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Die Mutter fasst sie innig, und ihr ist
Als ob wie einst sie am Altare ständen:
„Ich komme — Franz! — — Marie und
Fritz — wie schön!“ —
Dann war es aus. -— Ein heller Sonnenstrahl
Stahl durch das Fenster sich zum Sterbe-
bett.
Derweil sie alle aus sich weinten, kam
Der Sonntag ungesehn ins Kämmerlein,
Küsste im Sonnenschein des Toten
Wangen,
Drückte recht sanft ihm beide Augen zu
Und ging davon, wie er gekommen war.
Ein Lächeln spielte um des Toten Mund. — —-
Und in der Stube blieb. der Pfarrer noch
Trostspendend, ratend, wie der Freund es
tut.
„Gönnt ihm die Ruh, er ist 'am schönen
Ziel;
Derweil wir noch auf dornenvollem Pfad!
Vollendet liegt sein Werk vor Gottes Thron;
Denn er war treu wie wenig Sterbliche.
Wer so. wie er in seinem ganzen Leben
Von Schwachheit stets und Mängel kleiner
Wesen
Umgeben und in Demut und Geduld
Zufrieden wandelt. seinen engen Pfad,
In Liebe hängt an dem, was oft ihn plagt, —