Full text: Rede auf Wilhelm Grimm und Rede über das Alter

angeordnet hatte, oder weil für die frühe verwittwete 
mutter auf dieser laufbahn ihrer ältesten söhne am 
schnellsten eine stütze hervorgehn sollte. bricht einmal 
die altverlebte eintheilung allen wissens in vier facultä- 
ten zusammen, deren jede in ihrem schlepp die verschie- 
denartigsten gegenstände des lebens und lernens gefaltet 
mit sich trägt; dann wird auch jünglingen der gerade 
weg zu dem, was sie mit deutlichem trieb von frühauf 
anziehn und einmal erfüllen soll, unverbaut sein, zur 
seite liegen bleiben dürfen was die vorbereitung auf ein 
verwickeltes, oft zweideutiges und fruchtloses examen 
von ihnen fordert, und dann kann das rechte losungs- 
wort für ihr eigentliches talent desto leichter ausgespro- 
chen werden. keinem von uns beiden, die wir mit ernst 
und eifer studierten, hat die erworbne rechtskenntnis 
hernach zu irgend einer stellung im lande verholfen; 
den gedanken mich einem gelehrten betrieb des römi- 
schen rechts zu widmen muste ich fahren lassen und 
durch einführung des code Napoleon in Hessen war uns 
ohnedem alle freude an der wissenschaft benommen, der 
gewinn des mühsam erlernten hingeschwunden. für Wil- 
helm sogar spurlos, ich wenigstens habe aus freien stük- 
ken mich noch in der folgezeit mit dem altdeutschen 
recht näher befaszt. die universität aber war uns, als 
freiere fortsetzung der schule, nur zu einem allgemeinen 
bildungsmittel geworden. 
Wir hatten eine lange schon genährte neigung aus- 
bildend unser ziel auf erforschung der einheimischen 
sprache und dichtkunst gestellt, welchen man doch die 
lebhafteste anziehungskraft für junge gemüter beilegen 
musz. die denkmäler und überreste unserer vorzeit rük- 
ken einem unbefangenen sinn näher als alle ausländischen, 
scheinen unleugbar gröszere sicherheit der erkenntnis an-
	        
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