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vorzuführen, welche aunderswo noch niemals in der
Gefangenschaft gehalten werden konnten. Da sind 3. B.
die seltsamen Rippenquallen (Otenophoren), unter ihnen be—
sonders der schöne „Venusgürtel“ und die noch wunder—
bareren, für die Zoologen so interessanten Röhrenquallen
oder Siphonophoren, Geschöpfe, die, trotzdem daß sie frei—
schwimmende, untheilbare und ganz wie Einzelthiere aus—
sehende Wesen sind, doch als Thiercolonieen aufgefaßt werden
müssen. Diese überaus zarten, ganz durchsichtigen Geschöpfe
können überhaupt nur bei sehr ruhigem, schönem Wetter
gefangen werden. Aber auch dann sieht sie nur das geüb—
teste Auge. Vorsichtig schiebt man dem an der spiegelglatten
Oberfläche des sonnigen, von keinem Lüftchen bewegten
Golfes dahintändelnden Thier ein weites Glas unter und
hebt es mit diesem aus seiner großartigen Meeresheimath.
Ebenso vorsichtig müssen die Gefangenen ans Land gebracht
und in die Bassins übergeführt werden. Eine ungeschickte,
zu plötzliche Bewegung, eine Berührung des unglaublich
zarten Körpers vernichtet denselben sofort. So giebt es
in allen Thierklassen Geschöpfe, die den Transport durchaus
nicht vertragen, außerhalb ihres Elements nicht die kleinste
Reise machen können; andere wiederum vertragen den Ver—
lust ihrer Freiheit nicht, sie sterben schon nach wenigen Tagen
an Heimweh. Alle diese, mögen sie zu den Fischen, zu den
Mollusken oder zu den niederen Thieren gehören, können
im Neapler Aquarium wenigstens einige Tage gehalten wer—
den, und da die so sorgsame und stets thätige Direction für
möglichst schnellen Ersatz des Verlustes sorgt, sind von diesen
seltenen Thieren doch sehr häufig Exemplare vorhanden.
Bei anderen Geschöpfen wiederum besteht das Verdienst
unserer Anstalt darin, sie in der Gefangenschaft heimisch