Full text: Amtlicher Kalender für das Kurfürstenthum Hessen // Amtlicher Kalender für Kurhessen // Amtlicher Kalender für den Regierungsbezirk Cassel (1860-1873)

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über den Wiesengrund des Nebelbaches zurückzuwerfen. 
Dieselben waren hierzu viel zu schwach und wurden 
durch das diesseitige überlegene Feuer, so wie durch 
den Angriff von' drei Regimentern hannoverscher 
Reiterei unter dem Obersten v. Bülow selber auf 
das übelste zugerichtet. 
So war denn allmählich der Augenblick genaht, 
um den entscheidenden Schlag zur Ausführung zu 
bringen und die unter dem Befehle des Erbprinzen 
Friedrich wie eine stehende Flut bereit gehaltene, 
aus holländischer, hannoverscher und hessischer Caval- 
lene zusammengesetzte Reitermasse zum Angriffe vor 
gehn zu lassen, als plötzlich ein zufälliger Umstand 
einen neuen Aufenthalt herbeizuführen drohte, der 
leicht von sehr verhängnißvollen Folgen hätte sein 
können. 
Als nemlich einige Wochen früher bei der am 
21. Juli stattgehabten Erstürmung der Höhen des 
Schellenberges bei Donauwörth, auch der Erbprinz 
Friedrich seine Hessen zum Angriffe vorgeführt 
hatte, war er von einer feindlichen Musketenkugel 
m die Brust dicht über dem Herzen getroffen worden. 
Da er jedoch nach Gottes Fügung im selben Augen- 
blick sich lebhaft zur Seite gewandt hatte, um seinem 
Dderstallmeister, dem Grafen Seiboldsdorf einen 
Auftrag zu ertheilen, so war die Kugel nicht tief 
eingedrungen, sondern an den äußeren Rippen her 
laufend vor dem linken Achselbeine im Fleische stecken 
geblieben. Das hochauf spritzende Blut hatte jedoch 
den General-Adjutanien des Prinzen, den Oberst 
lieutenant v. Bohneburgk, glauben lassen, daß 
derselbe tödtlich getroffen sei, so daß er einen lauten 
schrei des Schreckens ausstieß und die Arme öffnete, 
um den Prinzen, wenn er sinken würde, aufzufangen. 
Auch dieser selbst hatte sich für tödtlich getroffen 
gehalten, jedoch keinen Augenblick die ruhige Fassung 
herlvren, sondern sein Roß kurz parirend seine 
Begleiter angeherrscht, kein Aufsehen zu erregen, auch, 
S^nz als ob es zufällig geschähe, so lange auf der 
stelle gehalten, bis die vorrückenden Truppen an 
chm vorüber gezogen waren, und war erst dann nach 
dem nächsten Verbandplätze hingeritten, wo sich dann 
Wunde als eine ganz ungefährliche erwiesen hatte. 
Da er jedoch nicht zu bewegen gewesen war, die 
AkMee zn verlassen, so hatte sich deren Heilung sehr 
>u die Länge gezogen. 
Jetzt nun, wahrscheinlich durch die heftige Auf 
sagung in der glühenden Sommerhitze unv das rasche 
Hin- und Herreiten, brach die Wunde plötzlich von 
Allein auf und begann heftig zu bluten. Bei dem 
Gedanken, hierdurch und gerade in diesem Augenblicke 
an der Fortführung des Commando's gehindert zu 
werden, gerieth der Prinz außer sich und verhieß 
dem, welcher ihm die Blutung rasch zu stillen ver 
möge , eine reiche Belohnung. Darauf kam der Kur 
schmied eines holländischen Reiter-Regiments herbei 
und erklärte, dieses wohl bewirken zu können, nur 
wolle er nicht für die daraus möglicher Weise ent 
stehenden schlimmen Folgen einstehen, indem der Prinz 
leicht den Tod davon haben könne. 
Doch das war für diesen kein Grund, ihn davon 
abzuschrecken. Also strich der Kurschmied eine Salbe 
auf die Wunde und legte ein großes Pechpflaster 
darüber, wodurch der Blutung auch in der That 
alsbald Einhalt gethan wurde. Sofort schwang sich 
der Prinz jauchzend wieder auf sein Roß und sprengte, 
mit Frohlocken das Zeichen zum Angriffe gebend, an 
die Spitze seiner Schwadronen, indem er im Vor 
überreiten an den hessischen Dragoner-Regimentern 
Erbprinz und Auerochs (letzteres früher Hessen-Hom 
burg) diesen noch besonders zurief: „Heute, Dra 
goner, nehmt Revange für Speierbach!" 
Und wie wenn die Schleusen geöffnet werden und 
die Gewässer schäumend und brausend, alles mit sich 
fortreißend dahin fluten, so brachen hier einige 
40 Schwadronen unter dem Schmettern der Trom 
peten mit betäubendem Schlachtgeschrei aus den 
Zwischenräumen der Infanterie hervor. Ganz beson 
ders aber zeichneten sich jene beiden hessischen Dra 
goner-Regimenter durch ihr wildes Ungestüm aus, 
indem sie unter dem donnernden Rufe: „Revange 
für Speierbach! Revange für Speierbach!" 
sich bestrebten, die ersten zu sein, um an den Feind 
zu kommen. Einen solchen Anprall vermochte das 
ohnehin schon durch das mörderische Geschütz- und 
Jnfanteriefeuer hinreichend erschütterte erste Treffen 
der französischen Reiterei nicht auszuhalten. Es ward 
auf das zweite, und nach kurzer Zeit beide vereint 
auf ein drittes Treffen zurückgeworfen, so daß binnen 
sehr kurzer Zeit die gesammte feindliche Reiterei an 
dieser Stelle nur noch eine wirre Masse bildete. 
Als Tallard bei Lutzingen den Donner der hier 
begonnenen Kanonade und das Prasseln des Rotten 
feuers vernahm, eilte er sofort in vollem Jagen 
herbei und langte gerade in diesem Augenblick hier 
an. Aber vergebens war all sein Bemühen, die 
gestörte Ordnung wieder herzustellen. Unfähig ge 
ordneten Widerstand zn leisten, begann der Knäuel 
; der hier gleichsam in einander verfilzten französischen 
i Reiterei vielmehr nach kurzem Hin- und Herwogen
	        

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