Rückkehr nach Rumpenheim 1822 Tod der Landgräfin 39
um an der Taufe seines jüngsten Enkelkindes (Auguste Caroline, später Groß—
herzogin von Mecklenburg⸗Strelitz) teilzunehmen. Er blieb den Winter über in
Hannover, verzehrte sich aber in Sehnsucht nach Rumpenheim. Als der Früh⸗
ling kam, hielt er es nicht mehr aus und machte sich auf den Heimweg.
Nicht über Cassel (da durfte er sich noch nicht sehen lassen) sondern über
Gotha, wo er den letzten dort regierenden Herzog' besuchte und in trostlosem
Zustand fand. „C'est la plus triste existence, je ne sais pas s'il m'a
reconnu“. Am 30. Mai traf er in Rumpenheim ein. „Tout le village étoit
à l'eau (am Main) tous bien rejouis de revoir den alten Herr Landgraf“.
Mit vollen Zügen genoß Friedrich die Frühlingspracht seines Bosquets. „Il
est charmant, les lilas étoient défleuris, mais la pluie d'or, acacia, Schnee⸗
ball, jasmin, mes favorits Bettonien occupent la vue et l'odorat“. Mit
der Freude des Wiedersehens mischte sich aber die Sorge um die Gesundheit
der Landgräfin, die sich schon seit längerer Zeit sehr schwach fühlte. Vierzehn
Tage später traf auch sie in Rumpenheim ein, aber nur um dort zu sterben.
Friedrichs inbrünstiges Gebet „que Dieu veuille me conserver la meilleure
et la plus digne des femmes“ wurde nicht erhört. Schon am 17. August
desselben Jahres 1822 verschied die Landgräfin Caroline und wurde
sechs Tage später in der Parkgruft von Rumpenheim beigesetzt. „Sie war
das Muster der Frauen! Die beste der Mütter! Sie hinterlässet ihren tief⸗
gebeugten 76jährigen Mann, ihre sie so liebende Kinder und ihre treue Schwester
in dem größten Schmerz, welche Gott danken, ihnen diesen nun verklärten
Engel gegeben zu haben“ heißt es in dem von dem Landarafen selbst ver⸗
faßten Entwurf zu ihrem Epitaphium.
So schwer der alte Landgraf durch den Verlust seiner Lebensgefährtin ge—
troffen war, so hatte dieser Todesfall doch wenigstens zur Folge, daß durch
ihn die Aussöhnung mit dem kurfürstlichen Hofe erleichtert wurde. Als der
preußische Gesandte in Cassel das Hinscheiden der Landgräfin nach Berlin
meldete, fügte er die Bemerkung hinzu, daß nun wohl die Verbannung des
Landgrafen bald aufgehoben werden würde, da man in Cassel die Landgräfin
als die eigentliche Widersacherin des Kurfürsten bezw. der Reichenbach ange⸗
sehen habe. In der Tat dauerte es nicht sehr lange, daß die abgerissenen
Fäden zwischen Neffen und Onkel wieder angeknüpft wurden. Die Ver—
mittelung geschah durch den kurhessischen Bundestagsgesandten v. Meyerfeld,
an den der Kurfürst schrieb: „Es wird mir aus mehreren Gründen ange—⸗
nehm seyn, ein Verhältnis wieder angeknüpft und auf freundschaftlichem Fuß
7 Herzog Friedrich
Mannesstamm aus.
starb 11. Febr. 1825. Mit ihm starb das Haus Sachsen⸗Gotha im