Full text: Heimatschollen 1926-1928 (6. Jahrgang - 8. Jahrgang, 1926-1928)

Schwinden begriffenen hessischen Volkstrachten, gemeinsame Aus- 
tellungen und Fürsorge sür die bleineren Museen. Die bereils 
zur ODerfũügung stehenden Mittel wurden vom Bezirksverband, von 
der Stadt Kassel, dem preußischen Staat, der Stadt WMarburg und 
den ũübrigen Städten und Kreisen aufgebracht und machen bis jetzt 
etwa die Hälfte des Voranschlages aus. 
Denkmalpflege. 
In der Sitzung des Landesausschusses für den Bezirksverband 
Kassel vom 28. April wurde die Verteilung der Mitiel fũr die 
Denkbmalpflege vorgenommen, die im Haushaltungsvoranschlag für 
loes vorgesehen sind. Es wurden für die Instandsetzung des 
Kaijersaales im Fuldaer Schloß und des Riesensaales im Schloß 
zu Schmalkalden je 2000 RM., für die Instandsetzung des 
Zierenberger Rathauses 2500 RM. und die Wiederherstellung 
des Melsjunger Kathauses 2000 RM. bewilligt. Für die Wieder 
erstellung des Hochzeitshauses, der sogenannten Steinkurie, des 
ODaupelschen Fachwerkhauses und einiger Teile der Stadtbefestigung 
in Fritzlar wurden 4000 RM. vorgesehen. Die Erhaltung eines 
Fachwerkhauses gus 1501 in Obernkirchen wurde durch eine Bei. 
dilfe von 2000 RM. ermöglicht. Zur Erhaltung eines gothijchen 
Aitarschreins in der Kirche zu Obernbirchen, der durch Wurmfraß 
Jefährdet ist, jollen 1350 RM. dienen. Suͤr Wiederherstellung der 
Kirche in Hebenshausen wurden 250 RM. bewilligt. Die meisten 
Bewilligungen erfolgten unter der Sedingqung, daß sich der Staat 
owie die zuständigen Kreise 
und Gemeinden ebenfalls 
urch Beihilfen an den ge— 
olanten Arbeiten beteiligen. 
eßten sich zusammen aus Büchern der Benedibktiner⸗, der Hof· 
ind der ehemaligen Jejuitenbibllothek; sie wurden von dem Bene— 
itinerpater Petrus Boehm als erstem BSibliothebar geordnet und 
iber 40 Jahre verwaltet. Seit 1800 gehört die Sͤliothet dem 
ejsijchen Bezirbspberband. Besondere Beachtung hat die Landes- 
ibliothel stets gefunden wegen ihrer Handschristen. Leider birgt 
ie nicht mehr die Schätze der alten Fuldaer Kiosterbibliotheb, die 
u Beginn des Dreißigjährigen Krieges größtenteils verschwunden 
'nd. Ihre wertvollsten Stuͤcke sind die berühmten Codices Boni- 
atijanmi, drei Handschriften aus dem Besitz des in Fulda ruhenden 
eiligen Bonifatius, die ihr bei Gründung aus dem Domschatz 
berwiesen wurden. Die Sibliothek besitzt auch einen Band eines 
ergamentexemplars von Gutenbergs AMzeiliger Bibel. Die Landes- 
ibliotheß Fulda ist ihrer Entstehung und ihrem Charabter nach 
ine wißenschaftliche Anstalt; sie hat sich jedoch auch allgemeinen 
Dolksbildungobestrebungen dienstbar gemacht. 
Das Jubiläum wird am Sonntag nach Pfingsten, den 3. Juni 
928, begangen mit der Eröffnung einer Ausstellung und mit 
iner Festsitzung, in welcher Dr. Paul Lehmann (Munchen) über 
Die alte Fuldaer Klosterbibliothek und ihre Bedeutung?“ sprechen 
obird. Der Direktor der Landesbibliothek Dr. J. Theele wird 
inter Mitarbeit mehrerer Gelehrter eine Festschrist, Aus Fuldas 
heistesleben“ herausgeben, durch die das Gedächtnis an das Jubi- 
äum festgehalten werden soll. 
Don der Landesuniversität. 
Am 1. Mai erhohte sich 
die Sahl der Studierenden 
mit der Immatrikulation des 
stud. phil. Willi Küper aus 
Wiesbaden auf 3000. Wie 
bei dem 1000. Student im 
Jahre 1887 und dem 2000. 
im Jahre 1909 wied die 
Stadt Marburg auch dies 
mal eine besondere Feier 
peranstalten. Der Magistrat 
hat das laufende städtische 
Stipendium für wũrdige, un- 
perschuldet in Not geratene 
Studierende erhöht. Die Ge⸗ 
amtzahl der Studierenden im 
Sommerjemester beträgt 3401. 
vovon 2801 Mãnner und 594 
Frauen sind. Auf die ein— 
zelnen Fabultäten verteilen 
sich die Studierenden wie 
folgt: Theologen 8058 Männer 
und 13 Frauen, Juristen 922 
sind 11, Mediziner 604 und 
79, Philologen 976 und 485. 
Kleĩine Chronik. 
Dom Knüllgebirgsverein. 
In Frielendorf fanden 
ich am 22. April zahlreiche 
Mitglieder des Knũllgebirgs⸗ 
hereins zur Hauptbersamm⸗ 
lung zujammen. Am Vor— 
nittag jand unter der Füh— 
eung des Gutsbesitzers Dörer 
und des Hauptlehrers Bäch— 
tãdt eine Besichtigung der 
Tlosterkirche und der Klo⸗ 
terruinen von Spießlappel 
tatt, während eine zweite 
Hruppe von Besuchern die 
Frielendoefer Braunbohlen⸗ 
zeche besichtigte. Unter dem 
Vorsihenden C. Merten hatte 
er Sweigberein Frielendorf 
zine ausgezeichnete Heimat⸗ 
unst⸗Ausstellung zujammen⸗ 
gebracht und in über⸗ 
ichtlicher Weisje geordnet. 
Die Ausstellung, unter dem Protektorat des Landrats 
yon Steinrũck in Siegenhain stehend, umfaßte Darstellungen der 
Arbeiten und Leistungen des Knüũllgebirgsbereins (Modelle, 
Dlãane, BSilder von Aussichtstürmen und Jugendherbergen), Licht⸗ 
oilder, Gemãlde und Seichnungen der hessischen Laudschafst, 
heimatliche Literatur, zumeist aus dem Heimatjschollen⸗ Verlag und 
dem VDerlag M. G. Elwert, Bücher und Urbunden adus 
familienbesitz, Schwälmer Treachten, Erzeugnisse heimischer 
Tdpferkunst, alten Hausrat, vorgeschichtliche Funde und eine kieine 
Ausstellung von Mineralien der Zeche. Bei den Verhandlungen 
inter dem Vorsiß des Amtsgerichtsrats Heußner wurden zuerst die 
Angelegenheiten der „Jugend. und Waͤnderherberge Knüll“ er 
edigt, um sjodann die Berichte ũber die Taätigkeit des Knull- 
eblergsvereins entgegenzunehmen. Die Verkbehrswerbung wird in 
*ubunft eine Hauptaufgabe des Vereins bilden. Das Schlußwori 
prach der Kasseler Bürgermeister Lahmeher, der eine engere 
Susammenarbeit mit dem Hessischen Gebirgsperein anregte. Der 
Lichtbildervortrag und die begeisternden Worte des Geschaãfts⸗ 
ũhrers Ide zeigten die Schönheit unserer Heimat. Die Sprache 
der Heimat wurde laut in den herzerfrischenden Gedichten in 
Schwäãlmer Mundart von J. H. Kranz. Die Tagung nahm einen 
ehr befriedigenden Verlauf. 
Hauptvorstand und Vorsitzende der Z3w.O. im KGV. Hosph. Eberth, Kassel. 
Am 15. April wurde in der Stadtkirche zu Treysa Händels 
Judas Mabbabäus“ zur Aufführung gebraächt. Die Singgemeinde 
ind das Collegium musicum unter der Leitung von Otto Kuwilskh 
ibernahmen die Chöre, auswärtige erstklassige Solisten die Solo 
artien. Die Aufführung erwies sich als hohe kLünstlerijche Leistung. — 
Die 50. Jahresbersammlung des Rhoͤnblubs, der in J0 Sweig⸗ 
ereinen rund 13500 Mitglieder umfaßt, findet zu Pfingsten in 
Sad Brũckenau statt. Die Tagesordnung wird sich bejonders mit 
em Jugendherbergswesen in der Rhön befassen. — 
Der im Jahre 1802 auf dem Gipfel des Heldrasteins errichtete 
Aussichtsturm ist wegen BSaufälligkeit polizelüch gesperrt worden. 
An seiner Stelle joll ein moderner Aussichtsturm erjstehen. 
Sei dem Umbau des Hauses von Korbmacher W. Gleim in 
Zotenburg wurden wertvolle Steinplatten mit Kinderköpfen und 
ʒchriftzeichen aus dem Jahre 1653 gefunden. — 
Aus dem Jahresbericht der „Dereinigung zur Erhalkung der 
Burg Ludwigstein“ geht hervor, daß wichtige Arbelten im Mittel- 
»au, auf dem Burgplatz und an den Wegen fertiggestelit werden 
onnten. Die Saähl der jährlichen Abernachtungen hat 16000 
iberjchritten. Wegen Geldmangei bönnen nur die notwendigsten 
Anschaffungen vorgesehen werden; ein gröperer Ausbau bommi 
orlãufig nicht in Frage. Die Lotterie vom vorligen Jahre wird 
als ziemlicher Mißgriff bezeichnet; ihre Ergebmsse entsprachen 
nicht im entferntesten den Erwartungen. 
Fuldaer Landesbibliotheb. 
Demnãchst wird die Landesbibliotheß Fulda ihr 150jähriges 
Sestehen feiern. Sie ist gegründet vom Fürsibischof Heinrich Bibra 
ür die Swecke der Fuldader Aniversität, gleichzeitig aber quch als 
ffentliche Bildungsstätte. Der neben dem Vom errichtete Bau 
wurde am 5. Mal 1878 feierlich eingeweiht. Die ersten Bestande 
Nachdruch nur nach Abereinbunft mit dem Herausgeber ; 
herausgeber: Konrad Bernecher. Drud und Verlag: A. Beenecher. Melsungen.
	        
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