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Herzens beweint — ein verlaßner Gemahl, der nm die treue Gefährtin Sei
nes Lebens und Seiner Schicksale trauert -— mitleidende Verwandte, die von
der betäubenden Nachricht eines für Sie so unerwarteten Falles erschüttert
worden sind — theilnehmende Menschen, welche die Asche einer deutschen
Fürstin segnen, die sich durch Ihre Eigenschaften und Verdienste die Liebe
und Hochachtung Ihrer Zeitgenossen erworben hat. Wer könnte bey diesen
^ Vorstellungen ungerührt bleiben? Doch wir wollen nicht die große Empfin
dung, von der wir uns jetzt durchdrungen fühlen, durch unsern Ausdruck
schwächen. Wir wollen sie vielmehr dem Schöpfer unsrer Seele darlegen,
damit er uns die Sprache erkläre, worin er durch die starken Gefühle des
Herzens mit seinen Menschen redet. Zu uns redet der große Geist, den
wir als den Vater der Menschen ehren, zu uns redet er hier in dieser Ver
sammlung. Er spricht:
Ihr werdet traurig seyn, doch eure Traurigkeit soll in
Freude verkehrt werden.
Wenn wir den Ursachen der Traurigkeit nachdenken, die unsre Seele
fühlt, meine schätzbaren Freunde, wenn wir uns fragen: warum sind wir so
wehmüthig gerührt? so finden wir den ersten Grund von unsrer stillen Be
trübniß in dem zarten Mitgefühle, welches der Schöpfer in unsre Herzen
gelegt hat. Unsre Wohlthäterin leidet, die sanfte und gütige Regentin, die
liebreiche Mutter des Landes, Deren sorgenvolles Herz der Ruhe und Erquik-
kung. Deren thätiger Geist der stillen Heiterkeit bedarf, die zur Verwaltung
der mühsamen Geschäfte erfordert werden, welche Gott Ihr anvertraut hat.
Sie leidet— und keiner von uns kann sagen: ich weiß, was Sie leidet.
Nur denken können wir, es ist unaussprechlich, was Sie bisher gelitten hat.
Unsre Seele bebt, indem wir es denken. Dankbarkeit, Ehrfurcht und Er
gebenheit mischen sich in unser Mitgefühl und sprechen zu unsrer Ehre laut:
Wir lieben unsre Fürstin. Ja diese feyerliche Stille, dieses stumme Gefühl
ist ein lauter Ruf von tausend gerührten Herzen: wir lieben Sie. Aber
Freunde! soll diese Huldigung der Herzen keine vorübergehende Empfindung
seyn, so laßt uns ihre Kraft und Wirksamkeit in unserm Verhalten beweisen.
Uns hat die Vorsicht die Mittel in die Hand gegeben, durch Liebe und Sorg
falt für das gemeine Beste, durch unwandelbare Treue und Gehorsam, durch
rmermübeten Fleiß und unverdroßne Thätigkeit die Seele der Fürstin zu er-
hei-