Full text: Trauer-Feyer am Tage der Beysetzung der Durchlauchtigsten Landgräfin und Fürstin Frauen Ulrika Eleonora gebohrnen und vermählten Landgräfin zu Hessen-Philipsthal [et]c. [et]c.

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Herzens beweint — ein verlaßner Gemahl, der nm die treue Gefährtin Sei 
nes Lebens und Seiner Schicksale trauert -— mitleidende Verwandte, die von 
der betäubenden Nachricht eines für Sie so unerwarteten Falles erschüttert 
worden sind — theilnehmende Menschen, welche die Asche einer deutschen 
Fürstin segnen, die sich durch Ihre Eigenschaften und Verdienste die Liebe 
und Hochachtung Ihrer Zeitgenossen erworben hat. Wer könnte bey diesen 
^ Vorstellungen ungerührt bleiben? Doch wir wollen nicht die große Empfin 
dung, von der wir uns jetzt durchdrungen fühlen, durch unsern Ausdruck 
schwächen. Wir wollen sie vielmehr dem Schöpfer unsrer Seele darlegen, 
damit er uns die Sprache erkläre, worin er durch die starken Gefühle des 
Herzens mit seinen Menschen redet. Zu uns redet der große Geist, den 
wir als den Vater der Menschen ehren, zu uns redet er hier in dieser Ver 
sammlung. Er spricht: 
Ihr werdet traurig seyn, doch eure Traurigkeit soll in 
Freude verkehrt werden. 
Wenn wir den Ursachen der Traurigkeit nachdenken, die unsre Seele 
fühlt, meine schätzbaren Freunde, wenn wir uns fragen: warum sind wir so 
wehmüthig gerührt? so finden wir den ersten Grund von unsrer stillen Be 
trübniß in dem zarten Mitgefühle, welches der Schöpfer in unsre Herzen 
gelegt hat. Unsre Wohlthäterin leidet, die sanfte und gütige Regentin, die 
liebreiche Mutter des Landes, Deren sorgenvolles Herz der Ruhe und Erquik- 
kung. Deren thätiger Geist der stillen Heiterkeit bedarf, die zur Verwaltung 
der mühsamen Geschäfte erfordert werden, welche Gott Ihr anvertraut hat. 
Sie leidet— und keiner von uns kann sagen: ich weiß, was Sie leidet. 
Nur denken können wir, es ist unaussprechlich, was Sie bisher gelitten hat. 
Unsre Seele bebt, indem wir es denken. Dankbarkeit, Ehrfurcht und Er 
gebenheit mischen sich in unser Mitgefühl und sprechen zu unsrer Ehre laut: 
Wir lieben unsre Fürstin. Ja diese feyerliche Stille, dieses stumme Gefühl 
ist ein lauter Ruf von tausend gerührten Herzen: wir lieben Sie. Aber 
Freunde! soll diese Huldigung der Herzen keine vorübergehende Empfindung 
seyn, so laßt uns ihre Kraft und Wirksamkeit in unserm Verhalten beweisen. 
Uns hat die Vorsicht die Mittel in die Hand gegeben, durch Liebe und Sorg 
falt für das gemeine Beste, durch unwandelbare Treue und Gehorsam, durch 
rmermübeten Fleiß und unverdroßne Thätigkeit die Seele der Fürstin zu er- 
hei-
	        
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