50. Die Giftpflanzen.
Giftige Erzeugnisse gibt es in allen drei Naturreichen. Wer hätte
nicht schon von giftigen Schlangen gehört, deren Biß oft in wenigen
Minuten tötet? Doch sind böse Gäste dieser Art, gottlob! bei uns nicht
häufig. Das Mineralreich liefert den schrecklichen Arsenik, aber der wird
in der Regel in den Apotheken wohl verwahrt. Das Pflanzenreich da-
gegen hat sein Gift so offen ausgestellt in Gärten, ans Wiesen, in
Wäldern, daß Belehrung darüber und Warnung davor gar not thut.
Obenan steht unter den Giftpflanzen der Schierling, wovon es
drei Arten gibt. Der kleine Schierling, auch Gleiße oder
Hundspetersilie genannt, wächst vorzüglich häufig in Gärten und
sieht der Petersilie sehr ähnlich, ist aber geruchlos und leicht an dem
runden, hohlen Stengel, an den kleineren, nnterseits glänzenden Blättern,
sowie an der weißen Blüte und an den herabhängenden Hüllblättchen
unter den Döldchen zu erkennen. Der gefleckte Schierling zeichnet
sich vor jenem durch blutrot gefleckte Stengel, durch Hüllen an den
Dolden und durch seinen widrigen Geruch aus.
Am gefährlichsten ist der Wasserschierling. Man findet ihn
am häufigsten in Gräben und Teichen und auf bemoostem Sumpfboden.
Seine zum Teil hohle Wurzel hat einige Ähnlichkeit mit dem Wurzelkopfe
des Sellerie und ist durch Querwände in mehrere Fächer geschieden, in
denen sich ein äußerst giftiger, schnelltötender Saft befindet. Anfangs
treibt die Wurzel große, gefiederte Blätter, dann aber einen 1—VI2 m
hohen, am Grunde rot überlaufenen Stengel. Dieser besteht ans inwendig
hohlen Gelenkstücken, die am Knoten durch eine mehr oder weniger durch
brochene Querwand getrennt sind. Aus den obern Knotenabsätzen des
Stengels wachsen viele Nebenzweige , welche ihm ein gabeliges Ansehen
geben. Die Stengelblätter sind zwei- bis dreifach gefiedert. Vom Juli
bis zum Oktober entwickeln sich am Ende der Zweige die weißen Blüten
mit fünfblätterigen Blnmenkronen in großen Dolden. Die Frucht besteht
aus zwei breiten, rundlichen Teilfrüchtchen, von denen jedes ein besonderes
Samenstielchen hat.
Gleiche Beachtung erfordern das Bilsenkraut und der Stech
apfel. Das Bilsenkraut treibt ans einer rübenförmigen Wurzel
einen 30—50 cm hohen, krautigen Stengel und fiederspaltige Blätter,
von denen die obern den Stengel halb umfassen, die untern aber gestielt
sind. Die Pflanze ist überall mit feinen, weichen, weißlichen uiib klebrigen
Haaren dicht besetzt und hat einen ekelhaften Geruch. Vom Mai bis in
den August trägt sie in den Blattwinkeln ihres Gipfels einzelnstehende,
schmutziggelbe Blumen. Die Frucht ist von der Größe einer kleinen Eichel
und hat die Gestalt eines Trinkglases mit einem Deckel, der bei der Reife
abspringt. Die nun sichtbaren, sehr giftigen Samenkörner werden nicht
selten mit Mohnsamen verwechselt und gegessen. — Der Stechapfel
hat weiße, trichterförmige Blumenkronen. Die einer Roßkastanie ähnliche,
stachelige Kapsel springt in vier Klappen auf und enthält viele schwarz-
braune Samen. Der gegen VU m hohe, hohle und ästige Stengel,
sowie die wechselständigen Blätter kündigen sowohl durch Geruch als
Geschmack das starke Gift an, das die ganze Pflanze, besonders aber der
Samen, enthält.