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natürlichen ruhebedürfnisses als abnehmender kräfte, denn
wenn es ihm darauf ankam arbeitete er ohne unterbre-
chung. er ahnte nicht, dasz er so plötzlich für immer
unterbrochen werden sollte. er hatte viel vor. er wollte
am wörterbuche fortschreiben, zu den märchen sollte
eine einleitung kommen, der folgende band weisthümer
gedruckt und mit einer weitausgreifenden einleitung ver-
sehen werden. ein buch über deutsche sitten und ge-
bräuche hatte er vor. ein buch über Ossian lag in der
zukunft, dazu gewis noch vieles wovon niemand auszer
ihm wuste. das letzte was er drucken liesz war eine
recension der arbeit von Jonckbloet über Reinhard in
den göttinger anzeigen; was er zunächst geschrieben
hätte vielleicht eine recension ebendahin über Göthes
Briefwechsel mit Carl August: ich fand in seinem tische
einen frischgefalteten bogen mit der überschrift des bu-
ches als ersten anfang. er wollte dafür den briefwech-
sel Göthes mit frau von Stein durchlesen und bat mich,
wenn ich das buch, wie meine absicht war, doch kaufen
wollte, es gleich zu kaufen. Das letzte was er gelesen
hat waren die eingesandten bogen einer sammlung grie-
chischer märchen, die er mit groszem interesse durchsah
und einiges daraus mit bleistift bemerkte. er las neu-
zugeschickte bücher meistens sogleich und stets mit der
feder oder dem bleistift in der hand. er hat unzählige
kleine zettel mit citaten hinterlassen, die so entstan-
den sind.
Wie meinem vater hatte auch ihm vor seiner letzten
krankheit eine kleine herbstreise besonders wolgethan.
bald nach der rückkehr befiel ihn in folge von erkältung
eine leberentzündung. diese schien gehoben, auch wa-
ren die tage gut, aber die nächte unruhig. tags las er
oft stundenlang im bette, nachts trat jedoch fieber ein.
er sollte aufstehen um schlaf zu gewinnen, sonnabend
nachmittag, als er zum zweitenmale den versuch machte,
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