Full text: Lebensgeschichte des durch die Mißhandlungen der feindlichen Gewaltherrschaft, in der Zeit der franzoesischen Occupation unsers Vaterlandes, erblindeten C. L. v. Candié, genannt La Blande, von ihm selbst geschichtlich dargestellt.

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Der auch blind im Golde wühlen könnte, 
Blindheit wäre dem so schrecklich nicht. 
Aber selbst dem kalten Wuch'rer gönnte, 
Nie mein Haß ein solches Strafgericht. 
Wehe dem, der nie das Licht zu kennen, 
Augenlos an's Licht geboren ward. 
Hart ist immer sein Geschick zu nennen, 
Dennoch ist's vielleicht noch minder hart. 
Wenn ihn nur die Sonne lieblich wärmet 
Ist ihm wohl in seiner Dunkelheit . 
Um ihr Licht hat er sich nie gehärnmet, 
Denn noch nie hat ihn dies Licht erfreuet; 
Aber ach! Gott, in wie bitt'ren Sorgen. 
Mir zuvor schon manches Jahr verstrich, 
Da für mich nun auch der hellste Morgen, 
Immer mehr dem späten Ahend glich, 
Bis sich dann zur Nacht die Dämm'rung schwärzte, 
Bis an meinem Busen mir sogar, 
Das geliebte Kind, das froh mich herzte, 
Meinem Auge nicht mehr sichtbar war! 
Und verfinstert sollen meine Tage, 
Elend soll mein ganzes Leben sein? 
Doch mein Gott, mit welcher bittern Klage, 
Will mein Geist so laut zum Himmel schrein! 
Und so soll mein Gram nun ruhig schweigen, 
Denn mich stärkt die hohe Geisteskraff, 
Durch ein großes Beispiel jetzt zu zeigen, 
Was die Phantasie dem Blinden schafft, 
Die oft meinen Geist so hoch erhoben, 
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