gaben sich die Edlen feierlich die Hand mit dem
Schwure, fs lange- zu. und zu fechte»,
als sie es zur Ehre ihres Bundes vrrmöcybei»,
gingen nun auseinander, um ihre todten Freunde
zu begrabeu- und ihre eigenen Wunden verbin
den zu lassen und eilren. dann auf's Neue, beglei
tet von Weibern und Kindern, nach dem Wall.
Die wenigen Furchtsamen, die es unter ihnen
gab, wurden durch die Drohung, als Treulose
und Verrächrr aufgebängt zu werden, zur Erfül
lung der allgemein übernommenen Pflicht ange
halten und Jedermann glühte, den Feind bei
einem wiederholten Sturme muthig zu empfan
gen. Da jedoch hierzu noch kein Schein vor-.
Handen war, so nutzten die Bürger diese Ruhe,
um einige Anstalten zur Ausführung ihres großen
Entschlusses zu machen. Sie brachten eine Menge
Stroh und andere feuerfangende Sachen herbei,
damit die Stadt auf das verabredete Zeichen
von den Weibern und Kindern sogleich in Brand
gesetzt werden könnte. Hierauf traf man Vor
kehrungen, um sich, wenn es sonst nur möglich
wäre, der Wuth der Flammen und? der- Ver
folgung des Feindes zu entziehen. In dieser
Absicht wurde ein Bogen von der über die Saone.
gehenden Brücke durchschnitten, damitman solche
desto leichter hinter sich zerbrechen und dem Feinde
das Nachsetzen erschweren könnte. In der Haupt
straße, die gerade nach der Bresche führte,
wurde eine Art von Sprenggrube angelegt, in
welche, sobald alle Hoffnung zur Erhaltung der
Stadt verloren seyn würde, der Ueberrest des
Pulvers geschüttet und diese sodann in die Luft
gesprengt werden sollte. Endlich wurden auch
alle Straßen,.die größere ausgenommen, durch
welche die Einwohner zu entschlüpfen gedachten,
mit Balken und Pfählen verrammel:, um durch
diese Hindernisse, den Feind von seiner Verfol
gung abzuhalten. Alle diese Anstatten wurden
mit unglaublicher Geschwindigkeit und mit einer,
solchen Kaltblütigkeit von den Bürgern getrof
fen, als ob sie blos zum Verderben des Fein
des, nicht aber zur Vernichtung ihrer eigenen
Häuser und Güter dienen sollten..
* Kaum waren unsere Helden mit diesen trau->
rigen Arbeiten fertig, als sie allerlei Bewegun
gen im feindlichen Lager bemerkten und ihnen
auf einmal der fürchterliche Krach einer Gene
ral-Salve aus dem groben Geschütz und dem
kleinen Gewehre entgegen schallte, der das kleine
Städtchen erschütterte. Nachdem der Dampf-
dieses schrecklichen Feuers sich verzogen hatte,,
zeigten sich sechs Bataillons, jedes über 800 Mann.
stark, die mit furchtbarem Ernste nach der Bre--
sche marschirten. Vor ihnen her zog eine Anzahl
Pionniers, Planken und Faschinen zur Ausfül
lung des Grabens tragend, und hinter ihnen folg
ten ru„ge VrywavrvttLll. Reiterei. Die braven
Burger waren zu einem solchen Besuche längst vor-
bereitet, und empfingen mit ihren sechs kleinen
Feldstücken? ihre-ersten Gäste, die Pionniers,
aus das nachdrücklichste.. Allein diese hatten
gleichwohl in kurzer Zeit den Stadtgraben eben
gemacht- und schon kletterten zwei Bataillons,
mit einem Haufen Grenadiere an der Spitze und
dem Degen in der Faust, die Mauer herauf.
So brav sie indessen fochten, so lagen sie doch
in Zeit von zwei Stunden sämmtlich todt oder
verwund et. am Fuße der Mauer. Der Feind lttß
frische Truppen anrücken und der kaiserliche
General-Feldzeugmeister, Graf von Merci,
führte die Stürmenden selbst an. Dielen neuen
Kampf schienen die entkräfteten Bürger, von
denen überdies die Meisten verwundet waren,
nicht lange aushalten zu können. Ob ihnen indeß
jetzt gleich Alles zum Empfange der neuen Stür
menden fehlte, so wurden sie doch nicht vom
Muthe verlassen. * Eine einzige Stunde Ruhe
hätte diesen Tapfern vielleicht alle ihre Kräfte wie
der gegeben; allein der Anführer der Stürmen
den flog mit so fürchterlicher Schnelle daher, daß
Einige der Belagerten schon, das verabredete
Zeichen zur Anzündung der Stadt gaben, als
unerwartet zwölf Abgeordnete aus der Stadt
Auxonne mit der frohen Nachricht erschienen,
daß der Graf von Ranzau zum Entsatz auf
dem Wege sey. Diese Nachricht gab den Bürgern
einen begeisterten Muth; wie geflügelt eilten
sie wieder auf den Wall, stürzten sich in den
stürmenden. Feind und schlugen ihn zum zweiten
Mal mit jolcher Schnelligkeit zurück, daß seine
Schaaren. Einer über dem Andern, in den Stadt
graben stürzten, wo Viele, ohne verwundet zu
seyn- ihren Tod fanden. Die übrigen roch
bereit Stehenden ergriffen die Flucht und alle
Bemühungen ihres Anführers, sie wieder zu
sammeln und in Ordnung zu bringen, wäre«
vergeblich.
Unterdessen kam die Nacht, welche die Schande
derStürwenden bedeckte, den Siegern aber, die
vier Stunden lang dem heißen Sturme wider
standen hatten, Labung und Ruhe verschaffe.
Man fand am nächsten Morgen 700 bis800 Mann
feindliche Todte; die Belagerten aber zählten nur
11 Todte - nämlich-acht von der Garnison und
drei Bürger; die klebrigen waren aber fast Alle
verwundet.. '
Eine solche höchst schimpfliche Niederlage, tue
eine große, aus muntern und frischen Kriegern
bestehende Armee von einemHäüsiein, noch dazu
der völligen Ermattung naher Bürger erlitten
hatte- mußte bei dem Feinde natürlich den gröff
ten Grimm erregen.. Die Belagerten, welche
noch nichts von der versprochenen Hülfe ver-