Full text: Kurhessischer Kalender // Amtlicher Kalender für das Kurfürstenthum Hessen (1836-1845)

42 
vor der Fronte herzugehen, ging hinter derselben her, 
und betrachtete einen Soldaten nach dem andern mit 
roßer Aufmerksamkeit. Auch waͤhrte es nicht lange, 
trat er vor einen Soldaten und bezeichnete densel— 
ben mit großer Bestimmtheit als den Thaͤter. Wie 
konntest du aber diesen Mann von hinten erkennen? 
fragte der Oberst. Sehen Sie, antwortete der Knabe, 
indem er in die Tasche griff, mit diesem Roͤthel zeich— 
nen wir die Haͤmmel, und damit habe ich auch den 
Soldaten gzeichnet, als ich vor ihm auf den Knier 
ag. Wirklich war an dem Degenkoppel ein rothe 
Strich, und der Raͤuber konnte die That nicht laͤugnen 
Bravo! rief der Oberst, der Streich ist einen Duka 
ten werth. Ja, sagte der Knabe, wer aber giebt min 
ihn dafuͤr? Ich, erwiederte der Offizier, Jog sein 
Boͤrse und gab dem Knaben ein Goldstuͤck, waͤhrent 
der Soldat die wohlverdiente Knute erhielt. 
—— — — 
Die Bienen. 
In einem Bienenstock entspann sich einst ein Streit 
Der buͤrgerlichen Eitelkeit;; 
Mit einem Wort, ein Streit der Ehre, 
Wer edler und unedler waͤfe. 
O! rief die stachlige Parten, 
Was braucht man lange noch zu fragen, 
Wer besser oder schlechter sey? 
Wir, die wir in den warmen Tagen 
Die Hoͤschen in die Zellen tragen, 
Und stets mit Kunst beschaͤftigt sind, 
Daß unser Rost von Honig rinnt: 
Wer sieht es nicht, daß wir die bessern sind? 
Was braucht man also noch zu fragen? 
So? fielen hier die andern ein, 
Wo wird denn euer Honig seyn, 
Wofern wir nicht das Wasser kuͤnstlich tragen? 
Daß euer Stachel uns gebricht, 
Dies schadet unserm Werthe nicht. 
Genug, daß wir das Amt getreu verwalten 
Wozu der Staat uns fuͤr geschickt gehalten. 
So niedrig unsre Pflicht euch schein 
So soll euch doch der Ausgang lehren, 
Daß wir mit euch zugleich vereint 
Zur ganzen Republik gehoͤren. 
Sie trugen drauf kein Wasser mehr. 
Nun mußten die, die Honig machten, 
Fliehn, oder mit der Brut verschmachten, 
Und viele Zellen wurden leer. — 
Der Weiser rief darauf den Rest der Unterthanen 
Um sie zur Eintracht zu ermahnen. 
Der Unterschied in eurer Pflicht 
Erzeugt, sprach er, den Vorzug nicht. 
Nur die dem Staat am treusten dienen, 
Die sind allein die bessen Bienen. 
(Gellert. 
—A 
1 
Mein Erstes ist nicht kalt, nicht warm, 
Mein Zweites ist nicht ja, und nur zur Haͤlfte nein, 
Stellt sich das Ganze bei dir ein, 
Dann maͤchst du uns viel Harm. 
4. Ich bin in der Schule gewesen und habe u 
lesen gelernt, 
Ich werde gezogen, und komme nicht von d 
Stelle, 
Ich schlage aus, und kann Niemanden treffen 
Wenn es heiß ist, dann mache ich kuͤhl, 
Und wenn es kalt ist, dann waͤrme ich dich. 
2. Mein Erstes ist ein Nam' von deutschen Bauers⸗ 
leuten, 
Auch schaͤmen dessen sich die Junker nicht. 
Das Zweite ist ein gut Gericht fuͤr beide. 
Das Ganze macht der Jugend viele Freude. 
5 
Groß ist der Kopf, 
Jedoch das Hirn ist klein, 
Es prangt mit Kron und Schopf, 
Und steht auf Einem Bein, I 
Um nie, so lang es lebt, zu schlafen; 
Doch kann es fuͤßen Schlaf dem, der es liebt. 
verschaffen. 
3. Zwei Silben haben den Hals gebrochen. 
Von der dritten wird selbst ein Koͤnig gestochen. 
Mein Ganzes steht im alten Testament 
Und ist ein Prophet, den ein jeder kennt. 
gB 
— — — 
. Nichts. 
Lufloͤfung der Raͤthsel im vorjaͤhrigen Kalender. 
2. Der Proceß. 3. Vielleicht. 4. Die Uhr. 5. Der Eidam. 6. Die Mitgift.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.