hinweisen, durch welche dieses lästige Ungeziefer thunlichst
unschädlich gemacht werden kann.
Auf den Höfen, in den Ställen, Gärten ꝛc. entferne
man jeglichen Schmutz, alle Speise- und Obstreste, so—
wie Alles das, was zur Ernährung und Heranziehung
der Fliegen dient.
In den Viehställen öffne man die Fenster und setze
Rahmen, welche mit dunkelem, durchsichtigen Zeuge
(Tüll, grobem Leinen, Drahtgitter ꝛc.) überspannt sind,
da die Fliegen den dadurch hergestellten Grad von Duunkel⸗
heit und den Luftzug durchaus nicht vertragen können.
Ebenso ist auch das Färben (Bestreichen) der Fenster—
scheiben auf der inneren Seite mit Wasser, welchem
Waschblau zugesetzt ist, sehr zu empfehlen, um das Vieh
gegen Fliegen und Sonnenstrahlen zu schützen. Das
Entfernen der Spinnweben und die dadurch herbeigeführte
Vernichtung der Spinnen, dieser unermüdlichen und
unersättlichen Vertilger der Fliegen, ist streng zu ver—
meiden. Vor allen Dingen aber hege man am Hause,
und auf den Höfen und namentlich in den Ställen die
Schwalben und erleichtere ihnen das Nisten in denselben
durch Anbringen von kleinen Brettern unter den Decken⸗
balken, auf denen diese zutraulichen Vögel sich mit Vor—
liebe anbauen. Auch mache man es denselben möglich,
durch eine stets zugäͤngliche Oeffnung jederzeit ab⸗ und
zufliegen zu können und schaffe durch Einfschlagen von
runden Holzpflöcken in die Stallwände Sizzplaͤtze für
die jungen Schwalben.
Die übrigen insectenfressenden Vögel, Rothschwänzchen,
Fliegenschnäpper, Bachstelzen ꝛc. schütze man ebenfalls
und befördere das Nisten derselben durch Anbringung
von geeigneten Nistplätzen, z. B. durch entsprechende
Oeffnungen, die man an geschuͤtzten Stellen nach Morgen
hin in den Mauern und Wänden herstellen läßt. Ebenso
sind die Fledermäuse und Eulen sorgsam zu hegen, da
diese leider vielfach verkannten Thiere sehr nützliche
Freunde des Landmanns sind.
Als weiteres Mittel gegen die Fliegen wird
empfohlen, der Kalktünche beim Weißen der Ställe
und Gebäude Karbol-Säure zuzusetzen und die Holz—
theile ꝛc. mit Lorbeeröl zu bestreichen, welches den
Fliegen sehr zuwider ist. Ebenso sollen Hollunder—
zweige, welche man in Speisekammern ꝛc. anbringt, ein
Mittel zur Entfernung der Fliegen, Mücken, Motten ꝛc.
sein; auch dienen dieselben zur Verbesserung der Luft.
Für die Wohn⸗, Schlaf-, Vorraths- ꝛc. Räume sind
die s. g. Fliegenfänger von Glas zu empfehlen, die man
jetzt wohl in jeder Glashandlung haben kann. Auch kann
man in einer Untertasse etwas Milch mit ein wenig
gestoßenem schwarzen Pfeffer und eben so viel Zucker
zemischt, oder einige Theelöffel voll Lorbeeröl als gutes
Mittel gegen die Stubenfliegen im Zimmer hinstellen.
Um vor allen Dingen die Pferde gegen die Be—
lästigungen durch Fliegen, Bremsen und Mücken zu
chützen, darf man ihnen im Sommer niemals die
SZchweife so kurz abschneiden, oder gar abschlagen, daß
ie mit denselben die stechenden Schmarotzer nicht mehr
derscheuchen können. Es ist das eine große Unsitte, eine
arge Thierquälerei und noch nicht einmal schön, sondern
eine geschmacklose, den Engländern nachgemachte Mode⸗
Thorheit. Alsdann sind Ohrenkappen, welche auch ganz
zut aussehen, sowie s. g. Fliegen-Netze und bei dem
Rindvieh Joch-Lappen, deren Troddeln über die Augen
sallen, sehr zu empfehlen. Bei Ochsen und Kühen
nuß der Haarbüschel am Ende des Schwanzes oft
zewaschen und ausgekämmt werden, damit sie mit dem—
elben die Fliegen abwehren können.
In Süd⸗Deutschland hängen die Fuhrleute zwischer
den Pferden an der Deichsel eiserne Körbchen (Kohlen⸗
hecken) auf, welche mit Moos, Torf und sonstigen langsam
hrennenden Sachen gefüllt sind und während der Fahrt
zlimmend erhalten werden, wodurch sich Rauch bildet,
hder die Fliegen, Bremsen ꝛc. vollständig fern hält.
Auch empfiehlt man, die Thiere vor dem Anspannen
nittels eines Schwammes mit einer Abkochung von
Wallnuß-Blättern zu befeuchten, deren Geruch den
Fliegen zuwider ist.
Schließlich muß noch darauf aufmerksam gemach
verden, daß krepirte größere und kleinere Thiere sofort
ordentlich vergraben werden müssen, da sich in den
dadavern sehr bald Leichengift entwickelt, welches von
Fliegen leicht auf Menschen übertragen und dadurch
die Ursache gefährlicher Krankheiten und, in Folge von
Blutvergiftung, auch oft des Todes werden kann.
Wir würden uns freuen, wenn Einer oder der Andere
unserer Leser seine Erfahrungen über den Erfolg deir
horstehend angeführten oder weitere Mittel zur Ver—
ilgung der Fliegen mittheilen wollte; jedenfalls aber
ollte jeder Vieh-Besitzer in seinem eigenen Interesse und
ius Erbarmen mit den oft von Ungeziefer gequälten Thieren
uicht versäumen, die empfohlenen, mit leichter Mühe und
venig Kosten anzuwendenden Mittel zu gebrauchen.
—— —
Beitrittserklärungen zu dem Hessischen Thierschutz—
Berein, Anzeigen über Thiermißhandlungen und sonstig
Mittheilungen nehmen die Vorstandsmitglieder des
Zauptvereins zu Cassel und der Zweigvereine zu
bterode, Allendorf, Frankenberg, Hofgeismar, Nieden—
'ein, Rotenburg, Rothenditmold, Schmalkalden, Witzen—
jausen und Wolfhagen gern entgegen.
FamilienStammbuch. das oft bitter empfundene Fehlen von Familienpapieren namentlich bei Sterbefällen, sowi
der Wunsch der weitesten Verbreitung des in das bürgerliche Leben tief eingreifenden Civilstandsgeseßes hat die Herausgabe
dieses Buches veranlaßt; von hohen Bebörden empfohlen und mit Erfolg eingeführt, ist bereits eine zweite Auflage noth
wendig geworden und kann die Anschaffung dieses Buches mit Recht nicht genug empfohlen werden. — Dasselde lostet ir
Pappe geheftet 830 Pfg., in fein Calicoeinband mit Goldaufdruck 1 Mark und wird in der Waisenhaus-⸗Verlags-Verwaltunt
zu Cassel stets vorräthig gehalten.