Full text: In Frührot und Abendschein

Erzählend von der stillen Dulderin, 
Die hinterm Fenster sich des Frühlings freut, 
Die dankbar ist, dass sie den Wiesengrund 
Mit ihren Augen täglich darf durchwandern. 
„Nur vor dem Winter ist ihr schrecklich 
bang, 
Wenn rings verschneit die Höhn und Täler 
liegen, 
Wenn kaum den Nachbar man mit Müh 
erreicht 
Und niemand lenkt den Fuss zur fernen 
Mühle, 
Das ist ihr furchtbar; Träge schleichet hin 
Der Tage Reih. Es ist, als halte dann 
Der eine noch den andern bang zurück. 
Entlaufen möchte sie dem toten Tal 
Bis hin zum Lande, wo der Sommer wohnt, 
Und kann doch nicht. Das arme, arme 
Ding! 
Ach, weinend.spricht sie immer von der Zeit, 
Da wir als Kinder mit dem Vater streiften 
Durch Feld und Wald, und er uns freund- 
lich zeigte 
So manche Blume, manches Käferlein; 
Im Geist durcheilt sie noch die Wege immer, 
Weiss, wo wir selt’ne Pflanzen einst ge- 
funden, 
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