Full text: Kurhessischer Kalender (1830-1835)

grünes Dreyeimer-Faß, fügt noch zwei Eimer 
Regenwasser oder weiches Flußwasser, welches 
letztere jedoch nicht ganz so gut ist, hinzu, und 
zuletzt noch zwei Maas Franzbranntwein oder 
guten starken Branntwein, der viel Geist hat, 
oder i§ Maas Weingeist. Man nagelt jetzt 
mit kleinen Zwecken über das Spundloch ein 
viereckiges Stückchen grobe Leinwand, damit 
die Masse stets frische Luft habe, bohrt an dem 
einen Boden über der Masse ein zwei bis dritte 
halb Zoll weites Loch und überzieht es eben 
falls mit grober Leinwand, damit die Luft 
unmittelbar über die Füssigkeit hinziehen könne. 
So vorgerichtet, bleibt das Faß vom ersten 
Juniuö bis letzten September im Freien, an 
einem der Sonne stets ausgefetzten Orte liegen, 
indem es jedoch bei zu starker Sommerhitze mit 
einer wollenen Decke gut zugedeckt, zum Schutz 
gegen Regen aber mit einem bretternen Dache, 
das man leicht darüber stellen und wieder ab 
nehmen kann, versehen wird. Man füllt diesen 
Essig auf Flaschen und läßt ihn je länger je 
besser stehen. 
sehnlichen Essig durch Honig zu bereiten. 
, Man wärmt 120 Pfund weiches Flußwasser 
tn einem rein gescheuerten Kesse! bis zum Sieden, 
schultet dann ein Pfund fein gepulverten Wein- 
Item und sechs Pfund von allem Wachs befreieten 
sponkg dazu, und erhält die Flüssigkeit unter 
Umrühren 10 lange im Sieden, bis die Zuthaten 
vvlng aufgelöset sind. Die Flüssigkeit wird hier 
auf durch Leinwand gegossen, und wenn sie 
erkaltet ist, in ein eichenes Faß gebracht, welches 
150 Pfund fassen kann und mit einem weiten 
Spundloche versehen ist. 
Am besten dient dazu ein Faß, auf dem früher 
Essig oder Wein gelegen hat. Muß man ein 
neues Faß nehmen, so schütte man vorher etwas 
mit Weinstein gemischten und siedend heiß ge 
machten Esstg rn dasselbe, verspunde es und 
schwenke es stark um, damit Dieser Essig allent 
halben eindringe Man thut wohl, dieses einige 
Male zu wiederholen und diesen Spülessig immer 
wieder kochend heiß anzuwenden. 
Nach der Zubereitung des Fasses gießt man 
obige Auflösung hinein und gießt sechs Pfund 
guten kräftigen Kornbranntwein hinzu. Nächst- 
dem schneidet man zwei Pfund reines Roggen 
brod in Würfel, übergießt dieses mit "sechs 
Pfund scharfem Weinessig, erhitzt es bis zum 
Kochen und gießt es in das Faß. 
Wohl verspundet, rollt man das Faß eine 
Viertelstunde stark umher, damit sich Alles 
recht wohl vermische. 
Nach der Vermischung bringt man das Faß 
im Winter neben den Ofen, wo es jedoch keiner 
größeren Hitze als i3 bis 20 Grad Neaumür 
ausgesetzt "seyn darf. — Im Sommer legt man 
es auf den Boden unter das Dach des Hauses 
auf^ der Mittagsseite. Ist das Faß gelagert, 
so öffnet man das Spundloch und nagelt ein 
Stück grobes Leinen darüber. 
Sobald der Essig nach sechs bis acht Wochen 
die gehörige Stärke erhalten hat, wird er mit 
Vorsicht von dem Bodensätze abgezogen und auf 
ein Faß gebracht, das nun völlig damit ange 
füllt wird. 
Bei künftigen Anstellungen dient der als 
Bodensatz zurückgebliebene sauere Rückstand, 
und es ist dann nicht mehr nöthig, daß Brod 
und Essig hinzugethan wird. 
Dieser Honigessig wird um so schöner, wenn 
der Honig zuvor gereinigt ist, damit er keinen 
wachöartigen Gefchmgck erhalte.. Je älter der 
Essig wird, desto ähnlicher wird er dem Wein 
essig. 
Bemerkungen über Holz zur Feuerung und dessen Hitze. 
(Ein Auszug aus Her 
p Alle Holzarten besitzen um so mehr feuer- 
nahrende Kraft, je größer ihre spezifische Dich- 
«gkeck rst. 
2) Die größere oder geringere Dichtigkeit des 
-vvlzes steht mit der Kohle in Verhältniß. 
.5) Die Flamme, die sich bei der ersten Ent- 
ia bes Holzes in offenem Feuer bildet, 
|t abhängig von der Verbrennung der sich durch 
vas Ausbraten der innern Substanz des Holzes 
gummigen, harzigen und andern extraktiven 
'«.yelleu) bildenden und sich entwickelnden Gas 
m 
d st äd t's Rathgeber.) 
arten; und die Hitze, welche dadurch erregt 
werden kann, darf höchstens auf den zwanzig 
sten Theil dessen berechnet werden, welche das 
gegebene Quantum des verbrennenden Holzes 
überhaupt zu liefern vermag. 
4) Die nicht mehr flammende, sondern blos 
glimmende Kohle ist es, durch deren allmähliges 
Ausbrennen die größere Intensität der Hitze 
veranlaßt wird. 
Z) Die größere Dauer der Heitzkraft ist von 
der größeren oder geringeren Masse des Kohlen- 
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