so
Wahlplatz. Doch auch dem Pappenheim hatte die
letzte Stunde geschlagen, er suchte einen Todten und
der Tod suchte ihn; gleich beim ersten Zusammenstoß
zerschlug eine Falkonetkugel ihm die Brust. Aber der
Tod des tapferen Pappenheim, wie der von neuem
aufsteigende Nebel brachte keinen Stillstand in den
tobenden Kampf; fort wogte mörderisch uud unent
schieden die blutige Schlacht, immer neue Scharen
warfen den Schweden sich entgegen. Da zerriß die
Sonne noch einmal, ehe sie zur Rüste gieng, den
dichten Schleier und beleuchtete mit letztem, Hellem
Strahl das mit Leichen besäete Schlachtfeld. Schnellen
Blicks übersah Herzog Bernhard den Stand der Dinge,
in die kurze Frist bis zum Sonnenuntergang war die
ganze Entscheidung des Tages, Sieg oder Niederlage
zusammengedrängt. Alle Streitkräfte der schwedischen
Armee rückten jetzt in letzter verzweifelter Anstrengung
gegen den Feind vor. Kamerad, wir müssen noch
einmal d'ran! rief mancher der Dahinschreitenden,
umarmte den Freund, und sein Auge sah ihn niemals
wieder. Schweden und Deutsche kämpften, obwol
schon den ganzen Tag im Feuer, mit dem ausdauernd
sten Muthe, die Gräben wurden zum drittenmal über
schritten und die feindlichen Flügel in die Flucht
geworfen, ihrer vereinten Tapferkeit blieb der Sieg;
denn als die Dunkelheit hereinbrach, wich auch die
katholische Mitte. Wallenstein ließ zum Rückzug blasen.
Auch die Hessen waren mit bei dem Streite und
hatten keinen geringen Antheil an der Ehre und dem
Ruhm des Tages.
So glorreich auch die Lützener Schlacht für die
Protestanten ausgieng, so wollte doch keine rechte
Freude in die Herzen der Sieger kommen. Denn
der, welcher die Krone des Heeres war, lag todt
und von den Husen der Rosse zertreten auf dem Felde.
Nur mit Mühe fand man die königliche Leiche unter
einem Haufen von Erschlagenen; sie wurde in das
Dorf Meuchen gebracht und in der Kirche vor dem
Altar niedergelegt. An heiliger Stätte begrub man
alsbald die Eingeweide; der Schulmeister des Ortes
hielt den Gottesdienst und einer der Krieger, die zu
Pferd um den Altar hielten, die Trauerrede. Der
Schulmeister, welcher zugleich Schreiner war, zim
merte den einfachen Sarg, in welchem der Leichnam
Tags darauf nach Weißenfels geführt wurde. Der
dortige Apotheker Casparus balsamirte die Leiche
ein, an der er nicht weniger als neun Wunden entdeckte.
Hier fand auch Eleonore, die trostlose Gattin, die
Ueberreste des so zärtlich von ihr geliehten Gemahles
und nahm das ungewöhnlich große Herz in einer
goldnen Kapsel mit sich. Im folgenden Sommer
ward der Leib des Königs nach Schweden gebracht,
aber erst am 21. Juni 1634 in der Ritterholms
kirche zu Stockholm, die sich Gustav Adolf selbst
zu seiner Ruhestätte erkoren hatte, mit vielen Ehren
beigesetzt. Zu der Zeit war auch sein großer Gegner,
der Wallenstein, nicht mehr unter den Lebenden,
Mörderhände hatten ihn den 25. Februar 1634 zu
Eger in Böhmen erschlagen. — Der Reitknecht des
Königs, Erichson, wälzte, nachdem er von seine»
Wunden aus der Lützener Schlacht genesen war, mit
Hilfe von 13 Bauern einen großen Stein auf die
Stätte, wo Gustav Adolfseinen Tod gefunden. Das
ist der berühmte Schwedenstein bei Lützen, der durch
Jahrhunderte hindurch das einzige Denkmal des
Heldenkönigs gewesen ist.
Möge das Gedächtniß des treuen Zeugen bei uns
Protestanten im Segen bleiben; wir wollen ihm sein
herrliches Verdienst, das er sich um die evangelische
Glaubensfreiheit erworben hat, nicht kleinern und
schmälern, wenn auch andere ihn darüber schel an
sehen , daß er sich mit dem Plane getragen habe, festen
Fuß in Deutschland zu fassen,, dasselbe unter einen
Hut zu bringen und die deutsche Kaiserkrone sich ans
das Haupt zu setzen.
Die Spatzen sind nicht zu verachten.
Hatte Friedrich der Große, oder wie er bei dem
Volke noch bis auf den heutigen Tag heißt, der alte
Fritz seine Hauptmahlzeit gehalten, so mußte zum
Nachtisch noch schönes Obst aufgesetzt werden, ab
sonderlich Kirschen, denen er vor allem andern den
Vorzug gab. Aber der König war es nicht allein,
dem dieses Obst so großes Vergnügen machte, es
fanden sich in seinem Reiche noch viele, die denselben
Appetit mit ihm theilten, und dies waren die Sper
linge. Nun hat aber niemand, und wenn er auch kein
König ist, es gern, wenn ein anderer ihm in sein
Gehege kommt, und darum gab der König den Befehl,
diese Kirschenliebhaber überall wegzufangen oder todt
zu schießen, kurz auf jedwede Weise aus der Welt
zu schaffen. Und damit man das" Gebot um \ c
williger befolgte, so sollte jeder, der den Kopf eines
getödteten Sperlings einbringen würde, zum Lohn
dafür sechs Pfennige erhalten. Der Preis war an
nehmbar, und es konnte jetzt mit Spatzenköpfen mancher
Thaler verdient werden. Denn was meint ihr wohU
was dem Staate die allgemeine Sperlingsjagd, die
jetzt in Städten und Dörfern, in Gärten und Feldern