Gemeinnützige Sachen.
Bemerkungen über die Kartoffeln.
1) Was die Bestandtheile der Kar
toffeln betrifft, so sind sie eine leichtere
und feinere Speise, als das Brod; denn die
feinsten Nahrungsstoffe des Mehls: Stärke,
Schleim und Eiweiß, finden sich in den Kar-
' toffeln wieder, der schwer verdauliche Kleber
hingegen fehlt ihnen, an dessen Stelle sie einen
Faserstoff haben, der jedoch nicht versetzt ist,
sondern sich beinahe wie Stärke verhält. Jucker
findet man in den Kartoffeln nicht; aber durch
ihre Zubereitung wird ein Theil der Stärke in
* Zucker umsetzt. Groß ist die Menge ihrer Feuch
tigkeit, sie beträgt beinahe Viersünftheile des
Ganzen; denn wenn man 100 Pfund Kartoffeln
dorn, so bleiben nur 20 bis 25 Pfund feste
Masse zurück. Diese Feuchtigkeit trägt, da sie
mit der Masse innig vermischt ist, zu ihrer
leichteren Zersetzung und folglich auch zu ihrer
Nahrhaftigkeit wesentlich bei.
Auser den Hauptbestandtheilen findet der Che
miker noch etwas Weinsteinsäure und Phosphor
säure, einige Salze, einen herben Gerbestoff in
der Schale, vorzüglich junger Kartoffeln, und
etwas betäubendes Gift. Ob man nun gleich
von einer Vergiftung durch Kartoffeln noch kein
Beispiel hat, so ist doch nicht zu leugnen, daß
em unvorsichtiger Genuß derselben, vorzüglich
wenn sie noch jung sind, eine gewisse Abstum
pfung und Betäubung der Sinne veranlassen
kann, weshalb auch Einige wohl dieser vortreff
lichen Frucht mit Unrecht eine dumm machende
i Kraft zugeschrieben haben.
2) Verschiedenheit der Kartoffeln.
Das Verhältniß der Bestandtheile ist nicht allein
bei verschiedenen Kartoffelarten verschieden, son
dern ändert sich auch bei derselben Art wesent
lich mit ihrem Alter.
Die frische weiße Kartoffel enthält bei völliger
Reife in 100 Pfunden nur 72 Pfund Feuchtig
keit, und dagegen 17 Pfund Stärke, 9 Pfund
Fasern, i\ Pfd. Schleim und ^Psd. Eiweiß.—
Kurz nach dem Abblühen im August ist sie ärmer
an festen Theilen. Sie giebt nämlich nur
rar Pfd. Stärke, 6§ Pfd. Fasern, 3I Pfd.
Schleim, -f Pfd. Eiweiß und gegen 78 Pfd»
nasser. — Vor dem Abblühen findet man darin
8a Pfd. Feuchtigkeit, und nur 8 Pfd. Stärke
und 7 Pfd. Faserstoff. *
Die gemeine Winter-Kartoffel enthalt in der
Mitte des Augusts 80 Pfund Wasser, kaum
Pfund Stärke, 6-- Pfund Fasern, 5t Pfund
Schleim und Pfund Eiweiß, aber am Ende
des Septembers nur 75 Pfd. Wasser, und da
gegen 14 Pfd. Stärke, 8 Pfd. Fasern, 2§ Pfd.
Schleim und f Pfd. Eiweiß.
In der Holländischen Kartoffel findet man
um die Mitte des Angusis 76t Pfd. Wasser,
8z Pfd. Stärke, 71 Pfd. Fasern, 710 Pfd»
Schleim. — Am Ende des Septembers 72 Pfd.
Wasser, 14 Pfd. Stärke, 10t Pfd. Fasern,
2z Pfd. Schleim und ig Pfd. Eiweiß.
Die violette Kartoffel hat im August 8° Pfd»
Wasser, 7 Pfd. Stärke, y Pfd. Fasern, 4ß Pfd.
Schleim und D Pfd. Eiweiß, und am Ende des
Oktobers 75 Pfd. Wasser, 131 Pfd. Stärke,
8f Pfd. Fasern, 2s Pfd. Schleim und 1 Pfd.
Eiweiß.
Die Nieren-Kartoffel enthält im August 80 Pf.
Wasser, bei 9 Pfo. Stärke, 6 Pfd. Fasern,
6 Pfd. Schleim und z Pfd. Eiweiß. — Am
Ende des Septembers hingegen nur 74 Pfund
Wasser, gegen 12z Pfund Stärke, 8^ Pfund
Fasern, 5 Pfd. Schleim und z Pfd. Eiweiß.
Es nehmen also die Kartoffeln mit ihrem Alter
an festen Bestandtheilen, besonders an Starke
und Faserstoff beträchtlich, oft um die Hälfte,
zu, dagegen an Schleim und Wasser bedeutend
ab. An Eiweißgehalt bleiben sie sich in jedem
Alter ziemlich gleich. Es ist daher ein großer
Vortheil, wenn man die Kartoffeln so lange als
möglich in der Erde läßt.
3) Prüfung der Kartoffeln. Die Güte
der Kartoffeln hängt von der Menge, derStärke
und der Feinheit der Holzfasern ab.
Um zuerst die Menge der darin befindlichen
Feuchtigkeit zu erfahren, trocknet man die in
Scheiben geschnittenen Kartoffeln bei einem gelin
den Kohlenfeuer auf einem Eisenblech langsam
und bis zur hornartigen Härte, ohne sie jedoch
zu rösten, und bestimmt aus dem Gewichtsverlust
den Wassergehalt.
Den Gehalt an Fasern und deren Güte zu
finden, zerreibt man die reingewaschenen Kar
toffeln auf einem Reibeisen zu einem dünnen
Brei, und wäscht diesen auf einem Haarsiebe
so lange mit Wasser, als dieses noch milchig