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aber die Kirche schon die Jugend nicht. hat, weil sie. die Schule nicht
hat, so wird, wie die Erfahrung‘ zeigt, auch das erwachsene Kirchenvolk
hr nur lose anhangen.
Es war darum eine wahrhaft erlösende Tat, die durch Gottes
gnädigen Willen für die evangelische Kirche von unendlich reichen Fol-
gen des Segens begleitet sein sollte, als der Staat die Schule in seine
eigene pädagogische Zucht nahm und durch die Einführung des Schul-
zwanges der Kirche es erst recht ermöglichte, sich der Jugend kräftig
anzunehmen und aus Kindern nicht nur gesittete Menschen und brauch-
bare Staatsbürger, sondern auch ein bereit Volk dem Herrn zuzurichten.
Die Hebung der christlichen Volksschule durch die von da an
gemeinsame Arbeit von Kirche und Staat an derselben ist Epoche ma-
chend gewesen. Sie ist der Anfang geworden zu allen Werken der
innern Mission, und mit der Ausrichtung dieser hat sich dann. die Kir-
che bald auch wiederum ihre Pflichten nach Aussen hin ins Gedächtnis
rufen lassen.
Doch kehren wir nach diesem, ich denke nicht ganz überflüssigen
Exkurs 71 unserm ehrwürdigen Inspector Grimm und den Seinigen
zurück! Grimm hat selbst mit den Jahren die für ihn höchst betrü-
bende Erfahrung machen müssen, dass theologische Schulbildung der
Pfarrer allein das Heil der Kirche nicht sicher stelle, Der grundge-
lehrten Theologie seiner Geistlichkeit zum Trotz, ich möchte fast sagen
zum. Hohn, fand er auf seinen vielen Visitationsreisen die kirchlich-
sittlichen Zustände seiner Diöcese zum grossen Teil in‘ einer recht
traurigen Verfassung. Manche der Herren, welche im Convente‘ vor den
Augen der übrigen Hochwürdigen und Hochehrwürdigen Hochgelehrten
Herren Amtsbrüder als brennende und scheinende Lichter helle leuch-
teten, waren nicht im Stande, vom hohen Ross ihres theologischen
Wissens daheim demütig herabzusteigen und sich der weniger augen-
blickliche und ecclatante Anerkennung, aber desto mehr Mühe und
Last, auch gelegentlich manchen Aerger und Verdruss einbringenden,
einfältigen, alltäglichen kleinen und doch in Wahrheit so grossen Arbeit
der sich ganz hingebenden, nie aufhörenden Liebe an den anvertrauten
Seelen der eigenen Gemeinde völlig und ganz hinzugeben.
Es ist, wie Grimm ausdrücklich bemerkt, zu jener . Zeit viel
Schläfrigkeit im Pfarramt gewesen. Doch hören wir ihn selbst! Das
ergreifende Schreiben ist aus dem Jahre 1743. Grimm hatte lange
genug treu und redlich gewirkt und wäre ihm bei seinen edlen Bestre-
bungen bessere Früchte zu erlangen wol zu gönnen gewesen,
Sonders geehrte Herrn Pfarrer!
Weilen ich mit Betrübnis vernehme und mir auch aus denen Vi-
sitationen guten Teils bekannt ist, dass die Jugend an teils orthen auf
dem Lande täglich in grössere Unwissenheit und Wildheit des Lebens,