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jeil, oder die alten, von verständigen Oekonomen längst
abgeschafften Stangengebisse, ferner die das Auge ver—
letzenden Scheuleder, oder die harten und oft sehr
wenig passenden Geschirre mit Rückenkissen, die man
nicht nach der verschiedenen Größe der Pferde weiter
oder enger schnallen kann, nicht zu gedenken des schlechten
Hufbeschlags, wodurch schon manches werthvolle Pferd
zu Grunde gerichtet ist. Will man den Zugthieren die
ohnehin schwere Arbeit erleichtern, so duͤrfen dieselben
nicht zu lange Zugketten haben, der Wagen muß möglichst
kurz gestellt sein, und das Aufhalten desselben beim
Bergabfahren darf nicht mittels bloßer Halsriemen
ohne Hintergeschirr geschehen. So ist noch gar mancherlei
zu ändern und zu bessern, um das harte Loos der
Zugthiere, unserer täglichen Arbeitsgenossen und treuen
Helfer, erträglicher zu machen. Jeder denkende, mit—
leidige Besitzer solcher Thiere wird darauf finnen,
veraltete Einrichtungen und Gewohnheiten zu ändern,
wenn etwas Besseres an deren Stelle treten kann.
Auch die Anlage, Einrichtung und Reinigung der
Pferde⸗, Rindvieh⸗, Schweine⸗ und Geflügel-Ställe läßt
noch gar viel zu wünschen übrig. Wer sich über diese
Dinge belehren will, der besuche größere Oekonomie—
höfe, wo man in neuerer Zeit oft wahrhafte Muster⸗
anstalten in Bezug auf die Viehzucht und den Thierschutz
findet. Da sieht man kein Stück zu kurz angebunden,
keins naß oder im Schmutze liegen, keine Ecken in den
Krippen mit alten, vermoderten Futterresten angefüllt,
nicht die Wände voller Spinnweben, nicht das Vieh
beunruhigt von Mücken, Fliegen, Bremsen, Mäusen,
Ratten und dergl. Ungeziefer. Alles ist nett und rein;
Wohlbehagen, Gesundheit und Kraft lacht einem allent—
halben entgegen. So gepflegte Thiere sind tüchtig zur
Arbeit, nützlich zur Zucht und appetitlich für den Tisch.
Thiere schützen, schonen und pflegen,
Bereitet Vergnügen, bringt reichlichen Segen.
Des Pferdes Bitte an die Herren Kutscher,
Fuhr- und Ackerleute.
O Mensch! Gott schuf mich zu Deinem Besten und
Nutzen, aber er empfahl mich auch Deiner Barmherzig-—
keit. All' mein Wünschen geht dahin, Dir meine Liebe
zu beweisen, Dir zu dienen und nach Deinem Willen
zu thun. Also mache mich doch nicht unglücklich durch
grausame Behandlung. Ich habe auch meinen Verstand
und kann mir Alles ganz gut merken, bin auch gern
anhänglich und dankbar, nur kann ich nicht sprechen.
Oft ist mir ganz bange, weil ich nicht weiß, was Du
von mir haben willst. Ich möchte Dich so gern ver—
stehen, aber der Kopf brummt mir von den wuchtigen
Schlägen, mit denen Du in Deiner Zorneswuth mich
überhäufest und die Du obendrein nach meiner so
empfindlichen Nase führst. Oder ich bin betäubt von
»en Fußtritten, welche Deine großen Stiefeln mir in
den Leib versetzt haben; ja, mein ganzer Körper thut
mir über und über weh von den gewaltigen Hieben
Deiner dicken Peitsche. Mund und Zähne schmerzen
nich von dem eisernen Gebiß, welches Du fortwährend
zu stark anziehst. Das Kummet, das manchmal wie
ein Halseisen mich einzwängt, schnürt mir die Kehle zu
uind benimmt mir den Athem. Sieh nur die Wunde
inten am Halse, welche bis auf die Knochen geht, und
indere offene Wunden, welche von den Stichen lästiger
Insecten heimgesucht werden. Ich bin lahm, weil Du
nich so schlecht beschlagen hast, so schlecht, daß eir
Nagel' in das Fleisch gebrungen. Da kann ich freilich
nicht acht Stunden des Tages hin und her jagen au
teinigen Straßen bei brennender Hitze oder eisigem
Winde. Ich würde es gern thun, wenn ich nicht kran
ind schwach wäre. Wenn VBu mich dem Stallknech
ibergiebst, kommt es häufig vor, daß er mich vergißt
veil er lieber spazieren geht. Fast vor Hunger zu
Boden stürzend und vor Durst verschmachtend, müde,
ibgearbeitet und heftige Schmerzen leidend, kehre ich
seim; er vergißt mir das Wasser zu geben, und mein
Futter ist schlecht und kärglich! Mein Lager ist der
sarte, feuchte und kalte Erdboden! Ich bin todtmüde,
nöchte so gern schlafen, aber die Schmerzen lassen mich
nicht ruhen. Ach wenn Du mich auch nicht lieb hast,
vie ich es gern möchte, so bedenke weuigstens, daß alle
reichen und guten Leute, wenn sie in einem Wagen
ahren wollen, immer das stattliche und gut gehaltene
Pferd wählen werden, während so ein armes Thier,
vie ich, aus Mitleid und Mißfallen von allen bei Seite
zelassen wird. Also das gut gepflegte Pferd wird
einem Herrn viel einbringen; aber mik mir wirst Du
uletzt arm werden, doch ist das nicht meine, sondern
Deine Schuld. Also behandle mich lieber als Freund
ind sei nicht ferner mein Peiniger. Besorge mich gut
ind Du wirst sehen, daß ich dann viel länger aus⸗
hjalten und das Doppelte arbeiten werde, um für Dich
held zu verdienen und Dir deine Güte zu vergelten.
Dann werden wir zusammen glücklich und zufrieden sein—
wenn Jedes von uns Beiden seine Pflicht thut.
Wenn bergauf, laß mich verschnaufen,
Wenn bergab, nicht Peitsch' noch Hü!
Eb'nen Wegs will ich gern laufen,
Das Gebiß zu straff nicht zieh'!
Heu und Hafer satt zu fressen,
Reines Wasser auch dazu,
Dann das Striegeln nicht vergessen,
Und ein Lager Nachts zur Ruh.
Wenn Du zornig, mich nicht schlagen,
Nicht mich waschen, wenn ich glüh',
Alt und schwach, mich fort nicht jagen
Nach des Lebens schwerer Müh'.
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