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Murhardsche
Bibliothek der
Stadt Kassel und
Lenfiesbibl iothek
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Die Bau-
imi» Ruttstdenkmäler im
Regierttngsbezirk
Raffel
Im Aufträge des Bezirksverbandes
Herausgegeben von
Friedrich Bleibaum
Bezirkskonservator
Neue 8olge / Erster Band
A
"V“
Im Bärenreiter-Verlag zu Raffel
Areis VOolfhagen
Bearbeitet von
Gottfried Ganßauge
Walter Rramm
Wolfgang Medding
Im Bärenreiter-Verlag zu Raffel /1937
LANDES-
BIBLIOTHEK
KASSEL
(tfW C 81
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21lle Rechte vorbehalten
Lärenreit
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Pcov Westfalen.
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Nothfelden
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Der lircts Wolfhagen
VI
Inhaltsverzeichnis
Vorwort................
Einführung ............
Die behandelten Orte:
Altendorf...........
Altenhasungen.......
Altenstädt..........
Balhorn.............
Bodenhausen ........
Breuna .............
Bründersen .........
Burghasungen........
Dörnberg............
Ehlen...............
Lhringen............
Elben...............
Llberbcrg ..........
Elmarshauscn........
Escheberg...........
8alkenbcrg..........
8alkenftcin.........
Zriedrichsaue ......
8ricdrichsstein.....
Gudcnberge .........
Hasungen............
Heimarshausen.......
Helfenberg..........
Hohenborn...........
Igelsburg...........
Ippinghausen........
Istha...............
Lugclsburg .........
Laar................
Lcckringhausen......
Malsburg........................... 8t
Martinhagen........................ 99
Merxhausen 102
' Naumburg 109
• Niederelsungen ... 131
Niederliftingen ... 136
■ Nothfelden ... 140
Oberelsungen 144
Oberlistingen 148
Odinghausen 77
Offenhausen 163
• Olshausen ... 125
Philippinenburg ... 220
philippLnendorf ... 221
Philippinenthal ... 221
Rangen 94
Rhöda 34
• Riede ... 155
Roppcrode ... 59
Sand . ... : ... 161
Schartcnberg .. - 95
Siebcrhausen 82
- Viesebeck 165
• Volkmarsen '. 169
Weidelsburg ... 87
- Wenigenhasungen ... 194
wettesingen 198
" Wolfhagen ... 203
v Zierenberg ... 228
Wüstungen 242
Literaturverzeichnis 253
Ouellen ... 256
Register 257
Verzeichnis der Abbildungen . 268
(Quellen der Abbildungen ... 269
Herkunft der Originale von den ab-
gebildeten Plänen und Zeichnungen 270
Drucksehlerberichtigung ... 271
Inhalt
VII
1
11
16
20
24
57
29
35
38
45
54
60
64
69
222
73
241
241
240
241
241
38
78
220
81
53
84
89
192
93
96
V o rwo rt
VII
Vorwort
mit dem vorliegenden Band beginnt eine neue Folge der Bestandsaufnahme im Regie-
rungsbezirk Rassel. Die Bearbeitung ist durchgeführt auf Grund der Richtlinien, für die
der Deutsche Tag für Denkmalpflege im Oktober I9Z3 die ersten grundlegenden Angaben zur
Verfügung gestellt hat. Diese sind inzwischen unter Mitwirkung der für die Durchführung verant-
wortlichen Inventarisatoren erweitert und überarbeitet.
Die Bestandsaufnahme ist eine monumentale Landesbeschreibung, die das ganze Reich umfaßt. Ge-
fordert wird grundsätzlich die beschleunigte Fertigstellung. Die Beschleunigung der Arbeiten setzt
voraus eine Rürzung des Textes, und die Schwierigkeiten der Finanzierung erfordern eine Ver-
kleinerung des Formats, dessen Größe nunmehr für das ganze Reich einheitlich festgelegt worden ist.
Dabei versteht es sich von selbst, daß wesentliches im Text nicht fehlen darf und daß die Abbil-
dungen so zahlreich wie möglich sein müssen. Das Bild wird immer einen stärkeren Eindruck ver-
mitteln als das gedruckte Wort. Überhaupt ist das Inventar keine wissenschaftliche Abhandlung,
sondern ein Nachschlagebuch für den Eigentümer der Denkmäler, die Behörden und alle Zweige der
Forschung. Das setzt voraus eine übersichtliche Anlage und eine kurze treffende Formulierung, wenn
es gelingt, darüber hinaus Text und Abbildungen anschaulich und eindrucksvoll zu gestalten und
dadurch die kulturellen Güter einer Landschaft der Bevölkerung nahezubringen, die Geistigkeit der
bodenverbundenen Rultur aufklingen zu lassen, so hat die Arbeit ihren Zweck erfüllt. Line der
Bestandsaufnahme vorangestellte Einführung hat im besonderen diese Aufgabe.
Der historische Teil enthält diejenigen Unterlagen, die zum Verständnis der Denkmäler erforderlich
sind. Er will nicht erschöpfend sein und hat sich im wesentlichen auf die neuesten Veröffentlichun-
gen des Instituts für geschichtliche Landeskunde von Hessen und Nassau in Marburg gestützt. Der
kunftgeschichtliche Text will nur das wesentliche geben, dieses aber zuverlässig und präzise er-
fassen.
Vorgeschichtliche Denkmäler sind nur da kurz erwähnt, wo sie als wesentliche Merkmale des Ortes
oder der Landschaft stark in Erscheinung treten. Im übrigen bleibt die Bestandsaufnahme dieser
Denkmäler den dafür zuständigen Stellen vorbehalten.
Die Bearbeitung des Materials ist so erfolgt, daß Dr. Gottfried Ganßauge die zeichnerischen Auf-
nahmen hergestellt und die Baubeschrcibungen verfaßt hat, Dr. Wolfgang Medding den histori-
schen und baugeschichtlichen Teil sowie die mittelalterliche Plastik und Malerei und den größten
VIII
Vorwort
Teil der Fachwerkhäuser. Dr. Walter Kramm hat die Kunst und das Kunsthandwerk von der Zeit
der Renaissance bis zur Gegenwart übernommen. Dabei muß allerdings betont werden, daß eine
absolute Trennung der Arbeitsgebiete natürlich nicht möglich gewesen und auch nicht angestrebt
worden ist.
Zu danken ist in erster Linie dem Herrn Obcrpräsidcnten und dem Herrn Landeshauptmann für
die in großzügiger Weise bereitgestellten Mittel. Zu danken ist dem Deutschen Tag für Denkmals-
pflege, der diese Mittel durch Zuschüsse ergänzt und dadurch erst die Durchführung der Arbeiten
im vorliegenden Umfange ermöglicht hat. Auch der Kreis Wolfhagen hat dankenswerterweise
zur Finanzierung beigetragen.
Die Direktion des preußischen Staatsarchivs in Marburg, insbesondere Staatsarchivdirektor
Dr. Knetfch und Archivrat Dr. Wrede, hat sich in liebenswürdiger weise um die Förderung der
Arbeiten bemüht. Der Konrektor a. D. Loskant in Fulda hat Urkundcnauszüge von den Akten über
die Geschichte der Stadt Naumburg, die sich im Würzburger Staatsarchiv befinden, freundlicher
weife zur Verfügung gestellt. Landrat Dr. Elze hat den Aufgaben weitgehendstes Interesse entgegen-
gebracht. Baron von der Malsburg, Escheberg, Baron von der Malsburg, Llberberg, und Baron
von Buttlar auf Riede haben die in ihrem Besitze befindlichen Archivalicn und Sammlungen in
liebenswürdiger weise zur Bearbeitung bereitgestellt. Ebenso haben die Bürgermeister und Pfarrer
des Kreises den Fortgang der Arbeiten gefördert. Die Pfarrer Kreß und Malkmus verdienen in die-
sem Rahmen eine besondere Erwähnung. Ihnen allen herzlichen Dank! Herzlichen Dank im beson-
deren den drei Bearbeitern, durch deren hingebungsvolle Tätigkeit es möglich geworden ist, den
Kreis in verhältnismäßig kurzer Zeit so eingehend zu erfassen.
In Ergänzung des von den Bearbeitern beschafften photographischen Materials hat der Rcgic-
rungsbaurat Dr. Tcxtor eine Reihe von Klischees leihweise zur Verfügung gestellt.
Besonderen Dank schulde ich endlich Dr. Rudolf wcsenberg, der in hingebungsvoller Mitarbeit ge-
holfen hat, die für die ganze Serie grundlegende Form des Bandes zu gestalten und die Druck-
legung zu leiten.
Friedrich Bleib« um
Kassel, im Mai IYZ7.
Einführung
1
Einführung
Allgemeines
Rreis Wolfhagen liegt im Nordwesten -es Regierungsbezirks Rassel und wird begrenzt im
Norden durch den zur Provinz Westfalen gehörenden Rreis Marburg, im Westen und Süden
durch die ehemals zu waldeck gehörenden, seit 1929 an den Regierungsbezirk angegliederten Lreise Taf.i-
der Twiste und der Eder und im Osten durch die hessischen Rreisc 8ritzlar-Homberg, Rassel-Land
und Hofgeismar.
Die geographische Beschaffenheit des Äreises wird durch ein die Wasserscheide zwischen
Eder und Diemel bildendes Hügelland bestimmt, das im Osten von dem 8»ldatal und der pro-
vinzialhauptftadt Rassel durch den Höhenzug des Habichtswaldes getrennt wird, an den sich im
Norden die Bergkette des Dörnbergmassivs, der Schreckenberge, des Schartenbergs und die östlichen Taf. i *
Höhenzüge öee Warmetals und im Süden der Hundsberg, Wattenberg, Rennenhausener Ropf,
Falkenftein, Altenburg und Lmserberg anschließen. Die Landschaft wird durch eine Reihe von
bis zu 600 m Höhe reichenden Bergkegeln vulkanischen Ursprungs belebt, so im Norden dem Mals-
berg und Escheberg, den beiden Gudenbergen, dem Bärenberg, dem Hasunger Berg und Ifthaberg
und weiter südlich durch den weidelsberg, Llauskopf und Heiligenberg. Östlich des Lrpetals zieht
sich von Elmarshausen bis zur Rugelburg ein bis zu 400 m reichender Höhenzug hin. vier Wasser-
läufe winden sich durch idyllische Täler. Nach Norden der Diemel zu fließen die Lrpc, welche sich
bei Volkmarsen mit der Twiste vereint, und die Warme. Im Süden streben die Elbe und die Ems
der Eder zu. Die Abbildungen Taf. l geben nur einen geringen Eindruck von der landschaftlichen
Schönheit des Rreises. Bild 1 zeigt den Blick vom Hasunger Berg über das obere warmetal auf
das mächtige Basaltmassiv des Dörnbergs mit den links davon sich erhebenden Helfenfteinen.
Bild 2 zeigt den Blick vom Dörnberg ostwärts mit den bewaldeten Höhen und den sich mächtig
erhebenden Basaltklippen.
Eine Eisenbahnlinie führt von Rassel westlich über Zierenberg, Oberelsungen, Altenhasungen
nach Wolfhagen, wendet sich dann nach Norden durch das Lrpetal über Lhringen nach Volk-
marsen, wo sie auf die Linie Marburg—Arolsen—Rorbach trifft. Line Rleinbahnlinie führt von
Lasscl-Wilhelmshöhe über Elgershausen, Hoof und Breitenbach nach Sand und Balhorn und
endigt in Naumburg.
Der Rreis hat einm Mcheninhalt von 41677 ha und zählt 26749 Einwohner. Er besteht aus
den vier Städten Wolfhagen, Naumburg, Volkmarsen und Zierenberg sowie 32 Landgemeinden.
Der Rreis hat seine heutige Gestalt — wenn man von geringen Grenzverschiebungen absieht —
bei der großen kurhessischen vcrwaltungsreform von 1821 erhalten und ist aus den alten Amts-
bezirken Wolfhagen, Zierenberg, volkmarscn und Naumburg sowie aus Teilen des ehemaligen
Amts Gudensberg hervorgegangen.
i
2
Einführung
Geschichte
Die ersten Anfänge menschlicher Besiedlung scheinen von den Flußläufen der Eder und der
Dicmcl ausgegangen zu fein und sich an den Flüssen Elbe und Ems, Lrpe und warme herauf-
geschoben zu haben. Stammesmäßig gehören die südlichen Teile zum Siedlungsgebiet der Chatten
und Franken, während der Norden Ausftrahlungsgebiet des niederdeutschen-ffächsifchen Volks-
stammes gewesen ist. So stellt die Gegend ein ausgesprochenes Grenzland zweier deutscher Stämme
dar, deren Auseinandersetzungen auch für die spätere Geschichte schicksalsbestimmend gewesen sind.
Die territorialen Interessensphären der verschiedensten politischen Machtzentren stießen hier auf-
einander und führten zu Rümpfen um den Besitz und die politische Vormachtsstellung. Das Erz-
bistum Mainz, die Landgrafen von Thüringen-Hessen, das Bistum Paderborn, das Erzbistum
Röln, Rloster Corvey, das Herzogtum Braunschweig-Lüneburg und schließlich als Lehensträger
und Ministerialen zahlreiche höhere und niedrige Adelige haben hier jahrhundertelang um die Aus-
breitung und Erhaltung ihrer Interessensphären und politischen Macht gerungen und zur poli-
tischen Gestaltung des Landes beigetragen.
Schon zur Zeit Rarls des Großen erstreckte sich der Hessengau bis über die Diemel, dessen Grenzen
dieser mit der Feste Lresburg gegen den Einfall der Sachsen zu schützen suchte. In dieser Zeit
umfaßte also der Hessengau sowohl hessische wie sächsische Gebietsteile. Die Stammesgrenze
verlief nördlich der Wasserscheide und deckte sich etwa mit der nördlichen Amtsgrenze des späteren
Amtes Wolfhagen sowie des Archidiakonats Fritzlar. Sie fällt zusammen mit der Landwehr, die
sich vom Schartenberg über beide Llsungen bis zur Scheidwarte südlich von Volkmarsen hinzieht
und die wahrscheinlich Mitte des 14. Iahrhunderts während der Rümpfe zwischen Mainz und
Hessen entstanden ist. Oie Sprachgrenze dagegen hat sich — wohl in jüngerer Zeit — mehr nach
Süden verschoben und fällt nahezu mit der Wasserscheide zwischen Diemel und Eder zusammen.
Die Haustypengrenze, die ebenfalls für die stammesmäßige Bestimmung ins Gewicht fällt, soll
weiter unten erörtert werden.
Die Christianisierung des Hessengaues wird durch das Vordringen der fränkischen Rirche seit
dem 7. Iahrhundcrt und durch die Gründung des Bistums Büraberg im Iahre 741 bis in unsere
Gegend vorwärts getragen und durch die Missionstätigkeit des Bonifatius und seines Schülers
und Nachfolgers Sturm gefördert. Sie wird auch schon früh das Wolfhagener Gebiet erfaßt
haben. Seit 777 gehörte die ganze Gegend zur Diözese Mainz. Mittelpunkt der kirchlichen Sied-
lungs- und Missionstätigkeit war die Rirche zu Schützeberg, die urkundlich zwar erst 1074 ge-
nannt wird, deren Gründung aber wegen ihres Peterspatroziniums erheblich älter sein muß.
Hinzu trat das 1074 durch den Mainzer Erzbischof gegründete Benediktinerkloster Hasungen, das
an der Äolonisierung des Landes und der Befestigung der kirchlichen Macht einen erheblichen An-
teil hatte.
Die kirchliche Organisation, die sich im Laufe des Mittelalters herausbildete, gliederte das
Gebiet in verschiedene Archidiakonate, Archipresbyterate und Sendsprengel. Der hessische Teil
unseres Gebietes unterstand dem Archidiakonat St. Peter zu Fritzlar und zerfiel in die Archi-
presbyterate Fritzlar, Schützeberg und Bergheim, während der sächsische Hessengau dem Archi-
diakonat St. Marien zu Hofgeismar angehörte. Der größte Teil entfiel auf Schützeberg, dessen
Sendsprengel sich fast ganz mit den späteren Ämtern Wolfhagen und Zicrenberg deckte. Zu ihm
gehörten die Pfarreien Altenstädt, Balhorn, Ehlen, fGafterfeld, fGran, Istha, Martinhagen,
Nothfelden, Oberelsungen, fSchützeberg, -fTodtenhausen, Wolfhagen und Zierenberg mit Rangen.
Einführung
3
Dem Archidiakonat Zntzlar gehörten an Heimarshausen als 8ilial von Züschen, Merxhausen mit
Riede und Sand. Bergheim unterstanden die früh eingegangene Pfarrei Altendorf, ferner Elben,
fJmmenhausen und Naumburg. Zum Archidiakonat Hofgeismar gehörten Breuna-Rhöda, Eh-
ringen mit Viesebeck, Escheberg, Niederelsungen, Ober- und Niederlistingen mit Sieberhausen,
Volkmarsen, -fwetter, Wettesingen und -fwitmar. witmar bildete zeitweilig im 13. Jahrhundert
mit den zur Pfarrei gehörenden Lirchen in Volkmarsen und fBenfeld ein eigenes Archipresbyterat,
das später jedoch nicht mehr genannt wird.
Unabhängig von der Entwicklung der kirchlichen Organisation im Mittelalter gestalten sich die
territorialen Machtverhältnisse. Die Verwaltung des Gebietes war nicht einheitlich; denn
mindestens seit dem Jahre 897 existieren im sächsischen Teil des Hessengaues zwei Grafschaften, die
in unser Territorium hereinrcichen, und auch im fränkisch-hessischen Teil lassen sich zwei Grafschaf-
ten schon früh nachweisen.
Neben der Grafschaft des Grafen Dodico besteht im Norden um das Jahr 1000 die Grafschaft des
Grafen Hermann, wahrscheinlich eines von Reinhausen. Beide gelangen 1021 und 1033 in den
Besitz des Bischofs von Paderborn. Die Grafschaft Dodicos geht 1033 als paderbornisches Lehen
an die Grafen von Nordheim über. Nach deren Aussterben kam das Lehen 1144 an den Grafen
Hermann von Winzenburg und nach dessen Ermordung 1152 an den Sachsenherzog Heinrich den
Löwen. Nach seinem Sturz im Jahre 1180 fiel das Lehen heim. Seit 1187 lassen sich die Grafen
von Everstein als Nachfolger der Nordheimer im Besitz der Grafschaft „Donnersberg-Lugelburg"
nachweisen. Sie trugen die Grafschaft von Mainz zu Lehen, das wahrscheinlich nach dem Sturze
des Sachscnherzogs die Lehensgewalt an sich gebracht hatte. Die Eversteinsche Grafschaft dehnte
sich von Volkmarscn-Lugelburg über Wettesingen, Rhöda, Breuna, -fHiddesen bis Elmarshausen,
Ehringen und Viesebeck aus. Daneben bestand im Osten das Erbe der Grafen von Reinhausen,
das als paderbornisches Lehen 1122 in den Besitz der Grafen von Winzenburg gelangte. 1152
fallen auch diese winzenburgischen Lehen an Heinrich den Löwen. Nach dessen Sturz gelangen
sie in den Besitz der Grafen von Dassel. Die Anfang des 12. Jahrhunderts entstandenen Burgen
Malsburg und Schartenbcrg hatte ein Graf volkold von der Malsburg inne. 1124 trägt dieser
seine Besitzungen Mainz zu Lehen auf. Nach dem Ausfterben der Grafen von der Malsburg gelangt
auch dieses Lehen Ln den Besitz der Grafen von Dassel. 1268 verkauft Graf Ludolf von Dassel
einen Teil seines Besitzes an Paderborn. Mainz und Paderborn einigen sich darauf dahin, daß
jeder die Hälfte haben solle. 1294 erwirbt Hessen den paderbornischen Anteil, und wenig später
fällt auch der mainzische Anteil Hessen zu.
Der größte Teil des Südens gehört der Grafschaft Maden an, die mainzisches Lehen ursprünglich
der Gisonen, seit 1123 der Landgrafen von Thüringen, seit 1226 der Landgrafen von Hessen war.
Auch umfangreicher Llofterbesitz fällt in unser Territorium. Von Hasungen war schon die
Rede. Die Lloftervogtei gehörte zur Grafschaft Maden und ging später wie diese an die hessischen
Landgrafen über. Zur Vogtei gehörten die Dörfer Ehlen, Burg- und Wenigenhasungen, Martin-
hagen, Oelshausen und die Höfe Bodenhausen und Ropperode. Llofter Corvey hatte in Volkmarsen
eine curia, Rloster Busdorf bei Paderborn hatte bei Ehringen Besitz, Llofter Helmarshausen besaß
in Ippinghausen, Listingen, fMederich und Rangen Güter. Neuen-Heerse hatte in Oberliftingen,
wettesingen und fLangel bei Wolfhagen Besitz, Hardehausen gehörten der Zehnte zu Breuna
und Rhöda und Besitzungen in Rhöda und am Weidelsberg. Arolsen gehörte der Hof Leckring-
hausen, den auch zeitweilig Höhnscheid inne hatte. Im Süden entstand zu Beginn des 13. Jahr-
hunderts das Llofter Merxhausen, eine Stiftung der Brüder von Blumenstcin, dem Merxhausen
l*
4 Einführung
selbst mit seiner Umgebung, das Dorf Offenhaufen, Teile von Sand und gewisse Rechte und
Güter in Balhorn gehörten.
Der niedere Adel mit seinem Güterbesitz und Gerichtshoheiten stand in Lehnsabhängigkeil der
großen Territorialmächte. Zu längerem Bestand, geschlossenem Gebiet und weitgehender Unab-
hängigkeit und Selbständigkeit haben es nur die von der Malsburg gebracht. Ihr Besitz und
Gericht umfaßte schließlich die Dörfer Breuna, Rhöda, Herlinghausen, Oberlistingen, die Hälfte
von Nicdcrliftingen, Wettesingen, beide Llsungen, ferner Lscheberg, Odinghausen, Llmarshausen,
Siebcrhausen, Laar, Teile von Rangen und die Stammburg Malsburg. Dazu kamen die ehem.
waldeckischen Lehensgüter der von Gudenberg. Sie übten die höhere und niedere Gerichtsbarkeit
aus, verwalteten seit dem 16. Jahrhundert längere Zeit das hessische Amt Zierenberg. Der mals-
burgische Amtmann hatte seinen Sitz zu Breuna. Das malsburgische Gericht blieb bis zu Beginn
des ly. Jahrhunderts bestehen.
weniger umfangreich waren die Besitzungen und die Gerichtshoheit der übrigen Adeligen. Die
von Gasterfeld hatten Güter westlich von Wolfhagen und erbauten Anfang des 13. Jahrhunderts
die Burg Helfenberg zwischen Wolfhagen und Wenigenhasungen. Diese wurde 1293 vom hessi-
schen Landgrafen zerstört. Die Güter gelangten 1303 und 140Y an Hessen. Die Familie, die sich
nach der Burg von Helfenberg nannte, starb um 1414 aus. Die von Mederich, die 1236 bis 1348
genannt werden, hatten Burg und Besitz bei Volkmarsen. Dorf und Gericht war später Evcr-
stcin'sches Lehen der von Gudenberg, seit dem 16. Jahrhundert der von der Malsburg. Die Wölfe
von Gudenberg saßen als Everftein'sthe Lehensträger bis 1534 in Elmarshausen, die Groppe
von Gudenberg bis Mitte des 16. Jahrhunderts in Lscheberg und Llsungen. Die Spiegel zu
Desenberg hatten Güter und Gerichtshoheit in beiden Liftingen inné. Die von Lalenberg hatten
zeitweilig Gerichtsrechte und Besitzungen in wettesingen, Breuna, Rhöda, in Ober- und Nieder-
elsungen und Niederliftingen. Jm Süden des Lreises brachten 1266 die von Elben das Gericht
Hagebuken als mainzisches Lehen an sich. Jm 16. Jahrhundert kamen die von Llben'schen Güter
und Gerichtshoheiten an die von Buttlar. Die von wehren hatten Riede seit Mitte des 14. Jahr-
hunderts als hessisches Lehen inne. Seit Mitte des 15. Jahrhunderts ist es ebenso wie Heimars-
hausen, das vorher den von Dalwigk gehört hatte, im Besitz der von Meysenbug.
Jm 13. Jahrhundert erfolgte die Gründung der vier Städte des Lreises im Anschluß an die
landesherrlichen Burgen, die auch die Grundlage für die Entstehung und Ausbildung der Am-
te r bildeten. Fast zu gleicher Zeit, um 1230, entstanden Wolfhagen, Naumburg und Volkmarsen.
Ende des 13. Jahrhunderts folgte die Gründung Zierenbergs durch den Landgrafen Heinrich von
Hessen. Als Gegengründung gegen das von dem Landgrafen Ludwig von Thüringen errichtete
. Wolfhagen wurde durch Mainz die Stadt Landsberg gegründet, die jedoch schon kurz danach vom
Landgrafen von Thüringen zerstört wurde und seitdem wüst war.
Nach dem Aussterben der Gisonen war die Grafschaft Maden-Hessen im Jahre 1137 an die Land-
grafen von Thüringen gelangt, die dadurch Grafen zu Hessen geworden waren. Landgraf Ludwig
suchte seine westlichen Grenzlande durch die Burg Wolfhagen zu befestigen, in deren Schutz die
Bewohner der umliegenden Ortschaften die Stadt erbauten. 1232 trug Landgraf Ludwig die Stadt
dem Stift Mainz zu Lehen auf, hatte doch Mainz noch die Lehenshoheit über die Grafschaft
Maden und andererseits mußte der Landgraf nach der Zerstörung von Landsberg Vergeltungsmaß-
nahmen befürchten. Schon bald nach der Gründung der Stadt machten sich Anfänge einer Amts-
bildung bemerkbar, indem Lonrad von Elben als landgräflicher Stellvertreter mit dem Titel
„okkiclaUs domlni lantgravii" die Verwaltung und Gerichtsbarkeit ausübte. Zum Amt gehörten
Einführung
die Orte Altenhasungen, Bründersen, Lhringen, Ippinghausen, Iftha, Nothfelden, Viesebeck und
Wolfhagen, ferner die Wüstungen fFridegassen, fGasterfeld, fGran, fLangel, -fSchützcberg,
-sTodtenhausen, fwrcckenhausen, -fHolzkirchen, fHildegersen und -fObernothfelden. 1348 wurde das
ganze Amt auf Veranlassung des Landgrafen Heinrich II. mit einer Landwehr und mehreren
Warttürmen umgeben. Obwohl ursprünglich Llmarshausen braunschweig-lüneburgischcs Lehen
war, mußten die von der Malsburg, die die Erben der von Gudenberg waren, die hessische Ober-
hoheit über diesen Besitz anerkennen und gehörten, wenn auch erst in verhältnismäßig später
Zeit, zum Amte Wolfhagen. In Wolfhagen war auch ein landgräfliches Freigericht, das vorher
in Freienhagen seinen Sitz gehabt hatte. Die südlich der Amtsgrenze verbleibenden Orte der ehe-
maligen Grafschaft Maden wurden seit 1357 zum Amt Gudensberg geschlagen und bildeten ein
besonderes landgräfliches Gericht. Ls sind dies die Dörfer Balhorn, Merxhausen, Riede, Sand,
Offcnhausen und die Wüstungen fLmserberg, -fFischbach, fMutslar, -fReinboldeshusen, -fHohen-
feld, fSchwallinghusen und -fRamershusen.
1294 hatte Landgraf Heinrich von den Brüdern von Schartenberg, welche die Dassclsche Graf-
schaft seit 1268 als paderbornisches Lehen inne hatten, Burg und Grafschaft Schartenbcrg er-
worben. Er einigte sich mit Paderborn und wußte wenig später auch den mainzischen Anteil an
Burg und Grafschaft durch die Vermählung seiner Tochter mit dem Neffen des Mainzer Erz-
bischofs an sich zu bringen. Bereits 1293 hatte er auf Rlofter Hasunger Boden die Stadt Zieren-
berg gegründet. 1298 und 1305 hatte das Llofter auf seine Besitzrechte zu Gunsten des Land-
grafen verzichtet. Aus der Vereinigung beider Besitzungen entstand das hessische Amt Scharten-
berg, das später im 16. Iahrhundert nach der Zerstörung der Burg seinen Sitz nach Zierenberg
verlegte. Mehrmals wurde Haus und Gericht Schartenberg von dem Landgrafen verpfändet: 1371
an die von Schartenberg, die bis dahin hessische Amtsmänner gewesen waren, 1377 an Lurt
Spiegel zum Desenberg, 1386 an Mainz, 1395 an die von Hertinghausen, 1484 an die von Schar-
ten, 1500 an die von plesse. Schließlich wurde es 1508 von Landgraf Wilhelm II. an Tyle Wolf
von Gudenberg verkauft. Seit 1519 haben die von der Malsburg die Burg inne und von 1523
bis 1565 ist Hermann von der Malsburg alleiniger Pfandinhaber von Burg und Amt. Gcrichts-
rechte hatten die von der Malsburg auch nach der Einlösung des Pfandes noch bis zur Auf-
lösung der adeligen Gerichte im Iahre 1806 im Amt inne. Das Amt umfaßte die Stadt Zieren-
berg und die Dörfer Ober- und Niederelsungen, Niederliftingen und Teile des jetzigen Äreiscs
Hofgeismar.
Die Entstehung des mainzischen Amtes Naumburg fällt in die Zeit der Erwerbung der Graf-
schaft durch den Erzbischof von Mainz im Iahre 1266. Die Erwerbung erfolgte nicht ohne lang-
wierige Äämpfe mit den hessischen Landgrafen, die berechtigte Ansprüche auf das Amt machen
zu können glaubten, da Wittekind von Naumburg, der letzte der Naumburger Grafen, ein Iahr
vorher beide Burgen dem Landgrafen Heinrich von Hessen verkauft hatte. Dabei wurde die
weidclsburg 1273 zum ersten Mal von Hessen zerstört. Mainzische Amtmänner waren die von
Elben, von Hund, von Hertinghausen und von Dalwigk. Zum Amt gehörten außer Burg und
Stadt Naumburg die weidelsburg und die Dörfer Altenstädt und Altendorf, der Weidelshof
und die Wüstungen -fImmenhausen, fBeltershauscn, -fLghegherdinckhusen, fGerhardeshausen,
fGiesenhagen, -fHattenhausen, -fHerberge, fSchönhagen, fTotenhausen und Mammhusen. 1379
trat Mainz die weidelsburg an Hessen ab, doch war sie bald darauf im Besitz des mainzischrn
Amtmanns von Hertingshausen, dem Mainz das ganze Amt verpfändet hatte. Seit 1437 gehört
die weidelsburg abermals zu Hessen. Hessische Lehensträger sind die von Hertingshausen und die
6
Einführung
von Oalwigk, später die von Bicken und seit 1522 die Wölfe von Gudenberg. 1544 kam das
Amt Naumburg in den Besitz der Waldecker Grafen, und 1588 wurde die Pfandschaft von Mainz
wieder eingelöst. Bis zum Reichsdeputationshauptschluß verblieb es im Besitz von Mainz und
kam 1803 an Hessen.
Die Stadt Volkmarscn, die eine Gründung von Kloster Lorvey war, und die Kugelburg, die
den Grafen von Lverftein als mainzisches Lehen gehörte, gelangten zu Beginn des 14. Jahrhunderts
in den Mitbesitz des Erzbischofs von Köln, dem es gelang, Stadt und Burg allmählich ganz an
sich zu bringen. Kölnische Amtmänner saßen auf der Lugelburg, darunter seit dem 14. Jahrhundert
die von Pappenheim. Zum kölnischen Amt Volkmarsen gehörte nur die Stadt selbst mit ihrer un-
mittelbaren Umgebung, die Kugelburg sowie die Wüstungen -fwittmar, fwetter, fMederich und
forste. Mit der Auflösung der geistlichen Besitztümer durch den Reichsdeputationshauptschluß
kam das Amt an Hcssen-Darmftadt und nach mehrmaligem Besitzwechsel 1817 schließlich an das
Kurfürstentum Hessen-Kassel.
Das 19. Jahrhundert brachte neben der Erwerbung der Ämter Naumburg und Volkmarsen
grundlegende Umgestaltungen in der Gliederung und Verwaltung des hessischen Landes. 1804 kam
das Dorf Dörnberg, das bis dahin zum Amt Ahna gehört hatte, zum Amt Zierenbcrg. 1821 wurde
bei der großen hessischen Verwaltungsreform eine Neueinteilung vorgenommen. Die Ämter Wolf-
hagen, Naumburg und Volkmarsen wurden mit dem westlichen Teil des Amtes Zierenberg sowie
der Vogtei Hasungen, die seit der Aufhebung des Klosters im Jahre 1527 zum Amt Ahna ge-
kommen war, und den Dörfern Riede, Merxhausen, Sand, Balhorn, Heimarshausen, Elben und
Elberberg, die bis dahin zum Amt Gudensberg gehört hatten, zu der neuen Verwaltungseinheit,
dem Kreis, zusammengeschlossen, an dessen Spitze ein Krcisrat, seit 1835 der Landrat stand. Der
östliche Teil des Amtes Zierenbcrg kam an den Kreis Hofgeismar. 1849 trat eine vorübergehende
Änderung dieser Neueinteilung ein, indem der Kreis Wolfhagen mit dem Justizamt Grebenstein
zu einem Verwaltungsamt Wolfhagen zusammengeschlossen wurde. Doch wurde diese Abänderung
bereits 1851 wieder rückgängig gemacht. Die Gerichtsbarkeit wurde 1821 von der Verwaltung
getrennt. In den vier neuen Justizämtern Wolfhagen, Volkmarsen, Naumburg und (seit 1831)
Zierenbcrg lebte die alte Amtereinteilung, wenn auch mit gewissen geographisch bedingten Ver-
schiebungen, fort. Diese Ncueinteilung wurde auch 1866 nach der Einverleibung in Preußen un-
verändert beibehalten. In der konfessionellen Gliederung spiegeln sich die ehemaligen Besitz-
verhältnisse wider. Während die althessischen Gebiete mit der Reformation protestantisch ge-
worden waren, ist das ehemals kurmainzische Naumburg und das ehemals kurkölnische volkmarscn
bis auf den heutigen Tag vorwiegend katholisch geblieben.
Kunstgeschichte
Die ältesten erhaltenen Baudenkmäler des Kreises sind die heute als Scheune verwandte Ka-
pelle in Ehlen, die dem 11. Jahrhundert entstammt, und der als Westwerk erbaute Turm der
Kirche in Wettesingen, der wahrscheinlich schon der Zeit um 1100 angehört, von der Kirche
zu Schützeberg, die das früheste nachweisbare Denkmal kirchlicher Baukunst im Kreise Wolfhagen
gewesen ist, hat sich nichts mehr erhalten, und auch von der Klosterkirche zu Hasungen, die Ende
des 11. Jahrhunderts erbaut wurde, haben sich nur geringe Baurefte und einige Werksteine er-
halten. Die Weihinschrift dieses Klosters, die aus der Lrbauungszeit der Kirche stammt, stellt das
älteste epigraphische Denkmal des Kreises dar. Romanische Kirchen sind nur wenige erhalten.
Einführung
7
Die Lirche zu wettesingen mit ihrer dreistufigen Abtreppung des äußeren Baukörpers und dem
einschiffigen, in Joche gegliederten Innenraum verkörpert einen Typus, der unter niedcrsächsischen
Dorfkirchen, besonders in Westfalen, im Sauerland und im waldeckischen Upland häufig wieder-
kehrt. Diese und die Lirche zu witmar sind die einzigen, die noch dem 12. Jahrhundert entstammen.
Die später mehrfach veränderte romanische Lirche in Breuna gehört bereits dem Anfang des
13. Jahrhunderts an. Aus der gleichen Zeit sind auch die Langhausmauern von Llofter Merxhausen
erhalten geblieben. Zahlreich sind die erhaltenen mittelalterlichen Lirchtürme, deren Schiffe meist
nach dem Dreißigjährigen Lriege oder später durch Barockbauten ersetzt wurden. Von diesen ge-
hören die Türme in Dörnberg, Elben, Ehlen und in Istha noch der romanischen Zeit an. Die erste
Blütezeit der kirchlichen Baukunst in unserem Lreise ist die Epoche der Gotik, in welcher die
vier großen Stadtpfarrkirchen entstanden sind. Die früheste ist die Lirche zu Volkmarsen, die mit
ihren niedrigen und gedrungenen 8ormen den in Westfalen üblichen Hallentypus verkörpert und
mit einer Reihe von Lirchenbauten des Diemelgebietes eng zusammengeht, so besonders mit den
Lirchen in Obermarsberg und warburg. In ihrer Bauornamentik, den Lapitellen und Portal«
formen machen sich jedoch die Auswirkungen der Llisabcthkirche in Marburg geltend. Linen stärker
hessischen Einschlag zeigt die Pfarrkirche zu Wolfhagen, deren Schiff ebenfalls wie jene noch -er
8rühgotik des 13. Jahrhunderts angehört. Sie verkörpert mit den zwei anderen Stadtpfarrkirchcn in
Zierenberg und Naumburg jenen in Hessen häufig vorkommenden Typus von dreischiffigen und
meist dreiwöchigen Hallenkirchen, wie sie unter dem Einfluß der Marburger Llisabeth-Lirche entstan-
den sind und sich durch die schlanken Proportionen und differenzierten Einzelformen von den westfä-
lischen Hallenkirchen deutlich abheben. Die Zierenberger und die Naumburger Lirche gehören bereits
dem 14. und 15. Jahrhundert an. Linen schönen einschiffigen Raum noch vom Ende des 13. Jahr-
hunderts verkörpert die Hl. Gcift-Lapelle in Wolfhagen. Der gleichen Zeit gehört auch der Thor
der Llofterkirche zu Merxhausen an. Die wenigen erhaltenen gotischen Dorfkirchen in Niederelsun-
gen, Viesebeck und Lhringen sind später durch Umänderungen entstellt worden. Einen geschlossenen
Raumeindruck der Spätgotik gewährt nur noch der Thor der Lirche zu Dörnberg mit seinem
hübschen Sterngewölbe, von Türmen der gotischen Zeit, die vielfach als wehrtürme dienten und
in Verbindung mit später erbauten Schiffen der Barockzeit und des Llassizismus auf uns gekom-
men sind, haben sich erhalten die Türme in Altcndorf, Altenhasungen, Altenstädt, Balhorn, Mar-
tinhagen, Oberliftingen und Wenigenhasungen. Die meisten Dorfkirchen des Äreises gehören der
Barockzeit an. Es sind einfache Saalkirchen mit eingebauten Holzemporen. Als besonders typische
Beispiele seien die Lirchen in Oberelsungen und Elben genannt. Den gleichen Typus zeigen auch die
in strengeren klassizistischen Bauformen gehaltenen Lirchen vom Ende des 18. und Beginn des
19. Jahrhunderts, wie sie sich in Niederlistingen, Altendorf, Ehlen und Burghasungen befinden,
während die um 1830 erbaute Lirche zu Heimarshausen in einfachen und glücklichen 8ormen den
Zentralbaugedanken verkörpert.
Die 8eftungsbaukunft des Mittelalters hat in unserem Lreise großartige Beispiele hinterlassen,
obwohl die zahlreichen 8ehden und Lämpfe früherer Jahrhunderte gerade hier das meiste vernichtet
oder zerstört haben. Line der schönsten und großartigsten Burgruinen des Hessenlandes ist die um-
fangreiche Anlage der weidelsburg, deren erhaltene 8ormen aus der Zeit des Wiederaufbaues von
1380 stammen. Auch von der Lugelburg sind größere Bauteile als Ruine erhalten geblieben. Nur
geringe Ruinenreste haben sich von den einst mächtigen Burgen Schartcnberg, Malsburg und
8alkenstein erhalten, und fast gänzlich verschwunden sind die Naumburg, die Altenburg, die Burg
Wolfhagen, die Burg Heisenberg, die Burg 8alkenberg, die beiden Gudenburgen und die Burg
8
Einführung
Laar. Nur die Bodenformationen und Wälle zeugen von ihrem einstigen Vorhandensein. Alle
vier Städte des Kreises find im 13. und 14. Jahrhundert mit Mauern und Türmen befestigt
worden, von den mittelalterlichen Stadttoren hat sich kein einziges erhalten, nur Teile der Mauer-
züge und vereinzelte Türme der Stadtbefestigungen find noch vorhanden. Auch von den in freier
Feldmark errichteten, einst zahlreichen Warttürmen haben sich vier bis auf unsere Tage erhalten,
von den Schlössern des Kreises gehört ein Flügel mit Turm auf Elberberg noch dem Spät-
mittclalter an. Eines der schönsten Wasserschlösser der Renaissance in den Hessenlandcn ist das
von Hermann von der Malsburg erbaute Schloß Llmarshausen. Auch das Renaissanceschloß Riede
ist noch im 1b. Jahrhundert erbaut worden, hat aber in späterer Zeit einige Veränderungen und
Anbauten erfahren. Schloß Lscheberg, ein Fachwerkbau des 1b. Jahrhunderts, hat seine heutige
Gestalt erst im 18. Jahrhundert erhalten. Der Hauptbau von Elberberg ist erst im ly. Jahrhun-
dert errichtet worden.
von der bürgerlichen Baukunst sind vor allem die Rathäuser zu nennen. Das volkmarser
Rathaus, ein gotischer Steinbau des 14. Jahrhunderts, wurde erst 1934/35 unter Mitwirkung
der Kasseler Denkmalspflege wiederhergestellt. Das Zierenberger Rathaus aus dem 15. Jahrhundert
und das Wolfhagener aus dem Anfang des 17. Jahrhunderts sind in prächtigen Fachwerkformen
erbaut worden, von den ehemaligen Amtshäusern verdienen der Steinbau in Naumburg aus dem
Ende des 17. Jahrhunderts und der prächtige Fachwerkbau des 18. Jahrhunderts in Zierenberg
Erwähnung. An Steinbauten sind einige mittelalterliche „Steinkammern" in den Städten Wolf-
hagen, Volkmarsen und Zierenberg zu nennen.
Als Wohnhausbauform hat sich bis in die neueste Zeit das Fachwerkhaus gehalten. Drei Formen von
Haustypen lassen sich deutlich voneinander scheiden. Ganz im Süden des Kreises herrscht der frän-
kische Bauernhof vor: Wohnhaus, Scheune und Stall in getrennten Gebäuden um einen Hof an-
geordnet. Er findet sich in Altendorf und Heimarshausen, Offenhausen und vereinzelt auch in Al-
tenstädt. Den größten Teil des Kreises beherrscht eine für Niederhessen typische fränkisch-säch-
sische Mischform: Wohnhaus, Scheune und Stall unter einem Dach, aber innerhalb des Hauses
deutlich voneinander getrennt mit Traufenseite als Hauptfront. Den Norden des Kreises beherrscht
das niedersächsische Bauernhaus in seiner dicmelländischen Prägung: Große Längstenne mit zwei-
geschossiger Unterteilung zu beiden Seiten und Giebclseite zur Straße. Ursprünglich auf der einen
Seite die Wohnräume, auf der anderen die Ställe gelegen. Daneben kommt auch vereinzelt das nie-
dcrsächsische Bauernhaus mit Ouertenne und Traufenfront vor. Das niedersächsische Bauernhaus
findet sich fast ausschließlich in Volkmarsen, Ehringen, Viesebeck und Wolfhagen. Man begegnet
ihm mit dem niederhessischen Mischtyp durchsetzt noch in Rhöda, Bründersen, Ippinghausen, Nie-
derelsungen, Niederliftingen und Zierenberg. In wettesingen kommt es nur noch in der Ab-
wandlung als Traufenhaus mit Ouertenne vor. Seit dem 18. Jahrhundert ist ein Vordringen
des fränkisch-sächsischen Mischtyps bis an die Nordgrenze des Kreises zu beobachten, so daß für die
ftammesmäßige Festlegung einer Haustypengrenze nur die Häuser der älteren Zeit bis zur Mitte
des 18. Jahrhunderts berücksichtigt werden können. Leider ist jedoch das meiste aus der älteren
Zeit durch Dorfbrände oder moderne Neubauten vernichtet worden, sodaß die Grenzlinie nicht
mehr überall klar erkennbar ist. Eine Grenzlinie, die das Vorkommen des sächsischen Bauernhau-
ses umschließt, verläuft südlich von Ippinghausen und Bründersen, biegt dann scharf nach Norden
ab, um zwischen den beiden Llsungen hindurch sodann nach Osten umzubiegen und quer herübcr-
laufend südlich von Niederliftingen auf die Kreisgrenze zu stoßen. Bei den Städten herrscht der
niedersächsische Haustyp vor. Er kommt am eindeutigsten in Volkmarsen und Wolfhagen zum
Einführung
9
Ausdruck. In Naumburg findet sich eine Mischform mit sächsischem Einschlag: LängStennc oder
große Diele nur im Erdgeschoß, Giebelfront zur Straße, jedoch durchgehendes Obergeschoß. Auch
in Ziercnberg findet sich ein Mischtyp von vorwiegend fränkischem Charakter, doch mit Giebel-
front zur Straße.
Die ersten Anfänge der Bildhauerkunst zeigen die beiden romanischen Tympana in Ehlen und
in Oelshausen mit den fächerförmigen Rreuzen auf flachem Bogenfeld und das Tympanonrelicf
mit den Tierdarstellungen in Altenhasungen. Alle drei gehören wohl noch dem 1t. Jahrhundert an.
Das bedeutendste Werk aus romanischer Zeit ist der im 12. Jahrhundert entstandene Taufstein in
Breuna mit seiner interessanten, auf altgermanischer Tradition fußenden 8lcchtband-, Sonnenrad-
und Rcrbschnittornamentik. An frühgotischen Werken sind vor allem die Schlußsteine der Wolf-
hagener Pfarrkirche, die zusammen eine Weltgerichtsdarstellung ergeben, zu nennen. Sie gehören
noch dem Ende des 13. Jahrhunderts an und stehen eng mit dem Skulpturenkreis der Marburger
Llisabcth-Rirche in Zusammenhang. Nur wenig später, etwa um 1300, ist das Tympanonrelief
vom Westportal der Rirche in Volkmarscn mit der Darstellung der Decsis entstanden: Christus
als Weltenrichter thronend und zu seinen Seiten Maria und Johannes als 8ürbitter knieend. Die
Darstellung hat offensichtlich die berühmte Dcesis des Mainzer Domes zum Vorbild, wenngleich
das Vorbild hier stark ins provinzielle abgewandelt erscheint. Der Hochgotik des 14. Jahrhun-
derts gehören die Muttergottesstatue und 2 Heiligenfiguren in Naumburg und das nur als
Torso erhaltene Abtgrabmal in Burghasungen an. Das Bedeutendste aus gotischer Zeit sind die
1404 entstandenen 8iguren vom Südportal der Rirche in Volkmarsen, eine Muttcrgottes mit
Rind und die Apostel Petrus und Paulus, die bereits der Periode des „weichen Stils" angehören
und von einem Meister geschaffen wurden, der sich auch in warburg und Rorbach noch nachweisen
läßt. Einige für das Hessenland typische tabernakelförmige Sakramentsnischen des 13. und 14.
Jahrhunderts finden sich in Wolfhagen, Volkmarsen, Balhorn und Ehringen. An Renaissance-
werken sind eine Anzahl von Arbeiten des Rasseler Bildhauers Andreas Herber zu nennen. Es sind
die zwei 8rauengrabmäler in der Wolfhagener Pfarrkirche, darunter das der berühmten Agnes
Birgel (geb. v. d. Malsburg), die erst 1894 von 8ntzlar hierher überführt wurden, ferner vier
Grabmäler in der Rirchc zu Elben, zwei Wappenreliefs auf Schloß Elberberg und der Taufstein in
Volkmarsen. Lin Werk des Antonius Herber ist das große Grabdenkmal des Eckbracht von der
Malsburg (f 1609) in der Rirche zu Breuna. Der Barockzeit gehören die Reste von ehemaligen
Altären in Volkmarsen und Naumburg an, am bedeutendsten die 8igurm und Reliefs des 1671 ent-
standenen Hochaltars der volkmarser Marienkirche von Heinrich Pape aus Giershagen, von klassi-
zistischen Werken sind nur einige Grabdenkmäler vom Beginn des 19. Jahrhunderts auf dem 8ried-
hof in Laar erwähnenswert. »
Der Lreis Wolfhagen hat bedeutende Beispiele mittelalterlicher Wandmalereien auszu-
weisen. Sic sind erst in den letzten Jahren durch die Rasseler Denkmalspflege freigelegt
worden. Einzigartig in ihrer Gesamtwirkung ist die vollständige Ausmalung der Ziercnberger
Rirche, die verschiedenen Zeitepochen angehört. Am qualitätvollsten sind die Lhormalereien mit
einem Christophorus, einer Majestas-Domini-Darstellung und einer Apoftelfolge aus der ersten
Hälfte des 14. Jahrhunderts. Die Malereien im Schiff mit zahlreichen biblischen und Heiligen-
Darftellungen entstammen dagegen erst der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts. Interessant sind sie
besonders wegen der ikonographischen Seltenheit einzelner Darstellungen (z. B. die Moscsge-
schichtel). Noch der Mitte des 14. Jahrhunderts gehört der Christus am Rreuz im Chor der Llo-
fterkirche zu Merxhausen an. von der Zierenberger Schiffsausmalung abhängig sind die Lvange-
10
Einführung
liftensymbolc in wcttesingen. Stark dekorativen Charakter und Renaissanceauffassung zeigen
bereits die 1509 datierten Malereien im Chor der Rirche zu Dörnberg.
Das einzige mittelalterliche Tafelgemälde ist der aus Merxhausen stammende Altarflügel mit sechs
Heiligenfiguren, der der Mitte des 14. Jahrhunderts angehört uns sich im Landesmuseum in Ras-
sel befindet. Auf ihn ist in der kunstgeschichtlichen Literatur bereits mehrfach hingewiesen worden
(v. Bode, Stange). Zusammenhänge mit dem nur wenig später entstandenen, im Berliner Deut-
schen Museum befindlichen Heiligenstädtcr Altar sind hier deutlich. Aus späterer Zeit verdienen
nur zwei Bildnisse besonderer Erwähnung: ein Landgraf 8riedrich II. von Hessen von Joh. Heinr.
Tischbein in Schloß Llmarshausen und eine 8rau v. d. Malsburg, geb. Ledderhose, von Wilhelm
Böttner in Schloß Lscheberg.
Zahlreicher sind dagegen die Werke des Runsthandwerks und Runftgewerbes. Gotische
Reiche des 15. Jahrhunderts haben sich in Wolfhagen, Volkmarsen, Merxhausen, Niederelsungen
und Ziercnberg erhalten. Die Reiche des 17. und 18. Iahrhunderts sind meist von Äasseler Gold-
schmieden gearbeitet worden; die bedeutendsten befinden sich in Altenstädt, Ehringen, Ippinghausen
und Riede. Arbeiten von hervorragender Bedeutung sind die Monstranzen in Naumburg und
Volkmarsen, die Naumburger von 1700 eine Augsburger Arbeit und die Volkmarser von 1736
von einem Wiener Goldschmied. Von dem gleichen rührt auch ein besonders schöner Rokokokelch
Ln Volkmarsen her. Line Ampel in Naumburg stellt eine hervorragende Arbeit eines Goslarer
Goldschmieds von 1687 dar.
Die älteste Glocke des Rreises ist die um 1300 gegossene von Altenhasungen, die wahrscheinlich
von der Rirche zu Schützeberg stammt. Andere mittelalterliche Glocken finden sich in Wolfhagen
(14. Iahrhunderts und eine spätgotische mit Reliefs geschmückte in Wenigenhasungen. Dem
16. Jahrhundert entstammen die Glocken von Merxhausen (1522), Balhorn (1557), Riede (1574),
Ehlen (1578) und Heimarshausen (1599). Die übrigen sind aus späterer Zeit. An gußeisernen Arbei-
ten ist der mit Reliefs geschmückte Ofen von Philipp Soldan in Riede aus dem 16. Jahrhundert zu
nennen. Von Werken der Textilkunft sind die Gobelins in Schloß Llmarshausen hervorragende
deutsche Arbeiten vom Anfang des 18. Iahrhunderts. Line reich gestickte Bettdecke des gleichen
Schlosses aus dem 18. Jahrhundert gehört in ihrer ursprünglichen Auffassung und mit ihren volks-
tümlichen Motiven in das Gebiet der Volkskunst. In Llmarshausen befinden sich auch deutsche
Barockmöbcl des 17. Iahrhunderts, während das Schloß Escheberg neben seiner bedeutenden Bi-
bliothek eine schöne Sammlung Altmeißner Porzellan birgt. Eine Reihe alter Orgelprospektc des
18. Iahrhunderts sind erhalten geblieben, besonders erwähnenswert die von Escheberg (um 1700),
von Wolfhagen (um 1725), von Oberelsungen (um 1720/30) und von Viesebeck (um 1750/60). In
Escheberg und Viesebeck sind auch noch die alten Orgelwerke vorhanden. An Schnitzereien von be-
sonderer Bedeutung sind die Geftühlwangen mit ihrer reichen ornamentalen Gestaltung in der
Rirche zu Volkmarsen zu nennen.
Altendorf
u
Altendorf
pfarrdorf an dem Flüßchen Elbe an der Straße Fritzlar—Naumburg. Haufendorf in welligem
Gelände. 269 Einwohner.
«Quellen. Staatsarchiv Marburg: Urkunden. Urkunden des Klosters Merxhausen 1241, 1465,
1523. Salbuch von Stadt und Amt Naumburg 1588, 1592, 1654. Katasterbuch, 2 Bde. 1807.
Gemeindercchnungen ab 1718.
Karten und Pläne. Staatsarchiv Marburg: Conz.-K. 1807. Dorfkarte 1807. Gemarkungs-
karte 1807.
Literatur. Classen, 159. Hochhuth, 115. Reimer, OL 11. Ritter, 39.
Geschichte. Altendorf 1198—1216. Aldendorf 1234. — Graf Wittekind von Naumburg
schenkte 1234 dem Deutschorden in Marburg seine Rechte an Gütern in A. Das Dorf gehörte später
den von Elben, von Dalwigk und 1534 v. Hertingshausen. 1384 zählte es zur Llbermark des Main-
zer Amtes Naumburg.
Rirche
Evang. In der Mitte des Dorfes gelegen.
Kirchenbücher ab 1650 (Rcg. ab 1830). Altendorfcr und Llbener presbyterial-protokolle ab 1793.
Geschichte. 1198—1216 bestand eine zur Pfarrei Immenhausen gehörende Kapelle. 1286 be-
stand schon seit einiger Zeit eine Pfarrei. Graf Volkwin II. von Naumburg schenkt Mitte des
13. Iahrhunderts die Kapelle dem Erzstift Rügen. 1300 bestätigt Papst Innocenz dem Erzbischof
von Rügen das Patronatsrecht. 1444 überträgt der Erzbischof von Rügen das Patronatsrecht auf
den Landgrafen von Hessen. Eigene Pfarrei bis 1574, bis 165ö Filial von Altenstädt, feit 1650
Vikariat von Elben. — Turm mittelalterlich. Haube 1788 (siehe Baubeschr.), Schiff 1830 neu erbaut.
Bestand
Grundriß. (Abb. l). «Quadratischer Turm im Osten, mittelalterlicher ehemaliger Lhorturm,
vom rechteckigen Schiff zur Hälfte umfaßt. Halbrunde Lhorapsis im Westen.
Aufriß: Außeres. T u r m in lagerhaftem Bruchstein, steinsichtig verputzt, mit Ouaderkanten.
Schrägsockel. Zwei Geschosse, das obere mit Schräge zurückspringend. Traufgesims im Gegenprofil.
Taf. 92'
Taf. 2'
12
Altendorf
Breites Spitzbogenfenster an der Südseite, zur Hälfte durch Ansatz der östlichen Äirchenmauer ver-
baut, Rest zugesetzt. Gleiches Fenster nach Osten, nur Abschluß alt; Maßwerk aus einem Block, Hohl-
kchlprofil. Luke an der Süd- und Ostfeite des Obergeschosses. Zweigeschossiger Helm mit Über-
leitung vom Viereck ins Achteck, verschiefert. Helmabschluß schirmartiger Änauf mit Äugel und
Wetterfahne, bez. „A. D. 1788" mit achtspcichigem Rad.
Schiff. Sandsteinquaderbau. Je fünf hohe, schmale Rundarkaden-Blenden in den Lang-
wänden, mit 2 Reihen von Fenstern. Diese unten rechteckig, oben halbkreisförmig die Arkade
füllend. Zwischen beiden breiter $ries mit Plattenprofil-Abschluß nach oben, der um Schiff und
Thor herumgeführt ist. In der Südwand statt des mittleren Fensters eine schlichte Tür. wenig
steiles Satteldach, nach Westen Giebel, nach Osten abgewalmt, mit Biberschwanz- bzw. Falz-
ziegcldeckung. Absis mit Legelpultdach.
Taf. 4» Inneres. Turm enthält im Erdgeschoß den ehem. Lhorraum mit Äreuzgewölben und gekehlten
Taf. 12» Rippen, die in den Ecken spitz auskaufen. Schlußstein mit Abtfigur (L. etwa 50 cm). Im
Plattenfußboden rechteckiger Altarstein mit Vierkantloch in der Mitte. Alter fpitzbogiger Triumph-
bogen als Mauerblende erhalten. Äämpferprofil in Platte und Unterschräge. In der Nordwand
rechteckige Sakramentsnische (Abb. 2) mit spätgotisch überkreuzter Stabumrahmung (H.
0,78 m, Br. 0,64 m). Im Obergeschoß der Westseite alte Öffnung (Zugang zum Dachraum der
gotischen Äirche?), zugemauert.
Schiff. Predigtraum mit umlaufenden Emporen auf
vierseitigen Stützen, die als Säulen zur Decke weiter ge-
führt sind. Diese ursprünglich flach über dem ganzm Raum,
1913 durch Einbau einer fünfseitigen Tonne in der Mitte
geändert. Schlichter, halbkreisförmiger Triumphbogen. Em-
porenbrüftung in Rahmen und Füllung. Zwciläufige Lm-
porentreppen mit Vierkantstabgitter. Das Gestühl mit
schlichten geschwungenen Wangen aus der Zeit. Der Herr-
schaftsstand im Süden mit Sprossenteilung und Vergla-
sung, der pfarrftand, an der Wand der Apsis entlang ge-
führt, desgleichen, in der Mitte eingebaut, die Äanzel. Sand-
steinplatten-Fußboden. wände geputzt. Doppelt stehender
Äehlbalkendachstuhl.
Ausstattung. Altar, hölzerner Rasten, braun ge-
strichen (H. 0,92 m), mit Sockel und Äopfprofil. Rückseits
zweiteilige Tür. 19. Ih.
Äanzel in Holz, braun gestrichen. H. 2,25 m. Fünfachtcl-
Typ. Äorb mit eingelegten Rechteckfüllungcn, auf zwei qua-
dratischen Holzpfeilern. Auf die vordere Brüstungsscite ge-
malt „1845 I. L. L. B.".
T a u f ft e i n in achtseitiger Äelchform. Sandstein (H. 0,76 m ohne den fehlenden Fuß, 0 0,72 m).
Auf den Beckenseiten eingehauen: „WLZ H,yr (Wilhelm — sicher IV. — Landgraf zu Hessen).
2. H. 16. Ih.
Gedenktafel für 1870/71. Holz, Schrift in Gold auf Schwarz.
Abb. r. Altcndolf.
Sakramentsnische tm Lirchturm. ?: ro
Altendorf
13
Orgel. Prospekt aus 3 Türmen mit flacher Rundung, kräftigem Gesimsabschluß und geschnitzten
Schleierbrettern. Um 1830. Das Werk mit 10 klingenden Registern, mechanischer Traktur und
Schleifladen aus der gleichen Zeit. Register-Manual: Prinzipals', Oktave4', Flöte4', Ouintatön8',
Gedackt 8', Salizional 8', Spitzflöte 2', Mixtur 3-fach. Reg.-Pedal: Oktavbaß 8', Subbaß 1b'.
2 Reiche aus Silber (H. 24,3 cm). Dekor in Neu-Rokoko. „Der Lirche zu Altendorf geschenkt
von A. L. Steinmetz geb. Metz 1860".
Brotteller aus Silber, vergoldet (0 16,4 cm). Rückfeits 2 Stempel: Raff. Beschau und als
Meistermarke im geteilten Hochovalfeld oben halber Mann, unten „3- R...“. 17. 31).
Schraubkanne aus Zinn (H. 29 cm). Achtseitiger Gefäßkörper mit rundem Schraubdeckel und
beweglichem Tragring (Gelbguß). Lurzes Ausgußrohr auf herzförmigem Blatt, mit Schraub-
verschluß. 18. Ih.
T a u f k a n n e aus Zinn (H. 32,6 cm). Auf rundem Fuß eiförmiger Gefäßkörpcr mit eingezoge-
nem Hals, breitem schnabelförmigen Ausguß, gewölbtem Llappdeckel mit flachem Blattdrücker
und geschwungenem Holzhenkel, der oben an einem Zinnsteg befestigt ist. 1. H. 19. 3h.
G l o ck e aus Bronze (H. 0,82 m einschl. Lrone, 0 0.38 m). Am Hals dreizeilige 3nschrift zwischen
Schnüren (Lapitale): „3ch rufe jung und alt zu diesem Haus herbei. Lin jeder komme bald und
diene Gott getreu hat mich die Gemeinde Altendorf gießen lassen. Bernhard Donner gos mich im
3ahr Anno 1753". Unter der 3nschrift schmale Blättergirlande, über der 3nschrift Sternchenfries.
Am Wolm und Schlag Schnüren. Lrone mit 6 Bügeln.
Friedhof
Am Dorfausgang an der Straße nach Naumburg. Als Umfriedigung Staketenzaun.
Wandgrab des Georg Wilhelm Steinmetz, gest. 1836. Sandstein (H. 1,77 m, Br. 0,85 m).
Rechteckige Steinplatte mit vorspringender Grabschrifttafel. Als Bekrönung halbkreisförmiger
Giebelabschluß mit eingehauener Rosette und Lugelaufsatz.
Bauernhäuser
Haus Nr. 1. Gehöft mit Wohnhaus, Scheunen und Ställen. Wohnhaus, Fachwerk zwei-
geschossig auf Werksteinsockel. Obergeschoß leicht vorgekragt. Ouergebälkprofil Larnies mit Platte.
9 X 12 Gefache. Satteldach mit Lrüppelwalm. 8-pfannen, eingefaßt mit Schiefer. Giebel zur
Straße. Eckpfosten geschnitzt mit gedrehten Säulen und Voluten. 18. 3h. Gegenüber der Straße
Garten mit Steinpfeilern: „A. D. 1805".
Haus Nr. 8. Wohnhaus an Gehöft (postagcntur). Fachwerk, dreigeschossig aufWerkfteinsockel.
Obergeschosse leicht vorgekragt. Ouergebälkprofil Larnies mit Platte. 9 X 12 Gefache. Zweiläu-
fige Treppe an Hofseite. 18. 3h.
Haus Nr. 8*/2- Wohnhaus. Fachwerk, zweigeschossig auf Werksteinsockel. Obergeschoß vor-
gekragt. Ouergebälkprofil Larnies mit Platte. 6X11 Gefache. Satteldach mit Lrüppelwalm.
Moderne Falzziegeldeckung. Zweiläufige Steintreppe. 18. 3h.
HausNr.11. vierseitig bebautes Gehöft mit Wohnhaus, Ställen und Scheunen. Stattliches Taf.4>
Wohnhaus, Fachwerk, zweigeschossig auf Werksteinsockel. 9 X 12 Gefache. Obergeschoß vorge-
kragt, Ouergebälkprofil Larnies mit Platte, „wilder Mann"-Lonftruktion. Eckpfosten, Fuß-
bänder und Riegel mit Flachschnitzerei: Tulpen, Vasen, Sechsstern. Zweiläufige Steintreppc an
Hofseite. Satteldach mit Lrüppelwalm und Zwcrchhäuschen mit 8-pfannen. Am Ouergebälk der
14
Alten do r f
Hofseite Inschrift: „Johann Adam Bräudigam und seine.... eine gebohrene Bredin haben Gott
vertraut und diesen Bau gebaut anno 1807". An Steinsockel Inschrift mit gleicher Jahreszahl.
Alte Ausstattung: 1) Barockschrank, Eiche, eingelegt Nußbaum. 18. Ih- 2) Barockschrank,
(H. 2,15 m, Br. 1,60 m, mit Gesims 1,82 m). Eiche mit Tannenholzfüllung. Eisenbeschläge und
Taf. 4 2
Abb. s. Alttndorf. Gehöft Nr. ; ; und «Obergeschoß des Wohnhauses. | : soo
Erdgeschoß: j 8>ur (ebenerdig, die ehemalige Lage der Treppe zur Lrdgeschoßböhe
einpunktiert), r Lüche (darunter ebenerdig Waschküche), S Speisekammer, 4 und d Stube,
d Schlafstube, ^ Lämmer. — «Obergeschoß: t Flur, tz und jo Schlafstube, jj und ji
Lämmern, J3 Wurstkammer.— Wirtschaftsgebäude: -4 «ehemaliger Rinderstall,
JB Schrveinestall, |6 Schafstall, yj Geräteschuppen, j* und fg Tenne, ro Remise.
Schloß alt. Läsefüße. Mitte 18. Jh. Stallung. 8achwerk,
zweigeschossig, Steinsockel, Obergeschoß leicht vorgekragt. Jm
Obergeschoß gekreuzte 8ußbänder. 4X9 Gefache, Satteldach mit
8-pfannen und verschiefertem Zwerchhäuschen zum Hof. (Abb. 3;
der moderne Stallbau im Süden ist darin fortgelassen! Die ur-
sprüngliche 8lurtreppe ist einpunktiert.)
Haus Nr. 21. Gehöft mit Wohnhaus, Scheune und Stall.
Wohnhaus, 8achwerk, zweigeschossig auf Werkfteinsockel. Ober-
geschoß vorgekragt. Ouergebälkprofil Lärmes mit Platte. 14X8 Gefache. Satteldach mit 8-
pfannen. Im Obergeschoß der Giebelseite gekreuzte 8ußbänder. Unter einem 8enfter: „Anno 1712".
Anschließend zweigeschossige Scheune. 8achwerk, 15 Gefache. Satteldach mit 8-pfannen. Trau-
Altendorf
15
fcnfeitc zur Straße. Uber dem Scheunentor „1801". Line zweite Scheune rechtwinklig zur ersten
angebaut. Zachwerk, zweigeschossig auf Steinsockel. Satteldach mit Lrüppelwalm. 8-pfanncn.
Eckpfosten mit Säulchen und Voluten. Uber dem Scheunentor Inschrift mit Jahreszahl „1709".
Haus Nr. 35. Gehöft mit prächtigem Wohnhaus, Ställen und Scheunen. Wohnhaus drei-
geschossig, Zachwerk auf Wcrkfteinsockel. Zachwerk verputzt. Obergeschoß vorgekragt, Ouergebälk
verschalt. Eckpilaster in Biedermeierart. 6 u. 4 Zenfterachsen. Haustür mit Steintreppe an Hof-
seite. Satteldach mit 8-pfannen. Traufenseite zur Straße. An den Pfeilern des Hoftores Inschrift
mit Jahreszahl 1822.
vorgeschichtliches
Steinkistengrab. Südlich des Dorfes, in der Nähe der Mühle und bei der Wüstung Bellers-
hausen. Aufgefunden 1934. Zundftelle wieder zugeschüttet (Länge der Steinkiste fast 30 m, Br. ca.
2 m). wände aus Sandsteinquadern. Zußboden aus kleinen Lalkfteinplatten. An der Stirnseite
Vorkammer durch zwei Sandsteinplatten mit Einschlupföffnungen, sogen. „Seelenloch", abgeschlos-
sen. Öffnungen kreisförmig (0 ca. 35 cm). Abdeckung ursprünglich wohl Lichenstämme als Träger
von Lalkplatten. Grabinhalt ca. 150 menschliche Gerippe. Bcftattungsform langgestreckt. Beigaben:
durchbohrte Tierzähne (Schmuckkette), 2 Bernfteinperlen, 2 Scherben der Rößener Rultur, schwärz-
liche Lragenflasche, durchbohrte Muscheln, Steinbeilchen aus Kalkstein, Geweihschaft, Spinnwirtel.
Schädelform fälisch-nordisch. Jüngere Steinzeit. (Steinplatte mit „Seelenloch" setzt im Heimat-
museum zu Wolfhagen).
16
Altenhasungen
Altenhasungen
Dorf an der nördlich des Hasunger Berges entlang führenden alten Landstraße Rassel—Wolf-
hagen. Haufendorf in ebenem Gelände. 412 Einwohner.
Quellen. Staatsarchiv Marburg: Hasunger Urkunden 1074—1517. Urkunde des Klosters
Merxhausen 1533. Latasterbuch, 3 Bde., 1781. Gemeinderechnungen ab 1802. Konsistoriumsakten.
Karten und Pläne. Staatsarchiv Marburg: Gemarkungskarte von Grimmel. Dorfkarte
Taf.932 von Otto, 1776. Zehntkarte um 1800.
Literatur. Classen, 228 f. Hochhuth, 234. Reimer, OL 207. Ritter, 94.
(beschichte. Lurticula Hasungen (?) 1074. Alden Hasungen 1325. Nidernhasungen 1335. — Das
Dorf gehörte zum Kloster Hasungen, das hier einen Meierhof besaß. Seit der Reformation zum
Amt Wolfhagen gehörig.
Kirche
Lvang. In Mitte der Dorfanlage auf dem heute offenen ehemaligen Friedhof.
Kirchenbücher: Kalender 1690 mit Lirchenbucheintragungen. protocollum der Gemeinden Alten-
hasungen und Nothfelden, 1701—1772. Altenhasunger Kirchenbuch ab 1773 (Reg. ab 1830)
pfarrchronik angelegt 1900.
Geschichte. Kirche genannt 1074. Patronat besaß Kloster Hasungen, nach der Reformation der
Hessische Landgraf. Filial in Nothfelden. — von dem ursprünglichen romanischen Bau nur der
Turm erhalten, Fenster spätere Einbrüche. Kirche errichtet 1740 (s. Bauinschrift).
Bestand
Grundriß. (Abb. 4). Ouadratischer Westturm, romanisch, rechteckiges Schiff, desgleichen.
Östlicher Abschluß barock, innen halbrund, außen ^/z-Schluß.
Taf.22 Aufriß: Äußeres. Turm und alte Untermauer der Kirche lagerhafter Sandstein-Bruch-
stein, ftcinsichtig verputzt; Kantenfassung in Ouadern. Turm, viergeschossig, ohne Ouerteilung
bis zur Traufe, diese als Hohlkehle in Werkstein. Die Öffnungen der Westseite mit eingebundenen,
innen und außen gekehlten Gewänden spätgotischen Charakters: Im l. Obergeschoß rechteckige Luke
mit glattem, gefastem Gewände, im 2. und 3. Obergeschoß je ein Fensterchcn mit doppelbogigcm
Altenhasungen
17
Abschluß, innen und außen gekehlt (Abb. 5). Im Z. Obergeschoß, dem Wehrgeschoß, zwei rechteckige
Scharten nach Osten. An der Nord- und Südseite später eingebrochene rundbogige Schallöffnungen.
Als Zugang im Erdgeschoß schlichte barocke Rechtecktüre. Darüber rechteckige, bündig eingelassene
Inschrifttafel mit vertieften; Schriftspiegel (Kapitale): H AEC DEI AEDES AUCTA ET STRUCTA1740
TEMPORE PASTORIS JOH. HERMAN / NI OSENII QVI EVANGELIUM DOMINI JESU /
UDENHEIMJ DUOS ET HIC QADRAGINTA AN / NOS JAM NUNC ENUNCIAVIT AD DEI
GLORIAM / ET PAROCHIANORUM SUORUM SALUTEM. (Dieses Gotteshaus ist 1740 ange-
legt und gebaut zur Zeit des Pastors Ioh. Hermann Oseni, der das Evangelium des Herrn Iesus in
Udenheim zwei und hier schon vierzig Iahre lang zu Gottes Ruhm und zum Heile seines Spren-
gels verkündet hat). In der Umschrift: Propositi (Vorstände) Reinhard Soist Presbyter; Io-
hannes Wagener Lomaes (Lastenmeister); item Ioh. Reinh. Lot-
terop; Henric Gerolt Ioh. Ditmar Srtcfe (Ericke?) vicani (Dorf-
bewohner). — Achtseitiger Spitzhelm, an den vier Ecken fünfseitige
Wehrerker in deutscher Schieferung.
Schiff. Obermauer und die Mauern des Ostschlusses grobe Oua-
der mit Bruchstein, breit gefugt. Oberteil der Westkanten und die des
Ostschlusses scharrierte Ouader. Barocke Rundbogenfenster mit schlich-
ten Werkftcingewänden, das mittlere der Südseite in Verbindung
mit rechteckigem Portal. Zweiflügelige Brettertüre. Werksteintrauf-
kehle wie am Turm; größtenteils vom alten Bau wiederverwandt,
darüber barockes Holzgesims. Walmdach in Biberschwanzdoppeldek-
kung mit Schieferfassung. T ü rft u rz r e l i ef. An der südweft- Taf. 12»
lichtn Außenwand vermauert. Flachrelief in Giebelform (H. 0,57 m,
Br. 1,40 m). In der Mitte ein Lreuz, darüber Sonne und Mond.
Links ein Hirsch, rechts eine Hirschkuh, die sich in den Schwanz
beißt. Frühromanisch, E. 11. Ih.
Inneres. Turm. Lrdgefchoßraum ehemals nach der Lirche hin in romanischem Rundbogen mit Taf. 4«
Lämpferplatten geöffnet, bis auf Rechtecktüre zugesetzt. Raum durch flache Zwischendecke geteilt.
Helm über Lranzgebälk und Laiserftiel.
Schiff. Schlichter Raum mit flacher putzdecke und großer Voute über kräftigem Stuckprofil.
Chor um 1 Stufe erhöht. Fußboden mit Steinplattenbelag. Wände und Decke verputzt.
Ausstattung. Altar, hölz. Lasten, schwarz gestrichen (H. 0,97 m).
L a n z e l aus Sandstein (H. 2,60 m). Fünfachtel-Lorb auf konsolartiger Stütze. Auf der Brüstung
Rundbogenfelder mit Lngelsköpfen. Darunter Inschriften (Lapitale) „Als Pfarrer war Ioh. H.
Osenius ist diese Lanze! auf seiner Anstalt gemacht und gesetzt worden, d. 4. Mar. 1702", ferner Bibel-
sprüche. Hölzerne Treppe aus dem pfarrstand. Schalldeckel aus Holz, braun gestrichen, achteckig, im
Lantengesims Fries mit geschnitzten Ranken; Untersicht vertieft, mit eingelegtem achtstrahligen Stern.
Orgel. Prospekt überstrichen, mit drei Türmen, geschnitzten Schleiern und kräftigen Abschluß-
profilen. 1. H. 19. Ih. Das Werk mit mechanischer Traktur, Schleifladen und 12 Registern aus der
gleichen Zeit. Register-Manual: Prinzipal 4', Oktave 2', Ouintatön 8', Mixtur 1' Z-fach, Ge-
dackt 4\ Hohlflöte 8', Gemshorn 8' (hat tatsächlich aber 4'-Ton), Spitzflöte 2', Sexquialter 2',
(Trompete); Register-Pedal: Oktavbaß 8', Subbaß 16'.
Gestühl mit Deckleiste und profilierter Seitenwange. 17. Ih.
^ \
Abb. 5. Altenhasungen.
Lieche, Turmfensterchen. j: ro
2
18 Altenhasungen
Empore, neu gestrichen. Auf quadratischen Stützm. Brüstung mit Blendfüllungen, unten und
oben Gesimsabschluß. 17. Ih.
pfarrstand vergittert, mit oberem Profilabschluß; unten eingelegte Füllungen mit profilierten
Deckleisten. 18. Ih.
Stand, wie pfarrstand. 18. Ih.
Opferftock (an pfarrstand angeschlossen), aus Holz, neu bemalt (H. 0,94 nt). Mit hohem pro-
filierten Sockel, schmiedeeisernem Deckel und 2 Schlössern. 18. Ih.
Gedenktafeln: für 1814, Papier beschrieben und auf Holz gezogen; für 1870/71 aus Holz,
bemalt und gerahmt.
Taf. ioo- Reich in Silber, mit glockenartig profiliertem Fuß (H. 21,5 cm). Am Fußreif 2 Stempel: lass.
Beschau und als Meiftermarke „I R". Um 1800.
Brotteller aus Zinn (0 22,2 cm). Rückseits Stempel: Engel mit Schwert und Waage,
links Vogel, Umschrift „HILDEßR..(and). 18. Ih.
Patent aus Rupfer, vergoldet (0 16,2 cm). Tellerförmig, 18. Ih.
Abenmahlskanne aus Zinn (H. 35,8 cm). Auf Fußreif (0 19 cm) breiter Zylinder mit
verziertem Ausguß, geschwungenem Henkel und Rlappdeckel mit Mittelknöpfchen und durchbroche-
nem Drücker. Unter dem Deckel Stempel: Engel mit Schwert und Waage, darunter „L. Lraut".
Unter dem Boden graviert „1787".
Abendmahlskanne aus Zinn (H. 34 cm). Auf hohem Fußreif verjüngter Zylinder mit
Ausguß, geschwungenem Henkel und flachem Rlappdeckel mit verziertem Drücker. Unter dem
Deckel 3 Stempel in ovalen Rollwerkrahmen: Rass. Wappen und zweimal „M R 1699".
Glocke aus Bronze (H. mit Rrone 1,20 m, 0 1,10 m). Rrone mit 6 Bügeln (ein Bügel durch
eisernen Träger ersetzt). Am Hals einzeilige Inschrift zwischen schmalen Wülsten (Rapitale mit
Unzialbuchstaben) „es sonst edlctum petri slmul et nieolsi + st tltulum vero titulo csdst in
petrl surem Ä cp -f" Am Wolm umlaufender Grat. Um 1300.
Friedhof
a) Wandgrab des Pfarrers Iohann Ludwig Amelung (gest. 1830). Sandstein (H. 1,55 m, Br.
0,88 m). Auf Sockel rechteckige Inschrifttafel, darüber Dreieckgiebel mit Akroterien.
b) 5 Grabsteine, Sandstein, verwittert, 18. Ih.
c) Rriegerehrenmal für 1914—1918; Sandsteinftele mit Inschrifttafel und gußeisernem Stahlhelm.
„Alter Ratsstein"
würfelförmiger Sandsteinsockel inmitten des Dorfes (H. ca. 0,60 m, Br. 0,67X0,70 m).
Pfarrhaus
Zweigeschossig mit Bruchfteinsockel, Fachwerk verputzt. 5X2 Fenfterachsen. Satteldach mit Rrüppel-
walm in 8-pfannen. Giebelseite zur Straße. Erbaut 1804. Am Pfeiler der Gartenpforte und an der
Gartenmauer „1755".
Bauernhäuser
Haus Nr. \xl2. Bauernhaus mit Stall, zweigeschossig. Fachwerk auf werksteinsockcl. Ober-
geschoß leicht vorgekragt. Ouergebälkprofil großer Viertelstab. 7 Gefache. Satteldach mit 8-pfan-
nen. Traufenseite zur Straße. Um 1800.
Altenhasungen
19
Haus N r. S1/^* Bauernhaus mit Scheune. Zweigeschossig, Machwerk auf wcrkfteinsockel. Ober-
geschoß leicht vorgekragt. Ouergebälkprofil Rarnies mit Platte. 10 Gefache. Satteldach mit Zwerch-
häuschen in 8-pfannen. Um 1800.
HausNr. 11. Bauernhaus mit Stall. Geschnitzte Lcksäulen, Barocktür. Ouergebälkprofil Rar-
nies mit Platte. Erdgeschoß massiv erneuert. 18. Ih.
HausNr.15. Altes Scheunentor mit Blumenschnitzerei, Inschrift und Iahreszahl. Erb. 1796
durch Z. M. Lüttropp.
Zu Haus Nr. 18 gehörig. Ehem. Wohnhaus, Erdgeschoß jetzt als Stall verwendet. Zwei-
geschossig, Zachwerk auf wcrkfteinsockel. weit vorkragendes, von 4 Rnaggen gestütztes Ober-
geschoß. Profil flache Rehle. 6X4 Gefache. Eckpfosten mit Säulchen. Satteldach in 8-pfannen.
Über der Tür Inschrift mit Iahreszahl 1743.
Haus Nr. 27. Bauernhaus mit Scheune. Zweigeschossig, Zachwerk. Obergeschoß nicht vor-
gekragt. 18X9 Gefache. Satteldach mit 8-psannen. 1. H. 19. Ih.
Haus Nr. 29. Bauernhaus mit Stall und Scheune. Zweigeschossig, Zachwerk auf Werkstein-
sockel. Obergeschoß leicht vorgekragt. Ouergebälkprofil Rarnies mit Platte. 26X9 Gefache. Eck-
pfosten geschnitzt, Sterne und flache Ranken. Satteldach mir 8-pfannen. Traufenseite zur Straße.
Erb. 1827 durch Zimmermeifter Wagener.
Dem gleichen Typ gehören an Haus Nr. 7 erb. 1839» Nr. 10V2 erb. um 1800 durch Zimmer-
meifter Lüttropp, Nr. 12 erb. 1841, Nr. 41 erb. 18. Ih.» Nr. 42 erb. 1756, Scheune 1872,
Nr. 48 erb. 1814, Nr. 49 erb. 1814, Nr. 60 erb. 1795.
Haus Nr. 33. Dreiseitig bebautes Gehöft. Wohnhaus zweigeschossig, Zachwerk auf Werk-
steinsockel. Obergeschoß leicht vorgekragt. Ouergebälkprofil Larnies mit Platte. 16X10 Gefache.
Satteldach mit Rrüppelwalm in 8-pfannen. Traufenseite zur Straße. Eckpfosten geschnitzt mit
Säulchen und Voluten. L. 18. Ih.
Scheune am Hof, Giebelseite zur Straße. Überm Scheunentor Inschrift und Iahreszahl 1793.
Z. M. Lhr. Lüttropp.
HausNr.45. Dreiseitig bebautes Gehöft. Wohnhaus zweigeschossig, Zachwerk auf Werkstein-
sockel. Obergeschoß leicht vorgekragt. Ouergebälkprofil Rarnies mit Platte. 13X8 Gefache. Sattel-
dach mit Zwerchhäuschen in 8-pfannen. Giebelseite zur Straße. E. 18. Ih. Ältere Barocktür mit
zweiläufiger Treppe. Scheune aus Zachwerk. Überm Tor Inschrift mit Iahreszahl: 1676.
Haus Nr. 59. Ehem. Wohnhaus, jetzt Scheune. Zweigeschossig. Obergeschoß vorgekragt.
Ouergebälkprofil Rarnies mit Platte. 18. Ih.
Niedermühlc. Untere Mühle: Zutterschrotmühle. Oberschlägtig. Zweigeschossig, Zachwcrk Taf.222
auf wcrkfteinsockel, 14X11 Gefache. Obergeschoß leicht vorgekragt. Ouergebälkprofil Rarnies mit
Platte. Eckpfosten mit Säulchen und Voluten. An Türpfosten Vasen mit Sonnenblumen und In-
schrift mit Iahreszahl 1808. „Z. M. (Zimmermeister) LH. L." Am Sockel Inschriftstein. Satteldach
mit Rrüppelwalm in 8-pfannen.
2*
20
Altenstädt
Altenstädt
Dorf nördlich der Bahn und Landstraße Rassel—Naumburg, Haufendorf in ebenem Gelände.
644 Einwohner.
(Quellen. Staatsarchiv Marburg: Urkunden 1438, 1481. Katasterbuch, 4 Bde., 1827. Sal-
buch von Stadt und Amt Naumburg 1588, 1592, 1654. Akten des ehemaligen Kurfürstentums
Mainz. — Salbuch Kloster Ulerxhausen.
Karten und Pläne. Staatsarchiv Marburg: Gemarkungskarte 1807. Conz.-K. d. Gem.
K. 1807.
Literatur. Classen, 229. Hochhuth, 112. Reimer, (QL 13, Ritter, 38. Wests. UB.
(&C\d)id)tC. Alahftat in pago Hassorum 831, Alstat 1123, Aldenstat 1234, Aldenstede 1253,
Aldenstid, Altenstctt 1663. — Dorf des Mainzischen Amtes Naumburg bis 1803. Ehemals bestand
hier ein Schloß. „Castrum Alstat" von Erzbischof Adalbert von Mainz (1111—37) erworben;
1791 als zerfallen erwähnt.
Kirche
In der Mitte des Dorfes auf nach Norden hin abfallendem, umfriedetem Platze, im Osten, Süden
und Westen von Bauernhäusern eingeschlossen.
Lvang. Mal von Balhorn.
Kirchenbücher ab 1653, Reg. ab 1830.
(beschichte. pleban 1272. Seit 1523 evangelisch. Patronat besaß Kloster Merxhausen, seit 1644
nicht mehr ausgeübt. Evangelischer Pfarrer 1624/25 von Tillyschen Truppen gefangen gesetzt.
Zeitweilig katholisch. Gehört bis 1656 zur Pfarrei Elben, seitdem Stltal von Balhorn. — Turm
gotisch. Schiff 1753/54 neu erbaut (S. Bauinschrift).
Bestand
Grundriß. Gotischer Wehrturm im Westen, quadratisch. Rechteckige Saalkirche mit 3/s*
Ostschluß, dieser im Inneren -halbrund. Treppentürmchen im nördlichen Winkel zwischen Turm
und Kirche mit drei unregelmäßigen Sechseckseiten, innen rund. (Abb. 6).
Taf. 52 Aufriß: Äußeres. Sandsteinbau. Turm. Lagerhafter Bruchstein, breit gefugt, mit Ouader-
Taf. 5« kanten. Schrägsockel, vor Westtüre abgekröpft. Barockes weftportal in Pilasterumrahmung mit
toskanischer Basis und Kapitell mit Blattgehänge. Gebälk mit verdoppelter Muschel auf der
Altenstädt
21
Mitte. Im Fries Inschrift in Groß-Kursive: H/aec Porta Zo M D (Muschel) CLL IV. est posit/a.
(Im Jahre des Herrn 1754 wurde diese Türe gesetzt.) Stichbogengiebel mit Platte und Larnies
profiliert, in der Mitte durchstoßen von Reliefstein mit Lngelskopf und Blattgehänge. Zwei-
flügelige Brettertüre, benagelt. Zum Lrdgefchoßraum im Süden und zum obersten Geschoß im
Westen je ein schmales Fenfterchen, gefast. Sonst schlichte, zum Teil zugesetzte Luken. An Nordseite
in Vs Höhe Spitzbogentüre (H. 1,65 m, Br. 0,73 m) mit gefastem Gewände, heute unmittelbar zu-
gänglich durch das Treppentürmchen. Verschiefcrter Fachwerkaufsatz; allseitig zwei gekuppelte stich-
bogige Schallöffnungen. Mit vier Achteckseiten ausspringende Lrkcrchen mit Legeldächern, acht-
seitiger Pyramidenhelm in deutscher Schieferung.
Schiff. Unregelmäßiges Ouaderwerk mit Bruchstein. Lantenfockel, an Osttüre abgekröpft.
Schlichte Kanten-Lifenen, Werkstein. Schlichte Stichbogenfenfter mit Ohren. Rechteckverglasung mit
Holzsprossen. Das Mittelfenfter an der Südseite gekuppelt mit rechteckiger Türe. Umrahmung mit
Plattcnprofil. Über der Mitte verdoppelte Muschel. Holztüre wie am Turm. Im Sturz des dar-
übcrliegenden Fensters Lngelsköpfchen, Blattgchänge und Ranke, bcz. 1753. Barockes Traufgefims
in Holz. Satteldach mit Lhorwalm, Bieberschwanzdoppeldeckung in Schieferfassung. Treppen-
t ü r m ch e n . wilder Bruchstein. In der Nordwand schlichte Rechtecktüre wie am Turm. Unter
barockem Traufgefims Luke. Abgewalmtes Pultdach, deutsch geschiefert.
Inneres. Turm. Lrdgeschoßraum mit rippenlosem Kreuzgewölbe, Rundbogenösfnung zur
Äirche, Sandsteinplatten-Fußboden. von der Uberwölbung des Turmmassivs unter dem hölzernen
Wehrgeschoß sind die Lckzwickel erhalten. Turmdach über zweigeschossigem Sterngebälk und Kai-
serstiel. Glockenstuhl bcz. Anno 1811. Schiff. Saal mit schlichter, flacher Stuckdecke mit voute.
In Westwand Mauerabsatz in Höhe, wände geputzt. Fußboden mit Sandsteinplattenbelag,
Altarplatz eine Stufe erhöht. Liegender Lehlbalkendachstuhl mit Hängewerk für den Längs-Uber-
zug. Im Treppentürmchen Wendeltreppe mit steinernen Blockstufcn.
Ausstattung. Altar in Tischform. Sandstein (H. 1,05 m). Deckplatte auf breiter Mittel-
stütze mit eingestellten reich profilierten Lckbalustern und vorn aufgemalter Jahreszahl „1763".
Ränzel aus Holz, Bemalung neu (H. 3,40 m). 5/s Typ, auf jeder Lorbfeite 2 Füllungen. Kanzel-
tür mit Füllungen aus Blendarkaden (f. Brüstung pfarrstand). Als Lanzelstütze Pfeiler mit ein-
fachem Kapitell (Wulst und Kehle). Treppenaufgang aus pfarrstand, mit Geländer aus grad-
linigen Füllungen. Schalldeckel volles Achteck mit Kantengesims. 17. Ih.
pfarrstand. Bemalung neu. Verglast, an der Brüstung Füllungen von 5 Blendarkaden; alte
schmiedeeiserne Angelbeschläge. 17. Ih.
Gestühl. Neu bemalt. Flache Deckleisten, profilierte Seitenwangen. 17. Ih.
Orgel. Kastengehäuse (neu bemalt), mit 4 Pilastern unter Gesims; geschnitzte Rankenschleier.
1843. Spielschrank an der Vorderseite mit neuer Tastatur und 14 alten Rcgisterknöpsen; das Werk
mit mechan. Traktur, Schleifladen, 13 kling. Registern, ebenfalls aus dem Baujahr.
L m p o r e neu bemalt. Auf quadratischen Stützen mit Lopfbändern. Brüstung mit rechteckigen
Füllungen und mit oberem und unterem Abschlußprofil. 17. Ih.
Gedenktafel aus Holz, bemalt, Gold auf Schwarz; für 1870/71.
Kelch aus Silber, vergoldet (H. 20,2 cm). Am Lippenrand der Kuppa und auf dem Fußrand
je 2 Stempel: Kaff. Beschau und Meistermarke s. Brotteller Altendorf. 17. Ih.
Abendmahlskanne aus Zinn (H. 29, 4 cm). Auf flachem Fußrand Zylinder mit Ausguß,
geschwungenem Henkel und Klappdeckel mit flachem Drücker. Unter dem Deckel 3 Stempel:
Taf. 31 3
Taf. 13 >
Taf. 1003
22
Altenstädt
Mainzer Wappen und zweimal Henkelvase mit 3 Blumen und den Buchstaben „3 8 ©“(•)• 18. 3h.
Abendmahlskanne aus Zinn (H. 31 cm). Auf steilem Fußrand Zylinder mit Ausguß,
geschwungenem Henkel und roscttenverziertem Llappdcckel mit flachem Eichenblattdrücker. Auf
dem Boden Stempel: Engel mit Schwert und Waage und Umschrift „3- Scheller in Rassel
1812 Feinzinn".
Opferteller aus Zinn (0 21, 5 cm). Rückseits 3 gleicht Stempel: Engel mit Schwert und
Waage, links springender Hirsch, über dem Engel „<£. Reutlinger", unter dem Engel „Englisch
Zinn".
Friedhof
Am Berghang südlich des Ortes; Umfriedigung neu. Einige ältere Grabwerke ohne Bedeutung.
Taf. 17- Grabmal zweier Rinder des Försters August Brosius und seiner Frau Henriette, gest. 3. Februar
1860. Sandstein, H. 0,86 m, Br. 0,46 m. Auf Sockel zwei Rinderfigürchen (s. Lindergrabmäler
Balhorn und 3stha).
Bauernhäuser
Haus Nr. 5. Wohnhaus. Zweigeschossig, Fachwerk auf Werksteinsockel. Obergeschoß vorge-
kragt. Ouergebälkprofil Rarnies mit Platte. 6X12 Gefache. An den Eckpfosten gedrehte Säulchen
und Masken. Satteldach in 8-pfanncn. 18. 3h.
Vom gleichen Typus Haus Nr. 10, erb. 18. 3h>, Nr. 29 mit angebauter Scheune. An Haustür
Pfosten und Rundbogen mit gedrehtem Stab. Links ein Stiefel. Erb. 1719. Nr. 38. Eckpfosten mit
Flachschnitzerei. Um 1800. Nr. 54. Wohnhaus. 18. 3h. Scheune aus gleicher Zeit.
Haus Nr. 6. Großes Gehöft. Wohnhaus. Traufen- und Giebelseite zur Straße. Zweigeschossig.
Fachwerk aus Bruchfteinsockel. Obergeschoß vorgekragt. Ouergebälkprofil Larnies mit Platte.
9 X 16 Gefache. Eckpfosten geschnitzt mit Säulchen. Satteldach mit Rrüppelwalm und 4 Dach-
gauben. Barocke rundbogige Tür auf Hofseite, darüber 3nschrift mit 3ahreszahl 1782.
Scheune im Hof, mit großem Tor und Stallungen. Ursprünglicher Bau 12 Gefache, später
links um 8 Gefache verlängert. Am ursprünglichen Bau Rillenschnitzerei. Am Scheunentor Pfosten
und Flachbogen mit gedrehtem Rundstab; Blattranken in Flachschnitzerei; in der Mitte über dem
Tor Volutenkartusche. 3nschrist in Rapitale: „3ch Reinhard Gero! und Ana Catharina meine
Eh Frau haben Got vertraut und dieses Haus gebaut Anno 1712". Satteldach mit Fledermaust-
luken in 8-pfannen.
Haus Nr. 7. Bauernhaus mit Stall und Scheune. Auf massivem Erdgeschoß zwei Fachwerkge-
schosse. Wohnhaus 8X9 Gefache, Stall und Scheune 13 Gefache. Wohnhaus: Oucrgebälk mitt-
lerer Auskragung, Füllholz als Viertelrundstab. Eckpfosten geschnitzt mit gedrehten Säulchen.
Laubwerk in Flachschnitzerei. Satteldach mit 8-pfannen. Traufenseite zur Straße. 3nschrift an der
Schwelle über dem Erdgeschoß der Scheune in Rapitale: „M M M 3ohannes Schultz Anna
Maria Meine Eheliche Hausfrau haben Gott vertraut unt diese Scheune gebaut Anno 1698". 3m
Giebel des Wohnhauses 3ahreszahl 1721.
Haus Nr. 8. Bauernhaus mit Stall und Durchfahrt zur Rirche. Zweigeschossig, Fachwerk.
Bruchfteinsockel. Obergeschoß vorgekragt. Ouergebälkprofil Rehle und Rundstab. Giebelseite Erd-
geschoß erneuert. 22 X 4 Gefache. Geschnitzte Eckpfosten mit Lerbschnittmuster und Löpfen. Sät-
Altenstädt 23
teldñch mit Zrverchhaus in 8-pfannen. Am Quergebälk Inschrift mit Jahreszahl 1690. vom glei-
chen Typus mit Scheune die Häuser Nr. 26, erb. 1776, Nr. 60 Eckpfosten mit Säulchen und
Masken, erb. 18. Ih.» Nr. 61, erb. 1742.
Schandpfahl
Vierkantpfahl, 22X22 cm, 231 cm hoch, Eichenholz; oben mit Lnauf, 2 Handschellen an Ei- T»f. 14-
senketten.
24
Balhorn
Balhorn
Dorf an der Straße und Bahnlinie Lasse!—Naumburg. Haufendorf in ebenem Gelände. 925 Ein-
wohner. Oer Ortsplan erinnert mit seinen einander kreuzenden Straßenzügen und mit seiner süd-
lichen, im Halbkreis um den Ort geführten Randstraße an den einer kleinen Stadt.
Ouellen. Staatsarchiv Marburg: Urkunden 1386—1541. Hasunger Urkunden 1298—1341.
Urkunden des Llosters Merxhausen 1252—1696. Äatasterbuch, 4 Bde., 1746. Gemeinderechnungen
ab 1810. Lonsistoriumsakten.
Larten und Pläne. Staatsarchiv Marburg: Lonc.-L. 1737. Gemarkungskarte 1871.
Literatur. Classen, 229 f. Hochhuth, 112. Reimer, OL 25. Ritter, 38. Wests. UB.
(35efct}id)tC» Balahorna in pago Hassorum um 800, Balahorn vor 957, Balhorn 1123, Bale-
hornum 1182, Bailhorn 1386. — Landgräfliches Dorf 1357. Im 14. Jahrhundert landgräfliches
Gericht, wozu gehörten die Dörfer Balhorn, Merxhausen, Riede, Sand und Offenhausen und die
Wüstungen Almundeshusen, Emserberg, Zischbach, Mutslar, Reinboldeshusen, Hohenfeld, Wagen-
husen, Gelnrod, Swallinghusen, Berningshusen, Ramershusen und Holzkirchen. Im Mittelalter
hatte die Zamilie von Hund hier Besitzungen und Rechte. 1357 wird ihr das Gericht zu Balhorn
verpfändet, 1386 an Friedrich von Hertingshausen.
Lirche
Evang. Zilial in Altenstädt. In Ortsmitte auf umwehrtem Lirchhof gelegen.
Rirchenbücher seit 1653, Reg. ab 1830, der Renitentengemeinde ab 1873.
(beschichte. Lirche und Pfarrei ursprünglich in dem seit 1334 verwüsteten in der Feldmark von
Balhorn gelegenen Dorfe Holzkirchrn, seit 1047 im Besitz des Klosters Hasungen. pleban 1235.
1367 wird Balhorn zuerst als Pfarrei genannt. 1342 bestand Äirchhof. Patronat ursprünglich
Kloster Hasungen, seit 1523 protestantisch, Patronat seitdem Landgraf von Hessen. — von mit-
telalterl. Kirchenbau nur Turm erhalten. 1425 ecclesia in Balhorn genannt. Turm-Erdgeschoß 1488
als Kapelle ausgebaut, Turmhaube 1724. Neubau der Kirche 1743 (siehe Baubeschreibung). Völlige
Erneuerung, Erweiterung durch Ouerschiff und Portale 1894.
Bestand
Grundriß. Ouadratischer Osttu rm. Gotischer, ehemaliger Lhorturm. In Nordmauer
einläufige Treppe mit gewendcltem An- und Austritt. Barocke Saalkirche über Rechteck mit
3/s Schluß. Im Innern Rundabschluß. Turmanschluß durch Schrägmauern. Moderner Umbau
durch Abreißen der Mitte der Langwände und Anfügen von Seitenschiffen im Süden und Norden.
(Abb. 7).
Taf. 5 l Aufriß: Äußeres. Sandsteinbau. Turm. Lagerhafter Bruchstein, breit gefugt, Ouadrr-
fassung der Kanten. Über Erdgeschoß Mauerabsatz mit Schräge. Wahrscheinlich ehemals offenes
wchrgcschoß, geringer Überstand mit Kehlprofil. Im Erdgeschoß an Südseite rechteckiges Fenster
in mehrfach gekehlter Umrahmung. Aufgelegte, in spätgotischer Art einander überschneidende
Rundstäbc; Mittelpfoften gekehlt; zu 3/4 zugesetzt. An Ostseite grob eingefügte Spitzbogen-
pforte mit Schräggewände. An Nordseite in einen Ouader gehauene Vierpaßluke zur Treppe.
Balhorn
25
Über Erdgeschoßgewölbe an der Südseite Luke, offenbar Rest eines im Unterteil vermauerten alten
Zugangs. In 2/z Höhe an der Nordseite rechteckige Luke. Unter Wehrgeschoß allseitig je zwei gekup-
pelte Spitzbogenfenster mit Schrägprofil. Am westlichen — heute Zugang zum Dachraum — Mittel-
pfosten abgeschlagen. An Nord- und Südseite je zwei Wasserspeier in Höhe der Auskragung. Hölzer-
nes Traufgesims. Barocker verschieferter Helm mit Laterne, Wetterfahne bez. 1724. Dachhäuschcn
und Schallöffnungen mit profiliertem Stichbogenabschluß.
Schiff. Über Ouadersockel, die alten Bauteile in fteinsichtig verputztem, lagerhaftem Bruchstein.
Am Westschluß Stichbogenfenster mit Ohren an der schlichten Plattenumrahmung. Am West-
fenster des modernen Südanbaues offenbar alter Türsturz wieder verwandt, bez. 1743, im Schluß-
stein Monogramm 8- R.; ebenso an der Gegenseite, dort ohne Bezeichnung. Barockes hölzernes
Traufprofil aus Lehle, Hängeplatte, Larnies. Satteldach mit Chorwalmen. Bieberschwanzdeckung
mit Schieferfassung.
Inneres. Turm. Erdgeschoß spätgotischer Lhorraum. Hängekuppelartiges Gewölbe mit Grat-
ansätzen. Der roh eingebrochene korbbogige Triumphbogen heute bis auf eine Rechtecktür vermauert.
Neben Zugang zur Mauertreppe an Nordseite rechteckige Sakramentsnische. Umrahmung
aus Aalen, Lielbogenabschluß mit zerstörter Lreuzblume; in der Bogenfläche bez. 1488 (H. 1,65 m,
Br. 1 m). Line zweite Nische in der Oftwand, mit Gitterfalz. Steinfußboden entsprechend Lir-
chenfußboden heute um etwa 1 m höher gelegt. Bis auf die geschlemmten späteren Mauerteile roh
verputzt. — In2/3 Höhe Mauerabsatz. Das vorletzte Geschoß überwölbt wie Erdgeschoß, mit hohem
Stich; die 8enfter in Stichbogennische. Im Wehrgeschoß starker Mauerabsatz, vermauerte Zinnen-
öffnungen. Barocker Dachstuhl auf Sterngebälk. Schiff. Nur der Chorraum mit um eine Stufe
erhöhtem Halbrund in alter 8orm erhalten. Desgl. das System der voutendecke und der barocke
Dachftuhl: Liegender Lehlbalkenftuhl. Ein Hängewerk trägt den Mittelüberzug.
Ausstattung. Altar in Tischform. Sandstein, hellgelb gestrichen (H. 1 m). Deckplatte
auf breiter Mittelstütze mit konvexen 8lächen; auf diesen Inschrift (in Lapitale und barocker Lur-
26
Balhorn
sive) eingehauen und vergoldet „I. S. Raßmann, p. T. Pastor Balhornensis et Altenst. I. H.
Beyer Rastenmeister I L. Schaub, Grebe 1743".
Taf. 1023 Lelch aus Silber, vergoldet. Auf Achtpaßfuß achtseitiger Schüft mit rundem Nodus, Ruppa
becherförmig. Auf dem Fuß aufgelötet 4 gegossene Medaillons mit den 4 Evangelistensymbolen und
eingeftiftct 4 gegossme Ornamentscheibchen (Rollwerk). Ebenso am Nodus 8 gegossene Ornament-
scheibchen eingeftiftet. An der Ruppa graviert Wappen mit Umschrift (Rapitale) „Anna Zierotinska
Rosena Hofmanca Zgrynpchlu Astrzechova Anatlumaczowin". L. 16. Ih.
Taf. 1023 patene aus Silber vergoldet (0 16,3 cm; zum vorigen Reich gehörig). Tellerförmig. Auf
dem Rand graviert Wappen und Inschrift (Rapitale) — s. Inschrift Reich.
Nach den pfarrakten Balhorn wurden Reich und patene 1638 von Rassel geholt und im weiteren
Verlauf des 30jährigen Lrieges wieder nach dort in Verwahrung gegeben. Nach den pfarrakten
lautet die übersetzte Inschrift: „Anna Zierotin geb. Hofmann von Grünbichl und Strechau und
(Herrin) auf Tlumatschow". Grünbichl und Strechau liegen in Steiermark, Tlumatschow in
Mähren.
Taf.98» 3 Abendmahlskannen aus Zinn (H. 30,8 cm). Auf steilem Fußrand zylinderförmiger Lör-
per mit Ausguß, geschwungenem Henkel und Rlappdeckel mit flachem Griff. Auf dem Deckel Stem-
pel: Mainzer Wappen. 18. Ih.
Taf. 102» Taufbecken aus Zinn (0 40 cm). Schlüsselförmig. Rückseits 3 gleiche Stempel: Figur in
Lorbeerranken. 18. Ih.
Taf. 102» Taufkanne (zum vorigen Taufbecken gehörig) aus Zinn (H. 2Y,8 cm). Über gewölbtem Rund-
fuß bauchiger Rörper mit schlankem Hals, Rlappdeckel mit Lnaufgriff und geschwungenem Hen-
kel. Auf dem Henkel ein Stempel (s. Taufbecken). 18. Ih.
Taf. 98« Leuchter aus Zinn (H. 26,3 cm). Auf breitem, quadratischen Sockel mit 4 Rugelfüßm steht
kannelierte Säule mit Tropfschale. Unter dem Fuß Stempel: Rosette mit Rrone (?). A. 19. Ih.
Taf.98» Schraubkanne aus Zinn (H. 37 cm). Achtseitiger Gefäßkörper mit rundem Schraubdeckel,
darauf beweglicher Blattwerkgriff; als Ausguß zylinderförmiges Rohr mit Schraubverschluß. Auf
dem Deckel abgegriffener Ovalstcmpel. 18. Ih.
Opferteller aus Zinn (0 21,5 cm). Rückseits 3 gleiche Stempel: Engel mit Schwert und
Waage und Umschrift „C. Reut.....Englisch Zinn". 18./19. Ih.
Taufbecken (z.Zt. im Pfarrgarten; Ständer fehlt). Sandstein (0 ca. 0,72 m, H. 0,50 m). 17. Ih.
2 Glocken aus Bronze.
a) H. 0,60 m; 0 0,78 m. Rrone mit 6 Bügeln. Am Hals einzeilige Inschrift zwischen Schnüren
(Rapitale) „Die Ur Glock heis ich Lorentz Reinhart gos mich. v. D. M. I. E. 1557". Unter
der Inschrift Blätterfries, am Wolm und Schlag Schnüren.
b) H. einschl. Rrone mit 6 Bügeln 0,86 m; 0 1,08 m. Am Hals 2 Blätterftreifen; darunter
Inschrift (Rapitale) „Zu dieser Zeit waren I> G. Rimm pfarr / I- G. Grede, /
L. Löwer, Raftenmcister / I. £. Broeske und Rüßler Vorsteher / L. Strecker Schulmeister. Ge-
gossen von H. L. T. Henschel zu Rassel für die Gemeinde Balhorn im Iahre 1816".
Lirchhof
Befestigt, Wehrmauer bis zu 1 m über heutigem Niveau des Rirchhofes erhalten, mit Sandstein-
platten abgedeckt, zum Teil in Ouaderwerk ergänzt (darin Inschrift s. u.). Im Norden als Sockel
Taf. 5- für Gebäude verwandt. An Nordoftecke gotischer Torbau. Bruch-Sandstein, Ouaderfassung der
Balhorn
27
Lauten und der Durchgangsöffnungen. Diese gefast, spitzbogig mit Schrägkämpfer. Mauer-
absätze für Gewölbeauflager (Längstonne)). In Seitenmauern Schlüffelscharten, heute dicht über
dem Steinfußboden, der etwa 1 m höher gelegt ist. Der Steinunterbau trug bis zur Mitte des
19. Ihs. ein Fachwerkobergeschoß ¿»en Dorfwächter. Vom Lirchhof aus an Nordseite Sand-
fteintreppc mit am Auftritt und am freien Auflager unterschnittenen Stufen. Anstelle eines zweiten
gotischen Torhäuschcns an der Südoftecke des Friedhofes eine von Barockpfeilern flankierte Türe.
An Innenseite links daneben Inschrifttafel, bez. in Lapitale: MR H. F. v. G. H. Anno 1831.
Neben den: Nordosttor, die Friedhofsmauer als Sockel benutzend, kleines Lagerhaus mit Stein-
untergeschoß und Fachwerk-Obergeschoß. Türfturz bez. in Kapitalschrift: „Iohan Herman Bern-
hart 1819“.
Grabplatte des Pfarrers Iohann Philipp Lramers, gest. 1734. Über Inschriftfeld ovales Wap-
pen mit Reiter, gehalten von 2 Engeln. Darüber ein p. Seitlich Sanduhr und Totenkopf.
Friedhof
Am Dorfausgang nach Istha. Mauer aus lagerhaftem Bruchstein, Torpfosten aus Sandstein. Taf. io>
17. Ih. Gleich hinter dem Eingang mächtige Linde und Gerätehäuschen (Fachwerk verputzt, Sat-
teldach 8-pfannen).
a) Infchriftftein (rechts vom Tor in die Mauer eingelassen). Sandstein (H. 0,47 m, Br. 1,02 m).
Fraktur mit großen kursiven Anfangsbuchstaben, unleserlich (verwittert) bis auf „Anno 1569".
b) Grabplatte (unter der großen Linde). Sandstein, L. 2,20 m; Br. 2 m. In der Mitte große
Inschriftkartusche mit verwitterter Kapitale; darüber 2 Wappen mit den Umschriften „Lurtius"
und „Schuchartin" (Schuchart). Ornamentik: Derbe Rollwerkformen. Um 1650.
c) Figürliches Grabmal für 3 Linder. Sandstein. (H. 0,62 m, Br. 0,67 m). Auf breitem
Sockel 3 mit den Armen verschränkte Linderfigürchen (s. ähnliche Grabwerke in Altenstädt und
Istha). Inschrift verwittert. 1868.
d) Grabstein des Georg Philipp Lramer. Sandstein (H. 1,05 m, Br. 0,59 m). Inschrift Ln
Lapitale „Seorge Philip blllus Unicus kastorls dräniert ab Uxore Lnn klissbetba 11. JutU
Ao 1707 natus. Hlne öcproperaolt Ultimo dlctl Jullt blos pcs Munöi Trium Septima Narum".
Auf der Rückseite längere deutsche Inschrift in Lapitale.
e) Grabmal des Pfarrers Limm und seiner Ehefrau. Auf quadratischem Sockel schlanke abge-
stumpfte Pyramide mit Vasenaufsatz (H. 2,50 m, Br. 0.62 m). Inschrift auf Sockel „Iohann
Galemis Limm Prediger 4 Iahr in Maden 4 Iahr in Felde 17 Iahr in Lasdorf und 40 Iahr
hier in Balhorn. War geboren am 9. Ianuar 1732 in vaaka. Starb am 4. Mai 1822. Alt 88 Iahr.
Hat der Lirche 65 Iahr trei gedient. Und dessen Ehefrau Barbara Catharina geb. Lleinfteuberin.
war geboren am 22. Ianuar 1746 in Floh. Starb am 29. Maerz alt 67 Iahr 2 Monathe. Zum
dankbaren Gedenken gewidmet von deren Lindern und Enkeln".
Bauernhäuser
Haus Nr. 2 1. Bauernhaus mit Stall und Scheune; zweigeschossig, Fachwerk auf Werkstein-
sockel; Obergeschoß vorgekragt, Quergebälkprofil Larnies mit Platte. In der Straßenfront Haus-
tür (neu), Stalltür und breites, hohes Scheunentor. Leicht auskragendes Quergebälk, Verzierungen
an Riegeln und Lopfbändern. Satteldach mit Zwerchhaus in 8-pfannm. Traufenseite zur
Straße. 18. Ih.
28
Balhorn
Den Haustypus Nr. 21 haben ferner: Nr. 183/4 (1824); Nr. 19; Nr. 11; Nr. 37 (1815, Haus-
tür alt); Nr. 58; Nr. 61 (Manfarddach, Tür alt); Nr. 75; Nr. 9b; Nr. 98; Nr. 115 (Eck-
pfosten mit gedrehter Säule, Tür alt, Erdgeschoß zum großen Teil verputzt).
Haus Nr. 1 7. Scheune zum Wohnhaus. Zweigeschossig; 8achwcrk auf Werksteinsockel; Ober-
geschoß schwach vorgekragt. Ouergebälkprofil Larnies mit Platte, darauf „Jakob Heinemann",
Satteldach mit 2 Zwerchhäusern in 8-pfanncn. 18. Jh.
Haus Nr. 16. Gasthaus zur Linde; zweigeschossig; 8achwerk auf werkfteinsockel. Ouergebälk
schwach vorkragend. Ouergebälkprofil Schräge. Eckpfosten geschnitzt. Manfarddach. 18. Jh. Erd-
geschoß verputzt. Bauernschrank. Zweiflügelig. Pilasterteilung durch übergeschobene 8ül-
lungen. Die übergeschobenen 8üllungen der Türen mit starkem Larniesprofil und eingelegter
Rosette. Hauptgcsims mit 8üllungsteilung und Jahreszahl 1733. Läsefüße. Eichenholz, 8üllungen
und Einlagen Nußbaum, Ahorn und Zwetschc. Altes Eisenschloß. Beschläge eisengeschmiedet
(H. 1,98 m, Br. 2,20 m).
Pfarrhaus. Neben der Lirche, ebenfalls Haustyp Nr. 21, Manfarddach, verputzt. Alte Trep-
penanlage im 8lur; vierstufige 8reitreppe; am Sockel Jnschriftstein mit der Jahreszahl MDCCLXXI
— 1771.
Taf.iol Spritzenhaus. Zweigeschossig, 8achrverk ohne Auskragung, an die Lirchenfriedhofsmauer
angelehnt. Hier aufbewahrt Lanzen der alten Bürgergarde von 1848. Spitzen Schmiedeeisen,
Schaft Holz. Mit den im Schulhaus befindlichen ca. 70 Stück. Davor Brunnenkump
(Nebenbrunnen zum zerstörten Hauptbrunnen, dessen Umfassungssteine am Leiterhäuschen bei
Haus Nr. 185 liegen. 0 3,90 m, aus kantigen Sandsteinplatten, 17—18 cm Dicke).
Gerichtslinde
Rechts vor dem Lirchhofstorbau, mit Rest eines Stcintisches.
Breuna
29
Breuna
Dorf südlich der Staatsstraße Lasset—warburg, an der Straße Niederliftingen—Volkmarsen.
Haufendorf in ebenem Gelände. 1036 Einwohner.
«Quellen: Staatsarchiv Marburg: Urkunden 1257-1569. Latafterbuch 1 Bd. 1748. Latafter-
buch, 5 Bde. 1831. Gemeinderechnungcn ab 1796. Lonsiftoriumsakten.
Larten und Pläne: Staatsarchiv Marburg: Gemarkungskarte 1713 (fast unbrauchbar).
Gcmarkungskarte in 53 Bl. 1872—1876.
Literatur: Classen, 241. Dehn-Rotfclser-Lotz, 19 und 335 ff. Hochhuth, 253. Reimer, OL 66.
Ritter, 94. Wests. UB.
(öeschlchte. Brune 1257. Brun 1400. — 1341 Hess. Lehen der von Calenberg. 1457 an Heinrich
von Gudenberg verkauft. 1541 Lehen der von der Malsburg. Der Ort hat im siebenjährigen Lrieg
stark gelitten und wurde 1757 von den Franzosen besetzt. In der Gemarkung lag die ausgegangene
Ortschaft Hiddesen.
Lirche
In der Mitte des Dorfes auf einer durch eine Bruchsandsteinmauer mit Werkstcinabdeckung gegen
die westlich und südlich vorbeiführende Straße hin abgestützten Terrasse.
Kirchenbuch der Gemeinden Breuna, Rhöda, Escheberg und Malsburg 1661—90 und ab 1730.
Reg. ab 1730.
<föefd}id)tC. Lirche 1257 erwähnt. Der hl. Margaretha geweiht. Patronat 1257 die von Itter
als Lehen der Grafen von Everftein. 1451 kam das Patronat an die Rabe von Calenberg, von die-
sen 1457 an Heinrich von Gudenberg. 1534 kam cs als Lverftein'sthes Lehen an Herzog Ernst von
Braunschweig-Lüneburg; dieser belehnt damit 1541 Hermann von der Malsburg. —
Erb. 12. Ih., später vielfach verändert (siehe Baubeschreibung). Lapellenanbau 1343. Schiffs-
wölbung 16. Ih. 1559 Obergeschoß des Turmes in Machwerk ausgeführt, 1876 massiv erneuert.
Bestand
Grundriß.Romanische Anlage aus quadratischem Lhorturm im Osten und einschiffigem
L i r ch e n raum aus drei querrechteckigen Iochcn. An der Nordseite des Turmes, mit seiner Ost-
wand bündig, und an der Nordscite des Schiffes nachmittelalterliche Lapellenanbautcn über Recht-
eck. (Abb. 8).
Aufriß: Äußeres. Lalkfteinbau mit Sandstein untermischt; lagerhafter Bruchstein, z. T.
stcinsichtig verputzt. Sandfteinquaderkanten. Turm. Das alte Steinmassiv modern erhöht. An der
Süd- und Oftseite Stichbogenfenfter zum Lhorraum, sonst schmale Luken. Schiff. Im Nor-
den und Süden stellenweise Schrägsockel. Barocke Stichbogenfenfter; unter dem im Westen schlich-
tes Rechteckportal mit zweiflügeliger barocker Brettertüre, unter dem mittleren im Süden Rest des
spätgotischen Türgewändes; Lchl- und Wulstprofil mit gerauteten Sockelchen. Am Oftende der
Südwand vermauerte romanische Türöffnung mit konsolartig ausgekragtem Lämpferstein zum
Auflager des geraden Sturzes. Im Westtcil der Südwand in Fenftersohlbankhöhe Mauerabsatz mit
Schrägabdeckung. Stützpfeiler mit Schrägsockcl, der östliche der Südseite bez.:
Pultdach mit Falzziegeln. Links neben dem westlichen Pfeiler der Südwand
Inschriftftein mit Psalm 27, rechts davon ein Malsburgisches Wappen.
16 ZO
Taf. 6
Taf. 6
30
Breuna
Der unterste Rantenquader der Nordweftecke bez. 1779. Traufgesims aus Sima und Platte. Sattel-
dach mit Weftwalm in Bieberschwanz-Doppeldeckung mit Schieferfassung.
Taf. 31' Inneres. Turm. Im Erdgeschoß Lhorraum mit rippenlosem Kreuzgewölbe über groben vier-
seitig gebrochenen Konsolen. Rundbogiger Triumphbogen mit Kämpfer aus Platte und Kehle. —
Mauerabsatz unter dem obersten der alten Steingeschosse.
Schiff. Durch schwere Gurte gegliederter Raum. Diese auf gefasten Wandpfeilern. Kämpfer-
profil wie am Triumphbogen. Kreuzgewölbe auf gekehlten Rippen über schlichten, ftumpfkegeligen
Konsolen. Runde Schlußsteine, im Mitteljoch darauf Agnus dei mit Umschrift in Kapitale:
Agnus dei qui tollit peccata mundi (Lamm Gottes, das der Welt Sünden trägt), im östlichen
Schlußstein Taube mit Umschrift: Spiritus sanctus illuminat corda homi... (Der heilige Geist
erleuchtet die Herzen der Menschen). Vor dem Triumphbogen auf der Kirchenseite ein in der wand
verlaufender Schildbogen. Kirche mit 8liesen-, Thor mit Sandsteinplattenbelag. Hohe Chorftufe,
2 m vor dem Triumphbogen. Der gesamte Innenraum geputzt und geweißt. Unter der Tünche
Spuren alter Wandbemalung festgestellt. Gurtbögen und Triumphbogen gequadert. — Liegender
Kehlbalkendachftuhl mit Hängewerk für den Mittelüberzug.
Kapelle am Schiff. An einem Quader der N-W-Kante bez.:
Arg zerstörter Schrägsockel. Zweiteilige Zenster mit Rundbögen,
gekehlt, im nördlichen der Mittelpfosten ausgeschlagen. In West-
wand Rechtecktür mit Wulstprofil, daneben zugesetztes 8enfter-
chen, als innere Wandnische mit Schiebetürvorrichtung erhalten. Giebel in Machwerk. Pultdach. Vor
Ostseite Treppenanbau in Machwerk. Im Türsturz bez.: l ~~~l —j ^ Vom Inneren
schlichte Tür zum Kirchenschiff, zugesetzt. Unter Kapelle ( / / () tonnengewölbte
Gruft. /
Chorkapelle. In Ostwand zweiteiliges 8enster mit Rundbögen, gefast. Rechts darüber ein-
gelassene Sandfteintafel mit Inschrift in Kapitale: Hermann von der / Malsburg / Anna von der
Mals / bürg geborene von / Canstein / Anno 1624 / Dei haben dise La / ppelle gebawet. Im
Giebelfeld gefaste Rechteckluke. Satteldach. Das Innere ist Grabkapelle der Herren von der
Malsburg mit darunter liegender Gruft. Darüber das gleiche Gewölbe wie im Chor, nur ohne
Breuna
31
den dort auffallend starken Stich. Von diesem vier steinerne Stufen heraufführend; Rundbogentüre
mit gefastem Gewände, Lämpferprofil aus Platte, Rehlc und Wulst. Zweiflügelige Zweifüllungs-
türe mit Gitterwerk in den oberm, aufgemaltm Wappen derer von der „Malsburck" und von
„Canstein" in dm unterm Füllungen.
Ausstattung. Altar in Tischform. Sandstein, H. 0,97 m (aus mehreren ursprünglich Taf. 31 l
nicht zusammengehörigen Teilen zusammengesetzt). Mittelalterliche Altarplatte mit Sepulcrum,
getragen von 4 Säulchen mit verschieden hohen Basm (aus Z und 4 Wülsten). 16./17. Ih.
Ranzel aus Sandstein, neu angestrichen (H. 2,20 m). 5/s Typ, Brüstung mit unterem und Taf. 9?»
oberem schweren Gesimsabschluß. Auf jeder Seite je ein rechteckiges vertieftes Feld mit einer
Lvangeliftenfigur (H. 29 cm) auf großer Lonsole; auf diesm in eingehauener Fraktur „S. Jo-
hannes", „S. Lucas", „S. Marcus", „S. Matthäus" (die derben Figuren, zum Teil erneuert, ge-
hören einer späterm Zeit an; vergl. die figürlichen Schnitzereien an der Empore aus der 2. H.
des 19. Ihs.; auf der Johannes-Ronsole Figürchen im Paulustyp!). Am unteren Gesimsabschluß
des Ranzelkorbes eingehaum „1561". Als Ranzelftütze rechteckiger Block mit breit abgefaftm
Vorderkantm. Schalldeckel aus Holz, braun gcstrichm, volles Achteck; 19. Ih. Steintreppe aus
pfarrftand, Holzgeländer mit Blmdfüllungen aus aufgelegtm profilleiften.
Taufe aus Sandstein. Romanisch (H. 0,95 m; 0 0,85 m; Inneres H. 0,37 m; 0 0,65 m). Taf. 12-
Am südlichen Lhorpfeiler eingemauert. Relchförmig, gebrochen und aus mehreren Teilen wieder
zusammengesetzt. Halbkugeliges Becken, rückwärtiges Bruchstück jetzt im Heimatmuseum Wolfhagen.
Fuß, bestehend aus plinthe, Wulst mit Eckblättern und Hohlkehle, erneuert. Oberteil aus Wulst und
Becken. Die Wandung reich ornamentiert in Flachrelief und Rerbfchnitt, in drei horizontale Strei-
fen aufgeteilt. Im unteren Sonnenräder und verschlungenes Bandornament. Darüber Ranke mit
Palmetten. Am oberen Rand Seilmufter. 12. Ih.
G e ft ü h l, gestrichen. Unter dem Abdeckprofil der Wangen und der Vorderwände ein Ronsolen-
fries. Wangenabschluß im Chor und im Westteil der Rirche durch Voluten in Rillenschnitzerei.
An den Vorderwänden des Lhorgeftühls Diamantbossen und profilierte Umrahmung mit Ohren
um die von rückwärts aufgeschobenen Füllungen. 1. H. 18. Ih>
Empore auf schlanken toskanischen Säulchen. Rämpferholz und Streben verkleidet mit orna-
mentalem und figürlichem Schnitzwerk von der Hand des Pfarrers Rohdc. Tragkonstruktion mit
Balkenköpfen und Schwellhölzern in schlichter Profilierung. Brüstung mit eingeschobencn Fül-
lungen und Stableifte. 2. H. 19. Ih.
R e l ch aus Silber, vergoldet (H. 22,3 cm). Unter dem Fuß 2 Stempel: Lass. Beschau mit Iahrcs-
buchstaben A und als Meiftermarke „I C W". 1750.
Taufkanne aus Zinn (H. 19,3 cm). Auf hohem gewölbten Fuß bauchiger Gefäßkörper (einge-
drückt) mit konischem Hals; spitzer Ausguß, Rlappdeckel mit Drücker, geschwungener Henkel. 18. Ih.
Taufschüssel aus Zinn (0 29,4 cm). Mit schmalem Rand. Rückseits 3 gleiche Stempel:
Geflügelter Engel mit Schwert und Waage und Umschrift „Englisch Block Zinn H. Schmidt
Cassel", und gravierte Inschrift (lateinische Schreibkursive) „Julius August Raabe weihte dieses
Taufgeräthc zum heiligen Gebrauch der Rirche zu Breuna bei der Taufe seines Sohnes Carl Aug.
Christ. Raabe den 21. Septbr. 1856".
2 Abendmahlskannen aus Zinn (H. 35,5 cm bzw. 37 cm). Auf Rundfuß halbeiförmiger
Gefäßkörper mit stark eingezogenem und scharf abgesetzten Hals, dessen Ausguß breit — schnabel-
förmig ausgebogen ist; Rlappdeckel mit Lichelknauf; geschwungener Henkel. Unter dem Fuß ausge-
kratzter Stempel. E. 18. Ih.
32
Breuna
2Gedenktafelna) aus Holz, weiß auf Schwarz gemalt, gerahmt; für 1870/71. b) aus Holz,
geölt. Namen schwarz gemalt, gerahmt; für 1914/18.
Taf. 17* Epitaph des Eckbracht von der Malsburg (fürstlich-hessischer geheimer Rat, Verweser der
adeligen Stifter in Hessen; gest. 8. Iuni 1609), aus Sandstein, bemalt (H. 5 m, Br. 3 m).
Von Antonius Herber. Im Mittelfeld, gerahmt von 2 korinthischen Säulen, in Lebensgröße
(Relief) Eckbracht v. d. M. und seine 8rau Anna geb. von Plettenberg mit 8 Söhnen und 7 Töch-
tern, seitlich der Säulen und am Gebälk die 32 Ahnenwappen. Die Säulen ruhen auf Ronsolen,
zwischen den Ronsolen Grabschrift- und über dem Gebälk Spruchtafel (Rapitale Gold auf Schwarz).
Durchbrochener Giebel als Abschluß. Roll- und Beschlagwcrkornamentik. Um 1610.
In der Malsburg-Lanftcin'schcn Gruftkapclle:
a) Wandgrab für Hermann von der Malsburg (gest. 3. Dezember 1636, begraben zu Rassel
in der 8reiheiter Rirche; „Erbsas auf Lahr fürstlich hessischer Geheimer Raht und Stathalter
Obcrvorsteher der adeligen Stifter in Hessen"). Sandstein, bemalt (H. ca. 5 m, Br. 2,80 m).
1662 gestiftet nach der Sockelinschrift von dem überlebenden Sohne und 4 Töchtern. Besteht aus
drei Zonen: 1) Sockel mit der Widmungsinschrift. 2) Große Grabschrifttafel, gerahmt von 2 Pi-
lastern, auf denen je 6 Ahnenwappen im Relief sich befinden. Auf dem Gebälk Bibelspruch und
Wappen Malsburg und Canstein; seitlich der Pilaster Rollwerkohren, die unten noch je 1 Wappen
tragen. 3) Auferftehungsszene mit Dreieckgiebelabschluß. Alle Inschriften in vertiefter Rapitale,
Gold auf schwarzem Grunde. Nach der Grabschrift ist das Denkmal ferner gewidmet der Ehefrau
Anna, geb. von Canstein (gest. 13. Ianuar 1638 in Laar, bestattet in Breuna) und deren 11 Lindern.
Taf. 15» b) w a n d g r a b für Hermann und Iürgen 8riedrich v. d. Malsburg (H. 2,20 m, Br. 1,30 m).
In Sandfteinumrahmung Bronzetafel (H. 1,35 m, Br. 0,94 m; 1631 von Gottfried Röhler
in Rassel gegossen) mit Grabschrist in erhabener Faktur (blank gerieben, auf geschwärztem
Grunde). Die Schrifttaselumrahmung besteht aus Sockel mit Inschrift, 2 Pilastern und geradem
Gcsimsabschluß. Inschrift am Sockel (vertiefte Rapitale, Gold auf schwarzem Grunde) „weil
diese Tafsel wegen damaligen und bis dahero gewehrten Rriegswesen an der Wahlstadt nicht ge-
sctzet als ist auf Anordnung der Entleibten 8reunde sie dieselbe hier her gesetzet worden". Die beiden
Brüder von der Malsburg wurden am 21. 7. 1623 im Dorfe wambecke ermordet,
c) 2 8 igürchen aus Lindenholz, alte 8assung (H. 0,85 m). Weibliche Allegorien, Reste eines
Grabmals. 8üße und Arme fehlen zum Teil. 17. Ih.
8riedhof
Am südöstlichen Dorfausgang. Als Umfriedigung Bruchsteinmauer.
a) Schrifttafel aus Sandstein, eingemauert rechts des Tores (H. 0,58 m, Br. 0,66 m), um
1597. „Zur Zeit der Pestilenz anno 1597 sind auf diesem Gottesacker 375 Personen begraben wor-
den" (eingehauene Minuskclfraktur).
b) Schrifttafel als Rollwcrkkartusche, eingemauert rechts des Tores; Sandstein (H. 0,50 m,
Br. 1,05 m). Bibelspruch in eingchauener 8raktur. 16. Ih.
c) Grabstein für Heinrich Mordian Schotten, gest. 1668. Sandstein (H. 2 m, Br. 1,20 m).
Mit Umschrift und im Mittelfeld mit Inschrifttafel (in eingchauener Rapitale). In Relief 2 Wap-
pen: Schotten und pfannkuch.
d) Wandgrab für eine 8amilie Schotten. Sandstein (H. 2,10 m). Im Mittelfeld Schrifttafel
mit verwitterter Inschrift, darüber Relieffigürchen: Ehepaar mit 2 Söhnen und 3 Töchtern, in den
Breuna
33
Zwickeln 2 Wappen: Links Schotten, rechts unbekannt (Schlüssel mit
den Buchstaben ML/S). Als oberer Abschluß Volutengiebel. 17. Ih.
e) Grabmal der Sophie von Gehren, geb. Gleim, gest. 24. 2.
1836; roter Sandstein (H. 1,80 m). Auf rundem Sockel kurzer kan-
nelierter Säulenschaft mit ovaler Grabschrifttafel an der Seite und
mit Luppelkappe als oberem Abschluß.
f) Grabmal des Pfarrers August Zriedrich Zülch, gest. 28. Juli
1850; Sandstein (H. 2,40 m). Auf quadratischem Sockel einmal abge-
treppte, oben abgestumpfte Pyramide mit Grabschrift (in eingehaue-
ner Lapitale). Um 1850 (Abb. Y).
g) Zahlreiche neugotische Grabmäler (ab 1850).
Bauernhäuser
Haus Nr. 14. Bauernhaus mit Scheune und Stall, zweige-
schossig; Steinsockel. Obergeschoß leicht vorgekragt. Ouergebälkprofil
Larnies mit Platte. 14X10 Gefache. Satteldach mit 8-pfannen. Abb. g. Breuna, Grabdenkmal
des Pfarrers Zülch. /: roo
Dem gleichen Typus gehören an die H ä u s e r Nr. 2p/i E. 18. Ih., Nr. 29 E. 18. Ih., Nr. 53
mit Zwerchhaus 2. H. 18. Ih., Nr. 79Va E. 18. Ih.
Abweichend hiervon:
HausNr. 15. Scheunentor übers Ouergebälk hinausragend (sächsisch-fränkischer LNischtyp). In-
schrift mit Iahreszahl: 1791 Z. M. (Zimmermeister) Sogcl von Wolfhagen,
vom gleichen Typus auch Haus Nr. 50 und 5G/2. *838.
Haus N r. 22. Bauernhaus mit Stall. Zweigeschossig, Zachwerk, Steinsockel verputzt. Ober-
geschoß leicht vorgekragt. Ouergebälkprofil Larnies. 8X7 Gefache. Satteldach mit Zwerchhäus-
chen in 8-pfannen. Traufenseite zur Straße. E. 18. Ih.
vom gleichen Typ die H ä u s e r Nr. 33 erb. 1. H. 19. Ih., Nr. 38 erb. 18. Ih.» Nr. 39 erb. 1710,
Nr. 47 erb. E. 18. Ih.» Nr. 87 erb. A. 19. Ib.
Haus Nr. 76. Dreiseitig bebautes Gehöft. Wohnhaus; zweigeschossig Zachwerk auf Bruch-
steinsockel. Obergeschoß vorgekragt. Ouergebälkprofil Viertelrundstab. 7 X 15 Gefache. Satteldach
mit 8-pfannen. Giebclseite zur Straße. 18. Ih.
Haus Nr. 88. Bauernhaus mit Scheune und Stall; zweigeschossig Zachwerk. Steinsockel ver-
putzt. Obergeschoß nicht vorgekragt. 17X8 Gefache. Satteldach mit 8-pfannen. Überm Scheu-
nentor Inschrift mit Iahreszahl 1821.
Haus Nr. 90. Pfarrhaus. Zweigeschossig Zachwerk. Steinsockel verputzt. Obergeschoß stark
vorgekragt. Ouergebälkprofil viertelrundftab. 10 X 20 Gefache. Satteldach mit Zwerchhäuschen
zum Hof in 8-pfannen. Giebelscite zur Straße. An Hofseite Wohnhaustür und 3 Stalltüren.
Eckpfosten mit Säulen geschnitzt. Erbaut 1711; renoviert 1907. pfarrscheune im rechten Winkel
zum Wohnbau. Überm Tor Inschrift mit Iahreszahl 1782.
Haus Nr. 91. Altes Schulhaus. Am alten Lirchhof neben der Lirche gelegen. Zweigeschossig
auf verputztem Steinsockel. 15X9 Gefache. Satteldach mit Lrüppelwalm in 8-pfannen. Giebel-
seite zur Straße. A. 19. Ih.
3
34
Breuna
Haus tTr. 98. Dreiseitig bebautes Gehöft. Stattliches Wohnhaus mit Stall und Scheune.
Zweigeschossig Zachwerk, Steinsockel verputzt. Obergeschoß stark vorgekragt. Ouergebälk Viertel-
rundstabprofil mit Zischgräten- und Seilornament. 19X9 Gefache. Satteldach mit Rrüppel-
walm in 8-pfannen. Giebclseite zur Straße. Über dem Scheunentor alte Inschrift, nicht mehr lesbar.
Erb. 17. Ih.; renov. 1907. Stall massiv erneuert. Wohnhaustür neu. Ehemaliges Amtshaus der
von der Malsburg. Im volksmund „Sckmidt-Töllner" genannt. Alte Brennerei am Hof links;
zweigeschossig Zachwerk. Sockel aus lagerhaftem Bruchstein. Obergeschoß vorgekragt. Oucr-
gebälkprofil Viertelstab. 4X4 Gefache (Erdgeschoß 6X7). Satteldach mit 8-pfannen. L. 17. Ih.
Rhöda
Zilialort, nach Breuna eingemeindet. Haufendorf westlich von Breuna und südlich der Straße
Breuna—Volkmarsen gelegen.
«Quellen. Staatsarchiv Marburg: Urkunde 1533. Ratafterbuch von Breuna 1. Bd., 1748.
Ratasterbuch von Breuna, 5 Bde. 1831.
Rarten und Pläne. Staatsarchiv Marburg: Lonz.-R. 18. Ih. Lonz.-Gemarkungskarte,
Rleinschmidt 1713.
Literatur. Classen, 241. Hochhuth, 253. Reimer, OL 385. Ritter, 94. Wests. UB.
(Stschlchtk. Hrethon in pago Hassia 990. Rothen 1015. Rode 1248. Roden 1255. Rödde um
1580. — 990 schenkte Raiser Otto III. das Dorf dem Rlofter Hilwartshausen. 1342 besaßen es
die von Calenberg als hessisches Lehen. 1457 kam es an Heinrich von Gudenberg, 1464 an die
von Stockhausen. 1534 Wüstung. 1595 wieder Dorf genannt. Bis 1534 im Lchensbefitz der
von Gudenberg, seit 1535 der von der Malsburg. Rlofter Hardehausen besaß den Zehnten und
einen Hof noch bis 1804.
In der Gemarkung lag südlich des Ortes ehemals das Dorf oder Gehöft Oberrhöda, 1582 genannt.
Ehemals bestand eine Rirche, die dem heil. Markus geweiht war. Von ihr hat sich nichts erhalten.
Seit 1582 war Rhöda nach Breuna eingepfarrt. (Rirchenbücher siehe unter Breuna).
Taufstein
Aus der ehemaligen Rirche. In der Scheune des Hauses Nr. 123. Achteckig, bestehend aus
Platte und Hohlkehle zwischen kleinen Wülsten, nach unten verjüngt. Ohne Zuß. Sandstein
(H. 0,26 m, 0 0,57 m). Aushöhlung rund (0 0,41 m, T. 0,18 m). 16. Ih.
Bauernhäuser
Haus Nr. 127. Bauernhaus mit Stall; zweigeschossig, Zachwerk. Giebelgeschosse vorgekragt.
10X6 Gefache. Satteldach mit 8-pfannen. Giebelseite zur Straße. Eckpfosten geschnitzt mit Säu-
len. Stall massiv erneuert. A. 19. Ih.
Haus Nr. 131. Bauernhaus mit Stall; zweigeschossig, Zachwcrk auf Steinsockel. 9X 10 Ge-
fache. Obergeschoß nicht vorgekragt. Satteldach mit 8-pfannen. Giebelseite zur Straße. Alte Tür
an der Gicbelfront; darüber alte, nicht mehr lesbare Inschrift. 18. Ih.
S t e i n b a u. Gasthaus. Das Haus enthält einen alten Reller mit Mauern aus lagerhaftem
Bruchstein sowie im Obergeschoß eine alte Stube. Der Überlieferung nach Reste eines alten Rlo-
fters. wahrscheinlich jedoch der Hof, den Rlofter Hardehausen bis 1804 hier im Besitz hatte.
Stube mit ftuckierter Balkendecke; Mauerstärke 0,93 m. Zwei Längsbalken auf vorkragenden Ron-
solen. Dazwischen je 3X2 Lreisringe und Mittelzapfen in Stuck, wahrscheinlich 17. Ih.
LANDESBIBUQTHEK
KASSEL
Bründersen
35
Bründersen
Dorf an der Straße Lasse!—Wolfhagen. Lombiniertes Straßendorf in ebenem Gelände. 503
Einwohner.
Quellen. Staatsarchiv Marburg: Urkunde 1436. Hasunger Urkunden 1074—1529. Kataster-
buch, 5 Bde. 1788. Gcmeinderechnungen ab 1806.
Karten und Pläne. Staatsarchiv Marburg: Grundrißkarte vom Dorf 1776. Zehnkarte Taf. 93-
um 1800. Bruchstück einer Blätterkarte um 1720. Gemarkungskarte 1872/76.
Literatur. Classen, 234. Hochhuth, 240. Reimer, OL 69. Ritter, 101.
Geschichte. Brungereshusun und Brunkcrishusum 1074. Brungershusen 1123. Brüngersen
und Brunckirssin 1180. Brungerschin 1334. Brungherschen 1438. Bringelschcn 1584. Brunnclsen
1585. Bründersen 1747. — Landgräfliches Dorf, war 1334 wüst, wird 1454 als Hof, 1515 als
Dorf und Wüstung bezeichnet. 1437 hessisches Lehen der von Dalwigk und von Hertingshausen.
1438 im Besitz des Klosters Hasungen. 1534 hessisches und Burghasunger Lehen der von der Mals-
burg. 1787 traten die von der Malsburg Dorf und Gerichtbarkeit an Hessen ab.
Kirche
Lvang. Inmitten des nördlich der Straße gelegenen Teils des Dorfes auf umfriedetem Platz im
Winkel zwischen 2 Straßen.
Kirchenbücher ab 1708. Reg. ab 1830.
Geschichte. Patronat ursprünglich Kloster Hasungen. 1534 belehnt Landgraf Philipp die von
der Malsburg mit dem Patronat. Vikariat von Wolfhagen. 1790—1820 Fttial von Martinhagcn
1833 SUkl von Istha. Ietzt Siltctl von Wolfhagen. — Kirche erb. 1742. Letzte Instandsetzung
1923/1924.
Bestand
Grundriß. Einschiffiger Saal über Rechteck mit unregelmäßigem 3/4-Qstschluß, innen im
Halbrund geführt. (Abb. 10).
Aufriß: Außeres. Sandftcinbau aus unregelmäßigen Quadern; z. T. (Nordseite) mit altem, Taf. «2
dünn aufgetragenem verputz, z. T. neuer verputz, der vielfach abblättert. Schlichte Stichbogen-
fcnster mit Holzrahmen und Doppelkreuz. Das östlichste der Nordseite, mit hochliegender Sohl-
bank, das mittlere im Westen mit rechteckiger Tür zusammengefaßt. Benagelte Brcttertüre mit
eingeschnittenem Fenster. Satteldach mit Qstwalmen, Biberschwanzdoppeldeckung in Schiefer-
3
36
Bründersen
fassung. Über dem weftgiebel vierseitiger Dachturm mit schlichten Schallöffnungen. An der West-
seite ein Zenfterchen in Höhe des Turmansatzes. Pyramidenhelm in englischer Schieferung mit
giebelüberdeckten Gauben als Uhrhäuschen im Osten und Süden. Wetterfahne bez. 1916.
Taf. 31- Inneres. Saal mit flacher putzdecke mit großer, nicht abgesetzter voute an den Längsseiten und im
Ostrund über Stuckgesims. Die im Rirchenraum stehenden zwei Stützen für das Dachtürmchen haben
Rantenstäbchen und sind oben über einem Profilstäbchen durch einen Rundbogen verbunden. Die
Stützen marmoriert. Sandsteinplatten-8ußboden. Der Raum weiß,bzw. grau getüncht. Die Aus-
ftattung in neuem Anstrich. — Liegender Lehlbalkendachstuhl. Mittelüberzug durch zwei Hänge-
werke getragen.
Ausstattung. Altar in Tischform, aus Sandstein (H. 1,08 m). Unter der Deckplatte recht-
eckige Mittelstütze mit 4 Inschrifttafeln; auf der Vorderseite in erhabener Rapitale „Kaec ara deo
tri: uno coneecrata: extructa fuit mensis februari anno öomini Jesu Christi MDCCLIV"
(1754); rückseits „Christian Geldmacher Pastor i(n) B(rün) d(ersen) Peter Hensel Castemacher sen";
links und rechts je ein Spruch. Vorn an der Deckplatte Schild mit „H. I. T. H. M. G." und
oben darauf eingehauen „M. W. S. H. 1754".
Ranzel aus Holz, neu gestrichen (H. 2,60 m). Vs Typ. Brüstungsfelder mit Rechteckfüllungen.
Holztreppe aus vergittertem pfarrstand, mit verbreitertem Geländer. Als Ranzelstütze (Sand-
stein, braun bemalt; H. 1,50 m) sechsseitiger Pfeiler, der sich nach oben beträchtlich verbreitert,
mit Sockel und Rapitell. Schalldeckel aus Holz, achteckig, mit Rantengesims. 18. Ih.
Empore neu gestrichen. Als Stützen quadratische Pfeiler und an den Ranten abgefaste Pfosten
mit Ropfbändern. Brüstung verbrettert, mit oberem und unterem Abschlußprofil. 18. Ih.
pfarrstand neu gestrichen. Vergittert. Mit eingeschobenen Rechteckfüllungen. Angelbeschläge
alt. 18. Ih.
Gestühl braun gestrichen. Mit Deckleiste und profilierter Seitenwange; auf der Deckleiste ge-
drechselte hölzerne Rerzenhalter aufgesetzt. 1746.
Taf.ioo« Reich aus Silber (H. 22,4 cm). Am 8ußreif 2 Stempel: Rass. Beschau und als Meister-
marke „OSTHEIM". 1812.
Reich aus Silber (H. 26,8 cm). An der Ruppa graviert „M. L. Hensel geb. Alheid 1869".
Brotteller aus Zinn (0 24 cm). Rückseits 3 gleiche Stempel: Engel mit Schwert und
Waage, darüber „Englis Block Zin 1718", darunter „L. Rraut".
Schraubkanne (im Hessischen Landesmuseum, Rassel) aus Zinn (H. 30,5 cm). Sechsseitiger
Gefäßkörper, Schraubdeckel mit beweglichem Tragring, rundes Ausgußrohr mit Schraubverschluß.
Auf die Wandung graviert (Rapitale) „I- A. Reinhard Pastor der Bründersen Rirchen Aö 1735".
Gedenktafeln aus Holz, für 1814, 1870/71 und 1914/18.
Alter 8riedhof
Außerhalb des Dorfes, auf einer Anhöhe links der Straße nach Wolfhagen; auf 2 Seiten lager-
hafte Bruchsteinmauer ohne 8ugenmörtel; das alte Hausteinportal eingestürzt, dessen Bruchstücke
(17. Ih.) und zwei Grabsteine mit ovalen Schriftkartuschen (unleserlich; 17. Ih.) vor dem 8ried-
hofseingang liegen.
Bauernhäuser
Haus Nr. 19^. Wohnhaus mit Stall. Zweigeschossig, 8achwerk auf Bruchsteinsockel. 6X5
Gefache. Obergeschoß vorkragend. Ouergebälkprofil Äarnies mit Platte. Traufenseite zur Straße.
Bründersen
37
Satteldach mit 8-pfannen. Über der Tür Inschrift in Rapitale: „Martin Löhner Margreta seine
eheliche Hausfraw haben Got vertrauet und dis Haus gebauet. 1680".
HausNr.21. Bauernhaus mit Tenne und Stall. Ehemals Schmiede. Zweigeschossig, 8achwerk.
Sockel aus lagerhaftem Bruchstein. Erdgeschoß untergeteilt. Obergeschoß vorgekragt. Ouergebälk-
profil Rarnies mit Platte. Satteldach mit 8-pfannen. Traufenseite zur Straße. Drei Stalltüren,
ein Scheunentor. Giebelseite Erdgeschoß massiv erneuert. Über dem Scheunentor Inschrist in Rapi-
tale: „Iohann George Amelung und Weindraut meine Hausfrau wir haben Got vertraut und dis
Haus mir Gottes Hant gebaut, wer Iesum Christum recht erkent der hat sein Bauen wohl an-
gewenr. den 18. Iuni 1755". Am Pfosten links eine Zange und ein Hammer. Am Pfosten rechts ein
Hufeisen, ein Schmiedeinstrument, Sechsrad und Tulpe. Über der Tür eine Tulpe und die Buch-
staben M H M R. Eckpfosten mit Säulchen und Tulpen geschnitzt, vor dem Hause ein recht-
eckiger Brunnen.
HausNr.27. Bauernhaus mit Scheune und Stall. Zweigeschossig, 8achwerk. Sockel aus lager-
haftem Bruchstein. Obergeschoß vorgekragt. Ouergebälkprofil Rehle und Wulst. 19 X 9 Gefache.
Satteldach mit Lrüppelwalm in 8-pfannen. Traufenseite zur Straße. Wohnhaustür, drei Stall-
türen und Scheunentor. Über dem Scheunentor Inschrift in Rapitale „Reinhard Spangenberg und
Anna Latharina Goebel seine Hausfrau haben Gott vertraut und dieses Haus gebaut den 6ten
Iulius im Iahre 1808 zu Bründersen. Der Zimmermeister dazu war Heinrich Wagener aus
Ippinghausen".
Vom gleichen Typ Haus Nr. 8 erb. 1820, Nr. 53 erb. 1791, Nr. 54 erb. 1833.
Haus Nr. 49. Niedersächsisches Bauernhaus. Giebelscite zur Straße. Erb. A. 19. Ih.
38
Burghasungen
Burghasungen
Dorf am Nord- und Osthang des Hasunger Berges, nördlich der Straße Rassel—Wolfhagen.
Haufendorf mit 468 Einwohnern. Auf der Höhe des Berges geringe Reste des ehemaligen Klosters
Hasungen.
Rlosterruine Hasungen
Ouellen. Staatsarchiv Marburg: Urkunden 1074—1558. Salbuch 1547. Stadtarchiv Wolf-
hagen: Urkunden 1414—1418.
Taf.3» Abbildungen. Federzeichnung des Landgraf Moritz von Hessen, 1631 (Landesbibl. Rassel).
Federzeichnung A. 19. Ih. (Landesbibl. Rassel). Federzeichnung von Reuße (Landesbibl. Rassel).
Federzeichnung, sig. HE, 1830 (Landesbibl. Rassel). Ölgemälde nach 1876 von Aug. Ludewig
(Bezirkskonservator Rassel).
Literatur. H. Brunner, Über die Geschichte des Rlofters Burghasungen. MHG. 1892, 36.
Classen, 231. Dehn-Rotfelser-Lotz, 20. Dersch, 61. Hufschmidt, 230—256. Reimer, OL 207.
Schlereth, F. B., Das Rlofter Hasungen ZHG., 3, 137. Rlofter Hasungen und Bodenhausen
(mit Illustr. und Zeichn.). Mskr. 1842 auf Gut Bodenhausen (siehe Ehlen).
Hasengun 1070. Hasungun 1074. Hasengun 1131. — 1021 als Ranonikerftift von
Erzbischof Aribo von Mainz über dem Grabe des Hl. Heimerad (gest. 1019 daselbst) gegründet.
1074 verwandelt Erzbischof Siegfried von Mainz das Ranonikerftift in ein Benediktincrkloster
und besetzt es mit Mönchen aus Hirsau. Einführung der Lluniazenserregeln. Der 1084 verstorbene
Gründer Erzbischof Siegfried wurde hier begraben. 1239 Verleihung des Infulrechts. 1494 Re-
form des Rlofters. 1505 Beitritt zur Bursfelder Rongregation. 1527 Aufhebung des Rlofters
und Abfindung der Mönche. Besitzungen und Vermögen vom Staat eingezogen, 1540 teilweise
der Universität Marburg überwiesen. 1630 vergeblicher Restitutionsversuch. Nach der Reforma-
tion Sitz einer vogtei des Amtes Ahna, zu der die Dörfer Burghasungen, Ehlen, Martinhagcn,
Olshausen und Wenigenhasungen gehörten.
Die Rlosterkirche, die Christus, der, Iungfrau Maria, den Aposteln Petrus und Paulus sowie dem
hl. Heimerad geweiht war, war nach dem Vorbild von St. Peter in Hirsau nach den Bauvor-
schriften der Hirsauer Rongregation erbaut. Die Rirche besaß jedoch nur einen Westturm sowie
eine Rrypta. 1307 und 1322 Brände und Wiederaufbau. 1336 Neuweiht. 1617 Ricche und
Rrcuzgang zerstört. 1800 werden Chor und Rrypta wegen Baufälligkeit abgetragen. 1841 Wie-
Taf. 8« derhcrstellung des baufällig gewordenen Turms. 1876 Einsturz des Turmes. 1896 weiterer
Einsturz der Turmmauern.
Bestand
Rest der südlichen Turmwand in Sandstein in einer Länge von 6 m erhalten (Abb. 11). Mauer-
dicke etwa 1,10 m. Der Mauerkern ist wilder Bruchstein. An der Außenseite ist die Ouaderverblen-
dung bis auf einige Bindersteine abgefallen. Die Verblendung der Innenseite über einem Sockel von
lagerhaftem Bruchstein erhalten, und zwar bis zu einer Höhe von etwa 3/4 m in Ouaderwerk, dar-
über in einer Breite von 1 m ein Streifen von sehr kleinen Ouadern, darüber bis zur heutigen
Mauerkrone größere, sauber behauene Ouadcr, in halber Höhe wiederum unterbrochen durch 4
Schichten kleiner Ouader. In die Ouader flach ausgehauenes Auflager für ein Spitzbogengewölbe.
Burghasungen
39
Schildbogenkämpfer in gleicher Höhe mit Beginn der Schicht der kleinen Verblendquader (Bogen-
höhe etwa 3 m, Spannweite 4,25 m). Über dem westlichen Kämpfer, in Höhe von 2,40 m über dem
Beginn der Ouaderverblendung (= Fußbodenhöhe?), Anlaß des Triumphbogens in Haustein,
etwa 1/2 m erhaltene Breite, erhaltene Bogenlänge etwa 50 cm (bei einem Stichmaß von etwa
8 cm). In größerer Höhe bezeichnet ein Rest eines im Dreieck vorspringenden Architekturteils in
Haustein die Stelle des Turmes, an der das Vierkant der Untergeschosse in das Achtkant des Ober-
baues überging. Diese Überleitung ist auch an der ruinenhaften Außenseite des Mauerrestes er-
kennbar. Um die Ruine verstreut Hausteinblöcke mit aufgelegten Rundstäben (Reste der Lisencn
an den Außenwänden des Turmes). Charakter der Baureste romanisch.
Im Nordwesten der Ruine am Rande eines Wasserloches Rest einer Rund mauer (Brunnen
oder Zisterne?) aus Ouaderwerk in einer Länge von etwa 3m,0 etwa 4 m.
Weihinschrift der Klosterkirche eingemauert an der Nordwand in der Kirche von Burg- Taf. i3>
hasungen. Kapitale mit einigen Unzialbuchstaben ,,-f- In honore ftlit dei Eiueque Matrie Mariae
Sanctorumque Apootulorum Petri ct Pauli Sanctique Heymeraöi Confeeeorio Aöque Omnium
Sanctorum".
Baurefte in Burghasungen:
1. Romanisches Blockkapitcll einer Säule mit quadratischem Abakus. Akanthusblättcr 12. Ih.
H. 0,32 m, Br. 0,39 m, T. 0,31 m. Am Haus Nr. 173/i.
2. Sandstcinplatte mit vertieften Feldern mit Sternen und Ringen. L. 1,14 m, Br. ca. 0,45 m.
16./17. Ih. (?).
3. Steinplatte mit Füllungsfcld. L. 0,64 m, Br. 0,43 m. 16./17. Ih. (?). Die beiden letzten am
Haus Nr. 58.
4. Gotische Fiale, zweiseitig bearbeitet. 14. Ih. H. 0,25 m. In Haus Nr. 42.
5. Stein vom alten Brunnen. Sandstein. Im Sockel des Hauses Nr. 45 vermauert. Inschrift:
1599 v 8 M. — H. 0,73 m, Br. 1,33 m.
6. Kämpferstück aus Sandstein. Deckplatte, Rundstab, Hohlkehle und Zahnschnitt. Dreiseitig be-
arbeitet. 16. Ih. (?). L. 0,96 m, Br. 0,40 m, H. 0,19 m. vor dem Haus Nr. 44.
7. Romanisches Kapitell mit Akanthusblättern. Sandstein. Dreiseitig bearbeitet. H. 0,32 m, Br.
0,40 m, T. 0,29 m, 0 0,22 m. wie Nr. 1. Im Haus Nr. 5 befindlich.
8. Säule aus Sandstein. L. 1 m, 0 0,25 m.
9. Zwei Bruchstücke von Reliefs der Lvangelistcnsymbole. Lin sitzender Engel. H. 0,25 m. Körper
eines Stieres mit Flügeln. H. 0,25 m. Nr. 8 und 9 im Garten des Hauses Nr. 5^/2«
10. Romanischer Säulensockel, plinthe 0,55 qm. Halsring, Wulst und Kehle, vier Lckblätter. Säule
0 0,39 m, H. 0,23 m. Sandstein. Um 1100.
11. Zwei Kämpferstücke. Nr. 10 und 11 an der Straße gegenüber der Schwesternstation befindlich.
12. Wandkapitell, kclchförmig, mit Blatt- und Lnollenornament. Frühgotisch, A. 13. Ih. Sand-
stein. Br. 0,57 m, T. 0,35 m, 0 0,40 m.
13. Romanisches würfclkapitell, zweiseitig bearbeitet. H. 0,29 m, Br. 0,34 m, T. 0,34 m. L. 11. Ih.
14. Gewändestcin mit Runddienst.
15. Säulentrommel. 0 0,32 m, H. 0,33 m.
16. Kapitell mit Kämpfcrplatte, romanisch. H. 0,35 m, Br. 0,38 m, T. 0,38 m, 0 0,27 m.
17. Basis mit plinthe und Lckblättern. Sandstein, plinthe 0,39 qm, H. 0,30 m, 0 der Säule 0,27 m.
18. Pfeiler mit Wulstvorlagen. H. 0,73 m. Sandstein.
40
Burghasungen
19. Liscnenprofil vom Turm, Sandstein.
20. Bündelpfeiler mit Halsring und Bündelkapitell sowie Kämpferplatte. Sandstein. H. 0,70 m.
Kämpfer 0,39 qm.
21. Romanische Säulenbasis. Sandstein. H. 0,67 m. plinthe 0,60 qm. 0 der Säule 0,40 m.
22. Säulentrommcl. Sandstein. 0 0,40 nt, H. 0,35 m.
23. Bruchstück mit Blattornament. Gewändestcin aus 2 Säulentrommeln und Anschlagprofil.
H. 0,25 m, L. 0,83 m, 0 1) 0,40 m, 2) 0,30 m. (von Nr. 12 bis Nr. 24 auf dem Gutshof
Burghasungen).
Nähere Angaben über die erhaltenen Architekturreste siehe bei E. Wenzel in „Die Denkmals-
pflege", Berlin, 17. Jahrgang (1915) Nr. 12. Dort auch weitere Aufnahmezeichnungen und eine
Teilwiedcrgabe einer Handzeichnung des Landgrafen Moritz vom Kloster Hasungen aus dem
Jahre 1631.
Dorf Burghasungen
«Quellen. Staatsarchiv Marburg: Hasunger Urkunden 1337—1528. Salbuch von Burg-
hasungen 1515. Katasterbuch, 3 Bde. 1749. Gemeinderechnungen ab 1814.
Karten und Pläne. Staatsarchiv Marburg: Original-Lonc.-Ä. 1734. Karte v. Herrschaft!.
Vorwerk, gem. 1823, cop. 1843.
Abbildungen. Das Kurfürftenthum Hessen, Stahlstich H. Merz del., L. Thümling sc. 1850.
Literatur. Hochhuth, 245. Hufschmidt, 256 ff. Reimer, OL 207. Ritter, 96.
Otschichte. Locus Hasungen 1074, Obernhasungen 1123, Hñsingen superior 1200 und 1230.
Borghasungen 1337. Villa Hasungen 1352. — Das Dorf gehörte dem Kloster Hasungen. Nach
1527 zur Landgräflichen Vogtei Hasungen.
Kirche
Am Nordwestrande über der Mitte des Dorfes, frei auf einem Vorsprung des Bcrghanges stehend.
Kirchenbücher ab 1654. Reg. ab 1830.
beschichte. Das Dorf war ursprünglich zum Kloster eingepfarrt. Seit 1585 Filial von Eh-
len. Die Kirche ist 1800 erbaut.
Bestand
Grundriß. Saalkirche über regelmäßigem, gedrungenem, von Nordwesten nach Südoften
gerichtetem Rechteck. (Abb. 12).
Taf. 83 Aufriß: Äußeres. Sandsteinbau aus rohen Ouadern mit Bruchsteinen; Ouaderkanten.
Schmaler Schrägsockel. Schmale, hohe Rundbogenfenster, Umrahmung als schlichte Platte vor-
springend, mit Schlußstein. An der Talseite und an den Schmalseiten unter dem kurzen Mittel-
fenster schlichte Rcchteckportale, an der Südostseite Türe und Fenster darüber von innen zugesetzt.
Zwischen Türe und Oberfenster an der Talseite Tafel mit bekröntem, von perlstab eingefaßtem
Mittelfeld ohne Inschrift, oben und seitlich gerahmt von Lorberrankenwerk. Zweiflügelige,
schlicht verzierte Füllungstüren aus der Bauzeit. In Schichthöhe unter Traufe schmaler Plat-
tengurt, klassizistisches Traufprofil. Wenig steiles Walmdach in Biberschwanzdoppeldeckung mit
Schicfcrfassung. Uber Mitte First quadratisches Dachtürmchen in verfchiefertem Fachwerk. Ober-
teil über umlaufendem Sims, mit abgeschrägten Kanten, desgl. die halbkugelförmige Haube. Stich-
bogigc Schallöffnungen. Wetterfahne bez. 1800.
Burghasungen
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Inneres. Der reizvolle Innenraum ist nach der Längsachse völlig symmetrisch aufgeteilt. Im
Nordwestteil dreiseitige Lmporenanlage, zu der von der Tür aus in Breite der Schmalseite Trep-
pen mit schlichtem 8lachftabgeländer hinaufführen. Die Emporen werden getragen durch Stein-
konsolen und durch je drei Vierkantpfeiler mit toskanischem Lapitell vor jeder Langseite. Die
Stützen sind in gleicher 8orm bis unter die flache, durch eine Voute mit Wulstprofil übergelcitcte
Decke geführt und tragen zwei Längsunterzüge über Wulstprofil. Die Brüstungen der Empore so-
wie die des schlichten Gestühls vor den 8enftern der Langseiten und im freien Mittelraum zwischen
den Stützen tragen mit Stäbchen gerahmte 8üllungen. An der Südostwand, rechts und links
von der die Mitte einnehmenden Lanzel, verglaste Labinen mit rechteckiger Holzsprossenteilung. Die
rechte, der pfarrftuhl, hat über dem Gesimsabschluß eine über den Zugängen im Stichbogen ge-
führte „Attika". Die Ausstattung in neuem Anstrich. — Doppelt stehender Lehlbalkendachftuhl.
Hängewerke für das Gerüst des Dachturmes, Haube über Lranzgebälk.
Ausstattung. Altar in Lastenform; Holz, mit Stofs verkleidet. Rückseits Tür. Um 1800.
Lanze! aus Holz (H. 3,15 m). 5/s Typ. Brüstung mit Rechteckfüllungen und unterem und
oberem Abschlußgesims. Auf hoher fünfseitigcr verbretterter Lonsole. Schalldeckel aus 5 Seiten
eines länglichen Achtecks, mit Lantengesims, als Aufsatz Vase. Hölzerne Treppe aus pfarr-
ftand, Geländer mit eingeschobenen 8üllungen. Um 1800.
V rgel. Dreiteiliges Schrankgehäuse, seitlich je ein rechteckiger Pfeifenturm mit geschnitzten Ran-
kenschleiern; auf dem niedrigen Mittelftück Aufsatz aus geschnitzten, durchbrochenen Ranken; um
1860. Werk mit 10 Registern, mechanischer Traktur, Schleiflade aus der gleichen Zeit.
Meihinschrift des Llosters Hafungen an der Nordwand der Lirche. Siehe unter Llofter-
ruine Hafungen.
2 Gedenktafeln a) Holz, weiß auf schwarz gemalt, gerahmt, für 1870/71. b) Papier hinter
Glasrahmen, für 1914/18.
Grabstein eines Hasunger Abtes. Gotisch. 8ragment aus rotem Sandstein. H. 1 m. Um Taf. m»
1320. Der Grabstein stammt aus der Ärypta der ehemaligen Llosterkirche. Er wurde 1839 aufge-
funden und an der Westwand der Burghasunger Lirche eingemauert. Line Zeichnung des Grab- Taf. i4-
fteins in einer Chronik auf Gut Bodenhausen zeigt den ursprünglichen Zustand. Der Lopf des
Abtes ruhte auf einem Listen, die 8üße standen auf zwei Löwen. Die ganze 8»gur war von zwei go-
tischen Pfeilern flankiert und durch einen Äielbogen bekrönt. In Schulterhöhe schwangen zwei ge-
Add. Is. Surghasungen, Domäne. Strohfcheune. j : roo
Burghasungen
43
slügelte Engelhalbfiguren Weihrauchfässer. Zu seinen Füßen 2 weitere geflügelte Gestalten: ein
Abt mit Krummftab und Schriftband links und eine männliche Figur mit Schlüsseln rechts. An den
Ecken befanden sich die vier Lvangeliftensymbole, oben: Matthäusengel und Lukasftier, unten: Io-
hannesadlcr und Markuslöwc. Erhalten ist nur der Torso des Körpers ohne Hände und Beine und
der Kopf ohne Gesicht. In der linken Hand ein Kelch. Die Haare reich gelockt. Die ganze Grab-
platte war ca. 2 m lang und 1,20 m breit. Oie 2 oberen Lvangelistensymbole fanden sich in einem
Burghasunger Garten vergraben. Jetzt im Heimatmuseum Wolfhagen (vergl. Baureste Nr. Y).
Grabstein für Heinrich Ludwig Fleischhauer (gest. 16. Februar 1666); Sandstein (H. 1,55 m,
Br. 0,8$ m). Umschrift und Grabschrifttafel (in Kapitale). 2 Wappenschilde, links: Gekreuzte
Beile, darüber „F H", rechts: durch Balken geteilter Schild, oben halbes Schaf mit Schneckengehörn
und Kleeblatt im Maul, darüber „W H".
2 Kelche aus Silber (H. 20,8 bzw. 21,2 cm). Auf dem Fußreif Aass. Beschau und „KUMPE".
Um 1850.
Brotteller aus Zinn (0 24,2 cm). Rückseits 3 gleiche Stempel: Fliegender Engel mit
Schwert und Waage und Umschrift „Englisch Block Zinn Cassel L. Schmidt". Wohl ly. Ih.
Brotteller aus Silber (014,5 cm).Rückseits Kass.Bcschau mitpunzeLund„>VEI6EE." 19.IH.
Taufkanne aus Zinn (H. 25,5 cm). Form, Stempel und Widmung vergl. Taufkanne Dls-
hausen. 1652.
Taufkanne aus Zinn (H. 14,5 cm). Mit eingedrücktem Rundfuß, breitem, schnabelförmigen
Ausguß und hohem, geschwungenen Henkel. Unter dem Fuß Stempel: Engel mit Schwert und
Waage und Umschrift „Schn......" A. 19. Ih.
Opferteller aus Zinn (0 28,5 cm).
<D p f«r teilet- aus Zinn (0 22 cm), verbeult. Rückseits 3 Stempel: zweimal Engel mit
Schwert und Waage, links Vogel, Umschrift „Hildcbrand Block Zinn"; einmal fünfzackige
Rrone, darunter „G. Reitz". 18./19. Ih.
Glocke aus Bronze (H. einschließlich Sechsbügelkrone 0,76 m, 0 0,80 m). Am Hals einzeilige
Inschrift zwischen Schnüren (Äapitale) „Meine Schwester wird sagen, die Zeit mir hir ge-
schlagen". Über der Inschrift Fries aus gerauteten Halbkreisfeldern; unter der Inschrift 2 Fries-
streifen, am oberen schmale Arabesken vor gerautetem Grund, am unteren gerautete Halbkreis-
felder. Auf der Flanke Monogramm Landgraf Wilhelms IX. unter der Landgrafenkrone, links
von Monogramm „IX", rechts „Z H". Auf der Flanke (Rapitale) „Conrad Peter zu Hom-
berg goß mich". Um 1800.
Wandgrab für Christian Wachenfeld (hinter der Äirche). Sandstein, H. 2 m, Br. 0,98 m.
Große rechteckige Schrifttafel mit kurzem Sockel und oberem Abschlußprofil, darüber kleiner
Dreiecksgiebel. Auf der Vorderseite Spruch (Kapitale) mit Unterschrift: V. DEMME, rückseits
(Kapitale) „Dem Andenken meines verehrten Schwiegervaters des Rentmeisters Herrn Christian
Wachenfeld... gestorben 180 ...". Um 1810.
Bauernhäuser
Haus Nr. 1. Bauernhaus mit Stall. Zweigeschossig, Fachwcrk auf Werksteinsockel. Oberge-
schoß vorgekragt. Ouergebälkprofil Kehle und Rundstab. 10X6 Gefache. Satteldach mit 8-pfan-
nen. Giebelscite zur Straße. Eckpfosten geschnitzt mit Säulchen. Erb. E. 18. Ih.
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Burghasungen
Haus N r. 42. Wohnhaus. Zweigeschossig, 8achwerk auf Bruchsteinsockel. Obergeschoß vorge-
kragt. Ouergebälkprofil Larnies mit Platte. 7 Gefache. Satteldach mit Zwerchhäuschen in 8-pfan-
nen. Traufenseite zur Straße. Eckpfosten geschnitzt mit Säulchen. E. 48. Ih.
Ehemalige Domäne
Der Gutshof 4865/66 vom Berghang an die heutige Stelle nördlich an die Straße Lassel—Wolf-
hagen verlegt. Die Gebäude z. T. aus beim Abbruch der alten Gebäude gewonnenem Material er-
richtet, der Speicher nach dem Vorbild des Speichers auf der Domäne Wölkersdorf, Äreis 8ranken-
berg. Das Domänengut 4924 z. T. durch Siedlung verkleinert. Seit 4932 privatbesitz. Von dem
Hof am Eingang des Dorfes steht noch der Schafstall; in privatbesitz.
An der Nordseitc geschlossene einstöckige Gebäudegruppe aus dem etwas vorgezogenen, in der Mit-
telachse stehenden Wohnhaus mit zweigeschossigem, mit flachem Giebel abgeschlossenem Mit-
tclrisalit, anschließenden Wirtschaftsgebäuden und im rechten Winkel als 8lügelbauten anschließen-
den Ställen. Sandsteinbau aus groben, breitgefugten Ouadern. Der Wohnteil geputzt, wenig
steile Satteldächer mit Zalzpfannen, nur der ehemalige Luhstall an der Westseite mit Pappdach.
8assaden, über Schrägsockcl, symmetrisch aufgeteilt: das Wohnhaus mit hohen Stichbogenfen-
stern sowie zwei Stichbogentüren zu den dem Wohnhaus zu den Seiten des Mittelrisalits vor-
gelegten Terrassen; die Stallgebäude mit liegenden Rechteckfenstern, darüber gleichbreite drei-
teilige Öffnungen zu den 8ruchtböden. Zu diesen führt im Giebel des westflügcls eine Rundbogen-
tür, in dem des Ostflügcls eine Rundöffnung. Alle Öffnungen in Werkstein gefaßt. Die mit ge-
fastem Rundbogen abgeschlossene und mit Pultdach aus Steinplatten gedeckte Vorlage vor dem
Zugang des Westflügels ist offenbar ein älterer Bauteil, ebenso der gefaste Stichbogen über dem
Lellerzugang am Mittelbau, möglicherweise auch die tief gekehlten steinernen Sohlbänke der Lrd-
geschoßfenster im Wohnteil.
Taf.?- Vor hex offenen Südseite des Hofes etwas erhöht der Getreidespeicher: 2 Silos aus
abgestumpfter, achtseitiger Pyramide, die geneigten Wandflächen aus Lattenwerk mit Stroh abge-
deckt. Dach als flache Pyramide mit Pfannendeckung, spitzer Lnauf und Wetterfahne auf dem
östlichen. Beide Silos verbunden durch eingeschossigen 8achwerkbau über Sandfteinsockel, mit Sat-
teldach in Pfannendeckung. Das Innere der Silos in kühner, freitragender Lonstruktion mit Lranz-
gebälk für das Dach. Die tragenden Sparren und Streben auf Sandsteinsockeln, ebenso die Mittel-
stützen im Verbindungsbau. (Abb. 43).
Dörnberg
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Dörnberg
Dorf am Fuße des hohen Dörnberges an der Straße Rassel-Wolfhagen. Haufendorf in nach N.
abfallendem Gelände. 1085 Einwohner.
Quellen. Staatsarchiv Marburg: Urkunde 1301. Hafunger Urkunden 1074—1450. Rataster-
buch, 5 Bde. 1748. Gcmeinderechnungen ab 1807. Ronfistoriumsakten.
Larten und Pläne. Staatsarchiv Marburg: Gemarkungskarte ca. 1685. Orig. Lonz.-R.
1684. Extrakt a. d. D. Feldkarte 1755. Rarte Amt Wolfhagen: Gemarkungskarte in 14 Bl. 1847/48.
Literatur. Classen, 180 f. Dchn-Rotfelser-Lotz, 32. Ganßauge in Rasseler Post 1936, Nr.
121 ff. Hochhuth, 244. Hufschmidt, 221 ff. Reimer, OL 94. Ritter, 95.
(0Cfct)id)tC. Thurinkiberge 1074, Duringeberg 1123, Doringenberg 1343, Dorinbcrg 1301. —
1392 als landgräfliches Dorf genannt. 1539 zum Amt Raffel, 1804 zum Amt Zierenberg gehörig.
Rirche
In der Mitte des Dorfes an der Nordseite der Straße auf ummauertem Platz. Zugang vom
Westen durch Pforte mit barock abgedeckten Sandsteinpfeilern.
Rirchenbücher seit 1623. Reg. ab 1831. Lirchenchronik angelegt 1893.
(beschichte. Rirche und Pfarrei ursprünglich in Lutwardessen 1180. Zuletzt genannt 1131,
danach wüst. Dörnberg ehemals Silkl von Lutwardessen. Pfarrei seit Anfang 15. Iahrhundert in
Dörnberg. 1438 Vizepleban. Patronat ursprünglich Rat von Zierenberg, später Martinsstift in
Rassel, seit Reformation der Landgraf von Hessm. — von ursprünglich romanischem Bau Turm
und Teile des Schiffsmauerwerkes erhalten. Umbau des Schiffes 1508, Chor 1509 neu errichtet,
Decke mit Pfeiler 1588 (siehe Baubeschreibung). Empore von 1640 ehemals im Chor, 1934 an
Nordseite des Schiffes verlegt. Letzte Wiederherstellung 1934/35 unter Mitwirkung des Bezirks-
konservators.
Bestand
Grundriß. Mittelalterlicher Wehrturm, quadratisch. Schiff über regelmäßigem Rechteck,
in der Anlage gleichzeitig mit Turm. Quadratischer Qstchor, spätgotisch. Alle drei Teile von
gleicher Außenbrcite. (Abb. 14).
Aufriß: Äußeres. Grauer Sandstein und Basalttuff vermischt. Turm. Grobes Quader- Taf.8»
werk, breit gefugt, untermischt mit Bruchstein, steinsichtig verputzt. Fassung der Turmkanten durch
große, unregelmäßige Sandsteinquadern, desgl. die der Öffnungen. Das Mauerwerk verjüngt sich
kaum merklich bis zu einem Mauerabsatz in etwa 272 m Höhe unter der Mauerkrone. In der
Südwand alter rundbogiger Zugang zum Obergeschoß. In der Laibung Mauerlöcher für den
verrammelungsbalken erhalten. Heute führt dahinauf eine überdachte und verschalte Holztreppe.
An der Süd- und Nordseite drei Mauerluken in drei Geschossen, im mittleren Geschoß mit einem
dem Rundbogen genäherten Spitzbogenfturz. An der Westseite später eingesetzte Spitzbogentüre.
Gegen die freien Ecken moderne Stützpfeiler in Sandsteinquaderwcrk. Spätgotischer achtseitiger
Regelhelm verschiefert; Eckerker mit kleinen Regeldächern.
Schiff. Lagerhafter Bruchstein, fteinsichtig verputzt. Wagerechte Baufuge etwa 1,50 m unter-
halb der heutigen Traufe. Quaderfassung der ursprünglich freien Gebäudekanten im Osten. An der
46
Dörnberg
Südseite, dicht neben dem Turm, romanische Rundbogentüre, vermauert. Profil, offenbar ein
Wulst, zum Teil sichtbar. In älteres Mauerwerk eingesetzt zwei zweiteilige spätgotische Spitz-
bogenfenfter mit Lehlprofil und z. T. Fischblasen enthaltendem Maßwerk. Mittelpfosten erneuert.
Abb. J4- Dörnberg. Grundriß der Lirche. j :soo
Thor. Lagerhafter Bruchstein, steinsichtig verputzt, mit Ouaderkanten. Schrägsockel, am Anschluß
zum Schiff eingckröpft. Oftgiebclfeld in verputztem Fachwerk. An der Südseite zwei Fenster wie
am Schiff, an der Nordseite eines mit schlichtem Nasenmaßwerk, darunter moderne schlichte Türe.
In der Ostwand ein kleines Spitzbogenfenster, mit Fase und kleiner Lehle profiliert. An der
Lreuzung des durchstoßenen Mittelpfoftens mit dem Nasenmaßwerk Steinmetzzeichen:
Das gleiche an den übrigen Chorfenstern. Iüngere Stützpfeiler. Uber Schiff und Chor
einheitliche Traufkehle und gemeinsames Satteldach in Biberschwanzdoppeldeckung; im Norden
größtenteils Falzziegel.
- " - -
-i
— -
Abb. J6. Dörnberg. Schnitte durch Lbor, Schiff und Turm der Lirche. j: soo
Inneres. Turm, über Erdgeschoß Hängckuppelgewölbe, Spltzbogenöffnung zur Lirche,
Lämpfersteine mit unterer Schräge. Helm auf Sterngebälk und pfetten (Abb. 15, rechts).
Dörnberg
47
Schiff. Reizvoller Raum mit flacher Holzdecke mit Lcistenteilung von 1934, auf Längsunterzug Taf.i8>
mit Kantenftäben über hölzerner Mittelstütze (Abb. 15, Mitte). Diese profiliert mit Kehlen und
Wülsten, geschmückt mit Sechssternen, am 8"ß mit spätgotischem Zächcrmotiv. Am Sockelholz an
der Südseite Inschrift in Kapitale: Lrecta est haec media / struktura in die paulini qui est 22. dies
mensis / Juno anno Jesu Lhri 88 (Dieser Mittelbau ist am Tag des Paulus, das ist der 22. Tag
des Monats Juni im Jahre Jesu Christi 88 [1588] errichtet). Kämpferprofil an dem spitzbogigen
Triumphbogen aus Wulst und Kehle. Über dem nördlichen Kämpfer ein Köpfchen, über dem
Scheitel Inschrift: rtS, (1508).Holzboden mit Sandfteinplattenbelag.Wände geputzt.
scher Raum, überspannt von reichem Sterngewölbe mit Taf.i8-
(Abb. 15, links). Unter den mit Platte und Kehle profilierten
Chor. Spätgoti-
gekchltcn Rippen
Konsolen Köpfe, im Südwcsten und Nordoftcn je ein weiblicher, im Südosten und Nordwesten je
ein männlicher. Unter dem Rippcnansatz im Scheitel der Schildbögen je eine Schild haltende männ-
liche, im Norden eine weibliche Brustfigur. Die Schildchen mit Schriftzeichen und Sinnbildern, das
an der Westwand mit Jahreszahl 1509 (Abb. 1b). Jede der 21 Rippcnkrcuzungen trägt einen mit
Abb. jt>. Dörnberg. Lirchc. Sinnbilder und Schriftlichen.
Wappen, Symbolen und Brustbildern von Heiligen plastisch geschmückten und bemalten Schluß-
stein. Die Verteilung zeigt das beigegcbene Schema (Abb. 17). Steinfußboden, gegen das Schiff Taf.20-
um drei Stufen erhöht. In Nordwand Wandtabernakel in derber Sandsteinrahmung: Taf.68l
Gedrehte Säulchen mit 8ialen darüber, Wimperge mit Halbmond an der Spitze: darüber
Ouerprofil mit Köpfchen darauf; schlichtes Lisengitterchen. Je eine kleine Wandnische in der Nord-
und Ostwand. Im Unterteil der Ostwand flache stichbogige Wandnische. In Ost-Winkeln leere
8igurcnkonsolen. Die wände sind geputzt und tragen Wandmalereien (s. u.). Die Ausstattung des
gesamten Inneren in neuem Anstrich. — Einfach stehender Dachstuhl mit doppelter Kehlbalkenlage.
Wandmalereien im Chor.
8resko, A. 16. Ih. 8reigelegt 1934 durch Maler Schliephacke, Kassel. Die Malereien bauen
sich in drei Zonen auf. In der untersten führt sockelartig bis zur Höhe des 8enstcransatzes
ein an einer Stange mit Ringen aufgehängter Vorhang um den Chor herum. Vorhang in
gelb mit braunen 8altenschattierungen. Am oberen Rand als Umschlag des Gehänges ein
grüner Streifen. An der Ostseite wird der Vorhang durch eine flache Blcndbogennische unter-
brochen. Hierin in der Mitte eine Teufelsfigur, gelb mit brauner Umrißzeichnung, in den Händen
einen Haken, auf dem Rücken eine Kiepe, in dieser eine kleine Menschengestalt mit Dudelsack.
Die mittlere Hauptzone ist stellenweise untergeteilt. Im unteren Teil befindet sich an der
Nordseite ein jugendlicher Ritter zu Pferde, in der Hand einen Schild und eine 8«hne, wahrschein- Taf.20-
lich der Stifter. Am südlichen Ende der Ostseite ein hl. Martin, der mit seinem Schwert seinen
48
Dörnberg
Mantel zerschneidet, um die Hälfte dem vor ihm kauernden Bettler zu reichen. Darüber befinden
sich, durch ihre monumentale gotische Form altertümlich wirkend, eine Reihe von Heiligen und
Aposteln, über ihnen reich sich windende Schriftbänder, unter ihnen WeihekreuzeinRun-medail-
lons. Am nördlichen Zwickel der Westseite: l. Lin Heiliger in rotem Mantel, Oberkörper
und Kopf zerstört, Beine nackt. Vor ihm eine kleine knieende Gestalt. Johannes der Täufer? An
der Nordwand: 2. Apostel Matthias mit Buch und Beil. Z. Apostel Andreas mit Marter»
kreuz. 4. Lin jugendlicher-Apostel in reich bewegtem Mantel, in der Linken.,den,Knauf eines
Schwertes. 5. Apostel Johannes mit Reich und Schlange. An der O ft s e i t e : 6. Lin Apostel
mit Buch und Pilgerstab. Philippus (?). 7. Lin Apostel mit Buch und Wanderstab. 8. Lin
Heiliger in langem, grünen Gewand mit dunkelrotem Kragen und Borten. 4. Apostel Bartholo-
mäus mit Buch und Messer. An der Südseite: l0. Lin Apostel mit Buch, von hinten mit
einem Schwert durchbohrt. Am 8enftergewände: 11. Apostel Paulus, kahlköpfig, mit auf-
Dörnberg
49
geschlagenem Buch und Schwert. Unter ihm noch lesbar in gotischer Minuskelschrift: Paulus.
12. Apostel Judas Taddäus mit Buch und ^-förmigem Äreuz. Unter ihm in gotischer Minuskel-
schrift: Judas. Im südlichen Zwickel der Westseite : 13. Lin jugendlicher, unbärtiger Heiliger
mit Buch und Rute oder Stab, weitere Darstellungen befinden sich noch in den 8msterwandungen.
An dem Fenster derNordseitc sind dargestellt: Unten links die hl. Elisabeth mit Äirchenmodell,
vor ihr knieend ein Bettler. Unten rechts eine Mutteh-Gottes mit dem Lhristuskind in einer
Strahlenmandorla auf einer Mondsichel stehend. Das Lind unbekleidet. Darüber Gruppe der Ver-
kündigung. Links der Lngel Gabriel mit der Lilie. Zu seinen 8üßen ein Wappenschild mit Äreuz
und Schlangt. Rechts die Jungfrau Maria, vor einem Gebetpult kniecnd. Sie wendet sich mit er-
hobenen Händen nach dem Lngel. Auch die Fenstergewände der Südseite trugen einst Male-
reien, doch sind diese nur zum Teil erhalten. Am linken Gewände des linken 8msters der bereits er-
wähnte Apostel Paulus. Am rechten Gewände des linken 8ensters und am linken Gewände des
rechten Insters sowie an der zwischen beiden liegenden Wandfläche sind die Malereien nicht er-
halten geblieben. Der Ornamentstreifen ist dort ergänzt.
Am rechten Gewände des rechten Insters befinden sich zwei Heilige übereinander: Unten ein hl.
Papst mit Szepter und Tiara, der hl. Urban), darüber die hl. Latharina mit Schwert und Buch. Zu
itte Zone füllt die Zwickel der Gewölbebogen. An der West-
seite über dem Triumphbogen zwei Engel mit langen, wallenden Gewändern. Sie halten ein
breites Schriftband mit dreizeiliger Inschrift in Händen. An der N o r d s e i t e: Links vom 8enster
eine Darstellung der Anbetung der hl. drei Äönige. Die Madonna sitzt unter einem Baldachin.
Hinter ihr steht der hl. Joseph, von dem nur der Oberkörper erhalten ist. Vor ihr die drei Äönige
mit ihren Geschenken, der vorderste knieend, die beiden anderen dahinter stehend. Rechts vom 8enster
der hl. Georg zu Pferde, den Drachen mit einer Lanze tötend. Im Hintergrund knieend eine Jung-
frau mit einem Tier (Lamm)). Im oberen Zwickel zwei Lngel mit flatternden Gewändern, die
ein zweizeiliges Schriftband halten. An der O st s e i t e: Links vom 8enster ein hl. Sebastian, an
einen Baum gebunden und von Pfeilen durchbohrt. Zu beiden Seitm zwei Männer mit Bogen und
pfeil auf den Heiligen zielend. Im oberen Zwickel zwei Lngel mit zweizeiligem Schriftband. An
der S ü d f e i t e: Zwischen den beiden 8enstern ein hl. Lhriftophorus mit dem Jesusknaben auf der
Schulter durch einen Fluß watend. Links im Hintergrund vor einer Äapelle und felsiger Landschaft
der Einsiedler mit Laterne. Auf dem 8luß einige Schiffchen. Im oberen Zwickel zwei Lngel mit
zweizeiligem Schriftband. Darauf die Inschrift: Salus et gloria in secula seculorum amen.
Stil und Charakter. 8arbtöne in der Hauptsache^otbraun, gelb und olivgrün. Die 8iguren
sind in flotter zeichnerischer Weise auf weißen Grund gesetzt. Räumlich perspektivische Verbindung
zwischen den einzelnen Gestalten besteht nicht. Landschaftliche Motive sind in den zusammenhängen-
den Darstettungen^ wie der Anbetung der Äönige oder des hl. Christophorus angedeutet. Neben al-
tertümlichen traditionellen gotischen Typen, die hauptsächlich bei den Aposteln und Heiligen in
Erscheinung treten, finden sich sehr lebendige und fortschrittliche Elemente in der natürlichen Ge-
ftaltung der 8iguren und Gesichter und dm Renaissancekostümen, wie sie bei den Bogenschützen des
Sebastian, den Äönigen der Anbetung und dem Stifter zum Ausdruck kommen. Von besonderem
Reiz ist die Gruppe der Verkündigung am Fenstergewände der Nordseite sowie die Mutter-
GoULS im Strahlenkranz, von zartem Ausdruck die in feiner 8arbzeichnung hingesetzten Gesichter.
Neben reich bewegten spätgotischen 8altenknitterungen und 8altenbauschungen finden sich knappe
und straffe 8ormgcbungen. Renaissance-Charakter tragm auch die pferdedarftellungen des ritter-
lichen Stifters. des hl. Martin und des hl. Georg. Einfaches Linienornament umrahmt 8mster
Taf. 21 -
Taf. 2t»
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Dörnberg
und Triumphbogen. Der Erhaltungszustand ist teilweise ein ausgezeichneter. Stellenweise, beson-
ders an der Südseite, sind die Darstellungen nicht mehr erhalten, oder wie der Vorhang zum Teil
erneuert. Die Inschriften sind größtenteils nicht mehr lesbar. Ergänzungen an der figürlichen
Malerei sind nicht gemacht.
Ausstattung. Ranzel aus Holz (H. 2,00 m). s/s Typ. Auf jeder Brüftungsseite als
8üllungsfeld Blendarkade. Um 1650. Lesepult mit Rocaillekonsole (um 1750). Als Ranzelstütze
achtseitiger Taufstein (Sandstein). Schalldeckel fünfseitig, als Aufsatz Volutenkrone mit einer
Scheibe (Taube vor Strahlenkranz). Unter dem Schalldeckel rocailleumranktc herzförmige Schrift-
tafel (mit barocker gotisierender Rursive, gold auf schwarz) „Got zu Ehren hat dissen Deckel
gestiftet Ioh. Heinrich Meibert, grebe alhier, und dessen Ehefrau anno 1748".
2 pfarrftände, vergittert, mit flachen Holzschnitzereien belegt. A. 18. Ih.
Empore mit stark vorkragendem Ouergebälk aus Rahm, Balkenköpfcn, 8üllhölzern und
Schwelle; als Profile Rundftab und Lehle; Brüstung verbreitert. 17. Ih. Auf zwei Pfeilern; mit
8lachschnitzcrei verziert; über den Rapitellen die Iahreszahl 1740 aufgemalt und unter den Rapi-
tellen eingcschnitzt.
Patent aus Silber, vergoldet (0 14,2 cm). Tellerförmig. Um 1700.
2 Abend ni ahlskannen aus Zinn (H. 36 cm). Auf steilem 8ußrand schlanker, etwas ver-
jüngter Zylinder mit Ausguß, Rlappdeckel mit Rnaufgriff und geschwungenem Henkel. Unter
dem Ausguß von Blätterwerk herzförmig umschlossene Inschrift eingraviert (Rapitale) „Gott
und der Rirche zu Ehren haben Hr. Meybeh (! s. Inschrift Schalldeckel) Grebe, und dessen Ehe-
frau diese; Ranne gestiftet im Iahr 1751". Unter Rlappdeckel und 8uß je 1 Stempel: Engel mit
Schwert und Waage, darüber „Engel........ 1744", darunter „I. T. Schefer".
Abendmahlskanne aus Zinn (H. 32 cm). Auf schmalem 8ȧrand schlanker, nach oben etwas
verjüngter Zylinder mit Ausguß, Rlappdeckel mit verziertem flachen Griff und geschwungenem
Henkel mit Blattranken. Auf dem Boden Ornamentmedaillon. Auf dem Deckel 2 gleiche Stempel:
Rass. Stadtwappen und Posthorn (7) mit „H B" darüber. Unter dem Ausguß eingraviert
„M. w. 1649".
T a u f s ch ü s s e l aus Zinn (0 27 cm). Auf dem Deckel 3 gleiche Stempel: Engel mit Schwert
und Waage, darüber „Engelis Blotin 1744", darunter „I> T. Schffer" (wohl Schefer). Unter dem
Boden 3 gleiche Stempel: Engel mit Schwert und Waage, neben ihm Glocke und „74", Um-
schrift „Ioh. Georg..........Urig“. 18. Ih.
Sarkophag. An der nördlichen Außenwand der Rirche. Aufgefunden bei der Wüstung Lut-
wardessen 1914. Hohlraum mit ausgearbeiteter Ropfform. L. 2,15 m, Br. 0,55 m; Hohlraum:
L. 1,94 m, T. 0,29 m. — 11. Ih.
Schule
Erdgeschoß werksteinbau, an der Schmalseite Türe mit Dreieckgiebel auf zwei Ronsolen (Sand-
stein), an der Türseite zwei Schrifttafeln (Sandstein) „Erbaut" und „1824"; Obergeschoß moder-
ner Ziegelsteinbau, an der Lingangsseite verputzt; Satteldach, Biberschwanzdoppeldeckung.
Pfarrhaus
Zweigeschossig, 8achwerk, 1758. Bauweise vergl. Bauernhäuser. 13X9 Gefache. Mitteleingang
mit Stichbogenumrahmung und Brettertüre, darüber Zwerchgiebel.
Dörnberg
51
Bauernhäuser
Vorherrschende Bauform der fränkisch-sächsische Mischtyp mit Wohnhaus, Stall und Scheune un-
ter einem Dach. Traufseite zur Straße. Diese Lage für das Wohnteil und zumeist auch Stall ber-
gende Hauptgebäude auch dort, wo daneben gesonderte Scheune, gegebenenfalls auch weitere Ställe
treten und ein zweiseitig oder — seltener — ein dreiseitig umbauter Hof entsteht. Auch hier bleibt
Eingang an Straßenseite, Ausnahmen mit Giebel zur Straße und damit Eingang zum Hof,
z. B. Nr. 38 und 54. Daneben reine Wohnhäuser für bescheidenste Verhältnisse, z. B. Nr. 64 und
65. — Zwei Geschosse in 8achwerk über Sandsteinsockel, der zuweilen die ganze Stallhöhe
aufnimmt. Satteldach mit Vfannendeckung. Oie meisten der wertvollen Häuser 18. Ih., mit aus-
kragendem Ouergebälk; die aufgeführten Häuser bis einschl. Nr. 71V2 (außer Nr. 14, 38, 51, 65)
mit Rundftab an den Eckpfosten. Einige jüngere Beispiele, um 1800, ohne Auskragung, nur mit be-
scheiden angedeutetem Lehl- und Wulstprofil in der Mche (Haus Nr. 2x/2, 3, 372, 7). Darüber
hinaus bemerkenswert:
Haus Nr. 9. (Quergebälk schwach vorkragend, mit 8ase und Larnies. Dach mit Zwerchhaus.
Türe neu.
Haus Nr. 10. (Quergebälk schwach vorkragend, mit perlstab. Erdgeschoß verputzt. 8«lz-
zicgeldeckung.
Haus Nr. 13. Der mittlere Hausteil der älteste. (In dem in Backstein erneuerten Stall erhal-
tenes Tür-Pfostenstück bez. 1735.) (Quergebälk mit Stab und Viertelwulst, ehemalige Eckpfosten
mit Rankenwerk-8lachschnitzerei. — Tennentor, bez. 1793, in jüngerem Anbau rechts — 1840
wohnteil nach links erweitert und doppelarmige 8reitreppe vorgelegt. (Quergebälk mit Safe und
Viertelftab, Eckpfosten mit Stabprofil. — Ostgiebel verputzt, Westgiebel mit Pfannenbehang.
Lrüppelwalmdach, z. T. mit 8alzziegeln. — Barocker Lleiderschrank, Eiche mit wurzelfournier in
den 8üllungen, eingelegte Bez. A. L. (Arnold Lappe) M. G. 1749.
Haus Nr. 14. Wohnhaustüre im Oberlicht bez. 1841, Scheune im Torsturz bez. 1771.
Haus Nr. 20. Dreiseitig umbauter Hof. Am Wohnhaus Ouergebälk mit 8afe und Larnies.
Der Lantstab an einstigem Eckpfosten aufgerollt, schlicht geschnitzte Lopfbänder. Das Dach mit
Zwerchhaus. Der alte Bau beiderseits verlängert, links mit 8ase und Larnies im Ouergebälk, rechts
mit Viertelwulft, hier überbaute Hofeinfahrt.
HausNr.22. Lckstab wie Nr. 20.
Haus Nr. 26. Ouergebälk schwach vorkragend. 8üllholz mit gedrehtem viertelstab, Dach mit
Zwerchhaus. Rechte Lrdgeschoßhälfte massiv ausgebaut.
HausNr.37: Im Ouergebälk Sstf« und Wulst.
Haus Nr. 38. Im Ouergebälk 8ase und Stab. Türfturz-Inschrift: Heinrich Meiberdh und
meine 8rau Anna.
Haus Nr. 44. Schwellhölzer als Viertelwulst, darauf flächige Bandwerkschnitzerei. Links
Tennentor, offenbar in späterem Anbau; alte Haustüre in der Mitte, die heutige rechts daneben. Im
alten Türsturz Inschrift in barocker Lursive: „Iohannes Poppenhäger Magdalena seine Hausfrau
haben gott vertraut und diß Hauß gebaut Anno 1683 monat September". An Giebelfront am Rähm
in Lapitale: „Alle die hir forüber geh die mich kennen den geb Gott was sie mir gönnen die mir
nicht es gönnen und auch nichtes geben sie müssen mich lieben." Daneben Verdachungsgesims.
4'
52
Dörnberg
Haus Nr. 4b. Zum Teil Falzziegel. Schwellhölzer mit Fase und Larnies. Im Türriegel bez.:
„Iohan Heinrich Mogge und dessen Efrau Anna...........Hofmannin.............". Das langgestreckte,
für den Typ kennzeichnende Haus nach Westen verlängert.
HausNr.48. Fachwerkgerüst mit ausdrucksvollem „hessischen Mann". Sehr hohes Erdgeschoß.
Ouergebälk mit Fase und Larnies. Z. T. Falzziegeldcckung.
HausNr.51. Gasthaus. Fachwerkgerüst mit halbem „hessischen Mann". Im Ouergebälk Vier-
telwulst. Trempelgeschoß mit Speicherluke. Nach Osten um eine Achse verlängert.
HausNr.54. Im Ouergebälk Fase und Stab. Inschrift am Straßengiebel im obersten Rähm:
„Valten Liese hat mich gemacht George..........Anno 1621 den 11. Aprill". Im unteren Rähm:
„Leyde dulde sey unverzag wen dein zeit dich kraus dich plag bleib in deinem beruf und ftant und
wert davon nicht abgewant". Stall in Backstein erneuert.
Haus Nr. 64. Ähnlich Nr. 65.
Haus Nr. 65. Lleines Wohnhaus ohne Stall. Im Ouergebälk Fase und kräftiger Stab. Ver-
witterte Inschrift von 1797. Dach mit Zwerchhaus.
Haus Nr. 71 Vs- Lleines Wohnhaus. Ouergebälk mit Fase und Larnies. Alte Türe.
Haus Nr. 74. Schlichtes Wohnhaus. In nicht übersetztem Fachwerk Inschrift in Lapitale:
Ioh. George Ulrich und meine Ehefrau Anna Marta eine gebohrene Nolde haben Gott vertraut
und dies Haus gebaud den 24. Appril 1841 Zimermeister Henrich Leise.
Haus Nr. 75. Dreiseitig umbauter Hof mit Wohnhaus, Scheune und Schweineftall mit
Speicher. Wohnhaus mit Stall im hohen Sockelgeschoß. Gebälk mit Stab und Lchle. An der Ge-
bälkschwelle verwitterte Inschrift. Türe später; an den alten Türpfosten und an den Lopfbändern
eingestochene Rosetten. Falzziegeldeckung.
Haus Nr. 76. Wohnhaus mit im Winkel angebautem Stall; Zementsockel. Ouergebälk nicht
vorkragend. Fenftersohlbänke zum Teil mit Zahnfries. Um 1800.
Haus Nr. 78Vz. Vor Haus freistehend alter Backofen in Lehmfachwerk.
Haus Nr. 80. Wohnhaus mit rückwärtigem Anbau an Nebenstraße für Stall und Scheune.
Wohnhaus alt, nahezu spiegelbildlich aufgeteilt. Eckpfosten mit Rankenwerkschnitzerei und Ro-
setten. Das wenig auskragende Ouergebälk mit flachem Viertelwulst. Der an der Nebenstraße
stehende Westgiebel mit Pfannenbehang. Dach mit Zwerchhaus und Lrüppelwalm. E. 18. Ih.
Haus Nr. 87. Wohnhaus mit Stall im Sockelgeschoß. Verputzt. Ouergebälk schwach vor-
kragend und später verbohlt. Vor Haustüre doppelarmige Freitreppe mit hohen Sandsteinplatten
als Wangen. Jüngere Scheune zurückliegend.
HausNr.91. Uber zwei Fenstern alte Inschrifttafel mit vertiefter barocker, gotisierender Lur-
sive, zwischen zwei Rosetten: „Gott segne dis gantze Haus und alle die da gehen ein und aus /
Schütze es durch Deiner Engel! Wach / Dein Lreutz Herr Jesu sey das Dach / Laß alles was
darin geschicht / zu Deinen ehren sein gericht Z. 9. 11. Wr hat gott vertr(aut)".
Haus Nr. 95. Langgezogenes Typenhaus mit zwei Tennen und Stall dazwischen. Ouergebälk
mit Fase und Larnies. Eckpfosten mit kantigem Stab profiliert.
Haus Nr. 96. Gasthaus. Im Ouergebälk Fase und Larnies. In Lopfbändern Sechsstern.
Dach mit Zwerchhaus.
Dörnberg
53
Igelsburg
Burgstätte auf dem gleich benannten Bergvorsprung am Nordabhang des Habichtswaldes, süd-
lich der Straße Rassel—Dörnberg. Reste von Mauerwerk und Tonscherben, die auf eine früh-
mittelalterliche Tonbrennerei schließen lassen, sind erhalten.
Wallburg
Auf dem hohen Dörnberg.
d5cfcfyid)tc. Die Wallburg stammt wahrscheinlich von dem Heerlager, das Raiser Heinrich IV.
in seinem Rampf gegen Graf Otto von Nordheim im Jahre 1071 auf dem Dörnberg abhielt.
Bestand
Der Trapezform des Plateaus folgend umschließt ein Lrdwall mit zum Teil sichtbarem Graben eine
ebene Mche, in der Reste von Baulichkeiten nicht zutage treten. Der Zugang an der breiteren
Schmalseite im Osten.
54
Ehlen
Ehlen
Dorf südlich an der Straße Rassel—Wolfhagen, im oberen Warmetal vor dem Westabfall des
Habichtswaldes. Haufendorf mit 959 Einwohnern.
«Quellen. Staatsarchiv Marburg: Urkunden 1406—1490. Hasunger Urkunden 1074—1531.
Latasterbuch, 5 Bde. 1748. Steuertabelle 1737. Gemeinderechnungen ab 1814. Ronsiftoriumsakten.
Rarten und Pläne. Staatsarchiv Marburg: Conz.-Gemark.-Ä. 1685. Lonz.-L. 18. Ih.
u. 1737. Rarte der Dorfschaft Ehlen cop. Rassel 1827. Gemark.-R. in 34 Bl. 1872/76.
Literatur. Classen, 230. Dehn-Rotfelser-Lotz, 33. Hochhuth, 245. Hufschmidt, 226/229. Rei-
mer, OL 104. Ritter, 95.
Elheno um 1015. Acleheine und Lleheine 1074. Lln 1327. Elen 1403. — Das
Dorf gehörte dem Rloster Hasungen, seit 1527 zur Vogtei Hasungen des Amtes Ahne.
Pfarrkirche
Evang. Östlich der Dorfstraße auf dem ihr gegenüber erhöhten und westlich mit einer Bruchstein-
mauer aus Sandstein abgestützten Friedhof.
Rirchenbücher ab 1654. Reg. ab 1830. Chronik der Pfarrei Ehlen angelegt 1907.
d5cfd)id)tt. Die Lirche gehörte ursprünglich zum Erzstift Mainz. 1074«schenkte sie Erzbischof
Siegfried dem Rloster Hasungen. 1170 übertrug Erzbischof Christian die Befugnisse des Archi-
prcsbyters in Schützebcrg und des Archidiakons auf den Abt von Rloster Hasungen, der das Pfarr-
amt durch einen Hasunger Mönch besetzen durfte. 1241 wurde die Rirche dem Rloster inkorporiert.
1528 erster evangelischer Pfarrer. Filialen in Oelshausen und Burghasungen. Eingepfarrt Gut
Bodenhausen und Hof Ropperode. —
Ältester Rirchenbau stand nördlich der jetzigen Rirche, jetzt Stcinscheune, 11. Ih. Von roman. Bau
des 12. Ih. nur der Turm noch vorhanden. Schiff 1817/18 neu erbaut (siehe Bauinschrift).
Bestand
Grundriß. Ouadratischer weftturm, romanisch. Schiff in Biedermeiercharakter, über ge-
drungenem Rechteck. (Abb. 18).
Taf. Y» Aufriß: Außeres. Turm. Hochaufsteigendes, schlichtes Massiv, bis zur Fensterbrüstung des
Glockengeschosses aus sauberem Sandsteinquaderwerk; darüber grober Bruchstein mit Ouader-
Ehlen
55
fassung der Lanten, ebenso die Untermauer der Südseite. Hochgelegener rundbogiger Eingang an
der Nordseite mit späterer Sandsteinfreitreppe; nach innen zu liegt ein zweites rundbogiges Tür-
gewände. Zwischen beiden führt eine rundbogige, in Werkstein gemauerte «Öffnung nach der Süd-
empore des Schiffes. Schmale Luken. Im Glockengeschoß allzeitig je zwei gekuppelte zweiteilige
Rundbogen — zum Teil vermauert — mit hineingestellten romanischen Rundsäulen; geschweifte
Sattelfteine; Würfelkapitelle über Halsring, zum Teil mit Halbkreisauslage auf den Schildflächen
oder mit aufgelegtem Mittelgrat, zum Teil mit Schachbrettfries unter der Deckplatte; Fußring,
Wulstbasis mit Lckkrallen. Jm Osten Lapitelle barock erneuert, bez. 165t. Traufkehle und Schräg-
brctt. vcrsthicferte Barockhaube.
Schiff. Sandsteinbau, lagerhafter Bruchstein, stcinsichtig verputzt, mit Lantenquadern; platten-
sockcl. Zweigeschossige, dem Lmporeneinbau entsprechende Anordnung der Fenster. Zn Sturzhöhe
der unteren Fenfterreihe breites Gurtband in rotem Sandstein, Werkstein, die oberen Fenster mit
Rundbogenabschluß und Schlußsteinen. In der Mitte der Langseiten je ein schlichtes Rechteckportal,
über dem Gurtband Verdachung aus doppelter Platte und doppeltem viertelstab. An der Nord-
seite im Gurt Inschrift in Lapitalc: „Erbaut in der Zeit vom 1. Juli 1817 bis zum 14. Novem-
ber 1818". Zweiflügelige Holztüren der Zeit. Über weit ausladendem, aus einem Brett geschnitte-
nem Larniesprofil flaches, im Osten abgewalmtes Satteldach in doppelter Biberschwanzdeckung mit
Schiefcrfassung.
Inneres. Turm. Lrdgeschoßraum mit rundbogigem, gebuftem Gratgewölbe. In der Ostwand
breite Rundbogenöffnung in Ouaderwerk, von der Äirche aus bis auf schmale Einstiegöffnung
zugesetzt. Das Gewölbe verputzt, der Wandputz teilweise erhalten. Fußboden aufgefüllt. Haube
über liegendem Lehlbalkenftuhl.
Schiff. Saalkirche mit flacher Decke über zwei Längsunterzügen, getragen von der Verlängerung
der Vierkantstützen der Emporen. Symmetrische Raumgestaltung mit dreiseitiger Empore und
Orgelerker im Westen, Lanzel an der Oftwand. In den Ostecken Gitterftühlc, in den weftccken
Emporentrcppen mit Bretterdocken. Alles Holzwerk in Rahmen und Füllung mit schlichten Lar-
niesleiften; unansehnlich gestrichen. Decke und Wände geputzt und getüncht, mit moderner Schab-
lonenmalerei. Fußboden mit Sandsteinplattenbelag. Doppelt stehender Lehlbalkendachftuhl.
Ausstattung. Altar in Laftenform. Holz (H. 1,05 m).
Lanzel aus Holz, braun überstrichen (H. 3,30 m). 5/s Typ. Brüstung mit eingelegten Fül-
lungen und unterem und oberem Abschlußgesims. Als Lanzelstütze (Stein, braun gestrichen) eine
vor die wand gesetzte halbe Rundsäule auf hohem Rcchtecksockel. Schalldeckel aus Holz, braun ge-
strichen; unregelmäßig-sechseckig. Holztreppe aus pfarrstand. Um 1818.
2 Ehrentafeln für 1814 und 1870/71; Holz, weiß auf schwarz gemalt.
Orgel. Prospekt braun überstrichen und vergoldet; dreiteilig, mit höheren seitlichen Rechteck-
türmen; ftoffhinterlegte Schleier. 1818. Das Werk mit mechanischer Traktur, Schlcifladen, 13 kling.
Registern aus der gleichen Zeit.
L e l ch in Silber (H. 23 cm). Auf dem Fußreif Lass. Beschau und „WEIGEL". 19. Ih.
Aelch in Silber (H. 23 cm) 1862. Dem vorigen nachgearbeitet! Auf dem Fußreif Lass. Beschau
und „KÄUPERT".
Taufschüssel aus Zinn (0 28 cm). Auf dem Rand 2 Stempel: Lasseler Wappen und Ln
Schildform „HH S" über 3 Sechszackfternen; ferner graviert „H. D. R./S. R.". 18. Ih.
Taf. ioi *
56
Ehlen
Taf. 22'
Schraubkanne aus Zinn (H. 36 cm). Sechsseitiger Gefäßkörper auf schmalem 8ußrand, mit
rundem Schraubdeckel und beweglichem Messingtragring. Auf dem Deckel 3 undeutliche Stempel:
einmal Lass. Wappen und zweimal 3 Buchstaben über einem Sechszackstern. 18. Ih.
Abendmahlskanne aus Zinn (H. 33,5 cm). Auf 8ußrand Zylinder mit Ausguß, geschwunge-
nem Henkel und Llappdeckel mit Lnaufdrücker. 18/19. Ih.
Abendmahlskanne aus Zinn (H. 31 cm). 8orm und Stempel siehe Taufkanne Oelshausen
von 1652. 17. Ih-
Bronzeglocke (H. mit Sechsbügelkrone 1,06 m, 0 1 m). Am Hals — unter Rundbogenfries —
dreizeiligc Inschrift zwischen Schnüren (Lapitale) „Allein Got in der Hohe sey Ehr und Danck
vor seine Gnade. Johannes Reinoldus Pastor Lasper Scheipf 8riedrich Steinwart Tonges
Müller Iohan Metten me cum allorum in Elen ficri fccerunt anno 1578 XI aprilis Hans
Arnts Grebe Iohan Stark 8urster Iohannes Osterlingk auxilio litersr Studiosus S. Loper-
schlagr." Am Schlag einzeilige Inschrift (Lapitale) „Heinrich Lipen Iohan Lipen Reinhart
Lipen Hans Metzel Heinrich M. Sop Iohannes Stark Hans 8ogel von Paderborn Herman
Bock Hans Reinholdts Tönges Osterlingk" (die Worte getrennt durch Münzabdrücke). Am Wolm
5 Schnüre. 1578.
Ehemalige Äapelle
Ietzt Scheune. Nördlich der Lirche.
Erb. 11. Ih. (ältester erhaltener Lirchenbau des Lreises).
Bestand
Niedriger Sandsteinbau über rechteckigem Grundriß (Abb. 19), Bruchstein, ftcinsichtig verputzt mit
Ouaderfassung der Lanten. Die Schmalseiten durch eingebrochene Tore größtenteils zerstört. An
der Südseite Rechtecktüre, vermauert.
Tympanon. (Abb. 20) 8lachrelief mit
fächerförmigem Lreuz in halbkreisförmiger
Umrahmung H. 0,60 m, Br. 1,11m, 11. Ih.
Das Maucrwerk modern in 8achwerk er-
höht, Satteldach mit pfannendcckung.
(Außenmaße 13,10 m X 7,40 m. Inncn-
maße 11,65 m X 6,05 m).
Bauernhäuser
H a u s N r. 12. Bauernhaus mit Scheu-
ne und Stall. Zweigeschossig, 8achwerk
auf Werksteinsockel. Obergeschoß vorge-
kragt. Larniesprofil. 16X9 Gefache. Satteldach mit Zwerchhaus in 8-pfannen. Traufenseite zur
Straße. Stallmauer massiv erneuert. 18. Ih.
Abb. ;g. Lhlen, Grundriß der ehem. Lapellc. ): roo
Haus Nr. 13. Bauernhaus mit Scheune und Stall. Zweigeschossig, 8achrverk auf Werkstein-
sockel, Obergeschoß vorgekragt. Ouergebälk Wulftprofil. 9 Gefache. Satteldach mit Zwerchhaus
in 8-pfannen. Traufenseite zur Straße. Uber der Haustür Inschrift: S. 8- t>. B. Z. M. (Zimmer-
meister). Stallmauer massiv erneuert. Um 1800.
Ehlen
57
HäuservomgleichenTyp:Nr. 18, Hr. 21 (am Steinsockel Inschrift: S.H.8. /^vcccil.
A.M.M.), Nr. 25, Nr. 39, Nr. 43 (mit Rückfront zur Straße, verlängerungsbau 1819), Nr. 50,
Nr. 51, Nr. 57, Nr. 62, Nr. 65, Nr. 68, Nr. 73, Nr. 74, Nr. 78. — Sämtlich 2. H. 18. Ih.
oder A. 19. Ih.
Wartturm
Nördlich des Dorfes auf einem flachen
Hügel. Sandstein, lagerhafter Bruchstein,
unverputzt. Umfang J3,25 m. In halber
Höhe Linstiegöffnung mit rechteckiger
Ouaderumrahmung.
Ehemaliges Bergamts-
gebäude im Habichtswald
Ietzt preußisches Beamtenerholungsheim.
Dreiflügelig umbauter Hof; in der Mitte
Wohnhaus, links Scheune mit Vorderwohnung, rechts Stallgebäude. Wohnhaus: Zweige-
schossiger Biedermcicrbau, symmetrisch zu fünf Achsen, putzbau über hohem Sockelgeschoß (Äellcr).
Mittcltüre, dahin zweiarmige Sandsteintreppe mit eisernem Gitter, im Mittelstück Schildchen, bei-
derseits mit gekreuzten Bergmannshämmern und -lampen. Darüber ein Schriftband mit Berg-
mannsgruß „Glück auf". 8enfter und Türen in schlichtem plattengcwände. plattcngurt in Ge-
schoßhöhe. Walmdach. Scheune: Zweigeschossiger putzbau, Obergeschoß übergesetzt, Gebälk
verschalt. Satteldach. Stall: Massives Erdgeschoß, Obergeschoß 8achrverk. Satteldach. Alle
drei Gebäude mit Biberschwanzdeckung.
Gut Bodenhausen
Ouellen. Staatsarchiv Marburg: Urkunden 1544/51. Hasunger Urkunden 1074—1483.
Rarten und Pläne. Staatsarchiv Marburg: Gem.-L. gem. 1755, abgetr. 1796, cop. 1837.
Literatur. Hochhuth, 245. Hufschmidt, 261 f. Reimer, OL 54. Ritter, 96. Llofter Hasungen
und Bodcnhausen, Mskr. 1842 im Besitz des Gutseigentümers (s. unten).
Geschichte. Botinhusun 1088. Budinhusen 1100. Bodenhosen 1234. — 1239 als Dorf genannt.
1355 freier Hof. Der Hof gehörte ursprünglich dem Rloster Hasungen. 1539 Chr. Scherer, 1747
von Goeddaeus. 1792 von Motz, zuletzt von Mansbach.
Das jetzige Gutshaus ist 1660, das Torgebäude 1649 auf älteren Grundmauern errichtet (s. Bau-
beschr.).
Bestand
Herrsch astshof
Rechteckige Anlage in ebenem Gelände in Art einer Wasserburg (Abb. 21). Der etwa 7 m breite
Wassergraben an der Westseite noch wasserführend, einschließlich eines kurzen Stückes der Süd-
seite bis zu einer steinernen, im Stichbogen gewölbten Brücke; an der Nordseite und im anschließen-
den Teil der Ostseite erst in jüngster Zeit ausgefüllt und noch erkennbar. Die Gebäude stehen
Abb. ro. Tympanon der ehem. Lapclle. j : 20
58
Ehlen
unmittelbar am Rande des Grabens, an der Nordseite das
Taf.22* Herrenhaus, bez. 1660; über länglichem Rechteck. Sandstein-
sockel, massives Erdgeschoß von Lehmfteinen (lufttrockenen Zie-
geln), zwei Obergeschosse in übergesetztem 8achwerk mit schlich-
ter Stab- und Lehlprofilierung in Schwell- und 8üllhölzcrn.
Erdgeschoß allseitig, Obergeschosse an der Süd- und Ostseite
verputzt, an der Westseite verschalt, an der Nordseite vcrschiefert.
Unregelmäßig verteilte Rechteckfenster mit schlicht profilierten
Holzbekleidungen und Ialousieklappläden. Walmdach, an beiden
Enden flankiert von durchstoßenden Zwerchhäusern, die an der
Südseite als Drcieckgiebcl, an der Nordseite als Giebel mit Lrüp-
pelwalm endigen. Biberschwanzdoppeldeckung. In der Mitte
der Hauptdachfläche an der Südseite großes, halbrundes Dach-
fenster. An der Nordseite späterer Anbau in voller Gcbäudehöhe.
Moderner Türeinbau an derSüdseite.An derOstseite moderner Anbau aus altem Baustoff. ImArchiv
Handschrift: „Llofter Hasungen und Bodenhausen, 1842. Gewidmet dem Staatsminifter Ger-
hard von Motz und dem 8orstmeifter Philipp von Motz." Enthält u. a. eine Geschichte des Llofters
Hasungen, Llosterordnung, Abtstafel von 1122 bis 1528. Zeichnung des Lloftersiegels, Lageplan
Taf. 141 u. 3> der Lirchc und Llostergebäude. Zeichnung eines Grabmals. Zeichnung der Llostergebäude mit Lust-
garten.
Stallgebäude an der Westseite des Hofes. Der Nordteil 8achwerk, in den unteren Gefachen mit
Bruchfteinausmauerung. Der Südteil aus groben Sandsteinquadern, mit Werkfteineinfassung der
Rcchteckfenfter. Die Hofseite verputzt, zum Teil in Backsteinmauerwerk erneuert. Satteldach, an
Hofseite mit Pfannen, an der Grabenseite mit 8alzziegeln gedeckt.
Taf. 71 Torhaus, vor dem Südgiebel des Stallgebäudes, hinter der Brücke an der Südseite des Hofes.
8achwerk, nur an der Außenseite Erdgeschoß massiv; mit Ausnahme des 8achwerks an der Außen-
seite verputzt. Zwei Stockwerke einnehmende Mittcldurchfahrt, an der Außenseite mit gcquadcrter
Wcrksteinumrahmung. Im Schlußstein des Rundbogens bez. 1649. Gebälksims mit 8lachgiebel-
aufsatz. Jm geputzten Giebelfeld Wappentafel der 8amilie von Motz (2 gekreuzte Doppelhämmer
mit Lilie in oberer Mitte), bez. „renoviert 1834", Sandstein. Halb zugemauerte gekuppelte 8en-
fter, profiliert in Plättchen und Larnies. Sandstein-Gurtgesims aus Platte und Viertelstabwulst.
Satteldach mit Biberschwanzdeckung. Über der Mitte reizvoller Uhrturm, verschindelt: Über vier-
seitigem Unterbau mit geschweiftem Walmdach schlanker, vierseitiger Aufsatz mit Lcklisenen, Rund-
bogcnöffnungen mit Pilasterrahmung, flaches Pyramidendach mit Schieferdeckung.
Nördlich des Torhauses Scheune von 1850. Übergesetztes 8achwerk mit Backsteinausmauerung.
Lrüppclwalmdach mit Biberschwanzdoppeldeckung.
Inmitten des Hofes ein Brunnen in Sandsteinfassung, mit abgerundeten Schmalseiten.
Pacht er haus
vor der Brücke an der Ostseite der Zufahrt. Llassiziftischer putzbau mit Sandsteinsockel, Sandftrin-
gurtgesims aus Platte und kleinem Larnies. Gequaderte putzlisenen fassen die Lanten und flanp
Ehren die mittleren der fünf Ansterachscn an den Langseiten. Rechtcckfenster mit fein profilierten
Sandfteinumrahmungen. Drei Ansterachsen an den Schmalseiten, z. T. zugesetzt. In der Mitte
Abb. Zf. Dodenhausen, Zustand um zroo.
| :soo
Ehlen
59
der Hochseite schlichte Rechtecktüre mit Gebälkverdachung. Westtüre vermauert. Zlaches Walm-
dach mit Biberschwanzdoppeldeckung.
Ölmühle
Ietzt Gehöft. Die Mühle ist neuerdings zum Wohnhaus umgebaut. Zweigeschossiger Zachwerkbau.
Sockel und Weftwand aus lagerhaftem Bruchstein. Mühlrad nicht mehr erhalten. 13 X 8 Ge-
fache. Satteldach und Zwerchhäuschen mit Rrüppelwalm in 8-pfannen. Steintreppe mit Tür,
eingcschnitzt 1821. Erb. 1813, durch General von Motz. Inschrift am Sockel: si KM 1813.
Habicht st ein er Mühle
Am Zuße des Habichtsteins an der warme und nördlich der ehemaligen Hauptstraße Rassel— Taf. 22«
Wolfhagen gelegen. Getreidemühle. Oberschlägtig. Erb. 1836. Zweigeschossig, Sockelbau aus lager-
haftem Bruchstein mit werkfteineinfassung. Rundbogige Tür zum Hof. Obergeschoß aus Zach-
werk. Satteldach mit Zwerchhäuschen in 8-pfannen. An der Westseite Inschrift: ERVET K 1836.
Daneben noch einmal 1836. An der Nordwestccke ebenfalls Iahreszahl 1836. Zugehörig ein Stall-
gebäude und eine Scheune. Stall an Mühle angebaut. Zweigeschossiger Zachwcrkbau mit Sattel-
dach in 8-pfannen. M. 19. Ih. Scheune in Zachwerk. Zweigeschossig. Satteldach mit 8-pfannen.
M. 19. Ih.
GutRopperode
Gutshof an der Straße Ehlen—Martinhagen.
Larten und Pläne. Staatsarchiv Marburg: Grundriß von dem hochadl. v. Motz'schen
Gute. I. G. pfaff 1796.
Literatur. Hochhuth, 245. Reimer, OL 403. Ritter, 96.
Geschichte. 1028 Ruobburgorod, 1074 Ropurgoroth, 1470 Rupperderaide, 1515 Ropperderade.
— 1074 von Adelheid dem Rlofter Hauungen geschenkt. Ehemals hessisches Lehen der von Dal-
wigk. Im 15. Ih. wüst. E. 18. und A. 19. Ih. im Besitz der Zamilie von Motz. — Alte Ge-
bäude nicht erhalten.
»
60
Ehringen
Ehrmgen
Dorf im Tale -er Erpe, an der Straße Wolfhagen—volkmarscn in ebenem Gelände. 745 Ein-
wohner. Die Anlage des Dorfes, das sich in seiner Nebeneinanderreihung gleichlaufender Straßen-
züge als eine „Addition von Straßendörfern" darstellt, ähnelt darin der einer Stadt. Städte-
baulich reizvoll ist die Staffelung der Giebelhäuser an der westlichsten Straße, der Durchgangs-
straße, mit Blick in Richtung auf Volkmarsen.
Quellen. Staatsarchiv Marburg: Urkunden 1074—1728. waldeckcr Urkunden. Ratasterbuch,
5 Bde. 1781. Steuertabclle 1737. Gemeinderechnungen ab 1789. Konsistoriumsakten.
Karten und Pläne. Staatsarchiv Marburg: Gem.-K. von Grimmel 1699. Dorfkarte
Taf. 922 von Otto 1778. Zehntkarte um 1800. Gem.-K. in 36 Bl. 1872/76.
Literatur. Classen, 242. Dehn-Rotfelser-Loth, 33. Hochhuth, 235. G. Landau, Der Zreistuhl
zu Ehringen, ZHG, II, 298. Reimer, OL 104. Ritter, 96. Wests. UB.
(&Cfd)id)tC. Erungun um 1015. Heringe 1074. Lringen 1251. Iringen 1517. — Gehörte ur-
sprünglich zu Paderborn, seit dem 13. Ih. zu waldcck. 1438 und 1456 an Hessen verpfändet. 1472
an waldeck wieder zurück. 1534 wieder im Besitz von Hessen. 1631 verzichtet waldeck endgültig.
Besonderes Gericht im Amt Wolfhagen. Großer Dorfbrand 1738.
Kirche
Lv., 8ilial in Viesebeck.
In der Mitte des Dorfes auf dem ummauerten Kirchhof zwischen Straße und Erpe.
Kirchenbücher: ab 1655. Reg. ab 1830. protokollbuch der Chorsänger-Vereinigung von 1749 an.
Pfarrerverzeichnis ab 1634.
(öefcfyicfytC* 1234/37 schenkt Graf Adolf von Schwalcnberg-Waldeck die Kirche dem Kloster
Arolsen. Schenkung 1251 von Kardinal Hugo bestätigt. Patronat nach Aufhebung des Klosters
1533 Grafen von Waldcck. — Von urspr. román. Bau Turm erhalten. Schiff gotisch. Chor spät-
gotisch (2. H. 15. Ih.). Turmobergeschoß mit Haube nach Brand 1742 erneuert. 1880/81 um-
fassende wiederherftcllungsarbeiten. 1904 Einbruch der Tür an der Nordseite des Turmes an-
stelle eines 8ensters. Letzte Wiederherstellung 1927.
Bestand
Grundriß. Nahezu quadratischer wcstturm, romanischer Wehrturm; das gotische Schiff
in der 8luchtseite der Nordwand anschließend und in seiner Achse etwas nach Süden abgebogen,
einschiffig aus zwei querrechteckigen Iochen mit quadratischem Chor (Abb. 22).
Taf.9» Ausri ß : Äußeres. Turm, wuchtiges Massiv aus vorwiegend roten Sandsteinblöcken,
steinsichtig verputzt, Kanten in Quadern gefaßt. Unter dem Glockengeschoß umlaufendes Kaff-
gesims. An der Südseite hochliegender, zum ersten Obergeschoß führender Turmeingang, im äuße-
ren Gewände gerade, im inneren im Rundbogen geschlossen. Heute führt längs der Turmsüdwand
eine überdachte Holztreppe mit Stabgitter auf steinernem Unterbau hinauf, offenbar anstelle eines
im Ansatz erhaltenen, ebenfalls nicht ursprünglichen runden Treppentürmchens. An Nordseite mo-
derner Turmeingang an Stelle eines vermauerten Spitzbogenfensters im Charakter der Kircheu-
fcnstcr (nach altem Photo). Spuren noch sichtbar. Schlichte Luken. Zu der erneuerten Glockent-
stube allseitig je eine hohe Schallöffnung mit im Rundbogen geschlossenem Werkfteingewände.
Dieses an der Nord- und Südseite außen gekehlt und mit Ansatzstelle für einen gekehlten Mittel-
Lhringen
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pfoften. An der Nordwestkante ein verwitterter Kopf. Über einer Werksteinschräge Traufbrett.
Gebrochener vierseitiger Helm, verschiefert. Wetterfahne bez. mit w.
Schiff. Das Mauerwerk in wildem Bruchstein, steinsichtig verputzt, mit Ouaderkanten. An den
Langseitcn Sockel und Traufe gekehlt. Zweiteilige 8enfter mit Schräglaibung in (Quaderwerk und
mit innen und außen gekehlten Werkfteingewänden; modern erhöht. An der Nordseite schlichte Türe
mit geradem Sturz, bez. 1769. Am linken Gewände Hochwassermarke bez.: „8luth am 19. Iuli
1852". Zweiflügelige Brettertüre mit Oberlicht. Strebepfeiler mit plattengedecktem Pultdach über
Kehlsims. Die Pfeiler, die Ouader der 8ensterschrägen und die der Südweftkante tragen die
Stcinmctzzeichen: , N Das Mauerwerk des Thores in gleichem Charakter wie das des
Schiffes, ohne Sockel und Traufkchle. In der Südwand ein dreiteiliges 8enfter in
8lachbogennische mit hineingestellten Spitzbögen, profiliert in Kehlwulst. Unter dem Bogenscheitcl
eine kleine Rose. Das 8enster der Nordseite im Charakter der Schiffsfenster, in seinen oberen Teilen
modern. Das der Ostseite ganz modern. Über Schiff und Chor Satteldächer, mit Biberschwänzen
an der Nordseite doppelt, an der Südseite einfach gedeckt.
Inneres. Im Turm die Lrdgeschoßhalle überwölbt von rippenlosem, rundbogigem Kreuz-
gcwölbe. In der Südwand Rundnische für das Taufbecken eingebrochen. Daneben ein moderner
Wandschrank in Verbindung mit einer Luke. Inschrift am Balken des Turmstuhles: „Unter Got-
tes Seegen und Beystand wird dieser Kirchturm neu gebaut und aufgerichtet im Iahrc Christi
MDCCXLII (1742) den XII. Tag Oktobris von Iohannes Runkel Zimmermeister Zur Zeit das
Ioh. H. Streycher Pastor Caspar Henkelmann Graebe Iohannes Duerrmeyer Richter Henricus
Haupt und Ioh. 8örster Vorsteher waren". Die Helmpyramide auf Kreuzgebälk und Laiserftiel.
Breiter Durchbruch zur Kirche offenbar in Verbindung mit der Lmporenanlage geschaffen. Das
Schiff von niedrigen Verhältnissen. Die Kreuzgewölbe spitzbogig mit gekehlten Rippen und eben- Taf. 50»
solchen Gurtbögen. Runde Schlußsteine, im westlichen ein agnus dei, im östlichen sechszackiger
Stern. Runddienfte mit rohem Achteckkapitell. In den Ecken die Dienste abgeschlagen. Spitzbogiger,
bis Kämpferhöhe gefaster Triumphbogen. Im Chor rundbogiges Kreuzgewölbe mit niedrig
liegendem Scheitel. Gekehlte Rippen auf Rundkonsolen mit Wülsten. In der Südostecke Lopf-
konsole. Runder Schlußstein, modern verunstaltet. In der Nordwand Wandtabernakel mit Taf.i5>
Umrahmung. Zwei Lhorstufen. — Liegender Kehlbalkcndachstuhl. Verschiedene Anzeichen deuten
auf das frühere Vorhandensein eines niedriger ansetzenden Kirchendaches.
Ausstattung. Altar in Tischform, Sandstein (H. 1,02 m), blockartiger Unterbau mit
Sockclprofil (gemauert aus Werksteinen), überstehende Deckplatte. 17./18. Ih>
62
Ehringen
Ranzel aus Sandstein, neu bemalt (H. 1,67 m). Rorb von unregelmäßigem Grundriß, 4V2
Brüstungsseiten mit sechseckigem Spiegel in Holzwerknachahmung; auf einer Seite Inschrifttafel
im Spiegclfeld (eingehauene Rapitale) „1564 Arnold Hinzen E L A Joannes Deur K. V. C.
DEL. STE. K.", über der Inschrifttafel die Steinmetzmarke: J Lanzelfuß von derselben
Ouerschnittform wie Rorb. Holztreppe aus dem pfarrftand.
Taufe aus Sandstein, rot gestrichen (H. 0,70 m, 0 Becken [ | 0,64 m). Auf kreisrunder
Grundfläche ein umgekehrter Regelstumpf, der in die Würfel- form übergeführt ist. 14. Ih.
Taf. Wandtabernakel (an der Nordscite des Thores). Sandstein, neu gestrichen (H. 1.40 m,
Br. 0,65 m). Nische von zwei gotischen 8ialen flankiert, bekrönt durch den von Rrabben besetzten
Rielbogen mit Abschlußblume und Maßwerkfüllung. Schmiedeeiserne gotische Gittertür. r. H. |5. Ih.
Empore neu bemalt. Vorn auf Säulen, rückseits auf Pilastern. Brüstung verbreitert, mit Blend-
füllungen. oben Abschlußprofil. An der wcftempore Lesepultkonsole. 17. Ih.
Gestühl neu bemalt; mit Deckleiste und einfach profilierter Seitenwange. 17./18. Ih.
Orgel. Prospekt mit neuem Anstrich, aus 3 halbkreisförmigen pfeifentürmen, der mittlere höher;
geschnitzte Rocaillcschleier, um 1745. Werk aus mechanischer Traktur, Schleifladen, y klingenden
Registern; 19. Ih.
Taf. 100 > Reich aus Silber, vergoldet (H. 21,7 cm). Auf dem 8ȧrand 2 Stempel: Raff. Beschau und als
Meistermarkc in geteiltem Hochovalfeld oben Punkt zwischen 2 senkrechten Strichen, unten Stern
im Halbmond. 1696.
Reich löffel aus Silber (12 cm lang). Unter dem Stiel 2 Stempel: Raff. Beschau und
COLLET. 19. Ih.
Abendmahlskanne aus Zinn (H. 37,8 cm). Auf hohem 8ußreif sich nach oben verjüngender
Zylinder mit Ausguß, geschwungenem Henkel und Rlappdeckcl mit Rnaufdrücker. Unter dem
Deckel 2 gleiche Ovalftcmpel: stehender Engel mit Schwert und Waage und Umschrift „Iohan
Philipp ... (Iäger?)". Unter dem 8«ß dieselben Stempel. Unter dem Hußrand graviert (8raktur)
„Iohanncs Henricus Streicherus Pastor Ehring me emit Anno 1735".
Abendmahlskanne aus Zinn (H. 34,3 cm). Auf eingedrücktem hohen 8«ß sich nach oben
verjüngender Zylinder mit geschwungenem Henkel, Ausguß und Rlappdeckcl mit verziertem Drücker
und Mittelknöpfchen. Unter dem Boden 3 Ovalstempel Ln Rollwerkkartusche: 1. Wohl Rasseler
Wappen, 2./3. einhenklige Ranne mit Iahreszahl 1699 und M. R., über der Ranne Stern. Unter
dem Boden graviert (8raktur) „Rümmelius paft. me emit 4 thal Anno 1704".
Taf. 1C32 Taufschüssel aus Zinn (0 32 cm). Auf dem Rand Blätterfries und auf dem Boden Ring-
streifen zum Aufsetzen der Abendmahlskanne; unter dem Boden 3 gleiche schlechte Stempel: stehen-
der Engel mit Waage, links sechsftrahliger Stern. Wohl 17. Ih.
Brotteller aus Zinn (0 24,4 cm). Auf dem Rand Blätterfries. Rückseits 3 gleiche Teil-
stempel: stehender Engel mit Schwert und Waage und zweizeiliger Überschrift. Wohl 17. Ih.
Lirchplatz (8riedhof)
An der Rirchenmauer 4 verwitterte Grabsteine 17./18. Ih.
8erncr eine Anzahl neugotischer Grabmäler von 1840 bis 1880.
Bauernhäuser
H a u s N r. 3. Bauernhaus mit Stall und Scheune. Zweigeschossig. 8achwerk auf Werkfteinsockel.
Obergeschoß leicht vorgekragt. Ouergebälkprofil Viertelstab. 12 Gefache. Satteldach mit 8-pfannen.
Ehringen
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Traufcnseitc zur Straße. Um 1800. Vom gleichen Typ die Häuser Nr. 9 (erb. 1749), 10, 11, 12,
20 (mit rückwärtigem Anbau von 1781). M. u. E. 18. Ih. Nr. 31, erb. 1783. Nr. 40 erb.
£. 18. Ih. Nr. 42 erb. 1764, Nr. 66 erb. 1800, Nr. 69 erb. 1803, Nr. 78 erb. 1810 durch Zim?
mcrmeifter L. H. Nr. 84 erb. A. 19. Ih. durch Zimmermeister Ioh. Vogel.
Haus Nr. 23. Niedersächsisches Bauernhaus mit Tenne. Zweigeschossig, 8achwerk. Stallmaucrn
massiv erneuert. Ouergebälkprofil Rundftab mit Platte. 10 Gefache. Satteldach mit 8-pfannen.
Giebclseite zur Straße; Eckpfosten mit Säulen. Am Ouergebälk und über dem Scheunentor In-
schriften und Jahreszahl 1738.
Dem gleichen Typus gehören an: Nr. 6, erb. 18. Ih. Nr. 15, erb. E. 18. Ih. Nr. 25, erb. 1738.
Nr. 26, erb. 1739. Nr. 32, erb. 1743. Nr. 43 (nur Scheune) erb. 1820. Nr. 53, erb. 1708. Nr. 63,
erb. 1738 unter Verwendung eines älteren Scheunentores, mit Inschrift und Iahreszahl 1656.
Nr. 64, erb. 1736.
Haus Nr. 47. Wohnhaus. Zweigeschossig. Machwerk. Obergeschoß vorgekragt. Ouergebälk-
profil Rundstab mit Platte. Satteldach, Giebelseite zur Straße. Eckpfosten mit Säulchen. 2. H.
18. Ih. Vom gleichen Typ Haus Nr. 41, erb. um 1800.
Haus Nr. 52. Bauernhaus mit Stall und Scheune. Zweigeschossig. 8achwerk. Obergeschoß vor-
gekragt. Ouergcbälkprofil viertelst«!). Sockel aus lagerhaftem Bruchstein. Aus zeitlich zwei ver-
schiedenen Bauteilen entstanden. Ursprünglich wohl niedersächsische Bauart mit Tenne und Giebel-
seite zur Straße mit 9 Gefachen, 1718. Anbau eines zweigeschossigen Wohnhauses 1854 von 6,
Giebelseite 9 Gefachen. Durch gemeinsames Satteldach miteinander verbunden. Traufenseite zur
Straße. Obergeschoß vorgekragt.
Haus Nr. 10 3. Mühle am rechten Ufer der Lrpe. Sägewerk. Oberfchlägtig. Zweigeschossig.
8achwerk aus Werksteinsockel. Obergeschoß an der südlichen Giebelseite vorgekragt. Ouergebälk-
profil Larnies mit Platte. 10X19 Gefache. Satteldach mit Lrüppelwalm in 8-pfannen. Am
oberm Ouergcbälk der Südseite Inschrift: „Anno Domini 1709. 17. Samentia." Am unteren
Oucrgebälk: Friedrich Ulrich Graf zu waldeck Pyrmont und Rappoltstein." Nordseite erneuert.
HausNr. 127 außerhalb des Dorfes an der Straße nach Niederelsungen. Zweigeschossig. 8ach- Taf. 27*
werk auf Werksteinsockel. Obergeschoß vorgekragt. Ouergebälkprofil Larnies mit Platte. 10X9
Gefache. Satteldach mit 8-pfannen. Alte Barocktür; darüber Inschrift: „1727 H. S. 1906." Eck-
pfosten mit gedrehten Säulen.
Obermühle. Getreidemühle; setzt Turbinenantrieb. Werksteinsockel. Zweigeschossiger 8achwerk-
bau. 16X8 Gefache. Satteldach mit Lrüppelwalm und Zwerchhaus von 5 Gefachen mit 8-pfan-
nen gedeckt. Eckpfosten mit Säulchen. Uber der Haustür Inschrift in Lapitale: „Ioh. Georg
Henpfing und Maria Christian« geb. Hornschuh Anno 1802 den 28. und 29. Iuni ist dieses Haus
aufgerichtet". Scheunenbau 13X9 Gefache. Satteldach mit Lrüppelwalm in 8-pfannen. Hinter dem
Haus ein 8elsenkeller. Uber der Tür Inschrift in Stein: „M. Chris. Dofcl Oper Man. Anno )7J6."
8reistuhl
An alter Stätte wieder hergestellt durch Landrat von Buttlar 1905. Sandstein. In der Mitte
Stuhl mit Rücken und Armlehne. An der Rücklchne Inschrift: „Der Landrat von Buttlar." Davor
Tisch mit reliefiertem Schwert. An den Ecken die Buchstaben: „St. und Lr." Seitlich 4 Steinbänke,
vor dem Tisch ein Stein mit Inschrift: „8reiftuhl 1905".
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Elben
Elben
Dorf an dem Flüßchen Elbe an der Straße Naumburg—Fritzlar, sg^ich der Bahnstation Balhorn.
Haufendorf Ln Hanglage mit 567 Einwohnern.
«Quellen. Staatsarchiv Marburg: Urkunden 1074—1558. Latafterbuch, 2 Bde., 1778. Steuer-
tabelle 1738. Gemeinderechnungen ab 1812. Lonsistoriumsakten. Llberberger Archiv: Urk. u. Akt.
Larten und Pläne. Staatsarchiv Marburg: Lonz.-Gemark.-Larte von Lümmel, 1686.
Conz.-Gemark.-Larten 18. Jahrhundert. Larte von Lothe 1839. Waldkarte von Eulner 1749.
Feldkarte ca. 1780. Suppl.-Larte von pfaff 1834.
Literatur. Classen, 159 f. Hochhuth, 115. Reimer, OL 110 f. Ritter, 39. Landau, Beschrei-
bung, 224.
1074 Aelvinu und Llvinu. 1110 Llvun. 1243 Llbene. — 1361 im Besitz der
Familie von Elben. 1386 Lehen vom Stifte St. Alban in Mainz. Nach dem Aussterben der Fa-
milie von Elben kam das Dorf 1537 als Mainzer Lehen in den Besitz der von Taubenheim, dann
der von Boyneburg und von Buttlar. 1559 verzichteten die v. Boyncburg auf ihre Anrechte.
Seitdem im Besitz der Familie von Buttlar. Elben bildete mit Elberberg, Altendorf und den
Wüstungen Beltershausen und Todenhausen schon im Mittelalter die Llber Mark. Diese gehörte
bis 1266 zu dem den Grafen von Naumburg gehörigen Gericht Hagebukcn; als jenes 1266 an
Mainz fiel, wurde die Elber Mark davon gelöst und erhielt ein eigenes Gericht.
Lirche
Auf einer Anhöhe im Nordwesten des Dorfes.
Lirchenbücher seit 1635. Register ab 1830. Elbener (mit Altendorfer) presbyterial-protokolle ab
1793. Chronik der Pfarrei Elben, angelegt 1891.
(öcfdjidjte* pleban 1308. Seit 1386 Lehen der von Elben von St. Alban in Mainz. Patron
v. Buttlar auf Elberberg. Vikariat von Naumburg, Filial in Altendorf. —
Von urspr. roman. Lirche nur der Turm erhalten. Die gegenwärtige Lirche unter Verwendung
älteren Mauerwerks 1788 nach einem Entwurf von Iussow d. Ä. von 1754 errichtet.
Bestand
(Arundriß. Ouadratischer Turm im Westen, romanisch, mit jüngeren Stützpfeilern. Recht-
eckige Saalkirche, barock (Abb. 23).
Taf.92 Aufriß: Äußeres. Sandfteinbau aus groben Quadern, breit gefugt, am T u r m mit Bruch-
stein untermischt. Grober Schrägsockel. Rundbogenpforte mit Ouaderfassung; Laibung mit ge-
rader Balkenabdeckung; auf dem rechten Lämpferstein eingehauene Grabinschrift von 1586 (s. u.).
An der Südseite Fenster mit Dreieckabschluß in einem Stein gehauen, halb vermauert. Schallöff-
nung an Nordseite zweiteilig, mit Rundbogenarkaden auf Sattelstein über heute in der Vermaue-
rung verstecktem romanischem Säulchen. An der Westseite Schallöffnung im Stichbogen geschlos-
sen, fast völlig vermauert. Doppelt geschwungene, spitze Haube, verschiefert. Wetterfahne bez. 1757
mit Zusatz 1926.
Schiff über Schrägsockel, mit werkftcinkanten. Stichbogenfenfter in Werksteinfassung, mit
Rechteckverglasung. Die mittleren gekuppelt mit Stichbogenportalen in Ohrenumrahmung;
£ 1 b e n
ös
Plattenprofile mit aufgelegten Wülsten; im Süden Schlußstein, bez. in Kapitale: ad Gloriam
dei (zum Ruhme Gottes). Holztüren der Zeit mit altem Beschlag. An der Südseite zum Teil pro-
filierte werkfteinftufen. An der Ostseite Bauinschrift auf bekröntem ovalem Schild mit Lanzett-
blattumrahmung in Kapitale: Ruspiee deo /patronorum kavore Kocce templum / pecuniatum
cx patria tum cx aerario sacro / impetrata / tum donata tum sua / extrui curarunt cives /
Flbenses et Flberbergen / et Nlorum: u: d. minister Joh: Friöericie Seldler / MDCCLXXXVIII
(Unter der Vorsehung Gottes, unter der Gunst der Patrone haben die Bürger von Elben und
Elberberg auch ihr Vorsteher Ih. 8riedrich Seidler im Iahre 1788 dafür Sorge getragen, daß
diese Kirche errichtet und teils vom Vaterland, teils aus dem Kirchensäckel, teils aus erbetenen und
(freiwillig) gegebenen, teils aus eigenen Mitteln bezahlt wurde, bez. Philip 8<rlk). — Sattel-
dach, an der Ostfeitc abgewalmt, in Bibcrschwanzdoppeldeckung.
Inneres. Zum Turm schmaler tonnenüberwölbter Zugang in der Ostwand. Haube auf stehen-
dem Stuhl, Bohlensparren. Schiff: Saalartiger geputzter Raum mit Voutendccke über schlich-
tem Profil. 8ußboden mit Sandsteinplattenbelag. Stehender Kchlbalken-Dachftuhl.
Ausstattung. Altar in Tischform, Sandstein (H. 0,90 m). Deckplatte auf rechteckiger Taf.is-
Mittclstütze, auf deren Vorderseite erhaben in barocker gotisierender Kursive „Hatte im Gedächtniß
Jesum Christum" und auf deren Rückseite „Anno 1788" steht.
Ranzel aus Holz, braun überstrichen (H. 3,20 m). 8ünffeitiger Rorb mit fünfseitiger Mittelftütze
und fünfseitigcm Schalldeckel. Treppe mit flachem Balustergeländer. £. 18. Ih.
Orgel. Prospekt von 1844, später verändert; über dem Spielschrank auf 2 Täfelchen aufgemalt
1844 und 1931. Werk neu.
Stände braun überstrichen, vergittert; £. 18. Ih.
Empore braun überstrichen. E. 18. Ih. An der östlichen Nordseite Stand für die Patronats-
Herrschaft von Buttlar.
Relief des hl. Martin, Stein (H. 46 cm, Br. 54 cm). Der Heilige reitet nach links, zerschneidet Zaf.n*
mit dem Schwert seinen Mantel. Hinter ihm auf der rechten Seite des Reliefs der Bettler, der
feine Rechte flehend erhoben hat. Oben rechts einige unleserliche Minuskelbuchftaben. Stark be-
schädigt sind Gesicht des Heiligen und des Bettlers, linkes Vorderbein des Pferdes, linker 8uß des
Heiligen und linker Arm des Bettlers. 15. Ih.
66
Elben
Wandgrab des Hans von Grifte. Sandstein, dick bekalkt (H. 2,70 m, Br. 0,48 m).
Von Andreas Herber. Im Mittelfeld Relief: kniecnder Ritter vor Rruzifix, links oben Wappen
Grifte, rechts oben Dieden. Am Sockel 2 Wappen: a) unbekannt; b) Trümbach. Im Dreiecks-
giebel in Relief Engelsbruftbild, darunter Gesims mit Inschrift (Rapitale) „Anno Domini 1580
novemb 10 ist der edel und .... est Hans von Griffte in Got selig entschlaffen".
Wandgrab einer Frau, geb. Wolf von Gudenberg (angeblich die Frau des Hans von Grifte);
Sandstein, dick bekalkt (H. 2,55 m, Br. 0,40 m). Von Andreas Herber. Im Mittelfeld Relief:
betende Frau vor Rruzifix; am Rreuzesstamm AB eingehauen (Signatur für Andreas Herber);
links oben Wappen „wolff", rechts oben „Gogrebe" (= Gaugreben); zwischen den Wappen
eingehauen „1574". Am Sockel 2 Wappen „Zufras" und „Gebens". Am Gesims unter dem Drei-
eckgiebel alttestamentlicher Spruch.
Wandgrab der Anna von Meisenburg, geb. von Grifte (dem Wappen nach eine Schwester
des Hans von Grifte). Sandstein, dick getüncht (H. ca. 2,40 m, Br. 1,05 m). Von Andreas
Herber. Im Mittelfeld Relief: betende Frau vor Rruzifix; seitlich je 1 Pilaster mit Z Wapl-
pen, von links obm: „Elben", Fersha", „Harden"; von rechts oben: „Drembac" (— Trüm-
bach), „Beinburg" (= Boineburg), „Rauhen". Im Giebel 2 Wappen: „Grift" und „Dicden".
Am Sockel Rollwerkkartusche mit Inschrift (Fraktur und Rapitale) „Anno 1584 den 28 Novemb
ist in Gott entschlaffen die edle und tugendsame Fraw Anna Meisenburgin____________geb. von Griffte
deren Gott genad".
Wandgrab eines Fräulein von Boineburg. Sandstein, dick getüncht (H. ca. 2,40 m, Br. ca.
0,40 m). von Andreas Herber. Im Mittelteil Relief: betende Iungfrau vor Rruzifix, links oben
Wappen Boineburg (genannt Hohenstein), rechts oben unbekannt. Am Sockel 2 Wappen a) El-
ben, b) unkenntlich. Im Dreiecksgiebel Lamm mit Rreuzesfahne. Am Gesims unter dem Giebel
Spruch (Rapitale) „Christus Iesus ist das Lamb Gottes, welchs der Welt Sünde tragt 1587".
Grabstein für Heinrich Iffert, eingemauert am rechten Gewände der südlichen Turm-
tür. Sandstein (H. 0,33 m, Br. 0,56 m). Inschrift (Rapitale) „Anno 1586 ist in Got verschieden
Heinrich Iffert der Iunger. Last zu mir komen die Rindlein klein, den solchen so! der Himmel sein".
G r a b st e i n des Pastors Iohann Theodor Boclo. Sandstein (H. 1,88 m, Br. 1,22 m), an
der Südmauer. Inschriftkartufche, darüber wappenzelt mit Wappen. Die Inschrift lautet „Hier
ruhet dem Leibe nach / T. T. Herr Iohann Theodor Boclo / Gewesener Diner des gütlichen
Worts / Seine / Ungcfaerbte Gottes Furcht / Standhafte Rechtschaffenheit / Treue, Wachsamkeit
im Ambte / Tugendvolle Ehe / Vortreffliche Rinderzucht / Machen seinen Nahmen unsterblich. /
Er war gebohren zu Eschwegen in Hessen / Im Iahre Christi 1704 den 3ten Decemer / Heirah-
tete 1736 den 24ten May / T. Fr. Catharinam Elisab. Ruchenb. / Starb 1778 den 14ten Ia-
nuarii / Im 74: Iahr. S. Alters u. 45ten S. L. Amts. / Hinterlies 4 Söhne und 1 Tochter /
Wanderer / Betraurc den Hintritens würdig Lehrer / Betencke stets so Deinen Toot / Daß Du
nach dem Tode lebest / Leichtext PS. LXXXI V 14—18“.
Reich aus Silber (H. 17 cm). Neugotisch. Inschrift auf der Ruppa in lateinischer Schreibkursive:
„Rudolph und Louise von Buttlar zur Lonfirmation ihres Sohnes Ludwig 1865". Auf dem Fuß-
rand 2 kleine undeutliche runde Stempel.
R e l ch aus Silber (H. 23 cm). Auf Rundfuß balufterförmiger Schaft mit rundem Nodus, Ruppa
becherförmig rund. Unter dem Lippenrand der Ruppa Inschrift (lateinische Schreibkursive) „Refus.
A. deaur. munif. illuftr: folm. L S de V: nat. de B: (— v. Buttlar) ao 1764". Unter dem
Fuß 2 Stempel: Rass. Beschau und als Meistermarke „I L w", ferner graviert „24^/z lot".
Elben
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Patent aus Silber (0 14 cm). Zum vorigen Reich gehörig; tellerförmig, rückseits 2 Stempel
(siehe Reich) und graviert „53/8 lot".
3 (vpferteller aus Zinn (0 19,5 cm), rückseits je 1 Stempel: Rose mit Rrone und Buch-
staben E Z.
Abendmahlskanne aus Zinn (H. 36,5 cm). Breiter, flacher Rundfuß; auf kurzem, schmalen
Schaft kugeliger Bauch mit langem Hals, Ausguß, Rlappdcckel mit Rnaufgriff; 8-förmiger Henkel
trägt oben Stempel: Engel mit Schwert und Waage und Buchstaben „H B". L. 18. Ih.
Abendmahlskanne aus Zinn (H. 36,5 cm). Gesamtform wie oben. Unter dem Deckel
Stempel: Engel mit Schwert und Waage und Buchstaben „M H". L. 18. 3.
Taufschüssel aus Silber (0 31,5 cm). Unter dem Rand grav. lat. Schreibkursive „Rudolph
von Buttlar und Louise von Buttlar, geb. von Buttlar der Rirche zu Elben, 1868".
Taufschüssel aus Zinn (0 29,5 cm). Unter dem Boden graviert (Rapitale) „pro eccl.
Elb 1773". Stempel unter dem Boden: Wappen mit den Buchstaben A T.
Bauernhäuser
Haus N r. 13/4. Zweigeschossig, Fachwerk. Satteldach mit 8-pfannen. Traufenseite zur Straße.
Zwerchgiebel. Eckpfosten mit gedrehten Säulen, (Quergebälk: Rarnics mit Platte. Um 1700.
Haus Nr. 2. Zweigeschossig, Fachwerk. Unten Stallung und etwas höher liegendes wohnge-
schoß. Satteldach mit 8-pfannen. Giebel zur Straße. Eckpfosten geschnitzt. (Quergebälk: Rarnies
mit Platte. 6X10 Gefache. Hausrückseite verputzt, im Erdgeschoß Backsteinmauer. Tür neu, am
alten Türpfosten „Anno 1721".
Haus Nr. 3. Zweigeschossig, Fachwerk. Unten Stallung und etwas höher liegendes wohnge-
fchoß. Satteldach mit 8-pfannen. Traufenseite zur Straße. Zwerchhaus. An Vorderseite (Quer-
gcbälk: Rarnies mit Platte. 18. Ih.
Haus Nr. 32. Mühle, zweigeschossig, Fachwerk. Satteldach mit 8-pfannen. Zwerchhaus. Im
Türgiebel erhaben „A 1807".
HausNr.35. Wohnhaus einer Hofanlage. Zweigeschossig, Fachwerk. Satteldach mit 8-pfan-
nen. Traufenscite zur Straße. Rrüppelwalm. 12X9 Gefache. (Quergebälk: Rarnies mit Platte.
Eckpfosten schwach geschnitzt, einige Hölzer mit Sechsftern und sonstigen kleinen (Ornamenten ver-
ziert. An der Schwelle des (Quergebälkes über der neuen Tür (in Fraktur) „Bauherr George Her-
zog und Susanna meine Ehefrau haben Gott vertraut und dieses Haus gebaut". Am alten linken
Pfosten „.. .99" (1799). vom gleichen Typ die H ä u s e r Nr. 36, erb. 1756; Nr. 41, erb. 18. Ih.;
Nr. 46, erb. 18. Ih.
Haus Nr. 50. Zweigeschossig, Fachwerk. Satteldach mit Rrüppelwalm in 8-pfannen. An
der Schwelle erhabene Inschrift (Rapitale) mit „Zimmermcister Henrich (Vlies (aus) Sand 1819".
vom gleichen Typ und Zimmermcister Haus Nr. 66, erb. 1821.
HausNr.70. Zweigeschossig, Fachwcrk. Satteldach mit 8-pfannen. (Quergebälk: Rarnies mit
Platte. Eckpfosten geschnitzt. 18. Ih. Tür A. 19. Ih.
Haus Nr. 72. Untergeschoß Stein. Zweigeschossiger Fachwerkaufbau. Satteldach mit 8-pfan-
nen. Fachwerk auf einer Längsseite ganz, aus einer Schmalseite zum Teil verputzt. Giebelfeld mit
Pfannen verkleidet; vorkragendes (Quergebälk. Am Türsturz eingehauen Inschrift mit Lhrono-
gramm (Rapitale) „Jta Deo ßenefaCJente etrVCtVM". (1712?).
/
5*
68
Elben
Harthmühle am Llbeflüßchen unterhalb des Dorfes am Rande des Harthwaldes gelegen.
Sägewerk mit Mühlradantrieb, oberschlägig. Zachwerkbau auf Werksteinsockel. Zweigeschossig.
20 X 10 Gefache. Mansarddach. Erb. 1807. Enthält im Innern, besonders im Letter, wesentlich
ältere Teile. Die Mühle wird bereits E. 1b. Ih. genannt.
w a l d h a u s an der Straße Elben—Äönigshagen. Verputzter Sandfteinbau von 2 Stockwerken
und Z Achsen. In Mittelachse Spitzbogentüre, darüber bez. 1842 und darüber Buttlar'sches Wap-
pen, Sandstein. Die Zenster des Erdgeschosses klein, spitzbogig mit gebrochenem Äämpfcransatz, im
(Obergeschoß rundbogig mit Sandstein-Sohlbänken. Walmdach mit Pfannendeckung. Vor dem
Gebäude Steintisch mit Steinbank.
Steinkreuz
An der Abzweigung der Straße nach Elben von der Hauptstraße Naumburg—Züschen. Sandstein.
Größtenteils im Boden versunken. Br. 1,20 m. (Oberer Äreuzbalken H. 12 cm. Das Äreuz wurde
zur Erinnerung an ein Gefecht, das am 18. Juni 1453 in der Bundesherrenfehde zwischen Wer-
ner von Elben und Friedrich von Hertingshausen stattfand, in dem Letzterer ein Bein verlor,
errichtet.
Elberberg
dg
Elberberg
Dorf oberhalb des Dorfes Elben an der Straße nach Riede, im Anschluß an das Schloß längs der
vorhandenen Straße angelegt. 264 Einwohner.
(Quellen. Staatsarchiv Marburg: Urkunde 1558. Katasterbuch 1778. Steuertabelle 1737. Ge-
mcinderechnungen ab 1793. Von Buttlar'sches Familienarchiv auf Elberberg: Urkunden und Akten.
Kirchenbücher bei der Pfarrei Elben ab 1635. Reg. ab 1830.
Karten und Pläne. Staatsarchiv Marburg: vcrgl. auch unter Elben. Grenzkarte zwischen
Elberberg (von Buttlar) und Kloster Merxhausen 1716. Karte von dem hochadligen von Buttlar-
schen Hof, ca. 1800. Waldkarte, Lhlener 1750. Gemarkungskarte in 13 Bl., 1871/76. von Buttlar-
sches Familicnarchiv: Grundriß und Aufriß des Elberberger Wohnhauses, 1860. Risse von Wirt-
schaftsgebäuden. Grundrisse und Pläne vom Hof Elberberg. Gemarkungskarten.
Abbildungen. Elberberger Archiv: Schloßzeichn. 1554. Schloß Elberberg: Zwei Gemälde
von R. v. Buttlar, um 1870.
Literatur. Classen, 160. Hochhuth, 115. Reimer, OL 111. Ritter, 39.
Urspr. Burg und Sitz der von Elben, 1235 zuerst genannt. Teil des den Grafen
von Naumburg gehörenden Gerichts Hagebuken. Als dieses 1266 an das Stift St. Alban in
Mainz verkauft wurde, wurde die Elbermark davon getrennt und bildete ein selbständiges Gericht.
1386 erhielten das Dorf die von Elben von dem Stift St. Alban zu Lehen. Nach dem Ausfterben
der von Elben 1535 fällt das Lehen an die von Elben'schen Ganerben. 1537 und 1549 wird
Christoph von Taubenheim vom Stift St. Alban mit Dorf und Schloß belehnt. 1559 verkaufen
die von Elbcn'schen Ganerben von Boyneburg ihren Anteil den von Buttlars. Seitdem im Besitz
der Familie von Buttlar.
Schloß
Auf einem nach Nordwesten und Süden abfallenden Hügelvorsprung südwestlich oberhalb des
Dorfes Elben, gegen Osten geschützt durch einen breiten Graben. (Abb. 25).
(6e^chichte. Ältester Bau dreiflügelige mittelalterliche Burganlage, von der nur der Keller und
der Südflügei von 1413 erhalten sind (siehe Baubeschreibung). Die Jahreszahl 1205 am Keller-
eingang (in gotischer Minuskel) kaum ursprünglich. Turm 1583 errichtet (siehe Baubeschreibung).
Zur Zeit der Errichtung des südlichen Wohnbaues befand sich daran anschließend nach Westen ein
mittelalterlicher Bauteil, der niedergelegt wurde, und nördlich anstelle des fetzigen Mittcltraktes ein
Wohnbau der Barockzeit. Südflügel 1835 errichtet (siebe Baubeschreibung). Ausbau des Schlosses
zur symmetrischen Anlage 1860/61. Terassen an der Südseite 1819 erneuert.
Destand
von der ursprünglichen Hofanlage erhalten: 1.) die tonnengewölbten Keller des alten Westbaues,
über dem Zugang bcz. 1205 (l>). Darüber heute der Mitteltrakt und der Südflügel des Wohnhauses
aus dem 19. Ih. 2.) Reste eines einstigen Nordflügels in sauber bearbeiteten Ouadern, mit ver-
mauerter Türe, unter dem heutigen Pferdestall. 3.) der Palas, genannt „altes Schloß", an der Süd-
seite, in seinem vollständigen Mauerbeftand.
Altes Schloß. Sandsteinbau über unregelmäßigem Grundriß, aus lagerhaftem Bruchstein,
fteinsichtig, zum Teil völlig verputzt. Im Erdgeschoß zwei mit zweijochigen Kreuzgewölben über-
Taf. 23»
Taf. 23» u. 2
Taf. 9»
70
Llberberg
spannte Hallenräume (Abb. 24), je mit einem spitzbogigen Zugang von Norden, flankiert von
schmalen Fmsterchm. Uber der Türe zum Westraum Inschriftstein mit Elbenschem Wappen, bez.
MCCCCXIII. (1413). Lin Lrdgeschoßfmfter im Osten am späteren Mittelpfoften bez. R. v. B.
(Buttlar) 1899, nach Südwesten hochgelegener Balkon auf drei Steinkonsolen, rechts und links
des spitzbogigen Austritts das Elben'sche und das Buttlar'sche Wappen. Die Türen und Fenster
im Erdgeschoß gefast, die im Obergeschoß — mit Ausnahme der im Süden — gekehlt. Giebel in
Fachwerk, verputzt. Satteldach mit Vfannmdeckung. Vor der Mitte der Hoffront im Westen im
Taf. 91 Halbrund vorspringender Turm, in voller Rundung über Dach geführt. Über Lrdgeschoßfenftcr
bez. 1583. Obergeschoßzugang von innen, vermauert. Dicht an der Hauswand spitzbogig ge«
schlossene Luken. In beiden Dachgeschossen je ein Zugang von innen, dort nur schmale Mauer-
schlitze, Legeldach.
Im Oftraum Ansatz eines alten Lamms mit Holzkonsolen und der Treppenaufgang, Reste einer
barocken Treppe. Vom Westraum Zugang zum tonnengewölbten Leller. Vom östlichen Leller-
raum Aufgang nach Osten, ursprünglich ins Freie führend, heute unter Niveau. Im Obergeschoß
barocke Einbauten. Vierschiffiger eichener Lehlbalkmdachftuhl. Untergeschoß und Mittelteil des
Obergeschosses als Lagerraum bzw. Obstdarre benutzt, in den westlichen Teilen des Obergeschosses
Archiv. Im Turm die einzelnen Geschosse überwölbt.
2 Wappenfteine im Archiv, aus rotem Sandstein, a) H. 0,70 m, Br. 0,80 m. Von Andreas
Herber. Auf 3 Seiten rollwerkumrahmt, oben Blattrankenabschluß. In vertieftem Feld in Relief
2 bemalte Wappen mit je einem Inschriftfeldchen darüber, links Hertingshausen mit Inschrift
(Lapitale) „Friedrich von Hertingshausen Burgman zur Naumburg", rechts werdt mit „Anna
von werdt genandt Nonding". Zwischen dm Helmzieren eingehauen 1586. b) H. 0,62 m, Br.
0,78 m. Von Andreas Herber. Im rollwerkumrahmten vertieften Feld in Relief 2 bemalte
Wappen: links Hesse, rechts Wolf von Gudenberg. Zwischen den Helmkleinoden eingehaltene
Lapitale „Ao domini 1574". Über dem linkm Wappen „D W Hesse", über dem rechten
„R. Wolfes", unten zwischen dm Wappen eingehauen AB (Signatur des Andreas Herber).
Llberberg
71
Ofenplatte aus Gußeisen, im Archiv (H. 0,67 m, Br. 0,90 m). Wappen Rönig Fried-
rich I. von Schweden, Landgrafen von Hessen-Rassel. Um 1720.
O f e n p l a t t e aus Gußeisen, im Archiv (H. 1,09 m, Br. 0,59 m). 2 Wappen, links mit der
Überschrift „Meisenburg", rechts „Gladebeck"; ferner rechteckige Felder aus Blattwerk-Fratzen-
ornamentik. M. 16. Ih.
Inschrifttafel aus rotem Sandstein, im Archiv (H. 0,38 m, Br. 0,56 m). Kapitale in 4
Reihen „Jorge von Grift anno domini 1563". Rechts oben Wappenschild von Grifte.
Wohnhaus. Der ältere Südteil mit ursprünglich nach Süden vermittels zweier Rundbogen
geöffneter ebenerdiger Gartenhalle. Diese, am Kämpfer über dem Mittelpfeiler bez. 1837, einbezogen
in den nach einheitlichem, spiegelbildlichem plane erfolgten Neubau: Dieser ein langgezogener, ver-
putzter Sandfteinbau, über etwa nordsüdlich gerichtetem Rechteckgrundriß. Fenster-und Türöffnungen
in rotem Sandstein gefaßt, profilierte Stürze und Sohlbänke. Glattes Gurtgesims. Dreiachsiges
giebelbekröntes Mittelrisalit mit rundbogigen Öffnungen, bez. 1860. Die Seitenflügel zu je sechs Fen-
sterachsen Langfront und vier Achsen Seitenfront. Vor der Mitte Südfront und Westfront je ein
Buttlarsches Wappen in Sandstein, vor der Nordfront ein solches in gebranntem Ton. Haupt-
eingang von Westen mit Freitreppe, dahinter Eingangshalle. Zierboden aus Sandsteinplatten mit
Kalkfteingraten. Nach rückwärts dreiarmiger Treppenaufgang zum kleinen Saal mit Westbalkon
im ersten Obergeschoß. Darüber in ganzer Tiefe durchgehender Saal mit Voutendecke und gerun-
deten Ecken. In der Längsrichtung durchlaufende schmale Gänge.
Truhe aus Eiche, geschnitzt, braun gestrichen, versilbert (H. 0,76 m, Br. 2,10 m, T. 0,76 m).
Auf der Vorderseite in zwei Feldern — gerahmt von schmalen hochrechteckigen Füllungsfeldern —
je 4 Wappen in korbbogigen Arkaden mit den Umschriften „Ienhusen, Amluxen, Lente, Winni-
husen, wadtberg, Cassel, Hude, Alden". Auf dem mittleren Füllungsfeld „1620". Deckel flach, mit
vier rechteckigen Füllungsfeldcrn.
verschiedeneRachelöfen, mit brauner und grünlich-gelber Bleiglasur, um 1860. Der im
Eßsaal aus grünlich-gelb glasierten Kacheln (H. 2,60 m, Br. 0,94 m, T. 0,50 m). Hergestellt
in der von Buttler'schen Ziegelei in Elberberg.
Stallgebäude. 1856. Rechteckiger Sandsteinbau auf Steinsockel, zweigeschossig. Rundbogen-
fenster mit Sandsteinsohlbank. Die Gebäudckanten im Erdgeschoß und die Portale in Sandstein-
fassung. Über der Tür der Nordseite von Buttlarsches Wappen in gebranntem Ton. Satteldach
mit Ärüppelwalm im Osten, in Pfannendeckung. Tonnengewölbte Keller. Etwa unter der Mitte
jenes ältere Mauerwerk in sauber bearbeiteten Ouadern, mit vermauerter Tür.
Wirtschaftshof. Im Westteil des Burghügels. An der Südseite langgestreckte Scheune,
barock. Fachwerk über Sandsteinquadersockel. Satteldach mit Pfannendeckung. An der Westseite,
zurückliegend, der p f e r d e st a l l, im 19. Ih. anstelle eines älterm Gebäudes errichtet, von diesem
an der Nordseitc einläufige barocke Freitreppe erhalten. Das vorgezogene Wohnhaus zwei-
geschossig, über Steinsockel verputztes Fachwerk, rückwärtig Ziegelbehang, rechts neben der Tür
bez. W. R. v. B. ÄNN0 1752. Mansard-Walmdach mit Dreieckgiebelchen über Mitte Schmal-
seite zum Hof. In gleicher Flucht, mit Längsseite zum Hof, der K u.hL_a l l, massiver Biedermeier-
bau, verputzt. Regelmäßige Fassadenaufteilung. Im Obergeschoß Rundbogcnfenster, Flachdach, an
Südseite Uhrtürmchen. Weiter hangabwärts in gleicher Flucht die R e n t e r ei. Das Wohn-
gebäude der fränkischen Hofanlage im Türsturz und links von Buttlarschem Doppelwappen bez.
1739. Sockelgeschoß massiv, Obergeschoß im rückwärtigen Teil, hangabwärts, zweigeschossig in
72 Llberberg
verputztem Fachwerk. Sehr flaches Manfard-Walmdach mit Bieberschwänzen. Innen schöne barocke
Holztreppe mit Vierkantdocken.
Garten anlagen. Barock. An der Südseite des Palas Laubendach auf Holzfäulen.
Am Ostende schlichtes Gartenhäuschcn, auf Manfarddach Wetterfahne mit Sphinx. Am
Südhang Tcrraffenanlage, Bekrönung mit kugelbesetzten Postamenten, an Ost- und west-
ende Steintreppc, am Treppcnanfang im Westen vielseitige Sonnenuhr, Sandstein, am Postament
bez. v. B. 1843. Am Westhang Rest alter Umwehrungsmauer, darin kleines rechteckiges
Bruchftcinhauö mit Satteldach, die ehemalige Schmiede, heute Hühnerstall. — Statue d e r
Taf. 17* Maria, im Schloßgarten, Sandstein, H. 0,99 m. Rniend und mit fürbittend zusammengelegten
Händen. Gotisch um 1300 (angeblich aus Fritzlar).
Außenanlagen, verwahrloster Luhstall 1837. F e l f e n k e l l e r an der Haardtmühle
1852. Ziegelei 1852.
Bauernhauser
Haus Nr. 20. Zweigeschossig, Fachwerkwohnhaus einer zweiseitigen Hofanlage. Satteldach
mit 8-pfannen. Geschnitzte Eckpfosten. Tür alt. 9X12 Gefache. Ouergebälk: Äarnies mit Platte.
Am Türsturz Inschrift (Kapitale) mit Iahreszahl 1723 und Angabe des Zimmermeifters H. M.
vom gleichen Typ die Häuser Nr. V/z, 8, 10, 19, 27 (erb. alle 18. Ih.).
HausNr.30. Zweigeschossig, Fachwerk, ohne Auskragung. Satteldach mit Zwerchhaus, Pfan-
nen. von Zimmermcifter „H. Oliv z. Sand". 1825.
Lscheberg
73
Escheberg
Landgemeinde mit Schloß Lscheberg, südlich der Malsburg am Hang des Escheberges. 77 Ein-
wohner.
Schloß und Rittergut
Besitzer Hermann von der Malsburg.
Quellen. Staatsarchiv Marburg: Von der Malsburgisches Familienarchiv, Urkunden und Ak-
ten. Hasungcr Urkunden 1256—1506. Latastcrbuch 1842.
Harten und Pläne. Malsburgische Waldkarte, 1765. Rüstmeicr, cop. 1841.
Literatur. Classen, 243. Paul Heidelbach, Deutsche Dichter und Künstler in Escheberg, Mar-
burg 1913. Hochhut, 253. Reimer, OL 129 f. Ritter, 94. Wests. UB.
Geschichte. Essiberg 1015. Assiberg 1018. Eskeberge in pago Hassia 1019. Lscheberc 1256. —
1019 bis 1256 als Dorf genannt. Das Dorf gehörte 1162 dem Kloster Hasungen, das 1180 den
Zehnten besaß. 1322 Lsscebergehagen im Besitz der von der Malsburg. 1506 wird das Dorf als
Wüstung genannt. 1556 belehnt Mainz die Wolfe von Gudenberg mit i/g der Mark. Im 19. Ih.
war das Schloß der Mittelpunkt eines Kreises romantischer Dichter und Künstler, die in enger
Beziehung zu seinen romantischen Besitzern Ernst Otto und Karl von der Malsburg standen.
U. a. waren hier Lmanuel Geibel, Fr. Bodenftedt, Franz Kugler, H. Marschner, Louis Spohr,
Heinrich von Sybel, Moritz von Schwind zu Gast. — Kirche: 1200. 1216 plcban. 1256 Dietrich
Groppe von Schartenberg Vogt der Kirche. Pfarrkirche noch 1332. Jetzt Filial von Breuna. —
Die Familie von Lscheberg wird von 1240 bis 1410 genannt.
Schloß. Die hufeisenförmige Anlage der mittelalterlichen Kellergewölbe läßt auf eine ursprüng-
lich befestigte Anlage, wahrscheinlich mit Wassergräben, schließen. Der jetzige Bau (Abb. 26) um
1530 in Fachwerk mit vorkragenden Geschossen errichtet, im 18. Ih. verändert. 1789 erhielt die
Hauptfront anstelle der ursprünglich 5 Fensterachsen 7; aus der gleichen Zeit stammen die Giebel der
Nord- und Südseite, das Portal, sowie das Türmchen mit der Wetterfahne, von dem hufeisen-
förmigen Anbau der Südseite ist der älteste Teil der Westflügel. Der Ostflügel mit der Kapelle
wurde 1752 errichtet. Das Satteldach aus gleicher Zeit (Jahreszahl auf Dachziegel) wurde mit der
Aufstockung der Hofseiten der Flügelanbauten 1922 verändert. Das Innere der Kapelle 1789 er-
neuert. Letzte Wiederherstellung des Schlosses 1922. Innenräume E. 19. und A. 20. Jh. verändert.
Der Wirtschaftshof. In den 40er Jahren des 18. Ih. wurde nördlich des Schlosses die
heute noch größtenteils erhaltene Hofanlage mit dem Verwaltergebäude, den Scheunen und Ställen
und wirtschaftsbauten nach regelmäßigem symmetrischen Plane errichtet. Als Abschluß gegen das
Schloß befand sich eine niedrige Kegelbahn mit Lckpavillons. Mittelteil mit sechs Fenstern und
Pultdach. Eckpavillons mit Türen von zwei Fenstern flankiert; niedriges Pyramidendach. Das
Gebäude wurde jüngst niedergelegt und durch ein Stallgebäude ersetzt.
Die Parkanlage. Jenseits des Hofes und der Straße befand sich am Bergabhang früher ein
im 18. Ih. angelegter regelmäßiger Rokokopark, der die vom Schloß ausgehende Mittel-
achse fortsetzte und in einem um 1800 errichteten Pavillon seinen Abschluß fand. Der Pavillon
wurde in der 48er Revolution von Bauern verbrannt. Auch an der Südseite des Schlosses befand
74
Eschcberg
sich ein im 18. Jh. angelegter Rokokogarten mit zwei durch Gefälle miteinander in Verbindung
stehenden Teichen. Dieser wurde in der 2. H. des 19. Ih. in einen englischen Garten umgewandelt.
Taf. II»
Herrenhaus. An einem nach Süden zu abfallenden Hang gelegen, besteht aus einem über
einem regelmäßigen Rechteck errichteten dreistöckigen Hauptbau und einem um ein enges Binnen-
höfchen gelegten zweistöckigen Dreiflügelanbau an der Südseite. Der Ostflügel enthält die durch
beide Geschosse reichende Lapelle. Die innere Aufteilung des Hauptbaues ist symmetrisch in der
Art, daß an jeder der Z Längsseiten 3 Räume liegen; der mittlere der Nordseite bildet in jedem
Geschoß den Vorraum für die im Lern des Gebäudes gelegene zweiläufige Treppe. Von einer
älteren Anlage her rühren möglicherweise noch die mit rundbogigen Tonnen eingewölbten Leller.
Sie besaßen einen unmittelbaren Zugang von außen, und zwar durch eine heute zugesetzte, an
dem in Flucht der Innenwand liegenden Gewände gefaste Rundbogentüre an der Schmalseite des
westlichen Lcllers unter dem Hauptbau. Der östliche Leller, der von jenem her über einige Stufen
hinweg durch einen heute vermauerten Durchgang zugänglich gewesen ist, soll eingestürzt sein.
Das Höschen ist nicht unterkellert.
Von dem Fachwerkbau des 16. Jahrhunderts tritt äußerlich nur das oberste Geschoß, die über-
gesetzte Dachgiebelwand der Schmalseite in Erscheinung. Vor die übrigen Fachwerkwände ist eine
zweite wand gesetzt, die die Stockwerksüberftände ausgleicht. Der Anbau — oberhalb des Sockels
aus dem 18. Jh. — besitzt schlichte Wände. Das gesamte Außere erhielt durch den Umbau um
1800 den Charakter eines Biedermeierbaues durch einheitlichen, die ganze Fläche überziehenden Ver-
putz, dabei erhielten die Hauskanten des Hauptbaues gequaderte Ecklisenen. Schlicht rechteckige
Fenster mit Bekleidung. Die vier Fenster an der Ostseite der Lapelle im Rundbogen geschlossen.
Escheberg
75
Das Portal zum Hauptbau mit Biedermeierumrahmung aus toskanischen Pilastern mit Gebälk
und Aachgiebelabschluß über Zahnfries. Uber dem Portal des Anbaues, an der Ostseite, ein wap-
penftein derer von der Malsburg. Eirundes Schild mit Helmzier, Mantel aus Rocaillen, bez. 1752.
Über dem Hauptbau Mansarddach mit oberem Walm und mit durchstoßendem Türmchen, ver-
schiefert, mit flacher Haube. Wetterfahne bez. 1789. Über dem Anbau Mansarddach.
Tafelsilber, mit 2 Stempeln: als Meistermarke „C8T" und Augsburger Beschau mit den
Iahresbuchstaben H und G. Um 18Z0.
Große Sammlung Meißner Porzellan. Besonders 1. H. 19. Ih.; ferner Hörold- und
Böttger-Porzcllane (braunes Steinzeug), A. 18. Ih. Taf.ivs»
Sammlung Sevres-Biskuitfiguren, E. 18. Ih.
Line größere Anzahl Zamilienbilder (bes. Biedermeier), Empire- und Bieder-
m e i e r m ö b e l.
Zwei Supraporten der Tischbeinschule aus Schlößchen Schönfeld-Rassel, in altem, ver-
goldeten Holzrahmen, <£>I auf Leinwand (H. 0,85 m, Br. 1,75 m mit Rahmen), a) Rnieender
junger Mann überreicht einem sitzenden Mädchen einen Lorb voll Blumen, b) 2 Jünglinge necken
eine schlafende Erntearbeiterin. A. 19. Ih.
Vier Aufsatzuhren (Pendülen); Pariser Arbeit, um 1800/1810. a) weißer Marmor und
Goldbronze (H. 0,41 m, Br. 0,31 m). Zwischen 2 Obelisken rundes Uhrengehäuse, b) Goldbronze,
matt und poliert, farbiges Emaille (blau, perlwciß, grün), Sockel grünlicher, geaderter Marmor Taf.99-
(H. 65,5 cm, Br. 30 cm). Auf rechteckigem Sockel Aufbau aus 3 übereinander angeordneten Ziffer-
blättern für Wochentage, Tagesstunden und Mondstand; besonders prächtiges Stück! c) Goldbronze,
zum Teil poliert (H. 47 cm, Br. 35 cm). Auf abgestuftem Sockel rundes Uhrengehäuse; auf diesem Zaf.99*
sitzt Amor, der sich einen Bogen aus einem Ast schnitzt. Auf dem Zifferblatt signiert „Duflos
ä Paris", d) Goldbronze. Sockel aus Messing mit vergoldeten Bronzebelagen. Ranonenrohr aus las 99«
Rupfer (H. 0,47 m, Br. 0,37 m, T. 0,15 m). Auf hohem Sockel Napoleon an einer Lafette. Das
Rad der Lafette als Uhrblatt. Napoleon hält die linke Hand auf dem Geschütz. Am Sockel Relief:
der Raiser mit Lorbeerkranz um die Stirn inmitten von Trophäen, 8ahnen und Waffen; im
Hintergrund im Strahlenkranz das Pantheon, die Vendome-Säule und der Arc de Triomphe. Am
8ȧ zwischen Girlanden die Namen der Schlachten: Toulon, Mantone, Lodi.
Büft e des Napoleon. Weißer Marmor, H. 0,56 m. Auf dem Sockel in Rapitale „Napoleon...e" Taf.is»
1. H. 19. Ih.
Ölgemälde von Wilhelm Böttner: Aau von der Malsburg, geb. Ledderhose; Ganzfigur. Taf.iü»
Ol auf Leinwand (H. 1,75 m, Br. 1,16 m). vor 1804.
Rapelle.
Rechteckiger Saal mit Emporen an den Schmalseiten. Die der Nordseite über dem Vorplatz, die
der Südseite, auf der die Orgel steht, über der eingebauten Ranzel und den geschlossenen Ständen
rechts und links. Die geschlossen aufsteigenden Emporenwände haben ein holzgeschnitztcs Schmuck-
werk im Zopfstil: Ic 4 jonische Pilaster; durch die Schnecken der Rapitelle sind Lorbeergehänge
gezogen. Die Pilaster sind, über einem schmalen Gebälk, vor den glatten, mit Rehl- und Wulst-
profil abgeschlossenen Brüstungen als kannelierte vorlagen hochgezogen. Auf der wandfläche und
auf den unteren Türfüllungen der Südseite liegen Rosetten. In der Achse der Südseite die im Halb-
rund vortretende Ranzel (Br. 0,90 m, H. 2,20 m), getragen von einem kannelierten Schaft in
8orm eines umgekehrten, abgestumpften Halbkegels. Um den Ranzelrumpf läuft ein stark stilisier-
76
Escheberg
ter palmettenfrics. Rechts und links Zweifüllungstüren, die obere Füllung offen, die untere einge-
schoben, mit aufgelegter Rosette. Line zweite darüber. In der Mitte der Nordwand die Zugangs-
türc in Stichbogenumrahmung mit zweiflügeliger Dreifüllungstüre. In den freien Wandflächcn
Rosetten, die gleichen auf den Züllungen der kastenförmigen Verkleidung des links in Brüstungs-
Höhe vortretenden älteren Sockels an den Langseiten. Holzwerk gelbgrau, die Architekturglicder
weiß bzw. hellblau gestrichen, mit sparsamer Verwendung von Gold. An den Langseiten die pi-
lastcrarchitcktur in Marmortapete nachgebildet. Geputzte voutendecke mit Stuckleiften. Gewürfelter
8ȧbodenbelag in rotem und grauem Sandstein.
Taf.i?» Stationsrelief. Christus vor Pilatus. Eichenholz (H. 0,70 m, Br. 0,45 m). Spätgotisch,
E. 15. Ih. Neugotischer Klappaltarrahmen.
Orgel. Prospekt gelb und weiß gestrichen und vergoldet; dreiteilig, in der Mitte flachrunder
Pfeifenturin, seitlich ein niedrigeres Pfeifenfeld mit vasenbckrönung, geschnitzte Rankenschlcier.
Um 1790. Das Werk mit mechanischer Traktur, Schleifladen, sechs kling. Registern aus der gleichen
Zeit. Register: Prinzipal 4', Oktave 2', Gamba 8', Gcdact 8', Quintatön 8', Slöte 4', 2 mal
„vacant"; diese wahrscheinlich gedacht für Pedalregister, da solche fehlen; „Pcdalkoppel".
löf.ioO' Kelch aus Silber, vergoldet (H. 20,9 cm). Unter dem 8uß 2 Stempel: Cass. Beschau und als
Meiftermarkc „I C W". 1738.
Brotteller aus Silber, vergoldet (0 17,8 cm). Zum vorigen Kelch gehörig. Rückseits 2
Stempel (siehe Kelch).
R l e i n e r Hof.
Neben der von barocken Pylonen flankierten Einfahrt durch die Bruchsteinmauer im Osten der
Anlage, in Hanglage: Die Gebäude massiv und verputzt. An der Nordseite:
„Hanges Haus", auch „Witwen"- oder „Neues Haus" genannt. 1860 auf den Grundmauern
der 1859 niedergebrannten alten Zehntscheune im spätromantischen Stil errichtet. Im Unterge-
schoß Hcrrschaftsstall.
Taf.23^ Gewächshaus (Teepavillon). vor der Südseite des Hofes. Zwei 8achwerkgeschosfe über
Bruchsteinsockcl, verputzt. Die Südseite in voller Höhe in schräg liegende Glasflächen aufgelöst.
Dazwischen ein Gartensaal, im Grundriß vorspringend, mit abgeschrägten Kanten; verschiescrte
flache Kuppel. Im Achteck vorspringende schmale Eckpavillons mit verschiefertem Walmdach, von
der Mitte gegen den park hin mit Sandfteinplatten belegte Terrasse mit allseitiger 8reitreppe. Im
Gartensaal altes Würfelparkett. Erbaut um 1790, Inneres um 1860 verändert.
Wirtschaftshof.
Die Gebäude im rechten Winkel um die Nordostecke — und zwar hier die Wohngebäude — und
um die Nordwestecke — hier die Scheunen und Stallungen — gelegt. Zwei 8achwerkgeschosse über
massivem Sockel mit Krüppelwalmdächern, im allgemeinen noch in der alten Pfannendeckung. Am
Schcunentoc eine Inschrist in Kapitale: „Deo auxiliante (mit Gottes Hilfe) 8rancisca Magdal.
Wittib v. d. Malsburg geborne von....174. (9?). Die Nordseite des Hofes durch einen die
zwei Lckgruppen verbindenden, niedrigen hölzernen Zwischenbau aus der Zeit um 1850 geschlossen:
In der Achse eine von einer hölzernen Spitzbogentonne überwölbte Durchfahrt, von der die Achse
fortsetzenden Gartenanlage an dem dahinter aufsteigenden Berghang sind nur Reste noch erkennbar
(s. u.). vor die Südseite des Hofes sind die Stallungen aus der Biedermeierzeit gelegt. Das ver-
putzte, massive Erdgeschoß besitzt an der dem Schloß gegcnübertretenden Südseite eine Aufteilung
Lscheberg 77
durch rundbogige Blendarkaden. Obergeschoß Zachwerk, zum Teil verputzt. Walmdächer mit
pfanncndeckung.
Wasserleitung. 1748 gebaut. Bei Ausschachtungen fanden sich Überreste und Stein mit In-
schrift: A. C. v. d. M. 1748.
Friedhof
Am Waldrand nördlich von Lscheberg, neue Umzäunung.
Grabmal der M. v. d. Malsburg, gest. 12. April 1803. Sandstein. Auf hohem quadratischen Sockel
(mit Grabschrift in Lapitale) Obelisk (ca. 4,5 m hoch).
Gutshof Oedinghausen
Besitzer Hermann von der Malsburg. Zur Landgemeinde Lscheberg gehörig.
Ouellen. Staatsarchiv Marburg: Urkunden 1584—1713. — Urkunden v. d. Malsburgisches
Archiv. Stadtarchiv Wolfhagen: Urkunde 1542.
Äarten und Pläne. Staatsarchiv Marburg: Lonc.-Rarte 1723.
Literatur. Classen 232. Hochhuth, 261. Reimer, OL 359. Ritter, 94.
(beschichte. Lddinchusen 1261. Odinghusen 1423. — Lhem. Dorf. Die von Gudenberg hatten
hier bereits 1261 Besitz. 1423 wird die Hälfte den von Gudenberg, die andere Hälfte den Wölfen
von Gudenberg als Mainzer Lehen gegeben. Die Gudenbcrg'sche Hälfte erhielten 1534 die von der
Malsburg als Lehen. Das Dorf war A. des 16. Ih. wüst. Hermann von der Malsburg erwarb
nach 1550 den ganzen Ort. Seitdem Gutshof. Fast 10S Iahre in hessischem pfandbesitz. 1787 an
die von der Malsburg zurück. — Oedinghausen gehörte ursprünglich zur Pfarrei Oberelsungen.
1886 kam es zum Vikariat (jetzt Filial) von Breuna in Lscheberg.
Bestand
Wohnhaus. Am westlichen Lnde des Hofes gelegen. Zweigeschossiger Zachwerkbau mit hohem
Sockel aus lagerhaftem Bruchstein, vorder- und Rückseite mit moderner Blechverschindelung.
Seitenfronten verputzt. 7 Zensterachsen. Tür mit zwciläufiger Freitreppe. Satteldach mit Walm
und Zwcrchhaus in Mittelachse. Traufenseite zum Hof. Biberschwanzdoppcldcckung. Zwei Gau-
pcn. A. 19. Ih.
Alte Scheune
An der Südseite des Hofes. Hachwerk. 9X21 Gefache. Satteldach mit einseitigem walm. 8-pfan-
nen. Um 1800.
78
Heimarshausen
Taf. 281 u. 2
Taf. 29 2
Heimarshausen
Südlichstes Dorf des Kreises westlich der Straße Fritzlar—Naumburg. Haufendorf in nach
Westen zu etwas ansteigendem Gelände. 367 Einwohner.
(Quellen. Staatsarchiv Marburg: Urkunden 1180—1578. Ratasterbuch, 3 Bde., 1744. Steuer-
tabelle 1737. Lonsistoriumsakten.
Karten und Pläne. Staatsarchiv Marburg: Conz.-Karte 1685. Originalkarten und Dupli-
kate 1839 v. Rothe. Lonz.-Gcmark.-Karte 1685 von Lümmel.
Literatur. Classen, 190 f. Hochhuth, 132. Reimer, OL 217. Ritter, 44.
(ÖcfcfyicfytC. Hemmerickishusen 1180, Heimericheshusen 1242, Hemershusen 1341, Heymershuscn
1357, Lymershusen 1495. — 1376 als landgräfliches Dorf bezeichnet. Im 15. Ih. hatten auch
Grafen von Waldeck Anrechte. 1426 gehörte das Dorf zum Amt Gudensberg. 1443—1448 Lehen
der von Dalwigk, später hessisches Lehen der von Meysenbug bis 1810.
Ricche
Lv., Filial von Lohne.
Nahe dem westende des Dorfes südlich an der Seitenstraße, auf umfriedetem Platze.
Kirchenbücher ab 1586 in Züschen (Kr. d. Eder), 1773—M. 19. Ih. im Staatsarchiv Marburg.
(3tfd)id)tC♦ pleban 1286. Patronat besaß ursprünglich Stift Fritzlar. Bis 1606 Mutterkirche
von Züschen. 1606 bis 1826 Filial von Lohne. Seit 1826 Filial von Züschen. Patronat übten die
von Meysenbug aus, deren Begräbniskirche sie war. —
Die Kirche stand ursprünglich inmitten des Dorfes. Der letzte von Meysenbug wurde hier noch
1810 beigesetzt. 3 Iahre später schlug der Blitz in die Kirche, worauf die Särge zum alten nicht
mehr erhaltenen Friedhof überführt wurden. Die Kirche selbst wurde später als Schule verwandt
und Anfang dieses Iahrhunderts abgerissen, von den Gräbern der von Meysenbug ist nichts er-
halten geblieben. Die jetzige Kirche ist 1833/34 errichtet worden.
Bestand
Grundriß. Regelmäßiges Achteck von 6,72 m Seitenlänge und 0,88 m Mauerstärke (Abb.
27). Acht Rundsäulen (0 40 cm) tragen die umlaufende Empore und weiterhin das Dachwerk. (Die
abgebildete Entwurfszeichnung sieht den Bau in gleicher Form und Abmessung aber noch mit Fach-
werkwänden vor.)
Aufriß: Äußeres. Reizvoller klassizistischer
Sandstcinbau, Bruchstein, verputzt und rosa ge-
tüncht. Kantiger Ouadersockel und Ecklisenen. Allsei-
tig je ein zweigeschossiges Fenster (lichte Br. 1,30 m),
rechteckig, schlicht in Werkstein gerahmt, Sohlbank
mit unterer Abplattung auf zwei schlanken Konsolen
von Larniesform. In der Zwischenbrüstung Terra-
kotta-Rosette mit palmctten. An der Ostseite statt des
unteren Fensters ein Portal (lichte Br. 1,45 m) mit
Abb. 27. Heimarshausen,
Halbierter Grundriß der Rirche. } : 3co
Heimarshausen
79
rechteckiger Plattenumrahmung und Gebälkverdachung. Im §rics zwischen Umrahmung und Ge-
bälk Inschrift: MDCCCXXXIII (1833). Zweiflügelige Dreifüllungstüre mit Oberlicht. Darin Holz-
fproffenwerk in Biedermeierart. Vorgelegt eine steinerne, dreiläufige 8reitreppe mit quadratischen
Postamenten anstelle von Wangen. Uber der Ostseite flacher Giebel mit Halbrundfenster. Faches
Zeltdach in englischer Schieferdeckung. Achtseitige Laterne auf kannelierten dorischen Säulchen. Die
Öffnungen heute mit Ialousien verschlossen. Gesims mit stark ausladender Hängeplatte, stark ein-
gezogenes Pyramidendach. Große Rnaufkugel mit Wetterfahne.
Inneres. 8lach gedeckter Zentralraum mit amphitheatralisch geordnetem Gestühl. Der Altar etwas Taf. 29»
östlich der Mitte, dahinter, über dem im Rreissegment vorspringenden pfarrstand, die Ränzel. Die
verbreiterte Ranzelbrüstung von zwei derben Dreiviertelsäulchen eingerahmt, die seitliche Brüstung
mit Rautenvergitterung. Der eliptische Ranzeldeckcl mit achtteiliger flacher Schneckenkrone aus ge-
sägten Brettern, mit Mittelvase. Die hölzernen Lmporenstützen mit rundem, profiliertem Stein-
sockel und toskanischem Rapitell ohne Deckplatte. Die auf der schlicht verbreiterten Emporcnbrüftung
stehenden Deckenftützen mit hohen Basen und toskanischem Rapitell mit Abdeckplatte. Die flache
Decke ruht auf einem Unterzugskranz mit Stichbalken nach den Raumecken hin. In der Decken-
mitte gemalte Rosette. 8ußbodenbelag unregelmäßige Sandsteinplatten, wände und Decke geputzt
und weiß getüncht. Die Säulen mit Andeutung einer Marmorierung. Das übrige Holzwerk und die
Wandbrüstung braun gestrichen, mit aufgemalten 8üllungen (moderner 8assung). In dem das öst-
liche Achtel des Raumes unter der Empore einnehmenden Vorraum zweiarmige Treppe zur Em-
pore, südlich als Wendeltreppe zum Dach weitergeführt. Stehender pfettendachstuhl. Die Balken-
lage über dem Mittelsaal an zwei kräftigen Überzügen aufgehängt. Das Gerüst für die Laterne auf
Rranzgebälk, der Helm auf Raiserstiel über Sterngebälk.
Ausstattung. Altar in Rastenform, Holz.
Orgel. Prospekt mit 3 kleinen pfeifentürmen und Spielschrank an der Vorderseite mit 12 Re-
gisterknöpfen (einer blind), geschnitzte Schleier. Um 1833. Das Werk mit 11 kling. Registern, mecha-
nischer Traktur und Schleifladen aus gleicher Zeit. Register-Manual, Prinzipal 4', Octave 2\
Ouintatön 8’, Mixtur dreifach, Gedact 8', Gcmshorn 4', Gedact 4', Slagcolct 2’, Hohlflöte 8’,
blind: Noli me tangere. Register-Pedal: Subbaß 16', Octave 8'.
Gedenktafeln aus Holz, bemalt. 8ür 1814 und 1870/71.
G l o ck e aus Bronze (H. 0,60 m, 0 0,75 nt). Rrone mit 6 Bügeln. Am Hals einzeilige Inschrift
zwischen Schnüren (Rapitale) „Aus dem 8euer flus ich Merten Has gos mich 1599 Ziliockes 8«nck
Isst Rerig"; unter der Inschrift Arabeskenfries; an der 8lanke viermal Relief Auferstehung Christi
(H. 7 cm); am wolm und am Schlag Schnüren.
Reich aus Silber (H. 23 cm). Am 8ußreif 2 Stempel: Lass. Beschau und als Meistermarke las. too»
„I R". A. 19. Ih.
Reich aus Silber (H. 26,5 cm). Auf dem 8"ß graviert (mit lateinischer Schreibkursive): „Von
Iohannes Weyl und seiner Ehefrau Anna Catharina geb. weyl der Rirche zu Heimarshausen
1861".
Brotteller aus Silber, vergoldet (0 14,9 cm). 17./18. Ih.
Abendmahlskanne aus Zinn (H. 22,5 cm). Hoher Zylinder mit geschwungenem Henkel,
Ausguß, flachem Rlappdeckel mit kurzem Drücker und Zierknöpfchen. Auf dem Deckel 3 gleiche
Stempel: Rose, darüber 3 Sterne und „I 8"- 18./19. Ih.
80
Heimarshausen
Abendmahlskanne aus Zinn (H. 31 cm). Hoher, nach oben sich etwas verjüngender Zy-
linder mit geschwungenem Henkel, Ausguß und flachem Llappdeckel mit verziertem Drücker und
Zierknöpfchcn; mehrfach ausgebessert. 18./19. Ih.
Schraubkanne aus Zinn (H. 32 cm). Achtscitiger Gefäßkörper mit rundem Schraubdeckel;
auf diesem beweglicher Messinggriff; kurzes, rundes Ausgußrohr mit Schraubverschluß. Unter
dem Ausgußrohr graviert (Kapitale) „Heimarshausen 170t".
Taufschüssel aus Zinn (0 30,5 cm). Tiefe Schale mit schmalem Rand, auf diesem graviert
(Capitale) „In die Lirche ge (geben) Hcimarshausen"; unter dem Boden graviert (wohl später):
„G. W. Zindel 1794". Auf dem Rand 3 gleiche Stempel: Henkelvase mit 3 Blumen, darunter
„ILS". 18. Ih.
Bauernhäuser
Taf.272 Haus Nr. 12. Dreiseitig bebauter Hof. Wohnhaus mit Stall. Zweigeschossig. 8achrverk mit
Werksteinsockel. 19X9 Gefache. Satteldach mit Lrüppelwalm. Zwerchhäuschen. 8-pfannen von
Schiefer gefaßt. Obergeschoß leicht vorgekragt. Ouergebälkprofil Viertelftab. Eckpfosten mit flacher
Rankcnschnitzerei. Tür im Louis XVI.-Stil, darüber die Buchstaben W. M. und die Iahreszahl
1799. Am Ouergebälk Inschrift in Lapitale: „Iohann Wilhelm Metz und Äattarina Elisabeth
eine Geborene Hertin Meine Ehe 8rau haben Gott vertraut und haben dieses Haus gebaut im Iahr
MDCCLXXXXVIII. (1798). Soli Deo Gloria."
HausNr. 19. Bauernhaus mit Stall. Zweigeschossig. Machwerk, Sockel aus lagerhaftem Bruch-
stein. vorkragendes Obergeschoß. Ouergebälkprofil Larnies mit Platte. 10X6 Gefache, nachträg-
lich um 4 Gefache verlängert. Satteldach mit neuer Zalzziegeldeckung. 18. Ih.
Haus Nr. 2 0. Dreiseitig bebauter Hof. Stattliches Wohnhaus. Zweigeschossig. 8achwerk auf
wcrkftcinsockel. 9X14 Gefache. Satteldach mit 8-pfannen. Obergeschoß schwach vorkragend.
Ouergebälkprofil Larnies. Zweiläufige Steintreppe am Hof. Inschrift am Gebälk in Lapitale:
„Iohanncs Heerdt und dessen Ehefrau Anna Latharina eine geborene Lockin haben dieses Haus
aufrichten lassen den 19 Iuli Anno 1809 durch den Zimmermeifter Otto Winkel Altenftacdt".
Eckpfosten und Äopfbänder geschnitzt mit flachem Bandwerk. Am Sockel in Stein Inschrift mit
Iahreszahl 1809.
Haus Nr. 21. vierseitig bebauter Hof. Wohnhaus zweigeschossig. 8achwcrk auf Bruchstein-
sockel. Obergeschoß vorgekragt. Ouergebälkprofil Larnies mit platte. Erdgeschoß untergcteilt.
16X9 Gefache. Satteldach mit Lrüppelwalm. Traufenseite zur Straße. Zweiläufige Treppe aus
Hofseite. Um 1800.
Haus Nr. 2 5. Wohnhaus. Zweigeschossig. 8achwerk auf Steinsockel. Obergeschoß vorgekragt.
Ouergebälkprofil Larnies mit Platte. 6X15 Gefache. Satteldach mit 8-pfannen. Giebelseite zur
Straße. Eckpfosten mit gedrehten Säulen. 18. Ih.
Relief an Haus Nr. 59. Das Haus wurde 1922 am Westausgang des Dorfes aus den
Steinen der alten Lirche erbaut. An seiner westlichen Außenmauer Relief eines Ritters mit Schild.
Ein von Meysenbug oder hl. Georg? Bäuerische Arbeit, 17. Ih. Ls befand sich ehemals am
Portal der Lirche.
Hohenborn
81
Hohenborn
Landgemeinde im oberen Warmetal. 7b Einwohner.
Rittergut Hohenborn
An der Straße Zierenberg—Niedermeiser.
Quellen. Staatsarchiv Marburg: Urkunden ab 1269. Ratasterbuch von Breuna 1831.
Literatur. Hochhuth, 265. Hufschmidt, 272 f. Reimer, OL 241.
Der Hof wurde Mitte des 16. Jahrhunderts oberhalb des ehemaligen Dorfes Ese-
beck gegründet. (Esbike 1269. 1322 v. d. Malsburgischer 8amilienbesitz. Zwischen 1328 und 1337
Erbauung einer Burg, von der Mainz das Burglehen erhielt.) Es gehörte der Familie von der
Malsburg-Sieberhausen. Nach Aussterben der Linie 1751 kam es in den Besitz des Otto Gabriel
von der Malsburg, 1790 umfangreiche Erweiterungen. 1850 gelangte es durch Ankauf in den Be-
sitz des Lurfürsten 8riedrich Wilhelm I., der es dem Prinzen Rarl von Hanau gab. 1894 kam es
an die 8amilie von wild. Jetziger Besitzer Dr. Russell.
Bestand
Herrenhaus. Bei der Erneuerung stark verändert.
z e h n t s ch e u e r. Jm Umbau erhalten. Sandstein-Sockelgeschoß. Das Holzwerk des 8achrverk-
obergefchosses wieder verwandt.
Mühle. Massives Erdgeschoß. Über dem Tor der Hofseite Jnschrifttafel, seitlich gerahmt von
derben Säulchen, die den Rundbogenabschluß tragen. Unter einem v. d. Malsburgischen Wappen
mit Helmzier bez. R H V D M ß 1748 (Rabe Heinrich v. d. Malsburg). Obergeschoß 8ack)werk.
Rrüppelwalmdach mit Biberschwanzdoppeldeckung.
Burgruine Malsburg
auf dem Gipfel der „Malsburg".
O u e l l e n. Staatsarchiv Marburg: Urkunden ab 1117.
Abbildungen. Ruine Malsburg, Handzcichnung 1823 (Landesbibliothek Rassel).
Literatur. Grotefend, Malsburg, Hesscnland 9, 103ff. Grotefend, Geschichte der Malsburg
und ihre Besitzer in ältester Zeit. MHG 1894, 37. Hochhuth, 265. Reimer, OL 317. Ritter, 99.
beschichte. de Malesburch 1117. Malesburgh 1123. Malsburc 1124. —
1124 erwirbt das Lrzstift Mainz die Burg und belehnt den Grafen 8olkold v. d. M. damit. 1353
Mainzisches Lehen genannt. Die 1117 genannten Grafen von der Malsburg, die sich später Grafen
von Nidda nannten, starben 1206 aus. Seitdem im Besitz einer bereits 1143 genannten (wahr-
scheinlich Ministerialen) 8amilie von der Malsburg, die jedoch mit der gräflichen 8amilie kaum ver-
wandt ist. Zum Amt Malsburg gehörten die Dörfer Breuna, Ober- und Niederelsungen, Ober-
und Niederlistingen, Rhöda, Ersen und Hertinghausen sowie halb Wettesingen. 8erner die Höfe
Elmarshausen, Lscheberg, Hohenborn, Malsburg, Oedinghausen, wann die Burg zerstört wurde,
steht nicht fest. Lin Teil wurde um 1800 durch den Baumeister Scheck wiederaufgebaut, verfiel
6
82
Hohenborn
aber später wieder. Burg und Gut waren bis 1867 im Besitz der Familie von der Malsburg. Heute
gehört Burg und Gut Malsburg zum Rittergut Hohenborn, Besitzer Dr. Russell.
Bestand
Erhalten sind auf der Spitze des Basaltkegels die verschütteten Bruch-
fteinmauerzüge eines von Norden nach Süden gerichteten recht-
e ck i g e n B a u e s, der in der Längsrichtung einmal, in der Ouer-
richtung, soweit er oberflächlich verfolgt werden kann, zweimal
unterteilt ist. In der Ostwand ein Rundbogen-, in der südlichen
Zwischenwand eine Spitzbogenöffnung sichtbar, beide ohne Ge-
wände. Am Südendc des Baues ein Rundturm (Abb. 28) von
etwa 6V2 m äußerem und etwa 4 m innerem Durchmesser, aus
Basalt-, Lalk- und Sandstein-Bruchsteinen. Werksteine in Sand-
stein. Über dem heutigen Erdboden erhalten ist die nördliche Hälfte
Abb. rr. Burgruine Malsburg. der Schale in Höhe von einem Stockwerk; von einem Untergeschoß
Äundturm.,: roo heraus führt eine runde Wendeltreppe mit steinernen Blockstufen
(innerer 0 etwa 1,70 m). Sie ist zwischen Turm und Rechteckbau eingeschoben und der Turm
kann von da aus durch ftichbogige Öffnungen betreten werden. In der Schale des Treppenturms,
dicht an der Turmwand im Osten, eine Luke, westlich neben dem Turm ein als ostwestlich ge-
richtete wand hochstehender Mauerrest. Am Nordhang ein quadratischer Brunnen, dessen
Ummauerung, durch Stichbogen abgefangen, auf dem Basaltfelsen aufsitzt.
Südlich an dem von der Malsburg westlich zurStraßeZierenberg—Breuna führenden Wege ein alter
gemauerter Brunnen am Rande eines Weideplanes im Walde; rund, etwa 2 m Durchmesser.
Rittergut Sieberhausen
Westlich von Gut Hohenborn.
«Quellen. Staatsarchiv Marburg: Katasterbuch, Bd. 1, 1841.
Literatur. Classen, 250. Hochhuth, 264. Hufschmidt, 274 f. Reimer, OL 442. Ritter, 64.
Wests. UB.
(beschichte. Bereits um 1000 genannt. Siburgohusun 1018. Syborgehusen 1209. Siburge-
husen 1210 und 1241. Siborgehosen 1273. Zyborgehosen 1322. Sibernchuscn 1428. Siber-
hausen 1518. —
1018 im Besitz des Bischofs von Paderborn, von Kaiser Heinrich II. bestätigt. 1209 hatten die
von Schartenberg hier Besitz, den sie 1210 an den Bischof von Paderborn abtreten. 1322 Dorf
genannt. 1428 eigene Pfarrei unter dem Patronat der von der Malsburg mit Filial in Nicder-
listingen. 1747 wird Sieberhausen Vikariat von Oberlistingen, jetzt eingepfarrt nach dem Filial
Niederliftingen. —
Um 1580 Hof der von der Malsburg, deren Linie 1751 ausftirbt. Durch weibliche Erbfolge im
Besitz der von weftfal. 1781 von Reineck. 1905 Martens. Jetzt im Besitz des Dr. Russell.
Bestand
Zwei vollkommen ummauerte bzw. von Gebäuden umschlossene Höfe, zwischen denen die Zufahrts-
straße von Oberliftungen durchführt. An der Ostseite des westlichen, mit der Front zur Straße, öas
Taf. 26i Herrenhaus. Um 1800. Biedermeierfachwcrk von 2 Stockwerken, verputzt, symmetrische An-
Hohenborn
83
läge. Rechteckfenster und schlichte Mittcltüre. Lin Mittelrisalit, oberhalb eines die gesamte 8assade
unterteilenden Plattengurtes von Lisenen eingefaßt, durchstößt die Dachtraufe und trägt ein wei-
teres Geschoß mit Giebelabschluß. Lrüppelwalmdach mit Pfannendeckung. Die etwas vorsprin-
genden Seitenflügel mit dreiteiligen Unstern und Halbkreisfenstern im Giebelfeld sind später ange-
baut (um 1830). Die Giebellinie ist profiliert. Im Hof an der Süd- und Westseite barocke
Scheune aus Bruchsandstein. An der Rückseite des Hofes S t a l l g e b ä u d e, 17. Ih. An der
Westseite des östlichen Hofes malerischer T o r b a u aus verputztem Bruchstein. Durchfahrt mit
rundbogigen Sandsteingewänden. Die Lämpfersteine profiliert. 2. H. 17. Ih. Biberschwanz-
gedecktes Satteldach. An der Nordseite nach Osten zu anschließend eine Scheune gleicher Bau-
art, Rrüppelwalmdach. Giebel 8achwerk.
6*
84
Ippinghausen
Ippinghausen
Grenzdorf gegen waldeck an der Straße Wolfhagen—Korbach. Haufendorf in ebenem Gelände
nördlich am Fuße des weidelsbcrges. 638 Einwohner.
Quellen. Staatsarchiv Marburg: Urkunden 4435—1449. Katasterbuch, 7 Bde., 1788. Steuer-
tabelle 1737. Gemeinderechnungen ab 1801. Stadtarchiv Wolfhagen: Urkunde 1436, 1545.
Karten und plane. Staatsarchiv Marburg: Gemarkungskarte 18. Ih. Zchntkarte 1790.
Literatur. Classen, 161. Hochhuth, 238. Reimer, OL 264. Ritter, 98.
Geschichte. )?pponhuson 1120, Ippinghusen 1198 und 1216, Ipinkhusen 13. Ih., Eppenghusen
1445, Eppenkusen 1488. — Im 12. und 13. Ih. gehörte es den Grafen von Naumburg, deren
Stammsitz die Weidclsburg war. 1384 kam es in den Besitz der Familie von Hertingshausen. 1435
ist das Dorf wüst. Seitdem im Besitz der Stadt Wolfhagen. Mit dem Gericht wurde im gleichen
Iahr Reinhard von Dalwigk und Friedrich von Hertingshausen vom hessischen Landgrafen belehnt.
1488 ging das Lehen an die von Bicken, 1522 an die Wölfe von Gudenberg über. In der l. H.
des 16. Ih. neu besiedelt.
Kirche
Ev. Inmitten des Dorfes an der Nordseite der Straße. Nördlich und südlich umfriedeter Kirch-
garten mit Sandsteinpfeilern. Plattenweg zum Südeingang.
Kirchenbücher ab 1708 bis 1805 (in Wolfhagen), ab 1804 in Naumburg, Reg. ab 1830.
Geschichte. Ursprünglich gehörte die Gemeinde zur Pfarrei Immenhausen. 1537 Filial von
Istha, 1585 von Wolfhagen, seit dem 18. Ih. von Leckringhausen. —
Die gegenwärtige Kirche wurde 1772 erbaut.
Bestand
Grundriß . Barocke Saalkirche über regelmäßigem Rechteck (Abb. 29).
Taf. 26- Aufriß: Außeres. Sandfteinbau aus gro-
ben Quadern, breit gefugt, mit Werksteinkanten.
Schlichte Stichbogenfenfter in werkfteinumrah-
mung. An der Westseite darunter Portal in flacher
Rahmung aus Platte und zwei Kehlen zwischen
Rundftäbchen mit Plättchen; Sockel mit Blende;
Schlußstein. In Mitte Südseite ein gleiches Por-
tal, beide mit zweiflügeligen Dreifüllungstüren.
Über Südportal Bauinschrift (Majuskelkursive):
»veo T. O. M. gratiose aömoöum aönucnte. re-
rum hanö obstante obvlctus penurlam tarn gra-
ven» quam universalem aedes baecce cultus summi numlnls 8. nummis partim ex patria pu-
blice collectls lignis partim munMcentla urbls lucopolis donatls fuit exstructa D14 jul 1772«.
Darüber von Säulchen und profiliertem Stichbogen gerahmte Tafel mit spiegelbildl. Monogramm
F. L., rechts und links begleitet von je einem Sechsstern mit Rosette darauf, darüber von Löwen
gehaltene Landgrafenkrone und die Zahl 1772. Satteldach mit östlichem walm in Biberschwanz-
Ippinghausen
85
doppeldeckung mit Schieferfassung. Über dem verschieserten weftgiebel quadratischer Dachturm aus
Machwerk, verfthiefert, mit Schallöffnungen. Steile Haube mit gegiebelten Uhrhäuschen an allen
vier Seiten. Wetterfahne bez. 1772.
Inneres. Saalartiger Raum mit schlicht stuckierter voutendecke. Zwei hölzerne 8reistützen für den Taf.30-
Dachturm rechts und links in 8lucht der Orgel. 8«ßboden mit 8liesenbelag. Lhorstufe Sandstein.
Doppelt stehender Kehlbalkendachstuhl über zwei aufgehängten Überzügen. Turmhaube auf Kehl-
gebälk und Kaiserstiel.
Ausstattung. Altar in Tischform. Sandstein, neu bemalt (H. 1,06 m). Blocksörmige
Mittelstütze mit Sockelprofil und eingestellten Ecksäulchen, überstehende Deckplatte. An der Rück-
seite des Unterbaues, der mit Volkskunstornamentik verziert ist, (in erhabener barocker Majuskel-
kursive und Kapitale) „p. 3. Boclone Pastore pro tempore adiuncto hoc altare fuit exstructum
A 173" und Monogrammliteratur „E V W B" ()). An der Plattenkante (in Kapitale) einge-
hauen: „Valentin Kleinhans Stat Grebe / Henricus Klapp H R Grebe / Samuel Müler Vor-
steher / L. Klapp v. St. / I. H. Stuldreher / L. Linne Ä. Sen. / M. Neckst. H. / Atam
(!) Neubauer Kaste. M."
Kanzel aus Holz, braun gestrichen (H. 2,53 m). i/8 Typ, auf jeder Brüstungsseite als 8üllung
Pilasterarkade und darunter in der Sockelzone Ouerrechteckfüllung; oberes und unteres Abschluß-
profil. Über dem unteren Abschlußprofil (Kapitale) „M. 8einde geschehen ist / sie wieder gebawet
den XV / III Martii im Jahr 1650". Im oberen Abschlußgesims (Kapitale): Bibelspruch und
„Anno 1784 ist (8ortsetzung über dem unteren Abschlußprofil) sie wider gebaud —". Als Kanzel-
stütze sechsseitiger Baluster. Schalldeckel in unregelmäßigem Sechseck, mit Kantengesims, profilier-
ten Vorhang- und Aufsatzleisten und Volutenkrone. 1650.
Pfarrftand, braun gestrichen, vergittert, mit schmiedeeisernen Angelbeschlägen, eingelegten
8üllungen und oberem Abschlußprofil. 17./18. Ih.
Empore braun gestrichen; auf Steinkonsolen und Holzstützen. Brüstung mit großen Blend-
füllungen. 17. Ih. Brüstung an Westseite hölzernes Gitterwerk, Biedermeier. Westempore gegen
Mitte 19. Ih. verbreitert und gestützt durch 2 gußeiserne Säulen.
Gestühl braun gestrichen. Mit profilierten Seitenwangen und Gesangbuchbrett. 17. Ih.
Orgel. Prospekt und Werk um 1850.
Gedenktafel aus Holz, bemalt und gerahmt, für 1870/71.
Kelch aus Silber, vergoldet (H. 21 cm). Auf dem 8»ßrand Meistermarke „L B". 17. Ih. Taf.ivo»
B r o t t e l l e r aus Zinn (0 22,5 cm). Auf dem Rand graviert (Kapitale) „Laur. Klapp, Lasten- Taf.9«»
mei. I. A. Reinhard cccles. Ippinghusanae Pastor". Rückseits 3 Stempel: Engel mit Schwert
und Waage, darüber „Lnglis Block Tin 17 .." (19)).
P a t e n e aus Silber, vergoldet (0 13 cm). Tellerförmig. 18. Ih.
T a u f s ch ü s s e l aus Zinn (0 29,5 cm). 18. Ih.
2 O p f e r t e l l e r aus Zinn (0 20,2 cm). Rückseits 3 Stempel: zweimal Engel mit Schwert und
Waage, links Vogel, und Umschrift „Hildebrand Blockzinn"; in ovalem 8eld fünfzackige Krone,
darunter „G. Reitz". 18. Ih.
Sch raub kan ne aus Zinn (H. 35 cm). Achtseitiger Gefäßkörper mit Schraubdeckel, darauf Taf.ss»
beweglicher Tragring aus Messing. An den Seiten graviert (Kapitale) »Chrtetfan Gelömacher
Lycopolitano Uassus P. T. Pastor Ipplngbusae / Johannee Wert* aeraril sacrl provlsor / hic
anno 1754 mense 7 novem ex aerarlo eccleslastlco comparatus.« Unter dem Deckel 3 Stempel:
86
Ippinghausen
in der Mitte Engel mit Schwert und Waage, darüber „Engel Bloch Zin 1736", darunter
„I. P- Heinicke"; seitlich 2 kleinere Ovalstempel: Engel mit Schwert und Waage, und seitlich
der 8üsze „I P / H".
Tüf.98» Schraubkanne aus Zinn (H. 33 cm). Achtseitiger Gefäßkörper mit rundem Schraubdeckel
(darauf Messingtragring) und Ausgußrohr mit Schraubverschluß. An den Seiten graviert (La-
pitale) „I. A. Reinhard Pastor Ippinghauser Lirche 1731 / Ion. wertz und Baur. Llapinn.
Lastenmeist". Aus dem Deckel 3 undeutliche Stempel, in der Mitte Lasseler Wappen 0), seitlich
je eine Marke: Mann mit Stab und zu seinen Seitm „I S".
Taf.98' Abendmahlskanne aus Zinn (H. 32 cm). Hoher, nach oben verjüngter Zylinder mit Henkel
(ornamentiert mit Weinblattwerk), Ausguß, Llappdeckel mit Lnöpfchen und flachem, ornamen-
tierten Drücker. Unter dem Ausguß graviert „ÄNNO 1658". Unter dem Boden graviert (Äa-
pitalc) „Anna Maria Gilseman.................Zeugwarterin in Ziegenhain anno 1658"; auf
den Boden Ornamentmarke; auf dem Deckel 2 Stempel: Lass. Wappen und H B (?) über
Weinrebe.
Bauernhäuser
Haus Nr. 31/2- Wohnhaus mit Stall und Scheune. Zweigeschossig, Zachwerk auf Werkstein-
sockel. Erdgeschoß an Straßenseite massiv und verputzt. Obergeschoß vorgekragt. Ouergebälk profi-
liert in Lehle und Wulst. 10X6 Gefache. Satteldach mit Zwerchhäuschen in 8-Sfanncn. Traufen-
seite zur Straße. Eckpfosten geschnitzt. Uber dem Scheunentor Inschrift in Lapitale: „Lein besser
List auf Erden ist, / So man der Zungen Meister ist. / Auch viel wissen, wenig sagen, / Antwort
nicht auf alle Zragen. / Und laß ein Ieden wer er ist, / So bleibest Du auch wer Du bist. / Dieses
Haus ist erbaut durch den / zeitigen herrschaftlichen Greben / Iohann Christoph Schmitt / und dessen
Ehefrau Anna Maria / A6 1741".
Vom gleichen Typ die Häuser Nr. 30, erb. 18. Ih. Nr. 53, erb. 1798. Nr. 58, erb. 18. Ih.
Nr. 62, erb. A. 18. Ih. Nr. 841/2, mit reicher Rankenschnitzerei, erb. L. 17. Ih.
In einfacherer Zorm ohne Scheune Nr. 52 um 1800. Nr. 84, erb. 1731.
HausNr.12. Zorfthaus. Vollständig modern verputzt. Niedersächsischer Typus. Erb. A. 18. Ih.
Haus Nr. 50. Wohnhaus mit Scheune. Zweigeschossig. Obergeschoß nicht vorgekragt. Zwei
große Scheunentore. Haustür mit zweiläufiger Steintreppe. Satteldach mit vier Gaupen in
8-pfannen. Traufenseite zur Straße. Zassade modern verputzt. 1798.
Haus Nr. 59. Bauernhaus mit Scheune und Stall. Zweigeschossig, Zachwerk. Obergeschoß
vorgekragt. Ouergebälkprofil: Larnies mit Platte. Sockel aus lagerhaftem Bruchstein. Sattel-
dach mit 8-pfannen. Eckpfosten geschnitzt mit Säulchen. Uberm Scheuncntor Inschrift in Lapi-
tale: „Henrich Lesler bin ich genant / Mein Blut und Guth ist in Gottes Hand. / Habe Gott
vertrauet und dis Haus gebauet / Sussanna Margret« Huemerin / Meine Verlobte. Den 16 Tag
Iuni Anno 1766".
Vom gleichen Typus Haus Nr. 63, erb. 1725 und Nr. 90, erb. 1. H. 18. Ih.
Hasenmühle. Ehemaliges Sägewerk, jetzt Gehöft. Zweigeschossiger Zachwerkbau. Werkstein-
sockel. 14X11 Gefache. Mansarddach mit 8-pfannen. Haustür mit Zreitreppe. Am Steinsockel
Inschrift: I> A. H. S. 1815. — Daneben ehem. Ölmühle, jetzt Wohnhaus. Eingeschossig. — Back-
haus, Zachwerk. 1819.
Ippinghausen
87
Mondschein mühle. (Name von Mainzer Scheide). Geschichte: 1359 Maynschede, 1428
Mansch eid, 1471 Monschede, 1587 Mohnschein. (L.: A. Schröder-Petersen 141). Jetzt Gehöft,
ehemals Getreidemühle, oberschlägtig. Zweigeschossig, Fachwerk. Sockel aus lagerhaftem Bruch-
stein. 13X11 Gefache. Satteldach mit 8-pfannen. Haustür mit Freitreppe. M. 19. Ih.
Tinte-Mühle. Besitzer Kleinhans. Ietzt Gehöft, früher Getreidemühle. Oberschlägtig. Zwei-
geschossig, Fachwerk auf Werksteinsockel. 9X13 Gefache. Satteldach mit 8-pfannen. Über dem
Scheunentor Inschrift und Iahreszahl 1797.
Stembrücke
Über die Elbe. Inschrift: „Ippinghausen 1782".
weidelsburg
Auf dem Weidelberg südwestlich über Ippinghausen gelegen.
Ouellen. Staatsarchiv Marburg: Urkunden 1265—1490.
Karten und Pläne. Staatsarchiv Marburg: Abriß vom Weydelsbergk bey Ippinghaußen
und dem daraus gelegenen alten Schloß, Grimmel, 1728.
Abbildungen. Federzeichnung von Reuße, Kupferst.-Kab. Kassel. — Aquarell von Stumpf-
feld, Lupferft.-Kab. Kassel. — Dilich, Hess. Thron. 1605, I 164. — Meisner, Sciogr. Cosm.
1638/42 T. I B 19.
Literatur. Dehn-Rotfelser-Lotz, 301. Landau, Ritterburgen, 1, 327—332. Landau, W. 165.
Reimer, OL 499. Schwarzkopf, M.H.G. 1903/04, 4.
88
Ippinghausen
(beschichte. 1240 wedelberg, 1249 weidelberg, 1272 Vedelberc. — Die Burg gehörte einem
unbekannten Grafengcschlecht, vielleicht einer Seitenlinie der Schwalenberger, das von hier aus im
12. Ih. die „Nuwe Burg" anlegte und sich später nach dieser Grafen von Neumburg nannte. 1265
von dem letzten Grafen von Naumburg Hessen angeboten, ein Iahr später aber, 1266, an Mainz ver-
kauft. 1273 von Hessen zerstört. 1379 von Mainz an Hessen abgetreten. Um 1380 gemeinsamer Wie-
deraufbau der Burg durch Landgraf Herman^ von Hessen und Graf Hermann den Eisernen von
waldeck. Infolge Mainzer Protestes wurde der Bau jedoch 1382 eingestellt. 1398 von Mainz wie-
der aufgebaut und an Friedrich von Hertingshausen gegeben. 1437 hessisches Lehen der von Dalwigk
und von Hertingshausen. 1443 im gemeinsamen Besitz von Hessen und Mainz. 1488 hessisches
Lehen der von Bicken, 1522 der Wölfe von Gudenberg. Seit dem 16. Iahrhundert zerstört und
allmählich verfallen. — Die erhaltenen Reste der Burgruine gehören dem 13. und 14. Ih. an.
Bestand
Mächtige, in der Anlage vollständig und im aufgehenden Mauerwerk bis zu beträchtlicher Höhe er-
haltene frühgotische Burganlage (Abb. 30). Gegründet auf dem gewachsenen Basaltfelsen und er-
baut aus am Nordhang des Berges gebrochenen, geschichteten und mit Mörtel verbundenen Basalt-
steinen, mit wenig Sandstein untermischt. Lantenquader und Werkstücke Sandstein. Auf der Berg-
Taf. 33»u.2 spitze zwei etwa quadratisch angelegte mächtige Wohntürme, die, untereinander durch zwei Mauer-
züge verbunden, einen trapezförmigen Hof einschließen. Zugang dieses inneren Burghofes, in
dem sich noch Mauerzüge eines unbestimmbaren Bauwerkes befinden, vor der Nordwestwand des
westpalas. Der Oberburg ist an der Nord-, West- und Südseite ein Wehrgang vorgelegt, mit
Schlüsselscharten in der Außenmauer und an der Südseite und Westseite mit nahezu vollrunden,
mehrgeschossigen Schalentürmen. Vor der Mitte der Nordseite der Stumpf des runden Bergfrieds.
Vor der Südseite ein Zwinger mit schlichter Außenmauer, vor der Nordseite der untere Burghof,
dem wiederum an der Nord- und Westseite ein tiefer liegender Wehrgang mit Scharten und Tür-
men vorgelegt ist. Toreinfahrten in den Schmalseiten, die im Westen innerhalb eines
Rundturmes, die im Osten mit dem spitzbogigen Torbogen erhalten, dahinter Angel- und Rammel-
balken-Löcher in Fußboden bzw. Mauerwerk. Im Osten Durchfahrt zu einem zweiten Hof; von ihm
aus führt eine befestigte Pforte zum südlichen Wehrgang und, durch Flankenmauern gesichert, ein
Tor zum oberen Hof. Der O st p a l a s ist in offenbar voller Höhe mit drei Wohngeschossen er-
halten. Nach außen wenig vorspringender Treppenturm in der Nordostecke. Der Lrdgeschoßeingang
mit Rahmung aus der Mitte des 19. Ih. Rechteckige Fenster. Im oberen Geschoß Lrkerkonsolen an
der Ost- und Westseite. In der mittleren an der Südseite eine in Werkstein gerahmte Rundbogen-
nische mit Außenfenster. Im obersten Geschoß an der Nordseite ein Lamm, im übrigen tiefe Fenfter-
sitznischen, in gedrücktem Rundbogen geschlossen. Der westpalas ist um 1 Geschoß niedriger,
besitzt dafür einen vom Vorhof aus unmittelbar zugänglichen, eins tonnengewölbten Leller unter
der Nordhälfte. Von dort aus Treppe im Inneren des Gebäudes. Die Wohngefchosse waren durch
einen in der Südwestecke innen eingebauten Wendeltreppenturm mit steinernen Blockstufen verbun-
den. Sein Stumpf erhalten. Die Gewände der Fenster sowie der Spitzbogentüre zum Erdgeschoß
breit gefast. Im oberen Geschoß an der Ostseite rundbogige Altarnische in nach innen weit über-
stehender werkfteinrahmung. Fenftersitznischen wie im Oftpalas. Im Oft- und westpalas steinerne
Wandkonsolen für die Geschoßdecken. — Auf einer Felsnase im Osten, wenig unterhalb der Burg,
Rest einer Rundbaftion von etwa 5m0, auf einer zweiten Felsnase in etwa gleichem Ab-
stand weiter unterhalb Rest eines weiteren Rundturmes.
Istha
89
Istha
Dorf an der Straße Rassel—Wolfhagen, südwestlich am Fuße des Istha-Berges. Straßendorf
mit 652 Einwohnern.
«Quellen. Staatsarchiv Marburg: Urkunden 1365—1386. Hasunger Urkunden 1253—1387.
Katastcrbuch, 9 Bde., 1788. Steuertabelle 1737. Gemeinderechnungen ab 1806. Kirchenakten, Bau-
akten, Konsiftoriumsakten. Stadtarchiv Wolfhagen: Urkunde 1414/18.
Karten und Pläne. Staatsarchiv Marburg: Dorfkarte 1777 von Zinck. Gemarkungskarte
ca. 1730, Grimmel. 28 Zehntkarten, ca. 1800. Gemarkungskarte in 29 Blättern, 1872/76.
Literatur. Classen, 231. Hochhuth, 236. Reimer, OL 265. Ritter, 97.
Iside 1123» Isithe 1180, Iste 1253, Hyste 1258. — Kloster Hasungen besaß hier
1253 Eigentum. 1386 im Besitz Friedrichs von Hertingshausen. 1437—1448 hessisches Lehen Rein-
hard von Dalwigks und Friedrichs von Hertingshausen d. I- Ehemals besonderes Gericht im Amte
Wolfhagen.
Kirche
Pfarrkirche, evangelisch. Filial in Wenigenhasungen.
In Ortsmitte an der Nordseite der Straße, im Norden und Süden eingefaßt vom Kirchgarten.
Seine Umfriedung mit barocken Sandsteinpfeilern; der in der Südwestecke bez. 1831/18 .. Im Gar-
ten südlich der Kirche rechteckiger Steintisch, barock, mit rundem Fuß (Platte 105X85 cm), nördlich
der Kirche ein zweiter mit rechteckigem Fuß (quadratische Platte 98X98 cm, H. 90 cm). —
Kirchenbücher seit 1613. Register ab 1750. Enthaltend Presbyterialprotokolle und Verzeichnis der
Einwohner zu Istha nach den Nummern der Häuser, September 1793. „Kurz gefaßte Nachricht
derer vornehmste Kriegsbegebenheiten in den Iahren 1757—1762 von Pfarrer Iohann George
Fülling. Kirchliche Nachrichten aus dem hiesigen Kirchspiel nebst dem Repertorium der hiesigen
Kirchen-Repositur von Wilhelm Bach" (Pfarrer ab 1793). Enthält u. a. Verzeichnis der Prediger
seit der Reformation. Kirchenprotokollbuch von 1650 bis 1702. — v. Pappenheimsther Lehn-
brief 1539.
beschichte. pleban 1291 unter Dekanat Schützeberg. Patronat besaß bis zur Reformation
Kloster Hasungen, dann der Landgraf von Hessen. Seit 1524 protestantisch. — von ursprünglich
romanischem Bau nur der Turm erhalten. Turmhaube 1665 (Wetterfahne). Ietzige Kirche erbaut
1744—1747 durch Pfarrer Iohann Philipp Bockewitz, weftportül 1750 (siehe Baubeschreibung).
Bestand
Grundriß. Ouadratischer Westturm, romanisch. Barocke Saalkirche über regelmäßigem
Rechteck mit b/^-Schluß, innen Rundabschluß (Abb. 31).
Aufriß: Äußeres. Sandsteinbau. Turm. Ungegliedertes schlankes Massiv aus lagerhaftem Taf. 29 l
Bruchstein, breit gefugt, mit Ouaderkanten. An der Nord-, Süd- und Westseite schmale Mauer-
schlitze. In der Mitte der Westseite barocke Türöffnung; pilastergetragenes Gebälk und Stichbogen-
giebel, die Pilaster mit Blenden und toskanischem Kapitell, das rechts abgeschlagen; auf Mitte Ge-
bälk eine Muschel, im Fries Inschrift in großer, barocker Kursive: Uac porta ao MD (Muschel) CCI
est posita. (Diese Türe ist im Iahre 1701 gesetzt worden). Über Gebälk, den Stichbogen durch-
stoßend, Inschriftstein, bekrönt von Landgrafenkrone, bez. F R (verschlungen.) Über der halben
Turmhöhe an Nord- und Südseite je drei gekuppelte Schallöffnungen: Rundbögen auf Sockelfteinen
über gedrungenen romanischen Säulchen, Kapitell und Basis in gleicher Bildung aus Würfel mit
90
Iftha
derbem Halsring; z. T. zugesetzt (Abb. 32). Unter Mauerkrone an der Nord- und Westseite je eine,
an der Südseite zwei hohe Maueröffnungen mit barockem Rundbogenabschluß aus Backsteinen.
Vermutlich ursprünglich oben nicht überdeckt gewesene Zinnenöffnungen eines Wehrgeschosses. Auf
ein solches deuten auch steinerne Wasserspeier in Höhe der Sohle der Öffnungen, je einer an der
Nord- und Südseite. Barockes Traufgesims von Holz. vierseitiges Kegeldach mit Überleitung zur
achtseitigen Laterne mit barocker Haube, verschiefert. Kleine spitz verdachte Dachhäuschen. Wetter-
fahne bez. 1665.
Schiff. Barocker Neubau über z.
T. wiederverwandter Untermauer,
z. T. aus altem Material. Oie alten
Teile im gleichen Material und im
verband mit Turm, die barocken in
unregelmäßigem Ouaderwerk, breit
gefugt, z. T. sauberes Quaderwerk.
Stichbogenfenfter in Werkfteinfas-
sung, mit Rhombenverglasung. In
Mitte Ostseite rechteckige Türe mit
Stickbogenfenfter gekuppelt. Im
Trennungsfturz schlicht gerahmte
Inschrift in Groß-Antiqua: !n ho-
norem / D. T. O. M. / Aeöc0 haec
ampll....../ Eet anno 1744 / 8a-
crar: Antie....../ J. Ph. Üocke-
witz. Satteldach mit Lhorwalm,
doppelte Biberschwanzdeckung in Schieferfassung.
Abb. sr. Istha, Lirche. Schallöffnungen im Turm, j : 50
Inneres. Turm. In dem mit Längstonne überwölbten Lrdgtschoßraum in der Nordweftecke
Wendeltreppe mit steinernen Blockstufen. Offenbar später eingebrochener Zugang zum Schiff im
Stichbogen. Inneres Turmgerüst barock, darauf Dachstuhl mit Kaiserstiel und einer Art Stern-
gebälk aus Zangenkreuz und Diagonal-Stichbalken; Säulenkranz für die Laterne.
Taf.30» Schiff, von flacher Tonne überdeckter Saal. Fußboden zwei Stufen über Turmfußboden, un-
regelmäßige Sandsteinplatten.
Ausstattung. Altar (H. 0,90 m), hölz. Kasten, Bemalung neu, rückscits Tür. M. 18. Ih.
Kanzel aus Holz, Bemalung neu (H. 3,50 m). Korb im Vb'Typ. Auf den Brüstungsfeldern
Iftha
9t
Füllungen zwischen gedrehten halben Ecksäulchen. Als Rorbstütze Pfeiler mit Rapitell. Schall-
deckel achteckig, Rantengesims reich profiliert. 17./t8. Ih.
Empore. Bemalung neu. Auf Unterzug und schlichten, abgefasten Stützen mit Ropfbändern.
Brüstung glatt verbreitert, mit oberem und unterem Abschlußprofil. An der Brüstung erneuerte
Inschrift „Als dieses Haus verfertigt wurde, war allhier Diener des Wortes Ioh. PH. Bocke-
witz 1747".
Gestühl. Bemalung neu. Mit profilierten Seitcnwangen und Deckleiste. 18. Ih.
2 Reiche aus Zinn (H. 16 cm). Uber rundem Fuß auf kurzem Schaftstück konische Ruppa, auf
dem Boden undeutlicher Stempel. E. 18. Ih.
Reich aus Silber, vergoldet (H. 19,6 cm). Am Lippenrand der Ruppa und auf dem Fußrand je
zwei Stempel: Raff. Beschau und „p L". 17. Ih.
Patent aus Silber (0 14,2 cm). Auf dem Rand zwei Stempel: Raff. Beschau und „p L". 17. Ih.
Relchlöffel aus Silber (L. 15 cm). Unter dem Stiel zwei Stempel: Raff. Beschau und
„SCHEEL". 1. H. 19. Ih.
patene aus Zinn (0 19,5 cm). Tellerförmig. Rückfeits 3 gleiche Stempel: Engel mit Schwert
und Waage. E. 18. Ih.
T a u f f ch ü f f e l aus Zinn (0 28,5 cm). Tellerförmig. Schmaler Rand mit gewelltem, wul-
stigen Profilabschluß. Rückfeits graviert (Rapitale) „Rirche zu Isdha 1793", ferner 3 gleiche
Stempel: Engel mit Schwert und Waage, darüber „Engel Bloch tin 1736", darunter „I. p.
Heinicke".
T a u f k a n n e aus Zinn (H. 19,5 cm). Über rundem, hochgezogenen Fuß auf kurzem Schaftstück
schlanker, runder Gcfäßkörper, dessen Rand ausgeschnitten und teilweise nach außen umgebogen
ist; T-Griff. Auf dem Fuß graviert (Rapitale) „Istha 1793".
2 Abendmahlskannen aus Zinn (H. 34,5 cm). Auf rundem Fuß hoher Gefäßkörper, der
nach unten zu kuglig verbreitert ist. Mit Ausguß, Rlappdeckel, der in einem Zapfen endigt, Griff
und geschwungenem Henkel. Auf dem Fuße graviert (Rapitale) „Rirche zu Istha 1794". Auf dem
Boden Stempel: Engel mit Schwert und Waage, darüber „Engel Bloch tin 1736", darunter
„I. p. Heinicke". Unter dem Deckel Stempel: Flieg. Engel mit Lorbeerzweig und Trompete, dar-
unter „I. P. H.".
3 Gedenktafeln aus Holz, bemalt, Gold auf Schwarz; von gleicher Form; für 1814,
1870/71 und 1914/18.
Friedhof
Am wcftausgang des Dorfes (an der Straße nach Bründersen); an der Eingangsseite werkstein-
mauer mit Friedhofstor, als weitere Umfriedigung Staketenzaun. Hinter dem Tor alte Linde und
zum Teil hinter der Umfriedigung eine Reihe von Rastanien und Linden.
a) Friedhofstor, rötlicher Sandstein (H. ca. 4 m), auf quadratischen Pfosten gerader Sturz
mit der eingehauenen Iahreszahl MDCCCXXXVI (1836) und auf flachem Giebel Vase.
b) FigürlichesGrabmal, Sandstein (H. 1,75 m, Br. 0,55 m). Um 1860. Auf Sockel mit 2 Taf.ss-
Spruchinschriften betendes nacktes Figürchen (wohl Mädchen), am Figurensockel Grabschrift ver-
wittert; Arbeiten gleicher Art siehe Grabmäler in Balhorn und Altenstädt.
c) Unter der alten Linde sechs Grabplatten. 17./18. Ih.
d) Rriegerehrenmal für 1914/18. Hoher Sandsteinpfeiler mit den Namen auf der Vorder-
seite und einem Rreuz als Aufsatz.
92 Istha
HausNr.95. Zweigeschossig, Machwerk auf Steinsockel. Verputzt bis auf
Lluergebälke, Krüppelwalmdach mit abgewalmtem Zwerchhaus, 8-pfanncn. (Uuergebälk von mitt-
lerer Auskragung (Rundftab und Kehlen, über Balkenköpfe perlstab). Haustür mit reich profiliertem
Gewände, zweiteilig mit je 4 Füllungen. Über der Tür Inschrift (Kapitale) „dum deo karokia
aedilicate anno salutls idS(Z) die Ld aprllis".
Bauernhaus
Haus Nr. 48. Zweigeschossig, Fachwcrk auf Sockel aus lagerhaftem Bruchstein. Satteldach
mit 8-pfannen. Giebelseite zur Straße, 7 Gefache. Eingang Hofseite. Lluergebälk schwach vor-
kragend, Eckpfosten mit Beschlagmufterung. Um 1700.
Laar
93
Laar
Landgemeinde um Gut und Schloß Laar im oberen warmetal, an der Straße Zierenberg—Nieder-
meiser. 114 Einwohner.
Quellen. Staatsarchiv Marburg: Urkunden 1350—1726. Äatasterbuch 1842/46.
Karten und Pläne. Staatsarchiv Marburg: Abriß von Laar, Sieberhausen, Hohenborn,
Obermeiser, Listingen ca. 1600. Original-Conz.-Larte ca. 1730.
Literatur. Hochhuth, 242. Hufschmidt, 270 ff. Lange, Laar, die Burg des Herzogs Eberhard
von 8ranken, Zierenberg 1928. Reimer, OL 291. Ritter, 102.
Gut Laar
(ÖefcfyidjtC* Larun 967. Lare 1355. Lahr um 1580. — 1322 bis 1688 im Besitz der von der
Malsburg. 1688 und 1693 kam es in den Besitz des Landgrafen Karl. 1725—1778 Samtlie Gocd-
däus, 1778 an von Voigt, dann an Ioh. Phil. Brumhard, f 1819, und dann Ioh. Christ, v. weiß,
f 1850. Seit 1902 Herr von Stark. — Auf der östlich des Gutes gelegenen sogen. Laarwand ha-
ben sich bei früheren Grabungen Reste einer karolingischen w a l l b u r g, Lurtis, gefunden, die
w. Lh. Lange als die von Widukind von Corvey in seinen Res gestae Saxonicae 967 erwähnte
Burg des Herzogs Eberhard von sanken nachzuweisen versucht hat. Jetziges Herrenhaus erbaut
um 1790. 1902/03 umfangreiche Wiederherstellungen.
Bestand
Herrenhaus. Verputzter Kalkfteinbau über regelmäßigem Rechteck von etwa 26 m 8rontlänge
und 13 m Tiefe, mit modernem Obergeschoß, durch Vor- und Anbauten erweitert. Werksteinsockel,
Sandstein. Kantenlisenen, Gurtgesims, Rechteckfenster in schlichter Umrahmung: 9 Achsen an der
Nord- und Südseite, 4 Achsen an den Schmalseiten. An der Südseite Terrasse mit 8reitreppe zum
Garten. Haupteingang an der Nordseitc mit Holztüre aus der Bauzeit, zweiflügelig, die oberen
8üllungen mit geschnitzter Bekrönung, die unteren 8üllungen aufgeschoben, mit Kannelure und
pfeifen. Unter dem ganzen Gebäude offenbar ältere tonnengewölbte Keller, der Grundrißteilung
des Baues entsprechend mit zwei nebeneinanderliegenden Längstonnen und Ouertonne vor den
Schmalseiten. Unter einem Kreuzgewölbe mündet die Treppe. Über dieser in der Halle in der
Mitte der Nordseite frei in den Raum gestellte zweiläufige Treppe mit reichem Stabwerkge-
länder, weiß lackiert.
8amilienbilder derer von Stark und von Baumbach.
In dem südlich anschließenden p a r k in einer modernen Grotte vermauert ein Wappenstein derer
von der Malsburg, 17. Ih.
IlBirtschaftshof. Die Bruchsteinmauern der Stallgebäude möglicherweise barock bzw. spätmittel-
alterlich. In der Mitte der Außenfront des R i n d e r ft a l l e s an der Straße eine in überkreuzten
Kantenftäbcn gerahmte Inschrifttafel in Sandstein. In Kapitalkursive bez. „Otto v. d. Mals-
purgk / Me fieri fecit / Anno Domini / 1565". Als unterer Abschluß ein Weinblattfries mit
Trauben. Ienseits der Straße außerhalb des Hofes stehender großer einräumiger S ch a f ft a l l.
Lalkbruchstein verputzt. Kantenlisenen, Satteldach mit modernen 8alzziegeln.
94
Laar
Taf.264 Mühle. ZUM Gutshof gehörig, an der warme gelegen. Getreidemühle, oberfchlägtig, zwei-
geschossiges Gebäude. Erdgeschoß massiv aus lagerhaftem Bruchstein mit Werksteinfassung. Ab-
schluß durch Gesims mit Hohlkehle. Obergeschoß vorgekragtes Fachwerk. 10X15 Gefache. Man-
sarddach mit je einer Gaupe an den Schmalseiten. 8-pfannen. Ie eine Tür an der nördlichen
Taf. 152 Schmalseite zur Straße und an der östlichen Langseite. An der Nordseite wappentafel aus
rotgelbem Sandstein (H. 1,87 m, Br. 1,25 m). Inschriftsockcl mit seitlichen Voluten. Darüber von
zwei ionischen Pilastern flankiert die Wappen der Familie von der Malsburg und von Kanstein.
Als Abschluß Gesims mit Zahnschnitt und Karnies. Darüber Dreieckgiebel mit Muschel und Jah-
reszahl 1599. Die Inschrift am Sockel in Kapitale und Frakturschrift lautet: Herman / von der /
Malspurg / Me ficrt fccit / I. V. G. / Anna v. der / Malspurg / geborene von / Kanstein /
I. V. G. G. i. A. d.
Alte Steindrucke. Uber die warne, unterhalb der Mühle, ca. 6 m lang, 5.50 m breit.
Friedhof. Am Berghang nordöstlich des Gutes, mit neuer Umfriedigung. Vor den Torpfeilern
2 Pfeilerstücke der untergegangenen Friedhofskapelle aufgestellt und z. T. ergänzt (H. 1,45 m, Br.
0,18 m), um 1540. Auf dem Friedhof noch Mauern der Kapelle im Erdboden.
a) Grabstein des Ioh. Ernst Range, Verwalter von Laar und Sieberhausen, gest. 6. Ianuar
1740; in der Mitte länglich-ovale Grabschrifttafel (mit eingehauener Kapitale); Umschrift (Spruch
in Kursive). Sandstein (H. 1,75 m, Br. 0,95 m).
b) Grabstein des David Friedrich Ronftorf, Verwalter von Sieberhausen und Hohenborn,
gest. 13. April 1746; achteckige Grabschrifttafcl (mit eingehauener Kapitale), darüber 2 Putten mit
Wappen. Sandstein (H. 1,85 m, Br. 0,90 m).
Taf.4i s c) Wandgrab des Heinrich Goddäus, Herrn auf Laar und Hess. Major der Infanterie, gest.
13. Ianuar 1768; grauer, weiß geaderter Marmor (H. 1,80 m, größte Br. 1 m). Auf Sockel breiter
Pfeiler mit ausgebreitetem wappenzeltartigen Vorhang, darauf eingehauene Grabschrift (Fraktur).
Taf. 412 d) und e) Grabmäler für Ioh. ph. Brumhard, fürstl.-waldcckischer geheimer Kammer-Rat,
Besitzer von Laar, gest. 20. Dezember 1819, und dessen Frau L. M. H. Brumhard, gest. 23. Iuni
1816. Auf quadratischem Sockel Vierkant-Block mit eingehauener Grabschrift (Kapitale); rückseits
in Nische drapierte Vase (Relief). Rötlicher Sandstein (H. 1,50 m, Br. 0,65 m).
s) und g) G r a b st e i n e für den herzogl. Sachsen-Meiningenschen Finanzrath Ioh. Christian
v. Weiß zu Glücksbrunn, Günthersleben, Neuhaus und Laar, gest. 8. April 1850, und dessen Frau
Sophie, gest. 5. Ianuar 1869. Spitzbogig geschlossene Stele mit Maßwerkfüllung und einge-
haucncr Grabschrift. Kalkstein (H. 2,50 m, Br. 0,51 m).
Gut Rangen
Ouellen. Staatsarchiv Marburg: Urkunden 1074—1669. Kammerakten der Stadt Zierenberg
18. Iahrhundcrt. Bauakten der Oberrentkammer. Zierenbergcr Stadtakten.
Literatur. Classen, 250. Hochhuth, 242. Hufschmidt, 265/269. Landau, 48. Landau ZHG, 10,
177/183. Reimer, OL 373. Ritter, 102. Wests. U. B.
(ÖcfdHCfyte. Rangun 1015. Rangun und Rangen 1074. 1377 als Dorf genannt. Ls gehörte
den von Schartenberg und fiel nach deren Aussterben (um 1383) an den hessischen Landgrafen.
Danach bezogen die Wölfe von Gudenberg den Zehnten, doch hatten auch die von der Malsburg
hier Besitz. Nach 1424 war das Dorf wüst. — pleban 1350. Kirche zum hl. Kreuz und Pfarrer
1374 genannt. Patronat der Kirche besaßen die von Schartenberg, seit etwa 1383 die von der
Malsburg, denen auch das Kirchlehen gehörte. 1572 noch als dem hessischen Landgrafen gehörende
Laar
95
Wüstung bezeichnet. 1596 Gründung eines Ökonomiehofes durch Landgraf Moritz. Zwischen
1627 und 1669 war der Hof verpfändet, zuerst an Burghard von Kalenberg, später an Gabriel
und Lewin v. Donopp. Das Gut wurde später staatliche Domäne und ging am Anfang dieses
Jahrhunderts durch Verkauf in den Besitz des Herrn von Stark auf Laar über.
Bestand
Gutshaus. 8achwerk verputzt. 2 Stockwerke. Walmdach mit Biberschwanzdeckung und
Schiefcreinfassung. A. 19. Ih.
Alter Stall. Sandstein, anschließend Scheune in 8«chwerk; Sattel- bzw. Krüppelwalmdächer
mit Pfannendeckung. An der Scheuneneinsahrt bez. 1701.
Burgruine Schartenberg
«Quellen. Staatsarchiv Marburg: Urkunden 1291—1522.
Literatur. Dchn-Rotfelfer-Lotz, 238. Hufschmidt, 14/17. Landau, Ritterburgen, 1, 353/379.
Landau, MHG, 1895, 16/19. Reimer, OL 422.
Scarpenberg 1124. Domini Scardenbcrgenses 1145. — Seit 1124 Mainzischcs
Lehen der Grafen von der Malsburg, im 13. Jahrhundert der Grafen von Dassel. Lin Graf
Ludolf von Dassel verkaufte die Schartenburg 1268 an den Bischof von Paderborn. Mainz und
Paderborn einigen sich auf die Hälfte des Anteils. 1294 und 1307 erwirbt Hessen beide Hälften.
Sitz eines Amtes. Bis 1383 hessisches Lehen der von Schartenberg. 1344 ernennt Landgraf Hein-
rich II. die Brüder Herbord und Rau v. Pappenheim zu Lrbburgmännern. 1388 hessisches Lehen
des Otto Groppe v. Guden-
berg. 1472—1484 im Lehens-
besitz des Kurfürsten Hermann
von Köln. 1484 an Dietrich v.
Scharten verpfändet. 1500 bis
1508 kam das Schloß und Amt
an Dietrich von pleffe. 1508
wurde es vom Landgrafen an
Thilo Wolf von Gudenberg
verpfändet. 1521 werden Lcke-
brccht und Hermann von der
Malsburg als letzte pfandin-
habergenannt. wann die Burg
zerstört wurde, ist unbekannt.
Bestand
Bergfried aus lagerhaftem Kalkstein. Kalksteinbruchmauerwcrk, rund 33,80 m Umfang. Bis etwa
5,50 m H. im vollen Umfang erhalten, darüber weiterhin etwa 10 m, an der Westseite ausge-
brochen. In etwa 12 m H. vom 8ußboden ein äußerer und ein innerer Maucrabfatz. Darunter
Maucrstärke etwa 2l/2 m, darüber etwa 1^ m. An der Westseite Reste einer Gebäudemauer in
etwa 6 m Abstand vom Turm, Mauerstärke 1,40 m. Ringsum Wallanlagen, insbesondere an dem
Hang nach Südwesten zu (Abb. 33).
96
Leckringhausen
Leckringhausen
Siedlung südlich Wolfhagen. Straßendorf an nach Norden ansteigender Straße. 66 Einwohner.
(Quellen. Staatsarchiv Marburg: Urkunden 1415—1482. Ratasterbuch 1788. Gemeinderech-
nungcn ab 1806. Konsistoriumsakten. Stadtarchiv Wolfhagen: Urkunden 1354, 1436, 1470, 1473,
1482, 1499, 1570. Ortschronik: Handschrift angelegt 1788, Bürgermeisteramt. Spezialbeschreibung
von der Colonie Leckringhausen, Amts Wolfhagen, in 44 §§.
Karten und Pläne. Staatsarchiv Marburg: Charte v. d. Colonie L. 1784 von w. Fachs.
Hutekarte 1699 von Grimmeln. Lonzeptkarte 18. Ih.
LtAeratur. Classen, 227. Hochhuth, 238. Landau, Wüstungen, 174. Lyncker. Reimer, OL 296.
Ritter, 97.
<♦ Ursprünglich Gehöft. 1264 zum Rlofter Arolsen gehörig. 1415 gelangt es in den Be-
sitz der Stadt Wolfhagen. Im 30jährigen Krieg wüst. 1699 durch Landgraf Carl als französische
Kolonie mit 14 Hugenottenfamilien aus Asly in der Picardie und aus der Dauphins neu gegründet.
Kirche
Ev., Filial von Wolfhagen.
In der Achse der Straße am Nordrande des Dorfes. Am rückwärtigen Kirchgarten 2 barocke
Torpfeiler.
Kirchenbücher ab 1699. Bis 1826 französisch. Reg. ab 1830.
Die Kirche ist 1768 erbaut. 1888 wurde der Turm erneuert. Letzte Instandsetzung
1925. Bis 1840 fand in der Kirche französischer Gottesdienst statt.
Bestand
Grundriß. Saalkirchlein über regelmäßigem, nordsüdlich gerichtetem Rechteck (Abb. 34).
Aufriß: Äußeres. Sandsteinbau aus grobem Ouaderwerk,
oben untermischt mit lagerhaftem Bruchstein. Schlichte rechteckige
Fenster in wcrksteinfassung, Rechteckverglasung; Türe im gleichen
Charakter, im Sturz bez. 1768. Barocke Brettertüre. Giebel-
flächen in Fachwerk, verschiefcrt. Mansarddach mit Krüppelwalm
im Norden. Biberschwanzdoppeldach mit Schieferfassung, quadra-
tisches Dachtürmchen über dem Südgiebel, Fachwerk verschiefert,
mit spitzem, ebenfalls verschiefertem Pyramidenhelm.
Inneres. Schlichter Raum mit flacher Decke mit schlichtem Pro-
filring von Stuck in der Raummitte. Fußbodenbelag Sandstein-
platten, auch unter dem Gestühl. Im Nordteil um eine profilierte
Stufe erhöht. Steinkonsolen für die Empore im Süden und für die
Kanzel im Norden. Liegender Kehlbalkendachstuhl mit davon un-
abhängigem Hängewerk für den Mittelüberzug. Turmhelm auf
Lreuzgebälk mit Kaiserstiel.
Ausstattung. Altar. Bauerntisch mit 4 quadratischen Balusterbeinen. Holz schwarz ge-
beizt (H. 0,86 m).
Abb. 34. Leckringhausen,
Grundriß der Rirche. ; : 300
Leckringhausen
97
Ranzel aus Holz, braun gestrichen (H. 2,70 m). Rorb von unregelmäßigem Grundriß, annä-
hernd Vs-Typ. Brüstungsfelder mit Rechtcckfüllungen; als oberer Abschluß Ronsolenfries. Der
Rorb ruht auf Steinkonsole und rechteckiger Holzstütze mit Ropfstück. Schalldeckel ein unregel-
mäßiges Achteck mit Ronsolenfries und profiliertem Vorhangbrett. Holztreppe aus vergittertem
pfarrftand, mit Handlaufleiste. E. 18. Ih.
Gestühl mit profilierten Seitenwangen und Gesangbuchbrett. £. 18. Ih.
Empore, braun gestrichen. Auf Steinkonsolen. Brüstung aus Bretterdocken. L. 18. Ih.
Rriegerdenkmal für 1914/18. Hängeleuchter aus Messing (0 ca. 1,30 m). 1931 nach Ent-
wurf von Professor vocke, Rassel, ausgeführt von Schlossermeifter Äonrad Oppermann in Wolf-
hagen. An einer großen Messingkugel setzen 4 Leuchterarme an. Über der Rugcl 4 Schilde mit
Namen und Todesdaten der 4 Gefallenen der Gemeinde. Als Abschluß ein horizontal liegendes
„Eisernes Lreuz". Auf der Rugel die Inschrift „Unseren Gefallenen in Dankbarkeit gewidmet".
Reich aus Silber (H. 14,8 cm). Auf rundem Fuß Schaft mit länglichem sechsbuckeligen Nodus; Taf.ioo«
glockenförmige Ruppa, die Schmuckmotive aus der Volkskunstornamentik aufweist. L. 18. Ih.
Brotteller aus Zinn (019,7 cm).Rückseite flüchtig graviert (in lateinischer Schreibkursive) „Der
Rirche zuLeckringhausen", ferner 3 gleicheStcmpel: FliegenderLngel mitSchwert und Waage. 19. Ih.
Brotteller aus Zinn (0 23,5 cm). Rückseits flüchtig graviert (lateinische Schreibkursive) „Der
Rirche zu Lcckringhausen 1865", ferner 3 gleiche Stempel: fliegender Engel mit Schwert und Waage.
Taufbecken aus Zinn (0 22,8 cm). Schüsselform mit schmalem Rand. Rückseits 3 Oberteile
eines Stempels: Rrone, darüber „FH ft GE", ferner eingraviert „1844".
Abendmahlskanne aus Zinn (H. 33 cm). Auf steilem Rundfuß birnförmiger Gefäßkörper Taf. 102«
mit geschwungenem Henkel, schnabelförmigem Ausguß und Rlappdeckel mit Rnaufgriff. Unter
dem Deckel 3 gleiche Stempel: Engel mit Schwert und Waage, links von ihm „I L". L. 18. Ih.
Glocke aus Bronze (H. einschließlich Rrone 0,47 m, 0 0,53 m). Rrone mit 6 Bügeln. Am
Hals einzeilige Inschrift zwischen Schnüren (Rapitale) „I- 8- A. Storch F. H. Stuck G fecit
a Lasseg 1782". Am wolm einzeilige Inschrift zwischen Schnüren (Rapitale) „gssembles vous
en ce lieu fidelles car mon son vous y Appelle EecKringKausen".
Friedhof
vor dem Dorf, an der Straße nach Wolfhagen; mit mäch-
tiger Linde; als Umfriedigung geschnittene Tannenhecke.
Vorbildliche Einfügung in die Landschaft.
HausNr. 10. Zweigeschossig, auf
Bruchsteinsockcl. Obergeschoß an Traufenseite vorgekragt.
Ouergcbälkprofil: Rehle und Wulst. 6X10 Gefache. Sat-
teldach mit 8-pfannen. Giebelseite zur Straße. Eckpfosten
geschnitzt mit Säulchen und Blattwerk. Altes Treppen-
haus. Erb. 1699.
Abb. 35. Leckringhausen,
Grundriß des Hauses Nr. 7. 1 :3»o
Bauernhäuser
Haus Nr. 2. Wohnhaus mit Scheune. Fachwerk, zweigeschossig auf Bruchsteinsockel. Ober-
geschoß vorgekragt. Quergebälkprofil Rarnies mit Platte. 14 Gefache. Mansarddach mit moder-
nen Falzziegeln. Eckpfosten mit Säulchen. Am Ouergcbälk Inschrift mit Iahreszahl 1725.
6
98
Leckringhausen
Taf. 26s
Vom gleichen Typ die Häuser Nr. 3, erb.
1. H. 18. Ih.; Nr. 7, Gastwirtschaft von Mu-
lot, erb. L. 18. Ih. (Abb. 35).
Haus Nr. 8. Abgewandelter Typ: Siedler-
haus. Zwei Geschosse ohne Quergebälk, mit
durchlaufenden Ständern. Tenne zu Wohn-
raum umgebaut, Stallteil weggerissen. Sattel-
dach mit Pfannendeckung. (Abb. 3b).
Haus Nr. 19. Wohnhaus mit Scheune
und Stall. Zweigeschossig, 8achwerk auf Werk-
fteinsockel. Obergeschoß nicht vorgekragt. Wohn-
haustür an abgeschrägter Ecke. 8X9-s-3 Gefache.
Mansarddach mit 8-pfannen. Uber Scheunentor alte Inschrift, größtenteils nicht mehr lesbar.
Erb. A. 19. Ih.
Martin Hagen
99
MartLnhagen
Dorf südlich am Zuße des Wattenberges. Haufendorf, bestehend aus den zwei zusammengeschlosse-
nen Dörfern Martinhagen und Grossehof, gruppiert um die Basaltkuppe des Martinstcines. 60t
Einwohner.
(Quellen. Staatsarchiv Marburg: Urkunden 1464—1585. Hasunger Urkunden 1082—1521.
Ratasterbuch, 3 Bde. 1833/36. Stcuertabelle 1737. Gemcinderechnungen ab 1793. Rirchenakten,
Bauakten, Ronsiftoriumsakten.
Kartenundpläne. Staatsarchiv Marburg: Gemarkungskarte v. M. ca 1685. Gemarkungs-
karte von G. ca. 1685. Großehof 1707. Gemarkungskarten 1830. Übersichtskarten der beiden Dörfer
und 8eldmarkcn ca. 1840 von Rraus.
Literatur. Classen, 231. Hochhuth, 249. Reimer, OL 321. Ritter, 98.
Meribodonhago und Meribodehago 1082, Merbodenhayn 1464, Merbenhain 1470,
Mormelnhagne 1505, Merdenhagen 1585. — 1082 im Besitz des Rlosters Hasungen, später Dorf
der Vogtei Hasungen des Amtes Ahne. Der östliche Teil des Dorfes war als Großenhof bis
M. 19. Ih. selbständige Gemeinde und gehörte als hessisches Lehen den von Dalwigk. Ls kam
1534 an die Schaumburgische Linie.
Rirche
An der höchsten Stelle nahe dem westende des Dorfes unmittelbar an der Straße gegenüber dem
Martinstein gelegen.
Rirchenprotokollbuch von 1831/1842. Kirchenbuch ab 1857.
pleban 1398 und 1464. Gehörte 1505 zum Dekanat Schützeberg. Patronat Kloster
Hasungen, seit 1527 Landgraf von Hessen. 1521 Nikolai-Kirche genannt. — Von mittelalterlicher
Kirche nur der Turm erhalten. Neubau 1767 (siehe Baubeschreibung). Turmhelm 1736.
Bestand
(6 r u n d r 1 ß. Ouerrechteckiger Westturm, gotischer Wehrturm. Barocke Saalkirche über regel-
mäßigen» Rechteck. (Abb. 37).
Aufriß: Äußeres. Sandsteinbau, Bruchstein, fteinsichtig verputzt. Turm. Gedrungenes Taf.32»
Massiv mit Ouaderkanten. An West- und Südseite hoher, grober Schrägsockel. Lckstrebepfeiler;
der nördliche bis Sockclhöhe, der südliche bis zu einem zweiten Mauerabsatz des Turmes, Schräg-
abdeckung. Allseitig schmale Mauerschlitze am Wehrgeschoß in 8ußbodenhöhe, an Nord- und Süd-
seite steinerne Wasserspeier. Traufkchle, darüber barockes Holzgesims. Barocke Haube, verschiefert,
mit gegiebelten bzw. spitzbogig abgeschlossenen Dachhäuschen und achtseitiger Laterne, darauf
welsche Haube. Wetterfahne bez. 1736. An Turmsüdseite moderner Stützpfeiler.
Schiff mit werksteinkanten. Stichbogenfenfter in werkstcinfassung mit Schlußstein. Das mitt- Taf.32-
lere der Südseite mit Wulstprofil, im Sturz bez. 1767. Darunter Stichbogenportal in Platten-
umrahmung; Schlußstein mit bekröntem Monogramm 8 £, verschlungen, in akanthusumrahmtem
Medaillon. 8enfter und Türe verbunden durch von Schnecken eingefaßte Inschrifttafel, bez. in Ka-
7*
100
Martinhagen
pitalschrift: „Diese Kirche ist gebaut zur Zeit / des Predigers Ioh. (Ccm. Zaust, und / Greben Ioh.
Heinrich Loch 1767". Vorgelegte Freitreppe. Brettertüre. Schlußstein der Nordtüre bez. 1767.
Inneres. Turm. Erdgeschoß mit Lckvorlagen (für Gewölbe?). Im Rundbogen geschlossene
(Öffnung gegen Osten, zur Hälfte unter heutigem Fußboden, bis auf schmalen Durchlaß zugesetzt.
Im Wehrgeschoß bis auf kleine Luken vermauerte Verteidigungsöffnungen. Dachstuhl mit Stern-
gebälk, Bohlensparren.
Schiff. Saal mit flacher Decke mit Vouten an den Längsseiten, an den Schmalseiten über
schlichtem Stuckprofil. Fußboden unregelmäßige Sandsteinplatten, profilierte Sandsteinstufen. Lie-
gender Lehlbalkendachstuhl mit aufgehängtem Mittelüberzug.
Ausstattung. Altar in Tischform (H. 0,Y8 m). Auf breiter rechteckiger balusterartiger
Mittelstütze (Sandstein geschlemmt) hölzerne Deckplatte; an der Mittelstütze rückseits erhaben „1767".
L a n z e l aus Holz, neu bemalt (H. 3,40). Lorb im s/g-Typ. Auf jeder Brüstungsseite 2 ein-
gelegte rechteckige Füllungen, oben und unten Abschlußprofil. Lanzeltür mit alten Angelbeschlägen
(Schmiedeeisen). Als Lanzelstütze Pfeiler auf hohem Sockel (Sandstein geschlemmt) mit reich pro-
filiertem Lapitell. Schalldeckel achteckig, Holz bemalt, mit Lantengesims; als Bekrönung 6 Vo-
luten, die einen Zapfen tragen. Um 1767.
pfarrstand (vergittert), neu bemalt. Mit eingelegten Rechteckfüllungen und oberem Abschluß-
profil; alte schmiedeeiserne Angelbeschläge. Um 1767.
Stand. Form wie vor. Über dem Abschlußprofil Flachgiebel mit der aufgesetzten Iahres-
zahl „1767".
Empore neu bemalt. Auf Lonsolen und Pfeilern mit profilierten Lopfbändern; Brüstung ver-
brettert, mit oberem und unterem Abschlußprofil. Auf einer länglichen gerahmten Holztafel in
der Mitte der Nordempore vertiefte Kapitale „verbum domini manet in aeternum anno salutis
nostrae 1655 I. PET. IL. W 23". Um 1767.
G e ft ü h l neu bemalt. Mit Deckleiste und schwach profilierter Seitenwange. Um 1767.
Gedenktafeln aus Holz, bemalt, für 1814 (ohne Rahmen) und für 1870/71 (gerahmt); für
1914/18 die Namen im Eisernen Lreuz-Feld (gerahmt).
Orgel. Prospekt neu bemalt, mit 3 kleinen pfeifentürmen; als Prospektpfeifen runde Holzftäbe.
Um 1767. Das Werk neu.
L e l ch. Ständer aus Lupfer — vergoldet, spätgotisch, und Luppa aus Silber — vergoldet, barock
(H. 19,5 cm). Sechspassiger Fuß mit niedrigem, von kleinen Vierpässen durchbrochenen Fußreif;
Martinhagen
10t
sechsseitiger kurzer Schaft mit rundem Nodus; dieser zeigt auf den Vorderflächen der 6 Pasten
(in Frakturminuskel) je einen Buchstaben des Namens „jhesus" graviert. Im Fuß mehrere runde
Löcher zuin Linftiften verloren gegangener Schmuckteile.
Brotteller aus Rupfer — vergoldet (0 14,5 cm). 17./18. Ih.
Schraubkanne aus Zinn (H. 35 cm). Auf schmalem Fußrand achtseitiger Gefäßkörper. Run-
der Schraubdeckel; auf diesem beweglicher Tragring aus Messing; Ausgußröhre mit Schraubver-
schluß. Auf dem Deckel 2 Stempel: a) Rass. Wappen, b) im Schild „IPH", darunter Vogel mit
Zweig im Schnabel. Unter dem Ausguß graviert „M H 1750".
Abendmahlskanne aus Zinn (H. 32 cm). Auf breitem Rundfuß kugeliger, nach oben
schmaler werdender Lörper mit Ausguß, geschwungenem Henkel und Rlappdeckel mit Rnauf-
griff. Unter dem Deckel Stempel: Engel mit Schwert und Waage, darüber in Rapitale „Engel
Bloch Tin 1736", darunter „I- p. Heinicke".
Taufbecken aus Zinn (0 23,7 cm). Schüsselform, mit schmalem Rand; auf diesem gravierte
Inschrift (siehe Taufkanne). 19. Ih.
Taufkanne aus Zinn (H. 26,2 cm). Auf rundem Fuß konischer Gefäßkörper mit Ausguß, ge-
schwungenem Henkel und flachem Rlappdeckel mit Rnaufgriff. Auf dem Deckel graviert (in latei-
nischer Schreibkursive) „Taufet sie im Namen Gottes des Vaters des Sohnes und des Heiligen
Geistes Ricche von Martinhagen". 19. Ih.
Zweigeschossig, Fachwerk, z. T. verputzt, auf Werksteinsockel. Satteldach mit
Zwerchhäuschen und Rrüppelwalm. Traufenseite zur Straße. 13 Gefache (Rückfront). Giebel-
front mit Holzschindeln belegt. Alte Tür. Im Innern alte Treppe. 2. H. 18. Ih.
pfarrscheune. Erb. 1787 durch Zimmermeister I. G. Friedrich.
Bauernhäuser
Haus Nr. 7. Stattliches Bauernhaus mit Stall und Scheune. Zweigeschossig, Fachwerk auf
werkstcinsockel. Obergeschoß nicht vorgekragt. 22 X 8 Gefache. Tür mit einläufiger Steintreppe.
Scheunentor überdacht. 2 Stalltüren. Satteldach mit 8-pfannen. Um 1800.
HausNr.93. Wohnhaus mit Scheune und Stall. Fachwerk. Zweigeschossig. Sockel aus lager-
haftem Bruchstein. Obergeschoß vorgekragt. Ouergebälkprofil: Viertelstab. Tür mit einläufiger
Steintreppe. 15 X 6 Gefache. Satteldach mit 8-pfannen. Traufenseite zur Straße. 18. Ih.
Vom gleichen Typ die Häuser Nr. 18. 18. Ih. Vor dem Haus Rapiteli (Stein) mit Iahreszahl
1715. Nr. 23. Eckpfosten geschnitzt. 18. Ih. Nr. 39. Eckpfosten mit Rillenornament. 18. Ih.
Nr. 44, erb. 1743. Ferner in dem Ortsteil Großehof die H ä u s e r Nr. 81, erb. um 1800. Nr. 91,
erb. A. 19. Ih. Nr. 92, erb. 18. Ih. Ohne Scheune Nr. 75, erb. 1805.
102
Merxhausen
Merxhausen
Landgemeinde mit Landeshospital an der Straße Lasse!—Sand—Naumburg. Ehemaliger Lloster-
bezirk in einem Talkessel am Emsbache, südwestlich des Lmser Berges. 1045 Einwohner.
Quellen. Staatsarchiv Marburg: Urkunden 1505—1597. Urkunden des Llosters Merxhausen
1236—1572. Lopiar der Urkunden des Llosters Merxhausen 1213—1577. Salbuch des Hospitals
Merxhausen 1557. Hospitalarchiv Merxhausen: Akten.
Lartenundpläne. Staatsarchiv Marburg: Grund- und Situationsriß, 1773, I. G. pfaff.
Taf. 3- Larte vom Hospital Merxhausen 1824, J. R. pfaff, cop. Loppen. Grundriß der Eismühle 1781,
pfaff, cop. Loppen. Hospitalarchiv Merxhausen: Hospitalwald Lmserberg mit Situationsplan
Merxhausen 1779. Grundriß der Hospital-Stücke..., pfaff 1781. Grundriß des Hospitals, G.
pfaff 1810. Riß über die Eis- und (Ölmühle, pfaff, 1825. Larte vom neuen Lloster 1829, desgl. 1860.
Abbildungen. Dilich, Hess. Thron. 1605, I 161. Stahlstich von H. Merz del., L. Thümling
sc. in „Das Lurfürstentum Hessen", 1850.
Literatur. Classen, 195. Dehn-Rotfelser-Lotz, 176 f., Dersch, 90 f. 8«edrich, D., Merxhausen,
seine Geschichte als Lloster und Landeshospital, Msk. Merxhausen. Hochhuth, 141. Reimer, OL
329. Ritter, 47. wilh. Wolfs, Die Begründung der Landeshospitäler Haina und Merxhausen,
ZHG 45, 379.
Ehem. Lloster
(3cfd)id)tC♦ Marcharohusen 973. Merkercshusen 1145. Merkirshusun 1151. Merkeshusen 1213.
Merchshusen 1479. — Ursprünglich Dorf im Besitz der von Blumenstein. 1213 Gründung eines
Augustiner-Lhorherren-Doppelstiftes durch Hermann und Dietrich von Blumenftein mit einer dem
hl. Johannes d. T. geweihten Stiftskirche. Bestätigung durch Erzbischof Siegfried von Mainz.
Dieser gab dem Lloster den Namen Johannesfeld, der sich jedoch nicht durchgesetzt hat. Die Chorher-
ren müssen bald wieder fortgezogen sein, da es wenig später nur noch Nonnenkloster ist. 1242 inkor-
poriert Erzbischof Siegfried von Mainz dem Lloster die Äirche zu Offenhausen und die Lapelle zu
Riede. Im selben Iahr schenkt Graf Ludwig von Wildungen ein Viertel des Besitzes von Offen-
hauscn dem Lloster. 1252 Ablaß für Stiftungen zum Bau des Nonnenklosters. 1256 wird durch
den Mainzer Weihbischof Dietrich der Hochaltar der Jungfrau Maria, den Erzengeln, den hl. Jo-
hannes d. T. und d. Lv. u. a. Heiligen sowie ein anderer Altar zum hl. Lreuz geweiht. 1269 befreit
Landgraf Heinrich I. den Hof, „auf welcher die Llosterkirche gebaut ist", von allen Abgaben. 1489
löste Landgraf Wilhelm II. mit Unterstützung des Erzbischofs Berthold von Mainz das Nonnen-
kloster wegen Sittenlosigkeit aus, berief reformierte Augustiner-Chorherren aus Böddecken und un-
terstellte sie der Windesheimer Longregation. 1527 wurde das Lloster durch die Reformation auf-
gehoben und 1533 als Hospital für weibliche Lranke eingerichtet. Auf Grund des Reftitutions-
edikts Laiser 8erdinands II. vom 6. März 1629 wurde 1630 ein vergeblicher Wiederherstellungs-
Versuch unternommen. Erft seit dem Ende des 18. Jh. entwickelte sich Merxhausen zu einer Landes-
heilanstalt für weibliche Geisteskranke. —
Ursprüngliche romanische Llosterkirche 1213—1256 erbaut. Umbau und gotischer Chor um 1300.
Von den Llosterbauten aus der Gründungszeit nur der Südflügel. 1489 wurde das Lloster durch
Brand zerstört. Wiederaufbau Ende 15. Jh. durch die Augustiner-Chorherren. 1533 Ausbau zum
Hospital. 1733 Wiederherstellung des Südflügels, der einzustürzen drohte. Renovation der Lirche
1833 (siehe Bauinschriften). Die barocke Holzvorhalle am Verwaltungsgebäude stammt aus 8ritzlar
und wurde 1916 hierher versetzt. Letzte Wiederherstellung der Lirche 1934/35 unter Mitwirkung
Merxhausen 103
der Kasseler Denkmalpflege. Die Pfarrei bestand bis 1810. Jetzt Silial von Sand. — Kirchen-
bücher seit 1668, Reg. ab 1769.
Bestand
Rest der Umwehrungsmauer des Klosterbezirkes auf den westlichen Hang hinaufführend erhalten.
Die ältesten Gebäude bilden eine nach Osten zu offene Dreiflügelanlage. (Abb. 38). Taf. 35>
Der in der heutigen Außenerscheinung spätgotische Südflügel war ursprünglich nur in der
Längsachse unterteilt. Erkennbar eine große Halle im Süden, daran ein mit drei Sechseckseiten vor-
104
Merxhausen
springender Erker, und eine schmälere Halle längs der Hofseite im Norden; der Südteil unterkel-
lert, Tonnengewölbe. Der Mittelflügel im Westen stößt gegen den Südflügel; barocker
Wohnhausgrundriß. Der im wesentlichen romanische Nordflügel im Westteil verändert.
Barocke Längstonnen im Erdgeschoß. Im Osten an das romanische Lirchenschiff ein gotischer
Chor mit 3/g-Schluß angefügt.
Südflügel. Zweigeschossiger Sandfteinbau. wilder Bruchstein, an der Ostseite unregelmäßige
Ouader, breit gefugt. Lantenquader, 8enfter- und Türgewände eingebunden, an der Ostseite Fenster-
gewände nicht eingebunden. Dort Lntlaftungsbögen. Westseite: Rundbogiger Lcllereingang, dar-
über moderne Gedenktafel für Landgraf Philipp. Die Obergeschoßfenster ursprünglich zweiteilig,
mit Lehlprofil bzw. mit Plättchen und Schräge, zum Teil mit erneuerten Pfosten. Zwei etwas
tiefer, unter sich in verschiedener Höhe liegende 8enster zugesetzt bzw. vermauert. Südseite: Türe
modern. Im hochliegenden Erdgeschoß links vier niedrige Rechteckfenster mit 8ase und Lehle, an-
schließend fünf schlichte, rechteckige 8enster, das Z. und 4. mit flauer Lehle. Der Erker im Unterteil
Taf. 34- Bruchstein, gefugt, im Oberteil Werkstein, mit Steinmetzzeichen: -i- Vorhangbogenfenster
in Schrägprofil mit Wulst zwischen Lehlen; Legelpultdach mit^^— englischerSchieferdek-
kung. Weiter östlich schmales Rechteckfenster mit 8ase und Platte und schlichtes Spitzbogenfenster
mit 8«se. Im Obergeschoß hohe schmale 8enster, bis auf das 1. von rechts mit Plattenprofil, barock.
Niedriger liegende vermauerte 8enster, z. T. mit Lehlprofil, deuten auf ältere Anlage. Ostseite: Im
Erd- und Obergeschoß je drei gekuppelte 8enster, Profil mit Plättchen und 8ase. Mittelpfosten
z. T. ausgeschlagen. Das nördliche 8enster des Erdgeschosses einfach, darunter Rundbogentür mit
Rundstab und flachem Lehlprofil. Im Scheitelstein bez. „1773", bekrönt von Lngelköpfchen mit
akanthusförmigen 8lügeln. Uber der Türe Inschriftstein in Lapitale „lioc aedikicium vetustate
conkectum et ruinsm / munitans muro hoc solido kunditus exstructo / nova quae configna-
tione superstructa omnibus quae / ruinosis intus reparatls renovatum est anno Christi /
MDCCXXXIII super oxenovo chiorum illustrium H / assiacorum prseeecto (sic! praekec-
to?) existente/Wilhelms de Urlk/1733." (Die Inschrift besagt, daß das in alter Zeit errich-
tete und zur Ruine gewordene Gebäude im Iahrc 1733 zur Zeit, als Wilhelm von Urff hessischer
Präfekt war, wieder hergestellt worden ist). Neben dem linken Lrdgeschoßfenster kleines Engels-
köpfchen. Nordseite: Erdgeschoßfenster modern. Die schmalen 8enster im Obergeschoß abwechselnd
Taf.32»u.35- hoch, mit Zwischenkämpfer in Stein, und niedrig mit 8lachbogenabschluß. Profil nicht einheitlich,
meist Plättchen mit Lehle. Am Westende durch den Westflügel halb verdecktes Rundbogenfenster,
vermauert. Mansard-Walmdach mit gegiebclten Dachhäuschcn. Im Westen Zwerchgiebel Ln
8achwerk.
Das Innere durch spätere Einbauten verändert. In Zwischenwand im Erdgeschoß Rundbogen-
türe mit überkreuztem Birnstabprofil zwischen Lehlen; Sockelchen mit Dreh- und Rautenmustern,
in Archivolte Steinmetzzeichen: F* Line zweite Spitzbogentüre profiliert in Lehle, Wulst
und 8ase. Im ehemaligen Saal I im Süden Balkendecke über gefastem Unterzug; achtsei-
tige Holzfäulen aus gekehltem Steinsockel, gekehlte Lopfbänder. Lrkerfenstergewände in Platten,
Wulst und Lehle profiliert.
westbau. (Mittelbau). Zweigeschossiger Sandfteinbau, barock über älterem Mauerwerk an der
Ostseite (Gewändereft!); lagerhafter Bruchstein, gefugt. Rechteckige 8enfter, Werkfteingewände, an
Westseite mit Plattenprofil. In Mittelachse Stichbogenportale mit Schlußstein, das an der West-
seite mit flachem Rahmenprofil aus Rundstab zwischen Plättchen und Lehlen. Am nördlichen Ende
Merxhausen
105
des Mittelbaues zugesetzte Durchfahrtsöffnung mit gefastem Rundbogen. Mansarddach mit ge-
giebelten Dachhäuschen und Dreieckluken; Ausführung einheitlich mit dem Dach des Südflügels;
es überdeckt zugleich den westteil des älteren Nordflügels. Dieser ist ihm in der westlichen, in 8lucht
des Mittelbaues liegenden Schmalseite in den vier barock eingesetzten (Obergeschoßfcnstern ange-
glichen. vor der Baunaht des Nord- und Mittelbaues an der Westseite ein hölzerner Altan der
Biedermeierzeit auf hohen und dünnen verjüngten Rundsäulen; Dockenbrüstung in verglasten
Rundbogenöffnungen; Giebeldach.
Nordflügel. Im (Ostteil die romanische Älofterkirche im Umbau erhalten, heute zu ein Taf. 34 l
viertel der Höhe im Erdreich steckend. Lagerhafter und wilder Bruchstein bzw. in der (Obermauer
grobe (Quader. Von den romanischen Architekturteilen ist an der Südseite die Lcklisene im (Osten mit
Ansatz des Gurtgesimses und links darunter, zur Hälfte im Erdboden, das Gewände einer ver-
mauerten Rundbogenöffnung sichtbar. Line zweite links daneben im Mauergefüge nachweisbar. An
der Nordseite ist die 8assadengliederung durch im (Oberteil doppelt gekehlte Lisenen und durch ein
über der halben ursprünglichen Gebäudehöhe umlaufendes Gurtband mit Rantenwulft in 5 Achsen
nahezu vollständig erhalten. In der vierten Achse von (Osten ein Rundbogenportal in doppelt ab- Taf. 34»
gestuftem Gewände. Das äußere Bogengewände trägt außen einen Rundftab, das zweite ist zwi-
schen Plättchen gekehlt. Der starke Wulst an den äußeren Gcwändepfosten ist in Rämpferhöhe
nach außen umgekröpft und läuft von schmaler Platte begleitet gegen die benachbarten Lisenen,
desgleichen das in Lehle und Wulst profilierte Rämpfergesims. Das Portal bis auf Rechtecktüre
zugesetzt; ihre Schwelle liegt in halber Höhe des Portals. Im Sturz gerahmte Inschrift in Ra-
pitale: Johanne Jacobo Wachste / Pastore haec cella / exstructa anno 1768 (im Iahre 1768
wurde dieser Raum durch Iohann Iacob Wachs ausgebaut). Eine entsprechende Türe an der Süd-
seite im Sturz bez.: Plane cellam conkici curavlt Antonius Pep praetor 17S7 (diesen Raum
ließ der Rirchenvorftand Anton 8ey 1767 einrichten). Die Türen führten jeweils zu einem tonnen-
gewölbten Raum. Diese beiden nebeneinander liegenden Räume sind als Untergeschoß in den von
der heutigen Lirche abgetrennten Weftteil des alten romanischen Rirchcnraumes eingebaut. (Heu-
tige Rirche siehe unten). Der romanische Bau wurde in gotischer Zeit im Westen erweitert. Als
Rest aus dieser Zeit an der Nordseite das gekehlte Gewände eines zweiteiligen Rundbogenfmsters
mit zwei eingeschriebenen Spitzbögen. Barocker Umbau und moderne 8enfter- und Türeinbrüche.
Über dem Nordflügel mit Ausnahme des barock überdeckten Westteils (siehe oben) Stcintraufe,
Satteldach in Biberschwanzdoppeldeckung mit Schieferkanten. Im Inneren, im heutigen Wasch-
haus, eine Rundsäule mit Ringkapitell aus Wulst und Rehle, gekehlter Halsring. Rest eines La-
mins. Hier aufbewahrt: zerstörtes Sandfteinkapitell.
Rirche. In das romanische Mauerwerk eingesetzt Spitzbogenfenster in tiefer Schräglaibung. In
den Seiten des gotischen Thores ähnliche 8cnster. Statt des südlichen moderne Türe. An den
Lhorecken Strebepfeiler mit Pultdach über gekehlter Traufe. Am südlichen Pfeiler Sonnen-
uhr, bez. anno domini 1526, Steinmetzzeichen: i ^-t Über den Pfeilern figürliche Wasser-
speier, blind (angeblich von der Burg 8«lken- > [¿s stein). Um den Thor umlaufendes
Raffgesims. Traufgesims aus Platte, 8ase und Rehle. Im Süden, nahe der (Oftecke des alten Baues,
Stichbogennische mit zurückliegendem Gewände einer vermauerten Spitzbogenöffnung. Über dem
abgewalmten Lhordach verschieferter Dachreiter, achtseitig über vierseitigem Ansatz, achtseitige
welsche Haube. Wetterfahne bez. 1801.
106
Merxhausen
Ul
Das Schiff modern überdeckter Saal. In den Ostecken Reste der romanischen Gliederung aus
Dreivicrtclrundpfeilern zwischen rechteckigen Vorlagen. Uber jenen Würfelkapitell mit Halsring,
über den Vorlagen Viertelwulst. Uber dem Ganzen Rest des Abdeckprofils aus Platte und Wulst.
Taf. 50- Spitzbogiger Triumphbogen, gefast. Über Chor Fächergewölbe mit in der wand verlaufenden ge-
kehlten Rippen, runder Schlußstein mit Laubwerk, wände geputzt und getüncht, Ausstattung Ln
neuem Anstrich. Rehlbalkendachstuhl, erneuert.
Taf. 15* Wandmalereien. Christus am Rreuz. Links vom östlichen Lhorfenster. Der Rörper Christi
schwingt stark nach rechts aus. Arme und Beine sehr schlank. Schwarze Umrißzeichnung, Rreuz mit
grüner Ausmalung. Secco-Technik. (H. des Lhristuskörpers 0,86 m). M. 14. Ih. Freigelegt 1935.
Altar in Tischform, modern.
Taf.39 Altarflügel. (Jetzt im Landesmuseum Rassel). Tempera auf Eichenholz (H. 1,70 m, Br.
0,94 m), um 1350/60 (nach v. Bode um 1380). Zwei Reihen von je 3 gotischen Architekturnischen Ln
perspektivischer Malerei mit gemustertem Goldhintergrund. In den Nischen gemalte Figuren. Obere
Reihe Mitte: Maria mit Rind, gekrönt. Das Lind bekleidet. Mutter und Rind mit je einem Schrift-
band. Auf dem Schriftband der Maria in gotischen Minuskeln „Veatam me dicent omnes gua-
acones (?)". Auf dem des Iesusknaben „Ego fil qui sit". Am Sockel: „S. Maria".
Oben links: Hl. Ratharina, gekrönt und mit einem Schwert in der Hand. Oberkörper und rechter
Arm zerstört. Unterschrift: „S. Catharina". Oben rechts: Iohannes der Täufer. In der linken
Hand das Lamm Gottes. Rechts ein Schriftband mit Inschrift „Ecce agnus dei ecce ..Das
weitere sowie große Teile der Figur zerstört. Am Sockel die Inschrift „S. Iohannes Baptis(ta)".
Untere Reihe, links: Philippus mit dem Rreuz. In der Linken ein Schriftband mit den Worten:
„Indeventurus etjudicarevivosetmortuos". Am unteren Rande ein zweites Schriftband mit
roter Inschrift: Satonain rex (— aöonei, altteftamentarischer Hinweis auf Christus). Am Sockel:
„S. Philippus".
Unten Mitte: Der Prophet Iohel. Auf dem Schriftband die Worte: „Et effinudam spirltum
meum super omnem carnem et prophetsbunt filii vir litte vestre".Am Sockel „Johel propheta".
< Unten rechts: Apostel Bartholomäus mit Messer. Auf dem Schriftband die Worte: „Credo
maglstrum sanctum. Sanctus lZartKolomäus". Inschrift am Sockel zerstört.
Farben in der Hauptsache schwarz, rot, braun und Inkarnat. Rückseite ursprünglich bemalt, nur
noch geringe Farbreste (u. a. einer Geburt Christi) erhalten.
Literatur: Wilhelm v. Bode in Amtliche Berichte aus den Röniglichen Runftsammlungen, Bd. 38,
Berlin 1916, Sp. 81 ff. A. Stange, Deutsche Malerei der Gotik, 2. Bd. (1936), S. 107 f.
Ranzel aus Holz, neu gestrichen (H. 1,92 m). Rorb im V8-Typ. Brüstung mit Rechteckblend-
füllungcn. Ranzelfuß von gleicher Ausdehnung wie Rorb, mit Lckpilasterteilung. 18. Ih.
Gestühl mit profilierter Seitenwange. 18. Ih.
E m p o r e auf quadratischen Pfeilern. 18. Ih.
S t a n d an der Westwand, vergittert. 18. Ih.
Stand parallel den Lhorwänden, vergittert, 18. Ih.
Grabsteine an der Westwand: a) Für Heinz von Leutter (gest. 1559). Rötlicher Sandstein
(H. 1,70 m, Br. 1 m). Von Philipp Soldan. Oben Inschrifttafel (Lapitale) „Anno 1559 ist in
Gott verschidden Heinz von Leutter der erst Ober Bevelichaber (!) der Hoen Feurftlichen Spital
zu Hessen dem Gott genadtt hat den Armen dreulichen vorgestanden" (Iahreszahl 1559 später ein-
gehauen). Unten Wappen mit Lilie und Spruchband „V/D/M/I/AL" (verbum domini manet
I
Merxhausen
107
in aeternum). Auf der unteren Rahmenkante eingehauene Signatur:
b) 8ür Hermann Binzinger, erster Vogt des Spitals (gest. 1548). Rötlicher Sandstein
(H. 1,70 m, Br. 1 m). von Philipp Soldán. Form wie bei a), oben Grabschrifttafel,
unten Wappenmarke: Unter dem Wappen eingehauene Signatur wie bei a).
c) Für Georg Lhri- ftian Greuter (gest. 20. August 1547). Sandstein (H. 1,13 m,
Br. 0,75 m). Rurze /\ Grabschrift und Bibelzitate (in Rapitale) und ein geflügeltes
Engelsköpfchen in Relief.
d) Für Johannes Werner, Vogt des Hospitals Merxhausen (gest. 21. Dezember 1615). Sandstein
(H. 1,45 m, Br. 0,86 m). Umschrift, Halbfigur des verstorbenen als Relief in einer Nische über
einer Inschrifttafel (Rapitale).
Orgel. Prospekt um 1850. Werk modern.
Relch aus Silber, vergoldet (H. 18,6 cm). Breiter sechseckiger Fuß mit eingezogenen Seiten. Taf.73»
Sechsseitiger Schaft. Nodus mit 6 Pasten, von denen jede im rhombenförmigen Vorderfeld einen
gotischen Minuskelbuchstaben des Namens „ihesus" trägt (Silber in abwechselnd grünem und
blauem durchsichtigen Emaille). Niedrige, kegelförmige Ruppa. Auf dem Fuß weihekreuz vor
Rreuzschraffur. Unter dem Fuß graviert in gotischer Minuskel „curt bernbar....". 15. Ih.
Reich aus Silber, vergoldet (H. 22,3 cm). Auf achtteiligem, fast runden Fuß kurzes achtseitiges Taf. ici
Schaftftück. Darüber birnförmiger Nodus und über einer Hohlkehle breite, becherförmige Ruppa.
Unter dem Fuß 2 Stempel: Rasseler Beschau und „PB". 18. Ih.
p a t e n e aus Silber, vergoldet (0 16 cm). Tellerförmig. Sicher zum vorigen Relch gehörig. Taf. 101
patene aus Silber, vergoldet (0 15,5 cm). Tellerform mit 4 gravierten dreieckigen Blatt-
zwickeln und weihekreuz auf dem Rand. Um 1700.
2 Abendmahlskannen aus Zinn (H. 24,5 cm), vergl. Abendmahlskannen in Sand! Auf Taf. 99-
breitem runden Fuß kugeliger Bauch mit schmalem Hals. Ausguß, hoher Rlappdeckel mit brei-
tem, flachen Drücker. Geschwungener Henkel mir plastischem Frauenköpfchen. Auf dem Boden
2 gleiche Stempel mit Trompete, Lorbeerzweig und „R N". 18. Ih.
Abendmahlskanne aus Zinn (H. 34 cm). Auf rundem geriffelten Fuß schlanker, bauchiger
Äörper mit schmalem Hals, Ausguß, Rlappdeckel mit hohem Drücker und geschwungenem Griff.
Deckel und Gefäßkörper gerillt. Auf dem Deckel graviert „A L W", unter dem Deckel Stempel:
Engel mir Schwert und Waage. 18. Ih.
Schraubkanne aus Zinn (H. 30 cm). Auf flachem Fußrand achtseitiger Rörper mit rundem
Schraubdeckel, auf diesem beweglicher Tragring. Unter dem Schraubdeckel 2 Stempel: Lasseler
Wappen und in einem halbrunden Schild ein Mann mit einem Zweig, unten links von ihm ein
Stern, zu Seiten seines Lopfes IP/B (?). 18. Ih.
Oblatendose aus Silber, vergoldet (H. 7 cm). Ovale, ausgebauchte, an der einen Längs- Taf. 101
feite abgeflachte Dose mit ebenso gebildetem Rlappdeckel. Auf dem Boden 2 Stempel: Rass.
Beschau mit Iahresbuchftabe B und als Meiftermarke „p B". 18. Ih.
Löffel aus Silber, vergoldet (L. 12,5 cm). 18. Ih.
Glocke aus Bronze (H. einschließlich Sechsbügelkrone 0,53 m, 0 0,50 m). Am Hals einzeilige
Inschrift zwischen Schnüren (Minuskel-Fraktur) „anno vomlnl milleslmo guingentesimo vice-
simo secondo". Unter der Inschrift doppelter Rundbogenfries mit Maßwerkfüllung. Am wolm
3 Schnüren. 1522.
S ch r i f t t a f e l aus Holz (H. 2,40 m, Br. 1,60 m). Inschrift schlecht erhalten, Sockel fehlt.
Rollwerkumrahmung. Im Giebelaufsatz Brustbild einer Frau (Landgräfin Sabine von würt-
108
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temberg) in Tempera auf Äreidegrund; stark zerstört. Links des Giebels das hessische Wappen
(für Wilhelm IV.), rechts das württembergische (für dessen Snut Sabine) in ovaler Rollwerk-
umrahmung. Auf schwarzem Grund in Gold Spruch in gotischer Zraktur (28 Zeilen, Endreime),
nur die letzten Verse lesbar.
Inspektorwohnhaus. An die Westseite der Dreiflügelanlage nördlich anschließend. Sandstein-
bau mit einem Obergeschoß. Wilder Bruchstein, ftcinsichtig verputzt. Z. T. ältere 8enstergewände
sichtbar, die heutigen mit Platte und 8ase. An der Westseite Portal mit Äehlprofil zwischen 8asen.
Im Sturz bez. 1524. Giebelflache 8achwerk mit vollen 8ußbändern. Steinerne Traufkehle. Ärüp-
pelwalmdach in Biberschwanzdeckung.
Sog. Weberhaus. Dreigeschossiges Gebäude. Erd- und 1. Obergeschoß massiv aus Bruch-
steinmauerwerk. Modern verputzt, gestrichen und ohne Rücksicht auf die Steinschichtung gefugt.
2. Obergeschoß 8«chwerk, 27X9 Gefache. Satteldach, Bibcrschwanzdoppeldcckung. Inneres größ-
tenteils erneuert. Im westlichen Teil im Erd- und 1. Obergeschoß alte Holzpfeiler und Balkendecke
mit Unterzugbalken. Der Steinbau 1562 errichtet. Iahreszahl über einem 8enster der Westfront.
8achwerk und Dach 18. Ih.
Anstaltsbau hinter dem Hospitalshof. Zweigeschossiger, verputzter 8achwerkbau mit Bruchstein-
sockel, Gurt- und Dachgesims, über dem Sockelgeschoß in der Mitte schwaches Mittelrcsalit mit
Putzquadereinfassung, drei 8ensterachsen breit (in der Mitte gekuppelte 8ensterreihe). Die Slügel zu
fünf 8enstcrachsen. In der Mittelachse Lingangstür mit geradem Gesimsabschluß über zwei Äon-
solcn, am geraden Sturz bez. 1827; zweiflügelige Holztür. An der Rückfront Mittelresalit. Walm-
dach mit Biberschwanzdoppeldcckung.
Alte Zehntscheuer. Massiver Bau aus lagerhaftem Bruchstein, in neuerer Zeit als Wohn-
haus umgebaut.
Sog. Felsenkeller. Sockelgeschoß einer ehemaligen 8achwerkschcune, Bruchsandstcin, zwei Strebe-
pfeiler. Zwei barocke Rundbogentüren. Im Innern Tonnengewölbe. Mittelalterlich, barock ver-
ändert.
Alter Schafstall. Am Türsturz an der östlichen Längsseite Inschrift in gotischer Minuskel
„Iesus, Maria, Iohannes Baptista, August Anno Domini 1532". Darüber Stein mit Äreuz,
wahrscheinlich aus späterer Zeit.
Stallgebäude. Zweigeschossiger Bruchsteinbau von 8 Achsen. Im Erdgeschoß Stallungen. Im
Obergeschoß Scheunenboden. 8enster und Türen mit Werksteinfassung. Satteldach mit moderner
8alzziegeldeckung, barock, 18. Ih.
Ölmühle. Getreidemühle, oberschlägtig. Zweigeschossig, hoher Werksteinsockel, 8X13 Gefache.
Satteldach mit Zwerchhaus in 8-pfannen. Am Sockel Stein mit Inschrift in Kapitale, rechte
Seite abgeschlagen. Erb. A. 19. Ih. Seitenwand Erdgeschoß massiv erneuert.
Naumburg
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Naumburg
Stadt mit 1502 Einwohnern, Endpunkt der Kleinbahn Kassel—Naumburg, an der Elbe, einem
Nebenflüßchen der Eder, gelegen. Südlichste Stadt des Kreises.
Quellen. Staatsarchiv Marburg: Urkunden 1390—1562. Wald. Urkunde 1481. Salbuch 1592,
1654. Katasterbuch 1820. Rechnungen vom Ende des 16. Ih. Kopiar-Urkunden 16. Ih. Kon-
sistoriumsakten. Akten des ehemaligen Kurfürstentums Mainz, Naumburg betr. waldeckifches
Archiv, Urkunden Netze 1505. Staatsarchiv Würzburg: Urkunden und Akten des Mainzischen
Amtes und der Stadt Naumburg (nicht benutzt). Landesbibliothek Kassel: Kirchenkastenbuch 1654.
Karten und Pläne. Staatsarchiv Marburg: 11 Bl.-Karten 1769 und 1819. Gemarkungs-
karte in 4 Bl. ca. 1780. Stadtkarte pfaff 1808. Gemarkungskarten pfaff 1808, Subl.-Karte 1819.
Grundriß der inneren Stadt, pfaff, rev. Achtel 1810. Grenzkarte zwischen Hessen und Waldeck,
pfaff 1822. Ubersichtsplan der Stadtlage 1808 cop. 1850. Gemarkungskarte in 42 Bl. nach pfaff
1808—1812 cop. 1872.
Abbildungen. Dilich, Hess. Thron. 1605, I, 164. Kst. Meisner, Sciogr. Losm. 1638/42
T. I. B. 19 Lst. M. Merian, Topogr. Hass. Frankfurt a. M. 1649/72 Kst. Stahlstich von H. Merz
del., L. Thümling sc. in „Das Kurfürstentum Hessen", 1850.
Literatur. Llassen, 162. Dehn-Rotfelser-Lotz, 183 f. Dersch, 194. Lscher, Magnus, Naumburg
und seine Umgebung, Kasseler Zeitung 1865, Nr. 63—69. Hochhuth, 115. Kramer, Die Grün-
dung der Burg und der Stadt Naumburg in Hessen, Melsungen, o. I. G. Landau, Ritterburgen,
II. 207—256. Landau, Beschreibung, 221 f. Erich Klibansky, Die topografische Entwicklung der
kurmainzischen Ämter in Hessen, Marburg 1925, S. 53 ff. — Reimer, OL 343. Ritter, 45.
A. worringer, Der Aufruhr in Naumburg am 8. und 9. September 1832. ZHG. Bd. 54, 1924,
Seite 204 ff.
Nuwenburc 1182, Nuweburch 1207, Nuhenburg 1230, Nuenborch 1272, Nyen-
borch 1335. — 1182 zuerst die Burg erwähnt im Besitz des Grafen von Naumburg. Diese kom-
men schon 1170 vor. Um 1200 erste Ansiedlung im Schutze der Burg. 1207 „villa nova ante
castrum Nuweburch". Um 1260 Stadtrechte erlangt. In der Gemarkung lagen die Dörfer Im-
menhausen, Beltershausen, Herberge, Namenhausen, Hattenhausen, Todenhausen, Altenhagen, die
zu dieser Zeit wüst wurden. Die Pfarrkirche der Gegend stand in Immenhausen, noch im 15. Ih.
Pfarrei genannt, doch war der Ort damals schon wüst. Die Kirchenruine stand noch im 18. Ih.
1230 werden cives de Nuhenburg genannt. 1243 selbständige pfarrgemeinde. 1266 verkauft der
Letzte der Naumburger Grafen, Widekind II., probst zu Fritzlar, später probst zu Heiligenftadt,
Burg und Stadt Naumburg sowie die Weidelsburg an Erzbischof Werner von Eppstein in
Mainz. 1271 wurde in einer Fehde zwischen Mainz und Landgrafen Heinrich I. von Hessen die
weidelsburg und die Naumburg von Hessen erobert und zerstört. Doch konnte Mainz sich schließ-
lich im Besitz behaupten. Mainzische Burgmannen waren die von Itter, von Elben und von
Hund. 1345 verpfändet Mainz die eine Hälfte des Besitzes an die Grafen von waldeck, 1384 die
andere Hälfte an die von Hertingshausen, denen kurze Zeit später auch der waldeckische Anteil
verpfändet wurde.
Nach der Ermordung des zum Kaiser gewählten Herzogs Friedrich von Braunschweig durch
Friedrich von Hertingshausen belagerten die braunschweigischen und hessischen Truppen Burg
und Stadt vergeblich. In der seit 1441 andauernden Bundesherrenfehde wurde Naumburg zweimal
von verbündeten mainzischen und hessischen Truppen, 1443 und 1448, erobert, doch verblieb die
Naumburg im Besitz der von Hertingshausen bis 1544. In diesem Iahre kam Naumburg wieder
in den Besitz der Grafen von Waldeck. In dem waldeckischen Lrbteilungsvertrag von 1575 kam
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Naumburg
Schloß und Amt Naumburg an den Grafen Daniel von Waldeck. 1588 zwang der Lurfürft von
Mainz die Waldecker Grafen zur Rückgabe der ihnen seit 1345 pfandweise überlassenen Stadt unö
des Amtes Naumburg durch Rückzahlung der Pfandsumme. Naumburg fiel dadurch an Mainz
zurück, das die katholische Lehre in der Stadt Naumburg, die unter den waldecker Grafen prote-
stantisch geworden war, gewaltsam wieder einführte, während dagegen die zum Amt gehörenden
Dörfer Altendorf und Altenstädt evangelisch blieben. Im 30jährigen Lrieg wurde Stadt und
Burg 1626 von dem Herzog Christian von Braunschweig erobert und die Burg sowie 15 Häu-
ser der Stadt niedergebrannt. Die Burg seitdem Ruine, doch verschwanden allmählich die Über-
reste. Am 29. Juni 1684 großer Stadtbrand. Die ganze Stadt bis auf ein kleines Häuschen an der
Stadtmauer brannte nieder. Die Stadt wurde mit Unterstützung von Mainz bis 1692 wieder
aufgebaut. Im 7jährigen Lrieg hatte die Stadt französische Besatzung, die von preußisch-hessischer
Reiterei überfallen und niedergemacht wurde. Bis 1802 verblieb Naumburg in mainzischem Besitz
und kam dann an Hessen.
Burg
Die Burg lag auf dem westlich der Stadt gelegenen Bergrücken. Sie war Grün-
dung eines Grafen Volkwin, der auf der Weidelsburg ansässig war. Um 1170 als Nuweburc er-
richtet. An der Westseite über tiefem Graben erhob sich der Bergfried, die ganze Südseite nahm
der Schloßbau ein, dem in der Mitte ein polygonaler Turm vorgelagert war. An der Oftseite gegen
die Stadt mächtiger Torbau mit vier vorgekragten Lcktürmchen. Auf stufenförmig zur Stadt ab-
fallenden, Gelände auf halber Höhe ein turmartiges Vorwerk, an der Nordseite Türme und
Mauern. In der Burg befand sich eine Lapelle des hl. Lreuzes.
Bis 1266 im Besitz der Grafen von Naumburg, dann mainzisch. 1345 an die Grafen von wal-
deck, 1384 an von Hertingshausen verpfändet. Von diesen wurde die Burg im 15. Ih. wiederher-
gestellt. 1544 abermals im Besitz der Waldecker Grafen. 1588 von Mainz wieder eingelöst. 1626
wurde die Burg zerstört. Die Ruine wurde beim Wiederaufbau der Stadt 1684 als Steinbruch
benutzt und abgetragen.
Heute nur noch geringe Mauerreste eines Turmes sichtbar. Die Bodenformationen
lassen jedoch noch deutlich die einstige Anlage von Umwallung und Gräben, Bauten und Be-
festigung erkennen.
Stadtbefestigung
Nachrichten über die Entstehung der Stadtbefeftigung sind nicht vorhanden. Man
darf jedoch vermuten, daß mit dem Ausbau der Stadt und der Verleihung der Stadtrechte an ihre
Bürger in der 2. Hälfte des 13. Ih. die Errichtung von Befestigungsanlagen, wie Mauern,
Tore und Türme, zeitlich zusammenfällt. Im 14. Ih. hat die Stadt jedenfalls bereits eine starke
Verteidigungsanlage gehabt und im Jahre 1402 vermag die Bürgerschaft gemeinsam mit den
Burgmannen dem vereinigten Ansturm braunschweigischer und hessischer Truppen erfolgreich zu
trotzen. Die Stadt hatte drei befestigte Tore, die im Verlauf der beiden Hauptstraßen lagen. An der
Westseite in der Nähe der Burg, als Abschluß der heutigen Burgstraße, stand das Obere Tor, das
auch Burgtor genannt wurde und welches einen breiten Graben überbrückte. An der Südseite lag,
von einen, Wartturm überhöht, das Immenhauser Tor, nach dem einst in der Nähe befindlichen
Dorf genannt. Lin drittes Tor war am nördlichen Abschluß der unteren Durchgangsstraße und
Naumburg
111
hatte ebenfalls einen Wartturm. Dieses war das welbertor, vielfach auch weidelberger Tor
genannt. Zwischen diesen Toren erhoben sich die Stadtmauern, deren verteidigungswert durch das
nach allen Seiten abfallende Gelände erhöht wurde. Zwischen den Toren lagen an der Stadtmauer
noch einige Verteidigungstürme, einer an der Südseite zwischen dem Burgtor und dem Immen-
hauscr Tor, ein anderer an der Südostecke in der Nähe des Immenhauser Tores, etwas nördlich
davon an der Ostseite ein nur bis zur Höhe der Mauer ausgebauter Rundturm und schließlich ein
letzter Turn, an der Nordseite in der Nähe des Pfarrhauses. Liner von diesen führte den Namen
Ratzenturm. Auch außerhalb der Stadt befanden sich an weithin überschaubaren Stellen
warttürme.
Die Wehrmauer ist in unvollständiger, aber immer noch stattlicher Höhe an der
Südseite der Stadt erhalten, mehrfach durch Stützpfeiler verstärkt. Am Ausgang der Straße nach
Llben Rest des Torturmes, ein in Verband gemauerter Maucransatz kann einen Rest des Tor-
hauses darstellen. Östlich davon moderne Hauswand auf die Stadtmauer gestellt. Die Südoftecke
und das Mauerftück bis zum Stumpf eines halbrund vorspringenden Schalenturmes im Verlauf
der Ostseite nur in geringer Höhe, von da ab höher aber lückenhaft erhalten. Der Ostteil der Nord-
mauer ist teilweise erhalten bis zum Durchbruch des in keinerlei Resten mehr nachweisbaren
Ippinghäuser Tores. Line Abdeckung dieses Mauerstückcs aus halben werksteintrommeln könnte
von diesem herrühren. Sonst ist die Mauer an der Nordseite nicht zu verfolgen. Die Nordwestecke
ist wieder in geringer Höhe, die westliche Mauer als Gartenmauer am Pfarrhaus und am Amts-
gericht erhalten. In der Mitte der Westseite in rechtwinkligem Ansatz die Untermauer eines mit
der Stadtmauer in Verband gemauerten Gebäudes (siehe alten Stadtplan), die bis zu der seine Taf.3?»
8lucht fortsetzenden Nordmauer des Amtsgerichts reicht. Im weiteren Verlauf dient die Stadt-
mauer als Sockel für die Ostwand des Rathauses und führt jenseits der Burgstraßc wieder in
größerer Höhe und stellenweise durch Stützpfeiler gehalten und, wie die Südmauer, noch heute die
Bebauungsgrenze bildend den Burghang hinab.
Stadtanlage
Die Stadt ist, ihrer geschichtlichen Entwicklung als Burgsiedlung entsprechend, auf dem zur Taf.3ü>u-
Naumburg hin ansteigenden Höhenrücken angelegt. Das Gerüst der Siedlung bildet die oftwestlich
auf dem Höhenkamm hinaufführende Burgftraße als Mittelachse und senkrecht zu ihr die „untere
Straße", die Durchgangsftraße von Ippinghausen nach Llben, ehemals die nach diesen Orten be-
nannten Tore verbindend, als Grundlinie. Von ihr aus führen mehrere Hangftraßen etwa gleich-
laufend mit der Burgftraße, mit dieser und untereinander durch Ouergäßchen verbunden. Im
Westen liegen einige ältere Gebäude an der Burgstraße außerhalb der Stelle des ehemaligen Burg-
tores, unter ihnen das Rathaus.
' Stadtkirche St. Lrescens
Rath., Dekanat 8ritzlar. Diözese 8»lda.
Die Rirche steht nahe dem westende der Stadt auf einer nach Nordosten, Osten und Südoften
durch Sandsteinmauern gestützten, nach Osten zu geneigten gepflasterten Terrasse, die nach Westen
zu in das Straßenniveau übergeht.
Lirchenbücher ab 1644, Register seit 1781. Lagerbuch des Rirchenkaftens, 1664, Mskr. Rassel L. B.
Spezialvorbeschreibung von der Stadt Naumburg, dasigen Amts 8'ürftenthums 8ritzlar, Roppen,
1826. Real-Schematismus des Bistums 8ulda, itzio, S. 84.
112
Naumburg
(beschichte, pleban 1243 gen. Line Kirche aus dieser Zeit nicht mehr nachweisbar. — Erster
Bau A. 14. Ih-, erhalten hiervon nur Turmuntergeschoß und Teile des Thores und der Langhaus-
Südwand. Neubau des Schiffes 1. H. 15. Ih. Turm ausgebaut 1512 (s. Baubeschr.), Sakristei
14. Ih., A. 20. Ih. durch Einbau des Heizraumes verändert. Die Kirche besaß folgende Altäre:
Altar der Iungfrau Maria und 11 Heiliger, 1431 gestiftet zum Gedächtnis Zriedrichs d. Ä. und
Bertholds von Hertingshausen. Dreifaltigkeitsaltar in der Kapelle, wohl der jetzigen Sakristei,
erwähnt 1441. Altar des hl. Gallus und hl. Lullus und Altar der hl. Maria Magdalena 1481.
1664 sind 5 Altäre vorhanden: Außer dem Hohen Altar und dem in der Sakristei ein Altar des
hl. Georg und der hl. Katharina im südlichen Seitenschiff. Ein Sebastianaltar im nördlichen
Seitenschiff, ein Altar der hl. Anna „in medio ante Chorum". 1684 brannte die Kirche mit allem
Inventar vollständig aus. Sofortiger Wiederaufbau, Weihe 1692. Die Kirche erhielt 3 neue
Barockaltäre: 1. Iohannes des Täufers, Lrescens' und Bonifacius'. 2. Hl. Anna und Ioachim, 3. hl.
Ioseph und hl. Antonius von Padua. Alle 3 Altäre 1897 durch neugotische ersetzt. 3 Aguren im
Heimatmuseum Wolfhagen. 1896/97 letzte Wiederherstellung der Kirche. — Schutzheiliger: Cres-
cens. Das Patronat hatten ursprünglich Grafen von Naumburg, 1266 Erzftift Mainz, 1360—1803
Kollegiatstift Amöneburg. Naumburg besaß ehemals ein Augustinerinnenhaus, 1465 auf Veranlas-
sung Erzbischofs Adolf van Mainz durch Kloster Böddeken reformiert. — Aliale der Barmherzigen
Schwestern des hl. Vincenz.
Bestand
Grundriß. Gotische Anlage mit nahezu quadratischem weftturm, nicht in der Kirchenachse
stehend, mit Halbrund vorspringendem Treppenturm vor Mitte Südwand. Dreischiffige Hallen-
kirche von nur zwei Ioch Tiefe. Ostchor aus Vorjoch und unregelmäßigem Vs-Sckiluß. Sakristei
in der Breite des nördlichen Seitenschiffes im Winkel zwischen diesem und dem Thore, über
Rechteck. (Abb. 39).
Taf.382 Aufriß : Äußeres. Sandsteinbau über Schrägsockel, der mehrfach in der Höhe vorspringt und
teilweise abgeschlagen ist. Turm. (Abb. 40) Stattliches Massiv aus Ouaderwerk, durch zwei go-
tische Kaffgesimse in nach oben hin in der Höhe abnehmende Stockwerke geteilt. Bis zu einer Höhe
von durchschnittlich 6 m die Ouader scharfkantig bearbeitet. Zangenlöcher, ebensolche in den Kanten-
quadern! An der Westseite hochgotisches Spitzbogenportal, profiliert in Birnstab zwischen zwei
Kehlen. Barocke Brettertüre, benagelt, Mittelpfosten als pilasterchen mit grobem Blattkapitell. Dicht
darüber, noch in dem sauberen Ouaderwerk sitzend, zweiteiliges Spitzbogenfenster, im Scheitelfeld
Maßwerk-Ring wie an der Elisabeth-Kirche in Marburg. Uber dem Anster in gleicher Breite, in
gröberem Mauerwerk, oben und seitlich gerahmte Bauinschrift in gotischen Minuskeln: „Anno dm/
M CCCCCXII“ (1512), mit Kleeblatt, Rose und Schild mit Mainzer Rad. Unterhalb des untersten
Simses kleine Spitzbogenfenster in Schräglaibung mit gekehltem Gewände. Über dem obersten
Sims breite Anfter im gleichen Profil. Im Spitzbogenfeld des südlichen 8ensters — außer Verband
mit dem Gewände — steinernes Asthblasenmaßwcrk, in der West-, Nord- und Südseite im Holz- „
werk des Ansterrahmens nachgeahmt, Ansätze alten Maßwerkes erhalten. Der Turm trägt eine vom
Viereck ins Achteck übergleitende barocke Haube mit kurzem laternenartigen Zwischenstück, in Schab-
lonen vcrschiefert. Die Traufe des Treppentürmchens in Höhe des untersten Kaffgesimses, Stein-
abdeckung in Kalottenform.
Langhaus (Abb. 41). Mauerwerk an Schiff und Thor lagerhafter Bruchstein, fteinsichtig ver-
putzt. Von dem ersten Bau (s. Geschichte) sind an der Südseite noch große Teile des Mauerwerks
Naumburg
113
erhalten. Darm vermauertes Spitzbogenfenster und eine außen zugesetzte Türe; die heutige modern.
In Ostwand des Südschiffes von innen zugesetztes 8enfter in tief gekehlter Schräglaibung. In
Scheitelhöhe des älteren Musters die Sohlbank der jüngeren. Diese in ebenso profilierter Laibung,
mit gekehltem Gewände, zweiteilig. In Südfenstern flaches Nasenmaßwerk, Lielbogen im
Scheitelfeld. Links neben östlichem 8enster glatt umrahmte 8igurennische, Rundbogenabschluß mit
Nasenmaßwerk, darüber Wimperge. Die Auster der Nordseite mit Nasenmaßwerk und herzför-
migem Maßwerk im Mittelfeld. Unter dem westlichen ein Spitzbogenportal, mit Wulst und gro-
ßer Äehle profiliert. Die Nordwand ist durch ein Rehlgesims unterhalb der 8enstersohlbank unter-
teilt, das auch die Strebepfeiler umzieht. Diese aus Ouaderwerk, von verschiedener Arm. Der an
der Südwestecke an der Vorderseite durch Raffgesims unterteilt; vor diesem ein Baldachin mit
Wimpergen und verwitterter Blattkrone, doppelt gekehlte Ronsole mit Rosette; Walm-Abdcckung.
Über dem Pfeiler kleine Sonnenuhr. Der Mittelpfeiler im Süden besitzt unter dem ersten Schräg-
absatz einen zweiten. Südoftpfeiler mit Pultdach-Steinplatte, sonst wie Mittelpfeiler. Im Mit-
telteil Agurenftand mit arg verwittertem, rechteckig vorspringendem Baldachin mit Wimpergen
über Maßwerk und Ansätzen zerstörter Aalen, halbrund vorspringende Ronsole, darunter Lngels-
köpfchen. Der östliche und der mittlere Pfeiler im Norden mit walmabdeckung, der Nordwestpfeiler
mit Pultdach. Neben diesem Pfeiler in der Westwand verwitterte rechteckige Nische. Die Westwand
des nördlichen Seitenschiffes steht im Sockel und in einigen Schichten darüber im Verband mit dem
Mauerwerk des Turmes, die des südlichen nicht! Hier ein vermauertes Spitzbogenfenster mit aus
einem Stein gehauenem Sturz. Darunter eine später eingebrochene Tür zu der hier ebmerdig
8
114
Naumburg
liegenden Empore. — Traufkehle, darüber barock profiliertes Holzgesims. Den Chor mit über-
deckendem Satteldach, über den Seitenschiffen geschleppt.
Taf.332 Chor. Vom älteren Bau in der Südwand des Vorjoches ein vermauertes Spitzbogenpförtchen
sichtbar, heute zum Teil im Pflaster steckend, und in der Oftwand, etwas südlich außer der Achse ein
vermauertes Fenster wie das in der Weftwand des Südschiffes, breiter und niedriger als die heuti-
gen. Links neben dem Gewände des Südfenfters ist als Rest eines jenem entsprechenden älteren
Naumburg
115
8ensters ein zweites Gewände sichtbar. Die heutigen Chorfcnfter wie die des Nordschiffes. Die
Lhorstrebepfeiler entsprechen in der Zorm dem Pfeiler an der Südoftecke des Schiffes. In sie ver-
baut die in der Lämpferhöhe der alten Zensier abschließenden Pfeiler des älteren Baues. Der nörd-
liche Pfeiler fehlt und wird ersetzt durch die Osiwand der Sakristei. Darin modernes, drei-
teiliges Zensier. Nahe der Nordoftecke steinerne Totenleuchte, getragen von im Achteck vorspringen-
den Wandpfeilerchen; an dem Steinkasten eine volle Spitzbogenöffnung nach vorn, je eine halbe
nach den Seiten; Steinplatte als Pultdach. In Nordwand zwei nahezu rundbogige Mauerblenden.
8'
116
Naumburg
Zugang modern. Unter der Sakristei Heizungskeller. Sockel und Traufprofil wie ein Teil der
Mauerverblendung offenbar modern. Über Thor barock profiliertes Traufbrett. Alle drei Schiffe
und den Thor überdeckt ein Satteldach in deutscher Schieferdeckung. Auf Lhordach moderner sechs-
Abb. 4!. Naumburg, Stadtkirche St. Lresccns. «Querschnitt. J: soo
seitiger Dachreiter, verschiefert, mit zweigeschossigem Schaft, Haube, offener Laterne und kleiner
Haube. Über dem Chorhaupt, am Ostende des Erstes, ein steinerner Obelisk.
Inneres. Turm. In den Ecken der Turmhalle etwa schulterhohe abgestufte Vorlagen, 8uß-
boden acht Stufen unter Gelände vor der Westseite, in gleicher Höhe mit dem des Schiffes.
Die Öffnung dahin z. T. durch Orgel verbaut. Die von außen her zugängliche Wendeltreppe
mündet oberhalb des zu ergänzenden Gewölbes. Die steinernen Blockstufen find so gearbeitet, daß
die Steinblöcke je zu einem Teil den oberen Teil einer Stufe und den unteren Teil der nächstfol-
genden bilden.
Langhaus (Abb. 42). Breit gelagerter, kurzer Raum mit hohem Mittelschiff und wesentlch
niedrigeren Seitenschiffen (Pseudobasilika). Die Schildwände ruhen auf ein paar langrechteckigen
Pfeilern mit in 8«se und Kehle profilierten Kanten. Gekehlte Vorlagen, die oberhalb des Kämpfers
fortgeführt find, tragen die Gewölbe. Den Mittelpfeilern entsprechen ebenso profilierte Wand-
pfeiler im Osten und Westen und schlichte Lisenen an den Langwänden. An der Südwand begin-»
nen diese erst oberhalb eines Mauerabsatzes in etwa 2 m Höhe, der auf die Wiederverwendung
älteren Mauerwerks schließen läßt. Der südöstliche Wandpfeiler fehlt, da die von dem älteren
Bau wiederverwandte Ostwand des südlichen Seitenschiffes etwa um 1 m westlicher liegt als die
des nördlichen, deren Lage dem System des gegenwärtigen Baues entspricht. Sockel mit Kehle
und Wulst. Kämpferplatte mit Rarnies und Kehle. Das Scheidebogenprofil entspricht dem
Pfeilerprofil. Gewölbeansätze ausgebrochen. Die heutigen Gewölbe von Holz, einschließlich der Rip-
pen, der Gurte und der Schildbögen. Kräftige Kreuzrippen barocker Profilierung und schwächere
Naumburg
117
Versteifungsrippen in den Lappenfchciteln; die westlichste Lappe des Mittelschiffes, von zwei Rip-
pen versteift, als Wange eines Llostergewölbes gebildet. Am Anfall der Scheitelrippe an den
Triumphbogen eine Wappenkartusche in den Zormen des ausgehenden 17. Jahrhunderts. Das
Wappen geteilt und gespalten. In den Diagonalfeldern das Mainzer Rad, Gold auf Rot, und ein
stehendes Lreuz, Schwarz auf Gold. Im Lhorgewölbe find Vorjoch und Lhorhaupt zusammen-
gezogen. Die sehr steilen Lappen haben damit eine verzerrte 8orm erhalten. Alle Gewölbe besitzen
runde, profilierte „Schlußsteine". In den Ecken der Seitenschiffe und an der Westwand des Mit-
telschiffes ruhen die Rippen auf grob profilierten Lonsolen.
L h o r. In gleicher Breite und Höhe mit dem Mittelschiff, um zwei Stufen erhöht. 8lache, gekehlte Taf.6?>
Lisenen tragen den ihnen gleich profilierten Triumphbogen. Das Lämpferkapitell, ähnlich dem der
Schiffs-Pfeiler, ist seitlich verbreitert als Lonsole für die Gewölberippen des Mittelschiffs. Eben-
solche Lonsolsimse für die Gewölberippen des Thores, darunter flache Lisenen wie an den Schiffs-
langwänden, an der Südseite wie dort oberhalb eines um noch etwa 1 m höheren Mauerabsatz
beginnend (Baunaht?). Line zweite Baunaht teilt die über den Spitzbogen der Fenster verblei-
benden hohen, lanzettförmigen Schildflächen. Bis dahin offenbar das Mauerwerk des älteren
Baues verwandt. In der Nordwand moderne Türe zur Sakristei. Der frühere Zugang, dicht
neben dem Triumphbogen, ist als gerade überdeckte, von der Sakristei aus zugängliche Nische er-
halten. In der Sakristei in Lopfhöhe gekehlte Lreuzrippen von Stein auf Eckkonsolen von pyra-
midaler 8orm; an der in der Nordwestecke ein bärtiger Lopf. Runder Schlußstein. In den Außen-
wänden flache Blenden, nahezu in ganzer Wandbreite, dem oberen Abschluß der Gewölbelinie
folgend. — Das Innere der Lirche in allen Teilen verputzt, Architekturteile bunt bemalt mit neu-
gotischer Ornamentik. Über Mittelschiff und Chor barocker Binderdachstuhl mit gekreuzten Längs-
verftrebungen in der Sparrenfläche. Die Seitenschiffsdächer, etwas geschleppt, sind konstruiert als
von dem mittleren Stuhl unabhängige Pultdächer.
Ausstattung. Beichtstuhl braun überstrichen, Gesimse schwarz (H. 2,17 m, Br. Taf.4v-
2,35 m). Dreiteilig, der etwas vorragende Mittelteil flankiert von gewundenen Säulen mit um-
gelegten wcinranken. L. 17. Ih.
Empore braun überstrichen; zweigeschossig; auf Holzpfeilern, Brüstung mit Blendfüllungen;
erstes Emporengeschoß in der Mitte durchbrochen durch ein hohes Tor zur Turmhalle hin. E. 17.
Ih. Am Lmporengestühl als Rückwand der Bänke z. T. flache Baluster, L. 17. Ih.
3 paramentenschränke (in der Sakristei) gelb überstrichen, mit einfachen Mlungsfel-
dern. 18. Ih.
Taufe aus Sandstein (H. 0,57 m), im Pfarrhaus. Ständer in gedrungener Balusterform. Im
Becken eingesetzt Zinnschale mit Zinndeckel. 17. Ih.
Plastik (am äußeren Bau):
1. Muttergottes mit Lind, am südöstlichen Strebepfeiler des Schiffes. Sandstein (H. 1,20 m). Taf.ss»
Lopf des Lindes abgebrochen und wieder aufgedübelt. Lonsole mit Lopf. Baldachin. Um 1340.
2. Hl. Sebastian am südwestlichen Strebepfeiler. Sandstein (H. 1,10 m.) Stark verwittert. Lonsole Taf.38»
und Baldachin. Um 1340.
3. Hl. Lhristophorus in einer Nische an der Südwand des Schiffes. Sandstein. Der Heilige trägt
den Christusknaben auf seiner linken Schulter. Um 1340.
L r u z i f i x (aufgehängt an der Nordseite der Turmhalle) aus Holz, Dlanstrich. H. (Corpus) Taf.424
1,05 m. E. 17. Ih.
118
Naumburg
Taf. 42- Kruzifix am Standkreuz an der Nordseite der Kirche. Holz, Ölanftrich. H. (Corpus) 1,32 m.
Am Stamm unter dem Corpus eingeschnitzt „1809".
Kruzifix aus Holz, mit «Ölfarbe dick bestrichen. H. (Corpus) 0,64 m. (verwahrt im Pfarr-
haus.) 18. Ih-
Taf.42- Hl. Antonius aus Eichenholz mit alter Ölfarbenfassung (H. 1,21 m). Hält in der rechten Hand
aufgeschlagene Bibel, auf der das Christkind mit Segensgeftus steht. Am Sockel eingeschnitzte Ka-
pitale „S. Anton d. pad". (Zur Zeit im Schulhaus.) Um 1700.
2 Ölbilder (an der Nordwand der Turmhalle) auf Holz, H. 1,13 m, Br. 0,75 m. Dornen-
krönung und Geißelung Christi. Die Zlügel eines Altars, der an der südlichen Lhorwand stand. Das
Mittelbild (Kreuzigung) verschollen. (Siehe Dehn-Rotfelser-Lotz, Die Baudenkmäler im Regie-
rungsbezirk Kassel, 1870, S. 184.) Um 1700.
Ovales Ölgemälde (an der Nordseite der Turmhalle) auf Leinwand, H. 1,90 m, Br.
1,44 m. Darstellung der Trinität: Christus mit Kreuz und Gottvater mit Weltkugel und Dreiecks-
nimbus als sitzende Ganzfiguren, darüber Taube. 18. Ih.
3 Ölgemälde (an der nördlichen und südlichen Chorwand) auf Leinwand, H. ca. 1,85 m,
Br. 1,50 m. a) Isaaks Opferung (1. Mof. 22), b) Abendmahl (Matthäus 2b, 26), c) Melchifedeks
Opfer (Pf. 110, 4). Um 1860.
Taf.99- Reliquienkasten aus Elfenbein, mit später hinzugefügten eisernen Beschlägen, Schloß und
Scharnieren (H. 13,5 cm, Grundfläche 18X15,5 cm). Rechteckiger Kasten mit pyramidenförmigem
Deckel und 4 8üßen. Verziert mit konzentrischen Kreisen, Steinen, Punkten und geometrischen 8or-
men. Deutsch, 15. Ih.
Taf.t02- Kelch aus Silber, neu vergoldet (H. 21,5 cm). Sechspaßfuß, Nodus sechsseitig, Kuppa becherför-
mig. Auf dem 8uß graviert: Weihekreuz und Wappen (3 Bienen, als Oberwappen Blume Ln
offenem Pflug); unter dem 8"ßrand graviert (hinter dem undeutlich gewordenen Stifternamen)
„1704 dd" (= dedicavit). Auf dem 8»ßrand 2 Stempel: paderborner Beschau und als Meister-
marke „I S" in hochovalem 8eld.
Taf. 102- p a t e n e aus Silber, neu vergoldet (0 14,5 cm). Tellerförmig. Auf dem Rand graviertes weihe-
kreuz. (Gehört zum vorigen Kelch).
Taf. 102- Kelch aus Silber, vergoldet (H. 23 cm). 8aft ausgerundeter Achtpaßfuß, Nodus rund, Kuppa
becherförmig. Unter dem 8«ßrand in 8raktur graviert „pfarrbenefizium Naumburg". 1. H. 18. Ih.
Kelch aus Silber, vergoldet (H. 21,5 cm). Über hochgewölbtem sechspaffigen 8«ß sechsseitiger
Nodus, Kuppa becherförmig; unter dem 8«ßrand graviert (in barocker Kursive) „R (everendis-
simus) d (ominus) Bechfeldt Präpositus 1733 dd" (= donum dedit). Auf dem 8"ß graviert
ein Weihekreuz. Unter dem 8"ß 2 Stempel: Hildesheimer Beschau von 1703 und als Meister-
marke „C H 8" in Schildform.
p a t e n e aus Silber, vergoldet (0 13 cm). Tellerförmig. Auf dem Rand graviertes weihekreuz.
(Gehört zum vorigen Kelch.)
Taf.73» Liborum aus Silber, vergoldet (H. 38,5 cm). Kelchförmig, 8uß sechspasfig, Nodus sechsseitig,
runde Kuppa becherförmig; Deckel rund, in Sechspaßform hochgcwölbt, als Abschluß Kreuz mit
kleeblattförmigen Kreuzenden. Auf dem 8«ßrand graviert „1706", auf der 8«ßwölbung graviert
das Mainzer Rad, darüber Kurfürftenhut; ebenfalls auf dem Deckel Mainzer Rad und Kurfürstenhut.
Taf.73- Strahlenmonftranz aus Silber, teilvergoldet (H. 61 cm), über flachem Rand stark hoch-
gewölbter 8»ß (ovaler Vierpaß), verziert mit geflügelten Engelsköpfen; am kurzen Schaft Knauf
mit 2 geflügelten Lngelsköpfen und 2 leeren blätterumrankten Medaillons; über dem zackig aus-
Naumburg
119
gestanzten Blätterkelch hochovale Strahlenmonftranz — in 2 Schichten gearbeitet. Die Hintere be-
steht aus der silbervergoldeten Strahlengloriole, die über Blattwerkvoluten in einem mit einem
blauen Glasftein verzierten Kreuznimbus endigt; die vordere Lage zeigt Ln der Mitte die herz-
förmige, vorn und hinten mit Glasscheibchen geschlossene Lunulakapsel, die umrankt ist von schmal-
gliedrigem silbernen Blätterwerk. Auf diesem sind verstiftet: über dem Hoftienbehälter Gottvater
(in Halbfigur) mit Dreiecksnimbus und Taube, zu Seiten des Hoftienbehälters je ein weihrauchfaß-
schwingender Engel und darunter Maria als thronende Himmelskönigin. Auf dem 8ußrand und
unten auf der Vorderseite des Strahlenkranzes je 2 Stempel: Augsburger Beschau und als Mei-
ftermarke „L 8" (siehe Rosenberg III Nr. 727). Unter dem 8«ßrand graviert in Kapitale
„plm rev(erendissimus) d(ominus) pat(er) Leuner Äonsiftorialis passaviensis 1700".
Kommunionbecher aus Silber, teilvergoldet. Unter dem 8uß 2 Stempel: Augsburger Be-
schau und als Meistermarke „J 8" (siehe Rosenberg III Nr. 68b).
4 Ablutionsgesäße: 1. Kännchen aus Silber (H. 8 cm). Auf breitem, rundem 8"ß Taf.ios«
schlanker Gefäßkörper mit Henkel, Ausguß und Klappdeckel, dessen Griff in der Buchftabenform A
(für aqua) gebildet ist. Auf dem Deckel 2 Stempel: Meistermarke „C H S" und Hildesheimer
Beschau von 1703. 2. Kännchen wie vor. Griff V (für vinum) am Klappdeckel, abgebrochen.
3. Teller aus Zinn, oval (größter 0 25,5 cm). 19. Ih. 4. Teller aus Zinn, oval (größter 0
24,5 cm). Rückseits Stempel: Mann (Tod?) mit Waage in der linken Hand. 19. Ih.
Ampel (Ewiges Licht) aus Silber (H. einschließlich Hängering 28 cm). Kesselförmig, zweimal Taf.73*
ausgebaucht, der obere Bauchring größer; in großformigem Akanthusblätterwerk mit mohnartigen
Blüten und 8ruchtbüscheln (Weintrauben und Birnen) verziert, am oberen Bauchring 3 kreisrunde
Medaillons graviert a) Maria im Strahlenkranz mit Christkind und Krone, stehend auf Mond-
sichel. b) Kruzifix, c) Wappen (gespalten, links Anker mit 3 Sternen, rechts 2 linke Seitenspitzen)
und Inschrift (Kapitale) „Anna Magdalena von Preußen Suppriorin Monasterii S. M. Mag-
dalenae Hildes« anno 1687 1. Iulii"; als untere Endigung Zapfen und Ring. Am oberen Bauch-
ring an 3 geflügelten Engelsköpfen je eine Ampelkette, die in einem deckelförmigen Kopfstück ein-
gehängt sind und in der Mitte je eine Kugel tragen. Unter dem oberen Bauchring 2 Stempel: Gos-
larer Beschau und als Meiftermarke „L K". 1687.
2 Altarleuchter aus Silber (H. bis Tropfenschalenrand 40/40,5 cm). Hoher Dreifuß mit
stark eingezogenen Seitenflächen, darüber balusterförmig gebildeter Schaft und zweimal ausge-
schwungene Tropfschale; schadhafte Stellen roh ausgebessert, das Glied unterhalb der Tropfschale
wohl erneuert. Auf den 3 Seitenflächen des einen Leuchterfußes je ein ovales Medaillonfeld graviert
a) Wappen mit Hausmarke: als Helmkleinod Hausmarke zwischen Büffelhörnern, und Um-
schrift (Antiqua) „I. Clara ™1 Elisabeth Iacobi procuratrix 1697", b) Ioseph mit der Lilie
und dem Lhristuskind auf der Weltkugel, c) hl. Augustin mit Krummstab und brennen-
dem Herz. Am 8uße des anderen Leuchters a) Wappen wie oben, b) Büßende Magdalena, c) Maria
mit Lhristuskind. Unter dem Rande der Tropfschale 2 Stempel: Goslarer Beschau und als Meifter-
marke „L K". Unter dem 8«ß des einen Leuchters als Gewichtsangabe graviert „55^2 lt" und
„54 lt mm V2 g" 1697.
2Altarleuchter aus Silber (H. bis zum Rande der Tropfenschale 50/50,5 cm). Hoher Dreifuß Taf. 73 >
mit stark eingezogenen Seitenflächen, darüber balusterförmiger Schaft und schalenförmige Tropf-
schale. Gegossen sind das lange Mittelstück des Schaftes und die 3 angenieteten 8üße. Um 1770.
Kruzifix aus Silber, H. (Corpus) 26 cm; Kreuz und Postament mit geschnitzter Rocaille-
verzierung, aus Holz (schwarz gestrichen). Auf dem silbernen IIMI-8eld 2 Stempel: Augsburger
120
Naumburg
Beschau in Hochovalfeld mit undeutlichem Iahresbuchstaben und als Meiftermarke „P T L" in herz-
förmigem Feld. 18. Ih.
Weihrauchschiffchen aus Zinn (H. 15 cm). Auf balufterförmigem Fuß glattes Schiff-
chen, das sich oben mit einem Deckel zur Hälfte öffnet. Unter dem Fuß 2 Stempel: „Heniger"
und Adler mit ausgebreiteten Schwingen.
Weihrauchfaß aus Messingguß, versilbert (H. 27 cm). Neugotisch. Um 1840.
6 Weihwasserkessel, 5 aus Kupfer geschmiedet und einer aus Messingguß (in der Sakri-
stei); um 1850.
Reliquienkäftchen aus Blei (4,5X6,5X9 cm) vom ehemaligen barocken südlichen Seiten-
altar (vergl. Ordinationsbuch der katholischen Pfarrei 1861); mit durchbrochenem wappensiegel
des Weihbischofs Ioh. Daniel Gudenus, enthält Weiheurkunde des Barockaltars vom 26. VI.16Y2.
Reliquienkästchen aus Blei (4,5X7,5X10,5 cm) vom ehemaligen barocken nördlichen Sei-
tenaltar (vergl. Ordinationsbuch der katholischen Pfarrei 1861). Das geöffnete Kästchen enthält
Reliquien (kleine Knochenstückchen) vom hl. Iulianus Martyr und Weiheurkunde.
Zinnteller (0 32 cm). Rückseits 4 Marken: 3 X Korbacher Stadtwappen und auf gebogenem
Rechteckfeld in lateinischer Schreibschrift „et Degiuli". 19. Ih.
2 Prozessionsfahnen aus Seidenstoff, in Flachstich Blumen, Blätter und Ranken mit
grüner, brauner, gelber, blauer Seide und mit gedrehten Gold- und Silberfäden gestickt (H. 0,76 m,
Br. 0,54 m). In der Mitte „M A" in Ligatur vor goldgesticktem Strahlenkranz. Um 1750.
2 Bronzeglocken a) H. ohne Bügel 83 cm, 0 99 cm. Krone mit 6 Bügeln, von denen
3 durch gußeiserne Träger erneuert sind. Am Hals Inschrift in 3 Zeilen zwischen Schnüren (Ka-
pitale) „baptisor sub dei parae virginis mariae quae est sine labe patrociniis ex donatione
A. R. D. M. balthasaris Neubert S. S. theologiae et iurium candidati pastoris naumburgis
sub consulatu domini ioanni francissi Fisches. Unter der Schrift Fries mit geflügelten Lngels-
köpfen. An der Flanke über einem Feld aus 5 übereinanderliegenden Palmettenstreifen Kreuz aus
ebensolchen Palmetten. Am wolm Schnurftreifen. Um 1685. (Stadtpfarrer Lizentiat Neubert, un-
ter dem die Glocken gegossen sind, war Pfarrer in Naumburg von 1684 bis 1690.)
b) 0 90 cm, H. 77 cm. Krone mit 6 Bügeln. Am Hals Inschrift in 3 Streifen zwischen Schnüren
(Kapitale) „sub sancto angelo tutclarei civitatis naumburgii consecrata et legata vocor ex do-
natione" usw. (siehe vorige Glocke). Unter der Schrift Fries mit Vasen, am wolm Schnurftreifen.
Außen am wolm ist die Glocke stark angeschlagen. Um 1685.
Lv. Pfarrkirche
Kirchenbücher ab 1847 mit Register. Kirchenbau modern.
Weingartenkapelle
Auf einer Anhöhe nnw. von Naumburg, Neubau 20. Ih.
Taf.4k)2 Ausstattung. Altar der Mutter Gottes vom guten Rat (in der Nische rechts vom
Hauptaltar) aus Holz mit neuer Bemalung, Laftenform mit Retabel (H. mit Retabel 3,35 m,
H. des Altars 1,05 m). Altar mit an den Ecken eingestellten Säulchen, in der hölzernen Mensaplatte
Sepulcrumdeckel. Retabel mit großem Mittelbild: Mariä Brustbild über Wolken mit dem
Iesuskind und 3 geflügelten Lngelsköpfen, darunter Spruchband (Kapitale) „mater boni consilii"
Naumburg
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(Öl auf Leinwand), seitlich 2 gewundene Säulen; auf dem verkröpften Gesims über den Säulen
2 Lngelsfigürchen. Als Bekrönung Herz mit Kreuz darüber, von der Dornmkrone umlegt und von
Strahlen umgeben. Ornamentik in derben Knorpelwerkformen. (Der Altar soll nach mündlicher
Aussage aus der Fritzlarer Stiftskirche stammen.) M. 18. Ih.
Kruzifix (in der Nische links vom Hauptaltar), aus Holz mit Ölfarbenanftrich (H. des Corpus
1 m). 17. Ih. Kreuz neu.
Vesperbild aus Holz, am Untergewand alte Fassung (rot mit Goldsaum), Mantel mit Öl- Taf.43-
färbe neu bemalt (H. 0,59 m). 17. Ih.
Kruzifix (an der Choroftmauer), aus Holz mit Ölfarbenanstrich (H. des Corpus 1,30 m). Taf.42-
Um 1800.
2 L e u ch t e r aus Gelbguß (H. 31,7 cm). Über hochgewölbtem Fuß Schaft mit 3 wulstigen Ringen
und napfartige Schale mit dem Kerzendorn. 16./17. Ih.
2 Leuchter aus Gelbguß (H. 16,5 cm). Hochgewölbter Fuß, balusterförmiger Schaft, flache
Tropfschale und Lerzendorn. Auf dem Fußrand 3 Stempel 1) Baum, 2) „ROM" in recht-
eckigem Feld, 3) (S)TECK in rechteckigem Feld. 17. Ih.
Friedhof
Am nördlichen Ausgang der Stadt an der Straße nach Wolfhagen. Alt von der Umfriedigung
das Bruchsteinmauerwerk an der Portalseite, das oben mit Sandsteinplatten — die offenbar
früher zu einem Naumburger Brunnenbecken gehörten — abgedeckt ist.
Portal aus Sandstein (H. ca. 4,50 m, Br. 2,05 m). von Bildhauer Andreas Herber aus Taf.yi»
Rassel. Über 2 Eckpfeilern Rundbogen, mit einer Schräge abgefaßt, die am Scheitel die Bildhauer-
signatur „AB" trägt; rechter Eckpfeiler roh ergänzt, am Kapitell des linken Eckpfeilers 2 leere
Wappenschilde; in den Zwickeln über dem Rundbogen links Wappen von Hertingshausen mit
Unterschrift (Kapitale) „Friedrich von Hertingshausen Borgmann zu Naumburg", rechts Wappen
der Stadt Naumburg mit Spruchband darüber „Stadt Naumburg". Über dem Scheitel des
Türbogens rechteckiges Inschriftfeld mit verwitterter Inschrift. Darüber Aufsatz mit 3 Wappen
in korbbogigen Feldern (von links: Mainz — Waldeck — Hessen), unter denen sich eine lange
rechteckige Inschrifttafel hinzieht mit verwitterter Inschrift (in der Mitte der ersten Zeile noch
die Iahreszahl 1577 zu lesen). Als Abschluß Dreieckgiebel mit dem Relief der Auferstehung
Christi. 1574/77.
Friedhofskruzifix aus Holz mit dickem Ölanstrich (H. des Corpus 1,03 m). 2. H. 16. Ih.
Grabstein. Sandstein (H. 1 m, Br. 0,67 m). Relief im Innenfeld: Betende Figur vor
Kruzifix; in der verwitterten Umschrift: 2. Okt. 1597.
Grabstein. Sandstein (H. 1 m, Br. 0,70 m). Relief im Mittelfeld: 2 betende Figuren vor
Kruzifix; in der verwitterten Umschrift: 1597.
Wandgrabmal aus Sandstein (H. ca. 1,90 m, Br. 0,85 m). Relief im Mittelfeld: 9 be- Taf.4i»
tende Figuren zu Seiten des Kruzifixes; in der verwitterten Inschrift am Sockel (Kapitale):
19. Mai 1617; in der Bekrönung: Wappen (gespalten, rechts doppelschwänziges Meerweib hält
mit jeder Hand eine Flosse, links Halbmond mit Gesicht).
Wandgrab aus Sandstein (H. ca. 2,10 m, Br. 0,88 m). Relief im Mittelfeld: 7 betende Taf.4i-
Figuren zu Seiten des Kruzifixes; in der Inschrift am Sockel (Kapitale): 1625; im halbkreisför-
migen oberen Abschluß zwei Wappen a) Doppelschwänziges Meerweib, Helmkleinod Kreuz, im
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Naumburg
Schriftband über dem Wappen „8ischer"). b) Hausmarke: sJf» als Helmkleinod ebenfalls Haus-
marke, im Schriftband „Mandern". , |
Taf.4i» wandgrabmal aus Sandstein (H. 1,70 m, Br. 0,86 m). Relief im Mittelfeld: unter Roll-
werkkartusche mit verwitterter Inschrift vier betende 8»guren; am Sockel Inschrift verwittert; im
Rollwerkgiebcl Relief eines Lngelbrustbildes. A. 17. Jh.
w a n d g r a b m a l des Hermann Anton 8abr..., gestorben 1811; Sandstein (H. 2,75 m). Große
Jnschrifttafel mir der Grabschrift, oben umgeben von einer Blättergirlande, wird von einem drei-
teiligen Aufbau bekrönt, der in der Mitte schlanke Vase — schräg umlegt von einer sich in den
Schwanz beißenden Schlange — trägt. Unter der Vase Inschrift (Kapitale) „Alles u. nichts".
Grabschrift (Kapitale) „Hier ruht Herman Anton 8«br... Districkt und Municipal Rath diesem
wittmcte dieses Denkmahl feine Kinder welche von seinen Verdiensten Augenzeugen waren Ge-
bohren den 13. Januarii 1752 Gestorben den 23. Juli 1811".
Pfarrhaus
Am Nordhang des Höhenzugcs, im Nordwesten der Kirche, dicht an der Stadtmauer gelegen, die
hier als Grundmauer für die Gartenseite der pfarrscheune verwandt ist. Verputzter 8achwerkbau
mit Sandfteinsockel. Gewölbte Keller. Je drei 8ensterachsen zur Straße und zum seitlich gelegenen
Hof. Walmdach mit einachsigem Zwerchgiebelchen an der Hofseite. Biberschwanzdoppeldeckung.
Holztüre der Zeit mit flach profilierter Rahmung. 1806.
Amtsgericht
(Haus D 67, ehemaliger Renthof) um 1690 aus dem Stcinmaterial der Burg erbaut. Dreigeschossig.
Eckquadern, 8enfter- und Türgewände Werkstein. Vorgelegte doppelläufige Steintreppe mit ab-
getreppten Wangen. Am ersten Kellerfenster rechts der Treppe Reste einer gotischen Minuskel-
inschrift. Das Dach und der zweigeschossige 8achwerkgiebel über Krag-Gebälk, Stabprofil. Biber-
schwanzdoppeldeckung. Im Inneren Türen aus der Mitte des 18. Jh. mit Messingbeschlägen. Ver-
putzte Balkendecken. Rest einer barocken Treppe zum 2. Obergeschoß, das als Speichergeschoß einen
einzigen großen dreischiffigen Raum enthält. Liegender Kehlbalkendachstuhl, zwei Dachgeschosse mit
Steinplattenfußboden. Tonnengewölbte Keller an der Ostseite.
Bürgerhäuser
Taf.45»u.47l Durchgängig 8achwerkbauten — zumeist zweigeschossig — auf Sandsteinsockel; mit wenigen Aus-
nahmen mit dem Giebel zur Straße gestellt. Satteldächer in pfannendeckung, zuweilen mit Krüp-
pelwalm, einige Bauten aus dem 18. Jh. mit Mansarddach. Die größte Zahl der Häuser scheint
unmittelbar nach dem Brande von 1684 errichtet zu sein. Diese Gruppe (weiterhin bezeichnet als
„Typ 1685“) ist gekennzeichnet durch zumindest an der Straßenfront ausgekragte Geschosse und an
reicheren Beispielen durch geschnitzte Eckpfosten, zuweilen auch geschnitzte Schwellhölzer und Tür-
umrahmung. Die Inschriften in Kapitalschrift. Das untere 8achwerkgeschoß enthält zuweilen, und
zwar nicht nur dort, wo eine hohe Erdgeschoßtenne vorhanden ist, 2 Wohnftockwerke. Line An-
Taf. 45- zahl Häuser dieser Gruppe, zumeist im Zuge der „Unteren Straße" gelegen, hat um 1800 eine
neue 8assadenausbildung erhalten, und zwar durch Bohlenverklcidung der Eckpfosten und der
Ouergebälke und durch verputz der verbleibenden 8läche. Hier oft Schieferfassung der Dachkanten.
Die Haustüren stammen auch an sonst im alten Zustand verbliebenen Wohnhäusern vielfach aus
dieser Zeit. Die originellen Bauten dieser Zeit unterscheiden sich von den überarbeiteten durch 8eh-
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len des Geschoßüberftandes und durch die spiegelbildliche Ausbildung der 8assade, die unverputzt ge-
bliebenen Häuser des späten 18. und des 19. Ih. durch ein schlichteres Machwerk. Ihrer Grundriß-
ausbildung nach sind die Bürgerhäuser in den oberen Stadtteilen zumeist Handwerker- oder
Lrämerhäuser mit mittlerem oder seitlich angelegtem 8lur. Ackerbürgerhäuser in der diemel-sächsi-
schen Sonderart mit ebenerdiger Mitteltenne und beiderseitigem, zum Teil zweigeschossigem Wohn-
teil oder in dem sächsisch-fränkischen Mischtyp mit in Scheune und Wohnteil geschiedenem Grund-
riß, aber unter einem gemeinsamen Dach, finden sich vor allem an der Ostseite der unteren Straße
und teilweise auch an der Burgstraße. Das Tennentor der erstgenannten Gruppe ist zumeist zu-
gebaut und durch eine ein- oder zweiflügelige Haustür ersetzt. Am Südhang und teilweise auch am
Nordhang des Stadthügels begünstigt das Gelände die Anlage von Ställen und zuweilen auch Ge-
treidespeichern im Sockelgeschoß der Wohnhäuser.
A 5. Typ 1685. Zweigeschossig, Gebälkprofil Larnies. Lrüppelwalm. Rundbogentüre seitlich. Zwei- Taf. 453
flügelige Brettertüre mit Leisten, von grobgeschnitztem 8lechtband gerahmte breite Schlagleiste, be- Taf. 47-
schnitzt mit wachsender Ranke, Blattkapitell, daraus 8ruchtkolben wachsend, über einem zweiten
Blattkranz blattgekrönte Maske; ausdrucksvolle Volkskunst. Lage am Nordhang gibt Möglichkeit
für ebenerdigen Stall im Untergeschoß. Am Ouergebälk „Anno 1685. den. 27. April. / 8ranz.
Sibert. 8>rosina. meine. Hausfrau / haben. Gott, vertraut. / Und. dis. Haus, gebaut".
A 10. Im Rähm bez.: J H S 1840.
Ali. von ähnlichem Charakter wie A 10.
A 1 5. Typ 1685, modern verputzt, desgl. A 21, A 22, A 45.
A 1 6. Lüsterhaus Typ 1685, seitlich spätbarocke Türe. Darüber Inschrist: „Im. Namen. Gottes.
Amen. Heinrich. Iacob. 8rofina. meine, eheliche. Hausfrau, haben. Gott, vertraut, und. dis.
Haus, gebaut 1685". Im Ouergebälk Wulstprofil und zierliche, perlstabähnliche Schnitzerei.
A 2 0. 18. Ih. Tennentor in der linken Hälfte der Giebelfront zugesetzt, Reste der Torinschrift und
-schnitzerei erhalten. 2 Wohngeschosse rechts.
A 3 1. Typ 1685, Ouergebälk mit Stab und Lehle. Eingang in Langfront von Nebengäßchen aus.
Türe um 1800. Alte Inschrift ,,(7\N)NO 1686/ 21. April".
A3 2. 18. Ih. Tennentor mit gesonderter Haustüre daneben. Darüber Zwerchgiebel im Man-
sarddach.
A 3 7. 18. Ih. In der linken Hälfte Tennentor, in der rechten Hälfte erhöht liegender wohnteil in
voller Höhe der Tenne.
A 3 8. Typ ähnlich dem von 1685, 8assadenumbau um 1800. Dreigeschossig. Lrdgeschoßaufteilung
und Verteilung der 8enfter im Obergeschoß vergl. 6 36V2-
A 3 31/2- 19. Ih- Zweiteiliger Grundriß, links auf hohem Lellersockel Wohnteil, rechts Tenne.
A 3 9. Eckhaus M. 18. Ih. Langseite mit Tennentor zur Straße, Eingang an Giebelseite. Man-
sarddach. Im Inneren zwei barocke Truhen, Uhr um 1740, Tafelklavier Biedermeier.
A 4 7. Typ 1685. Ouergebälk mit Stab und Lehle. Giebelfront zum Markt modern verputzt.
A 48. Breitgelagertes Giebelhaus am Markt, um 1700. Eckpfosten mit Beschlagwerkschnitzerei,
Ouergebälk mit Stabprofil. Türe 2. H. 18. Ih. Mansarddach.
A 4 9. Ouergebälk mit Viertelstab, gibt mit A 51 als Anbau mit Zwerchgiebel eine reizvolle
Gruppe. Hier Ouergebälk mit Lehle und Stab.
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Naumburg
A 5 3. Typ 1685. Fassadenumbau um izoo.
A 5 6. Typ 1685. Zwischenstock im Erdgeschoß in Anlehnung an den Typ des sächsischen Mittel-
tennenhauscs. Im Ouergebälk Stab und Zahnfries. Eck- und Türpfosten mit steigendem Ranken-
ornament. Geschweifte Lreuzstreben im obersten Fachwerkgeschoß, unter der Giebelspitze ein Sechs-
rad. Inschrift aus dem Türsturz, von 6 Rädern flankiert: „Jacob Simon Sara meine...".
A 5 7. Typ 1685. Ouergebälk mit gedrehtem Lantstab und Viertelwulft mit Rankenschnitzerei,
Eckpfosten kantig, mit Rankcnwerk in Flachschnitzerei. Das Haus modern verändert (das Tennen-
tor entfernt).
A 6 1. Typ 1685, modern verputzt, Traufe zur Straße. Zwei Zwerchgiebelchen. Scheune 19. Ih.,
Traufe zur Straße mit großem Zwerchgiebel seitlich rechts, Tor seitlich links.
A 62. 19. Ih. Achsiale Anlage, mit Traufe zur Straße, Zwerchgiebel.
8 4. Stattliches Haus ähnlich Typ 1685, modern verputzt, Biedermeiertüre.
6 io. Biedermeierhaus mit Türe der Zeit, Zwerchgiebel und Dachhäuschen. Reizvolle Lcklösung.
6i i. Fassadenumbau um 1800. Moderner Blechbehang. Barocke Brettertüre.
6 12. Eckhaus, Biedermeier, verputzt, Ouergebälk verschalt. Zweiarmige Freitreppe vor der Haus-
mitte, Eisengittcr, Brettertüre.
6 i z. Dreistöckiger Bau ohne Fachwerküberftand; im (Querholz zwischen 1. und 2. Obergeschoß
Stabprofil, das an den Eckpfosten aufgerollt ist. Bikdermeiertüre. Im Türsturz bez. „Jonas
Decker. Llisabet seine / Hausfrau haben Got vertr-----" /, links Mainzer Rad, rechts Sonnenrad,
darüber 1686.
615. Typ ähnlich dem von 1685. Modern verschalt und an 3 Seiten modern verputzt.
6 16. Einfaches Biedermeierhaus von guten Verhältnissen.
617. Eckhaus mit Zwerchhaus. Im Ouergcbälk Stabprofil. Rankenwerk Ln Flachschnitzerei an
den Eckpfosten. Bcschlagwerk am Rest der einstigen Türumrahmung, darin verstümmelte Inschrift
.......anno 85 (1685).
8 2 2. 18. Ih., modern verputzt, Traufe zur Straße.
6 2 5. Eckhaus, Ackerbürgerhaus in sächsisch-fränkischem Mischtyp mit Tennentor in der Langseite.
An den Hauskanten gedrehte Dreiviertelsäulchen mit Blattkapitellchen und daraus wachsendem Ran-
kenwerk in Flachschnitzerei. Im Ouergebälk Stab und Larnies. Die Toröffnung zugesetzt bis auf
Türöffnung. Im alten Tordalken Inschrift: „Her Frans. Farara. und. Llisabet. / meine Eh
Frauw. / haben. Got. ver. traut. / und. dieses. Haus, gebaut. / den 13. Majus 1709".
6 2 9. 18. Ih. Fassadenumbau um 1800, späterer Verputz, Lrüppelwalm, moderne Ladenfenfter.
Die Giebelfronc wichtig als Blickpunkt gegenüber einer Straßeneinmündung in die Untere Straße.
6 3 0. Typ ähnlich dem von 1685, dreigeschossig. Zweigeschossiger Unterftock, im Ouergebälk
darüber Larnies. Straßengiebel verputzt bzw. verschalt. Mansarddach mit Schieferfassung der
Deckung.
6 3 1. Eckhaus, Biedermeierhaus, modern verputzt, Obergeschoß verschalt. Zweiteiliger Grundriß.
Tenne, daneben liegender wohnteil mit besonderem Hausflur.
6 3 2. Typ 1685 Dreigeschossig wie 6 30, Ouergebälk mit Lchle und Stab, Lantén der Eckpfosten
mit kantigem Drehstab. An Stelle der Tenne breiter Flurplatz. Lrüppelwalmdach.
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B 3 3. Achsiale Anlage, Biedermeier. Verputzt. Ouergebälk verschalt. Steinerne 8reitreppe.
B 3 6 ähnlich B 33, ganz verputzt.
B 3 61/2 • Biedermeierhaus, verputzt. Grundriß in der Mitte geteilt durch durchlaufenden, schmalen
§lur. An der 8assade Quergebälk, verschalt, desgl. die Eckpfosten, als Pilaster ausgebildet. Zwei
weitere teilen des Erdgeschoß gleichmäßig auf. Mitteltüre mit Oberlicht und überhöhtem Rund-
bogen. Rechts moderner Laden. Im Obergeschoß 8enster in Mittelachse, je zwei gekuppelte zu beiden
Seiten. An der Rückfront dreiarmige 8reitreppe in Sandstein, Werkstein. Steinbrüstungen. In
den Außenwänden schlichte Blenden (Abb. 43). — Barockschrank, im 8ries Rankenornament
in der Art des Schnitzwerkes an den Eckpfosten der Häuser vom Typ 1685. Lasten auf Stollen-
füßen, Vorderwand mit schweren 8üllungen, Türe neu, Eisenbeschläge (H. 1,Y5 m, Br. 1,65 m).
Barocktisch mit Schublade. (Platte 1,36X2,85 m, H. 0,78 m). Barockstuhl (Sitzhöhe
0,45 m, ganze H. 1,06 m).
B 3 7. Um 1800. Regelmäßig aufgeteilte 8assade mit Mittelachse und zwei gekuppelten seitlichen
Achsen. Verschalt und verputzt. Lrüppelwalm. Tennenartiger Hausflur in Straßenhöhe. Seitliche
Räume erhöht.
B 3 9. Typ 1685. Im Ouergebälk Lehle und Stab. Eckpfosten und die Pfosten des angedeuteten Taf.45«
Tores der Mitteltenne mit gedrehten Lantenfäulchen mit Blattwerkkapitell. Barocke Brettertüre
mit Oberlicht. Inschrift „Ich. Ditmer. Möller, und. / Anna. Marta. seine Eh 8rauw. / haben
Got. vertrauwet. und. / dieses. Hus. gebauwet." — Lrüppelwalmdach. — Schwälmer
Truhe mit Intarsien (Br. 1,4 m, T. 0,64 m, H. 0,73 m). H o ch z e i t s t r u h e mit Orna-
mentik wie der Schrank in Nr. 36Vs» nach mündlicher Angabe aus der Teichmühle stammend.
B 40. Typ ähnlich dem von 1685, 8assadenumbau um 1800. Lckpilaster gequadert. Doppelarmige
Steintreppe mit Eisengitter. Rückwärtig modern verputzt, Lrüppelwalm.
B 4 1. 18. Ih. Steinernes Sockelgeschoß, drei Geschosse in 8achwerk, linke Erdgeschoßmauer aus
Bruchsteinen ausgeführt. Mitteltenne im Erdgeschoß.
C 1. Typ ähnlich dem von 1685. 8«ssadenumbau um 1800. Seitlich und rückwärtig modern ver-
putzt. Modernes Gafthausfenster. Lrüppelwalm. Schieferfassung der Dachdcckung.
6 3. Typ ähnlich dem von 1685, 8assadenumbau um 1800. An der Seitenfront Zwerchgiebel mit
barockem Balkönchen mit Bretterdocken. Schieferfassung der Dachdeckung.
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Naumburg
C 4. Traufe zur Straße. Pfosten gehen durch zwei Geschosse. Mischtyp zwischen niedersächsischem
und fränkischem Bauernhaus. Innerhalb der Lonstruktion eines Tennentores kleine Eingangstüre.
Im Inneren große, später verbaute Tenne. Am Torsturz „Johannes Loch Regina Clevith (?)
haben Gott vertraut und dis Haus gebaut", an den beiden Lopfbändern: 1690.
6 10. Eckhaus, 18. Ih. 8assadenumbau um 1800. Moderner Verputz. Erdgeschoß umgebaut.
Lrüppclwalmdach. Angebaute Scheune im Sockel bez.: „J S ÄNNO 1806“.
C 1 1. Reizvolles Haus gegenüber der Einmündung der Burgstraße in die Untere Straße. Ouer-
gebälk mit Stab und Lehle. In der ehemaligen Tenneneinfahrt zwei Biedermeiertüren, die linke un-
benutzt, führt zur modernen Scheune, die eine seitliche Einfahrt besitzt. In den Brüstungsgefachen
des Obergeschosses gekreuzte Streben. Inschrift: „M. Johannes. Xost. / Alle. die. mich, kennen,
den. / geb. Gott, zweimal, soviel, als. / sie. mir. gönnen: Anno 1688. Den 2. Juny." und „George.
Scheffer. Angela. Hausfrau. / Haben. Gott, vertraut, und. dis. / Haus, gebaut." Oben unterm
Giebel: 1930 (Jahr der Wiederherstellung).
C 13. 8assade um 1800. Eckverschalung mit gequaderten pilasterchen im Obergeschoß. Bieder-
mciertüre, moderne Ladeneinbauten. Lrüppclwalmdach.
C 1 4. Typ ähnlich dem von 1685. Modern verputzt. Lrüppclwalm.
6 1 5. Stattliches Ackerbürgerhaus. Tor der Mitteltenne verbaut. In Streben bez. 1685. Eckpfosten
mit Drehstab. Ouergebälk mit Stab und Lehle an den Lanten und mit Rankcnwerkflachschnitzerei.
Der linke Pfosten im Unterteil erneuert, Ornament aufgemalt. Die Streben teilweise mit be-
scheidener 8lachschnitzerei.
C X 4. Typ ähnlich dem von 1685. Modern verputzt. Lrüppclwalmdach.
6 1 6. 18. Ih., Traufe zur Straße. An Seitenfront (Giebel) Ouergebälk mit Lehle zwischen Stä-
ben sichtbar. Zwerchhaus in 8assadenmitte, auf Lonsolen ausgekragt. Straßenfront modern ver-
schalt und verputzt.
6 1 8. Typ 1685. Drei Stockwerke, Unterstock zweigeschossig. Moderner Verputz. Lrüppelwalm-
dach. Anbau 18. Ih. mit Mansarddach.
6 1 9. 8assade um 1800. Moderner Verputz.
G 22. Innerhalb einer Straßengabelung freistehend. A. 18. Ih.; verputzt. Ouergebälk an der
Giebelseite mit perlstab und Wulst. Rechts von der Türe (E. 18. Ih.) Rundbogenfenfter.
6 2 5. 18. Ih. Mansarddach. Schwacher Gebälküberstand mit Stabprofil. Türe (1. H. 19. Ih.)
Ln den alten Rahmen eingesetzt, alter Türsturz mit Inschrift „8ritz Ziegler Anna meine Haus ..
C 2 6. 18. Ih. Traufe zur Straße. Ouergebälk mit Wulstprofil, Zwcrchhaus.
C 2 7 wie G 26, aber mit Stabprofil.
G 2 8 wie G 26 und G 27, mit denen zusammen es eine reizvolle Gruppe im Straßenbild ergibt.
Stabprofil im Gebälk, Eckpfosten mit Lantensäulchen.
G 2 9. Typ 1685 in wegen der Hanglage etwas verändertem Aufbau (siehe Einleitung). Im Ouer-
gebälk Lehle und Stab, Eckpfosten mit gedrehten Säulchen.
G 3 0 wie G 29.
C 3 5. Stattlicher Bau im Typ 1685. Zweigeschossiger Unterstock. Im Ouergebälk Lärmes.
Biedermciertüre. Moderner Ladeneinbau.
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G 3 6. Bau ähnlich dem Typ 1685 von nur drei Achsen Straßenfront, im Quergebälk Larnies.
Fassade um 1800 verändert. Lrüppelwalmdach.
G 4 0. Typ 1685. Modern verputzt. Das eingeschossige Tennentor verbaut. Lrdgeschoßzimmer
erhöht liegend.
G 4 1. Eckhaus gegenüber dem Immenhäuser Tor. Traufe zur Unteren Straße. Verschalung um
1800 mit gequaderten Lckpilaftern. Zwerchgiebel mit Resten eines Balkönchens mit Bretterdocken.
Giebelfront verschindelt, davor doppelarmige Steintreppe.
G 4 2. Typ 1685. Traufe zur Unteren Straße. Ausgebildete Giebelfront nach dem ehemaligen Im-
menhäuser Tor zu. An der zur Stadtmauer gewandten Rückfront überkragendes Obergeschoß. Un-
terstock zweigeschossig. An Eckpfosten gedrehte Lantensäulchen. Im Quergebälk Stab und Larnies.
Über der Seitentüre links die Iahreszahl 1687. Am Querbalken: „Ach. Gott. wie. geht. das.
imer. zu. / Das. mich. die. Haffen, den. ich. / nichts, thue. und. mir. vergönnen. / und. nichts,
geben, die. müssen. / sehen. das. ich. mit. Gott, lebe."
G 4 4. Balkenköpfe der Quergebälke geschnitzt. Profil Stab und Lchle. Altes Türgewände mit
Drehftab; neues Türgewände verdeckt zum Teil den Sturzbalken mit der Inschrift „Mebten Möller
Getraute meine ehlige Hausfrau haw in Gott vcrdrautt und dis Haus gebautt Anno 16..".
G 4 6. 1. H. 1Y. Ih. Verputzt. Eckpfosten und Quergebälk mit Holzbohlen verkleidet.
G 5 9. Biedermeierbau vor dem Immenhäuser Tor an der Straße nach Elben. 8achwerk verputzt,
Quergebälk und Hauskanten verschalt. Walmdach mit Biberschwänzen in Schieferfassung. An
der Garteneinfriedigung an der Immenhäuser Straße zwei Steinpfeiler mit barockem Abschluß, bcz.
am linken: „Lk4 0",am rechten „1752".
v 1. Quergebälk mit Wulstprofil. 18. Ih. Türe ly. Ih.
D 2. Typ 1685, bildet mit D l reizvolle Gruppe. Quergebälk mit Wulstprofil, Eckpfosten mit
gedrehten Säulchen. Türe in Langseite in Nebengäßchen. Zwerchgiebel,
v 4. Durchgehende Pfosten. Lcksäulchen wie am Typ 1685, Biedermeiertüre.
D 5. 18. Ih. Traufe zur Straße, Quergebälk mit Stabprofil, Zwerchhaus seitlich verschoben,
v 6 und 6V2- Doppelhaus 18. Ih. Durchgehende Pfosten ohne Quergebälk. Traufe zur Straße.
Drei Zwerchhäuser mit Satteldächern. An der nördlichen Giebelschwelle Inschrift: „Ich bin jung
gewesen und alt worden und habe noch nie gesehen, den Gerechten verlasen, oder seinen Samen nach
Brodt gehen. Hans Henrich Rodebach Baumeister". Im ehemaligen Türsturz bez. Anno...........den
25. May hat Paulus Rölling Anna Elisabeth Eheleute Gott vertraut und dis Haus gebaut dan
der Segen Gottes macht reich ohne Müh.
v 1 4. ly. Ih. Eckpfosten und Quergebälk mit Holzkohlen verschalt.
D 16. Typ 1685, Traufe zur Straße, 10 Gefache, Quergebälk mit Stab und Lehle.
v 20. Eckhaus in Typ 1685. Ecksäulchen, Schnitzerei an pfostenstreben. Eingang an Traufen- Taf.76*
feite im Nebengäßchen, Holztüre um 1800, darüber Zwerchgiebel.
v 2 1. 18. Ih. Traufe zur Straße. Lleines Zwerchhaus mit Satteldach. Das vorspringende Quer-
gebälk verschalt. Neues Türgewände vor altem Türpfosten.
D 23. Quergebälk mit viertelrundcn Mlhölzern, Türe seitlich sitzend.
D 25. Drei Stockwerke; an der Giebelseite durch die beiden unteren durchgehende Pfosten. Querge-
bälk zwischen 1. und 2. Obergeschoß wie bei D 23.
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Naumburg
D 2 6. Eckhaus Türe in Langseite. Diese verputzt. Querhaus nach hinten angebaut mit gleicher
Zirfthöhe. Quergebälk mit Stabprofil. Mansarddach.
D 29. Stattlicher Bau von drei Geschossen, Schnitzwerk im Typ 1685, Quergebälk wenig vorkra-
gend, mit Stabprosil. Eckpfosten mit gedrehten Säulchen. Alte vierteilige Türe, seitlich, im Sturz
Inschrift: „dominus custodia.... exitum tuum saeculas ac culoru 1718". Gedrehte Säulchen
als Schlagleiste.
D 3 4. An der Schwelle des unteren Quergebälkes Inschrift: „Dieses Haus hat die Wittwe
Iuliana Waltern im Iahr 1826 den 7. September von Zimmermcister Martin Stracke er-
bauen lassen".
D 4 6. 18. Ih. Traufe zur Straße, Quergebälk mit Stab und Lehle. Späterer Türrahmen vor
altem Türpfosten. (Ehemals Haus des Zruchtmesser).
D 47. Traufe zur Straße. Quergebälk mit Wulst. Späterer Türrahmen vor altem Türpfosten,
Tür 1. H. 19. Ih. (Ehemals Haus des Torwächters) 18. Ih.
v 4 8. 1. H. 19. Ih. Verputzt, Quergebälk und Eckpfosten verschalt, Lrüppelwalmdach.
D 51. Stattliches Haus mit symmetrisch aufgeteilter Giebelfront zum Markt. 18. Ih. Ärüppel-
walm. Verschalung um 1800, Giebel ganz verschalt.
v 5 4. 18. Ih. verputzt. Quergebälk verschalt. Mansarddach. Mitteleingang, rechts eingeschossiges
Tennentor.
D 56. Zassade verputzt, Quergebälk verschalt. Mitteleingang. Tennentor seitlich links. Erdgeschoß
dem Gelände folgend erhöht.
O 5 7. Biedermeierhaus von stattlichen Verhältnissen, verputzt bzw. verschalt. Symmetrische
8rontaufteilung in Mittelachse (Türe) und zwei Doppelachsen seitlich.
D 64. „Ratskeller". 18. Ih. Im Quergebälk Stab und Lehlchen. Türe seitlich.
D 65. Typ 1685. Quergebälk mit Wulst. Eckpfosten beschnitzt mit Zopfband und Blattkrönchen.
Seitlich Biedermeiertüre.
D 68. Doppelhaus. A .18. Ih. Traufe zur Straße. Erdgeschoß Bruchstein verputzt, Obergeschoß
Machwerk. Lrüppelwalmdach.
D 6 SV2. Bürgermeisteramt. Um 1840. Traufe zur Straße. Verputzter 8achwerkbau, zweigeschossig.
Hoher Steinsockel. 7 8enfterachsen. Walmdach mit Schieferdeckung. Zwerchhaus über 3 8enfter-
achsen. Vorgelegte zweiläufige Steintreppe. Links Hofeinfahrt, am rechten Eckpfosten Schild mit
Mainzer Rad.
Bohrmühle. An einem Seitenbach der Elbe gelegen. Ehemals oberschlägtige «Ölmühle, setzt
stillgelegt. Bestehend aus zwei im stumpfen Winkel aufeinander stoßenden Gebäudeteilen. Zwei-
geschossig, 8«chwerk auf Werksteinsockel. Der linke Bauteil der ältere: 14X6 Gefache. Satteldach.
Am Steinsockel Inschrift: N. G. S. / A. L. S. / 1806. Rechter Bauteil: 8 Gefache. Seiten-
front mit Hohlziegel belegt. Satteldach mit Lrüppelwalm und Zwerchhaus in 8-pfannen. Am
Steinsockel Inschrift: N. S. / A. L. S. / 1823.
O b e r m ü h l e. Unterhalb der Stadtmauer an der Elbe gelegen. Getreidemühle, oberschlägtig.
Mühle mit Wohnhaus und Scheune. Zweigeschossiger 8achwerkbau auf Werksteinsockel, verputzt
Naumburg
129
und verschalt. Satteldach mit 8-pfannen. 1633 schon erwähnt. 1681 im Besitz von Iohann
Müller; 1709 von Erzbischof Lothar von Mainz an Ioh. Henr. Ritter als erbliches Lehen gegeben.
Seit 1827 im Besitz der Zaniilie Loskant. Seit 1905 Familie Iakobi.
lmühle. Stand ursprünglich am linken Ufer der Elbe etwa 700 m unterhalb der jetzigen
Stelle, wo sich einst das Dorf Immenhausen befunden hat. E. 17. Ih. dort errichtet. 1803 an die
jetzige Stell; versetzt. Zachwerkbau, zweigeschossig mit „Hessischem Mann". 17X8 Gefache.
Traufenseite zur Straße. Giebelfläche mit 8-pfannen. Lrüppelwalmdach mit Zwerchgiebel in
8-pfannen. Säulchen an den Eckpfosten des Erdgeschosses. Am (Quergebälk der Ostseite Inschrift
in Kapitale: „Alle die hir forüber gehn die lehsen was geschrieben steht: Mis gunft der Leute kan
mir nichts schaden, was mir Gott gönt wird wohl gerahten. Wan die Misgunst brente wie das
Zeur so wehre allhir nicht das Holz so theur. Den iTen August 1803 Soli Deo gloria". Unter
einem Zenster die ursprüngliche 1803 ergänzte Bauinschrift in Kapitale: „. ...nz Hczler und
Anna Markre seine Ehe Zrau haben Gott vertraut und Dies Haus gebaut im Iar 1803 d. l.
August". An einem vcrtikalbalken darunter: „Zim(mer) M(eifter) H. M."
Teich müh le. Zachwerkbau A. 18. Ih. (17107). Zweigeschossig. Sockelgeschoß Sandstein. Im
Zachwerkobergeschoß der „Hessische Mann". 16 Achsen Langfront, 10 Achsen Giebelfront. Lrüp-
pclwalm im Hauptdach und Zwerchgiebel. Pfannendach. Oberschlägtiges Rad. An der an die
Straße stoßenden Hausecke Inschriftstein vermauert (gotische Minuskel): „Anno MCCCCXXXXI
(1441). Ich Hans Iorge Leiser H(aben) S. Zuntament unt mit Got und meiner Zrau Anna
Llisabeta Ihr Vatter ist gewesen Bürgermeister H. Zrantz Zischer genennt Geschen Numburg
d. 9t. Au. Anno 1710". Der letzte Teil später. Unter der früheren Iahreszahl 2 Wappen.
Untermühle. Unterschlägtig, alte Grundmauern Stallung, eingeschossiger Zachwerkbau. Man-
sarddach, Zwerchgiebel zum Hof, Pfannen-
deckung. 18. Ih. Scheune auf den alten
Grundmauern neu errichtet. Auf dem Hof-
platz der an der Stelle der alten Lirche
von Immenhausen gefundene Taufstein,
Sandstein, quadratische Grundfläche, 95 cm
Seitenlänge, in rundes Becken übergehend,
0 95 cm, äußere Höhe 85 cm, grob aus-
gehöhlt in Art eines Baumstammes. Am
oberen Rand Ausarbeitung für Beschläge.
11. oder 12. Ih.
Weidelshof. Ehemalige Luntzenmühle.
Besitzer Bürgermeister Ziedler. Mühle jetzt
Wohnhaus, 1720, Zachwerk, zweigeschossig.
Nordseite größtenteils erneuert. Inschrift an
der Rähm der Nord-, West- und (Qftseite
in Kapitale: „Mit Gottes Hilfe und Bei-
stand guter Zreunde hat diesen Bau aufge-
richtet Iohan Iost Hctzler und seine Ehe-
frau Dorothea Llisabeta geborne Duxin im
Iahr 1720 am 24. August. Zimmermeister Abb. 44-Qucllbrunnen vor Naumburg.
9
130
Naumburg
Iohan Danesi Mönch von Böhna". Alte Haustüre. Satteldach mit Pfannen. Das Lellergewölbe,
der „Malzkeller", Sandfteinbau mit Werksteingewölbe, über dem Zugang bez.: „Anno 1799";
Obergeschoß in 8achwerk. (Querscheune bez. 1852.
Steinkreuz
An der Elbischen Straße vor der Stadt. Halb in der Erde steckend.
Profile beschädigt. Vermutlich einst allseitig abgefast. Stärke 17 cm,
Br. der Arme 27 cm, Spannweite 73 cm.
(Quellbrunnen
Vor dem Immenhauser Tor, im Tal westlich der Straße. Um 1800.
Sandstein. Über der (Quellfassung ein vierkantobelisk mit pyrami-
daler Spitze. Beiderseits mit Abstand flache Rümpchen. Nach die-
sen hin sowie nach vorn je ein eiserner Auslauf in Kschsthnauzen-
form. Das linke Becken in Beton erneuert. (Abb. 44).
Wartturm
Auf de»; Höhe zwischen Naumburg, Altenstädt und Ippinghausen.
Der auf einer Anhöhe stehende kreisrunde Turm aus lagerhaftem
Bruchsandftein ist von einem runden wallring umgeben. Umfang
13,35 m, H. ca. 5 m.
Wüstung Immenhausen
(s. auch unter „Wüstungen").
Als letzter freiliegender Gebäudereft ein in Bruchstein gemauerter, tonnengewölbter Reller mit
zwei rechteckigen Nischen in der Rückwand. (Abb. 45). An der Vorderseite bereits als Steinbruch
benutzt. Dicht nordwestlich davon Lage der alten Rirche und 8undftelle des Taufsteins (s. o., Unter-
mühle).
Abb. 48. Naumburg, Lester in der
Wüstung Immenhausen. | : |oo
Niederelsungen
131
Niederelsungen
Dorf an der Straße Zierenberg—Volkmarsen. Haufendorf in nach Osten hin leicht ansteigendem
Gelände. 717 Einwohner.
Quellen. Staatsarchiv Marburg: Urkunden und Akten. Katasterbuch, 5 Bde., 1741. Steuer-
tabelle 1737. Gemeinderechnungen ab 1803. Konsistoriumsakten.
Karten und Pläne. Staatsarchiv Marburg: Karte von Nidder Llsingen, den Hof zu Rode,
Volkmarsen und dem Stromberg, gez. 8- T. 1563,8«rbenzeichnung.—5 Karten von I- G. pfaff, 1743. 241
Literatur. Classen, 248. Dehn-Rotfelser-Lotz, 144 f. Hochhuth, 258. Reimer, OL 114, Ritter, 44.
Wests. UB.
(beschichte. Elisungen um 800. vergl. Oberelsungen. Nitherenelsingen 1261. Infer. Llsingen
1284. — Niederelsungen gehörte zum Gericht Schartenberg. 1572 zum Amte Zierenberg. Im
Mittelalter befand sich nördlich der Kirche ein Kartäuser Mönchskloster. 1306 wurde die Hälfte
Mainzisches Lehen der von Calenberg. 1457 ging es in den Besitz der von Gudenberg über. 1464
belehnte Hessen hiermit die von Stockhausen und 1471 die von Gudenberg. Seit 1535 im Besitz
der von der Malsburg, denen auch heute noch der anstelle des ehemaligen Kartäuser Klosters er-
richtete Gutshof gehört. Das Dorf wurde im dreißigjährigen Krieg mehrfach zerstört, die Ein-
wohner zum Teil niedergemacht.
Kirche
Am Südwestende des Dorfes auf einem ursprünglich allseitig ummauert gewesenen, erhöht gelege-
nen Platz, der südlich an den Malsburgischen Hof, dm ehemaligm Klosterbezirb, unmittelbar an-
grenzt. Z. T. erhaltene alte Kirchhofsmauern, im Westen durch abgeschrägte Stützpfeiler versteift.
Der Nordteil des Platzes ist später aufgefüllt.
Kirchenbücher ab 1645. Register ab 1830. Chronik der Pfarrei Niederelsungen, angelegt 1841.
(öeschlchte. Ursprünglich mit Oberelsungen gemeinsame Pfarrei unter dem Dekanat Schütze-
berg. 1262 Pfarrer genannt. 1284 plebanus in super, et infer. Llsingen. 1350 selbständige Pfarrei.
Patrone seit dem 16. Ih. die von der Malsburg. — 8rühgotischer Bau des 13. Is. Der Chor war
wahrscheinlich ehemals gewölbt, das Schiff nur flach gedeckt. Umbau und Veränderungen 1514,
1560/64, 1543 (siehe Baubeschreibung). Letzte Wiederherstellung 1884. Die Äirchenwände sollen
nach Angabe eines früher hier beschäftigten Handwerkers alte Malereien unter dem modernen Ver-
putz tragen.
Bestand
Grundriß. 8rühgotischer, offenbar noch in romanischer Zeit begonnener Westturm, quadra-
tisch, mit Mauertreppe in der Nordwand. Gegen die Ostwand angebaut das frühgotische Schiff
über nahezu regelmäßigem, langgezogenem Rechteck, im Osten ohne räumlichen Absatz um einen
im Äußeren schmaleren, etwa quadratischen Anbau (Chor) verlängert. (Abb. 46).
Aufriß: Äußeres. Schlanker Turm mit Schrägsockel, nach oben unbedeutend verjüngt. Taf. 62-
Die Nordwand bis zu etwa 3/4 Höhe des Erdgeschosses aus älterem Bruchsteinmauerwerk, das nach
Osten hin etwas südlich ausweicht. Sonst einheitlich in groben Sandftcinquadern, breit gefugt,
untermischt mit lagerhaftem Bruchstein. Quaderfassung der Kanten, schmale Luken. Unterhalb des
etwas zurückgesetzten Glockengeschosses, des 3. Obergeschosses, umlaufendes Laffgesims. Schall-
9»
132
Niederelsungen
Öffnungen nach romanischer Art in zweiteiligem Rundbogen geschlossen (Abb. 47). Sattelftein mit
Kantenftäbcn, getragen durch gotische Rundsäulchen aus Sandstein. (Quadratisches Kapitell aus
Platte, Ubcrgangskehle und Halsring; Basis umgekehrt, auf hoher plinte. An der Nordseite die
noch vorhandene Säule herausgenommen, an der Westseite einschließlich des Sattelstückes in Holz
erneuert. An der Oftseite schlichte Rundbogenöffnung von gleicher Höhe in Ouader-Umrahmung.
Die Oft- und Weftwand überragt von vierstufigem Treppengiebel. Die Abdcckquader fehlen, die
Kantenquader teilweise. Auf der Spitze des Westgiebels später aufgesetztes Sandsteinkreuz. Die
Giebeltraufsteine in Stab und Kehle profiliert. Über steinerner Traufschräge Satteldach, im Süden
Wesersandsteinplatten bzw. einfache Biberschwanzdeckung, auf der Nordseite Schiefer. Auf 8irst-
mitte schlanker, sechsseitiger Dachreiter mit ungewöhnlich hoher welscher Haube; verschicfert.
Schiff. Verputzter Bruchsteinbau über Schrägsockel. In der Nordwand zwei hochliegende kleine
Spitzbogenfenfter mit rundbogigem Nasenmaßwerk, die Linfassungsquader in Plättchen und Kehle
profiliert. Nahe am Turm Spitzbogentüre mit schlicht gefaster werkfteinumrahmung, vermauert.
Gegenüber in der Südwand ein Spitzbogenportal, schmal in Safe und Kehle profiliert, darüber und
links daneben je ein Spitzbogenfenfter in schlichter werkfteinumrahmung, östlich daneben ein spät-
gotisches Spitzbogenfenster mit eingebundener Ouaderfassung, gekehlt, im Bogen bez. mit H. L.
mitMeifterzeichen:W^^ auf Wappenschild, sowie „Anno Lhri 1560". Der Oftteil (Thor) be-
sitzt ein offenbar I ursprüngliches Spitzbogenfenfter in Schräglaibung, Gewände ähnlich
dem der kleinen " Nordfenster. In seiner Südwand ein in Wulst und Kehle spätgo-
tisch profiliertes Spitzbogenfenfter, im Bogen bez. „Nach Gots Gebort MCCCCC undevie..
(1519), im Scheitel Steinmetzzeichen: - In der Nordwand neben einer schlicht rechteckigen
Türe zur Patronatsempore ein Spitz- bogenfenster in Art derer im weftteil der Schiffs-
Südwand. Strebepfeiler später vor- gelegt; Bruchsandstein mit Ouadervormauerung,
Schrägsockel mit einfachem, an der Südseite mit zweifachem Schrägabsatz, z. T. mit Kehlgesimsj.
Kehlprofil unter der bis unter die Dachtraufe reichenden Pultabdeckung, diese von Stein, z. T. in
Biberschwänzen erneuert. Die Pfeiler am Thor mit rechteckigem Pfeileraufsatz in Sandsteinquader-
werk als Stütze für das hier überstehende Dach. Der östliche Schiffspfeiler der Südseite trägt
die Inschrift „Anno Chr MCCCCCLXIIII (1564), darunter „H L" und das Zeichen:
Am gleichen Pfeiler oben das Wappen der von der Malsburg, im unteren Teil abgemei-
ßelt und mit der Iahreszahl der letzten Wiederherstellung 1884 versehen. Am südlichen
Niederelsungen
133
Lhoreckpfeiler mit Rollwerkumrahmung versehene Inschrift: „AN DNI 1593“. An der Nordseite
der Kirche steinerne Schrägtraufe, sonst Traufbrett. Einheitliches Mansard-Walmdach über Schiff
und Chor Ln deutscher Schieferdeckung.
Inneres. Der hohe, fteinsichtig geputzte und geschlemmt gewesene Lrdgeschoßraum des T u r m e s
mit grätigem, schwach spitzbogigem Kreuzgewölbe; die Grate auf schlichte Äonsolsteine auf-
laufend. An der West- und Ostscite in Höhe
des Türsturzes unten gerundete Steinkonsolen.
Hochliegender Zugang zur Mauertreppe. Im 1.
Obergeschoß rechteckiger Zugang zum Lirchen-
dach, mit Werksteingewände. 8ür die Geschoß-
decke wiederum Konsolen, hier im Norden und
Süden; desgl. im nächsten Geschoß. Turmdach
auf Kehlbalkcndachftuhl, Dachreiter auf Kreuz-
gebälk.
Schiff und Thor. Ausdrucksloser Raum
mit hölzernem, einheitlichem Muldengewölbe.
Sandstcinplattenfußboden. Der „Thor" um eine
niedrige Stufe erhöht. Das gesamte Innere,
einer Auffrischung dringend bedürftig, verputzt
und geschlemmt. Im Dachraum, oberhalb der
Gewölbeauflage, Mauerabsatz entsprechend dem
äußeren Mauerrücksprung des Chores sichtbar.
Von dort etwa 0,80 m (d. h. um Mauerstärke!)
ostwärts an der Südseite ein auskragender
Werkstein, ein zweiter halbwegs zwischen diesem und der Ostwand (Reste von Gewölbeansätzen?).
Liegender Kehlbalkendachstuhl mit längsverftrebten Zwischenrähmen für die unterm Sparrm.
Abb. 47. Niederelsungen, Lirche. Schallöffnung am Turm, f: BO
Ausstattung. Altarin Tischform, aus Sandstein (H. 1,02 m). Deckplatte auf 2 baluster-
artigen Stützen. 17. Ih.
Kanzel aus Sandstein, grau gestrichen (H. 2,75 m). Korb im 6/io Typ, Brüftungsseiten in
Holzwerkimitation, oben Abschlußprofile. Als Korbftütze ein oben acht-, unten vierseitiger Baluster
auf hohem, quadratischem Sockel. 17. Ih. Schalldeckel aus Holz, achteckig, L. 19. Ih. Steintreppe
aus pfarrstand; Geländer Holz, braun gestrichen, mit eingelegten Füllungen,
pfarrstand braun überstrichen; unten eingelegte Füllungen; oben vergittert, alte Angelbeschläge.
17. Ih.
Gestühl braun gestrichen. Mit Deckleiste, Gesangbuchbrett und profilierter Seitenwange. 17. Ih.
Empore braun gestrichen, auf Holzstützen, Dockengeländer; am Ostende der Nordempore Pa-
tronatsloge. Mitte 19. Ih.
Orgel. Prospekt neu bemalt, mit höherem halbrunden Pfeifenturm in der Mitte und seitlich je
einem rechtwinkligen Pfeifenturm; geschnitzte Rocailleschleier. Spieltisch mit 2 Manualen. Um
1740. Werk mit mechanischer Traktur, Schleiflade, 12 klingenden Registern 19. Ih.
2Gedenktafelnaus Holz a) rot auf schwarz gemalt; für 1814. b) weiß auf schwarz gemalt,
gerahmt, für 1870/71.
Taf. 97»
Taf. 96»
134
Niederelsungen
Reich aus Silber, vergoldet (H. 18,6 cm). Sechspaßfuß mit Weihekreuz auf kreuzschraffiertem
Rundfeld, um das sich ein Ringstreifen zieht mit Ranken und gotischer Minuskelschrift „ihesus
maria". Sechsseitiger Schaft mit rundem Nodus; an diesem 6 kreisrunde Rotuln, die am vorder-
feld je einen Minuskclbuchstaben des Namens „ihesus" tragen. Ronische Ruppa. 15. Jh.
patene aus Silber, vergoldet (0 15,6 cm). Zum vorigen Reich gehörig. Tellerform; auf dem
Rand weihekreuz wie am Reich. Im Mittelfeld eingetiefter Vierpaß.
2 O p fertell er aus Zinn (0 23,2 cm). Rückseits je 3 undeutlich gewordene Ovalstempel
(Engel?).
2 Abendmahlskannen aus Zinn (H. 34,5 cm). Auf hohem 8ußrand sich nach oben etwas
verjüngender Zylinder mit Ausguß, geschwungenem Henkel, flachem Rlappdeckel mit Rnaufdrücker.
Unter dem Deckel und unter dem Boden je ein Ovalstempel: Engel mit Schwert und Waage, links
halber Schafbock, Umschrift „Rein Engels Block Tin T. S. 1719".
Glocke aus Bronze (abgehängt; H. mit Vierbügelkrone 0,98 m, 0 1 m). Am Hals Ornament-
fries. Auf der Aanke in Lapitale „Gegossen von Lhr. See aus Creuzburg vor die Gemeinde
Niederelsungen 1863".
Guwhof
Besitzer von der Malsburg, Lscheberg.
Taf. 24» Wohnhaus. Am westende des Hofes. Zweigeschossiger 8achwerkbau, verputzt. Steinsockel.
Zwei Türen mit 8reitreppe. Im Obergeschoß zehn 8enfterachsen. Mansarddach mit mittlerem
Zwerchhaus, vier Gaupen und zwei Luken. Alter Lichenholzdachftuhl. Erbaut 1767/68 (Jahres-
zahlen in 8ußbodentonplatten des Dachbodens eingeritzt). Rechte Seite wahrscheinlich später.
Ehem. Zehntscheuer. Rechts vom Gutshaus an der Nordseite des Hofes an der Straße
nach Oberelsungen. Erdgeschoß massiv. Obergeschoß 29X12 Gefache. Satteldach mit Rrüppelwalm,
8-pfannen.
Sogen. Rlosterkeller. An der Südseite des Hofes. Mittelalterlicher (?), tonnengewölbter
Raum, Mauern aus lagerhaftem Bruchstein. Ostwestrichtung. L. 17,80 m, Br. 5,50 m, H. ca.
2,35 m. Eingang durch Rundbogenportal an der Südseite mit herabführender Steintreppe von
13 Stufen. An der Nordseite eine 2,17 m breite, später zugemauerte Öffnung.
Wappenstein. An einem Gutsgebäude an der Straße nach Oberelsungen. Links das von der
Malsburgische Wappen (Lckebrecht v. d. Malsburg?). Rechts nicht mehr erkennbar (wahrschein-
lich der Sabine, geb. von Rämmerer, gen. preiß v. Rammin). Jahreszahl 1610. L. 1,66 m,
H. 0,40 m.
Bauernhäuser
Haus Nr. 4. Wohnhaus mit Scheune und Stall. Zweigeschossig. 8achrverk auf Werksteinsockel.
Obergeschoß leicht vorgekragt. Ouergebälkprofil Rarnies mit Platte. Ursprünglich 14 Gefache,
um weitere 14 Gefache mit 2 Scheunentoren nachträglich verlängert. Giebelseite 10 Gefache.
Satteldach mit 8-pfannen. Traufenseite zur Straße. Eckpfosten des ursprünglichen Baues mit
Säulchen. Haustür mit zweiläufiger 8reitreppe. Uber der Tür Inschrift und Jahreszahl 1804.
vom gleichen Typus die Häuser Nr. 13/1372 erb. 1714, Nr. 43 erb. 1723, Nr. 58 erb. 1797,
Nr. 59, Zimmermeifter Justus Heinemann, erb. L. 18. Jh., Nr. 69 erb. 1737, Nr. 77/77Va erb.
E. 18. Jh., Nr. 86 erb. 2. H. 18. Jh., Nr. 54 nicht vorgekragt, erb. M. 19. Jh., Nr. 102
erb. L. 18. Jh.
Niederelsungen
135
Haus Nr. 33. Biedermeier. Zünfachsig, Mittelrisalit. Eckquaderung, Zachwerk verputzt. Walm-
dach. Zwerchhaus mit Satteldach. Biberschwanz-Doppeldeckung. Daneben niedersächsische Scheune
mit seitlichen Ställen. Giebelseite zur Straße. A. 19. Ih.
Haus Nr. 34/34Vs» Wohnhaus mit Stall. Zweigeschossig, Zachwerk. Hoher Sockel aus
lagerhaftem Bruchstein. Obergeschoß vorgekragt. Ouergebälkprofil Aarnies mit Platte. 7 Ge-
fache, um 3 rechts erweitert. An Giebelseite 8 Gefache. Satteldach mit 8-pfannen. Eckpfosten des
ursprünglichen Baues mit gedrehten Säulen. Zwei Türen mit Zreitreppe. 18. Ih.
vom gleichen Typus die Häuser Nr. 74V2 um 1800, Nr. 110, um 1800.
Haus Nr. 118. Gehöft (ehemals Mühle bis ca. 1914). Wohnhaus. Zweigeschossig, Zachwerk
auf hohem Steinsockel. Obergeschoß nicht vorgekragt. 11X7 Gefache. Satteldach mit Lrüppel-
walm und Zwerchhaus von 5 Gefachen in Mittelachse. Tür in Mittelachse mit hoher, zweiläufiger
Zreitreppe. A. 19. Ih.
136
Niederlistingen
Niederlistingen
Dorf zu beiden Seiten der Straße Lasse!—warburg. Straßendorf in ebenem Gelände. 325 Ein-
wohner.
Ouellen. Staatsarchiv Marburg: Urkunden und Akten. Latafterbuch 1777. Steuertabelle 1737.
Gcmeindercchnungen ab 1814. Lonsistoriumsakten. Bürgermeisteramt Niederlistingen: Ortsbeschrei-
bung von 1853 mit historischen Notizen. Von Pfarrer Larff. Mskr. 6 fol. Seiten.
Larten und Pläne. Staatsarchiv Marburg: Grundriß der Dorfschaft Niederlistingen von
Otto, 1767.
Literatur. Classen, 248 ff. Hochhuth, 264. Reimer, OL 307. Ritter, 64. Wests. UB.
Lystungtn 9. Ih- Liftungun um 1015. Listingun um 1110. Leistingen 1123. Nieder-
liftingen 1341. — Gehörte zum Gericht Schartenberg und kommt 1294 an Hessen. 1341—1457 die
Hälfte des Gerichts hessisches Lehen der von Calenberg, 1457—1534 der von Gudenberg, 1535 bis
1824 der von der Malsburg; seit 1787 besaßen diese auch die andere Hälfte.
Lirche
In der Mitte des Dorfes an der Nordseite der Straße auf wenig erhöhtem, ummauertem Platz,
plattenbelegter Zugang von der Südseite.
Kirchenbuch ab 1770, Reg. ab 1830.
(6e^chichte. 1428 Mal von Sieberhausen. 1464 Sitz einer Pfarrei. 1557 noch selbständig. 1585
Mal von Obermeiser. Jetzt Mal von Oberlistingen. 1428 Patronat der von der Malsburg. —
Lirche neu erbaut 1821.
Bestand
Grundriß. Nach 2 Achsen symmetrische Anlage über gedrungenem Rechteck. (Abb. 48).
Taf.62« Aufriß : Äußeres. Einheitlicher klassizistischer Bau aus Bruchkalkftein, verputzt. Der platten-
sockel, die schlichte Umrahmung von Mftern und Türen und das in Höhe der 8enfterbogenkämpfer
als schlichte Platte umlaufende Gurtband in rotem bzw. grauem Werkstein, Sandstein. An vier
Seiten je zwei schlanke Rundbogenfenfter, die der Westseite nur als Blenden in Gewändetiefe.
Rechteckverglasung in Holz. In der Mitte der Langseiten je ein rechteckiges Portal mit Gebälkver-
dachung. Das der Nordseite in Backstein zugesetzt. Darüber, oberhalb des Gurtbandes, halbkreis-
förmiges Fenster. Über dem Gebälk des südlichen ein Inschriftstein, bez.: „N. Erbaut im Iahr,
n. L. G. b. 1821". Zweiflügelige Zweifüllungstüre der Bauzeit. Walmdach in Biberschwanz-
doppeldeckung mit Schieferfassung. Über der Westseite mehrfach abgesetzter Dachturm, quadratisch.
Holzgerüst verschiefert. Im oberen Absatz rechteckige Schallöffnungcn. Legeldach in Biberschwanz-
doppeldeckung, Wetterfahne mit nach außen gewandtem, stehendem Löwen, bez. 1821.
Taf.30 * Inneres. 8lach gedeckter Saal mit dreiseitiger Lmporenanlage im Westen auf sechsseitigen 8rei-
stützen und steinernen Wandkonsolen. Brüstungen mit schlicht profilierten Mlungen. Die zwei acht-
seitigen Stützen des Dachturmes durchstoßen Emporen und Decke. Emporen, Gestühl, pfarrgeftühl
und Lanzel im einheitlichen Charakter der Bauzeit. Wände und Decke geputzt und bemalt. Holz-
werk in neuem Anstrich. 8ußboden mit rechteckigen Sandfteinplatten belegt, zum Teil in Zement
Niederliftingen 137
geflickt. Liegender Rehlbalkendachstuhl mit Hängewerken für die Überzüge. Turmdach über Lreuz-
gebälk mit Raiserftil.
Abb. 4». Nitderlistingen, Grundriß der Rirche. ;: soo
Ausstattung. Altar in Lastenform. Holz, schwarz gestrichen (H. 1,03 m). Rückseits
Schublade. 1. H. ly. Ih.
Ranzel aus Holz, braun gestrichen (H. 2,80 m). Lorb im V^-Typ, Brüstung mit vorgestellten
Eckfäulchen und Rechteckfüllungen; oberes Abschlußgesims. Lanzelkorb an der vordcrwand des
pfarrftandes angebracht und durch eine korbartige Lonfole aus 7 Latten abgestützt. Treppe im
pfarrftand, mit Handlaufleifte. 1. H. 19. Ih.
2 Stände, braun gestrichen; vergittert, mit eingelegten Rechteckfüilungen und oberem Abschluß-
gesims. Rechts der Lanzel pfarrftand, links gleicher Stand. 1. H. 19. Ih.
G e ft ü h l mit profilierter Seitenwange und Gesangbuchbrett. 1. H. 19. Ih.
Empore auf Steinkonsolen und auf achtseitigen Holzpfeilern. Brüstung mit eingelegten Recht-
eckfüllungen; oberes Abschlußprofil. 1. H. 19. Ih.
Orgel. Als Prospekt dreiteiliges Schrankgehäuse mit 3 pfeifenfcldern. Werk mit mechanischer
Traktur, Schleiflade, 10 Registern. Register-Manual: Prinzipal 4', Oktave 2\ Salicional 8',
Gemshorn 4', Hohlflöte 8', Gedackt 8', Gcdackt-Flöte 4', Mixtur 3fach. Register-Pedal: Prinzipal-
baß 8', Subbaß 1b'. Um 1840.
Gedenktafeln: a) <öl auf Lw., hessischer Husar zu Pferde; darunter in Goldschrift „Johan-
nes Lipphardt, Streidet Mit Gott Für Fürst und Vater Land, Niederlistingen am 17. April 1814".
b) aus Holz, gerahmt und bemalt Gold auf Blau; für 1870/71.
Reich aus Silber (H. 22 cm). Auf dem Fußreif 3 Stempel: 2 mal Feingehaltsmarke „12" und Taf.tvi»
Meiftermarke „I F S". 18. Ih.
Relchlöffel aus Silber (L. 11,8 cm). Unter dem Stiel 2 Stempel: Raffeler Beschau und
„L a u p e r t". 19. Ih.
Brotteller aus Zinn (0 23,6 cm), rückseits 3 gleiche Stempel: Engel mit Schwert und
Waage. 18./19. Ih.
138
Niederliftingen
Schraubkanne aus Zinn (H. 31 cm); achtseitiger Gefäßkörper mit rundem Schraubdeckel; auf
diesem Messing-Tragring; Ausgußrohre mit Schraubverschluß. Unter dem Deckel 2 gleiche Oval-
ftempel: stehender Engel mit Schwert und Waage und undeutlicher Umschrift. 18. Ih.
Abendmahlskanne aus Zinn (H. 32,5 cm). Auf breitem Fußrand nach oben verjüngter
Zylinder mit Ausguß, geschwungenem Henkel und Rlappdeckel mit Mittelknopf und verziertem
Drücker. Unter dem Deckel 3 Stempel: Zweimal (in runder Rollwerkkartusche) einhenklige Vase
mit Blume, daneben „M/L" und 1699; in derselben Rartuschenform Rasseler Wappen. Zwischen
Ausguß und Henkel graviert (Lapitale und Rursive) „Israel und Hr. Löfter zur Rirchen ver-
ehrt 1718".
Taufkanne aus Zinn (H. 18,5 cm). Auf Rundfuß eiförmiger Rörper mit eingezogenem Hals,
dessen Ausguß breit ausgebogen ist; geschwungener Holzgriff. Unter dem Ausguß graviert (in
lateinischer Schreibkursive) „Bei die Rirche zu Niederliftingen 1833".
Taufschüssel aus Zinn (0 28 cm). Mit ganz schmalem Rand; an der Seite graviert (in
lateinischer Schreibkursive) „Bei die Rirche zu Niederlistingen 1829". Rückseits 3 gleiche Oval-
stempel: Fliegender Engel mit Schwert und Waage und unleserlicher Umschrift.
Glocke aus Bronze (H. mit Rrone 0,75 m, 0 0,85 m). Tellerkrone; zwischen Haube und Hals
eine Schnur; an Hals und Flanke (in Rapitale) „Umgegossen fuer die Gemeinde Niederliftingen
von Henschel u. Sohn in Lasse! 1856 No. 175".
Wandgrab (hinter der Rirche) aus Sandstein (H. 1,30 m, Br. 0,70 m). Im Giebelabschluß
2 ausgespreizte Hände über einem Herz (Volkskunftmotiv). Inschrift unleserlich geworden. 18. Ih.
Bauernhäuser
Haus Nr. 2. Bauernhaus mit Scheune und Stall. Zweigeschossig. Fachwerk mit Sockel aus
lagerhaftem Bruchstein. Verputzt. Obergeschoß nicht vorgekragt. 16X11 Gefache. Satteldach mit
Rrüppelwalm in 8-pfannen. Traufenseite zur Straße. Haustür mit von links ansteigender Frei-
treppe. Stallmauer massiv erneuert. Über dem Scheunentor Sonnenrad, Inschrift und Iahreszahl
1796. Vom gleichen Typus Nr. 3, erb. 1798, und Nr. 331/21 erb. 1807.
HausNr. 6 . Bauernhaus mit Scheune und Stall. Urspr. Zustand stark verändert, verputzt und
verschalt. Scheunentor mit reicher Rankenschnitzerci, ebenso Eckpfosten. Überm Scheunentor In-
schrift o. I. M. 18. Ih.
Haus Nr. 9. Bauernhaus mit Scheune und Stall. Zweigeschossig. Fachwerk auf Bruchstein-
sockel. Obergeschoß leicht vorgekragt. Ouergebälkprofil Rehle mit Platte. Scheunentor über Ouer-
gebälk reichend. 14 Gefache. Haustür mit Freitreppe. Satteldach mit modernen Falzziegeln.
Traufenseite zur Straße. An den Pfosten der Haustür, des Scheunentores sowie an den Eck-
pfosten reiche Schnitzerei von Ranken, stilisierten Bäumen. Über dem Scheunentor Inschrift in
Rapitale und Iahreszahl 1755. Vom gleichen Typus Haus Nr. 15 mit reicher Rankenschnitze-
rei, erb. M. 18. Ih. Nr. 19 erb. 1767, im Besitz des Hausbewohners Heinrich Löster Bibel
mit zahlreichen Holzschnitt-Illustrationen des 16. Ih. mit Rollwerkumrahmung. Gedruckt bei
Cornelius Iohann Stern in Lüneburg, 1715. In Leder gebunden. Gut erhalten. Nr. 32 erb.
1. H. 18. Ih.
Haus Nr. 11. Wohnhaus (Gastwirtschaft). Zweigeschossig. Fachwerk auf Steinsockel. Ober-
geschoß leicht vorgekragt. Ouergebälk Rarniesprofil. 9X16 Gefache (ursprünglich 10). Eckpfosten
Niederliftingen
139
mit Tulpenranken geschnitzt. Das ursprüngliche Scheunentor durch Zachwerk geschlossen. Am ehe-
maligen Sturzbalken Inschrift o. I. 2. H. 18. Ih.
HausNr. 18. Niedersächsisches Bauernhaus. Zweigeschossig. Zachwerk verputzt auf Steinsockel.
Giebelseite und rechte Traufenseite verputzt. Linke Traufenseite 10 Gefache. Satteldach mit 8-
pfannen. Giebel vorgekragt und mit 8-pfannen belegt. Tluergebälk Larniesprofil. A. 19. Ih.
140
Nothfelden
Nothfelden
Dorf nördlich der alten Landstraße Lasse!—Wolfhagen an der nach Breuna/Warburg abzweigen-
den Straße. Haufendorf in ebenem Gelände mit 305 Einwohnern.
«Quellen. Staatsarchiv Marburg: Hafunger Urkunden 1074—1520. Latafterbuch, 2 Bde.,
1779. Steuertabelle 1732. Gemeinderechnungen ab 1795. Lonfistoriumsakten.
Larten und plane. Staatsarchiv Marburg: Zehntkarten um 1800. Larten der Dorfschaft
und Feldmark Nothfelden von H. G. Lrug 1777.
Literatur. Classen, 231 f. Hochhuth, 234. Landau, W. 174. Reimer, OL 355. Ritter, 94.
(ñefchlchte. Notfeldun, Nothveldun 1074. Nothfclth, Nidernothfelth 1123—1267 als Dorf ge-
nannt. Notfelt infer. 1267. Dorf Niedern Notfelth 1314. Noitfelde 1390. — Obernothfelden, jetzt
zur Gemarkung Altenhasungen gehörig, wird bereits im 12. Ih. genannt und ist schon im 14. Zh.
wüst. 1555 scheint noch die Lirche bestanden zu haben.
Lirche
Unmittelbar an der Nordseite der Dorfstraße, vor der Westseite ein eingefriedigter Vorplatz. Auf
ihm südlich der Türe ein quadratischer Steintisch auf ebensolchem Sockel mit verbrochenen Lantén
(ganze H. 75 cm, Platte 80X90 cm, 15 cm hoch).
Lirchenbücher: 1701—1772 im Altenhasunger Lirchenbuch. Eigenes Lirchenbuch ab 1773, Reg.
ab 1830.
1390 erwähnt. Zum Dekanat Schützeberg gehörig. Eigene Pfarrei 1410—1521.
1505 und 1507 als „Lapella" bez. Nach der Reformation wie jetzt Filial von Altenhasungen. —
von urspr. romanischer Lirche nur der Turm erhalten. Schiff 1751 erbaut (siehe Bauinschrift).
Bestand
Grundriß. Ouadratischer Oftturm, romanischer Chorturm. Barockes Lirchenschiff über re-
gelmäßigem Rechteck. (Abb. 49).
Taf.25s Aufriß: Äußeres. Turm. Gedrungener Unterbau aus Sandstein, lagerhafter Bruchstein,
steinsichtig verputzt, an der Nordseite grobes Ouaderwerk mit wildem Bruchstein vermischt. Die
Turmkanten in Ouaderfassung. Schrägsockel, von den alten Türöffnungen nur eine Luke unter der
Lrone der Nordmauer erhalten. Zum Lhorraum in der Nord- und Südseite je ein barockes Stich-
bogenfenster in schlichter Werksteinumrahmung, ein kleineres in der Oftwand. Rechteckverglasung
Nothfelden
141
in Holz. Über der Wehrmauer, im 2. Obergeschoß, ein weiteres Geschoß in Fachwerk mit Rechteck-
fenftcrn. Stumpfkegeldach in Biberschwanzdoppeldeckung mit verschieferter Überleitung zu der
Laterne. Diese mit breit abgeschrägten Kanten, verschiefertes Holzgerüft. Welsche Haube mit deut-
scher Schieferdcckung, bez. M. O. 8- 1803.
Schiff. Lagerhafter Bruchstein, steinsichtig verputzt, die Untermauer bis Fensterbrüstungshöhe in
groben, breit gefugten Ouadern. Ouaderfassung der Kanten. Fenster wie am Chor. Stichbogen-
portal in der Westseite, mit Ohrenandeutung. Im Schlußstein bekröntes Monogramm: F. R.
Mit Türe gekuppelt stichbogiges Fenster. Zwischen beiden Inschrifttafel (Kapitale): „UeVs kaeL
eXstruLta exlgVa aedes saOaVe Lrlsto prlnLIpe frIVerlLo sLeptra tVente bono." (Dieser
kleine Christus geweihte Bau wurde unter der Regierung des guten Fürsten Friedrich errichtet.)
Das darin enthaltene Chronogramm ergibt die Iahreszahl 1751, die rechts und links darunter in
Ziffern wiederholt ist.
Inneres. Turm. Der Chorraum barock umgestaltet und dabei flach gedeckt. Die Weftwand zu
zwei seitlichen Bogenftützen verkümmert. Der Rundbogen des ehemaligen, wesentlich engeren
Triumphbogens ist im Dachraum sichtbar. In Brüstungshöhe unterhalb der Mauerkrone an der
Nord- und Südseite Steinkonsolen, offenbar als Auflager der Fußboden-Balkenlage für ein Wehr-
geschoß.
Schiff. Saalkirche mit voutendccke über umlaufendem Stuckgesims. Fußbodenbelag quadratische
Sandsteinplatten, eine Stufe unter Chor, Ausstattung in neuem Anstrich. Liegender Kehlbalken-
dachstuhl. Das Turmdach auf Kreuzgebälk mit Kaiserstil.
Ausstattung. Altar in Tischform, aus Sandstein (H. 1,20 m). Platte auf kräftiger ba-
lusterförmiger Mittelstütze. 17. Ih.
Kanzel aus Holz (H. 2,55 m). Korb im V8-Tsp- Brüstung mit Sockelprofil, in der Mittelzone Taf.97»
mit Rechteck-Blendfüllungen und mit oberem Gesimsabschluß. Gedrungene Korbstütze aus 5 Seiten
eines Achtecks; Holztreppe aus pfarrstand. 17. Ih.
Gestühl mit Deckleiste und einfach profilierter Seitenwange. 17. Ih>
Empore auf Steinkonsolen und auf Holzpfeilern; Brüstung verbrettert, oberes Abschlußprofil.
17. Ih.
pfarrstand mit eingeschobenen Füllungen; Oberteil vergittert, Abschlußprofil; alte Angel-
beschläge. 17. Ih.
Orgel. Prospekt mit 3 flachrunden pfeifentürmen, der mittlere etwas größer; zwischen ihnen je
ein kleines Pfeifenfeld; geschnitzte Rocailleschleier; um 1750. Prospektpfeifen fehlen. Das Werk mit
pneumatischer Traktur modern.
2 Gedenktafeln aus Holz, gerahmt, weiß auf schwarz bemalt. Für 1813 und 1870/71.
Kelch aus Silber, vergoldet (H. 20,3 cm). Auf fast ausgerundetem zwölfteiligen Fuß Schaft Taf. ivi»
mit großem birnförmigen Nodus, der die Fußprofilierung wiederholt. Unter dem Nodus Man-
schette aus Dreieckszacken, oberhalb des Nodus breite Hohlkehle; darüber becherförmige Kuppa. Auf
dem Fuß in lateinischer Kursive graviert „Lura Pastoris Ioh. H. Osenii Renovatum 1729".
Unter dem Fuß 2 undeutliche Stempel. Kuppa von 1729, Ständer E. 17. Ih.
patene aus Silber, vergoldet (0 14,9 cm). Tellerförmig, ohne Stempel. 17./18. Ih.
Brotteller aus Zinn (0 20,5 cm). Rückseits Ovalstempel: Stehender Engel mit Schwert
und Waage, links Vogel, Umschrift „Hildebrand Blockzinn". 18./19. Ih.
142
Nothfelden
2Abendmahlskannenaus Zinn (H. 30,5 cm). Auf dem Fußreif breiter, sich nach oben ver-
jüngender Zylinder mit Ausguß, geschwungenem Henkel und Klappdeckel mit Drücker. Auf dem
Boden 3 gleiche Ovalstcmpel: Stehender Engel mit Schwert und Waage, links Glocke, sowie
r. Obergeschoß
Erdgeschoß
/ Banseraum, r Fruchtboden, 3 Danseraum, 4 Futterboden, 6 Schlafzimmer, 6 Lüche, 7 Lämmer
* Stube, g Holzstall, j0 Hühner und Schweine, }} Tenne, jj Schweinestall, ¡3 Rinderstall
¡4 Futterküche, |5 Lämmer, JO Wohnküche
Abb. 30. Nothfelden, Bauernhaus Nr. 3. | :sco
Umschrift „R. T. Scheler (?) in Cassel Feinzinn". Unter dem Ausguß zwischen gravierten Blatt-
ranken in lateinischer Schreibkursive „Gemeinde Nothfelden 183b".
2Bronzeglocken; mit Sechsbügelkronen, am Hals dreizeilige Inschriften (Kapitale) zwischen
Schnüren (die Namen sind häufig durcheinandergebracht). Über der Inschrift Sternchenfries, unter
der Inschrift Rankenfries. Am wolm und Schlag Schnüren und in gleichem Abstand voneinander
4 Dreiblätter; 1696. a) H. mit Krone 0,55 m; 0 0,55 m. „Iusuts (!) Lfsekuch Pastor Johannes
Möller Peter Richter Matthias Schurman Jacob Grebe Johann M. Johann Jacob Donner
Nothfelden
143
G. M. den 12. Julius Nottfelt Biodiger anno 1696". b) H. mit Leone 0,65 m, 0 0,65 m. „Gott
allein die Ehr Justus Lssekuch Pastor Johannes Müller Grebe ter Richter Matthias Schurman
Jacob Bodiger M. Johan Jacob Donner G. M. den 12. Iulius Nottfelt Anno 1696".
Bauernhäuser
H a u s N r. 1. Wohnhaus mit Scheune und Stall. Zweigeschossig. Fachwerk auf Sockel aus lager- Taf. 27«
haftem Bruchstein. Obergeschoß leicht vorgekragt. Ouergebälkprofil Lehle und Wulst. 19X8 Ge-
fache. Satteldach mit Lrüppelwalm in 8-pfannen. Traufenseite zur Straße. Ursprüngliche Tür,
darüber Inschrift und Jahreszahl 1792.
vom gleichen Typus die Häuser Nr. 13, Nr. 15, Nr. 16, sämtlich L. 18. Jh., Nr. I6V2 erb. Taf.27s
1815, Nr. 23 erb. 1801, Nr. 24 erb. 1752, Nr. 30 erb. 1798, Nr. 44 erb. um 1800, erneuert 1847.
Haus Nr. 3. prächtiges Wohnhaus mit Scheune und Stall. Dreigeschossig. Fachwerk auf Taf.27«
Werksteinsockel. Obergeschosse vorgekragt. Ouergebälkprofil Lärmes mit Platte. 23X9 Gefache.
Satteldach mit fünf Gaupen in 8-pfannen. Giebelseite zur Straße. Eckpfosten mit gedrehten Säu-
len. 2. H. 18. Ih. (Abb. 50).
Haus Nr. 12. Bauernhaus, Fachwerk, urspr. Zustand stark verändert. Scheunentor mit reich
gezapftem und barock geschwungenem Bogen. Darüber Inschrift und Jahreszahl 1712.
144
Oberelsungen
Oberelsungen
Dorf an der Straße Zierenberg—wettesingen. Haufendorf in ebenem Gelände. 754 Einwohner.
Südlich des Dorfes ist ein Teil der alten Landwehr erhalten.
Ouellen. Staatsarchiv Marburg: Urkunden ab 1074. Katastcrbuch, Bd. 1, 1779. Steuer-
tabelle 1732. Konsistoriumsakten.
Karten und Pläne. Staatsarchiv Marburg: Lonz.-Gemark.-Karte von I. D. Grimmel,
1726. Gemarkungskarten 1732.
Literatur. Classen, 232. Hochhuth, 261. Reimer, OL 119. Ritter, 99. Wests. UB.
Oeschichte. Llisungen um 800. Llisungi. Llisungen. Helisungen. Elesenga in pago Hassim 973.
Llsingen 1262. Super. Llsingen 1284. Obirn Llsinghen 1335. — 1074 hatte Kloster Hasungen in
Elsingun Besitz. Im Mittelalter zum Gericht Schartenberg gehörig, im 16. Ih. zum Amt Zieren-
berg. Bis 1294 Besitz der von Schartenberg, dann Hessen. 1341 hessisches Lehen der von Calen-
berg, 1457 der von Gudenberg, 1464/71 der von Stockhausen, 1535 der von der Malsburg.
Kirche
Lvang. An der Nordseite der Straße auf einem durch eine Bruchsandfteinmauer abgestützten um-
friedeten Platz gelegen.
Auf dem sogen. Lirchberge außerhalb des Dorfes soll früher eine Kapelle gestanden haben.
Kirchenbücher seit 1642. presbyterial-protokoll 1749, 1809. Ausführliche pfarrchronik angelegt
1904.
(beschichte, pleban in Llsungen 1262. pleban in Oberelsungen 1284. Ursprünglich Pfarrei des
Dekanats Schützeberg. Pfarrer genannt 1262. Patronat Johann von Helfenberg 1296. 1518 Hcim-
bort von Hundelshausen. 1585 von der Malsburg. —
Die ursprüngliche Rirche stand etwas nördlich der jetzigen auf der höchsten Stelle des Kirchhofes.
1594 stand dieser Bau schon. Im Dreißigjährigen Kriege, 1640, Turm durch Brand zerstört, das
Innere beschädigt. 1651 neue Bänke und Emporen durch einen Schreiner von Grebenstein. 1655
Vollendung des Daches. 1661 Turm in 4 Stockwerken wieder errichtet. 1706 Umguß einer
Glocke. 1798 Abriß der alten Kirche, da sie zu klein sei. Grundsteinlegung der neuen Kirche 1798.
Erbauer Röhncr aus Geismar. Vollendet und geweiht 1799. Wiederherstellungen 1881 und 1933.
Bestand
Grundriß. Einheitliche klassizistische Anlage. Schiff über regelmäßigem Rechteck, quadra-
tischer Weftturm. Dieser der Dachlösung der Kirche wegen ohne Benutzung der Kirchcnweft-
mauer vor deren Mitte gestellt. (Abb. 51).
Taf.802 Aufriß : Außeres. Sandsteinbau in grobem, breit gefugtem Ouaderwerk, z. T. aus steinsichtig
geputztem lagerhaftem Bruchstein. Schrägsockel und Kantenlisenen, am Turm die östlichen erst ober-
halb eines die Höhe der Kirchendachtraufe aufnehmenden Plattengurtes. Dieser Gurt und ein schma-
lerer, oberhalb der Fenster umlaufender in Werkstein. Stichbogenfenster in Werksteinumrahmung
mit schlichtem Plattenprofil, mit Rechteckverglasung; das nördliche am Turm halb zugesetzt; die der
mittleren Achse des Schiffes mit Schlußstein. Die letztgenannten gekuppelt mit Stichbogenportalen.
Ihre Ohrenumrahmung mit reicher Flachprofilierung in doppelter Platte mit eingelegten Rund-
Oberelsungen
145
staben in der Art, wie sie bereits Jahrzehnte früher (vergl. Elben) üblich sind. Schlußstein mit
Blende. Zweiflügelige Dreifüllungstüre mit altem Beschlag. Das Rirchendach, allseitig abgewalmt,
mit Biberschwanzdoppeldeckung. verschieferter Zwischenbau mit flachem Satteldach als Verbin-
dung zum Turm.
Turm. Schlichtes Stichbogenportal mit Ohren, in der Blende des Schlußsteins bez. 1798. In
der oberen Turmzone an der Nord- und Südseite je zwei Stichbogenfenster in zwei Geschossen
übereinander. Uber einem klassizistischen Holzgesims ein verschieferter Aufsatz. Achtseitige Laterne
mit vier rechteckigen Schallöffnungen und Welscher Haube, bez. 1799.
Inneres. Saalkirche mit flacher Vouten-Decke über gekehltem Holzgesims. Fußbodenbelag Sand- Taf. 30«
fteinplatten. Altarplatz um eine Stufe erhöht. — Der gesamte Innenausbau nach einheitlichem Plan:
Dreiseitige Emporenanlage im Westen, Ranzel in der Mitte der Ostwand mit vergittertem pfarr-
stand; Gestühl als Mittelblock und längs der Langwände, unter den Emporen und rings um dm
Altarplatz. Auf eine Wiederverwendung und Ergänzung älteren Gestühls und Emporenwerks las-
sen die barocken Einzelformen schließen. Die Brüstungen besitzen im Wechsel quadratische und
stehende, rückwärts aufgeschobene Füllungen mit in Rehle und Stäbchen profiliertem Deckprofil.
Die Bretterwangen des Gestühls tragen über einem Sims barock gekurvte Aufsätze. Die Stützen
der Emporen sind verschalt und besitzen profilierte Längsfüllungen; viertelkreisförmige Streben,
verschalt. Die Geländer der Lmporentreppen mit übereck gestellten senkrechten Gitterftäben und ba-
rockem Handlauf. Die Lreuzvergitterung des pfarrstandes aus übereck gestellten Lantstäben. An den
Geftühlsrückwänden Bruchstücke eingeschnitzter Sprüche. Die Formen der Zeit um 1800 tragen
allein Altar und Ranzel. — Rircheninneres und Turmerdgeschoß geputzt, vom Turmobergeschoß
rundbogiger Zugang zum Rirchendach. Dieses mit Rehlbalkenstuhl mit Rreuzverftrebung zwischen
den dicht gestellten Bindern. Hängewerk für den Mittelüberzug. Turmhaube auf Raiserfticl.
Ausstattung. Altar in Rastenform (H. 1,15 m); Holz, neu bemalt. Eingelegte Rechteck-
füllungen mit profilierten Deckleisten; rückseits Tür. Um 1798.
R a n z e l aus Holz, neu bemalt (H. 3,15 nt). Rorb im 5/s Typ. Brüstung mit unteren und oberen Taf. 97-
Abschlußprofilen und eingelegten Rechteckfüllungen mit profilierten Deckleisten. Als Ranzelftütze
kurzer kannelierter, vor die wand gesetzter Holzpfeiler mit Sockel. Siebenseitiger Schalldeckel mit
glatter Vorhang- und durchbrochener Aufsatzleifte. Unter dem Schalldeckel siebenseitiges Bild: Ge-
flügelter Lngelsoberkörper (Ol auf Holz). Um 1799.
9
146
Oberelsungen
Taf.96- Orgel. Prospcct neu bemalt und ungeschickt vergoldet; in der Mitte höherer halbkreisförmiger
und seitlich je ein dreieckiger Pfeifenturm. Geschnitzte, ftoffhinterlegte Schleier; seitlich Ornament-
ohren (in Akanthus). Um 1720/30. Das Werk mechan. Traktur, Schleiflade, 13 kling. Re-
gistern und mit 2 Manualen seit der Bauzeit verändert.
pfarrstand neu bemalt; unten Blendfüllungen, oben vergittert, oberes Abschlußgesims. Um
1798.
2 Gedenktafeln aus Holz, gerahmt, bemalt weiß auf schwarz, für 1814 und 1870/71.
Taf. lots Reich aus Silber (H. 23,8 cm). 8»f dem 8ußreif 2 Stempel: a) „I 8 S", b) „M" mit darunter
befindlicher „12". 1779.
Taf. 1031 u.6 Brotteller aus Silber (0 24,5 cm). Zum vorigen Reich gehörig. Tellerförmig; mit ge-
kurvtem Rand; darauf 2 Stempel siehe Reich.
Reich aus Silber (H. 20,9 cm). Auf dem 8ußreif: Lasseler Beschau und „Kumpe". 1869.
T a u f s ch ü s s e l aus Zinn (0 25,2 cm). Rückseits 3 Stempel: a) Engel mit Schwert und Waage,
links Vogel, sowie Umschrift „Hildebrand Blockzinn", b) „WOLFHÄ6EN" (in Rechteckfeld),
c) 8ünfzackenkrone, darunter „G. Reitz"; eingraviert „T24° 1859".
Abendmahlskanne aus Zinn (H. 25,2 cm). Nach oben etwas verjüngter Zylinder mit Aus-
guß, geschwungenem Henkel und Rlappdeckel mit Mittelknöpfchcn sowie verziertem Drücker. Auf
dem Deckel 2 Stempel: Rasseler Wappen und 3 Sterne, darüber „I H S". Unter dem Boden
in Rapitale graviert „Henrich ... berg möller et semina sua". 18. Ih-
Abendmahlskanne aus Zinn (H. 32,5 cm). Auf flachem 8«ßrand hoher, sich nach oben
etwas verjüngender Zylinder mit Ausguß, geschwungenem Henkel und Rlappdeckel mit Mittel-
knöpfchen sowie verziertem Drücker. Auf dem Henkel 2 Stempel: Rasseler Wappen und Henkel-
kanne, darüber „H ...". 18. Ih.
HausNr.103. Zweigeschossig. 8«chwerk auf Sockel aus lagerhaftem Bruch-
stein. Obergeschoß vorgekragt. Ouergebälkprofil Wulst. Giebelseite 8 Gefache. Satteldach mit
Rrüppelwalm in 8-pfannen. Längsseiten modern verputzt, Ouergebälk verschalt. 1668/69. pfarr-
scheune: Zweigeschossig. 6X10 Gefache. Satteldach, 8-pfannen. 1779.
Bauernhäuser
Haus Nr. 6. Bauernhaus mit Scheune und Stall. Zweigeschossig. 8achwerk. Obergeschoß leicht
vorgekragt. Ouergebälk kombiniertes Äarniesprofil. 18X9 Gefache. Satteldach mit 8-pfannen.
Traufenseite zur Strafte. Haustür mit 8reitreppe. Stallmauer massiv erneuert. Um 1800. vom
gleichen Typus die Häuser Nr. 15 erb. 1747, Nr. 16 erb. 18 Ih., Nr. 39 erb. E. 18. Ih.,
Nr. 69/69V2 E. 19. Ih., Nr. 84 erb. L. 18. Ih.» Nr. 91/91V2 erb. 1754, um 1800 erweitert,
Nr. 95 erb. L. 18. Ih.
Haus N r. 13. Bauernhaus mit Stall. Zweigeschossig. 8«chwerk auf Steinsockel verputzt. Ober-
geschoß leicht vorgekragt. Ouergebälkprofil Rarnies mit Platte. 15 Gefache sichtbar, rechts mo-
derner Scheunenvorbau. Wilder-Mann-Ronftruktion. Satteldach mit 8-pfannen. Haustür mit
zwciläufiger 8reitreppe. Eckpfosten mit Säulen. 8rüher Inschrift am Ouergebälk, bei Renovation
(ca. 1924) entfernt. Um 1800. Vom gleichen Typus Haus Nr. 71/7172, E. 18. Ih., Nr. 106,
um 1800.
Oberelsungen
147
HausNr. 4 7. Wohnhaus. Zweigeschossig. Machwerk auf Werkfteinsockel. Obergeschoß nicht vor-
gekragt. Fachwerk verputzt. 5 Fensterachsen. Haustür mit zweiläufiger Freitreppe in Mittelachse.
Mansarddach mit 8-pfannen. Traufenseite zur Straße. A. 19. Ih. Vom gleichen Typ Haus
Nr. 61, erb. um 1800.
Niedermühle
Getreidemühle Das ehemalige oberfchlägtige Mühlrad nicht mehr vorhanden. Jetzt Dieselmotor-
antrieb. Zweigeschossig. Untergeschoß massiv, Obergeschoß Fachwerk. 13X12 Gefache. An einem
Stein der Rückseite sowie an einem Holzpfoftcn im Inneren Inschrift und Jahreszahl 1814.
io*
148
Oberliftingen
Oberlistingen
Dorf südlich der Staatsstraße Lasse!—Marburg an der Straße Niederliftingen—Volkmarsen.
Haufendorf in ebenem Gelände. 675 Einwohner.
Ouellen. Staatsarchiv Marburg: Urkunden. Latasterbuch, 7 Bde., 1748. Steuertabelle 1737.
Gemeinderechnungen ab 1803. Lonsiftoriumsaktcn.
Larten und Pläne. Staatsarchiv Marburg: Gemarkungskarten von I. L. Otto, 1715.
Original-Lonzeptkarte 1715.
Literatur. Classen, 249. Hochhuth, 263. Reimer, OL 307. Ritter, 99. Ortschronik, bear-
beitet von S• Lempf, 1913 Mskr. (im Schulhaus).
Lystungen 9. Ih. Liftungun um 1015. Liftingun 1110. Leistingen 1123. Ober-
liftingen 1341. 1341—1457 hessisches Lehen der von Calenberg, 1457—1534 der von Gudenberg,'
1525—1824 der von der Malsburg. —
Lirche
Auf offenem Platz an einer dicht an der Ostseite vorüberführenden Straße im nördlichen Teil des
Dorfes.
Lirchenbücher seit 1665, Reg. ab 1830. Pfarrerverzeichnis ab 1569.
Lirche und Patronat 1393. Pfarrei 1464. 1393 Mainzifches Lehen der von Hal-
dessen. 1423 gibt Dietrich von Haldessen das Lehen an Erzbischof Lonrad zurück. 1425 belehnt
dieser Johann Spiegel von Desenberg, dessen Nachkommen das Patronat nach 1585 innehaben. —
von der urspr. mittelalterlichen Lirche nur noch der Turm erhalten. Am 2. Dezember 1708 fand
eine Lirchenweihe statt. Das Lirchenschiff 1732 neu erbaut. Turmhelm 1770 erneuert (s. Wetter-
fahne). Die Lirche hat im Siebenjährigen Lriege stark gelitten und mußte wieder hergerichtet werden.
Bestand
Grundriß, weftturm über quergelegtem, gedrungenem Rechteck. Mittelalterlicher Wehr-
turm mit Mauertreppe in der Südwand. Schiff über regelmäßigem Rechteck mit b/g-Ostschluß.
Die Achse von Turm und Schiff ist um nahezu 45 0 aus der westoftrichtung nach Süden gedreht.
(Abb. 52).
Taf. 25« Aufriß: Außeres. T u r m m a s s i v aus grobem Bruchsteinmauerwerk von Sand- und
Lalkftein, mangelhaft verputzt, mit Ouaderkanten. Luken in Ouaderfassung. verschieferter Turm-
aufsatz über dem verjüngten Turmgrundriß, barock, mit Pultdach-Anlauf. Die Lanten abgeschrägt.
Rechteckige Schallöffnungen, darüber je eine Rundöffnung. Haube mit Wetterfahne, bez. 1770. —
Späterer Stützpfeiler aus Bruchstein. An der Oftwand ist die Giebellinie des altm Lirchen-
fchiffes sichtbar, das nach Spuren der ausgebrochenen Mauerverzahnung schmaler gewesen zu
sein scheint als der Turm (oder mehrschiffig?).
Schiff. Barocker putzbau aus Bruchstein, Architekturteile aus rotem Sandstein. Gezahnte werk-
fteineinfassung der Gebäudekanten. Rundbogenfenfter in schlichter werkfteinumrahmung. Rechteck-
verglasung in Eisen. Die Mitte der Nord- und der Südwand betont durch ein schmales,
flaches Risalit, über klassizistisch profiliertem Abschlußgesims von Dreieckgiebel bekrönt, flankiert
Oberlistingen
149
von schmal in Werkstein gerahmten Lisenen. Zwischen sie gestellt ein Rundbogenportal in gekehl-
tem werksteinrahmen mit Lämpfer- und Schlußstein. Dieser bez. 8 A. Zweiflügelige Bretter-
türen mit Oberlicht. Über dem Schlußstein jeweils ein rechteckiges Fenster, darüber Inschrifttafel.
Bauinschrift an der Nordscite: „templum hoc sub regimlne serenlssiml / potentlssiml sc cle-
mentisslml regls Uasslae domlnl dominl / ssrlverlcl kavore ei gracis ex publlco aerario blasso
cassellanl / consistaril opers et Studio pastorls Johannes Uenrlci friderici / >Vagneri Ln-
no ZioccXXXII structum et conditum est." (Diese Lirche ist unter der Regierung Fried-
richs, des ernstesten, mächtigsten und mildesten Herrschers von Hessen, unter seiner Gunst und
Gnade und unter Beistand der öffentlichen Lasse Hessen-Lassels und dank dem Bemühen des
Pastors Iohann Heinrich 8riedrich Wagner im Iahre 1732 gebaut und gegründet (sic!) worden).
Bauinschrift an der Südseite: Nach Spruch aus „Äönige" VIII X>. 28, 29 als Nachtrag: „Diese
Lirche ist durch Mithilfe der Gemeinde neu erbaut 1732". Im Risalit-Giebelfeld liegendes Li-
rundfenster. — Satteldach mit Ost walmen in Biberschwanzdoppeldeckung. Am 8irstende Lnauf
mit Wetterfahne, bez. 1774.
Inneres. Saalkirche mit flacher voutendecke über barockem Holzgesims. 8ußbodenbelag Sand-
steinplatten; profilierte Lhorftufe in Lirchenmitte. Lircheninneres geputzt und geweißt. Raum-
schöner, liegender Äehlbalkendachstuhl mit Hahnenbalken. Der Lrdgeschoßraum des Turmes mit
rippenloscm, spitzbogigem Lrcuzgewölbe. Die 8ensterlaibungen in Ouadern gefaßt. Zugang zur
Lirche mit Stichbogen, wände im Erdgeschoß und im Obergeschoß bis Schulterhöhe grob ge-
putzt. Hier moderne Linstiegöffnung von Westen und ebensolcher Zugang zum Lirchendach (er-
weiterte alte Luken?). Die Luken des obersten Geschosses besitzen bis zu betretbaren Nischen er-
weiterte Schräglaibung. Turmhelm über Lreuzgebälk mit Laiserftil.
Ausstattung. Altar in Blockform (H. 1 m). Unterbau gemauert und verputzt. Deckplatte
aus Sandstein; steht über um die Schräge der abgefasten Unterkante, eingehauen „scUmQUK
1825".
Ranzel aus Holz, teils gestrichen, teils gebeizt und gewachst (H. 2,52 m). Lorb im 5/s Typ. Taf.9?«
Die Brüstungsseiten in Einlegearbeit (Nußbaum); auf der Sockelzone stehen gedrehte Lcksäulchcn,
zwischen denen sich eingelegte Füllungen mit Flammleisten befinden; über den Lcksäulchcn oberes Ab-
schlußgesims. Die Lanzeltür nach dem Muster der eingelegten Brüstungsseiten bemalt. Als Lanzel-
ftütze kurze achtseitige Holzfäule auf hohem, profilierten Holzsockel. Schalldeckel volles Achteck, mit
Lantengesims, die Unterseite in Einlegearbeit — sechsstrahliger Stern (Nußbaum). 17. Ih.
150
Oberliftingen
Gestühl braun überstrichen; mit Deckleiste und profilierten Seitenwangen, an der vorderwan-
eingelegte 8üllungen mit profilierten Deckleisten. 17. Ih.
Empore neu bemalt. Auf quadratischen Holzpfeilern mit Spiegelfeldern Ropfftückc, die sich zu
einem Rorbbogen zusammenschließen und deren Rante profiliert ist. An jedem Rorbbogen ein
Scheitelquader. Brüstung mit eingelegten Rechteckfüllungen und oberem Abschlußgesims. 18. Ih.
Orgel. Prospect weiß gestrichen und zum Teil vergoldet;feitlich je ein rechteckiger Pfeifenturm,
der Mittelteil mit 3 Pfeifenfeldern etwas niedriger; geschnitzte, ftoffhinterlegte Rankenschleier
und Rankenaufsatz auf dem Mittelteil. Spieltisch an der Vorderseite, seine hölzerne Schrankver-
kleidung neu. Um 1860. Das Werk aus mechan. Traktur, Schleifladen, 13 kling. Register aus der
gleichen Zeit.
3 G e d c n k t a f e l n aus Holz, weiß auf schwarz gemalt, gerahmt, für 1814, 1870/71 und 1914/18.
Taf. ioi5 Axlch aus Silber, vergoldet (H. 23 cm). Unter dem 8uß 2 Stempel: Lass. Beschau und „I T W".
18. Ih.
Taf. 101- Brotteller aus Silber, vergoldet (0 15,2 cm). Rückseits 2 Stempel (s. Reich). 18. Ih.
Reich aus Silber, vergoldet (H. 23,3 cm). Dem älteren Reich nachgearbeitet. Auf dem 8ußrand
2 Stempel: Raff. Beschau und „KUK1PE". 19. Ih.
Relchlöffel aus Silber, vergoldet (L. 14,2 cm). Unter dem Stiel 2 Stempel: „KUMPE"
und „13". 19. Ih.
Taufschüssel aus Zinn (0 23,3/23,8 cm). Schale ohne Rand, mit 2 profilierten Henkeln (der
eine abgebrochen), Deckel mit Mittclknauf. Um den Rnauf im Rreis graviert (Rursive) „E. Lh.
Cösterin geb. (?) wezelin... 1764". Unter dem Boden der Schüssel 3 undeutliche Stempel:
a) und b) Engel mit Schwert und Waage und Umschrift, c) „ENGELISPL(0)CKTIN" in läng-
lichem 8eld.
Abendmahlskanne aus Zinn (H. 34 cm). Auf Rundfuß kugeliger Bauch mit schmalem Hals,
geschwungenem Henkel, flachem Rlappdeckel mit Rnaufdrücker und später angesetztem übergroßen
Ausguß. Unter dem Ausguß graviert (Rursive und Rapitale) „A. L. B. G. D. Oberlisting Anno
1711". Unter dem Rlappdeckel 2 Stempel: a) Im Rundfeld Engel mit Stab und Rrone, unten
seitlich B/TM, b) BTM in Rosette, darüber Rrone.
Abendmahlskanne aus Zinn (H. 31,5 cm). 8orm wie vorige Ranne. Unter dem Ausguß
graviert (Rapitale) „Oberlifting Anno 1728". Unter dem Rlappdeckel 2 gleiche Stempel (undeut-
lich): Rosette, darüber Rrone.
Glocke aus Bronze (H. 0,77 m, 0 0,88 m). Am wolm einzeilige Inschrift zwischen Schnüren
(Rapitale) „Gegossen fuer die Gemeinde Oberlistingen im Iahr 1803 zur Zeit des Pfarrers Paulus
von G. L. C. Henschel in Rassel". Am Hals einzeilige Inschrift zwischen Schnüren (Rapitale)
„Zu Gottes Ehre der Bürger Wohl".
Pfarrhaus
Nordöstlich der Lirche, 1844.
Schulhaus
An der Südseite der Rirche. Zweigeschossiger 8achwerkbau. Obergeschoß nicht vorgekragt. 18X10
Gefache. Satteldach mit Biberschwanzdoppeldeckung. 1836.
Oberliftingen
151
Bauernhäuser
Haus Nr. 4 und 4^/Z. Bauernhaus mit Scheune. Jetzt geteilt in 2 Wohnhäuser. Auf beiden Taf.n*
Seiten später durch Anbauten erweitert. Ursprünglicher Bau: Zweigeschossig. 8achwerk aus Bruch-
steinsockel. Durch Mittelscheune in 2 Teile geteilt. Obergeschoß leicht vorgekragt. Ouergebälkprofil
Larnies mit Platte. 13 Gefache. Satteldach mit 8-pfannen. Traufenseite zur Straße. An den ur-
sprünglichen Eckpfosten und Pfosten des Scheunentors reiche Ranken- und Rollwerkschnitzerei. Am
Ouergebälk Inschrift in Lapitale: „wer da bauet an Gassen und Straßen, der muß die Leuthe rich-
ten lassen. Ls wird nie kein Ding so gut gemacht, es kommt doch oft einer, der cs verac(h)t. Wann
ich aber habe Gottes Gnade und Segen, so ist mir an Misgönner und Verächters gar nichts gele-
gen". Über dem Scheunentor Inschrift in Lapitale: „Mit Gott thue alles anfangen, so wirst Du
Glück und Segen erlangen. Gott der Herr behüte dieses Hauß für 8eur und Brand und segne es mit
voller Hand. Anno Christo den 2 Tag Septemb 1766".
Haus Nr. 23. prächtiges Bauernhaus. Wohnhaus mit zwei Scheunen und zwei Ställen.
Zweigeschossig. 8achwerk auf Bruchsteinsockel. 29X12 Gefache. Obergeschoß leicht vorgekragt. Ouer-
gebälkprofil Rundftab und Lehle. Satteldach mit 8-pfannen. Über dem linken Scheunentor In-
schrift und Jahreszahl 1832.
Haus Nr. 8 I1/2. Wohnhaus mit 2 Aufgängen. Zweigeschossig. 8achwerk auf Bruchfteinsockel.
Obergeschoß leicht vorgekragt. Ouergebälkprofil Rundftab mit Lehle. Satteldach mit 8-pfannen.
Traufenseite zur Straße. Am Ouergebälk Inschrift und Jahreszahl 1807. Vom gleichen Typ Haus
Nr. 86 und 86V2 erb. 1797, Nr. 111 erb. 1814.
HausNr. 87. Wohnhaus mit Scheune und Stall. Zweigeschossig. 8achrverk. Obergeschoß nicht
vorgekragt. Satteldach mit modernen 8alzziegeln. Traufenseite zur Straße. Überm Scheunentor In-
schrift. Erb. 1823. Vom gleichen Typ Haus Nr. 94 erb. 1811, Nr. 102 erb. 2. H. 18. Ih.
HausNr.99. Bauernhaus mit Scheune. Zweigeschossig. 8achwerk auf Sockel aus lagerhaftem
Bruchstein. 14X10 Gefache. Satteldach mit 8-pfannen. Traufenseite zur Straße. Über Schcunen-
tor Inschrift von 1814. Erbaut 1794 (Torpfofteninschrift). Unter dem Hause befindet sich ein bis
unter den Garten reichender alter Leller, der am Ort der „Burgkeller" genannt wird. Tonnen-
gewölbe. Mauern aus lagerhaftem Bruchstein. L. 11 m, Br. 4 m, H. ca. 2 m.
HausNr. 107. Bauernhaus mit Scheune. 8«chwerk auf Bruchsteinsockel. Links zweigeschossig.
Obergeschoß vorgekragt. Ouergebälk Rundftab mit Lehle. Rechts Vorbau, eingeschossig, mit durch-
gehendem Dach. 8 Gefache. Satteldach mit 8-pfannen. 18. Ih.
HausNr. 122. Bauernhaus mit Scheune und Stall. Zweigeschossig. 8achwerk auf Sockel aus
lagerhaftem Bruchstein. Obergeschoß leicht vorgekragt. Ouergebälkprofil Rundstab mit Lehle.
12X10 Gefache. Satteldach mit modernen 8alzziegeln. Traufcnseite zur Straße. Eckpfosten und
Scheuncntor mit Ranken- und Tulpenornament geschnitzt. Sonnenrad überm Scheunentor. In-
schrift und Jahreszahl 1804. Sehr gut erhalten. Vom gleichen Typ die Häuser Nr. 90 erb. 1828,
Nr. 106V2 erb. 1793, Nr. 117 erb. 1796, Nr. 121 Scheunentor zugebaut, erb. 1804, Nr. 112
erb. 1816, Nr. 84 erb. 1802.
152
<L> lshausen
Hlshausen
Vors südlich an der Landstraße Rassel—Wolfhagen, südlich des Isthaberges. Haufendorf mit
338 Einwohnern.
Quellen. Staatsarchiv Marburg: Urkunden 1074—1602. Ratastcrbuch 1747. Steuertabelle
1737. Gemeinderechnungen ab 1813. Ronsiftoriumsakten.
Rarten und Pläne. Staatsarchiv Marburg: Gemarkungskarte, 7 Bl., 1685. Ronzeptkarte
1685. Gemarkungskarte, 16 Bl., 1872/76.
Literatur. Classen, 232. Hochhuth, 244. Reimer, OL 359. Ritter, 96.
Hosicheshusum 1074, Osicheshusen 1123, Hoshusen 1240, Oshusen 1241, Oyshusen
1328, Oenshusen 1368, Olshusen 1510, Ulshausen 1525, Lllshausen 1747. — Das Dorf wird 1074
von Ritter Gumbert dem Rloster Hasungen geschenkt. Im 15. Ih. wahrscheinlich wüst. Seit dem
16. Ih. zur Vogtei Hasungen gehörig.
Rirche
Evang. Filial von Ehlen.
In der Mitte des Dorfes auf einem umfriedeten Platz, von der Form eines unregelmäßigen Viel-
ecks. Sandsteinpfeiler, zum Teil mit barockem Aufsatz, an der abfallenden Ostseite auf Sandstein-
stützmauer.
Kirchenbücher ab 1654, Reg. ab 1830.
1241 inkorporiert Erzbischof von Mainz die Rirche dem Rloster Hasungen, schon
vorher besaß Hasungen das Patronat. 1322 wird die Inkorporation durch Erzbischof Matthias
bestätigt. — Rirche bestand schon in romanischer Zeit. Zugemauertes Portal mit Tympanon,
11. Ih-, an der Nordseite erhalten. Neubau 1542 (s. Bauinschrift). Im Dreißigjährigen Rrieg hat
die Rirche stark gelitten. 1674 erhält sie ihre heutige Gestalt. Erneuerungen 1780, 1875, 1898.
Bestand
Grundriß. Saalkirche über langgestrecktem, regelmäßigem Rechteck. (Abb. 53).
Aufriß: Außeres. Sandfteinbau mit ver-
putztem Fachwerkobergeschoß. Das Steinmassiv
mit Ausnahme der Lantenquadern verputzt. Eck-
quader im Südwesten in gotischen Ziffern bez. 1542.
Stichbogenfenster in Werksteinfassung, Mit Rhom-
benverglasung. In Weftwand rechteckige Tür-
öffnung, Werkfteinrahmen mit barocken Blenden.
(Abb. 54); zweiflügelige flach profilierte Dreifül-
Taf. 25' lungstüre. Darüber schmaleres Stichbogenfenster. In Nordwand, unter Turmmitte, vermauerte
L«f. 63« Rechtecktüre mit romanischem Tympanon: Rundbogenfeld mit flacher Vertiefung, eingefaßt
durch Rundstab; in der Mitte auf Felspartie ein Rreuz in flachem Relief; Rreuz in Fächerform.
11. Ih. — Am Ostteil Abschlußgesims der Steinmauer aus Platte und Rehle. Im Schwellholz
des Fachwerkaufsatzes an Ostseite und Teil der Nordseite Inschrift in Rapitale mit Lhrono-
gramm, das die Iahreszahl 1674 ergibt. Dazu an der Nordseite: „Dis ist das Haus das Got
Abb. »s. «ölshaufen, Grundriß der Rirche. > : soo
<t> lshausen
153
seines Namens Gedächtnis gestiftet (mit". Weit überstehendes Lrüppelwalmdach mit pfannendek-
kung in Schieferfassung. Über Westteil quadratischer Dachturm mit am Maueranschluß überge-
setztem Machwerk, teils in deutscher, teils in englischer Art verschiefert. Fünfseitige Helmpyramide
mit eingezogenem Anlauf in deutscher Schiefe-
rung. Haube mit Wetterfahne, bez. H S 1875.
Überleitung vom (Quadrat zum Acheck durch
sechsseitige Eckhäuschen mit Pyramidendach.
Inneres. Schlichter geputzter Raum mit fla-
cher Vouten-Decke in Höhe der Fachwerkschwelle.
Fußboden mit Sandfteinplattenbelag. Stehender
Lehlbalkendachftuhl. Turmhelm auf Sterngebälk
und Laiscrstiel.
Ausstattung. Altar in Lastenform,
Holz, zum Teil braun gestrichen (H. 0,92 m).
Rückseits Tür.
Lanzelaus Holz, weiß gestrichen (H. 2,95 m).
Lorb im unregelmäß. 5/s Typ. Brüstung mit
einfachen Füllungsfeldern. Als Lanzelstütze kurze,
vor die Wand gesetzte kannelierte Halbsäule auf dem Sockel des Taufsteines (siehe diesen). Schall-
deckel siebenseitig mit Lantengesims. Um 1800.
Taufe aus Sandstein (H. 0,95 m). In drei Bruchstücken erhalten: 1. Taufbecken, achtseitig, mit
der eingehauenen Jahreszahl 1597, darunter 2. stark zerstörtes Zwischenglied von offenbar noch
spätgotischer Form auf einem Sockel des 18. Ih. 3. Der alte runde Tauffteinsockel, setzt unter der
Lanzelstütze, mit kräftiger Profilierung (Lehle — Wulst — Äehle).
Empore weiß gestrichen. Auf Unterzugbalken und abgefasten Stützen mit Lopfbändern. Brü-
stung verbreitert, mit unterem Abschlußgesims. 17. Ih.
Gestühl braun überstrichen. Mit profilierten Seitenwangen. Am Gestühl hinter dem Altar In-
schrift in barock-gotisierender Lursive „Sihe Dich umb önter allem volck nach redlichen leuten, die
Gott förchten, wahrhaftig und dem geitz feind seind, die setze über Sie, das sie das volck allezeit
richten, exod. XVIII vers XXI XXII Anno 1654"; außerdem Bruchstücke einer anderen zerstör-
ten Inschrift (ebenfalls Zitat aus dem Alten Testament).
Ehrentafeln aus Holz, gemalt, für die Teilnehmer und Gefallenen von 1814 und 1870/71.
Brotteller aus Zinn (0 20,5 cm), flache Schale; rückseits graviert „S H M" und geritzt
„1750", sowie Z gleiche Stempel: Engel mit Schwert und Waage.
Taufkanne aus Zinn (H. 23,5 cm). Sich nach oben verjüngender Zylinder mit Ausguß, ge-
schwungenem Henkel, Llappdcckel mit Drücker und Mittelknöpfchen. Unterhalb des Ausgusses gra-
viert in Lapitale „Peter Reiß Latharina seine Hausfraw Olshausen 1652". Auf dem Deckel
2 Stempel: siehe Taufschüssel Ehlen.
Taufbecken aus Zinn (0 29 cm). Schüsselförmig, auf dem Rand graviert „L H M" und
2 Stempel: Lass. Beschau und HH S (I- H. S.?) im Schild über 3 Sternen. 18. Ih.
Abendmahlskanne aus Zinn (H. 28 cm). Auf Rundfuß bauchiger Gefäßkörper mit Aus-
guß, Llappdeckel mit Drücker und Volutenhenkel, mit plastischem Frauenköpfchen verziert. Unter
dem Deckel undeutlicher Stempel (Engel?). 1769.
154
Dlshausen
Taf. 24 2
2 Abendmahlskannen aus Zinn (H. 33,3 cm). Auf steilem Fußrand hoher Zylinder mit
Ausguß, Klappdeckel mit Knaufgriff und geschwungenem Henkel. Deckelgriff der einen Kanne ab-
gebrochen. Auf dem Boden Stempel: Engel mit Schwert und Waage und Umschrift „Las-
se! ..A. 1Y. Ih.
Abendmahlskanne aus Zinn (H. 32,5 cm). Auf flachem Fußrand hoher Zylinder mit Aus-
guß, Klappdeckel mit Knaufgriff und geschwungenem Henkel. Auf dem Boden Stempel: Engel
mit Schwert und Waage und Umschrift „Englisch ..A. 19. Ih.
Friedhof
Nordwestlich des Dorfes; an der Lingangsseite Werksteinmauer und Torpfosten mit der einge-
hauenen Jahreszahl 1867.
Bürgerhäuser
Haus Nr. 1. Zwei symmetrisch angelegte alte Bauten durch einen neuen Zwischenbau zu einer
langgestreckten Front verbunden. Links Wohnhaus, zweigeschossig, Fachwerk mit Zwerchhäuschen,
Erdgeschoß massiver Steinbau, Obergeschoß vorgekragt, Ouergebälk Karniesprofil. 12 Gefache.
Satteldach mit Krüppelwalm in 8-pfannen. Links alte Scheune, zweigeschossig, Fachwerk mit
Zwerchhäuschen. 14 Gefache, Satteldach mit Krüppelwalm in 8-pfannen. Beide frühes 18. Ih.
Moderner Mittelbau mit Stallungen und Scheunenboden, entsprechend mit 12 Gefachen.
Haus Nr. 2. Bauernhaus mit Scheune und Stall. Rechts große Durchfahrt. Zweigeschossig.
Fachwerk. 22 Gefache. Traufenseite zur Straße. Satteldach mit 8-pfannen. Am Ouergebälk mit
Karniesprofil mit Platte Inschrift und Iahreszahl 1828. Vom gleichen Typ Haus Nr. 2l/2 erb.
um 1800, Nr. 5 erb. 18. Ih. Nr. 7, 8, 13, 4172, 45 erb. im 18. Ih-> Häuser Nr. 447s» 443/*
erb. 19. Ih.
Abweichend von diesem Typus:
Haus Nr. 3. Bauernhaus. Zweigeschossig. Fachwerk. 11X6 Gefache. Satteldach mit Krüppel-
walm in 8-pfannen. Eckpfosten mit Flachschnitzerei. Über der Tür an der Traufenseite des Hauses
Inschrift, noch lesbar: „Iohann Martin Degenhard 1780". Am Gartenpfosten Inschrift und Iah-
reszahl 1833. An die Giebelseite angebaut: Scheune mit Scheunentor und 5 Stalltüren, zwei-
geschossig, Fachwerk, 19 Gefache, Obergeschoß vorgekragt. Karniesprofil. Satteldach mit Krüppel-
walm in 8-pfannen. Als Eckpfoftenverzierung Halbsäule mit Volute. Über dem Scheunentor In-
schrift in Kapitale: „Iohann Martin Degenhard und Anna Catharina seine Ehefrau haben Gott
vertraut und diese Scheure gebaut den 22ten Iuni 1796 I. G. Friedrich Z. M.".
Haus Nr. 31/2- Bauernhaus mit Scheune und Stall. Traufenseite zur Straße. Zwerchhäuschen.
Zweigeschossig. Fachwerk. 18X7 Gefache. Vor der linken Seite moderner Anbau. Über dem
Scheunentor Inschrift in Kapitale: „Iohann Iost Degenhard und Anna Maria Adlerin dessen
Ehefrau habe«: Gott vertraut und dies Haus wohl gebaut. Oelshausen den Ilten Iuni 1802. Io-
hann Friedrich Z. M." (Zimmermeister).
Haus Nr. 14. Bauernhaus mit Stall. Zweigeschossig. Fachwerk auf lagerhaftem Bruchstein-
sockel. 11X6 Gefache. Ouergebälk, Karniesprofil. Satteldach mit 8-pfannen. Tür eingefaßt durch
Pfeiler mit grob geschnitzten Blattranken. Am Türpfosten Inschrift mit Iahreszahl 1723. Eck-
pfosten mit Halbsäule. Vom gleichen Typ die Häuser Nr. 22 erb. 1816 und Nr. 44 erb. 18. Ih.
Riede
155
Riede
Dorf westlich nahe der Straße Wolfhagen—Fritzlar, in etwas ansteigendem Gelände vor den
Gutsbezirk gelagert. 290 Einwohner.
(Quellen. Staatsarchiv Marburg: Urkunden 1074—1498. Urkunden des Klosters Merxhausen
1243, 1554. Steuertabelle 1737. Äatasterbuch, 2 Bde., 1833/37. Gemeinderechnungen ab 1815.
Konsistoriumsakten. Von Buttlar'sches Archiv zu Llberberg: Akten und Urkunden.
Karten und Pläne. Staatsarchiv Marburg: Konzeptkarten 1685. Gemarkungskarten von
Lümmel 1685, Rothamel 1822, pfaff 1828/33. Dorfkarte pfaff 1833. Dupl. der Gemarkungs-
karte 1685. Karte des freiherrl. von Buttlar'schen Tiergartens, pfaff 1833. von Buttlar'sches
Archiv zu Llberberg: Plan des Rieder Schlosses, 16. oder 17. Jh. Gemarkungskarte von Riede. Taf. 44-
Ansichten. Schloß Llberberg: Gemälde Schloß Riede, von R. von Buttlar, um 1870. Taf.so»
Literatur. Classen, 195. Dehn-Rotfelser-Lotz, 224. Denkmal Den Manen des Freyherrn von
Meisenbug, Cassel, 1817. Hochhuth, 128. Reimer, OL 387. Ritter, 43.
(beschichte. Riethun und Rieche 1074. Riden 1155—58. Rieden 1193. Reden 1286. — 1242 im
Besitz von Kloster Merxhausen. Zum Gericht Balhorn gehörig. 1356 gibt Landgraf Heinrich Dorf
und Gericht den v. wehren zu Lehen. 1443 verkauft Henne von Wehren es an Johann von
Meisenbug. Seitdem hessisches Lehen der von Meisenbug. Nach Aussterben der von Meisenbug im
Jahre 1809 fiel das Lehen heim. Kurfürst Wilhelm I. schenkte das Schloß dem Kurprinzen. Die-
ser verkaufte es 1824 an die von Buttlar auf Llberberg.
Schloß
Uber dem Dorfe an seinem westrandc gelegen. Besitzer Freiherr von Buttlar.
Das Schloß enthält große Teile eines mittelalterlichen Baues, dem der Keller,
das Erdgeschoß und das erste Obergeschoß in seinem Mauerwerk angehören. An der Südseite des
Erdgeschosses befand sich bis 1878 die romanische Apsis einer Kapelle, wahrscheinlich A. 13. Jh.
Völliger Umbau zu einem Rcnaissanceschloß 1563 durch Leo von Meisenbug (gestorben 1593). An-
bau des Westflügels 1579 durch wolrad von Meisenbug (1632—1702). Anbau des Südflügels
1878. Dachgeschoß mit Erkern und Giebel 18. Jh. — Pächterhaus 1682.
Bestand
Grundriß. Der ursprüngliche Bau über Rechteck mit über Eck gestelltem Erker im Nord-
osten. In Mitte Ostfront in Dreiviertel-Rundung vorspringender Treppenturm. Ursprüngliche
Raumteilung im Erdgeschoß: durchgehende Mittelhalle; nördlich, um einige Stufen erhöht, durch-
gehender Saal; südlich Küche mit Nebenraum und Speisezimmer. Der Keller entsprechend drei-
geteilt, von Ouertonnen überwölbt. In Verlängerung der Nordfront einräumiger schmaler Anbau
gegen Westen. Moderner Anbau in ganzer Gebäudetiefe gegen Süden. (Abb. 55).
Aufriß: Äußeres. Sandsteinbau, in Bruchstein, der Hauptbau verputzt. Bruchstcinsockel, pro- Taf. 44- u. 48-
filiert in Schräge, Wulst und Plättchen. Unregelmäßig verteilte, zumeist gekuppelte Rechtcckfenster,
profiliert in Plättchen mit Kehle. Das rückwärtige Fenster der ehemaligen Halle überhöht. In der
Mitte des Turmes unter dem hier hochgelegten Sockel der ursprüngliche Hauseingang, heute nur
zum Keller führend, flankiert von gekehltem Lisenenprofil. Abschluß verändert. Nördlich neben
dem Treppcnturm späterer Eingang mit Freitreppe, roter Sandstein. Das Gewände der Stich- Taf. 49-
156
Riede
bogentüre in Wulstprofil mit Schneckenendigung, bez. 1563. Umrahmung aus verjüngten, kanne-
lierten Pilastern über Sockeln mit ringhaltenden Löwenköpfen in 8lachrelief. Basis und Lapitell
wie auch das Gebälkprofil aus Lehlen und Wülsten zwischen Plättchen. Oberlicht flankiert von
pilasterchen, links mit Beschlagwerk, rechts mit umranktem Stab. Darüber — über Ouergefims —
zwischen gedrungenen Halbsäulchen mit Beschlagwerk und mit doppeltem Schneckenkapitell ein
Abb. »». Riede, Schloß. Nach altem Plan (Norden rechts), } s soo
Doppelwappen der von Meisenbug und von Gladebeck in feingliedriger Rankenumrahmung. —
Rechts vom Portal lange Stcinbank auf Barockwangen. Manfardwalmdach mit durchgehendem
Ouergiebel; Biberschwanzdoppeldeckung mit Schieferfassung. Gicbelhäuschen in Mitte der Schmal-
seiten und an den vier Ecken. Vor diesen und auf dem Treppenturm Altane mit Eisengitter.
Die Türen bzw. Fenster an dem Ost-, Süd- und Nordquergiebel flachbogig, gerahmt von Platten-
profil mit Ohren. Am Westgiebel Lisenen mit Blenden, Ouerprosil aus Wulst, Hängeplatte und
Larnies, Attika mit Rundbogenaufsatz. Seitlich leichte Andeutung von Giebelschnecken. Die Eck-
giebel offenbar bei Wiederaufbau überarbeitet. Rahmung durch Lisenen mit Blenden und Gebälk
mit Stichbogengiebel. Dazwischengestellt Rundbogentüre in pilafterumrahmung; Plattenprofile.
Der moderne Südanbau in verputztem 8achwerk.
Inneres. Lellergefchoß: Im südlichen Raum ein Rundpfeiler aus regelmäßigen Trommeln, das
Gewölbe ohne Verband dagegengesetzt. Erdgeschoß: Diele mit gotischer Türe rechts, Renaissance-
türe links und zum Treppenturm. In dem ursprünglichen großen Saal der Nordseite durch-
laufende gotische Balkendecke auf Unterzugbalken. Das heute abgeteilte Erkerzimmer mit Eichenholz-
täfelung. An der Eingangswand über der Türe Waffenembleme und gotisches Blendmaßwerk. In
der Nordwand Wandschrank mit altem Eisenschloß, 16. Ih. 8enfter mit reizvoller Renaissance-
profilierung. Im Wcstanbau kleines Barockzimmer mit Lckkamin. Die Lüche — an der Stelle der
ehemaligen Schloßkapelle — durch große Spitzbogenarkade im Zuge der ehemaligen südlichen Außen-
maucr geteilt. 1. Obergeschoß: Große Diele mit Balkendecke. In der Mitte der Ostseite Eßzimmer
mit großem Renaissancekamin mit 4 Wappen: von Meisenbug, von Gladebeck, von Zersen, von
der Malsburg. Steinmetzzeichen: In den Lamin eingebaut Lachelofen mit von Butt-
lar'schen Wappen und Lichen laubranke, mit grüner Bleiglasur. Hergestellt um <1860
in Llberberg. Gotische Tür mit schwerem Gewände. An der Nordseite ursprünglich durchgehender
Riede
157
Saal mit Balkendecke, Balken mit reliefierten Rosen, jetzt untergeteilt. Im vorderen Zimmer Re-
naissance-Erker. Ramin 16. Ih. Im Anbau der Westseite Barockzimmer mit Ramm mit der
Iahreszahl 1679 und den Wappen von Meisenbug und von Robinson, darüber Rrone. 3. Ober-
geschoß: Räume des 18. Ih., zum Teil mit alten Schmuckformen. Treppe mit altem, geschnitztem
Geländer. Meifterzeichen an den Fenstergewänden des Renaissancebaues von 1563 und im Trep-
penturm: + jY Am Fenstergewände jm Erkerzimmer des Erdgeschosses Flachrelief:
Christus ZT1 in Lmmaus. Hellgelber, leicht geaderter Marmor (Lahn?). H. 0,60 m,
Br. 0,80 m. Um 1563. In der Fensternische eines Nordzimmers des 1. Obergeschosses W and-
re l i e f: Schildhalter, halber Mann mit Flügeln, 16. Ih.
Ausstattung. Ofen aus Gußeisen, mit Rachelaufsatz (im Erkerzimmer des Erdgeschosses). Taf. 74-».
Unterbau aus 3 Lisenplatten. An der Vorderseite hessisches Wappen, darunter 2 Turnierreiter.
Die 2 Seitenplatten übereinstimmend, links oben Wappen der Schenk zu Schweinsberg, darunter
Lukretia; rechts davon Rreuztragung Christi; im großen Rundfeld Erschaffung Lvas und para-
dicsdarstellung. Rurzer Aufsatz aus bemalten Tonkacheln. Zwischen je 2 Raryatiden dargestellt:
Abendmahl, Taufe Christi, Caritas, Eva im Paradies, letzte Rachel mit Adam fehlt. Eisenguß-
platten von Soldan, 1564. Tonkacheln etwas später.
2 Supraporten. Ol auf Leinwand. Landschaft mit Heuwagen und Iagdbild. Um 1810.
4 Gobelins, Landschaftsdarstellungen (im Erkerzimmer des Erdgeschosses). Flandern, 17. Ih.
Lin Gobelin zerschnitten.
L o n s o l t i s ch aus Holz, weiß gestrichen, mit schwarzer Marmorplatte (H. 0,85 m, Br. 1,30 m).
Louis XVI.
R o n s o l t i s ch aus Holz, weiß gestrichen (H. 0,82 m, Br. 0,69 m, T. 0,48 m). Louis XVI.
Eichenholzschrank (gutes Bauernmöbel) mit Rocailleornamentik. Inschrift ,,A. M. I. D. S.
IN, / ÄNNO 1S0L". Im Arbeitszimmer des 1. Obergeschosses.
Wappen der von Meisenbug und von Robinson an der südlichen Toreinfahrt zum Schloß-
hof. Am östlichen Schloßhofeingang: Rechts: Doppelwappen von Meisenbug / von Robinson.
Darüber Rrone. Links: Wappen von Buttlar. Iahreszahl 1826—1920.
Pächterhaus
Portal. Türgewände mit geradem Sturz, durchgehend abgefast mit Rarniesprofil. Auf dem Taf. 49»
Sturz Iahreszahl 1682. Darüber Giebelaufsatz mit Eckvoluten. Zwischen diesen 2 Wappen der
von Meisenbug und von Schwertzel mit Namcnsunterschriften. Darüber geflügeltes Lngels-
köpfchen. Als Abschluß Pinienzapfen. Material: Sandstein.
2 Biberschwänze vom Dach des Pächterhauses mit eingeritzten Inschriften: 1. w. v. M. B. /
Ano 1710 / M. H. L. (Eine Gans und Lreisornament). 2. AO 1709 / M. HB.
park
Gedenkstein (früher mit Vasenaufsatz). Gesetzt vom letzten Meisenbug (gestorben 1809). In-
schrift „Alles und nichts". (Quadratischer Grundriß. H. 1,06 m.
Denkmal aus Sandstein. Auf hohem quadratischem Sockel E. 18. Ih. (H. 1,35 m) ein Tauf- Taf. 49-
becken von 1563 (H. 0,70 m); hohe achtseitige Schale, auf den Feldern in Relief dargestellt
1. Wappenhalter mit Schild, der die Iahreszahl 1563 trägt, 2. Rreuz mit Schlange, 3. Dreieck mit
Strahlenglanz (heilige Dreifaltigkeit), 4. Rosette, 5. Herz von zwei Pfeilen durchbohrt, 6. unkennt-
liches Wappenschild, 7. und 8. leer. Über das eine leere Feld ragt eine doppelseitig profilierte Vo-
lute. Becken oben verschlossen durch eine Sandsteinplatte.
158
Riede
Teehäuschen
(westlich von Riede, am Südabhang des Klauskopfes). Rundes Zeltdach auf 8 Holzfäulen, alte
Steinbänke. E. 18. Ih.
Obelisk
Taf. 48- (westlich von Riede, zwischen Klaus- und Steinkopf; am Ende einer Schneise) aus Sandstein
(ca. 7 m H.). Aus quadratischem Sockel Obelisk, der auf abgestumpfter Spitze eine Vase trägt.
Am Sockel Inschrift (Kapitale) „Der einzigen Schwester geweyhet Caroline Philippine Mcysenbug
gebr. den Y. 8ebr. 1749 gest. den 14. Sept. 1774".
Parkhütte
(südwestlich von Riede, am Steinkopf). Machwerk auf Steinsockel, außen mit kleinen Holzstücken,
innen mit Rinde, 8enstcrgewände mit Birkenrinde verkleidet. Grundriß quadratisch, ca. 3X3 m.
Zeltdach in Holzbohlendeckung. E. 18. Ih. (Teilweise verfallen.)
Erinnern ngsst ein
Taf. 49 sogen. Tecstein (am Steinkopf), in 8orm eines Rundaltars, mit Girlanden umlegt; Sandstein
(H. 1,12 m). Mit den Inschriften (Kapitale) „wilhelmine Caroline L. Z. H. XXIII. Iul.
MDCCLXXXIX (1789) / Wilhelm Erbprinz z. H. (später Kurfürst Wilhelm II.) / Maria 8rie-
derica p. Z. H. / Caroline Amalie p. Z. H."
Familiengruft
Der von Buttlar. Nordwestlich von Riede, ca. 100 m links der Straße nach Llberberg. Aus unbe-
hauenen Steinen geschichteter Hügel, innen Tonnenwölbung; enthält zahlreiche Holzsärge. Um 1840.
Kirche
Evangelisch, 8ilial von Kirchberg.
Am oberen, westlichen Rande des Dorfes gegenüber dem Schloß, im Anschluß an die Guts-
gebäude errichtet.
Kirchenbücher seit 1688, Reg. ab 1830. presbyterial-protokolle von 1799 an. Kirchenrechnungen
von 1752 an. Verzeichnis der Einwohner von Riede L. 16. Ih.
(0Cfcl)id)te. 1242 inkorporiert Erzbischof Sigfried von Mainz die Kapelle zu Riede dem Kloster
Merxhausen. Ursprünglich zur Pfarrei Merxhausen gehörig. Nach 1716 Vikariat von Lohne,
Kirchberg oder Sand. Seit 1826 Vikariat von Kirchberg, setzt 8ilial. Patronat von Meisenbug,
seit 1826 von Buttlar. — Die ehemalige Schloßkapelle befand sich an der Stelle der jetzigen Schloß-
küche. Die gegenwärtige Kirche wurde 1674 vom landgräflich hessischen Oberkämmerer und Ober-
hofmeister Wolrad von Meisenbug (1632—1702) und seiner Gemahlin, geb. Robinson errichtet
und am 26. Iuni 1674 eingeweiht. Letzte Instandsetzung 1931. Patronat Major 8reiherr Werner
von Buttlar.
Bestand
Grundriß. Barocke Anlage über regelmäßigem, nordsüdlich gerichtetem Rechteck (Abb. 56).
Taf. 48- Aufriß: Äußeres. Sandsteinbau, Bruchstein, fteinsichtig verputzt, Ouaderkanten. Zweiteilige
Spitzbogenfcnstcr; Werksteingewände profiliert in Schräge und kleiner Kehle zwischen 8asen. An
der Westseite die Mittelpfosten ausgebrochen. Zwei Rundbogentüren, mit kleinem Karnies profi-
liert. An der Nordseite darüber wappentafel: Sandstein (H. 0,75 m, Br. 1 m). Zwei Wappen Ln
Riede
159
I
Relief, das linke mit Unterschrift „Meisenbug", das rechte mit „Robinson", dazwischen die
nebenstehende Marke; um 1670. An der Ostseite über Türe gerahmte Inschrifttafel: Sand-
stein (H. ca 2 m, Br. 1,10 m). Einfassung aus Halbsäulen auf Knorpelwerkkonsolen und
Dreieckgiebel. Auf der Tafel eingehauen (Kapitale): „Gott zu Ehren und zu christlicher Er-
bauung dieser Gemeinde unter genedigstem Schutz und Befodrung der Durchleucht-Lhur und
furst(en) weliche die vier Grundsteine an diesem GottesHaus mit genedigsten fürstlichen
Handen selbften gelcget deren hochfurstliche Nahmen an den
vier Ecken desselben als sonderbahre Genade Pfeiler des Hoch-
adlichen M. B. (Meisenbugschen) Stamcs mit tieffester Ehr-
bitung zu sehen und zu lesen scind haben disse Kirche erbauen
lasen Wohlrad von Meissenbuch furftl. hes. cas. Ober Cam-
merer und die hochwohlcdl. G. B. N. tugentsa(me) fr(au) Eli-
sabeth von Meisenbuch geborne von Robinson im Jahr Christi
(Zahl vergessen!) den 18ten May". Zwischen den Knorpelwerk-
konsolen qucrovale Knorpelwerkkartusche mit Psalmenzitat. Um
1670. Vor der Türe zweiarmige freitreppe mit moderner Stein-
brüstung. An den Ecken der Langseiten überkrönte Inschriften:
Ostseite links: S. p. Z. M. R., rechts C. Z. Z. H.; Westseite
links: H. S. L. Z. H. R., rechts: L. B. L. H. I. B. G. L. Z. H.
(vgl. die obige Inschrift!) Steinerne Traufkehle, Satteldach
mit Krüppelwalm im Süden. Biberschwanzdoppeldeckung mit
Schieferfassung. Über dem Nordgiebel Dachturm von zwei übergesetzten Geschossen, die fachwerk-
ftrebcn mit sparsamer Schnitzerei. Im 1. Geschoß an der Ost- und Westseite, im 2. Geschoß all-
seitig je eine schlichte Schallöffnung, flache, vierseitige Haube, verschiefert.
Inneres. Saalkirche, überdeckt von flacher Balkendecke auf zwei Längsunterzügen; für diese Taf. 51-
steinerne Schnccken-Konsolen. In Deckenmitte barocker Stuck mit Wappen der Erbauer, der fa-
milien von Meisenbug und Robinson. In der Nordostecke Wendeltreppe aus steinernen Block-
stufen, nach dem Dachraum in Holz fortgeführt. Darunter ein verschlag, von Süden durch eine
Rundbogenöffnung zugänglich, fußbodenbelag Sandsteinplatten, wände und Decken geputzt. Lie-
gender Kehlbalkendachstuhl mit Hängewerk. Das Türmchen am fensterladen bez. 1867, an der
Innenwand: „Renoviert 1931 Ioh. Gallinger". Helm auf naturgekrümmten Sparren, mit Lai-
serstiel. Das Kircheninnere sehr erneuerungsbedürftig.
Ausstattung. Altar in Kastenform, Holz.
Kanzel aus Sandstein, mit neuer Bemalung (H. 2,62 m). Korb im ^/g-Typ. Steinplatten der Taf. 97«
Brüstung, nicht mehr in ihrer alten Anordnung, zeigen rundbogig geschlossene felder mit einge-
hauenen Bibelinschriften (vergoldete Kapitale). Uber und unter den Spruchfeldern durchgehende
Inschriftzeilen (Kapitale) „Zeige mir Herr Dein we Deiner Rechte das ich sie beware bis ans
Ende ps. 119" und „Anno Iohannes Rodol “1 phus Zinckius Gregis purioris ministr".
Am Sockel des Kanzelkorbes (etwas zerstört) „R K". Als Kanzelfuß konsolenartige Stütze
aus Sandstein. A. 17. Ih. Schalldeckel aus Holz, fünfseitig, am Kantengesims ge- Taf. 68-
flügelte Lngelsköpfchen; als Stirnaufsätze holzge schnitzte Knorpelwerkfratzen. M. 17. Ih.
Emporen. 1. An der Ostseite mit halbrunder, kanzelkorbartigcr Ausbuchtung, braun überstrichen.
2. An derNordwand mit Patronatsloge, weiß und blau gestrichen. 5 fenfter mit Butzenscheiben. 12. Ih.
160
Riede
Ehrentafel für 1914/18. Relief mit 5 Rricgergeftalten, die einen Toten betrauern. Gips,
braun bemalt (H. 0,92 m, Br. 1,21 in).
5 Barockstühle in der Patronatsloge, aus Eichenholz, mit Stoffbezügen (H. 1,15 m).
L. 17. Ih.
Taf. 982 Reich aus Silber vergoldet (H. 18 cm). Auf hochgewölbtem Rundfuß kurzer Schaft mit polster-
artigem runden Nodus, breite becherförmige Ruppa. Unter dem Fuß graviert das Meisenbugsche
und Robinsonsche Wappen mit den Buchstaben „W ift" und „E R" und „1677". Aus dem Fuß-
rand und am Lippenrand 2 Stempel: Lass. Beschau und Meistermarke (geteiltes Hochovalfeld;
oben Punkt in der Mitte zwischen 2 senkrechten Strichen, unten Stern in Halbmond).
Taf. 98- Reich aus Zinn (H. 17 cm). Dem Reich von 1677 nachgearbeitet. Unter dem Fuß Stempel:
Geflügelter Engel mit Bogen in der Hand, darüber „W N".
Taf. 98- 2 Opferteller aus Zinn (0 23 cm). Rückfeits je 3 gleiche Stempel: Engel mit Schwert und
Waage und unleserlicher Umschrift. Um 1700.
Taufschüssel aus Zinn (0 35 cm). Flache Form mit breitem Rand; auf kurzem, oben ein-
gezogenen Rundfuß. Auf den Rand graviert Wappen s. Abendmahlskanne. Auf dem Boden
Stempel: Raff. Wappen in Rosette mit Rrone, die die Buchstaben „H A R" enthält. L. 17. Ih.
Taf.98- Abendmahlskanne aus Zinn (H. 25 cm). Sich nach oben etwas verjüngender Zylinder
mit reich profiliertem Ausguß, geschwungenem Henkel und Rlappdeckel mit flachem Griff. Unter
dem Ausguß graviert das auf einem Schild vereinigte Meisenbugsche und Robinsonsche Wap-
pen. Oben am Henkel Stempel: Rasseler Wappen auf einer Rosette (s. Taufschüssel). E. 17. Ih.
2 Glocken aus Bronze a) H. 0,55 m, 0 0,66 m. Rrone mit 6 Bügeln (2 abgebrochen). Am
Hals einzeilige Inschrift zwischen Schnüren (Rapitale mit kleinem lateinischem 6) „wer Godt
getrwet der hat wal gebwet Ioachim Rols me fecit anno 1574". Über der Inschrift schmaler Zier-
streifen. Am Wolm und Schlag Schnüren, b) H. 0,50 m, 0 0,62 m. Rrone mit 6 Bügeln. Am
Hals zweizeilige Inschrift zwischen Schnüren (Rapitale) „Der Lommune Riet gehoere ich 1812
Phil Raabe aus Homberg goß mich". Über der Inschrift Zierstreifen aus gerauteten Halbkreis-
feldern. An der Flanke und am Wolm Schnüren.
Ehern. Friedhof
Ictzt Schulhof, Grabmal für Ioh. Georg Schmidt (f 1801); quadrat. Rasten mit Deckel; aus
Sandstein (H. 1 m). Auf der Vorderseite Grabschrift (eingehauene Rapitale) zwischen 2 Äsku-
lapstäben.
Bauernhäuser
Haus Nr. 2 0. Zweigeschossig, Fachwerk. Satteldach mit Zwerchhaus, 8-pfannen, 10X9
Gefache. Ouergebälkprofil: Rarnies mit Platte. 18. Ih.
vom gleichen Typ die Häuser Nr. 131/2, 14, 19, 191/2, 23, 26, sämtlich 18. Ih.
Sand
161
Gand
Dorf an der Bahn Rassel—Naumburg, Haufendorf mit 1365 Einwohnern.
(Quellen. Staatsarchiv Marburg: Urkunden des Klosters Merxhausen, 1524, 1535, 1536. Ka-
tafterbuch, Bd. 1, 1746. Gemeinderechnungen ab 1815. Konsistoriumsakten. Archiv des Hospitals
Merxhausen: Akten.
Karten und Pläne. Staatsarchiv Marburg: Gemarkungskarten, 13 Bl., 1686. Gemar-
kungskarte, 5 Bl., pfaff 1829/34. Konzeptkarte, 4 Bl., 18. Ih. Dorfkarte, I. G. pfaff, 1800.
Hospitalarchiv Merxhausen: Ortskartc von Sand mit Gut Offenhausen, 1833.
Literatur. Classen, 196. Hochhuth, 141. Reimer, OL 418. Ritter, 47.
Seit dem 14. Ih. erwähnt. 1448 traten die von Dalwigk es an Hessen ab. Ls
gehörte seitdem zum Gericht Balhorn und zum Amt Gudensberg.
Kirche
Östlich an der Landstraße inmitten des Dorfes auf umfriedetem Platze.
Kirchenbücher seit 1690 (Taufen seit 1717), Reg. ab 1830. pfarrchronik, angelegt 1891.
Kapelle wird 1519 genannt. Ursprünglich Silial von Kloster Merxhausen, das
auch das Patronat inne hatte. Seit 1585 eigene Pfarrei, Patronat Landgraf von Hessen. Silial
in Merxhausen.— von einem älteren Bau steht noch der Unterteil des Turmes, erbaut 1510 (s.
Bauinschrift). 1779 wurde das Schiff neu errichtet (s. Bauinschrift). 1910 vollständige Erneuerung
der Kirche und Erweiterung des Chores, Anbau eines Treppenturms.
Bestand
Grundriß. Ouadratischer Ostturm, gotischer Chorturm mit überdachtem Treppenaufgang
von der Nordseite. Barocke Saalkirche über regelmäßigem Rechteck, nach Westen modern verlängert.
(Abb. 57).
Aufriß: Äußeres. Sandsteinbau aus groben Ouadern, über gekehltem Schrägsockel, modern
verputzt. Turm. Ungegliedertes Massiv. An der Südseite im Erdgeschoß schmale Spitzbogen-
fenster in z. T. moderner Werkfteinfassung. Mauerschlitz in zwei Obergeschossen. Oberbau vom
3. Obergeschoß ab modern. An der Südseite eine Totenleuchtc; die vorspringende Werksteinumrah-
mung profiliert mit Wulst zwischen zwei Kehlen, darin moderne Inschrifttafel, pförtchen mit
Kielbogen in der Nordwand heute vermauert und verputzt.
Schiff. Stichbogenfenster in schlichtem werksteinrahmen mit Ohrenansatz; an der Nordseite
unter dem mittleren 8enster StichboLentüre. Schlußstein mit Blende bez. mit Monogramm des
Landgrafen Friedrich zu Hessen, 17-9. Lin gleiches Portal, ursprünglich an der Westseite, am
modernen Treppenanbau der Südseite wiederverwandt. Satteldach mit West-Walm, Biber-
schwanzdoppeldcckung.
Inneres. Der Lhorraum im Turm modern überwölbt; Lcksäulchen, z. T. in gekehlter Kerbe
gedreht; Kapitelle mit Kehle und Platte. Innenrahmung der 8enster gekehlt. In der Nordwand ge-
rahmte Sakramentsnische, gotisch, überdacht von Kehlprofil, daneben Inschrifttafel Taf.53»
mit gotischer Minuskelschrift: „Ihesus Maria Iohannes Baptifta Anno fcmMDX“ (1510). Unter
ii
162
Sand
dem Südfenster kleine Wandnische mit Dreieckfturz. Spitzbogiger Triumphbogen, gefast.
Linoleumfußboden.
Schiff. Saalartiger Raum mit flacher Voutendecke. Über dem Triumphbogen Rosette Ln
8lachrelief. An drei Seiten umlaufende Emporen, in Lage verändert. Vergitterter pfarrstand.
wände geputzt und getüncht.
Adb. 57. Sand, Grundriß der Lirche. j: roo
Ausstattung. Altar in Tischform, aus Sandstein (H. 1,02 m), mit breiter Mittelstütze
auf hohem, schwach profilierten Sockel. Um 1600.
Altardecke aus grobem Leinen, schwarz; am vorderen Umschlag bestickt (gelbe wolle)
„MADL + CLAUS 1782".
Taf. 53° Taufe aus Sandstein (H. 72,5 cm). Auf kurzem Rundfuß achtfcitiges Becken. Auf 3 Seiten des
Beckens eingchauen a) Bärtiger Ropf in einer Schüssel (Iohannesschlüssel); b) vierftern; c) „A. d.
1563 L. m."
Gedenktafeln aus Holz, bemalt und gerahmt; für 1814 und 1870/71.
Reich aus Zinn (H. 22,8 cm). Über Rundfuß balusterförmiger Schaft; Ruppa becherförmig.
Unter dem Boden Stempel: Engel mit Trompete und Lorbeerzweig, sowie die Buchstaben „R. N."
Um 1760.
Reich aus Zinn. Gleiche 8orm wie vor; schlecht geflickt. Graviert am Lippenrand der Ruppa
„G. M. S. w. G. R. 1760".
Brotteller aus Zinn (0 26,2 cm). Mit niedrigem gewellten Rand; unter dem Boden gra-
viert (Rapitale) „M. A. S. M. G. R. 1760", sowie 3 gleiche schwache Stempel: Engel mit Schwert
und Waage, links von diesem springender Hirsch; darüber: „Adrian....".
Schraubkanne aus Zinn (H. 31,5 cm). Achtseitiger Gefäßkörper mit rundem Schraubdeckel;
aus diesem beweglicher Tragring; rundes Ausgußrohr mit Schraubverschluß. 18. Ih.
2 Abendmahlskannen aus Zinn (H. 32,5 cm). Auf rundem 8«ß kugeliger Bauch mit
engem Hals, Ausguß, hohem Rlappdeckel mit breitem, flachen Drücker, geschwungenem Henkel mit
plastischem 8rauenköpfchen. Zu Seiten des Ausgusses graviert „G. S. G. R. 1760". Auf dem
Boden undeutlicher Stempel.
Sand
163
Taufschüss el aug Zinn (0 35,4 cm). Auf dem breiten Rand graviert „Saudisch Taufbecken
Aö 1665". Auf dem Rand 2 gleiche Stempel: Kasseler Wappen und Henkelkanne, darüber „H A K".
Pfarrhaus
Erbaut 18Y1. Älteres Kellergeschoß aus Sandstein, gewölbt. An der Kellertür links in rotem
Sandstein dreizeilige, zweiseitige Inschrift in Kapitale: „Gott ist me/in Drost un. / 1590". An
der rechten Seite des Steines: „Z. w. (Steinmetzzeichcn zum Teil verputzt) / W. G. /
V. H." Rechts von der Tür Inschrift: „Repariert Anno 1812". Über der Tür: „Neu erbaut 1891".
Bürgerhäuser
8orsthaus, zweigeschossig, Machwerk auf Werksteinsockel. 12X8 bzw. 6 Gefache. Satteldach Taf. 44->
mit 8-pfannen. Traufenseite zur Straße. Ouergebälk von mittlerer Auskragung. Profil: Karnics
mit Platte, mit perlstab verziert. Eckpfosten in Ouaderung geschnitzt. Biedermeiertür vor altem
geschnitzten Türpfosten. Biedermeiertreppe. An der Südwcstecke Sonnenuhr. Erbaut 1721. Wet-
terfahne 1744. Am Gartenzaun Inschrift: „Anno 1775".
HausNr.52: Kaisermühle. Getreidemühle, oberschlägtig. Zweigeschossig, auf Werksteinsockel.
Obergeschoß vorgekragt, Karniesprofil. 8 X 16 Gefache. Satteldach mit 8-pfannen. Giebelseite
zur Straße. An der Hofseite zweiläufige Steintreppe und Barocktür. Links große Scheuncndurch-
fahrt. Inschrift am Ouergebälk: „M. H. Z. 1767 den 16. Iuni".
Mehrfach vorkommender wohnhaustyp: Zweigeschossiger 8achwerkbau mit Stall und
Scheune. Satteldach mit Zwerchhäuschen. Traufenseite zur Straße. Einläufige Stcintreppe: Nr.
51, Nr. 80V2, Nr. 81. Wohnhäuser von gleichem Typ in bescheideneren Ausmaßen ohne Stall und
Scheune. Als Beispiel Nr. 78.
Guts Hof Offenhausen
beschichte. Ehemals selbständiges Dorf mit eigener Pfarrei (bis 1242). Uffanhusun 11. Ih.
Offenhuscn 1242. Graf Ludwig von Wildungen, Graf von Bilstein, Graf Hermann von Schaum-
burg und die von Schartenberg besaßen im 13. Iahrhundert je ein viertel der Ortschaft, welches
sie 1243 dem Kloster Merxhausen schenkten. Im 14. Ih. landgräfliches Dorf. 1437 war es wüst.
Bis 1448 hessisches Lehen des Reinhard von Dalwigk und Friedrich von Hertingshausen. 1535
Vergleich zwischen Kloster Merxhausen und Sand über die Wüstung.
Bestand
Ehern. G u ts h au s. Wohnhaus, zweigeschossig, 8achwerk auf Bruchsteinsockel. 11X9
Gefache. Ouergebälk mit Viertelstabprofil, schwach vorgekragt. Satteldach mit Biberschwanzdop-
peldeckung. Eckpfosten geschnitzt mit Säulchen. Tür alt mit altem Türklopfer. Zweiläufige Stein-
treppe. Erb. 1742. Anbau an der Giebelseite: Zweigeschossig auf Werksteinsockel. 7 Gefache.
Mansarddach, Biberschwanzdoppeldeckung. Am Hof 8achwerkscheune mit Inschrift in Kapitale:
Incendio facto Aedificavit hoc Iohannes Hermannus Baumius. Anno 1742.
8alkenstein
Burgruine nordöstlich von Sand.
Literatur. Landau, W. 160. Reimer, 135.
Abbildungen. Ruine 8alkenstein, Handzeichnung 1824, L. B. Kassel.
164
Sand
beschichte. 1346 von Landgraf Heinrich an die v. Hund und v. Holzhausen verpfändet, von
diesen wieder aufgebaut. 1378 hessisches Lehen der von Hund. Im 16. Ih. gehört die Burg den
von Grifte als Lehen der von Buchenau, seit 1644 der von Baumbach. 1351 wird eine Burg-
kapelle genannt. — Die Burg ist im 14. Ih. erbaut und im dreißigjährigen Krieg von den Äaiser-
lichen zerstörr worden.
Bestand
Taf. 48« 2luf isoliertem Hügel im Staatsforst Sand: Uber Basaltklippen stehend zwei außen etwa 14 m,
innen etwa 10 m hohe schmale Mauerstücke, zwischen denen ein 8enstcr lag. Seine Gewände zum
Teil erhalten. Diese von (Quaderwerk; sonst Bruchstein mit (Quaderkanten. Mauerstärke etwa
1,50 m, Gesamtlänge etwa 8 m. Am nördlichen Mauerstück an der Westseite (Innenseite) .Wand-
pfeiler eines Kamins. Am südlichen Mauerstück Winkelansatz nach Westen, ebenfalls bis zur 8enfter-
schräge erhalten; gerundete Kragsteine. Etwa in Verlängerung dieses Mauerabsatzes in etwa 12 m
Abstand ein Mauerstück von geringer Höhe, das, etwa 11 m lang, im Bogen gegen Nordwesten
abschwenkt. Mauerwerk hier grobe (Quader mit Bruchstein. Gegen Westen Wall und Graben.
Viesebeck
165
Viesebeck
Dorf an einer von der Straße Wolfhagen—Landau—Arolsen abzweigenden Nebenstraße. Haufen-
dorf in ebenem Gelände mit 336 Einwohnern.
Quellen. Staatsarchiv Marburg: Urkunden 1305—1446. Waldecker Urkunden. Hafunger Ur-
kunden 1396. Ratasterbücher, Bd. 1, 1788. Gemeinderechnungen ab 1789. Ronfistoriumsakten.
Karten und Pläne. Staatsarchiv Marburg: Gemarkungskarten, 9 Bl., I. O. Grimmel
1698. Oorfkarte 1776. Gemarkungskarten, 28 Bl., 1872/76.
Literatur. Classen, 229. Hochhuth, 235. Reimer, OL 482. Ritter, 96. Wests. UB.
(beschichte. Oppidum Visbike A. 12. Ih. vissebeck 1234. visbeke 1255. 8lschbegke 1409.
Vissebeckc. 1475. 8isebeck und 8iesebeck 1537. 1255 Vs der Gerichtsbarkeit die von Helfenbcrg.
1336 hessisches Lehen der von Helfenberg. 1409 Rückgabe des Lehens von Gericht und Rapelle an
Hessen durch Rudolf von Helfenbcrg. 1475 Dorf des Amts Wolfhagen.
Rirche
Evang., 8ilial von Lhringen. Inmitten des Dorfes. Vor der Westseite der Rirche kleine Platz-
erweiterung der Dorfstraße, darauf ein ovaler Steintisch auf gefastem Ouadratfuß und ein läng-
licher Brunnenkump mit barock abgedecktem Brunnenstock.
Mit der Westfront frei an der Straße stehend auf einem engen, von Häusern und Gärten um-
gebenen Platz.
Kirchenbücher in der Pfarrei zu Ehringen ab 1735, Reg. ab 1830.
Geschichte. Kapelle 1336—1409 hessisches Lehen der von Helfenberg. 1585 zur Pfarrei Lhrin-
gen gehörig, seit 1747 Siltctl von Lhringen. — Von mittelalterlichem Bau Turm erhalten. —
Schiff 1586 errichtet (Jahreszahl am Westportal). 1700 erneuert (Jahreszahl über dem Portal
bezieht sich wohl nur auf die Ausstattung: Ranzel und Emporen).
Bestand
Grundriß. Quadratischer Qstturm, mittelalterlicher Lhorturm. Nachmittelalterliches Schiff
über kurzem Rechteck. (Abb. 58).
Aufriß: Äußeres. Turm und Schiff in
massivem Mauerwcrk, das bis auf die Lckquade-
rung und die schlichte Umrahmung der Stich-
bogenfenster und des Portals sowie des steinernen
Traufprofils mit unvorteilhaft wirkendem Edel-
putz überzogen ist, einschließlich der in übersetztem
8achwerk errichteten Giebelflächen an Rirche und
Turmdach.
Turm. Gedrungenes Massiv über Schrägsockel.
An Nordseite erhöht liegende, über eine über-
deckte, steinerne 8reitrcppe zugängliche schlichte Türe, rechteckig umrahmt. Zum Chorraum barocke
8enstec mit schlichter Ohrenrahmung, zum Obergeschoß Luken. Ostwestlich gerichtetes Satteldach
mit Pfannendeckung, verschieferter, vierseitiger Dachreiter mit achtseitigem pyramidenhclm und
vierseitigen Lckpyramiden.
Abb. »*. Viesebeck, Grundriß der Lirche. j : 300
Taf. 94»
Taf. 62»
Taf. 62»
166
Viesebeck
Gchiff. An der Südseite zwei barocke Fenster gleich denen im Turm, eines an der Nordseite von
außen zugesetzt. An der Westseite ein originales Fenster; 16. Ih. Die Türe mit rundbogigem, ge-
fastem Werksteingewände, in der Archivolte bez. 1589. Darüber Inschriftstein mit derbem Lngels-
köpfchen, in Lapitalschrift bez. „Änno/MDCC/G: NUN" (1700), darüber Fenster mit gekehltem,
korbbogigem Gewände. Barocke Brettertüre mit altem Beschlag. Zwischen Fenster und Türe
Lriegerehrentafel für 1914/18. Steinernes Traufprofil in flachem Lärmes, Satteldach in dop-
pelter Biberschwanzdeckung mit Schieferfassung.
Taf. 50« Inneres. Turm. Der um eine Stufe gegen die Lirche erhöhte Chorraum im Erdgeschoß mit
Lorbbogen-Tonne überwölbt. Spitzbogiger Triumphbogen. Vor diesem, im Westen, ein zweiter,
weiter gespannter im Rundbogen. Zum Obergeschoß führt von dem Außeneingang her in der Nord-
wand eine Mauertreppe.
Schiff. Schlichter Raum, überdeckt von Spitzbogentonne aus Holz. An der Nordwand in Em-
porenhöhe Mauerabsatz. Das gesamte Innere geputzt und geweißt, der Chor farbig getüncht. Stein-
plattenfußboden.
Taf. 966 Ausstattung. Altar in Tischform aus Sandstein (H. 1,01 m), mit quadratischer, baluster-
förmiger Mittelftütze. 17./18. Ih.
Taf. 693 Kanzel stus Stein, neu bemalt (H. 2,15 m). Lorb im Vs-Typ, innen ausgerundet; Brüstung
mit oberem und unterem Abschlußprofil, auf jeder Seite geflügelter Engclskopf über leerer In-
schrifttafel. Die kurze, eingemauerte Lanzelstütze oben 8-, unten 4-seitig; 18. Ih. Steintreppc aus
dem pfarrstand; pfarrstand und Treppengeländer, Holz braun überstrichen, eingelegte Füllungen
mit Deckleisten; 18. Ih.
Gestühl braun überstrichen; im Chor: an der vorderwand eingelegte Füllungen mit Deckleisten,
als oberer Abschluß Deckleiste über Lonsolenfries; Gesangbuchbrett; alte Angelbeschläge. Im Schiff:
mit 8-förmig abgeschrägten Seitenwangen und Deckleiste. 18. Ih.
Empore, braun überstrichen; auf Holzpfeilern mit Lopfbändern; Brüstung verbreitert, mit
oberem Abschlußprofil; auch der vordere Unterzugbalken profiliert. 18. Ih.
Orgel. Prospekt neu bemalt; in der Mitte flachrunder pfcifenturm, seitlich je ein kleinerer Drei-
ecksturin und seitlich der Dreieckstürme je ein oben abgeschrägtes, größeres Pfeifenfeld; geschnitzte
Rocaillcschleicr; Spieltisch an der Vorderseite mit 12 unbezeichneten Registerknöpfen. Um 1750/60.
Das Werk mit mechanischer Traktur, Schleifladen, 10 klingenden Registern aus der gleichen Zeit
(jedoch repariert). Register-Manual: Principal 4', Oktave 2., Gedackt 8', Gedackt 4’, Ouintatön 8’,
Scxquialter, Mixtur. Register-Pedal: Oktavbaß 8', Subbaß 16'. Pedalkoppel funktioniert nicht;
„vakant".
Taf. IM» Kelch aus Silber, vergoldet (H. 23,8). Unter dem Fußreif gravierte Inschrift. Auf dem Fußreif
2 Stempel: Arolser Stadtwappen und als Meistermarke „F H p." 1791.
Lelchlöffel aus Silber (L. 11,5 cm). Unter dem Stiel 2 Stempel: Lass. Beschau und
„COLLET". 19. Ih.
Brotteller aus Zinn (0 24,2 cm), s. Brotteller Lhringen.
Abendmahlskanne aus Zinn (H. 36 cm). 18. Ih. (f. Abendmahlskanne Ehringen von 1704).
Abendmahlskanne aus Zinn (H. 40 cm). Auf hohem Rundfuß birnförmiger Gefäßkörper
mit Volutenhenkel, Ausguß und hohem Llappdcckel mit Drücker; auf dem Llappdeckel Figürchen:
Luther mit aufgeschlagener Bibel. Unter dem Fuß graviert in Lapitale „I. G. H. phinsel p. D. p.
Viesebeck 1791".
Viesebeck
167
Taufschüssel aus Zinn (0 28 cm). Sehr schmaler Rand; rückseits 3 Ovalstempel, undeutlich
(sicherlich Engel). 18. Ih.
2 Bronzeglocken a) Umgegossen von Henschel u. Sohn, Rassel, 1864. b) Umgegossen von
G. Loefter, Wetterburg, 1873.
Friedhof
Ietzt innerhalb des Dorfes, als Umfriedigung lagerhafte Bruchsteinmauer.
Friedhofskruzifix in Wandgrabform, aus Sandstein (H. 2,70 m, Br. 1,15 m). Im von
Pilastern gefaßten Mittelfeld Rruzifix (Relief, derbe Arbeit), seitlich (in eingehauener Rapitale)
„hie ist ein Begrebnus der Todten Gratias Softman 4 p d"; im Volutengiebel Lngelhalbfigur mit
Schriftband „1565"; auf dem hohen Sockel verwitterte Inschrift.
u
Bauernhäuser
Haus N r. 31/2> Altes Schulhaus von 1696, jetzt Wohnhaus. Zweigeschossig, Fachwerk auf
Bruchsteinsockel. Obergeschoß vorgekragt. Ouergebälkprofil: Rarnics mit Platte. 7X4 Gefache.
Satteldach mit Gaupe in 8-pfannen. Am Ouergebälk Inschrift in Rapitale: „Anno 1696 haben
Iohannes Rost. Richter und Iohannes Donnen Fohr Stehr (Vorsteher) dis Schulhaus aufrichten
lassen, den 4. Ianuaris".
Haus Nr. 8. prächtiges Bauernhaus mit Scheune und Stall. Zweigeschossig, Fachwerk auf
Sockel aus lagerhaftem Bruchstein. Obergeschoß vorgekragt. Ouergebälkprofil: Rarnies mit Platte.
18X8 Gefache. Satteldach mit Rrüppelwalm in 8-pfannen. Traufenseite zur Straße. Alte Haus-
tür mit Freitreppe. Eckpfosten mit Säulchen und korinthisierenden Rapitellen. Über dem Scheunen-
tor Inschrift in Rapitale: „Unverzagt wann Dich das Zeitliche Rreutze plaget. Bleib in Deinem
Beruf und Stand und wert davon nicht abgewand. Hie zeitlich u. dort ewig". Über der Haustür
gleichfalls Inschrift und Iahreszahl 1737.
Haus Nr. 10. Bauernhaus mit Scheune und Stall. Zweigeschossig, Fachwerk auf Werkstein-
sockel. Obergeschoß nicht vorgekragt. 15X8 Gefache. Satteldach, Rrüppelwalm in 8-pfannen.
Traufenseite zur Straße, Eckpfosten mit Säulchen. Alte Haustür. Überm Scheunentor Inschrift und
Iahreszahl 1786.-^
Haus Nr. 13. Niedersächsisches Bauernhaus mit Tenne. Dreigeschossig, Fachwerk auf Werk-
fteinsockel. Zweites Obergeschoß vorgekragt. Ouergebälkprofil Rarnics mit Platte. 11X18 Gefache.
Satteldach mit Rrüppelwalm in 8-pfannen. Giebel zur Straße. Eckpfosten mit Säulchen. 18. Ih.
Haus Nr. 19. Bauernhaus mit Stall. Zweigeschossig, Fachwerk auf Bruchsteinsockel. Ober-
geschoß leicht vorgekragt. Ouergebälkprofil Rarnies mit Platte. 12 X 9 Gefache. Satteldach mit
8-pfannen. Traufenfeitr zur Straße. Stallmauer massiv erneuert. 18. Ih.
Haus Nr. 22. Niedersächsisches Bauernhaus mit Tenne. Zweigeschossig, Fachwerk auf Sockel
aus lagerhaftem Bruchstein. 8X9 Gefache. Satteldach mit 8-pfannen. Eckpfosten mit gedrehten
Säulchen. Ouergebälkprofil Rarnies mit Platte und Taumuster. Überm Schcunentor: „Anno
1884" (Wiederherstellung). Erb. um 1700. Vom gleichen Typ Haus Nr. 21 erb. 1819, Nr. 3Ä
erb. 1701^ ^
Haus N r. 26. Bauernhaus mit Scheune und Stall. Zweigeschossig. Fachwerk auf Werkstein-
sockel. Obergeschoß vorgekragt. Ouergebälkprofil Rarnies mit Platte. 10X15 Gefache. Satteldach
mit 8-pfannen. An Giebelfront Haustür mit Freitreppe. An Traufenseite Scheunentor mit In-
schrift und Iahreszahl 1752. Vom gleichen Typ Haus Nr. 46 erb. 1832.
Taf. 78«
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168
Viesebeck
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Haus N r. 2 91/2. Wohnhaus. Zweigeschossig, Zachwerk auf Bruchfteinsockel. Obergeschoß vor-
gekragt. 11 Gefache. Satteldach mit 8-pfannen. Giebelseite zur Straße. Links moderner Anbau,
rechte Seitenfront massiv erneuert. Ouergebälkprofil großer Viertelftab mit flacher Ranken-
schnitzerei. Am Ouergebälk Inschrift und Jahreszahl 1694.
Haus Nr. 3 7^2- Niedersächsisches Bauernhaus. Zweigeschossig, Zachwerk auf werkfteinsockel.
Obergeschoß vorgekragt. Ouergebälkprofil Larnies mit Platte. 8X15 Gefache. Satteldach mit
Zwerchhaus in 8-pfannen. Eckpfosten mit Säulchen. Überm Scheunentor zwei Sechsfterne. Über der
Haustür Inschrift in Lapitale: „Soli deo Gloria Haben ich Johann Henrich Schneider und Anna
Martha Gebohrne Schachtin Dises Haus vor uns und unsere Linder aufgebauet. Den 16. Tag
Augustr des 1749 T. Jahrs".
HausNr.38. Bauernhaus, zweigeschossig, Zachwerk auf Bruchsteinsockel. Niedersächsischer Typ
mit Mitteltenne. Obergeschoß über Wohnteil und Stall am Straßengiebel vorgekragt. Gebälkpro-
fil Seilband, Zase und Larnies. Das Rundbogentor mit Seilbandprofil. Im Torbalken Inschrift
mit Jahreszahl 1701. Satteldach mit 8-pfannen. Im Inneren tönerner Stubenofen, am Sockel
bez. 1701, von der Lüche aus heizbar. (Abb. 59).
1 Speisenkammer, r Lüche, 2 Stube, 4Tenne, 2 Luhstall, b pferdestall, 7 Rummelkammer, * Lämmer, g Schlafstube, jo Frucht-
boden, ff Luftraum der Tenne, ji Zlachskammer, J2 Zruchtboden, ¡4 Zutterkammer.
Abb. dg. Viesebeck, Haus Nr. 2». |: 200
Volk Marsen
169
Volkmarsen
Stadt am Einfluß der Lrpe in die Twiste in der Nordweftspitze des Areises; an der Bahn war-
burg—Rorbach, Endpunkt der Bahn Rassel—Volkmarsen. Rechtwinklig aufgeteilte Anlage in
ebenem Gelände, von eiförmigem Grundriß, Marktplatz in der Mitte. 2463 Einwohner.
(Quellen. Staatsarchiv Marburg: Urkunden ab 1425. Rataster: Spezifikation der Häuser,
1810. Steuerkataster, 1820, Bd. 1. Amtsrechnungen ab 1818. Altere volkmarser Akten, besonders
Grenzsachen, ab 1595. pfarrakten.
R arten und Pläne. Staatsarchiv Marburg: Grenzkarte zwischen Rurköln und Waldeck
b. v. color. ca. 16(5(3. Gemarkungskarten (mit Stadtkarte), 30 Bl., Rühl, 1811/13. Situationsplan
der Stadt mit Umgebung, Rühl, 1818.
Abbildungen. Dilich, Hess. Thron. 1605, I, 131. Stahlstich von H. Merz del., I. Thüm-
ling sc. In das Rurfürstentum Hessen, 1850.
Literatur. Classen, 251. Dehn-Rothfelser-Lotz, 292 ff. Dersch, 116. Hamann und wilhelm-
Rästner, Oie Llisabeth-Rirche zu Marburg und ihre künstlerische Nachfolge, Marburg 1924, Bd. 1,
S. 166 ff. Hochhuth, 239. L. von 8isenne, Die Marienkirche in Volkmarsen, Zeitschrift für christliche
Runst, 1903. Mit Wiedergabe von Plänen und Schnitten. A. Gottlob, Zeitschrift für vater-
ländische Geschichte und Altertumskunde, 78, 31 ff.; 79, 85 ff.: Das volkmarser pfarrwesen im
Mittelalter. Oers.: Grundhcrrschaft und Grafschaft im Twistetal und die Anfänge der Stadt Volk-
marsen im 13. Ih. R. Lynckner, Das Schutz- und Trutzbündnis der Städte... von 1358. ZHG 6,
176. Reimer, OL 485. Ritter, 100. Schwarzkopf, R.» Geschichte der Rugelburg bei Volkmarsen,
MHG 1898, 63 f. Spilker, B. Chr. v., Geschichte der Grafen von Lverstein, Arolsen, 1833.
Wests. UB.
(&tfd)id)tt. 8olcmeressen um 1200. volkmaressen 1155. volcmerssen um 1190. volcmarcssen
und Wolcmersen 1233. Volkmarsen 1375. volkmissen 1438. Volkmarsheim um 1600. — M. 11. Ih.
ist die Gegend mainzisthes Lehen der Grafen von Nordheim. M. 12. Ih. war Volkmarsen ein Hof,
der dem Rloster Corvey gehörte. In der Gegend lagen die später ausgegangenen Dörfer Witmar,
Mederich und Wetter. 1155 bestätigt Papst Hadrian IV. dem Rloster Corvey seine Besitzungen,
darunter die „Curia volkmaressen". E. 12. Ih. mainzisches Lehen der Grafen von Everstein, die
auf dem Rugelberg die Burg anlegen. Um 1190 kauft Rloster Corvey die Vogtei von dem Herrn
von pirmont. A. 13. Ih. Anlegung der Stadt und Stadtbefestigung; Stadtrechte und eigene
Gerichtsbarkeit. 1225 wird die Rugelburg in einer Urkunde genannt, die Graf Ronrad von Lver-
ftein daselbst für Rloster Gehren ausstellt. 1233 wird Volkmarsen zuerst Stadt genannt. Papst
Gregor IX. bestätigt dem Rloster Corvey den Besitz der Stadt Volkmarsen und der Rugelburg.
1240 werden cives genannt. Bereits vor 1272 wurde die Stadt mit Mauern befestigt. 1284 wer-
den die Mauern der Stadt in einer Urkunde genannt. 1303 ist von „Munitiones" die Rede. 1277
besaß die Stadt eine eigene Münze. 1304 verpfändet Rloster Corvey die Hälfte der Rugelburg und
der Stadt an Rurköln. 1336 verpfändet das Rloster die andere Hälfte mit der Münze an Ritter
Herbord von Mederich, an Iohann Runst, sowie den Bürgermeister wiederholt und 11 Rats-
herren der Stadt. Seit 1351 besaß auch der Landgraf von Hessen Pfandrechte. Um 1440 fällt auch
das Pfandrecht der 2. Hälfte an Rurköln. Seit E. 13. Ih. werden als Burgmannen auf der Rugel-
burg die von Pappenheim genannt; seit 1339 haben sie dort als Droste oder Amtsmänner von
Rurköln ihren Sitz. 1474 verpfändet Erzbischof Hermann von Röln Burg und Stadt seinem
Bruder Landgraf Hermann von Hessen. Beide verweigern jenem den Gehorsam. 1475 wird die
Rugelburg erobert. 1477 wird die Stadt erstürmt und in Brand gesteckt. 1484 Erneuerung des
Taf. 55»
Taf. 94»
Taf. 52-
170
Volkmarsen
hessischen Pfandrechtes an Burg und Stadt durch Erzbischof Hermann von Köln. Bis A. 16. Ih-
hessische Besatzung. 1503 und 1507 verzichtet Kloster Corvey endgültig auf seine Anrechte zu Gun-
sten von Äurköln, das nunmehr bis 1802 im alleinigen Besitz von Stadt und Burg verbleibt.
1561 Kämpfe mit dem Grafen von Waldeck, Plünderung des waldeckischen Dorfes Lhringen durch
Volkmarser. Im dreißigjährigen Krieg, 1622, hessische Besatzung. Später von kaiserlichen Trup-
pen besetzt. 1632 wird die Stadt von hessischen Truppen unter General Baudis besetzt, geplündert
und niedergebrannt, Mauern und Tore niedergerissen. 1668 und 1685 wird die Stadt durch große
8euersbrünstc zerstört. Im siebenjährigen Krieg, 1758, von französischen Truppen besetzt. Die Kugel-
burg wird zerstört. 1802 kommt Volkmarsen an Hessen-Darmftadt, 1806 an den Erbprinzen von
«Qranien-Nassau, 1807/13 gehört es zum Königreich Westfalen, 1814/17 ist es preußisch, 1817
durch Tausch kurhessisch, 1866 wieder preußisch.
Gtadtbefestigung
von dem Mauerring sind noch geringe Reste erhalten. In der Mitte des östlichen Maucrzuges ein
Taf.44« etwa 5 m hoch erhaltener Stumpf eines Rundturms, Sandstein (Abb. 60). Die «Quaderver-
blendung zum Teil abgefallen. Breit gespanntes Spitzbogenportal an der Stadtseite. Bis auf
schlicht gerahmte Rechtecktüre außen in Bruchstein zugesetzt; in dem «Quader über dem Bogenscheitel
unleserliche Inschrift in gotischen Minuskeln. Innen ein in «Quaderwerk sauber gemauerter Rund-
raum mit ebensolcher Rundkuppel, ringweise gemauert. Im Kuppelscheitel ein kreisrunder Lochftein.
Ringsum in Brusthöhe schmale Schießscharten mit rundbogiger Innenlaibung; fünf führen nach
außen, zwei, in der Türlaibung, ermöglichen ein Bestreichen der inneren Stadtmauerflucht. Am
Taf.52» Nordrande der Stadt Mauerturm (Abb. 61), heute mit der Nordhälfte in eine Scheune ein-
gebaut, noch in etwa 10 m H. erhalten; nach außen im Halbrund, an der Stadtseite gerade abge-
schlossen. Lagerhafter Bruchstein mit «Quaderkanten. Im Erdgeschoß ftadtseitig eine tiefe, mit
Spitzbogcntonnc überwölbte Nische. Rechteckige Eingänge vom Wehrgang her in das einst
tonnenübcrwölbte «Obergeschoß. Steintreppe nach dem 2. «Obergeschoß. In beiden «Obergeschossen
Schießscharten. Die Stadtmaueransätze zeigen, da ßder Turm nicht, wie üblich, vor die Mauer
trat, sondern daß er mit dem Außenrund die Außenflucht der Mauer tangiert hat.
Nördlich an der Straße nach Herbsen dieIudenwarte. Mittelalterlicher Rundturm (0 3,63m)
aus ftcinsichtig verputztem, grobem Sandsteinquaderwerk. Erneuert und zum Teil ergänzt. Der in
halber Höhe gelegene Eingang in «Quaderfassung. Neben ihm ein Fmfterchen. Die Wehrgeschoß-
mauer schwach vorgekragt. (Vergl. auch Mederich-Kapelle, Geschichte S. 178). Scheidwarte.
Runder Wartturm auf der Höhe zwischen Volkmarsen und Lhringen an der ehemaligen Land-
wehr. Lagerhafter Kalkbruchftcin. Abschließendes Gesims zum Teil erhalten. (Türöffnung in Höhe
von 2,55 m. Umfang 12,65 m, innerer 0 2 m, Mauerstärke 0,95 m, Gesamthöhe 6,45 m. Tür-
öffnung: H. 1,90 m, Br. 0,90 m.) Mittelalterlich.
Kirche
St. Maria, katholische Pfarrkirche.
In der Mitte der Stadt auf der Westseite des Marktplatzes innerhalb eines rechteckig ummauerten
Kirchhofes. Die schulterhohe Mauer, zum Teil barock, zum Teil modern erneuert, aus Bruchstein
mit «Quaderbedeckung.
Kirchenbücher seit 1686, Reg. seit 1686. Lager- und Hebebuch 1846. Nachweisung der Einkünfte
1865. Notizen zu der Geschichte der Stadt Volkmarsen, von Dr. Giefers. Manuskript im pfarr-
archiv, o. I.
Volk marsen
17t
(beschichte. 1257 Pfarrkirche vorhanden. 1274 pleban genannt. 1283 wird eine dem hl. Lauren-
tius geweihte Lirche genannt. Diese war nicht, wie L. von 8isenne fälschlich annimmt, dem hl.
Martin geweiht und kann auch nicht anstelle der jetzigen Pfarrkirche gestanden haben, sondern mag
mit jener romanischen Lirche identisch sein, deren Grundmauern am Westrand der Stadt, wo sich
die älteste Volkmarser Ansiedlung befand, noch vorhanden sind und bei einem späteren Bau (siehe
unten) verwandt wurden. Diese war ursprünglich Dorfkirche und unterstand der parochialkirche
zu Witmar. Sie wird nach Inangriffnahme des Neubaues der Stadtpfarrkirche nur noch Lapelle
Abb >do. Volkmarsen. Rundturm an der Stadtmauer.
genannt (1293, 1295). Nach Gründung der Stadt mag sie nur noch
kurze Zeit den Erfordernissen einer Pfarrkirche genügt haben, weshalb
man zur Errichtung der neuen Stadtpfarrkirche schritt. Der Bau
wurde in den 60er Jahren des 13. Ih. mit Errichtung des Chores
begonnen. Der erste Bauabschnitt umfaßt den Chor und die östlichen
Schiffsjoche. Auch das Nordportal gehört dieser ersten Bauperiode
an. Ihr Meister zeigt Beziehungen zur Llisabeth-Rirche in Marburg,
zum Chor der Stiftskirche und zur Nikolai-Äapelle in Obermarsberg.
Seine 8ormensprache findet sich später in Wolfhagen wieder. Lin
zweiter Meister, der wahrscheinlich mit Johann pardan aus Scher-
fede, 1268 Bürger in warburg, dem Erbauer der warburger Alt-
ftadtkirche identisch ist» hat die mittleren Joche des Langhauses mit den
westlichen Schiffpfcilern sowie das Südportal geschaffen. Lin dritter
Meister schuf den Abschluß des Langhauses mit der Westwand und
den mehrgliedrigen Bündeldiensten, sowie den Westturm mit dem
weftportal. Seine 8ormensprache läßt auf eine Marburger Schulung schließen. Seine Arbeiten fal-
len bereits um die Jahrhundertwende. 1317 muß die Lirche ziemlich vollendet gewesen sein. In
diesem Jahr bestätigt Papst Johann dem Auguftiner-Llofter zu Arolsen die Übertragung der Pa-
Abb. »j. Volkmarsen, Stadt-
mauerturm. |: roo
172
Volkin arsen
tronatsrechte. Die Sakristei wurde E. 14. Ih. errichtet. Sie hat ursprünglich tiefer gelegen, worauf
die vcrmauerteu Fenster der Außenseite hindeuten. Doch kann diese nur kurze Zeit bestanden haben.
Das Beinhaus und die darüber befindliche Marienkapelle an der Nordwestecke der Lirche wurden
im Iahre 1504 errichtet (siehe Bauinschrift). Das Obergeschoß des Turmes mit der Galerie wurde
1564 erneuert (siehe Inschrift). 1632 wurden bei der Zerstörung der Stadt durch hessische Truppen
auch das Innere der Lirche zerstört und verbrannt, die Glocken geraubt. Die Lirche erhielt in den
Iahren 1669/71 eine neue Ausstattung. Der 1671 errichtete Hochaltar war der Iungfrau Maria
sowie den Heiligen Vitus, Laurentius und den Aposteln Petrus und Paulus geweiht. Der Laplan-
altar war dem hl. Iohann Nepomuk und Carl Boromäus, der Vicar-Altar den hl. wenzeslaus und
Procopius geweiht. Ferner besaß die Lirche eine freihängende Doppelmadonnen-Statue, einen Erz-
engel Michael mit dem Drachen, einen hl. Franziskus Seraphicus, eine hl. Margarete und einen hl.
Liborius, von dieser Ausstattung ist nichts mehr in der Lirche erhalten geblieben. — Umfassende
Restaurationen 1857/59 durch Architekt Ungewitter, 1904/7 durch L. von Fisenne. Die Marien-
kapclle wurde lange Zeit bis 1822 als Mädchenschule benutzt. 1841 befand sich dort eine Spinnerei.
Erst 1860 wurde sie wieder ihrer ursprünglichen Bestimmung übergeben. Auch an der Südseite des
Turmes befand sich früher eine Lapelle, die bis 1822 als Lnabenschule Verwendung fand. Sie
wurde später abgerissen. In einer Stiftungsurkunde der Commende ad St. vitum vom Iahr 1438
werden noch eine „Capella Hospitalis extra muros" (siehe vikarie) und eine „Lapella B. virginis in
paludine propre Volkmissen" genannt. Letztere stand an der Nordseite der Stadt vor dem Niedertor
im sogen. „Äapellenbruch".
Bestand
Grundriß. Einheitliche, sehr regelmäßige frühgotische Anlage aus quadratischem Westturm
mit Treppenturm an Südseite, dreischiffig-dreijochigem Langhaus und gerade geschlossenem, nahezu
quadratischem Chor. An der Nordseite spätgotische Anbauten: Am Turm die zweigeschossige
Marienkapelle, über Ouadrat mit innen abgeschrägten Ecken. Am Chor die zweijochige Sakristei.
An der Südseite des Turmes haben sich Spuren der abgerissenen „Schule" in Form eingespitzter
Auflager für ihr Dach erhalten. (Abb. 62).
Taf.54l Aufriß: Äußeres. Im Charakter nahezu einheitlicher Sandsteinbau aus roten, gelben und
grauen Volkmarser Ouadern. Die aus der Sprache der Linzelformen abgelesenen Bauabschnitte
(s. Geschichte) sind auch durch Baufugen (Wechsel der Versatztechnik und der Schichtenhöhen!) öst-
lich der westlichen Fenster der Langseiten bzw. (Wechsel in der Feinheit der Ouaderbcarbeitung)
östlich des Südportals gekennzeichnet. Umlaufender, reich in Lehle, Wulst, Schräge und Platte
profilierter Sockel, an den Pfeilern z. T. neue Schrägsockel. Unter den westlichen Fenstern der
Lirche, jenen» oben genannten Bauabsatz entsprechend, verspringt er westlich nach oben. Traufprofil
aus Larnies und Lehlwulst, am Chor in verjüngter, zierlicher Form. Schlichte Strebepfeiler, der
am Chor modern. Pultdachabdeckung mittels in Lehlwulst profilierter Sandfteinplatten. Am
Turm sitzen darauf kleine Giebel, am Langhaus schmale quadratische, bis unter das Dach geführte
Mauervorlagen.
Taf.62> Chor. Zweiteilige Spitzbogenfenfter. Das nördliche vermauert. Das östliche mit abgetreppter
Schräglaibung und Gewände in Schrägprofil, im Lämpfer Blattkapitellchen; Mittelpfoften und
Scheitelmaßwerk modern. Das Südfenfter mit dem gleichen Gewände aber in gerader, gefaster
Laibung. Zierformen modern. Im Giebelfeld ein gefastes Rundfenfter mit in Form eines Lilien-
kreuzes ausgeschnittener Platte. Darunter eine Figurennische mit halber Dreipaßendigung, in Lehle
174
Volkmarsen
und Wulst profiliert. Auf der Giebelspitze eine Rreuzblume. Satteldach mit Biberschwanzdeckung,
modern.
Langhaus. In den östlichen Seitenschiffwänden zweiteilige Spitzbogenfenster mit gekehlter
Schräglaibung und gekehltem Gewände. Ebensolche in den Langwänden. Hier sind vor das Ge-
wände und die Mittelpfosten Säulchen gestellt; am östlichen Nordfenster an ihrer Statt ein pilaster-
artiger Steg. Runde bzw. vielseitige Sockelchen, die Blattkapitellchen und das in Wulst und Rehle
profilierte Maßwerk größtenteils erneuert. In der Mitte der Nordwand ein einteiliges, spitzbogiges
Säulenportal in frühgotischem Charakter mit flacher Schräglaibung und drei paar davor gestellten
Rundsäulen auf flacher Wulstbasis über hohem, mehrfach gegliedertem viclseitsockel, 8lach ausladen-
der Halsring mit Rehl-Wulstprofil, Rclchkapitell mit Weinlaub belegt, ohne Rämpferplattc. Die
inneren Säulcnpaare tragen Archivolten aus kräftigen Wülsten mit Scheitelring, das äußere trägt
eine Maucrvorlage, aus der die gekehlte Archivolte ausgeschnitten ist. Ihr gerader oberer Abschluß
in Rehle und Wulst profiliert. Tür-Gewände gekehlt, mit spitzbogigem Lleeblattbogen. Über dem
Portal ein großes Rundfenfter mit gerader, außen gekehlter Laibung und moderner Maßwerkrose.
Taf.652 neben dem Nordporta! flache, rechteckige Wandnische. Ihm entspricht das Südportal.
Tabcrnakclförmiges 8igurenportal mit abgeschrägten Gewänden, die mit je fünf Säulen besetzt sind,
und dreiteiligem Bündelpfeiler als Trumeau. Hohe Basen aus runden Platten und Wulst. Kapitelle
kelchförmig mit Laubwerk besetzt. Abakus aus Wulst, Hohlkehle und Platte. Die inneren Säulen
durch Rlecblattbögen mit dem Mittelpfeiler verbunden. Die drei mittleren Säulen durch reich profi-
lierte Archivolten in hohem Spitzbogen zusammengefaßt. Darüber Oreieckgicbel mit Schlußfiale.
Über dem Trumeau vor dem Tympanon 8igurennische mit reichem, architektonischem Baldachin mit
maßwerkgeschmückten Giebelchen und Eckfialen. Die äußeren Säulen tragen gleichfalls 8iguren-
nischen mit Baldachin, der in 8iale mit Kreuzblume endet; die rechte fehlt. Die seitlichen Baldachine
durch horizontales Gesims mit dem Wimperg verbunden. Das Portal ist um 1280 entstanden. Der
Taf. 43 l Skulpturenschmuck stammt aus späterer Zeit. Die Datierung findet sich am Sockel der Mutter-
gottcsstatue: „Anno dm MCCCCIV“ (1404). 8«r die Aufstellung der 8iguren wurden die Nischen
durch rohes Herausschlagen erweitert. Die Muttergottes trägt den Iesusknaben auf ihrem rechten
Arm. Mit der Linken hält sie ein Schriftband. Auf dem Kopf trägt sie eine Zackenkrone. Sandstein.
H. 1,60 m (mit Sockel 1,40 m). In der linken Nische Statue des Petrus. In der rechten Hand hält
er den Schlüssel, in der Linken das aufgeschlagene Buch. Zu seinen 8üßen kniet eine kleine Stifter-
figur in ritterlichem Gewand. Sandstein, H. 1,77 m. In der rechten Nische Statue des Paulus.
Hände und rechter Unterarm fehlen. Sandstein, H. 1,82 m. Alle Z 8iguren vom gleichen Meister.
Verwandte Arbeiten in Korbach und Ln Warburg. — An dem Pfeiler östlich vom Südportal ein-
Taf. 532 geritzte Darstellung eines Baukranes, 40 cm hoch. An der Vorderseite des gleichen Pfeilers die
In der Wcftwand der Seitenschiffe schmales, hohes 8enster wie das zur
im Süden ein gekehltes Rundfensterchen mit Sechspaß, im Norden ein ebensolches mit Vicrpaß.
Im (vftgiebel drei Rundfensterchen mit gekehltem Vierpaß. Die Giebel mit in Karnies profilierter
Sandsteinplattenabdcckung. Satteldach mit Biberschwanzdcckung.
Der schlank aufragende T u r m ist durch ein Raffgesims in Höhe der Kirchendachtraufe und durch
ein zweites mit oberer Schräge und Kehle in Höhe des Dachfirstes in nahezu drei bleichhohe Zonen
unterteilt. Die untere entspricht der Lrdgeschoßhalle. Dahin von der Südseite ein hoher, schmaler,
halle (s. u.), ohne Maßwerk. Das nördliche bis auf das obere Drittel ver-
und auch dieses von der Marienkapelle her zugesetzt. Im Giebelfeld darüber
Volkmarsen
175
im Spitzbogen geschlossener Fensterschlitz mit außen gekehlter Schräglaibung und leichtem Ansatz
eines Nascnmaßwerks. Im Treppenturm daneben Lichtschlitze mit Schräglaibung. — Das West-
portal in nahezu ganzer Höhe der unteren Zone. Im Typus Vermischung von Säulen- und Taf. 63 >
Tabernakclportal. Abgeschrägte Gewände mit je fünf birnftabförmigen Säulen, in Blattkapitellen
endigend. Die drei mittleren Säulen nicht durchgeführt, sondern in dreiviertel Höhe durch je zwei
breite Statuennischen abgeschnitten. Die Nischen mit gemeinsamer Sohlbank und getrennten, ein-
fachen Baldachinen. Die fünf Säulen durch fünf birnstabförmige Archivoltcn forgeführt und in
flachcin Spitzbogen zusammengefügt. Im Tympanon plastische Darstellung der Deesis. In der
Mitte Christus thronend und seine Wundmale zeigend. Auf dem Äopf tauartig gedrehte Dornen-
krone. Seitlich als Fürbitter knieend, links Maria, rechts Iohannes der Täufer. Der Täufer mit
einem Fell bekleidet. Als Vorbild hat die Deesis vom Lettner des Mainzer Domes gedient, doch trägt
die Arbeit einen stark provinziellen und noch romanischen Charakter mit frühgotischen Anklängen im
Gewand der Maria, die ebenfalls auf das Vorbild in Mainz zurückzuführen sind. Über dem Christus
in der ersten und zweiten Archivolte ein Baldachin, von zwei Engeln getragen. Seitlich des Portals
zwei Dienste, die über ihren Laubkapitellen nach dem Vorbild des Südportals flache Figurcnnischcn
tragen, die von Baldachinen bekrönt sind. Die Figuren fehlen. Über dem Portal Dreieckgiebcl, als Ab-
schluß ein stark beschädigter Engel. Entstanden um 1300.—In der 2. Zone über dem Portal ein rund-
bogiger Fensterschlitz mit Schräglaibung. Dicht unter dem oberen Gurt ein Spitzbogenfenster, in
Wulst und Äehle profiliert, mit Nasenmaßwcrk. Ein gleiches im Norden. Im Süden zwei solche ge-
kuppelt. Aus der 3. Zone sind die oberen drei Fünftel zu einer Blende ausgetieft. In der eigentlichen
Mauerflucht bleiben nur schmale Lcklisenen stehen, über denen das Abschlußgesims verkröpft ist. Un-
ter der Blende im Süden dreifach gekuppeltes, schwach spitzbogiges Fenster mit gekehltem Gewände,
im Osten schlichter spitzbogiger Schlitz mit geradem Gewände. In der Blende an der Nord-, Wcst-
und Südseite je ein zweiteiliges, in der Ostseite ein einteiliges Spitzbogenfcnster mit tief gekehlter
Schräglaibung und gekehltem Gewände; Nasenmaßwcrk und Scheitel-Vierpaß. Abschluß des alten
Turmmassivs mit Äehlgesims. Darüber spätgotisches Gesims aus Wulst, Äehle, Platte und Wulst.
Ls trägt einen Umgang vor einem etwas eingezogenen vierten Geschoß aus gröberem Material. Zu
ihm führt allseitig je eine schlichte Öffnung mit geradem Sturz über gekehlten bzw. in Lärmes
profilierten Äonsolen. Brüstung aus Sandsteinplatten; außen mit Fischblasenmaßwerk belegt, innen
eine Bauinschrift von 1564 und die Steinmetzzeichen:
durch gefaste Schwibbögen verbunden. Traufkehle. Uber barockem Holzgesims spitze, schiefergedeckte
Haube.
Grabinschriften an der Außenmauer der Äirche in gotischer Minuskclschrift:
1. Am südlichen Strebepfeiler der Westfassade: „Änno domini MCCCLXX obiit Elyzabeth uxor
Dctinarle üullonls crastina die omnium sanctorum hic sepulta. Requiescat ln pace."
2. An der Nordseitc der Westfassade: „Änno domini MCCCLXXX tertio obiit Qertrudis uxor
quondam Älradi awuncull die dominico post kestum lZatliolomei apostoli hic sepulta. Ke-
quiescat in pace."
3. An der Vorderseite des Strebepfeilers, links vom Südportal: „Änno domini MCCCXC quinto
cathedra sancti petrl obiit johan voerne hic sepultus requiescat in pace amen."
4. Am Strebepfeiler links vom wcftportal: „Än(no) domini MCCCCXVII1 obiit dominus
KCpper senior in die ... . hlc sepultus, cuius anima requiescat in pace."
Lckfialen mit Wasserspeiern, mit den Mauerkantcn
176
Volkmarsen
5. Rechts vom Nordportal: Anno öomint MCCCCLI obiit Elyzabeth uxor Weöerolöi in dem
Steynhue, filia Johanie Tepclen, in die nativitatis Marie, cuius anima requiescat ln pace."
6. An der Ostseite des Chores: „Anno öominl MCCCCLXIII ¡oblit Kunnc uxor Hcyncmannl
Gruelngeo filia Gotfriöi ludeten ln die Michaelis hic sepulta cuius anima requiescat in
pace. amen."
7. An der Ostseite des Strebepfeilers, links vom Südportal und teilweise an der Schiffsmauer:
„Anno domini millesimo quingentesimo EXXI! keria tertia post bartolomei obtlt jacobus
Kepper sub prorimo laplöe sepultus cuius anima requiescat ln pace."
Taf.54- Inneres. Chor und Langhaus. Das Gemeindehaus ist eine Halle westfälischen Charakters
mit nahezu glcichhohen Schiffen. Bemerkenswert ihre Raumverhältnisse und die reichen, wechseln-
den Einzclformen. Das Tragsystem: Vier runde Mittelpfcilcr mit Runddiensten für die Gurt- und
Scheidebögen. 8ür die Rippen junge Dienste, die in drei Viertel der Pfeilerhöhe durch Konsolen ab-
gefangen sind. Die im Westjoch haben die 8orm von gekrönten menschlichen Köpfen. An der West-
seite des mittleren Joches sind sie durch die Baldachine der modernen Pfeilerfiguren verdeckt. An
den Ostpfeilcrn schlichte, unten gerundete Kelchkonsolen. Die Pfeiler samt Diensten umzieht ein
Kämpferprofil aus Platte, Kehle und Wulst. An den östlichen Pfeilern nur an den Hauptdiensten,
an den östlichen auch an den jungen Diensten Kapitelle. Unter den Westpfeilern hohe attische Basis
über Schrägsockel. Die Ostpfeiler über gekehltem Sockel, ihre Dienste besitzen eine sehr flache, attische
Basis über hohem, vielseitigem Sockel. Den Pfeilern entsprechen an den Langwänden hoch an-
setzende, im 8lachbogen vorspringende Wandpfeiler mit sehr kurzem Dienftansatz über Kelchkonsole.
Die westlichen Wandpfeiler nur etwa in der Breite der Hauptdienste der Mittelpfeiler; die jungen
Dienste sind von unten her hochgeführt, weitere kleine Dienste, die den Schildbögen an der West-
wand und an den Scheidewänden entsprochen hätten, sind in 2 bzw. 3y2 m Höhe liegen geblieben.
Die Eckstützen im Osten sind Viertelrundpfeiler mit verstümmelten Basen. Die im Dreiviertel-Rund
vorspringenden Triumphbogenpfeiler entsprechen in Stellung, 8orm und Abmessung den 8rei-
pfeilern. Sie besitzen über Schrägsockel hohe attiische Basis — im Norden nicht ausgearbeitet —
und Kämpferplatte mit Kehlwulst. Die Dienste für Scheidebögen und Triumphbogen in großer
Höhe durch einem Knollenkapitell ähnliche Konsolen abgefangen. Die jungen Dienste fehlen.
Die Kapitelle mit Halsring. Die im Viertelkreis vorspringenden Eckpfeiler im Osten des Chores
Taf. 57' u. - sind von gleicher Bildung wie die des Triumphbogens. — Kapitelle. Ihre Ornamentik
zeigt eine fortschreitende Entwicklung von Osten nach Westen. Die Kapitelle der östlichen Eck-
pfeiler des Chores zeigen noch eine romanische Kcgelstumpfform mit flach aufgelegten Ranken und
Palmetten Die gleiche 8orm findet sich bei den Kapitellen des südlichen, westlichen und östlichen
Dienstes des südwestlichen Schiffspfeilers wieder, nur daß diese eine etwas tiefere Ausarbeitung
verraten. Die westlichen Lhorpfeilerkapitelle lassen bereits die frühgotische Kelchform mit aufgeleg-
ten Knollen oder aufgelegtem Blattwerk erkennen. An den östlichen Schiffspfeilcrn haben sich die
Stengelknospen entfaltet, schmiegen sich aber noch eng an die Kclchform an. Erst an den westlichen
Schiffspfeilern haben sich die Blätter voll entfaltet und lösen sich von dem Kelchgrund frei ab. Die
Blattbüschcl haben sich in vollsaftiger 8orm entwickelt und zeigen eine naturalistische Durchbildung,
während die früheren östlichen 8ormen nahe Beziehungen zum benachbarten Westfalen, insbeson-
dere zu warburg und Obermarsberg verraten, macht sich in den späteren Schiffskapitellen der
frühgotisch- Einfluß der Llisabethkirche in Marburg geltend. Die reifste 8orm zeigen die frei vor
dem Grund entwickelten Blattbüschel der Mittelschiffs-Zwischendienfte der westlichen Pfeiler, die
mit den Kapitellen des Süd- und Westportals eng zusammengehen. — Langhaus und Chor von
vo l k m a r s e n
177
spitzbogigen, gebusten Kreuzgewölben überwölbt; die Lappen stoßen allseitig gegen kantige Schild-
bögen. Die Scheidebögen sind gekehlt, ebenso der Gurt zwischen dem ersten und zweiten Joch
von Westen im nördlichen Seitenschiff. Oie übrigen Gurtbögen und der Triumphbogen sind
Wülste entsprechend ihren Diensten. Die Rippen profiliert im Birnstab zwischen Kehlen. Auf
die des Ostjoches sind je drei Rundscheiben aufgelegt, auf die des Chores ebenso viele reich pla-
stisch gearbeitete, unter sich verschiedene Rosetten. Im westlichen Mittelschiffsjoch die Rippen
erneuert, der Schlußstein modern. In den Seitenschiffen Gratgewölbe. Alle neun Gewölbe
der Kirche besitzen runde, im Dekor unter sich in ihrem Lichenblatt-Schmuckwerk ver-
schiedene Schlußsteine. Der des mittleren Mittelschiffsjoches ist bemalt: In der Mitte auf
Wappenschild das Schaumburg-Holstein'sche Wappen: das Nesselblatt. Die Umschrift ist
bei einer Neubemalung anläßlich einer der letzten Wiederherstellungen der Kirche offentsichtlich
falsch nachgezogen und entstellt worden. Wappen und Schriftzeichen deuten auf das 1b. Ih.
hin (wahrscheinlich anläßlich einer Wiederherstellung der Kirche angebracht). Die Inschrift hat
vielleicht folgende Bedeutung: „Adolf(us) G(ratia) D(ei) Hols(atia) A(nno) 15(4)6 Hoc O(pus)
Re(novavit)." Lin Graf Adolf XI. von Holstein-Schaumburg war 1546—1556 Erzbischof von
Köln. Volkmarsen gehörte zu dieser Zeit zu Kurköln. Der mittlere im Süden zeigt drei Lilien
in Rankenwerk, der östliche im Norden eine Rose. Der Schlußstein im Lhorgewölbe ist rhom-
bisch und trägt das Agnus öd in Llecblattumrahmung. — Das Ostfcnfter im Chor besitzt
schlichte Platten und Schrägen, das Südfenstcr gerade Laibung und Gewändekehle; im Win-
kel und vor dem Mittelpfosten Rundsäulchen mit Basis und Blattwerkkapitell. Im Lang-
haus sind die Ostfcnster und die östlichen Langwandfenfter ähnlich behandelt, nur sind die
Laibungskanten gekehlt und die seitlichen Säulchen sitzen in den Gewändekehlen. Im Süden
statt der Säulenschäfte pilafterartige Stege (vgl. Äußeres!). Die Fenster der Westseite haben
schlichte, tiefe Schräglaibung, die westlichen der Langseiten eine gleiche, dazu gekehltes Gewände
und Mittelpfosten. Dieser sitzt auf polygonalem Sockel und endigt wie die seitlichen Kehlen in
einem Lichenblattwerkkapitell, auf dem die Rundstäbe des Maßwerks aufsitzen. In der Lhor-Nord-
wand gerade geschlossener Zugang zur Sakristei mit Viertelstab im Gewände. In der nördlichen
Langwand in etwa ein Drittel der Höhe ein Mauerabsatz. Am Südostpfeiler Bauinschrift in
gotischer Minuskelschrift: „Anno öomini MCCCCIV Henricuö öc ßemöorp prcebiter feria
VI poes Mariae conccptionem funöator huiue altaris, cuius anlma reqlescat in pace". (Im
Iahre 1404, am 4. Tage nach Mariä Empfängnis, gründete der Presbyter Heinrich von Berndorf
diesen Altar. Seine Seele ruhe in Frieden.) Darunter eine Weihwasserbeckennische. An den drei
Chorwänden je eine Sakramentsnische.
Wandtabernakel. An der Nordseite des Chores. Sakramentsnische von Fialen flankiert.
Uber Rundbogcnöffnung Rosette in von Krabben besetztem Spitzbogengiebel. Als Abschluß Kreuz-
blume. Zwischen Fialen und Giebel Blendmaßwerk. Schmiedeeiserne Gittertür. Sandstein. (H.
1,97 m, Br. 0,80 m. Nische: H. 0.87 m, Br. 0,43 m, T. 0.39 m.) A. 14. Ih.
Wa ndtabernak cl.AmNordendederOftwand des Chores. Sakramentsnische in rechteckiger Form.
Konsole aus Hohlkehle von Rosetten besetzt. Abschluß durch Wimperg mit Kreuzblume, durch Maßwcrk-
fcnsterchen, Lamm Gottes mit Kreuzfahne, durchbrochen, mit Krabben besetzt. Seitlich Fialen mit Kreuz-
blumen. Sandstein. (Br. 0,60 m, H. 1,92 m. Nische: H. 0,50 m, Br. 0,37 m, T. 0,44 m). Um 1300.
Wandtabernakel. Zur Aufbewahrung der Ole. Rechteckige Wandnische mit Stabumrah-
mung. Darüber Dreieckgiebel mit Relief der Taube und den Buchstaben A und O. Als Abschluß Taf. 57«
drei turmartige Fialen. Sandstein. (H. 1,34 m, B. 0,60 m). A. 15. Ih.
12
178
vo l k m a rs en
Der Fußboden jn Chor, Langhaus und Turmhalle anstelle der ursprünglichen Sandfteinplatten mit
Fließen belegt. Der Chor um Z Stufen von Sandstein erhöht. Die wände und Gewölbekappen
verputzt und bemalt. Die Architekturteile geschlemmt und bemalt. Über dem Langhaus ein drei-
geschossiger Kehlbalkenstuhl, im untersten Geschoß dreifach, in den oberen zweifach stehend. Das
Chordach durch eine steinsichtig verputzte Sandsteinwand abgetrennt. Line große Spitzbogen-
öffnung dahin, offenbar nachträglich bis auf ein pförtchen zugesetzt, erscheint heute an der Lirchen-
seite als Blende mit Quaderfassung. Über Chor pfettendachstuhl mit Hängepfosten für die First-
pfette.
Die Lrdgeschoßhalle des Turmes, nahezu in gleicher Höhe mit der Kirchenhalle, im Spitz-
bogen nach dieser hin in fast der ganzen Breite geöffnet. Der den Gurtbögen entsprechende Profil-
wulst nur im Bogen selbst erhalten. Das spitzbogige Kreuzgewölbe ohne Rippen als Gratgewölbe
erneuert. Oie bis zur halben Höhe erhaltenen Rippen profiliert wie oben. Schildbögcn gefast. Der
Raum ist heute durch den Qrgelbogen in der Höhe unterteilt. Das Fenster in tiefer Schräglaibung.
Zu den Seiten des Westeinganges im halben Achteck vor eine spitzbogige Nische vorspringende
Weihwasserbecken. Die Wendeltreppe mit steinernen Blockstufen führt zu dem ursprünglich 1. Ober-
geschoß des Turmes und zum Kirchenboden. Zu beiden hin geöffnet mit Rundbogentüre. Reste der
Steinkuppel erhalten. Das Turmdach über Kreuzgebälk, mit Kaiserftiel und Quirlgebälk.
Die Marienkapelle. Zweigeschossiger Quaderbau mit Wulstsockel, über die Unter-
geschoßfenster hinweggekröpft, Traufe als Wulstkehle. Die Fenster des Untergeschosses im
Taf. 53- Norden gerade, das von außen zugesetzte im Westen im Spitzbogen geschlossene, bez.:
Zwischen den Nordfenstern Nische für Totenleuchte mit flachbogiger
Wulstrahmung. Reizvolles Renaissancegitter in Schmiedeeisen. Die
oberen Fenster in schwächlichem wulftkehlprofil, zweiteilig. Die
stichbogige Türe mit Platte und Kehlwulft profiliert. Rechteckige
Überdachung in Kehlprofil mit Rosettenabschluß. Darüber ein rechtwinklig vorspringendes La-
ternenhäuschen mit im Kielbogen geschlossener Nische. — Nach Westen abgewalmtes Pultdach in
Pfannendeckung mit Schieferkanten.
Im Innenraum Gratgewölbe aus rundbogigen Tonnen mit Stichkaxpen auf runder Mittelstütze
mit Sockel und in Wulst profilierter quadratischer Deckplatte. In der Ostwand Altarnische mit
vorkragender Sandsteinplatte. Dahinter zweiteiliges Spitzbogenfenfter, zum nördlichen Seiten-
schiff der Kirche führend. — Unter der Kapelle das Beinhaus: Bruchsteingewölbe auf quadratischer
Mittelstütze mit grober, unten abgerundeter Kämpferplatte. Einander durchdringende Rundbogen-
tonnen mit Stichkappen.
Sakristei. Das Außere in Quaderwerk über Schrägsockel und mit kleinem Traufwulft. Die
Strebepfeiler einmal mit Kehlgesims, ein zweites Mal mit Schräge abgetreppt; steile Pultdach-
abdeckung mit aufgesetztem Giebel; darin blindes Nasenmaßwerk. Im Osten ein zweiteiliges, im
Norden zwei dreiteilige Rundbogenfenster in Wulst zwischen Kehlen und innerer Kehle profiliert,
mit Fischblasenmaßwerk. Das Maßwerk im Ostfenster modern. Dicht über dem Sockel zweiteiliges
Fenfterchen in zwei Rundbögen mit Kielspitze geschlossen, mit gekehltem Gewände und Nasenmaß-
werk; sämtlich zugesetzt, das im Norden so, daß auch die Kehle des Innenprofils freiliegt. Das Dach
modern, ursprünglich mit dem des Chores zusammengezogen.
Der ungegliederte und sonst schlichte Innenraum erhält seinen Schmuck durch die reiche Profilierung
der Fenster aus Kehlen im Wechsel mit Platten, deren mittlere Glieder in den Seitengewänden
t>o!f marf en
179
ausgeschlagen sind, und durch die Konsolen für die gekehlten Rippen des spitzbogigen Kreuz-
gewölbes und für den gleichgebildeten Gurtbogen. Die mit drei Achteckseiten vorspringenden Lck-
konsolen tragen unter der in Kehle und Wulst profilierten Deckplatte einen Lichcnlaubkranz mit
8rüchten und darunter eine menschliche Maske. Die Mittelkonsolen, mit fünf Achteckseiten vor-
springend, haben die gleiche Abdeckung und eine umgekehrte Halbpyramide als unteren Abschluß,
im Süden von Eichenlaub umrankt. Runde Schlußsteine. Auf dem östlichen eine Rosette, auf dem
westlichen eine Maske in Blütenkranz. Wände und Rappen geputzt und geweißt. Rippen und
Laibungsprofile geschlemmt, darauf 8arbreste. Schlußsteine und Lonsolen rot und grün bemalt.
8ußboden rote 8ließen. In der Südwand ein Wandschrank. — Unter der Sakristei der Heizkeller.
Ausstattung.
Ehemaliger Hochaltar. Bruchstücke s. Obere und Witmar-Rapelle.
Gestühl, zum Teil gebeizt, mit Deckleiste, a) Im Mittelschiff, östlich des Ouerganges: die Taf. 5?»u.°
Scitenwangen in 8lachsthnitzerei (Beschlagwerk auf schwarzem Grund); als oberer Abschluß öf-
ters Muschel oder Halbkreispalmette; an der Rückwand des Gestühls eingelegte 8üllungen mit Deck-
leisten (Rundbogenarkade mit Volutenbekrönung); zwei Wangen an der südlichen Gestühlshälfte in
volkskunstmäßiger Beschlagwerkornamentik. Um 1600. b) Im Mittelschiff, westlich des Ouerganges
und in den Seitenschiffen: an den Seitenwangen schmale, hochrechteckige Blendfüllungen mit teils
glatter, teils geflammter Deckleiste, sowie Knorpelwerkohren und -voluten, als oberer Wangen-
abschluß Deckleiste. An den Vorder- und Rückwänden einfache eingelegte Rechteckfüllungen mit
Deckleisten, z. T. geflammt, und Blendfüllungen mit aufgelegten profilleiften. Um 1650. c) In der
Turmhalle: mst einfachen, symmetrisch profilierten Seitenwangen, als oberer Abschluß Deckleiste;
an der vorderwand eingelegte Rechteckfüllungen mit Deckleisten und Inschrift (Kapitale) „Godfr.
Berndls. Conr. Scottn. B. Henr. Gocklen. Hcrm. v. Rinteln. Iacob Dicken. Hildeb. Hugschen.
Anno domini 1610 8. Martii... anno 1654". 17. Ih.
Orgel. Prospekt braun überstrichen, Schrankgehäuse mit geradem Abschlußgesims, in der Mitte
vorgewölbtes Pfeifenfeld, geschnitzte Schleier. 1815. Das Werk mit mechanischer Traktur, Schleif-
laden, 17 klingenden Registern, 2 Manualen, sowie der freistehende Spieltisch E. 19. Ih.
4 Bronzeglocken mit Sechsbügelkronen.
a) H. mit Krone 0,89 m, 0 0,90 m. Am Hals zweizeilige Inschrift zwischen Schnüren (Kapi-
tale) „ln honorem del ter opt. map. et del parae vlrg. marlae kulus ecclesiae patronae et
omnlum sanctorumrelusa est kaec campana rellqulispost inceudlumrepertls anno MDCLVIII
(1SS8) pridle assumpt. V.^l.Vlrg." Unter der Inschrift 8ries aus geflügelten Engelsköpfchen.
Uber die Höhe der ganzen 8lanke (36 cm) Relief: Ornamentiertes Kreuz auf vier Streifen ge-
flügelter Lngelsköpfe. Am wolm und Schlag Schnüren.
b) H. mit Krone 1,02 m, 0 1,03 m. Am Hals dreizeilige Inschrift zwischen Schnüren (Kapi-
tale) „in caelum assumptae genltrlcl vlrglni marlae electse et dllectae del dedícala est haec
campana ecclesiae patronae et s. vito et donato m. m. expensls civitatis küss a. MDCCLXXV"
(1775). An der 8lanke 2 gleiche Reliefs: Muttergottes mit Lhristuskind und Szepter (H. 18 cm),
Unterschrift an dem einen Relief (Kapitale) „clypeus ómnibus ln sperantlbus", an dem anderen
„sub tuum praesidlum conkugimus". Am Wolm und Schlag Schnüren.
c) H. mit Krone 1,21 m, 0 1,27 m. Am Hals zwischen Schnüren 3 Streifen; im oberen Lor-
beerblätterfries, im mittleren die Inschrift (Kapitale) „Gott zur Ehre bin ich gegossen in Bühne
12*
180
Volkmarsen
den IZten August 1836". An der Aanke 2 Reliefs, Rruzifix (9 cm hoch) und Blätterkartusche
(H. 10,5 cm, Br. 15 cm) mit Inschrift „Christoph Gabel in 8rcienhagen goß mich". Am Wolm
und Schlag Schnüren.
d) H. mit Lrone 0,86 m, 0 0,88 m. Am Hals zwischen Schnüren 3 Streifen; im oberen Lor-
beerblätterfries, im mittleren Inschrift (Lapitale) „omnia cum deo et nihil sine eo 1836". An
der 8lanke 2 Reliefs, 1. Halbfigur der Muttergottes mit Lind und Szepter (H. 7 cm), 2. Rar-
tusche (s. Glocke c). Am Wolm und Schlag Schnüren.
Th e o p h i l u s j o ch in den Glockenstuhl eingebaut.
2 Br o n z e g l o ck e n (an der Oftseite der Turmhaube freihängend) mit Sechsbügelkronen.
a) H. 35 cm, 0 38 cm. Am Hals unter einem Lilienfries dreizeilige Inschrift (Äapitale) zwischen
Schnüren. Am Schlag zwei Schnüren. 1722.
b) H. 58 cm, 0 ca. 68 cm. Am Hals unter einem Lilienfries einzeilige Inschrift (Rapitale)
zwischen Schnüren, darunter 8ries aus geflügelten Lngelsköpfchen. Am Wolm 5, am Schlag
3 Schnüren. 17./18. Ih.
2 Paramenten schränke. Holz braun überstrichen. Zweitürig, eingelegte 8üllungen mit
Deck- (z. T. 8lamm-) leisten, alte Angelbeschläge. 18. Ih.
Taf. iv4> Reich aus Silber, vergoldet (H. 27 cm). Hoher Scchspaßfuß mit vielteilig geschwungenem Rand,
runder Schaft mit dreiseitigem, birnförmigen Nodus. Ruppa in hoher Äuppahülle. Diese sowie
Nodus und 8»ß in reicher Regenceornamentik. Auf dem 8»ßrand 2 Stempel: wiener Beschau für
13 löt. Silber von 1736 und als Meistermarke „ CIT" in herzförmigem Schild. Unter dem 8»ß
Silberplatte mit gravierter Stifterinschrift (Bernhard Heinrich von Germeten 1736).
p a t e n e aus Silber, vergoldet (0 16,3 cm). Zum vorigen Reich gehörig. Tellerförmig.
Reich aus Silber, vergoldet (H. 16,8 cm). Auf sechspassigem 8uß mit graviertem Weihekreuz
sechsseitiger Schaft. Der runde Rosctten-Nodus mit 6 Rotuln (in opakem blauen Glasfluß je ein
gotischer Minuskelbuchstabe des Namens „ihesus" eingesetzt). Das Schaftstück unterhalb des Nodus
zeigt auf kreuzfchraffiertem Grunde den Namen „iohans" (Johannes); konische Ruppa auf kleiner
Zungenrosette. 15. Ih.
patene aus Silber, vergoldet (0 15,6 cm). Zum vorigen Reich gehörig. Tellerförmig. Auf dem
Rand dasselbe weihekreuz.
Taf. ioo« Reich aus Silber, vergoldet (H. 21,5 cm). Der vielteilig geschwungene Rundfuß zeigt 3 Rocaille-
kartuschen, auf der einen graviertes Wappen mit Umschrift „8riedrich Carl von Reineck"; runder
Schaft mit dreiseitigem Nodus; becherförmige Ruppa in hoher, bauchiger Ruppahülle, die mit 3
Rocaillekartuschen verziert ist. Um 1745.
patene aus Silber, vergoldet (0 12 cm). Tellerförmig. Zum vorigen Reich gehörig.
Taf. 104- u.s Strahlenmonstranz aus Silber, teilvergoldet und aus Rupfer vergoldet (H. 78 cm). Auf
ovalem zweimal ausgebauchten 8«ß runder Schaft mit birnförmigem Nodus; darüber Blätterkelch,
in den die Strahlcnmonstranz eingesetzt ist. Der beiderseits verglaste, hochovale Lunulabehälter wird
hinten von einem größeren, vorn von einem kleineren Strahlenkranz umgeben (Strahlen aus
Rupfer vergoldet). Zwischen den Strahlenkränzen ein Ring von silbernen Wolken mit 2 adorieren-
den und 2 weihrauchfässerschwingenden Engeln. Ebenso wie diese sind auch zahlreiche geflügelte
Engclsköpfchen auf den Hinteren Strahlenkranz verstiftet. Uber dem Lunulabehälter ein besonderer
Strahlenkranz mit Halbfigur Gottvaters, unter dem Lunulabehälter die heilige Taube (Vollguß).
Volkmarsen
181
Als oberer Abschluß Iesusmonogramm mit Lreuz und 3 Nägeln in kleinem Strahlenkranz. 8"ß
und Nodus in reicher Regenceornamentik. Auf dem Fußrand und am obersten Strahlenkranz je 2
Stempel (f. Kelch 1736). Unter dem Fuß Silberplatte mit Stifterinschrift (s. Kelch 1736).
Lunula neu.
T au fs ch ü s s e l aus Zinn (0 27,1 cm). Rückfcits 2 Stempel: „Paderborn" und stehender Engel
mit Schwert, Waage und Umschrift „A De Giuli.. (Fei)n Zinn". Um 1800.
Skulpturen (im Pfarrhaus):
a) Hl. Agathe mit Palmzweig und Schale mit 2 Brüsten. Eichenholz, hellgelb bemalt, rückfeits
ausgehöhlt (H. 1,07 m). 2. H. 17. Ih.
b) Maria mit dem segnenden Christuskind, Lindenholz, hellgelb bemalt (H. 0,94 m). 2. H. 17. Ih.
c) 2 gewundene Säulen mit umgelegten Weinranken, Holz, hellgelb bemalt (H. ohne die neue
Sockelplatte 1,51 m). 2. H. 17. Ih.
a—c) sicherlich Teile desselben untergegangenen Barockaltares.
d) Christus mit Weltkugel und erhobenem rechten Arm. Holz, sehr wurmstichig, grau bemalt
(H. ca. 1,18 m). 1. H. 17. Ih- (Rechte Hand und Weltkugel zum Teil abgebrochen).
e) Christus mit Äreuz im rechten Arm und Lcndcntuch, auf Wolken sitzend. Relief aus Linden-
holz, bemalt inkarnat, dunkelgrau, hellviolett (H. 8? cm). E. 17. Ih.
f) Kruzifix (Altaraufsatz). Holz; schwarz, rot und inkarnat bemalt (H. Corpus 0,35 m). 17. Ih.
g) Vesperbild aus Lindenholz, Bemalung rot, blau, gold und inkarnat auf Lreidegrund Taf. 7s»
(H. 0,43 m). A. 16. Ih. (Lhristuskopf später ergänzt).
h) Sitzende Madonna auf einem Thron, mit erhobenen Handflächen; auf ihrem Schoß das Taf. 75»
segnende Christuskind mit gekreuzten Beinen und mit Bibel in der linken Hand. Maria und Christus
tragen hohe Kronen. Lindenholz; blau, weiß, gold und inkarnat bemalt (H. 36,5 cm). Ausgezeichnete
volkskunstmäßigc Arbeit in romanischer Komposition. 17. Ih.
i) Engel mit Palmzweig in der rechten Hand, Lindenholz, bemalt inkarnat, braun und gold
(H. 40,5 cm). Standplatte neu. 17. Ih-
k) und l) 2 Holztafeln aus der „Oberen Kapelle" mit aufgelegten Rocaillerahmen und figür-
lichen Reliefs aus Holz, mit Bemalung auf Kreidegrund in rot, blau, gelb, grau, gold und schwarz
(H. 1,78 m, Br. 0,82 m); um 1770. 1. Unter Baldachin Szene: Carl Boromäus verschenkt die
Kirchenschätze an die Armen, darüber rot gemalt (Kapitale) „dispersit et dedlt psuperlbus", auf
dem Figurensockel rot gemalt „8 Csrolus voromeus OPRS". 2. Unter Baldachin Szene: Die
sitzende hl. Anna zeigt dem Marienkinde in der aufgeschlagenen Schrift das Wort „Adonai" (alt- Taf. u*
testamentarischer Hinweis auf den Heiland). Über der Figur rot gemalt (Kapitale) „S. Anna
OPNBS".
m) Kruzifix aus Holz; weiß, hellgelb und schwarz bemalt (H. Corpus 1,50 m). 18. Ih. fc«f.756
Malerei (im Pfarrhaus):
a) H e i l i g e F a m i l i e auf der Flucht nach Ägypten. Ol auf Leinwand, neu gerahmt (H. 1,65 m,
Br. 1,14 m). A. 18. Ih. (ehemaliges Altarblatt?).
b) R o s e n k r a n z b i l d. Ol auf Leinwand; oben im Halbkreis abgeschlossen; in altem rühmen Taf. 56»
(Flammleifte), die untere Rahmenleiste neu (H. 2,03 m, Br. 1,26 m). Über Wolken Halbfigur der
Maria mit Lhriftuskind, beide halten je einen Rosenkranz, unten knien die hl. Vominicus und La-
tharina, zwischen ihnen Hund mit Fackel im Maul und Weltkugel mit Lreuz; im Halbrund ge-
182
v o l km a rse n
reiht 15 Rreismedaillons mit Szenen aus dem Marien- und Lhriftusleben. Unten Ln Fraktur aufge-
malt „otto steinröder und catharina Raul! coniuges d d (— dedicaverunt) anno 1708" (ehemaliges
Altarblatt)).
c) HI. Vitus. Dl auf Leinwand, oben rundbogig abgeschlossen, Holzrahmen neu (H. 1,75 m,
Br. 0,95 m). Der Heilige mit Märtyrerpalme und aufgeschlagener Bibel (auf dieser sitzt ein
Vogel), zu seinen Füßen liegt ein Löwe. Geflügeltes Lngelchen hält einen Lorbeerkranz über das
Haupt des Heiligen, l. H. 18. Jh.
Obere Rapelle
Auf dem Friedhof
Grundsteinlegung 1749 durch Pastor Scheck. Weihe am 25. Oktober 1756 zu
Ehren der hl. Johann Nepomuk und Carl Borromäus (pfarrakten). Die am Portal befindliche
Jahreszahl 1770 kann sich nur auf das Portal selbst und die darüber befindliche Figurennische be-
ziehen. von den drei ursprünglich in der Rapelle befindlichen Altären ist nur der Hauptaltar von
1773 erhalten geblieben.
Bestand
Barocker putzbau über Rechteck mit ^/g-Ostschluß (Abb. 63). Sandsteinquadersockel mit Wulst-
abdeckung, Rantenlisenen, hohe Rundbogenfenster mit schlichtem Sandsteingewände und Schluß-
stein. In der weftfassade ein reich umrahmtes Rund-
bogenportal; Rämpferfteine und Archivolte profiliert
in Rehle, Platte und Rarnies; Schlußstein überhöht,
Schild mit bekrönender Muschel; Plattenumrandung
in Schnecken aufgerollt; das gerahmte Herzschild mit
aufgemalter Inschrift in Kapitale „Äoe Maria Änno
1770". Außere Portalumrahmung aus Lisenen mit
Blenden, darüber steile, steife Schneckenkonsolen, die
die Stichbogenverdachung tragen. Diese profiliert in
Wulst, Plättchen, Platte und Rarnies. Zweiflügelige
barocke Brettcrtüre. Über dem Portal, mit ihm gekuppelt, Figurennische in schlichter Rundbogen-
umrahmung. In der Halbkuppel Muschel mit aufgelegter Rocaille und seitlich herabhängendem
stilisiertem Blattgehänge. Links vom Portal schlichte, mit drei Achteckseiten vorspringende Frei-
kanzel (H. 1,90 m, Br. 0,80 m). In der Ostwand hochliegendes, schlicht gerahmtes Rundfenfter.
Reiches Sandfteintraufgesims aus Sima, Hängeplatte, Rarnies und Stab. Satteldach mit west-
lichem Rrüppclwalm und vollwalmen im Osten, in Pfannendeckung mit Schieferkanten. Nahe
dem weftgiebel verschieferter, sechsseitiger Dachreiter mit spitzem Helm. — Das Innere ist ein
Saal mit moderner Brettertonne, Sandsteinplattenfußboden und geputzten und getünchten Wänden.
Abb. ds. Volkmarsen, Obere Lapelle. Grundriß. J: soo
Ausstattung. Altar in barocker Sarkophagform (mit Rctabel), aus Sandstein (H.
1,04 m). vorn aufgemalt in Rocaillekartusche das Lhristusmonogramm (gold auf blau) mit Lreuz,
3 Nägeln und Würfel; in der Deckplatte das Sepulcrum mit rechteckigem holzgefaßten Sigillum
(schwarzer Marmor), das 5 weihekreuze aufweift. 1773. Das Altarretabel aus Holz, neu
bemalt, z. T. alte Vergoldung vorhanden (H. ca. 4 m, Br. 2,75 m). Als Altarblatt Holzrelief:
Erlösung; in der unteren Zone die Seelen im Fegefeuer, oben Christus am Rreuz mit der fürbitten-
Volk Marsen
183
den Maria. Links und rechts des Altarblattes je ein mit reich verkröpftem Gebälk abgeschlossenes
pilasterbündel. Als oberer Abschluß symmetrische Komposition aus Voluten, Rocailleformen,
2 knieenden Lngelsfigurcn, Inschrift „ANNO 1773" und bekrönendem Strahlenkranz mit dem
Auge Gottes. Das Altarkreuz aus Holz vergoldet, auf vergoldetem Marmorsockel (H. 0,71 m,
H. Corpus 22,5 cm). 1773.
2 Holzfiguren (zu Seiten des Altares), neu bemalt (H. 1,45 m). Links hl. Joseph mit Lhri-
stuskind auf dem Arm, rechts hl. Nepomuk. Um 1773. Taf. 7i-
2 Holzfiguren (im Schiff), neu bemalt. Hl. Franziskus (H. 1,70 m), hl. Ioseph mit dem
Lhriftuskind auf dem Arm (H. 1,60 m). 2. H. 17. Ih.
Taufe (aus der Marienkirche), aus Sandstein (H. 0,89 m, oberer 0 1,22 m). Von Andreas Taf.53*
Herber aus Kassel. Mächtiger Rundkessel mit einem in Beschlagwerk ornamentierten unteren
Wulftabschluß; auf diesem die eingehauene Signatur „A B". Die etwas ausgeschwungene äußere
Kesselwandung ausgeteilt in 10 mit Relieffiguren besetzte rundbogige Felder, die durch kurze aus
Blätterhülleu emporwachsende Säulchen (Relief) begrenzt sind. In 9 Feldern je 1 Heiliger (wahr-
scheinlich 9 Apostel; gut erhalten nur 3 Apostel: Matthias mit der Lanze, Andreas und Paulus).
Ebenfalls erhalten im doppelt so großen 10. Feld die Taufe Christi, rechts offenbar anbetende
Stifterfigur. Das Becken später durch eingesetzte Steinschale verkleinert (0 42 cm). Der Tauf-
kessel ruht auf 3 sitzenden Löwen, von denen jeder ein Wappen hält: a) und b) unbekannt, c) Kreuz.
Glocke unzugänglich.
Ho ch a l ta r der Pfarrkirche, Bruchstücke aus Kalkstein und Alabaster, von Heinrich Papen. 1671.
a) Zahlreiche Bruchstücke der architektonischen Anlage und der Ornamentik.
b) Anbetung der Hirten. Relief (H. 1,73 m, Br. 1,06 m), oben im Halbkreis geschlossen. Taf. 56»u.7><
c) Paulus (H. 1,58 m).
d) Segnender Christus (H. 1,69 m).
e) Sitzende Maria mit Kind (H. 1,00 m).
Sakramentshäuschen (auf dem Friedhof) aus Sandstein (H. 3 m, Br. 1,10 m). Auf Taf.72-
dreiseitig profiliertem Fußftück quadratischer Unterbau, der auf 3 Seiten mit Sprüchen in ovalen
Girlandenkartuschen und dem Datum „Anno 1717 den 25. Martii" besetzt ist; auf der Vorderseite
Dornenkrone mit flammendem Herz und den Händen und Füßen Christi mit den Wundmalen.
Als Aufsatz rechteckige Nische, verziert an ihren beiden Außenseiten mit Fruchtgehängen und
Spruchinschriften in achteckigen Spiegelfeldern. Auf der inneren Nischenrückseite abgeschlagenes
Relief: Kruzifix mit Maria und Iohannes und auf den Innenseiten der Nischenwangen lateinische
Südlich der Straße nach Herbsen.
(♦ Ursprünglich Dorf und Gericht nordwestlich von Volkmarsen. — Medricki um
870. Medriki 965. Methirik und Metherike A. 12. Ih. Mederiche und Medriche um 1200. —
Braunschweigisches Lehen der von Gudenberg, ab 1541 der von der Malsburg. — Burg der
Familie von Mederich, 1236—1348 genannt, von der Burg ist der Turm erhalten geblieben.
Mederich-Rapelle
184
Volkmarsen
Die Grafen von Waldeck hatten hier Besitz. Line eigene Pfarrei bestand nicht. Die von Me-
derich stifteten 1312 eine Rapelle in Schmillinghausen. Im 16. Ih. wird eine Rirche zu Mederich
genannt. 1754 ist eine Rapelle vorhanden. Die jetzige Rapelle wurde 1843, „da die alte ganz ver-
fallen war", von Bernard Heinrich von Germeten neu errichtet. Prozession von Volkmarsen am
3. oder 4. Sonntag nach Ostern.
Bestand
Taf. so« Lleiner Lehmfachwerkbau, verputzt, über quadratischem Grundriß. Eingang mit flach spitzbogigem
Sturz, Rundbogenfenfter. Über Raftengesims flaches Zeltdach mit Biberschwanzdeckung. Auf der
Spitze Lisenkreuz. Im Inneren an der Westseite die Aufftandplatte für den Altar erhalten.
Wetter-Rapelle
Südlich der Straße nach Arolsen auf einem flachen Hügel unter Buchen.
(beschichte. Ursprünglich Pfarrkirche des ausgegangenen Ortes Wetter. — wettere 1250.
Wetter 1483. — pleban 1241. Pfarrei 1250. E. 15. Ih. wüst. — Jetzige Rapelle wahrscheinlich
Teil der ehemaligen Dorfkirche, erbaut 13. Ih. — Prozession von Volkmarsen am Tag der
Rreuzauffindung.
Bestand
Rleiner rechteckiger Sandfteinbau, (Abb. 64). Offenbar mit-
telalterlich, verputzt, an der Südoftecke in Werkstein er-
neuert. Wilder Feldsteinsockel, schlicht rechteckiger Eingang
im Osten. Über Traufbrett Satteldach mit Pfannendeckung.
Das Innere überwölbt von rundbogiger Längstonne, die
von gleich breiter Ouertonne durchstoßen wird. An West-
wand Altarblock, in Nordwand Wandnische. Der Sand-
fteinplattenbelag erneuert. Das Innere geputzt und wie das
Äußere geschlemmt.
Heiligenhäuschen bei der Wetterkapelle, Sandstein
(H. 2,50 m). An 3 Seiten des Sockels verwitterte In-
schriften (Rapitale), an der Vorderseite in ovaler Blatt-
girlandenkartusche. In der Nische verwittertes Relief: Ves-
perbild unter Baldachin. Dach mit Halbrundgiebel auf 3
Seiten und auf bekrönender Rugel. 18. Ih.
Wittmar-Äapelle
In malerischer Lage frei auf einem gegen das Gelände etwas erhöhten, nach Westen hin abfallen-
den Platze stehend, der von Stationssteinen und Linden umstellt ist.
(ñcschiihte. Ursprünglich Archiprespyterialkirche der ausgegangenen Ortschaft Wittmar. —
witmeri 963—1037. Withmare 1106—1128. Witmar 1239. Wytmaria 1279. witmaria 1360. —
Mainzischcs Lehen der Grafen von Lverstein, von diesen an die Groppe von Gudensberg weiter
verliehen. 1239 gibt Graf Otto von Lverstein das Patronat dem Lloster Arolsen. 1241 wird die
Rirche dem Rloster inkorporiert. Die Rirche war der Jungfrau Maria und den Heiligen Martin
und Lucia geweiht. Im 13. Ih. unterstanden ihr die Rirchen zu Volkmarsen und Benfeld.
A. 16. Ih. ist die Ortschaft wüst. — Rirche romanisch. Im 17. Ih. verändert und Anbau einer
Abb. -4. Volkmarsen, wetterkapelle.
Grungriß. 111oo
Volkmarsen
185
Lapelle. Die Lapelle untersteht der Pfarrei Volkmarsen. — Große Prozession von Volkmarsen
am Himmelfahrtstag.
Bestand
Grundriß. (Abb. 65). Erhalten sind drei Ioche, offenbar vom Mittelschiff einer mehrschiffi-
gen Hallenkirche. Zwischen und von außen gegen die ursprünglich freistehenden, auffällig nach
außen geneigten Gewölbepfeiler sind senkrecht stehende jüngere Mauern als Schale für die zur
Lapelle verkleinerte Lirche hochgeführt und durch Strebepfeiler abgestützt. Der Westseite ist spä-
ter eine quadratische Halle vorgelegt, die, wie die im unteren Teil erheblich stärkere Mauern ver-
muten lassen, dazu bestimmt war, einen Turm zu tragen. Der Südwand des Ostjoches, des
heutigen Chores, ist eine quadratische, dem Westanbau im Stilcharakter verwandte Außcnkapclle
vorgelegt.
Aufriß: Äußeres.
Bruchsandsteinbau, man-
gelhaft verputzt, von dem
mit verbauten alten Arka-
denmauerwerk sind Teile
an der Nordseite äußerlich
erkennbar. Die Ostmauer
besitzt eine Ouaderabdek-
kung. Die Strebepfeiler im
Osten aus sauberem Oua-
derwerk, die übrigen aus
Bruchstein mit z. T. erneu-
Abb. Hs. Volkmarsen, Wittmar-Lapelle. Grundriß. soo ekter OuaderabdkckuNg. An
der Südseite schlichte Tür-
öffnung mit Ouadergewände und Balkenfturz. Schlichte, einflügelige Vierfüllungstüre, barock,
darüber rechteckig ausgeschnittenes Fenster. Ein ebensolches, mit bündigem Holzrahmen, zum Ost-
joch. Zum Mitteljoch ein Rechteckfenster in Ouaderfassung. Lin entsprechendes in der Nordseite,
mit gekehltem Sturz. Der weftanbau aus unregelmäßigem Ouaderwerk mit sauberer Lanten-
fassung (z. T. verputzt). An Westseite Rundbogentüre in schlichter Werksteinfassung. Holztüre wie
im Süden, mit Oberlicht im Bogen. Darüber eingeschnittenes Rechteckfenster. Über Schiff und
Westanbau barockes Walmdach in Pfannendeckung. Am Westende des Firstes sechseckiger Dach-
reiter mit Zwiebelhelm, verschiefert. Die Außenkapelle aus Lehmfachwerk auf Bruchstein-
bzw. Ouadersockel. In der Südwand breite, vergitterte Öffnung mit abgeplattetem Holzrahmen,
gerade geschlossen mit Stichbogenzwickeln. Darüber Rechteckfenster. Satteldach mit pfannendcckung.
Inneres. Mit rundbogigen Gratkreuzgewölben überdeckter Raum. Die Pfeiler treten in halber
Lreuzform vor die wand; z. T. zerstörter Schrägsockel, Lämpferplatte mit unterer Schräge.
Die Scheidebögen zum großen Teil durch die Ausmauerung zugesetzt. Leine Gurte, nur am West-
ende ein Rundbogengurt als Abschluß. Dagegen gelegt die Ostwand des Westanbaues, mit
einer schmaleren Rundbogenöffnung und einem darüber liegenden, von dem Gurtbogen zum Teil
überschnittenen Rundbogenfenfter. Die Stichbogennischen der hochliegenden Fenster bis auf 1 m
Höhe über dem Fußboden herabgeführt. In der Lhorsüdwand Stichbogennische. (Offenbar Rest ei-
Taf. 83 >
Taf. 65
186
Vo l k m a r s en
ner durch die vorgelegte Kapelle verdeckten «Öffnung). Sandfteinplattenfußboden, im Westanbau
eine Stufe tiefer. Lhorstufe mit Wulstprofil. Im Westanbau flache Decke, Mauerabsätze an den
Außenwänden. Das gesamte Innere ist geputzt und getüncht, z. T. bemalt. Kehlbalkendachftuhl
mit nach außen geneigten Stützen. Das Dachwerk des Türmchens auf Kreuzgebälk. — Die Kapelle
innen geputzt, mit hölzerner Brettertonne über barockem Holzgesims.
Ausstattung. Altarretabel (in der angebauten offenen Halle) aus Holz, neu bemalt
(H. 3,32 m, Br. 2,40 m). Auf dem Sockel Rechteckblendfüllungen mit geflammten Deckleisten. In
der Mitte der Hauptzone Holzrelief (umrahmt von 8lammleisten): Anbetung der Hirten, seitlich je
eine Säule mit verkröpftem Gebälk, Knorpelwerkohren mit geflügeltem Lngelskopf. Als schmälere
zweite Zone Holzrelief der Verkündigung, gerahmt von Mmmleiften; als oberer Abschluß ge-
flügelter Lngelskopf. Um 1660.
Taf.75* Kruzifix aus Holz, gestrichen, H. (Corpus) 1,15 m. Mit schwach im Ellenbogen eingewinkel-
ten Armen, in der Dornenkrone eiserne Nägel. Derbe Volkskunftarbeit. Um 1600.
Kruzifix aus Holz, gestrichen (H. Corpus 1,22 nt). Die Arme gestreckt. Auf der rechten Seite
fällt der Lendenschurz herunter. E. 16. Ih.
Bruchstücke des ehem. Pfarrkirchen-Hochaltars (vgl. Obere Kapelle). 3 Standfiguren
Taf. 7i-u.» aus Kalkstein, H. 1,55 m. a) Petrus b) Vitus c) Hlg. in Diakonentracht: Laurentius (nach pfarr-
chronik).
Holz kreuz (an der östlichen Kapellenmauer) mit den aufgehefteten Plastiken: Schweißtuch der
Veronika, den Händen, 8üßen und Herz mit den Wundmalen, Lanze, Hammer, Zange, Stab mit
Schwamm, Rute; Spruchband I N R1« Etwa 3 m hoch. 18. Ih.
H o l z k r e u z (an der südlichen Kapellenmauer, zerstört), wie das vorige. 18. Ih.
Altar (vor der östlichen Äapellenmauer) in Blockform, aus Sandstein (H. 0,71 m, Br. 1,13 m),
Etwas überstehende Deckplatte mit Kantenprofilen. 18. Ih.
Altere Glocke unzugänglich.
Bildstock (auf dem Kapcllenplatz) aus Sandstein (H. 2,70 m, Br. 2,05 m). Auf profiliertem
Sockel Rachitische, flankiert von gedrehten Halbsäulen. Als oberer Abschluß Mchbogen mit 2
drapierten Vasen. In der Nische Relief: Kreuz mit Hammer und Zange, mit Lanze und Stange
mit Schwamm, mit Rute, den Händen, 8üßen und dem Herz mit den Wundmalen; in der Kreuzes-
mitte älterer hölzerner Lhristuskopf eingesetzt (Relieftiefc 7,5 cm, um 1700). Am 8lachbogen 8rak-
turinschrift „Lonacio Lammerarii Henrici Thill 1812".
14 Kreuzweg st ationen aus Sandstein (rings um die Kapelle gesetzt).
a) 7 in Stelenform (H. 1,15 m). 1768. Mit kleinen Holzkreuzen und kurzen, unleserlichen In-
schriften.
b) 7 in Turmform (H. 2,80 m). 2. H. 18. Ih. Mit kleinen aufgehefteten Holzkreuzen.
H e i li g c nh ä us ch en (an der Südoftecke des Kapellenplatzes) aus Sandstein (H. 2,10 m).
18. Ih.
Rathaus
Als südlicher Abschluß am Marktplatz gelegen.
(Geschichte. Erbaut 14. Ih. — Umfassende Wiederherstellung unter Mitwirkung der Denk-
malpflege 1934/35.
Volkmarsen
187
Bestand
Äußeres. Zweigeschossiger Sandfteinbau über regelmäßigem Rechteck, mit der nördlichen Lang-
front gegen den Marktplatz gestellt. Unregelmäßiges Ouaderwerk, untermischt mit Bruchstein,
breit gefugt. Die Schmalwände durch ein um die Hauskanten herumgreifendes Kaffgesims
unterteilt, das bei der Erneuerung von 1934 über die ganze Marktfassade hin ergänzt worden
ist. Dort gleichzeitig ein verschieferter Turm auf zwei Holzfäulen über einer zweiarmigen
8reitreppc der Mitte vorgelegt. Die Treppe führt zu einem vermauert gewesenen Spitzbogenportal.
Das Gewände, Ln Wulst und Kehlwulft profiliert, nach Vorbild der Ln den Schmalseiten liegen-
den Portale erneuert. In das an der Ostseite, zu dem einst eine zweiarmige Treppe hinaufführte,
ein Rechteckfenfter eingesetzt. Die Treppe zu dem weftportal ebenfalls erneuert. Uber ihm in Höhe
des Obergeschosses 2 Wappenschilde, schräg gegeneinander gelehnt. Das linke geteilt, das rechte ge-
teilt und gespalten. Die Werksteingewände der rechteckigen 8enster an der Nord-, Ost- und teilweise
der Südwand nach einem alten Muster in der Nordwand mit Kehlprofil und Steinkreuz erneuert.
Im Obergeschoß in der Mitte der Südwand außerhalb des 8ensters ein zweites älteres Gewände
(einer vermauerten Ladeöffnung?). An der Ostseite eine im Giebel geschlossene 8igurennische; das
vorgelegte Gewände gleich dem der Portale profiliert, nach außen abgeschrägt. An der Rückfront
eine zweite Nische. Das Gewände, in der Mauerflucht, mit tiefer Kehle zwischen 8asen profiliert.
Die Dachgiebelflächen 8«chwerk, das am Ostgiebel übergesetzt. Über einer auch unterhalb der Gie-
bclflächcn umlaufenden Sandfteintraufkehle ein Satteldach mit moderner Pfannendeckung in
Schieferfassung.
Inneres. Das Erdgeschoß wurde offenbar einst von einer einzigen großen Raufhalle eingenom-
men, mehrfach verändert, zuletzt 1934/35 durch Einbau einer großzügigen Treppenanlage. Er-
halten ist aus der alten Halle die 8orm der kräftigen Lichenholzstützen für zwei Längsunterzüge: ge-
faste Vierkantsäulen mit in flachem Kielbogen ausgeschnittenen Kopfbändern, nach altem Teil er-
neuert. Zweigeschossiger, doppelt stehender Kehlbalkendachstuhl, zum Teil erneuert. Unabhängig da-
von längs gestellte Hängewerke für zwei Längsunterzüge. Der Keller von außen her durch ein«
Rundbogentüre an der Marktseite zugänglich. Anstelle des alten Kellerhalses führt heute eine 8rei-
trcppe hinab. Der Kellerraum rundbogig überwölbt, im Ostteil durch bis zum 8ußbodcn hinab-
reichende grätige Äreuzgewölbe, im westteil durch Längstonnen.
vikarie
vikariestraße Nr. 1. Eigentum der katholischen Äirche. Patronat 8amilie von Germe-
ten, jetzt Kindergarten. Ehemals Kapelle. Sie stand hier am Westrand der Stadt, wo sich die
älteste Ansiedlung von Volkmarsen befand. Ls handelt sich daher vermutlich um die dem hl. Lau-
rentius geweihte Kirche, die 1283 genannt und später als Capelle bezeichnet wird. Da sich daneben
ehemals das Hospital befand, wird es sich wahrscheinlich auch um die in der Stiftungsurkunde der
Lommende ad St. Vitum vom Iahr 1438 genannte „Lapella Hospitalis extra muros" handeln.
Die Kapelle hat bereits im 16. Ih. Veränderungen erfahren. An der Südseite wurde ein Re-
naissanceportal eingesetzt. Die spätere Einfügung deutlich erkennbar. Ebenso wurde an der Südseite
das gestreckte Rundbogenfenster zu dieser Zeit geschaffen. Vollständiger Umbau zu einer Vikarie 1747.
Zweigeschossiger Wohnbau. Einbruch des Portals an der Nordseite und der Barockfenster daselbst.
Vom ursprünglichen Bau sind die Mauern der Nord- und Südseite, sowie die Grundmauern der
Ostapsis, fünf Seiten eines Zwölfecks, erhalten. Die Oftseite wurde durch eine gerade wand abge-
Taf. 59'
Taf. 59-
188
Volkmarsen
schlossen. An der Westseite neuerer Erweiterungsbau. Über dem Renaissanceportal der Südseite
Rankenornamcnt. Am Nordportal Inschrift in Kapitale „Renovavit Ioan Christ Godef de Ger-
mctcmturius. 1747". Satteldach mit 8achwcrkzwcrchhaus aus neuerer Zeit.
Schulhaus
Erbaut 1822. Zweigeschossiger Sandftein-Ouaderbau über rechteckigem Grundriß von 4 :7 Achsen,
plattensockel, Kantenlisenen, schlichte Umrahmung der rechteckigen 8enster. An der Straßenfront
flach vortretendes Mittelrisalit von drei Achsen. Im Erdgeschoß drei hohe Rundbogentüren mit
Plattcn-Gewändc, Kämpfer als Gurtband ausgebildet. Die Türe und das 8enster der Mittelachse
nur als Blenden angelegt (vor Mittelwand!). Klassistisches Holzgesims. Walmdach mit pfanncn-
deckung. Uber dem Risalit ein sehr flacher Giebel in 8achwerk.
Steinhäuser
Hospitalstraße Hr. 4. Altes Steinhaus; an der Nordseite (Giebel) zum Obergeschoß rund-
bogige Tür, gefastes Gewände. Das Schrägbrett der Traufe stößt am Steingiebel gegen Konsol-
steine. Rundbogige Tür im Erdgeschoß der Hofseite (Osten) gefast. Hof abgeschlossen durch 8ach-
werkspeicher. Neben dem Steinhaus Tor, in dessen Sturzbalken: 1845, das Christusmonogramm
und PFÄRRHERR REINHOLD.
Niedere StadtmauerNr. 23. Steinhaus an der Westseite der Stadt, jetzt als Stall ver-
wendet. von geringen Ausmaßen. Zweigeschossig. An der Nordseite Rundbogenfenster. An der
Westseite kleine Luken. An der Ostseite Rundbogentür. Material: Lagerhafter Bruchstein mit Werk-
fteineinfassung. Mittelalterlich.
MönchepfuhlNr. 17. Mittelalterlicher Steinbau, Wohnhaus, ehemals bis 1803 dem Kloster
Corvey gehörig. Vielleicht die 1155 erwähnte „Curia volkmaressen" des Klosters Corvey. Seit
1803 im Besitz der 8amilie von Rinteln. Keller quadratischer Raum mit Mittelpfeiler. 4 in den
Ecken sich durchkreuzende Tonnengewölbe. 3 Geschosse. Kleine 8enfter. Räume in neuerer Zeit unter-
geteilt. (Maucrstärke des Erdgeschosses 1,35 m, des 1. Obergeschosses 1,15 m, des 2. Ober-
geschosses 0,95 m.)
Hindenburgstraße Nr. 48. Wohnhaus, ehemals Klostergebäude (?). Steinbau mit goti-
schem Portal. An der Rückseite Rundbogentür. Keller mit grätigen Kreuzgewölben. Diele mit alter
Balkendecke. Satteldach mit 8-pfanncn. 14. Ih.
Taf.77» Geilingstraße Nr. 6. Scheune; gotisches Steinhaus mit Treppengiebel an der Südseite.
Gotische 8enftergewände profiliert mit Hohlkehle. Gesims mit Hohlkehle. Am Giebel seitlich
Tierfratzc.
Bürgerhäuser
Herrschender Typ niedersächsisches Bauernhaus mit Tenne. Zweigeschossig. 8achwerk auf Stein-
sockel. Obergeschoß vorgekragt. Satteldach mit 8-pfannen. Giebelseite zur Straße. Die einfacheren
Bürgerhäuser ohne Tenne, Giebelseite zur Straße. Haustür meist mit 8reitreppe. Die älteren
Häuser vielfach mit Ecksäulchen und korinthisierenden Kapitellen.
Baustraße
N r. 1. Wohnhaus mit Scheune. Dreigeschossig, auf Werksteinsockel. Obergeschoß vorgekragt.
Volkmarsen
189
(DucrgcbälE Karniesprofil. 11X14 (+ 9) Gefache. Anbau mit Scheunentor. Langseite zum Teil
massiv erneuert. Hauptfront Giebelseite zur Seitenstraße. Satteldach, 8-pfannen. Biedermeier-
haustür. Am Pfosten Rollwerkornament, flach geschnitzt, und stark verwitterte Inschrift, noch
lesbar: Anno 16 ...
Hr.3. Wohnhaus, 18. Ih.
Nr. 5. Bauernhaus mit Tenne. Tennentor zugemauert und mit Biedermeierhaustür versehen. Taf.76«
Obergeschoß und Z Giebelgeschosse vorgekragt. Ouergebälk Karniesprofil mit reich geschnitz-
tem Rankenwerk. Ebenso am Torpfosten. Eckpfosten mit Säulen und korinthischen Kapitellen.
Am Ouergebälk Inschrift in erhabener Kapitale „(R)edlichkeit ist eine schone Dugend vor das Alter
und auch d(ie) (I)ugend. Ob selbige schon wird gedrucket so wird sie dog nicht unterdrückest)".
Uber dem Tor: „Als man ein 1707 zählte, habe ich Berendt Jost von Germete auf Gott vertrauet
und dis Haus gebauet. Hüte Dich. Auge nicht in diesem Hus, sonst gehe bald zur Dur hinaus.
Ls mogle sonst Gott von Himmelreich strafen, Dich und mich zu geleich. Den 4. Oct.".
8 i s ch e r st r a ß e
Nr. 8 . Wohnhaus L. 18. Ih.
Nr. 10. Wohnhaus 1716.
Nr. 12. Wohnhaus ohne Vorkragung. Am Ouergebälk Inschrift und Jahreszahl 1719 sowie
korinthisierende Ranke.
Nr. 13. Wohnhaus, erb. 1707.
Nr. 14. Wohnhaus. A. 18. Ih.
Geilingftraße
N r. 6 . Wohnhaus mit Scheune. Zweigeschossig, wcrksteinsockcl. Obergeschoß vorgekragt. Ouer-
gcbälkprosil Schräge und viertelstab. 6 Gefache und Lrkervorbau rechts von 3 Gefachen. Lang-
seite mit Scheunentor 8 Gefache. Satteldach mir 8-pfannen. Giebelseite zur Straße. Türpfosten
mit Rollwerkornament. Eckpfosten mit Hohlkehle und Lerbschnittmuster. In der Giebelspitze Sonne
und Jahreszahl 1663. In der Giebelspitze des Erkers Sonne und Monogramm Christi und Mariae.
Hr. 10. Wohnhaus. Lckpfoßen mit Säulen und korinthisierenden Kapitellen. Am Ouergebälk In-
schriften in erhabener Kapitale und Jahreszahl 1754.
Nr. 12. Wohnhaus. Ouergebälkprofil Karnies mit Platte. Eckpfosten mit Säulen und korinthi-
sierendcn Kapitellen. Am Ouergebälk Inschrift und Jahreszahl 1755. Uber der Haustür ein Spruch.
Heumarkt
N r. 2. Wohnhaus. Ouergebälk Viertelstabprofil mit Rankenschnitzerei. Im Giebel Monogramm
Christi, Rankcnwerk und Kruzifix. Darunter „Soli Deo Gloria". 2. H. 17. Ih.
Nr. 8. Wohnhaus. Am oberen Ouergebälk Inschrift in erhabener Kapitale: „Ach Got tu was
uns selig ist / Mehr will wir nicht begehren / Und hilfs das wir ohne Hindernüs / Uns christlich
thun ernehren". Am unteren Ouergebälk Namen und Jahreszahl 1732.
Nr. 2 4. Wohnhaus. Am Ouergebälk des Giebels Inschrift in erhabener Kapitale:
„Uenricus Wilms et Maria Gertrudis Fischer Sibi suisque Faoentc Coclo has posuerunt Äeöee."
A. 18. Ih.
Hindenburgstraße
N r. 12. Wohnhaus. 1776.
Nr. 14. Wohnhaus. A. 18. Ih.
N r. 1 6. Wohnhaus, 18. Ih.
190
Volkmarsen
H r. 2 1. Wohnhaus, dreigeschossig. Modern verputzt und verschalt. Im 2. Obergeschoß Eck-
säulen mit korinthisierenden Lapitellen. Im Giebel Monogramm Christi und „Soli l)eo Qloria".
Biedermeiertür. 18. Ih.
Hr. 23. Bauernhaus mit Tenne. 18. Ih.
Nr. 3 5. Wohnhaus. Giebel in 3 Geschossen vorgekragt. Satteldach mit Zwerchhaus. Ouer-
gebälkprofil Viertelrundstab mit Seilmuster. 18. Ih.
Nr. 3 6. Gasthaus „Zur Lrone" am Markt. Das Haus wurde 1838/39 aus dem Dorf Zwergen
nach hier übertragen. Rechte Seitenfront ursprünglich Hauptfront. Zweigeschossig. Werkstein-
sockel. An der ehemaligen Hauptfassade Obergeschoß vorgekragt und zum Teil verputzt, freiliegend
12 Gefache. Scheunentor und Hauseingang zugemauert. Giebelfront zum Markt mit moderner
Blechverkleidung. Haustür mit 8reitreppe, links Scheunentor. Satteldach mit 8-pfannen. Über der
ehemaligen Haustür Inschrift in erhabener Lapitale: „Iohann Henrich Wigand und Gerdruch
Elisabeth (w)agener haben Gott vertraut und dieses Haus gebaut Anno 1810 den 15. Iuni".
Darüber zwei Sterne. Über dem Scheunentor: „Und der Herr sprach zu ihm: Ich habe Dein Ge-
bet und 8lehen gehört, das du vor mir gestehet hast und habe dis Haus geheiliget, das du gebauet
hast das ich meinen Namen daselbst hinsetze ewiglich". Darüber zwei Sterne.
Nr. 3 9. Bauernhaus mit Tenne. Ouergebälk mit Larniesprofil. Pfosten des Tores mit Lugel-
und Lerbschnittmuster. Über dem Tor Inschrift. 17. Ih.
N r. 4 1. Wohnhaus, erb. 1669.
N r. 4 3 . Wohnhaus, 18. Ih.
Nr. 5 2. Bauernhaus mit Tenne. 18. Ih.
pfortenftraße
N r. 3 . Wohnhaus mit moderner Blechverschalung. 18. Ih.
Nr. 15. prächtiges Wohnhaus mit Scheune. Zweigeschossig. Werksteinsockel. Obergeschoß
vorgekragt. Ouergebälkprofil Larnies mit Platte. 12X10 Gefache. Satteldach, 8-pfannen. Haus-
tür mit zweiläufiger Treppe mit Iahreszahl 1820. Eckpfosten, Türpfosten und Scheunentor mit
Taf. 63» reicher Rankenschnitzerei. Über dem Scheunentor: „Anno 1687 den 15. Iuli". Am oberen Ouer-
gebälk Inschrift in erhabener Lapitale: „Ledes Vulkans kaptas kenovavlt Joannes Schöm-
berg + Chrletina Uxor errat Kanneglsser Ä V." Am unteren Ouergebälk: „sslammineo Vekende
veus Vepelle perlcla Lnnue blunc Votis blostrls lZonltate kerenni." An der Langseite:
„Quas Vulkane ferox üapiebas bignlbus Ledes. - krotegat extructas semper devina kotestas".
Am Türpfosten verstümmelte Inschrift.
Nr. 19. Wohnhaus. Ouergebälk und Türpfosten mit Rankenschnitzerei. Balkenköpfe mit 8ratzen.
Am Giebel: „Soll Veo (Gloria)". Am Ouergebälk: „Alle die mich kennen Gebe Gott was sie mir
gönnen". A. 18. Ih.
Nr. 21. Wohnhaus. Rechte Seitenfront massiv erneuert. Am Giebelgebälk Rankenschnitzerei.
Ouergebälk Viertelrundstabprofil mit Seilornament und Perlschnur. A. 18. Ih.
N r . 2 3 . Wohnhaus. A. 18. Ih.
Popenteich Nr. 2. Bauernhaus mit Tenne. Ouergebälkprofil viertelstab. Eckpfosten mit ge-
schnitzten 8ratzen, Scheunentor zugemauert, mit Haustür versehen. Pfosten mit reicher Ranken-
schnitzerei, darüber Monogramm Christi und Mariae. Überm Tor Inschrift in gestochener Lapitale
mit Iahreszahl 1740. Darüber zwei geschnitzte 8iguren von Mann und 8rau. Am Giebelgebälk
schlecht erhaltene Inschrift in Lapitale.
Volkmarsen
191
Siebenbürgen N r. 2. Wohnhaus. Haustür von Säulen mit korinthisierenden Lapitellen
flankiert. Am Quergebälk Inschrift. Erb. 1738.
wächterftraße
VI r. 1. Wohnhaus. Erb. 1712.
H r. 3 . Wohnhaus, dreigeschossig. A. 18. Ih.
Nr. 4. Wohnhaus. 1799.
VI r. 8 . Wohnhaus. Giebelgeschosse vorgekragt. Quergebälk Larniesprofil. Türpfosten mit Ran-
kenschnitzerci. An den Balkenköpfen des Giebelgebälks 8ratzen. Über der Haustür Inschrift, nur noch
teilweise lesbar. Über den Fenstern der rechten Seite Inschrift in erhabener Lapitale: „Alle
die für über gehn dis lesen und mich kennen den gebe Gott was sie mir gönnen. Under dessen wil
fürchten Gott und halten sein Gebot".
Nr. 10. Wohnhaus. 1720.
N r. 11. Wohnhaus. A. 18. Ih.
N r. 1 8 . Wohnhaus. Dreigeschossig. 2. Obergeschoß leicht vorgekragt. Quergebälkprofil Lärmes
mit Platte. 1725.
wittmarftraße
N r. 6 . Bauernhaus mit Tenne. L. 18. Ih.
N r. 8. prächtiges Bauernhaus mit Tenne. Dreigeschossig. Steinsockel verputzt. Obergeschosse
vorgekragt. Quergebälkprofil Larnies mit Platte. 9X6 (Langseite) Gefache. Satteldach mit 8-
pfannen. Giebel zur Straße. Eckpfosten mit Säulchen und korinthisierenden Lapitellen. Tor-
pfosten mit geschnitzten Ranken. Über dem Scheunentor Inschrift in erhabener Lapitale: „Cratio
Engelharr und Llisabeta dessen Ehe 8rau haben Gott vertrauet und dieses Haus in 8rid und Einig-
keit gebaut, in dem Jahr 1718 dem 15. Brackmond". Darüber als Lonsole des Quergebälks Ge-
sichtsfratzen, links mit heraushängender Zunge.
Nr. 11. Wohnhaus. Quergebälkprofil Lehle und Rundstab. Moderne Backsteinfüllung. Tür-
pfosten mit Rankenschnitzerei. 18. Ih.
Heiligenhäuschen
(gegenüber dem Bahnhof) aus Sandstein (H. 2,10 m). An der Vorderseite des Sockels verwitterte
Inschrift in Lapitale; Aufbau ohne Nische, an der Vorderseite im halbkreisförmig geschlossenen 8eld
Relief: Christuskind mit Maria und Joseph; an den Seiten Spruchinschriften in Lapitale. Halb-
kreisförmiger oberer Abschluß. 18. Ih.
Heiligenhäuschen
(an der Straße nach Herbsen) aus Sandstein (H. 1,70 m). In der rechteckigen Nische Holzrelief der
Maria mit Lind (Halbfigur), unbemalt; schmiedeeisernes, altes Nischentürchen; an der rechten
Nischenseite außen, in achteckigem Spiegelfeld (barocke Lursive) „1782 .... Joannes Petri Hül-
seburg Salicet Joannes Hentzen et Maria Elisabeth Hülseberg Renovaverunt". Auf dem halb-
runden Dach neues Steinkreuz.
Heiligenhäuschen
Im „Lapellenbruch", halb verfallen.
192
volkmarsen
Heiligenhäuschen
(an der Ecke Brcunaer—weldaer Straße) aus Sandstein (H. 2,40 m). Am Unterbau ovale Zn-
schrifttafel in Girlandenrahmen (eingchauene Lursive, verwittert). Um 1700.
Heüigenhauschen
(an der Weldaer Straße vor dem Rrankenhaus) aus Sandstein (H. 2,35 m). vor der Nische
schmiedeeisernes GLttcrtürchen „Anno 1823"; an der äußeren Nischenseite in einem Ovalfeld Stif-
terinschrift in Rapitale „Heinrich Rest u. dessen Ehefrau Agatha wasmuth Habens machen lassen im
Jahr 1819"; im Halbkreisfeld des Daches Chriftusmonogramm mit Lreuz und Herz. In der Nische
2 bemalte Ralksteinfigürchen (volkskunftarbeiten): Die hl. Agathe, in der Linken Schale mit
2 Brüsten (H. 0,33 m); Vesperbild (Marienkopf fehlt, H. 0,24 m).
Hl. Nepomuk
Taf. 752 (ctUf der Brücke der Straße Volkmarsen—Welda) aus Sandstein mit Resten verwitterter Be-
malung (H. einschließlich Standplatte 2 m). vorn auf der Standplatte in Rapitale „8. Joannes
hlcpomucen"- auf dem Sockel in achteckiger Schrifttafel (Kapitale) „»(omlnus) lO(Kannes)
Jacob Verfng Camerariu6 et seabinus Volemariae posult anno 1744 D16. May".
Hl. Nepomuk
(auf der Mühlenbrücke) aus Stein, mit neuem Glfarbenanstrich (H. 1,80 m). Auf dem Sockel un-
leserliche Inschrift mit „Anno 1751"- auf der Standplatte „JOANN NEPOMUC".
Erpebrücke
Taf. 46» Sandftein-Ouaderbau mit zwei rundbogig überwölbten Wasserdurchlässen. Massive Brüstung.
Äugelsburg
Taf.bi» Auf einer felsigen Höhenzunge westlich der Stadt, die von dem das Lrpetal östlich begrenzenden
Höhenzuge gegen Südwesten hin vorstößt und das Tal aufwärts und abwärts beherrschend ab-
riegelt.
Abbildungen. Handzeichnung 1823 L. B. L. Stahlstich von H. Merz del., L. Thümling sc. in
„Das Rurfürstentum Hessen", 1850.
(beschichte. Sicht Volkmarsen.
Bestand
Taf. 6i- Romanische Burganlagc (Abb. 66) mit späteren Zutaten aus einer tiefer gelegenen Vorburg im Sü-
den und dem Hochschloß auf dem von Nordoften nach Südweften gerichteten vlateau. Von der
V o r b u r g nur unbedeutende Mauerzüge in geringer Höhe erhalten. Darin nach Nordweften hin
eine Pforte. Von der Südseite Stützmauer erhalten. Das H o ch s ch l o ß : Den südwestlichen Teil
nimmt der Burghof ein, mit flachbogig geschlossenem Zugang von der Vorburg an der Südwest-
seite. Daneben in der Südecke ein mächtiger, quadratisch angelegter Turm aus z. T. wildem,
z. T. lagerhaftem Sand- und Lalkbruchftein, steinsichtig verputzt, auf gewachsenem 8eld gegründet.
Turmkanten und Umrahmung der rundbogigen 8enster, je eines in halber Höhe der Südwest- und
Nordostseite, in Sandsteinquaderwerk. Die Ostseite von halber Höhe ab eingestürzt. Das Innere nicht
zugänglich. Maueransätze im Verband an der Südwest- und Nordostseite. An der Nordwcstseite
Volkmarsen
193
schließt in 8lucht der Turm-Südwestwand die Wehrmauer an. Bruchstein mit (Quaderfassung der
Öffnungen. In einer der schmalen Scharten die äußere Platte mit eingeschnittener Schlüsselscharte
erhalten. An der Südostseite des Plateaus Rest einer Stützmauer mit Rnick- und Maueransatz im
Osten. Am Ostende des Plateaus der Palas aus lagerhaftem, fteinsichtig verputzten Bruchsand-
ftein mit Rantenquadern. Erhalten die Außenmauern des nahezu quadratischen Baues in Höhe von
zwei Stockwerken, mit Ausnahme der
Osthälfte der Südwand. An der dem
Äußeren zugewandten Nordseite in bei-
den Geschossen je zwei rechteckige 8cnster
in tiefer Laibung. Zwischen ihnen Ra-
minansatz mit in voller Höhe erhalte-
nem, hohem quadratischen Schornstein.
Kleineres 8enster im Osten. Wand-
schranknischen in beiden Geschossen. In
Nordostecke des Palas runder Treppen-
turm mit Sandfteinblockstufen. Stich-
bogiger Zugang vom Obergeschoß, rund-
bogiger vom Erdgeschoß und von dem
tonnengewölbten Kellerraum unter der
Nordhälfte des Palas. Dahin Luken von Norden und Westen. An der Südoftecke des Palas hoch-
ragender Rundturm aus groben Sandsteinquadern mit 8üllung aus Bruchsteinen, über Schräg-
sockel. In halber Höhe — in Höhe der Decke über dem Untergeschoß — schmale flachbogige Türe;
in gleicher Höhe Spitzbogenfenster, bis auf Luke zugesetzt. Der Erdgeschoßzugang modern. Im
Innern zwei hohe Geschosse von der doppelten Höhe der Palasgeschosse, beide überdeckt von Ring-
kuppel mit Linstiegöffnung von etwa 60 cm im Ouadrat. Obere Plattform mit niedriger Brü-
stungsmauer. Im Erdgeschoßraum, dem nur vom hochliegenden Lingangsgeschoß zugänglichen
Verließ, umlaufende Steinbank. An der dem Palas abgewandten Turmseite Maueransatz.
Abb. 66. Volkmarsen, Lugelsburg. Palas. Grundriß, | :300
13
194
Wenigenhasungen
Wenigenhasungen
Dorf an der alten Straße Lasse!—Wolfhagen nordwestlich des Hasunger Berges. Haufendorf in
ebenem Gelände. 435 Einwohner.
(Quellen. Staatsarchiv Marburg: Hasunger Urkunden ab 1252. Katasterbücher, 3 Bde., 1737,
1750. Gemeinderechnungen ab 1814. Lonsiftoriumsakten.
Karten und Pläne. Staatsarchiv Marburg: Gemarkungskarte, 11 Bl.; Hartmann, 1686.
Lonzeptkarte 18. Ih. Gemarkungskarte, 26 Bl.; 1873/76.
Literatur. Classen, 231. Hochhuth, 236. Reimer, OL 207. Ritter, 97.
(beschichte. Villa wenigen Hasungen 1252. Nidern Hasungen 1335. — Gehörte dem Kloster
Hasungcn. 1585 als zur vogtei Hasungen gehörig erwähnt.
Kirche
Inmitten des Dorfes auf umfriedetem Platz. Einfriedigung auf altem Sandfteinsockel, Pfeiler
bez. 1907.
Geschichte, pleban 1258. 1585 nach Iftha eingepfarrt. Seit 1747 Mal von Istha. — Turm
mittelalterlich, 14. Ih. Die Kirche 1748 neu errichtet (s. Inschr.). Turmhelm 1787 (s. Wetterfahne).
Bestand
Grundriß. Gotischer Westturm, quadratisch. Barocke Saalkirche über regelmäßigem Recht-
eck (Abb. 67).
r » A
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i .
Taf. 25 t A u f r L ß: Äußeres. Sandfteinbau.
Turm ein schlankes Massiv aus unten
lagerhaftem, oben wildem Bruchstein
mit Ouaderkanten, breit gefugt. In
Südseite im Erdgeschoß Rundluke aus
einem Stein. Im 1. Obergeschoß qua-
dratische Öffnung, im obersten Geschoß
schlichte Spitzbogenfenster mit Mittel-
. . _ . , „ „ Abb. »7. Wenigenhasungen, Grundriß der Lirchc. ;:roo
Pfosten und Spitzbogen, gefast. An der
Westseite schlichte Stichbogentüre nnt Ohren, im gerahmten Schlußstein bez. 1748. Benagelte Bret-
tertüre, barock. An der Ostseite ehemaliger Zugang in Höhe des 1. Obergeschosses, zugesetzt, im
oberen Teil als Innennische erhalten. Hölzerner Turmaufsatz mit achteckiger Laterne und Kegel-
dach, beide verschiefert, Dachanlauf mit Biberschwanzdoppeldeckung in Schieferfassung.
Das Schiff über Schrägsockel. Das Mauerwerk im Südteil der Westwand in Baustoff und
Schichtenhöhe des Turmes, sonst unregelmäßige Quader, breit gefugt, untermischt mit steinsichtig
verputztem Bruchstein; Ouaderkanten. Schlichte Stichbogenfenfter in Werksteinfassung. Walm-
dach in Biberschwanzdoppeldeckung.
Inneres. Turm. Über Erdgeschoß flache Decke. Steinplattenfußboden. Durchgang zur Kirche
mit hohen Stichbogen. Helm auf aufgehängtem Kaiserstiel.
Wenigenhasungen
195
Das Schiff ein saalartiger Raum mitVoutendeckc über Stucklcifte. Steinplattenboden, gegen Turm-
fußboden etwas erhöht. Der Altarplatz nochmals um eine Stufe erhöht, wände und Decke geputzt
und unvorteilhaft bemalt. Liegender Rehlbalkendachstuhl mit Hängewerken für den Mittelüberzug.
Ausstattung. Altar in Rastenform; Holz, neu gestrichen (H. 0,99 m). Unterbau mit
Rechteckfüllungcn, rückseits Tür mit alten Angelbeschlägen. 17. Ih.
Ranzel aus Holz, neu bemalt (H. 2,60 m). Äorb im Vs-Typ, Brüstung mit Rechteckfüllungcn
und oberem und unterem Abschlußgesims. Ranzcltür mit alten Angelbeschlägen. Als Ranzelstütze
kurzer, auf 5 Seiten bearbeiteter Holzpfeiler aus breiter, sechsseitig profilierter Sandsteinbasis. 17. Ih.
pfarrstand neu bemalt. Vergittert, Rechteckfüllungen, an der Tür alte Angelbeschläge. 17. Ih.
G e st ü h l braun überstrichen, mit Deckleiste und profilierter Seitenwange. Vorderwand mit ein-
gelegten Mlungen und Gesangbuchbrett. 17./18. Ih.
Empore braun überstrichen. An der wand auf Steinkonsolen, vorn auf Holzpfeilern mit Ropf-
bändern. Brüstung mit einfachen Blcndfüllungen und oberem Abschlußprofil. Auf der Ostseite
(Orgelempore) rund vorgezogen. 17. Ih.
Orgel. Prospekt dreiteilig, braun gestrichen, 1840. Das Werk mit mechanischer Traktur,Schleif-
laden, 12 klingenden Registern aus der gleichen Zeit. Register-Manual: Prinzipal 4', Oktave 2',
8ernflöte 8', Gemshorn 4', Hohlflöte 8', Gedackt 8', Gedackt 8löte 4', Mixtur dreifach. Register-
pedal: Prinzipalbaß 8', Oktave 4', Subbaß 16', Violon 8'.
Opfer stock aus Sandstein (H. 0,92 m). Auf hohem Sockel kurzes Schaftstück mit kapitell-
artigem Abschluß, darin oben flache, runde Aushöhlung mit eingesetztem Zinnteller. Um 1700.
3 Gedenktafeln. 2 an der Brüstung der Orgelempore aus Holz, gerahmt und bemalt weiß
auf Schwarz; für 1814 und 1870/71. 1 an der Südwand aus Holz, gerahmt und bemalt schwarz
auf weiß, für 1914/18.
Reich aus Silber (H. 19,4 cm). Runder Ständer mit breitem Rundfuß und senkrecht gerilltem
runden Nodus, Ruppa becherförmig. 18. Ih.
patene aus Silber (0 12,7 cm). 18. Ih.
Reich (dem älteren nachgebildet) H. 19,4 cm. 8»ß aus Silber gegossen; Nodus und Ruppa aus
Rupfer versilbert. 19. Ih.
T a u f s ch ü s s e l aus Zinn (0 27,5/29 cm). Auf schmalem Rand graviert „G M"; 2 Stempel:
Lasseler Wappen und „I H S" über 3 Sternen. 18. Ih.
Abendmahlskanne aus Zinn (H. 30 cm). Auf rundem 8«ß bauchiger Rörper mit schmalem
Hals, Ausguß, geschwungenem Henkel und Rlappdeckel mit Jrpfenendigung. Unter dem Ausguß
graviert (Rapitale) „Rirche zu Wenigenhasungen 1807"; unter dem 8"ß Stempel: Engel mit
Schwert und Waage, darunter „I. p. Heinicke", darüber „.Tin 173(8?)“; unter dem Deckel
Stempel, siehe folgende Zinnkanne.
Abendmahlskanne aus Zinn (H. 35 cm). Gleiche 8orm wie vor (am Rlappdeckel noch run-
der Drücker). Auf dem 8"ß graviert (Rapitale) „Rirche zu Istha 1794". Unter dem Deckel Stem-
pel: 8liegendcr Engel mit Trompete und Lorbeerzweig, darunter „I p H".
O p f e r t e l l e r aus Zinn (0 24,2 cm). Rückseits Stempel „L. Nolting Cassel". 19. Ih.
Brotteller aus Zinn (0 19,5 cm). Rückseits 3 gleiche Stempel: Engel mit Schwert und
Waage. 18. Ih.
196
Wenigenhasungen
2 Glocken aus Bronze, a) H. einschließlich Krone 0,79 m, 0 0,78 m. Sechsbügelkrone. Am
Hals zwischen Seilschnüren einzeilige Inschrift (Frakturminuskel) „got lucus (lucas!) marcus
matheus iohannes". An der Flanke 3 kleine Reliefs: Anbetung der hl. 3 Könige, segnender Bischof
} Lämmer, 2 Stube, 3 Lüche, darunter Futterküche,
4 Flur, 5 Tenne, 6 Stall.
| Schüttboden, r Lämmer, 3 Lagerraum,
4 Flur, B Banseraum.
Abb. 6*. Wenigenhasungen, Haus Nr. 43, Erdgeschoß.
Grundriß; ;soo
Abb. dg. Wenigenhasungen, Haus Nr. 4s. J. Obergeschoß.
Grundriß | :300
Abb. 70. Wenigenhasungen,
Haus Nr. 43. - :300
Abb. 7;. Wenigenhasungen, Haus Nr. 4s. Abb. 72. Wenigenhasungen, Haus Nr. 4S
Schnitt durch den Stall. - .300 Schnitt durch die Tenne, j :306
und Anbetungsszene vor Maria mit dem Jesuskind. 15. Ih. b) H. einschließlich Krone 0,84 m,
0 0,84 m. Sechsbügelkrone. Am Hals zwischen Schnüren einzeilige Inschrift (Kapitale) „Hanns
Knauf gos mich zu Lassell anno ein dausend 608". Am Wolm 3 dicht nebeneinanderliegende
Schnüren. 1608.
Bauernhäuser
Haus Nr. 18. vierseitig bebauter Hof. Bauernhaus mit Scheune und Stall. Zweigeschossig.
Fachwerk auf werkfteinsockel. Obergeschoß leicht vorgekragt. Ouergebälkprofil Karnies mit Platte.
16X9 Gefache. Satteldach mit Krüppelwalm, an der Rückseite Zwerchhäuschen, in 8-pfannen.
Stallmauer in Backstein erneuert. Überm Scheunentor Inschrift und Iahreszahl 1807. Links recht-
Wenigenhasungen
197
winklige Anbauten mit Durchfahrt. An der Rückseite ebenfalls Anbauten. Im Garten: Alter
Steinsarg, ohne Deckel. Zeitweilig als Futtertrog benutzt. Sandstein. (H. 0,47—0,50 m. Br.
0,85—0,98 m. .Innere Tiefe 0,35—0,37 m. Randdicke 0,11—0,16 m.)
Haus Nr. 43. (Abb. 68—72). Bauernhaus mit Scheune und Stall. Taf. si-
Zwcigefchossig, Fachwerk, wcrkstcinsockel. Obergeschoß vorgekragt. Ouer-
gebälkprofil Rarnies mit Platte. 12X6 Gefache. Satteldach mit Rrüppel-
walm in 8-pfannen. Traufenseite zur Straße. Scheunentor von gedreh-
tem Rundstab eingefaßt. Pfosten mit Ranke. Am Ouergebälk ebenfalls
Rankenschnitzerei. Eckpfosten mit gedrehten Säulen und Rankenwerk. Um
1700. Vom gleichen Typ die Häuser Nr. 18^ um 1800, Nr. 23 erb.
1831. Im Besitz des Hausbewohners Äühnewcg Lutherbibcl, gc-
Abb. 73. Wenigenhasungen, druckt mit zahlreichen Holzschnitt-Illustrationen. Um 1600. 40. Titelblatt
Grundriß der Schmiede. ur,5 ¿>ic ersten Seiten fehlen, bzw. beschädigt. Nr. 41 erb. A. 19. Ih.,
Nr. 43% erb. 1838, Nr. 45 erb. 18. Ih.
Schmiede in Mitte des Dorfes. Fachwerkbau auf Sandsteinsockcl. Ehemals Spritzenhaus.
A. 19. Ih. (Abb. 73).
Steinkreuz
An der Abzweigung nach Wenigenhasungen von der ehemaligen Hauptstraße nach Wolfhagen. Taf. 72«
Sandstein (H. 1,15 m, Br. 0,82 m, T. 0,30 m). Auf der Vorderseite Dreieckschild mit Stunden-
glas und Jahreszahl 1841. Auf der Rückseite ebenfalls ein Stundenglas. Der Schaft des Rreuzes
ist zum Teil im Boden versunken. Stark verwittert.
198
Wettesingen
Wettesingen
Nördlichstes Dorf des Rreiscs, südlich der Staatsstraße Rassel—Warburg, in ebenem Gelände. Der
Grundplan der Siedlung ähnelt dem einer Stadtanlage, indem eine Hauptstraße in völlig gerader
Richtung gegen die Rirche hin geführt, von nahezu parallel laufender Seitenstraße begleitet und
von Querstraßen im rechten Winkel geschnitten wird. 941 Einwohner.
Quellen. Staatsarchiv Marburg: Urkunden 1440—1683. Latastcrbuch 1737, 1750. Gemeinde-
rechnungen ab 1774. Ronsistoriumsakten.
Rarten und Pläne. Staatsarchiv Marburg: Gemarkungskarte, 17 Bl., 1713. Ronzcpt-
Gemarkungskarte, Rleinschmidt, 1713.
Literatur. Classen, 252. Dehn-Rotfelser-Lotz, 307 ff. Hochhuth, 251. Gustav Rabe von Pap-
penhcim, Der Hof zu Wettesingen, Hessenland 10, 1896, 126 ff. Reimer, OL 511. Ritter, 100.
Wests. UB.
(8e^chichte. wittezungan 1015. witesungen 1168.1190. wettesingen 1234. Wetzingen1341. —
Bis E. 16. Ih. zum Bistum Paderborn. 1596 durch vergleich nach vorangegangenen Streitigkeiten
an Landgraf von Hessen. Lehcnsgütcr besaßen die von Calenberg. 4457 verkauften diese die Hälfte
an Heinrich von Gudenberg. 1471—1534 wurden diese mit der Hälfte belehnt. 1535 wurden
hiermit die von der Malsburg belehnt. Die andere Hälfte war weiter Lehen der von Calenberg.
Nach deren Aussterben 1813 fielen die Lehensgüter an Hessen zurück.
Rirche
Lv. Am weftende des Dorfes nahezu in der Achse der Dorfstraße auf umfriedetem Platz. Durch
einen gepflasterten Weg längs der Nordseite der Rirche ist der Nordteil des Platzes abgetrennt,
durch Bruchsteinmauerwerk eingefaßt bzw. abgestützt. Der Zugang des pflafterweges flankiert von
2 barocken Sandsteinpfcilern.
Rirchenbücher ab 1672. Reg. ab 1830.
0öefcfyicfyte* pleban 1238. Patronat ursprünglich die Grafen von Lverstein. 1252 übergab
Erzbischof Gerhard von Mainz Rirche und Patronat dem Zisterzienser Rlofter Wormeln. Nach der
Reformation (1537) besaßen Patronatsrecht die von Calenberg. — Westwerk um 1100. Rirche und
Chor L. 12. Ih. — Fenstereinbrüche 1456 und 1671 (s. Bauinschriften), Nordtür 1836. Letzte
durchgreifende Wiederherstellung unter Mitwirkung der Rasseler Denkmalpflege 1934.
Bestand
Grundriß. (Abb. 75) Westwerk (Turm) über quergclegtem, im Untergeschoß durch Zwischen-
wände zweimal unterteilten Rechteck. Die Rirche mit ihm in gleicher äußerer Breite über einem
in zwei nahezu quadratische Ioche unterteilten Rechteck. Chor, etwas schmaler, über gedrungenem
Querrechteck.
Taf. 90' Aufriß: Äußeres. Der ganze Bau einheitlich in steinsichtig geputztem Bruchsteinmauerwerk
mit Quaderfassung der Ranten, über teilweise zerstörtem Schrägsockel, von den hochliegenden
romanischen Rundbogenfenstern sind an der Nordseite zwei in der Rirchenwand, eines in der
Turmwand erhalten, die ersteren mit tiefer Schräglaibung. Im obersten Turmgeschoß ebensolche,
und zwar je eines in den Schmalseiten, je zwei an den Langseiten. Im übrigen im Turmmauerwerk
nur kleine Luken in zwei Zwischengeschossen. Der frühere westzugang — spitzbogig? — vermauert.
wettesingen
199
Zwei rechteckige Türen Ln der Lirchennordwand, die westliche im Sturz bez. 1836. In den drei
Chorseitcn je ein hohes Renaissancefenster, rechteckig, mit' Plättchen und kleiner Lehle profiliert.
Lin gleiches in der Südwand des östlichen Lirchenjoches, im Sturz in Kapitalschrift bez.„k>.
EKBERTO FIGULO F. 2inno MDLXXI" (1571). Lin gleich hohes Fenster zum westlichen
Joch mit schlichtem Gewände. Oer spitzbogige Sturz von einem gleichbreiten spätgotischen Fenster
erhalten geblieben, innen und außen gekehlt, Mittelpfostenansatz. An der entsprechenden Stelle der
Nordseitc ein Inschriftstein, offenbar der freiliegend erhalten gebliebene Schlußstein eines Fensters,
in gotischen Minuskeln bez. „Änno MCCCCL 8exto +“ (1456). Alle Fenster mit Rechteckvergla-
sung. Die Tatsache, daß die dekorative Wandbemalung des Inneren vor ihrer Wiederherstellung
von 1934 innerhalb der Fensternischen nur bis zur Oberkante der Vorhangzone herabreichte, läßt
darauf schließen, daß die hohen Fenster erst später bis zur heutigen Sohlbankhöhe hinabgeführt
worden sind. Stützpfeiler mit Pultdachabdeckung über Kehlgesims. Daneben späterer Schrägpfeiler.
Dächer mit offenem Dachüberstand, mit Weser-Sandsteinplatten eingedeckt. Über Turm (Westwcrk)
steiles Walmdach, am Firstsüdende verschieferter, vierseitiger Dachreiter mit achtseitigem Spitzhelm.
Inneres. Das West werk (Turm) war im Erdgeschoß ursprünglich durch drei hohe Rundbo- Taf. 51 t
genöffnungcn nach der damit notwendig flach gedeckt gewesenen Kirche hin geöffnet und war als
Teil des Kirchenraumes mit zum Teil erhaltenem putz versehen. Den Arkaden der Ostwand ent-
sprechen solche in den Zwischenwänden in Form und Höhe. Die ersteren heute vermauert bis auf eine
in der Laibung an der Turmseite rundbogige, im Gewände spitzbogige Türe. Im Obergeschoß rund-
bogige Türe zum Kirchendachraum. Im Turmdach durch einen Mittelunterzug getragene Kehlbalken-
anlage. Schiff und Thor (Abb. 74) haben — nach Ausweis einer Baufuge nachträglich — für die
Linwölbung mit stark gebuften rippenlosen Kreuzgewölben einen wuchtigen Lindau erhalten und
damit gedrückte aber eindrucksvolle Verhältnisse und glückliche Gliederung: Rechteckige Wandpfeiler
mit ebensolchen Vorlagen für die unprofilierten Schild- und Gurtbögen. Die ersteren an der West-,
Nord- und Ostseite rundbogig, die der Südseite und die Gurte leicht spitzbogig. Der Triumphbogen
ist nur an der Schiffsseite von einem Schildbogen begleitet. Pfeiler und Vorlagen mit unten gekehl-
200
Wettesingen
ter Kämpferplatte und mit am Triumphbogen gekehltem, sonst schlicht gekantetem Sockel, nur
teilweise ausgebildet bzw. erhalten. Aißbodenbelag aus rechteckigen Sandsteinplatten. In der
Nordoftecke des um eine Stufe höher gelegten Chores zwei schmucklose Nischen. Die wände ein-
schließlich der Schildbögen und der Gewölbe geputzt, geweißt und teilweise bemalt, u. a. sind
Rippen und Schlußsteine durch Malerei vorgetäuscht. Die Architekturteile grau geschlemmt und ge-
quaderr. — An den Außenwänden des wcstjoches innen Mauerabsätze, die möglicherweise auf eine
dort erfolgte spätere Erneuerung des Mauerwerks von der bezeichneten Höhe ab schließen lassen.
— Das steile gotische Kirchendach mit dreifach stehendem, zweigeschossigem Kehlbalkendachstuhl
über Stichbalkenlage. Im Lhordach Kehlbalkenlage ohne Unterstützung. Gefachwand zwischen
Kirche und Lhordach.
Wandmalerei
a) An den drei Kreuzgratgewölben Betonung der Grate, des Gewölbemittelpunktes und der Kap-
penschcitel durch zartgliedriges, arabesk geschwungenes Ranken- und Blattwerk, durch kräftige Seil-
streifen, einfache Streifen und Winkelhakenbänder. Im östlichen Ioch als Schlußsteinmalerei
Kreuz mit zwei Lanzen und vier Medaillons: Löwe (Markus), Engel (Matthäus), Stier (Lukas);
das Medaillon an der östlichen Kappe übermalt von zwei schlecht erhaltenen Wappen (wohl
17. IH-). Im westlichen Ioch als Schlußsteinmalerei: Dornenkrone mit drei Nägeln und Umschrift
(gotische Minuskel) „Anno domini mcccclxxxv (1485) et........". 8arben: rot, hellgrün, grau
schwarz, violett.
a) Vorhänge an allen vier Schiffsseiten und Knorpel- und Beschlagwerkornamentik an den Ge-
wänden der beiden östlichen 8enster der Südseite und des östlichen 8enstcrs der Nordseite (ocker, rot,
graugrün und schwarz). 2. H. 17. Ih.
Taf.51» Ausstattung. Kanzel aus Sandstein, in alter Olfarbenfasfung (H. 2,06 m). Korb im
ö/g-Typ, Brüstung mit unterem und oberem Abschlußprofil (oben Konsolenfries aus Holz, bemalt).
An den Brüstungsseiten in flachem Relief: Wappen von Calenberg und gemalt: in Knorpelwerk-
kartuschen die Halbfiguren Matthäus mit Engel, Markus mit Löwe, Lukas mit Stier, Iohannes
mit Adler, Petrus mit Schlüssel, Paulus mit Schwert, Andreas mit Andreaskreuz, Apostel (?) mit
Stab. Als Lorbftütze kurzer Steinpfeiler, oben achtseitig, mit quadratischem 8«ß (sicherlich die alte
Taufsteinstütze, das Taufbecken im Pfarrgarten, um 1600). Schalldeckel aus Holz, neu bemalt, von
unregelmäßiger 8orm, mit Kantengesims und Stirnaufsätzen. Holztreppe aus pfarrstand. 2. H.
17. Ih.
pfarrstand neu bemalt; mit niedrigem Brüstungsgitter und hoher Rückwand. Eingelegte
Rechteckfüllungen mit profilierten Deckleisten. Alte Angelbeschläge und 8ederschloß; an der Brüstung
geschnitzt „ANNO 1667".
Empore modern, unter Verwendung älterer Teile (z. B. Stützen der Ostemporen). Die Blend-
füllungen der Brüstungen enthalten die Namen der Kriegsteilnehmer und Gefallenen von 1814/15,
1870/71 und 1914/18.
Taf.72' Gestühl neu bemalt. Mit Deckleiste und profilierter Seitenwange; die Vorderwände teils mit
Rechteck-, teils mit Blendarkadenfüllungen. 3 Seitenwangen mit flach geschnitzter Ornamentik. Ge-
stühl an der Ostseite mit Gesangbuchbrett und 8-förmig abgeschlossenen Seitenwangen. Die vor-
derwand mit Rechteckfüllungen und abschließendem Konsolenfries, sowie eingeschnitzter Kapitale
„George Kepper, Hans George Man........anno 1669".
Stand neu bemalt, Brüstung mit Blendarkadenfüllungen. 17. Ih.
wettesingen
201
Orgel. Prospekt neu bemalt; 3 pfeifentürme mit geschnitzten, ftoffhinterlegten Rankenschleiern,
der mittlere Turm höher. Zwischen den Türmen je ein kleines Pfeifenfeld, über diesen als Aufsatz
Vase mit Draperie. Um 1780/90. Das Werk mit mechanischer Traktur, Schleisladen, 15 klingen-
den Registern neu.
Wandgrab für Veronika geb. von Boyneburg „Ioft von Calenberge nachgelassene Witwe",
gest. 15. Sept....; Sandstein, bemalt (H. 2,03 m, Br. 0,93 m). Grabfteinförmige Platte auf
Sandsteinsockel. Annähernd lebensgroße, betende 8rontalfigur (Relief) mit 4 Wappen, links oben
Boyneburg, rechts oben unbekannt (über dem Wappen aufgemalt „6OLV links unten
(laut Spruchband) „KNVTEN", rechts unten „SCHLATHEIM", seitlich als Rahmung 2 mit
Laubwerk gefüllte pilasterfelder und oben und unten Inschrifttafeln (Rapitale, Jahreszahl abge-
schlagen). 2. H. 16. Ih.
Reich aus Silber (H. 22 cm). Am Lippenrand der Ruppa und auf dem 8ȧrand 2 Stempel: Lass.
Beschau und Meiftermarke (siehe Brotteller Altendorf). 17. Ih.
patene aus Silber (0 16,4 cm). Zum vorigen Reich gehörig. Unter dem Boden 2 Stempel
(siehe Reich).
Reich aus Silber (H. 22 cm). Nachgearbeitet dem älteren Reich. Auf dem 8ußrand 3 Stempel:
^KAVPERT", Raff. Beschau und „IN KASSE L". mitte 19. Ih.
Relchlöffcl aus Silber, vergoldet (L. 13,2 cm). Auf der Stielrückseitc zwei Stempel: Rass.
Beschau und „SCHEEL". 19. Ih.
Brotteller aus Zinn (0 21 cm). Rückseits 3 gleiche Ovalstempel: Stehender Engel mit
Schwert und Waage, links Vogel, Umschrift„C. KRAMER". Um 1800.
Abendmahlskanne aus Zinn (H. 33,3 cm). Auf steilem 8ȧrand hoher, nach oben etwas
verjüngter Zylinder mit Ausguß, geschwungenem Henkel, Rlappdeckel mit Mittelknopf und ver-
ziertem Drücker. Oben am Henkel Stempel: Rasseler Wappen in einer Rosette, darüber Rrone mit
„HA(K?)". 18. Ih.
Taufe aus Sandstein, im Pfarrgarten; erhalten die achtseitige Schale (H. 0,42 m, 0 0,90 m).
An den 8 Seiten a) Lalenbergisches Wappen, b) betender Stifter (Taushandlung?), c) Wappen von
Dodenhausen, d—h) Sprüche (eingehauene Rapitale) und Ornamentik. (Schrift teils verwittert,
teils durch die jetzige Aufstellung des Taufsteines nicht zu lesen. Über Tauffteinfuß siehe Ranzel).
Um 1600.
8riedhof
Am Dorfausgang nach Breuna; Umfriedigung: Bruchsteinmauer, Türpfosten (Sandstein, mit
eingehaucner Rapitale „Angelegt im Iahr 1848").
a) Wandgrab der 8rau des Bürgermeisters 8reitag, Margret Elisabeth geb. pegge, gest. 6. März
1845; Inschrifttafel mit eingehauener Rapitale, im giebelförmigen Abschluß Sechsstern. Sandstein
(H. 0,85 m, Br. 0,71 m).
b) Wandgrab des Rirchenältesten Ioh. Christian Pappler, gest. 9. April 1844; 8orm und Maße
wie vor.
Dauernhauser
Haus Nr. 14. Wohnhaus. Zweigeschossig. 8«chwerk auf Steinsockel, verputzt. Obergeschoß
vorgekragt. Ouergebälkprofil Rundstab mit Platte. 11X6 Gefache. Satteldach mit 8-pfanncn.
Taf. 96«
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202
wettesingen
Traufenseite zur Straße. Tür mit rechts ansteigender Freitreppe. 2. H. 18. Ih. Vom gleichen Typus
Die Häuser Nr. 54 und Nr. 99.
Haus N r. 27. Wohnhaus. Zweigeschossig. Fachwerk auf Steinsockel, verputzt. Obergeschoß
nicht vorgekragt. 8X8 Gefache. Satteldach mit Zwerchhäuschen in 8-pfannen. Traufenseite zur
Straße. Wohnhaustür mit von rechts ansteigender Freitreppe. Türpfosten mit Rankenschnitzerei.
Uber der Tür Inschrift und Jahreszahl 1688. Rechte Giebelwand massiv erneuert. Vom gleichen
Typus Häuser Nr. 98 und 9S1/2 erb. Mi. 19. Ih.
Haus N r. 33. Wohnhaus. Zweigeschossig, Fachwerk, Sockel aus lagerhaftem Bruchstein.
Obergeschoß nicht vorgekragt. Ouergebälkprofil Rundstab mit Kehle. 6X12 Gefache. Satteldach
mit 8-pfannen. Giebel zur Straße. Wohnhaustür mit von rechts ansteigender Treppe. 18. Ih.
Haus Nr. 3 9. Bauernhaus mit Ouertenne. Zweigeschossig, Fachwerk, Sockel aus lagerhaftem
Bruchstein. Obergeschoß leicht vorgekragt. Ouergebälkprofil Viertelrundftab. 13X9 Gefache. Rechte
Seite mit Stall massiv erneuert. Satteldach mit 8-pfannen. An den Pfosten des Scheunentores
Sterne und Inschrift „AO 1811". Über dem Scheunentor Inschrift in Kapitale: „wer da wil
bauen muß Gott vertrauen. Gott half sorgen wo wir muften borgen, wir lebten egus in be-
schrenkten Zeiten. Doch sahn wir Gottes Hülfe von Weiden. Johann H. Lambrecht u. D. E. H. F.
Line G. B. N. Kornemannin. D. 2 T. Mai 1811". Vom gleichen Typus die Häuser Nr. 38,
41, 53, 791/2 (1795). Haus Nr. 53. Mit Inschrift in Kapitale überm Scheunentor: „Dis Ir-
dische Haus 0 frommer Christ eine kleine Zeit deine Herberge ist. Das Himmlisc(h)e Haus durch
Jesum Christ in Ewigkeit Deine Wohnung ist. Das bedenke Christ. Henricus Baake und D. Ehe-
frau Margarete Elisabeth L. G. Bohrne Ottin den 15 Den Juni Ao 1813". Am Pfosten Sterne
und Bandornament.
Haus Nr. 42. Bauernhaus mit Stall. Zweigeschossig, Fachwerk, Bruchsteinsockel. Obergeschoß
vorgekragt. Ouergebälkprofil Karnies mit Platte. 8X9 Gefache. Satteldach mit 8-pfannen. Giebel-
seite zur Hauptstraße. Tür ursprünglich an Giebelseite, durch Fachwerk geschlossen. Am Sturzbalken
Inschrift und Jahreszahl 1720. Jetzige Tür mit Freitreppe an Firstseite. Vom gleichen Typ die
H ä u s e r Nr. 78 2. H. 18. Jh., Nr. 110 A. 19. Jh., Nr. 120 L. 18. JH. u. Nr. 126 18. JH.
Haus Nr. 129. Bauernhaus mit Ouertenne. Zweigeschossig, Fachwerk, Steinsockel verputzt.
Obergeschoß nicht vorgekragt. 20X10 Gefache. Satteldach mit 8-pfannen. Traufenseite zur
Straße. Am linken Eckpfosten Tulpen- und Rankenschnitzerei. 1. H. 19. Jh. Vom gleichen Typus
die Häuser Nr. 56 (1796), Nr. 111 (A. 19. Jh.).
I
wolfhagen
203
Wolfhagen
Stadt an der Bahnlinie Lasse!—Volkmarsen. Auf einem von Nordosten nach Nordwesten an-
steigenden, von mehreren «Quellbächen der Lrpe umflossenen Hügel. Das Gebiet der alten Stadt
umfaßt auch den Nordwesthang des Hügels. Ls hat damit die annähernde Grundrißform eines
Rechtecks, dem sich auf einem im Westen vorgelegten etwas niedrigeren Hügel die ehemalige Burg-
stätte anschließt. Das Rückgrat für dieses Straßennetz ergibt die in der Richtung des Hügels etwas
unterhalb nördlich seines Lammes verlausende, vom Schützeberger Tor zur Burg führende
Schützeberger Straße. Mehrere parallelftraßen und senkrecht dazu angelegte Gassen teilen die Stadt
in Rechtecke auf. In der Mitte der westlichen Stadthälfte der Marktplatz mit dem Rathaus an der
Nordseite, der ehemaligen Waage und der frei auf ihm stehenden Stadtkirche im Süden. Südlich
unterhalb der Burg, außerhalb des einst befestigten Bezirkes, die Vorstadt „Garthaus". — 2989
Einwohner.
«Quellen. Staatsarchiv Marburg: Urkunden ab 1334. Hasunger Urkunden ab 1231. Lataster-
buch, Bd. 1, 1788. Amtsrechnungen ab 1672. Sachlich 1527, 1555. Lirchenakten, Bauakten, Lon-
sistoriumsakten, Lammerakten. Stadtarchiv Wolfhagen: Urkunden ab 1239.
L arten und Pläne. Staatsarchiv Marburg: Gemarkungskarten, 18 Bl., Griebe und pfaff
1778. Übersichtsplan der Stadtlage von 1718, cop. 1850. Situationsplan der Districte der Stadt
1760. Grundriß der inneren Stadt, Fürch 1778.
Abbildungen. Dilich, Hess. Thron. 1605, I 167. M. Merian, Topogr. Hass., 88. Meisner,
Sciographia Losmica, 1638/42 T. III, F. 75. Stahlstich von H. Merz del., $. Hablitschek sc. in
„Das Lurfürstentum Hessen", 1850.
Literatur. Classen, 233. Dehn-Rotfclser-Lotz, 320 f. und 370. Dersch 121 f. Ganßauge, Aus
dem alten wolfhagen, Zschr. d. V. f. Heimatschutz i. Lurh. und Wald. 1931, Heft 3, Seite 21 ff.
und 700 Jahre wolfhager Stadtkirche, Lasseler Post, 28. 8. 35. Hamann und Wilhelm-Lästner,
Die Elisabethkirche zu Marburg und ihre künstlerische Nachfolge, Bd. 1, S. 180 ff. Hochhuth, 229.
Walter Lramm, Die Annenkirche in Wolfhagen. Zschr. d. V. s. Heimatschutz i. Lurh. u. Wald.,
1931, Heft 3, S. 19 ff. L. Lyncker, Geschichte der Stadt Wolfhagen, Lasse! 1855. L. Lyncker,
Geschichte der Stadt Wolfhagen, ZHG, Suppl. 6. L. Lyncker, Das Schutz- und Trutzbündnis vom
Jahre 1358, ZHG, 6, 176. L. Müller, Chronik der Stadt Wolfhagen, wolfhagen o. J. Reimer,
«QL 528. Ritter, 101. A. Schröder-Petersen, Die Ämter wolfhagen und Zierenberg, Marb. 1936.
G. Siegel, Geschichte der Stadt Wolfhagen in Hessen, wolfhagen 1929.
Wolfhayn 1231. Wolfhagen 1235. Wulfhayn 1414. — Um 1226 von Landgraf
Ludwig von Thüringen zum Schutze seiner nordwestlichen Besitzungen eine befestigte Burg ange-
legt, in deren Schutz die Stadt entstand. 1231 nennt Landgraf Lonrad Wolfhagen seine Stadt.
1232 trägt er die Stadt Mainz zu Lehen auf. 1325 Mainzisches Lehen. In der Gemarkung lagen
die Dörfer Gran, Langele, Gasterfeld, Todenhausen, Frickenhausen, Fredegassen und Schützeberg,
deren Bewohner hinter die Mauern der neuen Stadt zogen und die seitdem wüst wurden. 1264
werden die Statuten der Stadt Lasse! (von 1239) von Wolfhagen übernommen. Die Vorstadt
„Garthüssen" oder „Larthausen" muß spätestens in der 1. Hälfte des 14. Ih. entstanden sein. Sie
wird 1356 erwähnt. Ihr Name bezieht sich nicht auf eine Lartäuser-Niederlassung, die nie bestan-
den hat, sondern ist als Gartenvorstadt zu deuten. Wolfhagen war Sitz eines Amtes, zu dem die
Dörfer Bründersen, Lhringen, Altenhasungen, Ippinghausen, Istha, Nothfelden und Viesebeck ge-
hörten. wolfhagen war Sitz eines Freigerichts, das sich ursprünglich in Freienhagen befand. 1376
wird der hessische Landgraf durch Laiser Larl IV. damit belehnt. 1310 wird ein Fruchtmagazin an-
gelegt, wahrscheinlich auf der Burgfreiheit. 1312 erlaubt Landgraf «Otto der Stadt, zwischen Burg
und Stadt eine Mauer mit einem Tor zu errichten, um sie vor den Übergriffen der Burgmannen zu
schützen. Die Stadtbefestigung, 1302 vollendet, bestand aus einer starken Mauer mit 11 Türmen,
Taf. 82-
Taf. 95-
Taf. 60 > u.
204
Wolfhagen
von denen 4 auf den Toren standen. Die 4 Tore waren das Teichtor, das Schützeberger Tor, das
Hagen- oder Bürgertor und das Neue Tor. 1348 gestattete Landgraf Heinrich den Bürgern, an der
westlichen Gemarkungsgrenze zum Schutz gegen feindliche Angriffe eine Landwehr mit wart-
türmen zu errichten. Die Stadt befaß eine Münze, die sich im Turm des Teichtores befand. 1376
und 1420 große Stadtbrände. Im 30jährigen Krieg hatte die Stadt sehr zu leiden. 1632 wurde sie
geplündert und fast vollständig niedergebrannt. Von 394 Häusern vor dem Krieg bestanden 1646
nur noch 81.
Burg
Am westlichen Ausläufer des Stadthügels auf einem von diesem durch eine Senke abgeschnürten,
nach Süden zu steil, nach Westen und Norden in Terrassen abfallenden Hügel.
(9es chichte. Um 1226 vom thüringischen Landgrafen errichtet und mit Amtmännern und Burg-
mannen besetzt. 1513 Errichtung eines Neubaues, der später als Zehntscheuer verwendet wurde
und 1888 von Landrat von Buttlar zum jetzigen Landratsamt umgebaut wurde. 1540 bestand die
Burg noch. 1575 lag sie in Trümmern. 1606 Niederlegung des alten Turmes wegen Baufälligkeit.
A. 16. Ih. Errichtung eines neuen Schloßbaues durch Landgraf Moritz. 1608 Besetzung durch
einen Burggrafen. 1696 werden Mauerreste des alten Burgbaues beseitigt. Line dem hl. Matthäus
geweihte Kapelle auf der Burg bestand schon 1246. Line 2. Zehntscheuer auf der Vorburg bestand
bereits 1778, um 1920 vollständig umgebaut. 1928 und 1932 Umbauten des Landratsamtes. Zwi-
schen Burg und Stadt wurde 1312 eine Mauer errichtet.
Bestand
Der Wcstteil ist an drei Seiten rechtwinklig von einem im Durchschnitt 1 m dicken Mauerzug um-
umschlossen. Sandftein-Bruchmauerwerk, in den obersten Schichten lagerhaft. Am Nordende der
westmauer zwei schmale, hohe Schießscharten mit Schräglaibung. In der Mitte der Westwand
Durchgang aus der Zeit der Erneuerung von Buttlars mit seinem Wappen. Dicht südlich davon
ein senkrecht zur Mauer gestelltes, stichbogiges 8 r e i p o r t a l, von anderer Stelle hierher versetzt,
an der Südseite mit reich profilierter Vlattenumrahmung. Als Schlußstein oben und unten aufge-
rollte Blattwerkkartusche. Darauf ein derbes Köpfchen. In der gerahmten und mit Gesims abge-
schlossenen Aufsatzplatte in Kapitalschrift bez.: „8- L. z. H. (8riedrich, Landgraf zu Hessen),
MDCCLXXI (1771), SÄLVE" und das Meisterzeichen KW. In der etwas tiefer liegenden
Nordwesteckt der Anlage als Rest eines Gebäudes ein tonnengewölbter Keller, ausgebaut als Luft-
schutzkeller. Im Osten längs der Südseite das heutige Landratsamt. Schlichter, zweige-
schossiger Sandsteinbau, A. 16. Ih. Nach Überlieferung Obergeschoß aus der Zeit von Buttlars,
desgl. der Erker an Südfront. Der langgezogene Grundriß zeigt etwas westlich der Mitte einen
schwachen Knick. Bruchsteinmauerwerk, steinsichtig verputzt. An den Kanten Vutzquadcrung. Stein-
traufe in Simaform. Rechteckige 8enster mit in Plättchen und Kehle profilierter, zum geringen
Teil erneuerter Werksteinrahmung. In der Nordfront, in der ersten Achse von Osten, spätgotisches
Portal mit gefastem Gewände und in Karnies und Kehle profilierten Konsolen in der Laibung.
In dem geraden Sturz bez. Anno 1513. Im linken Kämpferstein das Llben'schc, im rechten das
Hessische Wappen. In 8rontmitte Portal, lt. Inschrift 1888 erneuert. Darüber Doppelwappen
derer von Buttlar und v. d. Malsburg aus der gleichen Zeit. — Steiles Satteldach mit Biber-
schwanzdoppeldeckung. — Östlich unterhalb des oberen Burgplatzes ein zweiter Hof. An seiner
Südseite die ehemalige untere Zehntscheuer, Sandsteinbau, durch Umbauten verdorben.
Wolfhagen
205
Satteldach mit Pfannen. An der Westseite das ehemalige 8 o r st a m t, jetzt Beamtenwohnhaus,
verputzter Sandsteinbau von reizvollen Verhältnissen. L. 17. Ih. Symmetrischer, zweigeschossiger
Bau von sieben Achsen Längsfront: Die mittleren drei Achsen als drittes Obergeschoß hochgeführt,
flaches Giebcldreieck in Zachwerk. Lingangstür in gefastem Gewände, mit Oberlicht über steinerner
Rämpfcrplatte, barocke zweiflügelige Brettertüre. Rechteckige Zenster mit schlichtem Gewände. In
der nördlichen Achse Durchfahrt mit gefastem, rundbogigen Gewände. Walmdach mit Biber-
schwanzdoppeldeckung. Der Mittelaufbau der Westseite verschiefert.
Stadtbefestigung
von der Stadtmauer sind Reste erhalten, auch, in einer nach Abbruch erneuerten Zorm, vor der
Ostscite des ehemaligen Burgbezirkes, von den ursprünglich fünf Stadttoren sind drei in ihrer
barocken Zorm erhalten.
Rattenturm. Nördlich vom Schützcberger Tor. Einziger erhaltener Turm der alten Stadt- Taf.522
befeftigung. Auf halbkreisförmigem Grundriß. Zugang in Höhe des ehemaligen Laufganges der
Stadtmauer an der Südseite, ca. Z m über dem Boden. An der Südostecke oben ein Wappen-
schild. Oberstes Geschoß durch Hohlkehlgesims abgesetzt. Ehemalige Zenster jetzt als Brüstungs-
zinnen verwandt. Nördlich hiervon führt ein Stück der alten Stadtmauer weiter.
Bürgertor. Zwei quadratische Pfeiler aus Sandstein mit stark vorkragendem Gesims. Darüber
flacher Pyramidenaufsatz. 18. Ih.
T e i ch t 0 r. In gleicher Zorm, aus gleicher Zeit.
Schützeberger Tor. In gleicher Zorm, aus gleicher Zeit.
Sradtkirche
St. Anna. Ev. Pfarrkirche. In der Mitte der Stadt auf freiem, baumbestandenen Platz, darauf
gegenüber dem Chor das Ehrenmal für 1870/71: Liegender Löwe (Bronzeguß) auf Sandsteinsockel.
Rirchenbücher seit 1575, Reg. ab 1830.
(ÖcfcfyicfytC» 1235 Rirche und pleban genannt. Die Rirche unterstand zunächst der Pfarrei
Schützeberg. Seit 1254 Patronat Rloster Hasungen. 1289 verlegt der Pfarrer von Schützeberg
seinen Wohnsitz nach Wolfhagen. Seitdem in Schützeberg vizcpleban. 1235 wird der große Altar
durch den Bischof von Paderborn geweiht zu Ehren der Iungfrau Maria, der hl. Anna, der hl.
Laurentius, Amandus, Zranziskus, der unschuldigen Lindlein, der Iungfrau Lufemia u. a. Heiligen.
Er wird jedoch meist als Annenaltar bezeichnet. 1501 wird die ganze Rirche der hl. Anna geweiht.
1269 wird ein Marienaltar gestiftet. 1269 erfolgen Stiftungen zu einem St. Andreas- und St.
Ratharinenaltar. 1286 beansprucht Rloster Hasungen das Patronatsrecht über 2 gestiftete Altäre,
weitere Altäre werden genannt: St. Nikolaus und Latharincnalter 1417, Iohannesaltar 1425,
Altar zu Ehren der hl. Petrus, Paulus und Bartholomäus 1461 gestiftet, Altar zu Ehren der hl.
Iakobus d. Ä., Thomas und Valentin 1488 gestiftet, weiter werden ein Hl. Rreuz-Altar und ein
Altar der hl. Margarete erwähnt. Mehrere Stiftungen zum Bau der Rirche werden 1336 und
1350 erwähnt. — Zur Zeit der Altarweihe von 1235 kann erst der nicht mehr erhaltene Chor voll-
endet gewesen sein. Langhaus 2. H. 13. Ih> errichtet. Einflüsse der Rloftcrkirche zu Haina sowie der
Pfarrkirche zu Volkmarsen, so daß zwei Meister angenommen werden müssen. Vollendung des Tur-
mes 1. H. 14. Ih. Die zweigeschossige Marienkapelle an der Nordseite des Chores im 3. Viertel
des 14. Ih. errichtet. 1389 wird ein Altar für diese Rapelle gestiftet. Der Chor wurde im frühen
wolfhagen
207
15. Ih. erneuert und war um 1420 vollendet. 1496 und 1531 wurde die Turmspitze durch Brand
infolge Blitzschlags zerstört. 1561 erhielt der Turm bei Wiederherstellung ein niedriges Dach.
1860/66 durchgreifende Erneuerung durch Architekt Ungewitter. Letzte Ausmalung und Instand-
setzung 1913. — Filialen der Pfarrei sind in Bründersen und Leckringhausen. Eingepfarrt Philip-
pinenburg, Philippinenthal und Philippinendorf.
Bestand
Grundriß. (Abb. 76) Annähernd quadratischer, frühgotischer Westturm. Drcischiffigcr, drei-
jochiger Hallenraum aus der 2.H. 13. Ihr. mit Seitenschiffen von ca. halber Iochbreite. Spätgotischer
Oftchor von Mittelschiffsbreite aus zweijochigem Vorchor und s/g-Schluß. An der Lhornordscite
zweijochige spätgotische Kapelle.
Aufriß rÄußeres.Turm. Taf.58-u.64.
Kräftiges Massiv aus drei Ge-
schossen in sauberem Sandstein-
quaderwerk, durch zwei Kaffgc-
simse unterteilt; an den vorde-
ren Ecken des Untergeschosses je
ein radikal stehender, einfach abge-
treppter Strebepfeiler mit figu-
rengcschmücktem Giebel, an der
Südwand lagerhafte Bruchsteine
mit Spuren eines ehemaligen
Anbaues. An der Turmnordseite
Bruchstücke eines Sockelprofils,
an der Westseite als Sockel
bloße Schräge. Spitzbogiges
Portal in der Weftmauer mit
vierfach abgetrepptem Gewände,
durchgehende Archivoltcn- und
Gcwändeprofilierung aus vier
Birnstäbcn von gleicher Bil-
dung, Kapitellzone mit breit-
formigem Blätterwerk (siehe
Kämpfer der Mittelschiffspfeiler
und linkes Südportalgewände); rechts romanische, kräftig gekehlte (attische) Basen auf niedrigen,
links gotisch flache Basen auf hohen polygonalen Sockeln. Spitzbogiges Fenster in der Südmauer.
Im 1. Obergeschoß zwei Südfenster übereinander und ein weiteres dem oberen entsprechend auf der
Nordseite. Im 2. Obergeschoß Ecklisencn, ein Fenster auf jeder Seite mit Maßwerkfüllung (und
Ziffernblatt). Auf dem 2. Obergeschoß Umgang mit Maßwerkbrüstung. Das 3. Obergeschoß zurück-
gesetzt. Hinter drei schieferverkleideten Giebelhäuschen auf jeder Seite sitzt die 20seitige Turmhaube
schiefergedeckt. Das mittlere Giebelhäuschen der Ostseite trägt freihängende Glocke. Wetter-
fahne 1804.
Schiff. Sandsteinquaderwerk. Traufgesims Kehle — Wulst, Satteldach mit Gaupen, in deut-
scher Schicferdeckung. N o r d s e i t e : 2 mal abgestufte Strebepfeiler enden weit unterhalb des
208
Wolfhagen
Traufgesimses in kleine Pultdächer. Hohe Sockelmaucr, oben abgeschrägt, unten mit Lehlprofil;
Taf. 642 nur die Kehle um die Strebepfeiler gezogen. Sockelmauer um das Portal hochgezogen, das zum
mittleren Joch führt und zweimal rechteckig abgetreppte Gewände mit 2 Säulen auf jeder Seite
aufweift (1. Säule rechts fehlt); Laibung aus Kehlen und Rundftäben, die — ebenso wie die
Kapitellzone — zum Teil mit frühgotischen Krabben besetzt sind; in die innerste Kehle ein
ornamentierter, romanischer Werkstein eingesetzt; attische Basen; Portalabschluß: Pultdach auf
Taf. 64- der hochgeführten Sockelmauer. Darüber spitzbogiges Fenster, Laibung aus Plättchen und Kehlen,
mit roh hineingcsctzter, achtpassiger Rosette in einfachem Kehlprofil. Am östlichen und am west-
lichen Ioch je ein zweigeteiltes Maßwerkfenfter (Maßwerkprofile durchdringen sich noch nicht!);
Profile von geringer Abweichung, aus Kehlen, Plättchen und einem Rundstab; am weftfenfter
des westlichen Joches verdorbenes Maßwerk; Oftfenster des östlichen Joches bei der Errichtung
der Marienkapelle vermauert. Südseite: Nicht abgetreppte, fialenbekröntc Strebepfeiler, mit
Kaffgesims an der Stirnseite, reichen bis an das Dachgesims. Hohes Sockelprofil, um die Strebe-
Taf. 63- Pfeiler gezogen, durch das portalgewändc unterbrochen. Spitzbogenportal mit mittlerem Joch, drei-
mal abgetrepptes Gewände mit 3 Säulen auf jeder Seite; in den Archivolten 3 Birnstäbe, von
denen der mittlere stärker ist; Kapitellzonen am rechten Gewände mit schüchternen, gotischen Knos-
pen, am linken mit kräftigem Blattwerk; attische Säulenbasen; Sturzbalken giebclförmig ausge-
schnitten, im Tympanonfeld Dreipaßbogen und Baldachin (für verlorene Sitzfigur). An der Stirn-
fläche des Portals Rahmen aus krabbenbesctztem Spitzgiebel und aus pfeilerartigen Vorlagen mit
darüber befindlichen kleinen, fialenbekrönten Nischen. An der Süd- und Ostwand zweigeteilte, spitz-
bogige Maßwerkfenfter mit gleichem Laibungsprofil (aus Kehle, Kehle, Plättchen, Schräge, Plätt-
chen). An der Weftwand spitzbogiges Inster mit Schräglaibung und z. T. nicht ausgearbeitetem
Maßwerk. Darunter Spuren eines abgerissenen Anbaues (vergl. Äußeres Turm).
Thor. Sandfteinquaderwerk, Traufgesims Karnies, Pultdach in deutscher Schieferdeckung. Die
dreimal abgetreppten Strebepfeiler tragen an der Stirnseite Maßwerkgiebelchen und sind abge-
schrägt bis zum Dachgesims hochgeführt. Sockel um die Strebepfeiler gezogen. Kaffgesims als
Fortführung der Fenstersohlbänke ebenfalls um die Strebepfeiler gezogen. An den 3 östlichen
und an der südlichen Mauerseite des ^-Schlusses sowie an der Südseite des östlichen vorchorjochcs
spitzbogige, dreiteilige Maßwerkfenster mit gleich profilierter Laibung, aber verschieden gestalteter
Maßwerkfüllung. Tür an der Südseite mit halbrundem Schluß, Kante abgefast; der mittlere
Keilftein „1616" datiert. Unter dem östlichen Chorschlußfenster vermauerte Piscina.
Inneres. Durch neugotische Renovierung 1860/66 verunstaltet. Turm. Bodenbelag aus Sand-
steinplatten; liegt 2 Stufen niedriger als im Schiff. Untergeschoß öffnet sich zum Kirchcnraum
durch einen einmal abgetreppten Gurtbogen von derselben Scheitelhöhe wie die des Mittelschiffes
(jetzt durch Glaswände, Orgel und Orgelempore geschlossen). Kreuzgratgewölbe mit rundem Auge
für die Glockcnstränge. Lckdienfte mit attischen Basen auf einmal zurückspringender plinthe.
Kämpfer der beiden westlichen Lckdienfte Platte — Wulst — Kehle. An der Kehle des südwest-
lichen Eckdienstes plastische Blätterrosette. Treppe in der Westmauer, beginnt erst in der oberen
Hälfte des Untergeschosses. 1. Obergeschoß Kreuzrippengewölbe mit Augen, auf dreiseitigen Kon-
solen. 2. Obergeschoß Glockenstuhl, flach abgedeckt. 3. Geschoß zum Teil als Turmwächterwohnung
ausgebaut (2 Zimmer, mit gußeisernem Ofen).
Kirchenraum. (Abb. 77) Bodenbelag Sandfteinplatten; Hallenkirche von breit gelagerten ver-
Taf. 66- hältnissen, Seitenschiffe etwas niedriger. Jm Mittelschiff spitzbogige Kreuzrippengewölbe, in
wolfhagen
209
den Seitenschiffen stark gestelzte Lreuzgratgcwölbe mit Schlußsteinen. Die 4 Arkadenpfeiler im
Lern Säulen, mit 4 rechteckigen Vorlagen für Gurt- und Schildbögen; als gemeinsames Lämpfer-
gefims breites Larniesprofil, zum Teil mit großformigem Blättcrwerk besetzt. Vorlage für den Taf. 97?
Mittelschiffsgurtbogen am südöstlichen Pfeiler zur Lonsole reduziert. Die spitzbogigen Gurtbogen
abgetreppt mit ausgekehlten Ecken, die spitzbogigen Scheid- und die Triumphbögen nach Turm
und Chor hin ohne Abtreppung; die Lreuzrippen im Birnftab. Pfeilersockel einmal abgetreppt. An
den 4 Schiffseckpfeilern dieselben kräftigen attischen Basen (siehe Eckdienftbasen im Turmunterge-
schoß), die östlichen stehen noch auf sehr hohen, abgeschrägten Sockeln (durch die Lanze! ist die
Basis des südlichen Lhoreckpfeilers zerstört); das Lämpfergesims der Schiffseckpfeiler ebenfalls
gleich, auch mit dem der Wanddienste in den Seitenschiffen identisch (an den östlichen Schiffs-
eckpfeilern nur das Lämpferftück für den Triumphbogen anders — ist gleich den Lämpferprofilen
der Arkadenpfeiler). Im nördlichen Seitenschiff Gurt- und Schildbögen vollkantig, Taf.66»
Lämpfergesimse an den drei Außenmauern aus Platte, Wulst, Plättchen, Lehle. An der Weftwand
liegen die Lämpfergesimse für den Schildbogen höher; auch das zweigeteilte 8enster nimmt nicht
die Wandmitte ein. Die Wanddienste an Nordwand auf Basen mit Eckrundstab, an der Oftwand
auf hoher attischer 8orm mit kräftigen Wülsten und abgeschrägten plinthen (zum Teil zerstört),
an der Wcstwand fehlen Basen. Oie Lapitelle Wulst — Lehle. Südliches Seitenschiff :
Gurt- und Schildbögen, Wanddienste mit Lapitellen und Lämpferprofile (siehe nördliches Seiten-
schiff). Lräftige attische Basenform auf zurückspringendem Sockel. D a ch st u h l: pfettendach mit
offener Balkenlage; stehender Stuhl, im Verhältnis von Z Bindern und 6 Lecrgespärren.
Chor. Bodenbelag aus Sandsteinplatten, liegt um 2 Stufen höher als der Schiffsboden. Ge-
wölbescheitel höher als im Mittelschiff, Vorchor und 5/g-Schluß mit Lreuzrippengewölbe. Lrcuz-
und Gurtrippen schmale Birnstäbe, sitzen an den beiden Vorchorjochen z. T. auf wanddienften
mit Blattkapitellen. Die Wanddienste schließen 2—3 m über dem Boden ab; davon einer an der
Nordseite mit einer Blätterkonsole (mit halbrundem Schild) abgefangen. Im 5/g-Schluß Wand- Taf. 72
dienste (doppelter Birnstab) auf hohen polygonalen Sockeln. Die 3 Schlußsteine (der mittlere ein
Schlußfteinring) mit Blättern ornamentiert. An der Nordwand des Lhorschlusses spätgotisches
Wandtabernakel mit 2 Blattkonsolen. Gegenüber dem Tabernakel Tür mit dreistufigem
Anstieg; nach innen im 8lachbogen abgeschlossen und stirnseitig umgezogen von dünnen, spät-
gotischen Rahmenprofilen (verkleidet von einem windfang aus der Renovierung 1860/66).
Marienkapelle
Äußeres. Sandsteinquaderwerk, Sstffstbe doppelgeschossig — durch Laffgesims unterteilt; zu
jedem Ioch der Nordseite führt ein breites, fpitzbogiges Tor und darüber je ein drei-
teiliges 8enster mit gleicher Laibung und Maßwerk (vermauert), an der Ostseite in Ober-
geschoßhöhe kleines fpitzbogiges 8enster mit Türchen. Von den zweimal abgestuften Strebepfeilern
geht der westliche durch bis zum Dachrand, die anderen sind in Scheitelhöhe der 8enster mit Pult-
dach abgeschlossen. Der östliche Strebepfeiler steht über Eck. Als Sockelprofil einfache Schräge, eben-
falls wie das Laffgesims um die Strebepfeiler herumgezogen und über den Baldachin (über dem
westlichen Eingang) hochgeführt. Als Dachgesims Lehle; Pultdach, vom Dach des Chores herüber-
gezogen — deutsche Schieferdeckung. Die Giebelostwand des Pultdaches 8achwerk.
Inneres. Untergeschoß zweijochiges Lreuzrippengewölbe, Rippen und Gurte mit doppelter,
ganz flacher Lehlung; auf Lonsolen. Ein Schlußstein sichtbar (sitzender Lcce Homo). Ietzt Heiz-
14
210
wolfhagen
raum. Obergeschoß zweijochige Rreuzrippengewölbe auf Lonsolen. Gewölbe herausgeschlagen, nur
Ronsolen und Gewölbeanfänge erhalten. An der Nordwand Piscina.
Taf. 68 »u.4 Skulpturen, weltgerichtsdarstellung als zusammenhängender Zyklus in den Schlußsteinen des
Gewölbes. Im Mittelschiff, westjoch: Christus als Weltenrichter mit den 4 Lvangelistensymbolen
in Vierpaßmedaillon. Mittcljoch: Johannes der Täufer und Maria als Fürbitter. Ostjoch: Agnus
Dci mit Umschrift in Majuskelschrift mit Unzial- und Lapitalformen: „kcce figura! Uac 8t.
8culptura ckriotl katet". Jm südlichen Seitenschiff, westjoch: 2 Engel blasen zum jüngsten Ge-
richt. Teufel ziehen die Verdammten in den Höllenrachen. Mitteljoch: 2 posaunenblasende Engel
und Auferstehende. Ostjoch: Laubwerk. Jm nördlichen Seitenschiff, westjoch: 2 Engel mit Lcidens-
werkzeugen, Rreuz und Lanze. Mitteljoch: Engel mit Rauchfaß. Ostjoch: Laubwerk. Letztes Viertel
13. Jh. Marburger Einflüsse, besonders bei dem Engel mit Rauchfaß im nördlichen Seitenschiff.
Sämtlich als Rundmedaillons, nur der westliche des Mittelschiffs in Vierpaßform.
Ausstattung. Altar in Tischform. Sandstein (H. 1,12 m). Auf 4 Säulchen (mit Wulst-
basen, rechteckigen plinthen und schmalem Schaftring in Rapitellhöhe) liegt roh bearbeitete, an
der Unterkante dreier Seiten abgeschrägte Deckplatte. Um 1600.
Ränzel, Emporen, Gestühl, pfarrftand von 1860/66.
Orgel. Prospekt neu bemalt. In der Mitte größerer und seitlich je ein kleinerer Dreiecksturm, zwi-
schen den Türmen je 2 kleine Pfeifenfelder übereinander und seitlich der Dreieckstürme ein weiteres
Feld mit Ornamentohren; diese ebenso wie die stoffhinterlegten Rankenschlcier und die Aufsätze auf
den Gesimsen aus Akanthuslaub. Auf dem mittleren pfcifcnturm in ovaler Rartusche „Anno 1725".
Das Werk mit pneumatischer Traktur, Taschenladen, 30 klingenden Registern, von Furtwängler
und Hammer, Hannover, modern.
2 Ehrentafeln. Aufgezogenes Papier in Holzrahmen. Für 1814.
3 Ehrentafeln. Holz, bemalt und gerahmt. Für 1870/71.
Taf. 703 Wandgrab der Agnes von der Malsburg, Witwe von Bürgel (an der Lhornordwand). Sand-
stein (H. 2,25 m, Br. 0,93 m). Auf niedrigem Sockel Flachnische mit annähernd lebensgroßer Relief-
figur, Dreiecksgiebel mit segnendem Gottvater; in den Nischenzwickeln „15/76". Wappen:
1. Malsburg, 2. Urf, 3. Boineburg, 4. Dieden zum Fürftenftein.
Taf.70- Grabstein der Margreth von wcitolzhausen (in der Turmhalle), gest. 1576. Sandstein (H.
1,85 m, Br. 0,90 m). Lebensgroße Relief-Figur der verstorbenen. Umschrift. Wappen: 1. weitolz-
hausen, 2. Urf, 3. Hohenstein, 4. Dieden zum Fürftenftein.
Taf. 70» G r a b st e i n des Bartolus Hund (in der Turmhalle), gest. 1619. Sandstein (H. 2 m, Br. 1,05 m).
Lebensgroße Relieffigur des Verstorbenen. Umschrift (Rapitale) „tzartolus Uundt Uassiae Can-
cellarü filius ... kectus capltaneus huius ... obiit ö. 17. Äug. Änno 1619 horas inter 9 et 10
ante meridiem". Wappen: 1. Hund (mit „B/H"), 2. unbekannt (mit „AV/v").
Taf. 102- Reich aus Silber — vergoldet (H. 23 cm). Der Rundfuß trägt längs des Randes auf kreuzschraf-
fiertcm Grunde die gotische Minuskclinschrift „a o 6 — m° cccc0 v° (1405) eancta anna matcr
maric virginls". Zwischen 2 runden Schaftringen runder Nodus aus durchbrochenem Maßwerk,
mit 6 Pasten, die zwischen Resten von blauem opaken Glasfluß je einen gotischen Minuskelbuch-
ftabcn des Namens „Caspar" tragen; der untere Schaftring zeigt in getriebener gotischer Minuskel
„baltasar", der obere „Melchior". Luppa konisch, später neu vergoldet.
patene (zum vorigen Reich gehörig) aus Silber — vergoldet (0 19,8 cm). Tellerförmig, auf
dem Rand Wcihekreuz vor kreuzschraffiertem Grunde.
wolfhagen
211
Kelch aus Silber — vergoldet (H. 18,5 cm). Der sechspasfige 8«ß zeigt 2 Stiftlöcher zum Be- Taf. 102
festigen eines verlorenen Schmuckes, wahrscheinlich Kruzifixes; zwischen 2 sechsseitigen Schaft-
stücken runder Knauf mit 6 rhomboiden Pasten, die zwischen opaken Glasflußresten je einen un-
deutlichen gotischen Minuskclbuchstaben tragen. Der untere Schaftring zeigt vor kreuzschraffiertem
Grunde (getriebene Minuskel) „maria", der obere „vrig" ) (virgo gemeint)). Die glockenförmige
Kuppa später schlecht aufgelötet. 15. Ih.
patene aus Silber — vergoldet (0 13,6 cm). Zum vorigen Kelch gehörig. Tellerförmig. Auf
dem Rand graviert Weihckreuz vor kreuzschraffiertcm Grunde.
K c l ch l ö f f e l aus Silber (L. 12,2 cm). Rückfeits am Stiel 2 Stempel: „COLLET" und Kasseler
Beschau. 1. H. ly. Ih.
Abendmahlskanne aus Zinn (H. 26 cm). Nach oben verjüngter Zylinder mit Ausguß,
geschwungenem Henkel und flachem Deckel mit flachem Drücker. Auf dem Deckel Stempel: Kasseler
Wappen in Rose. Aus dem Bauch graviert „Statt Wolfhagen Anno 1673".
3 Opferte Iler aus Zinn (0 22 cm). Rückfeits je 3 gleiche Stempel: Laufende Agur mit
Eimer. 17./18. Ih.
Tauffchüffel aus Zinn (0 31,5 cm). Auf dem Rand 3 gleiche Stempel: Engel mit Schwert
und Waage und Buchstabe M. 18. Ih.)
2 Abendmahlskannen aus Zinn (H. 35 cm). Auf dem 8»ßrand hoher Zylinder mit Ausguß,
geschwungenem Henkel und flachem Deckel mit Knaufdrücker (dieser an der einen Kanne abge-
brochen). Auf der Unterseite des abgebrochenen Deckels 3 Stempel: a und b) Mann mit Stock,
„G. S." und „47"; c) 1 Unter dem 8«ß Blätterkartusche „L.w. Hartmann 1689". Auf dem
BodenderanderenKanne Y 1 II ovaler Stempel: Liegender Engel mitSchwcrt und Waage und Um-
schrift „Englisch Block- \L1/ Zinn" und Stempel mit undeutlicher Kapitale „-SCH
BLOC . . . NORMA ... IN CASSEL".
AltereDronzeglocke freihängend an der Oftseite der Turmhaube, unzugänglich. Um 1700.
2Bronzeglocken.a)(H. 0,94 m, 0 0,63 m). Krone mit 6 Bügeln; zwischen Haube und Hals
Seilschnüre; am Hals zweizeilige, durch Seilschnüre getrennte Spiegelschrift (Unziale) „essum
conlectum sl dum tralioradvoco rectum ad sacra venturum sine spe si respuo durum". 14. Ih.
b) (H. 6,95 m, 0 1,13 m). Krone mit 6 Bügeln, am Hals Palmettenfries, darunter zweizeilige In-
schrift zwischen Schnüren (Kapitale): „vix meus auditur sonitus cum corda piorum susclto
adorandum supplice voce deum anno ckristl MDCCXXIX" (1729); an wolm und Schlag je
3 Schnüre.
Hospitalkapelle
Auch Kapelle zum Heiligen Leichnam genannt.
Auf dem umgitterten Gartengelände des Hospitals, am Ausgang der Stadt, Straße nach Kassel.
d5cfd)ict)tC. 1332 erste Erwähnung. In diesem Iahr wird die Kapelle von allen Abgaben be-
freit. weihe 1337 durch den Mainzer Weihbischof Albert von Hippus. Die Kapelle unterstand der
Pfarrei Wolfhagen. Nach der Reformation Hospitalscheuer (bis 1870). 1619 Erneuerung des
Daches. Bald nach 1900 wieder hergerichtet, Westjoch ausgebaut, Dachreiter neu.
Bestand
Grundriß. (Abb. 78) Einschiffige, hochgotische Anlage aus 2 Rechteckjochen und 5/g-Schluß.
,4*
212
Wolfhagen
Das flachgcdeckte dritte westliche Ioch jüngst ausgebaut, mit Westeingang. An der nördlichen Seite
des östlichen Vorchorjoches quadratische kreuzgewölbte Sakristei.
Taf. 83- Aufriß: Äußeres. Sandsteinquaderwerk. Als Sockelgesims Schräge, auch um die Strebe-
pfeiler gezogen, ebenso das Raffgesims, das als Fenstersohlbank dient. Strebepfeiler zweimal ab-
getreppt, endigen in einem Giebel und sind dahinter schräg zur Mauer hochgeführt. Als Dachgesims
große Rehle. Satteldach, 8-pfan-
nen. Zweiteilige, spitzbogige Fen-
ster an Südwand und Chor mit
denselben Maßwerkfüllungen und
Laibungsprofilen. Zum östlichen
Vorchorjoch Südportal, geschlossen
im Rleeblattbogen, mit reicher Ge-
wändeprofilierung (Birnstab), als
Gockel einfache Schräge; Portal
unterbricht das Sockelgesims, das
Raffgesims ist hochgezogen — dient
als Sohlbank des Maßwerkfensters
über dem Portal. An den Seiten-
wänden der das Portal flankieren-
den Strebepfeiler Reste von Ge-
wölbeansätzen (einst Portalvorbau). An der Westseite der Sakristei Spitzbogentür mit moder-
nem Gewände. An der Nord- und Ostseite je ein spitzbogiges Fenster mit Maßwerkfüllung. Als
Sockelprofil einfache Schräge. Satteldach, 8-pfannen, Dachfirst unterhalb der Traufe des Rapellen-
schiffes. Auf der Giebelspitze Rreuzblume. Über dem neuen Westjoch Türmchen^schieferveckleidet,
mit Achteckspitze, ebenso Giebelfeld der Weftmauer schieferverkleidet.
Taf. 67- Inneres. Rreuzrippengewölbe, Rippen und Gurte in scharfkantigem Birnstab, als wanddicnfte
b/4-runde Säulen mit s/g-Basen und Blattkapitellen mit 5/g-Deckplatte. Schlußsteine (von Osten:
a) Segnender Christus mit entblößter Brust, seine Wundmale zeigend; b) Stehender Engel mit
Dornenkrone; c) Rnieender Engel mit den Rreuznägeln. Rapellenschiff und neugebautes Ioch von-
einander geschieden durch alten Triumphbogen. Fußboden im Weftjoch um 6 Stufen erhöht. In
der Schildwand zwischen Rapelle und Sakristei oben Rechteckfenfter mit abgefaften Ecken (zum
Dachboden der Sakristei), ferner kleine spitzbogige Tür; Fußboden der Sakristei etwas höher
als in der Rapelle. Rippen wie in Rapelle, auf Blattkonsolen ca. 2 m über dem Fußboden. Schluß-
stein Rleeblattrosette. An der Ostwand rechts unten Piscina mit halbrundem Becken und (heute
geschlossenem) Ausfluß. Daneben Gerätenische. An der Ostwand Profilbruchstücke einer angefan-
genen Tür (?) (an der Außenmauer nichts davon zu erkennen).
Z Grabsteine (an der Rapellennordwand):
a) Roter Sandstein (H. 1,70 m, Br. 0,Y4 m). Mit 2 girlandenumwundenen, gewölbten Schrift-
feldern, Schrift (Rapitale) meist verwittert. Das obere Schriftfeld hochoval, das untere queroval,
mit 2 Putten und 2 geflügelten Engelsköpfchen. Im Oueroval links 2 Wickelkinder dargestellt.
Um 1700.
b) für das Ehepaar Heinemann (-f 1764 u. 1772). Grauer Sandstein (H. 1,80 m, B. 1,38 m).
Oben: 2 Putten halten Rrone über 2 Wappen (Anker und Vogel), darunter 3 ovale Schriftfelder
Abb. 7». Wolfhagen, Grundriß der Hospitalkapelle. | :300
wolfhagen
213
(Kapitale). Das linke obere Schriftfeld mit dem Namen der Ehefrau Maria Catharina Heinemann,
geb. wachenfelt 1647. Das rechte obere Schriftfeld mit dem des Mannes Hans Heinrich Heinemann.
c) für den Bild- und Leineweber Ludwig 8liegc, gest. 1718; hellgelber Sandstein (H. 1,75 m,
Br. 0,85 m). Mit girlandenumzogenem Schriftfcld.
Ältere Bronzegloike. Im Dachreiter, unzugänglich.
Friedhof
Auf dem Schützeberg. Staketenumzäunung. 4 Grabplatten aus Sandstein mit Inschriftkartuschen,
zum Teil verwittert. Um 1800.
Rathaus
(6e^à)ìchte. Bei den Stadtbränden von 1376 und 1420 niedergebrannt. Lin 1611 errichteter
Neubau fiel im 30jährigen Krieg 1632 abermals dem Brand zum Opfer. Von diesem Bau sind
die Keller erhalten geblieben. Der jetzige Bau wurde 1657/54 mit Beihilfe des Landgrafen Wil-
Bestand
Dreigeschossiger Bau. Im Keller Tonnengewölbe mit Stichkappen und gra- Taf.76»u.77»
tige Kreuzgewölbe. Uber zwei Türen am Türsturz Iahreszahl 1611, an der
einen Steinmctzzeichen (Abb. 74). Erdgeschoß massiv. Obergeschosse aus Mach-
werk. 24X4 Gefache. Satteldach mit Krüppelwalm und Gaupcn in 8-pfannen.
Traufenseite zur Straße. Obergeschosse stark vorgekragt. Karniesprofil. Bal-
kenköpfe mit Margueritenblumen geschmückt, ebenso am Dachgesims. Süd-
seite Hauptfront mit drei Türen. Über der Mitteltür Iahreszahl 1654. Uber
der rechten Tür zum Ratskeller Iahreszahl 1725. An der Hauptfront Wappen-
relief, das früher am Bürgertor eingemauert gewesen sein soll. Sockel: Taf. 97«
Wappen von Wolfhagen (Wolf zwischen Bäumen), Inschrift: Wolfhagen
1600. Darüber zwischen zwei Karyatiden das hessische Wappen mit Krone. Als Abschluß Giebel
mit Voluten und Inschrift: „8ürft Mauritius land Graff zu Hessen".
Alte Mache
helm VI. errichtet.
17
Abb.7y. Wolfhagen,Rat-
baus. Steinmetzzeichen
Ietzt Museum. Auf dem Kirchplatz, nördlich der Kirche. Zweigeschossiger 8achwcrkbau mit ehe- Taf. 58»
mals zweijochiger, offener Halle im Erdgeschoß. Obergeschoß vorgekragt. Ouergebälkprofil Kar-
nics mit Platte. 13X6 Gefache. Satteldach mit Krüppelwalm in 8-pfannen mit Schiefcrfassung
An der Nordseite vermauerte Tür, darüber Inschrift: „Anno 1667". Zwei Türen an der Süd-
und Ostseite. Eckpfosten geschnitzt (Abb. 80).
Steinhäuser
Schützebergerftraße 37. Ecke Maufiusstraße, sogen. „Steinkammer", gotisches Stein-
haus mit Treppengiebel. Untergeschoß mit modernen Rundbogenfenstern und Rundbogentür. Auch
8cnfter im Obergeschoß aus späterer Zeit. Vielleicht nach der Aufforderung des Landgrafen Heinrich
an die Bürger von Wolfhagen, Steinhäuser zu bauen, 1348 errichtet. Zwei weitere gotische Stein-
bauten befanden sich in der Burgftraße, darunter die sogen. „Knackcnburg", im 30jährigen Krieg Taf. 77-
zerstört.
214
Wolfhagen
Schützebergerftraße (zwischen 1 und 3). Steinerne Scheune. Ehemals Stallgebäude der
„fürstlichen Meierei". Eingeschossiger Bau aus lagerhaftem Bruchstein mit Werksteinfassung.
In der Mitte rundbogiges Tor, darüber Monogramm f L mit Lrone (friedrich Landgraf) und
Jahreszahl 1768. Satteldach mit fachwerkzwerchhaus über dem Mitteltor. Lrüppelwalm und
8-pfannen. Traufenseite zur Straße. An der Rückfront ebenfalls ein jetzt vermauertes Rund-
bogentor.
Landgrafenstraße 6. Neben dem Amtsgericht. Mittelalterliche Steinscheucr, jetzt Wohn-
haus. Dreigeschossig. Giebelseite zur Straße, fenster, Türen und Dach neu. Lagerhafter Bruchstein
mit Werkstcinfassung.
Abb. $o. wolfhagen, das wachtgebäude am Marktplatz (urspr. Zustand)
Bürgerhäuser
wohnhaustyp: Niedersächsich, Giebelseite zur Straße, fachwerk. Meist zweigeschossig. Geschosse
vorgekragt. Satteldach und 8-pfannen.
Adolf-Hitler-Straße
Nr. 1. Dreigeschossig. (Quergebälkprofil Larnies mit Platte. Eckpfosten geschnitzt. Geschosse modern
verputzt. Ans. 18. Ih.
Nr. 3. Modern verputzt. (Quergebälk verschalt. 18. Ih.
Nr. 4. Geschosse modern verputzt. (Quergebälkprofil Larnies mit Platte. Eckpfosten reich geschnitzt.
Anf. 18. Ih. i
Nr. 11. An spitzwinklig zusammenlaufenden Straßen. Satteldach mit Lrüppelwalm. Modern ver-
putzt und verschalt.
Nr. 13. prächtiges Wohnhaus. Dreigeschossig. Geschosse modern verputzt. (Quergebälkprofil Rund-
stab mit Platte, mit Seilornament geschmückt. Satteldach mit Zwerchhaus und Lrüppelwalm.
8-pfanncn mit Schieferfassung. Zwei moderne Läden eingebaut. L. 17. Ih.
Nr. 14. 18. Ih.
Nr. 16. 18. Ih.
Nr. 17. 11X25 Gefache. Satteldach mit Lrüppelwalm und Zwerchhaus. 8-pfannen mit Schiefer-
fassung. (Quergebälkprofil Larnies mit Platte. Balkenköpfe mit Sternmuster. 18. Ih.
Nr. 25. Urspr. mit Tenne, verputzt und verschalt. 18. Ih.
wolfhagtn
215
Nr. 26. 10 Gefache. Giebelgeschosse vorgekragt. Ouergebälkprofil Lärmes mit Platte. 18. Ih.
Nr. 28. Haus mit Tenne. 8 Gefache. Giebelgeschosse vorgekragt. (Quergebälkprofil Larnies mit
Platte. 1. H. 18. Ih.
Nr. 35. Dreigeschossig. 8assade erneuert. Dachgeschoß vorgekragt. (Quergebälkprofil großer Viertel-
ftab mit Zahnschnitt und Seilornament. Ans. 18. Ih.
Nr. 41. Modern verputzt.
Am Lattenturm 7. Wohnhaus mit Scheune. 11 Gefache. Dachgeschosse vorgekragt. (Quer-
gebälkprofil Larnies mit Platte. 18. Ih.
Burgstraße
Nr. 1. Haus mit Tenne. 11X8 Gefache. (Quergebälkprofil Larnies mit Platte. Balkcnköpfe mit
Stcrnmufter. Eckpfosten mit gedrehten Säulen. Altes Scheunentor. Satteldach mit Ärüppelwalm.
Uber dem Scheunentor Inschrift: „Paulus Wullenheupt. Tominika. Anno 1659".
Nr. 4. Balkenköpfe mit Sternchen. 18. Ih.
Nr. 5. 8assade verputzt. 17. Ih-
Nr. 6. prächtiges Wohnhaus mit Tenne. Dreigeschossig. Obergeschoß vorgekragt. (Quergebälkprofil
Lehle mit Rundftab. 12 Gefache. Satteldach mit Lrüppelwalm. Eckpfosten geschnitzt. Ans. 18. Ih.
Nr. 9. prächtiges Wohnhaus. 8X14 Gefache. Satteldach mit Ärüppelwalm. Eckpfosten geschnitzt.
(Quergebälkprofil Larnies. Haustür an linker Seitenfront. 1. H. 18. Ih.
Nr. 11. Gefache mit moderner Backsteinfüllung. 1717.
Nr. 13. prächtiges Wohnhaus. Dreigeschossig. (Quergebälkprofil Larnies mit Platte. 10X10 Ge-
fache. Seitenfront Erdgeschoß und 1. Obergeschoß alte massive Bruchsteinmauer. 18. Ih. Bruch-
steinmauer aus älterer Zeit.
Nr. 16, 17, 18, 21: Wohnhäuser, 8assaden modern verputzt. 2. H. 18. Ih.
Nr. 23. 18. Ih.
Nr. 25. Gendarmerie. Modern verputzt und verschalt. Satteldach mit Lrüppelwalm. Traufenseite
zur Straße. Um 1800.
Nr. 26. A. 19. Ih.
Nr. 28. prächtiges Wohnhaus. Dreigeschossig. Ouergebälkprofil Lehle und Rundftab. 13X12 Ge-
fache. Satteldach mit Lrüppelwalm. Traufenseite zur Straße. 1. H. 19. Ih.
Nr. 31. Gasthaus H. waßmuth. Dreigeschossig. 8assade modern verputzt und verschalt. 2. H.
17. Ih.
Nr. 32. 18. Ih.
Nr. 35. prächtiges Haus mit Tenne. Dreigeschossig. Ouergebälkprofil Larnies mit Platte. 12X16
Gefache. Satteldach mit Lrüppelwalm. 2. H. 17. Ih.
Nr. 40. 18. Ih.
Nr. 44. Seitenfront verschiefert. A. 18. Ih.
Nr. 47. 18. Ih.
Nr. 53. Urspr. Haus mit Tenne. Scheunentor vermauert. Ouergebälkprofil Larnies mit Platte.
11X15 Gefache. Moderne Backsteinfüllung. Über dem Tor Inschrift und Iahreszahl 1663.
Dellbrückenftraße
Nr. 4. 9 Gefache. Eck- und Türpfosten sowie Ouergebälk mit Rankenschnitzerei. Ouergebälk mit
großen, Viertelftabprofil. Darüber und über der Haustür alte Inschriften o. I. 1. H. 18. Ih.
Nr. 5 6. Wohnhaus mit Scheunentor, jetzt als Scheune verwandt. 18. Ih.
Taf. 79*
216
wolfhagen
Nr. 7. Ouergebälkprofil Lärmes mit Sternmuster und Zahnschnitt. 10X14 Gefache. Im 1. Dach-
geschoß 8ußbänder mit 8ächerornament. Eckpfosten geschnitzt. LN. 18. Ih.
Nr. y. Haus mit Tenne. Eckpfosten geschnitzt. 18. Ih.
Nr. 10. Traufenftellung. Eckpfosten mit gedrehten Säulchen. Über der Haustür Inschrift und Iah-
reszahl 1727.
Nr. 13. Modern verputzt. L. 18. Ih.
Nr. 17. L. 18. Ih.
Nr. ly. An Ouergebälk mit Viertelstabprofil und an Eckpfosten Rankenschnitzerei. Empire-Haustür
mit Vasen und Hunden (E. 18. Ih.)> Um 1700.
Nr. 23. Haus mit Tenne. E. 18. Ih.
Nr. 27. 2. H. 18. Ih.
Nr. 29. Reich geschnitztes Ouergebälk in Viertelrundstabprofil. Blattornament. 7 Gefache. Bal-
kenköpfc mit Engelsköpfchen. Eckpfosten mit gewundenen Säulen. In der Giebelspitze Lngelsköpf-
chen mit Ranke und Traube. L. 17. Ih. Haustür 19. Ih.
Fleisch Hauerstraße
Nr. 1. Haus mit Tenne. 7 Gefache. Ouergebälkprofil Larnies mit Platte. Satteldach mit Lrüppel-
walm. Über Barocktür Inschrift und Iahreszahl 1746. Eckpfosten geschnitzt.
Nr. 2, 4, 5, 8 E. 18. Ih.
8renzenstraße Nr. 1 und 4. Seilornament an den Ouergebälken. Profil Larnies mit Platte.
Eckpfosten mit gedrehten Säulchen. 8 Gefache. 1. H. 18. Ih.
Gerichtsstraße Nr. 3. 18. Ih.
Große Teichftraße
Nr. 1. Hoher Werksteinsockel. 9 Gefache. Haustür mit von links ansteigender 8reitreppe. Altere
Türpfosten mit flacher Rankenschnitzerei und Seilornament. Ouergebälk in Larniesprofil, Seil-
ornament. Balkenköpfe mit Blüten. Im Obergeschoß 8ußbänder mit 8ächerornament. Eckpfosten
mit Säulchen. A. 18. Ih.
Nr. 2. 8assade verputzt. Ouergebälk großer Viertclstab mit 8lachschnitzerei. 18. Ih.
Nr. 3. Dreigeschossig. 8X11 Gefache. Ouergebälkprofil Larnies mit Platte und Seilornament.
Satteldach mit Lrüppelwalm in 8-pfannen mit Schieferfassung. Eckpfosten mit gedrehten Säul-
chen. Am Ouergebälk Inschrift. A. 18. Ih.
Nr. 4, 5, 6, 8, 10, 12, 14, 16 von gleichem Typ. Zum Teil verputzt. 18. Ih. Haustüren fast alle
erneuert. Nr. 14 mit veränderter, quergestellter Dachform.
Nr. 18. Gedrehte Säulchen an den Eckpfosten. 18. Ih.
Nr. 19. Dreigeschossig. Mit gedrehten Säulchen an den Eckpfosten. Ouergebälkprofil Larnies mit
Platte. 8 Gefache. Haustür mit alter Inschrift und geritzten Bretzel und Brötchen. Iahreszahl hin-
ter Türrahmen, nach Angabe 1732.
Nr. 21. 18. Ih.
Lirchplatz
Nr. 4. Evangelisches Pfarrhaus. Dreigeschossig auf Werkfteinsockel mit vorgekragten Obergeschos-
sen. Ouergebälkprofil Rundstab mit Lehle. 15 Gefache. Satteldach mit Lrüppelwalm, 8-pfannen.
Traufenstellung. 1336 wird zuerst ein Pfarrhaus erwähnt. 1440 ist von einem Bau des pfarrhofes
die Rede. Instandsetzungsarbeiten 1561 und 1593. Der gegenwärtige Bau wurde 1675 im wesent-
lichen neu errichtet.
Wolfhagen
217
Nr. 5. 16 Gefache. Satteldach mit Zwerchhaus, Haustür mit 8reitreppe. Am Quergebälk lateini-
scher Spruch (durch Reklameschild verdeckt).
Nr. 6. Dreigeschossig, zweites Obergeschoß vorgekragt. Ouergebälkprofil Rarnies mit Platte. Taf. ?s-
10X12 Gefache. Eckpfosten geschnitzt. Satteldach mit Lrüppelwalm. 8-pfannen mit Schicfer-
fassung. Traufenseite zur Straße. Über erneuerter Haustür Inschrift in Rapitale: „vohr Rrieg und
Brand behüte Got dis Haus mit voller Hand. Iohannes 8aber. Elisabeta Broskinne Haben Got
vertrauwet und dis Haus Erbauet Anno 1684 den 10.1. Iuli."
Nr. 7. Dreigeschossig (nach Adolf-Hitler-Straße zweigeschossig). Haustür mit großer 8reitreppe.
Abgewalmtes Satteldach mit 8-pfannen. Zassaden verputzt und verschalt. Im 2. Obergeschoß ent-
stellender Balkon. L. 18. Ih.
Nr. 8. Dreigeschossig. Modern verputzt und verschalt. 18. Ih.
Nr. y. Hoher Werksteinsockel. Ouergebälkprofil Lärmes mit Platte. 8 Gefache. Geschnitzte Eck-
pfosten. Satteldach mit Lrüppelwalm. Biedermeierhaustür mit hoher 8reitreppc. E. 17. Ih.
LleineTeichstraße Nr. 3 und 4. 18. Ih. Das letztere, besonders gut erhalten, mit gedrehten Taf-782
Säulchen und Eckpfosten.
Maufiusftraße Nr. 1. Gedrehte Säulchen an Eckpfosten. 6X8 Gefache. Ouergebälkprofil
großer viertelrundftab. L. 18. Ih.
Ouerstraße Nr. 5. E. 18. Ih.
Schäferftraße
Nr. 1. Dreigeschossig. Ouergebälkprofil Lehle und Viertelstab. Erdgeschoß zum Teil massiv unter-
fangen. Giebel mit Blechvcrschalung. Satteldach mit Zwerchhaus. Traufenseite zur Straße. An
Pfosten eine Brezel und Inschrift mit Iahreszahl „1752". Die Häuser Nr. 3, 5, 6, 7, 8, 10, 12,
14 vom gleichen Typ, 18. Ih. (Nr. 6, 8, 10 an sich bedeutungslos, aber in der Straßenfolge (wir-
kungsvoll.)
Schützebergerstraße
Nr. 3. Stattliches Wohnhaus. Dreigeschossig. 10X16 Gefache. Ouergcbälk Larnies mit Platte und
Seilornament. Eckpfosten mit gedrehten Säulchen. Satteldach mit Lrüppelwalm. Uber der Haustür
Inschrift: „Anno Domini 1652".
Nr. Y. E. 18. Ih.
Nr. 11. Haus mit Tenne. 10 Gefache. Dachgeschosse stark vorgckragt. Ouergebälkprofil Larnies mit T«f. rs»
Platte. An den Balkenköpfen Sternchen. Eckpfosten verziert. A. 18. Ih.
Nr. 13. Haus mit Tenne. Dachgeschoß vorgekragt. Ouergebälkprofil Viertelstab. Im Erdgeschoß
massiv unterfangen. 18. Ih.
Nr. 15. Amtshaus des Lreispfarrers. Saffctöc verputzt. Satteldach mit Lrüppelwalm. 2. H. 18. Ih.
Nr. 16. Haus auf stark abfallendem Gelände. Dreigeschossig. Zweites Obergeschoß vorgekragt.
Ouergebälkprofil großer viertelrundstab. 9 Gefache. Haustür mit 8reitreppe. Rechts vom Haus
hohe Steintreppc zum Lirchplatz. Rückfront zweigeschossig, etwa 7 Gefache. 2 Haustüren. Sattel-
dach mit Zwerchhaus. A. 18. Ih.
Nr. 18. Seilornament am Ouergebläk, Eckpfosten mit gedrehten Säulchen. Dreigeschossig. Erd-
geschoß massiv erneuert. 10X8 Gefache. Satteldach mit neuerem Zwerchhaus. 8-pfannen mit
Schieferfassung. 1. H. 18. Ih.
Nr. ly. Erdgeschoß massiv erneuert. Über der Haustür am Ouergebälk Inschrift: „Iohan Henrich
Norte. Isawcl Geltmacherin. Anno 1749."
218
Wolfhagen
Nr. 20. Dreigeschossig. Fassade mit Blechverschalung. 18. Ih.
Taf. 76» Nr. 23. Dreigeschossig. A. 18. Ih.
Nr. 28. Beschlag- und Rankenwerk am Ouergebälk sowie Blütenmotive an den Balkenköpfen.
Ouergebälkprofil großer Viertelftab. Modern verputzt. 17. Ih.
Nr. 32. (Quergebälk mit Seilornament, Profil Larnies mit Platte. Eckpfosten mit gedrehten Säul-
chen. La. 10 Gefache. Satteldach mit neuem Zwerchhaus mit Schweizer Giebel. Traufenstellung,
ursprünglich wohl Giebelstellung. Haustür mit Freitreppe. An altem Pfosten z. T. erhaltene In-
schrift. Links Brezel, rechts Stern. 18. Ih.
Nr. 33, 34, 39 verputzt. 18. Ih.
Nr. 41. Landes-Renterei-Gebäude. Dreigeschossig. 2. Obergeschoß vorgekragt. Ouergebälkprofil
Larnies mit Platte. Fachwerk verputzt. Hessisches Wappen mit Inschrift: „Landesrenterei" (neu).
Über der Haustür geflügeltes Lngelsköpfchen und Inschrift: „Anno 1759". Rückwärtiger Anbau
mit Scheunentor, Ouergebälk mit Inschrift und Iahreszahl 1807.
Nr. 43 und 45 verputzt. A. 18. Ih.
Nr. 47, 49. verputzt und verschalt. Um 1800.
Nr. 51. Haus mit Tenne. Mansarddach mit Lrüppelwalm. A. 19. Ih.
Nr. 63. Haus mit Tenne. Dreigeschossig. 12X10 (und spätere 6) Gefache. Ouergebälkprofil großer
viertelstab mit reich geschnitztem Scilornament. Die Eckpfosten des 2. Obergeschosses mit gedreh-
ten Säulchen. Giebel mit 3 vorgekragten Geschossen. In den Obergeschossen Fußbänder. M. 17. Ih.
Nr. 65. Haus mit Tenne. Eckpfosten geschnitzt. Über dem Tor Inschrift und Iahreszahl 1664.
Nr. 69. Ehemaliges Torwärterhaus. 7X7 Gefache. Eckpfosten mit Säulchen. Fußbänder im Ober-
geschoß mit geschnitzten Tulpen. Alte Haustür. Ouergebälkprofil Larnies mit Platte, darüber in
Lapitale: „Wolfhagen Anno 1738 ist dieses Pfort-Haus auf gemeiner Stat Losten erbaut und
den 20. Tag Sebtemb. aufgerichtet worden."
T o r ft r a ß e Nr. 2. 1709. Nr. 4. A. 18. Ih.
T r i a n g e l ft r a ß e Nr. 4. 1. H. 18. Ih. Nr. 5. A. 18. Ih. Nr. 27. 18. Ih. Nr. 31. Spruch am
Ouergebälk. 1. H. 18. Ih. Nr. 33. Eingeschossig. 4X5 Gefache, Satteldach, 8-pfannen. 17. oder
18. Ih.
Hagenstraße
Nr. 2, 10, 12, 14, 16, 21 einfache Wohnhäuser in Fachwerk. 18. Ih.
Nr. 29. Fachwerk verputzt. Traufenfeite zur Straße. Zweigeschossiges Zwerchhaus. 2. H. 18. Ih.
Nr. 35. Haus ehcm. mit Tenne. Tenne zugebaut. Satteldach mit Lrüppelwalm. 18. Ih.
Nr. 37. Haus ehcm. mit Tenne, Tenne zugebaut. 18. Ih.
Nr. 36 und Nr. 39. 18. Ih.
Vorstadt
Nr. 1. Haus mit Tenne. Auf Bruchsteinsockel zweigeschossiges Fachwerk. Ouergebälk über dem Tor
unterbrochen. Großes Viertelstabprofil. Giebel oben verbreitert, unten mit Backsteinen gefüllt.
Scheune, ehem. niederst Bauernhaus mit Tenne. Zweigeschossig. Larniesprofil. 1. H. 18. Ih.
Nr. 4, 5, 6 18. Ih.
Nr. 7. Seilornament am Ouergebälk. Großes Viertelstabprofil. 5 Gefache. 18. Ih.
Nr. 8. Haus mit Tenne. Ouergebälk (flache Lehle) von mittlerer Auskragung. 18. Ih.
Nr. 9. Tauornament an Ouergebälk von mittlerer Auskrageng. Viertelftabprofil. 6 Gefache.
2. H. 17. Ih.
Wolfhagen
219
Garthausftraße Nr. 1. Wohnhaus. Zweigeschossig. 18. Ih.
Kleine Teichmühle
Besitzer: Ikler. Getreidemühle, oberschlägtig. Zweigeschossig. Machwerk über hohem Sockel aus Taf. 79-
Werkstein. Mansarddach mit Krüppelwalm in 8-pfannen. An der Südseite 2 Haustüren, 2 Stall-
türen und Scheunentor, über letzterem Inschrift in Kapitale: „Johan Conrad Ikler und dessen Ehe-
frau Maria Sophia Gebohrne wcchenfeldin haben Gott vertraut und dies Haus gebaut den 20 Ten
July Anno 1801."
Neue Mühle
Besitzer: Gerold. Getreidemühle, oberschlägtig. Dreigeschossiger Zachwerkbau. Erdgeschoß massiv.
12X14 Gefache. Mansarddach mit Krüppelwalm in 8-pfannen. Barock-Portal. Am Sturz Wap-
penkartusche mit: „I. S." (Johannes Scheuermann. Nachkommen weibliche Linie noch im Besitz).
Darüber fünfzackige Krone. Jahreszahl 1759.
Schützeberger Hof
Besitzer: Kleinschmidt. Gehöft anstelle des ehemaligen Dorfes und der Archipresbyterialkirche (siehe Taf.si-
Sch., Wüstung). Ehemalige Papiermühle. Dreigeschossiger Zachwerkbau, Sockelgeschoß massiv.
9X15 Gefache. Eckpfosten geschnitzt. Satteldach mit Krüppelwalm und Zwerchhaus in 8-pfannen.
E. 17. Ih. — Wohnhaus, zweigeschossig. Zachwcrk verputzt. Auf hohem, massiven Sockel. Sattel-
dach mit 8-pfannen. Wohl 18. Ih.
Schützenhaus
Biedermeierbau, Zachwerk. Vorhalle auf Holzfäulen. Walmdach mit Pfannendeckung. Taf. 46-
Gartenhaus
Seitlich der Straße nach Philippinendorf, am Wege nach Bühle. Kleiner Zachwerkbau über recht-
eckigem Grundriß über nur im Inneren frei sichtbarem Sandsteinsockel. Das Äußere ringsum ver-
schalt. Mitteltüre mit einflügeliger Brettertüre mit altem Lisenknopf. Die rechteckigen Zenster mit
Bleisprossenteilung. Über Schrägbrett kräftig ausladendes Walmdach in Blberschwanzdeckung
mit kräftigen Gratziegeln. Innenwände geputzt, ebene putzdecke, Zußbodenbelag unregelmäßige
Sandfteinplatten.
Gartenhaus
Am Wall, südlich außerhalb der Stadt. Kleiner Zachwerkbau auf Steinsockel, Zeltdach in Biber-
schwanzdcckung. Über der Tür gegiebeltes Zwerchhäuschen. Von dem tiefer gelegenen Gartenleil
aus malerischer Aufgang über Sandfteinstufen, zwischen zwei alten Hainbuchen. Vor dem Häus-
chen barocker Steintisch. — 18. Ih.
Vorgeschichtliches
Mehrere Hügelgräber im Wolfhagener Stadtwald.
Kreismuseum
Vorgeschichtliche Zünde aus dem Wolfhagener Stadtwald. Handfeuerspritze mit
2 Eimern. Schandpfahl mit Kette und Halsring (aus Niederelsungen). Zunft-, Meister-
und Lehrbriefe mit Siegeln. Herbergöschild der Schuhmacher, Loh- und Weißgerber
und Sattler von 1727, desgl. der Holzarbeiterzunft. Kleine Truhen. Geräte der Z l ach s b ea r -
b e i t u n g.
220
wolfhagen
Kreuzwegstation vom Kloster Hasungen. Stark zerstört. Sandstein (H. 0,70 m, Br.
0,58 m). In vertieftem Rechteckfeld Kruzifix mit Maria und Johannes, darunter dreizeilige Minus-
kelinschrift. 2. H. 15. Ih.
Turmwächterhorn. Blech. (L. 1,75 m.)
Taf. 1037 Ratsbecher aus Silber (H. 25 cm). Hoher konischer Becher mit etwas ausgebogenem
Lippenrand, auf den zwischen Ooppelstreifen ein Arabeskenfries mit Kopfmedaillons gra-
viert ist. Der runde Untersatz (H. 5 cm) trägt am oberen Rand ein aus Silberdrähten ge-
wickeltes Seil mit 3 Schilden. Auf diesen graviert: a) Lodewich, b) Wagner 1592, c):
Ecce Homo in Dreiviertelfigur. Relief in 8lachnischc. Sandstein (H. 0,73 m, Br. 0,55 m). Unter
dem Relief 8ries mit Beschlagwerk. A. 17. Ih.
Taf. 40> z 8 i g u r e n (aus der Kirche zu Naumburg), Eiche, weiß gekalkt (H. 1,65 m), 2 Heilige (Apostel?)
stehend, ohne Kennzeichen, und ein Engel, dem beide Arme und linkes Bein fehlen; um 1700.
Löwe als Wasserspeier. Vom ehemaligen Wolfhagener Brunnen vor dem Landratsamt. Sand-
stein (H. mit Sockel 0,56 m, L. 0,83 m). Der Löwe trägt ein Schild in seinen Tatzen mit
„W L Z H", Krone und Iahreszahl „1757" (Landgraf Wilhelm VIII.).
T ü r st u r z von der Hospitalkapelle. Sandstein (H. 0,19 m, Br. 1,24 m). Zweizeilige erhabene
Minuskelinschrift „bercyt Dyn Hus went Du möcht sterben isaie 38" und Steinmetzzeichen.
Ofenplatte (H. 0,82 m, Br. 0,68 m). Von Meister G. H. Oben Samariterdarstellung, unten
längliche Knorpelwerkkartusche mit Inschrift, im oberen Relief links unten Signatur G H in
Ligatur. Um 1600.
Sandsteinplatte mit sogen. „Seelenloch", aus Altendorf (siehe das.). Iüngere Steinzeit.
Helfenberg
Burg zwischen Wolfhagen und Wenigenhasungen.
O u e l l e n und Literatur. Landau, Rbg. III, 9—27. Landau, W. 179. Reimer, 220 f.
(ÖC|d)id)te* A. 13. Ih. durch die von Gasterfeld, die ursprünglich westlich von Wolfhagen
saßen, errichtet. Diese nannten sich nach ihr von Helfenberg, die 1414 ausstarben. Die Burg war
mainzisches Lehen und wurde wahrscheinlich 1293 von den Hessen zerstört.
Bestand
Reste der ehemaligen Befestigung, die den gesamten schmalen, nordsüdlich gerichteten Hügel ein-
nahm: Die nördliche, die höchste Kuppe ist im Osten, Norden und Westen durch einen im
Halbrund geführten Wall gesichert, im Süden, gegen die Mittelkuppe, durch einen Graben. Wall
und Graben auch südlich der mittleren sowie nördlich und südlich der Südkuppe. Mauerrefte nir-
gends frei sichtbar.
Philippinenburg
Kolonie der Gemeinde Wolfhagen am Nordhang des Isthaberges.
Ou eilen. Staatsarchiv Marburg: Katasterbuch von Wolfhagen 1788.
Karten und Pläne. Staatsarchiv Marburg: Gemarkungskarte Wolfhagen, Griebe und
Pfaff 1778.
Literatur. Hochhuth, 229. Reimer, OL 367. Ritter, 101.
(Ae^chichte. Ursprünglich lag hier das Gehöft Höllehof. Hof in der Hella 1537. Ansiedlung
französischer Kolonisten durch Landgraf 8riedrich II. 1778.
Wolfhagen
221
Bestand
Einseitig bebaute Straße mit ursprünglich neun gleichartigen Typenhäusern. Eingeschossiger Fach-
werkbau auf Werksteinsockel. In der Mitte großes Scheunentor, symmetrisch davon auf der einen
Seite die wohnräume, auf der anderen die Stalle. Satteldach mit Zwerchhäuschen über dem
Scheunentor, Krüppelwalm, 8-pfannen. Traufenstellung. Die Häuser sind vielfach erneuert oder
verändert. Am besten erhalten Nr. 4, 7, 8 und 9. Teilweise sind die Stallmauern massiv erneuert
(Nr. 8 und 9). Andere sind nur in veränderter Form überkommen (Nr. Z: Wohnhaus aufgestockt).
Philippinendorf
Kolonie der Gemeinde Wolfhagen an der Straße nach Arolsen.
(Quellen. Staatsarchiv Marburg: Katafterbuch von Wolfhagen 1788.
Karten und Pläne. Staatsarchiv Marburg: Gemarkungskarte Wolfhagen, Griebe und
pfaff, 1778.
Literatur. Hochhuth, 239. Reimer, OL 367. Ritter, 101. «
(beschichte. Gegründet 1778 durch Landgraf Friedrich II. von Hessen. Ursprünglich 15 Fa-
milien.
Bestand
Einseitig bebaute Straße mit ursprünglich gleichartigen Siedlungshäusern. Typ: Eingeschossiges
Fachwerkhaus mit Mitteltenne, darüber Dachboden. Links Wohnräume, rechts Ställe. Sockel aus
lagerhaftem Bruchstein. 4—5 Gefache zu Seiten des Scheunentores. An der Seitenfront 7—9 Ge-
fache. Haustür links neben dem Scheunentor. Satteldach mit Krüppelwalm. Über dem Scheunentor
Zwerchhäuschen. Traufenstellung Nr. 1 und 2 in fast ursprünglicher Form erhalten. Nr. 3 mit Back-
steinfüllung der Gefache sowie Ausbau des Dachgeschosses und Einbau einer Biedermeiertreppe.
Nr. 4 enthält alte Teile. Die übrigen Häuser sind durch An- und Umbauten stark verändert.
Phlippinenthal
Kolonie der Gemeinde Wolfhagen nördlich des Isthaberges in Tallage.
Ouellen. Staatsarchiv Marburg: Katasterbuch von Wolfhagen 1788.
Karten und Pläne. Staatsarchiv Marburg: Gemarkungskarte Wolfhagen, Griebe und
Pfaff, 1778.
Literatur. Hochhuth, 229. Reimer, OL 367. Ritter, 101.
beschichte. Durch Landgraf Friedrich II. als Kolonie französischer Ansiedler 1778 gegründet.
Bestand
Einseitig bebaute Straße mit ursprünglich gleichartigen Typenhäusern. Erbaut 1778. Vielfach durch
Brände zerstört. In der ursprünglichen Form nur erhalten Nr. 1, 7 (modern verputzt). Gleicher
Typus wie in Philippinenburg: Eingeschossiger, symmetrischer Fachwerkbau auf Werkfteinsockel
mit Scheunentor in der Mitte, auf der einen Seite Wohnräume, auf der anderen Seite Stall.
Überm Scheunentor Zwerchhäuschen an Satteldach mit Krüppelwalm in 8-pfannen. Traufenftel-
lung. Nr. 6 nur noch Scheunentor und Stallseite rechts mit Dach alt, wohnhausbau erneuert.
Nr. 8 noch gleicher Typ, jedoch massiv erneuert. Nr. 3 Neubau aus M. 19. Ih.: Zweigeschossig aus
Werkfteinsockel. In der Mitte des Erdgeschosses Scheunentor. Links wohnräume, rechts Ställe.
Obergeschoß durchlaufend und nicht vorgekragt. 22X9 Gefache. Satteldach in 8-pfannen mit
Schiefereinfassung. Traufenstellung Nr. 2 ähnlich wie Nr. 3 und aus gleicher Zeit. 19X9 Gefache.
Rechte Seite des Erdgeschosses mit Stall massiv erneuert.
222
wolfhagen
Elmarshausen
Schloß und Gutshof, nach Wolfhagen eingemeindet. Wasserschloß in der Talsohle des Erpebaches
nordöstlich von Wolfhagcn, heute im Stadtgebiet (Abb. 81).
«Quellen. Staatsarchiv Marburg: Von der Malsburgisches Familienarchiv, Urkunden und Ak-
ten. Hessische Urkunden 12%—1370. Hasunger Urkunden 1314, 1447. Stadtarchiv Wolfhagcn:
Urkunden.
Larten und Pläne. Staatsarchiv Marburg: Grundriß von dem hochadl. Guth Elmars-
Hausen, 1808 von pfaff, cop. Loppen.
Literatur. Classen, 232. Dehn-Rotfelser-Lotz, 35 und 343. Hochhuth, 261. Reimer, OL 116.
Ritter, 99.
03efd?id)te. Lgelmareshuscn 1123. Llimareshusen 1150. Lilmarshusen 1255. Elmershuscn
1314. — Ursprünglich Dorf. Im 13. Ih. im Besitz der von Helfenberg als Lehen der Grafen von
Everftcin. Im 14. Ih. an die von Gudenbcrg
verkauft. 1452 wird Heinrich von Gudenbcrg
vom Herzog von Braunschweig mit Llmarshau-
sen belehnt. Nach dem Ausfterben der von Guden-
bcrg 1534 wird Feldmarschall Hermann von der
Malsburg mit Llmarshauscn belehnt. Seitdem
im Besitz der Familie von der Malsburg. —
1350 wird eine Lapelle gebaut und dem hl. An-
dreas geweiht. 1442 wird von den von Guden-
bcrg der Bau einer Burg begonnen. Von diesem
Bau Südflügcl erhalten. Vollständiger Umbau
und Erweiterung durch Hermann von der Mals-
burg um 1540. Nach dem Tode Hermanns 1557
fortgeführt und vollendet. Von seinem Sohn Christoph (aus erster Ehe mit Anna von Hundels-
hausen) Abschluß durch Errichtung des Nordost- und Nordflügels 1563 (siehe Bauinschriften). Um
1740 vollständige Erneuerung der Innenräume und der Einrichtung, Umbau und Erneuerung der
Ausstattung der Schloßkapelle, weihe am 18. Oktober 1742 durch Friedrich Anton von der
Malsburg (1695—1760) und seine Gemahlin Agnes, geb. von Spörken (1704—1779, verm. 1733).
Die Nordseite des Hofes und der runde Treppenturm in der Nordwestecke 1881 (siehe Bauinschrift).
1906 Wiederherstellung des Südwestturmes nach Zerstörung durch Blitzschlag. 1909 Erneuerung
des Hauptportals im Hof. Die Lapelle war 1747 Filial von Oberelsungen, später dorthin einge-
pfarrt. Ictzt Filial der Renitentengemeinde Balhorn. Lirchenbücher seit 1600.
Bestand
Die Schloßanlage umschließt einen etwa quadratischen Hof (Abb. 82), rings umgeben von einem
unmittelbar an die Gebäude herantretenden gemauerten Wassergraben. An der Süd- und Westseite
der Wohnbau, im Westen mit dem nördlich anschließenden Tor und der pförtncrwohnung, im
Osten der Lapellenbau, nördlich daran anschließend ein jüngerer Wohnbau mit Torgang und be-
festigtem Tor. Zwischen dem Oft- und weftflügel nördlich des Tores ein eingcschobener Ver-
bindungsbau. Das gesamte Gebäudeviereck wird durch Lehlsockel, Laffgesims und Traufkehle ein-
heitlich umzogen. — Der Torflügel des Wohnbaues und der Nordbau mit Satteldach in Biber-
schwanzdeckung, das übrige höherliegende Dach Ln Schieferdeckung. Hier ursprünglich halbrunde
Steingiebelchen mit Lugelaufsätzen, nur über dem Nordteil der Oftwand und am Nordgiebel des
wolfhagen
223
Wohnbaues und auf dem Treppengiebel im Norden des Oftflügels erhalten, sonst durch flache,
Dreieckgiebel ersetzt. Die Treppentürme mit verschicferten barocken Hauben überdeckt. Auf dem
Weftflügel des Wohnbaues barocker, achtseitiger Dachreiter mit Haube. Über dem barocken Süd-
vorbau Zeltdach.
Derwohnbau.
Äußeres. Sandsteinbau. Der hohe Lellersockel in Ouaderwerk, mit zahlreichen, allseitig wieder-
kehrenden Steinmetzzeichen (Abb. 83). Die Obermauern und von der Pförtnerwohnung der allein
unterkellerte Nordteil in voller Höhe in Bruchstein, grob geputzt. An der Südweftecke quadra-
tischer Lckturm in Höhe der Hauptgeschosse, Maucrwerk entsprechend dem Hauptkörper, bez. 1d0b.
Vor der Südseite ein zweigeschossiger Vorbau über quadratischem Grundriß, barock. In der
Mitte der Süd- und Westseite flach vorspringende 8enstererker bis zur Höhe des Dach-
geschosses. An der Ostseite Lragerker im 1. Wohngeschoß, an der Südostecke im Achteck vorsprin-
gender zierlicher 8enstererker. Alle Erker in Ouaderwerk, der Lckerker in Höhe des Dachgeschosses in
verschiefertem 8«chwerk. Die Werksteinumrahmungen der zumeist zu zweit gekuppelten, mit Aus-
Taf. 88 *
224
Wolfhagen
nähme der des Achteckerkers rechteckigen 8enster mit schlichtem 8alzprofil, teilweise gefast und, wie
insbesondere die der Werkfteinerker, außerdem gekehlt. Die Profile des offenbar etwas jüngeren Oft-
erkcrs mit zierlichen Schneckenansätzcn (1563?). In der Brüstung des Süderkers Vierpaß-Blend-
maßwcrk, im Sockel des Südosterkers, in seinem Fenftermaßwerk und im Hof an den Ecken halbe
Vierpässe. Das Westtor rundbogig, davor dreibogige 8ahr-Brücke in Werkstein. An der
Hofseite im Süden vorgelegter 8lurgang mit Bruchstein-Sockelgeschoß und Fachwcrkoberwänden in
zwei Stockwerken. Ein in seiner 8lucht angelegter Treppenturm ist nur im Kellermauerwerk erhal-
ten. Nördlich davor ein Wendeltreppenturm auf achteckigem Grundriß. Daran Stein-
metzzcichen, z. T. die vom übrigen Bau (siehe Zusammenstellung). Turmeingang modern. Westlich
neben dem Turm in einem die Lücke bis zur Hauswand füllenden Zwischcnbau der ursprüngliche
Haupteingang, vermauert, das gekehlte Gewände mit Ansatz eines Sturzes sichtbar. Line vermut-
lich einst im Türsturz befindlich gewesene Ouer-Tafel mit vier Wappen in Lichenkranzumrah-
mung in Bogenstellung über korinthischen Säulchen, heute über dem Lrdgeschoßfenster (erneuert?
Ein älteres, durchgebrochenes Werkstück, offenbar das Original zu der flüchtigeren Kopie, erhal-
ten!). An der Turmscite, nach der zu ergänzenden 8reitreppe hin, ein Wappenftein in rotem Sand-
stein, das von der Malsburgische Wappen in reicher ornamentaler Umrahmung M. 16. Ih. Zum
pförtnerzimmer gekehlte Rundbogentür.
Inneres. Hohes Kellergeschoß, z. T. ursprünglich mit Rundbogentonne, z. T. offenbar
nachträglich in grätigen, gurtlosen Kreuzgewölben gewölbt. Zwei volle wohngeschosse. Die
Hauptgeschossc ursprünglich Einräume, von hohem Mittelunterzug mit spätgotischen Kehlen
und Wülsten sowie Schiffskehlenauslauf über profilierten Holzstützen getragen. Nachträglich in
Zimmer und Säle unterteilt. Die 8enstergewändc z. T. innen gekehlt. Sie tragen vereinzelt auch
innen die Steinmetzzeichen der Außenwände. Im Süderker und im Südwestturm Kehl-Rippen-
gcwölbc; Konsolen und runde Schlußsteine. Die Wendeltreppe mit Blockftufen, Spindel mit
attischer Basis, daran Steinmetzzeichen wie am Turm-Äußeren. Türen zu den Geschossen gekehlt.
In der Holztür: zum Erdgeschoß 8üllungen mit in Eichenholz geschnitzten Grotesken. Ein drittes
Adb. *8. Schloß Llmarshausrn, Steinnittzzeichen. Lrste und zweite Zeile an der Außenmauer, dritte Zeile 4 außen, 8—7 innnen
ehemaliges wohngeschoß im Dach hinter den dicht gereihten massiven (Nebelwänden der
Außenseiten. Gekehlte Rundbogentür, Seitenwangen eines Kamins, mit überkreuztem, spätgoti-
schem Kehl- und Birnstabprofil. Rest spätgotisch profilierten Balkenwerks am Turmausgang. Alte
Lehmausfachung mit Kratzornament. — In der Pförtnerstube Rechtecktüre mit spätgotisch
überkreuzten Profilstäben. An der Oftseite ehemaliges Außenfenster (!) mit gefastem Rundbogen-
gewände.
Wolfhagen
225
DerRapellenbau
Grundriß und Äußeres. Rechteckig über tonnengewölbtem Reller. Bruchstein, außen grob, an
Hofseite steinsichtig verputzt. Hohe barocke Rundbogenfenster in schlichter Rundbogenumrahmung,
in das alte Mauerwerk eingesetzt.
Inneres. Barockes Saalkirchlein mit Voutendecke über zwei profilierten Unterzügen auf je einer
toskanischen Mittelsäule von Holz. Sandfteinplinthc und -base marmoriert. An der nördlichen
Schmalseite schmale Orgelempore, an der östlichen die Ranzel zwischen zwei verglasten Logen. An
der Westseite längs der Lapelle erhöht liegender Herrschaftsstand. Fußboden aus sechseckigen Sand-
steinplatten. Wände und Säulen geputzt und marmoriert. Ausstattung im neuen Anstrich. — Über
der Rapelle ein wohngesthoß und ein nach der Außenseite hin ausgebautes Dachgeschoß — wie im
Wohnbau.
Ausstattung. Altar in Tischform, Holz (H. 1 m).
Ranzel aus Holz, graublau gestrichen und vergoldet (H. 2,40 m). Lorb im °/8°Typ, auf einer Taf. 69«
aus sechs Voluten bestehenden Ronsole. Schalldeckel 5 Seiten eines Achtecks, mit vorhangleiste und
Blatt- und Volutenaufsätzen. Um 4740.
Gestühl graublau gestrichen; mit Deckleiste, Gesangbuchbrett und profilierten Seitcnwangen.
Um 4740.
Orgelempore graublau gestrichen. Auf vier Holzpfeilern, Brüstung mit Blendfüllungen und
oberem Abschlußprofil. Um 4740.
Orgel. Prospect graublau gestrichen und vergoldet. In der Mitte flachrunder und seitlich je ein Taf. 96»
kleinerer dreieckiger Pfeifenturm, zwischen den Türmen je ein pfeifenfcld. Geschnitzte Schleier,
Ohren und Aufsätze (zumeist Akanthus). Im mittleren Aufsatz Inschriftkartusche (goldgemalte Ra-
pitale) „Vota mea Jehovae per solvam coram toto populo eius des T. O. M. hoc sacellmn
sacravit 8- A. D. MB Anno domini MDCCXLII“ (4742).
Ofen Ln der Patronatsloge (H. 3 m, Br. 0,65 m). Unterteil aus gußeisernen figürlichen Platten.
46. Jh. Aufsatz aus geschwärzten Tonkacheln, signiert „L B", um 4730.
Reich aus Silber vergoldet (H. 24,5 cm). Auf dem 8ußrand 2 Stempel: Raff. Beschau und als Taf.ici?
Mcistermarkc „L R". 4722.
patene aus Silber vergoldet (0 42 cm). Zum vorigen Reich gehörig. Tellerförmig. Auf dem
Boden 2 Stempel (siehe Reich).
Abendmahlskanne aus Silber vergoldet (H. 22 cm). Unter dem 8"ßrand 2 Stempel Taf. i03»
(siehe Relch). 4722.
Der nördliche Wohnbau.
Äußeres. Drei wohngeschosse. Torvorbau mit seitlichen Schießluken an der Ostseite. Daneben
runder Treppenturm. Lagerhafter Bruchstein fteinsichtig verputzt, Ouaderkanten. Das Torunter-
geschoß in Ouadersteinen, schlichtes Rundbogengewände. Die 8enftergewände des Turmes, des Tor-
stübchens und die des Erdgeschosses an der Nordseite mit Profil aus Plättchen und Lchle. Die letz-
teren im inneren Gewände mit ^-wulst auf Sockelchen mit Maßwerk, außen Profilanlauf
mit Ronsölchen wie am Ofterker.
Inneres. Wandschränkchen in den 8ensterlaibungen. Lines mit Palmettenumrahmung, im Stur;
bez.: i Darüber Wappen derer von der Malsburg und von Haxthausen.
Im /
rockem Bretterdocken-Geländer.
Torstübchen in der Decke im Sturz bez. 4563. Holztreppe mit ba-
15
226
Wolfhagen
DerZwischenbau
Zweigeschossig, enthält Nebenräume, nicht unterkellert. Oie Außenwand massiv, die Innenwände
Fachwerk auf Steinsockel. Hofwand im Iahre 1881 in Backstein erneuert, desgl. der Flurgang im
Westen des Hofes. Im Nordwestwinkel moderne Wendeltreppe.
Ausstattung
Taufmantel. Ärmelloser Umhang aus Goldbrokat (H. 1,20 m). Der um Seide gewickelte Gold-
faden broschiert auf zweifarbiger Seide (hellgelb und lachsrosa). Als Äragen und Saum dient eine
breite, aus Goldfäden geklöppelte Spitze (in Leinenschlag) mit frei durchgezogenen Doppelfäden. 18. Ih-
Taf. 19- Decke (wahrscheinlich für Doppelbett). Farbige Wollstickerei — Flachstich — auf Wollgewebe
in Äöperbindung. Als weiterer Untergrund dient eine gröbere Leinwand, die ebmfalls mit fest-
gcstickt ist. An zwei Seiten breite Borten mit Blumenvasen und Fruchtkörben, an den beiden
anderen Seiten schmale grünliche Stoffftreifen eingesetzt (Länge der Bortenseite 2 m, der Streifen-
seite 2,30 m). Ausgezeichnete Volkskunstarbeit. Im Mittelfeld ist dargestellt das Leben der ersten
Menschen im Paradiese inmitten einer Fülle von Blumen, Bäumen und Tieren. 18. Ih.
Taf. 16- Äabinettschrank auf einem Unterbau von 4 Balustern. Holz, schwarz gestrichen (H. 1,65 m,
Br. 1,36 m). Holländisch. Zweitürig, Füllungen mit geflammten Deckleisten, Flachschnitzerei und
Ölmalerei auf Holz. 13 Schubladen mit Flammleisten und ölgemalten Landschaften, in der Mitte
Innentür mit holzgeschnitztem Änorpelwerk. Um 1650.
Schrank aus Eiche gebeizt (H. 2,18 m, Br. 1,80 m). Zweitürig mit ornamentalen und figür-
lichen Einlegearbeiten. 1738.
Barockschrank aus Eiche und Nußbaum, gebeizt (H. 2,10 m, Br. 1,87 m). Zweitürig, mit
übcrgefchobenen Füllungen.
S ch r a n k in Elsässer Art. Furnier in Eiche, Nußbaum, Buche und Linde, gebeizt und z. T. dunkel
gestrichen (H. 2,25 m, Br. 2 m). Zweitürig, auf Schubladensockel, 4 Ääsefüße, unterteilt durch
drei quergerillte 3/ie&äukn auf Äonsolen. Auf jeder Tür aufgelegte reiche Füllung. 1693.
Aufsatzuhr aus Bronze, z. T. poliert (H. 44 cm, Br. 38 cm). Von Frederic Breul jr., Frank-
furt a. M. Auf hohem Sockel sitzt kleine Figur einer Dame beim Briefschreiben. Zifferblatt an der
Vorderseite des Schreibtisches. 1750.
Aufsatzuhr aus Messing und Bronze (H. 31 cm). Gehäuse mit drehbarem, rundem Zifferblatt
auf 4 dünnen, geschwungenen Füßen. Über dem Zifferblatt Rocaille-Aufsatz mit „F. II. L Z H"
(Landgraf Friedrich II.), auf das Zifferblatt graviert (Äapitale) „G. H. Äellner de Smalkaldcn
Horlogier et Bombardier dans l'Artillerie hessoise fait a Lassell". Um 1765.
Aufsatzuhr in verglastem, holzgeschnitztem Lasten. Braun gestrichen. Die vergoldete Ornamen-
tik auch z. T. aus Gelbguß. fDer hessische Löwe nicht zugehörig) (H. 0,90 m, Br. 0,50 m). Um 1765.
Taf. 19» Gobelin, zerschnitten als Bezug eines Sofas, wolle (Br. ca. 1,30 m). Äönig Salomo auf
seinem Thron, umgeben von 9 Personen. Über dem Thron in Äapitale „KONG SÄLOMON",
skandinavisch E. 16. Ih.
5 Gobelins (H. 3,50 m, verschiedene Breiten). Landschaften mit figürlicher Staffage, breite
Borte aus Blüten, Blättern und Früchten. Deutsch. A. 18. Ih.
Ofen im Gobelinzimmer, Unterteil aus drei gußeisernen Platten mit dem Malsburgischen Wap-
pen und Iahreszahl „1596", von Meister Ronung (s. Äippenberger: Die deutschen Meister des
Eisengusses im 16. Ih., S. 226). Äachelaufsatz um 1730, mit der Signatur „C B".
Wolfhagen 227
Ofen im südöstlichen Turmzimmer. Gußeisen (H. 2,20 m, Br. 0,68 m). Mit zum Teil durch-
brochenem Ornament. Um 1765.
Ofenschirm. Stickerei in verschieden starkem Gobelinftich. parisurteil. Um 1730.
Möbel, Garnitur von 6 Armlehnftühlen und Sofa, Bezüge und Stickerei in Gobelin- und
Kreuzstich, hellrotes Blumenmuster, 18. Ih. Line Garnitur von 6 Armlehnftühlen, Bezüge:
Stickerei in Gobelinstich von verschiedener Starke. Figürliche Szenen, Blumenornament, Tiere
(Fabelwesen). Um 1730. Weitere Sitzmöbel aus der Zeit um 1650, 1720 und 1760 (Bezüge neu).
Ölgemälde auf Leinwand. Landgraf Wilhelm VIII. Knieftück in hermelingefüttertem, roten
Rock (H. 1,40 m, Br. 1,20 m). Auf dem Sockel des Prunkhclmes „Tischbein pinx". Um 1760. Alter
Goldrahmen.
Ö l g e m ä l d e auf Leinwand. Landgraf Friedrich II., Kniestück in dunkelblauem Rock, gelber Weste
und hellblauem Ordensband, mit aufgestütztem Kommandoftab (H. 1,50 m, Br. 1,15 m). Tisch-
beinschule. Um 1780. Alter Goldrahmen.
Ölgemälde auf Leinwand. Kurfürst Friedrich Wilhelm von Hessen. Signiert r. u.: „Schick".
Brustbild Ln blauer Uniform (H. 0,70 m, Br. 0,56 m). Um 1850.
Truhe des „Seifried Heinemann" und der „Elisabeth Goessels". Eiche gebeizt, geschnitzt, reiche Taf. i6<
Einlegearbeit (H. 0,99 m, Br. 2,16 m). Niederhessisch. Kasten mit flachem Deckel, auf 4 Käse-
füßen. An der Vorderseite 4 rundbogige Felder mit Abschluß in Dreieckgiebel, in den seitlichen
Feldern (als Einlegearbeit) die weiblichen Allegorien der Gerechtigkeit und Stärke, in den mittleren
Blumenvasen und Singvögel. Um 1570.
Kirchengeftühl, nur die Rückwand erhalten. Zweisitzig. Eiche geschnitzt und farbig bemalt
(H. 1,45 m, Br. 1,85 m). Zwei Felder mit je 8 Wappen, davon noch erhalten: Spiegel, Hörde,
Elben, Pappenheim, Reden, Schenk zu Schweinsburg. Um 1560/70.
Zwei ältere Bronzeglocken im Dachreiter. Unzugänglich.
LhemaligeZehntscheuer.
Im Süden, mit der Westwand am Graben stehend. Zwei Sandsteingeschosse, lagerhafter Bruch-
stein, fteinsichtig verputzt. 2. Obergeschoß in Fachwerk. Im Türfturz bez. „1790".
D i e M ü h l e.
Südlich davon. Barocker Fachwerkbau.
Das Gärtnerhaus.
Gegenüber der Südwestecke des Schlosses. Barockes verputztes Fachwerkhäuschen mit originellem,
sehr steilem Walmdach in Biberschwanzdeckung.
Friedhof
Am Südfuße des nahe gelegenen Berges. Umfriedigung aus lagerhafter Bruchsteinmauer.
Grabmal für Georg Franz Wilhelm und Carl Hermann prollius, gest. 1791. Auf zweifach
abgetreppten Sockel Obeliskenftumpf mit Urnenbekrönung. Sandstein (H. 2,80 m, Br. 1,65 m).
Fünf Grabsteine aus Sandstein, mit ovalen Grabschriftkartuschen. 18. Ih. (Einer da-
tiert: 1793).
15»
228
Zierenberg
Zierenberg
Stadt am Südeingang des mittleren Warmetals, an der Bahn Lasse!—Volkmarsen. Regel-
mäßige, rechteckige Anlage auf einer flachen, von Nordoften nach Südweften verlaufenden, nach
Südweften etwas ansteigenden Bodenwelle. Vier Längsstraßen mit schmalen Verbindungsgassen.
In der Mitte der Siedlung, zwischen den mittleren Längsstraßen, der Rathausplatz, südwestlich von
ihm der Lirchplatz. 1652 Einwohner.
(Quellen. Staatsarchiv Marburg: Urkunden ab 1341. Hasunger Urkunden 1298—1529. Lata-
fterbuch, 5 Bde., 1859/66. Amtsrechnungen ab 1691. Salbuch 1571/72. Lirchenakten, Bauakten,
Lonsiftoriumsakten. Lammeraktm. Repositum der Stadt Zierenberg, Urkunden, Bausachcn, Schule
und Lirche, Lolonien.
Larten und Pläne. Staatsarchiv Marburg: Larte von Zierenberg, Laar, Rangen „bis vor
die Waldeckische und Volkmcßer Grenze, sammt den in diesem Revier befindlichen Dörfern", H. Leo^-
pold, 1707. Gemarkungskarten, 14 Bl., (Otto, 1770. Lonz.-L. der streitigen Grenzen zwischen
Taf. 95- Zierenberg und Altenhasungen, 1709. Grundriß der Stadt Zierenberg, Otto, 1774. Dasselbe, cop.
1846, desgl. 1850. Zehntkarten, 8- w. Selig, 1783.
Taf.32- Abbildungen, m. Merian, Topogr. Hass. 87. Meisner, Sciogr. Losm., 1638/42, T. III.,
8- 92. Stahlstich von H. Merz del., L. Oeder sc. in „Das Lurfürstentum Hessen", 1850.
Literatur. Classen, 234f. Dehn-Rotfclscr-Lotz, 328, Dersch, 122. H. Brunner, MHG. 1913/14,
75 ff. 1915/16, 60 ff. Hochhuth 242. Hufschmidt, 57—215. w. Lange, MHG. 1896, 28 ff. Reimer,
OL 536. Ritter, 102.
4*^ ?>
(beschichte. Thirberg 19L8» Thyrenberg 1334. Tyrenbcrg 1343. Lirenbcrg 1359. Tzirenbcrg
1374. Derberg 1322. — Gründung durch Landgraf Heinrich I. von Hessen um 1290 auf der 8eld-
mark der ehemaligen Dörfer Hedewichsen, Hilboldessen und Rohrbach. Die Dörfer gehörten dem
Llofter Hasungen. 1298 verzichtete Lloster Hasungen auf seine Anrechte zu Gunsten des Land-
grafen Hermann. Dieser hatte kurz vorher, 1294, Burg und Gericht Schartenberg in seinen Besitz
gebracht. Der Landgraf mußte die Stadt dem Erzstift Mainz zu Lehen auftragen. 1307 Sitz eines
Gerichtes. A. 14. Ih. Befestigung der Stadt mit Mauern und Toren. 1322 werden die Mauern ur-
kundlich erwähnt, 1335 als „Munitiones" bezeichnet. 1356 Bestätigung eines 8reistuhls durch Laiser
Larl IV. 1376 belehnt der Laiser den Landgrafen mit dem 8reigericht. 1386 wurde die Stadt an
Mainz verpfändet. 1395 Verpfändung an 8riedrich von Hertingshausen. Wahrscheinlich schon im
14. Ih. besaß die Stadt eine eigene Münze. 1538 brannte die Stadt bis auf ein Haus nieder. Im
30jährigen Lrieg wurde sie größtenteils zerstört. Stadtbrände 1639, 1646, 1651, 1653, 1671, 1707.
Im 7jährigen Lrieg zeitweilig von 8ranzosen besetzt.
Stadtbefestigung
Das Mauerwerk ist fast in vollem Zuge, aber zumeist nur in geringer Höhe erhalten, z. T., nament-
lich im Südwesten, als Untermauer für spätere Gebäude. Stümpfe einiger der im flachen Bogen
vorspringenden Schalentürme. Turmrest in größerer Höhe an der Westecke. Mauermaterial Basalt,
Sand-, Lalk- und Tuffstein. Die einst hinter der Mauer entlang laufende Gasse ist zu den Gärten
bzw. Hintergebäuden der angrenzenden Grundstücke geschlagen. Der vor der Mauer liegende flache
Graben bzw. an der Nordwestseite die Böschung zwischen Bach und Mauer ist noch rings um die
Stadt als Garten oder Wiese freiliegend erhalten („Der Hagen"). Uber die Grundrißbildung der
Zierenberg
229
ehemaligen Tore und den Verlauf der Befestigungslinie vergl. die Stadtkarte von 1774 (im Rat-
haus). An der Stelle des alten Obertores zwei barocke vierseitige Torpfeiler mit Halsring und
weit ausladenden, in Rarnies und Platte profilierten Deckplatten. — Auf einem
nordwärts in das warmetal vorgeschobenen Hügel ein runder Wartturm
(Umfang 10,75 m, H. etwa 9 m) aus Bafalttuff. An der Südseite hochliegender
Eingang in Sandfteinquaderfassung, vermauert. Etwa 1 m unter der Mauer-
krone ringsum Sandsteinwerkftücke in regelmäßigen Abständen eingelassen, mit
ausspringenden Ronsolcn und von oben her schräg nach einwärts verlaufenden
Nuten, offenbar als Aufstand für einen Rranz von Streben für einen auf der
AdbÄi.rmb.rg Mauerkrone aufsitzenden hölzernen Umgang (Abb. 84).
Wartturm, j : 20
Stadtkirche
Ev. In der Mitte der Stadt auf einem ehemals freien, heute umzäunten Platz.
^Kirchenbücher ab 1707 (Reg. ab 1830). pfarrchronik angelegt 1878.
(vesthlchte. 129Z durch Landgraf Heinrich gestiftet (siche Bauinschrift). 1298 verzichtet Rlo-
stcr Hasungen auf den Besitz. 1305 überläßt Rloster Hasungen das Patronat über die Lapelle
dem Landgrafen. 1310 wird zuerst ein Pfarrer genannt. 1293—1343 Erbauung der Rirche, davon
Chor und wcstturm erhalten. Vollständige Erneuerung des Schiffes 1430 durch den Baumeister
Hans Meynworten (siehe Bauinschrift). Turmgalerie und Haube 16. Ih. Erneuerung der Brüstung
der Galerie 1738. Wiederherstellung 1854. Freilegung der Wandfresken 1934 unter Mitwirkung
der Kasseler Denkmalspflege durch Maler Otto Rienzle-Darmstadt.
Bestand
Grundriß. (Abb. 85) Ouadratischer West türm, frühgotisch, mit Wendeltreppe in der
Nordmauer. Dreischiffig—dreijochiges Langhaus, spätgotisch. O st ch o r, von wenig größerer
Breite als das Mittelschiff, mit querrechteckigem vorjoch und gedrücktem 5/8*@<$Uiß. Östlich an der
Nordseite des Chores frühgotische Kapelle über einem Rechteck. In gleicher Breite, in der Lücke
zwischen ihr und der Oftwand des nördlichen Seitenschiffes, die Sakristei über einem Rechteck.
Die Weftoftachse der Kirche, der Lage des Stadtplanes entsprechend, um etwa 40 Grad nach Nor-
den abweichend.
Aufriß: Äußeres. Turm. Hochragendes Massiv über kräftigem Sockel mit Kehle und Taf. 58» u. 83'
Schräge, durch Raffgesims unter schwachem Mauer-Rücksprung in zwei Zonen unterteilt. Das Ge-
sims in Höhe Sohlbank der Fenster des 1. Obergeschosses. Die unteren 2/5 der unteren Zone in
sauberem Sandsteinquaderwerk, das Übrige in lagerhaftem Kalkbruchstein mit vereinzelten Basalt-
tuff- und Sandsteinen, fteinsichtig geputzt. Kantenfassung, bis zur halben Turmhöhe mit tief ein-
gebundenen Sandfteinquadern. An der Westseite Spitzbogenportal: Laibungsprofil aus Birnstab
zwischen Profilgruppen aus Stab zwischen Kehlen; Gewände gefast. Über gekehltem Gurtgesims
Rechteckfenster in Stabumrahmung, durch gekehlten Pfosten zweigeteilt; Maßwerk aus halben
Vierpässen in Rundbögen. Die Gruppe eingespannt zwischen kantigen Pfeilerchen, die in Fialen
mit Blendmaßwerk, Krabben und Kreuzblumen auskaufen. An der Südseite in etwa 3V2 m Höhe
zwei Konsolfteine, Reste der dort zeitweilig angebaut gewesenen Schule (Inschriftstein heute an
der Nordseite der jetzigen Schule vermauert, die z. T. aus dem alten Material erbaut ist). Das
230
Zierenberg
Treppentürmchen an der Nordseite lädt mit Achteckseiten bis zur Breite des Turm-Sockels aus;
Steinabdeckung in Verbindung mit dem Gurtprofil. Obere Turmzone: An der Südseite schmales
Spitzbogenfenster zum 1. Obergeschoß; kurze Schräglaibung, gekehltes Gewände, schlichtes Nasen-
maßwerk. Zum 2. Obergeschoß schmale Rundbogenfensterchen. Traufe Rarnies und Rehle. Schlichte
Wasserspeier an den Ecken. Über dem Turmmassiv achtseiliger Aufsatz, zweigeschossig, in Bruchstein
mit Rantenquadern: Im Glockengeschoß in jeder Seite eine hohe, rundbogige Schallöffnung mit
tief gekehlter Schräglaibung. Die Türmerstube darüber über nochmals verjüngtem Grundriß. In
den acht Seiten je eine Rundbogenblende, gefaßt in wechselnd großen und kleinen Ouadern. Darin
je eine kleine Rechtecköffnung und darüber Rundfensterchen, beide mit gefastem Gewände. Die
durch den Übergang zum Achteck entstehende Plattform mit Dockcnbrüstung, barock. An der Innen-
seite Inschrift: „1738 isd dieser Turn aus ge Reperirt". Ebensolche Docken vor dem Umgang an
der Türmerftube, über karniesförmigem Äraggesims; an den Ecken Wasserspeier. Traufgesims aus
Rehle und wulstkehle. Hohe welsche Haube, verschiefert. Wetterfahne bez. 1883.
Langhaus aus wechselndem Material: Rehlwulftsockel in Sandstein. Im westtcil der Süd-
wand und an der Ostwand des Südschiffes Tuff. Untermauer der Nordwand lagerhafter Ralk-
und Sandstein-Bruchstein. Untermauer der Westwand des Nordschiffes am Turmanschluß saubere
Sandsteinquader im verband mit Turmnordwand. An der Obermauer der Ostwand des Süd-
schiffes grobes Ralksteinmauerwerk im Anschluß an die Lhorsüdwand. Im übrigen große Basalt-
tuffblöcke mit wenigen Sandsteinquadern untermischt, die 8«gen und die Lücken mit Ralkstein-
brocken ausgefüllt. Die Fenstergewände in Sandstein und Tuff. — An den Langseiten je zwei hohe,
zweiteilige Spitzbogenfenfter und je ein kurzes von gleicher Art oberhalb der Spitzbogenportale:
Tief gekehlte Schräglaibung, gekehltes Gewände, halbe Vierpaßendigungen im Rund- oder Spitz-
bogen, spätgotisches Fischblasenmaßwerk im Scheitelfeld; Maßwerke z. T. erneuert. Südportal: Ge-
wändeprofil mit Birnstab, eingefaßt von Wülsten zwischen Lehlen, gekehlte Rämpferplatte, darun-
Zierenberg
231
ter als Ringe um die Profilstäbe gezogene wülstchcn von unklarer Bildung; Archivoltenprofil gleich
dem der Gewände, mit im Scheitel überkreuzten Stäben. Die Schiffswände in Äopfhöhe umzogen
von einem Kaffgesims, das über den Portalen rechtwinklig verkröpft und an den Fenstern — in-
folge ihrer nachträglichen Verlängerung nach unten! — unterbrochen ist. Die Strebepfeiler
auffallend schmal, dreifach abgestuft: Am obersten Absatz umlaufendes Kehlgesims; vornehmlich
faubrre Tuffsteinquader, Schrägabdeckung aus profilierten Sandsteinquadern, Frontgiebelchen mit
Blendmaßwerk aus Nasen, Endigung unmittelbar unter der Traufe. Traufprofil aus Wulst und
Kehle. An der Südseite der Kirche am zweiten Pfeiler von Westen Bauinschriften in gotischer Minus-
kel. An der Vorderseite: „Der erste forste der y quam / in Hessen Henrich was sin nam / sent Elfe-
beten tochter Kint / den Tyrenberg ker(k) buwete. fint / nach gods gebort twelf hundert iar / undc dry
und neuncig iar / dar nach funtzig iar uf genome(n) / wart dy mure vollen komm". Am gleichen
Pfeiler, rechte Seite: „Datum anno domini M° CCCC0 XXX0 sexto post penthecost incepta est
hcc structura parlctis. Dy dlsr ghe honten hayt dy ysr des wol dekant / hans meynworten ysr
hey ghenant." (Im Jahre des Herrn $436, am 6. Sonntag nach Pfingsten, ist dieser Bauteil
begonnen worden). In der Ostwand des Südschiffes vermauert ein gekehltes Architekturstück und
Reliefbild: Kreuzigung. Christus am Kreuz, links Maria, rechts Iohannes d. Lv. Darüber Taf.43-
baldachinartiger Blendbogenfries. Roter Sandstein (H. 1,18 m, Br. 0,70 m). 1. H. 15. Ih. Walm-
dach in deutscher Schieferdeckung mit kleinen, spitzbehelmten Dachhäuschen.
Chor. Wildes Mauerwerk aus Kalk-, Sand- und Tufsteinbrocken, mangelhaft verputzt. Fenftcr-
gewände in Sandstein. Profile wie an der Kirche, nur kleiner, auch geringere Mauerstärke. Zwei-
teilige Spitzbogenfenster mit Nasenmaßwerk; im Scheitelfeld Drei- bzw. Vierpaß. Das Mittelfen-
ster im Osten in späten Formen mit Fischblasen im Scheitel erneuert. Schlichte Strebepfeiler: Vor-
mauerung in Sandsteinquadern, einfach abgetreppt mit Kaffgesims, Schrägabdeckung in Sand-
stein, Endigung in Höhe der Fenfterscheitel. Traufgesims und Dach wie an der Kirche. Das Dach
ist über die Anbauten der Nordseite geschleppt.
Inneres. Turm. Über Erdgeschoß-
raum spitzbogiges Kreuzgewölbe mit
Kehlsockel und flachen Blattkapitellen.
Schlußsteinring. Flachbogig geschlos-
sene, hohe und schmale Nische für Türe
und Fenster; gerade Laibung und ge-
fastes Gewände in Werkstein. Eben-
so gebildete spitzbogige Öffnung zum
Schiff, heute durch windfang und Or-
gelrückwand auf der Kirchenseite ge-
schlossen. Links daneben spitzbogige
Nische mit Weihwasserbecken. In der
Nordwand rechteckiger Zugang zur
Wendeltreppe. Die Ost- und West-
wand bis nahe zur Kämpferzone in
Werkstein, Sandstein, die übrigen
wandflächen und Gewölbekappen ge-
Abb. »d. Zierenberg, Stadtkirche. «Querschnitt. ;:soo PNtzt Und geweißt. Fußboden NUS
i
232
Zierenberg
rechteckigen Sandsteinplatten, erneuert. Die Wendeltreppe mit steinernen Blockftufen. An ihrer
Endigung Sandftein-Wangenplatte. Austrittstüre mit eingebundenem, schlicht rechteckigen Wcrk-
fteingewände. Im 1. Obergeschoß Fenster mit in Ouadern gefaßter rechteckiger Schräglaibung.
Türe zum Äirchendach mit einfachem, rechteckigen Außengewände. In ganzer Höhe des 2. Ober-
geschosses allseitig rundbogig geschlossene Nischen. Im Oberteil darin jeweils die flachbogige ge-
schlossene Schräglaibung für die kleinen Fenster. Überleitung zum Achteck des Glockengeschosses
durch gemauerte, gerade Zwickelschrägen. Im Glockengeschoß bis zum Fußboden reichende, in Stich-
bogen geschlossene Fensternischen in Ouaderfassung. Desgl. in der darüber liegenden Türmerstube.
Der Äehlbalkendachftuhl der Haube mit vierfachem Gebälkkranz und zwischen der zweiten und drit-
ten Lage unterbrochenem Äaiserstiel.
Taf.84 Langhaus. (Abb. 86) Hallenkirche von gelagerten Verhältnissen, in spitzbogigen Lreuzgcwölben
eingcwölbt. Das Mittelschiff durch steilere Bildung der Wandbögen und Stich im Gewölbe etwas
höher als die Seitenschiffe. Die Schiffe getrennt durch Scheidewände über spitzbogigen, gefasten
Scheidebögen auf schlichten Rundpfeilern; runde Äämpferplatten mit tief gekehlter Unterschräge,
Sockel in umgekehrtem Profil. Im Westen halbrunde Wandpfeiler mit Eck- und Mitteldienften;
Sockel in viclcckform, unter den Diensten verkröpft. Wandpfeiler im Osten im Profil der Scheide-
bögen; rechteckige Äämpferplatten wie oben, tiefliegender Schrägsockel. Im nördlichen Seitenschiff
wand- und Eckdienste an der Langwand; profilierte Äämpferplatten, an den mittleren Diensten
Blattkapitelle, an den Eckdiensten nur Halsringe. An der Südwand Äonsolen; die westliche kapitell-
artig, mit feingliedrig aufgelegten Blattstengeln, die östliche mit menschlichem Äopf und Laubkranz;
die mittleren Äonsolcn roh bearbeitet, die westliche als Teufelsfigur 0). Äreuz- und Gurtrippen ge-
kehlt, ineinander verlaufend, der Ansatz in der Nordwestecke als Birnstab. Am Triumphbogen Spitz-
konsölchen für die Rippen. Im östlichen Mittelschiffsjoch Schlußsteinring. Sonst runde Schluß-
steine: der westliche im Mittelschiff mit Schild auf Vierpaß, der im Südschiff mit Rose auf Drei-
paß, der östliche im Südschiff mit sechsftrahligem Stern Ln Äranz aus gezacktem Flechtband, der
Taf. 69» mittlere im Nordschiff mit Blattwerk. Die übrigen mit figürlicher Plastik: 1) Im Ostjoch des nörd-
lichen Seitenschiffes Äreuzigung Christi. Christus am Äreuz, zu seinen Seiten links Maria, rechts
Iohannes d. Ev. mit Buch. A. 14. Ih. 2) Im Mitteljoch des südlichen Seitenschiffes. Mann
mit ausgebreiteten Armen und gespreizten Beinen in kurzem, gegürtetem Gewand. Um 1430.
3) Im Mitteljoch des Mittelschiffes die hl. Äatharina. Sie trägt eine Ärone und hält Schwert und
Rad in ihren Händen. Um 1430. 4) Im Westjoch des nördlichen Seitenschiffes der Äopf Christi.
Um 1430. Der erste Schlußstein stammt noch aus der ersten Bauperiode und wurde bei der Er-
neuerung des Langhauses wieder verwandt. Die drei anderen wurden bei der Erneuerung des Lang-
hauses geschaffen. — Die Fenster mit Schräglaibung und gekehltem Gewände. Der Unterteil derer
in der Südwand, unterhalb eines über die ganze Südwand laufenden schwachen Mauerabsatzes, mit
schlichter, etwas steilerer Schräge; desgl. am westlichen Nordfenster. In der Untermauer der Süd-
wand nahe der Ostecke Rest einer Werksteinschräge. Weiter westlich große, tiefliegende Nische mit
Schräglaibung, überdeckt von einem in Platte und Äarnies profilierten Werkstück. Zwei weitere
schlichte, kleine Nischen (für Weihwasserbeckcn?). In der Ostwand des Nordschiffes flache, stich-
bogige Fensteröffnung zur Sakristei, mit gefastem Gewände, von der Lirche her zugesetzt. In den
Schildwänden an der Innenseite in Scheitelhöhe grobe Äonsolsteine (?). — Die Architckturteile leicht
übertüncht, mit Fugenmalerei von 1434. Wände und Decke geputzt, geweißt, figürlich und ornamen-
tal bemalt (s. unten!). Fußbodenbelag aus Sandsteinplatten. Hoher, zweigeschossiger Äehlbalkendach-
stuhl mit gegen die Sparren verstrebten Außenftützen und hohen Andreaskreuzen als Mittelftützen.
Zierenbcrg
233
Chor. Etwas niedriger als das Mittelschiff. Schmaler, spitzbogiger Triumphbogen, beiderseits ge-
kehlt. Spitzbogiges Gewölbe mit gekehlten Rippen, aus Runddiensten herauswachsend. Im Vor-
joch runder Schlußstein mit flacher Rose. Im Lhorhaupt tiefe 8ächergewölbe mit Ringschlußstcin.
Sakriftcitüre mit gefastem Gewände, in spätgotischer Art an den Kämpfern abgerundeter gerader
Sturz. Die Tür zur Kapelle mit gekehltem Gewände und geradem Sturz, von außen zugesetzt.
Daneben Sakramentsnische mit reichem Baldachin aus Nasenmaßwerk unter Wimpergen; 8ialen
und krabbenbesetzter Helmpyramide, die Spitze fehlt. In der Südwand Lelebrantensitz in spitz-
bogigcr Nische mit gekehltem Gewände. Dahinter jüngerer Türdurchbruch. — Architekturteile rot
und grau bemalt, Wände und Kappen glatt geputzt und figürlich und ornamental bemalt (s. unten).
8»ßbodenbelag aus Sandfteinplatten. (Lhorstufe!) 8ensternischen und -gewände wie im Langhaus.
Moderner, liegender pfettendachftuhl.
Kapelle. Äußeres. Die freiliegende niedrige Nord- und Ostwand in grobem, steinsichtig ver-
putzten Bruchsteinmauerwerk aus Sand- und Kalksteinen. Kantcnquader aus Sand- und Tuffstein.
In der Nordwand kleines Spitzbogenfenfter mit einfachem Nascnmaßwerk in dem kurzen Schräg-
gewände. In der Ostwand Rechteckfensterchen mit gefastem Gewände. Traufkehle. Dach s. Chor.
Inneres. Grobes, spitzbogiges Kreuzgewölbe, stark gebust, mit verlaufenden Graten. In nahezu
ganzer Breite der Südwand tiefe, ehemals rundbogige Blende, die Kämpferstücke ausgebrochen. In
der westlichen Blendenlaibung tiefe (Sakraments-)) Nische mit im Dreieck ausgehauenem Stein als
Abschluß. Line rechteckige Nische in der Oftwand. Lavabo-Nische in der Nordwand: Im Spitzbogen
ausgehauener Stein, vorn gefast; Ausfluß außen zugesetzt. 8ußboden aus Sandsteinplatten. Der
ganze Raum geputzt und geweißt. An der Südwand spätere Inschrift, mit schwarzer 8arbe aufge-
tragen. beigelegt 1935. Nur noch vereinzelt lesbar: 2. Zeile „...Maria..." / 5. Zeile:
„... Michahel Lonfessor ..." / 7. Zeile: „... feria prima ... MCCCCC (folgt eine gotische Vier
in 8orm einer Schleife)..." (1504). An der Wcstwand eingeritzte Iahreszahl: 1491.
Sakristei. Außeres. Die Außenwand in 8lucht mit der Kapellennordwand. Mauerwerk und
der am Ostende abgekröpfte Sockel sowie das Kaffgesims im Anschluß an das Schiff und in gleicher
Art wie dort. Zweiteiliges Spitzbogenfenster mit tiefer Schräglaibung und gekehltem Gewände;
Maßwerk aus Schcitelring mit 8isthblasendreipaß; Abschluß der Langteile im halben Vierpaß in
Rundbogen. Traufkehle im Anschluß an die der Kapelle. Dach s. Thor.
Inneres. Überwölbt mit spitzbogigcm Kreuzgewölbe mit Stich. Gekehlte Rippen auf verschieden
gebildeten Konsolen: Die im Nordweften mit Blattwerk, die im Südosten außerdem mit Köpfchen
an der Untersicht. Runder Schlußstein mit Rosette. Das Innenprofil der 8enster wie in Schiff
und Thor. In der Oftwand Türe zur Kapelle mit leicht ftichbogigem, gefastem Gewände. 8«ßboden-
belag aus kleinen quadratischen Steinplatten. Wände und Kappen geputzt und bemalt (s. unten).
Wandmalereien. Thor- und Schiffswände tragen einen reichen Schmuck alter Wandmale-
reien, die 1934 vom Restaurator Otto Kienzle-Darmstadt freigelegt wurden. Die Malereien des
Chores stammen aus A. und M. 14. Ih. Nur eine Weltgerichts-Darstellung wurde in der 2. H.
des 15. Ih. über eine ältere Darstellung gemalt. Die Malereien des Schiffes gehören sämtlich der
2. H. 15. Ih. an.
I m L h o r. An der Nordseite im ersten Ioch die ganze Höhe der Wand einnehmend der hl. Lhri- Taf. «5
ftophorus, den Lhristusknabcn auf seiner linken Schulter tragend. Lr trägt ein langes, graues Ge-
wand, das gegürtet ist, darüber einen lang herunterhängendm, rot gemusterten Mantel. Mit der
234
Zierenberg
Rechten stützt er sich auf eine Reule. Um den Heiligenschein die Umschrift: XPOFORU5. Am An-
satz der Gewölbekappe befindet sich die nur noch teilweise lesbare Inschrift: „SANKT CHRISTO»
PHORI FACIEM... LLO MORTE DIE SU... REA... ON MORIETUR." A. 14. Ih. Abhängigkeit
vom Lhriftophorus der Schloßkapelle in Marburg. — Im östlichen Ioch läßt die Malerei der
Nordwand zwei verschiedene Schichten erkennen. Die untere Schicht ist nur noch zum Teil erkenn-
bar und teilweise vor der Neubemalung entfernt. In der ersten Schicht rMajestas Domini. Christus
thront in einer Mandorla, die von zwei schlanken Engeln mit ausgebreiteten Slügcin gehalten wird.
Seitlich hiervon zwei Lvangeliftensymbole, links der Markuslöwe, rechts der Lukasstier. A. 14. Ih-
— Die zweite Schicht enthält eine Weltgerichts-Darstellung. In rechteckiger roter Umrahmung
Christus in einer Mandorla, auf dem Regenbogen thronend. Zwei Schwerter gehen von seinem
Munde aus. Er weist auf seine Wundmale. Unter ihm Auferstehende. Links Maria, rechts Iohan-
nes als Fürbitter knieend. Darüber blasen zwei Engel zum jüngsten Gericht. Der Grund ist teppich-
artig mit roten Sternchen besät. 2. H. 15. Ih. — Der übrige Chor zeigt figürliche Darstellungen,
ftatuenartig gereiht mit reicher, gemalter Architektur- und Baldachinbekrönung. An der Nord- und
Südseite 12 Apostel mit Weihekreuzen, herzförmigem Vierpaß in Rundmedaillons. In den Händen
halten sie Namensinschriften. Nur die der Südseite noch erkennbar, von West und C>st: Andreas,
Simon, Matthäus, Bartholomäus und Iohannes. Zwei weitere Gestalten zu Seiten des östlichen
Lhorfensters: Links die hl. Barbara, rechts eine Mumie mit umgehängtem Leichentuch, Inschrift:
„Sct....nte". An der Nordwand über vermauerter Tür zur Seitenkapclle eine knieende Gestalt,
vielleicht eine Muttergottes. Diese Figurenreihe M. 14. Ih. Freskotechnik mit Lasurfarben, kontu-
riert und Flächen ausgemalt. Farben: rostbraun, ocker, schwarz, grün und rot. — Im Mittel-
schiff: Uber dem nördlichen Arkadenbogen: „1488 ist dit gemalt". Im Gewölbe des Oftjoches
eine Darstellung der Majcstas Domini. Christus auf Regenbogen thronend mit zwei Schwertern,
die von seinem Munde ausgehen. Unter ihm am Triumphbogen Maria und Iohannes als Fürbitter
und zwei Engel. Seitlich am Gewölbe die vier Lvangeliftensymbole und drei Gestalten, rechts mit
Fell bekleidet Iohannes d. T., im westlichen Zwickel Markus mit Namensunterschrift. Die übrigen
Gewölbe des Mittelschiffs und der Seitenschiffe mit Ranken, an den Rippen gemalten Lrabben,
Blüten- und Sternmustern übersät. Die Ranken in gleicher Art wie in Wettesingen. — I m s ü d -
lichen Seitenschiff: Uber dem nördlichen Arkadenbogen die Iahreszahl „1476". An der
Taf. 862 Ostwand Iüngftes Gericht. Christus thront auf dem Regenbogen und zeigt seine Wundmale. Unter
ihm die Weltkugel. Links Maria, rechts Iohannes d. T. als Fürbitter knieend. Dazwischen Auferste-
hende. Links die Seligen, von Petrus an der Himmelspforte empfangen. Rechts die Verdammten,
von Teufeln gezerrt. Zwei weitere Teufel mit verdammten an der anschließenden Südwand. Dar-
unter Märtyrerdarstellung. Ein Mann an ein I-förmiges Rreuz gebunden. Männer mit Lanzen
und Schwertern. Im Hintergrund Ansicht einer Stadt. An derSüdwand: Im Ostjoch die
Marter der 10 000 dargestellt. Die Märtyrerleichen auf Baumstämmen aufgespießt. Henkersknechte.
Links heidnischer Rönig. Im Hintergrund eine Stadt mit Mauern, Toren und Türmen. Darüber
zwei Bischöfe mit Mitra und Ärummstab, in feiner Linienzeichnung, wahrscheinlich die Lirchen-
väter Ambrosius und Augustin. Unter dieser Darstellung zwei Männer mit Wanderstäben, die von
einer Frau vor einem Haus empfangen werden. Ls folgen im östlichen und Mitteljoch sechs über-
lebensgroße Apostelgeftalten unter von Säulen getragenen Baldachinen. Sie haben Attribute und
Schriftbänder mit Sprüchen, nur noch teilweise lesbar. Von links nach rechts: 1. Petrus mit dem
Schlüssel, 2. Andreas mit dem Marterkreuz, 3. Iakobus d. A. mit Hut und wanderftab, 4. Iohan-
nes mit dem Giftbecher, 5. Thomas mit dem Winkelmaß, 6. Iakobus d. I- mit dem Walkerbaum.
Zierenberg
235
Auf den Schriftbändern der Apostel fortlaufend das Glaubensbekenntnis. Petrus beginnt mit:
„Credo in deu(m) o(mnl) pote(n)te(m) Creatore(m) (coeli et terrae)". Andreas „(et in lesum
ciirlstum) tiliu(m eius) unicu(m) d(oml)n(um) nostrum". Jakobus: „qul conceptus est de splritu
sanctl natus ex marla virgine". Johannes: „passus sub pontio pllato... et sepultus". etc. etc.
Im östlichen Joch befindet sich unter den Aposteln Petrus und Andreas eine Darstellung der Ge-
schichte des Lazarus in vier Bildern: 1. Links unten: Lazarus erscheint beim Gastmahl des reichen
Mannes. 2. Rechts unten: Lazarus wird von einem Diener zum Tor herausgejagt. Der reiche
Mann stirbt im Bett. Seine 8rau weilt mit einer Lerze an seinem Lager. Seine Seele wird vom
Teufel geholt. 3. Oben links: Lazarus stirbt auf einem Strohlager in ärmlicher Hütte. Ein Engel
nimmt seine Seele in Empfang und führt sie zu Christus. 4. Oben rechts: Der reiche Mann wird
von Teufeln in den Höllenrachen gezogen. — Zwischen Johannes und Thomas befindet sich über
dem Südportal eine Darstellung des hl. Martin zu Pferde, der dem Bettler die Hälfte seines Man-
tels gibt, sowie eine Anna Selbdritt. Es folgt im westlichen Joch eine außerordentlich ausdrucks-
volle Darstellung des Christophorus mit dem Lhristusknaben auf seinen Schultern, gestützt auf ei- Taf. 86-
nen Baumstamm. Im Hintergrund der Mönch vor seiner Llause mit einer Laterne. Rechts davon
der hl. Georg zu Pferde, den Drachen tötend. Darüber die hl. Latharina mit Schwert und Rad. Taf. 87-
Unter der Empore des südlichen Seitenschiffes an der Südwand ein Zyklus von neun kleinen
Bildern, die nur noch zum geringsten Teil erkennbar sind. Bild 1: An einem Tor erwartet eine
8rau zwei Männer mit Wanderstäben. Bild 7: Änieender Pilger. Bild 8: Zwei Männer mit Hut
und wandcrftäben. — Anderweftwand: Monumentalgestalt des Moses mit zwei großen Taf. 87-
Hörnern. Mit der Rechten hält er die Gesetzestafeln erhoben, vor seinem Gewände senkrecht gereiht
10 Jnschriftfelder, ehemals die 10 Gebote enthaltend. Inschriften größtenteils nicht mehr lesbar.
Im 4. 8eld: „parentcs". Rechts von Moses in vertikal gereihten Bildern Darstellungen zu den 10
Geboten: 1. Mann in anbetender Stellung, 2. nicht mehr erkennbar, 3. schreitender Mann, das
Übrige nicht mehr erkennbar, 4. Lnabe erhebt seine Hände gegen seine Eltern, 5. ein Mann tötet
einen anderen, 6. ein Mann stiehlt einen Geldbeutel aus einer Lifte, 7. Mann und 8rau im Bett,
8. Mann schwört vor einem Richter, Y. Mann greift nach dem Ehering einer 8rau, 10. nicht mehr
erkennbar. Links von Moses in 7 (ursprünglich wohl 8) vertikal gereihten Bildern die ägyptischen
Landplagen (2. Moses 8—12). Jedes Bild durch Schriftband mit der Gestalt des Moses verbun-
den: 1. 8roschplage (?), 2. Hagelplage. Zwei Tiere werden vom Hagel erschlagen. 3. Schwarze
Blattern-Plage. Lin sitzender Lranker mit Arzt. 4. Plage der 8insternis. 5. Heuschreckenplage,
b. Ungezieferplage. 7. Sterben der Erstgeburt. Zwei tote Linder. — Im nördlichen Sei-
te n s ch i f f: An der Ostwand der Sündenfall mit Adam und Eva. Darunter mehrere nicht mehr
erkennbare Darstellungen. An der Nordwand im Ostjoch Darstellung des Lain, der seinen Bruder
Abel erschlägt. Darunter Golgatha, Christus am Lreuz, seitlich zwei Schächer. Unterm Lreuz
Landsknechte. Ls folgen im östlichen und Mitteljoch (wie an der Südseite) sechs überlebensgroße
Apostelgestalten mit Attributen und Schriftrollen unter von Säulen getragenen Baldachinen:
1. Bartholomäus mit dem Messer, 2. Simon (?) mit dem 1-Lreuz, 3. Thaddeus mit dem Lnoten-
ftock, 4. Philippus mit der Lanze, 5. Matthias mit der Axt, 6. Matthäus mit Stab und
Buch. Im westlichen Joch Darstellung des Opfers Abrahams, der zur Enthauptung Isaaks aus-
holt. Der Engel fällt ihm ins Schwert und führt ihm den Widder zu. Darunter ein Mann unter
dem Schraubstock (Christus in der Letter?) mit Schriftband „Torcula' calcam sol....". In der
Nordwestecke und an der Weftwand einige Passionsszenen: Christus vor Pilatus, Christus an der
Martersäulc, Dornenkrönung Christi, Gefangennahme Christi. Die übrigen Szenen nicht mehr
1
236
Zierenberg
erkennbar. — An der Ostwand der Sakristei in roter Umrahmung: Christus am Kreuz mit Dornen-
krone auf dem Kopf. Rechts Johannes d. Ev., links Erzengel Michael mit der Waage. Auf den
Waagschalen kleine Seelen. Ein kleiner Teufel, der an der Waagschale zu ziehen versucht, wird von
Michael mit der Kreuzlanze durchbohrt. Schwarze Umrißzeichnung mit Deckfarben, vorwiegend
rot, braun, gelb, grün. Die Malerei entspricht derjenigen des Seitenschiffes und ist gleichzeitig mit
ihr um 1476 entstanden.
Die Malereien der Seitenschiffswände sind um 1476 entstanden, die des Triumphbogens und der
Mittelschiffsgcwölbe um 1488. Die Qualität ist nicht immer auf gleicher Höhe, besonders hervor-
ragend jedoch Teile des südlichen Seitenschiffes (Lhristophorus, Moses!). 8reskotechnik mit Lasur-
farben. Schwarze Umrißzeichnung mit Ausmalung der Mchen. 8arben: Rotbraun, gelb, grün und
schwarz vorherrschend.
Ausstattung. Altar in Blockform. Sandstein (H. 1,04 m). Unterbau mit 8ȧprofil. Auf
der Deckplatte nochmals hölzerne Deckplatte mit Kantengesims. Auf der Vorderseite des Unterbaues
eingemeißelt (in Kursive) „Dieser Altar, das Geplätte, Weiberbank und sämtliche Weißbindcr-
Arbeiten sind gefertigt im Jahre 1854".
Kanzel aus Sandstein (H. 2,65 m). Korb im Vs-Typ. Brüstung mit unteren und oberen Ab-
schlußprofilen. Kanzelstütze aus Sandstein mit Kalkanstrich, an der Vorderseite dreiseitig gehalten,
verbunden mit dem massiven Bau der steinernen Kanzeltreppe; diese aus pfarrstand. Um 1700.
Achtseitigcr Schalldeckel 2. H. 19. Ih. (unter Verwendung älterer Ornamentteile, geflügelte Engels-
köpfchen M. 17. Ih.).
Empore auf balusterförmigen Stützen mit Kopfbändern. Ouergebälkkonstruktion aus Rähm.
Balkenköpfen, Mlhölzern und Schwelle. Brüstung mit Blendfüllungen und oberem Abschlußprofil.
vor der Orgel ist die Empore fünfseitig vorgezogen. Um 1700 .
Geftühl 1856 (siehe Inschrift des Altars).
Gestühl (vor der Schiffsoftwand) „Anno 1637". Mit Deckleiste und Gesangbuchbrett. Die Vor-
derwände mit eingelegten rundbogigen 8üllungen, als oberer Abschluß Zahnschnitt und Lierstab.
Die nördliche vorderwand mit geschuppten Pilastern, die südliche mit Pilastern in Einlegearbeit
(Grätenmuster).
Lhorgestühl dunkel gestrichen, einreihig, mit je 6 Sitzen. Doppelte Armstützen, die unteren als
Blattvoluten, Klappsitze mit Misericordien (einfach profilierte Sitzkonsolen). Die südliche Vorder-
wand mit eingelegten rundbogigen 8üllungen und nachgeschnitztem Wangenfcld (17. Ih.). Die
nördliche Vorderwand ebenso, aber noch mit den ursprünglichen Wangenfeldern (geschnitzte wein-
laubranken im Rechteckspiegel). 15. Ih.
0 p f e r st o ck aus Holz, dunkel gestrichen. Mit abgefasten Kanten. Schmiedeeiserner Deckel mit
Bändern. 17./18. Ih.
Orgel. Prospekt (neuer Anstrich) in seiner jetzigen Gestalt aus älteren Teilen zusammengesetzt. Die
geschnitzten Schleier und Ohren sicherlich nachgearbeitet. Zwei geflügelte Lngelsköpfchen, ein trom-
petenblascnder Engel und ein 8ischweibchen noch aus dem 17. Ih. An der Vorderseite Spielschrank
von 1913, mit 2 Manualen und 26 Regifterknöpfen. Die Schrankverkleidung ebenfalls von 1913.
Das Werk aus mechanischer Traktur, Schleifladcn und 22 klingenden Registern seit 1757 verändert.
Unteres Manual: io Register, oberes Manual: 7 Register. Pedal 5 Register. 3 Nebenregister und
1 vacant. (Schlechter Erhaltungszustand).
Taf. iv2- Kelch aus Silber, vergoldet (H. 20,5 cm). Rundfuß mit weihekreuz vor kreuzschraffiertem
Grunde. Runder Schaft und runder Nodus mit 6 Pasten. Kegelförmige Kuppa. 15. Ih.
*1
Zierenberg
237
pateneaus Silber, vergoldet (0 l$,5 cm). Zum vorigen Reich gehörig. Tellerförmig, auf dem
Rande dasselbe Weihekreuz wie am Reich.
patene aus Silber, vergoldet (0 18,1 cm). Tellerförmig. Um 1700.
Reich aus Silber (H. 21,6 cm). Auf dem Fußreif: Raff. Beschau und „KUMPE". M. 19. Ih-
Taufschüss e l aus Zinn (028,7 cm), mitStandreif, unter dem Boden 3 gleiche Stempel: stehender
Engel mit Schwert und Waage, links Hirsch, sowie Umschrift „Reutlinger Englisch Zinn". 1859.
T a u f s ch ü s s e l aus Zinn (0 31,5 cm). Unter dem Boden graviert (flüchtig) „1846" und
3 Stempel: Stehender Engel mit Schwert und Waage und Umschrift „Zeinzinn B. F. T.
Scheller in Lasse! 1822". Auf dem Rand graviert in lateinischer Schreibkursive „Rirche Zierenberg".
4 Abendmahlskannen aus Zinn (H. 34, 5 cm). Auf dem runden Standreif hoher, sich
nach oben etwas verjüngender Zylinder mit Ausguß, geschwungenem Henkel und flachem Rlapp-
deckel mit Rnaufdrücker. Unter dem Deckel ein Stempel: Rass. Wappen, Blüte mit der Zahl 8
und die Buchstaben „I L R". Unter dem Boden zweier Rannen in Rapitale graviert „ex sola
liberalitate ac memoriae causa hoc donarium ab Anna Gerdrautha Dönchin questoris Ziren-
bergensis uxore die XVI octobris MDCCXXIH“ (1723).
Glocke aus Bronze (H. 0,76 m mit Rrone, 0 0,72 m). Rrone mit 6 Bügeln. Am Hals 3
Schnüre. An der Flanke rechteckiges Inschriftfeld, gerahmt von Palmettenfries (Rapitale) „Dem
großen Gott zu Lhrn alleine hatt gantze hiesige Gemeine die Speis zur Glocken ausgethan mit
Zusteur vom gemeinen Man Rentmeister Röhler das Gieserlohn (!) so bekam ich diesen lieblichen
Thon. M. I. H. B. Anno 1688 Zierenberc". Am wolm und Schlag Schnüre.
2 L h r e n t a f e l n aus Holz, schwarz auf weiß gemalt. Für 1814 und 1870/71.
Friedhof
Ehemaliger Friedhof vor der Stadtmauer am oberen Tore. Als Umfriedigung Bruchsteinmauer.
Grabmal in Lartuschenform für Ludwig Fuchs, Sandstein (H. 1,55 m, Br. 0,85 m). 1814.
G r a b m a l der Familie Moesta. Rurzer Obelisk auf quadratischem Sockel. Sandstein (H. 2,20 m).
Um 1830.
G r a b ft e l e für Heinrich Theodor wackernagel (gest. 1833). Sandstein (H. 1,50 m, Br. 0,85 m).
Grabkreuz für Eleonore Christiane Charlotte Neutze, Frau des Pfarrers Ioh. George Neutze
(gest. 1834). Sandstein (H. 1,65 m).
G r a b m a l für den Metropolitan Bernhardt (gest. 1837) und dessen Familie, in Form eines qua-
dratischen Tempelchens mit Inschrifttafel auf jeder Seite. Sandstein (H. 2,50 m, Br. 1,10 m).
G r a b nl a l für Charlotte Brunner (gest. 1858). Rurzer Obelisk auf hohem Sockel, der an jeder
Seite einen mächtigen, gerillten Buckelquader trägt. Sandstein (H. 2,75 m, Br. 0,70 m).
Grabkreuz auf achteckigem Sockel für Ludwig Luttrog (gest. 1862). Sandstein (H. 2 m).
4 Grabkreuze (Gußeisen) von 1850, 1852, 1852 und 1872.
Hospital
Bereits 1352 wird ein Hospital genannt. Ls stand vor dem Lutwardesser Tor und wurde 1770
wegen Baufälligkeit abgetragen. Das jetzige Hospital wurde 1798/99 anstelle einer ehemaligen
Branntweinbrennerei errichtet.
Langgestreckter, massiver Bau von 12X5 Fensterachsen. Zweigeschossig. Fenster mit Flachbogcn.
Satteldach mit Zwerchhaus und Rrüppelwalm in 8-pfannen. Portal an der Ostseite. Davor
hübscher alter Brunnen aus Brunnenstock und rechteckigem Becken.
238
Zierenberg
Rathaus
Taf. 88- u. 89- Zwischen dem Markt — an der Südseite — und der nördlichen der mittleren Längsftraßen gelegen.
(beschichte. Erbaut 1450 durch Meister Henrich Brant. Umfassende Wiederherstellung unter
Mitwirkung der Rasseler Denkmalspflege 1925.
Bestand
Taf. 89- Äußeres. Zweigeschossiger 8achwerkbau, spätgotisch, über langgezogenem Rechteck. 16X6 Ge-
fache. Einfacher Sandsteinsockel, vor der Mitte, die mit einem von rundbogigen Quertonnen über-
wölbten Retter unterbaut ist, bis zur Höhe des Hauptgcschoßfußbodens hochgezogen. Die nordöst-
liche Schmalwand ganz, die südwestliche nur im Giebel verschiefert. Unregelmäßig verteilte 8en-
fter, schmaler als die Gefache (Zwischenpföstchen). In Südweftseite spitzbogiges Portal zum Rats-
kellereingang mit doppelter, unten schiffskchlenähnlich auslaufender Lehle. Im Sturzbalken rechts
bez. (unleserlich). In der Mitte des überhöhten Mittelteils in der Marktseite Rundbogentüre, ge-
kehlt, in Rechteckumrahmung mit flachem Wulst und Äehle. In der Nordoftseite Spitzbogenportal
zum Rcllcrgang mit Stabprofil, in breit gekehlter Rechtcckumrahmung. In den Zwickeln Schnitze-
rei, links Rose, rechts im Rundfeld Schild mit Zierenberger Wappentier. Über der Mitte Inschrift
in gotischen Zeichen „M LLLL L (1450) Meister Henrich Brant". Das ausladende Obergeschoß
an der Nordoft-, Südost- und Südwestseite, ebenso wie das Dach über doppelt geschweiften Rnag-
Taf. 9b- gen; 8üllbrettcr. Die Knaggen der Südwcstseite geschnitzt: von links nach rechts: Helm mit
Eichenlaub tragenden Hörnern, Eichenlaubranke, steigender Löwe, bekrönter hessischer Löwe, rohe
Bruftfigur, Lichenlaubranke, Helm mit Helmzier. An der Südweftecke Dudelsackpfeifer. — Lrüppel-
walmdach mit Pfannendeckung in Schieferfassung.
Taf. 90- Inneres. Durch das gesamte Erdgeschoß führt ein Längsunterzug auf drei achtseitigen Säulen
mit weit ausladenden Sattelhölzern. Die Balken an den Außenwänden durch doppelte Ropfbänder
Taf. 50- verstrebt. Das Obergeschoß in gleicher weise mit Mittelunterzug auf gefasten, vierseitigen Säulen.
Sattelhölzer mit rund geschnittenen Ropfbändern, beides gefast. Balkenenden auf einfachen Ropf-
bändern. Spitzbogentüre mit Rechteckumrahmung im Profil der Außentüre, Profilstäbe im Scheitel
überkreuzt, am 8ußende schräg abgekröpft. — Zweigeschossiger Lehlbalkendachstuhl auf bis zum 8irft
durchlaufenden Mittelstützen. Die Kehlbalken auf die Sparren aufgeblattet. Z. T. erneuert und
mit einer dritten Kehlbalkenlage versehen. Beim Umbau 1925 festgestellte Reste einer Turm-
schwellenlage an den Ecken lassen vermuten, daß dort einst sechsseitige Türmchen gesessen haben.
¡m.»,. Bürgerhäuser
Steinbau in der Marktgasse. Ietzt Schafftall. Mit kleinen Lukenfenftern. Türpfosten und
Sturz aus Holz mit Inschrift in Kapitale „Dominus providebit Ton. Ledderhose. Llis. Schen-
rehn Anno 1681".
Taf. 79- H a u s fl v. 1. (Kalbesnacken). Ehemaliges Amtshaus, jetzt Unterkunft des 8rauenarbeitsdienftes.
Zweigeschossiger 8«chwerkbau auf Steinsockel. Vorderteil des Erdgeschosses massiv. Obergeschoß
vorgekragt. Ouergebälkprofil großer Viertelstab. 12X20 Gefache. Satteldach mit Krüppelwalm
und seitlichen Zwerchhäuschen in 8-pfannen. Giebel zur Straße. 18. Ih. Der massive Bauteil
wohl älter.
HausNr.16 (Gerichtsgasse Ecke Kalbesnackcn). Zweigeschossig 8achwerk, mit Scheune. Sockel
aus lagerhaftem Bruchstein. Drei Giebelgcschosse vorgekragt. Ouergebälkprofil großer Viertel-
Zierenberg
239
ftab mit Everftab geschnitzt. 10X12 Gefache. Satteldach mit 8-pfannen. Am Ouergebälk In-
schrift in Kapitale: Ach Herr, viel winde mich anwehen. Auf guten Grünt gebawt. Las mich
stehen. Mehr Krieg undt Brand gnaedig abkehre. Durch Deinen Segen mich vermehre, duos ornat
opVs VILVnt qVal.ls kVIt lierklan murr kaber. (Thronofticon für 1672.) Am oberen Gebälk:
Dstendlt nunc tiblpost kumu Vomus propris praetlosiorauro atque argcnto. Über der Haus-
tür verstümmelte Inschrift: Ludowig Weste Margret« uxor cius. Am Türpfosten ... wehrt
... 2. Mai.
Haus Nr. 42 (Poststraße). Zweigeschossiger 8achwerkbau mit vorgekragtem Obergeschoß. S«fs
fade verputzt. Satteldach mit Krüppelwalm. Giebelseite zur Straße.
HausNr.75 (Poststraße). Sehr einfache 8orm. Zweigeschossig mit vorgekragtem Obergeschoß.
Ouergebälkprofil großer Viertelstab. 5 Gefache. Satteldach mit Gaupe. 8-pfannen.
Haus Nr. 86. Zweigeschossig, 8achwerk. Giebelgeschosse vorgekragt. Ouergebälkprofil großer
Viertelstab. Satteldach mit Krüppelwalm in 8-pfannen. 17. Ih.
Haus Nr. 87. Zweigeschossig, 8achwerk auf Bruchsteinsockel. Obergeschoß vorgekragt. Ouer-
gebälkprofil Lärmes mit Platte. 12 Gefache. Satteldach mit Zwerchhaus in 8-pfannen. Traufen-
feite zur Straße. Erb. 18. Ih.
Haus Nr. 97 (Mittelstraße). Zweigeschossiger 8achwerkbau. Steinsockel verputzt. Obergeschoß
vorgekragt. Ouergebälkprofil Wulst mit Platte. 11 Gefache. Satteldach mit Krüppelwalm.
8-pfannen. Giebelseite zur Straße. Haustür mit 8reitreppe. Um 1800.
Haus Nr. 106 (Mittelftraße). Zweigeschossiger 8achwerkbau. Bruchsteinsockcl. Giebel in 3
Geschossen vorgekragt. Ouergebälk großes Viertelstabprofil mit Winkelmuster. 8 X 17 Gefache.
Satteldach mit 8-pfannen. Giebelseite zur Straße. In der Mitte Rundbogenportal, darüber In-
schrift mit gotischen Minuskeln und Iahreszahl 1567.
Haus Nr. 128 (Mittelstraße). Zweigeschossiges 8achwerkhaus auf werkfteinsockel mit vor-
gekragtem Obergeschoß. Ouergebälk Larnies mit geschnitzten Ranken und Masken, wandflächcn
verputzt. Satteldach mit Krüppelwalm in 8-pfannen. Giebelseite zur Straße. 1. H. 18. Ih.
Haus Nr. 138 (Lange Straße). Zweigeschossiger 8achwerkbau. Sockel aus lagerhaftem Bruch-
stein. Obergeschoß vorgekragt. 13 Gefache. Satteldach mit Zwerchhaus in 8-pfannen. Traufen-
seite zur Straße. Haustür mit 8reitreppe. Eckpfosten mit Säulchen. 2. H. 18. Ih.
HausNr.150 (Lange Straße). An modernem Steinbau alter, geschnitzter Holztürfturz wieder
verwandt. Inschrift „Schweigen und vertragen Bringet neimandt Schaden 1572".
Haus Nr. 155 (Lange Straße). Zweigeschossiger 8achwerkbau auf hohem verputztem Stein-
sockel mit Keller und Stall. Obergeschoß vorgekragt. Ouergebälkprofil Kehle und Wulst. 9 Ge-
fache. Satteldach mit 8-pfannen. Giebelseite zur Straße. Ouergebälk mit Karniesprofil, Balken-
köpfe gerillt. Eckpfosten mit gedrehten Säulchen. Haustür mit 8reitreppe. 1. H. 18. Ih.
Haus Nr. 184 (Lange Straße). Haus erneuert. Über der Haustür alte Inschrift mit Iahres-
zahl 1799.
Horkenhäuser Mühle. An der warme gelegen. Horkenhausen war damals eine Ortschaft.
Horikeshusen 965. In diesem Iahre schenkte Kaiser Otto I. es dem Moritz-Stift in Magdeburg.
Um 1300 wüst. Im 17. und 18. Ih. bestand hier ein Kalkofen. Sägewerk, ehemals oberschlägtig,
jetzt Turbinenantrieb. Untergeschoß massiv, Obergeschoß 8«chwerk, modern umgebaut. Wohnhaus
zweigeschossiger 8achwerkbau. Satteldach mit Zwerchhaus in 8alzziegeln. Haustür mit 8reitreppe.
1. H. 19. Ih.
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Taf. 78»
240
Zierenberg
Obermühle (Nr. 202). Getreidemühle, obcrschlägtig. Massives Erdgeschoß, Obergeschoß ver-
putztes Zachwerk. Satteldach mir 8-pfannen. Über dem Wasserrad Jahreszahl „1771" (?).
Untermühle. Getreidemühle, früher oberschlägtig, jetzt Turbinenantrieb. Steinbau aus lager-
haftem Bruchstein. Dreigeschossig. Abgewalmtes Satteldach mit Zwerchhaus in Falzziegeln. Rund-
bogcnportal. Am Fenstergewände des Erdgeschoss ^ fee der Hauptfront die Jahreszahl „1578"
(neu?). Am Fenstersturz des Mitttelgcschofses „Ao TT 1679 K." Am Fenstersturz des Oberge-
schosses: „1679 G. S." An der Hauptfassade klei- ^ nes Tonrclief, gebrannt: weibliche Figur
zwischen zwei Karyathiden. Wohnhaus zweigeschossiger Fachwcrkbau, modern verputzt. Satteldach
mit Zwerchhaus in 8-pfannen. In der Wetterfahne: „I. A. S. 1718".
warmemühle (Nr. 206). Ehemalige Ölmühle, unterschlägtig. Jetzt Gehöft. 1. H. 19. Ih.
Friedrichsaue
Kolonie der Stadt Zierenberg. Nördlich der Stadt im Warmetal.
O u e l l e n. Staatsarchiv Marburg: Katastcrbuch von Zierenberg 1859/61. Repositum der Stadt
Zicrenberg, Lolonien.
Karten und Pläne. Staatsarchiv Marburg: Charta über Friedrichsau, 1777, Dillschneider.
Literatur. Hochhuth, 242. Hufschmidt, 263 f. Reimer, OL 149. Ritter, 102.
(BefcfyicfytC♦ 1777 von Landgraf Friedrich II. als Kolonie der Stadt Zierenberg mit 10 gleich-
artigen Häusern unter Leitung des Inspektors Klüppel aus Zierenberg errichtet.
Bestand
Regelmäßige Reihung der Häuser mit etwa 12 m Giebelfront-Länge und etwa 17 m Tiefe bei
einem Abstand von rund 40 m. Nur an der Westseite der Dorfstraße. Diese zweigt im Norden
rechtwinklig von der Straße Zierenberg—Volkmarsen ab und endet blind.
Haustyp: Niedersächsisches Bauernhaus mit Wohnbau, großer Mitteltenne und Ställen. Ein-
geschossig aus Bruchsteinsockel. Giebelseite mit großem Scheunentor in der Mitte, seitlich davon
je drei Gefache. Traufenseite 13—14 Gefache. Satteldach mit Krüppelwalm. Giebel zur Straße.
Dieser Typus ist bei den meisten Häusern noch erkennbar, vielfach sind sie aber umgebaut oder
durch Anbauten verunstaltet.
Haus Nr. 1. vollständig verändert. Louis XVI.-Tür mit Laubgirlande in Stuck und den
Buchstaben A. S. in Ligatur auf Wappenschild.
Taf. 8i« HausNr.2. Jetzt unbewohnte Scheune. Gibt den Typ noch am reinsten wieder. Ursprünglich
13 Gefache, um ein seitliches Scheunentor und 8 Gefache rückwärts verlängert.
Haus Nr. 3. Durch vielfache An- und Umbauten verändert. Fassade verputzt. Enthält auf der
linken Seite den ursprünglichen Bau. Die alte Tenne in ursprünglicher Form erhalten.
HäuserNr.4, 5, 6. Durch An- und Umbauten verändert, Fassaden verputzt.
Haus Nr. 7 zeigt noch gut die ursprüngliche Form. Giebelseite rechts durch Anbau in 3 Ge-
fachen verbreitert.
HäuserNr.8undl0 sind stark verändert.
Haus Nr. 9 zeigt noch gut den ursprünglichen Typ. Giebelfassade verputzt und Scheunentor
vermauert, mit Haustür. Anstelle der Tenne eine große Diele mit Steinfliesen eingebaut. Ver-
änderungen wohl schon A. 19. Ih.
Zierenberg
241
Zriedrichsstein
Kolonie der Stadt Zierenberg. Am Südwesthange des hohen Dörnbergs.
(Quellen. Staatsarchiv Marburg: Katasterbuch von Zierenberg, 1859/61. Depositum der Stadt
Zierenberg, Lolonien.
Karten und Pläne. Staatsarchiv Marburg: Kolonie Zriedrichsstein, welche auf gnädigsten
Befehl und in vorstehenden Abriß gebracht, 1786, Dillschneider.
Literatur. Hochhuth, 242. Hufschmidt, 263 f. Reimer, (QL 149. Ritter, 102.
(beschichte. 1777 von Landgraf Friedrich II. mit 10 Häusern angelegt.
Bestand
Die Häuser an der Ostseite der Dorfstraße, von den heute vorhandenen drei nur das mittlere alt.
Der niedersächsische Siedlerhaustyp mit Straßcngiebel, Mitteltenne, davon seitlich rechts und
links vorn Stube und Lüche, rückwärts die Ställe. Zachwerk mit Backsteinausmauerung, Giebel-
breite 9 Gefache. Die Straßenseite verschindelt, Giebelfläche mit Pfannen behängen. Die Südseite
und die Hälfte der Rückseite in Backstein erneuert. An der Straßenseite ein in Höhe der Stuben
gelegter Flur von der Tenne abgetrennt. Tennentor zugemauert, ftattdessen Haustüre mit Freitreppe.
Krüppelwalmdach mit pfannendcckung. In der Straßenflucht Anbau für wohnräume, in jüngster
Zeit durch Scheune erweitert.
Die Gudenberge
Abbildungen. Meisner, Sciogr. Losm. 1638/42 T. I- A. 26.
Literatur. Landau, Ritterburgen, 4, 233—283. Landau, Wüstungen, 138. Reimer, OL 188.
(öcfcfyicfyte. Gutenberc 1183—90, Godenborhc 1213, Gudenberc 1282, Ghodenburg 1304.
Gudenburg 1313. — 1183—90 von Erzbischof Lonrad von Mainz von Thüringischen Land-
Grafen erworben. 1322 im Besitz der Wölfe von Gudenberg als Mainzisches Lehen. Die Wölfe
und die Groppe v. G. bewohnten die größere, die v. G. die kleinere Burg, wahrscheinlich 1293
von Hessen zerstört. Noch bis 1803 Mainzisches Lehen der Wölfe v. G. und der v. d. Mals-
burg. — Adl. seit 1175 gen.
Bestand
Großer Gudenberg
Auf dem Gipfel von Waldboden und Steinschutt bedeckte Reste einer umfangreichen Burganlage.
Mittelbau offenbar mit anschließendem Hauptturm. Doppelte Umwehrung, die in Form hoher
Wälle erhalten ist. Geringe Mauerreste oberflächlich sichtbar.
LleinerGudenberg
Auf der Bergkuppe sichtbar ausgedehnte Reste heute völlig von Waldboden und Steinschutt be-
deckter Gebäude, die um einen engen Innenhof gruppiert sind und mehrere Ausläufer, u. a. Türme,
besitzen. Die ganze Anlage von einer heute als wall erscheinenden, stellenweise doppelten Um-
wehrung umschlossen.
Falkenberg
Literatur. Landau W. 50. Reimer, OL 135. Hessenland, 9, 115/16.
(&Cfd)id)tC. M. 13. Ih. durch die v. Schartenberg erbaut. Um 1293 von Hessen zerstört. Eine
Linie der v. Sch. nannte sich seit 1272 v. Falkenberg. Ausgestorben 1733.
Bestand
Spuren einer Befestigungsanlage mit Plateau und Wallansatz gegen Süden.
16
i
242
Zierenberg
Die Wüstungen des Rreises Wolfhagen
Aderoldessen
Wüstung im Lrpetal.
Literatur. Landau, w. 165. Landau, Ritterburgen IV, 286 ff. Reimer, 395.
Geschichte. Ehemaliger Hof am Fuße der Burg Rodersen. Harderadessen 1262 im Besitz von
Llofter Arolsen. 1484 gab Philipp von Gudenberg seinem Bruder Heinrich den Hof zu Lehen.
1529 wird Ebert von Gudenberg mit dem Hof belehnt.
Alfringhusen
Wüstung zwischen Wolfhagen und Ippinghausen.
Literatur. Landau, W. 165. Reimer, 5. G. Siegel, Geschichte der Stadt Wolfhagen, 1929, 92.
Geschichte. Alfrinchusen 1246. Alverinchhusen 1336. Alverinckusen und Alveringhusen 1483.
Im 14. Ih. im Besitz der von Heisenberg. 1409 an Hessen. 1483 gab Graf Otto von waldeck
seinen zum Schloß Landau gehörigen Hof dem Lloster Höhnschcid.
Beltershausen
Wüstung am linken Ufer der Elbe südlich von Altendorf.
Literatur. Landau, W. 162. Reimer, 34.
Geschichte. Beldericheshusen 1145/59. Belderikeshusen 1286. Beldirshusen 1384. Bellers-
hausen 1654. Ehemaliges Dorf, 1534 wüst. Es gehörte zum Mainzischen Amt Naumburg und
war L. 14. Ih. bis 1. H. 16. Ih. Lehen der von Hertingshausen. — pleban 1266. Patronat der
Lirche hatte Llofter Merxhausen inne.
Benseld
Literatur. Landau, w. 42. Reimer, 34.
Geschichte. Bivelte und Bivilte. A. 12. Ih. Benvclde um 1200. Beivelt 1236. Benwilte 1297.
Benvylde um 1480. — Lirche A. 12. Ih. Mal von Wittmar. Patronat Groppe von Gudenburg
als Lehen der Grafen von Lverstein, die es von Mainz zu Lehen hatten. 1241 kommt es in Besitz
des Llofters Arolsen. Wohl Ende des Mittelalters wüst.
Bensen oderBensheim
Wüstung in der Feldmark von Istha, südöstlich von Bründersen. 1402 wüst.
Literatur. Landau, w. 166. Reimer, 35.
Bernighausen
Wüstung in der Nähe der Malöburg. 1322 als Malsburgische Besitzung genannt.
Literatur. Landau, w. 43. Reimer, 40.
Bodenhausen
Wüstung südwestlich Wolfhagen, nordwestlich Leckringhausen.
Literatur. Landau, W. 166. Reimer, 54. G. Siegel, Geschichte der Stadt Wolfhagen, 92.
Geschichte. Bodenhusen 1234. Budenhusen 1255. Baddinhosen 1326. Badenhusen 1423. Bo-
denhusen 1448. — Die von Helfenberg hatten hier Besitz. 1409 an Hessen.
D i e Wüstungen -es Lreises Wolfhagcn
243
Bopfeld
Wüstung vor Volkmarsen. Im 15. Ih. genannt.
Literatur. Landau, W. 43. Reimer, 5b.
Brüngershagen
Wüstung, wahrscheinlich bei Bründersen. Brunkeresheigon 1074.
Literatur. Landau, w. Ibb. Reimer, 69.
Büttelsen
Wüstung zwischen Istha, Olöhausen und Wenigenhasungen.
Literatur. Landau, W. 166. Reimer, 76.
Geschichte. Buzellisin 1180. Bucelessen 1200—1230. Botelschen 1424. Buttelsen 1435. —
1515 wüst, die Feldmark unter die drei benachbarten Dörfer geteilt.
Eghegherdinckhusen
Wüstung am Fuße der weidrlsburg. 1335 genannt.
Literatur. Landau, W. 162. Reimer, 104.
Ellingsen
Wüstung bei Lhringen, an der Lrpe gelegen.
Literatur. Landau, w. 43. Reimer, 116.
Geschichte. Illandeshusun um 1020. Ellenthosen 1309. Lllenthusen 1348. — Vielleicht 1395,
sicher 1438 wüst.
Elriksen
Wüstung östlich Wolfhagen.
Literatur. Landau, w. 167. Reimer, 119. G. Siegel, Geschichte der Stadt Wolfhagen, 93.
Geschichte. Llrixen 1207. Elriksen 1309. Llrersen und Llressen 15. Ih. Lllerssen und Lr-
lessen 1515. — 1515 war es wüst. Im 14. Ih. im Besitz der von Helfenberg und von Oscde.
Emserberg
Wüstung am gleichnamigen Berg nördlich von Merxhausen.
Literatur. Landau, W. 152. Reimer, OL 121.
Geschichte. Lmseberg 1335, Lmmeseberg 1344, )?mmeseberg 1377, Lmsperge 1386. — 1335
Hof, 1344 Dorf und Gericht, ebenso 1386; 1399 nur noch Hof und Wüstung. 1335 im Besitz der
von Wolfershausen, danach der v. Buchenau, die es 1344 an Rloster Merxhausen verkaufen. 1386
landgräflich. 1396 von Hessen an die v. Hertingshausen verpfändet.
Engelbritzen
Wüstung südlich Viesebeck.
Literatur. Landau, w. 167. Reimer, 122.
Geschichte. Gehörte ursprünglich zu waldcck. Lngelbrachtessen 1267. Lngclbrachtingshusen
1331. Engelbrachtsen 1458. Lngelbrechsen 1514. Lngelberschen 1531. — Die von Helfenberg
hatten hier hessisches Lehen. 1537 wüst.
Esebeck
Wüstung bei Hohenborn
Literatur. Landau, W. 44. Reimer, 132.
Geschichte. 1269 hatte Lloster Bredelar hier Besitz. 1322 Malsburgischer Besitz. 1337 trugen
die v. d. Malsburg ihn Mainz zu Lehen auf. A. 16. Ih. wüst.
16»
244
D i e wü st ungen des Kreises Wolfhagen
Alschbach
Wüstung nordwestlich Sand
Literatur. Landau, w. 152. Reimer, OL 139.
visbach 1243. 8»ßbach 1383. Ursprünglich im Besitz der Grafen von Schaum-
burg, seit 1243 von Kloster Merxhausen. 1383 Hof, 1386 und 1396 landgräfliches Dorf. 1448
verzichten die von Dalwigk auf Ansprüche. 1544 Wüstung im Besitz des Hospitals Merxhausen.
8orste
Wüstung bei Volkmarsen.
Literatur. Landau, W. 44. Reimer, 143.
(. 1036 vorsti. — Teil des Dorfes besaßen die von Gudenberg. 1452 wüst.
Hridegossen
Wüstung südwestlich Wolfhagen.
Literatur. Landau, w. 168. Reimer, 147. G. Siegel, Geschichte der Stadt Wolfhagen, 94.
Fridegozzeshusen $rtbego3en 1200—1230. 8rydegossen 1313. vredegodesen
1354. 8redegassen 1515. — wahrscheinlich 1310 wüst. 1555 und 1579 noch erwähnt.
Gasterfeld
Wüstung nordwestlich Wolfhagen anstelle des jetzigen Philippinendorf.
Literatur. Landau, w. 168/69. Reimer, 157. G. Siegel, Geschichte der Stadt Wolfhagen, 95.
Geschichte. Gasterveld 1074. — Stammsitz der 8amilie von Gasterfeld, 1151 zuerst erwähnt,
nach 1240 von Helfenberg genannt, 1409 ausgestorben. 1303 erwirbt Vs des Dorfes Landgraf von
Hessen. 2/g kommen später an den Grafen von waldeck. 1290 Kirche zum hl. Kreuz genannt. Die
Kirche bestand noch 1446, doch war das Dorf damals wohl schon wüst.
Geriksen
Wüstung bei Zierenberg.
Literatur. Landau, w. 179. Reimer, 164. 8- Hufschmidt, Geschichte des oberen warme-
tales, 72.
Geschichte. Villa Gerrichsun 1123. Gersten 1298. — Kloster Hasungen hatte hier 1123
Besitz. 1305 wüst.
Germansen
Wüstung bei Wolfhagen.
Literatur. Landau, w. 170. Reimer, 164. G. Siegel, Geschichte der Stadt wolfhagcn, 98.
Geschichte. Germansen 1356. Germanessen 14. Ih. — 1405 noch bewohnt. Das Stift 8ritzlar
hatte hier den Zehnten.
Gershausen
Wüstung südwestlich Balhorn, südöstlich Altenstädt.
Literatur. Landau, W. 162. Reimer, 167.
Geschichte. Zum Gericht Elben gehörig. Luria Gershusen 1219—1245. Gerharteshusen 1235.
— 1403 noch Dorf, 1441 wüst. Kirche 1654 noch genannt. Patronat Mainzer Iohannes-Stift.
Giesenhagen
Wüstung südwestlich Naumburg. 1356 und 1359 als Wüstung genannt.
Literatur. Landau, W. 162. Reimer, 170.
D i t Wüstungen - es Lreises wolfhagen
245
Gran
Wüstung zwischen Wolfhagen, Leckringhauscn und Bründersen.
Literatur. Landau, W. 170. Reimer, 180. G. Siegel, Geschichte der Stadt Wolfhagen, 98.
Geschichte. Gran 1074. Grane 1272. Graen 1488. — 1123 Lirche genannt, die dem Lloster
Hasungen gehörte. Das Lloster befaß hier eine Luria. 1354—1488 Pfarrer genannt. A. 15. Ih-,
vielleicht früher, wüst.
Gumpers Hagen
Wüstung bei Martinhagen. 1515 im Hafunger Güterregister als wüst erwähnt.
Literatur. Landau, W. 52 und 180. Reimer, 189.
Happenrode
Wüstung bei Istha.
Literatur. Landau, w. 180. Reimer, 202.
Geschichte. 1328 Dorf. 1515 gehörte der Zehnte dem Lloster Hasungen.
Hartradeshusen
Wüstung im Gericht Naumburg.
Literatur. Landau, W. 163. Reimer, 204.
Geschichte. 1242 gibt widekind von Naumburg seine Güter in H. dem Lloster Merxhausen.
1262 besaß das Lloster Arolsen hier den Zehnten.
Hattenhausen
Wüstung nordöstlich von Ehlen.
Literatur. Landau, W. 180. Reimer, 208.
Geschichte. Hatinhusun 1074. Hattenhusen 1257. Hattenhausen 1539. — Lirchenpatronat Llo-
ster Hasungen. Diesem 1241 einverleibt.
Hattenhausen
Wüstung im Gericht Naumburg.
Literatur. Landau, W. 163. Reimer, 208.
Geschichte. Hattenhusen 1431, 1463. — 1654 Flurname in der Naumburger Gemarkung.
Hedewichsen
Wüstung bei Zierenberg zwischen Rangen und Friedrichsaue.
Literatur. Landau, W. 180. Reimer, 215. F. Hufschmidt, Geschichte des oberm Warme-
tales, 69/70.
Geschichte. Hadewigeshuson 1061. Hathewigeshusun 1074. Hethewigsen 1230. Hedewigessen
1298. Hedewigissen 1305. Hedewigschin 1348. Hedewissm 1571. — Das Dorf gehörte dem Lloster
Hasungen. Auf seiner Feldmark wurde die Stadt Zierenberg gegründet. Lloster Hasungen verzichtete
1298 und 1305 zu Gunsten des hessischen Landgrafen darauf. 1305 wüst.
Heligforste
Wüstung bei Volkmarsen.
Literatur. Landau, W. 45. Reimer, 143.
Geschichte. Besitzung hatten die von Gudenberg und Grafen von Lberstein. Den Zehnten be-
saßen die von Pappenheim. 1371 wüst.
246
D i e wü ft ungen des Rreises Wolfhagen
Herberge
Wüstung zwischen Naumburg und Altenstädt.
Literatur. Landau, w. 163. Reimer, 225.
Geschichte. Harabirge um 800. Hereberge 1207. Herbaren 1432. — 1403 verbrannt, seitdem
wüst. 1198—1216 Rapelle zur Pfarrei Immenhausen gehörig.
Herberode
Wüstung bei Wolfhagen in der Nähe von Schützcberg. 1510 genannt.
Literatur. Landau, W. 171. Reimer, 225. G. Siegel, Geschichte der Stadt Wolfhagen, 100.
Herboldessen
Wüstung im Amt Wolfhagen.
Literatur. Landau, w. 171. Reimer, 225.
Geschichte. Herboldessen 1402. Herboldshusen 1461. Herweshusen 1510. — 1461 bestand das
Dorf noch.
Herbshausen
Wüstung zwischen Istha und Balhorn.
Literatur. Landau, w. 171. Reimer, 225.
Geschichte. Vielleicht identisch mit Hcrboldessen. Heribrahteshusun und Heribrathteshusun
1074. Herbrachteshusen 1274. Herbrattyeshusen 1359. Herbeshusen 1435. Herboldeshusen 1450.
Herbrachteshusen 1475. Herbeshusen und Herweshusen 1515. — Das Dorf besaß eine Lirche.
wahrscheinlich 1334 schon wüst.
Herksen
Wüstung zwischen Nothfelden und Llsungen.
Literatur. Landau» w. 171. Reimer, 227.
Geschichte. Heregereshusun 1074. Herigershusen 1123. Herxen 1311. Herkessen 1356. Hergsem
1471. Hercksen 1484. Hörxen 1571. — 1311 hessisches Lehen der von Itter. 1471 bereits wüst.
Hiddesen
Wüstung in der Gemarkung von Breuna, östlich des Dorfes.
Literatur. Landau, w. 46. Reimer, 235.
Geschichte. Gehörte zum Gericht Schartenberg. Hitteshusen in provincia Hassorum. Heitcs-
husen. Hiddeshusen 952. Hiddeshusi 953. Hiddesheim 1239. Hidifchen 1519. Hiddesen 1551. Hei-
dessen 1559. — wann es wüst wurde, unbekannt.
Hilboldessen
Wüstung bei Zierenberg.
Literatur. Landau, W. 181. Reimer, 235. F. Hufschmidt, Geschichte des oberen warme-
talcs, 63—65.
Geschichte. Hildeboldeshusun 1074. Hilteboldessun 1123. Hildeboldissen und Hildeboldsin 1305.
Hylbolzen 1352. — 1298 wüst. Rapelle der Pfarrei Zierenberg bestand noch 1318.
Hildegersen
Wüstung am östlichen Fuße des Helfenberges zwischen Philippinental und Dlshausen.
Literatur. Landau, w. 172. Reimer, 236. G. Siegel, Geschichte der Stadt Wolfhagen, 100.
Geschichte. Hildegeisen 1200—1230. Hyldegeissen 1260. — 1334 wüst.
D i e Wüstungen des Kreises Wolfhagen
247
Hohenfeld
Wüstung bei Sand.
Literatur. Reimer, OL 24t.
Geschichte. Homfeld 1535, Hohenfeld 1540, Hohefelt 1544. — Bereits 1535 wüst. 1544 im
Besitz von Hospital Merxhausen.
Holzkirchen
Wüstung nordwestlich Balhorn.
Literatur. Landau, w. 172. Reimer, 247.
Geschichte. Holzchirgon 1074. Holtkirkin 1240. Holzkircheyn 1319. — 1074 im Besitz von
Kloster Hasungen. 1334 im Besitz des Landgrafen von Hessen und wüst, pleban 1235.
Horigsorste
Wüstung bei Volkmarsen.
Literatur. Landau, w. 45. Reimer, 143.
Geschichte. Horichvorste 1346. — 1371 wüst, doch noch 1550 genannt. Besitz hatten hier die
von Gudenberg, von Pappenheim und von der Malsburg.
Horkenhausen
Wüstung zwischen Zierenberg und Dörnberg an der warme.
Literatur. Landau, w. 181. Reimer, 250. 8- Hufschmidt, Geschichte des oberen warme-
tales, 71.
Geichichtt. Horikeshusm 965. — Kaiser Otto I. schenkte es 965 dem Moritz-Stift in Magde-
burg. Um 1300 wüst. Im 17. Ih. bestand hier ein Lalkofen. An der Stelle steht jetzt die Harken-
häuser Mühle (siehe unter Zierenberg).
Immenhausen
Wüstung an der Elbe südlich von Naumburg.
Literatur. Landau, W. 163. Reimer, 261.
Geschichte. )?mmanhusen, Immynchusen 12./13. Ih. Immcnhusen 1207. Impnichusen 1198 bis
1216. Immenchusen 1237. Immenhusen 1442. — Das Dorf war im 14. Ih. wüst, doch bestand die
Pfarrkirche noch 1490, im 18. Ih. noch als Ruine vorhanden. A. 13. Ih. Patronat der Kirche Erz-
bischof von Riga, 8ilialen zu Ippinghausen, Altendorf und Herberge. 1444 überließ der Erzbischof
von Riga das Patronat dem hessischen Landgrafen. Dieser gab es 1468 dem Georgenstift zu Kassel.
1472 kam es an das Stift 8ritzlar. Siehe auch unter Naumburg, Seite 129/30.
Ischenhagen
Wüstung östlich Viesebeck.
Literatur. Landau, w. 172. Reimer, 264.
Geschichte. )?sckenhagen 1260. Isekenhagen 1359. Isckenhagen 1527 und 1555. — 1359 von
Helfenberg'sches Lehen des Klosters Hasungen.
Landsberg
Wüstung zwischen Wolfhagen und Lhringen.
Literatur. Landau, W. 173. Ders. ZHG. (1840) 1—37 und 342—347, nebst Plänen. Rei-
mer, 293. MHG. 1901, 35.
248
D i e Wüstungen - es Lreises Wolfhagen
(&tfd)id)tt. Landsberg 1287. Lamsberg 1537. — A. 13. Ih. vom Lrzstift Mainz angelegte
Stadt, die 1232 vom Landgrafen von Thüringen zerstört wurde. Das Stadtgebiet kam später an
waldeck, das 1363 hier einen Hof befaß. 1537 war es hessischer Besitz. Die einzigartige Stadt-
befestigung mit doppelten Wällen und 4 Toren ist fast vollständig erhalten geblieben. 1. H. ly. Ih.
hat man die Grundmauern zahlreicher Häuser sowie Türme und einen Steinbau (Lirche?) freigelegt
und zahlreiche Brandspuren gefunden. Heute wird das Stadtgebiet von Waldboden bedeckt, doch ist
die Anlage noch deutlich erkennbar.
Langete
Wüstung nördlich Wolfhagen.
Literatur. Landau, W. 173. Reimer, 293. G. Siegel, Geschichte der Stadt Wolfhagen, 101,
Urkunden im Stadtarchiv Wolfhagen.
Geschichte. Langal und Lanchel um 1015. Langete und Lankelae 1074. Langelach 1151. — 1264
hat Rloster Heerse hier Besitz. 1258 stiftet Rloster Hasungen daselbst eine Mühle; die an dieser Stelle
befindliche Langelemühle, die zur Gemeinde Wolfhagen gehört, ist modern.
Lobenhausen
Wüstung der Vogtei Hasungen bei Wenigenhasungen.
Literatur. Landau, W. 182. Reimer, 307.
Geschichte. Lobenhusen 1123. Lubenhusen 1151. — Um 1340 wüst.
Lutwardessen
Wüstung bei Zierenberg.
Literatur. Landau, w. 182. Reimer, 314. 8. Hufschmidt, Geschichte des oberen warme-
tales, 59—61.
Geschichte. Luitwardeshusun 1074. Lutwarteshusen 1151. Lutwardissin 1180. Luitswarssen
1252. Ludwordessen 1307. Lutworsen 1368. Lutwerschin 1425. Lutersen um 1500. Leutzwart 1571.
— Bald nach der Gründung von Zierenberg wüst, doch bestand die Rirche fort. Lirche 1180. pleban
1351. Pfarrer 1358.
Mandangisheim .
Wüstung bei Llberberg, zum Gericht Elben gehörig.
Literatur. Landau, w. 164. Reimer, 318.
Geschichte. Mandungishayn 1260. Nandungeshayn 1274. Manungishain um 1360. Monnys-
gayn 1397. Manigishain 1409. Mangishayen 1412. Meyngeshayn 1433. Mengeshain 1542.
Marxen
Wüstung in der Gemarkung von Zierenberg zwischen Laar und Ddinghausen. Im 16. Ih. wüst.
Literatur. Landau, w. 46. Reimer, 321.
Mederich
Wüstung in der Gemarkung von Volkmarsen.
Literatur. Landau, W. 46. Reimer, 323.
Geschichte. Ehemaliges Dorf und Burg der Familie von Mederich. Äapelle und Turm noch
vorhanden. Wohl um 1500 wüst. (Vergl. Volkmarsen, Mederich-Rapelle, S. 183).
D i e Wüstungen des Kreises Wolfhagcn
249
Mutslar
Wüstung an der Ems nördlich von Sand.
Literatur. Landau, W. 155. Reimer, OL 342.
(ftefdndjte* Moteslare 1074, Muteslar 1145, Mutzlar 1359. — 1242 von Kloster Merxhausen
gekauft, 1357 und 1396 landgräfliches Dorf. Seit 1437 wüst. Landgräfliches Lehen der v. Dalwigk
und v. Hertingshausen.
Namenhusen
Wüstung bei Naumburg.
Literatur. Landau, W. 164. Reimer, 342.
Geschichte. 1239 in Hasunger Urkunden genannt. 1274 besaß das Stift 8ritzlar den Zehnten.
1409 und 1424 noch genannt.
Namenhausen
Wüstung bei Zierenberg.
Literatur. Landau,w. 182. Reimer, 342. 8* Hufschmidt, Geschichte des oberen Warmetales, 73.
Geschichte. Namenhusen 1074. — 3m 14. Ih. war der Ort bereits wüst.
Nieheim
Wüstung südlich von Istha.
Literatur. Landau, W. 174. Reimer, 352/53.
Geschichte. Villa Niuheim 1149. Nuihem 1151. Nueim 1253. Nyheim 1515. — Eigentum -es
Klosters Hasungen. 1253 Dorf. 1515 wüst.
Obernothfelden
Wüstung zwischen Nothfelden und Altenhasungen.
Literatur. Landau, W. 174. Reimer, 355.
Geschichte. Curia de Notwalden super. 12. Ih. Obernothfelth 1123. Nothfelden super. 1145/59.
1334 wüst. 1555 war die Kirche noch vorhanden.
Odelsen
Wüstung anstelle der jetzigen Kolonie Philippinenthal.
Literatur. Landau, w. 174/75. Reimer, 358. G. Siegel, Geschichte der Stadt Wolfhagen, 103
Geschichte. Odolveshusun 1074. Odelsen 1321. Odilissen 1409. Odilssen, Odolfeshusen und
Odelschen 1424. Odelheim und Odolshusen 1435. Odilsheim 1450. Udalshusen 1520. — 1123 hatte
das Stift Zritzlar den Zehnten. 1318 ist das Dorf noch vorhanden.
Popenhagen
Wüstung südlich von Ehlen.
Literatur. Landau, W. 182. Reimer, 368.
Geschichte. 1515 erwähnt. Kloster Hasungen hatte hier Besitz. Im 16. Ih. hessisches Lehen der
von Dalwigk.
Raboltzen
Wüstung zwischen Lhringen und Viesebeck.
Literatur. Landau, w. 175. Reimer, 371.
Geschichte. Raboldessen 1317. Rageboldissin 1486.
250
D i e Wüstungen des Rreises Wolfhagen
Rammershaus en
Wüstung östlich Balhorn.
Literatur. Landau, w. 175. Reimer, 373.
(8efd)id)te* Ramereshusun 1074. Ramershusen und Romershusin 1305. — Im Besitz von
Rlofter Hasungen, 12Y8 der Zamilie von Ramershausen als hasungisches Lehen. 1305 in landgräf-
lichem Besitz.
Reimboldshausen
Wüstung an der Ems nordwestlich des 8alkenftein im Reimershäuser Graben.
Literatur. Landau, W. 157. Reimer, 379.
Reinboldishusen 1233, Renboldehusen 1359, Remenhausen 1541, Reimelshausen
1579. — 1233 im Besitz der v. Holzhausen. 1236 dem Lloster Merxhausen vermacht. 1359 wüst.
Renlewessen
Wüstung zwischen Llmarshausen und Schützeberg.
Literatur. Landau, w. 175. Reimer, 383. G. Siegel, Geschichte der Stadt Wolfhagen, 103.
Geschichte. Rainlefessun um 1020. Reinlefsin 1252. Reynlyvessen 1313. Renlybessen 1339.
Rcnlewissen 1361. — Von Lverstein'sches, später Braunschweigisches Lehen der von Gudenbcrg.
wahrscheinlich 1339 schon wüst. 1535 Lehensbesitz der von der Malsburg.
Wüstung bei Burghasungen.
Literatur. Landau, W. 183. Reimer, 386 f.
Geschichte. Ricwardessun um 1015. Richwardeshusen 1123. Richwardessen 1200—1230. Rich-
wartzen um 1400. — A. 13. Ih. im Besitz des Llofters Hasungen.
Rodersen
Wüstung an der Lrpe gegenüber dem Landsberg.
Literatur. Landau, Ritterburgen III. 285. Landau, w. 175. Reimer, 395.
Geschichte. Befestigte Burg und Gehöft, letzteres auch Aderoldessen genannt. Die Burg war
Sitz einer gleichnamigen 8amilie, 1240 zuerst genannt, 1482 ausgeftorben. Die Burg wurde von
Landgraf Heinrich I. zerstört. Roderkesien 1240. Rodikessen 1262. Roderccksen 1291. Roderixen 1295.
Roderschen 1307. Rudixen 1311. Rodrissen 1314. Rodelssen 1409. — Ehemals waldeckisches Lehen
der von Gudenberg.
| Rorbach
Wüstung zwischen Burghasungen und Zierenberg.
Literatur. Landau, W. 182 f. Reimer, 404. F. Hufschmidt, Geschichte des oberen warme-
tals, 61—63. »
Geschichte. 1074 im Besitz von Rloster Hasungen. 1360 noch Dorf. 1403 wüst.
Schönhagen
Wüstung südlich von Naumburg, wahrscheinlich im Tale des Ballenbaches.
Literatur. Landau, W. 164. Reimer, 430.
D i e Wüstungen - es Kreises Wolfhagen
251
jSchützeberg *
Wüstung zwischen Wolfhagen und Altenhasungen.
Literatur. Landau, w. 178. Lyncker, die Wüstung Schützeberg, ZHG. 6, 105—120. Rei-
mer, 433. G. Siegel, Geschichte der Stadt Wolfhagen, 104.
Geschichte. Scuzzeberch 1074. Scuttheberich 1242. Schuytzeberg 1347. — Ehemals Dorf und
Sitz eines Lrzpriefteramts. 1074 kam das Dorf und die Kirche St. Petri in den Besitz des Klosters
Hasungen. Sitz eines Dekanats. Das Dorf war A. 15. Ih. wüst. Die Kirche bestand bis zur Re-
formation und wurde später abgebrochen. Jetzt befindet sich anstelle des Dorfes eine Mühle sowie
der Schützeberger Hof (siehe unter Wolfhagen).
Strucke
Wüstung bei Istha.
Literatur. Landau, w. 176. Reimer, 461.
1510 besaß das Kloster Hasungen den Zehnten.
Todtenhausen
Wüstung westlich von Altendorf, zum Gericht Elben gehörig.
Literatur. Landau, w. 164. Reimer, 469.
Geschichte. Dodenhuscn 1207. Dothenhusen 1231. Dodenhusen 1274. Tudenhusen 1365. Thoi-
denhuscn 1440. — Im 15. Ih. wüst. Lehen der von Elben, später der von Buttlar.
Todtenhausen
Wüstung bei Wolfhagen.
Literatur. Landau, w. 176. Reimer, 469. G. Siegel, Geschichte der Stadt Wolfhagen, 108.
Geschichte. Dodenhusun 1074. Dodenhusen 1123. Tutenhusen um 1160. Todeshusen 1424,
1435. — 1422 wüst, pleban 1240. Pfarrei 1355. Kirche unter Dekanat Schützeberg.
VLesebeckerhagen
Wüstung südlich von Viesebeck.
Literatur. Landau, w. 167. Reimer, 482.
Geschichte. Visebeckerhan 1255. vysebekehagin 1305. — 1336 bestand hier eine Kapelle. Die
von Helfenberg besaßen hier hessisches Lehen.
Dormedehausen
Wüstung im Amt Wolfhagen.
Literatur. Landau, W. 177. Reimer, 486.
Geschichte. 8ormedehusen 1339. — 1336 hessisches Lehen der von Helfenberg.
Wetter
Wüstung bei Volkmarsen. Kleine Kapelle noch vorhanden, (vergl. Volkmarsen, wetterkapelle, S. 184).
Literatur. Landau, w. 49. Reimer, 511.
wichmanschen
Wüstung bei Zierenberg.
Literatur. Landau, w. 183. Reimer, 513. 8- Hufschmidt, Geschichte des oberen warme-
tales, 70/71.
Geschichte, wichtinson 1172. wicmanissen 1273. wichmenschen 1352. wigmannschin 1399.
Weichmenschen 1571. — Im 14. Ih. hatten die Groppe von Gudenberg hier Besitz.
252 D i e Wüstungen des Kreises Wolfhagen
Witmar
Wüstung bei Volkmarsen. Kapelle noch vorhanden. (Vergl. Volkmarsen, Witmar-Kapelle, S. 184).
Literatur. Landau, w. 49. Reimer, 524.
Witinarsen
Wüstung an der Lrpe unterhalb von Llmarshausen.
Literatur. Landau, w. 177. Reimer, 524. G. Siegel, Geschichte der Stadt Wolfhagen, 109.
withmari 1074. withmarsen 1234. witmaresin 1236. witmarsen 1240. weit-
merssen 1554. — Gehörte dem Kloster Hasungen und war 1515 wüst. 1554 wird ein steinernes
Haus des Klosters Hasungen erwähnt. Lverstein'sches, später Braunschweigisches Lehen der von
Gudenberg, seit 1534 der von der Malsburg.
Wreckenhausen
Wüstung südöstlich wolshagen in der Gemarkung der Stadt.
Literatur. Landau, w. 168. Reimer, 146. G. Siegel, Geschichte der Stadt Wolfhagen, 93.
(3cfd)id)tC♦ wrekkenhuson 1107—1112. Wreccherhusen 1193. vrikenhusen 1217. wircken-
yausen 1539. — Das Dorf gehörte dem Kloster Hasungen. 1315 wüst. Kirche stand noch 1563.
Zabenhausen
Wüstung zwischen Leckringhausen und Ippinghausen.
Literatur. Landau, W. 178. Reimer, 533. G. Siegel, Geschichte der Stadt Wolfhagen 110,
(&Cfd)id)tC* Zabenhusen 1218. Zavenhusen 1298, 1309. Sabenhusen 1350. Lzabenhusen 1437.
Tzabenhusen 1471. — 1309 besaß Kloster Hasungen hier einen Hof. 1435 hessisches Lehen des Rein-
hard von Dalwigk und 8riedrich von Hertingshausen. 1435 bereits wüst. 1545 noch gmannt.
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—,—, Der Hof Rangen, ZHG X, 1874.
Lange, w.» Geschichte des Schlosses Schartenberg, MiHG 1895.
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Marburg, Staatsarchiv, Hessische Urkunden, Akten, Rarten.
Marburg, Staatsarchiv, v. d. Malsburgisches Archiv.
Marburg, Staatsarchiv, waldeckisches Archiv, Urkunden und Aktm.
wolfhagen, Stadtarchiv, Urkunden.
würz bürg, Bayrisches Staatsarchiv, Urkunden und Akten.
Pfarrarchive der Pfarreien des Lreises Wolfhagen.
I
Register
Die unterstrichenen Ziffern bedeuten die Stelle, an der die Orte in der Hauptsache behandelt sind.
Ädalbert, Erzbischof von Mainz 20
Aderoldessen 242, 250
Adler, Anna Maria 154
Adolf, Erzbischof von Mainz 112
Adolf XI., Graf von Holstein-Schaumburg 117
Adolf, Graf von Schwalenberg-Waldeck 60
Ahna, Amt 6, 38, 54, 99
Albert von Hippus, Mainzer Weihbischof 211
Alden 71
Alfringhusen 242
Almundeshusen 24
Alrad, Gertrud 175
Alstat, castrum 20
Altenburg 7
Altendorf 3, 5, 7, 8, 11—15, 21, 64, 110, 201,
220, 247
Altenhagen 109
Altenhasungen 1, 5, 7» 9, 10, 16—19, 140, 203
Altenstädt 2, 5, 7, 8, 10, 11, 20—23, 24, 27, 80,
91, 110
Amelung, Ioh. Georg 37
Amelung, Ioh. Ludwig, Pfarrer 18
Amluxen 71
Amöneburg 112
Anna Magdalena von Preußen 119
Aribo, Erzbischof von Mainz 38
Arnts, Hans 56
Arolsen 3, 466
Arolsen, Llostcr 60, 96, 171, 184, 242, 245
Augsburg 10, 75, 119
Äaake, Heinr. 202
Vach, wilh., Pfarrer 89
Balhorn, 1, 2, 4—7, 9, 10, 20, 22, 24—28, 91,
222
Balhorn, Gericht 155, 161
Baudis, hessischer General 170
Baum, Ioh. Herm. 163
v. Baumbach 93, 164
Bechfeldt 118
Beltershausen 5, 15, 64, 109, 242
Bcnfeld 3, 184, 242
Bensen 242
Bcnsheim 242
Bcrgheim, Archipresbyterat 2, 3
Berlin, Deutsches Museum 10
v. Berndorf, Heinr. 177
Berndts, Gottfr. 179
Bernhardt 237
Bcrnhart, Ioh. Herm. 27
Bernighausen 24, 242
Berthold, Erzbischof von Mainz 102
Bayer, I. H. 26
v. Büken 6, 84, 88
v. Bilstein, Grafen 163
Binzinger, Herm. 107
Birgel, Agnes 9
Boclo, Ioh. Th., Pastor 66
Boclo, p. I.» Pastor 85
Bock, Herm. 56
Bockewitz, Ioh. Phil., Pfarrer 89—91
Böddeken, Llostcr 102, 112
v. Bode, Wilh. 10, 106
Bodenhausen 3, 41, 54, 57—59, 242
v. Bodenhausen 201
Bodiger, Iac. 143
Böhna 130
Bonifatius 2
Bopfeld 243
Böttger (Porzellan) 75
Böttner, Wilh., Maler 10, 75
v. Boyneburg 64, 66, 69, 201, 210
v. Boyneburg, Veronika 201
v. Blumenftein 3, 102
258
Regifter
v. Blumenftcin, Dietr. 102
v. Blumcnftein, Herm. 102
Bräudigam, Ioh. Adam 14
Braunschweig 250, 252
Braunschweig-Lüneburg, Herzogtum 2, 5, 29
Brant, Heinr. 238
Bredelar, Kloster 243
Bredin 14
Breul jun., 8rcderic 226
Breuna 3, 4, 7, 9. 29—34, 73, 77, 81
Broeske, I C. 26
Brosius, Aug. 22
Broskinnc, Elisab. 217
Brumhard, C. M. H. 94
Brumhard, Ioh. Phil. 93, 94
Bründersen 5, 8, 35—37, 203, 207
Brüngcrshagcn 243
Brunner, Charlotte 237
v. Buchenau 164, 243
Bühne 179
Bullo, Detmar 175
Bullo, Elisab. 175
Bürabcrg, Bistum 2
v. Bürgel 210
Burghasungen (s. a. unter Hasungen) 3, 7, 35,
38—44, 54
Bursfeldc 38
Busdorf, Kloster bei Paderborn 3
Büttclsen 243^
v. Buttlar 4, 63—65, 68—71, 155—158, 204,
251
v. Buttlar, Louise 66, 67
v. Buttlar, Ludw. 66
v. Buttlar, Rudolph 66, 67
v. Buttlar, Werner 158
v. Calenberg 4, 29, 34, 131, 136, 144, 148,
198, 200» 201
v. Calenberg, Burgh. 95
v. Calenberg, Jost 201
v. Canstein 31, 32, 94
v. Canstein, Anna 30
Caroline Amalie, Prinzessin zu Hessen 158
Christian, Erzbischof von Mainz 54
Christian, Herzog v. Braunschweig 110
Claus 162
Llevith, Regina 126
Collet 62, 166, 211
Corvey, Kloster 2, 3, 6, 93, 169, 170, 188
Coster, E. LH. 150
Cöstcr, Heinr. 138
Löftcr, Israel 138
Cramer, Gg. Phil. 27
Cramers, Ioh. Phil., Pfarrer 27
Lurtius 27
V.Dalwigk 4—6, 11, 35, 59, 78, 88, 99, 161,
244, 249
v. Dalwigk, Reinhard 84, 89, 163, 252
Daniel, Graf v. waldcck 110
Dassel, Grafschaft 5
v. Dassel, Grafen 3, 95
Decker, Ionas 124
Degenhard, Ioh. Ioft 154
Degenhard, Ioh. Mart. 154
Demme, v. 43
Deur, Ioh. 62
Dicken, Iacob 179
Dicde zum 8ürftenftein 66, 210
Dietrich, Weihbischof von Mainz 102
Dodico, Graf 3
Dönchc, Gertrud 237
Donnen, Ioh. 167
Donner, Bernh., Glockengießer 13
Donner, Ioh. Iak. 142, 143
Donncrsberg-Kugclburg, Grafschaft 3
v. Donopp, Gabr. 95
v. Donopp, Lcwin 95
Dörnberg 6, 7, 10, 45—53
Oucrrmcyer, Ioh. 61
Duflos 75
Eberhard, Herzog von sanken 93
Egheghardinckhusen 5, 243
Ehlen 2, 3, 6, 7, 9, 10, 38, 40, 54—59, 152. 153
Ehringcn 1, 3, 5, 7—10, 60—63, 166, 170, 203
Elben 3, 6, 7, 9, 11, 20, 64—68, 145
Elben, Gericht 244, 248, 251
v. Elben 4, 5, 11, 64, 66, 69, 70, 109, 204, 227,
251
Register
259
v. Elben, Äonr. 4
Llbcrberg 6—9, 64, 65, 69—72, 156
Llbermark 11, 64, 69
Elgershausen 1
Ellingsen 243
Elmarshausen 1, 3—5, 8, 10, 81, 222—227
Llriksen 243
Emscrbcrg 5, 24, 243
Engclbritzcn 243
Engelhart, Lratio 191
v. Eppstein, Werner, Erzbischof v. Mainz 109
Ercsburg, 8cfte 2
Lrickc, Ioh. Ditmar 17
Ernst, Herzog von Braunschwcig-Lüneburg 29
Ersen 81
Escheberg 3, 4, 8, 10, 29, 73—77, 81
Eschwcge 66
Esebeck 81, 243
Essckuch, Iusuts 142, 143
v. Everftein, Grafen 3, 4, 6, 29, 169, 184, 198,
222, 242, 245, 250, 252
v. Everftein, Graf Äonr. 169
v. Everftein, Graf Otto 184
8 aber, Ioh. 217
Salt, Phil. 65
Halkcnbcrg 241
v. 8alkenbcrg 241
8alkenftein 7, 105, 163, 164
8arara, 8r«nz 124
8aust, Ioh. Lonr., Prediger 100
8elde 27
8erdinand II., Äaiser 102
8ersha 66
Sey, Anton 105
8iedlcr 129
8igulus, Ekbertus 199
8ischbach 5, 24, 244
8ischer 122
8ischer, H. 8ranz 129
8ischer, I. 8r. 120
v. 8isennc, L. 171, 172
8landern (Gobelin) 157
8lcischhauer, Heinr. Ludw. 43
8loh 27
8ogcl, Zimmcrmstr. 33
8ogel, Hans 56
8olkold, Graf v. d. Malsburg 3, 81
8orftc 6, 244
8orstcr, Ioh. 61
8rankfurt 226
8redcgassen 5, 203, 244
8reienhagcn 5, 180, 203
8rcitag, Margret Llisab. 201
8ricke, Ioh. Ditmar 17
8rickcnhausen 203
8ridcgosscn 5, 203, 244
8ricdrich Anton Ulrich, Graf z. Waldeck, pyr-
mont und Rappoltstein 63
8ricdrich, Herzog v. Braunschwcig 109
8riedrich, I G., Zimmcrmstr. 101, 154
8riedrich II., Landgr. v. Hessen 10, 161, 204,
214, 220, 221, 226, 227, 240, 241
8riedrich I. von Schweden, Landgraf von Hes-
sen 71, 141, 149
8riedrich Wilhelm I, Rurfürst von Hessen 81,
227
8ricdrichsauc 240
8riedrichsstein 241
8ritzlar 9, 72, 78, 102, 109, 121
8ritzlar, Amt 111
8ritzlar, Archidiakonat St. Peter 2, 3
8ritzlar, Archipresbyterat 2
8ritzlar, Stift 244, 247, 249
8uchs, Ludwig 237
8ülling, Ioh. Gg., Pfarrer 89
8unk, Ziliockes 79
(Säbel, Christoph, Glockengießer 180
Gallinger, Ioh. 159
Gafterfeld 2, 5, 203, 244
v. Gafterfeld 4, 220, 244
Gebens 66
Gehren, Rloftcr 169
v. Gehren, Sophie 33
Gcibcl, Emanuel 73
Gcismar 144
Geldmacher, Christ., Pastor 36, 85
Gclnrod 24
Geltmacher, Isawel 217
Register
260
Gerhard, Erzbischof von Mainz 198
Gerhardeshausen 5
Geriksen 244
Gcrmansen 244
v. Germeten 180, 184, 187—189
v. Germeten, Bernh. Heinr. 180, 184
v. Germeten, Bernh. Jost 189
v. Germcten, Ioh. Christ. Gottfr. 188
Gerol, Rcinh. 22
Gerold 219
Gerolt, Hcnric 17
Gershausen 244
Geschen, H. Franz Fischer 129
Giefers, Dr. 170
Giesenhagen 5, 244
Gilsemann, Anna Maria 86
Gisonen Z, 4
Gladebeck 71
v. Gladebeck 156
v. Gleim, Sophie 33
Gocklen, Henric 179
Goddäus, Heinr. 94
Goebel, Anna Cath. 37
v. Goeddaeus 57, 93
Goessels, Llifab. 227
Goslar 10, 119
Gran 2, 5, 203, 245
Grebenstein 144
Grebenstein, Amt 6
Grede, I. G. 26
Gregor IX., Papst 169
Greuter, Gg. Christ. 107
v. Grifte 66, 71, 164
v. Grifte, Hans 66
v. Grifte, Jorge 71
Groppe v. Gudenberg 4, 184, 241, 242, 251
Groppe v. Gudenberg, Otto 95
Groppe v. Schartenberg, Dietr. 73
Großenhof 99, 101
v. Gudenberg 4, 5, 34, 66, 70, 73, 77, 84, 94,
131, 136, 144, 148, 183, 222, 241, 244, 245,
247, 250, 252
v. Gudenberg, Lbert 242
v. Gudenberg, Heinr. 29, 34, 198, 222, 242
v. Gudenberg, phil. 242
Gudenbergc ^41
Gudcnburg 7
Gudensberg, Amt 1, 5, 6, 78, 161
Gudenus, Ioh. Daniel, Weihbischof v. Main;
120
Gumpershagen 245
Hadrian IV., Papst 169
Hagebuken, Gcricht 4, 64, 69
Haina 205
v. Haldeffen, Dietr. 148
Happenrode 245
Hardehaufen 3, 34
Harden 66
Has, Merten, Glockengietzer 79
v. Harthaufen 225
Hartmann, L. W. 211
Hartradeshufen 245
Hafungen, Rloster 2, 3, 5, 6, 9, 16, 24, 35,
38—40, 54, 57—59, 73, 89, 99, 144, 152, 194,
205, 220, 228, 229, 244, 245, 247—252
Hafungen, vogtei 6, 40, 54, 99, 194, 248
Hattenhaufen 5, 109, 245
Haupt, Heinr. 61
Hedewichfen 228, 245
Heerdt, Ioh. 80
Heerfe, Llofter 3, 248
Heiligenftadt 10, 109
Heimarshaufen 3, 4, 6—8, 10, 78—80
Heinemann, Hans, Heinr. 213
Heinemann, Iak. 28
Heinemann, Inst., Zimmermftr. 134
Heinemann, Maria Lath. 213
Heinemann, Seifried 227
Heinicke, I- P. 86, 91, 101, 195
Heinrich d. Eiferne, Graf v. Waldeck 88
Hcinrich II., Laifer 82
Heinrich IV., Laifcr 53
Heinrich I., Landgraf v. Heffen 4, 5, 102, 109,
228, 229, 231, 250
Heinrich II., Landgraf v. Heffen 5, 95, 155, 164,
204, 213
Hcinrich d. Lowe, Sachfenherzog 3
Hclfenberg 7, 220
Register
261
v. Heisenberg 4, 165, 220, 222, 242—244, 247,
251
v. Helfenberg, Ioh. 144
v. Heisenberg, Rud. 165
Hcligforftc 245
Helmarshausen, Rloster 3
Hcniger 120
Henkeimann, Caspar 61
Henpfing, Ioh. Gg. 63
Henfchel 26, 138, 150, 167
Henscl, M. L. 36
Hcnsel, Peter 36
Hentzen Ioh. 191
Herber, Andreas, Bildhauer 9, 66, 70, 121, 183
Herber, Antonius, Bildhauer 9, 32
Herberge 5, 109, 246, 247
Herbcrode 246
Hcrboldessen 246
Hcrbshausen 246
Herksen 246
Herlinghausen 4
Hermann, Erzbischof von Röln 95, 169, 170
Hermann, Graf 3
Hermann, Graf von Schaumburg 163
Hermann, Graf von Winzenburg 3
Hermann, Landgraf von Hessen 88, 169, 228
Hcrt, Rath. Llisab. 80
Hertinghausen 81
v. Hertingshausen 5, 11, 35, 70, 84, 88, 109,
110, 242, 243, 249
v. Hertingshausen, Bcrth. 112
v. Hertingshausen, 8riedr. 24, 68, 70, 84, 88,
89, 109, 112, 121, 163, 228, 252
Herzog, Gg. 67
Hesse, 70
Hctzler, Ioh. Iost 129
Hcyncmann, Runnc 176
Hezler, 129
Hiddesen 3, 29, 246
Hilboldessen 228, 246
Hildebrand 18, 43, 85, 141, 146
Hildegersen 5, 246
Hildeshcim 118, 119
Hilwartshausen, Rloster 34
Hinzen, Arnold 62
v. Hippus, Albert, Mainzer Weihbischof 211
Hirsau 38
Hofgeismar, Archidiakonat 2, 3
Hofmann, Anna 52
Hohenborn 81—83, 94
Hohenfeld 5, 24, 247
Hohenstein 66
v. Hohenstein 210
Höhnschcid, Rloster 3, 242
Höllehof 220
v. Holzhausen 164, 250
Holzkirchen 5, 24, 247
Homberg 43, 160
v. Hörde 227
Horigforfte 247
Horkenhausen 239, 247
Hornschuh, Maria Christian« 63
Hörold (Porzellan) 75
Hude 71
Huemer, Susanne Margarete 86
Hugo, Rardinal 60
Hülseberg, Maria Llisab. 191
Hülseburg, Ioh. Peter 191
Hund, Bartholus 210
v. Hund 5, 24, 109, 164
v. Hundelshausen, Anna 222
v. Hundelshausen, Heimbort 144
Iffert, Heinr. 66
Igclsburg 53
Ickler, Ioh. Lonr. 219
Immenhauscn 3, 5, 11, 84, 109, 129, 130, 246,
247
Innocenz, Papst 11
Ippinghausen 3, 5, 8, 10, 37, 84—88, 203, 247
Ischenhagen 247
Istha 2, 5, 7, 22, 27, 35, 84, 89—92, 194,
195, 203
v. Itter 29, 109, 246
Iacob, Heinr. 123
Iacobi, I. Clara Llisab. 119
Iäger, Ioh. Phil. 62
Iakobi 129
Icnhusen 71
Iohann, Papst 171
262
Register
Iohannesfeld 102
v. Jussow d. A. 64
v.I^alenberg 4, 29, 34, 131, 136, 144, 148, 19$,
200, 201
v. Ralenberg, Burghard 9?
v. Ralenberg, Iost 201
v. Lammerer, Sabine 134
Lannegietzer, Christine 190
v. Ranftein 31, 32, 94
v. Lanstein, Anna 30
Rarl d. Grotze 2
Rarl IV., Raiser 203, 228
Rarl, Landgraf von Hessen 93, 96
Rarl, prinz von Hanau 81
Rarthausen 203
Lasdorf 27
Rassel 1, 9, 10, 13, 18, 21, 26, 31, 32, 36, 43,
45, 50, 55, 56, 62, 66, 71, 75, 76, 79, 86, 91,
101, 107, 121, 137, 138, 142, 146, 150, 153,
154, 160, 163, 166, 167, 183, 195, 196, 201,
203, 211, 225, 226, 237, 247
Rassel, Landcsmuseum 10, 106
Raupert 55, 137, 201
Reiser, Hans Jorge 129
Rellner, G. H. 226
Rcpper 175
Reppcr, Gg. 200
Rcpper, Jacob 176
Reslcr, Hcinr. 86
Licnzlc, Dtto, Runstmaler 229, 233
Limm, Ioh. Galemis, pfarrcr 26, 27
Ripen, Hcinr. 56
Ripen, Ioh. 56
Ripen, Rcinhard 56
Rirchberg 158
Rlapp, Hcinr. 85
Rlapp, L. 85, 86
Rlcinhans, valent. 85
Rlcinschmidt 219
Rliippel 240
Rnackcnburg 213
Rnauf, Hanns, Giockcngietzcr 196
Rnuten 201
Roch, Ioh. 126
Roch, Ioh. Hcinr. 100
Rohler 237
Rohler, Gottfr., Gietzer 32
Loln 2, 6, 169, 170, 177
Ronrad, Lrzbischof von Mainz 148, 241
Ronrad, Graf von Lverftein 169
Ronrad, Landgraf von Thüringen 203
Roperschlagr, S. 56
Rorbach 1, 9, 120, 174
Rorncmann 202
Rramer, L. 201
Lraut, L. 18, 36
Rugelsburg 1, 6, 7, 169, 170, 192, 193
Rugler, 8ranz 73
Luhncwcg 197
Rümmelius, pastor 62
Rumpe 43, 146, 150, 237
Lunkcl, Ioh., Zimmermftr. 61
Eaar 4, 8, 32, 93—95
Lambrccht, Ioh. H. 202
Landau, Schlotz 242
Landsbcrg 4, 247
Lange, W. Lhr. 93
Langele 3, 5, 203, 248
Lappe, Arnold 51
Lcckringhausen 3, 84, 96—98, 207
Lcddcrhose 75
Leddcrhose, Lonr. 238
Leisc, Hcinr., Zimmcrmstr. 52
Lente 71
Leuner, pfarrer 119
v. Lcutter, Heinz 106
Liesc, Valent. 52
Linné, L. 85
Lipphard, Ioh. 137
Lobenhausen 248
Lodcwig 220
Lohne 78, 158
Lohner, Mart. 37
Loskant 129
Lothar, Lrzbischof von Mainz 129
Lotterop, Ioh. Reinh. 17
Lower, L. 26
Regifter
263
Ludolf, Graf von Dassel 3, 95
Ludwig, Graf von wildungcn 102, 163
Ludwig, Landgraf von Thüringen 4, 203
Lüneburg 138
Lutwardcssen 45, 248
Luttrog, Ludw. 237
Lüttropp, Lhr., Zimmcrmstr. 19
^lîaden 27
Maden, Grafschaft 3—5
Madl 162
Magdeburg 239, 247
Main; 2—6, 9, 11, 20, 22, 26, 38, 54, 64, 69,
73, 77, 87, 88, 95, 102, 109, 110, 112, 118,
121, 124, 128, 129, 131, 148, 152, 169, 175,
184, 203, 220, 228, 241—244, 248
Malsburg 3, 4, 7, 29, 81, 82_
Malsburg, Amt und Gcricht 4, 81
v. d. Malsburg 29—32, 34, 35, 73, 75, 77, 81,
82, 93, 94, 131, 132, 134, 136, 144, 148,
156, 183, 198, 204, 210, 222, 224—226, 241,
243, 247, 250, 252
v. d. Malsburg, Agnes 210
v. d. Malsburg, Anna 30
v. d. Malsburg, Lhristoph 222
v. d. Malsburg, Lgbracht 9, 32
v. d. Malsburg, Eggebrecht 95, 134
v. d. Malsburg, Ernst Otto 73
v. d. Malsburg, Hrancisca Magdalena 76
v. d. Malsburg, 8riedrich Anton 222
v. d. Malsburg, Grafen 3—5, 10, 95
v. d. Malsburg, Heinr. Rabe 81
v. d. Malsburg, Herm. 5, 8, 29, 30, 32, 77, 94,
95, 222
v. d. Malsburg, Jurgen 8riedr. 32
v. d. Malsburg, Larl 73
v. d. Malsburg, Otto 93
v. d. Malsburg, Otto Gabriel 81
v. d. Malsburg, Graf volkold 3, 81
Mandangisheim 248
Mandern 122
von Mansbach 57
Marburg 7, 9, 11, 38, 112, 171, 176, 234
Maria 8ricderica, prinzeffin zu Heffen 158
Marfchner, H. 73
Martens 82
Martinhagen 2, 3, 7, 35, 38, 99—101
Marxen 248
Matthias, Lrzbischof von Main; 152
Mcdcrich 3, 6, 169, 183, 184, 248
v. Mederich 4, 183, 184, 248
v. Mederich, Hcrbord 169
Mcibcrt, Ioh. Heinr. 50, 51
Mcitzen (porzcllan) 75
Mcrxhausen 3, 5—7, 9, 10, 20, 24, 102—108,
155, 158, 161, 163, 242—245, 247, 249, 250
Metten, Iohann 56
Metz, Ioh. Wilh. 80
Metzel, Hans 56
Meynworten, Hans, Baumcifter 229, 231
v. Meyfenbug 4, 71, 78, 80, 156—160
v. Meyfenbug, Anna 66
v. Meyfenbug, Caroline Philippine 158
v. Meyfenbug, Iohann 155
v. Meyfenbug, Léo 155
v. Meyfenbug, Wolrad 155, 158, 159
Moefta 237
Mogge, Ioh. Heinr. 52
Moller, Ditmer 125
Moller (Muller), Ioh., Pastor 142, 143
Moller, Mebten 127
Monch, Ioh. Dancol, Zimmcrmstr. 130
Moritz, Landgraf von Heffen 40, 95, 204, 213
v. Motz 57—59
v. Motz, Gerh., Staatsminister 58
v. Motz, phil. 58
Mülcr, Samuel 85
Muller, Iohann 129
Muller, Congés 56
Mulot 98
Mutzlar 5, 24, 249
l^amenhaufen 5, 109, 249
Naumburg 1, 3—10, 70, 84, 109—130, 220,
245, 247
Naumburg, Amt 1, 5, 6, 11, 20, 110, 242, 245
v. Naumburg, Grafen 5, 64, 69, 84, 88, 109,
110, 112
Neckst, M. 85
Neubauer, Adam 85
264
Register
Neubert, Balth., Stadtpfarrer 120
Neutze, Eleonore Christiane Charlotte 2Z7
Neutze, Ioh. Gg., Pfarrer 237
v. Nidda, Grafen 81
Niederelsungen 2—5, 7, 8, 10, 81, 131—135,
219
Niedcrlistingen 3—5, 7, 8, 81, 82, 136—139
Nicheim 249
Nolde, Anna Martha 52
Nolting, C. 195
Nonding 70
v. Nordheim, Grafen 3, 53, 169
Norte, Ioh. Heinr. 217
Nothfelden 2, 5, 16, 140—143, 203
(Oberelsungen 1, 2, 4, 5, 7, 8, 10, 77, 81, 131,
144—147. 222
Oberliftingen 3, 4, 7, 81, 82, 136, 148—151
Obcrmarsberg 7, 171, 176
Obermeiser 136
Obernothfelden 5, 140, 249
Oberrhöda 34
Odelsen 249
Odinghausen 4, 77, 81
Offcnhausen 4, 5, 8, 24, 102, 163
Olief(v), Heinr., Zimmcrmstr. 67, 72
Olshausen 3, 9, 38, 43, 54, 56, 152—154
Operman, M. Lhr. D. 63
Oppermann, Ronr., Schlossermftr. 97
v. Oranien-Nassau, Erbprinz 170
v. Oscde 243
Osenius, Ioh. Herm., Pastor 17, 141
Osterlingk, Ioh. 56
Ofterlingk, Tönges 56
Ostheim 36
Ott, Margarete Elifab. 202
Otto, Graf von Everftcin 184
Otto, Graf von Northeim 53
Otto, Graf von Waldeck 242
Otto I., Kaiser 239, 247
Otto III., Kaiser 34
Otto, Landgraf v. Hessen 203
Paderborn 2, 3, 5, 60, 82, 95, 118, 181, 198, 205
Pape, Heinr., Bildhauer 9, 183
v. Pappenheim 6, 89, 169, 227, 245, 247
v. Pappenheim, Herbord 95
v. Pappenhcim, Rau 95
Pappler, Ioh. Christ. 201
pardan, Ioh. 171
Paris 75
Paulus, Pfarrer 150
pcgge, Margret Elifab. 201
Peter, Lonr., Glockengießer 43
Pfannkuch 32
Philipp, Landgraf von Hessen 35, 104
Philippinenburg 207, 220, 221
Philippinendorf 221, 244
Philippinenthal 221, 249
Phinsel, I. G. H. 166
v. pirmont 169
v. plesse, Dietr. 5, 95
v. Plettenberg, Anna 32
Popenhagen 249
Poppcnhäger, Ioh. 51
preiß von Kamin, Sabine 134
prollius, Carl Herm. 227
prollius, Gg. 8rz. wilh. 227
^aabe, Carl Aug. Christ. 31
Raabe, Phil., Glockengießer 160
Rabe von Calenberg 29
Raboltzen 249
Rammershausen 5, 24, 250
v. Rammershausen 250
Range, Ioh. Ernst 94
Rangen 2—4, 94, 95
Ranken 66
Raßmann, I. S., Pastor 26
v. Reden 227
Rcimboldshausen 5, 24, 250
v. Reineck 82
v. Reineck, 8riedr. Carl 180
Reinhard, I. A., Pastor 36, 85, 86
Reinhart, Lorentz, Glockengießer 26
v. Reinhausen, Grafen 3
Reinhold, Pfarrer 188
Rcinholdts, Hans 56
Rcinold, Ioh. 56
Register
265
Reis, Peter 153
Reitz, G. 43, 85, 146
Renlewessen 250
Rerig, Jost 79
Rest, Heinr. 192
Reutlinger, L. 22, 26, 237
Rhöda 3, 4, 8, 29, 34, 81
Richter, Peter 142
Richwarschen 250
Riede 3—6, 8, 10, 24, 102, 155—60
Riga, Erzbischof von 247
v. Rinteln 188
v. Rinteln, Herm. 179
Ritter, Ioh. Henrich 129
v. Robinson 157—160
Rodebach, Hans Hcnr., Baumstr. 127
Rodersen 242, 250
Rohdc, Pfarrer 31
Röhner, Baumstr. 144
Rohrbach 228, 250
Rolling, Paul 127
Rols, Joachim, Glockengießer 160
Ronstorf, Dav. 8riedr. 94
Ronung, Eisengießer 226
Ropperode 3, 54, 59
Rost, Ioh. 167
Rügen, Erzftift 11
Runst, Ioh. 169
Russell, Dr. 81, 82
Rüßler 26
0ctbim, Landgräfin von Hessen 107
Sand 1, 3—6, 24, 67, 72, 103, 107, 158, 161—
164
Schacht, Anna Martha 168
v. Scharten, Dietr. 5, 95
Schartenberg, Burg 3, 5, 7, 95, 228
Schartenbcrg, Amt u. Gericht 5, 131, 136, 144,
146, 228
v. Schartenberg 5, 73, 82, 94, 95, 144, 163, 241
Schaub, I- <£. 26
v. Schaumburg, Grafen 163, 244
Scheck, Baumstr. 81
Scheck, Pastor 182
Scheel 91, 201
Schefcr, I- L. 50
Scheffer, Gg. 126
Schcipf, Lasp. 56
Scheler, R. T. 142
Scheller, B. 8- T. 237
Scheller, I- 22
Schcnck zu Schweinsberg 157, 227
Schenrehn, Elisab. 238
Scherer, Lhr. 57
Scheuermann, Ioh. 219
Schick, Maler 227
Schlatheim 201
Schlicphacke, Kunstmaler 47
Schmalkalden 226
Schmidt, E. 43
Schmidt, H. 31
Schmidt, Ioh. Gg. 160
Schmidt-Töllner 34
Schmillinghausen 184
Schmitt, Ioh. Lhr. 86
Schneider, Ioh. Hcnr. 168
Schömberg, Ioh. 190
Schönfeld, Schloß 75
Schönhagen 5, 250
Schotten 32, 33
Schotten, Heinr. Mordian 32
Schuchart 27
Schüler, Barth. 183
Schultz, Ioh. 22
Schurmann, Match. 142, 143
Schützcberg 2, 5, 6, 10, 203, 205, 251
Schützeberg, Archidiakonat 54
Schützeberg, Archipresbyterat 2, 54
Schützeberg, Dekanat 89, 99, 131, 140, 144, 251
v. Schwalenberg, Grasen 88
Schwallinghusen 5, 24
Schwalm 125
v. Schwärtzel 157
v. Schwind, Moritz 73
Scottn, Lonr. 179
Sec, Chr., Glockengießer 134
Seidlcr, Ioh. 8ricdr. 65
Sevres (Porzellan) 75
266
Registcr
Sibert, 8ranz 123
Siebcrhausen 3, 4, 81, 82, 83, 94, 136
Sicgfried, Lrzbischof von Mainz 38, 54, 102,
158
Simón, Iac. 124
Soist, Reinhard 17
Soldán, phil., Bildhauer 10, 106, 107, 157
Sop, Heinr. M. 56
Softman, Gratia 167
Spangcnbcrg, Reinhard 37
v. Spiegel 227
Spicgcl v. Desenberg, Ioh. 148
Spiegel zu Desenberg 4
Spiegel zum Desenberg, Lurt 5
Spohr, Louis 73
v. Sporken, Agnes 222
Stark, Ioh. 56
Stcinmetz, A. £. 13
Stcinwart, 8nedr. 56
Stern, Lornelius Ioh. 138
v. Stockhausen 34, 131, 144
Storch, I- 8- A. 97
Stracke, Mari., Zimmermstr. 128
Strccker, (5. 26
Streycher, Ioh. H., pastor 61, 62
Strueke 251
Stuck, 8- H. 97
Stuldreher, I- H. 85
Sturm 2
Swallinghusen 5, 24
v. Sybel, Heinr. 73
v. Taubenhcim, Lhristoph 64, 69
Tepclen, Ioh. 176
Thill, Heinr. 186
Thüringen, Landgrafen von 2—4, 248
Tilly 20
Tischbein, Ioh. Heinr. d. A., Maler 10, 75,
227
Todtenhausen 2, 5, 64, 109, 203, 25¡1
Tudeten, Gottfr. 176
Trümbach 66
Hdcnheim 17
Ulrich, Ioh. Gg. 52
v. Urf 210
v. Urff, Wilh. 104
Vering, Ioh. Iac. 192
viesebeck 3, 5, 7, 8, 10, 60, 165—168, 203
Viesebcckerhagen 251
vocke, professor 97
vocrne, Ioh. 175
vogel, Ioh., Zimmermstr. 63
v. voigt 93
volkmarsen 1—4, 6—10, 169—193, 204, 248,
251, 252
volkmarsen, Amt 1, 6
volkold, Graf v. d. Malsburg 3, 81
volkwin II. Graf v. Naumburg 11, 110
vormcdehausen 251
^Vachcnfeld, Lhristian 43
wachenfclt, Marra Lath. 213
wachs, Ioh. Iac., pastor 105
Wackernagel, Heinr. Th. 237
Wadtbcrg 71 ' .
Wagener, Gertrud Llisab. 190
Wagcner, Heinr., Zimmermann 19, 37
Wagener, Ioh. 17
Wagcnhusen 24
Wagncr 220
wagncr, Ioh. Heinr. 8riedr., pastor 149
waldeck 1, 7, 60, 121, 248
waldeck, Grasen von 6, 60, 78, 109, 110, 170,
184, 244
walter, Iuliana 128
Wambecke 32
warburg 1, 7, 9, 171, 174, 176
Wasmuth, Agathe 192
Watzmuth, H. 215
wechenfeld, Maria Sophia 219
wederold, Llisab. 176
v. Wehren 4, 155
v. Wehren, Henne 155
weidclsburg 5, 7, 84, 87, 88, 109, 110
wcidclshof 5, 129, 130
Weigcl 43, 55
v. weitz, Ioh. Lhristian 93, 94
v. weitolzhausen, Margreth 210
Register
267
Wenigenhasungen 3, 4, 7, 10, 38, 89, 194—197
Wenzel, L. 40
v. Wcrdt, Anna 70
Werner, Ioh. 107
Werner v. Eppstein, Erzbischof von Mainz 109
Wcrtz, I- 85, 86
Weste, Ludw. 239
v. wcftfal 82
Westfalen 1, 7
Wetter 3, 6, 169, 184, 251
Wcttcsingen 3, 4, 6—8, 10, 81, 198—202, 234
Weyl, Ioh. 79
wichmanschen 251
Widckind II., Graf von Naumburg 5, 11, 109,
245
Widukind von Corvey 93
Wiederholt 169
Wien 10
Wigand, Ioh. Henr. 190
v. Wild 81
Wilhelm I., Lurfürft v. Hessen 155
Wilhelm II., Lurfürst v. Hessen 158
Wilhelm II., Landgraf v. Hessen 5, 102
Wilhelm IV., Landgraf v. Hessen 12, 108
Wilhelm VI., Landgraf v. Hessen 213
Wilhelm VIII., Landgraf v. Hessen 220, 227
Wilhelm IX., Landgraf v. Hessen 43
Wilhelmine Caroline, Landgräfin v. Hessen 158
Wilms, Heinr. 189
windcsheim 102
Winkel, Otto, Zimmermstr. 80
winnihusen 71
Witmar 3, 6, 7, 169, 171, 184—186, 242, 252
witmarsen 252
Wolf v. Gudenberg 4, 6, 66, 70, 73, 77, 84, 88,
94, 241
Wolf v. Gudenberg, Thilo (Tyle) 5, 95
v. Wolfershausen 243
Wolfes, L. 70
Wolfhagen 1, 2, 4, 5, 7—10, 33, 35, 84, 96,
146, 171, 203—227, 248, 251
Wolfhagcn, Amt 1, 2, 5, 6, 16, 60, 89, 165,
203, 251
Wolfhagen, Heimatmuseum 15, 31, 43, 112
Wölkersdorf 44
Wormeln, Llofter 198
Wrcckcnhausen 5, 252
Wullenheupt, Paulus 215.
Babenhausen 252
v. Zersen 156
Ziegenhain 86
Ziegler, 8ritz 126
Zicrenberg 1, 2, 4, 5, 7—10, 45, 228—241,
245—248
Zicrenberg, Amt 1, 2, 4—6, 45, 131, 144
Zierot, Anna 26
Zinck, Ioh. Rud. 159
Zindel, G. W. 80
Zufras 66
Zülch, Aug. 8nedr., Pfarrer 33
Züschen 3, 78
Zwergen 190.
268
Verzeichnis d c r Abbildungen
Verzeichnis der Abbildungen
Altendorf Taf. 21, 41, 42, 43, 123, 923
Altenhasungen Taf. 22, 44, 127, 222, 932, 1002
Altenstädt Taf. 52, 54, 13 4, 14 2, 17 2, 313, 100 3
Balhorn Taf. 51, 53, 10i, 10 2, 98 4, 102 3, 102 4
Bodenhausen Taf. 31, 71, 144, 223, 224
Breuna Taf. 61, 62, 122, 153, 174, 314, 971
Bründersen Taf. 82, 312, 937, 1006
Burghasungen Taf. 31, 72, 83, 84, 133, 141,143
Dörnberg Taf. s1,18 \ 182, 20 \ 202, 214, 212,
681
Ehlen Taf. 31, 71, 93, 14 \ 224, 223, 22 4, 1013
Ehringen Taf. 94, 151, 274, 503, 922, 1004,
1032
Elben Taf. 92, 132, 134
Elberberg Taf. 94, 174, 234, 23 2, 233
Elmarshausen Taf. 163, 16 4, 191, 192, 694,
SS1, 96 3, 101 7, 103 3
Escheberg Taf. II1, 161, 162, 173, 234, 993,
994, 99 5, 1001035
Falkenftein Taf. 484
Friedrichsau« Taf. 814
Hasungen Taf. 31, 84, 133, 14 \ 143
Heimarshausen Taf. 272, 28 \ 282, 292, 293,
1005
Hohenborn Taf. 261
Ippinghausen 262, 302, 33 \ 332, 98 \ 983,
1009
Iftha Taf. 29\ 303, 692
Lugclsburg Taf. 61 \ 612
Laar Taf. 152, 26 4, 412, 413
Leckringhausen Taf. 263, 1004, 1026
Martinhagen Taf. 32 \ 323
Merxhausen Taf. 32, 154, 322, 34 \ 342, 34 3,
35 \ 35 2, 39, 50 2, 73 3, 99 \ 1012
Naumburg Taf. 145, 36\ 362, 374, 372, 384,
38 2, 38 3, 40 2, 40 3, 41 \ 42 \ 42 2, 42 3, 42 4,
43 2, 45 4, 45 2, 45 3, 45 4, 47 \ 47 2, 67 *, 73 4,
73 2, 76 2, 91\ 99 2, 102 5, 103 4
Niederelsungen Taf. 244, 243, 622, 962, 973
Niederliftingcn Taf. 304, 624, 1011
Nothfelden Taf. 253, 273, 27 4, 971014
Oberelsungen Taf. 304, 802, 964, 972, 1016,
1031, 1036
Obcrlistingen Taf. ll2, 254, 976, 1015
Olshausen Taf. 242, 252, 63 4
Riede Taf. 444, 442, 484, 482, 483, 49 \ 492,
49 3, 49 4, 512, 68 2, 74 \ 74 2, 80 3, 97 4, 98 2
Sand Taf. 443, 48 4, 534, 53 5
Sieberhausen Taf. 261
Viesebeck Taf. 504,623,693,784,813,941,96«, 1019
Volkmarsen Taf. 144, 434, 444, 464, 52 \ 523,
53 2, 53 3, 534, 541 542, 55 2, 564, 56 2, 57 4,
57 2, 57 3, 57 4, 57 59 \ 59 2, 614, 612, 62 \
63 x, 633, 65 4, 65 2, 71 \ 712, 713, 714, 725,
75 4, 75 2, 75 3, 75 4, 75 5, 76 4, 77 3, SO1, 80 4,
94 2, 100 8, 104 \ 104 2, 104 3
Weidclsburg Taf. 33x, 332
Wenigenhasungen Taf. 254, 724, 811
Wettesingcn Taf. 51 \ 513, 554, 72 \ 723,
901, 964, 1018
Wolfhagen Taf. 163, 164, 191, 192, 522, 58 \
60 4, 60 2, 63 2, 64 \ 642, 66 \ 66 2, 68 3, 68 4,
694, 70 S 70 2, 70 3, 72 2, 82 2, 95 2, 96 3, 977,
1077, 1033
Ziercnbcrg Taf. 433, 50 \ 582, 69 \ 783, 793,
814, 82 S 831, 84, 85, 86 \ 86 2, 87 \ 87 2, 88 2,
891, 892, 902, 912, 951, 965, 1021
(Duellen d e r Abbildungen
269
(Duellen der Abbildungen
Die Vorlagen für die Abbildungen stammen im allgemeinen aus dem Oenkmälerarchiv. Aus dem
Buche Georg Textor, Heimatschutz und ländliche Baupflege, Rassel 1929 wurden folgende Ab-
bildungen übernommen: 10102, II1, 112, 362, 37 *, 372, 46 S 472, 55 2, 602, 82\ 822, 88 S
882, 892, 9t1» 9t2, 921, 922, 931, 932, 941, 942, 951, 952 und die Lreiskarte.
Aus den „Heimatschollen", Zeitschrift des Landesvereins für Heimatschutz in Lurhessen und Wal-
deck die Abbildungen: t1, 72, 52\ 562, 60% 6t1, 64S 652, 832 und Abb. 80 im Text.
Den Abbildungen 331, 332, 462 lagen Aufnahmen von Baurat Dr. Georg Textor zu Grunde.
Der Abb. 30 des Textes wiedergegebene Grundriß der Weideisburg geht auf einen von Baurat
Dr. Textor verfertigten Plan zurück.
Herr Architekt Walter Ioos stellte die Aufnahme für Tafel t2 und die „Kasseler Neuesten Nach-
richten" die für Tafel 72 zur Verfügung.
Die auf Tafel 362 und 822 abgebildeten Megeraufnahmen sind freigegeben durch RLM Nr.
3076/37 t und Nr. 3076/37 2.
270
Herkunft der Originale
Herkunft der Originale
von den abgebildeten planen und Zeichnungen
Staatsarchiv Marburg: 3^, 233, 24 \ 37 S 442, 92 % 922, 93 932, 94 \ 942, 95 \ 952
Landesbibliothek Rassel: 84
privatbesitz Gut Dodenhausen: 34, 141
Dcnkmälerarchiv Rassel: 28x, 282.
Druckfehler-berichtigung
271
Druckfehlerberichtigung
S. 17 Zeile 8 von oben statt Oseni---(Dfenius.
S. 88 Zeile 3 von oben statt Ncumburg ....Naumburg.
S. 88 Zeile 6 von oben statt Graf Hermann der Eiserne_GrafHeinrich 6er «Eiserne.
S. 118 Zeile 7 von unten statt Liborum-Ciborium.
S. 153 Zeile 6 von oben statt Achcck_Achteck.
S. 158 Zeile 8 von oben statt gebr. den y. 8ebr.geb. Öen 9.8ebr.
S. 161 Zeile 7 von unten statt 1799 - 1 7 7 9.
S. 239 Zeile 1 von oben statt Lverftab-Lierftab.
Taf. 58,1 statt alte Waage-alte wache.
Taf. 71,4 statt Josef ....Hirte.
Casein
I
Tafel t
2. Blick vom Dörnberg nach Dsten,
2. Ñltenhasungen, Kirche.
Tafel 2
Tafel 3
II 1 1 11 1 V i
II 1 11 11 1
L
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1. Kloster Gasungen 1631. Nach einer Kopie der Zeichnung des Landgrafen Moritz (Ausschnitt).
2. Merxhausen. Ausschnitt aus der Karte des Hospitals von I. K. Pf aff, 1824.
1. Ñltendorf, Haus Nr. II.
z. ñltendorf, Kirche.
2. ñltendorf, Haus Nr. 21.
4. ñltenhafungen, Kirche.
Tafel 4
Tafel 5
3. Balhorn, liirchhofseingang.
4. Altenstädt, litiche, lvestportal.
l. Balhorn, liirchhofseingang und liirche.
2. Altenstädt, liirche.
I
Tafel 6
lasci 7
Tafel 8
3. Burghasungen, Uirche
1. Dörnberg, Ktrdjc
2. Bründersen, tiirche
4. îîlosterruine lsasungen. Zustand 1848 nach einer Zeichnung
von Ñ. v. Wille
Tafel 9
1. Llberberg, Schloß
2. Liben, liirche.
3. Lhlen, liirche.
4. Lhringen, liirche.
1. Valhorn, Dorfbrunneu und Rirchlurm.
2.BaIf)orn, Zriedhof.
Tafel 10
I. îscheberg, Schloß.
2. Gberlistingen, vorfstraße.
— ì ------^ .
Tafel II
Tafel 12
I Ñltenhasungen, Kirche, wieder eingemauertes Tympanon.
Z. Ñltendorf, Kirche. Schlußstein mit kfl. ñbt.
2. Breuna, Kirche. Taufstein.
1. ñltenstadt, Kirche. Altar.
z. Burghasungen, Kirche. Weihinschrift des Klosters kfasungen
2. Llben, Kirche. Altar.
4. Llben, Kirche. Hl. Martin.
Tafel 13
w
■
trofei 14
I Zeichnnng nach einem Grabmal von Rloster
k^asungen. 5lnf. 19. Ih.
4. volkmarsen, kathol. pfarrhaus. F>I. ctuna.
2 slltenftaòt,
Schandpfahl.
3. Burghasungen, erhaltenes Bruchstuck
von Nr. 1.
b.Naumburg, Sradtkirche LI. Lrescens. Ronsole in der Lakristei.
Tafel 15
3. Breuna, Kirche. Wandgrab
2. Laar, IDappenrelief an der Mühle.
4. Merxhausen, Kirche. Wandmalerei im Thor.
7. Lhringen, Kirche. Wandtabernakel.
Tafel 16
1 Lscheberg, Schloß. Louise von der Malsburg.
Gemälde von v). Böttner.
2. Lscheberg, Schloß. Napoleonsbüste.
Tafel 17
I. Llberberg, Zchlohgarten. Maria.
3. Lscheberg, Schlohkapelle. Stsltionsrelief.
2. flltenftaòt, Zriedl)of. Grabmal.
4. Brenna, ttirche. Lpitaph.
1. Dörnberg, Kirche. Blick in das Schiff.
Tafel 18
"Œafel 19
1. Dörnberg, Kirche. Wandmalerei im Chor.
2. Dörnberg, Kirche. Thorgewölbe
Tafel 20
Tafel 21
2. Dörnberg, Kirche. Wandmalerei im Thor.
l. Dörnberg, Kirche. Wandmalerei im Lhor.
1. Ehlen, vorfstratze.
3. Bobenljau^en, Lutshaus.
2. Ñltenhasungen, Untere Mühle.
4. Lhlen, k-abichtsteiner Mühle.
Tafel 22
3. Liberberg, Zeichnung von 1554.
2. Liberberg, Ansicht von Osten. Gemälde von R. v. Buttlar. Um 1870.
Tafel 23
2. Klshausen, vorfftrahe.
3. Niederelsungen, Gutshaus.
trofei 25
1. Wenigenhasungen, Kirche.
3. Nothfelden, Kirche.
2. Blshausen, Kirche.
4. Dberlistingen, Kirche.
1. Hohenborn, Gutshaus Sieberhausen.
3, Leckringhausen, Haus Nr. 7.
2. Ippinghausen, Nirche.
4. Laar, Niuhie,
Tafel 26
î. Ehringen, Haus tir. 127.
3. Nothfelden, Haus Nr. 15.
2. Heimarshausen, Haus Nr. 12
4. Nothfelden, Häuser Nr. 1 und 3
Tase! 27
/i te íi níXj /n cfce/fv
1. Heimarshausen, Rirche. Lntwurfszeichnung
f 4
(J/unclt/iu ti/n&c /nvc&n, vfâtx.cÀ*s/not-A /ie/zn&tj/u
"7
m
i/p’¿ct*vy 4*0-
Axr-XjtSt.
Tafel 28
3. Heimarshausen, Kirdjc.
1. Istha, Rirche.
Tafel 29
2. Heimarshausen, Uirche.
1. Niederlistingen, Kirche.
3. Istha, Kirche.
2. Ippinghausen, Kirche.
4. Dberelsungen, Kirche.
Tafel 30
Tafel 31
Tafel 32
2. Merxhausen, Gstflügel des Klosters.
Nach der Wiederherstellung.
l. Martinhagen, Kirche und Martinsstein.
Z. Martinhagen, Kirche.
I
Tafel 33
2. weidelsburg. Blick vom Dstpallas auf den Westpallas.
I. Weidelsvurg. Ñnficht von Westen.
m
I
Tafel 34
1. Merxhausen, Nordflügel des Klosters mit der Kirche.
2. Merxhausen, Erker am Südflügel.
3. Merxhausen, Portal der romanischen Klosterkirche.
I
Tafel 35
I. Merxhausen, Ulosterhof.
2. Merxhausen, Dstflügel des Klosters, vor der Wiederherstellung.
Tafel 36
3. Naumburg, Stadtkirche St. Lrescens.
Maria mit Kind.
2. Naumburg, Stadtkirche St. Lrescens.
I. Naumburg, Stadtkirche St. Lrescens.
f)I. Sebastian.
Tafel 38
Tase! 39
Tafel 40
I. Naumburg, Altarfiguren (jetzt im tjeimalmufeum Wolfhagen)
2. Naumburg, Stadtkirche St. Lrescens. Neichtstuhl.
3. Naumburg, Weingartenkapelle. Altar.
Tafel 41
1. Naumburg, Zriedhof. Drei Wandgrabmäler
2. Laar, Zriedhof. Grabmal.
Z. Laar, Friedhof. Wandgrab.
Tafel 42
3. Naumburg, Schulhaus. í)I. ñntonius.
4. Naumburg, Stadtkirche St. Lrescens. Kruzifix.
t. Naumburg, Iveingartenkapelle. Kruzifix.
2. Naumburg, Ltadtkirche St. Lrescens. Kruzifix.
Tafel 43
1. Volkmarsen, Stadtkirche St, Maria.
Petrus.
Maria mit Rind.
Paulus.
2. Naumburg, Weingartenkapelle. Vesperbild.
Z. Zierenberg, Stadtkirche. Rreuzigung.
Tafel 45
1. Naumburg, stm Roten Rain.
2. Raumburg, Untere Straße.
3. Raumburg, Haus A 5.
1. Volkmarsen, Lrpebrücke.
>
2. lvolfhagen, Schützenhaus.
Tafel 46
Tase! 47
Tafel 48
1. Riede, Schloß.
3. Riede, Dbelisk zwischen dem Rlaus- und Steinkopf.
2. Riede, Rirche.
4. Sand, Ruine Falkenstein.
3. Hiebe, Denkmal im Schloßpark.
2. Riede, Schloßportal.
1. Riede, Portal am pächterhaus.
Tafel 49
4. Riede, Erinnerungsstein am Steinkopf.
Tafel 50
1. Zierenberg, Rathaus. Halle im Obergeschoß.
2. Merxhausen, Kirche.
3. Lhringen, Kirche.
4. Viesebeck, Kirche.
à
Tafel 51
1. lvettesingen, Kird)C.
2. Riebe, Kirche.
3. lvettesingen, Rirche. Ranzel.
Tafel 52
I
Tafel 53
2. Volkmarsen, Stadtkirche St. Maria. Lhem. Totenleuchte.
Z. Volkmarsen, Stadtkirche.
Zeichnung einer vaukranr.
i j
1
4. Volkmarsen, Obere Kapelle. Taufstein.
5. Sand, Kirche. Taufstein.
ri
Tafel 54
1. Volkmarsen, Stadtkirche St. Maria.
2. Volkmarsen, Stadtkirche St. Maria.
à
Tafel 55
1. lvettesingen, vorfstraße.
2. Volkmarsen, Südlicher Stadtteil.
1. Volkmarsen, Rathol. Pfarrhaus, tìltartafel.
2. Volkmarsen, Dbere liapelle. Knbetung der Hirten.
Tafel 56
Tafel 57
I. Volkmarsen, Stadtkirche St. Maria.
2. Volkmarsen, Stadtkirche St. Maria.
Z. Volkmarsen, Stadtkirche St. Maria.
Lestichlswange.
4. Volkmarsen, Stadtkirche
St. Maria. Ivandtabernakel.
5. Volkmarsen, Stadtkirche St. Maria.
Gestühlswange.
2. Zierenberg, Stadtkrirche.
Tafel 58
Tafel 59
1. Volkmarsen, Rathaus.
2. Volkmarsen, Rathaus. Halle.
Lasel 60
1. wolfhagen, nach Vilich 1591.
Tafel 61
l. Kugelsburg, von Südosten.
2. Kugelsburg, Lageplan.
Tafel 62
1. Volkmarsen, Stadtkirche St. Klartet.
2. Niederelsungen, Kirche.
4. Niederlistingen, Kirche.
3. Viesebeck, Kirche und Dorfbrunnen.
Tafel 63
É
2. lvolfhagen, Stadtkirche. Nordportal.
Tafel 64
1. Volkmarsen, lvitmarkapelle.
2. Volkmarsen, Stadtkirche St. Maria. Südportal.
Tafel 65
Tase! 66
I. Naumburg, Stadtkirche St. Crescens.
2. Wolfhagen, Hospitalkapelle.
Tafel 67
Tafel 68
3. rvolfhagen, Stadtkirche. Schlußsteine.
1. Dörnberg, Kirche, lvandtabernakel.
2. Kiede, Kirche. Schalldeckel.
4. wolfhagen, Stadtkirche. Schlußsteine.
Tafel 69
1. Zierenberg, Stadtkirche. Schlußstein.
3. Viesebeck, Kirche. Kanzel.
2. Istßa, Friedhof. Grabmal.
4. Llmarshausen, Schloßkapelle. Ñltar und Kanzel.
Tafel 70
Tafel 71
3. Volkmarsen, lvümarkapelle. Petrus.
2. Volkmarsen, ©bere Kapelle.
Johann llepomuck.
3. Volkmarsen, witmarkapelle.
Laurentius.
4. Volkmarsen, ©bere Kapelle. Ñnbetung der Wirten, Maria und
Josef (Ñusschnitte).
Tafel 72
1. Ivettesingen, Kirche.
Gestühlswange.
2. Ivolfhagen, Stadtkirche, Ivandtabernakel.
Z. Ivettesingen, Kirche. Grabplatte.
4. Wenigenhasungen, Ivegekreuz.
5. Volkmarsen, Friedhof. Sakramentshäuschen.
Tase! 73
1. Naumburg, Stadtkirche St. Crescens, Ciborium. Leuchter und Monstranz.
2. Naumburg, Stadtkirche St. Crescens. Kmpel.
z. Merxhausen, Rirche, Reich.
t. Riede, Schloß. <vfen,
2. Riede, Schloß. Ofen,
Tafel 74
Tase! 75
1. Volkmarsen, KaltjoT. Pfarrhaus.
Vesperbild.
2. Volkmarsen. Brücke nach Welda.
Nepomuck.
3. Volkmarsen. Kathol. Pfarrhaus.
Maria.
4. Volkmarsen, witmarkapelle. Kruzifix.
5. Volkmarsen, Kathol. Pfarrhaus. Kruzifix.
Tafel 76
2. Naumburg, 6aus D. 20.
1. Wolfhagen, Rathaus.
4. Volkmarsen, vaustraße 5.
3. Wolfhagen, Schützebergerstraße 23.
Tafel 77
1. lvolfhagen, Marktplatz.
2. lvOlfhage», Steinhaus abgebrochen)
f&à " .
fS -
3. Volkmarsen, Steinhaus.
Tase! 78
3. Zierenberg. Haus Nr. 106.
4. Viesebeck, Haus Nr. IZ.
1. rvolfhagen, Kirchplatz 6.
2. lvolfhagen, Kleine Teichslratze.
2. Wolfhagen, Kleine Teichmühle.
4. Wolfhagen, Blick in die Lchützeberger- und Burgstratze.
Tafel 79
I. Volkmarsen, lvitmarkapelle.
Schloß Riede, Gemälde von R. von vuttlar, um 1870, tn Scywtz Lwerverg.
2. Dberelsungen, Rirche.
4. Volkmarsen, Mederichkapelle.
Tafel 80
I. wemgenhasungen, yaus Nr. 43
3. viesebcck, vorfstrahe
2. lvolfhagen, Schiitzebergerhof.
4. Zierenberg, Lriedrichsaue. Liedlungshaus, jetzt Scheune (Nr. 2).
oo
trofei
■
Tafel 82
1. Zierenberg. Nach INeria», Topographic, Iassiae, tb4b.
2. lvolfhagen, Luftbild.
Tafel 83
2. Wolfhagen, Hospitalkapelle.
1. Zierenberg, Ñnsicht mit Ltadtbirche.
Tafel 84
Tafel 85
1. Zierenberg, Stadtkirche. Wandmalerei im Schiff. Thristoptiorus.
2. Zierenberg, Stadtkirche. Wandmalerei im Schiff. Jüngstes Gericht.
Tafel 86
I. Zierenberg. Stadtkirche. Wandmalereiim Schiff. Moses
2. Zierenberg, Stadtkirche. Wandmalerei im Schiff, Hl. Georg.
oo
Tafel 88
2. Zierenberg, Marktplatz.
Tafel 89
Tafel 90
1. lvettesingen, Kirche.
2. Zierenberg, Ratskeller.
i
I. Naumburg, stufgang zum Zriedhof.
2. Zierenberg, Mittelstratze. Nechts kfaus Nr. lvb.
16 IsjvL
Tafel 92
1. ñltendorf, nach einem Grtsplan von 1807.
2. Lhringen, nach einem Grtsplan von 1778.
Tafel 93
1. Bründersen, nach einem Grtsplan,^von 1776.
2. Altenhasungen, nach einem Grtsplan von 1776.
1. Viesebeck, nach einem Grtsplan von 1796.
VOIKMARSEN
1818-
2. volkmarsen, nach einem Stadtplan von 1818.
Tafel 95
I. Zierenberg, nach einem Stadtplan von 1774.
2. lvolfhagen, nach einem Stadtplan um 1770.
trofei 96
1. Gberelsungen, liirche. Grgel.
5. Zierenberg, llathaus. Deschnitzte llnaggen.
2. Mederelsungen, llirche. Grgel.
4. lvettesingen, liirche. Grgel.
6. viesebeck, Rirche, Aitar.
WWWWWWWWWWWWWWMWWWr—-
WW»»'
3. Llmarshausen, Schlohkapelle. Grgel.
»
Tafel 97
1. Breuna, Kirche. Kanzel.
2. ffiberelfnngen, Kirche, Kanzel.
3. Niederelsungen, Kirche, Kanzel.
7. Wolfhagen, Stadtkirche.
6. Gberlistingen, Kirche, Kanzel.
4. Rieöe, Kirche, Kanzel.
5. Nothfelden, Kirche. Kanzel.
8. Wolfhagen, Nathans, wappentafel.
2. Riede, Rirche.
1. Ippinghausen, Rirche.
3. Iwìnyhauien, Xirche.
4. Balhorn, Rirche.
Tafel 98
I
3. Lscheberg, Schloß. Uhr.
4. Lscheberg, Schloß. Uhr.
l. Merxhausen, Uirche.
2. Naumburg, Rath. Pfarrhaus. Llfenbeinkästchen.
5. Lscheberg, Schloß. Uhr.
Tafel 99
m
traici 100
I. Lhringen, ttirche.
2. Kltenhasungen, ttirche.
3. Kltenstàdt, ttirche.
4. Leckringhausen, ttirche.
5. Heimarshausen, ttirche.
b. ttrundersen, ttirche.
8. volkmarsen, Stadtkirche
St. Maria.
7. Escheberg, ttirche.
9. Ippinghausen, ttirche.
Tafel lot
I Niederlistingen, Kirche. 2. Merxhausen, Kirche.
Z. LHIen, Kirche.
4. Nothfelden, Kirche.
5. Dberlistingen, Kirche.
b. Dberelsungen, Kirche.
y. Viesebeck, Kirche.
P
Tafel 102
1. Zierenberg, Stadtkirche.
2. Ivolfhagen, Stadtkirche.
5. Naumburg, Stadtkirche St. Lresccns.
b. Leckringhausen, Kirche.
Z. Balhorn, Kirche.
4. Balhorn, Kirche.
Tafel 103
I. (Oberelsungen, Kirche.
2. Lhringen, Kirche.
3. Llmarshausen, Schloßkapelle.
4. Naumburg, Stadtkirche St. Lrescens.
3. Lscheberg, Schloß
b. (Oberelsungen, Kirche.
7. wolfhagen, Heimatmuseum.
1. Volkmarsen, Stadtkirche St. Maria.
2. volkmcrsen, Stadtkirche St. Maria.
Z. Volkmarsen, Stadtkirche St. Maria.
Tafel 104
i
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