236 Briefe des Freiherrn von Dalwigk 1794 1807.
lichen Adresse nach Magdeburg zu schicken. Die fürchter⸗
lichen Erpressungen, Räubereyen und Gräuel sind nicht zu
heschreiben. —
Magdeburg den 12ten Januar 1807.
Bey meiner Ankunft hier in Magdeburg händigte mir
der Major von Cornberg einen Brief von Ihnen ein, theuer⸗
ster Vater; sein Innhalt hat mich tief gerührt; alles was die
lindliche Erkenntlichkeit nur fähig ist zu empsinden bringt
Ihnen mein danckbares Hertz dar. Ich würde es nicht ge⸗
wagt haben, so sehr ich es auch bedurfte unter den jetzigen
Umständen Sie um Unterstützung zu bitten — um so viel—
mehr aber ist sie mir werth, da sie allein eine Folge Ihrer
»äterlichen Liebe u. Fürsorge ist. Unsere jetzigen Verhältnisse
erlauben durchaus nicht jetzt meinen Ihnen mitgetheilten Ent—
schluß auszuführen; eine passendere Zeit muß erwartet werden.
Ich werde daher eilen, einen länger als 3 Jahre genährten
Wunsch zu erfüllen, u. bald möglichst in Arolson eintreffen;
es ist unbestimmt, wie lange ich bey Ihnen seyn darf. —
Mit politischen Neuigkeiten geht es uns wie Ihnen —
abgeschnitten durch die französische Armée von unserem guten
König“) erfahren wir nicht das geringste. Handwercksburschen
und Fuhrleute, die aus dortigen Gegenden kommen sind
unsere Telegraphen. Seit einigen Tagen verbreitet sich das
Gerücht einer vorgefallenen Schlacht*“) — mann sagt der
Kayser würde nach Paris gehen. Auf den Aufstand in
*) Der König war am 6. Januar von Königsberg nach Memel
übergesiedelt.
) Es kann nur die Schlacht von Pultusk gemeint sein, die am
26. Dezember geschlagen wurde, und keine Entscheidung brachte, weil der
russische Führer, General von Bennigsen, obwohl er das Schlachtfeld be—
hauptet hatte, in der Nacht den Befehl zum Rückzuge ertheilte.