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Grund zum Raupenfraß rc. legte. In Südeuropa,
wohin unsere Zugvögel im Spätjahre flüchten müssen,
ist der Vogelfang seit ein Paar Jahrtausenden eine
fast allgemeine Liebhaberei, die mit der sich mehrenden
Einwovnerzahl noch zunimmt. Neuerlich hat aller
dings bei uns wenigstens der gewerbsmäßige Betrieb
dieses gröblichen Unfuges gegen die weisesten Ein
richtungen der Natur sehr bedeutend abgenommen.
Leider ist dies jedoch nur deshalb geschehen, weil die
Menge der Vögel allmählich so sehr abgenommen
hat, daß nur der professicnirte Vogelfang (dieses
gemeinschädlichste aller Mitteldinge zwischen Thätig
keit und Müssiggang) als besonderes „Geschäft" zu
wenig einbringt. Näher besehen, ist damit aber die
Lage der Dinge nicht blos nickt besser, sondern offen
bar noch schlimmer geworden als früher. Das
liegt, bei der immer wachsenden Menschenzahl, an
dem bisherigen Mangel eines durchgreifenden, allge-
meiüen Verbots gegen das Vögelfangen überhaupt.
Denn auf dem Lande kann man durchschnittlich auf
je 2-Häuser wenigstens 1 Knaben rechnen, der jähr
lich, besonders im Herbste, ein halbes Dutzend und
häufig mehr als ein ganzes Dutzend Rvthkehlchen,
Meisen, Zaunkönige, Rothschwänzchen u. dgl. weg
fängt, um sie nach kurzer Gefangenschaft umkommen
zu sehen. Thun cs doch sogar viele Erwachsene;
ganz abgesehen von der Unzahl beraubter und muth-
willig zerstörter 'Nester. Im ganzen wird man da
her wahrscheinlich sehr unbedeutend hinter der Wahrheit
zurückbleiben, wenn man annimmt, daß etwa halb so
viel dergleichen Vögel weggefangen werden, wie eine
Gegend Einwohner zählt. Deren hat ganz Deutsch
land gegen 50 Millionen: demnach würden wir
mindestens 20 bis 25 Millionen hingeopferter Jn-
sectenvögel zu rechnen haben. Dabei würde es nun
zwar lächerlich sein, zu sagen: mit jedem von ihnen,
der so verloren geht, sei für das nächste Jahr einer
Zahl von l 0,000 schädlichen Jnsecten das Leben ge
rettet. („Lächerlich", denn es kämen dann auf jeden
Tag nur etwa 25 Stück von einer, dem Vogel an
gemessenen Größe! Die aber verzehrt er bereits zum
Frühstücke. Was hätte er da also, zumal im Sommer,
für den ganzen übrigen Tag? Dennoch würde auch
bei dieser lächerlich geringen Berechnung immeri schon
eine Summe von 10 Tausend mal 20 Millionen,
also von 200,000 Millionen oder 200 Milliarden
Ungeziefer herauskommen, die nun unvertilgt blieben,
Und zwar ist die Menge wiederum noch der verhältnis
mäßig kleinste Theil des Ganzen. Denn weit größer
wird, namentlich bei einer dem Ungeziefer günstigen
Witterung, die ganz unberechenbare Menge sein, z«
welcher sich dasselbe nun um so ungehinderter ver
mehren kann, weil mit den hingeopferten Vögeln st
zugleich im Voraus auch die sämmtlichen Jungen
dieser verloren sind, welche sie andernfalls erzeugt
baden würden. ... So komme man denn end
lich wenigstens jetzt, nach jahrhundertlangcr Umkehrung
der Dinge, von der unbedachtsamen und leichtsinnigen
Verfolgung nützlicher Thiere zu ihrer Schonung,
also von dem Naturwidrigen zu dem Naturgemäßen,
oder, mit einem Worte, von der Thorheit wieder zur
Vernunft zurück! Dann wird es mit Ungezieferschäden,
Mäusefraß u. dgl. sehr bald wieder besser werden.
Denn glücklicher Weise ist ja die Welt von höherer
Hand seit Uranfang her so eingerichtet, daß auch i»
dieser Bestehung ein Jahr Vernunft, wenn man sü
! endlich wiederkehren läßt, mehr wieder gut machen
' wird, als was ein Jahrzehnt menschlicher Thor-
i heit verdorben hat."
( Gtadelnrann's Zeitschrift.)
Buntes
Die Zabl 4 wird von den Kabbalistikern den
mystischen beigezählt, weil das Wort Gott fast in
ollen bekannten Sprachen nur vier Buchstaben ent
hält, nämlich:
die ^riechen nenn. ihn Zeit«,
„ Römer
„ Spanier
„ Franzosen
„ Dalmatier
„ Türken
Deus,
Deos,
Dien,
Vogi,
Alla,
die Egypter nenn. ihn Tand,
„ Perser „ „ Zuri,
„ Indier „ „ Zuri,
„ Hebräer „ „ Eloa
„ Deutschen „ „ Gott.'
Saphir sagt von den Deutschen: Es ist ein närrisches
Völkchen; während sie „ich" und „sie" klein schreiben,
wird Ochse und Esel von ihnen groß geschrieben.
Allerlei.
Ein Fürst ohne Gerechtigkeit ist wie ein Fluk
ohne Wasser; — ein Armer ohne Geduld ist ®' e
eine Lampe ohne Oel; — eine Frau ohne Zucht ist
wie eine Brühe ohne Salz; — ein Reisender ohb*
Wissenschaften gleicht einem Vogel ohne Federn.
Nach Ernennung Napoleons zum Consul auf Lebens
zeit ließ der General St. Hilaire seine Solvaten
aufmarschiren und rief: „Soldaten, Ihr habt ein*
freie Meinung; ich möchte Euch nicht überreden
Doch den ersten unter Euch, der sich gegen den Constu
entscheidet, lasse ich vor der Fronte des Regimen^
todtschießen I"