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zweiten Heirath schreiten und ließ die Wahl auf
einen Amtschirurgus Schumacher in Hoya fal⸗
len. Um diese Zeit war ich ohngefahr 14 Jahre
alt, und es war beschlossen, daß ich sogleich
nach meiner Confirmation, nebst meiner Mutter
zu meinem zweiten Vater reisen solle.
Mein verstorbener Vater hatte einiges Ver⸗
moͤgen hinterlassen; an eine Vormundschaftsbe⸗
stellung fuͤr mich war nicht gedacht; daher mir
einige einsichtsvolle Maͤnner riethen, daß ich dem
ersten Stadtverordneten in Goͤttingen hieruͤber
selbst Vorstellungen thun moͤge. Dieser Herr
schien indeß das Interesse meiner Mutter zu be—
herzigen, und verwies mir einen solchen vorlau—
ten Antrag, auf welchen gar nicht hinein zu
gehen waͤre; denn meine Mutter bliebe Besitzerin
meines vaͤterlichen Vermoͤgens. Und so war
mein Loos geworfen. Einige Tage nach meiner
Confirmation mußte ich mit meiner Mutter Goͤt—
tingen verlassen; der Abschied von meinen Freun⸗
den aus dem Singe-Chor kostete mir Thraͤnen,
selbst meine Lehrer schieden weinend von mir
und beklagten mein kommendes Geschick. Der
Herr Professor Eyring an der lateinischen Schule
hatte mir so schoͤne Hoffnungen fuͤr mein kuͤnf—
tiges Leben gemacht, wenn ich mich den theolo—