Full text: Friedrich Wilhelm August Murhard

Vierter Abschnitt. 
Murhar«das AUS Z8aN x, 
Kap. 18. 
Letzte Schicksale und nersönliche Züge, 
Mit dem Ausgang der 30er Jahre beginnt die literarische 
Tätizckeit Murhards, der mittlerweile das G6oste Lebensjahr Über- 
schritten, "mehr und mehr abzunehmen, Nur die alte Reiselust der 
Wurharäds packt ihn noch dann und wann, und wie er im Jahre 1838 
den Wegen eines seiner Vorfahren folgt über Paris, Lyon, das alte 
eindrucksvolle und düstere Avignon der Päpste, über Marseille, 
Toulouse und durch die Seealpen, so treibt es ihn im Jahre 1843 
noch einmal nach Italien. Ganz früh schon im April bricht er von 
Cassel auf und steigt in gefährlicher Schlittenfahrt über den 
Gottharäg, begeistert sich am „göttlichen Anblick" des Comersees 
und besucht Mailand und Genua Tefr.Murhards Tagebuch a,lurh.Bibl.) 
Schnee und winterliches Rauhwetter machen den Appeninübergang 
zu einer unvergesslichen Erinnerung, und dam fährt er,-fast sicht 
8s wie eine Yallfohrt aus = nach ELLba und Corsika hinüber.Längere®e 
Zeit weilt er in Neapel, wo ihn die Sonnenaufgänge über den schnee 
bedeckten Abbruzzen festhalten, wie im alten Bajä der Römer die 
herrlichen Rosen- und Orangengärten. Anschliessend setzt er nach 
Sizilien über, Palerme, 3yrakus und der Astna werden besucht 
Von der Fülle der antiken und mittelalterlichen Reste spricht er 
kaum, nur die trotzizen Sarazenenwarttürme hält er in den Reise- 
buchblättern fest. Über Rom und Florenz kehrt er zu Anfang des 
Herbstes in die Heimat zurück, 
Schriftstellerisch war Murhard ausser am Rotteck-Wel- 
ckerschen Staatslexikon nur und zwar bis an das Ände seiner Tage 
an der Fortsetzung des grossen Sammelwerkes tätig,das einst der 
Göttinger Staats- und Völkerrechtslehrer Yr,iMartens begonnen un- 
ter dem Titel:„Receuil des principaux traitös d:Allisance de 
Paix demuis 1671 jusqu'au present". Dieses Werk, das dem Güttin- 
ger Universitätslehrer einst weltberühmt machte, setzte Murhard 
von der zweiten Abteilung an, die von 1817 bis {1342 reicht, zu= 
nächst als Mitarbeiter des Neffen von Fr.,Martens und des G&ttin- 
ger Historikers Fr.,Söaalfeld fort, wobei er persönlich 2 Supplement 
bände 1839/42 herausgabzr die ältere Stücke von 1690=1529 umfass-« 
ten. Die dritte Abteilung des Riesenwerkes, die von 1843-187 Sepef 
reicht, leitete er dann allein; nach seinem Tode trat sein Bruder 
Carl für ihn ein. Murhard war Sicher der geeignetste Mann,die 
Arbeit des grossen Systematikers Martensfortzusetzen, und die 
fabelhafte  eoohtoklichkeit redaktioneller Zusammenstellung und 
Sgoffbeschaffung, die Murhard genz besonders auszeichnete,haben 
dazu beigetragen, dass! das Werk noch heute unter die gediegensten 
Arbeiten des positiven Völkerrechts gezählt wird (A.d.B3B.30.20/ 
461 ££), / 1 ) 
Koch einmal) sollte Yurhard an seinen Lebensabend füh-= 
len,was es in damaliger Zeit an Deutschland vSlOntEtO, ein poli- 
tischer Schriftstellkr zu sein. Im Artikel „Staeatsgerichtshof 
(Stantnlex.D4.10/30 > , 30.14, 1.Aufl., Altenbg.Leipz, 3.778 =) 
hatte Murhard geschrüeben: „ Wir haben es in Deutschland erlebt, 
dass selbst der obefrsite Gerichtshof eines Land08, welcher solan- 
ge ungetrübt den sokgnen Ruhm einer streng unparteiischen Gerech- 
Eigskoitspflege und darum. das. rüggte Vertreuen des Publikums 
genossen, da Mörz A bNEE jeder it seine Erkenntnisse ohne a 
\nsaehen der Patyacı nutt PT T En resehen, di° Probe nicht bestand,
	        
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