G., 819.
Matthieu Mathieu, Fr., 760.
671.
h., 737.
Maudri 719.
Mauer, Hinter der, 60.
Mauern, 827.
Mauerstraße 123, 708, 818.
Maulbeerplantage 40, 118, 123.
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zaawazzaaaaaa 861 aaaaaaaaaaaa
Mauritianum s. Collegium.
Schloß, 321.
Mauritius, G. D., 414, 834.
Maus 455.
Mauvillon 515.
Maximilian ll., Kaiser, 283, 326.
Sohn des Landgrafen Karl von Hessen,
50, 56, 185, 386-388, 406, 407, 691.
Maximilianstraße 49.
Maxstraße 54.
Mayfarth, 710.
Mayr, W. Chr., 484.
Mazzenburg 657.
Mebes, L., 277, 278.
Mecabacchus, 183.
Mechtild, Landgräfin von Hessen, 245.
Tochter des Landgrafen Wilhelm l.
von Hessen, 137.
Meckbada, 449.
Medebeck, von, 261.
Medici, C. von, 283.
Fr. von, 283.
K. von, 283.
Medizinalschule 443.
Meierei im Renthof 438, 630.
in der Aue 324, 630.
in der Frankfurterstraße 56, 351, 625,
630, 631.
Meierhof 429.
Meinecke 758, 760.
Meisenläxg, Meysenbug, Meysebuch von,
s. of.
von, 215, 258, 259, 480, 481, 632,
633, 647, 672.
Chr. von, 632.
oh. von, 632.
0st von, 449.
Meißner 635.
Meisterei 748.
Meisterlin 452, 698.
Melanchton, Ph., 653, 747.
lVlelander 12, 277.
Melsungen 12, 307, 362, 434, 516, 704,
822.
Menagerie s. Tiergarten.
beim Landgrafenschloß 297, 298.
beim Schloß Schönfeld 413, 416.
in der Aue 17, 297, 355, 359, 363,
366, 407, 408, 552, 562, 582, 625.
Menckel, 1..., 721.
Mennyl, J., 612.
Mensing, A. R., 835.
3., 470.
294368, 744, sss.
Ch., 234.
Mentel, M. K., 830.
Menzel, A. von, 350, 703, 761, 790.
Merckel, 165.
Mergard Mergardt, 745.
Fr., 745.
Mergart, 243, 816.
Merge, Tochter des Landgrafen Wilhelm l.
von Hessen, 137.
Mergelbahn 368.
Merkelin 162.
Merseburg 263.
Merxhausen 662, 721, 785.
Meschede 262.
Meßhallen s. Hallen.
Meßhaus 16, 19, 25, 49, 50, 592-596,
620, 717, 718.
Messinghof 24, 64, 236, 612, 616-618,
620.
Meßplatz 49, 50, 55, 57, 479, 593.
Metb, 1., 460.
Metz 659.
Metzger, K., 184.
Metzg-erisdle s. Mühle.
Meyer s. Dalambert.
A., 761.
H., 719.
Joh. 469.
1.11., 832.
1..., 368.
S. von, 738.
Meyerhöfer, 1., 747.
Meyl, oh., 199.
1., 739.
Meysenbug s. Melsenbug.
Michel, Maler, 789.
Michelsgasse, Schwarze, 33, 708.
Mierendorff, R., 676.
Militärkasino s. Kasino.
Militärschule s. Kadettenhaus, Kriegs-
schule.
Ministerium 389.
Miram 677.
Misteturm 86.
Mittelgasse auf der Freiheit 42, 43, 45,
193, 255, 256, 564, 34.0, 703-712,
726.
in der Unterneustadt 39, 79.
Mittelstraße 48.
Mittelschanze 119.
Mittelweg 615.
Mocengio, A. Fr. von, 716.
Modellhaus am Kornmarkt 18, 55, 57,
128, 544-546.
an der Rennbahn 46, 535, 542-546.
Modellhauskaserne 545, 546.
Möbelhaus 491.
Moeiße, C., 201..
Möller s. Müller.
E. von, 22, 384, 386, 815.
H., 699, 746.
H., 516.
W. Chn, 654.
Möllertor s. Müllertor.
Mönch 655.
K., 565.
Wg 657.
Möncheberg 89, 132, 369.
Mönchebergsdxanze 89, 119.
Mönchebergstraße 30, 60, 142, 712.
Mörmann 708.
Moers, 327.
Mörsch 262.
Mogia, 620.
Mogk, 11., 653.
Mohlengasse 42, 71, 84.
Mohlenpforte 84.
Mohlentor 84.
Mohr, 11., 630.
Mokeshaus 156, 261.
Moldenhauer 758.
Mollat 707.
Molner, C., 209.
259.
Mombach 62, 603, 781, 782.
Mombachbrücke 27, 781, 782.
Mombailly, E., 720.
Monbijou 759.
Monconys 102.
Mond, Halber, s. Gasthaus.
Halber, Ravelin 115.
Mond, 1., 698.
1..., 673.
M,"B., 673.
Mongarda, A., 636.
Monnot Monat 542.
Monnot Monat Fr. A., 348, 349.
1., 348, 349.
P. E., 341-350, 557, 811.
Mons, 745.
Mord Mordt, A., 742.
Morea 819.
Morelli 819.
Moren, 90.
Morio, Graf von, 383, 818.
Moritz, Landgraf von Hessen, 11, 12, 23,
24, 38, 43, 45, 78, 101, 105, 114, 117,
140, 141, 146, 151, 168,185,195,
252, 255, 278, 282-286, 297, 298,
301, 304, 307, 321-328, 354, 357,
421, 426 434, 442, 446, 460, 478,
490, 509, 512, 516-520, 546, 574,
581, 665, 667, 720, 730, 752, 756,
791.
Moritz, Sohn des Landgrafen Moritz von
Hessen, 185.
Sohn des Landgrafen Wilhelm V. von
Hessen, 185.
Moritzaue 11, 45, 325-329, 353.
Moritzstraße 40.
Mortier 18, 711.
Mosenthal, S. H., 709.
Moser, 724.
Moß, H., 278.
Motz, von, 596, 677, 752.
C. 13., 882.
C. 1..., 827.
E., 821.
Fr. von, 737.
H., 477.
Justinus E., 827.
ustus E., 711.
827.
R. von, 668.
Moulard 688.
Miihlbein, Chr., 659.
Mühle s. Agatmühle, Ahnamühle, Alexis-
miihle, Drahtmiihle, Druselmühle,
Faustmiihle, Forstmiihle, Graben-
miihle, Gribemiihle, Handelsölmiihle,
Hanfmiihle, Hellenmühle, Herwigs-
mühle, Kratzenbergmühle, Kupfer-
mühle, Lachemühle, Löwermühle,
Lohmühle, Loismiihle, Ockermühle,
Ölmühle, Papiermühle, Porzellan-
miihle, Pulvermühle, Reibmühle,
Rodenmiihle, Roßmühle, Scheiben-
miihle, Walkmühle, Weitmiihle, Wind-
mühle, Ysermole.
Ahnaberger, Große, 23, 35, 65, 73,
95, 119, 142, 606-608, 841.
Ahnaberger, Kleine, 142, 605, 606.
Altstädter, 607.
Englische, 627.
in Weingarten 614.
Metzgerisdie, 613.
Neue, 269.
Obere, 260, 613, 614.
Pariser, 86.
Rote, 603.
Sandershäuser, 627.
Unterneustädter, 10, 11, 39, 73, 95,
114, 142, 582, 606-610, 713.
Vogt's, 514, 606, 764.
vor der Unterneustadt 610, 611.
Wahlershäuser, 63, 260, 613, 614.4
Weißensteiner, 260, 613, 614, 616.
Mühlen 63, 65, 113, 142, 260, 429, 602,
603-616, 794.
Miihleäzgasse 39, 40, 81, 426, 709, 712,
EQQQQQQQQQ 862
212132,
Mühlenhausen s. Mü lhausen.
Mühlenheim, von, 0.
Mühlenpforte 81, 86, 93, 110.
Miihlenweg 783.
Mühlhäuser Straße s. Müllergasse.
Tor s. Müllertor.
Mühlhausen 44, 45, 65, 264, 429, 430,
602.
Mühlpforte 85.
Müldner Müldener, Müller, D., 707.
421, 7ss, 795.
H. 724.
K., 4.22, 4.24., 4.25.
Müller s. Müldner.
A., 276, 746.
Carol. von, 759.
Chr., 97, 99, 100, 278, 303, 508, 768.
Chn, 649.
D., 475, 835.
Friedn, 534, 833.
Friedn, 652.
0., 757.
Hans, 659.
Hans, 303.
Hans, 699, 746.
Heinn, 668.
'Hieron., 303.
15k, 753, 764.
oh., 725.
oh. von, 17, 335, 541, 553, 678, 816,
819, 835.
oh. C., 548.
oh. 740.
oh. ak., 694, 706.
oh. ust., 742.
ust., 708.
Karl F12, 697.
Konn, 721.
Max, 659.
Michel, 10, 169, 237, 278, 287, 472,
789.
Moritz von, 58, 759.
P., 708.
Müllergasse 42, 43, 65, 72, 74, 714, 715.
Müllerhof, Am, 616.
Müllertor 18, 27, 45, 65, 68, 74, 77,
78, 85, 91, 107, 124, 131, 243, 577,
602, 678.
Miillerweg 616.
Müllerwiesen 616.
Müllhausen, 755.
München 227, 376.
Münchhausen, Freifrau von, 831.
M. Fr., Freiherr von, 686, 819, 831.
Münden 11, 22, 23, 32, 190, 191.
Münscher, C. L., 178.
Münster i. W. 705.
Münze s. Stadhnünze.
Alte, 114, 608, 620.
auf dem Kleinen Finkenherd 114, 608,
620.
auf dem Markt 619.
auf der Obemeustadt 49, 50, 44.5,
595, 619, 620, 718.
im Marstall 304.
im Messinghof 620.
im,Renthof 10, 440, 443, 444, 619.
Münzlaboratorium 443.
Münistraße 54.
Mugniani, F12, 620.
Mulang 63, 562.
Mulenbach Muhlenbach, G. von, 766.
K. von, 766.
O. von, 465.
Munitionsfabrik 815.
Murat, C., 557, 813.
j., 813.
Murhard, F12, 685, 758, 760, 762.
K., 685, 758, 760, 762.
Murhardbibliothek 762, 814.
Murhardt, J., 724.
Murry 349.
Musenberg 385.
Museen 534-561.
Museum s. Sammlung.
s. Bosemuseum, Gemäldegalerie,
Kaupertmuseum, Kunsthaus, Kunst-
kammer, Landesbibliothek, Landes-
museum, Lesemuseum, Naturalien-
museum, Spohrmuseum.
Fridericianum 16-18, 20, 51, 76, 111,
221, 280, 295, 296, 372, 459, 478.
537, 546-561, 802, 805, 808-813.
Neues, s. Landesmuseum.
Museumsstraße 60.
Musikantenbörse 707.
Muth, D., 815.
Mutilett, 107.
Nadler, Th., 702.
Nagel, A. C., 822.
11., 822.
Nagel, A. M., 835.
Jean K., 735.
joh. C., 835.
oh. K., 683, 704.
h. C., 836.
Nahl, 759.
F12, 732,
A., d. A. 17, 51, 125, 219, 220, 223,
309-311, 335, 338, 331, 494, 557,
085, 883, 093, 801-804, 811, 813.
A., d. J., 17, 52, 395, 678, 693,
759.
W., 667, 688, 693.
S., 51, 125, 550, 678, 801, 813, 814.
Th., 759,
Name der Stadt 25, 26.
Napoleon 1., Kaiser, 18, 19, 553, 555, 557,
806-809, 812, 813.
11., Herzog von Reichstadt, 813.
Napoleonshöhe s. Wilhelmshöhe.
18, 19, 54, 128.
Napeleonshöher s. Allee, Platz, Straße,
or.
Napoleonsplatz 54.
Napoleonstor 129.
Narrenbrüdze 297, 300, 327, 585, 777, 778,
779.
Narrenburg s. Narrenhaus.
Narrenhaus 578, 585.
Narrenkasten 578, 767.
Narten 147.
Nassau-Dillenburg, Graf von, 8.
Nassauer s. Hof.
Nassenerfurt 264.
Nationalbank 686.
Naturalienmuseum s. Kunsthaus.
Naturtheater im Vauxhall 678.
in der Aue 358, 363, 364, 528, 678.
Naubarth 287.
Naumburg a. S. 124.
Nebelthau, Chr., 483.
FR, 478.
657.
Nelsen 627.
Nelstein, 627.
Nerciat, A. de, 548, 551, 571.
Nerong, H. C., 622.
Chr., 622.
Netra 474.
Nettmann, G. Fr., 734.
H., 201, 734.
Neuber, R., 819.
Neuberger, Th., 12.
Neue s. Bleiche, Häuser, Mühle, Straße,
Welt.
Neuer s. Bau, Friedhof, Pavillon.
Neues s. Fuldator, Haus, Palais, Tor.
Neuetorstraße 49.
Neuhauer, K., 678.
Neustadt s. Oberneustadt, Unterneustadt.
Deutsche, 46.
Französische, 46.
Neustädter s. Oberneustädter, Untemeu-
Städter.
s. Schule.
Neuwied 818.
Nickelfabrik 764.
Nickling 398.
Nickole, 541.
Nicolai, O., 114.
Nicolaus s. Nikolaus.
Niederditmold 62.
Niedergemeinde 41.
Niederkunfthaus s. Findelhaus.
Niederlande 328.
Niederzwehren 30, 61, 68, 164, 244,
245, 264, 352, 359, 411, 756.
Niemeyer, A., 561, 697.
Nieste 797.
Niggeler, B., 622.
Nikolaus s. Klaus.
V., Papst, 164.
Meister, 189.
aus Ungarn 162.
Nikolauskapelle 80, 237, 238, 648, 649,
766, 770, 771.
Nodung, H., 269.
Nöclen, Th., 604.
Nöll, Fr., 721.
Noesze, 603.
Noir, le, 752.
Nolde, L., 270.
Noll, Ph., 235.
Nolta, 679, 664.
Nonne, 740.
Nordeck 784.
Normann, von, 760.
Northen, 533.
Nötre, A. le, 352, 353.
Nürnberg 227, 821, 817.
NusyjickeggNusbicker, Nusbickel, C., 724.
M., 274, 705, 796.
Nymphenburg 353.
Obenauf 790.
Oberappellationsgericht 444, 445.
Oberbauamt 691.
Obere s. Fuldagasse, Mühle.
Oberfinanzkammer 668.
Oberg, von, 16.
Obergemeinde 41, 42.
Oberkaufungen s. Kaufungen.
Oberneustadt 13, 16, 19, 20, 23, 45,
119-130, 248, 315, 359, 543, 641,
642, 643, 665, 794..
Oberneustädter s. Kirche, Rathaus.
Oberpostamt 677.
Oberpräsiclium 129, 416.
Obersrheimer, E., 827.
J., 708, 827.
Oberste s. Gasse.
Oberstenhof 12, 35, 36, 79, 115, 433, 605.
Oberster s. Garten, Hof.
Oberstes s. Gericht, Holz.
Qbersteuerkoilegium 538.
Oberwegekommission 691.
Oberzolldirektion 668, 726.
Qberzunftamt 478.
Observatorium s. Stemwarte.
Obstgarten in der Aue 367.
Ochshausen 164.
Ockermiihle 613.
Ückershausen 815.
Octavio, Herzog von Parma, 283.
Öhse 721.
Ölmiihie an der Ahne 429, 604, 605.
an der Drusel 260, 613.
Oestreich 59.
Oetker, Fr., 717, 718, 733.
Qeynhausen, von, 758.
Fr. W. Graf von, 827.
M. Gräfin von, 827.
Offizierskasino s. Kasino.
Oibers 204.
Oldendorf 184.
Oleati 24.
Oncagnia 559.
Opel, A., 687.
OPBYIIäIEUS 16, 17, 50, 387, 409, 528-534,
2.
Opemplatz 50, 52, 54, 55, 387, 388.
Opernstraße 55, 389.
Qpferhäuser s. Opfermannshäuser.
Üpferhof 61.
Opfermannshiiuser 33, 69, 652, 661, 676.
Oppenheim, M., 673.
Orangenberg 356, 365.
Orangerie in der Aue 13, 15, 16, 18,'
19, 295, 314, 331-339, 354, 355,
363, 408-410, 543, 553.
unter dem Weinberg 408.
Orangeriegarten 354-358.
Orden der Westphälischen Krone 58.
Ordenskommission 418.
Orinck Oring, 702.
Orleans, Herzog von, 376.-
Ortlöpp, E., s. Reichenbach, Gräfin
von.
65, 762.
Orville, 701, 754.
Amalia E. 152.
Anna E. 826.
Ch. E. 828, 831.
831.
Fr. 828, 831.
S. E. 831.
Osnabrück 705.
Osterhausen, von, 254.
Ostermeyer Ostermaier, A., 752.
Ostheim 712.
K., 754..
Otto 1., Kaiser, 262.
Herzog v. Braunschweig, 283.
der Quade, Herzog von Braunschweig,
Ö. 792.
lizlxilädgraf von Hessen, 136, 145,
Sohn des Landgrafen Heinrich ii.
von Hessen, 157, 766.
Sohn des Landgrafen Moritz von
Hessen, 326, 434, 518.
Erzbischof von Magdeburg, 135.
iggänrich, Kurfürst von der Pfalz,
Otto, C., 742.
210.
C., 724, 819.
Ottoneum s. Kunsthaus.
11, 76, 513, 517-524, 534, 540.
Packhof 265, 437, 577.
Packhofstraße 36, 132, 438, 726.
Paderborn 711.
Piidagogium, Öffentliches, 159, 190, 695.
Privates, 397.
Pagenstecher, A. Chr., 183.
Paige, de, 50.
Palais s. Hof, Lusthaus, Schloß.
s. Residenzpalais.
Altes, 390-396.
Bellevue 13, 17, 48, 370-373.
des Kurprinzen 416.
des Landgrafen Friedrich an der
Bellevue 371, 381, 382.
des. in der Königsstraße 405, 406,
667, 687.
des Landgrafen Wilhelm an der
Bellevue 373-379.
des. in der Königsstraße 405, 406.
des Prinzen Georg 371, 379-381.
des Prinzen Maximilian 16, 50,
386-389, 528-530, 534, 691, 744.
des Prinzen Wilhelm 370, 373-379.
Hanau 52, 404, 744.
Hessen-Philip stal 17, 531, 690, 691.
Hessen-Roten urg 16, 52, 389, 390,
416, 436, 744.
Hessenstein 688.
Kleines, 390, 391, 404.
Kurfiirstliches, 370, 374.
Neues, 391.
Reichenbaeh 403-405, 691, 744.
Rotes, 391, 396-403.
von Bohlen 688.
von Dalwigk 719.
von Gohr 52, 403-405, 691.
von ungken 16, 51, 391.
von chlieffen 52, 686, 687.
von Wittorf 668, 669, 689.
von Zanthier 52, 695-697.
Waitz von Fßehen 52, 388, 691, 692.
Weißes, 390-396.
Papenheim 764.
E. von, 653.
Papierfabrik 24.
Papiermiihle 613, 619, 795.
Papin, D., 14, 353, 541, 558, 735.
Pappelallee 414.
Pappelweiden, Hinter den, 369.
Pappelweidenallee 359.
PapEenheim, L. H. W. von, 230.
Gräfin von, 735.
Paptist 495.
Paradeplatz am Schloß 43, 50, 313, 318.
auf der Freiheit 42.
Paradis. P., 287.
Paris 186, 294, 350, 376, 399, 553, 554,
557, 570, 806-810, 81.2.
Pariser s. Mühle.
Park, Hanauischer, 55, 762, 804, 805.
Parocel 298.
Pars, 13., 730.
Parwein, B., 152, 596.
II III
IIIIIIIIIIIIII
Passano, 1..., Gräfin von, 335.
Passau 624.
Paul, Bischof von Ascalon, Weihbischof
von Mainz, 137.
Herzog von Mecklenburg-Schwerin,
695.
Paul, N., 624.
Paulistraße 43.
Paullus, A., 181.
Pavillon auf der Beilevue 386.
im Garten 372.
Neuer, 351.
Pawel, A., 181.
Peclrazino Petrazzino 43, 651.
Peilert, E. L., 754.
H., 762.
1., 723.
Percier, Ch, 553.
Pergamenter, C., 145.
Pete, M., 197, 615, 792.
Peter, Papiermacher, 613.
von Ulm 727.
Peter, C., 583.
17., 646, 647.
Peters, C., 742.
Petristraße 43.
Pfaff, 735.
Pfaffenstieg 64.
Pfannstiel, 1..., 677.
Pfarrhäuser s. Archidiakonatsgebäude,
Dechanei, Hofpredigerwohnung,
Kaplanei, Subdiakonei, Superinten-
clentur.
-12, 199, 668, 665, 672, 677, 681,
704, 74.7, 819.
Pfarrkirchen s. Kirchen.
196-236.
Pfeffer, E., 673.
655, 656.
278.
Pfeifer, C. E., 823.
Pfeiffer 498, 686, 745.
C., 831.
Chrz, 415.
Fr. C., 415.
G., 673, 768.
K. H., 764.
1.., 768, 769.
L. G. C., 693.
0., 686.
74.4..
Pfennig, H., 615, 669.
Pferdemarkt 41, 42, 43, 108, 578, 682.
726-729, 784, 817.
Pferdemarktbrunnen 788, 789.
Pferdemarktpforte 104, 106, 108, 109.
Pferdeteich am Garde du Corps-Platz
53, 794.
auf der Freiheit 42, 175, 625, 793, 794.
Pfluck Pflugk, J., 159.
159, 191.
W., 615.
Pforr, C., 624.
Pforten s. Stadtpforten, Wasserpforten.
Philibert, Herzog von Savoyen, 283.
Philipp, Markgraf von Baden, 283.
Herzog von Braunschweig, 283.
Landgraf von Hessen, 10, 23, 24,
87-90, 106, 112, 133, 140, 144,
153, 159, 167, 168, 179-181, 183,
185, 190, 193, 195, 197, 199, 237,
239, 243, 256, 259, 271, 274, 275,
281, 282, 285, 287, 295, 296, 303,
306, 314, 315, 394, 421, 432, 472,
507, 551, 608, 634, 704, 724, 790.
Sohn des Landgrafen Moritz von
Hessen, 12, 181, 185.
Sohn des Landgrafen Philipp von
Hessen, 274.
Sohn des Landgrafen Wilhelm V.
von Hessen, 186.
Landgraf von Hessen-Philippstal, 637.
Herzog von Pommern, 283.
IV
LÜ
'hilipp, König von Spanien, 283.
Üxilippi, R. A., 706.
Wxilippine, Landgräfin von Hessen, 17,
631, 831.
Wnilippinenburg 631.
Wxilippinendorf 631.
'hilippinenhof 17, 65, 86, 631, 632.
milippinental 631.
Wxilippistraße 616.
Üxilippsbrunnen 790.
'hilippsohn 842.
milippsplatz 192, 707.
'hilippsruhe 413, 820.
Wxilippsstraße 49, 54. 258, 707.
"hilippstal 338.
Wxilosophenweg 729.
Wazetta, G. B., 228.
'illmeier 721.
'iderit, Ph. 254.
"incus, M., 676.
'ine, 558.
'inhard 600, 840.
'inne 754.
'inhhas 661.
Wrschhaus 427.
'istor 819.
M. 64.
P., 727.
'itel, K. M., 741.
'ius 11., Papst, 164, 194.
Üantage s. Maulbeerplantage.
in der Aue 366.
vor dem Zwehrentor 314.
'lass 701.
'latz, Der, 33, 785.
Cölnischer, 56.
Frankfurter, 56.
Holländischer, 130.
Leipziger, 39, 40, 123, 131, 561, 562,
568, 745.
Marställer, 12, 23, 32-34, 74, 141,
136, 199, 305, 590-592, 703, 704,
5.
Napoleonshöher, 54, 807.
vor dem Schlosse 33.
Weißensteiner, Alter, 53.
Weißensteiner, Neuer, 54, 56, 57.
Wilhelmshöher, 57-59, 450, 761, 762,
805.
"lesse 449.
'lodc, C., 752.
"ohlheim, von, 617.
ßlizeiarresthaus 438.
"olizeidirektionsgebäude 733.
Jolizeigebäude 58, 687.
olizei- und Commerzienzeitung 568.
Mlytedmisczhe s. Schule.
"omeranzengasse 43, 193, 705, 729.
ompejus, Glasmacher, 636.
'orte, de 1a, 819, 885.
ortiken auf dem Marställer Platz 591.
"ortus, A., 751.
"orzellanfabrik 24, 25, 614, 623-627,
732.
ßrzellanhaus 732.
"orzellanmühle 298, 625.
ost, Alte, 695.
ßstgebäude am Altmarkt 646.
am Cölnischen Tor 130, 657.
am Königsplatz 52, 596-598.
in der Frankfurter Straße 662.
in der Hohentorstraße 677.
in der Kastenalsgasse 683.
in der Müllergasse 714.
ostställe 694.
Poststraße
Potsdam 398, 787.
Prämonstratenser s. Ahnaberg, Kloster.
Priitorius, B., 101, 286, 328.
Prag 188, 674, 820.
Pranger s. Kaak, Narrenkasten, Toren-
kasten.
Precke, H., 90.
Predigerhaus 156, 261.
Preser, K., 800.
Presson 204.
Preulen, M., 90.
Preuschen, S. M. L. von, 832.
Preuß 449.
Prävöt 664, 717, 814, 815.
Primavesi, E., 534, 667.
G. A., 396, 534, 667.
Prinzenbrunnen 61, 797.
Prinzenhaus 503.
Prinzenquelle s. Prinzenbrunnen.
Prinzenwasser 410, 796.
Prinz-Georg-Straße 54.
Prinz-Max-Straße 54.
Prizier, N., 291, 334, 379. 735, 737.
Prostibulum 44.
Proviantamt 516.
Proviantmagazin 24, 575, 601.
Provinzialsdxulkollegium 129.
Pugge, C., 755.
Pulvermiihle vor der Altstadt 615.
vor der Untemeustadt 24, 611, 612,
839.
Pulvermühlenweg 109.
Pulverturm 80.
Puntani, 735.
Pylmaen, H., 269.
Quehl, 5., 650.
Quellhöfe 65.
Quensel Quinsel, 164.
Quentin, D., 719.
Querallee 3.
Quinsel s. Quensel.
Quitter, H. H. de, 459.
M. de, 459, 47a, 484.
Raabe, C. 740.
Rachelin Rechelin 143.
Radaw, B., 730.
Rademadxer, W. von, 830.
Radowitz, von, 413.
Rädermarkt 39.
Raff 288, 339, 346, 349.
Raffin 674.
Rahmenwiese 608.
Rahn, M., 733.
Ramillies 187.
Rammelsberg 2.
Ramolino, M. 1..., 18, 557, 812, 813.
Ramus, P., 286.
Ranfft s. Raff.
Rang Ranck, K. von, 380, 735.
5111., S37.
Rangc, A., 293, 744.
C., 301.
Chr., 475.
Raphael Santi 377,
Rasduanowitz 739.
Rasenrondel 366, 369.
Ras R. E., 310.
Rat äuser 460-480.
Rathaus, Altstädter, 14, 19, 23, 26,
29, 37, 464-474, 577, 694, 842.
Her Altstadt 37, 460, 461, 677,
619, 657.
Rathaus der Freiheit 42, 463.
der Unterneustadt 40, 462, 463.
Neues, 471-474, 595, 717, 718.
Oberneustädter, 16, 18, 19, 47, 49,
50, 437, 474-480, 578, 718, 812.
Rathmann 678, 742.
Rauch, Chr., 823.
Rausch 499.
Rauschbaclz, V., 750.
Ravelins 91-90, 100, 101, 108,109, 115,
116-118, 327, 678, 842.
Ravrio, l.., 399.
Raymund Reimund, Bischof 'von Gurk,
270.
Rebe 723.
Redans 115-118.
Regenbodenhof 65.
Regenhart, j., 237,648, 649.
Regierungsgebäude am Königsplatz 389.
am Schloßplatz 265, 266, 285, 318.
Regnaudin, Th., 350.
Rehner Römer, St, 682, 728.
Reibmiihle 605.
Reichenbach, Gräfin von, 20, 21, 55,
58, 317, 404, 413, 486, 666, 720,
758, 759, 762, 823.
W. Graf von, 823.
Reiherhaus 325.
Reimann, von, 495.
Reineck 688.
Reinuclc, 1., 710.
Reinhard, A. C., 833.
G., 677.
Reinhardt, Karl, 313, 739.
Kasp., 321, 325.
Reinhart, A. M., 827.
Reinick 691.
Reiniicl 530.
Reinwald. A., 565.
Reißberg 89, 243.
Reißbergschanze 89, 119.
Reitbahn, Wachenfeldä, 59.
Reitermagazin 731.
Reitgelcl, C. 835.
J. 835.
Reithaus am Garde du Corps-Platz 53.
am Kloster Ahnaberg 749.
am Marstall 306.
an der Rennbahn 44, 309.
Reliefs 814.
Rende, P., 159.
Rengershausen 162, 212, 303.
Rennbahn 11, 16, 43, 44, 50, 91, 307,
308-314, 339, 357, 418, 419.
Rennewald, A., 565.
Renno 630.
Rentereigebäude 649.
Renthof 10, 13, 19, 31, 38, 79, 265, 266,
300, 302, 303, 324, 429, 430, 432,
438-449, 547, 619, 630, 634.
Platz, 729.
Renthofbrunnen 790, 791.
Rentkammer 440.
Residenzcafä 693.
Residenzpalais 20, 22, 51, 390-404, 666,
667.
Reubell 294.
Reul, A., 821.
Reuse, K., 685.
Reutter, 227.
Reymbold, 237.
Reynold, 237.
Rheinfels 286, 621.
Rhoden, H. von, 750.
Rhoen Rhon, Roen, oh., d. A., 632, 647.
Rhoen Rhon, Roen, Job, d. 1., 258, 633.
480, 481, 632, 633, 647.
Richelieu, A. D., Herzog von, 283, 617.
Richelsdorf 616.
Richter, C. L., 819.
825.
665.
Richtplatz auf dem Forst 38, 64, 244.
beim Ferenspital 35, 61, 244, 359.
Rieff 383.
Rieger 220.
Riemenschneider, 89, 90, 97, 274,
278.
89, 90, 271.
184.
W., 183, 184.
Ries Rieß, Riese 753.
Gr., 206.
8., 371, 381.
Ph, 648, 671.
Riedesel Rietesel, G. von, 449.
H. von, 191.
j., 143.
zu Eisenbach, G. L. von, 802.
Rimedehausen 65.
Rimundeshausen 44, 65.
Rinald 842.
Ringhof 64.
Ringler 624.
Rinteln 186, 566.
Rippel, C., 839.
M., 839.
Ristemeister, Chr, 707.
Ritsch, Chrx, 238, 649.
Ritter, C. 5., 835.
0st, 751.
oh. Jak, 704.
Ritterakademie s. Collegium Mauritianum.
Rittershausen, A. M., 826.
Fr., 750.
H. 750.
J. K., 750.
Ritz, Fr., 184, 313.
Ritze 146.
Rivalier 221, 664, 671.
Rivier 57.
Riviöre 712.
Robert 52, 694.
E. Fr. 215, 664.
J. F., 476.
Robertson 14.
Rochau Rokau, von, 371, 379, 664, 735.
Rocholl, B., 825.
B. 710.
F. G. 744.
Fn, 710.
825.
W. C.. 825.
O., 759.
1..., 619.
744.
Roden, von, 739.
Rodenberg 651.
Rodenmiihle 602, 603.
Rodingus, oh., 448, 757.
Jorg, 460.
odthausen, E.,,827.
H., 827.
Röhrenstöcke 793.
Römer s. Rehner.
Roen s. Rhoen.
Röse, A., 458.
Rösing 212.
717.
Rössing, 724.
Rössler, 1., 731.
J. 663.
Rogge-Ludwig, H., 660.
Rohde, K., 670.
K. G. 657.
Rohden, H. von, 652.
Rokau s. Rochau.
Roland, Ph. l..., 553, 809.
Rolshausen Rollshausen, Rolßhausen, von,
s. Hof.
von, 711.
Fr. von, 433, 449.
W. M. von, 74.
Rom 310, 340-345, 349, 350, 799, 811.
Romain, D., 531, 691.
F12, 719.
Rommel, Chr. von, 20, 454, 688.
1., 177, 192, 454, 819.
h., 736.
Rommershausen 498.
Rondel 57.
Ronneberg, Chr., 755.
Roos s. Rose.
536, 541.
Roque, 558.
Rose 366, 551.
Rosenapotheke 591, 655, 735.
Rosenberg, H., 77.
Rosengarten, A., 450, 697, 726.
Rosenstein, R., 660.
Rosenstraße 60.
Rosenthal, E., 827.
Rosenzvoieig 842.
L. 1., 691.
Roßbach 467.
Roßclorf, A., 741.
Rossini, A., 334, 349.
Roßmarkt 726.
Roßmiihle 607.
Rossey, Freiherr von du, 182.
L., Freifrau von du, 182.
Rossy, du, 817.
Rost, H., 162.
Rotary 102.
Rote s. Mühle.
Rotenburg 434, 449, 571.
Rotes s. Haus, Palais.
Rothe, A. Chn, 737.
Rothen, E., 827.
Rothenberg 62, 65, 119.
Rothenditmold 1--3, 26, 61, 62, 65, 119,
240, 241, 264.
Rothfels 842.
657.
657.
Rothmann, Chr., 10, 286.
Rothschild, J., 657.
5., 657.
Rothstein 720.
Roux 52, 692 706.
F12, 697.
P. 700.
Rubens, P. P., 227, 536.
Ruckert 685.
Rucleloff, 771.
Rudewig Rudewige, H., 189.
J., 610.
Rudhard 5.
Rudolf H., Kaiser, 283, 674.
Rudolph, C. 485.
Ch. W., 836.
58, 123, 177, 201, 678, 787, 818.
C., 57, 450, 454, 455.
W., 836.
Rudol Rudolf 799, 810.
Rue, ärande, 48, 642.
Röcke, 2., 732, 733.
Rüde, A. j. Fr., 655.
G. W., 735.
735.
Rüdiger, 762.
KL, 240.
Rühmann, G. Chr., 616.
Rüppel, E., 764.
Rüsthaus 11, 37, 421, 422, 745, 75
784.
Hinter dem, 37.
Ruhl 377, 393, 601.
oh., 836.
oll., 718.
011., Chr" 293, 398, 455, 554, 561
678, 687, 697, 702, 718, 734, 80
808, 810, 812, 814, 818, 819, 82
827-832, 834, 836.
Job. K. 650.
Jul. E., 20, 57, 59, 60, 418, 450-45
503, 687, 726.
L. S., 20, 338, 687.
13., 650.
Ruhland, H., 159.
Rumeder, M., 256.
Rummehaus 139.
Rumpel Rumpell, 287, 701, 821
Rundturm 81, 82, 418.
Ruprecht 702.
Rusca, C. F12, 459.
Russel, Lord, 360.
Rufer, C., 163.
Ry, A. du, 352.
A. Chr. du, 737.
Ch. du, 46, 50, 212, 360, 369, 371
376, 406, 513, 525, 620, 666, 69
717, 719.
K. du, 734.
P. du, 13, 46-48, 50, 206-209, 331
334, 374, 375, 379, 381, 386, 401
491, 523, 524, 535, 538, 567, 661
735.
S. L. du, 16, 17, 40, 46, 50-55
56, 57, 76, 78, 102, 125, 128, 121
219, 220, 223, 230, 232, 233, 254
255, 292, 309, 311, 312, 351, 351
372, 375, 376, 391, 406, 475, 492
493, 525, 526, 529, 544, 545, 545
561, 562, 566, 591, 593-595, 597
627, 628, 667, 685, 686, 691-695
700, 726, 734, 737, 741, 762, 772
774, 775, 813, 835.
T11. du, 352.
Rymedehusen 44.
Sabine, Landgräfin von Hessen, 281, 282
321.
Tochter des Landgrafen Moritz vm
Hessen, 185.
Sachs, H., 520.
Sack 41, 43, 248, 261, 730, 731.
Im, s. Sack,
Sacrelaire, 210.
M., 210.
Sächsische s. Landstraße.
Sälzer, K., 681.
Sänger 655, 757.
Sahl, M. von der, 9.
Sainson, P. de, 313, 496.
Saint Omer 822.
Salen. D., 733, 737.
Sallmann, S., 393, 398.
E., 130.
nlon auf Siebeubergen 368.
alpetersiederei 502.
zltz, Cl., 653.
xlzgasse 435.
nlzhaus, Altes, 598, 763.
Alfstädter, 31, 38, 70, 429, 431, 546,
598-600.
Unterneustädter, 40, 109, 600.
xlzmaun 566.
xlzstraße 600.
xlztor 109, 600.
ilztorstraße 109, 123.
xlzwiese 23, 35, 598.
xmmlung, Gläßnersdxe, 479.
xmuel, J., 733.
md 333, 361.
Inder 599.
E. H., 831.
H. H., 606.
H., 831.
mdershäuser s. Mühle.
mdershausen 211, 264.
mdmann Sandtmann, Santmann, G.,
651, 652, 729.
H., 651.
mdra 658.
andwerder 35, 44.
ankt Goar 621.
ohann s. Haus.
önies 783.
anssouci 55, 729.
mtheim, H., 260.
artorius, W., 651, 734.
Attler, 1., 656.
656.
auber, Ä., 721.
aurasen 61.
haag 826, 827.
hachten, von, s. Hof.
von, 695, 707, 711.
W. von, 707.
chacke, H., 751.
nhacken, A. 5., 823.
M., 823.
äxade, Fr., 725.
nhäfer s. Schäffer.
A., 657.
3., 656.
Chxx, 826.
H., 677.
Joh, 560.
011., 671, 762.
oh., Chr. 745.
ust., 733.
.147, 671, 719, 762.
W., 714.
chäfergasse 24, 42-44, 112, 623, 731.
vhäferhof, Ahnaberg-er, 45, 71, 89, 142,
602.
chäffer Schäfer, Scheffer, W., 678,
730.
K., 738.
730.
chätzel, G., 426.
chaffenrath Schaffenrod, 720.
chaffnit, gen. Koch, Hans, d. Ä., 432.
Hans, d. 432.
chalentürme 81, 82.
chambeck 687.
chantz, Cl., 152.
565.
chanzen 61, 89, 101, 118, 119, 328.
chanzenstraße 61.
charff, H., 638,
charfscheer 455.
-34.
Scharrer, D., 725.
Scharwenka, E., 657.
Schaub, Joach, 565.
oh, 808.
011,667.
Job, 817.
Schaubhof 720.
Schaumberger, C., 789.
Schaumburg, Graf von, 751, 756.
Gräfin von, s. Hanau, Fürstin.
Schaumburg-Lippe, Graf von, 16.
Scheel, Fix, 733.
Scheffer s. Sdiäffer.
Chn, 182.
D., 585.
H. 1..., 700.
277.
1-1 637.
738.
R., 306, 449, 700, 705.
Seheibenmiihle 42, 68, 84, 142, 602-604.
Sehelhase 444.
Sehellemann, C., 439.
Scheller 713.
Schenck, C. von, 668.
Hans, 733.
Hans, 483.
Hans, 700.
1., 792.
zu Schweinsberg, Freifrau von,
832.
zu Schweinsberg, Freiin von, 831.
Schenkelgasse s. Langsehenkelgasse.
Schenkelgassentor 80, 112, 577.
Scher s. Scherer.
Scherb, Ch., 839.
M., 563, 743.
Scherer Scher, A., 652.
Chxu, 808.
H., 176.
1., 602, 606.
Schetzel, G., 449.
Scheurer, Ph., 423.
Sclliclceberg 158.
Sehie, D. van, 624.
Schiebeler, 655.
Ph., 708.
646, 647.
Schiede, C., 819.
6., 747.
Sdiießscharten 94, 95, 112, 113.
Schievelbein, H., 813,
Schiffahrt 4.
Sdiiffbrücke an der Aue 776, 777.
an der Schlagd 772, 775.
über die Kleine Fulda 779.
Schildt, D., 742.
Schilling, Fit, 176, 233.
5., 138.
Schimmelpfennig, H., 752.
Schindekoch, 784.
Schinderei s. Haus des Scharfrichters.
Schindergasse 39.
Schinkel, K. Fn, 319, 403.
Schirmer, B., 710.
W., 685, 688, 710.
Schirue am Altmarkt 10, 37, 460, 469,
485.
am Stadtbau 481, 485, 486, 63', 633.
auf der Fuldabriicke 770.
der Oberneustadt 474, 477.
im Oberstenhof 436.
lllll
Kleine, 469.
Schlaaf, 1., 508.
Schlacäxähaus am Stadtbau 481-483, 632,
am Schloß 306, 307..
im Qberstenhof 436, 437.
Schlag, Wehlheider, 121, 124.
Schlagd 23, 31, 32, 38, 79, 81, 85, 91,
265, 359, 431, 704, 779.
Alte, 359.
Vor der, 31, 37, 38, 421, 435, 598,
745, 746.
Schlagdgasse 31, 435.
Schlagdpforte 68, 70, 79, 131.
Schlagdtor 131.
Sehlagdturm 81, 86, 87, 94, 482.
Schlanders 835.
Schlechtdorf 275.
Schleifwerke 620-623.
Schleißheim 353, 358.
Schlenstein 47.
Schleyermacher, W., 677.
Schlieffen, M. E. von, 52, 686, 687, 695.
Schlitzberger, Th., 764.
Schlösser 274-417.
Schloß s. Palais.
s.BellevuesdxloßßhattenburggFiirsten-
haus, Landgrafenschloß, Lusthaus,
Mauritianum, Qrangerie, Residenz-
palais, Schönfeld.
Vor dem, 43.
Schloßapotheke 735.
Sehloßbastion 102.
Schloßbefestigung 296-303, 620, 621.
Schlosser 212, 215.
Schloßkirche 147, 270-272, 276-278,
280, 284, 292, 294.
Schloßpforte 104, 108, 314, 541.
Sdxloßplatz 68, 191, 733-735.
Schloßravelin 115, 116, 125.
Schloßstift s. Burgstift.
Schloßstraße 43, 420.
Schloßteicln s. Lauterteich.
Sehloßtor 124, 125.
Schloßwasser 796.
Schlotheim, A. von, 836.
Karoline, Freiin von, s. Hessenstein,
Gräfin von.
Kath. Freiin von, 183.
Schlotterhase, A., 769.
Sdllüter, A., 557, 810.
Schmäling s. Mara.
Schmalkalden 185, 449, 507, 518, 520,
566, 635.
Schmehling s. Mara.
Schmelz, Fr., 697.
Schmerfeld 720.
Fr. von, 836
G. von, 819, 836.
1..., 662.
Smeth, Th., Freiherr von, 411, 414.
Schmidt, Andn, 170.
Aug., 658.
Georg, 753.
Georg E., 596, 677.
Henn, 694.
Herrn, 90.
H., 833.
607.
M. sss.
Wilh, 170.
Wilh. B., 833.
Schmidtmann 404.
Schmincke Schminke, Fr. Chn, 17, 672.
17.
663.
Schminke, Fr. A. von, 736.
Schminke, 661.
K., 649.
W. 701.
Schmit, j. c., 836.
Schmitt, S., 833.
Schmoll 689.
Schueckenber in der Aue 362, 365.
Sdnneebacln, hr., 278.
Schneidewint Sdmidewint, H., 181, 183.
Schnell, Fr., 627.
746.
1., 655.
Schneider, H., 169, 209, 818.
653.
656.
M., 784.
Sdnödde 528.
Schöfferhof 727.
Schön, C1112, 58, 405, 497, 687, 758.
1., 5a, 497, ess.
Schönauer, H., 700, 701, 702, 750.
Schönberg, H. von, 632.
Schönbom, Graf von, 58, 688.
Schöne Aussicht s. Bellevue.
Schönemann, A. Chn, 820.
Schönennark, G., 204.
Schönfeld, Schloß, 16, 19, 61, 244,
390, 411-417, 807.
Schönfeld, Ch. von, 836.
Gr., 648.
M. E. D. von, 881.
N. H. von, 411, 414.
Sdmönfelder s. Straße.
Schönfeldsberg 411.
Schönfeldsburg 411.
Schört, A. von, 831.
B. von, 490, 831.
E. S. von, 831.
H. von, 83h
Schokoladenfabrik 758.
Schall 630, 645, 084, 725.
Scholley Soholey, von, s. Hof.
von, 153, 155, 199, 653, 672.
A. von, 653.
C. L. A. von, 152.
Eitel G. von, 153.
Elis. von, 653.
G., von, 153.
O. G. von, 97-100, 140, 152, 155,
275, 325, 326, 449, 508, 603, 653,
654, 655, 768, 796.
Ph. von, 155, 655, 672, 704.
W. von, 153.
Schomberg, H., 167.
Schomburg, 839.
20, 21, 450, 471, 478, T39, 787,
814, 839.
S., 839.
Schoßpforte in der judengasse 68.
in der Mohlengasse 85.
Schoychehase, 604.
Schreiber, H., 733.
J., 839.
Schreibersdorf, G. von, 653.
Schrendysen, H., 603.
Schröder, Fn, 528.
G. L., 836.
724.
K. G., 716.
Schröer, H., 278.
Sdnubart, H. Chr., 454, 560.
Schuchard 450.
Schucz, H., 163.
Sdmürmann 627.
Schiittelitte 31, 439.
Schütz, C. Fr. W. von, 836.
C. G. von, 836.
C. Ph. von, 836.
11.
Schützeberg, H., 163.
Schiitzenberg 324.
Schützenhalle 68, 701.
Schützenhaus auf dem Werder 35, 44.
der Armbrustsdnützen 4.4.
der Büchsenschützeu 35, 44.
in der Aue 323, 324, 328.
Sdnützenkaserne 546.
Schule s. Akademie, Bauhandwerker-
schule, Biirgersdxule. Collegium, Ecole,
Freischule Friedrichsgymnasium
Gamisonsclaule, Gewerbeschule, Gym-
nasium, Handwerkerschule, Hofsdxule,
Judenschule, Kriegsschule, Lehrer-
seminar, Lyceum, Medizinalschule,
Militärschule, Pädagogium, Soldaten-
schule, Stadtschule, Stiftssdnule,
Wilhelmsgymnasium.
Alte, 284, 297, 652.
Altstädter, 199.
am Marställer Platz 199, 704.
Deutsdxe, 69, 770.
Halberstädter, 675.
im Martinsstift 188-190.
im Oberstenhof 434.
in der Brüderstraße 652.
Lateinische, 9.
Neustädter, 194, 462.
Polytedmnisdne, 706.
Schultheißenhof 32, 429.
Schultheißenteid 61.
Schultz 76.
Schultze 565.
Schulz, E. 725.
G., 819.
Fr. 418, 450.
H. 836.
Ph. C., 836.
W. G., 836.
Schumann, 815.
5., 665.
Schuppachsbrunnen 796, 797.
Sdxuppachsgraben 797.
Schutzwald 40.
Schwabe, 100.
Schwalenberg, J., 731.
Schwalm, J., 417.
Schwan, Der, 653, 750.
Schwanenapotheke 667, 720.
Schwanenhaus 366, 369, 408.
Sehwaneninsel 360, 362, 366.
Schwanenwiesen 611.
Schwartz 368.
A., 655.
A. R., 835.
H., 730.
Th., 188.
Schwarz, 8., 327.
652.
Schwarze s. Michelsgasse.
Schwarzenberg 158.
Schwarzenberg, 1., 60.
Schwarzhausen 795.
Schwarzkopf 724.
H., 724.
Schwarzweber, K., 44, 742.
Schwath, H., 560.
Schweder, Th., 737.
Schweinehans 787.
Schweinemarkt 726.
Schweinsberg, zu, s. Schenck.
Sohweizerhaus in der Aue 368.
Schwerdtfeger, I., 467.
Schwertzell, 449.
Schwestern, Barmherzige, 663.
Schwesternhaus s. Siisterhaus.
Schwiger, J., 836.
Sechehaye 699.
Sedan 660.
Seegel s. Siegel.
Seelenbriicke 63.
Seelig 742.
Segener, H., 612.
Sehewis Segewize, Sewys, Hart
135, 142, 199.
Heinn, 142, 199.
K., 44, 635, 676, 789.
Seibelsdorf, Fr. Chr. von, 371, 379,
735.
Seibert, 151.
Seide, C., 742.
Seidenes s. Striimpfchen.
Seidenschwanz Sidenswanez 199.
135, 198.
Seidenstrumpf Seitenstrumpf s. Striil
chen, Seidenes.
Seidler, 1., 631, 736.
H. 1..., 21, 825.
Seilerweg 604.
Seippe, Clna, 724.
Seippel, S., 725.
Seitz, 795.
Selcker, J., 519.
Selden, B., 725.
Seldenschlehe 354.
Selig, F. W., 505.
Sell, M., 834.
Semming, 683, 751.
Semrhler, M., 669.
Senden sandten, H. von, 702.
Sen er, C., 827.
ckh., 674.
EL, 827.
Joh., 827.
John 422.
Sennholz, L., 415.
Senning 547.
Sensenstein 651.
Sergel, T. von, 552, 560, 811.
Seussing 826, 833, 835, 837.
Seyd 756.
Sforza, Franz, Herzog von Mailand,
Sichel 842.
Sichelstein 189.
Sickingen, Fr. von, 507.
Sidenswancz s. Seidenschwanz.
Siebenbergen 361, 364, 368.
Siebenraben 645.
Siebert 738, 751, 761.
Siebrecht 399, 672, 688, 758.
Sieburg 535.
Siechenhäuser s. Hospitäler.
Siechenhof vor dem Leipziger To
12, 27, 40, 61, 245, 246, 250-
566, 603, 783.
vor d. Miihlhiiuser Tor 243.
Siegel der lnnungen 28.
der Stadt 27, 66.
Siegel Seegel, Sigel 259, 724, 725.
Siegen, in den, 243.
Siegen, L. von, 12.
Siegfried, Erzbischof von Mainz, 261
Siemering 127.
Siemon, A., 652.
Sievers 764.
Sigismund, König von Polen, 283.
aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa RRR
ligismund August, König von Polen, 283.
lillem, 1., 836.
M. L., 836.
Limäon 392, 678.
Pimmen, K., 661.
limmer, G. 741.
iimmershausen 133.
dnning, N., 657.
liveridx, H., 74.
ixtinus, 449, 754.
lobiewolsky, von, 709, 732.
Iömmering, S. Th., 561, 562.
Loldan, J., 206, 469.
Ph., 180.
mldatenplatz 62.
Loldatenfriedhof s. Garnisonfriedhof.
ioldatensdlule s. Garnisonsvhule.
iolms, R., Graf von, 10, 88.
3., Graf von, 283.
Gräfin von, 283.
lolms-Braunfels, Fürst von, 730.
lommer, 5., 678.
lommerweg 109.
lonnenapotheke 702.
ionolez 313.
lontag, 739.
iooden b. Allendorf 35, 598.
iophie, Herzogin von Brabant, 761.
lophien, L., 612.
ioubise, Prinz von, 15, 690.
ipangenberg 144, 147.
lpangenberg, 508, 564.
parkese, 135.
ßparr, 283.
ipeclde, D., 95, 96, 103.
lpede, 707, 769.
Lpeele 133, 767.
vpeyer 262, 263.
lpeyer, C. A., 825.
825.
V. A., 819, 825.
Lpickertswiesen 244.
ipiegel, von, 751.
ipiegelfabrik 594, 628.
ipielhausen, L., 153.
ipießkappel 138.
ipindler, Chr. L., 622, 828.
Fpinnhaus am Mühlenplatz 40, 580, 581,
582, 583.
am Zuchtberg 576.
in der Schäfergasse 581.
Lpittelsbadx 244.
ipittelsberg 244.
ipittelsbreite 411.
lpittelsbrücke 244.
ipittelsfeld 244.
Lpittelssiegen 244.
lpittelssiegenweg 414.
ipittelswiesen 244.
lpitzenberger, 652.
ipohr, 20, 534, 560, 698, 787.
ipohnnuseum 479.
Ypohrstraße 737, 818.
lporer, H., 784.
258, 647.
Lpritzeuhaus 818.
itaatssdxatzgebäude 687.
ßtade 510,
itaden, J. von, 764..
Ätadtbau 20, 21, 25, 31, 38, 85, 86,
94, 380, 425, 426, 460, 480, 588,
632, 633, 734, 785.
ltadtbauamt 762.
Stadtbefestigung 5-7, 10, 12, 14, 16,
46, 66-131, 299, 300, 315, 421,658,
568, 793.
Stadtbleiche 35.
Stadtdienerwohnung 722.
Stadtgericht 429, 438.
Stadtgräben 45, 66, 67, 70-73, 80, 89,
90, 91, 102-104, 195, 267, 568,
606, 79a, 795.
Stadtkaserne 57, 495-500, 572.
Stadtkeller s. Keller.
Stadtknechtshaus 770.
Stadtmauer 27, 36, 37, 44, 45, 66-68,
70-73, 122, 123, 142, 311, 312,
508, 570, 637, 841.
Stadtmetropolitanhaus 704.
Stadtmünze 14, 28.
Stadtopfennannshaus 652.
Stadtpark, Kleiner, 719.
Stadtpforten s. Ahnapforte, Auepforte,
Baumgartenpforte, Drusel forte, Moh-
lenpforte, Miihlenpforte, iihlpfortc,
Pferdemarktpforte, Sdüagdpforte,
Schloßpforte, Schoßpforte, Stein-
forte, Stinkepforte, Tränkepforte,
äVasserpforten, Weinbergpforte, Zie-
genstallpforte.
67, 68, 70, 74, 79-81, 91-93, 104,
108-110, 120-122.
Stadtrecht s.
Stadtschule 190, 629.
Skadtsiegel 27, 66.
Stadttore s. Tor.
s. Auetor, Brückentor, Friedrichstor,
Fiirstentor, FuldatonKarlstor, Königs-
tor, Markttor, Mohlentor, Müllertor,
Napoleoutor, Salztor, Schenkelgassen-
tor, Schlagdtor, Schloßtor, Totentor,
Wesertor, Wilhelmstor, Zimmerplatz-
tor, Zwehrentor.
17, 27, 2a, 45, 67-70, 74, 75-60,
91, 92, 104-110, 120, 121,124-131,
243.
Stadttiirme s. Stadttore, Turm.
s. Breultunn, Druseltunn, Fuldaturm,
Heinzenturm, Hexentunn, Jungfern-
turm, Kastenalsturm, Knicktunn,
Misteturm, Pulverturm, Rundturm,
Schalentunn, Schlagdturm, Teichturm,
Zwehrenturm.
81-86, 418.
Stadtwage 23, 464-467, 469.
Stadtwappen 26, 27, 79, 173, 237, 256,
487, 782, 790.
Stadtwälle 89-91, 94, 102-104, 200,
482, 435, 568, 628, 818.
Ständehaus am Friedrichsplatz 391, 392.
am Ständeplatz 59, 60, 317, 449,
460-459, 762.
Ständepalast s. Museum Fridericianum.
Ständäplafz 54, 59, 60, 452, 455, 738,
5.
Stalhans, B., 183.
Standbild s. Denkmal.
s. Apollostandbild.
Standbilder 798-809.
Staroke, 698.
Starckloff, von, 737.
Staubesand, C. C. P., 178.
Staubwasser, 396.
Stauch, 423.
Staufenberg, C., 827.
Stegemöller 654, 655.
Stein, G. 571.
158, 191, 192.
Stein, Freiherr von, 372.
Steinbach 707.
D., 702.
Fr., 287.
58, 758, 760.
Steinhäuser 644.
Steinhofer, 703.
Steinmann, A. C., 826.
755.
720.
H., 784.
1., 741.
Steinmiller 396.
Steiupforte 70.
Steinschleiferei s. Eclelsteinschleiferei.
Steinweg bei Wehlheiden 792.
in der Altstadt 31, 41, 43,-45, 68,
74, 245, 256, 257, 261, 267, 274, 298,
300, 301, 311, 439, 517, 593, 625,
738-740.
in Kirchditmold 61.
Steiuwege vor der Stadt 12, 110, 243,
602, 816.
Steitz, S. l-L, 626, 627.
Stephan, König von Polen, 283.
Stephan, l., 747.
Stephanistraße 43.
Stephansstraße 43.
Stern, Der, am Martinsplatz, 706.
Der, im Landgrafensdiloß, 283, 299.
Stern, 1..., 177, 486.
Stemapotheke 724.
Sternberg, H., 815.
Sternerbun 6.
Sternstraße 569, 650.
Sternwarte im Palais Bellevue 13, 371 373.
537.
im Kunsthaus 535-537, 539, 540.
im Landgrafensdiloß 76, 276, 286,
290.
im Lusthaus des Laudgrafen Wil-
helm lV. 322.
im Zwehrenturm 75, 76, 536, 537.
Stertzing, Fr., 176.
Sterzhausen 815.
Steueramt 733.
Steuerkollegium 538.
Stietz, 3., 3l3.
Stifter s. Burgstift, Domstift, Georgen-
stift, Martinsstift.
157-196.
Stiftshcalrrenhiiuser 192, 193, 677, 705
71
Stiftsschule 188-190.
Stiftsstraße 64.
Stinkepforte 33, 43, 70.
Stippius 769.
Stirn 306, 690, 735.
K., 698.
Stirnfelcl 725.
Stock, Heiliger, 603.
Stoclienius 178.
Stockhaus am Ehrenpreis 577-579.
am Mühlen latz 580, 582, 583.
am Neuen or 579-581, 744.
Stoclcmann, P., 656, 752, 786.
W., 817.
Stockum, S. M. von, 819.
Stolzenbach, Chr., 760.
Storch, Fr, 514.
Stoß, C., 652.
Stotterjohann 195, 653.
Strack, 421, 754.
l..., 395, 396.
ägääxä äß 869 ääägäääääääääälää
Strafanstalten s. Gefangenhaus, Gehorsam,
Goldkammer, Hofarrest, Kastenal,
Kottenkammer, Kreisgerichtsgefäng-
nis, Landgerichtsgefängnis, Narren-
burg, Narrenhaus, Polizeiarresthaus,
Spinnhaus, Stadttiirme, Stockhaus,
Strickhaus, Zivilgefangenhaus, Zucht-
haus, Zwangsarbeitsanstalt.
438, 573-585.
Straßburg 90, 325, 510.
Straße, Bettenhäuser, 38, 123, 237, 238,
257, 648-651.
Bremer, 43, 651, 741, 781.
Cöinische, 54, 130, 657, 658.
Frankfurter, 30, 31, 48, 50, 54, 56,
61, 121-123, 127, 208, 244, 248,
254, 295, 306, 314, 370, 371, 375,
379, 386, 410, 415, 642, 663, 665, 782.
Garthuser, 65.
Große, 48, 642.
Holländische, 30, 37, 43, 60, 677,
678, 726, 781, 783.
Karlshafer, 43, 130.
Karthäuser, 65.
Kaufunger, 683, 783.
Kirchditmolder, 63, 260.
Lange, 260.
Leipziger, Alte, 30, 31, 38-40, 63,
64, 79, 109, 237, 238, 250, 257,
699, 783.
Leipziger, Neue, 39, 131, 783.
Marställer,r43.
Mühlhäuser, s. Miillergasse.
Napoleonshöher, 54.
Neue, 49.
Oberste, 676.
Schönfelder, 2.
Vedcerhager, 501, 781.
Wahlershiiuser, 746.
Weinberger, 49, 129, 370.
Weiße, 43.
Weißensteiner, 49, 54, 254.
Wolfhager, 123, 243.
Woifsanger, 31.
Straßen 14, 15, 17, 30-64, 646-764.
Straube, H. B., 666.
ak., 699.
oh. M., 236.
Straubinger, B., 604.
Strauß, B., 658.
F., 676.
Streichwehren 93, 94.
Streube, 1., 699.
Strickhaus 581.
Strieder, Fr. 17, 548, 719.
Stroelein, L. Chr., 832.
Stromeyer, A., 652.
Stroschneider, B., 770.
Strubberg, Fr., 693.
H. F12, 693.
Striimpfehen, Seidenes, 41, 581, 722, 742.
Struthkopf 63.
Stubenrauch, M., 709.
Stück s. Bad.
A. 17., 743.
1., 758.
Stückrath 719.
stumpfer s. Turm.
Stumpfley, H., 780.
Sturm, M., 834.
Stuttgart 187, 294.
Subdiakonei 711.
Suck, Chr, 596, 677.
Siisterhaus, Altstädter, 44, 255, 256,
708, 738.
Siisterhaus, Großes, 256.
Unterneustädter, 258-258.
Siisterstraße 54.
Sundheim, Fix, 832.
Superintendentur 677, 707.
Susenbach, H., 156.
guäzemunldis, 780.
erg, 82.
Syburg s. Sieburg.
Syfert, C., 784.
Syfridi, H., 142.
Synagoge s. Judenschule.
54, 661, 678, 726.
Tabaksdose 693.
Tannenberg, A. von, 653.
Tannenküppel 63.
Tannenkuppenstraße 63.
Tannenwälddien 3.
Tapetenfabrik 25, 622, 757, 761.
Taraval 541.
Tasse, Chr., 465..
Taxis, Graf von, 596.
Tegethof, M., 664.
Teichstraße 61, 797.
Teichturm 82.
Tempel, Chinesischer, 368.
Tentzer s. Dentzer.
Termineien 144, 260-262.
Tertiarinnen 255-257.
Thalmaun, 751.
Tham 100.
Thauer, A., 168.
Theater s. Ballhaus, Komödienhaus, Natur-
theater, Opernhaus, Ottoneum.
11, 14., 617-664.
Anatomisches, s. Anatomie.
Theaterberg 364, 528.
Thäatre Royale 531.
Theiß 165.
Thele, 1., 714.
L., 706.
Theoderich s. Dietrich.
Theophilus, N., 449.
Theresienstraße 43.
Tetmar, A. 823.
J. H., 62a.
Theulle 785.
Theune, K., 674.
Thidericus s. Dietrich.
Thiel 336.
0., 678.
O. Ph., 762.
Thiele, 732.
Thiersdl. Fr. von, 458.
Thoele, I., 685, 694.
Tholle, 1..., 753.
Thomas von Ziegenhain 168.
Thomasstraße 33, 43, 639, 740.
Thon, M., 738.
Thonges, H., 734.
Thonigs, 789.
Thorbecke, A. 411, 414, 692.
Fr. Fr., 823.
Fr. 693.
Thorlon, M., 603.
Thouret, 294.
Thiingen, von, 182.
Thurn und Taxis, Graf von, 596.
Fürst von, 676.
Ticzel 188.
Tiergarten s. Menagerie.
im Eiehwälddlen 428.
in der Aue 328, 357, 366.
Tierhaus 366.
Tietz 691.
Tileman, Th., 615.
Tillmann, P., 703.
Tilly, Ts., Graf von, 11.
Tischbein, 17, 125, 215, 228, 28
288, 292, 293, 394-396, 401, 415
473, 533, 570, 678, 681, 693, 737
813, 814.
J. v., 634.
Tissot, M., 102, 118.
Titian 536.
Tivendell 213.
Todenhausen s. Dodenhausen.
Töngesbrücke 783.
Tönies s. Sankt.
Töpfenmarkt 36, 43, 44, 67, 508, 605
726, 740, 741.
Tonges, V., 297.
Tonigs 785.
Toppe, 664.
Tor s. Stadttore, Tore.
Ahnaberger, 11, 37, 43, 65, 74, 78
91, 107, 108, 112, 124, 130, 240
278, 513, 514.
Altes, 68, 193, 635, 785.
Cölnisches, 124, 130, 657.
Frankfurter, 22, 121, 123, 124, 127
Hohes, 14, 74, 77, 81, 84, 91, 92
106, 107, 112, 124, 130, 816, 817.
Holländisches, s. Miillertor.
Holländisches, 59, 124, 130.
Karlshafer, 124, 130.
Leipziger, 61, 64, 65, 109, 115, 124
131, 244.
Mühlhäuser, s. Müllertor.
Napoleonshöher, 57, 58, 128.
Neues, 50, 51, 104, 105, 124, 130
579, 692, 792.
Unterneustädter, Altes, 79, 80, 92, 109
Unterneustädter, Neues, 61, 64, 65
109, 115, 124, 131, 244.
Warburger, 107.
Wehlheider, 120, 121, 124, 129.
Weinberger, 48, 120-122, 124.
Weißensteiner, 53, 56, 124, 127, 129
558.
Wilhelmshöher, 18, 58, 65, 124, 127
128, 4.16, 461, 606, 668.
Wolfsanger, 37, 65, 68, 72, 74, 76.
Torbastion der Unterneustadt 112.
Tore s. Hof Vor dem.
Vor dem, 234.
H. Vor dem, 635.-
Torenkasten 578, 767.
Torstraße, Weinberger, 48.
Totenberg 112.
Totenhof s. Friedhof, Judenfriedhof.
Totentor 106, 108, 109, 123, 130, 817.
Tourte 497.
F12, 741.
Toussaint, 405.
Trabert, A., 560.
Trabuchi 554.
Träger 701.
Tränenburg 645.
Tränkepforte 33, 67, 68, 142, 199, 741.
Trampedag, 823.
Traube 722.
Treffell 628.
Treffurt, H. von, 146.
Treller, F12, 740.
Treppe, Hohe, 645, 648.
Treusch von Buttlar-Brandenfels, Frei-
herr, 495.
Treysa 147.
ääääägääääää 870 QQQEQ
Treyse, M., 163.
Triflian, CL, 651.
Trithemius 158.
Tramper, Ph., 771.
Trott, von, 819.
Trügelnrode, von, 604.
Triimbach, von, 411.
Trümper, K., 238.
Tscharnke 109.
Tubilbiz 780.
Tuehfabrik 24.
Tuchhaus s. Kaufhaus.
Tuebil 780.
Tuem, L. von, 135.
Turisani 518.
Turm s. Stadttürme.
Hoher, 31, 84, 577.
stumpfer, 84, 506, 507.
Turmgasse 742.
Tyle 161.
Tymme, E., 770.
Typel 162.
Udenborn 264.
Uferbefestigungen 94, 112.
Uffeln, von, s. Hof.
Br. K. von, 637.
K. von, 751.
K. H. von, 103, 182.
K. von, 749.
M. S. von, 749.
Uhlenbach 614.
Uhrmacher. E., 740.
Ullenburg 786.
Ulrich, Herzog von Mecklenburg, 283.
Herzog von Württemberg, 283.
Ulrich, C. Fr., 176.
605.
Ulrichs, F., 741.
Ulrike Eleonore, Landgräfin von Hessen,
Königin von Schweden, 14, 211, 473.
Ungarn 327.
Ungefug 725.
Chln, 734.
68, 700, 701, 734, 763.
C., 178.
Ungewitter, Chr, 650.
G. G., 60, 147, 175, 645, 706, 707.
Untere s. Fuldagasse.
Untemeustadt 18, 19, 38-40, 46,
65, 73, 79-81, 86, 92', 93, 109,
110, 112, 117, 11a, 131, 250.
Unterneustädter s. Friedhof, Garnison-
friedhof, Kirche, Kirchplatz, Mühle,
Salzhaus, Tor.
Urban IV., Papst, 143.
V.. Papst, 157.
Vl., Papst, 155, 160.
Usener 842.
Vaake 513.
Vacha 144, 789.
Vahl, 049.
Valentin von Blaukenburg 586.
von Ulm 278.
Valentin, 541.
Valescure, P., 731.
Valette, D. de la, 620.
Valtin s. Valentin.
Valvam, Ante, s. Tore, Vor dem.
Vasenfabrik 627.
Vaupel 700.
Vauxhall 43, 54, 677, 078, 730.
Veekerhagen 232, 455, 498, 513, 616, 793.
Veckerhager s. Straße.
Vehren Veren s. Feren.
Vehrenspital Verenspital s. Ferenspital.
Veit, St., 819.
Velmarer s. Warte.
Velthagen 65.
Venne, von, 780.
Verdellet 528, 733.
Verein für hessische Geschichte 486.
Vereinshaus, Evangelisches, 677.
Vernucken, 278, 280, 282, 291, 518,
523, 641, 669, 670, 673.
Versailles 222, 358.
Verschier, L., 624.
Verschuer, W. Fr. E. von, 418.
Versorgungsanstalt 499.
Versorgungshäuser 255-258.
Verzett 676.
Veteranenkaserne 731.
Vetter, Fr., 370, 415.
j., 752.
Vettm, 250.
Viehaus am Schloß 307.
Viermiinden, A. von, 449.
Viesebeck 309.
Viktoriastraße 119.
Villars 626.
Vilmar, Fr. C. L., 485, 528.
H., 218.
Vincent 555.
Vincentius, 614.
Vincenzstraße 43.
Vinnhard, M. Ch, 841.
Vinson, 674.
Völkel, L., 20, 316, 553, 555, 558, 560.
Vogel, l"l., 175.
K., 746.
M., 725.
Vogelsang 64.
Vogelsang, A. M., 826.
H. W., 702, 826.
Vogt s. Mühle.
774.
saß.
O., 617, 736, 749, 764.
ogthagen 65.
Voigt, St, 651.
Volghard, j., 158, 189.
159, 164, 603.
Volksküche, An der, 123.
Volprecht, A., 731.
Vor dem s. Kloster, Marstall, Schloß,
Tore, Zeughaus.
Vor der s. Anatomie, Judenschule, Schlagd.
Vorgeschiditliche s. Funde.
Vormegassen, W., 71.
Vormethare 635.
Vororte 61-64.
Vorstadt, Leipziger, 12, 61.
Weißensteiner, 56.
Vorsteheramt der Juden 741.
Vorstenstein, 242, 250.
Vortmann, M., 225.
Vorthmann, H. 839.
Vorwerk, Ahnaberger, 71, 139.
Vorwerk, M. Chn, 834.
Vos, D. de, 624.
Voyer d'y Argenson, Marquis de, 376.
Vulgheerde 237.
Vultejus 259, 637, 711, 724, 725, 749.
Wabern 836, 359.
Wachenfeld 59.
Wachler 716.
Wachsbleidne 25, 55, 298, 625.
Wachter 46, 535, 542.
Wachthäuser s. Tor, Stadttore.
502.
Wadcenitz, von, 530.
Wächter, 254.
Wage s. tadtwage.
Hinter der, 33, 34.
Wagener 716, 718.
1., 565.
Hans, 748.
Heinn, 735.
Wagner 395, 497.
A. K., 644, 645.
649.
KL, 661.
Wahlebach 100, 613, 783.
Wahlershäuser s. Mühle, Straße.
Wahlershausen 61, 63, 230, 241,
260, 613, 614, 792, 794.
Alt-, 63.
Wahlhausen 815.
Wahnhausen 767.
Wahrzeichen 29, 165, 177, 466, 771, 776,
795.
Wailly, de, 313, 591.
Waisenhaus, Lutherisohes, 568, 722.
Reformiertes, 14, 40, 109, 123, 204,
567-570, 694, 730.
Waisenhausdirektion 664.
Waisenhausdruckerei 568, 570, 730.
Waisenhausstraße 39, 40, 80, 746-748,
785.
Waitz, A. Chr., 762, 839.
Waitz von Eschen 52, 360, 388, 324, 625
691, 692, 719, 758.
Waldau 64, 234, 842.
Waldeck s. Hof.
Grafen von, 73, 720.
A., Gräfin von, 720.
Chrz, Graf von, 720.
E., Gräfin von, 720.
Waldenstein, 90.
Waldis, 727.
Waldmann, G., 819, 836.
M. E., 836.
Walkerhaus 724.
Walkmiihle an der Ahna 604.
auf dem Fuldawehr 142, 606, 608.
auf dem Kleinen Finkenherd 114, 608.
Wall s. Stadtwälle.
Am, 60.
Wallach 842.
Wallenstein, Chr., 676, 677.
E., 672.
Wallstraße 39, 123.
Walpert, Fr., 358.
Walter, l-L, 702, 756.
Walther s. Fischer.
659.
286.
Wandfscherer 603.
Wapener 732.
1., 826.
Warburg 144.
Warburger s. Berg, Tor.
Warisco, Fr., 636.
Wamecke, N., 738.
Warstorf 630.
Warte, Crumbacher, 86.
Velmarer, 86.
Zwehrener, 86.
Wartekiippel 86.
War-tensleben, Graf von, 182, 737.
A. Ph., Gräfin von, 182.
C. Fr., Graf von, 725.
Waselhusen 260.
94
Wasser, Kratzenberger, 616.
Wasserhaus 325.
Wasserleitung 29, 277, 321, 322, 410,
625, 627, 791-707, 807.
Wasserpforten 40, 74, 79-81, 427.
Wasserrondel in der Aue 362, 367.
Wasserstandsmarken 253, 436, 444, 512,
610, 648, 661, 664, 747.
Wasserstein 237.
Wassmuth, V.,'241.
Weber, A. M., 828.
A., 828.
G., 831, 836.
H., 48.
Webster, 518.
Wedel, L. von, 322, 324, 327.
Weg, Grüner, 60, 243.
Karthäuser, 65.
Wegelappe, A., 160.
Wehlheiden 1-3, 56, 61-63, 241, 414,
614, 624.
Wehlheider s. Schlag, Tor.
Wehr 95, 768.
Wehrbein, Fn, 650.
Wehren, H. von, 635.
T. von, 635.
Weidelsburg 751.
Weidemeier, B., 741.
Weidemeyer, Fr., 837.
M., 837.
Weidig, 668.
Wei el Weygel, G. Fn, 178, 234, 703.
703.
1., 449.
Weilap, J., 193, 724.
Weilmiinster 186.
Weimar, Dorf, 133.
Stadt, 294.
Weimar, 210, 837.
M. E., 837.
5., 818.
Weinbau 65.
Weinberg 13, 24, 46, 55, 57, 65, 69,
120, 121, 127, 242, 243, 314, 329,
362, 386, 614, 729, 782, 786, 804,
805.
Am, 65.
Karthäuser, 243.
Weinberger s. Straße, -Tor, Torstraße.
Weinbergpforte 120, 121.
Weinbergschanze 119, 122.
Weinbergstraße 54, 748.
Weingarten 65, 614.
Weingarlh, K., 100.
Weingarthen, 163, 164, 167.
Weinkirche 60, 645.
Weinridn, M. l., 153.
Weise, G. W., 17, 215, 548.
Weisenbaeln, Casp., 821.
Conr., 821.
Weisland, G., 151, 675.
Weiß, F12, 703.
G., 499.
V., 722.
Weiße s. Gasse, Straße.
Weißenstein 17, 18, 53, 56, 63, 127, 129,
137, 164, 230-232, 260, 236, 329,
385, 535, 541-543, 613, 788, 791,
795, 796.
Weißensteiner s. Allee, Hof, Mühle, Platz,
Straße, Tor, Vorstadt.
Weißen s. Hof.
Weißer s. Hof.
Weißes s. Haus, Palais.
Weißglashiitte 623, 635, 636.
Weitmühle 615.
Wellingerode, Graf von, 295.
Welt, Neue, 469, 578.
Wandel 750.
Wenderoth 293.
1., 201.
Wendt, Fr., 706.
K. Fr.,' Freiherr von, 221, 761.
Wenfridt, K., 768.
Wentzel, 828.
W., 678.
Wentzell, G. 1..., 678.
Wenzel, C., 838.
G. W., 678.
678.
Wenzell, 681.
Werckel, K1, 784.
Werder 11, 35, 65, 95, 606.
Werff Werft, van der, 382, 398, 402.
Werkhaus 40, 572, 573.
Werner, Probst des Klosters Ahnaberg,
237.
Werner 593.
C., 738.
Chr., 738.
651.
758.
741.
Werr 35.
Wersabe, A. von, 449.
Werth, J., 703.
Wertheim, M., 686.
Wesen 65.
Weserstraße 43, 60, 500, 749, 781.
Wesertor 59, 124, 130, 131, 781.
Wesertorbrücke 781.
Wesertorstraße 500, 501.
Wessel, oh., 769.
011., 753.
oh. H., 333, 334.
W., 322, 753.
Wes halen, A. von, 839.
von, 839.
Wetzel, A. 828.
C. 832.
819, 828.
N., 832.
Ph, 759.
Wetzell 699.
Weydemeier, M. H., 817.
Weygel s. Weigel.
Weylappe, 159.
Wick, W. hr. Fr., 755.
Wicke, 683.
Widekind, 176.
Widemarkter 101.
Wied, W., Graf von, 756.
Wiederhold, Chr., 752.
O., 652.
Wiegandt 656.
Wiegenburg, H. von der, 714.
Wiele, 1., eßs.
Wien 822.
Wierz 648.
Wiesbaden 543.
Wilcke, 726.
W. T., Prediger, 178.
Wild 701, 702.
D., 702, 736.
R., 750.
R., 750.
Wildemannsgasse 19, 33, 34, 43, 68,
195, 305, 306, 640, 750-757, 761,
785.
Wildpxetschim 436.
Wildungen, von, 836.
Ü. von, 307, 516, 673.
Wilhelm 1., Kaiser, 126, 128.
11., Kaiser, 336, 695, 696.
Herzog von Bayern, 283.
Herzog von Braunschweig, 283.
111., König von England, 352.
1., Kurfürst von Hessen, 17-20, 53
124, 127, 128, 188, 203, 228, 232
234, 293-295, 312, 315-318, 335
353, 360, 372, 373, 381, 386, 394
411, 412, 416, 459, 473, 484, 498
504, 515, 537 544, 576, 580, 599
694, 752, 774, 775, 783, 802-805
829.
11., Kurfürst von Hessen, 20, 21
25, 38, 53-55, 50, 124, 184, 188
213, 221, 317, 335, 380, 392, 395
397, 398, 403, 404, 412, 413, 417
450, 492, 494, 500, 501, 531, 541
555, 551, 580, 555, 555, 558, 595
720, 752, 805, 810.
1., Landgraf von Hessen, 88, 137
138, 144, 158, 250, 256, 613, 634.
11 Landgraf von Hessen, 23, 88
185, 270, 646, 841.
111., Landgraf von Hessen, 8.
1V., Landgraf von Hessen, 10, 13
24, 45, 88-90, 93-119, 140, 141
153, 247, 249, 274-277, 281, 282
286, 297, 300, 302-307, 320-322
325 325, 433, 440, 441, 448, 449
473 483, 484, 508, 512, 542, 545
547, 550, 598, 500, 523, 534-535
552, 572, 574, 730, 777, 789, 795
810.
V., Landgraf von Hessen, 12, 38
107, 158, 175, 185, 283, 285, 287
423, 473.
V1., Landgraf von Hessen, 13, 108
115, 185, 218, 284, 287, 302, 327
443, 473, 595, 518, 810.
Vl1., Landgraf von Hessen, 13, 185
185, 473.
V111., Landgraf von Hessen, 14-16
38, 120, 185, 186, 191, 215, 219, 282
335, 343, 347, 349, 357, 357, 358
371, 372, 374-377, 406, 428, 459
473, 547, 552, 557, 530, 810, 811
829.
1X., Landgraf von Hessen, s.Wilhelm 1.
Kurfürst.
Sohn des Landgrafen Karl von Hessen
187, 352.
Sohn des Landgrafen Wilhelm V. vor
Hessen, 185.
Herzog von gliiiliclz, 275, 283.
Herzog von antua, 283.
Herzog von Nassau, 283.
Wilhelm s. Wilhelmi.
A., 671.
13-, Georg, 709.
Gust, 650.
Wilhelmi 151, 176, 205, 210, 232, 650,
682.
G. 1., 201.
Wilhelmine Charlotte, Tochter des Land-
grafen Karl von Hessen, 185, 187.
Wilhelmitenterminei 262.
Wilhelmsbad 22, 385, 396.
Wilhelmsberg 109, 112.
Wilhelmsbrüczke 39, 200, 485, 504, 667,
772, 774-776.
Wilhelmsgymnasium 762.
Wilhelmshalle 678.
äääääääääää 872 ääääääääägä
aß
Register.
2222222 222x222222
Wilhelmshöhe s. Weißenstein, Napoleons-
höhe.
18, 20, 21, 127, 200, 221, 294, 295,
894, 410, 774.
Wilhelmshöher s. Allee, Platz, Tor.
Wilhelmsinstitut 499.
Wilhelmsplatz 49, 54. 254.
Wilhelmsstadt 20, 57.
Wilhelmsstraße 20, 47, 49, 50, 54, 58,
120, 129, 258, 494, 718, 782, 794.
Wilhelmstal 294, 310, 394, 396, 409, 412,
888, 787, 812.
Wilhelmstor 124, 129, 130.
Wille, A. Fr. von, 719.
894, 720.
755.
Wilmes, M., 837.
Wilmowsky, A. Freiherr von, 183.
K. Freifrau von, 183.
Wimmel, H., 732, 839.
Wimmelhaus 743.
Winckelman, M., 449.
Windemuth, 749,
Windisch, I., 653.
Windmühle bei Schloß Schönfeld 414.
in Mulang 63.
Winkelblech, K. G., 706.
Winkelmann, Chr., 750,
560.
Winter, 8., 720.
Z., 721, 788.
Winterbiiren 139.
Wintzigerode Winzigerode, von, 54.
G. E. 1..., Graf von, 688.
M. E. von, 831.
Wippermann, A., 839.
Wirth, G., 827.
Th., 751.
Wirtshaus s. Gasthaus, Gastwirtschaft.
Wittekindt, 146.
Wittenius 515.
Wittorf, 1., Freiherr von, 54, 213,
232-234, 492, 566, 569, 570, 668,
669, 689, 819, 837.
Wittrock, 732.
Witzenhausen 158, 164, 262.
Witzleben, Fr. l... von, 832.
H. L. C. von, 832.
S. von, 832.
S. M. L. von, 832.
Wähler, A., 758.
Friedrich, 25, 706.
Friederike, 839.
Franziska M., 832.
S. 832.
W., 716.
Wogeßer, H., 259.
Wohngruben 2.
Wolf s. Wolff.
Chr. von 14.
G., 823.
H., 178.
702.
Wolf von Guclenberg 676, 677, 711.
44, 676.
Wolfenbüttel 90.
Wolfershausen, H. von, 158.
Wolff 450, 470, 484, 612, 676, 678.
Heinr. A., 128, 546, 678, 774.
Herm. 103, 278, 290, 298, 519.
Oh" 176, 732,
0h. H., 60, 553, 762.
Wolff W617, v., 260, 669, 670.
Wolffangel, D., 724.
Fr., 193, 724.
Wolfgang, Fürst von Anhalt, 283.
Wolfhager s. Straße.
Wolfradt 807.
Wolfsanger s. Straße, Tor.
22, 31, 65, 162, 226, 240, 265,
636, 724.
Wolfskoben 162, 169, 303.
Wolfsschlucht 60, 123, 266, 762.
Wolghard s. Volghard.
Wollwäscherei 623.
Walter, A. von, 838.
Woltreck, 17., 814.
Womrath 312.
Wood Woods, C., 628, 716.
Woringer, 486.
Worstorff, K. Fr., 630.
Wüstenberg 89.
Wüstenfeld, K., 599.
Wiistenhöffer, 583.
Wiistungen 65.
Wunsdorf Wunstorf, A., 353, 360,
630.
Wunsky 774.
Wurmb, von, 706.
Wutginau, von, 215.
Wymann, 71.
Wymar, K., 259.
Wysener, H., 781.
Wyshenne 269.
Wyßmer, H., 635, 789.
Xavery, B., 338, 557, 810, 811.
Ysermole 611.
Yserschmitte 611.
Zahn 484.
C. 623.
Chr. L., 823.
E., 649.
Fr., 752.
H., 788.
690.
749.
W. E., 62a.
W. H., 823.
Zaitengasse s. Zeutengasse.
Zaitenstöcke s. Zeutenstöcke.
Zander, C. G., 214.
R. A., 214.
Zanthier, von, 52, 695.
Zapfenburg 93.
Zapff, Fr. N., 837.
S. Sch., 837.
Zastrow, C. L., Freiherr von, 736, 819,
832.
Zeddies, L., 702.
Zeiß, V., 674.
Zement, Hessischer, 612.
Zentengasse 33.
Zentgrafenstraße 61.
Zeughaus am Töpfenmarkt 10,- 15, 18,
22, 43, 44, 60, 72, 496, 508-512,
673, 610.
auf dem Schloßwall 296.
im Landgrafenschloß 506.
im Weißen Hof 195.
Zeughaus in der Schäfergnsse 44, 506,
507-509, 57a, 581.
Vor dem, 43.
Zeughausplatz 43, 195.
Zeughausstraße 763.
Zeugmantel 93, 96, 97, 102, 111, 125.
Zeutengasse 33, 41, 793.
Zeutenstöcke 41, 46, 786, 787, 790-797,
807.
Ziegenberg 650.
Ziegengasse 41, 43, 262, 763.
Ziegenhain 101, 271, 274., 509, 511, 580,
583.
Ziegenplantage 52.
Ziegenstall 39, 40, 80, 81, 93, 110, 257.
Ziegenstallpforte 81, 93, 110.
Ziegler, S. E., 831.
Zielfelder, M., 655.
Zierenberg 65, 275.
Zileh s. Zülch.
Zill, 311.
Zimmer, D., 829.
11., 829.
Zimmermann, Hans, 168.
Hans, 725.
Zimmerplatz, Herrschaftlidier, 500.
Zimmerplatztor 130.
Zimprecht Zym recht 789.
Zinshäuser der armeliter 156.
Zipf, K. von, 405.
Zitzmann 210.
Zivilgefangenhaus 584.
Zoll, A., 100, 683.
683.
Zuchtberg, Am, 575.
Zuchthaus am Zuchtberg 14, 70, 85, 438,
575-577.
auf dem Grass 414.
in der Schäfergasse 44, 508, 573-575,
600.
Zucker, K. Fr., 708.
Zuckmantel Zugmantel s. Zeugmantel.
251511, A., 57, 744.
1..., 764.
Zündholzfabrik 627.
Zürich 761.
Ziischen 333.
Zum s. Apotheke, Else, Gasthaus, Gast-
Wirtschaft.
Zunfthaus der Bäcker 646, 683.
der Lohgerber 429, 741.
der Metzger 143, 605, 681.
der Schlosser 764.
der Schmiede 764.
der Schneider 674.
der Sdiuhmadner 741.
Zusch, J. H., 470, 477, 742.
Zwangsarbeitsanstalt 499.
Zwehlenbeutel 39.
Zwehrenberg 111, 112.
Zwehrener s. Feld, Warte.
Zwehrenspital s. Ferenspital.
Zwehrenstraße 48.
Zwehrentor 47, 51, 68, 71, 74-77,
92, 104, 105, 111, 127, 217, 218,
242, 245, 260, 261, 314, 536, 537,
577, 584, 768.
Zwehrentorstraße 49.
Zwehrenturm s. Zwehrentor.
Zwickbart 111.
Zwinger vor derUnterneustadt 5.
Zyrenberg, 189.
ägä 2. Es 2-42. 2-2 Qäg ääääääägä
Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel. VI. Cassel-Stadt. 110
Qääääää Berichtigungen und Ergänzungen. ägßääää
BERICHTIGUNGEN UND ERGÄNZUNGEN.
F11
in
119, Z.
35, Z. 12. Stadtanlage. Eine werckgasse vor dem Annberger thore" wird 1520, eine wertgasse" 1526 erwähnt. Stölzel,
Stadtrechnungen S. 177 Nr. 89 u. S. 201 Nr. 98.
37, Z. 37-39. tadtanlage. Das Essighaus war das Haus der Essiggasse, das heute die Nr. u. führt. Vgl. S. 660, Z. 16.
40, Z. 10. Stadtanlage. Lies Gleichfalls in nachmittelalterlicher Zeit, statt Anfang des 19. Jahrhunderts.
54, Z. 49. Stadtanlage. Landesordnungen VI S. 1063 führen die Siisterstraße als Schusterstraße auf.
64, Z. 17. Stadtanlage. Mit dem Riditplatz wird man den Schindeleichsweg in Zusammenhang bringen diirfen, dessen
Lage vor dem Leipziger Tor hinter Bettenhausen bekannt ist.
106, Z. 4-6. Stadtbefestigung. Das auf der Abbildung der Tafel 73 sich findende Monogramm ist vielleicht die Ab-
kürzung des Namens Hans Müller oder Hieronymus Müller. Sowohl Hans wie Hieronymus Müller kommen 1591 als
Baumeister vor. Vgl. S. 303, Z. 18-28.
31. Stadtbefesti gung. An der Stadtmauer am rechten Fuldaufer am Kopfende der Bädergasse befindet sich eine
Sandsteintafel mit der lnschrift C. H. L. 1693. RENOV 1832".
22- 25. Kloster Ahnaberg. Altaraufsatz. Stifter vermutlich Margarethe von Hessen, die am 30. Januar 1409
zu Cassel mit Heinrich Il., dem Milden, Herzog von Braunsdiweig-Liineburg 1416, vermählt wurde, oder Agnes von
Hessen, deren Vermählung mit Otto, demwlinäugigen, Herzog zu Braunschweig-Göttingen 1463, am 26. September 1406
zu Marburg begangen wurde. Beide waren Töchter Landgraf Hermanns.
39-42. Martinskirche. Altar. Vermutlich das Grab der Agnes von Hessen, Tochter des Landgrafen Hermann
Gemahlin des Herzogs Otto des Einäugigen von Braunschweig-Göttingen, geboren 1391, gestorben am 16. Januar 1471
in Miinden, beigesetzt am 25. Januar 1471 in der Martinskirche zu Cassel. 1722 war das Grabmal noch zu sehen.
Rehtmeier, Chronica S. 922.
6-10. Martinskirche. Grabstein im Erdgeschoß des Siidturms. Vielleicht Grabstein eines Dechanten
der Martinskirche, möglicherweise des Dechanten Ludwig von Radenhausen, der 1452 noch am Leben war und einen
Adler im Wappen führte.
19-21. Palais des Landgrafen Friedrich. Der von Landgraf Friedrich erbaute Marstall liegt im Hause
Friedrichsstraße Nr. 32 in entstellter Form vor. Vgl. S. 667, Z. 18-24.
33. Renthof. Lies AETERNUM, statt UTERNUM, und MANEATQUE, statt MANATQUE.
23. Renthof. Lies CALCE, statt CALCA.
32. Renthof. Ursprünglich vermutlich IVSTVM, statt MISTVM. Die Inschrift ist in der Neuzeit iibermalt.
27-31. Posthaus. Das Posthaus bei der Martinskirche ist gleichbedeutend mit dem Hause Hohentorstraße Nr. 19.
Vgl. S. 677, Z. 6-23.
646, Z. 7. Biirgerhäuser. Außerdem werden 1731 bezw. 1732 als Gasthäuser genannt Der rote Stern, Die griine Linde,
Der Strauß, Das Reh, Der Rappe, Der Regenbogen, Der Rebenstock, Das Schiff, Der Kayser, Die drei Römer, Der
Wiinneberger oder Winneberger, Das Stiftshaus, Das Wolffische Haus, Das Doläische oder Doleische Haus, des Hof-
biickers Haus und des Homburgers Haus. Bg., Wirthshäuser.
Biirgerhäuser. Brunnenstraße. Haus Nr. 23. Pfarrhaus. Treppe, Holz; Pfosten, achteckig, auf quadratischem
Sockel, mit Schuppenmuster, Kapitell mit Eierstab; Wange profiliert; Docken mit Kantengewinde. Renaissance.
Biirgerhäuser. Lies Schiffes, statt Schiffers.
138, Z.
176, Z.
183, Z.
406, Z.
442, Z.
448, Z.
448, Z.
596, Z.
657, Z. 4.
665, Z. 2.
OFENPLATTE
im Hause Frankfurter Straße Nr. 35.
QM
In
XN
sä