Full text: In Frührot und Abendschein

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Dann trippeln kleine Mädchen daher, 
Mustern sich, wer wohl die Schmuckste wär! 
Burschen und Mädchen nahen dann bald, 
Necken sich, denken schon an den Wald, 
Wo sie sich heute wieder finden, 
Beim Liederklang den Reigen zu winden. 
Endlich kommen Männer und Frauen, 
Die gar ernstlich vor sich schauen, 
Grüssen kaum mit stummen Mienen, 
Als hätt keine Sonne für sie geschienen, 
Schlr nen daher von den Wochentagen 
Schwer an bangen Sorgen und Plagen, 
Haben den Sonntag noch nicht geseh’n, 
Seh’n ihn auch nicht vor der Kirche steh’n. 
Traur‘” schüttelt er da sein Haupt, 
„Hütte °s nimmermehr geglaubt“, 
Flüstert, :r, „dass zur Kirche hin 
Ziehen die Menschen im Werktagssinn.“ 
Die Glocke hält schon manchmal ein, 
Da wankt ein altes Mütterlein 
Des Wegs daher zum Gotteshaus, 
Im Buch den Rosmarienstrauss. 
Das tiefgefurchte Antlitz trug 
Im Auge noch den höhern Flug. 
Sie drückt dem Sonntag still die Hand. 
Beseli-t denkt sie an das Land, 
Wo keine Sorge mehr beirrt, 
Wo ewger Sonntag gefeiert wird.
	        
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