Full text: Kurhessischer Kalender (1830-1835)

bestrichenen Stellen bereits Schmetterlingsweib 
chen kleben bleiben, so ist es Zeit, auch die 
übrigen Bäume mit diesem Schutzmittel zu 
versehen. 
Uebrigens kann ein einziger Arbeiter an einem 
Tage mehr als hundertBaume mitTheer bestrei 
chen, und ist das Mittel so probat, daß ein 
zelne Gartenbesitzer, die es zunächst nur an den 
Kirschenbäumen anwendeten, ihre Pflaumen-, 
Aepfel- und Birnbäume aber unbestrichen ließen, 
blos Kirschen, jedoch aber kein anderes Obst 
erndteten. 
Sicheres Mittel/ die Erdflöhe zu vertreiben. 
Man übergießt eine Handvoll frisches und 
trockenes Wermuthökraut mit kochendem, auch 
mit kaltem Wasser, läßt es vier, sechs bis zwölf 
Stunden stehen, und steckt dann die auszusetzen 
den Pflanzen mit ihren Blättern, Herzen, bis 
zum Stengel, so, daß die Wurzeln nicht benetzt 
werden, an einem kühlen Orte in diesen Abguß; 
nach sechs, acht bis zehn Stunden, aber auch 
schon nach einer halben Stunde, kann man sie 
setzen, und versichert seyn, daß sich schwerlich 
ein Erdfloh an ihnen vergreifen wird; fällt er 
auch hier und da ein Blatt an, welches von 
dem Abguß nicht benetzt wurde, so ist dies 
unbedeutend und nicht die Pflanze tödtend. Die 
Bitterkeit ist so dauernd, daß es selten eines 
nochmaligen Besprengens auf dem nunmehrigen 
Standorte bedarf^ es sey denn, daß bald nach 
der Versetzung häufig heftige Regengüsse ein 
träten ; dann ist es beim nächsten trockenen Tage 
gut, eine Besprengung mit diesem Aufguß ver 
mittelst eines Strohpinsels vorzunehmen. Hat 
die Pflanze einmal 14 Tage bis drei Wochen 
gewachsen, dann ist sie dem Gebiß dieser Feinde 
zu hart und sie hat weiter nichts von ihnen zu 
befürchten. — Junge Saamenbeete, Rübsaat, 
Tabaksfelder u. s. w. können auf gleiche Art ' 
vor ihnen geschützt werden, wenn man sie mit , 
Wermuthswasser besprengt. 
Hat man im Frühling dieses Kraut noch nicht t 
vvrräthig, so muß man zu gemahlenem, höchst 
fein pulverisirten Gipse seine Zuflucht nehmen. 
Auch die gesammelte Asche aus den Pfeifen,! 
die man im Winter aufbewahrt, oder Tabaks- ' 
staub, den man in den Tabaksfabriken wohlfeil , 
haben kann, wirken wohlthätig gegen dieses l 
Insekt. Man wendet diese letzteren Mittel des 
Morgens alsdann an, wenn die Gewächse noch 
vom Thau naß sind, oder uach einem Regen 
wetter. 
In England bindet man fein pulverisirte • 
Schwefelblumen in ein Tuch von Musselin, und ‘ 
bestreuet damit die Pflanzen, und will man die » 
Bemerkung gemacht haben, daß nicht blos der ? 
Schwefel die Insekten tobtet, sondern, daß f 
auch derselbe den Pflanzen ein kraftvolles Ge 
deihen gebe und ihren Wachsthum befördere. 
Einen wohlfeilen, zugleich starken und wohlschmeckenden Essig zu bereiten. 
Viel hat man über Essigbereitung geschrie 
ben, — fast Alles ging darauf hinaus, bald, 
in vier bis höchstens sechs Wochen, einen recht 
saueren Essig zu bereiten, ohne a-uf Dauer des 
Produkts Rücksicht zu nehmen. Man gebraucht 
dazu häufig Essig aus Lutter (Lauer), der den 
Speisen einen unangenehmen Geschmack giebt 
und der Gesundheit selbst nachtheilig ist, wenn 
ihm noch Bertramswurzel, Seidelbast wohl gar, 
oder langer Pfeffer zum Färben, zugesetzt wird. 
Eine solche, sehr bald durch künstliche Gäh- 
rnngömittel herbeigeführte, Essigsäure ist den 
in Treibhäusern schnell gezogenen Blumen und 
Früchten zu vergleichen; denn wie diese weder 
an Geruch, noch an Geschmack und Dauer den 
von der Natur gezogenen gleichkommen: so 
erlangt auch diese künstlich schnell hervorgebrachte 
Essigsäure nicht den Geruch, Geschmack und die 
Dauer des auf natürlichem, langsameren Wege 
erlangten Essigs. Die Säuere geht in Kurzem i 
größtentheils wieder verloren, und an deren l 
Stelle tritt ein fader, ekelhafter Geruch und ! 
Geschmack, — während der reine, chemische 
Essig einen angenehmen, weinartigen Geschmack , 
hat, an Säuere von Jahr zu Jahr zunimmt, [ 
der Gesundheit nicht nachtheilig ist, nicht kahnig 
wird, und von einem Jeden auf folgende Art 
selbst bereitet werden kann. 
Man kocht im Monat Junius in einem gut | 
verzinnten Kessel in 15 bis 25 Maas Regen- t 
wasser, oder in Ermangelung dessen in weichem, 
guten Flußwasser, 5 Pfund ganz fein pulverst , 
sirten weißen Weinstein, 30 bis 4° Minuten 
lang, thut darauf 10 Pfund sogen. Lumpen - oder 
groben Zucker hinein, und läßt die Masse unter 
immerwährendem Umrühren noch fünf bls sieben 
Minuten lang kochen. Hierauf nimmt man das ! 
Ganze heraus, schüttet es in ein gutes wein-
	        

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