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sauersehend, karger, knicker, erbsenzähler, filz, unke,
betrübte hausunke,
verzehren die zeit einsam wie ein unk. H. Sachs. I. 370,
was zunächst auf einen harthörigen stubenhocker geht,
gleich altem wein nehmen greise auch säure an, doch
wird nicht jeder alternde wein sauer. altfränkisch, an
bräuchen und gewohnheiten seines früheren lebens fest-
hangend erklärt sich von selbst und ist auch nicht ohne
guten, wahren sinn, denn welchem menschen erschienen
nicht erinnerungen aus seiner jugend werth und höher
beleuchtet? welche tracht hält er für kleidsamer als die
man in seinen jünglingstagen trug?
Seltsamer und am gehässigsten lautet das laster und
der schmutz des geizes, Cato bei Cicero begreift ihn gar
nicht, avaritia senilis, quid sibi velit, non intelligo, was
könne. thörigter sein als, je weniger des weges übrig
stehe,. um desto gröszere wegzehrung zu sorgen, einer
der weisz, dasz er bald aus der welt weichen musz, warum
häuft er ängstlich geld und schätze, die nach seinem able-
ben lachenden erben zufallen? dieser zug und trieb scheint
aber fester gegründet, als dasz ihm ein so allgemeiner ein-
wurf etwas anhaben könnte. in allen lustspielen sind die
geizigen immer greise, die verschwender jünglinge, wel-
chen die zeit lang wird, bis das zusammengescharrte gut
ihnen zu theil werde. während fast alle andern leiden-
schaften im alter erblassen und sich abstumpfen, wächst
die habsucht und nimmt mit den jahren zu, sie ist ge-
richtet auf einen gegenstand, der sich im liegen mehrt,
d. h. durch unablässige wachsamkeit verdoppelt oder ver-
zehnfacht werden kann woraus ein zwar ängstliches aber
behagendes gefühl der sicherheit in allen noch bevorste-
henden lebensverhältnissen entspringt. der geizige liegt
auf seinem golde einem hütenden drachen gleich, wie der